Skip to main content

Full text of "Biographisch-genealogische Blaetter aus und ueber Schwaben"

See other formats


Über dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 



Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen. 



Digiti 



zedby G00gk 



^> 1} *>3?. 25" 



Digiti 



zedby G00gk 



Digiti 



zedby G00gk 



%M 






Digiti 



zedby G00gk 



BIOGRAPHISCH- 



GENEALOGISCHE BLÄTTER 



AUS UND ÜBER 



SCHWABEN 



VON 



D R - EBERHARD E. VON GEORGÜ-GEORGENAU. 



STUTTGART. 

DRUCK UND VERLAG VON EMIL MÜLLER. 
1879. 



Digiti 



zedby G00gk 



Gcx,//6 3^ «2.6" 



JN '.' . i f ' 
UM: 6 1961 



Rechte vorbehalten. 



Digiti 



zedby G00gk 



SEINER KÖNIGLICHEN HOHEIT 



»EH 



PRINZEN WILHELM VON WÜRTTEMBERG 

OBERST TOD COMMANDEUR 

DER 27. KAVALLERIE-BRIGADE (2. KÖNIGLICH .WÜRTTEMBERGISCHEN ) 
D* JURIS 

DEM GNADIGEN GÖNNER WISSENSCHAFTLICHEN STREBENS 



IN T1EF8TER EHRFURCHT GEWIDMET 

TOM 

VERFASSER. 



L 



Digiti 



zedby G00gk 



Digiti 



zedby G00gk 



Vorwort 



Die biographisch-genealogischen Blätter aus und über Schwaben, 
welche ich hiemit der Oeffentlichkeit zu übergeben die Ehre habe, 
beruhen auf fragmentarischen Aufzeichnungen, die ich im Laufe mehr- 
jähriger anderweitiger Studien in verschiedenen Archiven und Biblio- 
theken gemacht und gesammelt habe, und waren ursprünglich in 
keiner Weise dazu bestimmt, vor ein grösseres Publikum zu treten. 
Erst nachdem \ler Stoff sich wider Erwarten unter der Hand vermehrt, 
und durch das freundliche Entgegenkommen vieler Familien immer 
reicheres, häufig auch bisher ungedrucktes, urkundliches Material sich 
angehäuft hatte, konnte der Gedanke an eine Veröffentlichung auf- 
tauchen. 

Die einzelnen Familien, die in diesen Blättern beschrieben sind, 
durften zum grösseren Theile schon seit Jahrhunderten in dem jetzigen 
Württemberg ansässig sein, nur einige wenige davon sind erst in 
späterer Zeit vom Auslande in Schwaben eingewandert. Selbstredend 
konnte in dieser ersten Serie nur ein Theil der nennenswerthen 
schwäbischen Familien behandelt werden, wie eben gerade, manchmal 
durch zufällig'© Umstände veranlasst, der Stoff sich darbot ; aber auch 
schon dieses Bruchstück lässt den Württemberger mit Stolz erkennen, 
welch* reiche Zahl bedeutender und denkwürdiger Theologen, Politiker, 
Militairs, Juristen, Staatsbeamten, Kaufleute, Aerzte und Naturforscher, 
Schriftsteller, Dichter und Künstler sein kleines Vaterland in wenigen 
Jahrhunderten hervorgebracht hat. Die Biographieen konnten bei 



Digiti 



zedby G00gk 



VI 

dem massigen Baume, auf welchen sie zu beschränken waren, meistens 
nur kurze Skizzen werden. Diejenigen geneigten Leser, welche im 
einzelnen Falle tiefer einzudringen wünschen, möchte ich auf die 
reiche Auswahl der hienach aufgeführten Quellen, aus welchen ge- 
schöpft und compilirt wurde, verweisen. Des fragmentarischen Cha- 
rakters und der , verschiedenen Mängel dieser meiner Aufzeichnungen 
bin ich mir selbst wohl am meisten bewusst, um so dankbarer werde 
ich für alle Berichtigungen und Ergänzungen sein, die das Wohl- 
wollen der Leser mir zukommen lassen will, und gerne wäre ich be- 
reit, derartige nachträgliche Notizen in einem Supplementbande zu 
verwerthen. Für denjenigen, der genealogische Werke zu praktischen 
Zwecken gebraucht, z. B. für die Bewerbung um Stipendien — und 
auch diesen Zwecken möchten die vorliegenden Blätter dienen — sind 
selbst die scheinbar unbedeutendsten Daten und Notizen oft von 
grossem Werthe. 

Bei den vielfachen Beziehungen, mit welchen die von mir be- 
schriebenen Familien zu dem württembergischen Begentenhause ge- 
standen sind, glaubte ich eine kurze historische Skizze des Letzteren 
beifügen zu sollen nach dem Vorbilde der durch das K. Statistisch- 
Topographische Bureau im Jahr 1863 herausgegebenen Beschreibung 
des Königreichs Württemberg, und unter Anschluss einer Stammtafel 
des hohen diesem erhabenen Hause entstammten Prinzen, welcher 
nicht blos durch Zufertigung eigenhändiger pietätsvoller Aufzeichnungen 
über seinen früheren Lehrer und Erzieher von Günther, sondern 
auch durch gnädigste Annahme der Widmung des vorliegenden Werkes 
mich zum ehrfurchtsvollsten und wärmsten Danke verpflichtet hat. 

Einige weitere Beilagen , nämlich die Verzeichnisse über : 
I. Den standesherrlichen Adel Württembergs ; IL Den ritterschaftlichen 
Adel; III. Die Standeserhöhungen, Adelserneuerungen, Adelsanerken- 
nungen, Adelsbestätigungen und Namensvermehrungen, welche seit der 
Erhebung Württembergs zum sou verainen Königreiche vom 1. Januar 
1 806 an bis zum Jahre 1878 von Ihren Majestäten den Königen Friderich, 
Wilhelm und Karl von Württemberg verfügt worden sind; IV. Den 



Digiti 



zedby G00gk 



VII 

Geheimeratb, resp. dessen Mitglieder und die verschiedenen Departe- 
ments-Chefs seit 1816 und die Cabinets-Chefs , (,da der jeweilige 
Cabinets-Chef zugleich Sitz im Geheimen Rathe hat); V. die in 
Württemberg eingewanderten Waldenser, — dürften vielleicht gleichfalls 
manchem Laser nicht unerwünscht sein. — Ich erlaube mir hiebei 
zu bemerken, dass das Verzeichniss III. über die Standeserhöhungen 
das Resultat eingehender Studien in den diessfalligen Nobilitirungs- 
akten der Königlichen Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten und 
des Innern ist und dass ich das Verzeichniss IV. über den Geheimen 
Rath von Sr. Excellenz dem Herrn Geheimen Rath von Mohl, welchem 
ich hiefür zu verehrungsvollstem Danke verbunden bin, gütigst mit- 
getheilt erhalten habe. Diesem Dank habe ich denjenigen anzureihen, 
welchen ich den Herren Beamten des Geh. K. Haus- und Staats-Archivs, 
der K. Oeffentlichen Bibliothek, der eben genannten beiden K. Ministerien, 
sowie des hiesigen Standesamtes schulde. Ich bin ihnen Allen für 
das entgegenkommende Wohlwollen, mit welchem sie mir stets die 
gewünschte Auskunft ertheilt haben, innigst verpflichtet. 

Und so mögen denn diese Blätter vor die Oeffentlichkeit treten 
und einen Kreis geneigter und nachsichtiger Leser finden! Mögen 
sie insbesondere dazu beitragen, dass der alte württembergische Wahl- 
spruch: »Furchtlos und treu*, der durch das ganze Leben vieler 
von mir geschilderten grossen Söhne des engeren Vaterlandes aus 
früheren Jahrhunderten hindurchtönt, auch in unserer ernsten Zeit 
die Herzen der Württemberger immer aufs Neue belebe und dass die 
Bande der Liebe zwischen König und Volk sich stets fester schlingen l 

Stuttgart im September 1878. 

D r Eberhard E. von Georgii-Georgenau. 



Digiti 



zedby G00gk 



Digiti 



zedby G00gk 



Inhalts-Verzeichniss. 



Einzelne Familien: 



8elte 
Regentenhaus Württemberg XIII 
Ahnentafel Sr. Königlichen 
Hoheit des Prinzen Wil- 
helm von Württemberg XXIX 

Andrea 1 

Autenrieth 21 

Backmeister, Bacmeister . 31 

Bardili 37 

Bengel 42 

Betulius 46 

Bidenbach 48 

Bilfinger 51 

Binder 59 

Bloss 65 

Blum 66 

Blumhardt 68 

Bohnenberger 71 

Brenz . 72 

Breuning 77 

Breyer 81 

Brodbeck, Brotbeck ... 86 

Bühler ....... 89 

Büschler 97 

Buntz, Bonz 99 

Bork 102 

Burkhardt 104 

Camerer, Cammerer . . .110 

Cless 115 

Commerell, Kommerell . . 124 

Conz 126 

Denzel 129 



Seite 

Doertenbach 130 

Dornfeld 140 

Duttenhofer 142 

Duvernoy . . .... 146 

Efferen 150 

Eisenmenger . . . . 152 

Eiben 154 

Elwert 163 

Entringer 165 

Enzlin, Enslin 167 

Essich 172 

Etzel 178 

Eysengrein 181 

Faber 189 

Fallati 195 

Feuerlein 196 

Fischer 201 

Flatt ....... 206 

Flattich 208 

Gabelkhofer 212 

Gärtner 215 

Gärttner 219 

Gall 222 

Georgii, Georgy .... 224 

Gerlach 238 

Gerok 243 

Gessler 248 

Gmelin 253 

Golther 262 

Goppelt 271 

Griesioger 273 



Digiti 



zedby G00gk 



Seite 

Gros, Gross 285 

Günther 287 

Günz'ler 295 

Haage 298 

Haakh 300 

Hallberger 307 

Harpprecht 309 

Hartmann 317 

Hauff 329 

Hang 332 

Hedinger 337 

Heerbrand 339 

Hegel 342 

Heyd 344 

Hiller 348 

Hochstetter 351 

Holder 372 

Hofacker, Hoffacker ... 376 

Hoffmann 379 

Holland 390 

Huber . ; 398 

Hummel 403 

Jäger von und zum Jägers- 
berg und Jäger .... 407 

Jenisch 417 

Jobst 421 

Kapff 424 

Kauila 432 

Keller 436 

Keppler 445 

Kerner 452 

Kirchhofer 466 

Klaiber 468 

Klemm, Cleram 472 

Knapp 485 

Köstlin 495 

Kohlhaas 511 

Krafft, Kraft 513 

Lauterbach 517 



Seite 

Lentilius 519 

Leyrer 527 

Löffler 528 

Machtholf. ...:.. 534 

Maerklin 538 

Magirus 541 

Majer, Mayer 544 

Meurer 554 

Mögling 557 

Mörike 578 

Mohl 589 

Moser 598 

Müller 622 

Seuffer 632 

Neuheuser 642 

Oetinger, Oettinger . . . 646 

Osiander 654 

Ostertag 668 

Pfaff .671 

Pfizer , 679 

Pistorius 683 

Pregizer 693 

Reinhardt 701 

Renz, Rentz 710 

Reuchlin 716 

Reuss 721 

Reuter 728 

Riecke 730 

Rieger 749 

Römer 762 

Rössler 766 

Rümmelin, Rümelin . . . 770 

Sattler 776 

Scheffer 782 

Schelling 787 

Schickhardt, Schikhardt . 792 

Schiller 798 

Schleicher 805 

Schlossberger, Schlossberg . 815 



Digiti 



zedby G00gk 



XI 



Schmidlin 838 

Schmidt 843 

Schott 850 

Öcbüz 870 

Schwab 881 

Schweigger 893 

Seeger 899 

Seybold 914 

Sick 928 

Sigwart 934 

Stählin, Stalin 944 

Steinheil 953 

Steinhofer 970 

Stickel . 979 

Stockmayer 990 

Storr 993 

Süskind, Süsskind .... 1000 

Tafinger 1008 



Seite 

Uhland 1018 

Urlsperger 1032 

Waechter 1037 

Wagner 1049 

Weckherlin 1055 

Weikersreuter .... 1063 

Weinland 1072 

Welsch 1081 

Wider, auch Wider von der 

Au 1083 

Widmann 1091 

Wieland 1095 

Wolfahrt 1109 

Wucherer ...... 1110 

Wundt 1112 

Zeitter 1119 

Zeller 1121 

Zorer 1141 



Anhang. 

I. Standesherrlicher Adel Württembergs 1146 

II. Ritterschaftlicher Adel Württembergs 1147 

III. Standeserhöhungen, Adelserneuerungen, Adelsanerkennungen, 
Adelsbestätigungen und Namensvermehrungen, welche 
seit der Erhebung Württembergs zum souverainen König- 
reiche vom 1. Januar lß06 an bis zum Jahre 1878 von 
Ihren Majestäten den Königen Friderich, Wilhelm und 
Karl von Württemberg verfügt worden sind . . . . 1150 
IV. Der Geheimerath, resp. dessen Mitglieder und die verschie- 
denen Departements-Chef 8 seit 1816, dergleichen die 
Cabinets-Chefs, da der jeweilige Cabinets-Chef zugleich 

Sitz im Geheimen Rathe hat 1170 

V. Die in Württemberg eingewanderten Waldenser .... 1184 
Register über die bei den einzelnen Familienbeschreibungen vor- 
kommenden sonstigen Geschlechtsnamen 1189 

Quellen 1220 



Digiti 



zedby G00gk 



Digiti 



zedby G00gk 



Das Regentenhaus Württemberg. 



Ehe die einzelnen Familien, deren Beschreibung die folgenden 
Blätter sich zur Aufgabe gemacht haben, des Näheren besprochen 
werden, dürfte es sich empfehlen, sowohl einen kurzen Bückblick auf 
die Urgeschichte des erhabenen württembergischen Regentenhauses zu 
werfen, als auch eine kurze genealogische Skizze dieses hohen Hauses, 
zu welchem so viele Mitglieder jener Familien in näheren oder ent- 
fernteren Beziehungen gestanden sind, vorauszuschicken. 

Zur Urgeschichte des Hauses Württemberg. 

Ueber die Abstammung und Namens-Entstehung eines fürstlichen 
Geschlechts sind nicht leicht so verschiedene Erklärungen versucht 
worden, wie über die des Hauses Württemberg. Als ursprüngliche 
Heimath zwar wird Oberschwaben mit ziemlicher Sicherheit angenommen, 
allwo die Familie mit den Grafen von Grüningen, von Landau, von 
Veringen und von Neuenbürg, welche sämmtlich in ihren Wappen 
die Hirschhörner führen, eng verwachsen war und wahrscheinlich ein 
gemeinschaftliches Geschlecht bildete. Die urkundlichen Spuren führen 
zu der Ansicht, dass ihr Gebiet von Veringen über Riedlingen und 
Altshausen bis gegen Jsny gereicht hat. Es mag damals ein Con- 
dominat gewesen sein, womit nicht ausgeschlossen ist, dass jede 
Linie wieder ihre abgesonderten, eigenen Burgen und Landhäuser besass. 
Namentlich war Altveringen ehmals ein besonderes Eigenthum des 
Grafen von Wirtemberg. Wann aber und warum die württember- 



Digiti 



zedby G00gk 



XIV 

gische Linie umgezogen sei, ebenso ob sie den Namen Wirtenberg 
schon mitgebracht haben, darüber ist nichts Bestimmtes bekannt. 

Zum Gebietswechsel mögen sie gewichtige Gründe veranlasst 
haben. In der alten Heimath zu verbleiben, wäre ihnen wohl un- 
gemüthlich geworden, die Grenzen waren zu eng, die freie Bewegung 
fehlte, die Concurrenz mit den benachbarten Edeln wäre nicht wohl 
ohne Anstösse geblieben. Gelegenheit, sich zu arrondiren und aus- 
zubreiten, würde kaum sich ergeben haben, die Beibungen und Fehden 
zwischen den Vorfahren der mächtig werdenden Weifen und Ghibel- 
linen, von denen jene hier präponderirten , während das Herz der 
Wirtemberger für diese schlug, alles dieses mag mitgewirkt haben, 
ein für eine glänzende Zukunft geborenes Geschlecht an eine weiter- 
führende Veränderung denken zu lassen. Haben sie desswegen auch 
ihre Gutsherrschaften verlassen, ein schöneres Loos winkte ihnen und 
der Namen, den sie vielleicht mitgebracht oder aber erst angenommen 
haben, blieb ihnen eine süsse Erinnerung an die Vergangenheit 
und wurde der Stern und Kern im neuen Lande, wo sie im mittleren 
Neckarthaie schon frühe einen bedeutenden Güterbesitz hatten. 
Das Stammschloss Württemberg auf dem rothen Berge bei Untertürk- 
heim stund bis zum Jahre 1818. 

Der Name «Württemberg> kommt erstmals im 11. Jahrhun- 
derte vor, in welchem die Deutschen Grafen überhaupt erst anfiengen, 
sich nach Burgen zu schreiben. Der früheste (im Jahre 1090) ge- 
nannte Herr von Württemberg ist Conradus de Wirtineber g ; im 
12. Jahrhundert werden aufgeführt die Gebrüder Ludwig und Emich, 
und Hartmann und Ludwig. Der Name Eberhard -erscheint erst- 
mals im Jahre 1236, der Name Ulrich im Jahre 1241 mit Ulrich 
mit dem Daumen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts zeichnet sich 
ein Hartmann von Grüningen sehr aus und wurde desshalb von 
E. Wilhelm mit der ßeichssturmfahne belohnt. Einer seiner Söhne, 
Eberhard, nannte sich Graf von Landau. 



Digiti 



zedby G00gk 



XV 



Die Regenten Württembergs. 

Graf Ulrich I. mit dem Daumen (der Stifter.) 

Geb. 1226. Regierungsantritt 1250. t 20. Febr. 1265. 

Gemahlinnen : I. vor 5. Sept. 1253 Mechthilde, Tochter Hermann's V., 
Markgrafen TOB Baden, Gräfin von Ochsenstein , welche bei der Geburt 
ihres nachbenannten II. Sohnes Eberhard starb und kurz vor ihrem Tode, 
nachdem sie das Kind gesehen hatte, die Worte sprach: „tund hin das 
Kind, die wyle es lebt, so gibt es allem Lande zu Schwaben zu schaffen 
mit Kriegen. u II. Agnes, Tochter des Herzogs Boleslav II. von Liegnitz. 

Der Energie und der Sparsamkeit seiner Grafen, sowie dem 
Umstände, dass sich dieselben möglichst vor Theilang des Landes 
hüteten und ihren Nachruhm nicht in bedeutenden Klosterstiftungen 
suchten, verdankt Württemberg sein Emporblühen. 

v. Stalin in seinem Werk „Wirtembergische Geschichte*', Stutt- 
gart und Tübingen 1841, äussert sich hierüber also: Diesen Grafen 
— Ulrich — meint der Zeitgenosse Albertus Bohemus, Decan des 
Capitels in Passau, seit 1239 päbstlicher Legat in Deutschland, 
wenn er sagt: 

„Der Graf von Wirtemberg leuchtet hervor durch blutbefreun- 
dete Streiter und kriegerische Macht und beherrscht Schwaben mit 
Hilfe seiner Blutsfreunde." 



Digiti 



zedby G00gk 



XVI 

Auf Ulrich I. folgten seine beiden Söhne: 
Graf Ulrich IL 

Geb. 1253/64, regierte mit seinem Bruder 1265—1279 ; | ohne männliche Nachkommenschaft. 
Gemahlin : Irmengard, geb. Gräfin von Hohenberg. 

«Ein gütiger und friedfertiger Herr.» 
und 

Graf Eberhard L, der Erlauchte (lllustris). 

Oeb. 20. März 1265; Regierungsantritt 1265, t 1325. 

Gemahlinnen :I. Adelheid, Gräfin von Werdenberg, f 1296; II. Irmgard, 
geb. Markgräfin von Baden. 

„Gottes Freund und aller Welt Feind/ 4 war der Wahlspruch 
des Grafen Eberhard. * 

Nach König Albrecht' s Tod im Jahre 1309 wäre es für den 
Grafen kein zu kühner Gedanke gewesen, die Hände nach dem er- 
ledigten Königsthron auszustrecken, aber die deutschen Fürsten hätten 
wohl den mächtigen und ländergierigen Grafen nicht zum Beichs- 
oberhaupte gewollt. 

Ueberhaupt fühlte er sich den Kaisern gegenüber nicht sehr 
zur Untertänigkeit geneigt. „Er sei Niemands Diener", erklärte 
er dem Kaiser auf dem Reichstage zu Speyer. 

Eberhard verlegte in Folge der Zerstörung des Schlosses 
Württemberg und des Stifts Beutelsbach, 1320, seinen Sitz und 1321 
auch das Stift mit der Gruft,** nach Stuttgart, so dass Stuttgart, bisher 
Filiale von Cannstatt, eine reich dotirte Stifts- und Parochialkirche 
erhielt und Landeshauptstadt wurde. 

* Der Kriegsrahm des Grafen war ein aussergewöhnlicher, so dass selbst der 
Herzog von Kämdten, der die böhmische Krone zu erhalten trachtete, den Grafen 
Eberhard um Hilfe gegen König Albrecht (welch letzterer seinen II. Sohn auf den böh- 
mischen Königsstuhl setzen wollte), anrief, (1306), ein Beistand, der so kraftig war, 
dass Albrecht ihm abermals weichen musste und Eberhard mit Sieg gekrönt fröhlich nach 
Hause zurückkehrte. 

** Die Feinde hatten sich zum grossen Kummer des Grafen selbst an den 
Leichnamen seiner dort beerdigten Ahnen y ergriffen. 



Digiti 



zedby G00gk 



XVII 

Auf Eberhard folgte sein zweiter Sohn (der erste starb vor 
dem Vater, der dritte begab sich in den geistlichen Stand): 

Graf Ulrich OL 

Geb. 1398, Regierungsantritt 1325, t 1341. 

Gemahlin: Sophia, geb. Gräfin von Pfirt. 
Ihm folgten seine beiden Söhne : 
Graf Eberhard II., der Gieiner (Zänker), „der Rauschebart". 

Geb. 1315 ; Regierungsantritt 1344, t 1392. 
(Begierte mit seinem Bruder.) 

Gemahlin : seit 1342 Elisabeth, älteste Tochter des Grafen Heinrich XII. 
von Henneberg, Schleusinger Linie. 

Dem Heldenmuthe Eberharde verdankte Kaiser Karl in der 
Schlacht gegen den Gegenkönig Günther bei Elberfeld im Rheingau 
(1349) seine Rettung aus Lebensgefahr wie den wesentlichen Bei- 
trag zum Sieg. 

Ueberfall des Grafen im Wildbad durch Wolff von Wunnenstein, 
der ,, gleissend Wolf genannt, und andere Raubritter, die sogenannten 
,, Martins vögel" (da sie sich am Martinstage mit einander verbunden 
hatten) und Flucht desselben nach Zavelstein 1367 im Frühjahr. 

Die dem Grafen auf der Heimkehr von der Schlacht bei Döf- 
fingen, in welcher sein Sohn Graf Ulrich, (geb. 1342, verm. seit 
26. April 1362 mit Elise, Tochter Kaiser Ludwigs JF. von Bayern) 
am 3. Aug. 1388 ruhmvoll kämpfend fiel, durch die Ankündigung 
der Geburt eines Ureukels gewordene Freude besingt Uhland mit fol- 
genden Versen: 

„Ich bring* euch frohe Mähre: Glück zum Urenkelein! 
Antonia hat geboren, Ein Knäblein hold und fein." 
Da hebt er hoch die Hände, Der ritterliche Greis: 
7t Der Fink hat wieder Samen, Dem Herrn sei Dank und Preis!" 
v. Georgii-Qeorgtnau, Biographiscn-Genealogische Blätter etc. H 



Digiti 



zedby G00gk 



XVIII 

und Graf Ulrich. IV.* 

Regierungsantritt 1344, f 1366. 

Gemahlin: vor 1361 Cathariua, geb. Gräfin Ton Helfenstein. 

Der Graf überlässt 1362 die Alleinregierung seinem vorbe- 
nannten älteren Bruder. 

Auf Eberhard folgten nach einander sein Enkel und der am 
Tage der Döffinger Schlacht geborene Urenkel, welche beide gleich- 
falls den Namen Eberhard fährten. 

Graf Eberhard III., der Milde. 

Geb. 1364, Regierungsantritt 1392, t 1417. 

Sohn des gefallenen Grafen Ulrich. 

Gemahlinnen: I. seit 1386 die reiche Prinzessin Antonia von Mailand; 
II. seit 27. März 1406 Elisabeth, Burggräfin von Nürnberg. 

Bekannt durch seine Fehde mit den Schleglern, einer Verbin- 
dung vieler Adeligen aus Schwaben und am Rhein, in der Absicht, 
fürstlicher Landesherrschaft entgegenzuarbeiten, von einem silbernen 
Schlegel, den die Mitglieder als Abzeichen am Halse trugen, diesen 
Namen führend. Gefangennahme der Schlegelkönige in Heimsheim 1395. 

Nach Absetzung des charakterlosen deutschen Königs Wenzel 
wurde von den mitverbündeten Reichsfürsten und Herren im Jahre 
1400, 1. Febr., der Beschluss gefasst, einen neuen König zu wäh- 
len, welcher jedoch nur aus den Häusern Bayern, Sachsen, Meissen, 
Hessen, der Burggrafen von Nürnberg und der Grafen von 
Württemberg genommen werden dürfe. 



* Die erste Regierungszeit dieser Grafen war durch Misswachs, Sturme, Üeber- 
achwemmungen, Erdbeben (deren heftigstes in Süddeutschland 40 Tage forttobte), unge- 
heure Sehwärme ton Heuschrecken und besonders durch den sogenannten schwarzen 
Tod, eine furchtbare pestartige Seuche, welche von China aus in 6 Jahren (von 1846 an) 
die ganze Erde durchsog und gegen 40 Millionen Menschen weggerafft haben soll, heim- 
gesucht 



Digitized by VjOOQIC 



XIX 

Graf Eberhard IV., der Jüngere, 
Sohn des Vorigen. 
Geb. 1388, Regierungsantritt 1417, t 1419. 
Gemahlin: seit 1406 die mannhafte, herrschsüchtige, übrigens sehr ver- 
ständige und muthvolle Henriette, Tochter des tapfern 1396 in der 
Schlacht bei Nikopolis gefallenen Heinrich des Jüngern, Grafen von 
Mömpelgard, Herrn von Orbe (aus dem Hause Montfaucon), durch 
welche die Grafschaft Mömpelgard an Württemberg kam. 

Das Haus Württemberg nahm jetzt bereits eine solch hohe 
Stellung ein, dass die Erhebung in den Fürstenstand von dem Willen 
des Grafen abhieng. 

Nach dem Tode des Grafen erfolgte die vormundschaftliche 
Regierung Henriettens über ihre beiden minderjährigen Söhne Lud- 
wig und Ulrich. 

Graf Ludwig I. 

Geb. 1409, Regierungsantritt 1419, f 1460. 

Gemahlin: seit 19. Oct. 1434 Mechthild, Tochter Ludwig's III., des 

Bartigen, von der Pfalz nach Ludwig's Tode mit Albrecht VI, von 

Oesterreich vermählt; 

und Graf Ulrich V., der Vielgeliebte. 

Geb. 1410, Regierungsantritt 1419, t 1480. 
Gemahlinnen: I. seit 27. Janr. 1440 Margaretha, Tochter Adolph's 
Herzogs von Oleve; II. seit 26. Febr. 1445 Elisabeth, Prinzessin von 
Bajern-Landshut ; III. seit 9. Juli 1453 Margaretha, des Herzogs Ama- 
deas Vin. von Savoyen Tochter, vorher mit Ludwig, König von Neapel, 
und Ludwig, Kurfürst von der Pfalz, vermählt 
Die Grafen Ludwig I. und Ulrich V. nahmen 1441 eine 
Landeetheilung vor, wodurch die Uracher und Neuffener Linien, 
letztere später Stuttgarter Linie genannt, entstanden. Diese Theile 
waren im Allgemeinen das Land links und das Land rechts vom Neckar. 

Uraeher Linie. 
Auf Ludwig I. folgten in Urach seine Söhne, anfangs unter 
Vormundschaft Ulrich' s F., aus deren Anlass die Landstandschaft 
der Städte zum ersten Male auftritt: 



Digiti 



zedby G00gk 



XX 

Ludwig IL, geb. 1439, regierte 1450-1457 und 

Eberhard V. im Bart, geb. 1445, regierte als Graf seit 1457, 
t 1496 (siebe auch unten). 

Der Letztere unternahm 1468 10. Mai die Pilgerfahrt zum heil. 
Grabe, stiftete die Universität Tübingen (1477), vereinigte durch 
den Munsinger Vertrag (1482) das 42 Jahre hindurch getheilte 
Land wieder und wurde nachmals I. Herzog. 

Stuttgarter Linie. 

In Stuttgart dagegen widmete Graf Ulrich V., um einer wei- 
tern Theilung vorzubeugen, seinen Sohn Heinrich, geb. 1448, t 1519, 
dem geistlichen Stande; allein obgleich seit 1461 Domherr und bereits 
zum Coadjutor in Mainz bestimmt, verliess Heinrich wieder den 
geistlichen Stanä; ein Rücktritt, dem Württemberg die Erhaltung 
seines Mannsstammes verdankte. 

Gemahlinnen des 1519 f Heinrich von Württemberg: I. seit 10. Jan. 
1485 die treffliche geistvolle Elisabeth, Tochter Simon 's VI., Grafen 
von Zweibrttcken und Bilsch, welche bei der Geburt ihres nachmals 
znr Regierung berufenen Sohnes Ulrich, geb. 1487, f 1550, starb; II. seit 
21. Juli 1488 Eva, Tochter Johann's VIL, Grafen von Obersalm, welch 
letzterer Ehe ein Sohn Georg, geb. 1498, f 1558, entsprosste, dessen 
Sohn der nachmalige Herzog Friedrich I., geb. 1557, f 1608, war. 
Gräfin Eva war dem Grafen nach Hohenurach gefolgt. 

Auf Graf Ulrich V. folgte sein ältester Sohn : 

Graf Eberhard VI. (II. Herzog), der jüngere, geb. 1447, 
regiert seit 1480, f 1504. 

Der Graf entsagte im Munsinger Vertrage zn Gunsten des vor- 
erwähnten Grafen Eberhard im Bart der Regierung und wird nach- 
mals II. Herzog. 



Digiti 



zedby G00gk 



XXI 



Württemberg zum Herzogthum erhoben. 1495. 

I. Herzog obiger Eberhard im Bart oder der Aeltere, der Stifter. 

1495-1496. 

Gemahlin: seit 3. Juli 1474 die durch Geistes- und Herzensvorzüge wie 

vielfache Kenntnisse ausgezeichnete Barbara, des Markgrafen Ludwig III. 

Ton Mantua (aus dem Hause Gonzaga) und der Barbara, geborenen 

Markgräfin Ton Brandenburg, Tochter. 

Der Herzog war es, der einst bei einem grossen Festmahle 
der Herzoge von Sachsen auf dem Reichstage zu Worms in weitem 
Fürstenkreise, wo ein jeder von ihnen die Vorzüge seines Landes 
aufzählte, als seinen Buhm den hervorhob, dass er ohne Begleitung 
bei stockfinsterer Nacht im dichtesten Walde oder anf freiem Felde im 
Schoose eines jeden seiner Unterthanen sicher sich zu schlafen getraue. 

Bekannt ist, was Kaiser Maximilian L am Grabe dieses Her- 
zogs sprach, nämlich: «Hier ruht ein Fürst, klug und tugendhaft, 
wie keiner im Reich; sein Rath hat mir oft genützt.» 

II. Herzog. Obiger Eberhard IL, der Jüngere. 

Wiederholter Regierungsantritt 1496, t 1504. 
Gemahlin: seit 3. Juni 1465 die tugendhafte und allgemein hochge- 
schätzte Elisabeth, des Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg 

Tochter. 

Der Herzog dankt 1498 zu Gunsten seines Bruderssohnes 
Dlrich, resp. dessen Vormundschaft ab, und somit folgte auf ihn als 

HI. Herzog. Ulrich. 

Geb. 1487, BeglenxngMntritt 1498, t 1550. 

Sohn des vorbenannten Grafen Heinrich. 

Gemahlin: seit 1. März 1511 Sabina, Tochter Herzogs Albrecht IV. von 

Bayern-München, Schwestertochter des Königs Maximilian. 



Digiti 



zedby G00gk 



XXII 

Der Herzog führte nach Wiedererlanguug seines Landes durch 
Mithülfe des frommen Landgrafen von Hessen nach der Schlacht bei 
Lauffen 13. Mai 1534 die Reformation im Lande ein, wozu er 
Männer wie Brenz und Andrea auserwählte. Herzog Ulrich zeigte 
sich in seinem vielbewegten Leben als einen Regenten von ausser- 
gewöhnlicher Thatkraft. 

IV. Herzog. Christoph. 

Sohn des Vorigen. 

Einer der edelsten Fürsten, die jemals einen Thron inne gehabt haben. 

Geb. 1515, Regierungsantritt 1550, t 1568. 

Gemahlin: seit 24. Febr. 1544 Anna Maria, Tochter Georg's des Frommen, 
Markgrafen von Brandenburg-Baireuth. 

Der Herzog verbrieft seinem Oheim, dem oben erwähnten 
Grafen Georg (Sohn Graf Heinrich 1 s und der Gräfin von Salm), 
welcher sich auf seine Veranlassung mit Barbara, des Landgrafen 
Philipp von Hessen Tochter, vermählt hatte, Mömpelgard, durch welche 
Heirath er klüglich verhinderte, dass im Jahre 1593 Württemberg 
als eröffnetes Lehen an Oesterreich heimfiel. 

Herzog Christoph, durch eine harte Jugend geprüft, dem Schick- 
sal, in ein spanisches Kloster gesteckt zu werden, durch die Flucht 
entronnen, später noch am französischen Hofe in Gefahr, als Opfer des 
Neids durch Meuchelmord zu fallen, war Schöpfer und Vollender einer 
ganz neuen Ordnung der Dinge, und lebte bis zuletzt noch in dem 
grossen Gedanken, »dass doch einst mit dem Sturz aller Glaubenstyrannei 
eine einhellige Reformation unter allen christlichen Völkern zu Stande 
kommen und dass Gott der Herr den Deutschen so viel Gnade verleihen 
werde, darin voranzugehen. Zeit und Mittel aber wisse allein Gott.« 

V. Herzog. Ludwig der Fromme. 
Sohn des Vorigen. 

Geb. 1554, Regierungsantritt 1568, t 159a 

Gemahlinnen : I. seit 7. Nov. 1575 Dorothea Ursula, Tochter des Mark- 
grafen Karl II. von Baden-Durlach, kinderlos f 1583 j II. seit 10. Mai 



Digiti 



izedby G00gk 



XXIII 

1585 die fromme Ursula, Georg Johann's I. von Pfalz- Veldenz Tochter, 
welche ebenfalls kinderlos starb. 

In die Zeit des Herzogs fiel die Pariser Bluthochzeit, über die 

er eiust den Ausspruch that, >dasa, so lange die Welt stehe, der 

Rhein diese Gräuel dem französischen Könige nicht abwaschen 
werde." 

Dem Herzoge folgte in der Regierung sein Vetter: 

VI. Herzog. Friederich I. 

Geb. 1657, Regierungsantritt 1593, t 1608, 

ältester Sohn des oben erwähnten Grafen Georg von Württemberg- 

Mömpelgard. 
Der Herzog befreite sich von der österreichischen Afterlehen- 
schaft durch Bezahlung von 400,000 fl., welche die Landstände nach 
vieler Weigerung übernahmen. 

Gemahlin: seit 22. Mai 1581 Sibille, geb. Prinzessin von Anhalt. 

VII. Herzog. Johann Friedrich. 

Sohn des Vorigen. 

Geb. 1586, Regierungsantritt 1608, t 1628. 

Gemahlin: seit 5. Nov. 1609 Barbara Sophia, Prinzessin von Branden- 
burg« 

Ausbruch des dreissigjährigen Kriegs 1618. 

Der Herzog hinterliess 3 Söhne, von denen der älteste noch 
nicht 14 Jahre alt war, wesshalb Vormundschaftsregierungen zweier 
Brüder Johann Friedrictis eintraten. 

Ludwig Friedrich von Mömpelgard, Administrator. 

Geb. 1686» regierte von 1628 an, t 1631. 

Julius Friedrieh, Administrator, 
Bruder des Vorigen. 

Geb. 1588, f 1636, 

regierte bis 1633. 



Digiti 



zedby G00gk 



XXIV 

VIII. Herzog. Eberhard III. 

Sohn Herzog Johann Friedrichs. 

Geb. 1614, Regierungsantritt 1628, t 1674. 

Gemahlinnen: I. seit 26. Febr. 1637 Anna Catharina, Tochter des Wild- 

und Rheingrafen Johann Casimir von Salm-Kyrbnrg; II. seit 20. Juli 

1656 Marie Dorothea Sophie, Gräfin von Oettingen, deren Leben 

ein Spiegel schönster Tugend gewesen. 

Durch die unglückliche Schlacht bei Nördlingen, in der 4000 
Württemberger fielen (1634), wurde das Land der Schauplatz un- 
erhörter Verwüstung und Gräuelthaten. Von 450,000 Einwohnern 
blieben kaum noch 48,000 übrig. 

Fünf um Württemberg hochverdiente Männer fallen in diese 
Zeit als: Wiederhold, Löffler, Burkhard, Varnbüler und Johann 
Valentin Andrea. 

IX. Herzog. Wilhelm Ludwig, 

Sohn des Vorigen. 

Geb. 1647, Regierungsantritt 1674, f 1677. 

Gemahlin: seit 6. Nov. 1673 Magdalena Sibilla, Prinzessin von Hessen- 
Darmstadt. 

Auf den Herzog folgt sein einziger Sohu Eberhard Ludwig, 
bei des Vaters Tod noch nicht 1 Jahr alt. Daher Vormundschafts- 
regierung seines Oheims: 

Friedrich Carl, Administrator. 

Geb. 1652, t 20. Deoembcr 1698. 

Gemahlin: seit 31. Oct. 1632 Eleonora Juliana, Prinzessin von 
Brandenbnrg-Ansbach. 

X. Herzog. Eberhard Ludwig. 

Geb. 1676, Regierungsantritt 1677, t 1733. 

Gemahlin: seit 6/16. Mai 1697 Johanna Elisabetha, Prinzessin von 
Baden-Dnrlach. 

Gründet die Stadt Ludwigsburg. 



Digiti 



zedby G00gk 



XXV 

Da der Herzog zwei Jahre vor seinem Tode seinen einzigen 
Sohn, Friedrich Ludwig, 33 Jahre alt, verloren hatte, ging die 
Regierung auf den Sohn des vorerwähnten Administrators Friedrich 
Carl, Herzog Carl Alexander, zu der sogenannten Winnenthaler 
Linie gehörig, über. 

XL Herzog. Carl Alexander. 

Geb. 1684, Regierungsantritt 1733, t 1737. 

Gemahlin: seit 1. Mai 1727 Maria Angnsta, Prinzessin von Thurn und 

Taxis. 

Der Herzog hatte sich als Kaiserl. Feldmarschall in dem Tür- 
kenkriege einen grossen Kriegsruhm erworben. 

Nach einander folgten ihm seine drei Söhne auf dem Throne. 
Für den ersten kaum neunjährigen Carl Eugen übernahm die Vor- 
mundschaft : 

Karl Rudolf von Neuenstadt. Administrator. 

Neffe Ebtrhard's III. und Enkel des vorbenannten Herzogs Johann 

Friedrich.) 

Geb. 1667. Regierte seit J738, t 17. Nov. 1742. 

Herzog Karl Rudolph legte die Vormundschafts-Regierung 
schon 1739 nieder und an seine Stelle trat als Administrator bis 
1744 Karl Friedrich (Urenkel des bereits erwähnten Administra- 
tors Julius Friedrich) Herzog von Württemberg-Oels. t 1- Decem- 
ber 1761. 

XH. Herzog. Karl Eugen. 

Geb. 1728, Regierungsantritt 1744, t 1793. 

Gemahlinnen: I. seit 26. September 1748 Elisabeth Friederike Sophie, 

Prinzessin von Brandenburg- Bai reuth ; IL seit 2. Febr. 1786 Franrisca 

Theresia, geb. Freiin von Bernerdin, Reichsgräfin von Hohenhelm. 



Digiti 



zedby G00gk 



XXVI 

Der Herzog stiftete die hohe Karlsschule. 

Interessantes Manifest des Herzogs an seinem 51. Geburtstage. 

XIII. Herzog. Ludwig Eugen. (Karl Eugens Bruder.) 

Geb. 1731, Regierungsantritt 1798, t 1795. 

Gemahlin: seit 10. August 1762 Sophie Albertine, geb. Reichsgräfin 
von Beachlingen. 

XIV- Herzog. Friedrich Eugen. (Karl Eugeris und Ludwig 
Eugens jüngster Bruder), 

Geb. 1732, Regierungsantritt 1795, t 1797. 

Gemahlin: seit 29. Nov. 1753 Friederike Sophie Dorothea, Prinzessin 

von Branden burg-Schwedt, Nichte Fridrich's des Grossen Eine Ehe, 

welche, mit 8 Prinzen und vier Prinzessinnen gesegnet, die Erhaltung 

des Regentenhau868 sicherte. 

Der Herzog zog, bereits Canonicum in Salzburg und Constanz 
(1741), preussiche Kriegsdienste vor, und erwarb sich Ruhm im 
siebenjährigen Kriege, in welchem er schwer verwundet wurde. 

Vor seinem Regierungs-Collegium erklärte der Herzog: „Ich 
will Gerechtigkeit üben; denn auch ich trete früher oder später vor 
Gottes Richterstuhl." 

Sämmtliche Kinder wurden auf den Rath Friedrichs des 
Grossen in der lutherischen, als der Landesreligion, erzogen. 

XV. Herzog. Friedrich II., 

ältester Sohn des Vorigen. 

Geb. 1754, Regierungsantritt 1797. 

Unter ihm wird 



Württemberg Zurfürstentlmm 1803. 



Digiti 



zedby G00gk 



XXVII 



Königreich 1806. 



I. König. Friedrich L, vormals Herzog und Kurfürst. 

1806, f 1816, 

Gemahlinnen : I. seit 15. October 1780 Augusta, geb. Prinzessin Ton 

Brannschweig- Wolfenbüttel; II. seit 18. Mai 1797 Charlotte Auguste 

Mathilde, Tochter Georgs III., Königs Ton Grossbritannien. 

König Friedrich war ein Mann von vorzüglichen Geistesgaben, 
hoher politischer Weisheit, jedoch durchaus Autocrat. 

IL König. Wilhelm I. 

Geb. 27. September 1781, Regierungsantritt 1816, t 1864. 
Gemahlinnen: I. seit 18. Juni 1808 Charlotte Auguste, des Königs 
Maximilian I. von Bayern Tochter; II. seit 24. Jan. 1816 Catharina, 
Tochter Kaiser Paul's I. von Russland, geb. 21/10. Mai 1788, f 9- Ja- 
nuar 1819; III. seit 15. April 1820 Pauline, Prinzessin von Württem- 
berg, geb. 4. Sept. 1800, f 10. März 1873. 

Am Morgen des 30. Oct. 1816 verkündigte ein Manifest dem 
Volk den Begierungsantritt des neuen Königs mit der Zusicherung, 
dass „die Wohlfahrt und das Glück seiner Unterthanen das einzige 
Ziel seiner Bemühungen und dass es sein ernstes Bestreben sein 
werde, die Erreichung dieser hohen Zwecke durch eine dem Zeitgeist 
und den Bedürfnissen des Volkes entsprechende und seinen Wohlstand 
erhöhende Verfassung sicher zu stellen." Die Begierungsgeschichte 
des Königs Wilhelm ist nichts Anderes als die Verwirklichung dieses 
königlichen Wortes. 

in. König. Karl I. 

Geb. 6. März 1823, Snccedirt 25. Juni 1864. 

Gemahlin: seit 13. Juli 1846 Olga Nicolajewna, geb. 11. September 
(30. August) 1822, Tochter Nicolaus I., Kaisers von Russland, 



Digiti 



zedby G00gk 



Digiti 



zedby G00gk 



XXIX 



Ahnentafel 

Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Württemberg. 



Digiti 



zedby G00gk 



Digiti 



zedby G00gk 



Andrea. 



Jacob Andreft, auch Schmidlin (Fabricins) genannt, theol. Dr., 
wurde den 25. März des Jahres 1528 zu Waiblingen geboren. Sein 
Vater war Jacob Endris *, »so dem Kriegswesen in Böheim, Ungarn, 
Frankreich und Hispanien nachgezogen, welcher Länder Sprach er 
kündig worden, 1527 2. Februar sein Mannrecht bekommen und 
Bürger zu Waiblingen worden ist.« Die Mutter war Anna, geb. Weiss- 
kopf, von Gundelfingen; der Grossvater Steffan II. Endris, Bürger 
in Mockelaw, aichstettischen Bisthums in Franken; die Grossmutter 
Anna, eine geb. Herdlin; der Urgrossvater Steffan I. Endris, welcher 
in Ingolstadt gestorben zu sein scheint, da er daselbst begraben 
wurde; die Urgrossmutter Elisabeth, geb. Holzapfel« 

Jacob, von seinem Vater nach dessen Einwanderung in Waib- 
lingen zum Schmid bestimmt (daher der Name Schmidlin), studirte 
in der Folge auf Anrathen des berühmten Reformators Dr. Schnepf 
Theologie und erhielt den Baccalaureusgrad im Kloster zu Hirsau, 
wohin sich damals ein Thoil der Professoren der Philosophie der Pest** 
wegen begeben hatte. Kaum 18 Jahre alt erhielt er das Diaconat 
bei der Stuttgarter Stadtkirche, wo er, der jüngste unter den fünf 



** Weitere Sohne desselben : Georg Endria, Bürger und Schmied in Waiblingen, 
FkQipp Andrea, Pastor in der Reichsstadt Giengen, Michael Emiria. 

** Zu Tübingen hielten, wie Crnsius in seiner „Schwäbischen Chronik" Frankf. 
1733 berichtet, zur Zeit dieser schrecklichen Seuche folgende Prediger bei ihren Schäfleln 
ans : Dr. Thtodoricua Schnepf, Pfarrer, und die drei Helfer M. Jacob Gering, M. Eliae 
Benign** (ein Johann Benignus Professor der Beredsamkeit daselbst und 1540 Decan der 
philosophischen Faculfcet hielt 1660 die Trauerrede über Herzog Christoph) t 1585 
10. Septbr. als Pfarrer zu Nürtingen, nebst M. Michael Otto; sämmtliche verwalteten ihr 
Amt treulich sowohl im Lehren als Krankenbesuchen. 

t. Georgii-Qeorgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc.. 1 



Digiti 



zedby G00gk 



— 2 — 

Geistlichen Stuttgarts, uebst seiner Gattin keineswegs vor den ein- 
dringenden Truppen des Herzogs Alba sein Heil in der Flucht suchte, 
sondern im Gegentheil alle Predigten und kirchlichen Handlungen 
übernahm, ja selbst den kaiserlichen Offizieren, welche sich zu den- 
selben und selbst zu Disputationen mit ihm herandrängten, durch seine 
Festigkeit Ach tuug und Vertrauen abgewann. Hierauf wurde er 1548, 
da auch er dem eingetretenen Interim (einer Verfügung des Augsburger 
Reichstages, bis zum Concilsbeschluss alles beim Alten zu lassen, in 
Folge dessen alle Mönche wieder das Land überschwemmten) weichen 
musste, von Herzog Ulrich, der ihn liebgewonnen, nach Tübingen be- 
rufen und 1549 daselbst zum Diaconus ernannt. Als nach dem 1550 
eingetretenen Tode des Herzogs diesem sein durch alle Tugenden 
ausgezeichneter Sohn Herzog Christoph * in der Regierung folgte 
und den Freund Luthers und Melanchthon's, den Reformator Würt- 
temberg^, Johann Brenz, zum Stiftspropst in Stuttgart und zu seinem 
vertrautesten Rathgeber in Kirchensachen gemacht hatte, Hess er 
Andrea mit Unterstützung aus den Kirchenmitteln doctoriren (1553) und 
setzte ihn zugleich zum Pfarrer und Superintendenten, später General- 
Superintendenten in Göppingen ein. 

Bald darauf leistete Andrea bei Einführung der Reformation 
in Nachbarländern, welche ihn dazu vom Herzoge sich erbaten, 
Dienste, so 1554 bei den Grafen von Oettingen und 1556 bei den 
Grafen von Helfenstein, bei dem Markgrafen Karl von Baden und 
in Rothenburg a. d. Tauber. 1555 musste Andrea den Herzog auf 
4en Reichstag nach Regensburg und dann nach Frankfurt begleiten, 
und im August sandte ihn sein Fürst mit Brenz nach Worms; 
1557 führte ihn der Letztgenannte in die litterarische Theilnahme 
an der erneuten Streitigkeit über das Abendmahl ein. 



* Kurz nach seinem Regierungsantritt Hess der Herzog die württembergische 
Confesslon auf dem Concil zu Trient übergeben (1551), welche von den päpstlichen 
Legaten unterdrückt, von auswärtigen Bischöfen gesucht, auch im Herzogthum Preussen 
als Vorschrift des Glaubens und der Lehre aufgestellt wurde. Die württembergischen 
Theologen aber waren die ersten Protestanten, welche sich in Trient vernehmen Hessen, 
gleich darauf folgten die sächsischen Abgesandten. 



Digitized by 



Google 



— 8 — 

Als 1561 Herzog Christoph von Catharina von Medwi und 
dem Könige von Navarra zu der Synode zu Poissy, (9. September bis 
13. Oktober 1561), welche die Schlichtung der zwischen den Päpst- 
lichen und den Hugenotten obwaltenden Streitigkeiten bezweckte, um 
Ueberlassung einiger bedeutender Theologen, wohl nur um den Herzog 
von den französischen Reformirten und deren Unterstätzung so viel als 
möglich abzuziehen, gebeten worden war, sandte der Herzog Andrea, 
sowie Dr. Beurlen und Dr. Balthasar Bidenbach unter Beigabe des 
in der französischen Sprache besonders bewanderten Edlen Melchior 
von Salhausen dahin ab. Nach 16tägiger Reise kamen dieselben in 
Paris an, wo sie jedoch das Collegium bereits aufgelöst fanden. Der 
Bischof Montluc benutzte dabei die Gelegenheit, Andrea gegen den noch 
in Paris weilenden Beza aufzubringen, welcher »die Anerkennung der 
Augsburgischen Confession verweigert habe, wozu sich doch der Cardinal 
Guise erboten habe. « Andrea und Bidenbach übergaben dem Könige 
von Navarra ihr Gutachten, die Augsburgische Confession betreffend, er- 
hielten indess keine Antwort darauf. Was Dr. Beurlin betrifft, so sollte 
derselbe nicht mehr in's Vaterland zurückkehren. Nach ihrer Ankunft 
in Paris nemlich waren die Abgesandten in Erwartung des könig- 
lichen Befehls in das Collegium des Königs geführt worden, woselbst 
Dr. Beurlin mit der Einsichtnahme der dortigen, aus den besten 
Schriftstellern bestehenden Bibliothek beschäftigt, plötzlich von einer 
Krankheit überfallen wurde, welche anfangs für eine Erysipelas (Roth- 
lauf) gehalten, sich bald als die in diesem Collegium grassirende Pest 
entpuppte, von deren Vorhandensein die Abgeordneten zu unterrichten 
man nicht für nothwendig gehalten hatte. Beurlin starb .den 28. 
October und wurde in Paris in dem dortigen heiligen Kreuz Kirchhofe 
beigesetzt. 1562 nahm der Herzog auf inständiges Bitten der vier 
Brüder Ghtise, insbesondere des Cardinais von Lothringen, persönlich 
nebst Brenz, Andrea und Bidenbach an dem in Elsass-Zabern abzu- 
haltenden Colloquium Theil. Auf demselben gelobten die Guisen mit 
Handschlag dem Herzoge, dass sie nicht wieder gegen die Hugenotten 
mit Heftigkeit und Gewalt vorgehen wollten. Trotzdem richteten 



Digiti 



zedby G00gk 



— * — 

gerade die Guisen auf dem Rückweg das bekannte Blutbad von Vassy 
an, womit sie die Hugenottenkriege begannen, die in der Pariser 
Bluthochzeit 24725. August 1572 und in dem darauf folgenden 
allgemeinen Blutbade gipfelten. 

Von Tübingen aus verkehrte Andrea viel und gerne mit dem 
aus altadligem Geschlechte stammenden Johann von Au in Wachen- 
dorf, (dessen erste Gemahlin Bosine, Markgräfin von Baden, war), einem 
durch Tugend wie durch Weisheit, Frömmigkeit und Grossmüthigkeit 
ausgezeichneten Manne, und half ihm seine Kirche der Augsburgischen 
Confcssioii gemäss reformiren. Johann von Au starb 1571, 29. October, 
nachdem ihm am 27. August desselben Jahres seine zweite Gattin, 
Maria, geb. von Ncuneckh, im Tode vorangegangen war. Nach 
dem im Jahre 1615 erfolgten kinderlosen Ableben des Neffen des 
Johann von Au fiel Wachendorf an die noch heutzutage blühende 
Linie v. Ow-Felldorf und wurde trotz des fürsorglichen Testaments 
Johann 1 s nach und nach wieder zum Katbolicismus zurückgebracht. 

Der Herzog selbst lernte in der Folge Andrea immer mehr 
schätzen, zog ihn zu allen seinen mit Brenz auszuarbeitenden kirch- 
lichen Aufgaben und ernannte ihn zuletzt an Stelle des verstor- 
benen Dr. Beurlin zum Propst und Kanzler der Universität Tübingen, 
ein Amt, das Andrea bis zu seinem Tode bekleidete. 

1565 ging Andrea mit Abt Christoph Binder nach Hagenau, 
wo er den Magister und Dr. der Theologie Philipp Heerbrand als 
Pfarrer einsetzte; nach dessen 1575 daselbst erfolgtem Tode wurde 
M. Georg Volmar dahin abgesandt. 

Zu. wie viel Fürsten und Grafen, zu wie viel Reichsstädten 
Andreü, dessen Verstandes- und Weisheitsruf überall hin sich ver- 
breitet hatte, zu Reformirung ihrer Territorien in der Folge reisen musste, 
zu welcher Masse von Disputationen und Gesandtschaften er von 
seinem Herzoge erwählt wurde, ist allgemein bekannt und folgen hier 
nur einige davon: Nach dem Tode Herzog Heinrich 1 s von Braun- 
schweig, des alten Gegners von Luther, zu dessen Nachfolger dem 
Herzoge Julius 1568, zu den Kurfürsten Joachim IL von Branden- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 5 - 

borg und August von Sachsen, zu den Seestädten und nach 
Dänemark. 

Selbst Kaiser Maximilian besprach sich einst zu Prag, 16. 
und 17. März 1570, privatim mit Andrea über die Concordienformel, 
lobte dessen Weisheit und entliess ihn huldvollst. 

Im Jahre 1576 folgte Andrea, nachdem er in der Zwischenzeit 
im Süden Mömpelgard, Strassbnrg, Memmingen, Hagenau, Aalen, 
Lindau, Pfalz-Neuburg und Eegensburg bereist und viele Disputationen 
daselbst gehabt hatte, abermals einer Einladung nach Kursachsen, 
war zugleich im Kloster Bergen bei Magdeburg ein thätiger Mitarbeiter an 
dor »Concordienformel«* und disputirte 1586 auf Wunsch des Herzogs 
Friedrich von Württemberg mit seinem alten Gegner Beza zu 
Mömpelgard. 

Die letzte öffentliche Verhandlung Andreas fand statt bei dem 
Colloquium zu Baden 1589, wo er mit dem wieder katholisch ge- 
wordenen Dr. Johann Pistorius Niddanus, Sohn des frommen und 
gelehrten Hessischen Superintendenten Pistorius, disputirte. In diesem 
Jahre äusserte Andrea noch bei voller Gesundheit gegen seinen Freund, 
den Dr. und Professor der Theologie Jakob Heerbrand, »sein Geist 
verkündigo ihm, dass er nicht länger lebend bleiben werde, er habe 
seinen Lauf vollendet.« Von Baden nach Stuttgart zurückgekehrt 
(1589 December), erkrankte A ndreä an einem heftigen Catarrhfieber, 
wozu sich in der Folge noch starker Husten gesellte. Den 6. Januar 
des folgenden Jahres (1590) liess er den ßector und Senat der 
Universität zu sich bitten und bekannte ihnen, dass er mit der christ- 
lichen Lehre, welche er 44 Jahre lang mündlich und schriftlich ge- 
lehrt, fröhlich vor dem Kichterstuhl Christi erscheinen wolle; dessen 
zum Zeugniss habe er sie zu sich gebeten, da er wohl wisse, dass 
Papisten und Calvinisten das Gerücht ausstreuen werden, er sei eines 
schrecklichen Todes gestorben, ßector und Senat nahmen diess auf 



* Andrea erhielt, nachdem er die Concordienforniel unterschrieben, von dem 
Kurfürsten August von Sachsen 1580, 2L Dez., beim Abschied einen vergoldeten Pokal 
von 73 L*oth. (Auf einer alten Gopie seines Wappenbriefes bemerkt.) 



Digiti 



zedby G00gk 



— 6 — 

Wunsch des Sterbenden zu Protokoll, und sorgten für die Veröffent- 
lichung. Die am Schluss der Urkunde befindliche Beglaubigung lautet. 
»Actum wie obstehet uff Zinstag, den 8. tag Januarij, gleich nach 
der Morgenpredig zwischen 10 und 11 Ubr. Anno 1590. In gegen- 
wertigkeit nachfolgender hiezu beruffener Personen, benantlich: Dr.^in- 
dreas Planeri, Rectoris; Dr. Joannis Brentij; Dr. Joannis Georgij 
Sigwardi, parochi; Dr. Nicolai Varenbüleri, Decani Juris; Dr. Ana- 
stasii Demleri, Jure consulti ; Dr. Georgij Hanibergeri, Decani Medi- 
cinae ; Dr. Phüippi Gramen, Medici ; M. Georgij Liebleri, Decani Artium ; 
M. Christophori Stehelin, M. Eberhardi Bidenibachij, Diaconorum.« 

Den folgenden Tag, nachdem Andrea die Nacht theilweise im Sessel 
sitzend zugebracht, legte er sich um 7 Uhr Morgens zu Bette und 
sagte zu dem neben ihm sitzenden Pfarrer: »Mein lieber Pfarrer, 
es muss geschieden sein, da wird nichts anders aus«; ferner: »in 
manus tuas, Domine, commendo spiritum meura«. Als ihm hierauf 
sein zunächst stehender Sohn M. Johann ins Ohr rief: »Ob er 
nun glaube, dass ihm hinfort die Krone der Gerechtigkeit beigelegt 
würde«, sah er ihn mit weitgeöffneten Augen an, nickte ihm zu, ant- 
wortete mit stockendem Athera »Ita« (Ja), und entschlief sanft. 

So verschied im Jahre 1590 den 7. Januar Morgens zwischen 
8 und 9 Uhr der Mann, welcher seit dem Tode des berühmten Refor- 
mators Johann Brenz, als das eigentliche Haupt der württember- 
gischen Kirche galt, der sich um Württemberg wie um viele evan- 
gelische- Kirchen des Auslandes ein bleibendes Verdienst erworben hatte, 
und stets für die Einigkeit der lutherischen Kirche thätig gewesen war, 
seines Altere im 62., seines Predigtamts im 44. Jahre. Die würt- 
tembergische Kirchen-Verfassung, die er im Auftrag Herzog Christophs 
mit Brenz ausgearbeitet und eingeführt, ist im wesentlichen die bis 
heute gebliebene (Synodus, General- und Special-Superintendenzen 
u. s. w.). Andrea hat über 150 grossen theils deutsche Schriften verfasst. 

Seine I. Gattin war Anna, geb. Entringer, (t 23. Juli 1583), 
deren Vater im Alter von 103 Jahren starb, welcher Ehe 9 Söhne 
und 9 Töchter entsprossten, von denen 4 Söhne und 4 Töchter den 



Digiti 



zedby G00gk 



- 7 — 

Vater überlebten; die IL war Regina, geb. Prenzinger von München, 
kinderlos t 16. September 1591. Beide ruhen auf dem alten Tübinger 
Kirchhofe, und ihre Namen finden sich heute noch auf ein und dem- 
selben Grabstein verzeichnet. Die Kinder Andreä's, soweit über sie 
Näheres bekannt ist, sind: 

I. Susanna Andrefi, geb. 1552, verm. mit dem Herzoglich 

Württemberg. Consistorial-Director Balthasar Eisengrein. 
II. Blandina, geb. 1557, verm. mit dem Med. Dr. Anton 

Schweickhardt. Derselbe war ebenfalls bei Abfassung des 

vorbenannten Protokolls zugegen. 

III. Maria, geb. 1560, verm. I. mit dem Pfarrer in Mühringen 
J. Georg Schütz; II. mit dem Professor zu Tübingen, Johann 
Harpprecht. 

IV. Coroua, verm! mit dem Med. Johann Jacob Freu 

V. Hedwig, geb. 1571, verm. mit dem Abt zu Lorch Johann 
Magirus. 

VI. Jacob, geb. 1549, Pfarrer zu Hagenloch 1569, zu Duss- 
lingen 1573, zu Metzingen 1588, welch letztere Pfarrei er 
1617 mit der des Specials M. Ulrich Pauli zu Kirchentellins- 
furth vertauschte. Er starb, nachdem er noch einige Zeit vorher 
neben seiner Pfarrei das Decanat des Capitels zu Reutlingen 
bekleidet hatte, 1630, 14. September, seines Alters im 
81., seines Predigtamts im 60. Jahre. Seine I. Gattin war 
Anna, eine Tochter des Herzoglich Württembergischen Raths 
in Stuttgart Caspar Beer, mit welcher er die Verlobung in 
dem Closter zu Denkendorf bei dem Probst Bartholomäus 
Käs, die Hochzeit aber zu Tübingen in der Probstei (1571, 
9. Januar) gefeiert hatte; die II. Catharlna, geb. Mann, 
welch' letzterer Ehe 9 Söhne und 4 Töchter entsprossen sind. 

Vü. David, geb. 1551, Pfarrer zu Hagenloch, zu Jesingen bei 
Tübingen, zu Gültstein 1576 — 1585, verm. I. mit Agnes 
Greis (Oreinsin); II. mit Margaretha Godelmann. Er 
starb 1588 mit Hinterlassung von 6 Töchtern und einem 



Digiti 



zedby G00gk 



- 8 — 

Sohne Namens Jacob, welcher Pfarrer in Haslach war, und 
ebenfalls Nachkommen hatte. 

VIII. Ulrich, Med. Dr. und Physikus zu Lindau 1588, verm. 
mit Ursula Franz, welcher Ehe zwei Töchter entspros- 
sen sind; diese verheiratheten sich beide mit Mitgliedern 
der Familie Mögling , nemlich Anna mit Med. Lic und 
Physikus zu Heilbronn, nachmals in Calw, Johann David 
Mögling; Regina« Blandina aber mit dem Med. Dr. und 
Professor zu Tübingen Johann Ludwig Mögling. 

IX. Daniel, Curiao Württemberg. Collega t 1615. 

X. Johann, Special zu Herrenberg 1 589 , nachmals auch 
Herzoglich Württerabergischer Rath und Prälat zu Königs- 
bronn 1591, verm. mit Maria, des Vogts von Herrenberg, 
Valentin Moser Tochter. Dieser Ehe entsprossten : 

1. Anna Andrea, geb. 1580, verm. mit dem Vogt von Hoideu- 
heim Sixt Brauch. 

2. Margaretha, geb. 1584, verm. mit dem Pfarrer von Pfaffen- 
hofen Johann Balthasar Plieninger. 

3. Regina, geb. 1592, verm. I. mit dem Med. Dr. und 
Physikus zu Aalen Sebastian Hesch; II. mit dem Med. Dr- 
und Professor zu Tübingen Balthasar Simonius. 

4. Jacob, geb. 1577, Pfarrer zu Birkenfeld, verm. mit 
Margaretha, geb. Hof mann, welcher Ehe 7 Kinder ent- 
sprossen sind. Er starb 1631, 11. Februar. 

5. Johann, Pfarrer zu Oberkirch 1608, zu Hochdorf 1610, zu 
Beilstein 1616, 1 1620. Seine Gattin war Barbara, ältere 
Tochter des Pfarrers zu Poppenweiler, M. Josua Orüninger. 

6. Johann Ludwig, Feldprediger, t 1610, 9. August. 

7. Johann Valentin Andrea. 

Geboren den 17. August 1586 zu Herrenberg, verlor Johann 
Valentin Andrea in seinem 15. Jahre den Vater, wurde im 19. Jahre 
Magister und ertheilte schon im 20. Schülern Unterricht, wodurch er sich 



Digitized by 



Google 



— 9 - 

jährlich die für die damalige Zeit hohe Stimme von fl. 100 verdiente ; 
damit ersparte er sich nach und nach so viel, um auf seine Kosten die 
Universitäten Strassburg, Laningen in der Oberpfalz und Heidelberg zu 
besuchen, auch eine Reise über die Schweiz nach Paris auszuführen. 
In neun Jahren, seit er das mütterliche Haus verlassen hatte, kostete 
er, wie er selbst sagt, die Seinigen nicht mehr als 50 Gulden, von 
denen er in der Folge 20 wieder ersetzte. Schon in damaliger Zeit 
verfaaste Andrea mehrere Aufsätze. 1607 war er Hofmeister bei 
den jungen Freiherren von Catianer in Lauingen, 1608 aber bei den 
jungen Truchsessen Heinrich und Burkar d von Hö fingen. Zu Anfang 
des Jahres 1610 begab er sich zu seinem Bruder, dem Feldprediger, 
inV Lager nach Dachstein im Elsass und wohnte der unglücklichen 
Belagerung bei, reiste in der Folge, da er wegen eines im Jahr 1 607 
stattgehabten Excesses mit österreichischen Commilitonen keine Aussicht 
auf eine geistliche Anstellung hatte, zu einem längeren Aufenthalt nach 
der Schweiz, resp. hauptsächlich nach Genf, wo wenige Jahre zuvor 
Beza gestorben war. 1611 nahm er abermals eine Hofmeisterstelle 
an und zwar bei dem Sohne des Philipp Eberhard von Gemmingen, 
Herrn zu Eappenau und Buttenhausen, in Rappenau, welch' letztge- 
nannten Schüler er auf die Universität Tübingen geleitete. Hierauf 
reiste er nach Oesterreich und Italien über Ulm, Lauingen, Donau- 
wörth, Ingolstadt, Passau, Linz, Kärnthen, Venedig, (unterwegs von 
Banditen verfolgt und nur durch die Klausen nach Treviso entronnen), 
Padua, Vicenza, Verona, Rom und kehrte über Trient, Brixen, Inns- 
bruck, Landsberg und Augsburg, in welch letzterer Stadt er von der 
ihm anverwandton Familie Werner Seuters, einst Consulenten 
des Staats, freundlichst aufgenommen wurde, wieder in's Vaterland 
zurück. 

In demselben Jahre noch (1612) hospitirte er eine Zeit lang 
im Stipendio illustri zu Tübingen, cultivirte gleichzeitig die hebrä- 
ische, griechische, französische, italienische und spanische Sprache, 
hielt ein später im Druck erschienenes Collegium mathematicum (1613) 
— welcher Wissenschaft er sich schon von Jugend auf mit grosser Vor- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 10 - 

liebe gewidmet hatte — und übte sich auch daneben in der Mechanik 
und allerhand sonstigen künstlichen Arbeiten. 

Im Jahre 1614 wurde er Diaconus in Vaihingen an der Enz, 
als welcher er Tag und Nacht seine Studien fortsetzte, auch nicht 
weniger als 26 Tractätlein und Bücher daselbst schrieb. In diese Zeit 
fallen, wie Griesinger in seinem „Universal-Lexikon von Württemberg, 
Hechingen und Sigmaringen 4 * Stuttgart und Wildbad 184t sagt: 
,,8eine so sehr missverstandene Schriften: „Beformen der ganzen 
weiten Welt," „Fama fraternitatis" und die schon um 1604 geschriebene, 
aber erst 1616 gedruckte „Hochzeit des Christian Rosenkreuz". In 
seinem Plane hatte nemlich von Jugend auf die Stiftung einer Gesell- 
schaft gelegen, welche durch rein geistige Mittel die Verbesserung der 
ganzen Welt bewirken sollte. Durch diese Schriften nun ward er die 
Veranlassung zu den nachmaligen Rosenkreuzerischen Ordensverbin- 
dungen, die sich später durch ganz Europa verbreiteten . Er hatte indess in 
diesen Schriften nichts gethan, als seinen Entwurf zur politisch-religiösen 
Weltverbesserung in ein poetisches Gewand gekleidet ; allein eben dess- 
wegen ward er missverstanden. Von dieser Zeit an schlug er daher 
einen andern Weg ein und suchte durch beissenden Witz die Thor- 
heiten, Verkehrtheiten und Ceppigkeiten seiner Zeit ins rechte Licht 
zu stellen. 

1618 reiste Andrea in wichtigen Geschäften nach Oesterreich. 
1620 wurde er Special-Superintendent in Calw, welchem Amt er als 
ein wahrer Bischof dieser Stadt 19 Jahre lang vorstand. In diesem Zeit- 
raum war er jedoch grossen Widerwärtigkeiten ausgesetzt, denn nicht 
nur wurde die ganze Stadt nach der blutigen Nördlinger Schlacht von 
dem Kurbaierischen Eriegsvolk überfallen, ausgeplündert, in Brand ge- 
steckt, wobei (abgesehen von allen von ihm besessenen künstlerischen 
Antiquitäten und Raritäten, seinen Dürer und Holbein) seineAmtswohnung, 
der grössteTheil seines Vermögens, seine ganze Bibliothek, sowie die uner- 
setzbaren Manuscripte seiner Vorfahren und anderer gelehrten Theologen 
sammt seinen eigenen zu Grunde gingen. Er selbst musste mit Frau und 
Kindern in den Wäldern und Bergen umherirren, überdiess trat auch 



Digiti 



zedby G00gk 



— 11 — 

gleich darauf Pestilenz, Theuerung und Hungersnoth ein. Dennoch 
vergass er der eigenen Noth und wnsste grosse Summen für die 
Kranken und Verarmten herbeizuschaffen. Im Jahre 1638 wurde 
die Stadt aufs Neue von der Besatzung zu Philippsburg Oberrum- 
pelt und geplündert, so dass er sich zu flüchten genöthigt sah. 
Kaum sollte man es für möglich halten, dass ein so sehr geprüfter 
Mann, wie Andrea, der in den Wäldern und auf den rauhen 
Bergen nur mit Mühe und Noth den ihm nachsetzenden feind- 
lichen Soldaten entrinnen konnte, dem von einem Musquetier auf 
der Strasse eine Kippe mit einer Musquete entzwei gestossen wor- 
den, der, während 773 Personen in der Stadt Calw von der Pest 
dahingerafft wurden , standhaft auf seinem Posten geblieben war, 
dennoch den Muth hatte, seine Arbeit zur Hebung dieser Stadt von 
Neuem zu beginnen. Aber „In te Domine speravi" (auf Dich, Herr 
traue ich), sagt er selbst, „war allezeit mein Losungswort". Damit 
stiftete er nicht nur im Verein mit Demnüer, JDörtenbach, Schau- 
ber, Schill* und anderen Kaufherren mehr das bekannte Färberstift 
zur Unterstützung von Kirchen und Schulen, für Arme und Kranke, 
eine Anstalt, die er dem Unglücke der damaligen Zeiten entgegen- 
setzte, sondern verschaffte auch der Stadt durch seine Verbindungen 
im In- und Auslande so viel Hülfe, dass sie sich in kurzer Zeit 
wieder erholen konnte. Als 1624 die verwittwete und fromme Her- 
zogin Ursula aus dem pfälzischen Hause Veldenz, im Kloster Hirsau 
Wohnung nahm, um von da aus das Liebenzeller Bad zu gebrauchen, 
Hess dieselbe Andrea mehrmals zu sich rufen, um sich in Privat- 
angelegenheiten Eaths bei ihm zu erholen, correspondirte auch in spä- 
terer Zeit noch viel mit ihm und beschenkte ihn reichlich. Auch ihre 
Oberhofmeisterin, Anna Maria Stimmelin, aus denT Stamme der von 
GülÜingeti, die damals bei Andrea** Wohnung nahm, war eine Gön- 



* Alle 4 altangesehenen Calwer Familien entsprossen. 

** Amdreä erwarb um diese Zeil auch ein Landgut tu „Kürpach*, Oberamt« 
BraeltnheUn, 9 Kirpach M , der sogenannte Thlergarten im Zabergau, wo ehemals die Ober- 
forttmeister dea Strombergs wohnten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 12 — 

nerin Andreas. 1 639 wurde er Herzoglich Württembergischer Hofpre- 
diger und Consistorialrath, als welcher er die Cynosura (eine Kirchen- 
ordnung) zu Stande brachte, hierauf Dr. der Theologie 1541 (1642), 
Geistlicher und Kirchen-Rath des Herzogs August von Braunschweig und 
Lüneburg, mit dem er in fortwährender Correspondenz stand, so dass 
er innerhalb 21 Jahren 600 eigenhändige Briefe dieses Herzogs empfing. 
Es folgt hier ein kleiner Auszug aus einem Briefe Andreas* 
an diesen Herzog, d. d. 1642 am Tage des heiligen Andreas, aus 
welchem Andreä's Lebensanschauung ersichtlich wird: 

„Dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn 
August, 
Herzoge von Braunschweig und Lüneburg, 
seinem gnädigsten Herrn, 
Heil und Glüke! 
Vor Dir, Durchlauchtigster und mächtigster Herzog! einem der 
Magnaten Deutschlands, erscheine ich, ein deutscher Mann, vor dem 
Luther'schen Fürsten ein Lutherischer Theologe, vor dem, der den 
christlichen Staat auf seinen Schultern trägt, ein Glied des christ- 
lichen Körpers, vor dem Vertheidiger der Wahrheit ein Bekenner der 
Wahrheit, vor dem Retter der Rechtschaffenheit ein Anhänger der 
Rechtschaffenheit, vor dem Muster des Guten ein Verehrer des Guten, 



* Andrea scheint überhaupt mit diesem Fürsten (er correspondirte übrigens 
mit 3 BraunschweJgischen Prinzen) auf dem intimsten Fusse gelebt zu haben, denn in 
seiner von ihm selbst verfasgten Biographie schreibt er unter Anderem: 

„Von August erhielt ich ein doppeltes, eines August's würdiges, Geschenke von 
Golde, das erste den 23. Okt. sein Bild in der Gestalt eines Nachdenkenden, das zweite 
am 23. Dez. ebendasselbe geharnischt, von einem Werthe von 300 Gulden, wodurch mein 
Hauswesen — ewiger Dank seie ihm! — sehr unterstützt wurde." 

Auch von anderen Seiten bekam Andrea vielfach Geschenke ; so verzeichnet er u. A. : 

„Meine häuslichen Umstände wurden durch einige kleine Geschenke unterstützt, 
unter denen die vorzüglichsten ein Pokal von der regierenden Herzogin und ein künst- 
lich gestochener Jaspis, welch letzteren mir „die drei württembergischen Grazien" (drei 
Schwestern des Herzogs) verehrten. 

Ebenso sandte ihm Herzog Ernst von Gotha, der Andres ausserordentlich hoch- 
schätzte und den hinwiederum Andrea als unvergleichlich darstellt, ansehnliche Ge- 
schenke, wie auch die Herzogin Sophia Elisabetha, geb. Prinzessin von Mecklenburg (t 1676), 
einen kostbaren Diamant. 



Digiti 



zedby G00gk 



'— 13 - 

vor dem Inbegriffe der Gelehrsamkeit ein schwaches Werkzeug der 
Gelehrsamkeit, vor dem Rächer der Unschuld ein, trotz seiner Un- 
schuld, angeklagter Mann ; und lege diese Geschichte meines, unter 
so mancherlei Schicksalswechsel und den Zeitstürmen herumgeschleu- 
derten, Lebens vor dem Altar Deiner Frömmigkeit und Herzensgüte 
demütbig nieder etc. etc. etc. So betreibe und wünsche ich dieses ein- 
zige, dass Verbindung der wahren Religion mit einem rechtschaffenen 
Leben als der Hauptgrund des christlichen Lebens festgesetzt, und 
durch meine sowohl weltliche als geistliche Bemühungen befördert werde. 

Aber freilich, das verabscheut Satan ! Seine Geheimnisse, die er 
in pseudo-evangelischer Hülle aufdrängt, will er nicht verrathen lassen. 
Er duldet nichts offenes, nichts aufrichtiges, ernsthaftes, gründliches. 
Alles soll maskirt, gefärbt, übertünkt sein. Denn die Welt, die von 
ihm regiert wird, glaubt nicht, was sie bekennt, und, was sie glaubt, 
bekennt sie nicht. Was sie sagt, thut sie nicht, und sagt nicht, 
was sie thut. Was sie verlangt, will sie nicht, und verlangt nicht, 
was sie will. Was sie lehrt, weiss sie nicht, und was sie weiss, 
lehrt sie nicht. Jammernd lacht sie, und mit Lachen jammert sie. 
Sie heischt Geld, und verkauft Wind. Sie lobt das Licht, und liebt 
die Finsterniss, verbeut die Lügen, und hasst die Wahrheit, reicht 
das Gerade dar, und drängt das Krumme auf, verspricht alles, um 
nichts zu halten, sucht den Himmel, den sie flieht, meidet die Hölle, 
in die sie sich stürzt, betet mit dem Munde an, den sie im Herzen 
verläugnet, und erbaut mit der Zunge, was sie durch die That zer- 
stört. So ist alles Larve der Menschen und Hülle des Satans! 

Dass ich nun diesen Wind und Schaum, dieses Schattenspiel, 
diese Seifenblasen oder wonn's noch etwas leichteres giebt, als das 
leichteste, durch Erfahrung — der göttlichen Gnade sei es gedankt! 
— im Innersten kennen lernte, und mit lauter Stimme tadelte, reuet 
mich nicht im Geringsten. 

Zwar ist meine Absicht, mit treuer Thätigkeit in Unschuld ver- 
banden, all diese Täuschungen aufzudecken und zu strafen, Deiner 
Hoheit schon längst bekannt, und hat mir auch, wenn ich nicht irre, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 14 — ' 

Deine Gnade erworben. Daher möchte es überflüssig scheinen, vor Dir 
ein weitläufiges Zengniss abzulegen, weil so wohl meine Schriften laut 
davon reden, als auch meine guten Gesinnungen durch Privatbriefe 
Dir hinreichend bekannt sind. Allein da durch den schrecklichen 
Calwer Brand alles, was ich in dieser Absicht sorgfältig ausgearbeitet 
hatte, nämlich, mein Theophilus und die Apologie meiner Arbeiten 
und meines Charakters, zu Grunde giengen, und nicht leicht bey dem 
anhaltenden Sturme von Geschäften wieder hergestellt werden können, 
so glaubte ich, eine aufrichtige Darstellung meines kummervollen 
Lebens — das einzige, was, bei treuen Freunden hinterlegt, von 
dem Feuer unbeschädigt blieb ! — Deiner Hoheit vorlegen zu müssen. 
Aus dieser kannst Du mich nun nicht nur näher kennen lernen, und 
davon, wenn Dir gefällig ist, für Dich Gebrauch machen, sondern 
ihr auch, durch Dein grosses Ansehen und Deine ausserordentliche 
Klugheit, bei andern Beifall verschaffen, und so die Sache des 
Christenthums , auf die es hier allein ankömmt, von der Hinterlist 
des Satans, die er mir durch beissende Verleumder stellt, klüglich und 
mächtiglich retten. Nach Deiner übergrossen Gütigkeit wirst Du 
auch wollen und kannst mir noch bei meinem Leben oder todt nach 
Deiner Macht diese Gunst erweisen, als warum ich Dich bei allem, 
was heilig ist, bitte. Dieses Lob Deiner Gnade will ich vor dem 
Richterstuhle Christi, im Angesichte aller heiligen Streiter, namentlich 
auch eines Luthers, Brenz, Andrea, Arnd, Hafenreffer, GerJiard, 
und anderen treuen Hirten der göttlichen Heerde gegen die Eitel- 
keitskrämer, Schwäzer, Bauchpfaffen, pseudo-evangelische Feueran- 
bläser, Böke und Schweine, niederlegen. Lebe wohl, Du Krone der 
Fürsten. 

Geschrieben zu Stuttgardt, am Tage des heil. Andreas 1642 
Deiner Durchlaucht 

unterthänigster Verehrer 

Joh. Vol. Andrea, 

der Theol. Dokt. 

eigenhändig/' 



Digiti 



zedby G00gk 



- 15 - 

Im Jahre 1650 kam Andrea als Abt nach Bebenhausen, von 
wo ans er sich zu seiner Erholung* im Monat Mai über Stuttgart nach 
Calw begab; von dort aus wartete er in dem nahen Teinach dem 
Herzoge und dem Hofe auf, besuchte sodann den Einsidel, durch den 
Herzog Eberhßrd I. im Bart sein Andenken verewigt hat,* und fand an 
einem alten Thurme Spuren der alten Zeit, indem da eingehauen war : 
„Attempto (ich wags!) angefangen 1482" (10 Jahre nach dieser Zeit 
erfolgte die Stiftung des Klosters zu St. Peter im Schönbuch), er- 
neuerte seine Freundschaft mit dem Commandanten Conrad v. Wieder- 
hold, und kehrte wieder nach Bebenhausen zurück. 1651 übernahm 
er die General-Superintendenz über die Kirchen, und begab sich 
bald darauf zum Landtage nach Stuttgart. Als er im Jahr 1652 
ziemlich erkrankte, besuchte ihn die Prinzessin Antonio,, < die in die 
Reihen der gelehrten Prinzessinen** gehörende Tochter des Herzogs 
Johann Friedrich von Württemberg, in Begleitung des Grafen von 
Solms, des englischen Grafen JRobert Mandeville, des Herrn von 
Münchingen und von Flemming. 

1653 kehrte Herzog Eberhard III. auf einer Schweinsjagd 
begriffen mit einem zahlreichen Gefolge in Bebenhausen *** ein, 
indess konnte ihm Andrea Krankheits halber nicht aufwarten, 
dafür ihn dann die Prinzessin Anna Johanna mit der Gräfin 
Stolberg besuchte. 1654, im Monat Februar, wurde Andrea als 
Abt nach Adelberg versetzt, musste jedoch schon Ende März als Mit- 
glied des engeren Landschaftsausschusses nach Stuttgart reisen, wo 



* Daselbst, sagt Andrea in seiner Selbstbiographie, ist auch der Hagdornbaum, 
der, zu 52 Ellen ausgebreitet, auf 40 Säulen ruht, nach der Sage von Jerusalem gebracht, 
und zum Andenken da verpflanzt wurde. 

** Ein Andenken von ihr ist die in der Kirche zu Teinach aufgehängte Tafel, 
Turris Antonia genannt, die zu erklären Dr. Raith eine nachher gedruckte Predigt hielt. 

Antonien'» Lehrer im Hebräischen und in der Cabbala war der Pfarrer zu 
Monster bei Cannstadt, M. Joh. Jacob StrSlin. 

*** Seifbold In der von ihm im Jahre 1799 herausgegebenen Selbstbiographie 
Valentin Andrea' 's sagt: 

Wegen des nahen Schönbuchs ist immer eine Niederlage von Jagdgeräthen im 
Iloster Bebenhausen. Zur Sitte jener Zeit scheint zu gehören, dass auch Hoffrauen- 
zünmer auf die wilde Schweinajagd giengen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 16 — 

er den 27. Juni desselben Jahres, als er eben im Begriff war, einen 
noch an demselben Tage Mittags an Herzog August diktirten Brief 
zu unterschreiben, auch noch die zwei ersten Buchstaben seines Namens 
zusammengebracht hatte, am dritten vom Tode gehemmt, im Beisein 
der Schwester des Herzogs Eberhard, Anna Johanna , % und 7 Geist- 
licher Abends 7 Uhr seinen Geist aufgab. 

Noch kurz vorher hatte er bestimmt, man solle seinen Leich- 
nam auf dem Kirchhofe ausserhalb der Stadt unter dem freien Himmel 
zu anderer Christen Körper begraben und mit seinem Begräbniss kein 
Gepränge treiben, da es lauter Eitelkeit sei. 

Am 30. wurde er unter grossem Gefolge auf dem äusseren 
Hospital-Kirchhofe zu Stuttgart beerdigt und, wie Seybold wörtlich 
verzeichnet, • auf sein Grab folgendes Epitaph gesetzt: 
„A. I. H. S. 0. 

JOH. V. A. S.S. T. D. Herronb. Jo. Abbatis Regiof. F. Jacobi, 
Theologi incompar. Nepos, Abbas Adelb. P.P. Augusti, Br. & Luneb. 
itidem Eberhardi Virtemb. Consiliarius Patriae Antistes longe meritiss. 
postquam Ecclesiae Christi Vaihingae VI., Calvae XIX. Stutg. in 
aula XL, Bebenhusae IV. ann. voce & exemplo, litteraturae Chri- 
stianae & disciplinae Eccles. heroico spiritu & calamo L. annos omni 
fide & dexteritate, Vir Dei, inserviisset, Decus rei litter. artif. mechanic. 
orthodoxiae regulärem vere Theologus matrim. XL. aet. LXVII. 
27. Jun. M.D.C.LIV. vitae simili morte placide obdormiens, huc ad 
Tubae Dei Sonitum depositus, desiderium." 

In der Kirche selbst aber ist an der steinernen Emporkirche 
ein anderes Epitaph angebracht mit folgender Inschrift: 

„JOH. VALENT. ANDREAE, Vir Dei, Theol. D. nat. 1586. 
d. 2. Aug. Herrenb. P. Johannem Abb. Regiofont. Jacobi Herois fil. 
habuit. Tota vita Deo, Liter, artibus, Eccles. Mechan. omnibus perutilis ; 
postquam IX., Schol. Sc peregrinando, Vaihingae Diaconatum VI. Calv. 
XIX. in aula <fc Curia XI. Abbas Bebenhus. IV. Praesul. Adelbergensis, 
Patriae Antistes, P.P. Augusti Brunsv. & Luneb. ab Eberhardi Wur- 
tenb. Consiliarius fidissimus absolvisset, raaritus Agn. Elisab. Grünin- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 17 — 

geria-Efferinae XL. A. regulariß orthodox. & vitae exemplum mor- 
talitatem exuit, A. M.D.C.LIV, d. XXVII. Jun." 

Andrea war ein Mann, der, wie Herder sagt, in seinem Jahr- 
hunderte wie eine Böse unter den Dornen blühte. 

Der bekannte Dichter Conz, ein Nachfolger Andrea 's im Diako- 
nate zu Vaihingen, sagt in einem auf Andrea gemachten Gedichte 
n. a. Folgendes: 

„Nein! ich täusche mich nicht, ich seh' dich im heiligen Glänze, 
Fühle mich näher dir da, wo du gelebt und gewirkt,* 
Wo du im engen Bezirk' und auf undankbarem Boden 
Saaten streutest, verkannt, dennoch nicht müd' in dem Fleiss; 
Hart vom Schicksal geprüft, dem Schicksal nimmer erlägest, 
Sondern im Kampfe dich nur stähltest zu härterem Kampf etc.* 
Yon dem schon erwähnten Herausgeber der Selbstbiographie 
Johann Valentin Andreü's, dem Professor Seybold, rührt folgendes 
Gedicht her: 

An 

3öh. Valentin Andrea. 
In deinem Calw — da war dirs einst so wohl, 
Verewigter! und nur der Gottheit Wink 
Riss dich heraus aus deinem Thal', wo du 
Die Früchte deiner Arbeit erndtetest. 
Nach Stuttgardt wanderst du aus Stolze nicht — 
Nein! nur den Blick nach höherm Ziel gelenkt, 
Fürs Vaterland zu werden, was du warst für 

Calw — 
Der guten Sitten und des wahren Christenthums 
Beförderer! doch Neid' und Hass und Geiz 
Bestreuten deinen Pfad mit Dornen oft. 
Da stärktest du alljährlich fast 
In deiner Calwer Arm, an Teinachs Born, 
Zum neuen Kampf mit Nattern dich. 

Kehr' nun nach deinem lieben Calw zurück, 
Und leb' in deinem Leben da aufs neu, 
Und freue dich der Edeln, die du find'st. 



* Von 1614—20. 
0. Oemrgii'Gtorgenatt, Biographigoh-Genealoglache Blätter etc. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 18 — 

Du findet wohl Dörtenbache noch, 

Vielleicht auch Ritalin, Demmlere vielleicht, 

Wo nicht dem Namen, doch den Werken nach, 

Ganz deiner Liebe würdig, ihrer du! 

Auch blühet noch dein Lieblingswerk, 

Das Färberstift, dem schönen Zweck geweiht, 

Zu nähren fromme Armut und Talent. 

Dein Geist umschweb 1 der Nagold regen Strand, 

Auch mir durch Schwestern, Schwäger, Bruder 

werth, 
Und werth durch manchen Bidermann! 

Andrea verfasste auch im Jahre 1630 den noch heutzutage 
von der Stadt Calw geführten Wahlspruch: 

„So lang Calw ehrt die Göttlich Waid 
Und hört der Obrigkeit Bescheid, 
Handelt redlich und treibt Arbeit, 
Erhält Frieden und Einigkeit, 
Bewahret Hauszucht und Reinigkeit, 
Ist wohl vergnügt mit Massigkeit, 
Nimbt sich der Armut an allzeit 
Und bleibt bei alter Tracht und Kleid, 
So lang hat Calw Glück, Ehr und Freud, 
Gott geb, dass ihr der kein's erleid*. 

Das schönste und bezeichnendste Zeugniss gab der bekannte 
Gottesgelehrte Jacob Spener dem Wirken Andreä's mit dem Aus- 
spruche: »Könnt ich Jemand zum Besten der Kirche von den Todten 
erwecken, es wäre Valentin Andrea.« 

Andreä's Ehegattin war Agnes Elisabeth, des Pfarrers zu Poppen- 
weiler Josua Grfluinger* und der Barbara des Superintendenten zu 
Mömpelgard, nachmaligen Pfarrers zu Winnenden Heinrich von 



* Bruder des Erasmua Grtlnmger, Oberhofpredigers und Consistorialraths in 
Stuttgart, Probsta daselbst, Stifter der Erasmus Grüninger'achen Stiftung, vermählt 
I. mit Agnes, geb. Kommer eil; II. mit Ursula, geb. Kieatl: III. Agmts, geb. v. YarenbMer, 
(Gründerin der Varenbuler-Gruninger-Hiller'achen Stiftung.) 



Digiti 



zedby G00gk 



- 19 - 

Eiferen, Tochter, welcher Ehe 9 Kinder entsprossen sind. Von ihnen 
starben folgende in der Jugend: Conoordia, Agnes Elisabeth, Ehren- 
reich, Varemnnd, Johann Valentin und Patientia, die übrigen 
sind: 

I. Maria geb. 1616, vermählt mit Jung reter Walther, 
Mitstifter des Färberstifts in Calw. 

IL Agnes Elisabeth, geb. 1620, vermählt als dritte Frau mit 
JoMnn Buhle, Kaufmann in Calw. Dessen I. Gattin war Anna 
Maria, geb. Kleinbub; die II. Catharina, geb. Schauber; 
die IV. Anna Maria Ergenzinger. 

HI. Gottlieb, geb. zu Calw 1622, 19. September, studirte zu 
Nürnberg und Altorf, wurde Vicar zu Stuttgart 1642, Dia- 
conus zu Cannstatt 1643, Pfarrer in Wangen 1650, Diaconus 
in Weilheim 1659 und in letzterem Jahre auch Poeta lau- 
reatus. Er starb 1683, 10. Docember. Seine Gattin war 
Barbara, eine Tochter des Johann Saubert, Pfarrers zu St. 
Sobald in Nürnberg, welcher Ehe 9 Kinder entsprossten. 

Ebenfalls aus der Andrea 1 sehen Familie entstammt, nach Pro- 
fessor Dr. A. Haakh in Stuttgart, Schiller's Laura und zwar in der 
Person der durch Geist, wie durch Schönheit ausgezeichneten Wilhelmine 
Andrei, einer Tochter des Med. Dr. in Stuttgart, Jacob Eberhard 
Andrea und der Marie Louise Friedericke, geb. Mffgling. Dieselbe, 
eine Nichte der Hauptmännin Vischer, welch letztere nur die Ver- 
traute von des Dichters Liebe war, vermählte sich den 3. Juni 1783 
mit dem Stabs- Amtmann in Freudenthal, zuletzt Finanzrath in Stutt- 
gart, Joh. Friedrich Bayha. 

Der Andreä'sche Name blüht noch heutzutage in Frankfurt a. 
Hain und in Mühlheim am Rhein; in letztgenannter Stadt sollen 
Nachkommen dieses Geschlechts eine Seiden-Fabrik besitzen, welche 



Digiti 



zedby G00gk 



— 20 — 

Branche dem Vernehmen nach von einem ihrer Vorfahren im XVI. 
Jahrhundert von Calw aus dahin verpflanzt wnrde. 



Du Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des 
Kamera Andrea (Andre*): 479. — Eberh., Probat 295.— Georg Leonh., d. Pfleger 263, 278. —Joe., 
C&ncelUrias 579; Exped. Bath 143; Pfarrer 434. — Joh u Abt 298; Pfarrer 452. — Joh. 
Frid. Zach., Ambtsschreiber 323. — Joh. Ludw., Geiatl. Verwalter 449. — Joh. Marx, 
Vogt 488. — Joh. Val, Abt 238, 257 ; Hofprediger 191, Pfarrer 410. — Enderie (Endtrin) 
Hang, Vorstmaister 522. — Joh., Cl.Pfleger 343, . Stiftsverwalter 372. — Joh. Jac, Vorst- 
malster 522. — Joh. Wilh. t Cl. Pfleger 285, 334. Gtaistl. Verwalter 479. — Matthäus. 
Vogt 383, 488. 



Digiti 



zedby G00gk 



Autenrieth. 



Der Name „Autenrieth" auch in anderen Schreibarten Authen- 
rkth, Autenried, Audenried, Uttenried, Utenried u. s. w. kommt 
in ganz Deutschland und der Schweiz, vorherrschend aber in Süd- 
deutschland vor ; am häufigsten auf den Dörfern der württembergischen 
Alb zwischen Blaubeuren und Münsingen, in diesen beiden Städten 
selbst, sowie auch in Ulm und Heidenheim. 

Wober nun dieser seltsame und originelle Name? 

Unweit Günzburg im Königreich Bayern liegt ein Dorf Auten- 
ried mit einem schönen gutsherrlichen Schloss, nach zahlreichem Wechsel 
der Besitzer jetzt dem Freiherrn von Neurath gehörig. Im Jahr 1409 
besass Autenried ein Hiob von Antenried •, welche Familie aber wie 
es scheint 1488 ausgestorben ist, denn in diesem Jahr fiel das Be- 
sitzthum an Heinrich von Euchel. 

Auch im bayrischen Allgäu liegt ein Weiler Namens Autenried. 
Bei Erlangen aber findet sich ein Ort Uttenreuth und im württem- 
bergischen Oberamt Gaildorf ein Ort Ottenried, sonst kommen in 
Bayern noch Ottenrieth und Ottoried vor. 

Ob der Familien-Name Autenrieth von einem dieser Orte herrührt, 
steht gleichwohl sehr dahin. Diese Orte alle hiessen wahrschein- 
lich zuerst Otto- (Udo-) Küti (Reute), von dem, der sie zuerst als 
Einzelhof gegründet und das Feld urbar gemacht hat. 



* Eine freiherrliche Familie von Autenried, die Im Jahr 1783 den Adel erhielt» 
Mäht Im GroMheraogthum Hesaen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 22 - 

Der vor einigen Jahren verstorbene Professor Holtzmann in 
Heidelberg in seiner Schrift «Kelten und Germanen» hat einen andern 
Fingerzeig gegeben. 

Er führt eine Reihe Namen ans der ältesten Zeit, die offen- 
bar germanischer Natur seien, darunter auch <Autarit> auf und 
bemerkt,, dass bei diesem letzteren Namen in der Jetztzeit kein an« 
nehmbares Analogon sich finde. Es war ihm nicht bekannt, dass der 
Name Autenrieth so häufig ist und auch im Grossherzogfchum Baden 
vorkommt, z. B. in Lahr und in Mannheim unter den höheren 
Ständen. 

Gedachten Namen hat Holtzmann im Geschichtswerk des Polybius 
gefunden. Autarit war Anführer einer gallischen Hülfsiegion der 
Carthager, seine Schicksale beschreibt Polybius an verschiedenen Stellen 
seines Buches. 

Eine davon lautet: 

„Tolc 8s icepi tov Auiapnov, tov tu>v raXaxiv ijYejiova" 

(Polybius I. 77). 

Der Name des „Autharich", Königs der Longobarden, t 590, 
Gemahls der Prinzessin Theodolinde von Bayern, mag derselbe sein. 

Ob diese Namen Zusammenhang haben mit den «Autariaten», 
einem Volk in Illyrien, ebenso wie der in Württemberg häufig vor- 
kommende Name «Morlok» mit dem dalmatinischen Volksstamm der 
Morlaken, wer kann es wissen? 

Die älteste Spur des Namens Autenrieth bei uns findet sich, 
soweit bekannt, in einer Pergament-Urkunde von 1333, also bald nach 
dem Aufkommen der bürgerlichen Geschlechtsnamen, wo Lanrentius 
Uttenriet in Blaubeuren eine Gült verschreibt. Der letzte katholische 
Abt in Lorch , welcher Laurentins Antenried hiess , hat 1535 bei 
der Sekularisation des Klosters mit Leibgeding sich abfinden lassen.* 

Die beiden Benediktiner-Klöster Blaubeuren und Lorch standen 
wechselseitig in besonders befreundeten Beziehungen; diese beiden 



* Vgl. v. Stalin, .Geschieht« von Wirtemberg", 4. Theil, L Abtheilung, Seite 394. 



Digitized by VjOOQIC 



— 28 - 

Laurentius mögen daher von gleicher, vermuthlich namhafter Familie 
gewesen sein. 

Ein anderer Autenrieth von Blaubeuren war zu Anfang des 
vorigen Jahrhunderts Gestütsmeister in Offenhausen. 

Von der in Stuttgart längst eingesessenen Familie, die tradi- 
tionsweise ihre Abstammung auch von .Blaubeuren ableitet, sind zu 
bemerken : 

Jacob Friedrich Antenrieth, geboren 1740 zu Stuttgart, stu- 
dirte Cameral- und Rechtswissenschaft, verwaltete hierauf mehrere 
Jahre das seiner Mutter zugehörende, durch ihren ersten Gatten von 
der Pw/oriWschen Familie erkaufte, Kunkellehengut Waidenstein und 
Schorndorf, und trat später als Regierungs-Secretär in den Staats- 
dienst. 1 778 wurde er Professor an der hohen Karlsschule in Stutt- 
gart, 1787 Rentbeamter zu Schorndorf, reiste wenige Jahre nachher 
1794, wie es scheint missmuthig über die jählings erfolgte Aufhebung 
der hohen Karlsschule, nach Nordamerika* (Boston), um sich dort an- 
zukaufen, kehrte jedoch bald zurück, wurde wiederum bei der Rent- 
kammer und zwar als Vicedirektor angestellt 1795, und zum wirk- 
lichen Geheimenrathe ernannt. Er starb mit Hinterlassung vieler 
Schriften im Jahr 1800. Sein Grabstein, eine runde Marmorsäule, 
steht im mittleren Wege des Hoppenlau- Friedhofes zu Stuttgart. 

Söhne desselben: 

August Friederich Antenrieth, geboren 22. Aug. 1771. Der- 
selbe hatte sich dem Cameralfache gewidmet, machte später die Reise 
des Vaters nach Amerika mit und kehrte von da in Gemeinschaft 
des letztgenannten und seines Bruders Ferdinand, da sie sich durch 

* Vor einigen Jahren starb als vielfacher Millionär in ledigem Stande zu 
Philadelphia ein Leid» Andenried , Miteigentümer grosser Steinkohlen -Geschifte in 
Philadelphia, Boston etc. r welcher im Jahre 1874 auch in Stuttgart weilte. Er war der 
8ohn eines aas der Gegend von Basel im 21. Jahre nach Amerika ausgewanderten 
Lewis Andenried, geb. im Canton Basel 22. October 1757. Der Vater des Letztgenannten 
fahrte nach den Mittheilungen seines Urenkels, des jetzigen Amerikanischen Obersten 
in Washington, Joe. C Andenried, die Namen Johann Caspar, machte unter dem Marschall 
«m Backten im Jahre 1745 die Schlacht von Fontenoy mit und war mit Rosine Köhler ver- 
mählt Geschwister dem Lewis Andenried des Aelteren waren : Nikolaus jung t ; Caspar 
und RoeaUnde. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 24 — 

die dort herrschende Unredlichkeit abgestossen fanden, in's Vaterland 
zurück, wo er als Oberrevisor des Steuercollegiuras den 27. Mai 1832 
starb. Autenrieth war ein besonders wohlthätiger Mann und hinter- 
liess das von ihm bewohnte kloine Haus Nr. 1 der Hospitalstrasse 
als Stiftung zu Schullehrer- Wohnungen. Dasselbe trägt noch heut- 
zutage folgende Gedenk-Tafel : 

» Schullehrer- Wohnung 
gestiftet 
von C. F.* Autenrieth 1832. 
Ehre seinem Andenken.« 
Johann Hermann Heinrich Ferdinand von Autenrieth,** geb. 
ebenfalls zu Stuttgart den 20. Oct. 1772, erhielt seinen ersten Unter- 
richt auf dem Gymuasium seiner Vaterstadt. Schon nach dem 13. 
Lebensjahr besuchte er die an der hohen Karlsschule zu Stuttgart ge- 
haltenen Vorlesungen über Naturwissenschaften und Heilkunde. Sein 
frühreifes Talent, grosser Fleiss und wie er öfters erwähnte, der be- 
lebende, bildende Umgang mit akademischen Freunden, wie Jäger, 
Hopfengärtner, Klein, Hartmann u. s. w. (lauter ihm vorangegangene 
berühmte Schüler der Academie) machten es möglich, dass er schon 
im 20. Lebensjahre die medicinische Doctorwürde erwarb. Gleich 
darauf bereiste er ganz Oberitalien, besuchte längere Zeit die Vor- 
lesungen Scarpa's und Frank's zu Pavia, ging von hier über Triest 
und Wien nach Ungarn und kehrte 1794 als praktischer Arzt nach 
Stuttgart zurück. In Zeitschriften theilte er seine Reisebemerkungen 
über die medicinische Schule zu Pavia und über die Bergwerke zu 
Chemniz mit. 1794 reiste er mit seinem Vater nach Nordamerika 
(Pennsylvanien) , praktizirte V2 Jahr zu Lancaster und überstand 
daselbst das gelbe Fieber. Während dieser Zeit schrieb er Mehreres, 



* C. F. ist übrigens nicht richtig, es sollte A. F. heissen. 

** Seine Schwester Luise Friederick«, geb. zu Stuttgart 0. Sept. 1776, t 7. Novbr. 
1843, vermählte sich 8. Juli 1798 mit dem damaligen Oberrregierungsrath und späteren 
Präsidenten Benjamin Ferd. von MoM , und wurde so die Stammmutter der berühmten 
vier Brüder dieses Namens. 



Digitized by 



Google 



— 25 — 

u. a. auch über die Seekrankheit. Nach IV2 Jahren nach Stuttgart 
zurückgekehrt, erhielt er den Titel Hofmedikus. Noch vor der ge- 
setzlichen Volljährigkeit ward er von dem akademischen Senat an 
Stelle des verstorbenen Clos&ius zum ordentlichen Professor der 
Anatomie, Physiologie, Chirurgie und Geburtshilfe berufen , ein Er- 
satz, den die Universität nicht glücklicher hätte treffen können. 

Bald war Atäenrieth eines der tbätigsten, einflussreichsten, 
berühmtesten Mitglieder der Universität. Achtzehn gelehrte Gesell- 
schaften des Auslandes erwählten ihn nach und nach zu ihrem Mit- 
gliede; er legte übrigens auf diese Ehre wenig Gewicht. 

An sogenannten akademischen Yokationen konnte es einem 
solchen Manne natürlich nicht fehlen (die lockendsten waren nach 
Halle, Breslau, Bonn, Berlin), aber, ohne je eine auch nur zu einer 
Besoldungs- Verbesserung zu benutzen, lehnte er sie alle ab, weil, 
wie er sagte, er es nicht für Recht hielt, seine Dienste dem Vater- 
lande zu entziehen. 

1812 ehrte ihn der König durch Ertheilung des Civilverdienst- 
ordens, 1818 durch den Orden der württembergischen Krone. 1819 
wurde er Vicekanzler mit den Rechten und Obliegenheiten eines 
Kanzlers, bald darauf Königl. ausserordentlicher Bevollmächtigter in 
Bezug auf die Bundestags-Beschlüsse, 1822 wirklicher Kanzler der 
Universität, 1829 Chef der Universität, eine Stellung, die er bis zur 
Organisation vom Jahre 1831, die ihn in die frühere Stellung eines 
Kanzlers zurückversetzte, behielt. Viermal bekleidete er das Rektorat ; 
17 mal das Decanat der medicinischen Facultät. 

Autenrieth besass eine Vielseitigkeit, eine Detailkenntniss des 
Gesammtgebiets der Heilkunde, wie sie, in einem Manne vereinigt, 
höchst selten gefunden wird. 

Eine grosse Anzahl berühmter Aerzte des Auslandes waren 
seine Schüler; die ganze damalige Generation der württembergischen 
Aerzte (mit wenigen Ausnahmen) verdankte ihm grossentheils ihre 
ärztliche Bildung. 

Das Clinicum ist recht eigentlich eine Schöpfung Autenrieths. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 26 — 

Unterstützt von dem Minister Spittler , begann unter den mannig- 
faltigen Schwierigkeiten und unter der speziellen Leitung Autenrieths 
der Bau des Clinicums im Jahr 1803. Im vollsten Glanz jugend- 
lichen Talentes zeigte sich Autenrieth als Lehrer der Anatomie und 
Physiologie. Sein treffliches Gedächtniss, das ihm die ganze Masse 
der Thatsachen jener Wissenschaften in jedem Augenblick zu Gebot 
stellte, seine räumliche Phantasie, seine Kunst durch sinnige Be- 
nützung der vergleichenden Anatomie und der gesammten praktischen 
Heilkunde den vorliegenden Leichnam gleichsam zu beleben, machte 
ihn zu einem der geistvollsten Lehrer dieser Wissenschaften. Unver- 
gleichlich war sein bewunderungswürdiger Scharfblick, mit dem er 
die verwickeltsten chronischen Krankheitsfalle, die dem neu errichteten 
Clinicum und seinem berühmten Vorsteher weit und breit zuströmten, 
oft in wenigen Augenblicken durchschaute, den Zusammenhang der 
Erscheinungen definirte, und oft von den überraschendsten Erfolgen 
gekrönte Heilplane entwarf. 

Hospitirende fremde Aerzte gestanden oft, hier in einer Stunde 
mehr Neues als in Jahren sonst gelernt zu haben. Von seinem 
Clinicum ging die Entwicklung der Lehre vom Genius morborum 
epidemicus und eine bessere Aetiologie der chronischen Krankheiten 
aus. An der völlig neuen Gestaltung des gesammten Medizinalwesens 
Württembergs nahm Autenrieth mannigfach thätigen Antheil. 

Autenrieth war ein geborener Arzt. In die verwickeltsten 
Krankheitsbilder wusste sein Geist Klarheit zu bringen, und indem 
er selbst glaubensvoll Rath ertheilte, weckte er unerschütterlichen 
Glauben bei seinen Kranken. 

Sein theilnehmendes Wesen, das keine Aufopferung oft bis 
zum kleinsten Krankenwärterdienst für seine Kranken scheute, seine 
einnehmende Persönlichkeit, die schon an sich Vertrauen erweckte, 
trug wohl ebensoviel als sein ärztlicher Scharfsinn und seine um- 
fassenden Kenntnisse zu den glänzenden Erfolgen seiner Praxis bei. 
Nach Plouquet's Tod war er der beschäftigtste Arzt Tübingens; vom 
In- und Auslande suchte man seinen ärztlichen Rath. 



Digiti 



izedby G00gk 



— 27 — 

Nach dem Tode Jägers ernannte ihn der König zu seinem 
consnltirenden Leibarzt. Sein Ruf als Arzt war europäisch. 

Autenrieth, sagt einer seiner Beurtheiler, verdient als Arzt die 
ungetheilteste Hochachtung der medizinischen Welt; denn nur zu den 
seltensten Erscheinungen gehören Männer, die wie Autenrieth Theorie 
und Praxis mit so kräftigem Geiste umfassen. — 

>Am 16. März 1835, Abends 8 Uhr, im Heimgehen vom 
Universitäts-Gebäude, bekam ich einen Anfall von Brustlähmung«, das 
sind seine eigenen Worte, mit denen er sich diese Begebenheit notirte. 
Nach diesem Anfall, obgleich er sich wieder erholt zu haben 
schien, hielt er sich für unfähig, seine mannigfaltigen amtlichen 
Pflichten weiter zu erfüllen, und zögerte auch keinen Augenblick, die 
Regierung um seine Pensionirung zu bitten ; doch, noch ehe diese ein- 
trat, erhielt er in der Nacht des 3. Mai, nach einem heitern Abend- 
essen im Kreise seiner Familie einen zweiten Anfall, der ihn schon 
nach einer Viertelstunde tödtete. 

Seiner gediegenen Werke sind es viele. — 

Hermann Friedrich Autenrieth*, Sohn des Vorigen, geboren 

1799 zu Tübingen, widmete sich dem Studium der Medicin, wurde 1823 

ausserordentlicher, 1826 aber ordentlicher Professor der Medicin daselbst. 

Er verfasste mehrere bedeutende Schriften und starb 1874. Kinder: 

1. Malrina Autenrieth, vermählt mit dem Universitätsrath Stark 

in Tübingen. 
II. Katalle, vermählt mit dem Decan Kuhn in Urach. 
Hl. Kreißgerichtsrath Autenrieth in Rottweil. 
IV. Professor Autenrieth, Ingenieur und Mechaniker am Königl. 
Polytechnikum zu Stuttgart. 
Ebenfalls hierher gehörten: 

Friedrieh Autenrieth, Königl. Württemb. Stallmeister, Bruder 
des vorerwähnten Kanzlers, ein Schüler des berühmten Meisters in der 



* ran« Schwester desselben, Pauline, geb. 1808, ist mit dem Oberjoattzrsth von 
S4 9 both*n vermihlt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 28 — 

Beitkunst, Obersten von Bühler in Tübingen, und in seiner Jugend 
selbst ein ausgezeichneter Reiter; er wurde nach längerem Aufent- 
halte im Auslände als Assistent des Gestüts Verwalters Hartmann in 
Marbach angestellt, auch nach dessen Tode langjähriger Verwalter 
des Hauptgestüts Marbach. Später erhielt er den Titel eines Stall- 
meisters. Im Hinblicke auf seine hervorragenden Fachkenntnisse er- 
nannte ihn König Wilhelm auch zum Mitglied der Landesgestüts- 
Commis8ion in Stuttgart. Er war ein äusserst gebildeter Mann von 
grösster Herzensgüte und von einer musterhaften Wahrheitsliebe, Recht- 
lichkeit und Generosität. Es war ihm gestattet, auf Staatskosten in 
Marbach ein paar Pferde halten zu dürfen, was ihn veranlasste, wieder- 
holt junge Fohlen aufzuziehen. Wenn er ein solches Thier verkaufte, 
so bezeugten seine Bekannten von ihm, er sage dem betreffenden Pferde 
eher zu viel als zu wenig Fehler nach. 

Kaufte er von einem Bauern ein Fohlen, welches besser einschlug, 
als es den Anschein bei dem Kauf hatte, so schickte er nachträglich 
demselben zu dessen Ueberraschung eine ansehnliche Summe, weil das 
Pferd so gut eingeschlagen habe. Diese Redlichkeit bewährte er in 
allen Verhältnissen, obwohl ohne eigenes Vermögen und mit einem 
so bescheidenen Einkommen ausgestattet, dass er auf's sparsamste 
leben musste und lebte. 

Er war von allen, die ihn kannten, als einer der edelsten und 
liebenswürdigsten Männer verehrt. In seinem Fache hat er ein halbes 
Jahrhundert segensreich in Württemberg gewirkt. Autenrieth war 
der erste, der, gegenüber der Vorliebe des Königs Wilhelm für die 
Beförderung der Zucht eines leichten Reiter-Pferdschlags, auf die Not- 
wendigkeit einer Zucht schwerer Pferde aufmerksam machte und dazu 
die Erwerbung von Stuten aus der Normandie empfahl, zu welchem 
Ende er von dem Könige auch in die Normandie geschickt wurde. 
Er starb im Sommer 1838 zu Niedernau, wohin er sich eben krank- 
heitshalber begeben hatte, mit Hinterlassung mehrerer angesehener 
Schriften über Reitkunst und Pferdekrankheiten. — 

Von derselben Familie ist Stadtrath Autenrieth, resignirter 



Digitized by 



Google 



— 29 - 

städtischer Waldmeister in Stuttgart, noch lebend. Von anderer Linie 
ist der Kaufmann Carl Autenrieth in Neuenstadt am Kocher (so 
?iel bekannt aus der Marbacher Gegend stammend). Dessen Söhne sind : 
Der verstorbene Hofbaumoister Wilhelm Autenrieth, geboren 
20. Aug. 1794, f 1836, und Ludwig August ron Autenrieth, geboren 
1803, 1 1872, 28. Nov., Regierungsdirektor in Reutlingen, Commenthur 
d. Ord. d. W. Kr. und Commenthur I. Kl. des Fr. Ord. Ein Sohn 
jenes Hofbaumeisters, Architekt Carl Autenrieth in Philadelphia, hat 
sich durch viele grössere Bauten ruhmlich bekannt gemacht. 

Von Blaubeuren stammen: der Kameralverwalter Autenrieth, 
in Hall f 1844, sowie der Königl. Württembergische Oberfinanzrath 
Aitearieth, f 1835. Söhne des Letzteren: 

1. Julius von Autenrieth, geb. zu Heilbronn 1806, Commenthur 
des Kr. 0., Commenthur I. Cl. des Friedrichs-Ordens, Ritter 
des Königl. Preuss. rothen Adlerordens III. CL, welch letztere 
Auszeichnung nebst einem schönen Andenken der beiden Fürsten 
von Hohenzoliern er angestrengten Arbeiten für die Begrün- 
dung und Entwicklung des Zollvereins in den Jahren 1832 
bis 1836 verdankt. 1833 Finanz-Assessor in Stuttgart, 1840 
Finanzrath in Ludwigsburg, als solcher erhielt er 1843 einen 
Ruf in die neu errichtete Eisenbahn-Commission , nachdem er 
zuvor in Wort und Schrift für das neue Verkehrs- Vehikel sich 
aufgethan hatte, wurde Oberfinanzrath 1858, Director des 
Steuerkollegiums 1862. Seit 1871 mit dem Titel und Rang 
eines Präsidenten, vertauschte er 1872 seine Vorstandsstelle 
mit derjenigen der Oberrechnungskammer und Staatskassen- 
Verwaltung. 
II. Otto Autenrieth, geboren zu Stuttgart 1811, ausgezeichneter 
Mechaniker, starb 1860. Derselbe lieferte mehrere bedeu- 
tende Aufsätze in technische Zeitschriften und war bekannt 
durch Ausstattung der Realschulen im In- und Auslande mit 
physikalischen Apparaten. 
III. Albert Autenrieth, geboren zu Stuttgart 1813, studirte Theo- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 30 — 

logie, flüchtete sich jedoch 1833 vor einer Untersuchung wegen 
demagogischer Umtriebe von Tübingen aus in die Schweiz, 
machte dort den Einfall in Savoyen unter General Ratnorino 
mit, trat 1 834 in das Völker sehe Erziehungs-Institut zu Liver- 
pool 1 in England als Lehrer ein, siedelte nach fünf Jahren in 
Folge der Auflösung dieses Instituts nach Norwegen über und 
wurde nach einiger Zeit Professor an der Militär-Akademie in 
Christania, in welcher Stellung er 25 Jahre blieb. Als solcher 
hat er durch deutsch-norwegische und norwegisch-deutsche Lehr- 
bücher , die über ganz Norwegen verbreitet sind , sich einen 
Namen gemacht. Er hat von Christiania aus die meisten euro- 
päischen Länder bereist und ein Jahr in Urlaub in Italien und 
auf Sicilien zugebracht. Während eines halbjährigen Aufenthalts 
der Königlich Schwedischen Familie in Christiania waren ihm 
die beiden Prinzen, worunter der jetzige König Oskar IL im 
Unterricht anvertraut, wofür er von der Königin eine Brillant- 
Nadel erhielt. 1869 nach Württemberg zurückgekehrt, starb er 
1873 in Cannstatt, wo auf dem Ulf-Kirchhof sein Denkstein steht. 

Schliesslich sind noch zu erwähnen: 
Ernst ttottfrid Autenrieth, geb. 9. April 1699, Pfarrer zu 
Neuhausen an der Erms 1747, schrieb »Vollständiges Württember- 
gisches Magister-Buch« vom Jahre 1705 — 1771. — 

Carl Autenrieth aus Carlsruhe, 1801 badischer Hofgerichts- 
Advokat, 1807 Begierungs-Secretär, 1814 Oberamtmann, 1821 Hof- 
gerichtsrath, 18280berhofgerichtsrath, 1837 Oberhofgerichts-Kanzler in 
Mannheim, ein verdienter Staatsbeamter, der 1837 mit dem Ritterkreuz, 
1841 mit dem Commandeurkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen 
ausgezeichnet wurde. Er trat 1849 in den Buhestand und starb am 
20. Oktober 1854. 

Das Fürstlich Württembergißche Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
dea Namen* : AuUnrieih (üttenried): Heinrieh, Cl. Schreiber 302. — Joe. Frid. t Exped.- 
Bath 114; Gel. Geh. Rath 29 ; Keller 635, O.R. Registratur 83 ; Renth-C.Director 108. 
— Joh. Ludw., Ambtmann 456 ; EeUer 480. 498 ; Laur., Abt 304* 



Digiti 



zedby G00gk 



Backmeister, Eacmeister. 



Johann ron Backmeister wurde den 1. Januar 1657 zu Bostock 
geboren. Sein Vater Johann Backmeister, Med. Dr., war Hochfürst- 
lich Mecklenburgischer Rath und Leibmedicus, auch 30 Jahre lang 
Professor bei der Universität in Rostock; die Mutter Hedwig, eine geb. 
Wolfrath;* der Grossvater Matthäus Backmeister, Phil, und Medic. 
Dr., Hochförstlich Sachsen-Lauenburgischer Rath und Leib-Medicus, 
auch Stadtarzt zn Lüneburg; die Grossmutter Sophia, des Bürger- 
meisters von Rostock Johann Keüermann's Tochter; der Urgrossvater 
Lucas Backmeister, S. S. Theol. Dr., Königlich dänischer Hofprediger, 
nachgehends Professor der Theologie bei der Universität Rostock, auch 
Superintendent daselbst, welcher die Concordienformel zusammenge- 
tragen hat; die Urgrossmutter Johanna, des Phil, und Med. Dr. 
Jacob Bording und der Francisco, des Patriziers zu Genua Thermi 
Nigreni Tochter; der Urgrossvater Johann Backmeister lebte zu 
Lüneburg ; die Ururgrossmutter Anna, eine Tochter des Matthäi Lnbing 
und einer geb. Krnsen, „aus dem altberühmten Geschlecht der 
Crusiorum." 

Johann studirte auf der Universität zu Helmstädt die Rechte, 
kam sodann nach Tübingen, (1677), in welcher Zeit seine Vater- 
stadt durch eine zweitägige Feuersbrunst heimgesucht wurde, der 
800 Häuser, darunter auch das seines Vaters mit all seinen kostbaren 
Schätzen, sowie der darin befindlichen aus mehr als 4000 Bänden 
bestehenden Bibliothek zum Opfer fielen. 



* Dem Bruder derselben, Adolf Edlen von Wolfrath, Kurkölniscbem Geheimen . 
Kriegarath, wurde Tom Kaiser Leopold I. der bei der Wolfrathischtn Familie von Alters 
her gestandene Adel renorirt. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 32 — 

Von Tübingen aus setzte er seine Studien in Altorf, Leipzig, 
Strassburg fort und wurde nach Absolvirung derselben bei der da- 
maligen Frankfurtischen Reichs-Deputation von Sachsen- Weimar als 
Legations-Secretär angestellt. Nicht lange nachher trat er in Würt- 
tembergische Dienste, in denen er im Jahre 1690 zum Geheimenraths- 
Secretär befördert wurde. 

1693 erhielt er das Prädicat eines Raths, 1695 das eines 
Württembergischen Oberraths, 1696 wurde er von den Fürsten und 
Ständen des Schwäbischen Kreises zu deren Rath und Syndicus, 1702 
zum Hochfürstlich Württembergischen Geheimen-Legationsrath und 
wenige Monate nachher zum Geh. Regimentsrath ernannt. Von dem 
Antritt seiner Württembergischen Dienste bis zu seinem Austritt aus 
denselben hatte er 76 Kreistagen als Gesandter beigewohnt und 
11 Gesandtschaften an den Kaiserlichen Hof verrichtet. Als er im 
Jahre 1698 zur Erledigung und Empfangnahme Kaiserlicher Reichs- 
und Böheimischer Lehen für das Hochfürstliche Haus Württemberg ab- 
geschickt war, bot ihm Kaiser Leopold 1. die Renovirung des bei 
seinen Voreltern mütterlicher Linie gestandenen Adels öfters an, was 
er jedoch jedesmal dankend ablehnte, bis ihm im Jahr 1701, da er 
abermals als Gesandter des Schwäbischen Kreises nach Wien kam, 
der Kaiser dieselbe Gnade aufs Neue antrug, und zwar in Verbin- 
dung der Reichshofraths-Stelle, auch dabei ihm das Diplom nebst der 
Erhebung in den Adelsstand mit dem Prädicat Edler von Back- 
meister zuschickte, welche Ehre derselbe nicht mehr ausschlagen konnte. 
Er starb den 22. Januar 1711. 

Seine Ehegattin war Jobanna Christiana, Tochter des Herzogl. 
Württembergischen vieljährigen Geheimen Regiments-Raths Johann 
Christoph Keller. Dieser Ehe entsprossten: 

I. Maria Hedwig, vermählt den 12. September 1701 mit dem 

Herzoglich Württembergischen Ober-Justiz- und Kriegsrath, 

nachmaligem Hessen-Darmstädtischen wirklichen Geheimerath 

Wilhelm Ludwig Maskosky. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 33 — 

II. Anna Jobanna, verm. 19. Juli 1707 mit dem Obristwacht- 

meister Freiherrn Eberhard Friedrich von Gaisberg. 
III. Johannes, t in seinem 2. Lebensjahre. 

Ebenfalls dieser Familie entstammten: 

Lucas Bademeister, geboren 1570, 2. November, Theol. Dr., 
Professor und Superintendent zu Rostock, f 1638. — 

Lucas Backmeister, Sohn des Vorigen, Professor Theol. zu 
Rostock, geboren 1605, f daselbst 1679. — 

Heinrich Buckmeister/ J. U. Dr., Herzoglich Württembergischer 
Oberrath und Cammer-Procurator, t zu Stuttgart 1692. — 

Johann Backmeister, Med. Dr. und Professor in Tübingen, ge- 
boren zu Travemünde 1680, vermählt mit Maria Sophia, geb. Mögling. 
t 1748. - 

Adolf Backmeister, Dr. Phil., Schriftsteller, vormals auch Re- 
dakteur der Allgemeinen Zeitung in Augsburg und des Auslands, ein 
Mann von hervorragender origineller Begabung, vielseitiger Bildung 
und übersprudelndem Humor, der sich zur glücklichen Stunde bis zu 
poetischer Genialität steigern konnte. Der Grund seines Wesens aber 
war, wie bei allen ächten Humoristen ernst und tief, so dass ihm 
mit Recht nachgerühmt wird, sein Herz sei immer dem Hohen zu- 
gewandt gewesen und seine Feder habe immer im Dienste des Aechten 
and Edlen gestanden. 

Ueber seine Vorfahren schreibt er selbst in seinen »Germani- 
stischen Kleinigkeiten« (Alte Familiennamen, Der Ursprung der Sprache 
etc., Stuttgart 1870) Folgendes: 



* Dieser ist in der Leichenrede des Johann von Bademeister als ein Vetter des 
Letzteren Aufgeführt. Eine Tochter von ihm, Johanna Dorothea, wurde die Gattin des 
Stabs- Amtmanns in Laichingen Georg Phü. Zech; ein Sohn dieser Ehe, Philipp Eberhard, 
Freiherr von Zech, geb. 1696, Herzoglicher Geheimerrath, Kreisdirectorial-Geaandter, Oon. 
sittorial-Prisident, Präses der Waldenser Deputation , ward von Kaiser Franz I. von 
Österreich «wegen seinem guten Herkommen, stattlicher Vernunft, sonderbarer Fähig- 
und Geschicklichkeit etc. in des Kaiserlichen und Römischen Reichs-Alt-Edlen-Panner- 
tmd Freyherrenstand erhoben, gleich als ob er von i Ahnen vaterlich und mütterlicher, 
seits hergeko mme n und geboren wäre.* Eben dabin gehört der Obrist «Lieutenant und 
des Schwabischen Kreises Ober-Kriegscommissär Johann Carl Zech, t 1749. 

e. Georgii-Georgenau, Biographisch- Genealogische Blätter etc. 3 



Digiti 



zedby G00gk 



— 34 - 

»Ich für meine Person bekenne aufrichtig, dass es mir ein be- 
hagliches Gefühl ist, die Geschichte meines Geschlechts bis auf vier- 
hundert Jahre zurück verfolgen zu können, seine Wandlungen und 
Wanderungen zu beobachten, von der Backstube auf der Lüneburger 
Haide nach den Küsten der Nord- und Ostsee, nach dem eisigen 
Russland, in die harzduftigen Forste der Abnoba und an die Beben- 
gehänge des schwäbischen Landes, zuletzt gar unter die Palmen von 
Indien, an die Ufer der kanadischen Seen und an die Gestade des 
stillen Oceans! 

Und was Alles haben wir in diesen vierhundert Jahren für die 
Welt geleistet ! Wir haben den Herzogen von Braunschweig ihr täg- 
liches Brod gebacken, den Lüneburgern ihr Bier gebraut, der Königin 
Wittwe Dorothea von Dänemark Hofpredigten gehalten, unter schwe- 
dischen Fahnen uns sechs Jahre für unbestimmte Zwecke in Deutsch- 
land herumgehauen, in Rostock, Kiel und Tübingen »Juristerei und 
Theologie« gelehrt und geübt, den Mecklenburgischen Bauern in 
Fritz Beuters Dialekt und den braunen Hindus in canaresischem 
Prakrit das Evangelium verkündigt, den Herzogen zu Wirtemberg 
und Teck ihr Ländlein regieren und ihre Finanzen verbessern helfen, 
in Petersburg den St. Wladimirorden verdient, theologische, medi- 
cinische, historische Werke geschrieben, auch »Persische Erzählungen« 
und deutsche Kirchenlieder gedichtet, dem Lande Hannover einen 
Minister, der stark dem Rückschritt, und den Yaukee's Lokomotiven 
geliefert, die dem entschiedensten Fortschritt huldigten, wir haben 
für die deutschen Grundrechte gefochten und gesessen, dem Admiral 
Farragut den Mississippi erstürmen helfen, Zeitungen redigirt und 
schliesslich dieses vortreffliche Büchlein geschrieben. Denkt man sich 
aber wieder rückwärts in die Halbscheid des fünfzehnten Jahrhunderts 
hinauf in die Zeit hinein, da wir uns noch Lüdike Willens schrieben 
— wenn wir überhaupt schreiben konnten — so schliesst der freien 
Phantasie eine unbegrenzte Bahn sich auf von Ruhmesthat und 
Heldenthum. Dass die Willens mindestens einmal das heilige Grab 
erobern halfen, mag nur nebenher erwähnt sein; es zu bestreiten 



Digiti 



zedby G00gk 



— 35 — 

hat noch kein Geschichtsschreiber gewagt; dass sie dem grossen 
Kaiser Karl das Leben sauer genug machten, ehe sie als unentbehr- 
liche Vorbereitung zu der späteren theologischen Laufbahn der Blut- 
und Wassertaufe sich gefügt, dass ein Zweig des Geschlechts unter 
Hengist und Horsa gen Britannien zog und Kelten und Römer ver- 
tilgte — das sind Dinge, die Jedermann aus den Handbüchern der 
Geschichte erfahren kann. Ist ja sogar urkundlich erwiesen, dass 
im neunten Jahrhundert Liudiko van Katingthorpa fuäntich muddi rokkon, 
20 Hetzen Roggen, an das neugestiftete Kloster Frekenhorst zehntete, 
wie nicht minder Herr Willico van Grafthorpa 12 Metzen Roggen 
und 1 Metze Gerstenraalz, dessgleichen Williko van Wersithorpa nigon 
muddi maltes, 9 Metzen Malz (M. Heyne, Altniederdeutsche Denk- 
mäler. Paderborn 1867.) 

Haus Ludicke Willens eder Wilkens war damals noch in zwei 
Linien geschieden. Weiter zurück wird die Sache freilich etwas 
dunkel ; die letzten Spuren gibt Tacitus, wesswegen auch ein dank- 
barer Enkel des Geschlechts seine Germania ins Deutsche übertragen 
hat. Cetera jam fabulosa — mit eben diesem Autor zu reden. Ob 
wir zu Puss über die Wolga und Weichsel aus Asien zugereist, auf 
Schlittschuhen über das baltische Meer gefahren oder etwan, als die 
Aera der skandinavischen Eiszeit zu Wasser wurde, auf einem errati- 
schen Block in die herkynischen Wälder hinabgerutscht kamen — 
hoc ego, lauten die Schlussworte besagter Germania, ut incompertum 
in medium relinquam. Dagegen finden wir uns beim Thurmbau zu 
Babel wieder lebhaft betheiligt und als das Unternehmen in Folge 
verschiedener Unzukömmlichkeiten sich auflöste, entschieden wir uns 
für das Arische als Familiensprache und verdienten unser Brod durch 
Privatstunden im Altgothischen. Die hebräischen Studien nahmen 
wir erst später in Rostock und Tübingen wieder auf, blieben jedoch 
bis in die neuere Zeit herab der Germanistik ergeben. Die Geschichts- 
quelJen für die Zeit vor Babel sind Jedermann geläufig; spezielle 
Familienpapiere hat bekanntlich nur die Familie de la Tour aus der 
ffoachiscben Sintfluth gerettet. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 36 — 

Der schimmernde Herbstfaden, an dem wir mit einem leichten 
Hauch des Mnndes unsere Fantasie Jahrtausende rückwärts gesponnen 
— er Hesse mit einem zweiten Hauche sich ebenso leicht in um- 
gekehrter Richtung in die Nebel der Zukunft hinaustreiben. Zwischen 
protologischen und eschatologischen Polen, zwischen dem, was war und 
dem, was sein wird, schwankt ja ewig die von Fragen und Zweifeln 
durchzuckte Menschenseele. 

Den einen freut es, ein Enkel zu heissen und er fragt — 
was waren meine Ahnen? 

Den Andern gelüstet eine Ahne zu werden und er fragt — 
was werden meine Enkel sein? — Wie lange wird "mein Name und 
wird er in Ruhm und Ehre dauern ? in Nacht und Schande ver- 
löschen? Für das einzelne Geschlecht kann Niemand stehen; über 
Dauer oder Untergang unserer Familiennamen, wie sie heute sind, 
bietet die Geschichte einige Auskunft» etc. 

Bacmeister starb von Jedermann hochgeschätzt 1873 den 
25. Februar zu Stuttgart im 46. Jahr seines Alters. 



Das Fürstl. Württemb. Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des Namens 
Bademeister (Bacmeister, Backhmeister, Packmeister) : Dr. 119, 123, 386. — Carl Fr id., Reg 
R.Secretarlus 74. — Christoph Heinr., Gelstl. Verwalter 525. — Friederich Benjamin 
Heinr., Gel.O.Rath 62; Krlegs-Rath 100; Pageninformator 198. 199, Vogt 509. — Joe., 
Reg.R.Secretarius 74. — Adolph, Exped.Rath 111 ; Kriegs-Rath 100; Landschreib. Verwalter 
116. — Rent. Ch.Secretar 125. — Joh., CraysSecretarlus 84; Geh. Secretarius 83; O.R. 
Secretarius 70. —Joh. Frid, Keller 369, 467; Joh.Ueinr., Bergw.-Inspector 430;Cammer- 
Procurator 109. 



Digiti 



izedby G00gle 



Bardili. 



Bnrckhard Bardili, J. Consultus, aus einer der ehemaligen Graf- 
schaft Burgand angehörenden Familie stammend, wurde den 11. October 
1629 zu Tübingen geboren. Sein Vater war Dr. Carl Bardili, Kaiserl. 
und Herzogl. Württembergischer Rath und Leibmedicus, auch Professor 
der Medicin daselbst; derselbe hinterliess 7 verheirathete Kinder, 
nämlich 5 Söhne, (deren 4 Doctores, fürstliche Käthe und Professores 
wurden, und einer .die Würde eines Prälaten errang) und 2 Töchter. 
Dem Dr. Carl Bardili ist von dem Kaiserl. Pfalzgrafen und Ober- 
vogte von Tübingen, v. GrüntJial, im Jahr 1637 der Wappenbrief 
erneut worden. Die Mutter Regina, eine Tochter des »aus altadeligem 
Burckhardtischzm Gescblechte entsprossenen« Professors der Philo- 
sophie Georg Burckkardt; der Grossvater Carl Bardili, Emigrant; 
Die Grossmutter Maria, Tochter des Pfarrers zu Eidingen Peter 
Rottenburger. Ueber den ebengenannten Carl Bardili und seine 
Familie äussert sich eine ältere Urkunde folgen der maassen : „Dise 
famili ist eine urallte guthe famili aus der Franche Comte, 
oder Gravschafft Burgund, und in specie auss der Stadt Dole 
gebürttig und herkommend, allwo Sie vor mehr als 200 Jahren 
hausshäblicb gewohnet; wie dann daselbst noch ein und andere 
vestigia und monumenta davon zu finden. Nachdem aber vihle 
familien von daraus wegen der Religion vertriben worden, hatt sich 
der Stamm- Vatter der jetzt florirenden Bardilinischm famili, Carl 
Bardili, anfangs in der Gravschafft Mömpelgardt und dasiger Fürst- 
licher Residenz-Stadt, hernach in dem Herzogthumb Wirtenberg, und 
zwar gleichfalls in der Fürstlichen Residenz-Stadt Stuttgardt, ohnge- 
fähr umb das Jahr Christi 1580 häusslich niedergelassen." Er war 



Digiti 



zedby G00gk 



— 38 — 

es, der im Jahr 1592 Herzog Friedrich von Mömpelgard die Nach- 
richt vom Tode Herzogs Ludwig brachte. Der Herzog schätzte Bardüi 
besonders hoch. 

Burckhard Bardüi widmete sich auf der Universität zu 
Tübingen Anfangs dem Studium der Philologie und Philosophie, 
trat jedoch bald darauf zum Studium der Rechtswissenschaft über 
und doctorirte 1653. 

Nachdem er noch in demselben Jahre zum ausserordentlichen 
Professor, 1655 aber zum ordentlichen Professor der Rechte an be- 
sagter Universität ernannt worden war, bereiste er in der Folge in 
Begleitung mehrerer Freunde, n. a. des Dr. Lauterbach, die Säch- 
sischen und Lüneburgischen Höfe, trat mit den dort befindlichen 
berühmtesten Männern in enge Beziehungen und nahm dann über 
Lübeck, Hamburg, Holstein, Schweden, Bremen, Westphalen und 
Hessen den Bückweg ins Vaterland. Im Jahr 1660 wurde er von 
Herzog Wilhelm Ludwig zum Rath und Assessor des 'Herzoglichen 
Hofgerichts ernannt und zugleich als Assessor des fürstlichen Collegii 
angestellt. 

Das Bectorat der Universität bekleidete er sechs Mai, das 
Decanat der juridischen Facultät gleichfalls mehreremale. 1689 wurde 
er auf Kaiserlichen Befehl in der Compromiss- Angelegenheit der 
Grafen v. Hohenlohe nach Nürnberg gesandt, wo er über 8 /4 Jahre 
verweilte. Hauptsächlich berühmt wurde er durch die unter Lauter- 
hactis — dessen Schüler er gewesen — und unter seinem Namen 
erschienenen »Conclusiones theoretico-practicae ad Pandectas« (1692) 
und durch Hinterlassung vieler sonstiger gelehrter Schriften. 

Er starb, durch Belesenheit und practische Erfahrung ausge- 
zeichnet, tief betrauert von Jedermann den 10. April 1692. 

Seine Gattin war Justina, eine Tochter des Herzoglich Würt- 
tembergischen Raths, auch vieljährigen hochverdienten Hofgerichts- 
Assessors und der freien Reichs-Ritterschaft in Schwaben, Orts am 
Neckar, Schwarzwald und der Ortenau Syndicus und Consulenten 
Johann Philipp Ecker, und der Sabina, geb. Schlossberger. 



Digitized by 



Google 



— 39 — 

Kinder des BurcJchard Bardili: 
I. Justina, vermählt mit dem Dr. jur. und Professor in Tübingen 
Gottlieb Majer (Cmsianus). 

IL Sabina Regina, vermählt mit dem Closterverwalter zu Beben- 
hausen Johann Isaac Andler* 

III. Christina Dorothea, vermählt erstmals mit dem Professor zu 
Tübingen, Benedict Hopffer, zum zweitenmale mit dem Med. 
Dr. und Professor, auch fürstlich Oettingen'schen Leibarzte, 
Johann Zeller. 

IV. Maria Magdalena, vermählt mit dem Eammerrath Ludwig 
Michael Hirschmann. 

V. Maria, vermählt I. mit dem Rentkammer-Expeditionsrath und 
beider Rechte Doctor Samuel Hoser; IL mit dem Consulenten 
in Augsburg Jeremias Setz. 

VI. Burckhard Bardili, geb. 1658, Dr. jur., Herzoglich Württem- 
bergischer Oberrath, vermählt mit der Tochter des Bürger- 
meisters von Biberach Georg von Oanpp. 
VII. Johann Philipp, Closterverwalter zu Maulbronn, Expeditions- 

rath, vermählt mit Maria Catharina, geb. Mayer. 
VIII. Heinrich, geb. 1666, Lieutenant im Herzoglich Württember- 
gischen Leibregiment zu Pferd, gefallen bei Heilbronn durch eine 
französische Kanonenkugel 1693 im Mai. 

IX. Wilhelm Ludwig, geb. 1668, des innern Raths- und Bürger- 
meister zu Heilbronn. 



* Eine ebenfalls altwnrttembergische Familie, welche seit 1556 dem Württem- 
bergiscben Staate fast ununterbrochen Dienste geleistet, auch sich nach Oesterreich ver- 
zweigte, woselbst Nachkommen im XVII. Jahrhundert in den Adels-, später Freiherrn- 
xmd zuletzt Grafenstand gelangten. Von der in Württemberg ansässigen Familie dieses 
Namens stammt u. a. der vormalige Decan zu Heilbronn , Wilhelm Carl Victor Andler, 
t 1831, dessen Nachkommenschaft noch jetzt in Württemberg fortblüht. Mehrere Epi- 
taphien der Andler'schen Familie sind an der Kirche in Herrenberg angebracht. Conf. 
die von Pfarrer Joh. Jacob Neu/fer in Dürrwangen d. a. 1767 beglaubigten genealogischen 
Erläuterungen der AndUr'Bchen Familie, sowie die in der i/w* 'sehen „Chronik von Herren- 
berg* enthaltenen Aufzeichnungen über dieselbe. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 40 — 

X. Carl, geb. 1669, Pfarrer zu Untertürkhoim , vermählt mit 
- Johanna Jnditha, Tochter des Probsts und Generalsuperinten- 
denten zu Denkendorf Johann Friedrich Hochstetter. 
XI. Felix Wilhelm, geb. 1670, Pfleger zu Vayliingen, verm. mit 
Clara, Tochter des Superintendenten und Predigers zu Wert- 
heim M. Förtsch. 

Brüder des Burckhard Bardili: 

I. Georg Conrad Bardüi, geb. 1626 f 1700, Med. Dr. und 
Closter-Arzt zu Tubingen und Bebenhausen, verm. mit Catha- 
rina Barbara, des Bürgermeisters von Cannstatt , Christoph 
Kftlblin, Tochter. 

II. Johann Joachim Bardili, geb. 1633 f 1705, Prälat zu 
Blaubeuren, verm. mit Anna Catharina, Tochter des M. und 
Pfarrers zu Gültstein Graeter. Ein Enkel Bardili 's, Namens 
Carl Bardili, starb als Herzoglich Württembergischer Feld- 
prediger in Brabant. 

III. Andreas Bardili, geb. 1638 t 1700, J. ü. Dr., Herzoglich 
Württembergischer Consistorialdirektor und Oberrath. Seine 
I. Gattin war Anna Catharina, des Bürgermeisters von Tübingen 
Erhard Wild, Tochter; die II. Ursula Dorothea, Tochter des 
Bügermeisters von Esslingen Johann Philipp Weickersreutter. 

IV. Carl Bardili, geb. 1641 t 1711,, Med. Dr Stadt- und 
Land-Arzt in Göppingen , verm. : I. mit Christiana, des J. 
U. Dr. und Syndicus von Reutlingen Johann Wendel Knrrer, 
Tochter; II. mit Helene Cordnla, geb. Faber. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Wendel Bardili, Herzoglich Württembergischer Bath. Derselbe 
begleitete als Oberster-Hofmeister 1703 den kaum 14jährigen Maxi- 
milian Immanuel, Prinzen von Württemberg, zur Armee CarVs XII. , 
blieb daselbst in der Eigenschaft eines Gouverneurs des Prinzen stets 
in der Begleitung des grossen Schweden-Königs und kehrte erst nach 



Digiti 



zedby G00gk 



— 41 — 

des Prinzen in der Schlacht bei Pultawa erfolgtem Heldentod ins 
Vaterland zurück. 

Bardili starb im Jahre 1740 als Württembergischer Bath und 
Probst zu Herbrechtingen. 

Seine Ehegattin war Maria Eleonore, Tochter des Prälaten in St. 
Georgen und Rectors des Gymnasiums in Stuttgart Tobias Menrer. — 

Christ Gottfried Bardili, ein Vetter Schelling's geb. 1761, 
17. (18). Mai zu Blaubeuren, wurde 1786 Repetent am theologischen 
Stift zu Tübingen, 1790 Professor an der Karlsschule zu Stuttgart, 
(wie es in Wagners „hoher Karlsschule" heisst: „An der Stelle des 
an die philosophische Fakultät in Tübingen beförderten Professors 
Abel, Repetent Bardili als Professor ordin. ernannt"), nach Auf- 
hebung der Akademie 1794 Professor am dortigen Gymnasium und 
Hofrath. Als Philosoph ist er noch heute durch «eine keimartige 
and unvollkommene Entwicklung einer der Schelling-Hegerschen Phi- 
losophie verwandten Weltansicht» bekannt. (Allg. Deutsche Biogr. 
H., 56.) Er starb 1808 mit Hinterlassung mehrerer Schriften. — 

Christian Wilhelm Heinrich Bardili, geb. 1789 zu Kirch- 
heün unter Teck, wurde 1813 Diaconus zu Urach und starb 1847 
als Professor und Bibliothekar zu Stuttgart. 

Dessen Gattin, Frau Professor Bardili, welche in Urach lebt, 
besitzt eine reichhaltige Sammlung von Alterthümern seltener Art, 
Bildern in Oel gemalt und eingelegt, Glasmalereien, Krügen, Waffen 
u. s. w., deren Besichtigung die Besitzerin mit grösster Liberalität 
gestattet. 



Dm Fürstlich Württemb. Dienorbuch enthält folgende höhere Beamte des Namens 
Bardili (Bardely): Dlrector 63, 301; Dr. 152; Vlaitat. Secretarins 158. — Andreas Gel. 
O.Ratb 62; Klrch.CaBtentAdvocat 149 ; KirchenRDirector 142; KriegsRath 100. — Burkh. 
Cl.Pfleger 262; O.Rath 6a ; Prof. 98. — Card., LeibMedicus 195. — Christoph, Pfarrer 368. 

— /Vttx WW$ t CtPfleger 293, 301, 316; Cl. Verwalter 324. — Georg Carl, Oaistl. Verwaltter 
A72 ; Raya.8chaUheias 608. — Heinr. Wilh. t Amptochrelber 246. — Joach., Special 478. 

— Joh. Joath. Abt 268 ; Pfarrer 532 ; Prälat 190 ; Probst 295. — Juh. Phil., C1.8cbaffner 
$38; CLVerwaltter 316; ExpedRath 145; Pfarrer 465; RecbenbanckhsRath 152. — Wedlet, 
Probrt 295. 



Digiti 



zedby G00gk 



Bengel. 



Johann Albrecht Bengel, „der Begründer einer biblisch-prophe- 
tischen Schule in der protestantischen Theologie und hervorragender 
Exeget des N. T.," wurde den 14./24. Juni 1687 zu Winnenden ge- 
boren. Sein Vater, M. Albrecht Bengel, Diaconus daselbst, starb früh 
als ein Opfer treuer Amtsverrichtung zur Zeit einer Seuche ; die Mutter, 
Barbara Sophia, war die Tochter des Herzoglich Württemb. Con- 
sistorialraths und Stiftspredigers, auch Abts zu Herrenalb Johann 
Lorenz Schmidlin, und 4er Barbara Sophia, geb. Hafenreffer;* der 
Grossvater, Joseph Beugel, Stiftsverwalter in Stuttgart; die Gross- 
mutter Chrigtiana, eine geb. Vaihin, t 1661; der ürgrossvater, 
M. Joseph Bengel, Pfarrer in Bennigheim, 1 1626; die Orgrossmutter 
Euphrosina, geb. Megeuhart, t 1626; der Urur-Grossvater, Conrad 
Bengel, Vogt zu Marbach, t 1610; die Ürur-Grossmutter, Anna, 
geb. Ruthart, t 1616; der Urur-Urgrossvater Johann Bengel, dessen 
in der von Erh. Cellius über den Tod Schnepfe gehaltenen Paren- 
tation Erwähnung geschieht. 

Johann Albrecht, wegen eingetretener gefährlicher Schwachheit 
gäh getauft, ward, nachdem er 6 Jahre alt seinen Vater durch eine 
Seuche verloren hatte, auch in demselben Jahre Winnenden von den 



* Die Hafenreffer' sehen Voreltern Bind : 

Magister David Hafenreffer, Special In Cannatatt, f 1627, dessen Gattin Elisa- 
beth*, geb. von Egen, f 1666; Dr. Matthias Hafenreffer, CanceU. Tab., t 1619, dessen erste 
Gattin Agatha, des berühmten Probate In Stattgart, Johann Brenz, Tochter, Matthias 
Hafenreffer, Scholtheiss in Lorch, dessen Gattin Anna, geb. Heinriehmann ; Martin Hafen- 
reffer, dessen Gattin, Christiana, geb. Kuch. Johann Hafenreffer in Rochberghausen. 



Digiti 



izedby G00gk 



— 43 - 

Franzosen eingeäschert worden war, mit seinem Bruder dem nach- 
maligen Expeditionsrath und Vogte zu Sulz Joseph Bengel, t 1752, 
(vermählt mit Angusta Sophia, geh. Beerlin,)* nach Marbach zur 
Schule geschickt. Später kam er nach Schorndorf, zuletzt nach Stutt- 
gart, (1699), in welch* letzterer Stadt er das damals unter dem 
bekannten Bector Essich stehende Gymnasium besuchte. Im Jahre 
1703 in das Herzogliche Stipendium in Tübingen aufgenommen, ma- 
gistrirte er 1704, widmete sich nun ganz der Theologie, nach deren 
Absolvirung er 1707 zu Mezingen u. Urach vicarirte. Im folgenden 
Jahre wnrde er Bepetens im forstlichen Stipendio, zugleich 1709 
Vicar zu Nürtingen, 1711 bei der Stadtkirche zu Tübingen und im 
Sommer des gleichen Jahres in Stuttgart. 1713 zum Closter-Pro- 
fessor und Prediger zu Denkendorf ernannt , bereiste er von da aus 
Franken, Sachsen, Thüringen, Hessen und die untere Pfalz. Das clöster- 
liche Amt bekleidete er 28 Jahre. Die damaligen Pröbste dieses 
Clostere waren B. Hochstetter, Knoll, Drommer und Weissensee; 
seine Collegen der nachmalige Abt zu Anhausen, Lieschiny, der als 
Special in Nürtingen starb, und Steinweg. 

1741 wurde Bengel zum Bath und Probst des Closters Herbrech- 
tingen ernannt, 1747 kam er in den grossen, 1748 aber in den 
engeren Landschaftsausschuss ; 1749 erhielt er die Prälatur Alpirs- 
bach mit dem Wohnsitze in Stuttgart. 

In seiner Lebensbeschreibung sagt er selbst u. a. : »Gegen 
Höhere hielt ich mich als einen geringeren, gegen meinesgleichen 
handelte ich je und je nach der Gleichheit, und geringere sah ich an 
als solche, denen* zu Diensten die grösseren da sind.« 

Bengel starb, nachdem ihm noch ein Jahr vorher die theo- 
logische Fakultät in Tübingen die Doctorwürde ertheilt hatte, zu 
Stuttgart 1752, den 2. November. 



* Der Vater derselben war Johann Caspar Beerlin, Neustädtischer Forstverwalter zu 
locberetefnafeld, vermählt mit Anna Maria, des Stadtpfarrers und Dekans in Reutlingen, 
Magister Johann Jacob Fischer, Tochter ; der Grossvater Eberhard Beerlin, Neustädtischer 
Forstverwalter zu Kocherateinsfeld. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 44 — 

Er war, heisst es in einer der auf seinen Tod gemachten 
Epicedien : 

Ein Augo den Blinden, 

Ein Rath den Sehenden, 

Ein Leiter der Schwachen, 

Ein Muster den Starken, 

Ein Glanz den Gelehrten, 

Eine Zierde der Kirche. 
Seine Werke* sind weltbekannt geworden, es sind deren nicht 
weniger als 29. In seinem Gnomon N. T. (Scholien zum N. T.), 
Tübingen 1742, nahm er die Apokalypse als prophetisches Buch 
an, berechnete nach ihr die Dauer der Welt auf 7777 7/9 Jahre, 
bestimmte die Zeit Offenb. 12, 14 auf 777 7/9 Jahre; Alles was 
von Offenb. 12, 14 — 20 steht, habe sich in den Begebenheiten seit 
1058 wirklich zugetragen, das übrige aber werde sich in der Folge noch 
vollziehen; so dass mit dem Jahre 1836 das Ende herbei komme. 
Die Irrthümer in seiner Zeitrechnung hat Wurm nachgewiesen. Be- 
sonderes Verdienst erwarb er sich um die Berichtigung des Textes 
des N. T. ; die erste Ausgabe des N. T. mit dem kritischen Appa- 
rat erschien Tübingen 1734, im Auszuge von Büttig Leipz. 1730 
(später ohne den Apparat Stuttg. 1734, 38, 53, 77, Leipz. 1737.) 
Als Dichter ist er ebenfalls bekannt geworden. 

Seine Gattin war seit 1714 Johanna Regina, des Landschafts- 
Einnehmers Friedrich Seeger Tochter. Kinder: 

I. Sophia Elisabeth, vermählt mit dem Herzoglich Württem- 
bergischen Hof- und Reise-Arzt D. Albert Jieichart Renss. 



* Diese verlegte hauptsächlich die Firma „Joh. Christ. Erhard & Söhne/' sowie 
„J. Chr. Erhard's Sohne" (J. B. Metzler). Die Verlagsthätigfceit dieser Firma war um die 
Mitte des vorigen Jahrhunderts eine sehr bedeutende. Im Jahre 1873 14. August starb 
der letzte Chef des Erhard' sehen Namens, Heinrich Erhard, geb. IC. Aprü 1796 als Sohn 
des Herzogl. Advokaten und Buchhändlers Christoph Heinrich Erhard, und der Auguste 
geb. MeUler. Seine Gattin war Elise, Tochter des aus Mömpelgard gebürtigen früheren 
Karlsschülers, Freundes und Zimmergenos<jen von Schilter, Grammont. Heinrich Erhard 
selbst übergab 18t>7 das Geschäft seinen beiden Schwiegersöhnen Leopold Werlitz und 
Adolf Born. 



Digiti 



izedby G00gk 



- 45 — 

II. Johanna Rosina, verm. mit dem Kaiserlichen «wirklichen» 
Bath zu Esslingen Christian Gottlieb Williardt. 

III. Maria Barbara, vermählt mit dem Specialsuperintendenten und 
Stadtpfarrer in Markgröningen M. Philipp David Burlc. 

IV. Catharina Margaret ha, verm. mit dem Specialsuperintendenten 
und Stadtpfarrer in Sulz am Neckar M. Eberhard Friedrich 
Hellwag. 

V. Victor Bengel, Medic. Lt. Practicus in Stuttgart, verm. 
18. April 1758, mit Magdalena Elisabetha, geb. Moser. 
Er starb 12. September 1759. 
VI. Ernst Bengel, geb. 12. März 1735 zu Denkendorf. Der- 
selbe trat in die Fusstapfen des Vaters und starb 1793, 
1. April, als Superintendent und Abendprediger in Tübingen. 
Seine Gattin war Maria Friederika, Tochter des Dr. Johann 
Conrad Gmelin, in Tübingen. Sohn: 

Ernst Gottlieb von Bengel, geb. 3. Nov. 1769 zu Zavelstein, 
erst Prediger in Marbach 1800, hierauf erster Professor der Theologie 
in Tübingen, 1800 Mitglied des Senats, später Superintendent des 
dortigen evangelisch-theologischen Stifts und Probst der St. Georgen- 
kirche, erhielt 1820 den Titel eines Prälaten und starb 1826, 23. 
März, mit Hinterlassung verschiedener Schriften. 

Gattin: seit 27. Febr. 1800 Jahanna Elisabetha, Tochter des 
Decans in Neuffen Carl Friedrich Hartmann und der Sophia geb. 
Becherer, 

Die BengeFsche Familie blüht noch heutzutage im Manns- 
stamm durch den einzigen Sohn des Vorbenannten: 

Carl Ernst Albert Bengel, geb. 21. Sept. 1809, einen ange- 
sehenen Arzt Württembergs. 

Das FürstUch Württemb. Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des 
Namen« Bengel (Bengell): Conr., Cl.Hofmateter 341; Vogt 488. — Joh. Albr., Abt 244; 
Gei*tL Conaist-Rath 139 ; Probst 296. — Joseph, Cl.Verwaltter 269, 27* ; Galstl. Verwaltter 
397; Schnltbeiaa 364: Stattachreiber 414; StlftsVerwaltter 553; Vogt 571.— Melch. 
Diacon 548; Special 596.' 



Digiti 



zedby G00gk 



Betulius. 



Christian Betulius, „der Stammvater aller noch in Württem- 
berg sich befindenden Betuliusischen", wurde im Jahre 1619, nach 
anderen 1620 zu Wildenstein bei Eger geboren. Sein Vater, Daniel 
Betulius, eigentlich Birkener, war Pfarrer in Wildenstein bei Eger 
1629, und wanderte, da er der Religion wegen sein Vaterland ver- 
lassen musste, nach Nürnberg aus, wo er in der Folge als Diaconus 
an der heiligen Geist-Kirche angestellt wurde; d«»r Grossvater, Daniel 
Betulius , Pfarrer zu Frauenreuth bei Eger ; der Urgrossvater, Wolf- 
gang Betulius (Birken, Birkener), Pfarrer zu Stolberg am Harz. 

Ueber Christian Betulius ist in der Betulius'schen Genealogie 
Folgendes angeführt: «er 'wanderte mit seinem Vater und übrigen An- 
gehörigen, insonderheit auch seinen zwei Brüdern, Sigmund von Birken/ 
(t 1681, 12. Juli), welcher seit 1645 unter dem Namen Floridan 
Mitglied, seit' 1662 aber Präsident des edel gekrönten Blumen-Ordens 
an der Pegniz gewesen, und Johann Salomo Betulius, nachmaligem 
Pfarrer zu Grenzkirch in Curland, auch fürstlichem Hofprediger zu 
Mitau, ebenfalls seit 1670 Mitglied besagten Blumen-Ordens unter 
dem Namen Orontes, im Jahre 1629 in der Böhmischen Verfolgung 
der Evangelischen, mit Zurücklassung alles zeitlichen Vermögens, von 
Wildenstein in Böhmen aus ins Reich nach Nürnberg.» 



* Sigismund a Birken dict. Betulius Com. Palat. Cacs., dramatischer Dichter 
nnd bekannt durch sein historisches Werk „Oesterreichischer Ehrenspiegel", Nürnberg 
1668, geb. 1626 zu Wildenstein, war seit 1646 zweiter Erzieher des Prinzen Anton Ulrich 
nnd Ferdinand Mbrecht zu Brannschweig. Das Kaiserliche ihm zngetheilte Beichsadels- 
Diploni, d. a- 1654 (das Kaiser Ferdinand ihm nebst einer Onadenkette verliehen), die 
Palatinats, adelige nnd andere ansehnUche Privilegien enthaltend, nebst noch weiteren 
Gnadenzeichen beaass noch im Jahre 1780 Joh. Chr. Betulius, priv. Antiquar ins in Stuttgart. 



Digiti 



izedby G00gk 



— 47 - 

In Nürnberg wurde er 1646 als Lehrer am Egidiengym- 
nasium angestellt, darauf zum Pfarrer in Balzenheim, 1655 aber zum 
Rector und „Extraordinariprediger" in Oettingen ornannt, 1657 — 60 
war er ohne Amt in Nördlingen, wurde hierauf 1660 Diaconus in 
Blaubeuren, Klosterpräceptor in Hirsau bei Calw 1668, Pfarrer in 
Dusslingen 1674, zuletzt Stadtpfarrer in Sindelfingen, als welcher er 
1677, 2C. Jan., starb. Betulius war auch kaiserlich gekrönter Poet 
und seit 1669 Mitglied des oben erwähnten Blumen-Ordens unter 
dem Namen Makaristo. Er schrieb: Andächtiger Gotteslieder erstes 
Duzend, Nördlingen 1658. 

Seine Gattin war Anna Maria, geb. Rubinger aus Nürnberg, 
welcher Ehe zwei Söhne entsprossten. 

Derselben Familie entstammte: 

Johann Ludwig Betulius, geb. zu Eger, Pfarrer zu Neuen- 
kirchenberg in Böhmen, «um der Religion willen vertrieben». Exulant 
in Nürnberg 1626, Hofprediger in Hohenlohe- Waidenburg 1632, 
Pfarrer in Untersteinbach 1636. 

Seine I. Gattin war Anna Maria, geb. Hochstetter aus Eger, 
welche im October 1634 nebst 3 Söhnen und 2 Töchtern an der 
Pest starb, noch zwei weitere Töchter hinterlassend; die II. Anna, 
Tochter des Vogts zu Vellberg Mich, Abel, die III. Margaretha, geb. 
Seebach von Oehringen; die IV. Margaretha, des Pfarrers zu Langen- 
beutingen, Fried. Pfaff, Wwe. Die V. ist nicht bekannt. 

Er hinterliess 2 Söhne und 3 Töchter. 

Ebenfalls hieher gehört der Capitän-Lieutenant und Auditor 
Betnllns, welcher diese Stellung im Jahre 1793 bei dem Infanterie- 
Regiment Württemberg bekleidete. 



Dm Fürstlich Württemb. Dienerbuoh enthält folgende Betulius : Ambtmann 423. 
- Htinr. Christ., Vogt 413. 



Digiti 



zedby G00gk 



BidenbacL 



Eine im XVI. Jahrhundert aus Hessen in Württemberg einge- 
wanderte Familie, als deren Stammvater Johann Bidenbach, Vogt 
zu Brakenheim (1534), bekannt ist. Seine Nachkommenschaft zeich- 
nete sich ebenso in der theologischen wie in der juridischen Lauf- 
bahn aus. Unter ihr sind besonders die drei Söhne des Genannten 
hervorzuheben: 

Eberhard Bidenbach, Dr. und Professor, geb. zu Grünberg 
in Hessen 2. Juli 1528, Diaconus zu Herrenberg 1552, Dr. der 
Theologie 1557, Decan in Vaihingen 1558, später Goneralsuperinten- 
dent und Abt in Bebenhausen, zugleich Herzoglicher Rath, 1594 
Delegirter auf dem Reichstage zu Regensburg. Er starb, seiner vor- 
trefflichen Eigenschaften und Mildthätigkeit wegen gerühmt, den 
24. April 1597 zu Bebenhausen. Seine Gattin war Sophie, eine 
Tochter des berühmten Reformators Brenz. 

Balthasar Bidenbach , Dr. der Theol., Biograph Herzog Chri- 
stoph' s, ebenfalls in Grünberg geboren 1533, zuerst Decan in Blau- 
beuren, dann Hofprediger Herzog Christoph' 's und Assessor des Kirchen- 
raths in Stuttgart 1562, endlich Probst (als Nachfolger Nies Brenz) 
daselbst. Er war mit Lucas Oslander das Haupt der evangelischen 
Kirche in Württemberg. Mit Beurlin und Jakob Andrea wohnte 
auch er dem Gespräch zu Poitiers bei, erhielt auch durch Letzteren 
in Paris die theologische Doctorwürde. Durch die getreue Schilderung 
der damaligen Zeit, wie durch die richtige Zeichnung des Charakters 
seines Herzoglichen Freundes ist er rühmlichst bekannt geworden. Er 
starb an Melancholie 1578. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 49 — 

Wilhelm Bidenbach, geb. 1538, Freund des Dr. Brenz, Pro- 
fessor an der Artistenfacultät in Tübingen, Pfarrer zu St. Leonhard 
in Stuttgart 1559, Dr. theol. 1563, Prediger an der Stiftskirche 
daselbst (als College des Brenz), Herzoglicher Consistorialrath und 
Hofprediger, ein eifriger Streiter für die lutherische Kirche. Sein 
litterarischer Nachlass bestand hauptsächlich in Streitschriften gegen 
die Jesuiten. Er starb, ebenfalls der Melancholie verfallen, durchs 
einen zufälligen Fall von einem Thurme herab, 6.- April 1572 zu 
Bebenhausen bei seinem Bruder. Er hielt die Leichenrede über 
Herzog Christoph. — 

Felix Bidenbach, Sohn des Vorigen, geb. 8. Sept. 1564 in 
Stuttgart, Herzoglich Württembergischer Rath und Hofprediger 1592, 
Dr. der Theologie 1604, Abt in Adelberg 1606, dann in Maulbronn, 
gleichzeitig auch General-Superintendent und Mitglied der Landschaft. 
Im Jahr 1601 ging er im Auftrag Herzog Friedrich? s mit dem 
Kanzler Andreas Oslander nach ßegensburg. Er zeichnete sich 
besonders durch Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Fleiss aus und 
starb 1612, 7. Januar, während einer Sitzung mit den dortigen 
Theologen vom Schlage gerührt; daselbst liegt er auch ' begraben. 
Bidenbach schrieb Mehreres. 

Seine Gattin war eine Enkelin von Brenz. 

Ebenfalls hierher gehört: 

Georg Wilhelm Bidenbach von Treuenfeis, auch zu Ossweil und 
Ehningen, geb. 1614 zu Tübingen, wo sein Vater, nachher iger kaiser- 
licher Beichshofrath, damals Professor war. Derselbe widmete sich dem 
Studium der Jurisprudenz und wurde im Jahre 1644 zum Herzoglich 
Württembergischen Oberrath ernannt, welche Stelle er nach des berühmten 
Varenbüler's Tod, dessen Tochtermann er war, mit der eines Obervogts 
von Leonberg und Geh. Regimentsraths vertauschte. Vom Kaiser auf An- 
trag Herzog Eberhards III. in den Reichsadelstand mit dem Beinamen 
ton Treuenfels erhoben starb er, nachdem er von seinem Herzoge 
oftmals als Gesandter bei Kreis- und Reichstagen gebraucht worden 
war, ebensosehr seiner seltenen Treue und Redlichkeit als seiner 

n. titergil-Georgenan, Biographisoh-Qenealogiache Blätter etc. 4» 



Digitized by 



Google 



— 50 — 

geistigen Ueborlegenheit wegen hoch geschätzt, 107 7, 23. August, 
zu Leonberg. Seine Gattin war seit 7. April 1657 Susann^ Tochter 
des Com.-Palat., Geh. Regimentsraths und Obervogten Johann Conrad 
Vambüler yon and zu Hemmingen. 



Das Fürstlich Wdrttemb. Dienerbuch enthält folgende Bidembach (Bidtnbach, 
Bydtmbach) : Balth., Geistl. Rath Im Oonslst 135 , Hofprediger 190 ; Probst 543 — Christoff, 
Archivariua 38 ; O.R.Beglstrator 82. — Eber*., Abt. 247 ; Special 696. Felix, Abt 237, 238. 
812. Decan 395 ; Hofprediger 191 ; StifftsDiaconus 550 ; Stiffte-Prediger 644. — Herc, Vogt 
426 ; Vorstmaiater 428. — Joh., Gel. Hoffcer.Beyaiteer 78 ; Vogt 402. — Wilh., Gel. O.Rath 
61 ; Hofprediger 191 ; StiftsPrediger 544. 



Digitized by VjOOQIC 



Bilfinger. 



Georg Bernhard Bilfinger, aus einer altangesehenen württem- 
bergischen Familie abstammend, wurde den 23. Januar 1693 zu 
Cannstatt geboren. Sein Vater, Johann Wendel Bilfinger *, t 1722, 
15. Februar, war Special-Superintendent in Cannstatt, zuletzt Prälat zu 
Blaubeuren; die Mutter, Anna Kunignnda, eine Tochter des ältesten 
Predigers der alten freien Reichsstadt Worms Hartmann Mantz 
und der Anna, geb. Renter; der Gross vater Ludwig Bilfinger, 
Klosterverwalter in Denkendorf 1649, Stadtschreiber in Nürtingen 
1654, in Spütler's «genealogischen Nachrichten von der Bilfinger' - 
sehen Familie» Stuttgart 1802 als Stammvater „aller noch heut- 
zutag blühenden Branchen" aufgeführt; die Grossmutter Anna Maria, 
eine Tochter des Verwalters in Nürtingen Andreas Hornnng, und 
der Maria, Tochter des Probsts zu Denkendorf Schropp; der Ur- 
gros3vater Wendel Bilfinger, t 1661 , 12. April, Decan zu Nür- 
tingen 1636 , nach dem westphälischen Frieden der 1. Abt zu 
Lorch and des engern Landschafts -Ausschusses Assessor; die Ur- 
grossmutter Elisabeth*, geb. Mayer; der Umr-Grossvater Lndwig 
Bilfinger, t 1633, 6. December; die Urur-Grossmutter Maria 
„Gültlingerin"; der Urur-Ürgrossvater Wendel Bilfinger, t 2. Sep- 



* Nach unverbürgter Ueberlieferung ist der Name Bilfinger, BQlfflnger aus Viel- 
flngtr Ton einer in der Familie vererbten Missbildung der Hand und Zehen enstanden, 
in Wirklichkeit aber wohl eher von einem Orte Bllnngen , etwa dem Badlaehen , abzu- 
leften. Uebrigens kam Qeorp Bernhard Bilfinger mit 12 Fingern und 11 Zehen sur Welt 
und wurden ihm die überflüssigen Glieder wenige Tage nach der Geburt abgenommen. 
»Ir war auch,'* heieet ea in seiner Leichenrede, „mit einem Feuer-Strich an der Stirne 
f«eichnet M 



Digitized byCjOOQlC 



— 52 — 

tember 1588, Bürgermeister von Leonberg. Um 1400 kommt ein 
Ludwig Bfilfflnger als «Monachus in Monasterio Blabyrensi, sepultus 
in Monasterio Wibligensi» vor, ferner um 1500 Ludwig Bfllfflnger? 
Monachus Herrenalbensis, sowie endlich ein Ludwig Bülfflnger, civis 
Leonbergensis, vixit 1478, Ein Zweig der Familie liess sich später 
in Sickingen in der Pfalz nieder. 

Georg Bernhard studirte anfangs in den Klöstern Blaubeuren 
und Bebenhausen Theologie, und kam hierauf in das theologische Stift 
nach Tübingen, wo er sich hauptsächlich auch auf das Studium der 
Mathematik und Physik verlegte, in welch beiden Wissenschaften 
er denn auch bald ausgezeichnete Kenntnisse erlangte. Diese Be- 
schäftigung führte ihn zu einer andern, die seinen lebhaften, forschenden 
Geist wo möglich noch mehr anzog. Es war diess das Studium des 
von Wolf in Halle auf den Ideen des grossen Leibniz neu aufgestellten 
Lehrgebäudes. Stundenlang konnte er nun , um seinen Gedanken 
besser nachhängen zu können, oft ohne ein Wort zu reden, auf einer 
Stelle stehen bleiben, ja er fiel sogar einmal, nachdem er also eine 
Zeitlang stumm und starr vor dem Ofen gestanden hatte, plötzlich 
um. Angstvoll eilten seine Genossen herbei und fragten: Was ihm 
sei, wie er sich befinde? Er aber antwortete: Sie ist doch ein uner- 
forschliches Geheimniss, die Verbindung zwischen Seele und Leib. 
Nach Vollendung seiner Studien und nach einem rühmlich bestandenen 
Examen wurde er Vicar, hierauf Schlossprediger zu Tübingen und 
bald nachher Repetent im theologischen Stift, und da gab es nun 
auf der Hochschule keinen, der ihm gleichgekommen wäre oder ihn 
übertroffen hätte. 

Doch jetzt fühlte Bilfinger eine solche Begierde die Welt zu 
sehen, und vor Allem den Urheber des von ihm so sehr verehrten, 
neuen philosophischen Lehrgebäudes, persönlich kennen zu lernen. 
Er ging daher nach Halle, wo ihn der Umgang mit Wolf so 
sehr fesselte, dass er 3 Jahre daselbst verweilte. Ins Vaterland 
zurückgekehrt, erhielt er, da die damaligen Theologen fest am alten 
orthodoxen System hingen, nur mit Mühe die Stelle eines ausserordent- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 53 — 

liehen Professors der Philosophie an der Hochschule (1721), wozu 
1724 noch das Amt eines Professors der Moral und Mathematik am 
'Collegium illustre, einer Staatsanstalt für die Bildung des jungen 
Adels, kam. 

Es erschienen nunmehr seine ausgezeichneten Schriften über 
die menschliche Seele etc. 

Im Jahre 1725 folgte er einem durch die Vermittlung Wolffs 
an ihn ergangenen Kufe Peters des Grossen von Bussland als Professor 
der Philosophie und Mathematik bei der neu errichteten Akademie in St. 
Petersburg, wohin damals die gelehrtesten Männer der Welt gezogen sind. 
Gleich nach seiner Ankunft daselbst wurde er der Kaiserin vorgestellt, 
wobei Bilflnger eine Ansprache an dieselbe in deutscher Sprache hielt. 
Sein damals schon bei der Königlichen Akademie zu Paris hoch 
stehender Ruhm vergrößerte sich in seiner neuen Stellung hauptsächlich 
noch dadurch, dass er den von den Gelehrten für die Lösung der Frage „de 
causa gravi tatis corporum" ausgesetzten Preis mit 1000 Reichsthaler n er- 
rang. Für eine nicht bekannt gemachte Erfindung in der Befestigungs- 
knnst erhielt er vom Petersburger Hofe 2000 Gulden. 

Als sich Bilfinger, wie oben erwähnt, im Jahre 1724 nach 
Petersburg begab, Hess er noch vorher sein Bildniss mit folgender 
Unterschrift zurück: 

»So sieht mein Letten-Haus an Stirn und Händen aus; 
Die Seele sucht durch Lehren dea grossen Gott zu ehren.« 

Im Jahre 1731 von seiner Landesregierun gzurückbemfen, wurde er 
von dem Herzoge zum Schrecken der orthodoxen Theologen Tübingens zum 
Professor der Theologie und zum Superintendenten des Stifts in Tübingen 
ernannt; vom Predigen wurde er indess auf sein Verlangen freigesprochen. 

Während seiner theologischen Professur lernte ihn besonders 
Herzog Karl Alexander seiner mathematischen Kenntnisse wegen 
schätzen und blieb mit ihm von Belgrad aus in beständiger Corre- 
spondenz. Als der Herzog einst sich mehrere Wochen in Wildbad 
aufhielt, musste Büfinger die ganze Zeit über an seiner Seite zubringen. 



I 



Digiti 



zedby G00gk 



- 54 — 

Nach Herzog Karl Alexanders Regierungsantritt 1733 stieg 
Bilfinger rasch zum wirklichen Geheimen Rath und 1737 zum 
Consistorialpräsidenten und Grossen Jagd-Ordens- Sekretär empor und* 
es ist so aus dem Philosophen und Professor nun plötzlich ein Minister 
geworden. Er war nun eines der thätigsten und wichtigsten Mit- 
glieder des Ministeriums, das während der Vormundschaft sich keine 
geringe Gewalt zu verschaffen wusste. Selbst Süss, der Allgewaltige, 
vermochte ihn nicht zu stürzen. Bilfinger s Gutachten über die 
mährische Brüdergemeinde verdankte u. a. auf Oeiingers Anregung 
Zineendorf die Aufnahme in den geistlichen Stand durch die würt- 
tembergische Kirchenbehörde. 

Nach Karl Alexanders im Jahre 1737 erfolgtem Tode spielte 
Bilfinger als mitvormundschaftlicher wirklicher Geheimer Rath eine 
bedeutende Rolle. Einen Beweis seiner intelligenten und zugleich 
humoristischen Anschauung mag folgender kurzer Auszug aus einem 
sub 16. Juni 1742 an den mitvormundschaftlichen wirklichen Ge- 
heimen Rath Georgii in Berlin gerichteten Briefe * Bilfinger' s geben : 

Stuttgart, den 16. Juni 1742. 
Hochgeehrtester Herr Geheimerath! 
Euer Wohlgeboren Herr Bruder wird in ungefähr 8 Tagen 
auf die Höhe fahren und sein Netz auswerfen. Dominus benedi- 

cat 

Stuttgart, 12. August 1742. 
Die Frankfurtische Negotiation Ihres Herrn Bruders hat schwer 
angefangen, ist in ein gutes Geleis gekommen. Nun warte ich täg- 
lich auf den Ausgang. 

Stuttgart, 22. August 1742. 
Dass Serenissimus gegen den B. Hof indisponiret seye, ist mir 
wissend. Die Stunden in der Welt sind nicht gleich. Man kann 

* Conf. Sammlung von Lebensbeschreibungen, Briefen und sonstigen Urkunden 
betreffend die Georgii'sche Familie, zugleich Beiträge zur Geschichte Württemberg» 
und Deutschlands. Stuttgart 1876. Herausgegeben von Generalconsul von Georgü- 
Georgenau. 



Digiti 



zedby GpOgle 



— 55 — 

ja schon um 11 Uhr ungedultig sein, und um 12 Uhr vergnügt 
werden, wenn indessen einläuft, was man erwartet, oder wenn sich 
das Zweideutige indess aufschliesst. 

Dass die Baireut'schen Herrschaften im Demach missvergnügt 
gewesen, weiss ich nicht. Im Anfang gab's Missverstand mit den 
Fräulein, da man nach hiesiger Mode die Hofdames nach den ver- 
heuratheten Dames setzte, ob sie wohl in Baireuth den Bang gleich 
nach den Geheimerathsfrauen haben. Man hat sich aber hernach von der 
hiesigen Mode belehren lassen und ist lustig gewesen und hat brav getanzt. 

Wegen Einrichtung der Akademie ist nichts zu thun, so lange 
Krieg ist, so lange man nur Franzosen gebraucht, so lange man 
mehr auf belles lettres als sciences ddnkt, und so lange man das 
Detail selber einrichten will. 
P. P. 

Ich praetendire, dass man Ihrem Herrn Bruder vorher seine 
Sachen ausmache, sonsten thue ich keinen Zug. 

Wenn einmal Imperator von Frankfurt hinweg ist, so ist der 
casus abscheulich vulnerirt. Ich fürchte immer, man wird uns hier- 
nach mit unsern Beversalien laufen lassen. Das Beste ist, dass als- 
dann der König iu Preussen mit seiner Negotiation sich so stark 
eingelassen, dass Ers per honores hinausführen muss. N. B. ver- 
gessen Euer Wohlgeboren nicht, per amicum nostrum es dahin zu 
bringen, dass zu denen Preussischen Capitulationsactis eine Roubrique 
und Notamen gemacht werde, die Reversales nach unsern letzten 
petitis loco allegato einzurücken. Wir wissen nicht, was bei künf- 
tigen casibus vor Leute in Stuttgart und Berlin leben: vinculiren 

wir jene durch die jezige zum Voraus. Adieu. 

Bilfinger. 

Bilßnger war Mitglied der auswärtigen kaiserlich russischen 
Academie und der königlich preussischen Gelehrten Gesellschaft. Er 
starb unvermählt von Jedermann hochgeschätzt und tief betrauert 
den 18. Februar 1750. 

Das höchste Lob spendete den Manen Bilfingcrs Friedrich der 



Digiti 



zedby G00gk 



— 56 - 

Grosse, indem er nach einer Ueberlieferung in Bilfingers Familie zu 
einem von dessen Neffen sagte: »Das war ein grosser Mann, dessen 
Andenken ich stets verehre!« 

Bilfingers Wahlspruch war: Das ganze Leben muss ein un- 
unterbrochenes Streben nach Besserung sein, oder wie er diess öfters 
bildlich auszudrucken pflegte, das Leben des rechtschaffenen Mannes 
muss sein, wie die grossen Fracturbuchstaben Ein Zug durchs ganze 
Leben hindurch. Er war es auch, ein wahrhaft grosser Mann, von 
ungeheuchelter Religiosität, die sich in Worten und Handlungen bei 
ihm aussprach; fest hing er am Christenthum , und war innig von 
dessen Wahrheiten überzeugt. Die Lehren der geoffenbarten Religion 
behandelte er mit Ehrerbietung und bediente sich seiner Philosophie 
zu ihrem Schutze, nicht zum Angriff auf sie. Auch zeigte er gegen 
Andersdenkende grosse Duldsamkeit. Neid und Hass waren ihm 
gänzlich fremd. 

Ebenfalls dieser Familie entstammten: 

Christian Lndwig Bilfinger, Med. Dr., geb. 1736 (nach Andern 
1739) in Sielmingen, Stadt- und Landphysicns in der Stadt Isny 
und dem dortigen Reichsstifte, auch Hospitalpfleger. — 

Gottfried Lndwig von BHfinger, Herzogl. Wörttemb. Oberst und 
Commandant des III. Infanterie-Regiments, 1762 (» von Gabelenz*). — 

Expeditionsrath und Landschafts - Einnehmer Jacob Fried. Bil- 
flnger hatte 7 Kinder, von denen 1 Tochter, Namens Johanna 
Elisabeth«, die Gattin des Oberstlieutenants und Commandanten von 
Hohentwiel Wolf gang Glaser* wurde, welcher 1756 starb. — 

Wendel von Bilflnger, geb. 2. Sept. 1758 als Sohn des Her- 
zoglich Württembergischen Regierungs-Rathes in Stuttgart Ferdinand 
Friedrieh Bilflnger, Königlich Preussischer Kriegsrath, später Ge- 
heimer Legationsrath und Landrath des Kreises Schlawe in Pommern, 

* Ein anderer dieses Namens, Karl von Glaser, geb. 2. September 1797, machte 
als Lieutenant die Feldrüge mit und starb 1852, von meuchlerischer Hand ermordet 
als Königlich Württembergischer Major im Ehreninvalidencorpe. Ein dritter endlich, 
Friedrich von Glaser, geb. 16. Oct. 1767, als Sohn des Hauptmann Joh. Georp von Glaser, 
war Königlich Württembergischer Oberst. Derselbe vermählte sich mit Carolins, einer 
Tochter des Oberstlientenants Freiherrn von Welling und der Carolins, einer geb. von Zech. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 57 — 

wurde laut Diploms yom 8. Februar 1791 in den preussischen Adels- 
stand erhoben. Er nannte sich >Herr auf Postamin« und ist 1835 
mit Hinterlassung männlicher Nachkommen gestorben. — 

Ludwig Büflnger, Bruder des Vorigen, geb. 10. Sept. 1756, 
Stallmeister in Hannoverschen Diensten. — 

Engen Ton Büflnger, Königlich Württembergischer Major, t 
1865, 7. Februar im 70. Jahre seines Alters. — 

Friedrich Ludwig Ton Büflnger, Sohn des Bergraths Ludwig 
Büflnger, t 1863 und der Friederike, geb. BUfinger, Bergrath und 
Saliuenyerwalter in Friedrichshall. Er war es, der zuerst daselbst Sohle 
und Steinsalz fand, auch die Saline Friedrichshall, die erste Saline ganz 
Süddeutschlands, gründete. BUfinger starb im December 1863. — 

Hermann Wendel tob Büflnger, Sohn des Vorigen, geb. 2. 
November 1808, Bergraths-Director in Stuttgart, Ritter des Kron- 
und Friedrichsordens, Commenthur des Kaiserlich Russischen St. Annen- 
Ordens, verm. den 26. October 1837 mit Jeanette, geb. 16. Mai 
1814, Tochter des 1832 t Hüttenverwalters Alois Hefele, (Bruder 
des Bischofs) und der Eleonore, geb. von Winkler, 1 1844. Kinder: 
L Friederike Eleonore, geb. 23. December 1841, ledig. IL Anna, 
geb. 25. Februar 1841, vermählt seit 8. Mai 1862 mit Max 
Römer, Hüttendirektor in Kindberg (Steyermark). III. Luise, geb. 
1. Januar 1851, verm. seit 2. April 1878 mit Julius Giger, Revier- 
förster in Bermaringen O.-A. Blaubeuren. IV. Hermann, geb. 21. 
September 1838, Kaufmann in Marseille, ledig. V. Gustav Adolph, 
geb. 6. März 1840, Professor am oberen <Tymnasium in Stuttgart, 
ledig. Vi. Ludwig Eugen, geb. 4. September 1845, k. Revierförster 
in Alpirsbach, ledig. VII. Eugen Christoph, geb. 18. October 1847, 
Dr. Med., praktischer Arzt in Neuenstadt an der Linde, ledig. - 

Georg Bernhard von Büflnger, Director der Königlichen Ober- 
rechnungskammer, Mitglied der Centralstelle für die Landwirthschaft, 
der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins, der Staatskassen -Ver- 
waltung, Ritter des Ordens der Württembergischen Krone, des rus- 
sischen St. Annen-Ordens 2. CK, des St. Stanislaus-Ordens 2. Cl. ; 



Digitized by VjOOQIC 



— 58 — 

Commenthur 2. Cl. des badischen Zähringer Löwen-, des oldenburgischen 
Haus- und Verdienst-Ordens, Ritter des bayerischen Civil -Verdienst- 
Ordens, des Hannoverschen Guelfen-Ordens, Ritter 1. Cl. des Gross- 
herzoglich Hessischen Ludwigs - Ordens , Offizier der französischen 
Ehrenlegion, t 1872, 18. März, zu Stuttgart. — 

Carl Johann August Bilflnger, Kameralyerwalter in Vaihingen 
a. d. Enz, geb. 12. Jan. 1776. Gattin: Dorothea Friedrike, geb. 
Henglin. Kinder : 

A) M. Carl Friedrich Bilflnger, Dr. und Pfarrer in Dizingen, 
geb. 24. Jan. 1806. Gattin: seit 1838 Adelheid, geb. Frank, geb. 
24. Febr. 1817. 

Kinder: 
I. Marie Elisabeth, geb. 8. März 1840, vermählt mit Felix 
Buttersack, Professor in Heidelberg. II. Hermann von Bilflnger, 
geb. 8. März 1843, Hauptmann und Generalstabsofficier in Berlin. 
Gattin: Henriette, geb. Ruoff. Kinder: III. Adolf, geb. 5. März 
1846, Garnisons Pfarrer. Gattin: Sophie, geb. Weizsaecker. Kinder: 
IV. Paul, geb. 4. Mai 1847, Hauptmann im 8. Infant.-Regiment in 
Strassburg. Gattin: Anna, geb. Hander. — 

B) Albert, geb. 6. Aug. 1807, Kameralverwalter. Gattin: 
Caroline, geb. Mebold. C) Otto, geb. 12. April 1811, Pharmaceut. 
Gattin: Emma, geb. Becker. D) Paul, geb. 26. Juli 1830, Kanzlei- 
rath. Gattin: Elisa, geb. Christian. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerblich enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Bilflnger (BOlflnger, Pülflnger): CLPfleger 294; Gaistl. Verwalter 440; Keller 
82; Lehen-Secretär 82; Reg R.Secretar. 76: SpitalDiacon. 552; Stattschreiber 494. - Andr. 
C l Pfleger 204. — Carl Frid., Gaistl. Verwaltter 598; Pfarrer 527; Vogt 473, 516. - 
Christian Lud*., Geh.B.Registrator 46. - Christof Frid., Keller 592; RechenbanckhsRath 
122; Visitat.Secretar. 158. — Fried. Ferd., Gel.O.Rath 67. — Hans Ludw., SUttachreiber 
517 . _ Heinr. Christian, Abt 300. — Joe. Andr., Cl. Verwaltter 269. — Joe. Frid., Land- 
Bchaffts-Einnemer 559. - Joh. Bernh., Consiat.Praesident 136; Gel. Geh.Rath 27. - Joh. 
Ludw., Cl.Verwaltter 276. - Joh. PhU., Cl Verwaltter 324; Gaistl. Verwaltter 598. - Joh. 
Wendel, Abt 268, 305; LeibMedicus 196; Pfarrer 413. — PhU. Ooltfr., ClHofmetoter 345; 
Keller467: Stattschreiber 517. — Phil. Ludw., Ol.Pflegcr 322. — Wendel, Abt 305; Pfarrer 516. 



Digiti 



zedby G00gk 



Binder. 



Christof Binder, württembergischer Theologe, geb. 1519 in 
Grützingen bei Nürtingen, Sohn des Georg Binder, Pfarrers daselbst, 
welcher mit Herzog Ulrich während dessen Exils bestandig in 
Correspondenz stand. Er studirte zu Tübingen, magistrirte daselbst, 
wnrde hierauf znm Pfarrer in Denkendorf ernannt und kam von da 
in der Folge auf die Pfarreien Grötzingen und Nürtingen, welch* 
letztere er 8 Jahre lang bekleidete. Nach dem Tode des berühmten 
Reformators Dr. Schnepf, Professors und Pfarrers zu Tübingen, trat 
er an dessen Stelle. 1565 ging er als Generalsuperintendent und 
Abt nach Adelberg und wurde bald darauf von der Herzoglich Würt- 
tembergischen Landschaft in den grossen Ausschuss gezogen. Mehr- 
mals war er von seinem Landesfürsten in wichtigen Kirchensachen 
nach auswärts entsendet worden, so 1562 nach Reichenweyher, nach- 
her mit dem Probst und Canzler Andrea zu der Stigelischen Contro- 
verse (Synergismus) nach Jena und Weimar, dann nach Mömpelgard 
1571, zuletzt 1594 von der Landschaft im Verein mit Dr. Eber- 
hard Bidenbach, damaligem Abte von Bebenhausen, auf den Reichs- 
tag nach Regensburg 1594. Seit seiner Rückkehr von dieser letz- 
teren Sendung fing er an zu kränkeln und starb, nachdem er 31 Jahre 
lang die Abtei von Adelberg als Vorsteher der dortigen Klosterschule 
:ür künftige Geistliche bekleidet hatte, von Jedermann hochgeschätzt 
1596, den 31. October. Er hinterliess 12 Kinder und Stiefkinder» 
Einer seiner Tochtermänner war der Abt und Generalsuperintendent 
zu Maulbronn, Wilhelm Holder; einer seiner Söhne war Magister 
Christoph Binder, Pfarrer in Göppingen 1575, in Neckarhausen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 60 — 

1578 — 86, Pfarrer in Regensburg, t wit Hinterlassung männlicher 
Nachkommenschaft; ein weiterer ufteorg Binder, Pfarrer in Rosswälden 
1577 — 1620. Ein Sohn dieses letzteren war der Herzoglich Würt- 
tembergische Hofprediger und Consistorialrath, Dr. Christof Binder, 
Prälat in Maulbronn, Hofprodiger und Consistorialrath 1609, und 
Landschaftsassessor, t 1616, äen 3. Juni. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Johann Friedrich Ton Binder, welcher im Jahre 1646, 5/15. 
October, zu Colmar in Ober-Elsass als Sohn des älteren Stättmeisters 
daselbst und gleichzeitigen Reichskammer-Gerichts-Beisitzers zu Speier, 
Friedrich Binder II,, und der Urania, einer geb. Barth, („jene aus 
dem Herzogthum Württemberg; diese die Barthischen aus der ge- 
freiten Grafschaft Burgund stammend,") geboren wurde. Ein Urgross- 
onkel Friedrich' $ war der von der schweizerischen Eidgenossenschaft zu 
Anfang des Jahres 1555 mit 33 Fähnlein Landsknechten dem Kaiser 
Karl V. gegen die Türken und Rebellen in Ungarn zu Hilfe ge- 
sandte Hauptmann Ludwig Binder, welcher die ihm aufgetragene 
Sendung so glücklich ausführte, dass er schon im Monat Februar 
die Rebellen vollständig aus dem Felde schlug. Der Kaiser erhob 
ihn 6. Februar 1550 in den Reichsadelstand.* Mehrere von dessen 
Anverwandten und Nachkommen haben in der Folge in Kaiserlichen 
Kriegsdiensten, theils als Feld-Obriste, theils als CommandanW ihr 
Leben gelassen. 

Friedrich besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, welches 
damals unter dem Rectorate seines Onkels, Emannel Binder, nach 



* Was Wappenbrief wie Reichsadels-Diplom der Familie Binder von KritgUtei* 
in frühester Zeit betrifft, so sind deren folgende zu verzeichnen: 

1509, 29. M&rz: Erbietung eines kaiserlichen Wappenbriefes an Wendelin Binder, 
Syndicus zu Colmar. 

1589, 27. Oktober: Bestitigungsdiplom des Reichsadels mit Vermehrung des 
Wappens an Friedrich Binder von Kriegist ein. 

1634, 12. Juli und 1648, 12. Juli : weitere Bestätigungsdiplome und zwar ersteres 
an Stephan, KaiserL und Kurbayer. Oberst ; letzteres dagegen an Fried- 
rich IL, Binder von KriegUtein, 8tattmei*ter zu Colmar und Reichs- 
kämme r- Beisitz er zu Speyer; beide waren Brüder. 



Digit 



izedby GoOgk 



— 61 — 

diesem letzteren aber unter dem des Johann Georg Volniar, Bruders- , 
sohns des ehemaligen Kaiserlichen Ministers Isaac Volmar, stand, und 
begab sich, nachdem er noch vorher mehrere Jahre zur Erlernung der 
französischen Sprache in Mömpelgard zugebracht hatte, auf die Uni- 
versität nach Strassburg, woselbst er sich dem Studium der Rechts- 
wissenschaft widmete. Nach Absolvirung derselben ging er nach 
Speyer, um bei dem damaligen Kaiserlichen Kammergerichts- Advokaten 
con Jülchen die Cameralia practiseh zu erlernen. Hierauf machte er 
Reisen, nach deren Beendigung er von der Stadt Landau zu ihrem 
Syndicus berufen wurde. Vielerlei Drangsale hatte er in diesem Amte, 
besonders als 1672 der Krieg ausgebrochen und sich in die Chur- 
pfalz gezogen hatte, auszustehen, denn nicht nur wurde er, während 
die Stadt Landau von den Franzosen eingenommen und geschleift 
wurde, oftmals zu den beiderseitigen Armeen gesandt, sondern er 
schwebte auch, als diese Stadt bald von den Franzosen, bald von 
der Kaiserlichen alliirten Armee überrumpelt und ausgeplündert 
wurde, als treuer Anhänger des Kaisers und seines deutschen Vater- 
landes wiederholt iu sichtbarer Lebensgefahr. Dazu wurde er einst 
auf einem Bitte von Landau nach Speyer in der Hälfte des Weges 
von Räubern überfallen, vom Pferde gerissen, entwaffnet, in den 
Wald geschleppt, ausgezogen und völlig geplündert, und gelang ihm, 
während er eben erschossen werden sollte, die Flucht nur dadurch, 
dass er, während die Räuber selbst über die Theilung ihres Raubes 
uneinig waren, diesen Augenblick benützte und ihnen entrann. Nach- 
dem ihm eine Regierungsrathsstelle in Heidelberg und gleichzeitig 
die eines Syndicus der freien Reichsstadt Strassburg angetragen 
worden war, entschied er sich für die letztere. Viele Sendungen an 
den Kaiserlichen Hof führte er in dieser seiner neuen Stellung 
aus and verwaltete dieselbe mit ausgezeichneter Umsicht und Klug- 
heit solange, bis die Franzosen sich der Stadt Strassburg bemäch- 
tigten und ihm, als einem treuen Diener von Kaiser und Reich, 
bevorstand, in die Festung Quincpercurantin in der äussersten Küsten- 
provinz der Bretagne gesteckt zu werden. Dieser Aussicht aber 



Digiti 



zedby G00gk 



— 62 - 

entzog er sich durch eine rasche Flucht nach Frankfurt a/M., wo 
er von seinen Anverwandten, hauptsächlich dem Churfürstlich Säch- 
sischen Geheimenrathe und Gesandten, Anton von Schott, aufs herz- 
lichste aufgenommen wurde und durch dessen Vermittlung, sowie 
durch die der damals daselbst anwesenden Kaiserlichen Minister, der 
Grafen Rosenberg und Strattmann, die Stelle eines Syndicus dieser Stadt 
erlangte, als welcher er bald darauf in der Eigenschaft als ComHial- 
Gesandter nach Regensburg ging. In dieser Zeit wurde ihm vom Kaiser 
•durch den Reichshofraths-Präsidenten , Fürsten von Schwarzenburg, 
die € wirkliche > Reicbshofrathsstelle verliehen, in die er im Jahr 1686 
zu Wien introducirt ward. Auch dieses Amt verwaltete er gewissen- 
haft. 1698 wurde er seiner Gesundheit wegen von den Aerzten in 
die Bäder nach Schwalbach und Schlangenbad gesprochen. Als er 
«ben im Begriff war, von Frankfurt aus seine Function wieder anzu- 
treten, erhielt er den Kaiserlichen Befehl, als Subdelegat dem zwischen 
dem Kaiser und der Krone von Frankreich obsch webenden Orleanisti- 
schen Successions-Compromiss in der Churpfalz am Ober-Rhein zu 
Risswick anzuwohnen, welch' schwere Negociation er zur vollsten 
Kaiserlichen Zufriedenheit ausführte; er war es, der hauptsächlich 
dazu beitrug, dass der von dem Königlichen französischen Minister, 
Praetor und Schiedsrichter, von Obrecht, aufgestellte Antrag vollständig 
verworfen und dass vom Kaiser diese Verwerfung bestätigt wurde. 
Nach Erledigung dieser Angelegenheit kehrte Binder wieder nach 
Wien zurück, wo er indess schon den 17. Juni im Jahre 1709 in 
seinem an der Wien gelegenen Hause starb und auf dem evangelischen 
Gottesacker in der daselbst befindlichen Gruft oder sogenannten Erb- 
Blindfülle derer von Binder und von WiUisen {Wülussin) mit Nr. 36, 
37, beigesetzt wurde. 

Seine Gattin war seit 1671, 23. October, Anna Catharina, 
Tochter des Gräflich Rappolsteinischen Leib- und Hofarzts, auch 
-Stadtarzts von Colmar, Johann Valentin Will (von Wülussin). — 

Friedrich III. Binder von Krieglstein , Bruder der Vorigen. 
Derselbe, vermählt mit Elisabeth, einer Enkelin des Martin Binder- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 63 — 

Krieglstein, Stättemeisters zu Colmar, welch letzterer schon zu Anfang des 
16. Jahrhunderts einen Wappenbrief besass nnd 1595 mit dem Prä- 
dicate von Wandelburg im Adelsstande bestätigt wurde, scheint von 
dem Adel keinen Gebrauch gemacht zu haben, da von ihm Johann 
Binder, kaiserl. Beichshofrath und Administrations-Commissär der 
eroberten preussischen Lande, stammt, welcher nebst seinem Bruder 
Ludwig Binder, kurfürstlichem Kath, laut Diplom von 1 723 in den 
Beichsritterstand erhoben wurde mit dem Prädicate : Edler von Kriegl- 
stein. Johann Binder wurde sodann im Jahre 1759 noch in den 
Freiherrnstand erhoben. Die freiherrl. von Binder'sche Familie blüht 
noch heutzutage in Oesterreich und hat sich aus ihr namentlich 
Freiherr Friedrich yon Binder, geb. 1708, als kaiserl. Legations- 
Secretär, als welcher er den Fürsten Kaunitz, dessen Intimus er war, 
auf seinen Gesandtschaften begleitete, ausgezeichnet. 

Friedrich von Binder starb als kaiserl. wirklicher Geheimer Rath. 

In Württemberg haben sich nachstehende Träger des Binder'- 
schen Familiennamens ausgezeichnet: 

Christian Binder, Sohn des 1766 t Prälaten in Königsbronn, 
Christoph Binder und Urenkel des Seite 59 erwähnten Christoph 
Binder. Geb. zu Hedelfingen 25. December 1741 legte derselbe den 
Grund seiner Studien in den lateinischen Schulen zu Bietigheim und 
Ludwigsburg, zunächst aber bei dem 1 797 verstorbenen Pfarrer Flattich 
in Mündungen, damals in Metterzimmern, bezog hierauf die Universität 
Tübingen 1759, wurde Vicar zu Ludwigsburg 1762, zu Königsbronn 
(bei dem Vater) 1765, Pfarrer in Dachtel 1769, in Eberstatt 1770, 
zu Ottmarsheim und Liebenstein 1738 und zu Budersberg 1801. 
Er ist der Verfasser der »Wirtemb. Kirchen- und Lehrämter etc.« 
Tübingen 1798—1800. — 

Christian Binder, Königl. Württemb. Hofrath, 1 1840, 29. März, 
Verfasser der trefflichen > württembergischen Münz- und Medaillen- 
kunde« (ergänzt und herausgegeben von C. B. Stalin, Stuttgart 1846). 

Söhne: 

Prälat Dr. von Binder, Generalsuperintendent zu Ludwigsburg, 



Digiti 



zedby G00gk 



— ■ 64 - 

und als solcher Mitglied der Kammer der Abgeordneten seit October 
1860, Commenthur II. Kl. des K.Friedrichs- und Ritter des Königl. 
Württembergischen Kron-Ordens. t 1868, 21. Oktober im 65. Jahre 
seines Alters; und 

Dr. Gustav von Binder, geb. 1807 in Augsburg, Director der 
Königl. Württembergischen Cultministerial-Abtheilung für Gelehrten- 
und Realschulen, Commenthur des Krön- und Friedrichs-Ordens. — 

Wilhelm Christian Binder, geb. 1810 in Weinsberg, widmete 
sich seit 1828 dem Studium der Theologie und Philologie in Tübingen, 
wurde 1831 Professor der deutschen Literatur und der Geschichte zu 
Biel, hierauf wissenschaftlicher Arbeiter an der Staatskanzlei in Wien 
1833, welche Stellung er 1841 quittirte; nun zog er nach Ludwigs- 
burg, lebte daselbst als Privatmann und trat zur katholischen Kirche 
über. 

Er ist Verfasser verschiedener Schriften. x 



* Du Fürstlich württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Binder: Capitan 471. — Abrah., KeUer 286. — Carl. Frid., StifftsVerwalter 
555. — Christoph, Abt 237. 312 ; Diaconus 548 ; Qaistl. Rath im Consist 137 ; GaistL 
Verwaltter 396, 454 ; Hofprediger 191 ; Pfarrer 377, 516, 545; Special 537; Stiffts-Dia- 
conns 550; Vogt 605. — Christoph Peter, Abt 299; Special 387, 485. — Conr , Cl Hof- 
meister 346. — Ernst Friedr., Vogt 510. — Ferd. Theoph., Vogt 427, 510. — Friedr. Joach., 
KeUer 586. — Georg, Cl. Verwaltter 296 ; Keller 513. — Jac, CLPfleger 285. — Joach. 
Fridr., Ambtmann 471. — Joh., Stattechreiber 441. — Joh. Bapt., Oaistl. Verwalter 454 ; 
Vogt 300. — Joh. Christoph, AmptschreiberX246 ; Geistl. Verwaltter 409; Rays. Schultheis« 
417. — Joh. Georg, Pfarrer 456. — Peter, Ambtmann 470; Vogt 473. — Samuel, Statt- 
sohrelber 468. — Thomas, Vogt 376, 5S7. 



Digiti 



zedby G00gk 



Bloss. 

Johann Bloss wurde im Jahre 1545 zu Münsingen geboren. 
Derselbe widmete sich dem Studium der Philosophie uud Mathematik, 
magistrirte zu Tubingen im Jahre 1565, bereiste hierauf Oester- 
reich, Böhmen und Bayern, und wurde nach seiner Rückkehr als 
Vice-Professor der Mathematik in Tübingen angestellt. 1572 kam 
er als Professor der griechischen Sprache in das Kloster Maulbronn, 
1574 aber wieder in seiner früheren Eigenschaft als Professor der 
Mathematik nach Ulm, welches Amt er viele Jahre lang mit grosser 
Aaszeichnung bekleidete. Er war zweimal vermählt und hinterliess 
aus erster Ehe 13 Kinder , von denen ein Sohn Dr. der Medicin 
wurde. Bloss starb zu Ulm den 6. September 1637 im 87. Jahre 
seines Alters. 

Ebenfalls dieser Familie entstammt: 

Sebastian Bloss, Med. Dr., geb. den 4. November 1559 zu 
Münsingen als Sohn des dortigen Bürgermeisters Johannes Bloss. 
Er studirte Medicin, wurde 1580 Magister, 1584 aber Doctor und 
Professor der Medicin zu Heidelberg. Im Jahre 1586 folgte er 
einem Rufe als Stadtarzt nach Ulm und kam hierauf als Professor 
der Medicin nach Tübingen, bekleidete auch daselbst das Bectorat. 
Er starb zu Sulz am Neckar, wohin er sich eben zu seiner Erholung 
begeben hatte, den 4. März 1627. 

Bloss war erstmals mit Susanna, geb. Unseld, zum zweiten- 
male mit Anna Maria, des Herzoglich Württembergischen Geheimen 
Bath und Consistorial-Directors Dr. juris Balthasar Eisengrein 
Tochter, deren mütterlicher Grossvater der Probst und Canzler 
Dr. Jacob Andreae in Tübingen war, vermählt und hinterliess 7 
Söhne und 5 Töchter. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienertrach enthält folgende höhere Staats- 
dieser des Namens Bloss (Plots): Johann Tobias, Schultheis« 568; Vogt 395. — Octav., 

KeUer 467. 

v. Otorgii-Gtorgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 5 



Digiti 



zedby G00gk 



Blum. 



Johann Friedrich Blum wurde den 20. Juli 1759 zu Speyer 
geboren. Sein Vater, Philipp Heinrich Blnm, t 1767, war Raths- 
schreiber und Geoineter daselbst; der Grossvater Johann Conrad, 
geboren zu Gessdorf bei Hannover, von Curtischer Verwalter zu 
ümstadt; der Urgrossvater Heinrich, Freiherrlich von Mischer Ver- 
walter zu Gessdorf.* 

Johann Friedrich , anfangs Rechnungs-Probator in Markgrö- 
ningen, Geh. Rechnungsrath in Stuttgart, Oberamtmann in Mark- 
gröningen, zuletzt Kameralverwalter in Göglingen, verfasste das jetzt 
auf der Königlich Württembergischen Oeffentlichen Bibliothek befindliche 
Manuscript: «Blum'sche genealogische Sammlung», welches mit vielem 
Fleiss und grossem Zeitaufwand zusammengetragen, für genealogische 
Studien, ohngeachtet mancher Mängel, vielfach sehr erepriessliche 
Dienste leistet. 

Seine Gattin war seit 20. Juli 1788 Ernestine Friederike, 
Tochter des Oberamtraanns von Markgröningen Ernst Ludwig Vollmar, 
und der Friederike Juliane, Tochter des Klosterhofmeisters in Lauffen 
Friedrich Jacob Hölderlin. Kinder: 

I. Sophie Caroline , geboren in Stuttgart 14. April 1791, 
Gattin des Oberzollers Christian Friedrich Maulen. 



* Blum selbst verzeichnet letzteren als vermuthlichen Sohn des Fürstlich Hol' 
steinischen Amtmanns und" Oonfercnzraths Hans von Blum, dessen Vater Hans von Blum, 
Herr zu Seedorf und Holsteln-Gottorpisoher Landoberj&germeister, 1640, dessen Orossvater 
Hans von Blnm, Holsteinischer Rath und Amtmann zu Hadersleben, dessen urgrossvater 
Hans von Blum, Königlicher Rath und Amtmann zn Hadersleben, gefallen im Dlthmar'- 
schen Krieg 1500, und dessen Urur-Qroasvater Dietrich von Blum gewesen seien, welch letz- 
terer ein Regiment Reiter aus dem Braunschweigischen nach Holstein geführt habe (1460). 



Digiti 



zedby G00gk 



- 67 — 

II. Amalfe Friedrike, geb. 18. Mai 1801, verm. mit dem 
Amtsnotar in Schwaigern Christian Friedr. Schuster. 

III. Ernst Friedrich Blum, Oberamtsactuar zu Schorndorf 1810, 
Auditor und Kegimentsquartiermeister beim Königlich Wflrttember- 
gischen Jäger-Bataillon Nr. 2, starb bei dem unglücklichen Rückzug 
der französischen Armee aus Sussland 1813 jenseits Wilna bei 
Malodeznow vor Hunger und Kälte. 

IV. Carl Heinrich Blum, geb. in Stuttgart 2. Dezember 1792, 
Kaufmann, diente 1812 in der Armee und erhielt die Verdienst- 
medaille. 

V. Ferdinand Ludwig Blum, geb. in Markgröningen am 25. 
September 1803, Uragelds-Commissär in Hall, Revisor in Stuttgart, 
vermählt mit Emma, Tochter des Kameralverwalters in Schönthal 
Gottfried Heinrich Hesler, welcher Ehe 1 Sohn, Namens Carl Fried. 
August, geb. 14. April 1839 und 1 Tochter entsprossten. 

VI. Franz Hermann Blum, geb. 18. März 1807, Gutsbesitzer 
in Hellmuthhausen bei Constanz, in Gemeinschaft mit dem vorbe- 
nannton Bruder Carl Heinrich. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
de« Namens Blum: Vogt 440. - Wolffg., Vogt 570. 



Digiti 



zedby G00gk 



Blumhardt. 



Christian «ottlieb Blumhardt, wurde den 29. April 1770 zu 
Stuttgart geboren. Derselbe, anfangs zum Lehrer bestimmt, besuchte 
später das Gymnasium seiner Vaterstadt, wurde hierauf in das theo- 
logische Seminar in Tubingen aufgenommen und nach Absolvirung 
seiner Studienzeit in seinem 24. Jahre als Secretär der deutschen 
Christen thumsgesellschaft an Stelle des nach London übergegangenen 
Steinkopf nach Basel berufen, welchem Ruf er freudig Folge leistete. 
In dieser ihm bald liebgewordenen Stadt wirkte er nun eifrig mit znr 
Gründung der dortigen Bibelgesellschaft. Im Jahr 1807 wurde er 
von dem württembergischen Consistorium in sein Vaterland zurück- 
berufen, wo er eine ungetheilte Achtung und Liebe unter den edelsten 
Männern geribss und in verschiedenen Landgemeinden als Vicar wirkte. 
1809 wurde er Pfarrer an der Gemeinde Burg bei Neustadt und 
vermählte sich im gleichen Jahre mit Jnlie Maier von Tübingen. 
Während er diesem neuen Wirkungskreise einerseits das Evangelium 
mit der ihm eigenen Klarheit und Eindringlichkeit verkündigte, 
arbeitete er auf der anderen Seite mit angestrengtem Fleisse an der 
Ausbildung seines eigenen Geistes fort, übersetzte mehrere ausge- 
zeichnete englische Werke ins Deutsche, liess sie im Druck erscheinen, 
und dehnte so seine Thätigkeit immer weiter aus. 

Nachdem inzwischen mitten in dem Kriegsgetümmel des Jahres 
1815 in Basel ein Missionsveroin, ein Institut zur Bildung von Missio- 
nären, gegründet worden, kehrte er, einem Rufe der Leiter dieser Anstalt 
folgend, 1816 als Director derselben nach Basel zurück, und bekleidete 



Digiti 



zedby G00gk 



— 69 - 

dieses Amt 23 Jahre laug", bis an seinen Tod, der den 19. Decoinber 
1838 erfolgte, mit segensreicher Wirksamkeit. Eine grosse Zahl 
von Missionszöglingen stand im Laufe dieser 23 Jahre unter seiner 
Täterlichen Pflege. Neben den 23 Jahrgängen des Missionsmagazins 
arbeitete er auch das werth volle Werk einer »Missionsgeschichte« in 
fünf Bänden aus, und fährte es bis zur Reformation, welchen Zeit- 
punkt er sich von Anfang an als Ziel festgesetzt hatte, fort. Ausser- 
dem gab er noch mehrere sonstige Schriften heraus. Blumhardt 
starb hoch verdient um Ausbreitung des Christenthums mit Hinter- 
lassung einer einzigen Tochter, Julie, Wittwe des Pfarrers Bommel. 

Der gleichen Familie gehört Johann Christoph Bluinhardt an, 
welcher den 16. Juli 1805 ebenfalls zu Stuttgart geboren wurde. 
Derselbe studirte Theologie, wurde 1830 Lehrer an der Basler 
Missiousanstalt, 1838 aber zum Pfarrer in Möttlingen bei Calw er- 
nannt, welch letzteres Amt er 14 Jahre lang" mit besonderer Kraft 
bekleidete. Nach Ablauf derselben erwarb Blumhardt das bekannte 
Königliche Bad Bell, und siedelte, zum grössten Leidwesen seiner 
ihn überaus hochschätzenden und ihm mit herzlicher Zuneigung an- 
hängenden Gemeinde, 1852 dahin über. Seit bald 25 Jahren wirkt 
er daselbst als Seelsorger unermüdet fort und beläuft sich die Zahl 
derjenigen, welche in dem erwähnten Zeiträume in seinem schönen 
und weiten Familienkreise verweilt haben, auf gegen 30,000. Im 
Jahr 1838, den 23. Juli, vermählte er sich mit Johanna Dorothea, 
geb. Köllner.* 

Von den Kindern Blumhardt's gehören zwei, Christoph und 
Theodor, dem geistlichen Stande, ein dritter, Carl, dem kaufmännischen, 
ein vierter endlich, Nathanael, dem ökonomischen Berufe an. Die 
einzige Tochter, Maria, ist die Gattin des Emil Brodersen, der mit 



* Eino Schwester von ihr ist die Gattin des Pfarrers zu Kornthal, Jacob Heinrich 
Sttntdt; ein Bruder, der ehemalige Probst zu St Petri in Berlin, Nath. Köllner, starb 
21. Oktober 1873 in BoU mit Hinterlassung von 7 Kindern. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 70 - 

Beinein Bruder Theodor Brodersen bald nach der üebersiedelung 
BlumhardVs nach Boll * ans Schleswig dahin gezogen ist. 

Blumhardt ist nicht nur seiner bedeutenden Kanzelreden, seiner 
Psalm- und Prophetenlieder etc., sondern auch seiner herzgewinnenden 
Freundlichkeit und wahrhaft frommen, von aller Engherzigkeit freien 
Richtung wegen weltbekannt geworden. 



* Für Bad Boll hegte besonders Herzog Friedrich von Württemberg Interesse. 
Er lies« daselbst für die damalige Zeit seltene Früchte wie Melonen, Gurken. Blumen- 
kohl u. 8. w. in einem eigens dazu angelegten Garten pflanzen. 

Eine alte Badeordnung verbot nicht blos starke Diät, sondern auch das Fluchen 
und Streiten, gebot dagegen das Beten und Besuchen des Gottesdienstes. Schon 1593 
zählte BoU 400 Gäste. 

*/« Stunde entfernt vom Bade liegt das Pfarrdorf Boll, das 1302 von den Her- 
zogen von Teck an Württemberg verkauft wurde, und woselbst 1831 ein Graf Ulrich von 
Württemberg, Enkel Eberhard'» des Erlauchten, Probst war. 



Digiti 



zedby G00gk 



Bohnenberger. 



Gottlieb Christoph Bohnenberger, geboren den 1. März 1732 
in Simmozheim, Pfarrer daselbst 1762, Pfarrer zu Altburg 1784— 1807, 
zeichnete sich als guter Mechaniker aus und war überhaupt als sehr 
talentvoller Mann bekannt. Besondere Berühmtheit erlangte er durch 
seine > Beschreibung einer auf neue sehr bequeme Art eingerichteten 
Electrisinnaschine«, Stuttgart 1784, 1786 — 1791, und Beiträge zur 
theoretisch-praktischen Electricitätslehre , ebendaselbst , 1793 — 95, 
5. Hefte u. a. mehr. — 

Johann Gottiieb Friedrich Ton Bohnenberger, Sohn des 
Vorigen, geb. 1765, 5. Juni, magistrirte 1786, war seit 1789 Pfarrer 
in Altburg, lebte nachher längere Zeit in Gotha und Göttingen, wurde 
1796 bei der Sternwarte in Tübingen angestellt und 1798 zum aus- 
serordentlichen, 1803 aber zum ordentlichen Professor der Mathe- 
matik und Astronomie daselbst ernannt. Er unternahm die erste 
Landesvermessung Württembergs, in Folge deren er mit Ammann 
eine Karte von Schwaben in 60 Blättern herausgab. Auch war er 
durch mehrere astronomische, auch physische Werke hoch berühmt 
und starb 1831. — 

Christof Friedrich Bohnenberger, Bruder des Vorigen, Ober- 
Umgelder in Tübingen. — 

Wilhelm Gottlieb Bohnenberger, Sohn des Vorigen, geb. 3. 
December 1798, Professor in Ellwangen, in Blaubeuren, 1859, Kitter 
I. KL des Friedrichs-Ordens, t Altenstaig 15. November 1873. 



Digiti 



zedby G00gk 



Brenz. 



Johann Brenz, der bekannte Reformator Württembergs, einer 
der eifrigsten Anhänger und Frennde Luthers, wurde den 24. Juni 
1499 zu Weil d. Stadt* als der älteste von 3 Söhnen des dortigen 
Stadtschultheissen Martin Brenz und der Catharina, geb. Hennig, 
geboren und erhielt in der Taufe den Namen desjenigen Heiligen, 
mit dessen Gedäcbtnisstag der Tag seiner Geburt zusammenfiel. Brenz 
bezog schon 1512 die Universität Heidelberg. Das damalige wieder- 
auflebende Studium der alten classischen Literatur im Südwesten 
Deutschlands wirkte ungemein fördernd auf den Jugendunterricht, 
so dass schon 1524 Luther es rühmen konnte, es lerne ein Knabe 
jetzt in drei Jahren mehr, als man bisher in zwanzig und mehr 
Jahren in Klöstern und hohen Schulen gelernt habe. 1520 wurde 
Brenz Baccalaureus , (der niederste academische Grad beim Ueber- 
gang von den philologischen Studien zur Philosophie), 1517 aber 
erhielt er das veilchenblaue Barett des Magisters und begann nun 
das theologische Studium. Gleichzeitig trat er dem Kreise von 
Studirenden in Heidelberg bei, die — wie Melanchthon, Oekolam- 
padius, Buccr, Lachmann, Schnepf — das Haupt der Reformation, 
Luther, bei dessen im Jahr 1518 erfolgter Ankunft daselbst mit 
Begeisterung aufnahmen und in dem grossen Reformator die Hoffnung 
erweckten, sie würden einst die richtigen Grundpfeiler der wahren 
Gotteslehre werden. 



* Nachdem das begonnene Reformationswerk In Weil schnell wieder zerfallen 
war, würde daselbst seinen beiden Eltern die Begräbniss-Statte der Gemeinde verweigert, 
so dass ihre Leichname ausserhalb der Stadt in ungeweihter Erde beigesetzt werden 
mussten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 73 — 

1519 wurde Brenz Regens (Repetent) der Burse der Realisten, 
«Ist sogenannten Schwabenburse, Aufseher einer Anzahl von Studirenden, 
&w zusammen wohnten und arbeiteten, und fährte dieselben in Vorträgen 
über das Evangelium Matthäi in die biblische Gottesgelehrsamkeit ein. 
1521 erhielt er in Speyer die Priesterweihe, las hierauf die 
erste Messe in seiner Vaterstadt Weil, verliess jedoch Letztere 1522 
wegen der von der österreichischen Regierung beabsichtigten Aus- 
rottung der Artheischen Lehre und folgte einem an ihn vom Rath 
zu Schwäbisch Hall auf die Empfehlung Johann Ismmann (eigentlich 
Eisenmann, Eisenmenger) hin ergangenen Ruf als Prediger dieser 
Stadt. Bis 1523 las er daselbst die Messe, erklärte jedoch, dass er 
sie keineswegs als Opfer betrachte. Während des Bauernkrieges 
predigte er ebenso über den Gehorsam der Unterthanen gegen die 
Obrigkeit wie über die Versäumnisse der Obrigkeit, der er zu Herzen 
zu führen suchte, dass sie ein christlich Regiment halten müsse. 
Schon 1529 hatte er die Reformation in Hall und der ganzen Um- 
gegend vollendet. Im schmalkaldischen Kriege, als die Kaiserlichen 
zu Anfang des Jahres 1547 in Hall einzogen, war Brenz der uner- 
schrockene Bekämpfer des Interims, nicht nur genöthigt, anfangs in 
die nahen Wälder, hierauf wegen des Auslieferungsbefehls Granvellas 
mit Zurücklassung seiner Familie in die Schweiz zu flöchten, wo 
indess seine Frau starb, sondern musste noch, als er nach der Rück- 
kehr nach Stuttgart diese Stadt von den Spaniern besetzt fand, in 
einem Hause der oberen Stadt seine Zuflucht nehmen. Zwischen 
einem Holzstoss und dem Dach verborgen, fristete er von einem mit- 
geföhrten Brodlaib , und dem Ei , das eine Henne jeden Morgen in 
seiner Nähe legte, sein Leben, bis der Abzug der Feinde erfolgt war. 
Herzog Ulrich verbarg ihn in der Folge längere Zeit auf der 
Burg Hohenwittlingen 1548. Daselbst arbeitete Brenz an seiner 
Erklärung des 93. und 130. Psalms wie an seinem grossen Kathe- 
chismus. Später gab ihm Herzog Ulrich auf Burg Hornberg, wo 
auch des Herzogs Kinder sich befanden, ein Asyl und hier nun 
lebte er als fin^irter Vogt unter dem Namen Huldreich Engster 



Digiti 



zedby G00gk 



_. 74 — 

(Artigster). Die Leute aber wollten ihn für keinen rechten Vogt 
halten, da er, wie sie sagten, viel zu gottesfürchtig sei und nicht 
fluche und zeche wie die andern Beamten. An dem »Abendmahls- 
streit« nahm Brenz hervorragenden Antheil. (Begründung der 
lutherischen Abendmahlslehre gegen die Schweizer). Hoch verdient 
um die im unteren Lande vor sich gehende Reformationssache machte 
sich auch Dietrich von Gemmingen, ein besonderer Freund von Brenz. 

Nach dem Tode Herzogs Ulrich betraute ihn Herzog Christoph 
1551 mit der Ausarbeitung der Württembergischen Confession. 1552 
wurde Brenz zum Probst der Stiftskirche in Stuttgart ernannt, als 
welcher er die, vielen andern in der Reformirung begriffenen Ländern 
als Muster dienende, »grosse württembergische Kirchenordnung < 
verfasste. 

Von vielen Fürsten und Städten wurde Brenz um Rath gebeten 
und selbst Luther gab ihm das Zeugniss, er sei der beste Ausleger 
der heiligen Schrift. 

Auch ein Landgut zu Bulach, die sogenannte Burg, mit Schenne 
und Garten verdankte Brenz der Freigebigkeit seines Herzogs. Daselbst 
brachte er jedes Jahr einige Zeit im Sommer zu. Dieses Gut wurde 
von den Vormündern seiner Kinder verkauft. 

Brenz, ein an Geist und Gemüth gleich ausgezeichneter Mann, 
gerühmt als hochgebildet und sehr gastfreundlich, von inniger, unge- 
heuchelter Frömmigkeit und tadellosem Wandel, demüthig und 
uneigennützig im Umgang, freundlich und liebreich, starb, erschüttert 
durch den am 28. December 1568 erfolgten Tod seines geliebten 
Landesherrn,* den 11. Sept. 1570 zu Stuttgart, seines Alters im 72., 
seines Predigtamtes im 50. Jahre, und wurde in der Gruft der 
dortigen Stiftskirche beigesetzt. Noch bei Lebzeiten hatte er geäussert, 
er wünsche daselbst begraben zu sein, damit er, wenn ein Geistlicher 



* «Wie gern, .rief er bei der Todeskunde seines geliebten Fürsten aus, hitte 
ich sein Leben mit dem meinigen sammt Allem, was loh habe, erkauft, wenn es mit 
Gottes Wül geschehen könnte !• 



Digiti 



zedby G00gk 



- 75 — 

auf seiner Kanzel etwas* anderes als den reinen evangelischeu Glauben 
predige, aus seinem Grabe steige und jenen von der Kanzel vertreibe. 
Brenz bat nächst Ambrosius Blarer und Erhard Schnepf die meisten 
Verdienste um die Württembergische Evangelische Kirche. 

In der ihm von Dr. Wilhelm Bidembach den 15. September 1570 
in der Stiftskirche gehaltenen Leichenrede heisst es unter Anderm: 

«Nach 25tägiger Krankheit fiel er in einen tiefen Schlaf, 
wölcher in die dreyzehend Stund und bis ins ewige Leben gewehrt. 
Dann er von solchem nicht mehr aufgewacht, sonder gesterigs Mon- 
tags den 11. Septembris zwischen zwölf! und ein Uhr gleich Nach- 
mittag hat ine der, so seiner Gleubigen Tod ein Schlaff nennet, der- 
massen so sanft entschlaffen und ausschlaffen lassen, dass er mit 
Christlichen Gebetten und Trostsprüchen von den Umbßtehenden Gott 
bevolhen, seinen Geist ohne einiche sondere Bewegung des Leibs, der 
Glider (wölches wir so darbey gewesen, warhafftig und eigendtlich 
Acht genommen), seinen Schöpfer, Erlöser und Tröster aufgegeben 
hat, fast gleicher weiss und gestalt, wie sein und unser aller Gnä- 
diger Füret und Herr, Herzog Christoph, seliger und Christmiiter 
Gedächtnuss entschlaffen ist. Dass, gleich wie sie beide einander 
hertzlich geliebt und geehrt und in ungleichem Beruff fast mit gleichen 
Graben und Tugenden begnadet gewesen, also auch fast ein gleichförmiges 
End und Abechid auss diser Welt genommen, und sich zu ewigen un- 
aussprechlichen Freuden auss disem Jammerthal hinaufgeschwungen.» 

Seine I. Gattin war Margaretha, Tochter des Senators Caspar 
Griter , Wittwe des Raths Wetzel in Hall und Schwester von Michael 
Grraeter, Pfarrer zu St. Catharina in Hall, der mit Brenz das Syn- 
gramma unterschrieben; sie starb zu Hall, während Brenz vor den 
kaiserlichen Horden auf der Flucht begriffen war. Die II. Gemahlin, 
Katharina, die mit trefflichen Eigenschaften des Geistes und Herzen* 
ausgerüstete Tochter seines Jugendfreundes und früheren Amtsbruders 
in Hall, damaligen Stadtpfarrers zu TJrach, Johann Insenmanu. Der 
ersten Ehe sind 6 Kinder entsprossen, von der zweiten Ehe überlebten 
den Vater 10 Kinder: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 76 - 

Von ihnen sind näher bekannt: 
I. »Sophia, verm. mit dem Dr. Eberhard Bidcnüach, Diaconus 
in Herrenberg, später Generalsuperintendent von Bebenhausen. 
JI. Barbara, verm. mit Dr. und Professor der Theologie in Tübingen 
Dietrich Schnepf, des berühmten Erhard's Sohn. 

III. Katharina, verm. mit Diaconus Gähring. 

IV. Agathe, verm. I. mit Diaconus Spindler; II. mit dem Canzler 
der Universität Matthias Hafenreffer. «Sie wurde die Stamm- 
Mutter verschiedener, in Württemberg noch blühender Familien, 
wie der Ben gel, Schmidlin, Camer er, Georgii, Weisser u. a.» 

V. Johann, schon im 23. Jahre Dr. und Professor der Theologie 
und Superattendent des Stifts in Tübingen, Abt zu Hirsau, 
t 20. Januar 1595 (nach Andern 1596) mit Hinterlassung 
von zwei Söhnen. 
VI. Joseph, Dr. der Medicin, starb im besten Mannesalter als 
Stadtarzt zu Hall 1586. 

Mit einem Enkel von Brenz, Johann Hippolytns Brenz, 
(Sohn des Tübinger Professors), der Dekau in Herrenberg, zuletzt 
Consistorialrath und erster Stadtpfarrer in Ansbach war, starb der 
Brenz'sche Mannsstamm aus. 

Verschiedene Brenz, Nackommen von Brenz's Brüdern Ludwig, 
Jurist, und Leonhard , von denen letzterer öfters von Melanchthan in 
seinen Briefen an Brenz gelobt wird , finden sich in den Verzeich- 
nissen der Württembergischen Kirchendiener. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des 
Namens Brentz (Brentins, auch Haldenreich Aengster) : Hans, Cl.Hofmeister 360. — Joh., 
190; Abt 280; Exped.Rath 143; O.Vogt 457; Probst 643. — Joh. HippoL, StifftsDiaconns 
550. — Wendel, Cl . Hofmeister 348. 



Digiti 



zedby G00gk 



Breimiiig. 



Conrad und Sebastian Rrenning, im Jahre 1514 Obervogte 
von Tübingen und Weinsberg, sind geschichtlich bekannt geworden. 

Der Erstere, einem Tübinger Patricier-Geschlecht angehörend, 
war in Diensten Herzogs Eberhard im Bart und zwar als Beisitzer 
des Hofgerichts und Rath in der Kanzlei, wurde auch von dem Her- 
zoge vielfach in vertraulichen und diplomatischen Aufträgen ver- 
wendet. Bei dem jungen Herzog Ulrich bekleidete er während des 
bayerischen Erbfolgekrieges 1504 die Stelle eines Geheimschreibers. 
Nachmals erwarb er sich als Vogt von Tübingen, namentlich bei der 
Verhandlung des Tübinger Vertrages (1514) und iq demselben Jahre 
bei dem blutigen Armen-Conrad- Aufstand , grosse von Ulrich selbst 
rühmlich anerkannte Verdienste. In den in der Folge durch Hutterfs 
Ermordung entstandenen Umwälzungen machte sich Brcuning als 
einen der an Talent wie an Charakter hervorragendsten Staatsmänner 
seiner Zeit bekannt, indem er bemüht war, zu gleicher Zeit das 
Wohl des Herzogs, wie des Staates zu wahren. Hierdurch aber 
erregte er bei Herzog Ulrich Verdacht und dieser entliess ihn. 
Ohngeachtet der Landtag Breuning in Schutz nahm, ward er nebst 
einigen anderen Vögten, darunter sein Bruder Sebastian, welcher als 
Obervogt von Weinsberg eine hochangesehene Stellung bekleidete, an- 
fangs auf Hohen-Urach, später auf Hohen-Neuffen gefangen gesetzt, 
nnter Mitwirkung des ränkevollen Kanzlers Ambrosius Volland der Absetz- 
ung des Herzogs beschuldigt und von dem willkürlich zusammengesetzton 



Digiti 



zedby G00gk 



.— 78 — 

Landgerichte nach unmenschlichen Folterqualen zum Tode durch 
Enthauptung verurtheilt. Die ihm mittelst der Folter erpressten 
Geständnisse widerrief er immer aufs Neue, vorzüglich noch kurz 
vor seiner Hinrichtung. 

Derselben Familie gehört an: 

Hans Jacob Breuning* von und zu Buchenbacb, geb. 1552 
zu Buchonbach bei Winnenden, «bereiste nach dreijährigem Aufenthalt 
in Frankreich, England und Italien, die Türkei. Griechenland, Egypten, 
Palästina, Syrien u. s. w. und kehrte erst 1595 wieder ins Vaterland 
zurück. Zum Herzoglich Württembergischen Oberhofmeister ernannt, 
begleitete er Herzog Johann Friedrich von Württemberg auf die 
Hochschule. Auf Bitten seines Zöglings gab er seine Reise im Jahre 
1612 in Strassburg heraus unter dem Titel: «Orientalische Beyss 
des edlen und vesten Hans Jacob Bräuning von und zu Buchen- 
bach, so er selbander in der Türkei sowolh in Europa und Afrika 
benamtlich in Griechenland, Egypten, Arabien, Palästina, das heilige 
gelobte Land und Syrien, nicht ohne sondere und grosse Gefahr vor 

dieser Zeit verrichtet. Alles in fünf unterschiedentliche Meerfahrten 

* 

disponirt!» Strassburg 1612. Noch 1595 stellte ihn sein Herzog 
an die Spitze einer Gesandtschaft nach England. Er starb im Jahr 
1600 (1616) noch vor Beendigung seines Werkes. 

Ebenfalls diesen Namen führten: 

Oottlieb Breuning, Med. Dr. den 10. Mai 1606 geb. als 
Sohn des Joseph Breuning, welcher 38 Jahre lang Pfarrer in 
Hedelfingen gewesen, und der Kunigunda, Tochter des Special-Super- 
intendenten und Spitalpredigers in Stuttgart Hillmayer. 

Breuning ging, nachdem er sich anfangs dem Studium der Theo- 
logie gewidmet hatte, zu dem der Medicin über, besuchte die Universitäten 
Strassburg und Basel und bereiste von letzterer Stadt aus die Schweiz 

* Seine Gattin bo\\ Anna Susanna, Tochter des Kaiserlichen Hofgerichts-Advokaten 
zu Speyer Johann von Nerven (genannt Mfurer), f 1595 gewesen sein. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 79 — 

und Italien, resp. Mailand, Mantua, Padua, Ferrara, Bononien, Florenz, 
Siena, Venedig, Rom und Neapel. Nach seiner Rückkehr von dieser 
Reise doctorirte er zu Tübingen 1628, practicirte anfänglich in Mark- 
gröningen, nnd Hess sich darauf in Stuttgart häuslich nieder. Nach 
der Nördlinger Schlacht, in Folge welcher Württemberg durch Feuer 
nnd Schwert verheert wurde, sah er sich genöthigt, mit seiner Familie 
zu flüchten und im Exile zu leben. In Speyer fand er bei der da- 
maligen Württembergischen und Weimar'schen Armee Anstellung, bis 
er 1635 den 8. Juli wieder nach Stuttgart zurückkehren konnte. 
Obgleich er gewisser Ursachen willen in der Stadt unerkannt zu 
sein wünschte, und dieselbe desshalb verhüllt betreten hatte, ward 
er doch von einem der damals anwesenden Stadt-Bürgermeister er- 
kannt und aufgefordert, da die eben eingetretene Pest bereits 3 Aerzte 
weggerafft hätte und die übrigen Aerzte geflohen wären, die Stelle 
eines Stadtarztes anzunehmen. Viele Tausende von Kranken behandelte 
er in dieser seiner neuen Stellung ; zugleich wurde er seinem Vater zur 
Stütze, der durch die Wuth der Soldaten in grosses Elend gerathen war. 

Im Jahre 1644 wurde er zum Herzoglichen Hofarzt, 1654 
aber zam Rath und Leibarzt des Herzogs Eberhard ernannt, in 
welchem Amte er vielfach an die Markgräflich-Badischen und an- 
dere benachbarte Höfe, einst auch zu der Herzogin von Ostfries- 
land, einer Tochter seines Herzogs, gesandt wurde. Er starb den 12. 
October 1678. 

Seine Gattin war Anna Christina, des v. Nippenburgischen 
Amtmanns zu Markgröningen Johann Molltor Tochter, aus welcher 
Ehe 2 Söhne und 2 Töchter entsprossten. — 

Ludwig Gottlieb Breuning, Sohn des Vorigen , geb. 1641 
(1645), studirte ebenfalls Mediän und zwar zu Tübingen, Strass- 
burg und Paris, bereiste hierauf einen Theil von Spanien und Italien 
nnd erlangte nach seiner Rückkehr zu Tübingen die Doctorwürde. 
Wegen seiner Kenntnisse in der Botanik wurde er von Herzog Eber- 
liard zum fürstlichen Garteninspcctor , 1669 aber zum Hospitalarzt 
in Stuttgart ernannt. Er starb schon 1670, den 27. Februar. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 80 - 

Seine Ehegattin war Sibylla Barbara, Tochter des Herzoglich 
Württembergischen Tutelar-Raths Eiden Johann Varabfller, welcher 
Ehe 2 Söhne nnd 1 Tochter entsprossten. — 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des 
Namens Breuning: Breuning v. Buochenbach : Hant Jac, O.Vogt 600. — Breuning (Browning): 
Vogt 542. — Abr. t Ambtsschreiber 898 ~ Bat., Vogt 412, 605. — Conr., 16; Geh.8ecreUr. 
30; Vogt 575. - Georg Ludic., Vogt 452, 624. — Gottlieb, LeibMedlc. 195, StattPhysic 
557. — Hans Jac, O.Vogt 615 — Jöh. t Cl Pfleger 260. — Joh. Fried., Revisor 165. — Jok. 
Heinr., StifftsDiacon 550. — Phil. Leonh., Geh.Secretar. 33 ; Keg. R. Secretar. 71. — 8*b« 
Stattschreiber 560. 



Digitized by VjOOQIC 



Breyer. 

Ludwig Friedrich Breyer wurde den 26. Februar 1675 zu 
Ober-Bronn im Elsass geboren. Sein Vater Georg »Leonhard Breyer, 
war Graf). Leiningischer Kanzlei-Director und Oberamtmann, zuletzt 
Hohenlohischer Kanzlei-Director in Langenburg; Die Mutter Kuni- 
rondm Catharina, eine geborene Leutwein, deren Grossmutter väter- 
licherseits eine geb. Feteerin und Descendentin von der berühmten 
Burckhardischen Familie war ; der Grossvater, Georg Breyer, Bürger 
und Mitglied des ßaths in Seh weinfurth ; der Urgrossvater David 
Breyer, Pfarrer in Rothenacker 1558. 

Ludwig Friedrich, dessen Vater, wegen der leidigen Kriegs- 
zeiten nach Langenburg übersiedelt, und daselbst bald nachher, 
ohne Vermögen zu hinterlassen, gestorben war, ward es durch seinen 
Stiefvater, den .Hohenlohe-Oehringischen Stadtpfarrer Philipp Martin 
Kteffer, ermöglicht, sich dem Studium der Medicin zu widmen. Im 
Jahre 1693 bezog er die Nürnbergische Universität Altdorf, wo 
er auf Empfehlung der Fetzerischen Familie in das von derselben 
nmdirte Stipendium aufgenommen wurde. Nachdem er daselbst 4 
Jahre verweilt hatte, ging er auf die Universität Tübingen und 
practicirte sodann bei seinen Eltern in Oehringen. Besonderes In- 
teresse schenkte er bei seinen in diese Zeit fallenden mehrfachen 
Beisen den rheinischen Bädern. 1699 folgte er einem von der aus 
ihrer Asche neu erstandenen Reichsstadt Speyer an ihn ergangenen 
Bufe als Stadtarzt, in welcher Stellung er die schrecklichsten Kriegs- 
zeiten und die sie begleitenden Krankheiten mitmachte. 1706 wurde 

9. (itorgii-Georgmau, Biographisch Genealogische Blatter etc. 6 



Digiti 



zedby G00gk 



— 82 - 

er zum Gräfl. Hohetdohe-Oehring'schen Leibarzte, 1712 aber von 
Herzog Eberhard Ludwig zum «wfirklichen» Hofarzte ernannt. 
1716 treffen wir ihn im Gefolge de» Landprinzeu bei dessen Ver- 
mählungsreise nach Berlin; 1727 erhielt er die Doctorwürde, und 
1734 machte ihn Herzog Karl Alexander zu seinem wirklichen Leib- 
arzte, als welcher er auch 1746, 15. April, starb. — Ein Bildniss 
Breyers trägt die unter demselben angebrachte Inschrift seines Freundes, 
des damaligen Gonsistorialraths und General-Superintendenten, auch 
Probst zu Denkendorf, Phil. Heinrich Weissensee, also lautend: 

Kunsterhaben, Dienstgeflissen, 

Kluge Tugend, freyer Mund, 

Heitrer Anblick, treuer Grund, 
Muntrer Umgang, gut Gewissen, 

Hertzhaft, Fromm, Gelassen, Mild. 

Siehe da, Herrn Breyers Bild. 

Seine Gattin war seit 1700 Maria Regina, Tochter des Ober- 
raths (Oberjustiz-Raths) in Stuttgart Johann Baur, und dessen Gattin, 
fliner geb. Böhm. Söhne: 

I. Johann Heinrich, Bambergisch- und Wflrzburgischer Hofrath, 
Oberamtmann in Markgröningen, vermählt I. seit 1733 mit 
Maria Dorothea, Tochter des Raths Heinrich Kraffl; II. 
mit Agnes Magdalena, Tochter des Expeditionsraths Zellcr. 

II. Gottfried Daniel, Herzogl. Württemb. Expeditionsrath und 
ältester Rentkammer-Secretär, verm. 1736 mit Eberhardina 
Friederica, Tochter des Expeditionsraths Hegel. — 

Johann Friedrich Brejer, ältester Sohn des Vorigen, 
erhielt seine Bildung in den württembergischen theologischen 
Lehranstalten und erlangte 17. October 1758 die philo- 
sophische Magisterwurde unter dem Decan M. Gottfried 
Ploucquet, wurde 1761 evangel. Prediger in Livorno, hierauf 
während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Italien 1766 



Digiti 



zedby G00gk 



- 83 — 

zum Repetenten am theologischen Stipendium in Tübingen 
ernannt, kehrte aber erst 1769 ins Vaterland zurück. 1770 
wurde er Professor ord. der Philosophie und der schönen 
Wissenschafken in Erlangen, 1776 Aeltester des Königlichen 
Instituts der Moral und der schönen Wissenschaften ; Branden- 
burgischer Hofrath 1782, charakter. Königl. Baierischer 
Hofrath 1820. Er starb 28. Juni 1826 im 88. Jahre 
seines Alters zu Erlangen mit Hinterlassung mehrerer 
philosophischer Werke. 

Seine Gattin war seit 11. September 1776 Jobanna 
Wilhelm ine, Tochter des Regierungsraths in Stuttgart, Max 
Frost, welcher Ehe 1 Sohn und 3 Töchter entsprossten. 
Von letzteren wurde eine die Gattin des Oberhofpredigers 
Ammen in Dresden, eine andere die des Predigers und 
Seniors in Frankfurt a. M., Wilh. Friedr. Hufnagel. 

HI. Ludwig Friderich, Pfarrer zu Münster, verm. seit 1730 
mit Sophia Elisabeth, Tochter des Pfarrers Neuliäusser zu 
Obertürkheim. 

IV. Julius Friderich, Herzoglich Württembergischer Hof- und 
Stadtarzt in Ludwigsburg, vermählt 1735 mit Maria Eli- 
sabeth, Tochter des Bürgermeisters Els&sser in Wimpffen. — 

V. Philipp Jacob, Hofapotheker in Stuttgart, vermählt mit 
Eva Maria, geb. Wagner, welche nach dem Tode dieses 
ihres Gatten den Ober-Diaconus Heller heirathete. Breyer 
selbst starb 15. Mai 1745. 

VI. Heinrich August, geb. 1720, 23. Julr, M. und Repetent 
im fürstl. Stipendium in Tübingen, starb bei dem Pastor 
und Senior zu St. Anna in Augsburg, M. Samuel Urlsperger, 
im 27. Jahre seines Alters, 9. April 1746. 

VIT. Johann «ottlieb Breyer, Auditor mit Hauptmannsrang bei 
einem Kaiserlichen Regiment in Ungarn, nachmals Herzoglich 



Digiti 



zedby G00gk 



- 84 - 

Württembergischer Geheimer Secretär 1754, Regierungsrath 
und Geheimer Rath. Er erwarb sich als fleissiger Forscher 
der vaterländischen Geschichte and Verfassung einen be- 
deutenden Namen. Ihm verdankt u. A. Württemberg die 
erste und einzige gedruckte systematische Darstellung des 
durch den Ausspruch von Fox (er kenne nur zwei Verfas- 
sungen, die englische und die württembergische) berühmt 
gewordenen Staatsrechts des vormaligen Herzogthums Würt- 
temberg unter dem Titel: »Elementa jur. publ. Wirtemb. 
ac ducum privati«, 1782. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Jobann Christoph Friedrich Breyer, geb. 2, Februar 1749, 
Doctor der Rechte, Herzoglich Württember/rischer Geheimer Archivar 
(1769), hierauf ausserordentlicher, seit 1774 ordentlicher Professor 
der Rechte in Tübingen, zugleich Herzoglicher Rath und Hofgerichts- 
assessor. Er starb 12. October 1777. Seiner Schriften sind mehrere. — 

Heinrich August Breyer, Auditor unter dem fränkisch-Zet7t'- 
schen Kreis-Regiment 1746. — 

Christian Ludwig Breyer, Regierungs-Secretär in Stuttgart 
1778, dessen Nachkommen nach Neapel übersiedelten. — 

Karl Wilhelm Friedrieh von Breyer, bekannter historischer. 
Schriftsteller, geb. 1771 zu Heutingsheim bei Ludwigsburg, ausser- 
ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität in Jena 1803, 
Professor der Geschichte und Statistik an der Universität Landshut 
1804, ward hierauf von dem Minister Montgelas als Mitglied der 
reorganisirten Akademie der Wissenschaften nach München berufen, 
auch gleichzeitig daselbst zum Professor der Geschichte am Lyceum, 
und zum Hofrath ernannt, und in der Folge zum Lehrer eines König- 
lichen Prinzen in der Geschichte und Littoratur berufen. 

Breyer starb, von schweren häuslichen Heimsuchungen betrof- 
fen., 28. April 1818 zu München. Sohn: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 85 — 

Max Breyer, geb. München 14. September 1810, Oeconom, 
Bentier in Illingen. Eine Schwester desselben, Johanna Charlotte 
Friediüre Fanny, wurde 11. November 1835 die Gattin des Stadt- 
pfarrers in Reutlingen Johann Carl Fischer. — 

Die Breyer'ache Familie blüht noch im Württembergischen. 



Dm> Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Staate- 
diener mit Namen Breyer' Geh. Regim.R RegJstrator 45. — Christian Lud»., Beg.KSe- 
cretartna 74. — Christoph Heinr., RenthGhAecrctar. 13«. — Gottfr. Dan , Expe&Rath 113. 
— Joh. Christ., Holiger. Beeret. 80; Begistrator 83; Beg.R.Becretar. 76. — Joh. Christoph 
Frid-, Archivar. 41- — Johann Gottlieb, Geh. Seoretor. 34. — Joh. Heinr. , Gel. O.Bath 
67; Vogt 489. — Jui. Frid., LelbMedlc. 196. - Ludw. Frid* LeibMedicue 196. 



Digiti 



zedby G00gk 



Brodbeck. Brotbeck. 



Johann Conrad Brodbeck, Med. Dr. und Professor, wurde den 
28. Aug. 1620 geboren. Sein Vater war Johann Conrad Brodbeck, * 
Pfleger in Roseck, nachmals Procurator Stipendii in Tübingen; die 
Mutter Barbara, eine geb. Nördlinger ; der Grossvater Johann Brodbeck 
der jüngere, Kl. Herrenalbischer Amtmann zu Langensteinbach, nach- 
her Pfleger in Roseck, zuletzt Visitationsrath in Stuttgart ; die Gross- 
mutter Margaretha, geb. Herbst; der Urgrossvater Johann Brodbeek 
der ältere, genaunt Eisenkrämer, Fürstl. Rath, wohnte zu Unter- 
Türkheim und starb 1575; der Urur-Grossvater Joachim Brodbeck, 
Stadtsch reiber in Kirchheim, t 1557: der Urur-Urgrossvater Conrad 
Brodbeck, der jüngere, in Bernhausen, t 1518, dessen Vater Conrad 
Brodbeck, der ältere, von Bernhausen 1447 starb. Der Vater des 
Letzteren Jacob Brodbeck, Württembergischer Beamter, Vater von 23 
Kindern, lebte noch 1451 ; der Gross vater endlich Httglin Brodbeck III. 
war im Jahr 1393 Vogt zu Stuttgart. 

Johann Conrad studirte Medicin zu Tübingen, wo er auch 
1646 die Doctorwürde der medicinischen Facultät erhielt. Noch in 
demselben Jahre wurde er von dem Magistrate der damaligen Reichs- 
stadt Esslingen zum Stadtarzte berufen, ein Amt, das er 3 Jahre 
lang bekleidete. Im Jahre 1650 ernannte ihn Herzog Eberhard 

* Dm im Jahr 1627 gestiftete Brodbek- Stick el'tche Stipendium rührt gleichfalls 
tod einem Johann Conrad Brodbek her, welcher aber Herzoglicher Rath und Kammer- 
secretir In Stuttgart war. Nach der AV/#r'schen Genealogischen Sammlung wurde 
Johann Conrad, Johann Georg und Johann Brotbeck, Gebrüder und Vetter von Kaiser 
Ferdinand IL d. d. 25. August 1627 geadelt Laut des Adelsdiploms, welches in Spener'» 
„Operis Heraldicis* enthalten ist, geschah diese Erhebung, weil Joh. Conrad' $ Vater unter 
Kaiser Rudolph dem Reiche gegen die Türken grosse und wichtige Dienste geleistet hatte. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 87 — 

zum ausserordentlichen Professor der Astronomie zu Tübingen, 1653 
zum ordentlichen Professor der Physik, und 1657 zum ordentlichen 
Professor der Medicin. Das Bectorat der Universität bekleidete er 
zweimal, das Decanat der medicinischen Facultät 16mal. Er starb 
1677 22. Februar. 

* Seine Gattin war seit 1646, 10. August, Christiana, des Med. 
Drs. und Professors, auch Herzogl. Württemb. Raths und Leibarztes 
Carl Bardill Tochter. Folgende Kinder überlebten den Vater: 

I. ltegina Magdalena, vermählt mit dem J. U. Dr., Oberrath 

und Hofgerichts- Assessor, Johann Ulrich Pregitzer. 
II. Sibylla Agnes, verm. mit dem Secretär der freien Reichs- 
Ritterschaft in Schwaben des Orts am Neckar, Schwarzwald 
und der Ortenau Johann Joachim Bader. 
III. Maria Dorothea, verm. mit dem Diaconus zu Herrenberg, 
M. Ernst Conrad Bernhard. 
IV. &V. Christina und Susanna. 

VI. David, Med. Dr. und Physikus in Herrenberg, f 1734. 

Seine I. Gattin war seit 17. April 1694 Maria Chri- 
stine, geb. Beinffhl; die II. Ottilie Barbara, geb. Hiller; 
die III. Sibille Margarethe, geb. Niedermajer. 
VII. Georg Conrad Brodbeck, M. und Diaconus zu Mezingen und 
Urach 1676, zu Kirchheim 1683, Decan in Leonberg 1688, 
in Nürtingen 1694, in Schorndorf 1704, in Kirchheim 1708, 
Prälat in Murrhard 1713. f 1714. 
Seine I. Gattin war seit 23. Mai 1676 Maria Judlthe, des 
Prälaten in Bebenhausen, Johann Conrad Zeller Tochter; die II. 
Maria Jndiihe, Tochter des Probsts in Denkendorf, Eberhard Knoll ; 
die III. Maria Amalie Ktthorn. % 

Georg Conrad' s Wahlspruch war: 
Memorare novissima & 
in aeternum non peccabis. 
Was du thust, so bedenke das End, 
So wirst du nimmermehr Uebels thtm, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 88 — 

Die Nachkommenschaft der beiden letztgenannten Söhne blähte 
noch im 18. Jahrhundert. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
mit Namen Brodbtck (Brodtbeekh, BrotUckh, BrottUekh): Med. Dr. 197 ; Vogt 271. — Conr.. 
Visitat.Secretar. IM. — Goora Conr., Abt 327; Special 478. — Gottfr., Cl.-Pfleger 971. — 
Hans Conr., Ch.8ecretarius 104; Ol.Pfleger 263; HofcanzleiSekretar. 104; Stipendien-Pro- 
curator 582. — Hans Goora, OLHofmeister 345, 346, 352; Bechenbankhs Bath 118; Schult- 
heisa 520. — Houglin, Vogt 540. — Joachim, Schnltbeiss 620 ; Stattschreiber 660. — Joh., 
Cl.Pfleger 263. — Gaistl. Yerwaltter 396. — O.R.Secretar, 69; BechenbanckhsBath 150; 
Stiffts-Verwaltter 554 ; Vogt 394, 675. Joh. Christoph, Cl.-Pfleger 246. — Johann Conr., Geh. 
Secretar. 31, 47. 



Digiti 



zedby G00gk 



Bühl er (von Bühler.) 



Der Name der Familie Bühler, auch Pühler, Bihler, wird 
meist vom Worte Bühl, noch jetzt in Dialecten und bei Dichtern 
gebräuchlich abgeleitet. Grimm: Bühel, Buhl, althochdeutsch puhil, 
mittelhochdeutsch bfihel, vom alten biugan, gleich collis, Hügel. Die 
ältesten Bühler, welche den Namen führten, mögen nach dieser Ab- 
leitung Leute gewesen sein, welche Haus und Hof an einem Buhle 
liegen hatten. So wird unter den ritterlehens- und rechtsfähigen 
Geschlechtern Gmünds geradezu genannt: 

1283 Fridericus in colle, identisch mit dem 1303 daselbst 
genannten Friedrich Bühler, und dem Friedrich auf dem Bühel anno 
1297. 

Doch läset das Auftreten vielleicht derselben ritterlichen 
Familie van Bühler am Bühlerfluss in der Gegend von Hall, an 
welchem noch die Orte Bühler, Bühlerzell, Büblerthann liegen, 
schliessen, - dass der Familienname von diesem Flussnamen herrührt, 
welcher nach Bacmeister einer der ältesten überhaupt genannten 
Namen ist. Schon 1024 wird der Flussname in der Urkunde, welche 
den Forst um Ellwangen Virgunda zu einem Bannforst erklärt, 
genannt. 

Von der ritterlichen Familie, welche an der Bühler sass, ist 
mit Urkunde 1382 ein Eberhard von Btthler et uxor Catharlne jon 
*er Hefte belegt. Diese erscheint 1400 — 1 404 als Wittwe mit zwei 
Söhnen Eckhard und Eberhard und einer Tochter Ellen, Ihre Guts- 
Terkäufe zeigen, dass es damals mit dem Stand der Familie den 
Niedergang gieng. Wir finden in der Gegend Bühler- und Remsthal 
abwärts, längs der Albtraufe Bühler, als Hofbauern und Bürger, ja 



Digiti 



zedby G00gk 



- 90 — 

an mehreren Orten Süddeutschlands in allerlei Beschäftigungen, dass 
verzichtet werden muss, einen Zusammenhang überall herzustellen. 
Von vielen seien wenige hier genannt: 

Gegen 1425 lebte Hans Bttheler, einer der besseren Dichter 
dieser Periode, er kam als Dienstmann an den Hof des Friedrich 
von Seewart, Erzbischofs von Cöln. 

1491 schenkt Hans Btthler von Stuttgart dem Kloster Adel- 
berg 2 Imi Weingilt. 

1514. Btthler Bernhard, Magister, Pfarrer zu Güglingen. 

1574. Btthler Martin von Stuttgart, Mag., Diaconus zu Gross- 
ingersheim; auch werden zu Hall um diese Zeit mehrere Bühler 
genannt. 

1587 erhält Georg Btthler einen Gnadenbrief von Erzherzog 
Ferdinand von Tirol; unter seinen Meriten werden auch die guten 
Dienste genannt, die derselbe dem Kaiser Carl V. vor Ingolstadt 
wider den schmalkaldischen Bund geleistet. 

1598 — 1626 ist ein Georg Btthler herzoglich württember- 
gischer Hauptmann und Burgvogt zu Schorndorf und Hohenasperg. 
Derselbe hat 1599 auf Bevelch S. F. Gn.: Hohenrechberg und Stauf- 
feneck eingenommen. 

Von den in Nürnberg blühenden Bühler wird dem Nicolaus 
Btthler, Abgesandtem des grossen Raths von Nürnberg in Wien, 
zugleich auch dessen „lieben Brüdern Christophen und Gevettern 
Danieln Btthler" 1622, 21. Aprilis zu dem „silbernen Perglein auf 
blabem Schild" eine Wappenvermehrung mit adelicher Freiheit er- 
theilt: Zu Hall bat 1595 ein Nicolaus Btthler von Nürnberg seinen 
Hausstand gegründet. 

1620. Wilhelm Btthler, herzoglicher Berg- und Schichtmeister 
zu Freudenstadt etc. etc. 

Die zusammenhängende sichere Genealogie beginnt erst 1615, 
dem Geburtsjahre des Georg Btthler II., Sohn von Georg Btthler I. 
Er war Hofbesitzer und Schultheiss zu Wolpertshausen am Buhle r- 
flu8s, zugleich Bürger zu Hall. Nach der Stellung seiner gelegent- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 91 - 

lieh genannten Freunde und Gevattern zu Hall u. a. 0. muss er 
ein angesehener und wohlgebildeter Mann gewesen sein. 

Das Hofgut zu Wolpertshausen, also nur wenige Stunden von 
den Fundorten der Bühler weiter oberhalb des Flusses entfernt, ist 
bis heute im Besitz der Familie Butler geblieben. 

Von den zahlreichen Söhnen zieht auch Johann Peter Bflhler 
in die Fremde. Das Glück war ihm hold. Als Bürgermeister der 
Stadt Backnang gewann er in einer Tochter des Johann Christoph 
Herbort, jur. utr. Licent., Hofgerichtsadvocaten und späteren Vogts zu 
Bietigheim eine vorzügliche Hausfrau, welche ihn zugleich in den 
Kreis der alt württembergischen Familien einführte. Er starb 71 
Jahre alt, den 22. April 1731. Von den hinterlassenen Söhnen sind 
als Begründer der beiden blühenden Hauptzweige besonders für die 
Familiengeschichte wichtig: Johann Christoph, geb. zu Backnang, 
11. Januar 1699 und Johann David, geb. 27. Januar 1702, welcher 
als Bürgermeister seinem Vater im Amte nachfolgte; ein weiterer 
Bruder Felix Gottlieb, starb als Specialsuperintendent zu Blaubeuren, 
wieder ein anderer fiel als kaiserlicher Hauptmann. 

Johann Christoph Bflhler, herzoglicher Vogt zu Dornstetten, 
dann Bentkammer - Expeditionsrath und Landschreibereiverwalter zu 
Stuttgart, war vermählt mit Margaretha Barbara, Tochter des Vogts 
von Backnang, Veit Jacob Neuffer. Sein Name ist unglücklicher 
Weise in die für Württemberg so traurige Jud Süss'sche Episode 
verflochten. Da die verschiedenen Geschichtsschreiber ihn oberflächlich 
und ungründlich neben einem Hallwachs, Metz und Consorten ver- 
dammen, so sei hier zu seiner Ehrenrettung angeführt, dass er, 1737 
verhaftet, Jahre lang auf Festungen und im Gefangniss als Staats- 
gefangener, nach langwierigem Prozess 1746 freigesprochen wurde. 
Auf sein dringendes Bitten um unparteiische Richter wurden endlich 
die umfangreichen Akten der Juristenfakultät zu Göttingen übergeben, 
und der Schluss des reeponsums in causa Bühleriana lautet S. 363 
u. ff.: >das8 auch nicht das geringste vestigium sich äussern wollen, 
pacb welchem man nur verrauthen könnte, dass Bühler in societatem 



Digiti 



zedby G00gk 



- 92 ~ 

alicujus lucri mit dem Juden eingetreten sey, oder sonst sein Be- 
zeigen sich das mindeste Widerrechtliche habe procuriren wollen. 
Ans dem Allen nun zusammen erhellet, wie Inquisitus bei denen 
vielen speciebus delictorum in allen und jeden Fällen, aUen dolum 
lediglich abgeleinet, nicht minder seines Vornehmens überall gültige 
Ursachen angezeiget und solche bescheiniget. Und wann auch bei 
dem Höchsten rigore noch übrig bleiben sollte, dass Bühler, als er 
an diesen Strohm gekommen, von Anbeginn mehrere Vorsicht, sich 
demselben zu entziehen, hätte gebrauchen, auch in währendem Laufe 
dieser Sachen, um eines und des andern Zumuthens sich zu ent- 
brechen grösseren Fleiss und Behutsamkeit hätte anwenden sollen, 
diess insgesammt eventualiter mit alle dem Übel, was mittelst dieser 
wider ihn Formirten harten Inquisition ihn betroffen, und mit Er- 
stattung der schwehren Unkosten compensiret werden müsse. Als 
sind wir, wie in dem Urtheil enthalten, zu erkennen bewogen worden. 
Von Rechtswegen. Mense Januario. 1745.« 

Bühler, durch Kummer und Sorge um Ehre und Existenz 
gebrochen, starb noch im Jahre seiner Freisprechung. — 

Drei Söhne stellten den unschuldig beeinträchtigten Namen 
wieder her. 

Albrecht Jaeob, geb. 1722 zu Dornstetten, vermählt mit 
Maria Elisabeth Gross, Tochter des Stadtvogts zu Stuttgart, wirk- 
licher Geheimer Rath, Geheimer Beferendarius und Directorialgesandter 
beim schwäbischen Kreise, wurde der vertrauteste Diener des Herzogs 
Karl nach dem Sturze Montmartins. Das grosse Zutrauen, das 
ihm seine Rechtschaffenheit und Tüchtigkeit erworben, benützte er 
mit Franziska, welche beiden sich gegenseitig eng verbunden hatten, 
voll Takt und mit genauester Kenntniss des Charakters des Herzogs, 
wie die zweite Regierungsperiode Karl's zeigt, sehr zum Segen des 
Landes, und bewahrte es, bis er 1792 starb. Kaiser Joseph II. 
hat ihn in Anerkennung seiner grossen Verdienste d. d. Wien 1784 
in des heiligen Römischen Reichs Panner- und Freiherrnstand erhoben. 
Wappen: der silberne Bühl auf blauem Schild. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 93 — 

Der zweite Sohn Adolph Christoph, geb. zu Dornstetten 1729, 
wurde herzoglicher 1. Stallmeister und Obrist Seine Reitkunst, 
seine Kenntnisse in der Zurichtung der Pferde und sein Talent als 
Lehrer hatten ihm nach dem Urtheil seiner Zeit bei Männern von 
Fach und an allen Höfen europäischen Ruf erworben. 1792 kam 
er nach Wien und musste auch vor dem Hofe reiten, hiebei erregte 
er solche Bewunderung, dass ihn Kaiser Leopold als echten Ritter 
(d. d. Wien 15. Febr. 1792) in den Ritterstand des Reichs erhob. 
Noch im gleichen Jahre, 21. Mai 1792, erhob ihn Kurförst Carl 
Theodor von Bayern, ein grosser Verehrer seiner Kunst und seines 
Talents, als Reichsvicarius gleichfalls in den Reichsfreiberrnstand. 
Er starb zu Tübingen 1809. 

Sein Sohn, Friedrieh Christoph von BUhler, geb. 1761, Stall- 
meister der Karlsakademie, dann Kaiserlich Russischer Kapitän der 
Palasttrabanten in St. Petersburg, zuletzt Grossherzoglich Badischer 
Landesoberstallmeister, vermachte bei seinem Tode 1833 der Univer- 
sität Tübingen eine ansehnliche Stiftung. Vermählt war dieser mit 
Friederike von Freistedt« 

Der dritte Bruder war Magister Gottlieb Friedrieh Btthler, 
geb. 27. September 1737, vermählt mit Juliane Neuheusser aus 
Esslinger Patriciat, wurde Pfarrer zu Obertürkheim, sodann lang- 
jähriger beliebter Geistlicher zu Echtordingen , von wo aus er ein 
häufiger und gern gesehener Gast des herzoglichen Paares in Hohen- 
heim war. Starb 1809 den 7. Januar. 

Von hervorragenden Männern dieses Johann-Christoph'schen 
Zweiges führen wir weiter an: Freiherrn Carl von Bühler, geb. 1748 
zu Stuttgart, gest. 1811, Sohn Albrecht Jacobs. Seine Ehe mit 
Catharina Charlotte von Schilling blieb kinderlos. Käiserl. Russischer 
Geheimer Rath und Gesandter am Reichstag zu Regensburg, sowie 
an verschiedenen deutschen Höfen, ein schöner und genialer Mann, 
nahm er eine bedeutende Stellung in der damaligen höchsten Ge- 
sellschaft ein. In der Russischen Diplomatie ist er eine historische 
Grösse; speciell zu Gunsten der Vergrösserung des mit dem Russischen 



Digiti 



zedby G00gk 



- 94 — 

Hofe Hirten Badens hatte er seiner Zeit mit grossem Erfolg gewirkt. 
Inhaber der Grosskreuze von Alexander-Newsky, S. Anna, Wladimir 
etc., war er auch Oberbaillif des Malteser-Ordens. 

Sein zweiter Bruder Freiherr Christoph Albrecht tob Bflhler, 
geb. 1752, gest. 1808, war vermählt: I. mit Elisabeth, Tochter 
des aus Gothas Wahrheit und Dichtung bekannten Bürgermeisters 
von Frankfurt, von Olenschlager ; II. mit der verwittweten Gräfin 
Vieregg, geb. Gräfin Lerchenfeld, deren Grabmonument mit dem 
BüJder-Lerchenfeld'schen Allianzwappen auf dem Friedhof zu Heil- 
bronn steht. Christoph Albrecht war langjähriger Herzoglicher 
Gesandter und Minister am Kaiserhofe in Wien, zuletzt wirklicher 
Geheimerath und Landvogt zu Heilbronn. 

Auch der dritte Sohn Friedrich, Freiherr von Bflhler, geb. 
1760, nahm eine hohe Stellung im rassischen Reiche ein. Einer 
der talentvollsten Karlsacademiker — es waren 9 Bühler in der 
Academie — , Ritter des academischen Ordens, trat er nach rascher 
Carriere als Regierungsrath von württembergischen in russische 
Dienste über und starb 1822 in St. Petersburg als wirklicher Staate- 
rat h, Grosskreuz, Malteser-Ritter etc.; vermählt war er mit Elisabeth 
von Braun. 

Sein Sohn Freiherr Carl von Bflhler, geb. 1805, starb 1868 
unvermählt auf dem v. &aZi$'schen Erbgute Zizers in der Schweiz, 
als kaiserlich russischer General der Cavallerie, Generaladjutant des 
Kaisers und Adlatus des Oberbefehlshabers vom Petersburger Militär- 
bezirk, Groesftirsten Nicolaus, ausgezeichnet durch im Kaukasus und 
in der Türkei geleistete Dienste und gleich verdient um die Orga- 
nisation der Armee. 

Der vierte Sohn Albrecht Jacob's war Heinrich, Freiherr von 
Bflhler, geb. 1763 zu Stuttgart, gest. 1843 auf dem Ritterguto 
Palla im Kreise Dorpat. Kaiserlich Russischer wirklicher Geheimer 
Rath, Senater, Grosskreuz, Malteser-Ritter etc. Vermählt war er 
in 1. Ehe mit Stephanie von Kntnzow, verwittweten Bakunin, in 
II. Ehe mit Alexandrine von Palmenbach. 



Digitized by VjOOQIC 



— 95 — 

Von den lebenden Familienhäuptern dieses Zweigs ist zn nennen 
der Sohn des letztgenannten: Baron Theodor von Bflhler, Excellenz, 
kaiserlich Russischer Geheimer Rath, Hofmeister des Kaisers, Director 
de6 Hanpt- and Staatsarchivs des Ministeriums der auswärtigen An- 
gelegenheiten zu Moscau, geb. 3./15. April 1821, vermählt mit 
Fürstin Maria Bekovitseh-Tseherkassky. 

Ferner als Aeltester der Gesammtfamilie: der königlich württem- 
bergische Finanzrath G. Bflhler in Stuttgart, geb. 1800, und endlich 
Hofrath G. von Btthler zu Slaventzitz, Generaldirector der fürstlich 
Hohenlohe - Oehringischen Besitzungen in Württemberg, Sachsen, 
Schlesien und Russland, geb. 13. December 1817. 1877 Mitglied 
des deutschen Reichstags. 

Von ausgezeichneten Persönlichkeiten des jüngeren Johann- 
Datschen Zweigs fahren wir Hofrath Christian Friedrich Christoph 
von Bflhler an, Dr. jur. utriusque, Mag. philosophiae , herzoglich 
württembergischen Oberamtmann von Stadt und Amt Kirchheim u. 
Teck, Verfasser verschiedener historischen Schriften. Von Kaiser 
Josef IL in des Reichs Adelstand erhoben de dato Wien 1769. — ' 
Wappen: grüner Bühl auf silbernem Felde. Gest. im Jahre 1810 
— vollständig erblindet — als Regierungsrath zu Stuttgart. 

Da er ohne männliche Descendenz war, erhebt auf seine Bitte 
Kaiser Franz die Söhne seines Bruders Friedrieh Theophil Bühler, 
herzoglichen Oberamtmanns zu Backnang, — Carl August, Friedrich 
und Eberhard, d. d. 7. Sept. 1802, gleichfalls in des Reichs- Adelstand. 

Carl August von Bflhler, geb. 12. August 1765 zu Backnang, 
langjähriger Regierungspräsident, Staatsrath, Ehrenmitglied des Ge- 
heimen Raths, Excellenz, Grosskreuz etc. Gest. den 23. Februar 
1848 zn Stuttgart, ein Mann, ebenso verdient um Württemberg, an 
dessen Nenorganisirung er zu Anfang dieses Jahrhunderts als erster 
referirender Rath des Regierungs-Directoriums ausgezeichneten Antheil 
hatte, als besorgt für die Familie, deren angesehene Stellung er, 
ein vermöglicher Mann und Herr des Schlosses Ossweil, durch Grün- 
dung eines Fideicommisses zu sichern suchte. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 96 — 

Sein Bruder Friedrieh von Bflhler, königlich württembergischer 
Hofrath, zu Schwaigern Administrator der gräflich neipperg'schen 
Besitzungen, hat die Fortdauer der Familie erhalten durch drei Söhne, 
deren jüngster . Carl Edmund von Bflhler, Herr zu Brandenburg an 
der Hier, von seiner Majestät König Karl von Württemberg in den 
Freiherrnstand erhoben wurde, den 13. Oct. 1873, kurz vor seinem Tode. 

Zur Zeit Senior dieses Zweigs ist Cavallerie-Major 

Carl von Bflhler, geb. 1833, Ritter des eisernen Kreuzes. 

Es wäre aus vorliegendem Material noch viel des Interessanten, 
mancher stille schöne Familienzug und manches ehrenwerthe Glied 
der Familie anzuführen, das in bescheidener, ihm vom Schicksal zu- 
gewiesener Stelle den Kampf des Lebens gekämpft hat, doch würde 
diess den gegebenen engen Bahmen überschreiten und bleibt daher 
einer Familienchronik vorbehalten, welche, wie wir hören, bereits in 
Arbeit ist. 



Nach Traditionen stehen in ursprünglichem Zusammenhang mit a 
dieser Familie die Bühler von Oberroth (Gaildorf). Von der Des- 
cendenz des gräflich lim bürg. Kammerraths in Oberroth, Georg Caspar 
Bflhler, geb. 1752, ist anzuführen: 

Ernst Christoph Bflhler, königlich württembergischer Ober- 
förster (ausgezeichneter Forstmann, s. Galerie württembergischer 
Forstleute 1855). t 

Georg Wilhelm von Bflhler, königlich württembergischer 
Oberbaurath. t 

Ritter Ernst von Bflhler, Eisenbahndirector in Wien. 

Dm Fürstlich Wdrttembergieche Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Bühler (BihUr): Advocat 306, 307. — Albr. Jak., Gel. Geh.Rath 28; GeL O.- 
Rftth 67 ; HoffRath 181. — Carl Frid., Regiatrator 160. — Ftlix Gottl., Pferrer 891. - 
Frid. Gottl., Keller 592; Vogt 371. — Qtorg, Borg Vogt 529; Hauptmann 366, 529; O.- 
Schulthais 619. — Jak. Frid., Geh. Secretar. 35; Reg. B.SecreUr. 75. — Joh. Christoph, 
Exped.Rath 112; Landaohreiber 116; Vogt 421. — Joh. Frid., Ambtmann 469. — Martin, 
Ambtmann 469. 



Digiti 



zedby G00gk 



Büschler. 



ESne ehemals zu den angesehensten Geschlechtern der Reichs- 
stadt Hall zählende Familie, welche im Jahre 1471 von Kaiser 
Friedrich in der Person Hans BOschler's >aus dem ohrwürdigen 
Sieben Burger Geschlecht« zum Ritter und Adelichen Geschlecht er- 
hoben wurde. 

Ebendemselben Geschlechte entstammten: 

Friedrich BBschler, geb. zu Hall in Schwaben, 1479 beim 
Tonrnier in der Woche am Lichtmesstag unter 68 Rittern gegen- 
wärtig. — 

Philipp Busehler, vermählt 1522 mit Affra Senfftin von 
Snlbnrg. — 

Philipp BBschler, geb. 1543, fiel (in Frankreich) in der 
Schlacht auf Conde* scher Seite. — 

Conrad BBschler, StättmeUter, starb 1579, 10. April, »hat 
»an St. Michels Kirchen sein Stein. Seine Haussfraw Anna, geborene 
»tob Rossdorf, von der Sophia Büschhrin erzeugt.« - 

Hermann BBschler, anno 1526 Stättmeister zu Hall, wurde 
von den Sieben Bürgern verfolgt und starb 1543. 

Der Letztgenannte spielt in der Hallischen Geschichte eine Rolle, 
denn seinetwegen entstand eine grosse Zwietracht unter denen von 
Adel, so daes wie es wörtlich heisst: »Ir vil auss Hall gefaren, und 
seither ir wonung nit mehr alda gehabt.« 

Pfarrer Glaser in seiner »Geschichte der Stadt Hall« (M. S. 
de Anno 1780) führt u. a. folgendes Aber dieses Geschlecht an: 

v. GcorgU-Gtnrgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 7 



Digiti 



zedby G00gk 



— 9S — 

>l)er letzte Bäschler von Ansehen, so mir vorkam, ist 1577 
Todes verblichen, die Familie selbst ging bis diese Stunde nicht 
unter, versank aber innerhalb 200 Jahren in Niedrigkeit. Vor wenigen 
Jahren noch lebte ein ßttschler in Hall, dem das Andenken seiner 
glänzenden Vorfahren den Kopf verrückte, er mochte auf seiner er- 
lernten Profession nicht arbeiten, duldete lieber die bitterste Armuth, 
enthielt sich da und dort in Wirthshäusem und wartete auf einen 
Bissen, den ihm ein Mitleidiger reichte, baute sich endlich eine Hütte 
oberhalb der Stadt auf der Anhöhe beim Eisen hof, träumte dabei 
immer von wichtigen Forderungen, die er von seinen Vorfahren her 
an die Stadt zu machen habe, und begieng auffallende Unschicklich- 
keiten, daher sich der Magistrat genöthigt sah, ihn in ein Arbeits- 
haus einzusperren.« 

»Ein Geschlecht kommt, das andere vergeht!« 



Digiti 



zedby G00gk 



Buntz, Bonz. 



Darid Bnntz, geboren als Sohn des Amtmanns zu Ebersbach, 
Oberamts Göppingen, Johann Bnntz* von Weidenstädten und der 
Barbara Schlumberger von Setzlingen, Oberamts Ulm, besuchte die 
Ulmi8chen und Göppingischen Schulen, trat nach Absolvirung der- 
selben in die Stadtschreiberei in letztgenannter Stadt ein, und begab 
sich in der Folge zu weiterer Ausbildung zu seinem Bruder, dem 
damaligen Kaiserl. Kammergerichts-Advocaten und Procuratoren in 
Speyer, Johann Bnntz. Im Jahr 1577 kam er als Secretär zu dem 
Grafen Johann zu Salm, Herrn zu Viviers etc., Marschall des Herzog- 
tums Lothringen und Gubernator zu Nancy, welcher ihn bald darauf 
zu seinem Rentmeister beförderte. Nachdem er im Jahr 1595 nach 
Esslingen zurückgekehrt war, auch sich im gleichen Jahre daselbst 
Terheirathet hatte, gelangte er 1597 in den kleinen Bath dieser 
Reichsstadt, ward ein Jahr nachher ebendaselbst zum Forstmeister, 
hierauf zum Stadt- Amman 1601, sowie auch zum Oberbürgermeister 
ernannt 1602. Das letztere Amt bekleidete er innerhalb 17 Jahren 
achtmal. Er starb mit Hinterlassung zweier Sühnlein, Namens Hans 
DtTid und Hans Conrad den 25. August 1619. 

Seine erste Gemahlin war Susann* , des gewesenen Bürger- 
meistere von Esslingen Johann Legers unterlassene Wittwe, eine 
eeb. Datt, welche kinderlos starb; die zweite, Christina, eine Tochter 
des Herzogl. Württembergischen Pflegers des Klosters Denkendorf 

• In Vaher'a „Württembergiechen FamÜien8tlftungen a . Stuttgart 18ß8, Ist die 
Familie anter dem Namen Bonz aufgeführt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 100 — 

in Esslingen, Conrad Schlossberger und der Sabina, geb. Besserer 
Ton Basserstein; ans dieser zweiten Ehe stammten die vorerwähnten 
zwei Söhnlein. — 

Johann Jacob Buntz, Neffe des Vorigen, wurde den 7. August 
1574 zu Speyer als Sohn des dortigen Kaiserl. Kammergerichts- 
Advocaten und Procurators, auch beider Rechten Doctors Johann Buntz 
und der Magdalena Simmer geboren. Derselbe,, in der Augsburgi- 
schen Confession erzogen, wurde nach dem 1 588 erfolgten frühzeitigen 
Tode seiner Eltern von seinen Vormündern nach Württemberg und 
zwar nach Urach gebracht, woselbst er die lateinische Schule besuchte 
und von da aus die hohe Schule in Tübingen bezog. Im Jahr 1594 
ging er, durch die Fest veranlasst, nach Speyer zurück, und begab 
sich in demselben Jahre noch nach Heidelberg. 1595 ging er wieder 
nach Tübingen, 1598 abermals nach Speyer, 1600 nach Jena, 1602 
nach Leipzig, Wittenberg und Helmstadt, von wo aus er die Städte 
Lübeck, Hamburg, Bremen, Königsberg in Preussen, und so fort, 
durch die Mark Brandenburg, das Herzogthum Braunschwei& besuchte 
und über Nürnberg nach Speyer zurückkehrte. In der Folge prak- 
tizirte Bunte zu Worms bis 1606, in welchem Jahr er von dem 
Markgrafen Georg Friedrich zu Baden und Hochberg als Hofmeister 
dessen Sohnes, des. Markgrafen Carl, angenommen wurde. 1607 be- 
suchte er, von diesem huldvollst entlassen, auf's Neue Speyer, begab 
sich von da nach Basel und licentiirte daselbst in der Rechtswissen- 
schaft 1609. 1611 wurde er von dem Bath der Stadt Worms zu 
deren Advocaten und Syndicus berufen, ein Amt, das er in vielen 
wichtigen Verschickungen und Commissionen zu Kurfürsten und Herrn, 
viele Jahre lang vertrat. 1629, 12. November, ernannte ihn der 
Kurfürst von Brandenburg zum Beisitzer des erwähnten Kaiserlichen 
Kammergerichts, als welcher er auch, nachdem er namentlich unter 
den spanischen und anderen damaligen Einquartirungen viel Drangsal 
zu erleiden gehabt hatte, den 8. Februar 1656 starb. 

Seine Ehegattin war Margarethe, Tochter des Raths und Schult- 
heissen zu Worms, Bernhard Christof Schlatt, welcher Ehp 4 Söhne 



Digitized by VjOOQIC 



— 101 — 

und 7 Töchter enteprossten, von denen bei seinem Tode noch folgende 
am Leben waren: 

I. Maria Margaretha, vermählt mit dem Fürstlich Speyer 'sehen 
Commandanten der Festung Magdeburg, Robert von Losslin. 
II. Johann Jacob Buntz, geboren 22. April 1614 zu Worms. 
Derselbe absolvirte seine akademischen Studien in Heidelberg 
und Strassburg, praktizirte hierauf bei seinem Vater in den 
Kaiserl. Kammergerichts-Prozessen , nnd wurde im Jahr 1648 
von dem Herzoge von Württemberg zum Bebenhausischen Pfleger 
zu Esslingen ernannt. Als solcher starb er den 30. Mai 1666. 
Seine Gattin war seit 8. September 1645 Christina, Tochter 
des Stadt-Ammans von Esslingen Johann Andreas Sehlogs- 
berger, mit welcher er 3 Söhne und 3 Töchter erzeugte, die 
ebenfalls Nachkommen hinterlassen haben. Sein Symbolum war: 
Dum spiro spero. 

Derselben Familie gehören ferner an: 
Johann Jaeob Buntz, J. ü. Lt., geb. 27. März 1673, t 3. 
Februar 1743: (nach Blum von nun an Bonjs genannt) Herzoglich 
Württembergischer Archivar, vermählt mit Sybilla Barbara, Tochter 
des Med. Dr. in Stuttgart Ludwig Gottlieb Brenning, welcher Ehe 
2 Söhne qnd 2 Töchter entsprossten. — 

Christoph Gottlieb Bonz, Sohn des Vorigen, geb. 1706, Herzogl. 
Wörttembergischer Expeditionsrath, erstmals vermählt mit Gonradlne 
Elisabeth, geb. Schuokhardt; zum zweitenmale mit Christina Dorothea 
Veronika, geb. ttolther, welchen Ehen 2 Söhne und 2 Töchter ent- 
sprossten. — 

Johann David Bonz, geb. 1676, Eathsherr und Kaufhaus- 
verwalter in Esslingen, Mitbegründer der ifoni'schen Stiftung da- 
selbst, t 1737. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
dm Namens Bont (Bonu, Butmtz, Bunt»): CanzleiAdvoc. 96; Registratur 160. — Ernst 
Christoph, BenthÜh.SecreUr. 125. - Gottlieb Christoph, ViattatSecreter. 168. - Je*., 
QalstLVerwaltter 671 — Joh. Jak., Archiyar 40; GantzleiAdvoc. 94; Cl.Pfleger 362, Reg., 
BJBecretar. 74 ; Begistrator 83. 



Digiti 



zedby G00gk 



Burk. 



Philipp David Burk, wurde den 26. Juli 1714 zu Neuffeu 
geboren. Sein Vater Philipp Jacob Burk, t 1744, war Präceptor 
zu Neuffen; der Grossvater Philipp Jacob Burk, t 1699, Pfarrer 
zu Mezingen u./ürach ; der Urgrossvater Philipp David Burk, t 1679 
Vogt von Nürtingen; der " Urur-Grossvater Caspar Burk, t 1624, 
Vogt von Nagold; die Urur-Grossmutter Margaretha, eine Tochter 
des David von Dettighofen zu Erkheim und der Veronika, geb. 
Keller ; der Urur-Urgrossvater Philipp Bork, Syndicus in dem Stifte 
zu Oehringen (1555) lebte noch 1561 und ist der älteste bekannte 
Stammvater dieser Familie. 

Phüipp David* studirte Theologie und war, nachdem er vor- 
her auf mehreren Pfarreien vikarirt hatte, im Jahr 1738 Vikar und 
Amanuensis bei seinem Schwiegervater Bengel in Denkendorf; hierauf 
Pfarrer in Bolheim bei Heidenheim 1742, in Hedelfingen bei Stutt- 
gart 1750, Dekan in Markgröningen 1758, Stadtpfarrer und Special- 
Superintendent in Kirchheim, als welcher er 22. März 1770 starb. 
Er dachte, lehrte und schrieb ganz im Geiste seines Schwiegervaters 
und war überhaupt ein Seelsorger im eminentesten Sinne des Worts. 
Seiner Schriften sind viele. 

Sein früh verstorbener Sohn M. Johann Albrecht Burk, geb. 
2. März 1747, hat eine Biographie des Vaters geschrieben, welche 
in Lübeck 1771 herauskam. — 



* Seine Brüder waren: I. M. Michail Christoph Burk, Pfarrer in Kohlstetten 
II. Johann Phüipp Jacob Burk, Kaufmann in Neuffeu ; III. Wilhelm Gottfried Burk, Kauf, 
mann in Leonberg. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 103 — 

Christian Friedrich Bnrk, Enkel des vorerwähnten Spezial- 
Superintendenten, war Pfarrer in Thailfingen, Stadtpfarrer in Gross- 
bottwar, Archidiaconus bei St. Leonhard in Stuttgart 1857, zuletzt 
Pfarrer in Echterdingen, und lebt jetzt im Pensionsstande zu Lichten- 
stern, woselbst einer seiner Söhne das Inspectorat der Kinderrettungs- 
und Schullehrer-Bildungs-Anstalt bekleidet. 



Dm Fürstlich Württemberglache Dienerbach enthUt folgende höhere Staata- 
d jener des Namen» Burckh (Burg Burgkh): Caspar, Gl. Pfleger 250; Schultheias 363; 
Vogt 500. - Hans, ßtadtechreiber 366. — Hans Ludw., OI.Hoftnaister 340 ; Gaiatl. Ver- 
walter 474, 475 ; — Harn Mtlch., Cl Hoftnaiater 340 ; Gaiatl. Verwalter 474. — Joh. Ludw., 
Vogt 473. — Joh. PML, ExpedJtath 111. — Joh. Phil., Vogt 516. — Phil. Da»., CLPlleger 
319; Pfarrer 441, 465, Vogt 506, 515. - Wilh., GLHofinaiater 340; Gaiatl. Verwalter 476; 
Voratmalater 44S. 



Digiti 



zedby G00gk 



Burkhardt. 



Es folgt hier ein über diese altfränkische, seit 1560 auch 
Württemberg angehörende Familie gedruckter historischer Bericht, d. 
a. 1719, also lautend: 

»Diese alte und berühmte Fanuli, hat ihren Ursprung aus 
Francken, und ist unter die Alte Fränckische Familien von Adel, 
biilich zu zehlen, war auch schon von etlich Seculis her in Francken 
bekannt und hatte schöne Adeliche Güter um Baunach besessen. In 
der Genealogi kan man zwar nicht höher steigen, als bis auff Con- 
rad Burkhardten der ums Jahr 1476. gelebet, gleichwohlen muss 
derselbe und seine Famili damahlen schon in grossem Ansehen ge- 
standen seyn, dieweilen er sich mit dem Uralten Adelichen, und heu- 
tigs Tags sehr hohem Geschlecht, deren von Lichtenstetn durch Heu« 
rath verknüpftet: inmassen Er Mariam Elisabetham von Lichtenstein 
zur Ehe gehabt, und vielleicht diejenige seyn mag, welche von Bu- 
cellino, in seiner Genealogica Germaniae Notitia, einem Burkhardten 
von Wcispriach in gleichem Zeit periodo zur Ehe gegeben wird, deren 
Vatter Wilhelm von Lichtenstein gewesen. Indessen ist obgedachter 
Conrad Burkhardt durch erstgemeldte Mariam Elisabetham von 
Lichteustein ein Stamm- Vatter worden, der Burkhardtischen, und vieler 
davon descendirenden theils Adelichen, als der Burkhardten von der 
Klee, u. a. m. theils andern berühmten Familien, worunter in specie 
die Bardilin- Brotbek- und Scheinetnannische zu zehlen, deren Ge- 
nealogie in gegenwärtigem Stamm-Baum mit mehrerem zu ersehen. 
Was sonsten noch den Adel der Burkhardtischen Famili anbelangt, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 105 — 

m 

so ist dessen anter anderm ein klarer Beweisstirom, indeme die Burk- 
hardten, wegen ihrer Güter and Geschlechts, anter denen Adelichen 
Vasallen des Klosters Bantz in Francken vor Zeiten ohndispntirlich 
gewesen, wie solches der vortreffliche Abht Johannes Burkhardt, 
obgedachten Conradi Enckel, und tfeorg Burkhardts, des Stamm- 
Vatters innvermeldter Familien, leiblicher Bruder, gegen diejenige, die 
Ihme und seiner Famili diesen Adel disputiren wollen, gründlich 
dargethan und behauptet hat. Von diesem Abbt Johanne ist inson- 
derheit noch dieses zu melden, dass derselbe wegen seiner sonder- 
bahren Klugheit, Verstands, Gelehrsamkeit und Frommkeit, schon in 
dem 208ten Jahr seines Alters von dem tapffern Abbt des Closters 
Schwartzach im Stift Würtzburg, Wolfgang Zobeln zu denen wich- 
tigsten Geschafften und Verrichtungen nutzlich gebraucht, und dess- 
wegen von Ihme bald darauf nicht nur zum Prior dieses Benedictiner- 
Cloeters bestellt, sondern auch noch vor seinem Tod dem Convent 
zu einem Successore und künftigen Abbt recommendiret, und einmüthig 
darzu erwählet worden, Anno 15(52 ohnerachtet er damahlen erst das 
26ste Jahr seines Alters erreichet hatte. Dieweilen er nun durch 
kluge Administration und vortreffliche Einrichtung der Oeconomie 
sich einen grossen Böhm erworben, ward er von Bischoff Julio zu 
Wirteburg aus eigener Bewegung, wider seine protestation, gleichfalls 
zu einem Abbt des Closters Bantz ohnweit Coburg 1575. bestimmt 
und ernennet, um dem fast gäntzlich zerfallenen Cioster-Wesen wieder 
aaftzuhelffen, welches Er auch von dem grossen Schulden Last nicht 
allein heraus gerissen, sondern auch in kurtzem die Closters Einkünften 
ansehnlich vermehret hat. Endlich ward Ihme auch die Administration 
des schönen und berühmten Closters, St. Stephani in der Vor-Stadt 
zu Wirtzburg aufgetragen, 1590. Er starb 1598. mit allgemeiner 
Betaurung seiner vortreffllichen Tugenden und Qualitäten, und ward 
zu Schwartzach begraben, allwo noch sein Epitaphium zu finden, 
darinnen Er Trium Monasteriorum Conservator & Bestitutor genennet 
wird. Im übrigen seynd noch in der Stadt Bannach verschiedene 
Monumenta zu finden, welche ohnverwerfflliche Zeugen seynd, von dem 



Digiti 



zedby G00gk 



— 106 — 

Alter und Adel der Burkhardten, gleichwie auch noch selbiger Gegend 
von etlichen Seculis her, der Burkhardts-Wald, item die Burkhardts- 
Stra8S etc. bekannt. Hievon ist zu lesen: Oratio Punebris, in Obi- 
tum Abbatis Johannis Burkhardi, &c. Authore Johanne Burkhhardo, 
J. U. D. , Ducali Consiliario Francico, Wirzburgi 1601. Conradi 
Dinneri, JCti, Generi Burkhardiani, Catalogus & Descriptio Abbatum 
Monasterii Schwarzach, Wirzburgi 1572. Ejusdem Catal. & De- 
scriptio Abbatuni Monasterii Banthensis, vulgo Banz. Wirzburgi, 1589. 
Michaelis Ziegleri, D. Med. & Prof. Phys. & Log. zu Tübingen, Pane- 
gyricu8 in obitum Georgii Burkhardti, Prof. Log. Anno 1608. Item 
Rumetschii Annotationes Historico-Philologicae , Scriptae in Votum 
Nuptiale, Sulzero-Bardiliano Conjugio dicatum, Anno 1692. 

Obgemel<Jten Conradi Burlchardts und Marke Elisabeth von 
Lichtenstein leiblicher Sohn, war Heinrich Burkhardt, welcher bey 
3. Marg-Grafen zu Brandenburg, nehmlich Fridriclien, Georgen und 
Georg Fridrichen in Diensten, und wegen seiner sonderbahren Treu 
und Fleisses in grossen Gnaden gestanden, und endlich als ein ge- 
treuer Diener des Hoch-Fürstl. Hauses Brandenburg sein Leben ge- 
lassen, dann da Er mit 500 zu Pferd, und dem Land -Ausschuss, 
welchen Er commandiret, die Fürstl. Anspachische Land und Gräntzen 
wider die aus Ingolstadt aus- und nach denen Niederlanden mar- 
schirende Spanische Besatzung bedeckte, diese von dem rauben und 
plündern abhielte, und darüber mit denenselben in ein Gefecht geriethe, 
ward er Anno 1550 von denenselben erschossen. Er hatte zur Ehe 
Evam, Sebastian Widmanns, Mark-Graf Georgen zu Brandenburg 
Cubicularii Tochter, mit deren Er unter anderen Kindern 2 tapffere 
Söhne gezeuget und hinterlassen, nehmlich obgedachte Johannem, 
nachgehende Abbt, und Georgium Burkhardnm, welche aber noch 
unerzogen waren. Bey ihrer ferneren Education hatten beede grosse 
Gefahr wegen der Rom. Catholischen Religion, worein jener verfallen, 
dieser aber derselben durch Gottes sonderbare Schickung, (vermittelst 
einer gottseeligen Magd seines Vatters Bruders, Johannis Burkhardti, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 107 - 

Vogts zu Ochsenfurt, der ihn nach seines Vatters Henrici Tod auff- 
genommen), glücklich entgangen, wovon obgedachter 2>. Ziegler in 
dem Panegyrico Georgii Burkhardi einige denkwürdige Umstände 
anführet, und dabei ferner meldet, wie dieser 

Geotgius BurJchardus endlich in das Herzogthum Wirtenberg, 
und zwar nach Stuttgart im 18. Jahr seines Alters kommen, allwo 
sich seiner der tapffere Theologus und Probst Johannes Brentius, 
wie auch der damahlige berühmte Paedagogarcha Wdker, getrealich 
angenommen; da er dann wegen seines stattlichen Ingenii, ohner- 
müdeten Fleisses und tugendsamer Aufführung willen seine Auffeilt - 
haltung und Beförderung dergestalten erlangt, dass er über 40 Jahr 
bey der TJniversitaet zu Tübingen Professor Logices, auch Paedagogarcha 
der Schulen dieses Hertzogthums ob der Steig gewesen. Von dessen 
gantzem Leben, Fatis, Studiis, Officiis, Meriten, Qualitäten, doppelten 
Ehestand, und Ende obberührter Panegyricus wohl zu lesen. Wobey 
ihme in dem Programmate Universitatis publico bey seiner Begräbmiss 
dieses rühmliche Zeugnuss gegeben wird, dass er gewesen : Vir insigni 
pietate, magna eruditionis, politi judicii, fidei integerrimus, aman- 
tissimns sequi, laborum impiger, & indefessus. Durch seine beede 
geseegnete und glückliche Ehen ward er vermittelst Göttlichen Seegens, 
ein Vatter 23 Kinder, und ein Stamm- Vatter vieler berühmter und 
tapfferer Familien in Francken, Sehwaben, und Wirtenberg, welche 
noch heutige Tags schön floriren. Unter vielen Söhnen, welche, so 
viel deren erwachsen, zu Geistlich und Weltlichen Ehren-Aemptern, 
die Töchtern aber alle ebenfalls zu ansehnlichen Heurathen im Geistlich- 
uud Weltlichen und auch Professor-Stand gelanget, waren sonderlich 
berühmt: Albertus, und Andreas. Jener war aus 1. Ehe, und ein 
tapfferer berühmter Mann, inmassen er, J. U. D. , der Stadt Nürn- 
berg, wie auch vieler Reichs Fürsten und der Fränckischen Bitter- 
schafft Kath und Advocatus gewesen, von welchen die Burhhardti&chs, 
Breueriache, JaAnische, 0rtöische, Leutweinmlie, und andere anver- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 108 - 

wandte Familien, in Stuttgart, Hohenlohischen, und anderswo abstammen. 
Aus der andern Jähe aber war 

Andreas Burkhardt, J. U. D., Fürstlich Wirtenbergischer Ge- 
heimer Rath und Cantzlar, auch ehemahliger Gesandter bey denen 
Westphälischen Friedens-Tractaten. Ein vortrefflichor, und wie um 
das gesammte Evangelische und Gemeine Wesen in Teutschland, also 
auch um sein Vatterland, dieses Hochlöbl. Hertzogthum, durch viele 
getreue und nutzliche geleistete Dienste, in specie aber auch bey denen 
ihme nächstverwandten Bardilin- Brotbek- Scheinemann, und Schloss- 
bergischen Familien und denen davon descendirenden Linien noch anff 
den heutigen Tag, auch nach seinem Tod, hochmeritirter Mann. Dessen 
Gedächtnuss billich bey allen getreuen und ehrliebenden Patrioten, 
sonderlich aber bey erstvermeldten Familien und derselben gesammten 
Descendenz billig im Seegen solle verbleiben; besonders da derselbe 
ein reiches Stipendium ä 12000 Gulden vor erstvermeldte Familien 
gestiftet, wie der vorhergehende Extract aus seinem Testament aus- 
weiset, welches viele Descendenten derselben bisher zu grossem Behnff 
ihrer Studien, uud mit schuldigem gebührendem Danck, theils ge- 
nossen, theils dato noch geniessen: daher man zu dessen immer- 
währendem danckbarem und .ruhmwürdigen Angedencken das schöne 
Epicedium, welches auf dessen Grabstein in dem Chor der Hospithal- 
Kirche zu Stuttgart zu lesen, und der Leich-Predigt des seel. Herrn 
Cancellarii beygedruckt worden, aber nicht viel mehr zu finden, dieser 
Burkhardtischen Genealogie, wie hiernächst folget, anbey fügen wollen, 
worinnen die grosse Meriten, und rare Qualitäten dieses vortrefflichen 
Ministers mit Verwunderung und Vergnügen zu lesen. Wobey von 
dem Verfasser dieser nervösen und schönen Inscription, Johanne 
Frischmann, so viel noch zur Nachricht zu melden, daas derselbige 
der ehemalige berühmte Frantzösische Resident zu Strassburg ge- 
wesen, welcher sich einen Tochtermann des sei. Herrn Andreae 
Burkhardti schrieb. (Seine Gattin war eine Stieftochter des 
Letzteren.) 



Digiti 



izedby G00gk 



— 109 - 

Zu dem Geschlechte der Burkhardt van der Klee , aus dem 
Schlosse Kleeberg in Schwaben stammend, zählt die in Böhmen und 
Mähren begüterte, 1723 in den österreichischen Freiherrnstand er- 
hobene Familie. 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende Burckkard (Bure* 
kardt, Bmrekkardi, Burchhari): Geh. Begim.Bath M; Professor 18. — Andr , Cantiler 
18, 40; GeLO.Batb 61; VlceGantsler W.-Gtorg AMb., Syndic. 40.— Han* Cornr.. Gsistl. 
Verwaltter 597. — Beinr. Mart« Archivar 40; CantsleiAdvoc. 94; GeLO.Rath 65. — Jac. t 
Keller 614. — Jbh^ Amptmann 337 ; CL Hoftnaister 344 ; Cl.Pfleger 284 ; GainU. YerwsJtter 
507. — Mari., Archivar 80; Pagenlnformator 190. 



Digiti 



zedby G00gk 



Camerer, Cammerer. 



Elias Rudolph Camerer, der Philosophie und Medicin Doctor, 
einer in der württembergischen Gelehrtenwelt wohlbekannten Familie 
angehörend, deren Glieder als Aerzte, Lehrer und Schriftsteller sich 
angesehene Namen erworben haben, wurde den 7. Mai 1641 zu 
Tübingen geboren. Sein Vater, Johann Rudolph Camerer IL, t 1675, 
(in der Camererschen Genealogie als Stammvater der älteren oder 
Tübinger Liuie aufgeführt) war Med. Cand. und Pharmaceut daselbst; 
die Mutter war Agnes, geb. Schön; der Grossvater Johann Rudolph 
Camerarias I., geb. 1588, Med. Dr. und Physicus, welcher anfangs 
in der ehemaligen Reichsstadt Esslingen, hernach zu Reutlingen lebte 
und seiner verschiedenen Schriften wegen grosse Berühmtheit erlangte; 
die Grossmutter Sara, geb. Gilg; der ürgrossvater Alexander Ca- 
merarius IL, Med. Dr. und vieljähriger Physicus zu Reutlingen; der 
Ururgrossvater Alexander Camerarlus L, * f 1585, vieljähriger 
Bürgermeister zu Tübingen, dessen Epitaphium in der St. Georgen- 
kirche daselbst angebracht ist. 

Elias Rudolph erlangte, nachdem er unter die Zahl der aka- 
demischen Bürger aufgenommen worden war, 1655 das Baccalaureat, 

* Ein anderer diese« Namens, Joachim I. Cameroriue, Philolog, geb. 12. April 1500 
in Bamberg, (1536 von Herzog Ulrich von Württemberg nach Tübingen berufen, um 
der Universität eine neue Organisation zu geben), stammte aus einem alten fränkischen 
Geschlecht, das seine Ahnen in Kaiser Heinrich» II. Zeit setzte, ursprünglich sich Lieb- 
kard, seit etwa 1100 als Kammermeister der Bischöfe von Bamberg „Kammermeister* nannte, 
was dann Camerariu» latinisirte. Camerariua ging 1521 mit Eobanue Heeeue nach Wittenberg, 
wo er Melanchthona Freund wurde. Von Tübingen aus begab er sich nach Leipzig. 

Die Gattin den Catnerariu» war Anna, geb. Trucheeeein von Grünsberg. Ein 
Sohn aus dieser Ehe, Philipp Cammerer \ geb. 16. Mai 1537 zu Tübingen, Rechtegelehrter, 
war Prokanzler der damals neu errichteten Universität Altdorf 1581 und starb 22. Juni 
1624 zu Nürnberg. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 111 — 

1658 aber die Magisterwurde. Hierauf verlegte er sich »nach dem 
Exempel seiner Voreltern« auf das Studium der Medicin und wurde 
17. Augost 1663 zum Dr. dieser Wissenschaft creirt. 1672 von 
seinem Herzoge zum Kath und Leibarzt, 1677 zum Professor der 
Medicin und Senator ernannt, ward er in der Folge von Herzog 
Friedrich Carl und Herzog Eberhard Ludwig bestätigt. Laut 
seinem Krankenverzeichnisse haben über 33,000 Patienten in seiner 
Behandlung gestanden, von denen die meisten ihre Gesundheit wieder 
erlangten. Als Arzt machte er sich namentlich um die Verbesserung 
des Studiums der Medicin verdient. Er starb, nachdem er noch 
vorher von seinen Freunden schriftlich Abschied genommen, auch von 
den meisten derselben wieder Antwort erhalten, u. A. auch von der 
verwittweten Frau Herzogin, 7. Juni 1695. In einem der ver- 
schiedenen ihm nach seinem Ableben gewidmeten Epitaphien heisst 
es u. A.: 

»Dein Grab blüht hier und dort, und dein berühmtes Leben 
Hatt schon vor langer Zeit erlanget diesen Preiss: 
Der b'rühmte Camerer kann nicht begraben werden, 
, Drum schliesse Niemand ihn doch gar so enge ein. 
Da überall wo noch Gelehrte seyn auf Erden, 
Da wird sein Ehre-Mahl und Grabe-Stelle seyn.« 
Seine Gattin war Regina Barbara, Tochter des Stadtschreibers 
zo Tübingen Johann Ludwig Neuffer und der Susanna, geb. Frisch. 
Kinder: 

I. Agnes 8nsanna, vermählt mit dem Herzogl. Württemb. Rath 
und Professor Johann Osiander. 

II. Regina Barbara, verm. mit dem Ober-Diaconus zu Tübingen 
Professor theol. daselbst Andreas Adam Hochstetter. 

HI. Sibylla Sara, Gattin des Dr. jur. und Professors in Tübingen 
Georg Friedrich HarpprechL 

(V. Maria Barbara, Gattin des Dr. jur. und Bürgermeisters von 
Esslingen Joh. Phil. Weihet sreuter. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 112 — 

V. Elias Rudolph, geb. 17. Februar 1672 (1673) zu Tübingen, 
Med. Dr. und Professor Extraordinarius, ein übrigens der Magie 
und den geheimen Künsten aufs Eifrigste ergebener Mann, 
dabei ein entschiedener Gegner aller Neuerungen und Fortschritte, 
vermählt mit Benign* Dorothea, Tochter des Herzoglich 
Württembergischen Amtsvogts von Stuttgart Johann Christoph 
Wfflfflvg. 

VI. Rudolph Jacob Camerer, geb. 17. Februar 1665 in Tübingen, 
Arzt und Botaniker, Philosoph, auch öffentlicher Professor zu 
Tübingen, vermählt mit Christina Magdalena, Tochter des 
Theol. Drs. und Professors der Philosophie zu Tübingen, zuletzt 
Raths und Abts zu Älpirsbach Johann Graflt (Krafft). 

Camerer, der bedeutendste Gelehrte in seiner Familie, starb, 
nachdem er sich grosse Verdienste im Gebiete der Naturwissen- 
schaften, besonders in Bezug auf die Sexualität der Pflanzen 
erworben, 11. December 1721. — 

Alexander Camerer, Sohn des Vorigen, geb. 3. Februar 
1696, studirte ebenfalls Medicin, doctorirte 1717, machte hier- 
auf mehrere Reisen, und worde nach seiner Rückkehr von 
denselben von Herzog Eberhard Ludwig zum ausserordentlichen 
Professor der Medicin, 1721 aber zum ordentlichen Professor 
in Tübingen ernannt. Im Jahre 1723 wurde er Decan, 1724 
Rfcctor, welch beide Aemter er mehrere .Male bekleidete. Mit 
vielen fürstlichen Höfen, insbesondere aber mit dem Reicha- 
Freiherrlich von Ulmischen Hause, das ihn sehr hochschätzte, 
stand er in beständiger Verbindung. 

Er starb 1736, den 13. November, seines Alters im 
40. Jahre. Seine Gattin war seit 1720 Clara Hedwig, 
Tochter des Med. Drs. und Professors, auch Herzogl. Württem- 
bergischen Raths und Leibmedicus, Joluinn Zeller, welcher 
Ehe mehrere Kinder entsprossten. 



Digitized by 



Google 



— 113 — 

I« seiner Leichenrede findet sich folgende Widmung: 
ülcit Alexander mortem Camerarios arte 
Non medica, sed vi fidei, sed morte beatä. 

Praestantissimo 

dam viveret 

medico 

hoc pietatis monumentum scripsit 

lugens meritoque 

Christoph. Matthäus Pfaff D. 

Cancellar. Tubing. 

Philipp Eberhard Camerer, Bruder Johann Rudolph' s II., 
geb. 17. Juni 1634, Bürgermeister von Reutlingen, Stammvater 
der jüngeren oder Reutlinger Linie, welche vorzüglich Geistliche hervor- 
brachte, f 26. März 1686. Gattin: seit 16. Sept. 1661 Maria Marga- 
retha, geb. Heerbrandt. 

Ebenfalls hieher gehören: 

Johann Wilhelm von Camerer, Theologe, geb. zu Ohnastetten 
in Württemberg, 27. Februar 1763, war Diaconus an der St. Leon- 
hardskirche in Stuttgart, nachmals evangelischer Prälat, als welch 
letzterer er ein biographisches Werkchen von dem bekannten Refor- 
mator Brenz veröffentlichte. Auch als Mathematiker und Astronom 
erwarb er sich einen Namen; beide Wissenschaften lehrte er längere 
Zeit am Gymnasium in Stuttgart. * 1821 wurde er zum Director der 
genannten Anstalt befördert und starb 31. Mai 1847 zu Stuttgart, 
seines Alters im 85. Jahre. 

Friedrich von Camerer, Herzogl. Württembergischer General- 
lientcnant, Feldzeugmeister und Kriegsraths-Präsident 1807 — 1809, ~ 
führte im «Jahre 1814 den Oberbefehl über sämmtliche Artillerie 
nnd wurde laut Diploms d. d. 6. Juli 1807 in den Württembergischen 
Freiherrnstand erhoben. — 

Major von Camerer, im Jahre 1811 Comtnandant des Kur- 
fürstlich Württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 9. — 

p. Gtorgii-Georgenau, BJotfrÄphiHcb-GenealogiRclie Blätter etc. 8 



Digiti 



zedby G00gk 



— 114 - 

Carl vou Camerer, Director der Abtheilung für das Staats- 
strassen- und Wasserbauwesen, Vorstand des Verwaltungsraths der 
Gebäudebrandversicherungsanstalt, Kommenthur II. KL des Friedr.-O., 
R. d. 0. d. w. Kr., früher Stadtschul theiss in Reutlingen, Ab- 
geordneter für die Stadt Reutlingen auf den Landtagen von 1833 
bis 1843, t 17. Januar 1863, 62 Jahre alt. 

Gattin: Lotte, geb. Buob. — 

Obertribunalrath von Camerer, R. d. 0. d. w. Kr., Mitglied 
des Staatsgerichtshofes und Abgeordnetor für das Oberamt Neresheim 
auf den Landtagen von 1851 — 1861, auch Mitglied des weiteren 
Ausschusses, t 25. Januar 1863, 59 Jahre alt. 

Dessen Wittwe: Anna, geb. Gräfin Adelmann von Adel- 
mannsfelden, geb. 1814. vermählt 1843. 



Dm Fürstlich Württeraberglsche Dienerbuch cnthilt folgende höhere Beamte 
des Namens Cntntrer, CnmtraHu*: Diaeon 533. — Elia», LeibMed. 19«. — Elia* Rudj 
LeibMedic. 195, 196. — Johann Dar., StattPbysic. 657. 



Digiti 



zedby G00gk 



C 1 e s s. 



Martin Cläss, „der Stammvater aller heutzutage noch in Würt- 
temberg blühenden CZm'schen Branchen", mit dem Zunamen Uhwgrr, 
von dem Flecken Uhingen bei Göppingen, „dem Stuttgart Bethlehem, 
Uhingen aber Nazareth war", wurde im Jahr 1491 zu Uhingen 
geboren. Derselbe widmete sich dem Studium der Theologie, er- 
hielt im Jahre 1509 das Baccalaureat , 1514 aber die Magister- 
würde zu Tübingen. 1510 wurde er in der Domkirche zu Constanz 
zum Priester geweiht und las als solcher am Sonntag Jubilate in der 
Pfarrkirche zu Göppingen seine erste Messe. 1521 wurde er Pfarrer 
zu Leonberg (damals Speyerischer Diöcese), hernach 1524 Pradicant 
and Canonicus im Stift Oberhofen zu Göppingen. Wenige Jahre nach- 
her (1529) musste er, wegen seiner Hingabe an die lutherische Lehre 
gehasst und verachtet, unter der damaligen königlichen Regierung 
samt seiner Mutter mit Zurücklassung aller seiner Güter die Flucht 
ergreifen, auf der er von dem edlen Philipp von Rechberg auf dessen 
Schlosse Ramsberg aufgenommen wurde. Cless entsagte nun ganz 
dem Papstthum und nahm die Lehre Luthers an, um deren willen er 
in der Folge vieles erleiden musste. Im Jahre 1530 folgte er einem 
an ihn ergangenen Rufe der Reichsstadt Biberach als Pfarrer daselbst. 
Dort besuchte ihn Philipp Melanchthon von Tübingen aus, wo 
Letzterer auf Wunsch des Herzogs Ulrich die Universität visitirte^ 
auch den Hallischen Theologen Johann Brenz zum Professor der 
Theologie einsetzte. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 116 — 

1543 wurde Cless nach Cannstatt transferirt; 1548 neb3t an- 
dern württembergischen Predigern des damaligen Interims wegen ent- 
lassen, ward er im folgenden Jahre als Prediger zu St. Leonhard in 
Stuttgart wieder angestellt. Hier starb er im Jahre 1552, 25. Juli, 
im 61. Jahre seines Alters. Seine irdische Hülle wurde in der 
St. Leonhardskirche vor der Kanzel beigesetzt. 

Die ihm zu Ehren errichtete ziemlich lange Grabschrift enthält 
u. A. folgende Verse: 

Ille hie Martinus situs est, cognomine Claessius: 
Moribus ingenuis et pietate nitens. 
Qui Christi pneco triginta sedulos annos, 
Insuper atque duos laude vigente fuit. 
Munere quo fungens, multa est perpessus acerba: 
Exilia atque fugas damnaque magna rei: 
Immotus tarnen in eunetis constansque remansit: 
Et verum est semper rite secutus iter. 
Seine Ehegattin war Appolonia, geb. Aulber; sie liegt in Göp- 
pingen begraben. 

Martin Cless, Sohn des Vorigen, geb. 16. Januar 1535; studirte 
Theologie, wurde Diaconus zu Waiblingen 1555, hierauf Pfarrer zu 
Hohenacker 1556 — 1558, zu Knittlingen 1558, Special-Superintendent 
dasei bst 1560. Im Jahre 1570 sandte ihn sein Herzog zur Reformirung 
der Kirchen über den Rhein nach Rhoden unter Ripperg, später nach 
Oberkochen. 1573 wurde er Spitalprediger und Superintendent in 
Stuttgart, dann Prälat zu Königsbronn und General-Superintendent der 
Herrschaft Heidenheim, zuletzt Abt zu Anhausen 1591, als welcher 
er den 4. December 1615 starb. Cless erhielt von dem Pfalzgrafen 
bei Rhein, Philipp Ludwig, einen Wappenbrief. 

Seine I. Gattin war Agnes, geb. Dempf, t zu Knittlingen 
den 8. December 1564 an der Pest; die II. Vincentia, geb. 
Rcringcr; die III. Margaretha, geb. Daur. Söhne: 

I. Martin Cless, geb. 1558 zu Knittlingen, Pfarrer zu Steinen- 
berg , wurde auf Gesuch der oberösterreichisehen Stände von 



Digitized by 



Google 



— 117 — 

Herzog Johann Friedrich nach Linz als Diaconus der dortigen 
Landhanskirche abgesandt und starb daselbst, 61 Jahre alt) 
im Jahr 1619. 

II. Christoph Cless, geb. 1559, Pharmaceut zu Rothenburg an 
der Tauber. 

III. Valentin, geb. 1561, zeichnete sich besonders durch seine 
fielen und allgemein geschätzten Gedichte aus, erhielt 1581, 
den 16. August, lauream secundam, und wurde im Jahre 1583 
von dem Herzog zur Erlernung der arabischen Sprache in das 
„fessanische Königreich (hinter Spanien) 1 * gesandt. Von da zu- 
rückgekehrt wurde er Hofprediger des Grafen Hieronymus 
Schlich in Passau (1585) und erhielt von Paul Melissas, 
francus comes palatinus, tertiam laureain poöticam. Im 
Jahre 1587 kam er als Diaconus nach Murrhardt, erhielt 1591 
die Pfarrei Ehningen, zuletzt im Jahre 1629 die zu Weil im 
ßchönbuch. 

In demselben Jahre noch ertheilte ihm Johann Joachim 
von Grünthal krafft Römisch Kaiserlicher Vollmacht die quartam 
lauream und nobilitatem, nebst der Berechtigung, den bisher 
geschlossenen Helm im Wappen offen zu führen. 

Cless starb den 5. April 1634. 

Seine Gattin war Anna, des Professors zu Tübingen M. 
Bartholomäus Megerlin Tochter« Die Söhne aus dieser Ehe waren: 

1) Valentin, geb. 12. Mai 1593 zu Weil im Schönbuch, 
Privat-Secretär des Obervogts von Freyberg zu Liebenzeil. 
Als solcher starb er schon 10. December 1631. 

2) Johann Jacob, geb. ebendaselbst 6. März 1597, Pfarrer 
zu Weil der Stadt 1633, zu Sindelfingen 1636—1650, iq 
welch letzterem Jahre er starb. 

Der Pfarrer und Superintendent zu Böblingen, M. 
Johann Martin Spcidel, sagt in einem auf Cless gemachten 
Epicedium u. A.; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 118 — 

Vivere, morte mori, sophicis contraria habentur: 

Dulcia nam vitae pocula, amara necis. 
Clessi, te fatis functo haec contraria dicam, 
Dico: dulce fuit vivere, dulce mori." 
Cless war erstmals seit 1627 mit Sabina, Tochter des 
Ehingischen Obervogts zu Oberbalzheim, Walliser; zum zwei- 
tenmal seit 1629 mit Anna Maria, Tochter des v. Thumb 1 - 
sehen Vogts in Köngen, Joh. Klein; zum dritten Male 
mit Sara, geb. Wieland, vermählt. 

3) ttebhard, geb. 1602, civis Academ. Tubing. 1618, Archi- 
grammateus Bebenhusanus 1629, t 1630. Gattin: seit 
1629 Elisabeths, Tochter des J. U. Dr. Christoph Walch 
in Tübingen. 

4) David, geb. 1604, Diaconus zu Markgröningen 1635, her- 
nach 32 Jahre lang Special-Superintendent daselbst, hielt 
als solcher 4838 Predigten. 

Seine Gattin war : Catharina, geb. Ezel, „einem alten 
Geschlecht entstammend." 
Söhne: 
I. Johann Friedrich, geb. 18. November 1636 zu Markgröningen, 
Vogt zu Möckmühl, zu Vaihingen a. d. Enz, vermählt mit 
Antonia Sophia, geb. Wächter, die sich nach dem Tode dieses 
ihres Gatten mit einem Manne Namens Isenflamm auf dem 
Erlachhofe wiedervermählte. Der letzteren Ehe enteprossten 
der Pfarrer Isenflamm in Neuenbürg, wie zwei weitere Söhne, 
welche sich als Bankiers in Wien niederliessen. 

Eine von dem Pfarrer in Eglosheim auf Cless gemachte 
Epicedie lautet: 

„Isto pax, pietas, virtus, candorque quieseunt 
Marmore, Theilogici quanta Corona chori! 
In 
Mnemosynes templo locabat 
M. etc." 



Digiti 



izedby G00gk 



— 119 — 

Söhne : 

1) Jonathan, Pfarrer zu Schüzingen 1699, zu Asperg 1709 — 
1720, wo er starb. Sein Sohn Friedrieh ging als Pfarrer 
nach Ungarn. 

2) Friedrich David, Vogt zu Sachsenheim 1693, zu Waiblingen 
1699, zu Kirchheim u. Teck 1704, starb den 20. Febr. 1711. 

Seine Gattin war Regina , Tochter des Kaiserlichen 
Residenten und Württembergischen Pflegers zu Esslingen, 
Job. Heinrich Palm, welcher Ehe entsprossten : 

Johann Heinrich Ritter and Edler von Cless, der als 
K. K. Oesterreichi8cher Generalmajor (General- Feldmar- 
schall-Lieutenant) laut Diploms d. a. 1753 in den Beichs- 
freiherrnstand erhoben wurde, und: 

Friedrich David Cless,* geb. 10. October 1696, 
t 10. Februar 1767, Pfarrer in Bommelshausen. Der- 
selbe ward von seinem vorbenannten Bruder zum Erben 
eines Kapitals von mehreren tausend Gulden eingesetzt. 
Gattin: Sophia Magdalena, Tochter des Prälaten und 
Stiftspredigers in Stuttgart , Johann David Frisch, Sohns 
des 1705 t Vogts von Liebenzell Joh. David Frisch, 
Enkels des J. U. Dr., Oberraths und Kammer-Procurators 
in Stuttgart David Frisch, Urenkels des J. U. Dr. und 
Hofgerichts-Advokaten in Tübingen Salomo Frisch. 
Kinder: 

David Jonathan,* geb. 1731, Helfer zu Calw, ver- 
mählt mit Friederika, Tochter des Closterverwalters zu 
Alpirsbach Heyd; Heinrich Friedrich, geb. 1735, Kauf- 
mann in Amsterdam; Christian Gottlieb, geb. 1743, Phy- 
sikus in Cannstadt 1762. — 

David Friedrich Cless, Sohn des ebengenannten David 
Jonathans, Diaconus in Schorndorf, Decan in Beutlingen. 

* Detten Taofp^the wir u. A. Johann David Freiherr von Palm, Kaiserlicher 
Hoftammemth in Wien. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 120 — 

Derselbe erwarb sich durch „seinen Versuch einer 
kirchlich-politischen Landes- und Cultur - Geschichte von 
Württemberg bis zur Reformation", Gmünd 1802, einen 
bedeutenden Namen. Gattin : Sophie Dorothee, geb. Kapff. 
Tochter: Louise, t 15. November 1876, seit 10. August 
1830 Gattin des am 28. October 1855 t Oberamtspflegers 
in Göppingen, Karl Friedrich Bommel. Aus dieser Ehe 
sind 4 Söhne hervorgegangen, nämlich: Karl Eberhard 
Eugen, geb. 10. Mai 1832, Rechtsanwalt in Flensburg, 
vermählt seit 1862 mit Ernestine, geb. Bauer; Karl, 
geb. 23. Februar 1835, Kaufmann, Agent, verm. seit 
4. Juli 1865 mit Adelhaid Eberhardine, geb. Sandel; Aug. 
Otto, geb. 8. December 1836, Dr. phil.; Gattin seit 19. Oct. 
1876 Agathe, geb. Werhagen, aus Bewerwyk in Holland; 
Aug. Martin, geb. 1. April 1839, Kaufmann. 

II. Johann Jacob, geb. ebenfalls zu Markgröningen 1649, Pfarrer 
zu Pflugfelden 1682, zu Bissingen a. d. Enz 1694, f daselbst 
1717. 

Gattin : Maria Magdalena, fochter des Pfarrers in Möglingen, 
Ludw. Schweizer. Deren Sohn: 

Ludwig David Cless, geb. 1682, Pfarrer in Schützingen, 
vermählt mit Susanna Agatha, Tochter des Specials in Mark- 
gröningen Jeremias Laux, Sohn: 

Wilhelm Jeremias Jacob Cless, geb. 1710 zu Schützingen, 
war Stadtpfarrer bei St. Leonhard in Stuttgart und hinterliess 
neben einer Tochter Wilhelmine Dorothee, die sich mit dem 
Professor Johann Philipp Bardili vermählte, folgende Söhne: 

A. Heinrich David, Prälat zu Denkendorf, unverheirathet gestorben. 

B. Conrad Friedrich, geb zu Stuttgart den 11: Juli 1744, 
starb als Kammerrath und Stabskeller zu Hohenasperg 10. 
Mai 1806. 

Seine Gattin war Johanna Wilhelminc, geb. Burk. Söhne: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 121 — 

I. Carl Heinrich, geb. zu Ludwigsburg 5. December 1781, 
Advokat 1n Stuttgart 1807, nachmals Regierungsrath und Crimi- 
nalrichter daselbst 1820, erhielt 1822 den Charakter als Ober- 
justizrath, wurde 1832 auf sein Verlangen als Oberamtsrichter 
nach Oannstatt versetzt, wo er auch als Pensionär den 20. Juni 
1852 starb. Seine Gemahlin war seit dem 13. August 1809 
Friderike, Tochter des Oberamtsarztes in Brackenheim, Rueff, 
welcher Ehe 4 Töchter und 1 Sohn entsprossten, nämlich: 

Friedrike, geb. 1810, vermählt seit 1834 mit dem 1836 
verstorbenen Pfarrer in Lauterburg, Scholl; Nane, geb. 181 1> 
vermählt mit Kaufmann Staudenmayer in Gundelsheim; Carl, 
geb. 1817, Advokat in Cannstatt und später in Stuttgart, verm. 
mit Elisa, Tochter des Salinenkassiers zu Hall, Gmelin, aus 
welch letzterer Ehe iudess nur eiuo Tochter hervorging; Carl 
Cless ist 1876 gestorben. 

II. Georg Philipp von Cless, Dr., geb. im Jahr 1786, Medizinal- 
rath, früher vieljähriger Vorstand des Katharinenhospitals, R. 
d. 0. d. w. K., f 18. April 1860. Derselbe hatte sich nach 
ausgedehnten Reisen im Anfanger dos Jahres 1810 zu Stutt- 
gart als Arzt niedergelassen. Sein Name ist aufs Innigste ver- 
knüpft mit der Geschichte des Katharinenhospitals zu Stutt- 
gart. Seit der Eröffnung dieses Krankenhauses im Jahre 1827 
hat er 30 Jahre hindurch bis zu seinem freiwilligen Rücktritte 
die innerliche Abtheilung und das ganze Hospital als erster 
Arzt geleitet. Seinen umsichtigen Bemühungen verdankt diese 
segensreiche Anstalt die feste Begründung ihrer inneren Ord- 
nung und ihres äusseren Rufes. Als das Hospital 1852 das 
Jubiläum seines 25jährigen Bestehens feierte, wurden die Ver- 
dienste des ersten Arztes durch die Verleihung dos K. Kron- 
ordens anerkannt. Die Liebe und Verehrung seiner Kollegen 
fand ihren lebendigen Ausdruck in dem denkwürdigen drei- 
fachen Doctorjubiläum, welches Cless mit zwei seiner Studien- 
genossen im Frühling 1858 feiern durfte, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 122 — 

Seine Gattin, Louise, Tochter des Geheimen Registrators 
und Legationsraths Harppreeht, starb den 25. November 1824. 
Söhne : 

1) Georg Heinrieh Friedrich Ton Cless, geb. zu Stuttgart, den 
20. August 1815, seit October 1838 practischer Arzt und 
Obermedicinalrath in Stuttgart, verm. seit 16. Juli 1850 
mit Elisabeth, geb. Fischen 

2) Hermann Conrad, geb. den 12. Dezember 1821, studirte 
die Rechte, bereiste gemeinschaftlich mit seinem nach- 
stehenden Bruder Heinrich Frankreich, England und Deutsch- 
land, wurde Oberamtsrichter in Nürtingen 1853, als welcher 
er starb. 

Seine Wittwe: Louise, Tochter des Oberamtsrichters 
Kap ff in Münsingen. 

3) Heinrich Ernst, geb. den 24. December 1822, wurde Feld- 
postmeister der württembergischen Truppen in Schleswig- 
Holstein, Postrath, Oberpostmeister 1848. 

Gattin: seit 2$. August 1850 Julie, geb. Dnvernoy. 

C. Eberhard Friedrich, ebenfalls Sohn des Wilhelm Jeremias, 
Jacob, (conf. oben Seite 120) geb. den 12. October 1747, 
Diaconus zu Tuttlingen 1777. 

D. Carl Maximilian, geb. den 10. September 1753, starb als 
Oberamtmann in Königsbronn 1806. 

Seine Gattin war Charlotte Auguste, Tochter des Prä- 
laten Kansler daselbst. Sohn: 

August Eberhard Carl yon Cless, geb. den 15. Juli 
1794 zu Königsbronn, studirte Theologie, wurde Senior des 
Stifts 1816, bereiste Deutschland, Oesterreicb, Italien. Nach 
seiner Rückkehr ins Vaterland wurde er Repetent im theol. 
Stift zu Tübingen, dann Hofkaplan in Stuttgart, Professor 
am oberen Gymnasium daselbst 1825, und erhielt im Sep- 
tember 1853 das Ritterkreuz des K.-O. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 123 — 

Seine Gattin war Julie, Tochter des Professors Eiben 
in Stuttgart. Kinder: 

1) Sophie, geb. 26. Mai 1822, verin. seit 1843 mit 
Geh. Hofrath Professor Dr. von Fehling. 

2) Marie, geb. 1826, Wittwe des verstorbenen Kauf- 
manns Eisenlohr in Stuttgart. 



Da« Forstlich Württembergische Dienerbnch enth&it folgende höhere Beamte des 
Namens Cfos«: Keller 370; OL Pfleger 241; Qalsti. Verwalttcr 602; Stifts-Prediger 562. 
Carl Max., Vogt 301. — Da*., Pfarrer 441. — Dav. H*inr., Abt 289. — Dav. Jon-, Pfarrer 
435. — Dav. Tobias, Pfarrer 613. - Fried. Dav., Fürstl Wittum!» Vogt 527; Vogt 464, 526, 
601. — Ueinr. Dav., Abt 268. — Joh. Frid., Vogt 492, 596. — Mart., Abt 251, 298; Pfarrer 
546. — WilM. Jtrem. Joe., StUTteDlacon 551. 



Digiti 



zedby G00gk 



Commerell, Kommereil. 

Johann David Commerell, geb. zu Strassburg den 22. Sept. 
1630, Sohn des Senators Commerell daselbst und der Martha, einer 
geb. Klans, studirte zu Strassburg, wurde 1656 Doctor der Philo- 
sophie, begab sich hierauf auf Reisen und zwar über Basel nach 
Lyon, Paris, von da nach Verona, Padua, Venedig, Rom und kehrte 
erst 1639 ins Vaterland zurück. Ein Jahr darauf 1660 wurde 
er Herzogl. württemb. Rath, hernach Ober-Justizrath 1662, Kirchen- 
kastens-Advocat 1667 und starb 17. Februar 1675. 

Gattin: seit 1660 Sibille Catharina, Tochter des Oberraths 
und Kammer-Procurators David Frisch. Näher bekannte Kinder: 

I. Slbilla Margaretha, vermählt Stuttgart 6. Februar 1683 mit 
dem Advocaten JoMnn Christoph Stkrlin, J. U. Dr. 

II. Christina Dorothea, seit 1691 Gattin des Stadt-Physikus 
Dr. Joh. Samuel 'Knisei. 

III. Johann David Kommereil, geb. in Stuttgart 1661, Decan in 
Urach, vermählt seit 24. Juli 1691 mit Elisabeth Regina, 
Tochter des Rentkammer - Buchhalters in Stuttgart Johann 
Christoph Benner* 

IV. Johann Kommereil, Herzogl. Württemb. Rath und Pfleger zu 
Heilbronn, vermählt I. mit Helene, Tochter des Obefamtmanns 
Joh. Ambrosius; II. mit Benigna Christina, Tochter des 
Pfarrers in Aldingen Joh. Ulrich Hopffer. Söhne: 

1) Johann Christian, geb. 1713, Herzogl, Württemb. Rath 
und Consistorial-Präsident, t 1781, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 125 - 

2) Johann Panl Kommereil, geb. 29. Juli 1720 zu Heilbronn, 
studirte in Tübingen Theologie, bereiste Deutschland, Holland 
und England, wurde nach seiner Rückkunft Feldprediger,, 
hierauf Stadt- und Hofdiaconus in Carlsruhe, Kirchenrath, 
und kam 1767 als Stadtpfarrer und Special-Superintendent 
nach Göppingen, t 1774. Er schrieb Hehreres. 
V. Paul KommereU, Stadtschreiber in Brackenheim, vermählt mit 

Johanna Maria, Tochter des Klosterverwalters David Megerün. 

Ebenfalls diesen Familien-Namen führen: 

Ezechiel KommereU, geb. als Sohn des Raths -Verwandten in 
Tübingen Friedr. Burkhard Kommereil, Med. Lt. in Freudenstadt, 
in Waiblingen, Physikus in Heidenheim, Besitzer des Hofguts Reut- 
hin, O.A. Nagold. 

Gattinnen: 1. seit 24. Juni 1649 Anna, geb. Leyrerj II. 
Maria Barbara, geb. Canstetter. — 

Friedrieh Adam KommereU, Sohn des Vorigen, geb. 24. Febr. 
1654, gest. 6. Februar 1729, Procurator in Tübingen, vermählt 
seit 3. Februar 1679 mit Johanna Barbara Kehl von Heidenheim. 
Deren Sohn: 

Adam Friedrich KommereU, geb. 26. Februar 1692, Hof- 
Mosicus in Stuttgart. 

Gattin : Elisabetha Maria, geb. Kercher. 

Ferdinand KommereU, geb. 1818, Dr. und Professor, Vorstand 
der Realschule zu Tübingen, vermählt mit JnUe, geb. Steudel. Er 
starb 24. Februar 1872 mit Hinterlassung von 5 Kindern. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Commertll (KummertÜ): CastenPfleger 665; Conaist. Präsident 136. — Antut., 
Vogt 383. — hurtkh., CUPfleger 249; Vogt 383. — Frantz, Vogt 500. - Joh., Cl.Hof- 
n*bter339; CL Pfleger 343. — Joh. Christian, CantzlclAdvoc. 95; Cnammermalster 107; 
0«). Geh.Rath 28; Gel. O.Rath 67; Vogt 466, 485. — Joh. Dav., Gaistl. Vorwaltter 38 1 ( 
«0: Keller 277; Kircb.Oast.Advoc. 149. — Joh. Paul, Pfarrer 434. — Paul, Statt- 
»chreibcr 405, 



Digiti 



zedby GoÖgk 



C 112. 



Carl Philipp Conz, bekannter Dichter, wurde den 28. October 
1762 zu Lorch geboren. Sein Vater war Johann Philipp Conz, 
Amtsschreiber in Lorch, t 1767; die Mutter Sofia Rosamunde, geb. 
Blifer; der Grossvater Israel Conz, Pfarrer in Möglingcn, t 1741; 
die Grossmuttcr Maria Susanna, Tochter des Pfarrers in Wangen 
Joh. Göttlich Männer; der ITrgrossvater Georg Lndwig Conz, Pfarrer 
in Münster, t 1691; die Urgrossmutter Christina Catharina, Tochter 
des Pfarrers in Eningen Joh. Georg Hegel. 

Carl Philipp vicarirte, nach Absolvirung der theolog. Studien zu 
Adelberg, Welzheim und Zavelstein, und wurde 1789 zum Repetenten in 
dem theologischen Stifte zu Tübingen ernannt. In dieser Zeit machte 
er eine kürzere Reise in die Schweiz und eine längerdauernde durch 
Deutschland. Nach seiner Bückkehr versah er als Vicar zu Stutt- 
gart die Geschäfte eines Predigers an der damaligen Carls-Academie 
und schloss mit den meisten der daselbst befindlichen Lehrer einen 
dauernden Freundschaftsbund. Im Jahr 1793 wurde er zum Dia- 
conus in Vaihingen ernannt, 5 Jahre hernach aber in gleicher Eigen- 
schaft nach Ludwigsburg transferirt. Bald darauf verliess er die 
theologische Laufbahn und widmete sich nun gänzlich der Schrift- 
stellerei und Poesie, mit der er schon als Student in Tübingen ver- 
traut geworden war, bis zum Jahr 1804, in welchem er einem an 
ihn ergangenen Rufe als ordentlicher Professor der klassischen Lite- 
ratur an der "Universität Tübingen folgte, 8 Jahre darauf übernahm 
er dazu noch die Obliegenheiten eines Professors der Eloquenz und 
trat zuletzt als ordentliches Mitglied in die philosophische Fakultät 
ein, deren Decanat er mehrmals zu verwalten hatte. 



Digiti 



izedby G00gk 



- 127 — 

Conz war ein feiner Kenner der alten Literatur Latieiis und 
Griechenlands, bewandert in den Sprachen Palästina's, Arabiens und 
Persiens, nicht unbekannt mit mehreren Idiomen jüngerer Völker. 
Sein forschender Geist drang in die Schulen der älteren und neueren 
Weltweisheit ein und förderte daraus nicht unerhebliches zu Tage. 
Dessgleichen beleuchtete er mehrere Theile ans der Geschichte der 
Welt, einzelner hervorragender Männer und der Literatur. Mit vor- 
züglicher Liebe aber fühlte er sich zur Dichtung hingezogen, deren 
Grundsätze er nicht nur fester zu stellen suchte, sondern die er 
auch mit vollen gelungenen Gesängen in jeder ihrer Gattungen 
wirklich bereicherte. Schon aus seinem 18. Jahro besitzen wir von 
ihm einen dramatischen Versuch, und sein erstes Trauerspiel „Con- 
radin von Schwaben" kam schon im Jahr 1782 zu Tübingen heraus. 
Im Jahr 1787 erschien von ihm „Moses Mendelssohn, ein lyrisch- 
didactisches Gedicht in 4 Gesiingon." Wie hoch er die Dichtkunst 
schätzte, das gibt er in folgenden Zeilen zu erkennen: 

Wem ich der dichtenden Kunst Erscheinung vorgleiche? — die Leiter, 
Die im Traum vordem sah der prophetische Mann: 

Hoch von der Erde zum Himmel empor die göttliche reichen 
Sah er, und Engel des Lichts stiegen hinauf und hinab. 

Aber in der That war auch seine Muse reine heilige Tochter 
des Himmels, welche das Höchste, das Schöne und Sittliche, be- 
zweckte, welche selbst in den Ergüssen seiner frohen Laune niemals 
das Schickliche und Tugendliche verletzte. 

Als Lehrer war ihm das angenehmste Geschäft, die alten Schrift- 
steller Griechenlands und Roms zu erklären. Sein Gemüth war zur 
Freundschaft, Geselligkeit und Liebe gegen Nähere und ihm ferner 
Stehende geschaffen. Wie eng und treu verbrüdert blieb es mit 
denjenigen von seinen Zeitgenossen, deren Neigungen und Beschäf- 
tigungen in irgend einem Punkte mit den seinigen zusammentrafen! 
Welche ihm voraus den ernsten Weg des Todes gehen mussten, denen 
widmete er gewöhnlich noch Worte warmer Bruderliebe. So rief er 



Digiti 



zedby G00gk 



— 128 — 

noch wenige Jahre vor seinem Tode einem Freunde in das Grab 
folgende prophetische Worte nach: 

Täuscht mich Schwer rauth, oder aus der Ahnung 
Sprichst du Geist zu mir der Prophezeiung? 
Bald vielleicht hebt mir auch sich der Hügel,, 
Und ich finde meinen Freund im reinen 
Land der Seelen und der Geister wieder. 
Conz starb hochverehrt als philosophischer Dichter und all- 
gemein geliebt den 20. Juni 1827 im 65. Jahre seines Alters. 
Seiner Schriften sind viele. 

Seine Gattin war seit 3. März 1794 Christians Dorothea, 
Tochter des Prälaten zu Bebenhausen Yolz. Söhne: 

I. Eduard Conz, Diaconus in Göppingen, vermählt seit G. October 
1825 mit Wilhelmine, Tochter des Decans daselbst Biirk. 
Sein Sohn ist der jetzige Stadtpfarrer in Bönnigheim. 
II. Christian Conz, Stud. jur. 

Ebenfalls diesen Familien-Namen führen: 
Immanuel Gotthold David Conz , welcher als Oberamtsrichter 
zu Böblingen starb. Sohn: 

Ludwig Friedrich Conz, geb. zu Tuttlingen 8. März 179G, f 
21. November 1837, als Universitäts-Secretarius zu Tübingen. Er 
war vermählt mit Charlotte, Tochter des Begierungsraths und Ober- 
amtsrichters zu Nürtingen Heinrich Günzler. Söhne: 

1) Gustav Heinrich Conz, geb. 26. September 1832 zu Tübingen, 
Maler und Professor. Gattin: seit 11. Mai 1867 A.nna Marie 
Julie Angnsta Henriette geb. Freiin von Phall, geb. 5. Mai 1843. 

2) Emil, geb. 8. Mai 1834, Pfarrer, verm. 1867 mit Helene, geb. 
Hackmann, geb. 30. August 1842. 

3) Heinrich Imannel, geb. 20. August 1836, Kaufmann in Genua, 
verm. mit Lonisa, geb. Lasagua, geb. 1842. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Contz (Conz, Cum): Eman. Gott fr. Dav., Vogt 384. — Georg Christ., Rechen - 
bankhsRath 1SB; Lmnan., Keller 584. - Joh. Fried., Registrator 100. - Joh. Phil., Amt- 
Schreiber 309. ; 



Digiti 



zedby G00gk 



D e n z e 1. 



Christoph Samuel Denzel, geb. den 27. November 1774 zu 
Zell als Sohn des Christoph Heinrich Denzel, Pfarrers in llsfeld 
und der Julie Jacobine, Tochter des Ludwig Heinrich Bnrry, 
Diaconns zu St. Anna in Augsburg, war Hofprediger bei der Königin 
Catharina von Westphalen, nachmals auch Decan und Stadtpfarrer 
in Heilbronn. Seine Gattin war Angnste Wilhelmine, geb. Henglin. 
Von DenseVs Schwestern war die eine: 

Johanna Friederike, geb. in Zell 18. December 1775, seit 
21. Juli 1801 mit dem Pfarrer in Hochdorf bei Kirchheim Johann 
Christian Greiner, Sohn des Bürgermeisters Greiner von Kirchheim 
vermählt. — Die andere dagegen: 

Anna Eleonore Barbara, geb. in Zell 28. Januar 1779, wurde 
die Gattin des Pfarrers in Vaihingen auf den Fildern Andreas Lud- 
wig Friederich Nagel, Sohns des Pfarrers Nagel in Möhringen. 

Ferner ist unter den Trägern dieses Namens zu nennen: 

Bernhard «ottlieb Denzel, geb. 29. December 1773 in Stutt- 
gart, Pfarrer in Pleidelsheim 1806, Diaconus und Rector des 1811 
errichteten ersten wurttemb. Schullehrerseminars (in Esslingen). Der- 
selbe organisirte 1817 das Schulwesen zu Idstein im Herzogthum 
Nassau und starb 1838 als Prälat. Ihm verdankt man vorzuglich 
die Hebung des Volksunterrichts in Württemberg. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Denzel: ChrUtoph Heinr., Abt 262: QeistL Consist.Rath 139; Pfarrer 546, 547: 
Stifft»Pr<Hll{rer 544. 



r. G*+rffii-G»orgmatt, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 



Digiti 



zedby G00gk 



Doertenbach. 



Hans Jacob Doertenbach, der „Alt" genannt, Sohn Jacob 9 » 
oder Petert von Domstetten, Stammvater einer seit drei Jahrhun- 
derten in Calw blähenden kaufmännischen Familie, siedelte sich zu 
einer Zeit in Calw an, wo der bekannte nachmalige Prälat Johann 
Valentin Andrea das Decanat daselbst bekleidete. Nicht lange mochte 
Doertenbach in Calw eingesessen sein, als sich auch schon unter 
Andrea 1 s* Leitung die Vereinigung von 13 Calwer Herrn vollzog, 
welche laut Urkunde vom 12. November 1621 das sogenannte Calwer 
Färberstift bewerkstelligte. Die Stiftung selbst, deren Name davon 
herrührt, dass der grösste Theil der Stifter zu der früher in Calw 
bestandenen Färber-Compagnie gehörte, geschah durch Zeichnung und 
nachherige Erlegung bestimmter Capitalien, theils zu Zwecken der 
Wohlthätigkeit für Kirche und Schule, theils aber auch zu solchen 
für die Nachkommen der Unterzeichner. 

Die Urheber dieser Stiftung, Doertenbach, Demmler, Andrea, 
Schauber, Schill, Wagner, Zahn etc., die beiden Ersteren besondere 
Freunde AndreiVs, haben sich durch dieselbe ein bleibendes Verdienst 
erworben. Mit einem grossen Vermögen dotirt, wirkt sie heute noch 
ungemein viel Gutes. 

Eine weitere Stiftung, gegründet von 23 hervorragenden Bür- 
gern Calws, darunter auch Doertenbach, war die Calwer Zeug-Hand- 
lungs-Compagnie, welche, auf der von Herzog Eberhard III. am 

* Andrea in seiner Selbstbiographie sagt: „Bei der Mahlzeit in Scherzig (Schers- 
heim, 5 Stunden von Strassbnrg und eine halbe von Lichtenau) legte ich den ersten 
Grund au dieser Unternehmung." 



Digiti 



zedby G00gk 



— 131 — 

1. Februar 1650 ertheilten Färbei^Ordnung fussend, eine der merk- 
würdigsten Anstalten Württembergs wurde, sowohl in Bezug auf die 
Ausdehnung ihres Handels (Wollwaaren) in- und ausserhalb des Landes 
und den durch sie erreichten Zufluss fremden Geldes, als auch in 
Betreff der Menge von Menschen (gegen 8000), die durch sie ihre 
Nahrung zogen. 

Die wichtigsten Privilegien, die der Gesellschaft 1688 von dem 
Landesherrn ertheilt und genehmigt wurden, betrafen theils das Recht 
zu verlangen, dass die Zeugmacher in gewissen Districten und Ober- 
ämtern des Landes Niemanden als ihr die gefertigten rohen Waaren 
liefern durften, welche hernach gefärbt und ausgerüstet von der Ge- 
sellschaft verkauft wurden, theils die Befugniss, mit gewissen Waaren 
allein — mit Ausschluss aller übrigen Fabrikanten und Handelsleute 
im Lande — zu handeln. Die Mitglieder selbst schrieben sich 
„Maier, Walter und Mitverwandte (Compagnie- Verwandte)", und die 
Söhne dieser letzteren besassen nicht nur das Privilegium der Militär- 
freiheit, sondern hatten auch keine landesherrliche Dispensation nöthig, 
um sich innerhalb der Minderjährigkeit und vor completem 25. Jahre 
zu verheirathen. * 

Doerienbach starb mit Hinterlassung zweier Söhne den 3. Sep- 
tember 1638 tiefbetrauert von seinen Mitbürgern. Kein schönerer 
Nachruf hätte ihm wohl zu Theil werden können, als der, den ihm 
Andrea in seiner Selbstbiographie mit folgenden Worten widmete: 
„Von meinen Mitbürgern starben in diesem Jahre (1638) 

Jacob Doerienbach und Christoph Demmler ** (t 25. Aug.) — 

Männer von nicht gemeinem Muthe und Verstände, deren ich 

* Vergl. von Qeorgii „Nachrichten von der Calwer Zeug-Handlungs-Compagnie, 
ausgefertigt im Dezember 1787,* Handschrift der K. öffentl. Bibliothek in Stattgart (Cod. 
hiat. Fol. Nr. 282). 

•• Diese noch blühende Familie hat ebenfalls den Rahm, den Johann Valentin 
Andrea ihr Tor bald 250 Jahren beilegte, bis jetzt erhalten. Ihr gehört u. A. auch der 
rormalige Professor in Tübingen Anastaeius Demmler an. Dessen Tochter Barbara war 
die Gattin des bekannten Erhard Hörn, von seinem Geburtsorte Cell bei Worms Celliu» 
genannt, welchen Namen auch die spateren Nachkommen als Geschlechtsnamen be- 
hielten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 132 — 

mich, so lange wir im Wohlstande waren, öfters zur Ver- 
besserung der öffentlichen Wohlfahrt bediente; beide in aus- 
wärtigen Verrichtungen, jener zu Nürnberg, dieser zu Cann- 
statt, daher auch beide von mir gepriesen/ 
Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Johann Jacob Dörtenbach, geb. zu Calw 20. August 1670, 
Pfarrer zu Althengstett, Frühprediger in Biberach 1710; vermählt 
mit Snsanna, Tochter des Prälaten zu Königsbronn, Peter Schertlin. 
Von seinen Töchtern war die eine, Justina Dorothea, geb. 1704, 
mit dem Stadt- und Amts-Vogt von Herrenberg, auch Herzoglichen 
Kath und Hofgerichts-Assessör, Gottlob Friedrich Hess, Stifter des 
Hess-DörtenbactischQTi Stipendiums, Verfasser der „Herrenberger- 
Chronik," die andere, Christina Susanna, mit dem Markgräflich 
Badischen Rath Sprenger verheirathet. — 

Christoph Mose Dörtenbach, geb. 6. September 1729, Comp.- 
Verwaudter, t 1753. Seine Gattin war Sibille Rosine Friedericke, 
Tochter des Hüttenschreibers in Alpirsbach, Georg David Anton Ruoff, 
Sohn des Bürgermeisters von Wimpfen und der Maria Margaretha, 
einer Tochter des Pfarrers zu Alpirsbach Krämer; Letzterer war ein 
Sohn des Johann Georg Krämer, Exulanten aus Raab in Oesterreich. — 
Georg Christoph Mose Dörtenbach, Sohn des Vorigen, geb. 
29. März 1753, Comp.-Verwandter, 1 5. April 1819. Dessen Gattin war 
Eva Maria, Tochter des Johann Martin Viseber, Comp. -Verwandten 
daselbst und der Sibille Agnes Kotter. t 18. December 1812. Kinder: 
I. Sibylle Louise, verm. mit dem Calwer Comp.-Verwandten da- 
selbst Johann Jacob Schill. 
II. Christiana Friederike, verm. mit dem Kaufmann Friedr. 

Andreas Braun* daselbst. 
III Johanna Wilhelmine, verm. mit dem Bergrath Eberfiard Hein- 
rich Georgii. — 

* Eine Tochter desselben, Mari*, geb. 1808, lebt in Warmbronn; eine weitere 
Amaiie Wilhelmine Mari*, ist die Wittwe des am 18. April 1854 t Obertribunalraths in 
Stuttgart, Abgeordneten für Tuttlingen Johann Conrad von Teuffei, Bruders des in Carls- 
ruhe f. Grossherzoglichen Leibarztes, Geh Baths Dr. von Teuffei. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 133 — 

Ferner ist hier zu nennen: 

Johann Friedrich Dörtenback, geb. zu Calw 16. September 

1790, f 29. Januar 1870, Comp.-Verwandter, Kaufmann in 

Stuttgart. 

Sein Vater war Christoph Martin Ddrtenbach, geb. zu Calw 
den 18. März 1751, f 3. April 1827, welcher zu seinem 74. Ge- 
burtstag eine von Hofrath Carl Friedrich Sich angelegte Stamm- 
tafel seiner sämmtlichen Nachkommen erhielt, die danu 1874 von 
Archivrath Dr. Stalin erweitert und vervollständigt wurde. Christoph 
Martin Dörtenbßch war 3mal vermählt und zwar 1. seit 7. October 
1773 mit Johanna Sabina, Tochter des Compagnie- Verwandten in 
Calw Ernst Friedrich Wagner und der Sabine Barbara, geb. 
Schanber; II. seit 8. Januar 1788 mit Eberhardina Sophie, Tochter 
des Probsts zu Herbrechtingen Johann Friedrich Voltz; III. seit 
8. Mai 1794 mit Christiana Dorothea, verwittweter Wagner, Tochter 
des Pfarrers in Althengstett Johann Christian Zahn. 

Der Grossvater Joh. Friedrichs war Johann Jacob Dörteu- 
baeh, geb. 1726, Comp.-Verwandter und Bürgermeister in Calw, auch 
Landschaftsassessor; die Grossmutter, Sibylle Justine, geb. Notter. 

Der Urgrossvater Johann Jacob Dörtenbach, geb. 1699, 
Comp.-Verwandter; die Urgrossmutter, Sophie, des Moses Zahn, 
Decaus in Calw, Tochter; der Ürur-Grossvater, Mose Dörtenbach* 
Comp.-Verwandter; die Urur-Grossrautter , Dorothea, geb. Mayer, 
deren väterlicher Grossvater Bürgermeister und Landschafts-Assessor 
in Calw gewesen; der Urur-Urgrossvater, Johann Jacob Dörten- 
bach, Comp.-Verwandter, vermählt mit Anna Dorothea, des Jacob 
Israel Geissei aus Waldsachsen, Comp.-Verwandten in Calw, Tochter; 
der weitere Ahnvater, Mose Dörtenbach, • Comp.-Verwandter daselbst, 
dessen Vater der Eingangs erwähnte Hans Jacob Dörtenbach, der 
„Ali« war. 

* Ein Bruder dcMelben Jacob, geb. Uornstetten 1506, Diakonus in Freudenstadt, 
Ptarrer in Khningen 1626—1638 war mit Anna, geb. Hummel vermählt und starb ohne 
Hinterlassung männlicher Nachkommenschaft. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 134 - 

Johann Friedrich Dörtenbach war in I. Ehe seit 20. Jan. 1814 
mit Marie Charlotte, geb. Zahn; in II. Ehe seit 24. November 
1825 mit Eleonore Louise, Tochter des Oberamtsarztes in Stuttgart, 
Dr. Johann Victor I/udwig Riecke, vermählt. Söhne: 

I. tieorg Christoph Dörtenbach, geb. 17. December 1814, f 25. 
September 1854, Theilhaber der Firma Zahn & Comp, in 
Stuttgart. 

Gattin: seit 18. Mai 1844 Sophie, Tochter des 1837 
verstorbenen Hofraths Karl Friedrich Sick. Sohn: 

Carl Friedrich Dörtenbach, ebenfalls Theilhaber der vor- 
erwähnten Firma. 

Gattin: seit 2. Juli 1868 Emilie, geb. Meurer. — 

II. Ferdinand Friedrich Dörtenbach, geb. 18. Februar 1816, 

Obercon8istorialrath in Stuttgart, t 4. December 1865. 

Johann Georg, Bruder des vorerwähnten Johann Friedrich, 

Commercienrath, geboren ebenfalls zu Calw, 8. Juni 1795, besuchte in 

seiner Jugend die Schule der Vaterstadt, wobei er das Glück hatte, 

den Unterricht vortrefflicher Lehrer, wie des M. Haas, nachmaligen 

Dekans in Calw, zuletzt Stiftpredigers und Prälaten in Stuttgart, und 

des M. Widmann, späteren Pfarrers in Maichingen, zu geniessen. 

Besonders anregend und bildend aber wirkten auf den Jüngling die 

Brüder Dr. med. Joh. Georg Zahn* und Dr. Jur. Christian Jacob 



* Derselbe, geb. 07. April 1759 zu AlthengBtett als Sohn des dortigen Pfarrers 
M. Johann Chrietian Zahn, wir sie Arzt an die Stelle des 1783 verstorbenen Physika* 
Dr. Platter in Calw getreten und erwarb sich durch seine rastlose medicinlscbe Thatig- 
keit grosse Berühmtheit. Er war einer der Ersten in Württemberg, der einen Blitxab- 
leitet anf das Hans setzte und der die Idee der Anwendung des Galvanlsmus als Heil, 
mittel mit lebhaftem Interesse ergriff. Zahn fühlte das Bedürfnis* eines Vereinigungs- 
punktes für zwanglose gesellschaftliche Unterhaltung von politischer Leetüre auf daa 
Lebhafteste und wurde daher einer der thätigsten Begründer der 1798 gestifteten Calwer 
Abendgesellschaft. Er starb 11. Februar 1831. 

Sein oben erwähnter Bruder, der von 1815 an Abgeordneter von Calw war und 
die Verfassungsurkunde von 1819 mitunterzeiohnete, verband sich mit einem Freunde. 
Frhrn. Johann Friedrich von Colta, im Jahre 1789 eine Zeitlang zum Betrieb der be- 
rühmten rotta'schen Buchhandlung und Gründung der Allgemeinen Zeitung, bis er dann 
in Calw andere Geschäfte gründete. 

Johann Georg Zahn'» Gattin war seit 17. Juni 1790 Friederike, geb. Zahn. Kinder 



Digiti 



zedby G00gk 



— 135 — 

Zahn, welch letzterer durch die Herausgabe des Tacitus, wie durch 
geniale Com Positionen Schiller'scher Lieder sich einen Namen erworben. 
Im Jahre 1809 kam Dörtenbach nach Stuttgart, wo er sich als 
Volontär theils in dem Geschäfte von Zahn db Comp., dessen Theil- 
haber sein Vater war, theils im Geschäfte von G. H, Keller's Söhnen, 
dessen Chef sein Schwager war, kaufmännische Kenntnisse erwarb* 
1810—1814 lernte er in dem neuerrichteten Indigogeschäft von 
SeybM & Comp , und begab sich hierauf auf Reisen und zwar an 
den Rhein, Belgien und Frankreich, von wo zurückgekehrt er in das 
Geschäft von Wagner, Schill & Comp, in Calw, eine Firma, iie später 
in die von Dörtenbach und Schauber umgeändert wurde, eintrat. 
Die Thätigkeit dieses Geschäfts bestand anfänglich in Fabrikation von 
wollenen Zeugen für Italien, welche Branche in Folge der politischen 
Verhältnisse der Jahre 1805 — 1809 bis dahin unmöglich gewesen 
war. Es war so gleichsam eine Fortsetzung der alt berühmten Zeug- 
handlungs-Compagnie. 1857 wurde diese Firma unter besonderer 
Mitwirkung Dörtenbach 1 s mit der Firma Schill und Wagner, (Fabrik 
von Flanellen und wollenen Teppichen) vereinigt. 

Seit 1827 -bis zu seinem Tode participirte Dörtenbach als Vor- 
stand für den Calwer Zweig an dem Holzhandlungsgeschäfte Stalin 
& Comp, in Calw und Mannheim, das später unter der Firma Mohr 
& Comp, in Calw und Mannheim neu gebildet wurde und dem auch 
sein Schwiegersohn Federhaff angehört. 

Mit einem seiner treuesten Freunde und Gesinnungsgenossen, 
P. Cavallo, (Fabrikbesitzer, Abgeordnetem des Bezirks für Neuenbürg 
von 1857 — 1870, von 1860—70 Mitglied des weiteren Ausschusses, 
f 7. December 1873) gründete er 1834 unter der Firma P. Cavallo 



h Sibylle Friederike, t im Alter Ton 16 Jahren. 

Tl. Sophie Heloiee, rennählt seit 10. October 1818 mit dem Postverwalter von Horlacher 
in Calw; sie starb 7. August 1827 an den Hasern, an welcher Krankheit ihre 
Ton ihr liebevoll gepflegten Kinder daniederlagen. 
III. EmÜi* Louise, venu, seit 26. September 1826 mit dem Med. Dr. Joh. Chrietoph 
SchAz, welcher am 1. Mai 1803 geboren und am 23. Dec 1852 gestorben ist Emilie 
Louise ist am 19. Januar 1836 gestorben. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 136 — 

& Comp, die Maschinenpapierfabrik zu Wildbad, welche jetzt Eigcn- 
thum des Commörzienraths Eduard von Hallberger ist. 

1837 errichtete er unter der Firma Dörtenbach & Schauber 
eine Fabrik von Baumwoll- und Wollkrazen, die erste dieser Art im 
Lande, uud 1845 gründete er in Gemeinschaft mit Bergrath Geargii 
und den beiderseitigen Söhnen das Bankhaus Dörtenbach & Comp, 
in Stuttgart. 

Nachdem sein Schwiegervater, Vicepräsident Dr. Zahn, seine 
Stelle als Abgeordneter des Oberamtsbezirks Calw aus Gesundheits- 
rücksichten niedergelegt hatte, ward er zu dessen Nachfolger gewählt 
und begann damit seine politische Wirksamkeit. 

Hauptsächlich thätig war er im Emporbringen der vaterlän- 
dischen Industrie, und eines seiner Hauptverdienste ist die im Jahr 
1830 beim Landtag eingebrachte Motion zur Gründung der Gesell- 
schaft für Gewerbe und Handel, welche auch genehmigt ward. 

25 Jahre lang behielt er das Abgeordnetenmandat und suchte 
geistige und materielle Erleichterung des Volks und des Einzelnen 
zum alleinigen Ziele seines Strebens zu machen, eine Stellung, die 
ihn mit TJhland, Pfleiderer, Deffher, Klett, Pfizer, liötner, Duver- 
noy, doppelt aufs Engste verband. 

Viele Jahre lang war er Mitglied des grösseren ständischen 
Ausschusses und 1848 und 1849 Mitglied des engeren Ausschusses, 
ferner wurde er zum stellvertretenden Mitgliede des Staatsgerichts- 
hofes berufen. 

Bei allen wahren Verehrern des Vaterlandes fand die viel- 
seitige, unermüdete, gediegene, nur das Wohl des Vaterlandes an- 
strebende Thätigkeit Dörtenbachs die verdiente Anerkennung. Im 
Jahr 1843 überreichte ihm eine bedeutende Anzahl seiner Wähler 
einen kunstvoll gearbeiteten silbernen Pokal mit der Inschrift: 

„Dom Abgeordneten von Calw, Johann Georg Dörtetir 
bach f in dankbarer Anerkennung seiner landständischen Wirk- 
samkeit gewidmet von 145 seiner Mitbürger von Hirsau und 
Calw." 



Digiti 



zedby G00gk 



- 137 - 

Im Jahr 1848 ward ihm durch Hörnet das Finanzministerium 
angetragen, welches er jedoch ablehnte, und das dann von Goppelt 
übernommen wurde. 

Dörtenbach, dessen edle Gesichtszüge das in ihm wohnende 
rege, geistige Leben verkündigten und aus dessen Auge das Wohl- 
wollen, das er seinen Mitmenschen entgegenbrachte, hervorleuchtete, 
starb allgemein hochgeschätzt 8. September 1870, nachdem ihm am 
6. November 1869 sein jüngerer Sohn Paul, Theilhaber von - 
„Dörtenbach dt Comp." in Stuttgart, in der Blüthe der Jahre, 
noch nicht 37 Jahre alt, vermählt seit 1866 mit Pauline, geb. 
Baumeister, sowie bald darauf ein Bruder, Friedrieb Dörtenbach, 
und eine erwachsene Enkeltochter, Melanie Dörtenbach, im Tode 
vorangegangen waren. 

Dörtenbach! s Gattin war seit 31. Juli 1821 Louise Eugenie, 
Tochter des Vice-Präsidenten der Kammer der Abgeordneten, Dr. jur. 
Christian Jacob Zahn in Calw, t 28. August 1860. 
Ueberlebt haben ihn folgende Kinder: 
I. Georg, Bankier, Königl. Bayerischer Consul in Stuttgart, Mit- 
glied des Vorsteher-Collegiums der Württembergischen Spar- 
kasse, Bitter I. Classe des Friedrichs-Ordens und des Königl. 
Bayerischen St. Michael Verdienst-Ordens, Inhaber des Bayer. 
Verdienst-Kreuzes für 1870/71, verm. seit 1849 mit Louise, 
geb. Schnabel. Kinder: 

1) Lucie Eugenie, geb. 10. November 1850, verm. seit 6. 
Juni 1872 mit Alfred Reinhard Freiherr von Röder, Sohn 
des Obersts Freiherr Carl von Röder. 

2) Georg Heinrich Karl Arthur, geb. 28. Juni 1862. 

3) Irene Eleonore, geb. 11. October 1869. 

IL Louise, Gattin des Ludwig Federhaff ', Vorstands des Calwer 
Zweigs des Holzhandlungsgeschäfts *Mohr & Comp.« 
111. Emilic Georgine, verm. 19. Oct. 1869 mit dem Med. Dr. in 
Calw, Eberhard Müller, Sohn des am 2. Januar 1877 t Med.- 
Raths Dr. Mittler, daselbst. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 138 - 

Carl Christoph Dörtenbach,* Bruder Johann Georgs, geb. 
den 5. November 1799 in Calw, Kaufmann, Comp.- Verwandter, an- 
fangs im Comptoir des Vaters thätig, von wo ans der Bau und Be- 
trieb der Dörtenbach'schen Berg- und Blaufarbwerke bei Alpirsbach 
und Wittichen geleitet wurde. Später trat er in ein Etablissement 
seines Vaters in Stuttgart (Zahn & Comp.) ein, wo er bis zum 
Jahre 1820 beschäftigt war. In demselben Jahre noch übernahm er 
die Geschäftsleitung des Handlungshauses seines 1819 verstorbenen 
Schwagers Johann Christian Volte in Heilbronn. 

Im Frühjahr 1824 verliess er Heilbronn wieder und kehrte 
nach Calw zurück. Noch in demselben Jahre übernahm er die 
Mitleitung des Dörtenbach'schen Schmalten-Fabrik-Geschäfts bis zu 



* Sieben Schwestern glengen ihm im Tode voran als ; 
I. Johanne Sabine, vermählte Seybold. 
II. Christiane Justine, geb. 1775, t 1775. 

III. Justine Friederike, seit 3. October 1797 Gattin des Banquiera und Finansrsths in 
Stuttgart Andrea» Gottlob Federer. Kinder: 

1) Mathilde, geb. 1812, renn, mit dem Major a. D. Karl Albert von Schraishuon- 
Seubert-Bretlgny. 

2) Gottlob Friedrieh Federer, geb. 1799, Bankier und Königlich Belgischer Consul 
in Stuttgart, verm. seit 8. Mai 1824 mit Amine Euginie, Tochter dec Professors 
der französischen 8prache am Gymnasium in Stuttgart, Joseph Friedr. Orammont. 

8) Adolph Gottlob Federer, Banquier, geb. 12. September 1807, verm. I. seit 11. 
September 1834 mit Marie Auguste, Tochter des Präsidenten des K. Steuer- 
kolleginms, 8taatsraths von Süsskind; II. seit 9. Mai 1844 mit Louise Agnes, 
Tochter des t Oberregierungsraths Boger. Verheirathete Kinder I. Ehe: 

a. Julius, geb. 1. August 1836, Banquier, Königlich Belgischer und Italienischer 
Consul, verm. seit 12. September 1861 mit Alwine Henriette Louise, Tochter 
des Banquiera Karl Emil Klüpfel in Stuttgart 

b. Adolf geb. 22. März 1838, Banquier und Argentinischer Gonsul, verm. seit 
17. October 1871 mit Anna Sophie Friederike, geb. 19. April 1848 za Neu- 
Osge, Regierungsbezirk Arnsberg, Tochter des Rentiers Karl Ludwig Dietsseh 
und der Julie Friederike Elisabeth, geb. Juniger. 

Kinder IL Ehe: 

a. Marie Louise Federer, geb. 27. Mars 1845. 

b. Wilhelm Friedrieh Federer, ) 

c Ernst Wilhelm Federer, I Zwillinge, geb. 17. Januar 1850, Bankiers. 

IV. Jacobine Wilhelmine, verm. Volte. 
V. Sophie Christiane, verm. Keller. 
VI. Sibylla Elisabetha, verm. Stalin, 
VII- Ernestine Jacobine, I. verm. Schauber, 11. verm. Sich; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 139 - 

dessen Auflösung und trat gleichzeitig in die Wollspinnerei- Unter- 
nehmungen von Wagner, Schul & Comp. , bei welchen sein Schwieger- 
vater betheiligt war, ein; anch stund er der später angenommenen 
Firma Dörienbach und Schauber in Verbindung mit anderen Theil- 
habern bis zu seinem Ableben ununterbrochen thätig vor. 

Nach dem Hingange seines Schwiegervaters im Jahre 1843 
hat er auch mit zwei weiteren Tochtermännern desselben an der unter 
der Firma von Schul & Wagner betriebenen Wollstofffabrikation 
Theil genommen, welche sich allmälig bis zu ihrem jetzigen Bestände 
ausdehnte. 

An gemeinnützigen Gesellschaften und Vereinen betheiligte sich 
Dörtenbach vielfach ; er war seit Gründung der Gesellschaft für Be- 
förderung der Gewerbe im Jahre 1831 bis zu deren Uebergang in 
die Königliche Centralstelle für Gewerbe und Handel Mitglied der- 
selben, Mitglied des Calwer Gemeinderaths, ebenso langjähriges Aus- 
schussmitglied des Calwer Gewerbe- Vereins, des Vereins für vater- 
ländische Naturkunde, des Handels- Vereins, der Weinbauvereine u. s. w. 

Das Vertrauen, welches er sich in allen diosen mannigfachen 
Verhältnissen verdiente und erwarb, wurde wesentlich dadurch ge- 
hoben, dass ein tiefer innerer Trieb in ihm lag, nichts zu verschieben, 
immer zu erledigen, was ihn berührte oder ihm anvertraut war, und 
seinen oft wiederholten Ausspruch zu bekräftigen, dass man bei ihm 
zu jeder Zeit Alles in Ordnung finden müsse. — 

Dörtenbach starb 8. November 1865. 

Seine Gattin war seit 14. September 1824 Juliane Sophie, 
Tochter des Comp.-Verwandten in Calw, Christ. Heinrich Schill. 



Digiti 



zedby G00gk 



Domfeld. 



Joachim Dornfeld, aus einer in den Niederlanden ansässig ge- 
wesenen Familie abstammend, wurde zwischen 1566 und 1573 während 
der spanischen Verfolgungszeit unter Herzog Alba aus den Nieder- 
landen vertrieben, und liess sich zu Angermünde in der Mark Bran- 
denburg nieder. Sein Sohn Peter Dornfeld, Bürgermeister und Raths- 
Consulent zu Angermünde 1650, vermählte sich mit Dorothea, geb. 
Klingsporn von Wernigerode, welche gleichfalls einer aus den Nieder- 
landen vertriebenen Familie entstammte. Dieser letzteren Ehe entspross: 

Johann Domfeld, geb. zu Angermünde 21. September 1640, 
Theol. Dr. und Pastor an der Nicolaus-Kirche in Leipzig, f den 
6. October 1720. 

Gattinnen: 1. Anna Margaretha, Tochter des Ober-Gerichts- 
Assessors und Advocaten in Leipzig Theoder Nössel; II. Maria 
Salonie, Tochter des Drs. der Theologie und Pastors zu Danzig 
Andreas Kitten; III. Anna Margaretha, Tochter des Kammer- 
Musikus in Dresden Joh. Jäger. 

Von seinen Söhnen vermählte sich der älteste, Johann Jacob 
Dornfeld, geb. 11. Januar 1698, Bechts-Cousulent, mit Johanna 
Sophia, Tochter des Joh. Andreas Platen, Bürgermeisters in Grossen- 
hayn; der Jüngere dagegen, Christian Friedrich Dornfeld, geboren 
13. Juli 1701, kam als Hofmeister nach Esslingen und wurde 1728 
Stiftsprediger in Oberstenfeld. 

Dieser letztere hinterliess einen Sohn Namens Dietrich Dorn- 
feld, geb. 14. Juni 1745, welcher Pfarrer in Neckar weih ingen wurde 



Digiti 



zedby G00gk 



— 141 — 

and sich mit Charlotte Beate, Tochter des Specials zu Bietigheim 
Georg Hartmann vermählte. Söhne: 

I. Heinrich Christof Wilhelm Dronfeld, geb. 23. Sept. 1783, 
Kameral- Verwalter in Weinsberg, vermählt I. mit Luise, Tochter 
des Expeditions- Raths und Kameral- Verwalters in Gaildorf Lud- 
wig v. Konig; II. mit Panline, Tochter des Bergraths in 
Stuttgart Friederich Ludwig Bilflnger. 
II. »ottlob Friederich Eberhard Dornfeld, geb. 19. Juli 1787, 
Kaufmann zu Epernay in Frankreich, unverheirathet gestorben 
25. August 1833. 
III. Immanuel August Ludwig Dornfeld, geb. 15. Mai 1796, Um- 
gelds-Commissär in Oehringen 1827, Kanzleirath in Stuttgart 
1838. 

Die Familie blüht noch jetzt im Württembergischen. 



Digiti 



zedby G00gk 



Dutt en hof er. 

Christ. Trangott Friedrich Duttenhofer wurde den 4. August 
1778 zu Gronau im Württembergischen geboren. Sein Vater, Christian 
Friedrich Duttenhofer, war Prälat zu Heilbronn ; die Mutter, 
Johanna Christina, des Stadtpfarrers in Sindelfingen Johann Ben- 
jamin Hammel Tochter ; der Grossvater, Jacob Friedrich Duttenhofer, 
geb. 25. Januar 1697 , Herzoglich Württembergischor Hofgerichts- 
und Landschafts-Assessor ; die Grossmutter, Johanna Elisabetha, des 
Kammerrath8 in Stuttgart Johann Friedrich Spittler Tochter. 

Christ. Friedrich, der schon in der Jugend besondere Vor- 
liebe für Malerei und Zeichenkunst und hauptsächlich Kupferstecherei 
hegte, widmete sich in der Folge ganz der letzteren und zwar für 
das landschaftliche Feld derselben. Nach Erwerbung der für diese 
Kunst vorgezeichneten Kenntnisse begab er sich nach Dresden, wo 
ihm der tägliche Besuch der dortigen Gallerie oblag. Schon hier 
leistete er nur Ausgezeichnetes, allein dem inneren Drange folgend, 
seine Kenntnisse immer weiter auszudehnen, begab er sich von da 
nach Wien, um sich die Vortheile der dortigen Academie anzueignen. 
Das bekannte Blatt „Gebirgslandschaft nach Annibal Caracci", ein 
nicht nur seiner Grosse und Mühseligkeit, sondern auch der ausser- 
ordentlichen Correctheit des Stichs und Genauigkeit der Zeichnung 
wegen von Kennern allgemein beifällig aufgenommener Stich, erwarb 
ihm plötzlich einen bedeutenden Namen. 

Nun trat er, 31 Jahre alt, grössere Reisen an, besuchte Paris, 
wo er einer besonderen Auszeichnung genoss und ihm der Auftrag zu 
Theil wurde, für das Museum Napoleon Blätter nach Dominichino, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 143 — 

C. Poussin, Both, Wynanths und Paul Brill auszufahren. Nachdem 
er diese Aufgabe glänzend erfüllt hatte, wandte er sich nach Italien 
und bildete sich daselbst durch Anschauung der alten Kunstwerke 
der Griechen und Römer vollends ganz zum Künstler. 

Nun erst als Mann von mehr als 40 Jahren kehrte er ins 
Vaterland zurück und führte daselbst die grossartigste Arbeit seines 
Lebens, das grosse Blatt über den Cölner Dom aus, das wohl noch 
von keinem Künstler, — was gothische Architektur anbelangt, keines- 
falls so gelungen — fertig gestellt ward. — 

Derselben Familie gehören ferner an: 

Georg Jacob Duttenhofer, geb. 1729 zu Calw, Spezial in 
Wildberg. Derselbe hinterliess mehrere Schriften. Söhne: 

I. Jacob Heinrich Duttenhofer, Pfarrer in Klein- Reichenbach, 

1794. 
II. Jacob Friedrich Duttenhofer, Diaconus bei St. Leonhard in 

Stuttgart, verm. mit Charlotte Wilhelmine, Tochter des Geh. 

Hofraths, Kirchenraths-Expeditionsraths Karl Gottlob Mohl, 

welcher Ehe 1 Sohn und 3 Töchter entsprossten. — 

Carl August Friedrich von Duttenhofer, Königlich Württem- 
bergischer Oberst und Oberwasserbau-Director, Commenthur des Kron- 
ordens, geb. 3. December 1758 zu Obereusingen als Sohn des dortigen 
Pfarrers Duttenhofer und der Katharina, geb. Baser von Kirchheim. 

Derselbe besuchte die lateinischen Schulen zu Nürtingen und 
Kirchheim a". d. T., wurde hierauf, 9. Januar 1773, als stud. juris 
civilis und cameralis vom Herzog in die hohe Carlsschule auf der Soli- 
tude aufgenommen, später aber, 1775, mit dieser Pflanzschule in die 
Militär-Akademie zu Stuttgart als Zögling, abermals mit der Be- 
stimmung für die Kameralwissenschaft, versetzt. Bei Einweihung der- 
selben in Stuttgart im Jahre 1782 wurde ihm nach vorhergegangener 
Disputation die Würde eines Magisters der Philosophie ortheilt. 
Duttenhofer war der erste von dieser Universität kreirte Magister. 
Mit besonderer Vorliebe verbreiteten sich nun seine Studien auf die 
Artillerie und die ganze Kriegswissenschaft, und seinem Eifer ver- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 144 — 

dankte er es, dass ihm schon 1788 das Patent eines Lieutenants des 
von Nikolafschen Artillerie-Regiments ertheilt ward, sowie er auch 
um dieselbe Zeit zum Professor der Mathematik und Artillerie bei 
der hohen Karlsschule bestellt wurde, ein Amt, das er bis zur Auf- 
hebung dieser Akademie (1794) bekleidete, wo er alsdann die Er- 
nennung zum Ingenieur-Lieutenant und Wasserbau-Director erhielt. 
Hauptsächliches Talent zeigte er im Festungsbau und durch seine 
militärische Aufnahme des Schwarzwaldes von Bruchsal an bis in 
die Gegend von Hauenstein und Waldshut, die er nach dem zwischen 
Oesterreich und Frankreich ausgebrochenen Kriege in den neunziger 
Jahren des vorigen Jahrhunderts fertig stellte, gelangte er bei Kennern 
zu grosser Ehre. Für letzteres zeugt auch der Umstand, dass der da- 
malige Commandant des französischen Genie-Corps in Paris (General 
Moreau) diese Blätter requirirte und bei deren Zurücksendung den 
Verfasser durch wissenschaftliche Geschenke wie durch die schmeichel- 
haftesten Ausdrücke beehrte. Wegen seiner besonderen Kenntniss des 
Schwarzwaldes ward er auch eine Zeit lang dem k. k. Ingenieur-Haupt- 
mann d'Anthon als Ingenieur zugetheilt. Bei den militärischen Ver- 
richtungen der württembergischen und österreichischen Truppen be- 
wies Duttenhofer persönlichen Muth. — Vornehmlich aber richtete sich 
sein Augenmerk auf das Fach des Wasserbaues, das er insbesondere 
auch in Hinsicht auf das Maschinen- und Mühlwesen vollkommen 
zu ergründen suchte. Bald erhielt er auch die Inspection über die 
Mühlen im Lande. 1796 wurde er zum Ingenieur-Hauptmann, 1798 
aber, von welchem Zeitpunkt an er nicht mehr militärische Dienste leistete, 
zum Major und Oberwasserbau-Director ernannt, womit ihm zugleich die 
Ober-Aufsicht über das ganze Landes-Mflhlwesen übertragen wurde. 

Bei den nachfolgenden Veränderungen in den Formen der 
Staats- Verwaltung in den Jahren 1803/4 wurde er Mitglied der 
Directionen des Landbaues, des Strassen-, Brücken- und Wasserbaues 
und im Jahre 1807/8 Vice-Director des Ober-Bauraths mit dem Cha- 
rakter als Oberst, auch Mitglied der k. Hofdomänenkammer. 

Nach der Auflösung des Ober-Bauraths entfaltete er nicht nur 



Digiti 



izedby G00gk 



- 145 — 

im Fache des Wasserbaus bei den Ministerien des Innern and der 
Finanzen eine fortwährende Thätigkeit, sondern stand auch wegen 
seiner Ober-Aufsicht über das Mühlwesen mit sämmtlichen Kreis- 
Finanz-Kammern und Regierungen in amtlicher Verbindung. 

Duttenhofer war Mitglied der naturforschenden Gesellschaft in 
Schwaben, des landwirtschaftlichen Vereins und des Vereins für 
Vaterlandskunde. Er starb, seiner Kenntnisse, seiner Rechtlichkeit nnd 
Uneigennützigkeit wegen von Jedermann hochgeschätzt, 16. Sept. 1836. 

Die im Auftrage der Regierung von ihm ausgeführten Werke 
sind u. A. der Wilhelms-Kanal in Heilbronn, das Mühlwehr in Berg, 
die Brücke bei Hohlbach und die Stuttgarter Wasserleitungen. 

Seine Gattin war seit 1790 Luise Wilhelmine, eine Tochter 
des Amtmanns in Dettingen am Schlossberg Klett, welche ihm 1823 
durch den Tod entrissen wurde. Kinder: 

I. Caroline, verm. mit dem Oberfinanzrath Nördlinger. 
II. Therese, Gattin des Rittmeisters von Vischer in Calw. 

III. August Duttenhofer, Königlich Württembergischer Hauptmann. 

IV. Carl tou Duttenhofer, geb. 28. Juni 1801, gest. 2. Juni 1871 
in Ulm, Königlicher Oberbaurath, verm. 11. Februar 1839 
mit Franziska, geb. Epting. Kinder: 

1) Fanny Louise, geb. 22. Mai 1842. 

2) Fanny Engende, geb. 6. Juni 1844, verm. seit 8. August 

1872 mit dem Fabrikanten Leidersdorf in Milwaukee (Wis- 
consin, Nord-Amerika). 

3) Pauline Therese, geb. 26. Juli 1851, verm. seit 7. Oct. 

1873 mit Kaufmann Wüh. Friedr. Zurhellen, Sohn des 
Pastors Christ. Georg Wüh. Zurhellen. 

4) Carl Eugen, geb. 4. Febr. 1841 , Rittmeister und Esca- 
dronschef im Ulanen-Regiment König Wilhelm (2. Württ.) 
Nr. 20. Seit 10. Mai 1871 vermählt mit Marie Woodroof 
Taylor aus New- York. 

Dm FänrtHch Württembergische Dienerbuch enthilt folgende höhere Beamte 
des Namens Duttenhofer : Diacon an 8t. Leonhard 653 ; Spital Diacon 552. — Georg Joe., 
Pfarrer 613. — Jac. Fried., Landschaft-Einnehmer 559. 

9. GtorgH-Qeorgmt i u, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 10 



Digiti 



zedby G00gk 



Duvemoy. 



Von dieser, der ehemaligen Grafschaft Mömpelgard, seit dem 
XVII. Jahrhundert auch Württemberg angehörenden Familie sind 
u. A. zu erwähnen: 

Hugo Duvemoy, Hauptmann in Mömpelgard 1650. — 
David Duvernoy, Sohn des Vorigen, Dr. und Chirurgus in 
Stuttgart, vermählt seit 25. April 1682 mit Barbara Sofia, einer 
Tochter des Herzoglich Württembergischen Kammerraths Hieronimus 
Welsch, Sohns des Nördlingischen Porstmeisters Welsch. 

Kinder aus dieser Ehe: 
I. Sophia Margaretha, venu, zu Stuttgart seit 22. Februar 1707 
mit dem Proviant-Offizier Christoph Friederich Deffner. 

U. Justina Regina, verm. 1715 mit dem französischen Prediger 
und nachmaligen Prälaten zu St. Georgen Johann Georg 
Blanchot, Sohn des Pfarrers in Breveliera Peter Blanchot. 

III. Juliana, vermählt 1716 mit dem Professor der französischen 
Sprache in Stuttgart Georg Meguillet. 

IV. Johann David, geb. 1688 zu Stuttgart, Pfarrer in Bohracker 
1723, f 1752. Gattinnen: I. seit 1715 Johanna Catharlna, 
Tochter des Professors am Gymnasium in Stuttgart Caspar 
Canstetter; II. Maria Agnes, Tochter des Pfarrers in Nehreu 
Joh. Friedr. Sartorins. Kinder I. Ehe: 

1) Maria Regina, verm. mit dem Pfarrer in Spielberg Joh. 
Gottlieb Trüschler, Sohn des Pfarrers in Dusslingen Joh. 
Georg Tritschler, Bruder des 1802 verstorbenen Geh. Hof- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 147 — 

raths Elias Benjamin Tritschler, Stifters der Tritschler'- 
sehen Stiftung'. 

2) Maria Catharina, verm. mit dem Forstmeister in Esslingen 
Georg Andreas Eckher. 

3) Sophie Juliana, verm. mit dem Pfarrer in Baltmannsweiler 
Eberh. Friedr. Hamid, Sohn des Stabs-Kellers in Mün- 
singen Joh. Georg Friedr. Honold. 

4) Georg Friedrich Duvernoy, Herzoglich Württembergischer 
Kammerrath in Stuttgart, t 1794. Sohn: 

David Hermann Heinrich Duvernoy, Königlich Würt- 
tembergischer Major und Kriegsrath in Stuttgart 1812. — 

5) Johann Ludwig Duvernoy. — 

Carl August Duvernoy, geb. 6. August 1757, Königlich Würt- 
tembergischer Major und General-Kriegscommissär, auch Secretär des 
Königlich Württembergischen Militär- Verdienstordens. — 

Samuel Duvernoy, t 1734 als Decan in Balingen. — 

Johann Georg Duvernoy, geb. 1691 zu Mömpelgard, Leib- 
und Hofarzt des Herzogs Leopold Eberhard von Württember£- 
Mömpelgard 1712, Professor der Medicin in Tübingen, von wo aus 
er 1725 einem von der Academie zu Petersburg an ihn ergangenen 
Buf als Professor der Chirurgie und Anatomie folgte. Besondern 
Ruhm erwarb er sich als Anatom und starb 1759 zu Kirchheim. — 

Peter Duvernoy , geb. 1683 in Mömpelgard als Sohn des 
Joh. Jacob Duvernoy, Bürgermeisters daselbst. Derselbe begab sich 
von der Schule und Privat-Information weg nach der Universität 
Tübingen, kam von da nach Basel, reiste später nach Paris und 
wurde nach seiner Rückkehr in seiner Heimath Advocat ord. bei der 
Kanzlei. Einige Zeit nachher ging er nach Frankfurt a. M., und 
wurde auf die Dauer von 6 Jahren Hofmeister bei den Grafen von 
Slolberg-Geldern. 1712 kam er nach Jena, wo er 1714 zum 
Doctor creirt wurde. — 

Pierre Christoph le Duvernoy, Prävöt des Fürstentums Möm- 
pelgard 1740. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 148 — 

Charles Duvernoy, Professor in Mömpolgard, 1803 — 
Medicinalrath vom Duvernoy, gest. 12. April 1829. 
Es folgt noch ein Extractus Protocolli Cons. secr. d. d. 4. 
Januar 1794 »Reg.-Rath-Gutachten, die Rückkehr der Familie Dm- 
vernoy in ihr Vaterland betreffend:« 

„Refrratur Serenissimo : 
Es habe der General Major und Coramandant von Georgii * 
bey Serenissimo unterthänigst gebetten, höchst Dieselbe möchten 
den Kindern des Advocaten Duvernoy von Mömpelgardt, 2 Töch- 
tern und 1 Sohn, mit welchen deren Verwandte eine Tochter 
und Sohn des Pfarrers Duvernoy in Gesellschaft in ihr Vater- 
land dem wiederholten dringenden Ansinnen ihrer Väter zu- 
folge zurückzukehren wünschen, diese Rückkehr gn. gestatten. 
Dieses herzogl. Collegium habe hierüber nach Anleitung des 
gn. Decrets vom 27. Dec. 1793 von herzogl. Regierung Gut- 
achten anverlangt, welches unter Beziehung auf das von dem 
General Major von Georgii seinem Exhibitum beygelegte 
Promemoria dahin gehe: 

da weder in den Kayserlichen avocatorien noch sonsten ein 
rechtlicher Grund vorliege, die Dnvernoy'schen Kinder von 
der Rückkehr in ihr Vaterland abzuhalten : So könne herzogl. 
Regierung ihren rechtlichen Antrag nicht anders als dahin 
machen, dass denselben diese Rückkehr um so weniger zu 
erschwehren seyn möchte, als sonsten theils für sie selbst, 
theils für ihre Eltern die nachtheiligste Folgen daraus ent- 
stehen möchten. 

Unterthänigst subsignirte hätten nun auch ihres Orts diese 
Gründe wohl erwogen, und fänden bey vorliegenden Umständen 
keinen Grund, aus welchem diesen jungen Leuten die Rückkehr 
in ihr Vaterland ersch wehret werden könnte, wesshalb dem 



* Ein Bruder von ihm war in II. Ehe seit 1762 mit Margusrite, Tochter de« 
oben verzeichneten Prevöto von Mömpelgard DMtemoy, vermählt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 149 — 

General Major von Georgii zu erkennen zu geben wäre, dass 
Serenissimus den Duvernoy 'sehen Kindern die vorhabende Rück- 
kehr in ihr Vaterland gnädigst gestatten wollten." 

Carl Wilhelm Ludwig Duvernoy, Sohn des Eammerraths Georg 
Friedrich Duvernoy, geb. 13. Juli 1786, Dr. med. t 1. Februar 
1837. Ein Bruder von ihm Benjamin Georg Christian, geb. 
25. September 1783 ist verschollen. 

Gattin: seit 20. October 1814 Christiana Julia, geb. Wolpert. 
Deren Sohn: 

Carl August Julius Heinrieh, geb. 13. Dec. 1815, Kaufmann, 
t 3. April 1874. Gattin: seit 7. Oct. 1845 Emilie Auguste, geb. 
Zimmermann von Heidelberg, welcher Ehe ein Sohn entsprosste Na- 
mens Max Ludwig Adolf Wilhelm Eduard Arthur, geb. 19. Mai 
1849, sowie eine Tochter Namens Clara Emma Sophie Betty, geb. 
18. Juli 1846. — 

Ludwig Herrmann Heinrich Duvernoy, geb. 16. Oct. 1788, 
Kaufmann, f 4. März 1828. Gattin: seit 31. Oct. 181(5 Wilhel- 
mine Henriette, geb. Benner. Deren Sohn: 

Ludwig Heinrich, geb. 11. Nov. 1817, Kaufmann, verm. seit 

17. April 1849 mit JuHe, geb. Hartmann. — 

Gustav Heinrieh von Duvernoy, geb. 5. Juli 1802 als Sohn des 

18. Dec 1819 f David Herrtnan Heinrich Duvernoy, Königl. Würt- 
tembergischen Majors und Generalkriegs-Cassiers, Dr. jur., Staats- 
rate und Chef des Departements des Innern 1848. 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbach enth&lt folgende höhere Berate 
des Namen*: Ihtvtmoy, CanzleiAdroc. 9«. — JoK Georg, CantzleiAdvoc, 94. 



Digiti 



zedby G00gk 



Efferen. 

Hartmann ab Efferen, Rheinländischer Adels-Ritter, war im 
Jahre 1480 Spitalmeister bei St. Martin in Cöln. Sein Sohn: 

Caspar ab Efferen, vermählt mit Agnes, geb. von Schltten. 

Sohn: 

Heinrich ab Efferen, Dr. theol., geb. 1530, welcher als Jüng- 
ling seiner Studien wegen nach Paris geschickt wurde, trat, ergriffen 
von der Sündhaftigkeit der Protestanten bei den Verfolgungen Franz I., 
selbst zum Protestantismus über. Im Jahre 1550 kam er als Dia- 
conus zu Schorndorf in württembergische Dienste; 5 Jahre später 
reformirte er die Klöster Herbrechtingen und Lorch, 1558 wurde er 
Dr. der Theologie, 1563 Superintendent zu Bietigheim. Von Herzog 
Christoph wurde er auch als Inspector des Cultus nach Möm- 
pelgard gesandt; endlich starb er als Stadtpfarrer in Winnenden 
im Jahre 1590. Von ihm haben sich erhalten cDreyzehen Christ- 
liche Predigten aus dem XXXVIII und XXXIX Capitel Ezechielis 
von Gog und Magog oder den Türeken, mit kurtz einverleibter 
Historischer Erzehlung vom Anfang, Ursprung und Zunehmung des 
Mahometischen Kayserthums», (Strassburg 1571, Leipzig 1596). 

Gattin: Barbara, geb. Btihler, welcher Ehe ein Sohn ent- 
sprosste, Superintendent zu Cannstatt und Stuttgart, zuletzt Abt 
zu Anhausen, welcher einer der bedeutendsten Theologen Würt- 
tembergs war. Seine Geschwister waren Hermann von Efferen; 
Caspar von Efferen; Regismnnda von Efferen, letztere verm. mit 
dem Pfarrer zu Hohen-Geren Caspar Kurtz; Enda, vermählt mit 



Digiti 



zedby G00gk 



- 151 — 

dem Pfarrer zu Weltzheim Martin Linck, welch letzterer Ehe eine 
Tochter Namens Anna Maria entsprosste, die in der Folge die Gattin 
des Vogts von Tübingen Johann Wilhelm Speidel wurde. 



Dm Fürstlich Wütttexnbergische Diener buch enthilt folgende höhere Beamte 
des Namens Effertn, (Eff§rhm) : Dan., Ffirstl. Informator 198 ; Stsdtschreiher 373. — 
Hans. Heinr., Amptschreioer 246. — Htinr., Abt 362 ; Ambtaschrelber 2öa — Joh. «/W»r., 
CL Venmütter 263, 276, 307. 



Digiti 



zedby G00gk 



Eisenmenger. 



Eisenmenger, Landsmann Melanchthons, nach dessen Beispiel 
er auch seinen deutschen Namen in Siderokrates übersetzte, wurde 
den 28. September 1534 geboren. Derselbe widmete sich zu Wit- 
tenberg nicht nur den philologischen, sondern auch den philosophi- 
schen und mathematischen Studien, daher er, vermuthlich auf Me- 
lanchthons Empfehlung, als Lehrer der Mathematik im Jahre 1556 
in Tübingen angestellt wurde. Während er aber docirte, lernte 
er. zugleich Medicin, und wurde bald nach erhaltener Doctorwürde 
so berühmt, dass mehrere Fürsten, der Markgraf Karl von Baden, 
der Kurfürst von Cöln, sowie die Bischöfe von Strassburg und Speier 
ihn zum Leibarzte begehrten. Er verliess Tübingen gerne, nachdem 
Jacob Andrea ihn als Schwenkfelder angeklagt hatte. 

Den geistlichen Fürsten lag weniger daran, was er glaubte, 
wenn er sie nur orthodox heilte. Er starb 1585 in der Bischöf- 
lichen Speier'schen Residenz Bruchsal, nicht in Brüssel, wie einige 
melden, durch das Wort Brussellae verführt. 

Eben diesen Familiennamen trägt: 

Johann Christoph Eisenmenger, Med. Dr., geb. den 6. Sep- 
tember 1592 zu Heilbronn, als Sohn des Jeremias Eisenmenger, 
Physicus der damaligen Reichsstadt Wimpfen, zuletzt Physicus zu 
Heilbronn, und der Catharina, Tochter des Patriciers in Ulm August 
Roth. 

Johann Christoph studirte auf der Universität Heidelberg 1608 
bis 1612, zu Basel 1612 bis 1614 die Medicin, wurde in letzterer 
Stadt Doctor der Medicin, kam hierauf nach Frankfurt, und von da 



Digiti 



zedby G00gk 



— 153 — 

1616 nach Heilbronn, woselbst er nach Ableben seines Vaters an 
dessen Stelle zum Stadtarzt ernannt wurde. 

Er vermählte sich erstmals 1616 mit Maria Magdalena, geb. 
Imlin, mit welcher er innerhalb 37 Jahren 4 Söhne und 6 Töchter 
erzeugte. Er starb den 20. Februar 1663. Von seinen Unter- 
lassenen Söhnen sind näher bekannt: 

I. Johann Ludwig, »der Reichsstadt Schwäbisch Hall verordneter 

Amtmann zu Vellberg.« 
II. Johann Christoph, geb. zu Heilbronn 26. Mai 1620, Med. 
Dr. und Stadtarzt daselbst Derselbe studirte zu Jena 1641, 
kehrte wegen der damaligen Kriegszeiten 1642 nach Hause 
zurück, und besuchte noch zu» Ende desselben Jahres die 
Universität zu Padua. Auf der Bückreise doctorirte er zu Basel, 
prakticirte zu Strassburg, wurde hierauf Physicus zu Rothen- 
burg an der Tauber 1646, zu Marbach, zu Heilbronn 1663, 
in welch letzterer Stadt er 3. April 1670 starb. 

Seine I. Gattin war Enphrosina, geb. Kelberger aus 
Strassburg; die II., Sibylla, Tochter des Med. Doctors zu Rothen- 
burg an der Tauber Josaphat Weinlin; die III. Barbara 
Jagtina, Tochter des Med. Doctors in Nürtingen Martin Sol- 
fleiss, aus welch in. Ehe 1 Sohn und 2 Töchter hervorgiengen. 

Ebenfalls hieher gehört: 
Johann Andreas Eisenmenger, geb. 1654 in Heidelberg, starb 
als Professor der orientalischen Sprachen daselbst 1704. 
Bekannt ist 'seine Schrift: »Entdecktes Judenthum«, Frankfurt 
1700, welche die Juden möglichst zu unterdrücken suchte und 
wogegen dieselben kaiserliche Edicte auswirkten. Der König von 
Preus8en Hess die neue Auflage, Königsberg 1711, auf seine Kosten 
drucken- 



Digiti 



zedby G00gk 



Eiben. 



Christian Gottfried Eiben, Gründer des weithin bekannten 
„Schwäbischen Merkurs", geb. den 4. Mai 1754 als Sohn des 
Amtmanns in Zuffenhansen Johann Caspar Eiben, geb. 24. Febr. 
1716, f 26. Angust 1783, und der Susanna, geb. Zaiser, wurde 
im Jahr 1777 für ein Novellisticum nnd das Lehrfach der Geo- 
graphie an der hohen Karlsschule zum Professor ernannt, und 
bekleidete dieses Amt bis zur Aufhebung derselben, 1794. In 
Verbindung mit der in der hohen Karlsschule befindlichen Kupfer- 
druckerei stand auch eine Buchdruckerei, in welcher die offizielle 
Beschreibung der hohen Karlsschule von Batz 1783, Schubarts 
Gedichte 1785, dessen Vaterländische Chronik und seit 1789 des 
Professors Eiben Schwäbischer Merkur gedruckt wurden. Letzterer 
trat an die Stelle des 1731 gegründeten zweimal wöchentlich in 
klein 4. erschienenen, „über See und Land dahineilenden Mercurius" 
(auch Stuttgarter Ordinari-Chronik genannt). Beide Bedactoren Schu- 
lart und Eiben hatten damals als Herausgeber öffentlicher Blätter 
zum obersten Censor eigentlich den Herzog Karl Eugen in höchst 
eigener Person. Ueberhaupt war im Jahre 1783 vom Herzoge der 
Plan zur Errichtung einer Vocal-, Instrumental-, Musik-, Kupfer-, 
Landkarten- und Buchdruckerei in Verbindung mit der hohen Karls- 
schule genehmigt worden. Das Organ aber des Herzogs in dieser 
Angelegenheit war der Intendant der hohen Karlsschule, Oberst 
von Seeger. Es war die Zeit des Waltens des Geistes Friedrichs 
des Grossen von Preussen, 1740-1786, und Kaiser Joseph? s IL 
1779—1790, wodurch in Deutschland die zuvor sehr beschränkte 
Presse zu grösserer Freiheit erhoben wurde. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 155 - 

In Preussen war die Presse schon unter Friedrich Wilhelm I. 
ziemlich frei, und Friedrich der Grosse sprach seinen Grundsatz da- 
hin ans, dass Gazetten, wenn sie interessant sein sollen, nicht genirt 
werden müssen; „wegen des Artikels von Berlin", fügt er hei, „ist 
„diess instinkte zu observiren, wegen auswärtiger Puissancen aber cum 
„grano salis und mit guter Behutsamkeit". Am strengsten war Bayern. 
Dort mussten selbst die Leser anstössiger Schriften 15—100 Thaler 
Strafe zahlen ; unversehene Visitationen wurden angestellt, in Privat- 
bäuser wurde eingedrungen, ein Buchhändler ohne ürtheil ins Arbeits- 
haus mit täglich sechs Pfennigen gesteckt, bis er den Einsender einer 
Correspondenz nannte. In den geistlichen Gebieten kam die Polizei 
des römischen Stuhls dazu. In Oesterreich z. B. waren noch unter 
Carl VI. alle unkatholischen Bücher schlechthin verboten, aber sie 
kamen gleichwohl herein. Der Erzbischof von Wien bekam Grund, 
in einer Denkschrift zu klagen, dass unter 12 gelernten Buchhändlern 
kaum 4 katholische seien und von diesen neben einem Katalog guter 
und unsträflicher Bücher, immer noch ein anderer, heimlicher geführt 
werde. Unter Maria Theresia 1752 war eine Legitimation des 
Seelsorgers vonnöthen und zahlte jedes Buch ohne dessen Siegel und 
Handschrift 3 fl. Strafe. 1751 kam die Censur aus den Händen 
der Jesuiten in die ihres Feindes van Surieten, der sein Amt ge- 
mässigt und klug verwaltete. Ganz anders aber wurde es unter Kaiser 
Joseph. Er bildete 1781 eine Censurcommission aus aufgeklärten 
Männern, und sein Censurgesetz von 1781 ist «ein wahres Muster von 
Weisheit gegenüber der bisher stattgehabten Ordnung. 

Aus solchen Vorgängen erklärt es sich, dass am 2. Juli 1787 
das akademische Collegium zu Stuttgart auf Bewilligung der „Censur- 
Freiheit" Ar SchubarVs vaterländische Chronik „bei der wirklich 
ohnehin in Europa ausgebreiteten Pressfreiheit " anzutragen wagte, 
und dass der Herzog dieselbe bewilligte. 

Allein ungeachtet der „geringeren Gefahr bei Eiben", traf 
doch den Schwäbischen Merkur ein ähnliches Schicksal wie Schubart's 
Chronik, indem in Folge von Beschwerden des Kurfürsten von Pfalz- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 156 — 

Bayern im November 1788 über einen „verfänglichen Artikel von 
München" und im Juni 1789 wegen eines Artikels im Nr. 70 der 
Chronik, betreffend „das Münzwesen in dem schwäbischen Craiss", 
dem Prof. Eiben noch vor Schubart die Censurfreiheit wieder ent- 
zogen wurde. Auf diesfallsige Vorstellung aber nahm der Herzog 
im September 1789 diese Entschliessung wioder zurück. 

So ward denn auch von dem Intendanten dem Herzog am 
10. November 1787 vorgetragen, „dass der bei der hohen Karlsschule 
für ein Novellisticum und für das Lehrfach der Geographie mit 100 fl. 
Gehalt angestellte Professor M. Eiben, welcher neben dem, mit 
herzoglicher Erlaubniss in der akademischen Buchdruckerei seit einem 
halben Jahre gedruckten, sogenannten schwäbischen Merkur seit zwei 
Jahren noch eine Schwäbische Chronik mit vielem Beifall herausgibt, 
und solche bloss um der Censur-Freiheit willen in Esslingen drucken 
lässt, durch ein Promemoria seine Neigung zu erkennen gegeben 
habe, auch diese Schwäbische Chronik in der Verbindung mit dem 
Schwäbischen Merkur in der akademischen Buchdruckerei drucken zu 
lassen, wenn ihm, gleich den meisten andern Zeitungsschreibern in 
andern Staaten und Residenzen, auf seine Gefahr die Censur-Freiheit 
von seinen beiden Zeitungen, von deren einer er sie durch den Aus- 
weg der Reichsstadt Esslingen ohnehin schon geniesst, gestattet, ' oder 
wenigstens nur auf eine anderwärts gewöhnliche akademische Censur 
eingeschränkt würde," mit dem Antrag auf höchste Bewilligung unter 
der Bedingung des'Wfeglassens des Druckorts und des Privilegiums 
und mit dem Ausdrucke der Hoffnung, „dass es bei Eiben mit ge- 
ringerer Gefahr als bei dem Hofdichter Schübart geschehen könne" 
und mit der weiteren Bemerkung, „dass sehr oft zum Lob des Staats 
oder einzelner Anstalten und Personen in demselben (Blatt) etwas 
gesagt werden könnte, das in eine privilegirte Hofzeitung einzurücken 
wider die Bescheidenheit wäre," worauf auch durch Entschliessung des 
Herzogs vom 14. November für beide Blätter die Censur-Freiheit 
„unter der Bedingung, dass letztere (Chronik) in Meiner hohen Karl§- 
schule gedruckt werde", bewilligt ward. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 157 — 

Eiben starb von Jedermann hochgeschätzt den 4. Februar 
1829 im 76. Jahre seines Alters. 

Seine Gattin war seit 1. October 1789 Caroline Angnsta 
Magdalena, eine Tochter des Herzoglich Württembergischen Regie- 
nmg8rathes in Stuttgart Karl Friedrich Fenerleln. Kinder: 

1. Anguste Sophie, geb 2. Dec. 1796, verm. seit 30. Nov. 1816 
mit dem Kameralverwalter, nachmaligen Oberfinanzrath Ludwig 
Friedrich von Jäger. 

II. Julie, geb. 3. April 1803, verm. 1820 mit dem Hofcaplan, 
Professor Gymn. Aug. Eberhard Carl Cless, Sohn des Advocaten 
und Oberamtmanns zu Königsbronn Carl Maximilian Cless. 

III. Albrecht Carl Willibald Eiben, geb. zu Stuttgart 31. Juli 
1790, f 18. December 1854, Redacteur des „Schwäbischen 
Merkurs", verm. 6. Aug. 1819 mit Wilhelmine, Tochter des 
Studienraths-Directors Friedrich Gottlieb von Süskind. Kinder : 

1) Louise Sophie, geb. 31. Juli 1820. 

2) Herrmann Otto Carl, geb. 30. Januar 1823, Dr. jur., 
Chef-ßedakteur des Schwab. Merkurs, 1871—76 Mitglied 
des deutschen Reichstags, seit 1868 Mitglied der württem- 
bergischen Kammer der Abgeordneten für Böblingen, Prä- 
sident des schwäb. Sängerbundes, Ehrenbürger der Stadt 
Böblingen, verm. 2. März 1848 mit Sophie, Tochter des 
Oberamtsrichters Kapff. Kinder: 

a) Hildegard Franziska Wilhelmine, geb. 16. Febr. 1849, 
verm. 5. September 1868 mit Emil Engelmann, Kauf- 
mann in Stuttgart. 

b) Adelheid Sophie Caroline, geb. 5. Mai 1850, vermählt 
18. Oct. 1873 mit dem Gamisons-Auditor in Ludwigs- 
burg Schwab. 

c) Hedwig Luise, geb. 8. Mai 1856. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1 58 — 

d) Carl Sixt Ludwig, geb. 4. Februar 1855. 

e) Friedr. Otto Manfred, geb. 15. Juni 1861. 

f) Hermann Arnold, geb. 3. April 1865. 

IV. Eduard Eiben, geb. zu Stuttgart, 28. April 1792, starb un- 
vermählt als Königlich Wörttembergischer Oberlieutenant zu 
Mergentheim. 

V. Ernst Martin Emil Eiben, geb. zu Stuttgart 11. August 1795, 
t 9. Octobcr 1873 im 79. Jahre seines Alters, Dr. phil., 
Mit-Herausgeber des „Schwäbischen Merkurs", verm. 4. Mai 
1823 mit Louise Angnsta Leopoldine, Tochter des Kaufmanns 
in Stuttgart, Johann Nepomuk Leopold Friedrich Conrad!,* 
Sohns des t Hof kammer-Renovators Conradi in Bretten. Kinder : 

1) Louise Angnsta Sophie, geb. 30. April 1824, verm. 10. 
Jan. 1847 mit Adolf Mohl, Kaufmann in Stuttgart. 

2) Emilie Theophanie Marie, geb. 8. Oct. 1830. 

3) Marie Panline, geb. 18. Mai 1833, 1 1866, verm. 7. Mai 
1850 mit Aug. Wilh. Bothermundt, Kaufmann in Stuttgart 

4) Mathilde Sophie, geb. 31. Oct. 1836, verm. 15. Mai 1860 
mit Ernst Gaab, Dr. phil., Pfarrer. 

5) Sophie Charlotte, geb. 6. Juli 1841 t 5. Oct % 1853. 

6) Anna Marie, geb. 13. Aug. 1845, verm. mit dem Gatten 
ihrer vorbenannten t Schwester Aug. Wilh. Bothermundt. 

7) Angnste Panline, geb. 25. März 1847, verm. 4. September 
1866 mit Emil Eduard Otto Ege f Gutspächter des Schwörzer- 
hofs bei Neckarsulm. 

8) Christian Leopold Eduard, geb. 12. Sept. 1825, Rechts- 
consulent und Redacteur des Schwäbischen Merkurs, verm. 



* Einer der Söhne Conrodi'e, Arthur Conradi, Chef des Handlungshauses Carl 
Feuerlein, vom Februar 1866 bis Juli 1858 Abgeordneter der Stadt Stattgart, früher Mit- 
glied des Gemeinderaths und Bürgeranaschusses von Stuttgart, starb 23. Januar 1868 im 
55. Jahre seines Alters. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 159 — 

5. Apr* 1852 mit Mathilde, Tochter des Präsidenten 
v. Eiben. Kinder: 

a) Charlotte Mathilde, geb. 14. Juni 1854, verm. mit dem 
Gymnasial-Professor in Ulm Ableüer. 

b) Marie Louise, geb. 5. Januar 1856, verm. mit dem 
Major im Generalstab der 26. (1. Königl. Württemb.) 
Division .Johann von JDetünger. 

c) Elisabeth, geb. 15. November 1860. 

d) Emil, geb. 13. Mai 1853, Landwirth. 

e) Christian Leopold Eduard, geb. 27. Mai 1862. 
Gustav, geb. 12. August 1864. 

9) Wilhelm Gustav Carl, geb. 19. Mai 1838, Kaufmann in 
St. Petersburg, verm. zu Frankfurt a./M. 16. Febr. 1863 mit 
Anna Katharina Emma Brofft, geb. zu Frankfurt 21. April 
1838. Kinder: 

a) Louise Johanna Emma, geb. zu Petersburg 20. Nov. 1863. 

b) Julius Friedrich Robert, geb. zu Pau 13. Dec. 1864. 

c) Adolf, geb. 12. Mai 1867. 

10) Adolph Gustav, geb. 6. Januar 1840, Kaufmann zu St. 
Petersburg, f 12. Mai 1867, verm. zu Petersburg 6./18. Juli 
1864 mit Agathe, geb. Bartelink, geb. 16. Juni 1842. 
Kinder: 

a) Clara Agathe, geb. zu Petersburg 24. October 1865. 

b) Marie, geb. zu Petersburg 18. Jan. 1867. 

VI. Gustav von Eiben, geb. zu Stuttgart 27. Januar 1797, Dr. 
jur., Oberfinanzrath, Präsident der Oberrechnungskammer und 
Ablösungscommission, Commenthur II. Cl. des Friedrichs-Ordens, 
Bitter des Kronordens. 



Digiti 



zedby G00gk 



1Ü0 



Derselbe begann seine dienstliche Laufbahn im Jahre 1820 
als Gerichtsaktuar in Cannstatt und trat, nachdem er kurze Zeit 
als Rechtsconsulent practicirt hatte, 1§23 ins Finanzdepartement 
als Assessor der Finanzkammer in Reutlingen ein. 

1832 zum Justitiar der Oberzolladministration ernannt, 
wurde er im darauffolgenden Jahre zum Ministerium berufen, 
wo er 1847 mit der Stelle des vortragenden Baths und 1858 
mit dem Direktorium der Ablösungskassen -Commission be- 
traut ward. 

Sein unermüdlicher Fleiss, seine vorzügliche Tüchtigkeit 
und Berufistreue erwarben ihm überall die grösste Anerkennung. 
Eiben starb den 27. August 1869 zu Stuttgart. 

Uneigennützigkeit und eine tiefe, echte Humanität waren 
seine Charakterzüge. Nichts Hohes war ihm fremd, aber auch 
das Geringste fasste er mit edlem Sinne an; und wie er im 
persönlichen Verkehr den Höheren gern alle Ehre gab, so 
machte er, ungeachtet einer oft förmlich scheinenden Ausseu- 
seite, den unter ihm Stehenden und den Bedrängten jeder Stufe 
es leicht, sich mit Vertrauen ihm zu nähern. 

Seine Gattin war seit 10. Nov. 1825 Charlotte, Tochter des 
Obertribunaldirektors von Pfizer. Kinder: 

1) Emilie Sophie Charlotte, geb. 9. September 1826, verm. 
28. Juni 1847 mit August Otto Nathanael Kösttin, Dr. und 
Professor am Gymnasium in Stuttgart. 

2) Mathilde, geb. 28. September 1830, verm. 15. April 1852 
mit Christ. Leop. Eduard Eiben, Rechtsconsulent und 
Redakteur. 

3) Ottllie, geb. 3. Januar 1836, verm. mit Stadtdekan Teich- 
mann in Stuttgart. 

4) Christian Carl tinstav, geb. 6. Oct. 1832, Staatsanwalt, 
Kreisgerichtsrath in Esslingen bei der Strafkammer des 



Digiti 



zedby G00gk 



- 161 - 

Kreisgerichtehofs, verm. 3. September 1863 mit Louise, 
Tochter des Ober-Pinanzraths Dr. v. Fischer in Stuttgart. 
Ans dieser Ehe gingen 3 Kinder hervor. , 

VII. Ernst Eiben, geb. zu Stuttgart, 25. October 1798, Med. Dr., 
Kaiserlich Russischer Militärarzt. Derselbe wurde , kaum von 
einer bedeutenden Krankheit genesen, von Kalarasch nach Si- 
listria berufen und erlag dort einem durch die Anstrengungen 
seines Berufes herbeigeführten Nervenfieber 17. November 
1829. 

VIII. Albert Eiben, geb. in Stuttgart 26. November 1806, f 5. Juli 
1861, Fabrikant in Pfullingen, verm. 26. November 1832 
mit Wilhelmine Christiana, Tochter des dortigen Stadtraths 
Ernst Ludwig Philipp Laiblin. Kinder: 

1) Albert, geb. 18. Februar 1834, verm. zu Pfullingen 
19. Mai 1857 mit Pauline Krauss, geb. zu Adolzfurth 
3. Februar 1832. Kinder: 

a) Amalie, geb. 5. August 1861. 

b) Eduard, geb. zu Neu-ulm 17. Juli 1858. 

c) Oscar, geb. 26. Januar 1863. 

IX. Otto Eiben, geb. zu Stuttgart, den 17. December 1813, 
Med. Dr., Ober-Medizinalrath in Stuttgart, f 27. September 
1876. 

Gattin: seit 3. Juni 1841 Emilie, Tochter des Ober- 
tribunal-Direktors von Pfizer, 9. Febr. t 1862. Kinder: 

1) Clotilde, geb. 8. Juni 1843, verm. 20. Februar 1868 mit 
Theodor Friedrich Schott, Professor, Bibliothekar. 

2) Carl Rudolph, geb. 24. März 1846, prakt. Arzt in Stutt- 
gart, vermählt seit 1875 mit Fanny, Tochter des Staats- 
rats v. Mayer, welcher Ehe 2 Kinder entsprossten. 

t. Q«>r9ii-G«>rgtnau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 11 



Digiti 



zedby G00gk 



- 162 — 

Ebenfalls hieher gehören: 

Johann Christ. Eiben, Brnder des Eingangs erwähnten Christ. 
Gottfried Eiben, Pfarrer in Fellbach, t 1805. Söhne: 

Christoph Eiben, f 1847 als Stadtpfarrer in Heimsheim. 

Dessen Sohn: Christoph Eiben, t 1875, Oberamtsrichter in 
Ravensburg. 



Digitized by 



Google 



Elwert. 



Philipp Ton Elwert, geboren zu Wianden in Luxemburg, war 
Kaiserlicher Rittmeister und wurde als solcher von Kaiser QMaximi- 
lianIL den 20. September 1576 geadelt. Sein Sohu Philipp Jacob 
ton Elwert, Kaiserlicher Obristlieutenant, fiel 1596 im Kriege. 
Dessen Sohn, Hleronlmus Ton Elwert, starb zu Wertheim 1639 und 
hinterliess Johann Philipp Elwert, geb. zu Wertheim 5. April 1621, 
welcher später Superintendent und Nassauischer Consistorialrath in 
Idstein geworden ist. Näher bekannte Söhne des Letzteren: 

I. Philipp Jacob Elwert, Consulent in Speyer, gest. 1607. Sohn: 
Johann Philipp E., Physikus in Reutlingen, in Vaihingen. Sohn 
dieses Letzteren: 

Johann Friederich, t 21. März 1787, Leibarzt in Stuttgart. 

II. Nieolans Caspar Elwert, Kur-Mainzischer Leibarzt. Sein Sohn 

Carl Elwert war Amtmann und Kammerrath in Dornberg und 

starb 1774. 

111. Johann Philipp Elwert, Physicus in Reutlingen anno 1680. 

Gattin : seit 3. Juli 1680 Margaretha Maria, Tochter des 

Superintendenten von Reutlingen Christoph Ensiin. Söhne: 

1) Michael, Physikus in Reutlingen. 

2) Johann Philipp Eberhard Elwert, Oberhelfer daselbst. 

Gattin: Anna Maria, geb. Cless, aus welcher Ehe 4 
Söhne und 1 Tochter hervorgiengen. 

3) Johann Georg Elwert, Pharmaceut und Bürgermeister in 
Heidenheim. 

4) Jon Christoph Elwert. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 164 - 

IV. Johann Philipp von Elwert, Rathsherr in Strassburg. Der- 
selbe trat zum Katholicismus Aber und Hess sich seinen Adel, 
den sein Vater aufgegeben hatte, wieder erneuern. 
Ebenfalls hieher gehören: 

Immanuel Gottlieb Elwert, Physicus in Cannstatt. — 
Johann Gottfried Elwert, Rector in Reutlingen, Spitalpfarrer 
daselbst, zuletzt Pfarrer in Wannweil 1754. — 

Philipp Eberhard Elwert, Sohn des Vorigen, ebenfalls Rector 
und Spitalprediger in Reutlingen, Pfarrer in Ohmenhausen 1785, 
t 31. 0#>ber 1816. - 

Dr. Elwert, Hofmedicus, vermählt mit Hedwig Eleonore Char- 
lotte, Tochter des Regierungsraths und Stadt-Oberamtmanns in Stutt- 
gart Georg Christof Maximilian Grlesinger. Sohn : 

Eduard von Elwert, Dr. Theol., geb. 22. Februar 1805, früher 
Helfer in Nagold, dann Professor der Theologie in Zürich 1836, 
hierauf Pfarrer in Mötzingen 1838, später Professor in Tübingen 
1839, auf die Pfarrei Mötzingen zurückgetreten 1841 unter Vorbe- 
halt von Titel und Rang eines Universitäts-Professors, t als Ephorus 
in Schönthal und Ritter I. Cl. d. 0. d. württembergischen Krone und 
des Fried.-0. 1865. 

Seine Gattin war Emilie, Tochter des Geh. Legationsraths Chri- 
stian Ludwig von Bilflnger in Stuttgart. Kinder: 

I. Emilie Charlotte Marie, geb. 24. September 1836 in Zürich, 
war vermählt mit dem f Waisenhausrector in Markgröningen 
Ernst Hory. 
II. Anna, geb. zu Tübingen 19. März 1841, verm. mit dem 
Rector der Mädchenmittelschule und Redacteur des Evangelischen 
Kirchen- und Schulblatts in Stuttgart Otto Herrmann. 



Digitized by VjOOQlC 



Entringer. 



„Als in Anno 1534 Hertzog Ulrich von Wirtemberg noch 
„seiner Land und Leute entsetzet, und neben andern getrewen Wir- 
„tembergischen Dienern auch Hanns Enttrlnger, vieljähriger Guardi- 
„Soldat auf Höhen-Tübingen, beurlaubt gewesen, hat gomelter Entringer 
„nichtsdestoweniger sein gewohnlich Hofkleid mit Hertzog Ulrichs 
„Hoffarbe auff den Ermein gemacht : „Mit Frewden hindurch ge- 
bühret" und sie nicht herab thun wollen. Auff ein Zeit hat gemeldter 
„Soldat zu Tübingen auff dem Bahthauss ein Zech gethan, und als er 
„wollen wider heimb gehen, hat er auff dem Markt ein Jauchtzer 
„gelassen und geschryen: „Hie gut Wirtembergisch Grund 
„und Boden." Solches ist dem damaligen Undervogt zu Tübingen, 
„Conrad Breming (Breuninger), angezeigt worden, der hat nach ge- 
„meldtem Soldaten geschickt, ihn hart angeredt: Mändle, Mändle, was 
„hast gestern für ein Geschray auff dem Markt gehabt? Der gute alte 
„Soldat hat sich verantwortet so gut er gekönt, er hab einen guten 
„Trunck gehabt, und an seinen alten Herren gedacht, der ihm viel Gutes 
„gethan: wegen seiner langwürigen Dienst, bittet umb Verzeihung, mit 
„dem Versprechen, es müss nicht mehr geschehen. Der Vogt gab ihm 
„den Beschaid: Mändle, Mändle, magst jetzt wohl heimb ziehen; wann 
„ich deines Alters nicht verschonte, (dann er zur selben Zeit Ein und 
„Neuntzig Jahr alt war) müstest du neben dem Kopff hingehen, wo er 
„aber solche Beden mehr von ihm hörte, wolle er seiner nicht schonen. 
„Aber diser alte Soldat hat erlebt, dass Hertzog Ulrich von Wür- 
„temberg Tübingen wider erobert, hat gelebt biss Anno 1546 als er 
„Hundert und Drey Jahr alt worden , und nur vierzehen Tag vor 



Digiti 



zedby G00gk 



— 166 - 

„seinem End noch über den Wöhrt von einem Thor zu dem anderen 
„gegangen. 

„Dem auch Hertzog Ulrich, wegen seiner ßedligkeit, (darumben 
„er auch auff der NeckarBrucken von einem trewlosen Mann hinckend 
„geschlagen worden) ein Leibgeding, und alle Jahr ein Hofkleid geben, 
„mit der Hoffarb : „Mit Frewden hindurch," welches er biss in sein 
„End getragen, wie sein, dess Soldaten, Contrafeht aussweiset, welches 
„sein Sohn, Nicolaus Entringer, Prior zu Weingardten, hatt mahlen 
„lassen. Hingegen hat der Soldat nicht allein erlebt, dass Hertzog 
„Ulrich ist wider einkommen, und er kecklich hat dörffen sagen: 
„Hie gut Würteinbergisch Grund und Boden," und bey 
„dem Hertzogen in allen Gnaden gewesen, sondern dass gemeldter Vogt, 
„Conrad Breuning, müssen ausreissen. Sonston er ungestraft nicht 
„davon kommen were. Dieser Hans Entringer ist zwayer Geistlichen 
„Vatter, und dreyer fürnehmer Theologen Schwehr worden. Sein auch 
„von ihme innerhalb 100 Jahren, bey 300 Personen, so bey Kirchen, 
„Policey, hohen und nieder Schulen, ansehnliche und gute Dienste ge- 
„than, (darunter 70 Doctores zehlen) entsprungen." 

Ehre dem braven biedern Schwaben Entrluger, der den Wahl- 
spruch „Furchtlos und treu" zur Wahrheit machte! 



Digiti 



zedby G00gk 



Enzlin, Enslin. 



M. Johann Enslin (Enslin), Herzogl. Württembergischer Kirchen- 
rath, zeichnete sich dadurch besonders ans, dass er, der vom Jahre 
1567 bis 1584 Director des damals gemeinschaftlichen Consistorinms 
und Kirchenraths war, nach Niederlegung dieser Stelle ohne Murren 
die Demüthigung ertrug, in der bescheidenen Stellung eines einfachen 
Baths den Sitzungen auch fernerhin beizuwohnen. 

Er starb, nachdem er seinen Sohn noch in höchsten Gnaden 
bei Herzog Friedrich gesehen, noch vor dessen Fall, den 23. April 
1601. Seine Gattin war Maria, eine Tochter des 1570 verstorbenen 
bekannten thätigen Reformators Württembergs Matthäus Alben», 
welcher eigentlich AuXber hiess, indess nach der Sitte der Zeit den 
vorbenannten lateinischen Namen annahm. — 

Matthäus Enzlin, Sohn des Vorigen, geb 16. Mai 1556 (nach an- 
derer Quelle 17. März 1558), studirte zu Tübingen Jurisprudenz, doc- 
torirte 1577 und schwang sich bald vom Rechtslehrstuhl, auf dem er 
sich als Professor zu Heidelberg 1579, (woselbst er 1583 das Rec- 
torat sowie die Stelle eines Kurmainzischen Raths bekleidete), sowie 
später im Jahre 1585 als Professor Jur. in Tübingen in verdienten 
Ruhm gesetzt hatte, unter dem am 8. August 1593 au die Regierung 
gekommenen Herzog Friedrich I. von Württemberg-Mömpelgard, einem 
Herrscher von starker Willens- und Thatkraft, aber in Grundsätzen 
der französischen Gewaltherrschaft erwachsen, zur höchsten Stelle im 
Lande, zum Geheimen Rathe und dirigirenden Kanzler, empor. 

Der „Geschichte der Württembergischen Vesten Hohenurach und 
Hohen-Neuffen und ihrer merkwürdigsten Staatsgefangenen" Stuttgart 
1838, entnehmen wir* Folgendes ; «Der Herzog fand beim Antritte 



Digiti 



zedby G00gk 



— 168 — 

seiner Regierung eine im Lande verbreitete geistliche wie weltliche 
Familienaristokratie vor, einen Verwandtschaftshimmel, vom gemeinen 
Volk das Vetterlensgericht genannt. Diese Aristokratie, bisher ge- 
wöhnt eigenmächtig zu herrschen und sich in die Staats- und Kirchen- 
ämter zu theilen, fühlte sich jetzt die Zügel entschlüpfen, als Enzlin 
ans Ruder kam, ein Geschäftsmann wie ihn der Herzog, was Raffi- 
nement und Energie betrifft, nicht besser hätte finden können. 

Mit Widerwillen und nur aus Geldnoth hatte der Herzog auf dem 
ersten Landtage den Tübinger Vertrag, die Grundveste der Verfassung, 
angenommen, denn als Fürst von übermässiger Energie hatte er keine 
grosse Lust, die Landstände über seine mancherlei Projecte erst zu 
fragen. Um von diesem lästigen Verhältniss sich wieder loszumachen, 
berief der Herzog nach mehreren misslungenen Versuchen am 16. März 
1607 einen weiteren Landtag zusammen, auf dem Enzlin in Betracht 
der Unmöglichkeit, den Wunsch seines Monarchen nach Alleinherr- 
schaft auf einen Schlag zu bewerkstelligen, das Ziel mit feiner List zu 
erschleichen gedachte, indem er die Aufhebung des Tübinger Vertrags 
von Weitem einzuleiten suchte, und zwar unter Angabe, es bedürften 
die einzelnen Punkte des Vertrages der zeitgemässen Erläuterung. 
Fürst und Diener erreichten, wie bekannt, wirklich theilweise 
ihre Absicht. Allein, nachdem der Herzog am 29. Januar 1608 
gestorben war, ward Enzlin das Opfer, und es führte ihn nuu sein 
Verhängniss stufenweise bis zum Tode. 

Wohl begnügte sich der neue Herzog mit des Kanzlers Ent- 
lassung, aber die Gegenpartei fühlte sich vor Enzlin s Ränken nicht 
sicher und wollte ihn noch ihre Zurücksetzung unter seiner Verwal- 
tung auf's Grimmigste fühlen lassen. 

So gelangte Enzlin auf die erste Stufe, die den Zweck haben 
sollte, ihn durch gerichtliche Infamirung politisch todt und unschädlich 
zu machen; hieran reihte sich im Laufe des Processes der übrigens 
nicht vollständig erwiesene Vorwurf des Eingriffes in die geheime 
Truhe, und dadurch gelangte er in Folge der Anklage des Wuchers, 
Geizes, der Bestechlichkeit, des Diebstahls Aid Meineides auf die 



Digiti 



zedby G00gk 



— 169 — 

zweite Stufe eines peinlich Beklagten, einer Anklage, der er, da man 
ihm die Wahl zwischen oinem peinlichen Prozesse, dessen Ende er 
wohl voraussehen konnte, und dem ewigen Gefängnisse liess, dadurch 
entgieng, dass er tlas letztere w&hlte. Auf diese Weise bekannte er 
sich zugleich schuldig und musste wegen ungetreuer Verwaltung 
119,496 Gulden nebst den Arrest- und Untersuchungskosten bezahlen, 
dabei inbegriffen Rückerstattung aller erhaltenen Gnadengeschenke und 
Beschlagnahme seiner Güter (er besass mehrere Dörfer, darunter Hoch- 
dorf) und Vermögensbann. 

Auf die dritte und letzte Stufe endlich gelangte er, indem er 
selbst im Kerker, wo er 5 Jahre und 8 Monate, theils zu Stuttgart, 
theils zu Hohen-Neuffen and Hohen-Urach, vom Frühjahr 1608 bis 
Spätjahr 1613 zubrachte, und von wo aus er durch Bestechung in 
Verbindung mit seinen Söhnen einen Process beim Reichs-Kammer- 
gericht zu entspinnen gewusst hatte, nicht aufhörte gefährlich zu sein. 
Nachdem Endin von Hohen-Neuffen nach Hohen-Urach gebracht war, 
bestach hauptsächlich Enzlins jüngster Sohn den dortigen Comman- 
danten Johann Schweizer sowie 2 Gardeknechte, worauf Schtoeizer 
nebst einem der beiden Soldaten durch ein Kriegsgericht, bestehend 
aus 24 Personen, am 5. Juli 1613 unter freiem Himmel nach 
uraltem deutschem Herkommen und Kriegsgebrauch auf dem Markt- 
platze zu Urach zum Tode verurtheilt wurde, während der andere 
Soldat, der die Sache wie es scheint verrathen hatte, auf ewig Landes 
verwiesen wurde. 

Enzlin selbst musste der Eiecution beiwohnen; es war das 
Vorspiel seines eigenen Todes. 

Da Enzlin zuletzt abermals seine Freiheit durch Bestechung des 
neuen Commandanten Ludung van Weüer bewerkstelligen wollte, wurde 
ihm sofort der peinliche Process gemacht und das Todesurtheil verkün- 
digt, auf das ihn dann vier Tage lang zwei Geistliche vorbereiteten. 

Die Eiecution geschah auf derselben Stätte, wo den Sommer 
zuvor Commandant Schweizer und der Gardesoldat geendet hatten, 
22. November 1613. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 170 — 

So traurig schloss das Leben eines Mannes, der in vieler Hin- 
sicht mit ausgezeichneten Geistesanlagen begabt war, und der wohl 
desshalb gleich zu Anfang des ihm erstmals gemachten Processes, aus 
Angst vor dem Folterzwang, im Andenken vielleicht- an die furchtbare 
Marter, die einst Conrad Breuning erlitten hatte, die Verteidigung 
aufgab und alle Beschuldigungen auf sich liegen liess, um nur den 
Leib unversehrt davon zu tragen. 

Des Eingriffs in die geheime Landsehaftstrnche konnte er, wie 
schon oben bemerkt, wenn auch noch so verdächtig, doch nicht über- 
wiesen werden. Wegen seiner Motionen aber gegen den Tübinger Ver- 
trag konnte man auch der Landtagsversammlung den Vorwurf machen, 
dass sie nicht, da doch im Wege der Verhandlung zu Werke gegangen 
ward, den gleich beharrlichen Widerstand geleistet, den ihre Vorgänger 
bewiesen hatten. Die Begnadigung aber, die er von dem Fürsten 
zu hoffen hatte, ward ihm aus leidenschaftlichem Hass seiner mächtigen 
Gegner vereitelt. Sein zweiter Process war ein durchaus tumul- 
tuarisches Verfahren; die Handlungen, die ihm da zur Last fielen, 
waren Desperationsversuche; das Ziel seiner Widersacher lag klar 
vor Augen, sie wollten um ihrer Ruhe willen ihn sich um jeden 
Preis vom Halse schaffen.» 

SpitÜer, nach Durchforschung von Enzlins Processacten, äusserte, 
er habe den Mann sich vorher anders gedacht, als er ihn gefunden. 
Ob zu seinem Vortheil oder Nachtheil? wird nicht gesagt. Doch 
urtheilte ein Bruder des Geschichtschreibers, der Oberamtmann Spitüer* 
der auch Auszüge aus Enelins Process, vielleicht von seinem Bruder, 
besass, es sei ihm zu viel geschehen. 

Enzlins Gattin, Sabina, Tochter des J. U. Dr. und Professors, 
auch Herzogl. Württembergischen und Brandenburgischen Hofraths, 
Nicolaus Yarnbfihler, und die zwei ältesten Söhne wandten alles an, 
um den Vater zu befreien; die Letzteren, die beim Eammergericht 
zu Speier angestellt waren, waren selbst an des Kaisers Hof gegangen, 
die Freilassung des Vaters zu verlangen. 

Die Familie selbst hatte allerdings gerechte Ursache zur Jfcr 



Digitized by VjOOQIC 



- 171 — 

seh werde, insofern durch den Vermögensbann auch Schwiegersohn 
und Bruder unschuldig belastet, die Strafe auf ihre Kinder erstreckt 
war, und so der Rachedurst in ungerechter Weise den Buin der 
ganzen Familie bezweckte. 

Parlamentarische Angriffe, die vor Jahren auf den deutschon 
Reichskanzler Fürsten von BismarcJc gemacht wurden, bewogen den- 
selben zu der allgemein bekannt gewordenen Aeusserung, dass wir 
nicht mehr in Zeiten leben, in welchen einem Kanzler wegen politischer 
Uebergriffe der Kopf abgesprochen werde, wie diess einst, so viel er 
sich erinnere, in Schwaben vorgekommen, bei dem Württembergischen 
Kanzler Enelin. 

Ebenfalls diesen Namen führten: 

Christoph Enslln, geb. 1573 als Sohn des Conrad Enslln und 
der Susanna Glaser, deren mütterlicher Urgrossvater Alexander Glaser 
sich in dem der Reformation ergebenen Aalen niedergelassen hatte; 
studirte Theologie, wurde Diaconus zu Urach 1599, zu Sindelfingen 
Morgen-Frediger und Dekan des Capitels zu Reutlingen 1610, auch 
Senior and Superintendent. Er starb, allgemein beliebt als treueifriger 
Seelsorger namentlich während der Pestzeit, 12. Juni 1657, seines 
Alters im 83., seines Pfarramts im 58. Jahre. 

Gattinnen : I. Agatha Wolf, welcher Ehe 6 Kinder entsprossten ; 
II. Margaretha, Wittwe des Herzogl. Secretarius Martin Seidel. — 

Georg Ernst Enslin, geb. zu Ludwigsburg 30. Januar 1731, 
Pfarrer zu Wolfenhausen, hinterliess mehrere Schriften. — 

Johann Balthasar Enslln, geb. als Sohn des Reichshofraths 
Balthasar Enslln, war fJyndicus der Stadt Giengen und starb 1660 
mit Hinterlassung von drei Söhnen , von denen sich mehrere in 
kaiserlichen Kriegsdiensten auszeichneten. 

Dm Fürstlich WArttembergltche Dienerbach enthält folgende Enslin (Enss- 
lin, FMlslin): Geh. Bath 687. - Carl Fried-, BechenbankaRath 154. — Hans, Cantelei- 
AdYoc. 92. — Jae. Fried., Vogt 446. — Joh., ExpecLBath 143 ; Factor 449 ; Gen.Factor 
308; KirchenB.Director 141; Landach Einnemer 558; Scholtheisa 520; Stiffte- Verwalter 
654. — Joh. Joe., Amptmann 291, 33«. — Joh. Frid., Cl Pfleger 263, 278. — Joh. Uonh. 
HanbtaoUer 460. — Joh. Max., TutelarSecretar. 99. — Matthäus, Geh. Regün.Kath 21. — 
.V« . Wilh , CLPfleger 264, CLVerwalter 263. 



Digiti 



zedby G00gk 



Essich. 

Eine alte Familie, welcher in der Person Georg Essictis von 
Kaiser Karl V. d. d. Augsburg 20. August 1530 „von wegen der 
getreuen und nutzlichen Dienst, so Er Uns und dem Heiligen 
Reiche bissher offt williglich gethan hat und noch hinfuhr ktrafftig- 
lich wohl thun mag" ein noch heuzutage im Besitze des Herrn Hof- 
domänenraths von Essich befindlicher Wappenbrief verliehen wurde. 

Johann Georg Essich, aus einer oberösterreichischen Familie, 
deren Nachkommen Ober 100 Jahre lang die Vogteien zu Bulach 
und Wildbad inne hatten, abstammend, wurde den 22. Februar 1645 
geboren. Sein Vater, Johann Georg E., geb. 1617, war Stadt- 
schreiber zu Vaihingen, hernach Amtsschreiber zu Maulbronn und 
Stifter eines Stipendiums; die Mutter war Anna Maria, des Vogts 
zu Maulbronn Anselm Rieger Tochter; der Grossvater Jaoob E., 
geb. 12. Juni 1582, Bürgermeister von Bulach, vermählt I. mit 
Anna, geb. Korn; II. mit Maria, Tochter des Kellers zu Wildberg 
Georg Fischer; der Urgrossvater Johann E., Bürgermeister von 
Bulach f 1601 ; die Urgroßmutter Elisabeth Catherine, geb. 
Schauber,* t 14 M Febr. 1605; der Urur- Grossvater Bartholomäus 
E., Vogt von Bulach, f den 23. März 1584; der Ürur-Urgross- 
vater Georg E., geb. 1490, Vogt von Bulach und Wildbad, er- 
hielt den oben erwähnten Wappenbrief; die Urur - Urgrossmutter 



* Eine altangesehene, noch heutzutage durch Ctory Schoubvr, vermählt mit 
MathHd«, geb. Fi&her, vertretene Calwer Familie, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 173 - 

Sabin», eine Tochter des Vogts von Cannstatt Conrad Fautt,* 
welcher im Jahre 1515 den Herzog Ulrich der Begierung entsetzen 
wollte und daher 1517 enthauptet wurde; weitere Ahnväter Math. 
Essleh in Bulach und Sebastian Essich, geb. 1460 , aus der Ober- 
Thönach in Tyröl, welch letzterer mit Einschluss seiner 5 Kinder 
(ein 6. kam nach) vom Pabst Alexander VI. und dem Cardinal 
Raymund einen Indulgenz -Brief d. a. 1502 erhalten hat. 

Johann Georg, der Erstgenannte, widmete sich dem Studium 
der Theologie, magistrirte 1664, wurde 1667 Unter-Präceptor im 
Kloster Blanbeuren, hierauf Diaconus zu Göppingen 1671, Ober- 
Präceptor zu Blanbeuren 1668, Pädagogarch zu Stuttgart 1683, 
in welcher Stellung er die jetzige Form dieses Gymnasiums schuf, 
auch bald darauf die Ernennung zum Rector dieser Anstalt erhielt. 
Zuletzt zum Rath und designirten Prälaten zu St. Georgen ernannt, 
starb er allgemein hochgeschätzt den 6. October 1705 zu Stuttgart. 
Er schrieb die bekannte Essich'sch* , von Volz 1773 fortgesetzte, 
Weltgeschichte. 

Seine Ehegattin war seit 1671 Anna Juditha, Tochter des 
Bürgermeisters von Blanbeuren Veit Deschler, aus welcher Ehe fol- 
gende Kinder den Vater überlebten: 

I. Maria Juditha, vermählt mit dem Herrenalbischen Pfleger in 

Vaihingen, Heinrich Andreas Leissler. 
Tl. Johann Georg Essich, Herzoglich Württembergischer Geheimer 
Secretär und ßegierungsrath in Stuttgart. Dessen Sohn: 
Victor Stephan Essich, ** geb. den 2. März 1709, Hofrath und 
Oberamtmann zu Besigheim, starb zur Zeit einer Kälte, welche 
der von 1709 gleich war, 21. Januar 1775. Ein Sohn dieses 



* Beul Vater, Johannes Fautt (Vautt, Voyt) genannt zum Stock, Schultheis* In 
ZnJfenhanaen, war mit Elisabeth, einer geb. Edlen von Plieninoer vermählt; eine »einer 
Töchter Agnat beirathete nachmale den Bürgermeister Gallus Sehweickhardt. 

** Als »eine Taufpatben finden »ich im Stuttgarter Taufbuch verzeichnet : Ihro 
Durchlaucht der Begierende Hertzog. Die rerwittibte Frau Hertzogin. Die Prinzessin. 
Frau Anna Juditha R—ich, Rector in. M. Johann David ürieh , Pfarrer zu Oüglingen. 
B. Beinrieh Andreas Leuuler, Pfleger zu Vaihingen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 174 - 

Letzteren, Philipp Friederich Jacob E., war im Jahre 1776 
Pfarrer zu Heumaden. 

Ebenfalls hieher gehört: 

Jacob Essich, Bruder dos vorerwähnten Prälaten, Kaiserlicher 
Notar, Herzoglich Württembergischer Rath und Universitäts-Secretär 
zu Tübingen 1703, vermählt seit 23. Januar 1683 mit Maria Elisa- 
betha, einer Tochter des Special-Superintendenten und Stadtpfarrers 
zu Vaihingen an der Enz M. Gottfried Coehorst, Sohn des Schwä- 
bischen General Münz-Wardeins gleichen Namens. 

Im Jahre 1692 war Essich genöthigt, nach der unglücklichen 
Schlacht bei Oetisheim die Flucht zu ergreifen. Seine Gattin verlor 
1693 durch die Einäscherung Vaihingens ihr Haus daselbst. Sie 
selbst starb bei der Geburt eines Töchterleins den 9. Juli 1703. 

Ein von dem Gatten auf ihren Tod gemachtes Gedicht lautet: 

1. 

,,Ihr Entz-» und Neccar-Flüss,t> nemmt meine Thränen an 
Lasst Euren schlanken Laüff durch selbe sich vermehren; 
Weil bei Euch ruhen die, so Ich nun muss entbehren 

Und deren Seelen seynd geraisst die Himmels-Bahn. 

2. 
Ach Entz: an deinem Strand seynd in das Grab gesenkt 
Ein Tochter, ach! drey Söhn,* wo die VorEltern® schlaffen, 



Vayhingen an der Entz, eine liebliche 8taat im Würtembergisohen, hiebevo T 
Gräfliche Residenz. 

Tübingen am Neocar, uralte Universität und andere Haupt-Stadt Im Herzog- 
thumb Würtemberg. 

Zu Vayhingen f Maria Jacobina d. 18. Februar 1690. 

t Georg Gottfried, 9. Martii 1686. f Jacob Israel, 8. Sept 1691. t Jacob 
Cunrad, 10. Sept. 1691. 

t Avia Materna, Maria Jacobina Rothfelderin, 1. Januar 1638. t Anus Matern**, 
Anaheimtu Sieger, Vogt zu Vayhingen , 18. Februar 1640. (Die Gebeine der 
Vor Eltern Vätterlleher Linie, Vogt und Bürgermeister, ruhen von langer 
Zeit in der Berg-Stadt Bulsch.) t Vattcr Johann Georg Esaich , Bfaulbron- 
nischer Arapt-Schreiber , 15. Jnni 1682. f Schwab r-Vattor M. Gottfried Coc- 
homt, Spezlal-Superintendcnt und Stadt-Pfarrer zu Vayhingen, 9. April 1684. 
t Mutter Anna Maria Eeeichin, gebohrene Siegerin, 1. Maji 1689. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 175 - 

Die Krieges Schrecken auch, die leider! Uns betraffen, 
Hinnahmen einen Sohn,' den gleichfalls Gott geschenkt. 
3. 
Der Musen Neccar-Sitz hallt, neben Einem Sohn, 8 
Zwey Töchtern * eingesendet. Ach ! nun muss ich beklagen 
Mein Hertz 1 mein Ander Ich 1 * das zu Grab wir getragen ! 
Wie ? Eltern ? Töchtern ? Söhn ? wie Hertz ? flieht Ihr davon! 

4. 
Doch leben noch vier Zweig, k so lang es Gott gefäll't; 
Ihm leben, sterben wir,* Er hat es Alles geben, 
Er nemmt es wider hin, und schenckt das ewig Leben 
Uns allen, Er ist Herr,m Ihm alles heimgestellt! n 

. An dem Entz- und Neccar Strand laydmüthig 
ausgerichtet von dem Herzbetrübten Wittwer. — 

Job. Gottlieb Essleh verunglückte nnd ertrank als Lieutenant 
des Infanterie-Regiments Württemberg Nr. 56, das häufig auch das 
Indische oder Caper Subsidien-ßegiment genannt wird, 1791 bei der 
Ueberschiffnng des Regiments vom Cap der guten Hoffnung nach 
Batavia auf dem Schiff Schlotterhofen. 

Mehrere Grabmale und Epitaphien der Essictischm Familie 
finden sich noch heutzutage, als: 

Ein Bartholomäus Essich'ncher Grabstein, in der Kirche zu 
Bulach vor dem Altar liegend, bogreift das Essich'sche Wappen und 
trägt folgende Umschrift: 



f. Zu Grossen- Bottwar, wohin nach unglücklicher Oetisheimer Schlacht die 
Flucht über den Neccar genommen wnrde. t Anonymus, 9. October 1692. 

g. zu Tübingen, f Jacob FHedsrirh, 29. Marfcii 1703. 

h. f Sophia Magdalena, 29. November 1698. f Anonyma wenige Zeit vor der 

aeel. Mutter in der Geburt 9. Juli 1703. 
I t üxor Maria Elisabeths Essichin, geb. Coehorstin, bald nach der Geburt. 

9. Juli. 1703 6 hör. mat. 
k- Maria Elisabetha E., Christiana Margarttha E„ Johanna Jacobina E., Jacob 

David Esaich. 
L Rom. c. 14 v. 8. 
m. Job. c. L v. 21. 
n. Psalm 30 v. 6. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 176 — 

Anno Dni. 1584 den 23. Martii starb der Ehrenhaßt und fiirnehm 
Barthclomaeus Essich, Vogt zu Bulaeh 19 Jahr, dessen Leichnam 
hie begraben der fröhlichen Auferstehung warttet. G. M. V. — 

Der Hans Essich'sche Grabstein in derselben Kirche lautet: 
Anno Dnj. 1601 den 18 Tag Novembris starb .... Ehrsam und 
Erbar Hans Essich, zum Zehenden mahl Bürgermeister in Bulaeh. 
Stiftet den Armen dieser Kirchen 40 Gulden. 

Ein weiteres Grabmal: 
Anno Domini 1605 uff den 14. Tag Februarii ist in Christo 
seliglich entschlaffen die Ehrn- und Tugendreiche Fraw Eltsabetha 
Schauberin, des Ehrehafften und fürnehmen Hanss Essich 
allhier zu Bulaeh Eheliche Hauafraw, deren Gott durch 
Christum eine fröhliche Auferstehung verleihen wolle. Amen. 

Der an der Kirchhofemaner daselbst aufgerichtete Grabstein des 
Bürgermeisters Jacob Essich trägt folgende Inschrift: 

Rom. 14. 

Unser Keiner lebt ihm selber, Unser Keiner stirbt ihm selber. 

Sodann unter dem ausgehauenen Essich'schen Wappen: 
Als man Tausend Sechshundert Jahr 

Und dreissig zehlen that fürwar. 
Auf den Sieben Septembris tag 

Zu Bulaeh starb mit grosser Klag, 
Der Ehrnvöst vorgeächte Herr 

Jacob Essich Bürgermeister. 
Der ßchläfft allhier in sanffter Ruh 

Biss komt der jüngste Tag herzu. 
In erster Ehe lebt ungefähr 

Mit Anna Körnin* Zehen Jahr, 



* Ihr Grabstein liegt im Chor in der Kirche daselbst. Die Wappen der Familie 
Eatith und Korn sind ftnf dem Steine neben einander angebracht Ueber demselben 
stehen folgende Spräche: 

„Leben wir eo Leben wir dem Herrn, sterben wir etc. etc. Rom. 14. 
Herr nun laesat da . . . u. s. w. bis: Volke Israel!" 
unter demselben befindet sich nachstehende Notia : 

„den 3. tag Maji Ao. 1614 starb die Ehrn- and Tagendsame Frau 
Anna, Herrn Jacob Katich'* Eheliche Hansfraw, Ihres Herkommens 
eine Körne, welcher Gott am Jüngsten Tag eine fröhliche 
Ufferstendnus gnädig verleihen wolle. Amen." 



Digitized by VjOOQIC 



— 177 - 

Nenn Kinder Er mit Ihr bekam 

Die der Tod biss an Zwey hinnam, 
Mit Maria Fischerin zwar 

Hat er gelebt wohl Sechzehn Jahr, 
Acht Kinder auch gezeuget frey 

Mit Ihr, so leben bis an drey, 
Gott wolle Ihn am jüngsten Tag 

Mit Weib und Kindern ohne Klag 
Auffwecken, und mit Frewden geben 

Die Seeligkeith und öwigs Leben. 
Amen. 

Ebenfalls dieser Familie gehört an: 

Carl GnstaT Albert von Essich, geb. 27. September 1811, als 
Sohn des Obertribunalraths Carl Äug. Essich , Hof-Domänenratb 
a. 1)., Mitglied der Landesgestüts-Kommission , Bitter des Kron- 
ordens mit Krone. 

Gattinnen: I. seit 24. Mai 1846 Emma, geb. Dietrich, Tochter 
des Obersts tob Dietrich; II. seit 7.0ct. 1858 Louise Julie, Tochter 
des Begierungsratus yon Abel. Kinder: 

1) Lina, geb. 1. Juni 1856. 

2) Marie Therese Julie, geb. 15. Juli 1859. 

3) Anna Wilhelmina, geb. 31. März 1862, f 19. Nov. 1872. 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbach enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens E**Uh (Easig): Atcan., Ambtmann 471; Cl.Pfleger 328; Vogt 439. — Bar Hin, 
Vogt 40«; Frid. Joe, Exped.Rath 147; TutelarBath 98; Vogt 400. — Georg, Vogt 609; 
Rechenbenckhs-Rath ISO. — Hans Com-., 8yndlo. 681. — Hatu Georg, Ambtschrelber 323. 
— Joe., Ambtmann 292. — Joh,, Paedagogaroha 562. — Joh. Conr., 01.8ohaffner 290; Vogt 
442. — Joh. Georg, Abt 335; Geb. Secretar. 33, Gel. O.Rath 64; O.R.Secretar. 71. - 
Victor 8Hpkan, Geistl. Verwalter 381; Keller 277. 498; Vogt 380, 381. 



t. GeorgU-Georgmau, Biographisch-Genealogische Blatter etc. 12 



Digiti 



zedby G00gk 



E t z e 1. 

Eberhard von Etzel, geb. den 15. December 1784 als Sohn 
des Johann Eberhard Ezel, Herzoglich Württembergischen Baumeisters 
und Landbau-Controleur in Stuttgart, (von welch' Letzterem eine 
Notiz sagt: »baut die berühmte Brüke von Blochingen; hat Aufträge 
nach Engelland«) und der Maria Magdalena, geb. Bohnenberger, 
Königl. Württemberg. Oberbaurath, zeichnete sich besonders als 
treulicher Techniker aus. Ihm verdankt Württemberg sein ausgezeich- 
netes Strassennetz , wesshalb ihm auch im Jahre 1842 zu ewigem 
Angedenken das auf der neuen Weinsteige, die ebenfalls von ihm 
entworfen und unter seiner Leitung gebaut wurde, befindliche Denkmal 
errichtet ward. Dasselbe trägt auf der Vorderseite folgende Inschrift: 

DEM DEM 

KÖNIGL. WÜRTTEMBERG. TREFFLICHEN 

OBERBAURATH GEWEIHT 

V. ETZEL, VON SEINEN 

COMTHÜR FACHGENOSSEN 

D. 0. D. WÜRT. UND 

KRONE. VEREHRERN 

Auf der Rückseite dagegen: 1842. 

Etzel starb allgemein hochgeschätzt 30. November 1840. — 

Noch grösseren und weiter verbreiteten Ruf erwarb sich sein Sohn: 

Karl von Etzel , General-Direktor der K. K. Oesterreichischen 
Südbahn in Wien, Königlich Württembergischer Oberbaurath, Ritter 



Digiti 



zedby G00gk 



— 179 — 

des Königlich Württembergischen Kroiiordens, Kommenthur II. Cl. des 
Königlich Württembergischen Friedrichsordens, Commandeur des Kaiser!. 
Rassischen St Annenordens 2. CL, Bitter des Kaiserl. Oesterreichischen 
Ordens der eisernen Krone, des Grossherzoglich Badischen Ordens vom 
Zähringer Löwen, Commandeur des Kaiserlich Mexikanischen Gua- 
delupeordens. Geboren den 6. Januar 1812 zn Heilbronn, wurde 
er schon frühe von seinem Vater zum Studium der Theologie be- 
stimmt;; allein das Beispiel des Letzteren wirkte schon in den Jugend- 
jahren bestimmend auf ihn ein, indem es eine entschiedene Hin- 
neigung zu den technischen Fächern bei dem Knaben hervorrief, welche 
jedoch vom Vater keineswegs begünstigt wurde. Nachdem er den 
Gymnasialkurs in dem Gymnasium zu Stuttgart und im Seminare zu 
Blaubeuren, nicht ohne seinen Lieblingsfächern in- und ausserhalb 
der Lernzeit besondere Pflege zuzuwenden, absolvirt hatte, erklärte 
er den besimmten Entschluss, sich dem technischen Fache widmen 
za wollen, und sein Vater widerstrebte nun nicht länger. Den 
bis dahin getriebenen gründlichen humanistischen Studien verdankte 
Etzel seine vorzügliche allgemeine Bildung, durch welche er sich 
vor vielen seiner Berufsgenossen so vorteilhaft auszeichnete. Unter 
Leitung seines Vaters, sowie der Architekten Prof. Heigelin, Hof- 
baumeister Prof. v. Thouret und des Oberbaurathes Fischer betrieb 
Etzel mit regem Eifer seine technischen Studien und insbesondere das 
der Architektur. Zu weiterer praktischer Ausbildung begab er sich 
1835 nach Paris, war daselbst unter Clapeyrori's Leitung bei dem 
Bau der Eisenbahn nach St. Germain in der Architektur-Abtheilung 
der Bauleitung thätig und fand hier Gelegenheit durch ein Project 
für die Brücke über die Seine bei Asnieres die besondere Aufmerksam- 
keit Clapeyron's auf sich zu ziehen. Es ward nicht nur sein Ent- 
wurf denen der übrigen Ingenieurs vorgezogen, es wurde ihm auch 
die Ausführung der Brücke anvertraut. Gleichzeitig wurde Etzel in 
das Kabinet des bauleitenden Ingenieurs aufgenommen und so in 
das Ganze des Eisenbahnbaues eingeführt. Im Winter von 1836 auf 
1837 unternahm Etzel eine Studienreise nach England, nach deren 



Digiti 



zedby G00gk 



- 180 - 

Beendigung er als Ingenieur I. Classe zum Bau der Vorsailler Bahn, 
rive gauche, übertrat. In jener Zeit schrieb er sein erstes Werk 
über die Erdarbeiten, das in Paris in französischer Sprache erschien. 
Nachdem er 1838 ins Vaterland zurückgekehrt war, suchte man ihn 
vergebens für den Staatsdienst zu gewinnen. 1839 führten ihn 
seine mit dem verstorbenen Architekten Förster angeknüpften Ver- 
bindungen nach Wien und er führte dort Anfangs in Verbindung 
mit letzterem, später allein, verschiedene Hochbauten aus, als z. B.: 
das Baron Pereira'sche Haus in der Weihburggasse, den Dianabad- 
saal, das Hotel Wandl etc. 

1843, im Alter von 31 Jahren, trat Etzd nach vielfach 
vorausgegangenen Verhandlungen als Oberbaurath in den württem- 
bergischen Staatsdienst, in welcher Eigenschaft er. das Eisenbahnnetz 
für Württemberg selbstständig entwarf, auch dasselbe als Regierungs- 
Coramißsär in der Kammer vertrat. Der kühne und grossartige 
Viadnct über die Enz bei Bietigheim ist sein Werk. 1852 folgte 
er einem Rufe der schweizerischen Centralbahngesellschaft nach Basel 
als oberster Leiter der von dieser Gesellschaft auszuführenden Bauten, 
wobei ihm bei den so schwierigen Terrainverhältnissen in der Schweiz 
hauptsächlich sein vortreffliches Geschick im Traciren zu Statten kam. 
Die Brücke über die Sill in St. Gallen, Aarebrücken bei Ölten und 
Bern und das Bankgebäude in Basel führte er aus. Die verdiente 
Anerkennung fand sein damals veröffentlichtes Werk »Brücken- und 
Thal Übergänge der schweizerischen Centralbahn«. Nach Lösung 
seiner Aufgabe in der Schweiz trat er, einem an ihn von Wien aus 
ergangenen Rufe folgend, bei der neugebildeten Kaiser- Franz-Josef- 
Orientbahngesellschaft als Director ein. Die Gesellschaft vereinigte 
sich in der Folge mit der neugebildeten Südbahngesellschaft und 
Etzd erhielt als Baudirector der neuen Gesellschaft ebenfalls die 
Leitung des Baudienstes und zwar in dem nichtitalienischen Theile 
des grossen gesellschaftlichen Netzes zugetheUt. 

Die Linien Ofen - Pragerbahnhof , Alba-Uj-Szöny, Steinbrück- 



Digiti 



zedby GoOgk 



— 181 — 

Sissek und Agram - Karlstadt, Marburg -Villach, Oedenburg - Kanizsa, 
ferner der Umbau der Stationen und der meisten Brücken Wien-Triest 
wurden unter seiner Leitung theils neu gebaut, theils vollendet. 

Efzel widmete sich in hervorragender Weise literarischer Tbä- 
tigkeit, mehrere ausgezeichnete Werke legen davon Zeugniss ab. 

Mit dem damaligen Oberbaurathe, späteren Präsidenten, v. Klein 
in Stuttgart redigirte er (seit 1. Januar 1844) die in Stuttgart 
erschienene Eisenbahnzeitung. Scharfe Beobachtungsgabe, Sinn für 
systematische Ordnung in allem und jedem, schnelles und zutreffendes 
ürtheil, Energie und Beharrlichkeit im Wollen waren die ihn charak- 
terisirenden geistigen Eigenschaften. Dabei hatte Etzel ein reiches 
und weiches Gemöth, das er nur nach schwäbischer Art unter einer 
kalten Aussenseite zu verstecken liebte. Etzel war bei seiner Art, 
planmäasig und gründlich vorzugehen, Entschlüsse mit Schnelligkeit 
und Entschiedenheit zu fassen und sich durch Kleinigkeiten nicht 
beirren zu lassen, ein ausgezeichneter Organisator und Administrator, 
dabei beaass er eine wahrhaft ausserordentliche Arbeitskraft. Viele 
seiner Ideen wurden in schlaflosen nächtlichen Stunden verarbeitet und 
erschienen am Tage als zur Niederschrift fertige Projekte. Auch wenn 
er unbeschäftigt schien, arbeitete sein reger Geist unaufhaltsam fort. 

Personen, welche das innere Leben EtzeVs nicht kannten, 
mussten ihn häufig für zerstreut und wortkarg halten, weil es nicht 
seine Art war, sich durch eine unbedeutende Unterhaltung von den 
eigenen Gedanken abbringen zu lassen. Er sprach überhaupt nicht 
viel, aber wenn er sprach,* so war es von Bedeutung, so wusste er 
dem Gespräche eine entscheidende Wondung zu geben. Etzel steckte 
sich seine Ziele hoch und ging mit unbeugsamer Energie darauf los. 
Untergeordnete Dinge und Formsachen beachtete er vielleicht oft 
weniger als klug war, und so fehlte es ihm nicht an Conflicten mit 
solchen, denen derartiges Beiwerk Hauptsache ist. Die ihm an- 
vertrauten Interessen wahrte Etzel mit strengster Gewissenhaftigkeit. 
Eine grosse athletische Gestalt und ein schöner ausdrucksvoller Kopf 
zeichneten seine äussere Erscheinung aus. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 182 — 

Die Vollendung seines grössten und liebsten Werkes, des 
Brenner - Ueberganges , das er wohl selbst als Schiassstein seines 
Wirkens im praktischen Eisenbahndienste ansah, sollte er nicht er- 
leben. Immerhin wird diese erste Eisenbahn über die Oentralalpen 
als EtzeVs Werk zu betrachten sein. Er entwarf das Detailproject, 
leitete den Bau ein. Die ihn zu Ende geführt, waren von ihm ge- 
bildet, arbeiteten in seinem Geiste fort. 

Den 2. Mai 1865 verschied Etzel unterwegs auf Station Kem- 
melbach in Folge eines Schlaganfalls, der ihn am 1 3. November des 
Jahres zuvor in Wien getroffen hatte. 

Mit ihm ist einer der ausgezeichnetsten und tüchtigsten 
Eisenbahntechniker dahingegangen. 

Die »Wiener Zeitung«, der wir die meisten dieser Notizen 
entnommen, ruft ihm am Schlüsse des Artikels folgende anerkennende 
Worte nach: 

* Etzel ist todt! Ja, Etzel war ein ganzer Mann, ein seltener 
Mann. Sein Andenken wird bestehen bei allen, die grosse Eigen- 
schaften und grosse Leistungen neidlos anzuerkennen vermögen.« 

Seine Gattin Marie, Tochter des Königlich Württembergischen 
Staatsministers v. ttaerttner, geb. 2. Juli ^828, folgte ihm 1871 
den 23. Juni im Tode. Von seinen Kindern wurde eine Tochter: 

Clara, geb. 1848, die Gattin des Königlich Württembergischen 
Obersteuerraths und Bevollmächtigten zum Bundesrath Rudolph von 
Moser; ein Sohn dagegen: 

Karl, geb. ist Seconde-Lieutenant im Dragoner-Regiment Königin 
Olga (1. Württembergisches) Nr. 25. 



Dag Fürstlich Württembergiscbe Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Etzel (Esel): Weltl. Werckhmeister 565. — Veit, 8tattsch?eiber 615 j Vogt 
407. - Zach., Abt 326; Ambtechrelber 240; Vogt 327. 473. 



Digiti 



zedby G00gk 



Eysengrein. 



„Dieses Eysengrein- oder hengreynische Gesohlecht ist eine 
„uralte Familie secundum Crusium in Annalibus Suevicis, welche 
„von Kaiser Cardio V. Anno 1541 geadelt worden. Anno 870 
„wäre ein heengrinus Bischoff in Regensburg. Ao. 1160—80 wäre 
„ein anderer Abbas Ottenbyranus. Sie waren der Pfalzgrafen und 
„Grafen von Württemberg von Haus aus bestellte Diener mit 2 
„Pferden. 

„Sie hatten die beede Höfe Gros- und Klein-Glattbach schon 
„vor viertehalbhundert Jahren her als eigen besessen." 

Als bekannter Stammvater dieser Familie gilt: 
Martin Eisengrein I., Besitzer der Höfe Gross- und Klein- 
Glattbach. Derselbe wurde zwischen 1410 — 1420 nebst seinem Sohne 
Martin II. von zwei Raub-Edelleuten v. Heslinsschwerdl und Rosenberg 
von seinem Hofe Glattbach entführt und auf dem Raabschlosse Drachen- 
fels lange Zeit verborgen gehalten. Der Sohn rettete sich durch 
einen hohen Sprung, entdeckte die Gefangenschaft seines Vaters und 
klagte' diesfalls bei Kaiser Friedrich 111. Dieser versprach ihm 
zwar Hülfe, starb jedoch darüber und der alte Eysengrein, als ein 
bekannter reicher Herr, kaufte sich endlich mit vielem Gelde los 
und starb bald darauf. Von 18 Kindern sind alle sammt ihren 
Kindern ohne weitere Descendenz gestorben, ausser dem Sohne: 

Martin Eysengrein III. Dieser war am Hofe des Herzogs 
Eberhard im Bart sehr beliebt, welcher letztere auch selbst dessen 
Begräbnisse in Tübingen beiwohnte ; er wurde in der BarfOsserkirche 
begraben, aus welcher später das Collegium illustre und in diesem 
Jahrhunderte das Wilhelmstift geworden ist. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 184 - 

Seine Gattin war Agnes von Löthen (Lot t in) aas Bruchsal, 
deren Mutter aus dem von Zeitter 'sehen Geschlechte war. Söhne: 
I. Johann, in Wien verueirathet, scheint ohne männliche Nach- 
kommenschaft gestorben zu sein. 
IL Martin IT., t 13. October 1531, Pfleger unserer lieben 
Frauenkirche in Berg 1528; nachher Bürgermeister in Statt- 
gart, vermählt seit 1504 mit Agathe Schnell. Von deren 
11 Kindern sind 8 in die Ehe gekommen, nämlich 6 Töchter 
und 2 Söhne, und. zwar : 

1) Anna Elbabetha, geb. an St. Ottmarsabend 1505, t 24. 
August 1556 zu Wien. Sie war vermählt mit Jacob 
Janas Freiherr van Montfort eu Triburg und Neuburg, 
Kaiserlichem Kanzler, früher Professor der hebräischen und 
griechischen Sprache zu Tübingen, welcher den 28. December 
1558 auf der Beise nach Augsburg auf den Beichstag zu 
Abendsberg kinderlos gestorben und in Ingolstadt begraben 
ist. Seine Eltern waren: Leanhard Janas van Montfort 
in Feldkirch und Clara Bieneer. 

2) Agathe, geb. am guten Tag post nativitatis Mariae 1509, 
vermählt I. mit Joh. Heinrich Gaisberg; II. mit dem Stadt- 
schreiber in Weil d. Stadt Gabriel Lue. 

Kinder I. Ehe : 

a) Katharina, verm. mit dem Jur. Gand. in Günzburg, auch 
Kaiserlichen Vice-Kanzler Joh. Ulrich Zasius. 

b) Anna, verm. mit Wilhelm van Bellenstrass in Gmünd. 

c) Ursula, verm. mit Christof von Golther oder Umgelder 
zu Trissenhausen. 

Kind II. Ehe: 
Agatha, vermählt mit dem 1582 von Kaiser Rudolf IL 
in den Beichsadelstand erhobenen Geheimen Begimeuts- 
rath Melchior Jäger von Gärtringen, zu Höpfigheim, auf 
Ebersburg und Jägersburg. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 185 — 

3) Agnes, geb. 27. December 1515, t 18. Februar 1539, 
vermählt mit Sebastian König. 

4) Katharina, geb. am guten Tag nach der Stuttgarter Kirch- 
weihe 1518, t 17. December 1588, vermählt I. mit Stefan 
Burkhardt, f 1541 ; IL mit dem Württembergischen Geh. 
Bath Johann Knoderer, t 26. Juni 1565, 80 Jahre alt. 

5) Barbara, geb. am Mittwoch post crucis 1520, f 12. No- 
vember 1557, verm. mit dem ersten Landschaftseinnehmer 
in Stuttgart Veit Ziegler. 

6) Margaretha, geb. am guten Tag vor Simon und Judä 
(27. Okt.) 1523, f 21. August 1570, verm. mit Ulrich 
Betz von Betzekh. 

7) Jacob, geb. |£-JtLü 1506 > t 10. September 1568, war 30 
Jahre lang Leser beim Kammergericht in Speyer und wurde 
mit seinem Bruder Martin 1541 geadelt. Seine Gattin 
war Elisabetha Ffirderer von Richtenfels. 

In den alten Tübinger Genealogieen stehen folgende 
Kinder der Letztgenannten: 

a) Margaret ha, vermählt mit dem Mainz'schen Kanzler 
Jacob Faber. 

b) Barbara, verm. mit Jacob {Andreas) von Bürkh (Brük), 
österreichischem Adeligen und Kaiserlichem Hofdiener. 

c) Wilhelm, genannt Fürderer von Bichtenfels, verm. mit 
Barbara Fürholzer (Finholzer), t 21. Sept. 1567, 
begraben im Kloster Reinheim bei Ingolstadt. 

d) Johann Jacob von Richtenfels, — (es scheint, die männ- 
lichen Nachkommen haben alle der Mutter Namen an- 
genommen), — Kaiserlicher Kanzler zu Prag, Kammer- 
gerichts- Assessor in Speyer, dann Reichshofrath und Re- 
ferendar ius, f 2. December 1597, vermählt mit Anna 
Graober von tiruoben aus Baiern. 

8) Martin Eyaengrein, geb. 29. Sept. 1507, Bürgermeister, 
dann Stifts-Verwalter in Stuttgart. Vermählt I. mit Anna, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 186 — 

geb. Klenzer; II. mit Marie, Tochter des Kammerraths 
Moser in Stattgart; III. mit Katharina, geb. Gaisberg; 
IV. mit Veronika Berler aus Dinkelsbühl. Kinder: 
I. Agatha, geb. 27. Januar 1532; vermählt I. mit dem Burger- 
meister in Wimpfen Jacob Hang; II. mit dem Jur. Dr., auch 
Bath und Deutschordensmeister in Neckarsulm Theodor Asot. 
II. Dorotkee, vermählt 27. Augast 1558 mit dem Stiftsverwalter 
in Stuttgart M. Blasius Wagner von Schwieberdingen. 

III. Anna, geb. 7. März 1539, vermählt mit Veit Villenbach, 
Schulmeister in Schwieberdingen. 

IV. Christine, geb. 25. Mai 1 542, vermählt mit dem Kaiserlichen 
Controleur, Zahl- und Kentmeister Jacob von Gaisberg. 

V. Marie Jacobine, geb. 29. November 1544, verm. I. mit Jacob 
Fessler, Secretär, Sohn des Johannes Fessler, Kanzlers; II. 
mit dem Gewölbs-Verwalter in Stuttgart Wolfgang Gratis. 

VI. Amalle, geb. 13. December 1545, vermählt mit dem Rent- 
kammor-Bath Joh. Hippolitus Dreher, Sohn des Dr. Joh. 
Dreher in Speyer. 

VII. Beatrix, geb. 26. Januar 1556, verm. mit Philipp Plezger, 
Kanzleibeamten, Sohn des Wolfgang Plezger in Speyer. 

VIII. Martin Eysengreln, geb. 28. November 1535, bezog 1549 
zuerst die Universität Tübingen, hierauf im Jahr 1553 die 
Universität Ingolstadt als Studirender der Rechtsgelehrtheit, 
zuletzt die Universität Wien, wo er 1554 die philosophische 
Magisterwtirde erlangte und bereits 1555 Professor oratoriae, 
später Professor der Physik wurde. Nachdem er auf Andringen 
des Kaiserlichen Vicekanzlers Jacob Jonas y der an eine 
Schwester seines Vaters verheirathet war, die katholische Con- 
fession angenommen hatte und in den geistlichen Stand einge- 
treten war, wurde er 1559 Canonicus ad S. Stephanum in Wien 
und 1560 Procancellarius der Universität, sowie mit einem 
Kirchenamte betraut. 1562 kam er hierauf als Professor der 
Theologie nach Ingolstadt, wo er noch im gleichen Jahre zum 



Digiti 



zedby G00gk 



— 187 — 

Bector erwählt und 1563 nach einander Baccalaur, Licent. 
der Theologie, ßath des Herzogs Albrecht yon Bayern und 
Probst zu Mossburg wurde. 

Als er 1564 zum zweiten Male Bector wurde, war er 
ausserdem noch Protonotarius und Com. Palatin. Apostol. 1571 
wurde er Dr. Theol., vorher schon war er Canonicus ecclesiae 
Pataviensis geworden. Endlich wurde er Probst der Kathedral- 
kirche zu Passau und der Collegiatkirche zu Alt-Oettingen, wie 
auch Vice-Eanzler und Superintendent der hohen Schule zu 
Ingolstadt. Eysengrein stiftete ein Stipendium für seine Ver- 
wandten; wo aber dieses verwaltet wird, ist nicht angegeben. 

Er starb 4. Mai 1578 in dem Alter von 43 Jahren. 
IX. Balthasar Eysengrein , geb. 24. Nov. 1547, Dr., Oberratb, 
Kirchenraths-Director in Stuttgart, erhielt nebst dem Oberrath 
Dr. Jacob Eaug den Auftrag, die Revision des Landrechts zu 
bearbeiten. Es sollte übrigens nicht ein ganz neues Landrecht 
entworfen, sondern nur „an Orten, wo das bisherige wider- 
wärtig oder unlauter oder etwa unvollkommen oder auch der 
Billigkeit ungemäss, solchen Mängeln durch Declarationes, cor- 
rectiones oder additiones et secundum normam aequitatis ge- 
brauchte Moderationen abgeholfen werden/' 

Das Hauptgewicht wurde dabei immer auf das Erbrecht 
gelegt Eysengrein war ein rascher und eifriger Arbeiter, der 
namentlich nach dem Tode Herzogs Friedrich I. unter dessen 
Nachfolger Friedrich IL grossen Einfluss erlangte. Er starb 
13. Januar 1611. 

Seine Gattinnen waren: I. Susanna, Tochter des Kanzlers 
Jacob Andrea; II. mit Anna Zangmeister. Kinder: 

1) Anna Maria, verm. mit dem Med. Professor zu Tubingen, 
Sebastian Bloss, Sohn des Bürgermeisters Johann Bloss 
in Münsingen. 

2) Yeronika, verm. mit dem Fürstlichen Rath Conrad Reiser, 
Sohn des Mathäus Reiser in Lauingen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 188 — 

3) Johann Balthasar, f 4. Juli 1631, Herzoglich Württem- 
bergischer Kammerrath, verm. mit Justine, Tochter des 
Bürgermeisters in Markgröningen Johann Vimpel. Kinder: 

a) Anna Jnstina, geb. 3. Juli 1605, verm. mit dem Bath 
und Vogte in Markgröningen Johann Conrad Jooss. 

b) Johanna, verm. mit dem Oberraths-Secretar Anton Rössler. 

c) Johann Martin Eysengreln, geb. 11. November 1619, 
t 26. März 1690, Herzoglich Württembergischer Ober- 
rath, verm. I. mit Anna Margaretha, geb. Thill; II. mit 
Anna Margaretha, geb. Speidel; IN. mit Anna Barbara, 
Wittwe des Capitans in Hohen -Neuffen Michael de Bullt. 

4) Johann Martin, geb. 8. Febr. 1581, Bebenhäuser Pfleger 
in Esslingen, vorm. mit Barbara, Tochter des Württem- 
bergischen Kloster Denkendorfischen Pflegers Conrad Schloss- 
berg und der Sabine, Tochter des Geheimen Baths von 
Memmingen, Georg Besserer von Besserstein. 

5) Tobias, geb. 2. Juli 1584, Med. Dr. in Tübingen, verm. 
mit Barbara, geb. Schaupp. 

X. Reinhard Eysengreln, geb. 6. November 1550, t 4. Januar 
1585. Bürgermeister in Stuttgart, verm. mit Marie, geb. 
Danr. Er hinterliess nur 1 Tochter Namens Marie, welche 
sich erstmals 3. October 1592 mit dem Kammergerichts- 
Advokaten Jacob Grünberger, zum zweitenmale mit Dr. Schul- 
bok vermählte. 
XI. Johannes Eysengreln, geb. 15. Dezember 1553, f 1608, 
Kurbaierischer Rath und Probst des Stifts Straubingen und 
Domherr zu Passau. 

XII. Caspar, geb. 3. Januar 1559, Kurbaierischer Rath zu Zag- 
stall und Pfleger zu Vichthaach, verm. mit Katharina, Tochter 
des Fürstlich Baierischen Baths und Leibmedicus Johann 
Heinrich Hunzinger. 

XIII. Lukas, geb. 6. Januar 1566, soll jung gestorben sein. 

Pas Fürstlich WürttembergtBche Dienertrach enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens Eisengrein ( Eysengreln): Balth., Gel. Hofger. Bey sitzer 78; Gel. O.Rath 59; 
KirchenR-Dlrector 141 — Uans Matt., CLPfleger 262. — Hart., 8tifftsVerwaltter 5M. 



Digiti 



zedby G00gk 



P a b e r. 



Sebastian Faber, Dr. der Rechte, nächster Stammvater ver- 
schiedener noch heutzutage in Württemberg blühenden Zweige, dessen 
Nachkommen dem Staat nnd der Kirche viele verdienstvolle Männer 
geliefert, ist geb. den 16. November 1564 zu Prodfeldeu im ehe- 
maligen Kurfürstenthum Mainz, als Sohn des Kurmainz'schen Keller 's 
daselbst Sebastian Faber (Schmid), J. U. Dr., und der Justina, einer 
Tochter des Walther von Herborn, Rheingräflichen Raths zu Kirn- 
burg, und als Enkel des Gräflich Nassanischen Pflegers in Mayen- 
burg, Jnstns Faber, verm. mit Christina, einer gebornen von Keller. 

Sebastian besuchte bis ins 9. Jahr die Schule seiner Vater- 
stadt, worauf er von seinen Eitern wegen des Papismus in die 
evangelische Schule nach Wertheim geschickt wurde. Im Jahre 1580 
kam er in das Pädagogium in Marburg und begab sich von da aus 
1583 auf die Hochschule nach Heidelberg, 1584 aber nach Witten- 
berg. 1588 trat er eine Reise nach Italien an, von welcher zurück- 
gekehrt er die Universität Basel bezog, wo er auch 1591 doctorirte. 
In der Folge ernannten ihn die Grafen von Mandelslohe und Griechingen 
zum Rath und 1601 berief ihn die Stadt Regensburg zu ihrem Syn- 
dicus. 1606 wurde er von Herzog Friderich von Württemberg- 
Mömpelgard als Geheimer Rath und Vice-Canzler in Tübingen ange- 
stellt, in welcher Eigenschaft er von diesem seinem Herzoge oftmals 
in kaiserlichen Commissionen verschickt wurde, und als Gesandter 
verschiedenen Reichstagen beizuwohnen hatte. 

Faber starb 1(324 den 2. December und ruht in der Stutt- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 190 — 

garter Stiftskirche, wo ihm rechts neben dem westlichen Portal 
folgendes Epitaphium errichtet wurde: 

Sacrum memoriae Nobilis ac magni lcti Dni Sebastiani Fabri, 
qui cum serenissimo Duce Wirtembergico a consiliis secretioribus 
et procancellarii munero strenue functus esset, senio confectus animam 
Deo reddidit Vit. Die Decemb. Ann. Dni. MDCXXIV. Aetai vero. LX. 

Seine Gattin war seit Michaelis 1598 Cordula, des Kaiserlichen 
Kammergerichts-Advocaten und Procurators Vitus Erasmus Adel- 
mann, beider Rechten Doctors, hinterlassene Wittwe, und Tochter 
des Kaiserlichen Kammergerichts - Assessors zu Speyer, Hieronimus 
Reinhart, welcher Ehe 3 Söhne und 1 Tochter entsprossten, nämlich : 

I. Helena Cordnla, Gattin des Bittmeisters Hermann Schön 
von Bremen. 

11. Georg Abraham, Herzogl. Rentkamm errath, hinterliess 2 Söhne. 

III. Nikomedes Sebastian, t als französischer Oberst im 30jährigen 
Kriege. 

IV. Wilhelm Christian, J. U. Dr. Oberrath, Konsistorial-Director, 
hatte 8 Söhne. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Jnstns Achilles Faber, Bruder Sebastians, Kaiserl. Oberst 
und Commandant in Dachstein im Elsass 1610, hatte 2 Söhne. — 
Seine übrigen Brüder waren: 

1. Johann Jnstns Faber, J. U. Dr., Pfalzgräflicher Rath zu 
Birkenfeld. Söhne: 

1) Jnstns Sebastian, Hoch für stl. Rath. 

2) Johann Friderieh, Königl. Schwedischer Oberstlieutenant in 
dem SchonenBcheu Dragoner-Regiment 1630. 

3) Georg Wilhelm Faber, Kaiserl. Hauptmann. 

4) Carl, Pfarrer in Münster in Gregorienthai. 



Digiti 



izedby G00gk 



- 191 - 

5) tfodofred, Stadtschreiber in Münster. Von seinen Söhnen 
waren Georg Wilhelm Senator in Colinar; Carl Dänischer 
Baudirector in Kopenhagen; Philipp Oberstlieutenant. 
IL Christof Faber, Hofmeister im Kloster Weil. 

III. Johannes Faber, J. U. Dr., Hohenlohischer Geheimerrath. 

IV. Achilles Faber, Kaiserl. General und Commandant zu Dachstuhl 
in Ungarn, kinderlos t 1615. 

V. Georg Albrecht Faber, Württembergischer Kammerrath. 
VI. Georg, in dem Magisterbuch als Höfingensis aufgeführt, wahr- 
scheinlich weil seine Eltern sich wenn auch nur zeitweise auf dem 
adeligen Gut Höfingen aufgehalten haben und er vielleicht daselbst 
geboren worden ist, Pfarrer in Magstadt 1602 — 1634. — 

Wilhelm Eberhard Faber, geb. 20. September 1664 zu Kirch- 
heim u. Teck, studirte Theologie, nach deren Absolvirung er Informator 
bei dem damaligen Land- und Erbprinzen, dem nachmals regierenden 
Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg, wurde. Während des 
Feldzugs in den Jahren 1696 und 1697 begleitete er den Herzog 
als Hof- und Reiseprediger, wurde hierauf Subdiaconus an der Stifts- 
kirche in Stuttgart 1700, Stadtpfarrer zu St. Leonhard 1704, 
Hoepitalprediger 1712, Stiftsprediger und Consistorial-Rath 1714, 
Prälat zu Herrenalb 1716, Engerer Landschaf ts-Ausschuss-Assessor 
1724. 

Seine Gattin war Julie, Tochter des Herzoglichen Begierungsraths 
Johann Jacob Dempnd, 

Die Trauung fand zu einer Zeit statt, in welcher Faber mit 
seinem Fürsten auf der Flucht nach Heidenheim war, da der Feind 
die Residenzstadt Stuttgart besetzt hielt und sie in Asche legen 
wollte. Faber starb 1726 den 17. Februar mit Hinterlassung von 
3 Söhnen und 3 Töchtern, seines Amtes im 33., seines Alters im 
62. Jahre. — 

Wilhelm Eberhard v. Faber, Sohn des Vorigen, Herzoglich 
Wörttembergischer Geheimer Rath und Gouverneur in Mömpelgard, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 192 — 

geb. 25. Januar 1701, vermählt erstmals mit Christiaa Louise, 
Tochter des Geheimeraths Johann Andreas Fronimann, zum zweiten- 
mal mit Johanna Dorothea, Tochter des Geheimeraths Caspar ron 
Pfan. - 

Friedrich Gotthnrd Faber, geb. zu »Kirnbach 5. Mai 1726, 
Special-Superintendent und Stadtpfarrer zu Neuenstatt 1770, schrieb 
Einiges. — 

Johann Gottlieb Faber, Dr. theol., geboren 1717 in Stutt- 
gart, Vicar daselbst 1744, Professor der Geschichte und Beredtsam- 
keit an der Universität Tübingen 1748, Professor der Moral 1750, 
Professor der Theologie und Stadtpfarrer daselbst 1V55, wurde im Jahr 
1767 Consistorialrath und Abt zu Alpirsbach, 1772 Stiftsprediger in 
Stuttgart und 1773 Oberhofprediger, Generalsuperintendent und Mit- 
glied der Universitätsdeputation. Er starb 1779 in Tübingen mit 
Hinterlassung mehrerer Werke. 

Faber war einer der ersten, der die deutsche Muttersprache 
im Gegensatze gegen die lateinische, welche damals noch immer 
wenn nicht Umgangssprache doch Schriftsprache der Gelehrten war, 
zu heben suchte. — 

M. Christ. Friedrich Faber, Abt zu St. Georgen zugleich Special, 
hernach Stiftsprediger zu Stuttgart, t 1744. Dessen Sohn: 

Georg Friedrich Faber, französischer Capitain 1724, 1 1772. — 
Christian Wotfgang Baron v. Faber, Sohn des Sebastian 
Caspar Faber, Kirchenraths, Expeditionsraths und Urur-Urenkel des 
Vicekanzlors Sebastian Faber, geb. 1710, Kaiser!. König]. General- 
Feldzeugmeister, welcher laut Diplom J. anno 1779 mit dem Prä- 
dicate dn Fanr in den erbländ. -österreichischen Freiherrnstand er- 
hoben wurde. — 

Georg Albrecht Faber, geb. 31. August 1737 als Sohn des 
Pfarrers Faber in Kaltenwesten, Herzog]. Württembergischer Oberst 
d*r Kreis-Dragoner, starb allgemein hochgeschätzt 1808. Seine 



Digiti 



zedby G00gk 



— 193 — 

erste Gattin war Philippine Friedrike, geb. Zoller; * die zweite Eber- 
hardina Christina Sofie, Tochter des Stadtschreibers in Stuttgart 
Jacob Friederich KlHpfel, welcher Ehe 4 Söhne und 1 Tochter 
entsprossten. — 

Achilles Christian Wilhelm Friedrieh Faber, Bruder des Vori- 
gen, geb. 2. December 1786, Königlich Württembergischer Bergrath 
in Wasseralfingen. — 

Johann Christor, und Matthäus Frid. Carl Faber, diese beiden 
Pfarrer in Charlestown (Amerika). — 

Christian Heinrich Faber, ßankdirector daselbst. — 
Wilhelm Eberhard Ton Faber, Sohn des Stadtpfarrers in Win- 
nenden Immanuel Gottlieb Faber, geb. 17S7, Oberaintsarzt in Schorn- 
dorf, R. d. Kr.-O., f 9. December 1872, 85 Jahre alt. — 

Gottlieb Heinrich Faber, Bruder des Vorigen, geb. 1781, 
Auditor in Bussland. — 

Karl Angnst Friedrich Faber, geb. 1811, Kaufmann in Stutt- 
gart, Mitglied der Handels- und Gewerbe-Kammer daselbst, R. d. Fr.-O.; 
t 23. Januar 1870. Wittwe: Christiana, geb. Bender. — 

Karl Angnst ron Faber, Prälat, geb. in Zaisersweiber 8. Sept. 
1782, als Sohn des Pfarrers Karl Friderich Faber daselbst, wurde 
nach dem Tode seines Vaters dessen Amtsnachfolger 1812, hierauf 
Pfarrer in Altenstadt, Oberamts Geislingen, und zugleich Decan der 
Diöcese Geislingen 1821, Decan in Reutlingen 1832, Prälat und 
Generalsuperintendent in Hall 1839, sodann des Sprengeis Reutlingen 
mit dem Wohnsitze in Stuttgart 1841. 

r. Faber vermählte sich 3. August 1819 mit Charlotte, Tochter 
des Canzleiraths Hang in Stuttgart, und starb auf einer Amtsreise 
in Reutlingen am Herzschlage. Kinder: 

* Der Groesvster derselben war Tobiaa Zotltr, des grossem Batbs und Steuerschreiber 
in Ksslingen, geb. 23. Januar 1669, t 1719; er war vermählt mit Anna Fligabeth, Tochter 
dea Stadtpfarrers in Winnenden Jok. Georg Hegel. Beide wurden hei der Explosion der 
PnlTermäble in Esslingen erschlagen. 

r. Qeorgii-Qeoratnnu, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 13 



Digiti 



zedby G00gk 



- 194 — 

1) Friedericke, geb. 7. Mai 1820, vermählt mit Diaconus Karl 
Jetter in Herrenberg (späterem Diaconus in Reutlingen); t 
in Herrenberg 1845. 

2) Charlotte, geb. 28. Juli 1821 ; vermählt mit dem Oberamtmann 
Franz Mayer in Neckarsulm (späterem Oberamtmann in 
Göppingen, zuletzt Staatsrat!) in Stuttgart); t in Neckar- 
sulm 1846. 

3) Eduard Caspar von Faber, geb. 30. Dec. 1822, Dr. jur. Excellenz, 
wirkl. Geheimerrath in Stuttgart. Gattin: seit 7. März IS 54 
Emma Charlotte Sophie, geb. 15. Sept. 1832, Tochter des 
3. April 1877 t Ludwig Eduard von Ergensinger, Hof- 
kammerpräsidenten, * und der Marie, geb. Scholl. 

4) Karl Faber, geb. 13. August 1828, Stadtpfarrer in Möckmnh). 

5) Gustav, geb. 19. December 1829, Kreisgerichtsrath in Stutt- 
gart, t 1871. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Faber (Fahr, Fabri, Fabrlcins): 145; OantaleiAdTOC 96; Castkeller 318; 
Dr. 20; Exped.Bath 146; Leütenampt 686; Pfarrer 618. - AUx., Vogt 689. — Amandus 
FHä., CantxlelAdvoc. 96. - Andr., Abt 288; Diacon. 649; Pfarrer 646; 8tifftsDiacon 
660. — Beat., CantxleiAdvoc. 92, 93. - Christian, Abt 335. — Christian Frid., Pfarrer 
441, 546; 8 tifftsP rediger 644. — Christoph, Ambtmann 42) ; Castkeller 554; Cl.Hofmeister 
354; Keller 480; Vogt 439. — Christoph Frid., Geist]. ConslstRsth 138: StifftsDiaoon 
561. — Eberh. Lud*., Ol. Pfleger 262, 297. — Erh., Vogt 537. — Frid., Pfarrer 441, 460. — 
Georg Abrah., Renthkamm JBxped.Bath 19, 110. — Georg Albr., Pfarrer 632. — Georg 
Frid., Banverwalter 486; Vogt 380. — Georg Bheinh., Begistrator 169; Vlsitat-Secretar. 
157. — Gotthard Frid., Pfarrer 276, 606, 512. — Gottlieb Ferd., Vogt 516. — GottL Frid., 
Pfkrrer 411, 613; Vogt 377. — Hone Carl, Cl.Hofmeister 366. — Hone Weither, Osntslei- 
Advoc. 93. - Heinr. Abrah., Exped.Bath 111 ; TutelarRath 97. — Joach., Gel. O.Bath 
61. — Jobet, O.Vogt. 608. - Joh., Pfarrer 466, 589; Vogt 394. 438. - Joh. Christian, 
CantalelAdvoc. 96; Visltat.Secretar. 158. — Joh, Christoph, Amptmann 620; Vogt 418. — 
Joh. Ebtrh., Pfarrer 502. — Joh. Erh., Vogt 426, 439, «55. — Joh. Frid., ConsistDlrector 
136; Oonsist.Prasident 136; Gel. Geh.Bath 28; Gel. O.Bath 67; Begistrator 83; Tutelar- 
Rath 98. — Joh. Gottlieb, Abt 238, 244, 289. Exped.Bath 146; GeisÜ. Oonsist.Bath 139; 
Hofprediger 193; Stattschreiber 465-, StifftsPrediger 544; Kirch.Cast Verwalter 148. — 
Joh. Joe., Cl.Pfleger 242. — Jnh, Leonh., Ambtmann 470. — Joh. Reinh., Exped.Bath 111 ; 
Keller 467 ; BechenbanckhsBath 118. - Jost, ObristLientenant 172. — Maith., Schultheis« 
363. — Phil. Gottfr., Pfarrer 607 ; Stiffts-Diacon 651. - Phtt. Jac, Keller 686, 592. — 
Sebast., ViceCantzler 19; Vogt 600. — Sebast. Caspar, OLPfleger 262; Cl.Schaffner 333. — 
8eb. Frid., Vogt 380. 462, 510. — Wilh. Christian, Ambtmann 536 ; Cl.Verwalter 269 ; 
Gel. O.Bath 61 ; O.Bath 19 ; BechenbankhsBath 152 ; Vogt 271 ; 393. - Wilh. Eberh., Abt 
289; Geistl.Bath im Cousist. 138; Gel. O.Bath 66; Pfarrer 546; StifftsDiaoon 660; Stiffts- 
Prediger 644. 



Digiti 



zedby G00gk 



P a 1 1 a t i. 



Johann Fallati, geb. 1809 zu Hamburg, als Sohn eines aus 
ßovigo stammenden Kaufmanns studirte in Tübingen und Heidelberg 
die Rechtswissenschaft, trat darauf in den württembergischen Staats- 
dienst und kam 1837 als Privatdocent für die Fächer der Statistik 
und Geschichte an die Universität Tübingen, bei welcher er 1842 
auch zum ordentlichen Professor in der staatswirth schaftlichen Fa- 
cultät und 1850 zum Oberbibliothekar vorrückte. Im Jahr 1848 
nahm er als Abgeordneter sowohl an den Verhandlungen der würt- 
tembergischen Kammer, als an dem Frankfurter Parlamente, wo er 
zur Partei des linken Centrums gehörte, Antheil; im August d. J. 
trat er auch als Unterstaatssecretär des Handels in das Reichs- 
ministerium ein; im Mai 1849 trat er freiwillig aus der National- 
versammlung wieder aus. Er starb, auf einer Reise begriffen, am 
5. October 1 855 im Haag. Ausser mehreren hiuterlassenen Schriften 
war er auch Mitherausgeber der Zeitschrift für die gesammte Staats- 
wissenschaft. 

Bruder '• 

lficolaus Fallati, Med. Dr., Badearzt in Wildbald, f 3. Nov. 
1868 zu Civita-Vecchia. 



Digiti 



zedby G00gk 



P e u e r 1 e i n. 



Theophilus Feuerlein, * geb. 1636, entstammte einer anch 
in Franken und Nürnberg verbreiteten Familie und war der Sohn 
des 1670 im Alter von 88 Jahren gestorbenen Ansbachischen Pfarrers 
der Kirchen zu Emmezheim und Holzingen Joh. Feuerlein. Von den 
weiteren Vorfahren unterschrieb Johann Feuerlein, Pfarrer im Decanat 
Schwabach und Capitels Senior daselbst, die Concordienformel 1582 und 
flüchtete sich ein zweiter Johann Feuerlein, nachdem er das Diaconat 
der evangelischen Kirche zu Ansbach bekleidet hatte, der vielen 
Drangsale und Verfolgungen wegen nach Schlesien ; er erhielt von Kaiser 
Karl V. einen Wappenbrief d. d. 15. Juni 1551. 

Theophilus selbst war Pfarrer in Dornhausen im Ansbach 'sehen 
und starb den 20. Februar 1687. Söhne: 

I. Willibrody Feuerlein, geh. 1. September 1667, Pfarrer in 

Trommezheim im Ansbach'schen, t 25 September 1730 mit 

Hinterlassung von 5 Töchtern und 3 Söhnen. Letztere waren: 

1) Johann Friedrich, geb. 25. October 1700, Pappenheimischer 
Pfarrer in Trommezheim, verm. mit Maria Juliana, Tochter 
des kaiserlichen Obristlieutenants G. Tiedemann. 

2) Johann Wilhelm, geb. 27. August 1702, Pfarrer auf der 
Festung Wülzburg, verm. mit Anna Barbara, Tochter des 
Künspergischen Vogts zu Turnau Johann Philipp ütsu 

3) Johann Christian Fenerlein, geb. 19. April 1705, f 9. Mai 
1799, Herzogl. Wfirttembergischer Eegierungs-Secretär, auch 

* Dessen Bruder Johann Caspar Feuerlein, t 1728 als Pfarrer zu Emmezheim mit 
Hinterlassung eine« Sohnes Namens Johann Georg Christoph Feuerten, geb. 2. April 1877, 
Bector in Ansbach, Prodecan in Emmezheim» zuletzt Decan in Weimertheim. 



Digitized by VjOOQIC 



— 197 - 

Mömpelgardischer Registratur und Archivar in Stuttgart, 
vermählt mit Hedwig, Tochter des Advocaten Perdrix in 
Mömpelgard. Dessen Sohn: 

Rudolf Ferdinand von Fcnerlein, geb. 6. August 1744, 
unverheirathet t 3. Juni 1821, Königlich Württembergischer 
Oberfinanzrath, Ritter des Königlichen Civil-Verdienst-Ordens, 
errichtete in seiner letzten Willensverordnung vom 27. Nov. 
1815 und den ferneren ^Beilagen eine Familien-Stiftung. 
II. Walfried Fenerlein , geb. 24. Nov. 1669, Pharmaceut in 
Pappenheim, verm. I. mit Johanna Maria, Tochter des Chirur- 
gen in Bern Nicolaus Lang; II. mit Rosina, Tochter des Hof- 
Pharmaceuten in Oettingen Peter Streiln, welchen Ehen 4 
Töchter und 4 Söhne entsprossten. Letztere waren: Johann 
Feuerlein, geb. 1702, blieb bei der Belagerung von Mantua, 
32 Jahre alt; Wilhelm Stephan, geb. 1712, Pharmaceut; 
Friedrich Ernst, geb. 1715, Chirurg ; Georg Daniel, geb. 1719, 
Kaufmann. 

III. Wilhelm Fenerlein, geb. 29. Juli 1676, Pharmaceut, t 25. 
Februar 1731. 

IV. Wunibald Feuerlein, des inneren Raths und Steueramts Assessor 
in Weissenburg, verm. I. 5. Oct. 1706 mit Margaretha geb. 
Dolthopf; IL 23. Juli 1708 mit Julia Maria Catharina, geb. 
Döderlin. 

V. Willibald Feuerlein, geb. 22. Dezember 1686, Herzoglich 
Württembergischer Eegierungs- und Kriegsrath, vermählt mit 
Dorothea Eufrosina, Tochter des Ansbach'schen Hofraths und 
Vo^ts in Sachsenheim Georgii. 

Feuerlein starb 19. August 1777. Söhne: 

1) Johann Christian Leopold, geb. 1. Mai 1732. 

2) Karl Friedrich Fenerlein, geb. in Mömpelgard den 6. März 
1730, t in Stuttgart 15. März 1808; Herzoglich Württem- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 198 — 

bergischer Regier ungsrath, vermählt seit 26. August 1766 
mit Elisabeth Franziska, geb. Fischer. Kinder: 

a) Louise Auguste Sofie Magdalena, vermählt seit 1. Oct. 
1785 mit dem Oberamtmann in Liebenzell Ernst Christoph 
Wilhelm Heller. 

b) Sofie Karolina Augnsta Magdalena, vermählt seit 1. Oct. 
1789 mit dem Professor an der Academie, Redacteur 
des Schwäbischen Merkurs Christian Gottfried Eiben. 

c) Friederike Auguste Emilie, vermählt I. seit 3. August 
1795 mit dem Kaufmann in Calw Johann Martin 
Vischer; IL seit dem 31. October 1803 mit dem Hof- 
rath, Geh. Legationsrath Johann August Ferdinand 
von Pistorius. 

d) Henriette Auguste Charlotte, vermählt seit 19. No- 
vember 1800 mit dem in Constantinopel geborenen Kauf- 
mann und Fabrikanten in Cannstatt Panagiot Wergo. 

e) Wilhelmine Auguste Louise, vermählt seit 19. No- 
vember 1804 mit dem Kaufmann in Stuttgart Nepomuk 
Leopold Friedrich Conrad^ Sohn des Hofkammer-Reno- 
vators Conradi in Bretten. 

f) Julie Auguste Friederike, vermählt I. seit 14. Februar 
1809 mit dem nachmaligen Finanzrath Victor Heinrich 
Jäger; II. seit 27. Juni 1825 mit dem Pfarrer in 
Bezingen Friedrich August Hoffmann. 

g) Eleonore Ernestlne Auguste Wilhelmine, vermählt nach 
dem Tode ihrer obangeführten Schwester Friederike, 
mit deren Gatten, Geh. Legationsrath von Pistorius. 

h) Auguste Adelgnnde Christiane, vermählt nach dem Tode 
ihrer vorerwähnten Schwester Julie rajt deren Gatten, . 
Pfarrer Jloffmann in Bezingen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 199 — 

i) Karl Willibald Feuerlein, geb. 1. September 1770, 
Kaufmann, starb kinderlos. 

k) Fflrchtegott Gustav Willibald Feuerlein, geb. in Stutt- 
gart 24. Juni 1781, Pfarrer in Wolfschlugen, t 2. Juli 
1848. 

Seine Gattin war seit 28. Mai 1812 Luise Chris- 
tiana, Tochter des Majors und Kriegsraths David Her- 
mann Heinrich Duvernoy. Kinder: 

aa) Auguste Sofie Henriette, vermählt seit 17.0ctober 
1833 mit dem nachmaligen Rector des Schullehrer- 
Seminars in Nürtingen Theodor Eisenlohr, Sohn 
des Christian Friedrich Eisenlohr t Diaconus in 
Herrenberg. 

bb) Franziska Luise Charlotte, vermählt 7. Mai 1839 
mit dem Med. Dr., nachmaligen Oberamtsarzt in 
Esslingen Paul Eduard Kapff. 

cc) Hermann Gustav Willibald Feuerlein, geboren in 
Wolfschlugen 17. Mai 1816, Rechtsconsulent in 
Aalen. 

dd) Karl Emil August Feuerlein, geboren in Wolf- 
schlugen 20. März 1818, Diaconus in Herrenberg, 
vermählt seit 4. September 1 847 mit Julie Ma- 
rlene, Tochter des Oberjustizraths in Tübingen 
Karl Friedrich Mayer. 
1) Ehregott August Willibald Feuerlein, geboren in Stutt- 
gart 24. Juni 1781, Jur. Dr., Oberjustiz-Procurator in 
Stuttgart, in Tübingen, Oberbürgermeister in Stuttgart, 
Obertribunalrath, f 29. September 1850. Gattin seit 
10. Februar 1810 Auguste Henriette, Tochter des Land- 
schafts- Coinmissärs Johann Christof Schott. Kinder: 
aa) Aufrüste Marie, vermählt seit 19. September 1839 



Digiti 



zedby G00gk 



— 200 — 

mit dem Professor der Philosophie in Tübingen 
Ernst Christian Friedrich Walz* Sohn des David 
Friedrich Wälz, Pfarrers in Münklingen. 

bb) Hedwig Auguste, vermählt seit 6. August 1838 
mit dem Regierungsdirector in Reutlingen Ludwig 
August von Autenrieth. 

cc) Sofie Hedwig, vermählt seit 15. Juni 1846 mit 
Friederich Wilhelm Köbel, geb. 27. Juni 1818, 
Chef des Handelshauses Köbel, Jameson & Cie. 
in London, Sohn des Karaeralverwalters Köbel in 
Riedlingen. 

dd) Ferdinand Friedrich Karl Feuerlein, geb. in Stutt- 
gart 31. Juli 1813, Oberamtsrichter in Besigheim. 

ee) Otto, geb. in Stuttgart 16. April 1822, Kaufmann 
in Stuttgart, vermählt seit 1. Mai 1848 mit 
Mathilde Augnste Charlotte, Tochter des Ober- 
kriegsraths August Friedrich Ludwig von Ströbel. 



* Ebenfalls dieser Familie entstammte: 

Gustav Walz, geb. 30. December 1804, früherer Director an der Akademie 
Hohenheim, Mitglied der landwirtschaftlichen CentralsteUe, t 30. October 1876. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Naruona Feuerlein (Feutrlin): Carl Frld., OantzleiAdvoc. 95; Gel. CBath 88. — Jok. 
Christian, Frantzös. Secretar. 76 ; Reg.B.8eeretar. 73. — Joh. Christ, Leop., OantsleiAdroc 
95; Vogt 483. - Rud. Ferd., Kircb.Oast. Verwalter 149. — WiUibald, Gel. O.Bath 67; 
£riegsBath 100. 



Digiti 



zedby G00gk 



Fischer. 



Johann Jacob Fischer, J. U. Dr., Tntelarraths-Präsident, wurde 
den 21. Februar 1647 in der damaligen Reichsstadt Esslingen als 
Sohn des 1686 in Cannstatt t Johann tteorg Fischer, Vogts in 
Kirchheim, und der Anna Agnes, Tochter des Physikus und Med. Dr. 
Walen, geboren. Er besuchte anfangs die lateinische Schule in 
Waiblingen, wo sein Onkel, M. Eder, Helfer war und nachmals, 
als dieser nach Calw versetzt wurde, die in Nürtingen, wo ebenfalls 
ein zweiter Onkel von ihm, der Physikus Dr. Walen, ansässig war. 
Hierauf kam er nach Vaihingen a. d. Enz, und endlich, als sein 
Vater die Vogtei Kirchheim erhielt, in* die dortige Schule. 1663 
gieng er auf die Universität Tübingen, studirte in der Folge noch 
in Strasburg und Leipzig, erhielt das Licentiat und wurde nun 
Gouverneur des Sohnes des Barons v. Pollheimb. 

Im Jahre 1677 erhielt er den Doctorstitel und begab sich hierauf 
mit seinem jüngsten Bruder, dem nachmaligen Stadt- und Amtspfleger 
in Nagold, auf Reisen und zwar nach der Schweiz, Frankreich, Hol- 
land, Piemont und Italien, von welch letzterem Lande er nach 
dreimonatlichem Aufenthalt daselbst übe'r Tirol und Augsburg wieder 
nach Tübingen zurückkehrte. 

Bald nachher sandte ihn der Herzog Administrator Friedrich 
Karl unter gleichzeitiger Verleihung des Prädikats eines Herzog- 
lichen Baths an das Kaiserliche Kammergericht nach Speyer, um 
daselbst eine rechtshängige Process-Sache zu urgiren. Nach Erle- 
digung derselben erhielt er die Stelle eines ausserordentlichen, 1686 
die eines ordentlichen Oberraths, in welcher Stellung er oftmals zu 



Digiti 



zedby G00gk 



- 202 — 

wichtigen, vielfach mit Gefahr verbundenen Kaiserlichen Commissionen, 
theils zu beständigen, theils zu Tempofal-Deputationen verwendet 
wurde. Die beste Probe seines Patriotismus aber gab er in Fol- 
gendem: Als wegen der im französischen Kriege von dem Feinde 
geforderten, aber im Augenblicke nicht aufzubringenden 600,000 fl. 
Cöntributionsgelder das Herzogthum mit Brand und Plünderung bedroht 
ward, übernahm er mit Hintansetzung seiner damals hochschwangeren 
Gattin und seiner noch unerzogenen Kinder die mit Leibes- und 
Lebensgefahr verbundene Geisseischaft. Der Verlauf derselben war 
folgender: 

Fischer traf im August 1693, von einer Kaiserlichen Com- 
mission in Dinkelsbühl nach Ulm zurückgekehrt, daselbst seine ge- 
sammte Familie, welche dahin geflüchtet war, weil die 80,000 
Mann starke feindliche französische Armee unter dem Dauphin das 
Herzogthum überschwemmt hatte. Kurz darauf veranlasste ihn der 
Herzog, mit dem Oberrath Dr. Burkhard Bardili zu ihm nach 
Heidenheim zu kommen und machte hier ihnen beiden den Vorschlag, 
unter Versicherung bald möglichster Erlösung und aller forstlichen 
Gnaden an ihnen und den Ihrigen, die Geisseischaft zu übernehmen, 
wozu sie sich dann auch und zwar Fischer, wie es wörtlich heisst: 
»nach dem löblichen Exempel seines seeligen Herrn Vatters und 
Gross-Vatters (welche gleichfalls in dem dreyssig -jährigen Krieg 
mittelst übernommener Geisselschafften vor das Herfoogthumb als 
getreue Patrioten sich erwiesen)« willig verstanden. 

Ohue von den Ihrigen Abschied zu nehmen, reisten sie 
den 10. August von Heidenheim über Göppingen ab und stellten 
sich dem unfern Ebersbach stehenden 4000 Pferde starken Corps 
des Generals Talard, welch letzterer sie mit den Worten empfing: 
»Ihr seid gerade recht gekommen und rechte Erlöser und Engel 
eures Vaterlandes, denn wo ihr noch länger ausgeblieben wäret, 
hätte ich wohl gewusst, wie ich euch herbeibringen sollte.« 

Und wirklich hatte der General auch bereits die Ordre erhalten, 
noch denselben Tag mit der Urandleguug Göppingens und 20 anderer 



Digiti 



zedby G00gk 



— 203 - 

Ortschaften anzufangen und damit bis zum Eintreffen der Geissein 
fortzufahren; eine schreckliche Weisung, die man nun sofort sistirte. 

Fischer wurde mit den Geissein, welche inzwischen noch unter- 
wegs zu ihnen gestossen waren, erstlich zur feindlichen Haupt- Armee 
bei Vaihingen, sodann weiter nach Strassburg als Gefangener gebracht 
und anfangs auf dem sogenannten Fort Saint Pierre an dem Stein- 
strassen-Thor, einige Zeit nachher aber zur mehreren Mortification 
in der Citadelle daselbst internirt. 

Obwohl sie nun alles Ungemach geduldig ertrugen in der 
Hoffnung, dass es bald ein Ende nehmen und ihre gänzliche Be- 
freiung nächstens erfolgen werde, so nahm doch die Erbitterung 
und Ungeduld am französischen Hofe so sehr zu, dass scharfe Ordre 
nach Strassburg ergieng, die gesammten Geissein sollen von der 
Citadelle nach Metz gebracht, und bis zur Erlegung der Gelder 
oder Leistung hinlänglicher Caution in enge Gefangnisse gesetzt 
werden. Sofort wurden daher die gesammten übrigen Geissein zu 
ihrer grossen Disconsolation dahin abgeführt, Fischer dagegen wurde, 
da ihn eine tödtliche Krankheit überfiel, gestattet, in der Citadelle 
zu verbleiben. Anderthalb Jahre lang lag er anfangs an einem 
hitzigen Fieber, das sich nachher zu einem beständigen, zuletzt in 
ein quartanes verwandelte, darnieder. 

In dieser Krankheit aber fand er reiche Erquickung dadurch, 
dass seine geliebte Gattin, welche bald nach seiner angetretenen 
Geisseischaft mit einem Söhnlein, Christian Friedrich, niederge- 
kommen war, zu ihm ohne Achtung aller Gefahr und Mühe gelangte 
und 10 Tage bei ihm verweilte. 

Nachdem er von seiner Krankheit wieder hergestellt war, be- 
mühte er sich, die völlige Befreiung der gesammten württember- 
gischen Geissein möglichst zu befördern, wie dieselbe denn auch nach 
fast dreieinhalbjährigem unaussprechlichem Ungemach und Aengsten 
endlich vor sich gegangen und die Wiederaukunft und der Einzug der 
Geissein in der Herzoglichen Residenz den 29. November 1696 zu 
allgemeiner Freude der Herrschaft und des Landes glücklich erfolgte. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 204 — 

Fischer lag nach wie vor seinen Amtsgeschäften mit allem 
Fleiss und Eifer bis zu seinem, den 15. September 1705 an einem 
Schlagfluss erfolgten, Ende ob. 

Seine Gattin war seit 16. November 1680 Maria Jacobina, 
Tochter des Visitations - Expeditions-Raths und Kirchen - Kastens- 
Verwalters Johann Schmid, aus welcher mit 13 Kindern gesegneten 
Ehe 4 Söhne und 8 Töchter den Vater überlebten. — 

Von weiteren Trägern dieses Namens mögen hier angeführt 
werden : 

Eberhard Ludwig Fischer, geb. 1695 in Grossheppach, an- 
fangs Pfarrer in Zavelstein, zuletzt Oberhofprediger und Consistorial- 
rath, f 1773. Besondere Thätigkeit entfaltete er, die magna 
Charta Württembergs zu Stande zu bringen ; auch gab er mit Tafmger, 
Hammer und Bühuber das Württembergische Gesangbuch, Stuttgart 
1741, heraus. — 

Johann Eberhard Fischer, geb. 1697 in Esslingen, Prorector 
am Gymnasium in Petersburg, nachmals Professor der Geschichte 
und Alterthumskunde. Derselbe machte 1739—1747 die Expedition 
nach Kamtschatka mit und starb 1771 in Petersburg mit Hinter- 
lassung mehrerer Schriften. — 

Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer, geb. 1746 in Stuttgart, 
Herzoglich Württembergischer Oberbaudirektor und Major, t 1813. 
Unter seiner Leitung entstanden vorzugsweise die Park-Anlagen 
nebst Gebäuden zu Hohenheim und Scharnhausen. Seine Gattin war 
Juliana Charlotte, geb. Bllflnger. — 

Friedrich Christoph Jonathan Fischer, geb. 12. Febr. 1750 
in Stuttgart, studirte in Tübingen die Rechtswissenschaft und doc- 
torirte daselbst. Im Jahr 1775 reiste er nach Wien und nahm 
dort 1776 die Stelle eines Secretärs bei der badischen Gesandtschaft 
an, musste sich aber 1778 von Wien wegbegeben, worauf er sich 
theils in Regensburg und Augsburg aufhielt, bis er als Herzoglich 
Zweibrückischer Legationssecretär nach München kam. Später, im Jahre 



Digiti 



zedby G00gk 



- 205 — 

1779, zum Professor des Staats- und Lehenrechts in Halle und zum 
ordentlichen Mitgliede der dortigen Juristen - Fakultät ernannt, starb 
er 30. September 1797. - 

Friedrieh Ton Fischer, Königlich Württembergischer Staats- 
rat^ Kommenthur des Kr.-O., t 2. Januar 1841. — 

Ferdinand Ton Fischer, geb. 1784 in Stuttgart, Baurath 1818, 
Vorstand und Hauptlehrer an der Polytechnischen Schule 1834, 
Oberbaurath 1844, 1852 in Ruhestand getreten, t 20. September 
1860. — 

Wilhelm von Fischer, Dr. juris, Sohn des Vorigen, Oberßnanz- 
rath, Ritter des W. K.-O. I. Cl., vermählt mit Marie, geb. Sattler. 
Er starb den 16. August 1875. — 

t. Fischer, Sohn des Stadtdirectors t. Fischer, Excellenz, 
6ros8kfeuz des Fr.-O., Königlich Württembergischer Generallieutenant, 
Kommandant der Infanterie-Division, Gouverneur von Stuttgart, t 4. 
October 1868. 

Das FüntUchWürttembergiacbeDienerbnch enthält folgende höhere Beamte des 
Kamen« Fischer (Pisearius, Viseher): Amptmann 456; Cl- Verwalter 258, 260; O.Rath 63; 
Pfleger 475 ; TntelarBath 97 ; Vogt 506. — Caspar, Vogt 445. — Christian, Btattschreiber 
603. — Christ. Fried., Pfarrer 460. — Christoph Ludwig, Gel. O.Rath 66; Vogt 541. — 
Kherh., Hofprediger 193; Pfarrer 547. — Ferd. Christoph, CantzleiAdvoc. 96. — Frans 
Dan,, Ol. Verwalter 253: Vogt 446. — Fried., CLPfleger 286. — Gsorg, Geiatl. Verwaltter 
611; Keller 614, Vogt 412. — Georg Ändr., Cl.Hofmeiater 349; Cl. Schaffner 290; Gaistl. 
Verwaltter 387. — Georg Dan., Rechenbanckh&Rath 153 ; WaysenHansaPfleger 556. — Georg 
FristL, Hersogl. O Bibliothecar 42. — Georg Mich., Stattachreiber 388. — Hans, Ambtmann 
470; Waldvogt 503. — Hans Georg, Ambtmann 471; KeUer 453, 614; .Rays. Schultheis 
417; Vogt 464. — Hein,: Frid., Cl. Pfleger 286. — Joh, C I.Pfleger 322, Stattachreiber 414; 
StiftaKeUer 374; Vogt 306, 423. — Joh. Conr., Abt 243. — Joh. Kherh., CunteleiAdvoc. 
94. — Joh. Georg, CLPfleger 320; Cl. Verwalter 324; SUttachreiber 578, Vogt 62, 413, 452, 
470. — Joh. Joe., Regtetrator 83; Carole! Advoc 95; Gel. O.Rath 62. — Joh. Wilh. Chri- 
stian, LebenSecretar 82: Reg.RSecretar 75. — Israel, Stattachreiber 388 — Ludw. Chri- 
stoph, Cammer-Procurator 109. — Ludw. Eberh., Abt 238, 281 , CammerProcurator 109 ; 
Oantzlei Adroc. 95, Geiatl. ConnlstRath 138; Gel. Geh.Rath 28; Gel. O.Rath 68; Pfarrer 
546; Mittwochs Prediger 651; RenthCh.Dlrector 108; Vogt 532. — Ludw. Frid., Statt- 
achreiber 422. — Mart., Ambtmann 470. — Mich., Gämmerer 215; Cl. Pfleger 286. — 
Otto, Vogt 604. — Feter, StiftaVerwalter 436. — Phil. Christ., Vogt 390, 532, 54l. - Phil. 
Crmfft, CLPfleger 840. 848; Vogt 696, 606. — PhU. Joe., Geiatl. Verwalter 617; Renth- 
Cb.Becretar 125. — Rupert, StiffteDiacon 549. — Steph. Ludw., RentCh.Secretar, 126. — 
Wolf Vir., Müntzmaieter 664. 



Digiti 



zedby G00gk 



Platt. 



Johann Jacob Flatt, geb. 18. October 1724 in Balingen, 
widmete sich dem Studium der Theologie nnd stieg nach und nach 
bis zu den höchsten Kirchenstufen Württembergs empor. 

Im Jahre 1749 wurde er Repetent in Tübingen, hierauf Dia- 
konus in Leonberg 1753, Diakonus an der St; Leonhardskirche in 
Stuttgart 1759, Stadtpfarrer daselbst 1781, Hofprediger 1783, Con- 
sistorialrath 1784, Abt zu Herrenalb 1791, als welch letzterer er 
auch im folgenden Jahre starb. Als 1769 die Universität Göttingen 
einen Preis für die beste Abhandlung über die Sünde wider den 
heiligen Geist aussetzte, erhielt er ihn, überhaupt gab er viele höchst 
bedeutende philosophische und theologische Werke heraus. 

Weit berühmter noch als der Vater wurde der Sohn: 

Dr. Johann Friedr. von Flatt, welcher den 20. Februar 1759 
zu Tübingen geboren wurde. Derselbe absolvirte das Gymnasium in 
Stuttgart und bezog hierauf die Universität und das Stift zu Tübingen. 
1781 wurde er Bibliothekar und Repetent an jenem Stifte und hielt 
daselbst mathematische und dogmatische Vorlesungen. 

Nachdem er wenige Jahre darauf von einer gelehrten 'Reise 
aus Norddeutschland zurückgekehrt war, wurde er 1785 in Tübingen 
als ausserordentlicher Professor der Philosophie angestellt, 1792 aber 
zum ausserordentlichen Professor der Theologie und 1798 zum Su- 
perintendenten am evangelischen Stifte und ordentlichen Professor der 
Theologie ernannt. 1817 bekam er die Probstei Stuttgart und 1820 
die Würde eines Prälaten, als welcher er auch 24. Nov. 1821 starb. 

Flatt entfaltete eine vielfach literarische Thätigkeit und hul- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 207 — 

digte als theologischer Lehrer und Schriftsteller dem supranaturalisti- 
schen Systeme Siorr's, das er in seinen Schriften mit der Kantischen 
Philosophie in Einklang zu bringen suchte. 

Ein ebenso eifriger Theologe und Schriftsteller wie der Eben- 
genannte war sein Bruder: 

Dr. Carl Christian von Flatt, Prälat und Studienraths-Director, 
geb. 18. August 1772 zu Stuttgart. Derselbe studirte zu Tübingen 
Theologie und wurde nach Absolvirung derselben zuerst als Biblio- 
thekar, hernach als Repetent im Seminar in Tübingen angestellt. 

Im Jahr 1803 kam er als Stadtvikar nach Stuttgart, wurde 
im Spätjahr desselben Jahres Helfer in Cannstatt und ebenfalls noch 
im gleichen Jahre als Professor der Theologie nach Tübingen berufen. 
Im Jahr 1812 erhielt er die Stelle eines Stiftspredigers und Ober- 
Consistorialraths in Stuttgart, und im Jahre 1813 die Ernennung 
zum Mitglied des Königlichen Oberstudien raths. 1829 kam er als 
Generalsuperintendent nach Ulm und wurde nach dem Tode des 
Directors von Süskind mit dem Directorium des Königlichen Studien- 
raths betraut. 

Flatt bezeigte sich ebenso eifrig wie sein Bruder in der Ver- 
teidigung der Störrischen theologischen Ansicht und starb 1843. 

Ober-Consistorial-Bath Dr. von Klaiber sprach am Schlüsse 
der im Namen der Synode, des evangelischen Consistoriums und des 
Königlichen Studienraths am Grabe des Verstorbenen gehaltenen 
Rede u. A. Folgendes: „Gott gebe dem auch dir so theuren Vater- 
lande, Er gebe der Kirche, deren treuergebener Sohn und Hirte du 
warst, Er gebe den Lehranstalten, die du auf dem Herzen trügest, 
fortan Männer, wie du warst, Edler! Unvergesslicher!" 

Da« Forstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
des Hamens Flatt: Carl Christ. StifftsPrediger 645. — Joh. Joe., Abt 289; Geistl. Oonsist.- 
Ratb 139. - Hofprediger 193 ; Pfarrer 625, 648 ; SpitalDiacon 562 ; StüTts-Diacon 651. 



Digiti 



zedby G00gk 



Flattich. 



M. Johann Friedrich Flattlch, der in Württemberg durch seine 
Originalität und seinen christlichen Sinn allbekannte Pfarrer zu Mün- 
chingen, Sohn des Baths-Amtmanns in Beihingen Jon. Wilhelm 
Flattlch, und der Maria Verontca, Tochter des Stiftungsverwalters 
Kapff in Backnang, Enkel des Levl Flattich aus Mähren, wurde 
zu Beihingen den 3. October 1713 geboren. 

üeber seine Herkunft erzählt er selbst Folgendes: 
„Mein Voreitere vor 200 Jahren war ein Edelmann.* Dieser, 
„weil er sollte katholisch werden, vcrliess um des Glaubens willen 
„sein Edelmannsgut Sein Fürst gab ihm aber einen Adelsbrief, 
„dass, wenn mit der Zeit er oder seine Nachkommen sollten die 
„Religion ändern, so sollte er seinen Flecken, der Flattach hiess, 
„wieder bekommen." 

„Dieser Edelmann zog nach Nussdorf. Sein Sohn wurde allda 
Schultheiss, sein Enkel wurde ein Pfarrer." 

„Mein Vater, der in den Kriegszeiten von seinen Eltern weg- 
„kam und in seinem 17. Jahre bei einem Edelmann Koch wurde, 
„diesen wollte die Tochter von dem Edelmann heirathen, wenn er 
„nur auch ein Edelmann wäre. Er reisete desswegen heraus und 
„forderte seinem Vater den Adelsbrief ab, sagte aber nichts davon, 
„dass er einen andern Glauben annehmen wolle. Sein Vater Hess 
„seinen altern Sohn holen. Dieser forschte seinen Bruder aus und 

* Derselbe hiess Ferdinand Lewin Ftattich auf Flattach und lebte zu Brunn In 
Mähren. 



Digitized by VjOOQIC 



- 209 - 

„nahm wahr, dass er seinen Glauben ändern wolle, um diese Edel- 
„mannstochter heirathen zu können." Es wurde aber nichts daraus. 
In Württemberg fand der Exulant Flattich eine neue Heimath. 
Ein Nachkomme von ihm war der Special in Freudenstadt, Johann 
David Flattich, welcher sein Amt mit aller Treue verwaltete und 
daselbst 1735 im 71. Jahre seines Alters starb. 
Seine Grabschrift lautet: 

Ein Flattich von Geburt, nicht flatterhafter Geist, 
Johannes in der That, als Werk und Nam beweist, 
Ein David, der im Tod den Goliath besiegt, 
Und jetzt in Zionsburg lebt selig und vergnügt. 

Johann Friedrich Flattich, anfangs Garnisonsprediger auf 
Hohenasperg, hierauf Pfarrer zu Metterzimmern, zuletzt zu Mün- 
dungen. Flattich war ein Mann fürs Volk und wusste sich durch 
seine klaren und einfachen, von Weisheit erfüllten, Predigten eine 
solche Zuneigung und Liebe nicht nur seiner Gemeinde, sondern des 
ganzen Landes zu gewinnen, dass an Sonntagen seine Kirche von Zu- 
hörern aus allen Theilen des Landes überfüllt "war. Als Beweis des 
guten Humors, den Flattich mit einem gesunden Christenthum ver- 
einigte, möge Folgendes dienen: 

Als zu FlatticKs Zeit die Mode des Puderns (die Haare mit 
Mehl zu bestreuen) eingerissen und überall im Schwünge war, sah 
man ihn selbst dennoch nie gepudert. Als nun einst bei einem 
Gastmahl auf Herzog Karls Solitude u. A. auch Flattich eingeladen 
war, sah man natürlich lauter gepuderte Köpfe mit Ausnahme 
FlatticKs. »Warum bat er sich denn nicht gepudert?« sagte der 
Herzog. »Euer Durchlaucht,« erwiderte der Pfarrer, »weil ich mein 
Mehl zu den Rnöpfle brauch.« 

Flattich vermählte sich den 12. Mai 1742 mit Christiana Mar- 
garetha, Tochter des Pfarrers Johann Melchior Gross in Murr, mit 
welcher er in 29 jähriger, sehr glücklicher Ehe lebte. Als sie in 
ihrem 50. Jahre, den 13. December 1771 ihm von der Seite ge- 
nommen wurde, stellte er ihr folgendes köstliche Zeugniss aus: 

9. Qeorgii-Qeorgtnau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 14 



Digiti 



zedby G00gk 



— 210 — 

„Eine Ehegattin, welche vor ihren Ehemann treulich besorgt war, 
„eine Mutter von 14 Kindern, wovon 8 gestorben, und 6, nemlich 
„2 Söhne und 4 Töchter, noch leben, eine Stiefmutter von mehr als 
„200 jungen Leuten, welche sie seit 30 Jahren in der Kost und 
„Information ihres Mannes treulich verpflegte; eine Hausfrau, welche 
„Mägde und Taglöhnerinnen ohne Herrschsucht mit Liebe und Sanft- 
„muth behandelte; eine Pfarrerin, welche nicht herrschsüchtig und 
„eigennützig war, sondern in Gottesdienst, Demuth, anhaltender 
„Arbeit und andern Tugenden der Gemeine ein gutes Exeinpel gab; 
„eine Gutthäterin, die sich's sauer werden Hess, um Gutes thun zu 
„können; und die es vor seliger hielt, zu geben, als zu nehmen; 
„eine Kreuzesträgerin, welche von Kindheit auf durch ihren Waisen- 
„stand, durch viele Geburten, durch kränkliche und sterbende Kinder, 
„durch eine schwächliche Leibesconstitution und manche harte Krank- 
„keiten, durch eine immerwährende weitläufige Haushaltung, welche 
„fast niemals unter 20 Personen war, bewährt wurde, eine Ueber- 
,, winder in, welche im Glauben und Geduld auch in ihrer letzten 
„Krankheit gestorben ist" 

Flattich starb den 1. Juni 1797, im 83. Jahre seines Alters. 
Kinder : 

I. Regina Beate, verm. 8. Juni 1776 mit dem bekannten Pfarrer 
und Mathematiker in Echterdingen Philipp Matthäus Hahn. 

II. Elisabethe Friederike, verm. erstmals im Jahr 1793 mit 
Pfarrer Johann Andreas Schmidt von Böckingen a. Brenz; 
zum zweitenmale mit Pfarrer Christoph Friedrich Hartmann 
von Grossheppach. 

III. Regina Veronica, verm. 16. Mai 1776 mit Stiftsamtmann 
Wilhelm Friedrich Trautwein. 

IV. Helena Maria, verm. 28. Februar 1786 mit Georg Michael 
Hörmann, Notar und Amtssubstitut. 

V. Andreas Friedrich Flattich, geb. 13. (22.) December 1752, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 211 — 

Pfarrer in Engstlatt 1789, verm. seit 12. October 1786 mit 
Christiana Friedrike, Tochter des Hofgerichts- Assessors und 
Borgermeisters von Tübingen Jacob Heinr, Dann, Schwester 
des Stadtpfarrers Dann.* 
VI. Christian Ludwig Flattich, geb. 7. (16.) October 1756, t 
29. December 1822, Pfarrer in Suppiugen 1797, Heimsheim 
1803, Münchingen 1817, verm. mit einer geb. Hartmann. 

* Dann hatte noch 4 weitere Brüder, nämlich: 

L Joh. Wolfgang Heinr., Hofgerichts- Advokat, nachmals Hof-Muaictiß in Pforz- 
heim ; IL Immanuel Gottlob, Vlce-Oommandant auf Hohenasperg ; III. Christoph Gottlieb, 
Pfarrer in Weilheim bei Tübingen ; IV. Joh. Friedr., Oberjustizrath. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende Träger des Namens 
Flattich: Andr. Jac, Ambtschrelber 293. — Christian Wilh., AmbtBchreiber 293; Gastkeller 
554; Exped.-Rath 113. — Joh. Albr., Cl.Pfleger 250; Keller 404; Schulthciss 567; Vogt 
501. — Joh. Mari., Cl.Pfleger 323 ; Geistl. Verwaltter 449. — Wilh. Frid., Registrator 45. 



Digiti 



zedby G00gk 



Gabelkhofer. 



Osswald Gabelkhofer, geb. 3. September 1539 zu Memraingen 
als Sohn des Med. Dr. Osswald Gabelkhofer und der Barbara Frd- 

schelmoser von Salzbarg, stammte ans einem altadeligen Geschlechte, 
welches Jahrhunderte lang Bayern angehörte und grosse Ritter- und 
Lehen-Güter daselbst besass. Um 1467 verliess das Geschlecht der 
damaligen Eriegszeiten wegen das Vaterland, liess sich in Oesterreich, 
Kärndten, Steyermark, der Forstlichen Grafschaft Cyli und andern 
benachbarten Fürstentümern nieder und verzweigte sich daselbst in 
grosser Anzahl. 

Der vorbenannte Vater Gabelkhofers, der ein Sohn Wolff- 
gangs III. Gabelkhofer und der Margaretha Pöglen (welches Ge- 
schlecht hernach den Freiherrntitel führte) war, kam von Steier- 
mark nach Memmingen, wo ihm, wie schon bemerkt, sein Sohn 
Ossuoald geboren wurde. 

Letzterer widmete sich zu Tübingen dem Studium der Medicin 
und doctorirte 1563 zu Bologna. 

Im Jahr 1563 ernannte ihn Herzog Christoph zum Stadtarzt 
in Göppingen. Mehrmals wurden ihm in der Folge von verschiedenen 
Kurfürsten und Reichsstädten ansehnliche Stellen offerirt, welche er 
indess der reinen Religion wegen jedesmal ausschlug. 

1580 zum Hofarzt Herzog Ludwigs ernannt, starb er, nach- 
dem er 4 regierenden Herzogen von Württemberg in 54 jähriger 
Dienstzeit die erspriesslichsten Dienste mit besonderer Treue geleistet 
hatte, 31. December 1616. 



Digitized by 



Google 



- 218 — 

In der von dem Herzoglich Württembergischen Bath und Probst 
in Stuttgart, Erasmus Grüninger, auf ihn gehaltenen Leichenrede 
heisst es u. A. wörtlich wie folgt: 

„Ueber dem, dass er ein sehr nutzliches Arzneibuch schrieb, 
versah er auch gleichzeitig die Stelle eines Württembergischen 
Bibliothekars und lag, da er grosse Lust und Liebe für das Studium 
der Geschichte und der Genealogie hegte, denselben mit ausserordent- 
lichem Eifer und unsäglicher Mühe ob. Aus allerhöchstem Auftrag 
schrieb er die heute noch als vorzüglich geltende Württembergische 
Geschichte, welche er nebst seinem Sohne, der ihm adjungirt worden 
war, innerhalb 20 Jahren ausarbeitete." 

Durch seinen aussergewöhnlichen Pleiss und durch Benützung 
der Urkunden und Actenstücke, die er im Archive vorfand, war es 
ihm möglich, Verschiedenes, was bisher nur von einem Geschichts- 
forscher den andern nacherzählt worden war, auszumerzen, wobei ihn 
in der letzten Zeit sein nachbenannter Sohn Johann Jacob Gäbel- 
khofer, der ebenfalls Leibarzt und zugleich merkwürdigerweise als 
Begistrator (Archivar) angestellt war, unterstützte. Gabelhhofer war, 
wie Pfaff in seinem „Württembergischen Plutarch" sagt, ein Mann 
von trefflichem Charakter, Geiste, redlich, mildthätig, (die Armen 
behandelte er stets unentgeltlich), fromm, eifrig und treu in seinem 
Berufe. Er vereinte viel theoretische Kenntnisse mit einem ausge- 
breiteten praktischen Wissen, aber sein wichtigstes Verdienst, das ihn 
eigentlich unsterblich machte, sind seine Arbeiten über die Württem- 
bergische Geschichte. 

Seine Gattin war seit 1565 Ursula, Tochter des Dr. Uieronymus 
Cterhart, Herzoglich Württembergischen Vice-Canzlers. 

Kinder: 
. I. Barbara Gabelkhofer, geb. 28. August 1576, verm. mit dem 

Vogt zu Maulbronn Heinrich Eberhard Herbst. 
II. Ursula, geb. 16. December 1581, vermählt mit dem Prälaten 

zu Blaubeuren Joseph Osiander, 



Digiti 



izedby G00gk 



— 214 — 

III. Wolfgang Gabelkhofer, Med. Dr. und Physikus in Calw. 

IV. Hieronymus Gabelkhofer, Herzogl. Württembergischer Canzlei- 
Advocat. 

V. Johann Jacob Gabelkhofer, Herzogl. Württembergischer Leib- 
arzt und Hofregistrator. 

VI. Christoph Gabelkhofer, J. U. Lic, widmete sich dem Studium 
der Rechte zu Tübingen, Jena, Giessen und wieder zu Tübingen, 
worauf er von der Gräfin Elisabetha von Manderscheid, geb. 
Gräfin von Stolberg, zu deren Rath ernannt wurde. Nach dem 
Tode der Letzteren kam er in gleicher Eigenschaft zu den 
beiden Preiherrn Hermann und Moritz von Criechingen. 

1624 wurde er Stadt-Ammann in Esslingen, 1627 Bürger- 
meister dieser Stadt. Nachdem er noch zum Besten der Stadt 
zwei Reisen zum Könige von Schweden in dessen Lager unter- 
nommen, starb er den 19. Mai 1632. Seine Gattin war seit 
1616 Barbara, Tochter des Reichs-Ritterschaftlichen Secretars 
Jerg Jang. 

Ebenfalls dieser Familie gehörte an: 

Wolfgang Gabelkhofer, Pfarrer zu Eschingen 1561 — 1566, 
t 1566. 



Das Fürstlich Württemberglscho Dienerbach enthält folgende Gabtlkhovtr (Gabel- 
chover): Hier oh., CantzleiAdvoc. 93. — Joh. Jak., Archivar 38. — ■ Oswald, LeibMedlc u. 
Historie. 38, 104, Stattphysic. 436. Wolffg., LeibMedic. 195. 



Digitized by 



Google 



Gärtner. 



Acliatius Gärtner, wurde zu Tübingen den 23. November 1662 
als Sohn des in Folge des dreissigjäbrigen Krieges aus seiner Wohnung 
und seinen Aemtern zu Weissenburg am Sand der Beligion wegen 
vertriebenen Acfaatlns Gärtner geboren. Derselbe erlernte die Phar- 
macopoea und wurde nach Absolvirung dieses Studiums von seinem 
Herzoge einer Gesandtschaft nach Spanien als Beichs-Apotheker em- 
pfohlen, welche Sendung er jedoch ablehnte, da er dabei für seine 
Religion fürchtete. 

Hierauf wurde er an dem chemischen Laboratorium der Einhorn- 
Apotheke in Würzburg angestellt, wo er bald darauf zum Hofapo- 
theker ernannt werden sollte, was er wiederum wegen Gefahrdung 
seiner Religion abschlug, da er, wie es wörtlich heisst, „vielmehr 
das ewige Gut dem zeitlichen Glück vorzog." Von Würzburg aus 
kam er nach Frankfurt a. M., von da nach Nürnberg als Provisor 
in die StöberUn schs Apotheke. Nach dem französischen Einfall und 
der Einäscherung der Stadt Calw wurde er von 16 Apothekern in 
Anbetracht seiner besonderen Wissenschaften zur Wiederaufrichtung 
der dortigen Apotheke berufen, auch zuletzt als Stadt- und Land- 
Apotheker in Calw angestellt, ein Amt, das er 36 Jahre lang als 
ein Jedermann, besonders aber den Nothleiden*len,'sich gerne behülf- 
lich erzeigender Mann verwaltete. Er starb 3. April 1728. 

Seine Ehegattin war seit 20. August 1695 Maria Elisabeth», 
Tochter des Bürgermeisters und engeren Landschafts-Ausschuss-, auch 
Handlung8-Compagnie- Verwandten Christoph Meyer. Söhne: 



Digiti 



zedby G00gk 



- 216 - 

I. Achatias Gärtner, Land- und Stadt- Apotheker - in Calw, verm. 
seit 17. August 1723 mit Regina Margaretha, Tochter des 
Special-Superintendenten und Stadtpfarrers zu Wildberg Uher, 
welcher Ehe 2 Söhne entsprossten. 

II. Christoph Gärtner, Herzoglich Württembergischer Hofgerichts- 
Advocat. 

III. Joseph Gärtner, geb. 23. Januar 1707. Derselbe hatte in 
seiner Jugend den M. Flattich, nachmaligen Garnisonsprediger 
in Kehl, zuletzt Pfarrer zu Münchingen, zum Informator, stu- 
dirte hierauf zu Tübingen unter den Doctoren Elias und 
Alexander Gammer er Mediän, begab sich 1729 auf Reisen 
nach .Heidelberg, Frankfurt, Giessen, Coblenz, Bonn, Cöln, 
Aachen, Löwen, Maastricht, Brüssel, Antwerpen und weiter bis 
Amsterdam und nach England. Von da reiste er über 
Dover und Calais nach Paris, wo er sich längere Zeit aufhielt, 
und kehrte, nachdem er inzwischen 1730 von der Tübinger 
Universität zum Doctor der Medicin ernannt worden war, einige 
Monate später über Nancy, Luneville, Colmar, Strassburg, 
Kastadt und Carlsruhe nach Hause zurück. 

Als er 1731 die Ernennung zum Herzoglich Württem- 
bergischen wircklichen Hofmedicus erhalten, auch eben zu 
Ludwigsburg durch den abgelegten Eid Possession genommen 
hatte, überfiel ihn zu Stuttgart ein hitziges Fieber, welchem 
er den 21. Juli 1731 in seiner Vaterstadt Calw erlag. 

Seine Gattin war Eva Maria, Tochter des Johann 
Ludwig Wagner, Handlungs-Compagnie-Verwandten in Calw. 

Derselben Familie gehören an: 
Joseph Gärtner, geb. 1732 in Calw; er widmete sich zu Tü- 
bingen und Göttingen dem Studium der Medicin, verlegte sich aber, 
ob er gleich keinen Theil dieser Wissenschaft vernachlässigte, haupt- 
sächlich auf Botanik. 



Digitized 



by Google 



— 217 — 

Nachdem er mehrere Jahre Europa bereist hatte, wurde er 
zum Professor der Anatomie in Tübingen ernannt und erhielt bald 
darauf einen Ruf nach St. Petersburg, dem er auch 1768 folgte. 
Zwei Jahre lang wirkte er als Professor der Botanik und Director 
des botanischen Gartens daselbst, indem er zugleich seine Stellung 
zu vielen Reisen bis in die Ukraine, wo er für die Pflanzenwelt eine 
Menge neuer Entdeckungen machte, benützte. So fasste er den Ge- 
danken, den inneren Bau der Früchte und Samen der Gewächse ge- 
nauer und umfassender, als bisher geschehen war, mit dem anato- 
mischen Messer und dem Mikroskop zu untersuchen und hiemit die 
Grundlagen zu einer Classification der Gewächse zu gewinnen, auf 
welche dann Jussieu sein natürliches System gründete. 1770 kehrte 
er ins Vaterland zurück, wo er als Privatmann lebte und sich mit 
botanischen Studien beschäftigte. Noch als älterer Mann unternahm 
er mehrere Reisen nach England und Holland und starb 1791. Die 
von ihm begründete Unterscheidung der Pflanzen nach der Frucht- 
bildung gab der Botanik eine neue Richtung. Eine Fortsetzung 
seines bedeutendsten Werkes »de fructibus et seminibus« mit 180 
Kupfertafeln nach Gärtners eigenen Zeichnungen, Stuttgart 1789, 
gab sein nachbenannter Sohn unter dem Titel: >Supplementum 
carpologiae«, Leipzig 1805, heraus. — 

Carl Friedrich von Gärtner, Dr. med., Sohn des Vorigen, geb. 1. 
Mai 1772 in Calw, liess sich, nachdem er seine Studien an der hohen 
Karlsschule zu Stuttgart und an der Universität Tübingen, dann in Göt- 
tingen vollendet und wissenschaftliche Reisen durch Deutschland, Holland, 
England und Frankreich gemacht hatte, als praktischer Arzt in Calw 
nieder, widmete sich aber daneben fortwährend dem Studium der Natur- 
wissenschaften und insbesondere der Botanik. Im Jahre 1824 begann 
er seine Untersuchungen über die Befruchtung der Gewächse und die 
Bastarderzeugung, welche er in beinahe 10,000 Versuchen ein Vfer- 
teljahrhundert hindurch fortsetzte, und zu deren ungestörter Betrei- 
bung er sich von der ärztlichen Praxis zurückzog. Nachdem er schon 
1837 für die erste Veröffentlichung seiner Arbeit von der hollän- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 218 — 

dischen Akademie der Wissenschaften zu Harlein den goldenen Ehren- 
preis nebst der ausserordentlichen Belohnung erhalten hatte, erschien 
das vollendete Werk in zwei Bänden 1844 and 1849. Die von 
Vater und Sohn hinterlassene bedeutende Sammlung von Naturgegen- 
ständen aus allen Naturreichen machte die Tochter des Sohnes, Emma, 
im Jahre 1860 dem botanischen Institut der Universität Tübingen 
zum Geschenk, worunter insbesondere ein reiches Herbarium, ferner 
die historisch merkwürdige Sammlang der Früchte und Samen, deren 
Untersuchung den Stoff zu der classischeu Carpologie geliefert hat. 

Eine weitere Tochter Bertha Emilie Caroline, geb. 21. August 
1824, ist seit 28. Mai 1859 die Gattin des Dr. phil. Bcrnliard 
Hückel, geb. 19. Mai 1826 im Departement de bas Bhin. 

Gärtner war mit Sybille Christians, geb. Wagner, vermählt 
und starb ohne mäunliche Nachkommenschaft zu hinterlassen, im 
Jahre 1850. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält nur einen Beamten Namens 
Gärtner: Christoph, Vogt 282. 



Digiti 



zedby G00gk 



Gärttner. 

Carl Friedrich von Gärttner, geb. 16. Nov. 1787, Sohn des aus 
Zelle in Hannover stammenden Stadtum gelders in Backnang Christian 
Heinrich Gärttner und der Margaretha, geb. Baumeister, machte an- 
fangs 8 Jahre lang als Unterlieutenant die Napoleon ischen Feldzüge mit, 
wohnte der Völkerschlacht bei Leipzig bei, wurde Regimentsarzt und er- 
hielt in dem letzten Feldzug, welchen er im Jahr 1814 nach Frank- 
reich machte, den Königl. Civil- Verdienst-Orden , nahm seine Ent- 
lassung, studirte in der Folge noch zu Tübingen und machte solche 
Fortschritte, dass ihm 1816 die erledigte Stelle eines Universitäts- 
Operateurs übertragen wurde. 1817 wurde er Lehrer an der, mit der 
klinischen Anstalt verbundenen wundärztlichen und Hebammenschule 
und erhielt am Reformationsjubelfeste das Diplom eines Doctors der 
Chirurgie, in welch letzterer er in tausendfältigen Operationen sich 
Jahre lang Erfahrungen gesammelt hatte. Im folgenden Jahre wurde 
er ausserordentlicher Professor und starb 17. Oct. 1833. 

Gattin: seit 12. Oktober 1817 Louise Friederike, Tochter des 
Universitäls-Cameralverwalters Jöh. Fried. Gess. Kinder: 

I.« Carl Friedrich Gärttner, Pharmaceut in Stuttgart, geb. 27. Juli 

1818, verm. seit 25. Nov. 1847 mit Bertha, Tochter des t 

Stadtraths Merkel in Stuttgart. 

II. Gustav Hermann Gärttner, practischer Arzt in Tübingen, geb. 
10. Oct. 1820, verm. mit Louise Bossert von Tübingen. 

III. Heinrich Otto von Gärttner, geb. zu Tübingen 26. April 1822, 
Dr. med. et chir. , Augenarzt, Königlicher Leibarzt, Ober- 
Medicinalrath ; verm. I. seit 18. Juli 1857 mit Rosine Louise, 
geb. Schumann; II. seit 13. September 1864 mit Clara, 
Tochter des Fabrikanten Merkel in Esslingen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 220 — 

IV. Oskar Wilhelm Gärttner, geb. 19. December 1830, Oberamte- 
actuar in Tübingen, Reg.-Assessor in Stuttgart, verm. mit Auguste 
Elsässer, Tochter des Pfarrers Elsässer in Kaltenwesten. — 
Carl Gottlob Christian von Gärttner, geb. zu Bietigheim den 
14. September 1788 als Sohn des Kameral Verwalters in Bietigheim 
Philipp Ludwig Gärttner, Königlich Wörttembergischer Geheimer Le- 
gationsrath, Staatsrat!), dann vom 31. August 1844 bis 9. März 1848 
Finanzminister, Mitglied des Geheimen Raths, vormals Hofkammer- 
Präsident, lebenslängliches Mitglied der Kammer der Standesherren, 
Ehrenmitglied der Centralstelle für Landwirtschaft, Commenthur des 
Ordens der Württembergischen Krone, Grosskreuz des Friedrichs- 
Ordens, sowie des portugiesischen Ordens des hl. Jacob vom Schwert. 
Er starb 18. Juli 1861 im 72. Jahre seines Alters. 

von Gärttner war ein Mann von aussergewöhnlicher Befähigung 
und mit Recht sagte von ihm der Präsident der Kammer der Standes- 
herren, dass durch seinen Tod die erste Kammer eines ihrer thätigsten 
und ausgezeichnetsten Mitglieder, hervorragend durch hohe Einsicht 
und unermüdeten rastlosen Eifer, verloren habe. 

Seine Gattin war seit 23. September 1815 Friederike, geb. 
Autenrieth. Kinder : 

I. Marie, geb. 2. Juli 1828, verm. 3. Jan. 1847 mit dem General- 
director der K. K. Oesterreichischen Südbahn, auch Königlich 
Württerabergischera Oberbaurath von Etzel in Wien. 
IL Sophie, verm. 3. Mai 1847 mit Generalconsul von Georgii- 

Georgenau. 
III. Eduard von Gärttner, Königlich Württembergischer Staatsrath 
und Cabinets-Chef, verm. seit 10. Jan. 1852 mit Emilit, geb. 
Kuhn. Eine Schwester der Letzteren, Ottilie Caroline, wurde 
29. September 1855 die Gattin des Bankiers Wilhelm Georgii* 
Sohns des 1852 t Bergraths Georgii in Stuttgart, weicher 

* Ein Bruder desselben, Paul Georg Eberhard, geb. 15. August 1812, ist Ober- 
amtsrlchtcr in Rottweil, Ritter den Friedrichsordens, vermählt mit Anna, Tochter des t 
Med. Dr. Lipp, aus welcher Ehe eine Tochter Namens Marie, geb. 29. November 1867 
hervorging. 



Digitized by 



Google 



— 221 — 

Ehe 1 Sohn Namens Alfred, geb. 27. Mai 1864, entsprosste; 
eine weitere Schwester Julie, geb. 17. September 1837, ist seit 
23. October 1866 die Gattin des Particuliers Breitling; ein Bruder 
endlich, Carl Kuhn, Particulier, geb. 27. September 1838, 
vermählte sich am 29. Mai 1869 mit Agnes, geb. Reuss. — 

Gottlob Gärttner, Bruder des Vorigen, Königlich Württember- 
gischer Oberzollinspector in Ulm, starb vor mehreren Jahren daselbst. 
Gattin: Emilie, geb. Diefenbach. — 

Ein weiterer Bruder war: 

Ludwig August von Gärttner, geb. 30. Sept. 1790, Präsident 
der Oberrechnungs-Kammer, Ritter des Kron-Ordens, Commenthur I. 
Classe des Friedrichsordens, langjähriger Vorstand der Centralleitung 
des Wohlthätigkeitsvereins. Derselbe war, nachdem er früher den 
Oberämtern Besigheim und Cannstatt vorgestanden hatte, 1837 — 48 
Stadtdirektor in Stuttgart, hatte 1866 sein 50 jähriges Dienstjubiläum 
gefeiert, und sich 1868 in den Pensionsstand zurückgezogen. In 
den Jahren 1826 — 1830 hat er das Amt Heilbronn als Abgeordneter 
in der zweiten Kammer vertreten. 

Gattin: seit 2. August 1823 Caroline Wilhelmine, geb. Wolff, 
t 4. Februar 1830. Sohn: 

Emil August Gärttner, geb. 26. Mai 1824, Begierungsrath 
a. D., Bitter des Friedrichs-Ordens, venu. 25. Juli 1854 mit Ottilie 
August*, Tochter des Fabrikanten in Faurndau Adolf Friedrich 
Beekh. Kinder: 

1) Ottilie, geb. 6. November 1855, verm. 11. December 1873 

mit dem Hauptmann v. Flaiz. 

2) Julie Emilie, geb. 25. Mai 1857. 

3) Marie Eugente, geb. 12. Mai 1860. 

4) Elise Augnsta, geb. 19. April 1863. 

5) Augnsta Caroline, geb. 10. Juli 1865. 



Digiti 



zedby G00gk 



Gall. 

Joseph Anton «all, geb. zu Weil der Stadt 27. März 1748, 
erhielt seine Bildung in Rottenburg a. N., Heidelberg und Bruchsal, 
wurde Katechet an der k. k. Normalschule in Wien, Hofkaplan der 
Kaiserin Maria TJieresia, Pfarrer in Burgschleinitz, Oberster Schul- 
inspektor, Domherr in Wien, und von Kaiser Joseph IL, der ihn 
hoch schätzte, 1788 zum Bischof in Linz ernannt, wo er am 18. Juni 
1807 starb. Sein Tod erregte allgemeines Bedauern. Die Linzer, 
denen er besonders bei dem Einfalle der Franzosen sich hilfreich er- 
wiesen hatte, beweinten ihn wie einen Vater, und bei seinem Leichen- 
begängnisse waren über 15,000 Menschen versammelt. Er war 
ein sehr aufgeklärter Mann, von äusserst milder, duldsamer Gesin- 
nung und machte sich besonders um Verbesserung des Schulwesens 
verdient. Seiner zweiten Heimath hinterliess er aber nicht blos 
seine geistigen Schätze, sondern auch reiche Stiftungen zu Schul- und 
Lehrzwecken. Er schrieb auch viele interessante Schriften. 

Derselben Familie gehörte an: 

Franz Johann Joseph Gall, der bekannte Phrenolog, welcher zu 
Tiefenbronn den 9. (nach Andern 19.) März 1758, als das 5. von 10 
Kindern des dortigen Kaufmanns Joseph Anton Gall und der Maria, 
geb. KlUinger, geboren wurde. Sein Vetter, der vorbenannte Bischof 
Gall, Hess ihn nach Wien kommen und auf seine Kosten Medicin studiren. 
Bis 1805 prakticirte er daselbst als Arzt; während dieser Zeit bil- 
dete er seine neue anatomische Lehre vom Schädel und Gehirn aus, 
die sich auf die Wahrnehmung gründet, dass gewissen ausgezeich- 
neten Geistesvermögen eine bestimmte äussere Schädelbildung und 



Digiti 



zedby G00gk 



— 223 - 

umgekehrt entspreche. In dieser Beziehung heisst die GalVsche Lehre 
Kranioscopie, Kraniologie (Topographie des Schädels). Sie stützte 
sich auf die Vorstellung, dass das elementare Leben auf 24 Funk- 
tionen oder auf Anlagen wie Verschlagenheit, Sinn für Farben, Kindes- 
liebe etc. beruhe und erregte be; ihrem ersten Auftreten ungeheures 
Aufsehen. 

Da man im Gehirn etwa 60 verschiedene Theile unterscheidet, 
so brauchte Gall einen Leitfaden, um zu erfahren, welche Theile 
denn das Ganze ausmachen und glaubte nun diesen, da er Sonderungen 
im Gehirn nicht finden konnte, in den Erhebungen des Schädels con- 
statiren zu können. 

Seine Schüler haben dann die Topographie des Schädels allein 
zur Wissenschaft gemacht, dadurch aber das wenige Gute von der 
Lehre ihres Meisters vollends verdorben. 

Heutzutage ist GalVs Lehre ein überwundener Standpunkt, in- 
dem die gedachten Andeutungen am äusseren Schädel in den wenig- 
sten Fällen so scharf sind, dass sie für sich herausgehoben einen 
sicheren Schluss verstatten; zudem erscheint es auch meistenteils 
sehr fraglich, ob solche Erhöhungen nicht weit eher von den vielerlei 
Verletzungen und Krankheiten, denen der Mensch in der frühesten 
Jugend schon ausgesetzt ist, herrühren. 

Gegen GalVs Lehre schrieben: Johs. Müller in seinem „Handbuch 
der Physiologie des Menschen" und Flurant „la Phrenologie etc." 1863. 

Immerhin aber war Gall ein geistreicher Mann und feiner 
Beobachter, der durch seine Lehre jedenfalls der Wissenschaft nützte. 

Gall starb in Paris am 22. August 1828. 



Dm Fürstlich Wärttembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
de« Namens Gall: Christoph, Stadtschreiber 864. — Joh. Andreas, Stadtschreiber 366; 
Vogt 609. — Joh. Christoph, Stadtschreiber 366. — Joh. Ernst, Amptschreiber 260. 287. 
- PhU. Frid., Vogt 488. 610. 



Digiti 



zedby G00gk 



Georgii, Georgi, Georgy. 

»Die württembergische Familie Georgii* stammt, nach den eigen- 
händigen Aufzeichnungen des im Jahre 1837 im Alter von 75 Jahren 
zu Andeer in Graubündten verstorbenen Obersten von Schorsch, von einer 
anno 1298 aus Pavia nach Splügen in Graubündten eingewanderten 
Familie ab, welch 1 letztere sich auch Schorsch, Georg, Georgii und 
a Georgiis schrieb. Von Pavia kam Georg a Georgiis 1298 nach 
Splügen und wurde 1325 Landamman des ßheinwalds. Dessen Nach- 
kommen nennt Guler unter den rhätischen Edeln; sie bekleideten 
grösstenteils Jahrhunderte hindurch angesehene Staatsämter im Veltlin 
oder zeichneten sich in fremden Kriegsdiensten aus und wurden dann 
freilich, wie Andere auch, in die wiederholten politischen Parteiungen 
verwickelt. 

Landeshauptmann Georg von Georgii z. B. half nach dem zweiten 
Müsser-Krieg 1531 Frieden schliessen mit Johann Jacob von Medicis, 
und ging bald darauf als Gesandter zum Erzherzog Ferdinand von Oester- 
reich. Ritter Georg von Georgii unterzeichnete 1622 „im Namen des 
Hochgerichts ßheinwald und Schams tt den von ihm mitabgeschlossenen 
Mailänder Vertrag. Mit Oberst Georg von Schorsch in Splügen, starb 
1837 das Geschlecht, das auch zu Andeer, Thusis und Flims Vertreter 

* 8o Dr. Lech» er' s, Pfarrers in Thusis, 1875 erschienenes Werkchen „Tnus!*."* 
In einer Lebensbeschreibung des t Ober-Tribunal-Prasidenten von Georgii, welche in dem 
schwäbischen Volksbilderkalender vom Jahr 1847 erschienen und von Generalcontul 
von Georgii in der von Letzterem veröffentlichten „Sammlung von Lebensbeschreibungen, 
Briefen und sonstigen Urkunden, betreffend die Georgii'Bche Familie, zugleich Beiträge 
zur Geschichte Württembergs und Deutschlands ; Stuttgart 1876/ wieder gegeben ist. be- 
findet sich u. A. folgende Stelle: „er — der Ober-Tribunal-Präsident — stammte aus einer 
jener altehrwürdigen Familien, welche wie die Varnbüler und Duvernoy (die Familien 
Duvernoy und Georgii waren seit 1762 verschwägert) erst aus der Schweiz und aus Frank- 
reich eingewandert waren.* 



Digiti 



izedby G00gk 



— 225 — 

hatte, in Graubündten ans. Der Genannte bestätigte in seinen 
Familien - Schriften , was auch andere Geschichtswerke (darunter 
das helvetische Lexikon von Leu) berichten, dass im XVII. Jahr- 
hundert seine Vorfahren sich auch nach Württemberg verzweigten 
und dort hohe Ehrenstellen erhielten. Ein Nachkomme dieser in der 
Württembergischen Geschichte wohlbekannten Familie, der Königlich 
Niederländische Generalconsul von Georgii-Georgenau in Stuttgart, 
in dessen Händen sich auch eine Sammlung der schweizerischen 
Familien-Urkunden befindet, hat eine interessante Sammlung von 
Familienurkunden drucken lassen. Die Georgii waren auch verwandt 
mit den Salis, Planta, BuoU etc. 

Von demjenigen Stamme, der vor nunmehr bald zwei Jahr- 
hunderten in Württemberg eingewandert ist, mag in erster Linie hier 
aufgeführt werden: 

Johann Eberhard von tieorgil, Herzoglich Württembergischer 
Staatsminister und Consistorial -Präsident, Excellenz, mitvormundschaft- 
licher würklicher Geheimdeßath und Gesandter am Hofe Friedrichs 
des Grossen zu Berlin, geb. 1694, t 1772. Sein Vater Hans Martin, 
war Pfalzgräflich Veldenz'scher Amtmann der Grafschaft Lützelstein, 
Markgräflich Badischer Vogt von Durlach zur Zeit der Zerstörung 
dieser Stadt durch die Franzosen, als welcher er als Abgesandter 
des Markgrafen Magnus, mit dem er auch in Basel weilte, vielfach 
mit dem feindlichen General zu verkehren hatte; ferner war er Land- 
vogt der Markgrafschaft Hochberg und nach seiner Einwanderung in 
Württemberg Herzoglich Württembergischer Rath und Vogt von Urach, 
auch erster Erwerber der im Wittlinger Thal gelegenen Erblehengüter 
tfeorgenau.* Er war vermählt seit 1687 mit Margaretha, Tochter 
des Markgräflich Badischen Raths KiefTer**, J. U. Lt., und der 
Susanna Margaretha, Tochter des J. U. Dr. Dagger (Dagker). 

Der Grossvater Johann Eberhard's war der Hof- und Kammer- 

* Ha** Martin hatte 7 Söhne, von denen nur ein einziger Namens PtUr unver- 
mahlt starb. 

** Dessen einzige Schwester, Sophia Margaretha, war die Gattin des Geheimen- 
raths ä Kulpi». 

v. Georgii-Georgenau, Biographisch- Genealogische Blätter etc. 15 



Digiti 



zedby G00gk 



— 226 — 

Rath »des weltberühmten eifrig evangelischen Fürsten und Herrn 
Herrn Leopoldi Ludovici, Pfalzgrafen bei Rhein, Herzogen in Bayern, 
Grafen zu Veldenz« Jacob Simon tfeorgii,* geb. 1629, f 1702 zu 
Hornberg**; er bekleidete auch mehrere Jahre lang das Amt eines 
Assessors des Grossen Raths der freien Reichsstadt Strassburg. 

Die Wegnahme Strassburgs durch Ludwig XIV. 1681 und 
der Widerruf des Ediktes von Nantes bewirkten, dass er mit seiner 
Familie dieser Stadt den Rücken kehrte. Er zog mit seinem vor- 
benannten Sohn Hans Martin nach Württemberg, das er nunmehr 
zu seinem bleibenden Aufenthaltsort wählte, während ein anderer Sohn 
von ihm, Jacob Simon, t als Hofrath, nach Bayern sich begab. Ein 
Sohn des Letzteren, Friedrich Ludwig, starb gleichfalls als Ans- 
bachischer Hofrath. Jacob Simon Georgii (der Vater) war bei seiner 
Uebersiedelung nach Württemberg neben seinem Sohne auch von seiner 
ihm am 6. October 1657 angetrauten Gattin Eva Johanna, geb. von 
Stänger,*** »welche«, wie die ihr gehaltene Leichenrede vom 19. Decbr. 
1700 sagt, »obgleich aus einem alt vornehmen Geschlecht geboren, 
wegen der sehr grossen dreissigjährigen Kriegsdrangsalen mit der liebsten 
Frau Mutter sich nach Strassburg aus dem Rheingräflichen und von 
da ihren Gütern retiriren, nachmals in anno 1690 durch die franzö- 
sische gewaltthätige Verfolgung ihr Vaterland, Wohnung und Güter im 
Elsass und Westerich quittiren, anbei fast all ihr zeitliches Vermögen 
im Stich lassen, hernach sich heraus ins Reich begeben müssen.« — 

* Eine Tochter von ihm, Johanna EUsabelha, war die Gattin Heinrich» von OeUn- 
Sacken, Generaladjutant des Prinzen Louis von Württemberg, Kaiserlichen und de« Schwabi- 
schen Kreises Generalfeldmarschalls. 

** Daselbst bekleidete sein Sohn Samson, geb. 18. Februar 1664, t 1735, die Vogts- 
und OberamtmannssteUe. Derselbe hatte von 1689 — 1692 den Grafen von Hanau in der 
Eigenschaft eines Secretärs und Proourators ftsci provincialis auf dessen Reisen in Frank- 
reich, den Niederlanden und Spanien begleitet. Seine Gattin war seit 21. Mai 1695 
Roeamumde, Tochter des OberstUeutenants und Commandanten von Hohentwlel von Roth. 
Von seinen Kindern zogen einige nach Sachsen ; aus diesem Stamme gingen bis zu An- 
fang des XIX. Jahrhunderts verschiedene Geistliche und Medioiner hervor.. 

*** Tochter des Hochgr&fl. Rheingrifl. Raths und Vogts der Herrschaft Mörchingen 
und Diemeringen, Samson von Stangen (der Stänger genannt) auf Falkenstein und Deh- 
lingen (ein Sameon von Stangen war Liegnitz'scher Rath, t 1608) — und der Maria 
Elieabetha, geb. von Bütchler, genannt Schleieher, deren Vater Offizier zu Hagenau gewesen. 



Digitized by 



Google 



— 227 — 

Johann Eberhard trat nach vollendetem Stadium der Rechts- 
wissenschaft auf Empfehlung des damals in Wien weilenden Herzogs 
Carl Alexander von Württemberg, K. K. Feldmarschalls, in Oester- 
reichische Dienste und machte anfangs als Auditor, später als 
General-Auditor und Kriegs-Secretär unter dem Commando der Grafen 
Caraffa und Mercy von 1717 bis 1720 die Spanisch-Sicili sehen 
Kriege mit. In letztgenannter Stellung erhielt er nach dem Abschluss 
des Friedens den Auftrag, die Huldigung auf den Liparischen Inseln 
einzunehmen, worauf er eine Reise nach Livorno, Venedig, Mailand, 
in die Schweiz und nach Lothringen machte. Doch nun erwachte in 
ihm die Sehnsucht nach dem Vaterlande nnd er kehrte nach 6jähriger 
Abwesenheit wieder nach Württemberg zurück und wurde von seinem 
Herzoge im Jahre 1722 zum Regierungsrath ernannt. Als solcher 
siedelte er auch im Jahr 1727 mit der Kanzlei nach Ludwigsburg über. 
1731 wurde er Kammer- Procurator, 1736 aber Kammer- Director. 

,, Segensreich war sein Wirken in diesen Aemtern, denn treu und 
redlich diente er seinem Fürsten und Vaterlande; durch seinen Fleiss 
und seine Geschicklichkeit, durch die Gewandtheit und die mancherlei Er- 
fahrungen, welche er in seiner früheren Laufbahn erworben hatte, leistete 
er ihnen die ersprießlichsten Dienste. Er sorgte eifrig für die Empor- 
bringung des zerrütteten Kamraergutes, der Gewerbe und des Handels; er 
gab die Veranlassung zu Gründung des Zucht- und Arbeitshauses in Lud- 
wigsburg (1736) und brachte auch sonst manche guten Gesetze und An- 
stalten in Vorschlag. Er wurde zu mancherlei Sendungen in Staats-, 
Finanz- nnd Handels -Angelegenheiten nach der Pfalz, nach Bayern 
und Würzburg gesandt, und vollbrachte sie grösstenteils glücklich. 
Auch Süss-Oppenheimer , welcher jetzt ans Ruder kam, hätte 
daher gerne den so brauchbaren Mann, den man in seinem Amte 
nicht leicht entbehren konnte, beibehalten, aber Georgias unbestech- 
liche Redlichkeit Hess sich nicht für seine Plane gewinnen. Unbe- 
sorgt, was daraus für ihn entstehen würde, nur seiner Pflicht ein- 
gedenk, legte er die schändlichen Betrügereien des Süss im Münz- 
wesen dem Herzog offen vor Augen und — bekam darauf plötzlich 
seine Entlassung (26. December 1736). 



Digiti 



zedby G00gk 



- 228 — 

Doch damit war die Rache des berüchtigten Finanzkünstlers 
noch nicht gesättigt, er wollte seinen Widersacher ganz verderben; 
einer seiner Spiessgesellen , der Regierungs-Rath von Lamprechts, 
musste den abgesetzten Kammer-Director wegen ungetreuer Amtsführung 
verklagen und nun kam der Befehl,, ehe diese untersucht sei, sollte 
sich Georgii nicht entfernen. 

Dieser hatte zwar das beste Bewusstsein, allein dennoch musste 
er Schlimmes fürchten, denn es wäre das Erstemal nicht gewesen, 
dass Süss mit seinen Helfershelfern durch niedrige Ränke, durch heil- 
lose Verfälschungen und schändliche List auch den redlichsten Mann 
als einen Verbrecher dargestellt hätte. 

Aber der schnelle Tod des Herzogs rettete Georgii, der Vormund 
Karl Eugens setzte ihn in seine Aemter wieder ein, die Anklage gegen 
ihn ward untersucht, er unschuldig befunden und nun Lamprechts zu einer 
Ehren-Erklärung verurtheilt, welche Georgii ihm grossmüthig erliess. 

Im Jahre 1738 wurde er zum Geheimen-Rath ernannt und 
arbeitete nun vereint mit Büfinger, Hardenberg und den übrigen 
Mitgliedern der Vormundschaftlichen Regierung für Württembergs Wohl. 

In den gefährlichen Zeiten von 1741 — 1744, wo 'die Be- 
hauptung der Neutralität für Württemberg fast zur Unmöglichkeit 
wurde, die religiösen Wirren des Landes aber eine Lösung verlangten 
und die Württembergischen Besitzungen im Elsass von Frankreich 
sequestrirt waren, wurde er zum mitvormundschaftlichen würklichen 
Geheimden Rath (Administrationsrath) und Gesandten am Hoflager 
Friedrichs des Grossen in Berlin ernannt. Dort verweilte er mit den 
drei Württembergischen Prinzen Karl Eugen, Ludwig Eugen und 
Friedrich Eugen, die nach einander den Württembergischen Thron 
bestiegen, theils um die Oberaufsicht über ihre Erziehung zu führen, 
theils um die Angelegenheiten Württembergs, welches sich damals 
näher an Preussen anschloss, zu besorgen, 3 Jahre, indem er auch 
der Uebergabe der Majorennitäts-Urkunde Kaiser KarVs VII. durch 
Friedrich den Grossen an Herzog Karl den 5. Februar 1744 im 
Königlichen Schlosse zu Berlin anwohnte. Seit 1755 verband er 



Digiti 



izedby G00gk 



— 229 — 

mit seiner bisherigen Stelle auch die eines Präsidenten des Con- 
si8toriums. Es war diess ein Posten, wozu viel Gewandtheit gehörte, 
denn die Vermittlung und Fürsprache Preussens war damals in so 
mancher, zum Theil sehr wichtigen, Angelegenheit nöthig, und in 
Berlin musste Vieles, was zu Stuttgart eingeleitet worden war, erst 
ausgemacht werden. Georgii musste daher die Preussischen Mi- 
nister zu gewinnen suchen, was ziemlich Geld kostete, denn, wie 
er an Bilßnger schreibt, in Berlin war damals Nichts umsonst, als 
der Tod, jeder jagte dem andern einen Hasen in die Küche. Er 
musste gegen fremde Umtriebe, wie gegen eine feindselige Partei am 
preussischen Hofe selbst kämpfen, welche, in Verbindung mit dorn 
Bischof von Würzburg, ihm eifrig entgegen wirkte, sogar seine Briefe 
and Berichte unterwegs auffieng, und ihm Alles, was sie konnte, zu 
Leid that. Denn er arbeitete gegen ihren Plan, die Volljährigkeit 
Karl Eugen's zu beschleunigen, anstatt, wie sie ihm den Antrag ge- 
macht hatte, ihn zu befördern. 

Wegen Verwerfung des von Montmartin aufgestellten neuen 
ungerechten Steuerplans fiel er abermals in Ungnade. Karl Eugen 
selbst erkannte sein Unrecht bald, im Jahr 1766 bot er Georgii 
die Wiedereinsetzung in alle seine vorigen Aemter an. Dieser aber 
schlug sie aus, er hatte zu viel Erfahrungen über die Unbeständigkeit 
der fürstlichen Gunst, über den täuschenden Schimmer hoher Würden 
gemacht, als dass er sich hätte in seine frühere Lage zurückwünschen 
sollen. Er wollte den Schluss seines Lebens in Buhe zubringen, 
seine Blicke, der Erde abgewendet, waren auf das Jenseits gerichtet, 
und in der Beschäftigung mit Wissenschaften, mit der Geschichte, 
vornehmlich mit der Naturkunde und der klassischen Literatur, in 
einem ausgebreiteten freundschaftlichen Briefwechsel und in der Er- 
ziehung seiner hoffnungsvollen Enkel, welche neben seinem Zimmer 
wohnten und lernten, suchte er seine Erholung, suchte er eine Ruhe, 
welche er im Geräusche des Staatslebens so lange hatte entbehren müssen." 

üeber die Georgii zu Theil gewordenen, ehrenvollen diplo- 
matischen Aufträge geben die Eingangs erwähnten, die Georgii' 'sehe 



Digiti 



zedby G00gk 



— 230 - 

Familie betreffenden Sammlungen und in solchen insbesondere folgende 
durch den Druck veröffentlichte Urkunden und Acten nähere Auskunft: 
I. Acten, betreffend die Sendung nach Mömpelgard zur Posses- 
sionsergreifung dieses Landes im Fall eintretenden Todes Herzogs 
Leopold Eberhard von Württemberg -Mömpelgard und deren Aus- 
führung d. a. 1723. 

IL Acten über die Mission an den französischen Marschall von 
Berwick und Intendanten de Brou zu Contributions- Verhandlungen 
d. a. 1733; dessgleichen: 

III. Zu dem Generallieutenant Quadt nach Pforzheim, ferner 

IV. Zum Herzoge, der mit des Kaisers Armee zu Heilbronn stand. 
V. Gesandtschafts-Relationen aus Berlin de annis 1741 — 1744. 

VI. Originalbrief der Herzogin Maria, den Befehl an Oberst 
von Laubshy enthaltend, in Angelegenheiten der Prinzen über alles, 
was es auch Namen haben möge, mit Georgii, in den sie grosses 
Vertrauen setze, zu conferiren. 

VII. Das Creditif Georgiis als Abgesandten* an Friedrich den 
Grossen. 

VIIL Antwortschreiben Friedrich^ des Grossen, welches also lautet: 

„Durchlauchtiger Fürst, Freundlich Lieber Vetter. 

Da Eure Liebden, wie ich aus Dero freundvetterlichem 
Schreiben vom 28. Dezember des jüngst abgewichenen Jahres er- 
sehen, gut gefunden, den an mich accreditirt gewesenen Mitvor- 
mundschaft!. Würklichen Geheimerath von Georgii von hier zu- 
rückzuberufen, So habe Ich Ihm nicht nur hiemit das wohlverdiente 
Zeugniss von seiner hieselbst mit vieler prudence, Dexteritaet und 
Geschicklichkeit und zu meinem ganz besonderen Vergnügen ge- 
führeten Negotiation ertheilen, sondern Euer Liebden auch er- 
suchen wollen, Ihm in Allem, was Deroselben Er von Meinetwegen 
zu hinterbringen haben wird, völligen Glauben beizulegen, als wohin 
ich mich beziehe und woraus Euer Liebden Beydes, Meine dem 



* Vergl. hierüber auch den von Dr. Paul Stark in den Württembergischen Jahr- 
büchern für das Jahr 1875 veröffentlichten Aufsatz: „Fürstliche Personen des Hause« 
Württemberg und Ihre bewährten Diener im Zeitalter Friedrichs des Grossen.* 



Digitized by 



Google 



- 231 - 

dortigen Fürstlichen Hause beständig gewidmete Freundschaft 
und die aufrichtige Zuneigung zu verspüren haben werden, mit 
welchen ich ohnausgesetzet bin und bleibe 

Eurer Liebden Freundwilliger Vetter 

Friedrich. 
Berlin, den 3. Januar 1744. 

Graf von Podewils. 
An den Herzog Administrator C W. Borcke. 

zu Württemberg. 

IX. Acten über die nach Absterben des Kaisers Carl VII. 
erfolgte Sendung nach Augsburg, nebst Berichten an den regierenden 
Herzog Karl von Württemberg, aus den Monaten Februar-April 1745, 
betreffend Georgias Verkehr mit dem Feldmarschall Grafen von 
Sechendorf, während der Verhandlungen, welche den Füssener Frieden 
zur Folge hatten; ebenso 

X. Ueber die Mission an den Kaiserl. K. Feldmarschall Grafen 
von Traun wegen Abwendung einer beschwerlichen Cantonirung der 
Königlichen Armee im Schwäbischen Kreise, d. a. 1745. Endlich 
XI. Ueber eine Mission nach Mömpelgard zur Besitzergreifung 
der von Frankreich bis dahin sequestrirten , nunmehr restituirten 
Seigneurien 1747. 

» Johann Eberhard war ein Mann von seltener Kraft, offen und 
ohne Rückhalt, entfernt von allen kleinlichen Rücksichten, in hohem 
Grade uneigennützig und wohlthätig. Professor Scybold in seinem 
»Vaterländischen Historionbüchlein « Tübingen 1801 äusserst sich 
folgendermassen über ihn: »Den Erbvergleich, 2. März 1770, der 
einen Theil der Magna Charta ausmacht, zu erleben, mithin seine 
Grundsätze gerechtfertigt zu sehen, hatte er noch die Freude. Wie 
ruhig er sterben könne, im Bewusstsein seiner Verdienste unTs Vater- 
land — sagte ihm ein Freund in der letzten Viertelstunde seines 
Lebens.« »Meine Beruhigung ist das Vertrauen auf Gottes Gnade!« 
antwortete der Sterbende.« — 

Der 20. Juni 1772 war sein Todestag. 

Pf äff sagt : „Neben Bilfwger y Gemmingen etc. wird der Freund 



Digiti 



zedby G00gk 



— 232 — 

des Vaterlandes auch Georgias Namen immer mit Liebe und 
Achtung nennen.« 

Derselben Familie entstammten: 

1) Friedrich Heinrich Georgii, geb. 23. December 1692, Her- 
zoglich Württemb. Landschafts -Consulent und wirklicher Regierungs- 
rath, wirkte als ausserordentlicher Bevollmächtigter im Jahre 1742 
beim Kaiserlichen Reichshofrath in Frankfurt a. M. während der An- 
wesenheit Kaiser CarVs VII. die Bestätigung der Württembergischen 
Privilegien aus, unterstützt durch seinen vorbenannten Bruder, Staats- 
minister G-eorgii, der damals am Hofe Friedrichs des Grossen dessen 
Verwendung für die Sache beim Kaiser erlangte. Er starb 28. Aug. 1755 
und hinterliess 4 Söhne, von denen nur einer, Namens Peter, kinderlos 
starb; in II. Generation stammt von ihm Friedrich Heinrich Anglist 
von Georgii, der als Pfarrer in Degerloch im Jahre 1834 starb. — 

2) Jacob Simon, geb. 8. März 1698, Bruder Friedrich Heinrich 1 s, 
Herzoglich Württ. Amtmann, f 1764 in Feuerthal bei Schaff hausen. 
Gattin : Anna Catharina, geb. An hörn von Hartwies. (Schweiz.) Sohn : 

Jacob Friedrich, geb. 25. Januar 1734, Reichsgräflich Lim- 
burgischer Regierungsruth und Oborforstmeister, dessen weitere Nach- 
kommen indess unbekannt sind. — 

3) Philipp Anton, geb. 22. Mai 1702, ebenfalls Bruder Fried- 
rich Heinrichs, Herzoglich Württemberg ischer Hofrath und Oberamt- 
mann, t 7.0ctober 1771; eine Tochter von ihm, Maria Friderica, wurde 
die Gattin des Hessen-Darmstädtischen Geheimenraths Wilhelm Gottfried 
von Moser, Sohns des berühmten Landschafts-Consulenten von Moser. — 

4) Friedrich Carl, geb. 23. April 1704, Bruder des Vorigen, 
Herzoglich Württembergischer Vogt ao. 1739; von ihm stammen in 
III. Generation Lonis von Georgii, geb. 1810, Prälat zu Tübingen 
und August Wilhelm Georgii, geb. 1812, Bruder des Vorigen, f als 
Decan zu Balingen. — 

5) Eberhard Angnst,* geb. 22. Juli 1700, ebenfalls Bruder 

* Derselbe erhielt im 23. Jahre seines Alters als damaliger Kanzlei-Dircctor von 
den Bürgern der Stadt Ravensburg eine mit silbernen Bändern beschlagene Bibel (Jetzt 
im Besitze des Herrn Generalconsuls von Georgii- Oeorgenau zu Stuttgart) zum Geschenke. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 233 — 

des Staatsministers, studirte zu Pont ä Mousson in Lothringen und zu 
Strassburg die Rechte, wurde schon im 23. Jahre Kanzlei-Director 
der freien Reichsstadt Ravensburg, hierauf Syndicus daselbst 1735, und 
nachmals einer unmittelbaren freien Reichsritterschaft, Orts am 
Neckar und Schwarzwald, Consulent. Er starb 11. Juli 1742. . 

Gattin: seit 11. April 1724 Anna, geb. you Weltz, Tochter 
des Wohl- Adeligen Patriciats- und eines Consistorii Präsidenten Thomas 
you Weltz in Lindau und der Anna, geb. you Ebertz. Sohn: 

Heinrich August, geb. 22. Juli 1732, Herzoglich Württem- 
bergischer Special-Superintendent und Decan , t 31. Juli 1797. 

Gattin: seit 17. August 1762 Maria Friderica, Tochter des 
J. U. Lt., Herzoglich Württemberg. Vogts und Raths Johann Reinhard 
Rosser und der Eberhardina Louisa, geb. you Keller,* Tochter des 
Herzoglich Württemb. Oberstlieutenants Fried. Heinrich von Keller. — 

6) Christian Eberhard von Georgii, geb. 18. Novbr. 1724, 
Chevalier, Herzoglich Württembergischer General, Commenthur** etc. 
Derselbe trat 11. Dec. 1741 als Fähnrich bei dem Württembergischen 
Kürassier-Regiment »Herzogin Maria Augusta von Württemberg« 
ein und gieng mit dem Regiment, als dasselbe 1741 zu einem 
Dragoner-Regiment umgewandelt wurde und im Mai 1742 in König- 
lich preussische Dienste kam, in solche über. 1750 kam von Georgii 
aus preussischen Diensten zurück und avancirte 1750 zum Haupt- 



* Brüder von ihm waren : Joh. David von Keller, Herzoglich Württembergischer 
Hofrath und Chrietoph Dietrich von Keller, Erb- und Gerichtsherr auf Stetten, Fürstlich 
Sachsen-Gothaischer und Herzoglich Württembergischer wirklicher adeliger Geheimerrath. 
•• Cf. hierüber Wagner** „Geschichte der Hohen Karls-Sebule*, Würzburg 1866, 
in welchem Werke bei Beschreibung des Festes der Einweihung der Karle-Akademie, 
vom 11. Februar 1782, sich nachstehende, der Stuttgarter privilegirten Zeitung entnom- 
mene Stelle findet: „Stuttgart, den 17. Februar. Es war Seiner Herzoglichen Durchlaucht 
gnädigst gefällig, Dero höchstes Geburtsfest, den festlichsten Tag für aUe Dero treue 
ünterthanen, zur Einweihung Höchst Dero Karls-Akademie zu bestimmen. Schon vor- 
her waren hieza viele vornehme Deputirte von den benachbarten Hochstiften, Ritter, 
Cantons, Reichsstädten, auswärtigen Universitäten und Herzoglichen Landstädten ange- 
kommen etc. etc. Nachdem hierauf Seine Herzogliche Durchlaucht die Generalmajors 
r. Gemmingen, v. Gabelem, ». Holle, v. Harling, v. Bouwinghamen und v. Georgii zu Com- 
mandeurs de« Herzoglich militärischen St. Karlsordens gnädigst ernannt hatten, so ver- 
fügten sie sich zom Gottesdienst in die Herzoglich Catholische Hofcapelle 1 * etc. etc. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 234 — 

mann, hierauf zum Major im Februar 1757, zum Oberstlieutenant 
im April 1757, erhielt als solcher in dem Feldzug 1757 das Com- 
mando des dritten Grenadier-Bataillons, wurde in der unglücklichen 
Schlacht bei Leuthen von den Preussen gefangen und kam 1759 
aus preussischer Gefangenschaft (Magdeburg) wieder zurück. 1759 
im Februar wurde er zum Oberst ernannt unter gleichzeitiger Ver- 
setzung zum Dragoner-Regiment von Degenfeld, dann Regiments- 
Commandant bis 1765, wo das Regiment in die Reduction fiel. 

Wie so viele Officiere wurde er als reducirter geführt bis 11. 
April 1770, von welcher Zeit an er zum Regiment Grenadiers ä Cheval 
ä la suite kam. 1771 erhielt er den Charakter als Geueralmajor, 
wurde zugleich Regiments-Commandant, bis er 11. Februar 1772 
wirklicher Generalmajor wurde; 1775 im November zum Stadt- 
Commandanten von Stuttgart ernannt, starb er 15. October 1796. 

»Er war ein dem Rechte wie dem Vaterland treu und fest er- 
gebener Charakter.« — 

7) Eberhard Friedrich von Georgii, Dr. jur., Excellenz, Com- 
menthur etc., geb. 18. Januar 1757. Derselbe las bereits 1780 als 
Professor an der Hohen Karls-Schule, wohin der Herzog die talent- 
vollsten Köpfe berief, über Natur und Kriegsrecht. Von hier aas 
wurde er Oberamtmann, dann I. Rath und Stellvertreter des Kirchen- 
raths-Directors, und zugleich Consistorial- und Regierungsrath 1788. 
Im Jahr 1797 ging von Georgii als ausserordentlicher Abgesandter der 
Württembergischen Landschaft zum Fried enscongress nach Rastatt und 
wurde 1817 zum Obertribunal-Director, 1819 aber zum Präsidenten dieses 
Tribunals und ausserordentlichen Mitglied des Geheimen Raths ernannt. 

Von besonderem Interesse sind seine Gesandtschafts-Berichte 
von Rastatt, namentlich über die Audienz bei Napoleon.* 

Bei seiner ganzen Geschäftslaufbahn, besonders aber, seitdem 
er in einer höchst kritischen Zeit von der württembergischen Land- 
schaft in ihren Dienst berufen worden war, hatte er sich als einen 



* Conf. die in obenerwähntem Urkundenbnche, Seite 8», aufgeführte Vollmacht 
der Stände, sowie den Bericht über seine erste Unterredung mit dem damaligen General 
Buonaparte im Jahre 1797. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 235 — 

muthigen Vertheidiger der Rechte und der Verfassung des Landes 
erwiesen und sich dadurch die Achtung, die dem Patrioten gebührt, 
in vollem Masse erworben ; als er aber im Jahre 1 805, da das alte 
constitutionelle Gesetz mit allen demselben gemässen Institutionen 
mit einem Schlage zertrümmert wurde, einer der wenigen öffentlichen 
Diener war, die den Eid des unbedingten Gehorsams verweigerten, 
ward ihm von seinen Landsleuten, welche, obgleich fügsamer in das 
Gebot der Gewalt, als er, doch das Edle in dieser Weigerung leb- 
haft fohlten, der Name des letzten Württembergers zuerkannt. 

Als Rechtsgelehrter und früherer Professor des Kriegsrechts 
der hohen Karlsschule war er schon durch seine amtliche Laufbahn 
ein ausgezeichneter Kenner der früheren Staats- und kirchenrechtlichen 
Verhältnisse seines Vaterlandes, ein grosser Verehrer des römischen 
Civilrechts, als derjenigen Gesetzgebung, welche in ihren meisten 
Theilen dem Ideal eines allgemeinen Vernunftrechts am nächsten 
komme, durchdrungen von der Würde und Heiligkeit des Richter- 
Amts und ein eifriger Vertheidiger der Befugnisse desselben. 

»Georgii hat den seit mehreren Jahrhunderten in seiner Familie 
fortvererbten Grund-Charakter männlicher Kraft, unerschütterlichen 
Rechts-Sinnes und christlicher Religiosität treulich bewahrt. Er war 
tiefdurchdrungen von dem höheren Endzwecke des irdischen Daseins, 
wie auch von den Offenbarungen des Christenthums , das er als 
höchstes Bedürfniss und einzige Beruhigung des Menschengeschlechts 
betrachtete. Mit Gelassenheit, ja Freudigkeit sah er dem Tode ent- 
gegen, so dass er noch in den letzten Stunden seines irdischen Da- 
seins von seinem baldigen Dahinscheiden mit der entschiedensten 
Ruhe sprach. Er hatte das Glück, bis zu seinem Tode in vollem 
Besitze seiner Geisteskräfte zu sein. 

Zu seiner Zeit ein wahrer Hort dor kirchlichen Angelegenheiten 
war er zugleich von unermüdlicher Thätigkeit für Alles, was er als 
dem allgemeinen Besten zuträglich erkannte.« — 

Seine schriftstellerischen Arbeiten im philosophisch-juridischen 
und politischen Fache sind bekannt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 236 — 

8) Carl Gottlob von Georgii, geb. 1771, aus Sächsischer Linie, 
Herzogl. Hauptmann und Compagnie-Chef des Regiments von Koseritz 
(VII. Württ. Prinz Paul) 1803, garnisonirte bis 19. Sept. 1812 in Dan- 
zig an der Ostsee, wo er von Ende Augusts bis Mitte Septembers in 
den Vorwerken von Danzig-Fahrwaschen und Weichselmünde das Bom- 
bardement der russisch-schwedischen Scheerenflotte zu bestehen hatte. 
Am 20. September trat das Regiment den Marsch nach Russland an und 
kam 19. October nach Minok , wurde hier von dem Gouverneur 
Bronihowski wegen der aus der Moldau anrückenden russischen Corps 
von Tschitschagow aufgehalten, am 16. November angegriffen und 
retirirte nach Borisow, woselbst es den Brückenkopf zu besetzen hatte. 

Den 21. Nov. erstürmten die Russen den Brückenkopf und die Stadt 
Borisow ; die Division Dombrowsky, zu welcher das Regiment gehörte, trat 
den Rückweg nach Smolensk an. Gleichzeitig fand der Rückzug der 
ganzen grossen französischen Armee von Moskau nach Borisow statt. 

In dem Gefecht am 21. November 1812 wurde Hauptmann 
von Georgii von den Russen gefangen und starb, wie später einige aus 
der Gefangenschaft Zurückkehrende versicherten, an Hunger und Kälte. — 

9) Augast Eberhard von Georgii, Grosskreuz des Ordens di 
S. Giorgio della riunione, Ritter des St. Mauritius- und Lazarus- 
Ordens, Inhaber des Königlich Preussischen Ordens pour le merite etc., 
geb. 27. Juli 1768, Kaiserlich Königlich Oesterreichischer Brigade- 
General in Mantua, Festungs-Commandant von Gaeta. Nach den Auf- 
zeichnungen seines Adjutanten Baron Gerstner ', nachmaligem k. k. Feld- 
marschall-Lieutenants, genoss von Georgii bei den böhmischen Regimen- 
tern einen ausgezeichneten Ruf der Tapferkeit, welchen er sich als Com- 
mandant eines Grenadier-Bataillons im Feldzuge .des Jahres 1809 in 
den Schlachten von Eckmühl, Aspern und Wagram erworben hat. 

Feldzüge, die er mitgemacht hat: Gegen die Türken 1789; 
gegen die Niederländischen Insurgenten 1790; gegen Frankreich 
1792, 1793, 1794, 1796, 1797, 1799, 1800, 1805, 1809, 1813, 
1814 und 1815; gegen Neapel 1821. Den 9. Mai 1826 wurde 



Digiti 



zedby G00gk 



- 237 - 

er mit seinem Wagen umgeworfen, brach das rechte Schenkelbein 
und starb darauf in Mantua, wo er auch beigesetzt wurde. 

(Conf. Lebensbeschreibung des K. K. Oesterr. Generals August 
Eberhard von Georgii, verfasst von seinem ehemaligen Adjutanten, 
dem nachmaligen K. K. Oesterreichischen Feldmarschall-Lieutenaut 
Baron von ßerstner, d. d. 24. April 1857, desgl. von Feldmarschall- 
Lieutenant Heller von Hellwald, d. d. Capua 31. Oct. 1823.) — 
10) Eberhard Heinrich von Georgii, geb. 2. September 1765, 
General- Auditor der Königl. Württembergischen Armee mit Obersten 
Bang — eine Stelle, die König Friedrich geschaffen und die in 
directem Rapport mit dem Könige stand — nachmaliger Königlich 
WUrttembergischer Ober - Tribunal - Director in Stuttgart. Commen- 
thur etc., f 26. Mai 1841. Gattin: seit 12. Juli 1787 Henriette, 
geb. von Wider (»Wider von der Au«). Sohn: 

Eberhard Heinrich, geb. 9. Mai 1788, Bergrath und Gutsbe- 
sitzer, auch Theilhaber der Compagnie, welche unter dem Namen »Calwer 
Haus in Stuttgart« seit 100 Jahren im In- und Auslande bekannt ist, 
f 4. November 1852 mit Hinterlassung von 5 Söhnen und 3 Töchtern. 
Gattin: seit 12. October 1810 Wilhelmine, geb. Dörtenbach, 
t 28. April 1875. — 

Weitere und eingehendere Mittheilungen über diese Familie, sowie 
Aber bedeutendere Mitglieder derselben finden sich in dem bereits erwähn- 
ten archival. beglaubigten Urkundenbuche, herausgegeben von dem 
Sohne des Vorigen, dem Königl. Niederländischen General-Consul Emil 
Wilhelm von Georgii-Geor genau, geb. 1. December 1820, vermählt 
seit 3. Mai 1847 mit Sophie Emilie, Tochter des t Staatsministers 
von Gürttner, sowie in den bezüglichen Nachtragsblättern, resp. 
weiter gesammelten Urkunden. 

Dm Fürstlich Württemberg! sc he Dienertmch enthält folgende Georgii (Georgy): 
Geh. Bath 107. — Dar. Samson, Special 373. — Eberh. Frid., Qel. O.Rath 68, Kirch. Cast.- 
Adroc. 149; O Amtmann 409: Vogt 384; Weltl.Consi8t.Rath 140. — Eberh. Heinr., Cl Pfleger 
319 : Pfleger 487 ; Vogt 395. — Franz Jae., StifftaVerwaltter 566. — Frid. Carl, Vogt 568, 
«9. — Frid. Heinr. , Reg.B.8ecretar 72; Vogt 576. — Heinr. Äug , Special 378. — Joh. 
Eberh., CammerProcnrator 109: ConsisiPräsident 136; Gel. Geh.Rath 27. — Joh. Frid., 
KeUer 584; Vogt 314, 485. — Joh Heinr., ViaitatSecretar. 158. — Joh. Mart., Vogt 306, 
589. — Joh. Phil., Vogt 391. — Phil., Anton, Vogt 589. - Samson, Exped.Rath 111 ; O. 
Ambtmami 469; Vogt 606, 515. 



Digiti 



zedby G00gk 



Gerlach. 



Stephan tf erlach wurde den 26. December 1546 zu Knittlingen 
als Sohn des Georg: Stephan Gerlach, Steinmetzen aus Oesterreich, 
welcher des Anabaptismus verdächtig mit seiner Familie nach Mähren 
flöchten musste und zuletzt nach Württemberg kam, geboren. 

Stephan besuchte das Herzogliche Pädagogium in Stuttgart, 
kam von da nach Maulbronn , wurde 1564 Baccalaureus , 1567 
Magister und widmete sich hierauf dem Studium der Theologie in 
Tübingen. 

1573 wurde er Reiseprediger des Kaiserlichen Gesandten bei 
der Ottomanischen Pforte zu Constantinopel, Freiherrn Dav. Ungnad 
von Sonneg, welches Amt er 5 V* Jahre bekleidete, wobei er mit den 
Griechischen Kirchen-Patriarchen in enge Beziehungen trat, auch ihnen 
ihre Kirchen-Ceremonien und griechischen Predigten verbessern half. 
Nach seiner 1579 erfolgten Rückkehr von Constantinopel erlangte 
er den Doctorstitel und wurde zum Professor der Theologie in 
Tübingen, später zum Pro-Kanzler ernannt. 33 Jahre lang wirkte 
er an der Tübinger Hochschule als hochverständiger trefflicher Theologe 
und. starb 30. Januar 1612. Eine eingehende Biographie von ihm 
findet sich bei Fischlin, »Memoria Theologorum Wirtembergensium 
Resuscitatac, Ulm 1710. 

Seine Ehegattin war Brigitta, Tochter des Herzoglich Württem- 
bergischen Hofarztes Johann Schwärt z, welcher Ehe 4 Söhne und 
5 Töchter entsprossten. 



Digitized by 



Google 



— 239 — 

Kinder : 
I. Julia, vorm. mit dem Univeraitäts-Syndicus Joh. Eberh. Gilg, 
J. ü. Li. 

II. Theodora, f als Gattin des M. Thumm. 

III. Margaretha, verm. mit dem Stiftsprediger in Stuttgart M. 
Jacob Grab. 

IV. Christina, verm. mit dem Pfarrer in Nussdorf, M. David 
Schmidlin. 

# V. Theophil Gerlach, f ccelebs. 

VI. Ellsäns Gerlach, Pfarrer in Bernhausen, verm. mit Susanna, 
geb. Kraus. Sohn: 

Stephan Ger lach, geb. 6. Mai 1621. Derselbe er- 
hielt seinen ersten Unterricht in Stuttgart und Tübingen, 
wurde 1637 in das theologische Stipendium zu Tübingen 
aufgenommen, worauf er den 3. März 1641 unter dem 
Decan M. Johann Martin Rauscher Magister philoe. wurde. 
Er begab sich zu seiner weiteren wissenschaftlichen Aus- 
bildung über Lübeck nach Königsberg und studirte dort 
4 Jahre und nachher noch einige Zeit in Helmstedt. 1653 
kehrte er in sein Vaterland zurück und wurde Pfarrer zu 
Beinstein. 1657 berief ihn Churfurst Carl Ludwig von 
der Pfalz als Professor der Kirchengeschichte und kirchlichen 
Altertümer nach Heidelberg, welche Stelle er 36 Jahre 
lang bekleidete, bis zu der 1693 eingetretenen traurigen 
Katastrophe in Heidelberg, wobei er sein ganzes Eigenthum 
mit seiner Bibliothek verlor. 

Er wurde htedurch veranlasst, in sein Vaterland zu- 
rückzukehren und nahm seinen Aufenthalt in Tübingen, er- 
hielt auch eine Pension und den Titel eines Professors 
honor. Antiquitatum ecclesiasticarum. Er starb 12. Juni 
1697 xu Tübingen. Seine Gattinnen waren: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 240 — 

T. C'ordnla Sophia, Tochter des J. Cons. und Pro- 

curators am Reichskammer-Gericht zu Speier Sigmund 

Hafner, welche im ersten Wochenbette mit dem Töchterlein, 

das sie geboren, starb; II. Regina Margaretba, Tochter 

des Raths in Stuttgart Laurentius Herbort, mit welcher 

ihr Gatte 18 Jahre in kinderloser Ehe lebte; III. Elisabeth, 

Wittwe des Quirinus Berband, Churpfalz. Obristwachtiueisters. 

VII. Johann Georg Gerlach, f als theol. stndiosns. 

VIII. Samuel Gerlach, geb. zu Tübingen, Dia Conus zu Göppingen, 

Pfarrer in Kilchberg, Decan in Wildbad, in Göppingen, verm. 

I. mit Helena, Tochter des Abts zu Hirsau JoA. Hucel; II. 

mit Snsanna, Tochter des Vogts in Güglingen Johann Steeb ; 

t 1639. — 

Elisäns Gerlach, Sohn des Vorigen, ebenfalls zn Göp- 
pingen geboren 24. Juni 1634, Diaconus zu Bietigheim, 
verm. mit Jnllana Margaretha, Tochter des Med. Dr. und 
Phjsikus in Reutlingen Johann Rudolph Camerer. 

Gerlach starb 17. Januar 1704 als Pastor in Mittel- 
stadt, O.-A. Urach. 

Söhne des Letzteren: 

I. Samuel Gerlach, geb. in Unter-Oewisheim 1. October 

1664, Vicar zu Mittelstadt, starb unverheirathet. 
IL Johann Christoph, Med. Dr. , Herzoglich Wfirttember- 
gischer Rath und Leibarzt, geboren den 2. October 1670 
zu Unter - Oewisheim, O.-A. Maulbronn, besuchte die 
lateinische Schule in Tübingen und widmete sich in der 
Folge daselbst dem Studium der Medicin. 1692 bereiste 
er Ulm, Nördlingen, Nürnberg und Altdorf, wo er mit 
vielen berühmten Aerzten und Physikern, als D. Beutel, 
Bommel, Lmtüius, den beiden Volckmar, Lechner, 
Hofmann, Brun und Sturm bekannt wurde. Nach seiner 
Rückkehr dkputirte er pro Licentia (1693) und erlaugte 



Digitized by 



Google 



— 241 — 

gleichzeitig mit den nachmaligen Aerzten Brodbeck in 
Herrenberg und Caspar in Sulz den Grad eines Doctors, 

• worauf er ein Jahr lang in Tübingen praotizirte. 

1694 folgte er einem Rufe als ausserordentlicher 
Land-Physikus nach Göppingen, von wo er indess 1695 
wieder nach Tübingen zurückkehrte. Im Frühjahr 1696 
erhielt er die Stelle eines ordentlichen Land-Physicus in 
Calw, mit welcher die Inspection des Teinacher Sauer- 
bronnens, des Wildbades und Zeller-Bades verbunden war. 
Da er sich in dieser Zeit durch seine grosse Erfahrung, 

• Kenntnisse, wie durch Klugheit, Leutseligkeit, Freund- 
lichkeit allgemein beliebt machte, verlieh ihm im Jahr 
1708 sein Herzog den Charakter und Rang eines Raths 
und Leib-Medicus, 1713 aber die volle Besoldung eines 
Leibarztes. 

Er starb den 25. März 1716 an Apoplexie, einer 
Todesart, die er sich anderthalb Jahre vorher beim Ver- 
scheiden seines auf der Kanzel vom Schlage betroffenen 
Freundes Dr. Frommann gewünscht hatte. 

Seine Ehegemahlin war seit 30. October 1693, 
dem Tage seines Doctorats, Maria Catharina, Tochter 
des Professors der Theologie Dr. Michael Müller, 
damaligen Stadtpfarrers und nachherigen Kanzlers. 
Kinder : 
I. Jollana Sibylla, verm. mit dem Med. Dr., auch Stadt- und 
Amtsarzt in Nürtingen Georg Tobias Weismann, Sohne des 
Prälaten in Maulbronn. 
II. Justin* Maria, verm. mit dem Kanzlei- und Hofgerich ts- 
Advocaten Jacob Heinrich Tafel, Sohne des Johann Hein- 
rich Tafel, ritterschaftlichen Raths. 
III. Maria Catharina, verm. mit dem Hofgerichts-Advocaten in 
Tübingen Heinrich Cammerer. 

v. Gtorgii-Qeorgenau, Biogrophiech-Oenealogiache Butter etc. 16 



Digiti 



zedby G00gk 



- 242 - 

IV. Samuel Gerlach, geb. in Calw 1697, Pfarrer zu Neckar- 
thailfingen, t 1728. Gattin: Christina Barbara, Tochter 
des Stadtschreibers Pfeilstieker in Laufen. 

V. Christoph David Gerlach, J. U. Lic, Professor der Rechte, 
t 1742. 

VI. Christian Gerlach« 

Ebenfalls dieser Familie entstammte: 

Samuel Gerlach, Pfarrer in Grebyn bei Danzig, Stadtpfarrer 
in Heubach 1652, Decan in Wildbad 1655, in Markgröningen 1670, 
Abt zu St. Georgen 1675, t 1686. 

Seine Gattin war Christina, geb. Witternalk aus Flensburg in 
Holstein. 



Dm Fürstlich Wurttembergiache Dienerinich enthilt folgende höhere Beamte des 
Namens Gerlach: Extraord. LeibMedic. 196. — Georg, Keller 396; Vogt 394. — Harns 
Andr., Vogt 626. — Joh. Andr., Ambtmann 471. — Joh Georg, Vogt 386. — Leonh. (lAemkJ, 
Oaisü. Verwalter 697 ; Cl. Vogt 313, 696. — 8am., Abt 336 ; Pfarrer 441, 610, 613. — 
Stephan, CanceUar. 679. 



Digiti 



zedby G00gk 



Gerok. 



Karl Friedrich tob Gerok, Königl. Württembergischer Prälat 
und Oberhofprediger, Oberkonsistorialrath , als Canzelrednor wie als 
Dichter gleich berühmt und verehrt, wurde den 30. Januar 1815 
zu Vaihingen an der Enz geboren. 

Sein Vater war Christoph Friedrich von Gerok, Prälat a. D., 
Mitglied der Kammer vom langen Landtag (1848) an bis 1860, R. d. 
0. d. w. Kr., t 2. Juli 1865; die Mutter Charlotte, Tochter des De- 
cans in Dürrmenz Johann Ludwig Lenz; der Grossvater Christoph 
Friedrich Gerok, Pfarrer in Ofterdingen; die Grossmutter Louise, 
geb. Dapp; der ürgrossvater Georg Friedrich Gerok, Herzoglich 
Württemb. Vogt und Keller in Neidlingen, auf dessen an der 
Anssenwand der Kirche zu Neidlingen eingemauertem Grabsteine 
die Worte eingegraben sind: »Hier ruht die Asche eines würdigen 
Greisen, eines Christen, eines Freundes Gottes und der Menschen, 
des weil. Tit. Herrn Georg Friedrich Gerok, seit anno 1736 
gewesenen Herzoglich Württembergischen Vogts und Kellers zu 
Neidlingen, geb. anno 1705 zu Grossenbottwar, vermählt anno 
1733 den 8. September zu Neidlingen, gestorben anno 1793 den 
13. Jan. — Dem würdigen Greisen und treuesten Vater widmen 
dieses Grabmal dessen hinterlassene 9 Kinder: 1. Maria Frie- 
derika Memmingerin. 2. Beate Christiana Budthartin. 3. Maria 
Juditlia Wunderlichin. 4. WüMmina Sabina Wagnerin. 5. Maria 
Agnes Brechtin. 6. M. Christoph Friedrich, Diak. zu Weilheim 
(der obengenannte Grossvater Geroks). 7. Amandus Friedrich, 
Oberamtmann zu Alpirsbach. 8. Heinrika Dorothea, (We. eines 
Dr. Landerer). 9. Gottlob Friedrich, Diak. zu Kirchheim an der 



Digiti 



zedby G00gk 



— 244 - 

Teck (starb als Pfarrer in Rosswag). Leichentext 2. Tim. 4, 7. 
8.« Die Urgross mutter war Agnes Friederike eine geb. Kerner, 
deren Gedächtnisstafel an derselben Kirche die Worte trägt: »Zum 
Andenken der allhier ruhenden Tit. Frau Agnes Friederika Gerokin, 
geb. Kernerin. Geb. anno 1712 d. 11. Mai zu Göppingen, verm. 
den n. s. w. u. s. w., mit dem sie 16 Kinder erzeugte, t anno 
1779 d. 9. März. Der 47 Jahre getreuesten Gattin, der zärtlich- 
sten Mutter, der wahren Verehrerin der Religion widmen dieses 
Grabmal dero hinterlassener Wittwer und 9 Kinder. Leichentext 
Hiob 19. Vers 25—27.« Der Ürur-Grossvater war Johann Frie- 
drich Gerok, Gerichtsverwandter und Hospitalpfleger in Grossbottwar, 
in Weilheim u./Teck, geb. 18. Oct. 1676; die Urur-Grossmutter 
Anna Hegina, Tochter des Stadtpfarrers in Winnenden Johann Georg 
Hegel; der Urur-Urgrossvater Johann Friedrich Gerok, gleichfalls 
Gerichtsverwandter und Hospitalpfleger, geb. 1649, dessen Vater 
Jacob Gerok, vieljähriger Bürgermeister, als ein frommer Mann den 
31. Januar 1687 hn 84. Jahre seines Alters starb. 

Karl von Gerok fahrt in seinen »Jugenderinnerungen«, Bielefeld 
und Leipzig 1876, selbst an, dass weherhinauf die Kirchenbücher iu 
Gross-Bottwar nicht reichen, wie sie denn im 30jährigen Kriege fast 
allenthalben im Lande vernichtet worden seien. Nur ein altes würtfcem- 
bergisches Magisterbuch fähre im vorigen Jahrhundert einen Bischof 
Gerok in Nordamerika auf. Ebenso habe er schon als Jünghng mit 
froher Ueberraschung in Goethefs Selbstbiographie eine Familie Gerok 
zu Frankfurt verzeichnet gefunden, deren zahlreiche Trichter mit der 
Schwester Goethe* s Kornelia, eng befreundet gewesen seien. 

»Die stolzeste, freilich auch unsicherste Familienermnerung unsrbs 
Hauses aber« — so heisst es in den »Jugenderinnerungen« weiter 
— »reicht in die graue Vorzeit zurück. In Dr. Baur's, des 
berühmten Stifters der neueren Tübinger Schule, Vorlesung über 
Kirchengeschichte, die ich im Jahre 1836 hörte, ging eines Morgens 
eine heitere Bewegung durch den Hörsal und alle Blicke richteten 
sich theilnehmend auf mich, als der verehrte Lehrer — nicht ohne 



Digiti 



zedby G00gk 



— 245 — 

wohlwollendes Lächeln — einen Propst Geroch in Reichersberg auf- 
führte, der sich in den kirchlichen Händeln unter Kaiser Heinrich IV. 
hervorgethan habe. Ich acceptirte natürlich sofort, um so unbe- 
denklicher, da der Cölibat der Kleriker eben damals von Gregor VII. 
erst durchgeführt wurde, die Abstammung von dieser verschollenen 
Celebrität und spürte derselben gelegentlich weiter nach. — Ein 
alter Schweinslederband mit merkwürdigen Holzschnitten, Werlichius 
Kronik der Reichsstadt Augsburg, Frankfurt a. M. 1595, im Besitz 
meines Schwagers, des Oberkriegsraths Dr. von Kapff, sagt im »an- 
dern Theil«, S. 50, zum Jahr 1083, in margine: *Gerochus ein 
berühmter Priester vom Keyser dess Landes verwiesen.« Daneben 
im Text: »Wie auch dazumaien Gerochus oder Gerocalus von 
Reichensperg, Priester zu unser Frawen, ein sehr hälftiger Mann, 
nicht wenig berhümpt gewesen. Und ob der wol gegenwertigen 
Tumult mit einem Büchlein, so er öffentlich aussgehen lassen, zu 
stillen sich unterstanden, darinnen aber mehr des Bapsts als des 
Keysers Sachen schmückete, ward er vom Keyser in das Elend ver- 
trieben.« Der Augsburger Allgemeinen Zeitung, 1866, Nummer 
216, Beilage, entnahm ich folgende Notiz. »Ein deutscher Refor- 
mator im 12ten Jahrhundert. Probst Gerhoch von Reichersberg am 
Inn, 1093 bis 1169. Gebürtig von Polling im südwestlichen Ober- 
bayern, eine Zeit lang Scholasticus an der Domschule zu Augsburg. 
Sein Grundsatz: Gebt Gott was Gottes und dem Kaiser was des 
Kaisers ist, brachte ihn in Konflikt mit Papst und Kaiser. Er 
hatte zwei Brüder, Rüdiger und Friedrieh, für die er, da sie ihrer 
Ueberzeugung wegen verfolgt wurden, in Pavia bei Kaiser Friedrich L 
Schritte that« — 

»Also bis hinter die Hohenstaufenzeit reicht der Glanz unsres 
Namens zurück, und wenn allerdings auf den Schreiber dieses weder 
von dem kirchlichen Reformatorenberuf, noch von der theologischen 
Streitlust des »berhümpten« mittelalterlichen Propstes sich etwas ver- 
erbt hat, — sollte nicht, fragte ich manchmal die Zweifler und 
Spötter in der Familie, der Name „Friedrich", der durch unsere 



Digiti 



zedby G00gk 



— 246 — 

Geschlechtsreihe fast ununterbrochen sich fortgepflanzt, sollte nicht 
das hohe Alter sowie das cholerische Temperament, welches mein 
seliger Grossvater mit jenem streitbaren Kirchenpolitiker gemein hatte, 
sollte nicht der geistliche Beruf, dem die Träger unsres Namens auch 
in jüngster Zeit so vielfach getreu geblieben sind, sollte nicht das 
Alles mindestens ebenso sichere genealogische Anhaltspunkte abgeben, 
als die, an welchen so manches erlauchte Geschlechtsregister sich 
durch die Nacht der Jahrhunderte hindurch tastet ? Lassen wirs 
übrigens dahin gestellt«. 

Gattin: seit 15. October 1844 Caroline Friederike Sophie,* 
Tochter des Obertribunalraths und Dirigenten des Gerichtshofs in 
Tübingen Dr. Johann Friedr. Melchior von Kapff. Kinder: 

a. Sophie Luise Charlotte, geb. 22. Juni 1847, verm. 10. 
März 1873 mit dem Diaconus in Sulz a. N., Pfarrer in 
Maulbronn, Stadtpfarrer in Friedrichshafen, Köstlin. 

b. Thekla Maria/ geb. 3. April 1851. 

c. Emma Eleonore, geb. 10. Juni 1865. 

d. Gustav Adolf, geb. in Böblingen 25. August 1845, Pfarrer 
in Weingarten, Helfer in Brackenheim, verm. 28. October 
1871 mit Emilie, geb. Goldmann. 

e. Carl Christoph, geb. 6. October 1848, Dr. med. und Ober- 
amtswundarzt in Göppingen. Gattinnen: 1) seit 1874 
Louise, Tochter des Professors Dr. Eduard Friedr. v. Reusen 
und der Emilie, geb. Rieeke, t 29. Februar 1876; 2) 
vermählt den 19. März 1877 mit Emilie, Schwester der 
letzteren. 

Kinder: I. Ehe: 1 Sohn; II. Ehe: 1 Tochter. 

f. Siegfried Theodor, geb. 25. October 1856. 

g. Carl Imannel, geb. 9. März 1860, f 10. April 1866. 
h. Erich Theo bald, geb. 19. Januar 1863. 

i. Hermann Carl, geb. September 1867, f 10. März 1868- 
Geschwister Karl Friedrichs von Gerok: 



Digitized by 



Google 



— 247 - 

I. Louise Christiane Charlotte, geh. 6. August 1819. 
11. Charlotte Amalie, geh. 8. Decemher 1820, verm. 4. Juli 
1844 mit Diaconus Lang in Sulz, jetzt Prälat in Ulm. 
Kinder: 2 Söhne und 1 Tochter. 

III. Amalie, geh. 20. Decemher 1821, verm. 1849 mit Gymnasial- 
lehrer Kfinkelen in Bern, später Pfarrer in Flein, f 1873. 

Kinder: 1 Sohn und 1 Tochter. 

IV. Pauline, geh. 10. September 1823, verm. 19. August 1852 
mit Stadtpfarrer Oslander in Hall, jetzt Decan in Blaufelden. 

3 Kinder. 
V. Johanna, geh. 11. Decemher 1828, verm. 14. Mai 1861 mit 
Revisor Göz, nachmals Kameralverwalter in Teltnang, jetzt in 
Reutlingen. 
3 Kinder. 
VI. Theodor Friedrieh, geb. 27. März 1816, Dr. und Pharmaceut 
in Baltimore, verm. mit einer geb. Speidel, t September 1858 
beim Schiffsbrand der Austria. 
Kinder: 1 Tochter. 
VII. Christoph Friedrieh, geb. 11. December 1817, Kanzleirath in 
Tübingen, verm. 14. September 1850 mit Heinrtee Louise, 
geb. Kapff. 

Kinder: 2 Söhne und 1 Tocbter. 
VIII. Heinrieh Eduard Gottlieb, geb. 22. Februar 1826, Pfarrer 
in Osteisheim, Stadtpfarrer in Hall, verm. 30. April 1836 mit 
Marie, geb. Pistorins. 



Dm FnntUch Württemberglsohe Dlenerbueh enthält folgende höhere Beamte 
am Kamen« Gtrock: GL VerwaUtter 245. — 0#ory Frid., Vogt 469. 



Digiti 



zedby G00gk 



Gessler. 



Aus dieser ehemals Augsburg angehörenden, später im Hohen- 
lohischen, jetzt auch im Württembergischen blühenden Familie,* 
findet sich im XV. Jahrhundert ein Mitglied als Baumeister der da- 
maligen freien Reichsstadt Augsburg verzeichnet. 

In Alt- und Neu- Bayern finden sich in dem von Professor 
E. L. Rochhole, verfassten Werke „Teil und Gessler in Sage und 
Geschichte nach urkundlichen Quellen", Heilbronn 1877, u. A. fol- 
gende Gessler verzeichnet: 

1319, 8. Mai: Werner Gessler, Priester in Fultenbach. — 
1330, 20. Juni: Peter, genannt M eye, Offula, seine Gemahlin und 
sein Bruder Dietrich Spijs, Edelknechte, entleihen von der 
Lyeba, genannt Flemenzen von Worms, 50 Pfd. Heller und 

* Die Familie führt dasselbe Wappen wie die Gesslei- in der 8ohwelz. Letztere 
stammen ursprünglich aus dem Aargauer Dörflein Wiggwil, gelegen in den oberen Frei- 
ämtern des Aargaus, einem Dörflein, das heute noch wie bei seinem erstmaligen ge- 
schichtlichen Vorkommen eine Filiale der alten Pfarrei and Wallfahrt Beinwil ist. . Der 
Grund, warum der vielverzweigte GeschlechUname der Gttuler seit dem XVI. Jahrhun- 
dert in der inneren Schweiz erlosch' und heute von keinem einzigen dort eingebornen 
Geschlechte mehr geführt wird, lag in der allgemeinen Feindseligkeit, mit welcher hier 
seit den Kriegen der Länderkantone gegen daB Haus Oesterreich aller habsburgische 
Adel betrachtet wurde. Der stehende Ausdruck, mit dem man diese missgdnstige Stim- 
mung in den einheimischen OesohichtsqueUen selbst verzeichnet findet, heisst .• „Verhas- 
sxmg des Adels*. Nicht etwa erst Kaiser Maximilian /. brachte diese Benennung auf, 
sondern er setzte sie bloss frisch in Umlauf, als er in seinem 1499 erlassenen Beichs- 
manifeBte (datirt Freiburg im Breisgau, Montag nach Jubilate) den Schweizern zum Vor- 
wurf machte : »Die Verfolgimg des teutschen Adels und die Verhassung der teutschen 
Nation." 

So erloschen vielfach die Namen der alten und geschichtlichen Adelsgeschlechter, 
die, zur Auswanderung oder Namensänderung gezwungen, entweder das erstere wählten, 
oder durch Befolgung der letzteren, wie die Zurlsuben u. A. mehr, als bürgerliche 
Familien sich fortpflanzten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 249 — 

geben ihr davon als Zins jährlich 10 Malter Korn. Presen- 
tibus : Engllmanno dicto Gesseler, Joh. de Meckinheim, Theo- 
dorico de Haselach, militibus ; Theodorieo Gesseler et Petro 
Gesseler, armigeris de Lamsheim; Cunrado scnlteto, Hein- 
rico dicto Kolbe et Joh. Fabro, hubariis de Wissen. — 

1432: Heinrich Gesler, Kaplan zn Mäsenhausen bei Freising, be- 
endigt die Abschrift der von Heinr. Hettür (13. Jahrhundert) 
gereimten, 23000 Verse haltenden Apokalypse. — 

1613: Helena Gessler, Aebtissin der Franziskanerinnen zu Speyer. — 

1620: Die Gassler Ton Klaham gehören dem altbaierischen Brief- 
adel an. Ihr Wappenbrief stammt jedoch erst von 1620. 
Ein P. P. Gässler war 1742 Kurfürstlicher Kriegskassier; 
das Adelsdiplom für Joh. Mich. Gässler, Malteserordens-Amt- 
mann zu Landshut, ist von 1799. 
Ferner mögen aus dem Verzeichnisse der in demselben Werke 

geschilderten, weiteren in Deutschland ansässigen Gessler'schen 

Linien, Unterabtheilung: Die Gessler von Ulm und Augsburg 1292 

bis 1871, folgende hier Erwähnung finden: 

1292: Amman von Heysenspurg, genannt Glasier. 

1344: 7. März, München. Kaiser Ludwig der Baier genehmigt die 
Anweisung von 550 Pfd. Heller, welche sein Sohn seinem 
Wirthe Otto dem Bezeerer und Johann dem Geszeler, Bürgern 
zu Ulm, gegeben hat. 

1361 : Heinrieh der Gessler. 

1366, 23. April: Hans der Gösseler, der Alte, Burger zu Ulm, 
besiegelt daselbst den an das dortige Spital gemachten Ver- 
kauf des Hofes von Ober-Bubenshain. Das Siegel hängt. — 

1374, 4. Sept. : Hartmann der Gessler, Ammann zu Ulm, sitzt zu 
Gericht daselbst auf dem Kaufhaus und besiegelt mit eine 
Urkunde. — 

1380, 4. April: Ulrich Gessler, Pfarrer zu Ulm. 

1396: Ulrich Gessler, Patricius Ulmensis et Canonicus Augustensis. 

1399: Habs Gessler, und seine Hausfrau Eliaabet die Rötin. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 250 - 

1401, Montag n. Valentin, Rotenburg a. Neckar. — Hang der Gess- 
ler t. Ulm und Ulrich v. Rot empfangen von Herzog Leo- 
pold v. Oesterreich die Veste Rietheim zu Lehen. 

1404, 4. Sept. Tann.: Herzog Friedrich von Oesterreich belehnt 
Luczen Gessler, Burger zu Ulm, mit dem Weiler Betlishausen 
und dem Hofe zu Eissendorf, des Gesslers Erbe von seinen 
Brüdern Hans und Peter. 

1419: Ulrich Gessler, Domherr zu Augsburg und Pfarrer zu Ulm; 
sein Bruder Lutz Gessler, Burger zu Ulm. — 

1425, 24. Sept. : Bürgermeister, Räthe und Richter von Ulm, unter 
denen als sechster Ludw. Gessler angeführt steht, bevoll- 
mächtigen den Dr. Heinr. Neidhard, das von Papst Martin Y. 
genehmigte, mit der Abtei Reichenau unterhandelte Abkommen 
zur Erledigung zu bringen, nemlich die Ulmer Pfarrkirche 
von genannter Abtei zu eximiren. — 

1490: wurde Hans Gessler zu Augsburg als Schüler des Ludw. 
Schonauer vor dem Handwerke der dortigen Malerzunft losgesagt. 
Er war mehrere Jahre daselbst thätig, ist aber im dor- 
tigen noch vorhandenen Malerbuche nicht unter den Todten 
eingetragen. — 

1500: ca. Felix Faber, Dominikanermönch zu Ulm, t 1502, ver- 
fasste daselbst den Tractatus de civitate Ulmensi, handelt 
darin von der sechsfachen Standeordnung, nach welcher im 15. 
Jahrhundert dio Ulmer Bürgerschaft gegliedert war, und zählt 
unter deren dritten Klasse, welche von Mutter oder Vater her 
adeliger Abkunft zu sein hatte, das Ulmer Geschlecht der 
Gessler mit auf. — 

1522, 29. Oct.: Die Familie Gessler hat sich nebst andern Ulmi- 
schen Geschlechtern im Kriege gegen Frankreich durch treues 
Festhalten an Kaiser und Reich hervorgethan und erhält da- 
für von Kaiser Karl V. eine Adelsconfirmation. 
Was nun die Eingangs erwähnte Württembergische Linie der 

Gessler betrifft, so wohnte dieselbe seit ihrer Auswanderung aus 



Digiti 



zedby G00gk 



— 251 — 

Bayern im vorigen Jahrhundert im Hohenlohischen und gehören ihr 
aus neuerer Zeit an: 

Christian Gessler, Königlich Wfirttembergischer Kameralver- 
walter in Ellwangen mit dem Titel Finanzrath, f 6. Januar 1863. 
Söhne: 

I. Ernst Ton Gessler, Excellenz, geb. 27. October 1818, König- 
lich Württembergischer Staatsminister des Innern a. D., Ge- 
heimerrath, Grosskreuz des Krön- und Friedr.-Ordens etc. 

Gattin: 1) seit 9. Sept. 1845 Luise, Tochter des Ge- 
richtshofedirectors Friedrich Ludwig v. Gaupp , t 9. März 
1855. 2) seit 1. Mai 1856 Hertha, Tochter des Oberkriegs- 
raths August Friedrich Ludwig v. Ströbel in Stuttgart. 

Kinder I. Ehe: 

1) Luise Mathilde, geb. 16. October 1846, verm. 17. 
December 1872 mit Ingenieur Baumann in Heilbronn. 

2) Luise Friederike Mathilde, geb. 3. Februar 1855. 

3) Ernst, geb. 6. December 1848, Präceptor in Beilstein, 
Philolog. 

4) Friedlieh Wilhelm, geb. ft. October 1850, Regierungs- 
Assessor. 

5) Carl Christian Ludwig, geb. 29. Mai 1853, Premier- 
Lieutenant, verm. 1. Mai 1876 mit Marie, geb. Bach. 

Kinder II. Ehe: 

6) Hermann Julius, geb. 27. Februar 1857, med. stud. 

7) Ludwig Otto, geb. 22. December 1857, Seecadet. 

II. Dr. Theodor tou Gessler, Excellenz, geb. 16. August 1824, 
früher Kanzler der Universität in Tübingen, Staatsminister des 
Kirchen- und Schulwesens, Grosskreuz des Krön- und Friedrichs- 
Ordens etc., bekannt durch seine „Geschichte der Verfassung 
Württembergs", Stuttgart 1869. 

Gattin seit 12. Aug. 1851 : Mathilde, Tochter des Ge- 
richtshof8director8 v. Gaupp in Ellwangen. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 252 — 

Kinder : 

1) Mathilde Luise, geb. 2. Juni 1852, verm. 11. April 
1874 mit Archivrath Stalin. 

2) Ludwig Heinrich, geb. 16. September 1862. 

3) Theodor Wilhelm, geb. 27. September 1864. 

Ein Bruder obigen Christian Qessler's war: 

Wilhelm von G essler, Fürstlich Hobenlohischer Hofrath und 
Domänendirektor, f 1876. Gattin: seit 6. November 1822 Sophie 
Dorothea Friederike, Tochter des 5. Mai 1807 t Stadtpfarrers in 
Neuenstein, Friedrich Jahn, Enkels des Stadtpfarrers daselbst Justus 
Joachim Jahn* 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens G***Ur: Hans Cl .Pfleger 263 — LeonK, OclstL Verwaltter 409. 



Digitized by VjOOQIC 



Gmelin. 



Johann Georg Gmelin, Med. Dr., Stifter der Stuttgarter Linie, 
Königlich Polnischer, wie auch Churfürstlich Sächsischer, Herzoglich 
Württembergischer und Hochfürstlich Hessen- Darmstädtischer Rath 
und Leibarzt, wurde den 10. September 1652 zu Tübingen geboren. 

Sein Vater war Samuel Gmelin, Special-Superintendent und 
Stadtpfarrer in Herrenberg 1672 ; die Mutter Catharina, Tochter des 
Pfarrers in Ehningen M. Hegel; der Grossvater M. Wilhelm Gmelin,* 
Scholarch in Bebenhausen, Special zu Böblingen, f daselbst an der 
Pest 1. November 1635 ; die Grossmutter Judltha, Tochter des 
Herzoglich Württembergischen Hofpredigers, nachmaligen Abts in 
Hirsau Johann Parsimonius; der Urgrossvater Wilhelm Gmelin, 
Pfarrer in Gärtringe^ t 1612, erlebte 40 Enkel und 19 Stiefenkel; 
die Urgrossmutter Magdalena, Tochter des Bürgermeisters von Cann- 
statt Bieger; der Urur-Grossvater Michael Gmelin, Präceptor zu 
Weilheim u. Teck; die Urur-örossmutter Margaretha Nägel in. 



* «Alss der Keyser dnroh den General Oisa slle Wurttembergische Klöster ein- 
nemen und mit Mönchen besetzen laseeto, war Omettw »11dm (von Bebenhausen 1630) ver- 
trieben, und musste sieh mit den 8etnfgen zu Tübingen in seiner eigenen Behausung 
saffenthalten, bis« er zur Pflttt Ktrolieuteftiittirart sin Neckar transferirt. Auch in 
Böblingen hatte er Tiel erlitten und war daselbst aller sefaer Sachen beraubt worden, 
sonderlich den 8. September 1634 von den Oroaten unmenschlich tractiret, sich mit 
100 Bthlr. ranzlonlren mdsseh, im November wiederum mit 14 Bthlr., item im April 
mit IS Bthlr. Mit 6 Söhnen sambt 6 Doehtermfonern hat er die Oantzel sumal be- 
treten können. Unter seiner Disciplin (als Klosterpr&ceptor) in Bebenhausen sind 
sufs wenigste 1000 gewesen, die ins öffentliche Predigtamt kamen. In erfolgtem all- 
gemeinen Land-8terbend und grausamer Pestilenzzeit hat er mit fleissiger Verrichtung 
seines Amtes bis zu Ende ausgedauert, dass er in kurzer Zeit dreien Diaconis nach ein- 
ander die Leica-Predigten gehalten und unter Allen, die damals an der giftigen Seuche 
gestorben, er der letate gewesen und gleichsam die Thor zugeschlossen.* 



Digiti 



zedby G00gk 



— 254 — 

Ueber den Ursprung der Familie sagt Archivrath Omelin in 
seinem »Stammbaum der Familie Gmelin*, Karlsruhe 1877, Folgendes: 
„Woher der Stammvater der Familie kam, ob von Rom oder anders- 
woher, und zu welcher Zeit er in Süddeutschland eingewandert ist, 
muss dahin gestellt bleiben, und wir müssen es mit dem alten 
Auggener Special Jeremias Qmelin, halten: »indem keine gnugsame 
Documente ob Händen, lasset man solches an seinem Ort beruhen.« 
Der Beziehung des Namens Omelin auf das lateinische Lentidus* 
bleibt dabei durch eine nicht zu verläugnende Charaktereigenthütn- 
lichkeit eine gewisse Berechtigung gesichert und in dem Wahlspruch 
der Familie: festina lente (Eile mit Weile) spricht sich ein humo- 
ristischer Zug gesunder Selbsterkenntniss aus. Mag es nun aber um 
die deutsche oder nichtdeutsche Abstammung der Familie bestellt 



* Die tfsst'sche Kronik von Herrenberg enthilt als weitere directe Vorführen 
des auf voriger Seite erwähnten Michael Gm., — Petru» Gm. in Weilheim — WüMm Gm. 
— Petru* Gm. Ebenso verzeichnen Blum n. A. m. die Vorfahren des Pfarrer« in Gärtrin- 
gen als von Italien abstammend, und oitiren dabei folgenden Vera : 

„Die noch von der Römer Samen 

Ans dem alten Pabstthnm kamen, 

Lernt ihr Kinder nachzuahmen 

Ihrer frommen Eltern Namen.* 
Auf ahnliche Weise lautet ein Hochzeitscarmen : 

.Denn siehe lange Zeit — 

Und vor Lnthero noch 

Da man schon weit und breit 

und hin und her verspürte, 

Wie in Europa Gott 

Sehr vieler Hersen rührte, 

Die allerseits sich suohten su bemühen, 

Des Papstes Joch nun bald sich su entstehen, 

Fand durch des Herren Schluss 

ürbanus Lentulus 

Aach sich gerühret.* 
Ein schlimmer Anachronismus in einem Kirchenbuch-Einträge endlich laset die 
Lenttdu* geraden um der «evangelischen Religionsverfolgung 11 willen aus Rom vertrieben 
werden. 

p. Moor in seiner Geschichte Ourratiens, Bd. II. Abth. I., führt unter den 
nach Graubündten geflüchteten aus vornehmem Stande entsprossenen 36 italienischen 
Welt- und Kloster-Geistlichen, welche ihrem Glauben su Liebe Heimath, Vermögen, 
selbst die theuersten Familienbande geopfert haben, und den ersten Samen des Evan- 
geliums zu Oliven in dem Veltlln legten, auch einen 8eipio Lentuln* auf. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 255 — 

sein wie es wolle — eine gutdeutsche, und zwar gutschwäbische 
Familie im vollsten Sinne des Wortes ist sie sicherlich geworden." 

Johann Georg studirte zu Tübingen und Basel Medicin, wurde 
1675 zum ordentlichen Arzte in Marbach ernannt und erhielt ein 
Jahr nachher von der Tübinger Universität den Doctors-Titel. Von 
Marbach aus wurde er seiner ausgezeichneten Amtsverwaltung wegen 
von dem Herzoge Administrator von Württemberg als ausserordent- 
licher Hofarzt nach Stuttgart berufen und ihm gleichzeitig die Lei- 
tung des neuen Hof-Spitals, sowie die Inspection des medicinischen 
Hofgartens anvertraut. Kurze Zeit darauf ernannte ihn der Herzog 
zu seinem ordentlichen Leibarzte nach eben eingetretener Vakanz 
dieser Stelle. 1688 bei dem von Seiten Frankreichs erfolgten Einfall 
ins Württembergische erhielt er den Befehl, sich mit dem Landprinzen 
nach Regensbnrg zu begeben, wohin er in der Folge seine Frau und 
Kinder nachkommen. Hess und wo er 9 U Jahre lang verweilte. 

Sowohl seiner glücklichen Praxis, wie seiner bedeutenden Kennt- 
nisse wegen ward er daselbst allgemein beliebt und gelangte zu 
grosser Berühmtheit. Der Landgraf von Hessen-Darmstadt ernannte 
ihn zum Leibarzte, ebenso in der Folge der Churfittrst Georg III. 
and Johann Georg IV. Churfürst von Sachsen und König von Polen, 
wie die Churfürstin. 

4 Jahre lang bekleidete er die letztgenannte Stelle und kehrte, 
von dem Herzoge von Württemberg wieder an seinen Hof berufen, 
nach vorher eingeholter Königlicher Conoession 29. September 1698 
wieder ins Vaterland zurück, wo er auch nach 6jährigem rühmlichen 
Wirken mit Hinterlassung von 7 Kindern im Jahr 1705 den 7. März 
starb. 

Seine I. Qattin war seit 31. Januar 1676 Christiana, Tochter 
des Procurators des theol. Stipendiums zu Tübingen Friedrich Engel; 
die IL seit 30. Sept. 1684 Anna Sabina, Tochter des Canzlei- Ad- 
vokaten und Tutellarfaths in Stuttgart Johann Ludwig Sattler, welch 
beiden Ehen 12 Kinder entsprossten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 256 — 

Derselben Familie gehören unter andern bedeutenden Gliedern 
ferner an: 

Sigmund Christian Gnielin, ältester Sohn des Pfarrers in 
Löchgan Johann Wilhelm Gmelin, geb. zn Pfallingen 15. März 1679, 
Diaconus zu Herrenberg, schloss sich als solcher den pietistischen, 
separatistischen Gegnern der kirchlichen Lehre an, welche in den 
Reihen der jüngeren Geistlichkeit wie in Laienkreisen seit der II. 
Hälfte des XVII. Jahrhunderts in Württemberg auftraten. In 
Verbindung mit 2 Studiengenossen, dem Candidaten P. J. Bauer 
und dem Repetenten Ch. ff. Schmoller, griff Gmelin die Kirche von 
allen Seiten als ein verweltlichtes Institut an, rügte die steifen 
Formen des Gottesdienstes, den dürren Inhalt der Predigten, die 
unnütz gelehrten Studien der Geistlichkeit, das opus operatum der 
Andachtsübungen, die Unsittlichkeit unter allen Ständen, überhaupt 
den grossen Mangel christlicher Gottesfurcht, und drang auf die 
Förderung eines inneren Glaubenslebens und wahrer Gottseligkeit. 
Wenn auch vielfach von dem kirchlichen Dogma abweichend (er ver- 
warf z. B. die Taufe etc.), suchte er sich doch in seinem Vortrage 
darüber möglichst vorsichtig und bescheiden zu fassen, wie ihn denn 
unverkennbar in seinem ganzen Auftreten treuer Eifer und tiefe Be- 
geisterung geleitet hat. Wie seine beiden Freunde wurde er vom 
Amt entlassen nnd des Landes verwiesen. Schmoller und Bauer 
starben im Gefängniss; er selbst hielt sich noch einige Zeit bei 
gteichgesinnten Freunden «u Calw auf, wo sich auch sein jüngerer 
Bruder Wilhelm Christian der separatistischen Bewegung ansdiloss. 
Ate man seinen Aufenthalt erfahr, so wurde ihm bedeutet, sich als- 
bald über die Grenze zu machen; Sigmund Christian 8 Bitte, man 
möge ihm erlauben, um eines Augenübels willen noch eine Zeitlang 
im Hause des Moses Dörtenbach bleiben zu dürfen, war vergeb- 
lich. Er musste das Land sogleich räumen , wandte sich nach 
Schwarzenau im Berlenburgischen , wo er 12. October 1707 ge- 
storben sein soll. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 257 — 

Georg Friederich, Gmelln,* geb. 13. Juli 1679, Sohn des Vo- 
rigen, Med. Dr., Herzoglich Württembergischer ßath und Leibarzt 
1705. Von seinen hinterlassenen Söhnen waren Philipp Jacob Gmeliu 
Oberpfarrer, zugleich Consistorialassessor und Ephorus der Schulen 
zu Speyer, t den 23. November 1781 mit Hinterlassung von Nach- 
kommen ; Friedrich Wilhelm Umelin, Expeditionsrath in Stuttgart, 
t den 2. August 1790, ebenfalls mit Hinterlassung von Nach- 
kommen. — 

Jeremiftg tfmelin, geb. zu Bebenhausen 18. Januar IG 13, Spe- 
cial-Superintendent äVr Landgrafschaft Sausenberg 1672, f Auggen 
6. März 1698 im 86. Lebensjahre, Stifter der oberbadischen Gmelin- 
schen Linie. 

Gattinnen: I. seit 2. Mai 1636 Catharina, Tochter dos Pfarrers 
zu Oetlingen Christoph Föckler, IL seit 2. Mai 1659 Rosina Bar- 
bara, Tochter des Diaconus in Pforzheim Johann Eberhard Lutz, 
welch beiden Ehen 23 Kinder entsprossten. — 

Georg Adam Gmclin, geb. Baden weiler 13. Novoinber 1721. 
1748—1754 Capitän, trat 1757 als Capitän in englische Dienste, 
machte als solcher in Nordamerika die Eroberung vom Cap Breton 
(1758), von Quebek (1761—62), die Expedition nach der Havanna 
mit, nahm Ende 1763 seinen Abschied, lebte von 1764 an in Frank- 
fort, erhielt hier 1771 die Ernennung zum oberrheinischen General- 
quartienneister, Marsch- und Musterungskommissär mit dem Hang 
eines Obersten. 1782 erhielt er die Bestallung in derselben Eigen- 
schaft zugleich vom Kurrheinischen Kreis, 1784 den Charakter eines 
oberrheinischen Generalmajors; t Frankfurt 14. August 1799. — 



* Derselbe ist im Stuttgarter Taufbuch als Vater eines Georg Friederich, geb. 
6- April 1706 aufgeführt, bei welcher Taufe folgende Personen alu Tanfpathen ver- 
zeichnet sind : 

*Ihro Durchlaucht die regierende Hertzogin Johanna Klisahetha. 
Ihro Durchlaucht die verwittibte Hertzogin Magdalena Sihylla. 
„ „ der Landprinz. 

„ Gnaden Freifraulein von Gemmingen. 
« „ Oberhofmarschall von Staffhorgt. 

r. fieoraii-Georqenau, Biograph iftch»0encalogi8cho Blätter ntc. 17 



Digiti 



zedby G00gk 



— 258 — 

Wilhelm Gottfried Gmelin, geb. in Dresden 7. December 1695, 
Herzoglich Württembergischer Leibarzt, t 27. Februar 1760. Der- 
selbe hatte 19 Kinder, von denen 2 Söhne den Mannsstamm fort- 
setzten, nemlich: Christoph Friedrich Gmelin, geb. 25. April 1744, 
Tfarrer zu Neuweiler, O.A. Calw, 1772, Grossglattbach 1784, Wit- 
tendorf 1806, f den 29. September 1809, und Johann Christian 
Friedrich, geb. 2. Janr. 1753, Pfarrer in Nattheim 1806, t da- 
selbst 23. December 1820. - 

Christoph Friedrich Gmelin, Sohn des Vorigen, geb. zu Stutt- 
gart 25. April 1744, Pfarrer zu Neuweiler, O.A. Calw, 1772, Gross- 
glattbach 1784, Wittendorf 1806, f 29. September 1809. — 

Johann Georg Gmelin, der ältere russische Reisende, geb. 1709 
in Tübingen, Med. Dr., begab sich 1727 als practischer Arzt nach 
Petersburg, wurde daselbst 1731 als Professorder Chemie und Natur- 
geschichte angestellt; reiste sodann auf kaiserliche, Kosten nach 
Sibirien, um das für Russland neu erworbene Land zu untersuchen, 
und kehrte nach 1743 wieder ins Vaterland zurück. — 1749 wurde 
er Professor der Botanik und Chemie in Tübingen und starb daselbst 
20. Mai 1755. 

Das von ihm unter dem Titel „Reisen durch Sibirien" heraus- 
gegebene äusserst interessante Werk wurde in viele fremde Sprachen 
übersetzt. 

Gattin: seit 22. April 1749 Maria Barbara, Tochter des Pro- 
fessors der Theologie J. Ulrich Fromniami. — 

Philipp Friedrich, Bruder des Vorigen, Stifter der jüngeren 
Tübinger Linie, geb. 19. August 1721, wurde schon im Alter von 
29 Jahren (1750) Professor der Medicin in Tübingen, 1755 Professor 
der Naturgeschichte und Botanik daselbst, als welcher er 9. Mai 
1708 mit Hinterlassung eines Werkes starb. — 

Johann Friedrich, Sohn des Vorigen, geb. 8. August 1748 in 
Tübingen, widmete sich ebenfalls dem Studium der Medicin in Tü- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 259 — 

hingen, wurde 1771 zum Professor der Naturgeschichte und Botanik 
daselbst, 1778 aber zum Professor der Medicin in Göttinjen ernannt, 
wo er 1. November 1804 starb. Gmelin schrieb hauptsächlich über 
mineralische Gifte und über die Pharmacie. Er ist offenbar unter 
allen Gmelin der thätigste gewesen. — 

Christian Gottlieb von Gmelin, Dr. jur., Bruder des Vorigen, 
geb. 1749 in Tübingen, ordentlicher Professor der Rechte in Tübingen, 
Herzoglicher Rath 1780, Mitglied des Ober- Appellations-Tribunals 
1813, f Tübingen 6. März 1818. — 

Samuel Gottlieb Gmelin, der jüngere russische Reisende, geb. 
4. Juli 1744 in Tübingen, doctorirte schon 1763 und folgte 1766 
einem Rufe als Professor der Botanik nach Petersburg. Bald nach- 
her bereiste er mit Pallas, Güldenstedt und La gochin die südöstlichen 
Provinzen Russlands und starb, auf der Rückkehr begriffen, von 
Usmey, dem Chan der Chaicatten gefangen, zu Achmetkent im 
Kaukasus 27. Juli 1774 an der Ruhr. Der Chan hatte für seine 
Auslieferung ein Lösegeld von 30,000 Rubel verlangt, Catharina 
aber befahl seine Befreiung durch Gewalt zu bewerkstelligen, woran 
sie indess durch den Aufruhr Pugatchefs verhindert wurde. Gmelin 
hinterliess vielo literarische Arbeiten. — 

Christian tob Gmelin, Dr. juris, geb. 23. Januar 1750 in 
Tübingen, Professor der Rechte in Erlangen, in Tübingen 1781, 
Herzoglich Württembergischer Rath und Königl. Preussischer Hof- 
rath, Ritter des Königl. Württembergischen Civil-Verdieust-Ordens 
1808, t ö. Juni 1823. - 

Eberhard Gmelin, Bruder des Vorigen, geb. 1751 in Tübingen, 
Arzt und Physikus in Heilbronn, einer der ersten Anhänger des 
tbierischen Magnetismus in Deutschland, f 1809. — 

Wilhelm Friedrich Gmelin, geb. 26. November 1760 zu Baden- 
weiler im Breisgau, berühmter Kupferstecher zu Rom, Erfinder einer 
Maschine für Kupferstecher, f 1820 in Rom. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 260 - 

Karl Christian Gnielin, geb. Badenweiler 18. März 1762, Dr. 
Med. und practischer Arzt zu Carlsruhe 1784, Director des Forst- 
lichen Naturalienkabinets und der botanischen Gärten 1786, Hofrath 
1797, Mitglied der General-Sanitäts-Commission 1803, Geheimer 
Hofrath 1808, Mitglied der Bergwerks-Commission 1814, Geheimer 
Rath II. Cl. 1830, f Carlsrahe 26. Juni 1837. — 

Christian Heinrieh Gmelfo, geb. Tübingen 15. December 1780, 
Dr. jur. und Hofgerichte-Advocat 1801, Professor der Rechte zu 
Bern 1805, zu Tubingen 1813, Oberjustizrath zu Ulm 1824, f Ulm 
13. December 1824. — 

Ferdinand Gottlob von Gnielin, Neffe obgenannten Professors 
Samuel GottlieVü, geb. 1782 in Tübingen, Dr. Med. 1802, Pro- 
fessor der Naturgeschichte und Medicin in Tübingen, t 21. December 
1848 daselbst. — 

Christian Gottlob Gmeltn, Bruder des Vorigen, geb. 1 792 in 
Tübingen, Professor der Chemie und Pharmacie daselbst, correspon- 
direndes Mitglied der Academio der Wissenschaften zu Berlin, t 
Tübingen 13. Mai 1860. - 

Friedrieh Ludwig von Gmolin, geb. zu Tübingen 27. November 
1784, Dr. jur., Obertribunalrath 1832, Staatsrath und a. o. Mitglied 
des König]. Geheimen Raths 1841, Commenthur des Friedrichs-Ordons 
und des Ordens der Württembergischen Krone, Abgeordneter zur 2. 
Kammer für Freudenstadt 1815 — 1825, Mitglied der ständischen 
Commission bei der constituirenden Landesversammlung 1819, Abge- 
ordneter für Geislingen 1825—1831, für Nürtingen 1831—47, 
t Stuttgart 18. October 1847. — 

Eduard Gnielin, geb. zu Göttingen 10. October 1786, Dr. 
jur , Oberjustiz-Procurator zu Tübingen, t daselbst 20. März 1873. — 

Leopold Gnielin, geb. 2. August 1788 in Göttingen, Dr. 
Med., Privatdozent zu Heidelberg 1813, Professor der Medicin und 
Chemie und Badischer Geheimer Hofrath, auch titul. Geheimer Rath 
in Heidelborg, Ritter des Zähringer Löwen-Ordens, t 1 3. April 1853. — 



Digiti 



zedby G00gk 



- 261 - 

Johann Georg Gmelin, geb. zu Rom 3. Februar 1810, f im 
Kloster Montecalvi bei Kom 24. Mai 1854, erwarb sich als Land- 
schaftsmaler einen geachteten Namen. Von seinen bedeutendsten 
Gemälden befinden sich einige auf dem Königl. Landhause Rosenstein 
bei Stuttgart. — 

Die Gesammt-Biographie und Genealogie der Gmelin' 'scheu 
Familie findet sich in dem von dem Grossherzoglich Badischen Archiv- 
rathe in Carlsruhe Moriz Friedrich Gmelin, Enkel des Fol. 258 er- 
wähnten Christoph Friedrich Gmeliu, Pfarrers in Wittendorf, ver- 
fassten »Stammbaum der Familie Gmelin*, Carlsruhe 1877. In 
derselben sind 32 bedeutendere Mitglieder der Familie Gmelin bio- 
graphisch behandelt. 



Das Fürstlich Wörttembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
de« Namens Gmähiin (Gmälin, Gtnehlin, Gmelin): - Christian Göttlich, Abt 268. — Vrid. 
Wilh., VisitatSecreter. 158. — Georg Fried., LeibMedic. 196. — Georg Lud*., Pfarrer 
452 ; Special 583. — Joh. Georg, LeibMedic. 196 ; Visitat-Socretar. 158. — Jos., Paedago- 
gsrcha 562. — Sam., Pfarrer 671. - Wüh., Decan 395. 



Digiti 



zedby G00gk 



G o 1 t h e r. 

Johann Balthasar Golther, geb. zu Nürtingen, Pfarrer zu 
Iptingen 1637, zu Sielmingen 1639- 79, verra. mit Catharina, Tochter 
des Pfarrers Matthäus Gaspar, Sohns des Abts in Murrhardt, zum 
dritten mal vermählt seit 6. November 1677 mit Regina, Tochter 
des Prälaten in Hirsau Bernhard Wlldersin. (Seine erste, resp. zweite 
Gattin ist nicht bekannt.) Kinder: 

I. Johann Balthasar, geb. Sielmingen 1640, Pfarrer in Warth 

1659, in Nussdorf 1665, Dekan in Vaihingen 1698—1706, 

t 20. März 1710.* Kinder: 

* Auf dem Kirchhofe der Alexanderskirche in Marbach a. N. befindet sich folgen- 
den an der Aussenseite der Kirche recht* neben dem Hauptportale angebrachtes Epita- 
phium der Golthtr' sehen Familie: 

Hier ruhet im* Herrn 

M. Joh. Balthasar Golther 

Specialis zu Vaihingen 

starb den 20. Martzii Anno 1710 

im Ministerio 50 alt 70 Jahr 

und neben ihm sein vierter 8ohn 

Matthäus Geistlicher Verwalter all hie 

starb den 26. October Anno 1713 alt 44 Jahr 

Auch sein dritter Sohn 

Jokatm Jacob J. Ltus, 

Kantzley Advocatu* 

starb den 3. Jan. 1719 alt 50 Jahr 

bey 2 Enckeln 

Eva Regina 

M. Fried. Wilhelm seines zweiten Sohns 

Pfarrers zu Iptingen Töchterlein 

starb in der Flucht Anno 1707 alt 1 Jahr 6 Monate 

Und Joh. Jacob Friedr. 

Maria Agnes seiner andern Tochter 

Jung Joh. Jacob Heinlena Eheweibs 

15tigiges Söhnlein starb 25. Sept. 1718 

Maria Agnen seine 2te Tochter Joh. Jac. Heinlena Ehefrau 

allhier, starb 24. Jan. 1740 alt «3 Jahr 3 Monat. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 263 — 

1) Johaiin Balthanar, geb. 1662, Vogt in Besigheim, verm. 
25. Juni 1689 mit Elisabeth, Tochter des Decans in Blau- 
beuren Johann Ulrich Brastberger, welcher Ehe nur 1 
Tochter entsprosste. 

2) Friedrich Wilhelm, geb. 1665, Pfarrer in Iptingen 1693, 
verm. 22. Januar 1695 mit Agatha, Tochter des Pfarrers 
zu Kloster Reichenbach Joli. Lconh. Lindenmaier. 

3) Johann Jaeob, geb. 1669 J, U. Ltus., .Kanzlei- Advokat 
t 3. Januar 1719. 

4) Matthäus, geb. 1669, Geistlicher Verwalter in Leonberg 
t 1706. Gattin: seit 8. Januar 1701 Marie Eufrosine, 
Tochter des Ritterschaftlichen Syndicus in Esslingen Johann 
Datt. 

II. Matthäus Golther, Syndicus der Universität Tübingen 1668, 
Gattin: Helena Magdalena, Tochter des Vogts in Stousslingen 
Georg Philipp Hegel. Söhne: 

a) Matthäus Golther, geb. 22. Januar 1672, Herzoglich 
Württembergischer Keller in Brackenheira 1698, in 
Pfullingen 1699, in Heidenheim 1701, t 1724. Gattin: 
seit 1. November 1698 Dorothea, Tochter des Rentkamraer- 
raths in Stuttgart Joh. Erhard Reinhardt. Sohn: 

Christoph Jonathan Golther, geb. 7. December 1699 in 
Pfullingen, f 1742 ohne männliche Nachkommenschaft, Vogt 
in Heidenheim, in Lustnau, verm. seit 13. Februar 1725 mit 
Maria Catharina, Tochter des Kellers in Kirchheim Joh. 
Fried. Bacmeister. 

b) Jaeob Friedrich, geb. 13. März 1677, Pfarrer zu Reinerzau, 
t als Pfarrer zu Magstadt 23. November 1765 im 89. Jahr 
seines Alters. Gattin: Maria Magdalena, Tochter des Hof- 
gerichte-Assessors und älteren Bürgermeisters von Stuttgart 
Johann Guethler (Güettler), welcher im Jahre 1695 von 



Digiti 



zedby G00gk 



— 264 — 

den Franzosen als Geisel für seine Vaterstadt nach Mete 
abgeführt wurde. 

Von 8 Kindern sind folgende 2 Söhne bekannt: 

a) Jacob Friederich, geb. zu Reinerzau, Pfarrer in Wittlingen 
1742, in Ruith 1749, in Wangen 1757, t 15. August 
1708. Seine Gattin war eine geb. Duvernoy. — 

I») Jonathan Salomou, Herzoglich Württembergischer Hof- 
kammerrath. Geb. 12. Juni 1709. 

Letzterer voa seinem Vater nicht nur im Lateinischen und 
Griechischen, sondern auch, da er Liebhaber von verschiedenen 
Zweigen der Naturkunde war, in der letzteren unterrichtet, studirte 
u. A. zwei Jahre zu Strassburg uud widmete sich in der Folge 
mit besonderer Vorliebe dem medicinischen und chirurgischen Fache, 
wobei ihn Herzog Karl Alexander mit Geldmitteln unterstützte. 
Der Herzog, der den Vater Jonathans hochschätzte, schickte nämlich 
<len Sohn , dessen Eltern wenig bemittelt waren , auf höchst eigene 
Kosten nach Landau, indem er ihn dem damals daselbst an dem 
französischen Hospital angestellten Dr. Bergerot empfahl. 

Im Jahr 1734 berief ihn Herzog Karl Alexander, der in- 
zwischen die Regierung angetreten hatte, von Landau zurück und 
nahm ihn im folgenden Jahre auf seinen Feldzügen am Rhein in 
sein Gefolge auf. Im Frühjahr 1736 schickte ihn der Herzog mit 
dorn Gefolge nach Brüssel, das den Erbprinzen Karl Eugen, welcher 
dort bis in sein achtes Jahr bei seinem mütterlichen Grossvater, dem 
Fürsten von Thum und Taxis, erzogen wurde, ins Vaterland zu- 
rückbrachte. 

Als Karl Eugen 1 744 zur Regierung gelangte, erhielt Golther 
den Titel eines Hofkammerraths 1 746, und der Herzog, dessen besonderer 
Gunst er sich zu erfreuen hatte, übertrug ihm gleichzeitig die Ver- 
waltung seiner Privatkasse, — ein Vertrauensposten, den Golther 41 
Jahre laug mit besonderer ausgezeichneter Berufstreue bekleidete. 

Golther starb, nachdem ihm das seltene Glück zu Theil ge- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 265 — 

worden war, die ersten Jahrzehnte von zwei Jahrhunderten zu erleben, 
bei vollem Cenuss aller Seelenkräfte, den 8. März 1801, im 02. 
Jahre seines Alters. 

In dem nach seinem Tode erschienenen Nekrologe hoisst es u. 
A. wörtlich wie folgt: 

„Menschenliebe, geprüfte Redlichkeit, eine ebenso kluge Offenheit 
als strenge Verschwiegenheit, Eifer und unerschütterliche Treue in 
seinem Amte, verbunden mit seltener Ordnungsliebe, waren die Haupt- 
bestandteile seines Charakters, wovon man die vielen einzelnen Züge 
zusammenfassen müsste, um ihn ganz in dem vorteilhaften Lichte dar- 
zustellen, in welchem er denen, die in näherer oder entfernterer Ver- 
bindung mit ihm standen, erschien. 

Hiedurch erwarb er sich nicht nur die Liebe und Achtung 
aller derer, die ihn kannten, sondern auch vorzüglich das Vertraueu 
und die Zuneigung seines Fürsten, die aber auch von ihm mit seltener 
Treue und Anhänglichkeit erwidert wurde. 

Beides gründete sich auf eine, beinahe in allen Perioden des 
Lebens, mehr als 60 Jahre hindurch fortgedauerte wechselseitige 
Bekanntschaft und seine Dienstverhältnisse. 

Da es ihm an Beobachtungsgeist nicht fehlte, so mag er 
manche Züge, besonders aus dem Privatleben seines Fürsten, aufge- 
fasst haben, die für den künftigen Biographen desselben nicht ganz 
unwichtig gewesen sein würden. Allein dergleichen Dinge pflegte er 
in einem feinen guten Herzen zu bewahren und sein Mund öffnete 
sich nur, so oft er zum Lobe seines Fürsten etwas zu sagen 
hatte. 

Das bekannte „Ehrlich währt am längsten/' bestätigte sich 
an ihm vollkommen. — Wem die vielseitige denkwürdige Regierung 
Karls mit allen den verschiedenen Auftritten, Abwechslungen und 
Ereignissen bekannt ist,, dem wird die Behauptung: dass die Ehr- 
lichkeit des Dieners die Feuerprobe erstanden habe, nicht übertrieben 
scheiuen. — Brachte ihn gleich sein Amt in keine unmittelbare 
Berührung mit eigentlichen Staatsgeschäften," so kam er doch oft- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 266 — 

mals durch Aufträge, Verschickungen und dergl., mit welchen er 
durch das Zutrauen seines Fürsten beehrt wurde, in Lagen, aus denen 
er sich nur durch Klugheit, durch seine vieljährige, in der Hof- 
philosophie gemachte Erfahrung, durch Menschenkenntniss und vor- 
züglich durch unerschütterliche Strenge in den. Grundsätzen loswickeln 
konnte. In Folge des 1793 erfolgten Tods des Herzogs Karl, den 
vielleicht wenige wie er betrauerten, wurde er in Buhestand versetzt. 

Gofther erlebte 8 Kegenten Württembergs, von denen einer, 
Herzog Karl, allein an 50 Jahre regierte. 

Von 8 Geschwistern erreichte ausser ihm nur seine Schwester, 
die verwittwete Expeditionsräthin Elsässer, welche 1787 im 84. 
Jahre starb, ein ähnliches hohes Alter. a 

Seine Gattin war seit 1746 Maria Helena, Tochter des Kriegs- 
raths Oetinger. — 

Dr. Carl August Golther, Sohn des Vorigen, geb. 7. November 
1746 zu Stuttgart, Königlich Württembergischer Oberjustizrath, brachte, 
anfangs zum Geistlichen bestimmt, die Jahre 1761 — 1763 im Kloster 
Blaubeuren, die folgenden zwei im Kloster Bebenhausen zu. Nun 
aber trat er zum Studium der Rechtswissenschaft über, das er auf 
der vaterländischen Universität absolvirte, woselbst er zuletzt 1770 in 
Gegenwart des Herzogs Karl disputirte. Im folgenden Jajire wurde 
er zuerst unter die Zahl der Hofgerichts- Ad vocaten, später aber in 
die der Kanzlei-Advocaten aufgenommen. Die Praxis indess war nie 
nach seinem Geschmacke, dazu wurde sie durch die damals grosse 
Anzahl von Ad vocaten erschwert. Erwünscht war ihm daher der 
erhaltene Antrag, den jungen Freiherrn von Senkenberg, ältesten 
Sohn des vormaligen Reichshofraths von Senkenberg, auf Reisen zu 
begleiten. Er begann solche im August 1772 und kehrte von den- 
selben, nachdem er n. a. anch Italien bereist und in Rom bei dem 
Papst Clemens XIV., von dessen Geistesgrösse und Leutseligkeit er 
besonders eingenommen war, zweimal Audienz gehabt hatte, 1775 
ins Vaterland zurück. 

Im Jahr 1784 kam die zweite Consulentenstelle bei dem Ritter- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 267 — 

kanton Neckar-Schwarzwald zu Tübingen in Erledigung. Er bewarb 
sich um diese Stelle und erhielt solche. 

Ohnerachtet des ausgebrochenen französischen Revolutionskriegs 
hatte er doch in den ersten Jahren desselben noch ziemlich ruhige 
Zeit. Erst nach dem Rheinübergang im Jahr 1796 lernte er die 
Hebel des Kriegs auch in seiner amtlichen Stellung kennen. 

Alle Last der Besorgung von Lieferungen in die Magazine und 
Hospitäler, von Einquartirungen und dergleichen lag nicht nur in 
Hinsicht auf Leitung, sondern auch meistens im Einzelnen ausschliess- 
lich auf ihm, der häufigen beschwerlichen Reisen in beiderseitige 
Hauptquartiere nicht zu gedenken. 

Dieses wirkte schädigend auf seine Gesundheit. 

Nach Auflösung der Ritterschaft im Jahr 1806 wurde er als 
Rath bei dem Königlichen Ober-Justiz-Collegium II. Senats und zu- 
gleich bei dem Tutelarrath angestellt, in kurzer Zeit darauf aber zu 
dem Ober-Appellations-Tribunal nach Tübingen versetzt, und bei 
diesem Anlass von der juridischen Facultät daselbst mit dem Diplom 
eines Doctors beider Rechte beehrt. 

Die im October 1816 erfolgte Trennung von der treuen Ge- 
fährtin seines Lebens war ein harter Schlag für ihn. Seine körper- 
lichen Kräfte schwanden sichtbar. Da er fühlte, dass er seinen Be- 
rufspflichten nicht mehr mit gewohnter Pünktlichkeit nachzukommen 
vermochte, so suchte und erhielt er, nachdem er dem Staate 42 Jahre 
lang treue Dienste geleistet hatte, die Versetzung in den Ruhestand 
unter Beibehaltung seines vollen Gehalts, worauf er im Spätjahr 1817 
nach Stuttgart zog. 

Hier suchten alte biedere Freunde, von welchen ihm übrigens 
einige noch im Tode vorangingen, dem stets munteren Greis durch 
gesellige Unterhaltung die letzte Lebenszeit zu würzen ; vorzüglich aber 
benützte er seine Müsse dazu, sich seiner Lieblingsbeschäftigung, dem 
Lesen religiöser Schriften, zu widmen. 

Unter mannigfaltigen körperlichen Leiden erheiterte sich sein 



Digiti 



zedby G00gk 



- 268 - 

Geist durch ungetrübten Kückblick auf die vollendete Laufbahu, durch 
frohes Dankgeföhl für die darin aus der Hand .einer väterlichen Vor- 
sehung genossenen Sognungen und Freuden , und durch die zuver- 
lässige Hoffnuug, nun bald noch besser und noch glücklicher zu sein. 
Goltlier starb 10. Juni 1821. 

Seine Gattin war seit 1775 die jüngste Tochter des Professors 
Steinweg. Kinder : 

I. Carl August Golther, geb. 30. Januar 1779, Oberamtmann in 
Balingen und Weingarten, verm. mit Louise, geb. Rieger; Sohn: 
Carl, Rechtsanwalt, geb. 7. September 1822, vermählt seit 
14. December 1849 mit Elise, geb. Jenatsc b, geb. 14. Sep- 
tember 1822. Kinder: 

1) Antonie, geb. 28. Januar 1857. 

2) Valerie, geb. 23. Sept. 1850, verm. Sept. 1874 mit Gustav 
Fedor Benedict, Banquier, geb. 5. Juli 1841 , Sohn des 
Banquier Sigmund Franz Benedict*, geb. 7. Mai 1809, 
t Strassburg 14. Nov. 1852, und der Louise, geb. Lebret, 
und Enkel des Banquiers Moses Benedict, geb. 17. Febr. 
1772, t 8. Juli 1852, und der Flora, geb. von Geldern. 



* Ein Bruder des t Banquiers Sigmund Benedict ist der bekannte Componist 
Julias ltitter v. Benedict in London, geb 27. Nov. 1804, dessen Compositionen «ich durch 
die deutsche Gründlichkeit verbunden mit italienischer Süssigkeit auszeichnen. Gattin : 
Ade 7 e Jean. Kinder: 

Adeline, Wittwe des Obersten Heim; Freiherrn von Hügel. 

Georgin«, Gattin des Dr. med. Simpson. 

Alice, Gattin des Kaufmanns Boulan in London. 

Ernst, Ingenieur, geb. 1836. 

Eine Schwester des Julius v. Benedict, Henriette-, ist die Wittwe des t Dr. Samuel 
Dreifus8. 

Deren Kinder: 

1) Theodor Freiherr von Dreifus, geb. 9. Mai 1830, verm. zu Frankfurt a. M 10. 
Aug. 1859 mit Charlotte, *geb. Stein, geb. 19. Nov. 1839. 

2) Bertha, f Gattin des Bankiers Haas. 

3) Rosa, geb. 9. Nov. 1832, verm. mit dem Grafen Gotthanl Saurma-Jellsch. 

4) Emilie, geb. 28. Jan. 1834 vermählt mit Freiherrn von Einsiedel. 

5) Paul ine, Gattin des Präfekten Latour. \ 

6) Franziska, Gattin des Advocaten Dr. Donnenberg in Hamburg. 

7) Robert, Agent. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 269 - 

II. Gottlieb Ludwig- Golther, Oberjustiz-Secretär in Ulm, verin. 
mit Anna Maria, geb. Röscheisen. Söhne: 
1) Carl Ludwig von Golther, Excellenz, geb. 11. Jan. 1823 zu 
Ulm, durchlief bis zu seinem 18. Lebensjahr das Ulmer 
Gymnasium, studirte alsdann 4 Jahre an der Universität 
Tübingen. Die ersten beiden Jahre der Universitätszeit ver- 
wendete er auf das Studium der Philosophie, die letzten beiden 
Jahre auf das Studium der Rechtswissenschaft. Nach Er- 
stehung der beiden höheren juristischen Staatsdienstsprüfungen 
betrat er die richterliche Laufbahn, war vom Herbst 1846 
bis Herbst 1849 Gerichtsaktuar beim Oberamtsgericht Kün- 
zelsau, von da an bis Sommer 1851 zuerst Hilfsarbeiter, dann 
Assessor und Staatsanwalt bei dem Gerichshof in Ellwangen. 
Im Sommer 1851 trat er in das Departement des Innern 
über, wo er als Begierungsrath und später als Oberregierungs- 
rath zuerst bei der K. Ablösungscommission und dann beim 
K. Ministerium des Innern fungirte. Im April 1861 über- 
nahm er das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens, 
zuerst mit dem Titel Staatsrath, sodann mit dem Ministers Titel. 
Im Frühling 1867 vereinigte er mit dem Cultministerium das 
Präsidium des Geheimen Raths. Alsbald nach Uebernahme des 
Cultministerium s im Januar 1861 setzte er das Concordat mit 
der römischen Curie ausser Kraft und noch in demselben 
Jahre führte er eine gesetzliche Regelung des Verhältnisses 
der Staatsgewalt zur katholischen Kirche herbei, welche der 
neuesten preussischen Kirchengesetzgebung vielfach als Muster 
diente. Hierauf entwickelte er eine organisatorische Thä- 
tigkeit in den verschiedenen Zweigen des Unter richtswesens. 
^Während seiner ministeriellen Verwaltung wurde er vom 
König mit dem Grosskreuz des Kronordens und des Fried- 
richsordens ausgezeichnet. 

Im März 1870 nahm er seine Entlassung als Minister 
und Geheime-Raths-Präsident und zog sich auf das Präsi- 



Digiti 



zedby G00gk 



270 



dium der evangelischen Oberkirchen- und Oberschul-Behörde 
zurück, mit welchem Amt er seit Herbst 1872 das Präsi- 
dium der Centralleitung des Woblthätigkeits-Vereins ver- 
band. 

Verheirathet war v., Golther seit 20. August 1850 
mit Fanny, Tochter des t Hofkammerbaumeisters Autenrieth 
von Stuttgart. Er hinterliess 2 Kinder, eine Tochter Namens 
Fanny Hedwig, geb. zu Ellwangen 13. Juni 1851, und 
einen Sohn Carl Wolfgang, geb. 25. Mai 18p3; ein weiterer 
Sohn ist ihm im Jahr 1864 durch den Tod entrissen 
worden. 

v. GolÜier war ein Mann von unermüdlicher Arbeitskraft, 
von der höchsten Achtung für das Recht beseelt und von 
ungemeiner Liebenswürdigkeit im Umgange, stets beflissen 
für das Wohl des Staats wie des Einzelnen; er starb den 17. 
September 1876. 

Im Jahre 1874 ist ein Werk von ihm erschienen, 
das Epoche machte. Es führt den Titel: »Der Staat und 
die katliolische Kirche im Königreich Württemberg. Dar- 
stellung der geschichtlichen Entwicklung des Verhältnisses 
zwischen beiden und des geltenden Rechts auf Grund der 
Gesetzgebung von 1862, mit besonderer Beziehung auf die 
neuesten preussischen Kirchengesetze von 1873. c — 

Ein von ihm im Manuscripte (unterlassenes philoso- 
phisches Werk »Ueber Materialismus und Idealismus« sieht 
seiner Veröffentlichung durch den Druck demnächst entgegen. 



Du Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
dos Namens Golther (Golter, Goltter): Carl Aug., OantzleiAdvoc. 96. — Christoph Jon., 
Vogt 258. 446. - Joh. Balth., Vogt 380. - Matth., GLPfleger 331 ; Oaiatl. Verwaltter 479, 
490 ; Keller 404, 621 ; Statisch reiber 578 ; Syndlc 681 ; Vogt 446. 



Digiti 



zedby G00gk 



G o p p e 1 1. 



Adolf Goppelt, Kaufmann und Staatsrate a. D., wurde den 
2. Januar 1800 zu Heilbronn geboren als Sohn Georg Goppelt's, 
des im Jahr 1831 f Inhabers der in der Mitte des vorigen Jahr- 
hunderts von Johann Gottfried Goppelt, aus Crailsheim gegründeten 
Firma, and der Friederike, einer geb. Müller. 

»Derselbe besuchte das Gymnasium zu Stuttgart, wo er in das 
ihm verwandte Haus des Staatsraths von Bühler aufgenommen wurde, 
trat hierauf mehrjährige Reisen an, kehrte nach dreijähriger Abwesen- 
heit wieder nach Haus zurück und widmete sich von da an ganz dem 
väterlichen Geschäfte. 

1839 wurde er erstmals für die Stadt Heilbronn in die Kammer 
der Abgeordneten gewählt, wo er, da er selbst bei Fragen, die ihn 
tiefer erregten, sich die gehörige äussere Ruhe zu erhalten verstand 
und oft durch eine rasche feine Bemerkung das Unhaltbare der 
gegnerischen Behauptung zu zeigen wusste , ein willkommenes und 
hochgeschätztes Mitglied der liberalen Partei war und mit deren 
hervorragenden Führern in enge Beziehungen trat. Unter sein« 
Freunde zählte er besonders Dörtenbach, Camerer von Reutlingen, 
Deflher und von Zwerger. 

1848 — 1849 wurde er Chof des Finanzdepartements, hierauf 
nahm er auf das Drängen seiner politischen Freunde 1850 in Lud- 
wigsburg für die zweite Landesversammlung, dann 1851/52 in Urach, 
für Heilbronn und Stadt nochmals 1863 bis Januar 1866 die Ab- 
geordnetenstelle an ; ferner wirkte er als Vorstand der neu gegründeten 
Heilbronner Handelskammer von 1856, als Qemeinderath von 1862 



Digiti 



zedby G00gk 



— 272 - 

an. Die Centralstelle für Handel und Gewerbe zählte ihn zu ihren 
einflussreichsten Mitgliedern, auch war er Beisitzer der Oberhandels- 
kammer des Obertribunals. Von 1 857 — 58 war er Mitglied der 
deutschen Handelsgesetzgebungs-Commission in Nürnberg, 1870 wurde 
er zum Mitglied des Staatsgerichtshofs gewählt, 1871 — 73 folgte er 
dem von Heilbronn an ihn ergangenen Ruf in den ersten Reichstag. 

Er starb, nachdem noch ein Jahr vor seinem Tode seinem Hause 
die Ehre und Freude zu Theil geworden war, den deutschen Kron- 
prinzen zu beherbergen, 13. October 1875 ohne Kinder.« 

Goppelt war im Umgang ein Mann der feinsten Form, in der 
Stille wohltbätig, allem Guten dienstbar, ein Meister des Ausdrucks, 
der klugen, geschmackvollen, feinen Rede und sein Auftreten, sei es 
im geselligen und Familienkreise, oder in öffentlicher Versammlung 
trug immer das Gepräge geistiger Weihe. „Kein Glück," sagte er 
einst, „ist so gross, aus dem der Mensch nicht Unglück, kein Un- 
glück, aus dem er nicht Glück zu ziehen verstände." 

Seine Gattin war Caroline, geb. Heermann, mit der es ihm 
vorgönnt war 1873 die goldene Hochzeit feiern zu dürfen. 

Ein Bruder und Associe Goppelt- s, Heinrieh Goppelt, starb 
schon 1831. 



Digiti 



zedby G00gk 



Griesinger. 



Die Familie Griesinger stammt unzweifelhaft aus Griesingen, 
O.A. Ehingen, ob von den Herren v. Griesingen, Ministerialen der 
einst in Oberschwaben sehr mächtigen Grafen v. Berg •— wie Theo- 
dor Griesinger in seinem Universallexikon von Schwaben vermuthet, 
— mag dahin gestellt bleiben. 

Von Griesingen aus verbreitete sich die Familie in der benach- 
barten Gegend und Zweige derselben finden sich vom fünfzehnten 
Jahrhundert an in Ulm, Urach und Münsingen, auf welch letzteren 
Ort die noch heute blühende Familie dieses Namens ihren Ursprung 
zurückführt. 

Der älteste bekannte Griesinger ist: 

Jakob Griesinger, der »heilige Jakob von Ulm,« geb. 1407 
zu Ulm, Sohn des angesehenen Kaufmanns Dietrich Griesinger da- 
selbst, der 103 Jahre alt wurde, ohne dass ihm die Zähne ausge- 
gangen wären, oder er eines Stockes bedurft hätte. Er befasste sich 
schon frühe mit der Mechanik, wallfahrtete im 25. Jahre seines 
Alters nach Rom, wo er sich indess aus Mangel an Geld entschloss, 
bei König Alfons in Neapel Kriegsdienste zu nehmen. In Bologna 
trat er in den Dominikanerofden; das fromme Leben, das er daselbst 
geführt, veranlasste 1825 Pabst Leo XI L, ihn selig zu sprechen. 
Als Mönch widmete sich Griesinger der Glasmalerei und erwarb sich 
den Ruf eines grossen Meisters. In San Petronio zu Bologna finden 
sich Glasmalereien von ihm. Er t 11. October 1491 in Bologna. 

Der Münsinger Linie gehören an: 

A. Georg Friedrich von Griesinger, Theol. Dr., wurde den 16. 

». GtorgH-Gtorfmau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 18 



Digiti 



zedby G00gk 



- 274 — . 

März 1734 zu Marschalkenzimmern geboren als Sohn des 1698 in 
Urach geborenen nachmaligen Pfarrers daselbst ttriesinger. 

Derselbe widmete sich dem Stadium der Theologie und machte 
nach Absolvirung desselben eine gelehrte Reise nach Norddeutsch- 
land. Nach seiner Rückkehr von derselben wurde er Repetent am 
Stifte zu Tübingen 1761, Diaconus an der St. Leonhardskirche zu 
Stuttgart 1766, erster Diaconus an der Stiftskirche 1780, Stadtpfarrer 
an der Leonhardskirche 1783, Consistorialrath 1786, Prälat zu St. 
Georgen 1791. Im Jahre 1797 ward er in den landschaftlichen 
Ausschuss erwählt und blieb in demselben, bis dieser 1. Januar 1806 
mit der damaligen württembergischen Verfassung aufgehoben wurde. 

Griesinger, ein ehrwürdiger, freundlicher, milder Greis, dem 
nichts Menschliches fremd geblieben schien, der jedes Anliegen und 
jede Klage mit sichtbarer Theilnahme anhörte, Berichtigungen und 
Zurechtweisuugen immer in schonender, den Fehlenden ermuthigender 
Rede ertheilte, nie ermüdete, wo es darauf ankam, Rath und Hülfe 
zu ertheilen, genoss die Verehrung, die Liebe und das Vertrauen 
der protestantischen Geistlichen in Württemberg, wie keiner vor oder 
nach ihm, und alle erkannten in ihm ihren Vater und nannten ihn so. 
Zu dieser durch seine humane Art erworbenen Anhänglichkeit kam 
aber auch die allgemeinste Achtung für seine Verdienste. Itn Jahre 
1822 in Ruhestand versetzt liess er sich nicht abhalten, fast allen 
Sitzungen des Consistoriums beizuwohnen; er unternahm sogar im 
hohen Alter noch Reisen nach Italien, Holland und Oeeterreicb. Er 
war, insoferne in seiner geistigen Organisation Phantasie, Gefühl und 
lebendige Anschauung besonders hervortraten, ein genialer Theologe, 
wobei er nicht nur die Wissenschaft in ihrer Tiefe. und in ihrem 
ganzen Umfange, einen reichen Apparat von Gelehrsamkeit beherr- 
schend, umfasste, sondern sie auch mit selbstständigem, originellem 
Geiste behandelte und im hellsten Lichte darstellte. 

Griesinger hat zur Verbesserung des vaterländischen Kirchen- 
und Schulwesens viel gewirkt, und Manches, was die spätere Zeit 



Digiti 



zedby G00gk 



- 275 - 

Doch weiter entwickelt hat, verdankt ihm die erste Anregung. Unter 
seine Hauptarbeiten gehören die Bearbeitung des Evangeliums Johannis 
in den biblischen Summarien und die 1790 besorgte Herausgabo 
des Württembergischen Gesangbuchs. 

Er starb, nachdem er von seinem Könige 1824 durch das 
Bitterkreuz, 1828 aber durch das Commenthurkreuz des Eronordens 
ausgezeichnet -worden war, zu Stuttgart am 27. April 1828 im 62. 
Jahre seines Wirkens und im 95. seines Alters als Senior der 
vaterländischen Kirche. 

Seine Gattin war seit 2. Juli 1767 Henriette Christiana, 
Tochter des Hofgerichts -Assessors und ältesten Kirchenraths-Ex- 
pedition8raths Wilhelm Friedrich Knebel und der Christiana Barbara, 
ältesten Tochter des Herzoglich Württembergischen wirklichen Geheimen 
Raths Christoph Heinrich Korn. Ein Bruder von ihm : 

Johann Gottfried Griesinger, studirte die Rechte, wurde Kanz- 
lei-Advokat in Stuttgart, 1767 Tutelarrath, 1769 Herzoglicher wirk- 
licher Geheimer Secretär und Begierungsrath und verheirathete sich 
1770 mit Luise Reeg von Stuttgart, aus welcher Ehe sieben Töchter 
ent8prossten ; f 4. August 1804. 

B) Christoph Friedrich Griesinger, geb. 21. Mai 1771, Her- 
zoglich Württembergischer Begierungssekretär, t 8. April 1795 im 
25. Jahre seines Alters. — • 

C) Christof Maximilian von Griesinger, geb. den 25. November 
1763 in Leonberg. Sein Vater war Georg Christof Griesinger, J. U. 
Lt., Herzoglich Württembergischer Begierungsrath und Stadt-Oberamt- 
mann in Stuttgart, t 1782; der Grossvater Georg Christof Grie- 
singer, geb. 1697 in Kirnbach, Stadtpfarrer in Nagold, Special in 
Hornberg, in Wildberg und zuletzt in Calw, wo er auch 1765, 
68 Jahre alt, starb; der ürgrossvater Georg Daniel Griesinger, 
Pferrer in Kirnbach im Thiergarten, t 1715 als Stadtpfarrer in 
Oberriexingen ; der Ur-Urgrossvater M. Georg Griesinger, geb. 
in Machtolsbeim 1633, Pfarrer in Wittershausen 1656, in Neustadt 
bei Waiblingen 1657, in Gross-Glattbach 1664, 44jähriger, treu- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 276 — 

eifriger Seelsorger, t 12. December 1708. Von ihm rührt folgende 
Notiz im Kirchenbuche her: Anno 1666 Dom. Reminiscere mea ehea! 
Mater dilectissima Elisabetha, aet. 67, natura extrema persolvit et 
seq. die Lunae terrae gremio tradita, concio fonebris habita fhit a 
M. Johann-Bichardo Langio, Pastore Enz-Mülhusano. 

Christoph Maximilian war erst Canzlei-Advocat in Stuttgart, 
kam sodann als Oberamtmann nach Leonberg, von da im Jahre 1814 
als Eegierungsrath und Amts-Oberamtmann nach Stuttgart, wo er 
den 4. Juli 1831 starb. Griesinger war Ritter des Königlich 
Württembergischen Civil- Verdienst- Ordens. 

Seine Gattin war Regina Friederica Catharina. geb. Bllflnger, 
t 29. November 1841. Kinder: 

I. Louise Friderike, geb. in Leonberg 18. Mai 1801, verm. mit 
dem pensionirten Stadtpfarrer Ernst Georg Haldenwang (in 
Gross-Sach8euheim lebend), Kitter I. Cl. des Friedrichs-Ordens. 
II. Caroline Sofie, geb. 12. September 1802, verm. mit dem Pfarrer 
in Bommelsbach M. Johann Christian Engel, Ritter I. Classe 
des Friedrichs-Ordens. 
III. Sofie Auguste, geb. 7. Nov. 1805, unverheirathet, Kammerfrau 

der Königin Sofie von Holland. 
IV. Marie Ernestine, geb. 11. Juli 1823, verm. mit dem Decan 
in Geislingen Ludwig Majer, Ritter I. Cl. des Friedrichs-Ordens. 
V. Gustav Friderich Griesinger, geb. in Leonberg 24. Jan. 1804, 
Helfer in Münsingen 1834—39, hierauf 20 Jahre lang Stadt- 
pfarrer in Leutkirch 1839 — 59, als welcher er streng an 
seinen religiösen und politischen Ueberzeugungen hielt, sowie 
die Interessen der Protestanten zu wahreu suchte; 1859 kam 
er als Pfarrer nach Ehningen. Griesinger ist bekannt als ge- 
rn üth voller und humoristischer Dichter. 

Seine Gattin ist Ernestine Catharine, geb. Neubert von 
Bernstatt. Kinder : 

1) Gustav Griesinger, geb. 1835, unvermählt, t als Rechts- 
anwalt in Stuttgart 1863. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 277 — 

2) Riehard, geb. 1837J f als Seminarist in Maulbronu 1852. 

3) Oskar, geb. in Leutkirch 27. Januar 1844, früher Domänen- 
pächter in Reuthin, dann Gutsbesitzer auf dem Gollenhof, 
verm. erstmals mit Marie, geb. Kranz ; zum zweitenmal e 
mit Marie, geb. Reichert. 

VI. Ludwig August Griesinger, geb. in Leonberg 3. Januar 1808, 
froher Gutsbesitzer in Eisbach bei Gaildorf, später Pächter des 
badischen Gutes Geroldseck bei Lahr, Privatier in Heidelberg, 
verm. mit Marie, geb. d'Alerit von Wertheim. 
VII. August Ferdinand von Griesinger, geb. 10. Januar 1816, 
Königl. Württemb. Major a. D. in Stuttgart, verm. mit Mathilde, 
geb. Jenisch, weicher Ehe eine Tochter Namens Marianne 
Emllie Friderike Christiana, geb. 16. Nov. 1851, entsprosste, 
verm. seit 1876 mit dem Hauptmann im 4. Infanterie -Regiment 
Nr. 122 v. Fischer in Ulm. 

Geschwister des Christof Maximilian von Griesinger: 
I. Louise Regina Dorothea, t 1842 als Wittwe des Pfarrers in 
Schnaith M. Imanuel Frauer. 

II. Hedwig Eleonore Charlotte, Wittwe des in Cannstatt f Hof- 
medikus Dr. Elwert. 

in. Johanna Justina Eberhardina, verm. mit dem t Tutelar-Rath 
und Cameralverwalter Jacob Christian Knapp. 

IV. Ludwig Frlderieh Griesinger, geb. in Stuttgart 2. Juni 1767, 
erst Kanzlei- Advocat daselbst, wurde 1804Stadtconsulent, Rechts- 
. anwalt,bis 1807 Director des Consulenten-Collegiums, spater 
Professor der Rechte in Tübingen, Mitglied der württembergischen 
Kammer, Verfasser des seiner Zeit berühmten Commentars 
zum württembergischen Landrecht und Fundator einer der an- 
sehnlichsten Stiftungen unserer Landesuniversität, des Griesin- 
^«rschen Stipendiums, (neuer Nekrolog der Deutschen, 23. 
Jahrgang), unverheirathet gestorben 22. Februar 1845. 

V. Georg August Ritter von Griesinger, geb. 8. Januar 1769, 
t 9. April 1849 als Königlich Sachsischer Geheimer Legations- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 278 — 

rath und Grossherzoglich Sachsen-Weimar'scher Geschäftsträger 
in Wien, Commenthur des Sächsischen Civil- Verdienst-Ordens 
und des Sachsen- Weimar'schen Hausordens vom weissen Falken. 
Griesinger war 1819 in den Ritterstand erhoben worden und 
hinterliess mehrere bedeutende Schriften. 

Seine Gattin war Maria, geb. von Lagmslns aus Wien. 
VI. «frttfried Ferdinand Griesinger, geb. 17. Mai 1772, t als 
Stiffcungsverwaiter in Stuttgart (durch Mörderhand) 1. Mai 1836. 
Gattin: Caroline Louise, geb. Dürr. Kinder: 

1) Louise Charlotte, geb. in Stuttgart 2. October 1813, verm. 
mit dem 1861 verstorbenen Regierungs-Secretär in Lud- 
wigsburg, Oberamtmann in Saulgau, in Wangen, in Vai- 
hingen Friderich Heinrich Ernst Cunradi. 

2) Emil Griesinger, geb. in Stuttgart 10. Mai 1812, Professor 
der französischen Sprache an dem Pädagogium und der 
Realschule in Esslingen, f 26. December 1853. Ans seiner 
Ehe mit Maria Beata, geb. Köstltn, entsprosste Anna, geb. 
4. April 1847, verm. mit dem Königlich Württembergischen 
Major a. D. Kuhn in Stuttgart. 

3) Wilhelm von Griesinger, Med. Dr., geb. in Stuttgart 29. 
Juli 1817. 

Wilhelm von Griesinger besuchte das Stuttgarter Gymnasium 
in Gemeinschaft mit seinen beiden, ihm bis zuletzt tren ergebenen 
Freunden Böser und Wunderlich : alle 3 Knaben waren in einer Strasse 
Stuttgarts geboren. Im Frühjahr 1834 bezog er die Universität 
Tübingen, von da ging er nach Zürich, 1838 promovirte er in Tübingen 
mit einer Dissertation über Diphtheritis — die Krankheit, welche 
einst sein eigenes Leben fordern sollte. Nun brachte er einige Zeit 
in Paris zu und Hess sich dann 1839 als practischer Arzt in Fried- 
richshafen nieder. Von da aus bewarb er sich um die ausgeschriebene 
Assistenzarztstelle an der Irrenanstalt Winnenthal in Württemberg, 
welche ihm auch zugetheilt ward. In Winnenthal eröffnete sich für 
ihn eine neue Welt, in die er sich mit voller Hingebung versenkte ; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 279 - 

mit dem Director der Anstalt, dem Hofrath Dr. Zeller, schloss er 
einen Freundschaftsbund, der bis zuletzt gedauert hat. Das bis in 
die späteste Zeit freundschaftliche, herzliche Verhältniss zu Herrn 
ZeUer und dessen Familie ist um so bemerkenswerther, als beide 
Manner ausserordentlich verschiedenen Anschauungen — namentlich 
auf religiösem Gebiete — huldigten. 

Die Hauptfreude v. Ghriesinger's war das Studium der Psychiatrie. 

1840 und 1841 wirkte er in Winnenthal und trug sich mit 
der Idee, selbst eine Privatanstalt an einem reizend gelegenen Orte 
in der Nähe Cannstatt's anzulegen. 

1842 ging er abermals nach Paris, besuchte Wien und liess 
sich noch in demselben Jahre in Stuttgart als practischor Arzt 
nieder. Hier schrieb er sein Lehrbuch: »Pathologie und Therapie 
der psychischen Krankheiten«, das, bereits in Winnenthal vorbereitet, 
1845 im Druck erschien. Einer Aufforderung Wunderlich?*, der da- 
mals Kliniker in Tübingen war, zu ihm als sein klinischer Assistent 
zu kommen, Folge leistend, fungirte er 3 Jahre in dieser Eigenschaft, 
habilitirte sich auch zugleich 1843 als Privaidocent. »Es war eine 
Lust, ihn zur Hülfe zu haben« sagt Wunderlich. »Ein Wort, ein 
Gedanke genügte, um von ihm in kürzester Frist eine schriftliche 
Arbeit zu erhalten, ganz und gar nach der eigensten Intention, so 
das8 ich ihm oft im Scherz sagte, wenn ich der Fürst MeUernich 
wäre, bäte, ich ihn, mein Cabinetssecretär zu werden.« 

1847 erhielt er die Ernennung zum ausserordentlichen Professor, 
1849 den Ruf nach Kiel als ordentlicher Professor der Poliklinik und 
Mitglied des Sanitätscollegiums. Nachdem er vom 1. Sept. 1849 bis 
Anfang Mai 1850 in Kiel zugebracht, folgte er einem Eufe nach Gairo 
als President du conseil de sante, directeur de l'ecole de medecine 
und als Leibarzt des Vicekönigs von Egypten Albas Pascha, theil- 
weise veranlasst durch das augenblickliche Darniederliegen des medi- 
riniachen Unterrichte in Folge des Schleswig-Holsteinischen Krieges, 
theils aber auch durch die Hoffnung geleitet, auf dem Gebiete der 
Epidemiologie wichtige Beobachtungen machen zu können. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 280 — 

Zwei Jahre brachte er in Cairo zu, ohne dass er die gewünschte 
Befriedigung gefunden hätte, denn die Lage aller wissenschaftlichen 
Dinge in Egypten war durchaus nicht geeignet zur Ermöglichung 
einer erspriesslichen Wirksamkeit. So kehrte er denn 1852 wieder 
nach Württemberg zurück und schrieb in Stuttgart über die Infections- 
Krankheiten. 1854 im Frühjahr zum Professor der innern Klinik 
in Tübingen ernannt, trat er zugleich in Beziehungen zu der Idioten - 
anstalt Mariaberg. 

Da nach AutenrietVs Pensionirung Griesinger' s Bestrebungen, 
die Poliklinik mit der stationären zu verschmelzen, auf Widerstand 
stiessen, nahm er 1860 einen Ruf nach Zürich an. Hier hat er 
schöne Tage einer befriedigenden Wirksamkeit verlebt. 

Der Bau der neuen Irrenanstalt, deren Commissionsraitglied 
er war, erfolgte ganz seinen damaligen Ideen gemäss. Die von ihm 
organisirte psychiatrische Klinik, die er 1863 in dem alten Irren- 
hause eröffnete und regelmässig im Wintersemester abhielt, zeigt sein 
Interesse für den psychiatrischen Unterricht. 

1864 erhielt Griesinger zuerst eine private Anfrage wegen 
Uebernahme einer ordentlichen Professur in Berlin und 1865 nahm er 
die ihm gebotene Stellung an. Am 2. Juni 1868 erkrankte Griesinger 
in Wien, wohin er zu einer Consultation berufen war: am 4. Juni 
von Wien nach Hause zurückgekehrt, musste er das Bett hüten und 
man glaubte eine Perityphlitis wahrzunehmen, indess besserte sich 
sein Zustand zusehends wieder, so dass er sogar eine Ausfahrt machen 
konnte. Bald trat jedoch ein Anfall von Ohnmacht ein, er musste 
abermals das Bett hüten, das er dann auch nimmer verlassen sollte. 

Den 26. Oktober 1868 erlag er unter einem entsetzlichen Zu- 
stand der Suffocation, der erst eine Stunde vor seinem Tode wieder einer 
gewissen Erleichterung Platz machte, einem Abscess in der Bauchhöhle. 

Als er auf der Höhe der Erstickungsnoth von einem an seinem 
Lager stehenden Freunde gefragt wurde, ob er viel litte, erwiederte 
er, muthig und ungebeugt wie immer: »es ist allenfalls auszuhalten!« 
— So schied er aus dem Leben. 



Digitized by VjOOQIC 



- 281 - 

Ueber Griesinger äussern sich Professor M. Lazarus wie 
Dr. C. Westphal in Berlin wie folgt: 

Griesinger hat das Studium der wissenschaftlichen Psychiatrie 
mächtig gefördert, ja er bildete dadurch, dass er einerseits vor- 
handene Thatsachen in wissenschaftlicher Weise zusammenfasste und 
die Psychiatrie mit zahlreichen eigenen fruchtbringenden Ideen berei- 
cherte, einen Markstein für die Entwicklung der Psychiatrie. 

Griesinger hat einen neuen Aufschwung, einen frischen Zug 
in die Frage der Irrenverpflegung gebracht, wie es noch nie vorher der 
Fall gewesen. Er, den Manche einen Theoretiker und Idealisten 
schalten, hat in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit practische Dinge 
zu Stande gebracht, wie keiner vor ihm: er hat eine Nervenklinik 
gegründet und in Verbindung mit der psychiatrischen Klinik gebracht; 
er hat unter den schwierigsten äussern Verhältnissen das englische 
No-restraint durchgeführt und der Irren-Abtheilung der Charite in 
Berlin dadurch einen neuen Charakter gegeben, er hat die persönliche 
Untersuchung bei zweifelhaften Gemüthszuständen in der höchsten 
Instanz eingeführt. Ein zweites sehr wesentliches Verdienst war es, 
das sich Griesinger um die Psychiatrie erworben hat, — welches der 
Medianer am wenigsten vergessen sollte — dass er die pathologische 
Anatomie mit derselben verbunden hat. 

»So lange man immer von den Nerven allein und von der Seele 
allein, von Denken und Geist auf der einen und dem Körper nnd 
seinen Organen auf der andern Seite handelt und die Verbindung 
beider nur als eine Art von Räthsel auffasst, so lange wir nicht den 
fort und fort zwischen ihnen sich vollziehenden Prozess, die Aus- 
lösungen desselben ins Auge fassen: so lange kann weder die Psy- 
chologie noch die Nervenlehre fruchtbares, zum Ziele führendes für 
die Psychiatrie zu Stande bringen.« 

Während seiner langen qualvollen Krankheit beschäftigte ihn 
nur Eins: die Zukunft des Irrenwesens. Noch in den lotzten Tagen 
gab er, wie oft, dem Gedanken Ausdruck, dass er mit seinen Ueber- 
Zeugungen sterbe; er wollte, dass Jedermann es wisse. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 282 — 

Und so lassen Sie mich, sagt Dr. C. Westphal am Schlüsse 
der am 17. November 1868 in der Medicinich - Psychologischen 
Gesellschaft in Berlin gehaltenen Gedenkfeier Griesinger's, mit den 
Worten des Dichters schliessen, die Griesinger einen Tag vor seinem 
Tode mit schon ersterbenden Lippen citirte: 

Ein Posten ist vakant! — die Wunden klaffen — 
Der Eine fällt, die Andern rücken nach — 
Doch fair ich unbesiegt, und meine Waffen 
Sind nicht gebrochen — nur mein Herze brach. 

Griesinger gründete 1867 das »Archiv für Psychiatrie und 
Nervenkrankheiten« und veröffentlichte eine Reihe der bedeutendsten 
Aufsätze und Arbeiten über Gemüths-, Nervenleiden u. dgl. 

Seine Wittwe ist Elisabeth Joseflne, geb. von Rom. 
VII. Albrecht Eberhard Griednger, geb. 23. Januar 1775, Stabs- 
amtmann in Brenz, verm. erstmals mit Luise Catharina, geb. 
Strtilin, f 1814; zum z weitenmale mit Johanne Marie Fri- 
derike Henricke, geb. Bemtel. Er starb 29. September 1823 mit 
Hinterlassung einer Tochter Fridertke Albertine, geb. 21. 
October 1823. 
VIII. Ernst Benjamin Griesinger, geb. 16. October 1779, viel- 
jähriger Obersalzfactor in Stuttgart, f daselbst den 12. Januar 
1838, in früheren Jahren Hofopernsänger und bis zu seinem 
Ende beliebter Bassist in den musikalischen Kreisen Stuttgarts. 
Seine Ehe mit Charlotte, geb. Heerbrandt, blieb kiuderloe. — 
D) Johann Jacob Griesinger, (dessen Vater Geschwisterkind 
des Eingangs erwähnten Prälaten), t 1833 als Pfarrer in Gültstein 
bei Herrenberg. — Dessen Sohn: 

Karl Theodor Griesinger, geb. 1809 in Kirnbach bei Horn- 
berg im badischen Schwarzwalde; Vicar in Trossingen, Oberamts 
Tuttlingen; Decanatsvicar in Freudenstadt auf dem Schwarzwalde 
1833 — 1835. Er bat sich durch sein Universallexikon von Würt- 
temberg, .Hechingen und Sigmaringen, Stuttgart 1840, und ver- 
schiedene andere Schriften bekannt gemacht. — 



Digitized by 



Google 



- 283 - 

E) Eberhard Philipp Adolf Grleslnger, geb. 17. August 1800, 
Enkel des vorerwähnten Joh. Jacob, and Sohn des Württembergischen 
Stabsamtmanns in Entendorf, Königlich Württembergischer Eisenbahn- 
hanptkassier, zuerst im Departement des Innern als Oberamtsactnar in 
Münsingen, Cannstatt, Tübingen, von 1832— 1844 Königlicher Ober- 
Polizeikommissär in Stuttgart, trat bei Errichtung der Eisenbahnkommis- 
sion zur Eisenbahn- Verwaltung über, wegen leidender Gesundheit 23. 
Febr. 1857 in Pensionsstand versetzt, starb 31. März 1857. 

Er gab heraus 1831: „Zusammenstellung der Gesetze über 
die allgemeine Gewerbeordnung im Königreich Württemberg" und 
1839 „das Polizeistrafgesetz für das Königreich Württemberg mit 
Anmerkungen". 

Vera, erstmals 1832 mit Marie, geb. Herbort; zum zweiten 
Male 1835 mit Nanette, geb. Stiefel, und 1839 zum dritten Male 
mit Kathinka, geb. Ran. 
Söhne: 
I. Jollms von Grleslnger, jur. Dr., geb. 28. September 1836, 
besuchte bis zum 18. Jahre das Gymnasium in Stuttgart, 
widmete sich dann dem Studium der Rechtswissenschaft in 
Tübingen und München, promovirte 1860 mit einer Abhand- 
lung über die Ratihabition der Rechtsgeschäfte, machte nach 
Erstehung der beiden höheren juristischen Staatsdienstprüfungen 
grössere Reisen zu wissenschaftlichen Zwecken in Norddeutsch- 
land, Holland, Belgien, Schweden, England, Frankreich und 
Italien ; wurde nach seiner Rückkehr Hilfsrichter bei der Justiz- 
abtheilung des Gemeinderaths, 1862 bei dem K. Stadtgericht 
in Stuttgart, 1864 als Sekretär in das Kabinet des Königs 
berufen, 1865 Geheimer Legationssekretär, 1869 Legationsrath, 
18T1 Geheimer Legationsrath, Ritter I. Klasse des Ordens 
der württembergischen Krone und des Friedrichs-Ordens, Com- 
menthur des Königlich Preussischen Kronen-Ordens und des 
Kaiserlich Russischen St. Annen- und St. Stanislaus -Ordens. 
Gattin seit 1862: Panllne, Tochter des Präsidenten der 



Digiti 



zedby G00gk 



— 284 - 

K. Oborrechnungskammer y. Aotenrietb in Stuttgart. Kinder : 

1) Julies Adolf, geb. 25. August 1863. 

2) Alice Pauline, geb. 16. Mai 1866. 

II. Albert Uriesingcr, Gutsbesitzer auf dem Plapphof, 0. A. Gail- 
dorf, geb. 22. Januar 1840. 

Gattin seit 1868: Emilie, geb. Klein von Stuttgart. 

III. Robert Griesinger, Kaufmann in San Francisco in Nordamerika, 
geb. 27. November 1841. 

Gattin seit 1870: Lina, Tochter des t Kaiserlich Rus- 
sischen Generalconsuls Johns in New-Orleans. Sohn : 
Adolf, geb. 17. November 1872. 

IV. Theodor Griesinger, Premier-Lieutenant im 2. Ulanen-Regi- 
ment Nr. 20 in Ludwigsburg, geb. 26. September 1852. 



Das Fürstlich Württembergische Diener buch enthält folgende höhere Beamte . 
des Namens Griesinger: Abt 336. — Christ. Maxim., Vogt 542, 589. — Christof Frid., 
Reg.R.Secretar 76. — Georg Christ., Pfarrer 410, 503, 613 ; Vogt 477, 541. — Georg Frid., 
Geistl. Consist.Bath 130 ; Pfarrer 548 ; SpitalDiacon 562 ; StifftsDiacou 551. — Joh. Georg 
Frid., Amptmann 456. — Joh. Gottfr., Cantzlei-Advoc. 96 ; Geh. 8ecretar. 35 ; Registratur 
45 ; TutelarRath 98. 



Digiti 



izedby G00gk 



Gros, Gross. 



Johann Jacob Gros, Rittmeister, Kriegsrath, nachgehende Kloster 
Lichtenstern 'scher Pfleger zu Heilbronn 1698, starb auf seinem Gute 
zu Ottmar8heim, 1715. Seine I. Gattin war eine geborene Jäger? 
die II. eine geb. Irnsinger von Heilbronn. Söhne: 

I. Christ. Friedrich yon Gros, t 1742 bei der Staats-Revolution 
in Russland. 

II. Heinrich Gottfried von Gros, geb. 1714, Kaiserlich Russischer 
Staatsrate und Gesandter in Dresden, im Haag und in London. 

III. Johann Jacob Gros, J. U. Lic, Expeditionsrath und Stadt- 
vogt in Stuttgart, t 5. Mai 1750. Söhne dieses Letzteren: 

1) Friederich Ulrich von Gros, Kaiserl. Russischer Staatsrath 
und Gesandter in Hamburg. Unverheirathet gestorben 1796. 

2) David Eberhard Gros, Major und Regimentsquartiermeister 
beim Schwäbischen Kreis, t zu Gaisburg den 25. Decembor 1786. 
Gattin: seit 20. Februar 1748: Maria Johanna, Tochter des Ex- 
peditionsraths und Postmeisters in Cannstatt Joh. Ulr. Mittler. Söhne : 

I. Eberhard Heinrich, Hauptmann, t 1816 zu Esslingen. 
II. Jacob Friederich, Kameralverwalter in Münsingen, f 1831. 

III. David Friedrich, t 1809 in Horrheim. 

IV. Angost Wilhelm, Kanzleirath in Tübingen. 

V. Carl Albrecht, t 1817 als Secretär bei der Finanzkammer in 
Stuttgart. Söhne des Letzteren : 

1) Carl August Theodor Gros, Med. Doctor in London. 

2) Carl Heinrich, Ober-Revisor in Stuttgart, f 1840. 

3) August Friederich Louis, Kaufmann in Tuttlingen. 

4) Gustav Friederich, Amts-Notar in Gross- ßott war. 

5) Carl Ludwig Adolph, t 1825 im Seminar in Urach. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 28(3 — 

Carl Heinrich von Gros, Königlich Wflrttembergischer Ober- 
tribunal-Präsident, geb. 10. November 1765, als Sohn des M. Fer- 
dinand Gros, Decans in Urach und der Regina Elisabetha, Tochter 
des Stadtpfarrers in Sindelfingen M. Johann Benjamin Hummel, 
t als Königlich Württembergischer Geheimerrath 9. November 1840. 

Derselbe studirte in Tubingen, wo er 1785 die philos. Magister- 
würde erlrelt, später in Jena und Göttingen. 1778 wurde er Instructor 
dos nachmaligen Königs Wilhelm von Württemberg und dessen Bruders, 
des Prinzen Paul. 1792 ging er zu der Rechtswissenschaft über und 
wurde 1 795 J. U. Dr., hierauf 1796 Jur. Professor ord. zu Erlangen. Nach 
einigen Jahren nahm ihn die württembergische Landschaft zu ihrem 
Consulenten an. 1804 kehrte er auf die Stelle in Erlangen als Pro- 
fessor juris, ord. zurück und wurde zugleich Königlich Preussischer 
Hofrath. 1817 ins Vaterland zurückberufen, wurde er Präsident des 
Königlichen Criminal-Tribunals in Esslingen und noch in demselben 
Jahre Präsident des Criminal-Senats, des Obertribunals in Stuttgart 
und ausserordentliches Mitglied der 11. Abtheilung des Geheimen- 
raths, 1818 Ritter des Ordens der Württ. Krone, 1819 Commenthur 
dieses Ordens, 1820 wirklicher Geheimerrath. Gattin: Christiana, 
geb. Eiring aus Göttingen. Söhne : 1) Konrad Sigismnnd von Gros, 
Königlich Württemb. Staatsrat h, Commenthur des Kronordens, Commen- 
thur I. Cl. des Württemb. Friedrichsordens, des Spanischen Isabellen- 
Ordens, t 14. März 1870 im 61. Jahr seines Alters. 2) von Gros, 
Obertribunalrath, Ritter des Kronordens etc. t 22. April 1809. — 

von Gros, Königlich Württembergischer Oberbaurath a. D., 
t 26. September 1861. — 

von Gros, Medicinalrath a. D., Ritter des Kronordens, t 8. Dec. 
1868 im 82. Jahr seines Alters. 

Dag Fürstlich Württembergiscke Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Kamen« Gros (Gross): Pfarrer 617. — Aug. Wilh., Regit Secretar 76. — Carl Albr., 
Registratur 160. — Christoph Ferd., Pfarrer 443, 460, 500. — Christoph Gottl., Stadt- 
schreiber 366. — David Eberh , Reg.R Secretar. 74. — Jac. Frid., Cl.Pfleger 264: Statt- 
schreiber 502. — .loh. Fried., Reg.R.Secretar. 74. — Jah. Joe., CantzlciAdvoc. 95; 01.- 
Hofmaistor 339 ; Cl.Pfleger 3 13 : Vogt 541. — Mich., Vogt 458. 



Digiti 



zedby G00gk 



Günther. 



Friedrich Wilhelm Günther, geb. 31. Juli 1724 zu Esslingen, 
Sohn des am 20. April 1G88 daselbst geborenen, 17. April 1752 
gestorbenen vieljährigen wohlmeritirten Conrectors des Pädagogii in 
Esslingen M. Joh. Wilhelm Günther, und der ihm seit 5. October 
1723 angetrauten Gattin Elisabetha Johanna, Tochter des 1099 f 
Diaconus und Rectors in Esslingen Joh. Caspar Ledermann, Sohns des 
Pfarrers Joh. Georg Ledermann* in Ekendorf im Hanau- Lichten- 
bergischen im Elsass, hernach zu Benringen in Oesterreich; Enkel 
Jolu Georg «ttnther'a, Weber- und Blaichermeisters und Zunft-Mit- 
Meisters zu Esslingen, geb. 1658, f 4. August 1719, und der ihm 
seit 18. Februar 1688 angetrauten Barbara, Tochter des Weber- 
und Blaichermeisters in Möhringen David Ulmer; Urenkel des jung 

* Ein Enkel desselben, Johann Heinrich Ledermann, Chirurgus in Stuttgart, ver- 
mählte sich 30. Mai 1769 mit Johanna Marie Jakobine, Tochter des Chirurgen in Stuttgart 
Johann Erhard d' AUrin, Sohns de« als Pfarrer in G&chingen bei Münsingen 23. März 1755 
t Antonius d'Attrin, welcher 21 Kinder hatte. Der Grossvater des letztgenannten Antonius 
d'Attrin* französischer Oberst im 30jährigen Kriege, 1639 Commandant von Urach, geb. 
in Lothringen oder in der Champagne, wurde von der Stadt Urach, weil dieselbe unter 
srfnem Commando gegenüber anderen Städten in Württemberg so viel Schonung und 
Schutz genossen, was man vorzüglich der redlichen Liebe zu seiner späteren Frau, der 
Tochter des damaligen Obervogts von Urach zu verdanken hatte, nach dem Tode seines 
Schwiegervaters dem Herzog als Nachfolger im Amte empfohlen, eine Bitte, welche der 
Herzog gerne gewährte; d'Attrin bekleidete dies Amt wohl gegen 20 Jahre. 

Der Schwiegervater tfAUrin'a hatte seine Zustimmung zur Heirath seiner Tochter 
davon abhängig gemacht, dass d'Attrin nach erfolgtem Frieden den Abschied aus dem 
Militärdienst nehme, auch die Kinder aus dieser Ehe in der evangelisch-lutherischen 
Religion erziehen lasse. In einer alten Aufzeichnung über d'Attrin'» Schicksale findet 
sich darüber n. A. folgender Passus: „Er aber blieb aufgeklärter Weise Katholik .... 
aacb verordnete er in seinem Testament, dass seine Leiche in einem bleiernen Sarge auf 
dem Klosterkirchhof in Sevllngen (Söflingen) bei Ulm begraben werde/ 



Digiti 



zedby G00gk 



— 288 — 

Georg Günther in Möhringen auf den Fildern, Webermeisters und 
Blaichers; Urur-Enkel Hans Georg Gttnther'g, gen. Michel's Sohn, 
und dessen seit 4. Juni 1638 angetrauter Gattin Margaretha Ulmer. 
In Möhringen,* wo die Weberoi sehr stark blühte und in regem Ver- 
kehr mit den benachbarten Ortschaften stand, war die 6rt*nJÄ<?r'sche 
Familie jedenfalls schon seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts an- 

* Eine alte Möhringe r Chronik erzählt über die Geschicke Mnhringens im 30j ih- 
rigen Kriege u. A. Folgende«: 

„17. November 1646 kam eine sehr starkhe Parthey Bayerische von Asperg und 
Hallbronn vor die Statt Esslingen, namen aldort vor dem Gliensacker Thor Ein grossen 
Hauffen Schaff weg, weilen sich aber die von Esslingen darnmb zu wehr gestelt, Ihnen 
sehr starkh nachgejagt, gedachte Schaaf wider abgenommen, sind sie dergestalt erbittert 
worden ; sich off hieher begeben , die Nacht uff dem Kirchof retteriert , volgUch gegen 
dem Tag wider uffgebrochen, die letztere aber davon (ohn Zweiffei uff gehaiss Ihrer 
Offleier) Einen Brandt von ihrem gehabten Wachtfeuer genommen, dess Fleckben Schearen 
zwischen Martin Emha^dt, Hans Millers wittib and Hans Günther Thomas Sohn 's Schearen ge- 
legen, nicht allein hierdurch solche, sondern auch Hangt Güntters Schearen und besagte 
Hans Millers Wittib Behausung verbrennen, solche drey gebey sind wenigst beschätzt 
uff 1000 nV» 

Anno 1647 mussten die Möhringer wegen der starken Streifschaaren vom Heere 
des Marschalls Turenne, der damals das Tübinger Schloss belagerte, mehreremale ihren 
Ort ganz im Stiche lassen. Die Gesammtbeit der Kriegskosten und des durch Plün- 
derung u. s. w. angerichteten Schadens von 1634—1660 wurde nach dem geringsten An- 
schlag auf 122,484 fl. 21 kr. geschätzt * 

Noch möge ein durch einen besonders glücklichen Zufall gnädig beseitigter 
feindlicher UeberfaU, welcher Möhringen zugedacht war, hier Erwähnung finden : 

Am 19. Juli 1796 bedeckten dichte Züge französischer Truppen die Strasse, 
welche von Böblingen her führte. Schon erblickte man sie auf der Höhe bei Rohr, 
da versammelten sich schnell Schultheiss, Gericht und Ratb und schickten ihnen den 
Spitalhofmeister und Gerichtsschreiber Johannes Wolf und den Bäckermeister Wolf, einen 
der franzosischen Sprache vollkommen kundigen Mann, entgegen, um beim französischen 
General um Gnade und Schonung für die Gemeinde zu bitten. Mittlerweilen wurden 
Tische mit Speisen und Getränken zur Erfrischung der Offiziere am Eingang des Ortes 
aufgestellt. Die beiden Abgeordneten sahen auf dem halben Weg nach Vaihingen die 
Vortruppen des zahlreichen Heeres. Sie baten um Gehör beim Oeneral, das ihnen so» 
gleich bewilligt wurde. Der Bäckermeister, ein stattlicher, verständiger Mann von vieler 
Welt- und Mensohenkenntniss, trug die Bitten der Gemeinde dem General eindringlich, 
vor. Dieser fragte, wo und wie er das Französische bo gut erlernt habe, worauf Wolf 
erzählte, dass er lange in der französischen Marine gedient habe, indem er zugleich das 
Schiff, auf dem er damals als Bäcker angestellt gewesen, seinen Gapitän und die Offiziere 
nannte. Erinnerst du dich auch noch der Sohiffsjungen, fragte der General? Allerdings, 
war die Antwort, und zwar noch besonders gut eines muthwUUgen, aber guten und lieben 
Knaben, der Laroche hiess. Da sprang der General rasch vom Pferde und umarmte, 
mit dem Ausrufe: „Ich bin Laroche, kennst du den kleinen Scbiffskadet nimmer!* vor 
seinen erstaunten und gerührten Offizieren seinen ergrauten Sohiffsbäcker, wie einen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 289 — 

gesessen, da sich daselbst in den Kirchen- und Lagerbüchern, die 
merkwürdigerweise noch vorhanden sind, viele Glieder dieser Familie 
vorfinden, so z. B. : 

tieorg Glnter, Martin Ginter's Sohn und Barbara, Conrad 
Brentzling's Tochter, verm. 2. Febr. 1579; Jacob Günther 1581, 
Martin Günther 1540, 1581; Benz Günther 1409. 

Johann Wilhelm war Anfangs ein Zögling des Collegii alumnorum 
zu Esslingen und widmete sich in der Folge auf den Universitäten 
Tübingen, Leipzig und Strassbnrg dem Studium der Medicin, Hess sich 
sodann als Med. Dr. in seiner Vaterstadt nieder und starb daselbst 
hochgeschätzt und vielbetrauert als erster Stadtarzt 18. Januar 1793. 

Das obenerwähnte, nunmehr eingegangene Collegium alumnorum, 
in welchem Joh. Wilhelm erzogen wurde, ist eine auf Veranlassung des 
bekannten, in Ungnade gefallenen und nach Esslingen geflüchteten Dr. 
Lucas Oslander von dem Rath dieser freien Reichsstadt am 29. 
Juli 1598 ins Leben gerufene Stiftung, welche vorzüglich die Ein- 
führung des deutschen Choralgesanges und der Choralmusik, sodann 
aber auch Fortsetzung der Studien im Auge hatte. Durch die Kirchen- 
Musik sollte besonders nach der Ansicht des grossen Reformators Jjuther 

alten Freund, den Offizieren erzählend, wie er Wolft Liebling gewesen sei und dieser 
ihm manches Stück Backwerk zugesteckt habe. Die Bitte der Möhrlnger wurde sogleich 
bewilligt und ihnen Schutz und Schonung zugesichert, ein Versprechen, das, §o lange 
•ich Laroche in Schwaben befand, auch getreulich gehalten wurde. Während der Ge- 
neral and seine Offiziere sich an den ihnen angebotenen Speisen und Getränken erlabten, 
muesten sämmüiche Truppen, in der Stärke von 8 bis 10,000 Mann, an Möhringen vor- 
bei nach Degerloch, Buith und den benachbarten Orten ziehen, wo die jungen, an müi- 
tärische Zucht und Ordnung noch wenig gewöhnten Republikaner mancherlei Unord- 
nungen und Gewalttaten verübten« Den Möhringern liess Laroche eine Schutz wache 
und einen Schutzbrief zurück, welche auch von den zahlreich nachrückenden Feindes- 
■cbaaren so lange respekürt wurden, als Laroche und der Obergeneral Moreau, der da. 
mala auf den Möhrlnger Feldern Heerschau hielt, in der Nähe waren. Bei dem Vorrücken 
der Franzosen nach Baiern aber wurde die Schutzwache abgerufen. 

80 ging der erste Eriegssturm zu Ende des 18. Jahrhunderts glücklich an Möhringen 
vorüber, doch blieb es mit Naturallieferungen und Vorspannen nicht verschont, welche 
« vornehmlich auch für die Stadt Esslingen (Möhriugen gehörte nemlich 600 Jahre lang 
bis 1802 dem Spital in Esslingen zu eigen) leisten musste. 

Im Vebrigen liess Esslingen bei seinen ehemaligen Unterthanen das Andenken 
•einer wohlwollenden Verwaltung der regierenden Herren von Esslingen, der 8pital-Vor- 
«teher und Beamten zurück, das noch in den Nachkommen fortlebt/ 

9. QtvrgU-Qtorgmau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 19 



Digiti 



zedby G00gk 



— 290 -*- 

der öffentliche Gottesdienst an Würde, Feierlichkeit und Rührung gewin- 
nen; es konnte daher diese Stiftung nicht verfehlen, bei allen Bewohnern 
Esslingens, die den hohen Werth der Volksbildung zu schätzen wussten, 
Anklang zu finden. Von dieser Stiftung sagt ein dieselbe betreffendes 
Decret, «das so errichtete Collegiura alumnorum erreichte nicht bloss 
vollkommen seinen Zweck, sondern gelangte auch in der Folge durch 
weitere nachträgliche Dotationen, welche bedeutende Vergrösserungen 
ermöglichte, zu reicherer Blüthe, so dass diese Anstalt von 1598 bis 
1798 474, bis 1808 484 Collegiaten zählte, welche nebenher in den 
verschiedenen Classen des Esslinger Pädagogiums den Unterricht im 
Lateinischen, Griechischen, in Geographie, Geschichte &c. genossen und 
von denen viele in späteren Jahren sich auszeichneten.» Von ihnen wurde 
Zech Württemb. Geh.-Rath, Harsch Kaiserl. General, Theologen 92, 
Latein. Schullehrer 57, Deutsche 62, Professoren 4, Juristen und Medi- 
aner 19, Schreiber 44, Musiker 15, Apotheker 3, Kaufleute 6, andere 
Gewerbsleute 18, 10 waren damals (1808) noch in der Anstalt. 

Johann Wilhelm Günther war zweimal vermählt, nämlich: 
1. seit 3. Dec. 1748 mit Maria Magdalena, Tochter des Diaconus 
in Esslingen Elias Gottlieb Dietrich; IL seit 27. Juli 1778 mit 
Rosiiia Juliana, Tochter des Med. Dr. und Physicus in Esslingen 
Phil. Jacob Schlotterbeck« Kinder L Ehe: 

I. Johanna Margaretha, geb. 13. September 1740, Gattin des 
Bürgermeisters von Urach Carl Wilhelm Scherpf. 
IT. Helene Barbara, geb. 2. April 1754, Gattin des Accis- Ver- 
walters in Esslingen Andreas Wolfgang Friedrich Banz, 
welcher aus einer altangesehenen Esslingischen Familie stammte. 
III. Elisabetha Dorothea, geb. 20. Sept. 1756, Gattin des Lieute- 
nants bei dem schwäbischen Kreis Wolfgang Philipp Erhard 
Honold, Sohns des Lieutenants Eberlmrd Friedrich Konoid 
und der Christina Magdalena, geb. Marchthaler, und Enkel 
des 1742 f Syndicus von Giengen Abraham Honold. 
IV. Conrad Eberhard ÜOnther, geb. 19. Juni 1752, Pharmaceut 
und Dr. med., t 1806 kinderlos. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 291 — 

Weitere Träger dieses Namens sind: 

Friedrich Gotthilf Günther, geb. 21. Mai 1800, Stiftungs- 
commissär in Esslingen, t 8. Juli 1835 als Yerwaltungs-Actuar in 
Möhringen, O.-A. Stuttgart, Sohn des 15. November 1801 t Jon. 
Peter Günther, Gewerbsmanns, und der Christina Margaretha, geb. 
Elsässer; Enkel des Johann Philipp Günther, Bleicher- und Weber- 
Meisters, auch Zuhft-Mitmeisters und dessen seit 13. October 1767 
angetrauter Gattin Marie Helena Seyerlen; Urenkel Johann Georg 
Gflnther's, Weber- und Bleicher-Meisters, auch Zunft-Mitmeisters 
Ürur-Enkel Wilhelm GUnther's und dessen seit 14. November 1682 
angetrauter Gattin Anna Maria, geb. Dürr; Urur-Urenkel Johann 
Georg's, Webermeisters von Möhringen. 

Gattin: seit 11. Mai 1830 Eleonora Louise, Tochter des mit 
Anna Eleonore, geb. Denzel, vermählten Pfarrers in Vaihingen Lud- 
wig Friedrich Nagel. Sohns des Pfarrers in Möhringen, Diaconus zu 
Esslingen Joh. Ludwig Nagel, geb. 11. Mai 1752; Enkels des Raths- 
Consulenten von Esslingen Paul Friedr. Nagel, t 1765; Urenkels des 
J. U. Lt. und Geh. Registrators Georg Friedrich Nagel, geb. 1671. 

Söhne des Friedrich Gotthilf Günther: 

1. Gotthilf Alhert Lodwig, geb. Esslingen 3. September 1831. 

II. Carl Theodor, geb. Möhringen 28. Mai 1834, Dr. med., in 
Hampton Wick bei London, verm. 15. August 1871 mit Florence 
Georgine, geb. Tompson von S. Leonards bei Hastings, geb. 
24. Juli 1848 zu Bei ton in England, welcher Ehe 2 Söhne, 
Namens Arthur, geb. 29. Juli 1872, und Eduard, geb. 4. Mai 
1877, und 1 Tochter, Marie Louise, geb. 6. September 1875, 
entsprossten. — 

Gottlieb Carl von Günther, geb. 14. Mai 1825 in Heilbronn, 
langjähriger Lehrer und Erzieher Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen 
Wilhelm von Württemberg, Königlicher Hofkaplan, Bitter des Kron- 
ordens I. Klasse. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 292 — 

Sei« Vater, der wie die Voreltern das Seckler-Gewerbe betrieb, 
war Gottlieb Erhard Günther, geb. zu Marbach 12. October 1775, 
später in Heilbronn etablirt, f 29. Juni 1854; die Mutter, verm. 
31. October 1805, Elisabeth Friederike, geb. Gramer von Ludwigs- 
burg, f 23. Oct. 1869; der Grossvater Erhard Friedrich Günther, 
geb. zu Marbach 2. Juli 1745; die Grossmuter, verm. 10. Juli 1770, 
Elisabeth, geb. Glocker; der Urgross vater Johann Erhard Günther, 
Bürger und Seckler-Meister, f 14. Mai 1758 am hitzigen Fieber 
und Friesel; die Urgrossmutter, verm. 9. Febr. 1739, Anna Catha- 
rina, geb. Pauli. 

Von weiteren Giinther'achen Familiengliedern finden sich in 
den Tauf-, Ehe- und Sterbe-Registern von Marbach folgende Glieder: 

Johann Georg Günther, verm. seit 16. Juli 1743 mit Anna 
Elisabeth, geb. Eisenlohr, welch letztere 6. Aug. 1794, 72 Jahre 
alt, starb. Johann Jacob Günther 1702. Der Vater Johann Jacob' s 
war Georg Günther, nach dem Ehebuch ein in Marbach eingewan- 
derter Gewerbsmann 

Eigenhändigen, dem Verfasser dieser Blätter gnädigst zur Be- 
nützung überlassenen, Aufzeichnungen Sr. Königl. Hoheit des Prinzen 
Wilhelm, Obersts und Commandeurs der 27. Kavalleriebrigade (2. 
Kgl. Württ.), Ehrendoctors der juristischen Facultät, über seinen lang- 
jährigen viel verdienten Lehrer entnehmen wir Folgendes: 

« Gottlieb Carl Günther, das 4. Kind und einziger Sohn einer 
zahlreichen Familie, erhielt seine erste Erziehung im elterlichen Hause 
und besuchte dann das Gymnasium seiner Vaterstadt. Im 15. Jahre 
bezog Günther nach glücklich bestandenem Landexamen das Seminar 
zu Maulbronn, nachdem er sich schon früh für den geistlichen Beruf 
entschieden hatte. Nach vier Jahren vertauschte er das Seminar mit 
der Universität und war während der nun folgenden weiteren vier 
Jahre Zögling des Stifts in Tübingen. Nach Absolvirung der ein- 
schlagenden Examina wurde Günther Vicar in Unter-Ensingen, wo er 
einige Jahre hindurch dem dortigen Pfarrer Hoffmann, zur Seite 



Digiti 



zedby GoOgk _ 



— 293 — 

stand. Von Unter-Ensingen wurde Günther zum Pfarrverweser in 
Schönthal ernannt, in welcher Stellung er wiederum einige Jahre 
verblieb, bis er eine wissenschaftliche Reise nach England und den 
Vereinigten Staaten von Nordamerika antrat. Zu dieser Reise, die haupt- 
sächlich das Studium des Sectenwesens der genannten Länder zum 
Zweck hatte, war ihm eine Staatsunterstützung zu Theil geworden, da 
man seine bedeutenden Fähigkeiten an massgebender Stelle bereits zu 
wnrdigen gelernt hatte. 

Von der Reise nach America zurückgekehrt — - welche in die 
Jahre 1852 bis 1853 fiel uud wohl 3 /* Jahre in Anspruch nahm — 
erhielt er eine Anstellung als Lehrer der Religion am Gymnasium in 
Stuttgart.* Im März 1855 wurde er Erzieher des Prinzen Wilhelm 
von Württemberg und blieb in dieser Stellung, die er mit der auf- 
opferndsten Pflichttreue 7 1 /* Jahre lang ausfüllte, bis zum September 
1862. Zu dieser Zeit wurde er zum Hof kaplan an der Schlosskirche 
in Stuttgart ernannt, in welcher Eigenschaft er auch am 13. Decbr. 
1863 seinen früheren Zögling konfirmirte. Wenige Jahre später ver- 
tauschte er diese Stelle mit einer Professur am Obergymnasium in 
Stuttgart, wo ihm wieder der Religionsunterricht zufiel, nachdem er 
auch schon während seines früheren Amtes nicht aufgehört hatte, 
den Prinzen Wilhelm von Württemberg in den dahin einschlagenden 
Fächern (Religions- und Sittenlehre, Dogmatik etc.) sowie in Ge- 
schichte zu unterrichten. Seine zunehmende Kränklichkeit, deren erste 
Keime schon in der Zeit seiner Erzieher-Thätigkeit bemerkbar waren, 
hinderte ihn bald — manchmal auf längere Zeit — an der Ausübung 
seines Berufs, so dass er am 30. Dezember 1871 um seine Ver- 
setzung in den Ruhestand bat. Am 21. September 1874 endete der 
Tod seine in der letzten Zeit oft sehr beschwerlichen Leiden, so 
dass er sein so reich angelegtes Leben nur auf ein Alter von 
49 Jahren und vier Monaten brachte.» 



* Gleichzeitig erhielt er einen Ruf an die 8t TrinitatiBkirche in Philadelphia, 
deren Gemeinde ihm zugleich einen lübernen Pokal und eine Prachtbibel verehrte. 



Digiti 



zedby G00gk 



294 



Schwestern von Günthers: 

1) Louise Amalie, geb. 21. Aug. 1809, Wittwe des Kaufmanns 
Georg Lang in Marbach. Kinder: 

a) Emiüe, verm. Amtsnotar Raidelhuber in Göppingen. 

b) Marie, verm. Kaufmann Setzer. 

c) Otto, lebt in Amerika. 

2) Wilhelmine, geb. 28. August 1812, Wittwe des Werkmeisters 
Ohnmris in Ludwigsburg. Kinder: 

a) Mathilde, geb. 29. April 1838, vermählt mit Bijouterie- 
fabrikant Meurer, Bruder des Oberamtmanns Carl Meurcr 
in Heilbronn. 

b) Jnlie, geb. 10. October 1842, I. vermählt mit Fabrikant 
Kämmerer, II. vermählte Ruber, jetzt Wittwe. 

3) Friederike, geb. 1. Juli 1821, Wittwe des Bauraths Dünger 
in Heilbronn. * Töchter: 

a) Anna Elise, geb. 3. Dec 1844, vermählte Kaufmann HUttner 
in Heilbronn. 

b) Elise Hermine, geb. 31. Nov. 1850, vermählte Architekt 
Burhhardt. 

4) Pauline, geb. 1. August 1828, Gattin des Particuliers Louis 
Hentges in Heilbronn. Kinder: 

a) Carl, geb. 13. Sept. 1853, Kaufmann in Spanien. 

b) Elise, geb. 17. Juli 1856, vermählt mit Kaufmann Frech 
in Stuttgart. 



Das Fürstlich Württembergische Diener buch enthält folgende höhere Beamte de« 
Namens Günther (Günter, Güntter): Joach. Dan., Keller 480. — Joh. Dan., Keller 496; 
Pageninformator 199. 



Digiti 



zedby G00gk 



Günzler. 



Eine von Nördlingen nach Württemberg gekommene Familie, als 
deren ältest bekannter Stammvater 

Heinrich, der Günzler von Altheim bekannt ist. Derselbe wurde 
im Jahre 1538 Bürger zu Nördlingen und hinterliess einen Sohn Namens: 
Yeit II«, Jud. Assessor, verm. mit Katharina, geb. Degenhart, 
welcher Ehe 4 Söhne entsprossten. Von diesen war der II. Sohn: 

David Günzler, geb. 30. August 1591, Assessor (1616) und 
Stadtarzt von Nördlingen (1626), mit Juditha, Tochter des Raths 
Ulrich Wüest daselbst, vermählt. Söhne dieses Letzteren: 

I. Christian Günzler, der Herzogin Christina in Gotha Secre- 

tarius, t kinderlos 1689. 
IL Hieronymus Günzler, Chirurgus 1662. 

IIL David Günzler, 30jähriger Stadt- und Hospitalarzt in Nörd- 
lingen. f 1695. 
IV. Veit Ulrich Günzler, geb. 1636, Kaiserlicher Notarius und 
32jähriger Hospitalmeister in Nördlingen, verm. mit Sophia Eli- 
sabeth* Geuder, Tochter des Geheimen Stadt- und Kammerschrei- 
bers in Nördlingen-. Er starb 1699. Söhne desselben: 

1) Johann Georg Günzler, Hochfürstl. Sachsen-Gotbaischer Bent- 
kammer-Secretar. t 1726. 

2) David Melchior Günzler, Hüttenschreiber in Heidenheim, f 1704. 

3) Christian Ulrich Günzler, Stadtschreiber und Amtsverwalter 
in Blaubeuren, nachher Kanzleirath bei dorn Herzog Admini- 
strator Carl Bitdolph in Neustadt, Rentkammer-Expeditionsrath 
in Stuttgart t 1745. Gattin: Anna Jnstina, Tochter des 
Stadtschreibers in Blaubeuren Tabee Sadler, Sohns des Johann 



Digiti 



zedby G00gk 



— 296 — 

Sadler, Stadtschreibers und der Judithe, Tochter des Frühpredigers 
in Biberach Jacob Zoller. Söhne: 
I) Christian Gttnsler t unverheiratet. 
II) Johann Georg Gflnzler, Pfarrer in Pliezhausen, 1 1778. Söhne: 

1) Amandas Wilhelm, t 1808 als Pfarrer in Affalterbach. 
Söhne: a) Amandns Friedrich, t 1833 als Decan in Leon- 
berg. Dessen Sohn: Otto, Pfarrer in Beinstein, b) Carl 
Friedrich, t 1831 als Verwalter in Heutingsheim. Dessen 
Sohn: Carl Friedrich, Professor in Stuttgart, c) Ferdinand, 
Hofgerichts- Aktuar, t 1853 kinderlos, d) Wilhelm Friedrich, 
t 1874 als Rechnungsrath in Stuttgart. Dessen Söhne: 
Carl, Pfarrer in Mittelstadt, Albert, Apotheker in Laichingen 
und Julius, Instrumentenroacher in Stuttgart. 

2) Johann Friedrich, t 1836 als Stadtscbreiber in Marbach. 

3) Georg Ferdinand, t 1830 als Kaufmann in Nantes. 

III) Amandns, geb. 9 Mai 1714, t 1787, Amtsoberamtmann in 
Stuttgart, verheirathet mit Christina Margaretha, Tochter des 
Titularraths Leonhard Heinrich Jahn. Söhne: 
a) Friedrich Amandns, Postexpeditor in Heilbronn, f 1788ohneKinder. 

b) Johann Christof, t 1803 als Kirchenraths-Expeditionsrath. 
Gattin: Johanna Dorothea, Tochter des Kentkamroer-Expedi- 
tionsraths Zorer. Dessen Söhne: Carl Friedrich Amandas, 
Registratur im Steuerkollegium, t 1830. 

c) Christian Heinrich, t 1842 als Regierungsrath in Stuttgart 
Verheirathet mit Auguste Friederike Solle, Tochter des Klosterhof- 
meisters Christian Friedrich Linsenmann in Offenhausen. Söhne : 
aa) Amandns Heinrich von Günzler, geb. den 12. November 

1787, f den 3. Januar 1840 als Geheimerraths-Kanzlei- 
director in Stuttgart. R. des K.O. Gattin: seit 12. Juli 
1818 Louise Friederike, geb. Löchner. 
bb) Amandas Friderich Gflnzler, geb. den 1. Jan. 1789, t den 
6. Sept. 1874, als pensionirter Oberamtmann von Oehringen. 
Gattin: seit 24. Juni 1819 Friederike, Tochter des Ober- 
amtraanns in Waiblingen Friedrich Steck, Söhne: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 297 - 

1) Robert Amandas Eberhardt Heinrich Gttnzler, geb. den 3. 
Mai 1820, Pfarrer in Weiler, O.A. Bockenheim; 

2) Victor Amandas Einst Gttnzler, geb. den 28. August 
1831, Hofdomänenrath in Stuttgart. Gattin: seit 15. Mai 
1860 Julie, Tochter des Directors der Königl. Forstdirection 
Ton Brecht. Sohn: Hugo, geb. den 10. October 1870. 

cc) Amandas Carl Gttnzler, geb. 8. Nov. 1792, t in Nürtingen als 
Pfarrer von Frickenhausen 22. Nov. 1864; verm. mit Auguste 
Friederike, Tochter des Kaufmanns Veil in Schorndorf. Söhne: 

1) Amandas Heinrich Theodor Gttnzler, geb. den 20. August 
1821, wohnhaft in Nürtingen, verm. mit Lisette geb. Rieh- 
mann von Hall. Söhne: a) Amandas Hermann, geb. 9. Febr. 
1858. b) Amandas Otto, geb. 19. Nov. 1862. 

2) Amandas Gustav Gttozler, geb. den 3. März 1832, Pfarrer 
in Königsbronn, verm. mit Julie, Tochter des Musikdirektors 
Silcber in Tübingen. Sohn: Amandas Friedrich Wilhelm 
Uflnzler, geb. den 6. August 1870. 

dd) Amandas Wilhelm Gttnzler, geb. den 4. Februar 1799, t den 
17. April 1844 in Tübingen als Oberamtsrichter von Sulz a/N., 
verm. mit Sophie Heinricke, Tochter des t Apothekers Märklin 
in Tübingen. Söhne: 

1) Amandus Heinrich Adolf Gttnzler, geb. den 24. Mai 1832, 
Med. Dr. in Leonberg, verm. mit Marie, Tochter des pens. 
Kameralverwalters Bllflnger in Hall. Söhne: a) Amandas 
Otto Wilhelm, geb. 15. März 1865. b) Amandas Carl Adolf, 
geb. 19. Juli 1862. 

2) Amandas Gustav Gttnzler, geb. den 29. November 1838, 
Bevisor bei der K. Eisenbahnbau-Gommission in Stuttgart, 
verm. mit Marie, Tochter des Canzleiraths Gess in Stutt- 
gart. Sohn: Wilhelm Amandas, geb. 4. März 1876. 

Du Fürstlich Wörttembergiscbe Dienerbnch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Günter (OÜntzlsr): Stattachrelber 491. — Amand., CantzleiAdvoc. 95; Vogt 
Mi — Christian Heinr., Vogt 641, 642. — Christian Ulr., Stattachrelber 393. — Frid. 

Vogt 434. — Joh. ChrUlian, Exped.Rath 147. Joh. Christ oph, VisitatSecretar. 168. 



Digiti 



zedby G00gk 



Haage. 

Johann Bartholomäus Hange, Prälat in Adelberg, geb. 6. 
August 1633 in Gussenstadt, O.A. Heidenheim, wurde zweimal getauft 
(das zweite Mal 3. Mai 163G) und hielt sich selbst die Leichenrede. 
Jenes ereignete sich folgendermassen : Kaum 2 Jahre alt verlor 
Haage seine Eltern durch die in Folge der Nördlinger Schlacht ein- 
getretene Noth und Pestilenz. Seine Schwester Barbara, ein Mäd- 
chen von 16 Jahren, floh mit ihm in die Wälder, nährte sich und 
das Kind eine Zeit lang von Gras und Nesseln, Wurzeln und Kräu- 
tern; als sie sich jedoch nicht mehr des Hungers erwehren konnte, 
trug sie das Kind nach Ulm, legte es auf eine vor dem Spital be- 
findliche Bank, wo es vom Thorwart gefunden und dann im Spital* 
aufbewahrt wurde. Weil aber durchaus nicht zu erfahren war, wer 
die Eltern des Kindes waren und ob es getauft sei, so wurde es in 
Ulm den 3. Mai 1636 noch einmal getauft und ihm der Name 
Johannes Fund beigelegt, welchen er auch bis zum Jahre 1646 be- 
hielt. Zu dieser Zeit kam der älteste Bruder Haage's, Georg Haage, 
aus Egolsheim nach Ulm, verlangte das Kind, wobei es sich her- 
ausstellte, dass es bereits mit dem Namen Bartholomäus getauft 



* Nach einer andern Version, vergl. Blum, wurde Haage in den Wäldern ans« 
gesetzt gefunden, von Menschenfreunden in das Waisenhaus nach Ulm gebracht uud 
daselbst von der Waisenhausmutter lioaina Hämmerlin, sowie einer 50jährigen Jungfrau 
Barbara Erhardtin mütterlich verpflegt und auferzogen. Um ihn zu kleiden und tinter- 
richten zu lassen, entzog sich seine Pflegemutter im Spital selbst das Notlüge, ja sie 
ersparte sich das Geld, damit er hier Magister werden konnte. Als endlich im Jahr 
164G entdeckt wurde, wer seine Eltern waren, nahm man ihn im Tübinger 8tift auf ond 
beförderte ihn wegen seines Fleisses und seiner Rechtschaffen hei t von Stufe zu Stufe. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 299 — 

sei, daher Haage dann zum ewigen Gedächtniss die beiden Namen 
Johann Bartholomäus führte. 

Seine Leichenrede verfasste er selbst — »um nicht gelobt zu 
werden. « 

Haage war erst Pfarrer in Faurndau, dann in Kolberg, kam 
hierauf als Prediger nach Pfullingen, 1677 aber als Superintendent 
nach Blaubeuren. 1681 wurde er Hofprediger und starb zuletzt als 
Prälat in Adelberg 1709. 

Seine I. Gattin war seit 9. Mai 1653 Elisabetha, geb. 
Schweickard; die II. seit 1666 Elisabetha Barbara, Tochter des 
Pfarrers in Bernhausen Johann Martin Laiblin, welch beiden Ehen 
18 Kinder entsprossten. Von ihnen sind näher bekannt: 

I. Anna Margaretha, verm. mit dem Kammerrath in Stuttgart 

Johann Georg Haupt, 
IL Friedrieh Haage, geb. in Pfullingen 4. Nov. 1668, Pfarrer 

in Schwaikheim 1719, verm. mit Yeronika Margaretha, geb. 

Lnz. 

III. Johann Conrad Haage, geb. in Pfullingen 6. Juni 1672, Pfle- 
ger in Westheim, verm. mit Rosine Catharine, Tochter des 
Decans in Tuttlingen Johann Caspar Baldenhofer. 

IV. Gottfried Haage, geboren in Blaubeuren, Pfarrer in Adelberg, 
verm. mit Anna Elisabetha, Tochter des Klosterverwalters in 
Bebenhausen Jacob Mezger. Sohn des Letzteren: 

Jobann Bartholomäus Haage, geb. in Adelberg 1706, t 
16. April 1743 als Pfarrer in Dürnau. Seine Gattin war 
Maria Elisabeth, Tochter des Diaconus in Winterbach Johann 
Rudolf Mögling. 

Dm Füritlicb Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
da Namen* Haag (Haage, Häg, Hägen, Hägin): Barihol., Abt 238 ; Gaistl. Rath im Consigt. 
137 ; Hofprediger 193. — Bereht., Vogt 418, 420. — Com-., Keller 435 ; Stiffts-Verwaltter 
435. — Georg, ßtiffta-Verwaltter 435. — Georg Cour., Gl.Pfleger 329. — Joh. Conr., CLPfleger 
246. — Martin, Vogt 495. — Thom., Keller 435 ; StifftoVerwaltter 435 ; Vogt 433. — UJr., 
Pfarrer 332. 



Digiti 



zedby G00gk 



H a a k h. 



Johann Friedrich Haakh wurde im Jahre 1745 den 21. Dec. 

zu Stuttgart geboren. Seine Eltern verliessen zerrütteter Vermögens- 
umstände halber den 3jährigen Knaben nebst dessen 4 Schwestern, 
um niemals mehr etwas von sich hören zu lassen. »Einst«, heisst 
es in 'seiner vou ihm selbst 1778 verfassten Lebensbeschreibung, 
»erwachte eines Morgens die Jüngste der Schwestern, damals ein 
3jähriges Mädchen, welches bei Anverwandten gleich als ein eigenes 
Kind auferzogen wurde, wobei man zugleich sorgfältig verhütete, dass 
sie jemals erfuhr andere Eltern gehabt zu haben, und erzählte ihrer 
Pflegemutter: Es sei diese Nacht ein Herr und eine Frau zu ihr 
gekommen, der Herr habe sich auf die Bank beim Tische hinge- 
setzt, den Arm auf den Tisch und seinen Kopf auf die Hand ge- 
lehnt und sei traurig gewesen, die Frau aber sei zu ihr hingelaufen, 
habe sie freundlich angeredet mit den Worten: Kennst du deine 
Eltern ? und darauf seieu beide verschwunden. Die Pflegeeltern aber 
erzählten nachmals wohl 100 Mal, das Kind habe bei dieser Ge- 
legenheit seine Eltern so richtig geschildert, dass kein Ei dem andern 
gleicher sei, auch hat das Kind in seinem späteren Alter diese Er- 
scheinung nie vergessen«. 

Im Februar 1755 wurde Johann Friedrich ins Waisenhaus 
zu Stuttgart aufgenommen, kam später zu einem Chirurgen Namens 
Wolff in Obertürkheim in die Lehre, wurde hierauf bei dem Waisen- 
pfleger Tritschler, nachherigem Geheimen Hofrath, den 2. November 
1761 aufgenommen. Der Bericht, den Tritschler, der von dem 
Herzoge zum General-Cassier und wirklichen Rath des Kammer- 



)igitized by VjOOQIC 



Digiti 



- 301 — 

CollegiiMn die Kanzlei berufen ward, desshalb sub 2. Nov. 1761 an 
den Herzog richtete, lautete folgendermassen: 

Durchlauchtigster Herzog! 
Gnädigster Herzog und Herr! 
Während meiner 8jährigen Dienstzeit in dem allhiesigen Herzog- 
lichen Waisenhause war unter Anderem auch dieses eine meiner zwar 
pflichtschuldig — aber zugleich auch angenehmsten Bemühungen, 
dass ich immerzu etliche Waisenknaben von gutem Herkommen und 
geäusserten besonderen Gaben in meine Schreibstube gezogen, die- 
selbe in den Arbeitsstunden der andern Waisenkinder zum lateinisch 
Lernen und Rechnen, hauptsächlich aber zu Angewöhnung sauberer 
Handschriften aufmunterte etc. Dieser nun bald vollends in dem 16. 
Jahre stehende saubere junge Mensch {Haakh) hat sich seit 2 Jahren 
dermassen wohl angelassen, dass ich und andere, welche ihn kennen, 
glauben dürfen, er werde unter frommem göttlichem Segen und Bei- 
stand seiner Zeit einen brauchbaren, folglich auch dem Waisenhaus 
Ehren bringenden Menschen geben. Desto mehr habe ich mir auch 
angelegen sein lassen, ihn nach meiner unvermutheten Dienständerung 
noch fernerhin wohl zu berathen und den Stadtschreiber Dertinger 
zu Göppingen — einen sehr habilen, fleissigen Mann, dahin zu be- 
wegen, dass er den Haakh in seine Schreibstube nehme, er mir 
auch bereits das Wort gegeben. Dieser gute junge Mensch aber 
hat, ausser Gott und guten Freunden, als eine' verlassene Waise, 
keinen Heller im Vermögen, und da Euer Herzogliche Durchlaucht bei 
anderer dergleichen Gelegenheit sich dahin zu entschliessen gnädigst 
geruhet, dass ein und andere Waisenknaben zu Erlernung der Hand- 
lung, der Chirurgie oder anderer Professionen 40, 50, 60 fl. Lehr- 
geld über die sonst gewöhnliche zu Geld gerechnete, sich gegen 14 fl. 
erlaufende, Aussteuer aus der Pflegeamts-Casse abzureichen gnädigst 
bewilligt worden, als nehme ich mir die unterthänigste Freiheit, 
Eure Herzoglichen Durchlaucht im Namen des Waisenknaben Haakh 
zu bitten, zu Beförderung seines Vorhabens und davon abhängenden 
zeitlichen Glücks, a proportion obberwähnter gnädigst bewilligter 



Digiti 



zedby G00gk 



— 802 - 

Kost- und Lehrgelder, ihm ebenfalls ein Ergiebiges um lo mehr 
gnädigst auszuwerfen, und die bereits schon vom Waisenhaus an- 
gefangene Kleidung an seiner Aussteuer nicht abzuziehen, als zwar 
weder ich noch der Stadtschreiber Dertinger zu Göppingen für die auf 
den Haakh bereits schon verwendete und noch ferneres zu verwendende 
Fürsorge und Bemühung lediglich nichts verlangen, hingegen aber 
uns gleichwohl nicht wird zugemuthet werden können, den Haakh 
auch noch in der erforderlichen Kleidung und Weisszeug so lang zu 
erhalten, bis er solches selbst zu verdienen in Stand kommen wird. 
Was also Euer Herzogliche Durchlaucht dem Haakh gnädigst aus- 
zuwerfen geruhen wollen, wird von mir sicher angelegt in Ver- 
wahrung behalten und nur die äusserste Nothdurft davon je und je 
bestritten werden. Euer Herzogliche Durchlaucht anhoffende Gnade 
und grosse Wohlthat aber wird der Haakh jetzt und künftig mit 
dem tiefsten Dank zu erkennen, lebenslang nicht vergessen, mir selbst 
aber wird es zum submissesten Dank und zur grossen Freude ge- 
reichen, einem armen Waisen auf diese Weise den Weg zu seinem 
zeitlichen Glück gebahnt — und noch öfter Gelegenheit zu haben, 
an diesem und andern Waisenkindern Barmherzigkeit und Liebe aus- 
zuüben. 

In tiefstem Respect beharrend Euer Herzoglichen Durchlaucht 

unterthänigster etc. 
Tritschler. 

Auf diesen Bericht hin wurden dem jungen Haakh laut Her- 
zoglicher Resolution vom 12. Nov. 1761 — \- 60 fl. Lehrgeld und 
16 fl. Kleidergeld, zusammen also — .'• 76 fl. ausgesetzt. 1. Dec. 
1761 trat er seinen neuen Posten in Göppingen an. 

In demselben Jahre noch wurde Haakh in seine frühere Stelle 
ins Waisenhaus berufen und zwar unter dem neu ernannten Waisen- 
pfleger Erliardt. 

Haakh gab im Jahr 1762 die Predigten des in diesem Jahre 
gestorbenen Waisenpfarrers Seiz, die er als Knabe nachgeschrieben 
hatte, heraus. 1764 kam er als Substitut (Ober-Scribent) zu dem 



Digiti 



zedby G00gk 



— 803 — 

Stadtschreiber Ghros in Altenstaig mit 60 fl. Jahresgehalt, 1766 
aber als Stadt- Amts-Substitut nach Cannstatt. Im Jahre 1768 Hess 
der Gerichtsschreiber Belser durch seinen Tochtermann, den Pfarrer 
Müller in Altenstaig, an Haakh den Antrag stellen, seinen Dienst 
zu Obernehmen und seine Tochter zu heirathen, was dieser jedoch 
besonderer Umstände wegen ausschlug. 

1771 wurde er von der Herzoglich Sachsen-Gotha-Roda sehen 
und Gräflich Leiningen-Hardenburgischen Regierungskanzlei zu Gail- 
dorf berufen, in Gemeinschaft des dortigen Hof- und Regierungsraths 
Walter eine Commissions-Revision über den Kammerrath, Landamt- 
mann und Landschaftskassier Salvelder zu Gaildorf zu übernehmen, 
welcher des Betrugs und der Unterschlagung beschuldigt war ; Letzterer 
hatte u. A. einen Galgen um 1500 fl. bauen lassen, über dessen 
Rechnung sich bedeutende Betrügereien ergaben. Früher schon war 
eine Commission, die 4 Jahre dauerte und von 2 Fürstlich Bohenlohe- 
Ingelfingen'schen Räthen dirigirt wurde, des nämlichen Zweckes wegen 
angeordnet worden. Die, mit der Commission Betrauten tractirten 
das Geschäft langsam und meistens von Haus aus, Hessen dem Sal- 
velder, der ein verschlagener Kopf war, zu viel Zeit und Raum, 
Schlupfwinkel zu suchen und endlich, nachdem sie Salvelder ihre 
Commissions-Sentenz , nach welcher er über 4000 fl. in seine 
geführte und veruntreute Casse restituiren sollte, publicirt hatten, 
war Salvelder damit nicht zufrieden, und appellirte an ein Reichs- 
gericht. Um diese Appellation abzuschneiden, setzten die Herrschaften 
eine Commissions-Revision nieder, und hierin bestand also HaaWs 
Geschäft. 

Die Betrügereien Salvelder'* waren so stark, dass ihm Haakh 
während der Untersuchung, wenn Salvelder ihn mit Läugnen gar 
zu unwillig machte, oft sagte: er habe es am Galgen verschuldet, 
dass man ihn hänge. Durch die Revisions-Sentenz wurde Sal- 
velder in eine noch weit grössere Restitutions-Summe condemnirt, 
bekannte sich auch, als er sah, dass ihm kein anderer Ausweg mehr 
blieb, schuldig. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 804 - 

Diese Geschäfte nahmen Haakh um so mehr in Anspruch, als 
er auch zur Untersuchung der Kammer-Stadt- Amts-, Forst und Land-* 
kasse zu Gaildorf beigezogen wurde. Denn alle diese Beamte hatten 
meistens dem eingewurzelten bösen Beispiel Salvelder's gefolgt. 

Seine Geschäfte in Cannstatt musste er in dieser Zeit dem 
Substitut Cless überlassen, welcher auch Haakh's Stelle, als dieser 
bald darauf ganz aus dem Dienste schied, erhielt. Einige Zeit später 
begab er sich, durch Hofrath Walter und den Vicar Steinhofer in 
Gaildorf bestimmt, nach Tübingen, um das Studium Juris württem- 
bergici anzutreten ; durch Vermittlung des Pfarrers zu Kornwestheim, 
M. Hartmann, kam er zu dem Procurator Heller ins Kloster zu 
Tübingen gegen Besorgung des Rechnungswesens in Kost, neben 
einem jährlichen Honorar von 60 fl. 

Seine Universitätsfreunde waren der nachmalige Regierungs- 
und Cousistorialrath Eberhard Friedrich v. Georgii zu Stuttgart 
und der nachmalige Archivar Reuss zu Heilbronn, mit denen zu- 
sammen er privatim so viel immer möglich studirte. 

Im Jahre 1775 22. September zum Hofgerichts- Advocaten er- 
nannt, ward er als solcher durch den Geheimen Rath van Tauben- 
Jieim in diese Stellung eingeführt. Ein Jahr nachher doctorirte er, 
erhielt 1781 von dem Herzoge von Mecklenburg-Schwerin auf Ver- 
anlassung der Erbprinzessin von Mecklenburg, einer geb. Prinzessin 
von Gotha-Roda, nachmaliger regierenden Herzogin, das Patent als 
Mecklenburgischer Hofrath. 

1 782 ward er als Gräflich Erbach'scher Canzlei-Director nach 
Erbach berufen und zwar bei demselben kunstsinnigen Grafen Erbach, 
dessen Stammschloss berühmt ist wegen des herrlichen Rittersaals, 
den er selbst im Schlosse baute, und mit schönen Glasmalereien 
an den hohen Fenstern ausschmücken Hess und worin er die Rüstungen 
denkwürdiger Personen des Mittelalters aufstellte, z. B. Kaiser 
Maximilians I., Götz' von Berlichingen , Gustav Adolfs, Wal- 
lensteins etc., ferner wegen des Museums, das' viele griechische, 
römische, altägyptische, vorzüglich aber deutsche Alterthümer, auch 



Digitized by 



Google 



— 305 — 

▼iele ausgezeichnete Gemälde und Zeichnungen aus den neueren 
Schulen enthält, sowie endlich wegen der in ihrer Art einzigen 
Gewehrkammer und der gothisch verzierten Begräbniss-Kapelle mit 
den aus dem Kloster zu Seligenstadt hieher gebrachten Särgen 
Eginharcfs und Emtna's. Das fränkische Grafengeschlecht von 
Erbach leitet seinen Stammbaum bis auf Eginhard, den Geheim- 
schreiber Carls des Grossen und Gemahl der Kaisertochter Emma, 
hinauf. Noch jetzt befinden sich die Grafen von Erbach im Besitze 
des Landes, welches Eginhard von Kaiser Ludwig dem Frommen 
815 zum Geschenk erhielt und das er dem Kloster Lorsch 819 unter 
den Bedingungen vermachte, dass dasselbe seinen Nachkommen als 
Lehen verabreicht würde. 

Haakh besorgte als Canzlei-Director den Verkauf eines Theils 
der Herrschaft Limburg an Herzog Karl trefflich. In der Folge 
jedoch eines für den Grafen verloren gegangenen Prozesses wegen, 
der von Neidern, (namentlich einem Amtmann Bosch, der schon 
längst auf das von Haakh bekleidete Amt spekulirte), Letzterem zur 
Last gelegt ward, gekränkt, quittirte er mehrere Jahre nachher 
dieses Amt, um im Auftrag der Herzogin von GIücksburg-Braun- 
schweig, einer geb. Prinzessin von Nassau-Saarbrücken, nach Paris 
zu gehen und daselbst die Herausgabe der von den Franzosen occupirten 
Nassau-Saarbrückischen Besitzungen (bezw. Allodial-Güter) zu er- 
wirken. Die Gattin des Grafen Erbach bedachte . kurz vor ihrem 
Tode, welcher in Folge einer Niederkunft erfolgte, Haakh in ihrem 
Testament mit einem Geschenke von fl. 4000, auch befahl sie Haakh 
ihre Kinder, indem sie beifügte, sie wolle am jüngsten Tage Rechen- 
schaft desswegen von ihm fordern. — 

Haakh starb, erdrückt von den vielen schweren Prüfungen, 
die er im Dienste des Grafen bestanden, im Tiefsinn, als Königlich 
Dänischer Etats-Rath 1817, 70 Jahre alt. 

Seine Gattin war seit 6. Mai 1776 Johanna Beata, eine geb. 
Conz, geb. 26. Juni 1756, »von Urgrosseltern und Eltern als in 
geistlichem Berufe herstammend, Tochter des damaligen Pfarrers in 

r. Qeorgii-Qtorgenau, Biographlsoh-Oonealogliche Blätter etc. 20 



Digiti 



zedby G00gk 



- 306 - 

Frommem bei Balingen, welcher Ehe 4 Söhne und 4 Töchter ent- 
sprossten, von denen 5 am Leben blieben. Söhne: 

Imanuel Israel Gotthold Haakh, geb. 9. Juli 1783, Kaufmaun 
in Heilbronn, t 1812. Gattin: seit 4. Februar 1809 Charlotte 
Auguste Elisabeth, Tochter des Oberregierungsraths in Stuttgart 
Jacob Gottlieb Renas, aus welcher Ehe 1 Sohn und 1 Tochter 
hervorgiengen. 

Benjamin Friedrich Haakh, t 9. August 1825, Braunschwei- 
gischer Hofrath, brachte längere Zeit in Paris zu und gehörte als 
2maliger Abgeordneter der Oberämtor Besigheim und Heilbronn zur 
Zeit der württembergischen Verfassungskämpfe der Opposition an. 
'Gattin: Elisabeth, geb. Liesching. Söhne: 
I. Carl Friedrich Haakh, geb. 5. Mai 1811, studirte in den 
Seminarien die Theologie und wurde nach Absölvirung der- 
selben Vikar in Magstadt 1833, Stuttgart, Grossheppach und 
Backnang, 1835 aber Repetent an dem Seminar zu Schönthal. 
Im darauffolgenden Jahre kam er in gleicher Eigenschaft nach 
Tübingen, wo er 2 Jahre lang verblieb. Seine wissenschaft- 
liche Reise trat er im Frühjahr 1838 an und, von derselben 
zurückgekehrt, bekleidete er von Februar bis Mai des Jahres 
1839 die Stelle eines Pfarramtsverwesers zu Waidenbuch und 
von Mai bis November desselben Jahres diejenige eines Stadt- 
vikars zu Stuttgart, worauf er im December 1839 zum zweiten 
Helfer in Reutlingen, nach Verfluss von fünf Jahren aber im 
April 1846 zum zweiten Helfer an der Stiftskirche in Stutt- 
gart ernannt wurde. Er starb 23. August 1851. 

Seine Gattin war Maria, Tochter des Oberamtsarztes in 
Cannstatt Dr. Tritschler. 
IL Friedrich Adolph Haakh, Dr., geb. zu Heilbronn 8. April 
1815, Professor, Mitglied der Kunstschuldirection und Inspector 
des Königlichen Museums der vaterländischen Alterthümer. 

Dm Forstlich Württembergiiche Dienerbuch enthalt nnr einen Beamten, Nameni 
Haackh: Hayderich, Vogt 362. 



Digiti 



izedby G00gk 



Hallberger. 



Johann Albrecht Hallberger, Pfarrer zu Pfuel, Ulm er Gebiets, 
Btiftete kraft eines von dem Kaiserlichen Notarius Hans Christof Kraß 
aasgestellten Instruments, d. d. 19. April 1611, in das Stipendium 
Martinianum 500 fl. Von näheren Bestimmungen dieser Stiftung 
ist nichts bekannt. — 

Ein anderer dieses Namens Wolfgang Hallberger, war Pfarrer 
zo Hassfelden im Hällischon. — 

Ein Dritter Johannes Wolfgang Hallberger, Sohn des Vorigen, 
Lt., verm. zu Strassburg 28. Mai 1630 mit Anna Maria, Wittwe 
des Herzoglich Württembergischen Raths Essig« - 

Ein Vierter, Immanuel Hallberger, geb. zu Endingen 26. August 
1762, als Sohn des Johaun Daniel Hallberger, Pfarrers in Groningen, 
8tudirte ebenfalls Theologie und wurde Pfarrer zu Anhausen. — 

Ein Fünfter, Ludwig Wilhelm Friedrich Hallberger. geb. 
1796 zu Plochingen, associrte sich, nachdem er sich vorher der 
Handlung gewidmet und für eine Seidenfabrik grosse Reisen gemacht 
hatte, im Jahr 1820 mit der Leinen-, Wollen- und Baumwollen fabrik 
von G. F. Barrier in Stuttgart und errichtete 1830 ein dem vorigen 
ähnliches eigenes Geschäft en gros. Zugleich trat er durch die Er- 
werbung der Frankh sehen Buchhandlung in Stuttgart und München, 
zu dem Buchhandel über. Ausser dem Münchener Geschäft beschäftigte 
damals schon die Hallberger' sehe Verlagshandlung in Stuttgart eine 
eigene Druckerei. Söhne: 

I- Friedrieh von Hallberger, Obertribunalrath. Ritter des Kron- 

Ordeus I. Ciasse. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 308 — 

IL Eduard von HaUberger, Chef der berühmten HaUberger'schen 
Verlagsbuchhandlung, Königlich Württembergischer Commercien- 
rath, Ritter des Kron-Ordens etc., geb. 29. März 1822. 

Seine Gattin war seit 31. Juli 1849 Henriette, geb. 
Bauzenberger, geb. 16. März 1830, f 29. Mai 1874. 

Kinder: 

1) Henriette Gabriele, geb. 17. Mai 1850, verm. seit 26. 
April 1870 mit dem Banquier in Breslau Ph. Eichborn. 

2) Friederike Marie Helene, geb. 15. November 1854, verm. 
seit 1877 mit dem Rittmeister im Ulanen-Regiment König 
Karl und Adjutanten des Kriegsministers, Freiherrn C. 
von Reiteenstein. 

III. Karl, geb. 8. October 1823, Interessent der vorerwähnten 
Verlagsbuchhandlung. 



Digiti 



zedby G00gk 



Harpprecht. 



Johann Harpprecht, geb. zu Walheim im Jahr 1560, ist der 
Stammvater einer an Rechtegelehrten und überhaupt in der Wissen- 
schaft ausgezeichneten Männern reichen Familie. 

Derselbe studirte anfangs mit seinem Schwager Carl Mettman, 
Sohn des Hyppclit Mettman, Capitäns Kaiser Carls 7., in Strassburg 
die Rechte und begab sich von da wegen der damals daselbst grassiren- 
den Pest nach Tübingen. 1586 bezog er die Universität Marburg, 
kehrte 1589 wieder nach Tübingen zurück, wo er bald darauf den 
Doctors-Titel erhielt und fast gleichzeitig zum Markgräflich Badischeu 
Bath in Speyer ernannt wurde. 1592 wurde er als Professor der 
Rechte nach Tübingen berufen, als welcher er 50 Jahre lang so 
treu und fleissig wirkte, dass sein Lobredner Lancius von ihm sagt: 
„er habe während seiner ganzen 48jährigen Amtsführung nur eine 
einzige Lection um Privat-Angelegenheiten willen versäumt/ 1 Im 
Jahre 1607 berief ihn Herzog Friederich von Württemberg und 
Teck gleichzeitig auf den grossen Landtag nach Stuttgart, wo er, 
so oft als beim Herzoglichen Hofgerichte ein Assessor mangelte, diese 
Stelle versah. 

Harpprecht war 7 Mal Rector und 20 Mal Decan der juristi- 
schen Facultät und starb den 18. September 1639 im 79. Jahre 
seines Alters. 

Durch seine vielen Disputationen und Schriften erwarb er sich 
einen grossen Namen, so dass, wie es wörtlich in einer auf ihn ge- 
haltenen Leichenrede heisst: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 310 — 

„man auch in Italia, wann mann sein Namen genennet, den 
Huot abgenommen hat. Er ist ein Ornamentnm und rechte 
Zierde an dieser Universitaet gewesen." 
Sein Symbolum war: 

„Omnia si perdas, ChriRtum servare memento, 
Latius Imperium Csesare Christus habet, 

vel 
Quo 8emel amisso postea nullus eris." . 
In seine Bibel schrieb er eigenhändig: 

Nobile vincendi genus est Patientia, vincit 
Qui patitur: si vis vincere, disce pati. 
Wer mit Gedult und Glümpff ausshelt: 
Der siget endlich ob aller Welt. 
Still seyn, verhören helt den Platz, 
Glümpff und Gedult ein edler Schatz. 
Gedult ist diss das christlich Kraut, 
Welches nicht ein Jeder im Garten baut. 
Gedult zu sehr vil Sachen dient, 
Mit Gedult man all Ding überwindt. 
Wer Gedult gebraucht in allen Sachen, 
Der thut seine Feinde zu Schanden machen. tf 
Seine erste Gattin war seit 1590 Maria, Tochter des Probsts 
und Kanzlers Dr. Jacob Andrea; die zweite seit 2. October 1625 
Anna geb. Barth, Wittwe des Herzoglich Württembergischen Hof- 
gerichts-Advokaten Georg Otthon, welchen Ehen 7 Kinder entsprossten, 
von denen indess nur 3 Töchter den Vater überlebten. — 

Christoph Harpprecht, geb. 1596, Dr. der Rechte, Sohn des 
Vorigen und dessen I. Gattin, Herzoglich Württembergischer Hofgerichts- 
Advocat, auch von der Reichsstadt Heilbronn erbetener, jedoch wegen 
frühen Todes nicht eingetretener Syndicus, verm. mit Ursula, Tochter des 
Rectors an dem Gymnasium in Regensburg Otto Gryphina. Sohn: 
Johann Christoph Harpprecht, J. U. Lt., vieljähriger Herzoglich 
Württembergischer Hofgerichts-Advocat, verm. mit Anna Maria, Tochter 
des J. U. Dr. und Professors in Tübingen Martin Neuffer. 

Als Töchter Johann Christoph^ finden sich, jedoch ohne An- 
gabe des Standes ihrer Männer, verzeichnet: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 311 

Maria Susan na, Gattin des J. U. Lt., Hofger ich ts- Ad vocaten 
Philipp Jacob Bayer. 

Maria Benedieta, Gattin des J. TL Lt., Hofgerichts- Ad vocaten 
Joh. Joe. Kerner. 

Maria Kosina, Gattin des Pfarrers zu Nürtingen Joh. Daniel 



Maria Regina, verm. I. mit dem Kloster Praeceptor in Blau- 
beuren Christoph Conrad Joos : II. mit dem Pfarrer in Gomaringen 
Phil. Jacob Uingher. 
Als Söhne: 
I. Ferdinand Christoph Harppreeht, J. U. Dr. und Pfalzgraf, 
36jähriger Professor der Rechte in Tübingen, auch Herzoglich 
Württembergischer Rath und Hofgerichts-Assessor. Geboren 
den 3. Juni 1650 in Tübingen, studirte er daselbst die Rechts- 
wissenschaft, doctorirte und wurde im Jahr 1677 vom Herzog 
Friderich Carl nach Stuttgart berufen. Bald darauf musste 
er den Herzog nach Wien begleiten, wo er demselben bei der 
üebernahme der Administration der herzoglichen Lande wesent- 
liche Dienste leistete. Nach Hause zurückgekehrt wurde er 
Herzoglicher Rath (1677), 1678 aber ordentlicher Professor 
der Rechte. 

1680 erhielt er von dem Herzog Administrator in wichtigen 
Angelegenheiten, die Herrschaften Burgund, Hericouit, Clemont, 
Chastelot und Blamont betreffend, eine Mission nach Mömpelgard, 
welche Sendung er so glücklich vollführte, dass ihn der Herzog 
im folgenden Jahre, nebst dem Oberhofmeister, Obervogten 
von Tübingen, Freiherrn JoJiann von Varnbüler von Hern- 
min gen, abermals dahin beorderte, um neben anderen wichtigen 
Geschäften die gesammte Grafschaft in Huldigung zu nehmen. 
1688 wurde er Hofgerichts-Assessor uud ihm gleichzeitig eine 
Gesandtschaft bei dem Reichs- Kammergerichte angetragen, 
welche er indess ablehnen zu müssen glaubte. Dieselbe über- 
nahm hierauf sein nachstehend verzeichneter Bruder. Er besass 



Digiti 



zedby G00gk 



- 312 — 

ferner die Bestallung eines ßaths des Grafen Maximilian 
Felix zu Wolkenstein und Eberstein, des Prinzen Ludwig 
van Baden, der Reichsstadt Reutlingen, des Closters Frauenalb, 
ebenso die Würde eines Comitis Palatini, welche er von dein 
Vice-Kanzler Grafen von Schönborn im Namen des Kaisers 
empfangen hatte. Harpprecht war der erste in Tübingen, der 
das Württembergische Recht mit dem gemeinen Rechte verglich. 
Er schrieb Hehreres und starb den 9. November 1714. 

Seine erste Gattin war Anna Magdalena, Tochter des Med. 
Dr. und Professors Georg Balthasar Metzger ; die zweite Maria 
Magdalena, Tochter des J. U. Dr. und Professors am Collegio 
illu8tri, auch Hofgerichts-Assessors und Landschafts-Gonsulenten 
David Scheinemann. Söhne: 

1) Ferdinand Christoph Harpprecht, Pfarrer in Gomaringen, 
verm. mit Agnes Maria, Tochter des Specials in Cannstatt 
Eberhard Brauch, welcher Ehe 3 Söhne und 2 Töchter 
entsprossten. 

2) Georg Friedrich Harpprecht, Herzoglich Württembergischer 
Rath und Hofgerichts-Assessor, t als Professor der Rechte 
1754. Seine Gattin war Sibylla Sara, Tochter des Med. 
Dr., auch Herzoglich Württembergischen Loibmedicus und 
Professors Rudolph Cammerer. Dieser Ehe entsprosste ein Sohn. 

II. Johann Christoph Harpprecht, Herzoglich Württembergischer 
Expeditionsrath und Vogt des Bebenhäuser Klosters 1690, 
vermählt mit Anna Catharina, Tochter des Closterverwalters in 
Pfullingen Stephan Stockmaier, aus welcher Ehe 2 Söhne und 
1 Tochter hervorgiengen. 

III. Ferdinand Wolffgang Harpprecht, geb. 23. März 1654, wid- 
mete sich in den Klöstern dem Studium der Theologie, vika- 
rirte nach Absolvirung desselben anfangs bei seinem Onkel M. 
Martin Neuffer, Pfarrer in Jesingen bei Tübingen, später in 
Weil im Dorf und Leonberg und "kam im Jahre 1680 in das 
Bepetenten-Collegium, 



Digitized by 



Google 



— 313 — 

1683 wurde er Vicar bn St Leonhard in Stuttgart, hierauf 
Diaconus in Waiblingen 1684, Diaconus in Tübingen 1686, 
als solcher starb er den 12. März 1690. Ueber seinen Tod 
wird Folgendes berichtet : Derselbe wurde zu dem kranken Todten- 
gräber gerufen, jedoch von diesem, als er ihm Trost zusprechen 
wollte, in der Verwirrung an den Haaren genommen, mit dem 
Ausrufe : „Ihr müsst mit." Darauf ging Harpprecht nach Hause 
und starb in Folge der Alteration gleichzeitig mit dem Todtengräber. 

Seine Ehegattin war seit 6. Mai 1684 Julie, Tochter des 
Herzoglich Württembergischen Visitations-Secretärs Johann 
Jacob Moser, welcher Ehe zwei Söhne Namens Immanuel 
Wolffgang und Johann Christoph entsprossten. 
IV. Tobias Harpprecht, Substitut in Hirsau 1690 ledig f. 
V. Mauritius David Harpprecht, Dr. juris, geb. 14. Juli 1664 
in Tübingen, widmete sich dem Studium der Rechtswissenschaft, 
wurde Hofgerichts-Advocat und verrichtete als solcher viele 
wichtige Kaiserliche Gommissionen an den Chur-Mainzischen, 
Wolffenbüttel'schen, Aichstettischen, Dillingischen, Markgräflich 
Badischen, Hohenzollerischen , Fürstenbergischen , Nassauischen 
und anderen Höfen und Canzleien. In der Folge ernannte ihn 
der Fürst von Hohenzollern und bald nachher der Graf von 
Geyer zu ihrem Rath und der König von Preussen versicherte 
ihn in einer Audienz, dass wenn er — Harpprecht — je 
wegen der damals gefährlichen Zeiten genöthigt sein würde, 
sein Vaterland zu quittiren, er einer gnädigsten Aufnahme 
und Anstellung in seinen Landen versichert sein dürfe. Die ihm 
beim Kaiserlichen Reichshofrath in Wien aufgetragenen Ge- 
schäfte, zu deren Erledigung er ein ganzes Jahr daselbst ver- 
weilen mus8te, bereinigte er mit ausgezeichnetem Erfolge. 

Nachdem er schon vorher die Bestallung eines Syndicus der 
freien Reichsritterschaft in Franken, Steigerwaldischen Cantons, 
erhalten hatte, ernannte ihn sein Herzog im Jahre 1703 zum 
wirklichen Regierungsratb und trug ihm die Gesandtschaft beim 



Digiti 



zedby G00gk 



— 314 - 

Kaiserlichen Roichskammergericht auf, welche er zur Aller- 
höchsten Zufriedenheit vollführte. 

„Ich habe", schrieb er in einem in der £eit seiner Ge- 
sandtschaft verfassten Schreiben, „diese einige Consolation, dass 
ich meine Meinung jedermahlen candide herausgesagt und den 
Mantel nimmermehr nach dem Wind gehängt habe; obgleich 
nicht weniges darüber leiden müssen." 

Besonders befreundet war er mit dem Kaiserlichen Kammer- 
gerichts- Arzt Georg Christoph Möller, dem Kaiserlichen 
Kammergerichts-Advocaten Johann Ulrich von Gülchen, dem 
Markgräüich Brandenburg-Culm'scben Legations-Secretär Johann 
Christoph Frank, dem Herzoglich Württembergischen Rath 
und Leibmedicus Bosinus Lentüius und den bekannten Rudolph 
und Elias Cammerer. 

Er starb hochgeschätzt von seinem Fürsten uud von Jeder- 
mann tief betrauert den 4. September 1712 und ist in der 
Pfarrkirche der damaligen Kaiserlichen Freien Reichsstadt 
Wetzlar beigesetzt. 

Seine Gattin war seit 21. September 1689 Anna Rosina, 
Tochter des Expeditions-Raths und Vogts in Stuttgart Johann 
Valentin Moser, J. U. Lt., welcher Ehe 11 Kinder, 7 Söhne* 
und 4 Töchter entsprossten, worunter 3 Söhne und 1 Tochter 
dem Vater im Tode vorangegangen waren und ein 12. noch 
bei dessen Tode unter dem Mutterherzen ruhte. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Stefan (Christoph) Harpprecht von Harpprechtstcln, Urenkel 
Jobann's, geb. 1676 in Tübingen, studirte Jurisprudenz, wurde 1709 
Regierangsrath und Kammer- Procurator in Stuttgart, widmete indess 
seine Dienste nicht lange dem Vaterlande, denn er trat wohl in Folge 
der Gräven Aschen Gewaltherrschaft 1713 in Lichtenstein'sche Dienste 
als Hofrath und Kamme rdirector, später in Mannsfeld'&chQ als Kanzler, 

♦ Zwei cUron waren Johann Valentin, philo«. Candid., Mauritius Daeid, Stad. Jur 



Digiti 



zedby G00gk 



— 315 — 

in Holstein'sche 1722 als Justizrath und Jur. Professor and zuletzt 
Prokanzler in Kiel, in Meiningen'sche 1730 als Geheimer Rath des 
Herzogs Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen. 

Viele Verdienste erwarb er sich um all diese Fürstenthümer 
und besonders uro Meiningen, so dass ihn der Herzog zu seinem 
Geheimen Rath ernannte. 

Kaiser Karl VI. erhob ihn unter dem Titel: Harbrecht von 
Uarpprechtstein in den Reichsadelsstand und beehrte ihn mit dem 
Charakter eines Geheimen Raths. 

Er starb am 11. Januar 1735 zu Meiningen, nach anderer Quelle 
zu Wien. 

Gattin: seit 8. Mai 1698 Christina Dorothea, Tochter des 
J. U. Lt. und Oberjustizraths Friedrich Jacob Widt. Söhne: 

I. Johann Andreas toii Harpprecht, Bürgermeister von Esslingen 
und ritterschaftlicher Consulent, vermählt in I. Ehe mit Pauline 
Sophie Bürgermeister von Deizisan; 11. mit einer geb. von 
Kinckel. 

II. Johann Friedrich von Harpprecht, Herzoglich Württembergi- 
scher Rath und Reichshofraths-Agent in Wien. — 

Johann Heinrich Freiherr von Harpprecht, geb. 1702 in 
Tübingen, Reichskammer-Gerichts-Assessor, später Reichskammer-Rath 
in Wetzlar, wurde laut Diploms von 1745 in den Reichsfreiherr nstand 
erhoben und starb mit Hinterlassung mehrerer für das Reichskammer- 
gericht wichtigen Schriften 1783 in Wetzlar. — 

Christoph Friedrich Harpprecht, geb. in Tübingen 1700, 
Herzoglich Württembergischer Rath und Hofgerichts-Assessor, nach- 
mals 45 jähriger Professor der Jurisprudenz an der Universität 
Tübingen, t 23. Juni 1774 mit Hinterlassung vieler bedeutender 
Schriften. Harpprecht war der erste Lehrer, welcher sich um die 
Geschichte des Württembergischen Privatrechts verdient gemacht hat. 

Christian Ferdinand Harpprecht, geb. 1718 ebenfalls zu Tü- 
bingen, Professor der Rechte daselbst, zeichnete sich durch ausge- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 316 — 

breitete Gelehrsamkeit nicht blos in der Rechtskunde, sondern auch 
in der Philosophie, Mathematik, Philologie, den Naturwissenschaften 
und schönen Künsten aas. — 

Obertribunalpräsident t. Harpprecht, Kommenthur des Ordens 
der Württembergischen Krone, Grosskreuz des Friedrichsordens, lebens- 
längliches Mitglied der Kammer der Standesherren, verm. mit Marie, 
geb. DnTernoy; t 10. Februar 1859 mit Hinterlassung von 5 
Söhnen. 



Du Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Harpprecht: Cl.-Pfleger 330; Cl.Verwaltter 324 ; Registrator 45 ; SpiUlDiaeon 
552. - Auguttim Christoph, Vieitat-Secretar. 158. — Ferd. Christoph, Vogt 268, 576. — Ferd. 
Frid., Cl.Verwaltter 277 ; Oalatl. Verwaltter 397. — Joh. Jndr., Gel. O.Rath 67. - Joh. 
Christoph, Galatl. Verwaltter 397 ; Vogt 258, 328, 575. — Joh. Frid. WUh., Gel. O.Rath 66. 
Joh. Hsinr., Keller 50 J. — Joh. Volant., Abt 313 ; Spee.8uperintendent 259. — Moritz Do** 
Gel. O.Rath 64. — Stephan Christoph, CamxnerProcurator 109 ; Gel. O.Rath 64. 



Digitized by 



Google 



Hartmann. 



Johann Andreas Hartmann, Pfarrer, wurde den 28. Augnst 
1677 als Sohn des M. Andreas Hartmann, gewesenen vieljährigen 
Pfarrers zu Oeschingen, Oberamts Tübingen, der — wie er selbst sagt : 
»von Vater, Gross- und Uhr^Gross-Vatter von Dienern Evangelischer 
Kirchen herunterstammet, worunter der letztere, Namens Hartmann, 
der Anno 1587 im Predigtamt stunde, als ein wenig bemittelter 
Pfarrer 5 Söhne studiren Hesse, die alle auf des Vaters Kanzel ge- 
standen haben«, — und der Anna Barbara, des Pfarrers zu Bodels- 
hausen M. Elias Steeb Tochter, geboren. 

Nach Absolvirnng seiner theologischen Studien in Tübingen 
zum Pfarrer in Truchtelfingen ernannt 1709, kam er später in 
gleicher Eigenschaft nach Döffingen, Oberamts Böblingen, und folgte 
zuletzt einem Rufe als Waisen-Prediger in das neu angelegte Waisen- 
haus zu Stuttgart, wo er auch den 15. Dec. 1729 starb. 

Seine Gattin war Catharina Margaretha Tochter des Specials 
zu Böblingen M. Gebhard Keppelmann, welcher Ehe 1 Sohn und 
1 Tochter entsprossten. 

Ebenfalls dieser Familie entstammte: 

Johann Friedrich Hartmann, geb. 4. September 1653, starb 
als Pfarrer zu Jebenhausen 16.. März 1713. 

Ein auf seinem Grabe daselbst befindliches eisernes Epitaph 
trägt folgende Inschrift: 

»Herr M. Johann Friedrich Hartmann, 32 jähriger Pfarrer 

der christlichen Gemeinde in Jebenhausen ist geboren 1653, 

starb den 16. Mai 1713. Dessen Symbolum war: „Mihi 

Omnia Jesus.« — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 318 — 

Einer anderen, ans dem Voigtland eingewanderten zuerst in 
Plieningen ansässigen Familie gehören die Folgenden an: 

Johann Georg Hartmann, Herzoglich Württemb. Rentkammer- 
Expeditionsrath, zuletzt Hofdomänenrath , wurde im Jahre 1731 als 
Sohn des Georg Hartmann, Herzogl. Württemb. Stutenmeisters im 
Kloster Offenhausen, später in Marbach, welcher unter Herzog Karl 
Alexander als Rechnungsführer der Lieferungsbehörde die Feldzöge 
am Rhein und bei Belgrad mitmachte, und der Magdalena, geb. 
Koch geboren. 

Derselbe schrieb das im Jahr 1773 unter dem Namen seines 
Vaters (ein kurzer Aufsatz des letzteren über Anlegung und Behand- 
lung eines Gestüts hatte den Sohn zur Weiterausführung veranlasst) 
bei Meteier erschienene Werk über Pferde- und Maulthierzucht nebst 
einer Geschichte der württembergischen Stutereien, das 1776 unter 
dem Titel : Anleitung zur Verbesserung der Pferdezucht ganzer Länder 
und einzelner Privatwirthe, nebst Unterricht im Beschlagen n. s. w. 
mit einer Zueignung an seinen Vater, bei Cotta in Tübingen neu 
aufgelegt und 1778 ins Französische übersetzt wurde. 

Diese Schrift verschaffte ihm nicht nur viel Beifall, sondern er 
verdankte ihr auch die Aufnahme in verschiedene gelehrte Gesell- 
schaften, ja selbst einen Ruf in preussische Dienste, den er aber 
aus Liebe und Treue für sein Vaterland ablehnte. 

Zu den ab- und zugehenden Hausfreunden Hartmann's gehörten 
auch Schiller 1 s Eltern. Der Vater Schiller hatte sein Absteigquartier, 
wenn er von der Solitude nach Stuttgart kam, gewöhnlich in seinem 
Hause. Als der Dichter nach seiner Flucht ans dem Vaterlande das 
erstemal wiedor nach Stuttgart kam, wandte er sich zuerst in's 
//aWiwawn'sche Haus. 

Im Jahr 1780 wurde der regierende Herzog Karl August von 
Sachsen-Weimar mit dem Geheimenrath von Goethe auf einer unter 
fremdem Namen durch die Schweiz unternommenen Reise, von dem 
intimen Freunde Hartmann! s, dem bekannten Lavater in Zürich, an 
Hartmann adressirt, um sie, da sie ihr Incognito beizubehalten 



Digiti 



zedby G00gk 



— 319 - 

wünschten, mit den damaligen Merkwürdigkeiten Stuttgarts und seiner 
Umgebung, insbesondere der hohen Karlsschule, bekannt zu machen, 
lndess wurde ihre Absicht in so weit wenigstens vereitelt, als sie 
bereits in der Schweiz erkannt worden waren und die öffentlichen 
Blätter Kunde davon gaben. Nicht sobald hatte der Herzog die 
Ankunft der berühmten Gäste erfahren, als er auch sogleich dieselben 
zu Hof einladen Hess und ihnen einen Besuch abstattete. Doch war 
Goethe täglicher Gast im Hartmanrischen Hause, Hartmhnn selbst 
aber wurde, da der Herzog es sich nicht nehmen Hess, grössere 
Festüchkeiten zu Ehren Karl August's zu veranstalten, auch diese 
selbst durch Hartmanns Hände gingen, stetiger Begleiter bei allen 
diesen 14 Tage lang währenden Hof- Festlichkeiten. 

Der eben erwähnte Lavater Hess den Kopf seines Freundes 
Hartinann sowie dessen Sohnes Heinrich für seine Physiognomik 
zeichnen. Als einst das Gespräch sich auf die Anhänger der ver- 
schiedenen politischen Parteien in der Schweiz lenkte, die sich so 
gehässig anfeindeten, erwiderte Lavater: »man muss das Gute an 
Jedem ehren; ja,« sagte er weiter, »wenn ich etwas Gutes am Tüfel 
(wie er sich in seinem Schweizer Dialekt ausdrückte) sähe, so würde 
ich's auch am Tüfel schätzen." 

Der Dichter Schübart ferner wurde, nachdem er seiner langen 
Haft entlassen war, wie von allen seinen Freunden, so auch im 
Hart mann scheu Hause mit doppelter Liebe empfangen. Oefters auch 
kamen Schubart, Haug, Conz, Petersen, Hartmann u. A. des Abends 
im Andreä'schen Bade (nachmaligen Königsbad) zusammen. 

Auch Künstler und Kunstfreunde waren willkommene Gäste und 
Hartmann selbst besass eine sehr hübsche Gemäldesammlung. Zum- 
steeg namentlich, dessen Compositionen (wie die Oper Geisterinsel) zu 
jener Zeit grossen Beifall fanden, war mit Hartmann eng befreundet. 

Ein Vetter Hartmann s y der Ludwigsburger Waisenhaus- 
Schullehrer : 

Israel Hartmann, geb. 1726, wurde von der Familie mit be- 
sonderer Ehrfurcht behandelt, und er stand, obgleich nur ein ein- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 320 — 

facher Lehrer, dennoch mit vielen Gelehrten seiner Zeit in Verbin- 
dung. Jung-Stilling erwähnt in seinem Leben rühmend desselben und 
Lavater sagte von ihm: »Wenn Christus jetzt unter uns wandelte, 
er würde ihn zum Apostel wählen.« Der Sohn dieses Israel Hart- 
mann: 

Gottlob David Hartmann, geb. 1752, starb als Professor in 
Mietau schon im Jahr 1775, nicht ohne einen rühmlichen Dichter- 
und Schriftstellernamen hinterlassen. zu haben. Hauptsächlich schätzte 
ihn u. A. der Herzog Peter von Curland, der nach Jf artmann s 
Tode ein besonders herzliches Schreiben an den Vater desselben 
richtete; dasselbe findet sich in dem Schwäbischen Magazin von ge- 
lehrten Sachen aufs Jahr 1775 abgedruckt. 

Johann Georg Hartmann selbst starb tief betrauert von Hoch und 
Nieder am 9. Juli 1811 zu Stuttgart im 80. Jahr seines Alters. 

Seine Gattin war Juliaua Friederike, geb. Spittler, welcher 
Ehe 6 Söhne und 1 Tochter entsprossten. Kinder: 

I. Johanna Henriette Friederike, geb. 1762, seit 1785 Gattin 
des v. Helmstädt'schen Amtmanns und nachmaligen Hofraths 
Friedrich Christoph Mayer; Eltern des als Dichter geschätz- 
ten Ober-Justizraths Karl Mayer. 
II. Johann Georg Angast von Hartmann. geb. 5. October 17G4, 
Königl. Württembergischer Geheimerrath, Präsident der Cen- 
tralleitung des Wohlthätigkeitsvereins, Gross-Kreuz etc., t 1 849. 
Derselbe studirte in Tübingen und Heidelberg die Rechtswis- 
senschaft und wurde an letzterem Platze von dem damals daselbst als 
Professor angestellten bekannten Jung-Stilling als Tischgenosse auf- 
genommen, schloss mit Stüling auch ein solch enges Freundschaftsband, 
dass sie sich später gegenseitig Töchter aus der Taufe hoben. Auch 
die damals von Mesmer und Pichegru in Carlsruhe errichtete Ge- 
sellschaft zur Anwendung des thierischen Magnetismus als Heilmittel, 
-an der alle dortigen Aerzte Theil nahmen und für die eine schöne 
Localität im Schlosse eingeräumt war, besuchte Hartmann mit Stüling; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 321 — 

er wurde später auch Mitglied derselben und vollzog in der Folge 
selbst mehrere magnetische Kuren. 

Da der Vater Hartmanns das schon erwähnte Buch über Pferde- 
zucht den Kaiserinnen Katkarina IL und Maria Theresia von 
Oesterreich zugeschickt hatte, wollten ihm beide Herrscherinnen eine 
Gnade dafür bezeigen, Maria Theresia Hess ihm 2 Cadettenstellen 
für seine Söhne anbieten, wozu August Hartmann, ehe er die Uni- 
versität bezogen, grosse Lust bezeugte; weil indess die Mutter ent- 
schieden dagegen war, ergriff man lieber das Anerbieten der Kaiserin 
von Russland, einen der Söhne im Hüttenfache zu versorgen, wenn er 
sich die gehörigen Kenntnisse der Bereitung des Eisens und Stahls 
angeeignet hätte. Daher legte sich nun Hartmann bei seinen Studien 
in Heidelberg besonders darauf und machte nach vollendetem Uni- 
versitätsjahre Proben in Stahlbereitungen zu Sigmaringen bei dem Vater 
seines Schwagers Mayer, der dort Hüttenbeamter war. Allein da, 
als man die Anzeige seiner Disponibüität nach Russland machte, die 
Kaiserin sich auf Reisen in der Krim befand und die Akademie der 
Wissenschaften Hartmanns Vater benachrichtigte, dass die Anstel- 
lung bis zur Rückkehr der Kaiserin verschoben werden müsse, da ferner 
Graf Manteuffel, früherer Günstling der Kaiserin, den Hartmann 
in Heidelberg kennen gelernt hatte, entschieden davon abrieth, so 
verging Hartmann alle Lust dazu und es zerschlug sich diese Carriere. 
»Sie sind viel zu redlich um dahin zu gehen,« wiederholte ihm Man- 
teuffel mehrmals, »Sie wären dort sicher verloren.« 

Manteuffel selbst kam später mit seiner noch ganz jungen 
Frau nach Stuttgart, wo die letztere im Hartmanri sehen Hause wie 
ein Kind aufgenommen und geliebt war. 

Nach vollendeten Studien bereiste Hartmann mit seinen zwei 
Freunden, den. Brüdern Trenhlenburg, Holland und einen Theil von 
Norddeutschland und wurde, nach Hause zurückgekehrt, zum Professor 
der Nationalökonomie an der Hoben Karlsschule ernannt. 

Die Liebe zu dieser Anstalt lebte fort in Allen, die ihr je als 
Schüler oder Lehrer angehörten und die sich schon weit über Deutsch- 

v. Oeorgll-Oeor genau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 21 



Digiti 



zedby G00gk 



— 322 — 

land und die angrenzenden Länder verbreiteten und die ausgezeich- 
netsten Männer jeden Fachs zu den ihrigen zählten. 

Als 1828 der 100jährige Geburtstag des Herzogs Karl von 
den ehemaligen Lehrern und Schülern der Akademie gefeiert wurde, 
eilten sie von tiberall herbei und feierten* mit Dank und Rührung das 
Andenken ihres fürstlichen Erziehers. Grossen Anklang bei all den 
verschiedenen Gästen fand das schöne Gedicht, betitelt: „Herzog Karl 
an die am 11. Febr. 1828 versammelten Zöglinge der ehemaligen 
Hohen Karlsschule/' zu dem die Jugenderinnerungen und das Andenken 
des Herzogs Hartmann damals begeisterten und das auch später noch 
bei den alljährlich wiederkehrenden Zusammenkünften der Akademisten 
jedesmal wieder mit Rührung von einem der Gäste vorgetragen ward. 

In dem seinem Ende entgegengehenden Deutschen Reich bestund 
noch das sonderbare Institut der Pfalzgrafen, einer Art Reichsnotare, die 
von den Reichsständen ernannt wurden und die Befogniss hatten, Doctoren 
zu creiren, Dichter zu krönen und uneheliche Kinder ehelich zu machen. 
Auch Hartmann wurde vom Fürsten von Fürstenberg zum Pfalzgrafen 
ernannt und hatte oft Gelegenheit, seine Rechte als solcher auszuüben. 

In der Folge trat Hartmann als Rath in den evangelischen 
Kirchenrath und wurde unter König Friedrich nach Auflösung der 
Landesverfassung 1806 als wirklicher Rath bei der Forstdirection 
angestellt, 1808 zum Geheimen Oberfinanzrath , 1811 zum Chef 
der Stiftungssection, 1812 zum Staatsrath ernannt. Ueber ein Gut- 
achten Hartmann's, betreffend die Verminderung oder, wie einige 
vorschlugen, die Ausrottung des Wildbretstandes, der zu jener Zeit 
ein Gegenstand allgemeiner Klage war, in welchem Gutachten Hart- 
mann vorschlug, Parks anzulegen, um den Landmann vor Verheerung 
• seiner Felder zu schützen und zugleich einen mässigen*Wildstand zu 
erhalten, da, wie er sich ausdrückte, der Mensch nicht befugt sei, 
ein Thier der Schöpfung, und wäre es selbst ein schädliches, .ganz 
zu vertilgen, äusserte der König gegen seinen Günstling, den Grafen 
Dillen: „Das ist ein Ehrenmann." 



Digiti 



zedby G00gk 



- 323 — 

Um jene Zeit nahm die Herzogin Louise von Dessau, die sich 
zum Theil durch ihr übles Gehör veranlasst sah, sich für einige 
Zeit vom Hofleben zurückzuziehen, ihren Aufenthalt in Stuttgart, 
und wohnte daselbst im Bartmann sehen Hause auf dem Bollwerk 
und zog die Familie in ihren näheren Umgang. 

Auf einer Schweizerreise, die Hartmnnn ausführte, traf er in 
Bern mit dem französischen Gesandten Grafen Reinhard zusammen, 
der sich die Freude nicht nehmen Hess, dem Jugend- und Universi- 
täts-Freunde selbst die Schweiz zu zeigen, ihn auch zu dem damals 
zu Ehren des Geburtstags des Kaisers Napoleon statthabenden Fest- 
mahle einlud. Bei demselben war es, dass am Schlüsse Reinhard 
sein Glas erhob und sagte: 

„Napoleon, der immer Wort gehalten, und der auch 
der Schweiz das ihr gegebene Versprechen halten wird, ihre 
Unabhängigkeit zu wahren, lebe hoch!" worauf Georg Kerner , 
Reinkard's Freund, sich erhob und sprach: 

„Napoleon, der niemals Wort gehalten, der den un- 
glücklichen Bewohnern des Simplon Ersatz für das Unrecht, 
das an ihnen begangen wurde, versprochen und nicht gehalten 
hat, er soll dennoch leben!" 

Reinhard hiess Kerner sich entfernen und in Bauernkleidern 
fliehen, weil ihn die anwesenden Franzosen nach Frankreich ausliefern 
wollten, während Reinhardts eigene Existenz durch diese Unvor- 
sichtigkeit des Freundes bedroht war. 

Die Einsicht, welche Hartmann in das Leben der Schweiz 
erhielt, war keine günstige. Er hatte durch verschiedene Universi- 
tätsfreunde, die er dort wiederfand, Gelegenheit, sowohl die höchsten 
aristokratischen als die demokratischen Kreise kennen zu lernen und 
konnte sich in beiden von dem Hass und der Bitterkeit überzeugen, 
welche die verschiedenen politischen Ansichten und Meinungen in 
das Innerste der Familien brachten. 

Der gesellige Kreis Hartrnanris in Stuttgart war lange Zeit 
einer der interessantesten, die sich denken lassen. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 324 - 

Im Antikensaale des Dannecker sehen Hauses versammelte 
sich alle Abende eine Gesellschaft von Männern ans verschiedenen 
Ständen, deren geistreicher Unterhaltung es nie an Abwechslung 
und Leben fehlte. Alle ausgezeichneten Fremden wurden hier ein- 
geführt. Die Dichter Petersen, Weisser, Beinbeek, Lehr, später auch 
Rückert, und Justinus Kerner; Staatsmänner wie Wangenheim, 
von Grerner, von Neurath, Aerzte wie Storr und Jäger, der 
geist- und witzreiche Gonsistorialsecretär Grüneisen, fanden sich 
hier oftmals bei einem Glase Wein zusammen; dahin kam auch 
Schelling, der Philosoph, der während eines Besuches in Stuttgart 
Privatvorträge hielt, in denen er sein System darlegte. 

Später, als der Tod und die verschiedenen Geschicke die ein- 
zelnen Glieder dieser Gesellschaft trennten, bildete sich in Hartmanns 
Hause ein Kreis, welchem Wangenheim, Matihisson, Therese Jluber 
mit ihrer Tochter, Louise von Herder, Reinbeck, Duttenhofer 
mit seiner Frau, der geistreichen Künstleriu, Justinus Kerner, 
Schwab und Lenau, Emma von Niendorf und andere angehörten. 

Nach dem Tode Königs Friedrich wurde Hartmann 1816 
zum Mitglied des General-Finanz-Collegiums und wirklichen Geheimen- 
rath, 1819 aber zum Präsidenten der Oberrechnungskammer und 
der Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins ernannt. 

Bei der Wiederherstellung der Verfassung thätig, war er in 
Folge von Differenzen mit dem Minister von Malchus im Jahr 1818 
aus dem Geheimen Rathe getreten, um bald darauf nach dem Tode der 
Königin Catharina, deren Vertrauen er in hohem Grade besass, 
die Leitung aller Anstalten, welche sie ins Leben gerufen, als ein 
theures Vermächtniss, das der König in seine Hände legte, zu 
übernehmen. 

Die Königin Catharina, die Hartmann bei allen ihren Schö- 
pfungen zu Bath gezogen hatte, sah vorerwähnte Differenzen und 
Hartmanns Bücktritt vom Geheimen Bathe mit innigstem Bedauern. 

Ihr verdankt das Land bekanntlich das Catbarinenstift, den 
Wohlthätigkeits verein, der von seinem Entstehen an im Hungerjahre 



Digiti 



zedby G00gk 



— 325 — 

1817 bis auf diese Zeit schon so viel Gutes gewirkt hat, sowie den 
landwirtschaftlichen Verein und die Akademie Hohenheim nebst 
vielen anderen Stiftungen, bei deren Gründung und Erhaltung auch 
Hartmann mit allem Eifer und aller Liebe thätig war. 

Auch König Wilhelm bezeugte Hartmann nach dessen Rück- 
tritt aus dem Geheimen Rath fortwährend Theilnahme und Anerken- 
nung, was er zuletzt noch in dem Handschreiben ausdrückte, in 
welchem er ihn im Jahre 1847 seines hohen Alters wegen von den 
Geschäften des Wohlthätigkeitsvereins suspendirte, ohne ihm den Titel 
als Präsident wie den damit verbundenen Gehalt zu entziehen, obgleich 
Hartmann um seine Pensionirung gebeten hatte. 

Das Vertrauen aber, das die hochherzige Königin CatJiarina 
Hartmann geschenkt, ward ihm nach deren Tode noch insbesondere 
vielfach durch die Anhänglichkeit der beiden Prinzessinnen Marie 
und Sophie (jetziger Königin der Niederlande) bestätigt 

Hartmann starb den 4. April 1849 im 85. Jahr seines Alters. 

Seine Gattin war seit 6. Aug. 1792 Anna Mariette, Tochter 
des Hofraths Dannenberger und einer geb. Martens;* letztere war 
die Tochter eines der ersten und angesehensten Kaufleute Hamburgs, 
Conrad Martens, welcher Ehe 7 Kinder entsprossten, von denen 
indess nur 4 Töchter die Eltern überlebten und 3 in die Ehe gelangten : 

Emilie, geb. 22. Janr. 1794, verm. seit 7. Juni 1817 mit 
Hofrath Georg von Reinbeck, t 1845. 

Julie, geb. 1795, t 1869. 

Louise Mariette, geb. 9. Sept. 1802, seit 6. October 1832 
Gattin des Georg Zoeppritz. Sie starb 21. März 1874. 

Charlotte, geb. 6. Janr. 1808, verm. seit 2. Febr. 1840 mit 
dem Regierungsrath und nachherigen Geh. Raths-Kanzleidirector Karl 
v. Weisser, f 1870. 



* Mehrere Söhne ihres Onkel« Martina lebten tbeila in Venedig, theila an andern 
Orten ; drei davon traten in württemberffische Dienste und eine Tochter wurde dje 
Gattin de« Grafen Imnzi auf der Insel Zante, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 326 - 

III. Ludwig Friedrich von Hartmanu, geb. 1766, t 1852, Com- 
merzienrath und Fabrikbesitzer in Heideuheim, Bitter des Kr.O., 
verra. mit Christiana, geb. Heyd, feierte 1846 seine goldene 
Hochzeit Kinder: 

1) Louis Hartmann, geb. 1797, Kaufmann in Stuttgart, verm. 
mit Aiigaste, Tochter des Kaufmanns Couradi daselbst. 

2) Friedrich Hartmann, geb. 1798, zuletzt Oberamtsrichter in 
Heidenheim, Ritter des Friedrichs-Ordens, verm. mit Auguste 
Ofterdingar. 

3) Carl Hartmann, geb. 1799, der mit seinen Brüdern die 
väterlichen Geschäfte übernahm, f 

4) Panline, geb. 1803, t 1864. 

5) Adelheid, geb. 1805, verm. mit Jakob Zöppritz, Com- 
merzienrath und Ritter des Friedrichs-Ordens. 

6) Wilhelm, geb. 1807, t 1837. 

7) Georg Hartmann, geb. 1811, Pfarrer in Bonlanden. 

8) Paul Hartmann , geb. 1812, Fabrikant in Heideuheim, 
verm. mit Friederike Tröltsch aus Weissenburg. 

9) Lottchen Hartmann, geb. 1814, verm. mit (t) Pfarrer 
Khmim in Ebertingen. 

10) Eduard Hartmann, geb. 1816, Fabrikant in Herbrechtingen. 

11) Augnst Hartmann, geb. 1817, Fabrikant in Heidenheim, t 

IV. Ernst August Friedrich von Hartmann, geb. 1767, f 1852 

als Oberamtsarzt in Göppingen, Ritter des Kr. 0., erwarb sich 
als Mediciner wie als Mineralog einen bedeutenden Namen und 
seine interessanten Petrefactensamralungen führten Fremde aus 
allen Weltgegenden zu ihm. 

Seine Gattin war Luise, geb. Hagmaier. Kinder: 

1) Luise, verm. mit Hofrath Link in Stuttgart, f 1848. 

2) Friederike, verm. I. mit Kaufmann Gutfier in Triest; IL 
mit Maler von Stirnbrand in Stuttgart. 

3) Gustav Hartmann, t als Arzt in Petersburg. 

4) Louis Hartmann, t 1845. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 327 - 

5) Friederich Hartmann, Oberamisarzt in Keutliiigen, Ritter 
des Friedrichs-Ordens. 
V. Christoph Heinrich Hartmann, geb. 1769, Rechnungsrath, 
nachmals Oberfinanzrath bei der Kreis-Finanzkammer in Lud- 
wigsburg, f 1857, verm. I. mit Elisabeth, geb. M5gling; 
II. mit Wilhelmine, geb. Gflnzler. Kinder: 

1) Heiniich Hartmann, t 1857 als Pfarrer in Steinenberg, 
verm. I. mit Wilhelmine, geb. Metiger; II. mit Pauline, 
geb. Mayer« 

2) Sofie Hartmann. 

3) Karl Hartmann, Zollverwalter in Langenargen. 

VI. Gottfried Wilhelm Hartmann, geb. 1770, widmete sich dem 
Studium der Medicin in der Karls- Akademie, besuchte hierauf 
mit seinem Jugendfreunde, dem nachmaligen Kanzler Aulen- 
ricth, die damals berühmte Universität Pavia, prakticirte nach 
seiner Rückkehr zuerst in Heidenheim, hierauf 1798 in Back- 
nang, an welch letzterem Platze er auch Oberamtsarzt wurde 
und 1823 starb. 

Seine Gattin war seit 1798 Auguste Friederike, Tochter 
des Oberamtmanns Landerer in Lichtenstern. Kinder: 

1) Wilhelm Hartmann, t als Repetent in Tübingen 1826. 

2) Jnlins Hartmann, Dekan in Tuttlingen, Ritter des Kron- 
und des Friedrichs-Ordens, verm. mit Luise, geb. Helfferich. 

3) Gustav Hartmann, Oberamtsarzt in Aalen, verm. I. mit Emilie, 
geb. Sprösser; II. mit Caroline, geb. Bürger, 

4) Emilie, verm. mit Pfarrer Helfferich in Hall. 

VII.' Christian Ferdinand Hartmann, geb. 1774, erhielt in der 
Karls-Akademie seine erste Bildung als Künstler und brachte 
die Jahre 1794—1797 zu seiner Vervollkommnung in Italien 
zu, wo das Zusammentreffen mit den ersten Künstlern jener 
Zeit von entschiedenem Einfluss auf seine Ausbildung war. In 
Rom lernte er auch die Fürstin Luise von Dessau und deren 
Begleiter Matthisson kennen, die ihn nach seiner Zurüokkunft 



Digiti 



zedby G00gk 



— 328 — 

in ihre Kreise zogen. Unter ihrem geineinsamen Einfluss ent- 
stand jener Eros und Anteros, der 1803 durch Böttgers Er- 
klärung in der Jenaer Lit. Zeitung grosses Aufsehen machte. 
Fast zu gleicher Zeit gewann er einen von Goethe ausge- 
setzten Preis für seinen Abschied Hectors von Andromache. 
1810 wurde er Professor der Historienmalerei bei der Kunst- 
akademie in Dresden, deren Directorium er später erhielt 
1822 bereiste er mit einjährigem Urlaub abermals Italien, 
1828 begleitete er den damaligen Prinzen Friedrich von 
Sachsen eben dahin ; 1839 unternahm er eine längere Reise 
nach den Niederlanden und Paris. 

Er starb unvermählt nach langwierigen Leiden 6. Januar 
1842 in Dresden, hochgeachtet als ein an Geist und Herz 
gleich ausgezeichneter Mann. Sein in der kaiserlichen Galerie 
in Petersburg befindliches grosses Gemälde, der Abschied 
Hectors, und andere Gemälde, wie die salbende Magdalena, 
der Erlkönig, Hector und die Trojanerinnen, Hector nach der 
Schlacht, Hylas, Theseus, ftercules und der nemeische Löwe 
gehören zu den «Hauptwerken der classischen Richtung jener Zeit. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte des 
Namens Hartmann: Abt 250. — HofRath 114; Reg.R.Secretar 76; Pfarrer 474,506. — Carl 
Frid., Pfarrer 391. — Christoph Erh., Pfarrer 618. — Christ. Frid., Cl.Pfleger 317; Statt- 
schreiber 490. — Georg, Exped.Rath 118; Landschreiber 117. — Georg Christ., Special 
387. — Georg Heinr., VorstVenralltter 240, 308. — Joh* Albr., Vogt 492. — Joh. Georg, 
RechenbanckhsRath 121. — Joh. Georg Aug., Exped.Rath 147. — Joh. Seb., Pfarrer 452. 
610. — Just. Ulr., Keller 405. — Wo\ffg. % Amptmatm 290. 



Digiti 



zedby G00gk 



Hauff. 



Daniel Hauff, J. U. Lt., wurde den 29. September 1629 zu 
Urach geboren. Sein Vater, Daniel Hauff, Herzoglich Württembergischer 
Eipeditionsrath, t 1652 (nach Andern 1653), war wegen der leidigen 
Oesterreichischen Reformation aus Uuter-Oesterreich unter Zurück- 
lassung aller zeitlichen Güter ausgewandert und hatte sich in Urach 
niedergelassen (1628); die Mutter war Helena, eine Tochter des Rent- 
meisters Müller aus Unter-Oesterreich ; der Gross vater Georg Hauff,* 
Bürger in Steinheim a. d. M., Besitzer eines adeligen Lehens in 
Oesterreich, das ihm nach dem Tode seines Bruders Adam Johann 
Ton Hauff, welcher - kinderlos starb, zugefallen war. 

Daniel Hauff besuchte, da seine Eltern der damaligen Kriegs- 
zeiten wegen nach Ulm flüchteten, die dortige lateinische Schule und 
begab sich von da auf die Hochschule nach Tübingen, wo er sich 
der Rechtswissenschaft befliess. Im Jahr 1662, den 8. Juli wurde 
er von dem Magistrat der damaligen Reichsstadt Esslingen auf die 
erledigte Advokaten-Stelle daselbst berufen. 

1665 kam er in das Geheime-Raths-Collegium, erhielt in 
demselben Jahre noch die Inspection der Ober-Kasten-Pflege und 
starb 1676. 

Seine Gattin war seit 8. Mai 1653 Ursula Dorothea, geb. 
8. August 1633, Tochter des im Jahre 1635 gestorbenen vieljährigen 
Stadt-Ammanns in Esslingen Johann Andreas Schlossberger, welcher 
Ehe 7 Kinder entsprossten, von denen 2 Söhne und 2 Töchter den 
Vater überlebten. 

* Er selbst soU von Kaiser Rudolph im Jahr 1029 geadelt worden sein. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 330 — 

Als bedeutende Vertreter der Familie sind aus neuerer Zeit 
insbesondere nachfolgende zu nennen: 

I. Wilhelm Hauff, geb. 29. Nov. 1802 in Stuttgart. Sein 
Vater war Augost Friedrich Hauff,* Geh.-Secretar in Stuttgart 1799; 
die Mutter Hedwig Wilhelniine, Tochter des Kegierungsraths Carl 
Friedrich EMsser; der Gross vater Johann Wolf gang Hauff, Vogt zu 
Markgröningen, Landschafts-Consulent in Stuttgart, t 1801 ; die 
Grossmutter Christiana Margaretha, Tochter des Herzoglichen Leib- 
medikus Gottlieb Friedrich Faber; der Urgrossvater Johann Wolf gang 
Hauff , Stadtpfarrer in Weilheim 1726'; die Urgrossmutter Sofie Ca- 
therine, Tochter des Pflegers in Leidringen Johann Friedrich Heller ; 
der Ururgrossvater Georg Friedrich Hauff, des Grossen Raths in Ess- 
lingen t 1690; die Urur-Grossmutter Agnes Catharina, Tochter des 
Pfarrers in Neckarhausen Ludwig Zimmermann; der Urur- Urgrossvater 
aber der Eingangs erwähnte Daniel Hauff, des Geh. -Raths in Esslingen. 

Wilhelm Hauff, einer der berühmtesten Dichter des Schwaben- 
landes, widmete sich dem Studium der Theologie« wurde Hofmeister 
in Stuttgart, dann Redakteur des Morgenblattes und erlag den 18. 
September 1827 in Stuttgart einem Nervenfieber. Im Jahr 1840 
wurde ihm bei Lichtenstein (Württemberg) ein Denkmal gesetzt. 

Seine Märchen, ferner sein »Lichtenstein«, »der Mann im 
Mond« und viele andere mehr sind weltbekannt geworden. 

II. Hermann Hauff, Dr. Professor und Bibliothekar, Bruder des 
Vorigen, ebenfalls Redakteur des Morgenblatts in Stuttgart, schrieb 
u. A. Skizzen aus dem Leben und der Natur, Stuttgart 1840, 2 Bde. 
Er starb 16. August 1865. 

Seine Wittwe ist Friederike, eine Tochter des Gerichtsnotars 

* Eine Schwester von ihm, Henriette Goitliebin, war seit 29. November 1799 die 
Gattin des Ober-Regierungsraths Carl Christian Heinrieh Grüneisen in Stuttgart, Sohns 
des Hofraths und Wechselgerichta-AssessorB in Stuttgart Johann Franz (Jruneisen und 
dessen II. Gattin (die erste war Tabitha Elisabeth, geb. Meurer, Enkelin des Prälaten 
gleichen Namens \ Marie Kevine, Tochter des Exped.-Baths in Stuttgart Franz Carl Wächter. 
Den beiden ebengenannten Ehen Carl Christian Heinrieh Grüneisen' s entsprosaten 4 Söhne. 



Digitized by 



Goog le 



— 331 - 

Braun in Schwaigern. Aus dieser Ehe sind 1 Sohn und 2 Töchter 
hervorgegangen. 

Eben diesen Namen führten: 

Johann Gottlieb Hauff, geb. 1790 in Tübingen, Pfarrer in 
Schwarzenberg, später in Grünthal in Württemberg. Er schrieb 
Mehreres. — 

Carl Victor yon Hauff, geb. 2. September 1753 in Bothnang 
bei Stuttgart als Sohn des Pfarrers in Kornwestheim Carl Albrecht 
Hauff, Enkel des Vogts zu Maulbronn Albrecht Hauff, und der 
Catharina Margaretha, Tochter des Bürgermeisters von Biberach 
Georg von tiaupp. Er war Diakonus in Waiblingen, hernach Professor 
in Bebenhausen, Decan und Stadtpfarrer in Cannstatt und starb 1832 
mit Hinterlassung mehrerer Schriften. 

Seine Gattin war seit 1784 Philippine Christiane, Tochter des 
Pfarrers in Plieningen Tobias David Zorer. — 

Johann Carl Friedrich Hauff, geb. 21. April 1766 in Stuttgart, 
Professor der Philosophie und Mathematik in Marburg 1 794, Professor 
der Mathematik in Wien 1808, am Physikalisch-technischen Institut 
in Augsburg 1809, Fürstlich Äafonsischer Forst-, Berg- und Hütten- 
direktor zu Blansko in Mähren, Professor am Gymnasium in Cöln 
1815, Professor der Mathematik und Physik in Gent 1817, f nach- 
dem er noch vorher in Folge der Revolution von 1830 aus dieser 
Stadt ausgewiesen worden war, 1846 in Brüssel. 

Auch von ihm sind verschiedene Schriften hinterlassen worden. — 

August Gottfried Hauff, geb. zu Ludwigsburg 19. Sept. 1794, 
Pfarrer in Dachtel, Professor in Schönthal, Stadtpfarrer in Waidenbuch. 

Das Fürstlich Württemberg. Dienerbnch enthält folgende höhere Beamte des 
Namens Hauff: CantzleiAdvoc. 96; Pfarrer 683 ; Beg.B.Secretar. 76. — Aug. Fried., Bot- 
ger.Secretar 80. — Dan., Ambtschreiber 392. — Dan. Ulr., Vogt 271. — Frid. Albr., Cl. 
Pfleger 250; Vogt 501. — Frid. Wolffg., Oonslst. Secretar. 141. — Hans, Burg Vogt 529, 

— Joh. Albr., GaistL Verwaltter 535 ; — Joh. Andreas, Begistrator, 159. — Joh. Dan., 
Ambtschreiber 272. — Joh. Htinr. Ludw., Vogt 604. — Joh. Ludw., KriegsB.8ecretar. IUI. 
O.B*Secretar. 71. — Joh. Wolffg., Vogt 439, 446. — Ludw., Exped.Bath 110; Vogt 531. 

— Ludw. Albr., Vogt 314, 380, 386, 403, 464, 492, 606. 



Digiti 



zedby G00gk 



Hang. 



Johann Jacob Hang, Med. Dr., geb. den 31. Januar 1567 
in Augsburg als Sohn des Matthäus Haus „Geschlechter Stands" und 
der Lada, geb. Mair, stndirte Medicin, doctorirte 1592 und kam 
hierauf als Stadtarzt nach Hoilbronn. 1607 folgte er einem Ruf 
als Professor der Medicin nach Tübingen, wo er auch, nachdem er 
das Rectorat, mehrere Male auch das Decanat bekleidet hatte, 
im Jahr 1616 starb. Hang war mit der Enkeltochter des bekannten 
Theologen Dr. Beurlin vermählt und hinterliess Nachkommen. 

Einer andern Familie dieses Namens gehörten an : 

Balthasar Hang, Dr., Professor der Kunst- Alterthümer an der 

hohen Karlsschule, geb. den 4. Juli (15. Sept.) 1731 in Stammheim bei 

• Calw, wo sein Vater Jon. Georg Hang Kloster Hirsauischer Amtspfleger 

war. Auf den Bath und die Unterstützung des damaligen Vogts Gürttier 

in Hirsau widmeten ihn seine Eitern dem Studium der Theologie. 

Anfangs Pfarrer in Niederstotzingen wurde er 1763 Pfarrer in 
Magstadt, hierauf Professor am Gymnasium in Stuttgart 1766, neben 
welcher Professur er noch 1775 das Amt eines Professors der Philo- 
sophie an der Karlsschule erhielt. Gleichzeitig übernahm er auch die 
ihm übertragene Mittwochs-Prädicatur an der Stuttgarter Stiftskirche. 

Die Gegenstände seines Lehrunterrichts waren vorzüglich My- 
thologie, deutscher Briefstyl und Kunstalterthümer. 

Schon in früheren Zeiten hatte sich Jlaug durch poetische und 
prosaische Schriften grossen Beifall und verschiedene Ehrenbezeugun- 
gen errungen. 

So erhielt er z. B. 1761 wegen eines Gedichts auf die Kaiserin 
Maria Theresia durch den Reichshofrath von Hertenstein den Lor- 
beerkranz und den 4. März 1769 von dem Fürsten von Fürstenberg 
ein Diplom als Kaiserl. Hof- und Pfalzgraf. Er war Mitglied vieler 



Digiti 



zedby G00gk 



— 333 — 

gelehrten Gesellschaften und starb hochberühmt als Erwecker und 
Beförderer schöner Wissenschaften in Württemberg den 3. Januar 
1792 in Stuttgart im 61. Jahr seines Alters. 

Seine Gattin war Jacobina Friderika, geb. Elsässer. 
Kinder : 

I. Henriette Friederike, geb. 3. Februar 1760, verra. mit dem 
Pfarrer in Upfingen Perrenon. 

II. Charlotte Friederike, geb. 23. August 1763, verm. mit dem 

Pfarrer Baumeister in Thuningen. 
III. Johann Christoph Friedrich Hang, geb. 9. März 1761 zu 
Niederstotzingen. Derselbe trat 1776 in die Karls- Akademie 
ein und ging nach vollendetem philologischem und philosophi- 
schem Kursus zum Studium der Kechtswissenschaft Ober. In 
letzterem zeichnete er sich so sehr aus, dass er durch 4 in 
verschiedenen Zweigen derselben erhaltene Prämien den vom 
Herzoge gestifteten akademischen Orden errang. Nach Be- 
endigung seiner Studien wurde er vom Herzoge Karl 1783 
als Secretar in dessen Geheimem Cabinete angestellt und llaug 
selbst erzählte noch oftmals als Greis, wie viele Huld und 
väterliche Nachsicht dieser Fürst ihm habe angedeihen lassen, 
ihm — dessen Dichter-Talent sich damals schon entfaltet hatte, 
dessen Witz sich bereits zu äussern begann, und der sich in ein 
strenges Dienst-Reglement nicht immer recht zu schicken wusste. 

Unter Herzog Ludwig Eugen wurde er zweiter Kabinets- 
Secretär, unter Herzog Friedrich Eugen Secretar beim Ge- 
heimenrathe, dem nachmaligen Staatsministerium, (ein Amt, das 
er 11 Jahre lang bekleidete), und endlich unter König Fried- 
rich Bibliothekar an der Königlichen öffentlichen Bibliothek mit 
dem Charakter eines Hofraths. 

Ifaug starb im Februar 1829 im zu Ende gehenden 68. 
Lebensjahre. 

Ungeachtet seiner Ironie und seines oft beissenden Stachels 



Digiti 



zedby G00gk 



— 334 - 

hatte Hang dennoch mehr Freunde als Feinde. Seine Grab- 
schrift, die er sich selbst schon früher gedichtet hatte, lautet: 
Der hier ruht 
War froh und gut; 
Einst hoff ich taug's 
Zur Grabschrift Haug's. 
IV. Alexander Maximilian, M geb. 9. August 1769. 
V. Carl Engen, geb. 9. October 1770, Herzogl. Württemberg. 

Consistorial-Secretär. 
VI. Christian Friederich, geb. 22. December 1771, Zögling der 
hohen Karlsschule und beider Rechte Candidat. 
Vir. Philipp Friedrich, geb. 19. September 1766, ebenfalls Zög- 
ling der hohen Karlsschule und Kameralist t 1799. 

Ebenfalls diesen Familien-Namen führten: 
Jacob Hang, Herzogl. Rath in Stuttgart, Mitarbeiter an dem 
Landrechte, verm. 4. Epiph. 1578 mit Ursula, Tochter des Kammer- 
Procurators Martin Hiller und der Marie, Tochter des Kanzlers 
Johann Fessler. Von seinen 2 Söhnen ward der eine, Matthias, 
Kanzlist in Stuttgart, der andere Capuciner in Wien. — 

Carl Christoph Friedrich Hang, geb. zu Stuttgart den 27. 
Januar 1795, studirte Theologie als Angehöriger des evangelischen 
Stifts auf der Landesuniversität Tübingen und brachte hierauf 2 Jahre 
in Holstein zu als Hofmeister bei den Söhnen eines dänischen Kammer- 
herrn von Buchwald zu Seedorf. Nach kurzen Dienstleistungen als 
Vicar in Qündelsbach und Welzheim kehrte er im Februar 1820 
als Repetent in dem theologischen Seminar nach Tübingen zurück. 
1821 wurde er ausserordentlicher, 1829 ordentlicher Professor der 
Geschichte. Er unternahm einige grössere Reisen nach der Schweiz, 
England, den Niederlanden, Belgien und Italien. 

Haug starb den 11. März 1869. Er war zweimal vermählt, 
das erstemal seit 7. October 1823 mit Johanna Charlotte, geb. 
Reuss; zum zweitenmale seit 2. Februar 1833 mit Theophanie, einer 
Tochter des Kaufmanns Leopold Conradl in Stuttgart und der Louise, 
geb. Fenerlein, Schwesteg des Gründers des Handlungshauses Karl 



Digiti 



zedby G00gk 



— 335 — 

Feuerlein, welcher Firma seit des Letzteren Tode, nämlich im Jahr 
1811 Conradi vorstand. Der letztgenannten Ehe entsprossten : 

I. Lotte, verm. 24. Nov. 1855 mit Wilhelm Roser, Professor 
der Chirurgie in Marburg, t 10. Februar 1870. 

II. Theophanie, verm. seit 4. Mai 1861 mit dem damaligen 
Finanzassessor, jetzigen Director des Königl. statistisch-topo- 
graphischen Bureau Karl von Rieche. 

III. Luise, verm. 4. August 1855 mit Ludwig Roser, Kaufmann 
London, jetzt in Stuttgart, Chef der Firma Karl Feuerlein. 

IV. Mathilde. 

V. Marie, verm. 25. April 18(57 mit Ferdinand Pistorius, Kauf- 
mann in Neapel, t 30. April 1868. 
VI. Helene. 
VIT. Amalie, verm. seit 1871 mit Wilhelm Roser, Professor der 

Chirurgie in Marburg. 
VIII. Anna, verm. 19. November 1872 mit Gustav Roser, Justiz- 
assesor in Böblingen, jetzt in Rottenburg a. N. 
IX. Karl, geb. 25. August 1838, Fabrikbesitzer in Mühle am 
Baum bei Miesbach und Luisenthai bei Gmünd am Tegernsee 
in Oberbayern. 

Haug's Geschwister: 

I. Mathilde, geb. 1801, Gattin des Kameralverwalters Keller in 
Waiblingen, t 1855. 

II. Nanette, geb. 1817. 

III. Louis, geb. 1799, Kaufmann in Amsterdam, t 1854. 

IV. Ferdinand, geb. 1807, Decan zu Leonberg, t 1864. 

V. Adolf, geb. 1815, Mechanikus, geb. 1815, f 1859. — 

Martin Hang, geb. in Ostdorf, Oberamts Balingen, Dr., ordent- 
licher Professor des Sanscrit und der vergleichenden Sprachwissenschaft 
an der königlichen Universität in München und ordentliches Mitglied 
der kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 336 — 

»Derselbe ging 1859 als Superintendent der Sanscritstudien an 
dem Colleg in Puna nach Bombay, um dort unter den eingeborenen 
Brabmanen in der altindischen Wissenschaft zu wirken ; der Ruf seiner 
grossen Gelehrsamkeit war bei den Brahmanen wie bei den Parsen 
gleich ehrenvoll anerkannt. Als reife Frucht seines indischen Aufenthalts 
darf nur die Herausgabe des Aitereya Brahmana des Rigveda mit 
Uebersetzung und Noten in zwei umfangreichen Bänden und seine Essays 
über die heilige Sprache, Schrift und Religion der Parsen genannt 
werden, um zu wissen, wie Hang auch unter dem heissen Himmel 
Indiens unermüdet thätig war für die Erforschung des Alterthums. 

Der siebenjährige Aufenthalt griff dort indess schliesslich stark 
seine etwas zarte Konstitution an und er musste 1866 zur Wieder- 
herstellung derselben nach Europa zurück, bei seinem Scheiden von 
Indien aufs höchste geehrt von den eingeborenen Brahmanen und Parseu. 
wie vor ihm keinem europäischen Gelehrten widerfahren war. Dass 
nach seiner Rückkehr die eine und andere Regierung damit umging, 
ihn, den gewiegtesten Sanskritisten und Zendisten, auf den Lehrstuhl 
einer Universität zu berufen , kann nicht verwundern, denn nur ein 
weiterer Ruhm der Gelehrsamkeit und Wissenschaft konnte der Hoch- 
schule zufallen,' an die er berufen wurde. 

Die bayerische Hauptstadt sollte die Stätte seiner Lehrthätigkeit 
werden und daselbst bestieg er den akademischen Lehrstuhl des 
Sanskrit, und nicht nur Deutsche, sondern auch Engländer, Ameri- 
kaner, Spanier und Portugiesen zählten daselbst zu seinen dankbaren 
Schülern, die mit höchstem Interesse den lebendigen Vortrag des für 
die reine Wissenschaft so sehr begeisterten Lehrers vernahmen.« 

Hang starb am 3. Juni 1876 zu Ragatz, wohin er sich zur Erholung 
seiner angegriffenen Gesundheit begeben hatte, im 50. Lebensjahre. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Haug: Regia tr stör 140; Geh. Secretar. 36.— Albr., RechenbanokhsBath 150. 
— Balth., MittwoohsPrediger 552. — Beruh., Hofger.Secretar. 79. — Caatolus, LeibMedic 
195. — Endres, Stattschreiber 405. - Haintz, ClJBoftnaiater 346. — Jac, CLPtleger 343; 
Gel. O.Rath 59. — Joh., BechenbanckhsRath 118. — Joh. Aeg., Reglstrator 159. — Ln- 
reutz, Vogt 281 ; Hofger.Beysitzer v. d. Landschaft 79 ; Schnltheiss 363. — Hei eh., Abt 
336. - Paul Pfarrer 646. — Thom., Amptmann 519. — WWi., KeUer 369. 



Digitized by 



Google 



Hedinger. 



Johann Reinhard Hedinger, J. U. Lt., wurde den 7. November 
1639 als Sohn des ritterschaftlichen Legations-Secretärs Johann 
Reinhard Hedinger und der Catkarina, geb. Heinrich, geboren. Der- 
selbe studirte zu Heidelberg, wurde 1661 Canzlei- und Stadt-Gerichts- 
Advocat zu Stuttgart und starb als solcher 1668 den 16. September. 

Seine Gattin war Anna Christiana, Tochter des Abts von Hirsan, 
anch Adelbergischen Generalsuperintendenten Johann Schttbler« — 

Johann Reinhard Hedinger, Sohn des Vorigen, geb. 1664 
7. September, widmete sich dem Studium der Theologie und ging 
1687 mit Prinz Johann Friedrich von Württemberg als Reisepre- 
diger und Secretär nach Frankreich. Im Jahr 1688 begleitete er 
den Prinzen Karl Rudolf nach England, und machte in der Folge 
grosse Eeisen nach Norddeutschland, Holland, Dänemark und Schwe- 
den. 1692, im Feldzuge gegen Frankreich, war er als Feldprediger 
im Gefolge des Administrators Friedrich Karl; 1694 ging er als 
Professor des Natur- und Völkerrechts nach Giessen, 1699 aber als 
Hofprediger und Consistorialrath nach Stuttgart. Die theologische 
Doctorwürde erhielt er 1696. 

Hedinger war ein Mann von grosser Freimütigkeit und Un- 
erschrockenheit, der, was er für Wahrheit hielt, sagte und schrieb. 
Den reformirten Gelehrten Hottinger nannte er den seligen Hottinger, 
angeachtet die Lutheraner in der ersten Hälfte des vorigen Jahr- 
hunderts es anstössig ^fanden, einen Calvinisten selig zu preisen. 

So fromm er selbst war, schrieb er doch gegen die Pietisten* 
und eiferte gegen Schwärmereien. Gegen das Hofleben predigte er 

». Q*orgil-Geor genau, BJographinrh -Genealogische Blätter etc. 22 



Digiti 



zedby G00gk 



- 338 — 

scharf und wünschte einst in einer Neujahrspredigt öffentlich den 
Höflingen, die den Herzog verführen, den ewigen Fluch. Ja auf 
dem Todtenbette sagte er noch: »Bisher habe er mit einem Schwerte 
dreingeschlagen : wenn er aber wieder aufkomme, wolle er mit zweien 
dreinschlagen, und gleich das erstemal so scharf predigen, dass man 
ihn abschaffe.« Was hätte er erst gepredigt, wenn er die Grawe- 
mVechen Zeiten erlebt hätte! Dem Tode nahe, liess er sich auf der 
Harfe Lieder vorspielen. Sein bekanntestes Werk ist sein »Neues 
Testament«, das öfters gedruckt wurde, und wo er den Muth zeigte, 
zuweilen von Vater Luthers Uebersetzung abzuweichen. Auch gab er 
das Württembergische Gesangbuch verbessert heraus als »Andäch- 
tiger Herzensklang«, Stuttgart 1700 (nachmals das Hedinger'scto 
Gesangbuch genannt). Er starb kinderlos 1704 den 28. December. 
Seine Ehegattin war seit 15. Mai 1694 Christiana Barbara, 
Tochter des Stadtvogts von Kirchheim u. T. Johann Greorg Zierfoss. 



Du Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgenden höheren Beamten 
des Namens Hedinger: Joh. Reinh., Gaistl. Bath im Gonsist. 187; Hofprediger 192. 



Digiti 



zedby G00gk 



Heerbrand. 



Eine altangesehene, aus dem Julich'schen nach Württemberg 
gekommene Familie, als deren ältester bekannter Stammvater Peter 
Heerbrand bekannt ist , über welchen sich in den gedruckten 
Vischer 'sehen Ahnentafeln von Moser von 1728 S. 15 Folgendes 
verzeichnet findet: 

»Conf. Cellii Orat. fnnebr. Jac. Heerbrandi F. C. Er kam fremd 
nach Giengen, wurde daselbst Bürger und zeugte ausser Andreas noch 
3 Söhne. 

Cellius führt aus Trithenio folgende Stelle an, um zu erweisen, 
dass die Heerbrandische Familie alt sei: 

Michael Heerbrand de Düren (einer Stadt im Julich'schen), 
Ordinis S. Mariae semper Virginis de Monte Carmeli fuit Erat 
aatem vir doctissimus atque singulari eloquentia praeditus, adeo, ut 
non solum in vicinia, sed otiam ad remotiora loca et Cathedrales Ec- 
clesias evocatus, admiratione maxima concionaretur. Postea factus 
est Prior Conventus Creuznachensis in Dioecesi Moguntina, praeterea 
3. Theologiae Lector, quae officia magna diligentia optime peregit. 
Itaque apud Johannem, Comitem Spanheimensem ultimum, erat in 
magna auetoritate ita, ut ob familiärem cum eo conversationem multa 
bona suo conventui impetrarit. Scripsit is Collationes Synodales atque 
Sermones de tempore et sanetis cum aliis. Floruit circa annum 1412.« 

Von seinen 4 Söhnen ist nur Einer bekannt geworden, nämlich: 

Andreas Heerbrand, studirte zuerst, erlernte aber hernach das 
Handwerk des Apostels Paulus und wurde Teppichmacher in Giengen. 
Dabei war er auch in der Arithmetik, und Vocal- und Instrumental- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 340 - 

Musik sehr bewandert und beschäftigte sich hauptsächlich damit, 
die neue Lehre Luthers mit der hoiiigen Schrift selbst zu ver- 
gleichen. 

Söhne : 
I. Jacob Heerbrand, Dr. theol., geb. in Giengen 12. August 
1521, widmete sich in Wittenberg unter Luther und Mclanch- 
thon dem Studium der Theologie 1538 — 43. Daselbst studirte 
er so fleissig, dass die Studenten ihn nur die „schwäbische 
Nachteule" nannten. 1543 wurde er Diakonus in Tübingen, 
1548 jedoch wegen des Interims entlassen. 1550 kam er 
als Superintendent nach Herrenberg, wohnte im Auftrage Her- 
zogs Christoph 1551 dem Concil zu Trient an, um das von 
Brenz verfasste württembergische Glaubensbekenntniss zu ver- 
teidigen, reformirte 1556 die Markgrafschaft Baden und die 
damalige Reichsstadt Hagenau, und wurde 1557 als Professor 
der Theologie nach Tübingen berufen. Ileerbrand starb 22. Mai 
1600 als Probst und Kanzler der Universität, seiner Dienst- 
fertigkeit, Wohlthätigkeit und Humanität wegen allgemein 
hochgeschätzt. Von ihm sagt Fischlin: „Fürsten und Grafen 
in Oesterreich, Kärnthen, Krain, Ungarn, ja in der Türkei 
hatten zu ihm als einem Orakel ein besonderes Vertrauen, denen 
er auch auf Begehren viele redliche und gelehrte Kirchendieuer 
zugeschickt hat." 

Seine Gattin war seit Februar 1547 Margaretha, Tochter 
des Bürgermeisters und Hofgerichts- Assessors in Tübingen Con- 
rad Stammler, welcher Ehe 6 Söhne und 2 Töchter entsprossten. 
11. Philipp Heerbrand, Dr. theol., geb. in Giengen ca. 1539. 
Pfarrer in Lustnau 1560, Stadtpfarrer in Lauffen 1565, nach- 
mals Superintendent in Hagenau, machte sich daselbst um die 
Reformation hoch verdient und starb in grossem Ansehen 
4. Febr. 1575. 

Seine Gattin war Margaretha, geb. Beringer« Aas 
dieser Ehe sind 6 Kinder hervorgegangen. 



Digitized by 



Google 



- 341 — 

Ebenfalls hieher gehört: 

Wilhelm Hierbrand, geb. 16. Mai 1582, Enkel des obener- 
wähnten Jacob Heerbrand, Herzoglich Württembergischer Hofprediger 
und Consistorialrath, auch Probst und Generalsuperintendent in Denken- 
dorf mit dem Wohnsitz in Stuttgart. Er stiftete im Jahr 1655 ein 
Stipendium von 100 fl. in das Pädagogium in Stuttgart und starb 
12. Mai 1658, mit dem Rufe eines frommen, gewandten und klugen 
Geistlichen. 

Seine I. Gattin war Cordula, Tochter des Universitäts-Syndikus 
in Tübingen Conrad Essich; die 11. Marie, geb. Welser von Augs- 
burg; die III. Anna Maria, geb. Gerlach, welcher Ehe 8 Söhne, 
6 Töchter und von diesen wieder 27 Enkel mit 11 Urenkeln ent- 
spros8ten. 



Dm Fürstlich Württemberg sehe Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Hserbra$td: Joe., Oancellar. 579 ; Pfarrer 459; Schultheis« 566; Hofger.-Secretar. 
79; Landschrsfb. Verwalter 115. — Wüh. t GaiütL Bath im Oonsist. 137; Hofprediger 191; 
Probet 275. 



Digiti 



zedby G00gk 



Hegel. 

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, bedeutender Philosoph, scharf- 
sinniger und tiefer Denker, wurde den 27. August 1770 in Stuttgart 
geboren. 

Sein Vater war Georg Ludwig Hegel, Herzoglich Württem- 
bergischer Bentkammer-Secretar in Stuttgart; die Mutter Maria Mag- 
dalena, geb. Fromm; der Grossvater Georg Ludwig. Hegel, Bath 
und Vogt in Altenstaig; die Grossmutter eine geb. Enslln; der Ur- 
grossvater Georg Ludwig Christof Hegel, geb. in Winnenden 29. Juli 
1687, t 1730, Bentkammer-Expeditionsrath, yormals auch Vogt in 
Rosenfeld ; die Urgrossmutter Agnes, Tochter des Vogts in Balingen 
Speidel; der Ururgrossvater Johann Georg Hegel, geb. in Sondel- 
fingen 26. September 1640, t 1712 als Stadtpfarrer in Winnenden, 
verm. I. mit Catharina, geb. Glück, IL mit Anna Barbara, geb. 
Mangold; der Urur-Urgrossvater Johann Georg Hegel, geb. zu Nür- 
tingeu ca. 1615, Pfarrer in Ehningen, verm. I. mit Regina Barbara, 
Tochter des Superintendenten in Beutlingen Laubenberger; II. mit 
Agatha, Tochter des Syndicus in Kempten David Megerlin; III. mit 
Margaret ha, geb. Grttnlnger; ein Sohn des Johann Hegel, Pfarrers 
in Würtingen, nachher in Ehningen, t 1641. Dessen Vater Job. 
Hegel, Exulant aus Kärnthen, flüchtete, „wie so viele andere unter 
unsern bekannteren Familien vor der fanatischen Härte der Habsburger 
aus Kärnthen in das glaubens- und sinnverwandte Württemberg/' 
liess sich in Grossbottwar nieder und wurde daselbst zum Bürger- 
meister ernannt. 

Georg Wilhelm Friedrich widmete sich dem Studium der Theolo- 
gie, Philosophie und Mathematik im theologischen Stifte zu Tübingen, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 343 — 

bekleidete hierauf die Stelle eines Hauslehrers in der Schweiz und in 
Prankfort a. M., wurde 1801 Privatdocent in Jena und gab daselbst 
mit ScheUing das Kritische Journal der Philosophie, Tübingen 1802 uff., 
2 Bde., heraus. Nach und nach trennte er sich in seinen Ansichten 
von ScheUing, was zuerst in seinem „System der Wissenschaft" her- 
vortrat. 1807 zog er von Jena weg und lebte als Privatmann in 
Bamberg, wo er die dortige politische Zeitung herausgab. 1808 
wurde er Professor der philosophischen Vorbereitungswissenschaften 
und Bector des Gymnasiums in Nürnberg. 1817 folgte er einem 
Rufe als Professor der Philosophie nach Heidelberg und trat 1818 
an Fichte's Stelle in Berlin, wo er den 14. November 1831 an der 
Cholera starb. Hegel war Ritter des Preussischen rothen Adler- 
Ordens III. Classe. 

Die HegeVache Philosophie, welche sich seiner Zeit geradezu 
als die einzig wahre, absolute Philosophie erklärte, zählt heute nur 
noch vereinzelte Anhänger und ist so ziemlich überwunden. Diess gilt 
speciell auch von dem practisch wichtigsten Theil derselben, der 
Rechts-Philoeophie , welche eine ziemliche geraume Zeit hindurch 
die preussische Regierungs-Philosophie und eine Empfehlung für das 
Fortkommen im preussischen Staatsdienste war. 

Schon 9 Jahre nach HegeVs Tod, 1840, wurde ihr und ihren 
Anhängern in Preussen, aus Besorgniss, als gefährde sie das Christen- 
tum, ja die Religion überhaupt, die öffentliche Gunst entzogen. 

ScheUing ', welcher nach dem Abfalle HegeVs von ihm sein stiller 
Gegner war, wurde nach HegeVs Tode dessen öffentlicher Tadler. 

Heget 8 Gattin war eine geb. v. Tucher aus Nürnberg t 1855. 



Dm Fürstlich Württemberglache Dienerbuch enthält folgende Hegel: Georg, 
Pfrrrer 618. — Georg Christoph, Exped.Rath 113 ; .Vogt 434, 485, 534. — Georg Lud»., 
Beg.B.8ecretor. 73 ; BenthCh-SecreUr. 126 ; Schultheis» 364. — Georg Phil., Vogt 386, 
587. — Joh. Wendel, Adelberg. Pfleger 603 ; Cl.-Pfleger 241 ; ö»istl. Verwaltter 602. 



Digiti 



zedby G00gk 



He yd. 



Johann Georg Friedrich Ton Heyd wurde den 30. Januar 
1748 zu Alpirsbach geboren. Der Vater war Jacob Friedrich 
Albrecht Heyd, Geistlicher Verwalter in Alpirsbach; die Mutter 
Christiana Dorothea, geb. Dörtenbach; der Grossvater Johann Bern- 
hard Heyd, t 1735, Verwalter in Alpirsbach; die Grossmutter Jo- 
hanna Elisabetha, geb. Römer ; der ürgrossvater Georg Baltas Heyd, 
geb. 12. März (17. März) 1644, Steuerherr des innern Raths in 
Heilbronn; der Ururgrossvater Jacob Heyd, geb. 22. August 1604, 
t 1676, Rathsherr in Heilbronn, — Sohn des Conrad Heyd daselbst, 
geb. 13. Februar 1582 und der Margaretha Waldmann, Enkel des 
Lorenz Heyd in Heilbronn — verm. I. seit 20. October 1627 mit 
Anna Maria, geb. Fischer; Tl. seit 15. März 1636 mit Maria Magda- 
lena, Tochter des Pfarrers in Heilbronn Joach. Münster; 111. seit 
21. Juni 1670 mit Margaretha, Wittwe des Rathsherrn Feierabend. 
Derselbe studirte die Rechte, wurde Professor der Jurisprudenz an 
der Herzoglichen Karls-Akademie in Stuttgart, nachmals auch Director 
des Königlich Württembergischen Ober-Tribunals, zuletzt Staatsrath 
und Commandeur des Ordens der Württembergischen Krone. 

Er starb zu Stuttgart den 10. November 1834. 

Seine 1. Gattin war seit 23. September 1773 Henriette Marie, 
geb. Ton Btthler; die II. seit 21. September 1775 Christina Maria, 
Tochter des Raths und Leibmedicus in Stuttgart Albrecht Rickard 
Renss und der Sofie Elisabeth, Tochter des Cousistorialraths und 
Prälaten in Alpirsbach Johann Albrecht Bengel; die III. seit 25. 
Mai 1783 Elisabeth»! Eleonore, geb. tfmelin. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 345 — 

Kinder IL Ehe: 
I. Christiane Dorothee, geb. zu Stuttgart den 9. October 1777, 
verm. mit dem Commercienrath Carl Ludwig Friedrich von 
Hartmann, Ritter des Kronordens. 
II. Charlotte Friederike, geb. zu Stuttgart 9. December 1778, 
verm. mit dem Obertribunal-Director Carl Immanuel GotÜob 
von Pfizer, Bitter des Ordens der Württembergischen Krone. 

III. M. August Friedrich Herd, geb. zu Stuttgart 27. Oktober 
1776, Pfarrer zu Gross-Ingersheim 1803, zu Mössingen 1823, 
zu Plochingen 1824. Verm. zu Gross-Ingersheim 22. November 
1803 mit Johanna Friederika, Tochter des Pfarrers daselbst 
(in Bizfeld) M. Carl Friedrich Mittler. 

Von diesem Pfarrer Heyd stammen: 
Kameralvorwalter Hejd in Leonberg. 
Oberamtsrichter Hejd in Tettnang. 
Der t Pfarrer Heyd in Gammesfeld. 
Der f Pfarrer Heyd in Hassfelden. 

IV. Christian Heinrich Heyd, geb. zu Stuttgart 27. Mai 1780, 
Kaufmann in Heilbronn. Verm. daselbst 21. November 1813 
mit Charlotte Auguste Elisabeth, Tochter des Ober-Eegierungs- 
raths Jakob Gottlieb Reuss. Hinterliess bloss oine Tochter 
Benigna, verm. an Kaufmann Volz in Heilbronn. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Johann Jacob Heyd, geb. Alpirsbach 9.. November 1717, Sohn 
des Eingangs erwähnten Johann Bernhard, t 20. Juli 1788, ßath, 
Holzfactor in Bissingen. Gattin seit 11. Februar 1749 Charlotte 
Auguste Elisabeth, Tochter des Pfarrers in Heimsheim Leonhard 
Dietrich Fulda. Söhne: 

A) Friedrieh August Heyd, Decan in Weinsberg, geb. 1. December 

1749, t 12. März 1840. Gattin: seit 12. Juni 1781, Christiana 

Knnignnde, Tochter des Bürgermeisters und Landschaftsassessors 

in Leonberg Johann Christof Homer. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 346 — 

Kinder : 
I. Christiane Friedrike, verm. I. seit 1805 mit dem Ober- 
jnstiz-Prokurator in Stuttgart Samuel Christoph Herbort ; II. 
seit 1814 mit dem Kriegsrath Wilhelm Ulrich Eisetüohr; 
III. seit 1716 mit dem Kameralverwalter in Weinsberg 
Joh. Christoph Friedrich Göe. 

II. Justine Jacobine, verm. 1810 mit dem Decan in Blau- 
beuren Ludwig Ernst Carl Bockshammer. 

III. Wilhelmine Sophie, verm. 1813 mit dem Decan in Knitt- 
lingen Gottlieb Ulrich Osiander. 

IV. Friedrich August Heyd, Gerichtsnotar in Sulz, f 

Y. Ludwig Ferdinand Heyd, Decan in Heilbronn, geb. 15. Juui 
1798, f 30. August 1868 als Pfarrer in Untertürkheim. 
Gattin : Friederike, Tochter des Prälats MBrklin. Kinder: 

a) Ludwig, Rathschreiber in Heilbronn. Gattin: Maria 
Feyerabend von da. 

b) Carl, Kaufmann, derzeit in Stuttgart, ledig. 

c) Ernst, f in Amerika. 

B) Carl Ferdinand Heyd, Rath, Holzfactor in Bissingen, geb. 29. 

Oct. 1755, t 1835 in Ludwigsburg. Gattinnen: 

I. Heinrike Charlotte, geb. Hummel; II. Cbristoflne Regine, 

geb. Zeeh. 

Söhne erster Ehe: 

1) Carl Friedrieh von Heyd, Oberjustizrath a. D., vieljähriger 
Oberamtsrichter in Ludwigsburg, Abgeordneter von Weins- 
berg 1845—1848 I., R. d. 0. d. w. Kr., t 27. Juni 1873, 
85 Jahre alt. Gattin : Charlotte Dapp, Tochter des Ober- 
justizraths in Stuttgart. Kinder: 

a) Karl, Kanzleirath in Heilbronn. Gattin: Louise geb. 
Bommel von Nürtingen. 

b) Victor, Oekonom in Poppenweiler. Gattin: eine geb. 
Grub von Illingen. 



Digitized 



edby Google 



— 347 — 

2) Ludwig Friedrich, Stadtpfarrer in Markgröningen, geb. 19. 
Februar 1792, t 6. März 1842. Sohn: 

Wilhelm Christoph von Herd, Oberstudienrath, 
Oberbibliothekar, Ritter des Krön- und Friedriche-Ordens, 
geb. 23. October 1823. Gattin: Louise, Tochter des 
obenerwähnten Decans Ludwig Ferdinand Herd, welcher 
Ehe 3 Töchter entsprossten. 

Sohn zweiter Ehe: 

3) Gustav Herd, Oekonom, geb. 3. Februar 1804, lebt in 
Stuttgart. Gattin : 

Wilhelmine, Tochter des Stadtpfarrers Glanz. 



Dm Fürstlich Württemberg. Dienerblich enthält folgende höhere Beamte des 
Namens Heyd (Haid, Hayd, Heid): OantsleiAdvoc 96. — Btnj. Ludw., Oeiatl. Verwaltter 
572. — Com-., Vogt 390. — Georg Frid., Gel.O.Rath 68. — Hont, Voratmaister 590. — 
Joe. Fried., Amptachreiber 246. — Joh., Cl.Pfleger 246, 293 ; Gaistl. Verwalter 697. — 
Joh. Beruh,, Amptachreiber 246. — Joh. Ludw. Vogt 328. — 8am., Gel. Hofiger. Bey- 
sitzer 78. — Tob. Alb., Vogt 384. 



Digiti 



zedby G00gk 



Hiller. 



Philipp Friedrich Hiller, der beste Kirchendichter Süddeutsch- 
lands, wurde den 6. Januar 1699 in Mühlhausen geboren. Sein 
Vater Johann Jacob Hiller, f 1701, war Pfarrer in Mühlhansen 
a. d. Enz ; der Grossvater Johann Philipp Hiller, t 1 666 (studirte 
in Strassburg), Herzoglich Württembergischer Hofgerichts-Advokat in 
Stuttgart; der Urgrossvater Matthäus Hiller, Oberrath und Kirchen- 
Kastens-Advokat, flüchtete, als Württemberg in österreichische Hände 
kam, mit seiner zahlreichen Familie nach Strassburg; nach seiner 
Rückkehr von dort verdächtigten ihn die Kaiserlichen Regimentsräthe, 
er führe mit dem schwedischen Residenten Machet, seinem Anver- 
wandten, einen heimlichen Briefwechsel und nahmen ihn desshalb in 
Göppingen in Gewahrsam ; die Urgrossmutter war Anna Maria, Tochter 
des Johann Kielmann von Kielmannseck ; der Urgrossvater Marens 
Hiller, 1 1605, Consnlentin Herrenberg ; der Urur-Urgrossvater Marens 
IV. des Raths in Herrenberg t Esslingen 1564. Dessen Vater war 
Marens HL, Vogt von Herrenberg ao. 1544, welcher nebst seiner Gattin 
300 Fl. dem Spital legirte ; der Grossvater Marens IL, Bürgermeister 
von Herrenberg ao. 1521 ; der Urgrossvater Marens I. von Tübingen. 

Philipp Friedrich studirte in den Seminarien Theologie, wurde 
Pfarrgehülfe 1724, Informator in Nürnberg 1729—31, Pfarrer in 
Neckargröningen 1732, in Mühlhausen, seinem Geburtsort, 1736, und 
starb als Pfarrer in Steinheim bei Heidenheim 1769 den 26. April. 

Seine vielen und schönen Lieder sind bekannt 

Seine Gattin war seit 1732 Maria Regina, Tochter des Pfarrers 
zu Hessigheim Johann Friedrich Schickhard, welcher Ehe 5 Söhne 
und 6 Töchter entsprossten. — 

Von ersteren starb der älteste, Philipp Friedrieh, als Med. 
Stud> auf der Flucht in Stuttgart 1751; der II., Johann Christian, 



Digitized by 



Google 



— 349 — 

Pfarrer in Gedungen, nachmals zweiter Kloster-Professor zu Maul- 
bronn 1781, Prälat in Anhausen 1803 t 28. Januar 1820; der 
III, Ludwig Jacob, Pfarrer in Meimsheim 1786. Der IV., Benjamin, 
Scribent in Köngen, Rechnungs-Probator zu Königsbronn, reiste 1767 
nach Holland, sodann nach Ost- und West-Indien, sammelte ein schönes 
Vermögen und wollte 1787 wieder nach Europa zurück ; unglücklicher- 
weise litt er aber unterwegs Schiffbruch und verlor seine ganze Habselig- 
keit. Er engagirte sich hierauf in einer Eisen- und Schiffholz-Handlung 
in London. Der V., August Wilhelm, ledig, t als Kaufmann 1769. 
Von den ebengenannten Söhnen hinterliess nur der III. Bruder 
männliche Nachkommenschaft. 

Derselben Familie entstammten: 
Matthäus Hiller, geb. 1646 in Stuttgart, welcher als Professor 
der Theologie und der orientalischen Sprachen in Tübingen grosse 
Berühmtheit erlangte und unstreitig unter die ersten Orientalisten 
seines Jahrhunderts zu rechnen ist. Er starb als Prälat in Königs- 
bronn 1725. Auf seinem Grabsteine ist das Hüler'sche Wappen 
nebst folgender Inschrift angebracht: 

D. 0. M. S. 

Hie situs est 

Matthäus HiUer 

Stuttgard. 

Abbas Regiof. Per Ann. IX. 

Ante Hac Ultra IV Lustra 

Theol. et L. L. 0. 0. Profess. Tubing. 

Genere Virtute Religion e Eruditione 

Si Qui8quam Clarus 

Non Patriae non Germaniae Sed 

Europae atque Universo Orbi Literato 

Notus 

Et Graecis Et Barbaris Chams 

Suis Desiderat is8imti8 

Octogenarius Fere 

Obdormivit in Domino 

m. Non. Febr. Anno MDCCXXV. 

Seino I. Gattin war Maria Catharina, geb. Caspar; die II. 

Eleonore Sibylla yon Hechter aus Mömpelgard, welch letztere ihm 

mehrere Kinder gebar. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 350 — 

Ebenfalls diesen Namen führten: 

Martin Hiller, — Sohn des Heinr. Hiller, welch letzterer wegen 
seiner vorzüglichen Dienstleistungen nicht nur von Herzog Friedrich von 
Württemberg zu seinem Kammerrath und Geheimen Staatssecretar ernannt, 
sondern auch von Kaiser Ferdinand II, 1628 in den erblichen Adelsstand 
erhoben wurde* und Enkel des aus einem Graubündtnerischen Adels-Ge- 
schlechte stammenden Martin Hiller, Pfalzgräflich Neuburgischen Hof- 
raths, — ist gestorben 1685 als Bebenhausischer Pfleger in Tübingen. 

Gattin : Brigitte, geb. Schickhard, Enkelin des bekannten Bau- 
meisters gleichen Namens. Dieser Ehe ontsprossten 4 Kinder, näm- 
lich: I. Brigitta, Gattin des Pfarrers in Thailfingen und Entringen 
Michel Hosen. II. Johann Martin, Pfleger in Tübingen, venu, mit 
Ottilia Könlerin von Herrenberg. III. Jon. Heinrich, Physicus iu 
Marbach, kinderlos f. IV. Johann Hiller von Gärtringen, geb. 1658, 
Geh. Bath und Abgesandter in Regonsburg, bekommt das Gut zu 
Gärtringen, wird von Kaiser Leopold geadelt, f 1714. Gattin: 
Regina Catharina, geb. Bardili. — 

Christian Heinr. HiUer, geb. Kirchheim 30. October 1696, 
Sohn des Jur. Dr., Württemb. Raths und Bürgermeisters in Biberach 
and der Maria Elisabeth, Tochter des Senators in Esslingen Joh. 
Jacob Bunz, Professor jur. und Hofgerichts-Assessor in Tübingen, t 
1770, Stifter des Hiller'schen Stipendiums d. d. 21. April 1770 im 
Betrage von 7000 fl. 

* Er soU auch im Jahr 1609 das Patriciat in Born erhalten haben. 

Dae Fürstlich W4rttem bergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte des 
Namens; HilUr p. : Hauptmann 520. — Joh. v., Amptmann 292. — HilUr: Abt 252; Beben- 
haus.Pfleger 567 ; O.Rath 63. — Adam, Ambtmann 471. — Conr., Galstl. Verwaltter 454. 
— Frid. Conr., Oantzlei-Advoc. 94. — Hang Heinr., Ambtmann 325- — Hans Marx, Gen.- 
Factor 431. — Heinr., Ohammermaister 106; Ohammer-Secretar. 104; Exped.Rath 110; 
Geh. Secretar. 31; Landschafft-Advoc. 557. — Joh., GaistL Verwaltter 678; Geh. Begim. 
Rath 25; Gel. O.Rath 62. 66; KrlegsBath 100; Verwaltter im foratL Oolleg. 582. - Joh. 
Mart., Amptmann 292 ; CLPfleger 261, 264, 271 ; Keller 614 ; Verwaltter im fürstl. Colleg. 
582. — Joh. Phil., Cl.Pfleger 318. — Kilian, Cl.Pfleger 321 ; Keller 287. — Marcus, Beehen- 
banckhsBath 120. — Mart., BebenhausJ>fleger 68 ; Cammer-Procorator 108 ; Gel. Holger.- 
Beysitzer 78. — Marx, Cl.Pfleger 264; Keller 283; McJhäu», Abt 288, 299; Amptsohreiber 
246; Cantslel-Advoc. 93; Cl.Pfleger 320; Gl Verwalter 315; Exped.Rath 144, 148 ; Gel. 
O.Rath 61; Kirch.Oast. Advoc. 149; Kirch.Oast. Verwaltter 148; Beohenbanckhs-Rath 150 ; 
TutelarRath 97. 



Digitized by 



Google 



Hochstetter. 



Die Familie stammt ans Augsburg, wo sie im 16. Jahrhundert 
sehr angesehen war. Ein Zweig derselben zog sich nach Württem- 
berg und breitete sich von da in verschiedenen Ländern, insbesondere 
Sachsen, Franken, Schwaben, Elsass und England aus und ward von 
Kaiser Carl V. und Ferdinand I. mit vielen und hohen Begnadi- 
gungen angesehen. 

In Württemberg gingen aus dieser Familie im 17. und 18. 
Jahrhundert besonders viele Theologen hervor, als: 

Conrad Hochstetter, Herzoglich Württembergischer Special- 
Superintendent, wurde im Jahr 1583 zu Gerhausen, O.-A. Blaubeu- 
ren, als Sohn des Martin Hochstetter, Bichters daselbst und als 
Enkel von Abraham Hochstetter, Med. Dr. in Tübingen geboren. 
Derselbe war 35jähriger Spezial in Kirchheim u. T., wo er 12 Jahre 
mit Conrad Widerhold, dem Vertheidiger von Hohentwiel und nach- 
maligem Obervogt von Kirchheim, zusammen wirkte. Siehe Näheres 
in dem nachfolgenden Bericht über die Familienzusammenkunft der 
Hochstetter. 

Sein Wahlspruch war: „in silentio et spe" (durch Stillesein 
und Hoffen werdet ihr stark sein). 

Er hatte 5 Söhne, welche Geistliche waren und nach welchen 
sich seine Nachkommen in folgende 5 Linien theilen: 

1. Die Dettinger Linie von dem ältesten Sohn Job. Ulrich, Pfarrer 
in Dettingen. 

2. Die Bebenbauser Linie von Joh. Andreas, Prälat in Beben- 
hausen, geb. 1637, t 1720/ 



Digiti 



zedby G00gk 



— 352 — 

Er und noch mehr sein Sohn Andreas Adam haben sich 
am die evangelische Kirche Württembergs besonders verdient 
gemacht. 

Johann Andreas Hochstetter, der Stifter der Bebenhauser 
Linie, geb. 15. März 1637, Diaconus in Tübingen 1659, Pfarrer in 
Walheim 1668, Decan und Stadtpfarrer in Böblingen 1672, Pro- 
fessor der griechischen Sprache und Ephorus des Stipendium Illustris 
1677, ordentlicher Professor der Theologie, zugleich Special und 
Stadtpfarrer in Tübingen, Generalsuperintendent und Prälat zu Maul- 
bronn 1683, Prälat in Bebenhausen 1689, engerer Landschafts- 
Ausschuss-Assessor, in welch letzterer Stellung er oft mit Lebens- 
gefahr zu den landschaftlichen Conventen reiste. Eine seiner Lieb- 
lingsideen war das Zustandebringen einer Gesellschaft zur Ausbildung 
von Missionaren. Kr starb, allgemein geliebt, hochgeachtet und 
verehrt den 8. November 1720 im 84. Jahre seines Alters. 

Seine 1. Gattin war Elisabetha Barbara, Tochter des Schwäbi- 
schen General-Münzwardeins GoUfrid Kuhorst; die II. Anna (Katha- 
rina, Tochter des Professors Joh. Georg Linden. 
Söhne desselben: 
1. Gottfried Conrad Hochstetter, geb. 13. Juli 1664 zu Tübin- 
gen, Herzoglich Württembergischer Special-Superintendent und 
Stadtpfarrer zu Owen 1702, zu Tuttlingen 1710, verm. mit 
Eva Maria, Tochter des M. und Pfarrers in Bommelshansen 
David Hörmann. Er starb 1730 den 2. Juli. 
II. Andreas Adam Hochstetter, geb. 13. Juli 1668 ebenfalls zu 
Tübingen, studirte daselbst, dessgleichen zu Strassburg, Basel 
und Leipzig Theologie, verweilte hierauf längere Zeit bei dem 
bekannten Dr. Spener, bereiste sodann Niedersachsen, Braun- 
schweig, Preussen, die Hansestädte, Holland und England und 
wurde nach seiner Bückkehr ins Vaterland zum Diaconus seiner 
Vaterstadt ernannt. 1697 wurde er Professor der Beredtsam- 
keit und der Theologie daselbst, und erhielt einige Jahre 
später zugleich das dortige Stadtpfarramt. In der Folge be- 



Digitized by VjOOQIC 



— 353 - 

rief ihn Herzog Eberhard Ludwig zu seinem Oberhofprediger 
nach Stuttgart mit dem Beifügen: »Er hoffe mit ihm in den 
Himmel zu kommen.« Als 1712 in Calw durch den Haus- 
lehrer Gmelin eine separatistische Bewegung entstanden war, 
so wurde eine eigene Commission nach Calw gesendet, bestehend 
aus dem Consistorialrath Dr. Bardüi, dem Oberhofprediger 
Andr. Ad. Hochstetter und Prof. Frommann von Tubingen. 
Nach geschehener Untersuchung empfahl die Commission den 
Weg der Milde, der dann auch eingeschlagen wurde. Nur 
der 'Hauslehrer Gmelin wurde als Hauptursächer der Trennung 
entfernt. — Von Andr. Adam wurden in Württemberg die 
Wochen-Einderlehren eingeführt. Es war das eine Frucht der 
Bekanntschaft mit Dr. Spener, welchem der Jugendunterricht 
besonders angelegen war. So sehr Hochsfetter sich in dieser Stel- 
lung auszeichnete, wurde er doch bald auf Grund seiner freimü- 
thigen wahrheitsliebenden Aeusserungen, mit denen er selbst dem 
inzwischen eingetretenen Verhältnisse des Herzogs mit der Grä- 
veniz gegenüber nicht zurückhielt , wieder entlassen und auf 
seine vorige Stelle zurückversetzt, mit der er in der Folge noch 
die Abtei St. Georgen und das Rectorat der Tübinger Universität 
verband. Er starb, nachdem er das Jahr vor seinem Tode 
geäussert hatte, er wisse gewiss, dass dieses sein letztes Lebens- 
jahr sei, den 26. April 1717 zu Tübingen. Grossen Ruhm 
erwarb er sich als Gelehrter durch sein Collegium Pufendorfia- 
num, das eine dreimalige Auflage erlebte. In dem ihm nach 
seinem Tode von dem Rector Hagmejer in der Aula gehaltenen 
Nachrufe sprach derselbe die Worte: »So folgte in 99 Jahren 
einem grossen Sigivarto, in gleicher Rectorat-Magnificenz, ein 
grosser Hochstetter.* 

Hochstetter s Gattin war Kegina Barbara, Tochter des 
Med. Professors zu Tübingen Elias Rudolph Camerer, wel- 
cher Ehe 8 Kinder entsprossten, von denen 1 Sohn Namens 
Johann Andreas und 3 Töchter den Vater überlebten. 

9. Oiorgii-G cor genau, Biographiftch-Genealogiflche Blätter etc. 23 



Digiti 



zedby G00gk 



— 354 — 

III. Augustin Hochstetter, geb. 19. April 1671 zuWalheiin, Ober- 
amts Besigheim, Diaconus in Sindelfingen 1700, Pfarrer da- 
selbst 1706, Decan in Bebenhansen und Pfarrer zu Lustnau 
1713, Decan in Böblingen 1719, Probst in Herbrechtingen 
1724, Prälat in Herrenalb 1726, Abt in Königsbronn 1728. 
Als im Jahr 1730 Herzog Eberhard Ludwig nach Königs- 
bronn kam, fragte derselbe, nachdem er zuvor mit seinem Hof- 
staat der Predigt Hochstetter' s beigewohnt hatte, ob er ihm 
mit Conferirung der Prälatur Maulbronn eine Gnade erweisen 
könne; Hochstetter bejahte diess, worauf ihm dieselbe. sofort vom 
Herzoge zugetheilt wurde. 1732 wurde er grösserer, 1743 
engerer Landschafts- Assessor und starb 1748 den 15. Septbr. 
Sein Grabdenkmal ist in der Klosterkirche zu Maulbroun. 

Seine Ehegattin war Justina Sibylla, Tochter des Pro- 
fessors in Tübingen Benedict Hopffer. 

Kinder desselben: 

1) Catharina Jnstina, verm. mit dem evangelischen Prediger 
in Biberach Johann Georg Zell. 

2) Augunta Dorothea, verm. mit dem Professor und Prediger 
in Maulbronn Johann Christian Lang, Sohn des Prälaten 
zu Blaabeuren. 

3) Andreas Burkhard Hochstetter, Vogt in Gochsheim, verm. 
mit der Tochter des Specials in Knittlingen Speidel. 

4) Benedict Adam Hochstetter, Diaconus in Gochsheim, verm. 
mit Christina Dorothea, Tochter des Stadtpfarrers M . 
Georg Christoph Bauerlen. 

IV. Christian Hochstetter, geb. 21. October 1672 zu Böblingen, 
Herzoglich Württembergischer General-Superintendent, engerer 
Landschafts-Ausschuss-Assessor und Abt zu Bebenhausen. 

Seine I. Gattin war seit 27. Juli 1700 Brigitte Rosina, 
Tochter des Bebenhausischen und Blaubeuriachen Pflegers in 
Tübingen Joh. Mariin Hiller; die II. Maria Margaretha, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 855 — 

Tochter des Kriegsraths und Obristlieutenante, auch Oberamt- 
manns in Merklingen Friedrich Heinrich Keller, verwittibte 
Prälatin Hiemer. 

Er selbst starb den 2. Januar 1733. Die Inschrift auf 
seinem Grabstein lautet: 

D. 0. M. S 

Ad latus amantissimae quondam 

Conjugis Hilleriae 

Heic plaoide quiescit 

Dimissus in pace a Domino Servus, 

Vir vere Christianus 

Hinc in Bummo honoris Culmine, 

Dum viveret, a Deo constitutus 

Dn. Christianus Hochstet ter, 

Concil. Wärt. General-Superint. Abbas Bebenhusanus, 

Stat. quoq. Provinc. Secret. Ord. Assessor. 

Selectus Venerandus Doctus Facundus Prudens, Fidus 

Maritas IL Conjug.: ParenB X. libb. Avusq. XI. Nepot. 

Optimus, Pius, Blandus. 

Pauperum quoq. Viduarum, Orphanorumque 

Evergeta strenuüB 

Uno verbo: 

B. Parentis et in officiis et virtutibus felix 

Utinam modo etiam in longaevä senectä successor 

Ast in vigore adhuo Anni LXI. ' 

Forti Apoplexia 

Stantem mane in Cathedra 

Laetum nativitatis D. N. J. Praeconem 

Vesperi prostratum 

Qnartoque post die 28. Dec. 1732 

Duro sie fato eheu! extinetum 

Lußfent superstitea, 

Pietatem Lapide hoc sepulchrali ultimam 

Cum lacrimis ipsi testantes 

Altera Conjux, nata Kelleria, 

Filii tres, filiaeque totidem, 

Gener i duo, cum nepotibus. 

Textus Funebr. Luc. IL 29. 30. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 856 - 

Kinder desselben: 

1) Anna Rosina, verm. mit dem Special-Superintendenten, Prä- 
laten in Maulbronn, M. Johann Valentin Harpprecht 

2) Christina Brigitta, vermählt mit dem Archidiaconus bei 
der Stuttgarter Stiftskirche Joh. Gottfried Hoffmann. 

3) Catharina Regina. 

4) Johann Andreas Hochstetter, geb. 19. Februar 1705, t 
26. März 1764, als Prälat von Herbrechtingen. Unter 
seinen Unterlassenen 5 Kindern waren 3 Söhne, als: 

a) Jobann Ludwig Freiherr von Hochstetter, geb. 25. Juli 
1742, Königl. Preussischer Geheimerrath und Minister 
beim Oberrheinischen Kreise, vermählt mit Friedrike 
Augnsta, Tochter des Christian Albrecht Carl Edlen 
von Hochstetter. 

b) Carl Wilhelm Hochstetter, geb. 11. März 1744, Pfarrer 
zu Obereisisheim, verm. mit Dorothea Euphroslna, geb. 
Niethammer, welcher Ehe 2 Söhne und 1 Tochter ent- 
sprossten. 

c) Johann Christian Friedrich , geb. 24. August 1747, 
Lt. jur., Preussischer Oberst, Stifter der Preussischen Linie. 

5) Christian Albrecht Carl Ritter von Hochstetter, J. ü. Lt.. 
Herzoglich Württembergischer Hofgerichts-Advocat, Mitglied 
des Kirchenraths, nachmals auch Kirchenrathsdirector, wurde 
vermöge Diploms d. d. 9. Juni 1779 in den Eeichsritter- 
stand mit dem Prädicate von Hochenstadt erhoben. Er starb 
1785 2. November zu Stuttgart. Ein Enkel desselben, 
Christian Albrecht Carl Ritter von Hochstetter, geb. 1774, 
Königlich Bayerischer und Fürstlich Oettingen-Wallersteini- 
scher quiesc. Justizcanzlei-Rath wurde in die Adelsmatrikel 
des Königreichs Bayern aufgenommen. 

V. David Hochstetter, geb. 1680, Pfarrer in Darmsheim, t 1 72 ° 
verm. mit Johanna Antonio, geb. Bez. 



_ J 



- 357 — 

3.* Die Denkendorfer Linie von Johann Friedrich, Herzoglich Würt- 
tembergischem Consistorialrath, Oberhofprediger, Generalsuperin- 
tendenten, auch Probst zu Denkendorf, verm. mit ttenophefa, 
geb. Hauber von Kirchheim u. Teck, geb. 1640, t 1720. 
In dieser letzterwähnten Linie zeichnete sich unter den Theo- 
logen besonders der Sohn Johann Friedrich's, 

Jacob Friedrich Hochstetter, aus. Derselbe wurde den 6. Decbr. 
1663 zu Zavelstein, wo sein Vater damals Pfarrer war, geboren** 
und widmete sich ebeifalls dem Studium der Theologie. Im Jahr 1689 
kam er, nachdem er vorher auf verschiedenen Pfarreien vikarirt hatte, 
als Informator des Prinzen Carl Alexander von Württemberg an den 
Hof nach Stuttgart Hierauf wurde er Diaconus in Tübingen 1692, 
Pfarrer in Lustnau und Special-Superintendent in Bebenhausen 1707, 
Rath und Prälat des Klosters Murrhardt (nach Absterben des Prälaten 
Georg Ehrenreich Remmelin), 1738 t 3. August 1739. 

Seine Gattin war seit 11. Juli 1693, (dem unglücklichen Tage, 
an dem die feindliche französische Armee unter dem Commando des 
Dauphin abermals ins Land eingefallen war, auch die Stadt Vaihingen 
a. d. Enz in Asche gelegt hatte, so dass Jedermann aus Schrecken 
die Flucht ergriff), Maria Philippina, Tochter des Herzoglich Würt- 
tembergischen Cammerraths und Kastkellers Faber in Stuttgart. 
Aus dieser Ehe sind folgende Kinder hervorgegangen. 
I. Maria Philippina, verm. mit dem Pfarrer in Frickenhausen 

Johann Rebstock. 
EL Regina Margaretha, verm. mit dem Special-Superintendenten 

und Stadtpfarrer in Göppingen Gottlieb Helfferich.*** 
III. Christoph Friedrich Hochstetter, Pfarrer zu Beihingen am 
Neckar, verm. mit Sophia Maria , Tochter des Professors in 
Tübingen Christian Neu. 



* Die weiteren 2 HochsMUr'Bchen Linien siehe unter Seite 361. 
** (Tnter seinen Tanfpathen sind genannt die Prinzessin Antonio von Württem- 
berg, sowie Jacob Friedrieh von Bomoinghanten. 

*** Ebenfalls einer um Württemberg verdienten Famüie entsprossen. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 858 - 

IV. Johann Andreas Hochstetter, Diaconus in Marbach, verm. mit 
Justina Regina, Tochter des Herzoglich Württembergischen 
ßaths und Abts in Murrhard, auch engeren Landschaftsaus- 
8chus8-As8essor8 Conrad Haselmejer. 
V. Johann Friedrieh Hochstetter, Herzoglich Württembergischer 
Rentkammer-Expeditions-Rath , verm. I. mit Juliana, Tochter 
des Herzoglich Württembergischen Rentkammer-Expeditionsratbs 
Ferdinand Hopfenstock, II. mit Johanna Friederika, Tochter des 
Herzoglich Württembergischen Kriegsratbs und des Schwäbischen 
Kreises Ober - Kriegscommissärs Johann Friedrich Oetinger. 
VI. Jacob Friedrieh Hochstetter, Vogt in Nürtingen, verm. mit 

Margaretha, geb. J fidler. 
VII. Christian Hochstetter , Kaufmann, verm. I. mit Anna Sibylla 
geb. Kirchlln, II. mit Sophia Catharina, geb. Wal«. 

Unter den jüngeren Gliedern ist zu nennen: 
Johann Heinrieh, Urenkel des Johann Friedrich, Prälaten in 
Denkendorf, Dr. jur., Sohn von Joh. Heinrich, Diaconus in Calw und 
Ludwigsburg und Friederike Salome, geb. Liesehing von Nürtingen. 
Er war geb. 1751 in Ludwigsburg, studirte zuerst Theologie, ging 
aber zur Rechtswissenschaft über, wurde Professor an der Herzog- 
lichen Karls- Akademie in Stuttgart, erhielt 1787 einen Ruf als Syn- 
dikus nach Frankfurt a. M. und kehrte von dort 1793 in das Vater- 
land zurück, da er von der Landschaft zum Landschaftskonsulenten 
bestimmt worden war. In dieser Stellung zeigte er sich als uner- 
schrockenen Vertheidiger der Landschaft. Daher auch die Landschaft 
nach seinem frühen Tode 1796 znm Zeichen der Dankbarkeit die 
7 vaterlosen Waisen für Kinder des Vaterlandes erklärte, und den- 
selben von Vaterlands wegen den Prof. Drück in Stuttgart zum 
Vormund setzte, auch der Wittwe, neben der Pension, eine namhafte 
Summe zur Erziehung der Kinder aussetzte. 

Seine Frau war Christiana, Tochter des Rektors Schlegel in 
Heilbronn. 

Per Sohn dieses Joliann Heinrich war: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 359 — 

Christian Ferdinand Hochstetter, Professor und Stadtpfarrer 
in Esslingen, geb. 16. Februar 1787 in Stuttgart. Besuchte das 
Gymnasium seiner Vaterstadt, studirte hierauf in den Seminarien und 
dem theologischen Stifte zu Tübingen. Seine Universitätsstudien 
wurden indess 1808 dadurch unterbrochen, dass sich Hochstetter mit 
mehreren Gleichgesinnten (Wagner, Beichenbach, Georgii u. A.) zu 
dem Otahaiter-Bund vereinigt hatte, welcher auf Otahaiti ein neues 
Utopien gründen wollte, aber der Regierung als staatsgefährlich ge- 
schildert worden war, so dass die Verhaftung der Mitglieder, sowie 
eine 70tägige Einsperrung derselben auf dem Schloss erfolgte. 
Später begab sich Hochstetter nach Erlangen, wirkte daselbst 6 
Monate an einer Privatanstalt als Lehrer, dann 4 Jahre lang als 
Haaslehrer in dem Hause des Ministers von Ältenstein, beschäftigte 
sich in, der Freizeit auch mit Botanik und kam zuweilen mit Wüdenow 
und Boucht in Berührung. 1816 folgte er einem Kufe als Prediger 
und Schulinspector der protestantischen Kirche in Brunn (Mähren), 
eine Stelle, neben der er bald darauf auch das Seniorat über mehrere 
evangelische Gemeinden Mährens übertragen erhielt. Während seines 
Aufenthalts in Brunn legte er eine Sammlung von Pflanzen des 
Brünner Kreises an, beschäftigte sich ferner mit Mineralogie, indem 
er eine Sammlung für seine Schule anlegte, 1819 kehrte er in die 
Heimath zurück, erstand das Professoratsexamen und kehrte hierauf 
wieder nach Brunn zurück. 1824 wurde er zum Professor an dem 
Schullehrerseuainar in Esslingen ernannt, wohin er nach 8 jährigem 
Wirken in Brunn und ehrenvoll beschenkt von der dortigen Gemeinde 
und von ihren Segenswünschen begleitet im Mai 1824 übersiedelte. 
Katechetik, Naturgeschichte, Physik, Mathematik, deutsche Sprache 
hatte er in seinem neuen Amte zu lehren und bald übernahm er 
auch den Religionsunterricht in einer mit dem Seminar verbundenen 
Musterscbule für Mädchen. Ende 1825 wurde ihm auch die erledigte 
Diakonatpfarrei übertragen. In Esslingen hatte er an Dr. E. Steudel 
einen eifrigen Botaniker gefunden, an den er sich bald nahe anschloss. 
Sie gaben 1826 einen Ueberblick der deutschen und schweizerischen 



Digiti 



zedby G00gk 



- 360 — 

Flora heraus : , Enumeratio plantarum Germaniae Helvetiaeque indige- 
narum. Stuttgart, Cotta 1826. Ferner stifteten sie zusammen den 
botanischen Reiseverein und sandten der Reihe nach jüngere Botaniker 
aus, um die Floren weniger bekannter Länder zu erforschen. Die 
wissenschaftlichen Resultate wurden dann meist in der Regensburger 
botanischen Zeitung bekannt gemacht, wodurch Hochstäter mit den 
ausgezeichnetsten Botanikern Deutschlands und der Nachbarländer 
in vielfachen Verkehr und Freundschaft kam. 1829 wurde er zum 
zweiten Stadtpfarrer ernannt und starb, nachdem er einige Jahre 
zuvor um Enthebung von dem letzteren Berufe gebeten, sein Lehramt 
indess bis an sein Ende fortgesetzt hatte, 1860 den 20. Februar, 
im 75. Jahre seines Alters. Er veröffentlichte viele Schriften, auch 
im Gebiet der Theologie und Pädagogik. Bekannt sind namentlich 
seine Naturgeschichte, Botanik und Mineralogie. 

Seine 1. Gattin war seit 1814 eine geb. Schmidt von Berlin 
t 1815 ; die IT. seit 1817, eine Tochter des Brünner Fabrikanten 
Leidenfrost, t 1818; die III. seit 1819 die Wittwe eines Kaufmanns 
Orth, t 1825; die IV. die Schwester seiner dritten Gattin, ans 
welch letzteren 3 Ehen 5 Söhne und 3 Töchter hervorgegangen sind. 
Von diesen Söhnen gründete der ältere, Karl Hochstetter, in Mähren 
mehrere grossartige Fabrikgeschäfte; der zweite, Wilhelm ist 
Universitätsgärtner in Tübingen; der dritte, Dr. Ferdinand Hoch- 
stetter, Geolog und Physiker, hat als Naturforscher mit der K. K. 
Fregatte Novara-Expedition glücklich die Beise um die Welt vollbracht 
und am Polytechnikum in Wien eine Anstellung als Professor er- 
halten und ist auch von dem König von Württemberg mit dem Bitter- 
kreuz des Kron-Ordens beehrt worden; ein vierter weilt als Apotheker 
in Chili, und von den Töchtern verheirathete sich eine sehr glücklich 
nach Neapel, hat aber jetzt ihren Aufenthalt in Stuttgart. Die 
jüngere hat in Verbindung mit Fräulein v. Prieser ein Töchter- 
pensionat in Stuttgart. 

Neben den oben Seite 351 und 357 erwähnten 3 Linien der 
Familie Hochstetter sind ferner aufzuführen: 



Digitized by 



Google 



— 361 — 

4. Die Anhauser Linie von Johann Sigmund, Prälat in Anhausen 
t 1718. 

5. Die Weinsberg-Nenenstadter Linie von Johann Ludwig, Stadt- 
pfarrer in Weinsberg, t 1693. Von ihm stammen mehrere 
Bürgermeister in Neuenstadt a. d. Linde ab. Unter den Geist- 
lichen dieser Linie ist bekannt: 

Gottlob Ludwig, geb. 1790, Pfarrverweser auf Hohen- 
twiel, Pfarrer in Simmozheim, Hohengehren und Urspring. Er 
war ein vertrauter Freund von Dr. Barth in Calw und Mit- 
arbeiter an dessen Jagendblättern, sowie an den Schriften des 
Calwer Verlagsvereins. 

lieber eine Hochstelter'schQ Familienzusammenkunft, welche am 
27. Juli 1865 zu Cannstatt stattgefunden hat, enthält das betreffende 
Protokoll folgende Notizen: 

Hochstetter'sche Familien-Zusammenkunft in Cannstatt 
am 27. Juli 1865. 
Eine grössere Zusammenkunft von im Inland und Ausland zer- 
streut wohnenden Hochstettern fand seit unvordenklicher Zeit nicht 
statt; es wurde nunmehr ein solcher Tag, veranstaltet durch Herrn 
Dekan Hochstetter in Esslingen, im Wilhelmsbad in Cannstatt ge- 
feiert, und waren anwesend folgende Hochstetter: 

Carl August Bernhard, pens. Dekan, wohnhaft in Esslingen, 

nebst Tochter. 
Ferdinand Friedrich, Stadtschultheiss in Dornhan. 
Friedrieh, Regierungs-Revisor in Ludwigsburg, nebst Sohn und 
Neffen, Sohn des Christoph Friedrieh, Dom.-Raths in 
Langenburg. 
Wilhelm, Rechtskonsulent in Kirchheim. 
Paul, Pfarrer in Stuttgart, nebst Frau und zwei seiner Kinder. 
Friedrieh, Oekonomie-Rath in Hohenheim. 
Karl Heinrieh, Stadtpfarrer in Waidenburg. 
Hermann, Pfarrer in Merklingen. 
Karl Christian Friedrieh, Fabrikant in Hruschau, nebst Sohn. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 362 — 

Christi a u, Conditor in Ludwigsburg. 

Karl, Oberjustiz-Sekretär in Esslingen, nebst Kind. 

Eduard Friedrich, Pfarrer in Gutenberg. 

Wilhelm Christian, Universitätsgärtner in Tübingen, nebst Frau 

und drei seiner Kinder. 
Christian Gottlob Ferdinand, Professor in Wien. 
Riehard, Apotheker in Stuttgart. 
Wilhelm Heinrich, Pfarrer in Möhringen. 
Christian Albert, Apotheker in Esslingen, und seine Schwester 

Sophie. 
Christian Patriz Gotthard, Assistent in Gingen. 
August Friedrich, Theolog. stud. in Tübingen. 

— . . 32 Hochstetter, 
Pfarrer Hochstetter aus Gutenberg begann im Namen der Ver- 
einigten mit folgendem Gebete: 

Himmlischer Vater, der du ein Vater bist über alles was Kinder 
heisst im Himmel und auf Erden, und der du deine Kinder auf 
Erden gern erfreust, wir danken dir, dass du auch uns heute einen 
Tag der Freude geschenkt hast. Wir bitten dich, segne uns an dem 
heutigen Tage nach deiner Güte; wir befehlen uns, die anwesenden 
Glieder unserer Familie, in deine Hand, wir befehlen dir ebenso die 
abwesenden Glieder, die fröhlichen wie die trauernden. Leite du 
unser aller Wege nach deinem gnädigen Willen und bring uns einst 
in dein ewiges, himmlisches Vaterhaus. Amen. 
Pfarrer Hochstetter aus Stuttgart sprach: 
Verehrte Freunde des Hochstetter 'sehen Stammes und Namens! 
Erlauben Sie mir, dass ich Sie zunächst in die Vergangenheit führe. 
Es sind jetzt mehr als zwei Jahrhunderte verflossen, als zu Konrad 
Hochstetter in Kirchheim, unserm gemeinsamen Stammvater, welcher 
in höherem Lebensalter noch viel unversorgte Kinder um sich ver- 
sammelt sah, einer seiner Bekannten sagte: aber, wie wird es diesen 
Kindern nach dem Tode des Vaters ergehen I »0 wohl, wohl, Gott 
wird schon sorgen« — antwortete Konrad Hochstetter mit bewegter 



Digitized by 



Google 



— 863 — 

Stimme. Dieses Gottvertrauen des ehrwürdigen Mannes ist auch 
nicht zu Schanden worden. Nicht allein sind fünf seiner Söhne in 
ausgezeichneter Weise versorgt worden und hat jeder von ihnen eine 
Linie gestiftet, welche heute noch hlüht, sondern auch seine Enkel 
und Urenkel hahen sich im Laufe der Zeit so weit ausgehreitet, dass 
der Literarhistoriker Haug im Jahr 1780 vierhundert Glieder zählte 
und dass heute die Zahl von tausend Nachkommen um ein gutes 
überschritten sein wird ; dass das Geschlecht- der Hochstetter, welches 
jetzt in das siebente und achte Glied der Abstammung sich verzweigt 
hat, nur an Mitgliedern des Mannsstammes, welche in das reifere 
Lebensalter eingetreten sind, einen häuslichen Heerd gegründet und 
einen bestimmten Lebensberuf ergriffen haben, über achtzig zählt; dass 
die Hochstetter, welche von Württemberg, vom Fuss der schwäbischen 
Alb ausgegangen sind, nunmehr in fast allen Hauptstädten Europa's, 
in Paris, London, Berlin, Wien, Petersburg, Konstantinopel, Neapel 
sich niedergelassen haben, nach Indien, China, Nordamerika gekommen, 
und im eigentlichen Sinne die Erde durchschritten sind. Meine ver- 
ehrten Freunde! Das Geschlecht der Hochstettar hat immer eine ge- 
wisse Familienpietät und Tradition zu bewahren gesucht. Daran 
wollen auch wir festhalten. Das Zeitalter, in welchem wir leben, 
macht sich durch eine Zersplitterung der Bestrebungen und Interessen, 
durch ein zu schnelles Blühen und Verblühen merklich; der eine 
kennt den andern nicht und will ihn nicht kennen lernen, er geht 
fremd an ihm vorüber und einzig seinem Geschäfte nach. Das was 
man mit dem Ausdrucke »familienhaft» bezeichnet, kennt man nicht 
mehr in allen Häusern. Wir, meine Freunde, wollen unsers gemein- 
samen Stammes und Bandes froh bleiben. Unser Geschlecht ist ein 
bürgerliches Geschlecht: die acht bürgerlichen Tugenden eines häus- 
lichen Sinnes, der Ordnungsliebe, der Arbeitsamkeit und Berufstreue, 
vor allem die Furcht Gottes, welche der Weisheit Anfang ist, wollen 
wir auch fortan in unsern Familien pflegen, wollen sie unsern Kin- 
dern einprägen. Durch sie haben unsere Vorfahren das Glück ihres 
Lebens erkannt und gefunden; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 364 — 

ein Conrad Hochstetter, Special zu Kirchheim und Nürtingen, 
welcher seinem Wahlspruche gemäss in silentio et spe »in Stillesein 
nnd Hoffen« (Jes. 30, 15) lebte und daraus seine Stärke schöpfte; 

ein Johann Friedrieh Hochstetter, Prälat zu Denkendorf, wel- 
cher den Psalmvers, »mihi vero Deo adhaerere bonum est« sich vor- 
hielt, (das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte, Ps. 73, 28), 
und zu welchem sanften, mildgesinnten Manne als ihrem Grossahn die 
zahlreichen Friedriche unter den Hochstettern aufblicken, die im 
Frieden Gottes gelebt und gewirkt haben ; 

ein Johann Andreas Hochstetter, Prälat zu Bebenhausen, wel- 
cher kräftige Charakter als ein Patriarch in seinem Kreise waltete 
und für die Kirche dieses Landes wie nicht minder für die Einrich- 
tungen und Freiheiten im Staat viel Segen brachte; 

ein Andreas Adam Hochstetter, Oberhofprediger in Stuttgart, 
welcher als Bector der Universität zu Tübingen starb, nachdem er 
seine Unerschrockenheit in dem Bekenntniss der Wahrheit seinem Landes- 
fürsten gegenüber bewährt hatte, und welcher auch, dass ich nichts 
vergesse, der Vorgänger aller der reiselustigen Hochstetter ist, denn 
er ist als junger Stiftler der Ersten Einer, schon vor 180 Jahren, 
nach Holland und übers Meer nach England gezogen, was zu jenen 
Zeiten eine Seltenheit war und hat die Früchte seiner gelehrten Reise 
in einem Buche: »von dem Nutzen der Reise nach England« nieder- 
gelegt Ihrer aller, der . Reiselustigen und der zu Hause Thätigen, 
der Friedliebenden und doch Mannesmuthigen, wollen wir als wackerer 
Vorbilder eingedenk bleiben, treu unserer gemeinsamen Abstammung, 
wie das Wappenschild unserer Familie uns mahnt, treu uns selbst, treu 
ein jeder in dem von Gott ihm anvertrauten Berufe. 

So lassen Sie uns denn in unsere besten Wünsche einschliessen 
alle Abkömmlinge von Konrad Hochstetter, die heute leben und blühen, 
alt und jung, nah und fern, alle Hochstetter, sie sollen leben und 
blühen, sie leben hoch! 

Nach sich anschliessendem freien Austausche fuhr Pfarrer Hoch- 
stetter aus Stuttgart fort : 



Digiti 



zedby G00gk 



— 365 — 

Das Geschlecht der Hochstetter ist ein gesegnetes auch dadurch, 
dass viele seiner Glieder ein hohes Lebensalter erreicht haben. Gleich 
unser Stammvater: 

Konrad , wurde 78 Jahre alt, und er starb — heisst es in den 
Personalien — > obgleich seiner Augen Licht noch nicht erloschen 
und seine Kraft noch nicht zerfallen war.« Und denken wir daran, 
dass er nicht wie wir friedliche und stille Zeiten gesehen hat. Seine 
Lebenszeit, seine ganze Amtszeit fiel in die Zeit des dreissigjährigen 
Kriegs und da ist in mehr als Einem Jahre Verheerung, Plünderung 
und Baub über seinen Wohnort und sein Haus ergangen, ist er mehr 
als Einmal in Gefahr dos Todes geschwebt bei Ausübung seines Be- 
rufes, selbst auf der Kanzel bei der Predigt des Wortes Gottes (wir 
wissen wie es damals unter dem Drucke der katholischen Heere 
namentlich den Geistlichen in unserm Lande ergangen ist), hat er 
als Pfarrer in Stuttgart die Pestzeit durchgemacht, wo während eines 
halben Jahres allein in der Stadt Stuttgart 36 Geistliche starben, 
und er mit freiem Erbieten es auf sich nahm, die Kranken und 
Sterbenden mit seinem Zuspruch, mit Rath und That zu versorgen, 
was er in aufopfernder Liebeserweisung mit solchem Erfolge auch in 
leiblicher Hinsicht gethan hat, dass Pfaff in seiner Geschichte Würt- 
tembergs (1. Auflage) den Geistlichen als Arzt bei diesem Anlass 
namhaft gemacht hat; und ebenso später, als er in Kirchheim war, 
starben drei seiner Helfer im geistlichen Amte kurz nach einander, 
und einer nach unmittelbarem Besteigen der Kanzel an der Pest, 
worauf Konrad Hochstetter dem Consistorium vorstellte, man solle 
ihm keine so junge, vollblütige, för den Giftstoff empfängliche Männer 
schicken, er wolle das ganze Amt allein versehen, wie er denn das 
auch treulich ausgeführt hat. Dort, in Kirchheim, wirkte Hochstetter 
zwölf Jahre zusammen mit einem Andern, welcher auch Konrad hiess, 
mit Konrad Wiederhold, so dass durch diese beiden Konrade, von 
welchen der letztere ihr weltlicher, der andere ihr geistlicher Vorstand 
war, die Stadt Kirchheim gut regiert ward. 
Gehen wir über auf Konracfs Sohn: 



Digiti 



zedby G00gk 



- 366 — 

Johann Andreas , Prälat in Bebenhansen ; dieser wurde 83 Jahre 
alt. Wir dürfen nur das Bild dieses Mannes betrachten, welches ich 
in Kupferstich mitgebracht habe, nnd welches in der Kirche zu Beben- 
hansen in Oel zn sehen ist, um uns zu überzeugen, welch kraftiger 
Charakter auch dieser Hochstetter gewesen ist. Ich beschranke mich, 
von ihm nur Eines hervorzuheben. Als er das Ende seines Lebens 
herannahen fühlte, sagte er zu den Seinigen, er wolle aufstehen von 
dem Bette, man möge ihm seinen Talar anlegen, einem Streiter Christi 
gezieme es, gerüstet dem Tode entgegenzutreten nnd ihm ins Ange- 
sicht zu sehen. Und so, stehend und aufrecht, erwartete er den Tod. 
Das war ein 83jähriger Mann. 

Von dieser Bebenhäuser Linie begegnen uns noch weiter: 

Augnstin, Prälat in Maulbronn 77 J. alt. 

Andreas Adam, Prälat von St. Georgen, war sein älterer, 
Christian, Prälat in Bebenhausen, war sein jüngerer Bruder. 
Christian, Eirchenraths-Director in Stuttgart . . . 78 „ „ 
Gottfried Adam, preußischer Geh.-Bath in Frankfurt . 70 „ „ 
Johann Ludwig, preußischer Geh.-Bath, in Esslingen 

gestorben 80 „ „ 

Carl Wilhelm, Pfarrer in Dettingen 73 „ „ 

Johann Amandns, Kirchenraths-Direktor , Geh.-Bath in 

Stuttgart . . 71 „ „ 

Es hat sich sofort diese Linie in ihren jüngsten Gliedern ins- 
besondere im Militärfach hervorgethan. Da begegnen uns: 

Christian Friedrieh, preussischer Oberst, welcher die preussische 
Linie stiftete. Er war der Sohn des Johann Andreas, Prälaten von Her- 
brechtingen. Sein Sohn, welcher als preussischer Oberst, gegen Napoleon 
kämpfend, durch einen Schuss in die Brust (1812) ruhmvoll fiel. 

Sein zweiter Sohn , welcher als preussischer General noch vor 
wenigen Jahren zu Berlin lebte; ferner deren 

Vetter, welcher als russischer Hauptmann gleichfalls gegen 
Napoleon kämpfte. Ihm wurde beim Einmarsch in eine feindliche 
Stadt siedendes Wasser auf den Kopf geschüttet, was ihm eine uif» 



Digiti 



izedby G00gk 



- 367 - 

heilbare Krankheit zuzog, an welcher er in Illenan, 74 Jahr alt, 
1849 starb. Sein Neffe, Sohn des Stallmeisters Koiirad von Hoch- 
stetter, in Berlin, begann als württ. Lieutenant in Esslingen, als 
kühner Reiter, und starb vor kurzem in Petersburg als russischer 
Oberst. Auch er fand Gelegenheit, seine persönliche Unerschrocken- 
heit an den Tag zu legen, u. A. einmal durch Bettung des Kaisers 
Nikolaus in Petersburg aus augenscheinlicher Lebensgefahr. Nach 
anderen Nachrichten war es die Kaiserin, die Pferde am kaiserlichen 
Wagen waren scheu geworden, Hochstetter war gerade in der Nähe, 
fiel den Pferden in die Zügel und brachte sie zum Stehen. Diesen 
Offizieren reihen sich noch Manche an, so aus der Denkendorfer Linie: 
Zwei Brüder, Friedrieh Ludwig und Christian Ludwig Hochstetter, 
welche beide, in Esslingen geboren und frühzeitig verwaist, in das 
Stuttgarter Waisenhaus aufgenommen und von da zum Kriegsdienst aus- 
gehoben worden sind, in welchem sie als Hauptleute den russischen 
Feldzag mitgemacht haben und in Bussland verschollen sind. 

Auch von den andern Linien, namentlich der Heilbronner, sind 
Hochstetter als Offiziere im Felde gestanden, und von der grossen 
Zahl der Geistlichen unserer Familie haben Manche ihr Amt als 
Feldprediger begonnen. 

Gehen wir zu der Denkendorfer Linie: 

Der ehrwürdige Stifter dieser Linie, Johann Friedrich, Ober- 
hofprediger in Stuttgart, und zuletzt Prälat in Denkendorf, wurde 
80 Jahre alt. Ausser vielen homiletischen Büchern hat er das heute 
noch in unsrer Landeskirche übliche Betstunden-Gebet verfasst, und 
wir können an ihn füglich anreihen die lange Folge der Geistlichen 
des Eochstetter'Behen Namens, welche his auf uns über 60 zählt, 
wesshalb man die Hochstetter zumeist als das Geschlecht anführt, 
welches vorzugsweise dem württ. Kirchendieuste sich gewidmet hat. 
Matthias Konrad, sein Sohn, Prälat von Murrhard, wurde 72 Jahr alt. 
Jakob Friedrich, dessen Bruder gleichfalls Prälat von 

Murrhard wurde 76 ,, „ 

Christoph Friedrich Pfarrer in Bittenfeld, wurde . 78 „ „ 



Digiti 



zedby G00gk 



- 368 — " 

Es folgen mehrere Andere, die in Staats- und Gemeideämtern 
gewirkt haben: 

Georg Friedrich, Kirchen r. Expeditionsrath in Stutt- 
gart wurde . . 72 Jahr alt 

Johann Sigmund , Klosterverwalter in Königsbronn 

wurde 70 „ „ 

Ferdinand Friedrieh, Bath in Rechentshofen wurde . 73 „ ,, 
Christian Friedrieh, Stabsamtmann in Hohenkarpfen 

wurde 70 „ „ 

Wilhelm Friedrich, Stadtrath in Winnenden wurde 83 „ „ 
Georg Christoph, Stadtrath in Möckmühl . . . . 70 „ „ 
August Friedrich, Sekretär in Stuttgart, mein s. Vater 

wurde 71 „ ,, 

Sigmund Christian, Amtsnotar in Lorch wurde . . 70 „ „ 
Johann Heinrich, Regierungsrath in Stuttgart wurde . 78 ,, „ 

Der letztere, der Herausgeber des württ. Landrechts hatte den 

Johann Heinrich, Landschafts - Consulent in Stuttgart , zum 
Enkel, dessen Kinder nach dem frühzeitigen Tode dieses Vorkämpfers 
für die Rechte des Landes von der württ. Landschaft als > Kinder 
des Vaterlands« erklärt und adoptirt wurden. 

Der von dem Regierungsrath Johann Heinrich begründete Ast 
hat sich in unsern Tagen in zwei Zweigen ausgezeichnet durch Pflege 
der Naturwissenschaften: 

Kari Wilhelm, Professor der Medicin zu Bern, starb eines plötz- 
lichen Todes auf freiem Felde, als er von einer wissenschaftlichen 
Reise von Italien zurückkehrte; seine Freunde haben ihm in der 
Kirche zu Frutigen im Berner Oberland eine Gedenktafel errichtet. 
Er war zu Leonberg geboren, in demselben Hause und Zimmer, von 
welchem nach einander drei ausgezeichnete Männer, Paulus, ScheUing, 
HochsteUer, hervorgingen. 

Karl Wilhelm, ein Mann frei von allem Egoismus, oder ihn 
wenigstens so beherrschend, dass weder Begierde nach Besitz, noch 
Sucht nach Ehre und Genuss ihn zu irgend einer Handlung be- 



Digitized by VjOOQIC 



stimmten, denn diese Triebfedern des alltäglichen Lebens hatte er 
der Vernunft untergeordnet; trachtete bloa nach dem Wahren, Schönen 
und Guten, und nur das, was mit diesen seinen höheren Zwecken 
übereinstimmte, leitete seine Handlungen. Sein Wahlspruch war das 
Geüerfsche «fac ea quae moriens facta fuisse velis.» 

Durch diese edle Tendenz erhielten seine Handlungen eine 
Freiheit, die keine Furcht oder Abhängigkeit von äusseren Umständen 
kannten, eine Besonnenheit, die nicht leicht irrte, und eine Reinheit, 
die nur eine Folge des zartesten Gewissens sein kann ; sein ganzes Wesen 
gewann eine Heiterkeit und Buhe, die blos das Gefühl erfüllter Pflichten 
und tiefe Einsichten in den Entwicklungsgang der Menschheit gewähren. 

Heber das Ziel seines Lebens drückt er sich in seinem Lebens- 
buche u. Anderm so aus: 

»Ich möchte den ganzen grossen Baum des Lebens von der 
Wurzel bis zur Blüthe und Frucht anschauen und verzeichnen; was 
ich glaubend und handelnd ins Leben schicken soll, das muss auf 
dem tiefsten Grunde der Menschheit ruhen. Der reinen Wahrheit 
mich ergeben zu können, ganz und absolut, das ist meines erkannten 
Strebens höchstes Ziel, — was ist Genuss, Glück, Ehre ohne sie? 
Nur frei die Wahrheit verkündigen. Nur in der freien Seele wohnt 
die Wahrheit und sie allein ist das einzig Bleibende, nach dem wir 
streben können.« 

Ein Bruder Hochstetter s, Christian Heinrich Hochstetter, 
Medicinalrath, lebt gegenwärtig in Isny bei seinem Sohne, dem 
Stadtpfarrer Eduard Hochstetter. 

Ernst Friedrieh, der dritte Bruder, lehrte gleichfalls die Na- 
turwissenschaften, und war als Gymnasialprofessor in Stuttgart auch 
mein verehrter Lehrer. 

Der andere Zweig hat den gleichen Lebensberuf verfolgt in 
Christian Ferdinand, Professor in Esslingen, dessen frische Verdienste 
ich nicht erst namhaft machen darf, und welchem, als er, 73 Jahre 
alt, im Hochgefühle seines Lebens vor fünf Jahren starb, seine wür- 
digen Söhne den Palmenzweig auf die Bahre niederlegen durften. 

#. Oe^rgH-Qtorgenau, Biographtooh-Gene*logiBche Blätter etc. 24 



Digiti 



zedby G00gk 



— 37Ö - 

Gehen wir zu der Neustätter Linie, 
so begegnen uns gleich zum Anfang 

August Bernhard, Bürgermeister in Neustatt . . . 84 Jahr alt 
Friedrich August, Bürgermeister in Neustatt . . .80 ,, 
Christian Friedrich, Bürgermeister in Neustatt . . 77 „ 
Vater, Sohn und Enkel, welche nach einander in den gleichen Aem- 
tern das Wohl ihrer Vaterstadt berathen und dieselbe in der Land- 
schaft zu Stuttgart vertreten haben. Ferner: 
tiottlob Ludwig, Pfarrer in ürspring ..... 73 Jahr alt 

Karl, Kaufmann in Nördlingen 73 „ 

Friedrich Ludwig, Bürgermeister in Eppingen . .77 ,. 
Christian August, Konditor in Eppingen, welcher das 
80. Jahr erreicht hat. 

Auch die Anhäuser Linie: 

Johann Sigmund, Prälat in Anhausen, von welchem die Per- 
sonalien erzählen, dass es schon daran war, dass er, scheintodt, be- 
erdigt worden wäre, als er mit den Worten: was habet ihr mit mir 
vor? erwachte, er erreichte ein Alter von 75 Jahren. Sein Enkel 
Johann Friedrich, Prälat in Königsbronn, starb im Jahr 1749. 
Gottfried Ulrich, Pfarrer in Neuhausen .... 85 Jahr alt. 
Von der Dettinger Linie: 

Johann Ulrich, Pfarrer in Dettingen, dann in Owen 75 J. a. 
Diese alle stammen von Konrad. 

Da habe ich Ihnen nur allein solcher Uochstetter über dreissig 
angeführt, welche in das siebente und achte Jahrzehnt ihres Lebens 
aufgestiegen sind, in Bewahrheitung des Spruches: des Menschen 
Leben währet 70 Jahre, und wenns hoch kommt 80 Jahre, und — 
haben sie alle erfahren — wenns köstlich gewesen ist, so ist es 
Mühe und Arbeit gewesen. Sie ruhen in Frieden! 

Gedenken wir der Lebenden, so steht der Senior der Hochstetbr, 
Medicinalrath Christian Heinrich, welcher durch seine vielerprobte 
Kunst Vielen zur Gesundheit und zu einer gleichfalls hohen Alters- 
stufe mitverholfen hat, im 85. Lebensjahre. Er konnte freilich nicht 
unter uns heute erscheinen. 



Digitized by 



Google ^ 



- 371 - 

Aber als verehrter Senior weilt heute unter uns Herr Dekan 
Karl August Bernhard Hochstetter, welcher schon vor mehr als 
einem Menschenalter in dieser Stadt als ihr geistlicher Vorstand und 
in der Umgegend segensvoll gewirkt und nunmehr in Geistesfrische 
das 75. Lebensjahr zurückgelegt hat. 

Herr Dekan Hochstetter, unser Senior, er lebe hoch! 

Nach der Mittagstafel ergriff Dekan Hochstetter aus Esslingen 
ein 150 Jahre altes mit dem Hochstetter' 'sehen Familienwappen ge- 
ziertes Trinkglas, welches die Runde machte, spracli den Versammelten 
för ihr Erscheinen den Dank aus, und fügte seine herzlichen Wünsche 
an für das beste Blfihen und Gedeihen bis in späte Zukunft. 

Es wurden Stammbäume vorgezeigt und ergänzt, Bilder von 
alten Hochsiettern eingesehen und Photographieen ausgetauscht ; manch- 
fache Nachrichten über Hochstetter aus Vergangenheit und Gegenwart 
wurden im Andenken aufgefrischt und erhöhten die Stimmung. 

Der schöne Tag verstrich unter vollkommen befriedigendem 
freundlichem Zusammensein, und allseitig gab der Wunsch sich kund 
nach zeitweiliger Wiederholung einer solchen Vereinigung der Hoch- 
Steuer zur Pflege nahem Bökanntwerdens und zur Kräftigung eines 
wohlberechtigten Familienbewusstseins. 

Das Fürstlich Württembergtache Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des 
Namen« Hochatetter (Böchatetfr) : Cl.Pfleger 363, 278; Fürst Informator 198 : Paedagogarcba 
5«2: Pfarrer 607. — Andr., Decan 395. — Andr. Adam, Abt 335; Hofprediger 192. — Andr. 
Bnrrkh., Amtmann 431. — August in, Abt, 289, 299, 313; Special8uperintendent 259.— Carl 
PrUL, CantxleiAdTOC. 95.— Chrirtian, Abt 267; Exped.Rath 145; Kirchen-R.Director 143.— 
Cowr., Diacon 548; Pfarrer 547; StiftaDiacon 560. — Conr. Ferd. , 8tattachreiber 008. 

- Eberhard Frid., Och. Secretar 35. — Ferd. Conr., Vogt 606. — Ferd. Frid. , CLHof- 
melater 349. — Frid. Aug , OantaleiAdYOc 95; Vogt 371. — Frid. Siom., CantalelAdvoc. 
M. — Georg Frtdr., Regiatrator 83 ; Visitat.ßecretar. 158. - Joe. Frid, Abt 327. — Joh. 
Amand., Geh. Secretar. 34. — Joh. Amand. Andr., Exped.Rath 147 ; Kirohenli.Director 143. 

- Joh. Andr., Abt 227, 312; Ol .General 235; Pfarrer 434, 489; Probat 296; StiftaDiacon 
•»51. — Joh Frid., Abt 299; Exped.Rath 112; GaisU. Rath im Consist. 137; Hofprediger 
192; Koller 535; Pfarrer 512; Probat 275, 295. — Joh. Ifrinr,, Ehoger Secrntar. 81; Hof- 
S*»r.8eeretar. 80; Reg.R-Secretar. 72; RcnthCh.Secretar. 125. — Joh. Mich., Cl.Pfleger 285, 
m. 334. - Joh. Siarn., Abt 252; Cl.Pfleger 241; Vogt 301. — Matthffua Conr., Abt 289 
327 — Wilh Frid., Special 601. 



Digiti 



zedby G00gk 



Holder.* 

Heinrich Helder, Baumeister (Steinmetz) in Erfurt, geboren in 
Wandersleben bei Gotha. Dessen Sohn: 

Johannes Helder, M., geb. 1551 zu Erfurt, Hofprediger nnd 
Superintendent in Gotha, t daselbst 1621. Dessen Söhne: 

1) Bartholomäus Helder, geb. zu Gotha, Pfarrer in Renstädt 
bei Gotha, bekannt als Dichter und Componist geistl. Lieder. 

2) Christoph Helder, t 1637 als 31 jähriger Vogt in Neu- 
lingen. Gattin : Waldburga, Tochter des Pfarrers zu Nabero 
Christoph Baier, t um 1650. Sohn: 

Johann Conrad Helder, geb. 1611 in Neidlingen, DiaconnsiD 
Kirchheim 1637, Pfarrer in Dettingen 1646, inNeidlingen 1650 bis 1662. 
Vermählt mit: Anna Maria, Tochter des Diakonus in Kirchheim nnd 
nachmaligen vieljährigen Rectors des evangelischen Collegiums zu St 
Anna in Augsburg, Professors in Tübingen, Peter Meiderlin. Sohne: 
1. Johann Christoph Helder, Pfarrer zu Hafnerhaslach 1675, zo 

Bieringen 1690, zu Oberwälden 1693-1713. Dessen Sohn, 

Christoph Otto, war zuletzt Pfarrer in ßesenfeld 1734 bis 1754. 
II. Johann Conrad Helder, Keller** in Asberg, dann Kriegsrath in 

Stuttgart. Gattin: Philippine Benedicta, geb. Moser, geb. 16 

Aprü 1661. Söhne: 

1) Carl Ludwig Holder, Üentkammer-Secretär. 

2) Benjamin Benedict, Reg. Baths-Secretär, t 1741, Gattin: 
Maria Elisabeth, Tochter des ritterschaftlichen Consulenten in 
Tübingen Christoph Casimir Obrecht. Söhne: 

* Der Name wurde erat im Jahr 1702 von Kriegsrath J. C. WH<Ur mit oe, «*- 
her immer mit e geschrieben, erat von da an datirt die moderne Schreibart HSdtr 
s. u. a. das Fremdenbuch von Hohentwiel im K. Staatsarchiv, nnd das Taufbuch von 
Neidlingen, (O.A. Kirchhelm). 

** Militärische Verwaltungsbeamte. 



Digitized by 



Google 



— 878 — 

I. Johann Karl Holder, geb. 1709, t 1776, zuletzt Spezialsuper- 
intendent in Waiblingen. Gattinnen: 1) Maria Christiana, geb. 
Clemens von Zuffenhausen; 2) Maria Kleopha, geb. Leger von 
Fellbach. Söhne 2. Ehe: 1) Philipp Adam Holder, Karlsschüler, 
Dr. der Mediän (in Tübingen), geb. 1757, 1 1813, K. Russ. Hofrath 
und Ritter verschiedener Orden. 2) Lebrecht Benjamin Holder, 
geb. 1749,preuss. Offizier zu Tilsit. (Todestag unbekannt.) 3) Fried- 
rich Karl Holder, ritterschaftlicher (Kanton Odenwald) Rechnungs- 
kommissar in Kochendorf, geb. 1754, f 1805. Gattin: Juliane 
Margarethe, Tochter des Justizamtmanns Hirsch in Albers- 
hausen, f 1836. Söhne: a. Friedrich Wilhelm Holder, Amts- 
notar in Laufen a. Neckar, geb. 1786. Gattin: Friederike 
Wilhelmine, Tochter des Pfarrer Binder in Zaberfeld. b. Fried- 
rich Ludwig Ferdinand Holder, geb. 1791, Rentbeamter in Ber- 
wangen. Gattin: Henrike, Tochter des Stadtpfarrers Haab in 
Schwaigern, c. Karl Ludwig Damlan Holder, geb. 1796, Rent- 
beamter in Fürfeld. Gattinnen : I. Karoline, Tochter des Justiz- 
amtmann H5sner, kinderlos ; II. Magdalene, Tochter des Baier. 
Rentamtmann von Sauer in Eurendorf (Franken). 
II. Daniel Benedict Holder, geb. 30. Sept. 1713, Canzlei-Advocat in 
Stuttgart; t in Maulburg bei Basel 24. März 1805. Verfasser 
der Schrift: Die Zeiten des neuen Bundes, aus der Offenbarung 
Jesu Cliristi und den Danielischen Weissagungen. 2 Theile. 
Frankfurt und Leipzig. 1777. Gattin: Juliane Christiane Beate, 
geb. 1. März 1833, Tochter des Hofmedicus und Stadtphysikus zu 
Stuttgart F. 6r. Orth aus dessen 2. Ehe mit A. M. Mögling. 
IU. Christoph Ferdinand Holder, geb. 1712, t 1783, Physikus in Waib- 
lingen, verm. I seit 25. Sept. 1736 mit Christiana Barbara, 
Tochter des Med. Dr. und Physikus in Herrenberg David Brod- 
beck, t 1748; II. mit Julie Margaretha, geb. Lavenstein. 
1) Sohn erster Ehe: Christof Benedict Holder, geb. 6. Febr. 1740, 
t als Pfarrer in Ruith den 9. Mai 1802, verm. den 6. October 
1772 mit Christiana Magdalena, Tochter des Pfarrers in Höfingen 
Joh. Jacob Kumpel, welcher Ehe 17 Kinder entsprossten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 374 - 

Erwachsene Sühne: a. Benjamin Ferdinand Christoph, geb. 
24. Febr. 178G, verunglückt an der Küste von Frankreich 26. März 
1806. b. Friedr. Christoph Benedict Holder, geb. 19. Mai 1781, 
Gerichtsnotar in Stuttgart, verm. 10. Sept. 1811 mit Christiana 
Angnsta, Tochter des Pfarrers in Degerloch Friedr. Heinr. Georgii, 
(dessen Sohn, Wilh. Aug. Georgii, Professor med. in Tübingen, 
mit einer Schwester Friedr. Christoph Haiders vermählt war). Sohn : 

Hermann von Holder, Dr. med. &c, Oberraedicinairath, Ritter 
des Ordens der Württemb. Krone I. Klasse <fcc, geb. 17. Oct. 
1819. Gattin: Engenie, Tochter des Ober-Kriegsrath von Schult- 
heiss in Stuttgart, geb. 9. Juli 1823. 

2) Söhne zweiter Ehe: 
Johann Christian Holder, geb. 22. Febr. 1742, Kirchenraths- 
Expeditionsrath in Stuttgart, f H. Juni 1786, verm. 4. Juni 1705 
mit Elisahetha Friedrike, Tochter des Probsts in Herbrechtingeu 
Andr. Hochstetter, welcher Ehe ein Sohn entsprosste Namens 
Friedrich Augast, Secretär in Stuttgart, f als Registratur beim 
Steuerkollegium. 

Carl Ferdinand Holder, geb. 21. Mai 1752, Kloster-Verwalter 
in Bebenhausen, t 28. August 1789. Gattin: seit Oct. 1775 
Eberhardine Elisabeth, Tochter des Expeditionsraths Lang. Kinder: 

1) Christian Gottlieb, geb. 20. Oct. 1776, Professor am Gymnasium 
in Stuttgart. 1 1850. Gattin: seit 10. Juli 1806 Caroline, geb. 
Ganpp. Söhne: a) Otto, geb. 13. März 1811, Prof. in Stuttgart. 
Gattin : Pauline, Tochter des Kriegsraths von Ströbei. b) Adolph 
Gottlieb, geb. 30. Nov. 1807, t als pensionirter Oberjustizrath. 

2) Carl Friedrich, geb. 24. Aug. 1783, Kaufmann in Stuttgart, f iu 
Oeffingen 1839, verm. seit 30. April 1815 mit Charlotte Friede- 
rike, geb. Ganpp. Söhne : a) Ewald, geb. 2. Mai 1 824, Kauf- 
mann in Pforzheim, b) Paul, geb. 28. Dez. 1826, Kaufmann 
in Stuttgart. 

3) Eberhard Ludwig von Holder, geb. 21. Dez. 1788, Kriegsratbs- 
Direktor in Stuttgart, Mitbegründer und Vorstand der Privat-Feuer- 
versicherungs- Gesellschaft, früheres langjähriges Mitglied des Kura- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 375 — 

toriums and Gesammt- Ausschusses der allgemeinen Rentenanstalt, 
ehemaliger Vorstand der Rottenburger Wittwen- und Waisenpeu- 
sionsanstalt, Bitter des Kron-Ordens, flh. Octbr. 1861, 72 Jahr 
alt. Gattin: seit 25. Juni 1818 Louise, Tochter des Pfarrers in 
Münster bei Cannstatt Joh. Friedrich Franz Mittler. Sohn : 
Julius Ton Holder, geb. 24. März 1819, Dr., Rechtsanwalt, 
Beichstagsabgeordneter, Präsident der Kammer der Abgeordneten, 
Commenthnr des Kronordens. Gattin: seit 18. Juli 1850 Marie, 
Tochter des Pfarrers Ludwig Gfeorgii in Gaisburg, welcher Ehe 
2 Söhne und 5 Töchter entsprossten. 

c. Friedrich Benjamin Holder, geb. 7. April 1754, Oberamtsarzt 
in Waiblingen, t 25. December 1823. Gattin: Juliane Friederike 
Rosamunde, Tochter des Med. Dr., badischen Raths und Hof- 
medicus Joh. Franz Textor. Sohn: Friedrich Wilhelm, geb. 
21. Oct. 1796, Revierförster in Bermaringen, t als Revierförster 
in Mochenthal; Gattinnen: I. Regina Dorothea, geb. Blumeuschein, 
II. Wilhelmine, Tochter des Pfarrers Rdsler in Bermaringen. 

d. Ludwig August Holder, geb. 16. Mai 1756, Rentbeamter in 
Gaildorf, t als O.-A.-Pfleger in Aalen. Gattin: Friederike Willicl- 
mine Louise, geb. Faber, geb. 24. Februar 1763. Sohn: Johann 
Carl, Pfarrer in Neilingen, zuletzt in Münchingen. Gattin: seit 
10. Juni 1819 Auguste Friederike Amalie, Tochter des Pro- 
fessors Beuss in Tübingen. 

e. Ernst Wilhelm Gottfried Holder, geb. 22. Aug. 1761. Kloster- 

Verwalter in Bebenhausen, t 1796. Gattin: seit 25. October 
1789 Charlotte Christiane Kosine, geb. Ebner. Söhne: 1) Carl 
Christian Wilhelm, geb. 4. Juni 1792, Kaufmann in Ulm, verm. 
10. November 1818 mit Johanna, Tochter des Dr. med. Hierlcn 
in Ulm. 2) Ludwig Friedrich Ferdinand, geb. 6. December 1 793, 
Finanz-Kammer-Assessor in Ludwigsburg. — 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
de« Namens Holder: Cautzlei*Advoc. 96; Kirch.RathsRenovat Revisor 165. — Bened. 
Bf»j., O.B.Secretar. 71 — Carl Ferd., Ci. Verwaltter 260. — Carl Ludw., RenthCh.Recre- 
tar. 12«. — Christoph, Vogt 469. — Dan. Bened , CantzleiAdvoc. 95. — Joh. Carl, Special 
601. — Joh. Christian, Expcd.-Rath 147 ; Kirch.Cast*Verwalter 149 ; RechenbanckhsRath 151 



Digiti 



zedby G00gk 



Hofacker, Hoffacker. 

M. Wilhelm Gustav Lndwigr Hoffacker, Pfarrer, wurde den 
15. April 1798 zu Wildbad geboren. Sein Vater, Carl Friederich 
Hoflacker, war Stadtpfarrer und Amtsdekan zu Stuttgart, ein edler, 
charaktervoller Mann, t 1824; der Grossvater Wilhelm Friederich 
Hoffacker, Stadt- und Amtsschreiber in Nagold, t 1790; der Ur- 
grossvater Carl Sigmund Hoflacker, Stabsamtmann in Böhringsweiler, 
f 1743; der Ururgrossvater Carl Christoph Hoffacker, Stadt- und 
Amtsschreiber zu Sulz, t 1687; der Urur-Urgrossvater Georg Ulrich 
Hoffacker, Stadt- und Amtsschreiber ebendaselbst, f 1677. 

Der erstgenannte M. Wühelm Hofacker wurde nach Absolvi- 
rung des Studiums der Theologie Pfarrer in Rielingshausen und starb 
daselbst, erst 30 Jahre alt, den 18. Nov. 1828. Seine Predigten, 
die nicht weniger als 8 Auflagen erlebten, beurkunden den Eingang, 
den seine lebendige und eindringliche Predigtart gefunden. Ein 
Bruder von ihm: 

Wilhelm Friederich Immanuel Hoffacker, geb. den 1 16. Febr. 
1805 zu Gärtringen bei Herrenalb, studirte ebenfalls Theologie, 
ward nach Absterben seines vorbenannten Binders Pfarrvicar zu 
Rielingshausen , machte hierauf grössere Reisen nach Elberfeld, 
Barmen, Hamburg, Bremen, Kiel, Wittenberg, Halle, Leipzig, Berlin, 
in welch letzterer Stadt er sich längere Zeit aufhielt, und kehrte 
nach halbjähriger Abwesenheit wieder ins Vaterland zurück. Im 
Jahr 1830 wurde er als Repetent in das theologische Seminar nach 
Tübingen berufen, kam hierauf als Stadtvicar nach Stuttgart, 1833 
als Diaconus nach Waiblingen, 1835 aber in gleicher Eigenschaft 
zu St Leonhard nach Stuttgart, wo er den 10. August 1848 allge- 
mein betrauert starb. 

Seine Ehegattin war Louise, Tochter des Staatsministers 
von Weokherlim 



Digiti 



zedby G00gk 



— 377 — - 

Stadtpfarrer Knapp sagt in seiner auf den Tod Hoffackers 
in der St. Leonhardskirche in Stuttgart gehaltenen Predigt: 

„An die goldene Kette der aaserwählten Rüstzeuge Gottes in 
unserer Stadt, an die Namen eines Hedinger, G. C. Rieger, Hoch- 
stetier, Tafinger, J. C. und 6. Chr. Storr, C. H. Bieger, C. A. Dann 
und — dass ich ihn nicht vergesse, — Ludwig Hoffacker, reiht sich 
hinfort als ein ebenbürtiges Glied der Name: Wilhelm Hoffacker an." 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Carl Christ. Hofacker, Dr., Sohn des Expeditionsraths Ferd. 
Hofaeker, und der Friederike Sofie, geb. Bilflnger, geb. zu Böhrings- 
weiler den 26. Febr. 1749, einer der ausgezeichnetsten Juristen seiner 
Zeit, t als Professor zu Tübingen den 20. April 1793. Seine dank- 
baren Schüler setzten ihm in der Stiftskirche zu Tübingen ein Denkmal. 
Es ist ein Obelisk von weissem Marmor, mit einer Urne von schwar- 
zem Marmor und folgender Aufschrift: 

Hofackern Seine Schüler. 

t 20. April 1793. 

Friede sei um diese Stätte her. 

Ach! sie haben einen edlen Mann begraben 

und Uns war er mehr. 

Sanfter Friede Gottes. — 

Gattin: seit 6. October 1775 Luisa, Tochter des Geh. Kaths 
Johann Gottlieb Breyer. Söhne: 1) Carl Ludwig, geb. 25. Juni 1775, 
Finanzrath. 2) Ludwig Wilhelm, geb. 25. April 1780, Procurator 
in Tübingen. Gattin: seit 20. Januar 1819 Charlotte, geb. Chardon. 

Johann Daniel Hofacker, geb. 30. Sept. 1788 zu Worms als 
Sohn des dortigen reichstädtischen Consulenten, besuchte die Schule 
in Worms, nach der Rückkehr der Eltern ins Vaterland aber die 
lateinischen Lehr- Anstalten in Cannstatt und Alteustaig, begab sich 
von da auf die Universität Tübingen, wo er sich den medicinischen 
Stadien widmete. Nach Vollendung der academischen Laufbahn be- 
sachte er Wien, um sich dort praktisch, namentlich auch in der 
Thierarzneikunde, zu vervollkommnen. Im Jahre 1811 kehrte er 



Digiti 



zedby G00gk 



' — 378 - 

von Wien nach Saulgau, dem damaligen Oberamtssitze seines Vaters, 
zurück, Hess sich nach dessen bald erfolgtem Tode- als praktischer 
Arzt zu Tübingen nieder, und übernahm im Jahr 1812 an der 
Universität daselbst das Professorat der Medicin und Thierarzneikunde, 
als welcher er auch am 30. April 1828 mit Hinterlassung mehrerer 
Schriften starb. — 

Karl Wilhelm Ludwig von Hofacker, geb. 26. Juni 1794, 
Sohu Carl Friedrich^, Stadtpfarrers und Dekans in Stuttgart, und 
Enkel des Stadt- und Amtsschreibers in Nagold Wilhelm Friedrieh 
Hofacker, Obertribunal -Direktor, Abgeordneter für den Bezirk Welz- 
heim auf den Landtagen 1826 bis 1827, 1828 und 1830, Kom- 
menthur des Krou-Ordens. 72 Jahr alt t 16. Oct. 1866. Sohne: 

1) Cäsar Hofacker, geb. 27. Juli 1831, Rittmeister a. D., 
Landesoberstall meisten Gattin: seit 11. September 1860 Anna, geb. 
Freiin von Varnbüler, (verwittwete Freifrau von Schott von Schotten- 
stein.) 2) Carl Friedrich, geb. 1. Nov. 1832, Justizassessor in Urach 
3) Gustav Ludwig, geb. 4. Dec. 1833, Dr., Chemiker. — 

Friedrich Wilhelm Hofacker, geb. 11. Novbr. 1781, Sohn 
des Amtmanns in Saulgau Friedrich Ferdinand Hofucker und der 
Friederike, geb. Taflnger, Amtsnotar in Dornstetten, in Untertürk- 
heim. Gattin: seit 15. Nov. 1814 Franziska, geb. Eh rat, welcher 
Ehe 5 Söhne und 3 Töchter entsprossten. — 

August Friedrich von Hofacker, geb. 6. Juni 1824, Postdirec- 
tor, Commenthur, Ritter des Krön- und Friedrichs-Ordens, verm. 18. Oct. 
1853 mit Natalie Caroline, Tochter des Oberamtsarzts in Geislingen 
Christian August Grundler. Kinder: 1) Sophie Auguste NaUlie 
Therese, geb. 24. Aug. 1854, verm. 4. Juli 1875 mit Dr. med. 
llarpprecht. 2) Emma Louise Eugenie, geb. 24. October 1856. 
3) Elisabeth Marie Helene, geb. 30. Juli 1862. 4) Karl August 
Friedrich, geb. 31. Juli 1870. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Hofacker (Hofaclcher): CantzlciAdvoc. 96; O.Amtmann 3G4. — Carl Christ-, 
8tattschreiber 572. - Carl Fenl., Exped.Ratb 113; Keller 514; Vogt 473 - Carl Frid., 
pfarror 548. — Wilh. Frid. Stattschreiber 602. 



Digitized by 



Google 



Hoffmann. 



tieorg Hoffmann, Herzogl. Württemb. Expeditiousrath und Con- 
sistorial-Secretar in Stuttgart 1659 — 1678, «Stammvater der in Würt- 
temberg verzweigten Hoffminnschan Familie», wurde den 19. Juni 1024 
zu Straubiz in Schlesien geboren als Sohn des Georg Hoffmann/ 
eines edlen Märtyrers der evangelischen Kirche, der zu Hirschberg 
in Schlesien, wohin er von Breslau aus gekommen war, seines Glaubens 
wegen sein Leben elendiglich durch einen Haufen Feinde verlor. 

Der erstgenannte Georg flüchtete mit seiner Mutter aus Schlesien 
nach Strassburg, wo er die Rechte studirte. Als talentvoller Kopf und 
besonders durch sein musikalisches Talent wurde er dem ebenfalls 
nach Strassburg geflüchteten Herzog Eberhard III. von Württem- 
berg bekannt, welcher nach der Rückkehr in sein Land Hoffmann 
in seine Dienste zog und im Jahre 1659 zum Consistorial-Secretär und 
Expeditionsrath ernannte. Hoffmann starb den 23. Juli 1678. 

Seine Gattin war seit 4. Mai 1658 Anna Catharina, eine Tochter 
des Syndicus in Hall Hieronymus Klopfer, Dr. jur, und der Catharina, 
Tochter des dortigen Consulenten David Smalcalder.** 

Kinder: 
I. Catharina Barbara, verm. mit dem Dekan in Waiblingen 
Johann Friedrich Hirschmann. 

* Nach anderen Quellen war der Vater Matthäus Hoff mann, evangelischer Pfarrer 
tu Schlesien, welcher als ein eifriger Streiter für den evangelischen Glauben auf dem 
Marktplatz zu Liegnitz enthauptet wurde. 

** Dessen erste Gattin war seit 1597 Leonort), Tochter des Kaiscrl. Hatschiers, 
wärttembergischen Burgvogts und Hauptmanns der Festung Schorndorf BaumJutuer; die 
II Catharina, Tochter des Consulenten in Hall Sebastian Dietrich, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 880 - 

II. Georg Christof Hofhnann , Dekan in Balingen 1704, verm. 
seit 16. October 1688 mit Anna Rosina* geb. Pezold, welcher 
Ehe 1 Sohn und eine Tochter entsprossten. 

III. Johann Daniel Hoffmann, geb. zu Stuttgart 26. Juni 1663, t 
1732, Bürgermeister und Landschafts- Assessor daselbst, verm. 
seit 18. Februar 1690, mit Cordula Praxedes, Tochter des 
Expeditionsraths in Stuttgart Christof Faber. Dieser Ehe ent- 
sprossten 2 Söhne. 

IV. Christian Hoffmann, geb. zu Stuttgart 22. August 1664, t 
30. März 1716, Herzoglich Württembergischer Kammerrath 
und Landschafts-Registrator , verm. seit 1690 mit Smsmnna 
Margaretha, Tochter des Physicus in Marbach Johann Jacob 
Weber. Aus dieser Ehe gingen 3 Söhne hervor. 

V. Gottfried Hoffmann, geb. zu Stuttgart 13. Mai 1669, Professor 
der Theologie zu Tübingen. Derselbe studirte zu Tübingen, 
Strassburg und Basel, trat hierauf eine grössere Reise an, 
besuchte Jena, Dresden, Wittenberg, Leipzig, Berlin, Stralsund, 
Rostock, die Hansestädte, Holland, ferner London, Oxford und 
Cambridge, und kehrte den 28. Juni 1691 wieder in seine 
Vaterstadt zurück. In demselben Jahre noch wurde er zum 
Vicar in Stuttgart und ein Jahr nachher zum Diaconus bei 
St Leonhard, später in gleicher Eigenschaft bei der Hospital- 
und Stiftskirche angestellt, woneben er noch die Stelle eines 
Predigers und Beichtvaters der Herzogin von Mömpelgard be- 
kleidete. Im Jahr 1707 folgte er einem Rufe nach Tübingen 
als Professor der Philosophie und Theologie und erhielt 1720 
die Stelle eines Ober-Superintendenten des Stifts, als welcher 
er den 8. December 1728 starb. Hoffmann besass einen 
durchdringenden Verstand, scharfe Urthoilskraft, ausgebreitete 
Gelehrsamkeit und war ein vorzüglicher Prediger und eifriger 
Württembergischer Kirchenmann. 



Digitized by 



Google 



— 381 — 

Seine I. Gattin war seit 5. Juli 1692 Sosanna Dorothea, 
Tochter des Herzoglich Württembergischen Oberraths Johann Jacob 
Baur; die II. seit 18. Mai 1700 Anna Margaretha, Tochter des 
Herzoglichen Regieningsraths Heinrich Zorer, welchen Ehen 6 Söhne 
und 2 Tochter entsprossten. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Daniel Hoffmann, geb. 25. November 1695 in Tübingen, f 
1752, Med. Dr. und Professor daselbst, verm. I. seit 22. Februar 
1718 mit -Regina Dorothea, Tochter des Dr. und Prof. in Tübingen 
Elias Cammerer; IL seit 27. April 1727 mit Catharina Tabitha, 
Tochter des Stefan Bürgermeisters von Deizisan, Kaiserlichen Baths ; 
III. seit 23. April 1743 mit Sophia Christina, Tochter des Seniors 
in Esslingen Carl Dlzinger. — 

Gottfried Daniel Hoffmann, Dr. juris., Sohn des Vorigen, 
aas I. Ehe, geb. zu Tübingen 19. Mai 1719, widmete sich dem 
Studium der Jurisprudenz, wurde Professor derselben zu Tübingen, 
als welcher er eine Menge kleinerer Schriften herausgab, die nicht 
nur staatsrechtliche, sondern auch politische* und besonders vater- 
ländische Gesichtspunkte erläuterten. 1752 erhielt er das voll- 
ständige Amt eines Kaiserl. Hof-Pfalzgrafen, 1770 verlieh ihm sein 
Herzog den Titel und Rang eines Geheimenraths. Das Decanat 
seiner Facultät bekleidete er seit 1749 neunmal, das Bectorat der 
Universität seit 1752 fünfmal. Von Franz I. erhielt er einen 
goldenen Gnadenpfennig. Er starb 31. August 1780 mit Hinter- 
lassung von 2 Söhnen. 

Seine I. Gattin war seit 17. April 1742 Tabitha, Tochter des 
Bürgermeisters und Hofgerichts- Assessors in Tübingen Johann Harpp- 
recht; die IL seit 14. Juli 1744, Marie Friederike, Tochter des 
Prof. Med. in Tübingen Burkhard David Mauchart; die III. seit 
30. Juni 1750 Marie Friederike, Tochter des Syndicus von Heil- 
bronn Johann Friedrich Salzmann. 

Hoffntann war Ehrenmitglied der Karlsakademie und hielt u. A. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 382 - 

auch am Stiftungstage der Hohen Karlsschule, 14. December 1773, 
eine Rede von den Ober- Landesherrlichen Befugnissen über die Jugend 
eines Staates etc. — 

Johann Dnniel Ho ff mann, Sohn des Vorigen, aus des Vaterg 
I. Ehe, geb. 7. März 1743, beliebter Professor der Bechtsknnde in 
Tübingen, 1767-1790, Geheimerrath 1790, f 10. Juni 1814. — 

Christof Eberhard Hoffmann, Bruder Gottfried DanieVs, aus 

des Vaters II. Ehe, Med. Cand., geb. zu Tübingen 4. December 1738, 
t daselbst 24. Mai 1764. welcher in seiner letzten Willensver- 
ordnung vom 30. Januar 1764 ein Stipendium von fl. 1600 für 
seine Anverwandten errichtete. — 

Immanuel Hoffmann, Professor der Philol. in Tübingen, zu- 
gleich Ephorus des* theologischen Stiftes 1756—1771. — 

Gottlieb Wilhelm Hoffmann, Stifter und Vorsteher der Ge- 
meinde Kornthal, wurde 19. December 1771 zu Osteisheim als Sohn 
des Pfarrers daselbst, Christian Ludwig Hoffmann, geboren. 

„Hoffmann, ein energischer Charakter hatte weit verzweigte 
Verbindungen mit den hervorragendsten christlichen Persönlichkeiten der 
verschiedensten Farben und Parteien im In- und Auslande, unter 
denen besonders hervorzuheben sind : Pfarrer Machtkolf in Möttlingen, 
der Pfarrer und Pädagog Flattich in Münchingen, der treffliche C 
H. Bieger, nachmaliger Konsistorialrath, Jung-Stilling in Karlsruhe, 
Lavater in Zürich. Pfarrer Machtkolf namentlich war es , air den 
sich Hoffmann besonders attachirt fühlte und von dem er nicht oft 
genug erzählen konnte, wie ihm einst dieser demüthige Pfarrer, nach- 
dem er ihm die eifrige Leetüre von Luthers Werken anempfohlen 
hatte, zu seinem schmerzlichen Erstaunen die 10 schweren Foliobände, 
4 Stunden weit, nach Leonberg selbst in einem Zwerchsack hertrog. 

Seine Hanptlectüre in der Jugend aber bildeten Schriften wie 
die J. Böhme* s, Arnold' s, Zineendorfs, Tersteegeris und der württem- 
bergischen Gottesgelehrten Bengel, Oetinger , Ph. Matthaus Hahn, 
Mich. Hahn, SteinJiofer, Conrad und Heinrich Bieger. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 388 — 

Namentlich mit Michael Hahn und dem Stadtpfarrer Pregizer 
in Haiterbach, dem Special Hartmann, Helfer Dann, Informator 
Jcremias Flatt, Graf Seckendorf u. A. mehr pflegte er intimen 
Umgang. Besonders tiefen Eindruck machten auf ihn und seine 
Freunde Bengers Schriften, unter diesen hauptsächlich die Apokalypse, 
auf Grund deren sie sich mit der baldigen Vollendung des Reiches 
Gottes auf Erden vertraut machten, indem sie die Auslegung selbst 
durch den Charakter der Zeit und den grossen Umsturz aller früheren 
Verhältnisse vielfach bestätigt fanden. Die Verbreitung dieser An- 
schauungen vor Allem bewirkte, dass sich bald in der ganzen Um- 
gegend eine weitgreifende Anregung geltend machte und unter Vielen 
ein sehnsüchtiges Erwarten des Reichs Gottes entstand. Als beim 
Ablauf des von Bengel für den Anfang des Reiches Gottes bestimmten 
Termins von 1836* dieser nicht eintrat, so erschütterte dies den 
Glauben Hoffmanns keineswegs, sondern er pflegte zu sagen: »wir 
warten, beten und bereiten uns," wie wenn der Herr morgen käme, 
aber wir bauen, pflanzen und wirken auf Erden, wie wenn es noch 
1000 Jahre so fort ginge.« 

Hoffmann' s Theil an der in den Jahren 1813 und 1814 ent- 
standenen neuen Lebensregung im deutschen Volke, an der Gestaltung 
der neuen Zeit ist kein kleiner. Theils wirkte er auf politischer 
Seite durch seine Berufung in die constituirende Standeversammlung 
1815 — 1810, wo er seine Stimme für die vollständige Herstellung 
der alten Landesverfassung des Herzogs Christoph abgab, auch sich 
gro8sentheil8 im Sinne der liberalen Opposition aussprach. Die Aus- 
scheidung des Kirchenguts vom Staat war eine seiner leitenden Ideen, 



* Bengtl selbst sagt in seiner „Erklärten Offenbarung Johannis oder vielmehr 
Jt*u Christi", Stuttgart 1758» in der Einleitung n. A. : „Sollten aber z. E. diejenige 
Zeiten, deren Ziel wir mit gutem Bedacht erst in dem Bescbluss dieser Erklärung 
muthmaaalich ausdrucken, später oder auch früher auslaufen, so wird dennoch der 
ganze erste Punkt bestehen, nämlich die historische Auslegung des XIII. und XVII. Kap. 
nnd der zweite Punkt, nämlich die Kesolvirnng der prophetischen Zeiten an sich seibat 
und folglich die ganze Einleitung, darin ich mit Flciss die Zeiten ganz in abstracto be- 
trachte und nicht im geringsten auf gewisse Jahre ja nicht einmal auf die Historie 
fähre, wird nicht weniger unversehrt bleiben.* 



Digiti 



zedby G00gk 



— 384 — 

Unabhängigkeit nnd Uneigennützigkeit der Volksvertreter eine seiner 
ersten Forderungen. Systematische Opposition war durchaus nicht 
seine Sache. Das Wohl des Vaterlandes und das Wirken für's Vater- 
land lag ihm vor Allem am Herzen, zu letzterem namentlich bot 
sich ihm in den Jahren der kriegerischen Durchzüge durch seine 
Ernennung zum Landeskommissär, als welcher er für die Vertheilung 
der fremden Truppen in 2 Kreisen des Vaterlandes auf die einzelnen 
Oberämter zu sorgen hatte, treffliche Gelegenheit. Die auf ihn ge- 
fallene Wahl zum Abgeordneten in 2 Oberämtern lehnte er, da ihm 
der in der Ständekammer waltende Geist einen Abfall vom Christen- 
thum zu verrathen und ihm ein gedeihliches Wirken unmöglich zu 
machen schien, ab. Das damalige theilweise Herrschen des Kationa- 
lismus in der Württembergischen Kirche, welcher in einem neuen 
Gesangbuch und einer neuen Liturgie seinen kirchlichen Ausdruck 
fand, hatte das alte kernhafte evangelische Glaubensleben im Volke 
zum Gefühl eines peinlichen Widerspruchs zwischen dem Geglaubten 
und dem Befohlenen gemacht. Die daraus für viele der ernstesten 
Christen entstandene Gewissensbewegung und Unbehaglichkeit in der 
Heimath veranlasste diese , ihre Blicke auf die Südprovinzen Boss- 
lands als geeignete Orte der Niederlassung zu richten, besonders da 
Kaiser Alexander von Bussland wegen seiner guten Gesinnung gegen 
die Evangelischen allgemein bekannt war. Bald nahmen die Aus- 
wanderungen solche Dimensionen an, dass die Württembergische Begie- 
rung sich genöthigt fand, die Ursachen der Auswanderung gründlich 
ins Auge zu fassen und Berichte zur Abhilfe einzufordern. Da war 
es nun Hoffmann, welcher in seinem Berichte hervorhob, wie durch 
die rationalistischen Kirchenbücher das Gewissen vieler beschwert 
worden, wie bereits nur in der Hälfte des Landes wenigstens 5000 
Seelen auszuwandern entschlossen seien und dass eine Abhilfe dafür 
nur dann möglich sei , wenn die Errichtung privilegirter religiöser 
Gemeinden mit dem alten Glaubensbekenntniss und mit der Berech- 
tigung, »solche Einrichtungen in Kirchensachen zu treffen , welche 
ihren Ueberzeugungen gemäss seien, erlaubt werde. « Nachdem Hoff- 



Digitized by 



Google 



— 385 — 

mann seinen Plan zur Gründung einer solchen Gemeinde näher ent- 
wickelte, erfolgte im October 1818 die königliche Erlanbniss. Das 
der Regierung übergebene Glaubensbekenntniss der Gemeinde war die 
augsburgische Confession, unter Weglassung der Verdammungen und 
des Punktes in Art. XVI., in dem der förmliche Eid als christlich 
erlaubt bezeichnet wird. Was den kirchlichen Theil der Gemeinde- 
Ordnung betrifft, so findet sich darin die Bestimmung, dass ein ordi- 
nirter Prediger nach der Weise der altwürttembergischen Kirche den 
Kultus und die Lehre handhabe, jedoch ohne Ausschluss befähigter 
Nichtgeistlichen von der Theilnahme an erbauender Wirksamkeit in 
und ausser der öffentlichen Versammlung. 

Der Gemeindevorstand wacht über das christlich sittliche Ver- 
halten der Gemeindeglieder, worüber einzelne Vorschriften aufgestellt 
sind. In politischer Hinsicht hat die Gemeinde gegenüber dem Staate 
keinerlei Vorrecht vor andern, in sich aber bildet sie zwei Klassen: 
die eigentlichen Gemeindeglieder, die solidarisch für einander haften 
nnd daher auch das Kreditwesen jedes einzelnen beaufsichtigen, und 
die blossen Einwohner. Die Gemeindeglieder wählen ihre geistlichen 
und weltlichen Vorsteher selbst etc. Auf Grund dieser Vorlage er- 
folgte dehn 1810 ein königliches Privilegium unter Genehmigung 
dieser Einrichtungen, sowie der Freiheit vom Konsistorialverband der 
neuen Gemeinde mit Stellung unter das Kultministerium, worauf schon 
im Sommer desselben Jahres die Gemeinde auf dem Rittergut Korn- 
thal bei Stuttgart (das dem königlichen Oberhofmeister Grafen von 
Görlitz und dem Freiherrn van Münchingen um 115,000 fl. abge- 
kauft wurde) mit 68 Familien ins Leben trat Seitdem war die 
Entwicklung dieser Gemeinde eine so segensvolle, dass sie schon 1846 
nach 26 Jahren über 1000 Einwohner zahlte, 1877 belief sich deren 
Zahl auf 1389, dadurch die Wahrheit bestätigend, dass eine wahr- 
haft christliche Lebensordnung auch die sichere Grundlage ökono- 
mischen . Wohlstandes ist. Weltbekannt sind Kornthals Institute, 
nämlich: die Erziehungsanstalt für Knaben, gegründet von Johann 
Kullen aus Hülben, ehemaligem Lehrer an einem kleinen Privatinstitut 

9. OtHrrgii-Qtorgtn.au, Biographiscb-QenealogiAcbe Blätter etc. 25 



Digiti 



zedby G00gk 



— 386 — 

in Mezingen bei Urach, welcher dieses sein Institut nach Kornthal 
verlegte. Dasselbe fand seine Fortsetzung durch die Gebrüder Patdus, 
hernach bei der Verpflanzung ihrer Anstalt auf den Salon durch 
Candidat Schlager, und wird das in Kornthal verbliebene Institut 
gegenwärtig von Professor Dr. Pfleiderer als Director der Anstalt 
geleitet. Die von Vorsteher Hoffmann 1821 errichtete Töchteranstalt 
zur Bildung von Töchtern fürs bürgerliche Haushaltungswesen im 
engern Sinn, welche vormals unter der Leitung Pfarrer Staudt's von 
der Wittwe des t Kullen fortgeführt wurde, ist später in 2 Theile 
abgeschieden worden, deren einer jetzt (resp. seit 1836) als eine Mittel- 
anstalt von den Hauseltern Hoss fortgeführt wird, während der andere 
Theil, das sogenannte höhere Töchterinstitut, das die wissenschaftliche 
Ausbildung im Auge hat, gegenwärtig ganz unter der Leitung 
Stand? s und dessen Gattin Lydia, einer geb. Köllner, Tochter des 
Bürgermeisters Köllner von Sizenkirch im Badischen steht. Ferner 
sind zu nennen: die Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder 1822, 
als eine der ersten in Württemberg; die Kleinkinderrettungsanstalt 
auf der Schlotwiese bei Kornthal; die Gemeinde Wilhelmsdorf, Ober- 
amts Ravensburg mit dem Privilegium wie Kornthal, zu deren Grün- 
dung eine 1823 erfolgte Aufforderung König Wilhelm? s Anlass ge- 
geben. In letzterer Gemeinde wurde 1830 eine Rettungsanstalt für 
30 Knaben, 1835 eine solche für 30 Mädchen, 1837 ferner eine 
wegen öconoraischer Schwierigkeit übrigens bald wieder eingegangene 
für kleine Kinder von der Geburt bis zum 3. Jahre eröffnet, endlich 
auch eine Taubstummenanstalt, sowie eine von Hoffmann auf eigene 
Kosten auf Veranlassung des Vereins für entlassene Strafgefangene 
auf dem Lindenhofe bei Wilhelmsdorf errichtete Zufluchts-Anstalt rar 
weibliche Personen dieser Klasse. 

Hoffmann, ein Mann von ungeheuchelter Gottesfurcht, frei von 
Schrecken und Aengstlichkeit , von ungemeiner Gebetekraft pflegte 
öfters zu sagen, er sei wohl in 20 Jahren nicht erschrocken und 
Beweise davon hat er als Polizeibeamter in den Kriegsjahren viele 
gegeben. Aber dieselbe Unerschrockenheit bewies Hoffmann auch 



Digitized by 



Google 



— 387 — 

in Bezeugung seines Glaubens vor Fürsten und Gewaltigen, wie vor 
den kleinen Herren dieser Welt. 

Ein jetzt verstorbener Edelmann erlaubte sich einst an Hoff- 
mann's Tisch über ein Bibelwort spöttische Aeusserungen , worauf 
ihn Hoffmann um Unterlassung solcher Spöttereien bat. Hierauf er- 
wiederte der Edelmann: »Wie glauben Sie, dass es mir nach meinem 
Tode gehen werde, wenn ich bleibe, wie ich bin?« Ho ff mann 1 s 
Antwort lautete energisch: »Im Augenblick, wenn Ihre Seele den 
Leib verlässt, wird sie arretirt und in die Gefängnisse der Ewigkeit 
abgeführt.« Der Frager erbleichte und schwieg, knüpfte aber nach- 
her eine ernsthafte Correspondenz mit Hoffmann über religiöse Dinge an. 

Ein anderes Mal als Hoffmann zu Fuss von Stuttgart nach 
Kornthal wanderte, begegnete ihm ein Edelmann, welcher ihn ein- 
lud in seinem Wagen Platz zu nehmen, was Hoffmann gerne an- 
nahm. Ueber Tisch in Eornthal warf nun der betreffende Cavalier 
einige leichtfertige Aeusserungen über religiöse Dinge ein und auch 
er befragte Hoffmann über sein zukünftiges Schicksal. Die Antwort 
lautete: »Wenn Sie mich wieder als Fussgänger mit ihrem trefflichen 
Rappen einholen, und die Güte haben, mich mitzunehmen, so steige 
ich mit Vergnügen ein; aber, gnädiger Herr, wenn Sie einst aus 
der Zeit in die Ewigkeit fahren, so sitze ich Ihnen nicht ein.« 

Einst hatte ein berühmter* General Hoffmann in Kornthal 
über den Wandel des Christen reden hören und machte nach Been- 
digung des Vortrags die Bemerkung: »Aber Sie werden zugeben, 
dass ein Soldat nicht so leben kann.« »Excellenz«, erwiederte 
Hoffmann, »wenn aber der Herr an seinem grossen Tage Ihnen 
einen nicht minder tapferen General aufstellte, der es gekonnt hat? 
Denn so werden die Heiligen die Welt richten , dass aus jeder 
Lebenslage wenigstens Einer da sein wird, der in ihr Christo treulich 
diente.« »Merke du dir das, lieber Mann«, sagte mit bewegter 
Stimme die Gemahlin des Kriegshelden. Dieser General blieb von 
da an Hoffmann so freundlich gesinnt, dass er, wenn er ihm in 
den Strassen seiner Garnisonsstadt begegnete, jedesmal seinen Arm 
ergriff und unter religiösen Gesprächen ihn auf seinen Gängen begleitete. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 388 — 

Hoffmann starb 29. Janaar 1846 zu Kornthal and wurde unter 
dem Zulauf von über 3000 Personen aller Stände zu Grabe getragen. 

Hoffmann besass die praktische Sicherheit und Gewandtheit 
für Organisation und Leitung des politischen Gemeindelebens,, durch 
die er sich auch bis an sein Lebensende auszeichnete, und die ihn 
zum Bathgeber vieler Tausende machte«. Als ihm vor seinem Ende 
vom Gericht am Fleische geredet wurde, sprach er : »Ich halte nichts 
für ein Gericht, was an den Kindern Gottes geschieht, es ist nur 
Erziehung. Das Gericht ist am Sohne, Gottes vollzogen worden und 
darum bin ich frei«. Auf der Gnade als dem ewigen Felsen, auf 
dem seine Seele ruhte, auf der Gnade im Blute Jesu Christi ent- 
schlief er. »Als ein des Galgens Würdiger«, so sagte et einem 
theuren Freunde wenige Tage vor seinem Tode, »bin ich erlöst, weil 
Christus für mich am Kreuzes-Galgen gehangen 1 Es ist merkwürdig, 
dass der Heiland nicht den frommen Simeon, die ehrwürdige Hanna 
mit sich in den Himmel nahm, sondern dass ein vom Galgen kommender 
Verbrecher der Erstling des durch ihn geöffneten Himmels war. Das 
ist mein Trost, darauf sterbe ich.« 

Seine I. Gattin war die Tochter seines ehemaligen Vorgesetzten 
Oft erdinger, Nichte des obengenannten Pfarrers Flattich; die II. 
Friederike, geb. Löffler; die III. ßeata, Tochter des Pfarrers Bai- 
mann in Zainingen. 

Kinder II. Ehe: 

I. Wilhelm Hoff mann, Inspektor der evangelischen Missionsanstalt. 

zu Basel. 
II. Christian Hoffmann, Lehrer an der wissenschaftlichen Bildungs- 
anstalt auf dem Salon. — 
Ferner sind zu nennen : 

Wilhelm Hoffmann, Dr. theolog., Königlich Preussischer Ober- 
hof- und Domprediger, Oberkonsistorialrath und Domherr zo Branden- 
burg, General-Superintendent der Kurmark, verm. in letzter Ehe mit 
Panline, geb. Gräfin von Görlitz. Von den aus Ho ff mann' s ver- 



Digitized by 



Google 



- 389 — 

schiedenen Ehen entsprossenen 10 Kindern stehen 7 noch in jugend- 
lichem Alter, die übrigen sind: 

I. Marie, verm. mit dem Pfarrer Seeger in Seckmauern (Hessen) 
II. Wilhelm Hoffmauu, Dr. phil., Professor am Sophieugymnasium 

zu Berlin. 
HI. Karl Hoffmann, Lt. theol., Pfarrer in Frauendorf, verm. mit 
Elise, geb. Sarasin. — 

Karl Hoffmaun, Herzoglich Württembergischer Lieutenaut im 
Infanterie-Regiment Württemberg, t den 10. Mai 1800 zu Samarang 
auf Java. — 

Gottfried Eberhard Hoffmaan, Königlich Württembergischer 
Hauptmann und als solcher den 26. August 1795 in Ostenburg auf 
Ceylon gefangen, nach Madras gebracht, kehrte von da nach Europa 
zurück und trat in Herzoglich Württembergische Civildienste. In 
solchen Anfangs als Oberamtmann angestellt, wurde er später zum 
Provinzial-Justiz-Director in Ulm ernannt ~ 

Peter von* Hoffmaun, Herzoglich Württembergischer Oberst im 
III. Infanterie-Regiment 1842. — 

K. H. L. Hoffmann, geb. 1807, Privatdocent für positives 
Verwaltung8recht 1836, ausserordentlicher Professor 1838, ordent- 
licher 1842. 

Seiner Schriften sind mehrere. 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
Uoffmatm (Hofmann): StiffUDiacon 551; Vogt 541. — Carl, Keller 600. - - 
Omrl Amg„ Diaoon 553- — CkUian, LeibMedic. 194. — Christian, Registrator 569. — Christian 
Gottl., LandtachantEinnemer 559. — Frid. Dav., CautzleiAdvoc. 95 ; Tutelarltath 98. - 
Gottfr. f Stiffta-Diacon 550. — Hans, Vogt 464. — Hunt Jac, Vogt 488. — Joh,, üontsist.- 
Secretar. 140 ; Vogt 540. — Joh. Benj., Vieitat.Secretar. 158. — Joh. Dan., Ci-Pfleger 318 ; 
QeL OehRath 28; Vlaitat-Secretar. 168; Landtachafft-Einnehmer 659.— Joh. Fried., Reg. 
R-fiecr«i*r. 78, 74. - Joh, Gottfr., StifftaDlaoon 561. — Maurü., Extraord. Leib.Mcdic. 19fi 



Digiti 



zedby G00gk 



Holland. 



Johann Adam Holland, Herzoglich Württembergischer Keller 
zu Walheim, wurde den 13. März 1616 in der Pfalzgräflichen Stadt 
Höchstett geboren. Sein Vater war der Stadt- und Landgerichts- 
Procurator daselbst Wolffgnng Heinrich Holland, f 1619 ; der Gross- 
vater Conrad Holland, Stammvater des Württemberg. Asts, welcher 
durch den Magistrat zu Gundelfingen eine Copie des Wappenbriefes 
vidimiren Hess; der Urgrossvater Caspar Holland, Bürgermeister zu 
Gundelfingen im Fürsten th um Pfalz-Neuburg, gemeinschaftlicher Stamm- 
vater der noch anno 1785 daselbst und im Württembergischen blühen- 
den Hollandischen Familie, erhielt von Kaiser Ferdinand II. den 
noch jetzt im Besitz der Familie befindlichen Wappenbrief d. d. Wien 
28. October 1558; er starb 1572 zu Gundelfingen. 

Johann Adam wurde schon in früher Jugend in Dillingen von 
einem schwedischen Rent- und Proviantmeister, welcher damals mit 
der Armee Gustav Adolph* s, Königs von Schweden, nach Donauwörth 
gekommen war, angestellt und erhielt später die Stelle eines Amt- 
manns zu Ravensburg im Kraichgau, zuletzt aber zn Walheim, wo 
er auch mit Hinterlassung von Nachkommen 31. October 1690 starb. 

Seine 1. Gattin war seit 1643 Regina Jnstina, Tochter des Her- 
zoglich Württembergischen Canzleisecretärs Johann Georg Hfingerlin; 
die II. seit 8. April 1673 Johanna Rosina, Tochter des Universi- 
täts-Secretärs Abraham Schwarz. — 

Derselben Familie gehören an: 

Carl Christoph Friedrich Holland, geb. 8. Dezember 1789, 
K. Württembergischer Oberjustiz-Prokurator. Sein Vater war Magnns 
Friedrich Holland, Stadtschreiber in Tübingen ; die Mutter Johanna 
Louise, Tochter des Professors der Theologie in Tübingen Christoph 



Digiti 



zedby G00gk 



— 391 — 

Friedrich Schott; der Grossvater Christof Ehrenreloh Holland, Geist- 
licher Verwalter in Kosenfeld; die Grossmutter Maria Rosina,* Tochter 
des Amtspflegers daselbst Ludwig Wilhelm Keller ; der Urgrossvater 
Johann Friedrich Holland/* Stadtschreiber in Rosenfeld; die Urgross- 
nrotter Sophia Dorothea, geb. Boos; der Urur-Grossvater der Eingangs 
erwähnte Joh. Adam, H. W. Kloster Denkendorfischer Keller zu Walheim. 

Carl Christoph Friedrich wurde nach absolvirten Studien der 
Bechtswissenschaft 1817 Secretär und Registratur bei dem Criminal- 
öerichtshof für den Jagst- und Donaukreis, 1821 Secretär bei dem 
Gerichtshof in Tübingen, 1823 Oberjustiz-Procurator daselbst. 

Gattin: seit 20. Juni 1819 Sofie Caroline, Tochter des Pfarrers 
in Unter-Riexingen Carl Ludwig Reyscher und der Charlotte, geb. 
Lehret. Kinder : 

1) Carl Adolph Holland, geb. 27. Januar 1825, Regierungsrath, 
Oberamtmanu in Gmünd, 1870 — 71 während des deutsch-fran- 
zösischen Kriegs Rath bei der deutschen Präfectur in Chalons. 
Ritter 1. Classe des Friedrichs-Ordens &c. Gattin: seit 1867 
Maria, Tochter des Regierungsvizedirektors von Waaser in Ulm» 

2) Paul Eduard Holland, geb. 5. November 1830, Kreisrichter 
bei dem Königl. Gerichtshof in Ellwangen. — 

Christian Heinrich von Holland, Bruder des Carl Christoph 
Friedrich, geb. 28. October 1792 zu Tübingen, widmete sich an- 
fangs dem Rechtsfach, trat aber alsdann in den Militärstand und 
zwar unter die Cavallerie als Cadett. Im Jahre 1812 wurde er 
Seconde-Lieutenant beim Leib-Chevauxlegers-Regiment , machte als 
solcher den Feldzug nach Russland und den Rückzug über die Beressina 
mit, erhielt 1814 den Militär-Verdienst-Örden, wurde Oberlieutenant 
im 4. Reiter-Regiment, 1841 Major und Stabsoffizier, später Oberst. 

Gattin : seit 1. Mai 1821 Caroline Friederike, Tochter des 
Ulmischen Oberamtmanns zu Langenau Max Philipp von Besserer- 
Tfaalfingen und der Regina, geb. von Neubronn-Eisenburg. Kinder : 



* Sie war in 1. Ehe mit dem Expeditionerath Krgenzinger in Stuttgart vermählt. 
** Er hatte 5 Söhne und 2 Töchter ; erstere pflanzten alle ihr Geschlecht fort, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 392 — 

1) Carl Friedrich Heinrich Holland, geb. zu Ulm 7. Febr. 1822, 
KönigKch Württembergischer Forstmeister und Forstrath, derzeit 
in Kirchheim u. T\, Ritter des Kron-Ordens II. Klasse. Gattin: 
Sofie, geb. Sckmid von Heidenheim. 

2) Heinrieh Max Friedrieh Holland, geb. zu Ludwigsburg 16. 
August 1 827, Kaiserlich Königlicher Oesterreichischer Rittmeister 
und Schwadrons-Commandant im 10. Kürassierregiment »König 
Ludwig 1. von Bayern«, gefallen in der Schlacht bei König- 
gräz 1866. Seine Leiche wurde nicht aufgefunden. 

3) Heinrich Franz Joseph Holland, geb. zu Ulm 24. November 
1832, Württ. Hauptmann z. D. und Adjutant des Landwehr- ' 
bezirks-Commandeurs in Heilbronn. Gattin: Wilhelmine, Tochter 
des Fabrikanten Wanzenried in Pforzheim. 

Georg Jonathan Freiherr von Holland, Professor der Mathe- 
matik, geb. 1742 zu Rosenfeld als Sohn des Stadt- und Amtsschreibers 
in Rosenfeld Christian Gottlieb Holland, und als Enkel des Seite 391 
erwähnten Stadtschreibers in Rosenfeld Johann Friedrich Holland. 
Derselbe widmete sich dem Studium der Theologie und Mathematik 
(letzteres soin Lieblingsstudium) in den Seminarien und in dem Stifte 
zu Tübingen und wurde in der Folge zum Lehrer des Prinzen (Her- 
zogs) Friedrich Eugen ernannt. Als solcher gewährte ihm sein Aufent- 
halt in Mömpelgard und Lausanne den Vortheil, den Verfasser „des 
Systems der Natur" in französischer Sprache widerlegen zu können; 
diess that er in seinen philosophischen Betrachtungen über dasselbe 
(Bern 1772 und Neufchatel 1775) nach dem Urtheit der Kenner 
mit mehr Glück als die andern Gegner der Materialisten. Als dank- 
barer Schüler hatte er schon den logikalischen Kalkül Phucquets 
(1763) verthoidigt. 

Holland, der in der Folge als Prinzen-Instructor der 5 Würt- 
tembergischen Prinzen Friedrich, Louis, Eugen, Wilhelm, Ferdinand 
mit diesen 1775 nach Berlin kam, hatte sich daselbst der besonderen 
Gunst Friedrichs des Grossen zu erfreuen, der auch Gelehrte von 
positiver Richtung zu schätzen wusste, wenn er in ihnen nur tüchtiges, 
vorurtheilsfreies Streben fand. 

Holland stund mit dem bekannten, ausgezeichneten Gouverneur 



Digiti 



zedby G00gk 



— 898 - 

der Prinzen, dem am 28. April 1796 als Generalmajor verstorbenen 
Freiherrn Friedrich von Maucler, wie mit dem Prinzen Friedrich 
(nachmaligem Könige von Württemberg) in regem Briefwechsel. Die 
betreffenden Correspondenzen befinden sich nach Jahrgängen geordnet, 
von König Friedrich gesiegelt und überschrieben: „Lettres de feu 
mon bon ami Mr. de Holland 1774 etc." im K. Geheimen Haus- 
nnd Staatsarchiv zu. Stuttgart; ein kleinerer Theil derselben ist mit 
Höchster Ermächtigung von Dr. Paul Stark (Aufsatz der Württ. 
Jahrbücher pro 1875 und Separat- Ausgabe) „Fürstliche Personen des 
Hauses Württemberg und ihre bewährten Diener im Zeitalter Friedrichs 
des Grossen", Stuttgart 1876 veröffentlicht worden. 

Als von Holland 177G den Auftrag erhielt, den ältesten 
Prinzen, Friedrich, welcher in russische Dienste übertreten wollte, 
nach Petersburg zu begleiten, fand er bei der Kaiserin Katharina 
die wohlwollendste Aufnahme, ja er erhielt von ihr ein Hauptmanns- 
Patent und ward später 23. Februar 1780 hauptsächlich auf ihre 
Fürsprache von Joseph II., der ihn ebenfalls hochschätzte, in den 
fteichsadelsstand erhoben, »von wegen seiner Abstammung von ver- 
dienstvollen Voreltern, welche vor mehr als hundert Jahren die an- 
sehnlichsten magistratischen Aemter und Ehrenstellen bekleidet und 
durch ihre nutzliche und getreue Dienste sich um das deutsche Vater- 
land sowie um das durchlauchtigste Erzhaus wohlverdient gemacht 
haben, und da einem Vorfahren, Namens Conrad Holland, Burger- 
meister der Stadt Gundelfingen, auch schon im Jahre 1551 von 
Kaiser Ferdinand dem Ersten ein Kaiserlicher Wappenbrief gnädigst 
ertheilet worden seye.« 

von Holland verliess Russland besonders auch mit Rücksicht 
auf seinen Zögling den Prinzen Eugen von Württemberg und begab 
sich nach Lübben in Schlesien, wo dessen in preussischen Diensten 
stehender älterer Bruder, Prinz Friedrich, in Garnison war. 

Von der Auszehrung ergriffen eilte er von da in die Heimath ; 
daselbst starb er am 11. April 1784 in einem Alter von 42 Jahren. 

Seine verschiedenen philosophisch-theologischen und mathemati- 
schen Schriften, ferner seine poetischen Erzeugnisse in deutscher und 
französischer Sprache, sowie sein Geschick in der Leitung der Jugend 



Digiti 



zedby G00gk 



— 394 — 

und seine ausnehmenden geselligen Talente haben ihm einen berühmten 
Namen erworben, ja die »Strassburger gelehrten Nachrichten« 
Jahrgang 1 784, 38. Stück, S. 454, bezeichnen ihn, indem sie gleich- 
zeitig seine Beziehungen zu dem Könige von Preussen hervorheben, 
als eine Zierde des Herzoglichen theologischen Stifts in Tübingen, 
aus dem er hervorgegangen. — 

Ueber die philosophischen Anschauungen Hollands äussert sich 
Dr. Stark in der obenerwähnten Schrift folgende rmassen : 

Um von den Reflexionen Holland' 's im Einzelnen eine An- 
schauung zu geben, heben wir Einiges aus dem Abschnitte über das 
Vorhandensein des Uebels in der Welt aus, welches dem Gegner 
Hollands fruchtbaren Stoff gegeben hatte', gegen die Macht und 
Güte Gottes sich zu ereifern. Wenn ein Gott ist, führt Holland aus 
(Beil. II, 64 ff.), so ist alles gut, alles ist auf dem Vollkommen- 
heitspunkte, der ihm zukommt. Ein höchst vollkommenes Wesen 
kann nichts anderes wollen oder vollführen, als was das Beste ist 
Sobald ich von seinem Sein überzeugt bin, fusse ich auf einem Felsen, 
gegen welchen alle Einwürfe nichts ausrichten können. Es findet 
sich alsdann in der Welt kein wahres Uebel mehr, und wenn mir 
auch der Anschein solches zeigen sollto, so lege ich die Schuld den 
Grenzen meiner Verstandeskräfte und nicht dem Urheber meines 
Daseins bei. Mein Vertrauen auf ihn ist nicht blind; seine Führung 
heisse ich gut, ohne sie zu begreifen; sein Dasein, das mir die ganze 
Natur ankündigt, und seine Güte, die davon eine nothwendige Folge 
ist , benimmt mir alle Zweifel. Da der Satz : alles ist gut , eine 
Folge von der Existenz Gottes ist, so ist es unmöglich, ihn dem- 
jenigen zu beweisen, welcher den Hauptsatz nicht einräumt, und es 
ist ungerecht, von dem Theisten einen Beweis zu verlangen, der von 
dem Grundbegriffe, auf welchen er seinen Glauben gründet, unab- 
hängig ist. Unsere wahren Uebel sind das Werk der Menschen, 
und Gott ist nicht der Urheber derselben, es müsste denn insofern 
sein, als er den Menschen einen freien Willen gegeben hat. Hätte 
er etwa, um die Menschen zu verhindern, böse zu sein, aus ihnen 
Pflanzen machon sollen, die keiner Tugend uud keines Lasters fähig 



Digiti 



zedby G00gk 



— 395 — 

sind? hätte er uns den Genuss unserer selbst, die innere Zufrieden- 
heit, welche unsere guten Handlungen begleitet, entziehen, uns allen 
Weg zum Glück abschneiden sollen, damit wir nicht fähig wären 
uns unglücklich zu machen? „Nein, Gott meiner Seele, ruft der 
Weltweise aus (im „Vicaire Savoyard"), ich werde dir niemals den 
Vorwurf machen, dass du mich nach deinem Bilde geschaffen hast, 
damit ich frei, gut und glücklich wie du sein könne." Dies, fügt 
Holland hinzu, ist die Sprache eines jeden Menschen, der über sein 
Wesen nachdenkt und die Würde seiner Natur zu schätzen weiss. 
Der Verfasser des Natursystems leugne zwar die Freiheit des Menschen, 
aber sein ganzes Werk beweise, dass er an dieselbe glaube, ohne es 
zu wissen. Das Gefühl der Freiheit sei in ihm so lebhaft, ja un- 
überwindlich, dass er es mit allen seinen Trugschlüssen nicht dahin 
habe bringen können, sie in sich selbst zu ersticken; wie er donn 
habe hoffen mögen, andere zu überzeugen? Alle seine Ermahnungen, 
seine Vorwürfe, seine Bathschläge setzen freie Menschen voraus. Der 
Verfasser sage unumwunden (Syst. de la nat. 1, 16, 346), dass 
unsere Irrthümer nicht das Werk der Natur seien, dass uns der üble 
Gebrauch unserer Kräfte lasterhaft und unglücklich mache, und dass 
kein anderes Uebel sonst vorhanden sei, als welches wir uns selbst 
verursachen. Dieses Bekenntniss erscheine hinreichend. Wenn die 
Natur gerechtfertigt ist, so muss es ihr Urheber noch mehr sein. 
Wir wollen also jener Unstern Laune Stillschweigen gebieten, die dor 
Gottheit unsere Uebel zur Last legt und uns fälschlich überreden 
will, sie seien nicht zu heilen oder die Heilungsmittel seien nicht in 
unsern Händen. Wir wollen die Anzahl unserer Irrthümer und Ge- 
brechen zu vermindern suchen, worauf unsere Widerwärtigkeiten in 
gleichem Verhältnisse abnehmen werden. Auf die Einwendung, dass 
Gott nicht allmächtig sei, weil er das Böse, welches ihm missfalle, 
nicht verhindern könne, bemerkt Holland , Gott verhindere das Böse 
nur aus dem Grunde nicht, weil er nicht unsere Natur heruntersetzen 
und ans in Maschinen verwandeln wolle, die unfähig seien, Gutes 
oder Böses zu thun. Auf eine weitere damit verbundene Einwendung 
(Refl. II, 70), die Gerechtigkeit Gottes halte mit seiner Güte das 



Digiti 



zedby G00gk 



- 396 — 

Gleichgewicht, wobei die Güte Gottes nur dann stattfinde, wenn seine 
Gesetze entweder mangelhaft oder zu streng sind, wird am a. O. 
gesagt: die Güte, die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Milde sind in 
der Gottheit nicht abgesonderte Eigenschäften, welche einander die 
Wage halten, oder deren eine der andern einen Abbruch thun könnte. 
Es sind dies bloss verschiedene Ausdrücke, mit welchen man für die 
menschliche Anschauung denselben Begriff eines unendlich vollkommenen 
Gottes zu bezeichnen sucht, der in den verschiedenen Wirkungen 
seines Willens derselbe ist. Man bediene sich dieser Ausdrücke auf 
der christlichen Lehrkanzel, um sich an die Fassungskraft des christ- 
lichen Volkes anzuschliessen und sich nach seinen Begriffen zu richten. 
Der Verfasser des Systems sagt weiter (Refl. II, 72): „ warum hat 
Gott das traurige Geschenk der Freiheit ausgedacht, da er voraus- 
sehen konnte, die Menschen würden dasselbe missbrauchen? hätte er 
nicht besser gethan, wenn er uns gezwungen hätte, ihn anzubeten, 
und dadurch eine unaussprechliche Glückseligkeit zu verdienen? 
Darauf antwortet Holland: ein Gut, von welchem man Übeln Ge- 
brauch machen kann, dessen rechter Gebrauch aber unfehlbar zum 
Glücke führt, ist kein trauriges Geschenk und wird dies nur durch 
unsere eigene Schuld. Es ist eine Verleumdung des Theismus, oder 
des Glaubens an einen lebendigen, in der Welt wirkenden Gott, wenn 
man ihm die Lehren und Verbrechen des Aberglaubens zur Last legt, der 
immer sein ärgster Feind gewesen ist. Eine Religion, welche sich auf das 
Sein eines allmächtigen Gottes, eines Belohners des Guten und Richters 
des Bösen, gründet, hat nie ein Uebel angerichtet, es ist sogar unmöglich, 
dass sie jemals ein solches wird anrichten können. Alle böse Hand- 
lungen sind förmliche Uebertretungen ihrer Gebote (ReH. II« 74.)* — 
tfeorg Friedrich von Holland, Neffe des Georg Jonathan 
Freiherrn von Hofland, Sohn des Immanuel QotÜieb Holland \ 
Stadt- und Amtsschreibers in Rosenfeld, geb. 1780, vermählt mit 
Louise Friederike, geb. Bayha, aus dem Geschlecht des Reformators 
Andrea, wurde 1804 Königl. Hofjagd-Sekretär in Stuttgart, 1844 
Kanzleirath und Ritter des württembergischen Kronordens, t 1848 ; 
er hinterliess 2 Söhne: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 397 — 

1) Friedrieh Holland, geb. 7. August 1821, König]. Notar und 
Rechtsanwalt in Stuttgart. Gattin: Sofie, geb. Klippinger. 

2) Dr. Wilhelm Holland, geb. 9. August 1822, Professor der alt- 
romaniscben und deutschen Sprachen an der Landesuniversität. — 
Christoph Eberhard Holland, weiterer Sohn des bereits er- 
wähnten Stadtschreibers in Rosenfeld Johann Friedrich Holland, 
Stadt- und Amtspfleger in Rosenfeld, f 1759. Gattin: Maria Dorothea, 
geb. Harttenstein. Sohn: 

M. Jacob Priedr. Holland, geb. 1747, Pfarrer in Denkendorf 
und Weil im Schönbuch, anlässlich des Reformations-Jubiläums 1817 
von der Universität Tübingen zum Doctor der Philosophie honoris causa 
ernannt. Gattinnen: I.Sophie Dorothea, geb. Oslander; II. Friederica 
Dorothea, geb. Donner, welch beiden Ehen 5 Söhne entsprossten. 

Von ihnen sind näher bekannt: 

M. Eberhard Ludwig Holland, geb. 13. October 1784, Pfarrer 
in Rglosheim, f 1. November 1841. Gattin: Rosine Gottliebin, geb. 
Breeh. Eine Tochter, Marie Pauline, geb. 1824, wanderte 1848 mit 
ihrem Gatten Med. Dr. Zipperlen nach Amerika aus. Letzterer machte 
in der Armee des Generals Sherman als Brigadearzt 5 Jahre lang den 
amerikanischen Secessionskrieg mit und lebt seit 1869 in Cincinnati. - 

Uustav Albert von Holland, Sohn des Vorigen, geb. 19. Mai 
1819, widmete sich anfänglich der Landwirtschaft, dann dem Kameral- 
fach, wurde 1865 Regierungsrath bei der K. Centralstelle für Ge- 
werbe und Handel und Mitglied der Kommission für die gewerblichen 
Fortbildungsschulen, 1874 Oberfinanzrath, Ritter des württember- 
gischen Eron-Ordens I. Classe etc., vermählte sich in I. Ehe 1844 
mit Wilhelmine, geb. Siegel; in II. Ehe 19. Mai 1859 mit 
Sofie, geb. Gdhrung aus Brackenheim, Nichte des Hofraths Med. 
Dr. Zipperlen, Gründer der Wasserheilanstalten Herrenalb und Teinach. 

Da« *Für»tiiob Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte den 
Namen« IfoUamd (Hokmd): Christian Ehrtnrsieh, G eis tl. Verwalter 525. —Christian Gott- 
IM>, Rtattecfareiber 526. — Erna*. Gottlieb, Stattschreiber 625. — Jae. Frid., Pfarrer 276. — 
ä*. Adam, Keller 276. — Mag*, Frid., Stattach reiber 579. — Maxim., GalstL Verwalter 
41*. — Phil. Lud*.. Cl.Hofmeiiter 365; Vogt 386, 408. 



Digiti 



zedby G00gk 



Huber. 



Peter Samuel Huber, geb. 10. März 1569 zu Ulm, besuchte 
das Gymnasium daselbst, bezog hierauf die Universität Strassburg, 
wo er Theologie studirte, wurde 1593 Pädagog am Wilhelmitischen 
Collegium daselbst und kehrte 1595 ins Vaterland zurück. 1596 
erhielt er das Diakonat zu Leipheim und wurde im gleichen Jahre 
noch zum Prediger am Münster in Ulm ernannt, welches Amt er 
45 Jahre lang mit aller Treue verwaltete. Er starb 1641, den 
29. Mai, seines Alters im 72 Jahre. 

Seine I. Gattin war seit 1596 Euphrogina, geb. Amann; die 
II. seit 1599 Rosina, geb. Strohmayer. — 

Peter Huber, Vetter des Vorigen, geb. 28. Januar 1603 zu 
Ulm, studirte zu Tübingen und Strassburg Theologie, wurde hierauf 
Helfer in Langenau 1631, in Geisslingen 1634, Pfarrer daselbst 
1645. Im Jahre 1645 wurde er als ausserordentlicher, 1654 aber 
als ordentlicher Pfarrer am Münster in Ulm angestellt, wo er auch 
den- 28. December 1670 starb. 

Seine I. Ehegattin war seit 1631 Helena, geb. Möller; die II. 
seit 1636 Anna, geb. Veilmann; die III. Huldberga, geb. Merck. — 

Johann Peter, Sohn des Vorigen aus II. Ehe, Pfarrer in 
Stetten 1670. 

Eben diesen Namen führten: 

Victor Aim6 Hnber, Sohn des Ludwig Ferdinand Hoher, 
Kursächsischen Legations - Secretärs in Mainz zuletzt Königlich 
Bayerischen Landesdirectionsraths in Ulm, t daselbst 1804, nnd 
Enkel des Lectors der französischen Sprache in Leipzig Michael 



Digiti 



izedby G00gk 



— 399 - 

Huber, geb. VI 21 zu Frontenhausen in Bayern, welche beide als 
Schriftsteller sich Namen erwarben. 

Victor AimS ist im Jahr 1800 in Stuttgart geboren; studirte 
Medicin in Göttingen und Würzburg, ging in der Folge 1821 nach 
Paris, nach Spanien, Portugal und England, gab die Medicin auf und 
begann für die Cotta'schen Journale (besonders die Allgemeine Zeitung) 
zu arbeiten. 1827 kehrte er wieder nach Göttingen zurück, war 1828 
bis 1829 Lehrer an der Handels- und Gelehrten-Schule in Bremen, folgte 
1833 einem an ihn ergangenen Rufe als Professor der Literatur- 
geschichte und neueren Geschichte nach Rostock, 1836 aber einer 
ihm angetragenen Professur der abendländischen Sprachen und Li- 
teratur in Marburg und ging 1842 nach Berlin. Im Jahre 1847 
wurde er im Auftrage der Regierung nach England geschickt, zog 
sich 1851 aus dem Professorenverband in Berlin und lebte von da 
an als Privatmann in Wernigerode. Seine vielen Schriften sind be- 
kannt, u. A. insbesondere: Die englischen Universitäten, Kassel 1839; 
Mecklenburgische Blätter, Parchin 1834; die conservative Partei, 
Halle 1841, und viele a. m. worunter auch medicinische. — 
Ferner sind zu nennen: * 

Johann Ludwig Huber, am 4. März 1723 (nach Pfaff 1725) 
zn Gros8heppach geboren. Guter Liederdichter, hatte Theologie studirt, 
verliess indess dieses Studium wieder, da er sich dadurch gekränkt 
fohlte, dass man in der Lokation ihm ungerechter Weise einen Pro- 
fessorssohn vorgesetzt hatte. Hierauf legte er sich auf die Rechts- 
wissenschaft, wurde später Hofgerichts-Advocat, sodann Oberamtmann 
in Bebenhausen, Regierungsrath und Oberamtmann in Tübingen. Als 
solcher widersetzte er sich aber im Jahr 1764 dem neuen Steuer- 
systeme unter der Montmartin'schQn Gewaltherrschaft und brachte 
dasselbe dadurch zu Falle, dass er es nur einfach in der Amts Versamm- 
lung ablas und keineswegs unterstützte. Für diese Kühnheit ward er 
auf den Asperg gebracht und daselbst in sechsmonatlicher Haft gehalten. 
Huber starb im Privatstande 18. Sept. 1800 in Stuttgart. Treu und 
eifrig lag er seinem Amte ob, wie er denn von sich selbst bekennt: „Ich 



Digiti 



zedby G00gk 



— 400 — 

habe mein Amt geliebt, ich habe meine Untergebenen geliebt, als meine 
Bruder; ich war ein fleissiger Mann ; ich habe keinen Rechtstag, keinen 
Gerichtstag, keinen Amtstag versäumt, ohne dringende Notwendigkeit; 
ich habe alle meine Protokolle selbst geführt, alle meine Berichte selbst 
gefertigt und geschrieben ; ich habe Ordnung geliebt, Frieden gepflanzt 
und erhalten, wo ich gekonnt habe; ich habe mit meinem Gelde Par- 
thieen untereinander verglichen und Processe verhindert; mein Amt 
und die Wahrheit und die Gerechtigkeit, und die Besetzung der mir 
untergeordneten Aemter waren mir um keinen Preis feil." Seine Ge- 
schicklichkeit und gute Amtsführung erwarben ihm Achtung auch 
bei seinen Vorgesetzten und der Herzog Karl selbst, der ihn persön- 
lich kannte, schätzte ihn und gab ihm, ohne sein Verlangen, den Hof- 
raths-Titel. Als er aber 1761 sich um eine Begierungsraths-Stelle 
in Stuttgart unmittelbar an den Herzog wandte, und eine Aufforderung 
des berüchtigten WUtleders, der damals mit allen Bedionstungen Handel 
trieb, sich an ihn zu wenden und die Stelle zu kaufen, geradezu 
abwies, so erhoben sich Hass und Verläumdung gegen ihn. 

Noch in seinem letzten Lebensjahr gab ihm der Herzog Beweis 
davoq, dass er den Groll gegen ihn abgelegt habe. Bechtschaffenheit, 
Biederkeit und Wahrheitsliebe waren Grundzöge in seinem Charakter, 
schon in der Jugend hatte er die Sitten der feineren Welt kennen lernen, 
ohne deren Fehler anzunehmen. Er verfasste sich folgendes Epitaph: 
«Guter Wirtemb. Mann! wenn du vorübergehst bey diesem kleinen 
Grabmale, so wisse: hier ruhen die Gebeine eines deiner treuen Mit- 
bürger! Unter mancherley Gefahren hat er sein Vaterland geliebt, 
gönne ihm izt des Grabes Ruhe und das Glück des ewigen Vater- 
lands!» Die erste Sammlung seiner Gedichte erschien 1751. 

Carl David GottHeb Huber,* geb. zu Stuttgart 25. December 
1780, t 10. August 1851, Geheimer Secretär des verewigten Prinzen 
Paul von Württemberg, verm. mit Johanna Adelheid, Tochter des 
Bürgermeisters von Hildburghausen Johann Elias Christoph KQbn*]-. 

* Eine Schwester von ihm war Franziska Louise FrUderile, geb. 1785, Gattin d«e 
Ober Poataekretärfl Johann Jalob Christian Ptlatgus. 



Digitized by 



Google 



— 401 — 

Sein Vater war Gott lieb Philipp Huber, geb. zu Steinheim a. d. 
Murr am 22. Januar 1750, Königlich Württembergischer Hauptmann 
und Regimentsquartiermeister in Stuttgart," seit 1792 Hofrath und 
Ktoeterhofmeister in Steinheim a. d. Murr; die Mutter Christiana 
Beata, Tochter des Stabs-Kellers in Liebenstein Bernhard Gottlieb 
Binniker; der Grossvater Philipp Jacob Huber, Bürgermeister in 
Steinheim; die Grossmutter Maria Elisabetha, geb. Heerbrandt; der 
Urgrossvater Johann Christof Huber, Kaufmann in Stuttgart (1706); 
die Urgrossmutter (Anna) Maria Catharina, eine Tochter des Amtmanns 
in Ehingen, nachherigen Kellers in Pfullingen Johann Conrad Knoll, 
Sohns des Klosterrerwalters in Blaubeuren Johann Conrad Knoll. — 
Carl David Gottlieb Huber starb mit Hinterlassung eines 
Sohnes Gottlieb, Directors des K. J£reis-Gerichtshofes in Heilbronn, 
Mitglieds des Staatsgeriohtshofes, Commenthurs des Kronen- und Fried- 
richs-Ordens,' vermählt mit einer geb. Bless; ferner einer Tochter 
Charlotte, Gattin des Decans in Knittlingen, nachmaligen Professors 
in Leipzig Dr. Gotthard Victor Lechler, Sohns des Victor Heinrich 
Lechler, zuletzt Pfarrers in'Oberboihingen und der Louise Christiana, 
Tochter des Specials in Wiidbad Philipp Ludwig Finkh. — 

Carl Friedrich Wilhelm Huber, Bruder des Vorigen, geb. den 
26. Januar 1790 zu Stuttgart, wurde Bechnungsrath in Stuttgart 
1817, Kanzlei-Director bei dem Finanzministerium 1817, Finanz- 
rath 1822, der Oberrechnungskammer zugetheilt 1827, Finanzrath 
in Ellwangen 1828, in Ludwigsburg 1840, in Stuttgart 1850. Er ist 
Verfasser de9 „Stammbaums der Familie Weckherlin", Stuttgart 1857. 
Gattin: seit 20. Juni 1822 Christiana Friederika Angnsta, 
Tochter des Königlich Württembergischen Finanz- und Staatsministers 
August Ferdinand Heinrich von Weckherlin. 
Kinder : 
I. Christiana Franziska Angnsta, geb. zu Stuttgart 18. Juli 
1825, verm. daselbst 20. Juni 1854 mit dem Chef des Kriegs- 
departements, Generalmajor Theodor von Wundt. 
IL Maria Emilie Pauline, geb. zu Ellwangen am 21. Oct. 1838. 

9. OtorgU-Gtorgenau, Biographlflch-Oenealogiftche Blätter etc 26 



Digiti 



zedby G00gk 



— 402 - 

III. Carl Ferdinand von Haber, geb. zu Stuttgart 26. Juli 1823, 
Ober-Ju8tizrath 1857, Obertribnnalrath, verm. seit 17. Nov. 
1855 mit Emilie Augnsta, geb. Benz. 

IV. Ferdinand Gottlob Augnst Huber, geb. in Stuttgart 16. Febr. 
1827, Director der Württembergischen Handelsgesellschaft da- 
selbst, Ritter des Friedrichs-Ordens, verm. seit 7. Mai 1861 
mit Anna Engenia, geb. Ren«, Schwester der Vorigen. 

V. Adolph Julius Wilhelm Huber, geb. in Ellwangen 1. Dec. 
1829, Königlich Württembergischer Oberlieutenant und Ba- 
taillons-Adjutant, verm. seit 25. Juli 1853 mit Anna Wilhel- 
mine Friederike, Tochter des Particuliers Wilhelm Päd 
Neubert, und der Ursula Rosina, geb. Bauer von Stallikon 
bei Zürich« 
VI. Gustav Fran* Huber, geb. zu Ellwangen 28. Januar 1831, 

t 1848. 
VII. Wilhelm Eduard Richard Huber, geb. in Ellwangen 1833. 
Stadtpfarrer in Biberach, verm. seit August 1864 mit Sophie, 
geb. Laitenberger. 
VIII. Otto Ernst Huber, geb. in Ellwangen 6. October 1836, Ge- 
heimer Ober-Eegierungs-Bath im Reichskanzleramt zu Berlin, 
verm. seit Mai 1865 mit Pauline, Tochter des Rectors Schwenk 
in Ludwigsburg. 

Du Forstlich Württembergisohe Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
dea Namens Hueber (Huober, Huber): Ol.Hofmeister 353. - Joh. Lud*., CLPfleger J50: 
Vogt 268, 501, 676. — Joh. Walther, Amptmann 387. — Peter, Pfarrer 647. — OTr., Kell«. 
466. — Urban, OVorstmeister 186. 



Digitized by 



Google 



Hummel. 



Johann Friedrich Hammel wurde im Jahre der Nördlinger 
Schlacht 1634 den 20. (28.) Oct. geboren. Sein Vater Johann 
Bernhard Hummel, Sohn des 1635 an der Pest f Urban Hummel 
war Kaufmann zu Stuttgart (deren es damals in der ganzen fürst- 
lichen Residenzstadt nur 2 gab); die Mutter Sara, eine geborene 
Zimmermann von Esslingen. Die Letztgenannte flüchtete sich kurz 
vor der Geburt ihres Sohnes (Johann Friedrich' s) aus Angst vor 
den anrückenden Croaten in den Bothnanger Wald,* um daselbst 
ihre Niederkunft zu erwarten, kehrte jedoch noch ehe letztere erfolgte, 
wieder in ihre Wohnung zurück. Kurz nach der Geburt des Sohnes 
drangen die Croaten in die Stadt , logirten sich 16 Mann stark im 
HumtneVschen Hause ein, und warfen Mäntel, Waffen aller Art u. A. 
auf die Wiege, in welcher der kleine Neugeborene lag ; glücklicher- 
weise kam das Kind, ohne Schaden zu nehmen, mit dem Leben davon. 

Johann Friedrich absolvirte die für Württembergische Theo- 
logen gewöhnliche Laufbahn und wurde hierauf Vicar zu Asperg. Im 
Jahr 1656, in seinem 22. Jahre erhielt er das Diakonat Nagold, 
wurde sodann Pfarrer zu Höfingen 1658, Pfarrer zu Bothnang 1661 
bis 1680, zu Ehningen 1680-1717. 

Hummel starb 1717 den 4. April, seines Alters im 83., seines 
Predigtamts im 61. Jahr. 

Sein Symbolum war: „Mea Jesus futura haereditas summa." 

Seine Gattin war Susanna Barbara, Tochter des Herzoglich 
Württemb. Kammerraths Johann Christoph Koch. 



• Daher die Tradition, Hummel sei im Bothnanger Walde geboren. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 404 — 

Söhi\e: 
I. Bernhard Friederieh Hummel, Special-Superintendent zu Knitt- 

lingen, hatte 2 Söhne. 
IT. Georg: Christoph Hummel, Herzoglicher Keller zu Gemmerig- 
heim. 

III. Johann Christian Hummel, Dr. Med. und Physicus zu Mark* 
gröningen. Dieser hinterliess 4 Söhne. 

IV. Benjamin Friederich Hummel, Klosterverwalter zu Bebenhan- 
sen, verm. mit Maria Dorothea, Tochter des Prälaten zn Blan- 
beuren Johann Wendel Bilflnger. Söhne: 

A) Friedrich Wendel Hummel, geb. 1701, Closter Bebenhäusi- 
scher und Blaubeurischer Pfleger in Tübingen, f 14. October 
1750 (1758). Seine Gattin war Christina Elisabetha, Tochter 
des Herzoglich Württembergiachen Regierungsraths und Assessor« 
bei der Kaiserlichen Kammergerichts-Viaitation zu Wetzlar Moria 
David Harpprecht, welcher Ehe 10 Kinder entsprossten, von 
denen 3 dem Vater im Tode vorangiengen. — 

Georg Friedrieh Hummel, Sohn des Vorigen, geb. 7. 
Mai 1733, J. ü. Lt. und Markgräflich Baden-Durlach'scher 
Canzlei-Advocat in Carlsruhe, nachmals Hof- und ßegierungs- 
rath, zuletzt Geh. Hofrath daselbst. Gattin: seit 15. Mai 
1759 Justina Elisabetha, Tochter des Herzoglich Württem- 
bergischen Regierungsraths und Tutelarraths-Präaidenten Phil. 
Friedrich Jäger, welcher Ehe 1 Sohn und 4 Töchter ent- 
sprossten. — 

B) Johann Benjamin Hummel, geb. in Bebenhausen 27. December 
1712, Diaconus in Sindelfingen, zuletzt Stadtpfarrer daselbst. 
Gattinnen : I. Louise Hedwig, Tochter des Stiftspredigers in 
Stuttgart Jacob Friederich Spittler; II. Johanna Christin*, 
Tochter des Begierunggrath Lang. 
Ebenfalls diesen Namen führten: 
Johann Eberhard Hummel, geb. 30. Aug. 1765 zu Spiegel- 



Digitized by 



Google 



— 405 — 

berg als Sohn des dortigen Herzogl. Kammerraths Hummel, Ober- 
justizrath, t 6. März 1839. 

Carl Daniel Gottleb von Hummel, welcher den 28. September 
1705 zn Stuttgart geboren wurde und als Königlich Würt- 
tembergischer Geheimer Legationsrath und Ritter des Kron- 
ordens den 20. Juli 1875 starb. 
« Derselbe, wohl bei seinem Tode der Nestor der aktiven Beamten 
des Landes, trat, nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt be- 
sacht hatte, auf den Rath eines im damaligen Kabinetsministerium, 
späteren Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, angestellten Ver- 
wandten hin, beim Schreibtische dieses Ministeriums ein und zwar als 
Kanzlist, erst 17 Jahre alt. König Friedrich, dem die vortreffliche Hand- 
schrift des jungen Mannes auffiel, veranlasste die Versetzung des 
Kanzlisten in das K. Kabinet, in welch letzterem er denn auch 62 
Jahre lang bis zu seinem Tode verblieb. Hummel ward in seiner 
Stellung als Begistrator und Kassier schon anfangs zu mehrfachen 
Aufträgen, die weit über den Rayon seiner eigentlich dienstlichen 
Stellung hinausgingen, verwendet, und erhielt in der Folge von König 
Wilhelm 1842 Titel und Rang eines Legationsraths, von König Karl 
1872 Titel und Rang eines Geh. Legationsraths. 

Schon im. Jahre 1815 befand er sich in der Begleitung des 
Königs Friedrich, als dieser auf den Congress nach Wien reiste; 
am 24. September 1819 schrieb er in einer Nacht das Exem- 
plar der Verfassungsurkunde, welches König Wilhelm am 25. Sep- 
tember der konstituirenden Ständeversammlung übergab. Stets war 
er der treue ergebene Begleiter des Königs Wilhelm, wie auch Sr. 
Maj. des Königs Karl. 

Erprobte Zuverlässigkeit, unermüdlicher Floiss, praktisches Ge- 
schick und klarer Blick, verbunden mit einem seltenen Takt und einer 
bis zur Selbstverleugnung gehenden Diskretion, diess waren HummeVs 
Charakterzüge, die ihm das Vertrauen von drei Königen erwarben. 

Hummel besass ausser den Württemb. Orden den K. Preuss. 
Rotben Adlerorden III. CL, den Preuss. Kronenorden II. Cl., den 



Digiti 



zedby G00gk 



— 406 — 

Russischen Stanislausorden IL GL, den St. Wladimirorden IV. Cl., 
das Bitterkreuz des Oesterreich. Ordens der eisernen Krone, des 
Bayrischen Civilverdienst- und des Niederländischen Ordens der Eichen- 
krone, den französischen Ehrenlegion- und den päpstlichen Piusorden. 

Hummel wurde vor seinem Schreibtische sitzend von einem 
Schlaganfall betroffen. Zu seinem sich eben in demselben Zimmer 
befindenden Collegen konnte er noch die Worte sagen: »Ich glaube, 
es hat mich ein Schläglein getroffen«, selbst konnte er noch die Treppe 
hinabgehen, um in den sogleich herbeigeholten Wagen zu steigen, 
aber bei demselben angekommen brach er zusammen und musste in 
seiher Wohnung die Treppe hinauf getragen werden. 

Jene Worte waren seine letzten gewesen, sanft ohne wieder 
zum Bewusstsein gekommen zu sein, entschlief er an demselben Tage, 
den 20. Juli 1875.» 

Gattin: Henriette Charlotte, geb. Braun, welcher Ehe ein 
Sohn, Major a. D. von Hummel, und 3 Töchter entsprossten. — 

Du Fürstlich Württembergisohe Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Hummel (Bummell): Benj. Frid., Vogt 328, 427. — Bert , Vogt 588. — Frid. 
Wendel, CLPfleger 261, 272 ; Verwalter Im fürstl. CoUcg. 582. - Georg Christof, Cl-Pfleger 
301. — Joh., Abt 326. - Joh. Benj., Pfarrer 668. — Joh. Ebern. Frid., RegJLSecretar 76. - 
Jon. Wendel, Pfarrer 391. 



Digitized by 



Google 



Jäger von und zum Jägersberg und Jäger. 

Johann Friderich Jäger von und zum Jägersberg, Herzog- 
lich Württembergischer Geh. Regiments- und Oberrath, auch Ober- 
vogt zu Brackenheim, wurde im Jahr 1596 den 10. März geboren. 

Sein Vater Martin Jäger von und zum Jägersberg war Bürger- 
meister zu Brackenheim; die Mutter Maria, Tochter des Bürger- 
meisters von Stuttgart Johann Megenhart ; der Grossvater Wolfgang 
Jäger, welcher mit Herzog Ulrich von Württemberg in der Jugend 
viele Jahre im Exil herumwanderte, nachgehends von Kaiser Rudolph II. 
in den Adelsstand* erhoben und mit vielen Privilegien dotirt wurde. 

Ueberhaupt leisteten die Jö^erischen Ascendenten über die 200 
Jahre dem Herzoglichen Haus Württemberg Dienste und war schon 
der erstbekannte dieses Namens, Fridrieh Jäger, Jägermeister zu 
Stuttgart. 

Johann Friderich studirte die Bechte zu Tübingen, Altdorf, 
Jena, Helmstadt, Wittenberg, Leipzig, Heidelberg, Paris, Burges, 
Lyon, practizirte zu Speyer bei dem Kaiserlichen Reichs-Kammer- 
gericht, doctorirte zu Basel in der Rechtswissenschaft 1620, wurde 
1622 Herzoglich Württembergischer Rath, auch Oberrath und 
ging in verschiedenen Gesandtschaften nach Kur-Sachsen, Kur-Bran- 

* Ebenfalls geadelt wurde der bekannte Melchior Jäger, scherzweise auoh Herzog 
UeUhior genannt, der verträumtste Rath Herzog Ludwufn, der als adeliger Geheimer 
Rath in seiner Würde sogar dem Kanzler und Vice-Kanzler vorging. Jäger thellte sich 
mit dem Landhofmeister Eraermts von Leiningen und dem Oberhofprediger Lukas Oektn- 
<Ur in die Regierung, und diese Häupter besetzten nun alle Stellen mit ihren Anhängern. 
Jäger trieb indess mit seiner Gewalt keinerlei Missbrauoh, sondern wirkte im Gegentheil 
•ehr viel Gutes, Nach des Herzogs Tode fiel Jäger in Ungnade, dagegen setzte ihn 
Herzog Johann Friedrich wieder ein und überliess ihm z. B. 1609 und 1610, als er sich 
zur Badekur nach Wildbad begab, fast sämmttiohe Begierungsgeschäfte. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 408 — 

denburg, zu dem Erzbischof von Magdeburg und Halberstadt., zu 
Eva Christina , Markgräfin von Brandenburg, einer geb. Herzogin 
von Württemberg, zu Fürst Carl von Liechtenstein u. a. mehr. 
1829 ward er zur Verhinderung einer wegen des Kaiserlichen 
Ediktes von 1629 besorgten Occupirung der Stifter und Clöster 
Württembergs zu den Klöstern Ueberlingen, Ravensburg, Denken- 
dorf und an den Kaiserlichen Hof nach Regensburg gesandt. 

Als kurz nachher ein allgemeiner Compositions-Tag zu Frank- 
furt a. M. beschlossen wurde, versah er die Stelle eines Gesandten 
daselbst und kehrte erst 1634 wieder ins Vaterland zurück und zwar 
4 Tage vor Besetzung des Herzogthums, so dass er gerade Zeit hatte, 
seinem Herzog ins Exil nach Strassburg zu folgen, wo er 4 Jahre 
lang aushielt. In dieser Zeit aber führte er so viele Gesandtschaften 
seines Herzogs nach Heilbronn, Wallerstein, Wien, Linz und Regens- 
burg aus, dass er in den erwähnten 4 Jahren im Ganzen wohl kaum 
dreiviertel Jahre bei seiner Familie in Strassburg verweilen konnte. 
1637 begleitete er seinen Herzog an den Kaiserlichen Hof, auf wel- 
cher Reise er von einer Partie Reiter (50 Pferden) nahe bei Ebere- 
bach, Oberamts Göppingen, im Angesichte seines Herzogs durchsucht 
und ausgeplündert wurde. Im Jahre 1638 war er nicht nur bei der 
in demselben Jahr erfolgten Restitution der Württembergischen Lande, 
sondern auch später bei dem Münsterischen und Osnabrück'schen all- 
gemeinen Reichsfrieden thätig. 

9 Mal hatte er in verschiedenen Gesandtschaften bei Kaiser 
Ferdinand III. Audienz, welch* letzterer ihm auch die Confirmation 
seines Adels uud seiner Privilegien ertheilte, und ihn zum Kaiser- 
lichen Pfalzgrafen ernannte. 

Jäger starb 26. Februar 1656. 
t Seine erste Gattin war Catharina, Tochter des Bürgermeisters 
von Brackenheim und Herzoglich Württembergischen Landschafts-Aus- 
schuss- Verwandten Stephan Schmid und der Catharina, geb. Hlgler* 
die zweite Susanna, eine geb, Vambttier von und in Hemmingeiu 

Derselben Familie entstammte; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 409 — 

Johann Wolfeang Jäger, geb. 17. März 1647, Kanzler and 
Probet zn Tübingen, Sohn des Kirehenraths-Expeditionsraths Johann 
Friedrich Jäger, und der Margaretha, geb. Menrer, Enkel des 
Johann Christoph Jäger, Bürgermeisters zn Brackenheim, Urenkel 
des Eingangs erwähnten Martin Jäger von und zum Jägersberg. 

Johann Wolf gang wurde nach Absolvirung des theologischen 
Stndinms im Jahr 1671 zum Repetenten, 1676 aber zum Informator 
und Reiseprediger bei den Söhnen Herzog Eberhards III. ernannt. 

Im Jahr 1678 wurde er Peldpredigor bei dem Prinzen Georg 
Friedrich, hierauf ausserordentlicher Professor der Geographie und 
lateinischen Sprache in Tübingen 1679, ordentlicher Professor der 
griechischen Sprache 1681, Professor der Moral und Ephorus des 
theologischen Stifts 1 684, Professor der Logik und Metaphysik, auch 
Yisxtator der Schulen ob der Staig 1689, ausserordentlicher Professor 
der Theologie und Superattendens des theologischen Stifts 1690, Dr. 
theolog. 1693, Abt zu Maulbronn und Professor theolog. honorarius, 
zugleich Rath und General-Superintendent 1694, Consistorialrath und 
Stiftsprediger 1699, Kanzler und Probst zu Tübingen und Professor 
theoL primarius 1702, Abt und Generalsuperintendent zu Adelberg 
1709. Jäger starb 1720 2. April. 

Seine T. Gattin war Anna Magdalena, Tochter des Dr. und 
Kanzlers zn Tübingen Johann Adam Oslander; die IL Maria Ca- 
tharina, Tochter des Kaiserlichen Kammergerichts-Prokurators Äbrah. 
Ludwig von Gttlcben. Von den zwei Töchtern war die eine, Anna 
Magdalena, mit dem Consistorialrath und Stiftsprediger in Stuttgart, 
auch Prälaten zu Adelberg Johann David Frisch, die andere da- 
gegen, Dorothea Jnliana, mit 'dem Regierungsraths-Secretär Georg 
Frid. Stockmayer vermählt 

Einer andern Familie dieses Namens gehören an: 

Philipp Friedrich Jäger geboren 14. October 1707. 

Sein Vater war Georg Friedrieh Jäger, Stadtschreiber in Schorn- 
dorf t 1731; die Mntter Anna Maria, Tochter des Stadtschreibers 
Phüipp Heinrich Wölflng, der Grossvater war Carl Friderlch Jäger, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 410 — 

Vogt zu Herrenberg, t 1711; die Grossmatter Johann* Bosina, 
Tochter des Amtsschreibers zu Maulbronn Johann Georg Essich ; der 
Ür-Grossvater Georg Friderieh J*ger, # t 9. October 1679, viel- 
jähriger Vogt von Urach ; die Ur-Grossmutter Anna Bosina, Tochter 
des Herzoglich Württembergischen Oberraths Johann Jacob Müller; 
der Urur-Grossvater, Georg Jäger III, Forstmeister zu Böblingen, 
stammte aus dem Fürstenthum Anhalt und starb 1635 an der Pest; 
die Urur-Grossmutter Margaretha, eine Tochter des Pfarrers in 
Uhlbach M. Friederich Carioth, Sohn des Kanzlers in Mömpelgard 
Oarioth — »aus vornehmem Cariot Zusehen Geschlecht.« 

Philipp Friedrich Jäger war Herzoglich Württembergischer 
würcklicher Regierungsrath und Hofgerichts-Assessor, auch Präsident 
des Herzoglichen Tutelar-Raths-Collegiums, zugleich Herzoglicher 
Wittumbs-Bath der Erb-Prinzessin und Herzoglicher Lehenrath und 
starb 2. August 1745 im 39. Jahre seines Alters. Unter seinem 
von Andreas Fridrich jun. in Augsburg gestochenen Bilde steht 
folgender Vers: 

Gedächtnuss und Verstand zugleich in hohem Grad, 
Mit unverwandtem Fleiss dem Herrn und Lande nützen, 
Das Recht mit vestem Muth und reinen Händen schüzen, 
Gelehrtheit, Gottesfurcht und Freundschaft mit der That 
Ist Jäger*8 wahrer Ruhm, der nicht mit Ihm verblühet, 
Sagt Jeder, der von ihm noch diesen Schatten (Bild) siehet. 

Seine Gattin war seit 15. August 1730 Charlotta Regia», 
Tochter des Herzoglich Württembergischen Vogts in Kirchheim u. 
Teck Friederich David Cless und der Anna, geb. Palm, welcher Ehe 
9 Kinder entsprossten, von denen 4 Töchter den Vater überlebten. — 



* Dieser hinterließ noch 6 Sohne, als : 

deorg Friederich, Kanzlei- und Hofgerichts-Advocat und der Stadt Stuttgart Consulent 
1683, vermählt mit Conetantina, Tochter des Tutelarratha Johann von Vambükler, 
Stifterin des Varenbühler-Jäger'sohen Stipendium«, er starb 1687. 

Johann Friderieh, Amtsschreiber. 

Jacob Friderieh, Stadtpfarrer in Altenstaig. 

Eberhard Friderieh, Pharmaceut in Mühlhausen in Thüringen. 

Christoph Friderieh, Stadtschreiberei-Scribent in Stuttgart. 

Philipp Friderieh, Med. Stud. 



Digitized by 



Google 



— 411 — 

DaTid Friedrich Jäger, geb. 13. Januar 1684, Stadtpfarrer, 
t als Pastor zu St. Leonhard in Stuttgart 11. December 1728. 

Einst äusserte er, da sein Söhnlein Christian Friedrich eben 
krank lag: »Einer von ihnen beiden werde den kommenden Christtag 
sterben, und der andere acht Tage hernach.« Beides traf richtig ein. 

Unter anderen gebrochenen Worten während seines Abscheidens 
sagte er: »Das ganze Reich Gottes wird in meiner Seelen offenbar«. — 

Christian Friderich von Jäger, Herzoglich Württembergischer 
Eatb und Leibarzt, geb. 13. October 1739 zu Stuttgart als Sohn 
des Georg Friderich von Jäger, # geb. 1714, Med. Dr., Stadt- und 
Amtsarzts in Nürtingen und der Christiana Friederica, Tochter des 
Bürgermeisters zu Stuttgart Jacob Rheinwald. 

Christian Friderich studirte zuerst in den Klöstern Denken- 
dorf und Maulbronn Theologie, kam hierauf in das theologische Stift 
nach Tübingen 1758, magistrirte 1760 und vertauschte hierauf das 
Studium der Theologie mit dem der Medicin, die er anfanglich zu 
Tübingen, hernach zu Leyden, Berlin und Wien studirte. Nachdem 
er 1767 "zum Dr. der Medicin und ausserordentlichen Professor der- 
selben, auch ordentlichen Physicus am theologischen Stift zu Tübingen 
und beim Closter Bebenhausen ernannt worden war, stieg er in der 
Folge bis zum Königlich Württembergischen Rath und Leibmedicus. 
Als solcher starb er mit Hinterlassung von 5 Söhnen, wegen seiner 
vortrefflichen Kenntnisse, in der Medicin, den Naturwissenschaften 
und der Mathematik hochberühmt, im Jahr 1828. 

Gattinnen: I. seit 22. Nov. 1788 mit Christiana Elisabeth, 
Tochter des Professors in Tübingen Philipp Friedrich timelin; II. 
mit Luise Friederike, Tochter des Hofraths und Obervogts in Pforz- 
heim Friedrich Sonntag, Sohn des Burgvogts der Grafschaft Hoch- 
berg Engelhard Sonntag. — 

Karl Christ« Friderich von Jäger, Sohn des Vorigen, Kö- 
niglich Württemb. Hof- and Leibarzt, auch Ober-Medicinal-Rath, 
wurde den 2. Nov. 1773 geboren. Derselbe besuchte von 1790 

* Denen Bruder nach einer vorUegenden Leichenrede obiger Philipp Friderich, 
geb. 1707. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 412 — 

bis 93 von Hause ans die hohe Karlsschule in Stuttgart, wurde im 
letzten Jahre Doctor der Medicin und hielt sich hierauf in Würzbarg, 
Erlangen, Göttingen und Wien längere Zeit auf. 1795 wurde er 
von Herzog Friedrich Eugen von Württemberg zum Hofmedicus, 
1797 zugleich zum Aufseher des Naturalien-Cabinets in Stuttgart 
ernannt. 1821 erhielt er den Charakter eines Königlichen Leibarztes, 
sowie den ehrenvollen Auftrag, dem aus dem russischen Feldzuge 
zurückkehrenden Kronprinzen entgegen zu reisen, dessen Krankheit 
den König und das Vaterland in die grösste Bestürzung gebracht 
hatte. 1813 wurde er Hofpflege- Arzt, Mitglied der Section des 
Medicinalwesens, bald nachher wirklicher Leibarzt, in welcher Eigen- 
schaft er König Friedrich auf 2 Reisen nach Wien und Frankfurt 
begleitete. 1820 ward ihm in Verbindung mit dem Hofbaumeister 
von Thouret der Entwurf für den Bau und die innere Einrichtung 
des Katharinen-Hospitals übertragen, zu welchem Zwecke er eine 
Reise nach München, Bamberg und Würzburg machte. Der Eröffnung 
des Instituts, 9 Januar 1828, sowie der Feier des 100jährigen Ge- 
burtsfestes des Herzogs Karl (11. November 1828) beizuwohnen ward 
ihm noch vergönnt Sein Tod erfolgte aber noch in demselben Jahre. 

Besonderen Buhm erwarb er sich durch seine Schrift über die 
Natur und Behandlung der krankhaften Schwächen des menschlichen 
Organismus (1805). — 

Gattinnen: I. Luise Wilhelmiie, Tochter des Geh. Oberfinanx- 
raths Burkh. Pfaff; II. Caroline Augaste Sophie Friedrike, Tochter 
des Geh. Archivars Carl Friedrich Pfaff. — 

Gottlieb Friederioh Jäger, Bruder des Vorigen, geb. 7. Juni 
1783, ordentlicher Professor der Philosophie zu Tübingen. Der- 
selbe trat im Jahr 1800 in das evangelisch-theologische Seminar 
zu Tübingen und widmete sich hier während eines fünfjährigen Kursus 
den vorgeschriebenen philosophischen und theologischen Studien unter 
der Leitung von Süskind, Flatl, Rödtr, Pfleiderer, Gaab, Schott und 
Bohnenberger mit dem besten Erfolge, am meisten hatte er jedoch den 
berühmten Schnurrer zu verdanken, für dessen Fächer er schon da- 



Digitized by 



Google 



I 



- 413 - 

mals eine Vorliebe hatte, und der ihn seiner besonderen Gunst und 
seines väterlichen Rathes würdigte. Nach vollendetem Universit&tslanf 
nahm er eine Hofmeisterstelle in dem Hause des Grafen van Bantzau 
in Kiel an. Die Verhältnisse dieses Hauses, das ein Mittelpunkt 
schöner Geselligkeit war, der Umgang mit dem trefflichen and feinge- 
bildeten gräflichen Paare, der freundschaftliche Verkehr mit Männern 
von Geist und Gelehrsamkeit, unter denen sein berühmter Landsmann 
Pfaff, der schon von früher her mit ihm verbunden war, sich befand, 
die pädagogische Aufgabe selbst, die ihm gestellt war, dieses Alles 
mus8te auf den jungen, kaum erst der Universität entwachsenen Mann 
auf 8 vielseitigste anregend und bildend einwirken. Im Jahre 1808 
kehrte er zur Annahme einer Repetentenstelle ins Vaterland zurück, 
von wo er 1811 als Vicar nach Stuttgart ging. Noch während der 
Tübinger Bepetition, im Herbst 1810, hatte ihm der Kurator der 
Kieler Universität durch Pfaff die Stelle eines ausserordentlichen 
Professors der Theologie unter günstigen Bedingungen antragen lassen 
und Jäger war nicht abgeneigt sie anzunehmen ; die Erlaubnis hiezu 
wurde ihm jedoch mit Rücksicht auf die damaligen Verhältnisse und 
die von ihm als Seminaristen übernommenen Verpflichtungen gegen 
dag Vaterland verweigert. 

1811 wurde er Pfarrer zu Thamm bei Ludwigsburg, 1816 
ordentlicher Professor der Philosophie in Tübingen, wo er in der 
doppelten Eigenschaft eines Lehrers der biblischen Philologie und 
eines Ephorus des evangelisch-theologischen Seminars an der Landes - 
Universität wirkte, zwei Aemter, von denen er das erste bis zu 
seinem Tode, das zweite bis zum Jahre 1834 behielt. , 

Jäger starb mit Hinterlassung mehrerer Schriften 1843. 

Gattin seit 5. Aug. 1811 Elisabeth Christiana, geb. Bessert, 
welcher Ehe 3 Sfihne und 3 Töchter entsprossten. — 

Georg Friederieh von Jäger, Bruder des Vorigen, Ober med icinal- 
rath, Bitter der 0. d. w. Kr., R. I. Kl. des bayrischen V. 0. v. 
h. M., wurde den 25. December 1785 zu Stuttgart als der jüngste 
seiner Brüder* geboren. 

* Vom swei weiteren Brüdern itarb der eine, Friederieh Jäger, all Oberconnistorial- 
ratb, der andere als Chef eines Bankhauses in Frankfurt a. M. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 414 - 

Derselbe trat als Repräsentant der vierten Generation in die 
Fussstapfen seiner ärztlichen Vorfahren. Während seine zwei ältesten 
Brüder längst schon die Karlsschnle besuchten, war anch er schon 
vom Herzoge zur Aufnahme in dieselbe» ausersehen worden. 

Einst als Jäger mit seinem Vater einen Spaziergang auf die 
Weinsteige ausführte, kam ihnen der Herzog entgegen, fragte den 
Vater: „Ich sag', ist das Sein Jüngster?" Auf die darauf erfolgte 
Bejahung der Frage fuhr der Herzog fort : „Den kann Er mir auch 
auf meine Akademie schicken". Indess vereitelte der bald nachher 
erfolgte Tod des Herzogs, dem die Aufhebung der Akademie auf dem 
Fusse folgte, diesen Plan. 

Georg Friederich ward nun in das Stuttgarter Gymnasium 
geschickt, bezog 1802 die Universität Tübingen, wo er einen Kreis 
trefflicher Lehrkräfte vorfand. Der berühmteste derselben war der 
geniale Kielmeyer, (geboren 1765, t 1844). Neben ihm glänzte 
Autenrieih (f 1835). Viele Freunde gewann er während dieser seiner 
Studienzeit, darunter den Dichter Karl Mayer, Ludwig Uhland 
(t 1862), (O.-Med.-Rath v<mKöstlin(f 1859), O.-Med.-Kath vonHärlin 
(t 1865), Staatsrath von Böser (f 1861), Präsidenten von KösÜin. 
Den intimsten Verkehr aber führte er mit Justinus Kerner; ein 
Frenndschaftsbund, der bis zu des Letzteren Tod im Jahre 1862 
dauerte. Von Tübingen aus wandte sich Jäger nach Göttingen, von da 
nach Paris, das damals der glänzendste Sammelplatz für Kunst und Wis- 
senschaft war und wo er an den berühmten Cuvier, (einen Mömpel- 
garder und auf der Karls-Akademie erzogen, t 1832), Empfehlungen 
mit sieb» führte. Mit den edelsten Schätzen des Wissens bereichert, 
nahm er dann den Bückweg nach der Heimath über Montpellier, 
Marseille, Genf und Bern. Durch den Einfluss seines älteren Bruders, 
der der erste und zugleich auch der beliebteste Arzt der Residenz- 
stadt war, gewann auch Jäger bald eine ausgedehnte Praxis, die 
durch seine angenehme persönliche Erscheinung, durch die Lie- 
benswürdigkeit seines Wesens, durch die edle Offenheit, die es ver- 
schmähte, in geheimnissvoller Ueberlegenheit zu glänzen, in kurzer 



Digitized by 



Google 



- 415 — 

Zeit zd einer ganz bedeutenden anwuchs. Er wusste im wahren 
Sinne des Wortes der Freund desjenigen Hauses zu werden, in das 
ihn sein Beruf führte. 

Erst im Alter von 70 Jahren entsagte er der ärztlichen Thätigkeit. 

Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind ganz bedeutend. 

> Cuvier war der die neue Aera der Naturgeschichte eröffnende 
»Genius und an ihn schloss sich bald eine Reihe ausgezeichneter 
»Geister, die seinen Spuren folgten, an, bestätigend, ergänzend, weiter 
»bauend und vollendend, was jener begonnen hatte. Unter diesen 
»aber war Jäger einer der ersten und sein in zwei Auflagen er- 
schienenes Werk über die fossilen Reptilien Wüttembergs trug seinen 
»Namen weit über die Grenzen des deutschen Vaterlandes hinaus. 

»In verschiedenen Zeitschriften fand eine Reihe von Aufsätzen 
»von ihm die ehrenvollste Aufnahme. Von solch kleineren Arbeiten 
»aber ist seine Biographie Kielmeyer' s unter dem Titel: »Ehren- 
»gedächtniss des K. württemb. Staatsrats von Kielmeyer« im XXI. 
»Band der Akten der Leopoldmischen Kanonischen Akademie der 
»Naturforscher 1845 eine der gelungensten. 

»Von 1819 an widmete er sich als Custos der Naturalien- 
»sammlung während 40 Jahren dieser Anstalt. Auch wirkte er ,als 
»geschätztes Mitglied der obersten Sanitätsbehörde, des Medicinal- 
»koUegiums, wo er anfangs zum Assessor ernannt, später Titel und 
»Rang eines Obermedicinalraths erhielt. Durch das Referat über die 
»Bäder, das er hatte, erwarb er sich besonders auch dadurch, dass 
»er als der erste die Vermehrung des Zuflusses der Wildbader Quellen 
»durch Bohrversache, die in späterer Zeit einen so glänzenden Erfolg 
»lieferten, in Anregung brachte, grosse Verdienste. 

»Noch bis in seine letzten Jahre machte er häufig grössere 
»Reisen, namentlich stattete er gerne den Versammlungen der Natur- 
forscher Besuche ab und kam so nach Prag, nach Berlin, nach 
»Wien, wo ihn seit seiner Jugend ein inniges Preundschafksverhältniss 
»mit seinen Namensvettern Karl und Friedrich Jäger, den berühmten 
»Augenärzten verband; nach München, wo ihm bei der Vorstellung 



Digiti 



zedby G00gk 



— 416 — 

»König Ludwig freundlich zurief: »Nun in Schwaben sind ja die 
»guten Köpfe zu Haus«, er aber kurz und bescheiden antwortete: 
»Geblieben, Euer Majestät!«« 

Jäger starb, nachdem er seinen ältesten Sohn, den tüchtigen, 
liebenswürdigen Arzt, Obermedicinalrath Hermann Jäger, renn, mit 
Emma, geb. Ostertag, seine beiden trefflichen Schwiegersöhne, den 
Diaconus H. Plank in Esslingen (f 1859) und den Decan Mehl in 
Stuttgart (f 1862) vor sich ins Grab sinken sah, 10. September 
1866 im 81. Lebensjahre. 

Seine 1. Gattin, eine geborene Hoffmann, mit der er sich 1812 
vermählt hatte, wurde ihm 1818 von der Seite gerissen; die II. 
dagegen, CharUtte, eine Tochter des Geh. Hofraths Schwab und 
jüngste Schwester Gustav Schwab 1 s überlebte den Gatten. — 

Oscar Jäger, jüngster Sohn des Vorigen, geb. 1830, Dr., 
Director des Friedrich Wilhelms-Gymnasiums in Cöln. 

Gattin : Wilhelmine, Tochter des Preuss. Geheimeraths Ellers. 

Das Fürstlich Wnrttembergisohe Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte de« 
Namena: Jäger (Jsger) CammerProcurator 100; Cantzler 73; Ol. Verwalter 870; Kriegs» 
Bath 101 ; Reg.-Bath 193 ; Special 601 ; StiftsPfleger 382. - Carl Christian, Exped.Bath 
147. — Carl Frid., Abt 336 ; Begistrator 45 ; Pfarrer 413 ; Stattschreiber 398 ; Vogt 396, 452. 

— Christian Fried., Oel.O.Bath 66; LeibMedio. 196. — Christoph Adam, Exped.Bath 145.- 
Christoph Frid^ Ambt8chreiber 303 ; OLPfleger 316 ; CLVerwaltter 269 ; GaisU.Verwaltter 
468; Stattschreiber 484; StifftsVerwaltter 464. — Dat>., Vorstmaister 466. — Dav. #W, 
Stiffts-Diaoon 661. — Erhard, Ol Hofmeister 360; Vogt 394. — Frid., Beg.B.8ecretar. 76. 

— Georg, Vorstmaister 397. — Georg Frid., Vogt 689 ; Oantzlei-Advoo. 93 ; Schultheis! 567 ; 
Stattschreiber 536; Vogt 408, 439. — Gottl. Frid , Vogt 488. — Hans, Ambtmann 470 ; 
Exped.Bath 109. — Hans Christoff, Amptmann 519 ; KeUcr 586. — Heinr., Vogt 306. — 
Heinr. Fridr., Vogt 282. — Joe., Keller 204; Vogt 500. — Joh. Christoph, CLPfleger 343; 
Keller 534, 584; Vogt 464 - Joh. Frid., Ambtmann 481, Ambtsschreiber 593; Archrw 
41; OantzleiAdvoo 96; OLPfleger 241 ; Exped.Bath 144 ; GaistL Verwalter 602; Oel.O.Bath. 
61 ; Keller 535; Begistrator 169; VisitatSecretar. 157 ; Vogt 434. — Joh. Gottlieb, Statt- 
schreiber 603. — Joh. Wolffg., Abt 238, 312 ; Cancellar. 580 ; Gaistl. Bath tm OonslsL 138. 

— Isaae, Vogt 606. - Ludw., Vogt 637. - Mrlch., Geh. Bath 590; Geh. BegimBath 18; 
Geh.Secretar. 30; Vogt 390, 506, 689; Vorstmaister 397. — Wolff, CLHofmeister 541: 
Fürstl. Informator 197; Hofger .Beysltzcr v. d. Landschaft 79; StifftsPrediger 644. — 
Wolffg. Phil., Ol Hofmaister 339; Vogt 357; Vorstmaister 466. — Jäger v. Gärtringc» 
(Gertringen): Melch., Geh. Begim.Bath 21 ; Oh.Secretar 103. — Jäger von und tvm 
Jilgersperg: Joh. Frid., Geh. Begim.Bath 22; O.Vogt 402. 



Digitized by 



Google 



Jenisch. 

„Dieses Geschlecht hat sich vor Alters in den Niederlanden 
„aufgehalten, als aber 1560 der König in Spanien daselbst wegen 
„der evangelischen Beligion zn reformiren angefangen, sind sie von 
„dannen geflohen, und haben sich an unterschiedene Orthe gesetzet- 
„auch injuria temporum, sonderlich im 30jährigen Kriege, noch mehr 
„zerstreuet worden; es finden sich Jenische zu Augsburg, zu Leut- 
„tireh, in Kempten etc. Von diesem Geschlecht ist ein auf Regal- 
„Papier mit allen Wappen gemahlter und mit Leinwand unterlegter 
„alter Stammbaum noch vorhanden." 

„Bartholomäus Jenisch lebte im Jahr 1437 zu Augsburg 
Seme Nachkommen zählten daselbst unter die ersten Patrizier-Ge- 
schlechter und verbanden sich durch Heirath mit den ersten Augs- 
bn«gisch-Kemptisch-Ulmischen Geschlechtern wie den Welsern, den 
Konig, den Born und Seuiern." 

Der Stifter der Stuttgarter Linie: 
■ Paul Jenisch wurde im Jahr 1558 den 17. Juni zu Antdorff 
(Antwerpen) geboren als Sohn des Hleronimus Jenisch, „vornehmen 
Kaufherrn". Dem Letzteren bestätigte Kaiser Ferdinand IL den 
'"rem Grossvater, Hans Jenisch, Sohn des obgenannten Bartholomäus. 
ron Maximüian I. verliehenen Adel. 

Paul besuchte in seiner Jugend die Schule zu ' Breda und 
flüchtete mit seinen Eltern, nachdem im Jahre 1567 die Verfolgungen 
fcr Evangelischen in den Niederlanden ausgebrochen waren, in dem 
Wagen des Grafen Wilhelm von Nassau, Prinzen von Oranien, 
»eichen dieser ihm eigens dazu überlassen hatte, nach Augsburg, 
*o er seine Studien fortsetzte; in der Folge bereiste er Italien, 
»»ohl zur Kaufmannschaft bestimmt, hegte er doch eine grosse 

f. O-rgii-Otortma», Biogr»phi*>h.Gene»logtoche Blitter etc. 27 



Digiti 



zedby G00gk 



— 418 — 

Vorliebe für das Studium der Theologie und bewog desshalb seine 
Eltern zu Gestattung dieses seines Wunsches. Nachdem er diess 
erreicht hatte, begab er sich auf das Gymnasium nach Lauingen, von 
da 1580 auf die Universität Tübingen, wo er in der St. Jacobs (Spital-) 
Kirche öfters predigte und zwar u. a. in Anwesenheit des Grafen 
Conrad von Tübingen, dos Dr. Jacob Andrea und des Dr. 
Theodoricus Schnepf. Ebenso hielt er in der Kirche des benach- 
barten Dorfes Derendingen, wo damals der bekannte Trüber aus 
Kärndten das Pfarramt bekleidete, den Gottesdienst. Im Jahre 1584 
besuchte er die Universitäten Jena, Leipzig und Wittenberg, kehrte 
sodann wieder nach Tübingen zurück und wurde hierauf nach Augs- 
burg berufen und zum Kirchenprobst daselbst ernannt. 

In Folge des Wiederausbruchs der Verfolgungen der Evan- 
gelischen in dieser Stadt musste er 1595 mit Verlust seiner zeitlichen 
Güter sein eigentliches Vaterland verlassen und zog nach Lauingen. 
Von da begab er sich 1609 nach Stuttgart, wo er in den damaligen 
theuren Jahren ohne irgend eine Anstellung 11 Kinder unter viel- 
fachen Sorgen zu ernähren hatte. Da eine erledigte Kirchenstelle 
nicht vorhanden war, verlieh ihm Herzog Johann Friedrich seines 
musikalischen Talentes willen* die Stelle eines Capell- Verwandten 
und setzte ihm eine Lautenisten- Besoldung aus. Als er zuletzt 
Alters halber sein Amt nicht mehr versehen konnte, bedachte ihn 
Herzog Eberhard mit einer Pension, die er bis zu seinem Tode 
genoss. Er starb, nachdem er schon mehrere Jahre vorher sein 
Epitaph und Grabmal hatte verfertigen und in der St. Leonhards- 
kirche aufhängen lassen, zu Stuttgart den 18. December 1647 im 
90. Jahre seines Alters. 

Jenisch sammelte und gab heraus den bekannten „Seelenschatz" 
in 5 Theilen, wegen dessen er hauptsächlich auch Augsburg hatte 
verlassen müssen. Der erste Theil desselben erlebte eine 12malige 
Auflage und den 5. und letzten Theil beendigte er in seinem 88. 



* Schon in Augsburg hatte er mehrere Jahre lang ein OoUegium Mnsfcom 
gehalten. 



Digiti 



izedby G00gk 



- — 419 — 

Jahre unter Mithilfe seines Vetters, des gewesenen Syndicus zu 
Memmingen D. Jacob Jenisch. 

Seine I. Gattin war Maria, geb. Bossart von Augsburg; die II. 
Helena, Tochter des Bürgermeisters Johann Keller von Memmingen, 
welchen Ehen 19 Kinder entsprossten, von denen 5 den Vater über- 
lebten. — 

Joseph Jenisch, Sohn des Vorigen, der bekannte Pfarrer in 
Münchingen, den 26. November 1606 zu Lauingen „ohne Zunge" 
geboren, welche jedoch, wie er wörtlich sagt, „durch Gottes Gnade 
nach noch nicht vollendetem ersten Jahre gewachsen ist." Derselbe 
studirte ebenfalls Theologie, wurde Vicar zu Lichtenstern 1633, Diaconus 
zu Böblingen 1635, Pfarrer zu Münchingen 1637, und starb den 10. 
April 1675, seines Alters im 69., seines Predigtamts im 40. Jahre. 
Seine I. Ehegattin war Anna, Tochter des Pfarrers M. Blasius 
Braun in Münchingen ; die II. Agnes, eine geb. Engel. Aus diesen beiden 
Ehen giengen 25 Kinder hervor ; 1 1 von ihnen überlebten den Vater. 
Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Christoph Friedrich Jenisch, Sohn des 5. März 1757 im 37. 
Jahre seines Alters t Pfarrers in Kayh Christian Friedrich Jeniseh 
nnd der Christiana Sophie, geb. RQhlen, Enkel des Heinrieh Jacob 
Jeniseh und der Catharina Juliana, geb. Ettlinger, Urenkel des 
Christian Jenisch und der Anna Maria, geb. Sonder, Ururenkel des 
vorerwähnten Joseph Jenisch, geb. in Kayh 24. October 1753, Kauf- 
mann, verm. seit 11. Februar 1781 mit Juliana Barbara, geb. 
Zimmermann. Er starb 5. Juli 1820. Kinder: 
1. Eberhard Friederieh, geb 4. Sept. 1789, t 22. Mai 1862. 

Gattin: seit 10. Januar 1814 Sabina Friederike, geb. Bander. 
Kinder: a) Marie, geb. 29. Juli 1816, verm. seit 12. Sept. 1839 
mitHofrath Philipp Adam Andreas Roth, geb. 6. Juni 1807, f 
4. März 1869. b) Caroline Luise Catharine Sophie Emilie, 
geb. 12. November 1818, verm. seit 12. September 1837 
mit dem Dr. med. Carl August Krauss, t 3. Juli 1849. 
c) Mathilde, geb. 24. Dec. 1821, verm. seit 15. Febr. 1851 



Digiti 



zedby G00gk 



- 420 — " 

mit Major von Griesinger. d) Pauline, geb. 25. April 1826, 
vermählt seit 20. November 1853 mit Bankier «7. B. HärÜ 
in Stuttgart, e) Fanny, geb. 28. März 1832. f) Julie, geb. 
10. Februar 1834, t 14. März 1854. g) Julius, geb. 28. 
November 1814, t 9. April 1856. h) Albert Friedr. Jenisch, 
Kaufmann, geb. 31. Dec. 1824. Gattin: seit 26. August 
1871 Auguste Mathilde, geb. Böse, geb. 24. Juni 1837. 
i) Gustav Eberhard, geb. 8. December 1829, t 9. Mai 1842. 

2. Friederike Dorothee, geb. 16. August 1793, verm. 30. Mai 
1812 mit Kaufmann Schnabel. 

3. Carl Ludwig, geb. 26. Sept. 1794, Kaufmann, t 21. Aug. 1863. 
Gattin: seit 4. Mai 1822 Christiana, geb. Mann. Kinder: 

a) Hertha Christiana Julie, geb. 23. März 1824, verm. seit 
29. Juni 1847 mit Kaufmann Adolf Friedrich Schill, geb. 25. 
Sept. 1818. b) üugenie Sophie, geb. 3. März 1825, t 18. 
October 1862. Gatte: seit 23. August 1853 der Königlich 
Württembergische Handelsconsul in Antwerpen Johann Ludwig 
Hang, geb. 28. Sept. 1819. c) Ottilie Friederike Luise, geb. 
5. März 1826, verm. mit Dr. Carl Kohler in Genf, d) Christiane 
Sophie, geb. 25. Dec. 1827. e) Johanna, geb. 7. Jan. 1845. 
f) Paul Friedrich Wilhelm, geb. 6. April 1823, Kaufmann, 
unverheiratet t 24. Sept. 1849. g) Ernst Hermann, geb. 
14. Sept. 1836, Kaufmann, h) Ludwig, geb. 20. Juni 1838, 
Kaufmann, verm. seit 16. Mai 1867 mit Marie Friedrike, geb. 
Schmidt, geb. 25. October 1840. — 
Eberhard Friedrich Jenisch, geb. 17. September 1752, t als 

Pfarrer in Kirchheim a./N. 19. Januar 1832. Gattin: seit 25. Nov. 

1779 Friedricke, Tochter des Decans Faber zu Neuenstadt a. d. Linde, 

welcher Ebe 3 Söhne und 3 Töchter entsprossten. — 

Heinrich Jenisch, geb. 15. November 1754, t als Vicar in 

Aidtlingen 21. September 1779. — 

Dm Fürstlich Württembergiache Dienerbuch enthält frlgende höhere Beamte da 
Namens Jenisch: Gtorg Frid. t Vogt 393.— Heinr. Joe., Pfarrer 453. — Joh., Cl.Pfleger ?41 : 
Joh. Bernh., GaistL Verwalter 440. — Phil. Joseph, Abt 268; Bawmeister 307. 



Digiti 



zedby G00gk 



J l s t. 



Friedrich Heinrich Rudolph tob Jobst, Bitter des Ordens der 
Württemberg. Krone und des Bayerischen Ordens vom heiligen Michael, 
wurde den 2. Jannar 1786 zu Stuttgart geboren und stammte aus einer 
bayerischen Familie. Nachdem sich derselbe in Stuttgart und Nürnberg 
dem DrogTien-Geschäft gewidmet hatte, etablirte er im Jahr 1808 ein 
eigenes Geschäft zu Stuttgart. Im Jahre 1820 errichtete er ein 
Institut zur Unterstützung würdiger Gehilfen der Pharmacie, die durch 
Alter oder Krankheit in dürftige Umstände gerathen waren, und 
brachte die Kasse desselben in den ersten fünf Jahren durch wohl- 
wollende Beiträge auf mehr als 3000 fl. Im Jahr 1828 gründete 
er eine chemische Fabrik, hauptsächlich zur Erzeugung von Chinin, 
damals die erste in Deutschland, welche dann später durch seine 
Söhne noch beträchtlich vergrössert wurde. Das Fabrikat erhielt auf 
den Weltausstellungen in Berlin, London, München und Paris die 
ersten Auszeichnungen und Prämien. Auch zu Coblenz errichtete er 
ein DrogTien-Geschäft, welches er in der Folge an einen seiner Freunde 
ganz abtrat. Im Jahr 1855 betheiligte er sich in einer den aus- 
gedehnten Bestand und die Betriebsfähigkeit sehr fördernden Weise 
bei der Maschinenfabrik und Eisengiesserei der Firma Kuhn in Berg. 
Eine besonders glückliche Idee von ihm war auch die Ausführung 
einer bei der in Stuttgart abgehaltenen zwölften Versammlung 
deutscher Naturforscher und Aerzte von seinem Hause veranstalteten 
Ausstellung von Droguen und Chemiealien aus den verschiedensten 
Welttheilen, wobei die Waaren in ihrer Original -Verpackung und 
in ihrer natürlichen Beschaffenheit, gerade so, wie sie von den Bezugs- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 422 - 

platzen kamen, und in ihren verschiedenen Abstufungen zur Anschauung 
dargestellt waren, so dass zugleich Gelegenheit dargeboten wurde, 
die Unterscheidung des Echten und des Verfälschten zu erleichtern. 
In Folge dieser Ausstellung, welche sich der Anerkennung und des 
Dankes aller Sachverständigen zu erfreuen hatte, wurde der Chef des 
Hauses zum Mitglied vieler pharmaceutischen und naturwissenschaft- 
lichen Vereine und Gesellschaften ernannt. Auch sonst erwarb sich 
Jobst durch Errichtung eines Actien -Vereins zur Verbesserung des 
württembergischen Weinbaues, ferner 1846 als Mitglied der K. Ge- 
treide-Commission , welche den Auftrag hatte, Weizen vom Ausland 
herbeizuschaffen, einen bedeutenden Namen. 

Er starb, von dem Könige von Württemberg mit dem Titel 
eines Commerzienraths und Geh. Hofraths ausgezeichnet, von Jeder- 
mann hochgeschätzt, 1859 den 13. September im 74. Jahre seines 
Alters. Seine erste Gattin war Babette Räbel von Nürnberg, die 
zweite Nanny, geb. Klein. Kinder: 

1. Friedrich Carl Ludwig Jobst, Fabrikant, geb. 22. Juli 1814, 

tll. October 1858 in Mailand. Gattin: seit 7. September 

1837 Emilie, geb. Schnabel. Kinder: 

1) Friedrich Heinrich Carl Julius Jobst, Dr. phil., Inhaber 

mehrerer Orden, geb. 19. Juli 1839, Fabrikant, war im 

Jahre 1866 Preisrichter bei der grossen Amsterdam'schen 

Ausstellung und zwar bei der tropischen Abtheilung der 

Botanik; bereiste im November und December 1870 mit 

seinem Freunde Dr. Julius Euting,* jetzigem Kaiserlichen 

Reichs-Bibliothekar in Strassburg, die europäische Türkei, 

die Euting schon früher besucht hatte. 

Gattin seit 1866: Mathilde Henriette, Tochter des 
Kaufmanns in Messina Carl Löffler und der Ernestine, geb. 
Tobler, von St. Gallen. 

* Sohn des Kanzleiraths Franz Euting in Stuttgart und der WUMmim /ViV 
Jerike, geb. Kie recker, geb. 11. Juli 1839. 



Digitized by 



Google 



- 423 - 

2) Clara, geb. 3. Sept. 1852, vermählt mit dem Particulier 
Gustav Zorn, Sohn des Particuliers in Stuttgart Georg 
Zorn, Ritters des Friedrichs-Ordens. 

3) Eiigenie, geb. 15. April 1856, vermählt seit 1877 mit 
Friedrich Raimund Constantin Graf von Degenfeld-Schom- 
burg, Rittmeister und Escadronschef im Dragoner-Regiment 
Königin Olga Nr. 25 in Ludwigsburg. 

IL Carl August Gottlieb Jobst, Bruder Friedr. Carl lAidmg's, 
geb. 3. August 1816, Commerzienratb, verm. mit Julie, geb. 
Schnabel. Kinder: 

1) Emma, geb. 25. November 1846, verm. seit 6. Mai 1873 
mit Dr. phil. Schady in Göttingen. 

2) ttalwina, geb. 22. Juni 1849, vermählt 1871 mit dem 
Bittergutsbesitzer Planck von Planckburg, in Linz, Wittwe. 

3) Friedrieh Carl Alfred, geb. 21. November 1844, Fabrikant, 
renn. 23. April 1867 mit Eugenie Charlotte Louise 
Christiane Josephine, geb. Winter. 

4) Friedrich Carl Max, geb. 15. Februar 1854. 



Digiti 



zedby G00gk 



Eapff. 



In der Registratur des Klosters Adelberg finden sich mehrere 
Andeutungen, dass die Familie Kapff den vormals zum Klosteramte 
Lorch, jetzt zur Gemeinde Yordersteinenberg, O.A. Gaildorf, gehörigeu 
Weiler Kapf* seit langer Zeit inne gehabt hat. Dessen letzter 
Besitzer war: 

Peter von Kapff, der 1481 beim Hofgericht zu Tübingen 
eine Apellationssache hatte und als Stammvater der Familie anzusehen 
ist. Derselbe war Bürger in Schorndorf und verkaufte 1486 laut 
Spitallagerbuch von Blaubeuren den dritten Theil von dem Dorf March- 
bronn an den Spital von Blaubeuren ; er baute unweit seines Stamm- 
hauses eine Capelle zur heil. Maria, welche 1674 noch stand. Nach 
einer Pergament Urkunde vom Gericht zu Salach von 1478 hatte ein 
Hans von Kapff mit einem Peter Schenk von Schorndorf wegen 
Viehtriebsgerechtigkeit einen Process; ob aber Ersterer ein Bruder 
des Peter von Kapff war, ist nicht zu ermitteln. Letzterer hatte 
einen Sohn: 

Thomas von Kapff, geb. 1536, und dieser einen Sohn: 

Hans von Kapff, Bürgermeister in Schorndorf, der sich bei 
Herzog Ulrich von Württemberg in den damaligen drangsalvollen 
Zeiten durch Geldanlehen verdient gemacht hatte und im Jahre 1548, 
als er im Begriff war sich auf seine Güter zu begeben, zwischen 
Winnenden und Backnang von den Feinden meuchlings angefallen 
und ermordet wurde. Sein Leichnam wurde in der Stiftskirche zu 
Backnang beigesetzt. Dessen Sohn war: 

* Sein Stammhaus „Kapffen" wurde von den Oesterreichern verbrannt und er 
inuaste seine Güter an Oestcr reich abtreten. 



Digitized by 



Google 



— 425 — 

Georg Ton Kapff, verm. mit Agnes Bühler. Dessen Sohn: 
Thomas von Kapff, Herzog Friedrichs Kammerjunker, verm. mit 

der Tochter des Bürgermeisters Melchior Breidncr in Schorndorf. 

Dessen Sohn: 

Johann yon Kapff, geb. 25. März 1592, Vogt zu Schorndorf, 
verm. mit Ursula Hirsehmann. Dessen Sohn : 

M. Sixt yon Kapff, geb. 30. Februar 1628, 1660 Pfarrer in 
Urbacb, verm. mit Catharlna Hirsehmann. Dessen Sohn: 

M. Johann Thomas Kapff, Pfarrer in Oberurbach, Stifter des 
Kapff'schen Stipendiums, d. d. 5. Februar 1733, ist kinderlos ge- 
storben. Von seinen 7 Geschwistern stammen die verschiedenen Linien, 
genannt: 

Urbacher-, Sulzer-, Grossbottwarer-, Steinenberger-, Stuttgarter- 
Schorndorfer und Heimsheimer Stamm. 

Ans diesen Stammen werden folgende Descendenten hervorge- 
hoben: 

A) Ulrich David Kapff, geb. 17. Mai 1739, genoss während seiner 
Jugend den Privatunterricht des Vaters und kam nach erstandenem 
Examen in Stuttgart 1752 als Hospes ins Closter Blaubeuren, wo 
er 1754 als Alumnus aufgenommen wurde. Von da gieng er ins 
Closter Bebenhausen 1755, zuletzt nach Tübingen 1757, wo er die 
philosophischen und theologischen Studien absolvirte. Nachdem er 
seit 1762 eine Hofmeistersstelle hn dem Sohn des Grafen von Orten- 
bürg bekleidet hatte, kehrte er 1766 wieder ins Vaterland zurück, 
wurde Vikar in Blaubeuren und Seissen, hierauf 1767 II. Diaconus 
in Göppingen, wobei ihm gleichzeitig die Pfarrei Bartenbach über- 
tragen wurde. 1776 zum ersten Diacouus in Göppingen ernannt, starb 
er 27. Januar 1780 im 41. Jahr seines Alters. 

Seine Gattin war seit 1767 Christiana Eligabetha, Tochter des 
Raths und Prälaten Gottfried Känfelin zu Blaubeuren, welche ihm 
7 Söhne und 3 Töchter gebar, von denen 2 Söhne frühzeitig dem 
Vat^r im Tode vorangiengen. Die übrigen waren: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 426 — 

I. Sofie Dorothea, vermählt mit dem nachmaligen Decan in Reut- 
lingen David Friedrich Cless. 
IL Angnsta Friederike, vermählt mit dem Pfarrer in Herbrechtingen 
Christoph Ferdinand Moser. 

III. Christiana Friederike, geb. 11. Mai 1773. 

IV. Gottfried Ulrich David, geb. 9. Febr. 1768, zuletzt Decan in 
Herrenberg, verra. seit 14. August 1798 mit Eberhardine) 
Tochter des Oberamtmanns Christian Friedrich Hehl in Calw. 

V. Sixt Eberhard, geb. zu Göppingen 4. October 1774, König]. 
Württemb. Staatsrath, Geheimerrath in Stuttgart f 31. Aug. 1851. 
Gattin: Eleonore, geb. Heigelin. 

B) Sixt Gottlieb Kapff, geb. 31. Dec. 1724 zu Gomadingen 
als Sohn des Pfarrers daselbst Sixt Kapff, und der tiottliebin, 
geb. Gräter, studirte Theologie, wurde Diaconus in Marbach 1753, 
dann Professor in Denkendorf 1762, starb 1780. 

Seine Gattin war seit 1. Juli 1753 Friederike Christiane, 
Tochter des Hofkammerraths Joh. Conrad Spring in Stuttgart. Kinder: 

1) Justina Gottliebin, vermählt seit August 1791 mit dem Pfarrer 
in Benningen August Friedrich Pauli, nachmaligem Professor 
in Maulbronn, zuletzt Pfarrer in Mössingen. 

2) Friederike Christiana, vermählt seit 20. Februar 1786 mit 
dem Pfarrer Johann Wilhelm Mohl in Heumaden. 

3) Sixt Gottlieb, geb. 24. December 1754, Advokat. — 

C) Carl Friedrich Kapff, Sohn des Johann Thomas Kapff, Bech- 
nungs-Commissärs in Hausen, und der Helene Catharina, Tochter des 
Vogts von Nürtingen, Gebh. Friedrich Molventer, Enkel des Vogts von 
Grossbottwar Johann Melchior Kapff, war Kaufmann in Stuttgart 
und starb 1773. 

Gattin: seit 11. August 1763: Friederike, Tochter des Com- 
merzienraths in Stuttgart Johann Fricdr. Zoller und der Christine 
Margaretha, Tochter des Lieutenants in Stuttgart Johann Jacob 
Schuhmacher. Sohn : 



Digitized by 



Google 



- 427 - 

Friedrieh Carl Kapff, geb. 22. Juli 1765, Kaufmann in 
Stuttgart, t 22. Mai 1817, verm. mit Dorothea, Tochter des 
Jacob Heinrich Keller, Kaufmanns in Stuttgart. Kapff 
hinterliess 3 Söhne, von denen einer ohne Hinterlassung mann? 
licher Nachkommen starb; die beiden anderen sind: 

I. Heinrich Carl Kapff, geb. 28. October 1800, Kaufmann in 
Stuttgart, Inhaber der heutigen Firma F. C. Kapff. 
Gattin : Augnsta, geb. von Stockmayer, Tochter des Königl. 
Württ. General- Lieutenants von Stockmayer. Söhne: 

1) Carl Kapff, geb. 5. März 1828, Kaufmann. Gattin: 
Mathilde, geb. Chnr. 

2) Wilhelm Kapff, geb. 21. Juli 1832, Kaufmann. Gattin: 
Marie, geb. Bezzenberger. 

II. Carl Friederich Kapff, geb. 7. Januar 1802, Kaufmann in 
Stuttgart und Mitglied des Vorstehercollegiums der Würt- 
tembergischen Sparkasse, vermählt seit 3. October 1826 
mit Victorine Eleonore Henriette, geb. Stückten; starb 9. 
November 1867. Aus seiner mit Kindern reich gesegneten 
Ehe blieb nur ein Sohn am Leben, Paul Kapff, geb. 15. April 
1841, Banquier in Stuttgart und Mitglied des Vorsteher- 
Collegiums der Württembergischen Sparkasse, vermählt seit 
19. Juni 1866 mit Marie Louise, Tochter des t Archiv- 
raths Pistorius, Ritters des Friedrichsordens I. Classe und 
des Oesterreichischen Ordens der eisernen Krone. — 

D) Sixt Jacob von Kapff, Württembergischer Geh. Rath, geb. 
1735, t 1821, Sohn des Johann Melchior Kapff, Pfarrers zu Plüder- 
hausen, und der Euphrosina Catharina, geb. Cotta, Tochter des 
Universitäts-Buchhändlers Johann Georg Cotta zu Tubingen und 
Schwester des 1779 f Kanzlers der Universität Dr. Johann Friedr. 
Cotta, Stifters des reichen Cotta- Kapff sehen Stipendiums. 

Derselbe studirte zu Tübingen die Jurisprudenz, wobei er 



Digiti 



zedby G00gk 



— 428 — 

nebenher den Privatunterricht seines Vetters, des damaligen Repeten- 
ten, nachherigen Klosterprofessors in Denkendorf, Sixl Gottlieb Kapff, 
wie auch seines älteren Bruders, M. Johann Melchior Kapff, nach- 
herigen Pfarrers zu Lorch, genoss. 1757 wurde er J. U. Lt. und 
in demselben Jahre noch unter die Zahl der Hofgerichts-Advokaten 
aufgenommen. Von nun an widmete er sich der juridischen Praxis, 
verband aber damit die Fortsetzung der Theorie, und hielt unter 
besonderem Beifall Privatvorlesungen, darunter eine über römische 
AlterthOmer und Institutionen, welche der damals sich zu Tübingen 
aufhaltende Prinz Johann Carl Ludwig von Pfalz- Zweybrück-Birken* 
feld besuchte. 1761 wurde er ausserordentlicher Rechtslehrer bei der 
Universität zu Tübingen, hierauf Hofgerichts-Beisitzer 1765, Professor 
des Collegii illustris 1766, VII. ordentlicher Rechtslehrer und Beisitzer 
der juristischen Facultät 1767, 1770 rückte er in die VI. ordentliche 
Lehrstelle vor und musste nun nach damaliger Observanz die Bei- 
sitzersstelle bei dem Herzoglichen Hofgerichte nebst der Professur 
des Collegii illustris verlassen, wofür ihm aber 1 780, auf Absterben 
Hofmann 's, das Primariat bei beiden übertragen wurde. 1794 er- 
hielt er von Herzog Ludwig Eugen den Charakter eines Herzogl. 
Geh. Raths und 1804 von König Friedrich als damaligem Kur- 
fürsten die Stelle eines wirklichen Geheimenraths. Als 1806 an 
die Stelle des ehemaligen Hofgerichts das Königliche Obertribunal 
trat, wurde Kapff zum Director desselben und zugleich zum Com- 
menthur des Königlichen Civil -Verdienst -Ordens ernannt. 1817 
erhielt er das Prädicat Excellenz. Im gleichen Jahre noch, als 
das Königliche Obertribunal von Tübingen nach Stuttgart verlegt 
wurde, trat er in Ruhestand: er starb, nachdem er noch 1819 das 
Commenthur- Kreuz des Ordens der Württembergischen Krone er- 
halten, den 18. November 1821 im Alter von 85 Jahren 10 Monaten. 
Seine Gattin war seit Juli 1768 Maria Elisabeths, Tochter 
des J. U. Lt., Herzoglichen Raths- und Hofgerichts-, auch Landschafts- 
Ausschusses- Assessors und Burgermeisters von Tübingen Jacob Hein- 



Digitized by 



Google 



— 429 — 

rieb Dann, welcher Ehe ein Sohn Jacob Friedrich entsprosste, der 
aber in der Blüthe des jugendlichen Alters starb. — 

£) M. Johann Melchior Kapff, Bruder des vorerwähnten Sixt 
Jacob, geb. 1727, Pfarrer in Lorch. Kinder: 

1) Christiane Enphrosine, verm. mit dem M. Schall in Dürrmenz. 

2) Maria Catharina, verm. mit dem Pfarrer M. Heuss zu Neubulach. 

3) Sixt Jacob, geb. 27. Januar 1765, Decan in Pfullingen, in 
Schorndorf, Prälat in Ludwigsburg, t zu Esslingen. Gattin: 
Christina, Tochter des Oberamtmanns Johann Christof Gottlieb 
Pistorius in Göppingen, welcher Ehe 2 Söhne und 4 Töchter 
entspros8ten. 

4) Johann Friedrich Melchior von Kapff, geb. 8. Januar 1769, 
Obertribunalrath, Dirigent des Gerichtshofs in Tübingen, Ritter 
des Kron-Ordens, t 11. Januar 1847. 

Gattin seit 24. Februar 1807 Christiana, geb. Rapp. 
Kinder: 

1) Maria, vermählt mit Prälat, Stiftsprediger und Oberconsisto- 
rialrath Sixt Carl Ton Kapff; dieselbe t 1871. 

2) Sixt Friedrich Jacob Dr. von Kapff, geb. 4. Decbr.1809, Ober- 
kriegsrath a. D., Ritter d. Kron-Ordens I. Kl. mit Krone, des Fr.- 
Ordensl. Kl. etc., vermählt seit 10. Oct. 1839 mit Bertha, 
Tochter des t Oberamtsarzts Dr. Vogel in Saulgau, aus 
welcher Ehe 10 Kinder hervorgiengen. 

a) Bertha, geb. 5. Juli 1840, verm. mit Kaufmann Carl Müller 
in Mannheim, tt 19. März 1874 und 9. Juü 1875. Kinder: 5. 

b) Cornelie, geb. 18. October 1841, verm. mit Julius Heuss, 
Fabrikbesitzer in Moskau. Kinder: 7 Söhne. 

c) Louise, geb. 12. Januar 1843, verm. mit Albert liooschüe, 
Consul a. D. in Bern, Kaufmann und Fabrikbesitzer. Söhne : 5. 

d) Engenie, geb. 2. April 1845, verm. mit Arthur Bohnen- 
berger aus Pforzheim, Gutsbesitzer in Pforzheim, Petersau 
in Rheinbaiern und in Stuttgart. Kinder: 3. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 430 — 

e) Hermann Dr. Kapff, geb. 5. April 1848, Assistenzarzt I. El. 
beim Ulanenregiment in Stuttgart. 

f) Anna, geb. 26. März 1851, verm. mit Gustav Brügemann, 
Kaufmann in Moskau. Kinder: 3. 

g) Johann Friedrich Melchior, geb. 9. April 1853, med. cand. 
in Tübingen. 

b) Clara, geb. 20. Mai 1855. 

i) Sophie, deren Zwillingschwester, verm. mit Max Speidel, 

Kaufmann in Moskau, 
k) Georg Peter, geb. 23. August 1856, jur. stud. in Tübingen. 
3. Sophie Friderike Caroline, geb. 18. Mai 1827, verm. mit Prälat, 
Oberhofprediger und Oberconsistorial-Rath Dr. Carl van Gterdk. 

F) Franz Gottfried Kapff, König]. Württemb. Oberstudien- 
rath, ßedacteur der Feuerwehr-Zeitung, t 20. Juli 1865, 66 Jahre alt. 
Gattin: Lotte, geb. Landerer. 

G) Carl Friedrich Kapff, geb. 2. August 1772, Dekan in 
Tuttlingen, vermählt I. mit Sophia, geb. Landott aus Neuveville, 
Canton Bern; II. mit Caroline Charlotte Christiana, Tochter des 
Obersten von Stnmpe. Söhne: 

I. Sixt Carl von Kapff, (aus I. Ehe) geb. 22. October 1805 
zu Güglingen, Theol. Dr., Pfarrer in Kornthal, Dekan in Mün- 
singen, in Herrenberg 1851, Prälat und Generalsuperintendent 
von Reutlingen, Oberconsistorialrath und Stiftsprediger in Stutt- 
gart, Mitglied der Central-Leitung des Wohlthätigkeits -Vereins, 
Commenthur des Friedrichs- Ordens II. Classe, Bitter des Kron- 
Ordens, vermählt seit 19. Februar 1833 mit Marie Friederike 
Catharine, Tochter des Obertribunalraths in Tübingen Johann 
Friedrich Melchior von Kapff, welche 29. März 1871 gestorben 
ist. Kinder : 

1) Sophie Christiana, geb. 17. Januar 1836. 

2) Marie Beata, geb. 3. October 1838, verm. in Heilbronn 0. 
April 1864 mit Kaufmann Theodor Gaiser. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 431 — 

3) Luise Christiana, geb. 20. August 1841. 

4) Ciara Elisabeth, geb. 30. Jan. 1847, verm. 22. Febr. 1872 
mit Kaufmann Carl Kirchhof er. 

5) Carl Sixt Kapff, geb. 13. December 1833, Oberhelfer in 
Cannstatt, verm. 12. November 1861 mit Friederike Marie, 
geb. Reihlen. 

6) Wilhelm tfottlieb, geb. 31. März 1837, Pfarrer in Bieth. 
II. Eduard Ernst Reinhard Kapff, geb. 26. October 1810, K. W. 

Hauptmann a. D. und amerikanischer Oberst a. D., t 14- Aug. 
1869. Gattin: seit 21. Juli 1850 Johanna Caroline, geb. 
Kranss. 

III. Sixt Ludwig Kapff, geb. 11. Juni 1817, Buchhändler in Tutt- 
lingen, t 1877. 

IV. Franz Martin Kapff, geb. 11. Nov. 1818, Pfarrer in Wilhelms- 
dorf, 0. A. Ravensburg, nun in Grossbottwar. 

H) Sixt Eberhard von Kapff, geb. zu Göppingen 4. October 
1774, Königlich Württembergischer Staatsrath, Geheimerrath in Stutt- 
gart, im Jahre 1831 Chef des Ministeriums des Innern, sowie des 
Kirchen- und Schulwesens; t 31. August 1851. Gattin: Eleonore, 
geb. Heigelin, Wittwe des Pharmaceuten Gaupp in Stuttgart. 

Das Fürstlich Württemb. Dienerbach enthält folgende höhere Beamte des Namens 
Kapff: Joh. Melchior v, Gaiatl. Verwalter 397; Stifts Verwalter 372. — Thom. t\, Vogt 
239 ; — Kapff, (Capf, Capff, Kapf) Gantzlei Advoc. 96 ; Gasten Pfleger 665 ; Vogt 421. — 
CkriHian Dav., Vogt 239. — Christoph Dav., Visitat. 8eoretar 158. — Frid. Theod., Ver- 
waltter 378. — Georg Dav., Cl. Verwaltter 269 ; Registratur 160. — Gott!. Frid., Ampt- 
mann 456. — Joh. Vogt 531. — Joh. Max. Gottlieb, Gl. Pfleger 294 ; Oaistl. Verwaltter 
397. — Joh, Melch., Gaiatl. Verwaltter 602, 617 ; Pfarrer 307 ; Vogt 383 ; 400. — Joh. 
Sigm., Cl. Pfleger 284 ; Cl. Verwaltter 245. — Joh. Thom., Amptmann 336. — Joh. Ulr. 
Cl. Schaffner 834; Vogt 239. — Sixt Jac, Gaistl. Verwalter 397; Pfarrer 607. 618. - 
Theod. Fried., Cl. Pfleger 248. 



Digiti 



zedby G00gk 



Kauila. 



Eine in der Bankwelt wohlbekannte Familie, welcher u. A. : 
Nathan Wolf Kanlla entstammte. Derselbe geb. 1784 in Darm- 
stadt als Sohn des Hirsch Raphael Kanlla, Hofagenten in Darmstadt, 
nnd der Marianne, geb. Levi, widmete sich der kaufmännischen Lauf- 
bahn und vermählte sich im Alter von 20 Jahren 22. August 1804 
mit Lea Kanlla , Tochter des K. K. Österreichischen Kaths und 
Württembergischen Bankiers Jacob Kanlla in Hechingen. Bald nach 
seiner Verheirathung Hess er sich in Stuttgart nieder und trat bei der 
wenige Jahre zuvor errichteten Kurfürstlichen, später Königlichen Hof- 
bank ein. In der Folge als Gesellschafter dieser Bank und zugleich auch 
als Stellvertreter der mit diesem Institut verbundenen Familie Kardia 
aufgenommen, entfaltete er eine hervorragende Thätigkeit. — 

1826 erhielt er den Titel eines Königlichen Kommerzienraths. 
Grosses Verdienst erwarb er sich um das Zustandekommen des Juden- 
gesetzes (25. April 1828), das hauptsächlich auf seine Anregung hin 
sein Freund, der nachmalige Minister von Schleyer, in der Kammer 
durchbrachte. Bei Besetzung' der israelitischen Oberkirchenbehörde 
1831 wurde ihm die Stelle eines weltlichen Vorstehers derselben zu Theil. 
Er starb allgemein hochgeschätzt 1. Februar 1838. Kinder: 
1) Caroline, verm. mit Salomon Mayer Kanlla. 2) Bebeeca, 
verm. Morris Jacob. 3) Henriette, vermählte Simon in Hannover. 
4) Hannchen, verm. Wolfskeehl. 5) Mathilde, verm. Massenbach 
in Bühl. 6) Hermann Kanlla, geb. 1806, Dr. med., ledig f. 7) Leo- 
pold von Kanlla, geb. 22. März 1813, Rechtsanwalt, Obertribunal- 
procurator in Stuttgart, Geh. Hofrath, Mitglied des Vorsteherkollegiums 
der Württembergischen Sparkasse, ist nach dem Tode seines Bruders 
Rudolf an dessen Stelle bei der K. Hofbank getreten. — Gattin : 
seit 20. April 1842 Henriette, geb. Kanlla. — 



Digitized by 



Google 



— 433 - 

8) Rudolf ron Kaulla, geb. 10. August 1814, König]. Würt- 
tembergischer Geh. Hofrath und fast 30jähriger Director der K. Hof- 
bank, Mitglied des Vorsteherkollegiums der Württembergischen Spar- 
kasse, Ritter des Kronordens , Commenthur des Friedrichs-Ordens. 
t 15. Juni 1872 im 58. Jahre seines Alters. 

It. v, Kaulla war ein Mann, dem für das Wohl und die Ehre 
des Landes, wie der Stadt kein Opfer, weder an Zeit, noch an Geld 
zu gross und zu schwer war; wo nur immer ein gemeinsames Werk 
gestiftet oder aufrecht erhalten werden sollte, wo irgend eine gemein- 
nützige Anstalt zu ihrem Fortbestehen der Unterstützung bedurfte, 
da konnte man mit Sicherheit auf ihn zählen, da fehlte er dem Rufe 
nicht. — Hoch und Nieder erwies er sich stets gleich aufmerksam 
und von beiden ward er hochgeschätzt und sein Tod tief betrauert. — 

9) Salonion, f als Gymnasiast. 

Eine Schwester des Seite 433 erwähnten Jacob Kaulla war 
die bekannte mit tiefem Geschäftsblick begabte Carola Kaulla, ver- 
mählte Riefe- Auerbach, welche 1809 starb. Sie war es eigentlich, 
welche die grossen Armee-Pferde-Lieferungen des Mannes betrieb. Eine 
Frau von ungemeinem kaufmännischen Geiste, die in weiteren Kreisen 
Bewunderung fand. Bei Potentaten und Fürsten in hoher Gunst, 
ward ihr selbst vom Kaiser Joseph II. der Grafenstand angetragen, 
den sie indess, da sie dabei wegen ihrer Nachkommen für den ange- 
stammten Glauben fürchtete, ausschlug. Ein gelungenes Porträt von 
ihr befindet sich in der ITawMa'schen Familie; dasselbe stellt sie 
mitten unter ihren Pferden sich befindend dar. Sie hatte 4 Söhne, 
nämlich : 

A) Mayer Kaulla, Hof-Agent, Bankier, geb. 1 757, zu Hechingen, 
t 1823. Gattin seit 1788 Beele, geb. Levi. Kinder: 

I. Esther, geb. 10. März 1797, verm. mit Gutsbesitzer in 
Weikersheim Aaron Pfeiffer. 

II. Jeannette, geb. 1801, verm. in I. Ehe mit Sflsskind Ober- 
Maier, in II. Ehe mit Adolf Benedict in Stuttgart. 

IU.8alömon,Particulier,geb. 17.0ct. 1790(1791), verm. 24. Mai 

9. G+orffii-Qeorgenau, Biographiach-Genealoglsche Blätter etc. 28 



Digiti 



zedby G00gk 



— 434 — 

1827 mit Caroline, Tochter des oben erwähnten Nathan Wolff Kanlla. 
Kinder: a) Emilie, geb. 29. März 1837, vermählt mit Bankier Jacob 
Elzbacher in Köln, b) Anna, geb. 17. März 1839. c) Max Kanlla, 
geb. 21. Juli 1829, Rechtsanwalt, verm. mit Jeannette, geb. Gold- 
schmidt, d) Albert Kanlla, geb. 21. Febr. 1833, Hofrath, Ritter 
des Friedrichs-Ordens, verm. mit Bertha, geb. Stranss. e) August, 
geb. 26. Febr. 1834, Kaufmann in Cöln. f) Wilhelm, geb. 27. Sept. 
1844, Kaufmann in London. 

IV. Raphael, geb. 11. December 1803, Bankier, in Wien ver- 
heirathet. Ein Sohn desselben: 

Ferdinand, verheirathet in Wien mit Fanny, geb. Wertheimer. 

B) Yeit Kanlla, Bankier in Kriegshaber, geb. 1764, K. Bayerischer 
Hoffactor in Augsburg, t 1811. Gattin: Blflmle, geb. Goldschmidt, 
welcher Ehe 2 Söhne und 1 Tochter entsprossten. 

C) Raphael, geb. 1750, Hof-Bankier in München, verm. mit 
seiner Nichte Miehl Kanlla. Kinder: 1) Salonion, geb. 1798. 2) Wolff, 
geb. 1800. 3) Jacob, geb. 1802, lebte in Venedig. 4) Israel 
(Isidor), 5) Magdalena, verm. mit Salomo Hirsch Kanlla in Dann- 
stadt. 6) Sarah, verm. von Hirsch in Wurzburg. 7) Hannah, 
verm. Levi in Venedig. 8) Hindel, geb. 1804. 9) Xannette. 

D) Wolff von Kanlla, geb. 6. August 1768, K. K. Oesterreichi- 
scher Rath und Hofbankier, verm. seit 15. Novbr. 1800 mit der 
Tochter des Hessischen Hofagenten Bing. Söhne: 

1) Josef von Kanlla, geb. 1805, Bankier, Bittergratsbesitzer 
wurde laut Diploms d. d. 29. November 1841 in den Adelsstand 
des Fürstentums Hohenzollern-Hechingen erhoben und starb 3. März 
1876 zu Ulereichen in Bayern, im 72. Lebensjahre, v. Kauüa war 
mit der Tochter des Bankier Hirsch in München vermählt. — Sohn: 

Theodor von Kanlla, geb. 11. Octbr. 1833, K. K. Oester- 
reichischer Rittmeister a. D. — 

2) Salomon Friedrieh KauUa, geb. 1807, Bittergutsbesitzer in 



Digitized by 



Google 



— 435 - 

Oberdischmgen, verm. 5. Dec. 1837 mit Luise,* geb. 26. Januar 1820, 
Tochter des 1842 f Bankiers und Hofraths Marx Pfeiffer. Letzterer 
vermählt I. mit Henriette Kaulla, II. mit Dorothea Kaulla, III, 
mit Panllne Wittersheim. 

Ebenfalls dieser Familie gehört an: 

Salomon Jacob Kaulla, Sohn des Seite 432 erwähnten Jacob 
Kaulla, geb. im Januar 1793, Bankier, Königlicher Hofagent und 
Oberkirchen Vorsteher. — Gattin: Mamie, geb. Kaulla. Kinder: 

1) Caroline, geb. 27. Juli 1817, verm. 1839 mit Rechtsanwalt 
Jul. Jordan, Vetter des Rechtsanwalts, Regierungsraths Isidor Jor- 
dan in Stuttgart. 2) Rebecca, geb. 27. März 1819, verm. 1839 
mit Gutsbesitzer Aug. Cohen, f. 3) Henriette, geb. 21. Mai 1820, 
verm. 1841 mit Geh. Hofrath Leop. von Kaulla. 4) Emilie, geb. 
16. Juli 1821, verm. 1846 mit Domänenpächter Jacobson, f« 5) 
Mathilde, geb. 27. Sept. 1822, verm. 1849 mit Dr. med. Sigmund 
Oppenheimer in Würzburg, f. 6) Eleonore, geb. 5. Juli 1828, 
verm. 1852 mit Fabrikant Franz Mager in Wien. 7) Anna, geb. 
24. März 1830, verm. mit Bankier Jacob Emden in Frankfurt 8) Max 
Kaulla, geb. 3. März 1816, Bankier, verm. mit Rosa, geb. Schnapper. 
9) Robert, geb. 19. Aprü 1827, Particulier. 



»Geschwister derselben sind: ans L Ehe: Henriette, geb. 13. April 1812, verm. mit 
Bankier Biedermann in Wien ; ans II. Ehe : Julie, geb. 29.Dec. 1818, verm. Kusel in Carlsrahe ; 
Helene, geb. 14. Jan. 1821, verm. mit Buchhändler Kugelmann in Paris; Joseph, geb. 23. 
Mai 1822, Großhändler in Wien, verm. I. mit Fanny, Tochter des Bankiers Königewarter 
in Wien; II. mit einer geb. Biedermann; ans HL Ehe: Bosalie, geb. 23. April 1824, verm. 
Dreifuee in Btrassbnrg; Clarieee, geb. 4. Mai 1826, seit 1849 Gattin des Dr. Kaulla in 
Btraasbnrg, deren Sohn: Alfred, Bankier nnd ReaerveUeutenant im Ulanenregiment König 
Karl, L Wnrttemb. Nr. 19; Esther, geb. 23. August 1827, verm. Walkenhauser in Ant- 
werpen; Marie, geb 4. Mai 1830, verm. Schuster in Frankfurt a. M.; Ernst, geb. 14. Mai 
1831, Particulier; Mathilde, geb. 1. Marx 1834, verm. Schwäbeln Manchester; Eduard, geb. 
24. Kov. 1835, Dr. phiL, Schriftsteller, Bitter des Preuss. Kron-Ordens, verm. 12. Sept. 
1872 mit Julie, geb. Kann, geb. 24. Februar 1843, Wittwe des Louis Ferdinand Victor 
Benary in Paris. 



Digiti 



zedby G00gk 



Keller. 

Johann Christoph Keller, Bürgermeister in Stuttgart, wurde 
im Jahr 1582 als Sohn des Herzogl. Württemb. Kammerraths Are- 
gorius Keller und der Margaretha, geb. Rohr, geboren. Nachdem 
er zu Tübingen, Marburg, Jena studirt, einige Jahre zur Erlernung 
der französischen Sprache sich in Frankreich aufgehalten, wurde er 
1620 nach seiner Rückkehr in's Vaterland, in das Stuttgarter Stadt- 
gericht aufgenommen und in der Folge 1620 kleines Ausscbuss- 
Mitglied, 1621 aber zum Bürgermeister dieser Stadt ernannt, als welcher 
er auch 1628 den 24. September starb. — Seine Gattin war: 

Elisabeth, Tochter des Dr. und Kaiserl. Kammergerichts- Ad vo- 
caten zu Speyer Johann Kalten, welcher Ehe 7 Kinder entsprossten. 

Eben diesen Familiennamen führten: 

Georg Heinrich Keller, Dr. theol. und Abt zu Alpirsbach, 
geboren im Jahr 1624 zu Hornberg. Sein Vater Cornelius Keller,* 
f 1638, war Herzogl. Württemb. Vogt von Hornberg (ein Amt, das da- 
selbst schon im Jahr 1521 ein Heinrich Keller inne hatte); die Mutter, 
Anna Maria, stammte „aus dem altberühmten Moser'schen Geschlecht" ; 
der Grossvater, Cornelius Keller, ebenfalls Vogt von Hornberg; die 
Grossmutter, 1581 vermählt, Maria, geb. Beg von Herrenberg, t 12. 
März 1634; der Urgrossvater M. Urban Keller in Stuttgart. 

Georg Heinrich wurde nach Absolvirung seiner theologischen 
Studien und nachdem er längere Zeit vicarirt hatte, zum Stadt- 
Diaconus zu Kirchheim u. Teck ernannt. 1658 kam er als Pfarrer 
nach Derendingen, wobei ihm gleichzeitig die Superintendenz der 
beiden Aemter Tübingen und Bebenhausen anvertraut wurde. Im 
Jahr 1660 wurde er Stadtpfarrer und Special zu Böblingen, hierauf 

• Brüder von ihm waren Johann Burkhard Keller, geb. 1584, hat „Candia and 
ganz Italien durch re int und Ist Anno 1605 zu Venedig gestorben" ; Eberhard Friedrieh, 
Kaufmann, \ 28. Febr. 1635, war verm. mit Agnen, geb. Schlegel von Strassbnrg. 



Digitized by 



Google 



— 437 - 

Professor extraord. TheoL und Superintendent in dem fürstl. Stipendio zu 
Tübingen, auch Abendprediger bei der Stiftskirche daselbst 1 670, wirklicher 
Professor und Decan ebendaselbst 1681. Innerhalb dieser letztern 11 
Jahre seines Berufs bekleidete er 4 Mal das Amt eines Rectors, mehrere 
Male das eines Decans der theol. Facultät, und wurde auch mit der Vice- 
Canzlers-Stelle betraut. Er starb als Herzogl. Württemb. Rath, Probst der 
Stiftskirche zu Tübingen und Abt zu Alpirsbach den 1. October 1702 
seines Alters im 78. Jahre, seines Ehestandes im 49., seines Predigt- 
amts im 50. Jahr. Sein Symbolum war: In te Domine speravi, non con- 
fundar in aeternum. Ein auf seinen Tod gemachtes Epigramm lautet: 
Victa jacet pietas? terras Astraea reliquit? 
Falsum est, in terris dum tua mens habitat. 
Seine Ehegattin war seit 31. Januar 1654 Martha, Tochter 
des Bürgermeisters von Weilheim Christoph Reuchlin. Kinder: 
I. Agnes Verooica, vermählt mit dem Pfarrer zu Oberesslingen 

Johann Conrad Knisei. 
II. Anna Maria, vermählt mit dem Herzogl. Württemb. Hofgerichts- 

Advocaten Christian Bayer, J. U. Lic. 
HL M. Cornelius Keller, geb. 1654, Special und Stadtpfarrer zu 
Leonberg, Blaubeuren, Markgröningen, vermählt seit 12. Mai 
1685 mit Jnliana, geb. Ob recht. 
IV. Christoph Heinrich Keller, geb. zu Kirchheim 25. Januar 1656, 
t 1704, Königlich Polnisch und Churfürstlich Sächsischer 
Hauptmann und Postmeister in Enzweihingen. 
V. Johann Friedrich Keller, geb. 1680, Wachtmeister zu Hohen- 
twiel. Dessen Sohn, Georg Friedrich, war Pfarrer in Stetten. 
VI. Daniel Keller, Herzogl. Württemb. Regierungs-Raths-Cancellist, 

t mit Hinterlassung eines Sohnes. 
VIL Johann Wilhelm Keller, geb. zu Tübingen 3. Januar 1671, 
t Weissach den 5. Januar 1735, M. und Diaconus in Hornberg 
1701, Harrer zu Baltmansweiler 1705—20, Reuth 1720—24, 
Weissach 1724—35, vermählt seit 1701 mit Maria Elisabeth, 
Tochter des Klosterhofmeisters in Lichtenstern Oetinger. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 438 — 

Söhne, von denen Näheres bekannt ist: 

1) Johann Heinrich, geb. Hornberg 6. März 1702, kinderlos 
t 25. October 1775, Decan in Knittlingen. 

2) Philipp Wilhelm, geb. 26. October 1703, Pharmaceut in 
Niederstotzingen. 

3) Hieronvmus Adam, t 1770 als Holländischer Chirurg io 
Rotterdam. 

4) Georg Heinrich Keller, geb. 17. November 1710, Kaufmann 
in Stuttgart, t 13. April 1773 mit Hinterlassung von 3 Söhnen. Seine 
I. Gattin war seit 31. August 1745 Catharina Dorothea Tellier; 
die II. seit 24. April 1760 Justina Dorothea, geb. Speidel. 

Jacob Heinrich KeUer, Sohn des Vorigen, geb. 26. April 1747, 
ebenfalls Kaufmann in Stuttgart, t 30. April 1817, vermählt seit 
27. Sept. 1774 mit Marie Sibylle Dorothea, geb. Schmid. Söhne: 
I. Georg Heinrich, geb. 4. Dec. 1775, Kaufmann und Commercien- 
rath in Stuttgart, starb daselbst 7. Juni 1831. Seine Gattin 
war seit 2. März 1802 Sophie Christiana, Tochter des Kauf- 
manns und Compagnie-Verwandten Christoph Martin Dorten- 
bach in Calw. Söhne: 

1) Georg Heinrich, geb. 30. Juni 1805, Kaufmann und 
Commercienrath in Stuttgart, vermählt seit 14. Mai 1835 
mit Pauline, geb. Stttcklen. Er starb 5. Sept. 1865. 

2) Karl Christoph Keller, geb. 22. Mai 1810, Kaufmann und 
Commercienrath, t 27. Januar 1875. Gattinnen: I. seit 23. 
Juni 1837 Marie Eberhardine, Tochter des Kaufmannsund 
Compagnie-Verwandten Friedrich Dbrtenbach; II. seit 23. 
November 1856 Auguste Sophie, Tochter des Kaufmanns 
Friedrich Karl Kapff in Stuttgart. 

3) Christoph Hermann Keller, geb. 19. Mai 1819, Banquier, 
vermählt seit 26. October 1848 mit Hertha, Tochter des 
Kaufmanns Gottlieb Reiniger. Kinder: a. Hertha Sophie 
Regine, geb. 18. August 1851. b. Marie Luise, geb. 31. 
October 1859, c, Hermann Georg KeUer, geb. 8. März 



Digitized by VjOOQIC 



- 439 — 

1850, Bankier, Premierlieutenant der Landwehr im Grenadier- 
Regiment Königin Olga I. Württ. Nr. 119, verm. 25. April 
187fr mit Anna, Tochter des Postraths Cless. d. Christoph 
Heinrich, geb. 25. Juli 1853, Sec.-Lieut. der Reserve, im 
Dragoner-Regiment I. Königl. Württemb. Nro. 25. e. Karl 
Wilhelm, geb. 22. December 1856. f. Georg Emil, geb. 
3. August 1862. 
II. Friedrich Wilhelm Keiler, geb. 22. Juni 1779, Kaufmann, 
Gutsbesitzer im O.A. Esslingen, f 3. Sept. 1845. 
Gattin: Elisabeth, Tochter des Kriegsraths Rheinwald. 
in. Johann Ludwig, geb. 11. Mai 1781, t im Juni 1848 als 
Revierförster in Rothenberg, Sillenbuch und Hedelfingen, ver- 
mählt seit 1812 mit Christiane Caroline Martz. 

IV. Carl Christian, geb. 16. März 1783, Kaufmann, wanderte nach 
Amerika aus. 

V. Philipp Jacob, geb. 3. Juli 1789, f 4. Oktober 1834, Kauf- 
mann in Stuttgart. — 

Eine weitere Familie, die den Namen Zeller trägt, ist nach- 
stehende, ursprünglich der Reichsstadt Esslingen angehörige: 
Alexander Keller, Zunftmeister in Esslingen. Sohn: 
Alexander Keller, Stadtammann in Esslingen, f 1609. Kinder: 
A. Agnes, vermählt I. mit Caspar Roth, Sohn des Geh. Raths 
in Esslingen ; II. mit Joh. Ernst Flelner, Spitalmeister in Ess- 
lingen. B. Leonhard Keller, f 1629. C. Alexander Keller, 
1 1610. D. Amandas Keller, t 1630: E. Joachim Keller, des 
kleinen Raths in Esslingen, f 1632. Gattin : Catharina, Tochter # 
des Stadtammanns von Esslingen Jeremias MOgling. Kinder: 

1) Katharina Keller, vermählt mit dem Bürgermeister von 
Esslingen Spindler. 

2) Brigitta Keller, verm. mit Seiter von Plattenhart 

3) Alexander Keller, des kleinen Raths, t 1690. 

4) Jeremias Keller, t 1656. Gattin seit 13. Mai 1633 Christina, 
geb, Elsftsser. Kinder: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 440 — 

I. Rosina Keller, Gattin des Dr. Bilger. 

IT. Joachim Keller, des kleinen Raths in Esslingen, t 1710. Gattin: 
seit 16. October 1676 Anna, geb. Barth. Sohn: 
Alexander Keller, des grossen Raths, f 1746. Gattin: Anna 
Maria, geb. Kenner. Kinder: 

1) Marx Keller, geb. 1713, t 1795. 

2) Joachim Keller, des äusseren Raths, 1715 - 1787. 

3) Jeremias Keller, 1720—1763. 

4) Alexander Keller, 1730 — 1808. Sohn: 

Johann Jacob Keller, geb. zu Esslingen 5. August 1 764, 
Pfarrer in Oberifflingen, Diaconus in Esslingen, Pfarrer in Pleidels- 
hoim, f 1832 als Stadtpfarrer in Bietigheim; Gattin: seit 13. Februar 
1797: Marie Susanne, Tochter des augsburgischen Rathsherrn und 
Burger ineisters, späteren badischen Polizeiraths Philipp Adam Benz 
in Karlsruhe. Sohn: 

Heinrich Adelbert yon Keller, Dr. phil., geb. 1812, Professor 
in Tübingen, Verfasser mehrerer sehr bedeutender Werke, Präsident 
des unter dem Protectorat des Königs stehenden literarischen Vereins 
in Stuttgart, Commenthur des Friedrichsordens, Ritter des Kronordens 
I. Classe, Ritter des Niederländischen Ordens der Eichenkrone, Commen- 
thur des E. Spanischen Isabellenordens und Ritter des K. Sicilischen 
Ordens Franz I. Gattinnen: I. seit 24. August 1837 Lotte, Tochter 
des Pfarrers in Beutelsbach Gottfried Heinrich Scholl; IL seit 23. Aug. 
1 858 Sophie, Tochter des f Obertribunalraths t. Weisser. Kinder : 

I. Otto Keller, geb. 1838, Professor in Graz. Gattin: seit 
h 1869 Eugenie, Tochter des Medicinalraths Lenbe in Ulm. 

II. Cornelie Keller. 
III. Hildegard Keller, Gattin des Pfarrers in Breitenholz Paul Stoll. 

Dom auf vorhergehender Seite aufgeführten Alexander Keüer, 
Stadtammann in Esslingen, ist im Jahre 1595 folgender Wappen- 
brief verliehen worden : 

„Ich Samson Hertzog Reiser! icher Comes Palatinus vnd des 
Heiligen Reichsstatt Esslingen Rath vnd Aduocat Bekenne öffentlich 



Digitized by 



Google 



- 441 — 

mit diesem brieff, vnd thue kunth allermeniglich, Demnach weilant 
der allerdurchleuchtigst, grossmächtigst vnd vnüberwündtlicbst Fürst 
vnd Herr, Herr Maximilian der ander. Römischer Keiser, Zu allen 
Zeiten mehrer dess Reichs, mein allergnedigster Herr, hochlöblichster 
vnd miltester gedechtnns, aass sondern gnaden, mir vnder andern stat- 
lichen begnadungen vnd Priuilegien (als Notarion zucreirn, Bastard vnnd 
vnehliche zu legitimirn, Vormund : vnnd Einkindschafften zu confirmirn, 
verleümbde vnnd ihrer ehrn mit oder one Recht entsetzte personen 
zu restituirn etc.) auch allergnedigst verliehen vnd macht gegeben hat, 
Dass Ich ehrlichen redlichen Leüthen einem ieden nach seinem stand 
vnd wesen, Zeichen, auch wapen mit Schildt vnnd Helm geben vnd 
verleihen möge, wie Irer Maiestat darüber verfertigter Keiserlicher 
brieff aussweiset, von wort zu wort also lautend: Wir Maximilian 
der annder von Gottes gnaden, Erwöhlter Römischer Keiser Zu allen 
Zeiten mehrer des Reichs etc. bekennen öffentlich mit diesem brieue 
vnnd thun kunth allermeniglich, Als wir hieuor vnnsern vnnd dess 
Reichs lieben getrewen Samson Hertzogen, vmb seiner erbarkeit, 
redlicheit vnnd erfahreuheit willen, auch aus andern vnns darzu 
bewegenden vrsachen, in die ehr vnnd würde vnnserer Keiserlichen 
Pfaltz: unnd Hoffgraven, Zu Latein Comites Palatini genannt, erhöhet, 
gewürdigt vnnd gesetzt, wie solches vnser Kaiserlicher Begnadungs- 
brieff inn Latein darüber verfertigter aussgangen, dessen anfang also 
lautet, Maximilianus secundus diuina fauente dementia Electus 
Romanorum Imperator semper Augustus etc. vnnd sich endet, Datum 
in ciuitate nostra Vienna, Die vigesima octaua Mensis Martii, Anno 
Domini MDLXXII, Regno'rum nostrorum Romani Dcciino, Hungarici 
nono, Bohemici vero vigesimo quarto, mit mehrerm auss weiss t etc. etc. 
Vnnd aber ich angesehen vnnd wahrgenommen solch tugent erbar: 
vnnd redlicheit, damit der ehrnuest, fürsichtig vnnd weiss Herr 
Alexander Keller von Esselingenn, Raths: vnnd Gerichtsuerwandter 
daselbst berhümt, dass er auch Irer Mayestät vnnd dem heiligen Reich 
künfftiger Zeit getreue nützliche dienst, darzu er sich dann gantz 
guetwillig erpeut, wol thun mag vnnd soll. So hab Ich darauff mit 



Digiti 



zedby G00gk 



- 442 — 

guettem zeitigenn Rath vnnd Rechter wissen, inn crafft meines ha- 
bendenn Gewalts vnnd Keiserlicher Freiheit, der aller besten, be- 
ständigsten weiss, mass vnnd form, wie es immer crafft vnnd macht 
haben soll vnnd mag, Demselben Herrn Alexander Keller, auch 
seinen ehelichen Leibserben, Vnnd derselben Erbenserben, für vnnd 
für inn ewige Zeit, dise nachgeschriebene Zaichen, anch wapen vnnd 
Cleinot mit Schilt vnnd heim : Mit namen einen roten oder Rosinfarben 
Schilt, darin Zwerch vonn dem hindern obern inn das vorder Vnndereck 
Schilts ein Schlüssel, seiner natürlichen eisenfarb, den barth vber sich 
kerennd, erscheint. Auff dem Schild ein Stechhelm, daraoff für sich 
aufrechte, mit einem langen braunnen Knebel: vnd sonst gestutzten 
spitzigen parth, ein Manssbild halb biss vnder den gürttel, inn einem 
rotten oder rosinfarbenn engen, vnnd vornen herab inn Silberinn 
knöpfflin beschlossnen Kleid, (die Helmdeckin rot vnnd weiss vonn 
sich gebend) Mit weissen am kragenn vnnd ärmelnn vberschlägen, 
auch inn der waich mit einer gelbenn oder guldin fliegenden binden 
vmbgürttet: Habend auff seinem haupt einen roten oder Rosinfarben 
zugespitzten, vnd hinder sich gebognen heidnischen huett, mit einem 
silbern Stülp vnnd guldin quast : Beide hännde stracks vber sich vnnd 
inn ieder einen Schlüssel, (dessen barth vom Mann gekert) haltendt: 
Als dann dieselben wapen vnnd Cleinot inn diesem gegenwerttigen 
brieff gemahlet, vnnd mit farbenn aigentlich aussgestrichen seind, 
Souil den heim vnnd andere wapensfreiheiten anlanngt, vonn newem 
verliehen vnnd gegeben, Denselben auch seine Ehliche Leibserben, vnnd 
derselben Erbennserben, für vnnd für inn ewig Zeit, also wapenns: 
vnnd Lehenns genoss gemacht, goschöpfft, erhebt, vnnd thue solches 
alles in crafft ditz brieffs, Also dass gedachter Herr Alexander 
Zetter, auch seine eheliche Leibserbenn, Vnnd derselben Erbennserben, 
solche Zaichenn, Wapen vnnd Cleinot, auch Schilt vnnd Helm, für vnnd 
für inn ewig Zeit haben, füehren, vnnd, derenn inn allen vnnd ieden 
redlichen Sachen vnnd gescheuten zu schimpff vnnd Ernst, inn Streiten, 
Kempffenn, Gestechen, Gefechten, Veldtzügenn, Panirn, Getzeltenn, 
Auffschlagenn, Insigeln, Pittschafften, Cleinoten, Begräbnüssen, vnnd 



Digiti 



zedby G00gk 



— 443 — 

sonnst ann allen ennden vnnd ortenn, nach Ihren notturfffcen, willen 
vnd wolgefallen gebrauchen, Darzu auch alle vnnt iegliche gnad, 
freiheit, ehr, würde, vortheil, Recht vnnd Gerechtigkeit, mit ämptern 
vnnd Lehenn, Geistlichen vnnd weltlichen znhabenn, zuhalten vnnd 
zutragenn, mit anndern der Eeiserlichen Maiestat vnnsers allergnedigsten 
Heims, vnnd des heiligen Reichs Lehenns vnnd Wapens genossleüthenn, 
Lehen vnnd all anndere Gericht vnnd Recht zu besitzen, Vrtheil zu 
schöpfen vnnd Recht zu sprechen, vnnd des alles theilhafftig, würdig, 
entpfenglich vnnd darzu tauglich, schicklich vnnd guet sein, inn 
geistlichenn .vnnd weltlichenn Stenden vnnd Sachenn, vnnd sich dess 
gebrauchen vnnd gemessen sollen vnnd mögen, als anndere Irer 
Maiestät vnnd des heiligen Reichs Lehenns vnnd wapenns genoss- 
LeQthe, solches alles haben vnnd sich dessen frewen vnnd geniessen, 
vonn Recht oder Gewonheit, vonn allermeniglich vnuerhinndertt. Doch 
anndern die villeicht der obberürtenn Wapen vnnd Cleinoten gleich- 
führten, ann iren Wapenn vnnd Cleinoten oder Rechten vnschädlich. Mit 
vrkunth ditz brieffs, den Ich mit aigner hand vnderschrieben, vnnd meinem 
Palatinat Insigel besigelt. Gegeben zu Esselingen den driten Monats- 
tag Junij, Nach Christi vnnsers Lieben Herrn vnnd Seligmachers 
geburt , im fünfftzehenn hunndert vnnd fünff vnnd neuntzigsten Jare. 
Samson Bertzog S. Lateran. Pal. aulaeque C®s. et Imperial. 
Consistorij Com. Palatinus scripsit.« 

Ebenfalls diesen Familiennamen führten: 

Friedrich Heinrich Keller, Herzogl. Württemberg. Kriegsrath 
und Oberst-Lieutenant, Commandant in Tübingen, zuletzt Oberamt- 
mann in Merklingen. Sein Vater, Johann Heinrich Keller, war 
Vogt von Laufen; der Grossvater, Philipp Keller, Kanzleiverwandter 
zu Stuttgart; die Grossmutter, Beatrix, Tochter des Kastkellers 
daselbst, Matthäus Aulber, Sohns des Kanzlei-Advocaten in Stuttgart. 

Derselbe vermählte sich erstmals mit Maria Magdalena, Tochter 
des Forstmeisters in Schiltach Joh. Budolph von Gemmingen; zum 
zweitenmale mit Maria Magdalena, Tochter des Prälaten in Maul- 
bronn Johann Zeller« Söhne: 



Digiti 



zedby G00gk 



- 444 - 

I. Rudolf Heiiirich, Hauptmann. IL Johann Friedrich, Land-Re- 
novator und Tricesimations- Verwalter. III. Johanu Christof, M. und 
Stadtpfarrer zu Bottwar. IV. Johann David von Keller, Fürstlich 
Württemb. Hofrath, Erb- und Gerichtsherr auf Stetten, vermählt mit 
Maria Christina, Tochter des Consistorial - Direktors Joh. Scheffer 
(nach anderen Angaben mit Mathilde Buoff). — 

Christof Dieterich ron Keller, geb. 1699 25. Nov., Erb- 
und Gerichtsherr auf Stetten, fürstl. Sachsen-Gotha- und Württem- 
bergischer wirklicher adelicher Geheimer-Rath und Staatsminister. 
Derselbe wurde als Herzogl. Württemb. Gesandter am K; K. Hofe zu 
Wien 14. Sept. 1737 in den Adelsstand erhoben und stammte, wie 
das Adels-Diplom angibt: ,,aus einer im Herzogthurae Württemberg 
bereits seit vielen Jahren in gutem Ansehen gestandenen Familie." 

Von seinen hinterlassenen Söhnen erlangte der ältere, Dorotheas 
Ludwig Christoph Graf von Keller, K. Preussischer bevollmächtigter 
Minister und ausserordentlicher Gesandter am K. K. Hofe zu Wien, 
den Grafenstand den 29. Nov. 1789, während der Jüngere, Ludwig 
Friedrich Heinrich Ferdinand Freiherr von Keller, K. privileg. 
Landrath des Mansfelder Kreises a. D., der Stifter der jüngeren den 
freiherrlichen Titel führenden Linie des Geschlechts wurde. 

Dm Fürsttich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Keller: Met. Christoph v., Geh. Regim.Rath 26.; Geh. Secretar. 33, 70; 
Stattschreiber 437. - Albr., Vogt 356. — Andr., Pfarrer 613. — Christoph, Keller 277, 
569. — Christoph Diet., Geh. Secretar 44; Gel. O.Rath 66. — Christoph Fried., Vogt 510. 

— Cornel., Keller 453 ; 8chultheiss 423 ; 8peciat 478 ; Vogt 452, 459 ; Vorstmalster 528. - 
Eberh., Decan 396. - Eberh. Dav., Geistl. Verwalter 381. — Erasmus, «.Pfleger 261. - 
Ernst Vrh., Abt 289; Geistl. Conaist Rath 139; Pfarrer 474, 610; 8tifftsPrediger 545. - 
Frid. Heinr., Amptmann 292 ; Hauptmann 367, 574. — Georg Christoph, Keller 405. — 
Georg Heinr., Abt 244; Decan 395. — Greg., Cl. Pfleger 261; Stifft* Verwalter 463; Vogt 327. 

- Hans, Vogt 394. — Hans Heinr., Ambtmann 325. — Heinr., Vogt 458. — Jae., Oastkeüer 
193. — Joh., Castkeller 553; Cl.Hofmeister 348; Vogt 615, 540, 675. — Joh. Burckh., Ampt- 
mann 292; Cl.Pfleger254; Vogt 282, 427, 464. — Joh. Christoph, Amptmann 292; aPfleger 
270; CraysSecretar 32; Geh. Secretar. 31 ; Geistl. Verwaltter 425 ; Pfarrer 384, 400 ; Stiffts- 
Pfleger 496: Vogt 495. — Joh. Heinr., Amptmann 431 ; Rays. 8chultheiss 599; Vogt 473.- 
Marl , Probst 543; Vorstmeister 188. — Melch., Vogt 531. — Seb., CLHofmeister 350, 
354; Cl.Pfleger 355 ; Vogt 515. — Simon, Geh. Secretar 30. — Urb Em., Cantalei- 
Advoc, 95; RcnthCh.Secretar 1.0; Vogt 403. — Wernher, Geh. Secretar 30; Vogt 477. 



Digiti 



zedby G00gk 



E e p p 1 e r. 



Johann Keppler, einer der grössten und berühmtesten Ma- 
thematiker aller Zeiten, wurde den 27. December 1571 zu Weil der 
Stadt geboren, woselbst sich seine, einst von Kaiser Sigismund in den 
Ritterstand erhobene Familie, welche sich auch Kepner, Keppner 
schrieb, zu Anfang des XVI. Jahrhunderts niedergelassen hatte. 
Der Einfluss der Kepplerlschen Familie daselbst bewirkte hauptsächlich 
den raschen Eingang der Reformation, in Folge welcher Weil die Stadt 
gegen Ende des XVI. Jahrhunderts nur noch etwa gegen dreissig 
katholisch gebliebene Familien zählte. 

Leider gelang, als Keppler's Vorfahren Greise geworden, auch 
ihre Nachkommen sich nach anderen Gegenden zerstreut hatten, die 
Gegenreformation , an deren Spitze der berühmte und gelehrte Dr. 
Johann Baptist Fikler*, der erste Instructor des Herzogs Max von 
Bayern, stand, so vollständig, dass die Stadt im XVII. Jahrhundert 
wieder vollständig zum Katholicismus zurückgekehrt war. 

Der Vater Johanns, Heini ich Keppier, stand 1574 als Söldner 
unter Herzog Alba, kehrte in der Folge wieder in seine Vaterstadt zu- 
rück, verlegte seinen Wohnsitz nach Leonberg, ging 1576 abermals als 
Söldner nach Belgien, wo er einst Gefahr lief gehängt zu werden, 
versah 1589 unter dem Grafen Lodron die Hauptmannsstelle im 
Seekriege der Neapolitaner gegen Anton von Portugal, welcher die 
canarischen Inseln belagerte, und starb, eben im Begriff mit seinem 

* Ein Neffe von ihm war Johann Michael Fikler, Jur. Dr., Kammergericht*- 
Advocat und Procurator in Speyer, der Stifter der bekannten FikUr'Bchen Stiftung, d. d, 
14. Augnat 1586. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 446 — 

Fähnlein ins Vaterland zurückzukehren, in der Nähe von Augsburg; 
die Mutter Katharina war eine geb. Guldenmann, deren Base zu 
Weil als Hexe hingerichtet wurde ; der Grossvater, Sebald Keppler, 
hoch angesehener Bürgermeister der freien Reichsstadt Weil (hinter- 
liess 12 Kinder); die Grossmutter Katharina, geb. Müller, Enkelin 
des reichen Midier in Marbach am Neckar „Reichsmiiller" genannt; 
der Urgrossvater, Sebald Keppler, „Vilam concessit" 1520, soll 
namentlich in dem Kriege CarVs V. und Franz I. Lorbeeren er- 
rungen haben (von seinen Söhnen, er hatte 9, waren ebenfalls einige 
im Felde), auch wurde ihm nebst seinem Bruder Daniel im Jahr 1563 
vom Kaiser das althergebrachte Familienwappen bestätigt ; der Urur- 
Grossvater, Sebald Keppler, wurde Bürger in Nürnberg und sass 
daselbst «eine lange Zeit als Buchbinder in guttem Leumutth häuslich 
und häbig» ; der Urur-Urgrossvater , Caspar Keppler, Kaiserlicher 
Hofpoststallraei8ter zu Worms, rüstete als solcher die prächtige 
Gesandtschaft nach Spanien aus, welche Maximilian I. an seinen 
Sohn Philipp schickte ; der Vater der letztgenannten endlich, Friedrich 
Keppler, ward mit seinem Bruder Heinrich auf der Tiber- 
brücke zu Born zum Bitter geschlagen. 

Was die Aufgabe des Adels in der Keppler sehen Familie 
anbelangt, so rührt dieselbe von dem ebenerwähnten Urur- Gross vater 
Johanns her, indem derselbe, als er ein bürgerliches Gewerbe ergriff, 
seinen Namen änderte, und da damals das Vorurtheil bestand, dass 
die Arbeit entadle, sich auch nicht mehr des adeligen Prädicats 
bediente. Denn «der verarmte Ritter schämte sich, den edlen Namen 
seiner Vorfahren durch eine Handthierung zu beflecken und änderte ihn.» 

Obgleich Johann sich nie des adeligen Prädicats bediente, 
konnte er sich doch, wenn ihm Adelsstolz hochmüthig entgegentrat, 
sehr wohl desselben erinnern. Als Beweis hiefür mag Folgendes 
dienen : Einst schrieb an ihn Graf Vincenz Blanchus aus Venedig, 
er danke täglich Gott, dem Höchsten und Besten, dass er ihn aus 
einer alten und ritterlichen Familie entspringen Hess und dass Kaiser 
Sigismund alle rechtmässigen Angehörigen seiner Familie mit dem 



Digiti 



zedby G00gk 



— 447 — 

Grafentitel geschmückt habe. Keppler antwortet ihm mit feiner 
Ironie: „die Philosophie selbst, welche bis jetzt bei mir im bürger- 
lichen Kleide wohnte, hat hente auf die Nachricht hin, zu welch 
hochadligem Manne sie mir als Botin dienen sollte, ein vornehmeres 
Gewand angezogen. Denn auch in mir hat Kaiser Sigismund einen 
adeligen Geist erweckt. Er hat, wie mir überliefert wurde, einen 
meiner Ahnen Friedrich, zugleich mit dessen Bruder Heinrieh, unter 
andern schwäbischen Reitern, die in seinem Gefolge waren, 1430 
auf der Tiberbrücke zu Born zum Bitter geschlagen. (Später urkund- 
lich erwiesen.) Durch Dürftigkeit sanken jedoch meine nächsten 
Vorfahren schon seit etwa 100 Jahren zu Kaufleuten und Hand- 
werkern herab." 

Als ächte Reichsstädter waren Keppler's Vorfahren von kriege- 
rischem Charakter. 

Denn die Reichsstädte wussten, da sie als Mittelpunkte der 
Gewerbs- und »Handelstätigkeit zu höherem Wohlstande gelangten, 
sich auch das Waffenrecht u. A. zu erwerben, welches zuerst die 
Stadt Worms anno 1073 von Kaiser Heinrich IV. für geleisteten 
treuen Beistand erhielt. Dieses Recht aber erregte bei Fürsten und 
Adeligen grosse Eifersucht und führte in der Folge zu häufigen 
Fehden mit den Städten. 

Jeder, welcher als Bürger aufgenommen wurde, sich ver- 
heirathete oder ein selbstständiges Gewerbe zu treiben anfing, musste 
mit „Wehr und Harnisch" versehen sein, und keiner durfte ohne 
besondere Erlaubniss in fremde Kriegsdienste treten, der Verkauf 
der Waffen aber war bei schwerer Strafe verboten. Den Oberbefehl 
über die gesammte städtische Wehrmannschaft führte der Bürger- 
meister oder ein eigener Stadthaüptmann (capitaneus) ; das Stadt- 
banner trug einer der Rathsherren. Wer das Bürgerrecht (z. B. in 
Ulm) erhielt, musste geloben, der Stadt zu wachen mit einem Harnisch 
und wer einen solchen nicht besass, konnte weder das Marktrecht 
noch das Zunftrecht erlangen. Jeder musste schwören, seinen 
Harnisch weder zu verpfänden, noch zu verkaufen und Niemand 



Digiti 



zedby G00gk 



— 448 — 

durfte ihn als Pfand annehmen oder etwas darauf leihen; auch 
wurde alljährlich eine Harnischschau veranstaltet. Wer gedenkt 
dabei nicht der Spartaner, die nach einer Schlacht entweder mit 
oder auf dem Schild zurückkehren mussten. 

Johann selbst, der sich stets ohne Adelsprädicat unterzeich- 
nete, widmete sich Anfangs dem Studium der Theologie, absolvirte 
die Klosterschulen, bezog die Universität Tübingen, wurde 1588 
Baccalaureus und errang 1591 den II. Platz (den I. erhielt Brenz, 
Enkel des Reformators) in der Magister würde. Nun aber verliess 
er die Theologie und schon 1593 treffen wir ihn als Professor der 
Mathematik und Moral am Gymnasium zu Grätz, welch erstere Wissen- 
schaft sammt der Astronomie er schon in Tübingen mit grosser 
Vorliebe getrieben hatte. Während des damaligen Kalenderstreits 
trat Keppler auf Seite des neu einzuführenden Kalenders. An seinen 
Lehrer Mästlin in Tübingen, der gegen die eigene Ueberzeugung 
auf die Seite des alten Kalenders trat, schrieb Keppler, „Gleich- 
förmigkeit in der Zeitrechnung gehört zur Zierde des Landes. Es 
ist eine Schande für Deutschland, wenn es allein diese Verbesserung 
entbehren will." Keppler war ein entschiedener Christ, der durch 
seine reichen Kenntnisse nicht von Gott weg, sondern zu Ihm hin- 
geführt wurde. Sein grösstes Werk schloss er mit den Gebetworten: 

»Ich sage Dir Dank, Herr und Schöpfer, dass Du mich erfreut 
hast durch deine Schöpfung, da ich entzückt ward über die Werke 
deiner Hände. Ich habe den Ruhm deiner Werke den Menschen 
geoffenbaret, soweit mein beschränkter Geist deine Unendlichkeit 
fassen konnte. Ist etwas von mir vorgebracht worden, das deiner 
nicht würdig ist, oder habe ich eigene Ehre gesucht, so verzeihe 
mir es gnädiglich!« Seines Glaubens wegen konnte er sich zu 
Grätz nicht heimisch finden, auch wurde er durch den fanatischen 
Glaubenseifer des Erzherzogs Ferdinand mit Hinterlassung seiner 
Guter von da vertrieben. Der Erzherzog hatte zu Loretto der heiligen 
Jungfrau geschworen, die Protestanten mit Rumpf und Stumpf aus- 
rotten zu wollen. „Wer Luther' s Bibel Host," schreibt Keppler 



Digitized by 



Google 



— 449 — 

„wird der Majestätsbeleidigung angeklagt und geht seiner Güter 
verlustig." Zwar waren ihm die Jesuiten seiner Kenntnisse wegen 
wohl gewogen, allein er machte durchaus keinen Hehl daraus und 
bezeugte, „ich bin ein Christ, ich habe die augsburgische Confession 
aus dem elterlichen Unterricht, aus oft wiederholter Prüfung, aus 
täglichen Uebungen in Versuchungen geschöpft; ihr hange ich an, 
heucheln* habe ich nicht gelernt !" 

Er lenkte nun seine Schritte nach Ungarn 1598 und, da ihn 
2 Jahre später der berühmte Tycho de Brake, der indess Keppler 
an Talenten weit nachstand, nach Prag einlud, um gemeinsam astro- 
nomische Messungen anzustellen, so folgte er dieser Einladung. Hier 
ward er in der Folge von Kaiser Rudolph II. zum Kaiserl. Mathe- 
matikus, Hofastronomen, jedoch ohne bestimmten Gehalt ernannt, was 
ihn noch zum Studium der Mediän als Brodstudium nöthigte. 

16 12 folgte er einem Rufe nach Linz, wo ihn der Super- 
intendent Hitzl&\ ein Württemberger, verketzerte; 1613 finden wir 
ihn im Gefolge des Kaisers nach Regensburg; 1626 aber im Dienste 
des berühmten Herzogs von Friedland, Wallenstein, mit dem haupt- 
sächlichsten Aufenthalte in Sagan. 

% 1621 eilte er, da seine Mutter Katharina als Hexe angeklagt 
war und eben im Begriffe stand verurtheilt zu werden, 70 Meilen 
weit zu ihrer Verteidigung nach Hause herbei , und errettete diese 
unter Anwendung seiner ganzen Geistesschärfe vom gewissen Tode. 

Als endlich 1630 der Kaiser auf den Reichstag nach Regensburg 
zog, eilte Keppler dahin, um diesen an die Bezahlung seines rückstän- 
digen längst verdienten Gehaltes zu erinnern, starb indess daselbst von 
den Mühen der Reise entkräftet den 15. November des genannten 
Ja'.ires im 60. Jahre seines Alters und wurde auf dem Gottes- 
acker zu St. Peter beigesetzt. 

Das ganze Leben hindurch waren Noth urd Sorge seine Be- 
gleiter. Was seine unschätzbaren astronomischen Entdeckungen 
betrifft, so wurde durch ihn das Kopernikanische System bestätigt, 
das wahre Gesetz der Schwere aufgeschlossen, die Dioptrik zur 

v. (itorgii-Oeorgtnau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 29 



Digiti 



zedby G00gk 



- 450 — 

Wissenschaft ausgebildet und die bis dahin von ihrem Erfinder geheim 
gehaltene schwere Theorie der Logarithmen u. s. w. und vieles andere 
noch bekannt gemacht. 

Nur mit Müho konnte sein Grabstein in Regensburg aufgefunden 
werden. Die Inschrift auf demselben, die er sich selbst gewünscht, 
lautet in Deutsch übersetzt, ungefähr folgendermassen : 
Himmel mass ich zuvor, 

Nun mess ich Schatten der Erde: 
Himmlisch war ja der Geist, 
Erde bedeckt nun den Leib ! 
»Nächst Schiller ist Keppler der grösste Genius, den Würt- 
temberg hervorbrachte.« 

Ein Schwabe ohne Menschenscheu, 
Dem Vater lande furchtlos treu, 
Ein Geist voll klarer Wissenschaft, 
Ein Herz bewährt in Glaubenskraft, 
Das Aug im Flug zum Sternenlicht, 
Dem Freund ein holdes Angesicht, 
Ein Fürst des Geistes, stark und mild: 
So glänzt uns unsres Keppler' $ Bild. 
Im Jahre 1808 wurde ihm zu Regensburg, im Jahre 1870 
zu Weil der Stadt, seiner Geburtsstadt, ein Denkmal gesetzt. 

Die erste Gattin Keppler' s war Barbara Müller von Mühleck, 
»eine Tochter des Ehrsamen und fürnemben Meister Jobst Müller 
zu Gessendorf sesshaft,« welcher das Schlösschen Mühleck besass; 
die zweite Susanna, geb. Rettinger (oder Reitinger) , damals erst 
12 Jahre alt, von Efferding. Kinder: 

I. Susanna, geb. 1602, vermählt erstmals 1630, 5. März mit 
Jacob Bartsch, Med. Dr., Keppler' 's astronomischem Gehülfen 
in Sagan, welcher nach vier Jahren an der Pest starb; zum 
zweitenmale mit einem Martin Killer. 
U. Cordula, geb. 1621. 

III. Anna Maria, geb. 1630. 

IV. Ludwig Keppler, geb. 1607 21. December, Med. Dr. in 
Königsberg, vermählt erstmals zu Königsberg 2. Januar 1640 



Digitized by 



Google 



— 451 — 

mit Maria, geb. Reimer (nach anderen Angaben mit r Anua 
Benner«); zum zweitenmale mit Anna Thornhaken. Er starb 
1663 in Regen8bnrg. 
V. Sebald, geb. 1619. 
VI. Fridmar, geb. 1623. 
VII. Hildebert, geb. 1625. 

Von den Geschwistern Keppler s finden sich folgende verzeichnet: 
I. Margare tha, vermählt zu Leonberg 16. October 1608 mit 
Georg Binder, Pfarrer in Heumaden 1609 — 20, in Kosswälden 
1620 — 35. Der Letztere heirathete nachmals 1616, Susanna, 
Wittwe des Joh. Schüler, geb. zu Göppingen 1554, Pfarrers 
in Hagelloch 1576, Stadtpfarrers in Stuttgart, Decans in Kirch- 
heim 1586-1614. 
II. Heinrich Keppler, kränklich, kam im Jahre 1587 zu einem 
Tuchscherer in die Lehre; entfloh 1589 nach Oester reich, gieng 
1591 in die Türkei; begab sich sodann nach Wien und 1592 
wieder nach Weil der Stadt; 1593 nach Mainz, Strassburg, 
Belgien und kehrte verarmt nach Hause (Leonberg) zurück. 
III. Christof, Zinngiesser in Leonberg, Trillmeister, dann Lieutenant 
bei der Landmiliz, Gerichtsverwandter; Spitalmeister in Leon- 
berg; vermählt Eltingen 3. März 1612 mit Katharina 5 Tochter 
des Caspar Wendel, Schultheissen daselbst. 
Noch im Jahr 1868 lebte ein Nachkomme der Keppler 'sehen 
Familie, Gottlob Kepler, als ßothgerber in Leonberg. 



Das Fürstlich Württembergische Diener buch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Keppler, (Käppier, Kappeier): Peter, Vogt 407. — SeboJd , Stadtschreiber 
366; Vogt »86, 526. 



Digiti 



zedby G00gk 



Kern er. 

Justinus Kerner, einer der besten lyrischen Dichter seiner Zeit, 
wurde den 18. September 1786 zu Ludwigsburg geboren als jüngster 
Sohn des dortigen Oberamtmann? und Regierungsraths Kerner, und 
einer geb. Stockmayer, deren Vater* Oberamtmann in Weinsberg, 
Stadt-Oberamtmann in Stuttgart, nachmals Kammerprocurator in Stutt- 
gart gewesen ist. 

Er entstammte einem Kärntnischen Geschlechte, welches in der 
Person des ältesten Stammvaters Michael, Kaths und Finanzbeamten 
des Kaisers Maximilian, von Letzterem in den Adelsstand erhoben wurde, 
unter gleichzeitiger Ertheilung des noch heute von der Familie ge- 
führten Wappens. 

Wir geben in Folgendem als Beitrag zur üfcrw^r'schen Familien- 
geschichte einen Auszug aus Just. Kerner s »Bilderbuch aus meiner 
Knabenzeit,« Braunschweig 1849: 

»Die Nachkommen, unbegütert und meistens im Dienste der 
Kirche und des Staats, machten von dieser Kaiserlichen Gnade keinen 
Gebrauch. Michaels Söhne, von denen der ältere Michael, der jüngere 
Balthasar hiess, hatten sich dem geistlichen Stande gewidmet, aber 
das Licht der Reformation lockte sie zu Luther nach Wittenberg. 
In ihr Vaterland zurückgekehrt, suchten sie den lutherischen Kate- 
chismus einzuführen, wurden aber von da vertrieben, flohen nach 
Württemberg, und der ältere Michael, von dessen Linie Jastinus 
abstammt, wurde Prediger und Rector zu Schwäbisch Hall, der jüngere 

* Eine «weite Tochter desselben verm&hlte sich mit dem vormals Erlsngi- 
schen Professor, nachherigen Stuttgarter Reglerungsrath Elsätter. Ein Sohn ans dieser 
Ehe widmete sich der Heilkunde nnd wurde ein sehr geschätzter Arzt und Schriftsteller 
im Fache der Augenheilkunde und starb 1813 zu Neustadt a. d. Linde. Ein Sohn des Letzt- 
ge nannten ward die Zierde der vaterlandischen Aerzte. Eine Schwester des ebenerwihn* 
ten Augenarztes El süsser vermählte sich mit dem Secretär Hauff in Stuttgart und würde 
die Mutter des bekannten Wilhelm Hauff. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 458 - 

Bruder aber Prediger am Münster zu Ulm, wo ihm ein Sohn im 
Amte nachfolgte, der aber keine Kinder hinterlieös. Der Gross- 
vater von Justinus (geb. im Jahre 1704) war in seiner Jugend 
Rath zu Hechingen. Nach dem unerwarteten Tode des Forsten ent- 
zweite er sich mit dem Administrator und wurde auf die Feste Hohent- 
wiel verwiesen, wo ihn indess der aus Wien zurückgekehrte Suc- 
cessor bald befreite und rechtfertigte, überdiess empfahl er ihn an 
den württembergischen Hof, so dass er zum Oberamtmann in Göp- 
pingen ernannt wurde. 

Jtistinus selbst erhielt schon in früher Jugend, da der Vater 
von Ludwigsburg nach Maulbronn versetzt wurde, durch das mit 
der Wohnung zusammenhängende Kloster tiefe Eindrücke, hervorgebracht 
durch die Erinnerung an die Vergangenheit desselben. Sehr oft 
durchwandelte der Knabe bei Nacht ganz allein die schwarzgrauen, 
mit den steinernen Grabmonumenten längst verstorbener Aebte und 
Mönche ausgelegten, Kreuzgänge des Klosters. Aber auch das Innere 
der Kirche selbst, das für die Phantasie eines Knaben grosse und 
neue Eäthsel bot, machte einen nicht zu unterschätzenden Eindruck 
auf ihn. Solcher Richtung seines Phantasiespieles entquollen die ersten 
seiner Verse, von denen ihm, wie er selbst sagte, nur noch folgende 
Strophen erinnerlich: 

»Würde wahrlich nicht erschauern, 
Sohwebtet ihr aus Grabesmauern 
In den Kutten, schwarzen, weissen, 
In den Barten, langen, greisen, 
Im Gesichte Geistertrauern. 
Schläfer! auf zum Rebenthaie! 
Dort im bunt bemalten Saale 
Warten euer die Pokale, 
Warten auf dem Eichen tische 
Wildpret und gebackne Fische 
Jetzt im hellen Mondenscheine 
Glänzen licht die bunten Fenster 
Und es heben die Gespenster 
Ihrer Gräber morsche Steine.« 



Digiti 



zedby G00gk 



— 454 — 

In diese Zeit schon fallen seine häufigen magnetischen Traume 
bei dem Schulunterricht, den Kerner in Maulbronn genoss. So fühlte 
er sich hauptsachlich durch den Unterricht in der Physik, den der 
nachmals als Dekan in Leonberg verstorbene Amandus Gründer 
ertheilte, besonders in Betreff auf die Erscheinungen der Electricittt 
angezogen. 1799 kehrte er nach dem inzwischen eingetretenen Tode 
des Vaters in seine Vaterstadt zurück, und trat, nachdem er noch 
vorher längere Zeit die Schule besuchte, in das Comptoir der herzog- 
lichen Tuchfabrik daselbst ein. Ebenfalls tief berührt wurde Kerner 
in dieser Zeit durch Stilling, der ihm in Begleitung mit seiner 
Gattin und dem Waisenhauspfarrer Scholl auf dem Rückwege von dem 
Ludwigsburger Waisenhause, das er besichtigt hatte, begegnete ; er schil- 
dert ihn als eine lange interessante Gestalt, mit der eigenen hohen 
Stirne, der Adlernase und den Liebe und Sanftmuth strahlenden Augen. 

Kerner, der in der kaufmännischen Laufbahn weder Befriedigung 
noch Neigung zu derselben empfand, legte sich viel lieber auf das Studium 
der Naturwissenschaften, einem Studium, zu dem ihm hauptsächlich 
auch der Chemiker Staudenmeyer rieth, ein eigener origineller Mann der 
damaligen Zeit, bei dem er manche freie Stunde zubrachte. Der 
Letztgenannte, der viele Jahre als Chemiker und nachher als Admi- 
ralitätsapotheker in Petersburg gelebt, hatte daselbst bei Giessung einer 
neuen Metall-Composition ein Auge eingebüsst. Ein von Staudenmeyer 
erfundenes Surrogat für die Chinarinde ward mit bestem Erfolge in 
den Spitälern, besonders auch in Hamburg angewandt. 

Staudenmayer s Bathe nun folgte Kerner, und begab sich mit 
Hilfe des bekannten ehemaligen Diaconus in Ludwigsburg Conz, der 
damals die Stelle eines Professors an der Universität Tübingen bekleidete, 
und von Kerners Mutter die Erlaubniss für den Sohn zum Univer- 
sitätsstudium auswirkte, 1804 nach der Hochschule. Vier Jahre 
studirte er Naturwissenschaften und Medicin, und behandelte auch 
schon Kranke mit Geschick und Erfolg. 1809 wurde er Dr. Med. 
und gieng auf Reisen, 1810 Hess er sich als praktischer Arzt in 
Wildbad nieder, und verfasste als solcher die »Beschreibung dieses 



Digiti 



zedby G00gk 



— 455 - 

Bades.« 1812 zog er nach Welzheim ; 1815 wurde er Oberamts- 
arzt in Gaildorf, wo ihn hauptsächlich anch die Untersuchung der 
»Fettgifte und die Fettsäure« beschäftigte, wie sein 1822 darüber 
erschienenes Werk heisst. 1819 wurde er Oberamtsarzt in Weins- 
berg, und baute sich nun arm Fusse der Weibertreue das Haus 
mit der reizenden Anlage , das mit den nach und nach erwei- 
terten Gärten den Schauplatz der Entfaltung des reichen Idylls des 
Dichterlebens bis zu seinem am 21. Februar 1862 erfolgten Tode 
abgeben sollte. Hier ist es, wo er sich als Dichter, als Arzt und 
Forscher im Felde des Somnambulismus und der Geisterwelt, aber 
anch als Mensch in seinem häuslichen Leben und seinen geselligen 
Beziehungen gezeigt hat, und zu grosser Berühmtheit gelangt ist.« 

In der in der Schwäbischen Kronik über Kerner erschienenen 
Biographie heisst es o. A. : 

»In seinen Werken macht mehr als Ein Dichter einen bedeuten- 
»deren Eindruck auf uns, als Kerner: aber einen, dessen Persönlichkeit 
»einen gleich poetischen auf uns gemacht hätte, haben wir unter 
»denen, die wir persönlich kennen gelernt haben, nicht gefunden. 
»In seiner Nähe, in seiner Atmosphäre waren die Menschen wirklich 
»besser, wenigstens leidlicher als oft anderwärts, und so vertrugen 
»sich auch in seinem Hause Gegensätze, die sich sonst ausschlössen, 
»wie ohnehin sein weites Herz Grosse und Kleine, Eothe und Schwarze, 
»Klage und Einfältige, Gläubige und Ungläubige mit gleicher Liebe 
»und doch mit feiner Unterscheidung umfasste«. 

Unter seinen hohen Verehrern und Verehrerinnen waren u. A. 
auch die entthronte Königin von Neapel, die Tochter seines Zither - 
spielenden Gönners, der auch Kerner besonders huldigte, wie der 
Prinz Adalbert von Bayern. 

Kerner's Gattin war seit 1813 Friederike (sein „Rlckele"), eine 
Tochter des Pfarrers Ehemann zu Buith auf den Fildern, früheren 
Professors an der Klosterschule Denkendorf, sie starb 1854. Sohn: 

Theobald Kerner, bekannter Arzt zu Weinsberg, erwarb sich 



Digiti 



zedby G00gk 



— 456 — 

darch seine electrischen, wie pneumatischen Euren in Cannstatt 
einen Ruf. Auch als Dichter hat er sich bekannt gemacht 
Jnstinus Kerner's Geschwister waren : 
L Wilhelmine, vermählt mit dem 1762 zu Vaihingen a. d. Enz 
geborenen nachmaligen Pfarrer zu llsfeld bei Heilbronn Stein- 
beis, von deren Söhnen in der Folge der älteste Ferdinand 
von Steinbeis, geb. zu Oelbronn, O.A. Maulbronn 5. Mai 
1807, Dr., Excellenz, Präsident der Königlichen Centralstelle 
für Gewerbe und Handel, Grosskreuz etc., sich 13. August 
1833 mit Catharina Friederike, geb. Klumpp vermählte. 
Ein Sohn dieser letzteren Ehe Otto Steinbeis ist Ingenieur zu 
Brannenburg, O.A. Rosenheim und mit Fanny Caroline, geb. 
Lerch vermählt. 
IL Louis Kerner, Pfarrvikar in Knittlingen, nachmaliger Garnisons- 
prediger auf Asperg. 
III. Carl Friederich Freiherr von Kerner, geb. zu . Ludwigsburg 
7. März 1775, Königl. Wurttemb. Generalmajor, Generalstabs- 
chef im russischen Feldzuge, Geheimerrath und Bergraths-Präsi- 
dent in Stuttgart. Derselbe nahm im Jahr 1806 an der 
Belagerung von Glogau, Breslau, Schweidniz, Neisse und Glatz 
als Commandant der reitenden Batterie Theil. 1807 wurde er 
Oberstlieutenant in der Artillerie, welch letztere er mit einer 
neuen Construction der Munitionswagen bereicherte. Die Con- 
struction fand allgemeine Anerkennung, ja selbst Kaiser Na- 
poleon wusste dieselbe zu würdigen. 1808 während der kurzen 
Waffenruhe ward er zum Chaussee-Oberintendanten und Obersten 
ernannt. 1809 finden wir ihn wieder im Felde und seine 
Leistungen von Napoleon durch Aufnahme in die französische 
Ehrenlegion anerkannt. Bei dor glänzenden Waffenthat der Würt- 
temberger 16. Mai 1809 gegen ein überlegenes feindliches Armee- 
korps bei Linz verdankte man sehr viel seiner kaltblütigen 
Umsicht, auch ward ihm von seinem Könige in Anerkennung 
derselben das Commenthurkreuz des Militarverdieiistordens ertheilt. 



Digitized by VjOOQU 



— 457 — 

von Napoleon aber wurde er mit dem Offizierskreuz der Ehren- 
legion ausgezeichnet. In diesem Feldzug wurde er auch zum 
Generalquartierraeister-Lieutenant ernannt. Vom Feldzuge zu- 
rückgekehrt widmete er sich den Künsten des Friedens als 
Direktor der Strassenbauten, der sämmtlichen Berg- und Hütten- 
werke, der Gewehrfabrik Oberndorf. König Friedrich ertheilte 
ihm für seine gelungenen Bestrebungen das Commandeurkreuz 
des Civilverdienstordens. 1812 machte er als Chef des würt- 
tembergischen Generalstabs don russischen Feldzug mit. Auf 
Grund seiner Leistungen vor Smolensk in der mörderischen 
Schlacht an der Moskwa erhielt er das Kommenthurkreuz I. Cl. 
des Militärverdienst-Ordens, bald nachher das Grosskreuz des 
Civilverdienst - Ordens und die Erhebung in den Freiherrn- 
stand. Von diesem Feldzuge zurückgekehrt, fand er seine 
Gesundheit geschwächt und zum Militärdienste nicht mehr 
tüchtig. Zum Staats rath und Chef des Berg- und Hüttenwesens 
ernannt, ward nun sein weiteres Leben ausschliesslich den aus- 
gedehnten Eisenwerken des Staates mit dem grössten Eifer und 
schönsten Erfolge gewidmet. 1817 von König Wilhelm zum 
Geheimenrath und provisorischen Minister des Innern ernannt, be- 
hielt er sich den Rücktritt in seinen ihm liebgewordenen Ge- 
schäftskreis vor. Als Geheimerath stimmte er stets für die 
freisinnigsten bürgerlichen Einrichtungen , besonders in den 
Gemeinden, und beförderte die Pressfreiheit. 

1817 "nahm er als Commissionsmitglied an den neuen 
Militäreinrichtungen lebhaften Antheil und wirkte bis zu seinem 
Tode als Mitglied der Vereine für Wohlthätigkeit , Landwirt- 
schaft, Gewerbe, Kunst und die Verbesserung der Strafgefangenen. 

Schöner aber als sein thätiges äusseres Wirken war sein 
inneres Leben, seine Biederkeit, seine Religiosität, sein fester 
Glaube. Von der Gewissheit eines zukünftigen Lebens war 
er auf seinem Sterbebette ganz durchdrungen, das Irdische 
ihm dagegen zum Ecke! geworden. In den letzten Tagen vor 



Digiti 



zedby G00gk 



— 458 — 

seinem Ende strahlte sein* Gesicht schon ganz verklärt. Er 
sagte : Wer von der Nothwendigkeit, ja der Schönheit des Todes 
so Oberzeugt ist, wie ich, schon so hinüber sah, und das Diesseits 
mit Jenseits vergleichen kann, den soll man nicht mehr hier 
aufhalten, diesem zerrütteten Körper bleibt kein Recht mehr 
an den Geist. 

Kerner starb 12. April 1840. 

Seine in Eisen gegossene Büste ist in dem Saale der 
Modelle in Wasseralfingen aufgestellt. 
IV. Georg Kerner, geb. 1770 ebenfalls zu Ludwigsburg, besuchte 
als Medianer die Karlsakademie, wurde daselbst Chevalier und 
machte später, von Jugend auf dem Idealen zugewendet, kühn 
und selbstvergessen, begeistert für die Anfänge der französi- 
schen Revolution, wider des Vaters Willen als Jacobiner diese mit, 
sagte sich aber zuletzt ganz von den Letzteren los, indem er 
zugleich kühn der Guillotine trotzte. Einst sprach Delaveau, 
ein gefahrlicher Jacobiner, zu Kernet-, als er eben mit äusserster 
Lebensgefahr ein Plakat des Maires von Strassburg an- 
schlug, die bedeutungsvollen Worte : > Die Guillotine ist per- 
manent. « 

Später ging Kerner zur Diplomatie über, veranlasst 
durch seinen Landsmann Reinhardt, nachhefigen Grafen und 
Pair Frankreichs ; als Reinhardt Gesandter in Hamburg wurde, 
war er dessen Begleiter in der Eigenschaft eines Privatsecre- 
tärs, ohngeachtet ihre politischen Gesinnungen oft sehr von 
einander abwichen. Ein enger Freundschaftsbund umschloss beide. 

Die Jahre 1798 — 99 lebte Kerner in Italien, von dem 
Minister Reinhardt vielfach mit wichtigen Aufträgen und 
Sendungen betraut ; so auch u. A. zu General Bonaparte, von 
dem er zu Tisch geladen wurde. Auf einer Reise durch 
Italien war er der Begleiter der Schwester Bonaparte's, Pauline, 
damals noch Generalin Ledere. Auch führte er einzelne Sen- 
dangen, so z. B. nach Holland zu Brune ins Hauptquartier aus, wo 



Digiti 



zedby G00gk 



- 459 — 

er in seiner Lebhaftigkeit auch noch persöulich an einem Treffen der 
Franzosen gegen die Russen und Engländer, das während seiner 
Anwesenheit vorfiel, Theil nahm und dabei durch eine Mus- 
ketenkugel am Arme verwundet ward. Als Secretär der fran- 
zösischen Gesandtschaft ging er mit Bernhardt nach der 
Schweiz, ferner nach Mailand, wo es sich fügte, dass er den 
grossen Zug der französischen Armee über den Bernhard mit- 
machte. Später als die Franzosen ihre Freiheit aufgaben, vor- 
liess er, alles Vortheils ohngeachtet, die französischen Dienste, in- 
dem er dem Nachfolger Reinhardt' s im Ministerium, Talleyrand, 
seine antibonapartistischen Gesinnungon so offen darlegte, dass 
er genöthigt war, schleunigst die Flucht zu ergreifen. In 
diese Zeit fällt sein schon oben Seite 308 erwähnter Trink- 
spruch gegen Napoleon. Nun lenkte er seine Schritte nach 
Hamburg, wo Bernhardt damals Gesandter war, gründete da- 
selbst ein politisches Journal mit dem Titel »Nordstern«, 
hauptsächlich gegen die Despotie' Bonaparie's und seines 
Anhanges gerichtet, dem der Verfasser zu lang und zu tief 
in die Karten geschaut hatte, um nicht der verwundbaren 
Punkte genug treffen zu können. Aber Napoleons Arm 
erstreckte sich auch damals schon dorthin , die Unterdrückung 
des »Nordsterns« ward vom Senate verlangt und die Sicher- 
heit des Verfassers gefährdet. Nun gieng er nach Schweden, 
über das er seine Ansichten in dem im Jahre 1803 in der 
Cotia'schen Buchhandlung erschienenen Werk »Reise über 
den Sund« darlegte. 

Schwedens schöne Natur, sein üppiger Ackerbau, seine 
starken und freien Männer gewannen sein Herz, aber sein 
verwundetes Gemüth, der Gram über seine fehlgeschlagenen 
Hoffnungen, sein zu nichte gemachter Glaube an ein freies 
Volk blicken durch all' das, was ihn dort erfreute, schmerz- 
lich hindurch. 

Von Schweden aus datirt das von ihm am 6. August 



Digiti 



zedby G00gk 



— 460 — 

1802 aus Lund gerichtete Schreiben, in dem er am Eingänge 
hauptsächlich Schwedens schöne Gegend schildert : 

»Manchmal unter einer Eiche ins Grüne hingestreckt, 
ȟberblicke ich die letztverflossenen dreizehn Jahre, und die 
»Sonne muss so schön leuchten, wie seit einigen Tagen, und 
»die Nacht durch den im Norden so belebten Schimmer der 
»Gestirne beinahe zum hellen Tag werden, damit ein Bückblick 
»auf die Vergangenheit die Seele nicht mit tödtendem Gram 
»fülle und der Gedanke an die Zukunft nicht jeden Trost raube. 
» — Voriges Jahr, beinahe um die nämliche Stunde, warnte ich 
»die Schweizer noch gegen neue Schmach und gegen neuen 
»Jammer. (In einem gedruckten Aufsatze über die Einrichtung 
»des Centralwahlausschusses von August Wartenburg, Zürich 
»1801). Damals erhielt jeder Blick auf die majestätischen 
» Alpen meinen sinkenden Muth und meinen erschütterten Glauben 
»an die Möglichkeit eines freien Volkes, jetzt suche ich Trost 
»im Anschauen der wogenden See und Buhe im Genuss der 
»ländlichen Scenen auf schwedischem Boden, an den ich nie- 
»mals dachte, wenn ich so manchmal bei mir selbst die Gegenden 
»aufzählte, in die mich der Sturm des Schicksals einst noch 
»verschlagen könnte! — An den Ufern des Finnen -See's in 
»den Waldgegenden Schwedens verweilte ich wieder einige Tage 
»in stiller Einsamkeit, ganz den Betrachtungen hingegeben, wozu 
»so viele neue Gegenstände Stoff und Gelegenheit herbei führten. 
»Hier, so wie in andern abgelegenen Gegenden der Provinz, 
»fand ich Ursache, das Kunstgefühl und den natürlichen Ge- 
»schmack zu bewundern, den der schwedische Handwerksmann, 
»auch fern von den Städten, seinem gesunden Auge und seinem 
»richtigen Verstände dankt. 

»So unvollkommen die äussere Physiognomie Schwedens 
»ist, so unregelmässig sie von den äussern Punkten aus er- 
schien, auf denen ich verweilte, so bietet sie dennoch tausend 
»einzelne Züge dar, die mit unwiderstehlicher Kraft an sich 



Digiti 



zedby G00gk 



— 461 — 

»ziehen, Huldigungen gebieten, oder Zuneigung in die Seele 
»zaubern. Wenn jemals die Unruhen Europas sich erneuern, 
»wenn in einigen sudlichen Ländern der neue Coloss zu lästig 
»werden sollte für den Mann von unabhängigem Nationalsinn „ 
»so rathe ich denen, die das Joch des Eroberers nicht tragen, 
»Europa nicht verlassen, und dennoch nicht auf selbstständig- 
»keitslosem Boden leben wollen, des schwedischen Volks und 
»des schwedischen Bodens sich zu erinnern. Mit eiuem massigen 
»Vermögen, das sie retten können, werden sie, im Fall sie das 
»Landleben nicht scheuen, zwar hier keine Goldgruben, allein 
»die Möglichkeit eines angenehmen thätigen Daseins, unter einem 
»Himmelsstriche finden, der ungleich besser als sein Ruf ist, 
»unter einem Volke reich an Kraft, an physischen und mora- 
»lischen Anlagen, und auf einem Boden, der frei von solchen 
».ist, die ihr Vaterland in einem zerrissenen kraftlosen Zustande 
»erhalten, der aus den Gemuthern entweder die Zufriedenheit 
»bannt, oder in ihnen den letzten Funken von Nationalgefühl 
»zernichtet. 

»Ich wollte der Bekämpfung der geistigen Gebrechen der 
»Menschheit mein Leben weihn, es gelang mir nicht. Nun 
»kehre ich zur Bestimmung meiner Jugend zurück, zur Be- 
» kämpf ung körperlicher Gebrechen der Menschen. Ich begebe 
»mich nach Kopenhagen und weihe mich dort wieder dem 
»Studium der Arzneikunde«. 

In Hamburg wirkte er nun als praktischer Arzt 9 Jahre 
lang und ward daselbst hauptsächlich durch seinen Eifer die 
damals noch in ihrer ersten Ausübung befindliche Einimpfung 
der Kuhpocken gänzlich durchgeführt. Auch ward er von den 
Städten Bremen und Lübeck zu ihrem Agenten bei den französi- 
schen Oberbehörden in Hamburg 1807 erwählt. 

Viele alte Freunde fand er wieder und machte viele 
neue Bekanntschaften. Unter die ersteren zählten neben 
Brutw, damaligem französischen General gouvemeur der Hanse- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 462 - 

Städte in Hamburg, Bemadotte, der Fürst von Ponte-Corvo, 
den er auch nachher in seinem Hauptquartier in Fühnen be- 
suchte, sowie der bekannte politische Gesinnungsgenosse Kerners 
Marquis de la Bomana. Der Letztgenannte, der als Befehls- 
haber eines spanischen Corps unter Bcrnadotte gestanden, 
hatte diesen mit dem grössten Theil der unter ihm dienenden 
Spanier verlassen, um seinem bedrängten Vaterlande zu Hülfe 
zu kommen und weihte nun Kerner in sein patriotisches Vor- 
haben ein, zum Schutze Spaniens daselbst Guerillas zu bilden, 
ein Vorhaben, das bald nachher Spanien die herrlichsten 
Dienste leistete. 

In Hamburg traf Kerner auch seinen Jugendfreund Bein- 
hold (beide waren Karlsschüler gewesen), der als Privatsecretär 
des holländischen Gesandten Abermar seine Laufbahn begonnen 
hatte, später als Gesandter nach Hamburg gekommen war und 
von da 1809, als die Gesandtschaft in Folge der damaligen 
Vereinigung Holland's mit Frankreich aufhörte, als hollän- 
discher Gesandter nach Berlin ging; im September 1810 kam 
er wieder nach Hamburg und da sahen sich die Freunde zum 
letzten Male. 

Olmgeachtet sich der politische Himmel immer trüber 
für Kerner gestaltete, hörte dieser doch <nie zu hoffen auf; 
erst als Hamburg und man könnte sagen ganz Deutschland 
Frankreich einverleibt ward, da versiegte auch sein Lebensquell, 
nicht aber seine Liebe noch Bereitwilligkeit zu helfen. 

Nur zuweilen brach sein Gram, brachen seine durch 
Frankreich so getäuschten Hoffnungen in Erbitterung aus, wovon 
auch ein Gedicht zeugt, das er damals unter der Aufschrift: 
»Das blaue Fieber« schrieb und das nach seinem Tode, nach 
Varnhagens von Ensc's Zeugniss, im Jahre 1815 den 3 Mon- 
archen in Paris zur Ergötzung gereichte, ein Lied, das Kaiser 
Franz bald auswendig wusste und dessen bald allgemein be- 
kannte Zeilen er bei hundert Gelegenheiten , ja fast täglich 



Digitized by 



) Y Google 



-- 463 — 

citirte, was allerdings keine allzugrosse Vorliebe für seinen 
Schwiegersohn verrieth. 

Eine Vorahnung eines höheren Heimgehens schien es zu sein, 
dass Kerner auf einmal von einer Sehnsucht nach der Heimath 
befallen wurde ; er wollte mit Frau und Kindern nach Schwaben 
ziehen, er wollte im Schoose des engern Vaterlandes ruhen. 

Alles war schon zur Abreise bereit, da erkrankte Kerner 
am Typhus, von dem er im Zuchthause, wo er eine grosse Anzahl 
Nervenfieberkranker zu behandeln hatte, angesteckt worden war 
und von dem er nicht mehr genesen sollte.» 

In seinem Taschenbuch e fand man folgende Verse ein- 
geschrieben, wohl Ahnungen eines baldigen Todes vor seinem 
Erkranken : 

»Hin ist hin, yerloren ist verloren. 

Für das Grab bist du geboren, 

Heimathluft wird nimmer dich umwehn, 

Wirst nicht mehr den Mutterboden sehn, 

Auf den glänzendrothen Wangen 

Hat der Tod schon angefangen, 

Ohne dein Gemüth zu trüben, 

Furchtbar seine Siegeskraft zu üben. 

Aus der Feuersglut der Augen 

Wollen Hoffnung deine Freunde saugen, 

Aber aus den hingewelkten Zügen 

Straft der bessre Wunsch sich selber Lügen, c 

Am 7. April des Jahres 1812 entschlief Kerner, der 
Mann, dessen ganzes Streben nie das eigene »Ich« , sondern 
das Wohl der Menschheit zum Zwecke hatte. Der »Hamburger 
Correspondent« brachte einen von den Senatoren und Bürgern 
der Stadt Hamburg veranlassten Artikel also lautend: 

Hamburg, vom 10. April 1812. 
»In der Blüthe seiner Jahre, in der schönsten Periode des 
Lebens, wo der Mann seine Kraft im rühmlichen Wirkungskreise 
herrlich entfaltet, ward uns vorgestern Herr Doctor Georg Kerner, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 464 — 

ausübender Arzt und Geburtshelfer, entrissen. Von jenem warmen 
Eifer für seine Kunst erfüllt, ohne welche sie nur eine todte Wissen- 
schaft ist, starb er, ein Opfer seines schönen Berufs. Mit. Recht war 
daher sein Name unter den ausgezeichnetsten dieser Stadt genannt 
Freund alles Schönen, Beförderer alles Guten, ward er von allen 
denen geschätzt, die übereinstimmend mit ihm dachten, vereint mit 
ihm wirkten, und sein Verlust wird um so lebhafter empfunden, je 
seltener die Menschen sind, die bei so vielseitiger Ausbildung und 
gleicher Reife des Geistes von einem so glühenden Eifer für das 
Wohl ihrer Mitmenschen beseelt sind. 

Wie viel gerechter ist bei so seltenen Eigenschaften die Trauer 
derer, die durch Bande der Liebe oder der innigen Freundschaft mit 
ihm näher verknüpft waren, und in seinem hellen Verstände eben so 
' viele Belehrung und Unterhaltung schöpften, als sie in seiner Anhäng- 
lichkeit und seiner uneigennützigen Aufopferung Beweise von der 
Vortrefflichkeit seines Herzens zählen. Die ausserordentliche Geschick- 
lichkeit des Verstorbenen als Geburtshelfer und seine grossen Ver- 
dienste als Armenarzt, ein Beruf, den er einer glänzenden Praxis 
vorzog, wurden von seinen Mitbürgern gewürdigt. Neun Jahre lebte 
er als ausübender Arzt unter uns, Ihm ward der Segen von tausend 
Armen und Unglücklichen, denen er mit einer Menschenliebe als Arzt 
unserer Armenanstalt, des Zucht- und Entbindungshauses, Gesund- 
heit und jede nöthige Hülfe gewährte. 

Eine sich selbst vergessende Uneigennützigkeit, eine seltene 
Genialität und eine nichts verhehlende Offenheit machten ihn unter 
anderm seinen Freunden doppelt theuer. 

In vielen Ländern , in welche ihn seine merkwürdigen Schick- 
sale führten, hinterlässt er deren, welche seinen frühen Verlust nie 
vergessen und nur darin eine Beruhigung finden werden, dass er in 
einem kurzen aber gehaltvollen Leben die Summe eines langen Daseins 
erschöpft und dessen Zweck erfüllt zu haben scheint.» 

Kerners Gattin war seit 1804 Friederike Dunker, eine Ham- 



Digitized by 



Google _^ 



- 465 — 

burgerin, die an Geist, Bildung und Liebenswürdigkeit unter die aus- 
gezeichnetsten Frauen ihrer Zeit gehörte. 

Dieser Ehe entsprossten 1 Sohn Namens Reinhold, (nach dem 
Freunde Kerners den Namen tragend), welcher sich der Wasser- 
baukunst widmete und seiner Vaterstadt Hamburg mit vieler Aus- 
zeichnung diente, und 2 Mädchen Bonaflne und Clara. 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte des 
Namens Kerner: Christoph Ludtc., Vogt 314, 485. — Georg Andr. Vogt 390, 408. — 
Joh. Fried., CLPfleger 241. — M. Georg, Vogt 434 ; 486. — Mich. Keller 369 ; Vogt 408. 



Georgü-Georgenau, Biogrsphisch-Gfrenealogische Bl&tter etc. * 30 



Digiti 



zedby G00gk 



Kirchhofer. 



Eine in der Stadt Schaffhausen ansässige Familie, welche von 

Stein am Bhein und Herisau im Jahre 1634 m»d 1638 dahin 

gekommen ist. 

Ihr gehören an: 

Johannes Kirchhofer, Professor der Theologie in Schaffhausen 

1690, Conrector 1700. — 

Johannes, Sohn des Vorigen, Landvogt zu Neunkirch 1734. — 
Johann, Sohn des Vorigen, studirte Medicin und erwarb sich 

als Med. Dr. zu Leiden einen Namen. Er schrieb „de circulatione 

sanguinis.** — 

Ebenfalls aus Schaffhausen stammen ab: 

Johann Jacob Kirchhofer, Kaufmann in Schaffhausen (1790), 

vermählt mit Ursula, geb. Frey, Söhne: 

I. Conrad Kirchhofer, Stadt-Cassier daselbst. 
II. Johann Jacob, geb. zu Schaff hausen 11. Juni 1792, Kaufmann 
in Stuttgart. Derselbe bildete sich nach Erwerbung der kauf- 
männischen Kenntnisse in Holland weiter aus und kam von da 
nach Stuttgart, wo er sich den 7. Aug. 1825 mit Charlotte, 
geb. Reuss, der Tochter eines Hauses vermählte, von welchem 
er als Kaufmann in Geschäftsgemeinschaft gezogen wurde. Bald 
nach seiner Verheirathung übernahm er dasselbe auch ganz. 
Kirchhof er vermählte sich, nachdem 1830 seine I. Gattin ge* 
storben war, zum zweitenmale 1832 mit Friederike, der 
Schwester der ersteren; als auch diese ihm 1844 durch den 
Tod entrissen wurde, zum drittenmale 1847 den 7. April mit 



Digiti 



zedby G00gk 



- 467 - 

Charlotte, geb. Sebald. Er starb 1851 den 11. Februar. 
Der damalige Diaconus Hofacker, sein Beichtvater, äusserte 
sich einst über ihn: „Der ist tief hinein gut." Seine Nach- 
kommenschaft blüht noch jetzt im Württembergischen fort. — 
Carl Ferdinand Kirchhofer, Vetter des Vorigen, eben- 
falls von Schaffhausen stammend, geboren daselbst den 14. De- 
cember 1801, t 18. Mai 1583. Er war Theilhaber der jetzigen 
Eisenhandlung Zahn & Cie. in Stuttgart, und vermählte sich 
3. September 1840 mit Anna Eleonore Julie, einer Tochter 
des 1860 im 82. Jahre seines Alters t Professors und Land- 
schaftsmalers, auch Vorstands der Kunstschule in Stuttgart 
Friedrich Gottlieb von Steinkopf, Sohns des 1825 1 berühmtesten 
Malers des XVIII. Jahrhunderts Johann Friedrich Steinkopf* 
geb. 8. März 1738 zu Oppenheim, Professors an der Karlsschule, 
dessen Thierstücken die hervorragendste Anerkennung zu Theil 
wurde; die Pferde, die er malte, schienen auf der Leinwand zu 
leben. Kinder : 
I. Emilie Johanna, geb. 15. October 1849, venu. 21. October 
1872 mit Fabrik-Director Vöhringer in Sontheim bei Heilbronn. 

II. Carl Gottlob Kirchhofer, Kaufmann, geb. 10, April 1844. 
Gattin: seit 22. Februar 1872 Clara Elisabeth, geb. 30. 
Januar 1847, Tochter des Prälaten, Oberconsiatorialraths etc. 
in Stuttgart Sixt Karl von Kapff. 

III. Julius Kirchhofer, geb. 21. November 1847, Kaplan in Kirch- 
berg a. d. J. Gattin: seit 14. October 1876 Helene, Tochter 
des 1875 t Professors in Tübingen Dr. von Bonus. 



* Ein weiterer Sohn von Johann Friedrieh Steinkopf war : Carl Friederieh Adolph, 
geb. zu Ludwigsburg am 7. Sept. 1773, deutscher Prediger an der deutsch -lutherischen 
Savoy- Gemeinde in London, vieljahriger Secret&r der britischen und auslandischen Bibel- 
gesellschaft , auch in Deutschland rühmlichst bekannt. Auf seine Schilderang der 
Bibelnoth auf dem Gontinente hin wurde die englische Bibelgesellschaft ins Leben ge- 
rufen, ebenso war er es, der durch seine Reisen nach Danemark, Deutschland und die 
ßchweiz die Bildung der württembergischen Bibelgesellschaft bewerkstelligte. 



Digiti 



zedby G00gk 



Klaiber. 

Jobann Michael K laiber, geb. zu Kirchheim u. Teck 16. Fe- 
bruar 1688, studirte Theologie und wurde Pfarrer in Grafenberg 
1719 ? in Dettingen, O.A. Kirchheim 1723. Er starb daselbst 1762 
den 22. September. 

Gattin : Christina Barbara, Tochter des Pfarrers zu Koru- 
westheim Christoph Tobias Canstetter. Söhne: 

I. Eberhard Christoph Klalber, Arzt in Hornberg, nachmals in 
Kirchheim, geb. den 23. September 1722, t 4. Februar 1788, 
verm. mit Christiana Gottllebin, Tochter des Diaconus in Freu- 
denstadt Johann Andreas Schmid, und der Anna Catharina, 
geb. Canstetter. 
Kinder: 

1) Friederike Christiana, verm. mit Johann Albrecht Burh, 
Pfarrer in Grafenberg. 

2) Johanna Eberhardina Augostina, geb. in Hornberg den 3. 
• April 1755, verm. mit Marx Philipp BurJc, Pfarrer in 

Weiltingen. 

3) Christiana, Ehegattin des Pfarrers Hahn in Schlaitdorf. 

4) Johann Andreas Klalber, Dr. der Arzneiwissenschaft, auch 
Stadt- und Amtsarzt in Murrhardt, vermählt mit der Tochter 
des Bürgermeisters in Kirchheim Ludwig Gottfried Spindler. 
Eine Tochter desselben Namens Christiana Wilhelmine war 
mit dem Pfarrer in Bohringen Christoph David Hofacker 
— Sohn des Pfarrers in Breitenholz — vermählt. 



Digitized by 



Google 



— 469 — 

5) Christian Friedrieh Halber, geb. in Kirchheim u. Teck 
den 7. Februar 1749, Kameralverwalter in Brackenheim. 
t 3. Nov. 1810. Söhne: 

1) Christian Eberhard, Pfarrer in Welzheim, später in 
Gochsen, 0. A. Neckarsulm. Söhne: 

I. Dr. Karl Friedrich Klaiber, geb. in Welzheim, 
30. August 1817, Helfer in Nagold 1846, Pfarrer 
in Frauenzimmern 1850, Garnisonsprediger in 
Ludwigsburg 1861, Dekan in Göppingen 1870. 
IL Gustav Klaiber, geb. in Gochsen 1830, Ober- 
amtmann in Künzelsau 1870. 

2) Friedrich, geb. 1795, Kameralverwalter in Schönthal. 

3) Carl, geb. 1800, Kegistrator in Stuttgart. 

6) Christian Wilhelm Klaiber, geh, zu Homberg 15. August 
1757, Bechnung8rath in Stuttgart. 

II. Christian Friedrich Klaiber, Garnisons-Prediger in Kehl 1749, 
Pfarrer in Grabenstetten 1752, Mähringön bei Tübingen 1764, 
t 1798. Seine Frau, Eva Margaretha, Tochter des Spital- 
verwalters in Kirchheim Johann Christoph Benz — Sohns des 
Pfarrers in Gßmmingen , Enkels des Kloster - Hofmeisters in 
Rechentshofen. Söhne : 

I. Johann Christian Klaiber, geboren in Kehl den 4. (30.) Juli 
1749, Pfarrer in Wankheim 1781, in Eberdingen 1799, 
in Rosswag 1810, t 1822. Er war seit 1781 vermählt mit 
Christiana Enphrosina, geb. 9. Januar 1761 in Ebhausen, 
Tochter des Zacharias Stänglin , dann als Pfarrer daselbst, 
später in Beuren bei Neuffen, t 10. März 1832. Söhne: 
1) Dr. theol. Christian Friedrich von Klaiber, geb. in Wank- 
heim den 3. November 1782, Professor am obern Gym- 
nasium in Stuttgart 1809, Konsistorialassessor 1824, später 
Ober-Konsistorialrath und Ober-Studionrath mit dem Titel 
Prälat. Vermählt I. seit 5. October 1809 mit Christiane 
Louise, Tochter des Konsistorialraths und Oberhofpredigers 



Digiti 



zedby G00gk 



— 470 — 

Gottlob Christian Storr; II. mit Charlotte Friederike, 

Tochter des Landvogts und Staatsraths in Stuttgart Joliann 
Ludwig Christian von Breitschwert. 

v. Klaiber starb, ohne Söhne zu hinterlassen, von 
Jedermann hochgeschätzt, 1850. 

2) Gottlob Klaiber, geb. in Wankheim 1785, Kaufmann in 
Böblingen, t daselbst 31. December 1872. 

3) Johann Gottfried Klaiber, geb. 15. Sept. 1796, Professor 
am obern Gymnasium in Stuttgart 1823 — 1866. Söhne: 

1) Wilhelm, geb. 18. März 1831. 

2) Carl Hermann, geb. 8. Mai 1835, Pfarrer in Weiler, 

0. A. Weinsberg 1866, in Wurmberg, 0. A. Maul- 
bronn 1874. 

4) Ernst Wilhelm Klaiber, geb. in Wankheim 14. Novbr. 
1798, Helfer in Vaihingen a. E. 1825, Professor am 
niedern Seminar in Schönthal 1828; t 21. April 1841. 
Vermählt seit 2. Februar 1826 mit Sophie, Tochter des 
Geheimen Sekretärs August Friedrich Hauff, und Schwester 
des Dichters Wilhelm Hauff, geb. 18. October 1807, t 29. 
Juni 1858. Söhne: 

1. Wilhelm, geb. in Vaihingen 25. December 1826, 
Kaufmann in Böblingen. 

II. Theodor, geb. in Vaihingen 5. Juni 1828. 

III. Julius, geb. in Schönthal 22. März 1834, Professor 

am Gymnasium in Stuttgart 1865, am obern Eeal- 

gymnasium 1868. Vermählt seit 26. September 1868 

mit Sophie, Tochter des Ober - Medicinalraths und 

Königi. Leibarztes Karl Ludwig von Elsftsser und 

der Charlotte Friderike Gmelin, geb. 4. September 

1841. 

IL Christoph Benjamin Klaiber, geboren in Grabenstetten den 

15. Sept. 1754, Pfarrer in Heubach 1814, verm. mit Hein- 



Digiti 



izedby G00gk 



— 471 — 

rike Catharlne, Tochter des Decans zu Hornberg, Philipp 
Heinrich Bosch. 
Söhne: 

1) Eberhard Ludwig Klaiber, geb. den 5. Januar 1795. 

2) Christof Benjamin Klaiber, geb. den 7. April 1796, Pro- 
fessor theol. in Tübingen, später Pfarrer in Stetten im 
Remsthal, t 1836. 



Digiti 



zedby G00gk 



Klemm, Clemm. 

Johann Conrad Klemm, Dr. theol., wurde den 23. Nov. 1655 
zu Herrenberg geboren. Sein Vater, Johann Conrad Klemm, 

erlernte erst die Stadtschreiberei, war dann während der Kriegszeiten 
bei dem Kurbaierischen Proviantamt thätig und kehrte, da er einsah, 
dass er es ohne Changirnng der Religion zu nichts wichtigem bringen 
werde, mit den besten Empfehlungen seiner Directoren an Herzog 
Eberhard, ins Vaterland zurück. In der Folge erhielt er die Stadt- 
schreiberei Herrenberg, wurde hierauf Vogt daselbst, zuletzt wieder 
Stadtschreiber allda; er war auch Secretar des Herzogs Eberhard III., 
welcher Klemm überaus hochschätzte; die Mutter war Anna Dorothea, 
Tochter des Stadtschreibers Veit Philipp Genckinger in Leonberg; 
der Grossvater Johann Conrad Klemm, geb. 1590, Bürgermeister in 
Herrenberg; „hat der Stadt 14 Jahre als Stadt- Advocat gedient;" die 
Grossmutter Agnes, geb. Rnff; der Urgross vater Johann Klemm, 
geb. 1515, welcher aus Sachsen nach Württemberg kam und die 
erste Papiermühle „im Reich" errichtete. 

Johann Conrad besuchte die Schulen seiner Vaterstadt und 
genoss hauptsächlich den Unterricht des damaligen Praezeptors und 
nachmaligen Rectors der Scholae Anatolicae zu Tübingen Michael 
Wagner. 1669 wurde er in die Klosterschule in Hirsau aufgenommen 
und hierauf stufenweise in die höhere Klosterschule Bebenhausen 
1671 , in das Fürstliche Stipendium in Tübingen 1673 befördert 
1676 erhielt er den Magister-Titel und widmete sich nun ganz dem 
Studium der Theologie, indem er dabei hauptsächlich die Kollegien der 
Professoren Wagner, Raith, Oslander und Keller frequentirte. 



Digitized by 



Google 



— 473 - 

1679 erhielt er die Stelle eines Klosters-Unter - Präzeptors in 
Maulbronn, wo er den Umgang des dortigen Prälaten und Abts zu 
Bebenhausen Johann Andreas Hochstetter wie den seines Collegen, 
des nachmaligen Abts zu Lorch und Consistorialraths Christoph 
Zeller, genoss. Nach 4jähriger Arbeit in der Klosterschule ver- 
traute man ihm das Diaconat in Metzingen unter Urach an 1683. 
Im Jahre 1688 kam er als Diaconus bei St. Leonhard nach Stutt- 
gart, wo er alle Stufen der Diaconate durchmachte und' 12 Jahre 
mit vieler Mühe und Arbeit unter tausenderlei Aengsten und 
besonders Feindes Gefahren, aber auch mit vielem Seegen zubrachte. 
Zu Ende des Jahres 1699 fiel er in eine tödtliche Krankheit; 
auf dem Krankenlager wurde ihm im Auftrag seines Herzoges die 
Ernennung zum Professor der Metaphysik in Tübingen mitge- 
theilt. Er verwaltete dieses Amt, das er, dem Tode entronnen und 
neu gestärkt, im Jahre 1700 antreten konnte bis zum Jahre 1707, 
in welchem Jahre er, da Dr. Reuchlin starb, wieder den Kirchendienst 
in der Abend - Praedicatur nebst der Superintendenz des fürstl. Sti- 
pendiums antrat, mit unparteiischer Gerechtigkeit. Gleichzeitig doc- 
torirte er und las Theologie. 

Nachdem sein Vorgänger Dr. Hochstetter als Oberhofprediger 
nach Stuttgart berufen worden war, folgte er diesem im ordentlichen 
Professorat und der Special-Superintendenz und behielt, als der Erst- 
genannte wieder nach Tübingen zurückkehrte, das Professorat allein. 
Mehreremale bekleidete er das Ke ctorat, sowie das Decanat der 
philosophischen und theologischen Facultät und das Deputirten-Amt. 
Er starb den 18. Febr. 1717. 

Klemm war ein vielseitig gebildeter Mann und nicht nur in 
der französischen, italienischen und hebräischen Sprache, sondern 
auch in der Poesie, Musik und Malerei wohl bewandert. Seine Auf- 
richtigkeit leuchtete überall hervor und war aller Schwanke und 
Verstellung Feind. Als Ehegattin stand ihm seit 29. Januar 1684 
Anna Catharina, geb. Hauber, zur Seite. Kinder: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 474 — 

I. Cliristiana Dorothea, vermählt mit dem Pfarrer in Gehers- 
heim M. Johann Ulrich Helfferich. 
IL Justina Oatharina. 

III. Johann Conrad, Pfarrer zu Asch, Prälat und Special zu Leon- 
berg, verm. mit Anna Maria, Tochter des Markgräfl. Baden- 
Durlach sehen Kammerraths Merkel* aus welcher Ehe 5 Söhne 
und 4 Töchter hervorgingen. 

IV. Johann Christian, geb. 1688, Repetent und Professor im Sti- 
pendio illustri in Tübingen, nachmals Professor der Philoso- 
phie, der morgenländischen Sprachen und Theologie in Tübingen, 
t 1 754, seines Wissens wie seiner Gelindigkeit und Sanftmuth 
wegen allgemein hochgeschätzt. Er wurde durch seine Schrift: 
Die nöthige Glaubenseinigkeit der Protestantischen Kirchen, 
Tübingen 1719 (Regensb. 1720) und andere ähnliche Werke 
der erste Urheber der Unionsversuche. Gattin: Johanna, Tochter 
des Dr. Pfaff. 

V. Johann Oottlieb, geb. 1694, Kaiserl. Rath, ein frommer gottes- 
fürchtiger Mann, verm. I. mit Christina Sibilla, Tochter des 
Prälaten August Hochstetter zu Maulbronn ; IL mit Ohristina 
Rosina, geb. Eccard. Er starb 2. Mai 1774 mit Hinter- 
lassung von 5 Söhnen. 

Das ihm von Maria Theresia ertheilte Diplom als Kaiserl. 
Rath lautet: 

Wir Maria Theresia von Gottes Gnaden Römische Kaiserin 
in Germanien, zu Hungarn, Böheim, Dalmatien, Croatien, Sclavonien 
etc. etc. Königin, Erzherzogin zu Oesterreich, Herzogin zu Burgund, 
Ober- und Nieder-Schlesien, zu Steyr und Kernten, zu Crain, Marg- 
gräfin des Heil. Rom. Reichs, zu Mähren und Burgau, zu Ober- und 
Nieder-Laussnitz , geforstete Gräfin zu Habsburg, zu Flandern und 

* Ein Sohn desselben Matthäus Merkel, geb. zu Calw, Diaconus in Backnang, war 
mit Magdalena Sibyüa, geb. Ostertag, vermählt, welcher Ehe Christof Friederich ent- 
t^prosste, der im Jahre 1764 das Decaoat zu Pfedelbach bekleidete. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 475 — 

Tyrol und zu Görz, Herzogin zu Lothringen und Baar, Grossherzogin 
zu Toscana etc. etc. bekennen öffentlich mit diesem Brieff, und thun 
kund jedermänniglich ; Wiewohlen Wir aus Kaiserlicher Würde, in 
welche GOtt der Allmächtige Uns gesetzet, auch aus angebohrner 
Güte und Müdigkeit, jederzeit geneigt sind, Aller und jeder Unserer 
Unterthanen Ehre, Nutzen, Aufnahm und Bestes zu befördern: So 
sind Wir doch billig mehr bewogen, denenjenigen, welche sich gegen 
Uns und Unser König!, und Erzherzogliches Haus mit getreuen 
Diensten in standhafter Devotion, durch eigene oder deren Ihrigen 
eyffrige Dienstleistung verdient zu machen trachten, mit unsern 
Kaiserlichen Gnaden zu begegnen. 

Wann Wir nun gnädigst erwogen und betrachtet: die Ehrbare 
Sitten, redliche Aufführung und andere gute Eigenschaften, mit 
welchen Uns der Johann Gottlieb Klemm, Herzogl. Württembergischer 
Bath und Stabs- Vogt der Reichs-Horrschaften Steisslingen und Justingen 
begäbet zu seyn, nebst deme angerühmt worden, dass derselbe, wie 
Jene Vorfortere, in allen Begebenheiten, sich zum Nutzen und Frommen 
Unseres Königl. und Erzherzoglichen Hauses rühmlichst angewendet, 
sondern auch zu werkthätiger Bezeugung seiner gegen Uns tragenden 
Devotion, Uns Jüngsthin zur Bestreitung dermahlig Ungemeiner Aus- 
laagen ein ziemliches Darlehen angebotten und geleistet, und benebst 
in diessem seinem DienstEyfer noch ferner biss in seine Gruben 
fortzufahren dess allerunterthänigsten erbietens seye ; Welches er auch 
seinen besitzenden guthen eigenschafften nach wohl thun kann, mag 
und solle. 

Als haben Wir auss diessen vorangeführten Ursachen, mit 
wohlbewu88tem Muth, guthem Kath, und rechtem Wissen, besagten 
Johann Gottlieb Klemm zu Unserem Kaiserlich Königlichen Ratb 
gnädigst gewürdiget und aufgenommen: nehmen auf und würdigen 
Ihn darzu wissentlich und in kraft dieses Brieffs. Meinen, setzen, 
ordnen und wollen , dass Er nun hinfüro unser Rath seye , von 
männiglich davor gehalten, erkennt, geehrt, genannt, und Ihm solche 
Titul auss allen Unsern Canzleien und sonsten gegeben und geschrieben 



Digiti 



zedby G00gk 



— 476 — 

werden, darzu Er alle und jede Ehre, Würde und Vortheil, Freiheit 
und Gerechtigkeit, wie andere Unsere Rftthe haben und sich deren 
erfreuen, gebrauchen, nutzen und gemessen solle, und möge, von 
jedermänniglich ungehindert. Jedoch solle Er hingegen Unsere 
Geheimheiten, die Ihme anvertraut werden möchten, biss in sein 
Grab zu verschweigen, auch in Sachen und Geschafften, wozu Er 
inskünfftige gebraucht werden möchte, Uns seinem guthen Verstand 
nach das beste einrathen, Unsern Nutzen und Frommen zu beförtem, 
allen schaden aber und nachtheil zu wenden und zu verhüthen, 
schuldig seyn , auch sonsten insgemein all dasjenige zu thun , was 
einem getreuen Rath gegen seiner Frauen zu thun gebühret und 
geziemet, allermaassen , dann unser Gnädigstes Vertrauen in seine 
Person gerichtet ist. 

Mit urkund diesses Briffs, besiglet mit Unserm Kaiserlich 
Königlichen auch Erzherzoglichen anhangenden grössern Insigel. 
Der gegeben ist in Unserer Haupt- und Residenzstadt Wien den 
Sechszehnten monathstag Julii nach Christi Unsers Lieben Herrn und 
Seeligmachers Gnadenreichen Geburt im Siebenzehnhundert und Sieben 
und Fünfzigsten Unserer Reiche im Siebenzehnten Jahre. 
Maria Theresia. 

Franz Wilhelm, Graf von Hazfeld, 

K. K. Hof-Cammer-Präsident. 
Johann Graff Chotek y 

Ober-Canzler. 
Ad Mandatum Sacra? Caesareo Re- 
gia? Majostatis proprium 
Joh. Christoph Freih. v. Bartenstein. 
Theodor v. Thoren. 

Registr. Joh. Friedrich Kirstein 

r. Kirstenau, 
Raths-Titul vor dem Herzogl. Wür- 
tembergischen Ratji, Joh. Gottlieh 
Klemm. Coli. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 477 - 

Johann Christoph Klemm, Sohn des Vorigen, geb. 12. April 
1732, Pfarrer in Hildrizhausen, vermählt I. mit Christi na Benigna 
Tochter des Prälaten in Murrhardt Friedrich Christoph Oetinger; 
II. mit Christina Margaretha, Tochter des Pfarrers in Walddorf 
Joh. Sebastian Schmid. 

Ueber seine Vicariats-Stellen sagt er selbst Folgendes: 

Ich will die Orte nahmhaft machen, wo ich theils kürzer, theils 
länger vicarirt habe. In alphabetischer Ordnung. 

Augspur g. Bei St. Anna einmal, a. 1759. Mittwochs nach 
Ostern, über Esaj. 53, 8. Senior Urlsperger forderte mich dazu 
auf. Auf meiner ganzen Reise rechne ich den Umgang mit dem 
sei. Senior Urlsperger unter das wichtigste und nfizlichsto. Ich 
wurde fast alle Tage zu ihm zu Tisch geladen. Bey meinem Abschied 
segnete er mich mit Auflegung der Hände unter vielen Thränen. 
Er erzählte mir seinen ganzen Lebenslauf in Württemberg, wie er 
zuerst Hofprediger und Consistorialis gewesen, nachmals Spefcial in 
Herrenberg, und endlich Senior in Augspurg geworden. Er erzählte 
mir unter anderm auch seine Conversation mit dem König Friedrich 
Wilhelm in Preussen. Er musste dem König die St. Anna-Kirch 
zeigen, ihm zur Seite gehen, hinter ihnen der Kronprinz und der 
Feldmarschall von Sekendorf. — Kex fragte ihn: wie lang ist Er 
hier? U. So und so lang. Rex: Wo ist Er vorher gewesen? U. 
in Stuttgardt. Kex: Was? U. Hofprediger und Consistorial-Rath. 
Rex : Warum ist Er von da weggekommen ? U. Weil ich die Wahr- 
heit gesagt. Bex: Ist Er gern hier? U. ja. Rex: Sind seine 
Colleges alle eines Sinnes mit Ihm? da sagte U. zu mir: das seye 
eine sehr schwere Frage gewesen. Hätte Er nein gesagt, so hätten 
seine Collegse ihn beschuldiget, Er habe sie in faciem eines Königs 
verläumdet ; hätte Er ja gesagt, so hätte Er die Unwahrheit geredt. 
Er sagte endlich: Ihr Majestät, sie sind alle Liebhaber von den 
Spenerischen Schriften. Damit war der König zufrieden. — Rex: 
Was hält Er von meinen Leuten? U. der sei. Professor Franke 
war mein geistlicher Vater. — Endlich nahm der König den Hut 



Digiti 



zedby G00gk 



— 478 — 

ab, und dankte ibm vor seine Bemühung. TL nahm das Herz in 
die Hand, sagte zum König : Werden Euer Majestät fortfahren, Recht 
und Gerechtigkeit in Ihren Landen zu handhaben, und rechtschaffene 
Leute zu schützen, so wird Ihr Königreich bestehen. Bex machte Ihm 
nochmal ein Compliment, sagte : Lebe Er wohl, und wann Er nimmer 
gern hier ist, und von seinen Collegen gedrükt wird, so komm Er zu mir. 

Geneve.* Bey der teutschen lutherischen Gemeinde zweimal. 

Lausanne. In etlichen Sommer - Monaten versähe für den 
deutschen Pfarrer daselbst fast sein ganzes Amt. Einmal am all- 
gemeinen Buss- und Fasttag, predigte über Ezech. 33, 11 von der 
allgemeinen Gnade, ohne ein Wort von der Antithesi zu gedenken, 
mit Beifall und Segen. Diss veranlasste mich, dass, nach meiner 
Retour ius Vaterland, einen Tractact schrieb: De interna cordis 
unione fidelium Lutheranse & Calvinianse Confessionis, unionem externam 
non necessitante. Ich zeigte den Tractact dem Kanzler Eeuss. Er 
lobte »ihn. Widerrieth den Druck. Ich zerriss ihn. 

Von Lausanne machte eine Excursion nach Geneve, wo ich 
mehrere Monate blieb. Ich ging zu Schiff dahin. Weil wir wenig 
Wind hatten, war 3 Tag unterwegs. Wie ich das Schiff bestieg, 
stellte mich an, als ob kein Wort französisch verstünde, damit um 
so eher hinter die Gedanken der Menschen kommen möchte. Es 
gieng bald über mich her; was das für ein tummer Hund seye, der 

* Ich bin öfters gefragt worden, warum ich von Geneve nicht auch zu dem 
berühmten Voltaire hinausgegangen? Ich furchte mir nicht vor ihm, hatte mich ihm 
auch ohne allen Anstand entdeckt, dass ich ein Theologns seye; weil Er aber nur 
französisch redte, ich aber diese Sprache noch nicht läufig reden konnte, so mochte mich 
nicht exponiren. Ich hörte aber doch alle Tage von Ihm und seinen Sachen reden. 
Graf Soltikov war damals in Geneve mit Papieren von der Russischen Kaiserin an Ihn 
zu Ausarbeitung seiner Geschieht» von RussUnd. Soltikov ging bey Madame Movligni 
zu Tische, wo ich auch speiste, sass neben mir, plauderte alle Tage von Voltaire, wollte 
mich oft aufsetzen, ich schickte ihn aber etlichemal so heim, dass Er zufrieden seyn 
konnte. Einmal meynte er, er habe gewonnen, ich kam ihm aber mit einer Antwort so 
auf den Hals, dass er »agte : ce n'e»t pas petit, c'est grand. Er meynte, ich heisse Klein, 
nicht Klemm. Es fällt mir da noch was von ihm ein. Er fragte mich, einmal, ob ich 
wolle, dass Er sein Trinkglas et se ? Ich erschrak heftig, und sagte, das möchte Er doch 
bleiben lassen. Er aber beisst etUche 8tück aus dem Glas, zerbeisst sie, speit sie wieder 
aus, ued blutet entsetzlich. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 479 — 

in ein französisch Land raise, ohne ein Wort französisch zu ver- 
stehen. Ein einiger Teutscher war im Schiff, ein Schneider, mit 
dem unterhielte mich. Es war in der Charwoche. Ich entfernte 
mich öfters von dem rohen Schiffsvolk auf den obern Boden des 
Schiffs, sass in den Schatten des grossen Segels, sang Passions- 
Lieder. — Plözlich entstund ein Qeschrey : man sehe einen Menschen 
schwimmen. Wie er uns nahe kam, zogen wir ihn aus dem Wasser. 
Er war nackend, und also vermutblich beym Baden ertrunken. Da 
thät nun den Mund auf, und hielt eine Straf-Predigt an das rohe 
Volk. Sie erstaunten alle, wie sie hörton, dass ich plözlich fran- 
zösisch mit ihnen spreche — kriegten eine grosse Liebe zu mir. 
Wie ich in Geneve ausstieg, wollte der eine meinen Ueberrok, der 
andere meinen Coffer in mein Logis tragen. 

Zweimalige Verehlichung. Erstmals* den 27. August 1761 
mit Christiana Benigna, Special Oetingers in Herrenberg Tochter. 
Mein Schwiegervater predigte und copulirte. Text Ps. 116, 1. 2. 
Zweitens, den 15. Januar 1765 mit Christina Margaret ha, Pfarrer 
Schmids in Schlaitdorf Tochter. Vicarius Weissmann predigte 
Ps. 45, 11. 12. Mein Schwiegervater, der damals nach einer 
Krankheit das erstemal wieder in die Kirche kam, copulirte. 

Meine erste Ehe währe te nicht länger als 2 1 /* Jahr. Meine 
Benigne starb den 15. März 1764 am vierten Tag nach der Geburt 
eines Töchterleins, nach ausgestandener operatione secundinarum an 
einer Hseinorrhagia uteri. Der Geheime-Rath Georgii, ihr Gross- 
Onkel, bildete Sie. Wie Sie starb, that sein Condolenz-Schreiben 
den grösten Zug an meinem Herzen. Der Beschluss war: Fürchte 
dich nicht, glaube nur. Das war Balsam in meine Wunden. 



* Die Hochzeit war sehr einförmig. Ich führte die Braut selber in die Kirch 
und zum Altar. Beym Mittagessen war, ausser den Eltern der Braut, niemaud als 
Burgermeister Klemm c. Ux., Repetent Klemm, Kaufmann Stik und noch etliche. — 
Ich hatte vorher meinen Schwiegervater gebeten, dass Ichs so machen dörfte. Er schriebe 
dem Geheimen Bath Oeorgii. Dieser schrieb zurük: was der Bräutigam Euch sagt, das 
thut. — Bey meiner zweiten Verehlichung war ich weit nimmer so meister. — Wie 
andern sich die Zeiten. 



Digiti 



izedby G00gk 



— 480 — 

Meine Kinder I. mit Christiana Benigna Oetingerin. 

1. Johanna Dorothea,* geb. zu Tuttlingen 1762 20. September, 
Nachts 11 Uhr. Ein Herz ohne Falsch, voll Liebe. Der 
HErr bleibe Ihr und Ihres Saamens GOtt.* 

2. Sophia Christiana, geb. in Tuttlingen 1764 12. Merz, Nachts 
11 Uhr. Ueber Ihrer Geburt starb die Mutter. Stiftsprediger 
Bieger rühmte in einem Schreiben an mich ihre Tugend. 

II. mit Christina Margaretha Schmidin. 

3. Immanuel, geb. in Hildrizhausen 1767 27. Merz, Nachmittags 
3 Uhr. Expedit im predigen. Ein guter Musicus. 

4. Margaretha, geb. in Hildrizhausen 1768 8. May, Nachts 
2 Uhr. Aufrichtig, gerad, offenherzig. Wird sie die Perle 
des Reichs GOttes suchen, so wird sie solche finden. 

5. Friedrika, geb. in Hildrizhausen 1770 22. October, Morgens 

5 Uhr. Herrlichst begabt, unter allen meinen Kindern. Der 
HErr bewahre diesen Weinstock. Er reinige ihn , dass er 
immer mehr Früchte trage.** 

6. Regina, geb. in Hildrizhausen 1771 7. December, Morgens 

6 Uhr. Bey ihrer Tauffe machte ich drey Looszettel mit 
dreyerley Namen; der benannte fiel ihr zu. Wird sie die Er- 
scheinung JEsu lieb haben, so wird es an -der Krone der 
Ehren in jener Welt nicht fehlen. 

* Lebt in vergnügter Ehe mit M. Joh. Caspar Höklin , Praoeptor in Ebingen. 
Kinder: 1. Joh. Christoph Friedrieh. 2. Christiana Benigna. 3. Sophia Friedrika. L 
Johanna Gottlieb in. Einer ihrer Patben war Joh. Michael Wagner, Handelsherr in Venedig. 
Mit diesem rechtschaffenen Mann, sagt Klemm, habe ich lange Zeit correspondirt. 4 Wochen 
lang logirte ich bei ihm in Venedig , und genoss viele Gewogenheit and Liebe. Wann 
am Essen der Oyperwein kam, war diss das Zeichen, dass es jetzt bald Zeit aeye auf- 
zustehen. Ich. wurde von Ihm an die gröste Handlungshauser empfohlen. Es hiess 
darinn: mio particolare k dlstinto Amico. - Wie ich nach Rom reisen wollte, adressirte 
Er mich an zwei vornehme Handlungshäuser daselbst. Ich raiste würklich ab. Mit dem 
von Venedig nach Rom abgehenden Courier, es war heiss, gl eng sehr schnell. Wie ich 
nach CasteUo nuovo kam, war ich durch die Hitze so angegriffen, dass liegen bleiben 
musste. Ich besorgte ein hitziges Fieber — ward Jedoch bald wieder so restituirt, dass 
mich der Courier bey seiner Retour von Rom wieder mit nach Venedig nehmen konnte. 
Die Lust aber, nach Rom zu reisen, vergieng mir. 

** Lebt in vergnügter Ehe mit M. Carl Friedrich Ho ff acher, Diac. in Wildbaad. 
Kind: Carl Wilhelm Ludteig, geb. 25. Juni 1794. 



Digitized by 



Google 



— 481 — 

7. Elisabeths, geb. in Hildrizhausen 1776 30. November, Nachts 
1 Uhr. Die innigste Freundin und Gesellschafterin ihres Vaters. 
Frölich, leutselig, gesprächig. 

Unter allen solle mir Regina am ähnlichsten sehen. Der 
HErr halte sie alle bei der Hand, leite sie nach seinem Rath, und 
nehme sie endlich mit Ehren an. 

Am Ende seiner Lebensbeschreibung fügt Klemm noch Fol- 
gendes bei: 

Nun will alles noch in folgendem Lied zusammenfassen: 

1. Sonne, die aufs niedre sieht, da singt ein armer Staub, den 
deine Kraft allmächtig zieht, ich rede, denn ich glaub. 

2. Zuerst gesteh ich ohne Scheu, jedoch nicht ohne Schaam, 
dass ich vom Licht ergriffen sey, das auf die Erde kam. 

3. Ich weiss die angenehme Zeit, da mir die Gnad erschien; da 
JEsu8 rief, war ich bereit, mit diesem Mann zu zieh'n. 

4. Doch wie es zu geschehen pflegt, die Seele macht sich schwer, 
wann JEsus auf die Achslen legt: so giengs hier eben her. 

5. Der Heiland nahm mich, wie ich war, als einen todten Mann, 
bey meiner Seelen Tod'sgefahr, zu seiner Pflegung an. 

6. Ich bat um Hülfe: da Er nun mit seiner Hülfe kam, so scheute 
ich das Wehethun, und war den Mitteln gram. 

7. So müht sich unser HErr mit mir, nun schon die längste Zeit, 
und hat noch wenig Ehr und Zier, von seiner Emsigkeit. 

8. Ihr Töchter Salems! seht mich an, ob ich Gespielin sey: Nun 
ist der Schleyer weggethan, nun ist das Herze frey. 

9. Ach helft mir bitten, was ihr könnt, ihr Tochter helfet mir! 
dass, da mein Herz von JEsu brennt, mein Thun die Lehre zier. 

10. Was hör ich? Stimmen aus dem Chor, da Christus herrscht 
und ruht; sie singen mir ganz lieblich vor: auf Seele! wohlgemuth! 

11. Der König, unser Seeleufreund, hat einen solchen Trieb, der's 
redlich mit uns allen meynt, und hat dich eben lieb. 

12. So lange man auf Erden ist, so lange wird gebaut, zulezt 
kriegt dannoch JEsus Christ, ein reines Herz zur Braut. 

o. Gtorgii-Georgenau, Biographisch- Genealogische Blätter etc. 31 ' 



Digiti 



izedby G00gk 



— 482 - 

Ebenfalls hieher gehören: 

Heinrich Wilhelm Clemm, Professor Theol, geb. zu Hohen- 
Asperg in Württemberg 13. Dec. 1725. (nach Andern geb. 31. Dec. 
1726). Derselbe studirte in Tübingen Theologie und Mathematik, 
war von 1750 — 52 Repetent daselbst, ging von da auf Reisen durch 
die wichtigsten Städte von Deutschland, überall Bibliotheken besuchend 
und gelehrte Bekanntschaften persönlich anknüpfend. Nach seiner 
Rückkehr von dieser Reise wurde er Vicar bei der Hofcapelle in 
Stuttgart 1753, dann Professor und Prediger im Kloster Bebenhausen, 
Professor der Mathematik am Gymnasium in Stuttgart, Professor 
der Theologie in Tübingen 1767. 

Als Schriftsteller war Clemm nicht ohne Verdienst; von ihm 
rühren verschiedene Werke her. — 

Johann Christian Klemm, geb. in Steusslingen 12. April 1732, 
M. der Philosophie und Pfarrer zu Neuhausen an der Erms, vorher 
Pfarrer zu Hildrizhausen, schrieb Allgemeines Würtemb. Stiftungslexicon 
und Wohlthäterdenkmal I. Theil Tüb. 1790. — 

Jacob Friederich Klemm, geb. 1733 in Herrenberg, anfangs 
Diaconus zu Balingen, hierauf 1782 Superintendent zu Nürtingen, 
machte sich daselbst durch Stiftung einer Normal- oder Realschule ver- 
dient. Sein Lateinisches Elementarbuch wie ein neuer von ihm heraus- 
gegebener Atlas fanden allgemeinen Beifall. Seybold in seinem »Historien- 
büchlein« sagt über Klemms Atlas: »Bekanntlich sind die Kärtchen 
dabei so gemacht, dass man die Länder ausschneiden und der Jüngling 
jedes wieder an den Ort, wo es hingehört, zusammen setzen kann. 
Was hier bei Landkärtchen als Erleichterungsmethode geschieht, möchte 
nun bald das Schicksal der Länder selbst sein, dass man sie nach 
Belieben in die Länge und Breite zerschneidet und stückweise vertheilt.« 

Klemm war auch ordentliches Mitglied der Naturforscher-Ge- 
sellschaft in Halle in Sachsen 1780, und Mitglied der deutschen 
Gesellschaft in Göttingen und starb 24. Juni 1803. 

Er selbst sagt über die Anschauungsweise seines Berufs als 
Prediger in Balingen Folgendes: 



Digitized by 



Google 



- 488 — 

»Zu allererst suchte- ich meine akademische Sprache, an die 
ich in Einem fort 10 Jahre gewöhnt war, um vieles herabzustimmen, 
und dadurch meinen Zuhörern in der Stadt und auf dem Dorfe ver- 
ständlich und also nüzlich zu werden. 

Mit meinem Studium der Natur verband ich jetzt die Geschichte 
und lernte die Wege Gottes unter den Menschen durch alle Jahr- 
hunderte bemerken, welches nach meiner Einsicht auch eine unent- 
behrliche Erforderniss eines Predigers ist. Ich besuchte alle Werk- 
stätten der Künstler und Handwerker, auch den Gärtner und Ackers- 
mann und sammelte so die Woche über, damit meine Predigten 
hernach von meinen Zuhörern in ihre tägliche Geschäfte verwebt, die 
ganze Woche über angetroffen werden möchten. Vor allem aber 
lagen mir die Schulen als Pflanzstätte künftiger Väter und Mütter 
und eines folgenden Geschlechts am Herzen.« 

Jereinias Friedrich Klemm, geb. zu Balingen 1766, Med. 
Dr., studirte und practicirte in Tübingen und schrieb: De diagnosi 
hermarum, tarn genuinarum, quam spuriarum. Tubing 1789. — 

Johann Friedrich von Klemm, geb. 14. November 1793, 
Sohn des Stabsamtmanns in Brenz, späteren Hof kameral Verwalters in 
Lauffen a./N. Christof Heinrich Klemm, .Bitters des Kronordens (t 
Stuttgart 1889), Enkel des gleichnamigen Oberaratsphysikus in Leon- 
berg (t 1785), Urenkel des Seite 473 erwähnten Prälats in Herrenalb 
und Specials in Leonberg Johann Conrad Klemm (t 1763). 

Johann Friedrich war Aktuar und Revisor bei der Stadt- 
direktion Stuttgart, Juni 1822 Oberamtmann in Tettnang, November 
1835 in Ellwangen, October 1845 in Esslingen. Seine ausgezeichnete 
Wirksamkeit für das öffentliche Wohl wurde vornehmlich im ersten 
Bezirk seines Wirkeus anerkannt durch Verleihuug des Ehrenbürger- 
rechts in Tettnang an ihn und seine Familie, und bleibend in gutem 
Andenken behalten, was seine Wahl zum Abgeordneten des Bezirks 
Tettnang beweist. Er vertrat letzteren von 1844 bis in die März- 
tage 1848. Im Jahre 1846 wurde er Kitter des Kronordens, t 
zu Esslingen 16. April 1858. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 484 - 

Seine Gattin Lotte, geb. Jakobl, geb. in Stuttgart 16. Dec. 
1799, f in Geislingen 8. Januar 1869, mit der er 1822 in die Ehe 
trat, war eine Tochter des als Generalarmeearzt zu Stuttgart am 
19. April 1812 verstorbenen Dr. Christian Friedrich von Jacobi, 
Bitters des Kronordens. Dieser im gleichen Jahr mit Schiller geboren, 
besuchte neben demselben die Karlsschule und war nicht blos noch 
nachher im gleichen Regiment mit ihm als Medikus verwendet, son- 
dern auch persönlich ihm befreundet, so dass Schiller noch nach 
seiner Flucht, am 6. Novemb. 1782, ihm schrieb. Zwei andere frohere 
Karlsschüler, Bibliothekar Petersen und Regimentsquartiermeister 
Rheinwald waren noch später seine Hausfreunde und standen bei 
seinen Kindern zu Gevatter. Bannecker verehrte ihm das Original- 
gipsmodell zu der Büste Schülers. Jakobi starb frühe in Folge 
der aufreibenden Thätigkeit, welche in jenen Kriegsjahren seine 
Stellung mit sich brachte. Er genoss besonderes Vertrauen Seitens 
des Königs Friedrich. Durch seine Frau, eine Tochter des Geheimen 
Kabinetssekretärs und Regierungsraths Johann Gottfried Grimm in Lud- 
wigsburg (f 1787) hing auch er mit dem württembergischen Beamten- 
stand zusammen. Seine Kinder waren die ersten in Stuttgart, viel- 
leicht in Württemberg, an denen Versuche mit der neuen Kuhpocken- 
impfung gemacht wurden; sein Haus in Folge der besondern Be- 
gabung der Hausmutter öfters ein Sammelpunkt musikalischer Kräfte 
zur Aufführung von klassischen Opern im Privatzirkel. 



Das Fürstlich Württemb. Dienerbach enthält folgende höhere Beamte des Namens 
KUmm (CUmm): Amptmann 406. — Andr. Adam, Vogt 637. — Christian Cottr., Probst 
296. — Frid., Reg. R. Secretar. 76. — Heinr. Wilh., O. R. Bibliothecar 43 ; Prediger 
561. — Jac. Frid., Pfarrer 616. — Joh. Conr., Abt 289; Diacon 662; Special 478; Statt- 
■ohreiber 464; Stints Diacon 560; Vogt 452. — Joh. Fried., Hofger. 8ecretar. 80; Reg. 
R.8ecretar. 74. — Joh. Gottl., Vogt 537. — Leonh., Pfarrer 364. 



Digitized by 



Google 



Knapp. 



Thomas Knapp, Herzogl. Württemb. Forstmeister, wurde den 
15. December 1647 als Sohn des Herzogl. Waldvogts von Tübingen 
Thomas Knapp und der Agnes, geb. Eisenkrämer, und als Enkel des 
1626 f Waldvogts in Tübingen Oseas Knapp, geb. 1564, dessen 
Vater Oseas Knapp, geb. 1521, t 1598, vermählt mit einer geb. 
List, schon in Reutlingen lebte, dessen Epitaph sich an der Kirchen- 
mauer zu Weil im Schönbuch befindet und der Catharlna, geb. 
Wenner (getraut 27. September 1601), geboren. 

Derselbe besuchte die lateinische Schule zu Böblingen, genoss hier- 
auf in Waidenbuch, wo seine Eltern damals sesshaft waren, den Unter- 
richt des Vicars M. Christoph Schliessnecker und bezog von da aus 
die Universität Tübingen, wo er sich dem Studium der Philosophie 
widmete. Da indess Herzog Eberhard, der schon früher sich des 
jungen Knaben angenommen hatte, wünschte, dass er in die Fuss- 
stapfen des Vaters träte, kehrte Knapp von Tübingen nach Waidenbuch 
zurück, wurde bald darauf 1668 dem Vater adjungirt und erhielt 
1674 die Forstmeistern auf dem Stromberg. In Folge der vielen 
Drangsale und Verdriesslichkeiten , die er auf diesem seinem neuen 
Posten der Kriegszeiten und der durchziehenden kaiserlichen und fran- 
zösischen Armeen wegen zu erleiden hatte, kam er um Transferirung 
ein, welche anch stattfand, indem er zum Forstmeister in Liebenzell 
und Wildbad ernannt wurde, welch beide Aemter er bis 1699 ver- 
waltete, um welche Zeit ihn in dem Wildbader Forstamte Samuel 
Fugner von Ruetmersbach ablöste. Er starb den 23. September 
1709 zu Liebenzell. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 486 — 

Seine Gattin war Anna Maria, Tochter des Bürgermeisters der 
Stadt Pfeilungen Johann Jacob Henssler, Sohns des Kellers in Weins- 
berg Ulrich Henssler, und der Catharina, Tochter des Bürgermei- 
sters von Balingen Joh. Ulrich Ergenzinger. Kinder: 

I. Anna Maria, verm. mit dem Pfarrer in Altbnrg M. Christian Mehl. 
IL Christina Catharina, verm. mit dem Chirurgen in Weil im 
Schönbuch Tobias Wurster. 

III. Maria Agnes, vermählt mit dem Comp.-Verwandten in Calw 
Johann Georg Gfrörer. 

IV. Christina Regina, verm. mit dem (Decan in Hornberg) M. 
Buttersack. 

V. Rosina Catharina. 
VI. Sophia Kunignndn. 
VII. Jacob Thomas Knapp, geb. 29. Februar 1672, Forst-Verwalter 

zu Freudenstadt, verm. mit Maria Rosina, Tochter des Pfarrers 

zu Magstadt Johann Christoph Andler. 

Christian Gotthold von Knapp, Königl. Regierungsrath , geb. 
16. Februar 1750 auf dem Einsiedel bei Tübingen. Sein Vater 
war der dortige Kl. -Hofmeister Ernst Bernhard Knapp, t 5 Nov. 
1778; die Mutter Christiana, Tochter des Landschafts-Einnehmers 
Joh. Jacob Ständlin. Ernst Bernhardts III. Gattin, von welcher 
der nacherwähnte Gottfried Gabriel abstammt, war Tabitta, geb. 
Schwarz; der Grossvater Ernst Friedrieh Knapp, Hofmeister zu Einsiedel; 
die Grossmutter Sabina Regina Koppel; der Urgrossvater Eberhard 
Friedrieh Knapp, Hofmeister zu Einsiedel; die Urgrossmutter seit 
12. Mai 1657 Margaretha, geborene Kilgns; der Urur-Grossvater 
Michael Knapp, geb. 18. Februar 1604, Präsenzmeister und Stadt- 
schreiber in Hirschhorn, Vogt in Böblingen, t 1662; die Urur- 
Grossmutter seit 1629 Catharina, Tochter des Präceptors in Kirch - 
heini Andreas Wem; der Urur-Urgrossvater endlich der Eingangs 
erwähnte Waldvogt von Tübingen Oseas Knapp. 

Derselbe besuchte die Universität und wurde, nachdem er 
einige Oberamtsverwesereien besorgt hatte, im Jahr 1777 als Kirchen- 



Digitized by 



Google 



- 487 - 

raths-Kammerrath angestellt. In dieser Eigenschaft, und nachher 
als Expeditionsrath , half er das evangelische Kirchengut berathen 
und besorgen, bis dasselbe 1806 mit dem Staatsgut vereinigt wurde. 
Nun wurde dem erprobten Geschäftsmanne ein anderer Wirkungskreis 
angewiesen. Der Staat nahm seine Dienste zunächst als Hof- und 
Pinanzrath in Anspruch; später wurde er dem Oberlandes-Oekonomie- 
Gollegium und der Retardaten-Commission zugetheilt. Als aber die 
letztere am 17. Januar 1822 aufgelöst wurde, war auch für ihn 
die Zeit gekommen, wo ihm nach 46 jährigem Staatsdienst ein ehren- 
voller Ruhestand vergönnt ward. Eine öffentliche Anerkennung seiner 
Tüchtigkeit wurde ihm nicht allein durch die verschiedenen , nach 
und nach übertragenen Aeinter, sondern auch durch den Civil- 
Verdienst-Orden (1806). Lange dauerte seine, unter fünf Regenten 
Württembergs fortgesetzte, amtliche Thätigkeit, und unerschüttert 
stand er bis zu seinem, im 83. Jahre seines Alters 1. Februar 1832 
erfolgten Lobensende, ohngeachtet ihm der Tod tiefe Wunden in seinem 
Familienleben schlug , * indem ihm in ein und demselben Jahre eine 
Tochter und ein Sohn starben; Letzterer zum Kriegsdienst gezogen, 
später den Wissenschaften zurückgegeben, hatte eben seine Studien 
rühmlich vollendet, als er plötzlich sein Leben in den Wellen der 
Werra bei Göttingen verlor. Ferner ward ihm 1822 ein weiterer 
Sohn ebenfalls nach Vollendung seiner Studien von der Seite gerissen. 

Knapp war ein Mann von erprobter Rechtschaffenheit , ein 
bereitwilliger ßerathor der Verlassenen, ein Wohlthäter der Armen. 

Folgendes Gedicht findet sich in der auf ihn gehaltenen 
Leichenrede verzeichnet und spielt auf den Geburtsort Knapp s als 
Knabe, den Einsiedel, an: 

Einsam säuselt er nun, der altert hümliche Weissdorn, 
W T o sioh der Knabe vordem grünende Reiser gepflückt. 

ELcrhard hat ihn gepflanzt, als von Judäas Gestade 
Kehrte der Grav; dorthin war er ein Pilger gewallt, 

Trug auf dem Helme das Reis ; das steck't er in saftigen Boden, 
Und Jahrhunderte schon perlten im grauen Gezweig! 



Digiti 



zedby G00gk 



- 488 - 

Dort einst hast du gespielt, Vollendeter! dort mit den Brüdern 

Und mit den Schwestern floss kindlieh Dein Frühling dahin; 
Dort einst wohnte der Vater, und wenn er vom Walde zurückritt, 

Hielt ihm mit freudiger Hand Bruder um Bruder den Zaum — 
Dort, weitprangend am Weg, war die Zeitungs-Eiche; dem Vater 

Legte der Bote das Geld, ruhigen Muthes, hinein; 
Denn noch blühte die Zeit, die biedere! — Keiner, im Traum auch, 

Hätte dem Ehrenmann dort das Vertraute geraubt 
Dort einst sammelte sich die Familie; silberne Locken 

Schmückten das Haupt Dir schon würdig am bräutlichen Fest, 
Als die erröthende Braut dort liebend grüsste der Enkel, 

Und mit dem goldenen Ring weihte der Treue Gelübd\ 
Ach! da lebtest Du wieder im traulichen Hause des Vaters, 

Alles von ältester Zeit war noch geblieben, wie sonst! 
Jugendlich schlug Dir das Herz, Du standest in süssester Wehmuth, 

Gingst mit den Lieben so froh durch die Gemächer umher: 
Zeigtest: hier ward ich geboren! und hier erbleichte die Mutter! 

Dort war die Schaukel, — und hier sass auf dem Füllen das Kind ! 
Sonnig stand im Azur der Weissdorn! — ach die Geschlechter— 

Freu'n sich der blühenden Zeit über dem Staube des Ahns; 
Geister fliehen vorüber, und nur das Leben der Schöpfung 

Jauchzt in verjüngter Gestalt mit den Lebendigen fort! 

Seine Gattin war seit 5. Juni 1777 Christians Friederika, 
— Tochter des Geh. Hofraths Ton Moni, und Enkelin des Etatsraths 
Johann Jacob von Moser, — welcher Ehe 11 Kinder entsprossten, 
von denen nur 2 den Vater überlebten, nämlich : 

Amalia Sofie Charlotte, Gattin des König]. Studienraths-Direc- 
tors, Prälaten von Süskind. 

Franz Gustav Adolf von Knapp, geb. Stuttgart 30. September 
1791, Lieutenant im Württemb. 10. Infanterie-Regiment, Oberamts- 
actuar, dann Oberamts verweser, später Oberamtmann in Lorch, in 
Kirchheim, R. d. 0. d. W.. Kr., vermählt seit 7. Jnni 1819 mit 
Friederike Wilhelmine, Tochter des Oberamtmanns in Tübingen 
Joh. Carl Ludwig Senbert. Kinder: 

I. Sofie, verm. 6. Mai 1841 mit dem Med. Dr. in Nenffen Ober- 
amts- Wundarzt in Schorndorf Carl Gottl. Gaupp. 



Digitized by 



Google 



— 489 — 

IL Heinrich Frans Carl, geb. 4. Januar 1826, Offizier in Oester- 
reichifichen Militär-Diensten. 

III. Marie, geb. 1828, ?erm. mit Hofrath Römer in Stattgart. 

IV. Frans Gustav Adolf, geb. in Kirchheim 25. April 1832, Land- 
wirthschafts-Candidat. — 

Gottfried Gabriel Knapp, Bruder des oben erwähnten Christian 
Gotthold, geb. in Einsiedel bei Tübingen 1. December 1765. studirte 
Philosophie und diu Rechte, wurde alsdann Advocat bei dem Hof- 
gericht und später 1808 Oberamtmann, Kloster- und Forstverwalter 
in Alpirsbach, Oberjustizrath in Tübingen, f 21. Juli 1828. Er 
schrieb Mehreres. — Gattin: seit 15. November 1796 Lndoyike 
Regine Helnrike Friedrike, Tochter des Hofkammerraths in Stutt- 
gart Georg Jacob Finkh. — 

Albert Knapp, Sohn des Vorigen, Stadtpfarrer bei St. Leonhard 
in Stuttgart, bekannter schwäbischer Dichter, der, nur wenige 
Monate nach Ludvrig Seeger dem Meister Uhland ins Grab gefolgt 
ist, ward am 25. Juli 1798 zu Tübingen geboren, wo sein Vater, 
Gottfried Gabriel Knapp, nachmaliger Oberjustizrath, als Hof- 
gerichtsadvokat lebte. »Im Jahr 1800 wurde der Vater nach 
Alpirsbach vorsetzt, woselbst dessen Familienwohnung mit dem alt- 
ehrwürdigen, von den ältesten Hohenzollern gestifteten oder doch 
begabten Klostergebäude, durch einen Gang zusammenhing, wäh- 
rend sich die Kanzlei im Kloster selbst befand. In dieser gross- 
artigen Schwarzwaldgegend, am Eingang in das malerische Kinzig- 
thal, in den täglich betretenen Räumen einer dahin geschwundenen 
frommen Vorzeit, empfieng die Seele des Knaben, welcher dort vom 
2. bis 11. Jahr weilte, die ersten Grundanschauuogen, worunter 
auch die ersten massgebenden Eindrücke für den künftigen Dichter- 
beruf. Schon damals scheint durch diese letztern ein von der 
Sichtbarkeit ungestillter Zug zum Jenseits gegangen zu sein, ob- 
wohl ein solcher in dem ifnapp'schen Familienkreis, in welchem 
schlichte . herzliche Frömmigkeit , sittlicher Ernst und unverdorbene 
Gemüthlichkeit, keineswegs aber ein Wegsehnen aus dem Irdischen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 490 - 

den Grundton bildeten, durchaus nicht vorherrschte. Vor dem Eltern- 
haus stand, oder steht wohl noch jetzt eine mit einer steinernen 
Rundbank eingefasste prachtvolle Linde*; unter ihr ergiesst ein vier- 
röhr iger Brunnen seine Strahlen. Oft vermittelte dieser Baum wunder- 
bare Anschauungen in dem Kinde. So wars ihm einmal, als er vor 
Tagesanbruch an das Fenster trat, als stände ein herrlicher Cedern- 
wald in dem nachtblauen Himmel ober der Linde, und helle Geister- 
gestalten blickten grussend aus demselben herunter. Ein andermal, 
es mochte in seinem 7. Jahre sein, sah der Knabe Morgens einen 
goldnen Streif durch den westlichen Himmel gezogen, auf welchem 
in leuchtendem Wagen ein schöner, freundlicher Mann dahin fuhr, 
der ihm zuzuwinken schien« : „Komm mit, komm mit." — 

Albert studirte Theologie, wurde 7. Nov. 1820 Vikar in Feuer- 
bach bei Stuttgart; hier ging ihm hauptsächlich durch Einwirkung 
seines in gleicher Eigenschaft in Stuttgart angestellten Compromotio- 
nalen Ludwig Hofacker, Verfassers der so bekannt gewordenen Pre- 
digten, »ein, wie er sich selbst ausdruckte, „neues Leben auf, indem 
er nach schwerem innerem Kampf zum Glauben erweckt ward. 4 ' 

Im Jahr 1 821 kam er als Vikar nach Gaisburg bei Stuttgart, 1825 
als Diaconus nach Sulz, 1831 aber auf den Wunsch der Frau Herzogin 
Henriette von Württemberg in gleicher Eigenschaft nach Kirchheim u. T 
1836 ward er als Diaconus an die Hospitalkirche nach Stuttgart versetzt, 
wurde hierauf Archidiaconus an der Stuttgarter Stiftskirche 1 839, Stadt- 
pfarrer bei St. Leonhard 1845, als welcher er auch den 18. Juni 
1864 einer höchst schmerzhaften Brustwassersucht erlag 

Knapp war ein Mann von ungemeiner Kindlichkeit und Naive- 
t&t des Herzens. Sein Name als Dichter geht mit gerechter Aner- 
kennung durch ganz Deutschland, ja selbst katholischerseits wurde 
dem eifrigen Protestanten vielfach vollste Anerkennung zu Theil. 

Zu erwähnen sind von seinen literarischen Leistungen neben 
den in 3 Bänden in mehreren Auflagen erschienenen »Christlichen 

* Die Linde wurde 28. Jnll 1872 vom Sturm umgerissen. 



Digitized by 



Google 



- 491 — 

Gedichten«, insbesondere das durch viele Jahre hindurch von ihm 
herausgegebene Taschenbuch »Christoterpe«, und sein Lieder- und Ge- 
dichten-Cyklus »Hohenstaufen« . Ueber das Letztgenannte sagt er selbst : 

Wenn die Jungfrau Blumenkränze 

Für das Fest des Maien flicht, 

Sparet sie dem goldnen Lenze 

Rosen und Violen nicht: 

Also treibt es mich zu singen, 

Bis ich für die Staufen ganz, 

Mit lebendigem Gelingen 

Äusgeflochten meinen Kranz. 
Von der Tonkunst stets tiefergriffen und selbst ausgezeichneter 
Klavierspieler, äusserte er im Hinblick auf seine Poesien: 
Was über Worten schwebt, das schildert die Musik. 
Wort — ist ein Ei; 
Musik ist's, wenn der Vogel flück. 
Knapp' s erste Gattin war seit 1828 Christiane, Tochter des 
Generals von Beulwlz, eine der bevorzugtesten Schülerinnen des from- 
men Stadtpfarrers Bann in Stuttgart; die zweite Emilie, geb. Hoffmann, 
die Wittwe des Pfarrers Oslander, welcher Ehe 1 1 Kinder entsprossten ; 
die dritte ist seit 1850 eine Tochter des als Rector zu Schöppenstedt 
in Braunschweig verstorbenen Lerche. Kinder: I. Sophie Theodore, 
geb. 18. Juli 1829, verm. 21. Januar 1868 mit Heinrich Zimmern, 
Pfarrer in Graben (Baden). II. Marie Henriette, geb. 8. Januar 
1840, verm. 27. October 1870 mit Buchhändler Aigner. III. Joseph 
Nathanael, geb. 18. Januar 1839, Stadtvicar, verm. 14. Mai 1868 
mit Louise Wilbelmine Wetzel. IV. Wilhelm Benjamin, Pfarrer in 
Waldthann, geb. 2. September 1841, verm. 19. Mai 1874 mit 
Kurie Liesehing. V. Gotthold Felieian, geb. 5. Juli 1848, Dia- 
conus in Tuttlingen, verm. 16. Nov. 1876 mit Clara, geb. Renz. — 
Hermann von Knapp, Bruder Albertus, Dr., Director des Königl. 
Studienrathes, Vorsitzender der prov. Commission für die gewerblichen ' 
Fortbildungsschulen. Bitter des Ordens der württ. Krone, früher 
Mitglied der Kammer der Abgeordneten, f 19. Juni 1859. 
Gattin: Emille, geb. Pott. — 



Digiti 



zedby G00gk 



- 492 — 

Eduard Knapp, Bruder des Vorigen, geb. Alpirsbach 17. Dec. 
1802, Pfarrer in Perouse 1828, Hohenstaufen 1835, Neckarthail- 
fingen 1843, Gross-Süssen 1866. 

Gattinnen: I. Caroline, geb. Lenz, t 1833; IL Amalia, geb. 
Geiger, t 1837; III. Luise, geb. Geiger, Schwester der Vorigen, 
t 1863. Kinder: 1) Caroline, geb. 15. Juni 1831, Wittwe des 
Ernst Woerner, Docenten in Zürich. 2) Hermann, geb. 29. Mai 1833, 
Dr. phil., t 1869 als Holzverwalter in Stuttgart, verm. mit Marie, 
geb. Weiss von Kappel bei Oehringen. 3) Albert, geb. 15. Januar 
1837, Pfarrer in Peterzell bei Sulz, verm. mit Nathalie, geb. Wem 
von Gönningen. 4) Julius Eduard, geb. 3. September 1840, Helfer 
in Marbach a. N., verm. mit Agnes, geb. Hohbach von Tübingen. 
5) Paul, geb. 1. Januar 1844, Pfarrer in Bergen weiler bei Heiden- 
heim, verm. mit Sophie, geb. Pfeilsticker von Ravensburg. 6) Amalle, 
geb. 1. Aug. 1846, verm. mit Helfer Christian Kolb in Besigheim. 
7) Otto, geb. 30. August 1848, Pfarrer in Lippoldsweiler bei Backnang, 
verm. mit Henriette, geb. Pfeilsticker von Ravensburg. 8) Gotthold, 
geb. 23. August 1850, Präceptor in Murrhardt. 9) Theodor, geb. 20. 
Juli 1854, Präceptoratsverweser in Leutkirch. 10) Luise, geb. 22. Mai 
1856, verm. mit Hermann Bietter, Arzt in Kaufbeuren, Bayern. — 

Christian von Knapp, Excellenz, geb. Hohenheim 3. Febr. 1800. 
Sein Vater war Jacob Christian Knapp, Kameral Verwalter in Leonberg 
und bis 1802 Oekonomierath in Hohenheim, f 1833; die Mutter 
seit 29. November 1798 Kegina Sophia, geb. Sandberger; der 
Grossvater Jonathan Friedrich Knapp, geb. Einsiedel 26. Juni 1701, 
Gehäg-Inspector in Ludwigsburg; die Grossmutter seit 10. Februar 
1733 Catharina Elisabeth a Sontheim; der ürgrossvater, der auf 
Seite 486 erwähnte Ernst Friedrich Knapp, Hofmeister in Einsiedel. 

Christian von Knapp wurde im Jahre 1830 Hofkameral- 
verwalter in Stammheim, Finanzrath 1838, Ober-Finanzrath 1844, 
wirklicher Director der Eisenbahncommission 1845, in welch letzterer 
Stellung er seine bedeutendste Thätigkeit entfaltete; der Eisenbahn 
und ihrem Dienste widmete er bis in die genauesten Details und 



Digitized by 



Google 



— 493 - 

bis an sein Ende seine besondere Aufsicht und Wirksamkeit. 1850 
trat er als Chef des Finanzministeriums in den hohen Posten ein, 
den er, seit 1852 als wirklicher Minister, . bis an sein Ende beklei- 
dete. Er behielt die Präsidentschaft der Centralbehörde für die Ver- 
kehrsanstalten, mit welchen auch die Dampfschifffahrt auf dem Neckar 
und Bodensee vereinigt wurde, neben dem Ministerposten bei. Von 
den dem Finanzministerium untergeordneten Etablissements widmete 
Knapp dem grossen Hüttenwerke Wasseralfingen , das ihm viele Er- 
weiterung und seine spätere Bedeutung verdankte, sowie den Salinen 
des Landes stets seine besondere Fürsorge und Vorliebe. 

Seine Wittwe ist seit 1830 Friederike, geb. Hegelmajer. 
Kinder: 1) Fanny Knapp, verm. mit Prof. Dr. Herzog in Tübingen. 
2) Otto von Knapp, Oberfinanzratb, Ritter des Ordens der Württemberg. 
Krone etc., verm. mit Marie, Tochter des Bürgermeisters zu Neustadt- 
Magdeburg Clemens, 3) Reinhold Knapp, Bergrath, verm. 23. Sept. 
1869 mit Louise, Tochter des Fabrikanten in Calw Adolf Stalin. — 

Jonathan Friedrich Knapp, Bruder des Finanzministers, geb. 
20. Juni 1802, Kaufmann in Stuttgart, t 14. Juli 1865. Gattin: 
seit 28. Sept. 1828 Marie Philippine, gob. Krauth. — 

Ludwig Angnst Knapp, Bruder des Vorigen, geb. 6. April 1812 in 
Leonberg, Helfer, Stadtpfarrer in Ulm, Decan in Esslingen, verm. 22. Sept. 
1842 mit Caroline, Tochter des Pharmaceuten in Stuttgart Johann 
Friedrich Betuli ag, welcher Ehe 6 Söhne und 6 Töchter entsprossten. — 

Friedrich Nathanael Knapp, Bruder des Vorigen, geb. 13. Oct. 
1816, Kaufmann, t 22. April 1872. — 

J. M« von Knapp, Hofbaumeister, Kommenthur IL Klasse des 
Friedrichs-Ordens, t 71 Jahre alt 22. October 1861. — 

Ebenfalls diesen Familiennamen führten: 

Johann Jacob Knapp, geb. zu Langenbeutingen 14. October 
1681 , als Sohn des Vogts von Langenbeutingen Georg Knapp, 
Ober-Superintendent in Pfedelbach, in Oehringen.* Gattinnen: I. seit 

* Dessen Brüder waren Georg David Knapp, geb. 1674, Spitalverwalter in Oeh- 
ringen und Johann Georg, Stiftsprediger in Oehringen. Ein Sohn dieses Letzteren, Christ. 
Friedrich, war Pfarrer in Hohebach. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 494 - 

20. August 1709 Boslna Maria, Tochter des Pfarrers in Adelsheim 

Christof Werner; II. seit 12. Januar 1723 Clara Margaretha, 

Tochter des Rentkammerraths in Stuttgart Heinrich Jacob Müller. 

Söhne, von denen Näheres bekannt ist: 

I. Johann Jacob Knapp, geb. in Pfedelbacb 13. Januar 1711, 

t als Kammerrath und Stifteverwalter in Oehringen. 
IL Christian Friedrich Knapp, geb. in Pfedolbach 16. März 1719, 
Hofprediger und Consistorialrath in Ingelfingen, vermählt mit 
Marie Sofie Rosine, geb. Lang. Sohn: Gottfried Ludwig 
von Knapp, Königlich Württembergischer Ober-Regierungsrath 
in Stuttgart, Bitter des Krön- Ordens, t 1830 im 73. Jahre 
seines Alters. Von seinen hinterlassenen Kindern studirte ein 
Sohn Heinrich Ludwig Friedrich, Jurisprudenz, eine ' Tochter 
war die Gattin des Generalmajor von Bembach, eine weitere, 
Caroline Friedericke Augusta, geb. zu Kirchberg a. d. Jaxt 
4. Januar 1807, vermählte sich mit dem damaligen Regierungs- 
Assessor iu Reutlingen Eduard Friedrich von Breüschtvert. 
III. Gottfried Wilh. Knapp, geb. 1726, Rath und Doctor in Offenbach. 
IV. Christian Knapp, geb. 1727, Kammerrath in Meerholz. 
V. Theodor Friedrich Knapp, geb. 1731, Hof-Kammerrath in Erbach. 
VI. Johann Daniel Knapp, Ffirstl. Hohenlohe-Neuensteinischer Rath in 
Künzelsau und Stifter des Knapp' sehen Stipendiums in Künzelsau. 
Johann Georg Knapp von Oehringen, geb. 1705, studirte zu 
Tübingen und Halle, lehrte an letzterem Platze 1732 als Königl. 
Pädagog, wurde 1732 Prediger beim Cadottencorps in Berlin, 1733 
aber nach Halle zurückberufen und Adjunct beim Waisenhause und 
der theol. Facultat. 1737 zum Professor extraord., 1739 zum ord. 
Theol., wie auch Dr. Theol. 1769 ernannt bekam er sodann das 
erste Directorium des Waisenhauses. Er starb 30. Juli 1771. — 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbach enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens Knapp: CLVerwaltter 245. — Andr., Gaistl. Verwaltter 396, Keller 287. — 
Christian Gotthold, Exped.Rath 147 ; RechenbancksRath 154. — Jac. Thomas, Vorstmaister 
429. — Joh. Jac, RechenbancksRath 153; Visitat. Secretar. 158. — Mich., Vogt 396; 
Vorstmaister 512. - Oseas, WaldVogt 578. — Thom., Cl.Pfleger 265 ; Vorstmaister 484, 638, 
611; WaldVogt 678. 



Digitized by 



Google 



Köstlin. 



Cosmann Friedrich Köstlin, geb. 18. März 1711, Sohn des 
Stadtpfarrers in Bönnigheim Tobias Köstlin, und Enkel des Diaconns 
in Esslingen Cosmann Köstlin, studirte Theologie und bekleidete 
im Jahr 1735 das Diaconat in Blaubeuren. Hierauf wurde er 
Decan in Heidenheim 1747, Oberpfarrer (Senior) in Esslingen 1753 
und starb 1790. Seine Gattin war seit 1733 Marie Sofie, Tochter 
des Pastors zu Sebwina Joachim Christian Köpke. Söhne: 

A. Victor Köstliu, geb r 1741, Diaconus in Esslingen, t 1766. 
Gattin seit 23. Juni 1765 Maria Augnsta Hedwig, Tochter 
des Obersts Eberhard Friedrich Honold. — 

B. M. Nathanael Köstlin, geb. 1744, Diaconus in Nürtingen, Decan 
in Pfullingen, in Urach, Prälat. Gattin seit 1. August 1775 
Sibilla Friederike, Tochter des Stadtpfarrers in Stuttgart 
Wilhelm Jeremias Cless. Kinder: 

1) Magdalena Sofie Uottlicbin, vermählt seit 8. Mai 1798 
mit dem Med. Dr. und« Physikus in Ehingen Wilhelm 
Friedrich Schäffler. 

2) Augnste Beate, vermählt I. seit 10. October 1810 mit 
dem Med. Dr. und Oberamtsarzt in Urach Christian Ludwig 
Hiller; II. seit 28. Januar 1827 mit dem Stadtpfarrer in 
Liebenzeil G-eory Rapp, t als Pfarrer in Bernhausen. 

3) M. Nathanael Friederich von Köstlin, geb. 1776, Diaconus 
und Professor in Tübingen, Decan in Stuttgart, Stiftsprediger. 
Oberconsistorialrath , Prälat und Generalsuperintendent da- 
selbst, t 1855. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 496 - 

Gattinnen: I. seit 18. April 1809 fleinrike, Tochter 
des Kanzlers in Tübingen Christian Friedrich Schnorrer; 
II. seit 8. October 1822 Henriette, geb. Bapp. Söhne: 

a) Dr. Christian Reinhold KösUin, geb. 29. Januar 1813 
zu Tübingen, widmete sich daselbst, sowie in Heidelberg 
und Berlin dem Studium der Rechtswissenschaft, wurde 
Advocat, Privatdocent 1839, Professor der Rechte in 
Tübingen 1840 und starb daselbst 14. September 1856. 
Juristischer und belletristischer Schriftsteller. 

Seine Wittwe ist die berühmte Sängerin und Lieder- 
componistin Josephine, geb. Lang in Tübingen. Kinder: 
I. Henriette Therese Köstlin, geb. den 23. September 
1847, vermählt mit Johannes Schleich , K. Hof- 
Opernsänger in Berlin. 
II. Maria Regina, geb. den 14. März 1849, vermählt 
mit Dr. Bichard Kellinger, Besitzer einer themischen 
Fabrik in Elberfeld. 

III. Eugen Wilhelm Köstlin, geb. den 21. Juli 1845, 
Mechaniker in Reutlingen. 

IV. Heinrieh Adolph Köstlin, geb. den 4. September 
1846, Dr. Phil., Pfarrer in Maulbronn, vermählt 
10. März 1873 mit Sophie, Tochter des Prälaten 
von Gerock. 

b) Dr. Wilhelm Heinrich Köstlin, Oberamtsarzf in 
Backnang. 

4) M. Carl Wilhelm Gottlieb von Köstlin, geb. zu Nürtingen 
11. Februar 1785, studirte Theologie, unternahm im 
Jahr 1811 eine Reise nach München, auf welcher er im 
Hause des von mütterlicher Seite her ihm verwandten 
Philosophen Schelling freundlichste Aufnahme fand. Das 
Jahr darauf reiste er nach Paris und wurde nach seiner 
Rückkehr in's Vaterland 1812 als Stadtvikar in Stuttgart 
angestellt. Im Jahr 1813 wurde er Helfer in Bietig- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 497 — 

heim, hierauf erster Professor an dem damals neu er- 
richteten Seminar in Urach 1818, als welch letzterer er 
28 Jahre lang wirkte. Im Jahr 1846 wurde er, nachdem 
ihm schon 1843 als Anerkennung seiner Verdienste der Titel 
und Rang eines ordentlichen Professors der Universität ver- 
liehen worden war, zum Ephorus daselhst ernannt. Er 
starb, mit dem Ritterkreuz des Ordens der wörtterab. Krone 
geschmückt, den 13. November 1854 im 70. Jahre seines 
Alters zu Tübingen, wohin er sich in den Ruhestand 
zurückgezogen hatte. 

Gattin seit 16. October 1817 Johanna Luise, Tochter 
des Oberhofpredigors , später Oberstudienrathsdirectors in 
Stuttgart Friedrich Gottlieb von Süskind. Sohn : 

Dr. Carl Beinhold von Köstlin, geb. 1819, Pro- 
fessor der Aesthetik in Tübingen. 
5) Dr. Karl Heinrich Gotthilf von Köstlin, Obermedicinalrath, 
Common thur des Ordens der Württembergischen Krone, geb. 
zu Nürtingen 20. Juli 1787. Köstlin widmete sich zu 
Tübingen dem Studium der Medicin und reiste nach ab- 
solvirter Prüfung für den Doctorsgrad zur Fortsetzung seiner 
Studien nach Wien. In dieser Stadt war er ein begeisterter 
Zeuge des patriotischen Aufschwungs, mit welchem im Jahr 
1809 Oesterreich zum Kampf gegen die Napoleonische 
Uebermacht sich ermuthigte, theilte nachher die Gefahren 
der Beschiessung Wiens unter eifriger Mitwirkung zur Ab- 
wehr der dem Dache seines Wohnhauses von französischen 
Bomben drohenden Entzündung, musste übrigens dem Kriege 
die vorzeitige Beendigung seines Wiener Aufenthaltes zum 
Opfer bringen, da der König Friedrich seine in Oesterreich 
sich aufhaltenden Unterthanen unter schweren Drohungen 
nach Haus zurückrief. Er reiste nun nach München, brachte 
daselbst einen vierwöchentlichen Aufenthalt in dem gast- 
freundlichen Hause des Philosophen Schelling zu, kehrte 

r. OwrgH-Qtorgenau, Biographisch-Genealogische Butter etc. 32 



Digiti 



zedby G00gk 



— 498 — 

hierauf iiTs Vaterland zurück und Hess sich 1809 als 
praktischer Arzt in Stuttgart nieder. Im Jahr 1814 wurde 
er zum Stadtdirektionsarzt, 1817 aber zum Medicinalrath 
ernannt. 1828 erfolgte seine Berufung in das Medicinal- 
collegium mit der Stellung einos Obermedicinalraths. Mit 
dem Dienst im Medicinalcollegium verband er vom Jahr 1 833 
an den eines Mitglieds der Aufsichtscommission für die Irren- 
heilanstalt Winnenthal, deren Wirkungskreis später auch 
auf die Bewahranstalt Zwiefalten ausgedehnt wurde, sowie 
die Vorstandschaft bei der Commission für die Abfassung 
einer neuen LandespharmacopOe. Im Jahr 1858 feierte er 
das fünfzigjährige Jubiläum seiner Doctorspromotion. 

Vor allem hielt Köstlin die Beobachtung der Natur 
seiner Patienten hoch, die in dieser selbst liegenden Mittel 
zur Heilung anwendend. 

In seiner Berufswissenschaft verfolgte er besonders jene 
Punkte, wo Philosophie und Empirie sich aufs Innigste be- 
rühren, nämlich die Lehren vom Bau und von der Thätigkeit 
des Gehirns und des übrigen Nervensystems, von der ge- 
sunden und krankhaft veränderten Seelenfähigkeit. 

Er starb, von Jedermann hochgeschätzt. 1859 den 
18. August. Seine Ehegattin war Mathilde, Tochter des 
Staatsraths und späteren Ministers und Geheimenraths- 
Präsidenten von Otto, Kinder: 

1) Mathilde, vermählt 1841 mit dem Professor der Staats- 
wissenschaft zu Tübingen Dr. Hoffmann, 

2) Thusnelde, geb. 2. December 1827, vermählt 1862 
mit Stadtpfarrer Schmitt in Friedrichshafen. 

3) Dr. Angust Otto NathanaSl Köstlin, geb. 19. November 
1818, Med. Dr. und Professor der Naturwissenschaften 
am Obergymnasiura in Stuttgart, verm. 28. Juni 1847 
mit Emille, geb. Eiben. 



Digitized by 



Google 



- 499 — 

4) Theodor von Köstlin, geb. 14. Mai 1823, Vicedirector 
im K. Justizministerium, Commenthur des Friedrichs- 
ordens, Ritter des Kronordens mit Krone, auch Ritter des 
St. Mauritius und Lazarus-Ordens. Vorstand der Central- 
leitung des Wohlthätigkeitsvereins und der Armen- 
commission , Mitglied des Strafanstalten - Collegiums und 
der Commission für die Karl-Olga-Stiftung, vermählt mit 
Mathilde, geb. Schelling. 

5) Dr. Julius Theodor Köstlin, geb. 17. Mai 1826, Pro- 
fessor der Theologie an der Universität zu Halle, verm. 
seit 13. September 1855 mit Pauline, Tochter des 
Pfarrers in Bodelshausen Carl Friedrich Schmid. — 

6) August Friedrich von Köstlin, geb. 4. Juli 1792, Kon- 
sistorial-Präsident , Staatsrate Derselbe widmete sich dem 
Studium der Rechtswissenschaft in Tubingen und fand da- 
selbst bei seinem ältesten Bruder, dem damaligen Helfer 
und nachherigen Prälaten von Köstlin eine zweite Hei- 
math. Sein nächstältester Bruder Heinrich, welcher sich 
damals zum medicinischen Doctorexamen in Tübingen vor- 
bereitete, führte ihn in die Freundeskreise von Uhland, 
Karl Mayer, Justinus Kerner und anderer ein. Besondere 
'Freundschaft und zwar eine für 's ganze Leben, knüpfte 
Köstlin mit dem ihm gleichaltrigen Gustav Schwab an. 
Im Jahre 1812 wurde Köstlin als Kriminalamts- Actuar in 
Urach angestellt, hierauf Stadtdirektions-Actuar in Stuttgart 
1814, woselbst sein Bruder Heinrich kurz vorher zum 
Stadtdirektionsarzt ernannt worden war. 1816 wurde er 
Ministerialregistrator beim königlichen Staatsministerium und 
im December desselben Jahres zum Secretär im Geheimen- 
rathe ernannt. In den Verfassungskämpfen von 1816 bis 
1819 trat Köstlin entschieden auf die Seite der modernen 
Staatsideen, wie sie in den Verfassungsentwürfen König 
Wilhelm' s ihren liberalen Ausdruck gefunden hatten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 500 — 

Ebenso stand er auf Seite der Herausgeber der frei- 
sinnigen Blätter wie des Hauptmanns Seybold, Redacteurs 
der Neckarzeitung, des Rechtsconsulenten Schvibltr , des 
Herausgebers des Volksfreundes, welche beschützt durch die 
neue Pressfreiheit in Thätigkeit getreten waren. 

Im Jahre 1822 erhielt Köstlin die Anstellung als 
Regierun gsrath und war so an der Seite seines Freundes, 
des Kanzleidirectors und nachherigen Ministers von Sehlaycr. 
Mehrere Jahrzehnte hindurch beeinflusste Köstlin dieses 
Kollegium durch den Reichthum seines Wissens und die 
Reife seines Urtheils. 

Da der weitere genaue Verlauf von Köstlin s Leben von 
Interesse ist, so schalten wir hier den im Schwäbischen 
Merkur über Köstlin erschienenen Nekrolog wörtlich ein: 
Die zwanziger Jahre waren für Württemberg die Zeit des 
vertrauensvollen Zusammenwirkens der gesetzgebenden Faktoren. Für 
Köstlin war es eine höchst befriedigende Aufgabe, unter der Leitung 
des Ministers v. Schmidlin an der praktischen Durchführung der 
Verfassung, an der neuen Organisation der württemb. Verwaltung 
mitzuwirken. Im Jahre 1823 hatte er eine längere Abhandlung 
über die Verwaltungsjustiz nach französischen Grundsätzen ausgearbeitet. 
Er war Mitglied der Kommissionen für die Revision der Znnftgesetze, 
für eine neue Tax- und Stempelordnung, für die Reorganisation der 
Waisenhäuser, sowie der neu errichteten Kommission für die Er- 
ziehungshäuser. Von 1829 bis 1864 gehörte er der Centralleitung 
des Wohlthätigkeitsvereins , von 1824 bis 1839 dem Strafanstalten- 
kollegium an. Mit besonderem Interesse widmete er sich überall 
den Zwecken der Humanität und der Volksbildung. Auch als Mit- 
glied des Strafanstaltenkollegiums hatte er vielfache Gelegenheit, seine 
humanen Gesinnungen geltend zu machen. Er hat dies besonders 
bethätigt in der Angelegenheit von vier Männern, welche 1833 aus 
Veranlassung des Koseriz'schen Attentates zur Untersuchung gezogen 
worden waren. Wer die Jahre 1848 und 1849 durchlebt und 



Digiti 



zedby G00gk 



— 501 — 

deutlich erfahren hat, wie die milden Wahrsprüche der Geschwornen 
bei den damaligen Anklagen anf Hochverrath nur zur Versöhnung 
der Gemfi ther und zum Heil des Landes beigetragen haben, der wird 
es nicht begreifen, dass Männer, die an „den Haupthandlungen des 
damaligen Dramas'*, an der Verbindung mit den Urhebern des Frank- 
furter Attentats keinen Antheil genommen hatten, nach den Qualen 
einer 5jährigen Untersuchungshaft noch zu 6 Jahren Zuchthaus ver- 
urtheilt wurden. Im Jahre 1839 versuchte es Köstlin, für diese 
Vernrtheilten die königliche Gnade auszuwirken. Durch Köstlins 
Bericht über eine Visitation in Gotteszell, dessen Auffassung und 
Anträge von dem damaligen Chef des Justizdepartements, Geheimerath 
v. Schwab, unterstützt wurden, Hess sich der König zur Begnadigung 
unter der Bedingung bestimmen, das» die Verurtheilten oder ihre 
Vertreter Gnadengesuche einreichten. Nur Buchhändler Franckh konnte 
sich zu diesem Schritte nicht entschliessen ; die drei andern wurden 
schon im August 1839, uach einjähriger Haft, vom Könige vollständig 
begnadigt. — Im November 1830 wurde Köstlin zum Oberregierungs- 
rath befördert. Es begannen damals die Arbeiten für die neue Be- 
gründung des Württembergischen Irrenwesens. Köstlin unterstützte 
kräftig seinen Bruder Heinrich, der als Obermedicinalrath für die 
Gründung Winnenthals und für die Umwandlung Zwiefaltens haupt- 
sächlich die Pläne zu entwerfen hatte. Er hat auch später diesen 
Anstalten als Vorstand der Aufsichtskommission für Winnenthal und 
Zwiefalten seine Kräfte gewidmet. — Im November 1839 wurde 
Köstlin Vorstand der Kunstschule, im April 1840 Vorstand der 
öffentlichen Bibliothek und der wissenschaftlichen Sammlungen des 
Staates. Der letzteren Stelle wurde er 1847 wieder enthoben ; die 
erstere verwaltete er bis zu der neuen Organisation der Kunstschule 
im Ja'ire 1867. Um weitere Anschauungen der bildenden Künste 
zu gewinnen, reiste er 1842 und 1858 nach München, 1855 zur 
Weltausstellung nach Paris. Unter seiner Leitung nahm das vater- 
ländische Kunstinstitut einen neuen Aufschwung. Sein feines ästheti- 
sches Gefühl und das Massvolle seiner Ansichten gaben seiner Stimme 



Digiti 



zedby G00gk 



— 502 - 

auch im Rathe der Künstler eine bestimmte Geltung; er hat sie 
immer besonders kräftig erhoben, wo es galt, junge strebende Künstler 
zu unterstützen. Bald aber traten an ihn grössere und schwerere, 
wechselvolle Aufgaben heran. Im Oktober 1 842 war er zum Kollegial- 
direktor im Ministerium des Innern ernannt worden; im Juni 1843 
wurde ihm die Direktion der im Ministerium des Innern neugegründeten 
Eisenbahnkommission übertragen. Er bereiste noch im Herbste dieses 
Jahres die belgischen Eisenbahnen. Die Frage des Eisenbahnbaues 
bewegte die Gemüther aufs heftigste und in den verschiedensten 
Richtungen. Man hatte den Gedanken aufgegeben, dass Württemberg 
als blos ackerbauender Staat keine Eisenbahnen bedürfe. Der Finanz- 
minister v. Herdegen hatte deswegen seine Entlassung genommen. 
Jetzt wogten durch die Gemüther die Gegensätze von Privatbau oder 
Staatsbau, von Vignoles oder Etzel, von See wiese oder Schlossstrasse 
als Stelle des Stuttgarter Bahnhofs, von Gannstatt oder Stuttgart als 
Centrum des Eisenbahnnetzes. Wenn das Ministerium ScIUayer sich 
für den Staatsbau, für Etzel als Oberingenieur und für den Central- 
bahnhof in Stuttgart entschieden, wenn es dadurch unserem ganzen 
Eisenbahnwesen eine gesunde und entwicklungsfähige Grundlage ge- 
geben hat, so gebohrt ein grosser Theil dieses Verdienstes gewiss 
dem damaligen Vorstand der Eisenbahndirektion. Aber bald erwies 
sich die Direktion der Eisenbahnen als eine zu grosse Ueberbürdung 
des Ministeriums des Innern , und mit dem Uebergang derselben an 
das Finanzministerium trat Köstlin in die Stelle eines Direktors der 
Oberregierung zurück. Während der Theuerung in den Jahren 1846 
und 1847 war er stellvertretender Vorstand der Kommission für den 
Bezug von Brodfrüchten und andern Lebensmitteln. Im Februar 
1847 trat er als wirklicher Staatsrath in den k. Geheimerath ein. — 
Die Erschütterungen des Jahres 1848 trafen Köstlin nicht unvor- 
bereitet. In dem vaterländischen Vereine, welchem er als thätiges 
Mitglied angehörte, erklärte er sich entschieden für die Ideen Paul 
Pfizer 1 s, für die Sammlung Deutschlands unter preussischer Führung. 
Er gab dieser Ueberzeugung auch im Frühjahr 1849 einen bestimmten 



Digiti 



zedby G00gk 



- 503 — 

Ausdruck in einem an König Wilhelm gerichteten Memoire. Diese 
Stellung gegenüber den grossen politischen Fragen war wohl auch 
die Ursache, dass es damals nicht zur Uebernahme des Kult- 
ministeriums durch Köstlin kam. Er wurde im Sept. 1849 dem 
Staatsrath v. Buvernoy als Vertreter für die beiden Departements 
des Innern und des Kultus beigegeben. Noch einmal, im Oktober 
1849, als Preussen mit Sachsen und Hannover den Dreikönigsbund 
geschlossen hatte, hielt es Köstlin für seine Pflicht, in einem Schreiben 
an den König Wilhelm seine Ueberzeugung von den Gefahren einer 
Isolirung Württembergs auszusprechen. Es folgte indess Enttäuschung 
auf Enttäuschung. Das Gesetz über die verfassunggebende Landes- 
versammlung hatte Württemberg in einen Zirkel hineingeführt, aus 
dem auch nach Köstlin 's Ansicht nur durch Zurückgehen auf die 
Verfassung und das Wahlgesetz von 1819 herauszukommen war. 
Die Tage von Olmütz vernichteten für lange Zeit die Hoffnungen auf 
Preussen und auf eine gesunde Entwicklung der deutschen Verhält- 
nisse. — Vom Juli 1850 bis Mai 1851 war Köstlin Dirigent des 
Geheimerathes. Im Nov. 1852 übernahm er die Stelle des Präsidenten 
des evangelischen Konsistoriums. In einem Kabinetsschreiben erklärte 
damals der König , dass Köstlin's „Persönlichkeit ihm Bürge sei, 
dass er in einer Zeit des konfessionellen Haders gegenüber von dem 
Streite der Parteien auf eine beruhigende und versöhnende Weise zu 
wirken bemüht sein werde." In der That hatte Köstlin in kirchlichen 
und religiösen Dingen etwas Versöhnendes nicht nur durch die Milde 
seines äussern Benehmens, sondern auch durch das Innerste seiner 
Gesinnung. Ein jetzt Dahingeschiedener hat an ihm „eine erleuchtete 
Frömmigkeit" gerühmt. Gewiss entsprang sein Christenthum ebenso- 
sehr aus dem eigenen gottsuchenden Herzen, als aus der klaren Ein- 
sicht in das Wesen und die Bedürfnisse des Menschen im Allgemeinen. 
Er war liberal gegen abweichende, ernst begründete Ansichten ; noch 
in dem letzten Winter seines Lebens hat er eifrig Keim's Leben Jesu 
studirt. Kirchengewalt und Kirchenzucht waren ihm antipathisch. 
In den Kollisionen zwischen Kirche und Staat wahrte er dem letzteren 



Digiti 



zedby G00gk 



- 504 - 

sein volles Recht. Die Lehre von der Trennung von Staat und Kirche, 
von der freien Kirche im freien Staat, wie sie seit den Bewegungs- 
jahren gepredigt wurde, ging auch an Württemberg nicht spurlos 
vorüber. Es sollte der katholischen, wie der evangelischen Kirche 
eine selbstständigere Stellung gegeben werden. Die erste Folge hie- 
von war die Vereinbarung der württembergischen Regierung mit der 
päpstlichen Kurie, und es ergab sich hieraus als weitere Konsequenz, 
dass im November 1857 auch die evangelische Synode aufgefordert 
wurde, genau zu prüfen, „ob und wie weit in Folge der bei jener 
Konvention zur Geltung gekommenen Grundsätze nunmehr auch in 
dem einen oder andern Punkte des evangelischen Kirchenregiments 
eine Aenderung wünschenswerth oder geboten erscheinen mößre." Das 
Anbringen der evangelischen Synode vom 2. März 1858 enthielt 
hauptsächlich folgende Anträge: es sollte der bestehende Synodus 
durch gewählte Vertreter der einzelnen Sprengel im Interesse der 
Kräftigung des Kirchenregiments zur Landessynode erweitert werden : 
die evangelische Kirchenverwaltungsbehörde, zusammengesetzt aus dem 
Konsistorium und dem Synodus, sollte in unmittelbarer Unterordnung 
unter dem König und in unmittelbarem Verkehr mit demselben als 
dem kirchenverfassungsmässigen Inhaber der Kirchenleitung stehen. 
Die letztere Bestimmung widerstrebte dem praktischen Sinn und der 
staatsmännischen Auffassung Köstlins, und er legte seine Ansichten 
in einem Separatvotum nieder. Für ihn konnte kein Zweifel bestehen, 
dass der König in seinem Verkehr mit der obersten Kirchenbehörde 
sich einen Berather wählen werde, und er befürchtete, dass bei der 
Wahl dieses Beirathes sich wechselnde Einflüsse geltend machen 
könnten. Daher stimmte er dafür, dass der Verkehr des Königs mit 
der Oberkirchenbehörde auch fernerhin mit gewissen Einschränkungen 
durch den verantwortlichen Kultminister vermittelt werde. Die Ver- 
handlungen über eine Verfassung der evangelischen Kirche führten 
damals zu keinem Ziele. Erst unter König Karl wurden sie wieder 
aufgenommen, und im December 1867 erging die k. Verordnung, 
betreffend die Einführung einer Landessynode in der evangei. Kirche 



Digitized by 



Google 



— 505 — 
i 

Württembergs. Die Synode bildet hiernach nicht einen Theil des 
Kirchenregiments, sondern die Vertretung der Genossen der Kirche 
gegenüber von dem landesherrlichen Kirchenregiment. Dem Kult- 
ministerinm aber wird die Vermittlung zwischen dem Landesfürsten 
und der obersten Kirchenbehörde in derjenigen Weise und mit den- 
jenigen Einschränkungen zugewiesen, wie sie Köstlin früher vor- 
geschlagen hatte. — Die Form von Selbstständigkeit, welche man 
für die katholische Kirche in der Konvention mit Born gesucht hatte, 
erwies sich bald als ein Missgriff. Auch Köstlin zog unbedingt die 
Regelung der katholisch-kirchlichen Angelegenheiten durch die Landes- 
gesetzgebung einem Staatsvertrage zwischen Württemberg und dem 
päpstlichen Stuhle vor. Er war im März 18G1 von König Wilhelm 
zu einem Gutachten über diese Angelegenheiten aufgefordert worden, 
und als unmittelbar darauf, in Folge der damaligen Konflikte, Staats- 
rath v. Rümelin von der Verwaltung des Kultministeriums abtrat, 
wurde Köstlin die Stelle des Chefs dieses Ministeriums angetragen. 
Er lehnte sie ab, gewiss auch mit Rücksicht auf seine vorgerückten 
Jahre, welche ihm nicht mehr gestatteten, sich mit der früheren 
Kraft in die Kämpfe der kirchlichen und politischen Parteien zu 
mischen. — 1862 wurde Köstlin zum Vorstand des Verwaltungs- 
rathes der Sammlung vaterländischer Kunst- und Alterthumsdenkmale 
ernannt. Am 14. Juli 1866 feierte er sein 50 jähriges Amtsjubiläum, 
wie es früher auch sein Vater und sein väterlicher Grossvater gethan 
hatten. Auf die zahlreichen Glück wünschenden des Morgens folgte 
am Mittag eine Versammlung der engeren und weiteren Familie um 
das geliebte und verehrte Familienhaupt. Der jugendliche Geist des 
Jubilars, der frische Winter seines Alters erfüllte Alle mit der Hoff- 
nung auf eine längere Erhaltung seines Lebens. Bald nachher, am 
8. August, trat er auf seinen Wunsch in den Ruhestand über. Er 
blieb noch Ehrenmitglied des Konsistoriums und stellvertretender Vor- 
stand der im Kultministerium gebildeten Kommissionen für die An- 
gelegenheiten der bildenden Künste und für die Staatssammlung vater- 
ländischer Kunst- und Alterthumsdenkmale. Im Frühjahr 1869 hatte 



Digiti 



zedby G00gk 



— 506 - 

i 

er die Freude, der ersten evangelischen Landessynode als Abgeordneter 
von Tuttlingen und als ihr Senior anzuwohnen. Die deutschen An- 
gelegenheiten beschäftigten ihn fortwährend. Als nach den preußi- 
schen Siegen von 1866 immer wieder das schwäbische Stammesgefühl 
mächtig aufbrauste und Württemberg Gefahr lief, aus den ruhigen 
Bahnen einer praktischen Politik sich auf die dunklen Pfade unbe- 
rechenbarer Stimmungen und Antipathien zu verirren, da erhob Kösilin 
wiederholt seine Stimme, um in öffentlichen Blättern und unbekümmert 
um das ITrtheil seiner Gegner zur ruhigen Ueberlegung und zum 
festen Anscbiuss an jenen Staat zu mahnen, welcher sich auch seither 
wieder als Deutschlands Schild erwiesen hat. Die letzte Zeit seines 
Lebens war aber vorzüglich dem traulichen Zusammensein mit * seiner 
Familie gewidmet. Er verweilte öfters bei seinem jüngeren Sohne, 
welcher als Richter in Heilbronn und Ellwangen wirkte. Wiederholt 
besuchte er Wien, wo sein älterer Sohn sich als Eisenbahn ingenieur 
eine ehrenvolle Stellung errungen hatte. Auch nach der Schweiz 
riefen ihn öftere nahe verwandtschaftliche Beziehungen. Sein Familien- 
sinn, wie sein Sinn für Natnrschönheiten fand auf diesen Beisen volle 
Befriedigung. Im Herbst 1867 hatte er zum letzten Mal mit seiner 
Gattin den Sohn in Wien besucht, als die letztere bald nach der 
Rückkunft erkrankte und von einer Lungenentzündung rasch hingerafft 
wurde. Ein Ehebund von seltener Innigkeit ist durch diesen Tod 
getrennt worden. Es war, als ob die Mahnungen an das Ende alles 
Irdischen sich für Köstlin immer mehr häufen sollten. Er hatte den 
mächtigen deutsch-französischen Krieg noch miterlebt und mitgefühlt. 
Da starb im Frühjahr 1871 plötzlich und aus der vollen Thätigkeit 
heraus sein geliebter Schwiegersohn, Oberregierungsrath von Reinhardt, 
und im März 1872 folgte diesem fast ebenso rasch dessen jüngere 
Tochter. Im Herbste dieses Jahres wurde der ältere Sohn seiner 
treuen Gattin durch den Tod beraubt. Die Lebensfreudigkeit, welche 
Köstlin so lange bewahrt hatte, war gebrochen. Er sagte oft, dass 
er sein Leben nur noch nach Semestern zähle. Seine kräftige Ge- 
sundheit fing an zu wanken. Noch einmal besuchte er im Herbst 



Digitized by 



Google 



— 507 — 

1872 mit seinem Schwager Fritz Maper in der Schweiz die letzte 
überlebende Schwester seiner Gattin. Der Winter verlief still, unter 
philosophischen und ästhetischen Studien. Da wurde er im März 

1873 von einer schweren Diphtherie befallen. Mehrere Monate ver- 
gingen unter den Schwankungen der Krankheit; endlich erlag seine 
Kraft am 12. August 1873. — Köstlin hatte während seines ganzen 
Lebens wenig von Krankheit gewusst. Sein kleiner, aber kräftiger 
Körper, gestählt durch Massigkeit und Uebung, folgte willig den 
Impulsen seines rastlosen Geistes. Arbeit war ihm Bedurfniss und 
Lust. Pest in seinen Ueberzeugungen, massvoll und bescheiden in dem 
Ausdruck derselben, voll Humanität im Umgang mit allen Menschen, 
von seinem Könige hochgeschätzt, als Beamter einflussreich und beliebt, 
hat Köstlin nicht durch grosse politische Aktionen oder glänzende 
Schöpfungen seinen Namen verewigt; aber sein reines, von Ehrgeiz 
und Eigennutz freies Handeln hat auf vielen Gebieten heilsam , be- 
fruchtend und versöhnend gewirkt. Wie er durch seine Herzensgüte 
im Leben viele Herzen gewonnen hat, so wird auch sein Andenken 
in engeren und weiteren Kreisen lebendig und gesegnet bleiben. 

Seine Gattin war seit 17. Nov. 1822 Wilhelmine, 
Tochter des Hofraths Friedrich Christoph Mayer in Heil- 
bronn. Söhne : 

Augnst, Oberingenieur in Wien. 

Karl, Kreisgerichtsrath , Director des Zellengefängnisses 
in Heilbronn. 

C. Wilhelm Köstlin, geb. 1747, Senator in Esslingen, Rector des 
Pädagogiums daselbst 1 1823 mit Hinterlassung von 3 Töchtern. 
Gattin: seit 9. November 1775 Christiana Jnliana, Tochter des 
Diaconus in Esslingen Christian Friedrich Oodelninnn, welcher 
Ehe 3 Töchter entsprossten. 

D. Friedrich Köstlin, geb. 1749, Pfarrer in Möhringen, Diaconus 
in Esslingen, Stadtpfarrer daselbst, t 1828. Gattin seit 

• 2. August 1774 Magdalena Dorothea, Tochter des Raths- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 508 — 

Consulenteu und Kanzlei-Directors in Esslingen Joh. Wolfgang 
Caspart. Kinder : 

1) Magdalena Dorothea, vermäblt seit 28. Mai 1799 mit 
dem Eector in Esslingen Friedrich August Herwig. 

2) Maria Elisabeth> vermählt seit 26. Juni 1810 mit dem 
Pfarrer in Bell Ferdinand Friedrich Lempp* 

3) Christian* Friederike, vermählt seit 10. Mai 1810 mit 
dem Pfarrer in Entringen Immanuel Gottfried Bossert. 

4) Renata Christiana, vermählt seit 17. October 1811 mit 
dem Rector in Esslingen, Pfarrer in Neuhausen a. d. Erms 
Johann Jacob Eytel. 

5) Eberhardine Luise fleiurike, vermählt seit 13. Mai 1823 
mit dem Pfarrer in Aurich Friedrich Carl Leprer. 

6) Ernst Gottlob Köstlin, geb. 1780, Professor am Johannenm 
in Hamburg, vermählt seit 11. August 1811 mit Doris 
Grabao von da. 

7) M. Immanuel Ferdinand Kfotlin, geb. 1781, Diaconus in 
Heidenheim, Oberhelfer an der Stiftskirche in Stuttgart, 
t 1835. Gattin: Caroline, Tochter des Pfarrers in Mün- 
chiugen Philipp Heinrich Friz. Söhne: 

Karl, t als Pfarrer in Bühler-Altdorf. 

Friedrich, Rector in Nürtingen, t als Pfarrer in 

Derdingen. 

Adolf, Pfarrer am Zuchthaus und Katharinen-Hospital 

in Stuttgart. 

Eduard, Pfarrer in Belsen. 
E. Albrecht Köstlin, geb. 1754, Stadtgerichts -Assessor in Ess- 
lingen, f 1808. Gattinnen: I. seit 17. Febr. 1778 Johanna 
Maria, geb. Bahnmaier; IL seit 26. Februar 1784 Elisa 
Rosina, Tochter des Spitalverwalters in Esslingen Ludwig 
Friedrich Wiedersheinu Dieser Ehe entsprossten 4 Tochter 

* Ebenfalls eine altan gesehene wüttembergische Familie, welche dem Vaterlande 
viele Beamte und Gelehrte lieferte. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 509 — 

und 2 Söhne. Letztere waren Amandas August Albrecht Köstlin, 

geb. 1789, Staatskassenbuchhalter in Stuttgart und Cosmann 
Friedrich Carl Wilhelm Kffstlin, geb. 1791, Apotheker in 
Ludwigsburg. 
E. Gotthilf Köstlin, den 31. Dezember 1757 zu Esslingen geboren. 
Derselbe studirto auf der Universität Tübingen 1775—79, 
wurde Vikar in Entringen bei Tübingen 1779, in Schnait- 
heim bei Heidenheim bis 1783, Vikar bei seinem Vater bis 
1786, ausserordentlicher Diakonus daselbst bis 1791. Nach 
dem Tode seines Vaters (16. November 1790) wirklicher dritter 
Diaconus und Filialprediger in Mettingen, Rüdern und Sulzgries. 
Köstlin war mit Friderika Beata, Tochter des Consistorialraths 
und Stiftspredigers Rieger in Stuttgart vermählt und starb 
1809 den 4. Febr. — 

Ebenfalls dieser Familie gehörten an: 

Tobias Köstlin, Bruder des Eingangs erwähnten Cosmann 
Friedrich, ßath und Keller in Brackenheira. Kinder: 

1) Maria Christine, Gattin des Diaconus in Leonberg Gottlob 
Christoph Paulus, Sohns des Stadtschreibers daselbst Joh. 
Eberhard Paulus. 

2) Maria Regina, Gattin des Amtskellers in Weinsberg Friedrich 
Ludwig von Olnhausm. 

3) Friedericke Eufrosine, Gattin des Leibmedicus in Oehringen 
Carl von Olnhausen. 

4) Maria Magdalena Elise, 

5) Marie Heinrike. 

6) Sophia Friederika, vermählt I. mit Benedict von Zell (1765 
geadelt), Evangel. Bergmeister in Biberach, Sohn des Früh- 
predigers daselbst Joh. Georg Zell; IT. mit dem Hofrath 
Jacob Friedrich Bilfinger. 

7) Ernst Friedrich, geb. 1741. 

8) Christof Friedrich, geb. 1748. - 



Digiti 



zedby G00gk 



— 510 - 

Heinrich Friedrich Köstlin, Bruder des vorbenannten Tobias, 
geb. 1715 Pfarrer in Röthenberg 1745. — 

Christof Friederich Köstlln , Sohn des Vorigen , geb. 
1747, Pfarrer in Alpirsbach. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens Koestlin: Diacon 553. — Cosm. Frid-, Pfarrer 447. — Joh. Tob., KeUer 405. — 
Nath. Ftid., Pfarrer 546. 



Digiti 



zedby G00gk 



Kohlhaas. 



Johanu Jacob Kohlhaas,* Sanitäts-Director, wurde im Jahre 
1747 zu Markgröningen geboren. Derselbe widmete sich dem Stu- 
dium der Medicio, wurde Med. Lt., trat hierauf eine Reise nach Regens- 
burg an, um eine ihm angebotene Stelle als Hofmeister bei dem 
Sohne des Reichstags- Gesandten von Greifenheim zu beziehen, welche 
er 5 Jahre lang bekleidete. Ein Jahr zuvor aber suchte er bei der 
medicinischen Facultät in Tubingen um das Doctordiplom , und bei 
dem Magistrate zu Regensburg um das Bürgerrecht und um veniam 
practicandi nach, erhielt auch Beides im Juli und im August 1774, seit 
welcher Zeit er der medicinischen Praxis oblag. Im Jahre 1788 wurde 
er Physicus und Garnisonsmedicus ; im Jahr 1789 zweiter und 
im Jahr 1795 erster Stadtarzt und Arzt im dortigen Katharinen-Spital. 
Seiner ausgezeichneten Kenntnisse, besonders auch in der Botanik, 
wegen erwählte ihn die botanische Gesellschaft daselbst zu ihrem Präsi- 
denten. Mehrere gelehrte Gesellschaften beehrten ihn durch Diplome 
mit dem Titel eines Mitglieds. Diess thaten die patriotische Gesellschaft 
zu Hessen-Homburg, die schweizerische Gesellschaft correspondirender 
Aerzte und Wundärzte 1792, die Rom. Kaiserl. Akademie der Natur- 
forscher 1794, die physicalische Gesellschaft zu Göttingen 1796, die 
Sydenhamiscbe zu Halle in Sachsen im Jahre 1799 und andere mehr. 
In der Folge widmete sich Kohlhaas hauptsächlich dem Unterrichte 
mehrerer künftigen jungen Aerzte. Er starb als Sanitäts-Director zu 
Regensburg 1805 (181 1), mit Hinterlassung vieler bedeutender Schriften. 



* Ein Bruder Johann Jacob' n war im Jahr 1790 Regimentsarzt bei der Kdhigl. 
. Preuaaiachen Garde. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 512 — 

S&ne: 
I. Ludwig Kohlhaas, geb. zu Regensburg 1. Juni 1783, Kauf- 
mann zu Stuttgart, f 5 December 1844. Gattin: Charlotte, 
geb. Henglln, Tochter des General-Münzwardeins Heuglin in 
Stuttgart. Söhne: 

I. Christ. Jakob Ludwig Kohlhaas, geb. 30. März 1818, 

Med. et Chir. Doctor. 
II. Carl ron Kohlhaas, geb. 28. März 1829, Königlich 
Württembergischer Obertribunalrath , vortragender Rath 
bei dem K. Justizministerium, Bitter I. Classe des Ordens 
der Württemb. Krone, Commenthur des Friedr. Ordens 
vermählt seit 28. Juli 1863 mit Anna Holz mann, Tochter 
des t Directors am Polytechnikum hier. 
II. Friedrich von Kohlhaas, geb. zu Regensburg 9. August 1781, 
Königl. Württemb. Hofdomänen -Kammer -Direktor, und Mit- 
glied der Central-Stelle des landwirtschaftlichen Vereins und 
der Central- Leitung des Wohlthätigkeits-Vereins. Ritter des 
Kronordens. Kinderlos t« 



Digiti 



zedby G00gk 



Krafft, Kraft. 



Johann Krafft, Theol. Dr., wurde im Jahr 1618 zu Mingerinhausen 
in dem ehemaligen Fürstenthum Waldeck geboren, als Sohn des Esaias 
Krafft, Gerichtsverwandten daselbst, und der Margaretha, »aus dem 
daselbst berühmten Hundermarck lachen Geschlechte entsprossen.« 

Derselbe besuchte die Gymnasien zu Lippe und Dortmund, an 
welch letzterem Orte er besonders aus dem Unterrichte des Professors 
Cloz Nutzen zog, und begab sich von da auf die Hochschule zu 
Rostock, wo er unter den berühmten Professoren Bravius und Parellius 
Philosophie, unter Quistorp und Cothmann Theologie studirte. Von 
Rostock aus ging er nach Königsberg in Preussen, magistrirte da- 
selbst, hielt öffentliche Disputationen und bekam selbst die Erlaubniss, 
mehrere Male in der von mehreren tausenden Zuhörern gefüllten Haupt- 
kirche predigen zu dürfen. 

Einen Antrag, als Prediger und Professor in dieser Stadt zu 
verbleiben, lehnte er ab und ging nach Leyden, wo ihm der einzige 
Sohn eines reichen Kaufmanns, Namens Klein, anvertraut wurde, mit 
dem er auch 1651 nach Tübingen kam. Nachdem er ein Jahr seinen 
Aufenthalt daselbst genommen hatte, wurde er bei dem eben ein- 
getretenen Tode des Professors G-ailfus an dessen Stelle zum Professor 
der Logik und Metaphysik ernannt, neben welcher ihm der Herzog 
auch noch die Professur der Mathematik übertrug. 36 Jahre lang 
verwaltete er dieses sein Amt, während welcher Zeit er auch Reisen 
nach Polen und Brandenburg unternahm. Auf einer solchen Reise 
hatte er Vieles auszustehen; er erlitt einst auf der Nordsee Schiff- 
bruch und ein anderes Mal, da das Schiff durch einen Sturm 100 
Meilen zurückgeschlagen wurde, war er genöthigt, »Zwieback, den 

r. Georgii'GeorgenaM, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 33 



Digiti 



zedby G00gk 



— 514 — 

man mit Keulen zerschlagen musste, zu ossen, sowie Wasser, worin 
Wurmer gewachsen waren, zu trinken.« 

1657 erhielt er die Licenz in der Theologie und etliche Jahre 
hernach die Doctorswürde. Als ihn 1667 der Graf von Waldeck* 
zum Generalsuperintendenten der ganzen Grafschaft ernennen wollte, 
gab dies Herzog Eberhard von Württemberg nicht zu, sondern ver- 
lieh ihm die Prälatur zu Alpirsbach, welche Abtei er bis an seinen 
den 30. Januar 1695 erfolgten Tod verwaltete. 

Seine I. Gattin war seit 1655 Regina Maria, Tochter des 
Hof- und Stadtgerichts- Assessors Johann Georg Beehr, t 1688; die 
IL Anna Elisabetha, geb. Engelhardt, welch letztere Ehe aber kinder- 
los blieb. Kinder aus erster Ehe: 

I. Regina Elisabetha, Gattin des Herzogl. Württemb. Amtmanns 

in Ehingen Theodor Hock. 
11. Maria Agnes, Gattin des Med. Dr. und Physikus in Esslingen 

Andreas Planer. -* 

III. Christina Magdalena, Gattin des Med. Dr. und Professors 
Philos. in Tübingen Rudolph Jacob Cammerer. 

IV. M. Christian K rafft, Pfarrer zu Weil dem Dorf. 

V. Ferdinand, J. U. Lic, Herzoglich Württembergischer Vogt zu 

Vaihingen an der Enz. 
VI. Johann Eberhard, 

Ebenfalls diesen Namen führten: 

Johann Wolfgang K rafft, geb. 15. Juli 1701, guter Physiker, 
ging 1725 mit Bilfinger nach Petersburg, wurde daselbst als Lehrer 
der Mathematik, später als solcher der Experimentalphysik angestellt, 
und auch als Akademiker. Im Jahr 1744 kam er als Professor 
der Mathematik und Physik nach Württemberg zurück und t 1754. 

In Petersburg lieferte Krafft sehr wichtige Beiträge zu deu 
Schriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, wie er auch 
in Tübingen mehreres schrieb. — 

* Vater des bekannten Grafen Antfm Ulrich, der in Folge seiner ausgezeichneten 
Tbaten in dem Türken kriege und beim Entsatz von Wien von Kaiser Leopold /. die 
Reichsfürstenwürde tfhd das Qeneral-Feldmarscbailamt erhielt 



Digitized by 



Google 



- 515 — 

Ulrich Krafft, Professor der Rechte. Derselbe, ein Sohn des 
M. Conrad Krafft, Bürgermeisters von Ulm,* und der Yerena, geb. 
Neidhardt, welche ebenfalls einer altangesehenen Ulmer Patricierfamilie 
entstammte, stndirte in Basel 1475, kam von da 1477 schon als 
Baccalaureus nach Tübingen, wo er 1479 am Tag Polycarpi unter 
dem Decan M. Johann Han Magister facultatis artium wurde. Er 
begab sich hierauf noch in demselben Jahre nach Pavia und wurde 
dort schon im folgenden Jahr Doctor des Kaiserl. Rechts, kehrte aber 
von da nach Tübingen zurück und wurde hier 1484 23. October 
Doctor des canonischen und bürgerlichen Rechts. 1485 ist er bereits 
Jur. Professor in Tübiugen und bekleidet das Rectorat. Von Tübingen 
kam er nach Freiburg als Professor jur., wo er 1493 das Rectorat 
inne hatte; von da begab er sich nach Basel und wurde daselbst 
Professor ordin. Juris civilis. Als solcher war er 1500 Decan der 
juridischen Facultät und 1495 und 1500 Rector der Universität. 
Nachdem er schon 1486 Canonicus Constantiensis und Augustanus ge- 
worden war, wurde er in Basel Canonicus ecclesie S. Petri, wie auch 
Acoluthus und Subdiaconus. Im Jahr 1500 wurde er von Basel nach 
Ulm berufen als Rector der Pfarrkirche, zugleich war er auch Bundes- 
richter beim schwäbischen Bund, t "11. April 1516. — 

* „In Ulm zählte im XV. und XVI. Jahrhundert die Familie Kraft unter die 
ältesten und angesehensten Häuser. Ihre Altvordern bekleideten das Amt von Notaren 
oder „Schreibern" im Dienste Hohenstauflscher Könige, so des Jüngern Heinrich» und Kon- 
rad't IV. Der Oeschlechtsname der Familie, erst „Schreiber 1 ' nach dem Kaiserlichen 
Amte, das sie bekleideten, ward in der Folge von wegen des häufig in der Familie wieder- 
kehrenden Namens Kraft oder Krafto in Kraft umgewandelt. Die bedeutendsten Glieder 
der Familie -waren: Aegidiua und Otto Kraft, Gründer der Dreikönigskirche in Ulm; 
Bürgermeister Ludwig Kraft, welcher 30. Juni 1377 den Grundstein zum Ulmer Münster 
legte ; Ulrich und Konrad Kraft, Gebrüder, Pfarrer am Münster in der letzten Hälfte 
des XV. Jahrhunderts, trugen als solche viel zur Vorbereitung der Reformation bei; 
Johann Kraft von Dellmensingen, Bürgermeister in Ulm, war nach dem Umsturz der 
Ulmischen Verfassung durch Kaiser Karl V. (1548) Gesandter der Stadt Ulm auf den 
Tagen zu Worms, Augsburg und Naumburg und starb als Rathsälterer 17. März 1577. 
II an* Ulrich Kraft, Sohn des Letztgenannten, bekannt unter dem Namen der „Ulmer 
reisende Kaufmann", vgl. Otto, GaUerie hervorragender Kaufleute und Förderer des Han* 
dels etc. Leipzig und Berlin 1868. Der Handel Ulm's, wie vorzüglich der schwäbischen 
Städte Kaufbeuren, Memmingen, Augsburg und Kempten stützte sich auf die damals zur 
höchsten Blüthe gelangende Leineweberei und weit mehr als Ein Ulmer Hans hatte 
Filialen in Italien, Frankreich, den Niederlanden und im Orient/ 



Digiti 



zedby G00gk 



— 516 — 

Johann Jacob Krafft, Sohn des 1763 f Stadtpfarrers in Na- 
gold Jacob Krafft von Geislingen, geb. 23. Februar 1708, Stadt- 
schreiber in Herrenberg. Sein Lebenslauf steht in der geschriebenen 
Chronik des vormaligen Assessors Hess in Herrenberg, von ihm selbst 
mit eigener Hand eingetragen. Die Beschreibung ist voll lieblicher 
Spuren der guten Hand Gottes, die über ihm waltete. — Gewissen- 
haft in seinen Amtspflichten, unormüdet in der Arbeit, ein pflicht- 
liebender Ehegatte, ein getreuer Vater, ein sehr angenehmer Gesell- 
schafter. Nachdem er anno 1772 sein Amt niedergelegt hatte, 
brachte er seine übrigen Lebensjahre in der Stille zu, las fleissig 
Luthers Schriften und entschlief sanft nach kurzem Krankenlager 
im Glauben an seinen Erlöser 2. September 1781. — 

Carl Ludwig Kraft, Sohn des Vorigen, geb. zu Herrenberg 
9. Juli 1746, Hofgerichts-Advocat, Oberamtmann in Herrenberg und 
1800 in Sindelfiugen. 



Dm Fürstlich Württembergiiche Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Krafft (Kraft, Crajft, Crmfto): Abt 279, 304; Probst 494. —Schultheis« 668. 
— Alex. Inspector 636; KeUer 467. — Rays. Schultheis* 416. — Bened. AUx., Rays. 
Scbultheiss 417. — Carl Ludw., Vogt 462. — Eragmus, Cl. Pfleger 264. - Ferd., Vogt 542. 
696. — Joh.» Abt 244. - Joh. Bapt., BurgVogt 619. — Joh. Reinr., Gaistl. Verwaltter 607. — 
Joh. Jac, Pfarrer 422, 502; Stattschreiber 465. — Job. Conr., RechenbanckhaRath 120. 



Digiti 



zedby G00gk 



Lauterbach. 



Wolfgang Adam Lauterbach, geboren zu Schleiz im Voigtlande- 
auf Schloss Waiden, als Sohn des Gräflich Reussischen Bürger- 
meisters von Schleiz Adam Lauterbach, und der Anna Maria Ober- 
länder, studirte zu Tübingen und wurde 1648 zum Professor der 
Rechte ernannt. 

Im Jahre 1678 zum Herzogl. Geheimen-Regierungsrath und 
Consistorialdirektor befördert, starb er noch in demselben Jahre auf 
einer Reise nach Tübingen zu Waidenbuch den 18. August mit 
Hinterlassung von Nachkommen. Sein Leichnam wurde in der Stifts- 
kirche beigesetzt und seine Ruhestätte durch eine marmorne Tafel 
bezeichnet. Der Name Lauterbach ist in der juridischen Welt immer 
noch hochberühmt und sein „compendium juris" wurde auf den meisten 
deutschen Hochschulen beim Unterricht zu Grunde gelegt. Sein „collegium 
theoreticum-practicum in pandeetas" galt aber allen Rechtsgelehrten 
Süddeutschlands wie ein Orakel. Diesen Ruhm hatte Lauterbach 
seinem Scharfsinn und wahrhaft ausserordentlichen Fleisse zu danken, 
kpnnte er doch 7 Stunden am Schreibtische sitzen, ohne aufzustehen. 
Auch um das Württembergische Recht machte er sich verdient. 

Seine I. Ehegattin war seit 7. December 1648 Maria Susanna, 
Tochter des Professors in Tübingen Thomas Lans; die II. seit 
12. Juli 1665 Anna Julie, geb. Hatting; die III. seit 26. Juli 
1677 Anna Rosina, eine Tochter des J. C, Churfürstl. Raths und 
Kayserl. Cammer - Gerichts - Advokaten zu Speyer Johann Ulrich 
Stieber und der Justina Margaretha, Tochter des Herzogl. Württemb. 
Raths, auch Kaiserl. Kammergerichts-Advocaten Cornelius Anieys, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 518 — 

ihr Grossvater väterlicher Seits war Heinrich Stieber, ebenfalls 
Kaiserl. Kammergerichts -Advocat, nachgehends Hochfürstlich Pfalz- 
Neuburgischer Rath; der Urgrossvater Johann Stiebtr, Hochfürstl. 
Pfalz-Zweybrückischer Rath und Canzler. — 

Ulrich Thomas Lauterbach, Sohn Wolf gang Adams, geb. 
1. März 1654, Herzogl. Wtirttemb. Oberrath, Assessor des Königl. 
Kammergerichts in Speyer, t 1710. 

Seines Vaters „Collogium Pandectarum" ward von ihm vollendet 
und herausgegeben. 

Gattin: seit 1685 Rosine Elisabeth, Tochter des Kammer- 
Berichts -Advocaten Albrecht Ludwig von Gttlch, welcher Ehe 4 
Söhne entsprossten. 



Das Fürstlich Württemb. Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des Namens 
Lautterbach (Lauterbach) : Hans Clemens, Cl. Hofmoister 340 ; Gaistl. Verwaltter 471. — 
Heinr. Adam, Cl. Hofmeister 347; Cl. Pfleger 265; Rechenbanckhs Rath 153. — Ufr. 
Thom., Gel. O Rath 63. — Wolff Adam, Geh. Regim. Rath 24 ; Kirchen- R. Director 142. 



Digiti 



izedby G00gk 



Lentilius. 



Rosinus Lentilius wurde den 3. Januar 1057 in Waidenburg 
in Franken geboren. Sein Vater, David Samuel Lentilius, J. Ctus., 
Hochgräfl. Hohenlohischer Gemeinschaftl. Lehens-Rath und Canzlei- 
director in Waidenburg, starb vom Schlage getroffen an der Gräfl. 
Schillin gsf Urs t' 'sehen Tafel 1661. Die Mutter war Anna Rosina, 
geb. Sartorius; der Grossvater Bartholomäus Lentilius, Stadt- 
pfarrer zu Bercka in Thüringen ; der mütterliche Sebastian Albrecht 
Sartorius, Brandenburg - Onolzbachischer Pfarrer zu Ellrichshausen, 
Sohn des Bürgermeisters von Onolzbach Sixt Sartorius, dessen Gattin 
eine Enkelin des berühmten Probsts in Stuttgart Johann Brenz 
gewesen; der Urgrossvater väterlicherseits Lentilius, evangelischer 
Prediger zu Regensburg, welcher unter dem Namen M. Michael 
Linsen barth die Formulam Concordiae mit unterschrieben hat. 

Ueber seine Taufe sagt Rosinus Lentilius selbst Folgendes: 

»Meine lieben Eltern haben mich gleich andern Tages nach 
der leiblichen Geburt zu dem Bade der Geistlichen Wieder-Geburt 
befördert, und zur heil. Tauffe bringen lassen, welcher heilige Actus 
von dem damahligen Hoch-Gräflich-Hohenlohischen Hof-Prediger und 
Stadt-Pfarrer zu Waidenburg, Herr Johann Peter Biefenbach, ver- 
richtet, und mir der .Name Rosinus beygelegt worden, wobey die 
Tauff-Gezeugen waren: 

Hr. Johann Christian Baumgärtner, J. U. D. und Hochfürstl. 
Brandenburgischer Rath, auch eines Kaiserl. Landgerichts 
Burggrafthum Nürnberg zu Ansbach Assessor, 

Herr Tobias Ulrich von G rächen, .T. II. D., Gräfl. Hohen- 
lohischer Cauzlei-Director zu Langenburg. 

Herr PaulGeorgii, J.ü. D. undRathsConsulent zu Dinkelspiel.« — 



Digiti 



zedby G00gk 



- 520 — 

Kosinus kam, da sein Vater, wie schon erwähnt, frühe ge- 
storben war, zu einem Verwandten nach Crailsheim, besuchte daselbst 
die Trivialschule, und zog hierauf zu seinem Onkel, dem Med. Dr. und 
Hochfflrstl. Brandenburg. Rath und Leibmedicus Johann Christoph 
lichm nach Ansbach, wo er das Gymnasium besuchte Nachdem 
in der Folge Christof Ehrich, J. ü. Lt., seines seligen Vaters 
Nachfolger in Amt und Ehe von Waidenburg nach Heidelberg 
gezogen war, woselbst er als Hofgerichts-Advocat thätig war, begab 
sich llosinus ebenfalls im Jahre 1671 dahin und begann unter 
dem damaligen berühmten Professor Franke von Frankenau das 
Studium der Medicin. Da bald darauf die Franzosen unter Ludwig XIV. 
gegen die Pfalz anzurücken begannen, setzte er seinen Fuss weiter 
und reiste über Ansbach und Nürnberg nach Jena, wo er 1G74 dispu- 
tirte. Als sein Stiefvater bald nachher, noch im Jahre 1074, auf 
dem Wege zwischen Speyer und Heidelberg auf eine nie völlig ans 
Licht gekommene Weise das Leben verlor, und seine Gattin mit 7 
meist . unerzogenen Kindern zurückliess , so sah sich Lentilius zu 
deren Unterhalt genöthigt, eine Informatorenstelle bei einer Familie 
von Schönfdd zu Löbnitz in Meissen anzunehmen. Er verharrte 
in dieser Stellung 3 Jahre lang und setzte dabei trotz seiner Infor- 
mationsstunden seine medicinischen Studien privatim fort, so dass 
er noch in den letzten Jahren seines Aufenthalts daselbst zur Praxis 
gelangte. Nun ging er nach Nieder-Sachsen und zwar zu Fuss von 
Leipzig bis Rostock, von da begab er sich über Wissmar nach Lübeck, 
und fuhr dann auf einer Danziger Galiotte über die Ostsee nach 
Danzig und über das frische Haff nach Königsberg. Ende des Jahres 
1677 kam er nach Curland, wurde darauf abermals Informator der 
Kinder eines lettischen Pastors zu Doblen, drei Meilen von Mietau 
entfernt. Von 1679 an practizirte er zu Mietau und erhielt 1680 
oinen Ruf ins Vaterland, und zwar als Physicus nach Crailsheim. 
Auf der Heimreise licentiirte er zu Altdorf; am 29.0ctober desselben 
Jahres endlich traf er auf dem ihm zugetheilten Physikate ein. In 



Digitized by 



Google 



- 521 — 

• • 

gleichem Jahre wurde er zum Mitglied der Kaiser Leopolds Akademie 
ernannt, und ihm laut Diploms der Name Oribasius beigelegt. 

1681 machte ihn der Graf von Geyer zu seinem Leibmedicus, 1707 
wurde er Leibarzt des ersten Königs in Proussen. 1685 erhielt er 
einen Ruf als Stadtarzt in die Reichsstadt Nördlingen, dem er Folge 
leistete; während seines dortigen Aufenthaltes wurde er zugleich 1693 
von dem Closter Neresbehn, 1694 von dem Fürsten von Oettingen, 
1696 von dem Closter Maria Mahingen, 1697 von dem Closter 
Kaisersheim als Arzt angestellt, 1698 im April liess er sich als Arzt 
in Stuttgart nieder, und wurde noch im gleichen Jahre vom Hoch- 
fürstlichen Hause Baden-Durlach zum Leibarzt ernannt. Im Jahre 
1700 wurde ihm die Stelle eines Leibmedicus bei des Bischofs 
von Augsburg Durchlaucht, und bald darauf die Stelle eines 
Hofmedicus am Düsseldorfischen Hofe angeboten. Als sein Fürst 
nach Basel retirirte. ging Lcntilhis als Stadtarzt nach Stutt- 
gart , und erhielt nun hier 1710 die Stelle eines Raths und 
ordentlichen Leibmedicus. In demselben Jahre noch folgte er, der 
damals die stärkste Praxis in Stuttgart hatte, der unter 8 Aerzten 
auf ihn gefallenen "Wahl eines Leibarztes des Erbprinzen, welcher damals 
in Turin weilete; seinen Weg dahin nahm er über Ulm, Lindau, Tirol, 
Graubündten, den Corner See, Mailand, Novara, Vercelli und langte 
2. Mai zu Turin an, machte auch daselbst die Bekanntschaft der 
damaligen berühmtesten Aerzte Italiens, als des päbstlichen Leibarztes 
Lancisius in Rom, der Professoren Eamazzini und Vallisnieri zu 
Padua, Lanzono zu Ferrara, Georgii in Genua. 1712 trat er mit 
dem Erb -Prinzen die Rückreise ins Vaterland au; ihre Rückkehr 
erfolgte daselbst am 11. December. Im Jahre 1713 begab er sich 
mit dem Erbprinzen zu Wasser nach Holland, und zwar nach dem 
Haag, woselbst sie 21 Monate lang verweilten. Im Juni 1715 reisten 
sie durch Flandern nach Frankreich, und trafen 3 Tage vor dem 
Tode Königs Ludtvig XIV. in Paris ein. 1716 kehrten sie 
nach Württemberg zurück, und Lentilius hatte die Freude, den ihm 
anvertrauten Erbprinzen am 11 Juli desselben Jahres gesund und 



Digiti 



zedby G00gk 



— 522 — 

wohl wieder in die Arme seines fürstlichen Vaters nach Teinach zu 
führen. In der Folge wurde Lentilius noch Leibarzt des Grafen 
von Hohenlohe-Pfedelbach. 

Er starb 12. Februar 1733, nicht ohne den Namen eines 
biederen, vortrefflichen Arztes hinterlassen zu haben, im 77. Jahre 
seines Alters und mit dem Ausspruche: 

»So ist's recht, ich bin mit meinem Gott zufrieden. Er lässt mich 
doch in meinem Neste sterben, wie ich ihn oft auf Reisen darum 
angerufen. Wie sanft wird sichs doch nach der überstandenen 
Berufs- und Leidensarbeit ruhn, wie wohl, wie wojil wirds thun.« 

»Wann du mich Herr gleich tödtest, so will ich doch auf 
dich hoffen.« 

Den Armen half er mit Rath und That. 

In seiner Leichenrede heisst es u. A. wie folgt: 
»Bei seinen Patienten hat Lentilius durchgehends einen leiblichen 
und geistlichen Arzt abgegeben, indem Er nebst dem Medicinischen 
Rath auch ihre Seelen mit erbaulichem Zuspruch aus dem guten 
Schatz seines Hertzens zu stärcken, nicht unterlassen ; daher Er auch 
zu Hauss in seinen gar beweglichen und unterschiedlichen Berutfs- 
Gebetten, die Er nach den unterschiedenen Standen und Umständen 
der unter seiner Cur sich befindlichen Kranken nemlich als fürst- 
licher Leib-Medicus und allgemeiner Practicus eingerichtet, ein be- 
sonders auf die Patienten, wann Er sie anfänglich in die Cur 
bekommen, und ein besonderes wann es sehr gefahrlich mit ihnen 
stunde, verfertigt, worinnen er ihren Seelen- und Leibes-Zustand dem 
Gott ihres Heyls mit inbrünstigem Seufftzen und Flehen, zuvörderst 
um Würckung einer bussfertigen Erkänntnuss ihrer Sünden und heil- 
samen Vorsatz der Lebens - Besserung , sodann erst um leibliche 
Besserung auff den Gebrauch der verordneten Artzneyen, eifrigst vor • 
getragen, nach derselben Cur und Genesung aber, der schuldigen 
Dancksagung gegen dem himmlischen Arzt, ohne dessen Beistand und 
Gedeyen er allen Medicinischen Rath, alles Kraut und Pflaster kein 



Digiti 



izedby G00gk 



— 523 — 

nutze zu sein gar demüthig erkannte, gewisslich nicht vergossen, 
allezeit eingedenck, dass die praxis medica ein divinum Charisma sui 
generis seye, der Medicorum Geschaffte bey den Kranken seye ein 
Pflantzen und Begiessen, Gott aber müsse das Gedeihen geben. Wo 
dieser nicht die Hand im Spiel habe, so darff sich kein Medicus 
einbilden, dass er mit all seiner Gelehrsamkeit nur ein Zahnweh 
curiren könne etc. Aus welchem allem ohnschwehr abzunehmen, dass 
er in seinem practiciren kein verwegener Cajoleur gewesen, der 
lebensgefährlichen Patienten und den Ihrigen biss in den letzten 
Hauch ihres Lebens, vergebliche Hoffnung des Aufkommens gemacht, 
sondern ihnen die wahrhaffte Umstände nicht verhohlen, mithin ihre 
Seele ungesäumt zu versorgen, angerathen. 

Man darf dagegen mit grösster confidence, jedoch ohne eitle 
ßuhms-Beymessung auf diejenige adelige und Privat-Persouen sich 
beruffen, welche den Seeligen Herrn Leibicum noch in seinem 
kräncklichen Zustand mit Visiten beehret und das Zeugniss mit vielen 
stattlichen Expressionen, auch nicht sonder Thränen Vergiessung 
gegeben, dass sie biss anher an ihm einen fürsichtigen und er- 
fahrenen Arzt genossen.« 

Er selbst sagt in seiner schriftlich vorfassten Begräbniss- 
Ordnung u. A. folgendes: 

»Ich bin ein armer sündiger und durch den Erbschaden in 
Grund verderbter Mensch gewesen, und das sehr wenige Gute, das 
etwa in mir war, ist nicht einmahl mein, sondern Gottes dess 
Gebers alles Guten. Wann ich nur von einem jeden unnützen Wort, 
deren unzehligo leider aus meinem Mund geflossen, die gebührende 
Rechenschaft geben sollte, wie würde ich mit meiner air raillant 
und schertzhafften Conduite vor Gott bestehen. Ich muss auch hier 
mit David seufftzen: Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem 
Knecht, dann vor dir ist kein Lebendiger gerecht, Herr, wer wird 
bestehen? Ich hoffe, mein Heyland habe auch diese Sünde aus- 
gesöhnt mit seinem theuren Verdienst, und damit alle Blosse meiner 
sündhaften Natur, deren ich nicht genug Gewalt angeleget, bedeckt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 524 — 

wovor sein heiligster Name unendlich gepriesen seye etc. Ich wünsche 
zuvörderist aus danckbarem Herzen dem Hochfürstlichen Hauss 
Württemberg die reiche Gnade Gottes und allen Seegen. Darnach 
vergebe ich Euch, meinen lieben Kindern, und sonst Jedermann, was 
ihr mir etwa möchtet zuwider gethan haben, der ich aller Beleydigung 
gerne zu vergessen pflege, damit wir fein, als Christen gebühret, von 
einander abscheiden, und in jener frohen Ewigkeit als seelige Leuthe 
einander wieder umarmen können. Ach! wie freue ich mich schon 
darauff. Hertzliebste Kinder und Enkel, ach dass doch unser barm- 
hertziger Heyland gebe! dass ich einmahl auff dem lieben Jüngsten 
Tag Ihn freudig anreden dörffe: Siehe, mein Heyland, du Richter 
der Lebendigen und Todten, hier bin ich, und die Kinder, die du 
mir. gegeben hast. Hier bin ich mit meinen Vor-Eltern, mit meinen 
Nachkömmlingen, mit meiner Freundschaft ringsumher anzubetten 
deine Gnade miteinander, und zusammen einzugehen in den Stand 
der vollkommenen Herrlichkeit, welche du bereitet hast. Ach ! erfüllt 
diese meine Freude! und Ihr 'könnet sie auch erfüllen, wann ihr nur 
wollet, dann unser Gott ist getreu, und kau sich selber nicht leugnen; 
Er gibt Krafft genug dem Unvermögenden, nach seiner treuen Ver- 
heissung. Esa. 40, 29. etc. Ach du mein lieber alter Gott, du 
barmhertziger lieber himmlischer Alt-Vatter, der du mein Gott gewesen 
bist von meiner Jugend an, und zu dem ich mein eintziges Vertrauen 
in allen meinen Anliegen gesetzet, dabey mich auf Menschen-Hülffe 
wenig verlassen, ja wann ich es gethan, nur destoweniger glücklich 
gefahren bin. Durch deine Gnade hab ich ein hohes Alter erlebt, 
und bereits das Mosis Ziel überschritten. Du hast mir auch aus 
sonderbarer Güte meines Leibs- und Gemüths-Kräfften vor vielen 
andern meines gleichen noch ziemlich erhalten, so dass ich meines 
Berufs mit erspriesslichem Nutzen meines Neben-Menschen noch so 
fein warten kan, und thue es auch bey aller Gelegenheit. Es bedunckt 
mich aber dannoch, die Welt mach es mit mir wett, und beginne 
meiner fast ebenso müd zu werden, als ich ihrer schon lange gewesen, 
dahero sind wir dann auch desto besser von einander zu scheiden. 



Digitized by 



Google 



— 525 — 

Ist es bey dir genug, so ist es bey mir schon lang genug. Dann 
ich will lieber seelig todt seyn, als länger sündlich leben u. s. w. 
Schön singt der Dichter von solch' opferbereitem Wirken: 

Warm in Worten und Gefühlen Rein, wie du dein Herz gegeben, 

Bingen nach den höchsten Zielen, Muss dies Herz auf ewig leben, 
Bis auch die, so irrend fehlen, Muss nach tausend, tausend Tagen, 

Still die rechte Strasse wählen, Warm in andern Herzen schlagen, 

Saaten, die den Enkel freuen, Und in immer neuen Herzen 

In den Schos* der Zukunft streuen : Züd den neue Liebeskerzen, • 
Das heisst nach Vollendung streben, Und du bist des Lichtes Bronnen, 

Hier schon unvergänglich leben. Da sie alle Glanz gewonnen. 

Leuchtend stets und immer zündend, Ja, so magst du, reich an Jahren, 

Näh' und Ferne sanft verbindend, Dir der Jugend Glanz bewahren, 
Ist der Geist, der Gottesfunken, JugendfüU' in deineu Thaten, 

In des Lebens Schos gesunken, Weisheit, wo es gilt zu rathen, 

Dass er ewig wallend gähre, Gott in schönen Thaten lehrend, 

Neue Schöpfungen gebäre, Allen nützlich dich verzehrend, 
Und mit ewig frischem Strahle Siehst du jene Saaten sprossen, 

Frisch und schön die Erde male. Die du pflegend selbst begossen. 

Immerfort in neuen Schlägen 
Wird dein Herz sich lebend regen. 

Wird sich ewig neu verjüngen, 

Ewig Blut' und Früchte bringen, 
Und in immer neuen Lenzen 
Frisch und schön wie heute glänzen, 

Und so kann dein Sein und Walten 

Nie verbleichen, nie veralten. 

Eine von ihm selbst auf seinen Tod gemachte Epicedie lautet : 
Umbram Lentili cernens, umbram esse memento 

Te, vel, si quid ea vilius esse potest, 
Si, quis Lentiliu8 fuerit, petis' ipsemet, umbra 

Re8ponde nihilo plus fuit, umbra fuit. 
Esto humilis, mundi fuge pompas, O homo, nam umbra es 

Fama, hemor, ars, et opes, quid vapor, umbra nihil! 
Vive pie! Domini securus vive sub umbra 

Alarum tibi non umbra fuisse nocet 
Post umbram mortis, precor, ut tibi fulgeat ortus, 
Ex alto umbrae et erit, lux, Deus, ipsa loco 

Ex umbra mortis temporali in 

lucem vitae Sempiternam 

protractus 

Sibimet ipse fecit, 

Kosinus Lentilius. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 526 — 

Grabschrift: 
Hier liegt ein theurer Mann, 

Der seinem Gott gedient, 
Dem Nächsten Guts gethan. 

Den Wissenschaft und seine schöne Gaben 
Nie stolz gemacht, nie auf geblähet haben. 

Vor Schatten hielt Er sich: Die Welt hat er veracht, 
Nun hat der Himmel ihn den Engeln gleich gemacht. 

Seine I. Gattin war seit 3. Juli 1682 Maria Elisabetha, 
Tochter des Johann Ernst Stieber, Mitglieds des kleinen Raths der 
Reichsstadt Esslingen und der Anna Margaretha, geb. Kielmann 
von Kielmanns-Eck, aus welcher Ehe ein Sohn hervorging, der den 
Vater überlebte; 2 Töchter und 1 Sohn starben schon vorher; die 
IL seit 28. November 1693 Rosina Barbara, Tochter des Dr. und 
Professors der Medicin in Tübingen Georg Balthasar Metzger und 
der Catharina Margaretha Kflffner von Schweinfnrth. — 

Wilhelm Friedrich Lentilins, Sohn des Rosinus aus I. Ehe, 
studirte Theologie, Repetent, fungirte hierauf, als sein Fürst Eber- 
hard Ludwig am Rhein commandirte, als Feldprediger der württemb. 
Truppen; nach Beendigung des Kriegs erhielt er das Diaconat Herren- 
berg; später das Diaconat bei St. Leonhard in Stuttgart, 1725 aber 
das Professorat am Gymnasium daselbst, t 1761. 

Gattin: seit 12. November 1715 Susan na Justina, Tochter des 
Kanzlei-Advocaten in Stuttgart, Vogts in Besigheim Georg Friedrich 
Brann, welcher Ehe 1 Sohn und 2 Töchter entsprossten. 



Das Fürstlich Württembergische Di euer buch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Lentilius: 8tattPhysic. 557. — Jnh. Christoph, Vogt 271. «93. — Rosinus, 
LeibMedic. 195. — Wilh. Frid., Abt 252, 281. 



Digiti 



zedby G00gk 



Leyrer. 



Bernhard Leyrer »von Heiningen, Goppinger Amts, jezund zu 
Herrenberg wohnhaft«, * geb. als Sohn des Johannes Leyrer in 
Heiningen, dessen Epitaphium in der Kirche daselbst steht, war von 
1583 — 1584 Inspector Scholae und des Gerichts in Herrenberg; 
Bürgermeister daselbst 1585, endlich Vogt ebendaselbst 1586 — 1598, 
und Hofgerichts-Assessor. Er erhielt einen Wappenbrief, welcher 
unterm 17. April 1571 renovirt wurde und starb 18. Sept. 1601. 

Seine Ehegattin war Anna, eine Tochter des Hauptmann Jo- 
hann Mayer (welcher unter Sebastian Schertel Rom erobern» half) 
und der Anna, Tochter des Vogts von Herrenberg Marx Hiller. 

Seine Nachkommenschaft blüht noch jetzt in Württemberg. 



* So im Taufbuch von Gärtringen unter dem 10. Februar 1572 verzeichnet. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Leyrer: Castenrfleger 565. — Beruh., Hofger.Beysitzer v. d. Landschaft 7». 
— Christin», Stattschreiber 384.— Phil. Früh, Rays. 8cbnltheis8 41C. 



Digiti 



zedby G00gk 



Löffler. 



Jacob Löffler, J. U. Dr., einer der einsichtsvollsten und wackersteu 
Staatsmänner seiner Zeit, der, zur Zeit des 30jährigen Krieges, neben 
Burkhard und Varnbüler glänzte. Geboren im Jahr 1583 den 25. Juli 
als Sohn gottesfürchtiger Eltern, des Speyer 'sehen Pflegers zu Lochgau 
Marcus Löffler und der Magdalena Borger, studirte er später Juris- 
prudenz und zeichnete sich bald durch seine hervorstechenden Talente 
aus. Nachdem er 1603 Dr. der Hechte geworden, begab er sich 
mehrere Jahre lang auf Reisen nach Italien, Frankreich und Spanien, 
wurde» sodann Advokat in Speier, bald aber in vaterländische Dienste 
gezogen. Herzog Johann Friedrich, welcher das ausgezeichnete 
Talent Löfflcr's durchschaute, ernannte ihn zum Rath, Vice-Kanzler 
und Kanzler zu Mömpelgard; später kam er in gleicher Eigenschaft als 
Vice-Kanzler nach Stuttgart 1 625. Löffler bekam hier, da der Kaiser 
damals die Absicht verrieth, die während der Reformation ein- 
gezogenen Klöster sammt ihren Gütern den protestantischen Ständen 
wieder zu entreissen, vollauf zu thun. 1627 im Juni half er auf 
der zu Kolmar veranstalteten Zusammenkunft mit den Kaiserlichen 
Räthen die Wiederversöhnung des Kaisers mit dem Kurfürst betreiben, 
erreichte diess aber nicht, da der Kaiser seine* Forderungen zu hoch 
spannte und es ihm überhaupt mit der ganzen Sache nicht recht 
Ernst war. 1G27 schickte ihn der Herzog als Gesandten nach Wien, 
um die Abtretung der Klöster Anhausen, Maulbronn, Königsbronn 
u. s. w. an katholische Prälaten abzuwenden. Löffler richtete auch 
in der That Alles aus, was in der damaligen schwer bedrängten Zeit 
zu erwarten war, da die katholische Partei die völlige Oberhand 



Digitized by 



Google 



— 529 — 

hatte, er somit den drohenden Schlag nur etwas aufhalten, nicht 
aber abwenden konnte. Die Ertheilung der Kaiserl. Mandate wegen 
Wieder-Herausgabe der Klöster an die katholischen Prälaten erfolgte 
und um die Letztern in ihrem Beginnen zu unterstützen . rückten 
kaiserliche Truppen ins Land. 

Pfaff sagt in seinem Württemb. Plutarch über Löffler u. A. 
Folgendes : 

»Um die Noth hier noch zu vermehren, starb nun auch der 
Herzog Johann Friderich (1628), und eine vormundschaftliche Re- 
gierung folgte , während welcher Löffler nicht weniger als vorher 
beschäftigt war. Er musste zum zweitenmal mit einer Gesandtschaft 
der protestantischen Kreis-Stände nach Wien reisen, aber umsonst 
— am 6. März 1629 erschien das längst gefürchtete Restitutions- 
Edikt, und die Katholiken säumten nuu nicht, sich in den Besitz 
der Klostergüter zu setzen. 

Man Hess es von Seiten Wirtenbergs freilich nicht an Vor- 
stellungen gegen dieses Verfahren fehlen, man suchte die Vermittlung 
verschiedener angesehener Reichsfürsten, man legte mehreren Uni- 
versitäten die Frage über die Rechtmässigkeit der Einziehung der 
Klöster vor, welche diese zu Gunsten der Evangelischen beantworteten, 
und Löffler gab sich alle Mühe, aus den Reichs -Gesetzen und 
Reichstags-Absclueden zu beweisen, dass das Restitutions-Edikt in 
keinem Fall auf die wirtenbergischen Klöster angewendet werden 
könne; es war Alles vergebens. 

Der Kurfürst von Sachsen berief desswegen nun auch seine 
Glaubensgenossen zu einer Zusammenkunft nach Leipzig, um hier 
sich über die Maasregeln zu Wiederherstellung des Friedens und der 
Einigkeit und zu Verhandlungen mit den katholischen Ständen wegen 
der Kirchengüter zu berathen (1631). Hier erschien, als wirten- 
bergischer Gesandter, auch Löffler, und trat im Namen seines Landes- 
herrn der daselbst geschlossenen Verbindung bei. Von da reiste er 
auf den »Kompositions-Tag« zu Frankfurt, wo Unterhandlungen mit 
den Katholiken eröffnet wurden, welchen aber das siegreiche Vor- 

v. Genrgii-Georgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 34 



Digiti 



zedby G00gk 



— 530 — 

dringen Gustav Adolphs bald ein Ende machte. Denn längere Ver- 
handlungen wurden nun unnütz, da man hoffen konnte durch eine 
Verbindung mit Schweden das schnell und leicht wieder zu erlangen, 
was man bisher auf gütlichem Wego vergebens zu bekommen ver- 
sucht hatte. Löjfler wurde desswegen an den König von Schweden 
abgeschickt und hier war es, wo Gustav Adolph und sein staats- 
klnger Kanzler, Oxenstierna, ihn kennen und schätzen lernten. 
Oxensticrna sah bald ein, wie nützlich ihm, welcher die teutsche 
Reichs -Verfassung und die Reichs - Gesetze noch nicht hinreichend 
kannte, ein solcher Mann als Gehülfe seyn würde, und veranstaltete 
es, dass der König von Schweden den Vormünder Herzog Julius 
Friderich bat, ihm Löjfler in seine Dienste zu überlassen, weil er 
eines der Reichs- Angelegenheiten und der evangelischen Staatsgeschäfte 
kundigen Mannes bedürfe, mit dem Versprechen, ihn so zu verwenden, 
dass auch der Herzog Ehre davon haben würde. Der Herzog willigte 
ein und Löfflet wurde nun schwedischer Vicekanzler, blieb aber 
fortwährend auch in wirtenbergischen Diensten, wo er nun die Kanzler- 
würde (1632), so wie kurz nachher das Rittergut Neidlingen er- 
hielt (1633). 

Im nenilichen Jahre gelangte der junge Herzog Eberhard der 
Dritte zur Selbstregierung, bei welcher Gelegenheit ihm Löjfler y 
welcher sich damals gerade im Wildbad befand, sehr heilsame und 
wohlgemeinte Rathschläge gab. Der Herzog, sagt er hier, soll die 
Regierung so viel als möglich selbst führen, den vornehmsten Berat- 
schlagungen in Person beiwohnen, die Kanzlei fleissig besuchen, sich 
über alle Landes-Angelegenheiten wohl unterrichten, den Geschäften 
ihren ordentlichen Gang lassen, Ohrenbläsern, Verläuradern und andern 
unnützen Leuten kein Gehör geben, mit der Landschaft ein gutes 
Vernehmen erhalten, das Kammergut bewahren, das Schulden machen 
fliehen, unnöthige Ausgaben vermeiden, mit den Nachbarn guten 
Frieden halten, in fremde Händel sich nicht mischen, auch sich aus- 
ländischer Bündnisse enthalten u. s. w. 

Als nach Gustav Adolphs Tode auf der Zusammenkunft in 



Digitized by 



Google 



— 531 — 

Heilbronn eine engere Verbindung vieler protestantischen Stände mit 
Schweden geschlossen nnd unter der Oberleitung Oxenstiernas ein 
gemeinsamer ßath, aus zehn Mitgliedern bestehend, das sogenannte 
Consilium formatum niedergesetzt wurde, erhielt auch Löffler seine 
Stelle darin, und ward nun gleich nach Paris geschickt, um wegen 
des Beitritts Frankreichs zu dem Heilbrunner Bunde zu unterhandeln. 
Eine zweite Reise dahin machte er in gleicher Absicht nach der 
Niederlage bei Nördlingen und da verwandte er sich dann auch sehr 
eifrig für seinen Landesfürsten, welchem er die Oberbefehlshaberstelle 
der, an Frankreich abgetretenen Festung Philippsburg, die aber bald 
an die Kaiserlichen verloren wurde, und das Versprechen einer Hilfs- 
schaar von 12,000 Mann verschaffte, die aber der Herzog nicht an- 
nahm, thcils weil ihm seine Landstände und Käthe davon abriethen, 
theils weil er damals Hoffnung hatte, durch Vermittlung Sachsens 
und Brandenburgs mit dem Kaiser ausgesühnt zu werden. Erst 
später, als diese Hoffnung wieder verschwand, beschloss Eberhard 
endlich Frankreichs Anerbieten anzunehmen, allein die sogenannte 
„wirtenbergische Armee" des Herzogs von Rökan betrat Wirtenbergs 
Gränzen nicht, sondern blieb müssig in der Bergstrasse liegen. 

In seinem Hauptgeschäfte, Frankreich zum Bunde mit Schweden 
zu bewegen, war Löffler zwar glücklich, allein da er in die Uebergabe 
der Stadt Benfeld an die Franzosen, und zwar ohne Bedingungen, 
willigte, so wurde er aus schwedischen Diensten entlassen, denn man 
meinte hier, er hätte dafür grössere Hülfsgelder erlangen können. 
Er besuchte nun im November 1634 die Zusammenkunft in Frank- 
furt, um hier die Wiedereinsetzung seines Landesherrn zu betreiben, 
— allein er richtete nichts aus, denn man verachtete seine Vor- 
schläge, es fehlte an Vertrauen^ aus eigenem Interesse verrieth einer 
den andern und statt aufs allgemeine Beste sah jeder nur auf 
seinen eigenen Vortheil. 

Bald bedrohte Löfflern noch ein ärgeres Missgeschick, als 
seine Entlassung aus schwedischen Diensten ; ein aufgefangenes Pro- 
tokoll des Consilium formatum, worinn Vorschläge von ihm, die gegen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 532 — 

Oesterreich gerichtet waren, vorkamen, zog ihm den heftigsten Hass 
des Wiener Hofes zu. Seine Güter in Wirtenberg wurden eingezogen, 
und er durfte es nicht mehr wagen, Frankfurt zu verlassen, da die 
österreichische Regierung Befehle gegeben hatte, ihn, wo man ihn 
treffen würde, zu verhaften. Endlich da seine Auslieferung nun 
sogar vom Frankfurter Rathe verlangt wurde, musste er entfliehen 
und wollte nach Schweden ziehen, wo man ihm aber wegen der 
Benfelder Sache noch immer feind war und ihn desswegen nicht 
aufnahm. Er blieb daher in Hamburg, bis er durch Oxenstierna's 
Vermittlung aus Schweden ein Geschenk von" 2000 Reichsthalern 
erhielt, worauf er durch die Niederlande und durch Frankreich nach 
Basel reiste. Hier erfuhr er, dass es seinem Landesherrn endlich 
gelungen war, ihm bei Oestreich Verzeihung zu erlangen, doch in 
den Besitz seiner eingezogenen Güter kam er auch jetzt nicht, und 
da er es unter den damaligen Umständen nicht für rathsam hielt, 
nach Wirtenberg zurückzukehren, theils weil er sich hier doch nicht 
für ganz sicher hielt, theils auch wegen seiner zunehmenden Kränk- 
lichkeit, 80 blieb er in Basel um hier seine Heilung und bessere 
Zeiten abzuwarten. Aber seine Krankheit wurde schnell gefährlicher 
und er starb zu Basel den 30. April 1638, betrauert von Vielen 
und von den Bürgern der Stadt durch ein schönes Leichenbegängniss 
geehrt. « 

Löfflcr war ein Mann von unermüdlichem Fleisse, in Geschäften 
sehr gewandt, wohl erfahren in Staatssachen, klug und scharfsinnig, 
ein treuer Diener seines Fürsten und ein warmer Freund des Vater- 
landes, freimüthig, wahrheitsliebend, menschenfreundlich und mild- 
thätig gegen Arme und Nothleidende. 

Wie mancher Minister ohne Hilfe seines Secretärs weniger 
schimmerte, so wäre auch Oxenstiirna, der die Verfassung und die 
Verhältnisse des deutschen Reichs nicht ganz genau kannte, ohne 
Löfflers Beistand seinem Könige und Reiche nicht so nützlich ge- 
wesen. 

Er war durch seine Redlichkeit, tiefe Einsicht in Staats- 



Digitized by 



Google 



— 533 - 

geschäfte, Treue gegen seinen Herzog und Liebe gegen sein Vater- 
land, auch Fleiss und Leichtigkeit in Aufsätzen, gleichsam der 
Württembergische Oxenstierna, mithin ein verdienstvoller grosser 
Mann. Der Herzog von Württemberg aber verlor in ihm einen 
treuen Diener. 

In dem Werkchen »Die Sterne Schwabens« wird Löffler 
folgendermassen besungen : 

Als „Oxenstierna Seines Vaterlandes", 
Nennt Ihn der späten Nachwelt die Geschichte; 
Diess Wort entspricht dem geistigen Gewichte, 
Das Er geübt zur Zeit des Weltenbrandes. 

Auf Schwaben lag das göttliche Gerichte, 
Zerrissen war die Faser jedes Bandes, 
Als mit der Macht des Herzens und Verstandes 
Er es bewahrt dem höhern Geisteslichte. 

Der grosse Schwede, dem Sein Wesen glich, 
Der Deutschlands Gaue kühn von Rom befreite, 
Nahm Ihn als Rath, als Freund an seine Seite. 

Des Kaisers Hass lud Seine Treu' auf sich, 
Sein Blut begehrt' er! — und der Edle wich, 
Ihn frass der Gram in heimathferner Weite. 

Gattinnen: I. seit 22. Januar 1612 Maria Magdalena, 
geb. den 22. April 1591, eine Tochter des Johann Christoph Zenger, 
Herzogl. Württemb. Geheimenraths und Kanzlers zu Mömpelgard und 
der Maria, Tochter des Württemb. Directors Entzlin; IL seit 22. 
Juni 1635 Anna Maria, geb. Weiss von Limpurg, aus einem Frank- 
furter Patricier-Geschlecht, dessen Stammvater Heinrich ums Jahr 
1306 in der Stadt Liraburg an der Lahn lebte, in Folge seines 
hohen Alters erblindete und 125 Jahre alt starb. Die Letzt- 
genannte Gattin gebar ihm am 20. Juni 1636 einen Sohn. 

Das FürstUch Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Löffler: Cantzler 31, 106— Jac, Cantzler 12, 13, 18; Geh Regim.Rath 22. — 
Joh. Andr., Registratur 83. — Löfflet von und zu Ntydlingen, Jac, Vice-Cantzler 20. 



Digiti 



zedby G00gk 



Machtholf. 



Erhard Machtolff, Sohn des Kirchenraths , Pfarrers und 
General - Superintendenten in Durlach, auch Professor am Gym- 
nasium daselbst, studirte Theologie, wurde 1647 Diaconus in 
Besigheim , hierauf Pfarrer in Gründelbach , woselbst er mehrere 
Jahre das Amt eines getreuen Seelsorgers versah, Special in Herren- 
berg 1676, wo er noch längst nach seinem Weggange in gutem 
Andenken stand, sodann Probst in Herbrechtingen anno 1689, als 
welcher er starb. 

Gattinnen: T. seit 17. Juli 1649 Anna Margaretha, Tochter 
des Pfarrers zu Gründelbach Philipp Ernst Heiler und der Mag- 
dalena, geb. Lustnauer, welche ihm frühzeitig im 40. Jahre ihres 
Alters, anno 1669 als er das Pfarramt Gründelbach bekleidete, 
verstorben ist; sie solbst wird von dem Verfasser der Leichen- 
predigt Zacharias Martini, Pfarrer zu Ensingen, als eine ansehn- 
liche, holde und aufgeweckte Frau gerühmt, welche gute Qualitäten 
an sich gehabt habe; die II. eine Cousine von ihm, eine Tochter des 
Kanzlers Johann Adam Oslander. Aus I. Ehe stammen 2 Söhne, 
nämlich : 

I. Johann Friedrich Machtolff, Bürgermeister von Herrenberg, 
t 10. Januar 1714. Er hinterliess aus 2 Ehen 2 Söhne und 
3 Töchter, unter welchen zu nennen ist: 

Erhard Friedrich Machtolff, der als Pfarrer zu Sulzfeld 
anno 1737 frühzeitig verstorben ist. 
II. Johann Albert, anfangs Diaconus, hernach Special zu Neuen- 
statt, f daselbst 1708. 



Digitized by " 



— 535 — 

Gottlieb Friedrich Machtholf, geb. 10. Juni 1735 zu Sulz- 
feld, von Göler'scher Grundherrschaft, als Sohn des vorerwähnten 
Eberhard Friedrich Machtholf, Pfarrers daselbst, und der Sophia 
Margaretha, geb. Roos, letzterer ein Name guten Klanges in Würt- 
temberg ; er studirte Theologie und wirkte 37 Jahre lang als Pfarrer 
zu Möttlingen, Oberamts Calw, ungeachtet ihm verschiedene weit 
bessere Pfarreien, ja selbst die Hofpredigerstelle bei einer Fürstin, 
angetragen wurden. »Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, so 
lasset uns begnügen«, war seine jedesmalige Erwiderung, wenn Freunde 
ihn aufforderten, Möttlingen zu verlassen, und dabei setzte er ihnen 
noch auseinander, welche Vorzüge dasselbe besitze, insbesondere das 
gute Wasser im Orte, die gesunde Luft etc. Ihm verdankt auch der 
benachbarte Ort Unterhaugstett am Anfange des Schwarzwalds sein 
erstes Schulhaus mit Thürmchen, Uhr und Glocke, welches er theils 
aus eigenen Mitteln, theils aus dazu erhaltenen Liebesgaben erbauen 
Hess. Machtholf fühlte sieh zu diesem Werke im kleinen besonders 
aufgemuntert durch des grosseu Glaubensmannes August Hermann 
Franckes Werk in Halle und durch die ermunternden Worte in 
E G. Woltersdorfs fliegendem Briefe: »Ich sehe, der Herr kann 
es sehr wohl leiden, wenn man ihm auch etwas zutraut». 

Bei dem am 3. Febr. 1769 erfolgten Tode seiner nur 26 Jahre 
alten Gattin Johanna Christiann, Tochter des Ludwig Friedrich 
Braun, Substituten von Ebersbach bei Göppingen, machte er eigen- 
händig folgenden Eintrag ins Sterbebuch: 

»Anno 1769 starb, ja entschlief, zu Möttlingen den 2. Februar 
Abends neun Uhr Frau Johanne Christiane, geborene Braun, Pfarrer 
Machtholf 's herzliebe Gehülfin.« 

Machtholf selbst starb zu Möttlingen im Jahre 1800 den 2. 
Januar, nachdem er noch vorher auf seinem Sterbebette beim An- 
denken an seine Gemeinde, welche ihm so sehr am Herzen lag, 
folgende Aeusserung gethan: 

»Er wolle noch im Himmel för Möttlingen um gute Pfarrer 
bitten«, welche Bitte sich in der That in Männern wie Gross, Dr. Barth, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 536 — 

Blumhardt u. A. reichlich erfüllte und wohl auch künftighin noch 
erfüllen wird. Sein Grab ist zur rechten Seite des Eingangs der Sacristei, 
auch d^r berühmte Pfarrer Dr. Barth ruht in demselben Grabe. 
Die Inschrift auf dem Grabstein lautet: 

In diesem Grabe ruhen die Gebeine 

von 

M. Gottlieb Friedrich Machtolf 

37 jährigem treuem Hirten dieser Gemeinde 

gestorben den 2. Januar 1800 im 65. Jahre. 

Von 

M. Joseph Friederich Gross 

14 jährigem verdientem Prediger allhier 

<restorben den 1. Decbr. 1814 im 56. Jahre 

Von 

Frau Beate Catharine Barth geb. Engelmann, 

gestorben den 16. April 1828 im 54. Jahre, 

und von 

Dr. Christian Gottlob Barth 

14 jährigem Pfarrer dahier 

gestorben in Calw den 12. November 1862 

im 64. Jahre. 

Ruhet sauft bis zur letzten Posaune 

Euer Herz war im Himmel 

Eure Freude dort wird ewig sein. 

»Von Dan bis Bersaba im gelobten Lande Württemberg ist 
der Name des alten Pfarrers Machtholf von Möttlingen so gut 
bekannt, als der des alten Flattich's von Münchingen. Jeder fast, 
der sich um solch ächte Israeliten ohne Falsch, wie Machtholf einer 
war, bekümmert, kann dort ein und die andere Anekdote seiner 
Demuth und Liebe erzählen.« 

Seybold in seinem Historienbüchlein sagt über ihn : »Leser! Volks- 
lehrer! Jüngling! suche seinen Namen weder bei Meusel noch bei 
Hauy. Geschrieben hat er nichts , desto mehr gehandelt. Seine 
W»»rke sind in dem grossen Buche der Vergeltung aufgezeichnet.« 

Ein Mann voll Liebe und Dienstfertigkeit gegen alle Menschen, 
von solch reinem Vertrauen zur Menschheit, wie man es nicht leicht 



Digitized by VjOOQIC 



- 537 — 

wieder finden dürfte, der, wenn er nach der Stadt ging, seinen Pfarr- 
kindern mitbrachte, was sie verlangten, Arznei, Waaren u. 8. w., 
damit sie nichts in ihrer Arbeit versäumten. Kinder: 

I. Johanna Christiana Elisabetha, vermählt 1799 mit Goülieb 
Bosscrty Schullehrer in Möttlingen. 

II. Johann Eberhard Gottlob Machtholf, geb. 5 (6.) März 1765, 

Pfarrer zu Hegnach, t 1840. Ein Sohn desselben wurde 
Pfarrer zu Merklingen. 

III. Christian Johann Friedrich Machtholf,, geb. 13. Juli 1766, 
zweiter Physikus zu Esslingen. Einstimmig zum Physikus 
daselbst erwählt, »weil«, wie der damalige Bürgermeister der 
Stadt dem alten Pfarrer Machtholf erklärte: »die Freunde 
der Reformation einst bei einem Machtholf Unterstützung und 
Herberge gefunden hätten, und darum der Machtholf sehe Name 
noch in gutem* Andenken stehe. « Er starb den 19. Nov. 1793 
zu Esslingen und seine irdische Hülle wurde neben dem soge- 
nannten Machtholf 'sehen Begräbnisse beigesetzt. Diese Gräber 
stammen aus dem XVI. Jahrhunderte. 

Ein Johann Mnchtolph, J. U. L., war Syndikus der Reichsstadt 
Esslingen und starb 1537 * — 

Ein weiterer Träger dieses Namens war: 

Johann Conrad Machtholf, J. U. Lic, geb. zu Essliugen, 
studirte zu Tübingen und Heidelberg, wurde Herzogl. Württemb. Hof- 
gericbts-Advocat und starb 1596. an der Pest. Er liegt mit seiner 
an demselben Tage ebenfalls an der Pest verstorbenen Gemahlin, 
Agnes, Tochter des Dr. und Professors Anastasius Demier zu Tübingen, 
in der Kirche zu Entringen zusammen in einem Grabe. 

* Dessen Epitaph siehe weiter unten bei der Abhandlung über die Familie 
Schlotabtrger. 

Da»» FürstUch Württemb. Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des 
Namens Machtolf ( Machthol ff, Machtolff): Pfarrer 613. — Conr., Gl. Pfleger 320; Ol. Ver- 
walter 315, 324 ; Gaistl. Verwaltter 404. — Dan., Gaistl. Verwaltter 404. — Erh.> Pfarrer 
452; Probst 295. — Joh., Cl. Verwaltter 315; Gaistl. Verwaltter 387. 467. 



Digiti 



zedby G00gk 



Maerklin. 



Johann Friedrich Maerklin, Professor theol., wurde zu Reichen- 
bach bei Liebenzell 6. Februar 1734 geboren. 

Sein Vater war Friedrich Jacob Maerklin, Pfarrer in Unter- 
Reichenbach 1732, in Altburg 1735—53; die Mutter Christine Ca- 
tharine, Tochter des Pfarrers in Affalterbach Joh. Conr. Raith; der 
Grossvater Johann Friedr. Maerklin, aus seines Vaters I. Ehe, Dia- 
conus in Sulz 1092; die Grossmutter Maria Catharina, geb. Reuss; 
der Urgrossvater Friedrich Jacob Maerklin, Pfarrer in Ober-Esslingen 
1666; dessen I. Gattin Anna Maria, geb. Eisenschmid, die II. 
Regina Magdalena, Tochter des Pfarrers in Dusslingen Jac. Benrlin; 
der Urur- Grossvater Melchior Märklin, Pfarrer in Plochingen 1648; 
die Urur - Grossmutter Anna Maria, Tochter des Forstmeisters in 
Schorndorf Friedr. Brennlin; der Urur-Urgrossvater Markus Märklin, 
Dekan in Balingen 1608; die Urur-Urgrossmutter Anna Barbara, 
Tochter des Prälaten in Königsbronn Melchior Hägelin. 

Von den weiteren Vorfahren der Familie sind hauptsächlich zu 
nennen : 

Aegidins Märklin, Schultheiss in Erdmannshausen oder Affalter- 
bach 1566; Alexander Markoleon, der I. Paedagogarch Stuttgarts 
1521 — 1546, welcher sich dem Fürstl. Wfirttemb. Dienerbuche zufolge 
anno 1546 Alexander Märckiin schrieb, und einer der Ersten war, 
welcher in Württemberg die evangelische Lehre annahm; endlich 
Nikolaus Märklin (Merklin, Merkle), der von Donauwörth nach Mar- 
bach gekommen ist. 



m DigitizedbyVjOOQlC 



- 539 — 

Johann Friedrich studirte in den niedern Klöstern, wurde Re- 
petent im Stipend. Theol. 1760, Diaconus in Waiblingen 1762, in 
Tübingen 1767, Dr. theol. 1777, Special-Superintendent der Stadt 
und Professor Theol. extr. 1786, Herzoglicher Rath, Probst des 
Klosters Denkendorf, Generalsuperintendent und Beysitzer des grossen 
Landschafts-Ausschusses. Gattin seit 26. Januar 1764: Dorothea 
Gottliebin, Tochter des Professors Jur. in Tübingen Christ. Heinr. 
Hiller, welcher Ehe 3 Töchter entsprossten, als Johanna Christiana, 
vermählt mit dem Consulenten in Esslingen Carl Gottlieb Neundorf, 
Elisabeth a Dorothea, vermählt mit dem Oberjustizrath in Esslingen 
Georg Phil. Faulhaber*; Dorothea Gottliebin, vermählt mit dem 
Professor Christoph Gottfried Bardili — 

Jacob Friedrich Märklin, geb. in Stuttgart 12. Febr. 1771, 
Neffe des Vorigen, Sohn des Kammerraths in Stuttgart Friedrich Aug. 
Märklin und der Friederike Christine Rosine, Tochter des Amtmanns 
in Stetten Johann David Kapp, erhielt seine literarische Bildung 
in dem Gymnasium zu Stuttgart, und von 1789 — 1793 in dem 
theol. Stifte zu Tübingen, brachte die Jahre 1794 und 1795 als 
Hofmeister in Marburg zu, machte 1 796 eine wissenschaftliche Reise, 
auf welcher er die meisten sächsischen Universitäten besuchte, wurde 
1797 Repetent und 1802 Kloster-Professor zu Bebenhausen. 

Von ihm rühren verschiedene Schriften her. 

Gattin seit 6. Juli 1802 : Friederike, Tochter des Professors 
jur. in Tübingen Christian Gottfried HofTmann. 

Ebenfalls hierher gehören: 

Prälat von Maerklin, im Jahr 1824 General-Superintendent zu 
Heilbronn. — 

* Einer altangesehenen Ulmer Familie entsprossen , die mehrere bedeutende 
Glieder aufzuweisen hat, so u. A: Johann Matthäus Faulhaber, geb. 1. März 1670, welcher 
anno 1690 unter dem Markgrafen Magnus von Baden eine Compagnie befehligte, später 
als Oberstlieutenant Ton Kaiser Carl V. geadelt wurde und 1742 als des Schwäbischen 
Kreises Oberster starb. Ferner Elias Faulhaber, Prediger am Münster in Ulm. Professor 
der Theologie, t 1794. , Georg Philipp Faulhaber, geb. 1770, Rathsconsulcnt in Ulm. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 540 — • 

Finanzrath Heinrieh Adolf Märklin,* t mit Hinterlassung 
mehrerer Kinder. Gattin: Betty, geb. Notter. — 

Conrad Merklin, geb. Ulm, f daselbst 1526, Künstler und 
Dichter, fertigte mehrere Bilder für Nürnberg, worunter ein Abend- 
mahl in der Imhoffschm Kapelle auf dem St. ßochuskirchhof. Er 
führte auch einen Briefwechsel in Versen mit seinem Freunde A. Dürer, 
der eine Zeichnung von ihm entwarf. 

Von Seinem schönen farbenhellen Leben 
Blieb kaum ein blasser, halbverwischter Schatten, 
Mit dem sich Dürer's Freundeszüge gatten, 
Und fast allein Unsterblichkeit Ihm geben. 

Die Reime, die sie sich geschrieben hatten 
Im wechselseitig-frohen Künstlerstreben, 
Sie werden stets Ihn aus dem Nebel heben, 
Die todten Werke gleichsam uns erstatten. 

Sein eigen Bild, von Dürer' s Hand gefertigt, 
Das einz'ge Denkmal ist es fast geworden, 
Was uns den Meister noch vergegenwärtigt. 

,.Er war bedeutend 4 ' sagt mit kurzen Worten 
Die Kunstgeschichte, eh' sie Ihn beerdigt: — 
Sie gelten uns für stolze Grabespforten. 



* Eine seiner Töchter Sophie Gertrud* ist seit 25. April 1868 die Gattin des Buch- 
händlers Friedr. Alb. Ebner ; geb. 8. September 1811. Der Letztgenannte hatte sich erst- 
mals zu Augsburg 29. August 1837 mit Friederike Pauline Louise, geb. Ebner, vermählt. 
Kinder I. Ehe: Ludwig Carl Ebner, Verlagsbuchhändler, geb. 22. Mai 1838, vermählt 
seit 25. September 1871 mit Pauline Softe, geb. Bück; Richard Ebner, Maler, geb. 
26. November 1846, vermählt seit 7. September 1872 mit Lina, geb. Märklin, Schwester 
der eben erwähnten Sophie Gertrud Märklin. 



Das Fürstlich 'Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Märcklin (Marcoleon, Merckhlin, Mercklin/ : Alex., Paedagog 563 ; Paeda- 
gogarcha 562. — Jialth., Consist.Secretar. 140 : Visitat.Secretar. 156. — Conr., Vogt 588. — 
Conr. Frid., Keller 587. — Frid. Auy., RechenbanckhsRath 154. — Georg, Vogt 463. — 
Joh. Frid., Probst 275. 



Digitized b^^ 



Goook 



Magirus. 



Johannes Magirns hiess eigentlich Koch und übersetzte nach 
damaliger Gelehrtensitte seinen Namen ins Griechische; er war geb. 
26. März 1537 zu Backnang, als Sohn des Johann Koch und der 
Magdalena, geb. Kurtz, wurde Probst zu Stuttgart und starb als 
scharfer Polemiker und gründlicher Theologe im Jahr 1614 den 4. 
Juli. Er hatte 15 Kinder und erlebte von ihnen 72 Enkel und 10 
Urenkel. Gattinnen I. seit 1559 Anna Friz; II. Veronika Graseck. 
Das ihm in der Stiftskirche zu Stuttgart errichtete Epitaph lautet: 
„Johannes Magirus, Backnangae Anno 1537 die 26. Martii 
natus , Theologus eximius et sincerus IV Illustriss. Ducum Wir- 
tembergicorum Consiliarius, Abbas et Generalis Superintendens Maul- 
bronnensis per Annos XI. Postea hujus Ecclesiae ad Annos 36 
Praepositus, de Ecclesia, Scholis et Patria opthne meritus : Con- 
cionibus suis Libros aliquot Biblicos , imprimis Psalterium ad finem 
fere porduetum ex hac Cathedra utiliter, illustravit; Consiliis Theologicis 
exteris quoque inservivit Ecclesiis ; calamo etiam contra Adversarios 
acriter pugnavit. Functus Ministerio annos 55 pie in Domino ob- 
dormivit, Anno Domini 1614 die 4. Julii. Vixit Annos 77. Menses 
3. Dies 9." — Söhne: 

I. Johann Magirns, Sohn des Vorigen, geb. 22 August 1560, 
Generalsuperintendent und Prälat zu Bebenhausen, t 1626. 

Gattin seit 1584: Juditha, Tochter des Pfarrers in Bein- 
stein Marcus Anlber. 

Sein in der Kirche zu Bebenhausen angebrachtes Epitaph lautet 
folgendermassen : 



Digiti 



zedby G00gk 



— 542 — 

„Johannes Mageirus, coenobii hujus XXXIII. sed Augustanaa 
Confessionis VII. Abbas, Consiliarius Wirtejnbergicus et Generalis 
Superintendens , Pietate Virtutibus et Meritis in Patria Clarissimus. 
In Ecclesiaet Christi , Herrenbergae , Stuttgardiae, Backnangae et 
Gtfppingae, Tribus itidem Monasterns, Anhusano, Denckendorffensi, 
Bebenhusano, XLII Annes magna fide inserviens Pie tandem obdonnivit 
XI. Junii, A. Ch. MDCXXVI. Aetat. LXVI. cui Dens beatam Resur- 
rectionem largiatur." — 

II. Jacob Magirus, geb. 1564, Abt zu Lorch und Herzoglich 
Württemb. Rath, ein um die Kirche, wie um den Staat gleich 
verdienter Mann, t 1624. Sein Symbolum war Ps. 18, V. 2. 
Christus iu toto mihi corde vivit, 
Cor et in Christo mihi vivit uno, 
Haec ad aeternum via sola ducit 
Regia Regnum. 
Ita satur vitae et miseriae beato obdormivit in Domine die 
2. Jun. 1624 aetatis 60 Concioue Funebri laudatus ex Apocal. XIV. 
12. 13. a Joh. Theodorico Stähl ino, Pastore Laureacensi. 

III. David Magirus, Bruder des Vorigen, J. U. Dr., geb. 1565 zu 
Vaihingen, wurde schon 1591 Professor der Rechtsgelebrsamkeit 
in Tübingen. Magirus ward wegen seiner Kenntnisse von 
allen Juristen hochgeachtet und starb 1635 13. Juni. Johann 
Valentin Andrea lobt seinen Charakter sehr Erhard Cellius 
widmete ihm in seinen Bildnissen der Tübinger Professoren 
folgendes Distichon: 

Ob bona virtutum dilectus ab omnibus: Arte 
Ingenii mira civica jura coquens. 

Seine I. Gattin war seit 26. Februar 1593 Johanna, 
Tochter des Herzogl. Württemb. Secretärs in Stuttgart Florenz 
Graseck; die II. seit 4. Juni 1611 Margaretha, Tochter des 
Herzogl. Württemb. Geheimenraths Johann kielmann; die III. 
seit 20. August 1627 Agnese, geb. GrQninger. — 



Digitized by VjOOQIC 



- 543 — 

IV. Samuel Magirus, Bruder des Vorigen, geb. 12. März 1570 
im Kloster zu Maulbronn, vieljähriger Pfarrer und Super- 
intendent zu Besigheim, vermählt seit 19. December 1596 mit 
Maria Jacobe, Tochter des Universitäts-Syndicus in Tübingen 
Johann Conrad Essich. Dieser 33jährigen Ehe entsprossten 
14 Kinder, von denen indess nur 3 den Vater überlebten. 
Letzterer starb 18. Juli 1626 

Griesinger in seinem mehrerwähnten Universal-Lexicon sagt: 
»Die Familie, die auch später noch ausgezeichnete Männer, nament- 
lich vi»4e Theologen, lieferte, blüht noch jetzt im Schwabenlande, dem- 
selben vielfache und nützliche Dienste leistend.« — 



Das Fürstlich Württenib. Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte des Na- 
mens Magirus (Mageirus, Magyrus), Jac: Abt 304; Pfarrer 441. — Joh., Abt 251, 257, 
312; Gaistl. Rath im Consist. 135; Pfarrer 434. t>47; Probst 274, 543; Special 373, 59li: 
8tiffts Diacon 549. — Joh. Christoph, Cl. Pfleger 250; O. Schultheis» 457; Vogt 488, 501. 
- Joh. Com-., Statt Physic. 557. 



Digiti 



zedby G00gk 



Majer, Mayer. 



Johann Mayer, Dr. theol., von Eck in der Herrschaft Mindelsheim 
gebürtig, woher er den Namen Eck führte, war geboren 13. November 
i486. Er genoss den ersten Unterricht in Rottenburg a. N., studirte 
hierauf in Tübingen, wo er 1499 Baccalaureus und 1501 unter dem 
Dekan M. Wilhelm Ptiss Magister artium wurde. Im October des- 
selben Jahres aber zog er wegen der Pest nach Cöln und von da nach 
Heidelberg, wo er 1503 inscribirte. Er wurde hierauf Prof. fac 
art. in Freiburg 1506. 1508 nahm er in Augsburg ordines minores 
au und wurde noch in demselben Jahr in Strassburg Priester. 1509 
wurde er Lic. Theol. in Freiburg, 1510 Prof. Theol. in Ingolstadt, 
und noch in demselben Jahre von Joh. Pettendorfer daselbst zum Doctor 
theol. creirt; dort bekleidete er auch 1511 das Decanat der theol. 
Facultät, ferner das Rectorat, das Prorectorat, wie auch das Vice- 
kanzellariat. Er war Canonicus in Leutkirch und Eichstädt und 
erhielt zu seinen übrigen Pfründen auch eine Pfarrei zu Augsburg, 
f zu Ingolstadt 10. Februar 1543. Sein Vater war Michael Mayer, 
Amtmann zu Eck in der Herrschaft Mindelheim. Ein Bruder war 
Simon Mayer, J. U. D. und 1540 Bairischer Kanzler, ein Vaters- 
bruder M. Martin Mayer in Rottenburg. 

Johann Mnjer, Herzogl. Württemb. Rentkammer- Expeditions- 
rath in Stuttgart 1695, Stifter eines Stipendiums von 600 fl. 

Gattin: Susunna Magdalena, Tochter des Lieutenants und Blau- 
beur. Pflegers in Esslingen Anton Johann Weig. Söhne: 

I. Job. Adam, geb. 1667, Kellor in Urach, Kammerrath in Stutt- 
gart, t 1717 mit Hinterlassung dreier Töchter und eines Sohnes. 
IL Andreas, geb. 1680, Chirurg. 



Digitized by VjOOQIC 



— 545 - 

Eben diesen Namen führten: 

Ernst Gottlieb Majer, — Sohn des «loliaim Martin Majer, Vogts 

zu Bebenhausen, Pflegers zu Lustnau, welcher mit einer geb. Hauff 
vermählt war, und Enkel des der Beligion wegen aus Donauwörth 
vertriebenen naflimaligen Pfarrers in Klingenberg Dr. Jacob Majer 
und der Maria Magdalena, Tochter des berühmten Historikers Martin 
Crnsius, Herzoglich Württemb. Rath und Professor der Rechte in 
Tübingen, f hochberühmt 1727. 

Gattinnen: I. seit 1676 Justina, Tochter des J. U. Dr. Bern- 
hard Bardili; IT. Juliana Euphrosina, Wittwe des Daniel Moser, 
Herzogl. Regierungsraths. Kinder I. Ehe: 

I. Johann Adam Majer, Jur. Consult., Herzogl. Regierungsrath, 
verm. mit Sophia Charlotte Friedericke, Tochter des Kaiserl. 
Raths und Herzoglich Württemb. Kirchenraths-Directors Joh. 
Georg von Kulpis. 

II. Justina, vermählt mit dem Pfarrer Philipp Jacob Kreuser. 

III. Sophia Tabitha, vermählt mit dem Herzoglichen Rath und 
Vogt zu Win n enden Joh. Pistorms. 

IV. Juliana Theophila, vermählt mit Theodos. Wblff, Jur. utr. Lic, 
Herzogl. Württemb. Hofgerichtsadvocat und zugleich Rath des 
Reichsgrafen von Atthembs. 

Johann Friedrich Mayer, geb. 21. September 1719 zu Herbst- 
hausen, t 17. März 1798 zu Kupferzell, Pfarrer zu Kupferzell, 
erwarb sich als theoretischer und practischer Oekonom einen aus- 
gebreiteten Namen und grosses Verdienst um Hebung der Land- 
wirtschaft. Ihm verdankt Hohenlohe den Flor seiner Landwirtschaft. 

Ueber ihn findet sich in »Den Sternen Schwabens« folgendes 
Gedicht: 

Wer weiss es nicht, dass altes Vorurtheil, 
Bequemer Brauch und lang gewohntes Treiben 
Trotz allem Reden, allem Handeln, Schreiben 
Den Bauern schleppt an zähgedrehtem Seil. 

v. Qtorgii- Georg mau. Biographisch- Genealogische Blätter etc. 35 



Digiti 



izedby G00gk 



— 546 — 

Doob an den Hirten, die ein geistig Heil 
Mit fleiss'gem Wort dem Stumpfen einverleiben. 
An ihnen ist's, auch hier nicht faul zu bleiben, 
Und auszu jäten, was verderbt und geil. 

Er schaffte so. und reife Früchte schössen, 
Ein ganzes Gau verdankt ihm seinen Flor, 
Er war ein Rath der Kleinen und der Grossen. 

Wo aber Wohlstand massig blüht empor, 

Da wachsen auch des Geistes süsse Rosen, 

Aus kräft'gem Leib wächst kräft'ger Sinn hervor. 

Johann Christian yon Majer, Königl. Württemb. Obertribunal- 
rath, der Rechte Doctor und ordentl. Professor des Staats- und Lehen- 
rechts, Ritter des Königl. Württemb. Civilverdienst-Ordens, geb. 25. 
December 1741 als Sohn des Kirchenraths-Baumeisters Georg Frie- 
drich Majer und der Euphrosine, geb. Lang; er widmete sich dem 
Studium der Theologie, vikarirte 1765 zu Auerbach, O.A. Schorndorf, 
bekleidete in der Folge die Hofmeistersstelle bei den beiden jungen 
Baronen von Wöllwarth in Essingen, deren älteren, den späteren Staats- 
minister Carl von Wöllwarth, er im Herbst 1767 auf die Universität 
Tübingen begleitete. Majer trat nun während seines Tübinger Aufent- 
halts zum Studium der Rechtswissenschaft über und löste somit 
seine bisherigen Dienstverhältnisse. Im Jahre 1771 schon treffen 
wir ihn als Privatdocenten der Rechtswissenschaft und der Philosophie 
in Jena und noch in demselben Jahre ward ihm die ausserordent- 
liche Professor der Philosophie an derselben Universität übertragen: 
1775 berief ihn die Fürstin Amalie, die damalige Sachsen -Wei- 
mar'sche Landesregentin, zugleich mit Wieland au den dortigen 
Hof. Die Berufung Majer s geschah auf die Empfehlung des Grafen 
von Götz, späteren Königl. Preussischen Staatsministers, und bezweckte 
insbesondere, den beiden Sächsischen Prinzen Gelegenheit zu geben, 
Majer s Vorlesungen über Rechtsgeschichte und deutsches Staatsrecht 
hören zu können. 

Fast zu gleicher Zeit ward Major die Ernennung zum Pro- 



Digitized by 



Google 



- 547 - 

fessor honorarius der Bechtswissenschaft in Jena zu Theil. Später 
folgte er einem an ihn ergangenen sehr vortheilhaften Ruf der 
Königlich Dänischen Regierung als ordentlicher Professor an der 
Universität Kiel mit dem Charakter eines Königl. Dänischen Justiz- 
raths. Schon 1778 jedoch nöthigte ihn seine Gesundheit, einem 
an ihn ergangenen Rufe als Rechtslehrer an der vaterländischen 
Universität Tilbingen Folge zu leisten, welche Stelle er 40 Jahre 
lang aufs ruhmvollste bekleidete. 

Majer starb 3. März 1821 mit Hinterlassung von 2 Söhnen 
und 1 Tochter. 

Seine Gattin war Caroline, geb. Ziegler. — 

Johann Christoph Majer, geb. 10. Februar 1757 in Gochs- 
heiin an der Kraich, studirte die Vorbereitungswissenschaften in den 
Jahren 1771 und 1772 im Kloster Maulbronn und vom Jahr 1773 
bis 1777 die Theologie zu Tübingen, ging zu Ostern 1783 nach 
Venedig, im Herbst 1785 nach durchstreiftem Oberitalieu über Wien 
nach Hause zurück, in der Folge nach Frankfurt und Carlsruhe, wo 
er bis 1795 privatisirte. In der Zwischenzeit leistete er an einigen 
Orten seines Vaterlandes, auch zu Königsbach im Badischen, Vicariats- 
Dienste und 1795 wurde er Pfarrer. Er hat mehrere Schriften 
hinterlassen. — 

Tobias Mayer, geb. Marbach 17. Febr. 1723, f 20. Febr. 1762. 
Der Kepler des XVIII. Jahrhunderts, aber auch, gleich seinem grossen 
Vorgänger, von Württemberg dem Auslande überlassen. Mayer 
bildete sich selbst, übte sich in der praktischen Mathematik in der 
Hommanm sehen Officin zu Nürnberg und kam 1751 als Professer 
der Mathematik nach Göttingen. Frühe studirte er besonders den 
Mond und die von ihm gefertigten Zeichnungen des Mondes übertrafen 
an Schönheit und Richtigkeit die zu Anfang des XIX. Jahrhunderts 
gemachten; auch viele andere Aufzeichnungen astronomischer Beob- 
achtungen besitzt die Göttinger Sternwarte heute noch von ihm. 
Von dem, auf die Berechnung der Meereslänge in England aus- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 548 — 

gesetzten Preis erhielten seine Erben einen Theil wenigstens, nemlich 
3000 Pfund Sterling. Ebenso verdient machte er sich durch seine 
verbesserte Theorie der »Bewegungen der Sonne und des Mars,« 
der astronomischen Strahlenbrechung , durch Verbesserung der 
Winkelmessinstrumente , durch seine Fixstern Verzeichnisse , und durch 
Auffindung des Gesetzes über das Verhältniss der magnetischen und 
elektrischen Anziehung und Abstesung. 

Die »Sterne Schwabens« widmen ihm folgendes Gedicht: 

Die Noth war Seine grosse Lehrerin, 

Nur aus sich selber ward Er, was Er ward ; 

Ihm blieb des Räthsels Lösung aufgespart, 

Das damals quälte der Gelehrten Sinn. 

Er mass des Mondes Wechsel volle Fahrt, 

Verfolgte sie auf die Minute hin; 

Dem Seemann war unendlicher Gewinn, 

Was Er in Wort und Bild geoffenbart. 

Jetzt zog der Schiffer ruhig seine Bahn, 

Er wusste ja wie fern die Klippe sei, 

Die Mondestafel mahnte ihn daran. 

Als Englands Dank verspätet kroch herbei, 

Da lag sein Schifflein schon im Ozean, 

Den noch ergründet keines Seglers Blei 

Karl Mayer, der letzte hochbetagte Genosse der altern schwä- 
bischen Dichterschule, geb. 22. März 1786 in Neckarbischofsheira 
als Sohn des Freiherrlich von Helmstädtischen Amtmanns Friedrich 
Christof Majer, und der Henriette, Tochter des Hofdoinänenratbs 
Hartmann in Stuttgart, verbrachte seine Jugendzeit im Vaterland. 
Bei seinen Eltern waren um jeue Zeit Jung-Stilling (damals in 
Heidelberg), die Oheime August Hartmann (zuletzt Geheimerrath 
in Stuttgart) und Ferdinand Hartmann (später sächsischer Hofmaler 
und Director der Dresdener Kunstakademie), der bekannte Matthisson 
und andere hervorragende Persönlichkeiten häufig auf Besuch und 
umgekehrt machten die Eltern wiederholt Familienreisen nach Stutt- 
gart, von denen der Knabe bunte, aufregende Bilder von der Residenz, 



Digitized by 



Google 



— 549 — 

von Herzog Karl, vom Dichter Schubart, von Oper und Comödie in 
die stille Heimath zurückbrachte. Im Jahr 1795 siedelte Karl Mayer 
ganz zu den Grosseltern über, um das Gymnasiam in Stuttgart zu 
besuchen, an welchem damals der alte strenge Chr. Fr. Roth (Vater 
des späteren Rectors L. Roth) keineswegs unzufrieden mit dem viel- 
em pfänglichen Schüler war. 

1803 bezog Mayer die Universität Tübingen, widmete sich 
dorn Studium der Rechtswissenschaft und lebte da mit dem originellen, 
durch mimisches und musikalisches Talent gleich ausgezeichneten, 
späteren Oberjustizrath Hermann Gmelin, mit Uläand und Jtistiuus 
Kerner, mit dem späteren Obermedicinalrath Köstlin in vertrautem 
Umgang ; sie redigirten zusammen ein — übrigens nicht gedrucktes 
— Sonntagsblatt, zu welchem Kerner die erste Anregung gegeben, 
und Uhland den geistreichen, noch zu dessen Lebzeiten veröffentlichten 
Aufsatz über das Wesen des Romantischen geliefert hat 

1809 nach erstandenem Examen schritt Mayer in Heilbronn 
zur Ausübung der Advokatur. Noch in demselben Jahre trat er eine 
Fussreise an den Bodensee au, und im September eine solche über 
Kassel nach Braunschweig und Umgegend, von der er <jrst En,de 
Mai 1810, fast ununterbrochen zu Fuss gehend, über Hamburg, 
Berlin, Dresden, Prag, Nürnberg wieder ins Vaterland zurückkehrte, 
nachdem er unterwegs die Bekanntschaft Jean PauVs, Gotthart 
Heinrich Schuberfs, wie des später so berühmt gewordenen Theo- 
logen August Neander , Heideloff's und vieler anderer ausge- 
zeichneten Männer gemacht hatte. Bald nachher erschienen in 
den Musenalmanachen vou 1812 und 1813 zum ersten Mal Ge- 
dichte Mayers. Im Jahr 1815, als wegen der eben begon- 
nenen Verfassungsstreitigkeiten das Land in grosser Aufregung 
war, verfasste Mayer eine sich schnell mit mehr als 1000 Unter- 
schriften bedeckende Eingabe des Heilbrunner Oberamtsbezirks an 
König Friedrich zu Gunsten des dortigen Oberamtmannes Wächter, der 
in Folge seiner freisinnigen Ansichten in Ungnade gefallen war, — ein 
Schritt, der eine, mehrmonatlichen Festungsarrest in Aussicht stellende, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 550 — 

Untersuchung gegen den Verfasser zur Folge hatte, die jedoch später, 
um die aufgeregte Stimmung nicht noch zu mehren, niedergeschlagen 
wurde. Das Jahr 1817 brachte Mayer als Mandatar in Erbange- 
legenheiten eines Fürsten von Hohenlohe in Schlesien, Mähren und 
Oesterreich zu ; nach seiner Rückkehr von da wurde er zum Assessor 
bei dem neugegründeten Gerichtshof in Ulm ernannt. Noch im 
gleichen Jahre erbat er sich Gesundheitshalber die Versetzung nach 
Esslingen, welche denn auch im November erfolgte. 1824 wurde er 
Oberamtsrichter in Waiblingen mit dem Titel eines Justizraths, ein 
Amt, das er 18 Jahre lang versah. In dem dörferreichen, von 
Weinbergen, Waldhöhen und blauer Ferne umschlossenen Remsthal 
und dessen milden Umgebungen war es, wo in ihm die Liebe zum 
poetischen Schaffen, das bis dahin die Amtsgeschäfte nicht gestattet, 
wieder in voller Kraft erwachte. 

Und dieser liebevoll gestaltende Drang, für den auch das 
Kleinste nicht zu klein war, begleitete ihn fortan ununterbrochen 
durch sein ganzes Leben. In die Zeit seines Waiblinger Aufenthaltes 
gehört die mit Lenau geschlossene innige Freundschaft, ebenso 
sein Abgeordneten - Mandat für Weinsberg auf dem sogenannten 
»vergeblichen« Landtag des Jahres 1833, wo er der Opposition 
seiner Freunde Uhland, Römer, Paul Pfizer u. A. beitrat, da ihm 
seine Eigenschaft als Staatsdiener im Kollisionsfalle mit dem Abge- 
ordnetenberuf als suspendirt galt, eine Ansicht, der er bei einer 
Gelegenheit in der Kammer öffentlichen Ausdruck gab. Bald wurde 
der neue Abgeordnete in mehrere Commissionen gewählt und nach 
Auflösung des Landtags erhielt er von dem gleichen Bezirke aber- 
mals das Abgeordnetenmandat, wozu der erbetene Urlaub erfolgte. 

1843 wurde er auf sein Ansuchen zum Gerichtshof nach Tübingen 
befördert. Ein Jahr nachher verlor er seine Gattin durch den Tod, 
und er gab diesem ihn schmerzlich berührenden Verlust in seinen 
Gedichten wiederholt tiefgefühltesten Ausdruck, wie z. B. in folgen- 
den Strophen: 



Digitized by 



Google 



— 551 — 

„Ein Lenzlaut ferne draussen ruft : 
Kaum ist er noch zu kennen, 
Kaum von der blau ergoss'nen Luft, 
Kaum mehr vom Nichts zu trennen ! 

Solch leis Gemisch von Nichts und Ton 
Aus deinem ewgen Frieden. 
Wie fern auch, doch beglückend schon 
Wär's deinem Freund hienieden! 

Verklärte, doch dein Heiligthum 
Lässt keinen Hauch durchbeben. 
Verborgen bleibt mir, fern und stumm, 
Dein Wohnort und dein Leben." 

In Bezug auf die religiösen Anschauungen aber, die da und dort in 
seinen Poesieen hervortreten, macht er im Jahr 1864 eine Bemerkung, 
welche für den damals 78jährigen Greis zu charakteristisch und für den 
Standpunkt der jetzigen Zeit zu interessant ist, um nicht wenigstens 
theilweise hier angeführt zu werden. »Ich möchte«, sagt er, »hier nur 
beifügen, dass ich ein gewisses Schwanken jener Anschauungen 
redlicherweise nicht vermeiden konnte. Das kindliche Christenthum der 
übernatürlichen Offenbarung und der Wunder; die erhabene, grossartig 
sich selbst verleugnende Auffassung des Panth eisten ; dann wieder 
das Christenthum der Geschichte und der Kritik, immer noch die 
Wohltbat einer höhern, sittlich idealen Welt über dem Drang und 
Gewirr des wirklichen Lebens: sie alle haben ihre Spuren in meinen 
Dichtungen zurückgelassen. Doch wer hat durch alle Stimmungen 
hindurch von jedem Einflüsse verschiedener Meinungen in diesen 
Dingen sich frei erhalten?* 4 

1851 trat Mayer in Pensionsstand und der noch vollkommen 
rüstige Mann gab sich nun wieder ganz seiner Wanderlust hin. 
Noch im 75. Lebensjahr machte er nicht nur eine Fussreise und 
zwar theilweise bei schlimmster Witterung über Furka, Rhonegletscher, 
Maienwand, Grimsel, sondern verwerthete diese Wanderung auch noch 



Digiti 



zedby G00gk 



— 552 - 

poetisch. Mayer überlebte seine Freunde Uhland, Kerner , Schwab 
und starb nahezu 84 Jahre alt am 25. Februar 1870. 

Noch in den 1860er Jahren, also jedenfalls schon 74, vielleicht 
schon 78 Jahre zählend, ruft er aus : 

Es ist ein schönes Suchen 

Im Hain ergrauter Buchen, 

Es ist ein freudig Finden 

Im Dufte blüh'nder Linden, 

AVenn sich die Frühlingszeit verflicht 

Dir wie von selber zum Gedicht ! 

Seine Gattin war seit Februar 1818 Friederike, Tochter des 
Professors am Stuttgarter Gymnasium Drück, aus welcher 26jährigeii 
Ehe 1 Sohn (Carl Mayer, der Landtagsabgeordnete, frühere Redakteur 
des Beobachters), und 6 Töchter hervorgingen. 

Ein Bruder Mayers war der bekannte Landschaftsmaler Louis 
Mayer; ein weiterer, August Mayer, blieb im russischen Feldzuge 
1812/13; ein dritter endlich, der wie die beiden vorgenannten schon 
bei der Familie Hartmann erwähnt ist, Namens Fritz, war Kassier 
im Hüttenwerke Wasseral fingen. — 

Johann Philipp Friedrich Mayer, geb. in Steinenberg 18. Ja- 
nuar 1723, Pfarrer in Stammheim 1752, Superintendent in Bietig- 
heim 1703, Special-Superintendent daselbst, machte gelehrte Reisen 
und ist Verfasser verschiedener Schriften. — 

Johann Gottfried Mayer, geb. in Freudenstadt am 2. Januar 
1741, Pfarrer in Kilchberg 1769, I. Professor bei dem Collegio der 
Herzogl. Alumnen und Prediger bei der Klostergemeinde in Maul- 
bronn 1781, Dekan zu Lustnau 1801. — 

Johann Jacob Mayer, geb. 24. Mai 1769, Prediger an der 
evangelischen Gemeinde in Biberach 1797, schrieb Mehreres und 
dichtete einige Lieder. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Mayer (Maier, Majer, Meyer/: CantzleiAdvoo. 96; Exped.Rath 125, 207: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 553 — 

8p.-8uperintendent 259. — Albr., Keller 498. — Aug. Wilh., CaniinerRatb 122. — 
Barth., Cl.Hofmeister 346, 354. — Caspar, CLPfleger 254. — Christian Btnj., Keller 606. 
— Christian Sam., RechenbanckhsRath 154. — Christoph, Amptmann 292; CLPfleger 249, 
330 ; Cl.Verwaltter 296 ; Gaistl. Verwaltter 400 ; StifftsVerwaltter 372 ; Vogt 239, 298, 
371, 376, 408, 500, 509, 595 — Claus, Visitat.8ecretar. 156. — Cnnr., Cl.Verwaltter 244 — 
Dar., Hauptmann 587. — Georg Wilh., RechenbanckhsRath 121. — Hans Adam, Gel. <>.- 
Rath 64. — Hans Christoph, CLPfleger 330 : Gaistl. Verwaltter 400. — Hans Georg, Vorst- 
niaister 365: Wald Vogt 503. — Hans Lndtc., Gaistl. Verwaltter 602. — Hans Mart., 
Vogt 442. — Hans Melch. , Amptmann 455; Cl.Verwaltter 307; fiaistl. Verwaltter 
535. — Hans Peter, Vogt 459. — Hans Phil., Geistl. Verwaltter 409 ; Vogt 408. — Joh , 
Abt 327; Cammerscbreib. Verwaltter 117; Exped.Rath 111: Gaiatl Verwaltter 454, 467; 
Landschreib. Verwaltter 116; Vogt 368. 412, 566. — Joh. Adam, Keller 591 ; Rechenbanckhs- 
Rath 120. — Joh. Balth., (1. Pfleger 249, 337. — Joh. Christoph, Ambtmann 457. — Joh. Dan., 
RechenbanckhsRath 150. - Joh. Frid., CLPfleger 250 : Vogt 501. — Joh. Georg, CLPfleger 
329; Vorstmaister 392, 538, 690. — Joh. Jac, Rays. Schultheiss 417; Vorstmaister 189, 
590. - Joh. Lor. Keller 361. - Joh. Ludtc, Vogt 386. — Joh. Mart., Vogt 258, 609. — 
Joh. Melrh, Ambtmann 457; Keller 49«. — Joh. Tobias, Stattscb reiber 585. — Lorentz, 
Schultheis** 568. — Mich., Vogt 357. — Xicot., Cantzler 17. - Phil. Frid., Special 387. - 
Sehast., Amptmann 336 ; Vogt 459, 570. — Vah, Vogt 382. — Wilh Christoph, Pfarrer 502. 



Digiti 



zedby G00gk 



M eurer. 



Martin Meurer, Herzoglich Württemb. Hauptmann, stand im 
Jahre 1546 beim Landkriegsvolk und befehligte als solcher unter 
Joseph Münch von Boscnberg im schmalkaldischen Kriege 489 Spiess-, 
Hellebarden- und Spielleute, 72 Hackenschützen, in Summa 576 Mann 
mit 27 Pferden und 17 Beisewagen. — 

Johann Ulrich Meurer, Herzogl. Württemb. Prälat, wurde im 
Jahre 1641 den 29. October zu Besigheim geboren. Sein Vater 
Johann Menrer, geb. 1602, t 1674, Markgraf!. Badiscber Stifts- 
schaffner und 30jähriger Stadtschreiber in Besigheim; die Mutter 
Anna Maria, eine Tochter des Markgräfl. Badischen Hofgerichts- 
Procurators, Stadtschreibers und Stiftsschaffhers Jacob Greys, J. U. Lic. ; 
der Grossvater Johann Menrer , Bürgermeister von Besighoim und Ab- 
geordneter zur Landschaft; die Grossmutter Margaretha, eine geb. Raff. 
Johann Ulrich widmete sich dem Studium der Theologie und 
stieg nach und nach bis zu den höchsten Kirchenstufen Württembergs 
empor. Im Jahre 1668 wurde er auf das Diakonat Göppingen, 1671 
aber in gleicher Eigenschaft nach Stuttgart berufen, 1683 ward er 
Decan daselbst, 1692 aber charakterisirter Prälat zu Herrenalb, als 
welcher er 1693 den 23. März starb. 

Gattin seit 7. Juli 1668 Anna Margaretha, Tochter des Adel- 
bergischen Pflegers in Stuttgart Christoph Epplen. Kinder: 

L Anna Margaretha, vermählt 26. September 1699 mit dem 

Kirchenraths-Expeditionsrath Johann Christian Frommann. 
II. Magdalena Christina, vermählt 16. Mai 1702 mit dem Kirchen- 
raths-Expeditionsrath Johann Schauffelin. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 555 — 

III. Johann Christoph M eurer, geb. zu Göppingen 13. Juni 1671, 
t 31. März 1740, Superintendent in Stendal im Branden- 
burgischen, war vermählt mit Johanna Regina Hasler. 

IV. Johann Ulrich Menrer, geb. 24. October 1674, Med. Doctor, 
t in England. 

V. Gottfried Adam Menrer, geb. 7. Oct. 1681 1 1724, Stadtschreiber 
in Nagold, vermählt mit Sosanna Rosina, Tochter des Kammer- 
raths und Expeditionsraths Ulrich Albrecht Dies. Kinder: 

1) Maria Christine, vermählt I. mit dem Keller in Weil der 
Stadt und Amtsschreiber in Merklingen Benjamin Friedrich 
Tlothe, Sohn des Andreas Rothe, Kellers in Weil der Stadt ; 
II. mit Friedrich Ludwig Mohl („oder Mehl"*). 

2) Tabitha Elisabetha, Gattin des Hofraths Johann Franz 
Grüneisen. 

3) Margaretha Regina, vermählt mit dem Dekan in Vaihingen, 
nachmals Prälaten in Herrenalb Georg David Leusler, Sohn 
des Heinrich Andreas Leusler, Pflegers in Vaihingen. 

Geschwister des Prälaten Johann Ulrich: 

I. Gottliebln Esther, vermählt mit dem Pfarrer in Gemmrigheim 
Johann Georg Schmid von Schmidsfelden, Sohn des Grcgorius 
Schmid von Schmid sfelden, Spitalpflegers in Biberach. 

IL Anna Maria, vermählt 16 78 mit dem Forst- Verwalter in Hirsau, 
nachmaligem Stifts-Verwalter in Stuttgart Johann Jacob Boger. 

III. Johann Conrad Menrer, geb. 30. November 1646, t 1702, 
Vogt in Besigheim, Gross-Sachsenheim, Expeditionsrath in 
Stuttgart, vermählt 19. November 1672 mit Anna Margaretha, 
Tochter des Raths und Landschreibers Johann Friedrich Zweifel, 
welcher Ehe 1 Tochter entsprosste. 

IV. Johann Jacob Menrer, geb. 1650. Derselbe war als Secretär 
mit dem Geh. Regimentsrath von Bidembach auf dem Reichs- 

* Gf. Faber' s Württemb. Familien-Stiftungen. 



Digiti 



zedby G00gk 



556 



tag zu Regensburg, in Wien etc., wurde nachher Kirchenraths- 
Cancellist, als welcher er 1683 im 33. Jahre seines Alters 
kinderlos starb. Seine Gattin war Euphrosina, Tochter des 
Herzoglich Württembergischen Geheimen - Secretärs Johann 
Wilhelm Kuisel. 

Tobias Menrer, geb. 4. März 1048, f 1725, Informator des 
Prinzen Ludwig von Württemberg, und nachmaliger Professor am 
Gymnasium zu Stuttgart 1685, ßector daselbst 1706, zuletzt 
Prälat in St. Georgen 1715 

Gattinnen: I. seit 6. November 1682, Catharina, Tochter 
des Professors der Theologie in Tübingen Johann Adam Oslander; 
IL seit 18. Februar 1696, Elisabeth, geb. Härlin. Aus diesen 
Ehen gingen 3 Töchter hervor, riämlich: Maria Magdalena, 
Gattin des Expeditionsraths Conz; Maria Eleonore, Gattin 
des Professors am Gymnasium in Stuttgart Johann Wendel 
Bardili ; Maria Elisabeth, Gattin des Physikus in Göppingen 
Johann Göttlich Mögling. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Meurer, MHurer, Maurer, Murer: Gaistl. Verwaltter 490. — Hans, CL Ver- 
waltter 244 ; Vorstmeister 512 ; Exped.-Rath 144 : Kirch.Oast. Verwalter 148. — Joh. Conr., 
Vogt 380, 526. — Joh.l'lr., Abt 288; Pfarrer 545,547; StiftsDiacon 550. — Joseph, Statt- 
schreiber 382. — Mart. , Geistl.Verwaltter 454, 507; StipendienProcurator 582. — Mich., 
8tattschreiber 615. — Thom., Vorstmeister 189. — Tobias, Abt 335; Fürstl. Informator 
197 ; Paedagogarcha 562. ' 



Digitized by 



Google 



Mögling. 



Johann Burckhard Mögling, Herzoglich Württemb. Rath und 
Leibmedicus, wurde den 23. August 1657 zu Pforzheim geboren. 
Sein Vater war Johann Wolfgang Mögling, Med. Dr. und Stadtarzt 
in Pforzheim, zugleich Herzogl. Baden - Durlach'scher Leibmedicus, 
t 1680 ; die Mutter Clara, eine geb. Vinther; der Gross vater Johann 
Wolfgang Mögling, Pfarrer in Lomersheim 1607, f in Vaihingen 
1634 nach der Schlacht von Nördlingen auf der Flucht; die Mutter 
Anna Maria, Tochter des Professors der Mathematik in Tübingen 
Michael Mästlin; der Urgross vater der berühmte Professor der 
Medicin zu Tübingen und Herzoglich Württemb. Leibarzt Daniel 
Mögling, geb. 1546; die Urgrossrautter Ursula, Tochter des Kellers 
in Tübingen Rudolf Riepp ; der Urur-Urgrossvater Johanu Mögling, 
t in Tübingen den 9. März 1555 im 61. Jahre seines Alters. 
Dieser Letztere soll 8 Jahre blind gewesen, aber von einem evan- 
gelischen Augenarzt in Schorndorf, Namens Kinds vatter , so durch- 
aus hergestellt worden sein , dass er sein volles Augenlicht noch 
14 Jahre lang bis zu seinem Tode erhalten, daher er aus Dank- 
barkeit für die glückliche Operation 1541 zur evangelischen Religion 
übergetreten sei. Johanns Vater war Johann Mögling,* ein vor- 
nehmer Bürger in Urach, welcher 80 Jahre alt wurde; der Gross- 
vater Johann Mögling, genannt Heidenmann, Porstmeister in Urach 
1500, wurde 100 Jahre alt. 



* Ein Bruder desselben war Amandus Mögling, Professor der Philosophie in Tü- 
bingen, nachher Konsistorial-Advokat in Stuttgart, welcher dem Herzog Ulri>h in die 
Verbannung gefolgt ist. Er starb 1548. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 558 — 

Johann Burkhard studirte von 1670 bis 1675 Philologie und 
Philosophie in dem Gymnasium zu Durlach, hierauf Medicin zu Tü- 
bingen und Strassburg, doctorirte 1681 zu Tübingen und succedirte 
nach des Vaters* Tode diesem im Physikate zu Pforzheim. Neun 
Jahre versah er dieses Amt und zog dann, als die Stadt mehrere- 
male geplündert worden war, nach Württemberg. 

1690 wurde er Physicus in Marbach, von wo er sich in der 
Folge, als diese Stadt vom Feinde völlig in Asche gelegt wurde, 
abermals zu flüchten genöthigt sah und so im August 1693 als Phy- 
sicus nach Heidenheim kam. Ein halbes Jahr nachher 1694 im 
Februar ward er zum ersten Physicus der Stadt Stuttgart und wenige 
Jahre darauf zum Hofmedicus, zuletzt Leibmedicus ernannt. Auch der 
Markgraf von Baden-Durlach berief ihn zu seinem Leibmedicus, welches 
Amt er indess bald vieler Unpässlichkeit wegen wieder niederlegen 
musste. 

Zu Anfang seines Stuttgarter Physikats hatte er nebst seinem 
Collegen, dem Dr. Winter, ,,über 700 Patienten am hitzigen Fieber 
und zwar allein diese nur in den armen Häusern.** 

Mögling starb, seiner Gelehrsamkeit wie seiner wahren Fröm- 
migkeit wegen allgemein hochgeschätzt, am 20. April 1725. Unter 
einem noch erhaltenen Bilde von ihm stehen folgende Zeilen: 

Der vierzehn Aertzte hat vom theuren Möglings Namen 
In Gottes Ewigkeit bereits vorangeschickt: 
Den hat ein seePger Tod auch ietzund weggerückt. 
Uns bleibet nichts von Ihm, als dieses Schatten Bild, 
Doch unser Stuttgart bleibt mit seinem Ruhm erfüllt, 
Wir gönnen ihm die Ruh, und Gott segne seinen Saamen! 
Seinem treuen Freunde und getreuen Collega 
setzet dieses Denkmal der alte 

Lentüius 

Seine Gattin war seit 23. August 1681 Dorothea Beata, 
Tochter des J. U. Dr. uud Herzoglich Württemberg. Geheimenraths 
Johann Ulrich Zeller, welcher Ehe 9 Kinder enteprossteu , von 



Digiti 



zedby G00gk 



— 559 — 

denen indess 6 frühzeitig des ausgestandenen Kriegsungemachs wegen 
gestorben und nur 3 Töchter übrig geblieben sind, nämlich: 

I. Maria Elisabeth, vermählt mit dem Physicus in Stuttgart 

Dr. Georg Burckhard Seeger. 
II. Christina Beata, vermählt 1722 mit dem Med. Dr. Burckhard 
David Mauchart, nachmaligem Herzoglich Württembergischem 
Hofmedikus und Professor der Anatomie und Chirurgie in Tübin- 
gen, einem ausgezeichneten Arzt und vorzuglichen Chirurgen 
und Anatomen, der sich besonders um die Augenheilkunde 
Verdienste erwarb. Sein Enkel Immanuel David Mauchart. 
geb. 2. Juni 1764, zuletzt Decan in Neuffen, machte sich als 
philosophischer, besonders psychologischer Schriftsteller bekannt, 
und starb 6. Februar 1826. 
III. Anna Maria Mögling. 

Derselben Familie gehörten an: 

Wilhelm Mögling,* geb. 1553, Sohn des Med. Dr. und 
Physikus in Rottenburg a. d. Tauber , Wilhelm Mögling, Diaconus 
in Bietigheim 1575, in Stuttgart 1576, Stadtpfarrer daselbst 1579, 
Decan eben daselbst 1582, Consistorialrath 1586, General-Super- 
intendent in Vaihingen 1586, Abt in Königsbronn 1601, wo in der 
Kirche sein Epitaph sich befindet. Er starb 1602 mit Hinterlassung 
von 2 Söhnen und 2 Töchtern. 

Pfarrer Melchior Schärer widmete ihm nachstehende Verse: 

Wühelmus dormit tumulo Möglingus in isto 

Vitae post menses actaque lustra decem. 
Audiit aestates binas hunc sacra docentem 

Bietica: dein Stuttgardt Metropolisque decem 
Praeconem excepitque illum tria lustra Vahinga 

Qua fluit undanti purus Anisus aquam. 



* Nach Fiachlin'8 „Memoria Theologorum" soll er ein Enkel des bereits er- 
wähnten Itratl Mögling gewesen sein; nach Faber's Württemb. Familien-Stiftungen da- 
gegen war er ein Enkel des 1655 t Johann Mögling. Das Letztere wird das Richtige 
sein, da Israel Mögling an seinem Hochzeitstage starb. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 560 — 

Sensit equoa juncti novies vix Cyntbia Phoebi, 

Hu jus dum tenuit suepta decora loci 
Exiit vita placidO; tellure quiescunt 

Ossa: Sed ad Superos mens pia feliciter 

Johann Rudolph Mögling, Med. Dr., weiterer Sohn des Ein- 
gangs erwähnten Physikus Daniel Mögling. Er starb 1594 an der 
Pest. Dessen übrige Brüder waren: 

I. Daniel Mögling, geb. 1574, Jur. Dr., starb kinderlos. 

II. Israel Mögling, geb. 1575 zu Weissenburg, Professor der 
lateinischen Sprache in Tübingen 1596. Gattin: Anna, geb. Aichlin 
von Reutlingen. Er selbst starb an dem Hochzeitstage 6. Januar 1601. 
nicht ohneVerdacht, durch einen Nebenbuhler vergiftet worden zu sein. — 

III. Johann David Mögling, Physikus in Heilbronn 1611 , in 
Calw 1628, t 1634, hinterliess 1 Tochter. — 

IV. Johann Ludwig Mögling, geb. zu Heidelberg 1585, Med. Dr. 
und Professor in Tübingen, t 1 625. Er hinterliess einen Sohn. — 

V. Johann Wilhelm Mögling, Universitätspfleger und Keller in 
Sindelfingen. — 

VI. Johann Nicolaus Mögling, f 1621 als Leibarzt des Prinzen 
Achilles von Württemberg. — 

Johann Ludwig Mögling, Med. Dr. und Leibmedicus in Bay- 
reuth, t 1692. — 

Johann Friedrich Mögling, geb. 1690 zu Tübingen als Sohn 
des J. U. Dr. und Professors in Tübingen Johann David Mögling* 
und der Sophia Margaretha, geb. Schmidlin, studirte in Tübingen 
und wurde 1714 Hofgerichts-Advocat und 1715 Jur. Lic, reiste 
nun nach Wetzlar und Regensburg, advocirte nach seiner Rück- 
kehr und hielt Vorlesungen. 1731 erlangte er die juridische 
Doctorwürde und wurde im gleichen Jahre Jur. Professor ordin. in 
Giessen, von wo er 1734 als Jur. Professor ord. fürs bürgerliche 
Recht nach Tübingen kam. Er bekleidete das Rectorat fünfmal 

* Ein Bruder von ihm war Joh. Ludwig Mö<jling , Med. Dr. and Leibmedicus in 
Bayreuth. 



Digitized by 



Google 



— 561 — 

und das Decanat der Facultät 12 Mal, war auch Herzogl. Rath 
und Hofgerichts- Assessor, t 29. Januar 1766. — 

Seine I. Gattin war seit 1719 Maria Veronica, Tochter des 
Johann Ludwig Bilflnger, Spitalmeisters in Nürtingen, welche ihm 
2 Sohne und 3 Töchter gebar; die II. seit 1741 Maria Agnes, 
geb. Knisei. — 

Christian Friderich Mögling, geb. 25. December 1726, evan- 
gelischer Pfarrer in der Reichsstadt Wezlar 1751, Stadtpfarrer zu 
Beilstein 1756, Special zu Brackenheim 1762. — 

Geheimerrath Mögling, vormals Eigenthümer des im Jahre 
1739 von Peter Hermann von Franken, Kammer herrn und Forst- 
meister zu Liebenzell, und dessen Gattin angelegten Gutes Bühlhof 
bei Üiöttlingen. Das Gut machte zur Zeit Mögling* s, der es bis 
1797 besass, im In- und Auslande mit seinen Kunstgeräthen und 
Gewerksanlagen Aufsehen. Mögling hatte mancherlei mechanische 
Vorrichtungen, eine Dreschmaschine mit 16 Flegeln , eigenthümliche 
Windmühlen, deren 12 mit der Inschrift: ,,zur Nachahmung und 
Verbesserung'* im Jahre 1795 vorhanden waren, ebenso eine Seilerei 
zur Fertigung rund gewobener Stricke. — 

Carl Christoph Gottlieb Mögling, geb. 23. December 1768, 
t 1832, Oberamtsrichter in Hall, in Neresheim, verm. mit Regine 
Luise Friederike, Tochter des Justizraths und Oberamtmanns in 
Schwaigern Friedrich Christof von Berg. — 

Johann Christian Friedrich Mögling, Bruder des Vorigen, 
geb. 13. April 1774, Raths-Advocat in Heilbronn, Kreis- Actuar da- 
selbst, Oberamtmann in Heidenheim, starb 1830. Seine Gattin war 
seit 20. October 1798 Johanna Friederika Heinrika, geb. Gsell 
von Heilbronn. — 

Theodor Mögling, früher Oekonomierath und Lehrer der Sei- 
denzucht an der Akademie Hohenheira, Abgeordneter für das Ober- 
amt Tuttlingen auf dem ersten (kürzeren) Landtag des Jahres 1848, 
hauptsächlich bekannt geworden durch seine für ihn so verhängniss- 

r. Qeorgii-Qenrgenau, Biographisch-Genealogische Blatter etc. 36 



Digiti 



zedby G00gk 



— 562 — 

voll gewordene Theilnahme an den Kämpfen der Jahre 1848 und 
1849. Ueber den gegen ihn angestrengten Process wegen Hoch- 
verrats berichteten die Zeitungen damals u. A. Folgendes: 

»Mannheim den 19. Oct. Heute erschien vor den Schranken 
des hiesigen Standgerichts Theodor Mögling aus Brackenheim, 
früher wohnhaft in Stuttgart, zur Seite seines Anwalts Dr. Küchler 
aus Heidelberg. Staatsanwalt t». Freydorf klagte ihn auf Hoch- 
verrath und Widersetzung gegen die gesetzliche öffentliche Gewalt 
an, hielt ihm alle seine Betheiligungen seit Frühjahr 1848, als an 
dem Hecker 'sehen und Struve'schen Aufstande, sowie an jenem im 
Mai und Juni d. J. vor, beschuldigte ihn vorzüglich des entschieden- 
sten Republikanismus und trug auf Todesstrafe an. Mögling gab 
nun auf eine äusserst würdige, klare und ruhige Weise eine Schil- 
derung der ihm zur Last gelegten politischen Thätigkeit, er zeichnete 
Schritt vor Schritt seine Handlungen und bewies, dass er sich ledig- 
lich auf den militärischen Theil beschränkt, aber keine Handlung 
als Civilkommissär vorgenommen habe. So erzählte er die Begeben- 
heiten bei Kandern, Dossenbach, Staufen, Heppenheim, Laudenbach, 
Gernsbach, Ladenburg und Waghäusel, wo er schwer verwundet und 
hierauf nach Heidelberg verbracht wurde. Es war also hier von 
keinem Leugnen die Rede, sondern nur von einer Schilderung der 
Ereignisse und einem unverholenen politischen Glaubensbekenntnisse. 
Belastungszeugen waren so viel wie gar keine vorhanden, dagegen 
bekannten seine Entlastungszeugen, dass er sich während des letzten 
Aufstands mit besonderer Humanität benommen habe, und er es vor 
Allen war, welcher den gefangenen badischen Offizieren bei Sinsheim 
eine anständige Behandlung erwirkte und sie auf Ehrenwort zur 
Stellung vor dem neuen Kriegsministerium entliess und bei allen 
Gefechten mit Eifer bemüht war, den Gefangenen und Verwundeten 
Hilfe zu verschaffen. Uebrigens gestand er ohne Rückhalt ein, ein 
Republikaner zu sein, obwohl er nur, sich der Majorität fügend, 
für die deutsche Reichsverfassung, deren Gebrechen er anerkannte, 
gekämpft habe. Seine Verteidigung machte einen grossen moralischen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 563 - 

Eindruck, und sein Anwalt, aus früheren Standgerichtsverhandlungen 
bereits rühmlich bekannt, that nun alles Mögliche, was Gesetz und 
menschliches Gefühl erlaubte, um auf die Richter jenen Eindruck zu 
machen, der, wenn nicht Verweisung der Anklage vor das ordentliche 
Gericht, doch eine Strafmilderung nach sich ziehen könnte. Der 
Gerichtshof begab sich hierauf um halb 2 Uhr in das Berathungs- 
zimmer, und nach einer dreiviertelstündigen Besprechung gab er die 
Entscheidung, dass Mögling mit 5 Stimmen gegen eine zum Tode 
durch Erschiessen verurtheilt worden sei, dagegen in Anbetracht der 
mildernden Umstände der Gnade Sr. K. H. des Grossherzogs ein- 
stimmig empfohlen werde. Möglings Verhalten war ein durch- 
aus würdiges, und dieses, so wie seine körperlichen Leiden (er geht 
an zwei Krücken, da ihm der eine Schenkelknochen entzwei geschossen) 
erweckten für ihn eine ungeheuchelte Theilnahme. Es ist nun mit 
ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf Umwandlung des Todesurtheils zu 
hoffen.« (S. unten.) 

Bericht: Die Karlsruher Zeitung sagte: „Möglings Er- 
scheinung ist einnehmend: gross, wohlgestaltet, kräftig und männ- 
lich. Keiner der Angeklagten hatte bisher alle belastenden Hand- 
lungen mit dieser Offenheit zugestauden; Keiner hat dem Tode 
mit solchem Muthe entgegengesehen; noch Keiner hat gewagt, vor 
versammeltem Gericht zu bekennen: „Ich bin Republikaner, ich habe 
für meine Ueberzeugung gekämpft und werde es eintretenden Falls 
wieder thun." Die Anspruchlosigkeit, mit der er seine Geschichte 
erzählte, gewann ihm die Herzen, und man fühlte die Verlegenheit 
der Richter , einen Mann , der ihre Achtung gewonnen , verurtheilen 
zu müssen. Sehr richtig hatte der Vertheidiger geäussert, sein Leben 
könne weniger, als seine Hinrichtung schaden; denn Mögling ist 
von einer Wunde, die er bei Waghäusel in den linken Schenkel 
erhalten, noch nicht wieder hergestellt und geht daher an doppelten 
Krücken." — Ein anderer Artikel desselben Blattes berichtet: „Möglings 
Auftreten vor den Schranken des Gerichts und der ganze Eindruck, 
welchen die Verhandlungen machten, war so günstig, dass die Richter 



Digiti 



zedby G00gk 



' — 564 — 

denselben einstimmig der Gnade empfahlen, nnd der würdige Präses 
des Kriegsgerichts, so wie der Untersuchungsbeamte , deren unpar- 
teiische Strenge anerkannt ist, sich persönlich bei dem Vorstande des 
Kriegsministeriums einfanden, um die Strafverwandlung dringend zu 
bevorworten. Bei dieser einstimmigen und entschiedenen Empfehlung 
von Seiten des Gerichtshofs und dem Umstände, dass eine Execution 
an dem Schwerverwundeten, der sich ohne fremde Hilfe nicht auf- 
recht halten konnte, einen das Gefühl empörenden Anblick dargeboten 
hätte, sah sich das Kriegsministerium veranlasst, die Todesstrafe 
— trotz der schweren Betheiligung des Verurtheilten — in zehn- 
jähriges Zuchthaus zu verwandeln. Wir geben uns der Hoff- 
nung hin , dass dieser Akt der Gnade dazu beitragen wird , einen 
Verirrten auf den rechten Weg zu leiten, und zugleich den Beweis 
liefert, wie die Grossh. Regierung bei aller Strenge, wozu sie die 
Umstände genöthigt haben, nirgends die Grundsätze der Menschlich- 
keit ausser Acht lässt." 

Dem weitläufigen Berichte des Mannheimer Journals ent- 
nehmen wir Folgendes: »Mit der Stirne der Wahrheit tritt er, 
in Folge seiner noch nicht vollständig geheilten Schenkelwunde an 
Krücken gehend, vor die Richter und schneidet durch sein unumwun- 
denes Geständniss die Schwierigkeit des Untersuchungsverfahrens bei- 
nahe vollständig ab. Mögling ist ein Dreissiger von athletischer 
Statur; ein starker brauner Bart beschattet den untern Theil der 
männlichen, mit dem Ausdrucke unendlicher Gutmüthigkeit gepaarten 
Gesichtszüge. Er trägt einen schwarzen Sammetrock und ist über- 
haupt schwarz gekleidet, einfach, aber mit Geschmack. Seine Gesichts- 
farbe ist, ohne ihr gesundes Aussehen verloren zu haben, wahr- 
scheinlich in Folge seiner Wunde und der langen Haft etwas Mass, 
sein linkes Bein in Folge einer Spitzkugel, die ihm den Schenkel- 
knochen splitterte, "kleiner als das rechte und beim Gehen und Stehen 
noch sehr zu schonen, wesshalb er auch um die Vergünstigung an- 
hielt, seine Vernehmlassung sitzend abgeben zu können, was ihm 
natürlich bewilligt wurde. Die äussere Erscheinung Möglings zog 



Digiti 



zedby G00gk 



- 565 - 

ihm schon die Theilnahme des Publikums zu, und selbst seine politischen 
Gegner konnten ihm in Folge der männlichen Offenherzigkeit und 
Wahrheitsliebe, mit der er seine Betheiligung an den verschiedenen 
badischen Aufständen und sein politisches Glaubensbekenntniss dar- 
legte, ihre Achtung nicht versagen, und mit banger Spannung folgte 
man Punkt für Punkt der von Staatsanwalt v. Freydorf gegen ihn 
erhobenen nachstehenden Klage: Der Sohn des Pfarrers Mögling zu 
Altingen in Württemberg, Theodor Mögling von Brackenheim, 34 
Jahre alt, ledig, evangelischer Religion, war zur Zeit des Ausbruchs 
der Februarrevolution in Frankreich Abgeordneter des Amtsbezirks 
Tuttlingen zur zweiten württembergischen Kammer. Als solcher 
begab er sich zu dem Ende März v. J. zu Frankfurt zusammen- 
getretenen Vorparlamente, und trat, in nähere Verbindung mit Struve 
und Hecker, mit deren politischen Ansichten seine, auf Herstellung 
einer deutschen Republik gerichteten Ansichten vollständig überein- 
stimmen. Als nach dem Schlüsse des Vorparlaments der von jFr. 
Becker und Genossen im Grossherzogthum Baden erregte Aufstand 
ausbrach, betheiligte sich sofort auch der Angeklagte an demselben 
und kommandirte auf der Scheideck eine links vom Centrum auf- 
gestellte Arbeiterkompagnie. Bald darauf stellte sich eine von Doli 
geführte Abtheilung Bewaffneter unter dessen Befehl; er traf mit 
derselben bei Horben mit Lieutenant Sigel zusammen und führte 
gemeinschaftlich mit diesem den von Günthersthal aus unternommenen 
Angriff gegen das von den badischen und verbündeten deutschen 
Truppen genommene Freiburg aus. Hier geschlagen, zog sich Mögling 
in die Schweiz zurück, wo er sich, ausser einem kurzen Verweilen 
in Frankreich, bis zu dem im September v. J. erfolgten Einfall 
Struves in das Grossherzogthum Baden aufhielt. Zu diesem zweiten 
Aufruhr folgte Mögling mit einer, gemeinschaftlich mit Doli ge- 
sammelten Kolonne durch das Wiesenthal dem Führer Struve nach, 
zog sich jedoch nach dem Gefecht bei Stauffen abermals in die Schweiz 
zurück. Kurz vor dem Ausbruch der Mairevolution hielt sich der- 
selbe in Württemberg auf, verfügte sich an dem der bekannten 



Digiti 



zedby G00gk 



— 566 — 

Offenburger Volksversammlung vorhergegangenen Samstage (den 12. 
Mai) nach Schaffhausen und am folgenden Montage nach Karlsruhe. 
Hier erhielt er von dem damaligen Kriegsminister, Oberlieutenant 
Eichfeld, den Befehl, mit 150 Mann den Kriegsminister General 
Hoffmann zu verfolgen und demselben die bei seinem Zuge befind- 
lichen Kanonen abzunehmen. Er befolgte diese Weisung, will jedoch 
erst, nachdem der Ueberfall zu Bonfeld und Fürfeld schon statt- 
gefunden hatte und die Kanonen bereits genommen waren, nach 
Sinsheim gekommen sein. Die dabei gefangenen Offiziere will Mögling 
auf ihr Ehrenwort, sich in Karlsruhe zu stellen, entlassen und die 
gefangenen Soldaten von Sinsheim nach Karlsruhe geschickt haben. 
Samstag den 19. Mai wurde Mögling von dem sogenannten Kriegs- 
minister Eichfeld zum Adjutanten, Sonntag den 20. Mai zum Lieutenant 
ernannt. Er begleitete denselben nach Bretten, besorgte die schrift- 
lichen Arbeiten und entwarf verschiedene Vorschläge. Bald darauf 
zog der Angeklagte mit dem Hauptquartier nach Mannheim. Als 
der sogenannte Major Sigel zum Oberbefehlshaber der Neckararmee 
und sämmtlicher badischen Truppen der Volkswehr und des stehenden 
Heeres ernannt wurde, wurde Mögling Adjutant bei diesem und 
fungirte als solcher in dem Gefechte bei Laudenbach und Hemsbach 
am 30. Mai. Er führte zuerst die Kavallerie, dann die reitende 
Artillerie gegen die Reichstruppen und brachte die Befehle des Kom- 
mandirenden an die verschiedenen Truppentheile. Am 27. Mai wurde 
Mögling zum Hauptmann ernannt. . Als solcher kommandirte er am 
15. Juni d. J. in dem Gefechte bei Schriesheim den rechten Flügel 
der Aufstandischen. Am Abend desselben Tages befehligte er einen 
Angriff in die Flanke der Reichstruppen, welche Ladenburg genommen 
hatten, wodurch diese veranlasst wurden, den Platz wieder zu räumen. 
In dem am folgenden Tag bei Grosssachsen gelieferten Gefechte 
kommandirte Mögling die Reserve, mit der er nicht ins Gefecht 
gekommen sein will, und wurde sodann zum Chef des Generalstabs 
der zweiten Division unter Oberst Bechert ernannt, welcher in der 
Nähe von Ladenburg dislocirt war und die Bestimmung hatte, die 



Digiti 



zedby G00gk 



— 567 - 

dortige Brücke zu vertheidigen. Der Angeschuldigte behauptete, in 
dieser Eigenschaft alle Anordnungen und die oberste Leitung gehabt 
zu haben, da Beckert nur dem Namen nach noch Befehlshaber ge- 
wesen sei und ihm Alles überlassen habe. Mögling war im Bogriff, 
in Ladenburg Verschanzungen anzulegen, als er Befehl erhielt, mit 
seiner Division nach Schwetzingen zu marscbiren. Er folgte diesem 
Befehle und wurde dort vom Kommandanten Sigel nach Hockenheim 
vorgeschoben. Daselbst stellte er Vorposten aus und überbrachte auf 
MieroslawskVs Befehl dem polnischen Obersten Oborski den Schlacht- 
plan nach Walldorf. Am folgenden Tag, den 21. Juni, führte er 
die Vorhut des Oborskischen Korps gegen Neulussheim auf das 
Hauptkorps Mieroslawskis zu. Letzterer beschied den Angeklagten 
zu sich, wies ihm eine Stelle in seiner Nähe an, um ihn im ent- 
scheidenden Moment zu verwenden. 

Als in dem Treffen bei Waghäusel die Aufständischen schon 
aus der Nähe der Waldeckc bei Waghäosel zurückgedrängt wurden, 
befahl Mieroslawski dem Angeschuldigten, die Truppen wieder zu 
sammeln und Waghäusel zu stürmen. Er vollführte diesen Befehl, 
drang an der Spitze der Truppen bis 80 Schritt vor Waghäusel vor, 
wo er durch eine Spitzkugel in den Schenkel verwundet, zur Ver- 
pflegung nach Heidelberg verbracht und nach dessen Uebergabe von 
den preussischen Truppen zum Gefangenen gemacht wurde. Ausser 
der eben angegebenen revolutionären Thätigkeit des Angeklagten im 
Kriegsministerium, bei Gefechten und Leitung derselben fällt ihm auch 
die Verpflegung (?) von Truppen und Verhaftung verfassungstreuer 
Unterthanen zur Last. Gestützt auf die bis hieher angeführten 
revolutionären Handlungen des Angeklagten, welche nach der Ar- 
gumentation des Staatsanwalts den Thatbestand des Hochverrats, 
des Angriffes und Widerstandes gegen die bewaffnete Macht und der 
Aufforderung dazu ausmachen, stellt derselbe den Antrag, es möge 
dem Standgericht gefallen, die Todesstrafe gegen den Angeschuldigten 
auszusprechen und ihn ausserdem zur Tragung der Kosten zu ver- 
urtheilen. Untersuchungsrichter Babo forderte nun den noch immer 



Digiti 



zedby G00gk 



— 568 — 

in seinem Gleichmuthe verharrenden Angeklagten zur Vernehmlassung 
über die einzelnen Klagepunkte auf, und es genügte derselbe, nach- 
dem er sein Sitzenbleiben entschuldigt, der an ihn gestellten Auf- 
forderung mit einer ßuhe, einer männlichen Würde und Aufrichtigkeit, 
die Jedermann in Erstaunen setzte. Ohne zu stocken oder in Wider- 
spruch zu gerathen wiederholte er, was im Wesentlichen über seine 
Verbindung mit Hecker schon in der Anklage vorgekommen, und 
belastete sich durch seine Wahrheitstreue noch mehr, als es von 
Seiten des Staatsanwalts geschehen war. So erzählte er unter Anderem, 
dass er auf die Nachricht, Struve sei in Säckingen gefangen worden, 
dem dortigen Bürgermeister von der Schweiz aus, wohin er sich nach 
dem Gefecht von Kandern zurückgezogen, einen Drohbrief geschickt 
habe, der Struve s Freilassung zur Folge gehabt habe. Die Absicht 
des Letztern, nach der unglücklichen Affaire bei Freiburg im Septbr. 
v. J. einen Aufstand in Lörrach zu versuchen, habe er jedoch — 
und er sage es nicht, um sich weiss zu brennen — als unzeitig 
missbilligt; erst auf vielfaches Bitten der Lörracher Bürgerschaft, 
die mehr mit ihm als mit Struve harmonirte, habe er sich der Sache 
angenommen und sei mit Doli nach Todtnau gezogen, von da aber, 
als er gehört, dass Struve bereits geschlagen, alsbald wieder in die 
Schweiz zurückgekehrt und daselbst mit "Ausnahme von zwei Monaten, 
die er in Strassburg zugebracht, so lange geblieben, bis in der 
württembergischen Kammer ein Antrag auf Amnestirung aller poli- 
tischen Flüchtlinge gestellt worden sei, was ihn veranlasst habe, 
endlich wieder einmal den heimathlichen Boden zu betreten. In 
Stuttgart angelangt, sah er sich aber in seinen Hoffnungen auf 
Sicherheit getäuscht und war genöthigt, um nicht an Baden aus» 
geliefert zu werden, wieder nach Schaff hausen zu flüchten, woselbst 
er durch den Brief eines Freundes von den Resultaten der Offen- 
burger Versammlung benachrichtigt und aufgefordert worden wäre, 
nach Karlsruhe zu kommen; von da aus habe er sich brieflich er- 
kundigt, ob er jetzt wohl ungefährdet in die Heimath zurückkehren 
könne, indem er anfänglich keine besondere Lust verspürt, in die 



Digiti 



zedby G00gk 



— 569 — 

Dienste der provisorischen Regierang zu treten. Erst auf Eichfelds 
wiederholtes Drängen habe er eingewilligt und demselben eine Art 
Revers ausgestellt, dahin lautend: Ich erkläre mich bereit, in Ver- 
bindung mit der provisorischen Regierung die Reichsverfassung durch- 
zuführen, da sie des Volkes Wille ist. Die Erwähnung dieses Reverses 
geschah von Seiten des Angeklagten , nur um die Behauptung der 
Kla#e, er sei zur Gründung einer deutschen Föderativ-Republik nach 
Baden gekommen, zu entkräften; alle übrigen Punkte der Klage 
gestand er mit derselben muthigen Offenheit, wie bisher, zu, und 
ergänzte sie selbst hin und wieder, namentlich in Bezug auf die 
Details der verschiedenen Gefechte, welche er, wie er sich ausdrückte, 
gegen die sogenannten Reichstruppen mitgemacht oder kommandirt 
hatte. Das Geständniss des Angeklagten war so vollständig und 
unumwunden, dass der Untersuchungsrichter Babo nur auf den aus- 
drücklichen Wunsch des Standgerichtspräsidenten eine Verlesung der 
einzelnen Militär- Rapporte und sonstiger von dem Angeschuldigten 
herrührenden Aktenstücke inklusive der Briefe an Freunde, welche 
Aufschluss geben konnten über den Grad und die Art seiner Be- 
theiligung an dem badischen Aufstande, vornehmen Hess. Nach 
Beschluss dieser Procedur schritt der Untersuchungsrichter zum Zeugen- 
verhör. Als Belastungszeugen für die Behauptung der Klage, Mögling 
habe die Verhaftung verfassungstreuer Unterthanen vorgenommen, 
wurde abgehört der evangelische Pfarrer Hormutk von Leutershauseu 
und verlesen die protokollarische Aussage des abwesenden Insurgenten- 
führers Thome. Durch beide Zeugnisse wurde aber die Behauptung 
des Angeklagten, dass er bei derartigen Verhaftungen nur Exekutiv- 
gewalt der jeweiligen Civilkommissäre gewesen, nicht alterirt. Für 
die fernere Behauptung der Klage, der Angeschuldigte sei nur in 
der Absicht, eine deutsche Föderativrepublik begründen zu helfen, 
nach Baden gekommen, wurden vernommen : Karl Wacker, Kaufmann 
von Sinsheim und Lehrer Adam Sauger von ebendaselbst. Beide 
konnten aber im Ganzen nicht mehr aussagen, als dass der An- 
geklagte, was er lächelnd bestätigt, die Aeusserung gethan habe, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 570 — 

er halte die Reichs Verfassung für ein lumpiges Machwerk, und der 
konstituirende Landesausschuss würde doch noch dahin kommen , die 
Republik zu proklamiren. Die weiteren Zeugen, Oberwachtmeister 
Thamann und Wachtmeister Sommer vom 2. badischen Dragoner- 
Regiment bewiesen für einen Klagepunkt, den der Angeklagte nie 
geleugnet, nämlich, dass er die Dragoner nach dem Gefecht bei 
Hemsbach von der Flucht habe abhalten wollen. Es wurde somit 
durch sämmtliche Belastungszeugen die Aussage des Angeklagten, 
insoweit sie von der Klage abweicht, in nichts alterirt, seine Wahr- 
heitsliebe bewährte sich als durchaus acht, da durch das Zeugniss 
des Postmeisters von Sinsheim, Wilhelm Kriegstetter, und das schrift- 
liche Zeugniss des mecklenburgischen Lieutenants von Muth bewiesen 
wurde, dass Mögling bei mehreren Gelegenheiten die in der Klage 
in Frage gestellte Humanität gegen gefangene Feinde wirklich 
beobachtet habe. Kein Wunder, dass sich unter solchen Umständen 
die Theilnahme für den Angeklagten von Minute zu Minute steigerte, 
und dass man in dem lebhaften Wunsche, ihn gerettet zu sehen, 
von seinem Vertheidiger das Unmögliche verlangte. — Wir können 
die Vorträge des Staatsanwalts und Vertheidigers übergehen. Dr. 
Küchler mochte wohl die Ueberzeuguug geschöpft haben, dass in 
dem vorliegenden Fall mit juristischen Deductionen nichts zu er- 
reichen sei ; er suchte daher bei den Richtern die Saite des Gemüths 
anzuschlagen, indem er auf des Angeklagten wundes Bein und die 
Unmöglichkeit desselben, ohne Krücken zu gehen oder zu stehen, 
hinweist und darauf aufmerksam macht, wie es im Interesse des 
Staats liege, zu versöhnen, wie aber Mögling, wenn er trotz seines 
kranken Beines erschossen würde, von der revolutionären Partei als 
Märtyrer betrachtet werden müsste, der als ein Opfer der Rache, 
aber nicht der Gerechtigkeit gefallen sei. Während der Replik und 
Duplik des Staatsanwalts und des Vertheidigers ergreift auch der 
Angeklagte einigemal das W T ort und bekämpft einzelne Klagepunkte 
mit eben so einfachen als männlichen Gründen. Wenn ich, sagte 
er in Beziehung auf die ihm zur Last gelegte Anstiftung, wirklich 



Digiti 



zedby G00gk 



- 571 - 

Anstifter der badischen Erhebung gewesen wäre, so würde ich doch 
jedenfalls bei der Volksversammlung in Offenburg zugegen gewesen 
sein, denn es ist meine Sache nicht, mich einer Gefahr zu entziehen, 
wenn ich der politischen Meinung, für dio ich lebe und sterbe, Aus- 
dehnung und Geltung verschaffen kann. In Uebereinstimmung mit 
seiner republikanischen Denkungsweise und politischen Beurtheilung 
sieht der Angeklagte die Schilderhebung in Baden nicht anders an, 
wie die in Schleswig-Holstein, und hält desshalb das. Standgericht 
über ihn für ein eben so grosses Unrecht, als wenn z. B. die Dänen 
über einen gefangenen Preussen standrechtlich aburtheilen wollten. 
Er betrachtet sich als Kriegsgefangenen, aber nimmermehr als Hoch- 
verräther. Nach dieser Erörterung des Angeschuldigten ergreift der 
Vertheidiger wiederholt das Wort, legt den Richtern nochmals Alles 
ans Herz, was für den Angeklagten spricht und bittet die Richter, 
wenn sie ein Todesurtheil fällen zu müssen glaubten, den Verurtheilten 
doch jedenfalls der Gnade des Grossherzogs zu empfehlen; — damit 
schlössen die öffentlichen Verhandlungen vor dem Standgericht um 
halb zwei Uhr Nachmittags und die Richter zogen sich zur geheimen 
Berathung zurück. Der Angeklagte, statt wie gewöhnlich bis zur 
Urtheil8sprechung abgeführt zu werden, verweilte seines kranken Beins 
halber in dem Sitzungslokale und unte/hielt sich so ruhig und un- 
befangen heiter mit seinem Vertheidiger, dass man eher hätte glauben 
sollen, es handle sich hier um eine Gefängnissstrafe von 8 — 14 
Tagen, als um Leben und Tod. Vor halb 3 Uhr war die geheime 
Berathung zu Ende und das Urtheil gefallt. Dasselbe lautet auf 
Tod mittelst Erschiessens. Dabei hatte das Kriegsgericht den Ver- 
urtheilten mit Rücksicht auf seine während der ganzen Dauer der 
Untersuchung bethätigte Wahrheitsliebe, und mit Rücksicht auf seine 
kranke Körperbeschaffenheit einstimmig der Gnade empfohlen, worauf 
durch Erlass Grossh. Kriegsministeriums vom 20. die erkannte Strafe 
in zehnjährige Zuchthausstrafe, wovon die ersten neun Jahre 
in sechsjähriger Einzelhaft zu erstehen sind, verwandelt worden ist. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 572 - 

Diese Strafe wurde am 20. durch Ablieferung des Theodor Mögling 
in die Zucbthausanstalt nach Bruchsal vollzogen.« 

Theodor Mögling ist gestorben den 17. April 1867. — 

Geh. Legationsrath Wolfgang von Mögling, Neffe des vor- 
erwähnten Geheimenraty, geb. 28. August 1771, studirte Theologie, 
wurde Vicar zu Denkendorf, verliess hierauf diese Carriere, ward als 
Secretär der Gesandtschaft zu der Vermählung König Friedrichs 
mit der Kronprinzessin Mathilde von England beigegeben, wurde 
hierauf Cabinets-Secretär, Legationsrath und Geh. Legationsrath und 
als solcher in den Adelsstand erhoben. Das diessfallige Diplom lautet: 

»Wir Friderich, von Gottes Gnaden König von Württemberg, 
souverainer Herzog in Schwaben und von Teck, Herzog zu Hohenlohe, 
Landgraf von Tübingen, Fürst von Mergentheim, Ellwangen und 
Zwiefalten, Oberherr der Fürstentümer Buchau, Waldburg, Baldern, 
Ochseuhausen und Neresheim, Graf zu Groningen, Limpurg, Montfort, 
Tettnang, Hohenberg, Biberach, Schelklingen und Eggloffs, Oberherr 
der Grafschaften Aulendorf, Scheer-Friedberg, Roth, Baindt und Isny, 
Herr zu Altdorf, Leutkirch, Heidenheim, Justingen, Crailsheim, der 
Donau-Städte, Ulm, Rottweil, Heilbronn, Hall und Wiesenstaig etc. 

Thun kund und bekennen hiemit in Kraft dieses offenen Briefes 
für Uns und Unsere Erben und Nachkommen im Königreiche: Ob- 
wohl der Thron, auf welchen der Allerhöchste Uns nach seiner väter- 
lichen Vorsehung gesezt hat, vorhin mit vielen edlen und ritterlichen 
Geschlechtern und Unterthanen geziert und umgeben ist, so finden 
Wir Uns doch nach Unserer steten Neigung, die Uns und Unserem 
Reich geleisteten vorzüglichen Dienste durch ausgezeichnete Gnaden- 
Bezeugungen zu belohnen, bewogen, derjenigen Namen und Stammen 
in höhere Ehre 'und Würde zu erheben und mit Königlichen Gnaden 
zu bedenken, welche sich in Unsern Diensten durch treue Ergebenheit, 
Anhänglichkeit und Eifer vor andern hervorgethan haben, damit 
noch mehrere durch solche besondere Auszeichnung zur Nachahmung 



Digiti 



zedby G00gk 



- 573 — 

und Ausübung rechtschaffener Thaten gleichfalls bewogen und auf- 
gemuntert werden. 

Wenn Wir nun in Erwägung der treuen und erspriesslichen 
Dienste, welche Unser Geheimer Legationsratb, Bitter Unseres könig- 
lichen Civil- Verdienst-Ordens und lieber Getreuer Friderich Heinrich 
Wolfgang von Mögling, Uns geleistet, denselben Unserer königlichen 
Huld und Gnade vorzüglich würdig erkennen, und Wir das volle 
Vertrauen in Ihn sezen, dass Er in seiner treuen Anhänglichkeit 
und Ergebenheit fortdauernd verharren werde; So haben Wir dem- 
nach aus höchst eigener Bewegung zu Bezeugung Unserer gnädigsten 
Zufriedenheit mit wohlbedachtem Muth, gutem Bath und rechtem 
Wissen Ihm Friderich Heinrich Wolf gang von Mögling die könig- 
liche Gnade erzeigt, und ihn samt seinen rechtmäsigen ehelichen 
Leibes-Erben und derselben Erbes-Erben beiderlei Geschlechts, ab- 
steigenden Stammes für und für in den Adel- und Bitter-Stand gleich 
andern Unsern edelgebohrnen Lehens- und Tournier - Genossen und 
ritterlichen Personen gnädigst erhoben, eingesezt und gewürdigt; 
würdigen und adeln Ihn und sie dazu, und wollen sie der Gesell- 
und Gemeinschaft des Adels eben so zugefügt und gleich gemacht 
haben, als ob sie von ihren Vier Ahnen väterlicher und mütterlicher 
Seits recht edelgebohrne Lehens- und Tournier-Genossen wären. 

Zu dessen mehrerem Zeugniss und zu immerwährendem An- 
denken dieser Erhebung in den Adel- und Bitter-Stand haben Wir 
dem Friderich Heinrich Wolfgang von Mögling und seinen bereits 
erzielten und künftig noch zu erzielenden rechtmäsigen ehelichen 
Leibes-Erben und Nachkommen mann- und weiblichen Geschlechts 
das hienach beschriebene Wappen und Kleinod verliehen, als nahment- 
lich : in einem blauen Felde ein von einem grünen Hügel springendes 
gelbes Lamm mit einem goldnen runden Scheine* um den Kopf. 
Auf dem Schilde ruht ein vorwärts gestellter blau angelaufener und 
roth gefütterter, in Gold eingefasster mit goldnen Bügeln und goldnem 
Halsschmuck gezierter, goldbekrönter Helm, aus welchem zwischen 
zwey von Gold und Blau etlichemal quergestreiften Büffelshörnern 



Digiti 



zedby G00gk 



— 574 — 

das im Schild angezeigte goldne Lamm mit einem goldnen Scheine 
um das Haupt hervorbricht. Die Helmdecken sind durchaus innen 
Gold, aussen Blau. Gestalt solches Wappen mit seinen natürlichen 
Metallen und Farben allhier abgebildet worden. 

Dessen denn gedachter Friderich Heinrich Wolfgang von 
Mögling und alle seine bereits erzielte und künftig noch zu erzielende 
rechtmäsige eheliche Leibes-Erben beiderlei Geschlechts in abstei- 
gender Linie, als rechtedelgebohrne Lehens- und Tournier-Genossen, 
auch Ritterliche Personen in allen ehrlichen und adelichen Sachen 
und Geschäften, zum Schimpf und Ernst, in Stürmen, Streiten, 
Kämpfen, Tournieren, Gestochen, Gefechten, Ritterspielen, Feldzügen, 
Panieren, Gezelt- Aufschlagen , Innsiegeln, Pettschaften , Kleinodien, 
Gemälden, Begräbnissen und sonst an allen Orten und Enden, nach 
ihren Ehren, Nothdurft und Wohlgefallen sich bedienen und gebrauchen 
sollen und mögen, als andere Unsere rechtedelgebohrne Lehens- und. 
Tournier-Genossen, auch Ritterliche Personen, ungehindert. 

Damit auch mehr bemeldter Friderich Heinrich Wolfgang 
von Mögling Unsere Königliche Huld und Gnade desto mehr ver- 
spüren möge; So haben Wir Ihm noch ferner die Königliche Gnade 
erzeigt, und die Freiheit gegeben, dass er und seine bereits erzielte 
und künftig noch zu erzielende rechtmäsige eheliche Leibes-Erben 
und Nachkommen beiderlei Geschlechts in absteigender Linie, gegen 
Uns und Unsere Nachkommen und sonst Jedermänniglich , wess 
Standes, Würden und Wesens sie seyn mögen, in allen ihren Schriften, 
Reden, Titeln, Innsiegeln, Pettschaften, Handlungen und Geschäften, 
nichts davon ausgenommen, „von 4 * sich nennen und schreiben, und dieser 
Unserer Gnade in ihrer Familie sich bedienen, ihnen auch dieser Titel 
und Zusaz gegeben und sie also von männiglich in allen und jeden 
Handlungen, geist- und weltlichen Aemtern, genannt, geschrieben 
und geehrt werden sollen. 

Wir verleihen und geben demnach ihnen obiges alles hiemit 
wissentlich und wohlbedächtlich ; ordnen, sezen und wollen auch, dass 
nun und hinführo mehrbemeldter Friderich Heinrich Wolfgang von 



Digiti 



izedby G00gk 



- 575 — 

Mögling und alle dessen recbtmäsige eheliche Leibes -Erben und 
Nachkommen beiderlei Geschlechts in absteigender Linie, recht- 
gebohrne Rittermäsige Edelleute seyen : wie von männiglich an allen 
Orten und Enden, also und absonderlich in Unserem Königreiche 
dafür gehalten, geehrt und gewürdiget werden und sie aller und 
jeder Rittermäsigen adelichen Freiheiten, Rechte und Gerechtigkeiten, 
Range, Privilegien, Ehren, Würden, Tituln, Vorzüge, Aemter, Präbenden, 
Benefizien und Lehen zu empfangen und zu tragen, wie nicht weniger 
aller andern adelichen — sowohl geist- als weltliche Chargen an 
und ausser Unserem Hofe, wie dieselbe insgemein und absonderlich 
adelichen Standes-Personen verliehen werden, von Jeder männiglich 
ungehindert, brauchen und sich derselben zu erfreuen haben sollen 
und mögen. 

Wir gebieten hierauf allen und jeden Unsern geist- und welt- 
lichen Untersassen, Fürsten, Bischöffen, Prälaten, Grafen, Herrn, 
Rittern, Lehensleuten, wie auch allen Unsern Staats-Ministern und 
Geheimen Räthen, sämmtlichen Collegien und deren Präsidenten und 
Gliedern, Ober Amtleuten, Kameral-Beamten , Amtleuten, Schult- 
heissen, Burgermeistern, Richtern, bürgerlichen Gemeinden und sonst 
allen und jeden Unsern getreuen Unterthanen, welcher Würde, Standes 
u. Wesens sie seyn mögen, dass sie oft berührten Friderich Hein- 
rich Wolf gang van Mögling und dessen bereits erzielte und noch 
zu erzielende rechtmäsige eheliche Leibes -Erben und Nachkommen 
beiderlei Geschlechts in absteigender Linie hinführo, wie obsteht, bei 
solchen aus Königlicher souverainer Macht- Vollkommenheit ihnen ver- 
liehenen und hier ausgedrükten Adelichen und Ritterlichen Gerechtig- 
keiten, Prärogativen, Benefizien, Freiheiten, gezierten adelichen Wappen 
und Kleinod, wie auch Namen, von Unsertwegen schüzen und hand- 
haben, darinn nicht hindern noch irren, dawider nichts thun, noch 
jemand anders in keinerlei Weise noch Wege zu thun vorstatten, 
als lieb einem jeden ist Unsere Ungnade und dazu eine Strafe von 
Fünfzig Mark löthigen Goldes zu vermeiden, welche ein jeder, so oft er 
freventlich darwider handelte, halb an Unser Königliches Aerarium, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 576 — 

und die andere Hälfte obgedachtem Friderich Heinrich Wolfgang 
von Mögling und seinen rechtmäsigen ehelichen Leibes-Erben und 
Nachkommen, welche hiednrch beleidiget werden, unnächlässlich zu 
bezahlen verfallen seyn solle. 

Dessen zu Urkund haben Wir dieses Diplom höchst eigenhändig 
unterschrieben und Unser Königliches gröseres Innsiegel daran hängen 
lassen. So geschehen und gegeben in Unserer Königlichen Residenz- 
Stadt Ludwigsburg, den Neunzehenden Tag Monats September nach 
Christi Unsers Herrn Geburt im Eintausend Achthundert und Eilften 
und Unserer Königlichen Regierung im Sechsten Jahr: 

Friderich. 
Graf v. Taube. 

Ad Mandatum Sacrae Regiae 

Majestatis proprium: 

Staats-Secretaire 

v. Ycllnagel. « 

v. Mögling war Commandeur des Civil- Verdienst-Ordens und f 
5. April 1813. 

Gattin: Wilhelmine, geb. Rosetzky, Tochter dos Kammerraths 
Rosetzky aus Treptow in Pommern. 
Kinder : 
I. Jeannette, vermählt mit dem Baurath de Pag in Stuttgart. 
IT. Wolfgang, Oberamtsrichter in Waldsee, Kanzleirath in Ell- 
wangen, f 1851. 

Hinsichtlich des Tods des Letzteren findet sich in einem Berichte 
des Schwäbischen Merkurs über die Assisen zu Hall sub 9. October 
1851 folgende Stelle: 

»Auch ein tragisches Ereigniss zeichnete diese Assisen aus. 
»Der Schwurgerichtsschreiber, Kanzleirath von Mögling, der durch 
»seinen köstlichen Humor in weiten Kreisen geschätzte, namentlich 
»allen Jugendfreunden unvergessliche , erkrankte am Dienstag den 
»30. September, 9 Uhr Morgens, vor Eröffnung der Sitzung, wurde 



Digiti 



zedby G00gk 



— 577 - 

»vom freundlich besorgten Präsidenten (Oberjustizrath Camerer) als- 
»bald aus dem Saale nach Hause entlassen, von zwei geschickten 
»Aerzten bestens berathen, überhaupt bestens verpflegt und war den 
»folgenden Abend, Mittwoch den 1. October, 7 J /2 Uhr eine Leiche. 
»Eine Lungenlähmung machte seinem Leben dieses schnelle Ende, 
»ehe Frau und Kinder auf den Ruf der Frounde herbeieilen konnten. 
»Welche Liebe der Verstorbene in den wenigen Tagen seines flier- 
»seins sich erworben, beweist die ausserordentliche Theilnahme während 
»seines kurzen Krankseins und bei dem Leichenbegängniss in allen 
»Klassen der Einwohner.« 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Mögling: SUttPhysic. 557. — Christian FritL, Pfarrer 384, 403. — Christoph 
Frid., ßtattschreiber 331. — Dan., Stattphyslc. 486. — Jerem., CLVerwaltter 276. — 
Joh. Burck., Keller 287; StiftsKeUer 374. - Joh. Nicl., LeibMedic. 195. - Joh. PhU., 
Verwaltter 582. — Joh. Ulr., Amtschreiber 527; Exped.Rath 112; Pfarrer 878; Land- 
schreib. Verwaltter 116; StiftsKeUer 374; Vogt 380, 464. — Joh. WVh., StifftsDiacon 549. 
- Joh. Wolfg., Exped.Rath 112; BenthCh.Landschreiber 116. — Wilh., Abt 299; Keller 
569. — Wolffg. üeinr., Consist SecreUr. 141. 



v. Gtorgii-Gtorgenau, Biographisch-Genealogische Blatter etc. 



37 



Digiti 



zedby G00gk 



Mörike. 

Die Familie Mörike gehört erst seit zweihundert Jahren 
Württemberg an. 

Bartholomäus Mörike, geb. 28. Juni 1669 als Sohn des 
Antonios Mörike in Havelberg in der Mark Brandenburg, geb. 26. 
September 1638, und der dem Letzteren seit 28. October 1666 in 
Uavelberg angetrauten Gattin Anna Bitkows, und als Enkel des 
Andreas Mörike,* in Havelberg, betrieb ebenso wie seine genannten 
Vorfahren einen Holzhandel und ist näherer Stammvater der in Würt- 
temberg ansässigen zahlreichen Familie Mörike. 

Im Jahr 1694 wurde in Neuenstadt an der Linde dieser 
Bartholomäus Mörike mit der verwittibten Frau Hof- und Stadt- 
apothekerin Marie Vi seh er in, Tochter des Hochfürstlich Württem- 
bergischen Baths H. Johann Christ. Andler, getraut, welcher Ehe 
5 Kinder entsprossten. 

Im Jahr 1726 vermählte sich der älteste Sohn, geb. 3. Januar 
1697, Friedrich Bartholomäus, med. Lic, mit Frau Johanne, Herrn 
Sixtus Friedrich KaplTs, Hochfürstlich Württembergischen Amtmanns 
zu Spiegelberg, nachgelassener Wittwe. 



* Dessen Brüder waren Matthias und Bartholomäus, deren Geschlecht in der 
zweiten Generation In Havelberg auBBtarb. Die Familie soll von dem in Ostpreussen an- 
sässigen, reich begüterten Oeschleohte Mörike abstammen, welches sich in zwei weit ver- 
zweigte Linien theilte. Die eine von Mericke oder Motricko zu Oornieten, Glaudinen, 
Kagenau, MitsohuUen, Prowehren, Bogehnen, 8akantschen, Senpothen, SperUngs, StretU 
keim, Bankltten, Wargen, Wilgaiten und Willkühren, die andere zu Borkensdorf, Tanutz- 
ken, Karioten, Krikehnen und Stollen. Der letztere Zweig soll durch die fortdauernden 
Kriege um Vermögen und Besitz gekommen sein und sich bürgerlichen Beschäftigungen 
zugewandt haben, während der entere, ebenfalls vermögenslos geworden, Anfangs des 
18. Jahrhunderts ausgestorben ist. Matthias, Andreas und Bartholomäus Mörike sollen 
die drei letzten Sprösslinge des zweiten Zweiges gewesen sein, mit Aufnahme bürgerlicher 
Beschäftigungen ihren Adel aufgegeben haben und nach Hsveiberg in der Mark Bran- 
denburg gezogen sein, wo sie einen Holzhandel betrieben. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 579 — 

Der jüngste Sohn, Albrecht Ludwig, geb. 26. August 1705, 
übernahm das elterliche Geschäft als Hof- und Stadt-Apotheker in 
Neuenstadt und vermählte sich mit Marie Christiane, Tochter Herrn 
Joachim Wolters,* gewesenen Geistlichen Verwalters, auch Stadt- und 
Amtspflegers in Neuenstadt. Da diese Marie Wolters eine Nachkommin 
6. Linie von Martin Luther war, so konnten auch ihre sämmtlichen 
Nachkommen sich der Ehre der Abstammung von dem grossen 
Reformator rühmen. (Nachweis in den zwei Schriften des M. Johann 
Christian Ludteig Mörike, Pfarrers zu Burgstall, Stuttgart 1802 
und 1817 : »Meine Abstammung von Dr. Luther und sein Tischbecher«). 
Von Albrecht Ludwig und seiner Frau stammen sämmtliche 
hienach aufgeführte Mitglieder der Familie Mörihe in den ver- 
schiedenen Generationen ab. 

A. Johann Gottlieb Mörike, geb. 26. November 1732, med. Dr. 
und Hofmedicus in Ludwigsburg, 1 1785. Dessen Gattin: Char- 
lotte Friedricke ßreyer, Herzoglichen wirklichen Geheimenraths 
und Leibarzts Tochter. Kinder: 
I. Lnise Friedericke, geb. 24. Februar 1762, t 13. Februar 
1811, vermählt 29. August 1782 mit Hofrath und Ober- 
amtmann, nachmaligem Obertribunal-Präsidenten von Georgii. 
(Georgii verherrlichte diese Frau nach ihrem Tode in einem 
eigenen, im Jahre 1811 erschienenen Schriftchen). Die Kinder 
aus dieser Ehe verstarben frühzeitig. 



* So verzweigte «ich ein Zweig der Nachkommen Luther' 8 auch nach Württem- 
berg. Die jüngste Tochter Luther'», Margaretha, Gattin des Georg von Kunheim, Land- 
rathe in Preussen, vermählte ihre Tochter „Anna? dem Burkhard Wolters, fürstbischöfl. 
bremischem Oeh. Rath und Oberamtmann auf Langwedel. Dessen Sohn, Johann Wolter», 
Graflich Oldenburg - Delmenhorstischer Rath und Amtmann zu Starffstetten, war verm. 
mit Anna PoUmann. Deren Sohn : Burkhard Wolter», fürst. Lauenburgischer Verwalter 
zu Mustin. Sohn : Joachim, GeiatL Verwalter. Sein Urenkel war der obengenannte 
Geistliehe Verwalter Wolter». Dessen 8ohn und Enkel dienten gleichfalls den Herzogen 
von Württemberg, der eine als wackerer Beamter, der andere als braver Offizier. Der 
einzige Bruder deB letzteren fand eine Anstellung als Stallmeister des damaligen Königs 
von Sardinien. Briefe desselben aus Turin in die Heimath an seinen Bruder datirten aus 
den Jahren 1749—1756, seitdem verschollen. Der Mannsstamm des Burkhard Wolter» be- 
steht nur noch in dem in Stuttgart geborenen und gegenwärtig daselbst lebenden Schau- 
spieler und Theaterunternehmer Wilhelm Wolter», VgL AUgem. Zeitung, Beilage 1868. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 580 — 

IL Carl Friedrich Mörike, zweiter Stadt- und Amts-Physikus, 
med. Dr. in Ludwigsburg, geb. 23. September 1763, vom Vater 
zum Studium der Theologie bestimmt, wurde nach Absolvirong des- 
selben und nachdem er noch zuvor 1783 die philosophische Doctor- 
würde erlangt hatte, auch neben den theologischen die notwendigsten 
medicinischen Vorlesungen gehört hatte, Vikar 1786. Nun erst 
konnte er seine noch immer vorherrschende Neigung für die Heil- 
kunde befriedigen, indem ihm seine Mutter erlaubte, diese Wissen- 
schaft ordentlich zu studiren. Er begab sich daher auf die Herzogl. 
hohe Karlsschule zu Stuttgart und hörte daselbst 2 Jahre lang Medicin. 
Dann reiste er nach Wien, besuchte da die Spitäler und beschäftigte 
sich hauptsächlich mit der Geburtshilfe. Nach einem Aufenthalte 
von 3 /4 Jahren in Wien, reiste er nach Berlin, von da nach Göt- 
tingen, Halle, Leipzig, Prag, Jena, Cassel, Marburg u. s. w., um 
die damaligen berühmten Männer seines Faches kennen zu lernen 
und alles wissenschaftlich Interessante zu sehen. Im Jahre 1790 
ging er als Medicinae Practicus nach Ludwigsburg, wo man ihm die 
Stelle eines Geburtshelfers in Stadt und Amt übertrug. Im Jahr 
1793 erhielt er daselbst die erledigte Stelle eines IL Stadt- und 
Amts-Physicus. Vermählt war er mit Charlotte Beyer, Tochter des 
Pfarrers zu Grafenberg und der Friedricke Weckherlin, geb. 3. Juni 
1771. Mörike ist Verfasser verschiedener Schriften. 
Deren Kinder: 

a. Carl Eberhard Mörike, geb. 20. Januar 1797. Gattin: 
Dorothea, Tochter des gräflich Erbach'schen Domänen- 
Direktors Bezzenberger. t 1847. 

b. Eduard Friedrich Mörike, der berühmte Dichter, geb. 
8. September 1 804. Gattin : Margaretha, Tochter des t 
König]. Bayerischen Oberstlieutenants von Speth. Dieselbe 
lebt nunmehr ▼erwittwot in Mergentheim und istaus dieser 
Ehe eine Tochter Fanny am Leben. 

Dr. Eduard Mörike , Professor , Ehrenmitglied des 
schwäbischen Sängerbundes, Ritter des Friedrichs - Ordens 



Digiti 



izedby G00gk 



— 581 - 

und des Königlich bayrischen Maximilians-Ordens, ist geboren 
zu Ludwigsburg als Sohn des dortigen Oberamtsarztes, 
besuchte nach dem Tode des Vaters das Gymnasium zu 
Stuttgart und trat dann, nach vierjährigem Aufenthalt 
(Herbst 1818 bis Herbst 1822) in dem niedern Seminar 
in Urach, in das theologische Stift zu Tübingen ein. 
1826 im Herbst verliess er das Stift und brachte 8 Jahre 
theils als Pfarrgehilfe, theils in freier Muse mit dich- 
terischen Arbeiten zu. Von letzteren wurde die zweibändige 
Novelle „Maler N ölten" bereits 1832 veröffentlicht. 1834 
kam Mörike auf die Pfarrei Clevnersulzbach , wo in dem 
nahe gelegenen Weinsberg Justinus Kerner als Oberamts- 
arzt lebte, mit dem er in der Folge vielfach verkehrte. 

1838 erschien die erste Ausgabe seiner Gedichte. 1843 
entsagte er dem theologischen Amte, zog 1851 nach 
Stuttgart und erhielt eine ihn wöchentlich nur zu Einer 
Lehrstunde verpflichtende Professur am Katharinenstifte. 
1856 wurde die Novelle „Mozart auf der Reise nach 
Prag" herausgegeben, nach allgemeinem Urthe.il die Perle 
von sämmtlichen Dichtungen Mörike 1 s in ungebundener Rede. 

Mbrike starb hochgefeiert 3. Juni 1875 seines Alters 
im 71. Jahre. 

c. Ludwig, geb. 3. März 1811. Gattin : Franziska, geb. Gräfin 
von Normann-Ehrenfels, Tochter des Oberforstmeisters Gra- 
fen von Normann -Ehrenfels in Grosssachsenheim (lebt in 
München); hat 2 Söhne. 

d. Adolf Mörike. 

e. Clara, geb. 10. Decomber 1816, lebt als Stiftsfrau in dem 
Frauenstift von Carl Mörike in Neuenstadt. 

III. Johanne Amalie, geb. 29. September 1764, vermählt mit 
Ludmg Heinrieh Abel, Oberamtmann zu Münsingen. Aus 
dieser Ehe stammen Gottlieb Ludmg Abel, später Kreis - 



Digiti 



zedby G00gk 



— 582 — 

baurath in Ludwigsburg und Johanne Charlotte Luise, Nichte 
und zweite Gattin des Obertribunal-Präsidenten von Georgii. 

IV. Ludwig Gottlieb Mörike, geb. 30. November 1768 , Ober- 
amts-Arzt in Heidenheim, vermählt mit der Tochter des Raths 
und Spitalpflegers Pistorius in Langenau. Deren Kinder : 

a. Christian Friedrich Mörike, geb. 23. October 1809, Pfarrer 
in Jesingen, O.A. Kirchheim, vermählt mit Mathilde Hart« 
mann 9 Kameral- Verwalters -Tochter in Weingarten. Aus 
dieser Ehe entstammen 4 Söhne (Ludwig August, Oekonom, 
Gustav Adolph, Apotheker, Paul und Otto, Kaufmann) und 
5 Töchter. 

b. Öeinrich Mörike, Amtmann in Buohau. Gattin: Adelheid, 
geb. Mögling. 

c. Luise, Wittwe des Amtspflegers Vischer in Heidenheim. 

d. Louis Mörike, med. Dr. in Aalen. 

e. Charlotte, Wittwe des in Kuchen bei Geislingen verstorbenen 
Pfarrers Cless. 

V. Christian August Mörike, geb. 27. März 1771, General-Kassier 
in Stuttgart, Herzog!. Kriegs-Commissariats-Offizier , stand als 
solcher bei den schwäbischen Kreistruppen in den Feldzügen 
am Rhein 1793 — 1796, vermählt mit Louise Henriette Mörike, 
geb. 1. Juni 1785, Tochter der Bürgermeisters und Apothekers 
Carl Friedrich Wilhelm Mörike in Neuenstadt. Eine f Tochter 
Luise, verheirathet an Pfarrer Karl Heigelin in Neustadt, 
O.A. Waiblingen. 

VI. Gottlieb Johann Mörike, geb. 21. Januar 1774, Ober-Tribunal- 
Prokurator, heirathete nach seines ebenerwähnten Bruders Tod 
dessen Wittwe Louise Henriette. Kinder aus dieser Ehe: 
a. Marie, vermählt mit Freiherr Albert von Hügel, Oberst 
a. D., welcher Ehe 3 Söhne entsprossten. 1) August, 
geb. 1845, den Heldentod gestorben vor Champigny als 



Digiti 



izedby G00gk 



- 583 - 

Oberlieutenant im 2. Württembergischen Jägerbataillon 
30. November 1870. Seine Grabschrift lautet: »Dulce et 
decorum est pro patria mori.« 2) Hermann, geb. 1848, 
Beamter bei der Königlich Württembergischen Hofbank. 
3) Otto, geb. 1853, Premierlioutenant und Adjutant, 
b. Theodor Mörike, t Bau-Inspektor, vermählt mit Ottilie, 
geb. Werner, Pfarrers Tochter. Aus dieser Ehe 1 Sohn 
und 2 Töchter. 

VII. Heinrich Georg Philipp Mörike, geb. 31. Januar 1781, Zoll- 
kontroleur. 

Dessen Kinder: 

a. Heinrich Mörike, Apotheker in Forchtenberg , geb. 25. 
April 1819, vermählt mit Emilie, geb. Kaufmann, hat 
1 Sohn und 2 Töchter. 

b. Carl Mörike, geb. 10. Februar 1822, Missionar in Ost- 
indien, vermählt mit Luise, geb. Bnrk. 

c. Eberhard Ludwig Mörike, geb. 22. Mai 1823, Pfarrer zu 
Neckarrems, vermählt mit Luise, geb. Hofacker, geb. 2. 
März 1836. 

d. Gustav Mörike, geb. 4. Juli 1828, Pfarrer in Deckenpfronn, 
vermählt mit Marie Dettinger (1 Sohn und 3 Töchter). 

e. Caroline Marie, vermählt mit Adolph Nee ff > Kaufmann in 
Stuttgart (hat 2 Töchter). 

B. Carl Friedrich Wilhelm Mörike, geb. 24. December 1743, 
Apotheker und Bürgermeister in Neuenstadt, f 16. Mai 1813. 
Gattin: Elisabeth Rosine von Schwachheim, Tochter des 
Franziscus Daniel von Schwachheim, Churfürstlich Bayerischen 
Hofraths in Schinznach, t 13. September 1808. 

Deren Kinder: 

1) Friedrich Carl Mörike, Dr. phil., Königlich Württember- 
gischer Hofrath, geb. 11. December 1770, t 25. Februar 
1859 zu Stuttgart. Gattin: Franzisca, Tochter des Ober- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 584 - 

amtmanns Frey zu Markgröningen, geb. 21. Juni 1787, t 
18. Januar 1863. Kinder: 

a. Carl Abraham Mörike, med. Dr., geb. 3. Februar 1806, 
t 1. Juni 1874. Gattin: Marie Johanne, Tochter 
des 1856 verstorbenen Bau- und Garten-Direktors Ernst 
v. Seyffer und der Caroline, geb. Pislorius. (Dieselbe 
stiftete zum ehrenden Gedächtniss an ihren sei. Gatten 
das Frauenstift in Neuenstadt, wozu sie ausser einer 
grösseren Geldsumme das ganze dortige Mörike 'sehe Besitz- 
tum an Gütern, Häusern und Gärten bestimmte, indem 
sie dieser Stiftung den Namen Frauenstift von Carl Mörike 
beilegte. Ausser sonstigen bedürftigen Frauen aus den 
gebildeten Ständen sind berechtigt unter gewissen Bedin- 
gungen aufgenommen zu werden: die weiblichen Nach- 
kommen des Carl Friedrich Wilhelm Mörike, Apothekers 
und Bürgermeisters in Neuenstadt und des Johann Fried- 
rich Seyffer, Hofrath und Oberamtmann zu Cannstatt.) 

b. Lisette Friedericke, geb. 13. Januar 1808, Wittwe 
des Obersten und Adjutanten des verewigten Königs 
Wilhelm Freiherrn von Batz. Aus dieser Ehe sind 
folgende noch lebende Kinder hervorgegangen: 

ol. Wilhelm Freiherr von Batz, geb. 31. Dec. 1830. 
vermählt 31. December 1869 mit Emily, geb. Mesick, 
geb. 6. April 1836. (Washington). 

ß. Pauline, geb. 3. Januar 1832, vermählt seit 26. Juli 
1855 mit dem Freiherrn Maximilian v. Phull-Ricppar 
auf Obermönsheim ; Wittwo 17. März 1867 (Wohn- 
sitz Obermönsheim). Söhne: 

1) Eduard, Freiherr von Phull-Rieppur, geb. 9. Jan. 
1857 zu Stuttgart, Besitzer (in Gemeinschaft mit 
seinem Bruder) des Rittergutes Obermönsheim. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 585 — 

2) Friedrich, Freiherr van Phull • Rieppur , geb. 
1. Februar 1858 zu Stuttgart. 

7. Friedrich Freiherr van Batz, geb. 22. Febr. 1833, 
Ehrenritter des Johanniter-Ordens, k. k. Rittmeister 
a. D , vermählt seit 5. October 1858 mit Gabriele, 
Tochter des Johann Arioli, Keichsritters ron Mor- 
kowitz, und der Emilie, geb. Freiin von Puthon. 
Aus dieser Ehe sind 5 Töchter entsprossen. 

8. Ainalie Freün von Batz , geb. 1. April 1830 zu 
Stuttgart. 

c Marie, geb. 8. Mai 1815, f 9. December 1846 als 
Gattin des Direktors des Gerichtshofs in Esslingen Carl 
von Schott; hinterliess 4 Kinder. 

d. Pauline, geb. 19. Juli 1819, Gattin des Ferdinand 
von Sachs in Rheinis ; hat 2 Söhne. 

e. Otto, geb. 31. October 1820, t 1869 als Gutsbesitzer 
in Hohenbuch und Abgeordneter des Oberamts Oehringen. 
Gattin : Laura, Tochter des Kentiers Bunten in Trier. 
Otto Mörike hinterliess 10 Kinder. 

f. Thusnelde, geb. 12. August 1822, t 27. Juli 1847, 
als Gattin des Herzoglich Nassauischen Majors August 
von Sachs, hinterliess einen Sohn. 

2) Wilhelmine Magdalena, geb. 2. December 1774, t 1797, 
vermählt mit Oberamtmann Abel in Möckmühl; hinterliess 
eine Tochter, die verwittwete Regierungsräthin von Abel 
in Stuttgart, welche im 82. Lebensjahre im December 1877 
gestorben ist. 

3) Friedrike Luise Catharine, geb. 3. September 1779 , t 
20. December 1850, verheirathet mit Abraham Samuel 
von Renner, K. K. Major, t 4. Juli 1850. Aus dieser 
Ehe lebt ein taubstummer Sohn Albert von Renner, geb. 
1805. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 586 - 

4) Johanna Luise Henriette, geb. 1. Juni 1785, verheirathet 
an 1) General-Kassier Mörike, 2) Prokurator Mörike, t 
1859. 

C. Johann Christian Ludwig Mörike, (Zwilliugsbruder des Carl 
Friedrich Wilhelm, s. oben Seite 583 sub Nro. B.), geb. 
25. December 1743, Pfarrer in Burgstall, vermählt mit der 
Tochter des Schultheissen Schwaderer in Burgstall. 

Derselbe gab im Jahr 1802 ein Werkchen heraus, be- 
titelt »Zum Angedenken Luthers. Ein Vermächtniss für meine 
Kinder«, in welchem er u. a. sagt: 

»Gegenwärtiger Becher, von dem ich nicht sowohl der 
Welt, als vielmehr meiner schäzbaren Familie, einen Abdruck 
in Kupfer mittheile,* erhielt sich seit dem Tode des seel. Luthers, 
dessen Tischbecher er war, in der Familie des grossen und 
würdigen Mannes, als eiue schäzbare Reliquie. Sie wurde 
immer der Antheil des jüngsten männlichen Nach- 
kommens. So kam diess verehrungswürdige Andenken auch 
auf mich, als den jüngsten Sohn in meiner Familie. Der 
erste Erbe desselben aus der Hand des seel. IMhers war 
dessen jüngste Tochter Margaretha, vermählte von Kunheim, 
die den Burkhard Wolters, Bremischen Geh. Rath und Ober- 
amtmann zu Langwedel, zur Ehe hatte, woher der Becher 
zuerst in die Wolters'schz Familie überging, und auf derselben 
bis auf den heutigen Tag ununterbrochen verbliebe, wie das- 
jenige hundertjährige Document, so ich in Händen habe, aus- 
weisst, und auch durch verschiedene Stellen in Bichters Ge- 
nealogia Lutherorum bestätiget wird. Als ich nun meinen 



* Der Becher ist von Silber, hält ' , Mass und im Gewicht 16 Loth, hat oben, 
unten und in der Mitte einen vergoldeten Reif, auf deren letzteren die Worte mit 
Mönchsschrift eingegraben sind: „Offertorium capituli hafnensis. Anno dni 1489. tt Wo 
ihn Luther her hatte, ist unbekannt. Der Becher wurde schon von vielen bewundert, 
auch von Herzog Eberhard Ludwig in das damalige Kunst- oder Raritäten-Cabin et oft 
verlangt, und gegen eine beträchtliche Summe zu kaufen gesucht, von seinen Besitzern 
aber nie hergegeben. 



Digitized by VjOOQIC 



- 587 — 

jüngsten Sohn, den künftigen Erben dieses Fideikommiss, 
der Theologie widmete, so stunden mir aufs neue die grossen 
Verdienste unseres unsterblichen Ahnherrn um die gesammte 
Menschheit und besonders um Verbesserung der Theologie vor 
Augen, und der Gedanke entwickelte sich in mir, dem unver- 
gesslichen Mann ein kleines Denkmal zu errichten. 

Heilig meine Kinder seye euch daher immer diese kost- 
bare Reliquie! Bei manchem eurer künftigen Familienfeste, 
wenn der Becher im vertrauten brüderlichen Kraise herum- 
läuft, und eure Lebensgeister beim Somatischen Mahle sich 
gestärkt fühlen, bleibe immer das erste und letzte Interesse — 
Luther. Seine unvergänglichen Verdienste seyen der Haupt- 
gegenstand eurer Unterredungen. Seine ehrwürdigen Manen 
umschweben euch, wenn ihr vom Angedenken an den Schöpfer 
so vieles Guten für die Menschheit hingerissen, den Bund der 
Freundschaft und Liebe erneuert , worauf gemeinschaftliche Ab- 
stammung von dem edlen Mann verpflichtet. 

Die Beispiele der Tugend, die sich auch bei Vergegenwär- 
tigung der Lebensscenen, worin sich Luther als den selbst- 
ständigen, ganz für die Wahrheit und Tugend gefühlvollen, 
von keinem andern, als dem grossen Interesse, sich für sie 
aufzuopfern, bestimmten Menschenfreund darstellt, diese grossen 
Beispiele müssen euch zu gleichen Entschlüssen beseelen etc. etc. « 

Joh. Christ. Ludwig Mörike hinterliess folgende Kinder : 

1) Caroline Mörike, vermählt mit Fr. von Frost, Hauptmann, 
welcher 1812 im Felde geblieben ist. Hinterliess 1 Tochter. 

2) Christian Mörike, Apotheker in Wimpflfen, vermählt mit 
Luise Speidel, Amtmannstochter aus Assumstadt. Aus 
dieser Ehe leben 2 Söhne: 

a. Emil, Dr. phil., vermählt mit Ida Klemm, Kaufmanns- 
tochter aus Backnang, hat drei Kinder, deren ältestes 
Otto, Premierlieutenant im 3. Württembergischen Infan- 
terie-Regiment ist. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 588 - 

b. Martin, verheirathet mit der Tochter des Stadtpfarrers 
Würth in Winnenden. 

3) Johanne Mörike, vermählt mit Pfarrer Jäger in Ober- 
brüden. Aus dieser Ehe stammen 2 Söhne und 3 Töchter, 
Kanzleirath Jäger in Stuttgart, Pfarrer Jäger in Stuttgart, 
die verwittwete Regierungsrath Heigelin daselbst, Frau Pfarrer 
Ueigelin in Stuttgart, ferner Frau Pfarrer Schmidt, t in 
Jungingen. Deren Sohn Guido, Major a. D., vermählt mit 
der ältesten Tochter des Obertribunalraths v. Heigelin. 

4) Carl Gottlieb Mörike, früherer Diaconus in Marbach, später 
Pfarrer in Hornheim, vermählt mit Wilhelmine, geb. Späth. 

Deren Kinder: 

a. Adelheid Friedrike, vermählt mit Pfarrer Bann. 4 Kinder. 

b. Amalie Florentine , Gattin des Pfarrer Hartmann, 

3 Kinder. 

c. Conradin Mörike, Kaufmann in Australien. 

d. Theodor Mörike, Obertribunal- Registratur in Stuttgart. 

5) Sophie Mörike, Gattin des t Oberamts- Arztes in Leonberg 
Lechler. Aus dieser Ehe stammen Söhne uud Töchter. 



Digiti 



zedby G00gk 



Hohl. 

Benjamin Ferdinand von Mohl, Dr. jür. geb. 4. Januar 1766 
zu Stuttgart. Sein Vater war Carl Gottlob von Mohl, geb. zu Adel- 
berg 1727, t 1802 als Geh. Hofrath zu Stuttgart; die Mutter, verm. 
27. Mai 1755, Christiana Beata, Tochter des Landschaftsconsulenten 
Johann Jacob Moser; der Grossvater Johann Jacob Mohl, geb. zu 
Maulbronn 1687, Klosterverwalter in Adelberg, t 1738; die Gross- 
mutter, verm. 24. Oct. 1719, Justina Charlotte, Tochter des Vogts 
und Expeditionsraths Georg Michael Martini;* der Urgrossvater Lud- 
wig Jacob Mohl. geb. zu Tübingen 1642, geistlicher Verwalter zu 
Vaihingen 1675, SchlossVerwalter inWinnenden 1688, Ftlrstl. Rath 
1692, Vogt in Murrhardt 1698, StiftsVerwalter in Backnang 1705, 
Klosterverwalter in Adelberg 1705, f 1708; die ürgrossmutter, ver- 
mählt 18. Nov. 1684, Johanna Agathe, Tochter des Geistl. Ver- 
walters in Leonberg Johann Wilhelm Endris; der ürurgrossvater 
Johann Ludwig Mohl, J. U. Lt., geb. zu Balingen 1612, Vogt in 
Backnang, f zu Hall 1676 als Raths-Advocat ; die Ururgrossmutter 
Anna Margaretha, geb. Dörner ; der Urur-Urgrossvater Jacob Mohl, 
geb. zu Neuffen um 1576, Fürstl. Rath, Vogt zu Balingen, dann in 
Lustnau und Tübingen ; derselbe soll noch Verwandte in Dole in Bur- 
gund, woselbst er studirte, getroffen haben, t 1643; der Vater des 
Letztgenannten war Jacob Mohl, Bürgermeister in Neuffen, welcher den 
alten, der Familie ^vom Haus Oesterreich verliehenen Wappenbrief 

* Sein Vater wir Joachim Martini, Prälat in Lorch, der Orossvater Samuel 
Mariini, Stadtpfarrer in Brackenheim, der Urgrossvater Simon Martini, Pfarrer in Mühi- 
hansen 1686. 



Digiti 



zedby G00gk 



~ 590 — 

von Kaiser Rudolph IL d. d. 16. Juli 1608 erneut erhielt; (eine 
archivalisch beglaubigte Copie desselben befindet sich in der Hand 
Sr. Exe. des Herrn Geh. Raths v. Mohl); der Grossvater endlich 
Johannes Mohl, Exulant, (Geburts- und Todesjahr unbekannt), ward 
der Religion wegen aus Oesterreich (Wien), wohin seine Vorfahren aus 
Burgund mit Kaiser Karl V. gezogen waren, vertrieben und zog nach 
Württemberg. 

Benjamin Ferdinand, ein Zögling der hohen Karlsakademie, 
erhielt bei den feierlichen Prüfungen wiederholt Preise und 1785 
wurde seine Brust mit dem Orden geschmückt, mit welchem Herzog 
Karl die begabtesten und eifrigsten Zöglinge seiner Lieblingsanstalt zu 
beloben liebte. 1787 doctorirte er und wurde in der Folge ausser- 
ordentlicher Professor der Rechte an der Karlsakademie in Stuttgart, 
1788 Ober-Regierungsrath, später Kreisdirectorial-Gesandter daselbst, 
Staatsrath, Regierungs-Präsident in Ellwangen, zuletzt Oberconsistorial- 
Präsident in Stuttgart, lebenslängliches Mitglied der württemb. Kammer 
der Standesherren, Grosskreuz des Württembergischen Kron-Ordens, 
starb 6. August 1845, im 80. Jahre seines rastlosen Lebens mit 
Hinterlassung vieler Schriften. 

Gattin: seit 8. Juli 1798 Louisa Friederica, Tochter des 
Geheimenraths Jacob Friederich Autenrieth, und Schwester des Kanz- 
lers von Autenrieth, eine treffliche Frau von den seltensten, allgemein 
anerkannten Vorzügen des Geistes und des Herzens, welche ihre 
Bekannten mit Recht mit der berühmten Frau von Statl zu ver- 
gleichen pflegten, von ebenso vollendeter Gutmüthigkeit als ausgezeich- 
netem Verstände und Witz, eine unermüdliche, vortreffliche Hausfrau, 
das Idol ihrer Kinder. Sie starb 7. November 1843. Von 8 Kin- 
dern starbeu 4 vor dem Vater, die übrigen sind: 

I- Robert von Mohl, Dr., Grosskreuz, Commenthur &c, geb. 
Stuttgart 27. August 1799, machte von 1817—1821 seine Studien 
in Tübingen und Heidelberg, wurde Professor der fechte zu Tübingen, 
hierauf Professor der Staatswissenschaften und 1836 Oberbibliothekar 
in Tübingen, Wegen eines politischen Zerwürfnisses mit der württem- 



Digiti 



izedby G00gk 



— 591 - 

bergischen Regierung, in Folge dessen er als Kegierungsrath nach 
Ulm versetzt werden sollte, trat er aus dem Staatsdienst 1845, wurde 
dagegen zum Abgeordneten der IL Kammer gewählt; 1847 folgte 
er einem Rufe als Professor der Rechte nach Heidelberg, 1848 finden 
wir ihn als Mitglied des Vorparlaments in Frankfurt und dann der 
Nationalversammlung. Als 1848 Hekscher aus dem Reichsministerium 
ausgetreten war, übernahm Mohl 25. September das Portefeuille der 
Justiz, trat aber, als der Reichsverweser die Vorschläge des Ministe- 
riums zur Durchführung der Reichsverfassung verwarf, am 17. Mai 
1849 mit allen seinen Amtsgenossen zurück. 

Auf seinen Lehrstuhl nach Heidelberg zurückgekehrt wurde er 
1857 von der dortigen Universität zum Mitglied der ersten badischen 
Kammer erwählt. 

von Mohl wurde später von dem Grossherzog von Baden zum 
wirklichen Geh. Rath ernannt und als solcher 10. Aug. 1871 in 
den grossherzoglich badischen erblichen Adelsstand erhoben. 

Er -starb, nachdem er noch seit 1861 den Grossherzoglich 
Badischen Gesandtschaftsposten am Bundestage, dann am Königlich 
Bayerischen Hofe bekleidet, sowie als Reichstags-Mitglied gewirkt 
hatte, den 5. December 1875 zu Berlin, mit Hinterlassung einer 
Reihe sehr bedeutender Schriften. Sohn: 

Ottmar von Mohl, Dr. jur., K. Preuss. Kammerjnnker, Ca- 
binets-Secretär J. M. der Kaiserin von Deutschland. 

Gattin: seit 1878 Gräfin Wanda von der Groben. 

IL Julius von Mohl, geb. 25. October 1800 in Stuttgart, f 
4. Januar 1876, vermählt seit 1847 mit Miss Mary Clarke. «Der- 
selbe widmete sich zu Tübingen dem Studium der Theologie, ging 
nach England, wo er mit einem der bedeutendsten Orientalisten, dem 
General Briggs, bekannt wurde. 1823 wandte er sich nach Paris, 
wurde aus einem eifrigen Schüler Bemusafs binnen Kurzem dessen 
Freund, und genoss mit Vorliebe Silvestre de Sacys Unterricht. 
1826 wurde er Professor extraord. der orientalischen Literatur in 
Tübingen, von welcher Stelle er 1834 seine Entlassung nahm. Seit 



Digiti 



zedby G00gk 



— 592 — 

dieser Zeit hielt er sich in Paris auf und wurde dort 1847 Pro- 
fessor der orientalischen Sprachen. Seit 1838 war er Ritter und seit 
1868 Commenthur des Württetnbergischen Kron-Ordens, im Jahre 
1845 wurde er Kitter der französischen Ehrenlegion. Mohl gab 
nach der lateinischen Auslegung des P. Lacharme des Confhcius 
»Chi-king« oder »Liederbuch« (1830) und nach der Erklärung des 
P. Regis und anderer Väter der Gesellschaft Jesu das »Y-king von 
Confucius, das älteste Buch der Chinesen« (1835 und 39) heraus. 
Nach Veröffentlichung dieser Werke wandte sich Mohl von dem 
Chinesischen zum Persischen. Man begann damals, das rein ästhe- 
tische Studium der orientalischen Dichter und Schriftsteller zu ver- 
lassen und sich mehr mit den religionsgeschichtlichen, linguistischen 
und ethnologischen Seiten derselben zu beschäftigen. Auch Mohl 
betrat diesen Weg, indem er zu Paris die Fragmente des Zoroaster 
im persischen Texte herausgab. Später beschäftigte er sich mit der 
Erklärung des berühmten Gedichtes von Abul-Kamsi-Firdusi, betitelt 
»Schah-Nameh«, »das Königsbuch«, in welchem eine Fülle der ältesten 
persischen Ueberlieferungen aufbewahrt ist. Trotz der grossen Schwie- 
rigkeit, welche dieser veraltete Text darbot, verfolgte er doch mit 
Eifer dessen Uebersetzung, welche denn auch mit dem nach den 
Manuscripten revidirten Texte in der grossartigen orientalischen Samm- 
lung der kaiserlichen Druckerei (Paris, 1838—55) erschien. Nachdem 
sich Mohl nun definitiv für einen bleibenden Aufenthalt in Frankreich 
entschieden hatte, wurde er nach seiner dortigen Naturalisation an 
Stelle Burnoufs des Aelteren im Jahre 18 44 zum Mitgliede der Akademie 
der Inschriften und schönen Wissenschaften erwählt. Seine Einführung 
fand im April 1845 statt. Als Amadeas Jaubert gestorben war, 
wurde ihm der bis dahin von diesem eingenommene Lehrstuhl des 
Persischen am College de France übertragen. Ebenso trat er 1852 
an die Stelle Eugen Burnoufs als Inspektor des orientalischen 
Druckes an der kaiserlichen Druckerei und überwachte mit nicht 
minder sorgfältigem Eifer als sein Vorgänger die Anfertigung der 
neuen Stempel und Patrizen, mit denen sich dieses Etablissement von 



Digiti 



zedby G00gk 



— 593 — 

Tag zu Tag bereicherte. Auch folgte er Burnouf in der Eigenschaft 
eines Sekretärs der asiatischen Gesellschaft, welches Amt er bis zu 
dieser Zeit schon unterstützungsweise bekleidet hatte. Damals war 
es, wo er den glücklichen Plan fasste, jährlich in der öffentlichen 
Sitzung dieser Gesellschaft ' einen üeberblick über die Fortschritte der 
orientalischen Studien zu geben, eine Idee, durch welche jene vor- 
züglichen Berichte entstanden, die von einer ausgedehnten und gründ- 
lichen Kenntniss aller Bewegungen auf diesem Gebiete zeugten und 
viel dazu beitrugen, diese Wissenschaften volkstümlicher zu machen. 
Wohl selten hat ein Gelehrter grössere wissenschaftliche Regsamkeit 
entwickelt. Seine mit Sicherheit aufgestellten Angaben setzten Botta 
nach dessen eigenen Aussagen in den Stand, den Platz einer der 
Hauptstädte des babylonischen Reichs wieder aufzufinden. Den Be- 
mühungen von MohVs ist es ferner besonders zu danken, dass die 
französische Expedition nach Mesopotamien ausgeführt wurde. Seine 
Liebe zur Wissenschaft, nicht minder seine vorzügliche Kenntniss 
aller gleichzeitig in Deutschland, Frankreich und England angestellten 
Forschungen und das hohe Ansehen, dessen er sich in diesen 3 
Ländern erfreute, machten es ihm möglich, stets mit einer seltenen 
Klarheit und Uebersichtlichkeit die Bestrebungen und Ideen alier Ge- 
lehrten des heutigen Europa gleich massig zu überblicken und zusammen- 
zufassen. « 

Ernst Renan widmete Mohl im Journal des Debats folgenden 
Nachruf: 

»Das Institut und das College von Frankreich hat einen der 
empfindlichsten Verluste erlitten. Mohl ist gestern früh verschieden 
nach einer langen Krankheit, welche seit einigen Tagen seinen Freunden 
keine Hoffnung übrig Hess. Seit dem Tode von Sylvester de Sacy 
und Eugen Burnouf stand Mohl bei uns gewissermassen an der 
Spitze der orientalischen Studien und entledigte sich dieser Aufgabe 
mit einer Hingabe, Arbeitskraft und Einsicht, welche nicht genug 
gelobt werden können. Mohl liebte die . Wissenschaft mit der Liebe 
des selbstlosen Forschers und opferte sich ganz für sie auf. Er war 

o. Georgii-Georgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 38 



Digiti 



zedby G00gk 



— 594 — 

die Seele der Asiatischen Gesellschaft, von welcher fast alle ernst- 
lichen Arbeiten über den Orient in Frankreich ausgehen ; ihm haupt- 
sächlich verdankt sie den hohen Bang, welchen sie in der Wissen- 
schaft Europa's einnimmt. Freund des Wahren und Tüchtigen in 
jeder Beziehung war Mohl allem eitlen Wesen, der Sucht zu glänzen, 
dem leichten Erfolge abhold,' den man oft bei dem Publikum findet, 
wenn man seinem oberflächlichen Geschmack schmeichelt. Die Ver- 
mehrung unserer Kenntnisse über einige der wichtigsten Kapitel der 
Menschheitsgeschichte war sein Lebenszweck. Und er hat ihn er- 
reicht. Die von ihm ausgehende Anregung war ebenso fruchtbar als 
lichtvoll. Seine altpersischen Forschungen, seine Uebersetzuug des 
schönen Epos, welches über das alte Iran, über die arische Geschichte 
überhaupt ein so helles Licht verbreitet, sind hochverdienstsame 
Werke. Die Sammlung der inhaltsreichen Berichte, welche er all- 
jährlich der Asiatischen Gesellschaft über den Fortgang ihrer Arbeiten 
erstattete, wird stets als eine vollständige Geschichte der orientalischen 
Studien im zweiten Drittel unseres Jahrhunderts gelten. Sein Ein- 
fluss im Institut war sehr gross. Vermöge seines sichern und scharfen 
Geistes, seiner Erfahrung und seiner administrativen Kenntnisse war 
er das Orakel, auf welches in schwierigen Fragen Alles hörte. Ein 
ausgezeichneter Mann von Herz bewahrte er für die theuersten Freunde 
seiues Lebens Fattriel, Fresnel, Burnouf, Ampere jene liebevoll 
thätige Freuudschaft, welche für uns vergängliche Menschen so nöthig 
ist. Das Band, welches uns an diesen hervorragenden Mann knüpfte, 
der auch über unsere Niederlagen und Unglücksfalle hinaus die besten 
, Ueberlieferungen einer geist- und gemüthvollen Zeit, die jetzt nur 
noch eine Erinnerung ist, aufrecht zu erhalten, verstand, diese Ver- 
bindung mit Julius Mohl Hess uns Alle das Leben erst lebenswerth 
erscheinen, und reizte uns, Gutes zu wirken. Mit ihm steigt ein 
bestes Theil unserer gebildeten Gesellschaft ins Grab.« 

III. Moriz Mohl, Dr. phil., geb. 9. Febr. 1802 in Stuttgart, 
studirte Staatswis8enschafb in Tübingen, schrieb daselbst eine gekrönte 
Preisschrift über die Mittel zur Beförderung der Gewerbe in Würt- 



Digitized by VjOOQIC 



— 595 - 

temberg, besuchte die land wirtschaftliche Anstalt in Hohenheim, 
wurde in der Folge Beferendär im Württembergischen Finanzministerium, 
Assessor bei der württembergischen Oberzollverwaltung, Assessor der 
Finanz-Kammer in Reutlingen 1831. Hierauf bereiste er während 
5 Jahren Frankreich, von wo zurückgekehrt er 1841 zum Obersteuer- 
rath in Stuttgart ernannt wurde, von welcher Stelle er 1848 zurück- 
trat. 1848 gehörte er dem Frankfurter Vorparlamente als gemäs- 
sigtes Mitglied der Linken an und bekleidete nun die Stelle eines Ab- 
geordneten bei der württemb. II. Kammer und beim Reichstag. In der 
Kammer der Abgeordneten ist Moriz Mohl ungeachtet seines hohen 
Alters heute noch eines der thätigsten Mitglieder. 

IV. Hugo von Mohl, geb. 8. April 1805, Commenthur, Ritter &c., 
berühmter Professor der Botanik in Bern, später in Tübingen, wo- 
selbst er auch Dir^ctor des botanischen Gartens war. Er starb, viele 
hervorragende Schriften hinterlassend, 1. April 1872. 

V. Eduard, geb. 8. Mai 1818, t 6. Januar 1845. 
Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Carl Friedrich Mohl, geb. Stuttgart 8. Mai 1756, Stadtpfarrer 
und Consistorialrath in Dinkelsbühl 1801, Königlich Bayer. Geistl. 
Rath und Decan daselbst, t 1831. Gattin: seit 31. Mai 1784 
Maria Christiana, Tochter des Pfarrers Johann Busch in Dinkelsbühl, 
welcher Ehe 4 Töchter entsprossten. — 

Rudolph Ferdinand von Mohl, geb. 3. Oct. 1803., Sohn des 1773 
geb. und 19. August 1856 f Gerichtsnotars in Herrenberg Christian 
Ferdinand Mohl, Enkel des 1777 f Ferdinand Ludwig, Pfarrers in 
Hegnach, und Urenkel des Eingangs erwähnten, 1738 t Klosterverwal- 
ters Johann Jacob Mohl, studirte die Rechte auf der Universität Tübingen 
1821—25; wurde darauf provisorischer Secretär beim Königl. Justiz- 
ministerium 18. April 1827, Wirkl. Justiz-Mraisterial-Secretär 17. 
Mai 1829, Ober-Justiz- Assessor und Kanzlei- Vorstand bei dem Gerichts- 
hofe in Tübingen 5. September 1831, Geh. Secretär bei dem Geheimen 
Rathe mit Fortführung des Titels eines Oberjustiz-Assessors 27. Jan. 
1834, erhielt Titel und Rang eines Ober-Justizraths 20. November 



Digiti 



zedby G00gk 



- 596 — 

1836, Assessor bei dem K. Obertribunal 12. Jan. 1837, vortragender 
Assessor bei dem K. Justizministerium 27. Dec. 1838, Kanzleidirector 
des Justiz-Ministeriums, zugleich Mitglied des Strafanstalten-Collegiums 
4. April 1839, Kanzlei-Di rector des K. Geh. Kaths 25. Febr. 1840, 
Ritter des Kronen-Ordens 11. September 1840. Wirklicher Staatsrath 
und ordentliches Mitglied des Geh. Raths 23. Septbr. 1847, Commen- 
thur des Kron-Ordens 1850, Ritter (Grosskreuz) des Friedrichs-Ordens 
1853, 26. März 1856 nach der neuen Organisation des Friedrichs-Ordens 
Grosskreuz dieses Ordens, Grosskreuz des Päpsti. Pius-Ordens 1857; 
Wirkt. Geh. Rath 31. Decbr. 1861, landesherrliches Mitglied der 
evangelischen Landes-Synode für 1869/73 seit 2. Febr. 1869, dess- 
gleichen für den Zeitraum 1874/78, Präsident des mit 1. October 
1877 ins Leben getretenen Verwaltungs-Gerichtshofs, zugleich Ehren- 
mitglied des Geh. Raths nach K. Decret vom 24. August 1877. 

Gattin: seit 24. Nov. 1829 Louise, Tochter des 1862 f Ge- 
richtsnotars Laiblin in Nagold. 

Kinder: 1) Pauline Mathilde Louise, geb. 6. Sept. 1834, 
2) Rudolph Carl Friedrich Wilhelm Ferdinand, geb. 11. August 
1830, Particulier in Stuttgart, vermählt seit 18. August 1860 
mit Wilhelmine, geb. Souchay von Lübeck. 3) Paul Emil, geb. 

10. Juni 1832, K. K. Oesterr. Hauptmann in, der Armee, zu Stutt- 
gart, verm. seit 14. Nov. 1867 mit Emma, geb. Lachenmayer. Kinder: 

Ernst Friedrich Moni, Bruder des vorerwähnten Gerichtsnotars, 
geb. 16. August 1767, Pfarrer in Schopfloch, dann in Feldstetten. f 

11. Juni 1839. — 

Wilhelm Ludwig Mohl, geb. zu Maulbronn 1685, Sohn des be- 
reits erwähnten Kloster- Verwalters in Adelberg Ludwig Jacob Mohl, 
Diaconus in Wildbad 1710, von 1716 an Pfarrer in Beinstein, 
f 1743. Gattin: Barbara Justina, Tochter des Specials in Waiblingen 
Johann Friedrich Hirschmann. Söhne: 
I. Ludwig Friedrich Mohl, geb. 1716, Pfarrer in Wangen, O.A. 
Göppingen, f 1767. Dessen Sohn: 

Johann Wilhelm, geb. 1751, Pfarrer in Weissach, O.A. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 597 — 

Vaihingen, verm. mit Friederike Christiana, Tochter des Pro- 
fessors Kap ff in Denkendorf. Söhne: 1) Wilhelm Friedrich 
Ludwig, geb. 10. Mai 1787, Kaufmann in Calw, verm. I. mit 
Philippine, geb. Schill; Tl. seit 1823 mit Elisabeth, geb. Lutz, 
welcher Ehe neben 1 Tochter 2 Söhne : Wilhelm und Eduard 
entsprosston ; 2) Carl August Ferdinand, geb. 16. September 
1791, ßechtsconsulent ; 3) Gottlieb Heinrich Ludwig, geb. 
5. August 1793, Controleur bei der Staatshauptkasse in Stutt- 
gart. Der zuletzt Genannte war 2 Mal vermählt und stammt 
aus der letzten Ehe 1 Sohn Namens Louis, geb. 5. September 
1830, Kaufmann in Russland; 4) Christian Friederich, geb. 
22. October 1795, Umgelds-Commissär, verm. 1820 mit 
Friederike Christiane, geborene Luz, welcher Ehe neben 
1 Tochter 1 Sohn Namens Friedrich entsprosste. 
II. tfottlieb Jacob, geb. Beinstein 1725, Kaufmann und Raths- 
verwandter 1756, Stammvater der Mohl in Wildberg, verm. 1748 
mit Marie Barbara, geb. Schultheiss, t 1812. (11 Kinder). 
III- Wilhelm Heinrich, geb. 1723, Rentkammer-Buchhalter, t 1794, 
verm. 1763 mit Benedicta Louisa, Tochter des # Hofkammer- u. 
Commercienraths Conrad Spring. Sohn : Wilhelm Ludwig Mohl, 
geb. 1764, Kaufmann in Stuttgart, t 1830, Vater des Kauf- 
manns Eduard Mohl in Stuttgart. — 

Carl Friedrich, Sohn des Eingangs erwähnten Carl Gottlob 
Geh. Hofratbs von Mohl, geb. 8. Mai 1756, Bruder des t Obercon- 
8istorial-Präsidenten, Stadtpfarrer in Dinkelsbühl, verm. mit einer 
Tochter des Stadtpfarrors Buoch daselbst. — 

Carl August Mohl, Bruder des Vorigen, Kaufmann in Hamburg. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Mohl: Benj. Ferd., Gel. O.Rath 69. — Carl Gottlob, Exped.Bath 147; Kirch - 
Cast. Verwaltter 149. — Harn Lttdw., Vogt 371. — Joe., Cl.Pfleger 260; Gaistl. Verwaltter 
403; Vogt 258, 376, 675 — Joh., Stattschreiber 525. - Joh. Jac, Vogt 239. — Joh. Ludw., 
StiftaVerwaltter 372. — Ludw. Jac, Cl. Verwaltter 316; Gaistl. Verwaltter 598, 617; Vogt 
239, 328. — Wilh. Heinr., Rechen banckhsRath 121. 



Digiti 



zedby G00gk 



Moser. 



Soweit die glaubwürdigen Nachrichten zurückgehen, findet 
man die Moser'schen Stammväter in dem Hausamte der Marstaller 
und zwar am Gräfl. Württemb. Hofe, zu einer Zeit, da an demselben 
ein Hofmarschall noch nicht vorkommt. Marstaller ist (nach v. Fürth 
die Ministerialen S. 201) gleichbedeutend mit Marschall sowohl, als 
Stallmeister. Aus Marschallus entstand ,, Marschall er" und diesem 
entsprach „Marstaller." Des Deutschen Kaisers comes stabuli ward 
im Jahr 1316 als „Marstallmeister" und 1386 als „imperialis aule 
Marestallus" bezeichnet. Die ehemalige Bedeutung dieses Hausamtes 
z. B. in Norwegen hat Dahlmanris Geschichte von Dänemark II. 
123. 125. 133. 363 dargethan. 

Balthasar Moser, genannt Marstaller, Graf Ulrichs zu Würt- 
temberg des Vielgeliebten Stallmeister (divi Ulrici Wirtembergici 
prineipis equorum stabulique praefectus, equisque quondam in bello 
feliciter gesto administer) &c. (belli et pacis artibus instruetus) 
Kriegs-Rath, lebte um die Mitte des XV. Jahrhunderts, und starb 
1497. Kinder: 

1. Margaretha, Closterfrau zu Kirchheim unter Teck. 
II. Elisabeth, Closterfrau zu Mayhingen bei Nördlingen. 
III. Magdalena, Closterfrau zu Urach auf d*r Alb. 
IV. Anna, Priorin des Klosters Weiler bei Esslingen, t 1547. 
V. Balthasar, geb. 1487, 15. Juni, des Herzogs Ulrich von 
Württemberg Kammerrath, führte als der Erste ausschliesslich 
den Namen Moser und starb 28. Juli 1552. Söhne: 

1. Valentin, geb. 6. December 1520, Syndicus zu Pforzheim, 
nachher iger Vogt von Herrenberg, t 2. Mai 1576 mit Hinter- 
lassung von 11 Kindern. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 599 — 

2. Balthasar V., (Moser von Filseck) Herzoglich Wörttember- 
gischer Kammerrath, geb. 4. Mai 1525, t 4. Mai 1573, hinter- 
liess 15 Kinder. 

Beide Brüder wurden von Kaiser Maximilian IL durch folgendes 
Decret d. d. Wien 4. März 1573 in den Reichs- Adelsstand erhoben : 

„Wir Maximilian der Ander von GOttes Genaden Erwehlter Rö- 
mischer Kay8er, zu allen Zeiten Merer des Reichs Inn Germanien, zu 
Hungern, Behaim, Dalmatien, Croatien unnd Sclauonien etc. Khünig, 
Erz-Herzog zu Oesterreich, Hörzog zu Burguudi, zu Brabant, zu Steyr, 
Kärndten, zu Crayn, zu Lüzemburg, zu Wirttemberg, Obern unnd Nidern 
Schlesien, Fürst zu Schwaben, Margraue dess Hailigen Römischen Reichs, 
zu Burgaw, zu Märhen, Ober- und Nider Lausniz, Gefürster Graue zu 
Habsspurg, zu Tyrol, zu Pfierdt, zu Kyburg unnd zu GÖrz etc. Land- 
graue Im Elsäss, Herr auf der Windischen March, zu Porttenaw, unnd 
zu Salins etc. Bekennen öffentlich mit diesem Brieue, unnd thuen kundt 
aller menigklich. Wiewol Wir aus Römischer Kayserlicher Hohe unnd 
Würdigkaitt, darein Unss der allmechtig nach seinem Göttlichen Willen 
gesezt und verordnet hatt, auch angebornner güette und mildigkait 
allezeytt genaigt sind, aller unnd Jedlioher Unnserer unnd des Hailigen 
Reichs, auch Unnserer Khünigreicb, Erblichen Fürstenthum unnd Lande 
unnderthonen und getrewen, Eher, Nuz, Aufnemmen unnd bestes zu be- 
fördern unnd zu betrachten. Auch den Stand unnd Grad des Adels, 
der dann ye zu Zeytten, durch Absterben der Menschen, unnd In anndere 
Weeg zu Abfahl unnd Minderung gedeyhet, widerumb zu erheben, zu 
erstatten, unnd zu Mähren, so würdet doch Unnser Kaiserlich gemüet 
vil mehr bewegt, denen Unnser Gnad unnd Senfftmüetigkait mitzuthailen, 
auch Ir§n Namen unnd Stammen Inn noch Höhere Ehr unnd Würden 
zu sezen, deren Voreltern unnd Sy, Inn altem, Erbarm, redlichen Standt 
Herkommen, Unnd sich gegen Unnss dem Hailigen Reich unnd Unnser m 
loblichen Hauss Oesterreich mit stäter, getrewer, bestendiger Dienstbar- 
keit, für anndere, redlich unnd guetwillig haltten und erzaigen, Inn 
sonderer Bedenckhung, dass des Hailigen Reichs Ehr dardurch gemehret, 
unnd der Adel, dess sie sich also empfenglich machen, ye lenger ye 
mehr erhebt und ausgeprait würdet. Wann Wir nun gütlich angesehen, 
wargenommen unnd betrachtet die sondere Erbarkeit, fürtreffliche Ge- 
schickhait, gutte Sitten, Tugend, unnd Vernonfft, damit der Ersam gelert 
unnd Unnsere unnd des Reichs liebe getrewen, Balthassar derselbigen 
Zeitten des Hochgebornen Ludwigen Hörtzogen zu Wiertemberg unnd 
Teckh, Grauen zu Mümppelgart, Unsers lieben Vettern unnd Fürstens 
Cammer-Rath unnd Valentin Moser Geprüeder vor Unnss berüembt werden, 
Auch die getrewen gehorsamen unnd guetwüligen Diennst, so Ire Vor- 
eltern Und Sy , weiland Unnsern Vorfahren am Reich Römischen Kaysern 
unnd Künigen, auch Unns und dem Hailigen Reich zu Kriegs- und 
Fridens-Zeitten ganz geflissen unnd unuertrossentlich erzeigt unnd be- 
wisen haben, und solches hinfüro gegen Unnss, dem Hailigen Reich, 
unnd Unnserm löblichem Hauss Oesterreich nitt weniger zu thuen sich 



Digiti 



zedby G00gk 



— 600 - 

aller Underthenigst erbieten, auoh wol thuen mögen unnd sollen, Unnd 
darneben, auch damit anndere zue dergleichen Ehrlichen Diennsten unnd 
Woluerhalten, gegen Unna und dem hailigen Reich, dsto mehr geraiztt 
und bewegt werden, so haben Wir demnach mit wolbedachtem muett, 
guettem rath und rechter wissen bemelten Balthassarn und Valentin 
Mosernn geprüedern dise besondere gnad gethan und Freyhaitt gegeben, 
unnd Sy mit allen und yeden Ihren Ehelichen Leibes-Erben Mann unnd 
Frawen Personen für und für Inn Ewige Zeit, Inn den Stand unnd Grad 
des Adels, Unnserer und dess Hailigen Reichs, auch Unserer Künigreich, 
Erblichen Fürstenthumb unnd Lande, recht Edelgeporen Rittermässigen 
Lehen und torniersgenoss Leuten erhebt, darzu gewürdigt, geschöpfft, 
geadelt, unnd Sy der Schar Gesellschafft und Gemeinschafft des Adels 
zugefüegt. zugesellet unnd vergleichet, aller maassen und gestalt, alls ob 
Sy von Ihren Vier Ahnen, Vatter, Muetter unnd Geschlechten. Baider- 
seits, recht Edel geporen Rittermessig Lehen und torniersgenoss Leute 
werenn, Wir haben auch noch weitter obgedachten Mosern geprüedern 
unnd allen Iren Ehelichen Leibserben und derselhen Erbens Erben dise 
besondere Gnad und Freyhaitt gegeben, Allso dass Sy sich nun hinfüro 
zu Ewigen Zeitten von Iren Syz und Schlössern, Filseck und Weil er- 
be rg, Inn allen Iren Brieuen, Schrifften, Sachen und Handlungen Inner 
unnd ausserhalb Gerichts, gegen Jedermänniglich wass würden, wesens 
oder Standts die Reyen, schreyben unnd Nennen mögen, Ihnen auch solcher 
titel von meniglich zugeschriben unnd gegebenn werden solle, Unnd zue 
noch mehrer gezeugnuss und gedechtnuss solcher Unserer Gnaden, Er- 
hebung Inn den Standt und Grad des Adelss obgedachten Mosern Ge- 
prüedern Ir alt Wappen unnd Clainot, So mit namen Ist, ein Roth oder 
Rubinfarber Schilt, darinnen gleich für sich auffrechts gegen dem vor- 
dem Obern Eckh zum Sprung geschickt entstehend, ein weisser oder 
Silberfarber Stainbockh, mit aussschlagender Zungen, Auff dem Schult 
ein Stechhelm, zu bederseitten mitt roter und weisser Helmdeckhenn 
unnd von denselben Farbenn ainen gewundnen Pausen, geziertf darauss 
abermals für sich auffrechts erscheinend ein vorder thail eines weissen 
Steinpockhs, aller massen gestalt, wie unnden Im Schilt, genediglich 
Confirmirtt, Ernewert unnd bestattet, Auch nachuolgender weiss geziert 
und gepessert, Nemlichen den Stechhelm In einen offnen freyen Adelichen 
torniersshelm verendertt, unnd darauff mitt ainer gelben oder Goldfarben 
Cron geziert unnd gepessert, unnd Ihnen, Iren Ehelichen Leib-Erben, 
unnd derselben Erbens Erben, Mann und Frawen Personen, für unnd 
für, Inn Ewige Zeytt (Inmassen die In mitte Diz gegen werttigen Unnsers 
Kay ser liehen Brieffs gemalet, unnd mit Farben aigentlicher ausgestrichen 
seindt,) zu füeren, unnd zue geprauchen gnedigist zugelassen, gegönnet 
unnd erlaubt, thuen unnd geben Ihnen solche Gnad unnd Freyheit, Er- 
heben würdigen unnd sezen Sy allso Inn den Standt unnd Grad des 
Adels, Adlen, gesellen, geleichen, unnd füegen Sy auch zu der Schar 
Gesellschafft unnd Gemainscliafft Unnserer unnd des Hailigen Reichs, 
auch Unserer Khünigreich Erblicher Fürstenthumb unnd Lannde, recht 
Edel geporen Lehen, torniersgenoss und Rittermessigen Edelleuthe, Con- 
firmieren, bestätigen, zieren, bessern unnd gönnen Ihnen die vorge- 
meltten Wappen unnd Clainoth, unnd geben Ihnen die Freyhaitt, sich 
von obbemeltten Iren zwayen Schlössern Filseck h und Weylerberg 



Digitized by 



Google 



— 601 — 

zu schreyben unnd zu nennen, Alles von Römischer Kaiserlicher machtt 
volkommenheit wissentlich unnd In Crafft diz Brieffs; Unnd raainen 
Sezen unnd wollen, das nun fürbasshin die obgenantten Balthassar unnd 
Valentin Moser Gepiüder, Ire Eheliche Leibserben unnd derselben Erbenss 
Erben, Mann und Frawen Personen Ewiglich recht geporen Lehens 
tornierssgenoss unnd Rittermessige Edlleuth sein gehaissen unnd von 
meniglich an allen Orten und Enden, In allen unnd yedlichen Hand- 
lungen, Geschefften, und Sachen, Gaistlichen und weltlichen, allso ge- 
halten, geehret, genent unnd geschriben werden, Auch darzu alle unnd 
yedliche Ehr, würde, Gnad, Vorthail, Rechtt, Gerechtigkaitt, Altt Heer- 
khommen unnd guett gewonheitt, alls mitt Beneficien auff Thuemstifften, 
Hohen und Nidern Ampttern unnd Lehen, Gaistlichen unnd Weltlichen 
zu haben, antzunemmen, zu empfahen, zu haltten unnd zu tragen, Mitt 
anndern Unnsern unnd dess Hailigen Reichs, auch Unnserer Khünigreich 
Erblicher Fürstenthumb und Lande recht geboren Lehenns torniersge- 
noss unnd Rittermessigen Edlleuthen, Inn alle und yedlich tornier zu 
reitten, zu tornieren, mitt Ihnen Lehen unnd alle anndere Gerichtt 
unnd Rechtt zu besizen. Urtayl zu schÖpffen. unnd Rechtt zu sprechen 
Unnd der unnd aller annderer Adelichen Sachen, Handlungen und Ge- 
schefften Inner unnd ausserhalb Gerichts, taylhafftig, würdig, Empfeng- 
lich unnd dartzu taugenlich, Schicklich unnd guet sein, unnd sich dess 
alles, auch obgeschriebner getzierten unnd verpesserten Adelichen Wappen 
und Clainot Inn allen unnd Jedlichen Eherlichen, redlichen, Adelichen 
unnd Ritterlichen Sachen unnd Geschefften, zu Schimpff und Ernst, Inn 
Stürmen, Streitten, Schlachten, Kempffen, Tornieren, Gestechen, Ritter- 
spilen, Gefechten, Veldtzügen, Panieren, Getzelten auffschlagen, Insigelrr, 
Petschafften, Clainoten, Gemehldten, Begrebnussen, unnd sonnst an allen 
Orten unnd Enden, nach Iren Eren, Nothdurfften, willen unnd wolge- 
fallen geprauchen sollen und mügen, zu gleicher weiss, alls anndere 
Unnser unnd dess Reichs auch Unnserer Künigreich Erblichen Fürsten- 
thumb unnd Lande, recht geborn Lehens Tbrniersgenoss unnd Ritter- 
messige Edelleuth solches alles haben, sich dessen geprauchen unnd ge- 
messen, von Rechtt oder gewonheitt von aller meniglich unuerhindert. Und 
gebieten darauffallen unnd yedlichen Churfürsten, Fürsten, Gaistlichen unnd 
Welttlichen, Prelaten, Grauen, Freyen, Herrn, Rittern, Knechten, Lanndss- 
Hauptleutten, Landmarschalchen, Landtvögten, Hauptleutten, Vitzdoraben, 
Vögten, Pflegern, Verwesern, Amtleuten, Schulthaissen, Burgermaistern, 
Richtern, Räthen, Kundigem der Wappen, Ehrenholden, Perseuanten, 
Burgern, Gemeinden, unnd sonst allen anndern, Unnsern, unnd des Reichs, 
darzu Unnserer Künigreich Erblichen Fürstenthumb unnd Lande unnder- 
thonen unnd getrewen, Inn wass würden, Stanndts oder wesens die seind, 
Ernstlich unnd vestiglich mit disem Brieue, unnd wollen, dass Sy die 
vorgenannten Balthassar unnd Valentin Moser Geprüeder unnd Ire Eheliche 
Leibserben unnd derselben Erbens Erben, Mann unnd Frawen Personen, 
für unnd für Inn Ewige Zeitt, als annder Unnser unnd dess Hailigen 
Reichs, dartzu Unnserer Künigreich, Erblichen Fürsten thumben unnd 
Lande, recht geporn Lehens, Torniersgenoss unnd Rittermessige Edlleuth, 
Inn allen und yedlichen Gaistlichen unnd Weltlichen Stenden, Stifften 
unnd Sachen, wie vorsteet, annemmen, Halten, zuelassen würdigen unnd 
Ehren, unnd an den obertzelten Unnsern Kayserlichen Gnaden, Bega- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 602 — 

bungen, Freyheiten, Priuilegien, Ehren, Würden, Vortayln, Rechten, 
Gerecht igkaiten , Gewonhaiten , Gesellschaften, Gemeinschafften unnd Er- 
hebung dess Adels nitt Hindern, noch Irren, Sondern Sy der unnd aller 
obbeschribnen Gnaden, Inn allen und yedlichen Adenlichen Sachen und 
Handlungen, Inner unnd ausserhalb Gerichts, berüebig und on alle 
Irrung geprauchen, gniessen, unnd gentzlkh darpey bleiben lassen, unnd 
darwider nitt thuen, noch dess yemands anndern zu thuen gestatten, 
Inn kain weiss noch weg, alls lieb ainem yeden sey, Unnser und dess 
Reichs schwere ungnad unnd Straff, unnd dar zu ein Feen nemlich 
Fünfftzig Marckh Lötigs Golds zu uermeiden, die ein yeder so offt Er 
Fräuentlich hierwider thette, Unnss Halb Inn Unnser unnd dess Reichs 
Cammer, unnd den andern Halben Tayl obbemelten Mosern Geprüedern 
unnd Iren Ehelichen Leibsserben unnd derselben Erbens Erben unab- 
lesslich zu betzalen Verfallen sein solle, doch anndern, die Villeicht den 
Vorgeschribnen Wappen unnd Cleinoten gleich fürten, an denselben Iren 
Wappen unnd Rechten unuergriffen und unschedlich. Mit urkhundt ditz 
Briefts besigelt mit unnserm Kaiserlichen anhangendem Innsigel. Der 
geben Ist Inn Unnser Statt Wien, den Vierdten Tag dess Monats Marti i, 
Nach Christi, Unnsers Lieben Herrn und Saligmachers gepurte Fünffzehen 
Hundert unnd im Drey unnd Sibentzigsten, Unnserer Reiche dess Rö- 
mischen Im Aylfften, dess H ungarischen Im Zehenden, und dess Behe- 
raischen Im Fünff unnd Zwainzigsten Jaren. 

Maximilian. 

Vice ac nomine Reverendissimi Domini Danie- 



lis Archi-Cancellarii Moguntini 
Vidit Jo. Bapt Weber Dr. 



Ad mandatum sacrae Ctesareie 
Majestatis proprium 
A. Erstenberger.* 



Dieser Familie entstammte der bekannte 
Johann Jacob Moser, der Vater des deutschen Staatsrechts, 
einer der biedersten und verdienstvollsten Patrioten Deutschlands, 
welcher in langer und dornenvoller Lebensbahn fast das ganze XVIII. 
Jahrhundert verlebte (von 1701 — 1785), der bedeutendste publi- 
cistische Geschäftsmann seiner Zeit, dessen Schriften eine grössere 
Bibliothek ausmachen als mancher Gelehrte besitzt. 

Derselbe sagt in seiner Selbstbiographie, Frankfurt und Leipzig 
1777, in Betreff des Adels der Moser 'sehen Familie wörtlich 
Folgendes : 



Digitized by 



Google 



— 603 - 

»Es haben aber meine Voreltern Valentinischer Linie sich 
dieses Adels niemals bedient. Von der Ballhasarmhen Hauptlinie 
hingegen wurden verschiedene Special-Linien der unmittelbaren Reichs- 
Ritterschaft in Schwaben einverleibt; wie dann noch dermalen eine 
davon sich bei dem Canton Craichgau befindet, aus welcher der jetzige 
Kaiserliche General Moser von FilsecJc abstammt. 

Ich selbst hahe mich von 1721 an auch obiger Prädicate 
bedient. Nachdem ich aber von 1733 an die Ehre und Güter dieser 
Welt mit einem andern Auge anzusehen angefangen; habe ich es 
eben so freiwillig wieder unterlassen. In den Catal. Bibl. Rinck p. 
638 wird zwar gemeldet, ich sei durch die Familie derer Moser von 
Filseck (zu welcher ich nicht gehöre), darzu genöthigt worden. Es 
ist aber falsch, und man kann in der ersten Auflage des 2. Theils 
meiner Einleitung zum Reichs-Hofraths Process angehängten gericht- 
lichen Acten, wegen des Ritterguts Eschenau ersehen, dass ich vor 
dem Reichs-Hofrath diese meine Anverwandtschaft von Personen zu 
Personen dargethan habe; wie dann auch besagter Herr General 
mich in Briefen an mich als seinen Vetter ohne allen Anstand er- 
kannt hat.« 

Der Vater Johann JacoVs, Johann Jacob Moser,* war Her- 
zoglich Württemb. Expeditionsrath und des Schwäbischen Kreises 
Rechnuugsrath, t 1717; die Mutter Helena Catharina, eine Tochter 
des Theol. Lt. und schwedischen Konsistorialraths, Superintendenten 
des Herzogthums Verden, auch Dompredigers zu Stade Johann Hart- 
mann Misler, der Grossvater Johann Jacob Moser, Herzogl. Würt- 
tembergischer Rentkammer-Secretar, t 1666 ; die Grossmutter Anna 
Rosina, Tochter des Herzoglich Württembergischen Rentkammer-Ex- 
peditionsraths und Landschreiberei- Verwalters Johann Daniel Hauff; 
der ürgrossvater Johann Valentin Moser, Herzoglich Württember- 
gischer Rentkammer -Expeditionsrath und Landschreiberei -Verwalter, 
t 1631; die Urgrossmutter Anna Maria, Tochter des Closter-Hof- 



* Derselbe war in I. Ehe mit Regina, Tochter des Med. Dr., Herzoglich Würt- 
tcmbergischen Leibmedicus und Phyaicus zu Calw Carl Bardili vermählt. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 604 — 

meisters in Pfullingen Barcard Ramminger; der Ururgrossvater 
Johann Valentin Moser, Herzoglich Württembergischer Kammerrath, 
t 1613; die Ururgrossmutter Maria, Tochter des Kirchenraths-Ex- 
peditionsraths und Kirchen-Kasten- Verwalters Matthäus Heller; der 
Urur-Urgrossvater Valentin Moser, Vogt zu Herrenberg, 1573 wie 
Eingangs erwähnt nebst seinem Bruder Balthasar geadelt, t 1576, 
vermählt I. mit Margaret ha, Tochter des Vogts zu Herrenberg 
Marx Hiller; II. mit Ursula, Tochter des Raths-Seniors und Patri- 
ciors zu Ulm Eitel Gienger; III. mit Barbara, geb. Froschelmoser; 
IV. mit Maria von Zeittern. 

Johann Jacob selbst wurde den 18. Janr. 1701 zu Stuttgart 
geboren, besuchte in seiner Jugend das Gymnasium daselbst und 
bezog bereits im Jahr 1717 die Universität Tübingen, um sich 
dem Studium der Rechtswissenschaft zu widmen. Schon im Jahr 
1720, also im Alter von 19 Jahren, wurde er daselbst zum Pro- 
fessor der Rechte ernannt, ja er erhielt ein Jahr darauf bereits den 
Charakter eines Regier ungsraths. 

Da er indess in Tubingen seiner Jugend wegen mit grossen 
Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, auch daselbst weder eine Besol- 
dung noch Zuhörer hatte, so begab er sich 1722 nach Wien, wo 
er eine Stelle zu finden hoffte. Nachdem er sich daselbst u. A. an 
den damaligen Reichs- Vicekanzler Grafen von Schönborn, welcher ihn 
seiner Gnade versicherte, sowie an den Reichshofrath Freiherrn 
von Lynker gewandt hatte, ward ihm zuletzt von dem Prälaten der 
Benedictiner Abtei Gottfried von Göttweig, welch letzterer Moser 
im .Laufe seines Aufenthaltes kennen gelernt hatte , eine ansehnliche 
Stellung bei der Böhmischen Canzlei angetragen, jedoch unter der 
Bedingung des Uebertritts zum Katholicisraus ; denn, sagte der Prälat, 
obwohl er (Moser) wisse, dass der Reichsvicekanzler ganz besondere 
Gnade gegen ihn hege und ihn bei Kaiserlicher Majestät in guten Credit 
gesetzt hätte, so wüsste er ja, dass Seine Majestät niemand in 
Diensten nähme, der mit der Lutherischen Erbsünde behaftet wäre. 
Den glänzendsten Versprechungen gegenüber schlug Moser, obwohl 



Digiti 



zedby G00gk 



— 605 — 

ihn seine damalige Lage schwer drückte, die angebotene Stellung mit 
folgenden Worten aus: »Der Handel kommt mir verdächtig vor, da man 
mir gleichbald freiwillig auf meinen Luther so viel aufbietet ; wenn man 
gesagt hätte, ob ich nicht tauschen wolle, so hätte ich es noch in 
Ueberlegung nehmen können, da man mir aber, gegen Vertauschung 
meiner Religion mit der katholischen, zu der letzteren so viel zulegt, 
so muss seine (des Anbietenden) Waare schlechter als die meinige sein. « 

Nichtsdestoweniger blieb ihm der Reichsvicekanzler gewogen, ja 
er bewirkte, dass Moser mehreremale vom Kaiser (Carl VI.) Audienz 
erhielt. Bei einer solchen Audienz war es, dass Moser, wie er selbst 
sagt, aus Eitelkeit den Kaiser lateinisch angeredet, worauf ihm dieser 
iu der gleichen Sprache geantwortet habe und zwar länger, auch 
etwas deutlicher, als sonst dessen Gewohnheit war. Des andern Tags 
aber schickte der Reichs- Vicekanzler einen Cancellisten zu Moser 
und Hess ihn wissen, er dürfe sich eine Kaiserliche Gnade ausbitten. 
Er bat darauf um eine Medaille zum Angedenken, erhielt jedoch 
eine goldene Gnadenkette, nebst einer daran hängenden Medaille mit 
des Kaisers Bild und Wahlspruch. 

Moser beschäftigte sich nun mit Einsichtnahme der berühm- 
testen Bibliotheken Wiens, wobei er auch diejenige des Prinzen Eugen 
von Savoyen in Augenschein nahm. Dieselbe besass vornehmlich 
einen grossen Schatz von allen nur zu habenden atheistischen, natu- 
ralistischen und anderen bei den Katholiken verbotenen Büchern. 
Die ganze Bibliothek aber, sagt Moser selbst, war nur zur Parade; 
weil man kein Buch herausnehmen durfte, aus Sorge, der kostbare 
Band möchte Schaden nehmen. Gleichzeitig begann Moser seine 
,, unparteiische Urtheile" aus dem Kopfe und Gedächtniss auszuarbeiten. 

Der Buchhändler, dem er sie antrug, gab ihm dieselben indess 
wieder zurück, mit dem Bemerken, er habe die Arbeit einen Reichshof- 
rath sehen lassen, der ihm darauf erwiedert habe , eine solche Arbeit 
könnte kein so junger Mensch, als der Buchhändler ihn (Moser) be- 
schrieben, verfertigt haben ; es müsse also eines andern Mannes Arbeit sein, 
welche fortzusetzen er (Moser) hernach nicht im Stande sein würde. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 606 — 

So entschloss sich denn Moser zur Kückkehr ins Vaterland 
(1722) und vollzog bereits den 16. Juni des genannten Jahres seine 
getroffene Eheverlobung. 1724 ging Moser abermals nach Wien, 
arbeitete grösstenteils für den Eeichs-Vicekanzler und erhielt von 
diesem ganz unerwartet gerade in dem Augenblick, wo er nur noch 
einen Gulden in der Tasche hatte, einen Hut voll harter Thaler, von 
nun an freie Tafel, Logis und Bedienung, 600 Gulden Pension mit 
dem Versprechen, dass man auch auf andere Weise für ihn sorgen 
wolle. Auch beim Kaiser hatte er wieder mehrfach Audienz. In 
dieser Zeit liess ihm der damalige Ober-Appellations-Vicepräsident zu 
Prag, Graf Philip}) von Kinski/, 2000 Gulden anbieten, falls er 5 Jahre 
lang in seine Dienste treten würde, allein Moser schlug das Aner- 
bieten aus, da er innerhalb dieser Zeit, falls er in seinem Vaterlande 
keine Versorgung erhielte, in Wien sein Glück zu machen hoffte. 

1725 kehrte Moser abermals nach Hause zurück, bat um 
eine wirkliche Regierungsrathsstelle , welche ihm indess verweigert 
wurde. Nunmehr zog er, resignirend auf seinen Begierungs- 
raths - Charakter wie auf seine Professur in Tübingen, mit seiner 
Familie nach Wien, wo er indess diessmal nur 1 U Jahr verweilte, 
da ihm inzwischen in der Heimath eine wirkliche Begierungsraths- 
stelle angetragen wurde, die er auch annahm und den 25. Juni 
1726 antrat. Als in der Folge der Reichshofraths - Präsident 
Graf Windischgräz starb und der Eeichs-Vicekanzler, Graf von Schön- 
born, interims weise dessen Stelle versah, bot er Moser nochmals eine 
Reichshofraths-Agentie an; da aber der Herzog von Württemberg 
Moser zu erkennen geben liess, dass er sein Verbleiben in Württem- 
berg wünsche, so blieb er. Als 1727 die Canzlei von Stuttgart 
nach Ludwigsburg verlegt wurde, konnten diejenigen, welche nicht 
hinaus wollten, ihre Entlassung nehmen. Da nun diese neue Stadt 
damals noch ohne Pflaster war, auch die Häuser noch ganz feucht 
waren, dazu die Besoldung nur als sehr gering bezeichnet werden 
konnte, so erklärte Moser, trotzdem dass er der einzige war, er 
wolle lieber quittiren. 



Digitized by 



Google 



- 607 — 

Nunmehr theilte man ihm die Professur der Rechte zu Tübingen 
am Collegio illustri * zu, welche er bis 1 732 bekleidete, unter gleich- 
zeitiger Beibehaltung seiner ßegierungsraths-Besoldung , sowie auch 
von Sitz und Stimme im Regierungs-Collegium, so oft er nach Lud- 
wigsburg kam. 

1731 erhielt er auch eine Präsentation zum Kammergerichts - 
Assessorat zu Wezlar, und 1732 den Charakter eines Churcölnischen 
Geheimen Raths. 

Als die Kanzlei wieder nach Stuttgart zurück verlegt wurde, 
zog Moser ebenfalls dahin und nahm seine Regierungsrathsstelle 
wieder ganz ein. Ueber religiosa sprach sich Moser um jene Zeit, 
wo er, wie er selbst sagt, zu mehrerem Besinnen kam, folgender- 
maassen aus: »Ich glaubte«, sagt er, »eine Gottheit mit grosser 
»Ueberzeugung und hatte eine natürliche Religion, wozu Berhams 
»Astro-Theologie und eine aufmerksame Betrachtung aller sicht- 
baren Dinge vieles beitrug. Sodann machte in Ansehung der 
»Wahrheit der christlichen Religion eine von Spener einem Natura- 
» listen ertheilte und in seinen theologischen Bedenken befindliche 
»Antwort einen starken Eindruck bei mir, indem er sonderlich 
»auf den Spruch Johannes 7, 17 viel setzte. »So Jemand will 
»des (der mich gesandt hat) Willen thun, NB. der wird inne 
»werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst 
»rede.« Anfangs dünkte mir diese Forderung unbillig. Ich fand 
»aber nachher auf das überzeugendste, dass sie selbst in der Ver- 
nunft unbeweglich gegründet, mithin auch einer, der sich derselben 
»nicht unterwirft und sie nicht befolgt, eines Theils unentschuldbar 
»sei, wenn er verdammt wird, und andern Theils kein Atheist oder 
»Naturalist, er habe auch gegen die Wahrheit der christlichen 
»Religion noch so viel einzuwenden, mit Recht sagen könne, sie sei 
»ungogründet, so lang er sich dieses Probiersteins nicht bedient hat.« 



* Diese Professuren waren blosse Gnadendienste, weil das Collegium damals 
bestandig geschlossen,, mitbin kein Professor verbunden war, eine Lection oder ein 
Collegium zu halten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 608 — 

»Wenn z. B. ein künstlicher Uhrmacher mir sagt: Will er 
»meine Uhren machen lernen, eo muss er thun, was ich ihn heisse 
»und mir folgen. Thut er es, und er lernt alsdann nicht solche 
»Uhren machen, so kann er mich für einen Stümper und Betrüger 
»halten. Thut er es aber nicht und folgt mir nicht, so kann er 
»auch nicht sagen, dass meine Kunst falsch und mein Vorgeben un- 
» gegründet sei, er mag noch so viel darüber raisonniren, als er will. 
»Hat nicht der Uhrmacher recht?« 

»Mein Schluss war der: Es gibt selbst nach der Vernunft 
»Wahrheiten, die man erst a posteriori oder aus der Erfahrung als 
»wahr erkennt; also ist die Forderung Jesu Job. 7, 17 : »So Jemand 
»will des (der mich gesandt hat) Willen thun, NB. der wird inne 
»werden, ob diese Lehre von Gott sei«, auch nicht einmal der Ver- 
»nunft entgegen.« 

»Den Vordersatz kann kein verständiger Mensch läugnen; viele 
»tausend Dinge lassen sich nicht, oder doch nicht uuwidersprechlich, 
»a priori demonstriren, die wir doch Alle nach der Erfahrung ohne 
»Anstand für wahr erkennen müssen; also ist mein Schluss nicht ver- 
werflich. Nein sagt Herr Merz,, Umgewendet: man muss die Lehre 
»prüfen, um, wenn solche gut ist, auch dem Willen des Lehrmeisters 
»zu folgen. Ich läugne es nicht, dass nicht auch Atheisten, Deisten, 
»Naturalisten u. s. w. durch Schriften, welche zur Vertheidigung der 
»Wahrheit der christlichen Religion verfertigt worden sind, zur Ueber- 
» zeugung von der Wahrheit derselben gebracht werden können. Aber 
» 1 . desswegen sind sie noch nicht bekehrt. Simon der Zauberer wurde 
»auch glaubig und Hess sich taufen; Ap. G. 8, 13. und doch war 
»sein Herz nicht rechtschaffen vor Gott, und er hatte weder Theil 
»noch Anfall an dem Worte Gottes, v. 21. Ein Corinthier wurde ein 
»Christ und lebte doch in einer Hurerei, da die Heiden nicht von zu 
»sagen wissen, und sollte desswegen dem Satan übergeben worden. 
»1 Cor. 5, 1. 5. n. s. w. 2. Gegen 10, 20, wo die wahre Be- 
« kehrung in dem Verstand den Anfang nimmt, gibt es allemal 50. 
»100, wo die Bekehrung am Willen oder Herzen anfangt. Petrus 



Digiti 



zedby G00gk 



— 609 — 

»bekehrte mit einer einzigen Predigt, welche wenig Theorie hatte, auf 
»einmal bei 3000 Seelen, und wie ging dieses zu? Es ging ihnen 
»durchs Herz! Ap. G. 2, 37. Nur noch eines! Saulus (der nach- 
» malige Apostel f aulus) machte es auch, wie ich und des Uhrmachers 
»Lehrling. Jesus erschien ihm ; Paulus sprach nicht: Ich will deine 
»Lehre prüfen, und, wann sie gut ist, will ich deinem Willen folgen, 
»sondern er übergab sogleich seinen ganzen Willen an Jesum und 
»sprach mit Zittern und Zagen: »Herr! was willt du, dass ich 
»thun soll?« Ap. G. 9, 6. und er schreibt Gal. 1, 16: »Alsobald 
»fuhr ich zu und besprach mich nicht mit Fleisch und Blut« ; er 
»wollte nicht die christliche Beligion, welche er bishero grimmig ver- 
»folget hatte, vorher philosophisch examiniren, und alsdann, nach Be- 
» finden, sich zu derselben bekennen. Dabei bleibts! Jesus und der 
»im Gleichniss vorgestellte Uhrmacher werden noch am jüngsten Ge- 
richte recht behalten, wann Herr Merz und Consorten verstummen 
»müssen. Uebrigens ist es eine Unwahrheit, dass ich aus diesem 
»Gleichniss die Wahrheit selbst der christlichen Religion hätte erweisen 
»wollen; nein! so viel wollte ich nur, schon berührtermassen, daraus 
»herleiten: Die Anleitung Jesu, wie man von der Wahrheit seiner 
»Lehre überzeugt werden könne, sei der Vernunft nicht zuwider und 
»daran/ passt das Gleichniss.« — 

Nachdem nun Moser die vorerwähnte Professur erhalten hatte, 
legte er sich vorzüglich auf's Bücherschreiben, hielt auch, da er in 
Stuttgart wohnen blieb, daselbst Collegien (welche selbst von Leuten, 
so in Aemtern standen, besucht wurden), dabei legte er sich noch 
besonders auf sein Favorit-Studium, das deutsche Staatsrecht. 

1735 reiste er auf Verlangen des Fürsten Friedrich Carl zu 
Bamberg und Würzburg (ehemaligem Reichs- Vicekanzler) nach Bam- 
berg, von da zu dessen Bruder, dem Cardinal von Schönborn, Bi- 
schof von Speyer, wo er u. A. das ganze höchst unordentliche Archiv 
des Stifts Odenheim in Ordnung brachte. 1736 nahm Moser die 
Erbhuldigung für den Herzog im Closteramt Herrenalb, ferner in 
Hornberg, Nürtingen, Denkend orf und Kirchheim u. Teck ein. 

r. Otorgii-Georgenau, Biograph! seh -Genealogische Blätter etc. 39 



Digiti 



zedby G00gk 



- 610 — 

Aus Moser 7 s Selbstbiographie mögen hier folgende Stellen Auf- 
nahme finden : 

„Als eine ziemliche Anzahl von denen um der Evangelischen 
„Religion willen vertriebenen Salzburgern nach Tübingen kamen, war 
„mein Herz so bewegt, dass ich mem gesamrates weniges baares Geld, 
„(ob es gleich schiene, dass ich es selber sehr nöthig haben würde), 
„zu mir nahm und es einer vertrauten Person in der Stille zustellte, 
„um es unter die Salzburger, die im Spital beherbergt wurden, aus- 
„zutheilen: Als ich aus dem Spital wieder nach Hause kam, war 
„indessen ein unvermuthetes Präsent von einem Katholischen Schweizer- 
„Canton an mich eingelaufen ; welches gerade noch so viel betrug, 
„als ich denen Salzburgern gegeben hatte: Da ich dann auf das innigste 
„gerührt wurde, dass der liebe Gott es so gefügt hatte, dass auf der 
„Stelle mir von Katholischen selbsten wieder gedoppelt ersezet werden 
„musste, was ich, in Einfalt meines Herzens, diesen von denen Katho- 
lischen vertriebenen armen Leuten mitgetheilt hatte. 

„In den letzten Regierungsjahren Herzog Eberhard Ludwig" s 
„zu Württemberg waren die wichtigsten Posten mit lauter Personen 
„aus der Schüzlschen Familie besetzt. Der Comitial- Gesandte dirigirte 
„alles bei dem Cabinet, dessen Sohn war Regierungsraths-Präsident, 
„des Comitial - Gesandten Bruder wirklicher Geheimer Rath und Kir- 
„chenraths-Director. Als ich nun in meinem Geraüthe über die Um- 
stände meines Vaterlandes bekümmert war, schlug ich ungefähr in 
„der Bibel auf:" 

„Jesaja 21 Cap. v. 16. Also sprach der Herr zu mir: Noch 
„in einem Jahre, wie es Taglöhners Jahre sind, soll alle Herrlichkeit 
y, „Kedar untergehen und der übrigen Schüzen, der Helden in Kedar, 

/ „soll weniger werden ; denn der Herr, der Gott Israels hate geredt/ 

* kn -*und es geschähet ^ 

1736 folgte Moser, nachdem er noch vorher die ihm schon 
früher angebotene Doctorswürde angenommen hatte, und nach zuvor 
von dem Herzog ihm übrigens ungerne ertheilten Ermächtigung, 
einem von Preussen an ihn ergangenen Rufe als Goheimerrath und 



Digiti 



zedby G00gk 



- 611 - 

I. Professor der Eechte in Frankfurt a. 0., mit dem bis dahin 
daselbst noch nicht üblich gewesenen Charakter eines Directors dieser 
Universität. In der sehr ehrenden vom Könige unterschriebenen 
Bestallung heisst es u. A. : 

,,Wann wir in Unsern Angelegenheiten seine allerunterthänigste 
„Meinung und Gutachten von ihm verlangen, Uns damit seinem besten 
„Wissen und Verstände nach an Hand gehen und dabei auf nichts 
„anderes, als die Raison und unpartheyische Gerechtigkeit, und nach 
„derselben auf die Convenienz Unseres Königlichen Hauses sein Ab- 
gehen richten etc.« und weiter :" 

„Dass wir den Moser — wegen seiner in dem Jure publico 
„und der Teutschen Historie überall bekannten Wissenschaft und 
„durch viele gelehrte Schrifften genugsam an den Tag gelegten 
„sonderbaren Meriten darzu in Gnaden ausersehen.*' 

Nach dreijährigem Wirken in Frankfurt verliess er verschie- 
dener Widerwärtigkeit willen dasselbe, nachdem ihm noch zuvor vom 
Könige der Antrag gemacht wurde, als Churbrandenburgischer Ge- 
sandter nach Regensburg zu gehen, er aber diess abgelehnt hatte 
u. A. mit dem Bemerken, er hätte gar ein enges Gewissen, da es 
dann sich gar leicht zutragen könne, dass ihm etwas befohlen würde, 
wo er nicht parireu könnte, und er alsdann unglücklich wäre. »Ja, 
„mein lieber Herr Geheimer Rath!" (sagte darauf der vom König 
gesandte Antragsteller Obrist von Camas) „so wird nichts daraus! 
„Unser König hat in Comitialsachen nur zwei Principien. Das eine 
„heisst: Ich stehe mit dem, der etwas bei dem Reichsconvent sucht, 
„gut; Du, Comitial-Gesandter! secundire ihn in allem, was er sucht 
„und du musst die Rationes ausfindig machen, warum er Recht hat. 
„Das andere heisst: Ich stehe mit dem, der etwas bei dem Reichs- 
„convent sucht, nicht gut; Du, Comitial-Gesandter! sey ihm in 
„allem entgegen, was er sucht, und du musst die Rationes ausfindig 
„machen, warum er unrecht hat!" Auf dieses versetzte ich: „Bewahre 
„mich Gott vor Eurer Comitialgesandtschaft ! ich schäme mich aber, 



Digiti 



zedby G00gk 



*- 612 - 

„dass ich schon so lange das teütsche Staatsrecht lehre und nun erst 
„so viel von einem Officier von Reichstagssachen lernen solle." 

Moser zog sich nun mit Frau und 7 Kindern ins Privatleben 
zurück und zwar nach Ebersdorff im Voigtland, einem Gräflich Beuss- 
ischen Schlosse und Dorfe, und arbeitete dort sein umfangreiches 
Werk, das deutsche Staatsrecht, ans, das er auf eigene Kosten drucken 
Hess, woher es kam, dass er einst viele Wochen hindurch täglich 
nur noch 12 Kreuzer baares Geld für sich und sein Haus hatte. 

Der Umgang mit dem frommen Reussischeu Fürstenhause 
und den vielen Gelehrten, die sich daselbst zosammen fanden, gewährte 
Moser so viel Genuss, dass er, wie er selbst sagt, die 8 Jahre, die er 
daselbst zubrachte, unter die vergnügtesten und seligsten seines ganzen 
Lebens rechnete. 

Nach dem Tode Kaisers Karl VI. verfertigte Moser auf Ver- 
langen eines Churfürstlich Trier'schen Ministers eine weitläufige Ver- 
teidigung des Rechts der Königin in Ungarn zur Führung der Chur- 
Böhmischen Stimme bei dem bevorstehenden Wahltag, hielt sich auch 
1741 und 42 sechs Monate lang auf dem Wahltag Kaiser Karls VII. 
in geheimsten Angelegenheiten auf, wo sich hauptsächlich der Chur- 
fürst Franz Georg von Trier Mosers bediente, wie auch andere 
Reichsstände, die vier Reichsgräflichen Collegia und auswärtige Fürsten. 

1747 trat er als Geheimerrath und Chef der Kanzlei in Hessen- 
Homburgische Dienste. Seine Strenge in Wiederherstellung des Staats- 
haushalts und sein unerschütterlicher Charakter machten ihn jedoch 
dort nicht zur persona grata, so dass er bald wieder seine Ent- 
lassung nahm und erhielt, übrigens in gnädigster Weise. Nun ging 
er nach Hanau, wo er u. A. auch viel in Religionssachon (Zinzen- 
dorfischen Angelegenheiten etc.) zu thun hatte, auch eine „Staats- 
und Kanzleiakademie zum Dienste junger, von Universitäten und 
Reisen kommender Staats- und anderer Personen" ins Leben rief. 

1751 kehrte Moser ins Vaterland zurück, erhielt die Stelle eines 
Landschaftsconsulenten — ein Amt ebenso mächtig an Einfluss, als 



Digiti 



zedby G00gk 



— 613 — 

bescheiden an Namen — in welcher er sich so sehr an seinem Platze 
fand, dass ihm einst Herzog Karl schrieb: 

„Wollte Gott, es dächte ein Jeder so patriotisch wie der Herr 
Konsulent und Ich, es ginge gewiss Herrn und Lande wohL" 
Ungeachtet aber dieses Vertrauens, das er bei seinem erhabenen 
Fürsten genoss, ward er doch, noch im gleichen Jahre, als er sich 
nach Ernennung des ränkesüchtigen Grafen Montmartin zum Minister 
dessen ungerechten Ansprüchen entgegensetzte, wegen freimAtbiger 
Yertheidigung der ständischen Rechte, unter Unterschiebung von 
falschen Meinungen, Lehren und Grundsätzen am 12. Juli 1759 vor 
den Herzog geführt. 

Moser ahnte die Gefahr und noch beim Eintreten in das 
Herzogliche Gemaoh sagte er aus der Fülle seines Herzens zu einem 
anwesenden, im Vorzimmer weilenden Geheimen Secretär die schönen 
Worte : 

»Unverzagt und ohne Grauen, 

Soll ein Ohrist, 

Wo er ist, 

Stets sich lassen schauen,« 

ein Wort, das sich mit der Nachricht von Mosers Arrest durch 
das ganze Land ausbreitete. 

Moser selbst sagt über das Weitere Folgendes: 
»Ihro Durchlaucht thaten mir in Dero Cabinet in eigener 
höchster Person ungefähr folgenden Vortrag: »Weilen alle Meine 
bishero gegen ihm erlassene Resolutionen nichts gefruchtet, sondern 
die Landschaft mit ihren Respectswidrigen und ehrenrührigen 
Schriften noch immer fortfähret; so sehe Ich Mich genöthigt, Mich 
seiner, als des Concipistens , Person zu versichern, und ihn nach 
Hohentwiel zu schicken : Ich werde die Sache durch die allerschärfste 
Inquisition untersuchen lassen.« 

Ich antwortete nur: »Euer Durchlaucht werden einen ehrlichen 
Mann finden!« Darauf musste ich fort. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 614 — 

Zu gleicher Zeit wurden seine schriftlichen Sachen, Correspon- 
denzen durch einen Geh. Secretär mit Beschlag belegt. 

Kurz zuvor in demselben Jahre 1759 hatte Moser von dem 
Könige von Dänemark den Charakter als Dänischer Etatsrath ver- 
liehen erhalten. Das Diplom lautete: 

»Wir Friederick der Fünfte von Gottes Gnaden, König zu 
Dänemark (tot. tit.), thun kund hiemit, dass Wir den Wohi-Edlen, 
Johann Jacob Moser von Filseck, vormaligen Königl, Preussischen 
Geheimen ,ßath, in Betracht seiner bekannten Gelehrsamkeit, und 
seiner um die Wissenschaften erworbenen stattlichen Verdienste aus 
selbst eigener Bewegung, und aus besondern Königlichen Gnaden, zu 
Unserm Etats-ßath verordnet und bestellet haben: Wie Wir dann 
denselben hiemittelst zu Unserm Etats-ßath ernennen und bestellen, 
auch allergnädigst wollen, dass derselbe alle diejenigen Freyheiten, 
Immunitäten und Prärogativen, samt dem ßang, Sitz und Stelle, 
deren andere in Unsern wirklichen Diensten stehende Etats-ßäthe 
fähig sind, ä dato dieser Unserer Bestallung mit zu geniessen haben 
solle. Urkundlich unter Unserm Königlichen Handzeichen und vor- 
gedruckten Insiegel. Gegeben auf Unserm Schlosse Friedensburg, 
den 27. Aprilis 1759. 

Friderich R. (L. S.) 

«7. IL E. F. v. Bernstorff.* 

Fünf Jahre lang schmachtete er daselbst, erst unter dem 
Kommandanten von Kommerstätt, einem rauhen, harten Manne, dann 
unter dem leutseligeren General von Roman. In seinem harten 
Kerker wetzte er Lichtscheeren zu Federn, beschrieb die Wände und 
jedes leere Plätzchen seiner Bibel und arbeitete im Gedächtnisse 
Abhandlungen und viele Lieder aus. 

Erst 1764 ward er wieder in Freiheit gesetzt, und erhielt 
sein Amt zurück. Sein Todestag ist der 30. September 1785, er 
starb in einem Alter von 85 Jahren allgemein hochgeschätzt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 615 — 

Die »Sterne Schwabens« enthalten folgendes Gedicht über Moser: 
Als Vater preiset Ihn das deutsche Recht, 
Weil Sein Bemüh'n, Sein Geist es erst begründet. 
Doch nicht gelehrt nur hat Er's, nein, verkündet! 
Selbst vor dem Throne hiess Er Schlechtes schlecht. 

Als ein Satrap, von Hass und Furcht entzündet, 
Die Hand Ihm schmeichelnd bot, ein welscher Knecht, 
Blieb Seiner Ueberzeugung Er gerecht, 
Hat mit der Falschheit nimmer sich verbündet. 

Der Kerker ward sein Lohn. Dort gab die Scheere, 
Die trübes Licht erregt zu hellerm Brand, 
Dem innern Lichte neue Gluth und Ehre. 

Er schrieb mit ihr auf Seines Kerkers Wand. 

Er schrieb die bittre, alte — neue Lehre: 

Wie oft ein Fürst den besten Freund verkannt! 

Moser 's Gattin war seit 16. Juni 1722 Friederika Rosina, 
Tochter des J. ü. Dr. , Wtirttemb. Oberraths- und Tutelarraths- 
Präsidenten Johann Jacob Tischer, welcher Ehe 4 Söhne und 5 
Töchter entsprossten , von welchen 1 Sohn und 1 Tochter jung ver- 
starben; die Uebrigen sind: 

I. Wilhelmine Louise , Gattin des Hofraths und Professors jur. 
in Göttingen Achenwall. 

II. Maria Dorothea, Gattin des Special-Superintendenten in Bra- 
ckenheim Christian Friedrich Mbgling. 

III. Christina Beata, Gattin des Kirchenraths-Expeditionsraths Carl 
Gottlob Mohl, Geh. Hofrath in Stuttgart. 

IV. Renata Gottliebin, Gattin des Fürstlich Baden-Durlach'schen 
Stallmeisters Johann Friedrich Mohl. 

V. Friedrich Carl Freiherr von Moser, das Ebenbild des Vaters, 
geb. 18. December 1723, bekannter Publicist, Hessen-Darm- 
städt. Geh. Legationsrath in Frankfurt, Fürstl. Hessen-Kassel- 
scher Geh. Kath, Gesandter beim Oberrheinischen Kreise, sowie 
an den Höfen zu Mainz, Coblenz und Mannheim, wirkl. Reichs- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 616 — 

hofrath 1767, Kaiserl. Administrator der Grafschaft Falkenstein, 
erster Fürstl. Hessen-Darmstädt. Staatsminister, Präsident, auch 
Kanzler, als welch letzterer er mit allen seinen Einsichten und 
Kräften jener hochherzigen Fürstin diente, welche damals in 
Wirklichkeit in Darmstadt regierte. Wir meinen die Gemahlin 
Ludwigs IX. von Hessen - Darmstadt , welcher seinerseits der 
vollendetste Tambour seiner Zeit war, und meistens in Pir- 
masens auf dem linken Rheinufer lebte, sich des soldatischen 
Spiels mit seinem Regiment ungeheurer Grenadiere erfreuend 
und seiner Gemahlin den Aufenthalt in Darmstadt überlassend. 
Die Fürstin, von Friedrich dem Grossen die Zierde und der 
Stolz des Jahrhunderts , von Göthe »die grosse Landgräfin« 
genannt, hatte hauptsächlich die Anstellung Mosers betrieben, 
beseelte sie doch nichts so sehr, als der Wunsch, in ihrem 
Lande eine bessere Gegenwart zu schaffen und eine gute Zu- 
kunft zu begründen. 

Nach dem 1774 erfolgten Tode dieser geistreichen Frau 
behielt Moser noch 6 Jahre lang bis Juni 1780 das Amt 
in Händen, bis er einsehend, dass seine Feinde nunmehr ihm 
über den Kopf gewachsen', abtrat. Nun privatisirte er an 
mehreren Orten, zuletzt in Ludwigsburg, wo er ebenfalls seine 
literarische Thätigkeit ununterbrochen fortsetzte, und woselbst 
von ihm noch 1798, seinem Todesjahre, die »Actenmässige 
Geschichte der Waldenser« erschien. 

von Moser ist in dem Werke „Friedrich Carl Frei- 
herr von Moser. Aus seinen Schriften sein Geist an das 
XIX. Jahrhundert von Dr. Hermann vom Busche , Stuttgart 
1846" trefflich behandelt. Allgemein bekannt ist v. Moser's 
berühmtes Buch »Der Herr und der Diener« (1759), welches 
sowohl von dem Adel seines Geistes, als von der erhabenen 
Gesinnung seiner Fürstin Zeugniss ablegt; ebenso sind seine 
»Reliquien« neu herausgegeben von Dr. W. Zimmermann 
Stuttgart 1866. 



Digiti 



izedby G00gk 



- 617 — 

Friedrich Carl v. Moser, preist es als sein höchstes 
Glück , einen solchen Vater gehabt zu haben, für welchen er 
im vollen Sinne des Wortes den Ehrentitel »Patriot« in 
Anspruch nimmt. „Denn wer mehr" (sagt er im Patriot. Ar- 
chiv IV„ 549) „kann sich unter unsern Zeitgenossen so 
„nennen lassen, als Er, der länger, denn ein gewöhnliches 
„Menschenalter, mit Lehren und Schriften, mit Tbaten und 
„Handinngen für die Rechte, Gesetze und Freiheit unsres all- 
gemeinen und seines besondern Vaterlandes gearbeitet, gewirkt, 
„gestritten und gelitten, in mehr denn einem Kampfe den Be- 
„kennerlohn der Wahrheit, den patriotischen Märtyrerkranz er- 
„rungen, und selbst am Ziele seiner' ehrenvollen Laufbahn seinen 
„Prophetemirand noch aufthat, um in seinen Werken, den Früchten 
„fünfzigjähriger Erfahrung, unsern Nachkommen Zeugniss und 
„Weissagung zu hinterlassen: wer wir waren? was wir sind? 
„und was Deutschland nach uns zu werden beginne? Zu gross, 
„um eines Andern Sclave, zu gerecht, um blinder Anhänger 
„und Anbeter einer Partei zn seyn, leiteten ihn in seinen Lehren 
„und Rathschlägen nur das Gesetz und der grosse Gedanken 
„von der allgemeinen Wohlfahrt; diese allein erfüllte seine reine 
„edle Seele; dieser allein opferte er, gleich entfernt von Furcht 
„und von Eigennutz, alle andre Bücksichten von Dank oder 
„Undank, Lob oder Verfolgung, Vortheilen oder Leiden mit 
„gleich standhafter Beharrlichkeit auf; und ward dafür von 
„Freunden und Feinden seiner Zeit, selbst von dem Fürsten, 
„der ihn hart behandelte, mit dem Ehren-Namen des »ganz 
„ehrlichen« Mannes belohnt; ein Ruhm, den sein ganzes 
„langes Leben durch eine Reihe sich stets gleicher Handlungen 
„verdient, und den die Nachwelt noch mit dem unzerstörlichen 
„Siegel der Wahrheit bekräftigen wird." 

„Ich hatte das Glück, in meinem Vater zugleich meinen 
„Freund und Führer zu haben, von ihm selbst geleitet, und 
„von früher Jugend an in die Grundsätze der Rechtschaffenheit, 



Digiti 



zedby G00gk 



618 



„in die Geheimnisse des wahren Patriotismus eingeweiht zu sein. 
„Noch mehr aber, als seine Lehren nndsein Unterricht, leuchtete 
„mir auf dem Wege meines Lebens sein Beispiel vor. Nun 
„(1786) selbst meinem Ziele nahe, nun selbst Mann und Greis 
„(63 Jahre alt), darf ich, nach allen Abwechslungen meines 
„Lebens, nach allen Verirrungen, wozu mich Eigenliebe und 
,, Gutmütigkeit, Vorurtheile und Leichtgläubigkeit, Mangel von 
„Fürsten-, Welt- und Menschenkenntniss, falsches Vertrauen auf 
„mich selbst und auf Andere zuweilen verleitet, mir noch sagen, 
„seinen Ermahnungen und Vorbild nicht untreu, von dem wahren 
„patriotischen Glauben nicht abtrünnig geworden zu seyn, der 
„Wahrheit, dem Gewissen, der Pflicht gegen Gesetz und Vater- 
land, wie er, ebenfalls mein reines Opfer gebracht zu haben ; 
„mit frühester Ergiessung eines dank- und empfind ungs vollen 
„Herzens darf ich es für mein erstes zeitliches Glück schätzen, 
„der Sohn eines solchen Vaters zu seyn, darf mich, bei allem 
„Ungemache, das auch mir um der Wahrheit und des Gewissens 
„willen zu Theil geworden, seines frommen Segens erfreuen, 
„und, bei minderem Umfange von Verdiensten, dennoch um der 
„Nacheiferung willen einst in der deutschen patriotischen Leidens- 
geschichte das schöne Zeugniss jioflfen und erringen: Vater 
„und Sohn. 41 

v. Busche sagt hierüber: 

„So -ist es auch. Noch jetzt spricht man, wenn von den 
„edelsten Deutschen des 18. Jahrhunderts die Rede ist, stets 
„von den »beiden Moser«. 

„Beide Männer fliessen fast zu einer und derselben 
„politischen und moralischen Persönlichkeit in einander, und 
„unsere ganze Geschichte hat in diesem Betracht kein ähn- 
liches zweites Paar aufzuweisen. Wer den Sohn verstehen 
„will, muss das ganze Gepräge und Schicksal des Vaters 
,, kennen. Wer ihn gerecht würdigen will, muss einsehen, wie 
„in allen Beziehungen und Richtungen sich der Vater immer 



Digitized by 



Google 



— 619 — 

«wieder im Sohne spiegelt, ohne dass dieser dadurch im Mindesten 
«an Selbstständigkeit verlöre.» 

In den «Sternen Schwabens» findet sich folgendes Gedicht 
über Friedrich Carl von Moser: 

Wenn Arzenei'n ein Uebel nicht mehr heilen, 
So sagt der Römer, muss das Eisen dran; 
Auch Er hat so mit scharfem Wort gethan, 
Die Schreiber schlug Er, die tyrannisch feilen. 

Am Born des Rechtes drehte er den Hahn: 
Da sprang's hervor und schoss nach allen Theilen, 
Der Baum des Staates, nahe am Vergeilen, 
Ein neues Leben sollte er empfah'n. 

Wohl hat das wilde stürmische Gewässer, 
Nicht nur den Grund, den lechzenden, erquickt, 
Auch manches Kraut, das Nutzen gab, erstickt. 

Doch nahm es mit die Pilse und die Fresser, 

Nun schoss das Laub, die Krone selbst wuchs besser; 

Man hat dem Stürmer dankbar nachgeblickt 

Friedrich Carl von Mosers Gattin war Johanna Er- 
nestine, Tochter des Gräflich Waldeck'schen Hofraths Ernst 
Sigmund von Herdt. 
VI. Wilhelm Gottfried von Moser, geb. 27. Nov. 1729, Hessen- 
Darmstädtischer wirkl. Geheimerrath und Oberjägermeister, auch 
Kreisgesandter in Ulm seit 1786, bekannt durch sein «Forst- 
archiv» und seine «Grundsätze der Porstökonomie.» Er starb, 
nachdem er schon 1763 nebst seinen Brüdern Friedrich Carl, und 
Christian Benjamin von Moser, eine Bestätigung des alten, der 
Familie zustehenden Adels erhalten hatte, 1 793 zu Ulm. In diesem 
Adelsdiplom ist ausdrücklich gesagt, das Geschlecht stamme von 
der alten schwäbischen Familie: Moser von Filseck oder Tilseck ab. 

Gattin : Maria, Tochter des Herzoglich Württembergischen 
Oberamtmanns und Hofraths Georgii in Urach, welcher Ehe 
2 Söhne und 2 Töchter entsprossten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 620 — 

VII. Benjamin von Moser, geb. 2. December 1746, Fürstl. Baden- 
Durlach'scher wirkl. Hof- und Regierungsrath, auch Subdelegirter 
bei der Kaiserl. Inquisitions-, Debit- und Adrainistrations-Com- 
mission des Rheingrafen zu Grehweiler, t 1774. 
Derselben Familie gehören an : 

Rudolph Friedrich von Moser, geb. 23. April 1803. Der- 
selbe war ein Sohn des Obertribunalprocurators Carl Friedrich Moser, 
ein Enkel des Carl Friedrich David Moser, Kgl. W. Obertribunal- 
procurators, f 23. Januar 1825, Urenkel des Johann David Moser, 
Her/ogl. Württemb. Reg.-Secretärs, t 13. Febr. 1810, Urur-Enkel 
des Conrad David, Herzogl. Württemb. Rentkammerraths, t 25. Dec. 
1741, Urur-Urenkel des Johann Wilhelm Moser, Rentkammer- 
Expeditionsraths, t 17. Octbr. 1729. Der Vater des Letztgenannten 
war Johann Philipp Moser von Filseck, Stifts- und Geistl. Verwalter 
in Tübingen, t 23. Aug. 1686, der Grossvater Joh. Wilhelm Moser 
von Filseck, Syndicus der Universität Tübingen, t 5. März 1682; 
der Urgrossvater Wilhelm Moser von Filseck, Adelbergischer Pfleger 
zu Göppingen, t 1. Febr. 1607; der Urur-Grossvater endlich der 
bekannte in Adelsstand erhobene Balthasar Moser, Herzogl. Württemb. 
Rentkammerrath, geb. 4. Mai 1525, t 4. März 1573, verm. mit 
Barbara, geb. König. 

Budolph Friedrich studirte die Staatswissenschaften in Tübingen 
von Ostern 1821 bis Herbst 1823. Er erhielt in der Cameral- 
dienstprüfung 1825 das Fakultäts-Zeugniss sehr gut, practicirte einige 
Zeit beim Kameralamt Stuttgart, wurde 24. April 1825 Referendar 
beim Fiuanzdepartemenfc, 1828 Dr. phil. , Secretariatsverweser bei 
dem Finanzministerium &c, Finanz-Assessor und Mitglied des topo- 
graphischen ßureau's und der Zolldirection, Finanzrath 1850, zu- 
gleich seit 1845 Assistent des Geheimen Secretäfs Ihrer Majestät 
der Königin Pauline von Württemberg, von Lehr, quiescirt 1850, 
Geheimer Secretär Ihrer Majestät seit 6. December 1853, Ritter 
des Friedrichs-Ordens, des Hannoverschen Guelpben-Ordens, Inhaber 
des Oldenburgischen Ehrenkleinkreuzes des Haus- und Verdienst- 
Ordens; Ritter des Sachsen-Ernestinischen Hausordens. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 621 - 

Er schrieb: »Vollständige Beschreibung von Württemberg in allen 
seinen Städten, Dörfern und Schlössern, Badern, Flüssen, Bergen, 
Merkwürdigkeiten, wichtigen Ereignissen. Ein geographisch-statistisch- 
topographisches Hand- nnd Hausbuch für Beamte , Kaufleute , Ge- 
werbetreibende.« Stuttgart 1843, 2 Bde. 

«Die Bäuerlichen Lasten der Württemberger, insbesondere die 
Grundgefalle.» Stuttgart 1832. 

Der »Nationalökonom.« Monatsschrift für Nationalökonomen. 

Gattin: Amalie, Tochter des Consistorial - Secretärs August 
Eberhard Ludwig Stahl uud der Christine Friederike, geb. Gfrörer. 

Aus dieser Ehe sind 2 Töchter und 3 Söhne hervorgegangen. 

Letztere sind: 
1. Rudolph Friedrich, geb. 26. Febr. 1836, Rittmeister und Esca- 
dronschef im II. Ulanen-Reg. (König Wilhelm) Nr. 20, Ludwigsburg. 

II. Rudolph Friedrich Carl, geb. 20. Juni 1840, Obersteuerrath 
und Bevollmächtigter beim deutschen Bundesrath, vermählt seit 
19. Sept. 1868 mit Clara, Tochter des Generaldirectors vonEtzel. 

III. Alexander, geb. 3. Juni 1841, Kaufmann, Gattin: seit 7. April 
1874 Christina, Tochter des Particuliers Eduard Bernhard 
Kanpe und der Marie Westervelt. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Moser: Moser von Filseek, Bernh. Frid., O.Vogt 370, 389. — Christoph Lud*., 
Hauptmann 504. — Fridr.. GeneralLeütenant 171 ; O.Vogt 630, 600, 616. — Joh. Ludw., 
CLPfleger 250. - Ludw., O.Vogt 362, 499, 501. — Moser, Geh. Secretar 111, 369. — Balth., 
Cl.Pfleger 240; Oaistl. Verwaltter 467; Vogt 463* — Bernh., Vorstmaister 465. — Christian 
Albr., Exped.Rath 113 ; RenthOh. Secretar 126. — Christoph Vir., Cl.Pfleger 323. — Dan. 
KnnstOamm.Inspector 197; O.R.Secretar 70; Registrator 82. — Dan. Ludw., Registrator 
160. — Dan. Phil., Geh. Secretar 33; Registrator 46. — Eberh. Frid., Eheger. Secretar 
81; Hofger.Secretar. 80. Reg.R.Secretar 73. — Gabr., Gel. O.Rath 64; HoflRath 180; 
RentCh.8ecretar. 125. — Georg PhÜ., Vogt 427. — Hans Balth., Vogt 380. — Hans Bernh., 
Cl.Pfleger 302; Gaistl. Verwaltter 387. — Hans Val, KeUer 377; Vogt 376. — Hans Wilh., 
Cl.Pfleger 271, 302: Gaistl. Verwaltter 577. - Heinr., Probst 491. - Hier., Keller 277. — 
Joh. Albr. Christoph, CLPfleger 323. — Joh. Christoph, Keller 369 ; RechenbancksRath 119 ; 
Vogt 616. — Joh. Dop., Eheger.Secretar. 81; Reg.R.Sectctar 74. — Joh. Jac, Gel.O.Rath 
«6 ; RechenbauckhsRath 162 ; Registrator 44. — Joh. Phil., Gaistl Verwaltter 577. — Joh. 
Vai:, Exped.Rath 110; Landschreib. Verwaltter 115; Vogt 390. 541. — Joh. Wilh., Exped.- 
Rath 112; Vogt 443, 488. — Joh. Wolf, CantzlelAdvoc. 96. - Ludw., Schultheis 521; 
Vorstmaister 466, 533. — Marx, Vogt 451. — Phil. 8igm , Pfarrer 447. — Phil. Ulr., Pfarrer 
307. — 8igm. Bened., Geh. Secretar. 82; Hofger.-Secretar. 80. — Vol., Gaistl. Verwaltter 
463. — Wilh. Gottfr., Exped.Rath 146. — Wolffg. Joe., Registrator 45. 



Digiti 



zedby G00gk 



Müller, Miller. 

M. Conrad Miller, genannt Brown (Braun*), Sohn des Peter 
Miller in Kirchheim und der Margaretha Brttnin (Braunln), letzter 
Probst des Stifts Einsiedel im Schönbuch von 1534—1539, Stifter 
eines Stipendiums, t zn Bebenhausen 25. Juli 1552. — 

Veit Müller, geb. zu Bülnheim in Franken 1561, t 1626, 
Professor der lateinischen und griechischen Sprache, sowie auch 
Ephorus an dem theologischen Seminar in Tübingen, stiftete unterm 
26. August 1618 die Teit Mtlller'sche Stiftung in Tübingen. — 

David Müller, Sohn des Vorigen, Dr. und Advokat in Speyer, 
kinderlos t 1633. - 

Jaeob Müller, geb. 4. October 1605, als Sohn des Kaufmanns 
Jacob Müller in Waiblingen und der Praxedes, aus dem alten 
Geschlechte der Linkhorn und Kühorn, Enkel des Bürgermeisters 
Wilhelm Müller daselbst und Urenkel des Bürgermeisters Johann 
Müller in Marbach, dessen Vorfahren vom 15. Jahrhundert an eine 
von Graf Ludwig als Erblehen conferirte Mühle in Poppenweiler inne 
gehabt haben sollen, widmete sich dem Studium der Theologie und 



* Anverwandte von ihm waren : Peter Braun, ebenfalls von Kirchhelm a. Neckar, 
geb. 1463, Professor Theol. in Tübingen und als solcher 9 mal Rector der Universität, 
t Tübingen 8. Februar 1563. — M. Conrad Braun, gleichfalls von Kirchheim a. Neckar, 
geb. 1495, J. ü. Dr. und 15 Jahre lang Professor juris in Tübingen und alB solcher 1533 
Bector der Universität, später bischöflich Würzburgischer Rath, hierauf Relchskammtr- 
gerichU- Assessor und nachher Präsident, ferner Herzoglich Baierischer Rath, zuletst 
Bischöflich . Augsburgischer Kanzler, auch Domherr von Regensburg und Augsburg, 
t München 20. Juni 1683. — Valentin Braun, Sohn des Vorigen, Prior in Schönthal, trat 
cum evangelischen Bekenntniss über und vermählte sich. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 623 - 

stieg bald vom Vicar zum Stadtpfarrer in Neuonstein 1634, zum 
Hofprediger und Superintendenten daselbst 1649, empor. 
Seine Gattin war Barbara, geb. Eislinger. Kinder: 
1. Anna Barbara, geb. 1645, verm. mit dem Vögten von Langen- 
beutingen Georg Knapp. 

II. Maria Margaretha, geb. 1647, verm. mit dem Gräflich 
Hohenlohe'schen Kamtnerregistrator, nachmaligen Vögten in 
Vellberg Johann Christoph Hetzet. 

III. Heinrich Jacob Müller, Hofmeister in Schweden, nachmals 
Rentkammerrath in Stuttgart, verm. seit 26. October 1669 
mit Catharina Margaretha, Tochter des Expeditions - Raths 
Johann Christoph Walther. 

IV. Wilhelm Balthasar Müller, geb. 1630, Pfarrer in Ohrendelsal, 
in Ohrenberg, starb mit Hinterlassung zweier Söhne und einer 
Tochter. 

V. Johann Siegfried Müller, Physicus in Heidenheim. 
VT. Johann Conrad Müller, t zu Ulm. 

Ebenfalls dieser Familie gehörten an: 

Jacob von Müller, geb. 1583, Agent mehrerer Fürsten am 
Kaiserlichen Hofe in Wien, nachmals Herzoglich Württembergischer 
Oberrath in Stuttgart. Derselbe wurde laut Diploms vom 17. April 
1626 mit seinem Bruder Heinrich, Registrator in Stuttgart, von 
Kaiser Ferdinand II. in den erbländischen österreichischen Adels- 
stand erhoben. 

Wegen der Reformation nahm er seinen Abschied von den 
niederösterreichischen Standen, nachdem er denselben 24 Jahre lang 
Dienste geleistet hatte, und starb 1641. 

Seine Gattin war Susanna, Tochter des Pfarrers Christof 
Spindler in Laibach in Krain. Letzterer war ein Sohn des Pfarrers 
Thomas Spindler in Stuttgart, dann in Linz, verm. mit Agatha, 
Tochter des Probsts Johann Brenz und der Anna, geb. Warlin 
zum Beitenstein auf Mossberg. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 624 — 

Die SOhne Jaeobs von Müller waren: 

Johann Christof Müller, Herzoglich Württembergkcter Ober- 
rath und Kreiasecretar in Stuttgart, und 

Johann Jacob Möller, geb. zu Regensburg 15. Juli 1629, 
Prälat in Blaubeuren, Probst in Denkendorf, t 1. April 1699. Die 
beiden Ebengenannten starben mit Hinterlassung männlicher Nach- 
kommenschaft. 

Denselben Namen fährten: 

Johann Jacob Miller von Ulm, wo er 18. Januar 1639 
geboren wurde und sein Vater, M. Matthias Miller, Prof. Eth. und 
Metaph. am Gymnasium war. Er studirte von 1658 in Strasburg 
und erhielt daselbst 1661 die philos. Magisterwürde. 1666 ging 
er von da nach Jena und war 3 Jahre Adjunkt der dortigen philos. 
Facultät, indem er als solcher viele Vorlesungen hielt. 1671 wurde 
er Rector in Ulm und Professor der Geschichte, auch Adjunkt* Minister. 
1674 kam er von Ulm nach Augsburg als Pfarrer zu St. Jacob. 
1678 wurde er Pfarrer zu den Barfässern daselbst und Senior. 
Er starb 27. Sept. 1706 im Ulmischen. — 

Michael Müller, geb. 1639, * Diaconus in Göppingen, Decan 
daselbst, hierauf Professor der Theologie in Tübingen 1682, zuletzt 
Kanzler 1698 — 1702. Als gegen Ende des XVII. Jahrhunderts 
einige sächsische Pastoren, Steeger in Erfurt und Boss zu Sorau, 
es unternahmen, Gott einen Termin vorzuschreiben, wie lange er einen 
verstockten Sünder begnadigen dürfe, so fand Müller die Xehre grau- 
sam und widerlegte sie in einer dissertatio de poenitentia indurati. 
Dass er nicht mehr dagegen drucken liess, verhinderte ein Brief 
Spener's an den Württembergischen Geheimenrath Jacob Friederich 
von Buhle: die württembergischen Theologen möchten an dem Streite 
nicht Theil nehmen. Dafür warnte Müller aber desto eifriger münd- 
lich gegen Neuerungen. — 

Carl Georg Ernst Müller, geb. zu Grübingen, O.A. Göppingen 9 
7. August 1758, Repetent des theol. Stiftes in Tübingen 1785, 



Digitized by 



Google 



— 625 — 

Vicar in Stuttgart 1790, üiaconus zu Waiblingen 1791, II. Diaconus 
zu Ludwigsburg 1797, Archidiaconus an der Stadtkirche daselbst 
1798. - 

Georg Heinrich Maller, geb. zu Stuttgart, 23. August 1750, 
als Sohn des Präceptors Müller am Gymnasium daselbst, Repetent 
des theol. Stifts zu Tübingen, Prediger und Professor der Religion 
an der hohen Karlsschule zu Stuttgart, evangelischer Hofcaplan eben 
daselbst 1 779, Dr. und Professor der Theologie, Specialsuperintendent 
der Stadt-Diöcese, auch Stadtpfarrer zu Tübingen. Von ihm rühren 
viele Schriften her. — 

Johann Gotthard von Müller, einer der berühmtesten Kupfer- 
stecher aller Zeiten, geb. 4. Mai 1747 zu Bernhausen im Württem- 
bergischen, widmete sich seit 1764 der Kupferstecherkunst zu Ludwigs- 
lust, und erhielt seine spätere Bildung unter Wille in Paris. Sein 
grosser Ruf verschaffte ihm den Auftrag, Ludwig XVI. zu 
stechen, was er in hoher Vollendung that. Treffliche Zeichnung, 
treue Wiedergabe des Colorits neben gleichwohl sehr reinem Stiche 
zeichnen ihn aus. 1776 wurde er von Herzog Carl als Professor 
der Kunstschule in Stuttgart angestellt. Alle seine Kupferstiche 
zeichnen sich durch Zartheit und Reinheit des Grabstichels aus. 
Besondere Berühmtheit erlangte seine »Magdalena«, die nunmehr 
sehr theuer, wohl um das 30fache des ursprünglichen Preises bezahlt 
wird. Er starb 1830. — 

In den »Sternen Schwabens« findet sich folgendes Gedicht 
über ihn: 

Der Erste war Er — lebte nicht Sein Sohn! 

Doch alle Andern mussten vor Ihm weichen: 

So saft- und kraftvoll war des Stichels Ton, 

So warmes Leben wusst' Er zu erreichen. 

Da floh der Pinsel schambedeckt davon! 
Die Farbe sah erschrocken ihres Gleichen, 
Ein Bürger sass — der Stichel — auf dem Thron 
Und ebenbürtig waren seine Zeichen. 
v. Georgii-Georgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 40 



Digiti 



zedby G00gk 



— 626 — 

Da schon nicht nur das Auge tiefe Gluth, 

Es rauschte des Gewandes schwere Seide, 

Der Pelz erwärmte ordentlich das Blut. 

Die Stickerei — o welche Augenweide! 

Ja, wackrer Alter, der Du nie geruht, 

Jed' Werk von Dir war auch ein Pracht gesehmeide. 

Johann Friederich Wilhelm Müller, Sohn des Vorigen, geb. 
1782 in Stuttgart, ebenfalls berühmter Kupferstecher, wirkte als 
Professor dieser Kunst in Dresden und vollendete daselbst nach der 
Zeichnung von Seydelmann den Stich der Sixtinischen Madonna von 
Bafael. Dieses Werk, im Jahr 1 800 begonnen, zählt zu den ruhm- 
würdigsten Erzengnissen der deutschen Kunst. Der Meister starb 
schon am 3. Mai 1816 auf dem Sonnenstein bei Pirna. — 

Johann Martin Miller, geb. 3. December 1750 zu Ulm, t 
21. Juni 1814 zu Ulm, studirte in Göttingen Theologie und war 
daselbst ein Glied des Dichterbundes von Bürger, Voss und Hölty; 
1775 kehrte er nach Ulm zurück, erhielt die Pfarrei Jungingen 
1780. Im Jahre 1781 wurde er Professor des Naturrechts und 
später der griechischen Sprache in Ulm, 1783 Prediger am Münster, 
1797 Professor der Theologie, 1804 Konsistorialrath in Ulm, 1809 
Stadtdekan und 1810 Württembergischer Geheimer Rath. Miller 
erwarb sich durch seinen Eoman: »Siegwart«, der in sechs Sprachen 
übersetzt wurde, einen europäischen Namen, und zwar nicht sowohl 
durch die darin herrschende Moral und Natürlichkeit der Darstellung, 
als durch eine schwärmerische, weinerliche, andächtelnde Empfind- 
samkeit, wodurch er namentlich das weibliche Geschlecht für sich 
gewann, so dass man von einer »Siegwart 'sehen Periode« sprechen 
konnte. Besser sind seine Lieder, in welchen Natürlichkeit, Leichtig- 
keit und Wärme herrscht. Mehrere derselben sind Volkslieder geworden. 
Die »Sterne Schwabens« widmen ihm folgendes Gedicht: 
Das deutsche Herz lässt gar zu gern sich rühren, 
Es liebt die süsse Schwärmerei der Thränen, 
Verliert sich leicht in schönes, dunkles Sehnen, 
Und kokettirt mit tugendhaften Schwüren. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 627 — 

So Hess auch Er diess nervenschwache W&hnen 
Durch Siegwarts Pein zu kitzeln sich verführen, 
Empfindsamkeit zur Flamme anzuschüren, 
Drei Tropfen Geist zum Eimer auszudehnen. 

Doch that Er's mit so siegendem Talente, 
Dass man Jahrzeh'nte Seine Thränen weinte, 
Das höchste Glück darin zu finden meinte. 

Sein Volkslied schwamm in reiner'm Elemente; 
Es waren herzerwärmende Accente: 
Natur und Tugend, die Er dort vereinte. 

Uofmedicns Dr. Möller' in Calw, geb. 16. Februar 1763 als 
Sohn des Bürgermeisters in Derdingen Georg Heinrich Möller, be- 
suchte die Hohe Karlsschulo, studirte Medicin, wurde Lehrer der Physik 
und Naturgeschichte bei dem damaligen Herzoglichen Leibcorps zu 
Stuttgart, ein Amt, das er bis 23. April 1787 versah, da er als 
zweiter Arzt bei der hohen Karlsschule angestellt wurde. 

1792 zum Land-, Stadt- und Amtsphysicus in Stuttgart er- 
nannt, verband er mit dieser Stelle seit 1793 noch die eines Lehrers 
der Electricität an der klinischen Anstalt für Medicin Studirende. 
1794 ging er als Land-, Stadt- und Amtsphysicus nach Calw und 
wirkte gleichzeitig als Badearzt in Teinach, Liebenzell und Wildbad. 

Der Landphysicus zu Calw war damals auch zugleich Physicus 
der vormaligen 6 Oberämter Herrenalb, Hirschau, Liebenzell, Merk- 
lingen, Wildbad und Wildberg. 

1808 wurde ihm der Charakter und Rang eines wirklichen 
Hofmedicus, 1814 die Landvogteiarztstelle auf dem Schwarzwald 
verliehen. Er starb 12. März 1833. 

Seine I. Gattin war seit 29. August 1793 Caroline Elisabeth, 
Tochter des Med. Dr. Karl Engelhard Q&uppj die II. seit 31. August 
1802 Johanna Friederfha, Tochter des Oberamtmanns in Calw 
ChristHan Frieder ich Htehl, welchen Ehen 6 Kinder entsprossten, 
von denen drei Söhne und eine Tochter den Vater überlebten. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 628 — 

Medicinalrath Dr. Möller in Calw, Sohn des Vorigen, t 
2. Januar 1877. — 

Gustav MOller , geb. zu Stuttgart 11. Februar 1823 als Sohn 
des Kaufmanns Johann Gottlieb MOller, war Mitglied des Bürger- 
ausschusses, wurde bei Gründung der württembergiscben Handels- und 
Gewerbekammern 1855 nach dem Vorschlag einer Notablen -Ver- 
sammlung in die Stuttgarter Kammer berufen, war nach Carl Ostertag's 
Tod (Januar 1861) bis Mai 1862 deren Vorsitzender, Beirath der 
Centralstelle für Gewerbe und Handel, seit 1862 Mitglied des 
deutschen Handelstages und Ausschussmitglied desselben, Mitglied 
des volkswirtschaftlichen Congresses seit 1861 und dessen Ausschuss- 
mitglied seit 1864. 

In dem am 1. Juni 1875 in der schwäbischen Kronik er- 
schienenen Nekrolog Müllers ist über ihn u. A. Folgendes gesagt: 

»Besondere Thätigkeit entfaltete er aus Anlars des deutsch- 
französischen Handelsvertrags 1862, wobei er nicht nur als Anhänger 
der Theorie des Freihandels, sondern auch in Hinsicht auf den poli- 
tischen Kern der Sache sich leiten Hess, dabei mit scharfem Blicke 
in der Frage den Gegensatz von Preussen und Oesterreich, die Ge- 
fährdung des Zollvereins durchschauend. Sehr werthvoll für die ganze 
württembergische Heimath war Müllers treue Betheiligung an den beiden 
deutschen Zentralvereinen für den Handel und die Volkswirtschaft. 

Als in dem französisch-österreichischen Kriege 1859, in welchem 
Süddeutschland in seinen Sympathien auf Seiten Oesterreichs stand, 
der Friede von Villa franca abgeschlossen war und Preussen Ange- 
sichts der Rathlosigkeit einer Leitung durch den alten Bundestag die 
militärisch-politische Führung Deutschlands für sich in Anspruch 
nahm, da war der Augenblick auch für Süddeutschland gekommen 
Farbe zu bekennen. Eine »Ansprache an die Mitbürger« vom Ende 
Juni 1859 (s. Schwäbische Chronik 2. Juli) verlangte nur eine deutsch- 
nationale Politik, stellte die Zutheilung der politischen und mili- 
tärischen Führerschaft an Preussen als Notwendigkeit auf und sah 
den Abschluss der Bewegung in einer deutschen Volksvertretung. — 



Digitized by VjOOQIC 



— 629 — 

Unter den Unterzeichnern findet sich auch Gustav Müller; ja er war, 
so viel bekannt, mit bei der Abfassung des heute noch ausserordent- 
lich interessanten Actenstücks betheiligt. 

1863 — 64 war er eines der opferbereitesten Mitglieder des 
Schleswig-Holsteinausschusses. Später war er im Landescomite der 
deutschen Partei ein zuverlässiges Mitglied. Bei der 1870 erfolgten 
Kriegserklärung rettete das selbstbewusste Einschreiten des Handels- 
standes vor der Calamität der Versiegung des Credits und unter Vortritt 
Müllers, dessen geachteter Name wirkte, einigten sich unter solida- 
rischer Haftbarkeit und unter Zurückhaltung nur Weniger, alle irgend 
massgebenden Handels- und Gewerbsloute zu dem Kassenverein Gustav 
Müller und Genossen, welcher sofort Württemberg vor jeder Krisis 
bewahrte. 

1870 berief ihn fast einstimmig das Vertrauen der Mitbürger 
im December zum Abgeordneten des Amtes Stuttgart in die württem- 
bergische Kammer und im Februar 1871 des Wahlkreises Stuttgart 
zum Mitglied des deutschen Eeichstags, eine Wahl, die sich im 
Januar 1874 für den zweiten Reichstag erneuerte. 

1871 ernannte ihn der Cöbdenclub in London, 1875 der Con- 
gress österreichischer Volkswirthe zum Ehrenmitglied. 

Viel galt im persönlichen Verkehr unter den Freunden der 
nationalen Sichtung Müller's bewährtos einsichtiges Urtheil, und 
reichlich diente und nützte er auch in dieser Stellung seinem Vater- 
lande. Ueberzeugungstreue und Opferwilligkeit waren seine hervor- 
ragenden Eigenschaften ; wofür er begeistert war, das erfasste er ganz 
und voll und unter denen, die für ein Ziel wirkten, war er stets 
der Zuverlässige, man wusste, was man an ihm hatte. — Klarheit 
und Kürze und Scharfblick zeichneten seine Worte' aus, die stets 
das Richtige trafen.« 

Müller starb am 17. Mai 1875 mit dem Rufe eines guten, 
edlen, patriotischen und opferwilligen Menschen. 

Gattin: seit 11. August 1850 Marie, eine Tochter des Hof- 



Digiti 



zedby G00gk 



— mo - 

kanimerpräsidenteu in Stuttgart Eduard Ludwig r. Ergenzinger, 
welcher Ehe mehrere Kinder enteprossten. — 

Nicolaus Müller, geb. als Sohn des Bürgermeisters Möller 
von Urach, studirte in Tübingen die Rechtswissenschaft, machte hierauf 
grössere Reisen, wurde Hofgerichts-Advokat in Tübingen, Oberrath, 
Geh. Regimentsrath , Director des Consistoriums und Kirchenraths 
1659, als welcher er die durch die Zeitläufte fast zertrümmerte 
Universität wieder erhob, eine strengere Zucht einführte, für bessern 
Unterricht und Hilfsmittel sorgte, und zugleich auf viele wohlthätige 
Landesverordnungen seinen Einfluss übte, sodann Lehensprobst und 
Kanzler. Er war der Mittler zwischen Fürst und Volk und wurde 
häufig zu Sendungen an Höfe verwendet. Kaiser Ferdinand III. erhob 
ihn mit dem Namen und Prädicate Myler ab Ehrenbach in den Reichs- 
adelstand. Er starb mit Hinterlassung mehrerer Schriften 1778. 
Er ist Stifter eines Stipendiums für Studirende der Theologie im 
Betrage von 4000 fl. 

Die »Sterne Schwabens« bringen folgendos Gedicht über ihn: 

Der Kaiser gab Ihm Seinen schönern Namen 
Und nicht umsonst hiess er Ihn Ehrenbach, 
Denn Ehre lief Ihm als die Quelle nach, 
Aus der geflossen Seine Thaten kamen. 

So redlich war Er in dem wicht'gen Fach, 
Dass Fürst und Stände ihn zum Beistand nahmen; 
Sie wussten wohl: Er streue nur den Samen 
Der Eintraoht aus in Allem, was Er sprach. 

Doch nicht allein Sein öffentliches Leben 
Erschien dem Staatsmann gross, befolgenswertb, 
Sein Schriftenthum sprach von dem stillen Streben. 

Er hat das Recht mit solchem Geist gelehrt, 
Dass Spanier Ihn als Quelle angegeben 
Und Italiener seinen Rath begehrt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 631 — 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Müller (Miller): CraysSecretar. 84; Dr. 62; Gaistl. Verwaltter 572: Hof- 
Mahler 211; MüntzWardeln 135; Praelat 111; Wardain 564. — Anstett Ulr, Müntz 
Wardein 135; Wardein 564. — Anth., Vogt 383, 623. — Bast., Cl. Hofmeister 352. — 
Carl Christian, RechenbanckhsRath 154. — Carl Max Frid., StifftsPfleger 497; Vogt 496. 

— Christian Carl, Pfarrer 381. — Christ. Gott lieb, Gaistl. Verwaltter 602. — Christ. Gottlieb, 
Cl.Pfleger 241. — Christoph Gottlieb, Cl.Hofmaister 339 ; CLPfleger 261, 272 ; Verwaltter 
ira fürstl. Colleg. 582 ; Vogt 301. — Christoph Phil., Abt 238, 300 ; Pfarrer 512 ; Probst 296. 

— Conr., Gaistl.Verwaltter 592. — Dan., Cl.Hofmeister 354. — Frantz, Cl.Pfleger 318. — 
Frans. Conr. EenthCh.Secretar 126. — Fried., Pfarrer 502. — Hans, Keller 466. Hans 
Conr., Keller 584, 586 ; Schultheiss 621. — Hans Georg, Gaistl. Verwaltter 507, 592. — 
Hans Heinr., Registrator 169. — Hans Joe,, Gaistl Verwaltter 607; Special 478; Vogt 
ß06. — Joh., Keller 283. — Joh. Christoff, MüntzWardeln 135 , Wardein 564. — Joh. 
Frid., ExpedJtath 146; Keller 388; Vogt 439, 571. — Joh. Jac, Abt 267, 268, 305, 326; 
Pfarrer 484, 532; Probst 275; Special 596; StlfftsDiacon 550. - Joh. Lmdw., Cantriei- 
Advoc. 96. — Jost, Keller 569. — Heinr., Amptmann 336; Ol.Hofmelster 354. — 
Heinr. Aug., Cl.Pfleger 247. — Heinr Jac, RechenbanckhsRath 118. — Mart. t Vogt 351. — 
Mich., Cancellarius 580 ; 8tifftaDiacon 550. — Nicol. gen. Mager, ViceCantzler 19. — Peter, 
CLHofmeister 362. — Phil. Jac, Vogt 386. — Sam., Waldmeister 325. — Vol., Vogt 575. — 
Wolff Diet., Gaistl. Verwaltter 448. 



Digiti 



zedby G00gk 



Neuffer. 



Die schon über 400 Jahre in Württemberg bekannte Familie 
Neuffer stammt ans Münsingen. Dr. Müller, Professor med. zu 
Tübingen, schreibt in Orat. funebr. D. Seb. Blossii, dass viele tapfere 
Männer und Familien aus diesem Stadtlein tanquam ex equo Trojano 
ihren Ursprung haben, unter welchen er absonderlich die Neuffer 
nennt. Die Neuffer schrieben sich vormals Neifer , Neyffer. Der 
erste dieser Familie, welcher in der ordentlichen Reihenfolge aufzufinden 
war, ist nach einem alten Gerichtsbuche zu Münsingen Hans Martin 
Neuffer. — 

Philipp Jacob Neuffer, Herzoglich Württembergischer Geheimer 
Begimentsrath, wurde am 26. December 1677 zu Göppingen ge- 
boren. Sein Vater war Philipp Jacob Neuffer, vieljähriger Stabskeller 
in Göppingen, f 1700; die Mutter Anna Rosina, eine Tochter des 
Dr. und Professors, auch Decans der Kirche und Supperattendenten 
des theologischen Stipendiums in Tübingen, Balthasar Ralth; der 
Grossvater Johann Ludwig Neuffer, Stadtschreiber zu Tübingen, ein 
wegen seiner Aufrichtigkeit und Klugheit hochangesehener Mann, 
t 1646 ; die Grossmutter Snsanna, Tochter des J. U. Lt. und Hof- 
gerichts- Advocaten Salomon Frisch ; der Urgrossvater Johann Valentin 
Neyffer, Dr. juris., geb. den 10. November 1572, der erste, welcher 
sich statt Neifer Neyffer schrieb, Herzoglich Württembergischer Rath 
und Professor zu Tübingen; die ürgrossmutter seit 22. November 
1597 Regina, geb. Varenbflhler, Tochter des Herzoglich Württem- 
bergischen Hofpredigers und Abtes zu Hirsau Varnbühler und der 
Sibylla, geb.Vischer; der Ur urgrossvater Ludwig Neuffer, Keller und 



Digitized by 



Google 



- 683 - 

Stiftsverwalter in Herrenberg, diente, unter den Württembergischen 
Herzogen Christoph, Ludwig und Friedrich f 85 Jahre alt 1624; 
die Ururgrossmutter Appollonia, Tochter des Vogts von Herrenberg 
Valentin Moser; der Urur-Urgrossvater Johann Neuffer*, Sohn Martin 
Nenffers zu Münsingen, und Enkel des Eingangs erwähnten Hans 
Martin , geb. 1500, f 1591, Prior auf dem Eniebis, einst von Herzog 
Ulrich 1519 mit einer Vicariats-Pfründe in Stuttgart betraut und 
während der österreichischen Interimsregierung von Kaiser Karl V. zum 
Canonicat Herrenberg berufen; er nahm, wie in D. Christ. Besoldi 
Laudat. funebr. in Obitu D. Joh. Valentin Neuffer gesagt ist, 
als der erste in seiner Familie Luther* s Lehre an, ward in der Folge 
»Nippenburg'scher« Hausvogt zu Pforzheim, endlich zum I. evangelischen 
Keller und Stiftsverwalter in Herrenberg, gleichzeitig auch zum Pfleger 
zu Gültstein, Roseck und Sindelfingen ernannt. Seine Mutter und 
seine, eine Aebtissin-Stelle im Kloster Gnadenzell bekleidende Schwester, 
beide ausgesprochene Feindinnen Luther 's, hatten ihm bei seinem 
Uebertritte grossen Widerstand geleistet. 

Philipp Jacob besuchte die lateinische Schule zu Göppingen, 
bezog 1692 die Hochschule Tübingen, wo er anfangs unter Leitung 



# Dessen Bildnis« in Kupfer gestochen beehrte Heinrich Wdling, Professor der 
lateinischen Sprache in Tübingen, mit folgendem Beisätze: 

Talifl erat freies Neyfferi jure valentfs, 
Quo vix uUns erat integritate prior. 

Von eben diesem Neuffer theilt sich die Neufferiache Familie in die Valentinische 
und Martinische Linie. 

Von Johann Neufer, geb. 1600, befindet sich in der Kirche zu Herrenberg auf der 
Seite gegen das Nonnenhaus an der Ecke der Emporkirche ein Grabdenkmal mit der 
Aufschrift : 

„Sola fides sufneit", darunter ist Neuftr'e Brustbild angebracht mit den Worten : 
aus 1. Tim. 1 „Mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich hab's unwissend gethan 
im Unglauben." (Da er nemlich eingesehen, dass er auf ganz irriger Religion sich 
bishero gegründet und dass das Klosterleben ein Deckmantel sei vieler fleischlicher Ab- 
sichten und Betrügereien.) Mach Annahme der lutherischen Religion verliess er Herren- 
berg , wo er sich nicht mehr recht sicher fühlte und hielt sich hierauf in Pforzheim 
bei den Herrn von Nippenburg auf. Nach Wiedereroberung des Landes durch Herzog Ulrich 
berief ihn dieser zurück. Ulrich wie Herzog Christoph schätzten Neuffer besonders hoch. 

Gattin: Catharina, Tochter des Procurators des Capitels in Herrenberg Johann 
Seher. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 034 — 

des Probste Brommer und des Special-Superintendenten Zorer, der 
Professoren Scheinemann, Caldenbach und Cammerer Philologie und 
Philosophie hörte und hernach das juridische Studium ergriff. Im 
Jahr 1700, als sein Vater gestorben war, nahm Neuffer in Anbe- 
tracht seiner vater- und mutterlosen unversorgten 10 Geschwister 
eine Hofmeisterstelle an und zwar bei dem Baron von Wittorf aus 
8achsen ; zugleich hatte er die Herren de Brun und de Bergeon 
von Neufchatel und andere mehr zu unterrichten. 1702 als 
Herr de Bergeon in sein Vaterland zurückberufen worden war, folgte 
er diesem dahin und genoss daselbst der aufrichtigsten Zuneigung 
und Ehre. Als Scholaren erhielt er die Brüder von ChaiUet's, 
Herrn von Merveilleux, Herrn Petri, den jungen Baron Thumb von 
Neuburg aus Köngen, welch' letzterer sich gerade in Neufchatel 
befand und viele andere mehr. Während dieser Zeit bereitete ihm 
auch der Besuch seines akademischen Herzens-Preundes, des Ober- 
amtmanns von Maulbronn, Kieffer, besondere Freude. 

1706 kehrte Neuffer mit dem vorbenannten Baron fhumib, 
dessen Vater, der Erbmarschall, ihm diesen seinen Sohn ganz an- 
vertraut hatte, sowie eines Herrn de Ohambrier ins Vaterland zurück, 
verweilte noch ein Jahr mit dem jungen Baron im Hause des Con- 
sistorialraths und Stiftspredigers Frisch in Stuttgart bis zu dem 1707 
erfolgten feindlichen Einfall, in Folge dessen er sich mit seinem Zögling 
über Ulm, Memmingen uud Lindau zu dem Vater des letzteren nach Chur 
flüchtete. 1708 reiste er mit demselben nach Italien und verweilte 
daselbst 3 Monate in Padua ; von da ging er nach Venedig, Florenz, 
Siena, in welch letzterer Stadt er von den daselbst weilenden 
Deutschen zum Procurator erwählt wurde, — ein, wie or selbst sagt, 
äusserst verdriessliches und beschwerliches Amt. 

Von Siena aus bereisten die Beiden Neapel, Korn und kehrten 
über Livorno, Pisa, Genua, Turin, Mailand wieder nach Graubündön 
zurück. 

Im Jahre 1710 im December trat Neuffer auf inständiges 
Bitten der Land-Vögtin von Brägger in Meyenfeld mit deren Sohn 



Digiti 



zedby G00gk 



- 635 - 

und einem Herrn van Planta eine nene Reise nach Frankreich an, 
von der sie erst 1712 im Herbst, nachdem sie noch vorher den 
Friedens-Conferenzen in Utrecht beigewohnt, wieder nach Meyenfeld 
zurückkamen. 

In demselben Jahre noch, als ihm die Graubtindner eine 
jährliche Pension, unter der Bedingung, dass er auch fernerhin 
junge Cavaliere ihres Landes unterrichte, aussetzen wollten, erhielt 
Jfeuffer durch Vermittlung des Directors Osiander die Stelle eines 
gemeinschaftlichen Hofraths bei den drei Württembergischen Prinzen 
Carl Alexander, Heinrich Friderich und Friderich Ludimg. 1714 
begleitete er den Prinzen Heinrich Friderich nach Wien, 1720 
wurde er engerer Landsöhafts-Ausschuss-Consulent, — ein Amt , rn 
dem er u. a. auch 12 Jahre nacheinander je die Neujahrs-Gratulation 
im Namen der Landschaft dem Herzoge Eberhard Ludwig vor- 
zutragen hatte. 1721 ging er im Auftrage der Prinzen wegen 
der Holländischen Arrerages-Gelder auf den Schwäbischen Craistag 
nach Ulm, 1724 von Prinz Louis gerufen nach Ansbach, wo die 
Herzogin Administratorin von Württemberg, Eleonora Juliana, 
vom Schlage gerührt im Sterben lag (f 5. März). Er wirkte noch 
bei ihrem Testamente mit und hatte nach ihrem Tode deren testa- 
mentarische Dispositionen , die Tractirung des Leichenconducts nach 
Stuttgart und die Inventur zu besorgen. 

In demselben Jahre noch reiste er auf Befehl der Prinzen 
Heinrich Friderich und Friderich Ludwig zum zweiten male nach 
Wien und zwar in Begleitung des jüngeren Dr. und Professors 
Harpprechl. 

1725 verlieh ihm der Herzog Eberhard Ludwig Bang und 
Charakter eines Begierungsraths; 1727 begab er sich in Vermäh- 
lungsangelegenheiten des Herzogs Carl Alexander zum drittenmale 
nach Wien, (diessmal unter Beigabe des Hofraths Breyir), wohnte 
dem Herzoglichen Beilager in Frankfurt bei, bei welcher Gelegenheit 
ihm Herzog Carl Alexander sein mit Juwelen besetztes Brust-Bildniss 
verehrte. 1730 erwirkte Neuffer die Zutheilung der drei Antheile 



Digiti 



zedby G00gk 



- 636 - 

der Prinzen an der Grafschaft Mörchingen, — ein Prozess, der zu Nancy 
geführt ward, wohin Neuffer auch seinen ältesten Sohn Johann 
Budolph mitgenommen hatte. Während ihres dortigen Aufenthaltes 
sahen sie das grosse Fest der beiden neu canonisirten- Heiligen, des 
Prinzen Ludovici von Gonzaga und Stanislaus de Kotska, welchem 
Acte der ganze Lothringische Hof, sowie ein Erzbischof und 12 Bischöfe, 
auch über 1400 Fremde beiwohnten. 

Nach des Erbprinzen Friderich Ludwig frühzeitigem Absterben 
erhielt Neuffer von Herzog Carl Alexander die geheime wichtige 
Instruction, gleich nach dem erfolgten Todesfall Herzog Eberhard 
Ludivigs von allen Canzl ei- Verwandten den Eid der Treue zu nehmen, 
uln bei allen vorfallenden Berathungen im Herzoglichen Geheimen 
Rath ein votum decisivum zu haben. 

Nachdem Ende 1732 Carl Alexander mit der Herzogin nach 
Stuttgart gekommen und daselbst folgenden Jahrs durch die Geburt 
des Prinzen Friderich Eugen hoch erfreut worden war, vertraute 
er bei einer Reise diesen Prinzen der besonderen Obhut Neu/fers 
an mit den Worten: »Wir recomraendiren Ihme und Seiner Frau 
Unsern Printz Friderich 9 continuiren Sie beyderseits mit Ihrer Treue 
und Aufsicht, wie Sie es bisshero sorgfältig gethan haben; so 
lange Wir leben, worden wir Ihnen und den Ihrigen diese Treue 
zu vergelten trachten.« 

Gleichwie nun bei dem Schlüsse de3 Jahres 1732 und zu 
Anfang des folgenden Jahres sich Herzog Carl Alexander 21 Wochen 
lang im Schlösschen in Stuttgart aufgehalten und Neuffer verschie- 
dene mündliche Instructionen für den Fall der vacant werdenden 
Landesregierung ertheilt hatte, also hielt Neuffer diess nicht nur 
aufs Geheimste, sondern besorgte auch nach dem Ableiten Herzog 
Eberhard Ludwig' s, als der Feind vor der Thüre und es um das 
Herzogtbum gefährlich stand, diese Instruction treulich. 

Im Jahr 1733 an seinem Geburtstage wurde Neuffer »um 
seiner in die zweiundzwanzig Jahre geleisteten treu-erspriesslichen 
Diensten und bey wohnenden distinguirten Eigenschaften, besonders 



Digiti 



zedby G00gk 



— 637 — 

aber bey der Possessions-Nehmung des auf Sr. Hochfürstlichen Durch- 
laucht devolvirten Hertzogthums Wörtemberg und dessen Landen be- 
zeugten rühmlichen Conduite willen,» zu einem würklichen Geheimden- 
Rath ernannt und ihm zugleich die Stelle * eines Consistorial- und 
Kirchen- Raths-Directors etc. etc. übertragen. 

Ferner erwählte ihn der Herzog bei Einnahme der Erbhuldi- 
gung zum Wortführer und zum grossen Jagd-Ordens-Secretär unter 
Verleihung dieses Ordens, als welch letzterer er 5 fürstlichen, 10 
gräflichen und vielen adeligen neu-creirten Chevaliers die Orden 
präsentirte. 1735 beschenkte Carl Alexander die Herzogin mit dem 
Amte Haimsen (Heimsheim) und Neuffer nahm nebst Baron von 
Frankenberg im Namen der Herzogin die Huldigung ein. 

1735 im Herbst wurde Neuffer von seinem Herzoge, wohl 
wegen der Jud Süss'schm Umtriebe, vom Directorium des Consisto- 
riums und Kirchenraths, 1736 im Januar auch von den Geheime- 
raths-Geschäften, jedoch unter Belassung in Rang und Genuss der 
hälftigen Geheime-Raths-Gage, entlassen; worauf er sich nebst seiner 
Gattin und 8 unversorgten Kindern zu des Herzogs Hulden schriftlich 
empfahl, deren letzterer ihn auch sammt den Seinigen nachgehends 
allzeit hat versichern lassen. 

Nochmals 1736 begab sich Neuffer im Auftrag der Prinzes- 
sinnen zu Neuenstadt, und zwar nun zum fünftenmal, nach Luneville 
aus Anlass des bei dem Parlament zu Nancy anhängig gemachten 
Prozesses wegen der Grafschaft Forbach, welche Sendung er zur voll- 
kommensten Zufriedenheit der Prinzessinnen sowohl wie des Herzogs 
Carl Rudolph zu Neuenstadt erledigte. 

Nach Herzog Carl Alexanders Tod ward Neuffer 1737 im 
März wieder in seine wirkliche Geheimraths-Stelle eingesetzt, ebenso 
vorblieb er darin unter dem Administrator Carl Friderich. 

Neuffer starb, nachdem er noch vorher die Bäder Liebenzell und 
Teinach gebraucht hatte, von Jedermann hochgeschätzt, besonders aber 
vom ganzen Württembergischen Hofe tief betrauert am 4. Sept. 1738. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 638 - 

Eine auf seinen Tod verfasste Schrift sagt: 

Drey Printzen haben sich Dir zeitlich anvertraut 
Und wie auf Deine Treu so Deinen Witz gebaut, 
Da hast Du, Seeliger, bey Dein und Ihrem Leben 
Dich gern zu Dienst und Pflicht und Opffer hingegeben. 

Wer so wie Du gelebt, wer solche Treu erwiesen 

Gott, Fürsten, Land und Hauss und seiner Diener-Schaar, 

Der bleibt von Gott und Fürst und Land und Hauss gepriesen 

Und seiner Diener Hertz ehrt seine Todten-Bahr. 

Verschiedene ehrende Nachrufe widmeten ihm noch der Königl. 
Polnische Kammerherr, Geheimer Rath und Erb-Obrist-Stallmeister 
H. R. von Röder, der mitvormundschaftliche wirckliche Geheime 
Rath J. E. Fr. von Wallbrunn, der Pfalz-Zweibrückische Ober- 
Hofmarschall Eberhard Heinrich von Göllnitz, Johann Fr. von 
Brügger aus Meyenfeld und viele andere mehr. 

Seine Gattin war Sophia Margaretha, eine Tochter des Med. 
Dr. und Professors Johann Adam Oslander und der Maria Barbara, 
geb. Screta von Zavorzitz aus Schaffhausen. Kinder: 
I. Maria Sophia, geb. 8. Sept. 1715. 
II. Jnliana Dorothea, verm. mit dem Spital-Diaconus M. Christoph 

Friedrich Stockmayer. 

III. Johanna Angnsta, geb. 1. Juni 1733, verm. mit dem Haupt- 
mann und Regimentsquartiermeister unter der Württemb. Leib- 
garde zu Fuss Joh. Jacob Boger. 

IV. Johann Rudolph Xeaffer, geb. 1. Juli 1714, J. U. Lt. und 
Herzoglich Württemb. Regierungsraths-Secretär t 24. August 
1741. 

V. Philipp Jacob Neuffer, Med. Dr. und Hofmedikus in Stuttgart 

lodig f. 
VI. Carl Heinrich Ludwig Neuffer, Regierungsraths-Secretär, 
ledig f. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 689 - 

VII. Wilhelm Neoffer, Herzogl. Württemb. Geh. Archivar ; Gattin 
seit 17. November 1750: Jnliana Henriette, Tochter des Geh. 
Legationsrathes Joh. Friedr. Seubert. 
VIII. Chrfettpa Friderich Neuser, geb. 1. Juni 1733, Pfarrer zu 
Gerungen 1790, verm. mit Cathariaa Elisabeth*, Tochter des 
Pfarrers Brtcht in Echterdingen. 

Derselben Familie gehören ferner an: 

Jehannes Keuffer, geb. 11. October 1582, Amtmann und 
Klosterhofmeister zu Beichenbach, sowie gleichzeitig geistl. Verwalter 
in Freudenstadt. 

Derselbe war in Kriegs- and Friedenszeiten ein getreuer, höchst 
sorgfaltiger Diener des Herzogl. Hauses, wie er denn auch, als die 
Burg-Vesten Hohen-Urach und Höhen-Tübingen hart belagert wurden, 
sie beide mit Proviant zu versehen hatte. Besonders machte er sich 
durch seine klugen Anstalten zu glücklicher Fortsetzung des Bau- 
wesens der Stadt Freudenstadt, welche Herzog Friderich für die 
Evangelischen Exulanten aus dem Oesterreichischen zu erbauen und 
mit einer sehr schönen Kirche (von D. Lans in consuet. inter 
singularia Germaniae gezählt) auszuzieren angefangen hatte, 7 
Jahre hindurch sehr verdient. 

Auch gegen seine verwaisten Geschwister wie gegen seine be- 
dürftigen Freunde und andere Arme erwies sich Neuffcr stets als 
ein liebreicher Vater. Er starb 14. October 1654, 72 Jahre alt. 

Gattinnen : I. Anna Maria, Tochter des Pflegeis zu Unteröwis- 
heim Georg Fässler und der Anna Schiller, aus dem alten berühmten 
fasslerischen Geschlechte, welches viele Jahre hindurch Kanzlers- und 
Kammermeisters-Dienste in Stuttgart versehen hat. Sie starb 1635 
ohne Kinder; II. Maria, geb. Reinbenz. Die Kinder dieser letzteren 
Ehe scheinen alle jung gestorben zu sein. — 

Martin Neuffer, geb. 31. Jan. 1594, J. U. Dr. und Professor 
zu Tübingen. Anfanglich Professor III. Colleg. ward Nenffer hernach, 
als das Kollegium wegen der damaligen betrübten Zeiten 20 Jahre 



Digiti 



zedby G00gk 



- 640 - 

lang bis zum Osnabrücker Frieden geschlossen wurde, per suffragia 
Senatus Academici auch bei der Universität angestellt, und wurde zugleich 
Superintendens des Martinianischen Stipendiums. Er führte anno 1636 
den akademischen Scepter und starb, nachdem er in den gefährlichen und 
verderblichen Kriegs- und Sterbens-Zeiten vieles' ausgestanden, 20. Mai 
1639 an der Pest. Neuffer ist Stammvater der Martinischen Linie. 

Gattin : Anna Agnes, Tochter des Uerzogl. Württemb. und 
anderer Fürsten und Stände Geh. Raths, des Schwäbischen Kreises, 
auch Ritterschaftlichen Consulenten und Syndicus von Breitsehwerdt 
und der Anna Maria Binderin, Geschlechterin von Augsburg, welcher 
Ehe 6 Kinder entsprossten. — 

Martin Neuffer, geb. 18. Juli 1631, Diaconus zu Münsingen 
1651, Pfarrer zu Linsenhofen 1666, zu Winterlingen 1670, zu 
Jesingeh bei Tübingen 1675. f daselbst 1703. Als Diaconus in 
Münsingen fand Neuffer Gelegenheit, der Neufferischen Familie 
daselbst nachzuspüren. Von seinen Nachforschungen war 1802 noch 
mehreres in Manuscripten erhalten. 

Gattin : Barbara, Tochter des Pfarrers in Bondorf Joh. Ulrich 
Schrott und der Regina, geb. Andrea, aus welcher Ehe 7 Kinder 
hervorgingen. — 

Christian Ludwig Neuffer, geb. 26. Jan 1769, als Sohn des 
Kirchenraths-Registrators Neuffer und der Magdalena, geb. Pelargus, 
letztere aas einer Familie griechischer Flüchtlinge abstammend, — 
einer der gemütlichsten Dichter des vorigen Jahrhunderts, t als 
Stadtpfarrer zu Ulm. Durch seine Beschreibungen ländlicher Feste, 
worunter die „Herbstfeier", ein Sittengemälde in 9 Gesängen, das 
hervorragendste ist, erwarb er sich Berühmtheit. Von gleichem Talente 
zeugen seine erst 1816 herausgekommenen lyrischen Gedichte. 

Die »Sterne Schwabens« widmen ihm folgendes Gedicht: 

Ein Maientag im lieben Schwabenlande: 
Besonnte Hügel, fröhlich grüne Wiesen, 
Geschwätzte Bächlein, dunkle Waldesriesen, 
Ein biedres Volk in ländlichem Gewände. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— . 641 — 

Ein Maientag, wo Herzen sich ergiessen, 
Wo jedes Aug* in hellem Freudenbrande, 
Wo Liebe knüpfet ihre süssen Bande, 
Die Edeln fest ans Vaterland sich schliessen — 

Diess war Sein Lied! — In schlichten, reinen Tönen 

Naht das Bescheidene unser n Herzenspforten, 

Es lässt sie nicht in mächt'gem Schlag erdröhnen. 

Doch weichen sie den sanften Schmeichel Worten; 
Die treten ein ins Heiligthum des Schönen 
Und finden bald ein stilles Plätzchen dorten. 

Karl August von Neuffer, Kurfürstl. Württemb. Generalmajor 
und Generalquartiermeister. Derselbe ward am 20. August 1795 
in Trinconomale auf Ceylon gefangen, wurde nach Madras gebracht, 
kam nach Europa zurück 28. März 1800 als Lieutenant zum 
Bataillon Seeger, 1801 als Hauptmann zum Bataillon Seckendorff, 
ward 1807 Major beim Generalquartiermeisterstab, kam 1808 zum 
Regiment Kammrer als Oberstlieutenant, wurde 4. September 1808 
Commandant eines Fussjäger-Bataillons, 5. November 1808 Oberst, 
1812 zum Infanterie-Regiment Nr. 3 versetzt, 1813 Generalmajor 
und Generalquartiermeister, 1815 Gesandter in Berlin, 1816 Gesandter 
in London, f 6. Januar 1822. 

Das Fürstlich Württembergisohe Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namen« Neuffer (Ntitffir, Nüfer, JSufer), Ambtachreiber 293; Geh.Rath 41; Cantzley- 
Advoc. 94 ; Pfarrer 607 ; Registrator 140. — Barth, Cl.Verwaltter 269. — Carl Hrtnr. 
Ludw., Reg.R.Secretar. 74. — Christian Ludw., Special 688. — Ftrd. Jac, Ambtachreiber 
240 ; Stattachreiber 618. — Georg Ludw., Gaistl. Verwalter 607. — Hans, Vogt 433, 463. 
— Sant Joe., CLPfleger 264. — Hon» Marx, Cl.Pfleger 319; Cl.Verwaltter 316. — Hans 
Ulr., Landschreib.Verwaltter 116. — Jac, Bawmeister 424 ; Cl. Schaffner 333 ; Schultheis* 
363. — Joach. Frid., Ambtachreiber 621 ; Geistl.Verwaltter 617. — Joach. Ludw., Cl.Hof- 
meiater 347 ; Stattachreiber 614. — Joh., Amptmann 292 ; GastenPfleger 666 ; OLSchaffner 
333; GeiatLVerwaltter 428, 463; KeUer 463 ; Stiffts Verwalter 463. — Joh. Rudolff, BegJL- 
ßecretar. 73. — Ludw., Amptachrelber 260 ; KeUer 468 ; StifftsVerwaltter 463. — Matt., 
Vogt 371. — Mart. Ludw., Pfarrer 571. — PhÜ. Jac. ConsiatDirector 136; Gaistl.Verwaltter 
896 ; Gel.Geh.Rath 27 ; Keller 435 ; KirchenR.Director 142. — Veit Jac, Bawmaiater 266 ; 
Gl Pfleger 330; Cl. Schaffner 333; Gaistl.Verwaltter 607, 592; KeUer 869. 586; Vogt 371, 
418. — Wilh., Archivar 41. 



v. Qtorgii-Goorgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 41 



Digiti 



zedby G00gk 



tfeuheuser. 



Eine Schrift, betitelt : Kurzer Begriff der Neuheuseriechen Vor- 
eltern, sagt übor diese Familie Folgende*: 

»Dias Geschlecht muss sich vor geraumen Jahren sehr aus- 
gebreitet haben. Denn schon im Jahr 1592 fanden sich 32 Manns- 
bilde, Neuheuser, bey Leben. In selbigem Jahr ward auf einem 
besonderen Blatt, in Folio, das Neuheuserisch* Wappen abgedruckt 
und unter dem Wappen folgende Verse, denen man ihr Alter zu 
gut halten wird: 

Das Ntwheuseriack Wappen gut 

Conrad der erst ausbringen thut; 

Mit Ihm sein Bruder Ludwig genannt, 

Vom Römer König Ferdinandt: 

Zu Regenspur g im Augstmon klar, 

Dreysig und zwey die Jahrzahl war. 

Der Schild ein blau Lasurfarb hat, 

Ein goldfarber Sparr darinn staht, 

Dess Spitz über sich kehret frey, 

Im Triangel weiss Häuser drey. 

Unten eins in dem Sparren gmahlt, 

Oben jedes Eck eins gleich G'stalt 

Drey Absätz hat ein jedes Haus, 

Verlierend sich, sonst gleich durchaus. 

Doch hat jedes sein offne Port, 

Samt drey Fenstern, die gleicher Sort. 

Unten im Triangel des Haus 

Zwey findst du, das dritt oben aus. 

Auf dem Schilde steht ein Helm gemahlt, 

Dess Decken weiss und blau gestalt. 



Digiti 



izedby G00gk 



— 648 - 

Auf gewundnem Bausch* gelb wui Mau fcejr t 
Stehen schön dick Straussfedern drey. 
Oben blau, unten weiss die Ein, 
Die vorder hält Widerspiel fein. 
Oleich theilt, in der Blitt beyi gelb sind, 
Die Dolden gen einander sind. 
Dies Wappen führen fähig sind 
All ihr ehelich Brüder und Kind, 
Leibs-Erben, und der Erben Saam 
Ewig, wie sie heissen röt Nah», 
Zu redlicher, ehrlicher That, 
Zu Schimpf und Ernst, wies Nahmen hat, 
Im fechten, stechen, kämpfen, streiten, 
Insigel, Pittschaften, Gezeiten, 
Zu den Geinoten und Panier 
Begräbniss und ander mehr Zier. 
Wer die Newheuser hindern solt, 
Zur Straf verfällt zweinzig Marks Goldt. 
Dess Reichs Carnmer der halb Tbeil fällt, 
Das ander wird dem Geschlecht gezählt. 
In dem neunzig zwey Jahr ich find, 
Dreysig zween Mannsnam lebend sind. 
Gott wöll diss Gschlecht bewahren in Ehrn, 
An Leib und Seel segnen und mehrn, 
Und endlich lassen kommen all, 
Zusammen in des Himmels Saal. 
Seim Geschlecht macht Samuel genannt 
Newheuser zu Ulm wohlbekannt, 
Daselbst im Münster Predicant, 
Anno MDXCII.« 

Conrad Neuheuser war im Ministerio zu Esslingen anno 1534. 
Sein Sohn: 

Samuel Neuheuser, geb. 15S1, Superintendent zu Ulm, war ein 
ebenso durch Frömmigkeit wie Gelehrsamkeit gleich ausgezeichneter 
Mann, starb 1595. — 

Wonysius Neuheuser, der ältere, war anno 1552 im Magi- 
strat in Esslingen. Sohn: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 644 — 

Dionyslus Neuheuser, geb. 1563, Burgermeister in Esslingen 
t 1635. 

Gattin: Catharina, geb. Caspart. Sohn: 
Dionysins Neuhenser, Stadtschreiber zu Tübingen, nachmals 
Landschreiber, t 1648. 

Gattin : Agnes, geb. Sattler. Sohn : 

Dionyslus Neuheuser, Herzogl. Württemb. Tutelar-Rath 1 1687. 
Gattin: Anna Catharina, geb. Thnmm. Sohn: 
Johann Gottfried Neuheuser, Ober- und Justizrath in Stutt- 
gart f 1679. 

Gattin: Maria Margaretha, geb. Faber. Sohn: 
Johann Gottfried Neuheuser, geb. 7. Oct. 1679, Pfarrer zu 
Obertürkheim, t 12. Juli 1743. 

Gattinnen I. Rosina Margaretha, geb. Gless ; II. Barbara Elisa- 
beth, geb. Heinrich; III. Juliana Rosina, geb. Hiller. Kinder: 
I. Johann Friedrich Neuheuser, geb. 31. August 1710, Pfarrer 
zu Obertürkheim. 

Gattinnen : I. Maria Juliana, geb. Hiller ; II. Magdalena Do- 
rothea, geb. Bardill, welcher Ehe 3 Töchter entsprossten. 
II. Gottfried Dionyslus Neuhenser, geb. 4. August 1713, Bitter- 
schaftlicher Consulent in Tübingen, t 18. Sept. 1772. 
Gattinnen: I. Regina Dorothea, geb. Creillng; II. Jostina 
Barbara, geb. Mögling. Kinder: 

1) Jostina Hedwig, unverheirathet, f 1775. 

2) Christiana Barbara, verm. mit dem Ritterschaftlichen Con- 
sulenten in Tübingen Phil. Kloz. 

3) Regina Dorothea, t 1774. 

4) Gottfried Dionysins Neohenser, geb. 1. Febr. 1744, Hof- 
gerichtsadvokat. 

5) Christian Friederioh, geb. 28. März 1747, f 1768. 
III. Regina Rosina, geb. 13. März 1718, verm. 7. Mai 1737 

mit dem Pfarrer in Weil im Schönbucb Phil. Jac. Zenneck. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 645 — 

IV. Sophia Elisabeth, geb. 28. Februar 1722, verm. mit dem 
Pfarrer in Münster Ludw. Friedr. Breyer. 



Das Fürstlich Württembergiache Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Ncuhäuser, (Neuheutcr, Nwhüustr): Dionys., ExpedJtath 110 ; Landschreib.- 
Verwaltter 116 ; Registrator 4A. — Omrg Fritd., BenthCh. Secretar. 125. — Joh. Gottfr., 
GeLO.Bath 62. — Sam., CLPfleger 242. 270. 



Digiti 



zedby G00gk 



Oetinger, OettingeT. 



Friedrieh Christoph Oetinger, genannt der Magus aus Sude n, 
ein Phänomen seines Jahrhnnderts , wurde am 6. Mai 1702 in der 
nicht ferne von dem Stammschloss der Hohenstaufen gelegenen Stadt 
Göppingen gehören. Sein Vater, Johann Christoph Oetinger, 1 1733, 
war Stadt- und Amtsschreiber daselbst; die Mutter Rosina Dorothea* 
Tochter ■ des Johann Christoph Wölflng, ritterschaftlichen Secretärs 
in Möckmühl, nachmals Stadt- und Amts -Vogts von Stuttgart; 
der Grossvater, ebenfalls Johann Christoph genannt, Hofmeister in 
Lichtenstern ; die Grossmutter Anna Margaretha, Tochter des Vogts 
in Beilstein Sylvester Landerer; der Urgrossvater, Johann Michael 
yon Oetinger, Vogt in Sulzbach. Derselbe besass daselbst und zu 
Bappach zwei Freigüter und liegt in der Kirche zu Sulzbach be- 
graben ; die Urgrossmutter Regina, Tochter des GeistL Verwalters in 
Weinsberg, Zacharias Fächler ; der Urur-Grossvater, Michael yon 
Oetinger, ein berühmter Mecklenburgischer Architect im Herzog- 
tum Württemberg, welcher nebst seinem Bruder Joseph im Jahr 
1621 von Kaiser Ferdinand geadelt wurde. 

Friedrich Christoph Oetinger selbst stieg als Theolog nach 
und nach bis zu den höchsten Kirchenstufen Württembergs empor. 
Nachdem auf die Zeit der Reformation eine Zeit der Erstarrung und 
des Zurücksinkens in frühere Missbräuche gefolgt war, in welcher 
die Häupter der Kirche am Buchstaben der Lehre hingen, dem Evan- 
gelium keineswegs den Sinn und Leben verwandelnden Einfluss ver- 
statteten und so in Aeusserlichkeiten befangen blieben, das Volk da- 
gegen mit dem Aeusserlichen des Gottesdienstes sich begnügte, der 



Digitized by 



Google 



— 647 - 

30jährige Krieg erfolgt war, wurden durch dessen Sfrfirwe hindurch 
die Geinfither des Menschen von der so nnstchem Aussenwelt nach 
innen gekehrt, in Deutschland aber eine Reihe edler Männer, <die wie 
Lichter brannten und leuchteten, nnd Leben, wie in der Lehre der 
Kirche, *> in der Gemeinde verbreiteten, erweckt An Spener, eines 
der wichtigsten Werkzeuge Gottes, an Paul Gerhard, den geist* 
vollen Liederdichter, Jacob Böhme, den Görlitzer Schuster, der 
deutsche Philosoph genannt, an Bengel und Steinhofer reihte sich 
als ein ebenbürtiges Glied Oetmger, der christliche Philosoph, an. 
Die 3 Letztgenannten werden als die Väter der Württembergiscken 
Kirche betrachtet. 

Oetinger wurde im Jahr 1725 Magister, hierauf Repetent 
im theologischen Stift in Tübingen 1731 bis 1733, bereiste sodann 
Norddeutechland und Holland, wurde nach seiner Rückkehr Pfarrer 
in Hirsau (bei Calw) 1738, in Schnaitheim bei Heidenheim 1743 
bis 1746, in Walddorf 1746 — 52, Special-Superintendent zu Weins- 
berg 1752 — 59, Decan zu Herrenberg 1759—65 und noch im 
letztern Jahre Prälat in Murrhard. Hochangesehen als Decan, wie 
auch als Prälat; obwohl er seiner Glaubenslehre wegen vielfach an- 
gefeindet war, mu8sten doch auch die strengsten Tadler seines 
Glaubens in ihm einen Mann erkennen, der wegen Reinheit des 
Herzens und Rechtschaffenheit des Wandels die höchste Achtung 
verdiente. 

Oetinger's Hauptphilosophie war sein Glaube. Er hat Alles 
im Glauben gethan, er hat nie gezweifelt an dem, das er nicht sah ; 
er hat Gott die Ehre gegeben, dass er allein der Schöpfer aller 
Dinge sei, und dass alles Sichtbare aus den nicht scheinenden 
Dingen durch das Wort des Herrn hervorgebracht worden sei. 

Seine wichtigste Bemühung war nebenbei, Mediän und Chemie 
auf die Staatswirthschaft anzuwenden, und es zog ihn auch die Re- 
gierung bei staat8wirthschaftlichen Angelegenheiten oft zu Rath; als 
Arzt und Lehrer war er gleichfalls beliebt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 648 — 

Oetinger hat neben verschiedenen anderen bedeutenden Schriften 
eine ausführliche Selbstbiographie (herausgegeben von Hornberger, 
Stuttgart 1845) hinterlassen, der er den bezeichnenden Titel gibt: 
,, Genealogie reeller Gedanken eines Gottesgelehrten," und worin er zu 
zeigen sucht, wie unter dem Zusammenwirken von 3 Faktoren oder 
göttlichen Erziehungsmitteln er geworden sei, was er gewesen, oder 
wie sich in ihm sein System reeller Gedanken gebildet habe. Diese 
3 geistigen Bildungsmittel seien: 

1) Die Stimme der Weisheit auf der Gasse, d. h. die natür- 
liche Erkenntniss höherer Dinge, die Philosophie, Logik und Meta- 
physik, Mathematik, wohl auch die Naturwissenschaft, namentlich 
Physik und Chemie; 

2) Der Sinn und Geist der heiligen Schrift. „Ohne den Sinn 
der heiligen Schrift" sagt er, „kann nichts Gewisses in göttlichen 
Dingen bestimmt werden ; weil aber der blosse Buchstabe tödtet und 
irreführt, indem alle Secten sich damit beschönigen, so muss der 
Geist dazu kommen und die Kraft, welche uns treibt, aus der Töl- 
ligen Aehnlichkeit und dem Verhältniss aller Theile mit dem Ganzen 
zu handeln, denn der Geist macht lebendig;" 

3) Die äusseren Schickungen Gottes: 

„Die Geschichten kommen alle von Gottes Hand, Jesus regiert 
alle Geschichten, darum soll man ein sehend Aug und hörend Ohr 
haben, oder man fehlt tausendmal aus Vertrauen auf die Kritik. 
Der heilige Geist wirkt nicht blos durch unmittelbare Berührungen, 
sondern überkleidet sich durch unzählige natürliche und übernatür- 
liche Bewegungen." 

Oetinger pflegte zu sagen: „Selber alle zeitlichen Ehren zu 
„erreichen, befriedigt nicht, dagegen Deo servire libertas." (Gott 
dienen ist Freiheit.) 

Der einbrechenden Aufklärerei seines Jahrhunderts sich ent- 
gegenstellend, strebte er zurück zum Ursprünglichen und Leben- 
digen, was er vorzugsweise in der Natur und Schrift fand. Ohne 



Digitized by 



Google 



- 649 — 

unbedingter Anhänger Swedenborgs zu sein, machte er zuerst 
dessen System in Deutschland bekannt, so wie er auch das Studium 
Böhmens und der Kabbala aufs Neue verbreitete. Der edle, er- 
leuchtete, mit 0etinger8 Geist wohl vertraute Spezial Hartmann hat 
von Oetinger geartheilt, seine Sendung sei gewesen, von der Körper- 
lichkeit der himmlischen Dinge zu zeugen. Als einst das Consistorium 
Oetinger wegen einiger seiner paradoxen Meinungen bedrohte, ant- 
wortete er: „Schon im sechsten Jahre meines Lebens fürchtete 
ich mich nicht vor dem jüngsten Gerichte : warum sollte ich jetzt 
die Absetzung fürchten?" 

Er war ein Feind aller Geisttreiberei, die, bei sich oder 
bei andern die Gesetze des innern Lebens nicht anerkennend, sich 
nicht auf das Warten legen, gleichsam den Baum und die Frucht 
mit oder gar vor cTer Wurzel haben will. Sich selbst von dieser 
Seite trefflich bezeichnend, sagt er in einem seiner Lieder: 

Drum über Alles lernt die Kunst, 
Mit Weisheit zu verweilen, 
Dem Augenblick von Gottes Gunst 
Nicht sorglich vorzueilen. 

Oetinger starb Sonntags den 10. Februar 1782 im 80. Jahre 
seines Alters und wurde den 14. in der Klosterkirche zu Murrhard 
eingesenkt. Der Kanzel gegenüber zu ebener Erde steht an einem 
Pfeiler seine Gedenktafel, welche folgende Inschrift trägt: „Hier ruht 
die verwesliche Hülle eines Geistes, der in vielen Schriften lebt, 
nachdem er sein Tagewerk vollendet, stille der Stunde harrte, um 
unaussprechliche Worte zu lernen, des weil. Hochwürdigen Abts dieses 
Klosters, Herrn Friedrich Christoph Oetingers, geboren zu Göp- 
pingen den 6. Mai 1702, gestorben zu Murrhard den 10. Februar 
1782. Leser, gehe, lerne, so lang es Tag ist, wirken und dann 
rasten." 

Schubart widmete, als bei der Einweihung der Karls- Universität 
1782 sich zugleich die Nachricht von Oetingers Tod verbreitete, 
ihm folgendes Gedicht: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 650 — 

Karl baut ein schwäbisches Athene 1 
Und ach, im Pomp der Weihe fällt 
Des Weisen und des Christen Thräne! 
Denn Oetinger der Lehrer einer Welt, 

Er, der ins ungeheure Ganze 

Mit scharfem Seheraug geblickt, 

Und, ungeblendet Ton dem Glänze 

Des Wahns, mit Einfalt sich geschmückt; 

Ach! Oetinger, der wahre Jesusjünger, 
Der seine Grösse zwar gefühlt, 
Und doch in Demuth sich geringer, 
Als seine jüngsten Brüder hielt — 

Ja, Oetinger flog auf in jene Kreise; 
Senkt weinend ihn ins dunkle Grab hinein! 
Denn er, der Christ, der Edle und der Weise, 
War eine hohe Schul allein. 

Oetingers Gattin war seit 22. April 1738 Christiana Dorothea, 
Tochter des Stadtschreibers in Urach Johann Friedrich Linsenmann 
und der Anna Maria Dorothea geb.. Scholl, welcher Ehe 10 Kinder 
entsprossten, von denen 6 in der Jugend starben ; die übrigen sind: 

1) Christiana Benign«, geb. zu Hirsau den 30. April 1740, ge- 
traut zu Herrenberg den 27. August 1761 , mit Johann 
Christof Klemm, Helfer in Tuttlingen, t 5. März 1764. 

2) Eberhardina Sofia, geb. zu Walddorf den 3. September 1748, 
vermählt zu Murrhard den 4. October 1768, mit Johann 
Ferdinand Setz, Helfer in Besigheim, t den 14. October 1802 
in Sindelfingen. 

3) Theophilns Friedrich, genannt HalophUus Irenäus, geb. in 
Walddorf den 15. October 1750, Oberamtsarzt in Göppingen; 
verheirathet I. mit Eva Rosina, geb. Widmann; IL mit 
Catharina geb. Junker. 

4) Johann Friedrich, geb. zu Weinsberg den 7. October 1754, 
t zu Lauffen am Neckar den 31. Mai 1 784. Derselbe kam als 



Digitized by VjOOQIC 



— 651 — 

Vicar zu dem Pfarrer M. Wagner in Wahlheim, einem grossen 
Verehrer und eifrigen Anhänger von Oetingers Vater. Von hier 
aus besuchte er öfters den ehemaligen Collegen und Hausfreund seines 
Vaters, den alten Decan Steck in Lauffen, und dessen Vicar, Wagner, 
einen Sohn des Pfarrers von Wahlheim, mit welchem Johann Friedrich 
in sehr intimen Beziehungen stand. Die beiden Jünglinge nahmen 
sich der sehr zahlreichen Gemeinschaft in Lauffen lebhaft an, und 
Oetinger wanderte, besonders an Sonntagen oft dahin, um den Ver- 
sammlungen beizuwohnen. Als er nun einmal die Steige bei Kirch- 
heim hinauf ging, hörte er eine Stimme, die ihm zurief: „Steig 
herauf, ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen wird." Er 
setzte seinen Weg nach Lauffen fort, und nahm an der von ihm 
und seinem Herzensfreund Wagner geleiteten Erbauungsstunde Theil. 
Das Local war der im Parterre des Decanats- (jetzt Stadtpfarrhauses) 
befindliche geräumige Saal, welcher gedrängt voll war. Es wurde 
das bekannte Lied des Angelus Silesius: „Höchster Priester, der du 
dich etc." gesungen. Als man an die Stelle kam: „Reiss mein Herz 
aus meinem Herzen, Sollt's auch sein mit tausend Schmerzen," fiel 
Oetinger plötzlich um. Man trug ihn aus dem Saal, in der Hoff- 
nung, die frische Luft werde ihn, den ohnmächtig Gewordenen, wieder 
zu sich bringen. Allein er war todt, ein Schlag hatte ihn getroffen. 
Pfarrer Wagner hielt die Rede am Grabe des viel Betrauerten. 

Ebenfalls dieser Familie gehörten an: 

Philipp Christoph Oetinger, Bruder des Stadtschreibers Joh. 
Christoph, Pfarrer in Bissingen, vermählt mit einer geb. Cless. 

Brüder dos Prälaten: > 

I. Wilhelm Ludwig Oetinger, geb. 1709, Physicus ordin. zu 

Tuttlingen t 1737. Gattin: Christina Beata, geb. Pfeil. 
II. Joh. Christoph Edler von Oetinger, Herr zn Hollach nnd 

Archshofen, geb. 11. October 1711, Kaiserl. Reichs-General- 

Proviant-Director, t 25. August 1765. Derselbe erhielt nach 

den Württemb. Adels- Acten vom Kaiser lt. Diploms d. d. 

Pressburg 1. Juni 1751 den Ritterstand und zwar, wie es in 



Digiti 



zedby G00gk 



— 652 — 

dem Diplom ausdrücklich heisst »von wegen seiner Abstammung aus 
einer Familie, die seitter einigen Jahrhunderten jederzeit ansehnliche 
Ehrenstellen sowohl im Civil als Militair bekleidet und bereits Ao. 1621 
von wegen Kaiser Ferdinand IL vielfaltig geleisteter Treu und er- 
spriesslichen Dienste und sich dadurch erworbener Meriten in des Heiligen 
Römischen Reichs- Adelsstand erhoben worden.« 

Gattin: Maria Elisabeths, Tochter des Kirchenraths-Expeditions- 
raths Wolfgang Heinrich Wölflng, welcher Ehe zwei Söhne und eine 
Tochter entsprossten. Erstere waren : a) Friedr. Heinr. von Oetinger, 
Kaiserl. Hauptmann, nachmals Kgl. Preuss. Kammerherr und Major beim 
Dragonerregiment des Schwäbischen Kreises, b) Eberhard Christoph 
von Oetinger auf Hollach und Archshofen, geb. 22. Decbr. 1743, 
Kaiserl. Reichskammergerichts- Assessor, Mitglied der vormaligen Reichs- 
ritterschaft in Franken , Cantons Odenwald , Herzoglich Württemb. 
Regierungsrath und Hofgerichts- Assessor. Gattin: Charlotte Louise 
Ernestine, geb. von Barckhaus gen. von Wiesenhütten. Kinder: 

1) Marie Charlotte Amaiie, verm. mit dem Kgl. Preussischen 
Major von Zeuner aus Berlin. 

2) Agnes Caroline Henriette, unverheiratet. 

3) Heinr. Aug. Julius Eduard von Oetinger, Kgl. Württ. Ober- 
förster, Oberforstmeister in Ellwangen, geb. 3. Aug. 1788, trat 
mit Erlaubniss Sr. Majestät des Köuigs d. d: 5. Oct. 1816 in 
das Staats-Bürgerrecht der freien Stadt Frankfurt a. M. Nach 
dem Taufschein des Aug. Jul. Eduard war ein weiterer Onkel 
von ilim der Württembergische Kammerjanker Oberforstmeister 
von Oetinger. Heinr. Aug. war verm. mit Sophie Constanze, 
geb. von Mollenbeck, welcher Ehe eine einzige Tochter Namens 
Hermine, geb. 10. Nov. 1824, entsprosste. 4) August Joseph 
Ludwig, Kgl. Preussischer Referendar in Coblenz 1823. 

III. Ferdinand Christoph Oetinger, geb. 1719, Med. Dr., Pro- 
fessor med., t 10. April 1772. 

Gattin: Maria Friederica, Tochter des Commercienraths in 
Urach Joh. Heinr. Reinwald. Kinder: 



Digiti 



zedby G00gk 



- 653 — 

1) Rosina Dorothea, vermählt mit dem Professor med. in 
Tühingen Dr. Christ. Fried. Beuss. 

2) Ferd. Christoph Oetinger, geb. 1746, Stallmeister in Ungarn. 

3) Wilhelm Ludwig Oetinger, geb. 28. üecember 1753, 
Stabsamtmann in Rudersperg. Gattin: Anna Christina, geb. 
Plftbst. Kinder: a) Wilhelm Ludwig Oetinger, geb. 20. Aug. 
1776, med. stud. b) Ferdinand Christoph Oetinger, geb. 
25. Septbr. 1777. c) Gustav Adolph Oetinger, geb. 28. 
Septbr. 1778. 

4) Christian Oottlieb Oetinger, geb. 7. Juni 1755, Lt. jur. 
und Hofgerichts-Advocat. 

Eben diesen Familien-Namen führten: 

Conrad Oetinger, geb. in Pforzheim, Herzogs Ulrichs von 
Württemberg concionator aulicus, half die Reformation fördern, wohnte 
mit Schnepf eine Zeit lang der Schmal kaldischen Versammlung bei 
und unterschrieb eigenhändig die Artikel. Er starb 1540. — 

Jobann Adam Oettinger* war Pfarrer zu Künzelsau anno 1697. 

* Eine Tochter desselben Maria Barbara, wurde die Gattin des Stadtpfarrers 
zu Neuenstein Johann David Wibel, und nsch des letzteren anno 1095 erfolgten Tode 
die Osttin eines Anrerwandten ihres t Gatten, des Pfarrers zu Jaxthausen Georg Bern- 
hard Wibel. Diese TPt Wsche Familie, die noch anno 1737 in Württemberg blühte, stammt 
ron Augsburg ab und hat sehr bedeutende Glieder aufzuweisen, als u. A . : Georg Wibel, Pfarrer 
im Ooburgisohen, welcher als Pastor der Hauptkirche zu 8ohirsniz und des Filials Neuhaus 
1558 — 94, die Formulam concordise unterschrieb und 1603 starb. Ferner Joachim Wibel, 
geb. 1694 Hersfeld, J. U. Dr., ordentl. Professor zu Tübingen, t Teinach 1653. — Johann 
Georg Wibel, geb. Augsburg 9. Dec. 1699. Hofprediger, Oonsistorialrsth und Scholarch in 
Durlach , nachmals Prediger und Dekan zu Schwab. HaU, t 1651 , woselbst mehrere Glieder 
als Geis ÜJ ob e fungirten. — Joh. David Wibel, geb. 1638, Hofprediger und Superintendent 
zu Langen bürg. ■-- Andrea* Bernhard Wibel, geb. 7. October 1678, kaiserl. Rittmeister 
und Begimentsquartiermelster unter dem Zügenbergischen Husaren-Regiment, f in HaU 
?6. Sept. 1782. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens Oetinger, (Oettinger): Eberh Christoph v., Edler O.Bath 67. — Ol.Hoftneister 
342. — Carl, Beg-B.Secretar 74. — Christian Gotth, Vogt 610. — Clane, Vogt 356. — Conr. 
Hofprediger 190. — Frid. Christ., Abt 327 : Pfarrer 453. 607. - Hans Conr., KeUer 498. - 
Joh., BenthCh.8eoretar. 194. — Joh. Christ., Amptschreiber 960; Gaistl.Verwaltter 401; 
KrlegsR-Secretar. 101; RechenbanckhsBath 120; Stattschreiber 384. 437; Vogt 384. — 
Joh. Conr., Stattschreiber 382. — Joh. Fried., Kriegsrath 100. — Joh. Gottfr , Cl. Pfleger 
248; GaiStLVerwaltter 419. — Joh. Phil., Cl.Hofmaieter 349; Gaistl. Verwaltter 396 ; Keller 
86. — Nicol., Vogt 463. — Steph., Abt 311. 



Digiti 



zedby G00gk 



Oslander. 

Lucas Oslander, Senior, Dr. Theol., geb. 16. Dec. 1534 zu 
Nürnberg, Herzoglicher Prälat und Consistorialrath. Sein Vater, der 
besonders durch seine vielen theologischen Streitigkeiten bekannte 
Andreas Oslander* (eigentlich Hossmann), geb. 19. Dec. 1498 zu 
Gunzenhausen ini Ansbachischen und aus Ahausen in Franken ab- 
stammend, war einer der ersten evangelischen Prediger zu Nürnberg 
(1522), er wurde hernach des Interims wegen vertrieben, sodann 
Professor der Theologie zu Königsberg in Preussen, Preussischer Bischof 
und Geheimer Rath und gewann durch eine evangelische Predigt den 
Herzog Albrecht von Preussen für das Lutherthum; die Mutter war 
Helena, eine Tochter des Med. Dr. und Leibarztes Kaiser Karl V. zu 
Nürnberg Johann von Mayenbusch und der Prise* flunnia, einer 
geb. von Sebweinitz. 

Lukas studirte zu Königsberg Theologie und kam, mit einem 
»stattlichen Testimonio« der theologischen Fakultät daselbst und Em- 
pfehlungen an den berühmten Reformator Brenz versehen, nach 
Württemberg. 1555 wurde er Diaconus in Göppingen, hierauf Special 
in Blaubeuren 1558, Pfarrer bei St. Leonhard und Special zu Stutt- 
gart 1563, Hofprediger und Consistorialrath 1569, Stiftsprediger in 
Stuttgart 1595, Prälat zu Adelberg und Landschafts-Assessor 1596. 



* Eine Nichte von ihm, eine geb. Osiandtr, war mit Dr. Thomat Cranmer, Erz- 
biechof von Canterbury, Mitglied des Jesuitcn-Collegiüms zu Cambridge und Prälaten 
in London, vermählt. Er versprach sich mit ihr anno 1534, auf einer Reise begriffen, 
in Nürnberg und erzeugte in der Folge viele Kinder mit ihr. Dieselbe musste jedoch 
1529 in Folge des von König Heinrich VIII. bestätigten Gesetzes der Ehelosigkeit der 
Geistlichen ihren Gatten wieder verlassen. 



Digitized by 



Google 



— MS — 

Er fiel bei Herzog Friedrich in Ungnade, weil er unter 
Berufung auf die alten Landesgesetze Württembergs die Aufnahme 
der Jaden ins Land widerrathen hatte, ward darauf Pfarrer m Ees- 
Hngen und starb 17. September 1604. 

Pf äff sagt: »Herzog Ludwig von Württemberg hielt grosse 
Stücke auf seinen Hofprediger, und dessen Wort galt bei ihm oft 
Tiel mehr, als die Meinung seiner Räthe. So durfte sich denn auch 
dieser, ohne des Herzogs Missfallen fürchten zu müssen, es sich 
erlauben, mit scharfen strafenden Worten selbst gegen den Hof, 
dessen Fehler und Laster loszuziehen. 

Im Konsistorium spielte Oslander ebenfalls den Herrn, denn 
der Direktor Eisengrein, Andreas Tochtermann, hielt getreulich zu 
ihm. Daher hatten die Geistlichen vor ihm grosse Angst und warben 
eifrig um seine Gunst, da man Beispiele hatte, dass selbst die Söhne 
eines Brenz und Schnepf, um Wirtenberg so hochverdienter Männer, 
vor den Wirkungen seines Unwillens nicht sicher waren. Dabei ver- 
gass er seine Familie nicht, seine vier Söhne gelangten zu den 
höchsten Stellen in der wirtembergischen Kirche. Mit Melchior Jäger 
von Gärtringen, und dem Landhofmeister Erasmus von Leiningen, 
bildete so Oslander ein Triumvirat, welches in den letzten Zeiten 
des Herzogs Ludwig fast ohne Beschränkung herrschte. 

Doch als Herzog Friedrich den Thron bestieg, da hatte ihr 
Begiment ein Ende, und Oslander, der indess Abt zu Adelberg ge- 
worden war, erfuhr es schwer, dass der Geist des neuen Herrschers 
ein ganz andrer sei, als der seines lieben, frommen Herzogs Ludung. 
Die scharfen Predigten wurden nun nicht mehr wie zuvor geduldet, 
und in politischen Angelegenheiten Hess sich der Herzog von seinem 
Hofprediger nun vollends gar nichts mehr einreden. 

Oslander aber war zu alt, um sich in die neue Lage der Dinge 
recht zu schicken, und eine geschmeidigere, höflichere Sprache an- 
zunehmen, oder wohl gar ganz zu schweigen, und so bereitete er 
sich selbst sein Unglück.« 



Digiti 



zedby G00gk 



— 656 — 

Oslander nahm an den meisten theologischen und Glaubens- 
Verhandlungen seiner Zeit Antheil, er verfasste zugleich mit Balthasar 
Bidembach die sogenannte Maulbronner Vereinigungsformel (1576), 
welche die eigentliche Grundlage der Konkordienformel wurde, wohnte 
u. A. auch 1586 dem Mömpelgardischen theologischen Colloquium 
bei, wo er neben Dr. Andrea wegen der Lehre vom Abendmahl, vom 
Verdienst Christi, von der ewigen Gnadenwahl u. s. w. mit Theodor 
Beza, Prediger von Genf, und dessen Genossen, verhandelte; ebenso 
1594 zu Regensburg nebst Dr. Jacob Hailbrunner und Andern 
gegen Dr. Samuel Huber. Ebenso half er zu der Concordienformel 
gleichsam den ersten Stein legen. Bei einer am 24. Juli 1590 zu 
Stuttgart abgehaltenen Unterredung mit dem Jesuiten Gregor von 
Valencia legte er grosse Ehre ein, indem er seinen gewandten 
Gegner mehrmals in die Enge trieb, ja ihn sogar zwang, zu bekennen, 
dass weder das Verdienst, noch die guten Werke des Menschen etwas 
zu ihrer Rechtfertigung vor Gott beitrügen. 

Oslander war ein frommer, rechtschaffener Mann, welcher aber von 
des Vaters Streitsucht und Herrschbegierde nicht wenig geerbt hatte, 
ein vorzüglicher Prediger, und überhaupt ein, um die lutherische 
Kirche sehr wohlverdienter Theologe, der, wie seine Grabschrift 
besagt, während seines ganzen Lebens die evangelische Wahrheit 
mit Mund und Feder vertheidigte. 

Als Kanzelredner erlangte Oslander hauptsächlich durch seine 
Derbheit, Aufrichtigkeit und seinen scharfen Witz Berühmtheit. Der 
zu seiner Zeit von Papst Gregor XIII. verbessert eingeführte neue 
Kalender war nicht zu Osiander's Zufriedenheit Scharf fiel er da- 
gegen in einer Schrift über den Papst her und nennt Letzteren darinn 
»einen Kalenderkrämer, der anstatt des Ablasses Kalender feil habe 
und sehr gescheidt daran thue, weil man die Ablassbriefe, die ohnehin 
in Verachtung gekommen seien, nur zu gewissen Zeiten und Jahren 
kaufe, den Kalender aber alljährlich brauche. Er nennt ihn auch 
den Antichrist, den Menschen der Sünden und das Kind des Ver- 
derbens, die Jesuiten aber neue Pharisäer, vom Teufel hervorgezogen, 



Digitized by VjOOQIC 



— 657 — 

um den unmächtigen Antichrist mit Kraftwasser anzustreichen. Eben 
so berühmt wie der Vater wurden seine nachverzeichneten Söhne. 

Seine Werke sind bekannt. Eines derselben, Institutio Christianae 
Religionis erschien in drei Sprachen, lateinisch, deutsch und fran- 
zösisch. Ueber seine Schrifttn bestimmte er selbst: »Und ist mein 
ernstlicher Will und Meinung, dass alle meine Schriften nach An- 
leitung der heiligen göttlichen Schrifft, und der Christlichen Augs- 
purgischen Confession, wie selbige anno dreissig dem Kaiser Cardio 
übergeben worden, auch nach jetztgedachter formula Concordiae sollen 
verstanden werden.« 

Oslander' s Epitaph lautet: 

»Lucas Oslander, XVI. Decemb. Anno XXXIII. Norimberga? 
natus. SS. Theologiae Doctor. ' Illustrissinwum Ducum Wirtember- 
gicorum Concionator Aulicus. Per Annos XXVI & Eorundem Con- 
siliarius Ecclesiasticus. Etiam Hujus Ecclesise Aliquamdiu Pastor. 
Postea Adelbergensis Abbas. Et Tandem Ecclesiastes Esslingensis 
Factus. Utilissimis Suis Scriptis, Concionibus Et Consiliis Ecclesiam 
Dei Feliciter JEdificavit. Theologicis aliquot Colloquiis utiliter Inter- 
fait. Multas in Keligionis Causa Profectiones Dextrö Subivit. Veritatem 
Evangelicam Ore Et Calamo Fortiter Defendit. Vitam Professioni 
Convenientem Duxit Cumque Ministerio Ecclesiastico Annos XLVIII 
Magno cum Zelo Et Fructu Functus Esset, XVII. Sept. Anno 
M.D.C.I1U. Placidissimä In Domino Obdormivit Et Tertio Post Die 
non sine Acerbissimo Piorum Omnium Luctu Hie Sepultus est.« 
Hunc ad Coelestem fac Christe resurgere vitam, 
Interea similes da sine fine Vires. 

Seine I. Gattin war Margaretha, geb. Entringer, Wittwe 
des ersten evangelischen Predigers in Winnenden Caspar Leiter, 
dessen Sohn der bekannte Theologe Polycarpus Leiser war; die 
II. Tabitha, Tochter des Superintendenten in Waidenbuch Veit Engel 
(Angeli), welch beiden Iahen 9 Kinder entsprossten. Von diesen 
starben 3 jung, näher bekannt geworden sind: 

9. Georgii-Georgmau. Biographisch-Genealogische Blatter etc. 42 



Digiti 



zedby G00gk 



— 658 - 

I. Tabltha, geb. 15. September 1569, vermählt 1587 mit dem 

Pfarrer in Feuerbach Jacob Hesch. 
II. Catharina, vermählt mit dem Pfarrer in Bittenfeld M. Ludwig 
Braümayer. 

III. Andreas Oslander, geb. zu Blaubeuren 27. März 1562, Dia- 
conus zu Urach 1584, Special zu Güglingen 1586, Hofprediger 
und Consistorialrath in Stuttgart 1589, Dr. der Theologie 1592, 
Prälat zu Adelberg 1598, General-Superintendent 1599, Probst 
und Kanzler zu Tübingen 1605, t 21. April 1617. Als 
Mann von grösster Freimüthigkeit rügte er selbst als Hof- 
prediger öffentlich die Laster der Höflinge, ja antwortete seinem 
Herzoge, als dieser ihn darüber schriftlich zur Bede stellte, auf 
demselben Wege: »dass die Hofleute sowohl sündigen als die 
Bauersleut, und in regno Dei kein respectus personarum 
gelte.« Die Kraft seiner Worte aber kennzeichnet der folgende 
auf der Kanzel in Tübingen gethane Ausspruch : »die Papisten 
halten den Papst für einen Heiligen, er ist es aber ebensowenig, 
als die Schellensau im Kartenspiel.« 

Pfaff sagt: »Er war ebenfalls ein ausgezeichneter Theolog, 
welchen mehr als eine auswärtige Hochschule zum Lehrer begehrte, 
und der an den Glaubens-Angelegenheiten seiner Zeit eifrigen Antheil 
nahm; er wohnte den Glaubens-Gesprächen in Baden (1589) und 
Regensburg (1601) bei, in deren erstem Jakob Andrea mit Jakob 
Pistorius, im letzten aber Hunnius nebst Heilbrunner gegen die 
Jesuiten Gretser und Tanner stritt, und wurde häufig in kirchlichen 
Verrichtungen gebraucht. Seine Grabschrift nennt ihn einen Mann, 
in welchem ein göttlicher Geist, eine schnelle, freie und nachdrückliche 
. Geschicklichkeit in Besorgung von Geschäften , eine vielfache und 
ausgezeichnete Gelehrsamkeit, Wissenschaft und vorzügliche theologische 
Kenntnisse, eine gelehrte und höchst zierliche Beredtsamkeit , Rein- 
heit und Anmuth der Sitten, bewundernswerthe Bescheidenheit und 
Menschenfreundlichkeit gegen Jedermann, mit der höchsten Gottes- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 659 — 

furcht und den gl&iizendsten Verdiensten um die christliche Kirche 
vereint waren. Seine Hauptwerke sind eine lateinische Bibel (Biblia 
latina cum annotationibus 1606), welche er auf Befehl des Herzogs 
Friderich, dem sie auch gewidmet ist, herausgab, dreizehn Abhand- 
lungen über das Konkordienbuch (Disputationes XIII. in librum Con- 
cordiae 1611) und sein »Papst nicht Papst« (Papa non papa 1599), 
worin er zu zeigen sucht, wie selbst das Papstthum und die katho- 
lische Kirche in den Hauptlehren des Christenthums mit den Luthera- 
nern übereinstimmten. Auch verfasste er mehrere Streitschriften 
wider Kalvinisten und Katholiken.« 

Sein Epitaph lautet: 

»D. Andrea Osiandro* D. Luc® Filio, SS. Theol. Doctori, 
Blabyrae, Wirtembergise Oppido, Anno 1562. 7. Cal. Juuii nato: Viro, 
in quo Ingenium divinum & promta, polita gravisque agendarum 
rerum dexteritas, ernditio multiplex ac singularis, Scientia ac Praxis 
Theologica prastans, doota supraque modum elegans facundia, morum 
integritas ac suavitas, admiranda modestia atque humanitas erga 
omncs aperta, cum summa in Deum religione & insigni meritorum 
in Ecclesiam Christi magnitudine unä sociata vixere, qui cunctos 
sanctorum officiorum gradus antea magna cum laude adeptus, Dia- 
conus, Pastor, Episcopus Specialis. Generalis, Ecclesiastes, Abbas & 
Consiliarius Wirtembergicus, tandem Academia3 Tubingensis Professor, 
Cancellarius & Ecclesise hujus Prsepositus delectus fuit. In omni 
officii genere fido, prudenti, alacri; Theologo pio, tentato, probato, 
forti, magno, posteaquam orbem Christianum Scriptorum gestorumque 
suorum fama implesset, per tabiferum morbum placida & sancta; 6 
quam Ecclesise ac Keipublic» acerbä, morte! Anno 1617. 11. Cal. 
Maji Tubingse denato: Uxor, Barbara Heilandina, quäoum annis 
33 sine ulla animi laesura suaviter fructus est, & Liberi ex 18 
superstites 9, Marito & Patri optime de se merito lamentabili & 
desiderabili fletu. P.C.« 



Digiti 



zedby G00gk 



— 660 - 

Tumulum carmine honoravit G. C. Maicclerus P. L. 
Parte minore sui jacet hftc Oslander in urnä 

Andreas forti pectore et Ingenio, 
Parte sui Sanctos inter meliore triumphat, 
Conveniunt rebus nomina clara suis. 

Seine Gattin war seit 1. September 1584 Barbara, 
Tochter des Professors der Philosophie und Ephorus des theol. 
Stifts in Tübingen Samuel Hailand. Söhne: 

1) Joseph Oslander, geb. 1589, Prälat zu Blaubeuren 1633, 
t 10. December 1635. Derselbe wird von Vielen als der 
jüngste Sohn Lukas Oslander' 's, # des Aeltern, aufgeführt; 
allein in der Leichenpredigt des Lukas Oslander ist stets 
nur von drei Söhnen, die Letzterer gehabt, die Rede. 
Gattinnen: I. seit 19. November 1611 Ursula, eine Tochter 
des Dr. Oswald Gabelkofer, Herzogl. Württemb. Hofmedicus 
und der Ursula, Tochter des Kanzlers Gerhard ; II. Sophia, 
Tochter des Pfarrers in Augsburg, David Pistorius, welcher 
Ehe 3 Söhne und 3 Töchter entsprossten. 

2) Daniel Oslander, geb. 1595, Special zu Wildbeig, f 19. 
Sept. 1635; vermählt mit Anna Maria, Tochter des Prälaten 
zu Bebenhausen Dr. Jacob Hailbronner. Dieser Ehe ent- 
sprossten 8 Kinder. 

IV. Johann Oslander, geb. 26. April 1564, Rath und Prälat zu 
Adelberg, f 16. October 1626. 

Joh. Oslander war ein gelehrter, frommer, friedliebender und 
raildthätiger Mann, der sich wenig in die theologischen Streitigkeiten 
seines Zeitalters mischte, dafür aber sich viel mit Alchymie abgab, 
wodurch er auch mit dem Herzog Frlderlch von Württemberg in 
Verkehr kam; Letzterem theilte er seine Erfahrungen und Ent- 
deckungen mit, indem er ihm u. A. auch trinkbares Gold (aurum 
potabile) zuschickte. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 661 — 

Gattinen: I. Sabina, Tochter des Vogts von Marbach 
Cunrad Bingel; IL eine Tochter des Probsts in Stuttgart 
M. Balth. Bidembach. Von 3 binterlassenen Söhnen setzte 
nur einer Namens: 

Johann Balthasar Oslander, Special zu Vaihingen, Pfarrer 
zu Enzweihingen 1636, f 1649, den Mannsstamm fort. 

Dessen I. Gattin war Catharina, geb. Hartmann; 
die II. Regina, geb. Heinlin; die III. Maria, geb. Weckerlin, 
welchen Ehen 4 Söhne und 1 Tochter entstammten. 

V. Lukas Oslander, geb. 6. Mai 1571, Dr. und Professor der 
Theol. in Tübingen, Probst und Kanzler 1620, berühmt als 
vortrefflicher Lehrer t 10. August 1638. 
Ihn fiel im Jahre 1636, als er eben die Kanzel bestiegen hatte, 
ein Schwärmer, Namens Giftthiel, mit blossem Schwerdte unter dem 
Ausrufe : Warum predigst du nicht Gottes Wort? an, er entging dem 
Hieb durch eine schnelle Wendung, von seinen Zuhörern gewarnt, fasste 
seinen Angreifer und schleppte ihn zum Altar, wo die Weiber über den- 
selben herfielen und ihm mit Nägeln und Fäusten gar übel mitspielten. 
Ein unermüdlicher, unerschrockener Kämpfer für den lutherischen 
Glauben, war er ein noch heftigerer Polemiker als sein Vater, der 
gegen Katholiken und Keformirte, gegen Jesuiten, Wiedertäufer und 
Schwenckfelder schrieb. Man machte ihm seine Streitsucht öfters 
zum Vorwurfe, allein er vertheidigte sich damit, dass er sagte, es 
sei das Zeichen schläfriger Trägheit oder verkehrter Klugheit, wenn 
ein Geistlicher meine, er habe genug gethan, sobald er nur die 
wahre, ächte Lehre rein verkündige, sich aber vor aller Verfolgung 
Andersdenkender hüte, man müsse vielmehr diese bekämpfen, denn 
eines guten Hirten Pflicht sei, seine Heerde auf alle Art zu ver- 
teidigen. Auch mit der Alchymie beschäftigte sich Lucas Oslander, 
ja er war sogar eine Zeitlang Aufseher der Alchymisten in Stuttgart, 
mit dem Titel eines politischen ßaths (1596), doch gab er diese 
Stelle bald wieder auf und trat von Neuem in Kirchendienste. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 662 - 

Seine I. Gattin war EUsutofth», Tochter des Rectors 
der lateinischen Schule in Schorndorf M. Christoph Ried; 
die IL Marin, Tochter des Herzog!. Württenb. Kapellmeisters 
Ludwig Daser; die III. Barbara, geb. Wirth. 

Söhne: 

a) Lukas Oslander, Diaconus in Brackenheim, f 1622. 

b) Christoph Oslander, Pfarrer zu Holzgerlingen, t 27. Mai 
1635. 

Johann Adam Oslander, geb. 3. December 1622 als Sohn 
des bereits erwähnten Johann Balthasar Oslander, damaligen Dia- 
conus zu Vaihingen, nachmaligen Probstes und Kanzlers zu Tübingen, 
und der Catharina, geb. Hartmann, studirte ebenfalls Theologie, 
wurde 1647 Repetens im fürstlichen Stipendio, hierauf Vicar bei 
der Stiftskirche zu Stuttgart, Diaconus in Göppingen, Diaconus zu 
Tübingen 1653, zum Dr. der Theol. in Anwesenheit Herzogs Eber- 
hard 111. creirt 24. November 1656, Professor der griechischen 
Sprache daselbst, ausserordentlicher Professor der Theologie, ordent- 
licher Professor aber 1660, zugleich Pfarrer und Special, Kanzler 
und Probst ebendaselbst 1680. Nicht nur in Deutschland, sondern 
auch in Dänemark und Schweden war der Euf seines Namens bekannt, 
und König Carl XI. von Schweden schätzte Oslander besonders 
hoch und schickte viele Studirende aus dem Norden zu ihm. 

Oslander war 3 mal Kector der Universität, 2Vs Jahre lang 
Prorector und mehreremale Decan der theologischen Fakultät. Er 
starb, von Hoch und Nieder hochverehrt, am 26. October 1697. 
Er hat viele und ausgezeichnete Schriften hinterlassen. 

Seine I. Gattin war Anna Magdalena, geb. Scbflpper; die II. 
svit 18. April 1689 Anna Maria, Tochter des Vogts von Stuttgart 
Joseph Kullen, Wittwe des Hofgerichtsadvocaten Behr; die III. seit 
8. April 1697 Agatha Christina, Wittwe des Herzoglichen Baths 
und Prälaten zu Hirsau Johann Ludwig Dreher. Kinder I. Ehe: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 663 - 

1) Anna Magdalena, vermählt mit dem Theol. Dr., vormaligen 
Professor zu Tübingen, nachmaligen Herzoglichem Rath, General- 
Superintendenten und Abte zu Maulbronn JohannWolffgang Jäger, 

2) Katharina Mar gar et ha, vermählt mit dem Fürstl. Oettingischen 
Bath Aegidius Adam Zinck. 

3) Catharlna, vermählt mit dem Professor am Gymnasium lllustri 
zu Stuttgart Tobias Meurer. 

4) Johann Oslander, geb. 22. April 1657 in Tübingen, Professor 
der hebräischen, dann der griechischen Sprache und der Geo- 
graphie , Herzoglich Württemb. Bath und Prälat des Klosters ' 
Königsbronn, Abt in Hirsau 1699, vormundschaftlicher Bath 
der herzoglichen Kinder, kursächsischer Consistorialrath 1703, 
Königlich Schwedischer Kirchenrath, württembergischer Con- 
sistorialdirector 1708, t 28. Oct. 1724 als wirklicher Geheimer 
Bath. Er hatte viele Sendungen nach England und Schweden 
auszuführen, auch begleitete er einen württembergischen Prinzen 
auf Beisen, focht unter den württembergischen Truppen, und, 
als 1693 die Franzosen ins Land einfielen, wurde ihm das 
befestigte Tübingen anvertraut. 

Seybold in seinem Historienbüchlein sagt über ihn: 
»Nicht leicht hat unser Vaterland einen psychologisch-grössern 
Mann hervorgebracht. Denn er wars von mehreren, ja fast 
von allen Seiten. In so vielen Geschäften und Aufträgen, 
manchmal den verschiedenartigsten, zeigte er sich thätig und 
gewandt und wusste sich in jede Lage zu rütteln. Der Geist- 
liche erschien an den Höfen als Hofmann. Den Politiker 
schätzten Karl XII. und König August von Polen. Der 
Erstere beabsichtigte sogar ihn zum Obersten zu machen, 
ernannte ihn jedoch zum Kirchenrath. Er wusste mit Feld- 
herren, wie mit Staatsmännern zu unterhandeln, und wie oft 



Digiti 



zedby G00gk 



— 664 — 

hat er zur Freude seines Vaters in Tubingen gepredigt! 
Doch man darf nur die Liste der mancherlei Aemter durch- 
lesen, die er, zuweilen zn gleicher Zeit, verwaltete, um sich 
von dem Umfange seiner Talente zu überzeugen. Noch nicht 
Magister schrieb er ein Kompendium der Logik und Meta- 
physik, dann eine Streitschrift de ecclesia, lernte die Orien- 
talischen Sprachen, selbst Rabbinisch in Hamburg und Kiel, 
disputirte in der Sorbonne, und focht wie ein Meister in Paris, 
rettete aus Frankreich manchen Reformirten und sollte Schwe- 
discher Consistorialrath in Stade werden. Nach seiner Rück- 
kehr wurde er 1686 Professor der griechischen Sprache, 1690 
Kriegsrath und Obermarsch - Kommissär , 1693 Kommandant 
von Tübingen, dessen Mauern er gegen den Uebermuth der 
Franzosen rettete, 1694 Prälat zu Königsbronn, 1699 zu Hirsau, 
in der Folge Landstand und Direktor des Consistoriums , mit 
dem Titel eines Geheimen Raths — hatte auch mehreremalen, 
als ein vortrefflicher Reuter, den Kurier nach Italien gemacht. 
Kurz, wer kann das Schlösslein auf der nördlichen Anhöhe vor 
Tübingen ansehen, ohne an den Wirtembergischen Ulysses, 
den vielgewandten und vielgewanderten — denn ausser Italien 
hatte er auch Reisen nach der Schweiz, Frankreich, Polen und 
England gemacht — lebhaft zu denken, wie er da, besonders 
in den letzten Jahren, von den vielfachen Arbeiten unter be- 
scheidenem Dache ruhete! — Er war 1657 hier geboren, und 
starb zur Ehre 1724.« 

Die »Sterne Schwabens« bringen folgendes Gedicht auf 
statuier: 

Ein Phönix war Er aller Professoren, 
Ein Kraftgeselle, jedem Werk geschickt! 
Wie helle hat Er in die Welt geblickt, 
Die Feder oft vertauscht um scharfe Sporen! 



Digitized by 



Google 



— 665 — 

Er hat nicht nur mit Griechisch sich gespickt, 
Er schlug nicht nur als Pred'ger taube Ohren, 
Von Königen ward Er zum Rath erkoren 
Und Feldherrn haben Seinem Wort genickt. 

Heut' flog Er durch Italien als Kourier, 

Ihm lauschte morgen staunend die Sorbonne, — 

An Geist und Schicksal ein Ulysses schier! 

Doch als Er rettend trug die Pulvertonne 
Aus Tübingens belagertem Quartier, 
Da leuchtete am schönsten Seine Sonne. 

Seine Gattin war Agnes Susanna, geb. Camerer, welcher 
Ehe 1 Sohn und 3 Töchter entsprossten. 

Von dem Epitaphe der Osianderschen Familie in der 
St. Georgen Kirche zu Tübingen mag nachstehender Auszug 
hier folgen: 

Sta Viator 

et lege in hoc lapide, nisi 

lapis ipse fueris, 

Quanta Eccles. Georg, literaria Ornamenta 

terra haec in sinum receperit. 

Magni scilicet Osiandri, 

Pater et filius, ut inter brachia 

Salvatoris vixerunt, ita inter vulnera Redemtoris 

mortui sunt et in pace heic quiescunt. 

Namque ultimum mortis ictum fortiter excepit Vir 

de Aula, de Ecclesia, de Schola, de Urbe, de Gente, de 

omni Patria imo et de ceteris si quisquam Meritissimus, 

Illustris et magnificus Dominus: 

Joannes Osiander, 

Potentissimus Saeciae et Polon. Regibus a Consiliis etc., 
Seren. Würt. Ducis consiliarius Intimus, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 666 - 

Consistorii Director, Coenobii Hirsov. Abbas, senatus statuum Provin- 

cialium Assessor Primarius et Univ. Tubing. Visitator, 

Orbi concessus Tub. d. 22. Apr. Ao. 1657, Eidem ereptus 

d. 18. Oct. et tribus abhinc gradibus sepultus d. 20. ejusdem 1724. 

Magnum Parentem citatis gressibns sequutus est Paternarum 

Virtutum meritorumque Haeres felicissimus filius unicus 

Obsequiosissimus, Dilectissiraus : Vir summe Revereudus, 

Excellentissimus nee non Dignissimus Dominus: 

Joannes Eudolphus Oslander, 

S. Theol. Doctor, ejusd. et Ebreae Linguae in 

Acad. Tubing. Professor Publ. Ordin., Ducalis 

Stipendiis Superattendens, Ecclesiastes Matutinus 

et facultatis Decanus, natus Tubingae 

d. 21. Maji Ao. 1689, denatus d. 21. Oct. 

et d. 24. ejusd. terrae demandatus 

Ao. 1725. Quiescit ad 

dextram Parentis Opti- 

mi. 

Memoria utriusque maneat in benedictione sempiterna. 

Ad coelestem fac Christe resurgere vitam, 

Interea similes da sine fine Viros. 

5) Johann Adam Oslander, geb. 9. November 1659 , Med. Dr. 
und Professor, auch Leibarzt des Herzogs Friedrich Carl 
von Württemberg , vermählt mit Barbara, geb. Screta von 
Zavorziz, Tochter des Physicus v. Zavorzlz in Basel. 

Ebenfalls dieser Familie gehörten an : 

Friederieh Benjamin Oslander, Dr. med., geb. zu Zell unter 
Aichelberg 9. Februar 1759, ordentlicher Professor derselben 



Digiti 



zedby G00gk 



- 667 — 

und der Entbindungskunst, dirigirender Lehrer bei der Anstalt zu 
Anleitung studirender Aerzte am Krankenbette, vorstehender Arzt 
und Geburtshelfer des Königl. Entbindungshospitals auf der Universität 
zu Göttingen. Er ist Verfasser verschiedener Schriften. — 

M. G. U, Oslander, vormaliger Dekan zu KnittHngen, wurde 
den 15. März 1786 als Sohn des M. J. E, Oslander, Stiftsoberhelfers 
daselbst, geboren. Derselbe studirte Theologie, wurde 1808 Haus- 
lehrer bei dem Manufacturisten van der Leyhen, hierauf Eepetent 
in Tübingen 1811, Diaconus zu Balingen 1812, Decan in Knitt- 
Hngen 1823. Er starb 6. December 1827 mit Hinterlassung be- 
deutender Schriften, welche historisches Talent und tiefe Bekannt- 
schaft mit den grossen englischen und deutschen Historikern beweisen. 

Gattin: Wilhelmine, geb. Heyd, welcher Ehe 5 Kinder ent- 
sprossten. — 

Lukas Wilhelm Oslander, Herzogl. Wurttemb. Unterlieutenant 
beim Infanterie-Regiment Württemberg, t 25. Februar 1796 in Ge- 
fangenschaft auf Ceylon. — 

Christian Oslander, Königl. Oberlieutenant beim Infanterie- 
Regiment Württemberg 1808. — 

Prälat von Oslander, vormals Professor am Gymnasium in 
Stuttgart, Ritter des Kron-Ordens seit 1833. — 

Oslander, Dr. theol., Dekan in Göppingen 1866, Ritter des 
Friedrichs-Ordens. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens Osiander : Cancellar. 197; Pfarrer 571; StifftsDiacon 551. — Amattd. Frid., 
Oaisü. Verwalter 444. — Andr., Abt 237 ; CanceUar. 579 ; Hofprediger 191 ; Theolog. 
Regiomont. 274. — Gott/V., Exped.Rath 147 ; Special 373. — Jac. Christ., Pfarrer 502. — 
Joh., Abt 237, 281, 299, 326; ConslsUMrector 136; KirchenR.Director 142; Pfarrer 489. 

— Joh. Adam, CanceUar. 580. — Joh. Eberh., Diacon rn 8t. Leonhardt 552 ; SpltalDiacon 
552. — Joh. Gottfr., Cl.Hofmeister 353 ; Cl.Pfleger £43. — Joh. Htinr., Rechenbanckhs- 
Rath 154. — Joh. Joach., 8altzPactor 572.— Jos., Abt 267. — Luc. 197; Abt 237, 257, 
312; Cancellar. 579; Hofprediger 191; Pfarrer 391, 547; 8pecial 478; StifftsPrediger 544. 

- Lucas Sam., CLHofmeister 352. - Matthias, KriegsR.Secretar 102. 



Digiti 



zedby G00gk 



Ostertag. 



Die Ostertagische Familie zählte unter die ältesten und ange- 
sehensten Familien Nördlingens und theilte sich im 14. Jahrhundert 
in adelige und bürgerliche Geschlechter. Letztere erhielten 1579 
einen Wappenbrief. Die Ostertage von Osterau zerfielen in die 
Bitter yon Winn und Rammstein; die bürgerliche Familie dagegen 
in die Lindauische, Augsburgische und Nördlingische Geschlechter. 

Die zu Nördlingen blühenden Ostertage kommen schon 1409 
als Mitstifter der Kapelle zu St. Leonhard vor dem Löpsinger Thor, 
woselbst auch ihr Familienbegräbniss* ist, vor. In der Kirche zu 
Nördlingen ist der geschnitzte Ostertagische Wappenschild ange- 
bracht, nebst dem Bilde des Bürgermeisters Georg Ostertag und 
folgender Aufschrift : 

»Anno 1599 den 21. Novembris Ist seelig im Herrn ent- 
schlaffen der Erenvest und Weis Herr Georg Ostertag Bürgermeister 
Allhie. Dem Gott gnedig seye.« 



* In einem obrigkeitlichen Dekret vom 16. Mai 1686 wegen der Begräbnisse auf 
den Kirchhöfen zu Nördlingen findet man Folgendes: 

„Wann dann vordessen verschiedene bürgerliche Geschlechter ihr Begräbnis« 
„uff dem Kirchboff und Gottesacker zu St Leonhard vor Löpsinger Thor gehabt, 
„nemblich: die Wiedenmä**er, LinJchen, Brau***, Deffuer, Bey schlag, Pfeffer, Ostertag, 
m Flansser, Schröpel, Bucher, Rehen, Kobelt, Fenden etc. Als hat es noch ferner dabei 
„sein Verbleiben, dass Sie und die Ihrigen daselbst zur Erden bestattet werden sollen. u — 
Als im 30jährigen Kriege die Kapelle durch den schwedischen Oommandanten Obrist 
Bertold Hartwich von Billaue niedergerissen wurde, so erhielten die Ostertage deren Kir- 
chenornamente am 20. Oct. 1646 zurück, nämlich : 1) eine Glocke, die 1690 Georg Ostertag, 
Bürgermeister, gestiftet hatte, 2) die Emporkirche, eine aus dem Jahre 1616 datirende 
Stiftung des Caspar Ostertag, Stadtkammerschreibers und Georgs, Elchmeisters, des 
und anderer Brüder, welche auch die Kanzel hatten bauen lassen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 669 — 

In dem Handwerksbnch der Lodweber zu Nördlingen findet 
man folgenden Eintrag: »Im Jahr 1533 am Sant Jörgentag wurde 
Unter-Burgermeister Hans Ostertag der Zunftmaister, da haben ihm 
die Geschlachtwanderer und Loder 2 Salzscherben geschenkt. Darauf 
kam er 1535 in alten Kath und starb 1548 am Freitag nach Gallitag. 
Er hinterliess 7 Söhne : I. Hans, II. Joachim, III. Hans, IV. Adam, 
V. Georg, VI. Kaspar, VII. Joachim.« 

Derselben Familie gehörte an: 

Lucas Gottlieb Ostertag, geb. zu Nördlingen, kam nach Würt- 
temberg und wurde daselbst anfangs als Oberraths-Cancellist, dann 
als Stadtschreiber zu Bönnigheim, später als Baysiger Schultheiss 
zu Uhingen und Ilsfeld, zuletzt als Stadtschreiber zu Bennigheim, 
Oberamts Besigheim, angestellt und starb 1675. 

Ferner sind folgende Träger des Namens Ostertag zu nennen: 

Johann Jacob Ostertag, geb. zu Stuttgart, Herzoglich Würt- 
tembergischer Kanzlei-Advocat, schrieb Vorstellung und Bitte der 
Bürgerschaft zu Stuttgart an ihren Stadtmagistrat wegen des bevor- 
stehenden Landtages 1796. 8. — 

Karl Friedrich Ostertag, war früher Beirath der Centralstelle 
für Gewerbe und Handel, auch Präsident der Privathandelskammer 
in Stuttgart, Mitglied des Stuttgarter Gemeinderaths, nachmals als 
Kommerzienrath und Vorstand der Handels -Gewerbekammer daselbst 
gestorben 31. Januar 1861. 

Gattin: seit 1830 Sophie Friederike, geb. Weber, welcher 
Ehe 3 Kinder entsprossten. — 

Christof Eberhard Ostertag, Pfarrer in Besigheim. Dessen 
Tochter Karoline Augusta, war mit dem am 11. März 1792 
geborenen, am 3. Januar 1860 gestorbenen Johann von Schlayer, 
Königlich Württembergischen Staatsminister, auch Commenthur des 
Ordens der Württembergischen Krone, Grosskreuz des Friederichs- 
Ordens vermählt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 670 — 

Karl Friedrich Eichhorn begrüsste das Ober die Grenzen 
Württembergs hinaus bekannt gewordene Auftreten v. ScMayers 
in den denkwürdigen Kammersitzungen des 15. und 16. März 1842 
aus Anlass der damaligen hierarchischen Bewegung im Lande mit 
folgenden Worten: 

»Erlauben mir Euer Excellenz, der kräftigen männlichen Be- 
redsamkeit meine Bewunderung zu zollen, mit welcher die hierarchische 
Anmaasung kürzlich zurückgewiesen wurde, die der Bischof von Ro- 
thenburg gewiss gegen seine eigentliche Ueberzeugung versuchen musste. 
Alle ächten Protestanten, die, ohne die katholische Kirche anzufein- 
den, nur friedlich und in gewohntem Rechte neben ihr bestehen und 
ihrer Ueberzeugung leben wollen, sprechen bei dieser Gelegenheit 
jenes eine Gefühl aus, welches mich durchdringt, und preisen den 
Mann, der so würdig die allgemeine Sache des Protestantismus und 
der weltlichen Obrigkeit zu wahren weiss.« 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Ottertag : RechenbanckhsRath 153.— Christoph Albr., Keller 287. — Hans 
(leorg, Hofmeister zu Bromberg 620. — Jac. Frid , Gaistl.Verwaltter 536. — Joh, Geory. 
Ambtmann 536. — Joh. Wüh., 8tifftsVerwaltter 436; Vogt 616. — Lums Gottl., Statt- 
schreiber 379. 



Digiti 



zedby G00gk 



P f a f f . 



Der Stammvater dieser Familie Caspar (Nlclas) Pfaff,* geb. 
1510, wanderte ums Jahr 1530 aus Aarau im Kanton Bern in 
der Schweiz aus nach Württemberg und kam in die Stadt Urach. 
Seine Nachkommenschaft breitete sich rasch im Württembergischen aus 
und stieg bis zu den höchsten geistlichen Würden empor. 

Die Familie theilte sich in verschiedene Zweige, die dann je 
wieder dem württembergischen Staate eine lange Reihe von Gelehrten, 
hauptsächlich Theologen, lieferten. 

Christoph Matthäus Pfaff, wurde zu Stuttgart am 24. Dec. 
1686 geboren. Seine Eltern waren Johann Christoph Pfaff, Dr. 
und Prof. theol. in Tübingen, der berühmte Theologe, und Anna 
Maria, Tochter des Matthäus Aulbers, Abts in Hirschau; seine 
Grosseltern Johann Wilhelm Pfaff, Special in Göppingen 1661, und 
Anna Catharlna, geb. Eislinger; der ürgrossvater Johann Pfaff, 
Decan in Urach; der Urur-Grossvater Wilhelm Pfaff, Gerichtsver- 
wandter und Gegenschreiber in Urach und Sohn des obenerwähnten 
Caspar Pfaff. 

Christoph Matthäus studirte zu Tübingen und erlangte da- 
selbst 6. September 1702 unter dem Dekau M. Andreas Adam 
Hochsteüer die philosophische Magisterwürde, wurde hierauf 1705 
Eepetent am theolog. Stipendium und reiste 1706 bis 1709 durch 



* In Basel befand sich ein Geschlecht Namens Pfaff, ans welchem Heinrich ao. 
1270, J7«$rao. 1344 und Hemmann ao 1338 Ritter, die beiden Letztgenannten auch Rätbe 
an Basel gewesen sind. Ferner kommen in dem Zehnden Brftg im Land Wallis Caspar 
so. 1575 und Petrus ao. 1596 als CasteUane vor; der Letztgenannte bekleidete auch von 
1602—1626 die dortige Zehnd- Hauptmannsstelle. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 672 — 

Deutschland, Dänemark, Holland, England, wurde 1709 Informator 
and Eeiseprediger des Erbprinzen von Württemberg, den er in die 
Schweiz, nach Italien, Holland und Frankreich begleitete, und kam 
nach seiner Rückkehr 1717 als dritttr Prof. ord. Theol. nach Tü- 
bingen, wo er am 1. November desselben Jahres Dr. Theol. wurde. 
1720 rückte er auf die zweite theolog. Professur und zum Dekan 
der Stiftskirche, auch zum ersten Stifts-Superintendenten und noch 
im gleichen Jahre zum Prof. prim. Theol. und zum Probst der 
St. Georgenkirche und Kanzler der Universität vor, wurde 1724 
Comes Palat. Caesar., 1727 Abt in Lorch und 1731 württembergischer 
Rath, Mitglied der preußischen Societät der Wissenschaften, auch 
Erbherr zu Mühringen. 1756 verliess er Tübingen unerwartet und 
heimlich und ging als Kanzler und Generalsuperintendent nach Giessen, 
wo er 19. November 1760 im höchsten Ansehen kinderlos starb. 

Seine Schriften sind berühmt. Hauptsächlich bemühte er sich, 
eine Vereinigung der Lutheraner mit den ßeformirten zu Stande zu 
bringen. Pfaff gab auch im Jahre 1723 ein schediasma Theologicum 
de formula Consensus Helvetica zu Tübingen in 4° heraus. Das 
Pfaff 'sehe Stipendium rührt von ihm her; er besass mehrere Dörfer 
und über eine halbe Million Vermögen — der reichste Lutherische 
Theologe, der sich aber auch fühlte. Als einst — so erzählen seine 
Zeitgenossen — ein Universitätsfreund ihn im Buchladen fand und 
vertraulich grüsste, sprach er: »Wir sind indessen Kanzler geworden 
— das Licht der Universität.« Jener antwortete darauf, indem er 
sich entfernte : »Der Universitätssonne darf freilich eine matte Dorf- 
lampe sich nicht nähern!« 

Auch nach Hessen verzweigte sich die Familie, und dieser 
hessischen Linie gehört u. A. auch der bekannte Adam Pfaff, Professor 
der Geschichte in Schaffhausen, an, welcher durch sein in Kassel 
1871 erschienenes Werk: „La grande nation in ihren Reden und 
Thaten von Anfang bis Ende des Kriegs, verglichen mit den Reden 
und Thaten des deutschen Volkes" bekannt geworden ist. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 673 — 

Seine Gattin, mit welcher er am 1. November 1723 getraut 
wurde, war Maria Susanna, Tochter des Johann Thomas yon Baumer, 
auf Hohen- und Nieder-Mühringen, Wiesenstetten, Rommelsperg und 
Mühlen a. N., königl. Gross-Brittann. ChurfÜrstl. Braunschweig. Raths, 
des innern ßaths der Reichsstadt Augsburg. — 

Ebenfalls dieser Familie gehörten an: 

Gottfried Ulrich Pfaff, geb. 8. Januar 1726, Pfarrer in 
Meimsheim. — 

Philipp Friedrich Pfaff, Bruder des Vorigen, geb. 20. Nov. 
1729, Commerzienrath in Vaihingen. — 

Samuel Ludwig Pfaff, Bruder des Vorigen, Pfleger in Weil 
im Schönbuch. — 

August Ulrich Pfaff, geb. zu Uhingen 22. Januar 1754, 
Pfarrer zu Erpfingen, Stadtpfarrer zu Neuenbürg, Mitglied der asce- 
tischen Gesellschaft in Zürich. Schrieb Mehreres. — 

Friedrich Pfaff, näherer Stammvater des jetzt noch in Württem- 
berg blühenden Zweiges, dessen Sohn Gottfried* t 1746 und des 
Letzteren Sohn Johann Friedrich Pfaff t 1765 bekleideten von 
1647 — 1765, somit in ununterbrochener Folge 118 Jahre lang, die 
Pfarrei Steinheim an der Murr und erreichten zusammen ein Alter 
von 258 Jahren. — 

Friedrich Burkhard Pfaff, von 14 Geschwistern das elfte, geb. 
18. November 1738 als Sohn des Amtmanns in Uhingen, jetzigen 
Oberamts Göppingen, Justus Ulrich Pfaff, und ein Urenkel vor- 
erwähnten Friedrich? s, diente 5 Regenten Württembergs 36 Jahre 
lang als Generalkassier und starb 1817 als Geheimer Oberfinanzrath 
und Chef der Sektion des Landbauwesens. 



* Derselbe lebte mit seiner Gattin 55 Jahre in der Ehe, war zuletzt Senior aller 
evangelischen Geistlichen Württembergs und hielt noch als Greis von 86 Jahren für 
seinen damals kranken Sohn eine Neujahrspredigt. 

v. Gtorffii-Georgenau, Biographisch-Genealogische Blatter etc. 43 



Digiti 



zedby G00gk 



— 674 — 

Seine Gattin war seit 31. Janaar 1764 Maria Magdalena, 
Tochter des Kammerraths Gottfried Brand, eine Ehe, welcher 12 
Kinder entsprossten , von denen 6 Söhne und 2 Töchter den Vater 
überlebten. 

Erstere erhielten sämmtlich ihre Bildung in der hohen Karls- 
schule und erlangten alle den mit dieser Anstalt verbundenen Orden 
der Chevaliers. Die Namen derselben und die Aemter, die sie inne 
hatten, waren: 

I. Karl Friedrich Pfaff, Geh. Archivar in Stuttgart, geb. 16. 
October 1764, t 1836, vermählt seit 19. Mai 1794 mit 
Caroline Christiana Margaretha, Tochter des Bürgermeisters 
von Stuttgart Johann Hehl. Söhne : 

1) Karl Pfaff, geb. 22. Febr. 1795, Konrector a. D., korres- 
pondirendes Mitglied der Gesellschaft für Geschichtskunde 
in Freiburg, des Vereins für Vaterlandskunde, Ehrenbürger 
der Stadt Esslingen, Ehrenmitglied vieler Vereine. Vermählt 
mit Emilie, geb. Bach. Kinder: 

1) Emilie, Gattin des Pfarrers Faber in Hundersingen. 

2) Karl, Praezeptor in Tübingen. 

2) Gustav von Pfaff, geb. 17. August 1803, Obertribunalrath, 
Gerichtshofdirector a. D-, R. d. 0. d. w. Kr. t 1869. 

II. JohanÄ Friedrich Pfaff, geb. 22. December 1765, t 1825, 
Professor der Mathematik zu Helmstädt und Halle, von La 
Place (neben Gauss, den er als ersten Mathematiker Europa's 
bezeichnet) einer der ersten Mathematiker Deutschlands ge- 
nannt, schrieb vieles, t 1825. 
Ihm ist in den „Sternen Schwabens" folgendes Sonett gewidmet: 

Ihn nannte einst ein hochberühmter Franke 
Den Ersten Deutschen Seiner Wissenschaft. 
Fürwahr ein Wort so ehrend als wahrhaft, 
Nicht blos galante welsche Blumenranke. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 675 — 

Er trieb voran mit hoher Geisteskraft 
Bis an des Zahlenreiches letzte Schranke, 
Und manch ein tief verborgener Gedanke 
Ward durch Sein Aug* ans Licht emporgeschaffb. 

In jenem Alter, wo in bunten Farben 

Für And're noch des Lebens Blumen glüh'n, 

Da band Er schon die reifen, goldnen Garben. 

Ihm ward der Lohn für solch' ein strenges Müh'n : 
Als jene Blumen rasch und spurlos starben, 
Sah ewig Grün Er um die Schläfe blüh'n. 

Gattin: seit 8. November 1803 Softe Caroline, Tochter 
des Pfarrers in Mussberg Christof Gottfried Brand. 

III. Christian Gottfried Pfaff, geb. 29. October 1768, Hof- und 
Fiuanzrath und Oberzahlmeister der Staatshauptkasse, t 1838. 

Gattin: seit 1. Sept. 1794 Heinrike Franziska Charlotte, 
Tochter des Majors und Oberbaudirectors Reinh. Ferd. Friedr. 
Fischer, Sohns des Hof kammerraths Joh. Friedr. Ernst Fischer. 

IV. Der viertälteste der Brüder starb als Kaufmann in Rheims. 

V. Christoph Heinrich Pfaff, geb. 2. März 1773 (nach Anderen 
1774), Dr. med., Herzogl. Württemb. Hofarzt, Professor der 
Chemie und Medizin in Kiel, Staatsrath daselbst 1827, Ritter 
des Danebrog-Ordens, Staatsrath 1829, gab das nordische Archiv 
1802—10 mit Dr. Scheel heraus und starb 1852. 

VI. Johann Wilhelm Andreas Pfaff, geb. 5. December 1774. Er 
erhielt seine Bildung in dem theologischen Stipendium zu Tübingen 
und erlangte 26. Sept. 1793 unter dem Decan M. Christian 
Friedrich Bösler die philosophische Magisterwürde, machte 
riach Vollendung der Universitätsstudien einige Reisen, wurde 
hierauf 1800 Repetent am theologischen Stipendium in Tü- 
bingen und kam 1803 als Professor der Mathematik nach 
Dorpat mit dem Titel und Rang eines kaiserlich russischen 
Hofraths, von da 1809 als Professor der Mathematik und Physik 



Digiti 



zedby G00gk 



- 676 — 

an das Beal-Institut (der polytechnischen Schule) zu Nürnberg, 
1816 als Professor extraord. der Mathematik und Physik nach 
Würzburg und 1818 als Professor ord. der Physik und Astro- 
nomie nach Erlangen, wo er 26. Juni 1835 mit einem hohen 
literarischen Bufe starb. 

Er war zweimal verheirathet. Seine erste Gattin war 
eine Russin von Adel, Paullne, Tochter des Beinh. Ludwig 
Ton Patkul, Kaiserlich Bussischen Generalmajors, mit welcher 
er 1804 getraut wurde, welche jedoch 15. März 1816 starb. 
Zwei Söhne und eine Tochter aus dieser Ehe starben frühzeitig. 
Die zweite, mit welcher er 12. October 1817 getraut wurde, 
war Luise, Tochter des Immanuel Christian Flank, Med. Dr. 
und Physikus in Nürtingen, Wittwe von M. Jacob Heinrich 
Kraz, Oberhelfer in Kirchheim u. T. Ein Sohn aus seiner 
zweiten Ehe ist Karl Kolomann Pfaff. — 
Moriz Heinrich Burkhard von Pfaff, Königlich Württemberg. 
Geheimer Bath, Kommenthur des Krön -Ordens, Grosskreuz des 
Friedrichs-Ordens, Sohn des vorbenannten Christian Gottfried Pfaff, 
geb. 9. October 1803 zu Stuttgart in dem elterlichen Hause auf 
dem Platze, wo jetzt das Princessinnen-Palais steht, besuchte das 
Gymnasium zu Stuttgart, bezog hierauf die Universität Tübingen, 
studirte die Bechte, befreundete sich daselbst innig mit Hauff, be- 
reiste mit letzterem gemeinschaftlich im Herbst 1822 den Bhein; 
bei diesem Anlasse logirten die beiden jungen Beisenden in Mainz 
im Gasthof zu den drei Beichskronen, wohin Hauff selbst später die 
Einleitung zu seinen Memoiren des Satan verlegte. 

1825 wurde Pfaff Beferendär bei dem Kreisgericht Ellwangen 
und dem Oberamtsgericht Neckarsulm, ward hierauf provisorisch 
verwendet bei den Gerichten Neckarsulm, Künzelsau und Ellwangen, 
dann Aktuar beim Oberamtsgericht Biberach 1829, als welch letzterer 
er je 2 Jahre unter den Augen von Sarwey in Neckarsulm (1826— 
1828) und bei Probst in Biberach (1829—1831) arbeitete. In letzt- 
genannter Stadt fand er in dem dortigen Stadtpfarrer Landerer einen 



Digiti 



izedby G00gk 



- 677 — 

intimen Freund; 1831 in den Civilsenat des Kreisgerichtshofs zu 
Ulm berufen, ward er 1841 dem Königl. Obertribunal in Stuttgart 
zugetheilt; nachdem er 1832 zum Assessor, 1837 zum Oberjustiz - 
rath, 1846 zum Obertribunalrath befördert war. 1843 erfolgte seine 
Ernennung zum Mitgliede des Strafanstalten-Collegiums und 1848 
der Ablösungs-Commission. 1849 wirkte er als Civilkommissär bei 
dem 6. Banner der Stuttgarter Bürgerwehr. 

Fast eben so lange aber als in seiner richterlichen Laufbahn 
War Pfaff in der obersten, unmittelbar unter dem Könige stehenden 
Staatsbehörde, dem Geheimen Rathe, thätig; denn am 15. November 
1851 wurde er in den damals unter dem Vorsitze des Freiherrn 
von Neurath stehenden Geheimen Rath und zwar als ausserordent- 
liches Mitglied berufen, 1853 folgte die Ernennung zum ordentlichen 
Mitgliede und Staatsrath, 1865 seine Beförderung zum wirklichen 
Geheimen Rathe. 

Der königliche Geheime Rath ist bekanntlich entscheidende und 
verfügende Behörde bei Rekursen gegen Verfügungen der Departe- 
mentsminister über Verwaltungsgegenstande und gegen Straferkennt- 
nisse dor Verwaltungsstellen, welche auf höhere Strafsätze lauten ; er 
entscheidet ferner in allen Fällen, wo Eigenthums- und andere Rechte 
für allgemeine Staats- und Körperschaftszwecke abgetreten werden 
sollen; er bildet endlich die den König berathende Behörde in allen 
wichtigen Angelegenheiten, welche durch die Minister oder die Stände 
in Anregung gebracht werden, — bei all diesen verschiedenen Func- 
tionen des hohen Collegiums zeichnete sich Pfaff ebenso durch rast- 
losen Fleiss wie durch grossen Scharfsinn aus. 

1870 erbat sich derselbe den Ruhestand. Doch blieb er noch 
Mitglied des Verwaltungsraths der Katharinenschule und Paulinenpflege 
und bekleidete ferner bis zu seinem Lebensende die Stelle eines Mit- 
glieds des Vor8teher-Collegiums der württembergischen Sparkasse. 

Empfänglich für alles Schöne und Gute, ein Freund der Kunst, 
Poesie und Musik, Meist9r des geschriebenen Wortes und der freien 
Rede starb Pfaff 22. Mai 1875. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 678 — 

Seine Gattin ist seit 6. Augast 1833 Julie, eine Tochter des 
Hohenlohe-Kirchherg sehen Baths Sehuster, welcher Ehe 4 Kinder 
entsprossten als: 

I. Ottllie, verm. seit 1862 mit Georg Zoeppritz, Gutsbesitzer 
in Gieshübel bei Würzburg. 

II. Moriz Pfaff, Finanzassessor. 

III. Wilhelm tob Pfaff, Königlich Württembergischer Hauptmann 
im Generalstab, Inhaber des eisernen Kreuzes I. Kl., verm. 
mit Lina, geb. Hübner, Tochter des bekannten am 4. Februar 
1877, f Statistikers Dr. Otto Hebner in Berlin. 

IV. Gustav Pfaff, Kaufmann, verm. seit 1868 mit Maria, einer 
Tochter des Kaufmanns Eduard Schill in Stuttgart. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens Ifaff: Diacon zu St. Leonhardt 652. — Carl Frid., Archivar 42. — Christoph 
Matthäus, Abt 306; Cancellar. 580. — Frid. Burckh., Exped.Bath 114; Rechenbanckhs- 
Hath 154; RanthOamm.Landschreiber 117. — Oottfr., Landschreib. CammerRath 118. — 
Joh., Abt 299 ; Probst 295. — Joh. Burckh., Cl.Verwaltter 297 ; Geistl. Verwalter 449. — 
Joh. Christ., StifftsDiacon 550. Sam. Ludtc., Cl.Pfleger 265. 



Digitized by VjOOQIC 



Pfizer. 



Benjamin Friedrieh Ton Pfizer, wurde den 28. Februar 1764 
zu Wildberg geboren. Seine Eltern waren Philipp Christian Fried- 
rich Pfizer, Oberamtmann zu Wildberg (geb. 1730, t 1799) und 
Regina Margaretha, geb. Daser, Tochter des Klosterhofmeisters 
Jacob Daser in Beuthin. Derselbe studirte zu Tübingen die Rechte, 
ward nach deren Absolvirung unter die Kanzlei -Advocaten auf- 
genommen, als welcher er bis zum Jahre 1796 in Stuttgart lebte, 
wo er einem Auftrag des Herzogs zufolge an der damaligen hohen 
Karlsschule juridische Vorlesungen hielt, nachdem er zuvor den 
Grad eines Doctors beider Bechte erlangt hatte. Im Jahre 1796 
wurde er Oberamtmann zu Altensteig, 1799 als Oberamtmann mit 
dem Charakter eines Begierungsrathes nach Tubingen berufen, woselbst 
er während der unruhigen Kriegszeiten vielfache Gelegenheit hatte, 
seine Klugheit und Bechtlichkeit zu beurkunden. 

Im Jahre 1809 wurde er im Königl. Obertribunal zu Tübingen 
als Bath angestellt, im Jahre 1817 zum Director des Königl. Ge- 
richtshofs in Ulm befördert, und am Ende des Jahres 1823 zum 
Präsidenten desselben Gerichtshofes ernannt. Ausserdem erhielt er 
noch weitere Beweise der königlichen Gnade durch seine im Jahr 
1820 erfolgte Ernennung zum Mitgliede des Staats-Gerichtshofs, 
durch die Verleihung des Titels und Bangs eines Staatsraths in eben 
diesem Jahre, sowie durch die Ertheilung des Commenthur-Kreuzes 
des königl. Kronen-Ordens am Ende des Jahres 1827 (nachdem er 
schon im Jahre 1812 das Bitter-Kreuz des königl. Civilverdienst- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 680 - 

Ordens, und im Jahr 1818 statt desselben das Ritterkreuz des 
Kronen-Ordens erhalten hatte.) 

Seinem Wirkungskreise als Vorstand des Gerichtshofes in Ulm 
wurde er 1828 entzogen, indem er vom Könige Wilhelm den Auf- 
trag erhielt, ein Criminal-Gesetzbuch für Württemberg zu entwerfen, 
welches er jedoch nicht mehr vollenden konnte, da er 1829 den 
25. August starb. 

Seine Ehegattin war seit 23. Januar 1797 Uelnrike Friede- 
rike, Tochter des Leibmedicus Christian Friedrich Jäger. Dieser 
Ehe entsprosste ein Sohn Namens Paul Eduard, geb. 7. April 1804, 
und eine Tochter Luise Charlotte Emilie, welch letztere sich 7. April 
1823 mit dem Professor der Rechtswissenschaft zu Tübingen, Dr. 
Scheuerlen, vermählte. 
Brüder: 

I. Carl Immanuel Gottlob v. Pflzer, geb. zu Wildberg 1. Januar 
1767, Tutelarraths-Sekretär in Stuttgart, nachmaliger Director 
des K. Ober-Tribunals daselbst und Ritter des Ordens der 
Württemb. Krone. 

Gattin: seit 23. Mai 1797 Charlotte Friederike, Tochter des 
Staatsraths Georg Friedr. Heyd. 
Kinde r : 

1) Charlotte, geb. 2. Mai 1806, vermählt zu Stuttgart 19. 
October 1825 mit dem Jur. Dr., Präsidenten der K. Ober- 
rechnungskaramer, Vorsteher der Württ. Sparkasse, Commen- 
thur etc. Eiben, Sohn des Professors Christ. Gottfried Eiben. 

2) Emilie, geb. 24. September 1817, vermählt 3. Juni 1841 
mit dem Med. Dr. Otto Eiben. 

3) Carl Friedrieh y. Pflzer, geb. zu Stuttgart 7. März 1798, 
Aktuar bei dem Criminalamt zu Stuttgart 1822, Ober- 
Justiz- Assessor zu Ulm 1823, Ober-Justizrath und Canzlei- 
Vorstand bei dem K. Obertribunal zu Stuttgart 1828, Ober- 
Justizrath bei dem Gerichtshof zu Esslingen 1836, Ober- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 681 — 

Tribunalrath und Dirigent des Civil-Senats des Gerichtshofs 
daselbst 1840. Ober-Tribunal - Präsident , Commenthur des 
Ordens der Württemberg. Krone , vermählt 16. November 
1830 mit Luise Mathilde geb. Gastpar, welcher Ehe 5 
Kinder entsprossten, wovon 2 Söhne Paul Achatius geb. 
9. December 1833 und Carl Felix geb. 16. August 1838. 

4) Paul Achatius von Pfizer, Staatsrath, geb. 12. Sept. 1801, 
widmete sich in Tübingen dem Studium der Philosophie und 
Rechtswissenschaften, und erhielt 1823 eine Anstellung als 
Secretär beim Justizministerium, 1827 aber eine solche als 
Oberjustizassessor beim (Gerichtshöfe zu Tübingen, 

Im Jahr 1831 seiner Schrift: Briefwechsel zweier Deutschen 
(Stuttgart 1831, 2. A. 1832) wegen aus dem Staatsdienste 
entlassen kam er 1832 als Vertreter der Stadt Tübingen 
in den Landtag, und gehörte mit Unland der leitenden 
Opposition an; die Auflösung der Kammer geschah durch 
seine Motion die Bundesbeschlüsse betreffend. 1836 und 
1838 wieder gewählt trat er, indem er einsah, dass eine 
solche Art von Repräsentativ -Verfassung durchaus nicht 
von segensreichen Folgen begleitet war, denjenigen Ab- 
geordneten bei, welche auf den Wiedereintritt in die Kam- 
mern verzichteten und war nun als Communalvertreter 
thätig. Nachdem er sich 1847 auch von letzterem Amte 
zurückgezogen, nahm er noch im August desselben Jahres 
die Wahl zum Stadtrath, 1848 auch beim Ausbruch der 
Märzstürme diejenige in die Kammer an. Den 9. März 
letzteren Jahres als Cultminister in das Cabinet berufen, 
hatte er das Portefeuille Kränklichkeits halber nur bis 
17. August inne. 1851 zum Oberjustizrath am Civilsenat 
des Gerichtshof» zu Tübingen ernannt, starb er daselbst 
30. Juli 1867. 

Er hat verschiedene Schriften hinterlassen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 682 - 

5) ttnstay Pfizer, geb. 28. Juli 1807, Dr. phil., studirte in 
Tübingen, woselbst er auch eine Zeitlang die Bepetenten- 
stelle bekleidete, wurde 1836 Eedacteur der Blätter zur 
Kunde der Literatur des Auslandes, 1838 Eedacteur des 
lyrischen Theils des Morgenblattes, 1846 aber Professor am 
Gymnasium in Stuttgart. 

U. a. übersetzte er auch Byron wie mehrere Romane 
Bulwers und schrieb u. a. Gedichte Stuttgart 1831, Neue 
Sammlung ebd. 1836, Martin Luthers Leben, ebd. 1836. 

Als Dichter gehörte Pfizer der sogenannten schwäbischen 
Schule an. 

Gattin: seit 19. September 1836 Marie Friederike, 
Tochter des Directors Christian Friedrich von Jäger, 
welcher Ehe 2 Söhne entsprossten. 

II. Ehrenreich Jacob Friedrich Pfizer, Oberamtsrichter in Ravens- 
burg, geb. 1778, vermählt seit 28. Februar 1802 mit Luise 
Christiane, geb. Fuess. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens PfUer (Pfltzer): CantaleiAdvoc. 96 ; TutelarSecretar. 99. — B*nj. Frid. 
0. Amtmann 364; Vogt 576. — Carl Kman. Gottl., Amptsohreiber 661. — Joh. Frid., Statt- 
schreiber 608. — FhiL Christoph Frid., Cl Hofmeister 350; Cl.Pfleger 247; KeUer 615. 



Digiti 



zedby G00gk 



Pistorius. 



Der Name, Pistorius, welcher in verschiedenen Theilen des 
deutschen Keiches, wie z. B. im Elsass, Sachsen, ferner in Oesterreich 
einer Reihe unter sich, wie es scheint, nicht zusammenhängender 
Familien angehört, wurde in Schwaben am 15. September 1568 von 
Alexius P fister, Pfarrer und erstem Special zu Neuenstatt am Kocher, 
angenommen. Es geht diess aus einer im Kaiserlichen Adels-Archive 
zu Wien befindlichen, die Erneuerung des Pfister sehen Adels be- 
betreffenden Eingabe seiner Söhne Samuel, Jeremias, David, Josias, 
Elias Pistorius sonsten Pfister, d. d. 28. August 1608 hervor. 

Alexius Pfister vel Pistorius ist im Jahre 1518 zu Augsburg 
geboren, als Sohn von Georg Pfister, welcher im Jahre 1536, aus 
dem Feldzuge in Italien zurückgekehrt, von Kaiser Karl Y. den 
Wappenbrief erhielt; ein Enkel von Alexius, M. David Pistorius 
Winnendensis, * Theol. stud. in academia Tobingensi, sagt in seinem 
„Encomium urbis Palatino -Würtembergicae Neapoleos ad Cocharum" 
Tübingen 1606, über diesen seinen Ahnen Folgendes: 

„Namque Avus Augustae natus sub moenibus urbis 

Noster te doeuit, quae sit ad astra via" 
und in der oben erwähnten Eingabe ist diese Herkunft mit weiteren 
Umständen bestätigt. 

Urkundlich bekannt ist Alexius Pistorius als protestantischer 
Pfarrer un4 erster Special zu Neuenstatt am Kocher in den Jahren 
1554—1573, gestorben am 16. September 1574 und bestattet in 

* David PMoriui ist anch Verfasser eines lateinischen Gedichtes, betitelt : „De- 
scriptio urbis Wlnindse" Tübingen 1605, welches eine Reihe interessanter Notizen über 
einige damals lebende Personen und Familien Winnendens enthält. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 684 - 

der Kirche zu Neuenstatt an der Seite seiner ersten, ihm am 20. März 
1567 daselbst im Tode vorangegangenen Frau, Esther, aus dem 
ausgestorbenen adeligen Geschlechte der Schildknechte von Burgdorf. 

Alexius hinterliess fünf Söhne, Samuel. Jeremias, David, Elias 
und Josias, welche sämmtlich dem geistlichen Stande sich widmeten 
und in Württemberg Aemter bekleideten, bekannt als „Neapolitani" 
nach der Vaterstadt Neuenstatt. 

JoaiaSy der jüngste Sohn, war als Geistlicher und Lehrer, wohl 
nur vorübergehend, nach Oesterreich gezogen, denn wir wissen von 
seinem Neffen David aus seinem oben citirten Gedicht auf Neuen- 
statt, dass ihn 

. . . „Sachsenfelda docentem audiit, in Styria quae ditione 

jacet." 

Als Enkel des Alexius kennen wir den bereits mehrfach er- 
wähnten dichtenden Theologen M. David Pislorius Winnendensis, 
Sohn von M. David Pislorius Neapolitanus, gestorben 1592 als 
Pfarrer zu Plüdershausen, ferner Jeremias Pistorius, genannt P fister 
von Burgdorf, geboren um 1580, gestorben zu Wien ohne männ- 
liche Nachkommen im October 1651. 

Letzterer nennt sich in einer noch erhaltenen Correspondenz, 
welche er als württembergischer Agent zu Wien mit Herzog Johann 
Friedrich gepflogen, ein Württembergisches Landeskind und wird auch 
vom Herzoge als solches betrachtet. Von frühster Jugend auf (im 
Jahre 1623 bereits in die 23 Jahre) hat er nach derselben Quelle als 
Agent am Kaiserlichen Hofe verschiedenen Fürsten gedient, während 
er urkundlich erstmals 1608 als Pfalz-Neuburgischer Agent am 
Kaiserlichen Hoflager zu Prag erscheint. Da die sämmtlichen Söhne 
des Alexius Pistorius dem geistlichen Stande angehörten und in dieser 
Stellung erwiesenermassen ein dürftiges Auskommen hatten, so unter- 
nahm es Jeremias Pistorius der Jüngere, auch im Namen seines 
Vaters und seiner Oheime, beim Kaiserlichen Hofe zu Wien die Er- 
neuerung des dem Kriegsmanne Georg Pfister verliehenen Adels uud 
zugleich die Vermehrung des damals verliehenen Wappens mit dem 



Digiti 



zedby G00gk 



— 685 - 

der Schildknechte von Burgdarf (dem Geschlechte der Frau des 
Grossvaters Alexius zu Neuenstatt) durchzusetzen. Dieser Jeremias 
Pistorius der Jüngere, ist unseres Wissens der einzige Württember- 
gische Landes-Angehörige , welcher von dem im Jahre 1623 ihm 
und allen männlichen Nachkommen des Alexius Pistorius zu Neuen- 
statt verliehenen Adels-Prädicate „von Burgdorf' Gebrauch gemacht 
hat, während das entsprechende Wappen bis auf den heutigen Tag 
im Besitz der in Württemberg ansässigen Pistorius sich befindet. 

Die heutige Stuttgarter Familie Pistorius erkennt als urkund- 
lich erwiesene Stammeltern : 

Johannes Pistorius, Vogt zu Lauffen am Neckar, geboren 
Winedi ipsis Jan. Cal. MDCI, gestorben zu Lauffen a. N. am 6. 
Februar 1669 und begraben in der Stadtkirche daselbst, neben seiner 
ersten Frau Elisabetha, geb. von Ehoenin aus dem Französischen, 
gestorben zu Lauffen a. N. am 16. Mai 1660. 

Nach vorliegenden Akten des Herzoglich Württembergischen 
Geheimeraths war Johannes Pistorius in den damaligen trüben und 
schweren Zeiten erst in der Königlichen Krone Schweden Diensten 
gestanden und zwar eine geraume Zeit über als Amtmann zu Königs- 
hofen an der Tauber, von wo er in Folge der für die Protestanten 
verderblichen grossen Niederlage bei Nördlingen 1634 sammt Weib 
und Kind relictis omnibus durch die Flucht sich retten musste. Die 
ersten Berichte, welche von ihm als Herzoglich Württembergischem 
Untervogte zu Lauffen a. N. sich noch vorfinden, stammen aus dem 
Jahre 1642. Am 25. August 1645 beschreibt er sodann in herz- 
zerreissenden Worten die Plünderung der Stadt Lauffen, wie er 

„neben Ew. Fürstl. Gnaden Abgeordneten Frantz Passuanten 
,,vor Herrn General Tourainne (Turenne) im blossen Hemd 
„stehend uff dem Veldt vor der Porten . . ." 
zusehen musste, „biss alles rain aussgeblündert worden." 
Von seiner eigenen Habe war ihm Nichts geblieben, „dass er 
„nuhr seinen beraitz hungerigen Weib und Kindern einen Kreutzer 
„Werth darum erkauffen könnte." . . . 



Digiti 



zedby G00gk 



- 686 — 

Im Jahre 1661 wurde er zum Vogt in Backnang ernannt, 

kam aber 1664 als Vogt wiederum nach Lauffen, wo er im 69. 

Jahre starb. 

Johann Pistorius hinterliess 2 Söhne: 

Johannes, geboren 1627, und Hans Heinrich; letzterer war 

Oberfactor in Königsbronn 1658 und starb als Vogt zu Winnenden 

im Jahre 1680. 

Der ältere Sohn Johannes vermählte sich am 25. Juni 1650 

zu Lauffen 

„mit Regina, M. Johann Bernhard Varenbtlller's, gewese- 
nen Specialis seelig zur Schorndorf, hinderlassener ehlichen 
„Tochter." 
Johannes Pistorius Sohn war Stabs-Schultheiss zu Grossgar- 

tach und Nordheim und schreibt über die Verhältnisse, unter welchen 

er in die Ehe trat: 

„er und seine Frau haben weiter Nichts als 100 Gulden paar 
„Geld und 300 Gulden Silber zusammengebracht, weil ihr 
„Vater, M. Hans Bernhard Vahrenbühler, gewester Special zu 
„Schorndorf, bei der leidigen Landes-Occupation anno 1634 
„und darauf gefolgter Einäscherung der Stadt Schorndorf als 
„ein verbrannter Mann mit 7 kleinen Kindern ' nacket und blos 
,,8 ich nach Stuttgart salviren, sodann allda bald darauf das 
„Leben enden müssen. 44 
Im Jahre 1664 wird er Geistlicher Verwalter zu Mundeisheim, 

1668 Amtmann und Geistlicher Verwalter zu Ehingen, woselbst er 

1670 aus dem Leben scheidet. 

Dessen erstes Kind, Anna Ellsabetha, wird am 9. November 

1651 zu Nordheim getauft; als seine Taufpathen sind unter Anderen 

aufgeführt: »Ihro Hochedlen Juncker Stallmeister Friedrich Benjamin 

von Münchingen, Ihro Excellenz Herr Johann Conrad Vahrnbühler. 

Fürstlich Württerabergisch Geheimer Regimentsrath, Ihro Excellenz 

Herr Johann Friedrich Jäger, auch Geheimer Regimentsrath und 

Obervogt zu Brackenheim.« 



Digiti 



zedby G00gk 



- 687 — 

Am 24. October 1652 wird ihm in Nordheim ein Sohn getauft, 
Johann Friedrich; derselbe war in ledigen Jahren in seines Vaters 
Schreibstube thätig zu Ehingen, nachmals Stadtschrei berei-Substitut 
zu Winnenden, 1678 zum Amtmann ernannt in Laichingen (Uracher 
Amts), 1690 Vogt zu Blaubeuren, Jacobi 1697 Vogt zu Winnenden, 
erhält 1709 das Prädicat »Kammerrath« und stirbt zu Winnenden 
23. Mai 1727, aetatis 74 Jahre, 6 Monate. 

Johann Friedrich Pistorius war viermal verheirathet und 
wurde Vater von zahlreichen Kindern, die ihm zumeist im Tode vor- 
angingen; aus seiner zweiten Ehe mit Anna Rebecca Stuber wurde 
ihm am 25. December 1685 zu Laichingen ein Sohn, Johannes,* 
geboren, nachmaliger Kirchenraths-Expeditionsrath zu Stuttgart und 
Stammvater der noch heute zu Stuttgart blühenden Familie Pistorius. 

John Friedrich' s vierte Frau, Maria Juditha, gebar ihm eben- 
falls einen Sohn, Johann Friedrich, geb. zu Winnenden am 21. Sept. 
1721, nachmaligen Expeditionsrath und Stiftungsverwalter zu Stutt- 
gart, vermählt 1746 mit Christiane Eleonore Jenisch von Cannstatt 
und gestorben zu Stuttgart 17. August 1780. 

Dieser Johann Friedrich der Jüngere hinterliess einen Sohn: 

Anselm Friedrich, geboren 21. April 1754, Regierungsrath 
und Obertribuualrath in Tübingen, gestorben am 9. September 1809 
als Vater von: 

Carl Christian Friedrich von Plstorins, Geheimer Rath, Gross- 
kreuz des Friedrichs-Ordens, Commenthur des Kron-Ordens, geb. 12. 
November 1781, gestorben 18. December 1853, und einer Tochter: 

Johanna Louise, verehelichte Schlossberger, Mutter des im 
Jahre 1852 f Oberrechuungsraths Peter Schlossberger und Gross- 
mutter des Geheimen Legationsraths Dr. August von Schlossberger. 

Der am 25. December 1685 zu Laichingen geborene Sohn 
von Johann Friedrich dem Aelteren: 



* Ein Bruder von Johanne» war: Eberhard Friedrich Pistorius, geb. 23. März 169? 
zn Blaubeuren, Amts-Pfleger in Winnenden, t 1. Mai 1766. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 688 — 

Johannes, gestorben 17. December 1757 als Kirchenraths- 
Expeditionsrath zu Stuttgart, folgte in seinem 23. Lebensjahr, im 
Jahre 1709, seinem Vater als Vogt zu Winnenden, wo sein 
Name durch mehrere Generationen in der gleichen Stellung gekannt 
und geachtet war, und erhielt bei dieser Gelegenheit zum Einstand 
von der Stadt Winnenden einen silbernen Pokal, geschmückt mit dem 
einfachen Pistorius- von Pfistf r 'sehen Wappen, wie solches 1536 
von Kaiser Carl V. verliehen, 1608 von Kaiser Rudolf auf Gesuch 
des Jeremias Pistorius, genannt Pfister von Burgdorf, erneuert 
worden war. 

Dieser Becher ist zur Zeit Eigenthum des in Mailand ansäs- 
sigen Ferdinand Pistorius. 

Von obigem Johannes Pistorius ist noch hervorzuheben, dass 
er die Pistorius' 'sehe Familienstiftung gegründet hat. 

Im September 1709 verehelichte er sich mit Sophia Tabitha 
Maier, Tochter des Ernst Theophilus Maier, ordentlichen Professors 
der Rechte an der Universität Tübingen, und erzeugte in dieser Ehe 
6 Söhne und 5 Töchter, welche in der Mehrzahl vor dem Vater aus 
dem Leben schieden. Zu erwähnen sind die Söhne: 

Johann Ernst, # geb. 1. Juni 1710, welcher im December 1736 
»aus besonderer Gnade« dem Vater als Vogt zu Winnenden succe- 
dirte, t 1784, und 

Ferdinand Wilhelm, geb. 17. August 1712, Amtmann zu 
Plochingen, Geistlicher Verwalter zu Besigheim, Oberamtmann in 
Lichtenstern. Seine Söhne starben alle als Kinder. 

Nachdem im Jahre 1726 seine erste Frau gestorben war, 
schloss Johannes in demselben Jahre eine zweite Ehe mit Maria 
Elisabetha Werner, Tochter von Christoph Wilhelm Werner, Keller 
in Vaihingen a. Enz, und dieser Ehe entsprosste neben 5 Töchtern 
ein Sohn: 



* Johann Ernst Pietoriut hatte 2 Söhne, nämlich : a) Johann Friedrich Ferdinand, 
geb. 8. April 1740, t 1773 und b) Carl Friedrich WUhelm, geb. 1742, t 1800, Dessen Sohn 
war Carl QoMieb Philipp Pietoriue, geb. 1784, t 1842. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 689 — 

Christoph Gottlieb Pistorius, geb. in Winnenden am 9. Sept. 
1732, 1756 Begierungs-Secretär zu Stuttgart, 1757 Oberamtmann 
zu Heidenheim, 1767 Oberamtmann zu Göppingen, wo er nach viel- 
jährigen Diensten am 13. Januar 1806 starb. Aus seiner am 4. 
August 1761 zu Backnang geschlossenen Ehe mit Susanne Jacobine 
Friederike Nenffer, Tochter des Expeditions-Baths Martin Neuffer, 
hinterliess er 8 Kinder, darunter die Söhne: 

Johann Gottlieb Martin, geb. zu Heidenheim 23. Juni 1762, 
Geheimer Kabinets-Secretär, Begierungsrath, Pfleger in Heilbronn, 
Bittergutsbesitzer in Burleswagen, O.A. Crailsheim, gestorben zu 
Burleswagen 28. November 1827 ; 

Johann Christoph Friedrich, geb. zu Heidenheim 31. Januar 
1765, Hofgerichts-Advocat, Stadt- und Amtsschreiber, Stiftungspfleger 
in Göppingen, gestorben zu Göppingen 29. Januar 1836; 

Johann August Ferdinand, geboren zu Heidenheim 16. October 
1767, Geheimer Legationsrath zu Stuttgart (siehe unten) ; 

Johann Carl, geboren zu Göppingen 20. Mai 1771, Auditor, 
Oberamtmann zu Murrhardt, Heidenheim, Ochsenhausen, Wiblingen, 
Leonberg, Esslingen, Bitter des Ordens der Württembergischen Krone, 
gestorben als Pensionär zu Stuttgart am 22. Januar 1847; 

Carl Christian, geboren zu Göppingen am 1. November 1772, 
Pfleger in Langenau, gestorben als Cameral Verwalter zu Wiblingen 
am 14. August 1819. — 

Der obengenannte Johann August Ferdinand Pistorius, geb . 
am 16. October 1767, wurde 1792 von dem damaligen Württem- 
bergischen Prinzen Wilhelm Friedrich (nachmaligem König Fried- 
rich I,) als Erzieher seiner beiden Söhne, der Prinzen Wilhelm und 
Paul berufen und bekleidete diese Stelle bis 1803, um welche 
Zeit solche, nachdem die beiden Prinzen erwachsen waren, aufhörte. 
Anstatt in Staatsdienste zu treten, die ihm zugedacht waren, zog er 
es vor, sich in das Privatleben zurückzuziehen. Er erhielt von dem 
hohen Vater seiner Zöglinge, der inzwischen zur Begierung gekommen 
und König geworden war, eine lebenslängliche Pension. 

t. Qeorffii-Georgttau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 44 



Digiti 



zedby G00gk 



— 690 — 

Er verheirathete sich im October 1803 mit Emilie, geborene 
Feuerlein, Wittwe des Kaufmanns Vischer in Calw, welche 3 Kinder 
in die Ehe brachte, nämlich einen Sohn und 2 Töchter. Letztere 
sind: 

Louise Friederike Auguste Vischer, geb. in Calw 23. Juni 
1796, f Stuttgart 1. August 1841, getraut 31. October 1814 mit 
dem späteren Director des Geh. K. Haus- und Staats-Archivs und des 
K. Lehenrathes, Staatsrath Carl Ludwig Friedrich von Roser, geb. 
Vaihingen a. Enz 20. März 1787, t Stuttgart 27. Dec. 1861: und 

Emilie Auguste Vischer, geb. in Calw 15. Mai 1799, getraut 
29. Mai 1820 mit Johann Ludwig UMand, Rechtsconsulent in 
Stuttgart, Professor in Tübingen, geb. Tübingen 26. April 1787, 
t ebendaselbst 13. Nov. 1862. Emilie, die Wittwe des hochgefeierten 
Dichters, lebt zur Zeit in Stuttgart, wohin sie bald nach dem Tode 
ihres Gatten ihren Aufenthalt verlegt hat. — 

Im Jahre 1816 verlor August Ferdinand Pistorius seine 
erste Frau Emilie durch den Tod. Sie hinterliess ihm aus dieser 
ihrer zweiten Ehe neben 5 Töchtern 2 Söhne, nämlich: 

Friedrich Wilhelm Paul Gottlieb Willibald Ferdinand , geb. 
16. Januar 1806 und 

Wilhelm Friedrich, geb. 3. October 1810, Dr. der Staats- 
. wirthschaft , Oekonom in Möhringen a. F., 1861 nach Stuttgart 



Im Februar 1819 vermählte sich August Ferdinand Pistorius 
zum z weitenmale mit der im Jahr 1870 gestorbenen Eleonore, geb. 
Feuerlein, Schwester der verewigten ersten Frau. Aus dieser 2. 
Ehe ist kein Kind vorhanden. Von seinen sonstigen bedeutenden Er- 
lebnissen mögen hier noch folgende Erwähnung finden: 

Von 1815 bis 1821 war er Abgeordneter des Oberamts Welz- 
heim in der Ständeversammlung, im Jahre 1822 wurde er zum Mit- 
glied des Staatsgerichtshofes erwählt und im Jahre 1825 (bis 1828) 
trat er wieder als Abgeordneter des Oberamts Esslingen in die Stände- 
versammlung. Im Jahre 1819 wurde ihm von seinem ehemaligen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 691 — 

Zögling, der inzwischen als König Wilhelm zur Regierung gelangt 
war, das Bitterkreuz des Württembergischen Kron-Ordens, 1830 der 
Charakter als Geheimer Legationsrath und im Jahre 1834 das Com- 
menthurkreuz des Kron-Ordens verliehen. Seine Vermögens-Umstände 
gaben ihm die Mittel an die Hand, seine Lieblingsneigung zu Beför- 
derung gemeinnütziger Zwecke und insbesondere zu Unterstützung der 
Armen auf eine ebenso wirksame als segensreiche Weise zu befriedigen. 
Im Spätjahre 1837 hatte er das Unglück, das Augenlicht ganz zu 
verlieren; 4 Jahre nachher, 11. September 1841, schied er aus 
diesem Leben, nachdem er es auf 74 Jahre gebracht hatte. 
Der. Schwäbische Merkur vom 14. September 1841 brachte auf 
höchsten Befehl diesen Todesfall mit folgenden Worten zur allge- 
meinen Kenntniss: 

»Stuttgart, den 12. September. Am gestrigen Tage ist der 
Geheime Legationsrath von Pistorius, Commenthur des Ordens der 
Württembergischen Krone, verschieden. Der Hin tritt dieses, wegen 
seiner ausgezeichneten Eigenschaften allgemein hochgeachteten Mannes 
hat die lebhafteste Theilnahme aller derjenigen, die in näherer Ver- 
bindung mit ihm standen, erregt, und insbesondere Seine Majestät 
den König schmerzlich berührt, Höchstweiche in dem Verlebten einen 
treuergebenen Diener und zugleich einen alten Lehrer verloren haben, 
dem Höchstdieselben stets mit dankbaren und wohlwollenden Ge- 
sinnungen zugethan waren.« 

Der älteste Sohn: 

Friedrich Wilhelm Paul Gottlieb Willibald Ferdinand , geb. 
den 16. Jan. 1806, wurde getauft am 5. Februar und als Taufzeugen 
werden vor Anderen genannt: Seine Königliche Hoheit der Kronprinz 
Wilhelm, Seine Königliche Hoheit Herzog Paul. Er war Secretär 
bei dem Königlichen Geheimen Bathe, Oberjustizassessor in Esslingen, 
Archivrath zu Stuttgart, Bitter des Königlich Württembergischen 
Friedrichs-Ordens und des Kaiserlich Oesterreichischen Ordens der 
eisernen Krone. Archivrath Ferdinand Pistorius, Erbauer des noch 
jetzt im Besitze seiner Familie befindlichen, nach venetianischem 



Digiti 



zedby G00gk 



— 692 — 

Muster gebauten hervorragend schönen Hanses, zunächst der Königl. 
Adjutantur in der Neckarstrasse, war vermählt seit 1. October 1840 
mit Maria Catharine, geb. 13. April 1817 als Tochter des Amt- 
manns und Landtagsabgeordneten Koch von Gfiglingen und ist gest. 
zu Stuttgart 30. Nov. 1863. Er hat folgende Kinder hinterlassen: 

I. Carl Ferdinand Pistorius, geb. zu Stuttgart 22. December 
1841, zur Zeit wohnhaft in Mailand, Besitzer von Etablisse- 
ments für landwirtschaftliche Maschinen in Mailand, Padua 
und Neapel. Derselbe vermählte sich zu Stuttgart 25. April 
1867 mit Marie Hang-Conradi, geb. zu Tübingen 17. Nov. 
1841, f zu Neapel 30. April 1868 mit Hinterlassung einer 
Tochter Marie, welche zu Neapel 25. April 1868 geboren 
und ebendaselbst, wenige Tage nach der Mutter, am 10. Mai 
1868, verstorben ist. 

Ferdinand Pistorius ist von dem Könige Victor Emanuel 
wegen seiner Verdienste um die Hebung der Landwirtschaft 
in Italien durch Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens der 
Italienischen Krone ausgezeichnet worden. 

H. Marie Louise Pistorius, geb. zu Stuttgart 31. März 1843, 
vermählt 19. Juni 1866 mit Paul Kapff, ßanquier in Stutt- 
gart, zugleich Mitglied des Vorsteher-Collegiums der Württem- 
bergischen Sparkasse, geb. 15. April 1841. Aus dieser Ehe 
stammen 3 Söhne und 1 Tochter. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Pistorius: Geh 8ecretar. 35; Gel.O.Rath 69; O.Amtmann 329. — Ansh.Frid., 
Vogt 601. — Carl Frid. Wllh., Cl.Pfleger 254. — Christ off GottUsb, Reg.R.Secrotar. 74; 
Vogt 434, 446. — Ferd. Heinr., CantzleiAdvoc. 96; Geh. Beere tar 34; Lehens-Seeretar. 82; 
Reg.R.Secretar. 73, 75. — Ferd. Wilh., Cl.Hofmaister 342; Geistl. Verwaltter 381. — 
Georg, Probst 294. — Hans Heinr., Vogt 537. — Jac. Heinr., Amptmann 456. — Joh., 
Ambtmann 423, 455; Cl.Pfleger 248, 294; Cl. Verwaltter 324; Exped.Rath 146; Keller 404, 
498; Vogt 473, 617. — Joh. Ernst, Vogt 617. — Joh. Frid., Cl.Hofmeister 355; Btlffts- 
Verwaltter 555; Vogt 890, 617. — Joh. Frid. Heinr., RechenbanckhsRath 120. — Johann 
Gottlish, Cl.Pfleger 343. — Joh. Heinr., Cammerschreib. Verwaltter 117; Exped.Rath 112, 
Keller 577; RechenbanckhsRath 119; Vogt 616. — Ludw. Heinr., Landsch.Advoc 558. 



Digitized by 



Google 



Pregizer, 

Ueber die Herkunft dieser Familie sagt ein im Jahre 1721 zu 
Regensburg gedruckter Stammbaum: 

»Die Pregitzerische Familie kommt von Bregentz am Bodensee 
her, allwo sie schon vor 200 Jahren zunfftmässig gewesen, und ist 
noch auf dem Rathhause daselbst Anno 1683 das Pre^erische 
Wappen nebst vielen anderen dasigen alten Geschlechten und Familien 
zu sehen gewesen, dasselbe ist perpendikulariter partirt, das erste 
Feld hat Silber, das andere roth. Mitten durch den Schild geht ein 
schwarzer Balk, worinnen 3 güldene Keichs-Apffel zu sehen. Der 
Helm ist offen, hat 2 Greiffenflügel hinter einander. Der vordere 
ist ebenfalls partirt mit gleichen Farben und dem schwarzen Balken 
mit 3 güldenen Reichs-Apfeln, wie im Schild. Von dem hinteren 
Flügel raget ein Reichs-Apfel hervor. Die beede Flügel stehen von 
der Rechten zur Linken. Die Helmdecke ist silborfarb und roth.« 

Das älteste bis jetzt bekannte Glied dieser Familie ist dem er- 
wähnten Stammbaum zufolge: 

1) Lukas Pregizer, Kunstmaler; er soll zur Zeit der Refor- 
mation seines evangelischen Glaubens wegen Bregenz verlassen haben 
und zuerst nach Augsburg, von da aber in das Herzogthum Wirtem- 
berg nach Tübingen gezogen sein* mit seiner Gattin Katharina 
Albich. Ihr einziger Sohn war: 



* Urkundlicher Beleg dafür, dass um jene Zelt ein Lukas Pregiter in Tübingen 
war, konnte bis jetat nicht erbracht werden. Zu Gunsten dieser auf dem oben genann- 
ten Stammbaum beruhenden Annahme spricht aber, was das unten beschriebene Epi- 
taphium von Johann Ulrich Pregiter in Kusterdingen angibt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 694 — 

2) Johann Ulrich Pregizer, geb. 1537, Pfarrer in Weingarten 
in der Pfalz, sodann in Wittlingen, O.A. Urach, hierauf in Pleidels- 
heim, O.A Marbach, endlich von 1571 an in Kusterdingen, O.A. 
Tübingen, wo er 1580 die Concordienformel unterschrieb und am 
31. Mai 1597 starb. Sein Epitaphium ist noch in der Kirche da- 
selbst zu sehen. Es ist ein Gemälde und stellt den Evangelisten 
Johannes sitzend und die Mutter Gottes auf einer Mondsichel stehend 
dar, darunter einen Altar, vor dem Pregizer kniet mit seinen 7 
Söhnen und seine Frau mit 5 Töchtern. Bei jedem Kinde steht 
sein Name, eines derselben hiess darnach Lukas. Auf diesem Bilde 
sowohl als auch in einem Kusterdinger Kirchenbuch ist Pregizer 
Tubingensis genannt, er scheint also in Tübingen geboren zu sein. 
Auch das oben beschriebene Wappen befindet sich auf dem Bilde. 

Seine Gattin war Charitas, geb. Rohner von Esslingen, geb. 
1536, f 1606. 

3) Die zwei Söhne, von denen allein Weiteres bekannt ist, 
waren : 

a. Johann Ulrich Pregizer, geb. in Kusterdingen, O.A. Tübingen, 
am 20. März 1577. Im Jahr 1606 wurde er Helfer in 
Tübingen, wo er sich mit Tabitha, der einzigen Tochter des 
Pfarrers Jacob Hösch von Feuerbach und dessen Gattin Ta- 
bitha, geb. Oslander, vermählte. 1612 wurde er Decän in 
Calw, 1620 Stadtpfarrer und Professor der Theologie in Tü- 
bingen. Von Herzog Eberhard III. wurde er sodann zu 
seinem Bath und endlich 1652 zum Probst der Kirche in 
Tübingen und zum Kanzler der Universität ernannt. Wegen 
seines evangelischen Freisinnes drohte ihm einmal, von katho- 
lischen Soldaten ermordet zu werden. In seiner seelsorgerischen 
Berufstreue besuchte er bei der 1610 und 1635 in Tübingen 
grassirenden Pest unerschrocken die Kranken, die armen wie 
die reichen. Von der Regierung erhielt er den Auftrag, eine 
Württembergische Geschichte zu verfassen, aber vor ihrer Vol- 
lendung starb er, 79 Jahre alt, am 10. April 1656. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 695 - 

Er war 50 Jahre im Württembergischen Kirchendienst, 
36 Jahre Professor in Tübingen, 11 mal Rector der Univer- 
sität und in den 4 letzten Jahren Kanzler, 
b. Jeremias Pregizer, Gräflich Eberstein scher Keller zu Gochs- 
heim. Sein Grabmal in der Kirche daselbst wurde 1688 mit 
der Kirche zerstört. Sein Sohn Johann Jacob Pregizer, war 
Fürstlich Württembergischer und Hessen-Darmstädtischer An- 
walt zu Kirnbach im Amt Güglingen. Dessen Sohn Georg 
Friedrich Pregizer, starb 1693 zu Vaihingen a. Enz als 
Geisel der Stadt im französischen Lager, ohne Nachkommen 
zu hinterlassen. 

4) Johann Ulrich Pregizer, ein Sohn des Kanzlers, dessen 
übrige 4 Kinder schon in ihrer Jugend starben, wurde geboren zu 
Tübingen am 10. Juli 1611. Er studirte zu Tübingen, Strassburg 
(unter den berühmten Theologen Johann Schmidt, Johann Georg 
Dorsch und Johann Conrad Baubenhauer) und zu Basel. Im Jahr 
1639 verheirathete er sich mit Maria Barbara Renz, Tochter des 
Dr. med. Georg Renz in Stuttgart (ex antiqua Renziorum familia, 
quae olim episcopis Augustanis et Ellwangensibus praepositis cancel- 
larios et ministros dedit). Im Jahre 1644 wurde er Professor der 
Philosophie (Ethik) in Tübingen, 1650 Lizentiat der Theologie, 1652 
Senator, 1655 Pädagogarch der Landschulen ob der Staig. Dreimal 
war er Rector der Universität , auch hatte er ' die Administration 
mehrerer Stipendien. Am 27. Mai 1672 starb er in einem Alter 
von 61 Jahren und hinterliess 

5) drei Kinder: 

a. Anna Tabitha, geb. 1640, starb 1703 als Wittwe des 1690 
verstorbenen Professors der Rechte Johann Andreas Frommann, 

b. Johann Ulrich Pregizer, geb. in Tübingen am 2. Februar 
1647. Er wurde 1670 Doctor beider Rechte; am 24. October 
desselben Jahres vermählte er sich mit Regina Magdalena, 
Tochter des Professors der Medicin Johann Conrad Brodbeck 
und der Christine, geb. Bardili. 1675 wurde er Professor 



Digiti 



zedby G00gk 



— 696 — 

der Geschichte und Beredsamkeit am Hochfürstlichen Collegio, 
1681 Rath und Hofgerichtsassessor, 1688 Professor der Rechte, 
endlich 1694 Regierungsrath und Oberarchivar. Seine Arbeiten 
und Collectanea sind häufig im Archiv zu finden. Ihm ward 
auch die Leitung der Studien des Erbprinzen, soviel sie die 
vaterländische Geschichte anbelangten, übertragen. 

Er starb am 2. Februar 1708. 
c. Anna Elisabeths, geb. 1650. vermählt 1674 mit Gabriel 
Schweder, Professor der Rechte in Tübingen. 

Der soeben unter b. genannte Johann Ulrich Pregizer 

hinterliess ausser einer Tochter Luise Tabitha, Ehegattin des 

Decan Friedrich Christof Weissmann in Kirchheim u. T., auch 

6) Drei Söhne, aus welchen 3 Linien der Familie entstanden 

sind: 

A. Johann Ulrich Pregizer, geb. am 7. April 1673. 

B. Georg Conrad Pregizer, geb. am 21. Mai 1675. 

C. Johann Eberhard Pregizer, geb. am 23. Juni 1677. 

A. Johann Ulrich Pregizer war Diaconus zu Bietigheim, später 
Pfarrer zu Untertürkheim. Im Jahr 1699 verheirathete er sich mit 
Maria Dorothea, Tochter des Hochfürstlich Wirtembergischen Rent- 
Kammer-Expeditionsraths Johann Philipp Burk. Er starb 1730 
und hinterliess wie es scheint von seinen 6 Kindern nur einen Sohn, 
Johann Philipp» welcher 1763 als Regierungsrathssekretär starb. 
Ein Sohn von diesem war der bekannte Haiterbacher Pregizer 
Christian Gottlob, geb. den 18. März 1751, Pfarrer in G-rafenberg 
bei Nürtingen 1783, sodann Stadtpfarrer in Haiterbach 1795, wo 
er 1815 starb. Nach ihm nennt sich die noch heute in Württem- 
berg existirende Sekte der Pregizerianer ; er war aber nicht, wie viel- 
fach geglaubt wird, ihr Stifter, sondern auf Grund einer gewissen 
geistigen Verwandtschaft ihr Reformator, von dessen Verbesserungen 
sich die Sekte später wieder emancipirte. Er wurde wegen seiner 
Verbindung mit derselben vom Consistorium zur Verantwortung ge- 
zogen, wobei er sich mit Erfolg vertheidigt hat. 



Digitized by 



Google 



- 697 - 

Er hatte noch mehrere Geschwister, von denen nichts beson- 
ders zu erwähnen ist. Später starb diese ganze Linio ans. 

B. Georg Conrad Pregizer und seine Linie: 
Georg Conrad studirte Theologie. Auf einer von seinem 
Vater Johann Ulrich in kaiserlichen Geschäften unternommenen 
Reise begleitete er diesen nach Besan^on, wobei er Gelegenheit hatte, 
mehrere treffliche Männer wie Isak Faust, Warenfels, Wettstein u. a. 
kennen zu lernen. Hierauf wurde ihm der Unterricht der 3 jungen 
Prinzen von Württemberg, Winnenthaler Linie, anvertraut, welche 
er dann, als sie 1703 auswärtige Höfe bereisten, bis Dresden begleitete, 
wo er mit dem jüngsten der 3 Prinzen, Friedrich Ludwig, der nach- 
mals in dem Treffen bei Guastalla den Heldentod starb, mehrere 
Jahre verweilte. Während dieser Zeit hatte Pregizer Gelegenheit, 
mit bedeutenden Gelehrten wie Spener, Breithaupt, Cqrpzov, Leibnitz 
und vielen anderen zu verkehren. In das Vaterland zurückgekehrt 
wirkte er 1709 — 20 als Unter- und Ober-Diaconus in Tübingen, 
1720 wurde er Abendprediger daselbst mit dem Titel eines Professors 
und 1731 Morgenprediger. Er starb am 25. September 1749 als 
Herzoglicher Bath und evangelischer Abt des Klosters Murrhardt. 
Seine Gattin war seit 1705 Maria Katharina, Tochter des Kloster- 
verwalters Andler in Bebenhausen, geb. 1683, f 1763. Aus 
dieser 44jährigen Ehe sind zwei Kinder bekannt, nämlich: 

a. Christian Ulrich Pregizer, Pfarrer in Nähren, O.A. Tübingen, 
geb. 30. November 1708, t im April 1760, vermählt mit 
Maria Veronika Urlssperger, geb. 1712, Tochter des Dia- 
conus in Tübingen und Pfarrers in Walddorf, und 

b. Maria Katharina, geb. 29. Juli 1719, t im August 1750, 
vermählt mit Johann Gottlieb Faber, Prälat in Adelberg. 
Christian Ulrich Pregizer hatte 

vier Kinder, von denen aber nur zwei Söhne die Linie weiter- 
hin fortsetzten, nämlich: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 698 — 

a. tieorg Ulrich Pregizer, geb. am 24. April 1738, f am 
30. März 1812 als Pfarrer in Bondorf, O.A. Herrenberg, 
Seine Gattin war Wilhelmine Magdmiene Vellnagel, geb. am 
9. September 1737, und 

b. Philipp Gottlieb Pregizer, Pfarrer in Grunbach, dessen Enkel, 
Wilhelm Pregizer, Kaufmann in Tübingen ist, Vater von 4 
Kindern. 

Der unter a. genannte Georg Ulrich Pregizer hatte 5 
Kinder, von denen hier nur: 

Wilhelm Friedrich Pregizer genannt werden mag, da er 
allein von dieser Linie heute ( noch Nachkommen seines Namens 
hat. Er ist geboren am 7. Februar 1778, war Pfarrer zuerst in 
Peterzell, O.A. Oberndorf, und dann in Mötzingen, O.A. Herrenberg, 
wo er am 15. April 1837 gestorben ist. Seine erste Gattin war 
Anna Maria Armbrnster aus Sulz, f am 26. October 1821, seine 
zweite Christiane Charlotte Ruoff. Aus erster Ehe hatte er 8 Kinder, 
von denen heute nur 3 leben: 

a) Marie Luise Wilhelmine, geb. am 15. Februar 1814 in 
Peterzell, 1848 vermählt mit Carl Pregizer (s. u. C. 10). 

b) Gustav Ferdinand Pregizer, geb. am 30. Dezember 1815, ver- 
mahlt mit Friederike Thumra aus Bruchsal , Apotheker in 
Pforzheim, Vater von 8 Kindern. 

c) Sophie Auguste, geb. am 25. August 1819, vermählt mit 
Kaufmann Karl Neidhart in Stuttgart, Wittwe daselbst seit 
dem 20. März 1844, Mutter von 2 Söhnen. 

C. Johann Eberhard Pregizer (s. o. Ziff. 6, C) und seine 
Linie. 

Johann Eberhard Pregizer, J. U. L. Hochfürstlich Wirtem- 
bergischer Regie rungsraths-Sekretär 1703, Hofgerichtssekretär 1710, 
Ehegerichts8ekretär und Oberrathsbibliothekar 1711, erhält den Titel 
eines Regierungsraths 1735. Er gab den Wirtembergischen Cedern- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 699 - 

bäum heraus, eine Genealogie des Hauses Wirtemberg. Seine Gemahlin 
war seit dem 20. November 1703 Veronika Elisabetha v. Klein, 
eine Tochter des Hochförstl. Wirtembergischen Rentkammer- und 
Expeditions-Baths Georg Ludwig v. Klein und der Susanna Esther 
Agrikola. Pregizer starb im März 1753, und hinterliess: 

7) den Sohn Johannes Pregizer, geb. den 9. October 1712, 
vermählt mit Sabina Dorothea Faber, (geb. 1711 als Tochter des 
Pfarrers Faber in Stammheim bei Ludwigsburg), Pfarrer zuerst auf 
dem Asperg und dann in Rosswälden, OA. Kirchheim u. T., wo er 
am 28. Mai 1790 gestorben ist. Er hinterliess: 

8) 2 Kinder, eine Tochter Wilhelmine Eberhardine Sabine, 
die einen Pfarrer Scholl, aus Kirchheim u. T. gebürtig, heirathete, 
und einen Sohn, Johannes Christian Friedrich Pregizer, geb. auf 
Hohen- Asperg am 20. April 1742, vermählt mit Maria Heinrike 
Fritz aus Stuttgart, starb am 30. April 1809 als Pfarrer in Lorch 
und hinterliess 

9) drei Kinder, nämlich: 

a) Angnste Veronika, heirathete den Oberumgelder Wilhelm Haas 

in Aalen, 

b) Christoph Friedrich Pregizer, starb 1811 in Stuttgart; 

4 c) Johannes Carl Heinrich Pregizer, geb. in Lorch am 10 Oct. 
1778, vermählt mit Lnise Christiane Nast aus Göppingen, 
war Diakonus in Kirchheim u. T., Pfarrer in Plüderhausen 
und endlich in Mittelstadt, wo er am 27. October 1850 ge- 
storben ist. 

Er hinterliess ausser einer Tochter Lnise Angnste, welche 
am 1. April 1874 als Wittwe des Pfarrers Adolf Wullen von 
AfFaltrach bei Weinsberg mit Hinterlassung dreier Söhne ge- 
storben ist, einen Sohn: 

10) Carl Pregizer, geb. in Kirchheim am 7. April 1813, 
Pfarrer in Pinache, O.A. Maulbronn 1848, in demselben Jahr 



Digiti 



zedby G00gk 



— 700 - 

vermählt mit Marie Luise Wilhelmine geb. Pregizer (s. o. B. 
10 a), Pfarrer in Heuchlingen O.A. Heidenbeim 1856, Pfarrer in 
Bo88wälden, O.A. Kirchheim 1867, in Deizisau, O.A. Esslingen 1878. 
Dieser Ehe sind 

11) 4 Kinder entsprossen, welche alle am Leben sind: 

a) Carl Lukas Friedrieh Pregizer, geb. in Pinache am 11. 
Januar 1850, studirte die Rechtswissenschaft in Tübingen, 
provisorischer Justizassessor in Vaihingen a. E. 1874, Sekretär 
am K. Geh. Haus- und Staatsarchiv in Stuttgart seit dem 
31. December 1875, vermählt mit Elisabeth, geb. Deggan 
aus Lübeck, seit dem 12. October 1876. Tochter: Maria Luise 
Elisabeth, geb. am 21. November 1877. 

b) Gustav Ulrich Adolf Pregizer, geb. in Pinache am 10. August 
1851, Buchhändler in Stuttgart. 

c) Marie Luise Sophie Pregizer, geb. in Pinache am 21. Oct. 
1853. 

d) Albert Cari August Pregizer, geb. in Heuchlingen am 14. Juli 
1856, studirt dio Theologie seit Herbst 1875. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Pregizer (Bregenzer, Pregitzer, Pregentzer): Oeistl. Yerwaltter 486. — Conr., 
Abt 827. — Eberh., Eheger.Secretar 81 ; Hofger.Secretar. 80 ; LehenSecretar. 82 ; O.B.- 
Bibliothecar 43 ; O.R.Secretar. 71. — Joh., Pfarrer 275. — Joh. Eberh., Gel. O.Rath 66. 
— Joh. Phil, Reg. R. Secretar. 73. — Joh. Wr., Archivar 40; Cancellar. 579; Gel. O.- 
Rath 63; Pfarrer 410. 



Digiti 



zedby G00gk 



Reinhardt. 



Elias Reinhardt, aus einem Geschlechte abstammend, „das 
Kaiser Friedrich HL 1468 mit einem Adels -Brieff begnadiget, 
welchen hernach Kaiser Rudolph IL 1596 renovirt und verbessert," 
wurde im Jahr 1562 geboren. 

Sein Vater war Martin Reinhardt, KaiserJ. Obrister, t 1580; 
die Mutter Ursula, geb. Libing (die Familie Libing hat Kaiser 
Ferdinand I. 1540 in den Adelsstand erhoben); der Grossvater 
Ambrosius Reinhardt, Probst der Cathedral- Kirche zu Liegnitz, f 
1540; die Grossmutter Elisabeth, Tochter des Herzogl. Liegnitz'schen 
•Raths und Kammer-Präsidenten Martin Heidenreich; der Urgross- 
vater Johann Reinhardt, Kaiser Friedrich 's II L Rath, t 1510; 
die Urgro88mutter Anna von Löbenfelss; der Urur-Grossvater Lucas 
Reinhardt, Herzogl. Liegnitz'scber Rath, f 1465; die Urur-Gross- 
mutter Catharina, geb. Frobenins; der Urur - Urgrossvater Eiias 
Reinhardt, Secretär Kaiser Alberfs IL, f 1440; die Urur-Urgross- 
mutter Elisabeth, geb. von der Tanne. 

Elias war Herzogl. Württembergischer Rath und ertrank auf 
einer Seereise zwischen England und Holland anno 1600. — 

Samnei Reinhardt, Bruder des Vorigen, geb. 1555, t 1637, 
82 Jahre alt, war zweier Markgrafen von Brandenburg, Christian' $ 
und Joachim Ernst 's, Rath und liess sich als solcher den ihm zu- 
stehenden Adel erneuern. Sohn : 

Johann Georg Reinhardt, geb. 1606, Kurfürstl. Bran- 
denburgischer wirklicher Geheimer Rath, wie auch Kammergerichts- 
Consistorial- und Ravensburgischer Appellations-Rath, Erbherr 
auf Dachritz und Merckwitz, t 6. Juni 1672. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 702 — 

Gattin: Eva Sybilla, Tochter des Kurfürstl. Branden- 
burgischeu Geheimen Cammerraths Hoyer Striep, welcher Ehe 
4 Söhne und 7 Töchter entsprossten. — 
Lukas Reinhardt, Bruder Samuels, Ober-Einnehmer der Kaiserl. 
Gefalle in dem Fürstenthum Brieg. — 

Jacob Reinhardt, Bruder des Eingangs erwähnten Martins, 
Herzogl. Braunschweig.-Grubenhagen 'scher Canzler. Sein Sohn: 

Johaun Jacob Reinhardt, Assessor beim Kaiserl. Reichs- 
kammergericht in Speyer; dessen Sohn: 

Hieronymns Reinhardt , bekleidete gleichfalls eine 
Assessorsstelle bei dem genannten Reichskammergerichte. 

Einer anderen Familie dieses Namens gehörten an : 

Hieronymns Reinhardt, Kammergerichtsassessor in Speyer, 
vermählt mit Oordula, der Tochter des Fürstlich Brandenburgischen 
Raths in Ansbach Christoph Grösser, genannt Geissendorf (Keissen- 
dorf), der 1586 starb. Kinder: 

I. Ursula, vermählt mit Johann Georg von Dieffenbruck , auch 

Tieffenbach und Tiefenbruckh genannt. 
II. Oordnla, vermählt I. mit dem Dr. und Kammergerichts-Ad- 
vocaten Adelmann; IL mit dem Jur. Dr., Geheimen Rath 
und Vice-Kanzler in Stuttgart Sebastian Faber. 

III. Elisabeth, vermählt seit 10. Mai 1597 mit Dr. Johann Jacob 
Krämer, Kammergerichts-Advocaten und Procurator in Speyer. 

IV. Martha Sibille, vermählt seit 1611 mit dem Kammergerichts- 
Advocaten und Procurator Dr. Sigmund Haffner in Speyer. 

V. Magdalena, vermählt I. mit dem Kammergerichts-Advocaten 
Cornelius Omeis oder Ameis; IL mit dem Gräfl. Oldenbur- 
gischen Rath Dr. Johann Heinrich Maper. 

VI. Maria Oatharina, vermählt mit dem Kammergerichts-Advocaten 
Dr. Johann Georg Vergenius. 

VII. Johann Christoph Reinhardt, Dr., Herzogl. Württemberg. Rath 
und Kirchenraths-Director in Stuttgart, vermählt mit Anna Maria, 



Digitized by 



Google 



— 703 — 

Tochter des Vice-Kanzlers Johann Christian Dold. Derselbe 
starb im Jahr 1621 ohne Leibeserben und hat in seinem am 
19. Januar 1621 errichteten Testament 8000 fl. zu einem 
Stipendium für Studirende , zunächst Familien - Angehörige, 
gestiftet 

Die Worte der Stiftung lauten: 
Und erstlich verordnete und schenkte ich zu dieser meiner 
Fundation und Stiftuug Achttausend Gulden Haupt-Guts und jähr- 
lich davon fallende Vierhundert Gulden Interesse, welche ich bei 
einer ehrsamen Landschaft in Wirtemberg stehen hab, zu welchen 
zuvörderst meiner Schwester Ursula von Deiffenbruch , Cordula, 
Sebastian Fabers Frau, Wirtembergischen Vice-Canzlers , Elisabeth, 
Dr. Johann Jacob Krämers, Martha Sibilla, Dr. Sigmund Haff- 
ners, Kaiserl. Kammergerichts - Advocaten und Procurators, Mag- 
dalena, Dr. Heinrich Mayer, Stadbergischen Raths Hausfrauen, 
und Maria Catharinä, die noch der Zeit unverheirathet ist, jetzige 
und künftige ihre männliche Leibes - Erben f alsdann derselben 
Leibes-Erben , und nach deren Absterben alsdann derselben Leibes- 
Erben und Nachkommen männlichen Geschlechts für und für, 
oder da deren keiner vorhanden, Ihrer Töchter Söhne und deren 
Nachkommen gleichfalls männlichen Geschlechts also und dergestalten 
gelassen werden sollen, dass, wofern eines oder mehrere aus den- 
selben sich bei den Universitäten allbereits aufhalten oder sonsten 
zu den Studiis tauglich und das fünfzehende Jahr seines Alters 
erreicht haben wird, dass alsdann denselben von berührten Ab- 
zinnssen jährlich zu seinen Studiis Fünfzig Gulden da er aber das 
zwanzigste Jahr erreicht, einhundert Gulden jedes Jahr bis auf das 
vollendt fünf und zwanzigste Jahr, hernachen aber mehr und weiter 
nicht geben und gereicht, sondern abgeschnitten und auf andere 
von der Freundschaft gleicher gestalt, wie oben gemeldet, verwendet 
werden solle. Sollte es sich dann begeben, dass zu einer Zeit 
unterschiedliche Kinder aus gedachter meiner Schwestern Nachkommen 
zu dieser Stiftung zu gelangen sich angeben, der Vorrath aber, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 704 - 

oder jährliche Ertrag also beschaffen wäre, dass nicht einem jeden 
unter denselben geholfen werden könnte, so verordnete und befehle 
ich auf solchen Fall, dass alsdann der nächste im Grad dem 
andern vorgezogen und also für und für zwischen ihnen gehalten 
werden soll. 

Da nun einer von den Nachkommen zulässig sein wird, will 
ich, dass er sich zuvörderst bei den Administratoren zu Tübingen 
angeben, seine Yerwandtnuss darthun, und von ihnen eingeschrieben, 
und alsdann einem jeden, ob er daselbsten, oder bei einem andern 
Universität studiren, oder auch in frembdcn Landen die Sprachen 
neben dem Studio zu lernen gemeint, frei und bevor gelassen 
werden solle. 

Sollte es sich dann durch Schickung des Allmächtigen begeben, 
dass keiner männlichen Geschlechts auss obgedachter meiner Schwestern 
Kindern und deren Nachkommen im Leben, oder sonsten zum 
Studiren qualifizirt sein wird, so verordnete ich noch ferner, weiland 
Georg Bernhards von Frankfurt an der Oder Unterlassene beeder 
Söhne Tobias und Georgen Bernhardts männliche Leibes-Erben und 
deren Nepotes, doch dass von derselben jeder Lineae nur einer jedes- 
mal zugelassen werden, da aber deren auch keiner vorhanden, als- 
dann sollen auf solchen Fall, meines Gross- Vaters Veit Bernhardts, 
Bürgers und des Raths zu Dünkelsbiel, Unterlassene Kinder und 
deren Leibes-Erben und Nachkommen, die Beinhardten auch zu 
dieser Stiftung zugelassen werden und derselben obgesetztermasen 
zu geniesen haben, jedoch dergestalt, dass denselben eher nicht, 
als da sie das acht zehende Jahr vollendet, Erstlich Fünfzig und 
Folgends im ein und zwanzigsten Jahr Einhundert Gulden bis auf 
das vier und zwanzigste Ihres Alters und also Sechs Jahr lang, 
und weiteres nicht, gegeben werden sollen. 

Wofern aber auch diese meine Freundt die Beinhardt nicht 
vorhanden seyn, oder, da sie im Leben, keiner sich dieser Stiftung 
gebrauchen wollte, sollen alsdann andere meiner Verwandten, nämlich 
weiland Christof Grösser und Bupprecht Schlumpffen allen von 



Digiti 



zedby G00gk 



— 705 — 

Nürnberg und Dr. Staubers, Advokaten und Procuratoris zu Speyer, 
desgleichen Herrn Dr. Thutnmen, Professoris Theologiä bei der Uni- 
versität Tübingen , nachgelassene Söhne und deren Nachkommen 
männliche Erben dazu vor den Frembden befördert werden. 

Auf den Fall sich dann über Verhoffen begeben, dass auch 
diese männliche Erben und Stamm der Reinhardten abgehen und 
versterben thäten, befehle ich noch weiter, dass dannoch diese 
Stiftung nicht aufhören, sondern beständig verbleiben, und die 
jährliche Abzimis auf nichts anders als arme Studenten zu ihrem 
Aufenthalt und Vollführung ihrer Studien jedes Jahr mehr nicht 
dann Fünfzig Gulden, und solches von dem achtzehenden Jahr ihres 
Alters an, auf Sechs Jahr lang verwendet werden. 

Vornemlich aber und damit diese Stiftung von Jahr zu Jahren 
reicher gemacht, und davon desto mehr auss meinen Befreundten 
zu dem Studiren unterhalten werden mögen, sollen die verordnete 
Administratores das järliche Einkommen, soviel davon denen zu 
dieser Stiftung gehörigen Kindern nicht gereicht, sondern jedes Jahr 
über die Ausgaben bevor bleiben wird, jedesmal an gewisse und 
sichern Ort um jährlichen Zinss anlegen; auch um ihre Einnahme 
und Ausgabe järlich vor denen fürstlichen Commissarien auch Herrn 
Kector und Regenten der löbl. Universität zu Tübingen ordentliche 
und aufrechte Rechnung erstatten, die auch daran sein sollen, dass 
sich ein Jeder, der sich dieser meiner Fundation gebrauchen will, 
zuvorderst der rechten und ungeänderten augsburgischen Confession 
sey und Formulä unterschreibe. 

Damit dann diese jährliche Stiftung zu ewigen Tagen beharret, 
und desto beständiger gehandhabt werde, so will ich vorgedachte 
Herrn Commissarios , Rectoren et Senatum academicum bei der Uni- 
versität Tübingen zu Inspectoren und Directoren hiermit verordnet 
und dieselben ersucht und gebeten haben, dass sie sich solcher 
Stiftung mit Treue annehmen , und darüber gewisse Administratores 
und Verwalter ordnen, die Rechnungen järlich abhören und befördern 
sollen und wollen., damit wohl gehaust und dieser meiner so wohl 

r. G»orgii-G*orfj*nau, Biograpbisch-Qenealogiscbe Blätter etc. 45 



Digiti 



zedby G00gk 



— 706 - 

gemeinten Verordnung mit Fleiss nachgesehen werde. Zu welchem 
End und noch mehrerer Conservation dessen allen bitt ich den durch- 
lauchtigsten hochgebohrnen Fürsten und Herrn Johann Friedrich, 
Herzog zu Wirtemberg, und Ihro Fürstlichen Gnaden Nachkommen 
Herzoge zu Wirtemberg, die vorgedachter augsburgiscJter Confession 
zugethan sein werden , hiemit unterthänig höchsten Fleisses, dass 
Ihro Fürstliche Gnaden sich der Execution gnädig annehmen, und 
meine Befreundt und deren Nachkommen über kurz oder lang 
Zweifel oder Stritt dieser meiner ewigen Stiftung halten, vorfallen 
würden, selbige nach billigen Dingen und dieser Fundation gemäs 
ohne Weitläufigkeit gnädig entscheiden lassen wollen, inmas?en Ihro 
Fürstliche Gnaden ich darüber vollen Gewalt hiemit unterthänig 
gegeben haben will, und das alles ist mein endlicher und letzter 
Will, Befehl und Meinung etc." 

Diese Stiftung ist durch höchstes Regierungs - Rescript vom 
28. April 1621 bestätigt, und sofort sind die Herren Theodor 
Thumm, Dr. Theol. und Professor, und Christof Besold, J. C. und 
Antecessor, als erste Administratoren ernannt worden. 

Einer dritten Familie dieses Namens endlich entstammte: 

Ernst" Conrad Reinhardt, Prälat in Alpirsbach. vormals In- 
formator der Prinzen Ludwig und Georg von Württemberg, Sohn 
des Bürgermeisters von Schorndorf, auch Vogts zu Göppingen Job. 
Gregorins Reinhardt, und Enkel des Bürgermeisters von Schorndorf 
Melchior Reinhardt. Ernst Conrad hat nebst seiner Gattin Marie 
Dorothea, Tochter des Med. Dr. und Professors in Tübingen Johann 
Conrad Brodbeck , in einer letzten Willensverordnung vom 3. Januar 
1715 eine Familien-Stiftung im Betrage von 4000 fl. errichtet 
und ist gestorben im Jahre 1725. 

Die Worte der Stiftung lauten: 

„Viertens, das Stipendium belangend, so verschaffen wir 
einmüthig, und von unserem gemeinsamen Vermögen, als einen Seegen, 
welchen die Güte Gottes Uns auch in dem Zeitlichen reichlich bei- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 707 — 

gelegt, Vier Tausend Gulden, in Capitalien, so wir bei Löblicher 
Landschaft zu Stuttgart schon grösstenteils vor weniger Zeit angelegt 
haben, und nächstens vollends ergänzen wollen, zu einem Stipendio 
ad Studia, vor Unserer beederseitigen Geschwistrigten Kinder, und 
dero eheliche Descendenten , und einige Arme, womit es folgender 
Gestalten gehalten werden solle" etc. etc. 

Geschwister des Ernst Conrad Reinhardt: 
I. Anna Magdalena, geb. 1614, vermählt mit dem Kammerrath 
in Stuttgart Christian Bernhardt. Aus dieser Ehe ging 
1 Sohn hervor. 

II. Melchior Christof Reinhardt, geb. 31. October 1645, Amt- 
mann zu Essen in Ostfriesland. 

III. Johann Erhard Reinhardt, Stadtschreiber in Rosenfeld, Rent- 
kammerrath in Stuttgart, vermählt mit Sofie Dorothea, geb. 
Martini, welcher Ehe 2 Söhne und 3 Töchter entsprossten. 

Eben diesen Namen endlich führte: 

'Carl Friedrich Graf von Reinhardt, geb. 2. October 1761 zu 
Schorndorf, als Sohn des Diaconus daselbst, nachmaligen Decans in 
Balingen Georg Christof Reinhardt und als Enkel des 1749 ver- 
storbenen Rentkammer - Expeditionsraths Christof Jacob Reinhardt, 
und als Urenkel des Stadthauptmanns und Gerichts- Verwandten in 
Stuttgart Joh. Christof Reinhardt. Karl Friedrich studirte Theologie 
und kam nach vollendetem Studium als Hauslehrer nach Bordeaux, 
gerade zur Zeit des Ausbruchs der französischen Revolution. Bald 
stellte sich Reinhardt auf Seiten des Volkes ; sein Rednertalent ver- 
schaffte ihm in Paris eine hervorragende Stellung. 

Eine Anstellung Reinhardts blieb nicht aus und zwar erfolgte 
dieselbe beim Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. 1792 
ward er als Legations-Secretär nach London, 1793 nach Neapel 
gesandt. 1794 wurde er Chef du Bureau de la Correspondance 
politique in Paris, hierauf französischer Resident in Hamburg, Lübeck 



Digiti 



zedby G00gk 



— 708 — 

und Bremen 1795, Gesandter in Toscana 1798, unter Sieyes Minister 
der auswärtigen Angelegenheiten in Paris 1799, hierauf wieder Ge- 
sandter bei der helvetischen Republik 1800, zurückberufen nach 
Paris 1801, bevollmächtigter Minister beim niedersächsischen Kreise 
zu Hamburg 1802, Commandeur der Ehrenlegion und Graf 
1804, Minister-Resident in Jassy in der Moldau 1806, französischer 
Gesandter am Hofe des Königs von Westphalen zu Cassel 1808, 
Staatsrath und Bureau-Director im Ministerium der auswärtigen An- 
gelegenheiten in Paris 1814, nach der Verbannung Napoleons 
französischer Gesandter am Bundestage in Frankfurt 1815, endlich 
Gesandter in Dresden 1830. 

Bernhardt, der sich auch als lyrischer Dichter Verdienste er- 
warb, hatte oft noch von Frankreich aus Beiträge in einige deutsche 
Musenalmanache geliefert. Er starb 1837. 

Die »Sterne Schwabens« widmen ihm folgendes Sonett: 

Dem engen Stübchen, wo Tibuiius' Sänge 
Der schwäbische Magister übertrug, 
Entriss ein seitsam Schicksal Ihn, verschlug 
Ihn mitten in der grossen Welt Gedränge. 

Die Frankenrepublik, die keck und klug 
Den rechten Mann stets wählte aus der Menge, 
Vertraute Ihm vielfach gewich t'ge Gänge; 
Vom Arno bis zur Themse ging Sein Flug. 

Wohin Ihn aber Sein Talent berufen, 
Die Ehre ging mit Ihm, die Redlichkeit, 
Ein Schwabe blieb Er an der Throne Stufen. 

Und mitten in dem grossen Weltenstreit 
Las Er die Lieder, die Ihm Wonne schufen 
In des Magisters schlichtem Ehrenkleid. 

Seine I. Gattin war Christine, Tochter des Professors Reimanis 
aus Hamburg; die IL Virginia, geb. v. Wimpfen. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 709 — 

Geschwister Graf Beinhardt's: 

I. Christiane Friederike Wilhelmine, vermählt mit dem Professor 
von Croder in Königsberg. 

II. Marie Friederike, vermählt mit dem Kaufmann Georg Fried- 
rich Kugler in Offenbach. 

III. Eleonore Auguste , vermählt mit dem Professor Ide in Moskau. 

IV. Christof Heinrich Reinhardt, geb. Schorndorf 1763, Gerichts- 
notar in Blaubeuren. 

V. Philipp Christian Reinhardt, geb. 1764, französischer Bürger, 

Professor in Cöln, Professor in Moskau. 
VI. Eberhard Gottlieb Reinhardt, geboren 1769, Kaufmann in 

Gibraltar, t 1816. 
VII. tiottlob Ferdinand Reinhardt, geb. ztf Balingen 1783, Königl. 

Preussischer Konsul in Norwegen. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
de« Namens Bheinhard (Reinhard, Reinhart, Renhard, Rheinhardt): Abt 311; Geifltl. Ver- 

waltter 525 ; Vogt 539 ; Vorstmaister 483. Alex., Vogt 399, 531. — Bast., Vogt 482. — 

Christian Cl.Pfleger 284, 28fr; G eigtl. Verwalter 598; BechenbanokhsBath 19, 151; Stiffe- 
Verwaltter 555. — Christ. Joe., Rechenb.Rath 120. — Ernst Conr., Abt 244 ; Informator 197.— 
Gabr.. Stints Verwaltter 493, — Georg., GalatUVerwaltter 474. — Georg Christ* Pfarrer 378. — 
GusU, CLPfleger 247; GaistLVerwaltter 572. — Hans, StifltaVerwaltter 493; Vogt 492. — 
Joe., CLHofmeiater 348, 852. — Joh. Christoff, Gel. O.Bath 60 ; KlrchenrathsDirector 141. 
— Joh. Erh., KeUer 576; Vogt 524. — Joh. Frid., CLHofmeleter 355; CLPfleger 297. — 
Joh. Greg., Keller 435 ; Vogt 438. — Joh. Jac, Cantzler 18 ; ViceCantsler 19. — Meleh., 
KeUer 498. — Fhü. Joe., Vogt 891, 408, 413, 541. 



Digiti 



zedby G00gk 



Renz, Eentz. 



Eine alte, zum Patriziate der Reichsstadt Ulm, gehörige Familie, 
deren Angehörige in Ulmer. Urkunden schon im 13. Jahrhundert 
als viri imperii vorkommen. Zuerst kommt der Name 1237 in 
einem Schenkungsbrief Ulrichs von Freiberg an das Kloster in Ulm 
vor, dann in Urkunden von 1244, 46, 64 und 81. Im Jahre 1291 
erscheint ein Dominus et magister Eentz als Vorstand des grossen 
Ulmer Kranken- und Armen-Hospitals. 1488 (im Jahre der Grün- 
dung des grossen schwäbischen Bundes) erscheinen die Rente zum 
ersten Male im Verzeichnisse der 38 angesehensten Patrizierfamiiien 
der Reichsstadt Ulm. 

Die Familie verzweigte sich seit dem 15. Jahrhundert sehr 
zahlreich, zunächst in die schwäbischen Städte. In Ulm und Augs- 
burg starben sie im 16. und 17. Jahrhundert aus. 

Den beiden letztgenannten Linien gehörten u. A. an: 

Sebastian Benz, verm. mit Elisabeth, geb. Ehinger, t 1532. 

Söhne : 
I. Friedrich Benz, t 1546 zu Nancy in Lothringen. Sein Sohn 
Friedrich, geb. 1537, war Handelsherr zu Augsburg und 
vermählte sich mit Maria, einer geb. Mentinger, »die letzte 
von diesen Patriciis.« Der Letztgenannte, starb mit Hinter- 
lassung von 6 Söhnen und 5 Töchtern, seines Alters im 86. Jahr. 
Dessen Sohn Friedrich Benz, J. U. Dr., geb. 1575, war 
Gräflicher Rath und mit Jacobina, geb. Zorzi von Vicenza, 
vermählt. Dieser Ehe entsprosste Friedrich Benz, J. U. Dr., 



Digiti 



izedby G00gk 



— 711 — 

geb. zu Augsburg 1618, Ratbs-Consulent daselbst, vermäblt 
mit Anna Justina, geb. yon Statten. Er starb 1670. 

11. Sebastian Benz, zu Ulm. 

III. Hans Renz, von Ulm, geb. 1499, vermählt I. mit einer geb. 
Zehender von Memmingen ; II. mit Anna, geb. Müller. 

IV. Ambro8ins Benz, vermählt mit Regina, geb. Walther, t zu 
Augsburg den 26. August 1565. Von seinen hinterlassenen 
SOhnen war Hieronymus Benz Bayerischer Landrichter und Pfle- 
ger der Grafschaft Haag; ein weiterer Sohn, Peter Benz, lebte 
zu Madrid und hinterliess Johann AmbrQsias, welcher der Infantin 
zu Brüssel Resident am Kaiserl. Hofe und General-Consitor war. 

Gegenwärtig blühen noch die 5 Linien, welche von dem, von 
Kaiser Maximilian I .d. d. Koblenz 13. Juli 1513 gleichzeitig mit 
seinem Bruder Ludwig in den Reichsadelstand erhobenen, Kaiserl. 
Kriegshauptmann Ulrich Bentz, abstammen, von denen jedoch drei 
Linien in Württemberg,* Rheinbessen und Posen, seit dem vorigen 
Jahrhundert sich des Adels nicht mehr bedienen, wogegen die Mit- 
glieder der badischen und schlesischen Linie den Adelstitel ohne 
Unterbrechung fortführten. Letztere Linie erhielt den Reichsadelstand 
von Kaiser Josef II. am 4. October 1783 anerkannt. 

Die direkte Stammreihe der älteren Linie in Baden ist folgende : 

Ulrich von Bentz (jüngerer Bruder Ludmgs), geb. 1480 oder 
90, f 1547, kais. Kriegshauptmann, zog mit seinem Vater von Ulm 
nach Wiesensteig und wurde später Richter daselbst. Er wurde 
gleichzeitig mit seinem Bruder Ludivig vermöge Diploms d. d. Kob- 
lenz 13. Juli 1513 von Kaiser Maximilian I. in den Reichsadel- 
stand erhoben. Vermählt mit Agathe, geb. Dorsch, f nach Ostern 
1559. Sohn : 



* Die Württembergische Linie scheint überhaupt nie den Adel besessen zu haben, 
wohl aber ist dieselbe im Besitze eines von Kaiser Maximilian I. den erwähnten Brüdern 
Ludwig und Ulrich Rem d. a. 1513 verliehenen Wappenbriefes. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 712 - 

Ulrich, geb. 1506, t 1585, herzogl. württemb. Amtskeller 
zu Weinsberg, vermählt 1528 mit Anna Enphroslne, geb. Megen- 
hardt,* f 1586. Sohn: 

Oeorg, herzogl. württemb. Amtmann und Amtskeller zu Weins- 
berg, vermählt I. mit Sarah, geb. Dorsch; IL mit Katbarina, geb. 
Hofsäss. Sohn: 

Wilhelm, herzogl. württemb. Amtmann und Stiftspfleger zu 
Oberstenfeld, später Bürgermeister zu Brackenheim, vermählt mit 
Anna, geb. Jäger, Tochter des Bürgermeisters von Göppingen. Sohn: 

Johann Georg, £eb. 1587 zu Göppingen, war bis 1627 
evangelischer Dekan zu Neuenstadt am Kocher, vermählt mit Ursula, 
geb. Bauhof, geb. 1593. Sohn: 

Jobann Konrad, herzogl. württemb. Amtmann zu Hohenstein, 
dann Hofmeister zu Bechentsbofen, vermählt 4. November 1656 mit 
Anna Barbara, geb. Fiber, geb. 1640. Sohn: 

Johann Konrad, geb. 7. December 1661 zu Rechentshofen, 
t 1737 zu Kirchheim, von 1707 — 35 Pfarrer zu Gemmingen (Baden), 
vermählt 18. Juni 1689 mit Anna Margarethe, geb. Lalblln aus 
G ross-Bottwar. Sohn : 

Günther Albrecht, geb. 27. Februar 1673, f 28. Juni 1728 
zu Stuttgart, herzogl. württemb. Amtskeller zu Leonberg, dann Vogt 
zu Backnang und Kirchheim, vermählt I. seit 23. April 1703 mit 
Christine, geb. Korn aus Stuttgart, t 1714; IL seit 1716 mit 
Johanna Jacobine, geb. Essich, Tochter des Tübinger Universitäts- 
Sekretarius Essich. Sohn: 

Tobias Konrad, geb. 1704 oder 5, f 14. Mai 1779, Herzogl. 



* Einer ihrer Verwandten, der Canonici» Megtnhari in Backnang, enterbte sie 
ans Zorn darüber, dass ihr Sohn Heinrich (siehe Fol. 714) kein Messpriester werden sollte, 
resp. sich der evangelischen Lehre angeschlossen hatte. «Daraus abzunehmen, wie 
eifrig Ulrich Benutz gewesen, dass er eher etlich 1000 Gulden verlieren, denn sein 
Filium zu einem Messpfaffen ordlniren lassen wollen.* 



Digitized by 



Google 



— 713 — 

württemb. wirklicher Geheimer Rath, Sekretär des grossen Ordens und 
Gesandter bei der schwäbischen Kreisversammlung, vermählt I. mit 
Christine Friederike, geb. von Ehau, Tochter des Bürgermeisters 
von Esslingen, t 1747; II. mit Lonise Magdalena, geb. Zink, 
Tochter des Regierungsrathes zu Stuttgart; III. seit 20 Juni 1769 
mit Maria Friedrike, geb. Storr, Wittwe des württemb. Haupt- 
mannes Camerer. Sohn: 

Johann Friedrich (aus I. Ehe), geb. 13. Mai 1730 zu Ess- 
lingen, f 20. Februar 1802 zu Stuttgart, Herzogl. württemb. Re- 
gier ungsrath, Geheimer Eaths-Secretar und Secretär beim schwäbischen 
Kreiskollegium; vermählt I. 20. September 1756 mit Friederike, 
geb. Hartmann, Tochter des Herzogl. württemb. Hofkammerrathes 
und schwäbischen Kreiseinnehmers zu Ulm; II. seit 11. September 
1760 mit Karoline Henriette, geb. Freiin von Myllus, Tochter des 
württemb. Geheimen Bathes und Kreis-Direktorialgesandten zu Ulm, 
Ernst Heinrich Freiherrn von Mylius. Sohn: 

Albrecht Konrad Friedrich (aus I. Ehe), geb. 19. September 
1757 zu Stuttgart, t 1. Jnli 1831 zu Karlsruhe, Doktor utr. juris, 
erhielt von Kaiser Josef IL durch Diplom d. d. Wien 4. Oktober 
1783 die Bestätigung des Reichsadels, trat in herzogl. württemb. 
Militärdienste, nahm 1794 seinen Abschied, zog 1799 nach Bayreuth, 
dann 1811 nach Karlsruhe und verpflanzte somit den Stamm nach 
Baden, verm. seit 26. Oktober 1779 mit Sibylle Jacobine, geb. 
Ton Köpf aus Augsburg, t 18. April 1832. Sohn: 

Gustav Heinrich Friedrich, geb. 4. April 1789 zu Ulm, f 
25. April 1860 zu Karlsruhe, grossherz. badischer Generalmajor a D., 
vermählt I. seit 29. Juli 1813 mit Lonise Amalie, geb. Freiin von 
Stockhom, Tochter des Generalmajors und Kriegspräsidenten Frei- 
herrn von Stockhom, geb. 15. Juli 1795, t H- November 1819; 
IL seit 21. Mai 1822 mit Nanette, geb. von Siegle, geb. 1. Okt. 
1806, t 15. November 1868 zu Karlsruhe. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 714 — 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Conrad Benz, Sohn des Kaiserl. Obersten, Dr. nnd Kanzler 
in Dillingen, Stifter eines vergoldeten Familien-Stamm bechers. — 

Heinrich Benz, Sohn des Eingangs erwähnten Ulrich Benz, 
Kellers in Weinsberg, Württembergischer Prälat, geboren im 
Jahr 1529 zu Weinsberg, war von seinem Vater znm Geist- 
lichen bestimmt, auch bereits von demselben dem Bischof von Würz- 
burg präsentirt, als die Reformation dazwischen trat. Er wurde 
nun ins Pädagogium nach Stuttgart geschickt, von wo aus er, als 
Herzog Ulrich sein angestammtes Herzogthum wieder erobert, auch 
die christliche Reformation in den Kirchen vorgenommen hatte, im 
Jahr 1547 die Universität Tübingen bezog. 1554 wurde er Dia- 
conus zu Brackenheim, 1557 Pfarrer zu Lustnau, 1560 Pfarrer zu 
Winnenden, 1567 Abt zu St. Georgen und Fürstlich Württembergischer 
Rath und Special-Superintendent, als welcher er mit grosser Mühe 
und Arbeit die Reformation dieses Klosters, »das erst von dem papi- 
stischen Sauerteig ausgefegt werden musste,« bewerkstelligte. Er starb 
den 2. September 1601, seines Alters im 72. Jahr. 

Seine Gattin war seit 1557 Maria, Tochter des Herzoglichen 
Hofpredigers Caspar Gräter, welcher Ehe 14 Kinder eutsprossten, 
von denen jedoch nur 2 Söhne und 7 Töchter den Vater überlebten. — 

Ernst Benz, Sohn des Vorigen, Diaconus in Nagold 1591, 
Pfarrer in Bonlanden 1594, in Echterdingen 1599, Decan in Neuffen 
1617 — 1634, vermählt I. mit Catharina, Tochter des Abts in Beben- 
hausen Johann Stecher; II. seit 15. Mai 1611 mit Anna Maria, 
Tochter des Pfarrers in Bezgenrieth Ludwig Friedrich Gayling. 
Diesen Ehen entsprossten 3 Söhne und 1 Tochter, die ihr Geschlecht 
bis in die Gegenwart fortsetzten und deren Nachkommen meistens 
Staatsämter bekleideten. — 

Johann Christoph Renz, Herzoglich Württembergisch Mömpel- 
gard scher Hofprediger und Consistorialrath der Grafschaft Horburg 
und der Herrschaft Reichenweiher. Sohn: 



Digiti 



zedby G00gk 



.- 715 — 

Heinrich Emmanuel Renz, Rittmeister und Kaufmann in An- 
solszheim bei Colmar. Gattin seit 1777 Anna Dorothea, geb. Barth 
von Nördlingen. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
des Namens Bentz (Rennte, Rens): OLHofmeister 349 ; Ol.Pfleger 241; Geh. Rath 43; Vogt 
427. — Aug. Fried., Reg.B 8ecretar. 75. — Benj ., Gaistl. Verwalter 468. — j Christoph, 
CLPfleger 330; Stadtschreiber 365; Vogt 281, 385; Ernst Erhardt, BechenbanokhsRath 
119; Vißltat.8ecretar. 158. — Ernst Ludw., Ambtschreiber 527. — Ernst Stephan, Keller 
614. — Georg, CLPfleger 241, 602 ; StattPhysic. 556, 557. — Günther Albr., Gel. Geh.Bath 
27; Gel. O.Bath 67; KeUer 480; Vogt 371, 464. — Hans Erh., Ol.Pfleger 240. — Hans 
Georg, Keller 466. — Henr., Abt 336 ; Pfarrer 617. — Joh., C1.8chaffner 289. — Joh. Conr., 
Gl.Hofmeister 349. — Joh. EberK, Ambtschreiber 240 ; Stattschreiber 608 ; Vogt 383. — 
Joh. Frid., Ambtmann 470; GrsysSecretar. 84 ; Geh.Secretar. 34; Reg.- R.Secretar. 74. — 
Joh. Ludw., Geistl.Verwaltter 514. — Joh. Seb., Gaistl.Verwaltter 887. — Jul. Frid., Cl.- 
Hofmeister 347. — Mart., Vogt 523. — Sam., Adelberg. Pfleger 602 ; OLHofmeister 364. 
— Seb., StiflftsVerwaltter 493. — Tob. Conr., Gel. Geh.Rath 27; GeL O.Bath 67. — Vir., 
CLHofmaister 341 ; GaistLVerwaltter 607 ; Vogt 605. 



Digiti 



zedby G00gk 



Eeuchlin. 



Johann Ton Reuchlln, gräcisirt Capnio, berühmter Humanist, 
geb. zu Pforzheim 22. Februar 1455 als Sohn des Verwalters des 
Dominikanerstifts Pforzheim Benchlin und der Ertnna Elissa, studirte 
in Freiburg und ward von wegen seiner schönen Stimme vom Mark- 
grafen Karl von Baden-Durlach zum Hofsänger ernannt. 

Im Jahr 1473 erhielt er den Auftrag, den jungen Markgrafen Fried- 
rich auf die Universität nach Paris zu begleiten; ein Aufenthalt, den 
Beuchlinzum Studium der griechischen Sprache benützte. Von da begab 
er sich nach Basel, wo er Philosophie docirte. Von den Basler Theologen 
angefeindet ging er wieder nach Paris zurück und studirte in der 
Folge die Rechte zu Orleans. Im Jahr 1481 nach Deutschland zu- 
rückgekehrt practizirte er in Tübingen als Advokat und hielt gleich- 
zeitig daselbst Vorlesungen über die griechische Sprache. 

Graf Eberhard (der Aeltere) im Bart, der den geistreichen 
jungen Mann schätzen gelernt hatte, ernannte ihn zu seinem Geheim- 
schreiber und nahm ihn 1482 nach Italien mit. 1484 wurde er 
Assessor des Hofgerichts und oftmals von dem Grafen zu diploma- 
tischen Sendungen gebraucht. Als er 1492 in einer solchen in Linz 
weilte, erhob ihn der Kaiser in den Adelsstand unter gleichzeitiger 
Ernennung zum Kaiserlichen Bath und Pfalzgrafen. 

Nach dem Tode seines gräflichen, später herzoglichen Gönners 
zog Beuchlin nach Heidelberg und trat daselbst in die Dienste des 
Kurfürsten Philipp von der Pfalz als Erzieher der Söhne desselben 
und bewirkte 1498 als Gesandter zu Rom dessen Lossprechung 
vom Banne. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 717 - 

Reuchlin war 11 Jahre lang Vorsitzender des schwäbischen 
Bundesgerichts. Im Jahr 1509 gerieth er, da er sich gegen die 
damals vom Kaiser befohlene Verbrennung aller nichtbiblischen hebrä- 
ischen Schriften aussprach, mit den Dominikanern in Köln, nament- 
lich mit dem Ketzerrichter Jacob van Hoogstraten in einen lang- 
jährigen Federkrieg. 

Hauptsächliches Verdienst erwarb er sich auch seiner milden 
Gesinnung gegen die Juden wegen, deren Bekehrung er nicht mit 
Zwangsmassregeln, sondern durch Belehrung betrieben wissen wollte. 

1519 ging Reuchlin nach Ingolstadt, um dort griechisch and 
hebräisch zu lehren und kehrte als Professor der beiden letzteren 
Sprachen 1521 nach Stuttgart zurück. Er starb kinderlos im Bad 
Liebenzeil bei Hirsau den 30. Juni 1522 und wurde zu Stuttgart 
bei St. Leonhard begraben. Er hat viele Schriften hinterlassen. 

Reuchlin war das Haupt der Humanisten in Deutschland, ein 
Anhänger der Beformation, Begründer einer eigenen Aussprache der 
griechischen Diphthonge (Reuchlintoche Aussprache, deren Anhänger 
Beuchlinianer). Dieselbe wird wegen des darin vorherrschenden Lautes 
J auch Itacismus genannt und kommt der Aussprache der Neugriechen 
sehr nahe. 

Ihm verdankt man die Wiederbelebung der griechischen und 
hebräischen Sprache in Deutschland, wie die erste hebräische Grammatik. 

Bei diesem Anlasse mag erwähnt werden, was der bekannte 
gelehrte Bischof von Avranches Peter Daniel Huetius, geb. 1630 zu 
Caen in der Normandie, Aber den Werth des Studiums der alten Sprachen 
sagt: Ich kenne gar wohl den Nutzen der Empfehlung des Sprach- 
studiums und seine Notwendigkeit und dass ohne Hilfe der alten 
Sprachen nie eine hinlängliche Kenntniss des Alterthums sich erwerben 
lässt ; nur muss man sie nicht für mehr als für die Mägde ansehen, 
die derjenige vorher gewinnen muss, der zu ihren Gebieterinnen, den 
edlern Wissenschaften selbst, den Zutritt haben will. Zu dem Palast 
der Wissenschaft sind die Sprachen der Schlüssel. Wer aber mit 
ihrer Kenntniss zufrieden, unter der Thüre stehen bleibt und nicht 



Digiti 



zedby G00gk 



— 718 - 

in die inneren Zimmer hineingeht, der kommt mir wie die Thürhfiter 
vor, .die zwar die Schlüssel zu einer Menge von Zimmern in der 
Tasche tragen, selbst aber draussen unter freiem Himmel stehen bleiben. 

Reuchlin war kein Mann der That, gerne abgeschlossen; still 
und emsig forschte er nur seinen Studien lebend. Jeder Ort, jede 
Stunde war ihm dazu recht, dazu geeignet. Als er einst, wie Manlius 
erzählt, auf Reisen war, musste er in irgend einer Stadt mehrere 
Stunden warten. Die herrschende Kälte verhinderte ihn aber draussen 
zu stehen und zu gehen, im Wartezimmer aber verhinderte das lär- 
mende Gespräch der Bauern jegliches vernünftige Gespräch und jede 
Lektüre. Da lässt sich Reuchlin ein Glas Wasser und etwas Kreide 
geben, zieht auf dem Tisch einen Kreis, versieht diesen mit dem 
Zeichen des Kreuzes, stellt rechts das Glas Wasser, legt links ein 
Messer, und legte nun in die Mitte ein Buch. Staunend sehen die 
Bauern zu und verhalten sich ruhig, Reuchlin aber benutzt die 
Stille um zu lesen. — 

Reuchlin und Erasmus nannte man die beiden Augen Deutsch- 
lands. Reuchlin stand indeSs in seiner ganzen Anschauungsweise 
dem rationalistischen Erasmus entgegen. Was die hebräische Sprache 
anbelangt, so hielt er dieselbe überaus hoch, ja er hatte davon die 
mystische Ansicht, dass Gott in dieser Sprache nicht nur die Bibel, 
sondern auch die Engel gelehrt habe, auch vermeinte er in jedem 
Buchstaben Geheimnisse zu finden. 

Dem Meister und Freund Reuchlin setzte Johann Alexander 
Brassikan eine poetische Grabschrift folgenden Inhalts: 

Kein sterblicher Mensch sei Reuchlin gewesen, sondern ein von 
Gott auf die Erde niedergelassenes Wesen, um hier die Kenntniss 
der Sprachen zu begründen und zu verbreiten. Als er seine Aufgabe 
erfüllt, da habe ihn Gott ins ewige Vaterland zurückgerufen. 

Eine andere Grabschrift lautete: 

Als Reuchlin zu dem Ewigen ging, vom Tode gerufen, 
Deutsches herrliches Land, ward Dir ein Auge geraubt. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 719 — 

Beuchlin ist später und bis auf die neuesten Zeiten als »Wieder- 
hersteller der Wissenschaften« und »als Begründer und Verbreiter 
der Sprachenkenntniss« vielfach gerühmt worden. Goethe besonders 
liebte einen Vergleich zwischen sich und Beuchlin anzustellen, gab 
auch seiner Bewunderung für diesen Mann in folgenden Worten Ausdruck: 

Reuchlin! wer will sich ihm vergleichen, 
Zu seiner Zeit ein Wunderzeichen ! 
Das Fürsten- und das Städtewesen 
Durchschlängelte sein Lebenslauf, 
(Er lehrte uns die Griechen lesen,*) 
Die heiligen Bücher schloss er auf; 
Doch Pfaffen wussten sich zu rühren, 
Die alles breit in's Schleohte führen, 
Sie finden alles da und hie 
So dumm und so absurd wie sie. 
Dergleichen will mir auch begegnen; 
Bin unter Dache, lasset's regnen: 
Denn gegen die obscuren Kutten, 
Die mir zu schaden sich verquälen, 
Auch mir kann es an Ulrich Hütten, 
An Franz von Sickingen nicht fehlen. 

Grtesinger sagt: Reuchlin s Nachkommen leben noch in Würt- 
temberg und bekleiden meist angesehene Aemter. Eine Schwester von 
ihm, Elisabeth, die in Pforzheim verheirathet war, wurde die Gross- 
mutter Melanchthon's, welcher später bei der ersteren lebte. 

Dionysius Reuchlin, Bruder des Vorigen, »magnus quondam 
vir, Johannis Capnionis frater et Dr. Lutheri amicissimus« war im 
Jahr 1522 Professor der Theologie zu Tübingen. Sohn : 

Antonius Reuchlin, Professor der Hebräischen Sprache auf der 
Universität Strassburg und Helfer an der Predigerkirche daselbst. — 

* Der in ( ) eingeschlossene Vers ist nicht von Goethe. Dr. Ludwig Geiger in 
■einer 1871 herausgegebenen Schrift: Johann Reuchlin, Sein Leben und seine Werke 
sagt : „Dass ein Vers fehlt, ergibt sich ans dem Bau des Gedichts ; ich habe ihn gesetzt 
nach Vennuthung des Herrn Professor Creizenach in Frankfurt, dem ich die Mittheilung 
der letzten Stellen rerdanke.* 



Digiti 



zedby G00gk 



— 720 - 

Leonhard Reuchlin, Sohn des Vorigen, Pfarrer zu Gerstheim. 

Dessen Sohn: 
Leonhard Reuchlin, M. and Diaconus bei St. Thomas in Strass- 
barg. Sohn : 

David Reuchlin, »Civis Academicus« zu Tübingen, verm. mit 
Anna Elisabetha, geb. Klein. — 

Christoph Reuchlin, Sohn des Vorigen, Dr. theol., geb. 1660 zu 
Tübingen, Professor und Decan der Stiftskirche daselbst, auch des Hoch- 
fürstl. Stipendii Superattendent. Derselbe stndirte zu Tübingen und 
Wittenberg, wurde 1689 Feldprediger und Beichtvater des Herzogs- 
Administrators Friedrich Carl von Württemberg, 1690 Diaconus zu 
St. Leonhard in Stuttgart, 1692 Abendprediger an der Stiftskirche, 
zugleich Professor am Gymnasium daselbst. 1700 ward er als Pro- 
fessor theol. ordin. , auch Stadtpfarrer und Special-Superintendent 
nach Tübingen berufen und bald darauf mit dem Grad eines Doctors 
ausgezeichnet, 1705 zum Superattendenten des Hoch fürstlichen Sti- 
pendii und zum Decan der Kirchen ernannt und starb als solcher 
1707 den 11. Juni Noch im Jahr 1777 wurde in einer öffent- 
lichen Rede bemerkt, ein Blitzstrahl habe an der Uhrtafel zu Jeder- 
manns Verwunderung seine Todesstunde bezeichnet. 

Seine Ehegattin war seit 1690 Eleonora Sibylla, Tochter des 
Herzoglich Württembergisch-Oelsischen Stallmeisters Daniel Hechler. 

Einer von JReucMin's Nachkommen war: 

Hermann Reuchlin, Dr. phil., f 14. Mai 1873, im 64. Jahre 
seines Alters, berühmt durch seine wissenschaftliche und literarische 
Thätigkeit. Die beiden Hauptwerke seines Lebeiis sind die Geschichte 
von Port Royal in 2 Bänden und die Geschichte Italiens vom 
Wiener Frieden bis auf die Gegenwart in 4 Bänden. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Reuchlin: Chrietoph, AbendPrediger 651. — Joh. ülr., Keller 486. 



Digiti 



izedby G00gle 



R e u s s. 



Wolf ? an? Reuss, Kurfürstlich Pfälzischer Kammerschreiber, 
Protonotarius und Kath, um der Religion willen aus Mähren ver- 
trieben, erhielt vormals nebst seinen Brüdern von Kaiser Carl 7. 
einen Wappenbrief d. d. 2. Januar 1531. 

Wolf gang Heinrich Reuss, geb. 25. Januar 1584 , — Sohn 
des 1611 t Wolf gang Adam Reuss, Stadtschreibers zu Neckarsulm, 
zu Bönnigheim, und der Margaretha, geb. Reehkämmer, Enkel 
des Wolfgang Renss des Jüngsten, Urenkel Wolfgang Reuss des 
Jüngern 1553 und Ururenkel des obengenannten Kurpfalzischen 
Kammerschreibers, — bekleidete das Amt eines Maulbronnischen 
Pflegers zu Kirchheim am Neckar und starb 1612. 

Gattin seit 22. Februar 1609 Anna Maria, geb. Renschlin. 
Zwei Söhne, nämlich: 

I. Wolfgang Adam Reuss, Bebenhäusischer Pfleger in Stuttgart, 

verm. mit Dorothea Marie, geb. Höhn aus der Grafschaft 

Hohenlohe. Söhne : 

1) Johann Friedrieh Renss, Pfarrer im Nassauischen, hernach 
zu Täferroth 1699—1707. 

2) Wolfgang Adam Reuss, f in Ungarn. 

3) Johann Jacob Reuss, Lieutenant unter Kurpfalz , f mit 
Hinterlassung von 2 Söhnen. 

II. Christoph Reuss, geb. 3. November 1609, Kentkammer-Ex- 
peditionsrath in Stuttgart, verm. mit Anna Catharina, geb. 
Schweizer, welcher Ehe 3 Söhne entsprossten , die alle 
ihr Geschlecht fortpflanzten. 

r. GeorgH-Gtorfftnau, Biographisch-Genealogische Blatter etc. 46 



Digiti 



zedby G00gk 



— 722 — 

Ebenfalls dieser Familie entstammten unter anderen bedeuten- 
den Gliedern: 

Jeremias Friedrich Renss, Enkel des Vorigen, geb. zu Horr- 
heim bei Vaihingen am 7. December 1700. Sein Vater war August 
Renss, Amtmann zu Horrheim, die Mutter Susann* Regina, Tochter 
des Johann Richard Ostertag, Amtmanns zu Bönnigheim ; der Gross- 
vater Jeremias Renss, Pfarrer in Kirchheim am Neckar, t 1718; 
der Ururgrossvater Christoph Renss, Rentkammer - Expeditionsrath, 
t 1678, Sohn des oberwähnten Wdlfgang Heinrich Beuss. 

Jeremias durchlief die niederen württembergischen Kloster- 
schulen und das theologische Stipendium in Tubingen. Am 10. Nov. 
1723 erlangte er hier unter dem Decan M. Christian Hagmaier 
die philosophische Magisterwürde und wurde hierauf 1729 Repetent 
am theologischen Stipendium zu Tübingen, 1732 Königlich 
Dänischer Hofprediger und Prof. ord. Theol. in Kopenhagen, 1742 
Dr. Theol., 1749 Oberconsistorialrath und General-Superintendent der 
Herzogtümer Holstein und Schleswig in Rendsburg. Von da kam 
er 1757 als Kanzler und Prof. Theol. prim., Probst der St. Georgen- 
kirche und Abt zu Lorch nach Tübingen, wo er 6. März 1777 starb. 

Er hat mehrere Schriften hinterlassen. 

Seine Gattin, mit welcher er im Juli 1740 getraut wurde, war 
Clara Katharina, Tochter des aus Schweden stammenden Johann 
Andreas von Krentz, Kunst- und Buchhändlers in Nürnberg. 

Kinder desselben: 
. 1) Charlotte Amalie, seit 28. November 1775 Gattin des Dr. 

theol. und Oberhofpredigers in Stuttgart Gottlieb Christian Starr. 

2) Christian Friedrich von Renss, geb. Kopenhagen den 7. Juli 
1745, f 1813, Professor med. ordin. in Tübingen 1771, 
Ritter des Kron-Ordens, vermählt 11. Mai 1773 mit Rosina 
Dorothea, Tochter des Prof. med. in Tübingen Ferdinand 
Christoph Oetinger, welcher Ehe 4 Söhne und 6 Töchter 
entsprossten. 

3) Jeremias David von Renss, geb. Rendsburg in Holstein 30. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 723 - 

Juli 1750, Privatdocent und Unterbibliothekar in Tübingen, 
Professor daselbst, ging 1785 als Professor der Geschichte 
an der Universität nach Göttingen, wurde Hofrath 1803, Ober- 
Bibliothekar und Geheimer Jnstizrath daselbst 1829 und starb 
in Göttingen 15. December 1837. Berns war Bitter des 
Königlich Hannoverschen Gaelphen- und des Königlich Württem- 
bergischen Krön- Ordens. Er hat zwei Werke herausgegeben. 

Gattin: seit 26. September 1799 Marianne Luise Char- 
lotte, Tochter des Geheimen Justizraths und Oberbibliothekars 
Christ. GotÜöb Heyne. 

4) August Christian von Reuss, geb. in Rendsburg 2. Januar 
175(3, Dr. phil., Dr. Med., Professor der Medicin zu Tübingen 
1783, Fürstbischöflich Speier'scher Geheimer Rath und Leib- 
arzt in Bruchsal 1784, charakterisier Herzoglich Württem- 
bergischer Leibarzt 1791, Medicinalrath, Ritter des Civil- Ver- 
dienst-Ordens, f zu Stuttgart 9. October 1824. 

Gattin: seit 21. August 1787 Charlotte Friederike, 
Tochter des Kirchenraths-Expeditionsratlis Wilhelm Friedrich 
Knebel, welcher Ehe 3 Söhne und 2 Töchter entsprossten. — 

Albrecht Reichard Reuss, geb. Horrheim 10. Januar 1712, 
Med. Dr. 1733, Physikus in Sulz a. N. 1737, Herzoglich Württem- 
bergischer Hof- und Reisearzt in Stuttgart 1752, Rath und erster 
Leibmedicus 1753, t 11. September 1780. 

Gattin: seit 11. Februar 1738 Sophie Elisabeth, Tochter des 
Consistorialraths und Prälaten Dr. Johann Albrecht Bengel. Dieser 
Ehe entsprossten 8 Kinder, von denen sich eine Tochter, Augnste 
Sophie, mit dem Hofrath Johann Conrad Walther in Gaildorf ver- 
mählte. Ein Sohn dieser letzten Ehe war Oberregierungsrath Christ. 
Gottlieb von Walther. — 

Christian Gottlieb von Renss, Sohn des Vorigen, geb. 13. 
December 1742, Med. Dr. 1763, Herzoglich Württembergischer 
Hofmedicus, Arzt und ordentlicher Professor der Chemie und Materia 



Digiti 



zedby G00gk 



- 724 — 

medica bei der Militär- Academie auf der Solitudö 1774, sodann bei 
der Hohen Karls-Academie in Stuttgart 1775, Bath und wirklicher 
Leibarzt 1796, Bitter des Königlichen Civil- Verdienst-Ordens, pens. 
1808, f 8. Juli 1815. 

Gattin : seit 7. September 1769 Christian* Frledrike, Tochter 
des Kaiserlichen wirklichen Baths Christian Qvttlieb Williardts. 
Dieser Ehe entsprossten mehrere Kinder. — 

Johann Joseph Reuss, Bruder des Vorigen, geb. 30. October 
1751, Stadtarzt in Stuttgart, Herzoglich Württembergiscber Hofarzt, 
vermählt 15. September 1782 mit Gottliebin Willi elmlne Regine, 
Tochter des Pfarrers in MOnklingen Jacob Ulrich Obrecht. Aus 
dieser Ehe sind 10 Kinder hervorgegangen. — 

Johann Christian Gottlieb Reuss, Sohn des Vorigen, geb. 
8. November 1784, Dr. med., Stadtdirectionsarzt in Stuttgart, Ober- 
Medicinal-Assessor 1836. 

Gattin: seit 25. November 1819 Caroline Luise, Tochter des 
Landbaumeisters Johann Adam von Gross, welcher Ehe 1 Sohn 
entsprosste. — 

Johann August von Reuss, geb. zu Horrheim 5 December 
1751, J. U. Dr. und Hofgerichts-Advokat in Stuttgart 177 1, ordentlicher 
Professor des Staats- und Lehenrechts an der Herzoglichen Militär- 
Academie, nachherigen hohen Karlsschule in Stuttgart 1775, wirk- 
licher Württembergischer Begierungsrath 1788, Gesandtschaftsrath 
bei der Reichs-Deputation zu Regensburg 1802, Geheimer Legations- 
rath beim Cabinets-Ministerium in Stuttgart 1808, OberBegierungs- 
director bei dem Begiminal- und Ober-Lehen-Departement in Stuttgart 
1807, Württembergischer Staatsrath 1811, Commandeur des Königlich 
Württembergisoben Civil- Verdienst- Ordens 1811, Ministerial-Director 
des Ober-Lehenhofs und Lehenraths in Stuttgart 1818 f daselbst 6. 
Juni 1820. Derselbe wurde vermöge Diploms d. d. 1. Januar 1806 
für sich und seine Nachkommen in den erblichen Adelsstand Würt- 
tembergs erhoben. 



Digitized by VjOOQIC 



- 725 - 

Gattinnen : I. Johanna Sophie geb. Kern; II. Sophie von Kin- 
kel, Tochter des Kaiserlich Oesterreichischen Hofcomihissärs nnd Ad- 
ministrators der im 7jährigen Kriege eroberten preussischen Provinzen, 
Freiherrn August von Kinkel, welcher Ehe 3 Kinder entsproasten. — 

Christian Gottlieb Friedrieh von Renas, Sohn des Vorigen, 
geb. Stuttgart 2. März 1788, Premier-Lieutenant 1814, Oberamtmann 
in Heilbronn 1829, Regiernngsrath in Ellwangen 1833. 

Gattin: seit 21. October 1828 Caroline, geb. Haakh, aas 
welcher Ehe 5 Kinder stammten. — 

Jacob Gottiieb Renas, Binder des Johann August von Reuss, 
geb. 18. August 1753, t 10. August 1839, J. ü. Lt., Herzoglich 
Wflrttembergischer Canzlei-Advocat 1775, ritterschaftlicher Canton 
Craichgauischer Archivar in Heilbronn 1780, Consulent daselbst 1795, 
Königlich Württembergischer Ober-Begierungsrath in Stuttgart 1807, 
pens. 1822. 

Gattinnen: I. seit 11. November 1780 Marie Christina Benigna, 
geb. Zobel; IL seit 21. October 1804 Johanna Elisabetha Chri- 
stiana, Schwester der Vorigen, aus welchen Ehen 10 Kinder hervor- 
gingen. — 

Johann Conrad Gottlob Reuss, geb. 12. Mai 1769, Canzlei- 
Advocat in Stuttgart 1792, Dr. jur. 1794, Hofgerichts- Advokat 1798, 
Fürstlich Hechingischer Hofrath 1798, Oberamts- Verweser in Schorn- 
dorf 1799, Oberamtmann in Lichtenstern 1803, in Backnang 1807, 
Stadt- und Amtsschreiber in Neckarsulm 1810, t 9. April 1811. 

Gattin: seit 20. November 1800 Elisabetha Rosine, geb. 
Bossert von Tübingen, Tochter des dortigen Bürgermeisters, welcher 
Ehe 6 Kinder entsprossten. — 

Ferdinand Friederich von Reuss, geb. zu Tübingen 18. Febr. 
1778, Medic. Licent. 1800, Privatdocent in Göttingen 1801, als 
Professor der Chemie nach Moskau berufen 1803, Professor ordin. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 726 — 

der Kaiserlichen Universität daselbst 1807, Bitter des 8t. Wladimir- 
Ordens 1811, Professor der Chemie und Pharaaco-Synthese bei der 
medicüüsch-chirurgischen Akademie in Moskau 1817, CoUegienrath 
1818, Kirchenältester der St. Michaelskirche 1821, Präsident der 
physi8ch-medicini8chen Gesellschaft, Bibliothekar der Universität, Mit- 
glied des Schulen-Collegii der Universität und Staatsrath 1822, Bitter 
des St. Annen-Ordens zweiter Classe 1827, Academicns bei der 
Kaiserlichen medicinisch- chirurgischen Academie 1828, Director bei 
der Moscowitischen Comität der Gesellschaft für die Gefangenen 1829, 
Professor emeritus bei der Universität 1830, erhielt das Ehrenzeichen 
des fehlerlosen Dienstes für 25 Jahre 1831, weltlicher Beisitzer des 
evangelischen Consistoriums zu Moskau 1833, Präsident desselben 

1838, als Ehrenmitglied der Kaiserlichen medicinisch - chirurgischen 
. Academie aus den Kaiserlich russischen Diensten in Gnaden entlassen 

1839. v. Eeuss vermählte sich in Moskau 28. Februar 1805 mit 
Elisabeth Henriette von Kerestnri, Tochter des Dr. med. und Pro- 
fessors, Staatsraths und St. Annen-Ordens-Bitters Franz von Kere- 
stnri aus Ungarn. Eine seiner hinterlassenen 2 Töchter war Charlotte 
Amalie Hertha, geb. zu Moskau den 28. November 1816, ebenda- 
selbst vermählt seit 5. August 1833 mit Michael von Sich, Sohn 
des Johann Georg von Sich in Moskau, Dr. med., Bitter des St 
Annen-Ordens, geb. zu Moskau den 2. November 1803, f daselbst 
den 24. April 1834. — 

Christian Albrecht von Renas , geboren 7. Januar 1789, 
Seconde-Lieutenant, Amtsschreiber von Vellberg mit dem Sitz in Hall, 
Gerichts-Notar in Schwäbisch - Hall , Ritter des Württembergischen 
Militar-Verdienst-Ordens. 

Gattin: seit 31. Juli 1817 Auguste Christiana Louise von Renas, 
Tochter des Staatsraths Johann August von Berns, welcher Ehe 6 
Kinder entsprossten. — 

Carl Friedrich Christian Renas, geb. Stuttgart 29. December 
1794, Accessist bei dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten 



Digitized by 



Google 



— 727 — 

in Stuttgart 1812, Legations-Sekretär daselbst 1819, Gesandtschafts- 
Sekret&r in München 1821, Geheimer Legations-Sekretär bei dem 
Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten in Stuttgart 1824, 
Legationsrath, vortragender Rath bei dem E. Lehenrath 1836. 

Gattin : seit 26. August 1826 Marie Sophie Amalle, Tochter 
des Staatsrates Johann Peter von Feuerbach. Aus dieser Ehe 
gingen 5 Kinder hervor. — 

Wilhelm Friedrich August Bens» , geb. 18. October 1796, 
Lieutenant im I. Württembergischen Linien-Infanterie-Regiment 1814, 
nachmals Secretär bei dem Königl. Obertribunal in Stuttgart 1823, 
Geheimer Secretär bei dem Königlichen Geheimen Rathe daselbst 1829, 
Canzleirath bei dem Obertribunal 1833. 

Gattin: seit 5. August 1823 Christiane Heinrike, geb. 
Maglrus, eine Ehe, welcher 7 Kinder entsprossten. 



Dm Fürttlich Wfirttembergisohe Dianerbnch enthalt folgende höhere Beamte 
des Nameni R*h*m (Beut, Bei**) : Stifftaverwalter 555. — Albr. Btichard, Leib.Medio. 196. 
Äug-, Oaiatl.Verwaltter 490. — Aug. QottlUb, Stattechreiber 468. — Jer§m Dat., Pfarrer 
460. — Jertm. Trid., Abt 805; OanoeUar. 680. — Joh. Aug., OeL O.Rath 68. — Joh. Chrirt., 
Exped.Bath 110. — Joh. Conr. Gottl., OLHofmaister 343 ; O.Ambtmann 582. — PhiU Albr., 
Oaittl. Verwalter 490. — Wolf. Ad., CLPfleger 061. — Wolff Heittr., OLPfleger 822. — 
Wotffg. Lud*., SchultheiM 567; TntelarSecretar. 98; Vogt 488. 



Digiti 



zedby G00gk 



Reuter. 



Die Familie Beuter hat in Nördlingen frühzeitig das Zunftrecht 
angenommen. Franz Renter war in geistlichen Rechten Licentiat 
und hatte sein Pfründhaus bei den Karmelitern. Hans Renter I. hatte 
mehrere Söhne, die bekannt geworden sind, als Hans, Balthas, 
Jörg, Konrad, Heinrieh* Diese zwei letzteren widmeten sich dem 
geistlichen Stande. 

Konrad Renter. genannt Fossor, wurde Prior und nachheriger 
Abt in dem Kloster Kaisersheim und starb 1540. 

Heinrich Renter, ein Mann von grosser Gelehrsamkeit, war 
20 Jahre lang Prior in dem Kloster Pargs am Vogelberg und wurde 
1547 — 1557 Abt des ehemaligen Cistercienser-Klosters Maulbronn. 

Hans Renter I., Sohn von Hans I., wurde 1506 Zunftmeister, 
1507 Unter-Bürgermeister, kam 1510 in den alten Rath, wurde 
1519 Ober-Bürgermeister und starb 1527. Sohn: 

Johannes Renter, geb. 1515, studirte Jurisprudenz und wurde 
Doctor derselben. 1542 kam er in den Rath, wurde 1545 Stadt- 
kämmerer, 1547 Bürgermeister und starb 1572. 

Seine Gattin war Veronika Viseher, t 1553. 

Johann Ludwig Renter, Sohn des Vorigen, kam 1597 in 
den grossen Rath, 1604 ins Stadtgericht, 1607 in Rath, t 1633. 

Seine Nachkommen erhielten einen Adelsbrief und zogen von 
Nördlingen weg, darunter ein Gregor! Renter nach Innsbruck in Tirol 
Von dessen Nachkommen kamen im 30jährigen Krieg zwei junge 
Bursche nach Weiltingen und wussten als Vertriebene nichts anzu- 
geben, als dass ihr Vater von Innsbruck sei und Reuter hiess. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 729 - 

Dieselben siedelten sich dann daselbst an, der eine von ihnen wurde 
ein Bräuer, der andere aber ein Müller auf der Gaismühle zu Unter- 
michelbach; die Nachkommen des Letzteren verzweigten sich wieder 
nach Nördlingen. 

An der Herren-Emporkirche in Nördlingen ist der .Rewterische 
Wappenschild nebst folgender Inschrift angebracht: 

»Anno Dni. 1587 den 22. Januarü starb der Ernvest &c 
»Johann Reuter, so alhie ins 40. jar Bürgermeister gewesen, seines 
»Alters 72 jar.« 

Im Chor der Herrgottskirche liegt ein Grabstein mit folgender 
Inschrift : 

»Anno Dni. 1483 obiit venerabilis vir Dns. Franciscus Beuter, 
august. ecclesie canonicus, hie sepultus.« 



Dm Forstlich Württembergiaohe Dienerblich enthalt folgende höhere Beamte 
dee Namene Beutter (Reuter); OLPfleger 248: Werckhmaister 802. — Henr., Abt 311. — 
Beutterin, ElUob., Priorin 344. 



Digiti 



zedby G00gk 



Riecke. 



Heinrich Riecke, Sohn des Wohl Ehrenvesten, Grossachtbaiw 
and Wöhlfürnemmen Herrn Heinrich Riecke, Fürstlich Mecklenbur- 
gischen Wohlbetrauten Pensionarius des fürstlichen Hofes Steinfeld 
und der Margaretha, Tochter des Pastors zu Grambow Matthias 
Hörischen, wanderte aus dem Herzogthum Mecklenburg nach dem 
durch den dreissigjährigen Krieg so sehr entvölkerten Schwaben und 
starb als Chirurgus in Stuttgart im fünfzigsten Lebensjahr 1707.* 
Seine Gattin war Justina Barbara, geb. Llndenmaier. Den Tod 
seiner Gattin verzeichnet Riecke selbst folgendermassen : 

Anno 1693 den 29. Januarij alss am Sontag Abent ist meine 
Fr. an der hitzigen Kranckheit alss just auff den letzten streich 
6 Uhr mit guter vernunfft Seelig von dieser Welt geschieden, ihres 
alterss 28 Jahr 5 Monat 4 tage. 

Ein aus eben diesem Anlasse von dem Bruder Heinrich's, 
Hartwig Rieche, an Ersteren gerichtetes Schreiben möge hier eben- 
falls eine Stelle finden: 



* Im Jahr 1693 waren noch 2 Brüder des Letzteren, Hartwig Bieeke in Ratzebarg, 
auf dem Domhofe daselbst (Ifeoklenburgisoher StadttheilJ wohnend, und David Biecke, 
Amtsschreiber und Pensionarius in Tüschenbeck bei Grönow, am Leben. Von Enteren, 
existirt noch ein Schreiben an seinen Bruder, dessen gut erhaltenes schwarses Siegel 
das alte Eiecke'ache FamUienwappen zeigt. Jenes Wappen, «im Schilde ein Pelikan, 
welcher sich, um die Jungen mit seinem Blute zu nähren, mit dem Schnabel die Brust 
aufrei8st, und oberhalb des Helms zwischen zwei ausgebreiteten Fittigen ein Stern,* 
war noch vor vierzig Jahren und ist vielleicht noch jetzt, mit Seide in ein Altartuch 
gestickt, auch an dem Altar zu sehen, welchen der E. arossbritannische und Kurfürst- 
lich Braunschweiglsch-Lüneburgisohe Amtmann Levin David Riecke in die Amtskirche zu 
Ratzeburg im Jahr 1720 gestiftet hat Die in Mecklenburg und Lauenburg lebendes 
Familienglieder führen, wie diess 1833 constatirt ward, noch immer das alte Wappen. 



Digitized by VjOOQIC 



— 781 — 



Brief des Hartwig Rieche an seinen Bruder, Heinrich Miecke, mit 
einem beigefügten Schreiben der Gattin des ersteren an ihren Schwager. 

Ratzeburg, 14. März 1693. 

Tit: Insonders Vielgeehrter und hertzliebster Herr Bruder. 
Was der Hr. Vater an den Hrn. Bruder selbsten geschrieben, 
ist aus dem Einschluss zu ersehen, wan es mir nun ebenfalss hertz- 
lich kräncket, dass seine Frau sobald dieses zeitl. geseegnet, wir 
aber alle den Weg zum Tode wandeln müssen, und nichts bessers 
alss dass man seelig dahin fähret, und die Hinterlassene Christi, 
getröstet werden, und sich Gottes Willen darin ergeben; diesem nach 
ersuche den Herrn Bruder solches alles zu consideriren, und die 
traurige Gedancken, soviel möglich zu entschlagen, Und weil Ihn Gott 
bisshero in der Frembde mehr, alss in sein Vaterland albie erfreuet 
und geseegnet, So wolle der Herr Bruder auch ferner auf dessen 
Allmacht und gndst Schutz sich verlassen, welcher Ihnen Allen alda 
beständigen Frieden, reichen Seegen und gesundheit verleihen wolle, 
und fernerhin dem Herrn Bruder geben, wass sein Hertz wünschet, 
und Ihm dabey erspriessl. ist. Anlangend der seel. Schwester Stelman- 
sehen 3 Kinder, alss 3 hinterlassene Tochter, ist vor 3 Jahren die 
elteste alhie gestorben, aus meinem Hausse begraben worden, und 
die mittelst von 16 Jahren bey mir, so noch nicht völlig in der 
Frembde zur Hausshaltung geschickt, ihr wille ist aber guht, und 
were Sie gerne hinauff, könte auch wohl geschebn, wan Sie älter 
und attenter auf alles wäre. Nun aber bedarff Sie noch tägl. cor- 
rection. Und sonsten wird sich Keiner so weit dahin begeben; 
wünsche demnach, dss der Hr. Bruder alda bald wieder vergnügt 
leben möge, damit die Kleinen Kinder in aller modestie erzogen und 
einer von den Söhnen allmählig capable werde, eine guhte Hand zu 
schreiben, umb Ihn Kunfffcig auf begehren und en cas de necessite 
zu adoptiren. Meine Fr. so birbei auch mit ein p. wordten tröstet, 
grusset nebst mir, sowohl den Hrn. Bruder, alss alle mit naher 



Digiti 



zedby G00gk 



- 732 - 

Schwigerschafft Anverwandte zum schönsten und ich verbleibe, mittelst 
Göttl. getreuen Obsicht und ferner Bewahrung, 

m. Hrn. Bruders getreuster Bruder 

H. Rieche. 
Ratzeburg, 
d. 14. Martii 1683. 

Auf dem Band des Briefes: 
Der Hr. Vater ist gottlob noch zimblich seinem Alter nach, 
in allem seinem thun und reiten. (Sic!) Er wird aber diesen Mai- 
tag* mit Br. David nach Tüschenbeck bei Grönow** ziehen, welches 
ein stattlicher ohrt und Br. Dav. Ambtschreiber und Pensionarius 
alda wird. 

Nachschrift : 
Bitte bald wieder und an den Hrn. Vater zu schreiben. 

Anhang. 

Monsieur Mon Frere. 
Weilen es dem Allmächtigen Gott gefallen, die Veränderung 
in seinem Hausse zu machen, und die traurigkeit des Menschen leben 
verkurtzet, so ist mein erste bitte, dessen mir beschriebene lustige 
humeur, nicht von den vielen traurigen gedancken einnehmen zu 
lassen, damit mon Frere seine übrige, Gott gebe lange Lebenszeit, 
in selbsterwählender Zufriedenheit bey frölichen Tagen, wie ich und 
mon Frere zu Warsaw, ferner vollenden möge dabey alle Eren dinst- 
lich salutire, estant 

Monsieur Mon Frere 
Adieu. Votre tres fidele 

Soeur 
Ida Anna Riekin. 



* Maitag heisst der erste Tag des Monats Mai. 

** Wahrscheinlich Grfinow im Domanialamte Feldberg, Grossherxogthiims Meck- 
lenburg-StreUts, nicht Gronau im Amte Ratzeburg des Hersogthnms Lauenbnrg. — 



Digiti 



zedby G00gk 



- 738 - 

Aus demselben Anlasse erfolgte nachfolgendes Schreiben: 

Brief des ältesten bekannten Ahnherrn, Heinrich Eiecke, an seinen 

Sohn Heinrich. 

Warsow, 15. März 1693. 

Mein h. lieber Sohn. Aus seinem schreiben an Hartwigen habe 
ich mit besturzetem Herzen und grossem Leidweesen Seiner nunmehr 
Sehl. h. lieben Haussfrawen unvermueteten todlich abgang leider ver- 
standen, mit weinigen wochen weiter abwesend,* habe doch in der 
Kürze Ihm berichten wollen, weil ess Gotts will also gewesen, So 
wolle sich der Sohn fein in gotts willen ergeben und nach wie vor 
ferner dem lieben Gott vertrauwen, und weil von hirab unmuglich 
ihm eint (?) iemand der seiner Haushaltung abwarten kan, zu 
bekommen oder aber zu schicken,** alss wirt wol notig sein, dass 
Er alda sich bey gueten Freunden umb thue, die Ihme nicht allein 
beirähtig sein, sondern auch mit rath und Hülfe beyspringen und 
iemand verhelfen, dass die Kleinen Kinder möchten in Acht genommen, 
und wol erzogen werden, Zweifle nicht weil Er in seiner ersten An- 
kunft da Er noch ein gantz frembder wahr guete Leute angetroffen, 
Ess werden jetzo auch noch gute Leute alda sein, wen Er nur wie 
fir alzeit gethan, fleissig bettet und Gott vertrauwet, Ich vor meine 
Persohn wil den lieben Gott auch alzeit darumb bitten, dass Er dir 
ferner geben wolle wass dir und deinen lieben Kindern guet sein 
mag, und dass Sie eine guete Mutter wieder bekommen mügen. 
Härtung wirt ein mehres schreiben. Wass meine Persohn betrifft 
bin ich zwar noch im gehen,*** aber doch ohncreftig und erwarte 
auch eines Sehligen Abscheidess dan ich nicht langer auff der Welt 



* Diese Worte bestehen sich wohl suf die nahe beTorstehende Uebersiedelung 
tod Wsrsow nsoh Grönow. 

** Entweder jemand — eine fremde Person — sn bekommen, oder jemand — 
ein Mitglied der Familie — sa schicken. 

*** So riel sie .noch im Gange seyn,* 6tre en trsin. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 734 - 

nutze bin.* Wie ich den auch wol nicht mehr an den Sohn werde 
schreiben, womit also hiemit meinen Abscheid nehme, mit der un- 
gezweiffelten Hoffnung unss im Ewigen leben zu sprechen, ßchliesse 
und befehle dir** sambt deinen Kleinen Kindern und allen guten 
Verwanten und Freunden dem lieben Gott und seind auch frl. ge- 
grüesset, 

Warsow*** den 15. Martrj Anno 1693. 

Dess Sohns Vater 

Heinrich Rykc m. pr. 
Adresse : 

Meinem hertzlieben Sohn 
Herrn Heinrich Ryken 

zu Stuttgardt. 

Söhne Heinrich? s: 

I. Johann Christoph Bieoke, geb. 28. November 1690, t 1759. 
Herzogl. Württemb. Stadt- und Amts-Physikus in Marbach a. N. 
Ums Jahr 1727 suchte der damals in Petersburg weilende 
Professor Bilßnger, Rieche laut eines noch jetzt im Original 
vorhandenen Briefes Rieckes an Bilfinger, d. d. Marbach 9. 
Juni 1727, für eine Vocation zur Hospital-Medicatur in Peters- 
burg, für jährliche Pension von 600 Rubeln, d. h. 1200 fl. 
rheinisch, freier Wohnung, Holz und Licht sammt Vergütung 
der Reisekosten zu gewinnen, eine Vocation, welcher Riecke 
unter gewissen Voraussetzungen nicht abgeneigt war; die 
Berufung kam indess nicht zu Stande. 

* Da sich der Stammvater Heinrieh urkundlich schon im Jahr 1641 verhebt* 
thet hatte, so mag er 1693 vom achtzigsten Lehensjahre nicht mehr weit entlernt 
gewesen sein. 

** «Dir" statt «dioh*, wie auch Hartwig im Eingang seines mehrerwähnten 
Briefes vom 14. März 1693 „es krancket mir" statt „es kranket mich", schreibt. 

*** Es gibt drei mecklenburgische Orte mit dem Namen „Warsow". Das erste 
im Domanlalamte Hagenow und das zweite im Domanlalamte Neu-Kalden gehören zum 
Grossherzogthum Meeklenburg-8chwerin ; das dritte Warsow, von welchem allem nach 
hier die Rede ist, liegt in der Vogtel Rupensdorf und in der Pfarrgemeinde Herrnborg 
des Mecklenburg-BtreUtzischen Fürstenthums Ratzeburg. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 785 — 

Dieser Rieche starb mit Hinterlassung einer einzigen 
Tochter, Gattin des Stadt- und Amts-Physicus in Marbach Lt. 
Johann Friedrich Simonius. 

IL Yictor Heinrich Blecke, geb. 25. Juni 1697, widmete sich 
der Chirurgie, disciplinirte 3 Jahre lang bei seinem Stief- 
vater, dem wohlerfahrnen Chirurgen Alexander Ditmers, in- 
scribirte hierauf sub 26. Mai 1717 in das Album studioso- 
rum zu Tübingen, und begab sich sodann auf Reisen. Nach 
dem Willen seines Stiefvaters sollte er blos nach Altdorf 
bei Nürnberg gehen, daselbst Gehülfendienste verrichten 
und zugleich die dortige (inzwischen aufgehobene) Universität 
zu seiner besseren Ausbildung benützen, namentlich auch 
einiges in Bezug auf die Anatomie bei Dr. Baeusser da- 
selbst sich zu Nutz machen. Allein die Beschränktheit 
seiner Geldmittel, in Verbindung mit besonderen örtlichen 
Schwierigkeiten, veranlasste ihn, bald wieder von Altdorf ab- 
zureisen und noch im Herbste nach Leipzig und Halle zu gehen, 
an welch letzterem Orte er unter die Zahl der akademischen 
Bürger der Universität sub 23. October 1717 aufgenommen 
wurde. Von Halle aus trat Rieche eine grössere dreijährige 
Reise nach Norddeutschland, Schweden und Holland an, auf 
welcher er in Danzig, Stockholm, Hamburg, Bremen und Am- 
sterdam je längere Zeit verweilte. Während seines Aufenthalts 
zu Hamburg und Bremen befand sich der wanderungslustige 
Wundarzt im Dienste des Schwedischen Grafen Karl von Gyllen- 
horg, der indess ein schlechter Zähler war. In Hamburg 
machte Rieche auch die Bekanntschaft des Jägers Michel, 
eines Türken, welchen König Carl XII. aus Bender am Dniester, 
wohin er nach der unglücklichen Schlacht bei Pultawa im 
Jahr 1709 geflüchtet war, mitgebracht hatte. Von Hamburg 
aus machte er einen Abstecher nach Ratzeburg zu einer da- 
selbst wohnenden Tante Rieche. Von besonderem Interesse 



Digiti 



zedby G00gk 



- 736 — 

waren ihm die in der dortigen Domkirche in Lebensgrüsse 
(mehr als ellenlang) aufgestellten 12 silbernen Apostel, sowie 
die noch von der dänischen Belagerung in der Kirche steckenden 
Kugeln. Zuletzt machte Biecke als Schiffsarzt auf einem Grön- 
landsfahrer von Amsterdam aus noch eine viermonatliche See- 
fahrt nach der Davisstrasse. 

Nun ging er nach Paris, eine Reise, zu der ihm ohne 
Zweifel sein Verdienst als Schiffsarzt die Mittel geliefert haben 
mag, verweilte daselbst Aber 2 Jahre, stndirte Medicin und 
Chirurgie an der dortigen Universität. Laut einer mündlichen 
Familien-Tradition soll der eigentümlich geformte Schädel 
eines Grönländers, welchen Victor Heinrich Biecke nach seinem 
Tagebuch auf der Reise in die Davisstrasse gefunden und 
mitgenommen hatte, und welchen er dagegen dem Naturalien- 
Kabinet zu Paris überlassen musste, ihm die Anstellung als 
überzähliger Militärarzt und die Erlaubnis« zum unentgeltlichen 
Besuch der Vorlesungen während jener Studienzeit verschafft 
haben. Von Paris aus begab sich Biecke auf die medicinische 
Akademie zu Rheims, wo er sub 8. Febr. 1724 doctorirte, wurde 
dann Hof-Medicus in Stuttgart 1725, und nach und nach unter 
den Herzogen Eberhard Ludwig, Karl Alexander und Karl 
Eugen Kloster-Physicus in Denkendorf, erster Stadt- und Amts- 
Physicus in Stuttgart und als solcher erster Land-Physicus und 
Mitglied der Herzoglichen Sanitäts-Deputation, auch herrschaft- 
licher Lithotomus. Der von ihm verfasste Hebammenunterricht 
wurde auf Befehl des Herzogs im ganzen Lande verbreitet 
(1746). Biecke war Lehrer des jungen Herzogs Karl im 
Schachspiel, in dessen Hofstaat dann auch ein Hofschachspieler 
fungirte. Biecke starb 1755. 

In dem Notizenhefte seines Sohnes Ludwig Heinrich 
Biecke findet sich auf den Tod des Vaters folgender Eintrag: 

Anno 1755 d. 7. Jun. starb mein allerliebster Vatter 
Victor Heinrich abends gegen 6 Uhr an einer febre catarrhali 



Digiti 



zedby G00gk 



- 737 - 

maligna. Ein Vatter, der wenig oder gar nicht seines gleichen 
hat and gehabt hatte, noch leichtlich haben wird, nach seinem 
ganzen umfange. Verstand hatte er wie ein Engel, nach dem 
nehmlichen Maass war seine Vernunfft, Wiz and Ged&chtniss. 
Gelehrt en Professeur, qua Practicns der glücklichste und er- 
fahrenste ; als Vatter schien er David und Moses in einem zu 
seyn. Wir Kinder liebten ihn nach nnserm Herrn Gott und 
fürchteten ihn mehr als den Teufel (nach dem Sprichwort). 
Mein Lebetage sähe ich ihn nicht einen Augenblick müssig, 
niemahlen lachen ' aber auch nicht weinen. Vor die Arme war 
er unverdrossen, und jammerte ihn der elenden, wann er ihnen 
nicht helffen konte. Was man jemahlen von der Christlichen 
und- Gottseeligen MenschenLiebe gehört, geschrieben und geredet 
hat, übte er alles in einem sein ganzes Leben hindurch aus! 
Gott lass mich seine Fussstapfen erreichen ! Er sagte seinen Tod 
10 und 20 Jahre vorhero; etliche Monath vorhero bestimmte 
er sein Lebensziel sogar, und legte sich des Sambstags mit 
der grossten Gelassenheit auf sein SterbeBett. Mir gab er den 
Seegen; so ich ihm folgen würde, werde es mir wohl gehen! 
Gewiss, er versäumte keinen Augenblick und Gelegenheit, mich 
zu unterrichten und zu ermahnen. 

Victor Heinrich Rieche besass ein eigenes Haus zu Stuttgart, 
das vor Kurzem erst umgebaute Haus Nr. 3 in der Kronprinzstrasse. 
Der zweiten Gattin des Hofmedikus Riecke, einer geborenen Elsässer 
und Wittwe des Landzahlmeisters Autenrieth, gehörte ferner ein 
grosser Garten vor dem Büchsenthor zu Stuttgart, sowie das, ein 
Kunkellehen bildende, Schlossgut Waidenstein sammt dem Bürger- 
oder Burghöfle und dem Burkhards- oder Edelmannshof, an Gärten, 
Aeckern, Weinberg, Wiesen, Weiden und Waldungen im ganzen 
208 Morgen. 

An jede dieser drei Besitzungen knüpft sich eine besondere 
Familien-Erinnerung. 

v. Gtorgli'Qtorgtnau, Biographisch-Genealogische Blatter etc. 47 



Digiti 



zedby G00gk 



— 738 — 

Victor Heinrich liiecke hatte sein Schlafzimmer in dem gegen 
die Strasse gelegenen Theile seines Hauses; sein Pferd stand in einem 
besonderen Stall hinter dem Haus. Einmal träumte es ihm Nachts, 
dass es in dem Stall brenne, und dieser Traum war so lebhaft, dass 
er sogleich, mit Wasser versehen, dahin eilte, und noch eben recht 
kam, um ein dort ausgekommenes Feuer zu löschen. Einen Geruch 
hatte er vorher nicht verspürt, noch war ein sonstiger Grund voran- 
gegangen, an eine Feuersgefahr in jener Nacht zu denken. 

In seinem Garten bei dem städtischen Schicsshause war Hof- 
medikus BiecJce eines Nachmittags mit dem Pfropfen eines Baumes 
beschäftigt, als derselbe sein jüngstes Kind mit ängstlicher Stimme 
»Papa« rufen zu hören meinte; er achtete jedoch nicht darauf, weil 
er wusste, dass sich das Kind nicht im Garten befinde. Bald nach- 
her ruft das Kind noch viel ängstlicher, und er sieht dasselbe in 
einen Teich des Gartens fallen ; er eilt hin, findet aber in dem klaren 
Wasser kein Kind. Als derselbe zu seinem Baum zurückkehrte, 
stack darin eine Kugel, die ihn durchbohrt hätte, wenn er an jener 
Stelle stehen geblieben wäre. Das Kind schlief um diese Zeit ruhig 
in seinem Bette zu Haus. 

Das Gut Waidenstein traf Hofmedikus Bicchc in einem 
ziemlich verwahrlosten Zustande. Er scheute keine Mühe, noch Kosten, 
um dasselbe zu verbessern und emporzubringen. Bei dem Gute be- 
fanden sich sechs Morgen Weinberg, worin nach der Oberamts-Be- 
schreibung von Welzheim noch jetzt ein angenehmer Wein wächst ; hier 
Hess er, vor mehr als 100 Jahren, die Trauben spät, gewöhnlich 
nach dem ersten Herbstfrost, lesen und überdiess eine Auslese der 
reifsten Trauben halten. 

Im Jahr 1791 verkauften die Autenricfh' sehen Relikten das 
von ihrer Mutter, der Wittwe des Hofmedikus Rieche, ererbte Waiden- 
stein mit allen Zugehörden an die Herzogliche Kammerschreiberei 
(nun K. Hof-Domänen-Kammer), welche dasselbe sofort 1792 wieder 
dem damaligen Stabsamte Kudersberg käuflich überliess. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 739 — 

Victor Heinrich Blecke war zweimal verheirathet, zuerst mit 
Marie Auguste Christiane, geb. Heller, sodann mit der schon er- 
wähnten Anna Regina, geb. Elsasser, die ihm aus ihrer ersten Ehe 
mit dem fürstlichen Landzahlmeister Autenrieth , vier Kinder, einen 
Sohn (den nachmaligen Geheimen Rath und Vater des Kauzlers) und 
drei Töchter beigebracht hatte. Das einzige, aus dieser zweiten 
Ehe Blecke' s hinterbliebene , Kind war eine Tochter, Elisabeth 
Justine Riecke, geb. deu 1. November 1753 und verehlicht den 
5. October 1773 zu Rudersberg mit M. Ludwig Christoph Stein- 
hofer, Pfarrer in Mundeisheim 1773, in Bitzfeld 1784, in Ruders- 
berg 1793, in Welzheim 1801 bis 1821. 

Die erste Ehe Victor Heinrich Blecke s dagegen war mit 6 
Kindern gesegnet, 2 Söhnen und 4 Töchtern. Der jüngere Sohn, 
geb. 1736, Philipp Friedrich Riecke, starb ohne Nachkommen als 
Maulbronnischer Pfleger mit dem Titel eines Raths zu Knittlingen 
1792. Der ältere Sohn aber Ludwig Heinrich Riecke, den 20. April 
1729 zu Stuttgart geboren, ist nun der Stammhalter der seit bald 
200 Jahren in Württemberg einheimischen Familie. 

Ludwig Heinrich Blecke, noch selbst von dem Vater in die 
ärztliche Laufbahn eingeführt, machte wie der Vater zuerst eine 
dreijährige Lehrzeit bei dem Stadtcjiirurgen durch, studirte hierauf 
an den Universitäten Tübingen, Strassburg, Paris und Göttingen, 
wurde 1753 als Lehrer der Osteologie für die Chirurgen in Stuttgart 
angestellt, hierauf Med. Practicus neben Ertheilung öffentlichen Unter- 
richts m der Anatomie und Chirurgie daselbst 1754, trat 1760 in 
die von dem Vater bekleideten Pbysikate, sowie in die Stelle bei 
der Sanitäts-Deputation ein, und ward endlich 1785 zum Professor 
der Geburtshilfe an der hohen Karlsschule ernannt. 

In dem akademischen Trauerprogramme heisst es von ihm: 

»Fuit, proh dolor, vir excellentis doctrinae atque artis, summae 
experientiae, indefessae industriae, insignis, quae in Medico praecipue 
probatur, jucunditatis, sinceri denique et ingenui candoris, vir multis 
gane nominibus concelebrandus.« 



Digiti 



zedby G00gk 



— 740 — 

Iiiecke war in Stuttgart seiner Zeit eine wahrhaft populäre 
Persönlichkeit, derb aber ohne Falsch, dabei von seltener Treue, 
Dienstfertigkeit und Menschenliebe. Er starb den 31. März 1787 
zu Stuttgart. 

Sein älterer Sohn Hess auf das an der nordöstlichen Mauer 
des Hoppelaufriedhofs gelegene Grab seines Vaters einen Stein setzen, 
mit der Inschrift: 

„Ach! er war mein treuer Pfleger 
Von dem Wiegen-Alter an; 
Was ich bin und was ich habe, 
Gab der Mann in diesem Grabe, 
Alles dank ich dir, du guter Mann!" 

Seine I. Gattin war seit 6. August 1754 Charlotte Friederike. 
Tochter des Expeditionsraths und Landschreibers Johann Christoph 
BUhler in Stuttgart; die II. seit 6. October 1767 Sophie Luise, 
eine Tochter des Landschafts-Begistrators Johann Ludwig Fromm, 
welchen beiden Ehen 14 Kinder entsprossten. Die Mehrzahl der 
letzteren starb in jungen Jahren. Von den übrigen mögen hier auf- 
geführt werden, zunächst eine Tochter: 

Charlotte Elisabeth, geb. 1760, vermählt seit 16. Juni 1778 
mit dem 1809 als Pfarrer in Wangen verstorbenen M. Jacob 
Friedrich Jäger ; sodann die beiden Söhne Victor Heinrich 
und Johann Victor Ludwig. 

A. Victor Heinrich Riecke, aus des Vaters I. Ehe, &eb. zu 
Stuttgart 17. Mai 1759, studirte Theologie zu Tübingen. 
1782 zum Besuche eines mütterlichen Oheims, des Herzog]. 
Gesandten und späteren Geheimen Raths von Bühler in Wien 
anwesend, übernahm der 23jährige junge Mann die Aufgabe, 
als Prediger der evangelischen Gemeinde zu Brunn in Mähren 
zu wirken, dabei durch das Toleranzedikt Josefs IL vom 
28. Juni 1781 begünstigt. Als er nach 20jähriger Thätigkeit 
daselbst 1803 in sein Geburtsland zurückkehrte, errichtete 



Digiti 



zedby G00gk 



— 741 — 

ihm die dankbare Brünner Gemeinde in ihrem Bethause ein 
Denkmal mit der Inschrift: 

" »Uns war er Lehrer und Freund.« 
1803 wurde er Waisenhauspfarrer und Inspector des deutschen 
Schulwesens in Stuttgart; als solcher war er für Hebung des 
städtischen Volksschulwesens in Pestalozzi' schem Geiste thätig, 
auch ist ihm überhaupt die Beform der inneren Einrichtungen 
des Waisenhauses zu verdanken; 1811 erhielt er die Pfarrei 
in Lustnau übertragen, wo er den 14. Januar 1830 starb. 
Mit ihm schied ein Feuergeist, ein Mann von klarem Verstände, 
tiefem Gemüth und dem edelsten Willen, ein wahrer Volks- 
lehrer und aufrichtiger Menschenfreund. 

Seine I. Gattin war seit 5. September 1789 Sophie 
Eleonore, Tochter des Stadtarztes Dr. Christoph Elhard, zu 
Leutschau im Norden Ungarns; die IL seit 5. Februar 1815 
Friederike Reglne Catherine, Tochter des Decans und Stadt- 
pfarrers in Wildberg Christ. Ludwig Pfellsticker. Kinder, 
durchaus erster Ehe, zunächst die beiden Töchter: 

I. Sophie, geb. zu Brunn 17. Juni 1792, gest. zu Iglo in 
Ungarn 1875, vermählt 7. October 1810 mit dem Fabri- 
kanten Joseph Karafiat daselbst; und 
IL Rose, geb. zu Brunn 5. October 1796, vermählt in Pest 
15. August 1819 mit dem Grosshändler Johann Samuel 
Friedrich Liedernann. 

Sodann die 4 Söhne des Victor Heinrich: 

III. Leopold Socrates von Riecke, Dr. med., geb. Brunn 10. Oct. 
1790, genoss den ersten Unterricht in dem Erziehungs- 
institute des in den dreissiger Jahren zu Stuttgart ge- 
storbenen Hofraths Andree in Brunn, eines Schülers von 
Sahmann in Schnepfenthal; besuchte hierauf das Stuttgarter 
Gymnasium, wo damals hauptsächlich der bekannte Drück, 
dann Bardili, Camcrer, Wurm, Oslander, Fischhaber und 



Digiti 



zedby G00gk 



- 742 — 

Lehret lehrten, wurde Militär-Unterarzt 1811, Oberarzt 
1812, als welcher er den sächsischen und den ersten fran- 
zösischen Feldzug, einen fQr und einen gegen Napoleon, 
mitmachte, und stand während derselben den Militärspitälem 
zu Dresden, Ludwigsburg, Bourbonne les bains, Mühlhausen 
und Tettnang vor. 1814 nach dem Pariser Frieden nahm 
er den Abschied und setzte nun seine 1809 begonnenen, 
durch die Feldzüge unterbrochenen akademischen Studien 
in Tübingen fort, doctorirte, bereiste 1816 bis 1819 Oester- 
reich-Ungarn und das nördliche Deutschland, auf welcher 
Reise er nicht nur der Chirurgie, Geburtshilfe und Augen- 
heilkunde, sondern daneben auch dem Mesmerismus und 
den psychiatrischen Studien sich widmete. 1819 Hess er 
sich als praktischer Arzt in Stuttgart nieder, folgte aber 
1820 als Professor einem an ihn ergangenen Ruf an den 
zuvor durch Ludwig, dann durch Georgii innegehabten 
Lehrstuhl für Chirurgie und Geburtshilfe, verbunden mit 
der Vorstandsstelle der chirurgisch-geburtshilflichen Klinik 
an der Landesuniversität. Er war nach Klüpfcls Geschichte 
der Universität Tübingen S. 491 »in seiner Wissenschaft 
mehr Theoretiker als Praktiker und gab den Lehrstoff seinen 
meist zahlreichen Zuhörern in einem klaren, logisch gebildeten, 
vielleicht zu systematischen Vortrag.« Literarisch hat er 
wenig producirt. 

Die akademische Rectorwürde bekleidete er von 1830 
bis 1839. Mit dem Titel eines Obermedicinalraths trat 
Iscopold Rieche 1848 in der Eigenschaft eines Ehrenmitglieds 
zu dem Medicinalkollegium in Stuttgart über. Auch war 
er Ritter des württembergischen Kron-Ordens. Er starb 
26. April 1876. 

Seine Gattin war seit 12. April 1621 Friederike 
Enphrosine, Tochter des Bürgermeisters von Augsburg 
Friedrich Diez. Kinder: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 743 - 

1) Sophie Charlotte Rose, geb. 1822, vorm. seit 12. Juni 
1851 mit dem Rechtsconsulenten Severin Schneider zu 
Ravensburg. 

2) Marie Friederike, geb. 1826, verm. seit 2. December 
1854 mit dem Professor der Mathematik und Physik am 
Ober-Gymnasium in Ulm Dr. Ludwig Felix Ofterdinger. 

•I) Mathilde Luise, geb. 1830, vermählt seit 19. August 
1851, mit dem Institutskassier in Hohenheim, Oekonomie- 
rath Friedrich Hochstetter. 

4) Uustuv Adolf Biecke, Dr. phil., geb. Tübingen 13. Jan. 
1829, Landwirth in Graab 1855, lebt jetzt als Privat- 
gelehrter in Wirapfen. 

IV. Friedrich Joseph Pythagoras von Riecke, geb. Brunn 
1. Juni 1794, trat, nachdem er die Schulen mit seinem 
vorerwähnten Bruder besucht hatte, als Zögling in das evan- 
gelisch-theologische Seminar ein, welches damals unter dem 
Einflüsse von E. G. Bengel stand, dem Enkel des berühm- 
teren J. A. Bengel. Er wurde hierauf Stadtvikar in Stutt- 
gart, dann Erzieher des Prinzen Eduard von Hohenlohc- 
Ingel fingen, Kepetent in Tübingen 1818, Privatdozent der 
Mathematik daselbst 1822, Professor der Mathematik und 
Physik in. Hohenheim 1823, zugleich ausserordentliches 
Mitglied des königl. Studienratlis 1850, mit dem Titel als 
Oberstudien rath 1852, Mitglied der königl. Kommission für 
gewerbliche Fortbildungsschulen 1853, Ritter des Friedrichs- 
Ordens 1856, des Kron-Ordens 1862. 

Biecke vertrat in Hohenheim neben seinen Lehrfachern 
hauptsächlich das humanistische Element und sicherte da- 
durch von vornherein der neu geschaffenen Bildungsanstalt 
gerade auch ihren akademischen Charakter. 

Das sogenannte Hohenheimer Wochenblatt wurde von 



Digiti 



zedby G00gk 



- 744 — 

1834 — 1868 von ihm herausgegeben; er schrieb neben 
verschiedenen Programmen die Lehre- von den Kegelschnitten, 
Stuttgart 1842, ferner die^Rechnung mit Richtungszahlen 
1856 und, im achten Jahrzehnt seines Lebens, drei Hefte 
mathematischer Unterhaltungen. Er starb 26. April 1876. 
Seine Gattin war seit 3. Mai 1827 Mathilde Fran- 
ziska, Tochter des Fabrikanten in Brunn Friedrich Scholl. 
Kind : 

Louise Sophie Caroline, geb. 1831 , vermählt seit 
5. Mai 1863 mit Dr. Wilhelm Schall, deutschem Prediger 
an der Savoykirche in London. 

V. Gustav Adolf Cernaro Riecke, geb. Altstuben in Ungarn 
19. Mai 1798, Repetent 1821, Helfer in Besigheira 1824, 
Pfarrer in Gutenberg 1828, Oberinspector des königlichen 
Waisenhauses uud evangelischer Pfarrer in Weingarten 1832, 
Rector des kßnigl. Schullehrerseminars in Esslingen 1838, 
• Mitglied der Kammer der Abgeordneten in Stuttgart 1849 
und 1850, Pfarrer in Loffenau 1851, Stadtpfarrer in Neuffen 
1861, in Pensionsstand getreten 1871; vermählt seit 
12. Mai 1825 mit Auguste, Tochter des Oberfinanzraths 
in Stuttgart Friedrich Amandus Stockmaier. Kinder 
(1 Sohn Theodgr, Theol. Cand. und 4 Töchter starben 
unverheirathet) : 

1) Julie Sophie, geb. in Gutenberg 2. Februar 1831, gest. 
1875, vermählt seit 12. Mai 1859 mit dem k. k. 
Ingenieur- Assistenten Gustav Zsigmondy in Pressburg. 

2) Auguste Mathilde, geb. in Weingarten 4. Mai 1832, 
vermählt 1877 mit dem eben genannten Zsigmondy, 
jetzt Professor in Pest. 

3) Eugenie Louise, geb. in Esslingen 1. Juli 1842, Gattin 
des Pfarrers Gö$ in Adolzhausen. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 745 - 

4) Gustav Friedrich Blecke, geb. in Gutenberg 24. Mai 
• 1832, Kaufmann, gest. 1869, mit Hinterlassung einer 

Wittwe und eines Sohnes. 

5) Emil Amandas Biecke, geb. in Weingarten 14. Febr. 
1837, Theol. Stud., 1868 Pfarrer an der evangelisch- 
lutherischen St. Paulusgemeinde in Philadelphia, 1873 
Pfarrer in Seeburg bei Urach, 1876 in Oppenweiler. 

VI. Emil Amand Lebrecht Biecke, geb. Stuttgart 15. März 
1810, Oekonomieverwalter am königl. Waisenhaus in Stutt- 
gart 1848, Mitglied der Centralleitung des Wohlthätigkeits- 
vereins 1848, Oekonomierath, Hofrath 1868; vermählt seit 
9. November 1845 mit Hermine, Tochter des Stadtkameral- ' 
Verwalters in Stuttgart von Walcher. Kinder: 

1) Johanna Rosa Emma, geb. 8. Februar 1850, vermählt 
mit Professor Schuleck an der Baugewerbeschule zu 
Pest. 

2) Maria, geb. 26. März 1851. 



3) Martha, geb. 26. März 1851. J Zwillm & e - 

4) Lydia Hermine, geb. Stuttgart 27. Februar 1855. 

5) Paul Traugott Biecke, geb. 8. Februar 1850, gegen- 
wärtig Director einer Papierfabrik zu Kriebstein in Sachsen. 

6) Albert Victor Heinrich Nathanael Blecke, geb. 2. 
Juli 1857. 

B. Johann Victor Ludwig von Blecke, aus des Vaters IL Ehe, 
geb. zu Stuttgart 10. November 1771, führte den ärztlichen 
Stamm in 4. Generation fort, wurde Medicus der Karlsakademie 
in Stuttgart 1793, Med. Dr. und praktischer Arzt daselbst 
1795, Lehrer des Hebammen-Unterrichts im Seelhaus daselbst 
1798, Stadt- und Amtsphysicus in Stuttgart 1807, Stadt- 
directionsarzt, bald nachher Landvogtei- und Oberamtsarzt 1814, 



Digiti 



izedby G00gk 



— 746 — 

tit. Medicinalratli 1842, Bitter des Ordens der Württembergischen 
Krone 1845, t 1. December 1850. 

Seine Gattin war seit 13. Juni 1797 Kosine Friederike, 
Tochter des Baths und wirklichen Leibmedicus Dr. Christian 
Gotilieb von Renss in Stuttgart, t 14. Febr. 1830. Kinder: 

I. Eleonore Lnise, geb. 6. Ang. 1803, gest. 1865, vermählt 
seit 24. November 1825 mit dem aus Calw stammenden 
Kaufmann Johann Friedrich Dörtenbach in Stuttgart; 
eine Tochter Friederike Luise, geb. Stuttgart 1829, wurde 
29. Juni 1854 die Gattin des Helfers in Calw Karl Heinrich 
Bieger, jetzigen Stadtpfarrers in Stuttgart. 

II. Amalie Charlotte, geb. 9. November 1806, gest. 1845, 
vermählt seit 10. October 1833 mit dem Ober-Kriegs- 
Cassier August Friedrich Ludwig von Ströbel, nachmaligem 
Ober-Krieg8rath. 

III. Friederike Aniande, geb. 3. Februar 1809, gest. 1868. 
vermählt seit 26. November 1835 mit dem Kaufmann und 
Fabrikanten in Heidenheim Georg Friedrich Mecbold. 

IV. Rose Emilie, geb. 19. December 1820, vermählt seit 17. 
April 1845 mit dem Professor der Physik, damals in 
Stuttgart, jetzt in Tübingen Dr. Friedrich Eduard Keusch. 

V. Dr. Christian Heinrich von Wecke, geb. zu Stuttgart 
2. Juli 1802, Dr.jur., Rechtsconsulent in Stuttgart 1827, 
Uni versitäts- Amtmann in Tübingen 1836, Hofdomänen- uud 
Justizrath 1842, Hofdom änendirector 1864, Ritter desOrdeos 
der Württembergischen Krone u. s. w. Herausgeber des 
Württembergischen Landrechts. Er starb am 15. November 
1865. Vermählt war er seit 3. Mai 1829 mit Charlotte 
Auguste, Tochter des Pfarrers in Unter-Riexingen Carl 
Ludwig Reyscher. Kinder: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 747 - 

1) Pauline Luise Wilhelmine, geb. 3. Januar 1833, seit 

17. Oct. 1861 vermählt mit dem Hofkameral Verwalter 
Richter, jetzt Kameralverwalter in Cannstatt. 

2) Julie Charlotte, geb. 26. Februar 1834, vermählt seit 

18. November 1858 mit dem Verwalter der königlichen 
Hofdomäne Seegut, dermaligem Hofkameralverwalter 
Kübel in Stuttgart. 

3) Marie, geb. 10. Juni 1835, vermählt seit 13. März 
1860 mit dem Hüttenverwalter, jetzt Bergrath Reusch 
in Ludwigsthal, 1861 in Königsbronn, 1876 in Wasser- 
alfingen. 

4) Ottilie Emma Luise, geb. 8. März 1842, seit 21. Sept. 
1867 Gattin des Bauinspectors Zahn in Ravensburg. 

5) Karl Victor von Riecke, geb. zu Stuttgart 27. Mai 1830, 
Finanz-Ministeiial-Secretair in Stuttgart 1858, Assessor 
im Finanzministerium 1859, Oberfinanzrath 1867, da- 
neben Bevollmächtigter zum Bundesrath des Zollvereins 
1868—1870 und des Deutschen Reichs 1871 und 1872, 
ferner Vorstand 1873 und Director 1877 des statistisch- 
topographischen Bureau. Seit 1872 lebenslängliches 
Mitglied der Kammer der Standesherren, seit 1875 
landesherrliches Mitglied der evangelischen Landessynode. 
Literarisch thätig auf den Gebieten der Finanzwissenschaft 
und Statistik. 1870 Ritter des Kron-Ordens, 1874 
Commenthur des Friedrichs-Ordens, 1876 Ehrendoctor der 
staatswirthschaftlichen Fakultät der Landesuniversität. 
Verm.seit 4. Mai 1861 mit Theopkanie Emilie Mathilde, 
Tochter des Professors C. Fr. Hang in Tübingen. 

VI. Victor Adolf von Riecke, geb. zu Stuttgart 7. Juli 1805, 
Dr. med. 1827, practischer Arzt in Stuttgart 1828, ordent- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 748 - 

lichos Mitglied des statistisch-topographischen Bureau, Ober- 
Medicinal - Assessor 1844, Medicinalrath 1846, zugleich 
Hofarzt 1850 und Hausarzt des königl. Catharinenstifts 
1853, Ober -Medicinalrath 1853, Ritter des Ordens der 
Württembergischen Krone 1856. War daneben vielfach 
auch literarisch thätig als medicinischer , gerichtsärztlicher 
und statistischer Schriftsteller. Er starb zu Stuttgart am 
1. December 1857. 

Seine Gattin war seit 17. September 1835 Julie 
Marie Friederike, Tochter des königl. Leibarztes und Ober- 
Medicinalraths in Stuttgart Dr. Carl Christoph Friedrich 
Ton Jäger. Kinder: 

1) Fanny Wilhelmine, geb. 5. October 1838, vermählt 
seit 9. September 1862 mit Dr. Gustav Wilhelm, Pro- 
fessor der Landwirtschaft in Tetschen-Liebwerd, 1864 
in Ungarisch Altenburg, 1869 in Graz. 

2) Marie Emilie, geb. 6. August 1842. 

3) Marie Luise, geb. 17. Februar 1852. 

4) Karl Victor Eduard Riecke, geb. 1. December 1845, 
ord. Professor der Physik an der Universität Göttin- 
gen, vermählt seit August 1875 mit Henny, Tochter 
des Professors Bödeker daselbst. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Rinke: WaysenHausPfarrcr 556 (oben S. 740). — Phil. Frid., C I.Pfleger SM; 
Regiatrator 160 (oben 8. 739). 



Digitized by VjOOQIC 



R i e g e r. 



Immanuel Rieger, Herzogl. Württemb. wirklicher Geheimer 
Rath und Stadtvogt der Residenzstadt Stuttgart, wurde im Jahr 
1699 den 15. Mai zu Cannstatt als Sohn des Johann Michael Rieger, 
Gerichts- Verwandten daselbst und der Anna, geb. Jehlin, geboren. 

Er studirte zu Tübingen die Rechte und wurde 1721 unter 
die Zahl der Canzlei - Advocaten aufgenommen. 1722 ernannte 
ihn Herzog Eberhard Ludwig zum Vogt von Blaubeuren, 1730 
zum Vogt von Calw, 1731 zum Amtsvogt von Stuttgart mit dem 
Charakter eines Rentkammer-Expeditionsraths, 1750 aber zum Stadt- 
vogt mit dem Prädicat und Rang eines wirklichen Regierungsraths. 
Bieger vermählte sich am 31. August 1723 mit der gekrönten 
Dichterin Magdalena Sybilla, Tochter des Prälaten zu Denkendorf 
Philipp Heinrich Weissensee, und starb 8. Februar 1758. — 

Immannel Freiherr von Rieger, Sohn des Vorigen, Ober- 
amtmann in Cannstadt, Regierungsrath in Stuttgart, Vicedirector im 
Consistorium , Herzoglich Württemb. Geheimer Rath und Gesandter 
zu Paris, wurde im Jahr 1775 in den erbländisch - österreichischen 
Adelsstand, später in den Freiherrenstand erhoben. Vermählt mit 
Elisabeth» Friderica, Tochter des Herzoglich Württembergischen 
Regierungsraths Johann Friedrich Rampacher, welcher Ehe 6 Söhne 
entsprossten, darunter: 

Immannel Freiherr von Rieger , Herzoglich Württemb, 
Regierungsrath, vermählt mit Maria Dorothea, Tochter des 
Geheimen Raths Adam Heinrich Weickersr enter und der 



Digitized by VjOOQIC 



— 750 — 

Friederika Dorothea, Tochter des Regierungsraths und Hof- 
gericbts-Assessors und Landschaftsconsulenten Frid. Heinrich 
Georgii. 

v. lliegcr ist Stifter der Froiherrl. von Rieger' sehen Stiftungen 
von den Jahren 1822, 23 und 32. 
Mit ihm erlosch diese Linie. 

Ebenfalls dieser Familie entsprosste der bekannte Günstling 
Herzog KarVs, der Generalmajor Philipp Friedrieh Rieger, welcher 
zu Stuttgart im Jahr 1723 geboren wurde als Sohn des damaligen 
Professors und nachmaligen Consistorialraths und Stiftspredigers 
Georg Conrad Rieger und der Regina Dorothea, Tochter des Consi- 
storial-, Kirchen- und Tutelarraths, auch Kirchenkastens- Verwalters 
Heinrich Scheinemann. 

Philipp Friedrich, ein Bruder des Eingangs erwähnten Im- 
manuel Rieger, trat schon in seinem 19. Lebensjahre (1742) als 
Auditor in ein preussisches Cuirassierregiment , 1755 aber kurz 
vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges als Hauptmann und Re- 
giments-Quartiormeister in vaterländische Dienste. Der Herzog, anf 
Rieger, der damals im vollen Feuer der ersten Jugend glühte, 
kühn in allen seinen Unternehmungen, rasch entschlossen in 
deren Ausführung, ein Mann von Genie und rastloser Thätigkeit, 
von einnehmendem Aeussern und stolzer Haltung, voll Witz und 
Unterhaltungsgabe war, aufmerksam geworden, zog ihn in seine 
Umgebung und fühlte sich schon nach kurzer Zeit von dem Geiste 
des jungen Rieger wie bezaubert. Als Frankreich im siebenjährigen 
Kriege den Herzog aufforderte, vertragsmäßig 6000 Mann ins Feld 
zu stellen, befriedigten Riegers Entwürfe hiezu so sehr den Herzog, 
dass er demselben unumschränkte militärische Vollmacht in dieser 
Angelegenheit übertrug. Rasch rückte er nun gleichzeitig zum 
Oberst und Geheimen Kriegsrath vor und stand bereits auf dem 
höchsten Gipfel seiner Macht, als er plötzlich durch die Ränke des 
bekannten Ministers Grafen von Montmurtin herabgestürzt wurde. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 751 — 

Auf einen von dem letzteren dem Herzoge beigebrachten falschen 
Verdacht* hin, dass Bieger in einem Complott gegen seinen Herzog 
stehe, riss ihm dieser eigenhändig auf dem Paradeplatz den Militär- 
orden ab und ein Graf Witgenstein nahm ihm Degen und Achsel- 
schnur ; man führte ihn unter starker Bedeckung zuerst nach Asperg 
und von da nach Hohentwiel. Vier volle Jahre schmachtete er daselbst 
in einem unterirdischen Gewölbe. Erst durch die persönliche Intervention 
des damaligen Garnisonspredigers J. H. Dettinger ward er in mildere 
Haft gebracht und zuletzt in Folge besonderer Verwendung des Königs 
von Dänemark und des Markgrafen von Baden 1767 wieder frei- 
gelassen. Unter dem Titel eines dänischen Obersten, den er während 
der Verhandlungen über seine Befreiung erhalten, begab sich Bieger 
nach Stuttgart, wo er eine ihm während seiner Gefangennehmung 
geborene Tochter erst kennen lernte. Prinz Ludwig Eugen, Bruder 
und Nachfolger Karl Eugens , lud Rieger nach Wasserloos bei 
Hanau ein, welcher Einladung derselbe folgte. Von da besuchte er 
Dänemark und Hamburg, und kehrte erst 1775 wieder ins Vater- 
land zurück. Der allmächtige Montmartin hatte inzwischen das 
Feld räumen müssen, der Herzog selbst hatte bei Vollendung 
seines 50. Lebensjahres das bekannte Manifest erlassen, welches 
erwarten Hess, dass der Herzog künftighin den Rathschlägen be- 
zuglich einer weisen und gewissenhaften Regierung, wie sie ihm am 
Hofe Friedrichs des Grossen ertheilt worden waren, eifriger Folge 
leisten würde. 

liieger , von dem Herzog wieder zu Gnaden angenommen und 
zur Tafel geladen, gerieth beim ersten Anblick seines Herrn in eine 
ausserordentliche Gemüthsbewegung. Die Vergangenheit zuckte wie 
ein Blitz durch seine Seele. Der Herzog aber fasste, als Bieger 



* Die Verdächtigung wurde vermittelst Bestechung eines in liieger'* Kanzlei 
beschäftigten Schreiben, der die Handschrift Sieger'» täuschend nachzuahmen verstand, 
in Scene gesetzt, indem der 8chreiber Briefe mit Hieger' s Namen aufsetzte, auf deren 
Grund dann Montmartin den Herzog von liieger' * Schuld überzeugte. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 752 - 

ihm die Hand küssen wollte, die Rechte des Obersten, umarmte 
ihn und sprach: »Bleib' Er mein Freund, wie Er es immer war.« 
Die Gräfin von Hohenheim. * Franziska*, kösste mit dem Ausdruck 
freudiger Dankbarkeit die Achsel des Herzogs. Beim Auseinander- 
gehen rief ihm der Herzog lächelnd zu: »Er ist immer noch der 
alte Bieger!* »Bei den Württembergern rostet alte Liebe nicht!« 
war Biegers rasche, schöne Antwort. Sein Oberstenpatent ward ihm 
zurückgegeben, daneben wurde er zum Commandanten der Festung 
Hohenasperg und zum Generalmajor ernannt, als welcher er 1782 
in seinem 59. Lebensjahre starb. Die Ursache von Biegers 
raschem Tode soll folgende gewesen sein: Er hatte eines Tages 
mit der ihm eigenen Sorgfalt die Bäume des Spitals gemustert und 
fand daselbst einen kranken Soldaten, mit dessen Aufführung er 
durchaus nicht zufrieden war. Hastig rief er demselben zu: ,,Kerl 
da liegst du nun!" Der dem Tode nahe Soldat, welcher vom irdi- 
schen Richter nichts mehr zu befürchten hatte, erhob hierauf dro- 
hend seinen Finger, indem er gleichzeitig eine grobe, ungebührliche 
Antwort gab. Dadurch regte sich der an unbedingten Gehor- 
sam gewöhnte Mann so sehr auf, dass er auf dem Heimwege 
auf dem Fostungsplatze, vom Schlage gerührt, todt zusammenstürzte. 
Der Soldat erlebte noch das Leichenbegängniss seines Generals und 
kroch, als der Sarg vor dem Commandanturgebäude stand, mit Mühe 
ans Fenster, rief: »Gelt da liegst du nun auch!« legte sich dann 
wieder hin und starb kurz darauf. Bieger dichtete im Gefangniss 
mehrere Lieder, von denen einige im Württembergischen Gesangbuche 
enthalten sind. 

Seine Ehegattin war Eberhardine, Tochter des Oberhofpredigers 
und nachmaligen Prälaten Eberhard Ludwig Fischer. 

Noch mag hier erwähnt werden, dass Oberst Philipp Fried, 
von Bieger, durch den comes Palatinus Major Franz Atdon, 
Reichs Erb-Truchsessen , Grafen zu Zeyll, Freiherr auf Waldburg, 
Herrn zu Wurzach, am 27. Febr. 1762 gleichfalls zum comes Pa- 
latinus (Kaiserlichen Pfalz- und Hofgrafen) erhoben worden ist- 
Das betreffende Diplom lautet folgendermaassen : 



Digitized by 



Google 



- 753 — 

„Wir Frantz Anton des Heil. Rom: Reichs Erb-Truchsäss Graf 
zu Zeyll, Freyherr auf Waldburg, Herr zu W urzach, Marstetten- 
Altmannshofen , Wolfegg und Waldsee, etc., Sr. Churfürstl. Durch- 
laucht in Bayern etc. wtircklicher Geheimer Rath, und Cammerer, 
der Grafschaft Schwabegg, dann der Herrschafften Matziess, und 
Angelsberg Administrator, bekennen öffentlich mit diesem Brief, und 
thun kund allermänniglich. Nachdeme der Durchlauchtigste Fürst 
und Herr, Herr Maximilian Joseph in Ober- nnd Niedern Bayern, 
auch der Oberen Pfalz, Herzog, Pfalz-Graf bei Rhein, des Heil. Rom. 
Reichs Ertz-Truchsäss, und Churfürst, Landgraf zu Leuchtenberg etc. 
währendt Dero in denen Landen des Rhein, Schwaben, und Fränkischen 
Rechtens obgehabten höchsten Vicariat, und Roichs-Fürseher-Ambt, 
Unseren nunmehro in Gott ruhenden Herrn Vatter Johann Jacob, 
des Heil. Römischen Reichs Erb-Truchsessen , Grafen zu Zeyll, etc. 
und nach ihne Uns als seinen Erstgebohrnen Sohn, und Successorn an 
der Gräflichen Regierung, auch nach Uns Unseren erstgebornen Sohn, 
und nach diesen den jedesmaligen Erstgebohrnen von Unseren Nach- 
kommen, und Successoren an der Gräflichen Regierung, aus besonderen 
Gnaden, vermittels der höchstgedachten Sr. Churfürstlichen Durchlaucht 
etc. als höchsten Reichs Fürsehern und Vicario zukommenden Machts- 
Vollkommenheit , in die Ehr, und Würde deren kaiserl. Pfalz- und 
Hof-Grafen, :zu Latein Comites Palatini Mojores genannt, :j besag 
des Anno 1745 den 10. Sept. hierüber ausgefertigten Diplomatis 
erhöhet, gewürdiget, und gesetzet, und unter anderen trefflichen 
und ansehentlichen Begnadigungen, und Privilegien, die besondere 
Freyheit, vollkommenen Gewalt, und Macht gnädigst auch verliehen, 
das8 Wir in eines iedesmahligen Römischen Kaysers, Königs- oder 
Reichs-Fürsehers, und Vicarij Namen, und an statt Derselben, Kaiser- 
liche, und des Heil. Römischen Reichs Pfalz- und Hof-Grafen, zu 
Latein Comites Palatinj genannt, machen und creiren, oder mit 
Ämbteren, Würden, und anderen Vortheilen zieren und begaben mögen, 
welche nicht änderst, als wann Sie mit ietzt erzehlten Freyheiten 
von einem Rom. Kayser, König, oder Reichs-Fürseher und Vicario 

f. Georgii-Georgtnau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 48 



Digiti 



zedby G00gk 



— 754 — 

selbst begäbet wären, geachtet- und gehalten werden sollen, auch 
Macht, und Gewalt haben, Notarios zu machen, uneheliche zu legitimiren, 
und Bürgerliche Wappen mit Schild und Helm, nach eines ieden 
Gelegenheit, zu ertheilen, nicht minder aller Ehren, Würden, Frei- 
heiten, Immunitäten, und Exemptionen, als andere von einem Komischen 
Kaiser, König, oder Reichs- Vicario Selbst creirte Pfalz- oder Hof- 
Grafen, sich gebrauchen mögen, ungehinderet aller und ieder Rechten. 
Satzungen, und Gewohnheiten, die dieser unserer sonderbahren Be- 
gnadung zuwider seyn könnten. Auch erst gedachte, von höchster 
Reichs -Vicariats - Macht -Vollkommenheit vorbesagt Unseren Herrn 
Vatter hochseeligen und nach Ihne Uns, mit Unseren Successoren an 
den Gräflichen Regierung ertheilte Reichs - Pfalz - Graf schafft nicht 
minder von der ietzt Allerglorwürdigst regierenden Kayserlichen Maje- 
stät, dem Allerdurchlauchtigst - Grossmächtigsten und unüberwind- 
lichsten Fürsten und Herrn, Herrn Francisco J., Erwählten Römischen 
Kayser, zu allen Zeiten Mehrern des Reichs, etc. besag Dero be- 
schwornen Wahl Capitulation Art. 3. §. 19. allergnädigst begnehmet, 
und bestättiget worden. 

Und Uns auf solches hin der Wohlgebohrne Herr Philippus 
Friedericus von Bieger, Juris Consultus. Sr. Herzogl. Durchlaucht 
zu Würtenberg etc. Obrist, Geheimer Kriegs Rath, und Commen- 
dante des Staabs-Regiment, auch Ritter des Würtenbergischen Militär- 
Ordens, geziement, und gehorsam gebetten, Ihne in die Zahl und Würde 
der Kayserlichen Pfalz- und Hof-Grafen ansgemein Comites Palatini 
genannt,: | von obhabender Vollmachts wegen an- und aufzunehmen. 
Wir anbey wohl angesehen, und in billige Erwegung gezogen des 
Wohlgedachten Herrn Philipp Friedrichs von Rieger besondere 
Meriten, und von Jugend auf erworbene grosse Fähigkeit, gestalten 
derselbe, nachdeme er seine erste Studia in dem Ulustri Gymnasio zu 
Stuttgard, die Jura aber auf der berühmten Universität zu Tübingen 
in Vier Jahren absolvirt, sich alsdann als Auditor in Miiitair Dienste 
begeben und allda durch seine Tapferkeit, Treue, und Geschicklich- 
keit dergestalten hervorgethan, dass Sr. Herzogliche Durchlaucht etc. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 755 — 

von Würtenberg etc. ihme nicht nur den Characteur eines würcklichen 
Obristen, Geheimen Kriegsraths, und Commendanten, des Stabs-Regi- 
ments beygeleget, sondern auch denselben mit dem Militair-Orden 
de Saint Charle ausgeziehret haben. Wie dann er, Herr von Bieger, 
seine tapfere, getreu- und erspriessliche Dienste tarn in sago, quamm 
in toga noch ferners, und bis in seine Grube, gegen seiner Durch- 
lauchtigsten Herrschafft, dem Heil. Komischen Reich, und gesammten 
Vatterland ohnermüdet fortzusetzen, des gehorsamen Erbiethens ist, 
solches auch wohl thun kann, und soll. 

Als haben Wir mit wohlbedachtem Muth, guten Rath, und 
rechten Wissen, in Krafft obbesagt Unsers habenden Gewalts, und 
Freyheit, ihne, Herrn Philipp Friedrich von Rieger, in den Stand, 
Grad, und Würde der Kayserl. Pfalz- und Hof-Grafen |:comites Pa- 
latinj genannt: erhebet, dazu gewürdiget, und gesetzet. 

Erheben, würdigen, und setzen Ihne, Herrn von Bieger, in den 
Stand, Grad und Würde der Kayserlichen Pfalz-Grafen, und fügen 
Ihne derselben Schaar, Gesell- nnd Gemeinschafft hiemit zu also und 
dergestalten, dass er alle, und jede Gnaden, Privilegien, und Frey- 
heiten, Ehren, Würden, und Vortheile genüssen, derselben sich er- 
freuen, und gebrauchen möge, und solle, deren andere Kayserl. Co- 
mites Palatinj von Recht, und Gewohnheit wegen zugenüssen, sich 
zuerfreuen, und zugebrauchen haben, von allermänniglich ungehinderet. 

Wir geben auch von aufhabender Kayserl. Machts Vollkommen- 
heit gedachtem Herrn Philipp Friedrich von Bieger hiemit voll- 
kommene Macht, und Gewalt, dass er im Namen, und an statt eines 
iedmahlig Regierenden Rom. Kaysers, Königs, oder Reichs Fürsehers, 
und Vicarij, die Personen, so er tauglich, und geschickt achtet, 
(welches Wir seinem Gewissen, und Bescheidenheit anheim gestellet 
haben wollen) zu Kayserlichen Notarien, öffentlichen Schreibereien, und 
Richteren ernennen creiren, und machen könne, und möge, also, dass 
dieselbe offene gemeine Schreiber, Notarien, und Richter durch das 
ganze Heil. Rom. Reich für solche gehalten werden, auch aller und 
jeglicher Privilegien, Gnaden, Vortheilen, Recht, und Gerechtigkeiten, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 756 

in allen Gerichtlichen, und anderen Handlungen, Contracten, Testa- 
menten, letzten Willen, und allen anderen Sachen, und Geschafften, 
ihr Ambt berührend, sich gebrauchen sollen, und mögen, gleichwie 
andere von Römischen Kayseren , Königen , oder Reichs Püreeheren 
und YicarÜ8 selbst, gemachte, und creirte gemeine öffentliche Schrei- 
ber, Publicj Notarij genannt, und Richter solches alles haben, ge- 
brauchen genüssen, und üben, von Recht oder Gewohnheit. Doch 
soll ermelter Herr von Rieger von solchen Notarien, so er creiren 
wird, an des iedmaligen regierenden Römischen Kaysers, Königes, 
oder Reichs Fürsehers statt, und in derselben, und des Reichs Na- 
men, gebührliche Gelübd, und Ayd nehmen, als sich dann solch* 
Gelübde, und Ayd von solcher Ämbter wegen zuthun gebühret, ge- 
treulich, und ohne Geferde. Nicht minder soll, und mag auch mehr 
erwehnter Herr Philipp Friedrich von Rieger Manns- und Weibs- 
Personen, Edle- und unedle (allein Fürsten, Grafen, Freiherren, und 
des Rom. Reichs ohnmittelbare vom Adel ausgenommen), Jung, und 
Alte, so ausserhalb der Heil. Ehe gebohren seynd, sie seyen gleich 
von ledigen, einem, oder zweien Ehelich verheurathen, zu nahe ge- 
sipten, Befreunden, oder verschwägerten, Geweyhten. Consecrirt und 
vovirten Persohnen, oder aus anderen in Geistlich- und Weltlichen 
Rechten verbottenen, verfluchten Vermischungen, wie die allsammeut- 
lich, oder besonders besehenen, und fürgangen, oder immer Namen 
haben möchten, legitimiren, und ehrlich machen, und mit demselben 
ihre unschuldige Macul, und Vermailigung von ihnen ganz aufheben, 
abthun, und vertilgen, und sie in die Ehr, und Würde des ehrlichen 
Standes setzen, und erheben, also, dass denen, wie obstehet, von ihnen 
geehrlicht und legitimirten solche ihm unehrliche Geburt weder m- 
noch ausserhalb Gericht, noch sonsten auf andore Weiss zu keiner 
Schmach und Schand fdrgehalten, noch sie deren in einigen Händlen 
oder Sachen entgelten, sondern für redlich gehalten, und zu allen 
Ehren, Würden, Ämmteren, Zünfften, Handwerckeren, wie andere, so 
von Vatter, und Mutter Ehelich gebohren seynd, angenommen, und 
zugelassen werden und derselben, auch aller, und ieglicher Gnaden 



Digiti 



zedby G00gk 



- 757 — 

und Freyheiten, mit Lehen, und Ämmteren anzunehmen, zu empfangen, 
und zutragen, Lehen, und alle andere Gerichte zu besitzen, ürtheil 
zu schöpfen, und Recht zusprechen, in allen, und ieglichen Stände 
und Sachen fähig, des allen empfanglich, und dazu tauglich und put 
seyn sollen. 

Ferners mag auch er Herr von Rieger mit allen verleimdet- 
und infamirten Personen, solcher ihrer Vernachtheilung, Schmach, und 
Infamie halber, darinnen sie mit der That, oder von Rechtswegen 
gefallen wären, oder seyn möchten, dispensiren, dieselbe Schmach, 
und Vermailung von ihnen aufheben, vertilgen, und sie in ihren 
vorigen Stand wider setzen, und restituiren, also, dass sie nach solcher 
Restitution zu allen Ehren, Würden, Ämmteren, Sachen, Handlungen, 
und Geschafften zugelassen werden, dieselbe nach ihrer Nothdurfft 
und Gefallen üben, treiben, und dazu tauglich und gut seyn solle, 
und mögen, Allermassen als ob sie in einige Verläumdung niemahls 
kommen wären, von allermänniglich ungehinderet. 

. Gleichfalls geben Wir offtgedachten Herrn von Bieger Macht, 
und Gewalt, dass er Ehrlich- und redlichen Personen, die er dessen 
würdig zn seyn erachten wird, (welches Wir dann seinem Gefallen 
und Beschaidenheit heimgestellet haben wollen,) einem ieden nach 
seinen Stand, und Weesen, Zeiche, und Bürgerliche Wappen und 
Kleinodien mit Schild, und geschlossenem Helm geben, und verleihen, 
dieselben zu Wappen- und Lehens Genoss machen, und erheben solle, 
und möge, also, und solchergestalten, dass dieselbe Persohnen, so 
gemelter Herr von Rieger mit Wappen und Kleinod Schild, und 
geschlossenem Helm, wie vorstehet, begaben, und versehen wird, auch 
alle ihre Eheliche Leibes Erben f und derenselben Erbens Erben, solche 
Zeichen, Wappen, und Kleinod mit Schild und Helm für und för 
in Ewigkeit haben, führen, und deren in allen und ieglichen ehrlich- 
und redlichen Sachen und Geschafften zn Schimpf, und Ernst, in 
Streitten, Stürmmen, Kämpfen, Gestechen, Gefechten, Pannieren, Ge- 
zeiten, Aufschlägen, Insiegeln, Pettschafften, Kleinodien, Begräbnussen, 
Gemählden, und sonsten an allen Orten und Enden nach ihren Noth- 



Digiti 



zedby G00gk 



.— 758 - 

dürften, Willen, und Wohlgefallen, gebrauchen, auch all, und jeg- 
liche Gnad, Freyhoit, Ehr, Würde, Vortheil, Recht, und Gerechtig- 
keit, Ammter, und Lehen, und all andere Gericht und Recht zube- 
sitzen, Urtheil zuschöpfen, und Recht zusprechen, und des allen 
theilhafftig, würdig, empfanglich, und dazu tauglich, schicklich, und 
gut seyn, in Geistlich, und Weltlichen Stand, und Sachen, sich dess 
allen freuen, gebrauchen, und genüssen sollen und mögen, als an- 
dere des Heil. Reiches Lehen- und Wappen genossene Leute solches 
alles haben, sich dessen freuen, und gebrauchen, von Recht oder 
Gewohnheit, von allermänniglich ungehinderet. Doch soll er Herr 
von Bieger sein fleissig aufsehen haben, dass er in Krafft dieser ihm 
ertheilten Freyheit und Gnade, den Kayserlich- oder Königl. Adler, 
auch anderer Fürsten, Grafen, oder Freyherren alt Erblich Wappen 
oder Kleinod, auch iemanden, wer der auch wäre, eine, oder mehrere 
Königliche Cronen auf den Helm nicht verleihe, und gebe. 

Wie nun von höchst gemeldt Sr. Churfürstl. Durchlaucht etc. 
als höchsten Reichs Fürseher und Vicario zu Handhabung dieser 
Unserer Privilegien und Concessionen eine sonderbare hohe Straff 
und Poen ausgesetzt, Nemlichen Ainhundert Marck löthigen Goldes, 
die ein ieder, so offt er freventlich darwider thäte, halb in die 
Kayserl. oder Reichs Fürsehers, und des Heil. Reichs Cammer, und 
den andern halbe Theil Uns, und Unseren Mannlichen Ehelichen 
Leibes Erben, und derenselben Mannlichen Erbens Erben, so bier- 
wider beleydiget würden, unnachlässig zubezahlen verfallen seyn, 
auch nichts destoweniger dieselbe alle und jede bey oberzehlten 
Freyheiten, und Begnadigungen verbleiben, auch würcklich geschützet, 
und gehandhabet werden solten. 

Als ergehet hiemit an alle und iede, was Standes, und Wür- 
den die seynd, Unser gebührliches, und dienstliches Ersuchen, dass 
sie viel ernannten Herrn Philipp Friedrich von Bieger dieser von 
Uns aus obhabenden Rom. kayserl. Gewalt und Macht» Vollkommen- 
heit ertheilten Palatinats Freyheit, und demselben anhangenden Ehren, 
Würden, Vortheilen, Recht und Gerechtigkeiten sich geruhiglich freuen, 



Digitized by 



Google 



— 759 - 

gebrauchen und jrenüssen lassen, und daran nicht hindern oder irren, 
sondern ihne bey allen, wie hievor nach der Länge erzeblet, und 
ausdrucklich begriffen und geschrieben stehet, von der Rom. kayserl. 
Majestät, des Rom. Reichs und Unsertwegen vestiglich handhaben, 
schüzen, schirmen, gänzlich dabey bleiben lassen, darwider zu thun 
noch das iemand Andere zu thun gestatten, in keine Weiss, noch 
Weege, als lieb einem ieden seye, Allerhöchst gedacht Sr. Kayserl. 
Mayestät, und des Heil. Rom. Reichs schwere Ungnad, und Straf, und 
dazu die Unseren Reichs Vicariats-Privilegio einverleibte Poen, nem- 
lichen Ain Hundert Mark löthigen Goldes, die ein ieder, so offt er 
freventlich hierwider thäte, halb in die Kaiser!., oder Reichs-Für- 
sehers und des Heil. Reichs Kammer, und den andern halben Theil 
Uns und mehernannten Herrn Philipp Friedrich von Bieger wider 
zuhalb abgetheilt, unnachlässig zu bezahlen zu vermeiden. 

Zu Urkund dessen haben Wir dieses Diploma eigenhändig 
unterschrieben und mit angehängtem Unseren angebohrnen Gräflichen 
grösseren Insiegel fertigen lassen. So geschehen auf Unserem Resi- 
denz-Schloss Zeyll, den Siben und zwanzigsten Tag Monaths Februarij 
nach Christo unseres lieben Herrn Seeligmacher Gnadenreichen Geburt 
im Siebenzehnhundert Zwey und Sechzigsten Jahr. 

Franz Anton Reichs-Erb-Truchsess 
Graff zu Zeyll. 

Ad Mandatum 
Excellentissimi et Illustrissimi 
Domini Comitis proprium: 
Franciscus Wunibold de Seethalen. 

Freiherr von Rieger, Sohn des Vorigen, Hofmarschall in An- 
halt-Cöthen, vermählt mit Emllie von Derolles, Tochter des britti- 
schen Gesandten in Brüssel. Sohn: 



Digiti 



zedby G00gk 



-- 760 - 

Freiherr Johann Friedr. von Rieger, Legationsseeretär, 1 1 868. 
vermählt mit Amalie, geb. Freiin von Stockharner-Starein. Sohn: 

Freiherr Emil von Bieger, Lieutenant, t 1837. — 

Karl Heinrich Rieger, Binder des Generalmajors, geb. 19. 
Juni 1726, Repetent in Tübingen 1750, Stadtvikar in Stuttgart 
1753, Diaconus in Ludwigsburg 1754, Hofcaplan, Hofprediger, 
zuletzt Consistorialrath und Stiftsprediger zu Stuttgart, vermählt mit 
Maria Sophia, geb. Bischof. — Rieger, der Mehreres schrieb, ver- 
trat der Neologie gegenüber die alte orthodoxe Theologie und starb 
1791. Söhne dieses Letztern: 

A. Gottlieb Heinrich Bieger, geb. zu Ludwigsburg den 6. Oct. 
1755, t 19. October 1814, Vicar in Lustnau, Repetent 1779. 
Vicar in Stuttgart; Diaconus in Leonberg 1784, Hofcaplan in 
Stuttgart 1793, als welcher er 1797 eine Sammlung von 
Predigten herausgab; Decan, Special-Superintendent und Hos- 
pitalprediger zu Stuttgart; vermählt I. mit Friederike Vero- 
nika, Tochter des Decans in Herrenberg Joh. Georg Bander; 
11. mit Eberhardina Dorothea, eine Tochter »des biederen 
frommen Generalen Christ Eberhard von Georgii, aus dem 
in der württembergischen Geschichte rühmlichst bekannten 
Geschlecht der Georgii, dieser tapfern, gottesfürchtigen, uneigen- 
nützigen Patrioten.« Kinder aus erster Ehe: 

1) Johanna, vermählt seit 23. Oct. 1813 mit Secretär Gaupp. 

Aus zweiter Ehe: 

2) Christiana Louise Beate, geb. zu Stuttgart 31. October 
1794, vermählt mit dem nachmaligen Stadtpfarrer in Neuffeu 
Carl Christof Friedr. Fischer. 

3) Eberhard Heinrich Bieger, geb. zu Leonberg den 31. 
December 1790, Pfarrer in Meimsheim 1821, in Oberlen- 



Digitized by 



Google 



— 761 - 

ningen 1842, t 19. October 1851. Seine erste Gattin 
war seit 1821 Christiana, Tochter des Professors in Schön- 
thal, nachmaligen Pfarrers Gottlob Fischer; die zweite Gattin 
war Christiana, geb. Schreiber. Kinder I. Ehe: 

I. Christiana Maria Luise, vermählt mit dem Dr. med. 
Theodor Klett in Heilbronn. 

II. Carl Heinrich Bieger, geb. 19. Februar 1824, Helfer 
in Calw, Stadtpfarrer an der St. Leonhardskirche in 
Stuttgart. Gattin seit 29. Juni 1854: Louise Friederike, 
geb. Dörtenbach. 

III. Eberhard Gottlob Bieger, Pfarrer in Gablenberg bei 
Stuttgart. 

IV. Christian Wilhelm Rieger, Kaufmann. 
Kinder II. Ehe: 

I. Panline. 

IL Theodor. 

III. Emannel. 

B. Christian Friedrich Bieger, geb. zu Ludwigsburg 7. Januar 
1757; studirte Theologie, machte hierauf von 1780 — 83 ge- 
lehrte Reisen durch Deutschland, die Niederlande und England; 
M. und Pfarrer zu Neustädtle 1789, Decan in Ludwigsburg. 

C. Friederike Beate, vermählt I. mit Diaconus Köstlin in Ess- 
lingen; IL mit Prälat v. Abel in Schönthal. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Rieger v. t (Riegger, Rüger): Commandant, General 367. — Eman. v., adel. 
Geh.Rath 28. — Ambtschreiber 499 ; Keller 498; Pfarrer 546. — Anshtlm, Cl.Brhaffner 
290; Vogt 570, 595. — Bonif., Stattschreiber 401. — Carl Eberh., KeUer 535. — Carl 
Heinr., Geistl. ConsistRath 139; Hofprediger 193; Stifftsprediger 645. — Christoph, 
CantzlelAdvoc 96 ; Cl,Pfleger 318. — Eman., Conalst. Director 137 ; Oel.O.Rath 67 : Vogt 
408, 413, 541, 542. — Georg Conr., Pfarrer 546, 547. - Hans Conr., Geistl. Verwaltter 617. 
— Joh. Eman., Vogt 390. — Peter Lttdw., GuistLVerwaltter 678. — Phil. Frid. v., Haupt- 
505. — Simon, Amptmann 455. — 



Digiti 



zedby G00gk 



Römer. 



Christof Gottlob Heinrich Friedrich ron Römer, Königlich 
Württembergischer Staatsrath, wurde den 4. Juni 1794 zu Erken- 
brechtsweiler geboren. 

Sein Vater war Günther Eberhard Römer, Pfarrer in Erken- 
brechtsweiler 1789, zuletzt in Bizfeld 1810; die Mutter Christian« 
Benzinger; der Grossvater Georg Eberhard Römer, Pfarrer in 
Waldbach, t 1790; die Grossmutter Friedrike Christiane Sabine, 
geb. von Berg; der Urgrossvater Christof Eberhard Römer, Pfarrer 
in Gross-Ingersheim 1705, f 1761; die Urgrossmutter Anna Sibilla, 
pine Tochter des Pfarrers Johann Georg Schmid von Schmidsfelden 
und der Gottliebin Esther, geb. Meurer. 

Der Eingangs erwähnte Friedrich von Römer studirte anfangs 
Theologie, verliess diese jedoch bald und trat zum Studium der 
Rechtswissenschaft über. In den Staatsdienst eingetreten wurde er, 
da er sich schon 1814 bis zum erfolgten Frieden in etwas der 
militärischen Laufbahn gewidmet, 1819 zum Auditeur, 1830 aber 
zum Kriegsrath ernannt. Als Letzterer erhielt er 1831/32 das 
Mandat des Bezirks Geislingen zur II. Kammer, ein Bezirk, der ihm 
bis zu Ende seiner öffentlichen Thätigkeit treu geblieben ist. 

Als Kammermitglied gehörte Römer in dem sogenannten ver- 
geblichen Landtag der liberalen Opposition an. 

Da er nach dem rasch erfolgten Schlüsse desselben zu seiner 
Neuwahl nicht den nöthigen Urlaub erhielt, legte er gleich ühland 
sein Amt nieder und blieb bis 1838 Mitglied der Kammer. Obgleich 
eines der jüngeren Mitglieder ward er bald hervorragender Führer 
der Liberalen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 763 — 

In den Jahren 1838—45 entsagte Römer der parlamentari- 
schen Laufbahn und übte seine vielgesuchte Praxis als Rechtsanwalt 
aus. Die 1845 auf ihn gefallene Neuwahl seines alten Bezirkes 
nahm er wieder an und wirkte nun als anerkanntes Haupt der 
Liberalen im Vereine mit seinen Freunden Pfizer, Duvernoy und 
Goppelt. Das ganze Land ehrte seine Verdienste durch zahlreiche 
Huldigungen. 

1848 dazu berufen, als Justizminister mit seinen Freunden 
Pfizer, Duvernoy und Goppclt das Märzministerium zu bilden (9. 
März 1848 bis 28 October 1849), fiel ihm zugleich die damals 
so schwierige politische Führung der Regierung zu. Stuttgart und 
Frankfurt, zwischen beiden Städten hatte er da seine Kraft zu theilen. 
Das nacli Stuttgart übergesiedelte Rumpfparlament Hess Römer 15. 
Juni 1849 durch militärische Macht sprengen. Nach dem Scheitern 
der nationalen Hoffnungen mit dem tragischen Ausgang der National- 
versammlung, das Römer wieder in seine früheren Verhältnisse zu- 
rückführte, schlug er in uneigennützigster Weise einen ihm ange- 
tragenen höchst ehrenvollen Posten aus. 

Das Jahr 1851 führte Römer, nachdem er bereits wieder auf 
den drei Landesversammlungen Geislingen im Ständesaal vertreten, 
auf den Präsidentenstuhl der IL Kammer, den er bis November 
1863, wo ihn eine schwere Krankheit darniederwarf, bekleidete. 

Er starb 1864 den 4. März. 

Gattin seit 13. Mai 1829 Liddy Cornelie Auguste, Tochter 
des Obertribunalprocurators Christ Fried. Albert von Sehott. 

Kinder: 

I. Constanze, geb. 29. April 1833, vermählt 15. März 1857 
mit Fabrikant Eugen Herose in Consianz. 

IL Antonie, geb. 10. November 1834, vermählt 23. Februar 1860 
mit Kriegsrath TJieodor van Sucher. 

III. Max Römer, geb. 28. Juni 1836, Lieutenant, Rechtsconsuleut, 
vermählt seit 2. Januar 1863 mit Adele Leonore, der im 



Digiti 



zedby G00gk 



— 764 — 

Jahr 1876 gestorbenen Tochter des Banquier Sigmund Franz 

Benedict in Stuttgart. Ein Bruder des Letzteren ist der 

bekannte Componist in London Julius Bitter von Benedict. 
Brüder des Staatsraths von Römer: 

Günther Friedrich August Römer, geb. 9. November 1765, 
t 1831. 

Gattinnen: I. seit 9. August 1795 Hedwig Ludovike, Tochter 
des Oberamtmanns und Regierungsraths in Tübingen Ferdinand 
Christof Harpprecht; II. seit 29. October 1808 Auguste Heinrike, 
geb. Lotter. Der ersten Ehe entsprossten 1 Tochter, der letzteren 
3 Söhne. 

Johann Christian Friedrich Römer, geb. zu Waldbach 8. Mai 
1770, Advocat. 

Ebenfalls diesen Namen führte: 

M. Johannes Römer, Pfarrer und Dechant zu Affalterbach, Ober- 
amts Marbach, welcher bei seinem zu Ende der ersten Hälfte des 
16. Jahrhunderts erfolgten Tode ein Stipendium von 400 fl. für 
Studirende gestiftet mit der Bestimmung, „den Zinss daraus auf 
seiner Schwestern Kinder anzuwenden, welche zu denen Studiis 
fähig sind." 

Zu Testaments-Executoren und Administratoren des Stipendii 
ernannte er das Gericht zu Steinheim a. d. Murr. 

Da dieses Testament, welches aber nicht mehr vorhanden und 
bei der französischen Invasion in Marbach 1693 mit allen Acten 
verbrannt ist, keine Erb - Einsetzung enthielt, so wurde über die 
Römer'sche Verlassenschaft von den Erben viel gestritten, die Sache 
aber durch einen unterm 12. März 1549 abgeschlossenen und unterm 
20. October 1551 solennisirten Vergleich entschieden, und dadurch 
das Stipendium bestätigt. 

Die Worte dieses Vergleichs lauten: 

„Kund und offenbar sei Allermäuniglichen mit und aus An- 
zeigung dieses gegenwärtigen Instruments, dass in dem Jahr Ein 



Digiti 



zedby G00gk 



- 765 - 

Tausend fünfhundert fünfzig und Eins, den zwanzigsten des Monats 
October (20. Oct. 1551) zu 12 Uhr des Mittags bei Regierung und 
Herschung des allerdurchlauchtigsten etc. Fürsten und Herrn Caroli 
des fünften Römischen Kaisers etc. in der fürstlichen Stadt zu Stutt- 
gart, und daselbsten in meiner des nachbeschriebenen Notarii Be- 
hausung und Herberg in der vordem gewöhnlichen Stube ist vor 
mir dem Notario und glaubwürdigen Zeugen erschienen, der achtbar 
und fürnehme Thomas Wolf hart, Burger zu Waiblingen, und gab 
mir zu erkennen, wie dass er und seine Schwäger und Freund 
vor zweyen Jahren etwas Spann- und Irrungen gehabt von wegen 
des Ehrenhaften und wohlgelehrten Meister Hans Römer, ihres 
Vatters und Schwähers seelig, weil. Pfarrherr und Dechanten Testa- 
ments und sonderlich der zwanzig Gulden jäh rlichs Geld, so an 
nin Stipendium zu Tübingen gewendet werden solle; derohalben sie 
vor des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Ulrich, Herzog zu 
Württemberg löblichen Landhofmeistern , Canzlei und Räthen ent- 
scheiden und vertragen worden, welchen Vertrag er mir dem Notario 
verlesen überantwortet hat, der lautet von Wort zu Wort, wie nach- 
folgt dem ist also: etc. etc. 

An demselben participirt unter vielen andern hauptsächlich 
auch die Lempp'Bch** Familie. 



* Die Lempp'ache Familie, deren Stammvater Georg Lempp im Jahre 1531 lebte, 
hat seit dem 16. Jahrhundert dem Württembergischen Staate viele tüchtige Männer ge- 
liefert Ihr entsprosste auch Eberhard AJbrecht Lempp, geb. 1. October 1805 als Sohn 
des Geheimen Baths Albrecht Friedrieh Lempp, Königlich Württembergischer Ober- 
stenerrath , ein überaus tüchtiger und allgemein hochgeschätzter Beamter , welcher auf 
einer Heise bei Manthänsel im Bayerischen Hochgebirge verunglückte. Seine Gattin 
seit 1. October 1838 und nunmehrige Wittwe ist Marie Louise, Tochter des Kaufmanns 
Gottlieb Reiniger, Sohn des Kaufmanns Gottlieb Christoph Reiniger. Der Letztgenannte 
ist näherer Stammvater der in Württemberg blühenden Familie Reiniger. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Römer: Cl.Pfleger 322; KriegsRSecretar. 101. 



Digiti 



zedby G00gk 



R ö s s 1 e r. 



Anton Rössler, (Rösler) , Herzoglich Württembergischer Ober- 
raths-Secretär, wurde den 2. Januar 1612 zu Tübingen geboren. 

Sein Vater war Johann Kassier, der Rechten Doctor , auch 
Vogt, und nachmals Canzlei-Advocat zu Stuttgart, t 1634, die 
Mutter Felicitas, Tochter des Theol. Dr. und Abts zu Hirsau 
Varenbüler; der Grossvater Christof Rössler, Visitatious-Secre- 
tär in Stuttgart; die Grossmutter Magdalena, Tochter des Hofger.- 
Assessors und Bürgermeisters in Stuttgart, Sebastian TVÖrlin. 

Anton Rössler besuchte das Pädagogium zu Stuttgart, bezog 
hierauf die Universität Tübingen, wo er die Rechte absolvirte. 

Im Jahre 1639 wurde er von Herzog Eberhard von Würt- 
temberg zum Kammergerichts- und Oberraths-Scribenten, 1644 aber 
zum Oberraths-Secretär ernannt. 

Als 1648 der lang ersehnte Reichs-Frieden zu Stande ge- 
kommen, ward Rössler der Gräfl. Oetingischen wie auch Dinckels- 
pihlischen Restitutions- Sachen wegen als Subdelegat abgesandt, als 
welcher er zuletzt noch der Restitution der Pfarrei Möttingen im 
Oetingenschen anwohnte. 

Auf dem Rückweg von letztgenanntem Ort gerieth der Wagen, 
in Folge der überall angeschwollenen Eger, indem der Postillon die 
Fürth durch's Wasser verfehlte, an eine gefahrliche Stelle des 
Stromes, unweit der Mühle zu Lierheim, und Rössler versank sammt 
Wagen und Pferden, nachdem er noch vorher oben auf dem Wagen 
Hülfe gesucht hatte, den 8. Mai 1679 im 38. Jahr seines Alters. 



Digitized by 



Google 



- 767 — 

Seine Gattin war seit 16. September 1639 Johanna, Tochter 
des Herzogl. Württembergischen vieljährigen Canzlei - Verwandten 
Johann Balthasar Eysengrein. Kinder: 

I. Susanna Agnes, vermählt I. seit 6. November 1660 mit dem 
Med. Dr. und Physicus in Schorndorf Joh. Andreas Planer; 
IL seit 29. Januar 1672 mit dem Württembergischen Pfleger 
zu Esslingen, Samuel Neuheuser; III. seit 11. Februar 1678 
mit dem Denkendorfschen Pfleger daselbst, Joh. Heinrich 
Schlossberger. 

II. Johanna, vermählt seit 22. Juni 1680 mit dem Probst und 
Consistorialrath in Stuttgart, Christof Wölflin. 

III. Johann Conrad Rössler, geboren zu Stuttgart, 29. April 1642, 
Decan in Waiblingen und Göppingen, vermählt seit 13. Tri- 
nitatis 1666 mit Christine Elisabeth, Tochter des Stiftspre- 
digers Joh. Lorenz Schmidlin in Stuttgart, welcher Ehe 
4 Kinder entsprossten. 

IV. Friedrich Anton Rössler, geboren in Stuttgart 1648, Kir- 
chenraths - Expeditionsrath und Consistorialsecretär in Stutt- 
gart, t 7. November 1726; vermählt I. seit 24. Trini- 
tatis 1676 mit Anna Maria, Tochter des Expeditionsrath s 
Joh. Schmid ; II. seit 30. Juni 1 685 , mit Anna Christina, 
Tochter des Expeditionsraths Johann Christof Hirschmann; 
III. seit 26. Juni 1692 mit Regina Catharina, Tochter des 
Physicus Sebastian Otto in Stuttgart. — 

Theophil Friedr. Rösler, Sohn des Vorigen, geb. 9. August 
1700, Professor am Gymnasium in Stuttgart 1734, Consistorialrath 
und Prälat zu Alpirsbach 1752, t 12. December 1766. Gattin: 
Anna Elisabetha, geb. Leupold. — 

Gottlieb Friedr, Rösler, Sohn des Vorigen, geb. 27. Juli 
1740, Diaconus zu Lauffen, Professor am Gymnasium in Stuttgart, 
zugleich Commercien-Doputirter, machte sich besonders um die vater- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 768 - 

ländische Naturgeschichte berühmt. Er war mit Christina Elisabetha, 
Tochter des Specials in Herrenberg Georg Frid. Rösler vermählt 
und starb 1770 zu Stuttgart. 

Die Sterne Schwabens widmen ihm folgendes Gedicht: 

Ein Album schrieb Er von dem theuern Schwaben, 
Getreuer Bilder einen langen Reigen; 
Die Flüsse wollt', die Thäler Er uns zeigen, 
Der Erde Schätze und des Himmels Gaben. 

Und solche Wahrheit ist den Bildern eigen, 
Dass noch das Auge Kenner dran erlaben, 
Sie warm und tief in ihre Herzen graben 
Und still vor seiner Meisterschaft sich neigen. 

Auch an dem Himmel war Sein Geist zu Hause, 
Auch Seine Graue hat Er einst beschrieben, 
Mit gleicher Treue, mit dem gleichen Lieben. 

Doch bei dem dampfbeschwingten Fortgebrause 
Der Wissenschaft ist uns von manchem Strausse 
Kaum die Erinn'rung seines Dufts geblieben. 

Eben diesen Namen führten: 

Albrecht Christoph Rösler, geb. 18. November 1608, Secre- 
tär in deutschen Geschäften und Correspondenzen in Frankreich, 
gerieth in Gefangenschaft and entkam nach 7 Monaten am 7. März 
1751. Nun wurde er Klosterverwalter zu Lorch, welche Stelle er 
aber im Jahre 1684 wieder niederlegte. Er starb am 25. Juli 
1687. Gattin: seit 11. Mai 1652 Regina Barbara, geb. Knapp, 
welcher Ehe 11 Kinder entsprossten. — 

Johann Eberhard Rössler, geb. 11. October 1668 zu Lorch, 
als Sohn des Klosterverwalters daselbst Albrecht Christoph Rössler 
und der Regina Barbara, Tochter des Vögten zu Kocherstettwi 
Georg Knapp. 

Derselbe war von 1696 — 1698 Reiseprediger des damals noch 
protestantischen Prinzen Carl Alexander während der Feldzüge am 



Digitized by 



Google 



— 769 — 

Rhein und in Holland und wurde später als Professor der Eloquenz, 
dann der Philosophie, in Tübingen angestellt, als welch letzterer er 
hauptsächlich Naturrecht nach Pufendorf lehrte. 

Das Eectorat der Universität bekleidete er ebenfalls. Er starb 
als Ephorus und Pädagogarch zu Tübingen 16. October 1733. 

Schriften von ihm sind nicht vorhanden; einem Buchländler, 
der einst seine Collegienheffce in Verlag nehmen wollte, erwiderte er: 
„es werde täglich genug geschrieben und er wolle die Büchermasse 
nicht vermehren. " . 

Seine Gattin war seit 1699 Maria Sibylla, Tochter des Dr. 
und Professors, auch damaligen Stadtpfarrers und späteren Canzlers 
der Universität zu Tübingen Michael Müller, welcher Ehe 3 Töchter 
entsprossten. — 

Christian Friedr. Rösler, Dr. Theol., geb. 1763, nach Grad- 
mann aber 1736, zu Cannstadt, als Sohn des Stadtschreibers da- 
selbst Tobias David Rösler, t 1821, 20. März, als Professor der 
Geschichte zu Tübingen. Als Lehrer wie als Schriftsteller hat 
sich Rösler ausgezeichnet. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich 
durch seine „Bibliothek der Kirchenväter" in Uebersetzungen und 
Auszügen (1776 — 1786), eine sehr mühevolle aber lohnende Arbeit. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Rössler (Rösler): Albr. Christ., Ambtschreiber 309 ; Cl.Verwaltter 259, 307. - 
Christian Frid., Keller 370. — VisitatSecretar. 156. — Conr. Mtlch., ClJ»fleger 278. — 
Frid. Anth., Consist.Secretar. 140 ; VisitatSecretar. 157 ; TutelarSecretar. 98. — Georg 
Christ., Ambtschreiber 527. — Gtorg Frid., Pfarrer 453. — Gottl. Frid., Abt 244; 
Geistl.Oonslst.Rath 139. — Joh., Vogt 575. — Joh. Conr. Gaistl.Verwaltter 536; Rechen- 
banckhsRath 153. — Joh. Frid., Consist.Secretar. 141 : Visitat.8ecretar. 158. Joh. Georg, 
Ambtschreiber 527. — Tob., Stattschreiber 331. — Tob. Dav., Stattschreiber 414. 



v. Georgii-Georgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 49 



Digiti 



zedby G00gk 



Rummel in, Rümelin (Remmelin). 



Caspar RUmmelin. An der Kirche in Cannstatt findet sich ein 
Grabstein mit folgender Aufschrift : Anno Domini MCCCCC Siebenzebn 
Jahr am zehenden Tag ,des Monaths Junij am Tag Sancti Onoffrii 
Starb der Ersam Caspar Rümmelin, dem Gott gnädig sy. Amen ! 

Am 23. October 1594 begnadigt Kaiser Rudolph IL den 
Lic. Jur. Jon. Rümelin mit einem erneuten Wappen briefe. Letzterer 
wird darin aufgeführt als »der Ehrsame und gelehrte Joh. Bütnelin, 
Oberschultheiss in Rossheim, Amtmann zu Kinzlingen.« Der erste 
Wappenbrief war der Familie schon von Kaiser Maximilian I. ver- 
liehen worden. 

Martin Rümelin, (Ebingensis), J. U. Dr., Hofgerichts-Assessor, 
vermählt seit 9. Trinit. 1579 mit Margaretha, Tochter des Jnr. 
Dr., Hofgerichtsadvokateu Joh. Epp in Tübingen, t 1597. Kinder: 

1. Anna, vermählt 21. April 1618 mit Notar und Universitäts- 
Secretär Ackatius Sturm. 

II. Johann Ulrich Rümelin, geb. 10. August 1582, Herzoglich 
Württembergischer Rath, Professor der Rechte in Tübingen, 
Hofgerichts-Assessor, Landschaftsconsulent , t 1660. Sein 
Grabdenkmal ist noch heutzutage an der südlichen Aussenwand 
der Tübinger Stiftskirche sammt dem Wappen der Familie zu 
sehen. Gattin: seit 13. Joni 1612 Margaretha, geb. Heer- 
brand. Kinder : 



Digitized by 



Google 



— 771 - 

1) Anna Margaretha, geb. 30. November 1615. 

2) Dorothea Christiana, geb. 14. Januar 1627. 

3) Panl Jacob Rflmelin, Bebenhäuser Pfleger in Tübingen, 
vermählt 25. Aug. 1645 mit Anna Susanna, Tochter des 
Jur. Dr. , Herzogl. Württemb. Raths , Administrators und 
Burgvogts der Herrschaft Weiss, Zacharias Langjahr ä 
Pnchberg und der Anna, Tochter des Syndicus und 
Kaiserl. Raths in Oberösterreich , Christoph Pncher ä 
Puchberg. Als Anverwandte derselben finden sich bei 
Anführung von Epicedien u. A. folgende Personen ver-, 
zeichnet: Jon. Burkhard Rümeiin, Med. Dr. und Physicus 
ordin. zu Tübingen; Georg Ulrich Rtimelin, D. ; Johann 
Martin Rftmelin, Tüb. L. L. Cultor. 

Panl Jacob hinterliess 2 Söhne, nämlich : Ulrich Jacob, 
Capitän, und Georg Conrad, Hüttenschreiber. 

4) Johann Ulrich RUmelin, geb. 8. Januar 1623, trat im 
12. Jahre das Studium der Philosophie und Geschichte, und 
4 Jahre nachher das der Rechtswissenschaft an, bezog im 
18. Jahre seines Alters die Universität Strassburg, woselbst 
er licentiirte 1646, kehrte nach Tübingen zurück, wurde 
1659 Herzogl. Württembergischer Oberrath, 1661 Rent- 
kammer - Procurator, 1675 Kirchenkastens -Advocat, 1679 
Vice-Director des »Consistorial- und Visitations-Raths«. Er 
wohnte vielen Craisstagen, vielen Conferenzen mit kurfürst- 
lichen, fürstlichen, gräflichen, auch städtischen Abgesandten 
bei und wurde auch sonst in hochwichtigen Geschäften 
des herzoglichen Hauses verwendet. Er starb, nachdem er 
noch vorher in seinem Testamente verordnet hatte, nicht 
nur aus einem ansehnlichen Capital jährliche Zinse dürf- 
tigen Predigers-Wittwen Stuttgarter und Tübinger Amts, 
sondern auch an Geld, Brot und Wein grössere Almosen 
Tübiuger Armen zuzuweisen, den 25. September 1670. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 772 — 

Seine I. Gattin war seit 2. Mai 1648 Sabina Regina, 
Tochter des vieljährigen Bürgermeisters und Geh. Raths 
der Reichs-Stadt Esslingen Johann Georg Schlossberger; 
die II. seit 4. Juli 1675 Anua Christina, eine Tochter des 
reichsfreien Johann Leonhard Breitschwert von und zu 
Buchenbach und der Regina, Tochter des reichsfreien adeligen 
Geheimen Raths und Obervogts von Leonberg Joh. Conrad 
Varnböler von und zn Hemmingen. 

Die Verordneten des engeren Ausschusses von Prälaten 
und Landschafft in Würtemberg widmeten ihm folgenden 
Nachruf: 

Wer ligt in dieser Gruft V Ein Mann von schönen Gaben: 
Bey deme Gottesfurcht und Tugend hoch geehrt : 
Der beyder Rechten war recht aus dem Grund gelehrt : 

Mit deme Kunst und Fleiss sich recht verbunden haben : • 

Der manch betrübten Mann durch Zuspruch könnt erlaben: 
Den dises Fürsten-Hauss desswegen hielte werth, 
Weil er getreue Dienst zu leisten fort begehrt. 

AI) dieser Schatz ist zwar mit Ihme schon vergraben! 

Nachdem der liebe Herr von Trübsal vil beschwehrtl 
Sich, leider! vor der Zeit an Kräfften ausgezehrt. 

Doch lebt er doppelt noch: Dann nur das Irdisch hin, 

Die Seele ruht in Gott, sein Nach-Ruhm solle dauren, 
So lang die Nach-Welt wird solch dapfre Leuth betrauren, 
Nun glaube, dass es sei Herr Doctor Rümelin. 

5) Johann Chrisostomus Rümelin, geb. 3. Mai 1625. 

Zu derselben Familie gehörten : 

Joh. Martin Rümelin, J. ü. Dr., geb. den 1. Februar 1581, 
studirte zu Tübingen und Jena die Rechte, doctorirte 1615 und 
erhielt 1617 die Ernennung zum Bibliothekar und gleichzeitig zum 
Professor an der Universität Tübingen, als welch letzterer er mit 
Hinterlassung zweier Töchter am 19. September 1626 starb. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 773 — 

Gattin: Maria, Tochter des J. ü. Dr. Joh. Harpprecht und 
der Maria, Tochter des Probsts und Kanzlers Jacob Andrea, welcher 
Ehe 6 Kinder entsprossten. — 

Burkhard Rttmelin, Hofgerichts-Advokat in Tübingen, t 1666. 
Gattin: seit 9. August 1624 Sabina, Tochter des Professors der 
Mathematik in Tübingen Michael Mastlin. — 

Georg Ulrich Rttmelin, »Sohn des Vorigen, J. U. Dr., Hof- 
gerichts-Advocat, geb. 1630, vermählt I. mit Agnes Elisabetha, 
Tochter des Vogts in Herrenberg Jöfi. Georg Vischer; II. mit 
einer geb. Ritter. — 

M. Georg Bnrkhardt Rttmelin, Sohn des Vorigen, geboren 
14. Februar 1680, Pfarrer zu Walddorf, t 28. Januar 1746. 
Gattin: seit 2. März 1707 Dorothea, Tochter des Pfarrers zu 
Rommeisbach Andreas Hebsncker, welcher Ehe 6 Söhne und 5 Töchter 
entsprossten. — 

Hieronimns Bnrkhardt Rttmelin, Sohn des Vorigen , geboren 
2. October 1717, Pfarrer zu Grötzingen. Gattin: Elisabeth Louise, 
Tochter des Pfarrers in Kirchheim u. Teck Fried. Weissmann und 
der Tabitha, Tochter des Oberraths Pregitzer. Sohn: 

Immanuel Gottlieb Rttmelin, geb. 11. Februar 1756. 
Ebenfalls aus Ehingen stammen: 

Christian Friedrich Rttmelin, Sohn des Kaufmanns und Raths- 
verwandten in Nürtingen Jacob Rttmelin, Enkel des Bürgermeisters 
in Ehingen Johann Sebastian Rttmelin, Stammvaters der Nürtinger 
Linie, Oberamtmann in Maulbronn, Hofrath zu Ludwigsburg. 

Gattinnen: I. Johanna Caroline, Tochter des Herzoglichen 
Regierungsraths Friedrich Albrecht Steinheil; II. seit 30. April 
1775 Christiana Sofia Regina, Tochter des Amtsschreibers in Maul- 
bronn Johann Christof Schttz. Söhne : 



Digiti 



zedby G00gk 



- 774 — 

I. Johaun Christian Friedrich Rttmelin, Waisenhaus-Pfleger in 
Ludwigsburg, t als Stadt- und Amtsschreiber in Blaubeuren; 
vermählt seit 30. April 1799 mit Friederike Ludovika Therese, 
Tochter des Landschaftsconsulenten in Stuttgart Johann Georg 
Kerner, Kinder : 

1) Kameralverwalter Rttmelin, in Waiblingen. 

2) Oberstlieutenant yon RttmeUn, in Gmünd t- 
'S) ßegierungsrath Rttmelin, in Ellwangen t- 
4) Stadtbaumeister Rttmelin, in Wildbad. 

II. Gottlieb Benjamin Rttmelin, geb. 1. August 1780, Kaufmann 
in Heilbronn, Vater von 6 Söhnen und 6 Töchtern. 

III. Ernst Gustav Gottlob Rttmelin, geb. Maulbronn 20. Mai 
1785, Oboramtsrichter in Heilbronn, Oberjustizrath. Vater 
von 4 Söhnen. Söhne: 

1) Oberverwaltungsgerichtsrath von Rttmelin in Stuttgart. 

2) Dr. von Rttmelin, vormals Chef des Cultdepartements, 
Staatsrath, Kanzler der Landes-Universitat, bekannter Sta- 
tistiker, Verfasser mehrerer sehr bedeutender geistreicher 
Schriften, Kommenthur I. Klasse des Friedrichs-Ordens und 
Kommenthur des Ordens der württemb. Krone etc. 

3) Kommercienrath Rttmelin. 

4) Max Rttmelin in Heilbronn. 

Ebenfalls diesen Namen führten: 

Johann Remmelin, Med. Dr. und Physicus in Schorndorf, ver- 
mählt mit einer Tochter des Theol. Dr. und Superintendenten in Ulm 
Vesenbcccius. 

Jon. Anastasius Remmelin, Sohn des Vorigen, Med. Dr. und 
Physikus zu Kirchheim u. Teck, dann zu Urach, t 1684. 



Digitized by 



Google 



- 775 - 

Gattin: Anna Maria, Tochter des Pfarrers Glockengiesser in 

Albeck bei Ulm. Sohn: 

Johann Conrad Remmelin, geb. zu Kirchheim u. Teck 1658, 
Med. Dr. 1682. Sohn: 

David Rttmmelin, Kaufmann in Ulm. — 



Das Fürstlich ftürttembergische Dienertrach enthält folgende höhere Beamte 
dea Namens (Rümmelin, RUmtlin Rümmellin): Joh., Schultheis« 521. — Christian Frid., 
Vogt 314, 510. — Georg Ehrenr., Abt 327. — Joh. Ulr., CammerProcurator 109 ; Gel. O. 
Ratb61: Kirch. Cast.Advoc. 149; KirchenR.Director 142. — Paul Jac, Ambtmann 210,292; 
CLHofmaister 339; Cl.Pfleger 261, 271. 



Digitized by VjOOQIC 



Sattler. 



Johann Sattler, Herzogl. Württembergischer Geheimer Raths- 
Secretär, wurde den 25. December 1554 zu Schorndorf geboren. 
Sein Vater war Michael Sattler, Kaiserl. öffentlicher Notar und 
Stadtschreiber zu Schorndorf, t 1573; die Mutter Anna, Tochter 
des Bürgermeisters von Tübingen Melchior Mezger, genannt Calwer; 
der Grossvater Johann Sattler, geb. 1491, t 1562, Herrn Herzogs 
Ulrich von Württemberg Kammerrath, Vogt in Backnang; die Gross- 
mutter Anna Rudolf von Cannstatt; der Urgrossvater Johann Sattler, 
Vogt von Urach, t 1520, nach Andern 1535; die Urgrossmutter 
Barbara, eine Tochter des Vogts von Stuttgart Hans von Gaisberg; 
der Ururgrossvater Johann Sattler,* Landschreiber und Vogt in Urach 
1498, f 1508, erhielt von Kaiser Friedrich III. einen Wappenbrief, 
d. d. 7. Oct. 1476, welcher in der IZess'schen Chronik von Herren- 
berg Lib. in. wörtlich enthalten ist; die Ururgrossmutter Margaret!» 
Schönäugler ; der Urur-Urgrossvater Ulrich Sattler lebte 1439 zu 
Waiblingen, „ubi ejus arma gentilitia in aedibus civitatis (Rath- 
haus) adhuc reperiuntur." 

Nach Crusius hielt sich das Sattler'schQ Geschlecht vormals 
zu Waiblingen auf und hatte daselbst eine Erbbegräbniss-Capelle,** 



* Sein in der Kirche zu Waiblingen befindliches Grabdenkmal trägt folgende 
Aufschrift: „Weyland Joh, Sattler der altist von Waiblingen, Wirtemb. Landsohreiber 
und Vogt zu Urach, hat 1476 dies Wappen und Cleinot von weyL Kayaer Friedrich 111. 
auasgebracht* 

** In ebenderselben Oapelle befindet eich auch eine von der Familie gestiftete 
Tafel, auf welcher die Bildnisse aller Nachkommen des Stifters und ihrer Ehegattinnen 
und Wappen bis auf das Jahr 1622 gemalt zu sehen sind. 



Digitized by 



Google 



— 777 — 

in welcher noch 1500 Johann Sattler, Amptshauptraann zu Aurach 
(Urach), beigesetzt wurde. 

Johann Sattler wurde 1578 in die herzogliche Canzlei nach 
Stuttgart gezogen, hierauf zum Ehegerichts- und Lehens-Secretär, 
dann Kammer-Secretär ernannt und bekleidete diesen wichtigen Posten 
unter drei Herzogen zu Württemberg, 28 Jahre lang, erhielt auch 
den Gehoimenrathstitel. Bei allen drei Kegenten hatte er sich in 
gleiche Gunst zu setzen vermocht, bei Friedrich ebenso gut, als bei 
Ludimg und Johann Friedrich, namentlich bei dem Letzteren war er 
sehr wohl gelitten und wer etwas bei diesem Fürsten anzubringen und 
zu suchen hatte, der wandte sich eben an den Kammersecretär. Er 
war ein Mann von eisernem Fleiss und von unermüdlicher Ausdauer; 
Winters wie Sommers pflegte er schon Nachts 2 Uhr aufzustehen 
und fortzuarbeiten bis zum späten Abend. Seine unbestechbare Red- 
lichkeit und Treue gegen das Fürstenhaus, sein von allen Intriguen 
entfernter, gerader, schlichter Sinn machten ihn für die Stelle, die 
er bekleidete, ganz besonders geeignet. — 

Melchior Jäger und Matthäus Enelin, sie beide fielen bei 
Friedrich in Ungnade und wurden zur Verantwortung gezogen, 
Joh. Sattler dagegen behielt seine Stelle bis an seinen Tod 19. Juni 
1619. Er bat im Jahre 1594 das Sattlerisch* Wappen vermehrt. 

Sattler wurde nebst seinen Brüdern Johann Melchior,* Stadt- 
schreiber in Schorndorf, f 1605 und Matthäus, Geistlicher Verwalter 
in Schorndorf, von Kaiser Rudolf IL in den Adelsstand erhoben. Der 
Adelsbrief, d. d. 1. September 1594, ist wörtlich in der Hess'schen 
Chronik ^von Herrenberg Lib. III. S. 67 — 77 enthalten. Sattler 
war Besitzer des adeligen Guts zu Gärtringen, welches dann an 
seinen Enkel-Tochtermann Heinrich von Hiller überging. 

Johannas I. Gattin war seit 12. Mai 1579 Agnes, Tochter 
des Herzoglich Württembergischen Oberraths D. Chilian Bertsch, 

* Dessen Söhne waren: Georg Sattler, geb. 1667, Pfleger in Münster bei Cann- 
statt, f 1597 mit Hinterlassung von 3 Söhnen nnd 4 Töchtern ; Wolf gang Sattler, Vogt 
in Urach, t 1622, er hinterlieas einen Sohn Namens Johann Wolfgang Sattler, Diaconus 
in Nenenstadt 1627—1636, nnd 4 Töchter. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 778 - 

welcher Ehe 5 Söhne entsprossten. fiiner derselben, Wilhelm Sattler, 
Hofkanzlist, f 1619, war vermählt I. mit Agnes, Tochter des Rappolt- 
steinischen Raths Ulrich Vurenbfller , Stifterin der VareribiÜer- 
Grüninger - Hiller 'schon Stiftung; II. seit 21. März 1605 mit 
Magdalena, Tochter des Herzoglich Wtirttembergischen Cammer- und 
Ehegerichts-Secretärs Thomas Zelling aus Torgau. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Friedrich von Sattler, welcher sich als Königl. Schwedischer 
Oberst im 30jährigen Kriege auszeichnete, und Johannes Ton Sattler, 
Kaiserlicher Rath und Abgesandter an der ottomanischen Pforte, 
t 1678, nachdem er kurz vorher den Reichsfreiherrnstand erhalten 
hatte. 

Dorothee Sattler, Klosterfrau zu Gutenzeil bei Offenhausen. — 

Nicolaus Sattler, Bruder der Vorigen, Canonicus in Stuttgart, 
t daselbst 1 526, wurde nach Waiblingen geführt und in der Capelle 
beigesetzt. — 

Basilius Sattler, geb. 1549, Theol. Dr., Herzoglicher General- 
superintendent und Hofrath, nativitate Wirtembergicus , wohnte ao. 
1583 mit Anderen dem Colloquium zu Quedlinburg bei, t 9. November 
1624, seines Alters im 75., seines Amtes im 55. Jahr, mit Hinter- 
lassung von Kindern, Enkeln und Urenkeln 99 an der Zahl. — 

Johann Melchior Sattler, geb. 5. Januar 1616, anfangs in 
der Hohenlohischen Canzlei zu Pfedelbach angestellt, dann bei der 
Stadtschreiberei Schorndorf, zur Zeit der Belagerung und Einäsche- 
rung dieser Stadt. Von da fluchtete er nach Münster und Stuttgart; 
als ihm von den Papisten während des Interims die von seinem 
Vater bekleidete Pflege des ersteren Platzes angeboten ward, schlug 
er diese aus, indem er vorzog, seinem Landesherrn zu dienen. 

Im Jahr 1635 wurde er von den unterlassenen Herzoglichen 
Räthen zum Rentkammer-Scribenten ernannt, ein Amt, in dem er 



Digiti 



zedby G00gk 



- 779 — 

auch nach des Herzogs erfreulicher Wiederankunft bis 1641 verblieb; 
in letzterem Jahre erhielt er die Stelle eines Geheimen Cancellisten, 
1046 wurde er Geheimer Secretär, 1657 aber Visitations-Expedi- 
tionsrath, 'in welcher Stellung er den 8. November 1671 zu Kirch- 
heim u. Teck starb. 

Seine Gattin war seit 27. Juli 1640 Anna Barbara, Tochter 
des Eathsverwandten in Stuttgart Johann Christof Stikel. Kinder: 

1. Anna Barbara Catharina, vermählt seit 13. Trin. 1672 mit 
dem Oberrath und Lehenprobst in Stuttgart Salomo Simprecht 
Textor, einem Sohne des Hohenlohischen Raths und Kanzleidirectors 
in Neuenstein Wolfgang Textor. 

II. Johann Georg Sattler, Oberraths-Kanzlist, Secretär in Stutt- 
gart, vermählt seit 26. Nov. 1672 mit Anna Katharina, 
Tochter des Physicus daselbst Tobias Wagner, t 1680. 

III. Johann Melchior Sattler,» geb. 22. Sept. 1651, Oberhelfer 
in Kirchheim 1692 , vermählt seit 31. October 1682 mit 
Anna Maria, Tochter des Kammerprocurators in Durlach Joh. 
Heinrich Jung. 



* Eine Tochter desselben, Sofie Catharine Eufroaine, wurde 3. November 1706 die 
Gattin des Pfarrers Christof Jacob Klüpfel in Hattenhofen, nachmaligen Hofpredigers in 
Langenburg, welcher Ehe 3 Söhne entsprossten, nämlich: 

I. Immanuel Christof, geb. 29. Januar 1712, f 21. November 1779 , Gothsischer Hof- 
prediger in Graf, dann 'Geistlicher in Gotha selbst, zuletzt Vicepräsident des 
Konsistoriums daselbst. — Die Gothaischen Almanache waren die ersten in Deutsch- 
land, die, in einem hübschen Gewände, allerhand nützliche Kenntnisse unter der 
Klasse von minder gelehrten Lesern verbreiteten. Den ersten Gedanken eines 
solchen deutschen Almanachs aber hatte Klüpfel. 

II. Jacob Friedrich, 8tadtachreiber in Stuttgart, f 1785; dessen 8öhne waren: 
Christian Friedrich Klüpfel, starb ebenfalls als Stadtschreiber in Stuttgart 1816; 
August Friedrich Klüpfel, Pfarrer in Grossheppach 1814 ; Carl Friedrich Klüpfel, 
Kaufmann in Stuttgart, f 1834. 

III. Johann Albrecht, Dekan in Weinsberg, vermahlt seit 29. Juli 1755 mit Friedrike 
Auguste Sophie, Tochter des Hofraths Johann Friedrich Erhardt in Oels, und der 
Maria Johanna, geb. von Ponniere, Hofdame der Fürstin von Oels. 8ohn: Johann 
Jleinrirh Klüpfel, Pfarrer in Gächlngen, t 1806. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 780 - 

IV. Johann Friedrich Heinrich Sattler, geb. 26. April 1655 
(nach Herrenb. Kronik 1650), Verwalter in Laufen, t 1711 
mit Hinterlassung von 4 Kindern; vermählt 1. seit 1680 mit 
Anna Elisabeth, Tochter des Württembergischen Pflegers in 
Heilbronn Philipp Craft Vi scher; IL mit Barbara Heinlin 
von Lindau. 

V. Johann Christof Sattler, geb. 31. October 1657, t 1723, 
Advocat in Stuttgart, vermählt seit 14. November 1699 mit 
Katharine Elisabeth, Tochter des Expeditionsraths und Kriegs- 
Commissärs in Stuttgart Jöliann Tobias Heller. Dieser Ehe 
entsprossten 7 Kinder, und zwar 4 Söhne und 3 Töchter. 

VI. Johann Bernhard Sattler, t 1732. — 

Christian Friedrich Sattler, geb. 16. Nov. 1705 in Stuttgart, 
anfangs Hofgerichts- Advocat daselbst, hernach aber 1736 Geheimer 
Archivar und 1776 Ifogierungsrath. Er starb 1785, bekannt durch 
mehrere ausgezeichnete Werke. Sattler war Mitglied des Königlich 
Grossbritannischen Instituts zu Göttingen und der Königl. Preussischen 
gelehrten Gesellschaft zu Frankfurt a. d. Oder. 

Die »Sterne Schwabens« widmen ihm folgendes Gedicht: 

Mit deutschem Fleisse trug er sie zusammen 
Die schweren Quader zu dem Tempelbau: 
Dem Ruhme Schwabens, der das fernste Gau 
Mit hohem Stolze würdig muss entflammen. 

Der Tempel hub sich aus der Zeiten Grau, 
Wo Nebel erst um seine Füsse schwammen, 
Bis er die Glieder bald die starken, strammen 
Klar aufwärts reckte in des Himmel Blau. 

So steht er da! ein Anblick hoher Wonne 
Für jedes Schwabenherz, für Jung und Alt, 
Der sie begeistert zu erhaVnem Streben. 



Digitized by VjOOQIC 



— 78] — 

Er war's, der jene Nebel gleich der Sonne 
Mit ems'ger Hand getheilt und der Gestalt 
Das erste Kleid aus schlichtem Zeug gegeben. 

Gottlieb Friedrich Ton Sattler, Königlich Württembergischer 
Oberst beim VII. Infanterie-Regiment 1833. 



Das Fürstlich Württemborgische Dienerbuch enthält folgende Beamte des 
Namens Sattler (Sadler): Mbr., Vogt 412. — Christian Frid., Archivar 41; Lehen- 
Secretar. 82; Reg.R.Secretar. 74. — Christoph Heinr., Vogt 516. — Flor., Amptaschaffner 

518. Fried. Phil., O.R.Secretar, 71. — Fritz, Vogt 463. — Georg, Cl.Pfleger 808 ; Geh.Secre- 
tar. 31. — Oeorg Sebast., Cl.Pfleger 248 ; 8chultheiss 363 ; Vogt 418. — Hans Bernh., 
ConeißtSeoretar. 140; Landsch.Advoc. 557; RechenbanckhsRath 118. — Hans Christ., Vogt 

519. — Hanse Oeorg, Geb.8ecretar. 32; Landschreib. Verwaltter 116, O.R.Secretar. 70. — 
Hans Melch., Geh.Secretar. 32; O.RSecretar. 69. — Job., Stattschreiber 392. — Joh., 
ChammerSecretar. 103 ; Geh.8ecretar. 31 ; GeistL Verwalter 371 ; Hofger.Beysitzer v. d. 
Landsch. 79; Landschreib. Verwaltter 115; Schul th eise 566; Stattschreiber 392; Vogt 370» 
531, 588. — Joh. Beruh., Cl.Pfleger 260; Hofger.Secretar. 79. — Joh. Casp., Stattschreiber 
437. — Joh. Christoff, CantzleiAdvoc 94; Schulthetss 363 ; Vogt 394. — Joh. Frid., Cl.Hof- 
maister 340, Gaistl.Verwaltter 475 ; Keller 514. — Joh. Hier., Cl.Pfleger 249, 337, Cl.Ver- 
waltter 246. — Joh. Ludw., CantzleiAdvoc. 93; TntelarRath 97. — Joh. Melch., Geh. 
8ecretar. 94. — Joh. Phil., Schultheiss 567; Vogt 89, 438. — Matth., Gaistl.Verwaltter 535. 
— Melch., Geh.Secretar 31. — Wolff, Amptmann 455 ; Vogt 589. 



Digiti 



zedby G00gk 



Scheffer. 



Wilhelm Ferdinand Ludwig: Scheffer, das jüngste von vier 
Geschwistern, Herzogl. Württembergischer Geheimer Archivar, wurde 
den 12. Juli 1756 zu Stuttgart geboren. Sein Vater war Carl 
Ludwig Scheffer, geb. 8. Juli 1725, Regierungsrath und Geheimer 
Secretär in Stuttgart, t 1765; die Mutter Elisabeth Charlotte, 
Tochter des Geh. Raths von Zech; der Grossvater Johann Scheffer, 
geb. 15. September 1683. Geheimer Secretär, nachher Consistorial- 
Director in Stuttgart, t 1763; die Grossmutter Sablna Regina, 
eine Tochter des Med. Dr., Leibmedicus und Professors in Tübingen, 
Johann Zeller und der Christina Dorothea, geb. Bardili; der Ur- 
grossvater Samuel Scheffer, geb. 14. Januar 1658. t 1722, Her- 
zogl. Württembergischer Rath und Bürgermeister in Dinkelsbühl, 
vermählt I. 5. Februar 1680 mit Christina Barhara, geb. Link; 
II. 1602 mit Crsnla, geb. Banmgaertner ; III. 12. November 1715 
mit- Anna Margaretha, geb. Weller; der Ururgrossvater Georg 
Scheffer, geb. 1623, des grössern Raths und Kirchenpfleger in Dinkels- 
bühl, t 1674; die Ururgrossmutter seit 1675 Margaretha 5ast. 

Wilhelm studirte Jurisprudenz, wurde 1779 ausserordentlicher 
Archivar, ein Amt, das er während 6 Jahren ohne allen Gehalt ver- 
waltete. Erst 1791 rückte er in die ordentliche Besoldung ein. 
1819 erhielt er Titel und Rang eines Regierungsraths und starb 
26. Januar 1826 im 71. Jahre seines Alters mit dem Rufe, mit 
grossen Kenntnissen den eisernsten Fleiss, den reinsten edelsten 
Charakter verbunden zu haben. 



Digitized by VjOOQIC 



— 783 - 

Als Schriftsteller lieferte er durch seine Werke viele ausge- 
zeichnete Beiträge zur Vervollständigung der württembergischen 
Geschichte. 

Wiejieine würdigen Vorfahren, Sattler und Gabelkofer . so 
hat auch er seinen Beruf in höherem Sinne aufgefasst und konnte 
ihn auch nicht nur kraft seiner Kenntnisse, sondern auch kraft 
seiner Stellung* in solchem Sinne auffassen. „So lange ein Archiv 
in Württemberg besteht, so lange werden auch die Namen eines 
Gabelkofer s, Sattlers und Scheffer' s fortleben. 4 ' 

Seine Gattin war seit 14. August 1779 Friedrike Auguste, 
Tochter des Legationsraths , Badischen Geheimen Raths und Mini- 
ster-Residenten in Wien, Jacob Friedrich von Stockmayer. Kinder: 

I. Friedrike Auguste, vermählt seit 25. September 1808, mit 
dem Jur. Dr. , Rechts-Consulenten , Präsidenten der Kammer 
der Abgeordneten, Minister Jac. Friedrich Weishaar. Eine 
Tochter derselben Louise Auguste , wurde 1828 die Gattin 
des Oberconsistorialraths in Stuttgart Heinr. Stirm. 

II. Sofie Luise Friderike, geb. 9. Juli 1783, Gattin des Pfarrers 
in Plieningen, Professors Fischer. 

III. Wilhelmine, geb. 28. Dec. 1795, vermählt G. Februar 1837 
mit dem Rentamtmann in Schwendi Ludwig Heinrich Fischer. 

IV. Carl Ludwig Scheffer, geb. 1. März 1780, Kaufmann in 
Schaffhausen , vermählt im September 1804 mit Anna Maria, 
Tochter des Bürgermeisters von Schaffhausen, Maurer. Kinder: 

1) Elisabeth Auguste, geb. 17. August 1805. 

2) Maria Elise, geb. 9. December 1812, vermählt 26. October 
1848 mit dem Gatten ihrer t Tante Wilhelmine, dem 



* Zur Zeit des alten Herzogthums waren immer 4 Archivare bei dem Archiv an- 
gestellt; sie hatten, wenn nicht die bestimmt ausgedrückte, doch die stiUschweigende 
Obliegenheit, zugleich auch für die Geschichte und Landeskunde zu wirken , und dieser 
Einrichtung verdankt Württemberg seine Historie. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 784 - 

bereits erwähnten Kentamtinann Louis Fisclier , welcher 
Ehe 3 Söhne entsprossten , nämlich: Carl Gottlob Fischer, 
geb. 12. Januar 1851 ; Gustav Stephan, geb. 7. April 
1853; Emil, geb. 3. December 1854. 

3) Bertha Caroline, geb. 2. August 1814. 

4) Louise Friederike Wilhelmine, geb. 13. Juli 1816. 

5) Eduard Scheffer , geb. 11. April 1807, t 13. August 
1863, Gattin Henriette Baron von Strassburg. 

Deren Kinder: 

a) Eduard Scheffer, geb. 27. Juli 1838, t Nov. 1855; 

b) Maria, geb. 7. September 1845, vermählt 1874 mit 
Joseph Schorn. 

6) Carl Ludwig Friedrich Scheffer, geb. 27. December 1819, 
vermählt 1. März 1851 mit Anna Hoppe. Söhne: 

a) Georg Scheffer, geb. 23. März 1852; 

b) Louis Scheffer, geb. 14. Mai 1856. 

7) Emil Robert Scheffer, in Louisville, Amerika, geb. 7. Juli 
1821, vermählt im Januar 1852 mit Olivia Kniess. Kinder: 

a) Emil Scheffer, geb. November 1852. 

b) August Scheffer, geb. März 1855.. 

c) Marie, geb. 1859. 

d) Hertha, geb. 1862. 

e) Ida, geb. 1864. 

f) Eduard Soheffer, geb. 1868. 

V. Wilhelm Friedr. Scheffer, geb. 1781, t 1835. 

VI. Heinrich Eberhard Scheffer, geb. 3. Mai 1786, Kaufmann in 
Strassburg, vermählt mit Louise Rausch von Strassburg, t 
Juni 1823. Kinder: 
1) Henriette. 



Digitized by 



Google 



— 785 — 

2) Mathilde, geb. 1815, vermählt mit Albert Legrand 
Fondoy. 

3) Henri Scheffer, geb. 1816, vermählt mit Elisa, geb. 
Martin von Mühlhausen. 

4) August Scheffer, t 1837. 

5) Emil Scheffer, in Nimes, vermählt mit der 1875 t Ange- 
line Himpel. 

Eben dieser Familie entstammten : 

Johann Adam Scheffer, Bruder des Eingangs erwähnten Sa- 
muel Scheffer , geb. 1661, Vogt zu Wohrdlen , Vater von 1 
Sohn und 4 Töchtern. — 

Johann Theodor von Scheffer, Bruder des Consistorialdirectors 
Joh. Scheffer, geb. 1687 in Dinkelsbühl als Sohn des dor- 
tigen Raths (und Bürgermeisters Sam. Scheffer), 1716 als 
Professor der Rechte nach Tübingen berufen, später Rath und 
Hofgerichtsassessor, stieg unter Herzog Carl Alexander bis 
zum Geheimen Rath uud Ober-Hofcanzler empor. — 

Neben dem Geheimen Rathe v<m Pfau war Schffer un- 
streitig der Tüchtigste in dem Bunde, als dessen Oberhaupt 
der berüchtigte Süss Oppenheimer galt. Im Jahre 1737 in 
den Reichs- und erbländisch-österreichischen Adelsstand er- 
hoben, kam er nach dem Tode Carl Alexanders in Unter- 
suchung, wurde indessen bald wieder entlassen. 

Scheffer starb 1745 in Tübingen, mit dem Rufe, ein 
trefflicher Kenner des Staatsrechts gewesen zu sein. 

Georg Samuel Scheffer, Bruder des Vorigen, geb. 10. Nov. 
• 1692, K. K. Gerichts-Prokurator. — 

Heinrich Wolfgang Scheffer, Bruder des Vorigen, geboren 
26. März 1700, Senator in Dinkelsbühl. Söhne: 

v. Geonßi-Otorgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 50 



Digiti 



zedby G00gk 



— 786 — 

1) Theodor Samuel Ton Scheffer, Königl. Sardinischer Major. 

» 

2) Benedict von Scheffer, Senator, Bau- und Bürgermeister 
in Dinkelsbühl. 

3) Heinrich Philipp von Scheffer, Kaufmann in Augsburg 
und Ulm, Agent zu ßegensburg, f 1784. 

Gattin: geb. Ton Schellhas. 

Johann Eberhard Friedr. Scheffer, Bruder Wilhelm Ferdi- 
nand Ludwig Schcffer's , geb. 26. September 1752, Hofrath 
und Geheimer Secretär des Prinzen Carl von Hessen-Cassel 
in Gottorff. 

Carl August Scheffer, Bruder des Vorigen, K. K. Oesterreich. 
Rittmeister. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Schaff er (Schäfer, Scheffer): CantzleiAdvcc. 96. — Carl Ludtc., Geh. SecreUr. 
33. — Georg Jac, Vogt 571. — Joe., Geh.Secretar. 33 , Gel. O.Rath 65 ; Registratur 45. — 
Joh., Coneist.Director 136; Geh. Secretär. 34; KlrchenR.Director 142 ; O.R.Secretar. 72.— 
Joh. Christ., Registratur 159. — Joh. Phil., Visitat.Secretar. 158. — Mich., Gaistl.Rath im 
Consist. 137 : Hofprediger 191: — Theod., Cantzler 18. — Wilh. Ferd. Ludtc., Archivar 42. 



Digitized by 



Google 



Schelling. 



Daniel Schelling, geb. zu Ulm 22. Januar 1595, studirte zu 
Tübingen und Giessen Theologie, magistrirte 1620, wurde Vicar zu 
Buttenhausen, Pfarrer daselbst bis 1644, Pfarrer zu Oedenwaldstetten 
und Dapffen 1644, Stadtpfarrer und Special-Superintendent zu Blau- 
beuren 1649; damals, zur Zeit der österreichischen Interims-Regierung, 
war dort die freie Uebung des evangelischen Gottesdienstes verboten, 
so dass man zur Predigt, Beichte und Abendmahl an fremde Orte 
gehen musste, ja selbst Kinder zur Taufe nicht ohne grosse Gefahr 
über Feld tragen lassen musste. 

Er legte hauptsächlich ein neues Tauf-, Ehe- und Todten-Buch 
sowohl über seine eigene Pfarrei, als auch über die Orte Weiler, 
Gerhausen, Seussen, Sonderbuch, Suppingen und Ehrsteten an, wobei 
er namentlich die während des Interims getauften Kinder so genau, 
als er sie eben in . Erkundigung bringen konnte, aufführte. 

Seine I. Gattin wurde 10. Mai 1626 Constantlne, Tochter des 
Vogts Nicolai von Butten hausen ; die II. seit 10. Februar 1652 
Margaretlia, verwittwete Kechler; die III. Maria, geb. FQsslin, 
damals verwittwete Kohleisin von Augsburg. Schelling starb 18. 
März 1685 im 91. Jahre seines Alters und ruht im Chor der 
Stadtkirche zu Blaubeuren. Söhne: 

I. M. Immanuel Schelling, Pfarrer in Pappelau, in Bissingen. 
II. Ulrich Friderich Schelling, Bürgermeister von Blaubeuren. 
111. Daniel Schelling, Kaufmann in Ulm. 

Eben diesen Namen führt der berühmte Philosoph Friedrich 
Wilhelm Joseph von Schelling, welcher 27. Januar 1775 zu Leon- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 788 — 

berg geboren wurde. Sein Vater war Joseph Friedrieh von Schelling, 

Ritter des Civilverdienstordens , Diaconus in Leonberg, Professor in 
Bebenhansen, Decan in Schorndorf, Orientalist und theologischer Schrift- 
steller, nachmals Herzoglich Württembergischer Rath und Prälat in 
Murrhardt und Maulbronn, t 1812. Die Mutter Gottliebin Maria, 
Tochter des Pfarrers Ludwig David Cless; der Grossvater M. Joseph 
Schelling, Pfarrer in Unter-Weissach. 

Nachdem Friedrich Wilhelm die niederen Klosterschulen durch- 
laufen, ruckte er 1790 in das theologische Stift in Tübingen vor 
und erlangte im September 1792 unter dem Decan M. Christian 
Friedrich Schnurrer die philosophische Magisterwürde. 1798 wurde 
er Prof. extraord. Phil, in Jena. 1802 erhielt er die philosophische 
und medicinische Doctorwürde von der Universität Landshut. Von Jena 
kam er 1803 als Prof. ord. Philos. nach Würzburg. 1806 wurde 
er hierauf Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, 
1808 Direktor und Generalsekretär der Akademie der bildenden Künste. 

In letztgenannter Stellung 1808 ward er in den bayerischen 
Adelsstand erhoben. 1810 im Februar hielt er auf Bitten von Freun- 
den in Stuttgart im Hause des damaligen Oberjustizraths (nach- 
maligen Obertribunal-Präsidenten) von Georgii Conversatorien , »die 
gleich der Freiheitslehre einen übergrossen Einfluss bekundeten, den 
er der Mystik auf sich gestattete.« 

Im Jahre 1818 wurde Schelling Sekretär der philosophischen 
und philologischen Klasse der Akademie der Wissenschaften, 1820 
Prof. honorarius zu Erlangen, 1826 Prof. ord. Philos. an der Uni- 
versität München, 1827 Vorstand der königlich Bayerischen Akademie 
der Wissenschaften und General-Conservator der wissenschaftlichen 
Sammlungen des Staats, 1830 königlich Bayrischer Geheimer Rath, 
1832 Mitglied des obersten Schul- und Kirchenraths zu München. 
1842 erhält er von Halle die theologische Doctorwürde und von 
Tübingen zum 50jährigen Magister-Jubiläum ein erneuertes Doctor- 
diplom. In demselben Jahre tritt er als Prof. Philosoph iae in Berlin 
in preussische Dienste mit dem Rang als Oberregierungsrath und 



Digit 



zedby G00gk 



— 789 — 

mit Beibehaltung des Geheimen raths-Titels. Er war seit 1831 auch 
correspondirendes Mitglied der königlichen Akademie der Wissen- 
schaften und seit 1835 auswärtiges Mitglied des königlich franzö- 
sischen Instituts. Es wurden ihm folgende Orden verliehen: 1808 
das Bitterkreuz des Civilverdienstordens der bayerischen Krone, 1833 
das Bitterkreuz der französischen Ehrenlegion, 1834 das Bitterkreuz 
des Ordens der württembergischen Krone, 1836 das Bitterkreuz des 
griechischen Ordens des heil. Erlösers, 1838 das Commenthurkreuz 
des bayerischen Verdienstordens des heil. Michael, 1844 das Bitter- 
kreuz des preussischen Bothen- Adlerordens II. Classe und das Bittor- 
kreuz des schwedischen Nordstern-Ordens, 1845 das Commenthur- 
kreuz des bayerischen Ordens des Krone. 

König Maximilian von Bayern, sein Schüler, Hess ihm 1856 
in Bagaz ein Denkmal errichten und am 28. November 1861 ein 
von Brugger modellirtes ehernes Standbild aufstellen. 

Die »Sterne Schwabens« widmen ihm folgendes Gedicht: 

Die grössten Namen, die die Welt durchtönen, 
Nur Namen sind sie meistens dieser Welt, 
Die Wenigsten besuchen je das Feld, 
Wo Denker pflügten unter Schweiss und Stöhnen. 

Doch nicht allein, was Jene aufgehellt, 
Was sie erreicht trotz Widerspruch und Höhnen, 
— Die Saat, die aufging aus den geist'gen Söhnen, 
Sie ist 's, die über Tausende sie stellt. 

Ob unverstanden, oder recht durchdrungen, 

Gleichviel, Er weckte mächtige Gedanken, 

Die Kunst und Wissen schöpferisch umschlungen. 

Natur und Geist, scheinbar getrennt durch Schranken, 
Sie zu versöhnen hat Er heiss gerungen, 
Zum Höchsten sollten sie vereinigt ranken. 

Schellings Philosophie, anfangs Identitätsphilosophie, in welcher 
er die absolute Identität des Idealen und Bealen, des Seins und 



Digiti 



zedby G00gk 



— 790 - 

Denkens lehrte, und pantheistische Naturphilosophie, zuletzt positive 
und geschichtliche Philosophie, welche in einen rein spekulativen 
Theil, die negative Philosophie oder »Potenzenlehre«, und einen auf 
Geschichte und Tradition angewandten Theil, die positive Philosophie 
als Theorie des göttlichen Wesens, zerfällt. 

Schelling's philosophische Grundanschauung, von der er schon 
in seiner Jugend begeistert war, war auch in dem Greisen nicht ab- 
geblasst, sie war nur gefüllter, concreter geworden und hatte 
sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mehr zu einer religiösen verklärt 
Niemals befreundet mit einer Anschauung von Welt und Natur, 
welche am Ende aus ihr allen Geist, zuallererst den göttlichen löschen 
will, betrachtete er das ganze irdische Dasein vielmehr als eine 
grosse Entwicklungsepoche für eine unendliche Welt, das menschliche 
Erdenleben insbesondere als Vorstufe eines höheren persönlichen Da- 
seins und den Tod als Uebergang in dieses. Der Adel seines Wesens 
leuchtete noch auf dem Sterbelager durch das Dunkel seines um- 
wölkten Bewusstseins in den lieblichsten Phantasien hindurch. Nach- 
dem noch an dem letzten Abende, als eben die Dämmerung ein- 
gebrochen war, sein Mund ein ergreifendes Gebet gesprochen, brach 
er in der letzten Mitternacht, nachdem er lange mit Blumen sich 
beschäftigt hatte, unter dem Thore zu seinem Sterbetage in lauten, 
wunderbaren Gesang der Dichterworte aus: 

Gereift auf einer andern Flur, 

In einem andern Sonnenlichte, 

In einer, glücklichern Natur 
und entschlief sanft am 20. August 1854 im 80. Jahr seines Alters 
im Bade Ragaz im Angesicht der ewigen Alpen. 

Seine I. Gattin war seit 26. Juni 1803 die bekannte, fast 
12 Jahre ältere Karoline, geb. Michaelis, vorher verheirathet mit 
August Wilhelm Schlegel und gestorben 7. September 1809. Was 
sie ihm gewesen, bezeugen seine Worte auf dem Obelisk an ihrem 
Grabe in Maulbronn: »Gott hat sie mir gegeben, der Tod kann, sie 
mir nicht rauben«, bezeugt seine, von ihrem Tode an datirende Be- 



Digitized by 



Google 



- 791 — 

festigang im Unsterblichkeitsglauben , bezeugt der elegische Schluss 
in einem Briefe, der ihre Vorzüge aufzählt: »0! so etwas kommt 
nicht wieder!« Die Tl. Gattin, mit der er eben so glücklich wie mit 
der ersten lebte, war Panline Gotter von Gotha. Sohn: 

Friedrich Karl August yon Schelling, Decan, Kitter des Kron- 
Ordens, des Ordens vom heiligen Michael, f 18. August 1863 zu 
Marbach. Gattin: Emma, geb. Freiin von Galsberg-Helfenberg. — 

August Ludwig Schelling, Bruder Friedrich Wilhelms, geb. 
in Bebenhausen 17. März 1781, Decan in Marbach. 

Gattinnen: I. seit 24. September 1810 Charlotte Christiane, 
Tochter des Decans in Herrenberg Johann Christ. Gaupp; II. Sofie 
Henriette Laichinger. — 

Karl Eberhard von Schelling, Bruder des Vorigen, geb. 10. 
Januar 1783 in Bebenhausen bei Tübingen, Med. Dr., ObermedicinalT 
rath in Stuttgart, besonders als Augenarzt berühmt geworden. Derselbe 
philosophirte nach dem System des Bruders und schrieb auch meh- 
rere Werke. Er starb gefeiert, hochverehrt und geliebt als Arzt, 
als welcher er 49 Jahre lang in Stuttgart gewirkt, 9. Mai 1854 
in Stuttgart. 

Gattin: seit 17. August 1812 Friederike Sofie, Tochter des 
als Staatsmann, wie als Menschenfreund hochgeehrten Königl. Staats- 
Secretärs Ludwig August Freiherrn von Yellnagel.* 

* von Vellnagel entstammte einer angesehenen Württembergischen Familie und 
war der Zweitälteste 8ohn nnd das 4. von 15 Geschwistern des Hauptmanns und Regi- 
mentsqnartiermeiBter8, nachmaligen Hofraths nnd Waisenhaus-Pflegers in Ludwigsburg 
Erhard Friedrich Vellnagel* nnd der Catharina Regina, Tochter des Pfarrers in Unter- 
riexingen Christ. Friedrich Flattieh. Derselbe wurde laut Diploms d. d. 6. November 
1812 in den Württembergischen Freiherrnstand erhoben. Ein jüngerer Bruder VeünageVs 
war der Geh. Hofdom&nenrath nnd Hofbankdircctor von Vellnagel; ferner wurde ein 
Major Johann Wilhelm von Vellnagel von König Friedrich I. sub 12. Januar 1807 in den 
Adelsstand erhoben. Dessen Sohn Wilhelm Julius war Königlich Württemb. Stallmeister. 

Das Forstlich Württembergische Dienerbnch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Schelling: Joseph Frid., Abt 827; Pfarrer 588. 



Digiti 



zedby G00gk 



Scbickhardt, Schikkardt. 



Heinrich Schikhardt, geb. 1464 als Sohu Heinrich Schik- 
hardt's, eines kunstreichen Bildschnitzers von Nassau-Siegen, Ver- 
fertiger des schönen grossen, mit einer Menge von geschnitzten Bildern 
versehenen Gestühlwerks im Chor der Kirche zu Herrenberg (1517 
vollendet). Sehr wahrscheinlich rührt auch von ihm das lebensgroße 
Reliefbild des Grafen Heinrich von Württemberg im Schlosse zu 
Urach her. Er starb 23. August 1540 zu Herrenberg. 

Seine «Gattin war seit 1503 fflargaretha Hommel von Herren- 
berg, welcher Ehe 4 Söhne und 2 Töchter entsprossten. — 

Heinrich Schikhardt, Enkel des Vorigen, berühmter Bau- 
meister, geb. 5. Februar 1558 in Herrenberg, trat in die Fussstapfen 
.der Vorfahren, war anfangs wiederholt in den damaligen überrhei- 
nischen Besitzungen der württembergischen Herzoge beschäftigt. 1579 
erbaute er selbstständig das Schloss zu Stammheim und ein Jahr 
nachher das zu* Metzingen, wwie zwei Privathäuser zn Stuttgart; 
1581 half er unter dem herzoglichen Baumeister Georg Behr an 
der »Visinrog« zum neuen Lusthaus. 

1590 berief ihn Herzog Ludwig nach Stuttgart, um gemein- 
schaftlich mit Behr das abgebrannte Schiltach neu aufzubauen. 
1593 zum zweiten Male nach Stuttgart berufen, ward er im Auf- 
trage des Herzogs nach Mömpelgard geschickt, um welche Zeit er 
auch zum Herzoglichen Baumeister ernannt worden sein muss, da 



Digitized by 



Google 



— 793 — 

ihm 1596 Herzog Friedrich in Stuttgart ein Haus schenkte, auch 
ihn darin besuchte. 

Nicht nur beim Bau des Collegiums in Tübingen, bei zahl- 
reichen Schlossbauten in Schwaben und Elsass war er beschäftigt, 
auch die Kirche zu Grünthal, die Einrichtung eines Gesundbrunnens 
und Bades zu Boll stammen aus der nächstfolgenden Zeit seiner Thä- 
tigkeit. 

1598 begab er sich auf Keisen nach Italien, wo er fünf 
Monate zubrachte. Ueber diese Keise existirt noch ein mit Zeich- 
nungen reich durchwehtes Tagebuch, das sich unter seinem auf der 
öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart aufbewahrten künstlerischen und 
literarischen Nachlass befindet. Auf einem solche Zeichnungen ent- 
haltenden Quartheft befinden sich folgende Inschriften: 

„Etliche Gebey, die Ich Heinrich SchicJchardt in Italien ver- 
zeichnet hab, die mir lieb send." Auf der Rückseite des Blattes 
findet sich noch einmal sein Name und folgende Ermahnung: „Dise 
Biechlein sol mau nach meinem Absterben in hohem Werdt halten 
und von meinetwegen aufheben." 

Nach seiner Kückkehr mit dem Herzog im Mai 1600 beginnt 
die Glanzperiode seines Wirkens, die ununterbrochen bis 1632 währte. 
Bis zum Jahre 1608 lebte er mit seiner Familie in Mömpelgard, 
wo er den Neubau der Stadt, des Schlosses und des Collegiums, so- 
wie der Grotte und der Festungswerke leitete. Aus Dankbarkeit 
für seine Anstrengungen verlieh ihm die Stadt das Bürgerrecht. 

Nach seinen Planen wurde Freudenstadt angelegt und die 
Kirche daselbst erbaut; ebenso hochverdient machte er sich beim 
Wasser- und Festungsbau, ausser 8 verschiedenen Mühlen im Elsass 
ist auch die stattliche Wassermühle zu Reichenweiher sein Werk. 

Er starb 1634 im 30jährigen Krieg, in seinem eigenen Hause 
von einem Soldaten erstochen, welcher seiner Cousine Gewalt anthun 
und welcher er eben zu Hülfe eilen wollte. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 794 — 

Die «Sterue Schwabens» widmen ihm folgendes Gedicht: 

Als welsche Meister endlich wieder fanden 
Zur alten Kunst die einfach schönen Pfade, 
Da trug auch Er Pilaster und Arkade 
Der Ersten Einer nach den deutschen Landen. 

Verschwunden ist die zierliche Fazade, 
Vor der bewundernd unsre Väter standen, 
Wo sie das Wehen hoher Kunst empfanden, • 
Die Er geschöpft am Tevere-Gestade. 

Doch ward sie gleich durch Barbarei vernichtet, 
Ein schöner Haus hat er sich aufgerichtet 
Im Geiste Derer, die für Kunst entbrennen. 

Dort hat Er hundert Werke aufgeschichtet, 
Die Ihn voll Achtung ihren Vater nennen, 
Und Seine Thatkraft, Sein Genie bekennen. 

Seine Gattin war seit 12. März 1584 Barbara, eine Tochter 
des Bürgermeisters von Herrenberg, Joh. Grttninger, welcher Ehe 
3 Söhne entsprossten, von denen einer, Johann, die Vogtei Herren- 
berg bekleidete. Von dem ebenerwähnten Vater seiner Gattin rührt 
die Grüningcr-Schickhardt'schG Stiftung her, zu welcher er selbst 
noch fl. 600 stiftete. — 

Wilhelm Schikhardt, Neffe des Vorigen, geb. 22. April 1592, 
stndirte Theologie und zeichnete sich in der Folge als Professor der 
Mathematik, sowie der hebräischen und morgenländischen Sprachen 
rühmlichst aus. Er war ge wisser maassen Schüler Keplers, der ihn 
als Diakonus in Nürtingen (bis 1619) oftmals besuchte. 

Seine Aufstellung einer neuen Theorie des Mondes ist bekannt 
Schickhardt stach auch in Kupfer und malte in Oel; ja als er 
einst ein arabisches Werk herausgeben wollte, schnitt er die Stempel 
zu den arabischen Buchstaben selbst. Zu der Bildung dieses treff- 
lichen Orientalisten hatte besonders Hafenreffer vieles beigetragen. 



Digitized by 



Google 



- 795 - 

Er starb 23. October 1635 an einer Seuche, die eine der 
schlimmen Folgen der Nördlinger Schlacht war und der er inner- 
halb 6 Tagen zum Opfer fiel. 

Die «Sterne Schwabens» huldigen ihm mit folgenden Versen : 

Der Orient mit seinen Wunderdingen, 
Der Sprache Zauber wie der Sterne Pracht, 
Sie haben mächtig Seinen Geist entfacht, 
In Form und Wesen beide zu bezwingen. 

So hat Er selbst sich eine Schrift gemacht, 
Um Sein Errung'nes vor die Welt zu bringen; 
Und in die Himmel greifbar sich zu schwingen, 
Zuerst ihr Bild aus rundem Holz erdacht. 

Wie aber stets nicht nur entleg'ne Räume 
Des echten Weisen Denkerkraft umfing, 
So mass auch Er der eignen Wiege Säume. 

Er zeichnete des Landes weiten Ring, 

Den Städtekranz, die Strassen, Felder, Bäume — 

Jammer nur, dass es verloren ging! 

Seine Gattin war seit 24. Januar 1615 Sabina, Tochter des 
Pfarrers in Köngen Mich. Muck. Die Kinder aus dieser Ehe 
starben jung. 

Die schon mehrfach erwähnte Herrenberger Chronik enthält 
eine Biographie Wilhelm Schikhardt's. 

Lucas Schikhardt, Bruder des Vorigen, geb. 3. Januar 1603, 
Herzogl. Württembergischer Rentkammer-Expeditionsrath in Stuttgart, 
t 24. September 1651. 

Seine I. Gattin war Agnes, Tochter des Landschreibers Bio- 
nisius Neuheuser, die II. seit 15. Januar 1639 Agnes, geb. 
Kettenacker, welch letzterer Ehe 5 Söhne und 2 Töchter ent- 
sprossten. Erstere waren : 



Digiti 



zedby G00gk 



— 796 — 

I. Johann Friedrich Schikhardt, geb. 26. April 1640, f 1694, 
Pfarrer in Ehningen bei Böblingen 1692, vermählt 24. Oct. 
1662 mit Anna Margaret ha, Tochter des Kammerraths Johann 
Schmoller, Sohns des J. U. Lt. Joh, Schmoller in Eisenach, 
und der Anna, Tochter des Sächsischen Raths Joh. Nöden. 
Dieser Ehe ontsprossten ein Sohn, ebenfalls Pfarrer, und drei 
Töchter. 

II. Joh, Sebastian Schikhardt, geb. 28. Januar 1645, Physiker 
in Stuttgart, vermählt I. seit 31. Mai 1670 mit Marie Ursula, 
geb. Ettlinger von Gernsbach; II. seit 27. November 1688 mit 
Maria Magdalena, Tochter des Vogts in Kirubach, Justin. 
Heinr. Cordesch (Cortes) , aus welch ersterer Ehe 7 Söhne 
und 1 Tochter hervorgingen. 

III. Wilhelm Schikhardt, Oberraths-Secretär in Stuttgart, in II. 
Ehe vermählt seit 9. Februar 1692 mit Maria Jacobine, 
Tochter des Kammerraths Joh. Balthas Fauss. Seiner I. Ehe 
entsprosste eine Tochter, während aus der II. Ehe keine Kinder 
bekannt sind. 

IV. Georg Heinrich Schikhardt, Vogt in Calw, vermählt in erster 
Ehe seit 4. Trinita tis 1674 mit Maria Margaretha, geb. 
Notter, welcher Ehe 2 Söhne und 2 Töchter eutsprossten. 

V. Lucas Schikhardt, Pfleger in Weil, vermählt mit Margaretha, 

Wittwe des Pflegers in Weil im Schönbuch Zachar. Kegel, 
welcher Ehe 1 Tochter entsprosste. 

Derselben Familie, aus welcher- im Uebrigen eine besonders 
grosse Anzahl von Geistlichen hervorgegangen ist, gehören ferner an: 

Philipp Schikhardt, geb. in Herrenberg 24. Juli 1562, Dia- 
conus in Kirchheim 1588, Stadtpfarrer in Haiterbach 1591, Pfarrer 
in Waidenbuch 1593, Decan in Güglingen 1596, in Göppingen 
1609, Abt in Blaubeuren 1626, in Adelberg 1630—1633, t in 
Göppingen 1635 mit Hinterlassung eines Sohnes und zweier Töchter. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 797 — 

Benjamin Schickhardt, Herzogl. Wörttembergischer Haupt- 
mann beim III. Infanterie-Regiment, das dem Kaiser auf 5 Jahre 
in Subsidien gestellt war*, f anno 1717 in Folge von bei der Be- 
lagerung von Belgrad erhaltenen Wunden. — 

t. Schick hardt, Oberjustizrath, Stadtrichter in Stuttgart, früher 
Oberamtsrichter in Reutlingen, Abgeordneter des Oberamts Gerabronn 
von 1826 — 1830, Ritter des Kron-Ordens , t - ; 5. Januar 1873 in 
Stuttgart im 83. Jahre seines Alters. — 

Joseph Schickhardt, Kammerrath 1812. Söhne: 
I. Heinrich Schickhardt, Kameralverwalter in Tubingen. Söhne : 

1) Heinrich Schickhardt, Kaufmann. 

2) Karl von Schickhardt, Vicedirector im evang. Konsistorium, 
Ritter erster Klasse des Kron-Ordens und des Friedrichs-Ordens. 

3) Hermann Schickhardt, Obertribunalrath. 

4) Adolf Schickhardt, Kaufmann. 

5) Albert von Schickhardt, Oberstlieutenant z. D., Ritter des 
Militär- Verdienst-Ordens. 

II. Friedrich Schickhardt, Kameralverwalter in Geislingen. Söhne: 

1) Panl Schickhardt, Oberamtmann in Neresheim. 

2) Albrecht Schickhardt, Kameralverwalter in Neuenstadt. 
III. Karl Schickhardt, Staatskassen-Kontroleur. Sohn: 

Moriz Schickhardt, Kaufmann. — 

Karl Schickhardt, Kaufmann und Gemeinderath, Inhaber des 
Olga-Ordens. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
de« Namens Schickhardt (Schickard, Srhickart, Srhickhard, Schikard, Schickard): Pfarrer 
413; RechenbanckbsRath 122. — Andr., Cammerecureib. Verwaltter 117; Exped.Ratb 113 
RecbenbanckbsRatb 121. — Georg Htinr., Amptmann 3:>7 ; Geistl Verwaltter 410; Vogt 
282, 408. — Heinr, Bawmeister 207. — Joh. Phil. Geistl. Verwaltter 410; Pfarrer 434. — 
Josef, Cammerecbreib.Verwaltter 117. — JuL, CU'fleger 318, 321. — Jul. Frid., Cantzlei- 
Advoc. 95. — Lucas, Cl.Pfleger 265. — Phil., Abt 238, 267. — Wilh, O.R.ßecretar. 71. 



Digiti 



zedby G00gk 



Schiller. 



Johann Caspar Schiller, geb. zu Bittenfeld 27. October 1723, 
wurde, nachdem er sich in seiner Jugend der Chirurgie beflissen, 
später aber als Ueberzähliger theils in Bayerischen, theils Schweize- 
rischen Regimentern gedient hatte, nach Ausbruch des siebenjährigen 
Krieges 1757 im Regiment Prinz Louis, welches sich unter dem vom 
Herzog von Württemberg den Oesterreichern gesandten Hilfscorps 
befand, zum Fähndrich und Adjutanten befördert. Vier Jahre später 
ernannte ihn der Herzog zum Hauptmann. Da er indess schon 
längst in der militärischen Laufbahn keine volle Befriedigung fand, 
— denn das berufsmässige Soldatenleben in jener Zeit war ein Dienst- 
nehmen nach Landsknechtsart, — gab er sich mit grosser Vorliebe dem 
Studium der Botanik und Gartenkunst, hauptsächlich aber dor Obst- 
baumzucht hin, legte auch zu Ludwigsburg in seiner Musezeit eine 
Baumschule an, welche nicht ohne Erfolg blieb. Der Herzog, der die 
Lieblingsbeschäftigung des Hauptmann Schiller erfuhr, betraute ihn 
im Jahre 1775 mit der Direction aller Gartenanlagen und Baum- 
pflanzungen auf der Solitude, ein Amt das Schillern so sehr entsprach, 
dass ihm der Herzog 1794 den Majorsrang verlieh. Tausende von 
Stämmen aber verdanken ihm ihre erste Pflege, tausende wanderten 
auch nach allen Himmelsgegenden und könnten wohl noch jetzt manches 
von Vater Schiller erzählen. Seine ,, Baumschule im Grossen'*, welche 
1795 zu Neustrelitz, 1806 aber in II. Ausgabe zu Giessen erschien, 
erwarb ihm einen bedeutenden Namen. 

Seine Gattin war seit 22. Juli 174Ö Elisabeth* Dorothea, 
geb. Kodweiss, deren Geschlecht einer Familientradition zufolge von 



Digiti 



zedby G00gk 



- 799 — 

einer verarmten adeligen aus Norddeutschland nach Schwaben ge- 
kommenen Familie von KotUoitz abstammt. — 

Johann Christoph Friedrich von Schiller, Sohn des Vorigen, 
„der weltberühmte Dichter", wurde zu Marbach 10. November 1759 
in dem Hause seines mütterlichen Grossvaters geboren. Pathenstelle 
bei ihm vertraten u. A. der Studiosus der Phil, und der Cameralia 
Johann Friedrich Schiller, sowie der Regiments-Commandeur Obrist 
Christoph Friedrich von der Gabelenz, und laut dem curriculum 
vitae von Schüler s Vater meldete sich auch der Obrist Rieger als 
Pathe an. 

„Johann Christoph Friedrich erhielt als ersten Lehrer in Lorch 
„den Pastor Phü. Vir. Moser, dessen Namen er in seinem ersten 
„dramatischen Werke, den „Raubern", ein Denkmal gesetzt hat; von 
„1766 an besuchte er die lateinische Schule in Ludwigsburg, 1173 
„wurde er in die später 1781 von Kaiser Joseph IL zur Universität 
„für 3 Facultäten erhobene Hohe Karlsschule aufgenommen, wo er 
„sich dem Studium der Rechte widmete« Bei Errichtung der Lehr- 
stühle der Medicin an der Akademie meldete er sich unter sieben 
„Zöglingen für dieses Studium. Philosophie und Poesie aber waren 
„schon damals die eigentlichen Mittelpunkte seines geistigen Lebens 
„und noch vor Vollendung der medicinischen Prüfung ward ihm die 
„Luft in der Militär- Akademie zu schwül und er vertauschte sie mit 
„der bescheidenen Stelle eines Regimen tsmedicus ohne Portepee mit einem 
„monatlichen Gehalt von 18 fl. Reichswährung. Allein die medizinische 
„Praxis gewährte ihm ebensowenig wie die militärischen Subordinations- 
„verhältnisse Befriedigung. Seine „Räuber", die er, da er keinen 
„Verleger dafür fand, auf eigene Kosten 1781 in Mannheim (angeb- 
lich Frankfurt und Leipzig) drucken und durch Dalberg's Vermitt- 
lung in Mannheim aufführen liess, waren bekanntlich von so gewal- 
tiger Wirkung, dass der Herzog, der, obgleich nicht unempfänglich 
„für den Ruhm eines Zöglings der Akademie, anfangs dazu geschwiegen, 
„sich dennoch durch die Klage mehrerer in Graubündten lebenden 
„Deutschen, auf Grund deren die Graubündtnerische Republik beleidigt 



Digiti 



zedby G00gk 



— 800 - 

„sei, genöthigt sah, Schillern den Druck jedweder nicht medicinischen 
,, Schriften zu verbieten. Dessenohngeachtet reiste er 1782 nach Mann- 
heim, wo eine zweite Aufführung der Räuber stattfand, der er bei- 
„wohnte. Wegen militärischer Uebertretung erhielt er dessbalb 14 Tage 
„Arrest. 1782 bewerkstelligte er seine Flucht nach Mannheim und 
„hielt sich von da an an verschiedenen Plätzen auf, bis er endlich 
„eine Zufluchtsstätte auf einem Gute der Frau von Wolzogen in Bauern- 
„bach bei Meiningen fand, deren Söhne gleichzeitig mit Schiller die 
„Militärakademie in Stuttgart besuchten und Schüler' s Freunde ge- 
worden waren. Bis 1783 verweilte er daselbst und ging dann als 
„Theaterdichter nach Mannheim. 1784 löste er sein Verhältniss zum 
„Mannheimer Theater und widmete sich nun ganz der schriftstellerischen 
„Thätigkeit. 

„1784 ging er mit Empfehlungsbriefen Baibergs nach Darm- 
„stadt, wo er, nachdem er dem Herzog Karl August von Weimar vor- 
bestellt worden, von diesem zum Sachsen- Weimar'schen Rath, einige 
„Jahre später zum Hessen-Darmstädtischen Rath und Sachsen- Meinin- 
„gischen Hofrath ernannt wurde. 

„1785 tibersiedelte er wohl auch in Folge der leidenschaftlichen 
„Neigung zu Frau Charlotte von Kalb nach Leipzig, wo er an Körtur 
„und Huber treue Stützen gewann. Den Sommer des Jahres 1785 
„verlebte er in dem Dorfe Gohlis bei Leipzig, ging im September nach 
„Dresden und verbrachte die nächsten 2 Jahre in unmittelbarer Nähe 
„Körners und seiner Familie abwechslungsweise in Dresden, Loschwitz 
„und Tharand. 1787 begab er sich nach Weimar, wo er privatisirte, 
„und von wo aus er die nähere Bekanntschaft der der Wolzogen'schen 
„Familie verwandten, in Rudolstadt wohnenden Frau von Lengefeld 
„und deren beiden Töchtern Karoline und Charlotte machte, worauf 
„er ganz in letztere Stadt übersiedelte. Daselbst war es, wo er 18. Juni 
„1788 das erstemal mit Goetlie zusammentraf, den er früher bei einem 
„von demselben der Militärakademie in Stuttgart abgestatteten Besuche 
„gesehen hatte. Der Betreibung Goethe's und des Geh. Raths Voigt 
„zufolge ward Schiller 1789 zum ausserordentlichen, 1796 zum or- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 801 - 

„deutlichen Professor der Geschichte an der Universität in Jena er- 
„nannt. In diese Zeit fällt seine Geschichte des dreissigjährigen 
„Kriegs (zuerst im Taschenkalender für Damen 1790 — 93), welche in 
„kurzer Zeit einen Absatz von 7000 Exemplaren ergab. 

„Als er im Jahre 1790 bei einem Besuche in Erfurt bei Dal- 
„berg von einer Brustkrankheit heimgesucht wurde, ward es ihm durch 
„die coulante Unterstützung des Herzogs von Aagusteriburg und 
„des Ministers Schimmelmann 1793 ermöglicht, seine schwäbische 
„Heimath und seine Eltern nochmals wiederzusehen. 1794 von da 
„zurückgekehrt, gewährte ihm der Umgang mit Wilhelm Humboldt 
„und Goethe besonderen Genuss. Es folgten uun seine grossen Werke 
„Wallenstein, Maria Stuart, die Jungfrau von Orleans, Braut von 
„Messina, Wilhelm Teil etc. 

„1802 ward Schiller in den Reichsadelsstand als „rühm- 
„lichst bekannter Gelehrter und Schriftsteller" „auf die ehrerbietig- 
„sten Wünsche seiner des Herzogs zu Sachsen -Weimar Liebden" 
„wie auch wegen seiner ausgezeichneten, seltenen Verdienste erhoben. 

„Nachdem er sich 1804 wegen der bevorstehenden Entbindung 
„seiner Gattin nach Jena begeben, erkrankte er daselbst; konnte zwar 
„im October wieder so weit hergestellt nach Weimar zurückkehren 
„und die Huldigung der Künste zur Feier der Ankunft der Gross- 
„fürstin Maria Paulouma dichten, erlag jedoch einem neuen Anfall 
„seines Leidens am 9. Mai 1805. 

„Sein Leichnam wurde anfangs in dem sogenannten Kassen- 
„gewölbe der Jacobskirche zu Weimar beigesetzt; 21 Jahre später 
„sein Schädel in dem Postamente von Dannecker s Colossalbüste, seine 
„Gebeine aber in einem Interimssarge aufbewahrt, zuletzt Schädel und 
,, Gebeine auf Anordnung des Grossherzogs in der fürstlichen Familien- 
„gruft beigesetzt. 

„Schiller , einem der grössten dichterischen Genien , von 
„sittlich reinem und erhabenem Charakter, und dem Liebling der 
„deutschen Nation, wurde im Jahre 1839 zu Stuttgart, 1876 zu 

t. Georgii-Oeor genau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 51 



Digiti 



zedby G00gk 



— 802 — 

,Marbach, seiner Geburtestadt, ein Denkmal errichtet. Der Ein- 
,weihnngsfeier des Marbacher Denkmals wohnte noch Schiller' s Enkel, 
,der österreichische Rittmeister, FreiJwrr Friedrich von Schiller } 
,t 1877, bei. 

„Seitdem ist die Vorflur, das eigentliche Geburtszimmer Schillers 
,und die Räumlichkeit im oberen Geschoss nach und nach mit An- 
denken an ihn und seine Familie ausgestattet worden. Nicht viel 
,bisher freilich hat man dahin gestiftet, aber manches Interessante. 
,Beim Eintritt begrüsst den Besucher die Dannecker' seh* Kolossal- 
,büste; in dem Zimmer sieht man Bilder der Eltern, der Mutter 
, Spinnrad, ein Hütchen Schillers als Karlsschüler; oben die Kopie 
,eines Jugendporträts von ihm. Zeichnungen und Photographien, Ori- 
,ginalbriefe, das Manuscript der Selbstbiographie von Schiller' s Vater, 
,eine Schnupftabaksdose und ein Petschaft seines Sohnes, den Anfang 
,zur Sammlung einer Schillerbibliothek u. 8. w. Erwähnt sei auch 
,noch die grosse Glocke „Concordia", welche 1859 die Deutschen in 
, Moskau der Stadt Mar bach schenkten und die im Thurm der dortigen 
,Alexanderkirche ihren Ehrenplatz gefunden hat. 

,,Dank den aus ganz Deutschland geflossenen Beiträgen ist das 
, Denkmal zu Stande gekommen, welches von der Marbacher Schiller- 
,höhe herabblickt. Grösser, prächtiger, würdiger, als einst ge- 
wünscht, vermochte man es herzustellen. Es stellt den Dichter in 
,doppelter Lebensgrösse in der Tracht seiner Zeit dar, in langem Rock 
,mit breitem Kragen, gestickter Schoossweste, Kniehosen und Schnallen- 
schuhen. In begeisterungsvollem Ausdruck leuchtet sein edles Antlitz, 
,wie es nach Bannecker s Büste geformt worden. In der einen Hand 
,hält er eine Schriftrolle, in der anderen den Stift, wie erhoben zur 
»Aufzeichnung eines reif gewordenen Gedankens. Auf röthlich grauem, 
,von Professor DoUinger in Stuttgart gemeisseltem Sandstein erhebt 
,8ich das elf Fuss hohe Erzgebilde ; vier tragische Masken, mit Laub- 
,ge winden verbunden, zieren den Kranz des Sockels, und die Namen 
,Marbach, Stuttgart, Mannheim und Weimar erinnern an 
,die vier Ausgangspunkte des Lebens und Dichtens von Schiller. 



Digitized by 



Google 



— 803 — 

„Sein Name, Geburts- and Todestag ist auf der Mittelfläche des 
,, Postaments verzeichnet; auf einer der Seitenflächen das Schiller 'sehe 
„Distichon: 

Hier ist ewige Jugend bei nimmer versiegender Fülle, 
Und mit der Blume zugleich brichst du die goldene Fracht; 

auf der anderen: 

Wie mit dem Stab des Götterboten 
Beherrscht er das bewegte Herz, 
Er taucht es in das Reich der Todten, 
Er hebt es staunend himmelwärts. 

Die Rückwand trägt aus Goethe's Epilog zur „Glocke" die 

Verse: 

Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend, 
Unendlich Licht mit seinem Licht verbindend. 

In der Werkstatt von Pelargus in Stuttgart wurde die 28 
Centner schwere Statue gegossen, Ernst Friedrich Bau daselbst, 
der in dem jugendlichen Alter von 36 Jahren zu frühe dahin- 
geraffte Künstler, hatte sie mit glücklicher Hand geschaffen. 

Die „Sterne Schwabens** widmen Schiller folgendes Sonett: 

Wie lange hat mir Herz und Hand gebebt, 
Bis ich die Scheu vor seinem Bild bezwungen! 
wüchsen mir jetzt tausend Dichterzungen! 
Nein — war ich nur von Seinem Geist umschwebt! 

Die Ideale hat sein Lied gesungen, 
Das Edelste, das in dem Menschen lebt, 
Was weit ihn über diese Erde hebt — 
So allgewaltig hat es nie geklungen! 

Die ganze Menschheit schwang sich dran empor, 
Sie fühlte sich zu Gott hinaufgetragen, 
Die höchste Saite war ihr angeschlagen. 

Aus jedem Herzen sprang ein Lied hervor, 
Wo lebt ein Edler, der zu ihm nicht schwor? 
Wir waren Sein in unsern schönsten Tagen! 



Digiti 



zedby G00gk 



— 804 — 

Schiller vermählte sich 22. Februar 1790 mit Luise Charlotte 
Antoinette geb. von Lengrefeid, welche 1826 starb. Das darüber 
ausgestellte Document in dem Wenigenjena'schen (einem nahe bei 
Jena gelegenen Dorfe) Ehebuch lautet folgendermassen : 

„Im Jahr Siebenzehnhundert und Neunzig den zweiundzwan- 
zigsten Februar Nachmittags halb 6 Uhr ist Herr Friedrich Schiller, 
Fürstl. Sachs. Meining'scher Hofrath und öffentlicher Lehrer der Welt- 
weisheit in Jena, Herrn Joh. Kaspar Schillers, Hauptmanns in 
Herzogl. Würtembergischen Diensten, eheleiblich einziger Herr Sohn, 
mit Fräulein Luise Charlotte Antoinette von Lengefeld, Fürstl. 
Schwarzburg Rudolst. Jägermeisters und Kammerraths hinterlassener 
eheleiblicher zweiter Tochter, nachdem sie Tags vorher als am Sonn- 
tage Invocavit zu Jena einmal proklamirt, auf Concession des Herrn 
Superintendenten Oemlers allhier in aller Stille getraut worden." 
Kinder : 

I. Caroline, Gattin des schwarzburg - rudolstädtischcn Bergraths 
Junot auf der Katzhütte. 

II. Emilie, Gattin des K. Bayer. Kämmerers Ädalbcrt Freiherr 
von Gleichen-Russwimn. 

III. Carl Friedrich Ludwig von Schiller, geb. 1793, Königlich 
Württemb. Oberförster zu Lorch und Grossherzogl. Sächsischer 
Kammerherr wurde laut Diploms d. d. 10. Mai 1845 in den 
Freiherrnstand erhoben. Er starb 1857. 

Gattin: seit 1825 Luise Lochner, welcher Ehe ein Sohn 
entsprosste, Namens Friedrich, geb. 1826, k. k. Rittmeister 
t 1877. Gattin: seit 1856 Mathilde von Alberti. 

IV. Ernst Friedrich Wilhelm von Schiller , Königl. Preussischer 
Appellationsgerichts-Präsident in Cöln. 



Digitized by 



Google 



Schleicher. 



Die Famile Schleicher gehörte schon frühe zu den Patrizier- 
Geschlechtern Ulms. 

Crusius rechnet sie in seiner Chronik Bd. II. S. 130 unter 
die 33 Ulmer Patrizier-Geschlechter vom Jahr 1450. In Ulm er- 
losch die Familie erst im 19. Jahrhundert. 

Von Ulm verzweigte sich die Familie nach Nürnberg, wohin 
im 16. Jahrhundert Franz Schleicher aus Ulm zog, der Rathsherr 
und der Begründer der Nürnberger Linie wurde, von welcher ein 
Angehöriger nach Reutlingen übersiedelte, wo die Familie noch 
besteht. Auch in Esslingen kommt die Familie im 17. Jahrhundert 
vor. Ein anderer Zweig ging von Ulm nach Gmünd, wo sich die 
Familie gleichfalls bis heute erhalten hat. 

Ein Hans Schleicher, Veits Sohn aus Gmünd, liess sich Ende 
des 16. Jahrhunderts in Stuttgart nieder und wurde der Stammvater 
der Stuttgarter Linie, welche indessen iu Stuttgart ansässig ist. 

Alle diese Zweige der Familie Schleicher führen dasselbe 
Wappen, das sich schon auf einem unten beschriebenen Epitaphium 
im Ulmer Münster von 1476 findet: einen Arm mit rothen Aermel, 
einen Schlüssel haltend in silbernem Feld. In Gmünd kommt da- 
neben ein zweites Wappen vor: 3 blaue Blindschleichen in gelbem Feld. 

Der Sage nach stammt die Familie von Schweighofen ; sie 
lebte auch in Weissenhorn und hatte Güter in Baldringen, ferner das 
Thal bei Illerberg, sie besass die Baindt*, ein Landgut bei Ulm, 



* Die Baind an der Leimgrube verkaufte die Wittwe des Bartholomäus Strfiler, 
des achwäbiflchen BundeaScbreiberf, an die Brüder Daniel und Ludwtg Schleich« r anno 1483. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 806 - 

das bis in die neuesten Zeiten die Schleicherbaindt genannt wurde, 
und war schon 1617, vielleicht früher, und bis ins dritte Viertel 
des 18. Jahrhunderts im Bositz des Gasthofs zum Schleichen, d. i. 
Baumstark in Ulm. 

Auch an dem Schloss und Gute Böffingen participirten vormals 
(noch 1667) die Ehinger, Schaden und Schleicher miteinander. 

Eberhard Schleicher kommt 1400 als Rathsfreund in Ulm 
vor. Crusius nennt ihn Bürgermeister. — 

Conrad Schleicher in Ulm kaufte 1436 von BurkJiard v. Bach 
Billenhausen (jetzt O.A. Blaubeuren) und 1437 einen Hof von Peter 
Färber. 1476 verkaufte er das Dorf an Hans Ginger in Ulm um 
2165 fl. — 

Wilhelm Schleicher und Daniel Schleicher, Stadtrechner, 
legten mit Bürgermeister Hans Ehinger 1445 den Grundstein zum 
Gänsthorthurm. — 

Ludwig Schleicher, geboren in Ulm, auf der dasigen Schule 
erzogen, studirte in Wien, wurde Dr. theol. und Professor der Theo- 
logie, 1450 Rector am Archigymnasium daselbst, 1468 Pfarrer in 
Geislingen. 

1476 wurde er Plebanus am Münster in Ulm, als Heinrich 
1475 resignirte, der gegen Schleicher bei der päbstlichen Curie 
schon im December d. J. Klagen erhebt, dass derselbe in seinem 
Pfarrhause zu Geislingen in der heiligen Zeit Würfel und Karten 
gespielt habe. Er starb 22. December 1478. — 

Dieser Ludwig Schleicher ist im Münster zu Ulm begraben. 

Es sind nämlich hinten im Chor 4 sich ähnliche Metallplatten, 
Gedächtnisstafeln auf 4 hier begrabene Plebani von Ulm, deren eine 
folgende Inschrift trägt: 

Anno Domini 1470 octavo, primo die post festum Thomae 
apostoli obiit egregius vir Ludovicus Schleicher, magister in artibus, 
doctor theologiätf, plebanus ulmensis. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 807 - 

Margraretha Schleicherin aus Ulm war Aebtissin im Kloster 
Mädlingen. Sie brachte durch ihr Vermögen das Kloster wieder in 
Wohlstand und hatte eine solche Sehnsucht nach dem klösterlichen 
Leben, dass sie durch ganz Schwaben bis nach Basel ging, um 
eins zu finden, darin sie Gott recht dienen konnte. 1475 ging sie 
nach Mädlingen und wurde nach einem Jahre Aebtissin. — 

Franz Schleicher, aus dem edlen Geschlechte aus Ulm stam- 
mend, geboren in Ulm 1491, zog nach Nürnberg, 1517 wurde er 
Mitglied des grössern Raths daselbst und starb 13. December 1557. 
Sein Bild ist in Quart in Kupfer gestochen; auch hat man auf ihn 
eine sogen. Portrait-Medaille ; auf dem Avers das Brustbild des Franz 
Schleicher mit Baret und Lederschaube und mit pelzbesetztem falti- 
gem Mantel, auf dem Avers das Schleicherische Wappen. Als Um- 
schrift um das Bild: Franz Schleicher alt 63. 1557. — 

Ein Daniel Schleicher wunde mit Bürgermeister Besserer 
1529 auf den Convent zu Schmalkalden, auf den Convent der Ober- 
ländischen Städte zu Biberach und mit Ulrich Neidhardt nach 
Innsbruck zu dem Kaiser geschickt, 1530 mit demselben Bürger- 
meister Bernhardt Besserer auf den Reichstag nach Augsburg, 
1535 mit Wipprecht Ehinger nach Worms, 1539 mit Burgermeister 
Georg Besserer auf den Reichstag zu Frankfurt a. M. Beide wohnten 
im Ulmerhof. — 

Daniel Schleicher, des Raths, und Franz Hieronrmus und 

Jerg Schleicher, Gebrüder, hatten 1 520 eine blühende Stammetfabrik, 
(feines leichtes graues Tuch) sie Hessen 400 und mehr Stücke nur für 
auswärtige Freunde jährlich machen , und zahlten für 1 Stück 1 2 Gulden 
Zoll. Später hatten die Schleicher eine ausgebreitete Leinwaudhandlung, 
z. B. sandten sie 26. Jänner 1623 — 3660 Stücke nach Italien. — 
Mit Eberhard Schleicher, Bernhard Besserer t Georg Besserer, 
Wipprecht Ehinger, Conrad Roth, Veit Fingerlin, Jörg Schelling 
wurde Hans Miller, Goldschmid und Zunftmeister in Ulm vom 
Magistrat aufgestellt, um die Kirchenverbesserung in Ulm zu leiten. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 808 — 

Hieronymus Schleicher wurde bei der Regierungsveränderung 
Stadtrechner 1548, Hospitalpfleger 1550, Pfleger des Klosters 
Söflingen 1551, Geheimerath 1553, Religionsherr 1554, starb 1555. 
Tm Jahr 1548 und 1551 war er auf dem Reichstag zu Augsburg, 
beidemale mit Burgermeister Georg Besserer. — 

Anton Schleicher ward 1554 Senator aus der Weberszunft, 
1567 Geheimer und starb 1579. Im Jahr 1559 ward er von K. 
Ferdinand I. mit Riedheim belehnt, 1570 war er Ulmischer Ab- 
geordneter auf dem Reichstag zu Speier. Dessen Sohn: 

Sebold Schleicher siedelte nach Stuttgart über, heirathete 
daselbst im April 1587 die Wittwe des Bürgermeisters Eisengrein 
Marie, geb. Daor, welche ihm 2 Kinder schenkte, eine Tochter 
Susanna, geb. 1589 und einen Sohn Hans Anton, geb. 1590. 

Nach dem im Jahre 1597 erfolgten Tod seiner Gattin, der 
er ein Epitaphium in der Hospitalkirche setzen Hess, verheirathete er 
sich zum 2. Mal im August 1599 mit Helene Stammler, Tochter 
des Dr. juris Stammler von Ulm. 

Er erbaute in der Rothbildstrasse in Stuttgart ein Haus (Nr. 37) 
zu dem er den Grundstein von seinem Sohne Hans Anton legen liess. 
Ueber der Thüre desselben brachte er eine Platte mit seinem Wappen 
und einer Inschrift in Stein an, des Inhalts: Anno Domini 1598 den 
3. Mai legt Hans Anton Schleicher in Stuttgart zu diesem Bau 
den ersten Grundstein. Der Stein ist jetzt im Innern des Hauses 
angebracht. — 

Sebold Schleicher wurde Rathsherr und in den Jahren 1611, 
12, 14 Bürgermeister von Stuttgart. Sein Sohn Hans Anton starb früh. 

1577 verkauften Christoph und Jörg Schleicher von Ulm 
das Schloss Hohenstein nebst einer Solde zu Weidach um 2603 fl. 

David Schleicher, Jörgen Sohn, wurde 29. November 1587 
von Jacob Ott auf der Burgerstube während des- Spiels erstochen. 
Der Thäter floh nach Venedig, wo er starb. — 



Digiti 



izedby G00gk 



— 809 — 

Hieronymus Schleicher aus Ulm, studirte in Tübingen, erhielt 
17. October 1594 zu Herrenberg, wohin die Universität Tübingen 
wegen der Pest verlegt wurde, den Doctorsgrad, ward in Ulm 1596 
Eathsadvocat und starb 1631. Er war ein gelehrter und fleissiger 
Jurist. Rathsadvocat Friess erzählt in seiner Chronik, derselbe habe 
mit Hans Schad zur Zeit der Reformation die ganze Stadt regiert. 
Auf seinen Vorschlag kam 1614 Doctor Dieterich nach Ulm. 

Mit Albrecht Schad und Leo Kraft war er 1598 auf dem 
Reichstag zu Regensburg, 1611 und 1613 mit Dr. Johann Rudolf 
Wickh auf dem Tag der unirten Städte zu Rothenburg an der Tauber 
1612 mit Conrad Kraft auf dem Städtetag zu Worms, 1613 mit 
Hans Schad und Johann Rudolf Wickh wieder in Regensburg. 
1614 schliesst er für Ulm und andere Reichsstädte den Pappenheimer 
Vertrag, war 1615 mit Hans Schad auf dem Unionstag in Nürnberg, 
ferner in eben diesem Jabre mit Eitel Ebcrhardt Besserer in Aalen, 
um die Irrungen zwischen dem Magistrat und der Bürgerschaft da- 
selbst beizulegen, wieder in diesem Jahr in München und gleich 
darauf, noch in selbigem Jahr, mit Hans Schad in Esslingen wegen 
der Uneinigkeiten zwischen dem Herzog Johann Friedrich von 
Württemberg und gedachter Stadt, wozu auch Abgeordnete von 
Strassburg und Nürnberg kamen ; auch in demselben Jahr in Nürn- 
berg. Von da ging er nach Braunschweig mit den Nürnbergischen 
und Strassburgischen Gesandten und am 11. November 1615 mit 
Hans Schad und dem bischöfl. Dillingischen Gesandten als kaiser- 
licher Commissär nach Nördlingen, um Irrungen zwischen Oettingen- 
Wallerstein und gedachter Stadt beizulegen. 

1616 war er in Dresden, 1618 in Heidenheim bei Herzog 
Johann Friedrich von Württemberg, den Kauf des Zehntens in 
Langenau auf 20 Jahre abzuschliessen. In demselben Jahr auf dem 
Unionstag zu Heilbronn. 1619 mit Hans Schad und Dr. Stürzet 
in Nürnberg; 23. September 1619 mit Hans Schad und Hauptmann 
Nicolaus Böhringer in Stuttgart, 1621 mit Hans Schad wieder 
in Nürnberg, 1622 mit demselben wieder in Esslingen. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 810 — 

Sigmund Schleicher,* geb. 1. November 1560, kam 1604 in 
den Bath, wurde 1613 Zeugherr, 1615 Hospitalherr, 1616 Pfleger des 
Klosters Söflingen, 1617 Stättrechner und starb 15. Februar 1631. 
Er war ein Bruder des Hieronymus. 1611 und 1613 war er zu 
Rothenburg an der Tauber, auch in Kegensburg. 1615 in Aalen, 
in Esslingen und in Nürnberg, 1614 mit Hans Schad in Neuburg, 
1617 in Stuttgart, 1619 in Nürnberg, 1620 mit Hans Schad 
auf dem Städtemünzconvent in Augsburg. 

Sein Sohn Sigmund Schleicher, geboren 14. November 1603, 
studirte 1622 in Altdorf und Jena, bezog nach einer Reise durch 
Niedersachsen und Franken die Universität Tübingen, sodann Strass- 
burg und zuletzt Basel. Von Basel reiste er nach Genf, Lyon, Paris, 
und zwei Jahre darauf nach Italien, wo er vorzüglich in Rom und 
Padua sich aufhielt und am letzten Orte wieder ein Jahr die Rechts- 
wissenschaften studirte. 1629 kehrte er nach Hause, ging aber in 
demselben Jahre nach Tübingen und nahm den Grad eines Dr. juris an. 

1632 wurde er in Ulm Rechtsconsulent , 1671 Stadtamman, 
1677 Scholarcha und starb 20. December 1682. 1641 und 1654 
war er mit Bürgermeister Albrecht Stammler, David Guter und 
Sebastian Otto auf dem Reichstag in Regensburg. Er schrieb: 

1) Voluntaria jurisdictionis, Tübingen 1629. 

2) Bedenken und Consilien. 

Der Sohn des Letztgenannten, Sigmund Schleicher, stud. von 
1650, ward 1660 Rechtsconsulent in Ulm und starb 1688, sechs 
Jahre nach seinem Vater. — 

Lucia Elisabeths, Wittwe des Carl Albrecht Schleicher in Ulm, 
vermachte in einem den 5. November 1699 aufgerichteten Codicill auf 
einen Studiosum theologiae 1000 Reichsthaler, welche von dem 
Pfarrkirchenbau-Pflege-Amt administrirt und das jährliche Interesse 



* Kechtsadvocat Fries nennt in seiner Handschrift v. 1621 Johann Kraft» Hans 
Schad und Sigmund Schleicher das Ulmische Triumvirat. 



Digitized by 



Google 



— 811 — 

davon einem dem Hüttenamt beliebigen Studioso von gemeldter Fa- 
cultät gereicht werden sollte. — 

Die Jungfrau Maria Schleicherin in Ulm vermachte in ihrem 
Testament 9. Juni 1683 den armen Kindern im Waisenhaus 500 ü., 
um am Tage St. Johannis Evangelistae den armen Kindern Esswaren 
zu ihrer Ergötzung zu kaufen. 

Nach ihrem Willen waren ihre Brüder Johann und Albrecht 
Carl Schleicher ihre Universalerben, doch so, dass wenn der Eine 
ledig vor dem Andern sterben sollte, dieser sein Erbe im geerbten 
Vermögen sein solle. Sollten Beide ledig sterben, so soll nach dem 
Tode des Letzteren Das, was er von seinem Bruder Schwesterliches 
geerbt, zur Nutzniessung armen Wittwen Ulms anheimfallen, und an 
Lichtmess unter sie vertheilt werden. 

Die Schenkung betrug nach dem Tode des zuletzt verstorbenen 
ledigen Bruders 3500 fl., deren Zinsen jährlich vertheilt werden. — 

Im Jahr 1689 lebte Reichsfreiherr Marx Albrecht von Schleicher, 
Forstmeister in Heidenheim, Herr auf Stetten, das er 1678 erhielt, 
1707 aber an Johann Philipp von Schelle verkaufte (Stetten bei 
Bissingen, O.A. Ulm), wohin die Evangelischen daselbst eingepfarrt 
waren. Seine Gattin war Sabine Veronika, geb. von Bemchingen. 

Seine Söhne Ulrich Albrecht und Marx Albrecht, Zwillings- 
brüder, waren Studiosi in Ulm 1697. — Der Letztere 

Marx Albrecht von Schleicher, Landmiliz - Auswahls- Haupt- 
mann, geb. den 20. August 1683 , lebte in Deufringen, und starb 
daselbst. Vermählt seit 5. Juli 1722 mit Eva Louise Juliane Doro- 
thea de Besson, geb. 4. Mai 1700, Tochter des Abraham Bartholo- 
mäus de Besson und der Johanna Felicitas. de Gttltlingen, t 12. 
Juli 1783. Kinder: 

1) Caroline, geb. 28. Juli 1728, t den 15. Juli 1816. 

2) Friederike, geb. 23. Juli 1731, t den 18. Sept. 1815. 

3) Wilhelmine, geb. 26. Sept. 1734, t den 20. Juni 1815, 
vermählt seit 12. September 1765 mit Eberhardt Friedrieh von 



Digiti 



zedby G00gk 



— 812 - 

Hössler, Hauptmann bei dem General von Gablenz ischm Infant. - 
Regiment, t 4. October 1779. — 

Im Ulmer Münster findet sich ausser dem oben erwähnten 
Epitaphium des Plebanus Ludwig Schleicher vom Jahre 1478 
folgendes : 

Das sogenannte Schleichers Fenster, ein grosses auf der, 
Südseite befindliches Fenster neben dem mittleren Portal, für den 
Eintretenden rechts davon. Vermuthlich stand da der Schleicher- Alter, 
der 1531 mit Einführung des Reformation beseitigt wurde. 

Jedenfalls wird das Fenster von einem Angehörigen der Familie 
gestiftet worden sein, und zwar mit Glasgemälden, von denen noch 
Reste übrig sind. 

Nach der Versicherung des im Münster alt gewordenen Mess- 
ners Käst befand sich im Frühjahre 1871 noch das das Schleicher'' 
sehe Wappen vorstellende Glasgemälde darin. Wo es hingekommen» 
Hess sich nicht ermitteln. 

Ferner befindet sich an dem dem Chor entgegengesetzten 
Ende des Münsters ein grösseres steinernes Denkmal, auf dem die 
Inschrift beginnt: 

Aeternae memoriae patris patriae Eitel Albert Besserer, Ferd. 
Ex. Schleicher 1720. 

Endlich ein v. Schad'scher Grabstein mit den Wappen der 
Ahnen, darunter 2 Schleicherache Wappen. 

In Esslingen an der Stadtkirche ist ein Grabstein , auf dem 
eine Himmelfahrt Christi abgebildet ist (in Stein gehauen, bas reüef), 
auf dem Bild die Figuren des Stifters und der Stifterin in knieender 
Stellung. Unten das Schleicher 'sehe und noch ein (nicht mehr gut 
sichtbares) Wappen. Nach der Inschrift sind hier ein Christoph 
Schleicher, philos. et medicinae Stud., geb. 1604, f 1625 und 
seine Mutter Barbara, geb. Hermann begraben. 

In einem Buch des Esslinger Archivs, in dem die Wappen von 
Mitgliedern der Bürgerstube von Esslingen aus dem vorigen und 



Digiti 



izedby G00gk 



- 813 - 

dem 17. Jahrh. auf Pergament gemalt sind , findet sich auch das 
SchleicherBche Wappen mit dem Namen. 

In Gmünd findet sich ein Stadtpfarrer M. Ulrich Schleicher 

als Gegner der Reformation in Gmünd verzeichnet, welcher indess im 
Herbst 1524 nicht mehr im Amt war, da an Martini 1524 schon 
der neue Pfarrer und Helfer vor dem Rath erscheint. 

In Gmünd war 1627 Decan Johann Schleicher. Er stiftete am 
1. Januar 1666 1) ein Capital von 200 fl. , dessen Zinsenertrag 
den Stadtarmen zu gut kommen soll ; 2) ein Capital von 600 fl. für 
Studirende. Die Zinsen (24 fl.) sollen zunächst Descendenten des 
Wolfgang Schleicher, in zweiter Linie Angehörigen des Schleicher- 
sehen Geschlechts überhaupt zu gut kommen. 

Er starb nach 46jähriger Dienstzeit im Jahre 1666. Ausser 
ihm kommen im 17. und 18. Jahrhundert noch zwei weitere Geistliche 
Namens Schleicher in Gmünd vor: Michael und Konrad. 

Anna Maria Schleicher von Gmünd starb als Aebtissin in 
Gmünd im Jahre 1773. 

Hans Schleicher,* Veit Schleicher^ Sohn aus Gmünd, siedelte 
sich in Stuttgart an und vermählte sich 12. Juni 1592 mit 
Catharina, Tochter des Calwer Geistlichen Gessler. Starb an der Pest 
12. Juni 1635. Er beziehungsweise seine Vorfahren zählten wohl 
mit unter diejenigen Evangelischen Gmünds , welche in Folge der 
Reformation schon 1524 — 25 aus Gmünd verbannt wurden. 

Hans ist der nächste Stammvater der Stuttgarter Linie, die 
sich indessen durch 8 Generationen und in verschiedenen Zweigen 
als Bürgerfamilie in Stuttgart ausgebreitet hat. 

Von Hans Schleicher stammt im 6. Grade ab: 

Oberförster Wilhelm Schleicher, früher in Langenau, 
jetzt als Pensionär in Stuttgart lebend, geb. 30. Nov. 1796; 



* Als Taufpatben seiner Kinder sind aufgeführt: Michael Sarteey , Katharine 
Sarteey, Agathe von Limpurg, Veronika Eisengrein. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 814 - 

vermählt mit Sibille Camerer von Blaubeuren den 28. Januar 
1835. Vater von 3 Töchtern, nämlich: 

1) Laura, geb. 26. November 1839. 

2) Julie, geb. 18. April 1841, Gattin des Rechtsanwalts 
Wohlbach iu Stuttgart. 

3) Pauline, geb. 20. September 1842, Gattin des Med. Dr. 
Camerer, Stabsarztes in Ulm. 

Im 7. Grad: 

Oberpostratb Adolf Schleicher in Stuttgart, Sohn des t 
Gerichtsnotars Carl Schleicher von da, geb. 21. Oct. 1829; 
vermählt mit Marie, geb. Brodbek von Esslingen den 26. 
März 1863, Vater von 3 Söhnen. 

Die verschiedenen Linien der Familie sind seit der Reformation 
evangelisch; nur die in Gmünd noch ansässige ist katholisch. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte 
de« Namens Schleicher: Albr., Yorstmeister 448. — Georg, Cl.PÜeger 286. — Georg Albr., 
VoTstmaister 892. — Juc, CLPfleger 286. — Marx, Vorstmatster 448. — Mich., Cl.Pfleger 286; 



Digiti 



zedby G00gk 



Schlossberger, Schlossberg. 

Schon im 13. Jahrhunderte sass auf der, auf dem sog. Schloss- 
berge gelegenen, Burg Schlossberg bei Dettingen, O.A. Kirchheim, 
ein edles Geschlecht dieses Namens. Heinricas de Slozberg kommt 
im Jahre 1233 vor. In einer im Wirtembergischen Urkundenbuche 
III, 443 abgedruckten Urkunde vom Jahre 1240 wird ein Eber- 
hardus miles de Slozberck als Zeuge genannt. Heinricus Tineo 
Senior de Chlozberg und sein Sohn Werner übergaben 1258 ihre 
Güter in Bezingen dem Kloster Pfullingen, Jungfrau Veni (Euphemie), 
Herrn Eberhard's Finken von Schlossberg Tochter, und ihre Brüder 
Wilhelm und Hans, genannt von Wunnenstein, verkauften 1365 
bis 1379 mehrere Güter und Gülten zu Dettingen an das Kloster 
Kirchheim (»ich Veni Herrn Eberhart Vingken von Schlozberger 
»seligen Dohter vnd min zwen Bruodere Wilhalm vnd Hans von 
» Wuonnenstain* 1 368 und »ich Jungfro Veni von Schlosberg, Her 
»Hainrichs Vingken seligen Dohter von Schlosberg mit Gunst vnd 
»mit guotem Willen miuer baider Brüder Wilhalms von Wunnenstain 
»vnd Hansen von Wunnenstain« 1374.) 

Conrad von Schlossberg fiel 1377 in dem Treffen bei Reut- 
lingen auf württembergischer Seite. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts 
verschwindet das Geschlecht der Herrn von.Schlossberg wenigstens 
in der genannten Gegend, und die Burg Schlossberg wurde am 
3. Mai 1525 von den Bauern geplündert und verbrannt. Von der 
Burg ist heute keine Spur mehr zu finden, denn der Platz ist jetzt 
mit Weinstöcken bepflanzt. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 816 — 

Gegen Ende des 15. und im Laufe des 16. und 17. Jahr- 
hunderts erscheinen verschiedene Träger des Namens Schlossberg oder 
Schlossberger in den Städten Ulm, Tübingen, Herrenberg, Nürtingen, 
insbesondere aber in Esslingen — woselbst nach Pfaffs Geschichte 
dieser Reichsstadt in dem dortigen Steuerregister vom Jahre 1300 
bereits die Schlossberg aufgeführt sind und schon im Jahre 1463 
das heute noch so benannte »Scblossberg's Gässlin« vorkommt — 
vielfach im Besitze der höchsten städtischen Ehrenämter und mit 
den bedeutenderen damaligen Familien des Patriciats verschwägert. 
Es existirt ein gedruckter Schlossbergischer Stammbaum, im Jahre 
1723 von M. Johann Ulrich Pregitzer, Pfarrer in Untertürkheim, 
verfertigt und nachstehenden Titel führend: 

»Genealogie oder Stammbaum der Hochlöblichen Schloss- 
»bergischen und deren davon abstammenden Familien, auss alten 
»Stamm- Bäumen wohl ermeldter Schlossbergischen Famili und andern 
»bewährten Documentis , auch neueren sicheren Nachrichten und 
»Communicatis, zusammengetragen und aufgesetzt und auf zerschiedenes 
»Begehren zu Druck befördert von M. Johann Ulrich Pregitzern, 
»Pfarrern in Unter-Türckheim. Esslingen, gedruckt mit Franckischen 
»Schriften, Anno 1723.« 

In diesem Stammbaum ist als ältester bekannter Stammvater 
der Familie aufgeführt : 

Leonhard Schlossberger, »seines rechten Geschlechts ein Dan- 
haeuser,*« zu Esslingen wohnhaft; uxor: Elisabeth Majerin. Sohn: 

Peter Schlossberger, des ßaths, und Pfalburger (oder mit 
gewisser Capitulation recipirter Beisitzer) zu Esslingen, t 1558;** 



* Woher Pfarrer Pregitzer diese Notiz, dass die „Schlossberger" und „Dannhäuser" 
eine und dieselbe Familie seien , geschöpft hat, ist mir unbekannt. Sollten in den 
reichsstädtischen Archiven von Esslingen oder von Ulm urkundliche Belege hierüber 
vorUegen ? 

** Sein Epitaph lautet : „Nach der Geburt Christi 1558 uff Mittwuch den 3. Tag 
pdeas Monaths Augusti, bat Gott der Allmächtig den Ehrnhafften, Für nehmen Peter 
„Schlossberger, den Aeltern , seines zeitlichen Lebens aus disem Jammerthal, und Sein 
„Seel zu Sein Gnaden und ewigen Leben erfordert; dess Leichnam hier begraben, zu 
„erwarten der herrlichen Aufferstehung am grossen Tag des Herrn. Amen." 



Digiti 



zedby G00gk 



— 817 — 

uxor: Anna Christina, Tochter Martin Scheler's,* des Raths zu 
Ulm, geb. 1499, t 1564. Sohn: 

Andreas Schlossberger , der Aeltere, des kleinen Raths 
zu Esslingen,** t 1569. Uxor: Anna, Tochter Joh. Macht- 
olphen,*** J. U. L., Syndici und vorhin Stadtschreibers zu 
Esslingen, und Annae Blattenhardtin, Enckelin Conrad Macht- 
olphen und Barbara Benzlin von Möhringen, t 1534, auch 
Bionysii Blattenhardi 's, des Jüngeren, Zunftmeisters in Ess- 
lingen und Annae Babenbergerin, f 1547. Söhne: 
1) Joh. Andreas Schlossberger , Anfangs des Kleinen Raths, 
hernach Fürstlich Württembergischer Blaubeurischer Pfleger 
zu Esslingen, geb. 1551, t 1616 ohne Kinder, aet. 65. 
Uxor: Agatha, Tochter Thomü Drachen, Blaubeurischen 
Pflegers zu Esslingen und Brigittae Grempin von Freuden- 
stein**** verheirathet 1573, f 1609. 



* Seheier, altes und ursprünglich in Tyrol und Oberschwaben ansässiges Ge- 
schlecht; Grafendiplom vom Königreich Württemberg, wie vom französischen Kaiserreiche 
1812 verliehen an Johann Georg von Sehe! er , Königlich Württemberg. Generallieutenant, 
Divisionär der Infanterie und Gouverneur der Residenzstadt Stuttgart , wegen aus- 
gezeichneter WafTenthaten. — Das Grabdenkmal der Anna Christine Schlossberger , geb. 
Scheter, befindet sich im Friedhofe zu Neilingen bei Ulm, woselbst an der südlichen 
Kirchenwand eine Tafel mit dem Schlossberger-Scheler'schcn Wappen eingemauert ist. 

** Sein Epitaph lautet : „Naoh der Geburt Christi 1569 uff Dornstag den 28 Ta? 
„Apryll hat Gott der Allmächtig den Ernvesten, Fürnemen End er s Schlossberger , des 
„Rats, seines zeitlichen Lebens vss dissem Jammertal, und Seiu Seil zu Sein Gnaden 
„und ewigem Leben ervordert ; dess Leichnam hie begraben, zu erwarten der herrlichen 
„Aufferstehung am grossen Tage des Herrn. Amen." 

*** Von Joh. Maehtolph hat sich folgendes Epitaph erhalten : „Anno ab incarnatione 
„Yerbi MDLVII. ultima die mensis Januarii, in puncto horae seeundae a media nocte, 
„feliciter in Christo J*su Salvatore nostro obdormivit insigni et eruditione et pietate 
„clarus Dominus Johannes Machtolphus , utriusque Juris Licentiatus celeber, simulatque 
„Esoelingiae Imperialis hujus civitatis , patriae suae cbarissimae, syndicus fidelissimus : 
„cujus quidem corpus sub hoc tumulo in spe resurrectionis et vitae sempiternae quiescit, 
„spiritus vero proeul dubio cum omnibus electis sempiterno interea aeternae claritatis 
„perfruitur gaudio. Anna Blatt enhurdina, moestissima sua conjux, in symbolum mutuae 
„suae charitatis ac fidelitatis hoc Ipsi fieri fecit epitaphium Kalendis Augusti mensis anno 
„supra scripto." 

**** Die Freiherrn von Gretnp von Freudenstein sind ein altes schwäbisches und 
elsässisches Adelsgeschlecht , welches auch der reicbsunnüttelbaren Ritterschaft des 
Kantons Wetterau einverleibt war. Früher waren die Glieder der Familie auch Burg- 
v. Georgii-Qenr genau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 52 



Digiti 



zedby G00gk 



- 818 — 

2) Peter Sclilossberger , (Stifter der übrigens bald wieder 
erloschenen Herrenberger Linie) zu Herreuberg angesessen, 
geb. 1556, t 1583. Uxor: Maria, Tochter Marx m\\er% 
Burgermeisters zu Herrenberg und Christianae Burrusin. 
Sie, Maria, heyrathet nachgehends zum 2. mahl als Wittib 
Juncker Eitel Lupin von Memmingen.* 

3) Conrad Schlossberger , Anfangs des kleinen Raths, nach- 
gehends Fürstlich Württembergischer Pfleger des Klosters 
Denkendorf in Esslingen, geb. 1558, t 1638, alt 80 Jahre. 
Ein Vater von 20 Kindern und Grossvater von 30 Enkeln. 
Uxor: I. Barbara, Tochter Matthiä Hörwarthen von nnd 
zu Bitteiifeld,** Bürgermeisters in Esslingen, und Barbarae 



männer der Reichsburgen Gelnhausen und Friedberg. Dr. Ludteig Gremp ton Freuden- 
stein, Württembergiseher Bath und der Stadt Strassburg Advocat, ist im Jahre 1583 
Gründer der noch jetzt bestehenden sehr bedeutenden r. Gremp'schen Familienstiftung 
geworden. 

* Die Herren ion Lupin, in Bayern im Jahre 1829 in Freiherrnstand erhoben, 
sollen ein ans Rom stammendes Bittergeschlecht sein, das im 9. Jahrhunderte aus Rom 
nach Deutschland eingewandert sei und sich am Schwarzwalde niedergelassen habe. 
Christian Lupin , Bitter, wird 1251 als schwäbischer Minnesänger genannt nnd im 14. 
Jahrhunderte machte sich ein Zweig des alten Stammes weiter unten an der Donau — 
das Stammschloas Lupodunum soll bei Tuttlingen gestanden sein — ansässig, indem 
er die Herrschaft Achstetten und Weiler bei Ulm an sich brachte. Kurz vor der Refor- 
mation begab sich die landsässige Familie in den Schotz der Reichsstadt Ulm, trat in 
das dortige Patriciat nnd ging später daseibat zur evangelischen Religion über. Der 
kunstliebende Matthias Lupin, t 1507, 90 Jahre alt in Ulm. Sein Enkel, Wolf Dietrich, 
zu Achstetten und Weiler, erhielt durch Kaiserliches Diplom vom Jahre 1563 „sein uralt 
adelich Herkommen und Wappen* bestätigt. Der älteste Sohn des Letzteren, Sebald 
Lupin, wendete sich aus Ulm in die Reichsstadt Memmingen, in welcher die Familie 
verblieb und bis zur Auflösung des heiligen römischen Reiches im ßtadtregimente 
die ersten Stellen bekleidete. Joh. Sigmund von Lupin, geb. 1742, f 1808, Canzler der 
Stadt Memmingen, gründete 1784 durch Kauf fürstlich Wurzach'scher Grundstücke 
und nach Erwerbung eigener Gerichtsbarkeit das Gut Illerfeld nahe bei MemmingeD, 
welches noch jetzt der Familiensitz ist. 

** Die Heruarth gehören einem schon im 13. Jahrhunderte zu Augsburg sess- 
haften adeligen Patriciergescblechte an. Sie theilten sich in eine schwäbische und 
bayrische (österreichische) Linie; Letztere ist im 18. Jahrhunderte erloschen, Eratere 
blüht noch in Freussen , in Nachkommen dcß 1634 in der Schlacht bei Ncrdlingen ge- 
bliebenen Matthins Heruarth von Bittenfeld. Im Jahre 1374 wird Matthias Herttart mit 
dem Schlosse BitteulVld bei Waiblingen in Württemberg belehnt. Matthias Hertcart, im 
Jahre 1584 Bürgermeister zu Esslingen, erscheint 1594 unter den württembergischen 



Digitized by 



Google 



— 819 — 

Ehingerin* Geschlecbterin von Ulm. Verheirathet 1580, 
t 1594. Uxor : II. Sabina, Tochter Georg Besserers Ton 
fiessersteln ,** des Geheimen Raths von Memraingen, und 
Ursulae Furtenbachin. Verheirathet 1596, f 1625. 

Dieser Conrad Schlossberger und seine 2 Gattinnen 
sind die Stammeltern aller nachfolgenden Familien. 
1)1. Hauptstamm: 
Matthias Schlossberg, geb. 1582, f 1637 vor seinem Vater. 
Uxor : Maria Magdalena, geb. Vöhlerin von Ulm, Tochter des Raths- 
herrn Joh. Christoph Vöhler. 

» Die Descendenten des Matthias Schlossberg seynd die Weigen- 
»nnd Lu zische und die von jenen descendirende Expeditions-Rath 
»Majerische, und Expeditions-Rath Joh. Philipp Orthische zu Stutt- 
gart und im Württembergischen mit vielen davon abstammenden 
»Linien.« 

Eine Enkeltochter des Matthias Schlossberg, Ursula 
Veronica Luz, war verheirathet: 1) seit 5. September 1676 
mit Nicola Mjler von Ehrenbach, Geheimer Rath und Con- 
sistorialdirector; 2) mit N. Brommer von Behrenfels, Kriegs- 
rath und Oberst und 3) mit N. Hazel, Sachsen-EisenaclTschem 
Geheimen Rathe. 



Vasallen, ebenso Lucas Herwart zu Bittenfehl, 1608—1619, Christ. Hertcart von Bittenfeld 
und seine Brüder 1633. — 

Joh. Heinrich von Hertcarth, von der jetzt susgestorbenen bayrisch-österreichischen 
Linie, ist im Jahre 1657 in den Freiherrnstand und im Jahre 1689 in den Grafenstand 
erhoben worden. 

* Die Familie Ehinger zählte zu den alten Ulmer Patricier-Qeschlechtern, welchen 
Esiser Karl V. im Jahre 1552 den Adel erneut hat. 

** Die Herren von Besserer sind ein uraltes Ulmer Patricierge schlecht, das schon 
im 13. Jahrhunderte urkundlich vorkommt. Im Jahie 1552 wurde auch ihnen von Kaiser 
Karl V. der Adel erneut. — 

Albrecht Theodorich Besserer von Thsilfingen, Königlkh Bayrischer Kämmerer 
und Generaladjutant Sr. Majestät des Königs Maximilian von Bayern , erhielt im Jahre 
1817 von Letzterem das bayerische Freiherrndiplom und im Jabre 1838 auch das würt- 
tembergiscfce für sich und seine beiden Brüder. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 820 — 

2) II. Hauptstamm: 

Johann Andreas Schlossberg, Stadtammann zu Esslingen, geb. 
1591, f 1635 an der Pest. Uxor: Ursula Plattenhartin, Tochter 
Joh. Plattenharts, des Geheimen ßaths, und Barbarae, Tochter des 
Hans Scher tun von Kannstadt. 

»Von Johann Andreas Schlossberg stammen ab : die Bonzische 
»zu Stuttgart, Esslingen und Schwäbischen Hall, ingleichen die Hanffische 
»und Schmidische im Württembergischen und in Esslingen, mit 
»zerschiedenen davon entsprossenen Linien.« 

3) III. Hauptstamm: 

Johann Georg Schlossberg,* regierender Burgermeister zu 
Esslingen, geboren 1599, vermählt 1625, t 1658. Uxor: Maria 
Elisabeth , Tochter des Bürgermeisters zu Wildberg Joh. Georg Beer 
und Mariae Magdalenae, Tochter des Kirchenrathsdirectors in Stutt- 
gart Joh. Georg Hüngcrlin, geb. 1609, f 1661. 

»Johann Georg Schlossberg ist ein Stammvater der Schloss- 
» bergischen zu Esslingen, der Consulent Eckherischen und Calisischen 
»zu Esslingen, auch Lotterischen von Stuttgart, und Lic. Kreiden- 
»männischen zu Esslingen und deren davon descendirenden Linien.« 

4) IV. Hauptstamm: 

Heinrich Schlossberg, Stadtammann zu Esslingen, geb. 1607, 
t 1655. Uxores: I. Christina Hildegarda, Tochter Joh. Andreae 
Schlossberg's zu Herrenberg; II. Magdalena, Tochter des Spital- 
raeisters zu Esslingen Joh. Ernst Fleiner. 



* An der Stadtkirche (Kirche zum heiligen Dionysius) in Esslingen findet sich 
noch ein schönes, in die Mauer eingelassenes Grabdenkmal von Erz, dem Joh. Georg 
Schlossberger und seiner Gattin gewidmet. Dasselbe trägt neben den Sprächen: „Sie 
„kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern. Esaj. 57, 2.* und „Tabea war voll 
„guter Werk und Almosen. Act. 9, 36," sowie „Selig seindt die Todten, die in dem Herrn 
„sterben. Apoc. 14,* folgende Worte eingegraben : „Den 7. Martli Anno 1658 starb der 
„wolil edeivöst undt hochweisse Herr Johann Georg Schlossberg , wohlmeritlrter Bürger- 
meister allhier, seines Alters 59 Jahr, und dessen liebe Hausfrow Maria Elisabeth* 
„Schloftabergerin , eine geborene Beehrin von Wildberg, den 13. Decembris Anno 1661, 
„ihreB Alters 52 Jahr. Haben in ihrem E bestand t zugebracht 33 Jahr, darin erzeugt 
r 13 Kinder, deren noch 2 Söhne und 3 Töchter bey Leben seind, Enkel erlebt 5. Gott 
„woUe sie mit Freuden erwecken!* 



Digitized by 



Google 



— 821 - 

»Von Heinrich Schlossberg descendiren die Schlossbergischen 
»zu Nürtingen und Tübingen, mit etlichen davon absteigenden Linien.« 
Heinrich Schlossberg' s Sobn war: 

Joh. Heinrich Schlossberg, Burgermeister in Nürtingen, 
geb. 27. April 1641. Uxor: Elisabetha fflargaretha, Tochter 
des Bürgermeisters Brenner in Nürtingen. 

5) V. Hauptstamm: 

Sabina Schlossbergin, geb. 1600, t 1670. Maritus : Joh. 
Phüipjj Eckher, J. U. Dr., Hofger ich ts-Assessor und ritterschaftlicher 
Syndicus, t 1670. 

»Diese seynd Stamm-Elter der Burkhard-Bardilinischen von 
»Tübingen, der Breitschwerdtischen von Ehningen und vieler davon 
» descendirenden Particular-Linien. « 

6) Christina Schlossbergin, geb. 1590, t 1638 ohne Kinder: 
Mariti: I. David Bonz, Bürgermeister zu Esslingen, vermählt 1614. 
II. Andreas Bnrckhard, geb. 1594, Fürstlich Württembergischer 
Geheimer Rath, Fundator des Burkhardischen Stipendii, sowohl auf 
seiner Schwester Beginae, Carl Bardili des A eitern, Med. Dr. und 
Professors zu Tübingen, Ehefrauen, als auf seines Schwiegervaters 
Conrad Schlossbergs Descendenten , vermählt 1622, f 1651 ohne 
Kinder. 

7) Anna Maria Schlossbergin, t ohne Kinder. Maritus: 
Sebastian Anton Neidhard* von nnd zu Baust etten in Ulm. 

8) Barbara Schlossbergin, t ohne Kinder. Maritus: Joh. 
Martin Eisengrein, Fürstlich Württembergischer Bebenhäusischer 
Pfleger zu Esslingen. 

9) Ursula Dorothea Schlossbergin , t ohne Kinder. Maritus: 
Heinrich Haftung, J. U. Dr., Fürstlich Württembergischer Ober- 
rath, f 1649. 



* Die Neidhard zählten zu den alten Patriclern Ulms; Kaiser Karl V, erneute 
im Jahre 1552 den Adel sowohl dieser Familie, als 16 anderer Ulmer Geschlechter (dar- 
unter, wie schon oben bemerkt, der Besserer und Ehinger, ferner der Krafjft, Schad u. s. w.) , 
durch einen gemeinschaftlichen Adelsbrief. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 822 - 

Sämmtliclie jetzt noch lebende Mitglieder der Familie Schloss- 
berger stammen von dem oben sab Nro. 3 als III. Hauptstamm 
aufgeführten Joh. Georg Schloss berger, regierendem Bürgermeister 
in Esslingen, ab. Derselbe war, wie oben erwähnt ist, geb. 1599, 
vermählt 1625 mit Maria Elisabeth Beer von Wildberg, t 1658. 

Von dessen Descendenten mögen Folgende hier Erwähnung finden: 

I. 1) Sohn: 

Joh. öeorg Schlossberg, der Jüngere, Fürstl. Württemb. 
Pfleger des Klosters Denkendorf in Esslingen, geb. 1634, 
vermählt 1662, t 1676. üxor: Anna Christina, Tochter 
Andrea Planer 5 » von Plan, Med. Dr. und Physici zu Esslingen, 
vorhin Feld- und Leib-Medici Königs Gustavi Adolphi in 
Schweden, geb. 1644. Sie heirathete als Wittib 1678 zum 
andernmahl Joh. Philipp Weikersreiitcrn , älteren Bürger- 
meistern zu Esslingen, und ward durch diesen auch eine 
Stamm-Mutter der Weikersreltterischen, und deren davon 
descendirenden Burgermeister von Rhau- und Regierungsrath 
Abelischen Familien. 
2) Tochter: 

Sabina Regina Schlossbergin, geb. 1628, t 1673. 
Maritus: Joh. Ulrich Rüminelin, J. U. D., Fürstl. Württemb. 
Oberrath und Kammer-Procurator. 

II. Joh. Georg Schlossberg, der Jüngere, hatte zwei 
Kinder: 

1) Georg Andreas Schlossberg, J. ü. L., Burgermeister und 
Kasten-Vogt in Esslingen, geb. 1666, t 1737. üxores: 
I. Eva, Tochter Joh. Bader's, des kleineren Raths und 
Oberbaumeisters in Esslingen geb. 1673, 1 1720. IL Helena 
Sophia, Tochter D. Ernst Fr idemann Schölhasen, Camerae 
Imp. judicii Archiatri, Wittib Paul von Burgmeister' s* 
Burgermeisters zu Esslingen, geb. 1686, t 1739. 

* Die Herren von Bürgermeister waren Esslinger Patricier und schrieben »ich 
auch von Dcisisau, welches Dorf sie besassen. Zuerst hless dieses Geschlecht von seiner 



Digitized by 



Google 



- 823 — 

2) Christina Elisabeth Schlossbergin , geb. 1609, t 1741. 
Maritus: Eberhard Friedrick Eck her, J. U. L., Fürstlich 
Württembergischer Kath und Wohllöbl. Reichsstadt Esslingen 
älterer vieljähriger Consulent, geb 1663, vermählt 1690, 
t 1737. 
Die aus dieser Ehe hervorgegangene Christina Elisabetha 
Eckherin , geb. 1695, wurde im Jahre 1719 vermählt mit Joh. 
Heinrich von Palm,* (Linie zu Wien), Kayserlichem Niederlags -Ver- 
wandten und Banquier zu Wien, geb. 1687, t 1744. Er war ein 
Sohn von Joh. Heinrich von Palm, Geheime in Esslingen, f in Wien 
1710, und von Sophia Katharina, geb. Lattermann, t 1732. Die 
von Palm-Echh er' 'sehe Ehe war mit 11 Kindern gesegnet, die aber 
meistens bald nach der Geburt starben. Eine Tochter, Sophia 
Elisabetha von Palm, geb. 1722, vermählte sich 1746 mit Christ. 
Heinrich vqh Senkenberg, Kaiserl. Reichshofrathe in Wien. 

III. Georg Andreas Schlossberg hinterliess mehrere 
Töchter, aber nur Einen Sohn, nämlich: 

Panl Heinrich Schlossberg, geb. 1710, J. II. L., 
Canzleidirector und tfebenhäuser Pfleger zu Esslingen, Ver- 



wöhnung zu Esslingen „im Kirchhof (1233 Conradus, 1238 Marqunirdus in Cimiterio), 
seit 1297 von der durch seine Mitglieder häufig bekleideten Würde „Bürgermeister". 
Die Familie starb 1774 aus; ihr Wappen war ein in 4 Felder getheilter Schild. 

* Die Herren von Palm sind ein altes schweizerisches Geschlecht, ursprünglich 
aus der spanischen Familie „de Lullis" stammend. Ein Zweig des Stammes, welcher den 
Namen „de Palma" erhielt, kam mit Guntram in die Schweiz, wo derselbe „Guntram Lnllus 
de Palma" im Jahre 1240 als Reichsvoigt in Unterwaiden vorkommt. Ein Enkel von ihm, 
Alphons, hatte eine hervorragende Stellung am Hofe Rudolph'* von Habsburg, welcher 
auch 1277 den rothen Löwen des habsburgischen Wappens dem Po/mischen, in Blau 3 
silberne Pfähle, beifügte- In Folge der schweizerischen Freiheitskriege verlor das Ge- 
schlecht seine bedeutenden Güter in der Schweiz und zur Zeit der Reformation wanderten 
die Sprossen desselben als Anhänger der Reformation nach Schwaben. Um 1650 theilte 
sich die Familie mit den 3 Söhnen des 1684 verstorbenen Stadtpflegers der Reichsstadt 
Esslingen Joh. Heinrich Palm in 3 Linien. Die mittlere von Joh. Heinrich von Palm 
gestiftete Linie ist im Jahre 1819 wieder erloschen ; sie blieb im Freiherrnstande und 
bei der evangelischen Confession, wie die noch blühende jüngere Linie, die von Jonathan 
von Palm gegründet wurde. Die ältere Linie dagegen, von Johann David von Palm ab- 
stammend , ist zur katholischen Religion zurückgekehrt und erlangte die Reichagrafen- 
und selbst die Reichsfürstenwürde. Sie ist im Jahre 1851 Im Mannsstamm erloschen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 824 — 

mahlt »den 11. Februar 1738 zu Stuttgart nach Jud Süssen 

Execution,« f 1775. Uxor: Charlotta Beata Sturm, geb. 

1716. 

Auch aus dieser Ehe sind 11 Kinder entsprossen, 

wovon übrigens die meisten wieder jung verstorben und 

nur folgende zu nennen sind: 
IV. 1) Johanii Heinrich Schlossberger , geb. 1744, Expe- 
ditionsrath, Blaubeurischer Pfleger und Geistl. Verwalter 
zu Esslingen, t 1813. Uxor (vermählt 16. Aug. 1770): 
Johanna Louise Pistorius, Tochter des Expeditionsraths 
und Stiftungsverwalters Pistorius zu Stuttgart, geb. 
1752, f 1823. 

2) Hedwig Jacobine Caroline Schlossberger, geb. 1749, 
t 1792. Maritus: Ulrich Balthasar Stephan von 
Schelhass, Edler von Scliellersheim ,* canonicus des 
ehemaligen Stifts ad S. S. Simonem et Judam zu Gosslar, 
Raths Geheime zu Esslingen, geb. 1742, f 1811. Aus 
dieser Ehe sind 7 Kinder hervorgegangen, von welchen 
Heinrich von Schelhass t geb. 1771, als Oberappellations- 
director zu Bamberg gestorben, ist und Lisette Friderike 
Caroline von Schelhass y geb. 1789, im Jahre 1811 mit 
dem im Feldzuge von 1813 gestorbenen Major von Rhein- 
hard sich vermählt hat. 



* Im Jahre 1725 erhielten Ulrich Friedrich Justin Scheühaas und Johann Andreas 
Scheühaas den Reichsadel mit dem Prädicate von Schelltrsheim. Durch Ritterdiplom vom 
13. Februar 1732 wurden die genannten 2 Brüder zu „Edlen von ScheVhaass" ernannt, und 
zwar Ersterer, Kaiserlich Geheimer Rath, verschiedener Stände Rath und Agent und 
präsentirt zum Stifte in Goslar, wegen seiner Gelehrsamkeit, und Letzterer, Kaiserlicher 
Relchshofratb und chursächsiscber Geheimer Rath, wegen 22 jähriger treuer Dienst« 
leistungen in Reichs- und Staatsangelegenheiten, und nachdem Beide vorher vollständig 
bewiesen, dass sie von dem alten Geschlechte der Schelthaasen abstammten. Im Jahre 
1741 im chursächßischen Reichsvicariate erhielt Johann Andrea* das Freiherrndiplom, 
welches im Jahr 1743 bestätigt und auf seine 3 Söhne ausgedehnt wurde. — Die Familie 
soll ursprünglich aus Jena stammen. 



Digitized by 



Google 



— S25 — 

V. Von den 7 Kindern des Jnh. Heinrich Schlossberger 
sind 3 in froher Jugend verstorben und daher nur folgende 
4 zu erwähnen: 

1) Joh. Heinrich Schlossberger, geb. 1773, f als Amt- 
mann zu Plochingen 1821, vorm. mit Susanne Cathariiie 
Roy aus Alenjoie bei Mömpelgard. Der einzige Sohn, 
Carl Heinrich Ottmar Schlossberger, einst Officier in 
griechischen Diensten, ist der Mutter im Tode voraus- 
gegangen. 

2) Louise Schlossberger, geb. 1781, vermählt im Jahre 
1814 mit dem von König Friedrich wegen seiner Ver- 
dienste in mehreren Feldzü^en in diesem Jahre in den 
Adelsstand erhobenen* Oberstlieutenant Carl von Nagel 
aus Esslingen, welcher zuvor schon von König Friedrich 
durch die Verleihung des Militär-Verdienstordens aus- 
gezeichnet worden war. — 

Die Ehe war kinderlos: Carl von Nagel starb 
1839, seine Gattin Louise 1853. 

3) Caroline Schlossberger, geb. 1788, vermählt 1813 mit 
dem im Jahre 1787 geborenen und 1832 gestorbenen 
Oberpostsecretär Christoph Nagel in Heilbronn, t 1848 
kinderlos. 

4) Peter Schlossberger,** geb. 1790, vermählt 1818 mit 
der im Jahr 1799 geborenen Louise Wideninann, Tochter 
des im Jahre 1818 gestorbenen Stadthauptmanns und 



* Das solenne Adelsdiplom selbst nebst Wappcnbesohreibnng ist erst unter König 
Wilhelm ausgefertigt worden und trägt das Datum vom 11. August 1S1R. Das Wappen 
besteht in einem deutschen goldenen Schilde, welcher drei mit den Spitzen in Form 
eines Schächcrkreuzos gegen einander gekehrte schwarze Nägel enthält. Auf dem Schilde 
ruht ein stahlfarbiger und rothgefutterter, mit goMenen Bügeln und goldenem Hals- 
schmuck gezierter, in Gold gefasster und «oldbekrönter Helm mit zwei von Gold und 
schwarz gevierteten Büffelshörnern, zwischen welchen ein schwarzer Nagel befestigt er- 
scheint. Die Helmdecken sind innen schwarz, aussen Gold. 

** Peter Schlossberger war noch in den späteren Lebenstagen in den alten Sprachen 
sehr bewandert und der schriftliche Verkehr zwischeu ihm und seinen zwei intimsten 



Digiti 



zedby G00gk 



- 826 — 

Senators Thomas Widenmann zu Stuttgart, t als Ober- 
rechnungsrath zu Stuttgart 1852. Derselbe hatte im 
Feldzug von 1815 die Stelle eines Regimentsquartier- 
meisters und Kriegskommissärs bei dem K. Württemb. 
Armeecorps mit Auszeichnung bekleidet, und wurde bei 
einem plötzlichen Ueberfalle, welchen die Franzosen in 
Schlettstadt machten, bei welchem es ihm aber gelang, 
die Kriegskasse zu retten, leicht verwundet, während 
sein Diener durch eine feindliche Kugel fiel. 
VI. Von den Kindern des ebenerwähnten Oberrechnungsraths 
Peter Schlossberger sind noch 3 am Leben, nämlich: 

1) Der jetzige Senior der Familie August von Schlossberger, 
Dr. juris, Geheimer Legationsrath, Commenthur IL Klasse des 
Friedrichs-Ordens, Bitter des Königlich württ. Kronordens I. Classe, 
Commenthur des Kaiserlich Russischen Sanct Annen- und des 
Sanct Stanislaus - Ordens , Ritter des Königlich Bayerischen 
Verdienstordens der Krone und des Grossherzoglich Hessischen 
Ludwigs- Ordens. Derselbe wurde, nachdem er seine juristischen 
Studien absolvirt hatte, in seinem 23. Lebensjahre zur Zeit 
der Präsidentschaft Louis Napoleon s im Jahre 1850 der 
Königlichen Gesandtschaft in Paris als Attache zugetheilt; 
kaum war er dort 5 Wochen anwesend, als sein Chef, der 
Gesandte Baron Julius von Maucler, einem unheilbaren Brust- 
leiden in dem jugendlichen Alter von 39 Jahren erliegend, jn seinen 
Armen aushauchte, worauf Dr. Schlossberger auf längere Zeit bis 
zur Bestellung eines definitiven Nachfolgers für den Freiherrn 
von Maucler mit der selbständigen Führung der Geschäfte der 



Freunden, dem Rector des Gymnasiums von Uehelen nnd dem bekannten Philologen 
Professor van Pauli/, fand häufig in lateinischer Prosa oder Poesie statt. Ala Peter 
Schlonsberger einst dem letztgenannten Freunde mit kurzer lateinischer Widmung eine 
TabakBdose verehrt hatte, schrieb ihm dieser zurück : 

n 8e,hlo88bergero suo salutem plnrimam dicit Pauly* 

„Naribus ex theca suave est inferre tabaciun; 

„Snavius at multo, tunc meminisse Tui. tt 



Digitized by 



Google 



- 827 — 

württembergischen Gesandtschaft betraut worden ist. — Nach seiner 
Rückkehr aus Paris und nach grösseren Reisen durch Deutschland, 
Belgien und Holland wurde Dr. Schlossberger im Jahre 1851 an das 
Geheime Königliche Haus- und Staats-Archiv berufen, woselbst er seit 
mehr als einem Vierteljahrhundert, zur Zeit als erster vortragender 
Rath, thätig ist. Als Früchte seiner dortigen Studien sind von ihm ver- 
schiedene kleinere historische und namentlich kulturhistorische Publi- 
cationen erschienen; insbesondere aber hat derselbe in Gemeinschaft 
mit Geheime-Rath Dr. von Fqber Excellenz im Auftrage des König- 
lichen Justiz-Ministeriums »die Vorarbeiten zum Württembergischen 
Landrechte vom 1. Juni 1610, Stuttgart 1859« im Drucke herausge- 
geben, wodurch vor Allem die gutachtlichen Relationen der herzoglichen 
Oberräthe Dr. Jacob Haug und Dr. Balthasar Elscnyrein von den 
Jahren 1604/1606, welche unbestritten die wichtigsten Hilfsmittel für 
die Auslegung des Landrechts sind, zur Veröffentlichung gekommen 
sind. Der Nestor der deutschen Juristen, Geheime-Rath Dr. Carl Georg 
von Waechter in Leipzig, hat in einer Vorrede zu dem Werke sich sehr 
anerkennend über dasselbe ausgesprochen. 

Bekannt ist, welch' vielseitige Thätigkeit Geheimer Legations- 
Rath von Schlossberger seit Jahren für verschiedene wohlthätige und 
gemeinnützige Anstalten entwickelt hat und theilweise noch entwickelt, 
so als langjähriger Vorstand der Paulinenpflege und Catharinenschule 
in Stuttgart, als stellvertretender Vorstand des Localwohlthätigkeits- 
Vereines, sämmtlicher Industrieschulen der Katharinenpflege und der 
Marienpflege in Stuttgart, sowie der Württembergischen Sparkasse, 
als Vorstand des Honoratiorentöchter- Vereins und der Industrieschule 
und Kleinkinderpfloge zu Gablenberg, als Mitbegründer der Werapflege 
in Bothnang u. s. w. — August von Schlossberger ist im Jahre 1827 
geb. und seit 22. Mai 1855 mit Pauline, geb. GUlich von Pforzheim, 
vermählt. Sein reichbegabter, hoffnungsvoller ältester Sohn Carl ist 
als 15jähriger Jüngling im Jahre 1872 ihm im Tode vorangegangen. 
Die übrigen Kinder sind: 1) Pauline, geb. 2. Dez. 1858. 2) und 
3) Fanny und Marie, Zwillingstöchter, geb. 22. Januar 1863. 



Digitized by 



Google 



- 828 - 

4)Kourad, geb. 3. Nov. 1867. 5) Georg, geb. 10. April 1869. 

2) Edmund Schlossberger, geb. 1830, Kaufmann, vermählt seit 
1871 mit Amalie, geb. Weiss von Stuttgart. Kind: Anita, geb. 
3. October 1872. 

3) Julie Schlossberger, geb. 1835. 

Der älteste Bruder der ebengenannten 3 Schlossberger 'scheu 
Descendenten, Julius Schlossberger, geb. 1819. ist schon im Jahre 
1860 eines frühen Todes gestorben. Professor Dr. von Bausch in 
Tübingen hat ihm in einem Nekrologe, welchen die Jahreshefte des 
Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg vom Jahre 
1863 veröffentlichen, ein schönes Denkmal gesetzt. Wir geben in 
Folgendem die wichtigsten Stellen aus diesem Nachrufe: 

»Julius Engen Schlossberger, Dr. der Medicin und Chirurgie, 
ordentlicher Professor der Chemie an der Universität Tübingen, ist 
geboren am 31. Mai 1819 zu Stuttgart, wo sein Vater Oberrecbnungs- 
rath war. Als Knabe zeichnete er sich durch Lebhaftigkeit des Geistes, 
verbunden mit grosser Lernbegierde, aus, und schon frühe wandten 
sich seine Neigung und sein Studium den Naturwissenschaften zu; 
daneben aber zeigte sich bei ihm auch von Jugend auf eine beinahe 
schwärmerische Liebe für alles Schöne und sittlich Erhabene. Schon 
mit 16 Jahren erhielt er den chemischen Preis in der polytechnischen 
Schule. Auf der Hochschule hielt er sich fern von geräuschvoller 
Gesellschaft, widmete sich mit dem angestrengtesten Fleisse dem 
Studium der Medicin, und erhielt sowohl bei der ersten als bei der 
zweiten Prüfung die nur von Wenigen • erreichte Note Ia. Zwischen 
beiden Prüfungen war er Assistenzarzt am Katharinenhospital (1841) 
und darauf Begleiter des Grafen Salm-Hoogsfraeten auf dessen Reise 
nach Südfrankreich, zu dessen Leibarzt empfohlen durch Staatsrath 
von Ludwig. Nach der zweiten Prüfung setzte er seine chemischen 
Studien im Auslande fort, nämlich in Paris, Wien, Berlin, Utrecht 
und zuletzt in Giessen. Sein berühmter Lehrer Liebig hatte sein 
Talent und gründliches Wissen wohl erkannt und der Lehrer wurde 
und blieb sein Freund und Gönner. Liebig war es auch, der ihm 



Digitized by 



Google 



— 829 — 

durch seine Empfehlung die Stelle eines ersten Assistenten am La- 
boratorium zu Edinburg verschaffte ; durch Schlossberger wurden bei 
dieser Gelegenheit viele der Entdeckungen und neuen Methoden seines 
Lehrers den Engländern bekannt. In Edinburg erhielt er auch den 
ehrenvollen Ruf an die Universität des Vaterlandes. Im Jahre 1847, 
also erst 28 Jahre alt, trat er als ausserordentlicher Professor der 
Chemie in die Reihe der academischen Lehrer und hier begann er 
eine Laufbahn, die .das glänzendste Zeugniss seines unermüdlichen 
Fleisses und einer fruchtbringenden Thätigkeit ablegt. In den 28 
Semestern, während deren ihm zu wirken vergönnt war, hat er mehr 
gethan, als was ihm amtlich auferlegt war, denn er hielt in jedem 
Semester statt einer drei Vorlesungen, meistens unorganische Chemie, 
organische Chemie und ein Practicum; ausserdem hat er aber auch 
abwechselnd physiologische, landwirtschaftliche Chemie und Pharma- 
kognosie vorgetragen. Stets erfreute er sich eines zahlreichen Zu- 
hörerkreises , namentlich war sein Practicum öfters so gefüllt, dass 
er nicht alle Lernbegierigen aufnehmen konnte. Seine Schüler rühmten 
namentlich den reichen Schatz des Wissens, deu er so sicher im Ge- 
dächtniss hatte und der bei dem unendlichen Reich thum des Details 
der Chemie auch wirklich etwas Ausserordentliches war. Ihm lagen 
aber auch seine Schüler vor Allem am Herzen und er war jedem 
strebsamen Jüngling mit Liebe zugethan. Wenn schon diese seine 
Wirksamkeit als Lehrer die Zeit und die Kraft eines Mannes genügend 
in Anspruch nehmen konnte, so ist es beinahe unglaublich, dass er 
daneben noch eine so grosse litterarische Thätigkeit entfalten konnte. 
Das erste , was von ihm gedruckt erschien , war seine Preisschrift 
über das Fleisch verschiedener Thiere. Im Jahre 1847 erschien seine 
Schrift über Brodsurrogate. Was aber seinen Namen am Weitesten, 
sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus, bekannt gemacht hat, 
ist sein Lehrbuch der organischen Chemie, dessen erste Auflage 1850 
erschien, das bis zu seinem Tode 5 Auflagen erlebt hat und dessen 
6. Auflage nach seinem Tode erschienen ist. Ein zweites grösseres 
Werk über vergleichende Thierchemie ist leider unvollendet geblieben; 



Digiti 



zedby G00gk 



- 830 — 

dasselbe war bei seinem Erscheinen einzig in seiner Art und ist von 
den ersten Autoritäten in diesem Fache rühmend anerkannt worden. 
Weiter sind zu nennen viele Originalabbandlungen, die Schlossberger 
in den verschiedensten Zeitschriften veröffentlicht hat. 

Im Frühjahr 1860 ist er zum Ordinarius erhoben worden ; aber 
eben jetzt verschlimmerte sich ein bisher wenig beachtetes Brustleiden 
plötzlich in hohem Grado, und während er noch am 8. Juli sich 
vorgenommen hatte, am 12. Juli seine Vorlesungen wieder zu be- 
ginnen, entriss ihn der Tod schon am 9. Juli desselben Jahrs dem 
lieben Familienkreise und der Wissenschaft. Die Genugthuung ist 
ihm geworden, dass ihn die gelehrte Welt nach Gebühr geehrt hat. 
Schon 1856 war er von Liebig für den Lehrstuhl in Freiburg vor- 
geschlagen; eine grosse Anzahl von Akademieen und gelehrten Ge- 
sellschaften zählten ihn zu seinem Ehrenmitgliede und noch an seinem 
Todestage kam die Nachricht, dass er zum Professor der Chemie nach 
Wien berufen werden sollte. — Durch seinen Hingang ist uns eine 
Seele ohne Falsch und ein treuer Arbeiter im Dienste der Wissen- 
schaft genommen worden.« 

Julius Eugen Schlossberger war vermählt seit dem Jahre 1848 
mit Maria, geb. Renz, aus Stuttgart. Von seinen Kindern leben 
noch ein Sohn, Hans, und 2 Töchter, Maria und Julie. 



Durch einen noch im Originale wohl erhaltenen Wappenbrief 
vom 10. September 1543 ist im Auftrage Kaisers Carl V. dem 
ernhaft vnnd fürnemen Peter Schlossperger, Burger zu Ulm, in An- 
betracht seiner Erbarkeytt, Redlichait, gut Vernuufft, Sitten, Tngennt 
und Geschicklichait, und der getrewen und underthennigsten Dienst 
um römisch-Kaiserliche und Königliche Majestäten, und das heilige 
Reich das nachbeschriebene »Wappen und Claynatt« verliehen worden, 
das die Familie Schlossberger heute noch führt, nämlich: 



Digiti 



izedby G00gk 



— 831 — 

»Ain roter oder rubinfarbener Schutt, in dess Grundt ain grüner 
»Berg mit dreyen grünen Büheln; auf dem Berg ein weyss oder 
»silberfarbs Schlos, in drei viereckete mit Zinnen und ausgehawenen 
»Finstern gefasst, unter welchen der Mittel Thurm höher und breytter. 
»dann die andern zwen, oben mit dreyen spitzigen Hütlin, darauf? 
»drey weyss oder silberfarb Knepff, und das Mittelhütlin ein wenig 
»höher, dann die andern zwey oben mit ainem weyssen Feinlin, 
»dergleichen die zwen Thürm uff den Seyten mit zweyen spitzigen 
»Hütlin, weyssen oder sylberfarben Knepffen und Feinlin.; unden bei 
»dem Eingang des Schlos und mittein Thurras neben der geöffneten 
»Porten ein seh wartz Schlossgitter, und aus dem Schlos über den grünen 
»Berg herab ein weiss Fusssteiglin erscheinend; uff dem Schilt ain 
»Helm mit weysser oder sylberfarber und rother oder rubinfarber 
»Helmdeckin gezirt, uff dem Helm ains halben Manns one Arm mit 
»einem schwartzen Heer und spitzigem Bart Brustbild entspringt, 
»mit ainem rotten oder rubinfarben engen Recklin beclaydt, des Ueber- 
»schleglin oben umb den Hals weyss oder sylberfarb, sein Haupt mit 
»ainem rotten oder rubinfarben vornen zugespitzten und hinten mit 
»ainem weyssen oder silberfarben überstilpten heydnischen Hütlin be- 
» deckt, sein Andtlit gegen dem vordem Thayl des Schilts kerende, 
»alsdann dieselben Wappen und Claynat in Mitte diss gegenwirtigen 
»Brieffs gemalet und mit Farben aygentlicher ausgestrichen seind.« 

Am Schlüsse des Wappenbriefes wird gesagt, dass »nun fürohin 
»der genante Peter Schlossperger und seine eheliche Leipserben und 
»derselben Erbenserben in ewig Zoytt die yetzt gemelten Wappen und 
»Claynat haben, füeren, und die in allen und yglichen eherlichen, 
»redlichen Sachen und Geschefften, zu Schimpff und Ernst, in Streyten, 
»Kerapfen, Gestechen und Gefechten Barüren, Gezeiten, Aufschlagen, 
»in Sigeln, Pedtschafften , Claynatten, Bpgrepnussen , und sunst an 
»allen Enden nach iren Notturfften, Willen und Wolgefallen sich deren 
»geprauchen, auch all' und yglich Genad; Freyhait, Ehere und Vor- 
»thayll, Recht und Gewonheit haben mit Amptern und Lehen zu 
»empfahen, Lehengericht und Recht zu besitzen, Urthayll zu schepfen 



Digiti 



zedby G00gk 



- 832 — 

»und Recht zu sprechen, und zu dem allem in gaystlichen und welt- 
lichen Stenden und Sachen wirdig und empfenglich, tuglich, schicklich 
»und gut sein, und das alles geniessen sollen und mögen, als andere 
» Romischer Kuniglicher Mayestatt und des Reychs Wappen Genos Leut, 
»so sollichs alles haben und sich des geprauchen und geniessen von 
»Recht oder Gewonhayt von aller meniglich unverhindert.« 

Den Eingangs erwähnten Stammbaum der Schlossberger'schen 
Familie vom Jahre 1723 schliesst Pfarrer M. Pregitzcr mit folgenden 
weiteren Betrachtungen und Notizen über verschiedene von ihr aus- 
gegangene Stiftungen: 

»Gleich wie längstens allschon tapffere Historici und Scribenten 
sich bestrebet, der Kayser , Königen, Fürsten und anderer Hoher 
Häupter Genealogien zu verfassen, und in öffentlichen Druck zu 
bringen; also, und da auch bey privatis, nicht allein sehr alte 
Familien sich befinden, sondern auch manchmahlen ans denenselben 
berühmt, und um das gemeine Wesen sich hoch verdient gemachte 
Männer, entsprossen, haben auch dieselbe sich die Mühe gegeben, 
ihre Genealogien und Stamm-Bäum zu begreiffen , wie dann derer 
sich viele allschon, in dem von Herrn Seuffert J. U C. in Regenspurg 
herausgegebenen, und sich noch immermehrenden Genealogischen 
grossen Werck zu finden. Wann dann nun solche absonderlich bey 
denen Stiftungen und Stipendiis darumben grossen Nutzen schaffen, 
weilen man daraus die Proximitatem Graduum am besten erlernen 
kan, und eben zu solchem Ende die Hochansehnliche Bardilin- 
Brodbeck- und Scheinenmännische Familien ihre Genealogie und 
Stamm-Baum in öffentlichen Druck bringen lassen , um den Access 
zu dem, von dem wohlseeligsn Herrn D. Andrea Burkhardo y ge- 
wesenen Hoch-Fürstl. Würt. Geheimen Rath, Cantzlern und Abge- 
sandten bey denen Westphälischen Friedens-Tractaten , gostiffteten 
reichen Stipendio daraus dociren zu können ; so hat die Löbl. Schloss- 
bergischc Freundschafft ein gleiches zu thun, darumben vor nutzlich 
und nothig angesehen , weilen erst Hochermeldter Herr Fundator 



Digiti 



zedby G00gk 



— 833 — 

neben der Löbl, Bardilinischen Familie auch die von seines ge- 
westen seeligen lieben Schwehers, Herrn Conrad Schlossbergens zu 
Esslingen, descendirende Söhne und Töchtern, jedoch mit disem 
Unterscheid, zu diesem Stipendio vociret „dass (uti formalia sonant) 
„so lang des Männlichen Stammens und Nahmens der Schlossberger 
„einer oder der andere vorhanden, so sich dieses Subsidii gebrauchen 
„wolte, sollen dieselbige den andern vom Weiblichen Geschlecht ge- 
„bohrnen Schlossbergischen, wie auch die verburgerte zu Esslingen 
„den andern unverburgerten , und ausser der Stadt gesessenen, 
„solchen Geschlechts, ohne Widerred, jederzeit praeferirt und vor- 
„gezogen werden. Sollte aber von den Schlossbergischen keiner vor- 
fanden seyn, der sich dieses Subsidii gebrauchen wolte, so soll an 
„des einen statt, einer von Herrn Burgermeister David Buntzen 
„Seel. zu Esslingen herrührender Befreundter, wo möglich selbigen 
„Nahmens, in des andern Stell aber abermahlen eines ehrlichen 
„Burgers Sohn von Esslingen subrogirt und substituirt werden " 

Und obwohlen man nicht ermangelt, bey Verfassung dieses 
Stamm-Baums allen möglichen Fleiss anzuwenden, mithin die Schloss- 
bergische Vor-Eltern und derer Succession und Brauches , aus denen 
vorhandenen alten Stamm -Bäumen , Leichen-Predigten und in Ess- 
lingischer Cantzley befindlichen alten Schlossbergischen Inventariis 
und Theilungs-Actis zu extrahiren, so will mau jedoch hierdurch 
niemand praejudiciren, sondern solle das Contrarium mit Bestand 
zu erweisen einem jeden frey gelassen werden. Immittelst erhellet 
aus diesem Stamm-Baum so wie, dass diese Familie eine von den 
ältisten in Esslingen, welche auch sich neben dem seeligen Herrn 
Cantzler Burkhard ten durch allerhand schöne und reichliche Stif- 
tungen sehr signalisirt, welche man zu Dero Ruhm und Angedencken 
hernach beysetzen wollen : 

1. Herr Peter Schlossberger, der Aeltere, gewesener Pfahlburger, 
oder mit gewisser Capitulation recipirter Beysitzer allhier in 
Esslingen, und Frau Anna Christina, eine gebohrne Schelerin, 
seine eheliche Hauss-Frau, als Vätterliche Gross-Eiter Weyl. 

v. Gtorgü-Georgenctu, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 53 



Digiti 



zedby G00gk 



— 834 — 

Herrn Conrad Schlossbergs seel. als des allgemeinen Stamm- 
Vatters , in-vermeldter Familien. 

2. Herr Johann Machtolff , J. U. L. und Syndicus, Wohl-Löbl. 
Reichs-Stadt Esslingen, neben seiner Hauss-Frauen, Anna, einer 
gebohmen Ptattenhardtin , als Mütterliche Gross-Eiter erstge- 
meldten Hrn. Conrad Schlossbergs seel. Angedenckens. 

3. Herr Andreas Schlossberg, der Aeltere, des Kleinen Eaths zu 
Esslingen, und Frau Anna, eine gebohrne Machtolffin, seine 
eheliche Hauss-Frau. Elter vorgedachten Herrn Conrad Schloss- 
bergs seel. 

4. Herr Johann Andreas Schlossberger , Fürstl. Würtembergischer 
Blaubäurischer Pfleger, in Esslingen. Ein Sohn erstgedachten 
Hrn. Andrea Schlossbergs, des Aelteren; neben seiner Hauss- 
Frauen, Agatha, einer gebohmen Trächin. 

5. Herr Tlwmas Trach , Fürstl. Würtembergischer Blaubäurischer 
Pfleger in Esslingen ; ersterwehnten Hrn. Johann Andrea Schloss- 
bergs seel. Schwieger- Vatter. 

6. Herr Conrad Schlossberger, der Eitere, Fürstl. Würtembergisch- 
Deuckendorffischer Pfleger in Esslingen. Der allgemeine Stamm- 
Vatter der noch florirenden Löbl. Schlossbergischen und deren 
davon descendirenden Familien. 

7. Frau Barbara, Herrn Conrad Schlossbergs Tochter, Weyl. 
Hrn. Johann Martin Eismgriens, Fürstl. Würtemb. Beben- 
häusischen Pflegers in Esslingen, eheliche Hauss-Frau. 

8. Herr D. Andreas Burkhardt, Fürstl. Würtemb. Geheimer Ee- 
giments-Rath und Cantzler zu Stuttgardt, Fundator des Schloss- 
bergischen Stipendii, neben seiner ehlichen Hauss-Frauen, Christina, 
Hrn. Conrad Schlossbergs seel. Tochter. 

9. Herr Johann Georg Schlossberger, vieljährig gewesener Burger- 
meister in Esslingen, und Frau Elisabetha, eine gebohrne Beerin, 
seine eheliche Hauss-Frau, nächste Stamm-Elter der jetzt noch 
florirenden Löbl. Schlossbergischen, Eckherischen , Calisischen, 
Lotterischen und Kr eidenmänni sehen Familien. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 835 - 

10. Herr Johann Schipper, des Kleinen Raths in Esslingen, neben 
seiner noch lebenden hintorlassener, anjetzo Hrn. Burgermeister 
Lic. Eckhers seel. hinterbliebener Fr. Wittib, Christina Elisa- 
betha, eine gebohrne Bonein, und offt gedachten Hrn. Conrad 
Schlossbergs seel. Enckel. 

11. Herr Stadt- Ammann, Johann Georg Schmid, und dessen Ehe- 
Liebstin, Frau Maria Helena, eine gebohrne Hauffin, beede 
seelig. 

Welche alle, biss an die Letztere ohne eins, nunmehr in dem 
HEREN seelig ruhende Persohnen, von Löbl. Schlossbergischer 
Famili, oder Verwandtschafft, vordrist um GOTTES, und schuldiger 
Christlichen Liebe willen, als auch hertzlich getragenen Mitleidens, 
und Erbarmung gegen denen in Löbl. Stadt Esslingen verburgerten 
Hauss-armen Persohnen, zu guter und besserer Aufenthalt ihrer 
Leibes-Nahrung, als auch ihrer und ihrer Kindern einiger Ergötz- 
lichkeit, neben noch andern milden Stiftungen, ein besonderes All- 
mosen gestifftet, welches jährlich an Dom. Laetare in Esslingen 
auf öffentlicher Cantzel verkündiget, und in solcher Wochen unter 
dassigen Hauss- Armen an Brodt aussgetheilt wird, und sich in denen 
letzteren Jahren aber 2700 Pfund am Brod beioffen, an Geld aber 
jährlich zwischen 150 biss 180 fl. ausswirfft. 

Ferner so stiffteten auch unter anderen von Löbl. Schloss- 
bergischen Famili , ad alias pias causas , nehmlich : 

Herr Johann Andreas Schlossberger , Fürstl. Würtemb. Bebenhäusi- 
scher Pfleger zu Esslingen, ein Stamm-Vatter der Löblichen 
Conzischen, Honoldischen , Häuf fischen- und Schmidischen 
Familien, 2400 fl., davon der Zinss, unter HHrn. Ober- 
Pfarrern, 3 Diaconis, Rectore, und 2 Praeceptoribus Latinae 
Scholae jährlich ausgetheilet wird. 

Herr Conrad Christoph Schlossberg , Herrn Matthiä Schlossbergs 
Sohn, stifftet 100 fl. ad Collegium Alumnorum. 

Herr Andreas Burkhardt, Fürstl. Würtemb. Cantzler, legirt 800 fl., 



Digiti 



izedby G00gk 



- 836 — 

davon der Zinss unter denen 3 HHrn. Diaconis und Bectore 
Scholae jährlich ausszutheilen. « 



Noch möge folgende historische Notiz der Vollständigkeit wegen 
hier Aufnahme finden: 

Zur Zeit der Regierung Kaisers Ferdinand IIL im Jahre 
1655 ist »Joannes Vendelinus a Schlossberg h« , der — woher ist 
nicht zu ermitteln — nach Ungarn gezogen ist, daselbst mit ver- 
schiedenen hohen adeligen Herren unter den ungarischen Adel auf- 
genommen worden. Die betreffende Stelle in dem Corpus juris 
Hungarici lautet folgendermassen : 
»Art. CXIX. 

»Demum et ultimo, iidem status et ordines, tum ad benignam 
»Suae Majestatis sacratissimae recommendationem, tum vero ob prae- 
»stita et futuris quoque occasionibus praestanda et exhibenda ipsorum 
»in hoc Regnum Hungariae partesque annexas merita, accedente etiam 
»ipsorum pro ea re apud status studiosa interpellatione , spectabiles 
»ac magnificos Dominos Raymundum Comitem Montis Cuculi, 
»Suae Majestatis Consiliarium aulicum bellicum, camerarium et equi- 
» tat us Generale m ; Joannem Comitem a Starhenbergh, Suae Ma- 
»jestatis Consiliarium bellicum, camerarium, et constitutum Colonellum ; 
»Joannem Georg ium PucheraMegen hausen, Liberum Barone m 
»et Dominum in Rodau, Reichenburg et Zwelffaxing, Suae Majestatis 
»Consiliarium aulae bellicum; Ferdinandum Leopoldum S. B. J. 
»Comitem a Nachot et Liechtenburg, Suae Majestatis Consiliarium 
»et actualem Camerarium; Comites Petrum Paulum et Joannem 
>Stanislaum Tarnovski, a Tarnov, ex Baronissa matre Hungara 
»natos, bonaque haereditaria in Regno Hungariae jure eodem materno 
»habentes, salvis constitutionibus Regni superinde editis permanentibus ; 
»Franciscum Ernestum Sacri Romani Imperii Comitem de Paar, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 837 — 

>Marchionem in Aureo Monte, Sancti Jacobi Equitem, nee non Suae 
»Majestatis Cubicularium, Camerarium; Georgium Andream n ob i lern 
»Dominum a Sonnau, liberum Baronem in Reicherspergk, Suae. 
»Majestatis inelytae Camerae aulicae, et Serenissimi Principis Leopoldi 
»Archiducis Austriae Consiliarium ; Sigismundum Fridericum 
»Liberum Baronem a Spaidl; Panlum Hartmann Liberum 
»Baronem ab Eyvesvald; Christophorum Baronem a Zinzen- 
»dorff et Potendorff , Dominum a Hanzeck et Greszten, Arcbiducatus 
»Austriae haereditarium Venatorura Praefectum ; Wolfgangum et 
>Joannem Guilielmum, Liberos Barones a Stubenberg; Bavidem 
»Henricum Zobeck de Kornitz; Adamum et Gottleb Liberos 
»Barones aVindischgratz, et Joannem Yendelinum a Schlossberg 
»in numerum ipsorum, praevio solito juramento superinde praestito, 
»reeipiunt. Qui vero eorum propter absentiam vel alias ineidentias 
»pro nunc non deposuissent , illud in proxime secuturis Comitiis 
ȧegni publicis praestare essent obligati, certo sperantes eosdem, 
»juxta otiam oblationem ipsorum, bonos, synceros et fideles patriae 
»cives et promotores futuros.« 

Schliesslich sei noch erwähnt, dass in der Adelsmatrikel des 
Königreichs Bayern, in der Freiherrn - Classe , ein Geschlecht von 
Schlossberg eingetragen ist, welches aus dem Jülich'schen stammen 
soll. Nach der Vermuthung eines Sprossen desselben würde übrigens 
auch dieses Geschlecht, das noch im vorigen Jahrhunderte protestantisch 
gewesen sein soll, ursprünglich aus der Gegend von Bayreuth oder 
aus Schwaben stammen. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbach enthalt folgende Beamte des 
Namens Schloatberger (Schioasberg): Conr., CUfleger 277. — Joh. Anclr., CLPfleger 
269. — Joh. Georg, CLPfleger 242, 277; (nliu«) 277. — Joh. Heinrich, CU»fleger 270, 277; 
Geistl. Verwaltter 425. — Matth., ClJ»fleger 269. 



Digiti 



zedby G00gk 



Schmidlin. 



Johann Laurentius (Lorenz) Schmidlin,* Prälat zu Herrenalb, 
wurde den 1. März 1626 zu Nussdorf geboren. Sein Vater 
M. David Sohmidlin war Pfarrer zu Nussdorf, Oberamt Vaihingen; 
die Mutter Christiana, eine Tochter des berühmten Professors der 
Theologie Stephan Gerlach und der Brigitta, Tochter des Leib- 
medicus Johann Schwarz; der Grossvater Johann Schmidlin (alias 
Fabricius), Stadtpfarrer in Stuttgart 1569, in Leonberg 1571, in 
Durlach 1576, in Laufen 1579, in Urach 1582, t 1594; die 
Grossmutter Catharina, geb. Schlosser; der Urgrossvater Lorenz 
Sohmidlin, vieljähriger Stadtschreiber in Kempten, t 1552; die Ur- 
grossmutter Catharina, Tochter des Jacob Weidinger und der Clara 
von der Gloken. Der Ururgrossvater Conrad Schmidlin, Bürger in 
Botzen. 

Joh. Laurentius studirte zu Tübingen Theologie, wurde Dia- 
conus zu Neuffen 1648, zu Sindelfingen 1649, Decan zu Göppingen 
1663, Special zu Stuttgart 1666, Stiftsprediger und Consistorialrath 
1678, Abt zu Herrenalb. Er vermählte sich erstmals 1648 mit 
Barbara Sophia, Tochter des Specials zu Cannstatt M. David 
Hafenreffer; zum zweiten Male mit Agnes, geb. Zweifel. 

Schmidlin starb 1692 den 7. Februar. Kinder: 

I. Christina Elisabetha, vermählt mit dem Decan in Göppingen 
Joh. Conrad Kassier. 

* unter den zur Stellung von Mannschaft verpflichteten württembergischen 
Vasallen aind im Jahre 1663 auch „Christoph SchmiJHtt's Erben - aulgeführt; dieselben 
hatten Einen Mann zu stellen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 839 - 

II. Barbara Sophia, vermählt mit dem 1693 t Diaconus in 
Winnenden M. Albrecht Bengel. 

III. Johann David Schmidlin, Probst in Herbrechtingen 1710, in 
Maulbronn 1717, t 1730. 

Gattin: seit 31. Mai 168 1 Maria Judiths, Tochter des 
Kriegscommissärs zu Hohentwiel, nachmaligen Klosterhofmeisters 
in Pfullingen, Stefan Stockmayer, welcher Ehe drei Töchter* 
entsprossten. 

IV. Johann Lorenz Schmidlin, Decan in Nürtingen. 

Gattinnen : I. Maria Barbara, Tochter des Pecans in 
Brackenheim M. Scholl, aus welcher Ehe 11 Kinder hervor- 
gingen; II. seit 1709 Maria Margaretha, Wittwe des Jur. Lt. 
Christoph Spihlmann in Esslingen. 
V. Johann Jacob Schmidlin, Med. Dr., Physikus in Göppingen, 
in Stuttgart. 

Gattin: seit 7. Mai 1682 Anna Chrislina, geb. CasparU 
Aus dieser Ehe stammen 1 Sohn und 3 Töchter. 
VI. Christof Andreas Schmidlin, Decan in Ludwigsburg. 

Derselben Familie gehören an: 

Johann Friedrich Schmidlin, Enkel des vorbenannten Decans 
in Nürtingen, geb. in Nürtingen 31. Mai 1715, Diaconus in 
Waiblingen, in Stuttgart, Stiftsprediger und Consistorialrath, t 1783. 

Gattin: seit 11. August 1744 Maria Catharina, geb. Anlber, 
welcher Ehe 1 Tochter Namens Johanna Rosine Dorothea entsprosste, 
vermählt seit 23. April 1776 mindern Geheimen Archivar in Stuttgart 
Carl Friedr. Erbe, Sohn des Probsts in Denkendorf Joh. Jac. Erbe. — 

Wolfgang Wilhelm Schmidlin, Bruder des Vorigen, geb. in 
Nürtingen 31. Mai 1715, Professor in Bebenhausen, Decan in Ba- 
lingen, Prälat in Maulbronn, t 1785. 



* Eine derselben, Namens Justina Sofia, vermählte sich 9. August 1707 mit dem 
Gräfl. Hinanlachen Becrctär in Buchsweiler, Samson Georgii, nachmals Procurator da- 
selbst, dann Exulant, hierauf Vogt in Neuffen, in Herrenberg 1708, in Nürtingen 1709, 
Expeditiona-Bath 1712, f 1724. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 840 — 

Gattinnen: I. seit 3. Oct. 1747, Julie Elisabeth, Tochter des 
Physicus in Cannstatt Gottlieb Jenisch; II. seit 24. Not. 1750 
Christiane Friederike, Tochter des Expeditions - Raths Rudolph 
Amandus Stockmayer; III. Wilhelmine Christine Friederike 
Ruttenberger. Aus I. Ehe entsprossten 1 Sohn, Bernhard Friedrich, 
Stadtpfarrer in Bönnigheim, aus IL 5 Töchter. — 

Christian Lorenz Seh midi in, Bruder des Vorigen, geb. am 
12. December 1723, Pfarrer in Trichtingen 1756 — 1770. — 

Johann Friedrich von Schmidlin, geb. zu Stuttgart 13. Januar 
1758, KarlsschOler, nahm als solcher 1782 den Doctorsgrad an, 
wurde Begierungs-Secretär , hierauf Geheimer Kreis-Secretär 1793, 
wirklicher Regierungsratb und Kreisdirectorial-Gesandter 1797, Bei- 
sitzer 1802, zuletzt Staatsrath und Consistorial-Director in Stuttgart. — 

Christoph Friederich Ton Schmidlin, geb. don 25. Aug. 1780 
zu Stuttgart, als Sohn des Rectors Schmidlin am Gymnasium da- 
selbst, studirte Anfangs Theologie, trat 1798 zur Kechtskunde über, 
wurde 1803 Oberamtmann in Schönthal, 1810 in Freudenstadt, 
1814 in Urach , 1818 Oberregier ungsrath, als welcher er einer der 
königlichen Commissäre bei Vollendung der Verfassung 1819 war, 
1821 Staatsrath und Chef des Departements des Innern, des Kirchen- 
und Schulwesens, 1824 Geheimer ßath, 1827 Minister, 1829 Kom- 
menthur des Kronordens, 1830 Grosskreuz des Friedrichs-Ordens, 
t 28. December 1830. Schmidlin war durch Eigenschaften des 
Geistes und Gemüths gleich ausgezeichnet und ein verdienstvoller 
patriotisch gesinnter Staatsmann. 

Seine Gattin war Karoline Angnste, geb. Enslin. — 

Karl Schmidlin, Sohn des Vorigen, geb. 1803, Pfarrer in 
Wangen, t 1847. — 

Eduard von Schmidlin , Dr. , Kommenthur des Kronordens 
und Koramenthur I. Cl. des Friedrichsordens, Bruder des Vorigen, 
geb. 15. April 1804 zu Schönthal, provisorischer Gerichtsactuar zu 



Digiti 



zedby G00gk 



— 841 - 

Calw 1827 — 1829, Referent im Ministerium des Innern 1830, 
Eegiernngs- Assessor des Schwarzwaldkreises 1831 , Regier ungsrath 
und Assessor der Oberregierung 1832, Oberregierungsrath 1839, 
Vorsteher der württembergischen Sparkasse 1841 , Vorstand der 
wissenschaftlichen Sammlungen des Staates (Bibliothek und Natura- 
liencabinet) 1847, Director des Kirchen- und Schulwesens 1848, 
Departements-Stellvertreter für den durch Krankheit verhinderten 
Paul Pfizer; Dr. honoris causa der Tübinger Juristeu-Facultät 1856, 
Director des Studienraths 1859, Präsident des Consistoriums 1866, 
als welch letzterer er, wie in Folge der Section dargelegt wurde, 
durch Verschlucken eines langen, spitzigen, an der Basis auffallend 
breiten Akaziendorns, der den Durchgang in den Gedärmen hemmte, 
25. Juli 1869 starb. 

Gattin: Wilhelmine, geb. Haas. — 

Wilhelm Heinrich von Schmidlin, Staatsrath a. D. , Kommen- 
thur des Kronordens, Grosskreuz des Friedrichsordens, t 73 Jahre 
alt, 9. April 1867. - 

Gottfried von Schmidlin, Regierungs-Rath (a.D.), 1845—1848 
Abgeordneter für Backnang, Koramenthur des Kronordens, t 73 Jahre 
alt, 4. October 1862. — 

Seine Gattin war Karoline, geb. Panlns. Söhne: 

Julius, Kaufmann. 

Eugen, Rochtsconsulent. — 

Johann Joseph Schmidlin, geb. 15. October 1725, talentvoller 
Kopf, studirte Anfangs Theologie, dann die Rechtswissenschaft, ver- 
brachte eine ziemlich leichtsinnige Jugend, wurde später Fürstl. 
Hohenlohischer Kommissions-Rath, Mitglied der kurfurstl. baierischen 
Akademie der Wissenschaften und preussischer Hofrath , hat sich 
durch die Herausgabe eines grossen Real- und Universal-Lexikons 
der französischen Sprache, dem er den Namen Katholikon gab, und 
das er in Selbstverlag nahm, bekannt gemacht. Allein er ver- 



Digitized by 



Google 



— 842 — 

stand zu wenig vom Buchhandel, als dass ihm dieses Unternehmen 
nicht hätte Schaden bringen sollen, und am nur die Nahrungskosten 
der Seinigen bestreiten zu können, musste er mit dem Preussischen 
Residenten in Hamburg einen Vertrag schliessen, wodurch dieser 
die Druckkosten übernahm, wofür aber Schmidlin in einer bestimmten 
Zeit das Werk zu vollenden versprach. Allein nur bis zu dem Buch- 
staben J konnte er das Werk fortführen, denn er starb am 31. De- 
cember 1779 an Ueberanstrengung. Hundert Dukaten, welche ihm 
der Herzog Ferdinand von Braunschweig zugedacht hatte, kamen 
zu spät, wurden aber von dem edelmüthigen Fürsten Schmidlin s 
Wittwe überlassen. 

„Seine Leibesbeschaffenheit hatte ihm eine weit längere Lebens- 
dauer versprochen, aber allzugrosse Anstrengungen, Kummer über 
seine beschränkten äusserlichen Umstände und Aerger über die, gegen 
welche er seines Werkes wegen Verpflichtungen übernommen hatte, 
tödteten den talentvollen Mann , der den Leichtsinn seiner Jugend, 
welcher von zu strenger Erziehung seines Stiefvaters, sowie der 
schlechten und verkehrten Unterrichtsmethode seiner Lehrer herrührte, 
so schwer hatte büssen müssen, vor der Zeit." 

Schmidlin hatte sich am 15. October 1763 mit der Tochter 
des Geheimen Raths Loder in Langenburg vermählt. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Schmidlin : 54 : Hoforganist 210 ; Oberrath 308 ; Paedagogarcha 562. — Adam 
Vir., Consist.Secretar. 140; Gel.O.Rath 61; KnnstCammerlnspector 106; Landschafft Adroc. 
557. — Christoph, Eheger.Secretar. 81 ; O.R.Secretar. 69. — Christoph Andr., Special. 485. — 
Christ. Frid., Vogt 427, 589. — Dai\, CammerProcurator 109; Cantzlei-Advoc. 93. — 
Hans Jac, Cl.Schaffner 290; Schultheiss 567; Vogt 509. — Heinr. Wilh. Am and., Fran- 
zös.8ecretar. 76. — Joh., Pfarrer 333, 647. — Joh. Christ., Abt 244 ; Decan 396 ; Geistl. 
Consist.Rath 139; Keller 498; Pfarrer 391; Probst 275. — Joh. Dav., Abt 312; Probst 
295. — Joh. FrU., CraysSecretar 84; Geistl. Consist.Rath 139; Pfarrer 546, 548; Reg.R.- 
Secretar. 75; StifftsDiacon 551; Stiffts-Prediger 544; Weltl.Consist.Rath 140. — Joh. 
Laur., Abt 288 ; Gaistl.Rath im Consist. 138 ; Pfarrer 545 ; StifTtsPredlger 544. — 
Laur. (Lorentt), 0onsi«t.8ecretar. 140; KeUer 609; Pfarrer 434; RechenbanckhsRath 
150, 151 ; Visitat.Secretar 156, 157 ; - Phil. Frid., Registratur 45. — Wolfg. Wilh., Abt 313; 
Pfarrer 378. 



Digiti 



zedby G00gk 



Schmidt. 



Friderich Carl Ton Schmidt, Königlich Württemberg. Haupt- 
mann im Infanterie-Regiment No. 1 Prinz Paul, ist geboren den 
1. Juni 1773 zu Stuttgart. 

Sein Yater war Eberhard Friderich Schmid, geb. zu Ludwigs- 
burg den 6. Febr. 1 733, Herzogl. Württembergischer Lieutenant, dann 
Rittmeister bei einem Dragoner-Regiment, machte als solcher einen 
Theil des 7jährigen Krieges mit, wurde hierauf, da das Regiment, 
bei dem er stand , in die Reduction fiel , von Herzog Karl zum 
Hauptmann bei einem Infanterie-Regiment ernannt. Das Ernennungs- 
Diplom unterschlug indess der damalige Aemterschacherer Wittleder, 
und erst nach 5jährigem Harren wurde er zum Kriegsrath mit 
Majorscharakter, aber kleinem Gehalte befördert, zuletzt aber seinem 
Ansuchen gemäss als Kameralverwalter in Backnang mit Hofraths- 
titel angestellt, wo er am 20. Januar 1806 starb; die Mutter, 
Christine Sophie Rosine, eine Tochter des Kirchen-Kastenverwalters 
Ludwig Carl Xeundorff zu Esslingen und der Caroline geb. Steck; 
der Grossvater Johann Ludwig Schmid, geb. zu Stuttgart 9. Mai 
1697, Expeditionsrath und Kirchen kastens- Verwalter; die Grossmutter 
Christine Elisabeth, Tochter des Visitations-Registrators Joh. An- 
dreas Hauff; der Urgrossvater Johann Schmid, geb. zu Stuttgart 
1649, Herzogl. Württembergischer Kammerrath, vermählt erstmals 
seit 1674 mit Sophie Christiana, Tochter des Leibmedikus Brenning; 
zum zweiten Male 1678 mit Justine Helene, Tochter des Hofgerichts- 
Advocaten Joh. Ludimg Hauff; der Urur- Grossvater Johann Schmid , 



Digiti 



zedby G00gk 



— 844 — 

geb. zu Stuttgart 20. Januar 1616, t 1681, Kirchenraths-Expedi- 
tionsrath und Tutelar-Rath , vermählt erstmals seit 15. Mai 1637 
mit Anna Magdalena, Tochter des Herzogl. Württembergischen Pfle- 
gers zu Münster Georg Sattler; zum zweiten Male mit Maria 
Jakobina, geb. Heerbrandt ; der Urur-Urgrossvater Johann Schmid, 
geb. zu Stuttgart 4. September 1585, Herzogl. Württembergischer 
Rentkaromer-Rechenbanksrath , vermählt mit Maria, geb. Hfltten- 
schmid ; der Vater Johanns aber Joachim Schmid, geb. zu Mun- 
derkingen (einer der 5 vorderösterreichischen Donaustädte, welche 
katholisch geblieben) 1547, war daselbst in der katholischen Religion 
erzogen worden, trat jedoch in Biberach zur evangelischen Religion 
über und wurde Bürgermeister von Stuttgart, als welcher er von 
dem Herzog in den engeren Landschafts-Ausschuss berufen wurde. 
Der Genannte erhielt auch von Sebastian Hornmolt einen Wappen- 
brief, d. d. 7. Februar 1619, welcher noch jetzt im Besitze der 
Familie ist, sowie sein in Kupfer gestochenes Bildniss, und starb 
zu Stuttgart 13. November 1622 im 75. Jahre seines Alters. Ein 
lateinisches Carmen auf ihn, das auch die wichtigsten Umstände 
seines Lebens erzählt, findet sich in Maiccler's Epigramme, lib. I, 
pag. 13. 

Friderich Carl von Schmidt wurde schon in seinem 12. Jahre 
von Herzog Karl in die damalige Militär-Academie in Stuttgart auf- 
genommen und trat nach Absolvirung des Stndiums der Philosophie in 
dieser Anstalt im 20. Jahre seines Alters 1792 als Lieutenant bei 
dem HügeVschm Infanterie-Regiment ein. Da indess der Herzog ausser 
dem Kreis-Contingent keine Truppen in's Feld zu stellen hatte und 
desshalb kein Avancement in Aussicht stand, beschloss Schmidt sich 
in österreichische Dienste zu begeben, wozu er von seinem Vater 
an den General-Feldmarschall-Lieutenant von Hoze empfohlen wurde. 
Auf diese Empfehlung hin wurde er Cadet bei dem K. K. Chevaux- 
Leger-Regiment Kinski, nachdem er 3 Jahre in württembergischen 
Diensten gestanden hatte. Hoze behielt ihn meistenteils bei sich 
in seiner Suite und verwandte ihn in seiner Operations-Canzlei. Nach 



Digiti 



zedby G00gk 



- 845 — 

geschlossenem Waffenstillstand wurde Hoze wieder in sein Vaterland, 
die Schweiz , zurückgerufen , sein Generalstab ging auseinander und 
Schmidt liess sich zu dem Infanterie-Regiment von Alvinzy , das 
in Eärnthen und Krain seine Station hatte, versetzen. Als Hoze 
1799 wieder ein Armee-Corps übernahm, forderte er Schmidt auf, 
sich wieder bei ihm einzufinden, welchem Rufe Schmidt gerne Folge 
leistete. Er kam nun anfangs als Fähnrich ins Infanterie-Regiment 
Strotzi, später aber als persönlicher Adjutant Hozes wieder in die 
Operations-Canzlei. Das Armee-Corps kam vereinigt mit einem rus- 
sischen in die Schweiz und Hoze* fiel bei einer Recognoscirung 
nicht weit von Schönis 25. September 1799. 

Nach diesem Todesfall, der Schmidt aufs Innigste berührte, 
erhielt Feldmarschall-Lieutenant von Petrasch , nach diesem Fürst 
Beuss das Commando dieses Armee-Corps, bei welch beiden Inhabern 
Schmidt in seiner vorigen Stellung verblieb. 

1800 wurde er Lieutenant bei dem vacanten Infanterie-Regi- 
ment v. Binder ; kurz vorher hatte Feldmarschall-Lieutenant v. Hiller 
das Commando desselben Armee-Corps erhalten und behielt nun gleich- 
falls Schmidt bei sich, machte ihn auch zu seinem Adjutanten mit 
Uebergehung der Officiere von seinem eigenen Regiment. 

Nach erfolgtem Friedensschluss und dadurch genommener 
Aussicht eines baldigen Avancements munterten seine Freunde im 
Vaterland ihn auf, sich bei Errichtung des neuen Regiments Kronprinz 
um Anstellung zu melden, indem der Kronprinz schon dazu vor- 
bereitet wäre, ihn zu seinem Adjutanten zu ernennen und ihm die 
Anciennetät, die er im Oesterreichischen Dienst hatte, zu geben. 
Schmidt sah sich um so mehr veranlasst, diesem Rufe Folge zu 
leisten, da er nun während 5 Jahren sich eine Menge Kenntnisse zu 
erwerben Gelegenheit gehabt hatte, auch den Seinigen wieder näher 
zu sein wünschte. Er meldete sich daher bei dem Kurfürsten (dem 



* Derselbe ist auf dem Kirchhofe in Bregenz beerdigt. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 846 — 

späteren Könige) Friderich und wurde nun zum Ober-Lieutenant 
und Adjutanten im Jahro 1802 in dem genannten Regimente ernannt. 
In den gegen Oesterreich ausgebrochenen Kriegen und zwischen 
diesen in dem gegen Preussen machte er die Feldzüge 1805, 1807 
und 1809, erst als Adjutant, später als Stabshauptmann mit. In 
dem Preussischen Feldzug bekam er den Württemb. Militärverdienst- 
Orden; iu dem von 1809 wurde er in einem Gefechte bei Gallkirchen 
durch eine Muskoten-Kugel, die ihm durch die Wade ging, verwundet, 
doch ohne Verletzung des Beins, worauf ihm durch ein französisches 
Handschreiben der Orden der Ehrenlegion zuerkannt wurde. 1809 
erhielt er eine Compagnie bei dem Regiment Prinz Paul. Der Krieg 
zwischen Frankreich und Russland rief auch Württemberg wieder zu 
den Waffen und das Regiment Prinz Paul ward ebenfalls beordert, 
auf den Kriegsschauplatz abzugehen. Glücklich kam das Regiment bis 
Wilna, wo indess gänzlicher Mangel an allen Lebensbedürfnissen 
herrschte. Der Wassermangel, die drückende Hitze des Tages und 
die Kälte und Feuchte der Nächte hatten schon auf dem Hinmarsch 
nach Moskau vielen Tausenden durch Krankheiten das Leben gekostet. 
Auch Schmidt wurde von dem Nervenfieber befallen , wozu noch 
die Ruhr trat. Man brachte ihn in ein elendes Dorf, wo er 
ohne Arzt, ohne Medicin und sonstige Pflege, einem Soldaten 
zur Wartung übergeben wurde. In solch hilflosem Zustande und 
dem Tode nahe blieb er, bis endlich der Kronprinz von Württemberg 
bei seiner Durchreise von ihm hörte, ihm Geld, Wein und stärkende 
Nahrungsmittel reichen liess und Befehl gab, ihn ins Spital nach 
Wilna zu verbringen. Dort genas er denn endlich wieder und 
übernahm aus freiem Willen, da er die wenigen Kräfte, die er wieder 
erlangt hatte, benützen wollte, die Aufsicht über die dortigen Spi- 
täler, erstattete stets dem Könige Bericht über alles Vorgefallene 
und wurde von diesem, der ihm seine vollkommene Zufriedenheit 
zu erkennen gab, zum Commandanten derselben bis zu seiner bes- 
seren Herstellung ernannt. Allein die Sehnsucht nach seiner bis 
auf 20 Mann (von 100) herabgesunkenen Compagnie trieb ihn, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 847 - 

halb hergestellt, an, abzureisen, ehe der obige Ernennungs-Befehl 
ankam. Schon war er einige Tagemärsche über Smolensk hinaus 
Moskau zugewandert, als er plötzlich mit den von Moskau fliehenden, 
durch den schrecklichsten Hunger und Kälte getriebenen alliirten 
Armeen wieder nach Smolensk zurück musste. Dazu aber waren 
seine Kräfte noch nicht hinreichend, um die Entbehrung alles dessen, 
was zum Bedürfniss des menschlichen Lebens gehört , dabei noch 
den Kummer, seine ganze Compagnie nunmehr bis auf 8 Mann zu- 
sammengeschmolzen zu sehen, zu ertragen. Zum zweiten Mal bekam 
er das Nervenfieber und da Smolensk genommen wurde und der Feind 
auf dem Rücken war , so musste er bei grosser Kälte, auf einem 
unbedeckten Wagen auf Stroh liegend, nur mit seinem Mantel zu- 
gedeckt nachgeführt werden. Vier Tage lang dauerte der Transport, 
endlich erreichte man das abgebrannte Dorf Orscha und brachte 
Schmidt nebst seinem treuen Diener und 4 Gemeinen in einen Vieh- 
stall, wo er dann unter zahllosen Leiden den 22. November 1812, 
Nachts 1 Uhr, 39 Jahr alt, seinen Geist aufgab. 

Schmidt war ein Feind aller Schmeichelei und Verstellung, 
der Niemand schadete, wohl aber, wo er konnte, nützlich wurde. 
Besonders gerne gab er sich mit Bildung junger Leute ab, wenn 
er nur ein wenig Fähigkeiten in ihnen erblickte , gab ihnen selbst 
Unterricht im Lesen, Schreiben und Zeichnen, ja wie en nicht mehr 
so ganz Zeit hatte, hielt er ihnen französische und deutsche Lehr- 
meister. So bildete er einige seiner Soldaten, deren einer ein Tambour, 
ein anderer anfangs sein Bedienter war, zu Officieren, einen dritten 
zum Schulmeister aus, und viele andere zu Unterofficieren. 

Er gab auch eine kleine Schrift über »Pflichten, Rechte und 
Dienst Verrichtungen des gemeinen Soldaten« , eine zweite für die 
Unterofficiere heraus. 

Noch vor seiner letzten Krankheit hatte er die Freude, 
einen seiner Zöglinge, der als Feldwebel mit in's Feld ging, 
und den er wie einen Sohn liebte, Namens Tritschler, zum Lieute- 
nant befördert zu sehen, auch ihm die französischen und württem- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 848 - 

bergischen Orden überbringen zn dürfen. Anch er ist wahrscheinlich 
an der Beressina geblieben. 

Seine Gattin war seit dem 10. Mai 1810 Wilhelmine, Tochter 
des Oberstlieutenants Freiherrn Gottlob Friderich von Naso; sie ist 
geboren 19. August 1781 auf der Solitude' und gestorben den 26. 
April lß42 zu Stuttgart. Kinder: 

I. Bernhard von Schmid, geb. zu Heilbronn 14. März 1811, 
Königl. Württembergischer Hauptmann im ehemaligen 4. In- 
fant. -Regiment, t 7. Januar 1853. 

Gattin: Mathilde, geb. Freiin yon Harling, welcher 
Ehe ein Sohn , Namens Wilhelm, sowie eine Tochter ent- 
sprossten, Namens Maria, geb. 30. August 1841, vermählt 
mit dem Königl. Württembergischen Major Eduard von Alberti. 

II. Gottlob Friederich von Schmidt, geb. 16. Juli 1812, erlernte 
in Hohenheim die Landwirtschaft und in Frankreich die Ta- 
brikation von Runkelrüben-Zucker, war hierauf Verwalter der 
Zuckerfabriken zu Bialy-Kamien in Galizien, zu Raiz in 
Mähren und zu Altshausen in Oberschwaben, wurde nach ein- 
ander Beamter und Lehrer an der landwirtschaftlichen Aka- 
demie Hohenheim, Domänenrath des Fürsten von Hohenzollern, 
Hof-Domänenrath des Königs Wilhelm von Württemberg, und 
unter König Karl Direktor und Vorstand der Bau- und 
Gartendirection ; Ritter I. Klasse des Kronordens etc. Er schrieb 
u. A. auch: »Gestüte und Meiereien Seiner Majestät des Königs 
von Württemberg,« herausgegeben in Gemeinschaft mit dem 
Königl. Württemberg, ersten Stallmeister etc., Freiherrn Julius 
von Hügel 1861 , sowie »Die Meiereien des Prinzen Albert, 
Gemahls Ihrer Majestät der Königin von Grossbritannien« 1865. 

Gattin seit 2. October 1838 Maria Henriette, Tochter 
des Oberamtsrichters in Brackenheim Christoph Georg Jacob 
von Seybold. Kinder: 

1) Hermann Adolph Schmidt, geb. zu Brackenheim 23. De- 

cember 1839, früher Hauptmann, Oberarzt in Kaiserlich 



Digiti 



zedby G00gk 



— 849 — 

Mexikanischen Diensten, jetzt Königl. Wurttembergischer 
Oberstabsarzt, vermählt zu Stuttgart seit 14. Juni 1870 
mit Adelheid, Tochter des Obermedicinalraths von Krell. 

2) Wilhelm Christoph Walther von Schmidt, geb. zu Ho- 
henheim 25. März 1842, Königl. Württembergischer 
Hauptmann, Bitter des Militär- Verdienst-Ordens und In- 
haber des Eisernen Kreuzes II. Klasse. 

Gattin: seit 30. Juni 1874 Emma, Tochter des t 
Kaufmanns und Reichstags-Abgeordneten Gustav Mfllier. 

3) Richard Paul Bernhard Schmidt, geb. ebenfalls zu Ho- 
henheim 24. September 1845, Vorstand des fürstlich 
Hohenzollernschen Rentamtes Nothwendig im Grossher- 
zogthum Posen. 

Gattin: seit 18. April 1876 Marie, Tochter des f 
Gutsbesitzers König zu Rosko. 

4) Maria Mathilde Henriette, geb. 25. Mai 1851 zu Ho- 
henheim. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Schmid (Schmidt): Exped.Rath 62; Fechtmeister 209; Hauptmann 587. — 
Andr., Ol.Schaffner 290; Pfarrer 602; Vogt 421. — Bened., StifftsDiacon 551. — Carl Heinr. 
Otto, Stattschreiber 593. — Christian Gottl., Stattschreiber 536. — Christian Heinr., Statt- 
schreiber 593. — Christoph Tob., CantzleiAdvoc. 95. — Conr., Cl.Pfleger 293. — Dan., 
Schultheiss 363; Vogt 609. — Dav., Cl.Pfleger 260; Gaistl.Verwaltter 507; Vogt 258. — 
Eberh. Fr., KriegsRath 100; StiftsVerwalter 372. — Ender is, Vogt 313, 595.— Frid. Carl, 
Stattschreiber 618. — Georg, Amptmann 336, 508 ; Cl.Verwaltter 245 , Schultheiss 520 ; 
Vogt 459. — Georg Conr., Vogt 606. — Georg Frid., Gaiatl.Verwaltter 592; Schultheiss 
528; Vorstmeister 460, 528. — Georg Jae., Amptmann 519. — Hans, Vogt 451. — Hans 
Beruh., Cl.Pfleger 293, 318 ; Cl.Verwaltter 315, 324 , KeUer 404, 498. — Hans Christ., Regi- 
strator 127, 129; — Hans Georg, Keller 404; Stattschreiber 437; Vogt 402; Vorstmaister 
528. - Hans Jac, Cl.Pfleger 320. — Henr., Abt 267. — Joh., Diacon 549, Keller 586; 
Kirch.Cast Verwalter 148; Pfarrer 400; RechenbanckhsBath 152; Registratur 127, 159; 
StifTtsDiacon 550; Joh. Andr., Ambtschreiber 287; Cl.Schaffner 290; Gaistl.Verwaltter 
598. — Joh. Carl, Cl.Pfleger 318. — Joh. Crist., Amptmann 456 ; Pfarrer 381 ; Rechenbanckhs- 
Bath 153. — Joh. Dav., Pfarrer 502i — Joh. Frid., KeUer 287 ; Registrator 83 ; Reg.R.- 
Secretar.72; StiftsKeller 374. — Joh. Georg, KeUer 369. — Joh. Gottfr., Reg.RSecretar. 
72; Vogt 371, 542. — Joh. Jac.', Pfarrer 424; — Joh. Ludtc., Exped.Rath 146; Kirch.Cast.- 
Verwalter 148. — Joos , Keller 614. — Mart., Cl.Pfleger 271 ; Stattschreiber 615 ; Vogt 
675. — Phil., Keller 368. — Sam., Schultheiss 363 ; Vogt 420, 477. — Vir., Cl.Hofmaister 
344; Keller 204; Probst 296. 

v. Georgii-Geor genau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 54 



Digiti 



zedby G00gk 



Schott. 



Christoph Friederich Schott, Herzogl. Württembergischer 
Spocial-Superintendent , wurde 7. Juli 1690 geboren. Sein Vater 
war Georg Sigmund Schott, Vogt zu Göppingen, geb. 19. Mai 1655 t 
t 7. Mai 1695 in französischer Gefangenschaft als Qeissel in Metz;* 
die Mutter Maria Elisabetha, Tochter des Bürgermeisters auch Hof- 
gerichts- und Landschaftsassessors Johann Georg Härlin in Göp- 
pingen; der Grossvater Georg Philipp Schott, geb. 16. Juni 1624, 
Keller zu Tübingen ; die Grossmutter Anna Maria, Tochter des Stadt- 
sctireibers Bader in Tübingen und der Anna Maria, geb. Brotbek; 
der Urgrossvater Georg Sigmund Schott,** geb. 1. August 1589, 
von Gemmingen 'scher Vormundschafts- Amtmann zu Eappenau; ver- 
mählt erstmals seit 16. Nov. 1618 mit Ursula, geb. Huchwörner ***, 
zum zweiten Male mit Anna Maria, geb. Weisbrodt, aus Sinzheim 

* Der von der Württembergiscben Landschaft seinen Nachkommen verehrte 
silberne reich vergoldete Pokal mit dem Landschaftswappen und einer auf die Gefangen- 
schaft und den Tod Schott' a sich beziehenden Inschrift, welche die Namen der (12) Geissein 
auflführt, ist noch heutzutage im Besitze des jeweiligen FamiUen-Aeltesten. 

** Derselbe wird in der IMMm'schen genealogischen Sammlung als von Vennimpen'- 
scher Amtmann zu Zuzenhausen in der Pfalz aufgeführt. Derselbe soll beide Amteien 
bekleidet haben. 

*** Ein ihr gewidmetes Epitaph lautet folgendermaassen : 
Franz Ursula Hugwcrnerin, Hatt mit ihm zeugt ein Töchterlein, 

Von Oringen, die Uegt hierinn, Welches in Drey Wochen verschied klein, 

Begraben mit ihrem zarten Leib, Im fünften Tag folgt sie hernach, 

Herrn Amptmanns Sigmund Schottin Weib. Zu Gott in seim Reich war ihr gach. 
Nicht gar ein jähr sein Hausfraw war, Dem hatt sie Leib und Seel befohlen, 

Ihres alters Drey und Zwantzig Jahr. All Ohristglaublge das auch thun sollen. 

Affin itatis et sempltornae memoriae ergo adpoauit 

M. Joh. Wüstholt*, 

Pastor Orenbergensis Hoenloicns. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 851 - 

in der Pfalz; der Urur-Grossvater Johann Schott, Kollaborator 
in Oehringen im Hohenlohischen. Der Letztgenannte war vielleicht 
ein und dieselbe Person mit Johannes Schott, Praeceptor quartae 
classis im Oehringiscben Gymnasium, welcher sich anno 1597 mit 
Barbara, Wittwe des Ludwig Casimir Hartmann, Kanzleidirectors 
zu Waidenburg, vermählte. 

Christoph Friedrich widmete sich dem Studium der Theo- 
logie, magistrirte 1716 und wurde in der Folge zum Repetenten 
ernannt. Im Jahre 1719 bekleidete er die Pfarrei Erbstetten und 
1725 die zu Waidenbuch, 1735 erhielt er die Ernennung als Special- 
Superintendent und Stadtpfarrer zu Freudenstadt, von wo er in der 
Folge in gleicher Eigenschaft nach Nürtingen promovirt wurde. 

Er starb 17. September 1751. 

Seine Gattin war Justina Catharina, Tochter des Theol. Dr. 
und Professors ordin. zu Tubingen, Joh. Conrad Klemm und der 
Anna Catharina, geb. Hanber. 

Kinder : 

I. Justina Catharina, geb. 1721, vermählt mit dem Pfarrer in 
Ehningen bei Urach M. Kraft Philipp Schiller. 

II. Johanna Louise, geb. 1727, vermählt I. mit dem Stiftspfleger 
in Beutelsbach Jacob Friedrich Bernhard; IL mit dem geist- 
lichen Verwalter in Nürtingen, Johann Steeb. 

III. Maria Elisabetha, geb. 1731 , vermählt mit dem Pfarrer in 
Kilchberg Joh. Conr. Haas, aus welcher Ehe ein Sohn, 
Ernst Conrad Haas, hervorging, der 1784 als Feldprediger 
bei dem K. Sardinisch-Deutschen Regiment in Alexandrien ledig 
verstarb. 

IV. Christoph Friederich Schott, geb. 13. April 1720, zweiter 
Helfer in Göppingen 1750, in Tübingen 1752, Professor Theol. 
extraordin. et Philos. ordin. zu Tübingen, auch Pädagogarch 
ob der Steig, f 18. Juni 1775. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 852 - 

Seine Gattin war seit 24. Januar 1751 Anna Rosina, 
Tochter des Konsistorialraths und Oberhofpredigers, auch Prä- 
laten zu Hirsau, nachmaligen Generalsuperintendenten und 
engeren Landschaftsausschuss-Mitglieds Eberhard Ludwig 
Fischer. Kinder : 

1) Johanna Louise, geb. 1756, vermählt mit dem Stadtschreiber 
in Tübingen Magnus Friedr. Holland. 

2) Henriette Eberhardine, geb. 1761, seit 1790 Gattin des 
Syndikus der Universität Tübingen Johann Friedr. Gess. 

3) Wilhelmine Rosine, geb. 1767, ledig t 1792. 

4) August Ludwig Schott, geb. 1751 in Göppingen, Regierungs- 
advocat in Tübingen, Professor am Collegium daselbst 1775, 
Professor der Rechte an der Universität 1778, folgte 1781 
einem in gleicher Eigenschaft an ihn ergangenen Rufe nach 
Erlangen, wo er zum Hofrath ernannt wurde. 

Er ist Verfasser mehrerer bedeutender Schriften und ist 
gestorben 5. April 1787. 

Seine 1. Gattin war Justiua Louisa Heinrike, Tochter 
des Regier ungsraths und Oberamtmanns in Tübingen Joh. 
Ludwig Huber und der Heinrike Juliane, geb. Weinmann; 
die II. seit 30. August 1785, Sophia Magdalena Wilhelmina, 
Tochter des Med. Dr. Hofraths von Delius zu Erlangen. 
Sohn I. Ehe: 

Carl Ludwig Eberhard Schott, geb. zu Erlangen 13. Fe- 
bruar 1784, Kechtscand., ledig t in Sulz 1848. 

5) Christoph Friedrich Schott, geb. 2. Juni 1753. 

6) Christian Eberhard von Schott, geb. 25. October 1754, t 
1841, Pfarrer zu Asch, O.A. ßlaubeuren , Ritter des Kron- 



Digitized by 



Google 



— 853 — 

ordens, vermählt seit 2. September 1787 mit Regina Beata, 
Tochter des Pfarrers Georg David Hanser. Kinder : 

a) Kosine Christiane Beate, geb. 1791, t 1803. 

b) Wilhelmine Johanne Friederike, geb. 1797, verm. I. seit 
4. Juni 1815 mit dem Professor am Gymnasium in Ulm 
Adolph Ludwig Schickardt; II. seit 19. April 1819 mit 
dem Professor in Hohenheim, späteren Professor am Gym- 
nasium in Stuttgart Friedr. Hochstetter. 

c) Christiane Louise, geb. 1798. 

d) Georg Friedrich Eberhard Schott, geb. 19. August 1788, 
f 1848, Pfarrer in Wendungen, O.A. Esslingen, verm. seit 
11. Juni 1816 mit Angnste Friederike, Tochter des Decans 
in Creglingen Finck, welcher Ehe 6 Söhne und 6 Töchter 
entsprossten. Von den Erstgenannten sind folgende zu 
nennen: 

aa) Carl August, geb. 8. August 1819, Pharmaceut in 
Gerungen, t 1875. 

bb) Adolph Friedrich Eberhard, geb. 9. Mai 1826, lebt 
in Chili. 

cc) Otto Emil, geb. 4. Mai 1831, Pfarrer in Berg, Stadt- 
pfarrer in Reutlingen, Pfarrer in Stammheim, Pfarrer 
am Missionshaus in Basel. 

e) Christoph Friedrich Schott, geb. 6. März 1790, Pfarrer 
zu Hemmingen, O.A. Leonberg, vermählt seit 30. März 
1818 mit Caroline Mathilde Elisabeth, Tochter des Ober- 
tribunalraths und Professors Dr. Christian Gottlieb 
von Gmelin in Tübingen , aus welcher Ehe 5 Söhne und 
3 Töchter stammten. Von den Söhnen starben 3 in der 
Jugend, die übrigen sind: 

aa) Christian Friedrich, med. Cand., geb. 1. Juli 1820. 
bb) Albert Friedrich, geb. 21. Januar 1825. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 854 - 

f) Heinrich Carl Schott, geb. 9. Februar 1793, Pupillenratb 
bei dem Gerichtshof in Esslingen 1838, in Tübiugen 1852, 
Ritter des Friedrichs-Ordens, lebt noch in Tübingen. Gattinnen : 

I. seit 2. Mai 1820, Henriette Catharine Wilhelmine, 
Tochter des Prälaten Sixt Jacob von Kapff in Ludwigsburg; 

II. seit 6. October 1834 die Schwester der vorbenannten 
Emilie Friederike, aus welch beiden Ehen 5 Söhne und 
3 Töchter hervorgingen. Von den Erstgenannten starb 1 
Sohn in der Jugend, die übrigen Kinder sind: 

aa) Louise, geb. 11. December 1828. 

bb) Henriette, geb. 20. Februar 1832, seit 7. Aug. 1858 
Gattin des Postmeisters Wilhelm von Baidinger, Sohns 
des Oberamtmanns Daniel von Baidinger in Wiblingen. 

cc) Marie, geb. 22. Februar 1843. 

dd) Sixt Gustav Friedrich, geb. 20. Sept. 1826, Jurist, 
ging nach Amerika. 

ee) Theodor Friedrich Heinrich, Dr. phil, geb. 16. Sept. 
1835, Pfarrer in Berg, Bibliothekar und Professor in 

• Stuttgart seit 1873, vermählt seit 20. Februar 1868 
mit Clothilde, Tochter des Medicinalraths in Stuttgart 
Otto Eiben, welcher Ehe 1 Sohn entsprosste. 

ff) Carl Heinrich Emil, geb. 13. August 1837, Kaufmann 
in Amerika (Cievoland, Ohio) , vermählt 30. September 
1866 mit Wilhelmine Veyhle, aus welcher Ehe 3 Söhne 
und 1 Tochter hervorgingen. 

gg) Carl Eberhard Otto, geb. 10. December 1838, Professor 
in Augsburg. 

g) Johann Christian von Schott, geb. zu Asch 28. Februar 
1794, t 11- Februar 1874, Oberamtsrichter in Kirchheim 
u. Teck, langjähriges, sehr verdientes Mitglied des Vorsteher- 



Digitized by 



Google 



— 855 — 

collegiums der Württembergisclien Sparkasse, Ritter des 
Militär- Verdienst-Ordens, vermählt seit 17. Juni 1823 mit 
Friederike , Tochter des verstorbenen Kameralverwalters 
Christian Pistorius in Wiblingen. Dieser Ehe sind 2 
Töchter und 3 Söhne entsprossen, nämlich: 

aa) Emilie, geb. 15. Februar 1830, seit 2. October 1856 
Gattin des Dr. und Professors in Ludwigsburg Gottlieb 
Ludwig Mach, Sohn des Stadtraths Ludwig Mach daselbst. 

bb) Oiga, geb. 2. Januar 1848, seit 29. Juli 1875 Gattin 
des Hermann Greeff von Barmen. 

cc) Christian Albert, geb. 5. Mai 1828, Oberamtsrichter 
in Welzheim, vermählt 24. August 1858 mit Marie, 
Tochter des Professors und Hofraths Volz in Tübingen, 
welcher Ehe 1 Sohn und 1 Tochter entsprossten. 

dd) Adolph Wilhelm, geb. 25. Nov. 1831, t zu Göppingen 
8. August 1866. 

ee) Carl Christian, geb. 26. November 1834, Rechtsanwalt 
in Stuttgart. Gattinnen: I. seit 30. November 1865 
Charlotte, t 11. April 1871, Tochter des Pfarrers Dr. 
Friedrich Ost er tag inEltingen; II. seit 12. März 1874 
Fanny, Tochter des Professors Dr. Palmer in Tubingen. 
Aus diesen beiden Ehen sind Kinder vorhanden und zwar 
aus der ersten ein Sohn und eine Tochter, aus der 
zweiten zwei Töchter. 

7) Andreas Heinrich Schott, geb. 17. Februar 1758, Professor 
der Philosophie in Tübingen, t unverheirathet in Stuttgart 
20. Februar 1831. 

8) Johann Carl Schott, geb. 28. December 1759, f. 
0) Johann Gottlieb Schott, geb. 1763, f 1788. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 856 - 

10) Karl Friedrich Ton Schott, geb. 1. Febr. 1773, studirte die 
Rechte zu Tübingen, wurde 1794 Hofgerichts-Advokat , hier- 
auf Obertribunal-Prokurator 1806; in demselben Jahre diri- 
girendes Mitglied des K. Consulenten-Collegiums , dann As- 
sessor bei dem K. Oberjustiz-Collegium 1817, Jur. utr. Dr. 
1817, Oberjustizrath bei dem nach Rottenburg bestimmten 
Appell.-Gerichtshof 1818, zu dem Gerichtshof nach Esslingen 
versetzt 1818, zum Ehrenbürger in Tübingen erklärt 1818, 
ständisches Mitglied des Staatsgerichtshofs 1820, Obertribunal- 
rath 1828, Ritter des Kron-Ordens 1835, 1841 auf seine 
Bitte in Ruhestand versetzt mit dem Charakter als Vicedirector, 
t 30. December 1846. 

Gattin: seit 15. November 1811 Charlotte, Tochter 
des Hofraths und Bibliothekars Joh. Christoph Friedr. Hang. 
Eine Tochter derselben Namens Luise ist die Gattin des Fabri- 
kanten Merkel in Esslingen. 

V. Johann Gottlieb Schott, geb. 11. Febr. 1723, t 8. Sept. 1788, 
Landschafts-Einnehmer in Stuttgart, vermählt mit Catharine 
Salome, geb. Rümelin*. Kinder: 

1) Rosine Louise, geb. 1755, vermählt seit 15. April 1779 mit 
dem Dr. Philos. und Med., Hof rath und ordentl. Professor in 
Göttingen Johann Friedr. Grmelin. 

2) Johanna Friederike, geb. 1762. 

3) Christiane Charlotte, geb. 1762, vermählt seit 16. September 
1805 mit dem K. Bayerischen Lande sdirectionsrath , nach- 
maligen Königl. Württembergischen Obertribunalrath Dr. Joh. 
Gottfried Benjamin Härlin. 

4) Elisabeth Salome, geb. 1768, vermählt seit 10. Mai 1804 
mit dem Oberamtmann in Dornhan, nachmaligem Stadt- und 



* Deren Geschwister waren: M. Benjamin Rümelin, Pfarrer in Sielmingen, 
Oberamtmann Rümelin in Neuenbürg, Bärgermeister Rümelin in Nürtingen. 



Digitized by 



Google 



— 857 — 

Amtsschr eiber zu Oberndorf Christoph Friedr. Sigel, Sohn des 
Apothekers Sigel in Vaihingen. 

5) Johann Gottlieb Schott, geb. 28. April 1751, Hofrath, Pro- 
• fessor der Geschichte an der Hohen Karlsschule bis 1794, 

wirklicher Hofrath, Oberbibliothekar, Mitglied der Königlichen 

Oberstudien-Direction, f 9- Mai 1813. 

Bei der Feier des 11. Jahrestages der Karlsschule, 14. 

December 1781, äusserte sich Schott in trefflichen Worten »über 

den Einfluss der wissenschaftlichen Aufklärung in dem Staat« 

und sagte dabei u. A. Folgendes: 

»Durchlauchtigster Herzog, Gnädigster Herzog und Herr!« 
»Wann die Lehrerin der Wahrheit, die Geschichte, den 
Werth der Beherrscher dieser Erde nicht blos nach blutigen 
Triumphen, nach prächtig lautenden Titeln von Eroberungen 
misst ; sondern mehr nach Thaten, die dem Wohl der Mensch- 
heit geheiliget sind, nach Thaten, deren Wichtigkeit öfters 
dem Blick des kurzsichtigen Beobachters entgehet, deren stille 
Grösse aber sich desto tiefer in jedes fühlende, und von dem 
Wohl der Menschheit erwärmte Herz eingräbt, so wartet auf 
E. H. D. in dem Tempel der Unsterblichkeit einer der herr- 
lichsten Kränze. Heute sind es eilf Jahre, dass E. H. D. den 
Gedanken, den nur eine grosse Seele denken konnte, ausführten, 
der Aufklärung und der Tugend einen Tempel zu errichten. 
Weisheit entwarf den Plan hiezu, und Weisheit, verbunden mit 
einer allen Hindernissen trotzenden Standhaftigkeit, führte ihn 
auf das edelste aus. Mit jedem Jahr stund er herrlicher, 
prächtiger da: mit jedem Jahr trug er in jedem Zweig mensch- 
licher Kenntnisse lieblichere, reifere Früchten : in Kurzem wurde 
er der Gegenstand der Verehrung und Dankbarkeit Württembergs,* 
der Bewunderung Deutschlands, des Staunens des fernen Aus- 



* Mit Ausnahme der württemb. Prälaten und Landstände , der herzogl. Rent- 
kammer, des Verfassers der „Geheimnisse", und anderer Schreiber. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 858 — 

landes: ja, was alle Lobsprüche in sich enthält, der Gegenstand 
der ganz besonderen Aufmerksamkeit und des lauten Beifalls 
des erhabensten Monarchen. 

Europa hatte schon mehrere Anstalten von dieser Art 
entstehen gesehen: aber das auf die festeste Grundpfeiler, auf 
Weisheit und Tugend, gegründete Wachsthum dieser Anstalt 
war ohne alle Vergleichung, und musste dem fernen Ausländer 
den höchsten Begriff von seiner Trefflichkeit geben. Jünglinge 
aus den edelsten Geschlechtern wallten also und wallen noch 
immer von abgelegenen Zonen zu diesem Sitze der Musen 
herbei, entrissen sich den Armen liebender Eltern, die bei 
dieser Trennung nicht an ihre Zärtlichkeit, nur an das wahre 
Beste ihrer Söhne dachten; verliessen die theuersten Verbin- 
dungen, um hier unter den Augen C. A. R. S. S., der in dem 
Fürsten ihnen den bestdenkenden Vater zeigte, sich der Weis- 
heit und Tugend zu weihen. Wie festlich muss also der 
Tag sein, der dem Andenken dieser erhabenen Stiftung ge- 
heiliget ist!« 

Gattin: seit 23. Juni 1785 Ernestine Heinrike, Tochter 
des Oberstlieutenants Becht. Kinder : 

a) Henriette Amaiie, geb. 1786, vermählt seit 24. Mai 1805 
mit Phil. Jacob Meurer in Bönnigheim. 

b) Ernestine Looise, geb. 1787, vermählt 25. April 1806 
mit dem Geh. Hofrath und Kitter des Kronordens Carl 
Friedr. von Bressand , Sohn des Hofraths Carl Iriedr. 
Bressand. 

c) Franziska Sophie, geb. 1790, vermählt 28. Februar 1815 
mit dem Cameralverwalter in Backnang Carl Friedr. Jäger. 

d) Auguste, geb. 1792, vermählt 15. October 1833 mit dem 
Prälaten und Oberkonsistorialrath Carl Aug. von Haas. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 859 — 

e) Caroline, geb. 1792, vermählt 14. August 1823 mit dem 
Pfarrer in Obertürkheim M. Joh. Aug. Schmid. 

f) Carl tiottlieb Schott, geb. 27. August 1788, t 1790. 

g) Friedrich Ludwig Schott, geb. 26. October 1793, Pfarrer 
in Böckingen, Dekanats Heilbronn, vermählt I. seit 2. Oc- 
tober 1823 mit Sophie Wilhelmine, geb. Strauss; IL seit 
11. Juni 1838 mit Charlotte, V eb - Steinbeis, geboren 
zu Oelbronn. Der ersten Ehe entsprossten 5 Söhne und 
2 Töchter. Von den Erstgenannten starben 2 in der Jugend, 
die übrigen sind: 

aa) Carl, geb. 18. October 1825. 

bb) Theodor, geb. 17. Juli 1829. 

cc) Engen, geb. 10. August 1833. 

6) Johann Christoph Schott, geb. 14. August 1752, t 10. Dec. 
1805, Landschafts - Commissär in Stuttgart, vermählt I. 25. 
Januar 1785 mit Henriette Sophie, Tochter des t Pfarrers 
Christoph Friedr. Hanff; IL seit 16. Februar 1787 mit Hein- 
rike Hedwig, Tochter des Regierungsraths und Geh. Cabinets- 
Secretärs Schmidlin. Kinder: 

a) Marie Henriette, geb. 1788, vermählt 9. Juni 1807 mit 
dem Kaufmann Ludw. Friedr. Breytr in Neapel, welcher 
später nach Stuttgart übersiedelte. 

b) Hedwig Friederike, geb. 1789, vermählt 21. November 
1808 mit Kaufmann Joh. Friedr. Schill in Stuttgart. 

c) Christine Sophie, geb. 1791. 

d) Henriette Augnste, geb. 1792, vermählt 8. Februar 1810 
mit dem Oberjustizprokurator, nachmaligem Obertribunalrath 
Ehregott Willibald von Feuerlein. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 860 — 

e) Franziska, geb. 1793, vermählt 15. März 1827 mit dem 
Kaufmann Joh. Christian Haueisen in Stuttgart. 

f) Wllhelmine Elisabeth, geb. 1796. 
g) Mathilde, geb. 1799, t 1801. 

b) Therese, geb. 1800, t 1800. 

i) Augost Friederich Schott, geb. 8. Januar 1795, Kaufmann 
in Brasilien, t 17. December 1855, vermählt 30. December 
1834 zu Rio de Janeiro mit Therese, geb. Kerstins von 
Celle, Tochter des KönigJ. Hannoverschen Capitains Karl 
Ludwig Kerstinz. Kinder: 

aa) Ottilie Auguste, geb. 17. Februar 1844, vermählt 20. 
• September 1862 mit dem Kaufmann Wilhelm Ludwig 

Carl Storr. 
bb) Oscar Wilhelm, geb. Rio de Janeiro 8. März 1839, 
vermählt mit einer Tochter des Particuliers in Stuttgart 
Carl Wirth. 
cc) Alfred, geb. 2. Mai 1845. 

k) Georg Sigmund von Schott, geb. 9. April 1798, Vice- 
director der K. Kreisregierung in Ludwigsburg, f 1871, 
Ritter des Kron-Ordens, vermählt 20. November 1832 mit 
Emilie Angnste Friederike Charlotte, Tochter des Geheimen 
Legationsraths von Pistorins. Aus dieser Ehe gingen 7 
Kinder hervor; die Söhne sind: 

aa) Ferdinand, geb. 22. August 1836, Justizassessor in 
Herrenberg, vermählt 15. October 1867 mit Thusnelde, 
Tochter des Oberamtmanns Rominger in Saulgau. 

bb) Adolph, welcher als württembergischer Artillerie-Officier 
2. December 1870 vor Paris den Heldentod starb. 

cc) Sigmund, geb. 14. Juli 1845. stud. theol., t 1863. 

dd) Julius, geb. 7. Februar 1849, Kaufmann. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 861 - 

1) Wilhelm Christoph Schott, geb. 13. November 1802, an- 
fangs Pfarrer in Grafenberg, dann Ober-Inspector und 
evangelischer Lebrer an dem Waisenhaus . in Weingarten, 
in Stuttgart, t 1859. Vermählt I. 15. April 1834 mit 
Pauline Sophie, Tochter des Kamoralverwalters Hasler in 
Schönthal; II. 22. October 1838 mit Heinrike Mathilde, 
Schwester seiner ersten Gattin, welch beiden Ehen 4 Kinder 
entsprosslen , worunter zwei im Jünglingsalter verstorbene 
Söhne, Namens Wilhelm, geb. 3. Februar 1835, Vikar, t 
1859 und Otto Friedrich, geb. 8. October 1839. Eine 
der Töchter ist die Gattin des vormaligen Amtsnotars, 
jetzigen Directors der württembergischen Hypothekenbank in 
Stuttgart, Keller. 

7) Johann Christian Schott, geb. 12. Januar 1760, f 15. Febr. 
1820, Pfarrer in Steinheim im Aalbuch, vermählt 31. Juli 
1794 mit Christiana Dorothea, Tochter des Stadt -Amts- 
schreibers Carl Heinrich Otto Schmld. Kinder: 

a) Christiana Dorothea, geb. 1796. 

b) Elisabetha Wilhelmine, geb. 1797, t 1809. 

c) Wilhelmine Friederike, geb. 1798. 

d) Carl Otto Schott, geb. 20. Februar 1801, Rechtsconsulent 
in Nagold, vermählt 29. August 1837 mit Wilhelmine 
Henriette Charlotte, Tochter des Hofraths und Oberförsters 
in Altenstaig Ludw. Fricdr. Albert von U rät er, welcher 
Eh) 2 Töchter entsprossten. 

8) Johann Eberhard von Schott, geb. 3. August 1764, 1 1. April 
1841, Geheimer Legationsrath, wurde Registrator des KönigL 
grossen Ordens, Inhaber desselben und Ritter des Oesterr. 
St. Stephans-Ordens. 

Seine Gattin war seit 1. Januar 1801 Christiana Char- 
lotte, geb. Finck, welchor Ehe eine Tochter entsprosste. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 862 — 

9) Jacob Friederich Schott, geb. 10. Mai 1766. 

10) Job. Friederich Schott, geb. 12. November 1769. 

Von den beiden Letztgenannten ist nichts Näheres be- 
kannt, sie müssen frühzeitig gestorben sein. 

VI. Johann Christian Schott, geb. 29. März 1726, Oberamtmann 
in Urach, t 6. März 1797. Seine I. Gattin war seit 16. No- 
vember 1751 Magdalena Wilhelmine, Tochter des Rent- 
kammer-Expeditions-Raths und Stadt-Vogts in Stuttgart Joh. 
Jac. Gross; die II. Johanna Friederike, geb. Wächter. 

Kinder I. Ehe: 

1) Christiane Wilhelmine , geb. 1752, f 1819, vermählt seit 
25. October 1774 mit dem Pfarrer in Dettingen M. David 
Bernhard Sartorius, nachmaligem Prälaten in St. Georgen. 

2) Christiane Elisabeth, geb. 1754, vermählt im October 1778 
mit dem ordentl. Professor der Rechte in Tübingen Dr. Christ. 
Göttlich Gmelin. 

3) Heinrike Louise , geb. 1760, vermählt 30. September 1786 
mit dem Diaconus an der Stiftskirche zu Tübingen Aug. 
Christoph Fleischmann , welcher Ehe 3 Söhne entsprossten, 
von denen einer Christian Wilh. Aug. von Fleischmann war, 
Königl. Württembergischer Generalmajor und ausserordentl. 
Gesandter und bevollmächtigter Minister am K. Französischen 
Hofe zu Paris, t 16. Januar 1875, 87 Jahr alt, Grosskreuz 
des Friedrichs-Ordons , Kommenthur des Kron-Ordens, Ritter 
des Militär- Verdienst-Ordens , Gross-Ofßcier der französischen 
Ehrenlegion. 

Die Gattin von Fleischmann' s war seit 25. Juni 1825 
Caliste, geb. Miot de Melito, Wittwe des 1815 t Auguste 
Jamin Dufresnay, Marquis de Bermuy, Kaiserl. Französischen 
Marechal de camp. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 863 — 

Die beiden anderen Söhne waren Carl Friedrich 
Wilhelm Fleischmann, Oberamtsrichter in Urach, und Wilh. 
Ludw. Eduard Fleischmann , Pfarrer in Nordheim, O.A. 
Brackenheim. 

4) CatharJne Rosine, geb. 1761, vermählt seit 15. Januar 1782 
mit dem Professor der Künste in Stuttgart, Ritter des Civil- 
Verdienst-Ordens, 3 oh. Gotthardt von Müller. 

5) Dorothee, geb. 1763, vermählt 15. August 1785 mit dem 
Stadt-Amtsschreiber in Urach Christian Heinrich Schmid. 

6) Marie Juliane, geb. 1764. 

7) Wilhelmine Justine, geb. 1772, vermählt 10. September 1795 
mit dem Oberamtmann, nachmaligem Director der Straf- 
anstalten-Commission Joh. Friedr. Wächter. 

8) Johann Christian von Schott, geb. 24. Juli 1755, Oberamt- 
mann in Sindeltingen, in Stuttgart, wurde 22. October 1809 
mit dem Charakter als Regierungsrath und Oberamtmann in 
Tübingen angestellt, sollte in Folge der Verfügung vom 
3. November 1810 als Oberamtmann nach Ulm gehen, wurde 
aber 6. ejusd. auf sein Ansuchen entlassen. 

Im Jahre 1817 zur Regierung nach Ludwigsburg be- 
rufen, wurde er 1821 als Regierungsrath daselbst in Ruhe- 
stand versetzt unter Verleihung des Ritterkreuzes des Kron- 
Ordens. Später Hess er sich in den erblichen Adelsstand 
erheben. 

Seine I. Gattin war seit 3. März 1781 Louise Dorothee, 
geb. Weckherlin; die II. Johanna Victoria, Tochter des Ex- 
peditionsraths J. G. Baur; die III. Christiane Friederike, 
geb. Jäger. Kinder: 

a) Louise Christine, geb. 1784. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 864 — 

b) Christiane Friederike Louise, geb. 1786, vermählt mit Carl 
Eberhard Freiherr von Wächter, K. Kammerherr und 
Geh. Legationsrath. 

c) Friederike Sophie, geb. 1789, t 1830. 

d) Christiane Caroline, vermählt mit dem Baron Durand 
de Marvuil, Pair von Frankreich. 

e) Wilhelmine Friederike, geb. 1797, f 1816. 

f) Fanline Charlotte, geb. 1799. 

g) Pauline Charlotte Friederike, geb. 1804, f 1834. 

h) Christian Friedrich Albert Schott , Obertribunal - Pro- 
curator, geb. 30. April 1782 in Sindelfingen, widmete sich 
zu Tübingen und Landshut dem Studium der Jurisprudenz, 
begab sich 1805 auf Reisen und zwar nach Süd-Frankreich, 
wurde noch in demselben Jahre zum Hofgerichts-Advokaten 
ernannt, bekleidete 1815—1817 die Stelle eines Registrators 
der Ständeversammlung, deren Verhandlungen er publicirte. 
Von 1819 — 1838 war er selbst Mitglied der Ständever- 
sammlung, zuerst für das Oberamt Böblingen, dann für 
Neuenbürg, lebhaft in liberalem Sinne an den Verhandlun- 
gen sich betheiligend. Auch dem Stuttgarter Griechen- 
verein und uach dem Ende des Polnischen Freiheitskrieges 
dem Polenverein trat er bei. 

Von 1838 an lebte er einige Zeit lang ganz seinem Berufe 
als Sachwalter. 1848 trifft man ihn aber im Vorparlament 
in Frankfurt, dann als Mitglied des Fünfzehner-Ausschusses 
und Vertreter des Bezirks Cannstadt-Böblingen in der Deut- 
schen Nationalversammlung in Frankfurt, wo er der Linken 
angehörte ; 1849 siedelte er nach Stuttgart über, wurde 1850 
abermals Mitglied der II. württembergischen Kammer. Nach 
der Auflösung der letzteren trat Schott im October 1850 
von der politischen, wie überhaupt von der öffentlichen 



Digitized by 



Google 



— 865 — 

Wirksamkeit zurück und starb 6. Juni 1861 in Stuttgart, 
80 Jahre alt. Seine Uebersetzungen der Werke des jüngeren 
Plinius etc. sind bekannt. 

Schott war ein Mann, voll Adel der Gesinnung, warm 
und tiefempfindend für alles Grosse, Schöne und Wahre, 
ein reiner treuer Charakter, erfüllt von Wohlwollen für 
seine Mitbürger. 

Seine Gattin war seit 30. April 1808 Auguste Sophie, 
Tochter des Dr. und ordentlichen Professors der Hechte* in 
Tübingen Carl Christoph Hofacker. Kinder: 

aa) Lydia Cornelia Augusta, geb. 1810, vermählt 13. Mai 
1829 mit dem Auditor, nachmaligem Kriegsrath, späteren 
ßechtsconsulenten , sodann im Jahr 1848 zum Justiz- 
departementschef mit dem Titel als Staatsrath ernannt 
und schliesslich zum Präsidenten der 2. Kammer ge- 
wählten Friedrich von Bömer, Sohn des Pfarrers M. 
Bömer in Bitzfeld. 

bb) Ottilie Auguste, geb. 1815, vermählt 29. Dec. 1840 
mit dem Dr. phil. Joh. Justus Franz Kottenkamp. 

cc) Llbertas Auguste, geb. 1820. 

dd) Marie Sophie, geb. 1831. 

ee) Eduard Saladin Schott, geb. 29. Juni 1812, Guts- 
besitzer, verm. 28. Januar 1838 mit Maria Antoinelte, 
Tochter des Grossherzogl. Hessischen Justiz-Amtmanns 
Weyland, welcher Ehe 2 Söhne entsprossten, nämlich: 

aaa) Arthur Eduard, geb. 23. November 1838. 
bbb) Carl Albert, geb. 23. August 1840. 

ff) Arthur Carl Victor Schott, geb. 27. Februar 1814,. 
widmete sich dem Studium der Landwirtschaft auf der 
Akademie Hohenheim, lebte in der Folge von 1844 an 

v. Georgtt'Georgenau, Biographisch-Genealogische Butter etc 00 



Digiti 



zedby G00gk 



— 866 - 

in Esslingen bei dem Grafen Alexander von Württemberg, 
ging von da als Wirthschafts- Administrator nacb Ungarn, 
resp. nacb Oravicza in der Ungarischen Gespannschaft 
Krassore, einer Gräfl. von Bissingen' 'sehen Herrschaft, 
später 1850 nach Nord- Amerika, wo er im Auftrag der 
Regierung der Vereinigten Staaten die Leitung wissen- 
schaftlicher Expeditionen in West-Mittel-Amerika über- 
nahm, t Mitte Juli zu Georgestown bei Washington. 

gg) Sigmund Hermann Eberhard Schott, geb. 5. Januar 
1818, Rechtsconsulont in Stuttgart, 1840, wiederholt 
Mitglied der Württembergischen Stände Versammlung. Er 
ist Verfasser bedeutender Schriften. 

Gattin seit 3. Mai 1840 Ernestiue Pauli ne, geb. 
Knosp. Kinder : 

aaa) Margaretha, seit 18. Deceraber 1859 Gattin des 
Fabrikanten Wrede in Peine bei Hannover. 

bbb) Bernhard Ernst Engen, geb. 8. Februar 1841, 
Kaufmann, vermählt seit October 1867 mit Panline, 
geb. Reuss aus Leipzig, welcher Ehe 3 Söhne ent- 
sprossten. 

i) August Christian von Schott, geb. 23. November 1793, 
war in württembergischen und griechischen Militärdiensten, 
siedelte nach Nordamerika (Harmony im Staat Indiana) über 
und starb im Dienste der Republik Texas. 

k) Carl Christian von Schott, geb. 31. Dec. 1800, Ober- 
tribunalrath in Esslingen, Vorstand des Kreisstrafgerichts, 
Kommenthur II. Klasse des Friedrichs-Ordens, Ritter des 
Kronordens I. Kl., t 22. Nov. 1874, vermählt I. 27. Mai 1834 
mit Marie Henriette, Tochter des Dr. der Naturwissenschaft 
MoerikejII. mit Adelheid, geb. Freiin von der Osten. Der 
ersteren Ehe entsprossten neben 2 Töchtern folgende 2 Söhne : 



Digitized by 



Google 



— 867 — 

aa) Carl Christ. Rudolph Hvgo ron Sehott, geb. 19. Juni 
1836, Major und Escadronschef im Ulanen-Regiment 
Könjg Karl (1. W.) Nr. 19, Ritter des Friedrichs- 
Ordens und Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse. 
Gattin: seit 17. October 1872 Anna Mathilde, geb. 
Freiin von Roeder, f 7. Februar 1874, Tochter des 
K. W. Obristlientenants und Commandeurs des I. Drag.- 
Regiments (Königin Olga) August Friedrich Karl 
Benedict Reinhard Freiherrn von Roeder, — Com- 
menthurs des Militär-Verdienstordens, Ritters des Fr.-O. 
I. Gl., Inhabers des Dienst-Ehrenzeichens, Ritters des St. 
Johanniterordens, Commenthurs des K. Russ. St. Stanis- 
laus-Ordens, — und der Ottilie Therese Panline, 
Tochter des Obersten von Dieterich, welcher Ehe ein 
Sohn entsprosste, Namens Conrad Karl August 
Riehard von Sehott, geb. 12. Juni 1873. 

bb) Friedrich Otto von Schott, geb. 9. April 1845, 
Hauptmann und Flügoladjutant Sr. Majestät des Königs, 
Ritter des Militär-Verdienstordens, des Zähringer Löwen- 
ordens, des Preussischen Kronordens III. Klasse, des 
Sächsischen Albrecht-Ordens III. Klasse und Inhaber des 
Eisernen Kreuzes II. Klasse. 

9) Christoph Friedrieh Schott, geb. 4. April 1757. 

10) Christoph Friedrieh Schott, geb. 6. August 1758, Ober- 
amtmann in Besigheim, vermählt 27. Juli 1789 mit Elisa- 
betha Friederike, Tochter des Leibmedicus von Jäger in 
Stuttgart. Kinder : 

a) Caroline Louise, Wittwe des Finanz-Kamraerdirectors von 
Reyscher zu Ellwangen. 

b) Frani Emil Sehott, geb. 30. October 1798, Oberamtsrichter 
in Geislingen, in Göppingen, vermählt 23. Juni 1832 mit 



Digiti 



zedby G00gk 



— 868 — 

Marie Louise, Tochter des Gerichtshofs -Präsidenten von 
Pfizer in Ulm, welcher Ehe 3 Söhne und 2 Töchter ent- 
sprossten. Die Erstgenannten sind: 

aa) Gustav Adolph, geb. 1. Deceraber 1833, Secretär beim 
Steuer-Kollegium. 

bb) Paul Eugen, geb. 24. November 1836, Oberamtmann 
in Leutkirch. 

cc) Carl Otto, geb. 29. April 1840, Rechtsconsulent in Ulm. 

c) Georg Emil Schott, geb. 30. October 1798, Gerichtsnotar 
in Neckarsulm, Pupillenrath in Ellwangen, Oberjustiz- 
assessor; vermählt seit 19. November 1830 mit Panlin#, 
Tochter des Kaufmanns Leopold Conrad! in Stuttgart, 
aus welcher Ehe 1 Sohn und 6 Töchter stammten. 

d) Paul Friedrich Schott, geb. 3. März 1805, Stadt- und 
Districtsarzt zu Forchtenberg, O.-A. Oehringen, vermählt 
9. Juli 1833 mit Marie Magdalena, geb. Burkhard t, 
aus welcher Ehe 1 früh fSohn und 2 Töchter hervorgingen. 

11) Georg Sigmund Schott, geb. 2. September 1766. t- 

12) Carl Aug. Heinrich Schott, geb. 4. August 1768, Oberamt- 
mann in Münsingen, vermählt 12. April 1801 mit Christiane 
Gottliebin, Tochter des Hofraths und Kammerschreibers 
Hettler in Stuttgart. Kinder: 

a) Sophie Heinrike Christiane, geb. 1802. 

b) Christiana Natalie, geb. 1804, vermählt 20. Juni 1842 
mit dem Kameralverwalter in Kapfenburg Grauer. 

c) Christiana Pauline, geb. 1805, vermählt 16. September 
1837 mit Kaufmann Stephan Heim in Stuttgart. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 869 — 

d) Marie, geb. 1807, vermählt nach dem Tode ihrer Schwester 
mit ihrem Schwager Kaufmann Heim. 

e) Carl August Heinrich Schott, Oberförster in Kapfenburg. 
13) Joh. Jacob Gottlieb Schott, geb. 11. August 1770, f. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Sehott, OantzleiAdvoc. 95. — Aug., StifftePfleger 497. — Chriatoph Früi., 
Pfarrer 516; BegJt.Secretar. 75; Vogt 596, 617. — Conr., CantaleiAdvoc. 9t. — Eberh., 
Registrator 45. — Georg Phil., Keller 576. — Georg Sigm., Vogt 433. — Hane Jac, Rechen- 
banckhsBath J18; Vogt 570. - Joh. Christ., Schultheiss 568; Vogt 391, 542, 576, 589, 609. 
— Joh. Eberh., Reg.R.8ecretar. 75 ; Registrator 83. — Joh, Gottt., Herzogl. Bibliothecar. 
42; LandtechafftEinnemer 559. — Jos., Amptschreiber 246 ; Cl.Verwaltter 244. — Ludw., 
Registrator 127. 



Digiti 



zedby G00gk 



Schüz. 



Der Familienname Sehfiz (Sehltz, Sehits) kommt in Schwaben 
schon im XV. und XVI. Jahrhundert nicht selten vor. So stiftete 
ein im Jahr 1490 t Priester Conrad Sehltz in Lauften am Neckar 
„zu Ehren des heiligen Geistes" ein Predigtamt, dessen Besetzung 
er dem Grafen von Württemberg, Eberhard im Bart, übertrug.* 

Im Jahr 1560 wird ein Georgias Schitz als Mitglied des 
Raths in Reutlingen erwähnt** 

Um dieselbe Zeit lebte in Esslingen Dr. Hans Sehfiz, 
dessen Sohn, Georg Sehfiz, Pfarrer in Möhringen wurde und sich 
mit Maria, Tochter des Kanzlers Jacob Andrei in Tübingen ver- 
mählte. Eine Tochter des Pfarrers Schüz, Anna Maria, geb. den 
25. October 1581, wurde den 12. Februar 1599 getraut mit einem 
Sohn des Professors Cellius in Tübingen, Johann Ehrhardt Cellius, 
Pfarrer in Wankheim, später in Wimpfen und in Esslingen.*** 

1561 verheirathete sich Dr. Joseph Schüz in Tübingen 
mit Anna Brastberger, Tochter des Professors jur. Brastberger 

daselbst.**** 



* Vgl. Römer, kirchliche Geschichte Württembergs. Stuttgart 1848, S. 12*2. 

** Beutlinger Kronik von Collaborator Fition, herausgegeben von Bademeister, 
' Stattgart 1862, S. 54. 

*+* Faber, Ficklerimche Stiftung, 8. 56. üeber eine Katharina SchBuin, Gattin 
des Pfarrers Matthäus Zell in Strassburg, vormaligen Professors in Freibarg, die sich 
1524 durch Aufnahme vertriebener Protestanten verdient gemacht hat, s. rierordt, ba- 
dische Reformatlonsgesohichte, 1 , 174. 

**** Faber, Strylin'ach* Stiftung XXX., P. 6 und Stammtafel zur BroWBchen Stiftung. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 871 - 

1573 — 1585 kommt in Ebhausen, Oberamts Nagold, ein Gedeon 
Schttz mit 7 Kindern, darunter einem Sohne, Johannes, geb. 1. Oct. 
1574, vor.» 

1582 erscheint der Name eines württembergischen Raths 
Dr. Friedrich* Schiiz bei einer Vermählungs-Feierlichkeit unter den 
Unterschriften.** 

1597— 1604 war M. Albrecht Schflz, Pfarrer in ühlbach, 
1604—1609 in Benningen. 

Ein immerhin möglicher Zusammenhang der vorerwähnten 
Träger des Namens Schüz mit der nachher beschriebenen, von 
Nürtingen abstammenden, Familie Schttz lässt sich nicht nachweisen. 
Um diese Zeit aber beginnt nachweisbar die fortlaufende Stammreihe 
der Nürtinger Schüz. 

Ausser dieser von Nürtingen ausgehenden Familie kommen 
noch mehrere Familien gleichen Namens, seit dem Anfang des vorigen 
Jahrhunderts auch adelige Familien von Schütz in Württemberg vor, 
welch letztere indess eingewandert sind. Diess gilt namentlich von 
dem Geheimenrath des Herzogs Eberhard Ludwig, Johann Heinrich 
Freiherrn von Schlitz,*** dem Kirchenraths - Director Philipp von 
Schutz, einem Bruder des Vorigen, 1716 — 1732, dem Geheimenrath 
und Hofgerichts-Präsidenten Andreas Heinrich von Schütz und dem 
1789 als Commandanten von Tübingen gestorbenen, aus Chursachsen **** 
stammenden Freiherrn Ernst von Schütz. Die Erstgenannten stammten 
aus einem Franken angehörenden Geschlechte, welchem durch Diplom 
vom 14. Februar 1699 in der Person des Kaiserlichen Reichshof- 
raths Joh. Heinr. von Schütz- Pflnmmern der ßeichsadelstand be- 
stätigt wurde. 



* Ebhauter Kirchenregister. 

** 8attl«r, Württembergische Geschichte, Bd. X , 8. 75. 

*** Qespriche in dem Reiche der Todten zwischen Herzog Eberhard Ludteig und 
dem französischen Marschall Bertoyk. Leipzig, 1834 S. 99. 

**** Grabdenkmäler auf dem alten Friedhofe zu Tübingen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 872 — 

Von weiteren württembergischen Familien des Namens Schüz 
ans dem XVII. und XVIII. Jahrhundert, deren Zusammenhang mit 
der Nürtingischen Familie Schüz nicht nachgewiesen ist, sei nament- 
lich erwähnt ein Johann Conrad Schöz von Vaihingen, 1630 — 1634 
Pfarrer in Peterzeil, 1634 — 1635 Subdiaconus in Calw, 1635 bis 
1636 Diaconus in Wildberg, vermählt seit 29. Mai 1632 mit 
Euphrosine Helene, geb. Buob, t 1636.* Ferner Dr. Franz Schlitz 
in Wangen, der den 13. April 1665 ein Studien-Stipendium von 
1000 fl. Kapital für Verwandte und Fremde stiftete.** 

1699 Pfarrer Johann Thomas Friedrich Schüz in Cleversulz- 
bach, Diöcese Neuenstadt, von 1708—1727 Diaconus in Weinsberg. 

1752 Pfarrer Johann Georg Schütz in Freudenthal, von 
1762—1795 in Malmsheim, t 3. Mai 1804 in Wolfschlugen.*** 

1726 Johann Christoph SchUz, Präceptor in Neuenstadt, 
von 1746 an Pfarrer in Unteröwisheim , Sohn des Schullehrers 
Johannes SchUz in Hildrizhausen, und Vater des Rechtsconsulenten 
und Amtsschreibers Joh. Christoph Schüz iu Maulbronn, geb. 1727, 
t 30. Januar 1792; Gattin: Christiane Sophie Gaab, Tochter des 
Amtsschreibers Joh. Friedr. Gaab in Maulbronn und der Magdalena 
Sophie Andrä. Amtsschreiber Schüz und seine Gattin stifteten das 
Schüz-Gaab'&chü Stipendium.**** 

1724—1776 war Gottgeb Friedrich Schüz Präceptor in 
Wildbad. 

1765—1799 Wilhelm Gottlieb Schüz, Pfarrer in Altlussheim. 

Vielleicht gelingt später noch der Nachweis des Zusammen- 
hangs der einen oder andern dieser Familien mit der von Nürtingen 
abstammenden Familie, die ihren Hauptsitz in Nürtingen und Neuffen 
und eine Keine weltlicher und geistlicher Aemter daselbst über ein 

* Johann Valentin Andrea (gebürtig von Herrenberg) Selbstbiographie Lib. IV.,8.165. 
** Staib, 8tipondlen-Bnch 2. H. 8. «0, 3. H. 8. 56. 
»** Wolftchluger Kirchenbücher. 
**** FaUr, M. Heft XCIV. p. 4. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 873 — 

Jahrhundert hindurch fast erblich im Besitz gehabt hat, and von 
welcher sich eine zahlreiche Nachkommenschaft durch alle Berufs- 
kreise verbreitete. Indessen lebt der Schüz sehe Name, soweit er 
sich von dieser Stammfamilie ableiten läset, nachdem eine Beihe 
weiblicher Nachkommen in andere Familien (Schmidt Märhlin, Burk, 
Heller, Plank, Seybold, Lutz u. s.w.), übergegangen ist, im Mannsstamme 
nur in der Descendenz des nachverzeichneten Pfarrers Johann Gott- 
lieb Christoph Schüz in Hildrizhausen fort, von dessen 8 Söhnen, 
die ihm unter 14 Kindern geboren wurden, 7 die Erhalter des 
Schüz'scYum Namens geworden sind. Von ihnen selbst waren 1864 
noch 3 Brüder, von allen aber ausser 11 Töchtern und 11 Enkel- 
töchtern, 10 Söhne und 12 Enkelsöhne am Leben. 

Sie sind daher vorzugsweise berufen, den Namen des Schüz'schen 
Geschlechts fortzupflanzen und seine Ehre zu erhalten und zu erhöhen. 

Johann Gottlieb Christoph Schüz, Pfarrer, geb. zu Westheim 
16. April 1749. Sein Vater war Gottlieb Christoph Schüz, Kloster 
Murrhardt'scher Stabs-Pfleger in Westheim bei Hall, t 1757; die 
Mutter Christiane Juliana, Tochter des Bürgermeisters und Land- 
schafts-Assessors in Vaihingen a. Enz Johann Jacob Muth; der 
Grossvater Heinrich Christoph Schüz, Klosterhofmeister in Beuthin 
bei Wildberg, Klosterverwalter in Calw, zuletzt geistlicher Verwalter 
in Nürtingen und Neuffen, geb. 15. Juli 1664; die Grossmutter 
Susanna Rosine, Tochter des Begistrators in Schwab. Hall Johann 
David Mayer; der Urgross vater Johann Christoph Schüz, geb. 10. 
August 1641, Geistlicher Verwalter in Neuffen, Klosterhofmeister in 
Beuthin bei Wildberg, Staabskeller daselbst, Vogt in Bietigheim, von 
1700 an Vogt in Neuffen, wo er 1. Aug. 1721 im Alter von nahezu 
80 Jahren gestorben ist, nachdem er, wie es auf dem Epitaphium* 



* Dm erwähnte Epitaph in der Kirche zu Neuffen, Ton dem Sohne Heimrieh 
den Eltern gestiftet , «teilt auf einem in hölzerne Rahmen gefassten Leinwandgem&lde 
den 8egen Jacobs über seine Enkelsöhne, Ephraim und Manaa$e, dar. Oben sind die 
Brustbilder der beiden Ahnen angebracht, rechts und links das SchOt'tche und Man- 
ginger'ache Wappen; der Bahmen ist umgeben Ton hölzernem und Tergoldetem Schnitz- 
-werk, welches eine zierUche Einfassung des Gemaides bildet. Im Besitze werth voller 



Digiti 



zedby G00gk 



— 874 — 

in der Kirche zu Neuffen heisst, »Ihro hochfürstlichen Durchlaucht 
zu Württemberg 59 Jahre treu und redlich gedient; die Urgross- 
mutter Rosina Catharina, Tochter des Spitalmeisters iu Kirchheim 
Johann Sebastian Münsinger, ,,aus dem Geschlecht der Mynsinger 
von Frundeck" das durch die weibliche Linie mit dem Stifter des 
Fickler sehen Stipendiums zusammenhängt; der Urur - Grossvater 
Johann Georg Schtiz, Geistlicher Verwalter in Nürtingen, vermählt 
I. mit Anna Margaretha, Tochter des Ephorus in Augsburg, Pro- 
fessors in Tübingen Peter Meiderlen; IL seit 21. September 1603 
mit Helene, geb. Mang; der Urur-Urgrossvater Johann Georg Schttz, 
Collaborator in Herrenberg, über welchen die Einzeichnung in dem 
Herrenberger Todtenbuch von 1634 also lautet: „Als den 11. und 
12. Tag Septembris die Stadt Herrenberg feindlich angefallen und 
geplündert worden, sind etliche gleich, etliche bald hernach an den 
empfangenen Wunden geblieben und gestorben, als: Herr Johann 
Schüüy* ein wohlverdienter Präceptor allhier u. s. w. ;" die Urur- 
Urgros8mutter seit 30. August 1597 Margaretha, geb. Httrth von 
Herrenberg; der weitere Vorfahre endlich Matthäus Schttz lebte in 
Nürtingen 1550-1600. 

Johann Gottlieb Christoph** widmete sich dem Studium der 
Theologie, wurde Diaconus in Dettingen 1780, Pfarrer in Hildriz- 
hausen 1795 und starb 6. October 1815. 



Oelbilder dieses Ehepaars ist ein Extraneus Dr. Moll, früher in Neuffen, jetzt Oberamts- 
arzt in Tettnang. Derselbe stammt ebenfalls ans einer altwürttembergischen Familie, 
deren Namen schon nm 1430 in Württemberg urkundlich Yorkommt, so Konrad Moll, 
Richter etc. 

Von Vogt Schtt* stammt ferner ein silberner und vergoldeter Pokal mit dem 
Schüz'schen Wappen und der Jahreszahl 1688, dem Jahre seines 35jährigen Ehejubiläum«, 
der sich noch im Jahr 1875 in den Händen des in diesem Jahre verstorbenen Professors 
von Schü» befand. Auch eine Perlenschnur von der Frau des Vogts hat .sich in der 
Familie fortgeerbt. 

* Johannen SchQz. Er kam 1596 zum Dienst. Er hat gar sparsam gebauset und 
in vielen Jahren keinen Wein getrunken. So berichtet der Pfarrer Jtrg SHöfflcr von 
Freudenstadt. 

Nach Hess war mit der SchulsteUe zu Herrenberg auch die Stadtschreiberei 
verbunden. 

** Ein Oelbüd von ihm war im Besitz seines Sohnes Ferdinand in München und 
eine Copie davon im Besitz seines Sohnes Carl Schtiz. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 875 - 

Seine Gattin war seit 30. April 1782 Jnstina Margaretha 
Frledrike, Tochter des Pfarrers in Neuhausen an der Erms Johann 
Christoph Heinrich Rneff, Sohns des Bergmeisters in Alpirsbach 
David Anton Rneif und der Margaretha, geb. Krämer. Dieser 
Ehe entsprossten 14 Kinder, nämlich 8 Söhne und 6 Töchter (letztere 
alle ledig t, 2 weitere Kinder todtgeboren). 

Von den 8 Söhnen starb Heinrich Gottlieb Christoph Schöz, 

geb. 28. April 1783, als Kaufmann im 20. Lebensjahr. 

Die anderen sind: 

A. Wilhelm Christoph Schttz, geb. zu Dettingen 13. Juni 1784, 
Färberei-Besitzer in Heubach, vermählt mit Catharina Barbara, 
geb. Maler, welcher Ehe 1 Sohn und 1 Tochter entstammten. 
Ersterer, Friedrich Christoph, geb. 22. Januar 1815, ebenfalls 
Färberei- Besitzer in Heubach, vermählt mit Christine Rosine 
Pflsterer. Aus dieser letzteren Ehe sind 6 Kinder hervor- 
gegangen, nämlich: 

1) Justine Catharine, geb. 20. October 1839. 

2) Christiane Friederike, geb. 2. April 1847. 

3) Anna Catharina, geb. 1. Januar 1850. 

4) Christiana Barbara, geb. 3. Juni 1853. 

5) Friedrich, geb. 6. Februar 1842. 

6) Wilhelm Christoph, geb. 6. September 1844. 

B. M. Friedrich Christoph Schttz, geb: zu Dettingen 6. Juli 1785, 
Pfarrer in Lauterburg 1810, in Bernloch 1818, in Kirchen- 
tellinsfurth 1828, Jubilar und Ritter des Friedrichs-Ordens 
1860, t 17. August 1861. 

Gattin: seit 2. October 1810 Regine Wilhelmine Frie- 
derike, Tochter des Pfarrers in Uhingen Wolf gang Jacob 



Digiti 



zedby G00gk 



— 876 — 

Ziegler, aus welcher Ehe 3 Söhne und 3 Töchter hervor- 
gingen. Von Letzteren starben 2 in der Jugend. 

Erstere waren: 

I. Karl Wolfgang Christoph von Schilz, geb. Lauterburg 23. 
" Juli 1811, Dr. der Staatswirthschaft, 1837 ausserordent- 
licher, 1842 ordentlicher Professor zu Tübingen, 1859 bis 
1860 Rektor der Universität, 1861 Ritter des Königlichen 
Friedrichs-Ordens und des Kronordens, Verfasser des „Schüz'~ 
sehen Geschlechts-Registers," t 1875. 

Gattin: seit 11. October 1840 Pauline, Tochter des 
t Oberhelfers Stark und der Dorothee Gottliebin, geb. 
Fischhaber. Kinder: 

1) Julie, geb. 28. September 1841. 

2) Marie Helene, geb. 17. December 1849, Gattin des 
Kaplans Kirehhofer in Kirchberg an der Jaxt. 

3) Paul Eugen Christoph, geb. 11. December 1842, Justiz- 
Assessor in Tübingen, vermählt 8. August 1872 mit 
Helene, Tochter des Obersteuerraths Scholl. 

4) Karl Alfred Christoph, geb. 11. Juli 1845, Pfarrer 
in Neubronn, O.A. Mergentheim (Hohenlohe - Jaxtberg'- 
scheu Patronats). 

II. Wilhelm Panl Christoph Schiiz, geb. Lauterburg 23. April 
1817, Repetent in Schönthal, Instituts-Inspector in Bönnig- 
heim, Helfer in Nagold 1850, Pfarrer in Wolfschlugen 
1858, Dekan in Münsingen 1865, in Herrenberg 1871. 

Gattin: seit 1. October 1850 Emilie, Tochter des 
t Pfarrers in Wannweil Camerer. Dieser Ehe entsprossten : 

1) Pauline Emilie Friederike, geb. 22. Mai 1853. 

2) Marie Emilie Friederike, geb. 2. December 1854. 



Digitized by 



Google 



— 877 — 

3) Anna Emilie Friederike, geb. 17. Juni 1859. 

4) Emilie Friederike, geb. 22. September 1865. 

5) Ottilie Friederike, geb. 11. Juli 1867. 

6) Theodor Christoph, geb. 13. December 1851 , f 22. 
Februar 1857. 

7) Panl Theodor Christoph, geb. 8. September 1857. 

8) Ferdinand Ernst Christoph, geb. 20. Januar 1862. 

111. Christian Lndvtig Christoph von Schüz, geb. 4. Jan. 1821, 
Oberamtmann in Geislingen, Regier ungsrath in Ellwangen, 
in Ludwigsburg, im Ministerium des Innern 1863, Ober- 
regierungsrath , Director, zugleich Vorstand der Ministerial- 
Abtheilung, für das Strassen- und Wasserbauwesen und 
Regierungskommissär bei dem württemb. Kreditverein, Ritter 
des Kronordens mit Krone. 

Gattin: seit 8. Juni 1852 Jenny Henriette Ernestine, 
Tochter des Hauptmanns und Strassenbau - Inspectors von 
Bäuinlein Kinder : 

1) Clara Begine Wilhelmine, geb. Geislingen 30. März 1853. 

2) Julie Ernestine Johanne Agnes, geb. Ludwigsburg 10. 
August 1863. 

3) Karl Albert Christoph, geb. 21. Januar 1855. 

4) Hogo Friedrich Christoph , geb. Ellwangen 4. April 
1860, t daselbst 29. Januar 1861. 

C. Karl August Christoph Schttz, geb. Dettingen 13. September 
1786, Pharmaceut in Herrenberg. 

Gattin: seit 11. Februar 1817 Johanna Friederike, 
geb. Gmelin, welcher Ehe entsprossten : 

I. Panline Margaretha, vermählt 8. August 1848 mit dem 
Buchhändler in Tübingen Franz Maximilian Robert Fues* 



Digiti 



zedby G00gk 



— 878 — 

II. Karl Schöz, Dr. med., geb. in Herrenberg 24. Dec. 1817, 
Oberamtsarzt in Nagold. 

Gattin: seit 24. Juli 1847 Louise, Tochter des Ober- 
amtsrichters Fetzer in Herrenberg. Kinder: 

1) Panline Mathilde, geb. 8. März 1859. 

2) Karl Julias Christoph, geb. 3. October 1857. 

III. Julius Ferdinand Christoph, geb. 28. Jan. 1821, t 3. Oct. 
1854 in Herren berg als Pfarrverweser von Schönbronn. 

IV. Paul Wilhelm Christoph, geb. 7. September 1828, Phar- 
maceut in Herrenberg. 

Gattin: seit 17. Juni 1856 Marie Katharine Jacobine 
Zahn, Mutter von 2 Kindern : 

1) Marie Friederike Thusnelde Pauline, geb. 30. März 

1858. 

2) Karl Christoph, geb. 7. October 1861. 

D. Christian Ludwig Christoph Schüz, geb. Dettingen 1. August 
1790, Regierungs-Revisor in Ludwigsburg 1817, f 1820. 

Gattin: seit 31. März 1818 Christiana Veronika Weis- 
uiann, welche sich nach dem Tode dieses ihres I. Gatten 
mit dem Kameral Verwalter in Bietigheim Philipp Aug. Lotter 
vermählte. Sohn : 

Karl Julius Christoph Theodor Schüz, geb. Ludwigsburg 
30. December 1818, Secretär bei der Eisenbahn-Commission, 
Kameralverwalter in Waldsee 1861, vermählt mit Clothilde, 
geb. Schicker von Oberdischingen , welcher Ehe 2 Kinder 
entsprossten. 

E. Ferdinand Christoph, geb. 1. März 1792, Hoftheater-Maschinist 
in München. 

Gattinnen: I. seit 20. Juni 1819 Agatha, geb. Saal; 
II. seit 6. October 1823 Maria Theresia Antonia, Tochter 



Digiti 



zedby G00gk 



. - 879 — 

des Kevierförsters Pramberger. Beide Gattinnen gehörten der 
katholischen Confession an. Kinder: 

I. Maria Theresia Antonia, vermählt 4. September 1854 mit 
dem Dr. phil. in München Franz Paula Huber. 

II. Katharina Karolina Antonia, geb. 29. Juli 1828. 

III. Isidor Christoph Ludwig, geb. 4. April 1820, Farmer in 
Amerika, verheirathet in New- York. 

IV. Ferdinand Melchior Christoph, geb. 16. Juli 1824, f 1. 
Januar 1848. 

F. Georg Christoph Schflz, geb. Hildrizhausen 12. Februar 1798, 
Pfarrer in Thumlingen 1825, in Nufringen 1835, in Hedel- 
fingen 1858. 

Gattinnen: I. Louise, geb. Stängel; II. seit 19. Febr. 
1857 Lotte, geb. Andler. Kinder: 

I. Karoline Louise, geb. 15. Juli 1834. 

IL Gustav Adolph Christoph, geb. 1. September 1827, Pfarrer 
in Schmerbach 1864. 

Gattin: seit 25. October 1864 Panline, Tochter des 
Pfarrers Hejd in Hassfelden. 

III. Ludwig Christoph, geb. 19. Februar 1829, Kaufmann in 
Lauterbach in Kurhessen, vermählt seit 25. Juli 1861 mit 
Lina, geb. Ruprecht, welcher Ehe 2 Söhne entsprossten, 
von denen der eine jung verstarb; der andere ist Georg 
geb. 24. October 1863. 

IV. Theodor Christoph, geb. 26. März 1830, Maler in München, 
in Düsseldorf 1866. 

Gattin: seit 1873 Anna, Tochter des Professors Dr. 
Tafel in Tübingen. 

G. Johann Christoph, geb. Hildrizhausen 1. Mai 1803, Dr. der 
Medicin, practischer Arzt in Calw, t 23. December 1852. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 880 — 

Gattinnen: I. Emilie Louise, Tochter des Med. Dr. 
Johann Georg Zahn in Calw; IL seit 12. September 1835 
Marie Dorothee, geb. Heermann, f 11. Mai 1871. Kinder: 

I. Bertha Clara Sophie, vermählt seit 5. Oct. 1854 mit dem 
Oberamtmann in Brackenheim Wilhelm Gottlob Eisenbach. 

IL Marie Louise Emilie, vermählt 2. October 1860 mit dem 
Kaufmann in Ludwigshafen bei Mannheim Karl Aug. Fecht. 

III. Johanna Emilie, geb. 6. April 1840. 

IV. Anna Eagenie, geb. 13. Juni 1843. 

V. Georg Emil Carl Christoph Schüa, geb. Calw 12. August 
1828, Med. Dr. und pract. Arzt daselbst, f 1877. 

Gattin: seit 9. Oct. 1853 Marie Emestine, Tochter 
des Fabrikanten in Calw Schanber. Eine Schwester der- 
selben Marie, ist die Gattin des Fabrikanten Georg Schauber 
in Calw. Kinder: 

1) Friedrich Christoph, geb. 8. September 1858. 

2) Georg Ludwig Christoph, geb. 13. August 1862. 

3) Eberhard. 

VI. Georg Oscar Christoph, geb. 6. December 1829, Land- 
wirth, Pächter der Domäne Lützenhardt bei Calw, t 22. 
April 1863. 

Gattin: seit 30. October 1855 Julie Friederike, 
Tochter des Bechtsconsulenten Schwarcmann in Calw. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Schütz (Schüs): Keller 489. — Frid., Gel.O.Rath 59. — Georg Frid., Pfsrrer 
506. — Gottl. Christ., Cl.Pfleger 329. — Hans Georg, GaisÜ. Verwalter 517. — Heinrich 
Christ., a. Hofmeister 350; Galstl.Verwaltter 507. — Joh. Christ., OantzlelAdvoc. 95; Cl.- 
Hofmelster 360 ; Gaistl. Verwaltter 507 ; Keller 614 ; Stattschreiber 398 ; Vogt 386, 506, 

516. — Joh. Georg, Cl.Pfleger 286. — Joh. Heinr., Geh. Begim.Rath 26. — Laux, Vogt 616. 
— Paul, KriegsR.Secretar. 101; Visitat.8ecretar. 158. — Ssb. Christ., Galstl.Verwaltter 507, 

517. — Werner, OL Vogt 357. 



Digiti 



zedby G00gk 



Schwab. 



Johann Christoph Schwab, K. Württemberg. Geheimer Hofrath 
und Oberstudienrath, Mitglied der Akademien der Wissenschaften zu 
St. Petersburg, zu Berlin und zu Harlem, wurde den 10. Decbr. 1743 
zu Ilsfeld geboren und starb 15. April 1821. Sein Vater war Philipp 
Jacob Schwab, Stabs Amtmann in Remmingsheim, geb. zu Vaihingen 
den 1; November 1715, f 23. December 1788; die Mutter Sophia 
Barbara, Tochter des Hauptmanns und Eegimentsquartiermeisters 
Johann Hosch zu Besigheim ; der Grossvater Johann Friedrich Schwab, 
Amtspfleger in Vaihingen und kaiserl. Proviantverwalter, geb. 10. 
Oktober 1683 zu Braunsbach in Franken, woselbst der Stammbaum 
der Familie bis zu Anfang des 16. Jahrhunderts zurück verfolgt 
werden kann; die Grossmutter war Maria Elisabetha, geb. Kurbln. 

Johann Christoph studirte Philosophie und Theologie und er- 
hielt im Jahr 1764 die Magisterwürde auf der Landesuniversitat zu 
Tübingen. Nachdem er hierauf 11 Jahre sich in der Gegend von 
Genf dem Erziehungsgeschäft gewidmet und in diesem Zeitraum sich 
besonders mit dem Geiste der französischen Sprache innigst vertraut 
gemacht hatte, auch in die Tiefen der mathematischen Wissenschaften 
eingedrungen war, berief ihn der damalige Herzog von Württemberg 
Karl Eugen, im Jahr 1778 an die in der Hauptstadt Stuttgart 
neu errichtete hohe Schule, wo er bis 1793 das Lehramt im Fache 
der Philosophie, Mathematik und Sprachkunde bekleidete. Am 16. April 
1785 erhielt er unter sehr vorteilhaften Bedingungen von dem 
König von Preussen, Friedrich II., einen Kuf nach Berlin als Mit- 
glied der K. Akademie der Wissenschaften und Professor bei der Ecole 
militaire daselbst. 

v. Oeorgii-Georgenou, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 5ß 



Digiti 



zedby G00gk 



— 882 - 

Friedrich der Grosse, durch Schwabs Schrift über die Ursachen 
der Allgemeinheit der französischen Sprache und die wahrscheinliche 
Dauer ihrer Herrschaft (1784) auf den fremden Gelehrten aufmerk- 
sam gemacht, sah der durch besondere Umstände sich verzögernden 
Entschliessung des von ihm ganz aus eigenem Antriebe Berufenen mit 
solcher Ungeduld entgegen, dass er an jedem Posttage seinen Ver- 
trauten im Fache der Wissenschaften, Merlan, befragte, »ob noch 
keine Nachricht von Schwab gekommen sei.« Aus Anhänglichkeit 
für seine schwäbische Heimath und um dem dringenden Wunsche 
des Herzogs nachzugeben, lehnte er den ehrenden Ruf ab. Aus dieser 
Veranlassung wurde Schwab zum Geheimen Sekretär mit dem Charakter 
als Hofrath ernannt» Das Vertrauen Herzogs Ludmg Eugen brachte 
ihn als Vorstand des Geheimen Kabinets mit dem Charakter als Ge- 
heimer Hofrath (1794) in die unmittelbarste Verbindung mit diesem 
nach Geist und Herz vortrefflichen Fürsten, er war allgeltender ßath- 
geber und man pries sich glücklich, dass nun die Philosophie das 
Scepter führte; indess wird die Aufhebung der hohen Karls-Schule nach 
dem Tode des Stifters insbesondere Schwabs Rathgebung zugeschrieben. 
Er hat viele Schriften hinterlassen. 

Seine Gattin war seit 15. April 1779 Johanna Philippine 

Friederike, geb. Rapp, eine Schwester des kunstsinnigen, mit Schiller 

und Goethe nahe befreundeten Kaufmanns Heinrich Bapp in Stuttgart. 

Kinder: 

I. Christiana Sofie Friederike, geb. 25. Mai 1783, vermählt seit 

11. October 1807 mit dem Director der Oberrechnungskammer in 

Stuttgart Christian Friedrich von Jäger, t 9. Novbr. 1855. 
IL Wilhelmine Charlotte, geb. 11. October 1794, verm. 1819 mit 

dem Med. Dr., Professor, Obermedicinalrath Georg Friedrich 

von Jäger, t 17. März 1874. 

III. Philipp Christoph Friedrich Schwab, geb. 7. Januar 1780, 
t 12. Juli 1797. 

IV. Carl Heinrich von Schwab, J. U. Dr., Grosskreuz des Friedrichs- 
Ordens, Commenthur des Ordens der Württ. Krone, geb. 20. 



Digitized by 



Google 



-7^883 — 

März 1781, 21. October 1830 Präsident des Obertribunals, 
darauf seit 15. November 1831 Geheimer Eath und prov. Chef 
des Justiz-Ministeriums, am 26. September 1839 der proviso- 
risch übertragenen Verwaltung des Justiz-Departements in Gnaden 
entbunden unter Belassung im Amte als ordentliches Mitglied 
des Geheimen Raths, f 23. Januar 1847. 

Seine I. Gattin war Maria Antonia, Tochter des Kurfürstlich 
Bayerischen Hofraths Joh. Ludwig GouUet, t 1830; die IL 
seit 1832 Sophie Auguste Fallati aus Hamburg. Kinder: 

1) Sophie Pauline, geb. 1. Juli 1808, f 1872. 

2) Carl Gustav von Schwab, Oberfinanzrath, Justitiar beim K. 
Steuerkollegium zu Stuttgart, Ritter I. Klasse des Ordens 
der Württ. Krone und des Friedrichs- Ordens, (schrieb über die 
Conflicte der Wasserfahrt auf den Flüssen mit der Benützung 
der letzteren zum Maschinenbetrieb), geb. 30. Aug. 1810, 
verm. 7. Febr. 1837 mit Mathilde Friederike, Tochter des 
Obermedicinalraths Dr. von Jäger in Stuttgart. Kinder: 

a) Adelheid, geb. 6. September 1842. 

b) Ernst Hermann Gustav, geb. 27. Juni 1845, Auditor 
der Garnison Ludwigsburg, seit 17. Juni 1878 beauf- 
tragt mit Versehung des Rechtsdienstes beim 8. Württ. 
Infanterie- Regt. Nr. 126 in Strassburg, verm. 18. Octbr. 
1873 mit Adelheid Sofie Caroline, Tochter des Dr. Otto 
Eiben, Chefredakteurs des Schwäbischen Merkurs. Kinder: 
aa) Ernst Carl Otto Hellmut, geb. 5. Sept. 1874. 

bb) Carl Theodor Otto Heinrich, geb. 22. April 187G. 

c) Mathilde Panline Charlotte Ottilie, geb. 19 Jan. 1849, 
verm. 22. April 1871 mit J. U. Dr. Rechtsanwalt Carl 
Göz, Gemein der ath zu Stuttgart. 

d) Mathilde Sofie Antonie, geb. 14. August 1852. 

3) Christoph Engen Otto Heinrich, geb. 28. März 1819, J. U. Dr., 
Obertribunal-Secretär, Ritter I. Klasse des Friedrichs-Ordens. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 884 — 

V. Gustav Benjamin Schwab, Dr. theol., einer der Koryphäen 
der schwäbischen Dichterschule. Geb. 19. Juni 1792, Schüler von 
Brück und Roth, in der Religion unterrichtet von dem ehrwürdigen 
Dann, welch letzterer einen tiefen bleibenden Eindruck auf ihn machte. 
Diesem frommen und feurigen Lehrer schrieb er auch den entschie- 
densten Einflus8 auf seine Geistesrichtung zu und bewahrte er eine 
Liebe, die ihn noch in reiferen Mannesjahren oftmals trieb, denselben 
im stillen Stadt-Pfarrhause aufzusuchen und als Jünger zu den Füssen 
des Greises zu sitzen. Er liess sich dessen Bild in Oel malen und 
feierte den Hingang desselben in dem Gedichte: »Auf den Tod eines 
Seelsorgers«. — 

Schwabs Vater war ein milder, weiser, erziehungskundiger, 
mit seltenem Lehrertalent, hauptsächlich in der Philosophie, begabter 
Mann, der den rasch sich entwickelnden Jüngling ungemein forderte. 
Mit Feuer erzählte Letzterer noch in spätem Jahren, wie die phan- 
tasievolle Monaden-Lehre des Leibnitz — an welchem der Vater 
gegen den KanV sehen Kriticismus mit Eifer festhielt — ihn ergriffen 
habe, in ihm lebendig geworden sei. 1809 bezog Gustav Schwab die 
Universität, wo ihn von den akademischen Lehrern namentlich der geist- 
volle Com, die Theologen Bengel und Flau anzogen. Obgleich er sich 
in seinem Privatstudium den Schriften Piatos und des ihm geistes- 
verwandten Schelling hingab, und die poetische, lebensvolle Philo- 
sophie einen Jüngling wie Schwab besonders fesseln musste, so er- 
schütterte dieselbe, obgleich sie vielen Strenggläubigen ein Greuel 
oder wenigstens des Pantheismus und des Materialismus verdächtig 
schien, bei ihm keineswegs die Grundlagen des positiven christlichen 
Glaubens, ja sie scheint nicht einmal ernstere Zweifel in ihm erweckt 
zu haben. Im Begriff, oder richtiger, in der Anschauung der höchsten 
geistigen Lebendigkeit und Schöpferkraft und der sittlichen Schön- 
heit glichen sich ihm der christliche Glaube und die poetisch-philo- 
sophische Weltanschauung damals noch aus. Eine begeisterte, ideale, 
romantische Stimmung hob ihn über die Gegensätze weg und ver- 
band ihn aufs Innigste mit einem schönen Kreise gleichgesinnter, 



Digiti 



zedby G00gk 



885 



gleichstrebender Freunde, von welchen wieder Jeder in einem beson- 
deren, individuellen Verhältniss zu Schwab stand. Schon in die 
Jahre 1809 — 11 fallen einige der schönsten tiefempfundenen Lieder 
und Gedichte, welche dem jungen Dichter schon "damals an dem fünf 
Jahre altern L. Uhland, als dessen ältesten Schüler sich Schwab 
dankbar und bescheiden bekannte, und der ihm auch bei seinen 
Studien der altern deutschen Poesie Vorbild und Wegweiser war, 
einen Freund fürs Leben gewannen. 1814 wurde er Vikar bei 
Pfarrer Geyer in Bernhausen bei Stuttgart; bald darauf bereiste er 
Norddeutschlands wichtigste Städte. 1815 ins Vaterland zurückge- 
kehrt, erhielt er die Repetentenstelle in Tübingen, 1817 wurde er 
Lehrer der alten Sprachen am Obergymnasium in Stuttgart, wo er 
mit jugendlicher Kraft und Wärme seine Aufgabe, Erklärung klas- 
sischer Schriftsteller, der Dichter zumal, erfassend, empfängliche Jüng- 
linge mit sich fortriss. Neben der Berufstätigkeit her ging eine 
fruchtbare, literarische und poetische Thätigkeit. Ausser mehreren 
grösseren lyrisch-epischen Dichtungen quollen aus seinem warmen 
Herzen viele innige Lieder und treffliche Romanzen; und die wich- 
tigen Zeitereignisse begeisterten ihn zu manchem Gedicht, welches 
das Urtheil Goethes über den hohen Werth des echten Gelegenheits- 
gedichts bewährte. Eine werthe und umfassende Arbeit war ihm die 
Mitherausgabe der Verdeutschung römischer und griechischer Klas- 
siker, der Prosaiker zuerst, und dann auch der Dichter, wovon im 
Laufe vieler Jahre mehrere hundert Bändchen erschienen sind. So 
sehr sich Schwab seinen Studien hingab, so interessirte er sich doch 
nicht minder für die Menschen, für das buntbewegte sociale, litera- 
rische, politische Leben in der Nähe und Ferne. Nachdem die würt- 
tembergiscben Verfassungskämpfe von 1817 — 19 vorüber waren und 
Deutschland um seine nationalen Hoffnungen betrogen war, hatte sich 
sein Freiheits- und vaterlandsliebender Geist auf die Entwicklung des 
französischen Staatslebens gerichtet und er verfolgte eifrigst die glän- 
zenden Kämpfe der anfangs wenig zahlreichen Opposition der Restau- 
rationszeit, eines Boyer-Gollard und Anderer. In der persönlichen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 886 — 

Bekanntschaft mit so manchen Helden oder Trümmern der ersten 
französischen Revolution belebte sich vor dem Auge der Phantasie 
des Dichters neu das Bild de/ grossen Umwälzung mit all ihren 
Grossthaten und Greueln und Manchen sah er damals noch als wenig 
beachteten Privatmann, der wenige Jahre nachher plötzlich als glän- 
zender Stern oder als Meteor am politischen Himmel Frankreichs 
aufging. Den wohltuendsten Eindruck aber machte auf ihn der 
Verkehr mit der evangelischen Gesellschaft in Paris und die Persön- 
lichkeit eines ihrer Häupter, des Marquis von Jancourt, in dessen 
Hause er allein sich heimathlich angesprochen fühlte. Die Gemüth- 
lichkeit und Gastlichkeit in Schwab 1 s Charakter machte sein Haus 
zu einer Art Dichterherberge, gleich wie einst Sickingens Schloss 
eine Herberge der Gerechtigkeit genannt ward. — Zu Schwab' s 
nächstem Kreise gehörten TJhland und seine Gattin, in früherer Zeit 
die geistreiche Therese Huber, dann Wangenheim, die Hartmann- 
Reinbeck 1 sehe Familie und Matthisson. Die in Wissenschaft und 
Kunst ausgezeichnetsten Fremden, welche Stuttgart besuchten, ver- 
fehlten selten, das SchwaVBch* Haus zu besuchen! Und nicht nur 
Deutsche aus allen Gauen, auch Schweden und Norweger, Griechen 
und Polen, Franzosen und Italiener, sprachen ein und wurden mit 
Herzlichkeit aufgenommen. Von seinem tiefen Gefühl für des deut- 
schen Vaterlandes Schmach und Ehre zeugt sein herrliches, tief poe- 
tisches Octoberlied 1814. An den württembergischen Verfassungs- 
kämpfen hatte er, vielleicht nicht am wenigsten um seines theuren 
Uhlands willen, lebhaftes Interesse gefasst und in Dichtungen beur- 
kundet; die Freiheits- und Unabhängigkeitskämpfe in Spanien und 
Italien, vor Allem im Heimathland Homers und Sophokles hatten 
ihn tief ergriffen; der Griechenverein zählte ihn, der emsig das Neu- 
griechische lernte, zu seinen eifrigsten Mitgliedern. Tief fühlte sich 
Schwab in seinem reinen und frommen Gemüth, wie in seinem clas- 
sischen Geschmack verletzt durch das Aufkommen und das Umsich- 
greifen einer literarisch-ästhetischen Schule, welche der reinen und 
strengen Form der Poesie, dem Klassischen, welche der Sitte und 



Digiti 



zedby G00gk 



— 887 - 

Zucht, jeder Autorität und Pietät, ja in leidenschaftlicher Parteisucht 
der Wahrheit selbst, grundsätzlich den Krieg anzukündigen schien 
und tiefer noch bekümmerte ihn die schon jener literarischen Schule 
zu Grunde liegende, aber erst später offen und mit ausgedehnter 
Wirkung hervortretende, dem positiven, historischen Christenthum feind- 
selige Richtung in der philosophischen, ja selbst in der sich so nen- 
nenden theologischen Wissenschaft. An dem in den 30er Jahren am 
heftigsten entbrennenden kritisch-gelehrten und spekulativ-theologischen 
Kampfe theils um die geschichtlichen Grundlagen, theils um die reli- 
giösen Grundanschauungen des Christenthums, an dem Kampfe des 
christlichen Theismus mit dem Pantheismus und dem Atheismus nahm 
Schwab zunächst mit dem Kern seines Gemüthes fortwährend den 
innigsten Antheil und Jahre lang versetzte ihn dieser Streit in eine 
stets erregte, reizbare Stimmung. Doch nicht blos leidenden Antheil 
nahm er. Der Spruch: «Ist's möglich, so viel an euch ist, so habt 
mit allen Menschen Frieden», war ihm nicht blos ein Gebot der 
Sittenlehre, noch weniger eine Eegel der berechnenden Klugheit, son- 
dern der natürliche Trieb seines Herzens, die Bedingung seiner Buhe 
und Zufriedenheit. Nachgiebigkeit, Versöhnlichkeit war ihm Bedürf- 
niss; seine süsseste Genugthuung, einen Beleidiger, einen Undankbaren 
durch gehäufte Grossmuth zu beschämen. Immer kostete es ihn eine 
Ueber windung, wenn er einmal Personen oder Sachen entgegentreten 
musste, wo seine Ueberzeugung die Verteidigung dessen, was ihm 
als Recht und Heiligthum galt, es forderte. Ein solcher Fall aber 
war nun eingetreten; und obwohl durch den Gang seiner Studien und 
seines Berufslebens nicht zur gelehrten theologischen Untersuchung, 
und durch seine mehr poetisch-intuitive als spekulativ-dialektische 
Geistesart nicht eigentlich zum streng-philosophischen Systemkampf 
geeigenschaftet, mischte er sich doch mit gutem Fug und Recht in 
den Streit, der den höchsten geistigen Gütern der Menschheit so gut 
und mehr, als den Theorien und Begriffen der Denker galt, und sein 
reines, tiefes, gesundes, sittlich-religiöses Gefühl, eine seltene Gabe 
der lebendigen Anschauung und der glücklichen Combination, ein un- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 888 - 

verkünstelter Scharfsinn, ein treffendes Urtheil und schlagender Witz, 
oft poetisch ausgeprägt, lieferten ihm Waffen, deren Spitze und Schärfe 
die Gegner tief genng empfanden. So erwuchs aus der Stimmung 
dieser Jahre in ihm, dessen Frömmigkeit, seinen vielfachen Aeusse- 
rungen zufolge, frühe schon zu einer innigen persönlichen Liebe zum 
göttlichen Stifter unserer Religion sich gestaltet hatte, der Gedanke, 
ein Diener und Verkündiger der so feindselig von vielen Seiten an- 
gegriffenen Lehre zu werden, und durch das offene Bekenntniss der- 
selben sich selbst um so fester darin zu gründen. 

1837 wurde Schwab Pfarrer zu Gomaringen. 1839 bei der 
Enthüllung von Schillers Erzbild entsprach Schwab der Bitte seiner 
Stuttgarter Freunde, die Festrede zu halten, ungeirrt durch die Be- 
denklichkeiten mancher ängstlich Frommen. Aus dieser Rede, als 
fruchtbarem Keim so zu sagen, erwuchs dann das schöne, verdienst- 
liche biographische Werk: »Das Leben Schülers.* 

1841 erhielt Schwab die eben erledigte Stelle eines Stadt- 
pfarrers bei St. Leonhard nebst dem Amtsdekanat. 1845 trat er 
vom Predigtamte ab und in das evangelische Konsistorium und den 
Studienrath ein, nachdem noch zuvor die evangelische Fakultät 
Tübingen seine theologisch-geistliche Wirksamkeit durch Verleihung 
des Doctordiploms anerkannt hatte. Als Mitglied des genannten 
Collegiums wirkte er selbst noch 6 Jahre für Schule und Kirche, 
wobei er besonders dem Stuttgarter Gymnasium, an welchem er selbst 
so lange gelehrt hatte, von neuem seine Liebe und Anhänglichkeit 
bethätigte. 

Auch nach Frankfurt trieb es ihn, das Parlament zu sehen. 
Mit Ju^el begrüsste er im März 1849 die Aussicht, dass die Ver- 
fassung für Deutschland zu Stande kommen, dass Deutschland wieder 
ein Reich werden, der Deutsche ein Vaterland haben sollte, und 
später noch, als Alles untröstlicher sich gestaltete, wäre er bereit 
gewesen, für die nationale Sache und für die geordnete, Recht und 
Gesetz ehrende Freiheit den parlamentarischen Kampfplatz zu be- 
treten, so wenig ihn auch seine Neigung dazu treiben mochte. Das 



Digiti 



zedby G00gk 



— 889 — 

Scheitern aller nationalen Hoffnungen betrübte und beugte ihn um 
so tiefer, als er im Falle der Nichterfüllung derselben mit lebhafter, 
geschäftig ausmalender Phantasie die wildeste Revolution und Anarchie 
ihr scheussliches Haupt erheben, ihr Blutgerüste aufschlagen,, die 
deutsche, die europäische Gfesittung vertilgen sah; so dass er schon 
zu Zeiten an ein Asyl in Amerika ernstlich dachte. 

Das Schicksal des schmählich preisgegebenen und verrathenen 
Brudervolkes in Schleswig-Holstein empörte ebenso sein starkes Rechts-, 
wie sein tiefes Nationalgefühl ; mit freudiger Bereitwilligkeit entsprach 
er der Bitte, in einem Konzert zum Besten der Herzogtümer einen 
Prolog zu sprechen; er wollte, wie er sagte, in seinem Alter seine 
politische Ueberzeugung nicht zurückhalten; es drängte ihn, ein 
offenes Zeugniss abzulegen, und er dichtete seinen schönen Schwanen- 
gesang, welchen er am Abend des 2. November, nicht 36 Stunden 
vor seinem Tode, vortrug. 

In den ersten Junitagen des Jahres 1850 ward er auf der Strasse 
von einem Erstickungs- Anfall betroffen, von welchem er sich zwar durch 
unverweilte ärztliche Hilfe schnell und anscheinend ganz erholte, der ihm 
aber doch eine ernste, von ihm tief beherzigte Mahnung war. Mit 
scherzendem Munde, aber mit ernster Seele sprach er von dem Vor- 
überwandeln des Todesengels, der ihn schon damals nicht unvorbereitet 
traf. Rüstig und heiter setzte er nach wie vor sein Tagewerk fort. 

Der Abend des 3. November 1850 hatte eine kleine Gesell- 
schaft ihm nahestehender Verwandten und Freunde um ihn ver- 
sammelt und verfloss in ungetrübter milder Heiterkeit. Wie ge- 
wöhnlich von seinem Geiste belebt, berührte das Gespräch Fernes 
und Nahes, Hohes und Tiefes. Schwab zeigte nicht die mindeste 
Erschöpfung, noch irgend Unruhe oder Aufregung. Er las auf Ver- 
langen noch einmal den Tags zuvor gesprochenen Prolog für Schleswig- 
Holstein und ward von einem Anwesenden an ein früheres Neujahrs- 
gedicht erinnert (1 826), worin er den Todesengel, der damals rasch 
hintereinander die Throne Bayerns und Russlands erledigt hatte, 
unter anderm in folgenden Strophen feierte: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 890 - ' 

„Einem Fürstengreise 
Schob er jüngst den Arm 
Unters Haupt, das leise 
Fortschläft ohne Harm." 

Sieben Standen später lag er selbst da, ein ewig Schlafender; 
in derselben Nacht, um 3 Uhr (4. November) hauchte er, aus tiefem 
Schlafe plötzlich auffahrend, nach wenigen Augenblicken mit einem 
kurzen innigen Lebewohl an seine Geliebten, mit einem frommen 
Ausruf die Seele aus. Erfüllt ward ihm so, was er am Schluss 
seines Tischgebets erflehte: 

„Gib uns ein deutsches Leben 
Und kommt die letzte Noth, 
So wollest du uns geben 
Auch einen deutschen Tod.* 

und niedergelegt ward er unter dem trauernden Geleite von Tau- 
senden, mit Lorbeeren und Thränen bedeckt, in der vor mehr als 
40 Jahren von ihm besungenen «stillen Stadt, die den ewigen 
Frieden hat,» 

Immer erfrischt wird sein Gedächtniss, selbst denen, die ihn 
nicht mit leiblichen Augen geschaut, und veranschaulicht sein Lebens- 
bild durch das theure Vermächtniss seiner Gedichte, in welchen sich 
sein Selbst am treuesten und vollsten ausgeprägt hat. 

Der Geist von SchwaVs Poesie ist ein durchaus deutscher. 
Mit den innersten Fasern und Nerven wurzelte er in schwäbischer, 
in deutscher Volkseigenthümlichkeit. Der Charakter der vollen sitt- 
lichen Gesundheit, das schöne Gleichgewicht des Poetischen und des 
ewig und rein Menschlichen leiht der Dichtung Schwabs ein so aus- 
zeichnendes, edles Gepräge, das stempelt sie besonders zu einem 
Schatz für die Jugend und alle Jugendlichfühlenden, in deren feiern- 
dem Andenken Schwab auch hienieden von Geschlecht zu Geschlecht 
fortleben wird.« * 



Digiti 



zedby G00gk 



-r- 891 — 

Die „Sterne Schwabens" widmen ihm folgendes Gedicht: 

Da pilgert Er in rüst'gem Harfnerschritte, 
Gebrochner Burgen alten Glanz zu preisen ; 
So zauberkräftig klingen seine Weisen! 
Und lauschend hemmt der Wand'rer seine Tritte. 

Dort von den Zinnen, die im Mondlicht gleissen, 
Fahrt Er zu Thal in frohem Sängerritte, 
Durch kühlen Walds geheimnissvolle Mitte, 
Wo sich vom Fels die muntern Bäche reissen. 

Vergangener Zeiten thatenreiche Kunden, 
Emporgetaucht aus blauen Alpendüften, 
Mit Dichterarmen hat Er sie umwunden; 

Er hob sie liebend aus den Epheugrüften 
Und trug sie nach den himmlischen Rotunden, 
Die Er geschaut hoch über Land und Lüften. 

Seine Gattin war seit 24. März 1818 Sofie Caroline, Tochter 
des Professors der Rechte und Obertribunalraths Christ Goitlieb 
Gmelin und der Christiana Elisabeths, Tochter des Oberamtmanns 
in Urach Joh. Christ. Schott, welche an Adel und Reinheit des Ge- 
müths und Geistes ihm ebenbürtig war und die in echter Weiblich- 
keit und mit reinem, tiefem Verständniss die Bestrebungen des 
Mannes theilte, die den Feurigen und Ungestümen durch Milde, Ge- 
lassenheit, Sanfbmuth eher ergänzte als beschränkte. Kinder: 

1) Sophie Adelheid, vermählt 1841 mit Dr. phil., Oberbibliothekar 
an der Universität Tübingen Carl KlüpfeL 

2) Emilie Panline Friederike, geb. 7. December 1825. 

3) Christoph Theodor Schwab, geb. 1821 in Stuttgart, Ritter 
des Friedrichs-Ordens, widmete sich dem Studium der Theo- 
logie und Philosophie, nahm 1845 eine Stelle als Lehrer bei 
dem Freiherrn von Prokesch-Osten an, und lebte mit diesem 
und dessen Familie in Wien, Griechenland und Berlin. 

Schwab bereiste Holland, England, Frankreich und wurde 



Digiti 



zedby G00gk 



— 892 - 

1852 zum Professor am Katharinenstift in Stuttgart ernannt. 
Er schrieb Mehreres. 

Gattin: seit 8. October 1852 Henriette Margaretha Ton Post 
aus New- York, geb. 15. December 1831. Kinder: 

a) Gustav Hermann, geb. 29. December 1853. 

b) Emilie Elisabeth, geb. 8. Februar 1857. 

c) Sophie, geb. 6. October 1860. 

d) Clementine, geb, 12. Mai 1863. 

4) Gnstav Friedrich, geb. Stuttgart 23. Nov. 1822, Kaufmann 
in New- York, vermählt daselbst 8. Mai 1850 mit Catharina 
Elisabeth von Post aus New-York, geb. 26. November 1829. 
Kinder: 

a) Gustav Heinrich, geb. New-York 30. Mai 1851, verm. 
25. October 1876 mit Caroline Elfca Wheeler. 

b) Hermann Caspar, geb. Broocklyn 5. Januar 1853. 

c) Henriette Margaretha, geb. Broocklyn 19. Jan. 1854. 

d) Laurenz Heinrich, geb. Broocklyn 2. April 1857. 

e) Emilie, geb. Broocklyn 5. Juni 1861. 

f) Lucie Sophie, geb. Broocklyn 3. August 1863. 

g) Johann Christoph, geb. Broocklyn 1. April 1865. 
h) Benjamin Wilhelm, geb. Stuttgart 8. Februar 1867. 
i) Carl Albert, geb. Broocklyn 5. Juli 1868. 

k) Ludwig Emil, geb. Broocklyn 5. Juli 1868. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Schwab: Georg, KeUer 591. — Joh. Cl.Pfleger 248; Vogt 418. 426; Vorst- 
meister 628. — Joh, Christoph, Geh. Secretar. 36. Stattschreiber 401. 



Digiti 



zedby G00gk 



Schweigger. 



Salomon Schweizer, geb. 1551 zu Sulz, bekannter Orient- 
reisender. Sein Vater war Heinrich Schweigger geb. 1526, t 1579, 
Herzog!, wirklicher Waisen-Voigt von Sulz, während er selbst sich 
nennt: »Notarium und pupillorum praefectum« (Kaiserl. Notarius 
und Stadtgerichtsschreiber); der Grossvater Franzigens Schweigger * 
lebte von 1489 bis 1568; der Urgross vater Heinrich Schweigger, 
lebte 1460 bis 1505; der Ururgrossvater Heinrich, lebte von 1436 
bis 1474 und war seit 1458 mit Ursula, einer Tochter des Freiherrn 
Walter von Geroiseck vermählt; der Urur-Urgrossvater Nikolaus, 
geb. 1405; der Vater des Letztgenannten endlich Johann Schweigger, 
geb. 1382, erhielt von Kaiser Friedrich III. den ihm zustehenden 
Wappenbrief ao. 1475 erneuert. 

Salomon Schweiggers Reisebeschreibung nach Constantinopel und 
Jerusalem mit 100 schönen Figuren etc. erschien 1608 in Nürnberg 
und gehört jetzt zu den seltenen Werken im Buchhandel, und wird 
sehr theuer gehalten. Die in der Reisebeschreibung Seite 234 und 
folgende aufgeführten Reisepässe und andere officielle Documente, be- 
zeichnen Schweigger als eine Adels-Person. 

Von Salomon existiren 2 treffliche Kupferstiche. Das erste Bild 
ist kreisrund, bat 6 Centimeter Durchmesser und zeigt Schiveigger's 
Profil bis zur Schulter und die Umschrift : SALOMON SCHWEIGGER 
AETATIS SVAE LIIIL 



* Für ihn resp. für seine Hochzeit 1516 war sehr wahrscheinlich DGret 's Arbeit,, 
nämlich ein angeblich von Älbrtcht Dürer in Holz geschnittenes Schweigger' sches Wappen, 
dessen in der Wiener heraldischen Zeitschrift Nr. 5 Erwähnung geschieht. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 894 — 

Das zweite Bild ist im Ganzen mit den allegorischen Figuren 
und Verzierungen 20 Centimenter hoch und 14 Centimeter breit. In 
der Mitte ist Schweiggers Brustbild en face zu schauen, oval, 11 
Centimeter hoch und 8 Centimeter breit. 

Schweigger zeigt einen gelehrten und ernsten Gesichtsausdruck, 
und hat die rechte Hand mit gestrecktem Zeigefinger wie belehrend 
erhoben. ' ' 

Die Umschrift lautet: SALOMON SCHWEIGGER VON SULTZ 
DIENER AM EVANGELIO DER KIRCHEN ZU UNSER FRAUEN 
IN NÜRNBERG. SEINES ALTERS 55 IAR. Rings herum um 
Schweiggers Portrait sind allegorische Figuren ; rechts neben ihm 
steht der Tod mit Sense und Sand-Uhr, und links neben ihm eine 
weibliche Figur, welche Seifenblasen macht. Ueber Schweiggers Haupt 
stehen die Worte: VANITAS VAN1TATUM ET OMNIA VANITAS. 

Unter Schweigger's Portrait kommt hier zum ersten Male das 
»neue« Familien -Wappen vor, welches heute noch von den in 
Berlin lebenden beiden Brüdern, dem Professor der Augenheilkunde 
Dr. Ernst Theodor Carl Schweigger, und dem Hof-Buchhändler 
Johannes Ernst Otto Schweigger t geführt wird. Das alte Wappen 
wurde nämlich 1608 vom Kaiser Rudolph IL renovirt mit einer 
Krone auf dem Haupte anstatt des vorher geführten Epheu-Kränzleins. 

Unter dem Wappen stehen die Worte: »Wann ich mich je 
rühmen soll, So will ich mich meiner Schwachheit rühmen,« 2., Corinth. 
12* anno 1609. — 

Jmmannel Schweigger, Sohn des Vorigen, Bildhauer in Nürn- 
berg. Sohn : 

Georg Schwelgger, geb. Nürnberg 1613, t 1690, Bildhauer 
und Medailleur, zeichnete sich besonders durch kleine Bildwerke in 
Bronze und Stein aus, die von zarter Vollendung und künstlerischer 
Auffassung zeugen. Auch existiren von ihm 3 gute Medaillons mit 
den Bildnissen Pirckheimers, Mclanchthons und Theoph. Paracelsi. 



• In Luther*» Bibel- Uebersetzung steht der Spruch: 2. Corinth. 11. 30. 



Digitized 



edby Google 



— 895 — 

Seiue Hauptwerke sind jedoch: 1. das Schnitzwerk an der Kanzel der 
Sebaldus-Kirche in Nürnberg und 2. die an Russland verkaufte Erz- 
gruppe des Neptun mit den Seepferden. Zu seinen schönsten Ar- 
beiten gehören noch 7 Reliefs in ,dcr Ambraser Sammlung. Die vor- 
züglichsten darunter sind: die Predigt des Täufers Johannes (1648) 
und die Taufe Christi im Jordan. Eben daselbst sind auch ein Bild- 
niss des Kaisers Ferdinand III. wie die Reliefs von ihm trefflich 
in Kehlheimer Stein geschnitten (von 1648). 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Thomas Schweicker, von welchem 2 Kupferstiche vorliegen; 
der erste ist 14,5 Centimenter hoch und 8 Centimeter breit, und 
zeigt Schwächer in hockender Stellung, mit dem rechten Fusse die 
Feder haltend und die Worte schreibend: Deus est mirabilis in 
operibus suis. 

Die Unterschrift des Bildes lautet: 

Der grosse Wunder Gott kan nichts als Wunder machen, 

Diss zeuget Schweickers Bild, diss weissen Schweickers Sachen. 
Der Mann ist ohne Hand gebohren auff die Welt, 

und treibet mit dem Fuss, was aller Welt gefält: 
Er trank, er ass, er schrieb, schnid Federn mit den Füssen, 

spannt Bogen, drückt sie ab, wusst seine Lust zu büssen 

mit spielen in dem Brett. Der Maximilian 

das Haupt der Christenheit hielt hoch den Wundermann. 
Auch Churfürst Friderich am Rhein hat ihm bey leben 

als einen Wundermann Schild, Helm zum Wappen geben. 
Der du ihn siehst, gedenk: Was die Natur verletzt 

an einem, hat Verstand am andern theil ersetzt. 

Von demselben Thomas Schtveicker zu Hall wird noch heute 
eine eigenhändige oder vielmehr eigonfüssig geschriebene Quittung 
über 5 fl. vom Jahro 1593 aufgehoben. 

Der zweite Kupferstich ist 16 Centimeter hoch und 10 Centi- 
meter breit. Das Bild zeigt Schweicker stehend neben einem Tische, 
auf welchem sein eigenthümliches Fuss-Schreibzeug liegt. Wie aus 



Digiti 



zedby G00gk 



— 896 — 

der Unterschrift des Bildes hervorgeht, ist dasselbe nach Schweicker s 
Tode angefertigt. Die Unterschrift lautet nämlich: Thomas Schweicker t 
ward gebohren zu Schwäbischen Hall, ohn Arm nnd Hände anno 
1541, starb daselbst anno 1602 den 7. Oktober, seines Alters 61 
Jahr, und ligt begraben in dem Chor bemelter Statt Hauptkirchen za 
St. Michael. 

Auch eine grosse Silbermünze liegt uns vor mit Schweicker s 
ganzer Figur und der Umschrift: THOMAS SCHWEICKEE ETA. 
SV< 41. 1582. In hockender Stellung ist Schweicker abgebildet, 
wie er mit den Füssen schreibt; auch ist zu bemerken, dass die Figur 
des Schweicker in Hochrelief ist, so hoch, dass die Feder, welche 
Schweicker zwischen der grossen und der zweiten Zehe des rechten 
Fusses hat, in der Luft schwebt. Man kann also zwischen der Platte 
der Münze und der Feder hindurch sehen. Die Münze ist rund, hat 
einen Durchmesser von genau 4 Centimeter und ist oben mit einem 
Henkel versehen. Auf der Rückseite der Münze stehen die Worte: 
MIRABILIA OPERA TVA ET ANIMA MRA COGNOSCET NIMIS 
PS. 138*. 

August Friedrich Schweigger, Dr., geb. zu Erlangen 1783. 
Sein Vater war Friedrich Christian Schiceigger, geb. zu Dennen- 
lohe, welcher Theologie studirte, dann die Hofmeistersstelle im Hause 
des preussischen Gesandten von Schwarzenau in Regensburg bekleidete 
und als Rector des Gymnasiums und Prediger der Stadtkirche in 
Erlangen starb ; der Grossvater Lorenz Friedrich, war Freiherrlich 
von Eichler 'scher Verwalter bei Dennenlohe bei Gunzenhausen ; der 
Urgrossvater Ludwig, geb. 1638 zu Gunzenhausen, Stadtvogt und 
Kastner von Gunzenhausen verm. mit Anna Barbara, geb. Klein , 
eine nahe Verwandte des bekannten Kirchenmusikers Bernhard Klein, 
der Urgrossvater Balthasar, geb. zu Hall, wohin sein Vater Tobias 

* Dieser Spmch steht Psalm 139. 14. in Luther' 8 Bibel-Uebersetznug, welche da- 
mals erst 41 Jahre alt und in Süd-Deutschland vielleicht noch nicht bekannt war. In 
den damaligen lateinischen Bibeln war wohl die Capitel-Elntheilung hier oder dort 
etwas anders. 



Digiti 



izedby G00gk 



— 897 - 

Schweigger geb. 1539 von Sulz aus gezogen war, der Vater des 
Letztgenannten endlich war der Eingängig erwähnte Franciscus Friedr. 
Schweigger. 

August Friedrich erwarb sich 1 809 als Professor der Botanik 
und Zoologie an die Universität Königsberg berufen, um die Anlegung 
eines botanischen Gartens daselbst, und durch seine Flora Erlangensis 
Verdienste um die Pflanzenkunde. Von Wichtigkeit für die Zoologie 
ist auch sein Handbuch der skeletlosen ungegliederten Thiere, Leipzig 
1820, ebenso sind seine anatomisch-physiologischen Untersuchungen über 
Korallen und seine Bemerkungen über den Bernstein mit illuminirten 
und schwarzen Kupfern, Berlin 1819 bemerkenswerth. Schweigger 
sollte' das Opfer seiner Wissenschaft werden, er wurde nämlich im 
Jahre 1821 auf einer wissenschaftlichen Reise durch Italien, die er 
im Auftrag der Universität Königsberg machte, in Sicilien unfern 
Camerata bei Palermo von seinem Lohnkutscher, der in den Kofifern 
des Fremden wohl etwas anderes als Steine vermuthete, ermordet. 

Johann Salomon Christoph Schweigger, Bruder des Vorigen, 
geb. 1779 zu Erlangen, studirte Theologie, widmete sich aber daneben 
mit besonderer Vorliebe dem Studium der Mathematik und Natur- 
wissenschaft, wurde bereits 1800 Dr. phil. , las als Privatdocent 
Exegese und Mathematik. Schon im Alter von 23 Jahren (1802) 
erhielt er die Professur der Mathematik und Physik am Gymnasium 
in Bayreuth, wo er dann auch die Herausgabe seines Journals der 
Chemie und Physik (Fortsetzung von Gehlens Zeitschrift) begann. 
1811 folgte er einem Rufe nach Nürnberg, im Herbst 1816 an die 
Mönchner Akademie. 1817 wurde er als Professor der Chemio und 
Physik nach Erlangen berufen, 1819 als ordentlicher Professor der 
Chemie und Physik an die Universität Halle a. d. Saale. 

Hier, wo er sich viel mit Electricität und Galvanismus be- 
schäftigte, machte er die überaus wichtige Erfindung, auf welcher 
unser jetziger electromagne tisch er Telegraph basirt, indem er nämlich 
den electromagnetischen Multiplicator erfand, der daher auch seinon 
Namen führt. 

r. Georgii-Genr genau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 57 



Digiti 



zedby G00gk 



- 898 — 

Neben seinen gründlichen Kenntnissen in den Naturwissen- 
schaften hatte Schweigger auch ein tiefes Verständniss der Theologie, 
war doch diese Wissenschaft 1796 sein Hauptstndium gewesen, und 
docirte er doch bereits 1800 Exegese. Durch Vergleichung dieser 
beiden heute noch heterogenen Wissenschaften erlangte Schweigger 
eine ganz neue Anschauung über Mythologie, welcher er Ausdruck 
gab in einer im Jahre 1836 geschriebenen Mythologie auf dem Stand- 
punkte der Naturwissenschafken; in diesem Werke machte er auf- 
merksam auf eine physikalische Zeichensprache, wodurch die alten 
symbolischen Hieroglyphen der Vorzeit einen ganz anderen tiefen Sinn 
und eine grosse Bedeutung erhalten. Vielleicht, wenn später Theologie 
und Naturwissenschaften sich nicht mehr so schroff gegenüber stehen 
wie jetzt, wird dieses Buch Aufsehen machen. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Sehwsiekher (Sehieeieker, Schweigger): Stadtschreiber 144. — Anth., GaiflU. 
Verwaltter 577. - Balth., Vogt 531. — Dav. Ulr., Stattschreiber 561. - Frid. Dav , Statt- 
Schreiber 661. — Hans, Vogt 357. — Hans Ulr. t Ol.Pfleger 250. — Joh. Christ, Cl. Ver- 
waltter 296. - Joh. Conr., O.B.Secretar. 70. — Joh. Frid., Stattschreiber 484, 561. - Joh. 
Joe., Stattschreiber 437. — Joh. Utr. t Stattschreiber 561. — Mich., CammerProcnrator 
108; CanteleiAdvoc. 92. 



Digiti 



zedby G00gk 



S e e g e r. 



Johann Christoph Friedrich Seeger, Herzoglich Württember- 
gischer Legationsrath, wurde den 7. Juni 1779 zu Stuttgart geboren. 
Sein Vater war Benjamin Conrad Seeger, Herzogl. Württemb. Haupt- 
mann, t 1787; die Mutter Christiana Catharina, geb. Schnell; 
der Grossvater Johann Gottlieh Seeger, Pfarrer in Schöckingen, zu- 
letzt in Walddorf; die Grossmutter Juliana Slbylla, geb. Laechler; 
der Urgrossvater Michael Seeger, Pfarrer in Gerstetten, t 1736; 
die Urgrossmutter Agnes, eine Tochter des Pfarrers Mochel daselbst ; 
der Ururgrossvater Theophil Seeger, geb. 1644, Decan in Heiden- 
heim 1685, Prälat in Alpirsbach, t 1699; die ürurgrossmutter 
Snsanna Margaretha, Tochter des Tutelarraths in Stuttgart Dionysius 
Neu hftuser; der Urur-Ürgrossvater Michael Seeger, Pfarrer in Wald- 
dorf, f 1670, dessen Grossvater Georg, laut verschiedenen Quellen 
ein um der Religion willen aus Oesterreich vertriebener Edelmann 
gewesen sei, der sich Seegker geschrieben und sich als Fechtmeister 
in Tübingen niedergelassen habe. 

Johann Christoph Friedrich war Zögling der Karlsschule 
1786 — 94, besuchte das Gymnasium 1794—98, studirte die Rechte 
zu Tübingen 1798—1801, war hierauf bis 1805 Hofmeister im 
Haag, wurde Lieutenant im Indisch- Württembergischen Corps 1801, 
Geh. Legations-Secretar 1805, Legations-Secretar beim Reichstag in 
Regensburg 1806, Secretär beim Censur-Collegium 1809 und im 
gleichen Jahr Legations-Secretar der württembergischen Gesandtschaft 
zu Paris, mit dem Titel Hauptmann. Im Jahr 1811 kam er in 
das Departement des Auswärtigen, 1812 ging er mit dem Kronprinzen, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 900 -- 

nachmaligen Könige Wilhelm nach Wilna, wurde später Amtsschreiber 
in Maulbronn 11. April 1814, durch Cabinetsbefehl entlassen, 
aber durch gerichtliches Erkenntniss vom 17. Mai 1816 in alle 
Rechte wieder eingesetzt, 1817 Amtsschreiber in Winnenden, 1819 
Oberamtmann in Aalen, 1823 in Balingen, 1829 auf sein Ansuchen 
zur Regierung nach Ulm versetzt, wo er den 20. April 1838 starb. 
Seine Gattin war Louise Rose, geb. Comte, geboren zu Belmont bei 
Yverdon 18. Juni 1787, t 9. Januar 1864 zu Stuttgart. Kinder: 

I. Malvina Louise, geb. 1812 zu Yverdon, t 4. October 1855, 
vermählt seit 1854 mit dem Oberreallehrer Carl Friedrich 
Gottlieb Vayhingcr. Söhne: 

Carl Emil, geb. 2. Mai 1830, Professor am Real- 
gymnasium. Carl Julia», geb. 23. Juli 1831, Buchhändler 
in Wiesbaden. Edmund Joseph, geb. 30. Januar 1837, 
Professor in Schönthal. Gattin : Thekla, geb. Ramsperger 
von Ulm. Hugo Joseph, t in New-York 1877. Oscar, 
geb. 9. September 1855, Kaufmann in Stuttgart. 

IT. Ida Camilla, geb. 1820, Wittwe des Strasse nbau - Inspectors 
zu Oberndorf Carl Miller. 

III. Laura Cornelia, geb. 1821, vermählt nach dem Tode ihrer 
Schwester Malvina mit dem Oberreallehrer Vayhinger. Tochter: 

Malvina Louise, geb. 5. Juni 1860. 

IV. Natalia, geb. 1823, vermählte Schlegel 

V. Oscar, geb. 1811 zu Clichy bei Paris, Stadtschultheiss zu 
Wildbad , Bahnhof-Inspector in Ludwigsburg und Friedrichs- 
hafen, starb als solcher in Ravensburg. 

VI. Achilles, geb. 1815 zu Stuttgart, brachte mehrere Jahre in 
Russland zu, und liess sich als Kaufmann in Mainz nieder, 
vermählt mit Cbristina, geb. Pommerle. 



Digitized by VjOOQIC 



- 901 - 

VII. Agathon Friedrich, geb. 1817 zu Wiunenden. 

VIII. Ottmar, geb. 1818 zu Winnenden, Kaufmann und Fabrikant 
in Lachaudefonds, vermählt mit Constance geb. Haguenin. 

Ebenfalls dieser Familie entstammten: 

Christoph Dionysios Freiherr von Seeger, Bruder des oben 
erwähnten Hauptmanns Benjamin Conrad Seeger, geb. 7. October 
1740 in Schöckingen, Herzoglich Württembergischer Oberst, General- 
adjutant, Generalmajor und Intendant der hohen Karlsschule in Stuttgart. 
Derselbe nimmt als Mann von vielseitiger Bildung, von edlem, selbst- 
ständigem und kraftvollem Charakter, als Soldat und Geschäftsmann, 
so wie als Patriot, glühend für das Wohl und den Ruhm des 
Vaterlandes, und für die Würde und den Glanz des Württembergischen 
Königshauses, unter den bedeutenderen Männern Württembergs eine 
ausgezeichnete Stelle ein. Die nachfolgenden biographischen Notizen 
über seine Lebensschicksale rühren zum Theil aus einem von Seeger 
eigenhändig geschriebenen Aufsatze her, der, wie sein ganzes Leben, 
das Gepräge der Einfachheit, des Ernstes und der Wahrheit trägt. 

von Seeger wurde am 7. Oktober 1740 zu Schöckingen, 
O.A. Leonberg, wo sein Vater Pfarrer war, geboren. Von seinen 
Eltern zum Studium der Theologie bestimmt, trat er in die Kloster- 
Schulen seines Vaterlandes ein, und verweilte 2 Jahre zu Blaubeuren, 
und eben so lange zu Bebenhausen. Aber eben als er die Universität 
zu Tübingen beziehen sollte, folgte er seiner alten, vor seiner Familie 
verheimlichten Neigung, und betrat die militärische Laufbahn, indem 
er 1759 auf die Empfehlung des damaligen Obristen nnd Geh. Kriegs- 
Raths t\ Bieger unter dem neuerrichteten v. Phullischem Kürassier- 
regimente als Estandarden-Junker aufgenommen wurde. In dem näm- 
lichen Jahre noch machte er als Kornet den Feldzug gegen die 
Preussen mit, und wohnte der unglücklichen Affaire bei Fulda an. 
Auch der Feldzug von 1760 ward von ihm mitgemacht, nach dessen 
Beendigung er das Patent als Lieutenant bei dem Altensteinischen 



Digiti 



zedby G00gk 



- 902 - 

Grenadier-Bataillon erhielt. 1762 war er in dem Lager vor Ossweil, 
Ordonnanzoffizier bei dem Herzog, und 1763 in dem Lager zwischen 
Ludwigsburg und Pflugfelden Adjutant bei dem damaligen General- 
Feldzeugmeister v. Wernek. v. Seeger hatte unterdessen nicht auf- 
gehört, die wissenschaftliche Bildung seines talentvollen Geistes, wozu 
durch seine frühere Erziehung der Grund gelegt worden war, mit 
Eifer fortzusetzen, und der Erfolg seines Fleisses musste um so voll- 
kommener gedeihen, da er mit der Anlage zur theoretischen Erkennt- 
niss in einem hohen Masse den schnellen Blick, und den bestimmten 
festen Charakter des praktischen Mannes einigte. Diese seine Eigen- 
schaften entgiengen dem Scharfblick seines Fürsten nicht, wesswegen 
ihm derselbe verschiedene Aufträge beim Strassenbau, sowie bei dem 
Bauwesen und der Gärtnerei auf der Solitüde ertheilte. Der Herzog 
verlieh ihm 1768 zur Belohnung seines Geschäftseifers den Grad 
eines Hauptmanns. Im Jahr 1770 erhielt er vom Herzoge . den 
Auftrag, ihm den Entwurf zu eitier Erziehungs- Anstalt für juuge 
Gärtner vorzulegen. Das war der erste Keim zur Karls-Akademie, 
deren Ruhm sich nachher in ganz Europa verbreitet hat, und welche 
Seeger den schönsten Spielraum zur Entwicklung seiner Talente, und 
zum Erwerbe unvergesslicher Verdienste darbot. Die Anstalt wurde 
mit 12 Soldaten kindern eröffnet, und bald mit 40 weitern vermehrt. 
Zuerst hiess das Institut »militärisches Waisenhaus«, dann 
»militärische Pflanzschule«, seit 1773 aber »Militärakademie«. Mit 
dieser lezten Epoche wurde v. Seeger zum Intendanten derselben er- 
nannt; 1775 zog er mit der gesammten akademischen Jugend in 
die ihr bestimmten neuen Gebäude in Stuttgart ein. Hier schwang 
sich die Anstalt zur herrlichsten Blüthe empor, und, was auch denkende 
Pädagogen an ihrem Organismus zu tadeln haben mochten, ward sie 
doch eine reiche Pflanzschule der grössten Gelehrten und der treff- 
lichsten Geschäftsleute, und gerade das, was in ihren Einrichtungen 
durch Gehalt und Zweckmässigkeit glänzte, verdankte sie v. Seegers 
Geist und sorgsamem Fleisse. Das Verdienst dieses Mannes wurde 
nicht nur von seinem Fürsten, der ihn 1778 zum Obersten ernannte, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 903 ' - 

sondern auch vom Kaiser Joseph anerkannt, welcher, nachdem er c|je 
Akademie mit forschendem Auge selbst untersucht hatte, ihren Inten- 
danten seiner besonderen Huld versicherte. 1781 wurde das Institut zur 
Universität erhoben. Der Herzog hatte die Sache ohne Seegers Wissen 
eingeleitet, welcher aber damals schon in dieser Verfügung die Grundlage 
zum Untergange der Anstalt voraussah. Indessen dauerte sie unter seiner 
Direction bis zum Tode des Herzogs Karl fort. Der Herzog Ludwig 
bestieg den Thron, und es war eine seiner ersten Regentenhandlungen, 
dass er dio gänzliche Aufhebung der Akademie unwiderruflich aus- 
sprach. Nun trat Seeger von seinem, mit so viel Ansehen und Ver- 
dienst erfüllten pädagogischen Berufe wieder auf die militärische Lauf- 
bahn über. Er war vorher schon von den Ständen des Schwäbischen 
Kreises zum Obristen und Generaladjudanten ernannt worden ; 1795 
erhielt er von denselben das Patent als General-Major ; das ihm zu- 
gedächte Kommando der schwäbischen, auf 40,000 Mann berechneten 
Land-Miliz kam aber nie zur Ausführung. Als die Franzosen im 
Herbste 1799 in dio nördlichen Oberämter von Württemberg ein- 
brachen, rückte Seeger mit dem Generallieutenant von Phull ihnen 
entgegen, schlug sie zwischen Bietigheim und Löchgau, drängte sie 
bis über Bönnigheim hinaus, befreite dadurch das Innere des Landes, 
und erwarb sich das allgemeinste Lob. Auch in den Gefechten bei 
Sinsheim und Wisloch trug er nicht wenig zu den damaligen glück- 
lichen Resultaten bei. In dem Feldzuge 1800 erhielt er das Kom- 
mando des Württembergischen Reichkontingents. Er schlug sich an 
der Spitze desselben in Oberschwaben in mehreren blutigen Gefechten, 
hinderte durch muthvollen Widerstand am 18. Juni den feindlichen 
Donauübergrang bei Dillingen, und deckte zu verschiedenenmalen jenseits 
des Inns den Rückzug der österreichischen Armee. Am 11. Mai 
des folgenden Jahres kam er mit den Truppen wieder in das Vater- 
land zurück. Der Kaiser ehrte seine Verdienste, indem er ihn mit 
seiner ganzen Nachkommenschaft in den Freiherrnstand erhob. 

Als Württemberg in dem Feldzug von 1805 sich mit 
Frankreich gegen Oesterreicb verband, ward v. Seeger zum General- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 904 - 

litfutenaut ernannt, und ihm das Kommando des zum Felddieuste be- 
stimmten Korps von 7000 Mann übergeben. Nachdem er dem 
Kaiser Napoleon und dem Marschall Berthier vorgestellt worden war, 
marschirte er am 22. October mit der ersten Brigade aus, und gieng 
über Ulm, München, Linz bis nach Krems, von wo er aber, nach 
eingetretenem Frieden, den Rückzug wieder einschlug. 

Am 3. October 1806 erhielt er den Befehl, abermals das 
Generalkommando, über das mit den übrigen Truppen des Rheinischen 
Bundes gegen Preussen marschirende , 10,000 Mann starke Würt- 
tembergische Korps zu übernehmen. 

Aber seine durch die drei letzten Wintorfeldzüge sehr zerrüttete 
Gesundheit legte ihm das harte Gesetz auf, sich diesen ehrenvollen, 
die Gnade des Monarchen so laut und rührend bezeugenden Auftrag 
zu verbitten, da er denn von dort an in ein stilles Privatleben zurück- 
kehrte, in welchem er die ihm ausgesetzte Pension genoss. Im Rück- 
blick auf ein interessantes, wirkungsreiches und nützliches Leben, im 
Genüsse der Freuden, die sein patriotisches Herz in der «neuen, herr- 
lich wachsenden Grösse seines Fürsten und seines Vaterlandes fand, 
unter erheiternden wissenschaftlichen Beschäftigungen- und glücklich 
im Kreis seiner Familie — flössen ihm dio Tage seines Alters dahin. 

Der ehrwürdige Greis entschlummerte am Ende des Monats 
Juni 1808 zu Blaubeuren in den Armen seiner Kinder. 

In dem ihm von Kaiser Franz II. verliehenen Adelsbriefe 
d. d. 13. Juni 1801 heisst es u. A. wie folgt: 

Wenn Wir nun die adelichen gute Sitten, Tugenden, Vernunft, 
Treue, Tapferkeit und andere vortreffliche Eigenschaften, mit welchen 
Uns Unser lieber Getreuer Kristoph Dionysius Seeger herzoglich 
Würtembergischer, und des schwäbischen Kreises General-Major ver- 
sehen zu seyn angerühmt wurde, gnädigst angesehen, besonders aber 
erwogen haben, dass er schon über drey und Vierzig Jahre den 
militär Diensten sich widmet, nach den Feldzügen gegen die Hessen 
und Preussen, denen er bey wohnte, im Jahr siebenzehnhundert 



Digiti 



zedby G00gk 



- 905 — 

sie benzig den Entwurf zu einem militär Erziehungshaus im Würteni- 
bergischen gemacht, und über dieses zu Stand gebrachte Institut nebst 
seiner militärischen Dienstleistung die Direction übernommen, und 
so glücklich geführt hat, dass es zu einer militär Akademie und in 
der Folge zu einer Universität erhoben wurde, dass er im Jahr 
siebenzehnhundert vier und Neunzig das Kommando über vierzig- 
tausend Mann schwäbischer Kreis Landmiliz erhielt und in Büksicht 
der hiebey geleisteten guten Dienste und sich erworbenen Verdienste 
vom schwäbischen Kreis zum wirklichen General-Major befördert, dass 
er im Jahr siebenzehnhundert neun nnd Neunzig ein Russisches 
Truppenkorps durch den schwäbischen Kreis bis nach Schafhausen 
zu führen beordert, sodann Unserem General Fürsten von Hohenloh 
mit fünf Bataillon zur Unterstützung zugeschikt worden, und über 
sein hiebey bezeugtes kluges Benehmen die allerhöchste Zufriedenheit 
sich erworben hat, dass er im Jahr achtzehnhundert auf eine Zeit 
das Kommando in Mannheim, sodann den Auftrag erhielt, in der 
Gegend von Tannhausen eine Demonstration gegen den Feind aus- 
zuführen, und mit der beigegebenen geringen Zahl von zweitausend 
Mann sich ebenfalls besonders ausgezeichnet, und eine höchste Be- 
lobung erhalten hat, sowie er dann auch wegen seiner bey aller 
Gelegenheit bezeugten persönlichen Tapferkeit von dem Herzog von 
Würtemberg den militärischen Verdienstorden, als auch drey Infanterie- 
Bataillons unter seine Brigade erhielt, und da er endlich des aller- 
unterthänigsten Erbietens ist, in diesem ausgezeichnet tapfern stets 
eifrigen, geschickten und rechtschaffenen Benehmen ferner, und bis 
in seine Grube auszuharren, wie es seinen belobten Eigenschaften 
nach auch wohl thun kann, mag und soll. 

Als sind Wir um dieser angeführten Ursachen und Beweg- 
gründen willen zur. Bestätigung ünsers höchsten Wohlgefallens und 
in gnädigstem Anbetracht alles dessen bewogen worden, mit wohl- 
bedachtem Mutb, gutem Rath und rechtem Wissen, auch aus königl. 
und erzherzogl. Machtsvollkommenheit ernannten Kristoph Dionysius 
Seeger sammt all seinen ehelichen Leibeserben und derselben Erbens- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 906 — 

erben mann- und weiblichen Geschlechts für und für, solang Jemand 
von dessen Nachkommen vorhanden oder am Leben seyn wird, in den 
Stand, Grad, Ehre und Würde gesammter Unserer Erbkönigreich, 
Fürstenthum und Landen Freyherrn und Freyinnen gnädigst zu er- 
heben, zu würdigen, auch zugleich der Schaar, Gesell- und Gemein- 
schaft an derer des heiligen römischen Reichs auch Unserer Erb- 
köuigreich, Fürstenthum und Landen freiherrliche Standespersonen 
zuzufügen, zuzugesellen, zu vergleichen. 

Erheben, setzen und würdigen ihn Kristoph Dionysius Seeger 
sammt all seinen ehelichen Leibeserben und derenselbe Erbenserben 
beederley Geschlechts in den Stand, Ehre und Würde der Freyherren, 
Freyinnen und Fräulein etc. etc. 

Das meinen Wir ernstlich zu Urkund dieses Briefs, besiegelt 
mit Unserem kaiserlich, königlich und erzherzoglich anhangendem 
grösserem Insiegel. Der geben ist in Unserer Haupt- und Residenz- 
stadt Wien den dreyzehnten Monatstag Junius im achtzehnhundert 
und ersten, Unserer Reiche des römischen im neunten, und der erb- 
ländischen im zehnten Jahr. 

Franz. 

Alois Graf von Ugarte, 
Königl. böhmischer Oberster und Erzherzoglich 
Oesterreichischer erster Kanzler. 
Joseph Weiherr von der Mark. 
Franz Graf Woyna. 

Registrirt Michael Edler von Sensal. 

Ad Mandatura Sacrae Caesariae RegÜB Majestatis proprium. 

Leopold Freyherr von Haan. 

von Seeger war ein durch sein Aeusseres ganz für seine Stelle 
geschaffener Officier, von stattlicher Grösse, regelmässiger, angenehmer 
Gesichtsbildung, dunkeln Augen, mit richtigem Blick, und einem 
immer gleichförmigen, gemessenen, verschlossenen, ernsten Wesen, 



Digit 



zedby G00gk 



— 907 - 

das ganz geeignet war, den Zöglingen jedes Alters zu iinpouiren, 
dabei der devoteste Diener seines Herrn. 

Ein Officier von vielseitiger, wenn auch nicht logischer und 
sonst philosophischer, noch pädagogischer, doch nicht nur militärischer, 
sondern auch anderer wissenschaftlicher Bildung; von' energischer 
Thätigkeit, aber ehrgeizig bis zur Eitelkeit, dessen ungeachtet als 
Intendant von den Zöglingen der Karlsakademie aufrichtig geliebt. 

Gattin : Johanna Luise, Tochter des Med. Dr. und Hofmedicus 
in Stuttgart Joh. Georg Seeger, Sohns des Leibmedicus Georg 
Burkhard Seeger und Enkels des bereits erwähnten Prälaten in 
Alpirsbach Theophil Seeger. Aus dieser Ehe gingen 5 Kinder 
hervor, nämlich 2 Söhne und 3 Töchter. Erstere waren: 

I. Carl Christian Gottlieb Freiherr von Seeger, geb. 21. Dec. 
1773, Kurfürstl. Württembergischer Hauptmann, Generalmajor, 
Strassen- und Wasserbau-Director , Staatsrath, vermählt mit 
Caroline Zentgraf, welcher Ehe neben 3 Töchtern folgende 
3 Söhne entsprossten : 

1) Carl, geb. 7. April 1809, Baurath in Hall, Ritter des 
Friedrichs-Ordens I. Klasse. 

2) Engen, geb. 8. Juni 1812, Fabrikant in Stuttgart, vermählt 
mit Mathilde, geb. Salxmann. Sohn: 

Carl Rndolph Christian, geb. Stuttgart 29. April 1842, 
Bauinspector im Königlich Württembergischen Kriegs- 
ministerium, Premier-Lieutenant der Königlich Württem- 
bergischen Landwehr-Pioniere, vermählt seit 3. Mai 1877 
mit Marie, geb. Freiin von Massenbach, Tochter des 
Freiherrn Georg Silvius von Massenbach auf Massenbach. 

3) Ludwig, geb. 2. Februar 1815, Oeconom, Gutspächter auf 
Seehaus, O.A. Leonberg. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 908 — 

II. Eugen Franz Friedrich Diöiiysius Freiherr von Seeger, geb. 
29. November 1786, Lieutenant bei dem Württembergischen 
Musketier-Bataillon von Seeger, blieb 1809 in Schlesien. — 

Septlmus Christian Gottlob Seeger, geb. 15. August 1752, 
Bruder des Christoph Dionysius, Herzoglich Württemb. Hofmedicus 
und Physicus zu Bietigheim. 

Gattinnen : I. Johanna Sophia, Tochter des Pfarrers zu Stetton 
im Kerasthal Johann Friderich Fccard; II. Sophie Dorothea, 
Tochter des Erbach - Fürstenauischen Oberforstmeisters zu Bulan 
Johann Paul Brenner; welch beiden Ehen 2 Söhne und 4 Töchter 
entsprossten. Söhne : 

I. Christoph Carl Benjamin von Seeger, geb. 27. Febr. 1780. 
Herzogl. Lieutenant bei dem Musketier-Bataillon von Beulimz, 
nachmals Königl. Württemb. Obrist, Commandant der Königl. 
IV. Infanterie-Brigade, Ritter mehrerer Orden, t zu Heilbronn 
11. Januar 1820. 

II. Otto Panl von Seeger, geb. Bietigheim, 18. October 1799, 
Königlich Württembergischer Obrist, Commandant des Königlich 

I. Infanterie-Regiments, Generalmajor im Ehreninvalidencorps, 
vermählt 1. mit Bernhardine, Freiin von Bantz von Oedheim; 

II. seit 27. September 1842 mit Panline, geb. 19. August 1815, 
Tochter dos t Generalmajors Freiherrn von Paim in Mühlhausen. 

Die aus dieser Ehe hervorgegangenen Töchter sind : Anna, 
geb. 28. April 1838 uud Helene, seit 25. August 1859 
vermählt mit dem im Jahre 1828 geborenen Freiherrn Wilhelm 
von Hügel, K. Kammerherrn und Forstmeister zu Hall. Die 
beiden Söhne sind: 

Otto, geb. 18. November 1843 und Wilhelm, geb. 1-853. 

Ferner gehörten dieser Familie an: 

Georg Daniel Seeger, geb. 4. Februar 1744, König]. Preuss. 
Fähndrich, vermählt mit Luise Rnggschwerdts, — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 909 — 

Johann Georg Seeger, Sohn des oben erwähnten Med. Dr. Georg 

Burkhard Seeger, geb. 1717, Med. Dr. und Hofmedicus in Stuttgart, 

t 22. April 1758. Gattin: Juli an a Rosina, geb. 1722, Tochter 

des Hofmedicus Friderich Orih* 
f 
Johann Tobias toii Seeger, Baron von Dflrrenberg, Knkel des 

bereits öfters erwähnten Prälaten Theophil Seeger und Sohn des 

Präceptors M. Friedrich Dionysins Seeger in Stuttgart, geb. daselbst 

am 8. Mai 1728, studirte auf dem ' Gymnasium der Vaterstadt von 

1742 — 1745, legte sich hierauf besonders auf Mathematik und die 

Ingenieurkrinde, trat 1747 in Oesterreichische Kriegsdienste, zeichnete 

sich in den Feldzügen von 1757, 1759 und 1760 und besonders bei 

Dörrenberg aus (von welchem Ort er bei seiner Erhebung in den 

Freiherrnstand den Namen erhalten), ebenso 1761 in dem Erzgebirge 

und 1762 als Generalquartiermeister, in welchem Jahre (nach anderen 

1767) er mit dem Freiherrndiplom beehrt wurde, das seine Vorfahren 

schon im vorigen Jahrhundert besassen. v. Seeger erhielt von Maria 

Theresia das Indigenat von Schlesien und bedeutende Landgüter, 

war auch Ritter des Theresienordens. Er schrieb Mehreres. 

Gattin: Anna Caroline Margarethe von Radowsky auf Willa- 

mowitz in Teschen; welcher Ehe 1 Sohn entsprosste Namens: 

Andreas Friedrich Carl Matthias Freiherr von Seeger, 
geb. iu Kaisermark im Gyser Comitat 30. April 1770, gefallen 
1795 vor dem Feind als Oberlieutenant. 

Johann Daniel Seeger, ebenfalls ein Enkel Theophil Seegers, 
und Sohn des Georg Burkhard Seeger, Leibmedicus, geb. Stuttgart 
1728, der Rechte Lt. und fürstl. Wallensteinischer Hofrath, auch 
furstl. Oettingen-Spielbergischer Oonsistorialrath zu Wallerstein. Seine 
Gattin war eine geb. Renz, welcher Ehe 3 Söhne entsprossten , die 
im Jahr 1770 in dem Genüsse des TAumm'schen Stipendiums waren, 
da Johann Daniels Grossvater Theophil Seeger von wegen seiner 
Ehegattin einer geb. Nenhauser, deren Mutter eine geb. Thumm war, 
Anspruch auf dieses Stipendium hatte. — 



Digiti 



zedby G00gk 



- 910 — 

Karl Friedrich Anglist Seeger, geb. 11. November 1798. 
Sein Vater war Johann Gottlob Christof von Seeger. J. TL Lt., 
Stadtrichter in Stuttgart mit dem Titel Oberjustizrath, Abgeordneter, 
geb. 24. Januar 1767, t 1. November 1835; die Mutter Christiana 
Elisabeth Friederike, Tochter des Geheimen Raths und Consistorial- * 
directors Fried. Christof von Wächter und der Sibylle Regina, 
Tochter des J. U. Dr. und Professors in Tübingen Christoph Friedr. 
Harpprecht; der Grossvater Karl Ernst Seeger , geb. 23. April 
1731, Oberamtmann in Dornhan, t 1795; die Grossmutter Ursula 
Margaret ha Waldburga, Tochter des Amtmanns in Oberhausen, 
Alpirsbach'schera Pflegers in Oberhausen Johann Christoph Dreher; 
der Urgrossvater Johann Seeger, Pfarrer in Gronau, geb. 19. Juni 
1676, f 1747, vermählt I. mit Marie Regina, geb. Bohlen; II. 
mit Maria Margaretha Magdalena, geb. Daubenhauer. Der letzt- 
genannte Seeger war ein Urenkel des Eingangs erwähnten Fecht- 
meisters in Tübingen. 

Karl Friedrich Augu&t war Obertribunalprocurator, Vor- 
sitzender des Privathandelsschiedsgerichtes zu Stuttgart, königlicher 
Regierungskommissär des württembergischen Creditvereins, Vorstand 
der württembergischen Privatfeuerversicherungs- und der württem- 
bergischen Hagelversicherungsgesellschaft , Abgeordneter des Bezirks 
Kirchheim auf dem Landtag 1845 bis März 1848, f 26. Juni 
1868, 69 Jahre alt. 

Gattin: seit 11. September 1828 Marie, Tochter des Ministers 
von Schmidlin. Sohne: 

I. Dr. jur. Karl Hermann Friedrich von Seeger, geb. 18. August' 
1829, ord. Professor der Rechte in Tübingen, Roctor der Uni- 
versität 1874 — 1875, Mitglied der evangelischen Landessynode 
1874, Ritter des Ordens der württemb. Krone 1. Kl., vermählt 
22. September 1856 mit Marie Emilie Christiane, Tochter 
des 1837 t Rechtsanwaltes Dr. Roman in Heilbronn. 
II. Karl Alfred Friedrich Seeger, geb. 21. September 1831, t 
1867, Rechtsanwalt in Stuttgart, vermählt seit 6. Mai 1858 



Digiti 



zedby G00gk 



— 911 — 

mit Amalie, Tochter des Banquiers Adolf Vellnagel, in Firma 
Stahl & Federer zu Stuttgart, und der Amalie, geb. Meurer. 
Kinder : 

1) Marie. 

2) Alfred, geb. 1850, Avantageur im 7. wfirttemb. Infanterie- 
Begiment Nr. 125. 

3) Wilhelm. 

4) Heinrich. 

III. Karl Eduard Friedrich Seeger, geb. 11. Febr. 1837, Rechts- 
anwalt in Stuttgart, Mitglied des Bürgerausschusses daselbst 
1875-1877. Gattin: seit 1869 Elise, Tochter des t Hof- 
raths Roth, t 1872. — 

Karl Ernst August Seeger, geb. 16. Februar 1802, ebenfalls 
ein Sohn des Stadtdirectors in Stuttgart Joh. Gottlob Christof Seeger, 
Chef eines Handlungshauses in Antwerpen, dann Belgischer Consul 
und Kaufmann in Port au Prrnce auf St. Domingo, jetzt Haiti, 
zuletzt Chef des Grosshandlungshauses Seeger & Balbiani in Havana 
auf Cuba, f am Nervenfieber auf einer Reise in New- York, vermählt 
I. mit Elise, Tochter des Banquier Hang in Frankfurt a. M.; II. 
mit einer Französin, welche theils in Pau, theils in Paris lebte, 
welch beiden Ehen 1 Sohn und 3 Töchter entsprossten. Von den 
letzteren wurde Ernestlne die Gattin des Grafen Nays in Pau, De- 
partement des Bas Pyrenees im südlichen Frankreich; eine weitere 
die Gattin des Notars de la Berthelikre in Paris. — 

Karl Albert Seeger, Bruder des Vorigen, geb. 17. Juli 1804, 
Med. Dr., Central-Impfarzt und Medicinalrath in Stuttgart, t 1856 
im Bad Nauheim. 

' Gattin: seit 21. Juli 1837 Luise Julie, Tochter des 1861 
t Stadtschultheissen in Stuttgart Georg Gottlob von Gntbrod, Mitglieds 
des Vorstehercollegiums der Sparcasse und Ritters des Kron-Ordens 
und der Julie Henriette, geb. Barriere. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 912 - 

Ebenfalls diesen Familiennamen führen: 

Carl Friedrich Seeger, geb. 1757, J. ü. Dr., Professor der 
Rechte an der Hohen-Karlsschule , dann I. Syndicus nnd Consulent 
der Reichsstadt Frankfurt. Von ihm haben sich verschiedene Schriften 
erhalten. — 

Ludwig Seeger, Dr. phil., geb. 30. October 1810 zu Wildbad, 
als Sohn des Präceptors und Reallehrers Seeger daselbst, studirto 
Theologie, wurde Professor in Bern 1838, später Redacteur der 
Ulmer Schnellpost, Dichter und Schriftsteller, Abgeordneter des Amtes 
Ulm auf den beiden ersten Landes -Versammlungen 1849—50, des 
O.A. Waldsee auf dem Landtage 1851 — 55, des Amtes Ulm seit 
1862, Mitglied des 36er Ausschusses in Frankfurt, des Stuttgarter 
Schleswig-Holstein Comite's, t 22. März 1864, 53 Jahre alt. . 

Seeger war ein energischer heisser Mitkämpfer für die Neu- 
gestaltung Deutschlands, ein bedeutender Volksredner, dessen scharfes 
Wort die Sache mitten ins Herz traf; er war nirgends spitzfindig 
und diplomatisch, aber geradeaus und geistreich schlagend, und wenn 
er selbst derberer Formen sich bediente, so lag unmittelbar dahinter 
die treu meinende Herzenswärme; ein Maun von unwandelbarer deutscher 
Gesinnung und glühendem Freiheitsdrang, von geradem biederem 
Charakter, welcher aber wieder seine zarte milde Seite hatte, die sich 
namentlich in seinen Gedichten offenbarte, von mächtig wirkender 
Rednergabe und eisernem Fleisse. 

Gattin : Pauline, geb. Zeller. — 

Adolph Seeger, geb. 1815 zu Wildbad, wurde seiner bekannten 
Freisinnigkeit ungeachtet von Schlayer zum Ministerialräte , vom 
Märzministerium aber zum Stadtdirector in Stuttgart, einem damals 
besonders schwierigen Posten, ernannt. Seeger war Abgeordneter 
von Neuenbürg auf dem langen Landtag 1848/49, auf welchem er 
eine sehr bedeutende Thätigkeit, sowohl in den politischen, als auch 
in den Gesetzgebungsfragen, z. B. bei Berathung des Schwurgerichts- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 913 — 

gesetzes, entfaltete. In den in der Folge eingetretenen Wechsel im 
Ministerium ward Seeger, der seinen politischen Charakter nie ver- 
leugnete, mit verflochten. Er wurde im Jahr 1850 nach Ludwigsburg 
versetzt, was ihn veranlasste, 'seine Entlassung aus dem Staatsdienste 
zu nehmen und sich der Advocatur zuzuwenden. 

Bald nachher gründete er mit dem ihm im Tode vorangegan- 
genen Dr. Stockmayer die Lebensversicherungsbank, welcher er bis 
an sein Ende als Bechtsrath seine Dienste lieh. Seeger war Ab- 
geordneter auf den 3 Landes -Versammlungen 1850, zugleich auch 
Mitglied des ständischen Ausschusses; 1851 wurde er in Tübingen und 
Stadt Ulm gewählt, und entschied sich für Ulm. Dem Landtage von 
1856—1861 blieb er fern, von da an aber bis zu seinem Tode ge- 
hörte er demselben wieder an als Abgeordneter für Freudenstadt. 
Er starb 15. September 1865. 

Er war ein tiefer Kenner unseres Rechts, ein feingebildeter 
Jurist mit durchdringendem Verstände, Bekämpfer des Particularismus 
der einzelnen Staaten, nach des bekannten Schoders Tod der berufenste 
Führer der liberalen Partei "Württembergs, von warmem, dem Wohle 
des Vaterlandes ergebenem Gemüthe. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Seeger (Säger, Seger) : Carl Ernst, Cl.Pfleger 248 ; GaistLVerwaltter 419 ; Vogt 
419. — Christ. Gottl., Gl.Verwaltter 297. — Friä., LsndschafftEinnemer 659. — Georg 
Burek., LeibMedic. 196. — Georg Frid., Cl.Pfleger 321. — Georg Mich., Pfarrer 465. — 
Gottl. Balthas, 8pecial 478. — Gottl. Chriet., Vogt 510. — Joh. Christ. Gottlob, Cantzlei- 
Advoc. 96. — Joh. Dan., Oantzlel Advoc. 96. — Joh. Frid., CantzleiAdvoc. 95. — Jos. 
Gott fr. , Benthüh-Secretar. 126. — Lud*c. t Schulthetss 862. — Theoph., Cl.Pfleger 264; 
Pfarrer 447. 



v. Gforgii-Georgmau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 58 



Digiti 



zedby G00gk 



S e y b o 1 i 

Georg Christoph Seybold, geb. 1673 zu Pf allin gen als Sohn 
des Georg Seybold, Pfarrers daselbst, war Diaconus zu Neuffen 
1702—18, Pfarrer in Thann 1718-27, zuletzt Pfarrer in Neuhausen 
O.-A. Nürtingen (Hafner) 1727—35, woselbst er 1735 starb. Seine 
Gattin war seit 18. Juli 1702 Justina Barbara, eine Tochter des 
Klosterhofmeisters in Pfullingen Joachim Henffer und der Anna 
Maria, Tochter des Pfarrers Liesehing in Mähringen. 

Georg Ludwig Seybold, Sohn des Vorigen, geb. 27. April 
1706, f als Pfarrer in Plattenhardt 3. März 1777. 

Gattin: Maria Rosina, Tochter des Pfarrers in Aichelberg 
Johann Christoph Reuss. 

David Christoph Seybold , jüngster Bruder des Vorigen, geb. 
24. Februar 1713, Stadtscb reiber in Brackenheim, vermählt I. seit 
10. Juli 1736 mit Johanna Maria, Tochter des Bürgermeisters von 
Brackenheim Johann Martin Thill, welcher Ehe eine Tochter ent- 
sprosste; II. seit 28. April 1744 mit Christina Elisabeth, Tochter 
des Spitalverwalters in Brackenheim Josef Jenisch und einer geb. 
Fleischmann. Er starb 29. April 1775. Kinder: 

I. Marie Friederike Jnstine, geb. 28. Februar 1738, vermählt 
seit 20. Februar 1759 mit dem Hofkammerrath in Calw Johann 
Martin Notier, Sohn des Banquier daselbst Johann Martin 
Notter. Ein Sohn dieser Ehe Friedrich Jacob Notter, Haupt- 
mann, blieb 1812 im Russischen Feldzuge. Er hinterliess 
aus seiner Ehe mit Caroline Franziska Henriette, geb. Freiin 
von Naso f 2 Söhne und 2 Töchter. 



Digitized by 



Google 



— 915 - 

II. David Christoph Seybold, der in seinem Vaterlande als aus- 
gezeichneter Philolog wohlbekannte Professor der Literatur, 
geb. 26. Mai 1747 zu Brackenheim. Derselbe verlegte sich 
schon frühe auf das Studium der classischen Sprachen, wurde 
1770 ausserordentlicher Professor der Philosophie in Jena, 
hierauf 1775 Eektor des Gymnasiums in Speier und kam 1775 
in gleicher Eigenschaft nach Grünstadt; dann war er von 
1779 — 93 Hessen-Darmstädtischer Professor am Gymnasium 
in Buchsweiler im Elsass, wo er alte Sprachen lehrte. 1792 
wurde er auf Befehl der Conventcommission in Strassburg, 
aristokratischer Gesinnungen verdächtig , gefangen gesetzt, 
seine Gattin aber, welche eben im Begriff war, mit der 
zurückziehenden deutschen Armee zu entfliehen, ward von den 
anrückenden Franzosen überfallen, ehe sie ihre Flucht be- 
werkstelligen konnte, und die armen vorausgeschickten Kinder 
kamen endlich unter vielen Gefahren und Mühseligkeiten an's 
rechte Rheinufer und fanden bei ihrer Grossmutter in Bracken- 
heim eine Zuflucht. Erst nach 2 Jahren sahen die Kinder 
ihre Eltern wieder. Eülogius Schneider, einer der enragirtesten 
Jacobiner, welcher umsonst versucht hatte, Set/bold- für die Jaco- 
biner zu gewinnen, setzte alle Triebfedern zu seinem Verderben in 
Bewegung ; da indess keinerlei Thatsachen gegen ihn vorlagen, 
ward er, nach dem Sturze Robespierre's, von den Geschworenen 
freigesprochen und auf freien Fuss gesetzt. Als nun in Folge 
der Revolution das Gymnasium einging, erhielt Seybold di& 
Erlaubniss zur Rückkehr in sein Vaterland, das er denn auch 
nach vielen ausgestandenen Gefahren, mit öffentlichem Passe 
von Paris aus versehen, erreichte. Bald darauf wurde er zum 
Professor der classischen Literatur in Tübingen ernannt. Als 
solcher starb er am 19. Februar 1804, von Jedermann 
hochgeschätzt. 

Ein besonderes Verdienst erwarb er sich durch seine 
Chrestomathien (Anthologia historica graeco-latina, Anthologia 



Digiti 



zedby G00gk 



— 916 — 

romana poetica etc.)) in welchen er mit Geschmack und 
Scharfsinn mehrere Werke der alten classischen Literatur 
bearbeitete; sein »Hartmann, eine württembergische Kloster- 
geschichte« 1778, sowie sein vaterländisches »Historienbüchlein,« 
Tübingen 1801, und verschiedene andere seiner literarischen 
Leistungen, die sehr zahlreich waren, sind rühmlichst bekannt 
geworden. 

Seine I. Gattin war seit 1775 Friederike Charlotte, 
Tochter des Oberamtmanns zu Brackenheim Urban Immanuel 
Keller, welcher Ehe 3 Söhne und 4 Töchter entsprossten ; 
die zweite, im Jahre 1797 von ihm eingegangene Ehe mit 
Wilhelmine Sophie, geb. Rappold, blieb kinderlos. Kinder 
I. Ehe: 

1) Charlotte Louise, vermählt mit dem Amtmann in Anstatt, 
Hofkammerrath Georg Andreas Neidhardt. 

2) Christiane Friederike, t 1847, Gattin des Kaufmanns 
Lade in Wertheim. 

3) Louise Caroline, Gattin des Oberamtswundarztes Dr. Strähler 
in Blaubeuren. 

4) Friederike Caroline, vermählt mit Kaufmann Neidhardt 
in Wertheim, wurde später in iL Ehe die Gattin des 
berühmten National-Oekonomen List 

5) Johann Karl Christoph von Seybold, geb. 12. Nov. 1777 
in Buchsweiler, Königl. Württembergischer Generalmajor, 
Commandant der IL Brigade 1831. 

Johann Karl Christoph Seybold genoss in seiner Jugend unter 
den Augen des Vaters die sorgfältigste Erziehung. Als im Jahre 
1792 das allgemeine Aufgebot des französischen Convents erfolgte, 
ward Seybold von seinem Vater, um dem ersteren zu entgehen, 
nach Mühlenberg, O.-A. Gaildorf, in Württemberg gesandt. Er wid- 



Digitized by 



Google 



- 917 — 

meto sich zuerst dem Kameralfache, ergriff jedoch bald darauf im 
23. Jahre seines Alters, von der damaligen kriegerischen Richtung 
mit fortgerissen, die militärische Laufbahn, welch letztere er als 
Cornet bei der Reiterei begann. Zum Unterlieutenant avancirt 
machte er den Feldzug yon 1800 mit, gerieth bei dem Uebergang 
der Franzosen über die Donau bei Dillingen in Gefangenschaft und 
war bis zu dem Friedensschlüsse Kriegsgefangener in Nancy. In 
den darauffolgenden Friedenszeiten rückte Seybold zum Oberlieutenant 
vor. Als in der Folge eine neue Coalition Napoleons Heer über den 
Rhein führte und Württemberg sich dem gefürchteten Eroberer 
anschliessen musste, machte Seybold unter Frankreichs Fahnen den 
Feldzug in Preussen mit, wobei er mehreren bedeutenden Treffen, sowie 
der Belagerung von Colberg beiwohnte. 1807 wurde er zum Stabs- 
hauptmann ernannt, 1808 zum wirklichen Hauptmann, in welcher 
Eigenschaft er 1809 an der Expedition gegen die Tyroler Insurgenten 
Theil nahm. 1811 wurde er Major und machte als solcher 1812 
den russischen Feldzug mit. Die in letzterem ausgestandenen Be- 
schwerlichkeiten aller Art trugen zu seinem frühen Tode nicht wenig 
bei. In der Schlacht bei Smolensk wurde er verwundet ; bei diesem 
Anlasse erhielt er für sein tapferes und einsichtsvolles Benehmen 
das Ritterkreuz des württembergischen Militärverdienstordens. Auf dem 
Rückzuge verlor er seine ganze Bagage und musste es für ein Glück 
halten, dass er, unter Zurücklassung aller seiner Habseligkeiten, nur 
mit dem Mantel über der Schulter entkam. Die Folge aller dieser 
Drangsale war ein Nervenfieber, das er indess glücklich überstand. 
Nach Hause zurückgekehrt schloss er sich den Truppen, die eben 
im Begriffe standen, den Feldzug in Sachsen unter Napoleon mit- 
zumachen, an. Nach der Schlacht bei Leipzig zog er mit der alliirten 
Armee nach Frankreich, wohnte mehreren Treffen und Gefechten bei, 
sowie den Schlachten bei Brienne und Paris, und rückte sodann zum 
Oberstlieutenant, kurz darauf zum Oberst und Bataillonscommandanten 
vor, in welch letzterer Stellung er den Feldzug von 1815 mitmachte. 
1813 wurde er Ritter der Französischen Ehrenlegion, 1820 wirklicher 



Digiti 



zedby G00gk 



— 918 — 

Oberst und Regimentscoramandant , 1831 Generalmajor, Brigadier 
und Gouverneur der Stadt Heilbronn, als welcher er 17. Mai 1833 starb. 
Gattin: seit 1819 Louise Caroline, geb. Haussmann, welcher 
Ehe neben einer früh f Tochter nachfolgender Sohn entsprosste: 

Julius von Seybold, geb. zu Ulm 15. December 1823, 
Königlich Württembergischer Oberst z. D., Landwehrbezirks- 
Commandeur, Bitter I. Klasse des Kronordens mit Krone 
und Schwertern, Commenthur IL Klasse mit Schwertern des 
Friedrichs-Ordens und Inhaber des Eisernen Kreuzes IL KL, 
machte 1848 im Frühjahr als Oberlieutenant und Regiments- 
adjutant die Expedition gegen die badischen Insurgenten 
mit. Ende August's rückte er in derselben Stellung mit einer 
Württembergischen Feldbrigado zu dem Reichsheer nach 
Schleswig-Holstein. In Folge dos Waffenstillstands von 
Malmö wurde jedoch die Brigade schon im September des- 
selben Jahres zurückbeordert und wurde das Regiment, bei 
welchem Seybold stand, bis zum Frühjahr 1849 zur Occu- 
pation des badischen Oberlandes verwendet. 

1850/51 machte Seybold als Brigade-Adjutant freiwillig 
einen 2 jährigen Kursus für kommandirte Officiere im General- 
stab mit, 1861 von März bis Juni war er zum Kaiser 
Franz Gardegrenadier-Regiment Nr. 2 nach Berlin komr 
mandirt. 1866 nahm Seybold als Hauptmann und Com- 
pagnie-Commandant an dem Feldzuge gegen Preussen Theil. 
1870/71 als Oberstlieutenant und Bataillonskommandant 
an dem Feldzuge gegen Frankreich. 

Gattin: seit 24. October 1863 Pauline Wilhelmine 
Henriette Elisabeth, geb. Stalin, welcher Ehe 1 Sohn, 
Namens Julius, geb. 18. Dec. 1864, und 1 Tochter Pauline, 
geb. 9. November 1867, entsprossten. 

6) Lndwig Georg Friedrich von Seybold, Königlich Würt- 
tembergischer Hauptmann, geb. 25. April 1783 in Buchsweiler. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 919 — 

Seybold selbst, dessen Kindesalter in den Anfang der fran- 
zösischen Revolution fiel, sagt über ersteres wörtlich Folgendes: 

«Meine Jugenderinnerungen fliessen in ein flimmerndes Meer 
verwirrter Bilder zusammen, aus dem nur, wie Felsen aus der Tiefe 
der Wasser, einzelne ungewöhnliche, der jungen Phantasie mächtiger 
eingedruckte Erscheinungen hervorragen. Es war ein bewegtes Leben 
um mich her, dessen ich mich in kindischer Lust freute, ohne seine 
Bedeutung zu verstehen.» 

Nach seiner bereits oben erwähnten Flucht nach Brackenheim 
besuchte er daselbst die lateinische Schule, bis er seinem Vater nach 
Tübingen folgte. Zum Studium der Theologie bestimmt, durchlief 
er die Klosterschulen Denkendorf und Maulbronn, verliess aber letzteres 
nach einjährigem Aufenthalt und trat in französische Kriegsdienste. 
«Mein Vater wollte durchaus einen Theologen aus mir machen,« 
erzählt Seybold selbst, »ich aber hatte ?ine entschiedene. Abneigung 
gegen die Kanzel. Dagegen leuchtete mir um so mehr der Soldaten- 
stand ein; mein Vater führte tausend Gründe für seine Meinung 
an, die alle auf den Hauptgrund hinausgingen, dass es ein sicheres 
Brod sei. Da es mir bis dahin noch nie an Brod gefehlt hatte, so 
erschien mir dieser Grund sehr wenig erheblich, und ich bekämpfte 
ihn, wenn auch nicht siegreich doch beharrlich, mit einigen banalen 
Phrasen gegen Theologie und Theologen. Meine eigentlichen geheimen 
Gründe aber, Abneigung gegen das Griechische und Hebräische, gegen 
Kirchenrock und Ueberschlag, behielt ich weislich für mich. Mein. 
Vater mochte sie aber ahnen, denn er beendigte den Streit damit, 
dassersagte: «Vorerst legst du durch Erlernung der alten Sprachen 
einen tüchtigen Grund zu wissenschaftlicher Ausbildung, dann kannst 
du immer noch werden, was du willst. An dem, was der Mensch 
weiss, trägt er niemals schwer. Um nun die Last meiner Wissen- 
schaft nicht zu gross zu machen, ward ich ein sehr lauer Freund 
meiner Klassiker, und ich muss gestehen, dass mich überhaupt die 
Bürde meines Wissens niemals zu Boden gedrückt hat, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 920 — 

Mein Vater musste bald einsehen, dass ihm der Erfolg meiner 
Studien wenig Hoffnung gab, ein theologisches Licht aus mir zu 
machen, denn ich las lieber Levaillants Beisen und Archenholz sieben- 
jährigen Krieg, als den Virgil und Homer, und so sagte er eines 
Tages zu mir: «Ich sehe schon, aus dir wird nichts, so kannst du 
meinetwegen dem Kalbfell folgen.» 

Ich war begeistert von Bonaparte's Kriegsruhm, und hielt es 
für einen sehr edlen Entschluss, der einen und unthoilbaren Bepublik 
meine Dienste zu widmen. Kaum 17 Jahre alt wanderte ich mit 
dem Tornister auf dem Rücken zu Strassburgs Thoren ein, um von 
da nach Besan^on abzugehen, wo ich in das dort garnisonirende 
69ste Begiment eintrat. Bald hatte ich Gelegenheit, zu bemerken 
dass die Armee bereits zu einer Cohorte Prätorianer herabgesunken 
war, jeden Augenblick bereit, ihren Anführer auf dem Schilde zum 
Cäsar zu erheben. Die Formen waren noch republikanisch, sie worden 
allmählig abgeschafft und die Armee befand sich auf dem besten 
Wege zu Napoleons inprovisirtem Kaiserthum. Wir marschirten an 
die Küste von Boulogne ab, um, wie es in einem hochtragenden 
Tagsbefehl hiess, das stolze Albion zu züchtigen.» — 

Diese Vorgänge aber mussten natürlich den Enthusiasmus des 
Jünglings für Frankreich und Napoleon ernüchtern und er verliess 
daher, nachdem er mit der grossen Armee 1805 nach Deutschland 
zurückgekehrt war, den französischen Kriegsdienst und widmete sich 
der Schreiberei. Ueber den weiteren Lebensgang JSeybold's sagt der 
Beobachter unterm 10./12. December 1843 u. A. Folgendes: 

»Im Frühjahr 1809 trat er in die württembergische Armee 
ein und zog unter einem Landbataillon gegen die vorarlbergischen 
Insurgenten; nach Auflösung des Landscharfschützenkorps vertauschte 
er zum zweitenmale die Kugelbüchse mit der Feder, gieng aber bald 
wieder zum Militär, wurde Lieutenant bei der Gensdarmerie 1812, 
kam später zu einem Infanterie-Begiment und machte den Feldzug 
von 1814 in Frankreich mit, wo er wegen seiner Sprach kenutnisse 
und Gewandtheit beim Generalstabe verwendet wurde. Nach dem 



Digiti 



zedby G00gk 



— 921 — 

Feldzog von 1815 gegen die Franzosen verliess er den Kriegsdienst 
mit dem Titel eines Hauptmanns. Nun bezog er die Universität 
Tübingen und widmete sich von jetzt an schriftstellerischen Arbeiten. 
1817 gab er eine Schrift »über Landwehr« heraus und schrieb ferner 
in verschiedener Form politische Tageblätter: die neue Stuttgarter 
Zeitung, die Stuttgarter Hefte, die deutschen Jahrbücher, welche in- 
dess alle nacheinander, als v der Regierung missfällig, unterdrückt 
wurden. 1819 von Stadt und Amt Brackenheim als Abgeordneter 
in die constituirende Versammlung gewählt, unterzeichnete er als 
solcher den Verfassungsvertrag. Die meisten Abgeordneten gaben 
motivirte Abstimmungen, Seybold begleitete die seinige mit folgender 
Bemerkung: 

»Wenn diese Verfassung nach allen Theilen gehandbabt und 
die Gesetzgebung mit ihr in Einklang gebracht wird, so bin ich ganz 
damit zufrieden — !« 

Seybold hatte beim Beginn der Verhandlungen in der consti- 
tuirenden Versammlung mit einigen Wenigen gegen die Ansichten 
der Mehrheit gesprochen und abgestimmt. Er drückt sich hierüber 
folgendermassen aus: 

»Man konnte mir meine, obwohl höchst unwirksame, Opposition 
nicht verzeihen, und war erbost darüber. Sie dauerte jedoch nur 
kurze Zeit; in drei Sitzungen hatte ich den Maasstab der Moralität 
und Intelligenz der Versammlung und schwieg; denn reden, um zu 
reden, .ist langweilig und unwirksam.« 

Im Jahre 1820 gründete Seybold die Neckarzeitung, welcher 
sein ausgezeichnetes Talent und sein unvergleichlicher Humor, dessen 
Proben noch bis auf den heutigen Tag im Munde des Volks leben, 
bald ein sehr zahlreiches Publikum und grossen Ruf verschafften. 
Dieser glückliche Erfolg eröffnete- ihm frohe Aussichten nicht nur auf 
eine hinreichende Subsistenz, sondern auch auf Erwerbung eines un- 
abhängigen Vermögens. Allein theilweise Verbote des Blattes in 
Frankreich und Prenssen, in Churhessen und Hannover, die Strenge 
der Censur, die Hindernisse, die man der Verbreitung in den Weg 



Digiti 



zedby G00gk 



— 922 - 

legte, vernichteten diese Hoffnung und die Unternehmung endete mit 
unberechenbarem Schaden und zuletzt mit gänzlichem Verfalle des 
Blattes. Man kümmerte sich wenig darum, dass ein Privateigenthum, 
welches zugleich die Industrie belebte und Geld ins Land brachte, 
zu Grunde gieng. 

Indessen zeichnete sich Seybold auf der literarischen und poli- 
tischen Laufbahn fortwährend aus. 

Unmuthig über den Lauf der Dinge in Deutschland, begab er 
sich nach der Julirevolution nach Paris, wo er sich mehrere 
Monate aufhielt und daselbst die anonym erschienenen «Erinnerungen 
aus Paris im Jahr 1831» schrieb. Diese Schrift reiht sich in ge- 
wisser Art an Börne* bekannte, verbotene und vielgelesene Briefe 
an, und übertrifft dieselben vielleicht in mancher Hinsicht. Beide 
Verfasser zürnen Deutschland, dass es ist, was es ist, dass es eben 
nur das Deutschland heute noch ist, wie es sich immer zeigte; bei 
beiden ist das glühende Sehnen nach einer Wiedergeburt der alten 
trägen Masse vorherrschend; ein Sehnen, welches zum wenigsten 
ebenso tief, ernst und innig bei dem Verfasser der Erinnerungen sich 
ausspricht, als bei dem Verfasser der Briefe aus Paris. Und dieser 
rein patriotische Ton ist es, der hin und wieder die Erinnerungen 
über die Börne sehen Briefe hebt, obgleich die grössere Eleganz 
des Styles, der schneidende, kaustische Witz Börnes unbestreitbare 
Vorzüge vor den Erinnerungen hat. Die »Erinnerungen« zogen ihrem 
Verfasser eine langdauernde Untersuchungshaft und trotz seiner vor- 
trefflich abgefassten, später veröffentlichten Verteidigungsschrift, eine 
7monatliche Freiheitsstrafe auf dem Asperg zu. 

Bewundernswerth ist die Stärke und Freiheit seines Geistes, 
die er auch in der Gefangenschaft beibehielt. Seine in diese Zeit 
fallenden Schriften «Novellen» und «Bruchstücke aus den Schriften 
eines Gefangenen» lassen in ihm einen Manu erkennen, dessen Worten 
man es ansieht, dass ihm eine mittelmässige That lieber ist, als ein 
schönes Wort, er ist niemals schwatzhaft, niemals breit. Schon durch 
zehn feilen seiner Anrede an die Leser hat er die Herzen derselben 



Digitized by 



Google 



— 923 — 

gewonnen. Aus seinen Worten spricht seltene Bestimmtheit und 
Präcision, innige Ueberzeugung, aufrichtiges Gefühl, männliche Furcht- 
losigkeit, Stärke und Ergebung, die ehrenvoll von der hinter prah- 
lerischen und schwülstigen Phrasen verborgenen Unstätigkeit, Schwäche 
und Muthlosigkeit Vieler abstechen, die sich seine Parteigenossen 
nannten. 

Wie viel wusste er nicht in folgende wenige Einleitesätze zu 
legen! «Diese Blätter sind aus der Feder eines Gefangenen geflossen. 
Warum gefangen? Weil es gefährlich ist, sich der nächsten Ver- 
gangenheit zu erinnern, und weil vielleicht meine Erinnerungen zu 
lebendig, meine Theilnahme an der grossen Bewegung der Zeit zu 
innig war. In weniger als zehn Jahren werde ich ohne Gefahr 
Memoiren schreiben können. So lange der Kampf der Parteien noch 
neu und frisch ist, sind sie meist unversöhnlich und ungerecht. 
Das ißt der Lauf der Dinge , wer wollte sich darüber beklagen ? 
Wer keine Opfer zu bringen weiss, mische sich nicht in den Kampf 
der Parteien.« — 

Die Verhältnisse gestalteten sich, als Seyböld wieder auf freiem 
Fusse war, für die Sphäre seines Wirkens immer ungünstiger. Wenn 
er nicht im Bewusstsein des überlegenen Talentes allzuoft die Vorsicht 
verachtet hätte, so würde er sich die Verfolgungen erspart haben, 
denen er sich aussetzte ; so hätten wir ihn vielleicht als einen hoch- 
gestellten Mann von seiner eminenten Gabe der Rede ebensoviel Vor- 
theil ziehen sehen, als sie ihm Nachtheil gebracht hat. Allein dann 
hätte auch unsere Literatur und Geschichte einen der ohnehin seltenen 
Charaktere weniger, die sich scharf in die Zeit einschneiden, und es 
wagen, ihre Eigenthümlichkeit zu behaupten auf eigene Gefahr. 

In den Jahren 1833 — 36 war seine schriftstellerische Thätig- 
keit mehr eine belletristische als eine politische. Er lieferte treffliche 
Uebersetzungen französischer Werke und schrieb eine kleine Schrift 
über Kaspar Häuser. Einen vorteilhaften Antrag, die Redaktion 
des «Nürnberger Correspondenten» zu übernehmen, schlug er aus. 
Vom Jahr 1836 bis zu seinem Tode besorgte er die Redaktion des 



Digiti 



zedby G00gk 



— 924 — 

Beobachters. Mit eiserner Consequenz und röstiger Geisteskraft 
verfolgte er Lebenszwecke, nicht des eigenen engen Lebens, sondern 
Lebenszwecke der Gesammtheit. Und wenn er auch, so oft getauscht 
in seinen Hoffnungen, so oft misskannt und verfolgt in seinem Leben, 
allmählig sein jugendliches Feuer verlor und am Ende ganz auf die 
früher so zuversichtlich gehofften besseren Zeiten resignirte, so hielt 
er doch auf dem Kampfplatze seiner Ueberzeugungen mit unerschrocke- 
nem Muthe aus. In wessen frischem Andenken wären sie nicht 
noch, jene köstlichen Feierabende, in welchen sein unbesiegbarer Humor 
die Geissei der Satyre über die Gebrechen seiner Zeit schwang, soweit 
es eben unter obwaltenden Verhältnissen möglich war? 

Seybold fand im traulichen Familienkreise oft eine Zuflucht 
gegen die Drangsale eines bewegten Lebens; ein Freund der Ge- 
selligkeit und der Tafelfreuden war er oft nur in zu hohem Grade 
gastfreundlich. Seine Gutmfithigkeit Hess ihn gerne Beleidigungen 
vergessen, und obschon in seiner sich kund gebenden politischen 
Meinung einer bestimmten Partei angehörig, genoss er die Hoch- 
achtung aller Parteien. Wahrheitsliebe, Toleranz, Menschenfreund- 
lichkeit bilden die Grundzüge seines Charakters, allen seinen Worten 
und Handlungen liegt eine reine, tiefe, unerschütterliche Moral zu 
Grund. Zweideutigkeiten oder gar Obscönitäten waren ihm ein Gräuel, 
daher seine oft genug an den Tag gelegte Antipathie gegen einen 
grossen deutschen Schriftsteller, daher seine Polemik gegen das Theater 
der neuern Zeit mit seinen leichtfertigen demoralisirenden Spektakel- 
stücken, mit seinen üppigen sinnenkitzelnden Tänzen. 

Er starb am 23. Juli 1842 und hinterliess eine Wittwe und 
eine eiuzige Tochter. Wenn er schon im Allgemeinen ein grosser 
Kinderfreund war, so ging doch die Liebe zu seiner Tochter bis ins 
Schwärmerische. Rührend ist der Briefwechsel zwischen diesem 
damals fast noch unmündigen Kinde und dem gefangenen Vater. Es 
war sein höchstes Erdenglück. «Wenn dieses Kind nicht wäre,» 
sagte er irgendwo, «ich gäbe keinen Pfennig um dieses erbärmliche 
Leben.» Die Besorgniss für seinen Liebling verliess ihn nie und 



Digiti 



zedby G00gk 



— 925 — 

auch aus der Ferne leitete er die Erziehung desselben nach ver- 
nünftigen Grundsätzen. «Wenn deine Lehrer oder deine Mutter 
dir zu starke Pensa aufgeben, so klage du es deinem Vater, der 
wird dich von dem, was zu viel ist, dispensiren, du sollst mir nicht 
eine kränkelnde Treibhauspflanze werden, sondern ein freies, kräftiges 
Naturkind.» 

Ein Freund Seybold's rief demselben folgende Worte nach: 

Mann, zu früh, zu spät geboren, — 
Hab Dank! — Er gehet nicht verloren, 
Der Samen, den du ausgestreut! 
Die deutsche Erde wird ihn hegen, 
Bis einst der Früchte goldner Segen 
Erblüht und reift zu seiner Zeit! 

III. Joseph Johann Friderich Seybold, geb. zu Brackenheim 17. 
Februar 1749, studirte die Rechte in Tübingen und Göttingen, 
wurde Professor an der Karlsschule auf der Solitude und 
nachmals Stadtschreiber in Brackenheim. Er schrieb Commentat. 
de jure reluendi ad jus Wirtembergicum , Stuttgart 1733, 4. 
Er starb 1814. 

Gattin: seit 27. August 1775 Christiana Friederike, 
Tochter des Pfarrers in Gross-Heppach Georg Jacob Thfll, und 
Grossnichte des Geheimen Legationsraths und Hofgerichts- 
Assessors von Thill, Stifters des ZTta'U sehen Stipendiums. Söhne : 

1) Christoph Georg Jacob von Seybold, geb. zu Brackenheim 
7. November 1778, Oberamtsrichter daselbst, vermählt seit 
5. August 1805 mit Christiana Henriette Wilhelmine, 
Tochter des Kriegskommissärs Heinrich Nestel in Heidelberg. 
Er starb 15. April 1846. Kinder: 

a) Amalla, geb. 6. December 1815. 

b) Maria Henriette, geb. 12. September 1819, Gattin des 
K. W. Bau- und Gartendirectors von Schmidt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 926 — 

c) Hertha, geb. 8. Februar 1822. 

d) Otto Seybold, geb. 13. Juni 1814, f in Sirakus in 
Amerika 26. Januar 1859, vermählt mit Louise, geb. 
Schill von Calw. Söhne: 

aa) Carl Seybold, geb. Einweil er 22. November 1847, 
Kaiserlicher Oberförster in Maasmünster im Ober- 
Elsass. 

bb) Heinrich Seybold, geb. ebendaselbst 22. Februar 
1850, Kedacteur der neuen Stuttgarter Zeitung. 

2) Joseph, geb. 1. September 1780, kinderlos t 4. August 
1835 als Helfer in Brackenheim. 

3) August, geb. 6. Mai 1784, unverheiratet t 9. Mai 1829. 

IV. Christian Gottfried Seybold, geb. 25. Juni 1757, Gerichts- 
schreiber zu Nordheim, O.A. Brackenheim ; vermählt seit 1782 
mit Susanna, geb. Hlerlinger. Sohn: 

Joseph Friedrich Wilhelm von Seybold, geb. zu Nordheim 
2. Mai 1799, Köiügl. Belgischer Generalconsul, Commenthur 
des Friedrichs-Ordens, Ritter des Kronordens und des Bel- 
gischen Leopold-Ordens, vermählt zu Frankfurt a. M. 1835 
mit Amalia, Tochter des Banquier Reinhard von den Velden. 
Er starb 9. September 1874, mit Hinterlassung von 2 
Töchtern, nämlich: 

1) Agathe, vermählt mit Friedrich von Marval in Monruz 
bei Neuchätel, welch letzterer Ehe 1 Sohn Wilhelm, geb. 
10. December 1861 entsprosste. 

2) Clara, geb. 1845. 

V. Wilhelm Gottlob Seybold, geb. 4. September 1762, Kaufmann 
in Stuttgart, vermählt mit Johanna Sabina, geb. Dörtenbach. 

Kinder : 



Digiti 



zedby G00gk 



— 927 - 

1) Charlotte Wilhelmine, verheirathet seit 15. Aug. 1816 mit 
dem Kaufmann in Calw Karl Ferdinand Kaiser, Sohn des 
Dr. med. Christian Ferdinand Kaiser, Hofmedicus, Land-, 
Stadt- und Amts-Physicus zu Calw. 

2) Louise Pauline, vermählt seit 5. October 1826 mit dem 
Pfandcommissär in Vaihingen a. d. Enz Georg Jacob Klein- 
felder. 

3) Christiane Sophie, vermählt seit 10. November 1827 mit 
dem Kaufmann in Calw Karl Wilhelm Fecht. 

4) Theresia Amalie, vermählt seit 4. November 1828 mit 
dem Dr. med., Medicinalrath , Oberamtsarzt zu Calw Karl 
Friedrich Müller. 

5) Adelheid, vermählt seit 11. Juni 1833 mit dem Kaufmann 
in Göppingen Ferdinand Jung. 



Das Forstlich Württembergiftche Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Seyboid (Seboldt, Seibold, Seybodt): GantzleiAdvoc. 96. — Dav. Christ., Statt- 
schreiber 405. — Georg, ObristLentenant 172. — Georg Frid., Gaiatl. Verwaltter 636. — 
Joh., OJl.Scribent 88. — Joh. Leonh., Pfarrer 391. — Joe. Frid., Stattschreiber 405. — (s. 
auch Siebold.) 



Digiti 



zedby G00gk 



S i c k. 



Karl Friedrich Sick, Königlich Württemberg! scher Oekonomie- 
rath und Hofrath, wurde den 21. Mai 1780 als Sohn des Hof- 
kammerraths Johann Daniel Sick geboren. 

Derselbe erwarb das Gut Roseck, ursprünglich eine pfalzgräflich- 
tübingiscbe Burg, später im Besitze des Herrn v. Ovo und von Hölnstein, 
von welch Letzteren dasselbe im Jahre 1410 an das Kloster Beben- 
hausen verkauft wurde. Durch die Reformation kam Roseck an 
Württemberg, welches in späteren Jahren das Gut als Staatsdomäne 
verpachtete, und im Jahre 1824 an Hofrath Sich verkaufte. Dieser 
erwarb sich das bleibende Verdienst, aus der unfruchtbaren Haide 
um die Burg herum eines der schönsten und fruchtbarsten Güter 
hergestellt zu haben. Auch die Wiederherstellung der Schlossgüter, 
die dem gänzlichen Verfall nahe waren, Hess er sich angelegen sein. 

Im Jahr 1 841 zählte die Besitzung bereits unter die schönsten 
im Lande. 

Sick Hess sich insbesondere die Hebung der Boden-Erzeugnisse 
angelegen sein, wie er auch vielen trefflichen Producten des heimath- 
lichen Bodens oder fremder Gebiete Aufnahme und Veredlung verschaffte. 
Bei seinen vielseitigen Kenntnissen war es ihm überhaupt Bedürfniss, 
nicht blos im Einzelnen da oder dort Gutes zu stiften, sondern auch 
durch Vereinigung Mehrerer für ein und denselben Zweck nützliches 
zu schaffen und zu fördern. Viele der begabtesten und ausgezeich- 
netsten vaterländischen Künstler und Gewerbsmänner jeden Faches 
verdankten ihm kräftigen Anstoss und treuesten Beistand zur Aus- 
bildung ihres Talents. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 929 — 

Er starb allgemein hochgeschätzt 6. Juni 1837 zn Stuttgart. 

Die Anlagen des Sulzerrains bei Oannstatt sind sein Werk, 
daher ihm auch zum bleibenden Angedenken daselbst ein$ Gedenk- 
tafel gesetzt ist, die folgende Inschrift trägt: 

# 

DEM HOFRATH 

CARL FRIEDRICH 8ICK 

AUS STUTTGART 

ZUM DENKMAL 

SEINER VERDIENSTE UM DIE QUELLE UND IHRE 

UMGEBUNGEN. 

M. D. C. C. C XXXVII. 

Seine Gattin war seit 24. Januar 1804 Ernestlna Jakobina, 
geb. Dßrtenbach von Calw. Kinder: 

I. Fanny, geb. 26. September 1808, vermählt seit 18. Mai 1830 
mit Oberstlieutenant Joseph von Dalbenden, Sohn des Hofraths 
von Dalbenden in VaUendar (Rheinprovinz), Wittwe seit 1844. 

II. Sophie, geb. 5. September 1824, vermählt seit 18. Mai 1844 
mit dem 1854 f Kaufmann in Stuttgart Georg Christoph 
Dörtenbach. 

in. Karl Aogust von Sick, geb. 21. Febr. 1806, Königl. Württemb. 
Obersteuerrath, Reichszollbevollmächtigter in Darmstadt, Ritter 
des Kron-Ordens I. Kl. und des Friedrichs-Ordens I. Kl , ver- 
mählt zu Stuttgart 17. Januar 1856 mit Charlotte, Tochter 
des Particuliers Karl Uebelen in Stuttgart, welcher Ehe ein 
Sohn, Namens Hermann, geb. 7. December 1856, entsprosste. 

IV. Wilhelm Otto von Sick, geb. 30. April 1811, Geheimer Hof- 
rath und Hofbankdirector , Commenthur des Friedrichs-Ordens 
II. Klasse, Ritter des Kron-Ordens I. Klasse, Commenthur 
des Russischen Stanislaus-Ordens, vermählt seit 19. September 

v. Qforga-Qeorgman, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 59 



Digiti 



zedby G00gk 



— 930 — 

1844 mit Hertha, geb. Ebner, Tochter des Besitzers der 
tfteftm'schen Buchhandlung in Ulm Johann Friedrich Ebner. 
Kinder: 

1) Sophie Hertha Ernestfne, geb. 3. Februar 1846. 

2) Fanny Bertha Wilhelmine, geb. 19. December 1847. 

3) Karl Friedrieh Wilhelm, geb. 20. Januar 1849, Beamter 
der Königl. Württemb. Hofbank. 

V. Hermann von Sick, geb. 5. Sept. 1815, Königl. Württemb. 
Generalmajor in Ludwigsburg, Ritter I. Kl. des Württemb. 
Kron-Ordens, Commentbur des Militär -Verdienst -Ordens, ver- 
mählt seit 23. Mai 1844 mit Marie, Tochter des Grosshändlers 
WißH in Nürnberg. Kinder: 

1) Marie, geb. 18. Mai 1849, vermählt seit 21. März 1870 
mit Freiherr Helmuth van Malteahn. 

2) Helene, geb. 5. Februar 1856. 

3) Alfred, geb. 8. April 1845, Bittmeister im Dragoner- 
Regiment Königin Olga Nr. 25, Flügeladjutant Sr. Maj. 
des Königs von Württemberg, Ritter II. Kl. des Kron-Ordens, 
des Militär- Verdienst-Ordens, des Badischen Zähringer Löwen- 
ordens, des Grossherzogl. Sachs. Hausordens der Wachsamkeit 
I. KL, des Grossherzogl. Mecklenburgischen Hausordens der 
Wendischen Krone, des Eisernen Kreuzes II. Kl., des Russ. 
Wladimirordens , des Russ. St. Annen-Ordens HI. Kl., des 
Sachs. Albrechts-Ordens IU. Kl., des Preuss. Kron-Ordens 
HI. Kl. etc. 

VI. Panl Friedrich von Sick, Dr. cam., Königl. Württemb. Finanz- 
rath, Ritter des Württemb. Kron-Ordens und des Franz- Josephs- 
Ordens, geb. 17. Februar 1820, besuchte in seiner Jugend 
das Gymnasium in Stuttgart, bezog hierauf die Landesuniversität 



Digiti 



zedby G00gk 



- 931 - 

und begab sich von da auf- wissenschaftliche Reisen nach 
Frankreich, England und Schottland, wo er schon damals die 
ersten Faden anknöpfte zu dem regen Verkehr und zu den 
freundlichen persönlichen Beziehungen, die er später mit den 
meisten Statistikern von Namen unterhielt. Vom Jahre 1 846 an 
widmete er seine ganze Kraft dem statistisch-topographischen 
Bureau Württembergs und trug zur Kenntniss der Landes- 
und Volkszustände durch dreizehnjährige Berufsthätigkeit Un- 
gewöhnliches boi. Auf ganz ausgezeichnete Weise legte er 
die Ackerbau-, Bevölkerungs -, Conscriptions -, Brand- und 
sonstige Statistik Württembergs an, behandelte dieselbe und 
führte sie fort. Seine Forschungsergebnisse sind mit den würt- 
tembergischen Jahrbüchern verwoben, seine Veröffentlichungen 
fanden den grössten Beifall von Fachgenossen wie von Beden, 
von Czörnig, Engel, Hübner, Quctelet, Wappäus, den Zierden 
der deutschen und belgischen Statistik. 

Auch Frankreich und England befragten und ehrten ihn. 
Die meisten seiner Arbeiten illustrirte er durch Karten, deren 
Sammlung zu einem immer vollständigeren statistischen Atlas 
Württembergs heranwuchs. Diese kartographische Manier Sick's 
wurde auch in anderen Ländern vielfach nachgeahmt. 

Sein reiches Gemüth, sein Sinn für das Schöne erstarrte 
nicht unter den oft todten und ermüdenden Zahlenreihen, 
zwischen denen das Auge des Statistikers mit so viel Selbst- 
verläugnung verweilen muss. Sein Haus wie sein Herz stand 
stets den Freunden offen, für die er keine Aufopferung scheute. 

Er starb 3. April 1859 im 40. Jahr seines Alters. 

Seine Gattin war seit 24. Mai 1849 Philippine Therese 
Honorate, geb. von Hnber-Liebenan, t 10. September 1872, 
Tochter des Präsidenten in Sigmaringen Karl Honorat von 
Huber und Wittwe des 9. April 1844 zu Stuttgart f Gross- 
herzoglich Badischen Obersten ä la suito Hermann von Hövel. 
Die Kinder des Letztgenannten sind: 1) Hermann, Oberst, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 932 — 

vermählt mit Ella, Tochter dos K. K. Generals in Prag Freiherrn 
Otto von Gemmingen. 2) Mina, geb. 1837, vermählt mit 
Friedrich Heinrich van Notten in Amsterdam. 3) Reinhold, 
in Amerika (Californien). Die Schwester von Philippine 
Therese Honorate, Mina von Huber, geb. 28. August 1806, 
lebt in Stuttgart. 

Johann Friedrich Slck, Bruder des Eingangs erwähnten Karl 
Friedrich, geb. 22. Februar 1762, Kaufmann in Stuttgart, vermählt 
mit Johanna Wilhelmine, geb. Dobel. — 

Friedrich Benjamin Christian Sick, Bruder des Vorigen, geb. 
26. October 1774, Dr. — 

Ebenfalls dieser Familie entstammen: 

Christ. Friedrich Sick, geb. 30. April 1793, Commercienrath, 
Beirath der Centralstelle für Gewerbe und Handel, Mitglied und 
Commissär der Centralleitung des Wohlthätigkeits- Vereins , Mitglied 
des Pfarrgemeinderaths und Bürgerausschusses, so wie einer der Vor- 
stände des Gewerbe Vereins , 1848 Abgeordneter des Amts Stuttgart, 
t 28. Sept. 1863, seines Alters im 70. Jahr. 

Gattin: Christiana, geb. Heinrich. Söhne: 

I. Friedrich Slck, geb. 5. October 1818, Kaufmann, Commer- 
cienrath, Director der württembergischen Notenbank, Bitter des 
Friedrichs-Ordens. 

Gattinnen: 1. Louise, geb. 1. Mai 1824, f 9. Juni 1854, 
Tochter. des Obermedicinalraths von Cless; II. Amalia, geb. 
Stfleklen geb. 21. April 1829. Der I. Ehe entsprossten : 

1) Emilie, geb. 10. Juni 1844, Gattin des Kaufmann Blezinger. 

2) Georg, geb. 3. December 1846, Agent 

3) Ernst, geb. 25. Juni 1848, Kaufmann, Premierlieutenant 
der Landwehr, vermählt mit einer Tochter des t Director« 
der Maschinenfabrik Esslingen von Kessler. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 933 — 

4) Robert, geb. 31. März 1854. 
Aus II. Ehe: 

1) Amalie, unverheirathet f. 

2) Anna. 

3) Fritz, geb. 24. Januar 1861. 

4) Paul. 

II. Heinrich Ton Sick, geb. 9. März 1822, Minister des Innern, 
vormaliger Oberbürgermeister von Stuttgart, Grosskreuz des 
Friednchs-Ordens, Ritter des Preussischen Kronordens I. Kl., 
des Russischen St. Annenordens III. Kl. etc. 

Gattin: Ottilie, geb. 5. December 1826, Tochter des 
Archivraths von Sigel.* 

III. Paul Sick, geb. 17. Juni 1836, Med. Dr. und Medicinalrath, 
Ritter IL Kl. des Kron-Ordens und Inhaber des Olga-Ordens. 
Gattin: Clara, geb. Sachse aus Buchholz bei Berlin, 
geb. 26. September 1839. Kinder: 

1) Heinrich, geb. 26. März 1870, t 12. Mai 1874. 

2) Panl, geb. 11. April 1871. 

3) Clara, geb. 18. August 1873. 

4) Carl, geb. 9. April 1875. 

5) Conrad, geb. 9. September 1876. 



* Ein Vetter von ihm war Edmund von Sigel, geb. zu Dornhan 19. April 1805 
als 8ohn des Oberamtmanns in Freudenstadt Christof Friedrieh Sigel und der Elisabeth, 
Tochter des Landschafts- Einnehmers in Stuttgart Johann Gottlieb Schott, Garnison»* 
prediger in Stuttgart, Prälat in Heilbronn, Mitglied der Kammer der Abgeordneten von 
1852—1866, Ritter des Kronordens, vermählt mit Louise, Tochter des Ephorus in Urach 
Karl Heinrieh Kraus, v. Sigel starb 29./30. November 1866. 



Digiti 



zedby G00gk 



Sigwart. 



Der Name Sigwart kommt schon frühe vor, so z. B. in der 
Heidelberger Matrikel von 1445: Nicolang Sigwardi, clericus dyoc. 
Spirensis. Andreas Sigwardi de Etlingen; und von 1520: Joannes 
Sigwart de Etlingen; ferner in der Tübinger Matrikel von i486 : 
Nieolans Sigwart de Nyderbaden artium M. ; von 1498: M. Michael 
Sigwardi de Etlingen; von 1507: Martinas Sigwart de Weltzen; 
von 1528 : Jacobns Sigwart de Steinenberg (O.A. Schorndorf). Ferner 
sind aus früherer Zeit zu nennen : Martin Sigwart, Caplan in Stutt- 
gart 1534 (cf. Pf äff s Geschichte von Stuttgart); dessen Sohn: Martin 
Sigwart, mag. 1563, Caplan in Winnenden. 

Michael Sigwart, geb. 1508, Bürgermeister und Vogtei- 
Verweser von Winnenden. 

Gattin: Margaretha, geb. Grttninger. Kinder: 

1. Apollonia, Gattin des Abts zu Murrhardt Martin Plank. 

II. Martin Sigwart, Markgräflich Badischer Rath und Amtmann 
in Langensteinbach, legirte in seinem vom 25. Januar 1610 
datirten Testamente für die Söhne seines ebengenannten Bruders 
ein Stipendium von 2000 fl., das, da nur Descendenten der 
männlichen Linie zum Genüsse berechtigt sind, im Laufe der 
Zeit auf etwa 40,000 fl. angewachsen ist. Aus dieser Stiftung 
werden in neuester Zeit nach dem auf Antrag der Familien- 
häupter festgesetzten Statut von 1877 auch an die weibliche 
Descendenz des Joh. Georg Sigwart Gratialien gereicht. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 935 — 

III. Johann Georg Sigwart, geb. am St. G all i -Tag- (16. October) 
1554, ebenso wie Aegidius Hnnnins und Polycarpus Leyser 

aus dem Städtchen Winnenden gebürtig, widmete sich in den 
Klosterschulen zu Lorch und Adelberg dem Studium der Theologie, 
bezog 1576 das theol. Stift in Tübingen, erhielt 1578 die 
Magisterwürde, wurde 1579 Repetent am fürstlichen Stipendium 
und Gehülfe des Professors und Magistri Domus Sam. Heilands, 
dessen Stelle er in den Vorlesungen und Disputationen öfters 
vertrat, 1584 aber Diaconus zu Tübingen. Im Jahr 1587 
zum Stadtpfarrer, Professor und Doctor der Theologie an der 
Universität Tübingen ernannt, wurde er in der Folge Dekan 
des Stifts 1589, Amts-Dekan in Lustnau 1602—1610 und 
nach Absterben Jacob Heerbrands Superattendent des theol. 
Stifts 1618, in welchem Jahre er, von Jedermann hochgeschätzt, 
den 5. October starb. 

Viermal hat Sigwart das Bectorat der Universität be- 
kleidet; im Jahr 1599 hat er durch eine Predigt in Poltringen 
die ganze Gemeinde der Reformation zugoführt. Seine Haupt- 
beschäftigung war der Streit mit den Reformirten. Schon als 
Jüngling galt er sehr viel bei Jacob Andrea, der ihn wieder- 
holt rühmend hervorhebt. Von seinem manuale lpcorum com- 
munium Mömpelgard, 1615 erschien eine Uebersetzung in 
französischer Sprache; auch ist er Verfasser verschiedener Dis- 
putationen über das christliche Glaubensbekenntniss und die 
Augsburger Confeesion, die ein ganzes Jahrhundert lang bei 
den jährlichen Disputationen der evangelischen Geistlichen in 
Württemberg zu Grunde gelegt wurden. Er war einer der 
tüchtigsten Lehrer, ungeachtet er mit beständiger Kränklichkeit 
zu kämpfen hatte. Sigwart war dem Zeugniss Erhard Cellius 
zufolge eine grosse Zierde und grosse Ehre der Tübinger 
Schule. Das ihm in der St. Georgen - Kirche in Tübingen 
gesetzte Epitaph lautet wie folgt: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 936 - 

„Si in sermone raeo pcrmanseritis, vere discipuli mei eritis. Job. 8. v. 31. 

Christo Sacrum. 

Johannes Georgius Sigtoartus, natus Wineudae Anno 1554. 
d. 16. .Octobris, Diaconus Tubingensis ab An. 1584. ä quo ibidem 
Pastor usque ad 1618. quos inter 34. annos Doctoris titulum accepit, 
Vicinarum Ecclesiaruin Specialem, Academiae Professorem, & Senatorem 
Universit. Deputat, tandem Ecclesise Decanum & Stipend. Super- 
intend. egit. In quibus officiis quam pro Concione sincerus & gravis, 
erga Ministros humanus dexterque, erga studiosos mansuetus, pro 
lectione planus: in Scriptis nervosus, contra Adversarios sagax, in 
negotiis Acad. circumspectus , inquo omnibus candidus & apertus 
fuerit, docent scripta, testantur boni. In conjugio cum Margareta, 
Jacobi Cappelbeccii , Juris-Consulti , Filia, Annos 33. vixit pacifice; 
tandem in Rectoratus Officio quartum sibi commisso, cum vidisset 
Filios X. Filias VI. Nepotes IV. Neptes III, obdormivit placide d. 
5. Octobris, An. MDCXVIII. cum vixisset Annos LXIV. tt 



Distichon rcpooovojiaaTtxov Erhardi Cellii, Professoris Tubingensis: 

„CHare Deo Cultor Verbi Coelestis agrorum, 
VINCES, exspecta; prsemia digna feres. tt 

Ferner widmet ihm Erhard Cellius in den „Imagines Pro- 
fessorum Tubingensium u. A. folgende Verse:. 

»Factus et eximia sacer idem laude Professor, 

Fontibus eduxit scripta sacrata suis. 
Sed quoque privata Iuvenes exercet arena; 

Discutiens certo dogmata sacra die. 
Ad populum valeat quantum dicendo sacrasque 

Instituat quanta dexteritate Scholas; 
Et pastoricia, varii quae plena laboris, 

Fungatur quanta conditione fide; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 937 — 

Quam Sit honesta viri, quam vita sit integra; darum 

Publica vox vere testificando facit. 
Vice Tubingensis magnum decus iEdis; et idem 

Vive diu sacrse gloria magna Schol®.« 

Seine Gattin war seit 16. Februar 1585 Margaretha, Tochter 
des Professors der Rechte und J. U. Dr. Jacob Kappelbek. Von 
17 Kindern aus dieser Ehe überlebten 5 Söhne und 3 Töchter den 
Vater, als: 

A. Margaretha, vermählt seit 1615 mit dem Diaconus in Urach 
Daniel Eiferen, Sohn des Heinr. Efferen, Diaconus in Cannstatt. 

B. Anna Magdalena, vermählt seit 1620 mit dem Diaconus in 
Herrenberg, nachmaligen Prälaten in Hirsau und Adelberg 

f Elias Sprenger. 

C Johanna, vermählt seit 23. November 1629 mit dem Diaconus 
in Böblingen Johann Christoph Stephani. 

D. Johann David Sfgvrart, geb. Tübingen 15. April 1587, Pfarrer 
zu Liprichhausen und Pfahlheim; vermählt 1616 mjt Maria 
Magdalena, Tochter des Dr. jur. utr. und Hofgerichts-Assessors 
Schegkh. 

E. Gideon Sigvrart, geb. Tübingen 12. Nov. 1589, Diaconus in 
Freudenstadt 1612, Pfarrer in Derendingen 1617 — 1638. 

Gattin: seit 1. November 1613 Margaretha, geborene 
Vollmer von Tübingen. Söhne: 

1) Johann Jacob Sigvrart, Burgvogt in Nieffern; vermählt 
20. September 1652 mit Margaretha, Wittwe des Pfarrers 
in Mehrstetten Georg Balthasar Veit, welcher Ehe neben 
2 Töchtern entsprosste Johann Martin Sigvrart, Präceptor 
der lateinischen Schule in Göppingen, t 2. December 1723; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 938 - 

vermählt seit 17. August 1717 mit Eva Maria, Tochter 
des Gerichts- und CQmp.-Verwandten in Calw Ludmg Stober. 

2) Johann Georg Sigwart, geb. 2. Mai 1613 in Heilbronn, 
Hofrath zu Durlach, hatte eine Tochtor, Namens Salome, 
welche an den Med. Dr. und Physicus in Rändern Döterlin 
verheirathet war. 

3) Martin Sigwart, Pharmaceut in Calw. 

F, Johann Georg Sigwart, Jur. Dr. , Herzogl. ßath und Hof- 
gerichts- Assessor. 

Gattin: seit 1620 Maria Elisabeth, Tochter des Kammer- 
Secretärs in Stuttgart Jacob Ratgeb. Ein Sohn desselben, 
Georg Friedrich Sigwart, cand. jur. und Kirchenrathskanzlist, 
vermählte sich zu Worms 4. Trin. 1057 mit Anna Elisabeth, 
Tochter des Oberstlieutenants Johann Georg Müller. 

G. Johann Friedrich Magnns Sigwart, Med. Dr. , vermählt seit 
1623 mit Anna Margaretha, geb. Wild aus Markbreit in 
Franken. Von ihm sind keine Nachkommen bekannt. 

H. Martin Sigwart, geb. Tübingen 1. Sept. 1598, Diaconus in 
Böblingen 1621—1629, Decan in Lustnau 1629—1635, ver- 
mählt seit 16. November 1621 mit Magdalena, Tochter des 
Forstmeisters in Böblingen Christof Kuhn. Kinder: 

1) Sablna, vermählt seit 20. August 1650 mit dem Pfarrer 
in Dnsslingen Johann David Ruoff. 

2) Martin , geb. Tübingen circa 1629, Diaconus in Balingen 
1659, Pfarrer in Mundingen 1660, Diaconus in Kirchheim 
1663, Pfarrer in Gross- Bettungen 1671 — 1710, f 1710. 

Gattinnen: 1. seit 1659 Knnignnde, Tochter des 
Pfarrers in Schönaich Theodor Kanz; II. seit 8. Mai 



Digiti 



zedby G00gk 



— 939 - 

1677 Susanna Margaretha, Tochter des Klosterhof meisters 
in Beuthin Daubenhauer. Sohn II. Ehe: 

Johann Martin Sigwart, geb. Gross- Bettungen 9. März 1679, 
Pfarrer daselbst 1707—1746, t 1746. 

Gattin seit 31. Jan. 1708 Maria Rosina, Tochter des Pfarrers 
in Gniorn Joh. Friedr. Jung. Dieser Ehe entsprossten unter 10 
Kindern 2 Söhne, als: 

I. Georg Friedrich, geb. Gross- Bettungen 8. April 1711, widmete 
sich Anfangs im theol. Stift zu Tübingen dem Studium der 
Theologie, wurde 1731 Magister, hierauf Katechet am Waisen- 
hause zu Frankfurt a. M. 1734 , trat sodann zum Studium 
der Medicin über und zwar in Leipzig und Halle, doctorirte 
an letztgenanntem Platze 1742, liess sich hierauf in Stuttgart 
als practischer Arzt nieder, wurde Herzogl. Hofmedicus 1746, 
zum Professor der Medicin in Tübingen ernannt 1751, als 
welcher er noch in demselben Jahre nach Paris reiste. Nach 
seiner Bückkehr 1753 trat er die Professur wirklich an. Er 
schrieb Mehreres. 

Gattinnen: I. seit 30. Juli 1744 Christina Beata, 
Tochter des Vogts von Lustnau Gruirin Heinrich Pfeil, Wittwe 
des Stadt- und Amtsphysicus in Tuttlingen Wilhelm Ludwig 
Oetinger; II. Catharina Sibllle, Tochter des Pfarrert* in 
Mittelstadt Johann Conrad Harter, letztere kinderlos t* 
Kinder aus I. Ehe: 

1) Maria Augusta, seit 1. Februar 1769 Gattin des Decans 
in Tübingen Heinrich Wilhelm Clemm. 

2) Ernestine Friederike, seit 1771 Gattin des Pfarrers in 
Mittelstadt Gottlieb Heinrich Harter. 

3) Christina Dorothee, seit 1774 Gattin des Pfarrers in 
Neckarthailfingen Ludwig Hartmann. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 940 - 

4) August Johann David Slgwart, geb. Tübingen 13. September 
1747, Med. Dr. und Prosector in Tübingen. 

Gattin: seit 31. Januar 1774 Juliane Ernestine, Tochter 
des Benenn. Pflegers in Tübingen Christoph Gottlieb Müller, 
welcher Ehe 3 Söhne und 2 Töchter entsprossten. Erstere 
waren : 

a) Johann Christof Friedrich, geb. 21. Febrnar 1778, Pfarrer 
in Holzelfingen, t 13. Januar 1856. 

Gattin: seit 3. October 1841 Johanna Sophia, geb. 
Köber von Möckmühl. Kinder: 

1) Catharina, geb. Hohnbard 21. August 1822. 

2) Pauline, geb. 24. October 1825, 1 1845 in Holzelfingen. 

3) Friederike Sophie Gottliebln, geb. 28. März 1828, ver- 
mählt mit dem Pfarrer in Gruorn Gottlieb Adolf Necker. 

4) Carl, geb. Crailsheim 9. Febr. 1813, Revisor in Wimpfen, 
später in Stuttgart, vermählt mit Ernestine, geb. Lorenz, 
welcher Ehe 2 Söhne entsprossten, nämlich: Friedrich 
Georg Heinrich, geb. Stuttgart 25. September 1849 und 
Georg Heinrieh, geb. Wimpfen 26. October 1857. 

5) Ludwig Friederieh, geb. Crailsheim 4. October 1814, 
unverheirathet t 6. September 1870 in Stuttgart. 

6) Christian Friedrich David, geb. Aalen 17. Oct.1816, 
Stadtarzt in Pfullingen, unvermählt t 30. Juni 1874, 
Stifter der Dr. Sigwart' sehen Familienstiftung. 

7) Christoph Philipp Friedrich, geb. Aalen 4 Juni 1818, 
in Amerika. 

8) Christian, geb. Hohnhard 3. October 1819. t 

b) Georg Gottlieb, geb. 11. Juli 1782, 



Digiti 



zedby G00gk 



- 941 — 

c) Georg Carl Ludwig, geb. 28. October 1784, Dr. und Pro- 
fessor der Botanik nnd Chemie an der Universität Tübingen, 
t 1. April 1864 im 80. Jahre seines Alters. 
Gattin : Luise Friederike Bork. 

II. Johann Martin, geb. Gross- Bettungen 13. Juli 1713, Pfarrer 
in Erkenbrechtsweiler 1740, in Gross-Bettlingen 1746—78, 
t 3. Februar 1778. 

Gattin: seit 3. November 1740 Catbarina Barbara, 
m Tochter des Pfarrers in Gönningen Johann Wilhelm Händlen, 
welcher Ehe 4 Söhne und 2 Töchter entsprossten. Von diesen 
sind näher bekannt geworden: 

1) Louise Rosine, vermählt 1769 mit dem Pfarrer in Bempf- 
lingen Johann Christoph Schütz. 

2) Johann Friedrich, geb. 14. Mai 1743, Diaconus in Haiter- 
bach, vermählt 6. Mai 1777 mit Angusta Johanna, geb. 
Mack, kinderlos t- 

3) Georg Christof, geb. Gross-Bettlingen 21. Januar 1748, 
Pfarrer in Dagersheim, Decan in Leonberg. 

Gattin: seit 27. September 1772 Christine Charlotte, 

Tochter des Decans in Blaubeuren Joh. Conr. Engelhardt. 

Dieser Ehe entsprossten 1 Sohn und 2 Töchter. Ersterer war: 

Friedrich Ludwig Sigwart, geb. Dagersheim 19. Mai 

1786, Pfarrer in Affaltrach, in Möglingen, t 1838. 

Gattin: Ernestine Charlotte Friedrike, Tochter des 
Forstrechnungsraths in Stuttgart Friedr. Conr. Siebold. 

4) Israel Gottlieb Sigwart, kinderlos f. 

5) Justin David Sigwart, geb. Gross - Bettungen 10. März 
1752, Amtmann in Remmingsheim. 

Gattin: seit 21. September 1779 Justina Dorothea 
Friedrike, Tochter des Amtmanns daselbst Philipp Jacob 



Digiti 



zedby G00gk 



— 942 — 

Schwab. Aus dieser Ehe gingen neben 4 in der Jagend 
verstorbenen Kindern hervor: 

a) Marie Friederike Sophie, geb. 21. Juli 1791, vermählte 
Blifers in Tübingen, t 23. Januar 1878. 

b) Heinrich Christof Wilhelm von Sigwart, geb. 31. Aug. 
1789, seit 1816 Professor Philos. in Tübingen, 1834 
Ephorus des evangel. theol. Seminars, 1841 Prälat in 
Hall, zugleich Oberstudienrath, t Stattgart 16. Nov. 
1844. Er ist Verfasser einer Reihe philosophischer 
Schriften, unter denen die Logik (1. Aufl. 1818, 2. Aufl. 
1824, 3. Aufl. 1835) das Problem von der Freiheit und 
Unfreiheit des menschlichen Wollens 1839, der Spino- 
zismus, historisch und philosophisch erläutert 1839, die 
Geschichte der Philosophie in 3 Bänden 1844 zu nennen 
sind. 

Gattinnen: I. seit 19. Mai 1816 Charlotte Friedrike, 
geb. Schule, t 26. August 1827; II. seit 29. November 
1828 Luise, Tochter des Kameralverwalters in Leonberg 
Jacob Christian Knapp, t 14. Juli 1865. Kinder: 

I. Charlotte, Wilhelmine Louise, geb. 20. April 1823. 

II. Pauline Lonise Friederike, geb. 20. September 1835, f 14. 
Juli 1874. 

IU. Ernst Christoph Martin, geb. 3. Mai 1817; vermählt 1847 
mit Pauline Crämer, t 1853. 

IV. Herrmann Gottlob Friedrich, geb. 8. October 1819, f zu 
Höfen bei Calmbach 1849. 

V. Christoph Eberhard Philipp Sigwart, geb. Tübingen 28. März 
1830, Professor am Seminar Blaubeuren 1860, Professor der 
Philosophie in Tübingen 1863. 

Gattin: seit 12. April 1860 Charlotte, Tochter des 



Digiti 



zedby G00gk 



- 943 — 

Decans und nachmaligen Prälaten in Tübingen Dr. Ludwig 
Ton GeorgiL. Kinder : 

1) Looise Charlotte Therese, geb. 13. Juni 1865. 

2) Hertha Eberhardine Panllne, geb. 15. März 1869. 

3) Anna Sophie Elisabeth, geb. 16. September 1870. 

4) Marie Emilie Helene, geb. 7. September 1872. 

5) Carl tteorg Christoph, geb. 26. März 1867. 

6) Carl Lodwig Hermann, geb. 29. Mai 1874. 

7) Heinrich Eberhard Walter, geb. 22. Mai 1876. 

Seit bald 4 Jahrhunderten blüht nun die Sigwart' sehe Familie 
in Württemberg in ununterbrochener Eeihenfolge dem Württember- 
gischen Staate Dienste leistend. 



Du Fürstlich Württembergliche Dienerbuch enthält folgenden höheren Beamten 
dem Namens Sigwart: Joh. Georg, Gel. O.Rath 61. 



Digiti 



zedby G00gk 



Stählin, Stalin. 



Christoph Stählin, S. S. Theo]. Dr., geb. im Jahr 1554 zu 
Stuttgart, legte unter der Anführung Joh. Wackers die ersten Fun- 
damente der Gelehrsamkeit, kam hierauf in die Kloster-Schulen, und 
promovirte von da aus in das fürstliche Stipendium, worin er sowohl 
in der Philosophie als Theologie solche Fortschritte machte, dass er 
erstlich als Diaconus 1579 — 1584 zu Tübingen gestanden. Im Jahr 
1589 hat er dem berühmten Jacob Andreae in seinen Ultimis 
assistirt, nachdem er vorher noch anno 1587 unter dem Präsidium 
Jacob Heerbrand 1 s doctorirt hatte; 1591 wurde er zu einem Special- 
Superintendenten der beiden Städte Herrenberg und Dornstetten und 
deren Diöcese verordnet. Er starb 1613. 

Stählin hat seinem Amt mit grosser Geschicklichkeit vor- 
gestanden und war ein Mann von ausgezeichnetem Charakter. 

Aus seiner ersten Ehe hatte er 4 Kinder: 

L Tobias, geb. 13. Februar 1592. 

II. Joh. Theodor, geb. 13. März 1594. 

III. Conrad, geb. 21. März 1596, Keller zu Walheim, bei welchem 
u. A. auch der Obervogt Graf Conrad von Tübingen zu Ge- 
vatter stand. 

Gattin: seit 1620 Marie, Tochter des Vogts Johann 
Michael Hirschmann, welcher Ehe 2 Söhne entsprossten y die 
das Geschlecht im Mannsstamme fortsetzten. Eine Enkelin 



Digiti 



zedby G00gk 



- 945 — 

Conrad 's, die 1728 t Maria Elisabetha, Wittwe des Con- 
sistorialraths und Prälaten zu Lorch Christoph Zeller, welche 
kinderlos starb, ist die Stifterin des bekannten Zeller- Stählin- 
schen Stipendiums. 

IV. Matthäus, geb. 19. Juli 1603. 

V. Christoph, Diaconus zu Reutlingen. 

Gattin: seit 1610 Anna, geb. Grflninger von Eeutlingen. 

VI. Johann Ludwig, Amtmann zu Menzenheim. 

Gattin: seit 1610 Christine, Tochter des Professors in 
Tübingen Heinrich Welling. 

Ebenfalls diesen Kamen führte: 

Jacob Friedrich Stalin, geb. 27. Januar 1768 zu Schiltach 
(einem damals Herzoglich Württembergisfchen , jetzt Grossherzoglich 
Badischen Städtchen) — woselbst seine Vorfahren seit der ersten Hälfte 
des XVII. Jahrhunderts magistratische Würden bekleideten, — als Sohn 
des dortigen Hauptzollers Adolph Christoph Stalin und der Dorothea 
Katharina, geb. Münster. 

Derselbe kam in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts 
nach Calw und bald in die Vischer' sehe Holzhandlung , welches im 
Jahr 1755 gegründete Geschäft er vom Jahre 1809 an unter der 
Firma Stalin dt Compagnie fortführte. In den ersten Jahrzehnten 
des laufenden Jahrhunderts hatte er die ganze Scheiterflösserei auf 
Neckar, Nagold und Enz unter sich und liefen in seiner Hand alle 
Fäden des württembergischen Schwarzwaldholzhandels zusammen. Als 
Mann von vieler Thatkraft und umfassendem praktischem Verstand, 
war er in allen auf Gegenstände seines Faches sich beziehenden Fragen 
eine grosse , auch von Seite des Staats vielfach zu ßathe gezogene 
Autorität. Er starb allgemein hochgeschätzt 24. September 1835. 

Gattin: seit 27. Januar 1803 Sibille Elisabeth, Tochter 
Christoph Martin Dörtenbach's , eines Nachkommen der seit lange 
in Calw blühenden Familie dieses Namens, f 1842. Kinder: 

v. Georgii-Oeorgenau, Biographisch- Genealogische Blatter etc. 60 



Digiti 



zedby G00gk 



— 946 — 

I. Panline, vermählt seit 29. Juli 1823 mit dem Pharmaceuten 
in Calw Jacob Ludwig Federhaff, 

II. Adelheid^ vermählt seit 9. Juli 1839 mit dem Kaufmann in 
Calw. Ferdinand Friedrich Kaiser, Sohn des Dr. med. Johann 
Wilh. Fried. Kaiser, Oberamtsarztes in Calw, t 1870. 

III. Christoph Friedrich von Stalin, Dr. phil. et jur., geb. zu 
Calw den 4. August 1805, zog dem kaufmännischen Berufe, 
auf welchen er zunächst hingewiesen gewesen wäre, den 
wissenschaftlichen vor und widmete sich, zuerst in der tüch- 
tigen Schule seiner Vaterstadt und dann im Stuttgarter Gym- 
nasium gebildet , auf den Universitäten Tübingen und Heidel- 
berg der Philosophie und Theologie, auch Philologie. Im Jahr 
1825 wurde er an der Königlich öffentlichen Bibliothek 
zu Stuttgart angestellt, welche zur Zeit unter der obersten 
Leitung des berühmten Naturforschers, Staatsraths t». Kielmeyer, 
stand und an welcher die Dichter Matlhisson und Hang, und 
der gelehrte Lebret wirkten. Da er in den ersten Jahren 
ohne Gehalt diente, wurden ihm längere Aufenthalte an fremden 
Orten und weitere Studien an auswärtigen Universitäten, wie 
zu Genf, München, Paris, London, Oxford, Göttingen, Berlin, 
Korn, Neapel u. s. w., desgleichen die Ausbildung für seinen 
Beruf durch Beschäftigung in verwandten Anstalten des Aus- 
lands ermöglicht. Im Jahr 1828 wurde er wirklicher Bib- 
liothekar und erhielt im Jahr 1846 die Vorstandsstelle der 
Stuttgarter Bibliothek, einer der bedeutendsten Deutschlands, 
an der er bis zu seinem Tode, somit im Ganzen 48 Jahre, 
mit vorzüglicher Befähigung, musterhafter Pflichttreue und 
grosser Aufopferung wirkte. Ausserdem hatte er die Aufsicht 
über das Münz-, Medaillen- und Kunstkabinet, war könig- 
licher Wappencensor und ordentliches Mitglied des statistisch- 
topographischen Bureaus, dessen Leitung er einige Zeit pro- 
visorisch versah. — Ein bleibendes Denkmal schuf sich Stalin 



Digiti 



zedby G00gk 



- 947 — 

durch seine »Wirtembergische Geschichte«, welche in 4 Bänden 
von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 16. Jahrhunderts 
herabreicht, übrigens nicht bloss die Geschichte des württem- 
bergischen Regentenhauses und Territoriums umfasst, sondern 
das Provinzielle immer im Zusammenbang mit der Geschichte 
Deutschlands überhaupt behandelt. Wie allgemein anerkannt, 
nimmt dieses Werk nicht nur den ersten Bang unter den 
Arbeiten ein, welche die speciell württembergisch-schwäbische 
Geschichte behandeln, sondern steht auch unter allen Geschichten 
einzelner deutscher Länder in Gründlichkeit und Sorgfalt der 
Quellenforschung, in Hinsicht der Methode, der grossen Sachkennt- 
niss und ehrenhaftesten Unbefangenheit als ein unübertroffenes 
Muster da. Stalin hat hier ohne jede fremde Unterstützung 
eine Arbeit geliefert, wie solche in anderen Ländern nur durch 
grössere, von Seiten des Staats aufgewandte Mittel angestrebt 
werden, und liess sich auch durch die ihm von zwei fremden 
Königen gewordenen Aufträge, ihre Landesgeschichte zuschreiben, 
nicht abhalten, der Heimath ausschliesslich seine Kräfte zu 
widmen. Für die Geschichte dieser letzteren war er weiter 
noch unter Anderem thätig durch die Abfassung des geschicht- 
lichen Theiles zu einer grossen Anzahl der durch das statistisch- 
topographische Bureau herausgegebenen Oberamtsbeschreibungen, 
eine beträchtliche Anzahl zum Theil umfangreicher Abhand- 
lungen in den Württembergischen Jahrbüchern, die Fortführung 
und Herausgabe der von Binder begonnenen württembergischen 
Münz- und Medaillenkunde. — Diese wissenschaftlichen Ar- 
beiten verschafften Stalin nicht nur von Seite verschiedener 
Regenten, sondern auch von sämmtlichen deutschen gelehrten Aka- 
demieen, deren Mitglied er war, und sonstigen geschieh tsforschenden 
Gesellschaften u. s. w. allgemeine Anerkennung. Insbesondere 
wurde er unter den ersten zu der von König Maximilian' II. 
gegründeten, für die Entwicklung der geschichtlichen Studien 
in Deutschland so erfolgreich wirkenden historischen Oommission 



Digiti 



zedby G00gk 



— 948 — 

bei der Akademie der Wissenschaften zu München berufen, für 
welche er in Verbindung mit den Professoren Waite, Häusser 
und Wegele die Redaktion der »Forschungen zur deutschen 
Geschichte« besorgte, und wurde ferner im Jahre 1864 eines 
der 4 Mitglieder der im Jahre 1819 von dem Freilierrn von 
Stein gegründeten Centraldirektion für ältere deutsche Geschichte. 

von Stalin ward 1845 von der juridischen Facultät der 
Universität Tübingen zum Doctor honoris causa ernannt. Er 
besass den Bayerischen Maximiliansorden für Kunst und Wissen- 
schaft, ferner das Commenthurkreuz 11. Klasse des württemb. 
Friedrichs-Ordens , das Ritterkreuz des württemb. Kronordens, 
den preussischen Rothen Adlerorden 111. KL, den russischen 
Stanislausorden, den Hannoverschen Guelfenorden und den 
Zähringischen Löwenorden. 

Er wurde zu früh am 12. August 1873 dem Vaterlande 
und der Wissenschaft entrissen. 

Oberhofprediger Dr. von Grüneisen sprach am Grabe 
Si äliri s xx. A. folgende Worte: 

»Was unser Freund auf dem Boden der Wissenschaft 
erforscht und geleistet, wie er auf einem hohen amtlichen 
Posten rastlos, musterhaft und einflussreich gearbeitet und dass 
er weit über die Grenzen der Heimath und des deutschen 
Vaterlands hinaus gilt und gelten wird als der vornehmste, 
weil gediegenste, unter den Geschichtsschreibern des Landes, 
und dem es mit Gottes Hilfe gelungen ist, noch vor dem 
Ende seiner Tage den wichtigen vierten Band seines unsterb- 
lichen Werkes im Drucke vollendet zu sehen, darüber wird 
hier und andrer Orten von berufeneren Stimmen zu reden und 
die wohlverdiente Anerkennung zu bestätigen sein, die ihm ja 
schon längst aus dem Munde der angesehensten Fachgenossen 
und aus der gnadenspendenden Hand der Fürsten von Nah 
und Fern ertheilt worden sind.« 



Digiti 



zedby G00gk 



- 949 — 

Seine Gattin war seit 17. Dec. 1835 Charlotte, Tochter 
des Finanzraths in Stuttgart Friedr. Elias Ludwig Glocker, 
t 1875. Kinder: 

1) Charlotte Emilie, geb. 1838, vermählt seit 17. Mai 1866 
mit dem Dr. phil., Professor und Bibliothekar in Stattgart 
Georg August Wintterlin* geb. 13. Juni 1832, Kitter des 
Friedrichsordens, Sohn des Hofdomänenraths Friedrich von 
Wintterlin. 

2) Paul Friedrich Stalin, geb. 23. October 1840, Dr. jur., 
Archivrath, ordentliches Mitglied des statistisch - topogra- 
phischen Bureaus, Wappencensor , Kitter des Friedrichs- 
Ordens und des Königlich Bayerischen Kronordens, vermählt 
seit 9. April 1874 mit Mathilde Louise, Tochter des Kult- 
ministers Dr. Theodor von G essler. 

Die jüngeren Söhne Jacob Friedrich Stalins widmeten sich 
meistens dem kaufmännischen Berufe, als: 

IV. Wilhelm Adolf Stalin, geb. zu Calw den 16. April 1807, 
t allda den 19. Januar 1860, einer der besten und geachtetsten 
Bürger seiner Vaterstadt und zugleich einer der thätigsten 
Gewerbsmänner. Er rief noch in Verbindung mit seinem 
Vater eine bedeutende Baumwollspinnerei bei Calw ins Leben, 
trat mit seinem Oheime Georg Dörtenbach und Peter Paul 
Cavallo zur Errichtung einer grossen Maschinenpapierfabrik 
unter der Firma Cavallo & Compagnie in Wildbad zusammen 
und dehnte den väterlichen Holzhandel durch seine Verbindung 
mit Jos. Mohr in Mannheim über einen beträchtlichen Theil 
Deutschlands und nach Holland aus. 

Stalin widmete sich neben seinen vielfachen Arbeiten 
noch besonders dem Wohl seiner Vaterstadt und seinen Mit- 
bürgern, welch letztere auch diesen seinen Eifer durch Berufung 

* Ein Bruder desselben ist: Hermatm von Wintterlin, Obersteuerrath in Stattgart, 
yermahlt mit Charlotte, Tochter des Kaufmanns NeejT in Stuttgart. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 950 - 

in den Bürgerausschuss und Gemeinderath anerkannten. Die 
Erbauung des Krankenhauses in Calw ist namentlich seiner 
Anregung zu verdanken. 

Gattinnen: I. seit 27. Juli 1830 Juliana Franziska, 
Tochter des Kaufmanns in Calw Christian Heinrich Schill, 
t 1838; IL seit 27. Februar 1840 Johanna Sophia, Tochter 
des Dr. med. Joh. Friedr. Wilhelm Kaiser, Oberamtsarzts 
zu Calw. Kinder: 

1) Fanny, vermählt seit 14. Juli 1853 mit dem Oberamts- 
richter in Neuenbürg Karl Wilhelm Römer. 

2) Sophie, vermählt seit 16. Juni 1860 mit dem Kaufmann 
in Calw Friedrich Karl Heinrich Stalin, Sohn des Karl 
Heinrich Stalin, Kaufmanns daselbst. 

3) Louise, vermählt seit 23. September 1869 mit dem Bergrath 
in Stuttgart Reinhold Knapp, Sohn des Finanzministers 
von Knapp. 

4) Engen, geb. 24. Mai 1843, Fabrikant. 

5) Paul, Kaufmann, geb. 26. Mai 1851, vermählt seit 22. Sept. 
1877 mit Antonie, Tochter des verstorbenen Oberzoll- 
inspectors Schmidlin in Mannheim. 

Karl Heinrich Stalin, geb. 18. Juli 1809, t 7. Aug. 1857, 
Rechtsconsulent, dann Kaufmann in Calw, vermählt 4. Februar 
1834 mit Marie, Tochter des Kaufmanns und Commercien- 
raths in Stuttgart Georg Heinrich Keller. Kinder: 

1) Friedrich Karl Heinrich Stalin, geb. 22. November 1834, 
Fabrikant in Calw, vermählt 16. Juni 1860 mit Sophie, 
Tochter des Kaufmanns in Calw Wilhelm Adolf Stilin« 



Digiti 



izedby G00gk 



— 951 — 

2) Julius Karl Emil Stalin, geb. 17. April 1837, Fabrikant, 
Beichstags- und Landtags-Abgeordneter. 

Gattinnen: 1. seit 6. September 1860 Marie, Tochter 
des Kaufmanns und Commercienraths in Cannstatt Karl 
Keller, t 1863; II. seit 23. März 1865 Anna, Schwester 
der Vorigen. 

VI. Gustav Julius Stalin, geb. 4. November 1810, t 27. Augast 
1845, Pharmaceut in Böblingen, vermählt 23. Januar 1834 
mit Pauline Marie Henriette, Tochter des Bergraths Georgii 
in Stuttgart. Kinder: 

1) Panline Wilhelmine Henriette Elisabeth, vermählt seit 
24. October 1863 mit dem Königl. Württemb. Oberst und 
Landwehrbezirks-Comroandeur Karl Julius von Seybold. 

2) Gustav Adolf Eberhard Stalin, geb. 9. Januar 1845, 
vermählt 2. September 1871 mit Marie, Tochter des t Kauf- 
manns, Reichstags- und Landtags -Abgeordneten Grustav 
Müller in Stuttgart. 

VII. Georg Ferdinand Stalin, geb 14. November 1812, t 20. März 
1854, Kaufmann in Calw, vermählt 27. August 1844 mit 
Bertha Emilie Karoiine, Tochter des Dr. med. Karl Friedr. 
Gaertner in Calw, welche in II. Ehe mit dem Mitgliede des 
Vorstehercollegiums der Württembergischen Sparkasse Dr. phil. 
Bernhard Wickel in Stuttgart vermählt ist. Kinder I. Ehe: 

1) Emma Karoline, seit 19. Juni 1866 Gattin des Regierungs- 
raths Freiherrn Oscar von Wächter, Sohns des t Königl. 
Kammerherrn, Obertribunalraths in Stuttgart Freiherrn 
Adolf von Wächter. 

2) Clotilde Therese Elisabeth, seit 14. Nov. 1872 Gattin 
des in französischen Diensten im 14. Dragonerregiment zur 



Digiti 



zedby G00gk 



— 952 — 

Zeit in Valenciennes stehenden Lieutenants George Henri 
Hückel, geb. zu Hatten im Elsass 6. Mai 1835, Ritters 
der Ehrenlegion. 

3) Georg Friedrich Stalin, geb. 29. Januar 1851, Lieutenant 
im II. Württemb. Dragonerregiment (Prinz Wilhelm von 
Württemberg) Nr. 26 zu Ulm. 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Staehlin (Stalin, Stehlitt): Christoph, Pfarrer 452; Verwalter 878. — Christoph 
GoUl., CLVerwaltter 269, Geiatl.Verwaltter 381. — Com-., Cl.Verwaltter 315; GaistLVer- 
waltter 400; — Keller 277; Vogt 327, 371. — Elia», CLHoftnaister 338; GaistLVerwaltter 
467. — Jac, Cl.Pfleger 318, 330 , Gaistl. Verwaltter 400. — Joh„ Cl.Hofmeister 348. - 
Joh. Christoph, OraysSecretar. 84. — Hofger.ßecretar. 80. — Joh. Frid., Keller «77. — 
Joh. Mslch., Cl.Pfleger 330; Gaistl. Verwalter 400. — Josiaa, CLVerwaltter 245. — Lud*., 
Gaistl. Verwaltter 602. — Matth., ClJ»fleger 816; Cl.Verwaltter 324; GeistL Verwaltter 409, 
443 ; Vogt 407, 442. — Tobias, OLPfleger 302. 



Digiti 



zedby G00gk 



Steinbeil. 



Johann Friederich Steinheil, geb. 1645. Sein Vater war 
Oeorgr Friederich Steinheil, Stadtschreiber in Herrenberg f 1646; 
die Mutter Anna Margaret ha, Tochter des Gräfl. Nassauischen 
Bürgermeisters und Amts Verwesers in Saarbrücken Johann Muster; 
der Grossvater Georg Engelhard Steinheil, Gräfl. Hanau-Lichten- 
bergischer Rath in Buchsweiler, t 5. September 1651; die Gross- 
mutter Barbara, Tochter des Hanau-Lichtenberg'schen Stadtschreibers 
in Buchsweiler Johann Fisehhnber; der Urgrossvater Hans Steinheii, 
geb. in Weinberg in Nieder -Elsass 1550, Falkenmeister Graf Johann 
Bernhards I. zu Hanau- Lichtenberg ; die Urgroßmutter Sibylia, 
Tochter des Chirurgen in Buchsweiler Wendelin Böhrieh; der Ur- 
urgrossvater Georg Steinheii 41 hat sich jenseits des Rheins in der 
Grafschaft Hanau-Lichtenberg niedergelassen und soll ein Steinmetz 
gewesen sein. 

Johann Friederich, seiner rothen Haare wegen der rothe 
Steinheil genannt, studirte anfänglich in Strassburg die Rechte, 
ergriff dann die militärische Laufbahn und wurde Wachtmeister- 
Lieutenant unter den Churpfälzischen Truppen in der Garnison Selz 
1669, dann Eaiserl. Hauptmann. In der Folge trat Steinheil zur 
katholischen Religion über und diente unter den päpstlichen Truppen 



* Der Vater de* Letztgenannten soll Jacob Steiuhöicel, Steuerherr in Esslingen, 
gewesen sein. Derselbe wurde ron seinem Vetter Dr. Heinrick 8teinheil in Ulm auferzogen, 
wie diese ans der Vorrede der von Jacob Kubier fortgesetzten SteinMöwel'achen Chronik 
zu ersehen. Von seinen Nachkommen ist in Esslingen nichts mehr zu finden, sondern 
sie haben sich anderwärts hingezogen. In Esslingen selbst aber kommen die Steinhßtcel 
schon 1383 vor und bekleideten daselbst hohe Äemter. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 954 — 

als Major der Schweizer Garde. Er starb zu Rom mit Hinterlassung 
von Nachkommen. 

Steinheil war seit 1669 mit der Wittwe des Obristwachtmeisters 
und Commandanten Hans Jakob Kleinschneider vermählt. 

Georg Albrecht Steinhell, Bruder des Eingangs erwähnten Georg 
Friedrich, geb. 11. Febr. 1621, Hanau-Lichtenberg'scher Regier ungs- 
rath, f 4. März 1696, nachdem er dem Hanau'schen Hause 55, somit 
nebst seinem Vater in ununterbrochener Folge 109 Jahre erepriessliche 
Dienste geleistet hatte. 

Gattinnen: I. Margaretha, geb. Scheiden von Strassburg; 
II. Anna Maria, Tochter des Generalsuperintendenten der obern und 
untern Grafschaft Hanau, auch Stadtpfarrers zu Buchsweiler M. Georg 
Wegelin von Augsburg. 

Ein Schwager des Letztgenannten war Balthasar Scheiden, 
S. S. Theol. Dr. und ordentlicher Professor zu Strassburg. 

Söhne I. Ehe: 

A) Georg Engelhard, geb. 8. Mai 1655, Hanau-Lichtenbergischer 
Amtmann zu Lemberg 1680, quittirte diese Stelle, da er anno 
1686 der evangelischen Religion wegen von den Franzosen 
vertrieben wurde, zog nach Schwab. Hall, trat hierauf in 
Graft. Hohenlohische Dienste als Kammerrath und Amtmann 
zu Künzelsau, kam 1690 als Graft. Limpurgischer Rath und 
Kammer-Director nach Sontheim, wo er so lange verblieb, bis 
er das Amt eines Fürst 1. Badischen Kammerraths in Durlach • 
erhielt. Auf Veranlassung seines Landesherrn, des Grafen 
von Hanau, quittirte er diese Stelle und ging als Graft. Lei- 
ningen'scher Kanzleidirector nach Heidesheim, wo die Schwester 
des Grafen von Hanau als verwittwete Gräfin von Leitungen 
damals die Vormundschaft führte. Zuletzt nahm er die ihm 
vom Markgrafen Friderich Magnus zu Baden-Durlach ange- 
tragene Stelle eines Furstl. Raths und Kammer-Procuratore an 
und starb bald darauf zu Durlach 8. September 1709. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 955 — 

Gattinnen: I. seit 9. August 1679 Esther, Tochter des 
Med. Dr., Herzogl. Württemberg.-Mömpelgardtischen Raths 
und Leib-Medicus Dominicas Chabrey; II. seit 3. December 
1690 Philippina Christina Maria, Tochter des Graft . £im- 
pnrgischen Geheimenraths und Hofmeisters Heinrich Hipp. 

Söhne : 

I. Volrath Eberhard Gettfrid, geb. 16. December 1694, trat 
1714 in das Fflratl. Durlach'sche Cadettencorps, wo er indess 
nicht lange verblieb, wurde Secretär des Grafen von Castel- 
Beinlingen, Chursächsischen Generallieutenants und hielt sich 
später zu Bauschenberg bei seinem Onkel, dem Churfflrstl. 
Sächsischen Residenten, auf und besorgte dessen Privat- 
angelegenheiten. Er starb ledig 15. September 1739 zu 
Geildorf. 

II. Johann Heinrich, geb. 20. December 1695, Fürstl. Baden- 
Durlach'scher I. Cammer-Registrator zu Carlsruhe, 1 15. März 
1667. Gattin: Enphrosina Catharina, geb. Harrer, welcher 
Ehe 4 Töchter entsprossten. 

IH. Johann Friderich von Steinheil, geb. 23. Febr. 1698, Fürstl. 
Brandenburg-Culmbach'scher Geheimer- und Regierungsrath 
mit Stimme und Sitz im Geh. Raths-Collegium, wurde von 
Kaiser Franz am 22. October 1764 mit seiner männlichen 
und weiblichen Descendenz in den Reichsadelsstand erhoben 
und darauf 6. Mai 1765 zum Geh. Minister zu Bayreuth 
ernannt, trat 1770 in Rom. kaiserl. Dienste und hielt sich 
zu Oedenburg in Ungarn auf, wo er 31. Juli 1774 starb. 

Gattin: Seine Nichte, Dorothea Friderica, Tochter des 
Königl. Polnischen und Churfflrstl. Sächsischen Raths und 
Residenten in Frankfurt a. M. Johann Wühehn Steinheil. 

Söhne: 



Digiti 



zedby G00gk 



- 956 — 

1) Johann Friderich Ton Steinbeil, studirte die Rechte, 
trat in Militärdienste, kehrte 1748 nach geschlossenem 
Aachener Frieden mit dem Eaiserl. Russischen Auxiliar- 
Corp8 zurück, wurde in der Folge Brandenburg-Culm- 
hach 'scher Ingenieur-Capitain 1758, Kriegscommissar, 
dann Ingenieur-Capitain in Rom. Kaiserl. Kriegsdiensten 
1778, f 1782. 

Gattin : I. seit 8. Juni 1750 Maria Josepha, Tochter 
Peter Freiherrn Ton Bucknwka auf Ziadlowitz, Mare- 
klexen, Wessely etc. und der Maria Josepha, geh. 
Gräfin yon Ugarte*; II. Anna Sabina, Tochter des Vogts 
von Carlsbad Bürgermeister, welchen Ehen 1 Sohn und 
3 Töchter entsprossten. 

2) Christoph Georg, geb. 80. März 1734, Capitain bei 
dem K.K. General Kochischen Infanterie-Regiment 1770. 
Er war in II. Ehe vermählt seit 15. März 1775 mit 
Catharina, Tochter des Med. Dr. Andreae yon Conrad! 
in Oedenburg in Ungarn. 

IV) Philipp Jacob, geb. 9. Mai 1704, war in Canzlei-Diensten 
des Herzogl. Württemb. Premier-Ministers Grafen v. Graeve- 
nitz und starb unverheirathet 23. April 1728 zu Ludwigsburg. 

V) Johann Carl Ludwig Yon Steinheil, geb. 20. Januar 1786, 
erlernte anfangs die Stadtschreiberei in Durlach, trat jedoch 
1734 bei dem damals ausgebrochenen Krieg mit Frankreich 
in die Armee, machte als Fourier unter dem Althanischen 



* Alte« ursprünglich spanisches Adelsgeschlecht, von welchem ein Zweig sich 
später nach Oesterreich wendete, in Mähren und Böhmen ansässig wurde, im XVII. 
Jahrhundert den Freiherrn- und dann den Grafenstand erlangte. Dasselbe ist seit der 
Mitte de« XIX. Jahrhunderts in Oesterreich erloschen, blüht dagegen noch in 8p*Dte D < 
woselbst bis in die neueste Zeit verschiedene hervorragende Offleiere dieses Namens 
gelebt haben. Ein Sprosse dieses spanischen Hauptstammes, Eliano d» ügartt, ist gegen- 
wärtig in Strassburg als Lehrer der spanischen Sprache an der dortigen Universität an* 
gestellt; derselbe ist verheirathet und hat mehrere Kinder. 



Digitized by ^OOOlCL_- 



— 957 — 

Dragoner-Regiment die Oampagnen 1 734 und 35 in Italien 
mit. Bei dem darauf ausgebrochenen Türkenkriege musste 
er mit seinem Regiment nach Ungarn marschiren. Einige 
Zeit nachher erhielt er durch Vermittlung seines Vetters 
Friderich Albrecht, damaligen Herzogi. Württemb. Geh. 
Secretairs, die Regimentsquartiermeisterstelle nebst Lieutenants- 
Charakter und Rang unter dem kaiserl. Regiment > Württemb. 
Neustatt-Dragoner«, 1744 den 2. April verlieh ihm der 
regierende Herzog Karl von Württemberg, als nunmehriger 
Inhaber gedachten Kaiserl. Dragoner-Regiments, seiner guten 
und getreuen Dienste wegen Capitains- Charakter und Rang, 
sodann 1747 unter Abnahme der mühsamen Regimentsquartier- 
meisterstelle die Verwaltung der Herzogi. Leib-Compagnie 
mit völligem Hauptmanns-Gehalt. 1750 nach Abgang des 
Obrist- Wachtmeisters Baron v. Münchhausen wurde ihm die 
hiedurch erledigte Compagnie zu Theil. Im Hinblicke auf 
seine 32jährigen treu und nützlich geleisteten Dienste wurde 
er von Maria Theresia laut Diploms d. d. 28. Sept. 1765 
mit seiner männlichen und weiblichen Descendenz in den 
Reichsadelsstand erhoben. Zuletzt quittirte er den Dienst, 
zog nach Oedenburg und starb nicht weit von letztgenannter 
Stadt zu Rust 16. März 1784. 

Gattin: seit 6. Mai 1740 Eva Elisabeth, geb. Mylius, 
welcher Ehe 1 Sohn Namens Carl Anton Christoph, geb. 
zu Nepomuk in Böhmen 4. Juli 1753, Oberlieutenant im 
Württemb. Dragoner-Regiment, und 5 Töchter entsprossten. 

B) Georg Albrecht, geb. zu Buchsweiler 25. März 1659, Dr. jur. 
Fürstlich Pfalz-Birkenfeldischer Rath, wie auch der Nieder- 
Elsässischen Ritterschaft Syndicus und Consulent. Als anno 
1726 ein königlich französischer Befehl herauskam, kraft dessen 
das ritterschaftliche Syndicat in Nieder-Elsass mit einem 
katholischen Subject zu besetzen sei, wurde express darin ver- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 958 - 

ordnet, dass solches dem Consulenten SteinJieil nichts präjudiciren, 
sondern er seines Amtes ad dies vitae sich zu prävaliren haben 
sollte, welches auch also erfolgte, bis er 3. Mai 1728 im 69. 
Jahr seines Alters mit dem Rufe einer grossen Gelehrsam- und 
Geschicklichkeit, wovon insbesondere dessen Manuscripta zu 
Strassburg zeugen, verstorben, nachdem er noch lange vorher 
mit Consens der Ritterschaft ein schönes Rittergut zu Gaidert- 
heim in der Grafschaft Lichtenberg acquirirt hatte, welches 
aber nach seinem Tode von der Familie an die von Flachs- 
landen verkauft wurde. 

Gattin : Dorothea Ursula, Tochter des J. ü. Dr. und Gräflich 
Hanauischen Regierungs- und Consistorialraths Friderich Otton, 
welcher Ehe 2 früh t Söhne und 5 Töchter entsprossten. 

C) Johann Wilhelm, geb. Buchsweiler 25. Sept. 1665, studirte 
Philosophie, bereiste sodann Deutschland, Holland und Brabant, 
wurde Rath des Grafen von Castell-Rüdenhausen, welch letzterer 
ihm das der Voigtländischen Ritterschaft incorporirte freiadelige 
Gut Rauschenberg an der Aisch käuflich überliess. 1707 trat er 
als Rath in die Dienste des Königs Friederich I. von Preussen 
und anno 1709, als er sich in Geschäften zu Dresden befand, 
wurde er vom Könige von Polen und Churförsten zu Sachsen 
Friderich August zum Rath und Residenten zu Frankfurt a. M. 
ernannt. Später ward er auch als Königl. und Churförstlicher 
Minister bei dem Fränkischen und Oberrheinischen Kreis accre- 
ditirt und verrichtete in dieser Eigenschaft verschiedene Ge- 
sandtschaften an Chur- und Fürstliche Höfe, wobei, er alle ihm 
aufgetragenen Geschäfte mit vieler Geschicklichkeit ausführte und 
besonders in der wichtigen Angelegenheit zwischen Chur-Sachsen 
und Hessen-Cassel von wegen der Grafschaft Hanau sich grosse 
Verdienste erwarb. Von seiner grossen Gelehrsamkeit wie 
Belesenbeit im Griechischen, welches sein Favorit-Studium war, 
sowie auch von seinen Genealogicis geben seine noch (anno 1820) 



Digiti 



zedby G00gk 



— 959 — 

vorhandenen vielen und schönen Manuscripte, sowie eine ihm von 
Professor Majen Jan. zu Giessen gewidmete Schrift, Zeugniss. 
So ist u. A. auch in den vom Herrn von Loen gesammelten 
kleinen Schriften I. Theil, pag. 265 etc. Verschiedenes von ihm 
zu finden, ebenso in der Frankfurter gelehrten Zeitung de 
anno 1746. Er starb zu Frankfurt a.M. 20. October 1735 
im 70. Jahre seines Alters ; nach seinem Tode wurde das Gut 
Bauschenberg an den Hohenlohischen Kanzler von Bernegger 
verkauft. 

Gattinnen: I. seit 1694 Eva Margaretha, t 1708, Tochter 
des Königl. Polnischen und Chursächsischen Oberkriegskommis- 
särs Daniel Friedrich von Baschke ; II. Anna Sabina, Tochter 
des Brandenburg-Culmbach'schen Kirchenraths und Superinten- 
denten zu Neustadt an der Aisch, Wolfgang Friederich 
Baethelg, aus welch beiden Ehen 8 Söhne und 10 Töchter 
hervorgingen. Von den Söhnen mögen nachstehende hier auf- 
geführt werden : 
i 

I) Philipp Friderich Steinhell, geb. zu Bödenhausen 15. Mai 
1 703, studirte Jurisprudenz , wurde Privat-Secretär des 
Königl. Polnischen und Chursächsischen Gesandten zu Berlin. 
Im Jahre 1734 stellte ihn der König von Sachsen August IL 
als Legationssecretär an; in dieser Eigenschaft ging er an 
den Königl. Grossbrittanischen Hof nach London. 1741, 
als man zu Frankfurt a. M. mit der Wahl Kaiser Carls VII. 
beschäftigt war, wurde er zur Königl. und Chursächsischen 
Wahl-Gesandtschaft dahin beordert, um bei derselben Legations- 
Secretariats-Dienste zu thun, worauf er nach vollzogener Wahl 
noch etliche Jahre bei dem Chursächsischen Gesandten Grafen 
von Schöriberg verblieb, endlich aber von seinem Könige zur 
ständigen Besorgung der Geschäfte nach Frankfurt a. M. 
gesandt wurde. Daneben erhielt er 1748 vom Herzog 
Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen die Stelle eines Hof- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 960 — 

raths und Residenten daselbst. 1756 wurde er Königl. 
Churfürstlicher Legationsrath. Er starb im September 1 783 
zu Darmstadt. 

Gattinnen : I. Anna Sablna, Tochter des Herzoglich Eisen- 
achischen und Braunschweig-Wolffenbütterschen wie auch 
fürstlich Nassau-Oettingischen und Fürstenbergischen Raths 
und Residenten in Frankfurt a. M. Joh. Gottfried Victor ; 
IL Susanns Elisabeths Schmid. Aus der ersten dieser 
beiden Ehen entsprossten neben einer Tochter 2 Söhne, 
nämlich : 

1) Joh. Gottfried Sigmund Albrecht, geb. zu Frankfurt 
20. August 1744, Lieutenant in bayerischen Diensten 
unter dem Grenadier-Regiment zu Fuss, trat später in 
Russische Dienste über und wurde nachmals Gouverneur 
in Kamtschatka. 

2) Friedrich Ludwig, t 19. Juni 1758 auf dem Gymnasium 
zu Idstein. 

II) Gottfried Wilhelm, geb. 1. Juli 1706, Lieutenant in dem 
Sächsischen Kreisregiment des Obrist von Brüchling, unver- 
heirathet t IL September 1764. 

HI) Johann Wilhelm, geb. auf dem Gut Rauschenberg in 
Franken, 23. Februar 1714, studirte die Rechte, assistirte 
hierauf eine Zeitlang seinem Vater in dessen Geschäften, 
warde Rath des regierenden Grafen Albrecht Weggang von 
der Lippe-Schaumburg-Bückeburg, damals in Frankfurt a. M. 
Nach dem 1735 erfolgten Tode seines Vaters verliess er 
diese Stelle und folgte, mit den besten Empfehlungsschreiben 
versehen, dem damals am Rheine stehenden Kaiserl. Rus- 
sischen Generalfeldzeugmeister von Lascy als Volontair nach 
Rnssland, rückte bald darauf zum Fähndrich vor und machte 
als solcher die Belagerung von Assoff mit. Nach Er- 



Digitized by 



Google 



- 961 — 

oberung dieser Festung wurde er zum Stabssecretär der 
ausländischen Expedition ernannt, wodurch er Capitain- 
Lieutenants-Rang erhielt; in dieser Eigenschaft war er bei 
dem Feld%ug in der Krimmischen Tartarei anno 1737 mit 
gegenwärtig. Anno 1738 und 39 machte er, da er in- 
zwischen die Feder wieder niedergelegt, als nunmehr würt- 
tembergischer Hauptmann unter dem Nissoffischen Infanterie- 
Regiment die Tartarischen Campagnen mit und befand sich 
die genannten 2 Jahre hindurch in Perecopp, erhielt auch 
inzwischen als ältester Hauptmann das Commando über die 
Grenadiers seines Regiments, worauf er anno 1740 nach 
hergestelltem Frieden mit den Türken und Tartaren Urlaub 
nahm, um die Seinigen in Deutschland zu besuchen. Ganz 
unvermuthet traf er zur grossen Freude seiner Mutter, welch 
letztere ihren Sohn, von dem sie verschiedene Jahre hindurch 
nichts mehr gehört hatte, für todt gehalten, gesund und glück- 
lich bei derselben ein- Im Jahre 1741 reiste er wieder nach 
Russland zurück, fiel aber nach der Schlacht bei Will- 
mannstrand wider die Schweden, bei welcher er als majori- 
sirender Hauptmann sehr mühsame Dienste zu thun hatte, 
in eine heftige Krankheit. Auf Anrathen der Aerzte geleitete 
ihn sein nachverzeichneter, ebenfalls in russischen Diensten 
befindlicher, jüngerer Bruder Friederich Jacob nach Bayreuth, 
wo er dann durch den Gebrauch des Eger 'sehen Sauerbrunnens 
wieder vollkommene Genesung erlangte. Im April 1743 
ernannte ihn der regierende Markgraf Friedrich von Bay- 
reuth zum Assessor des dortigen Landschaftsraths-Collegiums 
mit dem besonderen Auftrag, das Militär zu respiciren; im 
Fall der Vakanz war ihm die Reservation einer wirklichen 
Rathsstelle zugesagt. 1745 quittirte er diese Dienste wieder, 
kehrte nach Russland zurück und fand daselbst seine Compagnie 
noch unvergeben, die er denn auch sogleich wieder erhielt. 
Bald darauf, 21. November 1745, vermählte er sich höchst 

r. Georgü-Georgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 61 



Digiti 



zedby G00gk 



— 962 - 

vorteilhaft mit einer Tochter des vornehmen Handelsherrn 
in Narva Laurentius Cramer. Diese war von ihrer Tante, 
Frln. von Cramer, welche ehedessen bei der Kaiserin Catha- 
rina in grossen Gnaden, hoher Bedienung and Ansehen 
gestanden, in das grosse von ihr hinterlassene Vermögen, 
womnter in specie das ansehnliche Rittergut Pascher zwischen 
Reval nnd Narva begriffen, als Universalerbin eingesetzt 
worden und befand sich daher in glänzenden Verhältnissen. 
Im Jahr 1748 wurde er zum Kaiserlichen Obristwachtmeister 
befördert, quittirte aber bald darauf den Dienst, um seine 
ökonomischen Verhältnisse besser besorgen zu können. 

Der eben erwähnten Ehe entsprossten 7 Söhne und 4 Töchter. 

Der Zweig der SteinheiV sehen Familie, der sich in Russ- 
land niederliess, wurde später in den Grafenstand erhoben. 
Im Jahr 1812 standen mehrere Russische Generale Grafen 
von Steinheil den Napoleonsehen Armeen gegenüber, (wahr- 
scheinlich die nämlichen, die 1770—80 mit ihrem Vater 
einmal ihre Württembergischen Anverwandten besucht hatten; 
Letzterer hatte nämlich damals den Plan gehabt, sie in der 
berühmten Karls- Akademie in Stuttgart erziehen zu lassen). 
Einer dieser Brüder wurde später Gouverneur von Pinnland 
und starb (nach Angabe des Schwab. Merkurs) 19. Man 
1831. Ein anderer russischer General Graf von Steinheil 
war, weil er sich zurückgesetzt glaubte, in die Verschwörung 
gegen Kaiser Nikolaus im Jahr 1825/26 verwickelt und wurde 
obgleich er weniger gravirt erfunden — (er allein hatte im 
Rath der Verschworenen gegen die Ermordung der Kaiserl. 
Familie gestimmt) — zu lebenslänglicher Bergwerksarbeit 
verurtheilt.* 



* Die Verurtheilten wurden bekanntlich in du östliche Sibirien verbannt, 
eine Entfernung von 7029 Werst 1000 deutsche Meilen. Sie trafen nach 30 Tagen 
in Nertschenk ein nnd wurden von da noch 270 Werst weiter nach den Gruben be- 
fördert. Die erste Dame, welche ihrem Gatten folgte, war die junge Fürstin Trubetekai. 
Nur mit vielen Schwierigkeiten erhielt sie die Erlaubnis*, nachdem vorher eine Verord- 



Digitized by 



Google 



- 963 - 

Mit dem Russischen Grafen von Steinheil war Ge- 
schwisterkind der zu Stuttgart 1815 — 16 f Professor der 
englischen und italienischen Sprache am K. oberen Gym- 
nasium Friedrich Christian Philipp yon Steinheil, der 
früher auch als Lieutenant in auswärtigen Militärdiensten 
gestanden hatte. Noch im Winter 1826 besuchte den 
königl. Württembergischen Staatsschuldenzahlungs - Cassier 
Steinheil in Stuttgart ein junger russischer Graf von Stein- 
heil auf der Durchreise. 

IV) Friedrieh Jacob, geb. zu Frankfurt a. M. 16. October 1717, 
ging mit seinem Bruder Joh. Wilhelm nach Bussland, war 
anfänglich Cadet, und wohnte 1738 der blutigen Belagerung 
und Eroberung Oczakow's bei, wobei er dreimal durch 
Musquetenschüsse blessirt wurde. 1739 ward er zum 
Fähnrich im Nissoffischm Infanterie-Kegünent und zwar 
in seines Bruders Compagnie ernannt, 1743 begleitete er, 



nung erlassen worden war, dass Frauen, welche den Verbannten folgten, nicht wieder 
in die Heimath zurückkehren dürften. Sie reiste mitten im Winter 1000 deutsche Meilen 
weit, oft überfallen von den furchtbaren sibirischen Schneestürmen, und mehr als einmal 
verfolgt von Wolfsbanden, die nur darauf lauerten, dass die Bosse ermüden oder 
vielleicht fallen sollten. Endlich kam sie in die Nähe der Bergwerke und verlangte von 
dem Aufseher der unglücklichen, dass sie jeden Tag ein Paar Stunden ihren Gemahl 
sehen konnte. 8Ie hatte sich jedoch schwer verrechnet. Man erlaubte ihr nur unter der 
Bedingung zu bleiben, das» sie wie eine Gefangene sich der Kerkerdisciplin unterwerfe. 
Als diess geschehen, befahl der Beamte seinen Untergebenen, sie zu Nummer so und so 
viel, — (denn die „Unglücklichen" verlieren ihren Namen, und behalten nur noch eine 
Zahl) — zu führen. Als sie nun in die Grube hinabfuhr und in die Galerie trat, staunten 
die Unglücklichen sie an, wie ein Gespenst, ihr Gatte aber nel ihr mit klirrenden Ketten 
in die Arme. Von diesem Tage ab wurde die Fürstin auf Gefängnisskost gesetzt und ihr 
selbst der Thee entzogen ; auch durfte sie ihren Gemahl nur des Sonntags, dann aber 
ausserhalb der Minen, sehen. Nach 4 Wochen trafen 2 andere Damen ein, die sich den 
gleichen Prüfungen unterwarfen. Achtzehn Monate dauerte diese rohe Behandlung, dann 
starb der betreffende Beamte, und an seine SteUe kam einEhrenmann, welcher die Damen 
wie Familienangehörige behandelte, den Verbannten alle Erleichterungen gewährte, die 
mit seinen Amtspflichten sich vertrugen, nnd es endlioh nach zwei Jahren dahin brachte, 
dass sie aus den Bergwerken entlassen und nach anderen 8träflingsplätzen abgeführt 
wurden. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 964 - 

wie schon erwähnt, Letzteren nach Bayreuth und kehrte 
von da gleichbald wieder zurück. Anno 1748 war er als 
damaliger ältester Lieutenant seines Regiments mit unter 
den Maria Theresia zu Hülfe gekommenen Russischen 
Truppen, wurde später Capitain und nahm als solcher seinen 
Abschied. 

Er wurde von Kaiser Joseph II. laut Diploms d. d. 
29. October 1777 in den Freiherrnstand erhoben. 

Gattinnen: 1. seit 6. Juli 1740 Helena Juliana, geb. tob 
Biestrom aus Lifland ; II. Christiana Wilhelmine von 
T i essen haunen. Diesen 2 Ehen entsprossten 5 Söhne und 

7 Töchter. 

V) Christian Heinrich Ton Steinheil, geb. zu Frankfurt a. M. 
2. Juni 1723, studirte die Rechte, trat zur Militär-Carriere 
über, wurde Cadet im K. K. Ungarischen Dragoner-Regiment 
Herzog von Württemberg, hierauf Fähndrich 1746, Lieu- 
tenant, Capitain 1757, quittirte 1764 den K. K. Dienstund 
wurde vom Markgraf Friederich Christian zu Brandenburg- 
Culmbach als Obristlieutenant, Oberkriegskommissär mit der 
Exspectanz auf die Commandantenstelle der Stadt Hof in 
Bestallung genommen. Kaiser Franz I. erhob ihn laut 
Diploms d. d. 22. October 1764 in den Reichsadelsstand. 
1772 wurde er Obrist und starb in demselben Jahre. 

Gattinnen: I. seit 24. Februar 1750 Rosina Philipina 
Sabin*, Tochter des Brandenburg-Culmbach 'sehen Regierungs- 
raths und Geh. Secretairs Johann Friedrich Steinbeil; 
II. seit 21. Fobruar 1765 Henriette Louise, Tochter des 
Brandenburg-Culmbach'schen Obristlieutenants Joh. Heinrich 
von Benlwlz ; III. Johanna Sophia , geb. von Beniwii, 
Schwester der Vorigen, welchen Ehen 4 Söhne und 10 
Töchter entsprossten. 



Digitized by 



Google 



- 965 - 

D. Philipp Reinhard Steinbeil, geb. Buchsweiler 9. April 1676, 
studirte Philosophie und die Bechte, trat hierauf als Hof- und 
Reise-Secretär in die Dienste Herzogs Christian III., Pfalz- 
grafen von Birkenfeld, folgte demselben in den bald darauf 
ausgebrochenen Spanischen Successionskrieg in den verschiedenen 
Feldzögen, während er die Wintermonate mit dem Pfalzgrafen 
meistentheils in Paris und Brügge in Flandern zubrachte, wurde 
hierauf Regierungs- und Kammer - Secretär , auch Archivar 
der Grafschaft Rappoltstein in Ober - Elsass 1707, bald 
darauf aber wirklicher Rath. Er starb zu Rappoltsweyher 29. 
December 1728. 

Gattinnen: I. seit 6. Januar 1708 Anna Catharina, 
Tochter des v Pfalz-Birkenfeldischen zur Grafschaft Rappoltstein 
verordneten Kammerraths Johann Georg Schmid, TL seit 
30. Januar 1714 Maria Catharina, Tochter des Pfalz-Birken- 
feldischen ältesten Hof- und Regierungsraths Johann Simon; 
III. Maria Magdalena, Tochter des Ratbs-Secretärs in Strass- 
burg Johann Ulrich Fried, welchen Ehen 7 Söhne und 3 Töchter 
entsprossten. Von den Erstgenannten starben alle jung bis auf: 

Christian Richard, geb. 17. Öctober 1708, Regierungs- 
und Kammer-Secretär der Frau Herzogin Caroline, Ober- 
vormünderin und Landesregentin zu Zweybrucken zu Rappolts- 
weyher, nachmals Cammer-Assessor 1760, wirklicher Rath 
1779, t 13. December 1786. 

Gattin: seit 1736 Anna Dorothea, Tochter des Gräfl. 
Hanau - Lichtenbergischen Pfarrers in Schillersdorf Carl 
Reinhard Westphal, aus welcher Ehe mehrere Kinder hervor- 
gingen, worunter 3 Söhne, nämlich : 

I. Christian Carl Albrecht, geb. Rappoltsweyher 21. Aug. 
1738, Pfalz-Birkenfeldischer Rath und Archivar. In 
Folge der französischen Revolution und der anno 1791 
erfolgten Sequestration der Grafschaft Rappoltstein verlor 



Digiti 



zedby G00gk 



— 966 — 

er seine Dienste und wurde nun Archivar bei dem rhein- 
ländischen Departement in Colmar , wo er 26. October 
1811 starb. Vermählt war er mit Margaretba, Tochter 
des evangelischen Pfarrers in Wolfisheim Joh. Friedr. 
Molter , welcher Ehe 1 Sohn entsprosste Namens 
Christian Friedrich, geb. 28. November 1782, Chef 
im Archiv der Niederrheinischen Präfectnr in Strass- 
burg, t 11. Mai 1825 mit Hinterlassung unverheirateter 
männlicher Nachkommen, u. A. eines Sohnes Carl August, 
geb. 1. Januar 1809, gestorben als Kaufmann in Bor- 
deaux 1857. 

JI. Philipp Ludwig, geb. 23. Mai 1745, Beamter in 
Wasselnheim im Unterrhein-Departement. 

111. Friedrich Jacob, geb. 11. Febr. 1751, Pfalzzweibrückischer 
Archivar der Grafschaft Kappoltstein , privatisirte nach- 
mals in Strassburg und starb 27. Mai 1836. Vermählt 
war er mit Luise Kunigunde, geb. Immun. Söhne: 

1) Friedrich Ludwig, geb. 26. November 1782, Kauf- 
mann in Strassburg, t 20. April 1818; vermählt 
mit Marie Louise Antoinette Jeannette, geb. Matthis, 
welcher Ehe 2 Tochter entsprossten, nämlich : Fanny 
Adele, Gattin des Pfarrers Goguel in Mariakirch im 
Elsass und Antoinette Mathilde, Gattin des Fabrikanten 
König ebendaselbst. 

2) Karl Wilhelm, geb. 10. August 1784, Oekonom zu 
Trouchy im Steinthal. 

3) Gustav, geb. 3. November 1788, Kaufmann in Strass- 
burg, Associe' des ansehnlichen Handlungshauses Pram- 
berger, t 28. April 1856, vermählt seit 5. October 
1817 mit der im Jahre 1828 gestorbenen Nichte der 



Digiti 



zedby G00gk 



— 967 — 

Madame Prambvrger, Sophie, Tochter des Pfarrers an 
der neuen Kirche in Strassburg Johann Joe, Beck 
und der Maria Sofie, geb. Griesinger; II. mit Saloine, 
geb. Heintzenberg, welcher Ehe folgende 5 Kinder 
enteprossten : 

a) Sophie Paul ine, Gattin des Professors Boegner 
in Strassburg. 

b) Louise Elisabeth , Gattin des Präfectionsraths 
Engelbach* 

c) Amalie Clothilde, Gattin des Ingenieurs Eduard 
Kraft in Strassburg. 

d) Julie Emille, Gattin des Fabrikanten Jacob 
Christoph Dieterlen, Mitbesitzers der Prambcrger- 
ischen Sarsenet-Fabrik und Baumwollspinnerei zu 
Bothau. 

e) Gustav, geb. 19. December 1818, Besitzer der 
Fabrik zu Rothau bei Schirmeck im Steinthal, worin 
zu Zeiten 6 — 800 Arbeiter beschäftigt waren, unter 
welchen er auf die edelste Weise innere Mission 
übte. Er war zugleich Mitglied des dortigen Con- 
sistoriums und Kirchen-Aeltester. 

Gattin: Emma Pauline, geb. Eyth. Kinder: 
Amelie Cecilie, geb. Bothau 9. Januar 1848, 
Marie Xaemi, geb. 1. April 1849, Emma Helene, 
geb. 23. Juli 1850, Marie Elisabeth, geb. 28. 
August 1852, Aime> Hertha, geb. 6. Mai 1854, 
Friedrich Gustav, geb. 27. Juni 1858, Sophie 
Alice, geb. 2. Juli 1861, Robert Edvard, geb. 
3. December 1863. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 968 — 

4) Sigmund Ludwig, geb. 23. Joli 1790, Kaufmann, 
vermählt mit Charlotte Magdalena, geb. Rehm. 

E. Friderich Jacob, geb. Buchsweiler 29. Octobor 1679, Pfalz- 
Birkenfeld ischer und Zweibrückischer zur Grafschaft Bappoltstein 
verordneter Cammer-Assessor und Rath, t 8. April 1763. 

Gattin: seit 1705 Eleonora Dorothea, Tochter des Gräfl. 
Castell'schen Canzleiraths zu Rudenhausen JoJumn Nicolaus 
Leonhard, welcher Ehe neben 4 Töchtern folgende 3 Söhne 
entsprossten : 

I. Friderich Albrecht, geb. Rappoltsweyher 13. Aug. 1712, 
studirte die Rechte, bekleidete hierauf bei einem jungen 
Baron Welser, dessen Vater Herzogl. Württemb. Rath und 
Oberamtmann zu Hornberg war, die Stelle eines Hofmeisters, 
wurde dadurch dem Herzog Carl Rudolph von Neuenstadt 
bekannt, welcher ihm denn auch in der Folge die Stelle 
eines Geheimen Secretärs zutheilte 1733. Das Jahr darauf 
erhielt er eine Vocation nach Haus und zwar auf die Kanzlei 
Herzogs Christian III. zu Zweibrücken. Da ihn nun Herzog 
Rudolph gerne bei sich behalten hätte, so schrieb derselbe 
eigenhändig nach Zweibrücken und bat ihm Steinheil noch 
fernerhin lassen zu wollen, woraufhin eine genehmigende 
Antwort einlief mit dem Beisatze, es sollte diess Steinheü 
nicht nur nicht in seinem künftigen -Glück im Vaterlande 
hindern, sondern ihm vielmehr dazu beförderlich sein. Nach 
dem 1737 erfolgten Tode Carl Rudolphs wurde Steinheil 
von Herzog Carl Alexander nach Stuttgart genommen und 
zum wirklichen Geheimen Secretär ernannt. Daneben genoss 
er noch eine ihm von Carl Rudolph ausgesetzte Pension. 
1744 ernannte ihn Herzog Karl zum württembergischen 
gelehrten Regierungsrath , 1754 wurde er Senior des Geh. 
ßecretariats. Den von Montmartin ihm gestellten Aner- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 969 — 

bietungen wie Drohungen gegenüber blieb Steinheil unein- 
gfeschochtert und standhaft. 

Gattinnen: I. seit 5. Aug. 1738 Johanna Margaretha, 
Tochter des Herzogl. Württemb. Geh. Legationsraths und 
Schwab. Kreis-Directorial-Gesandten Veit Philipp Herpffer; 
II. seit 8. September 1757 Johanna Christina, Tochter des 
Pfarrers in Uhibach Johann Michael Ehrhard, aus welcher 
Ehe neben 7 Töchtern nur der nachbenannte Sohn hervor- 
ging, nämlich: 

Carl August, geb. 5. März 1747, Fürstl. Anspachscher 
Justizrath 1780, Herzogl. Württemb. Hauptmann und 
Eegimentsqnartiermeister unter dem Generalmajor von 
Hügel'schm Infanterie-Begiment 1785, zuletzt Stabsamt- 
mann in Schmiedefeld, t 7. Juli 1799; vermählt mit 
Justina Dorothea, Tochter des Oberamtmanns in Burg- 
bimheim Christoph Wühelm Ludwig Böcklin. 

II. Johann Georg Steinheil, geb. Rappoltsweyher 3. November 
1717, Pfalzzweibrückischer Archivar und Inspector der herr- 
schaftl. Kellereien, auch Rentmeister; vermählt 23. Aug. 1743 
mit Snsanna Elisabetha, Tochter des Pfalz-Birkenfeldischen 
Hof-Schaffhers zu Rappoltsweyher Johann Philipp Schübler. 
Kinder: 4 Töchter und folgende Söhne: 

1) Cari Philipp, geb. 15. Jan. 1747, Pfalz-Zweibrückischer 
Rentmei8tor, wirklicher Kammerrath 1779, quittirte und 
zog nach Pforzheim, um daselbst seines Schwagers 
LiedeVs grosses Handlungswesen zu übernehmen. In 
dem nämlichen Jahre noch wurde er Herzogl. Zweibrücki- 
scher Resident am Badischen Hofe, kehrte jedoch zu 
Anfang des Jahres 1787 wieder nach Rappoltsweyher 
in Zweibrückische Dienste zurück und starb 6. Jan. 1830. 
Er war vermählt seit 26. Mai 1778 mit Christina Maria 



Digiti 



zedby G00gk 



970 



Franziska, jüngster Tochter des französischen Cavallerie- 
Capitains und Brigadiers Sigmund Fried, von Biarowsky, 
aus welcher Ehe neben 5 Töchtern 2 Söhne (Zwillinge) 
hervorgingen. 

Der eine dieser Söhne ist: 

Dr. Carl August tob Steinbeil, geb. Rappolts- 
weiler 12. October 1801, Königl. Baierischer Professor 
der Naturwissenschaften in München, Besitzer einer op- 
tischen Fabrik zu Schwabing bei München, Conservator 
der mathematischen Sammlungen des Bayerischen Staats ; 
trat 1849 als Sectionsrath und Vorstand des Departements 
für Telegraphie im Handelsministerium in österreichische 
Dienste, kehrte jedoch 1852 als K. K. Ministerialrat 
und technischer Beirath im Handelsministerium nach 
München zurück, wo er auch wieder Conservator der 
mathematischen Sammlungen wurde. Er organisirte das 
österreichische Telegraphenwesen und gründete den Deutsch- 
Oesterreichischen Telegraphenverein, 1851 erhielt er vom 
Bundesrath zur Organisation des Telegraphenwesens einen 
Ruf in die Schweiz und gründete 1855 eine optisch- 
astronomische Anstalt in München. Steinheil ist ferner 
Erfinder des Prismenkreises, des Astrographen und der 
sogenannten Steinheil 1 sehen Bierprobe, sowie er auch als 
der wissenschaftliche Begründer der Electro-magnetischen 
Telegraphie zu betrachten ist. Im Jahre 1858 wurde 
seine Erfindung (optisches Silber, Glas - Spiegel) so be- 
rühmt , dass in einem offiziellen englischen Blatt von 
einem englischen Erfinder zu dessen Ruhm gesagt wurde, 
»er sei der Steinheil Englands.« Er hat verschiedene 
Schriften verfasst. 

Gattin: Margaretlia Amalle, Tochter des Kauf- 
manns in Frankfurt a. M. Friedrich Christian Jacob 
Steinheil. Kinder: 



Digiti 



zedby G00gk 



971 



a) Sophie Luise Marie, geb. 20. October 1833, t 10. 
Februar 1859. 

b) Sophie Caroline Eugenie, geb. 1. Juli 1838. 

c) Charlotte Ciara Amalia, geb. 26. April 1841, verm. 
13. Mai 1860 mit Dr. Hermann Schultz, Professor 
der Astronomie zu Upsala (Schweden). 

d) Amalia Franziska Monika, geb. 17. April 1843. 

e) Eduard Wilhelm, geb. München 9. November 1830, 
Ingenieur zu Karwin in österreichisch Schlesien, seit 
1860 beim Vater thätig, vermählt 1862 mit einer 
geb. Müller. 

f) Dr. Hugo Adolph, geb. 12. April 1832, in der 
Fabrik des Vaters mit dem optischen Theil betraut; 
vermählt 25. September 1858 mit Ida, Tochter des 
Oberpostraths Erdinger in München. 

g) Karl Friedrich, geb. 3. Juli 1836, Buchhändler in 
München 1858, zog später nach Basel, dann nach Biel. 

2) Christian Ludwig, geb. 17. Aug. 1748, Hof-Schaffner, 
Kanzlei- und Kammer- Assessor , 1784 aber wirklicher 
Rath, siedelte 1815 nach München über. 

Gattin: seit 31. Januar 1775 Friderica Dorothea, 
älteste Tochter des obgedachten Rittmeisters von Biarowsky , 
aus welcher Ehe neben 4 Töchtern folgende Söhne her- 
vorgingen : 

a) Christian Friederich Jacob, geb. 30. März 1777, 
Kaufmann in Frankfurt a. M., vermählt mit Marie 
Dorothee Augstett, aus welcher Ehe noch 2 Söhne 
am Leben sind, als: Heinrieh Eduard, geb. 20. No- 
vember 1804, welcher 1856 in Triest lebte, und Julius 



Digiti 



zedby G00gk 



- 972 — 

Frans, geb. >4. October 1810, welcher 1856 sich in 
Lyon aufhielt. 

b) Ludwig Carl Friedrich, geb. 21. Februar 1781, hielt 
sich in seinen jüngeren Jahren bei seiner Tante, Hof- 
kammerräthin Liedel in Garlsruhe auf, errichtete ein 
eigenes Geschäft und verlegte solches. nach Strassburg, 
zog später nach Paris. 

c) Georg Morits Sigismund, geb. 18. Mai 1783, Königl. 
Baierischer Förster zu Trechenried, Forstamts Atten- 
hausen, Landgerichts Kempten, unverheirathet f 8. 
November 1854. 

d) Wilhelm Carl August, geb. 1. Nov. 1790, Königl. 
Baierischer Ministerial-Secretär des Finanzministeriums 
in München, verm. mit Elisabeth Charlotte, Tochter 
des Hofraths und Professors Johann Ludwig Erb 
in Heidelberg. 

3) Georg Jacob, geb. 25. Januar 1750, Canzlei- Assessor 
1779, Herzogl. Zweibrück'scher Regierungsrath 1784, vor- 
mals Hof-Schaffher Herzogs Christian IV., zugleich Secre- 
tär bei dem damaligen Pfalz-Zweibr. Kanzler von Pazelier, 
wurde später 27. Mai 1804 als Oeconomierath bei dem 
Königl. Oberhofmarschallamt nach München berufen und 
erhielt 1814 das Ritterkreuz des Civil Verdienstordens der 
baierischen Krone. Er starb unvermählt zu München 3. 
Februar 1825. 

III. Christian Ludwig, geb. 20. April 1723, kam anno 1737 
durch Vermittlung seines älteren Bruders Fridrich Albrecht 
in die Württemb. Klosterschule Benkendorf, studirte in der 
Folge zu Tübingen Theologie und wurde Pfarrer in Teufringen, 
Decauats Böblingen, in Ober-Esslingen 1756, 1 25. Sept. 1789. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 973 — 

Gattinnen : I. Jacobina Eliaabetha, Tochter des Bürger- 
meisters und Amtspflegers Jöh. Joe. Hers; II. Catharina 
Sophia Regina, Tochter des Baden-Durlach'schen Kammer- 
Begistrators Joh. Heinr. Steinheil, ans welcher Ehe neben 
11 Töchtern folgende Söhne hervorgingen: 

1) Friedrich Heinrieh, geb. Teufringen 24. October 1753, 
t 18. Februar 1824, Diaconus zu Mezingen unter Urach, 
Pfarrer in Kirchberg, O.A. Marbach, vermählt 8. April 
1788 mit Johanna Rosina, Tochter des fürstl. Constan- 
zischen Pflegers zu Schorndorf Georg Frid. Weckherlin, 
aus weicher Ehe entsprosste: 

Carl Ferdinand Gottfried, geb. 23. Januar 1799, 
Regierungs-Secretär in Reutlingen, t 26. März 1839 zu 
Reutlingen, vermählt mit Caroline, Tochter des Fabri- 
kanten in Ober-Esslingen Carl Rommel, t 5. November 
1846, 52 Jahr alt und der Caroline, geb. von ttrebel 
aus der Schweiz, t 1848. 

2) Christian Albrecht, geb. 11. September 1764, Herzogl. 
Württemb. Staatsschuldenzahlungs - Hauptcassier 1 81 2, 
vermählt seit 2. Juni 1799 mit Maria Elisabetha Do- 
rothea, Tochter des Pfarrers Scholl in Ruith, aus 
welcher Ehe neben 1 Tochter Louise Auguste, Gattin 
des Amtmanns und Amtsnotars in Köngen, O.A. Esslingen, 
nachmaligen Gerichtsnotars Carl Schleicher, folgende 3 
Söhne hervorgingen: 

a) Friedrich Angnst, geb. 20. Mai 1800, Diaconus in 
Weilheim bei Kirchheim, nachmals Pfarrer zu Zweren- 
berg, O.A. Calw, dann in Gültlingen, zuletzt in Mün- 
dungen, O.A. Leonberg 1853. 

Gattin: seit 5. November 1824 Caroline, Tochter 
des Pfarrers Dahm in Schwenningen, welcher Ehe 4 
früh f Söhne und 6 Töchter entsprossten. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 974 — 

b) Adolf Ferdinand, geb. 25. Februar 1802, Ober- 
justizrath in Ellwangen 1836, vermählt seit 12. April 
1831 mit Philippine, Tochter des Grafen CUmens 
ron Adelmann-Hohenstadt , welcher Ehe folgende 3 
Söhne entsprossten : 

aa) Adolph Clemens, geb. Ellwangen 29. März 1832, 
Hüttenverwalter in Clemenshall. 

bb) Clemens Ferdinand, geb. 17. Oct. 1834, t 1844. 

cc) Paul Sigmund Steinheil, geb. 2. Mai 1837, Ober- 
consistorialrath in Stuttgart. 

c) Carl Albert, geb. 24. März 1808, Secretär bei der 
Königl. Oberrechnungs-Kammer in Stuttgart 1852, 
vermählt 18. Mai 1843 mit Therese, Tochter des 
Finanzkammer-Director8 in Ellwangen Carl Friedr. 
von Speidel. Kinder: 

aa) Carl Christian Albert, geb. 20. März 1844. 

bb) Christiane Therese Mathilde, geb. 12. März 1847. 

cc) Paul Otto, geb. 2. Juli 1849, t 1850. 

3) Johann Gottfried Engelhard, geb. 16. December 1765, 
Kaufmann in Frankfurt a. M., t 7. September 1841. 

Gattin : Dorothea Ellsabetha, geb. Maes, welcher 
Ehe mehrere Kinder entsprossten. 

4) Carl Christoph Friedrieh, geb. 15. Febr. 1775, Revisor 
bei der K. Kreisregierung in Ludwigsburg 1824, verm. 

l. seit 1811 mit Dorothea Friederike, Tochter des Ober- 
helfers in Oehringen von Jahn ; II. mit Johanna Fischer. 
Kinder : 

a) Carl Ferdinand Friedrieh Albert, geb. 22. Decembor 
1812, f 17. December 1847, Königl. Publications- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 975 — 

Commi8sär im Oberamt Nagold, vermählt 3. Mai 1841 
• mit Johanna, Tochter des Revierförsters Netz in Wiblingen. 
Kinder: Bertha Wilhelmine Jnlie Josephine, geb. 20. 
Februar 1842, Engen Carl, geb. in Nagold 22. April 
1843; Erwin Carl Albrecht, geb, in Stuttgart 9. Oct. 
1845. 

b) Carl Gustav Heinrich von Steinheil, geb. 3. März 1832, 
Oberst, Regimentscommandenr, Chef der Militär- Abtheilung 
des Kriegsministeriums , Commenthur II. Kl. des Fried- 
richs-Ordens, Ritter I. Kl. des Kronordens mit Krone und 
Schwertern, Commenthur des Preussiscben Kronordens. 
Gattin seit 6. September 1860 Charlotte Elise, geb. 
Cellarins. 

Christian Steinheil, geb. 19. Januar 1685, Anfangs auf der 
Gräfl. Hanauischen Canzlei in Buchsweiler, quittirte daselbst 
und trat in Chursächsische Kriegsdienste, und erhielt unter 
dem Herzogl. Weissenfelsischen Regiment die Regimentsquartier- 
meisterstelle mit Lieutenantscharacter, und zwar mit der Anwart- 
schaft auf die Secretärsstelle bei Herzog Joh. Adolph zu 
Weissenfeis. Im Jahre 1716 wurde er in den damaligen inneren 
Wirren in Polen, als er eben mit nur weniger Mannschaft ein 
Lager ausstecken wollte, von rebellischen Polen erschossen. Er 
soll, einer Familientradition zufolge, einem seiner Brüder in der- 
selben Nacht und Minute seines Todes auf die Stirne deutend, 
durch die er geschossen worden, erschienen sein. 



Da« Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthalt folgende höhere Beamte des 
Namens Fiteinheil: StabaAmtroann 528. — Carl Aug., Cantzlel-Advoc. 9ß. - Frid. Albr., 
Geh. Secretar. 34. 



Digiti 



zedby G00gk 



Steinhofer. 



Johann Jacob Steinhofer, Theo]. Dr., wurde im Jahr 1640 
den 22. Januar zu Marbach geboren. Sein Vater Johann Georg 
Steinhofer war Bürgermeister daselbst; die Mutter Magdalena, eine 
geb. Fachs; der Grossvater M. Georg Steinhofer, Diaconus zu 
Brackenheim und nachmaliger Pfarrer zu Erbstetten. 

Johann Jacob wurde von dem damaligen Special-Superinten- 
denten zu Marbach, Prälaten zu Mnrrhard M. Joseph SMotterbcck, 
seinen Eltern als ein fähiger Kopf geschildert, sodann von dem- 
selben dem dortigen Präceptor M. Johann Samson Kornbeck zum 
besonderen Unterricht übergeben, kam hierauf auf die Universität 
Tübingen und wurde 1661 als Vicar nach Kirchheim berufen, in 
welch gleicher Eigenschaft er noch in demselben Jahre nach Stuttgart 
kam. 1665 wurde er Archi-Diaconus zu Göppingen, Reiseprediger 
Herzog Eberhards III. von Württemberg, in welcher Stellung er 
den Herzog bei dessen Vermahlung mit Sophie Louise, Markgräfin 
zu Brandenburg und Magdeburg, geb. Herzogin zu Württemberg 
und Teck nach Bayreuth begleiten musste. Hierauf ward er 1672 
von dem Markgrafen von Brandenburg und Magdeburg Christian 
Ernst zum Oberhofprediger und Beichtvater nach Bayreuth berufen ; 
1687 wurde er des Ober - Fürstentums Burggrafthums Nürnberg 
General-Superintendent, Kirchenrath, auch des Christian Ernestin- 
ischen Collegiums Director. 7 Jahre lang hatte man in Württemberg 
die Prälatur Adelberg für ihn offen gelassen, allein er starb schon 
den 7. Januar 1692. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 977 - 

Ein den Verstorbenen verherrlichendes Epigramm lautet : 
Schau dieses Angesicht, zeugt nicht der Augen Blitz 
Vom Feuer der Gottes-Purcht, das in der Seel gebrennet, 
Vom Eyfer vor die Lehr, die Christus Volk bekennet? 
Vom tapffern Prediger Geist, von Kunst, Verstand und Witz? 
Ach dass der theure Mann schon liegen muss vergraben, 
Wen wird, der Ihme gleicht, diss Land binfttro haben? 

Steinhofer vermählte sich erstmals .28. November 1665 mit 
Maria Catharina, geb. Betz von Tübingen; zum zweitenmale 28. 
Februar 1671 mit Maria Margaretha, Tochter des Special-Super- 
intendenten zu Leonberg und Abts zu Anhausen Johann Ulrich 
Bander, welchen Ehen mehrere Kinder entsprossten. — 

Ludwig Christoph Steinhofer, Sohn des Vorigen, geb. 17. 
Juli 1677, M. und Stadtpfarrer zu Owen, vermählt mit Slbylla 
Dorothea, Tochter des Special-Superintendenten Friedrich Andler. — 

Friedrich Christoph Steinhofer, Sohn des Vorigen, geb. 16. 
Januar 1706 zu Owen u. Teck, studirte Theologie, bereiste Sachsen, 
wo er sich mit Oraf Zineendorf befreundete, den er in der Folge 
auf seiner Reise durch Württemberg begleitete. 1733 wurde er Repetent 
in dem Stifte zu Tübingen, hierauf Hofcaplan 1734, Hofprediger 
des Fürsten Heinrich XXIX. in Ebersdorf, wo er 1746 mit dem 
Ebersdorfer Hofe zur Brüdergemeinde übertrat. Da er sich mit 
Zineendorf entzweite, ging er von Ebersdorf weg und bekleidete 
eine Zeitlang das Predigtamt an der Brüdergemeinde in der Wetterau. 
1748 nach Württemberg zurückgekehrt, wurde er 1749 protestan- 
tischer Pfarrer in Dettingen, dann in Zavelstein 1753, in Eningen 
1758, Special in Weinsberg 1759, als welch letzterer er 11. Februar 
1761 mit Hinterlassung mehrerer Schriften starb. 

Steinhofer repräsentirt mehr die Herrenhutische Richtung und 
zählt mit unter die bedeutendsten Männer der württembergischen Kirche. 

Gattin: Dorothea Wllhelmlne von Molsberg. — 

r. G+orgii-Gtorgtnau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. Q2 



Digiti 



zedby G00gk 



— 978 - 

Johann Ulrich Stetnhefer, Bruder des Vorigen, geb. zu Owen 
27. September 1709, Professor und Prediger im Kloster Maulbronn. 
Derselbe machte sich um die Landesgeschichte durch seine württem- 
bergische Chronik 1744- 1755 sehr verdient Erstarb 20. Febr. 1757. 

Gattin: Catharina Christina, Tochter des Ritterschaftüchen 
Consulenten Eberhard August Georgii, welcher Ehe ein Sohn ent- 
8prosste, der sein Geschlecht weiter fortpflanzte. 



Dm Forstlich Württembergische Dienerbuch enthilt folgende höhere Beamte 
des Namens SttWutfer: Frid. Christ., Pfarrer 607. — Ludte. Christ., Pfarrer 497. 



Digiti 



zedby G00gk 



Sticke! 

Johannes Stickel,* genannt der „Alte«, Bürgermeister von 
Stuttgart, Stammvater der Familie, fährte anno 1519 den vom 
schwäbischen Bunde vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg 
bei dessen erstem Versuche, das Land wieder zu erobern, in der 
Hauptstadt ein und starb am 24. Februar 1528. 

Gattin: Barbara, geb. Fautt (Vauth), aus welcher Ehe 2 Söhne 
hervorgingen. Die Epitaphien dieser Beiden liegen auf dem Boden 
der St. Leonhardskirche. Auf seinem Grabstein stehen folgende Worte: 
»1528 den 24. Februar starb der ehrenhafte Mann, Johann Stichel, 
Bürgermeister zu Stuttgart, der gemeiner Stadt viel Gutes getnan.« — 

Bnrekhard Stickel, Sohn des Vorigen, Herzogl. Württember- 
gischer Bent-Cammerrath, vermählt mit Anna, geb. Fürderer von 
Richtenfeld, welcher Ehe 4 Söhne und 3 Töchter entsprossten. Er 
starb 1564 14. April, wie sein in der St Leonhardskirche ausserhalb 
des Chors beim Altar liegendes Epitaphium besagt. — 

Erhard Stickel, Sohn des Vorigen, Landschreiber in Stuttgart, 
f 21. Juni 1603, hat sein Grabdenkmal gleichfalls bei St. Leonhard. 
Ein Sohn desselben, Namens Erhard, der sich 1607 vermählte, war 
Hauptmann in Ungarn. 

* Der Name 8tickel bedeutet einen Pflock oder Stössel, um Löcher damit zu 
bohren ; das Wappen der Familie ist ein redendes, indem die zwei Dolche In demselben 
solche Pflöcke darsteUen sollen. 

Die Yermuthung , dass diese Familie ursprünglich in dem zu Stuttgart ge- 
hörigen PfarrweUer Qablenberg ansässig gewesen, gründet sich darauf, dass dort über 
der Einfahrt In ein grösseres Haue mit einem Erker, jetzt eine stattliche Brauerei mitten 
im Dorfe, links an der von Stattgart hereinführenden Hanptstrasse, das StiekeVnche 
Wappen in Stein eingehauen zu sehen ist, das übrigens den Namen Erhard Stiehtl mit 
der Jahreszahl 1609 tragt 



Digiti 



zedby G00gk 



— 980 - 

Burkhard Stick el, Bruder des Vorigen und das 5. Kind 
unter 7 Geschwistern, geb. 1541, Herzogl. Württembergischer Obrist- 
lieutenant und Eatb, General-Inspector der Festungen des Herzogthums, 
Obervogt zu Leonberg. Derselbe war Fähnrich unter Kaiser Maximilian 
1466, diente später in Spanien, Neapel, Frankreich, den Niederlanden 
und auf der Kriegs-Marine im Königreich Tunis und wurde 1585 
von Herzog Ludwig zu Württemberg und Teck, Grafen zu Mömpel- 
gard, bei dem Mömpelgardischen Einfall zum Obristlieutenant und 
Capitän, 1592 aber zum General-Inspector aller Festungen Württem- 
bergs wie auch zum Obervogten von Leonberg ernannt. 

Von Stichel existirt im Königl. Staats-Archive in Stuttgart in 
der Handschriftensammlung ein Tagebuch seiner Kriegs- und anderer 
Verrichtungen auf dem europäischen Festlande, im Mittelmeer und 
in Afrika von 1566 — 1598. Dasselbe ist durch Druck veröffentlicht 
in den Württemb. Jahrbüchern vom Jahre 1866, versehen mit einer 
trefflichen Vorrede des t Vicedirectors des Königl. Haus- und Staats- 
archivs Dr. E. von Kausler. Wir entnehmen derselben wörtlich 
folgende Stellen: 

„Das Tagebuch, das hier zum ersten Male im Druck erscheint, 
darf sich wohl den drei ähnlichen Ueberlieferungen , welche uns aus 
dem sechszehnten Jahrhundert erhalten sind, nicht ganz unberechtigt 
an die Seite stellen. Ich meine die Selbstbiographieen des Götz 
von Berlichingen , Schärtlins von Burtenbach und des Hans von 
Schweinichcn. 

Zu den beiden ersten steht es in genauerer Beziehung und 
bildet mit ihnen, wenn wir Götz, da sein Geburtsort und ein grosser 
Theil der Besitzungen seiner Familie im heutigen Wirtemberg liegt, 
als Wirtemberger ansprechen dürfen, eine Trias wirtembergischer 
Denkwürdigkeiten, welche uns mit der Geschichte des Fehde- und 
Kriegswesens vom Anfange bis zum Ende des sechszehnten Jahr- 
hunderts in lebensvoller Anschaulichkeit bekannt macht. 

Götz von Berlichingen, der zu Schild und Helm geborene 
Grundherr, gilt uns, sei es mit, sei es ohne poetische Verklärung, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 981 - 

als der Vertreter des mit ihm untergehenden älteren Ritterthums. 
Schärtlin von Burtenbach, in der gut altwirtembergischen Stadt 
Schorndorf von bürgerlichen Eltern zur Welt gekommen, später nach 
Verdienst zum Bitter geschlagen und ebenfalls zum Landherrn ge- 
worden, gibt uns zwar in dieser Eigenschaft auch noch je und je 
ein Stück Rittertbum zum Besten und hätte es wohl an weiteren 
Proben ebenso wenig fehlen lassen, wäre nicht das Reichskammer- 
gericht drohend im Hintergrunde gestanden. Nichts destoweniger 
ist der in Frundsbergs Schule herangebildete erfahrene Kriegsmann 
und Feldherr bereits mehr ein Sohn der neu anbrechenden Zeit, der 
gleich den gefürchteten deutschen Landsknechten, deren Hauptphasen 
sich in ihm uns vergegenwärtigen, den Krieg als Berufsgeschäft 
treibt. Unmittelbar an ihn aber schiiesst sich Burhliard Stichel, 
der, ebenfalls einer angesehenen bürgerlichen Familie in Stuttgart 
angehörig, zwar im Mittelstande bleibt, aber später ein Amt bekleidet, 
mit welchem gewöhnlich nur Adelige betraut wurden. 

Im Jahre 1566 zieht sich Schärtlin aus dem öffentlichen 
Leben zurück. Von dem Kaiser zum zweiten Male an die Spitze 
eines Reichsheerzuges, diessmal wider die Türken, berufen, lehnt er 
»von dem leidigen Podagra allzuhart angegriffen, Schwachheit seines 
Leibs wegen« ab. In eben diesem Jahre und demselben Feldzuge 
aber besteht Stichel, als angehender Landsknecht, seine erste Waffen- 
probe. Fortan versucht er sein Kriegsglück über drei Jahrzehente, 
so zu sagen in aller Herren Ländern, in Afrika und den Gewässern 
des Mittelmeers nicht minder als auf dem europäischen Festlande, 
zumeist unter kaiserlicher und spanischer Fahne. 

In anspruchsloser, möglichst bündiger, zuweilen, in so weit 
diess nicht Schuld der Handschrift, fast störend knapp bemessener, 
doch ausdrucksvoller, körnig lebendiger Sprache schildert er seine 
mehr oder weniger unmittelbare Theilnahme an den gewaltigsten 
kriegerischen Ereignissen, Unternehmungen und Entscheidungskämpfen 
eben jener bedeutenden Schlussperiode. 

Eine tüchtige Natur, von rüstiger Entschlossenheit, scharf aus- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 982 - 

geprägtem Verstände, gewinnendem Freimuthe und masshaltender 
Besonnenheit, weiss er uns von Wechsel vollen Abenteuern, kühnen 
Waffengängen, glücklich ausgeführten Handstreichen manchfach an- 
ziehend zu berichten und in die eigenthümlichen Zustände des Lands- 
knechtwesens lebendig zu versetzen. Eine Reihe gelegentlich und 
gleichsam im Vorbeigehen eingestreuter treffender Urtheile, Bemer- 
kungen und Winke über Verhältnisse und Persönlichkeiten, zu denen 
er in Beziehung gekommen, erhöhen den Werth der Darstellung und 
zeugen zugleich von der Schärfe und Richtigkeit seiner Beobachtungs- 
gabe, mitunter auch von seiner klugen Zurückhaltung, die uns, z. B. 
da wo es sich um die Person kaiserlicher Majestät handelt, den 
wahren Sachverhalt gleichsam nur zwischen den Zeilen lesen lässt. 

Allmälig im Laufe seiner mancherlei Heerfahrten zum gewiegten 
Führer herangereift, hat er schliesslich die Genugthuung, seine Leser 
nicht nur von einer glänzenden Auszeichnung, die ihm von Seiten 
der gesammten schwäbischen Stände in feierlicher Versammlung für 
eine ihm aufgetragene kriegerische Sendung zu Theil geworden, 
unterhalten zu können, sondern er wird auch von Seiten seines un- 
mittelbaren Landesherrn mit der Stellung eines Obervogtes (in Leon- 
berg) betraut, in welcher wir ihn am Ende seines Lebens noch 
erblicken. Dieselbe war besonders dadurch bedeutend, dass mit ihr 
in Kriegsfällen die Verteidigung des befestigten Amtssitzes und 
beim Auszuge der Oberbefehl über das Amtsaufgebot verbunden war. 
Eine ihm schon früher verliehene Hauptmannschaft behielt er in 
dieser Stellung bei, auch wurde ihm die »Inspektion« der festen 
Plätze des Landes übertragen. 

Lässt sich nun auch die Rolle, die Stickein im Ganzen be- 
schieden war, der seiner beiden Vorgänger und insbesondere SchärÜins 
an Bedeutung nicht gleichstellen, so steht doch das, was er dem 
Leser bietet, an Reichhaltigkeit, Abwechslung und Merkwürdigkeit 
gegen die Aufzeichnungen der beiden andern schwerlich zurück. Zu 
den anziehendsten Abschnitten seines Tagebuchs gehören wohl sein 
erster Zug nach den Niederlanden und seine »Kriegs Verrichtungen« 



Digiti 



zedby G00gk 



- 983 - 

am Rheine. Ob er aber der Hinrichtung der beiden Grafen von 
Egmont nnd Hörn als Angenzeoge angewohnt, wie aus seiner ein- 
gehenden Beschreibung derselben vermuthet werden könnte, dürfte 
jedenfalls in Frage stehen. Vielmehr scheint Stichel eben damals 
bei seinem Fähnlein in Herzogenbusch gewesen zu sein. Während 
er nämlich in seinen sonstigen Angaben mit den übrigen Berichten 
über den Vorgang übereinstimmt, weicht er doch dadurch wesentlich 
von ihnen ab, dass er den Grafen von Hörn zuerst das Blutgerüst 
besteigen lässt, eine Abweichung, die sich dadurch am natürlichsten 
erklärt, dass er eben nicht unmittelbarer Zuschauer war. 

Dass er an der Seeschlacht von Lepanto nkht persönlichen 
Antheil nahm , geht aus seiner eigenen Darstellung* hervor , da der 
Theil der spanischen Flotte, auf welchem er sich befand, am Tage 
der Schlacht durch widrige Winde an der Küste von Apulien zurück- 
gehalten, erst kurz nachher mit der übrigen bei Corfu sich vereinigte. 

Wenn übrigens Stichel, obgleich Protestant und unter streng 
protestantischen Fürsten stehend, gleichwohl dem erbittertsten Feinde 
seines Glaubens, König Philipp IL von Spanien, und selbst unter 
Alba dient, dessen »Tyrannei« und »unersättlichen Blutdurst« er 
selbst nicht genug verabscheuen kann, so lässt er zwar keineswegs 
anerwähnt, wie sein Gebieter, der Herzog Christoph von Wirtemberg, 
die bei ihm nachgesuchte Erlaubniss einer Anzahl geworbenen Kriegs- 
volkes den Durchzug nach den Niederlanden zu gestatten »rund 
abgeschlagen«. Ferner scheint er wenigstens durchblicken zu lassen, 
dass auch unter der Regierung des nachfolgenden Herzogs Ludwig 
selbst die Werbungen für die unter Don Juan d'Austria vereinigte 
Galeerenflotte wider Selim IL im Mittelmeer nur mit Widerstreben 
bewilligt wurden. Im Ganzen aber theilte doch auch Stichel nur 
die bekannte Anschauung seiner Zeit, wonach der Kriegsdienst, sofern 
er sich nur nicht gegen das eigene Land des verpflichteten und seines 
Oberhaupts kehrte, jedwedem anderen anständigen Erwerbsgeschäfte 
gleich geachtet wurde. Der Dienst im Solde der grösseren katholischen 
Mächte, insbesondere der spanischen, mochte aber eben dem Kriegs- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 984 - 

manne von Profession, obgleich selbst Philipp IL nicht selten ein 
verzweifelt säumiger Zahler war, von vornherein einträglicher und 
verhältnismässig sicherer erscheinen, als bei ihren häufig unter sich 
uneinigen und in ihren EntSchliessungen unzuverlässig hin und her 
schwankenden protestantischen Gegnern. 

Das Tagebuch Stickeis reicht von 1566—1598. — 
In einem noch vorhandenen Schreiben vom 8. Aprü 1577 an 
den damals regierenden Herzog Ludwig von Wirtemberg föhrt Stichel 
an, dass er nunmehr in die eilf Jahr lang den Kriegen nach- 
gezogen und in solcher Zeit sich fürnemlich wider den Erbfeind der 
Christenheit habe gebrauchen lassen, nachdem aber vor beiläufig neun 
Monaten die k. Majestät zu Hispanien das deutsche Kriegsvolk, unter 
dem er, neben andern, auch als ein Fähndrich gewesen, abgedankt, 
sei er wieder nach Hause gekommen, wo er schon eine ziemliche 
Zeit auf seine Kosten liege. Um nun nicht unthätig zu bleiben 
und da er seiner företl. Gn. als seinem gn. Herrn und Landesförsten, 
nicht weniger als weiland seine geliebten Vorältern und Ge- 
schwister vor andern Herrn zu dienen ganz geneigt und willig, 
so wolle er s. f. Gn. seine Dienste offeriert haben und bitten, ihn mit 
einer Provision zu bedenken, auch weil er noch eine ledige Person 
und kein 9 eigne Haushaltung hab, den Tisch zu Hof dazu zu bewilligen. 
Diese Bitte scheint wenigstens damals zu keinem Erfolge geführt 
zu haben. Es ergibt sich aber zweierlei daraus, erstens, dass Stickeis 
Feldzug von 1566 sein erster, und zweitens, dass er 1577 noch 
unverheirathet war. Erst zehen Jahre später, vielleicht die bedeu- 
tendsten in Stickeis Leben, ward er laut seines Tagebuchs von dem 
genannten Herzoge, »in Bestallung angenommen«. Noch vorhandenen 
Acten zufolge, in welchen er als Hauptmann bezeichnet ist, erhielt 
er im Laufe des angetretenen Dienstverhältnisses einen Auftrag, 
dessen in seinem Tagebuch nicht gedacht ist. Im Sommer 1591 
war nemlich der Feldmarschall Caspar von Schoniberg im Begriffe, 
mit seiner Schaar von 700 deutschen Reitern, die er för den Dienst 
des Königs von Navarra {Heinrich IV.) geworben hatte, von Frank* 



Digiti 



zedby G00gk 



— 985 — 

fürt aus nach dem Oberrheine und durch die Schweiz nach dem 
burgundischen Frankreich aufzubrechen. Wegen der Schwierigkeiten, 
die ihm anderwärts gemacht worden, hatte er von dem Herzoge von 
Wirtemberg im Voraus die Erlaubniss ausgewirkt, nötigenfalls durch 
eine Strecke seines Gebietes den Weg einzuschlagen. Stichel sollte 
sich nun darüber zu vergewissern suchen, ob, wann und wo diess 
zu erwarten stünde, und auf alle Fälle das Nöthige vorkehren, dass 
der Durchzug, welche Orte er auch berühren möge, in gehöriger 
Ordnung und mit möglichster Schonung der Bevölkerung vor sich 
gienge. Er traf seine vorsorglichen Anstalten und begab sich dann 
in Person zu dem ihm von früher her bekannten Feldmarschalle, der 
ihn auf das freundlichste empfing und ihm die bündigste Zusicherung 
wiederholt ertheilte, dass er, wenn immer möglich, das wirtembergische 
Gebiet überhaupt nicht betreten würde. Ob es doch dazu gekommen, 
ergibt sich nicht aus den Acten, die hier abbrechen. 

Von seinem •im Jahre 1592 geschehenen Eintritte in den 
bleibenden Dienst des Herzogs berichtet er selbst und in diese Zeit 
fällt wahrscheinlich seine Verheirathung mit Margaretha Bflhler. 
Zu welchem Ansehen Stichel mehr und mehr gelangte und welches 
Vertrauen auch der Nachfolger des im nächstfolgenden Jahre ver- 
storbenen Herzogs Ludwig, Herzog Friederich^ in ihn setzte, dafür 
zeugt fortan der ganze Inhalt seines Tagebuchs. Einen Beitrag 
mögen folgende zwei Schreiben liefern. Unterm 23. Januar 1594 
wünscht einer der bedeutendsten Landsknechtsföhrer, . Wolf von Erlach, 
der auch früher im wirtembergischen Dienste stand, dem neuen Her- 
zoge, von Nürnberg aus, Glück zu seinem Begierungsantritte und 
bittet ihn dabei, er möchte ihm gegen Vorweisung seiner kaiserlichen 
Werbpatente die Werbung von Knechten im Lande gestatten, sowie 
»einigen seiner erfahrenen Haupt- und Befehlsleuten und sonderlich 
auch Hauptmann Burkhard Sticheln mit ihm zu ziehen erlauben.« 
In der Erwiederung darauf vermag ihm jedoch der Herzog auf den 
zweiten Punkt nicht zu willfahren, »dann wir* solcher Personen für 
uns selbsten bedürftig.« 



Digiti 



zedby G00gk 



— 986 — 

Ein Auftrag, den Stichel im Mai 1600 in Gemeinschaft mit einigen 
andern zu vollziehen hatte, bestand in der bewaffneten Inbesitznahme 
der von Spätischen Orte Ehestetten und Markt Zwiefalten zur Wahrung 
der lehensherrlichen Rechte des Herzogs gegen den mit einer kaiser- 
lichen Commi88ion dort betrauten Grafen Friederich von Zottern. 

Seiner kriegsmännischen Erfahrung wegen wurde ihm im gleichen 
Jahre auch die Musterung der wehrpflichtigen Bevölkerung ver- 
schiedener Amtsbezirke ausser seinem eigenen übertragen. Um nun 
die allgemeinere Einführung der neu aufgekommenen verbesserten 
Feuerwaffe, der Muskete, statt der älteren schwerfalligeren Haken, 
möglichst zu erleichtern und zu beschleunigen, schloss der sach- 
kundige Fachmann einen vorläufigen Vertrag mit einem Waffen- 
schmiedemeistor in dem noch jetzt seiner Waffenfabriken wegen be- 
rühmten Sula oder Suhl an der Hasel, in der ehemaligen Grafschaft 
Henneberg in Franken, jetzt zum Erfurter Regierungsbezirk gehörig, 
wonach dieser den gesammten Bedarf an Musketen und Pulverflaschen 
in wenigen kürzeren Fristen sehr viel rascher, besser und billiger 
zu liefern übernahm, als es in den verschiedenen kleineren Schmiede- 
werkstatten des Landes je hätte geschehen können, und dieser Vertrag 
fand nicht nur die volle Genehmigung seines Gebieters, sondern 
wurde auch, nach seiner gelungenen Ausführung, von der betheiligten 
Bovölkerung dankbar erkannt. Gleichzeitig wurde eine von ihm vor- 
geschlagene verbesserte Schützenordnung in allen Aemtern des Landes 
zur Nachachtung anbefohlen. 

Als sprechendes Zeugniss für das einflussreiche Ansehen Stickeis 
bleibt aber noch anzuführen, dass auf ein von ihm, auf Verlangen 
der Regierung gestelltes Gutachten im Jahre 1607 eine vollständige 
Umgestaltung der ganzen seitherigen Wehrverfassung des Landes, 
nach längeren, sehr lebhaften Verhandlungen mit den Landständen, 
durchgeführt wurde. Kraft des Tübinger Vertrages (von 1514) 
hatten nemlich beim Ausbruche eines sogen. Haupt- und Landkrieges 
die Landesbewohner ' nicht nur den persönlichen Feldkriegsdienst, 
sondern auch alle andern nöthigen Dienste mit Beifuhren u. s. w. zu 



Digiti 



zedby G00gk 



— 987 — 

leisten, dem Herzoge aber lag der Unterhalt der aufgebotenen Heer- 
haufen ob. Nach Stichels Vorschlage sollte dagegen jetzt, den ver- 
änderten Zeitverhältnissen und namentlich den gesteigerten Anfor- 
derungen an die Kriegskunst entsprechend, in eintretenden Kriegsfallen 
ein, wenn auch minder zahlreiches, so doch erlesenes Heer geübter 
Söldner vom Herzoge aufgestellt, die Mittel zu dessen Aufbringung 
und Unterhalt aber von den Ständen beschafft und der Tübinger 
Vertrag hienäch erläutert werden. Diesem Vorschlage, welchen der 
Fürst zu dem seinigen machte, wusste er die einhellige Anerkennung 
des von ihm berufenen Landtages zu bewirken und es wurde hierüber 
ein den Vorschlag in seinen Einzelnheiten näher bestimmender Artikel 
der sogen. Declaration zum Tübinger Vertrage vom 17. März 1607 
einverleibt. 

Eben dieser Vorschlag ist nun aber auch, sozusagen, das letzte 
Lebenszeichen von Stichel, indem wir von da ab nichts mehr von 
ihm erfahren. Ob damit der schon anfangs des nächsten Jahres 
erfolgte Hingang des Herzogs Friederich und der dadurch herbei- 
geführte Begierungswechsel, ob sein vorgerücktes Alter, ob irgend 
ein anderer mehr oder weniger zufälliger Grund in Verbindung stand, 
ist nicht mehr zu bestimmen. — 

Stichel starb 1613 den 25. März zu Schorndorf. Ob er 
Nachkommen hinterliess, ist nicht bekannt. Der Mannsstamm der 
Familie scheint jetzt ausgestorben; die weibliche Linie lebt in zahl- 
reicher Nachkommenschaft fort. SticheVs Grabdenkmal befindet sich 
in der Schorndorfer Kirche an der nördlichen Wand des Chors. Ein 
Ritter mit einem Fähnlein in der Hand, neben ihm seine Frau 
stehen aufrecht in Lebensgrösse, in Stein gehauen. Oben ist die 
Auferstehung Christi, zur Seite sind 2 Wappen. Die Inschrift lautet : 

Anno 1613 d. 25. Mart. In der Nacht zwischen 10 und 
11 Uhr Ist in Christo Seelig Entschlafen der Edel gestreng Herr 
Burkhard Stichhdl, Fürstlich Wirt. Ober Leüto(n)ampt vnd Kriegs- 
Raht, gewesener Obervogt zu Leonberg, seines alters 72 Jahr, der 
seelen Gott gnade. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 988 - 

Anno 1621 d. 4. tag July starb die Edel V(n)d Tugenteam 
Fraw Margaretha Stickhlerin, geb. Bihlerin, Ihres alters 75 Jahr, 
deren Gott eine fröliche üfferstehung Verleihen Wolle. AME(N). Unten 
steht folgender Vers: 

Der Edle Gestreng vnd Man(n)haft 
Burkhardt Sticket durch Gotteskrafft 
Hatt aussgestanden viel grosse gfahr 
Mitt der graussamen Türken schaar 
Im fünfzehn hundert Jar ich meld 
Siebenzig ains ward auch gezeld 
Must er sich wehren der feind macht 
Ala ein soldatt auf die Meerschlacht 
Dieß8 fihnlein er gantz man(n)lich führt 
Wardt auch zum Findrich Installirt. 
Dass fihnlein offt man fliegen sah 
Bey der sehr grossen Armadia 
Bracht solches entlich durch Gottes handt 
Mitt im heim in sein Vatterlandt. 
Er dienett weiter im kriegswessen 
Vil Jhar ist sein Lust gewessen. 
Endtlich so hatt in Gott ergötzt 
Bey dem hauss Württemberg eingesetzt 
Zum Obern Leitenampt vnd KriegsRahtt 
Von wegen seiner man(n)liche Thatt. 
Zu Löwenberg der dapffer Held wahr 
Obervogt dreyvndzwantzig Jahr. 
Lestlich er im alter gross 
Sein Leben endtlich hie beschloss, 
Liegt hie in seinem schlaffkämerlein 
Ist ihm zu Ehren dass fihnlein sein 
Daselbsten über sein Grab gesteckht 
Biss in Gott wider aufferweckht 
NamJich am grossen tag dess herrn 
Wirdt auffgenom(m)en zu Ewigen ehrn 
In höchste freudt vnd seeligkeit 
Amen Sprech die gantze Christenheit." 



Digiti 



zedby G00gk 



- 989 - 

Derselben Familie gehörte an: 

Ludwig Stickel, welcher den 14. September 1592 geboren 
wurde als Sohn des vorerwähnten Herzogl. Württembergischen ßaths 
und Landschreibers Erhard Stickel und der Magdalena, Tochter des 
Bürgermeisters von Stuttgart Christoph Kienlin. Derselbe studirte zu 
Tübingen, wurde 1615 Oberrathsscribent, 1627 aber Visitations-Manns- 
Closter-Rechenbanks- Verwandter, als welcher er 1630 den 4. Januar 
starb. Seine Ehegattin war Anna, Tochter des Rent-Cammerraths 
ITippolit Dreher. 



Du Fürstlich Württembergiacho Dienerinich enthält folgende höhere Beamte 
de« Namens Stickel, Stiekhel, Stickhell : Burchh., BurgVogt 629; CaetkeUer 553/ Exped.- 
Rath 109; OiVogt 476; StifftsVcrwalttcr 554. — Han* Fberk., Cl.Hoftuaistcr 342; Haupt- 
mann 173 ; Vogt 488. — Joh. y Keller 368. — Joh. Kberh., Keller 369. — Uonh., Landachreib.- 
Verwaltter 115. 



Digiti 



zedby G00gk 



Stockmayer, 



Ludwig Friedrich yon Stockmayer, Königl. Württembergischer 
Generallieutenant, wurde den 27. September 1779 geboren. Sein 
Vater war Johann Friedrich Stockmayer, Oberamtmann in Weiltin- 
gen, Eipeditionsrath und Stiftsverwalter in Stuttgart, f 1807; die 
Mutter Marie Luise, Tochter des Expeditionsraths in Stuttgart 
Wilhelm Friedrich Knebel; der Grossvater Johann Friedrich Stock- 
mayer, J. U. Lt., Herzogl. Württembergischer Rath und Landschafts- 
consulent, f 1782; die Grossmutter, Marie Elisabeth, Tochter des 
Balthas yon Rhaw*, Bügermeisters, Spitalvogts und ritterschaftlichen 
Consulenten in Esslingen ; der Urgrossvater Christoph Friedrich 
Stockmayer, Rath, General-Superintendent und Prälat zu Bebenhausen, 
auch der Landschaft engerer Ausschuss- Assessor, 1 1749 ; die Urgross- 
mutter Christina Elisabetha, Tochter des Oberraths-Secretare Johann 
Friedrich Zweifel; der Urur- Grossvater Stephan Stockmayer, zur 
Zeit des 30jährigen Kriegs Kriegs-Commissär bei Obrist v. Wieder- 
hold, nachmals Klosterhofmeister in Pfullingen 1648, t 1668; die 
Urur-Grossmutter Anna Jnstina, geb. Jäger; der Urur-Urgrossvater 
Balthasar Stockmayer, 30 Jahre hindurch evangelischer Pfarrer zu 
Ems in Ober-Oesterreich, von wo er 1628 der Religion wegen vertrieben 
wurde, und sich sodann mit seiner Gattin Poteniia Hunier (Hünter), 
letztere von Wels in Oberösterreich gebürtig, nach Sindelfingen** 
flüchtete. Beide starben dort an der Pest und liegen allda begraben. 



* Derselbe war ein Sohn des Syndicus Ton Esslingen Johann BeUtas von Bkaw 
und der Elise, Tochter des aus alt-patridschem Geschlechte stammenden Oonsulenten in 
Lindau Valentin Heider ; die weiteren v. Rhaw' sehen Vorfahren siehe bei Welkersreuter. 

** Daselbst befand sich 1579 ein Valentin Stockmayer, dessen 8ohn Johann Jnroh 
sich dort im Jahre 1632 vermählte. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 991 - 

Ludwig Friedrich war einer der berühmtesten nnd ausgezeich- 
netsten Generale der württembergischen Armee. Er machte sämmtliche 
Feldzüge von 1799—1815 mit. In der Schlacht bei Bautzen zeich- 
nete sich der tapfere General als interimistischer Commandant der 
württembergischen Truppen besonders aus. Von seinem Könige wie 
von Napoleon wurden ihm bei diesem Anlasse die glänzendsten Be- 
lobungen zu Theil. Ebenso bewährte er sich bei Brienne und Monte- 
reau als einen ebenso tapferen Soldaten, wie einsichtsvollen Führer. 
Von den verbündeten Monarchen mit Orden aller Art geschmückt, zog 
er mit in Paris ein. 1837 zum Generallieutenant, Kommandanten der 
IL Infanterie-Division und Gouverneur in Ludwigsburg, in demselben 
Jahre noch zum Gouverneur in Stuttgart und Kommandanten der ersten 
Infanterie-Division ernannt, starb er schon zwei Tage nach letzterer Be- 
förderung, vom 22. auf den 23. December, schnell am Schlagflusse, 
59 Jahre alt, als Krieger wie als Mensch von Jedermann hochgeschätzt. 

Stockmayer war Ritter des Königl. Friedj icbs-Ordens, Kommen- 
thur des Württembergischen Militärverdienstordens, Kommandeur des 
K. K. Oesterreichischen Leopolds-Ordens, Bitter des K. Russischen 
St. Wladimir-Ordens, Kommandeur der K. Französischen Ehrenlegion. 

Ebenfalls dieser Familie entstammen u. a. bedeutenderen Gliedern: 

Christian Friedrich von Stockmayer, ür- Enkel Balthasars, 
geb. Stuttgart 30. Juli 1698, t 1774, Churfürstlich Sächsischer 
Oberaufseher der Grafschaft Henneberg. In den Adelsstand erhoben 
18. Juni 1728. 

Gattinnen: I. geb. von Orsehmondt; 11. geb. von Kngenbach, 
welch letzterer Ehe entsprossten : 

I. Christian Friedrieh von Stockmayer, Sachsen-Hildburghausen'- 

scher Geh. Legationsrath und Oberhofmeister. 
II. Carl Friedrich, Sachsen-Hildburghausen'scher Hofmarschall. — 

Christof Friedrich Stockmayer, Sohn des bereits erwähnten 
Prälaten Christoph Friedrich, geb. 6. Nov. 1699, Decan in Stuttgart 



Digiti 



zedby G00gk 



— 992 — 

1744, Prälat in Bebenhausen, 1748 engerer Landschafts-Ausschnss 
Verwandter, t 26. December 1782, 

Gattin: seit 9. Nov. 1728 Marie Dorothee, Tochter des Prä- 
laten in Denkendorf Philipp Heinrich Weisgensee, Enkelin des 
Pfarrers in Vichberg Johann Jacob Weissensee*, welcher Ehe 

1 Sohn und zwei Töchter entsprossten. — 

Friedrich Amandas Stockmayer, geb. 13. Nov. 1731, J. U. 
Lt., Herzogl. Württembergischer Geh. Legationsrath und Landschafts- 
Secretär. 

Gattinnen : 1. seit 25. Mai 1756 Christina Rosina, geb. Anlber ; 
II. seit 13. Nov. 1796 Anna Barbara Yalois; welch beiden Ehen 
3 Söhne und 2 Töchter entsprossten. — 

Jacob Friedrich von Stockmayer, geb. 20. October 1736, 
J. U. Lt., Herzogl. Württembergischer Kanzlei- und Hofgerichts-Ad- 
vocat, nachmals Baden-Durlach'scher Geh. Rath und Minister- Resident 
in Wien, vom Kaiser in den Adelsstand erhoben, t 1788. 

Gattinnen: I. seit 19. April 1759 Auguste Dorothee, Tochter 
des bereits Eingangs erwähnten Landschafts-Consulenten Johann Frie- 
drich Stockmayer; IT. seit 7. April 1761 Elise Hedwig, Tochter 
des Regierungsraths in Stuttgart Conrad Benz, welch beiden Ehen 

2 Töchter entsprossten. 

* Dessen Vater Ist bei dem Prinzen Julius Friedrieh von Württemberg und seiner 
Gemahlin Anna Sabina (wahrscheinlich als Leibmedikns) im Diensten gestanden. 

Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Stockmayer (Stockhmayer, Stockmayer, Stockmejer): Ambtschreiber 309 ; Baw- 
Verwaltter 561 ; Diacon zu StXeonhardt 553. — Amand., KrlegsRath 100 ; Reg.BJtocretar. 
75. — Amand. Frid., Gaistl.Verwaltter 414. — Visitat.8ecretar. 158. — Christoph Frid. r 
Abt 257; Pfarrer 546; StifftsDiacon 650, 551. — Eberh. Frid. t BenthCh.Secretar. 12«. — 
Frid. Amand. (u. flllut). Landsch. Advoc. 558. — Georg Fried., CantaleiAdvoc 95; CL- 
Vorwalter 307; Eheger.Secretar 81, Exped.Rath 144; Hofger.Secretar. 80; O.R.Bibliotbecar. 
43; Recbenbancks Rath 152, Reg. R.Secretar. 73, 74; Stifts KeUer 374. — Joe. Friede, 
CantaleiAdvoc. 96. — Joaeh., KriegsBath 100. — Joh. Christoph, Abt 835. — Joh. Frid.. 
CammerProcnrator 109; Gel. O.Rath 68; KrlegsRath 100; Landsch.Advoc. 558; 8tiffts- 
verwaltter 555; Vogt 381, 473, 541, 604. — Rud. Amattd., CanUleiAdvoc 95; Exped.Bath 
.45 — Rud. Fried., Vogt 541. — Stephan. Cl. Hofmeister 347, 348. 



Digiti 



zedby G00gk 



S t o r r. 



Die Storr 'sehe Familie, welche seit bald 300 Jahren ein so- 
genanntes redendes Wappen führt, nämlich einen Storren (alten 
Baum) mit einem Pfeil, stammt aus der freien Reichsstadt Mem- 
mingen ab und ist als ihr ältester Ahnherr bekannt: 

Melchior Storr,* Prädicant unter dem Grafen von Bhaun zu 
Falckenstein etc.. vermählt mit Agatha, geb. Schalck, welcher Ehe 
4 Söhne entsprossten, die sich u. A. nach Venedig verzweigten. — 

Melchior Storr, Sohn des Vorigen, Hochfürstl. Pfalz-Birken- 
feldischer Pastor zu Birkenfeld, vermählt mit Catharina, geb. Bor. 
Er starb 1572. Dessen Sohn: 

Franz Melchior Storr, geb. 1566, Hochfürstl. Pfalz-Birken- 
feldischer und Markgräfl. Badischer Rentmeister, auch Oberamts- 
Schultheiss in Birkenfeld, t 1642 im 77. Lebensjahr. 

Seine 1. Gattin war Barbara Wickin von Lichtenberg, eine 
Mutter von 9 Kindern ; die II. Anna Nonnweiler von Trier, ebenfalls 
eine Mutter von 9 Kindern. Von diesen 18 Kindern starben 10 
in der Jugend, die übrigen sind: 

I. Catharina, Gattin des Birkenfeldischen Pfarrers zu Reichenbach 
M. Pyrenius. 



*) Ein Bruder desselben, Georg Storr, lebte verhelrathet in Venedig; ein weiterer 
Bruder Balthasar % dessen pergamentener Geburtsbrief d. d. 27. Angust 1547 noch anno 
1717 in der Familie vorhanden war, stand In Diensten Kaiser Carl V. 

v. Georgii-Qeorgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 63 



Digiti 



zedby G00gk 



- 904 - 

II. Sophia, Gattin des Pfarrers zu Oberstein Joh Georg Musculus. 

III. Anna Elisabeth, Gattin des Joh. Bernhard Beurlin in Trier. 

IV. Maria Felicitas, Gattin des Bürgermeisters von Birkenfeld 
Joh. Burger. 

V. Hans Wolf Storr, Freiherrlich Sickingischer Bergverwalter zu 
Fischbach. 

VI. Carl Storr, Gräflich Hanau'scher Recbenrath. 

VII. Johann Bartholomäus Storr, Amtskeller zu Freifels und Espach, 
vermählt mit Anna Margaretha Villinger. 

VIII. Johann Wilhelm Storr, geb. 18. September 1615, Schön- 
bornischer gemeinschaftlicher Secretarius und Archivar, venn. 
5. Mai 1645 mit Maria Sibylla, einer Tochter des Fürstlich 
Pfalz-Veldenz'schen und Gräflich Nassau-Saarbrück'schen, auch 
Rheingräflichen Raths Matthias Keller, J.U. Dr., und der Anna 
Magdalena, Tochter des Nassau- Siegen'schen Cammer-Directors 
Friedrich Schäfer, welcher Ehe 8 Söhne und 4 Töchter ent- 
sprossten, deren eine, Maria Magdalena, die Gattin des Pa- 
triciers und Raths in Worms Georg Otto zur Glocken wurde. 
Nach dem Tode des Letzteren vermählte sie sich mit dem 
ältesten Stättmeister daselbst Georg Marx Boccatius und nach 
dem Tode dieses Letztgenannten mit dem J. U. Li Com. Palat 
Caes. und Stättmoister ebendaselbst Johann Friedrich Seiden- 
bänder ; sie starb 1712, 64 Jahr alt. Storr starb 1687, 
seines Alters im 73. Jahr. Sohn: 

Johann Philipp Storr, geb. 1665, Pastor in Grünstadt und 
Inspector der Grafschaft Leiningen -Westerbnrg und der Herrschaft 
Oberbronn 1690 — 92, hierauf Pastor in Homburg a. d. Höhe, In- 
spector und der Fürstin Beichtvater bis 1695, zuletzt Pastor zu 
Heilbronn und des Gymnasii Scholarcha. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 995 - 

Seine I. Gattin war seit 20. Februar 1691 Anna Catharlna, 
Tochter des Rentverwalters zu Bisterfeld in der Grafschaft Lippe 
Jacob Schonheim , welche Ehe kinderlos blieb; die II. seit 10. October 
1702 Angusta Catharina, eine Tochter des Theol. Dr., Professors und 
Superintendenten zu Tübingen Michael Förtsch und der Sophia Barbara, 
Tochter des Baden-Durlachischen Cammerraths Georg Laiblin. Der 
letztgenannten Ehe entsprossten 4 Söhne und 4 Töchter. Sohn: 

Johann Christian Storr, geb. 3. Juni 1712, Hofvicar und 
Pageninstructor der Herzogin Johanna Elisabeth von Württemberg 
1739, Pfarrer in Hirsau bei Calw 1743, Hofcaplan in Stuttgart, 
Stadtpfarrer bei St. Leonhard 1757, Stiftsprediger und Consistorial- 
rath 1759, Prälat zu Herrenalb 1765, zu Alpirsbach 1773. 
Derselbe, ein eifriger Anhänger der Bengel'&chwa Lehre, starb 
8. Mai 1773. 

Seine Gattin warEufrosina Margaret ha, geb. Rösslin, welcher 
Ehe 3 Söhne und 3 Töchter entsprossten. Eine der Töchter, Regina 
Catharina, vermählte sich 14. Juni 1763 mit dem Stadtpfarrer in 
Stuttgart Georg Ernst Göz. Söhne: 

I. «ottlob Christian Storr, geb. 10. September 1746, studirte 
in Tübingen und bereiste in der Folge Frankreich, Holland 
und England. Im Jahr 1772 erhielt er das Amt eines Re- 
petenten im theologischen Seminar zu Tübingen und versah 
dasselbe bis 1775, in welchem Jahre er als Vikar nach 
Stuttgart berufen ward. Bald darauf aber wies ihm der 
Wille der Vorsehung und des damals regierenden Herzogs 
Karl den Wirkungskreis an, in welchem er von da an so 
reichlich Gelegenheit fand, seine Einsichten auch Andern mit- 
zntheilen und seine mit Fleiss und Treue ausgebildeten 
Gaben zum Nutzen seiner Nebenmenschen anzuwenden. Er 
erhielt nämlich 1775 im 29. Jahr seines Alters die Professur 
der Philosophie in Tübingen, ein Amt, das er mit einer ge- 
druckten lateinischen Abhandlung und mit einer Rede antrat 



Digiti 



zedby G00gk 



— 996 — 

über jenen bekannten Aussprach des grossen Engländers Baho: 
»dass, wer nur leicht und obenhin philosophire oder sich in 
Betrachtungen über die Natur der Dinge einlasse, dadurch 
vielleicht von Gott ab-, wer aber tiefer eindringe und gründ- 
lichere Einsichten und Kenntnisse aus der Quelle der Natur 
schupfe, sicherlich zu Gott und zu der Religion zurückgeführt 
werde.« 1777 wurde er Dr. Theol. und ausserordentlicher 
Professor derselben, als welcher er "bis 1797 mit grösster 
Auszeichnung wirkte. Sein Compendium der Dogmatik (von 
Prälat von Flau vom Lateinischen ins Deutsche übertragen) 
wurde auf der Hochschule zu Tübingen als Lehrbuch eingeführt. 
1780 wurde er 4. Professor der Theologie, Stadtpfarrer, Super- 
intendent und 4. Frühprediger, später sodann ordentlicher Pro- 
fessor der Theologie, Superintendent des herzogl. theolog. Stifts, 
3. Frühprediger. 1797 kam er als Oberhofprediger und Con- 
sistorialrath nach Stuttgart. Am dritten Adventssonntage, dem 
16. December, 1804 predigte er zum letztenmal. Bald darauf 
befiel ihn ein Katarrh- und Schleimfieber. Zwar schien er 
auch von diesem sich wieder zu erholen, wenigstens glaubte 
er am Neujahr 1805 wieder öffentlich vor seiner Gemeinde 
auftreten zu können, und hatte bereits den grössten Theil 
seiner Predigt niedergeschrieben. Aber die Krankheit brach 
aufs neue aus. Sie war bedenklich; Hess jedoch immer noch 
die Hoffnung der Bettung übrig. >Man sagt: es sey besser 
mit mir! — Ich liege da, leide, folge! des Herrn Wille 
geschehe!« Diess war, als in den letzten Tagen Freunde ihn 
besuchten, die bedeutende, charakteristische Aenssernng des 
edlen Mannes selbst, der immer bei vollem Bewusstseyn auch 
in dieser letzten Krankheit sich gleich blieb, mit gewohnter 
Freundlichkeit sich, so viel es seine Kräfte erlaubten, mit den 
Seinigen und andern Freunden unterhielt, an ihren Umständen 
mit Liebe Theii nahm, schweigend, und, was er litt, vor 
seinen Lieben verbergend, mit dem Sinn des hohen Glaubens, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 997 — 

der sein ganzes Herz erfüllte, duldete, mit der zartesten 
Schonung nur in leisen Winken andeutete, was er ahnete und 
was er fühlte, und ohne viele Worte verständlich genug für 
die, welche ihn kannten, die Fassang zn erkennen gab, mit 
der er jeden Augenblick bereit war, dem zu sterben, dem er 
lebte. — Sein Lauf war vollendet. In der Nacht vom 17. 
auf den 18. Januar 1805 schlummerte er sanft und stille, 
sterbend wie er gelebt hatte, hinüber in die Welt, welcher 
sein Geist« schon hienieden angehörte. 

Seiner Schriften sind eine Menge. Man konnte auf 
Storr den Anfang jener berühmten Grabrede des Pope auf 
Gay anwenden: >Sanftmüthig in Sitten, gütig in Neigungen, 
ein Mann an Scharfsinn, ein Kind an Einfalt.« 

Seine Ehegattin war seit 28. November 1775 Charlotte 
Amalie, Tochter des Kanzlers zu Tübingen Jeremias Friedr. 
von Renas, welcher Ehe 1 Sohn und 4 Töchter entsprossen. 
Eine Tochter derselben, Louise Christiane, vermählte sich mit 
dem Professor und Consistorial- Assessor , nachmaligem Ober- 
consistorialrath und Prälaten Christian Friedrich Klaiber in 
Stuttgart. 

II. Gottlieb Conrad Christian Storr, geb. 16. Juni 1749 zu 
Stuttgart, Med. Dr., studirte zuerst zu Tübingen, nachher zu 
Strassburg, Leiden, London, Oxford, Brüssel und Wien Medicin 
und besonders Naturwissenschaften. Nach 3 jährigen Reisen 
in Belgien, den Niederlanden, Frankreich und England kehrte 
er 1771 nach Stuttgart zurück, wo er sogleich als Lehrer 
und Arzt an der Karls-Akademie angestellt wurde; 1774 
wurde er Professor der Chemie und Botanik zu Tübingen und 
machte sich da besonders durch die Anlegung eines der be- 
deutenderen Naturaliencabinete Deutschlands verdient. Nach- 
dem er 1801 körperlicher Leiden halber von seinem öffentlichen 
Amte zurückgetreten war, lebte er noch 20 Jahre lang in 



Digiti 



zedby G00gk 



- 998 - 

stiller Einsamkeit seinen Studien, bis er am 27. Februar 1821 
71 Jahre alt starb. 

Storr war ein Mann, dessen Leben ein nach den über- 
legtesten Plänen durchgeführtes, gewissenhaftes Forschen nach 
den tiefsten Gründen der Wissenschaft war. — Dieses Forschen 
selbst aber war kein einseitiges, kein particuläres , sondern 
Religion und Philosophie beschäftigten beinahe eben so lebhaft 
seinen Geist in der stillen Zurückgezogenheit, als das grosse 
Reich der sichtbaren Natur nach seinen organischen und ani- 
malischen Entwickelungen. Daraus erwuchs schon frühe ein 
Bedürfniss, sich in sich selbst zurückzuziehen, und mehr nach 
Innen als nach Aussen zu leben. Er ist Verfasser vieler 
Schriften. 

Seine Gattin war seit 14. October 1773 Christiana 
Charlotte, Tochter des Geh. Raths Albrecht Jacob von Bflulcr, 
welcher Ehe 1 Sohn und 2 Töchter entsprossten , von denen 
nur eine einzige Tochter Charlotte, Gattin des Legationsraths 
in Regensburg, Staatsraths in Stuttgart Carl Philipp von 
Kauffmann, Sohns des in den Adelstand erhobenen Hauptmanns 
und späteren Geheimen Raths Joh, Friedrich von Kauffmann, 
den Vater überlebte. 

III. Wilhelm Ludwig Friedrich Storr, geb. 11. September 1752, 
Hofrath, Oberamtmann in Nürtingen, in Lustnau t- 
# Gattin: seit 3. September 1775 Sofie Friedrike, Tochter • 

des Oberkriegsraths , Obersts in Stuttgart Jok. Jacob Boger, 
welcher Ehe 3 Söhne und 1 Tochter entsprossten. Kinder: 

1) Louise, geb. 30. März 1788, t 8. August 1823. 

2) Ludwig Storr, geb. 30. August 1770, Dr. med., Hof- 
medicus, f 1813. 

Gattin: seit 28. October 1813 Mathilde, Tochter 
des Staatsraths, Geheimen Raths-Präsidenten und Ministers 
Christian Friedrich von Otto, welche sich nach dem Tode 



Digiti 



zedby G00gk 



— 999 - 

dieses ihres I. Gatten mit dem Obormedicinalrath Carl 
Heinrich Gotthüf von Köstlin vermählte. 

3) Wilhelm Friedrich, geb. Lustnau 13. Juni 1777, Re- 
gierungs-Secretar, vermählt 25. Juni 1821 mit Elisabeth 
Heinrike Friederike, geb. Knapp. 

4) Carl, geb. 8. December 1789, Kaufmann, t 18. März 
1865, vermählt 18. Januar 1829 mit Christine Louise, 
geb. Müller. Kinder: 

a) Louise Friederike Catharine, geb. 18. Sept. 1830. 

b) Julie Wilhelmine Caroline, geb. 12. Mai 1833, t 
27. Mai 1862. 

c) Wilhelm Ludwig Carl, geb. 15. December 1831, Kauf- 
mann, Associe von Louis Duvernoy, vermählt 20. Sept. 
1862 mit Ottilie Auguste, geb. Schott, geb. 17. Febr. 
1844. 

d) Carl Friedrich Albert, geb. 17. Januar 1835, Kreis- 
gerichtsrath , vermählt 6. September 1873 mit Natalie 
Marie Caroline Franziska, Tochter des Fabrikanten 
uud Cominercienraths Ferdinand Schmidt und der Sofie 
Auguste Haueisen. 



Dan Fürstlich Württembergiache Dionorbnch enthält folgondo höhere Beamte 
des Naiuens Storr: Hofprediger 193. — Gottl. Chri«t„ Ueiatl. ConstetKath 139. — Jolt. 
Chrint., Abt 244, 28»; Geistl. Cousist.Rath 139; Pfarrer 547; StifftsDiaeon 551; StifltH- 
prediger 544. ~ Wüh. LuJw., Vogt 258, 510. 



Digiti 



zedby G00gk 



Süskind, Süsskind. 



Friedrich Gottlieb von Süskind, Dr., wurde den 17. Februar 
1767 zu Neustadt am Kocher gebaren. Sein Vater, war der durch 
Talente, Kenntnisse und Religiosität ausgezeichnete Geistliche Johann 
tiottlleb Süskind, geb. 19. December 1734, Diaconus in Neuenstadt, 
t 8. Sept. 1772; die Mutter Johanna Regina, Tochter des Herzogl. 
Raths und Leibmedicus Dr. Albrecht Reinhard Renas, Tochtermann 
des ehrwürdigen Prälaten Bengel; der Grossvater M. Christoph Ludwig 
Süskind, geb. 26. August 1688, t 26. Februar 1744, Dekan und 
Pfarrer zu Stetten im Remsthal ; die Grossmutter Catharina Regina, 
eine geb. Martini; der Urgrossvater Johann Jacob Süskind, geb. 
20. Nov. 1653, Herzogl. Württembergiscber Vogt, t in Waidenbuch: 
die Urgrossmutter Agnes, geb. Zurlahn; der Ururgrossvater Michtel 
Süskind, Stadtschreiber in Calw, f 1697; die ürurgrossmutter 
Anna Maria Rühle; der Urur-Urgrossvater Jacob Süskind , Zoll- 
schreiber in Vaihingen; die Urur-Urgrossmutter Maria, geb. Rnpp; der 
Vater des Letztgenannten Michael Süskind, Sohn des Michael Süskind 
von Pforzheim, Diaconus in Kirchheim 1572, Pfarrer in Bernloch 
1573, in Buttenhausen 1575, vermählt mit Katharina HoscheL 

Friedrich G oftlieb studirte Theologie, bekleidete, nachdem er 
zuvor eine wissenschaftliche Reise gemacht hatte, übor zwei Jahre 
lang die Stelle eines Repetenten am höheren Seminar, wurde hierauf 
Helfer in Urach 1795, dann Professor der Theologie an der Uni- 
versität Tübingen 1798, Oberhofprediger und Consistorialrath in 
Stuttgart 1805, Prälat, Direktor des k. Studienraths , Commandenr 
des K. Württemb. Civil- Verdienstordens und starb 12. Nov. 1829. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1001 — 

Süskind erwarb sich in seinem Wirkungskreise durch die nach 
festen und bewährten Grundsätzen theils erneuerte, theils veränderte 
und erweiterte Einrichtung der höheren Bildungs- und Unterrichts- 
Anstalten, der evangelischen Seminarien, der Gymnasien und Real- 
schulen , sowie durch die einsichtsvolle Leitung und sorgfältige Be- 
aufsichtigung derselben, allgemein anerkannte und bleibende Verdienste. 
Seine Schriften, theologische Forschungen und Abhandlungen, von 
welchen sich mehrere mit der Prüfung einiger der neuesten Systeme 
der Religionsphilosophie beschäftigen, zeichnen sich nicht nur durch 
Scharfsinn und erschöpfende Gründlichkeit, sondern vorzüglich durch 
Klarheit und Deutlichkeit aus. Vor Allem suchte er den Glauben 
an Gott, als ein persönliches und ausserordentliches Wesen, den 
Glauben an Unsterblichkeit mit personlicher Fortdauer, die Ueber- 
zeugung von der Freiheit des menschlichen Willens und den Glauben 
an den göttlichen Ursprung des Christenthums oder den Offenbarungs- 
glauben zu begründen und sicher zu stellen. Seine Fortsetzung von 
Flatt's Magazin für christliche Dogmatik und Moral ist bekannt 
geworden. 

Seine I. Gattin war seit 24. August 1795 Friederike Luise 
Beate, Tochter des Amtspflegers EberJiard Balthasar Volz in Balingen. 
Die IL seit 17. Februar 1817 Sophie Charlotte Amalie, Tochter 
des Begierungsraths Christian Gottlob von Knapp; die III. seit 6. 
Juli 1824 Elisabeth Friederike Wilhelmine Franziska, Tochter des 
Finanzraths in Stuttgart Johann WilJielm Nast, * t 1875. Söhne: 

* Wettere bedeutendere Glieder der Familie Hast waren : Der 1807 als Pfarrer 
in Plochingen t ehemalige Professor der alten Sprachen am Gymnasium in Stattgart 
Johann Xa st, geb. 17. Nov. 1722 zu' Leonberg, bedeutender Philologe, von dem Griesitujer 
sagt: So verdient sich Bdtlrr um die vaterländische Naturgeschichte machte, solche 
Verdienste erwarben sich Naat und Fulda um die Muttersprache. — Joh. Heinr. Nast, 
Sohn des Vorigen, geb. Stuttgart 8. Nov. 1751, Professor an der Hohen Karlsschule, 
berühmt durch seine Ausgabe der Charaktere des Tcophrast sowie durch seine Beschrei- 
bung der griechischen und römischen Alterthümer (hiebei von dem Obrist Rösch unter- 
stützt), t 1808 als Pfarrer In Plochingen. - Christian Friedrich Xa*t, Oarnisonsprediger 
in Ludwigsburg, Pfarrer in Wangen, f 1847. Ein Sohn des Letzteren, Adolf Nast, geb. 
Wangen 23. Aug. 1810, war Buchhändler in Athen und starb 15. Juli 1856 in Ober- 
österreich mit Hinterlassung einer Wittwe, der jetzigen Gattin des Oberpostmeisters 
Steidle in Stuttgart und eines Sohnes Namens Adolph Xenophon. . 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1002 — 

I. Carl Friedrich Süskind, geb. Urach 3. Oct. 1797, Helfer 
in Weinsberg 1822 und in Ludwigsburg 1829, auch Iaspector 
der dortigen Bealschule. Gattin: seit 7. Febr. 1823 Wilhelmine 
Sophie, geb. Müller von Urach, welcher Ehe 1 Sohn und 
1 Tochter entsprossten. 

II. (instar Adolph Sflsklnd, geb. Tübingen 17. Juni 1805, 
Pfarrer in Thumlingen, O.A. Freudenstadt, in Darmsheiin, in 
Bissingen u. Teck. 

Gattin: seit 1. Sept. 1836 Luise Johanna, geb. Kurts. 

III. Eduard Sflsklnd, geb. Stuttgart 17. August 1807, Pfarrer 
in Marktlustenau 1832, Pfarrer in Suppingen 1839, t 29. 
August 1874 auf dem Gute Rösselsberg oberhalb des Starn- 
berger Sees. 

Der Schwäbische Merkur widmet ihm folgenden Nach ruf: 

» Eduard Süskind, ein Mann, der in einem reich bewegten 
Leben für die Bildung und die Interessen des deutschen Volkes redlich 
gewirkt hat. Er war einer alten wQrttembergischen Theologenfamilie 
entsprossen, welche seit mehreren Jahrhunderten eine grosse Zahl von 
Seelsorgern in sich geschlossen; sein Vater war der 1829 verstorbene 
Studienrathsdirector, der frohere Professor der Theologie in Tübingen, 
F. G. Süskind, bekannt in den Kreisen der Wissenschaft als hervor- 
ragender Lehrer der ersten Tübinger theologischen Schule. Eduard 
Süskind verfolgte die gewöhnliche Laufbahn der württembergischen 
Theologen. Im niederen Seminar in Blaubeuren und im Tübinger 
Stift, das er im Frühjahr 1830 verliess, war er Genosse jener durch 
ihre glänzenden Geister einzig merkwürdigen Promotion, Genosse der 
D. Fr. Strauss, G. Pfizer, Fr. Vischer, Binder y Märklin, Mehl, 
Zimmermann u. s. w. Nach kurzem Vikariate in Altenstadt, O.A. 
Geislingen, wurde Süskind schon 1832 Pfarrer in Marktlustenau, 
hart an der -bayerischen Grenze in Franken. Hier, wo er seinen 
Hausstand, das einzige bis zum Lebensabend ungetrübt gebliebene 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1003 - 

Glück, gründete, legte er auch, veranlasst durch die zu seiner 
Besoldung gehörigen Pfarrgüter, den Grund zu der landwhth- 
schaftlichen Praxis, welche die zweite Hälfte seines Lebens erfüllte. 
1839 erhielt er die Pfarrei in Suppingen auf der schwäbischen 
Alb. Bis 1851 brachte er hier wohl die glücklichsten Jahre seines 
Lebens zu. Das Amt gab ihm Gelegenheit, aufs Liebreichste dem 
Wohle und der Heranbildung seiner Pfarrkinder zu leben. In diese 
Zeit fällt seine lebhafte Theilnahme an dem württembergischen 
Volksschriftenverein. Von einer Vereinigung treuer Freunde, von 
denen Heigelin , Eisenlohr , Pfr. Dietrich , Süskind' s eigener als 
Helfer in Ludwigsburg verstorbener Bruder genannt sein mögen, 
wurde eine Reihe vortrefflicher, volkstümlicher Schriftchen zur 
Bildung des Volkes herausgegeben und verbreitet. Süskind schrieb 
selbst mehrere, z. B. ein grösseres Schriftchen: Auszüge aus Dr. 
Martin Luther's Schriften für das Volk 1844. Mehr und mehr 
trat nun die öffentliche Wirksamkeit in den Vordergrund, Süskind 
erprobte sich als ein gewandter Volksredner und wirksamer Agitator. 
1848 wurde er, nachdem Fallati wegen seiner Uebersiedelung in 
das Handelsministerium in Frankfurt sein Mandat niedergelegt, vom 
0. A. Münsingen in die Abgeordnetenkammer gewählt. Er trat im 
November 1848 in den „langen Landtag" ein und war auch Mitglied 
der 3 Landesversammlungen und der Kammer von 1851 bis August 
1855. Süskind nahm sehr regen Antheil an dem politischen Leben; 
mit seinen Freunden Schoder, Seeger, Holder u. s. w. stand er in 
jenen bewegten Zeiten, hauptsächlich nach dem Scheitern der natio- 
nalen Hoffnungen und beim Eintritt einer rücksichtslosen Beaction in 
Deutschland, an der Spitze der Opposition. Er betheiligte sich eifrig 
an den Debatten, besonders an der allgemeinen Politik, an Organi- 
sationsfragen , in den Angelegenheiten der Schule und Kirche -, in 
landwirthschaftlichen Dingen u. s. w. Seine Art, seiner redlichen 
Ueberzeugung ohne Rücksichten zu folgen, mitunter schroff, brachte 
ihn in manchfache Konflikte. Innerhalb der Kirche trat zwar seine 
Opposition lebhaft gegen das Consistorium auf, in Sachen des Glaubens 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1004 — 

war er freisinnig, stand aber nicht auf dem Standpunkt seines be- 
rühmten Promotionsgenossen. Es war desshalb auch nicht die kirch- 
liche, sondern die politische Stellung, welche seinen Austritt aus dem 
Pfarrdienste nach sich zog. Als er 1851 wieder gewählt war, wurde 
er auf die Pfarrei Altburg versetzt, nahm aber diese Stelle nicht an 
und trat aus dem Kirchendienst aus. Schwere Jahre folgten, denn 
die Schriftstellerei allein war ein hartes Brod. Süskind schrieb neben 
der Kammerthätigkeit her, weiche seine Kraft als vielfacher Bericht- 
erstatter sehr in Anspruch nahm, vielerlei in Zeitschriften, meist 
populär- wissenschaftliche Aufsätze; er gründete den sehr verbreiteten 
ebenfalls der Volksbildung gewidmeten Siiskincfschen Volkskalender. 
Aus dieser Zeit stammt die Ausarbeitung eines grösseren spater bei 
Hoffmann mit Illustrationen erschienen Werks : Natur und Menschen- 
weit, eine Darstellung der Lebenserscheinungen und Gesetze im Reiche 
der Natur und des Geistes, einer verdienstlichen Arbeit eben aus dem 
Streben heraus, die Resultate der Wissenschaft weiteren Kreisen iu- 
zuführen. Seine ungemeine Energie verstand es, eine neue Laufbahn 
schon als gereifter Mann sich zu schaffen: er wurde Gutsbesitzer. 
Im Herbst 1852 erwarb er das Gut Weilerhöhe, O.A. Geislingen, 
und brachte dasselbe, unablässig und zäh arbeitend, in lohnenden 
Ertrag. Inzwischen war sein Sohn als Landwirth ihm zur Seite ge- 
treten, und ein weit grösserer Wirkungskreis eröffnete sich Beiden, 
als Süskind 1860 das 12000 Morgen grosse Gut Zandersdorf bei 
Konitz in Westproussen, das von einer württembergischen Gesellschaft 
gekauft worden, als Domänendirektor übernahm. Als später dasselbe 
in andere Hände überging, trat Süskind 1869 zurück und übernahm 
nun als Pächter das Hallberger'sche Gut Rösselsberg. Die wohl- 
verdiente Ruhe des Alters, nachdem er später dem Sohne die Leitung 
übergeben hatte, war dem stets wachen, strebsamen Mann nur kurz 
beschieden. Er starb nach mehrmonatlichen Leiden. — Süskind ge- 
hörte wie die meisten seiner politischen Freunde zu denjenigen prak- 
tischen Politikern, welche ihre Ziele, wenn auch auf anderen Wegen, 
als sie einst gemeint, 1866 und 1870 erfüllt sahen, er war ein 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1005 — 

aufrichtiger Freund des neuen Reiches. Süshind war eine bedeutende 
politische Kraft, besonders auf dem agitatorischen Felde. Schade 
dass ihm nicht grössere Verhältnisse eine seinen reichen Anlagen 
mehr entsprechende Laufbahn eröffneten. Wie den Seinen ein zärtlich 
besorgter Vater war er seinen Pfarrkindern, seinem Volke ein treuer 
Berather und Bildner, ein edler, warmer, karakterfester aufopfernder 
Vaterlandsfreund. « 

Gattin: seit 24. Juli 1832 Bertha Henriette Caroline 
Christiane , geb. Kurtz, Schwester der auf Seite 1002 er- 
erwähnten Luise Johanna. 

IV. Eberhard Hermann Stlsskind, geb. Stuttgart 26. März 1812, 
Secretär bei der Kreisregierung in Esslingen 1841, Oberamt- 
mann in Freudenstadt, später in Gerabronn, f 1872. 

V. Wilhelm August, geb. 11. Febr. 1818, Candid. juris, t 1. 
October 1835. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Christian David yon Sflsskind, Bruder Friedrich GottlicVs, 
geb. Neustadt 13. Oct. 1771, Kammerrath 1802, Hof- und Domänen- 
Rath in Ellwangen 1803, Hof- und Finanz-Rath in Stuttgart 1806, 
Geheimer Oberfinanz- Rath, Staatsrath, Chef der Krondomänen -Sektion, 
Commandeur des K. Württembergischen Civil- Verdienst-Ordens 1811, 
Finanzkammer-Direktor in Ludwigsburg 1817, Direktor der Staats- 
hauptkassen-Verwaltung in Stuttgart 1819, Commandeur des Ordens 
der Württembergischen Krone 1820, Director des K. Stener-Collegiums 
1822, Präsident desselben 1839, t 5. October 1850. 

Gattin: seit 25. Juni 1803 Auguste Elisabeth, Tochter des 
Bürgermeisters und Amtspflegers in Marbach Ludwig Fried. Mez. 
Kinder : 

I. Auguste Louise, geb. 1808, t 10. Soptember 1836. 

XL Marie, geb. 30. Dec 1811, verm. 9. Sept. 1834 mit Adolph 
Federn-, Bankier, t 6. Aug. 1842. conf. Familie Dörtenbach. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1006 — 

III. HeiTmann August von Stlsskind, geb. Ellwangen 9. November 
1805, Oberjustizrath in Esslingen 1840, Obertribunalrath und 
Director, t 27. April 1871. 

Gattin: seit 16. Juni 1835 Luise, geb. Haussmann, 
welcher Ehe 1 Sohn und 2 Töchter entsprossten. Kinder: 

1) Caroline Auguste , geb. 5. Oct. 1839, vermählt 20. Mai 
1862 mit Heinrich Louis Flemmich, Director der Asse- 
curanz-Comp. in Antwerpen. 

2) Marie Anna, geb. 28. Januar 1841,. vermählt 16. August 
1864 mit dem Kaufmann in Antwerpen Carl Alexander 
Christ Kausler. 

3) Auguste Louise, geb. 16. September 1845. 

4) Auguste, geb. 7. Juni 1850. 

5) Hermann, geb. Ludwigsburg 31. März 1836, Gerichts- 
Actuar, Kreisrichter in Ulm, vermählt 14. April 1868 mit 
Hertha, geb. Wirtin 

IV. Albert Christian, geb. 19. Februar 1815, pract. Arzt in 
Königsbronn 1839. 

Johann Gottlob SUssklnd, Bruder Christian David' s, geb. 
Stuttgart 24. April 1773, Helfer in Sindelfingen 1805, Pfarrer in 
Löchgau 1817, t 27. December 1838. 

Gattin: seit 17. Juni 1805 Christine Chatharine Friederike, 
Tochter des Hofmalers Johann Friedrich von Steinkopf, welcher Ehe 
6 Söhne und 3 Töchter entsprossten. Die den Vater überlebenden 
Söhne sind: 

I. Christian Gustav Adolph Süsskiud, geb. 27. Sept. 1809, 
Buchhändler' und Antiquar in Stuttgart; verm. 6. Sept. 183G 
mit Fanny,- Tochter des Kaufmanus Joh. Friedrich Schill 
d. Ä. daselbst, welcher Ehe 2 Söhne entsprossten. Söhne: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 100? — 

1) Adolph Süskind, geb. 13. November 1837, Buchhändler, 
Besitzer der Ferd. Steinkopfschen Buch- und Antiquariats- 
Handlung. 

2) Eduard Sflskind, geb. 2. Juni 1843. 

3) Paul Sflskind, geb. 28. Febr. 1848, f 27. Jan. 1865. 

II. Eberhard Emil Sflsskind, geb. den 2. Febr. 1812, Pharmaccut 
in Genf 1842. 

III. Paul Gottlob Friedrich, geb. 4. Febr. 1816, Pfarrvikar und 
Paedagog in Stuttgart, Diaconus in Weilheim, t 

Johann Gottlieb Baron von Sflskind, Enkel Christ. Ludwig* s, 
geb. 11. August 1767, Bankier in Augsburg 1821, hintcrliess aus 
4 Ehen 6 Söhne und 4 Töchter. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Sätakind (SUsskind), Dan., Cl.Pfleger 285 , Keller 614. — Frid., Vogt 524. — 
Frid. Gottlieb, Geistl. ConsistRath 139. — Georg Frid., Geistl. Verwaltter 410. — Joh. 
Jac, Vogt 421, 446, 596. - Mich?, Geistl. Verwaltter 410; Statisch reiber 411. 



Digiti 



zedby G00gk 



Tafinger. 



Wilhelm Gottlieb Taflnger, Herzogl. Wurttembergischer Kon- 
sistorialrath , wurde den 1. Mai 1691 zu Vaihingen an der Eni 
geboren. Sein Vater war Joachim Wilhelm Taflnger, Vogt yod 
Vaihingen, t 1712; die Mutter Anna Regina, Tochter des Vogts 
von Kirchheim u. Teck Georg Banr; der Grossvater Johann Wilhelm 
Taflnger, Hohenlöhe-Schmidsfeldischer Geheime Bath und Herzog). 
Württemberg. Vogt zu Göglingen ; die Grossmutter Anna Margaretht, 
Tochter des Herzogl. Württemberg. Geheimen Raths Joachim Faber; 
der Urgros8vater Johann Baptist Taflnger, Eaiserl. und Erzhenogi. 
Oesterreichischer Rath und Landrechner in Wien, t 1619; die Ur- 
grossmutter Rosina, geb. von Egen von Wien; der Urur- Grossvater 
Johann Christof Taflnger, geb. 1518, f 30. Jan. 1600, J. ü. D. in 
Wien; die Urur-Grossmutter Veronica, geb. Ankarent. Von diesen 
Urur-Grosseltern ist in einer gedruckten alten Urkunde gesagt, dass 
»sie alle ihr Heimwesen und vätterliches uraltes Erbe in Oesterreich 
gehabt, auch von mehreren Römischen Kaysern, sonderlich aber von 
Caroli Quinti Majestät, mit Standes-Erhöhung und vielen anderen 
Gnaden-Zeichen angesehen worden, hingegen um der Wahrheit dess 
lieben Evangelii willen ihr Kreuz auf sich genommen, alle zeitliche 
Ehre und angebottene Vortheile mit grossem Muth verlassen und in 
das Württembergische Zion sich begeben haben, woselbst sie auch 
der getreue Gott und Heiland, nach seiner Verheissung noch nie 
verlassen, sondern sie und ihre Nachkommen allezeit vätterlich er- 
halten und versorget habe.« 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1009 — 

Wilhelm Gottlieb wurde wegen des französischen Einfalls von 
seinen flüchtenden Eltern in einem Kissen gleichfalls geflüchtet. 
Bei diesem Anlasse verloren Letztere durch den Feind nahezu ihr 
ganzes, nicht geringes Vermögen. Die Häuser, die sie in Vai- 
hingen und Kirchheim besassen, wurden ebenfalls verwüstet, so dass 
ihnen nur noch ein Hofgut zu Klein-Glattbach übrig blieb, welches 
sie denn auch bezogen, und wo sie sich nach und nach unter Gottes 
Seegen wieder emporarbeiteten. 

Die 1 k Stunde von dem Gute entfernte Schule zu Vaihingen 
wurde die erste Lehranstalt des Knaben, daselbst lernte ihn auch 
die damals regierende Herzogin kennen, durch deren Vermittlung 
er dann schon im 13. Jahre 1703 in das Hochfürstliche Stipendium 
in Tübingen zu seinem ebendaselbst befindlichen älteren Binder auf- 
genommen wurde. Bereits 1707 erhielt Wilhelm Gottlieb die Magister- 
würde; 1709 war er Vicar des damaligen Specials Hauber zu Vaihingen, 
nachmaligen Prälaten zu Anhausen, und kam hierauf in gleicher Eigen- 
schaft in die freie Reichsstadt Biberach. 1711 zum Feldprediger 
unter der fürstlichen Garde zu Fuss ernannt, wurde er im Mai ge- 
nannten Jahres in der Stiftskirche in Stuttgart dazu ordinirt, machte 
auch als solcher 3 Campagnen, in denen Herzog Eberhard Ludwig das 
Commando über die Kaiserliche und Reichsarmee an dem Rhein führte, 
mit ; ferner versah er für den damaligen, öfters erkrankten Reiseprediger 
Jäger mehrere Monate lang die Hofkirche. Nach erfolgtem Friedens- 
schlüsse wurde er 1714 um Jacobi zu dem Diaconat Bietigheim, 1716 
in gleicher Eigenschaft nach Tübingen berufen. 

1727 zum Reise- und Abendprediger am Herzoglichen Hofe 
zu Ludwigsburg ernannt, wurde er in der Folge wirklicher Hof- 
prediger , Beichtvater des Administrators Herzogs Carl Rudolph, 
Consistorialrath, ordentlicher Professor der Theologie an der Universität 
Tübingen, Hofprediger und Prälat zu Herrenalb 1738, Prälat und 
Generalsuperintendent zu Adelberg 1742, Stiftsprediger 1744, zugleich 
Visitations-Commissär der Universität. 

Er starb, nachdem er noch 1748 in den grossen, 1749 in 

t>. Qeorgii-Oeorgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 64 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1010 - 

den epgeren Landschaftsausschuss erwählt und 1750 nebst den 
Prälaten Fischer und Bengel zum Doctor creirt worden war, den 
23. Juli 1757 im 67. Jahre seines Alters. Sein Andenken erhält 
das von ihm im Jahre. 1742 besorgte Landesgesangbuch, dem er 
einige eigene Lieder beifügte, z. B. »Gott ist ein Gott der Liebe!« 

Tafinger führte auf Grund des ihm von seinem unten auf- 
geführten Vetter vermachten Capitals die Nürnberg-Ta/Sn^ersche 
Stiftung aus, dieselbe u. A. mit folgenden Worten begleitend: 

» Nachdem e es nehmlich wohlermeldtem meinem Hertzgeliebten 
Herrn Vettern, in gottseeliger Betrachtung der göttlichen Wohlthaten 
und dass die Väterliche Vorsorge unsere lieben Gottes nicht nur allein 
überhaupt ob dem Hauss unserer gemeinschaftlichen Vor-Eltern, 
welche ihr Heimwesen und uraltes Vätterlichs Erb lange Zeit in 
Oesterreich gehabt, aber um der Wahrheit des lieben Evangelii 
willen alle zeitliche Ehre und angebottene Herrlichkeit vor bald 
200 Jahren verlassen haben, so augenscheinlich gewachet, sondern 
auch Ihme in seiner Persohn durch so mancherlei Abwechslungen dieser 
Welt allezeit wohl und seeliglich hindurch geführet, angelegen und 
gefällig gewesen, von Seinem mit Gottes Hülff erworbenen zeitlichen 
Vermögen eine nahmhafffce Summa, zu unvergesslichem Denck- und 
Danckmahl Göttlicher Güte, dergestalten zu widmen, dass dem lieben 
Gott in der Kirche und gemeinen Wesen, so viel menschliche Abeicht 
und Vorsicht erreichen mag, biss ans Ende der Tage damit gedienet 
werden möchte, dabey aber ein sonderliches Belieben getragen, solch 
Sein Christliches Absehen mit der auf meine Persohn, aus Geblüth- 
und Gemüths-Neigung, zu meiner höchsten Dancknehmigkeit, ge- 
worfenen Liebe dergestalten zu verknüpfen, dass derselbe in Seiner 
sub dato den 5ten Oct. 1740 errichteten letzten Willens- Verordnung, 
in welcher ich mit einem Legat vor meine Persohn besonder bedacht 
worden, fernernachfolgende Erklärung mit denen nehmlichen Worten ein- 
fiiessen lassen: „Endlich will und verordne Ich auch, falls jetztge- 
dachter mein Haupt-Erb, Herr Johann Gabriel Beer, nach mir, über 
„kurtz oder lang, ohne Hinterlassung ehlicher Leibes-Erben, oder so er 



Digiti 



zedby G00gk 



- ton — 

„deren einige verliesse, und diese stürben . ebenfalls noch minorennes, 
„nehmlich unter 25. Jahren ihres Alters, dass auf solchen Fall von 
„meinem Ihme vermachten und zugekommenen Erb-Guth, Fünff Tau- 
send Gulden, völlig, und ohne Abzug der dem allhiesigen aerario 
„publico gebührenden Nachsteuer (als welche auch aus der übrigen 
„Verlassenschaft zu entrichten ist) an obwohlgedachten Herrn Prä- 
laten, Wilhelm Gottlieb Ta fingern in Stuttgardt, oder, so dieser 
„nicht mehr am Leben wäre, an den nächsten Anverwandten der im 
„Würtemberger Land noch lebenden und etablirten Tafingerischen 
„Familie, zurück fallen, und Übermacht werden sollen, welcher solches 
„Capital, als ein Fideicommiss, im Lande sicher anlegen, und die 
„Zinse davon, einem, oder mehreren, studirenden Ta fingern, oder, so 
„deren keine vorhanden wären, andern Abkömmlingen von dieser Fa- 
„mille, nach ihrem Bedarff und nutzlichem Gebrauch, als eine Stif- 
tung auf Zwey, Drey, oder mehr Jahr, nach Gutbefinden, alljährlich 
„raichen und austheilen solle." Worzu hernach ferner noch gekommen, 
dass in einem snb d. ult. Decembr. 1740 beigelegten Testaments- 
Zettel die fernerweite Verordnung auf nachfolgende Weise gemacht 
worden: „Ich Johann Wilhelm Tafinger bekenne hiemit in krafft 
„dieses, demnach Ich in meinem den 5ten Octobr. dieses zu Ende 
„eilenden 1740. Jahrs vor zweyen Herrn Genannten dess grösseren 
„Raths allhier, erzeugten Testament, mir unter anderem ausdruckent- 
„lich vorbehalten und verordnet habe, nicht nur dasselbe, wann und 
„so offt ich will zu änderen, zu minderen und zu mehren, sondern 
„auch, dass der, oder diejenige Testaments-Zettel, welche von mir 
„eigenhändig geschrieben, unterschrieben, mit meinem Pittschafft be- 
„sigelt, und in meiner Schreib-Stuben in der eisernen Cassa-Truchen 
„sich befinden werden, eben die Krafft haben, und dem- oder denon- 
„selben nachgelebet werden solle, als wann dieser oder diese, in be- 
rührtem meinem Testament mit ausdruckentlichen Worten selbsten 
„stünden, und solchem eiuverleibt wären; Als will ich krafft solcher 
„Reservation, obwohlenbei etwas kräncklicher Leibes-Constitution, jedoch 
„bey allerdings guter Vernunfft und Verstand, mit gutem Bedacht, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1012 — 

„bey demjenigen Punct, worinnen ich zu einer, zwar auf ungewise 
„Zeit und Conditiones gestellten Stiftung für junge studirende TVi- 
„finger, von meiner im Würtemberger Land annoch lebenden An- 
„ verwandtschafft, Fünf Tausend Gulden legirt habe, folgende Aende- 
„rung hiemit fürgenommen und gemacht haben, d^ss gleich nach 
„meinem, Gott gebe seligen, Absterben, die Helffte der zu ersterwehnter 
„Stiftung in Eingangs berührtem meinem Testament benannten Summa, 
„mit Zwey Tausend Fünfhundert Gulden, Nachsteuer-frey , an Tit 
„Herrn Prälaten, Wilhelm Gottlieb Tafinger, oder, falls dieser nicht 
„mehr am Leben wäre, dem von Ihme substituirten nächsten An- 
„verwandten, von der im Würtemberger Land noch lebend und eta- 
„blirten Tafingerischeu Familie, nacher Stuttgardt übermachet, da- 
„selbsten verzinsslich angeleget, und die jährliche davon fallende 
„Zinse auf die in dem Testament verordnete Arth, angewendet werden 
„sollen. Mit der übrigen zu sothaner milden Stiftung legirten Helffte 
„der 2500 fl. aber solle es bey meiner letzten Willens-Verordnung 
„verbleiben, und darauf ankommen, ob, und wann, der darinnen an- 
gezeigte Fall sich ereignen wird." Welche Christliche Verordnung 
dann auch durch den am 30. Junii 1741 Abends um halb 5 Uhr 
erfolgten seligen Tod des Herrn Testatoris zu ihrer Kraft gekommen, 
und würcklich die zu mehrberührtem Fideicommiss gewidmete erstere, 
an statt ungewisen Falls vestgesetzte 2500 fl. von Herrn Johann 
Gabriel Beeren, Handelsmann in Nürnberg, als Haupt-Erben der 
Tafingerischen Handlung und gantzen Vermögens, in Richtigkeit 
gestellt, und auf iandläuffige Verzinsung biss zu der von mir gesche- 
henden Abforderung des Capitals, sicher verbriefet worden. Als ist 
wohl nichts billiger, dann solche geäusserte Letzten- Willens-Meynung 
auf das genaueste zu befolgen, und alle dienliche Mittel zu ergreifen, 
durch welche die Gottgefällige Absicht erreichet, und das Gedächtniss 
dieses Gerechten nach der Göttlichen Verheissung in dem Seegen 
erhalten, so folglich ein dergleichen nahmhafftes Liebes- Werck mit 
einem auf die Nachkommen reichenden guten Nahmen und Zeugniss 
auch noch hier vor der Welt einiger massen vergolten werden möge, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1013 — 

biss es unser Herr und Heyland Jesus Christus an dem jüugsten 
Tage vor allen Engeln und Auserwählten rühmen, und ewiglich in 
der Seeligkeit belohnen wird. 

Zufolge diesem habe ich dann wohlbedächtlich, und mit Zuziehung 
Christlicher Männer klugem Bath, auch darauff noch gepflogener 
Communication mit meinem seeligen Herrn Vettern, als Testatore, 
Selbsten, die Einrichtung Eingangs bemeldten zur milden Stiftung 
gewidmeten Fideicommisses, in solche Ordnung zu bringen mich mit 
Gott entschlossen, dass nachfolgende Puncten, als hiemit geschiehet, 
vestgestellet, und gebührend veranstaltet werden. 

Und zwar wird vor das Erste die von meinem seeligen Herrn 
Vetter zu obigem Zweck Christlich destinirte Summa bey Löblicher 
Landschafft in Würtemberg unter dem Nahmen Nürnbergisch- 
Tafingerische Stifftung, zu -einem Capital verzinsslich angelegt, 
und wann nach des Höchsten Bath und Willen in zukünftiger Zeit 
der annoch ausgesetzte Fall sich ergeben solte, so solle solches Capital 
mit demjenigen, was die Testamentliche Verordnung darauff bestimmet, 
bey Löblicher Landschafft vermehret, und zu dem verordneten End- 
zweck ebenfalls beybehalten und angewendet werden etc. etc. 

So lege ich viertens das von meinem seligen Herrn Vetter 
eigenhändig entworfene und von mir ergäutzte Schema Genealogicum 
dieser meiner Verordnung, mit der fernerweiten wohlbedächtlichen 
Verfügung bey, dass denen samtlichen jetzo lebenden Interessenten 
und Abkömmlingen der Würtembergisch Tafingemchen Familie so- 
wohl von diesem Stifftungs-Brief, als auch von dem Schemate Genea- 
logico eine Abschrifft zugestellet, mithin dieselbe angewisen werden 
sollen, die jedesmahlige Vermehrung ihrer Familien, vermittelst eines 
zur Administration einschickenden Tauff-Scheins, zu Verhütung sonsten 
öffters vorkommender Zweifelhafftigkeiten, alsogleich kund zu thun, 
damit das Original-Schema bey der Administration allezeit ergäntzet, 
und in vollkommenem authentischen Stand erhalten werden könne. 
Da es sodann auch einem jeden Interessenten frey bleibet, jederzeit 
so wohl das Schema Genealogicum, als auch die Bechnungen und 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1014 — 

gesamte Acta, gegen Bezahlung einer Urkunds- Persohn , die der 
perlustrationi Actorum heywohne, nach Genfige zu inspiciren, und 
sein an die Stiftung suchendes Recht pro prsesenti et futuro daraus 
zu erlernen, keineswegs aber pro praeterito process und Verdrüsslich- 
keiten anzufangen, als deren ich einen Löblichen Engeren Ausschuss 
nebst der verordneten Administration schlechterdings überhoben, und 
Dero vormahliges Verfahren ohnangetastet wissen will etc. etc." 

Tafinger's Gattin war seit 21. August 1714 Regina Barbara, 
Tochter des bekannten Theologen Dr. Andreas Adam Hochstetter, 
Professors Phil, und Theol. zu Tübingen, nachmals Oberhofpredigers, 
Consistorialraths und Prälaten zu St. Georgen und der Regina Barbara, 
geb. Camerer, einer Enkelin des wegen seiner Gelehrsamkeit und 
Frömmigkeit berühmten und bekannten Professors und Leibarztes 
Camerer. Kinder: 

I. Friedrich Wilhelm Taflnger, geb. 2. Nov. 1726, J. U. Dr., 
studirte Jurisprudenz, bereiste hierauf einen Theil Norddeutsch- 
lands, hielt zu Jena Vorlesungen, die solchen Beifall fanden, 
dass der Herzog von Weimar ihm den Titel eines Ratbs ver- 
lieh, ging sodann nach Wetzlar, Wien und Regensburg, 
kehrte 1753, als ausserordentlicher Professor der Jurisprudenz 
nach Tübingen berufen, ins Vaterland zurück und wurde 1759 
ordentlicher Professor und Herzogl. Rath. Tafinger war Mit- 
glied der Göttingischen und Helmstädtischen deutschen Gesell- 
schaften und der lateinischen Gesellschaft zu Jena und starb 
allgemein hochgeschätzt am 2. Juni 1777 zu Tübingen. 

Seine Gattin war seit 3. März 1754 Christina Friederika, 
Tochter des Consulenten der Reichsstadt Esslingen und des 
Stifts Oberstenfeld Dr. Frick, welcher Ehe neben 1 Tochter 
folgender Sohn entsprosste: 

Wilhelm Gottlieb von Tafinger, geb. 29. December 
1760, studirte zu Tübingen und Göttingen, wurde 1783 
J. U. Dr., und hielt als solcher Privat -Vorlesungen, 1786 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1015 - 

Jnr. Professor extraord. in Tübingen, hierauf 1788 Professor 
ord. jur. in Erlangen, von wo er 1 790 wieder nach Tübingen 
zurückkehrte als Prof. jur. ordin. für das jus Canon, und 
Civile. Er war auch Herzogl. Rath und zuletzt Obertribunal- 
rath, ferner Kitter des Civil- Verdienst-Ordens und starb 
kinderlos 11. Juni 1813. 

Gattin: seit 1788 Heinrike, Tochter des Professors Jur. 
in Tübingen Johann Daniel Hoffmann. 

II. Johann Andreas Tafinger, geb. 18. Mai 1728 zu Ludwigs- 
burg, studirte Theologie, wurde 1750 Repetent, machte gelehrte 
Reisen, wurde hierauf ausserordentlicher Professor am Gym- 
nasium in Stuttgart 1753, ordentlicher Professor der Religion, 
der griechischen und hebräischen Sprache daselbst, dann Rector 
des Gymnasiums und Pädagogarch der lateinischen Schulen 
in dem Lande unter der Staig 1783, und 1796 Rath und 
Prälat des Klosters Hirsau. Tafinger schrieb Mehreres und 
war Mitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften zu Berlin, 
Göttingen, Jena, Roveredo, etc. 

Vermählt war er seit 7. Februar 1754 mit Eleonora 
Juliana, Tochter des Med. Dr., Professors Alexander Camerer 
in Tübingen. 

III. Ludwig Friedrich Tafinger, geb. Ludwigsburg 19. November 
1731. — 

Johann Wilhelm Tafinger, Vetter des Prälaten Wilhelm Gott- 
lieb Tafinger, Kaufmann in Nürnberg, »geb. in Ravensburg, Samstags 
2. Januar 1667,« wie die gedruckte im Landschafts-Archive auf- 
bewahrte Nürnberger-Ta/in^cr'sche Stiftungs-Urkunde besagt, »aus 
dem alten Geschlechte der Herrn Tafinger aus Oesterreich, welche 
daselbst ihr uraltes Vätterliches Erbe lange Zeit gehabt, um dess 
heiligen Evangelii willen aber alle zeitliche Vortheile verlassen, und 
ihre Zuflucht hieroben in dem Reich geftmdep haben, Sein Herr 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1016 — 

Vatter war Herr Christoph Clemens Taflnger, vieljähriger älterer 
Bürgermeister zu Ravensburg, und die Frau Mutter, Frau Anna 
Magdalena, geb. Benttlerin; die Gross-Eltern, Herr Johann Ja<*b 
Taflnger, J. U. Dr., Raths-Consulent und Syndicus zu Ravensburg 
und Frau Elisabeth*, geb. Sennerin; die Ur-Gross-Eltern , Herr 
Johann Christoph Taflnger, J. U. Dr. und Veroniea Ancareotin, 
welche miteinander in der Ehe lebten 55 Jahr und 16 Kinder zeugten, 
als 7 Söhne und 9 Töchter, welche alle zu hohem Alter und Ehren 
kommen, auch davon 6 Söhne zur Doctors-Würde gelanget und 3 
Töchter in Gräflichen Stand, auch die übrigen alle sehr glücklich 
und ansehnlich verheurathet worden sind." 

Johann Wilhelm vermählte sich das erstemal anno 1693 mit Frau 
Susanna Maria Oesterlin, einer geb. Marpergerin, aus dem alten 
Geschlechte der Herrn Marperger aus der Oberen Pfalz, einer 
Schwester des hochberühmten Theologi und Chursächsischen Ober- 
Hofpredigers 2>. Bernhard Walther Marpergers, und wurde von 
derselben mit einem einigen Söhnlein erfreuet, so nur 5 Jahre er- 
reichte, deme die Frau Mutter den 27. September 1723 durch den 
zeitlichen Tod nachgefolget. Das andere mahl verheirathete er sich 
anno 1725 mit Frau Juliana Esther Eschen weker, geb. Zeltnerin, 
einer Tochter des wohlverdienten Diaconi und Senioris bei St. Egidien 
in Nürnberg und Schwester des hochberühmten Altdornischen Theologi 
und Professoris D. Gustav Zeltner, welche Ihme bald, schon anno 
1729 den 2. Mai, durch den Tod wieder entrissen worden. 

Seine Gaben, seine Geschicklichkeit, auch Historische und Ma- 
thematische Wissenschaft und Gelehrsamkeit, besonders aber seine 
ausnehmende Dexterität sind weit und breit, durch seine fast in ganz 
Europa gehabte Correspondenz, bekannt worden. 

Tafinger starb 30. Juni 1741, Abends um halb 5 Uhr, nachdem 
er in der Welt gelebet: in dem ledigen Stande 26 Jahr, in erster 
Ehe 36 und ein halb Jahr, im ersten Wittwenstande Vit Jahr, 
in der zweiten Ehe 4 Jahr, im zweiten Wittwenstand über 12 
Jahr, in allem 74 Jahr 5 Monat und 8 Tag,« 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1017 - 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Wilhelm Christof Taflnger, geb. Hohen-Entringen 20. März 
17t58 als Sohn des Wilhelm Jacob Taflnger, Pfarrers in Suppingen, 
und der Regina Magdalena, geb. Stelnhardt, Professor an dem Ka- 
tharinenstift, t 2. April 1824. 

Gattin: seit 20. November 1809 Rosine Wilhelmine, geb. 
Werner, t 25. Juli 1846. . 

Wilhelm Jacob, dessen Bruder, geb. 1. Sept. 1772, Revisor 
bei der Ober-Rechnungskammer, unverheirathet f 21. Juni 1829. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Taftngtr: Joach. Wtih., OLPfleger 285; Gaistl.Verwaltter 598; Vogt 596. — 
Joh. Andr.. Abt 281 ; Paedagogarcha 562. — Joh. Wüh., Vogt 442. — Wüh. Gottfr., Abt 
238. — Wüh. Gottlieb, Abt 289; Gaistl. Rath im Consist. 138; Hofprediger 193; Stiffts- 
P rediger 544. 



Digiti 



zedby G00gk 



Uliland. 



Jobann Ludwig Unland, Dr. jur., einer der grössten lyrischen 
Dichter Deutschlands, wurde den 26. April 1787 in Tübingen geboren. 
Sein Vater war Johann Friederich Unland, f 1831, Universitäts- 
Secretär in Tübingen, welcher in seinen Gesichtszügen eine höchst auf- 
fallende Aehnlichkeit mit dem Philosophen Kant gezeigt haben soll; die 
Mutter Rosina Elisabeth, Tochter des Universitäts-Secretärs in Tü- 
bingen Johann Samuel Hoser; der Grossvater Ludwig Josef Unland, 
t 1803, Dr. theol., ordentlicher Professor der Theologie in Tübingen, 
II. Superattendent des theol. Stifts und III. Frühprediger 1777, Dechant 
der Kirche 1779 und I. Superattendent 1780; die Grossmutter 
Gottliebln, Tochter des Landschaftseinnehmors Johann Jacob Stfindlin ; 
der Urgrossvater Josef Uhland, t 1772, Kaufmann in Tübingen, 
gründete 1722 das Handlungshaus in Tübingen, welches noch 
heute dessen Namen trägt; die Urgrossmutter Maria Rosina, geb. 
Schillerten; der Urur-Grossvater Johann Michael Uhland, Gerichts- 
verwalter zu Klein-Gartach , f 1705, war gegen Ende des XVII. 
Jahrhunderts in Kriegsdienste getreten und tödtete in der Schlacht 
bei Belgrad anno 1688 einen türkischen Oberofficier — die Urkunde 
besagt geradezu einen Pascha — eigenhändig. Später nahm er in 
der Leibcompagnie seines Landesherrn, des Herzogs Eberhard Ludwig 
von Württemberg , Dienste , liess sich in der Folge im Dorfe 
Klein-Gartach * bei Heilbronn häuslich nieder und bekleidete daselbst 

* Noch anno 1830 konnte man dort über der .KeUerthür des ihm zugehörig 
gewesenen Hause« ein in Stein ausgehanenes Wappen sehen, als Hanptemblem einen 
Mann zeigend, welcher in der einen Hand einen Türkensabel , in der andern einen 
Spaten halt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1019 — 

die Stelle eines Gerich tsver wandten; die ürurgrossmutter Maria Jacobina, 
Tochter des Stiftspflegers in Klein-Gartach Jacob Walter Faber. 

Einem in der schwäbischen Kronik enthaltenen Nekrologe 
UhlancTs entnehmen wir Folgendes: 

„Ludwig ühland, geb. 26. April 1787 in dem bekannten 
Hanse der Neckarhalde, verlebte seine früheste Jugendzeit in dem 
jetzt dem Kaufmann Gunser gehörigen Hanse in der Poststrasse in 
Tübingen. Schon frühe zeichnete er sich in seiner Vaterstadt in der 
Schule vortheilhaft aus und widmete sich dem Studium der Juris- 
prudenz. Schon in den vorgerückteren Knabenjahron vermochte er 
mit grösster Leichtigkeit ganze Seiten lateinischer Hexameter, eine 
der Hauptaufgaben des damaligen Unterrichts, zu fertigen, ja er 
brachte sogar einmal an einem einzigen Sonntage deren 101 über 
»Krieg und Frieden« zu Stande. Das älteste von ihm bekannte 
Gedicht, ein gereimter Glückwunsch, zeigt eine für dieses Alter un- 
gewöhnliche Korrektheit, ist sonst übrigens durchaus unbedeutend. 
Dagegen lautet eine seiner im 14. Jahre verfassten Poesien, welche 
die Ueberschrift „der Tannenhain" trägt, folgendermassen: 

Unter der Tannen Umschattung, im Heiligthume der Schwermuth, 

Sitz' ich, verschlungenen Arms über bemoostem Gestein. 

Matt durchflammet der Tag die Trauerbehängung der Aeste, 

Wie die Gewölke der Mond dämmernden Strahles durchblickt, 

Ha! wie betäubet des Harzes gewürziger Weihrauch die Sinne! 

Sind es Träume, die schon schwül mir die Scheitel umweh'n? 

Horch! was rauschet daher? den Schatten entflattert der Rabe. 

Ach, sein prophetischer Ruf tönet so traurig, so bang! 

Rabe, mich machst du nicht beben, es weckt keiner Schandthat Erinn'rung 

Dein so trauriger Ruf noch in der Seele mir auf. 

Aber wehe dem Frevler, dess Tritt diese Stätte entweihet: 

An der Sträubung des Haars fasset Entsetzen ihn hier; 

Ihm dräut Schrecken das Dunkel, ihm blinket Schrecken der Lichtstrahl, 

Schrecken im Rabengekrächz' rufet die Gottheit ihm zu. 

Ein zweites aus derselben Zeit datirendes mit dem Titel „Bitte 
um die Frühlingsvakanz im März 1801 an Dekan M." lautet: 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1020 - 

Der stürmische Winter im rauhen Gewände 
Floh hin zu des Eismeers versilbertem Strande, 
Floh- hin zu des Nordpols verödeter Flur. 
Da weckte der Frühling in blumigtem Kleide, 
Geschmückt mit dem duftenden Kranze der Freude, 
Aus ruhendem Schlummer die junge Natur. 

Das heitere Licht der erwärmenden Sonne 
Erfüllt die Natur mit Entzücken und Wonne, 
Ihr Feuer zerschmolz den gefrorenen See; 
Er löste sich los in gekräuselten Wellen, 
Da stürzte sich wild in romantischen Fällen 
Von hohen Gebirgen der glänzende Schnee. 

In diesem Tone der Beschreibung geht es noch durch fünf 
Strophen, worauf dann die achte also fortfährt: 

Drum nahen wir uns nach der jährlichen Sitte 
Zu Ihnen, Hochwürd'ger, mit hoffender Bitte 
Um Zeit zu des Frühlings vergnügtem Genuss. 
Doch nicht um in Müsse die Zeit zu verträumen, 
Des Fleisses geheiligte Pflicht zu versäumen: — 
Den Fleiss zu ermuntern sei unser Entschluss! 

Dann kehren wir wieder mit frischeren Kräften 
Zurück zu den Musen, zu unsern Geschäften 
Zurück mit erneuetem Eifer und Fleies. 
Und dass wir gemässigt die Freude genossen, ■ 
Dass nicht blos in Müsse die Zeit uns verflossen, 
Sei Wachsthum im Guten der schönste Beweis. 

„Thatsächlich ist ferner, dass Uhland schon im 16. und 17. 
Jahre eine ziemlich lange Beihe seiner Poesien, worunter mehrere 
seiner vortrefflichsten , vollendet hatte, bei deren späterer Veröffent- 
lichung in der Begel nichts, höchstens in einem ganzen Gedicht eine 
einzige Zeile, geändert wurde. 

Ein nach eigenem Beschlüsse des Dichters nicht unter seine 
Leistungen aufgenommenes Gedicht, das denn doch, obgleich das weit 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1021 — 

am wenigsten vollendete unter den im Manuscript enthaltenen, wohl 
um 1803 schon verfertigt, für das Gesammtbild ihres Verfassers von 
hohem Interesse sein dürfte, besonders da dasselbe neben allen 
Mängeln durch den hervortretenden Adel der Diction, wie durch die 
poetische Idee Aufmerksamkeit erregt und vorzüglich dadurch von Inter- 
esse ist, dass die Wallfahrtskirche, wie der Verfasser es benannt 
hat, wenn auch wohl nur zufällig und unter einer von den späteren 
ganz abweichenden Gestalt, den Keim zu einem der hellsten Glanzsterne 
unter Uhlands Romanzen, nämlich zu dem erst 1830, also jedenfalls 
25 Jahre später, herausgekommenen Waller zu enthalten scheint. 
Dass nebenher einzelne Klänge aus der Wallfahrtskirche auch 
in die nur wenige Jahre später entstandene „verlorene Kirche'* 
übergegangen, dürfte nicht minder augenfällig seyn. Das Gedicht 
lautet also: 

Wie stehest du so still und düster, 
Zerfall'ne Wallfahrtskirche hier, 
Wie weh'n mit kläglichem Geflüster 
Die falben Birken über dir, 
Dich sah'n die Pilger aus der Weite 
Vergoldet einst im Morgenstrahl, 
Dein frommes, festliches Geläute 
Verhallte fern im Felsenthal. 

Der heil'ge Tag ist aufgestiegen, 
• Die Lieder tönen feierlich, 
Geweihte Purpurfahnen fliegen 
Und Opferdüfte wölken sich, 
Die Priester all' im Goldgeschmeide, 
Im Waffenglanz der Ritter Chor, 
Die Frauen auch im lichten Kleide, 
Sie ziehen am Gebirg empor. 

Doch Eine wandelt hehr vor Allen, 
Sie trauert bei der Schwestern Lust, 
Sie senket in des Schleiers Wallen 
Ihr Haupt zur seufzer vollen Brust. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1022 - 

Wohl mag sie sehnen sich und klagen, 
Ihr Treuer kämpft im fernen Land, 
Dem sie in ihrer Kindheit Tagen 
Sich weihete mit Herz und Hand. 

Und ahnend tritt sie in das Dunkel 

Des hochgewölbten Domes ein, 

Und wo die Kerzen trüben Funkel 

Vom duftigen Altare streu'n, 

Da brachte sie im schönern Leben (?) 

Ihr Dankgebet dem Jesubild, 

Da kniet sie hin, und Thränen beben 

Vom blauen Auge licht und mild. 

Und als der Kinder Stimmen tönen 
Aus düstrer Halle süssiglich, 
Da wandelt in ein weiches Sehnen 
Der Jammer ihres Herzens sich; 
Und als zum hehren Orgelspiele 
Erschallet nun der volle Chor, 
Da hebt in seeligem Gefühle 
Die bange Seele sich empor. 

Und schon verweh'n die Erdenlaute, 
Sie höret himmlisches Getön', 
Und Grosses schaut die Hochbetraute 
In leuchtenden, entwölkten Höh'n: 
Die Engel in des Himmels Glänze, 
Die Märtyrer der Fesseln los; 
Und lächelnd Den im* Sternenglanze, 
Um den der Sehnsucht Thräne floss. 

Sie hat vollbracht, sie ist berufen, 
Und ihr entzücktes Auge bricht; 
Sie stirbt an des Altares Stufen, 
Verklärung strahlt ihr Angesicht ; 
Und alle staunen, die sie sehen; 
Es hallet dumpf der Glocken Klang; 
Es fasst ein Schauder aus den Höhen 
Die Betenden das Haus entlang. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1023 - 

Von besonderer Einwirkung auf den Knaben war das Nibelun- 
genlied, das während der Leetüre einen solch gewaltigen Eindruck 
bei ihm hervorbrachte, dass er vor innerer Aufregung das Zimmer 
verlassen mussto. Ebenso sehr fühlte er sich auch durch den geist- 
reichen Universitätsprofessor Seyböld für altdeutsche Dichtung begeistert. 

Auch der Malerei widmete er sich und es sind noch von ihm 
höchst saubere Aquarelle (Landschaften) anter Glas und Rahinen 
vorhanden, auch Thierstücke. Besonders hervorzuheben sind dabei 
die komischen Federzeichnungen, von denen u. A. auch ein Blättchon 
Zeugniss gibt, auf welchem, während in der Schule Cicero de senectute 
traktirt wurde, der junge Zuhörer den Lälius und die übrigen Inter- 
locutoren jenes Dialogs auf höchst ergötzliche Weise mit Schnupf- 
tabaksdose und Kaffeetasse dargestellt hatte. 

Vom Jahre 1805 an studirte Uhland zu Tübingen die Rechts- 
wissenschaft und gewann daselbst in Schoder, einem jungen etwas über- 
schwenglichen Theologen, der später in der Ostsee ertrank (Oheim des 
in der Nationalversammlung und auf dem württembergischen Landtag 
so bedeutend hervorgetretenen Adolf Schoder) einen intimen Freund, zu 
welchem sich allmälig Justinus Kerner ', Karl Mayer, Friedr. Kölle 
(später württemb. Geschäftsträger in Rom), Rehfues (in der Folge 
Curator der Universität Bonn), Varnhagen von Ense, Georg Jäger, 
nachmaliger Obermedicinalrath , A. Köstlin, nachmaliger Präsident 
des württemb. Consistoriums, sowie dessen Bruder Obermedicinalrath 
Köstlin und mehrere Andere gesellten. Ihre Versammlungen, aus 
denen als Gegensatz zu dem 1806 gegründeten, Anfangs sehr anti- 
romantischen »Morgenblatt für gebildete Leser,« handschriftlich »ein 
Sonntagsblatt für ungebildete Leser« hervorging, waren im »Dichter- 
stübchen.« 1808 doctorirte er auf Grund einer Dissertation de juris 
Romani servitutum natura dividua vel individua, ein Muster von Fein- 
heit, Schärfe und Reichhaltigkeit, welche auch v. Vangerow in dem 
»Leitfaden der Pandekten -Vorlesungen« Bd. I. S. 644 als eine die 
Sache fördernde Abhandlung ausdrücklich anführt, begab sich sodann 
zum Studium des Code Napoleon nach Paris, wo er indess andere 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1024 - 

Sprachen und Literaturen keineswegs vernachlässigte. Daselbst machte 
er u. A. auch die Bekanntschaft Chamisso's, der eben von Berlin 
aus auf Besuch in seiner Geburtsstadt weilte. Auch erweiterte er 
in Paris namentlich seine wissenschaftlichen Arbeiten, welche die 
wesentliche Grundlage seiner Poesien bilden sollten und es durften 
noch viele Jahre später seine Freunde Im. Becker und AdaVbert 
von Keller von den Erträgnissen dieses Fleisses (arbeitete ühland 
ja doch einst in den zur Winterzeit ungeheizten, durch ein grosses 
Kohlenbecken kaum erwärmten Räumen der kaiserlichen Bibliothek 
so lange, bis die erstarrte rechte Hand wieder zum Gebrauch 
tauglich war, abwechselnd mit der Linken), Frucht ziehen. Jener in 
seiner Ausgabe des »Flore et Blanceflore«, dieser in einer Ueber- 
setzung des »Guillaume d'Angleterre«, beide auf Abschriften Unlandes 
beruhend. 

Von Paris nach der Heimath zurückgekehrt, wurde Unland 
Advocat, ein Amt, das, wie er selbst sagte, im beständigen Wider- 
streit mit seiner Natur ihn innerlich verzehrte, daher er es in der 
Folge wieder aufgab. Zur Zeit seiner Advocatur aber bot ihm ins- 
besondere das Haus des in Stuttgart verheiratheten Alb?rt Schott, 
seines innigen, politisch gleichgesinnten Freundes, Anlass zu manch 
ernstem und manch heiterem Gedichte, so u. A. der an eine der 
reizenden Schwestern Schott' s, die nachherige Frau von Mareuil in 
Paris, gerichteten poetischen Ergüssen, betitelt „Wunder" und 
„Entschluss". 

In Tübingen traf er den unterdessen auf die Hochschule 
vorgerückten, bald mit ihm sehr innig verknüpften Gustav Schwab 
und einige andere jüngere Kräfte, unter deren Mitwirkung in Ver- 
bindung mit Fouqut, Kerner ', Karl Mayer, Chamisso, Eichendorff, 
Varrihagev, Graf von Loben (Isidorus Orientalis), Helmina von 
Chezy, David Assur (später Assing) und vielen Andern, nun von 
Unland mitredigirt der »poetische Almanach für das Jahr 1812, 
besorgt von /. Kerner,* und der »deutsche Dichterwald von J. Kerner , 
Fouque y TJhland und Andern, vom Jahr 1813« erschienen, zwei 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1025 — 

Sammlungen, in welchen die neu romantische Schule, die sich von der 
altern, damals noch fortlebenden Tiecks und der beiden Schlegel nicht 
unwesentlich unterschied, zum ersten Mal in geschlossenen Gliedern 
auftrat. Konnte es Ulüand, der dieser poetischen Richtung ihre 
zartesten, süssesten, im Ohr der Deutschen wohl ewig forttönenden 
Klänge zu entlocken verstand, nachgesehen werden, wenn er in 
eigener Person mitunter einen allzugrossen Werth auf blosse Formen 
und Wendungen der mittelalterlichen Poesie legte, so hatte er freilich 
nunmehr, wie diess bereits auch von anderer Seite her ausgesprochen 
worden ist, mit der Aufforderung: 

Singe, wem Gesang gegeben, 
In dem deutschen Dichterwald! 

Manchen zum Spiel mit jenen Formen gerufen, der sich an innerem 
Gehalt ihm nimmermehr an die Seite stellen durfte, während er selbst, 
den eigenen Werth misskennend, auf dem Weg nach Paris (12. Mai 
1810) an FouquS geschrieben: »Als ich vor einiger Zeit eine Samm- 
lung meiner Lieder herausgeben wollte, fand ich keinen Verleger; 
dagegen fand ich in Journalen u. dgl. freundliche Aufnahme, und 
scheine so bestimmt zu seyn, nicht als einzelne Stimme vorzutreten, 
sondern nur in den Chor deutschen Gesanges einzustimmen.« 

UMand's fester und unbestechlicher Charakter, seine Rechts- 
begeisterung mussten ihn ganz besonders für die Wahl zu einer 
Abgeordnetenstelle geeignet erscheinen lassen. So ward er denn 
auch schon bei Einberufung der Ständeversammlung von 1817 dazu 
vorgeschlagen, allein er besass damals noch nicht ganz das gesetzliche 
Alter von 30 Jahren. Nun aber wählte ihn das Oberamt Tübingen 
in die nach Ludwigsburg ausgeschriebene verfassunggebende Stände- 
versammlung vom Jahr 1819 und die gewissenhafteste Thätigkeit 
ward ihr von Seiten UhlancTs gewidmet. Nachdem das Grund- 
gesetz, mittelbar und nachtheiligerweise beschleunigt durch die Dro- 
hungen des Karlsbader Congresses, am 25. September 1819 zu 
Stande gekommen war, wurde zur Feier dieses Ereignisses am 18. 
October desselben Jahres UMand's »Herzog Ernst von Schwaben« 

p, G0orgii-G4orgenau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 65 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1026 — 

znm erstenmal auf der Stuttgarter Hofbühne gegeben und machte 
grossen Eindruck. Auch Göthe wusste den Werth des Stückes xu 
schätzen. Dem letztgenannten Stücke folgte »Ludwig der Bayer.« 
1820 wurde Uhland von seiner Geburtsstadt zum Standemitglied 
gewählt. Gleich in den ersten Tagen des Zusammentritts des sogen. 
»vergeblichen« Landtags trug Uhland als Erwiederung auf einen 
von Paul Pfizer gegen die Bundesbeschlüsse vom 28. Juni 1832 
gerichteten Antrag, auf welchen hin der Geheime Bath gegen die 
Kammer die Erwartung ausgesprochen hatte, sie werde jene Motion 
»mit verdientem Unwillen verwerfen * am 7. März die Antwort vor, 
welche er als Beferent der staatsrechtlichen Commission auf jenes 
Ansinnen proponirte, eine Antwort, welche die Forderungen des 
Geheimenraths aus mehrfachen Gründen von sich weist und mit den 
Worten schliesst: »Insbesondere noch müssen wir hinsichtlich der 
im Bescript erwarteten Verwerfung mit Unwillen sehr bezweifeln, 
ob es jemals im Interesse der Regierung selbst liegen könne, der 
Volksvertretung für ihre Beschlüsse den Ausdruck einer aufgeregten 
Stimmung anzumuthen.« Als einige Tage später über die also ge- 
fasste Erwiederung abgestimmt und unter Anderm die Frage erhoben 
wurde, ob ein gewisser, der Begierung vielleicht zu energisch schei- 
nender Ausdruck stehen bleiben solle, gebrauchte Uhland das be- 
zeichnende, von da an bei der Kammer eine Zeit lang fast sprich- 
wörtlich gewordene Bild: »Ja, man könne sonst auf diese Weise die 
ganze Adresse ausbeinen«, — und erklärte im weitern Verlauf 
der Debatte, dass er den Antrag Pfizer' s auch zum seinigen mache. 
Die Adresse ward mit 53 gegen 31 Stimmen angenommen, nicht 
ohne Verwerfung mancher der Majorität zu stark dünkenden Aus- 
drücke, jedoch mit Beibehaltung des oben erwähnten Satzes und 
ebenso mit Beibehaltung des folgenden: »Nimmermehr würden wir 
uns bestimmt finden können, eine Motion mit Unwillen zu verwerfen, 
welche uns, noch Uliabhängig von unserm Urtheil über die Haupt- 
frage, den Eindruck gewissenhafter Forschung von Seite ihres Ver- 
fassers zurückliess.« — In Folge dieser Annahme ward die Kammer 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1027 - 

am 22. März aufgelöst und eine Versammlung auf den 20. Mai 
einberufen ; Uhland wurde diesesmal ffir die Stadt Stuttgart gewählt. 
1833 legte er die Professor -Stelle der deutschen Sprache und 
Literatur an der Universität Tübingen, welche er seit 1830 inne 
hatte, nieder, da ihm die Regierung keinen Urlaub zum Eintritt 
in die Landschaft gewährte. 1836 erschien zwischen all seinen 
parlamentarischen Kämpfen »der Mythus vom Thor nach nordischen 
Quellen,« ein Werk gelehrter Forschung, eine vom feinsten poetischen 
Sinn und Verständniss , vom liebevollsten Eindringen in die religiöse 
Weltanschauung der germanischen Völker zeugende Arbeit, worin 
Uhland wie Pfeiffer bemerkt, „der deutschen Mythen- und Sagen- 
forschung, wenn sie mehr sein soll, als gelehrte Spielerei, für immer 
Richtung und Ziel angewiesen hat." 

Die 1839 auf ihn gefallene Wiederwahl lehnte er ab; er zog es 
vor, fortan zurückgezogen seiner Müsse zu leben bis zum Jahre 1848. Tn 
diesem bewegten Jahre wurde er nämlich als württembergischer Ver- 
trauensmann nach Frankfurt entsendet und als Reichstagsabgeordneter 
der Bezirke Tübingen und Rottenburg hielt er in der deutschen National- 
versammlung mit seinem Freunde Albert Schott treu bis zu ihrem 
unfreiwilligen Schlüsse in Stuttgart aus. 1850 war er als erwähltes 
Mitglied des württembergischen Staatsgerichtshofs Korreferent in der 
Sache des von der ausserordentlichen Landesversammlung in Anklage 
versetzten Ministers des Auswärtigen, eine Anschuldigung, die Uhland 
begründet fand, doch blieb er mit seiner Ansicht in der Minderheit. 
— Als Hauptwerk auf dem Gebiet gelehrter Forschung sah Uhland 
selbst die Sammlung »alter hoch- und niederdeutscher Lieder« an, 
von welcher der erste, die Liedersammlung umfassende, Band in zwei 
Abtheilungen 1844 und 1845 herauskam. »Das Ganze« sollte, wie 
er sich aussprach, »weder eine moralische, noch ästhetische Muster- 
sammlung, sondern ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Volks- 
lebens« sein, und wäre diess durch die für den zweiten Band ver- 
heissene Abhandlung »über die Gründe der Auswahl und Anordnung« 
auch ohne Zweifel geworden. Was man von dieser Abhandlung 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1028 — 

hätte erwarten dürfen, zeigen die ihr entnommenen Abschnitte »Zwei 
Gespielen« in Dr. Pfeiffers Germania, 2, 8. 218, »Der Rath der 
Nachtigall«, ebend. 3, S. 129, und »Sommer und Winter«, ebend. 
5, S. 257. Unabhängig von diesem Werke finden sich in der ge- 
nannten Zeitschrift drei Beiträge zur schwäbischen Sagenkunde, »die 
Pfalzgrafen von Tübingen«, »Dietrich von Bern«, »Bodmann«, und 
zwei zur deutschen Heldensage, »Sigemund und Sigeferd« und »der 
Rosengarten von Worms«, Abhandlungen, die, wie der Herausgeber 
bemerkt, ebensowohl durch die ungemeine Belesenheit und Gelehr- 
samkeit auf dem Gebiet des germanischen Alterthums, als durch die 
meisterhafte Beherrschung des Stoffes und die klassische Darstellung 
Bewunderung erregen. Sagenstoffe, deren Erforschung Ortskenntnis 
voraussetzt, nahm Uhland nie in Behandlung, ohne zuvor an Ort 
und Stelle das Terrain zu studiren. Auf solch sorgfältigen und 
wiederholten Studien der Ruinen, ihrer Umgebung und des ganzen 
Umkreises des sog. Untersees beruht z. B. die »Abhandlung über 
die Pfalz«, »Bodmann« und die Sage vom »Nebelmännlein«. Der- 
selbe Fall ist es mit der »Teilsage« und der »Sage von Struthan 
Winkelried, dem Drachentödter«, die ihn in den letzten Jahren lebhaft 
beschäftigten. Er ward nicht müde, Jahr um Jahr nach der Schweiz 
zu reisen, um die Ufer des Vierwaldstätter Sees und andere Orte, 
woran die Sagen haften, zu untersuchen und zu besichtigen. 

Eine seiner letzten Dichtungen galt im Jahr 1861 dem Tode eines 
früh verstorbenen Kindes, sie lautet also: 

Du kamst, du gingst mit leiser Spur! 
Ein flüchtger Gast im Erdenland: 
Woher? wohin? — wir wissen nur 
Von Gottes Hand in Gottes Hand. — 

Uhland starb nach längerer Krankheit, in welcher er häufig 
unruhige Nächte und einen durch aufgeregte Träume gestörten Schlaf 
hatte, 13. November 1862. In Tübingen wurde ihm im Juli 1873 
ein Denkmal errichtet. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1029 — 

UMand ward auch gleichzeitig von zwei Ordenscapiteln, welche 
zwei der ersten Fürsten Deutschlands, die von Preussen and von Bayern, 
für Wissenschaft und Kunst gegründet, zum Mitglied gewählt, wies 
jedoch beide Orden zurück. Der äusseren Manifestation der Natur- 
anlage nach war ühland ein Dichtertalent im eminenten Sinne, 
aber keine Dichternatur, vielmehr beinahe das Qegentheil der letzteren : 
nicht blöde aber wortkarg, graniten. Bei Schülers Jubelfest sprach 
der damals 72jährige Greis einige Worte, die um so bemerkens- 
werther erscheinen, als sie offenbar improvisirt sind, was ihm sonst 
so selten gelingen wollte. Bezugnehmend auf die an jenem Tag 
gezogene grosse Stuttgarter Glocke, die auch der Dichter der 
„Glocke" in jungen Jahren so oft gehört haben müsse, sagte der 
Dichter „der Volksrechte und des Vaterlandes" damals unter Anderem: 
„Eine grosse, weithallende Glocke ist Schillers ganze Poesie .... 
Mahnend und ermuthigend wird ihr ernster Klang in deutsche Länder 
dringen, die so lange schon in ihren tbeuersten Rechten sich tief ge- 
kränkt fühlen . . . Ertönen wird der Glockenruf in die Zerrissenheit 
des deutschen Gesammtvaterlandes, in dessen klaffende Wunde wir 
eben erst tief hinabblickten." — Im gewöhnlichen Leben gehörten 
strengste Wahrhaftigkeit, Treue gegen Näherstehende und eifrige 
Beobachtung der Pflichten, die er der Menschheit im Allgemeinen zu 
schulden glaubte, zu den Hauptzügen seines eigenen „schlichten 
Heldenthums." Treue hat ihn vielleicht sogar dem Tode zugeführt, 
denn, nachdem er im strengen Winter zum Begräbniss seines 
Freundes Kerner geeilt war und sich hiebei etwas erkältet zu haben 
scheint, Hess er sich's wenige Wochen nachher nicht nehmen, dem 
Sarg eines Jugendgefahrten, des in Tübingen verstorbenen Professors 
der Anatomie Baur, folgend, den noch nicht ganz verwundenen 
schlimmen Einfluss der Weinsberger Heise abermals zu steigern, 
so dass von da ab die Zeit seines Kränkeins begann. Seine Sorge 
für ihm fern Stehende, ja gänzlich Unbekannte aber sprach sich, 
seiner Wohlthätigkeit gegen Arme hier nicht zu gedenken, vor Allem 
in dem charakteristischen Zug aus, dass, selbst noch in spätem 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1030 - 

Jahren, der rüstige Greis bei jeder Feuersbrunst, die im Ort wo 
er wohnte , oder in benachbarten Gegenden ausbrach , mocht' es 
Tag oder Nacht sein, einer der ersten auf dem Platz war und aufe 
Eifrigste Hilfe zu leisten suchte. Ebenso schloss er sich, als vor 
mehreren Jahren eine furchtbare Ueberschwemmung in einigen Theilen 
des Landes stattgefunden, den dahin Reisenden an, und war auf jede 
Weise bemüht, die entstandene Noth zu lindern. — Die warme Em- 
pfänglichkeit endlich für das Göttliche nicht nur, füi's Heilige auch, 
die sich in seinen Gedichten andeutet, und die sein ganzes Leben 
nachwies, war bei ihm mit der unbegrenztesten Freisinnigkeit, mit 
der entschiedensten Abwehr jeder Verketzerungssucht und jedes Pfaffen- 
thums verbunden, in welcher Hinsicht er sich z. B. seines Nach- 
folgers auf dem Lehrstuhl, des geistreichen Friedrich Vischer, auf 
höchst energische Weise gegen Verkennende annahm und dessen An- 
sichten über die höchsten Beziehungen des Menschen vertheidigte. — 
An Uhland8 Wittwe hat eine* zarte Hand (Frau Ottüie Wildermuth) 
nach seinem Tode die tief wahren Zeilen gerichtet: 

Weithin wird Klage und Ruhm gezollt 

Dem Manne von Erz, der Treue wie Gold; 

— Du küsstest die Lippen, die bleichen, mit Schweigen, 

Dir war ja sein Herz und sein Lieben zu eigen. 

Du warst seines Lebens Freude und Segen, 
Die Liebe läset sich zu Grabe nioht legen. 
Du wärest sein eigen durch Lust und Leid, 
Dir bleibt er zu eigen in Ewigkeit. 

Wir Andern aber können uns an seinem Grab eines nicht- 
deutschen Dichters erinnern, der ohne unserm hingeschiedenen Lands- 
mann nach den poetischen Beziehungen zu gleichen, doch eine Seele 
hatte wie er, und wie er einen Weltruhm erlangte, in welchem das 
Thun für das Vaterland fast noch schwerer wiegt, als der Lorbeer, 
den die Musen gegeben. Nicht blos, weil er das erhabene Gedicht 
vom verlorenen Paradies gesungen, wird der Engländer Milien von 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1031 — 

seiner Nation unmittelbar hinter Shakespeare und Byron, ja von 
Manchen sogar diesen gleich gestellt, sondern, wenn auch halb un- 
bewusst, zugleich desshalb, weil er die gewaltige Stimme für Freiheit 
und Menschenwürde seines Volkes erhoben, und dessen Rechte rück- 
sichtslos vertheidigt hat. Der Mann aber, der, Jenem gleich, für das 
deutsche Volk gesprochen, war ein Schwabe: 

— er war unser, mag das stolze Wort 
Den lauten Schmerz gewaltig übertönen U 

Gattin: seit 29. Mai 1820 Emllia Angnsta, geb. Viscner, 
deren Mutter die allgemein verehrte Emilie Pistorins war, welcher 
der Dichter Rückert zu Stuttgart im Juli 1816 seine II Sonette 
«Rosen auf das Grab einer edlen Frau* gewidmet hat. 

Christian Gottlieb Unland, Bruder des Seite 1018 erwähnten 
Johann Friederich'8, geb. 24. Januar 1783, Bechtsconsulent, unver- 
heiratet t 12. Novbr. 1835, 70 Jahre alt. - 

Ernst Christoph Joseph Unland, Bruder des Vorigen, Stadt- 
pfarrer in Grossbottwar, t 1839 in Teinach, woselbst er auf einem 
Spazierritt vom Schlage gerührt wurde. Gattin : Justina, geb. Müller. 

Ernst Uhland, Sohn des Vorigen, geb. 5. Septbr. 1788, Ober- 
amtsarzt, t 7. August 1834 zu Ludwigsburg. Gattin: Charlotte, 
geb. Erbe, geb. 13. August 1789, t 23. Novbr. 1864. Söhne: 

1. Karl, geb. 1815, Dr. med., langjähriger Leibarzt der russischen 
Fürstin Buäera zu Paris, zog nach ihrem Tode nach Stuttgart. 

2. Ernst, geb. 1817, Pharraaceut, Besitzer der homöopathischen 
Offizin in Stuttgart, verm. mit der Tochter des t Legationsraths 
Renss. Er hinterliess drei Kinder. 

3. Wilhelm, geb. 1825, Kreisgerichtsrath in Heilbronn, verm. mit 
einer geb. Beger aus Karlsruhe, hat 2 Kinder. 

4. Julias, geb. 1827, Major a. D. Gattin: Marie, geb. Feyerabend, 
aus Hoilbronn. Wittwer seit 1872, hat 2 Söhne und 2 Töchter. 

5. Gustav, geb. 1828, Kaufmann, starb, zum württembergischen 
Ausstellungskommissär auf der 1. Londoner Ausstellung ernannt, 
auf der Reise nach London in Frankfurt a. M. im Jahr 1855. 



Digiti 



zedby G00gk 



Urlsperger. 



Samuel Urlspergcr, Herzogl. Württemb. Hofprediger, geb. 
31. Aug. 1685 zu Kirchheim als Sohn des Raysigen Schultheiasen zu 
Untertürkheim, Geistl. Verwalters daselbst, auchGeistl. Stabs- Verwalters 
iu Kirchheim, Georg Beinhold Urlsperger, und der Maria Barbara, 
geb. Haas, stammt von einer zu Anfang des XVII. Jahrhunderts so- 
wohl in Ungarn als besonders in Steiermark angesehenen, begüterten 
und im besten Flor gestandenen Familie ab. Allein zur Zeit des 
30jährigen Kriegs betraf sie das Schicksal so vieler anderer redlichen 
Bekenner des Evangelii, dass sie ihr Vaterland, Vermögen unides 
Geistes willen mit dem Bücken ansehen mussten. 

Urlsperger — einer der thätigsten Beförderer des Missions- 
wesens, — wurde zuerst Pfarrer in Stetteu im Remsthale, 1713 
Hofcaplan, Hofprediger und Consistorialrath, musste dann aber die 
von ihm begangene Unvorsichtigkeit der Einmischung in die Ange- 
legenheiten der berüchtigten Gräfin t\ Würben, die ihm früher sehr 
wohl gewogen gewesen war, im Jahre 1718 mit der Entlassung 
büssen. Carl Pfaff erzählt hierüber in seiner Geschichte Wirtenbergs 
Folgendes: 

»Die Ursache der Dienst-Entlassung des Hofpredigers Urlsperger 
ist folgende: Eine gewisse Lampertin, die ehemals in dem Grävenis'- 
schen Hause gedient hatte, brachte gegen die Gräfin von Würben 
mehrere höchst ehrenrührige und vermessene Beschuldigungen vor, 
und theilte solche auch dem Hofprediger Urlsperger, als dem Beicht- 
vater des Herzogs, mit. Dieser hörte sie nicht nur an, sondern ver- 
fertigte auch einen schriftlichen Aufsatz über ihre Angaben, liess ihn 
von der Lampertin unterschreiben, und versiegelte denselben als ein 



Digiti 



zedby GoOglC 



— 1033 — 

Geheiinniss. Dennoch erfuhr es der Herzog, Hess das Papier dem 
Urlsperger abfordern, und setzte eine eigene Untersuchungs-Comis- 
sion in der Sache nieder. Urlsperger berief sich auf sein Amt als 
Hofprediger und Beichtvater, und bat den Herzog selbst um Gehör, 
was aber dieser verweigerte. Die Untersuchung hatte nun ihren Fort- 
gang, und am Ende trug die Commission darauf an, dass der Hof- 
prediger wegen seines unbefugten Verfahrens einen Verweis erhalten, 
und auf ein Dekanat versetzt werden solle. Urlsperger wurde nun 
ohne weiteres entlassen, und erhielt erst zwei Jahre nachher (1720) 
das Dekanat Herrenberg. 

Diese damals sehr geheim gehaltene Sache ist durchaus nicht 
zur öffentlichen Bekanntmachung geeignet, und man kann hier nur 
so viel sagen, dass ein grosser Theil der von der Lampertin vorge- 
brachten, ganz unerwiesenen Beschuldigungen darin bestand, dass die 
Gräfin gottlose und zauberische Mittel gebrauche, um sich der Zu- 
neigung des Herzogs zu versichern, ein Glaube, der auch unter dem 
Volke ziemlich allgemein verbreitet war.« 

Zwei Jahre lebte er nun als Privatmann, bis 1720, wo ihm 
das Decanat Herrenberg zugetheilt wurde. Schon 1723 aber zog er 
nach Augsburg, wurde daselbst zum Prediger an der St. Annen-Kirche 
ernannt, als welcher er sein 50jähriges Ehe- und Amtsjubiläum feierte. 
Er starb mit der Würde eines Seniors daselbst 20. April 1772. 

Die Urlsperger'Bchen Vorfahren kennzeichnet folgende Strophe: 
„Urlsperger' s Väter rühmt der Glaube, 
Verfolgung trägt ihr Gut zum Raube. " 

Urlsperger wirkte mit seinem nachverzeichneten Sohne in und 
ausserhalb Europa für die Wohlfahrt der evangelischen Kirche, nahm 
sich hauptsächlich der Salzburger Emigranten an, für die er die An- 
lage einer Colonie in Pennsylvanien erwirkte. Auch um das Missions- 
wesen der dänischen Mission an der Küste von Malabar machte er 
sich hochverdient. 

Seine Gattin war seit 7. Aug. 1713 Sofia Jacobina, Tochter 
des Regierungsratbs in Stuttgart Christ Fried. Jäger von Jägers- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1034 — 

berg und der Maria Dorothea, geb. Jager, aus dem alten Geschlecht 
der Jäger von Gärtringen, welcher Ehe 10 Kinder entsprossten. — 

Johann August Urlsperger, Sohn des Vorigen, Dr. phil. und 
theol., resigiürter Senior des Augsburgisch Evangelischen Predigt- 
amtes, Stifter der deutschen Gesellschaft der reinen Lehre und Gott- 
seligkeit oder, wie sie sich seit 1786 lieber nannte, der Gesellschaft 
von Freunden und Liebhabern christlicher Wahrheit und Gottseligkeit, 
corresp. Mitglied der Englischen Gesellschaft zur Beförderung der 
Erkenntniss Christi, und der Schwedischen pro fide et christianismo. 
Geb. in Augsburg den 25. Nov. 1728, lebte er im väterlichen Hause 
unter Privat- Anweisung bis 1738, in welchem Jahr er auf die Fürsten- 
Schule nach Neustadt an der Aisch gebracht wurde, wo er bis 1743 
verblieb. Bei seiner Bückkehr kam er in die oberste Klasse des 
Augsburger Annäanischen Gymnasiums, von welchem er im Jahr 
1747 mit einer Dissertation Abschied nahm. Noch selbiges Spät- 
jahr bezog er Tübingen, vertauschte aber diese Universität im Jahr 
1751 mit Halle, wo er 1753 magistrirte und 1754 mit einer theol. 
Dissertation seinen akademischen Lauf endigte, um sodann nach Hause 
zurückzukehren und da unter die Zahl der Candidaten sich aufnehmen 
zu lassen. Im November des nämlichen Jahrs machte er in Folge 
erhaltener geschäftlicher Aufträge eine wichtige Beise nach Begens- 
burg, und das Jahr darauf eine weitere über Frankfurt, Hannover und 
Hamburg nach Kopenhagen, von wo er seinen Bückweg über Berlin 
durch Sachsen und Franken nahm. Am Schluss des Jahres 1755 
wurde er zum Gehilfen des Augsburger Predigtamtes ernannt und von 
seinem Vater — damals Senior, auch Pastor der Hauptpfarrkirche zu 
St. Anna daselbst — dazu eingesegnet. Im Jahr 1757 wurde er 
4ter und im Jahr 1760 bereits erster Diacon der evang. Barfüsser 
Gemeinde. Im Jahr 1761 musste er, einem Bufe folgend, sich ins 
Tyrol nach Innsbruck, Hall und Schwatz verfügen, um die dortigen 
kriegsgefangenen Preussischen Officiere mit Vortrag göttlichen Wortes 
und Austheilung des heiligen Abendmahls zu bedienen. Im Jahr 1 762 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1035 — 

kam er als Diakon an die Augsburger Hauptpfarrkirche zu St. Anna, 
wurde dadurch Special-College seines Vaters und hatte das folgende Jahr 
das seltene Glück, denselben, als dessen einzig übrig gebliebener Sohn, 
bei seinem Amts- und Ehejubiläum aufs neue einzusegnen. Im Jahr 
1765 hätte er, da sein Vater, 80 Jahre alt, seine öffentlichen Aemter 
niederlegte, wenigstens im Pastorat an der Hauptpfarrkirche demselben 
nachfolgen können und sollen ; aus wichtigen Gründen aber lehnte er 
es bescheiden und dankbar ab, blieb freiwillig noch mehrere Jahre 
Diakon an benannter Kirche, bis er 1770 zum Pfarr-Amte an der 
h. Creuzkirche berufen wurde und nicht gar 2 Jahre nachher auch 
zum Seniorate des Evang. Predigt- Amtes (kurz vor dem Lebens-Ende 
seines 87jährigen Vaters) gelangte. In diesem Posten stand er bis 
ins Jahr 1776, nachdem er im Jahr vorher von der theol. Facultät 
in Tübingen zum Doctor der Theol. creirt worden war; bald darauf 
aber nöthigten ihn anhaltende höchst gefährliche Krankheiten, haupt- 
sächlich aber eine grosse körperliche, zum Predigtamte untüchtig 
machende, fortdauernde Beschwerde, seine sämmtlichen öffentlichen 
Aemter, wozu auch das mehr als 10 Jahre bekleidete Mitvorsteher- 
Amt des evangel. Armenhauses gehörte, niederzulegen. 

Nun widmete er sich ganz den bisher nebenzu, Anfangs gemein- 
schaftlich mit seinem Vater und seit dessen Tode allein, besorgten 
Geschäften, theils nämlich der Fortsetzung des weitläuftigen und aus- 
gedehnten Briefwechsels seines sei. Vaters, theils der Besorgung der, 
seinem Vater von England aus aufgetragenen und von diesem bei 
seinem Tode ihm übergebenen, kirchlichen und Schul- Angelegenheiten 
der Salzburgischen Pflanzstadt Eben-Ezer in Georgien (Amerika), 
wegen welcher er schon im Jahre 1765 von der Englischen Gesellschaft 
zur Beförderung der Erkenntniss Christi zum auswärtigen correspon- 
direnden Mitglied aufgenommen wurde, wie ihn auch 13 Jahre nachher 
(also im Jahre 1778) die Schwedische Gesellschaft pro fide et 
christianisrao zu ihrem Mitgliede ernannt hat. Besonders aber be- 
schäftigte er sich damit,- den in jeden wesentlichen Punkten orthodoxen 
Lehrbegriff einer wahrhaft allgemeinen christlichen Kirche noch näher 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1036 — 

als bisher geschehen aus göttlichem Worte genauest zu bestimmen, 
zu erweitern und gegen unstatthafte Neuerungen zu sichern und zu 
vertheidigen. Und da er glaubte, dass hierzu eine Verbindung mehrerer 
rechtschaffener Personen von allerlei Standen nöthig sei, so suchte er 
den längst von ihm schon während seines Aufenthaltes im Hause des 
Frankfurter Seniors D. Fresenius im Jahre 1755 entworfenen Plan 
auszuführen, nemlich: ein Band vieler Rechtschaffenen an 
vielen Orten durch göttliche Lenkung zu erhalten, die 
mit vereinten Kräften zum gemeinen Besten vor Mensch- 
heit und Christenheit theoretisch und practisch im 
Namen des Herrn hierzu arbeiteten; und so entstund, 
theils durch Correspondenz theils durch grosse und auf mehrere tausend 
Meilen sich erstreckende Reisen, die deutsche Gesellschaft von Freun- 
den und Liebhabern christlicher Wahrheit und Gottseligkeit. 

In Basel sah er 1780 die Deutsche Gesellschaft zur Be- 
förderung christlicher Wahrheit und Gottseligkeit entstehen, aus der 
dann später die Bibelgesellschaft und Missionsgesellschaft hervorgingen. 
Seit 1796 wirkte Urlsperyer als privatisirender Gelehrter in Oettingen. 
1805 bereiste er abermals England und' starb 1. December 1806. 

Gattin: seit 1757 Anna, geb. Ouchterlony von Hamburg, 
Tochter des englischen Schiffscapitäns Jon. Ouchterlony« 



Das Fürstlich Wiirttembergische Diener buch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Urlsperyer: Georg RheinJt., Geistl. Vcrwaltter 468. — Sanu, Hofprediger 192. 



Digiti 



zedby G00gk 



Wa echt er. 



Carl Georg von Waechter, Dr. jur. et phil., geb. 24. December 
1797 zu Marbach a. Neckar, einer der hervorragendsten deutschen 
Bechtelehrer aller Zeiten. Sein Vater war Johann Eberhard von 
Waechter, geb. 10. Juli 1762, f 27. Juni 1839 als Consistorial- 
präsident; die Mutter Caroline, geb. von Btthler, t 1833; der 
Grossvater Johann Eberhard von Waechter, Hof- und Finanzrath, 
geb. 6. März 1735, f 17. März 1807; die Grossmutter Marie 
Regine, geb. Sigel; der ürgrossvater Franz Carl Waechter, Bent- 
kammer-Expeditionsrath, geb. 12. April 1700, t 5. October 1778 
mit Hinterlassung vieler Nachkommen, worunter 3 Söhne; die Ur- 
gros8mutter Catharina Elisabeth, Tochter des Pfarrers in Steinheim 
auf dem Aalbuch Johann Christian Oslander; der Ururgrossvater 
Johann Friedrich, geb. 18. April 1644, t 1715, Hirsauischer 
Pfleger zu Dizingen, nachmals Beamter in Hochdorf, vermählt I. 
24. November 1668 mit Anna Maria, Tochter des Bürgermeisters 
von Markgröningen Johann Anselm; IL mit Sibylla Barbara, geb. 
Jenisch; der Urur-Urgrossvater Hans Bernhard, t 1647 (hatte 6 
Söhne), Beamter des Generalquartiermeisters, welches Amt er bei 
der Belagerung der Festung Asperg nach der Nördlinger Schlacht 
1634 bekleidete, vermählt I. seit 1623 mit Catharina, Tochter des 
Stadtschreibers in Markgröningen Jacob Richter; II. seit 1623 
mit Anna Maria, Schwester der Vorigen; III. seit 1638 mit Anna 
Margaretlia, Tochter des Stadtschreibers in Bietigheim Sebastian 
Kegelin; der Vater des Letztgenannten endlich einer Tradition nach 
Theodorich Waechter, Pfarrer in Zimmern in Sachsen, wo die Wiege 
der Wdchter 'sehen Familie steht. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1038 — 

Carl Georg besuchte die Schale zu Esslingen, sodann das 
Gymnasium zu Stuttgart, bezog hierauf die Universitäten Tübingen 
und Heidelberg 1815—1818. Im Jahre 1819 erhielt er die Ober- 
justiz- Assessorsstelle bei dem Appollationsgericht in Esslingen, von 
wo aus er in demselben Jahre noch, erst 21 Jahre alt, einem Rufe 
als ausserordentlicher Professor der Rechte in Tübingen Folge leistete, 
woselbst seine Collegien zahlreich besucht waren. 

Schon 1822 wurde er ordentlicher Professor der Rechte und seit 
1825 bekleidete er mehrere Jahre hindurch dasRoctorat der Universität, 
unter mehrfacher Prolongation desselben während der damals über 
Tübingen verhängten ausserordentlichen Massregeln. Als die neue, 
nachher wieder aufgehobene Organisation von 1829. welche in dem 
Kanzler die Functionen des Rectors und des Kanzlers vereinigte, 
eingeführt wurde, ward von Waechter auf 3 Jahre zum Vicekanzler 
ernannt, nahm jedoch im Herbst 1830 seine Entlassung von diesem 
Amte. Auf Ostern 1833 erhielt er einen Ruf als Professor der 
Rechtswissenschaft nach Leipzig, sowie einige weitere Berufungen nach 
anderen Universitäten, namentlich nach Bonn. Dem ersteren Rufe 
leistete er Folge, kehrte aber schon 1836 als Kanzler der Universität 
wieder nach Tübingen zurück. Nur kurze Zeit konnte er jedoch als 
akademischer Lehrer thätig sein, da ihn die mit dem Kanzleramte ver- 
bundene Virilstimme in die Ständeversammlung führte. Hier 1839 
von der Kammer der Abgeordneten auf 6 Jahre und nach deren 
Ablauf 1845 auf weitere 6 Jahre zum Präsidenten gewählt, ward 
er genöthigt, wegen des ihm obliegenden Präsidiums im ständischen 
Ausschusse, seinen Wohnsitz in Stuttgart aufzuschlagen. Als im 
März 1848 ein neues Ministerium aus der Minorität der loyalen und 
freisinnigen Kammer der Abgeordneten ernannt wurde, hielt es Waechter 
für seine Pflicht, seine Stelle als Präsident niederzulegen. Er erklärte 
desshalb in der Kammersitzung, in welcher die neuen Minister zuerst 
erschienen, dass er seine Stelle schon niedergelegt haben würde, wenn 
nicht das Ministerium ihn versichert hätte, dass die Kammer in den 
nächsten Tagen ohnehin aufgelöst werden werde. Nach der Auflösung 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1039 — 

der Kammer betheiligte er sich zunächst an den Verhandlungen des 
Frankfurter Vorparlaments und ward von demselben in den 50er Aus- 
schuss gewählt. Nach der Rückkehr wurde ihm das Präsidium einer 
von der Regierung niedergesetzten Organisationscommission zu Theil, 
welches er jedoch einige Zeit nachher wieder niederlegte, um sich 
ganz seinem Kanzler- und Lehramte in Tübingen widmen zu können, 
nachdem er noch kurz vorher, September 1848, in der Versammlung 
der akademischen Lehrer zur Berathung der deutschen Universitäts- 
angelegenheiten zu Jena das Präsidium geführt hatte. Bei den 
Ständeversammlungen betheiligte er sich nur noch bei wenigen ganz 
bestimmten Veranlassungen, bis er infolge einer Veränderung der 
Verfassung 1849 aufhörte, Kammermitglied zu sein. 

Als die Regierung eine einseitige Aenderung der Verfassung 
vornahm, zu deren Vollzug von Waechter nach seinen rechtlichen Ueber- 
Zeugungen nicht die Hand bieten konnte, sah er sich veranlasst, 
auch das Amt eines Kanzlers niederzulegen. Einige Monate darauf 
wurde er als Präsident des Oberappellationsgerichts der 4 freien 
Reichsstädte nach Lübeck berufen, ein Amt, das er jedoch nur ein 
Jahr bekleidete, da dasselbe seiner Neigung nicht ganz entsprach, 
indem ihm die Häufung der Geschäfte alle Gelegenheit zu irgend 
einer wissenschaftlichen Thätigkeit geraubt haben würde. 1852 
nahm er einen wiederholt an ihn ergangenen Ruf als Professor des 
Pandektenrechts mit dem Titel und Range eines Geheimen Hofraths 
nach Leipzig an, 1855 wurde er zum ordentlichen Mitglied des 
Königlich Sächsischen Staatsraths ernannt und bald darauf 1857 
wurde ihm das Prädicat eines Geheimen Raths ertheilt. 1860 
wurde ihm die Stelle des Vorsitzenden der Königlichen Prüfungs- 
commission für Juristen und 1863 das Ordinariat, eine der Leipziger 
Juristenfacultät eigentümliche Stelle, verbunden mit der ersten 
Professur an der Facultät und der Vorstandschaft des Spruchkollegiums 
(früher der Facultät) zu Theil. Im Jahr 1872 wurde er zum wirk- 
lichen Geheimen Rath ernannt. Wiederholte Rufe, welche er nach 
Württemberg erhielt, glaubte er, so schwer ihm die betreffenden Ent- 



Digiti 



zedby G00gk 



~ 1040 — 

Schlüsse wurden, ablehnen zu müssen, von Waeckter gehört zu den 
Begründern des Deutschen Juristentags, dem er (seit 1860) auf 6 
Versammlungen präsidirte. Die Stadt Leipzig, welcher er lange Zeit 
hindurch als Stadtverordneter mit Eifer und Folge Dienste leistete, 
wählte ihn zum Abgeordneten auf den constituirenden Reichstag des 
Norddeutschen Bundes (1866—67). 

Unter von Waechter's Schriften sind besonders hervorzuheben: 
»Lehrbuch des röm. -deutschen Strafrechts« (2 Bde., Stuttgart 1825 
bis 26); »Die Strafarten und Strafanstalten des Königreichs Würt- 
temberg (Tüb. 1832); »Abhandlungen aus dem Strafrechte« (Bd. 1, 
Lpz. 1835^; »Gemeines Recht Deutschlands, insbesondere gemeines 
deutsches Strafrecht« (Lpz. 1844; »Beiträge zur deutschen Geschichte, 
insbesondere des deutschen Straf rechts« (Tüb. 1845); »Handbuch des 
in Württemberg geltenden Privatrechts« (2 Bde., Stuttg. 1845 — 56); 
»Erörterungen aus dem röm., deutschen und württemb. Privatrecht« 
(Heft 1—3, Stuttg. 1845—46); »Beurtheilung des Entwurfs eines 
Civilgesetzbuchs für das Königreich Sachsen« (Lpz. 1853). Auch lieferte 
er schätzbare Beiträge in das vom 14. Bande an von ihm in Ver- 
bindung mit Linde, von Löhr, Mittermaier, MiMenbruch und 
Thibaut herausgegebene »Archiv für civilistische Praxis« und in das 
von ihm vom 11. Bande an, früher mit Mittermaier und BossMrt, 
dann mit Abegg, Birnbaum, Heffter und Mittermaier herausgegebene 
»Neue Archiv des Criminalrechts«. Endlich gründete er mit Mohl, Bogge, 
Schröder, Scheurlen und B. WäcJUer die »Kritische Zeitschrift für 
Rechtswissenschaft« (Tüb 1826 fg.). »Das Königlich Sächsische und 
das Thüringische Strafrecht,« 3 Hefte, Stuttgart 1857, 1858. »Das 
Superficiarrecht oder Platzrecht« 2. Aufl. 1868; »Beitrag zur Ge- 
schichte und Kritik des Entwurfs eines Strafgesetzbuchs für den 
Norddeutschen Bund,« Lpg. 1870; »die bona Ades, insbesondere bei 
der Ersitzung des Eigenthums,« Lpg. 1871 ; »Das schwebende Eigen- 
thum Lpz. 1871; »Beiträge zu Vorlesungen über das deutsehe Straf- 
recht« I. Lieferung, Stuttg. 1877; »Die Entscheidungsgründe zu dem 
Schiedssprüche in der Berlin-Dresdener Eisenbahnsache,« Lpg. 1877. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1041 — 

Gattin: seit 6. Juni 1822 Emilie Johanna, geb. 15. Februar 
1802, Tochter des Banquier in Hamburg Baumeister. Kinder: 

I. Julie Caroline, geb. 23. April 1823 in Tübingen, lebt un- 
vermählt in Leipzig. 

IL Malvina Louise Augusta, geb. 1. October 1829, vermählt 
12. Mai 1849 mit dem Particulier in Stuttgart Wilhelm 
Cotiradi, welcher 11. October 1860 starb; lebt als Wittwe 
in Leipzig. Dieser Ehe entstammen 3 Töchter. 

Tu. Oscar Eberhard Sigfried Waechter, Dr. jur., deutscher Jurist 
und Publicist, Mitglied des Vorsteherkollegiums der Württem- 
tembergischen Sparkasse, Vorstand der württembergischen Privat- 
fenerversicherungs-Gesellschaft, geb. 29. April 1825 zu Tübingen, 
studirte die Rechte, wurde 1849 Advocat in Stuttgart, indem 
er daneben über verschiedene rechtswissenschaftliche Gebiete 
eingehende Studien machte. 

Von seinen bedeutenderen Schriften sind besonders hervorzuheben 
»Wechsellehre nach den deutschen und ausländischen Gesetzen* Stuttg. 
1861 und das »Handelsrecht, nach dem Allgemeinen Deutschen 
Handelsgesetzbuche« (Theil 1 und 2, Leipzig 1865). Das Verlags- 
recht mit Einschluss der Lehren von dem Verlagsvertrag und Nach- 
druck nach den geltenden deutschen und internationalen Rechten, 
systematisch dargestellt (^uttgart 1857, 920 S.). Das Wechsel- 
recht des Norddeutschen Bundes und die allg. deutsche Wechsel- 
ordnung in den deutschen und deutsch-österreichischen Ländern (Leipzig 
1869, 697 S.). Das Autorrecht, nach dem gemeinen deutschen 
Recht, systematisch dargestellt (Stuttgart 1875, 352 S. 8°). Das 
Urheberrecht an Werken der bildenden Künste, Photographieen 
und gewerblichen Mustern (Stuttgart 1877, 348 S.). Hervorragen- 
den Antheil vermittelst seiner Schriften und zwar »Württemberg und 
Rom vor 300 Jahren« Stuttgart 1860 und »Concordat und Recht 
in Württemberg« Stuttgart 1861 nahm Waechter in dem Kampf, 

v. Georgii-Geor genau, BiogriphiHch-Genealogiscbe Blätter etc. 66 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1042 — 

welcher seit 1860 in Württemberg sich gegen das von der Regierung 
mit dem römischen Stuhle abgeschlossene Concordat erhob und wobei 
er einen wesentlichen Einfluss auf die Agitation im Volke ausübte, 
welche schliesslich auch die Verwerfung des Concordats durch die 
Ständeversammlung bewirkte. In einer anderen Gelegenheitsschrift 
»Bekenntnissgrund, Kirche und Sektenwesen in Württemberg nach 
Geschichte, Recht und Lehre« Stuttgart 1862 nahm Wacchter für 
die Trennung der Kirche vom Staate Partei. Es führte ihn diese 
Arbeit auf den berühmten Theologen Bengel und veröffentlichte er 
nun seitdem die Schriften dieses berühmten Theologen, nämlich: 
»J. A. BengeVs Lebensabriss , Charakter, Briefe und Aussprüche,« 
Stuttgart 1865, »Beiträge zu J. A. BengeVs Schrifterklärung« Leipzig 
1865 »Ewigkeitsgedanken von /. A. Bengel,* Stuttgart 1866, »Offen- 
bar uugsgcdanken von J. A. BengeU, Stuttgart 1867 und »Schrift- 
gedanken von J. A. BengeU , Stuttgart 1867. Sein Auftreten 
gegen das Concordat veranlasste 1862 seine Wahl vom Oberamts- 
bezirk Herrenberg in die württembergische Ständeversammlung , in 
welcher er 1866 zu den wenigen Abgeordneten zählte, welche die 
»Deutsche Partei« bildeten and gegen die Betheiligung am Kriege 
gegen Preussen stimmten. Seit 1868 gab Waechter ein politisch- 
volkswirthschaftliches Wochenblatt »Der Landbote« heraus, welches 
diese nationale Richtung einhielt und namentlich für das wörttem- 
bergische Landvolk bestimmt war. 

Gattinnen: I. seit 19. Juni 1850 Agnes, geb. 

Flattich, geb. 8. November 1825*, f 2. Januar 1871; IT. 

seit 1. September 1873 Natalie, geborene Baumeister, geb. 

14. Februar 1838 zu Hamburg. Aus ersterer Ehe gingen 

2 Töchter und 2 Sölme, aus der letzteren 1 Sohn und 2 

Tochter hervor. 

IV. Carl Alfred Waechter, Dr. phil, geb. 4. Februar 1842, 
Rittergutsbesitzer auf Röcknitz bei Würzen (Sachsen). 

Gattin: seit 5. Juli 1875 Rosalle Friederike Eleonore 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1043 — 

Charlotte Felieitas Franziska Julie Caroline, geb. Freiin von 
Soden, Tochter des t Freiherrn August Warren Hostings 
von Soden und der Lilli {Caroline) Louise Eugenie Frie- 
derike Sophie, geb. Freiin von Holzschoher. 

Ebenfalls dieser Familie gehören an: 

Karl Eberhard Freiherr von Wüchter, geb. 23. März 1746, 
Ritter des Danebrog-Ordens, Königlich Dänischer Kammerherr, nach- 
mals Königlich Dänischer Gesandter bei den oberrheinischen und 
schwäbischen Kreisen nnd am Kurpfalzischen wie Herzoglich Wfirt- 
tembergischen Hofe, erhielt von Kaiser Joseph IL laut Diploms d. d. 
11. Mai 1779 den Reicbsadelstand , später kam der Freiherrnstand 
in die Familie. 

Gattin: Catharina, geb. von Maier. Kinder (denselben, be- 
ziehungsweise Enkeln wurde von König Wilhelm L von Württem- 
berg am 14. Mai 1835 die fernere Führung des schon früher 
in Gebrauch gewesenen Freiherrnprädicats gestattet): 

I. Caroline Friederike Regine Elisabeth, geb. 30. Juni 1769, 
t 23. August 1845, seit 16. November 1791 Gattin des 
Königlichen Staatsministers Freiherrn Hans Otto von der 
Luhe, t 12. März 1836. 

II. Friedrieh Carl Eberhard von Wächter, geb. 7. Juli 1770, 
Königlich Württemb. Kammerherr und Staatsrath. Geheimer 
Legationsrath, Ritter des Kronordens und des Bayerischen Civil- 
Verdienstordens, t 29. Juli 1851. 

Gattinnen: I. seit 16. September 1810 Louise, geb. von 
Schott; IL seit 23. Sept. 1823 Louise, geb. von Zsehock, 
welcher Ehe neben 1 Tochter 1 Sohn entsprosste, nämlich 
Wilhelm Theodor Gustav Julius, geb. 25. August 1815, f 
26. Juli 1839, Königl. Württemb. Lieutenant im 4. Infanterie- 
Regiment. 
III. Karl Friedrich August Christoph Freiherr von Wächter, 



Digiti 



zedby G00gk 



.... 1044 — * 

geb. 30. Deceinber 1774, Bruder des Vorigen, Königl. Wflrttem- 
bergischer Hoftheater-lntendant, t 13. Februar 1828. 

Gattinnen: I. Wilhelmine Franziska, geb. Freiin von 
Utiltliugen; II. Caroline, geb. yon Phnell, welch ersterer Ehe 
2 Söhne entsprossteil. Kinder: 

1) Franz Freiherr von Wächter, geb. 22. November 18Ö1, t 
29. Mai 1844, Fürstl. Hohenzollern -Sigmar ingischer Geheimer 
Conferenzrath und Hofkammor-Director, vermählt 12. April 
1831 mit Therese Luise, geb. Freiin von Reisehacn, 
welcher Ehe 1 Sohn und 1 Tochter entsprossten. 

2) Adolf Wilhelm Friedrich Karl Freiherr von Wächter, 

geb. 23. September 1803, Königlich Wtirttembergischer 
Kammerherr und Obertribunalrath , vermählt 12. October 
1829 mit Caroline, geb. Freiin von Jasmand, aus welcher 
Ehe 1 Sohn und 1 Tochter hervorgingen. 

3) Eduard Gustav Freiherr von Wächter, geb. 13. October 
1804, f 6. Februar 1859, Königlich Württembergischer 
Kammerherr und Staatsrath , erster vortragender Kath im 
Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten und Director 
des Königlich Geh. Haus- und Staatsarchivs, vermählt 1. 
Februar 1830 mit Caroline Lonise Friederike Pauline, 
geb. Freiin von Riedesel zn Eisenbach nnd Lauterbach, 
kinderlos t 19. Juli 1864. 

Karl Eberhard von Wächter, Sohn des Eingangs erwähnten 
Hof- und Domänenraths Johann Eberhard von Wächter, geb. 23. 
November 1758, Geh. Rath und Commenthur des Ordens der Würt- 
tembergischen Krone, f 24. Juli 1829, vermählt mit Friederike 
Rosine, Tochter des Amtsschreibers Schflz in Maulbronn; Kinder: 

I. Friederike, geb. 18. Juni 1790, Gattin des Consistorialraths 
Christian Gavpp. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1045 — 

IL Johann Carl von Wächter, geb. 7. Januar 1788, Ober- 
regierungsrath, Director des Medicinal-Collegiums, Ritter des Civil- 
verdienstordens. Er war seit 21. Februar 1818 vermählt mit 
Wilhelmine, Tochter des Staatesecretars Freiherrn von Yellnagel 
und starb 8. Juli 1844. 

III. Friedrich Eberhard Wächter, geb. 29. Mai 1792, Dekan 
in Leonberg, t daselbst 19. September 1838, vermählt mit 
Friederika, Tochter des Oberamtsrichters Conz in Böblingen, 
welcher Ehe 3 Söhne und 2 Töchter entsprossten. — 

Friedrich Christoph von Wächter, geb. 12. Mai 1733, Geh. 
Kath und Vicedirector dos Consistoriums , Commenthur "des Civil- 
Verdienst-Ordens, t 2. Juni 1807. 

Gattin: seit 13. Mai 1768 Sibylle Regine, Tochter des 
Professors in Tübingen Christian Friedrich Harpprecht, welcher 
Ehe 8 Söhne und 4 Töchter entsprossten. — 

Georg Friedrich Eberhard von Waechter, geb. 28. Febr. 1762, 
Sohn des Vorigen, Historienmaler, vermählt mit Francesca Clemen- 
tine Gefronella, Tochter des Emüio Bandini Aqnila in Abruzzo, 
welcher Ehe 1 Sohn entsprosste, Namens Carlo, geb. 16. September 
1801 in Wien, Kaufmann in Berg bei Stuttgart, vermählt mit 
Christiana Gottliebin, geb. Schnlteiss , aus welcher Ehe 1 Sohn, 
Namens Carl Johann Eberhard, geb. 8. Aug. 1831, und l Tochter 
hervorgingen. 

Heinrich Christoph August Freiherr von Wächter, Bruder 
des Vorigen, geb. 4. Mai 1776, K. Württembergischer Kammerherr 
und Geh. Legationsrath , Geschäftsträger am K. Niederländischen 
Hofe, wurde von König Wilhelm vermöge Diploms d. d. 1^. Sept. 
1819 in den erblichen Adelstand erhoben und erhielt 2. Juli 1825 
den erblichen Freiherrnstand. 

Gattin: 19. Mai 1805 Maria Sophia, Tochter des Banquier 
Christian Gottfried von Haagen, welcher Ehe 2 Söhne und 3 Töchter 
entsprossten. Kinder ; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1046 — 

I. Sophie Caroline, geb. 4. September 1808, f 17. April 1843, 
vermählt 16. October 1827 mit Friedrich Wilhelm Heinrich 
Ludmg Freiherrn von Maucler, Königl. württembergischen 
Generalmajor und Oberst-Stallmeister, t 8. August 1845. 

II. Luise Henriette, geb. 28. November 1810, Dame des Königl. 
preussischen Luisenordens* vermählt 5. Juni 1832 mit Philipp 
Otto Heinrich Karl August von Luck, Königlich preussischen 
Kammerherrn; Wittwe seit 8. Juli 1860. 

III. Marie Auguste, geb. 10. December 1815, vermählt mit Robert 
von Kiderlen, Königlich württembergischen Hofbankdirector ; 
Wittwe seit 29. Mai 1857. 

IV. Christoph Ludwig Freiherr von Wächter, geb. 23. Februar 
1806, f 6. October 1856 zu Stuttgart, Besitzer des Ritterguts 
Lautenbacherhof, Königl. württembergischer Kammerherr. 

V. Johann August Freiherr von Wächter, geb. 3. April 1807, 
Mitbesitzer des Bitterguts Lautenbacherhof, Königl. württem- 
bergischer Kammerherr, ausserordentlicher Gesandter und be- 
vollmächtigter Minister am kaiserl. französischen Hofe, Minister 
der Auswärtigen Angelegenheiten in Stuttgart, vermählt 19. 
December 1855 zu Paris mit Josephine Luise, geb. Lee, geb. 
28. Mai 1833 zu New- York , Schwester der verwittweten 
Fürstin Maria Esther v.on Noer, welcher Ehe 1 Sohn und 
1 Tochter entsprossten. 

Carl Eberhard Freiherr von Wächter, geb. 26. April 1798, 
Sohn des 15. Juni 1840 verstorbenen Oberamtmanns in Gochsheim 
und Waiblingen, Regier ungsraths-, Directors des Königl. württemb. 
Strafanstalten-Collegiums , Obertribunalraths Johann Friedrich von 
Wächter, Ritters des Civil -Verdienst-Ordens, und der Elizabeth Ca- 
roline Sophie, geb. Klttpfel, einer Nichte des 1776 f Emanuel 
Christoph Klüpfel, herzogl. Vicepräsidenten des Ober-Consistoriams 
zu Gotha, des eigentlichen Gründers des »Gothajschen Hofkalenders«, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1047 — 

Enkel des bereits erwähnten, 1807 t Johann Eberhard von Wächter, 
Hofdomänenraths, Ritters des Civil -Verdienst-Ordens. 

Karl Eberhard von Wächter war König], württemb. Staats- 
rat^ Ritter des Civil-Verdienst-Ordens, Besitzer des Rittergnts Hörn, 
Königl. württemb. Staatsminister des Departements der Auswärtigen 
Angelegenheiten und des Departements fflr Kirchen- und Schulwesen 
von 1849-1850, des letzteren von 1850-1856 und des Depar- 
tements der Justiz von 1856—1864, Mitglied der Kammer der 
Standesherrn auf Lebenszeit, erhielt, wie das diessfällige von König 
Wilhelm vollzogene Diplom vom 9. October 1841 wörtlich lautete, 
»als Beweis Meines Wohlwollens und Meiner fortwährenden Aner- 
kennung der Verdienste Ihres t Schwiegervaters, des Ministers 
^ von Spittler«, mit Beifügung des Namens „Spittler" zu dem Seinigen 
den erblichen Preiherrnstand. Durch ein weiteres königliches Decret 
wurde am 17. April 1855 auch den 2 Kindern seines 1844 f 
jüngeren Bruders Franz Wächter, vermählt mit Luise, geb. Freiin 
von Reischaoh, nämlich Franz Ludwig Otto, geb. 16. März 1832, 
und Emma Wilhelmine Luise, geb. 12. April 1840, die Freiherren- 
würde verliehen. 

Das nunmehr völlig erloschene freiherrliche Geschlecht voti 
Spittler, dessen Name in einer Linie des Wächter sehen Hauses 
fortlebt, nennt als ersten bekannten Stammvater Jacob Spittler, geb. 
5. December 1574 zu Canstatt, t 24. Februar 1635, der mit zwei 
ohne Nachkommen gebliebenen Brüdern vom Pfalzgrafen Phüipp 
Ludwig einen Wappenbrief d. d. Neuburg an der Donau 8.' Nov. 
1609 erhielt, worin denselben und ihren Descendentcn das nunmehr 
vom 1. Zweige der II. Linie der Freiherren von Wächter im 2. 
und 3. Felde geführte Wappen (der Löwe mit Waage und Schwert) 
verliehen wurde. Von diesem Jacob Spittler stammte in directer 
Linie ab der berühmte Historiker und Publicist I/udtcig Timotheus 
Freiherr von Spittler, geb. 10. November 1752 zu Stuttgart, 
Professor an der Universität zu Göttingen 1779, unter Herzog 
Friedrich Eugen von Württemberg 1797 als wirklicher Geheimer 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1048 — 

Rath nach Stuttgart zurückberufen, von König Friedrich J. von 
Württemberg 1806 zum Minister, Ober-Curator der Universität zu 
Tübingen und Präsidenten der Studiendirektion ernannt Er erhielt 
durch Diplom vom 1. Januar 1806 die erbliche Freiherrnwürde und 
starb, bekannt als Verfasser bedeutender Werke, am 14. März 1810. 
Von seiner Gemahlin Christiane, geb. Elsenbach, hinterliess er nur 
1 Tochter Christiane Friederike Luise, die unten bei dem 1. Zweig 
der II. Linie genannte, 1848 gestorbene, erste Gemahlin des Freiherrn 
Karl von Wächter- Spittler , mit welcher das Geschlecht gänzlich 
erloschen ist. Der letzte männliche Sprosse desselben, Christum 
Wilhelm von Spittler, geb. 18. Januar 1793, war ein Neffe des 
Freiherrn Ludwig Timotheus und fiel als Königl. württembergischer 
Lieutenant im 2. Beiter- (Leib-Chevauxlegers-) Regiment am 14. 
August 1812 im Treffen bei Krasnoi. 

Gattinnen des Carl Eberhard Freiherrn von W achter- SpitÜcr: 
I. seit 23. September 1822 Christiana Friederike Luise, einzige 
Tochter des hudwig Timotheus Freiherrn von Spittler, Königl. 
württembergischen Geheimen Kaths, Ministers etc.; II. Louise, geb. 
Freiin von Gemmingen-Guttenberg-Bonfeld, welch 1 ersterer Ehe ein 
Sohn entsprosste. 

Ueber die weitere von Wächter sehe Genealogie, insbesondere 
die der Freiherrn conf. Gotha'sche Freiherrn - Almanache de anno 

1868 und 1877. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Wächter: ConsiatSecretar. 141; Vogt 328, 541. — Carl Christoph, CanUld- 
Advoc. 96. — Carl Eberh., CantzleiAdvoc. 96; Gel.O.Rath 69; Beg.B.Secretar. 75. — 
Christoph Frid., Gel.O.Rath 68; Weltl. OonalstRath 140. — Ebtrh., Vogt 488. — Ferd. 
Christ., EeUer 584. — Franz Carl, Exped.Rath 113 ; RechenbanckhaRath 120. — Frid., 
Vogt 601. — Frid. Beruh., CUHofmaister 340 ; Gaiatl.Verwaltter 475, 479. — Frid. Christ., 
Conaist ViceDireotor 137; Vogt 377, 408, 676. — Joh. Eberh., Exped.Rath 114; Benth- 
Ch.8ecretar. 126; Vogt 328. — Joh. Fried., OLPfleger 285, 334. — SshasU, GeistL Ver- 
jraltter 409. - Vir., Vogt 411. 



Digiti 



zedby G00gk 



Wagner. 



Tobias Wagner, aus einer ehemals Nördlingen angehörenden 
Familie abstammend, geb. 21. Februar 1598 zu Heidenheim, als Sohn 
des Georg Wagner, faber aerarius (Goldschmid) von Ulm, und der 
Maria Reutter, besuchte bis 1611 die lateinische Schule zu Nördlingen, 
dann die zu Heidenheim, bezog später zum Studium der Theologie die 
Universität Tübingen, wurde 1623 Magister, 1624 aber Diaconus in 
der Reichsstadt Esslingen, 1632 Pfarrer daselbst, hierauf Dr. der 
Theologie 1634, Decan der Kirche zu Tübingen 1653, Rector der 
Universität 1654, Pro-Kanzler 1656, Kanzler 1662 und Probst. 
Zur Zeit seines Pro-Kanzleramts ertheilte er 9 Candidaten der Theo- 
logie, 54 der Jurisprudenz, 25 der Medicin und 691 der Philosophie 
die Lizenz. 

Er starb den 12. August 1680, seines Alters im 83. Jahr. 

Wagner war seiner ausgezeichneten Kanzelreden wegen hoch- 
berühmt ; in einer solchen verglich er einst die Frauen in allen ihren 
Eigenschaften und Attributen mit einem Schiffe und das gerade, als 
er 25 Ehepaare auf einmal copulirte. Diese originelle Predigt ist 
unter dem Namen »das Esslinger Kaufmannsschjff« seiner Zeit weit- 
bin bekannt geworden. 

Das ihm von Professor Hopffer gewidmete Epitaph lautet: 

Dum cineres, Wagnere, Tuos madefecit obortis 

Eusebie lachrymis, ossaque lecta rigat, 
Talibus eluvias inscripsit languida dictis, 

Qualibus haereticos enthea suada ferit: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1050 - 

Hie, hie Romanae requiescit Malleus Urbis, 
Hie evangelici conditur Orbis honos, 
Canitie et gravitate nitens, et fulmine zeli 
Quantus in aeternae syrmate Iuris erit? 

Seine Gattin war seit 1624 Catharina, Tochter des Theol. Dr., 
Professors und Pro-Kanzlers, auch Probsts der Stiftskirche in Stuttgart 
und Consistorialraths Melchior Nicolai« 

Von Wagners hinterlassenen Söhnen wurden 2, Tobias und 
Jon. Erhard, Doctores der Medicin, zwei andere, Georg Conrad und 
Melchior, Geistliche. Eine Tochter, Christina, wurde die Gattin des 
Pfarrers zu Kornwestheim und Superintendenten zu Marbach IL 
Johann Hafner. 

Andere bedeutende Manner dieses Namens waren: 

Georg Wagner, geb. zu Esslingen 23. April 1605 am Georgs- 
tage, nach welchem ihm der Name Georg beigelegt ward, als Sohn 
des Rathsherrn in Esslingen und Kaufhausverwalters Georg Wagner 
und der Anna Wernerin von Heidelberg. Derselbe war 5 mal 
Bürgermeister seiner Vaterstadt, bekleidete auch zuletzt die Ober- 
umgeldersstelle daselbst, und machte sich um erstere besonders im 30- 
jährigen Kriege verdient, wobei er einstmals in kaiserliche Gefangen- 
schaft gerieth. 9 Reichsstädte vertrat er bei dem westphälischen 
Friedenscongress, bei dessen Verhandlungen er das Zutrauen der 
grössten damaligen Staatsmänner genoss, wie des Deutsehmeisters 
Stadion, des Generals Grallas, des Generals Tubadel, des Churbaieri- 
schen General-Feldmarschalls Grafen Göe, des französischen General- 
Feldmarschalls Graf v. Ghiebrian, ferner des Oxenstierna, des Grafen 
Georg Friedrich von Hohenlohe, des Herzogs Bernhard von Sachsen- 
Weimar, Königl. Schwed. Generals ; selbst mit Kaiser Ferdinand 111 
und dem Cardinal Infant hatte er persönlich zu verhandeln. 

Das Spital in Esslingen aber verdankt hauptsächlich ihm seinen 
raschen Aufschwung nach erfolgtem Friedensschlüsse 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1051 — 

Er starb als Oberumgelder 16. November 1661. 

Seine Ehegattin war seit 10. Mai 1630 Anna Ursula, Tochter 
des Pfarrers und Superintendenten daselbst M. Johann Cellius, geb. 
26. September 1575, f 1627, welcher Ehe 6 Kinder entsprossten, 
von denen 5 den Vater überlebten, nämlich: 

I. Anna Sabina, Gattin des J. U. Lt. Georg Friedrich Walliser, 
Stadtschreibers in Esslingen. 

II. Anna Rosina , Gattin des Spitalsyndicus in der Reichsstadt 
Biberach Johann Friedrich Gaupp. 

III. Anna Regina, Gattin des Stadtphysicus in Esslingen, Med. Dr. 
Johann Ernst Lederer. 

IV. Anna Christina, Gattin des J. U. Lt. Johann Eberhard Eckher, 
• Bürgermeisters in Esslingen. 

.Georg Friederich Wagner, geb. 30. October 1631, J. ü. Dr., 
Syndicus von Esslingen, als welcher et seiner Vaterstadt die wich- 
tigsten Dienste leistete und 28. Juni 1672 starb. 

Seine Gattin war seit 14. Juli 1656 Elisabetha, Tochter dos 
J. U. Dr., Raths und Syndicus in Lindau Valentin Heyder, welche 
nach dem Tode ihres Gatten den J. U. Dr. und Professor public, 
zu Greifswalde Balthasar Bhaw heirathete. — 

Johann Franz Wagner, geb. 1733 zu Ulm, Rector und Pro- 
fessor zu Osnabrück, ist besonders durch die Uebersetzung mehrerer 
römischer Classiker, wie des Julius Cäsar, Livius etc. bekannt ge- 
worden. Er starb 1778. — 

Johann Jakob Wagner, Dr. phil., geb. 21. Januar 1775 eben- 
falls zu Ulm, Redacteur der von Leuchs in Nürnberg herausgegebenen 
Handelszeitung, Privatgelehrter in Salzburg 1801, Professor der 
Philosophie in Würzburg 1803, lebte nach Reduction der letzteren 
Universität als Privatmann in Heidelberg, und wurde 1815, nachdem 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1052 - 

Würzburg wieder an Bayern gekommen, wieder nach Würzburg berufen. 
1834 unerwarteterweise in Ruhestand versetzt, starb er 22. November 
1841 mit Hinterlassung vieler philosophischen Werke. — 

Die »Sterne Schwabens« widmen ihm folgendes Gedicht: 

Ein jeder Mensch hat seine eig'nen Töne, 
Gedanken und Gefühl zu offenbaren, 
So wird man auch an Wort und Werk gewahren, 
Wie mannigfach die innre Stimme dröhne. 

Ein ächter Denker lernet nicht beim Staaren, 
Wie And'rer Meinung er sich angewöhne, 
Die höchste Wahrheit und das Ewigschöne 
An — in sich selbst sucht er es zu erfahren. 

So hat auch Er bei stillen Wanderungen, 

Auf Berg und Thal sich in sich selbst versenket, 

Mit dem Erkennen jeden Stein durchdrungen; 

Hat — wenn auch stets zu gleichem Ziele schwenket 
Der Kreisel Geist, vom Endlichen bezwungen — 
Ihn doch dahin an erz'ner Schnur gelenket. 



Christian Ulrich Wagner, geb. 28. December 1722 zu Ulm 
als Sohn eines der vornehmsten Buchdrucker Deutschlands, wurde von 
seinem Vater, — der den Sohn ebenfalls zu dieser Kunst bestimmte, 
damit er sich die, einem Buchdrucker nOthigen Kenntnisse in Sprachen 
und Wissenschaften erwerben könne, — in das Gymnasium der Vater- 
stadt geschickt, in dem er alle 7 Klassen durchmachte. Hierauf bezog 
er die Universität und legte sich daneben mit allem Fleiss auf die 
Erlernung der Buchdruckerkunst Bei dem im Jahre 1740 be- 
gangenen 300 jährigen Jubelfeste derselben hielt er eine lateinische 
Rede über die Buchdruckerkunst, welche in der Sammlung 
der Ulmischen Jubelreden abgedruckt ist. (Ulm 1740 8°.) Im 
Jahre 1743 ging er, um auswärtige Bu<?hdruckereien zu besuchen, 



Digiti 



izedby G00gk 



— 1053 — 

nach Halle zu Gebauer, nach einem Jahre nach Berlin zu Henning 
und wieder nach einem Jahre nach Leipzig zu B. Chr. Breitkopf, 
bei dem er 2 Jahre verweilte. 1747 nach Hause zurückgekehrt, 
übernahm er 1750 die Buchdruckerei des Vaters und bestrebte sich, 
ihr Ansehen nicht nur zu erhalten, sondern stets zu vermehren. 
Nachdem er kaum einige Jahre die Buchdruckerei geführt hatte, so 
fasste er den rühmlichen Entschluss, von allem, was er druckte, ein 
Exemplar der Ulmischen Stadtbibliothek zu verehren. Diesen Ge- 
danken dehnte er indess so weit aus, dass nicht nur das, was er 
druckte, sondern auch das, was sein Vater und Grossvater gedruckt 
hatten, dahin kommen sollte. Beide hatten niemals gesammelt, was 
sie druckten, mithin kostete es ihn viele Mühe, alles das wieder 
zusammenzubringen, was von 1677 bis 1750 gedruckt worden war. 
Durch unermüdeten Eifer brachte er es aber in 30 Jahren dahin, 
dass er alle ihm bekannten Schriften erhielt und schon im Jahre 
1754 vermachte er die bis dahin sich angeschafften Werke durch 
einen förmlichen Stiftungsbrief der Ulmischen Stadtbibliothek, vermöge 
dessen er von Jahr zu Jahr die indessen fertig gewordenen Werke 
und andere Drucksachen einlieferte. 

1777 liess ihn Gott die Freude erleben, ein hundertjähriges 
Jubelfest wegen Gründung der 1677 von seinem Grossvater Matthfius 
Wagner errichteten Buchdruckerei zu feiern, wozu ihm die damals 
in seiner Druckerei befindlichen Kunstverwandten in einem Gedichte 
gratulirten, welches zugleich in den Anmerkungen eine kurze Familien- 
geschichte der Wagner enthält. Er ist selbst Verfasser verschie- 
dener Schriften. — 

Christian Ulrich Wagner, Sohn des Vorigen, geb. Ulm 1757, 
ebenfalls Buchdrucker. Derselbe durchlief wie der Vater alle 7 Klassen 
des Gymnasiums, erlernte sodann beim Vater die Buchdruckerkunst, 
machte später Reisen und glaubte, da er besonders in Regensburg und 
Nürnberg mit Zeitungsarbeit sich zn beschäftigen hatte und zu An- 
fang des damals (1802) geendigten Krieges in Ulm keine Zeitung 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1054 - 

herauskam, der Sehnsucht nach Neuigkeiten, die sich bei Bürgern 
und Landleuten äusserte, einiges Genfige zu thun, wenn er aus meh- 
reren Zeitungen das Wissenswürdigste, und so weit er es jedesmal 
zu prüfen im Stande war, insbesondere auch das Wahrste, theils 
auszugsweise, theils zusammengedrängt lieferte. Er suchte diess in 
einem alle Sonnabend unter dem Titel *Der "Dimer Landbote* 
herauskommenden V2 Bogen starkem Blatte zu erreichen. 

Ein Unternehmen, das er am 1. September 1792 begann. 



Das Fürstlich Württembergische Dienerbnch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Wagner : 8tattscbreiber 388. 569. — Baltk., Vogt 524. — mann, StifftaVer- 
waltter 554. — Carl Frid., Reg.R.Secretar. 75. — Erasm., Hofger.Beysitser v. d. Landseh. 
79 — Uabr., Bawmalster 266; Keller 424. — II an*, Paedagog 563; Schultheis« 566. — 
Jott. Christ., Cl.Verwaltter 253, 307: Vogt 302, 306, 532. — Joh. Georg. Oel.O.Rath 67: 
HoffRath 181. — Joh. Jac, Münzmeister 135; Registrator 160; VorotVerwalUer 283- — 
Joh. Ludtc., Gen. Factor 303. — Mich., Paedagog 563; Werckbmaister 208. — Ptter, CL- 
Homieiater 352. — Tob., CanceUar. 579. 



Digiti 



zedby G00gk 



Weckherlin. 



Johann Weckherlin, geb. zu Wiesenstaig 1547, Herzoglich 
Wfirttemb. Kammerrath. 

Sein Vater war Hans Weckherlin,.* t zu Wiesenstaig 
8. Februar 1574, Pfleger daselbst, welcher in der Schlacht vor 
Pavia focht und in einem Treffen seinen Bruder Sebastian (wohnte 
später zu Nördlingen, wo er 1584 noch lebte), der auf feindlicher 
Seite gestanden, gefangen nahm; die Mutter Johanna Stökhlin;** 
der Grossvater Alexins Weckherlin, genannt Nobilis, Gerichts-Ver- 
wandter zu Geisslingen, t daselbst 1529; die Grossmutter Anna 
Bainhardt, eine Mutter von 7 Söhnen und 2 Töchtern, von denen 
2 Söhne unvermählt starben ; der Urgrossvater Andreas Weckherlin, a 
Pfleger zu Geisslingen; die Urgrossmutter Anna Zwierler, genannt 
Kramer,*** t Geisslingen 1481; der Urur-Grossvater Bnrkhardt 
Weckherlin,» zu Ulm t 1439, Stifter der in der Anmerkung hie- 

a Von sämmtlicben mit s bezeichneten Weckherlin befanden sich noch 1857 die 
Bildniflse bei der nunmehr in Tübingen verstorbenen Frau Forsträthin v. Widenmann in 
Derendingen. 

* Im Saalbuch des Heiligen Geistes (Hospitals; zu Wiesenstaig von 1549 heisst 
es: „Joh. Weckherlin gibt Schilling jährlich Zins auf Martini ans seinem Rossstall, da 
ein Kern unten ist" 

** Sie sollen im Ganzen 12 Kinder, darunter 11 Knaben, gehabt haben, 2 Kinder 
starben unverheiratet, 7 Söhne zwar verheirathet, aber ohne Kinder zu hinterlassen, 
aUe 7 Söhne soUen je 2 Frauen gehabt haben. Mit Namen bekannt sind nur die 5 Sohne 
Johann, Hans, Andrea», Georg und Jakob. 

*** An der westlichen Wand der Kirche zu Geisslingen neben der Wendeltreppe 
des Thurms befindet sich ein Eoce homo auf Holz gemalt, worauf unten das Weckherlin'- 
■che Wappen (Bienenkorb) und die Anfechrift: „Anno Domini 1481 Jahr an der 11000 
Jungfrauen Tag starb die ehrbare Frau Anna Zwierlerin, genannt Kratnerin, Andrea» 
Weckherlin», Pflegers zu Geisslingen, Hausfrau. Gott sei ihrer Seele gnädig. Amen." 
Spätere Aufschrift: „Anno Domini 1581 Jahr erneuert worden durch den ehrsamen und 
weisen Jörgen Weckherlin, Bürgermeister zu Geisslingen/ 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1056 — 

• 
nach beschriebenen Seelenmesse; die Urur-Grossmutter Anoa von 
Bauwstett* (Bustetterin); der Urur-Urgrossvater endlich Andreas 
Weckherlio, a genannt Fortfs, t 1392 zu Ulm; die Urur-Urgross- 
mutter Knnlgnnde Ton Sohrokh. 

Johann bereiste nach vollendetem Studium Oesterreich und 
Ungarn, wurde bald darauf zum Landschafts-Secretar der Stadt Graz 
ernannt und machte den damals ausgebrochenen Türkenkrieg mit 
Mehrere Monate brachte er auf dem äussersten Gränzhaus Canissa 
als Feldschreiber zu. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland wurde 
er Hofkanzlei- und Oberraths-Consistorial-Secretär 1577—79, Ober- 
raths-Registrator, Rechenbanksrath 1599, erhielt auch in der Folge 
die Bestallung als Herzogl. Württembergischer Kammerrath. 

# Dieselbe notiflcirte 1439 dem Bischof zu Constanz, das« ihr aeliger Mann eine 
Messe gestiftet habe. Sie nannte in der Stiftungsurkunde d d. Thomä 1459 ihren Sohn 
Andrea« Weckherlin und nach ihm seine ehelichen Nachkommen als künftige Patronen 
der Messe. Die Wittwe zahlte „1000 gute und schwere rheinische Gulden von Gold - zum 
Hospital zu Ulm, damit derselbe dem Messpriester jährlich 40 Pfd. HeUer, 5 Imi Boggen 
und 5 Imi Vesen entrichte. Der Bischof conflrmirte die Btiftung unterm 17. Min 1440. 
Ausser diesen Urkunden sind erhalten eine Gegenurkunde des Hospitals zu Ulm vom 
Donnerstag vor St. Nicolaustag 1439 und eine Urkunde des Bischöfe vom 8. Dec 1454 zu 
Vermehrung des Stiftungscapitals dadurch, dass die Zinse der Stiftung 10 Jahre lang 
zum Capital geschlagen werden, und endUch eine Urkunde von Altxiu* Weckk*rUn t Enkel 
der Stifterin, vom 19. August 1530, durch welche derselbe die Dotation und die bischöf- 
liche Conflrmation in einer Abschrift von einem Notar und dem Gerichte zu Geislingen 
attestiren und vidimiren lisst. Ans dem durch die Württembergische Regierung ver- 
mittelten 8chriftenwechsel zwischen der Weekherlin'Bchen Familie und dem Magistrat 
zu Ulm 1678 bis 1745 ist ferner Nachstehendes zu entnehmen : In Folge des Aufhören* 
eines Messpriesters zu Ulm durch die Reformation anno 1529 ist nach der WtckJurlin- 
schen Behauptung der Stiftungsertrag bis 1651, also über 120 Jahre, vom Hospital zu Ulm 
je dem Aeltesten der WeekherUn'Bchen Familie als Pension abgereicht worden. Auf das 
von einem Mitgliede der Familie anno 1678 als damaligem Familien-Aeltesten gerichtetes 
Gesuch nm Verleihung des Stifts, erfolgte vom Magistrat zu Ulm unterm 12. April 1679 
eine abschlagige Antwort , weil bei der Reformation die Gült ad pias causaa (für die 
Hospitalarme) verwendet, und die Pension an die Fsmilienältesten irrthümlich gereicht 
worden sei. Es ward nun von der TFVdfcfoWtVsohen Familie ein Gutachten der Juristen- 
fakultit zu Tübingen eingeholt, in welchem unterm 3. Februar 1685 ausgesprochen 
worden, dass die Weckherlin'Bche Familie hauptsächlich durch Verjährung das Bezugsrecht 
erworben habe, und dass sie, um der vom Ulmer Magistrat vorgeschützten Bestimmung 
ad pios osus zu entsprechen, befugt sei, die Stiftung zu einem Btipendium für studirende 
Wechkerlin zu verwenden. (Vgl. die gedruckten Tübinger consilia vol. 1 pag. 76 etc.) 
Auf eine Eingabe an den Ulmer Magistrat erfolgte indess von diesem die gänzliche Ab- 
Weisung. Inzwischen scheint die Sache ruhen geblieben zu sein. 



Digitized by 



Google 



- 1057 — 

Derselbe wurde mit seinen Brüdern Hans, Andreas and Georg * 
die Weckherlin Gevettern, von Kaiser Eudolph d. d. Prag 5. Dec. 
1588 mit allen and jeden ihrer ehelichen Leibeserben und derselben 
Erbenserben, Mann- and Frauenspersonen in ewige Zeit in den Stand 
des Reichsadels" erhoben, — - unter anderem, weil ihr Vater in vielen 
ansehnlichen Feldzögen, sonderlich in der Schlacht vor Pavia, dem 
Kaiser Karl V., und Johann Weckherlin selbst dem Kaiser Maxi- 
milian IL in Ungarn wider den Türken zu Kriegs- und Friedens- 
zeiten Dienste erzeigt habe. Er starb 5 April 1610. 

Gattin: seit 10. December 1577 Ursula, geb. Sattler, welcher 
Ehe 4 Söhne und 8 Töchter entsprossten. — 

Ludwig Weckherlin, Sohn des Vorigen, geb. Stuttgart 8. Jan. 
1583, Verfasser des in der Leichenrede seines Vaters aufgeführten 
Leichencarmens, welcher die ganze Weckherlin 'sehe Familie behandelt, 
Diakonus zu Altenstaig 1608 — 1609, Pfarrer zu Neilingen 1609 
bis 1614, zu Plochingen 1614—1635, PoSta laureatus. t 1635. 

Gattin: seit 16. Januar 16 LO Anna, Tochter des Visitations-, 
Kirchen- und Kammerraths Jacob Epp, aus welcher Ehe 4 Kinder, 
nämlich 3 Söhne und 1 Tochter hervorgingen. — 

Georg Rudolph Weckherlin, Bruder des Vorigen, geb. zu Stutt- 
gart 14. September 1584, studirte zu Tübingen die Rechte, bereiste 
sodann Deutschland, Frankreich, England und Spanien, erhielt 1609 
die Stellung eines Herzogl. Württembergischen Secretärs und gleich- 
zeitig die eines Hofpoeten. Auf Befehl Herzogs Johann Friedrich 
verfasste Weckherlin zwei Beschreibungen fürstlicher Kindstaufen, 
nähmlich des Prinzen Friedrich, gedruckt Stuttgart 1616, und des 
Prinzen Ulrich, Tübingen 1617, letztere in Alexandrinerver8en, in 
deren Einführung er einer der ersten war. 

Nach Errichtung einer deutschen Kanzlei in London ward 
Weckherlin in der Eigenschaft eines Secretärs dieser Stelle zugetheilt 

* Ein weiterer Bruder Jacob Weckherlin der in dem Adelsbriefe nicht aufgeführt 
ist, soll 6 Kinder, darunter 2 Söhne gehabt haben. 

v. Gtorgil-Qtor genau, Biographisch-Genealogische Blatter etc. t>7 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1058 - 

und starb daselbst 1651 mit Hinterlassung von 2 Kindern. Er 
gab 1609 2 Bände Oden und Gesänge, 1641 Geistliche und Weltliche 
Gedichte und 1648 die IL Ausgabe dieser Gedichte heraus. Weck- 
herlifCs Gedichte zeichnen sich durch grosse Kraft und Kühnheit 
gegenüber der damaligen andern Poeterei aus. 

Die „Sterne Schwabens" widmen ihm folgende Strophen: 

Als Deutschlands Muse noch im Schlummer stöhnte, 
Vor Rom und Welschland deutsche Dichter knieten, 
Da wagte Er's, der Mode Trotz zu bieten, 
Er sangl — ein derbes deutsches Lied ertönte. 

Fern von der Heimath in dem Land der Briten, 
Wo Hofgeräusch, Kanzleigekrächz Ihn höhnte, 
Schwoll Seine Brust, Sein ehern Herz erdröhnte, 
Für Gott begann, und Deutschland Er zu sieden. 

Des neuen Glaubens grösste Heldenseele, 
Den Schwedenkönig pries Er in Sonetten — 
(Der Erste flocht Er diese Rosenketten). 

Sein Geisseihieb traf manches Thoren Fehle, 
Sein rauhes Trinklied kitzelte die Kehle, 
Doch sÜBser klang's zum Tanz der Amoretten. 

Ferner gehören dieser Familie an : 

Johann Michael Weckherlin, geb. zu Stuttgart 18. Juli 1579, 
Fürstlicher Secretär zu Stuttgart 1608, Kirchenraths- und Oberraths- 
Secretär 1621—31, des Kriegswesens 1635, t 23. Juli 1652. Sein 
Symbolum war: „o Gott, erbarme dich mein." 

Gattin: seit 8. Juli 1605 Anna Maria, Tochter des Pfarrers 
in Bikelsberg Jacob Hettler. Dieser Ehe entsprossten 8 Kinder, und 
zwar 4 Söhne und 4 Töchter. — 

Wilhelm Friedrich Ludwig Weckherlin, bekannter Schrift- 
steller, geb. 7. Juli 1739 als Sohn des Pfarrers zu Bothnang, 
Johann Marcel l Weckherlin. Derselbe begab sich, nachdem er in 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1059 — 

Tübingen die Rechte studirt hatte, nach Strasburg und Paris, 1760 
nach Wien, dann nach London und Rom, gab 1777 seine „Wiener 
Denkwördigkeiten" heraus, die grosses Aufsehen erregten, aber ihm 
Arrest und Landesverweisung zuzögen. Nun ging er nach Regens- 
bnrg, Augsburg, Nördlingen, wo er schriftstell erte und lebte zuletzt 
in dem wallersteinischen Dorfe Bälden (Baldingen). Von 1787 an 
schrieb er 4 Jahre lang als Pasquillant in dem Schlosse Hochhaus, 
ging sodann nach Ansbach, wo er eine politische Zeitung, die „Ans- 
bachischen Blätter", redigirte, in einem Volksauflaufe misshandelt und 
verhaftet wurde und den 24. November 1792, kaum wieder der Haffe 
entlassen, aus Gram starb. 

Weckherliris Schriften waren für die Zeit, in der er lebte, 
noch zu freisinnig. 

Georg Friedrich Weckherlin, geb. 6. Februar 1733, Bischöf- 
lich Constanz'scher, nachher Grossherzoglich Badischer Pfleger und 
tit, Rath zu Schorndorf, t 22. Mai 1811. 

Gattinnen: I. seit 8. Mai 1759 Maria Sibylla, Tochter des 
Constanz'schen Pflegers, tit. Raths zu Schorndorf, Philipp Heinrich 
Wölfffng; II. seit 4. Februar 1762 Johanna Christin*, Tochter des 
Pfarrers in Oppelsbohm Abraham Beeherer, welch beiden Ehen 
10 Kinder entsprossten. — 

Ferdinand August Heinrich von Weckherlin, Sohn des Vorigen, 
geb. zu Schorndorf am 23. Februar 1767, durch sein „Achalm und 
Metzingen" als Schriftsteller bekannt, wurde charakterisirter Rent- 
kammerrath 1797, Zollinspector in Stuttgart 1799, hierauf Hof- und 
Domänenrath 1804, Staatsrath 1812, Geheimer Rath und Finanz- 
minister 1821. 

Weckherlin's ministerielle Thätigkeit wurde besonders durch 
die in seine Verwaltungszeit fallende, den Wohlstand des Landes 
fördernde Ablösung der Zehnten und Lehnsgefalle , durch Errichtung 
dos statistisch-topographischen Bureaus, wie durch viele Verbesserungen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1060 - 

in den Salinen- und Hüttenwerken, in dem Porst- und Staatsrech- 
nungswesen segensreich, t in Boll den 27. Juli 1828. 

Gattinnen: I. seit 24. Juli 1794 Sophie Christiana Salome, 
Tochter des Pfarrers in Ruith Heinrich Friedrich Scholl; II. seit 
18. November 1826 Rosine Friederike, Tochter des Pfarrers in 
Ruith Benedict Holder, und Wittwe des Obersten Carl v. Beinhardt, 
Aus von Weckherliri'schQT Ehe gingen 8 Kinder hervor. — 

Wilhelm Carl Albert Baron von Weckherlin * Sohn des Vorigen, 
geb. zu Stuttgart 19. Januar 1807, Geheimer Secretär der Königin 
Sophie der Niederlande, Geheimer Legationsrath. Staatsrat!} im Haag, 
Kommenthur des Ordens der Württembergischen Krone, der fran- 
zösischen Ehrenlegion, des Päpstlichen Pius-Ordens, Grossofficier des 
Ordens der italienischen Krone, wurde lt. Diploms d. d. 18. Juni 
1864 in den Königlich Württembergischen Adelsstand erhoben, 
t 17. November 1872. 

Gattin: seit 8. September 1841 Maria Heimike, Tochter des 
Particulier im Haag Heinrich Handel, welcher Ehe 2 Sohne und 
2 Töchter entsprossten. — 

Ferdinand Wilhelm Weckherlin, Bruder Georg Friedrich 's 
geb. 23. Aug. 1734, Advocat zu Wetzlar 1755, zu Friedberg in der 
Wetterau 1756, zu Stuttgart 1758, Syndicus zu Friedberg 1762, 
Herzoglich Württembergischer Regierungsrath, Tutelar-Rath und Hof- 
gerichtsassessor 1766. tit. Gehoimerrath 1805, Oberjustizrath 1806, 
t 13. April 1814. 

♦ Ein Bruder von Ihm, Christian Ferdinand, studlrte noch als Adjnnct der 
Königl. Privatbibliothek Theologie lin Stifte zu Tübingen, machte hierauf mit einigen 
Freunden, dem Repetenten M. Oslander dem Jüngern, dem Candid. La Hochs aus Baael. 
M. Seeger aus Stuttgart und Med. Stud. Wichelhausen aus Barmen eine Reise in die 
Schweiz, erkrankte indes« an einem Nervenfieber und starb zu Basel 30. October 1817 
im 23. Jahre seines Alters. Er war ein ausgezeichnet begabter, frommer, junger Mann, 
der in früheren Jahren grosse Sammlungen für die Geschichte, besonders Carls des 
Grossen, über das Wirthschaftswesen der Alten, ihre Hebung der Gastfreiheit, ihre Her- 
bergen und dergl., namentlich auch gleichzeitig mit der Hoffnung angelegt hatte, da* 
durch die Erlaubniss zum Studium der Rechts- und Cameralwisseuschaft zu erwerben, 
was ihm indess damals vom Könige nicht gestattet ward. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1061 — 

Gattin: seit 12. Mai 1767 Augusta Louisa, Tochter des 
Geheimenraths Ludwig Christoph Vischer. Dieser Ehe entsprossten 
6 Kinder. — 

tteorgr Friedrich Weckheriin,* geb. 13. Juli 1758, Königlich 
Württembergischer Hauptmann; f 23. November 1846. 

Gattin: seit 24. September 1800* Marie, geb. Schmieg, 
welcher Ehe 3 Kinder entsprossten. — 

Carl Christian Friedrich Weckheriin, geb. 2. Juni 1772, 
Königl. Württembergischer Oberlieutenant, trat nachher zum Kauf- 
mannsstande über und vermählte sich 30. November 1797 mit 
Henriette Friederike, Tochter des Iiegierungsraths Johann Friedrich 
Rens, und der Carolina Augnsta Henriette, geb. von Mylius, welcher 
Ehe 5 Kinder entsprossten. Er starb 4. Juli 1832. — 

Carl Christian Friedrich Weckheriin, geb. 1. Februar 1790 
als Sohn des Professors am Gymnasium in Stuttgart, nachmaligen 
Rectors der Realanstalt daselbst und tit. Prälaten Carl Friedr. Christ. 
Weckheriin, Königlich Württembergischer Lieutenant, Secretär in 
Ludwigsburg, Regierungsassessor und Oberamtmann zu Reutlingen, 
Stadtdirector zu Tübingen, Oberamtmann in Urach, mit dem Titel 
Regierungsrath, als welcher er 10. Juli 1853 starb. 

Gattin: seit 2. August 1817 Maria Paul ine, Tochter des 
Hofbankdirectors und tit. Geheimen Hofraths in Stuttgart Gottlob 
Heinrich von Rapp, ** welcher Ehe 2 Kinder entsprossten. — 

• Eine seiner Töchter, Maria Louise Friederike Charlotte, vermählte sich 1. October 
1860 mit dem Königl. Württembergischen Oberstlieutenant in Ludwigsborg, Ernst Sigis- 
mund von Ferhthelm, geb. 1 791 zu Stolzenberg bei Danzig, Sohn de* Preussischen Majors 
Casimir Friedrich Johann v. Fechthelm. Nachkommen blühen noch jetzt in Württemberg, 
ohne indeas von dem Adelsstände Gebrauch zu machen. Ein Sohn, Georg Friedrich 
Weckheriin, stand als Oberlieutenant in Königl. Württembergiscben Diensten, wanderte 
indeas später nach 8t Herrmann in Nord-Amerika aus. 

** Ein Neffe des Hofbankdirectors von Rapp war der in allen Kreisen Stuttgarts 
bekannt gewesene Königl. Württembergische Oberfinanzrath Qoltlob r. Rapp, geb. 10. Mai 
1793, vermählt mit Emilie, geb. Duitenhofer , gestorben im März 1869 in einer und der- 
selben Woche mit seiner Gattin, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1062 - 

August von Weokuerlin, Bruder des Vorigen, geb. zu Stutt- 
gart 8. März 1794, Hofcameralverwalter in Stuttgart, Administrator 
der Württembergischen Privatdomäuen , bereiste als solcher Europa, 
wurde 1837 Director des Landwirtschaftlichen Instituts Hohenheim, 
tit. Geheimer Hofdomänenrath , hierauf seit 1845 Fürstlich Hohen- 
lohischer Geheimer Rath ,und Vorstand der Obersten Domänendirection 
zu Sigmaringen. Er starb mit Hinterlassung mehrerer landwirt- 
schaftlichen Schriften. 

Gattin: seit 2. Juni 1821 Sophie, geb. Hellgrün, welcher 
Ehe 5 Kinder entsprossteu. — 



Das Fürstlich Württembergiaclic Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Weckherlin (Weckerlen, WeckerUn): HofRath 114; Reg-BSecretar. 76; TuteUr- 
Rath 98. — Carl Frid., öeiatl. Verwalter 486. — Christian Ueinr-, Reg.B»8ecretar. 76. - 
Ferd. Aug., OammcrRath 122; Vogt 427. - Ferd. Wilh. Cantzlei-Advoc. 96; Oel.O.Bath 68; 
TutelarRath 98. — Uan» Mich, O.R,8ecretar. 70; Viaitat.8ecretar 157, Vogt 623. — Jok^ 
Oeh. 8ecreUr. 81 ; BechenbanckhaRath 118. — Joh. Mich., Conaiat Secretar. 140 ; Leben- 
Uenovator 92. - Wilh. Frid., Stattschreiber 636. 



Digiti 



zedby G00gk 



Weikersreuter. 



Heinrich Weikersreuter, der 45. (1. lutherische Abt) zu 
Hirsau, stammte aus einem lange vor der Reformation zu Schwabbach, 
Weikersheim und Schaffenach in Franken zu den angesehensten Fa- 
milien zählenden Geschlechte. 

Derselbe, anfangs Diaconus zu Tübingen, wurde nach Wieder- 
aufhebung des Interims in Württemberg im Jahr 1554 zum Pfarrer 
und Superintendenten in Calw ernannt. Von 1557 an Coadjutor 
des letzten papistischen Abts zu Hirsau Ludwig Velderer, welcher 
die evangelische Religion angenommen hatte, später selbst Abt im 
Kloster zu Hirsau, stand er gleichzeitig auch der Klosterschule da- 
selbst wie der Kirche zu Calw vor. Kurz ehe er Abt wurde, erhielt 
er die Doctorswürde zu Tübingen. 

Unter ihm sind im Jahr 1563 drei Schwibbogen an der 
schönen steinernen Brücke über die Nagold dem neuen Kloster zu mit 
einem Kostenaufwand von über 3000 fl., 1564 auch die Mühle und 
Pfisterei erbaut worden. Bei der am 10. October 1565 durch frevel- 
hafte Hand angelegten Feuersbrunst im Kloster brannte die mit grossen 
Vorräthen angefüllte Scheuer sammt dem Schlafhaus der Knechte 
gänzlich nieder. In demselben Jahre wurde der bisherige hölzerne 
alte Kirchthurm abgedeckt und an seine Stelle ein kleinerer Thurm 
von gelöschten Ziegeln gemacht. 

Weikersreuter starb den 8. April 1569. Er war, wie Nico- 
demus Frischlin sagt; 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1064 — * 

Magnus consilio, nee minor ore sacro, 
Vir vere pius et studii seetator honesti, 

Quovix alter erat relligione prior. 
Quem pietas nostroque fides rarissima seclo 

Fecit honoratum conspieuumque virnm. 
Quem studia et longis vigilatae noctibus artes 

Nomina Doctoris ferre dedere sacri, 
Pectore qui didicit Domino confidere soli 

Auiilio fretu8 snbsidioque Dei. 

In der Klosterkirche ward ihm nicht weit von der Kanzel auf 
einer Tafel an einer Säule folgendes Denkmal aufgerichtet: 

' „Clarissimo Viro D. Beinrico Weickersreutero, Doctori Theo- 
logo et Monasterii hujus Abbati Dignisaimo, anno M. D.L.X1X. 
VUI. April, pie mortuo, F. F. F. 

Weickersreulerius iacet hie, venerabilis Abbas. 

Qui fuerit, lecto carmine doctus eris 
Cum vitae et studii clareret nomine, nactus 

Regenspurgiacae est seeptra suprema scholse. 

Seine Gattin war Catharina, eine Tochter des J. U. Drs. Pro- 
fessors der Rechte zu Tübingen und Hofgerichts-Assessors Johann 
König, genannt Königssattler, und der Agnes, Tochter des Professors 
der Mathematik daselbst Johann Stöffler, welcher Ehe 4 Söhne 
und 10 Töchter entsprossten. Sie selbst starb 10. September 1571. 

In der Hospitalkirche zu Tübingen ist diesem Ehepaar ein 
Denkmal gesetzt, welches im Jahr 1783 die in Stuttgart, Esslingen 
und Tübingen befindliche Weikersreuter 'sehe Familie erneuern liess. 
Dieses Denkmal von Holz mit Kruzifix hat die Inschrift: 

Der Mensch vom Weibe geboren, Hiob 14, 1. 2. 

Herr Heinrich Weikersreutter war 
zu Regen8purg etliche Jahr 



Digitized by 



Google 



j 



— 1065 — 

Schulmayster, kam darnach hieher 
half predigen die reine Lehr 
bis er ward ordentlich citirt 
bei Kalb daselbst die Pfarr regiert, 
war 'duldig in Verfolgung Zeit 
Zu Hirsau Abt, begraben leit. 
Sein ehlich Hausfraw mit Geduldt 
bezahlt hie an der Pest die Schuld. 

Verheirathete Kinder: 

I. Anna, vermählt zu Hirsau 1563 mit dem damaligen Dia- 
conus in Tübingen und nachmaligen Prälaten von Herrenalb 
Nikolaus Wieland. 

II. Catharina, vermählt zu Tübingen 1575 mit dem damaligen 
Hofprediger des Grafen Sigmund von Hardek in Schloss Reigers- 
purg, späteren Abte von Bebenhausen Jacob Hailbronner. 

III. Agnes, vermählt zu Hirsau 1567 mit dem Professor in Tü- 
bingen, nachmaligen Superintendenten in Lauingen Philipp 
Hailbronner. 

IV. Sara, Gattin des Probsts in Mediingen Martin Keppler. 

V. Ludwig, Pfarrer zu Neckarthail fingen, t 1609. Gattin: eine 
geb. Brenz, Tochter des Probsts von Stuttgart Dr. Johann 
Brenz, welcher Ehe 2 Söhne entsprossten. 

VI. Johann Weikersrenter, geb. 1548, Pfarrer zu Ruith 1576, 
in Giengen 1583, starb 17. Mai 1622 im 75. Jahr seines 
Alters mit Hinterlassung von 4 Söhnen und 5 Töchtern und 
ist der nähere Stammvater der noch heutzutage in Württem- 
berg blühenden Wcihersreuter'acfoen Familie. Die späteren 
Glieder der Familie hatten grösstenteils im württembergischen 
Staatsdienst gestanden und vornehmlich in der alten Reichs- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1066 — 

Stadt Esslingen Jahrhunderte lang ihren Wohnsitz. Seybold 
in seinem Historienbüchlein sagt: 

,,Es musste wohl dem guten Herzog Ludwig schmeichel- 
haft seyn, von andern Füvsten und Herren so manches ver- 
bindliche Schreiben um einen Stipendiaten zu erhalten,*' sagt 
Schnurrer. Uni einen derselben bat auch Giengen, und 
Ludwig schickte dieser Reichsstadt den damaligen Pfarrer zu 
Kuith, Johann Weikersreuter, mit einem stattlichen Zeugnisse 
im Jahre 1583. Er starb daselbst im 44. Jahr seines Predigt- 
amts, 74 Jahr alt. 

Gattin: seit 1575 Magdalena, Tochter des Professors in 
Tübingen Matthias Garbitins, Jllirici. 

Aus dem XVII., XVIII. und XIX. Jahrhundert sind nach- 
stehende Mitglieder der Familie Weikersreuter aufzuführen: 

Johann Philipp Weikersreuter, Urenkel Heinrich' s, geb. 18. 
Februar 1629 zu Tübingen, studirte zu ^iasel und Strassburg die 
Kechte, wurde Consulent der Reichs-Ritterschaft in Schwaben, Orts 
am Kocher, später aber 1663 von der damaligen freien Reichsstadt 
Esslingen zum Bürgermeister ernannt, als welch letzterer er 3U. 
März 1699 starb. Auf seineu Tod machte der bekannte Patriot 
Johann Jacob Moser folgende Epicedie: 

„Wenn Weisheit und Verstand Uns könnt unsterblich machen 
Es solte Vieler Mund statt trüber Klage lachen." 

Seine I. Gattin war seit 12. August 1653 Maria Magdalena, 
Tochter des Spitalpflegers und Rathsherrn zu Esslingen Jacob Hanss- 
recker; die II. Anna Christina, Tochter des Feldleibarztes Gustav 
Adolf, Königs von Schweden Andreas Planer von Plan* und Wittwe 
des Herzoglich Württemb. Pflegers Johann Georg Schlossher ger. 

* Nach Keller wurde Planer nach dem Tode Gustav Adolph» in der Schlacht hei 
Lätzen Physicus zu Schwäbisch Hall, nachmals zu Esslingen. Er entstammte einer noch 
zu Anfang des XIX. Jahrhunderts blühenden Adelsfamilie, von welcher mehrere Glieder 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1067 - 

Khid I. Ehe: 

1. Ursula Dorothea, vermählt I. mit dem Jnr. Dr. Joh. Philipp 
Schürfer, Herzoglich württemb. Kath, nachmals Hessen-Darm- 
städtischem Geheimer Rath; II. mit dem Consistorialdirector 
Andreas Bardili; III. mit dem Geheimen Rath Johann 
ßeinh. Seubert. 

Kinder IL Ehe: 

II. Maria Barbara, vermählt seit 22. November 1701 mit dem 
Herzoglich württemb. Geheimen Rath Johann Conrad Abel* 
Sohne des Med. Dr. Jacob Abel und der Anna Maria, Tochter 
des Herzoglichen Leibmedicus Breuning. 

III. Christina Dorothea, vermählt seit 27. Februar 1703 mit 
dem Bärgermeister, Spitalvogt und ritterschaftlichen Consulenten 
zu Esslingen Friedrich Balthas von Khaw, Sohn des Johann 
Balthas von Rhaw, Rathssyndicus in Esslingen und der 
Elisabeth, Tochter des Consulenten in Lindau Valentin Heider; 
Enkel des Joachim Bhaw, Archidiaconus in Greifswalde und 
der Marie, Tochter des Pfarrers in Wildberg in Pommern 

unter den Kaisern Maximilian L, Karl V. und Maximilian IL zu hohen Würden ge- 
langten , während der Grossvater des Andreas bei der damaligen Religlonsverfolgung 
sein Vaterland und seine Stammgüter quittirte und auf ergangene Vocation hin 7 Jahre 
zu Strassburg und 30 Jahre bei der Universität Tübingen die ihm übertragene Professur 
der Medicin mit grossem Ruhm versah. 

* Dessen Enkel waren: Christoph Conradin v. Abel, geb. 1750, Herzoglich würt- 
tembergischer Hof- und Legationsrath , auch Landschaftsconsulent in Stuttgart, welcher 
6 Söhne und 4 Töchter hinterliess; ferner der durch seine philosophischen Unter- 
suchungen über die Verbindung mit höheren Geistern bekannte Dr. theol Jacob Friedrieh 
e. Abel, geb. 1751, Profestor an der Karlsakademie in Stuttgart, nachmals Professor phü. 
in Tübingen, zuletzt Prälat, Vorsteher des Seminars ▼on Schönthal und General-Super- 
intendent von Oehringen, nachher von Urach, dann Reutlingen mit dem Wohnsitz in 
Stuttgart, 1 1829, 78 Jahr alt, mit Hinterlassung von 5 Kindern. Abel erblickte das Vater- 
land nicht blos im Volke, sondern auch im Kegentenhaus, daher seine innige Anhäng- 
lichkeit an dieses. Von besonderer Wichtigkeit schien es ihm, die üeberzeugung von 
der Unsterblichkeit, so wie sie in seiner Seele unerschütterlich fest stand, auch in Andern 
immer mehr zu begründen, weil er von ihr den segensreichsten Einfluss auf das Leben 
des Menschen erwartete. Er war ein Christ naoh Glauben und Leben. Seiner Schriften 
sind mehrere. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1068 - 

Christoph Kalsow ; Urenkel des Augustin Rhaw, Professors 
und Kanzlers zu Greifswalde und der Marie, Tochter des 
Hermann Westphalen, Professors in Greifswalde; Ururenkel 
des Balthas Rhaw, Professor theol. in Greifswalde und der 
Anna, Tochter des Dr. Augustin Schurfius. 

IV. Johann Philipp Weikersreuter , geb. zu Esslingen 5. Juli 
1679, jur. Dr., Bürgermeister und Kastenvogt von Esslingen, 
t 1734. 

Seine I. Gattin war seit 9. Febr. 1704 Maria Barbara, 
Tochter des Med. Dr. und Professors in Tübingen Elias Rudolf 
Camerer; die II. seit 11. August 1710 Regina Dorothea, 
Tochter des Dr. jur. Josua Rader; die III. Maria Regina, 
Tochter des Patriziers von Augsburg Leonh. Carl von Salier. 
Aus der I. dieser Ehen- gingen l Sohn und 6 Töchter, aus 
der IL 1 Sohn,, aus der III. 1 Sohn und 1 Tochter hervor. — 

Adam Heinrich Weikersreuter, geb. Esslingen 19. Juni 171:3, 
Sohn des vorbenannten Bürgermeisters Johann Philipp, Herzoglich 
Württembergischer Legations - Secretär , Geheimerrath , Konsistorial- 
Präsident in Stuttgart, t 1783. 

Seine Gattin war seit 21. October 1738 Fridrika Dorothea, 
Tochter des Regierungsraths und Landschafks-Consulenten in Stuttgart 
Friedrich Heinrich Georgii. Kinder: 

I. Charlotte Hedwig, geb. 6. August 1752, vermählt mit dem 
General-Feldzeugmeister August Carl Heinrich von Beultet*, 
deren Tochter Charlotte Luise 26. November 1818 die Gattin 
des Freiherrn Carl Eugen August Reinhard von Röder wurde. 

IL Maria Dorothea, vermählt mit dem Herzoglich Württemberg. 
Oberamtmann zu Unter-Oewisheim Immanuel von Rieger. 

III. Carl Angnst Christian Weikersreuter, gab. 28. Aug. 1741. 
Hofgerichts - Assessor , vermählt mit Franziska Philippinen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1069 — 

Tochter des Herzoglich Speierschen Goheimeraths und Leib- 
medicus Ernst Conrad Brodbeck. — 

Johann Philipp Welk er« reut er, Bruder Adam Heinrictis, geb. 
zu Esslingen 26. August 1709, Senator und Kirchenkasten-Pfleger 
daselbst, vermählt 8. Trin. 1735 mit Sabina Magdalena, Tochter 
des Bürgermeisters und Hofgerichts -Assessors, nachmaligen Expe- 
ditionsraths und Pflegers in Esslingen Joh. Leonhard Andrä- 

Kinder: 

1. Maria Dorothea, Gattin des Secretärs Carl Ekher in Stuttgart. 

II. Johanna Magdalena, Gattin des Senators und Kirchenpflegers 
in Esslingen Eberh. Friedr. Honold. 

III. Adam, geb. Esslingen 2. August 1743, Consistorial-Secretär 
in Stuttgart. 

Gattin: seit 12. Juli 1770 Wilhelmine Sofie Elisabeth, 
Tochter des Oberuragelders daselbst Jan. Gisebert Nagel. 

Kinder: 

1) Henriette, geb. 28. Juli 1785, unverheirathet t in Ess- 
lingen 3. August 1863. 

2) Wilhelm Welkersreoter, geb. Stuttgart 6. Mai 1776, K. 
K. Oesterreichischer Major t und begraben zu Innsbruck. 

3) Philipp Welkersreuter, geb. 22. Deceraber 1770, K. K. 
Oesterreichischer Obristlieutenant . Corps - Commandant in 
Neapel, später in Mailand, f daselbst 1847. 

4) Carl Maximilian Welkersreoter, geb. 11. März 1774. 
Pfarrer zu Ebhausen, zu Boll bei Göppingen 1818, zu 
Thalheim, O.A. .Tuttlingen 1829, vermählt mit Sophie 
Helnrike, geb Haug. Er starb 25. August 1862. Kinder: 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1070 - 

a) Rosine, geb. 4. Juni 1813, vermählt mit . Gerichts- 
notar Fritz Kapff in Spaichingen. 

b) Sophie, geb. 1. Mai 1817, vermählt mit Oekonom Fritz 
Scheerer von Wurmlingen. 

* c) Louise, geb. 24. März 1819, vermählt mit Max 
Schneckehburger von Thalheim (dem Dichter des Lieds 
»die Wacht am Rhein«) 

d) Mathilde, geb. 3. October 1823, unverheirathet 

e) Max, geb. 20. October 1815, Kaufmann in Stuttgart 

Gattin: Elise, Tochter des 1875 t Alexis Bonn, 
Associe der Firma Fridr. Jobst, welcher Ehe 4 Kinder: 
Elise, Anna, Max, Alexis, entsprossten. 

f) Wilhelm, geb. 27. Oct. 1830, Kaufmann in Beaucourt 
bei Beifort, Gattin: Emllie, geb. Dodillet, welcher Ehe 
eine Tochter, Emma, entsprosste. 

IV. Johann Philipp, geb. 3. Juni 1745, Senator und Stadt-Cassier 
in Esslingen, vermählt I. seit 1. September 1767 mit Pailine 
Jacobine, Tochter des Bürgermeisters von Esslingen Amandus 
Erhard von Marchthaler; IL seit 15. Mai 1777 mit Dorothea 
Margaret ha, Tochter des ritterschaftlichen Secretäre in Ess- 
lingen Johann Adam von Rhaw. Kinder: 

1) Rosine Elisabeth, Gattin des Geheimen Registrators in 
Esslingen Eberhard Friedrich Honold. 

2) Dorothea Regina Friederike, seit 10. December 1791 
Gattin des K. K. Oesterreichischen Hauptmanns von Fischer- 
Weikersthal. 

V. Leonhard Otto Friedrich, unvermählt f. 

VI. Ueorg Philipp, Tutolarrath, kinderlos j\ 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1071 - 

Viele Epitaphien und Wappen dieser Familie finden sich noch 
heutzutage neben den v. Rhaw'&chen, Schlossberger 'sehen, Schleicher - 
sehen etc. in und an der Kirche zu Esslingen. Das gross te dieser 
Epitaphien, welches innerhalb der Hauptkirche in Esslingen aufgehängt 
war und vor etwa 20 Jahren aus derselben entfernt wurde, hat 
Freiherr von Böder in Stuttgart hernach zu sich genommen und 
der ihm anverwandten von Pafow'schen Familie für ihre Kirche in 
Mühlhausen a. Neckar überlassen. 



Dm Fürstlich Württembergiache Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Weicher 8r tut ter ( Weicher »reuter, Weickhersreutter, Weihersreuter) : Consist.- 
Praeeident 136; TutelarRath 98. — Adam Heinr., Consist-Secretar 141; Gel.Geh.Batli 27; 
Gel.O.Ratb 67: TutelarRath 97 ; Georg Pnul Wüh. t RecbenbanckhaRath 121.— Hon* Htinr. 
CLPfleger 260 ; Vogt 258, 426. — Ifenr., Abt 279. 



Digiti 



zedby G00gk 



Weinland. 

Johann Christoph Weinland, Herzoglich Württembergischer 
Conferenz-Minister, wurde den 15. ^November 1701 zu Esslingen 
geboren. Sein Vater Johann Friederich Weinland, war der freien 
Reichsstadt Esslingen Bürgermeister; die Mutter Maria Magdalena, 
Tochter des Pfarrers daselbst M. Cosmann Friedrich Kost lia; der 
Grossvater Theodor Weinland, Kaufhaus- Verwalter in Esslingen. 

Johann Christoph studirte zu Tübingen und Halle die Rechte, 
wurde hierauf Gräflich Lüneburgischer Canzleirath 1726, Herzoglich 
Württembergischer Begierungsrath 1727, Crais-Gesandter 1731, Ge- 
heimer Rath und Conferenz-Minister. 

Er starb 31. März 1736 im 35. Jahr seines Alters. 

Eine auf ihn gemachte Epicedie lautet: 

»Wann Hoher Häupter Gnad, Wann seltene Verdienste; 
Wann Eyfer, Fleiss und Treu Dem Herrn und Land zu gut, 
Wann rare Wissenschafft Der Rechten und der Künste, 
Wann Ansehn von Persohn, Wann ein noch junges Blut, 
Wann allgemeines Leyd Könnt retten vor der Baare, 
So lebte Weinland wohl biss in des Nestors Jahre.« 

Seine Gattin war seit 23. September 1727 Jnstina Christian, 
Tochter des Kxpeditionsraths Jacob Bernliard Erhard und der Jnstina 
Christi na, geb. Stockmajer, welcher Ehe 5 Kinder entsprossten. — 

Johann Christoph Weinland , Sohn des Vorigen, geb. zu 
Stuttgart 14. September 1720, magistrirte 1748, wurde nach er- 
standenem theologischen Examen Vicar zu Weil im Schfiubucb und 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1073 — 

Ilsfeld, Repetens 1753. Im Jahr 1754 begab er sich auf Reisen, 
und kam, nachdem er die Universitäten Altdorf, Erlangen, Jena, 
Göttingen, Leipzig besucht hatte, wieder ins Vaterland zurück, wo 
er einige Zeit zu Stuttgart vicarirte und dann zum Sous-Gouverneur 
bei dem damals neu errichteten Cavalier-Corps angestellt wurde. 
1759 wurde er IL, 1762 aber I. Diaconus zu Tübingen, hierauf 
Abendprediger an der dortigen Stiftskirche und Special-Superintendent 
der Diöcese von Tübingen 1767, Probst zu Herbrechtingen 1784, 
Prälat zu Maulbronn und General-Superintendent 1784, f 23. Juli 
1788 kinderlos. 

Seine Gattin war seit 1771 Margaretlia Friederika, Tochter 
des Herzoglichen Kreishauptmanns und Regimentsquartiermeisters 
Johann Michael Zais. 

Derselben Familie gehören an: 

Erhard Friedrieh Weinland, Herzoglich Mecklenburg-Schwerin- 
scher Geheimer Justizrath, Reichsritterschaftlkh Kanton Kocher 'scher 
Consulent, auch Reichsstadt Esslingischer Senator und Oberforst- 
meister, geb. zu Esslingen 20. October 1745 als Sohn des Bürger- 
meisters von Esslingen Andr. Friedrieh Weinland und der unter die 
ersten deutschen Dichterinnen ihrer Zeit zählenden Anna Magdalena, 
Tochter des Predigers und Seniors in Esslingen Joh. Friedr. Waliiser, 
und als Enkel des Forstmeisters in Esslingen Lndw. Friedr. Weinland. 

Erhard Friedrich Weinland, der älteste von 4 Söhnen, 
studirte Jurisprudenz und war, als Herzog Karl Tübingen besuchte, 
unter denen, welche öffentliche Reden vor diesem hellsehenden 
Fürsten halten durften, und erntete grossen Beifall. Geschichte 
der Philosophie, Geschichte des Rechts und die der Völker hatte er 
als wesentliche Tbeile mit in seinen Studien-Plan aufgenommen. 

Ostern 1768 verliess er Tübingen, um als Hofmeister mit dem 
Baron vom Hole nach Jena zu geben. 

Kaum war er einige Wochen in Jena, als er ersucht wurde, 
den nachmals regierenden Reichsgrafen Carl von Obre, einen jungen 

v. Gtnrgii'Qtorgenau, Biographisch •GenealogiMhe Blätter etc. 68 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1074 - 

von Spessart und noch andere junge Cavaliers und Studirende in die 
Repetition mit seinem Eleven aufzunehmen. 

In den ersten Tagen des Jahres 1770 schlug ihn der 
Königlich Preußische Staats -Minister, Reichsgraf von Göre zum 
Instructor des Prinzen von Schwarzburg-Sondershausm vor. Da 
aber dessen vorher verschriebener Instructor, von dem man glaubte, 
dass er auf der Reise gestorben sei, gerade Tags vorher angekommen 
war, so konnte dieser Vorschlag nicht realisirt werden. 

Bekanntlich beschäftigte damals das Vorhaben der Rassischen 
Kaiserin, ein allgemeines Gesetzbuch für ihre Staaten entwerfen zu 
lassen, alle gelehrten Köpfe und Journale. Bewunderung und lautester 
Beifall kam diesem Vorhaben von allen Seiten entgegen. So gewagt 
es daher für den gelehrten Ruf — besonders eines jungen Mannes 
war — sich diesem herrschenden Tone seiner Zeitgenossen entgegen 
zu stellen, so wagte es Weinland dennoch, ein allgemeines Gesetz- 
buch für grosse Staaten, ja sogar nur eine allgemeine Processordnung, 
als unausführbar und unzweckmässig laut zu erklären. Er behauptete, 
dass zwar ein allgemeiner Grundplan eines Gesetzbuchs in jedem 
grossen Staate vorhanden sein müsse, dass aber die Particular-Geeetze 
immer genau dem Geiste der Provinzen, und dem Grad ihrer Coltor 
und Moralität, so wie den Verhältnissen, nach welchen sie mehr oder 
weniger kommercirend sind, angepasst werden müssten, und dass 
überhaupt eine beständige Gesetz-Commission nothwendig sei, um 
jährlich aus den Resultaten die Gesetze selbst zu prüfen, und so 
von 10 zu 10 Jahren, die Verbesserung des Gesetzcodex heraus- 
zugeben. Anfangs fand dieser Gedanke zwar nur in vertraut«! 
Circeln stillen Beifall, in der Folge adoptirten ihn aber auch andere 
Gelehrte öffentlich und 1802 genoss er sogar die Satisfaction , eine 
solche Gesetzgebungs-Commission wirklich angeordnet zu sehen, ob 
er gleich von der eitlen Anmassung weit entfernt war, durch seine 
Idee auf das Dasein dieser Gesetz-Commission hingewirkt zu haben. 

Um diese Zeit bearbeitete er seine Schrift vom Blatterbellen; 
und da er in Jena erklärt hatte, dass eine juridische Professur 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1075 - 

nicht im Zirkel seiner Wünsche liege, so hatte auch der ausgezeichnete 
Beifall, den er besonders bei Vorlesung des deutschen Rechts in der 
Masse erhalten, so dass sich die Zuhörer ihm im eigentlichen Verstand 
aufdrängten, keinen nachtheiligen Einfluss auf die freundschaftlichen 
Verhältnisse der dortigen Professoren. 

80 viel anziehendes unter diesen Umständen das akademische 
Leben für ihn hatte, und so innig er damals den Advocaten-Stand, 
der seiner nach geendigter Hofmeisterstelle zu Hause wartete, floh, 
so sah er sich dennoch durch ein besonderes Ereigniss verpflichtet, 
im Februar 1770 gutachtlich anzutragen, seinen Eleven von Jena 
nach Hause zu rufen. 

Am 5. März, Morgens, 1770 erfolgte die Zurückberufung, aber 
auch am nemlichen Tage erhielt er Mittags, als er gerade über Tisch 
mit dem damaligen Justizrath und Professor Maier in Tübingen und 
andern ein Gespräch über die göttliche Providenz hatte, auf eine merk- 
würdige Weise den Antrag zu einer Hofmeisterstelle beim Herrn von 
Gersdorff in Leipzig, was um so mehr bemerkt zu werden verdient, 
als nicht nur jene Lebensperiode seine glücklichste und heiterste war, 
sondern er auch in selbiger mit einer Erkenntniss-Quelle vertraut ge- 
worden ist, die für seinen Geist, so wie für sein ganzes künftiges 
Leben unaussprechlich wohlthätig wurde, wie auch seine bedeutendsten 
nachherigen Lebens- Veränderungen aus diesem Eufe sich entwickelten. 
Der Antrag geschah ihm durch den Geheimen Eath von Einsiedel, 
dem er ohne sein Wissen schon einhalb Jahr vorher empfohlen worden 
war, und gerade war zum Antritt dieser Stelle noch so viel Zeit übrig, 
dass er seinen bisherigen Eleven nach Hause begleiten konnte. 

Auch in Leipzig fuhr er mit Vorlesungen fort, und, da Herr 
von Gersdorff gegen Ende des ersten Jahres sich dem Militair 
bestimmte, so wurde ihm wenige Tage, ehe diese Stelle sich endete, 
die Proposition gemacht, dem damals in Leipzig studirenden Reichs- 
grafen von Gersdorff f der nachher Chursächsischer Gesandter in 
Spanien wurde, ein Privatissimum zu geben, und neben seinem 
würdigen Hofmeister M. Müller dessen wissenschaftliche Schritte zu 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1076 — 

leiten. An eben dem Tage, wo er also seine Hofmeisterstelle verliees, 
trat er diese neue ehrenvolle Station an. 

Kaum war er aber einige Monate bei gedachtem Herrn Grafen, 
als die Frau Eeichsgräfin von Böse die Matter des Beichsgrafen 
von Gersdorff ersuchte, denselben ihrem Sohne — dem späteren 
Chursächsischen Gesandten am Schwedischen Hofe — als Freund 
und Hofmeister zu überlassen, so jedoch, dass er die Vorlesungen 
beim ßeichsgrafen von Gersdorff fortsetzen konnte. Nun waren 
also seine Beschäftigungen zwischen zwei Herren von Stande getheilt, 
die man damals in Leipzig mit Recht unter die feinsten Köpfe 
rechnete und deren wissenschaftliche- und Weltkenntnisse manche 
Stubengelehrte weit hinter sich zurückliessen. So viel ihn diess 
beschäftigte, so nahm er doch auch da noch an gelehrten kritischen 
Arbeiten Antheil, bemerkte aber auch bereits, dass Gelehrte, die 
sich zu viel mit der Kritik und mit Journalen beschäftigen, nur allzu 
leicht in eben die Fehler verfallen, welche man alten Pädagogen 
aufbürdet, dass ihr Geist unvermerkt eine Stimmung erhält, welche 
dem Fortschreiten in der Erkenntniss mehr nachtheilig als förderlich 
ist, und dass sich daneben bei ihnen ein Ton fbrirt, der kaum noch 
beim Professor etwas erträglich bleibt, der sich aber dem Geschäfts- 
mann unaufhörlich in den Weg legt. 

Dieser sein gedoppelter angenehmer Posten war jedoch eben- 
falls von keiner langen Dauer; denn, noch ehe er das Logis bei 
Herrn Grafen von Boose bezogen hatte, besuchte ihn ein Gelehrter 
aus Schwaben, der an ihn adressirt war. In wenigen Tagen hatte 
die Sympathie ihrer Gesinnungen eine zärtliche absichtslose Freund- 
schaft geknüpft. Dieser Freund reiste von Leipzig nach Mecklenburg, 
um den Consistorialrath Maurüii zu besuchen. Während seines 
Aufenthalts daselbst traf es sich, dass er über Tisch von seinen 
Leipziger Bekanntschaften und also auch von Weinland sprach, und 
diess Gespräch gab den ersten Anlass, dass der damals regierende 
Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin sich in Leipzig in der 
Stille näher nach ihm erkundigen Hess. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1077 — 

Ohne mit einer Seele in Mecklenburg in Bekanntschaft zu 
stehen, erhielt er daher im Spätjahr 1771 den Antrag als Consistorial- 
Fiskalrath dahin, wobei sich jedoch die förmliche Vocation bis zum 
30. März 1772 verzog. Diese Zeit benutzte er mit dem Herrn 
Grafen von Boose nach Dresden zu reisen, wo er abermals so glücklich 
war, mehrere höchst schätzbare Bekanntschaften zu machen. 

Den 31. Mai 1772 verliess er Leipzig, was wegen der nähern 
Bekanntschaften mit den dortigen berühmten Gelehrten nicht ohne 
schmerzhafte Gefühle geschah, und trat seine Reise über Berlin 
nach Mecklenburg an. An ersterem Ort verwendete er die Tage zu 
gelehrten Bekanntschaften und Unterhaltungen und des Nachts stellte 
er auf dem dortigen prächtigen Observatorio mit seinem Freunde 
Stmdd Beobachtungen an. 

In Mecklenburg setzte er neben seinen Amtsgeschäften auch 
seine gelehrten Beschäftigungen fort, nahmAntheil an den kritischen 
Arbeiten in der Bostocker gelehrten Zeitung, und förderte zwischen 
den Jahren 1772 — 1775 Schriften nebst einigen Abhandlungen und 
Gedichten ans Tageslicht. 

Im Jahre 1775 reiste er in seine Vaterstadt, um sich mit der 
Tochter des kaiserlichen Raths Wiüiardt zu verheirathen. Er nahm 
den Weg über Magdeburg, Leipzig und Jena, um theils seine alten 
gelehrten Bekanntschaften zu erneuern, theils neue zu knüpfen, und 
bei der Gelegenheit erhielt er auch nähere Aufschlüsse über die, da- 
mals in der gelehrten Welt so vieles Aufsehen erregenden, Schröpfer- 
schen Geister-Citationen. 

Während seines Aufenthalts in Schwaben Hess ihn der damals 
regierende Herzog Karl von Württemberg sondiren, ob er nicht die 
Stelle eines Professors juris publici in der Akademie, wozu er vom 
Geheimen Bath und Professor Hoffmann zu Tübingen vorgeschlagen 
war, annehmen wollte. So ehrenvoll und angenehm ihm aber dieses 
an und für sich gewesen, so glaubte er es doch der ausgezeichneten Gnade, 
woniit er von dem regierenden Herzog von Mecklenburg-Schwerin 
beglückt worden, schuldig zu sein, auf diesen Antrag nicht einzugehen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1078 — 

Seine Rückreise machte er über Frankfurt, Giessen, Marburg 
und Göttingen, wo er ebenfalls theils seine alten gelehrten Bekannt- 
schaften auffrischte, theils neue erlangte. 

Im Jahre 1777 wurde Weinland noch als Fiskal-Bath durch 
die vom Inspector Hermes herausgegebene »Nachricht ans Publikum« 
genöthigt, die Feder für das Herzoglich-Mecklenburgische Consistorium 
zu ergreifen und die Schrift »Antwort auf die Beschreibung, welche 
Herr Inspector Hermes zu J erichau in seiner Nachricht an das Pu- 
blikum von dem Verfahren des Mecklenburgischen Consistoriums wider 
ihn angebracht, neben einem Anhang über Toleranz« 1778 erscheinen 
zu lassen. 

Da sein Hof wegen eines Theils der Grafschaft Limburg-Gail- 
dorf mit dem Herzoglichen Hause Württemberg in Tractaten stund, 
so wurde er, nachdem er kurz vorher die Stelle eines wirklichen 
Consistorial-Raths erhalten, im Monat Februar 1780 schleunig beor- 
dert, nach Stuttgart abzureisen, um daselbst diese Unterhandlungen 
ins Reine zu bringen. Auf seiner Reise, die wieder durch Gottingen 
gieng, hatte er das Vergnügen in dem damaligen Herzoglich Würt- 
tembergischen Geheimen Rath Spittler und dem Hofrath Gmelin in 
Göttingen zwei berühmte Landsleute zu treffen. Während der be- 
zeichneten Unterhandlungen, die sich bis September 1780 verzogen, 
Hessen die Berufsarbeiten dem Gelehrten keine Zeit übrig ; wenn man 
nicht eine geistliche Ode, die er damals über die göttliche Vorsehung 
verfertigte, darunter rechnen will. 

Zu eben gedachten Unterhandlungen war Herzogl. Württem- 
bergischer Seits unter Anderen auch der Staatsminister und Kanton 
Kocher'sche Ritter-Rath Baron v. Kniestädt bevollmächtigt; und diess 
gab Anläse, dass er diesem näher bekannt, und, als in gedachtem Jahr 
1780 gerade ein Kanton Kocher'scher Ritter-Convent in Esslingen 
abgehalten wurde, er von den damaligen Herren Directorialen dieses 
Kantons zur Tafel geladen wurde. Als nun das Jahr darauf der 
würdige Consulent Klotz unvermuthet mit Tod abgieng, so wurde 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1079 - 

Weinland die Stelle eines Kanton Kocher 'sehen Consulenten in Ess- 
lingen angetragen. 

Bei der ausgezeichneten höchsten Huld, die er damals von dem 
regierenden Herzog von Mecklenburg-Schwerin genoss, die so weit 
gieng, dass er seinen Snccessor vorschlagen durfte, bei dem ausser- 
ordentlichen Zutrauen des damaligen Erbprinzen, dann regierenden 
Herzogs, bei der Achtung des Ministeriums, welches ihm kurz vorher 
den Entwurf einer verbesserten Consistorialordnung aufgetragen hatte, 
und den vielen theuren Freunden, welche er in Mecklenburg zurück- 
lassen musste, konnten nur ausserordentliche Umstände ihn bestim- 
men, dieses liebe Land mit seiner Vaterstadt zu vertauschen, und 
ein Land zu verlassen, worin er so viel Gutes genossen und wo ihm 
bereits eine neue Beförderung zugedacht war. Er trat jedoch gegen 
das Ende des Jahrs 1781 die ihm angebotene Stelle eines Consulenten 
in Esslingen an. 

Nicht lange zuvor kam er ohne sein Zuthun in der Reichsstadt 
Frankfurt als Consulent in die Wahl und Kugelung, wo aber die 
goldene Kugel ein anderer erhielt. 

Die ausgezeichnete Gewogenheit, womit ihn der Kammergerichts- 
Assessor von Harpprecht seit seiner ersten Bekanntschaft beehrte, 
äusserte sich bei seiner Beise nach Schwaben von neuem, indem dieser 
bedeutende Gelehrte kaum dessen Connexionen an einigen Höfen erfahren 
hatte, als er auch den Plan entwarf, ihn als Kammergerichts-Assesor 
nach Wetzlar zu bringen, und auf die freundschaftlichste Weise in 
ihn drang, mittelst seiner und des Kammer-Gerichts-Assessors v. Rein- 
hardt Unterstützungen, selbigen zu realisiren. Eine langwierige, höchst- 
gefahrliche Krankheit aber, welche Weitiland im Jahr 1782 auszustehen 
hatte, in Verbindung mit einigen andern Umständen, verzogen die 
Ausführung dieses Vorschlags, und der nachher bald erfolgte Tod 
der beiden genannten Assessoren bestimmten ihn, diese Ideen nicht 
weiter zu verfolgen. 

Im Spätjahr 1785 wurde Weitiland neben seiner Kocherischen 
Consulenten-Stelle in den Senat der Reichs-Stadt Esslingen gewählt; 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1080 — 

ebendaselbst bekleidete er später die Stelle eines Oberforstmeisters. 
Er starb 1812 mit Hinterlassung von 7 Kindern. 

Gattin: seit 6. Juli 1775 Johanna Maria, Tochter des Kaiser- 
lichen Baths in Esslingen Christian Gottl. Williardt. Kinder: 

I. Caroline Sophie Johanne Friederike, verm. 24. November 
1804 mit dem Ritterschaftlichen Consulenten in Esslingen, 
nachmaligen Staatsrath in Stuttgart, Johann Peter Fetterbach. 

II. Christiana Elisabeth, verm. 1) 23. Januar 1808 mit dem 
Hauptmann Phü. Friedrich Wühelm von Baur; 2) 9. Februar 
1812 mit dem Königlich Württembergischen Major Franz 
von Müler, Bruder des Königlich Württembergischen Kriegs- 
ministers Moriz von Mitter. 

III. Franziska Maria Johanna Friederike, verm. 6. August 1820 
mit dem Amtspfleger in Marbach Carl Friedrich Pßfflin, 
Sohn des Amtmanns in Rommeishausen Georg Fried. Pßfflin. 

IV. Carl Christian Friedrich Gottlieb Weinland, geb. zu Rostock 
28. Juni 1776, Justizrath in Esslingen. 

V. August Johann Friedr. Weiuland, geb. zu Rostock 27. Januar 
1788, Pfarrer in Grabenstetten. 

VI. Ernst Johann Weinland, geb. zu Esslingen 21. Juli 1784, 
Zoll-Controleur in Ravensburg. 

VII. Andreas Johann Friedrich Erhard Weinland, geb. zu Ess- 
lingen 2. August 1789. 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere 
des Nftmens Weinland: Joh. Christoph, Gel.Geh.Rath 27; Gel.O.Rath 66; Probet 296. 



Digiti 



zedby G00gk 



Welsch. 



Hieronymns Welsch, Herzoglich Wilrttemb. Kammer rath, geb. 
23. Febmar 1612 zu Lauingen, entstammte einer der ältesten Nörd- 
lingischen Familien, dessen Vorfahren schon 1389—1417 in Nörd- 
lingen steuerten. 

Sein Vater, Christoph Welsch, war Forstmeister in Nördlingen, 
der Grossvater, Hieronymns I., M. und Pfarrer in Schweindorf 1566 
bis 1614. 

Hicronymus machte in seiner Jugend grosse Reisen zu Wasser 
und zu Lande nnd trat dann in französische Kriegsdienste, in denen 
er 7 Jahre lang yerblieb. Im Jahre 1643 wurde er Vogt zu Lieben- 
zeil, hierauf zu Markgröningen 1645, Eammerrath und Kastkeller 
1648. Er starb 27. Sept. 1665 mit Hinterlassung von Nachkommen. 

Seine Gattin war Anna Margaretha, eine geb. Heerbrand. 
Derselben Familie gehörten an : 

Lorenz Christoph Edler Ton Welsch, geboren 1665 zn Nörd- 
lingen als Sohn des Johann Melchior Welsch, kaiserl. Hauptmanns* 
auch des Löbl. Schwäbischen Kreises Stadthauptmanns zu Nördlingen, 
seit 1646 Bürgermeisters dieser Stadt, welcher im 48. Jahr seines 
Lebens, als 1648 den 18. August 150 kaiserliche und bayerische 
Heiter von Würzburg nach Nördlingen kamen und daselbst das 
Stadtvieh, bestehend ' in 800 Stück, wegführten, diesen mit seinen 
Bürgern nacheilte, sie einholte, aber bei darauf entstandenem Gefecht 
nebst 16 derselben erschossen wurde. 

Lorenz Christoph studirte die Rechte zu Frankfurt an der 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1082 - 

Oder, wurde Baron von Stein 'scher Amtmann zu Riedhausen 1690, 
Rathsherr in Nördlingen 1694, in welch letzterem Amte er in Kriegs- 
zeiten als Abgesandter dieser Stadt öfters verschickt wurde, auch 
sich so sehr auszeichnete, dass er in .den kaiserlichen Reichs-Ritter- 
stand erhoben wurde. Herzog Eberhard Ladung von Württemberg 
ernannte ihn zum Herzoglichen Rath; als solcher starb er plötzlich 
zu Esslingen während des dortigen Reichstags 17. Mai 1705. 

Die Welschischen Denkmäler in der Hauptkirche zu Nörd- 
lingen sind: 

Ein Wappenschild mit der Umschrift: 

»Anno 1630 den 17. April starb der Ehrenveste wohlweisse 
H. Bxeronimus Welsch, des geheimen Raths und Hospitalpfleger al- 
hier D. G. G.c 

In derselben Kirche neben der alten Orgel steht ein Epitaphium, 
Abtier und Joab (IL Buch Samuelis 3. Kap. v. 34) darstellend, mit 
Wappen der Familie Welsch und folgender Aufschrift: 

»Anno 1648 den 18. August, als eine feindliche Parthey das 
Stadtvieh hinweggetrieben, ist nach empfangenen tödüichen Schüssen 
nahe bei Pfeffling Seelig in dem Herrn entschlaffen der Edle vest 
und manhaffte Johann Melchior Welsch, gewesener Bürgermeister 
und Stadthauptmann, in dem 49. Jahr seines Alters. D. G. G.« 

In der Herrgottskirche daselbst findet man einen Grabstein 
mit der Inschrift: 

»A. 1648 den 18. August blieb der Edle und Veste H. Johann 
Melchior Welseh, Burgermeister und Stadthauptmann, bei P fefflingen 
im Scharmitzel. Auf froyem Felde gab er seinen Geist auf, alt 
49 Jahr etc.c 



Das Forstlich Württembergische Diouerbuoh enthält 4 folgende höhere Beamte 
des Namens Welsch: Cammer Rath 206; Spital Diacon 55% — Hier., CastkeUer 5H; 
Vogt 439, 483. 



Digiti 



zedby G00gk 



Wider auch Wider von der Au. 



Eine aus Ober-Oesterreich nach Württemberg gekommene Familie, 
welche sich vormals Wider tob der Au schrieb. Derselben wurde 
von Kaiser Rudolph in der Person des Andreas Wider ein Wappen- 
brief verliehen, welchen in der Folge Kaiser Matthias anno 1612 
bei Erhöhung der Familie in den Reichs-Adelsstand verbesserte. Der 
letztgenannte von Kaiser Matthias verbesserte, vom Bürgermeister, 
Richter und Rath der Stadt Griesskirch in Abschrift d. d. 12. Febr. 
1614 beglaubigte Wappenbrief, der sich ebenso wie das Adels-Er- 
neuerungs-Diplom d. d. 8. Februar 1807 noch jetzt im Besitze der 
Frau Kameralverwalter von Wider befindet, lautet u. A.: 

»Wann wir nun guetlich angesehen, wargenommen und be- 
trachtet die Erbarkeit, Redtlichkeit, auch Adelich guett Sitten, 
Tugent und vernnnfft, damit unsere getreue Liebe, Christoff, Johann, 
Carl Goltfridt, Äbrahamb und Andre die Wider Gebrieder, vor 
uns beriombt worden, auch die Getreuen, gehorsamen und willigen 
diennst, so nicht allein Ire vor-Eltern, weilendt unsern hochgeehrten 
Vorfahrn , ' Sonderlich aber Ir verstorbner Vatter Andre Wider, 
gewessner Stattrichter zu Vecklabrugg, TJnserm Löbl. Hauss Oester- 
reich in vilfältigen Ime aufgetragnen Raisen, Commissionen und 
Verschickungen dem gemainen Wesen zum besten, nit weniger auch 
Zacharias Wider in unterschiedlichen Zügen wider gemainer Christen- 
hait Erbveindt den Türeken, darüber er dan sein Leben redlich und 
dapfer geendet und dann letzlich gedachter Christoff Wider etc. So 
haben wir demnach mit wolbedachtem muth etc. bemelten Widern 
Gebrüdern dise besondere Gnadt gethan und Freyhait gegeben und 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1084 — 

Sie mit allen und yedeu, Ihren Ehelichen Leibs-Erben und derselben 
Erbens-Erben, Mann- und Frauen-Personen, in ewigkeit in den Standt 
und Gradt des Adels, unserer und des hl. Reichs auch anderer unserer 
Königreiche, Erbl. Fürstenthumb und Lande recht Edlgeborn Ritter- 
messigen Lehens- und Thurnirsgenossleuth erhebt, darzue gewierdigt, 
geschöpft, geadelt und sie etc. etc. etc. Prag 27. OGtober 1612.« 

Andreas Wider von der An, der älteste näher bekannte Stamm- 
vater dieses Geschlecht«, war Kaiserl. Stadtrichter zu Veglabrug in 
Ober-Oesterreich und erstmals vermählt mit Catharina, Tochter des 
Stadtrichters daselbst Johann Meyer; zum zweitenmale mit Mar- 
garetha, Tochter des J. U. Dr. Benedict Dobner zu Kitzingen 
in Franken. Der letztgenannten Ehe entsprossten neben 4 Töchtern 
7 Söhne, von welch letzteren 3 unvermählt starben; die übrigen sind: 

I. Christoph Wider von der An, geb. 26. Juli 1588, Königlich 
Ungarischer und Böheimischer Legations-Secretär , verrichtete 
als solcher viele Gesandtschaften zu den evangelischen Chur- 
fürsten und Ständen des Heiligen Römischen Reichs, wurde hierauf 
Pfleger des Freiherrn v. Jörger zu Köppach und als solcher 
nebst seinen nachstehenden 4 Brüdern von Kaiser Matthias in 
den Reichs- Adelsstand erhoben, laut Diploms d. d. Prag 27. Oct. 
1612. Im Jahr 1634 24. October musste v. Wider mit seiner 
hochschwangeren Frau und 6 kleinen Kindern in das bittere 
Exil, kam hierauf den 5. October nach Regensburg in die 
Dienste des Freiherrn Joseph Christoph v. Galler, wurde 
Stadtgerichts* Actuar daselbst 1639, schlug als SOjäbriger Greis 
noch die Laute und starb 20. August 1668, seines Alters 
im 81., seines Ehestands im 50. Jahr, »ruhet zu St. Lazarus«. 
Sein Symbolum war ein dreifaches V, welches die Worte: 
Verschmerzt, Vergeben, Vergessen bedeutet. 

Gattin: seit 19. Oct. 1615 Felicitas, Tochter des Andreas 
Kirehschlager von und zu Freyleiten auf Weigetiberg, Be- 
stand-Inhabers der Losensteinischen Herrschaft Weidenholtx. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1085 - 

Er hatte 10 Söhne und 4 Töchter, von welch ersteren 4 Söhne 
den Vater überlebten und ihr Geschlecht fortpflanzten, u. a. 
auch in Kaufbeuren. 

IL Johann von Wider, geb. zu Veglabrug 1583, studirte anfangs 
die Rechte, ging sodann zum Studium der Theologie über, wurde 
Informator bei den Söhnen des Freiherrn von Jörger, sodann 
ordentl. Advocat bei der Landesregierung in Linz, hierauf Rector 
zu Gries8kirchen, Pfarrer zu Steinkirchen, 1620 vertrieben, von 
den Soldaten ausgeplündert, indess bald darauf Pfarrer zu 
Zell in der March 1620—1624. Im Jahr 1624 musste 
er abermals wie alle anderen evangelischen Prediger seine 
Pfarrei verlassen, und mit seinem Weibe und Kind ins Elend 
gehen, 1625 ward er als Diaconus nach Nürnberg berufen, 
woselbst er 30. März 1630 als Pfarrer an der St. Marien- 
kirche starb. 

Gattinnen: I. Magdalena Schnabel, Mutter einer Tochter; 
II. Maria, Tochter des Pfarrers zu Griesskirchen M. Georg 
Botzenheimer , einer Familie angehörend, welcher von Kaiser 
Rudolph d. d. Prag 14. September 1601 ein im Besitze des 
Herausgebers dieser Blätter befindlicher Lehen- und Wappenbrief 
verliehen wurde. Der letztgenannten Ehe entsprossten 7 Söhne, 
deren Einer, Zacharias, Oberpfarrer und Consistorialrath , auf 
der Kanzel vom Schlage gerührt, 2 Tage nachher zu Weissenburg 
a. Sand 1633 starb; von den übrigen zeichneten sich ebenfalls 
mehrere als Theologen und Aerzte aus. Zacharias hinterliess 
ans seiner Ehe mit Maria, geb. Eder, einen Sohn, Namens 
Johann Christoph, Pfarrer zu Westheim auf dem Hahnenkamm 
1678, Diaconus zu Weissenburg am Sand 1683—91, vermählt 
mit Anna Regina, geb. Megerlin. 

III. Carl Gottfried von Wider, Graf v. Traun scher Pfleger zu 
Meissau in Unter-Oesterreich , vermählt mit Veronica Zott 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1086 — 

t. Perneck. Er starb 1644 mit Hinterlassung von 4 Söhnen 
und 5 Töchtern. Von ersteren ist näher bekannt geworden : 

Georg Ehrenreich, geb. 7. Februar 1630 auf Schloss 
Heidenreichstein bei Wien, studirte zu Strassburg, war zuerst 
Pfarrer zu Bippur und Wolffarts- Weiher im Baden-Durlachi- 
schen, hernach zu Haunsheim bei Ulm, t 25. Juni 1672. 

Gattin: Maria Regina, Tochter des Gräflich Eberstein- 
schen Burgvogts zu Eberstein Georg Friedrich Obreeht, 
welcher Ehe 2 Söhne und 5 Töchter entsprossten ; die 
beiden Söhne starben in der Jugend, der eine von ihnen, 
Christoph Gottlieb, Med. Stud., als Soldat zu Mortara in 
Savoyen an einem Ruh^anfalle 28. Oct. 1698, 27 Jahre alt. 

IV. Abraham von Wider, Gräfl. Stdhrenberg- und WeissenwolffischBT 
Begent in Oester reich ob der Ens, hernach Schutzverwandter 
zu Ortenburg, vermählt seit 23. April 1633 mit SibilU, 
Tochter des Pfarrers zu Wittenberg, Pancrae Gebhard, welcher 
Ehe 1 Tochter entsprosste. 

V. Andreas von Wider, starb unverheirathet. 

Derselben Familie gehörten an: 

Johann Samuel Freiherr von Wider, Urnr - Enkel Christoph 
Widers von der Au, welcher im Jahr 1756 Fürstlich Schwarzburg- 
Sondershausischer Schlosshauptmann, Eammerherr und Prinzen-Oberhof- 
meister war. 

Bernhard Christof Wider, geb. zu Weinsheim 9. Juli 1734 
als Sohn des 1682 geb. und 1754 f Pfarrers zu Walheim Ernst 
Friedrich Wider und als Enkel des vorbenannten Pfarrers Johann 
Christoph, Pfarrer in Scharnhausen 1766, Diaconus in Dettingen, 
O.A. Kirchheim 1770. Derselbe verordnete laut eines Testaments 
d. d. 18. October 1781: 

„da seine Familie väterlicherseits aus Ober-Oesterroich von einem 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1087 - 

edlen Geschlechte stamme, das im Jahr 1612 treuer Dienste halbei 
von Kaiser Mathia in den Adelsstand erhoben worden, endlich aber 
um des Evangelii Willen all das Ihrige verlassen müssen, später 
durch ganz besondere Fata in das Württembergische gekommen, hier 
aber aus Mangel an Mittel weder studiren, noch sich sonst auf irgend 
eine Weise produciren können, so solle sein ganzes vorhandenes Ver- 
mögen zu einem unablöslichen Capital und Hauptgut sicher angelegt 
werden, und zu einem Stipendium für Studirende seiner Familie 
unter dem Namen : Pfarrer Christoph Wider schea Stipendium be- 
stimmt sein." 

Wer dasselbe geniessen will, der muss »ein evangelischer Wider* 
sein, und seine rechtmässige Herkunft von der Nürnbergischen oder 
Regensburgischen Linie beweisen. 

Brüder des Stifters: 

I. Ernst Friedrich, Pharmaceut in Erfurt. 

IL Johann Wilhelm, geb. 1716, f 1763, Begierungssecretär in 
Stuttgart, vermählt 26. Januar 1745 mit Catharine Christine, 
Tochter des Begierungssecretärs Johann Enoch Windhänsel, 
welcher Ehe 3 Söhne und 1 Tochter entsprossten. 

III. Johann Ferdinand, Kaufmann in Lauffen, vermählt seit 30. 
April 1748 mit Catharina Elisabeth, geb. Pflsterer. 

IV. Johann Carl, Kaufmann in Kosenfeld, vermählt seit 5. Oct. 
1751 mit Eva Regina, geb. Sehmid. 

V. Johann Daniel, Kaufmann in Waidenbuch, vermählt I. seit 
27. Juli 1767 mit Johanne Juliane, geb. ttodelmann; II. 
seit 18. Juli 1769 mit Anne Marie, geb. Kurz. Der letzt- 
genannten Ehe entsprosste ein Sohn, Namens Johann Jacob 
Friedrich, Kaufmann in Waidenbuch, vermählt 25. November 
1802 mit Cbristina Margaretha, Tochter des Universitäts- 
pflegers Friedrich Carl Winzelbnrger. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1088 — 

VI. Jacob. Heinrich, Herzoglich Württembergischer Kammerrath 
in Ludwigsburg, vermählt seit 15. Mai 1764 mit Elisabeth, 
geb. Zain. Eiuder: 

1) Friedrike Dorothee Heuriette, geb. 26. December 1765, 
vermählt 12. Juli 1787 mit dem Königl. Württemb. General- 
auditor, Obertribunaldirector Eberhard Heinr. von Georgii. 

2) Luise Friederike, geb. 4. Juni 1766, vermählt mit dem 
Pfarrer am Waisenhaus in Ludwigsburg Joh. ülr. Schoß. 

3) Dorothee Heinrike, geb. 16. Februar 1769. 

4) Rosine Justine, geb. 25. August 1770. 

5) Jobanna Elisabeth, geb. 16. November 1771. 

6) Christiaue Charlotte, geb. 7. Juni 1773, vermählt mit 
dem Pfarrer in Westheim Georg Michael Eeininger. 

7) Juliane Caroline, geb. 18. September 1775. 

8) Christian Friedrich, geb. in Ludwigsburg 13. September 
1767, Pfarrer in Kleebronn 1803, in Hattenhofen 1812. 

9) Wüheim Friedrich, geb. 12. Februar 1783. 

10) Ludwig Heinrich von Wider, Hauptmann zu Hohenasperg. 

Derselbe erhielt laut Diploms d. d. 8. Februar 1807 eine 
Erneuerung seines alten Adels u. A. mit den Worten: 

»Wenn nun unser lieber Getreuer, der bei Unserm In- 
fanterie - Regiment von Lilienberg angestellte Lieutenant 
Ludwig Wider, mit mehreren vorgestellt und glaubhaft 
dargethan hat, dass die Widersetz Familie, von welcher 
er abstammt, die Rechte und Vorzüge des teutschen Adels 
ehemals genossen habe und hierauf die Bitte um Erneuerung 
der von seinen Vor-Eltern geführten adelichen Würde ge- 
gründet hat, so haben Wir aus erst angeführten und andern 



Digiti 



zedby G00gk 



-r 1089 — 

Uns bewegenden Gründen, mit wohlbedachtem Muth, gutem 
Bath und rechtem Wissen Ihm, Unserm Lieutenant und 
lieben Getreuen Ludwig Wider die Königliche Gnade erzeigt, 
und Ihm, seinen rechtmässigen Ehelichen Leibes-Erben und 
derselben Erbens-Erben, beiderlei Geschlechts die Erneuerung 
der adelichen Würde nicht allein allergnädigst bewilligt, 
sondern sie auch aufs neue in den Adel- und Bitterstand 
gleich andern edelgebohrnen Lehens- und Tournier-Genossen 
wiedrum erhoben, eingesetzt und gewürdigt; und als Wappen 
ein einfacher deutscher Schild, in dessen rothem Felde auf 
einem blauen Dreiberge ein rechtsgekehrter silberner Widder 
mit rothausgeschlagener Zunge und vergoldeten krummen 
Hörnern erscheint. Auf dem Schilde ruht ein vorwärts 
gekehrter blau ausgelaufener und rothgefütterter, mit goldnen 
Bügeln und goldnem Halsschmuck, versehener, Goldbekrönter, 
auch in Gold eingefasster und mit einer aussen rothen, innen 
silbernen Helmdeke gezierter Helm, worauf zwischen zwei von 
Silber und Both quadrirten Büffelshörnern ein halber Widder 
gleich dem im Helme hervorwächst; gestalt solches Wapen 
mit seinen natürlichen Metallen und Farben allhier ab- 
gebildet worden« etc. 

Gattin: seit 25. Februar 1816 Johanna Christiane 
Rosine, Tochter des Geheimen Archivars Carl Friedrich 
Erbe, welcher Ehe neben 2 Töchtern (Marie, vermählt mit 
Wilhelm Dank, und Julie, vermählt mit dem Pfarrer 
Clemens in Zürich), 1 Sohn entsprosste, Namens: 

Ludwig Heinrich von Wider , Kameralverwalter in Göp- 
pingen , vermählt 6. Juni 1850 mit Ottilie, Tochter des 
Decans Ziegler in Urach. Kinder: 

a) Lneie Marianne, geb. 27. Januar 1853. 

b) Ludwig Riehard Alfred von Wider, geb. 7. Februar 
1851, Justizassessor. 

v. Georgii-Qenrgtnau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 69 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1090 — 

c) Arthur Ludwig Heinrich von Wider, geb. 6. October 
1854, t 17. September 1861. 



D»a Forstlich Württembergische Dienertmeh enthält folgende böhere Beamte 
des Namens Wider: Joe. Heinr., ZnchtHanssPfleger 487. — Joh. Ludw., Pfarrer 306. — 
Joh. WUh., Begistrator 83. 



Digiti 



zedby G00gk 



Widmann. 



Johann Widmann, (oder, wie er nach damaliger Sitte, seinen 
Namen ins Lateinische übersetzend sich nannte, Salicetns,) auch 
(Möcbingrer) tfaichinger, sogenannt von seinem Geburtsorte, dem 
Dorfe Maichingen bei Sindelfingen, geb. 1440, studirte um 1460 auf 
der Universität zu .Pavia Medicin und wurde 1481 zum Leibarzt des 
Markgrafen von Baden ernannt. Im Jahr 1484 als Professor der 
Medicin nach Tübingen berufen, wurde er daselbst dem Grafen Eber- 
hard im Bart, der seine Stiftung, die Hochschule, fleissig besuchte, 
bekannt, auch von demselben im Jahr 1491 zu seinem Leibarzt, 
„dass er, von Haus aus, auf ihn, seine Gemahlinn und seinen Vetter, 
den Grafen Heinrich warten sollte" ernannt. Zwei Jahre später 
wurde er in seinem Amte bestätigt, „sein Wohnort sollte auch ferner 
Tübingen sein, würde er aber nach Hof gefordert, so sollte er sammt 
seinem Knechte wohl beritten gemacht werden. Sein Jahresgehalt 
bestand in 150 Gulden, Rocken, Dinkel und Haber von jedem 10 Malter. 
Wenn der Hof zu Tübingen sich aufhielt, hatte er für sich und 
seinen Knecht den Tisch bei Hofe, auch Unter- und Schlaftrunk etc." 

Bis zu Eberhards Tod blieb Widmann in Diensten des Herzogs, 
den er auch auf den Reichstag nach Worms begleitet hatte, auch 
bei Herzog Ulrich behielt er seine Stelle und starb 31. Decembor 
1524 zu Pforzheim. Er schrieb einen der ersten Tractate de pustnlis 
et morbo, vulgo mal de francos (1497). Söhne: 

I. Beatns Widmann, geb. 1479, studirte in Tübingen Jurisprudenz, 
wurde 1506 beider Rechten Doctor, hielt sich nebst seinem 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1092 — 

Bruder einige Zeit in Italien auf, erhielt die Stelle ein« 
Herzogl. Württemb. Raths, trat später (1519) in die Dienste 
des Königs Ferdinand und starb den 13. August 1531 als 
Kanzler von TyroL Er schrieb sich wie sein Bruder, Widmann 
von Maiehingen, besass auch Kirch entellinsfurt, welches 1595 
einer seiner Nachkommen, Johann Christoph, um 14,300 Gulden 
an Herzog Friderich von Württemberg verkaufte. 

II. Ambrosins Widmann, geb. 1482, Beisitzer des Kammergerichts 
in Speyer 1509. 

Als im Jahr 1510 der bekannte, dem Herzog Christoph so 
befreundete Kanzler und Probst zu Tübingen, Joh. Vergenhans 
starb, ward Widmann als dessen Nachfolger von Herzog Ulrich 
dem Pabste vorgeschlagen. Kaum war Widmann davon in Kennt- 
niss gesetzt, als er sich noch im nämlichen Monate vom Bischof von 
Worms die Tonsur, und nachher die niederen Weihen ertheilen 
Hess, 1511 wurde er Subdiakon, dann Diakon und 3. Juli des- 
selben Jahres Priester. Indess war von Rom die Bestätigung 
seiner neuen Würde eingetroffen und er nahm nun, nachdem er 
noch vorher seine Stelle beim Kammergericht seinem Bruder 
abgetreten hatte, der sie auch bis 1519 bekleidete, Besitz von 
derselben, zeichnete sich auch so sehr aus, dass er mit dem Ka- 
nonikat (1517), ferner mit einer Domherrnstelle in Augsburg und 
mit der Würde eines Archidiakonus belehnt wurde. Auch während 
der österreichischen Herrschaft in Württemberg behielt er un- 
gestört seine Würde bei. Nachdem aber Herzog Ulrich sein 
Land wieder erobert hatte und die Reformation einzuführen 
betrann, so widersetzte sich Widmann, welcher einen grossen 
Hass gegen die neue Lehre hegte, auf alle mögliche Weise der 
Einführung. Da er sah, dass seine Vorstellungen und Einwendungen 
nichts fruchteten, entwich er nach Rottenburg am Neckar. 

Durch seinen Weggang kam es nun aber zu grosser Wirrniss, 
der Kanzler allein hatte nemlich das Recht, Studenten, die ab- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1093 — 

solvirt hatten, proraoviren zu lassen, d.h. ihnen die Magisters- 
und Doctorswürde zu verleihen. Diese Erlaubniss hätte Wid~ 
mann allerdings von Rottenburg aus ertheilen können, allein 
er war nicht dazu zu bewegen, es sei denn aus päpstlicher, 
apostolischer Autorität, welche man jedoch in Tübingen nicht 
mehr anerkennen wollte. Auch Verhandlungen mit Widmann 
wegen Abtretung der Kanzlerwürde gegen ein jährliches Leib- 
geding führten zu keinerlei Resultat. Ulrich wollte zwar den 
Widerspenstigen geradezu seiner Stelle entsetzen, allein der 
akademische Senat sträubte sich dagegen. 

Mehrere Jahre lang standen daher die Magister- und Doctor- 
Promotionen zu Tübingen still, auch Melanchthan wurde 1538 
noch um Rath gefragt und fiel derselbe gegen Widmann aus. 
In demselben Jahre noch -Hess Ulrich den entwichenen Kanzler 
förmlich auffordern, nach Tübingen zurückzukehren und als 
dieser nicht Folge leistete, ihm die Schlüssel etc. abfordern 
und ernannte an seiner Stelle den Johann Beurlin zum 
Kanzler (November 1538). 

Widmann protestirte dagegen, jedoch vergebens, und die 
Ertheilung der akademischen Würden fand nach wie vor statt. 

Leider erfolgte nun auch in Tübingen die Einführung des 
Interims, Widmann erhielt seine Stelle wieder und selbst 
Herzog Christoph Hess sich mit ihm wegen der von Seiten 
des Kammergerichts über die Anerkennung der durch Beurlin 
ertheilten akademischen Würden erhobenen Schwierigkeiten 
in neue Unterhandlungen ein. Abermals erfolgte ein langer 
Kampf, denn einmal wollte der Kanzler selbst wieder in Tü- 
bingen erscheinen, was man jedoch ablehnte, das andere Mal 
versprach er zwar, seine Gewalt einem Stellvertreter zu er- 
theilen, jedoch stets nur für einen Fall. 

Der Herzog wurde ganz aufgebracht und gab Befehl die 
Würdenertheilungen wieder ohne Widmann's Einwilligung vor- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1094 — 

zunehmen; da gab dieser denn doch endlich nach und stellte 
den 30. December 1556 eine Urkunde aus, durch welche er, 
„da er Alters und Ungelegenheit halber unmöglich nach 
Tübingen zurückkehren könne", seine Gewalt dem Bector and 
akademischen Senat Übertrag, sich jedoch dabei seine Rechte 
und Gerichtsbarkeit vorbehielt. 

So erfolgte das Ende dieses langwierigen Streites, während 
dessen Widman 1541 Kanonikus und gleich darauf Probst 
der Eollegial-Kirche Sankt Moriz in Ehingen' bei Rottenburg 
geworden war, ein Amt, in welchem sich Widmann „seines 
Stiftes gar emsig annahm und da und dort viel Streitigkeiten 
beilegte." 

Er starb 10. Juni 1561 in einem Alter von über 80 Jahren. 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beimte 
de« Namons Widmann: Pfarrer 483. — Albr., Probet 543. — AUjc., CU'tieger 26U ; Stifft*- 
Verwaltter 554; Vogt 468; WaldVogt 603. — Ambr., Cancellar. .579. — Statu* 15.- 
Cour., Vogt 488 - Galt., Gl.Hofmeister 354. — Jok., 8tifftsPrediger 543. — Jok C*r. 
Vogt 380. — Jok. Georg, Stattechreibcr 476. — Mangolt, Cantzler 14. — Sam., Oeoonom*?- 



Digiti 



zedby G00gk 



Wi e 1 a n d. 



Wyrich Wielaud, Pfarrer und Superintendent zu Giglingen 
anno 1560. Sohn: 

Israel Wieland,* geb. 1543, stndirte in Tübingen Theologie, 
wurde Pfarrer zu Ilsfeld, als welcher er die Concordienfqrmel unter- 
schrieb, sodann Pfarrer in Liebenzell, welch letzteres Amt er anno 
1611 bereits 51 Jahre lang inne hatte, zuletzt erhielt er die Pfarrei 
Tusslingen bei Tübingen , mit welcher das Ephorat der Diöcese 
verbunden war. Nachdem er in den Pensionsstand getreten war, 
zog er nach Tübingen und beschäftigte sich daselbst mit wissen- 
schaftlichen Studien. Er starb als Gelehrter, besonders als Kenner 
der lateinischen Sprache, wie als überaus fleissiger Mann allgemein 
hochgeschätzt 1633, 90 Jahr alt. 

Pfarrer Maieeier in Fellbach widmete ihm folgendes Anagramm: 

I, Vale Sidus Lunare. 

7, Wielande, Valeque senex venerabilis aevo, 

Bis vitae numerans lustra novena tuae. 

Justitiaeque index coeli regione receptus 

Ut Lunare poli Sidüs ab axe mica. 

Gattin: Sophia, t 1599, welche nach der von dem Anhäuser 
Abte Georg Vitus auf sie gehaltenen Leichenrede „von ansehnlichem 



* Eine Tochter von ihm, SchoUutica Maria, war die Gattin des Pfarrers in Küster- 
dingen Ludwig Gcbhard und Mutter dee Superintendenten tu Botein in der Markgraf- 
■cbaft Darlach Joh. Gebhard, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1096 — 

und adelichem Geschlecht war, nämlich eine Tochter des Patriciers 
Georg Franck von Biberach, und der Maria Cleopha, geb. von 
Essendorf von Elmansweiler." — 

Martin Wieland, J. ü. Dr., geb. 18. November 1624, in der 
damaligen Reichsstadt Biberach, Bürgermeister der Vaterstadt, auch 
Stadtrechner und Scholaren, f 1* Januar 1685. 

Gattinnen: I. seit 26. Januar 1649 Maria Waldpnrga, geb. 
Wem von Biberach; II. Barbara, geb. Lajin; III. seit 1669 Anna 
Maria, geb. Erhard, Wittwe des evangelischen Secretärs und Re- 
gistrators der Stadt Augsburg Ulrich Wieland. Kinder I. Ehe: 

I. Maria Waldbnrga, Gattin des J. U. Lt. Jacob Wolff in Biberach. 

II. Regina Margaretha, vermählt mit dem Med. Dr. und Stadt- 
Physicus in Biberach Ludwig Müller. 

III. Thomas Adam Wieland, Pfarrer zu Eohlstetten und Klein- 
Engstingen, zu Oberholzheim, zuletzt Stadtprediger in Biberach, 
Senior des dortigen evangelischen Ministeriums, ein vortrefflicher 
Linguist* und gründlicher Kenner der alten Sprachen, innig 
vertraut mit der Wolf ischen Philosophie, mit Eifer jenein 
Pietismus anhängend, der von seinen berühmten Lehrern zo 
Halle, H. A. Franke und A. Lange ausging und in den pro- 
testantischen Kirchen damals fast überall herrschend wurde. 

Gattin: Anna Maria, geb. Beigl. 

IV. Georg Christoph Wieland, Handelsmann, vermählt mit Marii 
Regina, geb. Straub von Augsburg. 

V. Sebastian Martin Wieland, Spital-Syndicus in Biberach. 
Gattin: Sibylla, geb. Winot von Mömpelgard. 

VI. Johann Friedrich Wieland, Diaconus bei der Barfusserkirche 
in Augsburg. — 

Christoph Martin Wieland, Weimar'scher Hofrath, bekannter 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1097 — 

Dichter, gesellschaftlicher Schriftsteller, Herzogl. Sachsen- und Chur- 
mainz'scher Regierungsrath , geb. 5. September 1733 zu Oberholz- 
heim bei Biberach, als Sohn des dortigen Pfarrers, des vorbenannten 
Thomas Adam Wieland , genoss der sorgfältigsten Erziehung des 
Vaters und entwickelte sich ungewöhnlich früh, so dass er schon im 
VII. Lebensjahre den Nepos verstand, griechische Grammatik trieb 
and bereits im 11. Jahre lateinische Gedichte verfertigte, ja im 12. 
Jahre sogar schon den Versuch machte, die Zerstörung Jerusalems 
in einer Epopöe darzustellen. 

In seinem 14. Jahre vertraute ihn der Vater der rühmlichst 
bekannten, damals, unter der Leitung des frommen und gelehrten 
Abts Steinmetz stehenden Erziehungsanstalt zu Kloster Bergen bei 
Magdeburg an. Neben dem theologischen Studium, dem er sich vor- 
züglich widmete, beschäftigte er sich mit den alten Klassikern 
und zugleich mit der englischen und französischen Literatur. Von 
Büchern, die auf die Bildung des jugendlichen Geistes von vor- 
züglichem Einfluss waren, nennt er selbst: Xenophons Cyropädie, 
deren herrliche Episode, Arasyes und Panthea, eine wahre Begeisterung 
bei ihm hervorriefen, und die Memorabilien des Xenophon, die von 
ihm nur das Evangelienbuch der griechischen Welterlösung genannt 
wurde. Tief erschütterte dagegen den frommen Ofifeubarungsglauben 
des Jünglings die Leetüre von Voltaire, d'Argens, La Metrie und 
anderer und überliessen ihn, indem sie ihm seine Kühe raubten, 
tobenden Eeligionsszweifeln, welche zuletzt, obgleich es einem seiner 
Lehrer, dem er sich entdeckt hatte, gelungen war, Kopf und Herz, 
Glauben und menschliche Weisheit bei ihm wieder zu versöhnen, 
doch so sehr an seiner Gesundheit gezehrt hatten, dass ihn sein 
besorgter Vater von dort wegnahm und zu einem Verwandten nach 
Erfurt, dem Dr. Baumer, schickte, wo er dann nicht nur wieder 
ganz seine Gesundheit wiederfand , sondern auch seine wissenschaft- 
liche Vorbereitung auf die Universität vollenden konnte. Er selbst 
sagt über seinen dortigen Aufenthalt Folgendes: 

„Mein Aufenthalt war mir mehr nützlich als angenehm. Ich 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1098 — 

hatte daselbst keinen Freund; denn ich fand Niemanden, der Ge- 
schmack and Liebe zur Tagend verband. Baumer las den Don 
Quixote mit mir and lehrte mich daraas Menschen- and Weltkenntnis». 
Mein Vorleser lachte darüber, wenn man glaube, Cervantes habe 
darinnen blos die spanische Chevalerie lächerlich machen wollen. Don 
Quixote and Sancho, sagte er, sind die wahren Repräsentanten des 
Menschengeschlechts, es mag Schwärmer oder Tölpel sein. Ueber 
diesen vielseiitgen Text Hess sich dann herrlich commentiren." 

1750 kehrte Wieland nach Biberach zurück, verbrachte da- 
selbst das glücklichste halbe Jahr seines Lebens: die Zeit seiner 
ersten Liebe, deren Gegenstand Sophie Ton Gotermann, eine Cousine 
Wieland 7 8 war, welche sich späterhin unter dem Namen Sophie la 
Boche als Schriftstellerin bekannt machte. Dieselbe hatte nach dem 
Tod ihres Grossvaters das Wieland'sche Haus bezogen. Harmonie 
der Neigungen, gemeinschaftliche literarische Beschäftigung und 
jugendliche platonische Schwärmerei vereinigte nunmehr beider Herzen 
zu dem edelsten Bunde. — „Kaum mit Junius Brutus ging eine solche 
Veränderung vor, als wie mit mir. Aus einem flüchtig zerstreuten 
Kopfe ward ich gesetzt, edel, zärtlich, ein Enthusiast för Tugend 
und Religion." So schildert Wieland selbst der ersten Liebe Ein- 
fluss. Die Frucht davon war Wieland f s erstes philosophisches Lehr- 
gedicht: „die Natur der Dinge, oder die vollkommenste Welt" 

An einem Sonntag war es, wo er, nachdem er eine „etwas 
kalte" Predigt über den Text: „Gott ist die Liebe," mitangehört, auf 
einem Spaziergange mit seiner Geliebten über denselben Gegenstand 
mit so lyrischer Begeisterung sprach, dass sie den Wunsch, diese 
Ergiessungen seines tiefempfindenden Herzens und seiner glühenden 
Einbildungskraft geordnet zu lesen, nicht unterdrücken konnte. — 
Die Herausgabe dieses Gedichts nahm die damaligen Tonangeber des 
Geschmacks Bodmer, Breitingcr, Hagedorn, Sulzer etc. besonders 
günstig für Wieland ein. 

Nunmehr aber bezog Wielatid die Universität Tübingen zum 
Zwecke des Studiums der Rechtswissenschaft, da ihn seine schwache 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1099 — 

Brust zum theologischen Studium untauglich machte, und lebte er 
daselbst seinen Studien und seiner entfernten Geliebten. Der hand- 
werksmäßige, alltägliche Weg des Studirens war ihm verhasst, er 
nannte ihn daher im Scherze nur den Kuh weg. Neben den für das 
Examen nothwendigen Studien blieben aber immer die humanistischen, 
philosophischen und belletristischen Studien seine Hauptbeschäftigung 
und es galt der für Weisheit und Tugend schwärmerisch begeisterten 
Seele Socrates unter der Vor- und Mitwelt als Ideal, dem ähnlich 
zu werden er sich zum Ziel seines Strebens ernstlich vorsetzte. Die 
Bestätigung dieser höhern Richtung seines Geistes lieferte sein reiner, 
sittlicher Charakter, sein unbescholtener, tugendhafter Wandel, wie 
auch endlich alles dasjenige, womit er als poetischer Schriftsteller 
den Sittenpredigern jener Zeit die höchste Genüge leistete. Von 
Bar's „Epitres diverses," die damals grosses Aufsehen erregten, be- 
geisterten unsern Wieland zu seinen 10 moralischen Briefen. Ein 
anderes Lehrgedicht, das er um diese Zeit in wenigen Tagen nieder- 
schrieb, „der Antiovid", ist von geringerem Gehalt. 

Bei solchem Streben kann es nicht verwundern, dass ihn die 
gewöhnlichen rohen Freuden des Studentenlebens anekelten, dass er 
sich in stolzer Eingezogenheit genügte, und nur nach der Freund- 
schaft der Ausgezeichnetsten trachtete. " Vorzüglich lag ihm an einer 
Verbindung mit dem hochgepriesenen Bödmet. Er sandte ihm zu 
dem Zweck, ohne sich zu nennen, die fünf ersten Gesänge seines 
nachher wieder vernichteten Heldengedichts „Arminius" zur Prüfung 
zu, woher die intime Freundschaft mit Bödmet rührte. 

Nach Beendigung der Universitätsjahre hatte Wieland, da er 
ohne Aussicht auf baldige Anstellung in seiner Vaterstadt war, den 
Plan nach Göttingen zn gehen, um daselbst zu promoviren, entschloss 
sich jedoch einer Einladung seines Freundes Bödmet, solange in 
dessen Hause in Zürich zu verweilen, bis sich ihm günstigere Aus- 
sichten zu einer Versorgung darböten, Folge zu leisten ; so brachte er 
denn mehrere Jahre im Hause Bödmet s in Zürich zu, wo er dichterisch 
beschäftigt gleichzeitig des Umgangs vieler Gelehrten und Künstler 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1100 - 

genoss und u. a. geistreichen Frauen besonders Rousseau s Freundin 
Julie Bondeli kennen lernte. Später bis 1758 Hanslehrer in Zürich, 
bis 1760 in Bern, wurde er noch in letzterem Jahre Kanzleidirector 
in Biberach, wo er den aesthetischen Cirkel, den Graf Stadion auf 
seinem Schlosse Warthausen bildete, besuchte. In Biberach fand er 
seine Jugendgeliebte, Sophie von Gutermann, als Gattin eines Andern 
(v, Laroche) wieder, doch er bekämpfte die wiederauflodernde Gluth 
und sah in ihr fortan nur seine Freundin. 

Durch den Umgang und die Leetüre französischer Schriftsteller 
trat er auf Seite der Vernunftphilosophen und es verwandelte sich 
nun seine schwärmerische Ueberschwenglichkeit in seinen Dichtungen 
in eine Vorliebe für heitere Spiele der Phantasie, mit einem starken 
Anstrich von sinnlicher Lüsternheit. 1763 erhielt Wieland den Ruf 
als Regierungsrath und 'erster Professor der Philosophie an der Uni- 
versität zu Erfurt; 1772 zum Hofrath und Prinzenlehrer in Weimar 
ernannt, blieb er in letzterer Stadt auch nach Vollendung seines 
Auftrags und genoss daselbst den innigsten Umgang Goethe $, 
Schillers und Herders. Ueberaus wohlthuend war für ihn die 
Achtung und das Vertrauen der Weimarer Fürstenfamilie, als deren 
Glied er fast gelten konnte, namentlich zog ihn Anna Amalia in 
ihren nächsten Kreis und er wurde ihr täglicher Gesellschafter. 

Eine Zeitlang lebte er auf einem von ihm erkauften Gut Os- 
mannstädt bei Weimar, musste es jedoch pekuniärer Verhältnisse 
wegen wieder verkaufen und kehrte wieder nach Weimar zurück, wo 
er auch, nahezu 80 Jahr alt, 20. Januar 1813 mit dem Rufe eines 
grossen deutschen Schriftstellers starb. 

Sein Heldengedicht »Oberon«, durch das er seinen poetischen 
Ruf hauptsächlich begründete, erschien 1780. Wieland war ein 
überaus fruchtbarer Schriftsteller. 

Seine Gebeine ruhen in Osmannstaedt in Einem Grabe mit 
denen seiner Gemahlin und einer Enkelin seiner Jugendfreundin 
Laroche, Sophie Brentano. 

1855 wurde in Weimar seine Statue aufgestellt. Weniger 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1101 - 

als Kritiker bat sich Wieland um die deutsche Literatur verdient 
gemacht, wozu er zu leicht war, als vielmehr dadurch, dass er der 
Dichtkunst Anmnth und Wohllaut des Wortes und Verses gab, der 
romantischen Schule auf dem Wege im Mittelalter voranging und 
auch dessen dichterische Stoffe aus dem Auslande einführte, welche 
nicht ohne Nachwirkung blieben. In seinen Schriften vermischte sich 
vielfach das Antike mit dem Modernen, und es ist daher der Ein- 
fluss Voltaires, Cervantes n. A. auf seine Werke nicht zu verkennen, 
immerhin ist das Fremde mit seinem eigenthümlichen Geist und Styl 
so verschmolzen, dass es sich über das blosse Nachahmungstalent 
weit erhebt. 

Seine Gattin war die Tochter eines angesehenen Augsburger 
Kaufherrn, Namens Hillenbrand, mit welcher er 35 Jahre lang eine 
glückliche Ehe führte, sie starb 9. November 1801. — 

Ludwig Wielaud, ältester Sohn des Vorigen, ebenfalls ein 
nicht unbedeutender Schriftsteller, geb. 1777 in Weimar, studirte 
die Eechte in Jena, wurde Bibliothekar und Aufseher der Kupfer- 
stichsammlung des Fürsten Esterhazy in Wien, begab sich von da 
nach Jena und Weimar, befehdete besonders Kotztbue über dessen 
Bulletin über die politische Literatur der Deutschen an Kaiser 
Alexander und starb 1819 in Jena. 

Er veröffentlichte die Briefe seines Vaters. — 

Nikolaus Wieland, geb. 18. November 1549 zu Vaihingen 
als Sohn des Predigers daselbst Johann Wieland, und der Elisabeth, 
geb. Weimer, studirte Theologie, bekleidete hierauf 20 Jahre lang 
die Pfarrei zu Marbach und wurde zuletzt 1597 zum Prälaten in 
Herrenalb und Herzogl. Rath ernannt. Er war einer von denen, 
welche die Concordienformel unterschrieben und starb 3. Mai 1617. 

Gattinnen: I. seit 22. Februar 1563 Anna, Tochter des I. 
evangelischen Abts zu Hirsau Heinrich Weikersreuter ; II. seit 
1579 Juditha, Tochter des Abts in Lorch Georg Udal, welch beiden 
Ehen Söhne und Töchter entsprossten. Kinder I. Ehe: 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1102 — 

I. Regina. Gattin dos 1033 t Pfarrers in Thailfingen Bartholo- 
mäus Eberhard, welcher anno 1634 bei dem Ueberfall der 
Stadt Herrenberg von den Soldaten erschlagen wnrde. 

II. Nikolaus, geb. Tübingen 23. April 1567, zuletzt Pfarrer in 
Grossaspach 1602—36, vermählt mit Dorothea, Tochter des 
Pfarrers in Unter -Weissach Josef Banmann, welcher Eh* 
folgende 2 Söhne entsprossten : 

1) Burkhard, Pfarrer in Lombach 1627—32. 

2) Nikolans Josef, Diaconns in Bönnigheim 1626. 

III. Johann Heinrich, geb. 28. September 1565, Diaconns in 
Tübingen 1592, Dekan in Knittlingen 1599, Prälat in Maul- 
bronn 1626, kam 5. September 1630, von dem Kaiserlichen 
Commissär Rudolph von Ossa aus dem Kloster vertrieben, 
nach Vaihingen a. Enz und lebte daselbst als Privatmann 
3 Jahre lang. Im Jahre 1633 wiederum zum Abte und 
zwar von Bebenhausen ernannt, flüchtete er von dort, aber- 
mals vertrieben, mit Herzog Eberhard nach Strassburg, wo- 
selbst er 19. Juni 1637 starb. 

Gattin: seit 19. März 1593 Margaret ha, Tochter des 
Dekans in Markgröningen Felix Gaspar (Caspar) nnd der 
Katharina, Tochter des Prälaten in Blaubeuren Matthias 
Aulber, aus welcher Ehe neben 5 Töchtern folgende 2 Söhne 
hervorgingen : 

1) Johann David, Physikus in Biberach, kinderlos f 1642. 

2) Johann Heinrich, geb. 22. October 1616 zu Knittüngen, 
der 59. (13. lutherische) Abt zu Hirsau. 

Derselbe studirte anfangs als alumnus in dem Kloster 
Bebenhausen, musste jedoch von da wegen der Kriegsunmhen 
nach Tübingen übersiedeln und magistrirte daselbst. Als 
sich sein Vater, wie schon erwähnt, mit Herzog Eberhard 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1103 — 

flüchtete, ging auch er dahin und blieb daselbst bis zum 
Tode des Vaters, woranf er in's Vaterland zurückkehrte und 
sich theils bei seiner Schwester Anna Magdalena Magirus 
in Besigheim, theils in Tübingen und Stuttgart aufhielt, 
indem er durch Ertheilung von Unterricht seinen Lebens- 
unterhalt erwarb, bis er zum Diaconus von Besijrbeim er- 
nannt wurde. Dieses Amt verwaltete er mit grosser Treue 
und Eifer 5 Jahre lang in schweren Zeiten ohne einen 
Pfennig Besoldung. Im Jahr 1647 wurde er Pfarrer zu 
Ilsfeld, Stadtpfarrer zu Beilstein 1660, Superintendent zu 
Knittlingen 1661, zu Calw 1666, Abt zu St. Georgen 
und Assessor des landschaftlichen engeren Ausschusses. 
Als die Hofpredigerstelle in Stuttgart vacant war, predigte 
u. A. auch Widand auf fürstl. Befehl daselbst. Zuletzt 
zum Abt von Hirsau ernannt, starb er als solcher zu 
Stuttgart 16. Aug. 1676 im 59. Jahre an einem Schlag- 
anfall. Sein Leichnam wurde in der Klosterkirche zu Hirsau 
beigesetzt. 

Wieland war ein Mann von ausserordentlicher Geschick- 
lichkeit, Klugheit und „candore in conversatione conspicuus." 

Joh. Ludwig Hartmann widmete ihm folgendes Anagramm : 

Exulat in terris Candor, veneranda senectus 

Ridetur: stultum statque viretque pecus. 
Pro populo fidos quondam subiisse labores 

Stultitia est: tantum pascitur hora dolo. 
Ergo senex, Venerande Senex, Wielande beate, 

Perge perennantes visere perge polos. 

Ein weiteres von Joh. Ulrich Pregizer lautet: 

WIELANB1 hoc Tumulo sunt condita Prasnlis ossa, 

Cui simplex Pietas nomen in Orbe dedit. 
Exequiale Viro cum vollem scribere Carmen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1104 — 

Carmine vena minus, plus fluit in lacryroas. 
Hisce notare javat Tumulum: quo rarior alter 

Vix est, qni condit plura dolenda sinn. 
Haec tarnen hsec famä superant, quae Candida semper 

Wielandum loquitur cum mea Musa silet. 

Gattinnen : I. seit 16. Mai 1642 Justin*, Tochter des 
Consistorial-Secretärs Baltas Märklin;* II. seit 26. Äprü 
1646 Agnes Barbara, Tochter des Procurators Stipendii 

* Derselben Familie entstammte Johann Friedrieh Märklin, Special-Superintendent 
der Stadt Tübingen, Professor theol.. Herzogt Rath, Probst des Klosters Denkendort 
General -Superintendent nnd Beisitzer des grossen Landschaft«- Ausschusses , vermähl* 
seit 26. Jannar 1764 mit Dorothea Qottliebin , Tochter des Professors Jnr. in Tötung« 
Christ. Ueinr. Uüler, welcher Ehe 3 Töchter entsprossten. nämlich : Johanna Christum, 
vermahlt mit dem Consulenten in Esslingen Carl Gottlieb Neundorf ; Dorothea Gotüiebi*, 
vermählt mit dem Professor Christoph Gottfried Bardili , und Elisabetha Dorothea, ter- 
miblt mit dem Oberjustizrath in Esslingen Georg Philipp Faulhaber. Letzterer ist dser 
altangesehenen Ulmer PamHie entsprossen, die mehrere bedeutende Glieder antra**** 8 
hat, so u. A.: Johann Matthäus Faulhaber, geb. 1. Mars 1670, welcher anno 1690 unter 
dem Markgrafen Magnus von Baden eine Compagnie befehligte, spater als Oberttlienteoant 
von Kaiser Carl V. geadelt wurde und 1742 als des Schwäbischen Kreises Oberster rttfb 
Ferner Elias Faulhaber, Prediger am Münster in Ulm, Professor der Theologie, 1 1TM- 
Georg Philipp Faulhaber, geb. 1770, Rathsconsulent in Ulm. 

Johann Friedrich Märklin wurde su Beichenbach bei Liebenzeil 6. Februar 173*. 
geboren. Sein Vater war Friedrich Jacob Märklin, Pfarrer in TJnter-Beichenbach 1«*?. 
in Altburg 1736—68; die Mutter Christine Catharine, Tochter des Pfarrers in Aflalter- 
bach Joh. Conr. Raith; der Grossvater Johann Friedrich Märklin, Diaconus in Suis 16»; 
die Grossmutter Maria Caiharina, geb. Renas; der Urgrossvater Friedrich Jacob MarU», 
Pfarrer in Ober-Esslingen 1666 ; dessen I. Gattin war Anna Maria, geb. EiseusehnU, die 
II. Regina Magdalena, Tochter des Pfarrers in Dusslingen Jacob Beurlin; der Uror- 
Grossvater Melchior Märklin, Pfarrer in Plochingen 1648; die Urar-Grossmutter J»*> 
Maria, Tochter des Forstmeisters in Schorndorf Friedrich Rreunlin; der Urur-Ürgio»- 
vnter Markus Märkliu, Dekan in Balingen 1608; die Urur-Urgrossmutter Anna Barher*, 
Tochter des Prälaten in Königsbronn Melchior Mägelin. 

Von den weiteren Vorfahren der Familie sind hauptsächlich su nennen: 

Aegidius Märklin, Schultheis« in Erdmannshausen oder Affalterbach 1K* : 
Alexander Markoleon, der I. Paedagogarch 8tuttgart's 1621—1546, welcher siefl desi 
Fürstlich Württembergischen Dienerbuche zufolge anno 1546 Alexander Märckli» «stieb, 
und einer der Ersten war, welcher in Württemberg die evangelische Lehre snnata; 
endlich Nikolaus Märklin (Merklin, Merkle) , der von Donauwörth nach Msrbsch ge- 
kommen ist. 

Jacob Friedrich Märklin, geb. in Stuttgart 12. Februar 1771, Neffe Joho** Fr*' 
richs, Sohn des Kammerraths in Stuttgart Friedrich August MärkUn nnd der Frieder»' 
Christine Rosine, Tochter des Amtmanns in Stetten Johann David Kapp. 

Prälat ron Märklin, im Jahr 1824 General-Superintendent zu Heilbronc - 



Digiti 



izedby G00gk 



— 1105 — 

in Tübingen Conrad Brodbek; III. seit 24. Mai 1670 
Juditha, Tochter des Burgvogts von Stauffeneck Neidhardt 
Schaupp, Wittwe des Geistlichen Verwalters in Schorndorf 
Joh. Albr. Hauff. 

Die Kinder I. Ehe starben alle jung, der III. Ehe ent- 
sprosste nur 1 Tochter, Namens Marie Chrigtine, Gattin 
des Goistl. Verwalters in Kirchheim u. T. Christoph Fried- 
rich Jäger, dagegen sind aus der II. Ehe nachstehende 
Kinder hervorgegangen: 

I. Maria Regina, t 1675, vermählt seit 9. November 1669 mit 
dorn Diaconus in Calw, nachmaligen üecan in Herrenberg 
Gottfrkd Nicolai, der 27. August 1693 zu Ehingen auf der 
Flucht starb. 

IL Margaretha Barbara, vermählt I. seit 28. September 1675 
mit dem Kloster-Präceptor in Bebenhausen Joh. Cour. Hösslin; 
II. seit 1. November 1682 mit dem Pfarrer in Unterlenningen, 
in Zavelstein Johann Friedr. Hochstetter, nachmaligem Hof- 
prediger und Probst in Herbrechtingen und Denkendorf. 

III. Maria Agnes, vermählt seit 16. Januar 1677 mit dem Pfarrer 
in Geradstetten, zuletzt in Endingen Joh. Jac. Wem. 

IV. Maria Susanne, vermählt seit 16. August 1687 mit dem 
Pfarrer in Klein-Gartach Christoph Melchior Scholl, Sohn 
des Stadtpfarrers in Brackenheim Wolfgang Wilhelm Scholl 
und der Anna Beata, Tochter des Prälaten in Bebenhansen 
Johann Conrad Zeller. 

V. Nikolaus Felix Wieland, geb. zu Ilsfeld 30. September 1654, 
Diaconus in Neuffen, Pfarrer in Ehningen 1694, f 10. Sep- 
tember 1716. 

Seine Gattin war seit 7. Juni 1687 Christina, Tochter 
des Decans in Freudenstadt Jcremias Baldenliofer, welcher 
Ehe nur 1 Tochter entsprosste. 

p. Georgii-Qeorgenau, Biographiach-Qenealogtache Blätter etc. 70 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1106 — 

VI. Johann Baltasar Wieland, geb. Beilstein 9. September 1661, 
Diaconns in Beilstein 1688, Pfarrer in Steinenbronn 1693, 
in Ober-Boihingen 1700, in Gültstein 1709, in Ofterdingen 
1713, t 1726. 

Verheirathet seit 12. October 1688 mit Maria Sara, 
Tochter des Pfarrers in Kayh Joh. Jacob Niethammer. 

Dieser Ehe entsprossten neben 2 Töchtern 2 Söhne. 
Von Letzteren hinterliess Nicolaus Adam, geb. Steinenbronn 
17. Januar 1699, Stadtschreiber in Wildberg und vermählt 
seit 1733 mit Christiua Regina, Tochter des Decans in 
Freudenstadt Johann David Flattich, keine männliche Nach- 
kommenschaft, die Töchter heiratheten in die Familien Weysser, 
Benz und Kapff, während dagegen dessen Bruder: 

Johann Heinrich Wieland, geb. zu Beilstein 15. August 1691, 
den Mannsstamm fortsetzte. Derselbe war Pfarrer in Gebersheim und 
seit 26. August 1727 mit Sophie Friederike, Tochter des Pfarrers 
in Höfingen Friedr. Gottl. Sehweikher, vermählt. Sohn: 

Gottlieb Heinrieh Wieland, geb. zu Gebersheim 10. Febraar 
1729, Pfarrer in Friolzheim, in Gerstetten. 

Gattin: seit 9. Juni 1761 Johanna Charlotte, Tochter des 
Pfarrers in Gerstetten Georg Friedr. Sutor. Kinder: 

I. Christian Friedrich Gottlieb, geb. zu Friolzheim 3. November 
1763, Pfarrer in Bybach. 

II. Johann Heinrich, geb. 12. Juni 1768 zu Gerstetten, Diaconns 
in Liebenzell, Pfarrer in Pfalzgrafen weiler, in Täferroth, t 
15. November 1818. 

Von Gottl. Heinr. Wieland existirt ein handschriftlicher 
Zusammentrag, betitelt: „Collectanea ex vario Disciplinarnm ge- 
nere ; Theologiam, Philosophiam, Philologiam, Historiam, Poean 
maxime, cum primis etiam Genealogiam Wielandianam spectanüa 
etc." aus den Jahren 1783/1787, worin sich folgende Stelle 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1107 — 

über die »Insignia Pamiliae Wielandorum renovata d. 20. 
Februarii 1595« findet (das Wappen stellt einen Weih-Habicht 
im Feld vor: Weihland oder alemannisch Wieland.) 

»Milvius insistens galea plaudentibus alis, 
Gloria gentis erat vestrae per secula terna, 
Ceu monumenta docent templis spectanda vetustis. 
Mulciber absumsit membranam et Signa Datoris, 
Hispano Teccas armis grassante per oras, 
Caesare sub Carolo juga serva imponere collis 
Teutoniffi Procorum tentante, sed impare nixu. 
Damna resarturus Vobis ego confero donum, 
Confirmoque novis Insignia prisca tabellis: 
Vtimini auspicio dextro; volet impiger omnes 
Milvins in terras vester, reliquasque volucres, 
Exceptis Aquila atque Olore, per ardua vincat, 
Nee minus eximium quondam mereatur honorem 
A Jove translatus quam Milvius astra in Olympi!« 
Ferner ist in dem genannten Manuscripte über diesen Wappen- 
brief Folgendes gesagt: 

»De his Insignibus Wielandianis renovatis instrumentum extat 
publicum membranae impressum, ipsisque Insignibus pictis in 
medio decoratum; datum Heidelberg», d. 20. Februarii, Anno 
Christi 1595. Imperatoris Romarii, Rudolphi It^ 19. et 
subscriptum k superiori Paulo Melisso, Franco, Equite, Civi 
Romano, et Comite Sacri Palatii.« 

Gattin des Joh. Heinr. Christiana, Tochter des Stabs- 
amtmanns in Brenz Georg Christian Härlin, Sohns des Eammer- 
raths und Stabsamtmanns in Hechingen, in Brenz Härlin. — 

Heinrich Wieland , Sohn des Vorigen, geb. 15. Januar 1805 
zn Liftbenzeil, Pfarrer in Unterheinrieth, später in Schlath f 3. Sept. 1855. 

Gattin: seit 2. Juli 1833 Katharina, geb. Bier mann aus 
Künzelsau. Sohn: 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1108 -■ 

Wilhelm Heinrich Wieland, geb. zu Unterheinrieth 23. April 
1837, Professor, Redacteur und Herausgeber des Staats-Anzeigers. 
Gattin: seit 10. October 1867 Pauline Therese Louise, geb. Riedel 

Ebenfalls diesen Namen fährte: 

Philipp Jacob Wieland , Kommercienrath , Chef der Firma 
Wieland & Cie. 9 Ritter des Friedrichs-Ordens, t 18. Januar 1873 
zu Ulm im 80. Jahr seines Alters. Aus den kleinsten Verhältnissen 
sich emporarbeitend, hatte er das Glück, sein unermüdliches Streben 
mit den schönsten Erfolgen gekrönt zu sehen. Seine Fabriken er- 
freuten sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt grösseren Flors, die Preis- 
gerichte der Welt- und Landesausstellungen aberhäuften ihn mit den 
höchsten Ehren und auch Se. Maj. der König lohnte sein unermüd- 
liches Streben durch Orden und Titel. Wieland hinterliess 4 Kinder. 



Du Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamt? 
deg Namens Wieland (Widandt) : Stattacbreiber 615. — Andr., Galstl. Verwalter 597. - 
Dan., Ambtmann 536. — Georg Christ., Cl.Hofmelflter 352. — Heinr. t Pfarrer 410; Stiffl- 
Dtacon 549. — Joh., Vogt 327. — Joh. Christ., Abt 313. — Joh. Heimr., Abt 257. 280, SM. 
336; SpecialsVerweser 313. — Nicol., Abt 288; Special 596. — Sebart., Cl.Pflpger 3»; 
Gaistl.Verwaltter 404. 



Digitized by VjOOQIC 



Wolfahrt. 



„Dieses wäre von Alters her eine berühmte Familiae, auss deren 
„sich viele wackere Theologi und andere gelehrte Männer hervor- 
„gethan, die theils unter dem Namen Lycostenes aufgezeichnet. 

„Conrad Wolfahrt, auss Rufach im Ober-Elsass gebürtig, ein 
„berühmter Philolog und Historiker, fals Diaconus in Basel 1561, und 
„so hatte auch Hannover einige berühmte Theologen auss dieser 
„Familie. Der eigentliche Sitz desjenigen Zweiges aber, welcher sich 
„in diesseitigen Landen ausgebreitet, wäre schon anno 1500 in Waib- 
lingen. 

„Nach aller Wahrscheinlichkeit Ware der Stammvater dieses 
„Zweiges, soweit nemlich das dunkle Alterthum zurückgehen lässt: 
„Thomas Wolfahrt (Wolffhardt) in Waiblingen, lebte in annis 1493 
„biss 1555 und mag der 1525 zu Korb gewesene Pfarrer Simon 
„Wolffhardt vermuthlich ein Bruder von diesem gewesen sein." 



Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
de» Namens Wolfahrt (Wohlfahrt, Wot/farih): Altx., Abt 243. - Ferd. Wüh., Pfarrer 
493. — Frid. Aug., Keller 606. — Mich., Ambtsehreiber 287; Vogt 483. 



Digiti 



zedby G00gk 



Wucherer. 



Johann Jakob Wucherer, Stadtrat!] and Kaufmann in Nord- 
lingen, vermählte sich erstmals mit Snsanna, Tochter des Johann 
Bartholomäus Lotter, Kaufmanns in Augsburg, zum zweitenmal 1646 
mit Anna Maria, geb. Anlber von Stuttgart. Sein Epitaph nebst 
dem Wuchererischen, dem Lotterischen und Aulberischen Wappen ist in 
der Herrgottskirche in Nördlingen mit folgender Inschrift: 

„Dieses Epitaphium haben Herrn Johann Jacob Wucherers, 
„eines Löbl. Staatgerichts 36jähriger Beysitzer, welcher in a. 1682 
„den 14. Juni in dem 65. Jahr seines Alters selig verschiden, und 
„dessen lieben Hausfrau Anna Maria, einer gebornen Atdberin von 
„Stuttgart, so gleicher Gestalt in dem 42. Jahr ihres Alters den 
M 6. December 1669 in ihrem Erlöser Jesu Christo selig entschlaffen, 
„Dero Unterlassene 8 Söhne und eine Tochter zu Ehren in dieses 
„Gottes-Haus aufhängen lassen." 

Jobann Christoph Wucherer war Hauptmann in Sachsen- 
Meiningischen Diensten, kam hierauf nach Ulm und wurde 1690 
Stadthauptmann in Nördlingen. Er starb 13. Mai 1714. 

Der gleichen Familie gehören ferner an: 

Georg Philipp Wucherer, Kaufmann in Nördlingen, vermählt 
seit 1682 mit Anna Barbara,- geb. Fischer. Sein Sohn: 

Wilhelm Kaspar Wacherer war ebenfalls Kaufmann. Dessen 
Gattin: Elisabetha, Tochter des Superintendenten Daniel Haak. — 

Kaspar Wacherer, Sachsen-Gothaischer Kammersecretair zu 
Meiningen, vermählt 1680 mit Sabina, geb. Zehener von Ulm. —■ 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1111 - 

Johann Friedrich Wacherer, Kammerregistrator zu Sachsen- 
Meiuingen, vermählt 1681 mit Maria Sophia, Tochter des Syndicus 
und Bürgermeisters in Weimar Johann Heinrich Krausefeld. Sohn: 

Bernhard Wilhelm Friedrich Freiherr Ton Wucherer you Halden« — 

Johann Jacob Wacherer, Pfarrer in Ofterdingen, O.A. Tü- 
bingen 1727, vermählt mit einer Tochter des Pfarrers daselbst M. 
Johann Andreas Laibliu, (dessen Schwester Elisabetha Barbara 
die Gattin des bekannten Barthol. Haage war) Sohns des Pfarrers zu 
Bernhausen Johann Martin Laiblin, welcher kurz vor seinem 1696 
erfolgten Tode in Nürtingen von der Kanzel gefallen war, und Enkels 
des Steinmetzen Laiblin und der Catharina, geb. Beinhardt. — 

Johann Christoph Wacherer studirte zu Jena, wurde Conrector 
am Gymnasium zu Speyer, 1730, Diaconus daselbst 1733. Im Jahr 
1742 resignirte er, da er eine Pfarrei bei Pforzheim, nachher aber 
die Stadtpfarrei Schöpfen im Badiscben erlangte. — 

Adam Friedrich Wacherer widmete sich dem Studium der 
Rechte und wurde im Jahr 1724 als Herzogl. Württembergischer 
Regierungsrath und Kammerprocurator in Stuttgart angestellt, als 
welcher er wenige Jahre darauf starb. 

Seine Gattin war Regina Barbara, Tochter des Bürgermeisters 
von Nördlingen Johann Jakob Wechsler. Sein Sohn : 

Johann Adam Friedrich Wacherer, geb. 1717, Herzoglich 
Sachsen - Meiningi'scher Obervormundschafts -Kanzler, vermählt mit 
Christina Charlotta, Tochter des Kammer - Registrators daselbst 
Johann Friedrich Wacherer. 

Ludwig Aagast von Wucherer, 'Königlich Württembergischer 
Oberstlieutenant beim 4. Infanterie-Regiment 1814. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgenden höheren Beamten 
des Namens Wucherer: Adam Frid., Cammer Procurator 109, 



Digiti 



zedby G00gk 



Wu n d t 



Eine seit 1659 in der Kurpfälzischen Reichsstadt Kreuznach 
ansässige und von da nach Heidelberg übergesiedelte Familie. 

Dieselbe soll Familientraditionen zufolge ursprünglich aus dem 
Herzogthum Steiermark abstammen. Als nämlich Erzherzog Fer- 
dinand, der hernach die Kaiserkrone erhielt, den Protestanten in Steier- 
mark noch geraume Zeit vor den böhmischen Unruhen ihre Kirchen 
verschluss, seien die drei Brüder Balthasar, Andreas und Ada» 
von Wnndegger mit ihren Eltern nach Strassburg geflüchtet. 

Balthasar und Adam kehrten nach dem Tode ihres Vaters 
nach Steiermark zurück, wo sie, weil sie die Landesreligion an- 
nahmen, die väterlichen Güter wieder erhielten, zu ansehnlichen 
Ehrenämtern gelangten, und ihre noch 1789 blühende Familie fort- 
pflanzten. Der mittlere Bruder Andreas ging an den Hof des Herzogs 
Johanns von Zweibrücken, der ihm das Amt eines fürstlichen Stall- 
meisters anvertraute. Der Herzog nannte ihn der Kürze wegen 
Wundt und Avdreas Hess sich gefallen, die beiden letzten Silben 
seines Namens hinwegzulassen. Die Verheerungen, welche der dreissig- 
jährige Krieg in dem Herzogthum Zweibrücken anrichtete, nöthigten 
ihn, obgleich verheirathet, schwedische Kriegsdienste anzunehmen. 

Wundt starb zu Stralsund, nachdem er noch kurz vorher zum 
Königl. Schwedischen Stallmeister ernannt worden war. Sein Sohn, 
Adolph Nicolaus Wandt, kam nun zu den Verwandten seiner Mutter, 
die Handelsleute zu Kreuznach waren, und ein Enkel von ihm, nämlich: 

Jacob Wandt, studirte Theologie und wurde Pfarrer zu Sobern- 
heim, als welcher er »der gelinden Partei der reformirten Gottes- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1113 — 

gelehrten« angehörte. Im Jahr 1750 wurde er als öffentlicher Lehrei 
der Theologie und Prediger zu St. Peter nach Heidelberg berufen, 
wo er (1772) starb. 

Seine Gattin war eine Tochter des um die Pfälzische Kirche 
und Hochschule zu Heidelberg hochverdienten Professors Ludwig 
Christian Mieg, welcher Ehe 5 Söhne entsprossten. — 

Karl Kasimir Wandt, Sohn des Vorigen, geb. 25. April 1744 
in der Kurpfälzischen Oberamtsstadt Kreuznach, widmete sich der 
Rechtswissenschaft, war hierauf mehrfach als Informator thätig und 
las für sich selbst die Schriften von Wolff und Locke, die für ihn 
den Nutzen hatten, dass er ordentlich denken, Begriffe entwickeln 
und richtig schliessen lernte, machte im Verein mit seinem letzten 
Zöglinge Herrn von Eelking, nachmaligem Syndicus von Bremen, 
mit dem er auch auf der Universität zu Leyden verweilt hatte, grosse 
Reisen, wurde Professor der Beredtsamkeit und Kirchengeschichte an 
der Universität zu Heidelberg und Kurpfälzischer Kirchenrath, zu einer 
Zeit, wo der edle Patriot Gerhard Bieger die Stelle eines II. Lehrers 
der Theologie daselbst bekleidete. Da er protestantischer Seits da- 
mals der einzige Lehrer der philosophischen Fakultät war, breitete 
er sich über alle diejenigen Wissenschaften aus, von welchen er 
glaubte, dass sie den lernbegierigen Jünglingen nicht ohne sicht- 
baren Nachtheil unbekannt bleiben dürften. Er las daher über 
speculative und praktische Philosophie, über Kirchengeschichte und 
Kirchenrecht der Protestanten , vereinigte damit Anweisungen zur 
Beredsamkeit und zur Bildung des Geschmacks. 

Wundt vereinigte in sich ein tief religiöses Gefühl mit einem 
Herzen, das vor Begierde brannte, einem jeden Leidenden zu helfen, 
und er zählte die Tage, an welchen eine Pfarrbesetzung vor sich 
ging, unter seine schweren Tage.* Glänzende Gaben und grosse 

* Sein Biograph sagt : 

In sein allererstes Tagebuch hatte er sich die Worte aufgezeichnet: „Nur die- 
jenige Wissenschaft ist etwas werth, die uns in eine andere Welt folgt; alle übrige sind, 
wie die Kenntnis« der Strassen von London für einen Deutschen, der sich einige Jahre 
daselbst aufhält. — Ich weiss nicht wem der Gedanke, den er nicht als einen eigenen 
aufgezeichnet hat, gehört; aber ich meine gelesen zu haben, dass er von Lcibn itz ist." 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1114 - 

Gelehrsamkeit bei einem Geistlichen sähe er als Eigenschaften an. 
die einem an nnd für sich schon ehrwürdigen Stande zu einer desto 
grösseren Zierde nnd Empfehlung gereichen; aber ein sittlich guter 
Charakter des Mannes, der die grosse Pflicht übernimmt, gnte und 
zufriedene Menschen zu bilden, war seiner Meinung nach ein wesent- 
liches Erforderni8S , das weder durch Fähigkeiten, noch erworbene 
Wissenschaften kann ersetzet werden. Nach diesen Grundsätzen 
handelte er, und genoss des Glückes dabei, dass er nur selten ver- 
kannt ward. Seine Kollegen schätzten ihn, und mit mehreren von 
ihnen lebte er in einer engen freundschaftlichen Verbindung. 

Zwei deutsche Forsten boten Wundt mit einer nicht unbeträchtlichen 
Verbesserung seiner Umstände eine Stelle in ihren Regierungs- 
Kollegien an; aber es kostete ihn wenig Mühe, ihre grossmüthigen 
Anerbietungen mit Bescheidenheit abzulehnen. Einen höhern Reiz 
für ihn hatte ein Antrag von Berlin, die Directorsstelle am Joachims- 
thalischen Gymnasium, unter sehr günstigen Bedingungen, zu über- 
nehmen. Seine Berliner Freunde suchten ihn durch mancherlei 
reizende Vorstellungen für diesen Antrag zu gewinnen, aber Zuneigung 
für sein Vaterland, das ihm so frühe Gelegenheit gegeben hatte, 
seinen Zeitgenossen nützlich zu werden, bestimmte auch hier seine 
EntSchliessung. 

„In Berlin, schrieb er unter dem 12. Juli 1774 an seinen Bruder, 
i n einer der schönsten Städte in Deutschland, unter dem aufgeklärtesten 
Publikum zu leben, eines vertrauten freundschaftlichen Umgangs mit 
vielen der grossesten Männer und, wie ich mit Ueberzeugung glaobe 
sagen zu können, auch der besten Menschen zu gemessen, die vor- 
treffliche Müsse, Hülfsmittel und Gelegenheit zum Studiren zu haben, 
unter einem mächtigen und gewiss dem grossesten aller jetzt lebenden 
Könige zu stehen , in einem Lande, wo ich meinen Kindern die beste 
Erziehung geben könnte, wo sie, wenn sie sich nur Verdienste er- 
werben, zu allen Aemtern aspiriren können! — — aber auf der 
andern Seite: mein Vaterland, meine nächsten Verwandten und 
liebsten Freunde auf immer zu verlassen . eine Stelle , die ich , wfc 



Digiti 



izedby G00gk 



— 1115 — 

ich weiss, nicht ohne Nützen versehe, mit einer Stelle zu verwechseln, 
wovon es nngewiss ist, ob und wie vielen Nutzen ich dabei stiften 
werde. Ich gestehe es gerne, diese Betrachtungen haben das Ueber- 
gewicht, ich werde bei euch bleiben." 

Bald nachher legte die sogenannte russische Krankheit, welche 
in dem Monate Juni des Jahres 1782 wenige Bewohner der Gegend 
von Heidelberg verschonte, den ersten Grund zu seinem Abscheiden, 
das den 23. April 1784 zwei Tage vor seinem 40. Geburtstage 
erfolgte. Seine verschiedenen Schriften sind bekannt. 

Mit einem glücklichen Gedächtnisse und einer lebhaften blühenden 
Einbildungskraft hatte die Vorsehung Wundt den Blick des Geistes 
geschenkt, der darauf ausgeht, Wahrheit zu suchen. Frühe An- 
strengung und dadurch erworbene Bekanntschaft mit den besten 
Schriften der alten und neuen Weisen, so wie fortgesetztes Studium 
des Menschen und der Welt, verschärften diesen Geistesblick so, dass 
es ihn wenig Mühe kostete, in einer künstlichen Verbindung von 
wahren und falschen Sätzen fast bei dem ersten Blicke das Wahre 
von dem Falschen zu sichten, das Gewebe mochte auch noch so fein 
angelegt sein. 

Was jedoch seinen Geistesgaben ihren vollen Werth gab, war 
sein lebhaftes und starkes Gefühl für moralische Güte. Von dem 
Schöpfer der Menschen, mit einem empfindlichen, sanften und zärt- 
lichen Herzen begabt, und durch frühe eingesogene Grundsätze der 
Religion gegen die Verführungen des Lasters bewaffnet, wusste er, 
obgleich die Beizungen des sinnlichen Vergnügens und der Ehrbegierde 
einen starken Eindruck auf sein Gemüth machten, sie doch so zu 
massigen, dass sie, in seinem ganzen Leben, dem grossen Bestreben, 
gut zu sein und Gutes zu wirken, untergeordnet blieben. Er war 
ein grosser Bewunderer von jedem glänzenden Talente, aber noch 
weit mehr schätzte er die Tugend und suchte sie, wo er sie nur 
zu finden glaubte, aus dem Staube hervor zu ziehen. Der Hang 
zur Satyre und dem feineren Spotte, dem, wo Witz, Scharfsinn und 
Lebhaftigkeit der Gemütsbewegungen zusammen troffen, so schwer 



Digit 



zedby G00gk 



- 1116 — 

zu widerstehen ist, hat ihm nie einen Feind zuwegen gebracht; so 
sehr suchte er ihn in den gehörigen Schranken zu halten und auch 
die kleinste Aeusserung davon durch sichtbares Wohlwollen zu 
vergüten. 

Seine Gattin war seit 1773 die älteste Tochter des Kur- 
pfälzisch geistlichen Administrationsraths lsadk Fisch, eine Ehe, 
welcher mehrere Kinder entsprossten. — 

Daniel Ludwig Wnndt, Bruder des Vorigen, öffentlicher Lehrer 
der Gelehrten-Geschichte an der Hochschule zu Heidelberg 1789, 
schrieb Mehreres. — 

Johann Ludwig Wundt, geb. zu Kreuznach 22. Juli 1717, 
Kechnungsregistrator in Heidelberg 1752, Revisor bei der geistlichen 
Administration daselbst 1756, t 1. November 1795 zu Heidelberg. 

Friedrich Wilhelm Theodor von Wnndt, Sohn des Vorigen, geb. 
18. März 1778 zu Heidelberg, Königl. Wörttembergischer General- 
major, besuchte die Königl. Kriegsschule, wurde Lieutenant der In- 
fanterie, zugleich Adjutant, machte als solcher die Feldzöge von 
1800, 1801 und 1805 mit, 1806 zum Stabs-Hauptmann, 1809 zom 
Compagnie-Comraandanton ernannt, erhielt im Feldzuge von 1809 
(April) den Militär- Verdienst-Orden, den 14. October desselben Jahres 
aber den der französischen Ehrenlegion. Am 16. August 1812 bei 
Smolensk verwundet, wurde er den 19. September desselben Jahres 
in Moskau zum Major befördert, gerieth jedoch gleichzeitig in Ge- 
fangenschaft. 1815 avancirte er zum Oberstlieutenant und ward 
am 6. Juli eben dieses Jahres in Folge des Treffens bei Strassborg 
mit dem Tapferkeitskreuze und dem Kaiser]. Russischen St. Annen- 
Orden 11. Kl. ausgezeichnet. 1818 wurde er Bataillons-Commandant, 
hierauf Oberst 1821, Generalmajor 1835. 

Seine Gattin war: Caroline Sophie Wilhelmine Fanny, eine 
Tochter des Königl. Württembergischen Obermedicinalraths und Leib- 
arzts in Ludwigsburg Johann Georg J)avid von Hardegg und der 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1117 - 

Christiana "Regina , Tochter des Hofmedicus daselbst Septimius 
Christian Gottlob Seeger. Kinder: 

I. Sophia Jacobina Dorothea Maria Philippine Emilia, geb. 
2. October 1822 zu Ludwigsburg, Vorsteherin einer höhern 
Töchtererziehungsanstalt in Holland. 

IL Marianne Angnsta, geb. zu Stuttgart 4. Mai 1829, t 1844. 

IN. Engenie, geb. ebendaselbst 7. August 1830, f 1844. 

IV. Julia Septima Bonafine Albertine, geb. daselbst 5 Februar 
1832. 

V. Angnsta Sophia Marie Caroline, geb. in Ludwigsburg 16. 
Juli 1839. 

VI. Georg Ludwig: Frid. Hermann Ton Wnndt, geb. in Ludwigsburg 
15. November 1823, Bezirks-Kommandeur, kar. Oberst-Lieu- 
tenant, Ritter des Kronordens I. Klasse, des Militär- Verdienst- 
Ordens, Inhaber des Eisernen Kreuzes II. KL, Ritter des Preussi- 
scben Kronordens III. Kl., Ritter I. Kl. des Sächsischen 
Albrechtsordens. 

Gattin: seit 6. Juli 1857 Elwlra, Tochter des t Königl. 
Wtirttembergischen Oberstlieutenants in Stuttgart Wilhelm 
Freiherrn Ton Wallbrunn und der Julie, geb. Freiin von 
Crailsheim. 

VII. Theodor von Wnndt , geb. 14. Juni 1825, Königl. Württem- 
bergischer Lieutenant bei der Infanterie und beim Königl. 
Generalquartiermeisterstabe, Hauptmann bei letzterem, Cora- 
mandant der Officierszöglings- Anstalt in Ludwigsburg, jetzt 
Königl. Wflrttembergischer Generalmajor, beauftragt mit Füh- 
rung des Königl. Kriegsministeriums, Kommenthur des Kron- 
ordens, Kommen thur IL Klasse des Friedrichs - Ordens mit 
Schwertern, Inhaber des Olga-Ordens, Grosskreuz des Rus- 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1118 — 

sischen Stanislaus-Ordens , Ritter des Bayerischen Militär- 
Verdienst-Ordens, des Preuss. rothen Adler-Ordens 2. Classe 
mit Stern, des Prenss. Kronordens IL Klasse. 

Gattin: seit 20. Juni 1854 Christina Franziska August«, 
Tochter des t Finanzraths in Stuttgart Carl Fridr. WilMw 
Hnber. 

VIII. Ludwig Georg, geb. 30. Januar 1828 in Stuttgart, Königl. 
Württombergischer Hauptmann a. D. bei dem Generalquartier- 
meisterstabe , Bitter 1. Klasse des Friedrichs - Ordens , ver- 
mählt seit 19. Juni 1855 mit Julie Wilhelmine Emilie, geb. 
d'Argent. Dieser Ehe entsprossten 3 Kinder. 



Digiti 



zedby G00gk 



Z e i 1 1 e r. 



Philipp Jacob Zeitter, Herzog! . Württembergischer Expedi- 
tionsrath und Archivar, wurde den 3. Mai 1634 zu Herrenberg ge- 
boren. 

Seiu Vater, Johann Wilhelm Zeitter, war Amtmann zu Merk- 
lingen ; die Mutter Margaretha geb. Brandt ; der Grossvater Johann 
Zeitter, Haus-Keller zu Stuttgart 1608; der Urgrossvater Bernhard 
Zeitter, Schultheiss in Echterdingen. 

Philipp Jacob, schon als Vijähriges Kind mit seinen Eltern 
des damaligen feindlichen Einfalls wegen auf der Flucht befindlich, 
musste auf letzterer 3 Tage und 3 Nächte lang durch Dornhecken 
und Büsche in dem Kuppinger Walde und andern gegen Nagold zu 
sich hinziehenden Wäldern getragen werden, so dass man ihm etliche 
Tage nachher aus Böcken und Vorderleib die Dornen ziehen musste. 
Seine Eltern kamen dabei um fast all ihr Hab und Gut und nach 
Einäscherung der Stadt auch um ihr Haus. 

Nachdem Zeitter seine Studienzeit absolvirt hatte, wurde er 
von dem damaligen Obervogte von Leonberg, Johann Conrad Varen- 
büler von und zu Hemmingen, als Secretär angestellt, als welcher er 
mit demselben im December 1652 auf den Reichstag zu Regensburg 
ging, wo er der bald darauf erfolgten Krönung Ferdinands IV. zum 
Römischen König beiwohnte. Im Jahr 1660 wurde er Oberraths- 
Cancellist, 1666 Crais-Cancellist, als solcher zu den Crais-Conferenzen 
vielfach verwendet und mit sonstigen wichtigen Commissionen betraut. 
1671 wurde er Herzogl. Hof-Registrator, (Archivar) 1689 aber Visi- 
tatious-Expeditionsrath. Er starb am 8. December 1691. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1120 - 

Zeitter hat viele Einträge iu das Fürstlich Württembergische 
Dionerbuch gemacht and sagt dort von sich selbst Folgendes: 

„Habe auch meine Portion Croutz ziinblich fanden, darch Gottes 
reiche Gnad aber alles christlich und mit gutem Gewissen überstanden." 

Fiin auf seinen Tod gemachtes Epicedium lautet: 

„Herr Zeitter, dessen Treu und Fleiss bekandt gewesen, 
Wird in dem Toden-Buch inskünfftig auch gelesen, 
Und dieses Buch bezeugt, dass alles zeitlich sei, 
Dass jedem seine Zeit komm unvermerkt herbey. 
Last die Buchstaben uns im Wörtlein Zeit versetzen, 
So kommt ein Jezt heraus; wie selig ist zu schätzen, 
Der dieses wohl bedenckt, der weil es noch heist heut, 
In seinem Hertzen spricht: Jezt, Jezt, ist meine Zeit. 

Zu letzter Ehren-Bezeugung dem seelig verstorbenen Herrn 
Archivario ward dieses beygefögt von 

Johann Eberhard Vahrenbiüer von und zu Hemmingen." 

Zeitter vermählte sich erstmals den 22. Februar 1G60 mit 
filisabetha, geb. Lindeugrnen von Frankfurt; zum zweitenmal* 
11. Juni 1667 mit Arnim Margaretha, Tochter des Stadt- und Amts- 
schreibers Johann Ulrich Schweickher, welch letzterer Ehe ein Sohn 
Namens Adam Christoph entsprosste. 

Johann Wilhelm Zeitter, Bruder des vorigen, geb. zu Herren- 
berg 16. Juli 1628, war Vogt von Sindelfingen. Söhne: 

I. Johann Wilhelm Zeitter, geb. 1656, Kaiserl. Oesterreichischer 
Proviant-Officier. 

II. Philipp Jacob, geb. 1661, Kaiserl. Oesterreich. Bittmeister. 

III. Bernhard Friedrich, geb. 1667, Französischer Offizier. 

Dan Fürstlich Württembergische Dienerbach enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Zeitter (Zeytter): Elias, Abt 243, 288, Pfarrer 618. — Joh. H'ilh., Amptata&s 
292 ; Ol.Bcbrciber 308 : Schultheiiw 567 ; Rtajttachrelber 449,454 ; Vogt 162. 390. - PUL 
Jac, Archivar 39. 40, 45; Expod.Rath 144. 



Digiti 



zedby G00gk 



Z e 1 1 e r. 



Johann Zeiler, Med. Dr., Herzogl. Württembergischer und 
Oettingischer Rath und Leibmedicus, warde den 5. Januar 1656 
zu Lienzingen, Oberamts Maulbronn, geboren und entstammte einer 
weit ausgebreiteten Familie, von der man 1801 gegen 30 Häupter 
zählte, die vaterländische Eirchendienste verwaltet hatten. 

Sein Vater war Johann Zeller, geb. 19. December 1620, 
Herzogl. Wflrttembergischer Bath, General-Superattendent und Prälat 
zu Maulbronn, auch Assessor des grösseren Landschafts-Ausschusses, ein 
in seinem Amte ganz besonders treuer und im Rathe kluger Theologe, 
welcher sich namentlich auch während seines früheren Aufenthaltes in 
Mömpelgard bei damals herrschender Pest um die Kranken -Seelsorge 
verdient machte; er starb mit den Worten: »So fahr ich hin zu Jesu 
Christ«, t 1694; die Mutter Anna Maria, geb. tieissel von Calw, 
aus welcher Ehe 8 Kinder entsprossten ; der Grossvater Johann Zeller, 
t 1635, Pfarrer zu Bothfelden, Wildberger Diöcese; die Grossmutter 
Beatrix, Tochter des Berg Verwalters in Mergelstetten Oclavian 
Bloss, (Sohns des Stadtschreibers in Göppingen Octavian Bloss und 
der Anna, Tochter des Kammerraths Balthasar Moser); der Ur- 
grossvater Johann ZeUer, 34 jähriger Pfarrer zu Roth fei den, der 
auch in der Kirche daselbst begraben liegt, unterschrieb die Formulam 
concordiae, t 1613; die Urgrossmutter Waldbnrga, geb. Haag von 
Tübingen; der Ururgrossvater Johannes ZeUer, berühmter Bau- 
meister unter der Begierung Herzogs Ulrich, als welcher er mit 
seinem Vater Konrad die Festung Hohpntwiel in besseren Stand 

p. Qtorgii-09org€naH, Biograpliisch-Qenealoglsche Blätter etc. 71 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1122 — 

setzte nnd fast ganz neu erbaute. Er wurde durch eine von Dr. 
Erhard Schnepff gehaltene Predigt über die Rechtfertigung des 
Menschen vor Gott dergestalt gerührt und überzeugt, dass er die evan- 
gelische Lehre annahm und das Gelübde that, den ersten Sohn der 
Theologie zu widmen, »wozu ihm auch Gott die Gnade gegeben, dass 
dessen meiste Descendenten bis auf den heutigen Tag im geistlichen 
Dienst gestanden«; der Urur-Urgrossvater Conrad Zeller,* Steinmeti 
und Baumeister zu Martinszeil bei Kempten im Allgau, bekam in Herzog 
Ulrichs zu Württemberg Diensten den Beinamen „der Zeüer" von 
seiner Heimath, ca. 1521; die Ürur-Urgrossmutter Elsa Löscher 
(Lascher). 

Johann, getauft von seines Vaters Bruder, dem Decan nnd 
Speciale zu Vaihingen Johann Conrad Zeller, studirte in den 
Klöstern Theologie, trat in das Stipendium Martinianum und ging 
in der Folge 1680 zum Studium der Medicin über, bereiste nach 
Absolvirung derselben Frankreich, wo er unter anderen damaligen 
Berühmtheiten auch die Königlichen Anatomen JDuvernoy und Buissiere, 
den trefflichen Chirurgen des Prinzen von Conde , kennen lernte. 
Zu Saumur hatte er das Unglück, beinahe in der Loire zu ertrinken, 
indem ihn einer unter Wasser stiess, auf ihn trat und ihn nicht 
mehr herauf lassen wollte, bis ihn zwei Bekannte, der berühmte 
Gelehrte Johann Clerico und insbesondere Friedrich von VatevUle, 
noch zeitig retteten. 

Nachdem er sich über 2 Jahre in Frankreich aufgehalten, reiste 
er über ganz Brabant, die Niederlande und Holland nnd die Rhein- 
lande nach Nürnberg und Altdorf, brachte in letztgenannten Städten 
einige Zeit zu und kehrte nach 3 jähriger Abwesenheit wieder ins 
Vaterland zurück. 5. Juli 1684 doctorirte er zu Tübingen, trat 



* Mehrere muthmaasliche Seiten verwandte sind, weil »neb in Kempten geboren. 
Ca*par ZAUr , 1579 Senator und Aedilia in Kempten. M. Hieronimm* ZiU+r, Cam- 
pidunus, Senior Ministerii 1680—1590. Christof Balta» Z*tf*r, Campldnnus, Eccleaiaste*. 
— Conrad selbst scblieMt sieh nach Keller ohne Zweifel an die ZMUr'ache Familie an. 
welohe Bucelinut Part. IIL p. 263 erwähnt. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1123 — 

hierauf, nachdem ihm noch vorher der damalige Herzog Administrator 
eine Professur der Medicin zu Tübingen zugesichert hatte, als Reise- 
Medicus in die Dienste des Erbprinzen, nachmaligen regierenden 
Fürsten Albert Ernst von Oettingen, mit dem er abermals Holland 
und Frankreich besuchte. Zu Paris erkrankte der Prinz gefahrlich, 
so dass man stündlich sein Lebensende befürchtete, auch bereits 
Anstalten zu den Beisetzungsfeierlichkeiten traf, da man einmal 
weder Empfindung noch Athem mehr bei ihm beobachtete. Bei 
dieser Krankheit hatte Zeller einen um so härteren Stand, als 
die 3 königlichen Leibärzte dem Patienten durchaus gegentheilige 
Mittel anriethen, dessenohngeachtet opponirte er energisch den 
Aerzten, indem er ihnen zu verstehen gab, dass der Prinz seiner und 
nicht Anderer Treue und Sorgfalt anvertraut sei. Nach sechs wöchent- 
lichem schwerem Krankenlager genass denn auch der Prinz und kehrte 
nun zu Anfang des Jahres 1686, einer förmlich auf ihn abgesehenen 
Vergiftung entronnen, mit Zeller wohl und gesund nach Stuttgart zurück. 

Im Jahr 1686 trat Zeller das Professorat der Medicin bei 
der Universität in Tübingen an und wurde wenige Jahre nachher zum 
Ordinarius und Senator ernannt. 

47 Jahre lang bekleidete er dieses Amt und ihm verdankt man 
die Anlage der anatomischen Klinik, für die alle Cadaver aus dem 
Lande umsonst geliefert werden sollten, die Gründung eines che- 
mischen Laboratoriums, die Verbesserung der Landapotheken-Taxen, 
das genauere Hebammen-Examen, die Visitationen der Hof- und Land- 
Apotheken, die jährliche Untersuchung und Verbesserung der Sauer- 
brunnen und Gesundbäder, wie viele sonstige gute Anstalten. 

Viöle Arme und Leidende curirte Zeller unentgeltlich. 3 mal 
bekleidete er das Kectorat der Universität, 36 mal das Decanat. 

Während 15 Campagnen war er von 1693 an zur Seite Herzog 
Friderich CarVs und Eberhard Ludwig* 8 f wo oft zwischen ihm und 
dem Tod kein Schritt mehr war. 

Viele Reisen hatte er in Friedenszeiten auszuführen, so zu den 
Fürsten nach Oettingen, Blankenburg und Wplffenbüttel, nach Wien 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1124 - 

1716 zur damals regierenden Kaiserin, um bei der xa erwartende* 
nachher glücklich erfolgten Geburt eines Erzherzogs zu asskGreo- 

Auch Herzog Carl Alexander versicherte Zeller noch wenig* 
Tage Tor dos letzteren Tode seiner Huld. 

Er starb, ?on Hoch und Nieder geliebt und verehrt, den 7. April 
1734, eben als er sich vom Bett in einen Sessel setzen lassen wollte, 
Tor dem Sessel stehend und in diesen todt niedersinkend. 

Seine L Gattin war seit 8. Juli 1684 Ana Christiaa, geb. 
Weyler, die 11. seit 28. Mai 1689 Christin* Dtrwtkea, Wittwe des 
Professors Benedict Hopffer und Tochter des Herzoglichen Raths, 
1. Oberhof-Gerichts-Assessors und Professors Burckhardt Barwili and 
der Justina, geb. Ecker. 
Stief-Kinder 11. Ehe: 

I. Justina Sibylla Hopffer, vermählt mit dem Herzogl. Wart- 
tembergischen Rath, General-Superintendenten und Prälaten za 
Maulbronn und engeren Landschafts- Ausschuss Assessor Augustin 
Hochstctter. 

II. Benedicta Dorothea Hopffer, vermählt mit dem J. U. Lt. und 
Syndicus in Reutlingen Johann Georg Beger. 

III. Christina Dorothea Hopffer, Gattin des Herzogl. Württem- 
bergischen Oberbofprodigers , Consistorialraths und Prälaten 
zu Hirsau Dr. Eberhard Friederich Hiemer. 

IV. M. Thomas Burkhardt Hopffer, Pfarrer zu Metzingen, Ober- 
amts Urach, vermählt mit Christina Dorothea, Tochter des 
Christoph Kalbfell. 

Kinder II. Ehe: 
I- Maria Magdalena Zeller, vermählt mit dem Herzogl. Wort* 
tembergischen Rath, Landschaftsconsulenten, Hofgerichts-Asses- 
sor und Vogte zu Tübiugen, J. U. Lt. Friderich Heinrich 
Gcorgii, welcher Ehe 10 Kinder entsprossten, von denen neben 
den Töchtern folgende Söhne am Leben geblieben: Johann 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1125 — 

Friderich, Christian Ludwig Philos. und Jur. stud., Ferdinand 
Gottfried, Christian Heinrich, Christoph Peter. 

IL Louysa Sybilla, vermählt mit dem Rcctor der Universität, Her- 
zoglich Württembergischen Rath und Professor, J. U. Dr. Joh. 
Jacob Hei ff er ich , welcher sich in II. Ehe vermählte mit 
Jnditha Barbara, Tochter des Bürgermeisters und des innern 
Raths zu Augsburg Daniel Wolff. 

III. Sabina Regina, vermählt mit dem Herzogl. Württembergischen 
Regierungsrath und Geh. Secretär Johann Scheffer, welcher 
Ehe 1 Sohn und 1 Tochter entsprossten. 

IV. Anua Maria, vermählt I. mit dem Herzogl. Rath, Hofgerichts- 
Assessor uud Vogte des Klosters Bebenhausen Quirin Hein- 
rieh Pfeil; IL mit dem Med. Dr. und Herzogl. Württem- 
bergischen Rath und Leibarzt BurcJchardt David Mauchart 

V. Clara Hedwig, vermählt mit dem Med. Dr. und Professor 
Alexander Camerer, aus welcher Ehe 3 Söhne hervorgingen. 

Christoph Zeller, Bruder des Eingangs erwähnten Leibmedicus 
Joh. Zeller, geb. 3. Januar 1650, studirte ebenfalls Theologie, wurde 
Prediger und Ober-Kloster-Praezeptor zu Maulbronn von 1080 bis 
1701, wo er während des 10 Jahre andauernden Krieges in den 
ersteren Jahren Freund und Feind bei sich im Kloster hatte. Im 
Jahre 1700 ward er nach Stuttgart berufen und hielt daselbst am 
31. December die letzte Predigt des XVII. Jahrhunderts. Wenige 
Monate nachher erhielt er die Superintendenz und Stadtpfarrei Calw, 
1707 aber die Stelle eines Hofpredigers und Consistorialraths in 
Stuttgart, hierauf wurde er Stiftsprediger und Prälat zu Herrenalb 
1711, Abt zu Lorch 1713 und Assessor des grösseren Landschafts- 
Ausschusses. Er starb, nachdem er schon im Jahre 1712 auf der 
Kanzel von einem Schlagflusse befallen worden, und diesem 11 Jahre 
nachher (6. März 1723) ein zweiter weit heftigerer nachgefolgt war, 
den 25. August 1727 im 78. Jahr seines Alters, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1126 - 

Zeller war noch ein Bild des alten redlichen deutschen Sinnes, 
ein Feind der Intriguen, Verstellungen und Einmischungen in fremde 
Angelegenheiten. 

Der Abt zu Bebenhausen Christ. Hochstetter setzte Zelter 
folgende Grabschrift: 

„Diess war ein theurer Mann! Ein helles Kirchen-Licht! 
Was nur vortrefflich ist, das ist in ihm gewesen; 
Kurtz! In den Tugenden war er so auserlesen, 
Dass man fast in der Welt findt seines Gleichen nicht." 

Seine I. Gattin war seit 13. Juli 1680 Maria Elisabeth*, 
Tochter des Maulbronnischen Pflegers in Wiernsheim Tobias Rueff, 
und der Anna Catharina, geb. Engel hardt; die II. seit 28. Januar 
1694 Catharina Regina, geb. Brodhag, Wittwe des Closterpräceptors 
Abraham Spengler; die III. seit 23. October 1708 Maria Elisabeth. 
Tochter des Oberjustizraths Johann Christoph Stahlin. 

Söhne I. Ehe: 

I. M. Andreas Christoph Zeller, geb. 13. December 1684, Ober- 
Präzeptor im Kloster Denkendorf, nachmals Prälat des Klosters 
Anhausen, vermählt mit Anna Rosina. Tochter des dosterrer- 
walters in Bebenhausen Jöh. Isaac Andler nnd der Sabina 
Regina geb. Bardili. Derselbe schrieb „Merkwürdigkeiten der 
Universität und Stadt Tübingen." 1743. 8. 

II. M. Johann Zeller, geb. 30. Juli 1690 zu Maulbronn, genoss, 
als sein Vater nach Calw versetzt worden war, den Unterricht 
des damaligen gelehrten und frommen Praeceptors M. Johann 
Martin Schul, studirte ebenfalls Theologie, machte 1711 das 
übliche Consistorial-Examen und versah hierauf gegen */* Jahre 
lang alle Obliegenheiten eines Diacons zu Sindelfingen. 

1713 wurde er Repetent, dann Vicar in Stuttgart, DiacoDOs 
zu Calw 1716, Unter-Diaconus in Tübingen 1720, Archidiacou 
1728, Professor der Philosophie an der Universität daselbst 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1127 - 

1732, Amts-Decan daselbst 1735, Abendprediger 1741, Prälat 
zu Königsbronn 1752, Assessor des grosseren Landschafts- Aus- 
schusses. 

Er starb 11. September 1765 als Vater von 17 Kindern, 
vou denen 6 Söhne mnd 4 Töchter den Vater überlebten, und 
als ein Grossvater von 38 Enkeln. 

Seine erste Gattin war seit 14. Juli 1716 Juliana Rosina, 
Tochter des Herzogl. Württembergiscben Regierungsraths und 
Subdelegaten bei der damaligen Wezlarischen Kaiserlichen 
Kammergerichts- Visitation M. Moriz David Harppreeht; die 
II. seit 3. Februar' 1739, Catharina Margaretha, Tochter des 
J. U. Lt., Herzogl. Württembergischen Begierungsraths-Secretärs 
Friederich Jacob Widt, und der Anna Maria, geb. von 
Linckensdorff, Enkel-Tochter väterlicherseits des J. U. Lt., 
Lehen-Probsts und ältesten Württembergischen Regierungsraths 
Friederich Jacob Widt und mütterlicherseits des Herzoglich 
Württembergischen Obersten, auch vormaligen Ober-Comman- 
danten der Festung Hohentwiel Johann Jacob von Linckens- 
dorf. 

Ebenfalls dieser Familie gehörten an: 

Johann Conrad Zeller, geb. 4. Juli 1603, Bruder des Ein- 
gangs erwähnten Johann Zeller, Prälaten von Maulbronn, Herzogl. 
Prälat in Murrhard 1656, zu Bebenhausen 1657. 1 12. März 1683. - 

Gattinnen: I. seit 1631 Anna Maria, Tochter des Bürger- 
meisters in Bulach Jacob Essich; II. seit 2. August 1636 Blandina, 
Tochter des Vogts in Gernsbach Jacob Grflkler; III. seit 19. Sep- 
tember 1642 Juditha, Tochter des Pfarrers Jeremias Schwarz, 
welchen Ehen 3 Söhne und 4 Töchter entsprossten. — 

Christoph Zel)er, geb. 19. März 1605, Bruder des Vorigen, 
bekannter Theologe, den Fischlin eingehend behandelt hat, Herzogl. 
Württembergischer Stiftsprediger in Stuttgart 1645, Probst in Denken* 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1128 — 

dorf 1658, vermählt I. seit 1628 mit Anna Elisabeth, Tochter des 
Kellers in Wildberg Georg Vischer; II. seit 11. Januar 1637 mit 
Anna Margaretha, Tochter des Pfarrers in Gernsbach Joh. Conr. 
Jung und der Kunigunde, Tochter des Professors der Math. Conr. 
Dasypodius in Strassburg, f 1669 mit Hinterlassung von 8 Söhnen 
und 3 Töchtern. — 

Jobann Ulrich Zeller, geb. 24. November 1615, Bruder des 
Vorigen, Herzoglich Württembergischer Geheimer Begimentsrath, 
t 15. December 1673. 

Gattinnen: I. seit 3. Juni 1645 Maria Margaretha, Tochter 
des Bürgermeisters von Tübingen, Landschafts-Einnehmers in Stutt- 
gart Christof Caspar; II. seit 1671 Anna Rosine, Tochter des Kam- 
mergerichts- Advokaten Joh. Vir. Stieber. Der ersten dieser 2 Ehen 
entsprossten 2 Söhne und 1 Tochter. — 

Johann Ulrich Zeller, Sohn des Vorigen, geb. zu Calw 5. Sept. 
1644, t 1713, J. ü. Dr.. Kammergerichts-Procurator in Wezlar, 
vermählt I. seit 1670 mit Justina Margaretha, Tochter des Kammer- 
gerichts- Procurators Johann Ulrich Stieber; II. seit 1685 mit Marii 
Elisabeth, geb. von Kttc*. — 

Karl August Keller, geb. 15. August 1774 in Hohenentringen 
bei Tübingen, Urenkel des Prälaten Christoph Zelter in Aühausen 
(S. 1126. I.), Prediger der evangelischen Gemeinde in Brunn, Pfarrer 
und Gymnasiallehrer in St. Gallen 1805, Leiter der Schulmeister- 
schulen im Canton Zürich 1806, Schulinspector in Heilbronn 1808, 
Begierungsrath in Königsberg, wo er einige Zeit den nachherigen 
König Friedrich Wilhelm IV. und den Kaiser Wilhelm unter seinen 
Schülern hatte, gab in seiner zuletzt genannten Stellung dem Königs- 
berger Waisenhaus seine Einrichtung als Mustererziehungsanstalt, 
ferner Oberschulrath, als welcher er die Domäne Marienwerder erhielt, 
nnd dafür ein Lehrbuch für die preußischen Soldatenschulen schreiben 
sollte, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1129 - 

Zeller, der auch 1804 in Tübingen eine Armen- und Sonntags- 
schule gegründet hatte, lebte zuletzt abwechselnd in Kreuznach, 
Wetzlar und Bonn und starb mit Hinterlassung mehrerer Schriften 
in Stuttgart 24. März 1846. — 

Christian Heinrich Zeller, Bruder des Vorigen, geb. 29. März 
1777 ebenfalls in Hohenentringen, studirte Jurisprudenz, wurde an- 
fangs Privatlehrer in Augsburg und St. Gallen, später erster Director 
der Stadtschulen zu Zofingen. Zu Beuggen (badische Domäne uuweit 
Basel am Rhein) gründete er 1820 eine Armen-Kinder- und Armen- 
lehreranstalt, 1838 die Kinderrettungsanstalt im Kloster Lichtenstern, 
deren Leitung er bis an seinen 18. Mai 1860 erfolgten Tod führte* 
Er schrieb ebenfalls Mehreres. -— 

Ernst Albert ron Zeller, Sohn des Oberamtmanns Friedrich 
Zeller in Heilbronn und der Johanna Regina, geb. Andrea, „aus dem 
Geschlecht des alten Kanzlers Jakob Andrea" und Enkel des Phy- 
8icu8 in Lauffen a. N., Christoph Zeller, berühmter Psycholog, Med. 
Dr., Obermedicinalrath, Director der Irrenanstalt Winnenthal bei 
Winnenden, geb. zu Heilbronn 6. November 1804, genoss theils in 
Heilbronn, theils bei einem trefflichen Geistlichen auf dem Lande, die 
sorgfältigste Erziehung. 

Schon als Knabe hatte er durch einen nahen Anverwandten, 
welcher geisteskrank war, Gelegenheit, die damalige Behandlung 
solch armer Kranken kennen zu lernen. Sein Inneres empörte sich, 
wenn er sah, wie die Geisteskranken damals meist von einem Gefang- 
nisswärter beaufsichtigt wurden, der oft mit Schlägen und andern 
Misshandlungen gegen sie einschritt und überhaupt alle ihre eigen- 
tümliche Vorstellungen wie auch sonderbare Handlungen blos als 
Unarten und Folgen einer schlechten Willensbeschaffenheit ansah. 

Der Knabe fühlte vermöge seines zarten und feinen Gemüthes, 
das später zu so reicher Blüthe gelangen sollte, wohl, dass hier 
nicht böse Absicht, sondern ein Krankheitsfall vorliege, und beschäf- 
tigte sich oftmals damit, auf welchem Wege diesen Armen am besten 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1130 — 

zu helfen sei; und dieser Gedankengang mag wohl mit die Ver- 
anlassung gewesen sein, dass er das Studium der Medicin zu er- 
greifen beschloss. 

Nach Absolvirung der medicinischen Studien an der Hochschule 
zu Tübingen besuchte Zeller zu seiner weiteren Ausbildung noch 
andere Universitäten, insbesondere Berlin, bis er sich als praktischer 
Arzt und zugleich als Stellvertreter eines seinem Hause befreundeten 
Arztes in Stuttgart niederliess. In eben dem Verhältniss als der 
junge Zeller in seinen wissenschaftlichen Studien fortgeschritten war, 
schien auch sein Gemfithsleben und namentlich das, was man unbe- 
wusstes Seelenleben nennt, fortgeschritten zu sein, denn er selbst 
äusserte, dass er als Student in Tübingen die Gabe besessen habe, 
aus den Linien der Hand die Zukunft eines Menschen vorherzusagen, 
dass manche Prophezeiungen, die er gegeben, eingetroffen seien, 
dass er aber eines Tages, als er sich über das Bedenkliche dieses 
Vorhersagens Gedanken machte, den festen Vorsatz gefasst habe, nie 
mehr Gebrauch von dieser Gabe zu machen, und dass er diesem Vor- 
satze getreu geblieben sei. 

In jener Zeit, als sich Zeller wie eben erwähnt zur Ausübung 
der Praxis in Stuttgart niedergelassen hatte, sah sich die württem- 
bergische Regierung bewogen, nach dem Beispiel so vieler anderen 
Länder, die bereits treffliche Irrenheilanstalten besassen, ebenfalls eine 
solche im Lande zu errichten und wählte dazu gemäss dem seither 
herrschenden System ein schon bestehendes Gebäude, nämlich das 
Königl. Schloss Winnenthal; zum Vorstand der Anstalt aber ward 
Zeüer, als der durch seine ganze Vergangenheit und Lebens- 
richtung am hervorragendsten dazu geeignete Mann, ernannt. 

Zugleich erhielt er den Auftrag, vor Antretung seines Amtes 
noch eine 6 monatliche Inspections-Beise zuerst nach Siegburg in 
der Bheinprovinz, einer berühmten Irrenanstalt, dann nach England 
und Frankreich zu machen. 

Von dieser Reise zurückgekehrt, bezog er am 3. August 1833 
mit seiner Familie Schloss Winnenthal, vormals Wohnsitz des Herzog- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1131 - 

liehen Hauses, in späterer Zeit verschiedenen Beamten zur Wohnung 
eingeräumt. 

Welche Segensstätte ZeUer aus dem verwahrlosten Schlosse 
und seiner Umgebung geschaffen, davon zeugen Tausende in nah und 
fern. 44 Jahre lang wirkte Zeller daselbst. 

Zeller, ein Meister in der Diagnose (d. h. in der Erkenntniss 
der einzelnen Krankheit und im Durchschauen ihrer Gründe und 
Ursachen), hatte den Grundsatz, dass der Kranke selbst das Meiste 
zu seiner Wiederherstellung beitragen müsse und dem Arzte dabei 
lediglich der Antheii der Unterstützung zukomme. Da er ferner 
von der Thatsache überzeugt war, dass wie keine vollständige Gleich- 
heit in 2 Blättern gefunden werden könne, ebensowenig dies der Fall 
sei bei 2 Menschen und am allerwenigsten bei 2 Krankheitsfällen, 
so behandelte er jeden Kranken und jede Krankheit ganz für sich 
und versetzte sich dabei so viel als möglich in die Art des Kranken. 
Hiebei war es bewundernswerth zu beobachten, wie er sich in die 
verschiedensten Persönlichkeiten, Kranke oder Gesunde, in die ver- 
schiedensten Seelenstimmungen hineindenken und versetzen konnte, 
ohne der eigentlichen Eigenheit seiner Persönlichkeit das Mindeste zu 
vergeben. 

Vermöge dieses tiefen Blickes, den er in die Seelenzustände jedes 
Kranken hatte, verstand er es ganz vortrefflich, gerade solche Kranke 
zusammenzubringen, die einander gegenseitig helfen konnten. Da 
mochte der eine der zwei in nähere Berührung kommenden Kranken 
aus dem Grafenstand, der andere aus dem niedrigen Bürgerstand 
sein, das gemeinsame Leiden glich alle sonstigen Unterschiede aus. 
Sehr häufig blieben die Kranken, die in der Anstalt bei einander 
waren, später ihr ganzes Leben lang mit einander zu näherer Freund- 
schaft verbunden. 

Buhe, Arbeit (namentlich körperliche Anstrengung für solche, 
die sich geistig überarbeitet hatten, Holzsägen, Feldgeschäfte), Gebet 
und Gottesdienst sind nach Zeller die 3 Hauptheilmittel. Hiezu ge- 
sellte sich noch die Pflege des Gesangs und der Musik, überhaupt 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1132 — 

Anregung zu richtiger Heiterkeit, sowie endlich Spaziergänge, "und 
weitere Ausfluge, auf welchen Zeller ganz in seinem Element war; 
selbst seine Privatwohnung stand den Kranken offen. Dabei hatte 
Zeller den ganz richtigen Grundsatz, dass ohne Vertrauen zu dem 
Arzt ein Kranker keinen Nutzen vom Aufenthalt in der Anstalt 
haben könne. 

Zeller war ein von Gott leiblich wie geistig ebenso glücklich 
ausgestatteter Mann, mit einer erstaunlichen Arbeitskraft, die ihm 
in früheren Jahren gestattete, von Morgens 3 Uhr bis Mittags 
3 Uhr ohne Unterbrechung, nur ein einfaches Frühstück geniessend, 
fortzuarbeiten, und nach dem Mittagessen erstreckte sich die Arbeit 
wieder bis tief in die Nacht hinein. 

Auch das Kleinste und scheinbar Unbedeutendste entging seiner 
Aufmerksamkeit nicht, während er andererseits wieder den höchsten 
Problemen der Wissenschaft, der Medicin, Philosophie (auch der 
Politik) und Theologie, sein Nachdenken zuwandte; namentlich dem 
letztgenannten Studium ergab er sich nebenher mit grosser Liebe und 
Eifer, und zwar so sehr, dass mancher Theologe beschämt gestehen 
musste, ein bedeutendes thoologisches Werk nicht zu kennen, welches 
der Mediziner. Zeller gründlich studirt hatte, ja er wollte noch, wenn 
er Zeit gefunden hätte, ein im Geist schon fertiges Buch über die 
Unsterblichkeit schreiben. Dabei war Zeller ein starker Eiferer gegen 
den Protestantenverein, welchem jenes bekannte Gedicht: „Die Feinde 
Christi", gilt: 

Wälzt nur vor seines Grabes Kammer 

Geschäftig immer Stein um Stein, 

Fügt eine zu der andern Klammer, 

Ihr schliesst den Heiligen nicht ein. 

Wie ihr es hütet und versiegelt 

Mit eurer ganzen Feindesschaar, 

Leer ist's schon längst, schon längst entriegelt, 

Sein Triumphiren offenbar. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1138 — 

Ihr Klugen die den Fürst des Lebens 
Noch bei den Abgestorbnen sucht, 
Wie ist doch eure Müh vergebens 
Und euer Thun bethört, verrucht! — 
Ihr wolltet, dass er nie gewesen, 
Zerstückelt seine heiige Schrift, 
Und mü8st doch seinen Namen lesen, 
Wohin auch euer Auge trifft: 

Der Menschheit strafendes Gewissen 

Und der Gewissen einz'gen Trost, 

Wie hättet ihr ihn gern zerrissen 

In eurer Weisheit blind erbost, 

Dem Brenn- und Mittelpunkt der Strahlen, 

Mit denen Gott so licht erhellt 

Zu vielen tausend, tausend Malen 

Die nacht- und schuldbedeckte Welt! 

Vernichtet alle Pergamente, 

Darauf die grosse Sage steht, 

Ihr bringt es nimmermehr zu Ende, 

Der Geist des Herrn, er zeugt und weht 

Wohin er will, und von den Dächern 

Erschallt das ew'ge Gotteswort; 

Das bergt ihr nicht in euren Fächern, 

In eures Wissens seichtem Port. 

Wo ist in aller Völker Eeichen 
Vom Aufgang bis zum Niedergang 
Ein Reich dem seinen zu vergleichen 
Durch die Jahrtausende entlang? 
Zerfallen ist der grössten Grösse, 
Dahin die Herrlichkeit und Macht 
In eitel Trümmer Staub und Blosse 
Vergessenheit und Tod und Nacht. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1134 — 

Und ihr, was habt denn ihr zu bieten 
Von Kraft und Blüthe, Lebensfrucht, 
Von Wahrheit, Trost nnd edlem Frieden, 
Wenn ihr in euren Zweigen sucht? 
Au eurem und der Euren Gräbern 
In all dor ungeheuren Noth? 
Ihr füllt die Welt und eucb mit Trabern, 
Statt mit dem ewgen Himmelsbrod! 

Vergesst ihr ganz, was ihr empfangen 
Im Stolz auf die geliehne Kraft, 
Dass nur in seinem Saal gehangen 
Die Waffen eurer Bitterschaft? 
Gebt ehrlich ihm zurück das Seine! 
Was bleibt euch von dem Euren noch, 
Von all dem schimmerreichen Scheine, 
Als eurer Künste schweres Joch? 

Ihr, die ihr Alles wisst und könnet, 
Das tiefste Sein von jedem Ding, 
Weil ihrs mit eurem Namen nennet, 
Als trtig't ihr Salomonis Bing, 
Sagt, habt ihr Eines ganz ergründet? — 
nennt es dieses Eine Eins! — 
Kennt ihr so laut ihr es verkündet, 
Das Wunder eures eignen Seins? 

Mehrmals waren Berufungen an auswärtige Anstalten unter 
glänzenden Bedingungen ihm zugekommen. In uneigennütziger Be- 
scheidenheit lehnte er dieselben ab und blieb dem Heimathland treu. 
Seit dem Jahre 1862 wurde er von seinem ältesten Sohn, der früher 
als Vorstand der Irrenabtheilung des Thurgauischen Kantonsspitals 
selbständig fungirt hatte, in seinem Amt unterstützt. In den 
höchsten, wie in den niedersten, in gelehrten und ungelehrten Kreisen 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1135 — 

fand seine, in seltener Weise aufopfernde Thätigkeit willige Aner- 
kennung. Auch die Stadt Winnenden, welcher er in mehrfacher 
Hinsicht nützlich gewesen, ehrte sich und ihn durch Ertheilung des 
Ehrenbürgerrechts. Ferner war es ihm vergönnt, das 50jährige 
Doctorjubiläum unter Theilnahme vieler Freunde und Verehrer zu 
feiern, (t 23. Dezember 1877). 

Seine ganze Persönlichkeit hatte etwas äusserst Gewinnendes, 
Vertrauen und Ehrfurcht Einflössendes. In seinen Gesichtszügen 
sprach sich das innigste Wohlwollen neben einem scharfen, klaren, 
das Richtige treffenden Verstand aus. Viele, die ihn sahen, sagten, 
man bekomme bei ihm den Eindruck, als ob er Einen durch und 
durch sehen, die innersten Gefühle des Herzens durchschauen wolle, 
und wenn da wohl Mancher sich etwas unbehaglich fühlen mochte 
und sich einem erhabenen Charakter gegenüber, sah wenn der 
Zug der Hoheit, der auf der schönen Stirne und in der gewaltigen 
Adlernase lag, für manche etwas Niederbeugendes hatte, so leuchtete 
doch aus den klaren Augen ein solcher Zug inniger Liebe, dass man 
sich unwillkürlich zu ihm hingezogen fühlte. 

Er hatte auch eine solche Empfänglichkeit für die verschieden- 7 
artigsten Eindrücke und eine solche unermüdliche Menschenfreundlich- 
keit, dass er, wenn er irgend Jemand einen Liebesdienst erweisen 
konnte, Müdigkeit, Essen, selbst den Schlaf vergass. Wie konnte er 
zur Heilung Kranker die Erfahrungen anderer Kranken mittheilen, 
wie eine Mauer verstand er aber auch zu schweigen, wenn ihm 
irgend etwas, das Geheimniss sein sollte, anvertraut wurde. Und 
welche Menge von den zartesten Geheimnissen ganzer Familien oder 
einzelner Seelen hat er ins Grab genommen. 

Nahezu 3600 Kranke sind zu Zellers Zeit durch die Anstalt 
gegangen und zwei ürittheil von ihnen verliessen dieselbe als genesen 
oder gebessert und blieben ihrem Arzt, den sie als Vater und Seel- 
sorger verehrten, mit ihren Familien in dankbarer Anhänglichkeit 
verbunden. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1136 — 

Ohne zu reden tröstete er oft mit den Worten seiner Lieder, 
z. B. mit dem Lied, welches er auf das Zeller 'sehe Familienmotto 
„mit Freuden hindurch" gedichtet hat: 

Hindurch, hindurch mit Freuden, 

Das soll die Loosung sein, 

Hindurch durch alle Leiden, 

Durch Kreuz und Noth und Pein. 

Hindurch, hindurch mit Freuden, 
Mit Gottes Helm und Sieg, 
Durch Leiden und durch Streiten 
In seinem heiPgen Krieg. 

Hindurch mit Adlerflügeln, 
Mit Danken und Gebet, 
Hin wo auf ew'gen Hügeln 
Der Tempel Gottes steht. 

Hindurch, hindurch mit Freuden, 
Selbst durch des Todes Nacht, 
Hindurch die letzten Leiden, 
Bis dass es heisst: vollbracht. 

Viele Jahre lang war ZeUer eigentlich ein sprechendes Zeugnis 
'davon, wie der menschliche Geist in der Kraft des Geistes Gottes 
über den Körper herrschen kann ; wenn man nach längerer Zeit ihn 
sah, war er immer ein wenig magerer, zarter, wie man sagt ätherischer, 
geworden. Aber geistig war er immer gleich frisch und lebendig. 
Er starb nach 8tägigem Krankenlager in Folge einer Entzündung 
und nachdem ihm eben sein einziger Bruder im Tode vorangegangen 
war, und er mag nun erfahren haben, was er selbst gesungen hat: 
„Einst kommt ein seiger Tag." 

v. Zeller war Coramenthur des Württembergischen Kronordens 
und Friedrichsordens, sowie des Kaiserlich Russischen Stanislaus- 
ordens, auch Ritter des K. Preussischen Rothen Adler-Ordens. 

Seine Gattin, die ihm an Geist und Gemüth ebenbürtig war und 
deren frühen Tod (sie starb 1847) er in seinen Liedern des Leids 
so unvergleichlich besungen hat, war seit 27. März 1829 Marie, Tochter 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1137 — 

des Buchhändlers Reimer; ein Eheband, dessen Innigkeit das schönste 
Bild einer wahrhaft christlichen Ehe darbot. Sie hatte Schleiermacher 
als nächsten Hausfreund ihrer Eltern zum Lehrer gehabt und er war 
es auch, der die Trauung vorgenommen hatte. Als 1832 Schleier- 
machet in Süddeutschland war, hielt er sich namentlich bei Zcller 
auf, welcher sich zu Ersterem theils durch dessen theologische An- 
schauungen theils insbesondere durch die Innigkeit und Wärme, mit 
welcher derselbe von Jesus Christus Zeugniss ablegte, hingezogen 
fohlte. Kinder : 

I. Anna Ludovike, geb. den 14. Juni 1832. 

II. Ernst Friedrieh, geb. den 2. Dezember 1830, Dr. Med., 
Direktor der Königl. Württembergischen Heil- und Pfleganstalt 
Winnenthal. 

III. Maximilian Georg, geb. den 25. Februar 1834, Pharmaceut 
in Romanshorn, vermählt seit 9. Juli 1866 mit Panline Gaupp. 
Kinder: 4 Töchter, 2 Söhne. 

IV. Carl Valentin, geb. 15. August 1835, Justizassessor in Back- 
nang. 

V. Georg Eberhard, geb. 7. Dezember 1836, Ingenieur. 

VJ. Reinhold Albert, Dr. Med., praktischer Arzt in Heilbronn, 
geb. den 20. Juli 1838, vermählt den 3. Oktober 1867 mit 
Marie Weissert. Kinder: 2 Töchter. 

VII. Rudolf Martin, geb. 31. Juli 1842, Oekonom, Gutsbesitzer 
in Leoweiler. 

VIII. Albert Panl, geb. 14. Juni 1845, Dr. Med., Oberamtswund- 
arzt in Münsingen. — 

Johann Heinrich Zeller, geb. 12. Juni 1772, t 14. Mai 
1837, Nachkomme des Prälaten Johann Konrad Zeller (S. 1127) 
Freiherrlich von Kniestädt-Schaubeckischer Rentamtmann in Klein- 
bottwar, gründete 1800 eine musterhafte freiwillige Armenkasse, auch 

v . Gtorgtt-Q+orgcnau, Biogr»phi«oh-Gene*logiiche BUtter etc. 72 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1138 - 

eine freiwillige Schullehrerwittwonkasse für das Oberamt Marbach und 
war als hilfreicher Berather der Armen und Bedrängten in weitem 
Kreis bekannt, trug auch vieles zur Hebung des Weinbans und der 
Obstkultur in jener Gegend bei. 

Gattin: Jobanna Christiana, geb. Caraerer, welche mütter- 
licherseits von dem schwäbischen Reformator Brenz abstammte. Aus 
dieser Ehe gingen neben 5 Töchtern folgende 4 Söhne hervor: 

I. Wilhelm Heinrich, geb. 15. April 1807, Dekan in Besigheim, 
pens. 1877, wohnt in Plochingen. 

II. Gustav Hermann Zeller, geb. 22. Januar 1812, studirte die 
Kameral Wissenschaften , war 1838 — 42 Oberamtspfleger in 
Nürtingen, 1842—46 Assessor des Consistoriums und des 
Studienraths , trat 1846 in das Finanzdepartement über, wo 
er nach Bekleidung verschiedener Rathsstellen bei der Ober- 
finanzkammer, dem Steuerkollegium, der Eisenbahnkommission, 
dem statistischen Bureau, seit 1873 als Director der Kataster- 
kommission thätig ist. Schrieb u. A. »Zur Statistik der deutschen 
evangelischen Kirche» 1865; »Handbuch für die württem- 
bergischen Gemeindebehörden,» 2. Ausg. 1876; 

Gattinnen: I. seit 11. September 1838 Louise Panlint, 
Fischer; II. seit 14. Juni 1870 Marie, geb. Kr«. 

III. Eduard Gottlob Zeller, geb. 22. Januar 1814, zeichnete 
sich schon in der Schule durch Fleiss und Talent vor seinen 
Altersgenossen aus, studirte Theologie und Philosophie in den 
vaterländischen Seminarien, an denen er nachher als Repetent 
wirkte, habilitirte sich 1841 als Privatdozent der Theologie 
in Tübingen, ging 1847 als Professor der Theologie nach 
Bern, heirathete in demselben Jahre Einilie Karoline, Tochter 
des berühmten Theologen Dr. Ferdinand Christian von Banr 
in Tübingen, folgte 1849 einem Ruf als Professor der Theologie 
nach Marburg, trat aber wegen Schwierigkeiten, welche die 
dortige orthodoxe Parthie anzettelte, in die philosophische Fakultät 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1 189 — 

ein. Von da wurde Zeller 1862 als Professor der Philosophie 
nach Heidelberg und 1872 nach Berlin berufen. Die Stadt 
Marburg verlieh ihm wegen seiner Verdienste um das Armen- 
wesen das Ehrenbürgerrecht ; die juridische Facultät in Tübingen 
ernannte ihn 1877 aus Anlass des Jubiläums zum Ehren- 
doctor. Sein Hauptwerk: »die Philosophie der Griechen in 
ihrer geschichtlichen Entwicklung« begonnen 1844, erscheint 
gegenwärtig in 3. Ausgabe in 5 Bänden. Von seinen übrigen 
Schriften sind zu erwähnen: die Geschichte der neueren deut- 
schen Philosophie; Vorträge über das Verhältniss von Kirche 
und Staat 1873, worin u. A. die Notwendigkeit der Civilehe 
nachgewiesen ist; das theologische System ZwinglVs 1853; 
die in Gemeinschaft mit Baur herausgegebenen Tübinger theo- 
logischen Jahrbücher u. 8. w. 

IV. Karl Eberhard Christoph Zeller, geb. 19. November 1815, 
Kanzleirath, vermählt 2. Mai 1844 mit Pauline Lndovike, 
geb. Schmolil, aus welcher Ehe 6 Söhne und 2 Töchter 
hervorgingen. 

Christoph Maximilian von Zeller, Med. Dr., Sohn des Pfarrers 
in Hoheneck Job. Christoph Zeller und der Christiana Eleonore, 
geb. Spiudler, geb. 1. Februar 1788, Obermedicinalrath, Bitter des 
Kron-Ordens, Commenthur des Friedrichs-Ordens, t 23. September 
1867 in Stuttgart. 

Gattin: seit 13. August 1815 Louise Christiana Heinrike, 
Tochter des Kegierungssecretärs Ferdin. Heinr. Pistorlus. Kinder: 

I. Louise, geb. 1. August 1816. 

IL Pauline Caroline, geb. 10. Januar 1819, vermählt 9. April 
1842 mit Dr. Ludwig Fr. WUh. Seeger, damals Ober- 
reallehrer in Bern. 
III. Christina Maria, geb. 31. October 1820, vermählt 15. Januar 
1850 mit dem Stadtpfleger in Liebenzeil Ludwig Heinrich 
Buttersach 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1140 - 

IV. Eduard Maximilian, geb. 28. März 1822, Rechtsanwalt in 
Stuttgart, vermählt 28. April 1851 in Brooklyn (New- York) 
mit Emma, geb. Georgii, aus New- York. 

V. Carl Emil, geb. 8. Juni 1824, Finanzassessor, Oberrechnungs- 
rath, Ritter des Kronordens II. Classe, vermählt 29. April 
1862 mit Emilie Louise Marie, Tochter des Kaufmanns in 
Heilbronn Alexander Aug. Bruckmann , welcher Ehe 3 Söhne 
und 3 Töchter entsprossten. 
VI. Julius Albert, geb. 17. März 1827, Kaufmann in New- York, 
verm. mit Marie Krebtohl, jetzt Wittwer. 

VII. Maximilian Ferdinand, geb. 20. Mai 1831, Dr. med., Ober- 
medicinalrath a. D., Inhaber des Olga-Ordens, vermählt 14. Februar 
1865 mit Bertha, geb. Kolb, aus welcher Ehe 2 Söhne und 3 Töchter 
hervorgegangen sind. — 

Johannes Zeller, geb. Besigheim 15. October 1830 als Sohn 
des dortigen 1843 f Decans Magnus Friedrieh Zeller, Pfarrer in 
Nazareth, in Jerusalem 1876. 

Gattin: Hanna, Tochter des Bischöfe Gobat in Jerusalem. 
Aus dieser Ehe stammen 3 Söhne und 2 Töchter. — 

Albert Zeller, geb. 13. Februar 1833, Pfarrer in Bowling- 
Green 1857, Town Hermann und Town Rhine 1859, Howards Grove 
(Wisconsin) 1861, Bolden (Indiana) 1863, Millstadt (Illinois) 1866, 
vermählt mit Auguste Friederike, geb. Burk, aus welcher Ehe 3 
Söhne und 1 Tochter hervorgegangen sind. 

Dm Fürstlich Württembergische Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Zeller: 72, 192; Cl.Verwaltter 824; Geh.Reg.Rath 20; Pfarrer «13: Vogt 434 

— Ändr. LorentM, Abt 262. - Christ., Ab! 305; Hofprediger 192; Pfarrer 410; Probet 
275; Special 386; StifftsPrediger 544. — Christoph Ferd., Ol.Yerwaltter 277. — Christoph 
Frid., Vogt 377, 386, 439, 524. - Christ. Heinr., Abt 262 ; Pfarrer 613. — Omr. JWrf, 
Registrator 128. - Joe., KeUer 584; Vogt 473, 541. - Joh. 196; Abt 244, 299, 312: L*lb- 
Medic 195; Pfarrer 474; 8pecial 596; Vogt 604. — Joh. Chritt., Hofprediger 191 : Pfrrrw 
510; Stattschreiber 608; StifTtsPrediger 138. - Joh. Omr., Abt 257, 326; CLPfleger S». 

— Joh. Jac, Pfarrer 613. - Joh. ülr., Geh.Regim.Rath 23. - Theod., Schultheis« 531. 



Digiti 



zedby G00gk 



Z o r e r. 



Ludwig Georg Zorer, Herzogl. Württembergischer Oberrath, 
wurde den 30. Januar 1608 zu Neuburg an der Donau geboren. 
Sein Vater Philipp Zorer, J. U. Dr., war Pfalz-Neuburgischer Justiz- 
rath, nachmals auch des Pfalzgrafen Joh. Friderich von Hippoltstein, 
Geheimerrath und Canzler auch Pfleger der Herrschaften Hiltpoltstein, 
Heydeck und Allersberg, welcher bei der damals erfolgten Religionsver- 
änderuug seines Landesherrn seine Ehrenstellen sammt Haus und Hof der 
Religion halber verliess. Die Mutter Ursula, eine Tochter des Fürstl. 
Pfalz-Neuburgischen Raths Georg Thaler. Der Grossvater Tobias Jprer, 
J. U. Dr., von Augsburg, vieljähriger Pfalz-Neuburgischer Hof- und 
Justizrath, der sich mit vielen Reisen und Gesandtschaften um 
dieses Fürstenthum sowie um die Evangelische Kirche wohlverdient 
machte, auch von seinem Fürsten den Beinamen des Frommen erhielt. 

Ludwig Georg studirte zu Altorff und Strassburg die Rechte, 
bereiste hierauf die Niederlande und wurde 1635 zum Informator 
des Pfalzgrafen Ludwig zu Strassburg ernannt. Im Jahr 1636 lernte 
ihn Herzog Ulrich von Württemberg, welcher sich damals mit 
seinem Bruder in Strassburg aufhielt, kennen, zog ihn in seine Dienste 
und ernannte ihn zum Secretär. Nachdem er mit dem Herzog Frank- 
reich und die Niederländischen Provinzen bereist hatte, wurde er 
Herzogl. Württombergigfcher Oberraths-Secretär 1638, hierauf des 
Schwäbischen Kceises Secretär 1643, Oberrath 1652, Kirchen-Kastens- 
Advocat 1654. Er starb 25. October 1667. 

Seine Gattin war seit 16. August 1642 Anna Melusjna, 
Tochter des Herzogl. Visitations-Registrators Johann Heinrioh Hüller) 
welcher Ehe 2 Söhne und 3 Töchter entsprossten. — 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1142 — 

Georg David Zorer, Enkel dos Vorigen, Special -Superin- 
tendent zu Urach, geb. zu Stuttgart 14. Juni 1673 als Sohn de6 
Oberraths und Lehens-Secretarius Philipp Heinrieh Zorer und der 
Hanna Euphrosina, Tochter des Herzogl. Oberraths und Cammer- 
Procurators zu Stuttgart David Frisch* 

Georg David war anfangs Vicar zu Echterdingen, wurde hierauf 
vom Herzog Friderich Carl von Württemberg zum Informator der 
jungen Prinzen Heinrich Friderich, Maximilian Emanuel und 
Friderich Ludwig ernannt, ein Amt, das er zuerst zu Kirchheim, 
dann zu Winnenden versah. Gleichzeitig diente er dem Herzoge viel- 
fach als Vorleser. 1701 begleitete er die Prinzen als Reiseprediger, 
wurde hernach Diaconus zu Urach 1702, Special daselbst 1718 und 
starb 1735. 

Zorer vermählte sich 20. Februar 1703 mit Maria Magda- 
lena, Tochter des Bürgermeisters zu Urach Mathias Myller, und 
starb tlen 28. Januar 1735 mit Hinterlassung von 3 Söhnen und 
1 Tochter. 

„Herr Zorer war ein Mann den Gott und Fürsten ehrten, 
Von dem aus Gottes Wort gar viele Trost begehrten, 
Den Urachs Stunden-Uhr mit Eecht man nennen kann, 
Weil er manch (gute böse) Stund dem Volck gezeiget an." 

Söhne : 

I. Tobias David Zorer, geb. zu Urach 1. September 1709, Dia- 
conus daselbst, Pfarrer in Plieningen t 1779. 

Gattin: seit 19. November 174$ Elisabeth Dorothea, 
Tochter des Pfarrers in Sielmingen Heinrich Christof Bil- 
fluger, welcher Ehe 1 Sohn und 2 Töchter entsprossten. 

11. Mathias Philipp, geb. 6. März 1714, Eipeditionsrath in Stutt- 
gart, vermählt 29. October 1743 mit Sosanna Catharina, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1143 



Tochter des Expeditionsraths in Stuttgart Joh. Dav. Hofmaiin, 
aus welcher Ehe 2 Töchter hervorgingen. 

111. Gottlob Friedrich Zorer, Legationssecretar in Regensburg. 



Das Fürstlich Württembergisobe Dienerbuch enthält folgende höhere Beamte 
des Namens Zorer : AccisProbator 559 ; CantzleiAdvoc. 96; Kirch.Ka*t Advoc. 49; Vogt 
610. — Benj. Frid., Visitat.8ecretar. 159. — Georg Ludw., KirchOast. Advoc. 149. — 
Joh. Heittr., RechenbanckhaRath 120; — Ludw. Georg, LehenSecretar 82. — Matth. Phil., 
Exped.Rath 114; RechenbanckhsRath 121. — Phil. Heinr., LehenSecretar. 82; — O.R.Se- 
cretar. 70, Registratur 82. — Tob. Phil., RechenbankhsRath 153. 



Digiti 



zedby G00gk 



Digiti 



zedby G00gk 



Anhang. 

I. Standesherrlicher Adel Württembergs. 
IL Eitterschaftlicher Adel Württembergs. 

III. Standeserhöhungen , Adelserneuerungen , Adelsaner- 

kennungen, Adelsbestätigungen und Namensvermehr- 
ungen, welche seit der Erhebung Württembergs 
zum souverainen Königreiche vom 1. Januar 1806 
an bis zum Jahre 1878 von Ihren Majestäten den 
Königen Friedrich, Wilhelm und Carl von Würt- 
temberg verfügt worden sind. 

IV. Der Geheimerath resp. dessen Mitglieder und die ver- 

schiedenen Departements-Chefs seit 1816 und die 
Cabinets-Chefs, da der jeweilige Cabinets-Chef zu- 
gleich Sitz im Geheimen Rathe hat. 
V. Die in Württemberg eingewanderten Waldenser. 



Digiti 



zedby G00gk 



I. Standesherrlicher Adel. 



A. Fürsten. 



tou Bentheim-ßentheim und Bent- 
heim-Steinfurt. 

von FUrstenberg. 

von Hohenlohe. 

A. Neuen steinische Linie. 

a. von Hohenlohe-Langenburg. 

b. von Hohenlohe-Oehringen. 

B. Waldenburgische Linie. 

1. a. von Hohen lohe-Bartenstein. 
b. von Hohenlohe-Jagstberg. 

2. von Hohenlohe -Waldenburg- 
Schilling8für8t. 



von Löwenstein-Wertheim. 

A. Roseuberger Linie. 

B. Freudenberger Linie. 

von Oettingen-Wallerstein. 
von Thurn und Taxis. 
von Waldbnrgr* 

A. Wolfeggische Linie. 

von Waldburg- Wolfegg- Waldaee. 

B. Zeilische Linie. 

a. von Waldburg-Zeil-Trauchburg. 

b. von Waldburg-Zeil- Wurzach. 

von Windlschgrätz. 



B. Grafen. 



von ßentinck. 
von Königsegg-Aulendorf. 
von Pllckler-Limpnrg. 
von Quadt-Wykradt-Isny. 
von Schäsberg-Tbannheim. 



von Neipperg. 

von Reehberg und Rothenlöwen. 

Fngger von Kirchberg -Weissen- 
hörn. 

von Salm-Reifferscheid-Dyk. 

von Stadion - Stadion • Thann- 
bansen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1147 — 



II. Ritterschaftlicher Adel. 

A. Grafen. 
Adel mann tob Adelmannsfelden. | Ton Linden. 

von Maldeghem. 

von Normann-Ehrenfels. 



von Beriichingen. 

Rossacher Linie 



von Beroldiugen. 

von Bissingen-Nippenbnrg. 

von Degenfeld-Schoinbarg. 

von Dillen. 

von Dillen-Spiering. 

von Leutrnm-Ertingen. 



von Reischach. 
Renttner von Wejl. 
von Soden, 
von Taubenheim, 
von Uxknll-Gyllenband 
i von Zeppelin. 



B. Freiherren. 



von Beriicbingren. 

A. Jagsthauser Linie. 

B. Rossacher Linie. 

Besserer von Thalflngen. 
von Breltschwert. 
von Breuning. 
von Brnssele. 
von Bühler. 

Capler von Oedheim, gen. Bantz. 
Cotta von Cottendorf. 
von Crailsheim, 



von Ellrichshausen. 

A. A88um8tadter Linie. 

B. Jagstheimer Linie. 

von Enzberg. 

von Eyb. 

von Freiberg - Eisenberg -Allmen- 
dingen. 

von Gaisberg. 

A. Helfenberger Linie. 

B. Sohöekinger Linie. 

von Gemmingen. 

A. Bonfelder Linie. 

B. Fürfelder Linie 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1148 — 



von G altlingen. 


von Pflnmmern. 


Hardt von Wöllenstein. 


von Phull-Bieppur. 


von Hayn an Dambaeh. 


von Podewils. 


von Hermann« 


von Backnits. 


Hiller von Gärtringen. 


von Bassler. 


Hofer von Lobenstein. 


A. Zu Weitenburg. 

B. Zu Gamer8chwang. 


vom Holtz. 


von Beichlin zn Meldegg. 


von Hornstein. 

A. Bussmannshausen. 

B. Grieningen. 


von Beischach, 
von Saint-Andr*. 


Iffllnger von Granegg. 


von Schütz-Piinmmern. 


von Kechler. 


von Seckendorff. 


von Killinger. 


von Sentter. 


von König. 

A. Zu Fachsenfeid. 

B. Von und zu Wart hausen. 


von Speth. 

A. Unter-Marchthal. 

B. Schülzburg. 


C. Zu Mauren. 


von Stetten. 


von Lang. 

von Lentrnm-Ertingen. 

von Liebenstein, 
von Linden, 
von Massenbach, 
von Mancler. 


A. Aeusseres Haus. 

B. Buohenbaoher Haus. 

von Stnnnfeder. 
von Snsskind. 

von Tessin. 

A. Kilchberger Linie. 

B. Hoohdorfer Linie. 


von Münch. 


von Thannhansen. 


von Ow. 


von Thnmb-Nenbnrg. 


von Palm. 


von Troyff. 



Digiti 



zedby G00gk 



von Ulm-Erbach. 

A. Mittelbiberach. 

B. Wernwag. 

von VarnbQler von und zu Hein- 
raingen. 

von Wächter zu Lantenbach. 

von Wächter-Spittler. 



1149 - 

l Wagner von Frommenbansen. 
von Weiler, 
von Wiederhold« 



von Wöllwarth. 

Essingen-Lauterburger Linie. 



von Baidinger« 

Besserer von Thal fingen. 

von Kanfhnann. 

von Kolb« 

von Nenbronner. 



C. Adelige. 

Schad von Mittel-Biberach. 
I von Tischen 
von Weidenbach« 
Werner von Kreit. 
von Wölckern. 



Digiti 



zedby G00gk 



Verzeichniss 

derjenigen Standes-Erhöhungen, Adelserneuerangen, Adelsanerkennungen 

und Namensvermehrungen, welche seit der Erhebung Württembergs zum 

souverainen Königreiche vom 1. Januar 1806 an bis zum Jahre 1878 von 

Ihren Majestäten den Königen Friderich, Wilhelm und Carl von 

Württemberg verfügt worden sind. 

von Abel. 

Erlaubniss für den Minister-Residenten am K. Französischen Hofe, 
v. Abel, resp. für die in dem Königreiche sich aufhaltenden Glieder 
seiner Familie, zur Führung des ihren Vorfahren von Kaiser Ferdinand IT. 
verliehenen Adels, vermöge K. Decrets vom 10. Jan. 1820. 

von Abele. 

Adelsstand vermöge Königl. Decrets vom 12. Juni 1814 für den 
Königl. Württemb. Oberstlieutenant der Cavallerie Carl Christian Abele. 

Ferner: Adelsstand vermöge K. Decrets vom 7. April 1846 für den 
Geh. Legati ons-Secretär Carl Abele, Sohn des Obertribunalraths ton AbeU y 
Ritters des Kron-Ordens. 

Aiehner von Heppenstein. 
Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 26. November 1806 für 
Peter Friedrich Aiehner, Taxis'schen Oberforstmeister, mit dem Prädikate 
von Heppenstein. 

von Alberti. 
Adelsstand vermöge K. Decrets vom 2. Januar 1807 für den „aus 
einer der angesehensten Familien Westphalens abstammenden Kgl. 
Württemb. Oberst und Commandanten zu Oehringen Franz Carl ton 
Alberti,* geb. 2. Febr. 1742. 

Amman von Borowsky. 
Adelsstand vermöge K. Decrets vom 23. März 1861 für den Ober- 
lieutenant im IV. Infanterie-Regiment Theodor Amman, unter Verleihung 
des Namens Amman von Borowsky. 

von Arand. 
Adels-Anerkennung vermöge K. Decrets vom 24. Nov. 1811 für 
den Vice-Director und Gesandten von Arand. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1151 — 

tob Baensch. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 13. Januar 1871 für den Kgl. 
Württembergischen Consul in Leipzig, Geh. Commerzienrath Wilhelm 
Emanuel Baensch, Ritter I. Cl. des Friedr.-Ordens. 

von Baer. 

Adelsbestatigung vermöge K. Decrets vom 28. November 1806 für 
Oberconsistorialrath Baer, resp. Sanctionirung des seit 1804 in seinem 
Besitze befindlichen Kaiserl. Adels-Diploms in Beziehung auf seine beiden 
Söhne Ludwig und Karl. 

von Baidinger. 

Erlaubniss zur Führung des Namens und Wappens der erloschenen 
Familie von Seidenberg für den Bataillons-Commandanten im IT. Infanterie- 
Regiment von Baidinger, resp. für dessen Sohn Maximilian Paul Albert, 
vermöge Kgl. Decrets vom 25. Mai 1857. 

von Bassenheim« 

Freiherrnstand vermöge Decrets vom 3. September 1874 für den 
K. K. Oesterr. Major Alfred Bassenheim, Edlen von Strhetiz. 

von Batz. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 25. November 1838 für 
Karl Leopold Friederich von Batz, geb. 30. Juni 1788 zu Stuttgart, Königl. 
Württembergischen Oberst im Ehreninvalidenkorps, Adjutanten Sr, Majestät 
des Königs, Ritter des Militärverdienst-Ordens, Besitzer der goldenen 
Ehrenmedaille für Brienne und La Fere Champenoise, Inhaber zweier 
goldenen Ehrenmedaillen für die Siege vom 1. Februar und 25. März 
1814, sowie des silbernen Ehrenzeichens für den Feldzug von 1815. 

von Bayer* 

Erlaubniss für die Wittwe des Majors von Bayer zur Führung des 
ihrem Gatten von dem Fürsten von HohenzoUern-Hechingen im Jahre 
1806 verliehenen Adels für sich und ihre Familie, vermöge Kgl. Decrets 
vom 16. Juni 1834. 

von Berlichingen. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 7. Januar 1815 für den Kammer- 
herrn, Staatsrath, Landvogt a. d. Enz, Freiherrn Joseph Friedr. von Ber- 
lichingen und seine rechtmässigen Nachkommen, mit dem Beifügen, dass, 
wenn derselbe — wie später wirklich geschehen — ohne männliche Nach- 
kommen mit Tod abgehen sollte, die Grafenwürde auf den Aeltesten 
der Familie übergehen sollte. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1152 — 

Ferner: vermöge K. Decrets vom 17. Juli 1859 für den Freiherrn 
Friedr. Wolf gang Götz von Berlichingen- Rossach, zu Mannheim, K. K. 
Oesterr. Kämmerer und Rittmeister. 

Ton Besserer-Thalfingen. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 19. Februar 1838 für den 
Königl. Bayer. Kämmerer, General-Adjutanten S. M. des Königs von 
Bayern Albrecht von Besserer- Thal fingen. 

Ferner: für den Oberförster zu Reichenberg Max Christoph ron 
Besserer und den Hauptmann vom Landjäger-Corps Christoph Heinrick 
von Besserer in Ulm. 

von Biberstein. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 1. Januar 1806 für den aus 
Memmingen stammenden Königl. Württemb. Stabscapitain Feier Biberstein. 

von Bismark. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 18. April 1816 für den Interims- 
Brigadier-Flügeladjutanten, Commandeur des Cavallerie-Reg. Nr. 3 Jäger 
Kronprinz, Kammeiherrn, Oberst und Chef im Generalstabe des Prinzen 
Adam, Friedrich Wilhelm Freiherrn von Bismark für sich und seine 
Nachkommen. 

Ferner: vermöge K. Decrets vom 17. Febr. 1818 für Friedr. Aug. 
von Bismark, ältesten Sohn des f Herzogl. Nassauischen Oberhofmarschalk 
und Generaladjutanten, Freiherrn Joh. Heinr. von Bismark, Bruders des 
vorbenannten Obersts. Vermöge K. Decrets vom 17. October 1863 wurde 
dem Gesuche des Herzogl. Kammerherrn und Legationsraths Grafen von 
Bismark um nachträgliche Ausstellung eines Diploms über die ihm im 
Jahre 1818 verliehene Grafenwürde und über die Aenderung seines Wap- 
pens gnädigst entsprochen. Das Diplom ist am 17. Novbr. 1863 voll- 
zogen worden. 

Ferner : vermöge K. Decrets vom 13. Septbr. 1831 für die jüngeren 
Kinder des Vorigen, Carl Alexander von Bismark und Augusta Freiin twt 
Bismark. 

von Brand. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 18. October 1841 für den 
Generallieutenant, Commandanten der H. Infanterie-Division und Gouver- 
neur von Ludwigsburg, Commenthur des Krön- und Militär- Verdienst- 
Ordens etc. Friedrich ton Brandy geb. in Kilchberg, O.A. Tübingen, 
7. September 1782, Sohn des f Pfarrers Brand in Heidelberg. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1153 — 

von Braun. 

Erlaubniss für den Finanzrath Major v. Braun zur Führung des 
seinem f Vater von dem König von Bayern verliehenen Adels für sich 
selbst und seinen in fürstl. Hohenlohischen Diensten stehenden Bruder, 
vermöge K. Decrets vom 6. Juni 1834. 

von Breuning. 

Adelsstand vermöge dreier K. Decrete vom 1. Jan., 28. März und 
11. Dez. 1806 für die 3 Brüder Breuning , Söhne des Justizraths Breuning, 
sämmtliche in K. Wurttemb Militärdiensten. 

von Breuning. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 23. October 1812 für den 
Generalmajor und Brigadier Ludicig Friedr. von Breuning. 

Ferner: da derselbe ohne männliche Descendenz war, vermöge K. 
Decrets vom 1. Januar 1814 für seinen Bruder Joh. Carl Georg, Königl. 
Wurttemb. Generalmajor a. D. 

von Brom. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 9. Juli 1826 für den Gutsbe- 
sitzer Alois Brötn. 

Ferner unter demselben Tage für den Schwieger- und Adoptiv- 
sohn des £bengenannten, Johann von Kraft, unter Beifügung des von 
ftrdm'schen Namens und Wappens zu seinem bisherigen Familien- 
Namen und Wappen. 

von Brüssele. 

Erlaubniss für den Freiherrn Felix von Brüssele zu Schloss Sohau- 
beck und seinen Bruder Josef von Brüssele für sich und deren beider- 
seitige Descendenz, ihrem Familien-Namen den Zusatz — Schaubeck — 
anhängen zu dürfen, vermöge K. Entschli essung vom 25. Juli 1854. 

von Btthler. 

Freiherrustand vermöge K. EntSchliessung vom 13 October 1873 
für den Rittergutsbesitzer Dr. jur. und phil. Edmund Carl von Bühler 
zu Brandenburg. 

von Buhl. 

Erlaubniss für den Hauptmann 1 Cl. Georg Friedr. Joseph Hein- 
rich Elieser von Buhl, Ritter des Militär- Verdienst-Ordens, zur Beifügung 
des Prädicats von Eltershofen zu seinem Familien-Namen und zur Annahme 
des Wappens der ausgestorbenen Familie v. Eltershofen, vermöge K. Decrets 
vom 14. December 1825. 

p. Georgii-Georgtnau, Biographisch-Genealogische Blätter etc. 73 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1154 — 

Ton Camerer. 

Freiherrnstand vermöge K. Deere ts vom 2. Juli 1807 für den 
General-Lieutenant August Friedrich von Catnerer, „wegen ausgezeichneter 
Verdienste, besonders während des letzten Kriegs bei Anführung des 
Württemb. Truppen-Corps." 

von Capoll. 

K. Adelserneuerungs-Decret vom 25. September 1874 für den 
Premier-Lieutenant im III. Infanterie-Regiment Nr. 121 Karl von CapoB, 
Ritter des Militär- Verdienst-Ordens. 

Ton Cotta von Cottendorf. 

Adelserneuerungs- und Bestätigungsdiplom vom 7. November 1817 
für den K. Preuss Geh.-Hofrath Joh. Fried. Cotta. 

Vermöge K. EntSchliessung vom 17. März 1823 hat derselbe die Er- 
mächtigung erhalten, von der ihm durch den König von Bayern ertheilten 
Freiherrn-Würde in Württemberg Gebrauch machen zu dürfen. 

von Cotta« 

Anerkennung des von den Vorfahren des Grenz-Controleurs a. D. 
Ferdinand Cotta in Ludwigsburg geführten erblichen Adels für Letz- 
teren und seine ehelichen Nachkommen, vermöge K. Decrets vom 5. 
April 1869. 

von Dillen. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom l. Januar 1806 für die Brüder 
Karl, Lieutenant vom Chevauxlegers-Regiment , und August, Lieutenant 
im Regiment von Seckendorff, beide in Königl. Württembergiachen Müitir- 
diensten. 

Ferner: Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 1. Januar 1606 für 
den Major und Flügeladjutanten a. D., nachmaligen Generallieutenant 
und Oberhofmeister Carl Ludwig Emanuel von Diüen. 

Ferner: Grafenstand vermöge K. Decrets vom 6. November 1811 für 
Denselben „zum Beweise der Allerhöchsten Zufriedenheit mit seinen ge- 
leisteten Diensten und besondern Allerhöchsten Wohlwollens." 

von Dreifus. 

i Erlaubnis für den K. K. Oest er reichischen, auch K. Sächsischen 
Consul Theodor von Dreifus zur Annahme der ihm von Sr. Hoheit dem 
Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha verliehenen erblichen Freiherrn- 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1155 — 

würde, und zur Führung- des Freiherrntitels in Württemberg, vermöge 
K. Decrets vom 23. Sept. 1872. 

von Entress von Fürsteneck. 

Adelsstand mit dem Prädikate von Fürsteneck vermöge höchsten 
Entschlusses vom 18. December 1822 für den Königl. Württemb. Re- 
gierungsdirector zu Ellwangen Joh. Jacob Tliaddäus von Entress, Ritter 
des Civil- Verd.-Ordens. 

Ferner: Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 16. November 1858 
für den Königl. Württemb. Oberst Entress von Fürsteneck, Sohn des 
Vorbenannten. 

von Ferrier. 

Adelsstand vermöge K. Decrets und Diploms vom 30. October 1877 
für John Turing Ferrier mit Führung des Namens Turing von Ferrier. 
Der Diploms-Empfänger ist ein Sohn des 5. April 1878 im 80. Jahre 
seines Alters zu Brüssel f John Turing Ferrier, Esquire, und ein Enkel 
des Sir Alexander Ferrier, geb. 1773, f zu Rotterdam 1845, Ritters 
des Hannoverschen Guelphen-Ordens., später unter König Wilhelm IV. zum 
Ritter des vereinigten Königreichs Grossbritannien und Irland erhoben, 
Königl. Grossbrit. Consuls im Haag und Lord-Conservators in Zeeland. 

von Fisoher. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 1. Januar 1806 für den 
Königl. Württembergischen wirklichen Geh. Rath in Stuttgart Ludwig 
Eberhard Fischer, geb. 18. Juni 1759, Sohn des Ober-Amtmanns in Schorn- 
dorf Ludwig Eberhard Fischer und der Luise Dorothee, geb. Frommann, 
„von wegen seiner treuen und wichtigen Dienste". 

von Forstner. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 15. Juli 1827 für den da- 
maligen Professor der Staatswissenschaft in Tübingen Georg Ferdinand 
Forsttier von Dambenoy, geb. 10. September 1764 zu Oehringen, f 1832, 
und für dessen Bruder Heinrich Friedr. Forsttier von Datnbenoy. 

von Franquemont. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 27. Mai 1813 für den Genera 
der Infanterie und Staatsminister a. D., zugleich lebenslängliches Mit- 
glied der Kammer der Standesherrn, von Franquemont. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1156 — 

de Gallatin. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 19. Mai 1830 für den 
Rittmeister Carl Arpeau de Gallatin aus Treley bei Nyon, Schwiegersohn 
Sr. K. Höh. des Herzogs Heinrich von Württemberg. 

von Gelbke. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 28. Juni 1828 für den Königl 
Preussischen Major bei der Garde- Artillerie Karl Heinrich von Gelbkt, 
Ritter des Militär- Verd.-Ordens, vormaligen Hauptmann in württember- 
gischen Diensten, „in Berücksichtigung seiner früheren Dienstleistungen. * 

von Ueorgii-Georgenaa. 

Adelsstand mit Führung des Namens Georgenau vermöge Diploms 
vom 5. August 1870 für den Königl. Niederländischen Generalconsul, 
Ritter des Kronordens etc., Emil Wilhelm von Georgii, und zwar, wie das 
bezügliche Decret vom 17. Juni 1870 besagt: ,von wegen der Verdienste 
der Vorfahren um Haus und Land Württemberg, sowie derjenigen des 
Diploms-Empfängers." 

Wappen-Bestätigungs- und Vermehrungsbrief vom 2. April 1878 
für ebendenselben. 

von Görlitz. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 1. Januar 1806 für den Kgl. 
Württembergischen Reise- und Oberstallmeister Ernst Eugen Freiherrn 
von Görlitz, wirklichen Geheimen Rath und Kammerherrn, Obersthofmeister 
der verwittweten Königin Charlotte Mathilde. 

von Hackländer. 

Erlaubniss für den Director Hackländer zur Annahme der ihm 
von des Kaisers von Oesterreich Majestät verliehenen Würde des erblichen 
Oesterreichischen Ritterstandes, vermöge Kgl. Decrets vom 13. Juli 1860. 

von Hardt. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 11. November 1843 für 
den Kammerherrn und Major a. D. Victor Reinald Heinr. von Hardt, Ritter 
des Militär- Verdienst-Ordens. 

von Hayn. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 6 April 1836 für den 
Kammerherrn , Oberförster a. D. von Hayn und seine beiden Brüder den 
Hauptmann Christian Philipp uud den Oberstlieutenant Clemens Ferdinand 
Christian von Hayn. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1157 — 

von Hensler. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 6. April 1842 für Anton Maria 
Benedict Johann Hensler, Besitzer der Apotheke des Landgerichts München 
und nachmals Quartiermeister des Landwehr-Bataillons der Vorstadt Au, 
unter Bestätigung des ererbten Adels. 

vou Heyd. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 29. October 1809 für den 
Lieutenant Heyd mit Führung des Namens von Heydenschwert. 

Heyer von Rosenfeld. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 15. August 1845 für den 
Sohnde8 Freiherrn Heyer von Rosenfeld zu Oberönsingen, A. Nürtingen, 
Ruggiero Ferdinando Ferrante (Zanobi) Heyer von Rosenfeld. 

von HUnersdorff. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 3. April 1812 für den Oberst- 
lieutenant und Stallmeister von HUnersdorff. 

von Kauffmann. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 2. Januar 1807 für den Kgl. 
Württembergischen Geh. Rath Joh. Friedr. Kaufftnann, f 1809. 

von Kanlla. 

Erlaubniss für den Banquier Jos. Wolf von Kanlla in Stuttgart 
zur Führung des ihm von dem Fürsten ton HohenzoUern-Hechingen ver- 
liehenen Adelsprädikats im Königreich Württemberg, vermöge K. Decrets 
vom 20. Mai 1843. 

von Kellenbach. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 12. Juni und Diploms vom 
12. Juni 1814 für den Kgl. Württembergischen Oberst und Comman- 
danten des 8. Infanterie-Regiments Christ. Ludwig Joseph von Kellenbach, 
geb. 8. Dec. 1773 zu Stuttgart, Commandeur des Königl. Militär- Ver- 
dienst-Ordens und Ritter, Inhaber der goldenen Ehrenmedaille für den 
Sieg vom 1. Febr. 1814 und des Kaiserl. Russischen St. Annen -Ordens. 
Der Diploms-Empfänger war ein Bruder des Grossbrittannischen Haupt- 
manns Joseph Friedr. Kellenbach, geb. Solitude 20. April 1775, gestorben 
mit Hinterlassung von 3 Söhnen und 4 Töchtern. 

von Kerner. 

Freiherrn stand vermöge K. Decrets vom 23. October 1812 für den 
Königl. Württembergischen Generalmajor und Chef des Generalstabs im 
russischen Feldzuge, auch provisorischen Chef des gesammten Hütten- 
und Bergwesens Carl Friedr. von Kerner. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1158 — 

von Kiderlen. 

Adelsstand vermöge K Decrets vom 21. Januar 1869 für die Wittwe 
des f Hofbankdirectors Robert von Kiderlen, Marie, geb. Freiin von Wächter, 
8ammt den aus ihrer Ehe mit dem Genannten hervorgegangenen Kindern, 
unter Beifügung des Namens von Wächter zu dem ihrigen. 

von Kirn. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 12. Juni 1838 für die 4 Ge- 
brüder Franz Anselm, Regimen tsquartiermeister, geb. 1 793 ; Wilhelm Emerick, 
Hütten- Verwalter auf dem Königl. Eisenwerke zu Christophstbal, geb. 
1795; Carl Christian, Oberamtmann in Welzheim, geb. 1805 und Ernst, 
Lieutenant, geb. 1811. 

von Koch. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 23. Oc tober 1812 für den 
Generalmajor Christian Johann von Koch, Grosskreuz des Verdienst-Ordens 
„von wegen dessen treu geleisteten Diensten, insbesondere in dem gegen- 
wärtigen Feldzug. u 

von König. 

Geburts-Adels-Bestätigung vermöge Diploms vom 21. März 1812 
für den f Oberjustizrath Carl von König. 

Ferner: Adelsstands- Erneuerung, unter gleichzeitiger Erhebung in 
den Freiherrnstand, vermöge K. Decrets vom 14. April 1825 für den Expe- 
ditionsrath Ludw. Reinh. von König und dessen Söhne Wüh. Ludw. Fritdr., 
Oberlieutenant im II. Reiter-Regiment, und Karl, Forst- und Landwirth- 
schafts-Beflissenen, „von wegen des von ihren Voreltern geführten und 
laut Kaiserl. Diploms de anno 1803 dem Bruder des Expeditionsraths, 
Oberamtmann Karl von König, anerkannten Adelsstandes." 

Ferner: Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 14. October 1823 
für den Bankier Wilh. Christoph Ludwig von König in Amsterdam für sich 
und seine 3 Bruders Söhne, nämlich von Wilhelm König, Assessor beimK. 
Gerichtshofe für den Donaukreis, Friedrich von König, Forstwissenschafts- 
Beflissenen, und Wilhelm Friedrich Ludwig, Assessor bei der K. Finanz* 
kammer für den Donaukreis. 

Ferner: Erlaubnis für den Freiherrn Richard r. König statt seines 
bisherigen Familien-Namens von König- Warthausen den Namen König ton 
und zu WartJiausen führen zu dürfen, vermöge Kgl. EntSchliessung vom 
15. Febr. 1867. 



Digitized by V^OOQiC_ 



— 1159 — 

von Krafft. 

Erlaubniss zur Führung des Prädioats von Ebing für Friedrich 
Baron von Krafft vermöge K. Deorets vom 7. März 1808. 

von Krafft s. von Brom. 

von Lalance. 

Adelsstand vermöge Rescripts vom 12. Juni 1814 für den Major und 
Brigadier Carl von Ixdance, Commandeur des Militär- Verdienst-Ordens und 
Ritter der französischen Ehrenlegion. 

von Lang. 

Freiherrnstand vermöge K. Deorets vom 1. Januar 1806 für den 
wirklichen Geh.-Rath Lang. 

von Linden. 

Erlaubniss für den Oberst Grafen von Linden, Commandanten 
des 4. Reiter-Regiments, zur Annahme der von Sr. Heiligkeit dem Pabste 
Pius IX. verfügten Ausdehnung der von dem Pabste Gregor XVI. dem 
Grafen von Linden verliehenen, nach dem Rechte der Erstgeburt sich 
vererbenden, Grafenwürde auf dessen gesammte Nachkommenschaft, ver- 
möge K. Decrets vom 9. Mai 1850. 

Ferner: Grafenstand vermöge K. Decrets vom 4. November 1852 
für den Freiherrn Franz a Paula von Linden, KÖnigl. Gesandten in Berlin. 

Ferner : Erlaubniss für den Hauptmann im Generalquartiermeister- 
stabe Grafen Heinrich von Linden, seinem Namen und Wappen den Namen 
und das Wappen der Familie von Weickmann-Frauenberg beifügen zu 
dürfen, vermöge K. Decrets v. 13. December 1859. 

von Ludwig. 

FreiherrnBtand vermöge K. Decrets vom 18. Mai 1837 für den Med. 
und Phil. Dr. und Ritter des Grossherzoglich Hessischen Ludwigsordens 
Carl Ferdinand Heinrich von Ludwig, geb. zu Sulz am Neckar, und auf 
dem Cap der guten Hoffnung ansässig. Von ihm rührt die im Königl. 
Naturalien-Cabinet in Stuttgart befindliche reiche Sammlung natur- 
historischer Schätze her, welche er 1837 selbst überbrachte. 

von Malehus. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 26. Februar 1818 für den 
Königl. Württembergischen Finanzminister Carl Aug. von Malehus, unter 
Bestätigung des ihm am 30. November 1811 von dem König von West- 
phalen verliehenen Freiherrnstands. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1160 — 

von Mandelslohe. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 8. Juni 1808 für den König]. 
Staats- und Finanz-Minister Ulrich Lebrecht Freiherrn von Manddsfoht, 
Grosskreuz des Kr.-O. 

von Matthisson. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 20 September 1809 für den 
Grossherzogl. Bad i schon Legationsrath und Lector der Fürstin v. Anhalt- 
Dessau Matthisson. 

von Mittnacht. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 11. November 1851 für den 
Sohn des f Oberfinanzraths Mittnacht und der Ida, geb. von Seybothen, 
Max Mittnacht^ unter Führung des Namens „von Seybothen." 

von Hauch. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 27. Februar 1877 für den 
Premier-Lieutenant im III. Infanterie- Regiment Nr. 121 Hugo Friedr. 
Wilh. Mauch. 

von Meisrimmel. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 8. Oct. 1843 für den General- 
major Ernst von Meisrimmd, geb. zu Oettingen 10. Februar 1786. 

von Menoth. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 1. Januar 1806 für den Kgl. 
Württembergischen Geh. Cabinets-Director, Geh. Legat. -Rat h und Director 
des CenBurwesens, nachmaligen Staatsrath Joh. Heinr. Menoth, f 1834. 

von Moegling. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 19. September 1811 für den 
Geh Legationsrath, ersten Öecretär des Königl. Geh. Cabinets und Ritter 
des Civilverdfenst-Ordens Friedr. Heinr, Wolfgang von Moegling. 

von Moser. 

Adels- Anerkennungs-Decret vom 10. Juni 1807 für den Kameral- 
verwalter in Neuenbürg, früheren Klosterhofmeister in Steinheim a. d. 
Murr, Joh. AlbrecJU Christoph Moser, Vater des Majors und Bataillons- 
Commandanten im Königl. II. Infanterie-Regiment in Ulm Ernst Ferdinand 
Otto von Moser , geb. 17. Oct. 1796, f als Oberst im Ehreninvalidencorpe. 



Digiti 



izedby G00gk 



— 1161 — 

Weitere Adels-Anerkennungs-Decrete d. d. 16. Juni 1861 und d.d. 
3./17. März 1870 für die Kinder des Finanzraths Rudolph Friedr. Moser, 
nämlich Heinrich, damaligen Oberlieutenant im II. Reiter-Regiment, späteren 
Rittmeister, Rudolph, damaligen Secretär beim Steuerkollegium, jetzigen 
Obersteuerrath, Alexander, Kaufmann, und deren Schwester Augnsta 
Amalia, „von wegen ihrer durch ihren Urgrossvater vermittelten directen 
Abstammung von dem durch Diplom Kaiser Maximilians II. d. d. 
4. März 1573 nebst seinem Bruder Valentin geadelten Balthasar. u 

Ferner Adels- Anerkennungs-Decret d. d. 10. Februar 1876 für den 
Pfarrer Otto Moser, Sohn des Decans Friedr. Gottlob Moser in Backnang, 
und Enkel des Herzogl. Württemb. Regierungssecretära Joh. Dav. Moser, 
sowie für seine Geschwister Dr. Gottlob Moser und Charlotte Moser in 
Stuttgart 

von Mtthlenfels. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 26. Mai 1826 für den Geh. 
Rath Freiherrn Carl Adam von Mühlenfels. 

von MQldenstein. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 21. Februar resp. 7. Juli 1828 
für den damals zu Tübingen studirenden Robert Krämer, Sohn des 
Dr. Kramer, unter Führung des Namens von Müldenstein. 

von Müller. 

Adelsstand vermöge K. Rescripts vom 27. Juni 1820 und Diploms 
vom 3. September 1834 für den Banquier Johannes Müller zu Kocher- 
steinsfeld, früher in der Kapstadt etablirt. 

von Müller. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 6. Juli 1871 für den 
Director des botanischen und zoologischen Gartens in Melbourne Dr. med. 
und phil. Ferdinand von Müller, Ritter des Kr.-O. 

von Müller. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 12. Juli 1877 für den Historien- 
maler Karl Friedr. Johannes Müller in Frankfurt a. M. 

von Nagel. 

Adelsstand vermöge K. Rescripts vom 12. Juni 1814 für den Major 
vom Cavallerie-Regiment Nr. 2 Carl Friedr. von Nagel, Ritter des Militär- 
Verdienst-Ordens. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1162 — 

von Neurath. 

Freiherrti8tand vermöge K. Decrets vom 30. März 1851 für dea 
Kammerherru und Geh. Legationsrath Constantin von Neurath. 

von Nlemeyer. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 7. August 1873 für die Wittwe 
des gewesenen Professors an der Landesuniversität in Tübingen, Charlotte 
Sophie Therese, geb. Beinstein, sowie den aus ihrer Ehe mit Letzterem 
entstammten einzigen Sohn Felix. 

von Normann-Ehrenfels. 

Grafenstand mit dem Beinamen Efirenfels vermöge K. Decrets vom 
1. Januar 1806 für den Staatsminister, vormaligen Geh. Rath, Regierungs- 
Vice-Prasidenten und Gesandten in Paris Philipp Christ, von Normann. 

von der Osten. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 6. März 1855 für den 
Salinenverwalter Eduard Moritz August von der Osten zu Hall und Wil- 
helmsglück, Ritter des Kron-Ordens. 

von Pfeiffer. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 25. August 1814 für den 
Nassauischen Geh. Finanzrath und Staatsreferendär zu Wiesbaden Franz 
CarlJoh. von Pfeiffer, geb. 21. December 1766 zu Rheinzabern im Unter- 

Elsass. 

von Pflummern. 

Anerkennung des Freiherrnstandes für Franz Xaver von Pflummern, 
K. Bayer. Kreisrath und Ritter des Civilverdienst-Ordens, vermöge Cer- 
tificates des Staats- und Cabinets-Ministers d. d. 15. Sept. 1813. 

von Podewils. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 1. April 1854 für den 
Besitzer des Ritterguts Leinstetten Edwin von Podetrils. 

yon Rauch, 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 27. Juli 1808 für die Gebräder 
Gottlieb Christian und Moritz Carl Albrecht Rauch, Chefs des Handels- 
hauses Joh. Moritz Rauch in Heilbronn. 

von Rechberg-Rothenlöwen. 

Grafensland vermöge K. Decrets vom 6, November 1810 für die 
nichtgräflichen, resp. im Freiherrnstand verbliebenen, Freiherren von Rech- 
berg-Rothenlöwen. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1163 — 

von Reichenbach. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 28. Januar 1839 für den 
Dr. Carl L. Fr. Reichenbach zu Schloss Reissenstein bei Wien, „in 
Würdigung seiner ausgezeichneten Leistungen im Fache der Naturwissen- 
schaften und der practischen Anwendung derselben im Gebiete der Technik, 
sowie der in mehrfacher Hinsicht bestätigten Ergebenheit für sein 
württembergisches Vaterland." 

von Reinhard. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 12. Juni 1814 und Diploms 
vom 9. Februar 1819 für die Gebrüder Carl Albrecht, Obrist, Georg Wilhelm 
Friedrich, Hauptmann, und Christian Carl Reinhard, Hauptmann, sämmt- 
lich in Königl. Württembergischen Militärdiensten. 

von Reischach. 

Grafenstand vermöge K. Diploms vom 6. November 1810 für den 
K. Württembergischen Staatsminister Ca rl Friedr. Philipp Heinrich und den 
Königl. Oberforstmeister Carl Ludwig Wilh. Ernst Freiherrn tan Reischach. 

von Reuss. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 1. Januar 1806 für den Kgl. 
Württembergischen Staatsrath und Ministerialdirector bei dem Depar- 
tement der auswärtigen Angelegenheiten und Vorstand des Lehensraths 
Joh. Aug. Reuss. 

Renttner von Weil. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 2. Januar 1819 für den Frei' 
Herrn Julius Caesar von Reuttner zu Weil. 

von Ruknlck. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 2. Juni 1808 für den 
Lieutenant des Württembergischen Garde du Corps-Regiments Carl 
Ludw. Ferdinand von Ruknick, unter Verleihung des Namens „von Mengen" 

von Salm-Relfferscheid-Dvk. 

Erlaubniss für Altgraf von Salm-Reifferscheid-Dylc, zur Annahme des 
ihm vom König von Preussen verliehenen Diploms zur Führung der fürst- 
lichen Würde für sich und seine Descendenz, vermöge K. Rescripts vom 
12. Noiember 1816. 

von Schad. 

Gewährung der Bitte des K. Baierischen Oberjustiz-Raths Jacobs 
von Schad zu Ulm, um Einverleibung in das Württembergische Adels- 
Kataster, vermöge K. Deörets vom 3.0ct. 1811. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1164 — 

Ton Scheler. 

Grafenstand vermöge K. Deerets vom 23. October 1812 für den 
Königl. Württembergischen Generallieutenant und Divisionär der In- 
fanterie, Gouverneur der Königl. Residenzstadt Stuttgart Georg von Schwer. 

von Schiller. 

Freiherrnstand vermöge Diploms vom 16. Febr. 1845 für den Königl. 
Württemberg! sehen Oberförster und Grossherzogl. Sächsischen Kammer- 
herrn Carl Friedr. Ludwig von Schiller, geb. 1793, f 1857, unter Ver- 
mehrung des Wappens. Das für den Vater des Vorigen, Friedrieh 
Schiller, geb. 10. November 1759, f 9. Mai 1805 ausgestellte Diplom des 
Keichsadelsstands lautete: ,,Für den rühmlichst bekannten Gelehrten und 
Schriftsteller in gnädigster Rücksicht auf die ehrerbietigsten Wünsche 
Seiner des Herzogs zu Sachsen- Weimar Liebden, wie auch auf die ausge- 
zeichneten seltenen Verdienste des Erhobenen." 

von Schilling. 

Gewährung der Bitte des Hauptmanns ron Schilling zu Heilbronn 
um Ertheilung einer Legitimations-Urkunde behufs der Aufnahme des- 
selben in die Adels-Matrikel mit dem Freiherrlichen Prädikate und mit 
dem von seinem f Vater geführten Familien-Namen Schilling von Cannstatt, 
sowie mit dem hergebrachten Familien- Wappen unbeschadet der Rechte 
Dritter, insbesondere hinsichtlich der Lehenfolge, vermöge Kgl. Deerets 
vom 18. Aug. 1840. 

von Schmidt« 

Freiherrnstand vermöge K Deerets vom 16. Februar 1861 für den 
Major und Bataillons-Commandanten im 111. Infanterie-Regiment Moritz 
von Schmidt unter Verleihung des Namens und Rangs eines Frcikerm 
von Schmidt auf Altenstadt. 

von Sehmidt-Secherau. 

Adelsstand vermöge K. Deerets vom 19. December 1873 für den 
Königl. Consul Kaufmann Hermann Friedr. Schmidt in Hamburg unter 
gleichzeitiger Verleihung des Namens von Sehmidt-Secherau. 

von Schmitz-Grollenbnrg. 

Freiherrnstand vermöge K. Deerets vom 27. Mai 1346 unter Ver- 
leihung des Namens John von Schmitz-GroUetiburg für den Hauptmann und 
Compagnie-Chef der I. Artillerie-Brigade Carl Ludmg John ,,anf An- 
suchen des vormaligen Gesandten Freih. von Schmitz-GroUenburg wegen 
des von ihm au Kindesstatt angenommenen und mit seiner Nichte ver- 
mählten Königl. Preuss. Hauptmanns Carl Ludw. John." 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1165 - 

von Sehott. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 28. Januar 1822 für den Re- 
gierungsrath Joh. Christ, von Schott, Ritter des Kron-Ordens. 

von Schraishuon-Senbert. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 8. Juli 1852 für den Haupt- 
mann a. D. Karl AV)ert von Schraishuon-Seubert. 

von Schröder« 

Adelsstand vermöge Königl. Rescripts vom 12. Juni 1814 für den 
Lieutenant vom Leib -Cavalleiie- Regiment Nr. 1. Immanuel Äbrah. ron 
Schröder, geb. zu Oberurbach, O.A. Schorndorf, Ritter des Militär- Ver- 
dienst-Ordens. 

von Seckendorff. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 6. Nov. 1810 für den Königl. 
Staatsminister und Kammerherrn Freiherrn von Sechendorf , Ritter des 
grossen goldenen Adlerordens und Comthur des Johanniter-Maltheser- 
Ordens. 

von Seeger. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 30. April 1859 für den Oberst 
und Commandanten des I. Infanterie-Regiments Otto von Seeger. 

von Seidenberger. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 1. Januar 1806 für den 
Lieutenant von Seidenberger. 

von Seutter. 

Freiherrnstand vermöge K. Deorets vom 21. December 1810 für den 
Königl. Württemb. Oberforstmeister, nachmaligen Finanzkammer-Direktor 
Joh, Georg von Seutter. 

von Sick. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 10. April 1855 für den da- 
maligen Hauptmann bei der Artillerie, nunmehrigen Generalmajor a. 1). 
und Commenthur des Militärverdienstordens Hermann von Sick, Ritter 
des Kron-Ordens und des St. Wladimir-Ordens, geb. 20. März 1815 zu 
Stuttgart. 

von Slgel. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 26. September 1807 für den 
Lieutenant Carl Friedr. von Sigel vom Leib -Chevauxlegers- Regiment, 
nachmaligen Rittmeister, Ritter des Militär-Verdienst-Ordens und der 
französischen Ehrenlegion, geb. 5. August 1777. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1166 - 

Ton Sonntag. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 4. Februar 1876 für den Kgl. 
Württembergischen Oberst a. D. Friedrich Karl von Sonntag, Ritter des 
Milit.-Verd.-Orden8 und Kron-Ordens I. CL, unter gnädigster Anerkennung 
der mehr als 50jährigen treu geleisteten Dienste in der Armee, geb. 
21. November 1790, Sohn des vormaligen Kamer al Verwalters Sonntag. 

von Sontheim. 

Grafens,tand vermöge K. Decrets vom 24. Januar 1807 für den 
damaligen Lieutenant Georg von Sontheim, geb. 26. April 1790. 

von Spittler. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 1. Januar 1806 für den 
vormaligen Professor an der Universität zu Göttingen, Königl. Württem- 
bergischen wirklichen Geh. Rath, Minister, Ober-Curator der Universität 
Tübingen und Präsidenten der Studiendirection Ludw. Timotheus von Spittler, 
berühmten Historiker und Publicisten, geb. 10. November 1752 zu Stuttgart 

von Spittler. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 2. Juni 1809 für den Königl. 
Hof- und Finanzrath Christian Ferdinand Spittler. 

von Starkloff. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 12. Juni 1873 für den Kgl. 
Generallieutenant, Divisions-Commandanten Adolph von StarMs)ff, Com- 
menthur des Milit.-Verd.-O., Grosskreuz des Russischen St. Annen-Ordens 

von Steiger. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 26. Juni 1874 für die Wittwe 
des im Felde gefallenen Oberstlieutenants ron Steiger, Pauline, geb. Marx, 
und deren Sohn Rudolph. 

von Stein. 

Anerkennung des Grafenstandes für den in den Kgl. Bayerischen 
erbländischen Grafenstand erhobenen Freiherrn Johann Nepomuk ton Stein, 
laut Note des Kgl. Cabinets-Ministeriums an das Kgl. Ministerium des 
Innern d. d. 21. Januar 1808. 

von Stockmayer. 

Adelsstand vermöge Kgl. Rescripts vom 12. Juni 1814 für den 
Generalmajor der I. Infanterie-Brigade Ludwig Friedrich Stockmayer, 
Commenthur etc., Gouverneur der Residenzstadt Stuttgart, f 23. Dezember 
1837. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1167 — 

YOti Stockmayer. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 8. April 1841 für den Ober- 
lieutenant im 4. Reiter-Regiment Karl Paul Friedrich Stockmayer, genannt 
von Wechmar, Sohn des pensionirten Kameral- Verwalters Stockmayer in 
Göppingen, und Adoptiv-Sohn des Schlosshauptmanns zu Ludwigsburg 

von Wechmar. 

von Stosch. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 21. Mai 1836 für die Gattin 

des Grossherzoglich Hessischen Obersten Freiherrn von Stosch, geb. von 

der Solle, auf Ansuchen der Frau Fürstin von Colloredo-Mansfeld. 

von Strack* 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 1. September 1874 für den 
Hauptmann und Batterie-Chef im IL Württembergischen Feldartillerie- 
Regimcnt Nro. 29 Wilhelm Philipp Adolph August Strack unter Ver- 
leihung des Namens Strack von Weissenbach. 

von Stumpe* 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 12. Juni 1814 für den Major 
beim Linien-Infanterie-Regiment Nr. 1, nachmaligen Obrist und Regi* 
ments-Commandeur des Linien-Infanterie-Regiments Nr. 5 Prinz Friederich, 
Friedrich Christian Alexander von Stumpe, geb. 6. Juli 1776, Commandour 
des Königl. Militär-Verdienst-Ordens, sowie für dessen Bruder Major 
von Stumpe beim Leib-Inf. -Regiment Nr. 1. 
von Taubenheim. 

Grafenstand vermöge Allerhöchsten Handschreibens vom 6. April 
1859 für den Oberststallmeister Freiherr von laubenheim. 
von Tautphoeus« 

Erlaubniss für den pensionirten Oberamtmann von Tautphoeus zu 
Mergentheim zur Führung des seiner Familie von dem verewigten 
Könige von Bayern verliehenen Freiher rn-Titels für sich und seine Nach- 
kommen, vermöge Decrets vom 13. Juni 1830. 

von Theobald. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 21. Januar 1847 für den 
K. K. Oesterreichischen Hauptmann Iheodor Johann Carl Theobald von 
Theobald* Sohndes Königl. Württembergischen Generals Joseph von Theobald. 

von Valois. 

Freiherrn stand vermöge K. Decrets vom 22. August 1846 für den 
Generalmajor Louis von Valois, Commandanten der I. Infanterie-Brigade 
und Stadt-Comraandanten von Stuttgart, Ritter des Milit.-Verd. -Ordens, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1168 — 

„in Rücksicht auf seine adelige Abstammung und in Anerkennung seiner 
vieljährigen treugeleisteten Dienste." 

Y<m Vellnagel. 
Adelsstand vermöge K. Decrets vom 12. Januar 1607 für den Kgl 
Württembergischen Major bei dem vormaligen schwäbischen Kreis-Dra- 
goner-Regiment Württemberg Joh. Wilhelm von VeUnagd, Vater des am 
16. September 1788 geborenen Stallmeisters Wüh. Jul. von Veünagd. 

von Vellnagel. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 6. November 1812 für den 
Königl. Württembergischen Staatssecretär, Ordens-Vice-Kanzler, Präsi- 
denten der Königl. Hofdomänenkammer, Mitglied des Königl. Oberhof- 
raths, Grosskreuz der Württembergischen Krone etc. CJtristian Ladung 
August von Vellnagel. 

von Vischer. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 12. Juni 1814 für Gnstat 
Leonhard von Vischer, Seconde-Lieutenant des Kronprinz Dragonerregiments 
Nr. 3, Ritter des Milit.-Verd.-O., „von wegen seines, bei verschiedenen 
•Affairen, namentlich im Feldzug des Jahres 1814, bewiesenen tapferen 
und mannhaften Benehmens." 

von Vischer. 

Adelsstand vermöge K. Rescripts vom 12. Juni 1814 (Diplom vom 
7. Mai 1818) für den Major und Oberzeugwarth, nachmaligen Generalmajor 
und Arsenal-Director von Vischer. 

von Vischer. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 22. Februar 1819 für den 
Lieutenant beim III. Königl. Reiterregiment in Esslingen Joh. Benjamin- 
Christian Friedr. Vischer, geb. 26. October 1793, Sohn des f Regierung»* 
Secretärs Joh. Wüh. Christ. Vischer in Stuttgart. 

von Wächter. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 19. September 1819 für Aug. 
Heim. Christoph von Wächte.% Königl. Württembergischen Kammerherrn. 
Geh. Legationsrath und gewesenen Ministerresidenten am König]. Nieder- 
ländischen Hofe. 

Ferner: Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 18. Juni 1825 
für Denselben. 

Dessgleichen : Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 9. October 
1841 für Karl Ebeih. von Wächter, wirklichen Staatsrath, nachmaligen Cult- 
und Justiz-Min ister, „als Beweis Meines Wohlwollens und Meiner fort- 



Digitized by 



Google 



— 1169 — 

wahrenden Anerkennung der Verdienste Ihres Schwiegervaters des Ministers 
von Spitüer, u mit Beifügung des Namens „Spittter" zu dem seinigen. 

Ferner: Freiherrnstand vermöge Diploms vom 17. April 1855 für 
Franz Ludwig Otto Wächter, geb. 16. März 1832, und Emma Wilhelmine 
Luise Wächter, geb. 12. April 1840, Kinder des jüngeren Bruders des 
Vorigen, Franz, Geh. Conferenzraths und Hofkammerdirectors in Sig- 
maringen. 

von Wagner-Frommenhausen, 

Freiherrnstand vermöge Diploms vom 12. April 1845 für den 
Königl. Württembergischen Kammerherrn, Oberst und Hof- Jägermeister 
Carl Wagner von Frommenhausen* 

von Weckherlin. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 18. Juni 1864 für den Secretär 
Ihrer Majestät der Königin der Niederlande, Staatsrath von Weckherlin. 

von Wider. 

Adels-Erneuerung vermöge K. Decrets vom 8. Februar 1807 für 
Ludwig von Wider, Lieutenant im Königl. Württembergischen Infanterie- 
Regiment „von Lilienberg". Die Adels- Anerkennung erfolgte auf An- 
suchen des Majors und General-Auditors von Georgii. 

von Wimpfen. 

Freiherrnstand vermöge K. Decrets vom 20. Juni 1834 und Diploms 
vom 6. Oct. 1834 für den pensionirten Generalmajor von Wimpfen. 

von Wucherer. 

Adelsstand vermöge K. Decrets vom 31. Januar 1806 für den Geh. 
Legationsrath Johann Christian Friedrich von Wucherer, Ritter des Kron- 
Ordens. 

von Zeppelin. 

Grafenstand vermöge K. Decrets vom 1. Jan. 1806 für den Reise- 
Marschall Freiherrn von Zeppelin. 



9. Qtorgil-Georgenau, BlographtBch-Ooncalogische Blatter etc. 74 



Digiti 



zedby G00gk 



stellt: 



, IV. 

Geheimer Rath. 

(Besetzung seit 9. November 1816.) 

I. Vorstände. 
Als wirkliche Geheimeraths- Präsidenten waren seit 1817 ange- 



1. Dr. ron der Luhe, geb. 2. Mai 1762, Staats-Minister, vom 18. 
November 1817 bis 29. Juli 1821, f 14. März 1836. 

2. Dr. ron Otto, geb. 26. October 1758, Staats-Minister, vom 29. Juli 
1821 bis 15. November 1831. t 7. September 1836. 

3. Paul Friedr. Theodor Eugen Freiherr von Maneler, geb. 30. Mai 
1783, Staats-Minister vom 15. November 1831 bis 6. April 1848. 
t 29. Januar 1859. 

(Vom 6. April 1848 bis 24. April 1855 hatte der Geheime- 
Rath keinen besonderen Vorstand; mit dem Vorsitze war zugleich 
ein ordentliches Mitglied des Collegiums betraut). 

4. Constantin Freiherr von Nenrath, geb. 22. April 1807 , Staats- 
Minister, vom 24. April 1855 bis 27. April 1867. t 8. Sep- 
tember 1876. 

(Seit dem April 1867 ist kein besonderer Geheimeraths-Präsident 
mehr angestellt worden, den Vorsitz führt seitdem* Einer der 
Departements-Chefs , gegenwärtig der Präsident des StaaU-Mini- 
steriums, Staats-Minister der Justiz, des Königlichen Hauses und der 
auswärtigen Angelegenheiten, Dr. von Mittnackt). 



Digiti 



izedby G00gk 



— 1171 — 

IL Departements-Chefs. 
A. Departements-Chefs der Justiz. 

1. Dr. von der Luhe, Justiz-Minister seit 30. Juni 1809. Am 18. Nov. 
1817 zum Geheimen Raths-Präsidenten ernannt, (s. S. 1170. Nr. 1.) 

2. Dr. Constantin von Neu rath, geb. 28. Juli 1777, Justiz-Minister 
seit 10. Nov. 1817. f 27. Nov. 1817. 

3. Dr. Freiherr von Mauoler, Justiz-Minister seit 8. März 1818. Am 15 
Nov. 1831 zum Geheimen Ratht-Präsidenten ernanntes. S. 1170.Nr.3.) 

4. Dr. von Schwab, geb. 20. März 1781, Geheimer Rath und pro- 
visorischer Chef des Justiz -Departements seit 15. Nov. 1831. Am 
26. September 1839 der Verwaltung des Justiz-Departements ent- 
hoben unter Belassung der Geheimen Rathsstelle. (s. S. 1179. Nr. 10.) 

5. Dr. von Prieser, geb. 20. Mai 1797, Departements-Chef seit 26. Sep- 
tember 1839, zuerst in provisorischer Eigenschaft, mit Titel und 
Rang eines Staat9raths, dann seit 19. April 1843 definitiv als 
Geheimer Rath. Am 6./9. März 1848 pensionirt. t 28. Januar 1870. 

6. Fr. von Römer, geb. 4. Juni 1794, Staatsrath und Chef des Justiz- 
Departements seit 9. März 1848. Am 28. October 1849 der Ver- 
waltung des Departements enthoben t H» März 1664. 

7. Dr. von Hänlein, geb. 8. December 1794, Staatsrath und Chef des 
Justiz-Departements seit 28. October 1849. Am 2. Juli 1850 der 
Verwaltung des Departements enthoben und zum ordentlichen Mit- 
gliede des Geheimen Raths ernannt, (s. S. 1180. Nr. 15.) 

8. von Piessen, geb. 23. November 1808, Staatsrath und Chef des 
Justiz-Departements seit 2. Juli 1850, Justiz-Minister seit 20. Sep- 
tember 1852. Am 7. April 1856 in den Ruhestand getreten. 

9. Dr. Freiherrvon Wächter-Spittler, geb. 26. April 1798, Justiz-Mi- 
nister seit 7. April 1856. Am 4. Oct. 1864 pensionirt. t 21. Sept. 1874. 

10. Freiherr von Neurath, Constantin Justus Franz, Geheimer Raths-Prä- 
sident, seit 4. October 1864, zugleich provisorischer Chef des Justiz - 
Departements (s. S. 1170. Nr. 4.) Am 27. April 1867 in den 
Ruhestand versetzt, f 8. Septbr. 1876. 

11. Dr. von Mittnacht, geb. 17. März 1825, Chef des Justiz-Departements 
seit 27. April 1867, Justiz-Minister seit 27. September 1868, zu- 
gleich Minister der Familien-Angelegenheiten des Königl. Hauses 
und der auswärtigen Angelegenheiten seit 23. November 1873, 
auch Präsident des Staatsministeriums, (s. S. 1173. Nr. 13.) 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1172 - 

B. Departements-Chefs des Königlichen Hauses und der 
auswärtigen Angelegenheiten. 

1. Graf toii Zeppelin, Ferdinand Ludwig, geb. 28. November 1772, 
Minister der auswärtigen und der Familien- Angelegenheiten des 
Königlichen Hauses seit 8. November 1816. Am 17. Mai 1819 
dieser Staatsämter enthoben, f 21. Januar 1829 als Königlicher 
Gesandter am Kaiserlich Oesterreichischen Hofe. 

2. Graf von Wlntzingeroda, Heinrich Levin, geb. 16.0ctober 177S T 
Minister der auswärtigen und der Familien-Angelegenheiten des 
Königlichen Hauses seit 17. Mai 1819. Pensionirt am 2. October 
1823. f 15- September 1856 auf Schloss Bodenstein in Preussen 

3. Graf von Beroldingen, Joseph, geb. 27. November 1780, Minister 
der auswärtigen und der Familien- Angelegenheiten des Königlichen 
Hauses seit 2. October 1823. Pensionirt am 6. März 1848. f 24 - 
Januar 1868. 

4. von Roser, geb. 20. März 1787, provisorischer Chef des Departements 
der Königlichen Familien- und der auswärtigen Angelegenheiten 
seit 13. Mai 1848, zugleich Direktor des Königlichen Haus- and 
Staats-Archivs und Geheimer Legat ionsrath. Am 28. October 1849 
von der Verwaltung des Departements entbunden, f als Staats- 
rath 27. December 1861. 

5. Freiherr von Wächter-Spittler, geb. 26. April 1798, Staatsrath und 
provisorischer Chef deB Departements der auswärtigen Angelegen- 
heiten, zugleich Chef des Departements des Kirchen- und Schul- 
wesens seit 28. October 1849. Am 2. Juli 1850 von der Ver- 
waltung beider Departements enthoben, (s. S. 1175. Nr. 3.) 

6. Freiherr Joseph von Linden, geb. 7. Juni 1804, Staatsrath und 
Departements -Chef des Innern, interimistisch zugleich mit der 
Leitung der Geschäfte des Ministeriums der auswärtigen Angelegen- 
heiten beauftragt vom 6. Juli 1850 bis 8. Mai 1851. (s. S. 1173. 

Nr. 8.) 

7. Freiherr von Neurath, geb. 22. April 1807, Chef des Departements 
der Königlichen Familien- und auswärtigen Angelegenheiten, als 
Staatsrath zuerst provisorisch seit 8. Mai 1851, dann definitiv seit 
2. Juni 1852 und als wirklicher Minister seit 20 September 1852. 
Am 14 Juli 1854 von beiden Funktionen auf Ansuchen entbunden 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1173 — 

unter Belassung in der bis dahin zugleich versehenen Stelle eines 
Vorstandes des Geheimen Rathes (s. S. 1170. Nr. 4.) 

8 Freiherr Joseph Ton Linden, Minister des Innern seit 20. September 
1852; interimistisch vom 14. Juli 1854 bis 29. Oct. 1855, zum zweiten 
Mal (s. oben) mit der Verwaltung des Ministeriums der Königlichen 
Familien- und der auswärtigen Angelegenheiten betraut. 

9. Freiherr von Hügel, Carl Engen, geb. 24. Mai 1805, Minister des 
Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten seit 
29. October 1855. Pensionirt 21. September 1864. f 29. Mai 1870. 

10. Freiherr von Tarnbfller, CarlGotOöb y geb. 13. Mai 1809, Minister 
des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten seit 
21. September 1864, zugleich mit dem Präsidium des Geheimen 
Raths beauftragt seit 27. April 1867. Pensionirt am 31. August 
1870. 

11. Graf vou Taube, geb. 9. Juli 1810, Staatsrath, Direktor des König- 
lichen Haus- und Staats- Archivs und Oberst-Hofmeister der Königin, 
mit der interimistischen Verwaltung des Ministeriums der König- 
lichen Familien- und der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt 
vom 31. August 1870 bis 9. Januar 1871. Am letztgenannten Tage 
in den Pensionsstand getreten mit dem Titel eines Geheimen Raths. 

12. Freiherr von Wächter, Johann August, geb. 3 April 1807, Minister 
des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten seit 
9. Januar 1871. Pensionirt am 27. August 1873. 

13. Dr. von Mittnacht, Justiz-Minister (s. S. 1171. Nr. 11), zugleich 
mit der interimistischen Verwaltung des Ministeriums des König- 
lichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt 
seit 27. August 1873, und definitiver Minister der Familien-An- 
gelegenheiten des Königlichen Hauses und der auswärtigen An- 
gelegenheiten, neben der Stellung als Justiz-Minister, seit 23. No- 
vember 1873. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1174 — 

C. Departements-Chefs des Innern und des Kirchen- und 
Schulwesens. 

1. Freiherr ron Wangenheim, geb. 14. März 1773, Geheimer Rath 
und Minister des Kirchen- und Schulwesens seit 8. November 1816. 
Am 3. November 1817 zum Bundestags-Gesandten ernannt, f 21. 
Juli 1850 in Coburg. 

2. Dr. TOD Wächter, Carl Eberhard, geb. 23. November 1758, Geheimer 
Rath und provisorischer Chef des Departements des Innern seit 
8. November 1816. Am 26. Februar 1817 der Verwaltung des 
Departements enthoben, (s. S. 1179. Nr. 2.) 

3. Freiherr von Kerner, Carl Friedrich, geb. 7. März 1775, Geheimer 
Rath und provisorischer Chef des Departements des Innern seit 
26. Februar 1817. Am 10. November 1817 der Verwaltung des 
Departements enthoben (s. S. 1179. Nr. 5.) 

4. Dr. ron Otto, geb. 26. October 1758, Geheimer Rath und Minislsr 
des Innern und des Kirchen- und Schulwesens seit 10. November 
1817. Am 29. Juli 1821 zum Geheimen Raths-Präsidenten ernannt. 

5. TOii Schmidlin, Christoph Friedrich, geb. 25. August 1780, Chef 
des Departements des Innern und des Kirchen- und Schulwesens, 
zuerst in provisorischer Weise seit 29. Juli 1821, Minister seit 
1. Juli 1827. f 28. December 1830. 

6. Dr. ron Kapff, Sixt Eberhard, geb. 4. October 1774, Geheimer Rath 
und Chef des Departements des Innern und des Kirchen- und 
Schulwesens seit 3. Januar 1831. Am 3. April 1832 der Verwal- 
tung des Departements enthoben unter Belassung der Geheimen 
Rathsstelle (s. S. 1179. Nr. 9.) 

7. Dr. von Weishaar, geb. 3. März 1775, Geheimer Rath und Minister 
des Innern und des Kirchen- und Schulwesens seit 3. April 1832. 
Pensionirt am 10. August 1832. f 19. September 1834. 

8. Dr. von Schleyer, Johannes, geb. 11. März 1792, Chef des Departe- 
ments des Innern und des Kirchen- und Schulwesens, zuerst pro- 
visorisch mit Staatsraths-Character seit 10. August 1832, Geh. Rath 
seit 26. September 1839, Minister seit 26. September 1839. Pen- 
sionirt am 6. März 1848. (s. S. 1175. Nr. 2.) 

Nach dem Abtreten des Ministers von ScMayer in Folge der Mars-Ereignisse d» 
Jahres 1848 wurden die beiden Ministerien des Innern und des Kirchen- and Schul- 
wesens von einander getrennt 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1175 — 

Departements-Chefs des Innern seit März 1848. 

1. Dr. von Duvernoy, geb. 9. Juli 1802, Staatsrate und Chef des 
Departements des Innern seit 9. März 1848. Am 19. October 1849 
der Verwaltung des Departements enthoben. 

2. Dr. Ton Schlayer, Staatsminister (s. S. 1 1 74. Nr. 8.), zum zweiten 
Mal Minister des Innern seit 28. October 1849. Am 2. Juli 1850 
wieder in den Ruhestand versetzt, f 3. Januar 1860. 

3. Freiherr Joseph von Linden, Chef des Departements des Innern seit 
2. Juli 1850, wirklicher Minister seit 20. September 1852, vom 
6. Juli 1850 bis 13. Februar 1851 auch mit der Leitung der Ge- 
schäfte des Ministeriums des Auswärtigen beauftragt. Pensionirt 
am 21. September 1864 (s. S. 1172. Nr. 6.). 

4. von Gessler, Ernst, geb. 27. October 1818, Minister des Innern seit 
21. September 1864. Am 23. März 1870 der Verwaltung des De- 
partements enthoben und in den Geheimen Rath berufen (s. S. 1180. 
Nr. 17.). 

5. von Scheurlen, geb. 3. September 1824, Chef des Departements des 
Innern seit 23. März 1870, wirklicher Minister seit 19. Juli 1870. 
t 1. April 1872. 

6. von Sick, Heinrich, geh 9. März 1822, Minister des Innern seit 
16. Mai 1872. 

Departement s-Chefs des Kirchen- und Schulwesens 
seit März 1848. 

1. Dr. von Pfizer, Paul Achatius, geb. 12. September 1801, Staatsrath 
und Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens seit 
9 März 1848. Am 14. August 1848 von der Stelle eines Departe- 
ments-Chefs entbunden, f 29. Juli 1867 in Tübingen. 

2. von Solimidlin, Eduard, geb. 15. April 1804, Ober-Regierungsrath 
und provisorischer Chef des Departements des Kirchen- und Schul- 
wesens seit 14. August 1848. Am 16. September 1849 von der 
Stelle eines Vorstandes des Cult-Departements enthoben und in 
sein früheres Amt zurückgetreten, f 25. Juli 1869 als Consistorial- 
Präsident. 

3. Dr. Freiherr von W&chter-Spittler, Staatsrath und Chef des Depar- 
tements des Kirchen- und Schulwesens seit 28. October 1849, zugleich 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1176 - 

provisorisch mit der Verwaltung des Departements der auswärtigen 
Angelegenheiten beauftragt (s. oben). Am 2. Juli 1850 beider 
Stellen enthoben und zum Consistorial-Präsidenten ernannt, erhielt 
darauf Frhr. v. Wächter am 23. September 1850 die Verwaltung 
des Cult- Departements von Neuem übertragen und wurde am 
20. September 1852 zum Minister de8 Kirchen- und Schulweseni 
ernannt, in welcher Eigenschaft er das Departement fortverwaltete, 
bis er am 7. April 1856 die Verwaltung des Justiz-Departement« 
zu übernehmen hatte (s. S. 1171. Nr. 9.). 

4. Dr. von Rflmelin, geb. 26. März 1815, Staatsrath und Chef des De- 
partements des Kirchen- und Schulwesens seit 9. April 1856. Am 
5. April 1861 mit Pension von der Verwaltung des Departements 
enthoben; seit 19. Juli 1870 Kanzler der Landes-Universität. 

5. Dr. von Golther, geb. 11. Januar 1823, Chef des Departements des 
Kirchen- und Schulwesens mit Staatsraths-Rang seit 5. April 1861, 
wirklicher Minister seit 21. September 1864, seit 27. April 1867 
zugleich mit den Functionen des Präsidiums des Geheimen-Rathes 
beauftragt. Am 23. März 1870 beider Stellen mit Pension ent- 
hoben und zum Präsidenten des evangelischen Consistoriums er- 
nannt, t 17. September 1876. 

6. Dr. toii Gessler, Theodor, geh 16. August 1824,Minister des Kirchen- 
und Schulwesens seit 3. Mai 1870. 

D. Departements-Chefs des Kriegswesens. 

1. Graf von Franquemont, geb. 5. März 1770, Geheimer Rath, Staats- 
und Kriegs-Minister seit 9. November 1816, pensionirt am 10. Augast 
1829. t 2. Januar 1842. 

2. Freiherr ron Hügel, Ernst Eugen, geb. 26. März 1774, General-Lieu- 
tenant, Geheimer Rath und Kriegs-Minister seit 10. August 1829. 
Pensionirt am 15. September 1842. f 30. März 1849. 

3. Graf von Sontheim, geb. 26. April 1790, General-Lieutenant, Ge- 
heimer Rath und Kriegs -Minister seit 15. September 1842. Am 
24. Juni 1848 der Verwaltung des Kriegs-Departements enthoben 
und zum Gouverneur der Bundesfestung Ulm ernannt, f 14. De- 
cember 1860. 

4. Freiherr von Röpplin, geb. 28. November 1797, General-Major und 
Chef des Kriegs-Departements seit 24. Juni 1848. Am 28. October 



Digitized by 



Google 



- 1177 — 

1849 von der Verwaltung des Departements entbunden und am 
9. November ged. J. in den Quiescenz-Stand versetzt, t al* General- 
Lieutenant 25. August 1867 im Curorte Tarasp. 

5. von Baur, geb. 8. April 1806, General-Major und Chef des Kriegs- 
Departements seit 28. Oetober 1849. Am 2. Juli 1850 von der 
Verwaltung des Departements enthoben, später als General-Lieute- 
nant und Commandeur der Artillerie-Brigade wieder angestellt, 
jetzt pension irt. 

6. Freiherr von Miller, geb. 10. März 1792, General-Lieutenant, Kriegs- 
Minister seit 2. Juli 1850. Pensionirt am 1. September 1865 mit 
dem Titel eines Generals der Infanterie, t 5. Oetober 1866. 

7. Freiherr von Wiederhold, geb 31. August 1809, General-Lieutenant, 
Kriegs-Minister eeit 1. September 1865. Am 5./9. Mai 1866 der 
ihm übertragenen Verwaltung enthoben und in den Ruhestand 
versetzt. 

8. von Hardegg, Oscar, geb. 19. Oetober 1815, General-Lieutenant, 
Kriegs-Minister seit 5. Mai 1866. Am 27. April 1867 der Ver- 
waltung des Departements mit Pension enthoben, f 25. August 1877. 

9. Freiherr von Wagner, geb. 19. December 1822, Chef des Kriegs-De- 
partements seit 27. April 1867, zuerst mit dem Charakter als 
General-Major, dann wirklicher Kriegs-Minister seit 27. September 
1868. Am 23. März 1870 pensionirt. 

10. von Suckow, geb. 13. December 1828, General-Major, Chef des 
Kriegs - Departements seit 23. März 1870, Kriegs - Minister und 
General-Lieutenant seit 19. Juli 1870. Am 13. September 1874 
der Verwaltung des kriegs-Ministeriums enthoben und mit Pension 
zur Disposition gestellt. 

11. von Wundt, geb. 14. Juni 1825, General-Major, mit Führung des 
Kriegs-Ministeriums beauftragt seit 13. September 1874; zum De- 
partements-Chef des Kriegs- Wesens ernannt seit 5. März 1875. 

E. Departements-Chefs der Finanzern 

1. von Otto, geb. 26. Oetober 1758, Geheimer Rath und Finanz-Minister 
seit 8. November 1816. Am 10. November 1817 zum Minister des 
Innern und des Kirchen- und Schulwesens ernannt (s. S. 1174. Nr. 4.). 

2. Freiherr von Malchus, Carl August, geb. 27. Sept. 1770, Präsident, 
provisorischer Chef des Finanz -Departements seit 10. November 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1178 — 

1817. Am 5. September 1818 von der Verwaltung des Finanz- 
Departements enthoben, f 1840 in Heidelberg. 

3. von Weckherlin, geb. 23. Februar 1777, Cbef des Finanz-Departe- 
ments, zuerst provisorisch mit dem Charakter als Staatsrath seit 
5. September 1818, dann Finanz-Minister und Geheimer Rath seit 
27. Juni 1821. Pensionirt am 29. October 1827. f 27. Juli 1828 
im Bade Boll. 

4. Freiherr von Varnbttler, Carl Friedrich Eberhard, geb. 12. August 
1776, Geheimer Rath und Finanz-Minister seit 29. October 1827. 
t 27. April 1832. 

5. von Herzog, geb. 12. November 1788, Staatsrath und provisorischer 
Chef des Finanz-Departements seit 30. April 1832. f 20. Sept. 1832. 

6. von Herdegen, geb. 20. März 1787, Geheimer Rath und Chef des 
Finanz-Departements seit 23. September 1832, Finanz-Minister seit 
26. September 1839. Am 6. August 1844 von dem Ministerium 
ab- und in den Ruhestand getreten (s. unten Nr. 9.). 

7. von Gärttner, geb. 14. September 1788, Geheimer Rath und Finanz- 
Minister seit 31. August 1844. Pensionirt am 6. März 1848. 
t 18. Juli 1861. 

8. von Goppel t, geb. 2. Januar 1800, Staatsrath und Chef des Finanz- 
Departements seit 9. März 1848. Am 28. October 1849 von der 
Verwaltung des Departements entbunden, f 12. October 1875. 

9. von Herdegen, Staats-Minister (s. oben 6), von Neuem Finanz- 
Minister seit 28. October 1849. Am 2. Juli 1850 in den Ruhestand 
zurückgetreten, t 18. März 1861. 

10. von Knapp, geb. 4. Februar 1800, Staatsrath und Chef des Finanz- 
Departements seit 2. Juli 1850, Finanz-Minister seit 20. September 
1852. t 21. Mai 1861. 

11 von SigeJ, geb. 27. August 1808, Staatsrath und interimistischer 
Vorstand des Finanz- Departements seit 5. Juni 1861, wirklicher 
Departements -Chef seit 31. December 1861. Am 21. September 
1864 von der Verwaltung des Departements entbunden und darauf 
zum Vorstand der Forst-Direction ernannt, t 23. April 1872. 

12. Dr. von Renner, geb. 28. September 1814, Staatsrath und pro- 
visorischer Chef des Finanz-Departements seit 21. September 1864» 
Finanz-Minister seit 8. September 1865. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1179 — 

III. Geheime Käthe. 

1. Freiherr Ton Phnll-Rieppur, geb. 5. October 1768, Staatsminister 
und Geheimer Rath seit 8. November 1816, t 18- Februar 1828. 

2. Dr. von Wächter, Carl Eberhard, geb. 23. November 1758, Ge- 
heimer Rath und provisorischer Chef des Departements des Innern 
seit 8. November 1816 (s S. 1174 Nr. 2.) dann, nach Niederlegung 
des letztgedachten Amtes am 26. Februar 1817, ordentliches Mitglied 
des Collegium, am 1. August 1826 pensionirt, f 24. Juli 1829. 

3. von Hartmann, August, geb. 5. October 1764. Geheimer Rath seit 
8. November 1816, am 31. December 1818 seiner Stelle enthoben, 
t 4. April 1849. 

4. Dr. vonLempp, Albr. Friedr., geb. 19. April 1763. Geheimer Rath 
seit 8. November 1816, t 23. Januar 1819. 

5. Freiherr von Kerner, geb. 7. März 1775, Geheimer Rath und provi- 
sorischer Chef des Departements des Innern, seit 26. Februar 1817; 
(8. S. 1174 Nr. 3.) dann, nach Niederlegung der letzterwähnten 
Stelle am 10. November 1817 ordentl. Mitglied des Geheimen Raths- 
Collegium, am 3l.Dec. 1818 der Stelle enthoben, t 12. April 1840. 

6. Dr. Freiherr von Maucler, Paul Fr. Theodor Eugen, geb. 20. Mai 
1783, Geheimer Rath seit 14. Juni 1817, am 8. März 1818 Justiz- 
minister, (s. S. 1171. Nr. 3.) 

7. Df. von Neurath, Constantin Franz, geb. 28. Juli 1777. Geheimer 
Rath seit 14. Juni 1817, am 10. November 1817 zum Justiz-Minister 
ernannt, (s. S. 1171. Nr. 2.) 

8. Dr. von Gros, Carl Heinrich, geb. 10. November 1765. Geheimer 
Rath seit 31. December 1820, t 9- November 1840. 

9. Dr. von Kapff, geb. 4. October 1774, Geheimer Rath und Chef des 
Departements des Innern seit 3. Januar 1831, dann, nach Ent- 
hebung von letztgenannter Stelle am 3. April 1832 (s. S. 1174 
Nr. 6) ordentl. Mitglied des Geheimen Rathes, am 4. Mai 1833 
pensionirt. t 31. August 1851. 

10. Dr. von Schwab, Carl Heinrich, geb. 20. März 1781. Geheimer 
Rath und provisorischer Chef des Justiz-Departements seit 15. 
November 1831, nach Niederlegung der letztgenannten Stelle am 
26. September 1839 als ordentliches Mitglied im Geheimen Rathe 
verblieben, (s. S. 1171. Nr. 4.) t 23. Januar 1847. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1180 — 

11. von Leypold, geb. 1. Januar 1772, Geheimer Ratb seit 25. October 
1838; pensionirt am 11 April 1848. f 5. März 1851. 

12. vou Pistorius, geb 11. November 1781, Geheimer Rath seit 7. 
Januar 1841, pensionirt am 8. März 1848 unter Ernennung zum 
Ehren- Mitglied des Geheimen Raths. t 18. December 1853. 

13. von Gärttner, geb. 14. September 1788, Geheimer Rath seit 30. 
October 1841 und Hofkammer-Präsident seit 29 August 1843, am 
31. August 1844 zum Finanz-Minister ernannt, (s. S. 1178. Nr. 7.) 

14. Ton Moni, geb. 3. October 1803, Geheimer Rath seit 31. December 
1861, am 24. August 1877 zum Präsidenten des Verwaltungs-Ge- 
richtshofs und Ehrenmitglied des Geheimen Rathes ernannt. 

15. Dr. von Hänlein, geb. 8. December 1794, (s. S. 1171. Nr. 7.) Ge- 
heimer Rath seit 31. December 1861, pensionirt am 11. August 1865. 
t 17. August 1866. 

16. von Pfaff, Moriz, geb. 9. October 1803, Geheimer Rath seit 11. 
September 1865, pensionirt am 27. Mai 1870. f 22 Mai 1875. 

17. von Uessler, Ernst, geb. 27. October 1818, Staate-Minister, ordentL 
Mitglied als solcher seit 25. März 1870, (s. S. 1175. Nr. 4) am 
26. September 1877 zum ständigen Rath des Verwaltungs-Gerichts- 
hofs ernannt. 

18.. Dr. von Faber, geb. 30. December 1822, Geheimer Rath seit 26. Juli 
1870. 

19. von Dillenius, geb. 19. November 1819, Präsident der Eisenbabn- 
Direction und seit 30. December 1870 ausserordentliches Mitglied 
des Geheimen Rathes mit Titel und Rang eines Geheimen Rathes, 
jetzt zugleich General-Director der Verkehrs-Anstalten. 

IV. Staat8räthe. 

1. von Leypold, geb. 1. Januar 1772, Staatsrath seit 2. April 1818, am 
25. October 1838 zum Geheimen Rath ernannt, (s. hievor Nr. 11.) 

2. von Fischer, geb. 26. October 1769, Staatsrath seit 31. December 
1820. t 2. Januar 1841. 

3. von Herdegen, geb. 20. März 1787, Staatsrath seit 31. December 
1831, am 23. September 1832 zum Chef des Finanz-Departements 
und zugleich zum Geheimen Ratb ernannt, (s. S. 1178, Nr. 6.) 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1181 — 

4. Ton Plstorlus, geb. 11. November 1781, Staatsrate seit 31. December 
1831, am 7. Januar 1841 zum Geheimen Rath ernannt, (s. S. 1180. 
Nr. 12.) 

5. von Gärttner, geb. 14. September 1788, Staatsrate seit G Dec. 1832, 
am 30. October 1841 zum Geheimen Rath ernannt, (s. S. 1180. Nr. 13.) 

6. Dr. Ton Harttmann, Gottfr. Jonathan > geb. 23. October 1775. 
Staatsrate seit 25. October 1838, zugleich Vorsitzender Ministerial- 
Rath bei dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten (seit 
26. Januar 1825) und Director des Königlichen Haus- und Staats- 
archivs (seit 26. Juni 1836), pensionirt am 9. Deoember 1845 unter 
Ernennung zum Ehrenmitglied des Geheimen Raths. f 15. März 1849. 

7. Dr. Freiherr von Wächter-Spittler, geb. 26. April 1798, Staatsrate 
seit 25. October 1838, am 28. October 1849 zum Chef des Depar- 
tements des Kirchen- und Schulwesens und zugleich zum provi- 
sorischen Chef des Departements der auswärtigen Angelegenheiten 
ernannt, (s. S. 1172. Nr. 5. und 1175. Nr. 3. unten.) 

8. Dr. von Gmeliu, Friedr. Ludwig, geb. 27. November 1784, Staats- 
rate seit 30. December 1842. f 18- October 1847. 

9. Freiherr von Linden, Joseph Peter Franz, geb. 7. Juni 1804, Staats- 
rate seit 24. Februar 1847 mit Beibehaltung der zuvor (seit 4. 
September 1842) bekleideten Stelle eines Directors des katholischen 
Kirchenrathes, am 2. Juli 1850 zum Chef des Departements des 
Innern ernannt, (s. S. 1175. Nr. 3. oben.) 

10. von Köstlin, Aug. Fr., geb. 4. Juli 1792, Stpatsrath seit 24. Februar 
1847, am 9. November 1852 zum Präsidenten des evangelischen 
Consistoriums ernannt, als solcher pensionirt am 8. August 1866. 
t 12. August 1873. 

11. von Mobl, geb. 3. October 1803, Staatsrate seit 23. November 1847, 
am 31. Dec. 1861 zum Geheimen Rath ernannt, (s S. 1180. Nr. 14.) 

12. Dr. von Hänlein, geb. 8. December 1794, Staatsrate und ordent- 
liches Mitglied des Geheimen Raths seit 25. Juli 1850, am 31. 
December 1861 zum Geheimen Rath ernannt, (s. S. 1180. Nr. 15.) 

13. Dr. von Bezzenberger, geb. 30. Mai 1795, Staatsrate seit 9. No- 
vember 1852, am 14. April 1859 zum Präsidenten des Obertribu- 
nals ernannt, f 12. December 1866. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1182 — 

14. Ton Schmidlin, Wilh. Heinrich, geb. 17. Mai 1793, Staatsrath seit 
9. November 1852, pensionirt am 30. September 1863. f 6. April 
1867. 

15. yon Pfaff, Moriz, geb. 9. October 1803, Staatsrath seit 24. Dec. 1853, 
am 11. September 1865 zum Geheimen Rath ernannt (s. S. 1180. 
Nr 16.). 

16. toh Friz, geb. 9. November 1801, Staatsrath seit 27. December 
1854. f 25. Juni 1864. 

17. Graf von Leutrum, geb. 6. August 1814, Staatsrath seit 13. Februar 
1861, am 7. Juli 1869 pensionirt unter Verleihung von Titel und 
Rang eines Geheimen Rathes. 

18 von Gegsler, Ernst, geb. 27. October 1818, Staatsrath seit 30. De- 
cember 1863, am 21. September 1864 zum Minister des Innern 
ernannt, (s. S. 1175. Nr. 4.) 

19. von Faber, geb. 30. December 1822, Staatsrath seit 11. August 1865, 
am 26. Juli 1870 zum Geheimen Rath ernannt, (s. S. 1180. Nr 18.) 

20. von Pfleiderer, geb. 10. Februar 1820, Staatsrath seit 9. September 
1867. 

21. von Scheurlen, Fr. Carl. geb. 3. September 1824, Staatsrath seit 
9. September 1867, am 23. März 1870 zum Departements-Chef des 
Innern ernannt, (s. S. 1175. Nr. 5.) 

22. von Mayer, geb. 10. Februar 1816, Staatsrath seit 28. Mai 1870, 
t 11. December 1870. 

23. Dr. von Sarwey, geb. 24. September 1825, Staatsrath seit 26. Juli 
1870 

24. Dr. von Bitzer, geb. 5. Februar 1816, Staatsrath seit 9. Januar 
1871, am 19. November 187G zum Präsidenten des evangelischen 
Consistoriums ernannt unter gleichzeitiger Ernennung zum ausser- 
ordentlichen Mitglied des Geheimen Rathes. 

25. Freiherr von Soden, Alfred Julius, geb. 19. Juli 1826, Staatsrath und 
ausserordentliches Mitglied des Geheimen Rathes seit 25. Septem- 
ber 1873, seit 23. November 1876 wirklicher Staatsrath und ordent- 
liches Mitglied des Geheimen Raths, zugleich Director des £. 
Haus- und Staats- Archivs seit 17. Januar 1871 und Mitglied des 
Verwaltungs-Gerichtshofs seit 26. September 1877. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1183 — 

26. von Kölle, geb. 25. Januar 1825, Staatsrate seit 26. September 
1877, zugleich Mitglied des Verwaltungs-Gerichtshofs und des Dis- 
ciplinar-Hofs. 



Cabinets-Chefs. 

1. Freiherr von Vellnagel, Christian Ludwig August, geb. 30. Juni 1764 
Minister Staats-Secretär seit 6. November 1812 und Geheimer Rath 
seit 8. November 1816, zugleich Hofkammer-Präsident seit 8. März 
1818 und Ordens- Vice-Kanzler seit 19. Februar 1828, am 29. August 
1843 unter Ernennung zum Ordens- Kanzler und Präsidenten des 
Ober-Hofraths, von der Staats-Secretärs- und Hofkammer-Präsiden- 
tenstelle enthoben, t 24. Juni 1853, 89 Jahre alt. 

2. von Goes, Georg Wilhelm, geb. 26. Juni 1789, Staats-Secretär und 
Vorstand des K. Geheimen Cabinets seit 29. August 1843. Pensio- 
nirt am 24. Mai 1848. t 27. Mai 1849. 

3. Freiherr von Blander, Paul Emil, geb. 18. Februar 1809, Geheimer 

Cabinets-Chef und Oberhof-Raths-Präsident, — ersteres seit 1. Mai 
1853, letzteres seit 15. Juni 1861, am 3. Juli 1864 unter Enthebung 
von der Stelle eines Cabinets-Chefs und Belassung der Stelle des 
Ober-Hofraths-Präsidenten zum Oberst-Kammerherrn Sr. Majestät 
des Königs ernannt, f 9. Februar 1870. 

4. von Gros, Carl Conrad, geb. 20. Juli 1809, Staatsrath und Vorstand 
des K. Geheimen Cabinets seit 3. Juli 1864. Pensionirt am 30. 
September 1864. f 15. März 1870. 

5. Freiherr von Egloffstein, August Heinrich, gob. 9. November 1819, 
Cabinets-Chef seit 30. September 1864, zuerst mit dem Titel eines 
Cabinetsraths, dann seit 30. December 1864 mit dem Titel Staats- 
rath und seit 26. Juli 1870 mit dem Titel eines Geheimen Raths; 
zugleich Ordens-Kanzler, am 10. December 1872 in den Ruhestand 
versetzt. 

6. von Gärttner, Eduard August, geb 10. April 1822, Vorstand des 
Cabinets, prov. seit 10. December 1872, definitiv mit dem Titel 
„Cabinets-Rath", seit 3. März 1873, mit Titel und Rang eines 
Staatsraths seit 9 Sept. 1873. 



Digiti 



zedby G00gk 



Verzeichniss 

der gegen Ende des XVII. Jahrhunderts in Württemberg, — und zwar 
in Dürrmenz oder Queyras mit Corres, Schönenberg und Sengach, Gross- 
und Kleinvillars bei Knittlingen, Neuhengstett oder Bourset, NordhaaseD, 
Pinache mit Serres bei Wiernsheim, Peroase zwischen Heim&heim und 
Leonberg, Wurmberg-Luzerne und Neubärenthal — eingewanderten Wal- 
denser-Familien (familles evangeliques vaudoises.) 



L'Abbadie,de,3 familles. 

Adrian, 1. 

Aillaud. 

d'Airain. 

Aliud, 1. 

Allandre, 1. 

Allexandrin 1. 

Andre-Four. 

Angelot, 2. 

d'Antan. 

d'Antang. 



d'Antarre (L'Antarre). 

Apiou, 1. 

Appius et Appia, 2. 

Arion et Andrion, 2. 

d'Artois, d'Indot, 4. 

Archebaude. 

L'Arraee. 

Armigeon, 5. 

Arnaud, 2.* 

Arnoux. 

Aubert. 



d'Automn (d'Autan). 
Ayasse, 12. 
Ayassot, 2. 
Aymar, 2. 
Balliet, 3. 
Baimarin, 2. 
Bar(r)al, 15. 
Barret, Balliet, 3. 
Bastille. 
Barre. 
Bellon. 



* Henrich Arnaud, geb. in Bieniont 1. J. 1641, widmete sich dem geistlich« 
Stande. Als Prediger machte er alle die Drangsale mit, welche von feindlicher Seile 
über die armen Waldenaer ergingen. Es blieb ihnen schliesslich nichts übrig, ab 
ihre geliebte Heimath, in welcher sie nicht nur, wie der niederländische Geschäftsträger 
VaHeenier schreibt, «überall doorsnnffelt nnd allormoort* wurden, sondern anch lOOOweise 
das Leben verloren, an verlassen und in Deutschland Unterkunft zu suchen. Diese Auswan- 
derung war mit einer Menge unsäglicher Gefahren und Kämpfe verbunden. Arnaud musste 
sich an die Spitze seiner Emigranten stellen und hat sie sowohl durch seine Predigten, sls 
durch Wunder seiner strategischen Kunst zur Ausdauer angefeuert. Von Schonenberg 
aus hat er die denkwürdige, von Napaleon I. hochgehaltene Schrift: „Histoire de 1a glorieuse 
renträe des Vaudois dans leurs vallees de Henri Arna%a\ pasteur et colonel des YaudoJ*. 
a. 1710, 1. Vol. 8." herausgegeben ; ebendaselbst starb er als WaWenser-Prediger im Sep- 
tember 1731, seine Asche liegt unterhalb der dortigen Kanzel begraben. Da er 23 Jahrein 
Württemberg verlebte, so können wir ihn mit Stolz den unsrigen nennen. Ueber seinen 
Grabe liegt ein in diesem Jahrhundert erneuerter Stein mit der alten Umschrift; 



Digiti 



zedby G00gk 



Bene. 
Benin, 1. 
Benoit. 
Berger, 4. 
Bernier. 
Bertalot, 2. 
Bertet. f 
Bertoche, 4. 
Bertolin, 2. 
Bertinat, 2. 
Besson. 
Blanc, 6. 
Blanchier, 3. 
Blanchot, 2. 
Le Boeuf. 
Bonin. 
Bonnet. 
Borrel. 

Booc, Breite, 8. 
Boucart, 1. 
Bounin. 
Boutang. 
Bresil, 1. 
Breuse, 2. (8) 
Briqueyras, 2. 
Brise, 1. 
Brissot, 1 



- 1185 - 

Brousse, 1. 

Brun, 6. 

Brunet, 4. 

BruBseaux. 

Caffet. 

Carcousque, 1 

Carrier, Carriere 

de Cassaynade. 

Castain, 3. 

Castaldo, 1. 

Castaog, 5. 

Castany. 

Castei, 1. 

Caumon 

Ceinturon, Ceinturier, 2. 

Centurier. 

Chabrier. 

Chaleron. 

Charabellä, 1. 

Chambut(a d. Schweiz). 

Charbonnier, Carbonier, 

2 
Chardon et Cardon, 2 
Chardoussin, 2. 
Charleron, 2. 
Charrier. 
Chaud, 1. 



Chenell. 

Chion. " 

Chyprien, Cyprien, 2. 

Claparede, 2 

Clapet, 1. 

Cla(p)pier, 4. 

Collet. 

Collombe, Colloumbet, 2. 

Clöt, Coliin, 4 

Combe. 3. 

Common. 

Comte, Conte, 12 

Constant. 

Cordier, 4. 

Costabel. 

Coucourde, 2. 

Coulet. 

Coulon. 

Court, Courtil, 3. 

Cregut. 

Crine, 1. 

Cröse, 1. 

Curesbusque. 

Daniel-freres, 2. 

Davit, 2. 

d'Estampe, 1. 

d'Etaing, 1. 



„Vcnerabilie et atrenuus Htnri Amaud rab hoc tumulo jacet Valdeneium pedemontanorum 
pMtor nee non militum praefeotua." 
Oben hat er die Inschrift: 

„neacit labi virta*" 
und in der Mitte: 

„ad ntramqae paratue." 
Unten sind 2 Dietycha angebracht, welche nach der Oberamtabesohreibung also 
lauten : 

„Cernla hie Arnaldi cinerea, eed geata, laborea 
Infmctumque anlmum pingere nemo pote*t, 
MiUia in Ailophilum Jeasides militat nnua. 
Unna in Ailophilum et caatra ducemque quatit." 
Obiit et aepultna in rico Schoenenberg anno 1721 aetatia 80. 
Auf dem Leibe trug Amaud einen Bruatharniach und aber demselben seine Amte* 
tracht, den Waiden «iachen Kirchenrock. 

p. Gtorgii-Qtorgtnau, Biographiaoh-Ctonealogifloho Blatter etc. «° 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1186 



Doli, 2. 

Dollard, 2. 

Don, Domn, 8. 

Don Gille. 

Dubois, 1, 

Duclout, 1. 

Durand, 1. 

Duvoisin, 1. 

Echallaa, 1. 

d'Elipere. 

L'Empare. 

L'Eperance. 

Erneste, 1. 

Erisseau, 1. 

Escorbas, 2. 

Estienne, 1. 

Evien, 1. 

Fagöt, Facout, 4. 

Fayer (aus der Schweiz). 

Faur. 

Feiice, de, 3. 

Fernere, 5. 

Fevrier. 

Fidelin, 1. 

Fontagnette, 1. 

Fontaine, de la, 4. 

Fourn, 1. 

Fournairon(Fourneron). 

Fournayroun, 2. 

Fräche, 5. 

Frautinier. 

Fr idolin, 2. 

Frigou, Frey doli n, 5 

PViponet, 2. * 

Frouisse, 1. 

Gabrielly, 1. 

Gallet. 

Garnier, GauthYer, 2 

Gay et Gaimar, 6. 

Gayde, Gaydou, 6. 



Genon, 2. 

Genron. 

Gentot, 4. 

Geymet, 2. 

Gigou, Gigot, 2. 

Gille, (b) 6. 

Giraud. 

Girondel, 4. 

Gonin, Genet, 2 

Gönnet, 4. 

Gonzales. 

Gouante, 1. 

Gouille, de la, 2. 

Grace. 

Granget. 

Griot. 

Grohes, 1. 

Gros. 

Guemar, 2 

GueriD, 1. 

Guigas, 4. 

Guilielmon. 

Guillemon, 1. 

Gyraud, 7. 

Hericourt, 2. 

Heritier, 4. 

Hubert. 

Hu et, Hayde, 3. 

Hugon, Hugonet, 3. 

Humbert. 4. 

Jaimet. 

Janavel, 4. 

Jauber (aus d. Schweiz) . 

Javanel, 4. 

Javel et Jayer, 3. 

Jeantot et Dejean, 2. 

Jeymet, JouvSnt, 6. 

Jmbert, (Himbert). 

Journeron. 

Iräche, Jerriere, 5. 



Jude, Julien, 5. 

J usteL 

J(o)uTenal. 

Job. 

Jordan, Jourdan, 10. 

Lacorne, 2. 

Lambateur. 

Langet, 1. 

Lantoulle, l 

Larget, 1 

Laroche. 1. 

Lasein, Lanrans, 2. 

Lauzarot, 1. 

De Lerisse. 

Lieutenant. 

Lincorne, 2. 

LioD, Lionceau, 3. 

Loup, 1. 

Luz. Luzien, 2. 

Luzernet, 2. 

Maestro, 1. 

Maniaude. 

MantouUin, 2. 

Mappass. 

Marion. 

Marooude, l. 

Martel, Matran, 2. 

Martin, 4. 

Martinet, 4. 

Maurice,Mouris,Muris,3. 

Mayet, Mussetti, 2. 

Meandrin, 1. 

Meinadier, 1. 

Menadier. 

Merchery. 

Mergery, 2. 

Messer, Muret, 4. 

Meunier, 5. 

Michelin, 4. 

Micol. 



Digiti 



zedby GoOgk 



— 1187 - 



Minodier, 1. 
Mirebeau, Mirebouc, 2 
Monastier, 1. 
Mondon (Mouton). 
Mondon. 

Monier, (Mounier, Mu- 
nier), Maunier, 5. 
Monod, Mondon 2. 
Montesquio, 1. 
Morel et Borel, 2. 
Moult, 1. 
Mouris. 
Moutoux, 3. 
Negrin, 4. 

Nevache, Neuvache, 3. 
Nicanor, 1. 
Nicoud. 
Nouvel. 

Odin, Olivier, 2. 
Olimpie, d', 1. 
Olivetan, 2. 

Orc(s)ellet, Oursellet, 5. 
Oraelet. 

Ourtie, Urtie, 2. 
Ozias. 
Palmon. 
Pandoure, 2. 
Parandier. 
Parcel. 

Paret, Parrot, 3. 
Pascal, f 
Passez. 
Pastre, 4, 
Payard. 

Pechen (aus Bern.) 
Pelegrin, 1. 
Pelerin, 2. 
Perdrix, 1. 

Perenom, Peyronet, 2. 
Perrault, 2. 



Petrin, 2. 

Perrot, Perroth, 4. 

Pertusol, 2. 

Peyran, 1. 

Peyrot, 4. 

Pierret, Perret, 2. 

Pieton, 1. 

Pille, Pouzolin, 2. 

Pina8col, 1. 

Piresot 

Piston, Python, 6. 

Pis-vache, 1. 

La Plurae, de. 

Poet, Pouet, 4. 

Pomaret, 1. 

Ponce, Poncelet, 2. 

Pouet. 

Prira du Puy, 4 

Qarteurre, 1. 

QuaYrasin, 1. 

Rendier. 

Reustan. 

Rey. 

Reviol (Riviole). 

Richard, 3. 

Richardon, 3. 

Richelin, 1. 

Ricou, Roux, 5. 

Riflore, Rendier, 4. 

Rille. 

Riouclaret, 1. 

Riviere, Revel, 4. 

Rivoir, Rey, 4. 

Riviore, Rivoli, 4. 

^oche, Rochon, 4. 

Role. 

Roll, Rollier, 6. 

Ronchail, 3. 

Ronchet, 2. 

Rondella, 1. 



Ronge, Rongelet, 2. 

Roustan. 

Rouvier. 

Ruffin, Rouvier, 4. 

Sadier. 

Salem, Sälen t,Sallenc, 6. 

Saeingot, 1. 

Salve, Salvageot, 2. 

Sandos, 1. 

Sardier, Sandier, 3. 

Sardino, 1. 

Savin. 

Sayde, Servay, 4. 

Seygnoret, 1. 

Simondet, 5. 

Simoulze, 1. 

Sinquet. 

Sippert (ein Schweizer). 

Sivier. 

Soulier, 4. 

Souffleur, 1. 

Staffert. 

Sylvain, 1. 

Talmon avec leurs diffe- 

rents surnoms en tout20. 

Tenaille, 2. 

Terras. 

Throne. 

Tiers. 

Tirebouche, 2. 

Tourn-Boncoeur, 1. 

Tranchet, 2. 

Traverset, 1. 

Treizemine, 1. 

TrStaberne, de la, 1. 

Trifollio, 4. 

Tron. 

Trotte. 

Ulcerot, 1. 

Urnot, 1. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1188 - 

Ussotin, 2. Vermissot, 1. Villet 2. 

Vallon, 6. Verne, 2. Vinaye. 

Vaudes, 1. Verner(ausderSchweiz). Vincon, 6. 

Veille und Veilletin, 1. Vernot, 2. Vire l'ame, 1. 

Veiller. Vial, Viel, 2. Vol(e). f 

Verdier, 2. Viguier (Figuier). Vulp, Voulpinet, 2. 

Verdisol, 2. Vilardin, 1. 



Digiti 



zedby G00gk 



Register. 



Abegg 1040. 

von Abele 1150. 

von Abel 177, 1150. 

Abel 2, 47, 581, 585, 822, 1067. 

Abieiter 159. 

Achenwall 615. 

Adam 353. 

von Adelmann 1147. 

Adelmann 190, 702. 

Adelmann von Adelmannsfelden 

114 
von Adelmann-Hohenstadt 974. 
Agrikola 699. 
Aichlin 560. 

Aichner von Heppenstein 1150. 
Aigner 491. 
Alber, Aulber 167. 
von Alberti 804, 848. 
Albich 693. 

Albrecht 373, 653, 957. 
d'Alerit 277. 
von Altenstein 359. 
Amann 398. 
Ambrosius 124. 
Ameis 702. 
Ameys 517. 

Amman von Borowsky 1150. 
Ammermüller 373. 
Ammon 83. 
Anoareutin 1016, 



Andler 89, 486, 579, 697, 879, 

977, 1126. 
Andrä 872, 1069. 
Andreae48, 59, 65, 130, 152, 187, 

310, 419, 542, 640, 655, 656, 

658, 773, 870, 935, 944, 1129. 
Andree 741. 

Anhorn von Hart wies 232. 
Ankareut 1008. 
Anselm 1037. 
d'Anthon 144. 
Aquila 1045. 
von Ar and 1150. 
d' Argen t 1118. 
Arioli 585. 
Armbruster 698. 
Arnd 14. 
Arnold 383. 
.Asot 186. 
Assur 1024. 
d'Attrin 287. 
von Au 4. 
Augstett 971. 
Aulber 116, 443, 445, 541, 671, 

839, 992, 1102, 1110. 
von Autenrieth 200, 284. 
Autenrieth 220, 270, 280, 284, 327. 

589, 737, 739. 
Babenberger 817. 
Babo 567, 569. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1190 — 



von Bach 806. 

Bach 251, 674. 

Bacmeister, Backmeister 89, 263, 
870. 

von Baden 100. 

Bader 87, 822, 850. 

von BaenBch 1151. 

von Baer 1151. 

Bäuerlen ß. Beurlin. 

von Bäumlein 877. 

Bahnmaier 508. 

Baier s. Bayer. 

Bainhardt 1055. 

Bakmei8ter s. Bacmeister. 

Bakunin s. Kutuzow. 

Baldenhofer 285, 299, 1105. 

von Baidinger 854, 1149, 1151. 

Bardili 87, 104, 108, 202, 120, 
350, 353, 539, 545, 556, 603, 
644, 695, 741, 782, 821, 832, 
833, 1067, 1104, 1124, 1126. 

von Barkhaus 652. 

Baron 784. 

Barrier 293, 307. 

Barriere 911. 

Bartelink 159. 

Barth 60, 310, 361, 440, 535, 536, 
715. 

Bartsch 450. 

von Bassenheim 1151. 

von Batz 584, 585, 1151. 

Baader 419, 760, 977. 

Bauer s. Baur. 

Bauhof 712. 

Baumann 251, 388, 1102. 

Baumeister 137, 219, 333, 1041, 
1042. 

Baumer 1097, 1098. 

Baumgärtner 519, 782. 

Baumhauer 379. 



von Baur 1080, 1138, 1177. 
Baur (Bauer) 82, 120, 244, 256. 

381, 402, 863, 1008, 1029. 
von Bautz 908. 
von Bauwstett 1056. 
Bauzenberger 308. 
von Bayer 1151. 
Bayer (s. auch Baier und Bajerj 

311, 372, 437, 580. 
Bayha 19, 396. 
Becherer 45, 1059. 
Becht 858. 
Beck 967. 
Becker 58, 1024. 
Beckert 566, 567. 
Beckh 221. 
Beer (Beeren) 7, 514, 662, 792, 

820, 822, 834, 1010, 1012. 
Beerlin 43. 
Beg 436. 
Beger 1124. 
Behr, s. Beer. 
Beigl 1096. 

von Bekovitsch-Tscherkasaky 95. 
von BellenstrasB 184. 
Bender 193. 
Benedict 268, 433. 
Bengel, s. auch Bingel 76, 102, 

344, 383, 647, 723, 743, 839, 

1000, 1010, 1042, 1096. 
Benignus 1. 
von Bentheim 1146. 
von Bentink 1146. 
Benz 440. 
Benzinger 762. 
Benzlin 817. 
Berband 240. 
von Berg 273, 561, 762. 
Bergerot 264. 
Beringer 116, 340. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1191 — 



Berler 186 

von Berlichingeu 290, 304, 980, 

1147, 1151. 
Bermer 451. 
de Bermuy 862. 
Bernadotte 462. 
von Beroldingen 1147, 1172. 
de la Berthelier 911. 
Bertsch 777. 
Berwick 230. 
von Besserer-Thalfingen 1 147,1 149, 

1172. 
von Besserer 391. 
Besserer (Bezzerer) 249, 807, 808, 

809. 
Besserer von Besserstein 100, 188, 

819. 
de Besson 811. 
Betz 977. 

Betz von Betzekh 185. 
von Beulwiz 491, 908, 964, 1068. 
Beurlin, s. auch Baeuerlen 3, 48, 

332, 354, 538, 994, 1093, 1104. 
Beutel 240, 282. 
Beuttlerin 1016. 
ßez 356. 
Beza 656. 

von Bezzenberger 1181. 
Bezzenberger 427, 580. 
von Biarowsky 970, 971. 
ven Biberstein 1152. 
von Bidembach 555. 
Bidembach (Bidenbach) 3, 6, 59, 

75, 76, 656. 
Biedermann 435 
Bieozer 184. 
Bierlen 375. 
Biermann 1107. 
von Biestrom 964. 
Bibler s. Bühler. 



von Bilfinger 164, 227. 
Bilfinger 54, 141, 204, 229, 231, 

278, 297, 377, 404, 509, 514, 

561, 734, 1142 
Bilger 440. 
Bilhuber 204. 
von Binder 845. 
Binder 4, 314, 451, 640, 1002. 
Bing 434. 

Bingel 661, 8. auch Bengel. 
Binniker 401. 
Birnbaum 1040. 
Bischof 760. 

von Bismarck (Bismark) 171, 1152, 
von Bissinger 1157. 
Bitkows 578. 
von Bitzer 1182. 
Blanchot 146. 
von Blanchus 476. 
Blarer 75. 

Blattenhardt s. Plattenhardt. 
Bloss 401. 
Blezinger 932 
Blifer (Bliffer) 126, 942. 
Bloss 187, 297, 311, 1121. 
Blumenschein 375. 
Blumhardt 536. 
Boccatius 994. 
Bockshammer 346. 
Bodmer 1098, 1099. 
Böcklin 969. 
Bödeker 748. 
Bögner 967. 
Böhm 82. 
Böhme 383, 647. 
Böhringer 809. 
Boger 138, 555, 638. 
Boger 998. 
Bohlen 910. 
Bohn 1070. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1192 — 



Bohnenberger 178, 412, 429. 

Bondeli 1100. 

Bonz (Bunz) 44, 290, 350, 820, 821, 

833, 835. • 
Bor 993. 
von Borcke 230. 
Bording 31. 

von Boose (Böse) 1076, 1077. 
Böse 420. 
Bossert (Bossart) 219, 414, 419, 

508, 537, 725. 
Botzenheimer 1085. 
Boucbe359. 
Boulan 268. 

von Bouwinghausen 233, 357. 
Brahe 449. 
Braitmayer 658. 
von Brand 1153. 
Brand 674, 675. 
von Brandenburg 106, 409. 
Brastberg 263. ' 

Brastberger 870. ! 

Brauch 8, 312, 1119. i 

von Braun 94. | 

Braun 132, 331, 406, 419, 526, 535, j 

s. auch Brönin. 
von Braunschweig 12, 46, 305. 
Bravius 513. 
Brech 398. 
von Brecht 297. 
Brecht 243, 639. 
Breidner 425. 
Breitinger 1098. 
Breitkopf 1053. 
Breitling 221. 
von Breitschwert (Breitschwerdt) 

470, 494, 640, 821, 1147. 
Breitschwert 772. 
Brenner 821, 908. 
Brentano 1100. 



Brentzling 289. 

Brenz 2, 6, 14, 42, 48, 49, 113, 

115, 519, 623, 654, 655. 1065. 
Brenzling 289. 
von Bressand 858. 
Bressand 858. 
Breuer'sche Familie 107. 
von Breuning 1147, 1153. 
Breuning (Breuninger) 101, 165, 

170, 834, 1067. 
Breunlin 538. 
Breunlin 1104. 

Breyer 377, 579, 635, 645, 859. 
Brodbek, s. Brotbek. 
Brodersen 69, 70. 
Brodhag 1126. 
von Brom 1153. 

Brönin (Braunin) 622, s. a. Brann. 
Brofft 159. 

Brommer von Behrenfels 819. 
Brotbek (Brodbek) 104, 108, 241, 

372, 695, 706, 814, 832, 850, 

1069, 1105. 
Bronikowski 235. 
de Brou 230. 
Bruckmann 1140. 
von Brüchling 960. 
Brügemann 430. 
Brügger 634, 638. 
von Brüsselle 1147, 1154. 
Brun 240. 
Bucer 72. 
Buok 540. 
von Buckuwka 956. 
von Bühler 28, 271, 344 , 740, 

998, 1037, 1147, 1153. 
Bühier 150, 425, 985, 9881 
Bürger 327, 528. 
Bürgermeister 956. 



Digitized by 



y GoogIe_ 



- 1193 — 



Bürgermeister von Deizisau 315, 

381. 
von Bürkh (Brük) 185. 
von Büschler, gen. Schleicher 226. 
von Buhl 1153. 
de Bulli 188. 
Bunz, s. Bonz. 
Buob 114, 872. 
Buol 225. 
von Burgdorf 684. 
Burger 994. 
von Burgmeister 822. 
Burk45, 120, 128, 468, 583, 696, 

873, 941, 1140. 
Burkhart(Burckhard) 37, 185, 294, 

528, 821, 832, 833, 834, 834, 835, 

868. 
Burnouf 593. 
Burrusin 818. 
Burry 129. 
Burtenbach 980, 981, 
Busch 595. 
von Busche 616, 618. 
von Buttenhausen 787. 
Buttersack 58, 486, 1139. 
Caldenbach 634. 
Calisius 820, 834. 
von Canias 611. 
von Camerer 1154. 
Camerer, Cammerer, 76,216,240, 

241, 271, 294, 312, 314 353, 

381, 614, 577, 641, 665, 741, 

713, 814, 876, 1014, 1015, 1068, 

1125, 1138. 
von Canstatt 776. 
Canstetter 125, 146, 468. 
Capler von Oedheim 1147. 
von Capoll 1154. 
von Caraffa 227. 
Carioth 410. 



Caspar 241, 349, 508, 644, 1128. 

Caspart 644, 839. 

von Castel 958. 

von Catianer 9. 

Cavallo 135, 949. 

Cellarius 975. 

Cellius 42, 542, 870, 1051. 

Chabrey 955. 

Chamisso 1024. 

Chardon 377. 

Chezy 1024. 

Christian 58. 

Chur 427. 

Clapeyron 179. 

Clemens 373, 493, 1089. 

Clemm s. Klemm. 

Clerico 1122. 

von Cless 932. 

Cless 157, 163, 410, 426, 439, 495, 

582, 644, 651, 788. 
Closs 25. 
Cloz 513, 644. 
Coehorst 174. 
Cohen 435. 

Commerell s. Kommereil. 
Comte 900. 
von Conradi 956. 
Conradi (Cunradi), 158, 198, 278, 

326, 334. 335, 692, 868, 1041. 
Conz 17, 305, 319, 454, 556, 835, 

884, 1045. 
Cordescli (Cortes) 796. 
von Cotta von Cottendorf 1147, 

1154. 
von Cotta 134, 1147. 
Cotta 427. • 
Crämer s. Krämer, 
von Crailsheim 1117. 
Cramer 6, 292, 654, 962. 
Creiling 644. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1194 — 



von Criechingen 214. 

von Croder 709. 

Crusius 31, 545, 776. 

Curbin 881. 

von Curland 320. 

Cuvier 414, 415. 

Dagger (Dagker) 225. 

von Dänemark 34. 

Dahm 973. 

von Dalbenden 929. 

Dann 211, 377. 429, 491, 588, 883. 

Dannecker 484. 

Dannenberger 325. 

Dank 1089. 

Dapp 243, 346. 

Daser 662, 679. 

Dasypodius 1128. 

Datt 99, 268. 

Daubenbauer 695, 910, 939. 

Daur 116, 188, 808. 

Deffher 136, 146, 271. 

von Degenfeld 234, 423, 1147. 

Degenhart 295. 

Deggau 700. 

Delaveau 458. 

von Delius 852. 

Demier, Demmler 6, 11, 18/130, 

131, 537. 
Demönd 191. 
Dempf 116. 
Denzel 291. 
Dornbach 494. 
von Derolles 759. 
Dertinger 300, 302. 
Deschler 173. 
von Dessau 323, 327. 
von Dettighofen 102. 
von Dettinger 159. 
Dettinger 751, 583. 
Diefenbach 221, 619. 



Dieffenbruck 702, 703. 
Dieterlen 967. 
von Dieterich 177, 867. 
Dietrich (Dieterich) 290, 379, 809, 

818, 1003. 
Dietzsch 138. 
Diez 555, 742. 
von Dillen 322, 1147, 1154. 
von Dillenius 1180. 
Ditmere 735. 
Dizinger 381. 
Dobel 932. 
Dobner 1084. 
Dodillet 1070. 

Döderlin (Döterlin) 197, 938. 
Dörner 589. 
Dörtenbach 11, 18, 130, 237,244, 

344, 438, 746, 761, 926, 929, 

945, 949, 1005. 
Dold 703. 
Doli 565, 568. 
Doithopf 197. 
Dombrowsky 236. 
Donnenberg 268. 
Donner 397. 
Dorn 417. 

Dorsch 695, 711, 712. 
Drach 817. 

Dreher 186, 662, 910, 989. 
Dreifus 268, 435, 1154. 
Drommer 43, 634. 
Drück 552, 741, 883. 
Dünger 294. 
Dürer 640. 
Dürr 278, 291. 
Dufresnay 862. 
Dunker 464. 

Durand de Mareuil 864. 
Duttenhofer 324, 1061. 
von Duvernoy 503, 1175. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1195 — 



Duvernoy 122, 136, 199, 224, 264, 
316, 763, 999. 

Eberhard 1102. 

Ebner 375, 376, 540, 930. 

Eccard 474, 908. 

Ecker (Eckher) 38, 147, 820, 821, 
823, 834, 835, 1051, 1069, 1124. 

Eder 201. 1085. 

von Eelking 1113. 

von Ebertz 233. 

von Effern 19. 

Efferen 937. 

Ege 158. 

von Egen 42, 1008. 

von Egloffstein 1183. 

Ehemann 455. 

Ehinger 710, 806, 807, 819. 

Ehrat 378. 

Ehrhardt s. Erhard. 

Ehrich 520. 

Eichborn 308. 

Eiehendorff 1024. 

Eichfeld 566, 569. 

Eichhorn 670. 

Eilers 417. 

von Einsiedel 268, 1075. 

Eiring 286. 

Eisenbach 880, 1048. 

Eisengrien (Eysengrein , Eisen- 
grein) 7, 65, 665, 767, 808, 813, 
821, 827, 834. 

Eisenkrämer 86, 485. 

Eisenlohr 123, 199, 292, 346, 1003. 

Eisenmann (Isenmann, Eisenmen- 
ger) 73, 75. 

Eisenschmied 1104. 

Eisenschwerd 538, 1104. 

Eislinger 623, 671. 

Eitel, s. Eytel. 

Eiben 123, 198, 498, 680, 854, 883. 



Elhard 741. 

von Ellrichshausen 1147. 

von Elsaesser 470. 

Elsaesser 83, 220, 291, 330, 333, 

439, 452, 737, 739. 
Elwert 277. 
Elzbacher 433. 
Emden 435. 
Emhardt 288. 
Endris 1, 589. 
Eogel 255, 276, 419, 657. 
Engelbach 967. 
Engelhardt 514, 941, 1126. 
Engelmann 157. 
Engster 73. 

vonEnse, Varnhagen 1023, 1024. 
Enslin (Entzlin, Enzlin) 163, 342, 

533, 777, 840. 
von Entress-Fürsteneck 1155. 
Entfinger 6, 57, 657. 
von Enzberg 1147. 
Epp 770, 1057. 
Epplen 554. 
Epting 145. 
Erb 972. 

von Erbach 304, 305. 
Erbe 839, 1089. 
Erdinger 971. 

von Ergenzinger 194, 392, 610. 
Ergenzinger 19, 486. 
Erhard (Erhard, Ehrhardt) 44, 

298, 779, 969, 1072, 1096. 
von Erlach 985. 
Eschen weker 1016. 
Essendorf 1096. 

Essich 341, 410, 543, 712, 1127. 
Essig 307. 
Esslinger 374. 
von Esterhazy 1101. 
Ettiinger 419, 796. 



Digiti 



zedby G00gk 



1196 



von Etzel 220, 621. 

Etzel, Ezel 118, 502. 

von Euchel 21. 

Euting 422. 

von Eyb 1147. 

Eysengrein 8. Eisengrien. 

Eytel (Eitel) 508, 809, 818. 

Eyth 967. 

von Faber 827, 1180, 1182. 

Faber 40, 185, 830, 357, 375, 880, 

420, 559, 644, 674, 697, 699, 

702, 703, 1003, 1019. 
Fächler 646. 
Färber 506. 
Fäsch 1116. 
Fässler 8. Fessler. 
Fallati 882, 1003. 
.Farragut 34. 
Faulhaber 539, 1104. 
Fauriel 593. 
Fauss 796. 
Fautt 173, 653, 979. 
Fecht 880, 927. 
von Fechthelm 1061. 
Federer 138, 1005. 
Federhaff 135. 137, 946. 
von Fehling 123. 
Ferber 806. 
von Ferrier 1155. 
Fessler (Fässler) 186, 334, 639. 
Fetzer 81, 878. 
von Feuerbach 727 
Feuerbach 1080. 
von Feuerlein 859. 
Feuerlein 157, 384, 335, 690. 
Feyerabend 344, 346. 
Fiber 712 
Fichte 343. 
Fikler 445. 
Fingerlin 807, 



Finkh (Finck) 401, 489, 853, 861. 

von Fischer- Weikersthal 1070. 

von Fischer 161, 277, 1155, 1180. 

Fischer 43, 85, 122, 172, 179, 198, 
344, 632, 675, 690, 752, 760, 
761, 733, 784, 852, 974, 1010, 
1110, 1138, s. auch Vischer. 

Fischhaber 741, 876. 

Fischhuber 953. 

Fischlin 340, 559. 

Fizion 870. 

von Flaiz 221. 

von Flatt 996. 

Flatt 383, 412. 

Flattich 63, 216, 382, 536, 791, 
1042, 1106. 

Fleiner 439, 441, 820. 

von Fleischmann 862. 

FleiBchmann 862, 863, 914. 

Flemmich 1006. 

von Flemming 15. 

Föckler 257. 

Förster 180. 

Förtsch 40, 995. 

von Forstner 1155. 

Fouque 1024, 1025. 

Fox 84. 

Frank, Franck, Franckh 24, 58, 
314, 501, 535, 1096. 

Franke 477. 

von Franken 561. 

Frankenau, Franke von 520. 

Frankenberg 637. 

von Franquemont 1155, 1176. 

Franz 8. 

Frauer 277. 

Frech 294. • 

Frei (Frey) 7, 466, 584. 

von Freiberg 117, 1147. 

von Freistedt 93. 



Digiti 



zedby GoOgk 



— 1197 



Fresenius 1036. 

Fresnel 593. 

Frey 8. Frei. 

von Freydorf 562, 565. 

Frick 1014. 

Fried 965. 

Friess (Fries) 809, 810. 

Frisoh 111, 119, 124, 410, 632, 

634, 1142. 
Frischmann 108. 
von Friz 1182. 
Friz (Fritz) 508, 541, 699. 
Frobenius 701. 
Fromm 342, 740. 
Frommann 192, 241, 258, 353, 

554, 695. 
Froschelmoser 212, 604. 
von Frost 687. 
Frost 83. 
Fuchs 976. 
Fues 877. 
Fuess 682. 

Förderer von Richtenfels 185, 979. 
Fürholzer (Finholzer) 185. 
Füsslin 787. 
von Fürstenberg 1146. 
von Fugger 1146. 
Fugner 485 
Fulda 345. 
Furtenbach 819. 
Gaab 158, 412, 872. 
von Gabelenz 233, 799. 
Gablkofer 660, 783. 
Gähring 76. 
Gaertner 332, 951. 
von Gaerttner 182, 237, 1178, 1180, 

1181, 1183. 
Gailfus 513. 
von Gaisberg, Geisberg 33, 186, 

776, 790, 1147. 



Gaisberg 184, 186. 

Gaiser 430. 

Gallas 1050. 

de Gallatin 1156. 

von Galler 1084. 

Gans 186. 

Garbitius 1066. 

Gaspar 262, 681, 1102. 

Gastpar 681. 

von Gaupp 39, 251, 331. 

Gaupp 374, 431, 488, 627, 760, 

790, 1044, 1051, 1137. 
Gayling 714. 
Gebauer 1053. 
Gebhard 1086, 1095, 1096. 
Geiger 492, 719. 
von Geisberg 8. Gaisberg. 
Geissei 133, 1120. 
von Gelbke 1156. 
von Geldern 268. 
von Gemmingen 9, 74, 232, 233, 

257, 443, 932, 1048, 1147. 
Genckinger 472. 
von Georgii-Georgenau 1156. 
von Georgii 131, 148, 220, 304, 

788, 942. 
Georgii 54, 76, 132, 197, 220, 304, 

359, 374, 375, 479, 619, 521, 

579, 582, 620, 742, 750, 760. 

839, 961, 978, 1068, 1088, 1124, 

1140. 
Gerhard (Gerhart) 14, 213, 647, 

660. 
Gering 1. 
Gerlach 341, 838. 
von Gerner 324. 
von Gerok 430. 
von Gerolseck 893. 
von Gersdorff 1075, 1076. 
von Gerstner 237. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1198 — 



Gees 219, 297, 373, 852. 

von Gessler 949, 1175, 1176, 1180, 

1182. 
Gessler 813. 
Geuder 295. 
von Geyer 521, 884. 
Gfrörer 486, 621. 
Gienger (Ginger) 604, 806. 
Giftthiel 661. 
Giger 57. 
Giig 110, 239. 
Glanz 347. 
Glaser 66, 97, 171. 
von Gleichen-Russwurm 804. 
von der Gloken 838. 
zur Glocken 994. 
Glockengiesser 775. 
Glocker 292, 949. 
Glück 342. 
von Gmelin 853, 856, 862, 877, 

1181. 
Gmelin, Gmelin 45, 121, 344, 

353, 411, 470, 549, 891, 1078. 
Gobat 1140. 

Godelmann 7, 507, 1087. 
Göhrung 397. 
von Göllnitz 638. 
von Görlitz 388, 1156. 
von Görz 546, 1073, 1074. 
von Goes 1183. 
Gös 744. 

Goethe 244, 318, 719,1026, 1100. 
von Göttweig 604. 
Göz 247, 346, 883, 995, 1050. 
Goguel 966. 
Goldmann 246. 
Goldschmid 434. 
von Golther 184. 
Golther 101, 1176. 
Goppelt 136, 137, 763, 1178. 



von Gotha 12. 

Gotter 790. 

Goullet 882. 

Grab 239. 

Grabau 508. 

von Graeter 861. 

Graeter 40, 75, 426, 714. 

von Graevenitz 956. 

Grafft s. KraffiU 

Gramer s. Cramer. 

Grammont 44, 138. 

Graseck 541, 542. 

Grauer 868. 

von Grebel 973. 

Greeff 855. 

Greifenheim 511. 

Greiner 129. 

Greis (Greinsin, Greys) 7, 554. 

Grempin 817, 818. 

Gretser 658. 

Griesinger 164, 420, 543, 719. 

Grimm 484. 

Grösser 702, 704. 

von Gross 724, 1179, 1183. 

Gross (Gros) 92, 99, 209, 289, 

303, 535, 862. 
Grub 346. 
Grükler 1127. 
Grünberger 188. 
von Grüneisen 948. 
Grüneisen 324, 330, 555, 653. 
Grüninger 8, 18, 213, 342, 542, 

794, 934, 945. 
von Grünsberg 110. 
von Grünthal 37, 117. 
Grundler 378. 
Gruober von Gruoben 185. 
Gryphius 310. 
Gsell 561. 
von Guebrian 1050. 



Digiti 



zedby G00gk 



1199 — 



von Gülch 518. 

von Gülchen 314, 409, 519. 

Gülich 827. 

von Gültlingen 11, 811, 1044, 1148. 

Gültlinger 51. 

Günthersthal 565. 

Günzler 128, 327, 454. 

Guethler 263. 

Guldenmann 446. 

Guldenstett 259. 

Gunser 1019. 

von Gutbrod 911. 

Guter, Guther 326, 810. 

von Gutennann 1098, 1100. 

Haab 373. 

Haag 1121. 

Haage 1111. 

von Haagen 1045. 

Haak (Haakh) 19, 305, 725, 1110. 

von Haas 858. 

Haas 134, 268, 699, 841, 851, 858, 

1032. 
von Hackländer 1156. 
Hackmann 128. 
Hägelin 638, 1104. 
Hägler 409. 
Hämmerlin 298 
Händlen 941. 

von Hänlein 1171, 1180, 1181. 
von Härlin 415. 
Härlin 556, 860, 856, 1107. 
Härtl 420. 
Häusser 735. 

Hafenreffer 42, 76, 794, 838. 
Hafner (Haffner) 240, 703, 1050. 
Hagedorn 1098. 
Hagmaier 326, 353, 722. 
Hahn (Han) 210, 383, 516. 
Hailand (Heiland) 660, 935. 
Hailbronner 660, 1065. 



von Halden Uli. 

Haldenwang 276. 

von Hallberger 136. 

Hamberger 6. 

Hammer 204. 

Han, 3. Hahn. 

Handel 1060. 

von Hardegg 1116, 1177. 

von Hardek 1065. 

Hardenberg 228. 

von Hardt 1156. 

Hardt von Wöllenstein 1148. . 

von Harling 233, 848. 

von Harpprecht 1079. 

Harpprecht 7, 111, 122, 356, 378, 

381, 404, 635, 764, 773, 910, 

1045, 1127. 
Harrer 955. 
Harsch 290. 
Harter 939. 

von Hartmann 345, 1179, 1181. 
Hartmann 24, 28, 45, 141, 149, 

210, 211, 304, 383, 548, 552, 

582, 588, 661, 662, 713, 837, 

851, 886, 939. 
Hasler 861, 939. 
Harttenstein 397. 
Haselmajer 358. 
Hatting 517. 
Hattung 821. 

Hauber 357, 473, 851, 1009. 
Hauder 68. 
Haueisen 860, 999. 
Hauff 452, 470, 545, 603, 676, 835, 

843, 859, 1105. 
Haug 186, 187, 193, 319, 363, 

420, 747, 827, 856, 911, 946, 

1069. 
Haupt 299. 
Hauser 863. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1200 — 



Haussmann 918. 1006. 

Haussrecker 1066. 

von Hayn 1156. 

Hazel 819. 

Hazler 555. 

Hebsacker 773. 

Hechler 720. 

von Hechter 349. 

Hecker 562, 565, 668. 

Heerbrand (t) 4, 5, 113, 282, 401, 

770, 844, 935, 944, 1081. 
Hefcle 57. 
Heffter 1040. 
v. d. Hefte 89. 

Hegel 82, 126, 193, 244, 253, 263. 
Hegelmajer 493. 
Hehl 426, 627, 674. 
Heidenmann 557. 
Heidenreich 701. 

Heider (Heyder) 990, 1051, 1067. 
Heigelin (Heuglin) 58, 129, 179. 

426, 431, 512, 582, 588, 1003, 

1062. 
Heiland s. Hailand. 
Heiler 534. 
Heim 868, 869. 

Heinlin (Heinlen) 262, 661, 780. 
Heinrich 337, 644, 932. 
Heinrichmann 42. 
Heintzenberg 967. 
Helfferich 327, 357, 474, 1125. 
Heller 83, 198, 249, 304, 330, 

604, 739, 780, 873. 
Heller von Hellwald 237. 
Hell wag 45. 

Henning (Hennig) 72, 1053. 
von Heusler 1167. 
Henssler 486. 
Henny 748. 
Hentges 294. 



von Herborn 189. 

Herbort 91, 240, 283, 346. 

Herbst 86, 215. 

von Herdegen 502, 1178, 1180. 

von Herder 324. 

Herder 1100. 

Herdlin 1. 

von Herdt 619. 

von Hermann 1148. 

Hermann (Herrmann) 164, 272, 
812, 880. 

Hermes 1078. 

Herose 763. 

Herpffer 969. 

von Hertenstein 332. 

Hertzog 442, 444, 1178. 

Herwarth s. Hörwarth. von Bit- 
tenfeld. 

Herwig 508. 

Herz 973. 

von Herzog 1050. 

Herzog 493. 

Hesch 8, 658. 

Hesler 67. 

von Heslinsschwerdt 183. 

Hess 132, 515, 658. 

Hettler 868, 1058. 

Hetzel 623. 

Heuglin s. Heigelin. 

Heuss 429. 

von Heyd 1167. 

Heyd 119, 326, 667, 680, 879. 

Heyder s. Heider. 

Heyer von Rosenfeld 1157. 

Heyne 723. 

Hiemer 356, 1124. 

Hierlinger 926. 

Hieronymus 807. 

Hillenbrand 1101. 

von Hiller 845. 



Digiti 



zedby G00gk 



- 1201 — 



Hiller von Gärtringen 1148. 
Hiller 87, 334, 354, 450, 495, 527, 

539, 604, 644. 818, 1104. 
Hillmayer 78. 
Himpel 785. 
Hingher 311. 
Hipp 955. 
Hippolstein 114. 
von Hirsch 434. 
Hirschmann 39, 373, 379, 425, 767, 

944. 
Hitzler 449. 
Hochstetter 40, 43, 47, 111, 374, 

377, 474, 671, 743, 853, 1014, 

1105, 11'24, 1126. 
Hock 514. 
Höhn 721. 
Höklin 480. 
Holder 1003, 1060. 
Hölderlin 66. 
Hörmann 210, 352. 
Hörwarth von Bitten feld 818, 819 
Hösch 694. 
Hötchel 1000. 
Hösner 373. 
von Hössler 812. 
Hösslin 1105. 
von Hövel 931. 
Hövischen 730. 
Hofacker (Hoffacker) 467, 468, 480, 

490, 583, 589, 865. 
Hofer von Lobenstein 1148. 
von Hofingen 9. 
Hofmann (Hoffmann) 8, 198, 240, 

292, 356, 416, 428, 491, 498, 

539, 566, 1015, 1077, 1143. 
Hofsäss 712. 

von Hohenlohe 38, 522, 1050, 1 146. 
Holder 59. 
von Holland 325. 



Holland 852. 

von Holle 233. 

vom Holz 1073, 1148. 

Holzapfel 1. 

Holzmann 22, 512. 

von Holzschuher 1043. 

Hommel 792. 

Honold 147, 290, 495, 835, 1069, 

1070. 
Hopfengärtner 24. 
Hopfenstock 358. 
Hopfer (Hopffer) 39, 1 24, 354, 1 124. 
Hoppe 784. 
von Horlacher 135. 
Hormuth 569. 
Hörn 131. 
Hornmolt 844. 
von Hornstein 1148. 
Hornung 51. 
Hory 164. 

Hosch 350, 471, 881. 
Hoser 39, 1018. 
Hoss 387. 
Hottinger 337. 
von Hoze 844, 845. 
von Huber-Liebenau 931. 
von Huber 932. 
Huber 294, 324, 399, 656, 852, 

879, 886, 1118. 
Huchwörner 850. 
Hübner 678. 
Hückel 218, 951, 952. 
von Hügel 268, 582, 848, 908, 

969, 1173, 1176. 
von Hünersdorff 1157. 
Hüngerlin 390, 820. 
Hürth 874. 
Hüttenschmid 844. 
Hüttner 294. 



v. Qtorgii-Georgenau, Biographltch-GeneftlogiBche Blätter etc. 



76 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1202 — 



Hufnagel 83. 

Huguenin 901. 

Hummel 133, 142, 286, 346. 

Hundermarck 513. 

Hunnius 658, 935. 

Hunter (Hünter) 990. 

Huzel 240. 

Jacob 432. 

Jacobson 435. 

von Jäger 157, 682, 686, 748,867, 

882. 
Jäger 24, 27, 140, 198, 285, 309, 324, 

404, 588, 663, 680, 712, 740, 

858, 863, 990, 1023, 1105. 
Jäger von Gärtringen 184, 655, 

1034. 
Jäger von Jägersberg 1033. 
von Jahn 252, 296, 974. 
Jahnische Familie 107. 
Jakobi 484. 
Jang 214. 
von Jasmund 1044. 
Ide 709. 
Jean 268. 
Jehlin 749. 
Jenatsch 268. 

Jenisch 277, 687, 840, 914, 1037. 
Jetter 194. 
von Ifflinger 1148. 
Imlin 153. 
Immun 966. 
Jobst 1070. 

von Jörger 1084, 1085. 
Johns 284. 
Jonas 186. 

Joos (Jooss) 188, 311. 
Jordan 435. 
Irnsinger 285. 
Isenflamm 118. 
Isenmann s. Eisenmann. 



Jüdler 358. 

von Julchen 6!. 

Jung s. Stilling. 

Juniger 138. 

Junker 650. 

Junot 804. 

Kälblin 40. 

Käs 7. 

Käufelin 425. 

Kaiser 927, 946, 950. 

Kalbfell 1124. 

Kalsow 1068. 

Kalten 436. 

Kamerer s. Camorer. 

Kanz 938. 

von Kapff 245, 246, 467, 854, 1 174. 

1179. 
Kapff 120, 122, 157, 199, 208. 

247, 438, 579, 692, 1070, 1106. 
Kapp 539, 1104. 
Kappelbek 937. 
Karafiat 741. 
Kaspar s Caspar. 
Kaufmann 583. 

von Kauffmann 998, 1157. 1141*. 
von Kauila 1157. 
von Kaunitz 63. 
Kaupe 621. 
Kausler 122, 1006. 
von Kechler 1148. 
Kechler 787. 
Kegel 796. 
Kegelin 1037. 
Kehl 125. 
Kelberger 153. 
von Kellenbach 1157. 
von Keller 189, 233. 
Keller 32, 102, 135, 138, 335, 3ü5, 

391, 419, 427, 472, 861, 916, 

950, 951, 994, 1024. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1203 — 



Kellermann 31. 

Kellinger 496. 

Konner 440. 

Keppelmann 317. 

Keppler 1065. 

Kercher 125. 

von Keresturi 726. 

Kern 725. 

von Kerner 1 157, 1174, 1179. 

Kerner 244, 311, 323, 324, 414, 
499, 549, 552, 581, 774, 1023, 
1024, 1029. 

Kersting 860. 

von Kessler 932. 

Kettenacker 795 

von Kiderlen 1046, 1158. 
Kiefe 433. 

Kieffer 81, 225, 634. 
von Kielmann 348, 525. 
Kielmann 542. 
von Kielmeyer 946. 
Kielmeyer 411, 415. 
Kienlin 989. 
Kiqnzer 186. 
Kierecker 422. 
Kiesel 18. 
Kilgus 486. 
von Killinger 1148. 
Killinger 222. 
Kilten 140.. 
von Kinckel 315, 725. 
Kinds vatter 557. 
Kirchhofer 431, 876. 
Kirchliu 358. 

Kirchschlager von und zu Frey- 
leiten 1084. 
von Kirn 1158. 
von Klaiber 207. 
Klaiber 997. 
Klaus 124. 



von Klein 699. 

Klein 24, 118, 284, 422, 513, 720, 

896. 
Kleinbub 19. 
Kleinfelder 927 
Kleinknecht 292. 
Kleinschneider 954. 
Klemm 326, 475, 479, 587, 650, 

851, 939. 
Klett 136, 145, 761. 
Klingsporn 140. 
Klopfer 379. 
Kloz 644, 1078. 

Klüpfel 138, 193, 779, 851, 1046. 
Klumpp 374, 456. 
von Knapp 950, 1001, 1178. 
Knapp 277, 623, 768, 942, 950, 

999. 
Knebel 275, 723, 990. 
Kniess 784. 
von Kniestädt 1078. 
Knisei 124, 437, 556, 561. 
Knoderer 185. 
Knoll 43, 87, 401. 
Knosp 866. 
von Koch 1158. 
Koch 318, 403, 692. 
Kodweiss 798. 
Köbel 200. 
Köber 940. 
Köbler 953. 
von Kölle 1183. 
Kölle 1023. 
Köllner 69, 386. 
von König 141, 1148, 1158. 
König 185, 417, 620, 849, 966. 
König gen. Königssattler 1064. 
von Königsegg 1146. 
Königswarter 436. 
Könler 350. 



Digiti 



zedby G00gk 



1204 — 



von Köpf 713. 

Köpke 495. 

Koppel 486. 

Körne 176. 

von Köstlin 414, 999, 1181. 

Köstlin 160, 246, 278, 502, 549, 

761, 1023, 1072. 
Kohleisen 787. 
Kohler 23, 420. 
von Kolb 1149. 
Kolb 1140. 

Kommerell (Commerell) 18. 
von Koramerstädt 614. 
Korn 172, 275, 712. 
Kornbeck 976. 
Kottenkamp 865. 
Kotzebue 1101. 

Krämer 132, 702, 703, 875, 942. 
von Krafft 1159. 
von Kraft 8. von Brom. 
Kraft (Krafft, Grafft) 82, 112, 307, 

809, 810, 967. 
Kramer 1055. 
Kranz 277. 
Kraus (Krauss) 161, 239, 419, 431, 

933. 
Krausefeld 1111. 
Kraz 676, 1138. 
Kreidemann 820, 834. 
von Krell 849. 
Kreuser 545. 
von Kreutz 722. 
Kriegstetter 570. 
Krusen 31. 
Kuch 42. 
von Kübel 375. 
Kübel 747. 
Küchler 562, 570. 
von Kück 1128. 
Küffner 526. 



Kühner 400. 

Künkelen 247. 

Kugelmann 435. 

von Kugenbach 991. 

Kugler 709. 

Kuhn 27, 220, 221, 278, 421 938. 

Kuhorn 87, 622. 

Kuhorst 352. 

Kullen 386, 662. 

von Kulpis 225, 545. 

von Kunheim 586. 

Kuppinger 397. 

Kurbin 8. Curbin. 

Kurrer 40. 

Kurtz (Kurz) 150, 541, 1002, 1005, 

1087. 
Kusel 435 

von Kutuzow, verw. Bakunin 94. 
Lachmann 72. 
Lade 916. 
Laechler 899. 
Lagochin 259. 
von Lagusius 278. 
Laiblin 161, 299, 712, 995, 1111. 
Laichinger 790. 
Lajin 1096. 
Laitenberger 402. 
von Lalance 1159. 
Lampertin 1032. 
von Lamprechts 228. 
Lancius 521. 

Landerer 243, 327, 430, 676. 
Landott 430. 
von Lang 1148. 
Lang 197, 247, 276, 294, 354, 374, 

404, 493, 496, 546, 1096. 
Langjahr ä Puchberg 771. 
Lans 517. 
Lanzono 521. 
von Laroche 288, 289, 1098, 1100. 



Digiti 



zedby G00gk 



1205 — 



Lasagna 128. 

Latour 268. 

Lattermann 823. 

Laubenberger 342. 

von Laubsky 230. 

Lauderer (Landerer) 46. 

Lauterbach 38. 

Laux 120. 

Lavater 319, 320, 382. 

von Lavenstein 373. 

Lavenstein 373. 

Lazarus 281. 

Lebret 268, 391, 742, 946. 

Lechler 401, 588. 

Lechner 240. 

Leclerc 458. 

Lederer 1061. 

Ledermann 287. 

Lee 1046. 

Leger 99, 372. 

Legrand Fondoy 785. 

Lehr 324, 620. 

Leidenfrost 360. 

Leidersdorf 145. 

von Leiningen 407, 655, 951. 

Leiser (Leyser) 657, 935 

Leissler (Leussler) 173, 555. 

von Lempp 1179 

Lempp 508, 765. 

Lenau 324, 550. 

von Lengefeld 804. 

Lentilius 240, 314. 

Lentulus 254. 

Lenz 243, 492. 

Leonhard 968. 

Lerch 456. 

Lerche 491. 

von Lerchenfeld 94. 

Leube 440. 

Luchs, 1051. 



Leupold 767. 

Leusler s. Leissler. 

von Leutrum 1147, 1148, 1182. 

Leutwein 81, 107. 

Levi 432, 433, 434. 

von Leypold 1180. 

Leyrer 125, 508. 

Libing 701. 

von Lichtenstein 104, 408 

von Liebenstein 1148. 

von Liebig 830. 

Liebig 828. 

Liebler 6. 

Liedel 972- 

Liedemann 741. 

Liesching 43, 306, 358, 491, 914. 

von Limpurg 813. 

Linck 151. 

von Linckensdorff 1127. 

von Linden 1147, 1148, 1159, 

1172, 1173, 1175, 1181. 
Linde (Linden) 352, 1040. 
Lindengruen 1120. 
Lindenmaier 263, 730. 
Link 326, 782. 
Linkhorn 622. 
Linsenbarth 519. 
Linsenmann 296, 650. 
Lipp 220. 
List 485, 916. 
Lochner 804. 
Loder 842. 
von Lodron 445. 
von Loben 1024. 
von Löbenfelss 701. 
Löchner 296. 
Löffler 388, 422. 
von Löhr 1040. 
von Löthen (Lottin) 184. 
von Löwenstein 1146. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1206 — 



, 289, 338, 340, 
586, 587, 605, 

257, 299, 819, 



Lorenz 940. 

Loscher (Lascher) 1122. 

von Losslin 101. 

Lotter 764, 820, 834,878, 1110. 

Lubing 31. 

von Luck 1046. 

von Ludwig 828, 1159. 

Ludwig 742. 

von der Luhe 1043, 1170, 1171 

de Lullis 823. 

von Lunzi 325. 

von Lupin 818. 

Lustnauer 534. 

Luther 2, 14, 72, 

448, 515, 579, 

633, 682, 1003. 
Lutz (Luz) 184, 

873. 

von Lyukcr 604. 
Machtholf (Machtholph) 382, 834 
Mack 795, 855, 941. 
Mackel 348. 
Männer 126. 

Märklin 297,346, 873, 1002, 1104 
Maas 974. 
Mästlin 557, 773. 
Maulen 66. 

Magirus 7, 727, 1103. 
Mair (s. Mayer), 
von Malchus 324, 1159, 1177. 
von Maldeghem 1160. 
von Maltzahn 930. 
von Mandelslohe 1147. 
von Manderscheid 214. 
von Mandeville 15. 
Mang 874. 
Mangold 342. 
Mann 7, 420. 
von Man teuffei 321. 
Mantz 51. 



von Marchthaler 1070. 

Marchtbaler 290. 

von Mareuil 1024. 

von Mark 906. 

Marperger 1016. 

Martens 325. 

Martin 785. 

Martini 534, 589, 707, 1000. 

Martz 439, 441. 

von Marval 926. 

Maskowsky 32. 

von Massenbach 907, 1148. 

Massenbach 432. 

Matthis 966. 

von Matthisson 1160. 

Matthisson 324, 327, 548, 8t*>, 946. 

von Mauch 1160. 

Mauchart 381, 559, 1125. 

von Maucler 393, 394, ö*2ti, 1046. 
1148, 1170, 1171, 1179, 1133. 

Maurer s. Meurer. 

Mauritius 1076. 

von May enb lisch 654. 

von Mayer 161, 1043, 1182. 

Mayer (Maier, Mair, Meyer) 39. 51, 
68, 133, 194, 199, 215, 276, 320, 
321, 327, 332, 414, 43 >, 435, 499, 
507, 527, 688, 702, 703, 816, 819, 
873, 875, 1023, 1024, 1075, 1084. 

Mebold (Meebold) 58, 746. 

von Mecklenburg 12. 

Megenhart (Megenhardt) 42, 407, 
712. 

Megerlin 117, 125, 342, 1085. 

Mehl 416, 486, 1002. 

Meiderlin 372, 874. 

von Meisrimmel 1160. 

Melancbthou 2, 72, 110, llö ? 340, 
719. 

Melissus 117. 



Digitized by 



Google 



- 1207 - 



Memminger 243. 

von Menotb 1160. 

Mequillet 146. 

Merck 399. 

von Mercy 227. 

Merkel 219, 474, 856. 

Merklin 8. Märklin. 

Mesick 584. 

Mesmer 320. 

Mettmann 295, 309. 

Metzler 44. 

Meurer (s auch Maurer) 41, 78, 
134, 294, 330, 408, 663, 762, 
783, 858, 911. 

Meutinger 710. 

Meyer 8. Mayer. 

Mez 1005. 

Mezger (Metzger) 299, 312, 327, 

526, 776. 
Michaelis 790. 
Mieg 1113. 

von Miller 1080, 1177. 
Miller 807, 900. 
Miot de Melito 862. 
Misler 603. 
Mittermaier 1040. 
Mittler 285, 345. 375. 
von Mittnacht 1160, 1170, 1171, 

1173. 
Mochel 899. 

Möchinger (Maichinger) T 91. 
von Mögling 1160. 
Mögling 8, 19, 33, 299, 327, 373, 

439, 441, 556, 582, 615, 644. 
Möller 314. 
Moerike 866. 
von Moni 24, 158, 488, 615, 1040, 

1180, 1181. 
Mohl 143, 426. 
Mohl (od. M^hl) 555. 



Mohr 135, 137, 949. 

Molitor 79. 

Moll 874. 

von Mollenbeck 652. 

von Molsberg 977. 

Molter 966. 

Molventer 426. 

von Montfort 184. 

Montgelas 84. 

Montluc 3. 4 

von Montmartin 92, 229, 400, 613, 
750, 751, 968. 

Moreau 289. 

von Moser 182, 239, 488, ll^O. 

Moser 8, 45, 186, 232, 313, 314, 
372, 426, 436, 545, 589, 633, 
1066, 1121. 
Mouligne 478. 
Mühleck 450 
Mühlenbruch 1040. 
von Mühlenfels 1161. 
von Müldenstein 1161. 
von Müller 1161. 
Müller 137, 241, 271, 288, 303, 
329, 398, 410, 429, 446, 450, 
493, 632, 711, 769, 849, 863, 
927, 938, 940, 951, 971, 999, 
1002, 1075, 1096, 1141. 
von Münch 1148. 
Münch von Rosenberg 554. 
von Münchhausen 957. 
von Münchingen 15, 385, 686. 
Münsinger s. Mynsinger. 
Münster 344, 945. 
Münzinger 188. 
Musculus 994. 
Muster 953. 
von Muth 570. 
Muth 873. 
Myler von Ehren bach 819. 



Digiti 



zedby G00gk 



1208 - 



von Mylius 713, 1061. 

Mylius 957. 

Myller 1142. 

Mynsinger von Frundeck 874. 

Nägel in 253. 

von Nagel 825, 1161. 

Nagel 129, 291, 825, 1069. 

von Naso 848, 914. 

von Nassau 418. 

Nast 699, 782, 1001. 

von Nays 911. 

Necker 940. 

Neeff 583, 949. 

Neidhard (Neidhardt) 250, 515, 698, 

807, 821, 916, 1105. 
von Neipperg 1146. 
Nerven 78. 
Nestel 925. 
Netz 975. 
Neu 357. 

Neubert 276, 402. 
von Neubronn-Eisenburg 391. 
von Neubronner 1149. 
Neuffer39, 91, 111, 310,312,689, 

914. 
Neuhäuser (Neuheuser) 83, 93, 767, 

795, 899, 909. 
Neundorf (f) 539, 843, 1104. 
von Neuneckh 4. 
von Neurath 324, 1162, 1170, 1171, 

1172, 1179. 
Neurath 21. 
Nicolai 1050, 1105. 
Nieder maj er 87. 
von Niemeyer 1162. 
von Niendorf 324. 
Niethammer 356, 1106. 
Nigroni 31. 
Nippenburg 633. 
Nöden 796. 



von Noer 1046. 

Nördlinger 86, 145. 

Nössel 140. 

Nonnweiler 993. 

von Normann-Ehrenfels 1 1 47,1 162. 

von Normann 581. 

Notten 932. 

Notter 132, 133, 540, 796, »14. 

Oberländer 517. 

Obermaier s. Süsskind. 

Oborski 567. 

von Obrecht 62, 372, 438. 

Obrecht 372, 437, 724, 1086. 

Oekolampad 72. 

Oesterlin 1016. 

Oetinger 54, ?66, 358, 383 7 437. 
479, 480, 722, 939. 

von Oettingen2, 521, 1123,1146. 

Ofterdin&er 326, 389, 743. 

Ohnmeis 294. 

Olenschlager 94. 

Olnhausen 509. 

Oppenheimer 435. 

von Orschmondt 991. 

von Ortenburg 425. 

Orth 107, 373, 360, 375, 81^,909. 

Osiander 48, 49, 11^, 213, 247, 
289, 346, 397, 407, 409, 472, 
491, 534, 556, 635, 638, 694. 
741, 1037, 1060. 

Ossa 253, 1102. 

von der Osten 866, 1162. 

von Osten-Sacken 226. 

Ostertag 416, 474, 628, 722, 855. 

Ott 808. 

Otthon 310. 
I von Otto 498, 998, 1170, 1174, 1177. 
1 Otto 1, 767, 810. 
( Otton 958, 
i Ouchterlony 1036. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1209 



von Ow 1148, 8. auch von Au. 

Oxenstierna 530, 531, 532, 1050. 

Päss 544. 

Pallas 269. 

von Palm 119,823, 908, 1071,1148. 

Palm 119, 410. 

von Palmen bach 94. 

Palmer 855. 

Parellius 513. 

Parsimonius 253. 

von Patkul 676. 

Pauli 7, 292, 426. 

Paulus 368, 509, 841. 

von Pauly 826. 

Pay 676. 

von Pazelier 972. 

Pelargus 400, 640. 

Perdrix 197. 

Perrenon 333. 

Petersen 319, 324, 484. 

Pettendorfer 544. 

Pezold 380. 

Pfäfflin 1080. 

von Pfaff 1180, 1182. 

Pf äff 47, 412. 413, 474. 

von Pfalz - Zweybrüok - Birken feld 

428. 
von Pfau 192, 785. 
von Pfeiffer 1162. 
Pfeiffer 433, 435, 1027, 1028. 
Pfeil 651, 939, 1125. 
Pfeilsticker 242, 741. 
Pfisterer 875, 1087. 
von Pfizer 160, 161, 345, 868, 1175. 
Pfizer 136, 502, 550, 763, 841, 

1002, 1026. 
von Pfleiderer 1182. 
Pfleiderer 136, 386, 412. 
von Pflummern 1148, 1162. 
von Phuell 1044. 



von Phull 128, 901. 

von Phull-Rieppur 584, 585, U48, 

1179. 
Pichegru 320. 

von Pistorius 198,860, 1180, 1181. 
Pistorius 6, 23*, 247, 335, 427, 429, 

545, 582, 584, 658, 660, 824, 855, 

1031, 1139. 
Plauck von Planckburg 423. 
Planer 6, 134, 514, 767. 
Planer von Plan 822, 1066. 
Plank 417, 676, 873, 934. 
von Planta 225. 
Platen 140. 

Plattenhart 817, 820, 834. 
von Plesseo 1171. 
Plezger 186. 
von Plieninger 173. 
Plieninger 8. 
Plöbst 623. 

Ploucquet (Plouquet) 26, 82, 393. 
von Podewils 230, 1148, 1162. 
Pöglen 212. 
von Pollueimb 201. 
Pommerle 900 
von Ponniere 779. 
von Portugal 445. 
von Post 892. 
Pott 492. 

Pramberger 879, 967. 
Pregitzer 87, 383, 773, 816, 832. 
Prenzinger 7. 
von Prieser 360, 1171. 
von Prokesch-Osten 891. 
Pucher ä Puchberg 771. 
von Pückler 1146. 
Pugatschef 259. 
von Puthon 585. 
Pyrenius 993. 
von Quadt 229, 1146. 



Digiti 



zedby G00gk 



-- 1210 



von Racknitz 1148. 

Kader 1068. 

von Radowsky 909. 

Räbel 422. 

Raethels 959. 

Raidelhuber 294 • 

Raith 15, 472, 538, 632, 1104. 

Ramazzini 521. 

Ramminger 604. 

Rampacher 749. 

Ramsperger 900. 

von Rantzau 413. 

von Rapp 1061. 

Rapp 429, 495, 496, 882. 

Rappold 910. 

von Raschke 969. 

Raser 143. 

von Rassler 1148. 

Ratgeb 938. 

von Rau 822. 

Rau 283. 

von Rauch 1162. 

von Raumer 673. 

Rausch 784. 

Rauscher 239. 

Rebstock 357. 

von Rechberg-Rothenlöwen 1146, 

1162. 
Rechkämmer 721, 726. 
Reeg 275. 
Rehfues 1023. 
Rehm 520, 968. 
von Reichenbach 1163. 
Reichenbach 359. 
Reichert 277. 
von Reich lin 1148. 
Reihlen 431. 
Reimarus 708. 
Reimer 451, 1137 
von Reinbeck 325. 



Reinbeck 324, 886. 

Reinbenz 639. 

von Reinhard 1163. 

von Reinhardt 323, 373, 506, 824, 

1060, 1079. 
Reinhard (Reinhart) 87, 190, 263, 

458, 459, 1111. 
Reinhold 462 

Reiniger (Reininger) 438, 1088. 
Reinöhl 87. 
Reinwald 439, 652. 
von Reischach 1044, 1047, 114S, 

1163. 
Reiser 187. 
von Reitzenste*in 308. 
von Rcrachingen 811. 
Remmelin 357. 
von Renner 585, 1178. 
Renner 124, 149. 
Renz 402, 469, 491, 695, 830,909, 

992, 1061, 1106. 
Rettinger (Reitinger) 450. 
Reuchlin 437, 473. 
von Reusch 246, 828. 
Reusch 746, 747. 
Reuschlin 721. 
von Reuss 746, 997, 1163. 
Reuss 2, 44, 221, 304,306, 334, 344, 

345, 375, 466, 478, 538, 652, 866, 

914, 1000, 1104. 
Reuter 34, 51. 
Reutter 1049. 

Reuttner von Weil 1147, 1163. 
von Reyscher 867. 
Reyscher 391, 746. 
von Rhau (Rhaw) 713, 990, 1067, 

1070, 1071. 
Rhau (Rhaw) 1051, 1068. 
Rhein wald 411, 441, 484. 
von Rhoenin 685. 



Digiti 



zedby G00gk 



1211 — 



Richmann 297. 

Richter 747, 1037 

von Riecke 335. 

Riecke 134, 246. 

Ried 662. 

Riedel 1108. 

von Riedesel 1044. 

Rieger 172, 174, 253, 268, 377, 

382, 509, 746, 901, 1068, 1113. 
Riepp 557. 
Ritter 773. 

von Röder 1 37, 638, 867, 1068, 1071 . 
Röhrich 953. 
von Römer 865, 1171. 
Römer 57, 136, 137, 344, 345, 489, 

550, 950. 
Röscheisen 269. 
Rössler (Rösler) 188, 3 5, 412. 675, 

768, 838. 
Röeslin 995. 
Rötin 249. 
Rogge 1O40. 
Rohner 694. 
Rohr 436. 
von Rom 282. 
von Roman 614. 
Roman 910. 
Rominger 860. 

Rommel 69> 120, 240, 346, 973. 
Roos 391, 535. 
Rooschüz 429. 
von Rosenberg 62, 183, 8. auch 

Münch von Rosenberg, 
von Roser 415, 690, 1172. 
Roser 278, 335. 
Rosetzky 576. 
von Rossdorf 97. • 
Rosser 232 
Rosshirt 1040. 
von Roth (Rot) 226, 250. 



Roth (Rothe) 152, 373, 419, 439, 
441, 549, 555, 807, 883, Oll. 

Rothermund t 158. 

Rothtelder 174. 

Rottenburger 37. 

Roy 825. 

Rubinger 47. 

Rudhardt s. Ruthardt. 

Rudolf 776. 

Rückert 309, 324, 1031. 

von Rühle 624. 

Rühle (Rühlen) 19, 419, 1000. 

Ruelin 18. 

von Rümelin 505, 1176. 

Rümmelin 822, 856. 

von Rüpplin 1176. 

Ruflf (Rueff) 121, 472, 554, 875, 
1126. 

Ruggscbwerdts 908. 

von Ruknick 1163. 

Rumpel 373. 

"Runten 585. 

Ruoff 58, 132, 444, 698, 938. 

Rupp 1000. 

Rupreccht 879. 

Ruthardt (Rudthart) 42, 243, 375. 

Ruttenberger 840 

Saal 878. 

von Sachs 585. 

Sachse 933. 

Sadier 295. 

von Saint-Andre 1148. 

von Salhausen 3. 

von Salis 94 

von Salm 99. 

von Salm Hoogstraeten 828. 

von Salm-Reiffer8cheidt-Dyk 1146, 
1163. 

Salvelder 303. 

Salzmann 302, 331, 741, 907. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1212 — 



Sandberger §92. 

Sandel' 120. 

Sarasin 389. 

Sartorius 146, 519, 862. 

von Sarwey 1182. 

Sarwey 813. 

Sattler 205, 255, 644, 783, 844, 

1057. 
Saubert 19. 
Sauer 373, 569. 
von Saurma-Jeltsch 268. 
Sauter 653 
Scarpa 24. 

von Scbad 1149, 1163. 
Schad 806, 809, 810. 
Schady 423. 
Schäfer 994. 

Schäffer 444, 1067, 1125. 
Schäffler 495. 
Schärer 559. 

Schärtlin von Burtenbach 980. 
von Schäsberg 1146. 
Schalck 993. 
Schall 429. 
Schauber 11, 19, 130, 133, 135, 

136, 138, 139, 172, 176, 880. 
Schauffelin 554. 
Schaupp 188, 1105. 
Scheerer 1070. 
Scheffer 445, 783, 1125. 
Scheffler 495. 
Scheiden 954. 
Scheinemann 104, 108, 312, 634, 

750, 832. 
von Scheler 1164. 
Scheler 817, 833. 
von Schelhass 824. 
von Schelle 811. 
Schellhas (Schölhas) 786, 822. 



Scheiling 41, 324, 343, 368, 4&, 

497, 499, 807, 884. 
Schenk 424 : 
Scherpf 290, 419. 
Schertel 527. 
Schertlin 132, 820. 
Scheuerlen 680, 1040, 1175. 
von Scheurlen 1182. 
Schickardt (Schickhard) 348, 3W. 

853. 
Schicker 878. 
Schill 11, 130, 182, 135, 139, 420. 

678, 859, 926, 950, 1006, 1126. 
Schillbock 188. 
von Schiller 1164. 
Schiller 19, 44, 318, 484, 639,851, 

1029, 1100 
von Schilling 93, 1164. 
Schipper 835. 
von Schitten 150. 
Schlager 386 
Schlatt 100. 
von Schlayer 432, 500. 502, 669, 

670, 912, 1174, 1175. 
Schlegel 358, 437, 790, 900, 1025. 
Schlegkh 937. 
Schleich 496. 
Schleicher 226, 973, 1071. 
Schleier macher 1137. 
von Schlick 117. 
Schliessnecker 485. 
Schlosser 838. 
Schlossberger 38, 100, 101, 108, 

188, 329, 653, 687. 767, 772, 

1066, 1071. 
Schlotterbeck 290, 976. 
Schlumberger 99. 
Schlumpffen 704. 
Schmid 189, 204, 392. 408, 438, 

468, 477, 479, 480, 498,499, 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1213 — 



598, 695, 767, 820, 835, 859, 

861, 863, 873, 960, 1087. 
Schraid v. Schmidsfelden 555, 762. 
von Schmidlin 500, 910, 1 174, 1175, 

1182. 
Schmidlin 1, 42. 76,239, 560, 767, 

859, 950. 
von Schmidt 925, 1164. 
von Schmidt-Secherau 1164. 
Schmidt 210, 360, 420, 588, 999. 
Schmieg 1061. 

von Schmitz-Grollenburg 1164. 
Schmoll 1139. 
Schmoller 256, 796. 
Schnabel 137, 420, 422, 423, 1086. 
Schnapper 435. 
Schneckenburger 1070. 
Schneider 743, 915. 
Schnell 184, 899. 
Schnepf 1 ,42, 59, 72, 75, 76, 85, 418, 

652, 655, 1022. 
Schmerlen 1018. 
Schnurrer 412, 496, 788. 
Schoder 913, 1003, 1023. 
Schölhas b. Schelhass. 
Scholl 454, 699, 744, 1088. 
Schön 110, 190. 
Schön äugler 776. 
von Schönberg 959. 
von Schönborn 297, 312, 604. 
von Schönfeld 520. 
Scholl 121, 194, 440, 650, 839, 

876, 973, 1060, 1105. 
Schonheim 995. 
Schom 784. 

von Schott von Schottenstein 378. 
von Schott 1165. 
von Schott 62, 585, 763, 1043. 
Schott 161, 199,' 391, 412, 891, 

999, 1024, 1027. 



Schrader 1040. 

von Schraishuon-Seubert 138, 1 165 . 

Schreiber 761. 

von Schröder 1165. 

von Schrökh 1056. 

Schropp 61. 

Schrott 640. 

Schubart 319, 549. 

Schuckhardt 101. 

Schübler 337, 500, 969. 

Schule 942. 

Schüleck 745. 

Schüpper 662. 

von Schütz-Pflumern 1148. 

von Schüz 467. 

Schüz (Schütz) 7, 135, 773, 941, 

1044. 
Schuhmacher 426. 
Schuler 451. 
Schulteiss 374, 1045. 
Schultz 971. 
Schumann 219. 
Schurfius 1068. 
Schuster 67, 435, 678. 
von Schwab 501, 1171, 1179. 
Schwab 157, 324, 416, 499, 552, 

942, 1024. 
von Schwachheim 583. 
Seh wader er 586. 
Schwarz (Schwartz) 238, 390, 486, 

838, 1127. 
Schwarzburg-Sondershausen 1 074. 
von Schwarzenburg 62. 
Schwarzmann 880. 
Schweder 696. 
Schweickhardt (Schweickard) 7, 

173, 299. 
Schweikher (Schweickher) 1106, 

1120. 
von Schweiniohen 980. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1214 



von Schweinitz 654. 

Schweizer 120, 169, 721. 

Schwenk 403. 

Screta (von Zavorziz) 638, 666. 

Sobald 467. 

von Seckendorf 230, 383, 477, 641, 

1148, 116\ 
Seebach 47. 
von Seeger 154, 1165. 
Seeger 44, 389, 390, 489, 559, 

641, 1003, 1117, 1139. 
von Seewart 90. 
Seher 633. 
Seidel 171. 
Seidenbänder 994. 
von Seidenberger 1165. 
Seiter 439, 441. 
Seiz 302, 650. 
Senfft von Sulburg 97. 
von Senkenberg 266, 823. 
Sennerin 1016. 
Setzer 294. 

Seubert 488, 639, 1067. 
Seuter 9, 417. 
von Seutter 1148, 1165. 
von Seybold 848, 951. 
Seybold 135, 138, 231, 482, 500, 

536, 663, 848, 873, 1023. 
von Seybothen 27. 
Seyerlen 291. 
von Seyffer 584. 
Sherman 397. 
von Sick 726, 1165, 1175. 
Sick 133, 134, 138. 
Siebold 941. 
von Siegle 713. 
von Sigel 9H3, 1165, 1178. 
Sigel (Siegel) 397, 565, 5(><i, 567, 

857, 1037. 
Sigward (Sigwart) 6, 353. 



von Sucher 297, 763. 

Simmer 100 

Simon 433, 965. 

Simon ins 8, 735. 

Simprecht 779. 

Simpson 268. 

Smalcalder 379. 

von Soden 1043, 1147, 1182. 

Solfleiss 153. 

von Solms 15. 

von Soltikow 478 

Sommer 570. 

Sonder 419 

von Sonneg 238 

von Sonntag 1166. 

Sonntag 411. 

von Sontheim 1166, 1176. 

Sontheim 492. 

Späth 580, 588. 

Sparr 57. 

von Speidel 974. 

Speidei 117, 151, 188. 247, 342, 

354, 430, 438, 587. 
Spener 352, 353. 
Spengler 1126. 
von Spessart 1074. 
von Speth 580, 1148. 
Spihlmann 839. 
Spijs 248. 
Spindler 76, 439, 441, 4SS, 623. 

1139. 
von Spittler 1047, 1048, 1166. 
Spittler26, 142, 170,320,404, 1078. 
Sprenger 132, 937. 
Spring 426. 
SprÖBser 827. 

von Stadion 1050, UOO, 1146. 
Stadion 1050, 1100. 
Stäblin 1126. 
Stalin 133, 135, 138, 252,493, 918. 



Digiti 



zedby G00gk 



1215 — 



Stängel 879. 

von Stänger 226. 

Stänglin 469. 

Stäudlin 486, 1018. 

von Staffhorst 257. 

Stahl 621. 

Stammler 340, 808, 810. 

Stark 27, 230, 393. 

von Starkloff 1166. j 

Stauber 705. ( 

Staudenmayer 121. 454. 

Staudt 69, 386. 

Stecher 714. 

Steck (Stek) 296, 479, 651, 843, 

851. 
Steeb 240, 317. 
Stehelin 6. 
Steidle 1001. 
von Steiger 1166. 
von Stein 948, 1082, 1166. 
Stein 268. I 

von Steinbeis 456. 
Steiubeis 859. 
Steinhardt 1017. 
Steinheil 773. 

Steinhofer 304, 383, 647, 739. 
von Steinkopf 467. 1006. 
Steinkopf 68. 
Steinmetz 1097. 
Stein weg 43, 268. 
Stephani 937. 
von Stetten 711, 1148. 
Steudel 125, 359, 1077. 
Stieber 517, 518, 525, 1128. 
Stiefel 283. 
titierlin 124. 
Stikel 779. 
Stilling 320, 382, 451, 548, 779, , 

927, 939, 1128 
Stimmelin 11. 



Stirm 783. 

von Stirnbrand 326. 

von Stockharner-Starein 760. 

von Stockhorn 713. 

von Stockmayer 427, 783, 1166, 

1167. 
Stockmayer (Stockmajer)312, 409, 

452, 638, 744, 839, 840, 913, 992, 

1072. 
Stöffler 874, 1064. 
Stökhlin. 1055. 
von Stolberg 15, 214. 
von Stolberg-Geldern 147. 
Stoll 442. 
Storr 207, 324, 368, 470, 713, 

722, 860, 997. 
von Stosch 1167. 
von Strack 1167. 
Strähler (Sträler) 805, 916. 
von Strattmann 62. 
Straub 1096. 
Strauss 434, 859, 1002. 
Strelin 197. 
Striep 702. 

von Ströbel 200, 251, 374. 
Strölin 15, 282. 
Strohmayer 398. 
Struve 565, 568. 
Stuber 687, 938. 
Stücklen 427, 438, 932. 
Stürzel 809. 
von Stumpe 430, 1167. 
Sturm 240, 770, 824. 
von Sturmfeder 1148. 
von Suckow 1177. 
Süskind 412. 
Süskind-Obermaier 433. 
von Süsskind 138, 157, 488, 497 

1148. 
SÜ88-Oppenheimer 54, 227, 785. 



Digiti 



zedby G00gk 



1216 — 



Sulzer 1068, 1098. 

Sutor 1106. 

Tafel 241, 879. 

Tafinger 204, 377, 378, 879. 

Talard 202. 

von Talleyrand 459. 

von der Tanne 701. 

von Taube 1173. 

von Taubenheim 1147, 1167. 

von Tautphoeua 1167. 

Taylor 145. 

Teichmann 160. 

Tellier 438. 

Tersteegen 383. 

von Tessin 1148. 

von .Teuffei 132. 

Textor 375. 

Thaler 1141. 

von Thannhausen 1148 

von Theobald 1167. 

Thibaut 1040. 

von Thill 925. 

Thill 188, 914, 925. 

Thomann 570. 

Thome 569. 

Thornhaken 451 

von Thouret 179, 413. 

von Thumb 634, 1148. 

Thumm 239, 644, 698, 909. 

von Thurn und Taxis 1146. 

Tiecks 1025. 

Tiedemann 196. 

von Tiessenhausen 964. 

Tobler 422. 

Tompson 291. 

Trach 834. 

von Traun 231, 1085. 

Trautwein 210. 

Trenklenburg 321. 



Tritschler 146, 286, 300, 302, 306, 

847. 
Tröltsch 326 
von Troyff 1148. 
Trüber 418. 
von Trubetzkoi 962. 
Tschitschagow 286. 
Tubadel 1050. 
von Tucher 343. 
von Tübingen 419. 
von Turenne 288. 
über 216. 
üdal 1101. 
von Uebelen 826. 
üebelen 929. 
von ügarte 906, 956. 
Uhinger 115. 
Unland 136, 414, 489, 499, 549, 

550, 552, 690, 886. 
von Ulm 112, 1149. 
Ulmer 287, 288. 
von Ungnad 238. 
Unseld 65. 
Urich 173. 
Urlsperger (Urlssperger) 83, 477, 

697. 
Ute 196. 

von Uxkull 1147. 
Vaihin 42. 
Vallisnieri 521. 
von Vangerow 1023. 
Varnbüler von Hemmingen 408. 
von Varnbüler 18, 224, 311, 37S, 

411, 1149, 1173, 1178. 
Varnbüler (Varenbüler) 6, 49, 80, 

170, 548, 632, 686, 766, 772. 

778, 1119, 1120. 
Varnhagen s. v. Ense. 
von Vateville 1122. 
i Vayhinger 900. 



Digitized by 



Google 



— 1217 



Veil 297. 

Veilmann 398. 

Veit 937. 

Velden 926. 

Velderer 1063. 

von Vellnagel 576, 791, 1045, 1168, 

1183. 
Vellnagel 698, 911. 
Vergenhans 1092. 
Vergenius 702. 
Veyhle 854. 
Victor 960. 
von Vieregg 94. 
Vignoles 502. 
Villenbach 186. 
Villinger 994. 
Vimpel 188. 
Vinther 557. 

von Vischer 145, 1149, 1168. 
Vischer 19, 132, 198, 579, 582, 

615, 632, 690, 728, 773, 780, 

1002, 1030, 1031, 1061, 1128, s. 

auch Fischer 
Vitus 1095. 
Vohlerin 819. 
Vöhringer 467. 
Vogel 429. 
Volckmar 240. 
Volland 77. 

Vollmar (Volmar) 4, 61, 66. 
Vollmer 937. 
Voltz (Volz) 128, 133, 138, 345, 

855, 1001. 
von Waaser 391. 
Wacker 569. 

von Wächter- Lauterbach 1149. 
von Wächter-Spittler 1149, 1171, 

1173, 1174, 1175, 1179, 1181. 
von Wächter 827, 864, 910, 951, 

1168. 



I 



Wächter 118, 330, 549, 862, 863. 
von Wagner 1177. 
vonWagner-Froinmenhausen 1149, 

1169. 
Wagner 83, 130, 133 135, 139, 

186, 216, 218, 243, 359, 373, 

472, 480, 651, 779. 
Waiz 948. 
Walch 118, 201. 
von Walcher 745. 
von Waldburg 1146. 
von Waldeck 514. 
Waldmann 344. 
von Wallbrunn 638, 1117. 
Wallenstein 449. 
Walliser 118, 1051, 1073. 
Walter (Walther) 19, 303. 

623, 711, 723. 
Walz 200, 358. 

von Wangeuheim 886, 324, 1174. 
Wanzenried 392. 
Warlin 623. 
Wartenburg 460. 
Weber 380, 669. > 
Wechsler 1111. 
von Weckherlin 376, 401, 1169, 

1178. 
Weckherlin (Weckerlin) 580, 661, 

863, 973. 
Wegele 948. 
Wegelin 954. 
Weickersreuter 40, 111, 749, 822, 

1066, 1101. 
von Weidenbach 1149. 
Weidinger 838. 
Weig 544. 
Weigen 819. 
von Weiler 169, 1149. 
Weimer 1101. 
Weinland 1076, 1078, 1079. 



v. Georgii-Georgenan, Biographisch-Genealogische Blatter etc. 



77 



Digiti 



zedby G00gk 



1218 — 



Weinlin 153. 

Weinmann 852. 

von Weishaar 1174. 

Weishaar 783. 

Weismann (Weissmann) 241, 479, 

696, 773, 878. 
Weiss 828. 

Weiss von Limpburg 533. 
Weissbrodt 850. 
Weissensee 43, 82, 749, 992. 
von Weisser 325, 440. 
Weisser (Weysser) 76, 324, 1106. 
Weissert 1137. 
Weisskopf 1. 
Weizsäcker 58. 
Weller 782. 
von Welling 56. 
Welling 633, 945. 
Welsch 146. 
Welser 341, 417. 
von Weltz 233. 
Wendel 451. 
Wenner 485, 493, 1050. 
W r ergo 198. 
Werhagen 120. 
Werlitz 44. 

Wern 486, 1096, 1105. 
von Wernek 902. 
von Werner 1149. 
Werner 493, 583, 688, 1017, 1050. 
Wertheimer 434. 
Weslervelt 621. 
Westphal 282, 965, 1068. 
Wetzel 75, 491. 
Weyland 865. 
Weyler 1124. 
Weysser s. Weisser. 
Wheeler 892. 
Wibel 653. 
Wichelhausen 1060. 



Wichin 993. 

Wickh 809. 

von Widenmann 1055. 

Widenmann 825, 826. 

von Wider 237, 1169. 

Widmann 106, 134, 650. 

Widt 315, 1127. 

von Wiederhold (Widerhold) 15, 

351, 365, 990, 1149, 1177. 
Wiedersheim 508. 
Wieland 118, 546, 1065, 1096. 
von Wiesenhütten 652. 
Wild 40, 938. 
Wildenow 359. 
Wildermuth 1030. 
Wildersinn 262. 
Wilhelm 748. 
von Will 62. 
Will 334. 

Williardt 45, 724, 1077, 1080. 
von Wimpfen 708, 1169. 
Windhäusel 1087. 
von Windischgratz 1146. 
von Winkler 57. 
Winot 1096. 
Winter 423, 557. 
von Wintterlin 949. 
Wintterlin 949. 
von Wintzingeroda 1172. 
Winzelburger 1087. 
Wirth 662, 860, 1006. 
Wiss 930. 

von Witgenstein 751. 
Witternalk 242. 
Wittersheim 435. 
Wittleder 400, 843. 
Wölfing (Wölffing) 112. 409, 646. 

652, 1069. 
Wölflin 767. 
von Wölkern 1149. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1219 - 



von Wöllwarth 546, 1149. 

Wörlin 766. 

Wohlbach 814. 

Wolf (Wolff) 171, 221, 288, 289, 
300, 545, 1096, 1125. 

Wolfhart 765. 

Wolfrath 31. 

Wolfskeehl 432. 

von Wolkenstein 312. 

Wolpert 149. 

Wolters 579, 586. 

Wrede 866. 

von Wucherer 1169. 

Wüest 295. 

von Würben 1032. 

Würth 588. 

von Württemberg 5, 15, 40, 78, 
167, 191, 227, 228, 233, 291, 293, 
357, 379, 393, 408, 412, 425, 
514, 635, 655, 660, 720, 976, 
1141, 1142. 

Wullen 699. 

Wunderlich 243, 278. 

von Wundt 401, 1177. 

von Wunnenstein 815. 

Wurm 44, 741. 

Wurster 486. 

Zacharias 1085. 

Zahn 130, 133, 134, 135, 136, 137, 
138, 747, 878, 880. 

Zain 1088. 

Zais 1073. 

Zaiser 154. 

Zangmeister 187. 

Zanner 658. 

Zasius 184. 

von Zech 56, 782. 

Zech 33, 290, 346. 



Zehender 711. 

Zehener 1110. 

von Zeitter 184, 604. 

von Zell 509. 

Zell 354, 870. 

Zeller 39, 82, 87, 112, 279, 443, 

473,558,782,912,945,1105. 
Zelling 778. 
Zeltnerin 1016. 
Zenger 633. 
Zenneck 644. 
Zentgraf 907. 

von Zeppelin 1147, 1169, 1172. 
von Zeuner 652. 

Ziegler J06, 185, 547, 876, 1089. 
Zierfuss 339. 
Zimmermann 149, 330, 403, 419, 

616, 1002. 
Zimmern 491. 
Zink (Zinck) 663, 713. 
Zinzendorf 54, 383, 977. 
Zipperlen 397. 
Zobel 105, 725. 
Zoeppritz 325, 326, 678. 
Zoller 193, 295, 426. 
Zorer 296, 319, 331, 381, 634. 
Zorn 423. 
Zorzi 710. 

Zott von Perneck 1085/6. 
von Zschock 1043. 
Zsigmondy 744. 
Zam8teeg 319. 
Zurheilen 145 
Zurlahn 1000. 
Zweifel 555, 838, 990. 
von Zwerger 271. 
Zwierler 1055. 



Digiti 



zedby G00gk 



Quellen. 



Andrea, J. V. A. und Agnes Elisabeth, geb. Gruningerin, Eheleut Ge- 
schlechtsregister. Stuttgart anno 1644. 

Athenäum , Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrter Würtembergs. 
Stuttgart 1829. Verfasst von Collaborator Rothacker. 

Baer, Inscriptiones monumentoram &c. 

Barth; Carl Gottlob, Süddeutsche Originalien. Stuttgart 1828, 29,32. 

Baut-, Historisch-biographisch-literarisches Handbuch. 

Bengel, Nachkommen von Johann Albrecht Bengel. Stuttgart 1818. Ferner: 
Kurzer Begriff der Bengelischen Voreltern in aufsteigender Linie 
1762. 

Beyschlag, Beiträge zur Nördlingischen Geschleehts-Historie, die Nord- 
lingischen Familien und Epitaphien enthaltend Th. (1) 2, Thl. 2 
fortgesetzt von Jon. Mütter. Nördlingen 1801/3. 

Bildersaal, württembergischer, eine Sammlung von Württembergs Be- 
rühmtheiten aus alter und neuer Zeit. Stuttgart 1858. 

Binder, M., Wirtembergs Kirchen- & Lehrämter <fcc. Tübingen 1798 und 
und 99. 2 Bde. 

Bilfinger, Pfarrer, Dr. (Manuscript.) 

Biographie, Allgemeine Deutsche — herausgegeben von teliencron und 
Wegele. Leipzig 1875. 

Boek, Aug. Friedr., Geschichte der Herzogl. Würtemb. Eberhard-Karls- 
Universität Tübingen. Tübingen 1774. 

Boxler, Sammlung der merkwürdigsten Ereignisse in dem ehemaligen 
Reichsstifte Kempten seit der Entstehung. Kempten. 

Blum, Genealogische Sammlung, M.S. auf der K. Oeff. Bibliothek in Stuttgart. 

Burk, Burk J Bche Genealogie. 

Cammerer, Genealogische Nachrichten von seiner eigenen und einigen mit 
ihm näher verwandten Familien. Stuttgart 1843. 

Cast, Süddeutscher Adelsheros. I. . Sect. 1 Bd. Hietor. und genealog. 
Adelsbuch des Königsreichs Württemberg. Stuttgart 1839. 



Digitized by 



Google 



— 1221 - 

Cettius, Erh., Imagines professorum Tubingensium, Senatorii praecipue 
ordinis &c. Tübingen 1596. 

Christmann, Geschichte des Klosters Hirsch au. Tübingen 1782. 

Cless, Dav. Friedr., Versuch einer kirchlich-politischen Landes- & Cultur- 
Geschichte von Wirtemberg bis zur Reformation. Tübingen 1806, 
Gmünd 1808. 

Crusius, Martin, Professor, Schwäbische Chronik, aus dem Lateinischen 
erstmals übersetzt und mit einer Continuation vom Jahr 1596 bis 
1733 <fec. von Joh. Jac. Moser. Frankfurt 1733*. 

Ehen, Joh. Georg, Geschichte der Stadt Ravensburg von Anbeginn bis 
auf die heutigen Tage. Ravensburg 1831. 

Ehmann, Karl Chr. Eberh., Friedrich Christoph Oetinger's Leben und 
Briefe. Stuttgart 1859. 

Essich, Chr. Friedr., Geschichte von Württemberg. Biberach 1818. 

Evangel. Kalender, Jahrbuch von 1850, 1853 und 1867 von Dr. Ferd. 
Piper. Berlin. 

Faber, Ferd. Friedr., Die württembergischen Familien-Stiftungen. Stutt- 
gart 1853. 

Ferber, Joh., Württemb. Clerus. Tübingen 1721. 

Feuerlein, Familien-Stiftungen des 1821 f Rwd. Ferd in. von. Feuerlein. 
Stuttgart 1821. Stamm-Tafeln der Nachkommen von Carl Fried., 
Regierungsrath und der Augaste Elisabeth Franziska Joltanne Fischer. 
Stuttgart 1855. 

Fischlin, Ludw. Melch., Memoria Theologorum Wirtembergensium Re- 
suscitata h. e. Biographia Praecipuorum Virorum &c. Ulm 1710. 

Fischlin, Vitae praecipuorum Cancellariorum et Pro-Canceliariorum 
Ducatus Wirtembergici <fcc. Frankfurt und Leipzig 1712. 

Freherus, Theatrum virorum eruditione clarorum, in quo vitae et scripta 
theologorum, jureconsultorum, medicorum et philosophorum — 
respraesentantur. Noribergae. 1688 cum figg. 

Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausgegeben von Häusser, 
Stalin, Weitz, von 1867 an Häusser, Wegele. Göttingen. 

Gablkover, Joh. Balthasar von, Stemma genealogicum Familiae Gabl- 
koverianae oder Ursprung und Fortpflanzung des adelichen Ge- 
schlechts der Gablkover von Gablkoven. Gotha 1709. 

Gamurrini, Eugen, Istoria genealogica delle famiglie nobili Toscane et 
Umbre. Fiorenza 1668—73. 

Gehres, Sigm. Friedr., Weils der Stadt Kleine Chronik. Stuttgart 1808. 

Genealogisches Taschenbuch der Ritter- & Adels-Geschlechter. Brunn 1878. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1222 — 

Georgii, Eberh. Friedr. von, Nachrichten von der Zeughandlungscom- 
pagnie in Calw, (M. S. der K. Oeffentl. Bibliothek zu Stuttgart. 

Georgi, Theoph., Allgemeines Europäisches Bücher-Lexikon, in welchem 
nach Ordnung des Dictionarii die allermeisten Autoren oder Gat- 
tungen von Büchern zu finden, wie sowohl von denen Patribua, 
Theologis u. s. w. als auch von den Juris Consultis, Medios etc. 
sind gedruckt worden. Leipzig 1742, 1753, Suppl. 1750- 58. 

Gerok, Karl Friedr., Jugenderinnerungen. Bielefeld und Leipzig 1876, 

Geschlechtstafel der Ti itschltr' sehen Familie nach dem Stande von 1851 
von Buchhalter Gayler. Stuttgart. 

G frörer, Aug. Friedr., Allgem. Kirchen geschiente. Stuttgart 1840—46. 

Glaser, Geschichte der Stadt Hall (M. S. de anno 1780 auf dem Königl. 
Geh.Haus- und Staats-Archiv befindlich). 

Gmelin, Uoriz, Stammbaum der Familie Gmelin. Karlsruhe 1877. 

Gradmann, Joh Joe., Das gelehrte Schwaben oder Lexikon der jetzt 
lebenden Schriftsteller. Ravensburg 1802. 

Grause, Joh. Georg Tlieohald, Lehrbuch einer allgem. Literärgeschichte 
aller bekannten Völker der Welt. Dresden und Leipzig spater 
Leipzig 1837—59. 

Grenser, Alfr., Die Schweigger. Historisch - genealogische Skizze nach 
Familienpapieren. Wien 1873. 

Griesinger, Universal-Lexikon von Württemberg, Hechingen und Sig- 
maringen. Stuttgart und Wildbad 1841 

Grüneisen und Mauch, Ulms Kunstleben im Mittelalter. Ein Beitrag zur 
Culturgeschichte Schwabens. Ulm 1840. 

Hahn, Dr., Christoph Ulr., Geschichte der Waldenser und verwandten 
Secten. I. Bd. ferner II. Bd. Geschichte der Ketzer im Mittel- 
alter, besonders im XL, XU. und XIII Jahrhundert Stuttgart 1847. 

Haid, Joh. Jlerctd., Ulm mit seinem Gebiete. Ulm 1786. 

Hartmann, Joh. Friedr., Hartmännisches Geschlechts-Handbuch. Tübingen 
1785. 

Hartmann, Jid. f Professor, Hartmannsbuch als Handschrift gedruckt 1876. 

Haug, BaUh, Schwäbisches Magazin von gelehrten Sachen auf 1775. 

Hang, Balthas., Das gelehrte Wirtemberg. Stuttgart 1790. 

//ersehe Chronik von Herrenberg. (Manuscript, dem O.A. Herrenberg 
gehörig). 

Heugiin, Fr., Württemb. Familien-Stiftungen. Esslingen 1844. 

Hochstetter, Carl, Manuscript des 1867 in Esslingen f Pfarrers Hoch- 
stetter in G omaringen. 



Digitized by 



by Google __ __ 



— 1223 — 

Holzmann, Kelten und Germanen. Stuttgart 1865. 

Hübner, Bibliotheca Genealogica. Ein Verzeiohniss aller alten und neuen 
Genealogischen Bücher von allen Nationen in der Welt. Ham- 
burg 1729. 

Huber, Carl Friedrich Wilhelm, Stammbaum der Familie Weckherlin. 
Stuttgart 1857. 

Huber, Lexicon genealogicum portatile. Hamburg 1727. 
7 Aufl. Hamburg 1744. 

Kapff, Sixt Carl von, Die württembergischen Brüdergemeinden Kornthal 
und Wilhelmsdorf, ihre Geschichte und Veranlassung u. s. w. ent- 
haltend. Kornthal 1839. 

Karrer, Beschreibung und Geschichte der Altstadt Kempten. Kempt. 1828. 

Keller, Genealogische Sammlung. M. Scr. auf der K. Oeff Bibliothek. 

Klemm, M., Johann Christoph, Pfarrers in Hildrizhausen, Genealogische 
Nachrichten von seiner eigenen und vielen andern mit ihr ver- 
bundenen Familien. Tübingen 1782; dasselbe 1792 IL Auflage. 
I. Theil Dasselbe 1794 II. Theil. 

Klemm, Joh. Christoph, Kurzer Begriff der Klemm'schen Voreltern in auf- 
steigender und absteigender Linie. Tübingen 1775. 

Klüpfel, Dr. K., Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen. 
Tübingen 1849. 

Kneschke, Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon. Leipzig 1859—70. 

Kubier, Genealogische Sammlung M. Sr. auf der Tübinger Universitäts- 
Bibliothek. 

Kümtneile, Anzeiger derjenigen Grabschriften und Denkmäler, welche in 
und neben der Stifts- oder St. Georgenkirche wie auch in der 
Schloss- und Hospital- oder St. Jacobskirche zu Tübingen befindlich 
sind, sowie auch Auszüge aus den hiesigen Todtenregistern von 1603 
* bis Juni 1827 in Betreff der hier f Adelichen, Professoren und 
Beamten nebst deren Frauen, und endlich Nachrichten von den 
in dem Todteugarten befindlichen Monumenten. Tübingen 1827. 

Kuniisch, Michael, Biographien merkwürdiger Männer der Oesterreichi- 
schen Monarchie. (Graz 1805 — 6 3 Bde. 

Ixtdvocats, Abt's, Historisches Handwörterbuch. Ulm 1785. 

Lebensbeschreibung (kurzgefasste) des seligen Prälaten Oetinger, Anhang 
zu dessen evangelischen Predigten. Leonberg 1846. 

Ledderhose, Karl Fried,, Züge aus dem Leben des württemb. Pfarrers 
Joh. Friedr. Flattieh. 5. Aufl. Stuttgart 1875. 

Litei-atur-Zeitung, Jenaische Allgemeine vom Anfange des Jahrhunderts. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1224 - 

Tjeu, Hans Jacob, Allgemeines Helvetisch-Eydgenössisches oder Schwei- 
tzeriches Lexicon. Zürich 1747 — 1765. Supplemente zu Leu's 
Lexikon von Holzhalb. Zug 1786—95. 

Machtholf, Gottlieb Friedr., Pfarrers von Möttlingen, Leben und Schriften. 
Heidelberg 1862. 

MenegheUi, Ant. Maria, Notizie biografiche degli accademici di Padova. 
Padova. 

Merchel, Joh. Friedr., Beschreibung der Fürstl. Denkmale und Grab- 
schriften in der Stiftskirche, und der darin befindlichen Gruft zu 
Stuttgart, wie auch derer zu Tübingen und Ludwigsburg. Stutt- 
gart 1798. 

Merkur, Schwäbischer und Schwäbische Chronik. Stuttgart. 

Mensel, Joh. Georg, Das gelehrte Deutschland, Lexikon der jetzt leben- 
den teutschen Schriftsteller. Lemgo 1776, 1778—84, 1786—1806. 

Militär-Schematismus des Oesterreichischen Kaiserthums. Wien 1836. 

Meyer, Jtd., Allgemeines Künstler-Lexikon, II. gänzlich neubearbeitete 
Auflage von Nagler's Künstler-Lexikon, fortgesetzt von W. Schmidt 
und H. Ijlbke.) Leipzig 1872. 

Moericke, Joh. Chr. Ludw., Dem Angedenken Jjuthers aus Gelegenheit 
eines noch vorhandenen Familien-Bechers. Stuttgart 1802. 

von Moor, Conradin, Geschichte Currhätiens und der Republik gemeiner 
3 Bünde Graubündens. Cbur 1870—94. 

Des Württembergischen Prälaten Friedr. Christoph Oetinger Selbstbio- 
graphie, herausgegeben von Dr. Jtd. Bamberger, mit einem Vor- 
wort von Gotthüf Heinrich von Schubert. Stuttgart 1845. 

Moser, Joh. Jac. f Sammlung allerlei Württemb. Stipendiorum und an- 
derer Stiftungen. Tübingen 1732. 

Moser, Joh. Joe., Genealogische Nachrichten von seiner eigenen und. allen 
von derselben abstammenden Familien. Stuttgart 1752. Moser 1 - 
sches Geschlechts-Register 1779. Lebensgeschichte »hh. Jacob Mosers, 
von ihm selbst beschrieben. Frankfurt und Leipz. 1777 
Moser, Joh. Joe., Vischerischt Ahnentafeln. Tübingen 1728. 
Moser, Erläutertes Wirtemberg, Tübingen 1729, 

Midier, Bekenntnisse merkwürdiger Männer von sich selbst. Winterthur 1 791. 
Nachkommen, Die — von Christoph Martin Dörtenbach, Kaufmann und 
Compagniever wand ten in Calw, nach den Verwandtschaftsgraden 
und der Altersfolge geordnet (angeb. die dazu gehörige Stamm- 
tafel). Stuttgart, 1874. Von Archivrath Paul Stalin. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1225 — 

Nagler, Neues allgero. Künstler-Lexikon oder Nachrichten von dem Leben 
und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, 
Formenschneider. München 1835. 

Neuffer, Martin Ludwig, Stammtafel der wohl renommirten Neufferischen 
Familie. Ludwigsburg 1735. 

Neuheuser, Kurzer Begriff der Neuheuse fischen Voreltern in aufsteigender 
Linie. 1768. 

Nuovissimo dizionario degli uomini illustri d'o^ni etä e d'ogni nazione. 
Milano 1854. 

Oetinqer's Fried r. Christoph, Lebensabriss von ihm selbst entworfen, nebst 
einem Anhang, enthaltend seine Gebete und Verfolgungen. Stutt- 
gart 1849. 

Oetinger's Evangelien-Predigten, mit Vorwort von A. Knapp. Leon- 
berg 1846. I. & 2. Theil. 

Oett im/er, Bibliographie biographique. Leipzig 1850. 

üsiander, Joh Adam, Gens Osiandrina larga benedictione divina florens. 
Tübingen. 1720. 

Otto, Buch berühmter Kaufleute, oder der Kaufmann zu allen Zeiten 
Leipzig und Berlin 1868 und 69. 

Fahl, Joh. Gottfr., Geschichte von Wirtemberg für das würtemb. Volk. 
Stuttgart 1827, 31. 

Pah), Joh. Gottfr., Denkwürdigkeiten aus meinem Leben und aus meiner 
Zeit. Tübingen 1840. 

FaUeske, Emil, Schillert Leben und Werke. Berlin 1858 und 59. Stutt- 
gart 1877. (9. Aufl.) 

Parentationen, zahlreich auf der Königl. öffentlichen Bibliothek befindlich. 

Ffaff, Carl, Geschichte Wirtembergs. Reutlingen 1818-20. 

Ffaff, Carl, Geschichte Wirtembergs für das Volk. Stuttgart 1835—39. 

Ffaff, Carl, Wirtembergisches Heldenbuch. Esslingen 1840. 

Ffaff, Carl, Wirtembergischer Plutarch. Lebensbeschreibungen berühmter 
Wirtemberger. Esslingen. 1830 & 1832. 

Ffaff, Carl, Geschichte der Reichsstadt Esslingen. Esslingen 1840. 

Ffaff, Carl, Geschichte Möhringens auf den Fildern. Esslingen 1854. 

Ffisier, Joh. Chr., Geschichte von Schwaben Heilbronn 1803, 1805, 
1810, 1817, Schluss Stuttgart 1827. 

Fistorius, Burkhardtische Genealogie. Stuttgart 1774. 

Fosselt, Dr. Ernst Ludwig, Europ. Annalen, Jahrg. 1795 u. ff. Tübingen. 

Fraun, Mich., Ausführliche Beschreibung der Herrlichkeit, Ehr, Stand 
und Würden in den vornehmsten freien Reichsstädten Ulm 1667. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1226 - 

Pregitzer, Georg Com'., Theol. <fc Histor. eccl. Prof. honor. Gottgehei- 
ligte Poesie vom Jahr 1717 augefangen und bis 1737 fortgesetzt 

Pregitzer, Joh. Ulr., Burkhardtische Genealogie, oder Stammtafel deren 
drei Haupt-Familien, nemlich der Bardili-, Brotbek- und Scheine- 
mannischen. Stuttgart 1719. 

Pregitzer, Joh. Ub\, Genealogie oder Stamm-Baum der Schlossbergischen 
und deren davon abstammenden Familien. Esslingen 1723. 

Neuss, Nachkommen des Aug. Peuss, Amtmanns zu Horrheim. Stuttgart 
1831. Dessgleichen Stuttgart 1842. 

Nachkommen des August Reuss, Geistl. Verwalters zu Marbach. Schwab. 
Hall 18G2. 

Rieche, Chr. IL, Nachkommen des Dr. Ludwig Heinrich. Stuttgart 
1829. 

Rieche, Chr. IL, Dasselbe neu aufgelegt und ergänzt. 1845. 

Iliecke, Chr. IL, 40 Urkunden zur Geschichte der Familie Rieche in Würt- 
temberg. 1679-1787. Stuttgart 1859. 

Rochholz, Teil und Gessler in Sage und Geschichte. Heillironn 1877. 

Roos, Joh. Friedr., Reformationsgeschichte in einem Auszuge aus TV/7 
Ludwig* s von Seckendorf Historia Lutheranensium. Tübingen 1788. 

Sammlung aller Magister-Promotiuueu, welche zu Tübingen von 1477 bis 
1755 geschehen, Satu. Gottl. Jahn. Stuttgart 1756. 

Sammlung rhätischer Geschlechter. Chur 1847. 

Sammlung württemb. Familien-Stiftungen mit dazu gehörigen genealog. 
Nachrichten. I. Heft. Stuttgart 1818. 

Sattler, Geschichte des Herzogthums Württemberg. Tübiugeu 1757 bi9 
1707— GS und 09. Historische Beschreibung des Herzogthums 
Württemberg und aller dessen Städte, Klöster und da/u gehörigen 
Aemter. Stuttgart-Esslingen 175? und 1762. 

Schlichtegroll, Nekrolog der Teutschen. Gotha 1802—1806. 

Schmidt, Fr. A., Neuer Nekrolog der Deutschen. Vom Jahre 1823 an. 
Ilmenau. 

Seifert, Johann, Stamm-Tafeln gelehrter Leute, Theil 1-3. Regens- 
burg 1717—28. 

Seubeit, Die Sterne Schwabens. Stuttgart 1856. 

Segbold, Prof., Vaterländisches Historienbüchlein. Tübingen 1801. 

Seghold, Dan. Christoph, Selbstbiographie berühmter Männer. Winter- 
thur 1796/9. 

Spittler, Chr. Ferd., Genealogische Nachrichten von der Bilßng^rischen 
Familie. Stuttgart 1802. 



Digiti 



zedby G00gk 



1227 

Spittlei , Nachrichten vou den Spittler'schvn Voreltern. Stuttgart 1809. 

Staats-A nzeiger. Württemberg'. 

Stadlinyer, Geschichte des Württembergischen Kriegswesens. Stuttgart 
185H. 

Starfin, Christoph Friedr., Wirtemb. Geschichte. Stuttgart & Tübingen 
1841, 1847, 1856, 1873. 

Staffier, Jos. Jac, Tirol und Vorarlberg, statist. topogr. in 2 Theilen. 
Innsbruck 1839 — 1846. 

Stammtafeln der Nachkommen von Christoph C ottlieb fistorius, Ober- 
amtmann zu Göppingen und Susanna Jacobine Friederike Neuffer, 
vom Jahr 1732-1874. Stuttgart 1875. 

Staib, Stipendien-Büchlein oder Nachrichten über Stipendien in- und ausser- 
halb Württembergs. Böblingen 1852, 1853, 1855 

Stech, Das Kloster Hirsau. Historisch-topogr. beschrieben Calw. 1844. 

Stoll, Sammlung aller Magister-Promotionen de annis 1477 — 1755. Stutt- 
gart 1756. 

Tartarotti, Giaarmo, Saggio della biblioteca tirolese ossia notizie istoriche 
degb scrittori della provincia del Tirole. Venez. 1777. 

Tübingische Berichte von gelehrten Sachen. Tübingen 1752-63. 

Uliland, Ludwig, Verfasserin: Uhland Wwe. Fmilie. Stuttgart 1865. 

Universal-Lexika von Brockhaus, Meyer und Pierer. 

Viehhoff, 1/einr., Schiller'* Leben, Geistesentwicklung und Werke auf der 
Grundlage der Karl I lo f meiste r'schen Schriften. Stuttgart 1874—75. 

Volt er, Christoph Erhard Michael, Die Familie des ... dargestellt in 
ihrem 100jährigen Wachsthum. Kirchheim u. Teck 1872. 

Wagner, Geschichte der Hohen Karlsschule. Würzburg 1856—57. Er- 
gänzungsband 1858. 

H alz,Joh. Georg, Inscriptiones Monumentorum Stuttgardiae 1 656. (M. Scr.) 

H'eech, Friedr. von Badische Biographien. Heidelberg 1875. 

Weyermann, Albr., Neue historisch-biographisch-artistische Nachrichten 
von Gelehrten, Künstlern, auch alten und neuen adelichen und 
bürgerlichen Familien aus der vormal. Reichsstadt Ulm. Ulm 1829. 

W'vyermann, Albr., Nachrichten von Gelehrten, Künstlern und anderen 
merkwürdigen Personen aus Ulm. Ulm 1798 

Wöchentliche gelehrte Neuigkeiten vom Jahr 1735 — 1740. Tübingen. 

Wandt, Dar. Ludw., Magazin Tür die Kirchen- und Gelehrten-Geschichte 
des Kurfürstenthums Pfalz. Heidelberg 1789, 1790. 



Digiti 



zedby G00gk 



— 1228 — 

Württemberg, das Königreich vom Topogr. Statist. Bureau. Stuttgart 1863. 

Württembergische Oberamtsbeschreibungen. 

Wurzbach, Constant. von, biographisches Lexikon des Kaisertums Oester- 

reich. Wien 1856, 1857. 
ZedUr, Joh. Heinr., Grosses Universal-Lexikon aller Wissenschaften und 

Künste, welche bisher erfunden worden. Leipzig 1732-50. Das 

Supplement dazu Bd. 1—4, Leipzig 1751—54. 
Zeller, Andr. Christoph, Ausführliche Merkwürdigkeiten der Universität 

und Stadt Tübingen. Tübingen 1743. 
Zeller, Albert, Lieder des Leids. Berlin 1873. 
ZeUer, Gustav, Die ifc/fer'sche Familie Sulzbacher Linie nach dem Stand 

vom 1. November 1871. Stuttgart 1872. 



Digitized by VjOQ^IC 



Digiti 



zedby G00gk 



Jigitized 



^ b y Google 



■ 



Digiti 



zedby G00gk