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Full text of "Der Untergang des Hauses Windsor"

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Herausgeber: 

„Executive Intelligence Review"- 

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(c) „Executive Intelligence Review"- 
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Januar 1995 



Vorbemerkung 



Die vorliegende E//?N/\-Studie befaftt sich nicht mit den Klatschgeschichten uber die 
britische Konigsfamilie, sondern mit deren Politik. Wir legen Wert darauf, gerade eine 
deutsche Leserschaft uber die Machtstruktur aus Adel, Banken und Groftkonzernen hin- 
ter „Naturschutz"-Organisationen wie Prinz Philips World Wide Fund for Nature Inter- 
national (WWF) zu informieren. Keineswegs aus Tierliebe uberziehen sie den ganzen 
Globus mit supranational verwalteten Wildparks. Diese Parks sind in erster Linie ein 
Mittel zur Verdrangung von Menschen, und oft - wie im Fall Ruanda - dienen sie als 
Aufmarschgebiet fur Burgerkriegs- und Invasionsarmeen. Daft nicht einmal dieTiere, 
fur deren „Schutz" viele Millionen Spendengelder gesammelt werden, davon etwas 
haben, wird hier eindrucksvoll dokumentiert. 

Diese Studie stutzt sich zum groften Teil auf Hintergrundmaterial des irischen Filmre- 
gisseurs Kevin Dowling. 1989 recherchierte und produzierte Dowling den Film „The 
Elephant Man" (Der Elefanten-Mann), worin er das weltweite Geschaftsimperium von 
Hongkongs beruchtigstem Elfenbeinhandler T.H. Poon bloftstellte. Sadruddin Aga Khan 
vom WWF aufterte uber diesen Film, daft er eine „Schlusselrolle // bei den Bemuhungen 
zur Rettung des Elefanten gespielt habe. WWF-Generaldirektor Charles de Haes 
bezeichnete Dowlings Film als „Paradebeispiel des Naturschutzjournalismus". 

Allerdings forderte Dowling wahrend der Arbeit an diesem Film einige brutale Tatsa- 
chen uber die wirklichen Aktivitaten des WWF zutage. Daruber drehte er dann seinen 
nachsten Film „Ten Pence in the Panda" (Einen Groschen fur den Panda), eine 
schockierende Dokumentation uber den WWF. Miteiner Kampagne, die in der 
Geschichte von Groftbritanniens Independent Broadcasting Authority (IBA) als „beispi- 
ellos" gait, versuchte der WWF diesen Film zu unterdrucken oder wenigstens zu zen- 
sieren. Zu diesem Zweck soil der WWF 350 000 $ ausgegeben und enormen politi- 
schen Druck auf die IBA ausgeubt haben. Ein wutender Prinz Philip warf Dowling fal- 
schlicherweise vor, ihm hochgeheime Aufzeichnungen gestohlen zu haben. Aus diesen 
Aufzeichnungen ging hervor, daft der Prinz versucht hatte, ein internes WWF-Doku- 
ment, den Phillipson-Bericht, zu unterdrucken. Teile dieses unterdruckten Berichts uber 
die politischen Praktiken und Programme des WWF werden der Offentlichkeit in die- 
sem Bericht nun zum ersten Mai zuganglich gemacht. 

Trotz dieser Repressalien sendete das britische Fernsehen den Film „Ten Pence in the 
Panda" im Juli 1990 als Teil der Serie „The Cook Report". Dowling schreibt gegenwar- 
tig an einer, wie er sagt, „sensationellen, neuen Geschichte der Naturschutzindustrie". 

25. November 1994 



In halt 



Der Untergang des Hauses Windsor 

Lyndon LaRouche 5 

Prinz Philips Machtapparat 10 

Jeffrey Steinberg 

Prinz Philips Wirtschaftsimperium 16 

Anthony Wikrent und Allen Douglas 

Der ,,1001 Club"- 

ein Multi der besonderen Art 18 

Scott Thompson 

WWF: Rassenlehre und Weltregierung 20 

Allen Douglas 

Aus Schriften und Reden des Herzogs von Edinburgh 22 

Dietodlichen Folgen der WWF-Naturparks in Afrika 24 

Linda de Hoyos 

Neokolonialismus im Naturschutzgewand, 28 

Joseph Brewda 

Von wegen Tierschutz 34 

Allen Douglas 

Der Massenmord in Ruanda 41 

Linda de Hoyos 

Chronologie des Volkermords 43 

Word Wildlife Fund contra USA 44 

Europa: Zuruck zum „grunen" Todesstreifen? 53 

Mark Burdman 

Der Plan, Australian zu zerteilen 58 

Pol Pot als Naturschutzer 59 

Ein dynastischerZyklus gehtzu Ende 60 

Lyndon LaRouche 



Lyndon LaRouche fuhrt Klage vor einem Gericht, dessen Schoffen die Leser dieses 
Berichtes sein sollen. 

Der Untergang des Hauses Windsor 



„ Falls ich wiedergeboren werde, mochte ich als todliches 

Virus zuruckkehren, 
urn der Uberbevolkerung entgegenzuwirken." 

Prinz Philip, Herzog von Edinburgh 1 



In den letzten fiinf Jahren haben sich die britischen Zei- 
tungen und etliche Bticher in zunehmendem Mafte mit 
Skandalen beschaftigt, welche die konigliche Familie, 
das Haus Windsor, betrafen. 

Den jungsten Kitzel zur Befriedigung der Bediirfnisse 
einer klatschsuchtigen Offentlichkeit lieferte das Buch Prin- 
cess in Love 2 (Verliebte Prinzessin) mit pikanten Beitragen 
des ehemaligen Kavallerieoffiziers James Hewitt. Mit clie- 
sem Buch hat der sich seit langem anstauende Skandal eine 
bestimmte Hemmschwelle uberschritten: Eine Reihe ein- 
fluftreicher Briten haben ihre Zuruckhaltung aufgegeben 
und sich dazu offentlich geauftert. Ein Beispiel ist Harold 
Brooks-Baker, der Herausgeber von Burke's Peerage, wel- 
cher Anfang September feststellte: „Das Ende des Hauses 
Windsor steht kurz bevor", und hinzufiigte, die Meinung 
der „gebildeten Oberschicht" GroGbritanniens iiber das 
Haus Windsor sei inzwischen „negativ". Brooks-Baker 
schatzt, daG die Windsors spatestens Anfang des nachsten 
Jahrhunderts ihren Platz raumen miissen. 

Nur in fiktiven Schundromanen oder noch seichteren 
Gefilden wie den meisten der heutigen Massenmedien wird 
eine intime Affare mit einer Frau (oder einem Mann, der 
sich nicht wie ein Gentleman verhalt) als Ursache fur den 
Sturz einer Dynastie prasentiert. Wie wenig sich die breite 
Offentlichkeit tatsachlich urn inkompetentes oder ausge- 
sprochen perverses Verhalten ihrer Lieblingsberuhmtheiten 
schert, beweisen so abstoliende Phanomene wie Holly- 
woodstar-Fanclubs oder die seinerzeit vom sowjetischen 
Zentralkomitee vorgenommene Wahl eines praktisch toten 
Mannes zum Nachfolger des Generalsekretars Jurij Andro- 
pow oder das sattsam bekannte Verhalten der Mehrheit der 
amerikanischen Wahler an jedem x-beliebigen Wahlabend. 
Sexskandale stiirzen weder Dynastien noch Parlamentsab- 
geordnete; allerdings werden sie oft zu dynastischen oder 
anderen rein politischen Zwecken benutzt, so wie Gerichts- 
verfahren oder manchmal sogar Mordanschlage gegen 
bestimmte 'Personlichkeiten. 

Nach Betrachtung der in diesem Dossier dargelegten Fak- 
ten sollten die strategischen, historischen Motive, weshalb 



das britische Establishment das Haus Windsor fallen laftt, 
offensichtlich sein. 

Dieser Bericht zeigt, daft Prinz Philip personlich mehr als 
30 Jahre lang hinter der Politik des World Wildlife Fund 
(WWF, heute World Wide Fund for Nature) stand, die Vol- 
kermord an den Einwohnern Schwarzafrikas bedeutete. Fur 
die meisten von uns ware ein derartiges Verhalten Grund 
genug, die Monarchie zu verurteilen. Jedoch empfindet die 
entsprechende Schicht der britischen Oligarchie nicht wie 
wir; als Institution verkorpert sie die typische Unmensch- 
lichkeit, die heute bei den fuhrenden Bankiers und Finanz- 
hausern in London, Genf und der Wall Street sowie beim 
Londoner Economist so weit verbreitet ist. Aus Grunden, 
die im Schluftkapitel dieses Berichts dargestel It werden, ist 
wahrscheinlich fur die meisten dieser Leute der Volkermord 
an dunkelhautigen Menschen in Schwarzafrika kein hinrei- 
chender Grund, die konigliche Familie deswegen zur Rede 
zu stellen, geschweige denn, sie zu entmachten. 



1 . Nach einem dpa-Bericht vom August 1 988. Man vergleiche diese Aussage mit dem 
Vorwort des Prinzen zu If I Were An Animal (Wenn ich ein Tier ware): „Ich frage mich 
einfach, wie es ware, als ein Tier wiedergeboren zu werden, dessen Cattung zahlen- 
maftig so weit reduziert wurde, daft sie vom Aussterben bedroht ist. Was empfande 
dieses Tier der menschlichen Gattung gegenuber, deren Bevolkerungsexplosion es 
ihm verweigert, irgendwo zu existieren... ich muB gestehen, daK ich versucht bin, urn 
die Wiedergeburt als ein besonders todliches Virus zu bitten." In Fleur Cowles, Peo- 
ple as Animals (Menschen als Tiere), Vorwort von Prinz Philip, Robin Clark Ltd., 
GroBbritannien, 1986. 

Vergleichen Sie die Meinung dieses wahrhaft hochgesinnten Prinzen mit den Wor- 
ten seines intellektuellen Vorgangers Bertrand Russell: „Aber schlechte Zeiten sind 
auftergewohnlich, sagen Sie, und man kann ihnen mit auKergewohnlichen Methoden 
begegnen. In der gliicklichen Jugendphase der industrialisierung traf das mehr oder 
weniger zu, aber kunftig nicht mehr, wenn das Wachstum der Weltbevolkerung nicht 
enorm verringert wird... Der Krieg hatte bisher keine besonders groKe Auswirkung auf 
dieses Wachstum, es dauerte wahrend beider Weltkriege an. (Der Krieg) war in dieser 
Beziehung enttauschend..., aber vielleicht kann die bakteriologische Kriegfuhrung 
sich als wirkungsvoller bewahren. Wenn in jeder Generation einmal der Schwarze 
Tod sich uber die Welt verbreitete, konnten die Oberlebenden sich ungehindert ver- 
mehren, ohne die Welt zu uberfullen... Diese Lage der Dinge mag irgendwie unange- 
nehm sein, aber was macht's? Wahrhaft hochgesinnte Menschen scheren sich nicht 
urn Gluck und Ungliick, besonders urn das der anderen." in Bertrand Russell, The 
Impact of Science Upon Society (Die Auswirkungen der Wissenschaft auf die Gesell- 
schaft), Simon and Schuster, New York, 1 953, S. 1 02-1 04. 

2. Anna Pasternak, Princess in Love, Bloomsbury Publishing Ltd., London, 1994. 




Elisabeth II., hier mit dem fruheren US-Prasidenten George Bush, ist Staatsoberhaupt Crolibritanniens und sechzehn weiterer 
Nationen. 



Dieser Bericht dokumentiert aber auch diejenigen Fakten, 
welche sogar die verharteten Gemuter von Londoner Olig- 
archen aufwiihlen. Ungehemmt versuchen die Windsors 
dieselbe verheerende Politik des „New Age", die sie mit 
Hilfe des WWF gegen die Afrikaner betrieben haben, auch 
auf Nord- und Sudamerika, Europa, Asien und Australien 
auszudehnen. Damit droht aber ganz unmittelbar der 
Untergang unserer gesamten Zivilisation; einer Zivilisation, 
die ohnehin durch die schwerste Finanzkrise, die Europa 
seit der Mitte des 14. Jahrhunderts erlebt hat, in ihren 
Grundfesten erschuttert ist. Wird unter den heutigen finan- 
ziellen und wirtschaftlichen Bedingungen die Politik der 
Windsors — bzw. der unter Korruptionsvorwurfen stehen- 
den ehemaligen Premierministerin Baronin Margaret That- 
cher 3 — beibehalten, dann konnte der gesamte Planet in 
ein Chaos versinken, das nicht nur die von London gefuhrte 
internationale Oligarchie, sondern auch die ubrige 
Menschheit in den Abgrund risse. 

Man stelle sich die Windsors als Busfahrer vor, der Bus 
stellt die heutigen Uberreste des britischen Empire dar. Nor- 
malerweise wurden sich die Sadisten der intemationalen 
Finanzoligarchie uber das Spektakel — verangstigte Passa- 
giere in einem offentlichen Verkehrsmittel, das von einem 
betrunkenen Clown gesteuert wird — kostlich amusieren; 
ganz anders aber sieht die Sache aus, wenn sie selbst zu 
den Passagieren gehoren. Unter diesem Blickwinkel ver- 
steht man vielleicht besser, warum entsprechende Teile des 
britischen Establishments in den vergangenen fiinf Jahren 



allmahlich zu der Oberzeugung gelangt sind, da& diese 
dekadente Dynastie, das Haus Windsor, abtreten muS. 

Die Anklage 

gegen das Konigshaus 

Verehrte Damen und Herren des intemationalen Schoffen- 
gerichts (gemeint sind die Leser dieses Dossiers), wir haben 
Sie vor dieses Gericht geladen, damit Sie die Anschuldigun- 
gen vernehmen konnen, die von einem der schwersten Ver- 
brechen herruhren, das jemals in der uns bekannten 
menschlichen Geschichte begangen worden ist; ein Verbre- 
chen, dessen AusmaB alle Dimensionen sprengt. Wir pra- 
sentieren Ihnen hier Beweise, die belegen, dali eine bosarti- 
ge Organisation, die sich selbst als World Wildlife Fund 
oder heute Word Wide Fund for Nature bezeichnet, seit 
ihrer Grundung 1961, also seit 34 Jahren, vorsatzlich Vol- 
kermord an den Nationen und Menschen in den sudlich der 



3. Die fruhere Premierministerin ist ins Scheinwerferlicht der Londoner Presse gera- 
ten, seit ihrem Sohn Mark Thatcher eine Anklage bei einem texanischen Gericht 
droht. Sie steht als allzu fursorgliche Mutter da, die nicht vor der allerschlimmsten 
Korruption im Amt zuruckschreckte, urn ihren miGratenen Sohn zum Millionar zu 
machen. Uber diesen krassen Fall von Nepotismus hinaus gibt es viele andere unan- 
genehme Wahrheiten, deren Veroffentlichung ihr sehr schaden konnten. Die Zer- 
storung von Thatchers EinfluB - und damit auch dem ihres amerikanischen Gegen- 
stucks George Bush - hat viel mit den strategischen Zielen zu tun, die eine Fraktion 
der Oligarchie zum Sturz des dekadenten britischen Konigshaus veranlassen. 



Sahara gelegenen Regionen von Ost-, West- und Sudafrika 
begangen hat. Wir werden Ihnen beweisen, daft die 
„Schlusselperson" dieser kriminellen Verschworung in die- 
sem Zeitraum Prinz Philip gewesen ist, der Herzog von 
Edinburgh und Prinzgemahl der Konigin, die das Vereinigte 
Konigreich regiert. 

Wir beweisen Ihnen hier anhand seiner eigenen offentli- 
chen Aufterungen, daft Prinz Philip nicht nur dem Namen 
nach der Kopf dieser kriminellen Verschworung gewesen 
ist. Sie werden entdecken, daft er diese Rolle im vollen 
Bewufttsein uber die kriminelle politische Absicht seiner 
Organisation gespielt hat. Wir konnen belegen, daft er wie- 
derholt den Wunsch geauftert hat, unzahligen Millionen 
Menschen den Tod zu bringen und damit ein Verbrechen zu 
begehen, zu dem ihn erklartermaften die gleichen Motive 
trieben, die auch den Untaten Adolf Hitlers 4 (der zur „Kon- 
servativen Revolution" zu rechnen ist) zugrunde lagen: das 
Ziel, bestimmte Teile der menschlichen Bevolkerung auf 
dieser Erde drastisch zu reduzieren. Wir dokumentieren 
hier, daft er die Politik, welche zu solchem Volkermord 
fuhrt - der jetzt stattfindende Massenmord in Ruanda einge- 
schlossen - im Dienste Ihrer Majestat propagiert hat, da der 
WWF und die britische Krone koordiniert vorgehen. Wir 
beweisen Ihnen, daft er durch Wort und Tat, und mit einer 
schamlosen Prahlerei, offentlich viele Programme unter- 
stutzt hat, die der WWF und mit ihm verwandte Organisa- 
tionen ins Werk gesetzt haben, urn an Afrikanern und ande- 
ren Menschen Volkermord zu begehen, den der Prinz aus- 
drOcklich als gtiltige Politik propagierte und, wie die Doku- 
mente zeigen, auch beabsichtigte. 

Die vorliegenden Fakten ergeben, daft er personlich die 
Verantwortung fur diesen jetzt stattfindenden und versuch- 
ten Volkermord an der Bevolkerung in Schwarzafrika eben- 
so wie in anderen Teilen der Erde tragt. 

Sie belegen aufterdem, daft sich der Prinzgemahl dieses 
Verbrechens nicht nur in eigener Person schuldig gemacht 
hat, sondern auch in seiner Eigenschaft als designierte 
prinzliche „Schlusselfigur" dieses schrecklichen Unterfan- 
gens. Dabei gibt es neben Philip viele andere schuldige Par- 
teien: das Haus Windsor als Institution; viele individuelle 
Mittater, die auf ihre eigene Rechnung mitgemacht haben; 
Regierungsbeamte wie Lady Lynda Chalker, die britische 
Ministerin fur Ubersee-Entwicklung in der Regierung Major; 
andere Familien mit betrachtlichem Vermogen zusatzlich 
zu der des Prinzen; machtige Finanz- und Wirtschaftsinter- 
essen; hochbezahlte Funktionare finanziell vermogender, 
tatbeteiligter humanitarer und anderer privater Organisatio- 
nen, u.v.a. Die Liste erinnertzwangslaufig an die Auflistung 
derer, die vom Numberger Tribunal wegen Verbrechen 
gegen die Menschlichkeit angeklagt waren. 

Wollten wir die Zahl und Besonderheiten aller uns 
bekannten Mittater genau auffuhren, muftten wir viele Ban- 
de an Dokumentationsmaterial fiillen. Die Autoren und 
Herausgeber dieses Berichts haben sich darauf beschrankt, 
ausreichende Beweise vorzulegen, welche die globale 
Dimension der gegenwartig aufgrund dieses von London 
ausgehenden Komplotts verubten Verbrechen dokumentie- 
ren. Wir wollen die Hauptverbrecher und ihre maftgebli- 
chen Mittater, deren Verstrickung in diese Verbrechen 
anhand der vorliegenden Fakten zweifelsfrei bewiesen wer- 
den kann, vor den Richterstuhl des offentlichen Gewissens 



bringen. Das vorliegende Beweismaterial befaftt sich zu- 
nachst mit der Art und Weise, wie Volkermord gegen die 
Nationen und Menschen Schwarzafrikas geplant und 
begangen wurde. Danach verlagert sich der Schwerpunkt 
der Beweisfuhrung darauf zu belegen, daft der Prinz und 
seine Mittater ihr Vorgehen in Afrika als Model! benutzt 
haben, um dieselben intemationalen Institutionen und poli- 
tischen Praktiken in bereits laufenden Operationen welt- 
weit gegen die meisten Nationen und Volker der Erde ein- 
zusetzen. 

Aus dem vorliegenden Material geht hervor, daft der 
WWF bei den Bemuhungen, die souverane Existenz der 
fuhrenden Macht der Welt, der USA, zu zerstoren, eine 
Schlusselrolle spielt. Deutlich wird ebenfalls die implizit 
verraterische Rolle bestimmter Mittater und Gesinnungs- 
freunde des Prinzen - einzelne Personen wie Institutionen - 
in den USA selbst. Sie werden sehen, welche Auswirkungen 
diese Umtriebe in anderen Teilen Nord- und Sudamerikas 
haben, denn ihr Ziel ist die Zerstorung Kanadas, Mexikos, 
Venezuelas, Brasiliens, Perus, Boliviens und Argentiniens - 
und all das ist Teil derselben globalen Operation, die im 
Zuge des Volkermordes an den Afrikanern getestet wurde. 
Sie werden sehen, wie die Industriekultur, die nationale 
Souveranitat und sogar die physische Existenz der Nation 
Australien nahezu ausradiert worden sind. Anhand ausge- 
wahlter Beispiele werden wir zeigen, daft Operationen mit 
der gleichen Zielrichtung gegen Nationen in Asien und 
Kontinentaleuropa im Gange sind. 

Konservative Berechnungen ergeben, daft die politischen 
Maftnahmen, fur die sich der Prinz und seine Komplizen 
entschieden haben und die sie gegenwartig vorantreiben, 
im Falle ihrer ungehinderten Umsetzung binnen der nach- 
sten beiden Generationen die Weltbevolkerung von gegen- 
wartig ungefahr 5,3 Mrd. Menschen auf deutlich unter 1 
Mrd. reduzieren wurde; und zwar hauptsachlich durch die 
sich gegenseitig exponentiell beschleunigenden Auswir- 
kungen von Hunger, Krankheiten und Seuchen bei Men- 
schen, Tieren und Pflanzen. Unter den Bedingungen, die 
eine derart konzentrierte Schockwirkung auf das kollektive 
Immunsystem aller hoheren Lebewesen auslosen wurde, ist 
es ganz und gar nicht gewahrleistet, daft am Ende des kom- 
menden Jahrhunderts uberhaupt noch Menschen lebten - 
wenn dem Prinzen und seinen Mittatern nicht Einhaltgebo- 
ten und diese Politik nicht umgehend geandert wird. Es 
ware zu wiinschen, daft ein solcher Holocaust nicht mit 
Sicherheit eintrate, aber wir sollten es nicht riskieren, uns 
auf diesen Wunsch zu verlassen; auf jeden Fall muft dem 
Prinzen, seinen Mittatern und ihrer schlimmen Politik sofort 
Einhalt geboten werden. 

Man sollte die Moral der Oligarchen, die jetzt am Sturz 
der Windsors, der Thatcheristen oder beider arbeiten, nicht 
uberschatzen. Vom Standpunkt dieser Fraktionen der Olig- 
archic besteht das wesentliche Verbrechen der Windsors 



4. Siehe Armin Mohler, Die konservative Revolution in Deutschland 1918-1932, 
Darmstadt 1972. Die Nazi-Partei, wie Hitler ein Geschopf der Thule-Gesellschaft, 
war nur eine Variante einer zahlreichen Cattung, die „Konservative Revolution" 
genanntwird. Das schliefSt den fuhrenden Nazi-ldeologen der Periode 1933-45 Mar- 
tin Heidegger ein, ebenso Friedrich von Hayek von der beriichtigten Mont-Peierin- 
Gesellschaft und viele, die heute in die ideologische Kategorie von Michael Ledeens 
Universalfaschismus passen, die „neokonservativen", fanatischen Anhanger des radi- 
kalen „Freihandels" und der sozio-okonomischen „Chaostheorie". 



und Thatcheristen (oder Bushs Gefolgschaft in den USA) 
nicht in der an Hitler erinnernde Unmoral der Volkermord- 
politik der Windsors, sondern lediglich in der fanatischen 
Dummheit und Dekadenz, die sie an den Tag legen. Zwei- 
fellos betrachtet so mancher Eugeniker der Oligarchie diese 
„fanatische Dummheit" als Folge irgendeines Fehlers im 
Erbgut der Familie, ob dieser nun aus der Familie Philips 
stammt oder schon bei der Sippe Konigin Victorias vorhan- 
den war. 

Die Welt scheint auf dem Weg in die Holle zu sein, und 
die Windsors (und Thatcheristen) wollen den einmal einge- 
schlagenen Weg ihrer gescheiterten „New Age"-Experimen- 
te nicht verlassen. Sie machen den Eindruck einer degene- 
rierten Gattung, die nicht mehr in der Lage ist, neue Ideen 
hervorzubringen oder auch nur zu dulden, und das zu einer 
Zeit, in der zutreffene neue politische Konzepte verzweifelt 
gebraucht werden. 

Wenn unser Gegner erkennt, daB seine jungsten strategi- 
schen Ruckschlage dadurch verursacht werden, daft einige 
seiner Generate fanatisch dumme Anweisungen geben, 
dann ist diese vermutlich zutreffende Lagebeurteilung 
gewiB anzuerkennen. Es ist jedoch nicht zu befurchten, daB 
EIR in irgendeinem Sinne die Absichten des Gegners gut- 
heiBt, wenn es die Sachlage wahrheitsgemaft darstellt. 

Wenn der Gegner sich gegen die „aus der Art geschla- 
genen" Windsors oder Thatcheristen wendet, dann sollten 
wir um so weniger der Selbsttauschung unterliegen, aussch- 
lieftlich Prinz Philip zum Sundenbock zu machen. Er ist 
lediglich das mangelhafte Werkzeug einer politischen Inter- 
essengruppe, die schon Jahrtausende vor seiner Geburt klar 
umrissen war und auch in den kommenden Jahrzehnten, 
wenn er selbst langst abgetreten ist, eine Gefahr bleiben 
wird. 

Das in diesem Bericht dokumentierte Verbrechen ist bei 
weitem das groftte Verbrechen, das jemals in der menschli- 
chen Geschichte begangen wurde: die sichere Zerstorung 
alien zivilisierten menschlichen Lebens auf der Erde; und 
vielleicht eine Reihe weiterer Untaten, die zur Ausloschung 
der gesamten Menschheit fiihren konnten. Prinz Philip hat 
seit 1961 eine entscheidende Fuhrungsrolle an der Spitze 
dieser globalen verbrecherischen Verschworung eingenom- 
men, aber das dieser Politik zugrundeliegende Konzept 
stammt nicht von ihm. Diese Politik laBt sich ganz unmittel- 
bar auf die Kreise um Charles Darwin und Huxley im 19. 
Jahrhundertzuruckverfolgen und auf die Rolle dieser Kreise 
beim Aufbau der Eugenikbewegung, aus der sowohl die 
Rassenpolitik der Hitler-Diktatur als auch Margaret Sangers 
Planned Parenthood Federation hervorging. Prinz Philips 
Rolle sollte als Fortsetzung derselben verbrecherischen Tra- 
dition gesehen werden, die ehedem Hitler hervorbrachte 
und heute zu neuen Extremen getrieben wird. Der Fernseh- 
fan wurde sagen: „Kuhn beschreiten sie Wege, die noch 
kein Mensch beschritten hat." 

Dann, wenn Sie sie 
fur schuldig befinden ... 

An unsere Beweisfuhrung gegen den strafbaren Prinzen und 
seine wichtigsten Mittater schlieBt sich eine entsprechende 
„Urteilsbegrundung" an. Dieser abschlieftende Teil wird 



Ihnen, den Schoffen, zusammenfassend daruber Aufschluft 
geben, was die bekannte menschliche Geschichte uns uber 
Ursprunge und Natur der besonderen Qualitat des Verbre- 
chens, das der Prinz, der WWF und ihre Mittater reprasen- 
tieren, mitteilen kann. Bei Ihrer Urteilsfindung uber die hier 
Angeklagten sollten Sie die Umstande berucksichtigen, 
unter denen dieser Fall verhandelt wird. 

Das Bose, das den Verbrechen des Prinzen und seiner 
Mittater zugrunde liegt, ist sehr alt; so alt, wie die nur sche- 
menhaft bekannten allerersten Anfange der Geschichte. 
Letztendlich ist der Feind nicht dieser erbarmliche Prinz, 
sondern vielmehr eine ganz bestimmte verbrecherische Tra- 
dition, die man zutreffend als „Oligarchismus" kennzeich- 
net. Dieser Oligarchismus ist der Krankheitskeim, welcher 
die moralische und geistige Krankheit hervorruft, wovon 
der angeklagte Prinz und seine Mittater befallen sind. Um 
gegenuber den hier dokumentierten Verbrechen Gerechtig- 
keit und Klugheit walten zu lassen, mussen wir uns uber die 
heute bei fast alien internationalen Justizverfahren vorherr- 
schende Dekadenz erheben: Wir wollen das Problem losen, 
anstatt - wie die Siegermachte nach dem Zweiten Welt- 
krieg, die das Nurnberger Tribunal pervertierten — unsere 
eigene, vorherige Tatenlosigkeit nun hinter einer grausamen 
Strafe zu verbergen, zu der wir die fur alles haftbar gemach- 
ten Sundenbocke verurteilen. 

Betrachten wir den gegenwartigen historischen Moment, 
mussen wir zur Kenntnis nehmen, daft die Welt mehr als 
drei Jahrzehnte lang eine kriminelle Verschworung geduldet 
hat, deren Dimension hinsichtlich der Zahl der Todesopfer 
bereits die bekannten Greueltaten der Hitler-Clique iiber- 
steigt. Wir versteigen uns nicht zu der Behauptung, daB 
damit der Beginn der Apokalypse eingelautet wird; den- 
noch sind dies Symptome einer Krise mit durchaus apoka- 
lyptischen Eigenschaften. Der vorliegende Fall driickt die 
heraufziehende Gefahr eines „neuen finsteren Zeitalters" 
aus, eines Zusammenbruchs, der den gesamten Erdball 
umfaBt und an die „finsteren Zeitalter" erinnert bzw. sie an 
Intensitat noch ubersteigt, die seinerzeit mit dem Kollaps 
des RQmischen Reiches und spater im Europa des 14. Jahr- 
hunderts einhergingen. 

Die Verbrechen des Prinzen fallen zeitlich mit der unmit- 
telbar drohenden Auflosung der internationalen Geld- und 
Finanzsysteme zusammen, und ihr Ausmaft kennzeichnet 
das Ende einer rund 500 Jahre andauernden Periode in der 
Geschichte der europaischen Zivilisation. Der Historiker 
findet vergleichbare Vorgange nur in der Geschichte, die 
Endphasen dynastischer Zusammenbruche, die in der 
Geschichte aller Kulturen der Erde immer wieder vorka- 
men, bevor mit der Renaissance die moderne europaische 
christliche Zivilisation begann. Keine Dynastie, wie alt und 
wie machtig auch immer, und egal aus welchem Kultur- 
kreis, hat jemals die Endphase eines solchen dynastischen 
Niedergangs uberlebt. Die Windsors zeigen keinerlei 
Talent, eine Ausnahme von dieser Regel zu werden. 

Die vorliegenden Fakten machen den zusammengetrete- 
nen Schoffen die Einsicht leichter, daB die Windsor-Dyna- 
stie auch ohne unser Zutun vermutlich bald zu einem 
bemitleidenswerten Relikt verkummern wird. Unsere Auf- 
gabe ist es nicht, die Windsors zu bestrafen (obwohl wir 
durchaus ihren Abgang beschleunigen mogen); vielmehr 
mussen wir weit kliiger handeln, als es fruher irgendeine 



andere herrschende Kultur in der Endphase einer apokalyp- 
tischen Krise vermocht hat. 

Unsere vorliegende Arbeit ist nicht dazu gedacht, letzt- 
lich in irgendein torichtes Urteil „a la Nurnberg" zu mun- 
den, womit wir die Bestrafung des Prinzen und seiner Mitta- 
ter empfehlen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig dar- 
an zu erinnern — vor allem vor dem Hintergrund, daft viele 
Millionen Zaungaste die Natur und das Ausmaft der Verbre- 
chen, die der Prinz in aller Offentlichkeit begangen hat, 
toleriert haben — , wie wenig die Niirnberger Prozesse nach 
dem Zweiten Weltkrieg bewirkt haben; wie wenig Gutes 
dauerhaft davon ausgegangen ist und wie selten personli- 
cher Mut in diesen Fragen in den folgenden Jahren bewie- 
sen wurde. Hjalmar Schacht wurde in Nurnberg freigespro- 
chen, der Baron von Knierim, der seinen Anteil an Ausch- 
witz hatte, kam ebenfalls ungeschoren davon. Und schon 
1961 setzten Prinz Philip und seine Mittater eine Operation 
in Gang, die umfassender und schrecklicher war als alles, 
was Hitler und seine Clique jemals getan oder sich ausge- 
dacht hatten. 

Die Verbrechen des Hauses Windsor mussen von diesem 
Gericht richtig beurteilt werden, d.h. aus dem Blickwinkel 
der Geschichte. Das Verbrechen des Prinzen ist ungeheuer- 
lich; doch weit bedeutsamer ist, daft dieses Verbrechen nur 
ein Symptom der todlichen Krankheit einer Zivilisation ist, 



welche die offene Forderung derart ubler politischer Prakti- 
ken und Institutionen zugelassen hat. Im wesentlichen ist 
der Prinz nur ausfuhrendes Organ der Dekadenz unseres 
Zeitalters gewesen, und damit ein untrugliches Symptom 
fur den nahenden Kollaps der herrschenden globalen Insti- 
tutionen, denen die moralische Uberlebensfahigkeit fehlt. 
Unser Richterspruch muft dafur sorgen, daft diese Krankheit 
geheilt wird, anstatt sich nur mit dem einzelnen Symptom 
zu befassen. 

Wir schlieften diese Eingangsbemerkungen folgender- 
maften: Die Herausforderung, der Sie sich aufgrund des 
vorliegenden Beweismaterials stellen mussen, istfolgende: 

Kann die schreckliche Tatsache, daft es unter den gegen- 
wartig allgemein akzeptierten politischen Spielregeln keine 
Alternative zum Kollaps dieser Zivilisation gibt, Sie, die 
Schoffen, zu der Erkenntnis bewegen, welche radikalen 
Veranderungen bei den Grundannahmen der Politik herbei- 
gefuhrt werden mussen? Konnen Sie die Veranderungen 
entdecken, die es der Menschheit moglich machen, sofort 
und unmittelbar eine zerstorte Cesellschaft aus den Ruinen 
der kollabierten Dynastie wiederaufzubauen, ohne daft wir 
zuvor den Alptraum eines weiteren „finsteren Zeitalters" 
durchleben mussen? 

In einer Zusammenfassung werden wir auf diese Frage 
am Ende der heutigen Verhandlung zuruckkommen. 



Der Prozess beginnt 

Die meisten Burger glauben, Konigin Elisabeth II. sei lediglich eine Galionsfigurohne 
wirkliche politische oder finanzielle Macht. Dies ist ein grower Irrtum. Sie verfugt uber 
eines der groBten Privatvermogen und ist als Oberhaupt der Windsor-Dynastie souver- 
anes Staatsoberhaupt des Vereinigten Konigreiches sowie 16 weiterer Staaten. 

Prinz Philips Machtapparat 

Von Jeffrey Steinberg 



Die Macht des Hauses Windsor leitet sich unter ande- 
rem von Konigin Elisabeths Status als Jeitende 
Direktorin" eines informellen Gremiums namens 
„Club of the Isles" (Club der Inseln) her, in welchem sich 
die politische und finanzielle MachtfOlle der untereinander 
verschwagerten Konigshauser Europas von Skandinavien 
bis Griechenland vereinigt. 

Das Vermogen der im Club der Inseln vertretenen Mitglie- 
der wird zusammengenommen auf mehr als 1 Billion 
Dollar geschatzt, und die BesitztOmer und Unternehmun- 
gen, woran der Club kontrollierende Anteile halt, sollen 



zusammen mehr als 9 Bio. $ wert sein. Das britische K6- 
nigshaus beherrscht den Weltolmarkt und uber Unterneh- 
men wie Rio Tinto Zinc, Lonrho, und DeBeers Anglo Ame- 
rican Corp. auch den Welthandel mit Edelmetallen und 
wertvollen Rohstoffen. 

Der Prinzgemahl Philip Mountbatten, Herzog von Edin- 
burgh, spielt in seiner Eigenschaft als „Operationsleiter" des 
Clubs der Inseln und Vorsitzender des World Wide Fund for 
Nature (WWF) eine ahnlich prominente Rolle wie Elisabeth 
II. AuGerdem fungiert Prinz Philip als hauptsachlicher Wort- 
fuhrer des Clubs bei dessen vordringlichstem politischen 



Abbildung 1: 



Der Familienstammbaum der Windsors 



Prinzessin Elisabeth "1596, t1662 
(Tochter Kenig Jakob I. von England und Schottland) 



Kurfurst Friedrich V. von der Pfalz *1596 11632 
von 1619-21 Konlg von Bohmen 



Karl Ludwlg *1 617 11 680 (Kurfurst von der Pfalz) 



Elisabeth Charlotte v.d. Pfalz ~ Phlllpp I. 
Herzog von Orleans 



Phlllpp II., 
Herzog von Orleans t1 723 

I 

Ludwlg, 

Herzog von Orleans t1752 

1 

Ludwig Phlllpp I., 

Herzog von Orleans t17B5 

Ludwlg Phlllpp II., 
Herzog von Orleans 

Ludwig Phlllpp, 
Konlg von Frankreich 1-1850 

■ 



Franz I., 

Herzog von Lolhringen, 

GroBherzog darToskana, 

Kaiser ab 1754 

I 

Leopold II., 

GroBherzog von Toskana, 

Kalserab1790 



Ferdinand III., 
GroBherzog von Toskana 



Theresa = Karl Albert, 
Konig von Sardlnien t1B49 



Sophie t1714 °° Ernst August Kurfurst 
von Braunschschwelg-Xuneburg 



K6nigGeorgl.t1727 

I 
Kdnig Georg II. t1760 

-J 



Friedrich Prinz von Wales 



Konlg Georg III. t1820 

I 

Eduard 
Herzog von Kent t1 820 

I 

Konigin Victoria 



Luise ™ Prinz Leopold von 

Sachsen-Coburg-Gotha 

(wlrd 1831 als Leopold I. Konig 

von Belgien) 



Konlg Eduard VII. 

I 



Viktor Emanuel II., 
ab1861 Konlg von 

llallen Konlg Georg V. t1 866 

Ferdinand Umberto I., 

(erklarteslch190a Konlg von llallen I 

, zum bulgarischen Konlg) 
Albert I. I 

Konlg der Belgler 

Boris III. 
•1B94 1S18-43 
Konlg von Bulgarian 
. „„ w .„ Victor Emanuel III. 

1901 K^e'rBelgier ' 1869 «$& 2f llalte " 

ab1931 iauu-4b 



I 

Alfred, 

Herzog von Edinburgh „ L , n , 

I a Sophie - Oskar II., 

| Konig von Schweden 

Maria - Ferdinand 1 922 1 872 " 1 907 
Konig von Rumanien 



Anne "Wilhelm 
von Oranlen IV. 



Wllhelm V. 
Prinz von Oranlen 

I 

Wllhelm VI., 
GroBherzog von 
Luxemburg und 

Prinz von 
Oranien-Nassau, 
1815-1840 Kanig 
der Niederlande 
I 
Wllhelm II., 
Konlg von Holland 



Herzog von Windsor, 
regierte als Konig Eduard 
VIII. vom Jan.-Dez. 1936 



1 



Baudouinl. ab 1951 
Konig der Belgier 



DIb gastrlchelten Unlen zeigan, daf3 ein odermehrera Generationen ubarsprungen wurden, 



Marie "Alexander 

Konig von Jugoslawlen 

1921-34 

Karl II., Peter || Gustav V„ 

1930-40 Konlg *1923* *1858t1950 

von Rumanien Konig von Konig von 

Jugosiawien Schweden 

1907-50 

I 

Gustav VI. Adolf 
*1882 1-1 973 
J Konig v. Schweden 

Elisabeth II. 1950-73 

Konigin von GroBbritannien 1 

Car! XVI. Gustav, 

Konig v. Schweden 

ab1973 



Konig Georg VI. 
•1895 



Konigin von 
Holland 

1890-48 



Juliana, 

Konigin von 

Holland 

1948-80 

Beatrix 
Wilhelmina 
Armgard, 
Konigin von 
Holland seit 
1980 



Louisa « Friedrich V., 
Kflnlg von Danemark 



Christian, wurde als 
Christian IX. Konlg von 

Danemark 



Friedrich VIM., 
Konig von Danemark 



Wilhelm 111., 
Konig von Holland 



Wilhelm, wurde als 

Georg I. Konlg von 

Griechenland 



Christian X., 
Konig von 
Danemark 
1912-47 



Friedrich IX., 
Konlg von 

D§nemark 



Konstantin I., 

Konig von Griechenland 

1913-17 und 1920-22 



Carl, Prinz von 
Danemark, 
wurde als 
Haakon VII. 
Konig von 
Norwegen 
1905-1957 



Georg II., 

Konig von 

Griechenland 



Paul I., Konig von 

Griechenland 

1947-64 



Olaf V„ 

I K6nig von Norwegen | 

Margarethe II., Konstantin II., Konlg 

Konigin von von Griechenland 

Danemark 1964-73 

seit 1972 



10 



Anliegen: die Weltbevolkerung im Laufe weniger Genera- 
tionen auf eine Milliarde Menschen zu reduzieren. 

Ohne Volkermord im Weltmaftstab, und zwar weit Liber 
das hinaus, was man Afrika schon in den letzten 35 Jahren 
angetan hat, ist dieses Ziel nichtzu verwirklichen. Deshalb 
hat das von Prinz Philip geleitete Exekutivorgan einen 
aulierst schlagkraftigen Machtapparat geschaffen, der sich 
aus koniglichen Trusts und Firmen, der Propaganda dienen- 
den Frontorganisationen sowie aktionsorientierten Gruppie- 
rungen zusammensetzt. Manche halten diesen Apparat fur 
eine sehr effiziente „Mord GmbH", andere vergleichen die 
hoheren Range dieser Machtstruktur mit Hitlers „Allgemei- 
ner SS", in der einfluGreiche Wirtschaftsfiihrer, Adlige und 
andere finanzkraftige Wurdentrager des Dritten Reiches 
organisiert waren, ohne sich selbst die Hande schmutzig zu 
machen. 

Wer ist wer in 

Prinz Philips Machtapparat? 

Die Zahlen beziehen sich aufAbbildung 2. 

1. Club der Inseln/Haus Windsor: Durch den Vorsitz im 
Club der Inseln spielt das Haus Windsor die Rolle des pri- 
mus inter pares in der weitverzweigten koniglichen Familie, 
welche auGer in Groftbritannien in den Niederlanden, 
Schweden, Danemark, Norwegen und Belgien den Thron 
innehat und in Bulgarien, Italien, Rumanien, Jugoslawien, 
Griechenland und Rutland z.T. noch heute Anspruch dar- 
auf erhebt (die Romanow-Linie ist im Stammbaum Abb. 1 
nicht aufgefuhrt). 

2. Prinz Philip von Griechenland und Danemark, Baron 
Greenwich, Earl of Merioneth, Herzog von Edinburgh: 

Prinzgemahl von Konigin Elisabeth II., grundete 1961 den 
World Wildlife Fund und wurde 1981 dessen intemationa- 
ler Prasident. Fruher Prasident der Londoner Zoologischen 
Gesellschaft (ZSL). Zitate aus seinen Reden und Schriften 
finden Sie auf Seite 22. 

3. Zoological Society of London (ZSL): Gegrundet 1826 
durch Sir Stamford Raffles, ehem. Vizekonig von Indien und 
Grunder Singapurs. Inspirierte die New Yorker und Frank- 
furter Zoologischen Gesellschaften. Ihr untersteht der Lon- 
doner Zoo. 

Royal Geographical Society (RGS): Gegriindet 1830 als 
Geographical Society of London; erhielt 1859 die konigli- 
che Urkunde. Hat groftere Kolonialexpeditionen finanziert, 
z.B. von Livingstone und Sir Richard Burton in Afrika. Der 
Vorstand von ZSL und RGS deckt sich fast vollstandig mit 
dem des WWF; Prinz Philip war in den 70er Jahren Vorsit- 
zender der ZSL. 

ZSL und RGS stehen im obersten Rang des britischen Ge- 
heimdienstestablishments. Die letzten Prasidenten der ZSL 
waren: Julian Huxley, 1935-42; Feldmarschall Lord Alan- 
brooke, Generalstabschef des Vereinigten Konigreichs, 
1950-54; Lord Solly Zuckerman, oberster Wissenschaftsbe- 
rater der britischen Regierung, 1955-84; derzeitiger Direk- 
tor ist Sir Frank Chappell, fruher militarischer Oberbefehls- 
haber (GOC) der britischen Armee, Mitglied im WWF- 



Groftbritannien. ZSL und RGS hangen der gleichen Euge- 
nikideologie wie der WWF an, und Abkommlinge der 
Familie Darwin/Huxley sind in beiden Organisationen all- 
gegenwartig. 

Der „Begrunder" der Eugenik Sir Francis Galton war Mit- 
te des 19. Jahrhunderts ein machtiger Mann in der RGS. 
Michael Huxley, Julians Cousin, grundete das Geographical 
Magazine. Fiihrende RGS-Mitglieder grundeten zusammen 
mit Sir Peter Scott vom WWF die Organisation „Survival 
International" (Nr. 15). 

4. Rio Tinto Zinc, Shell, Lonrho, ICI, Unilever, DeBeers, 
AAC: siehe Seite 16. 

5. The Fauna und Flora Conservation Society (FFPS): 1903 
gegrundet als Gesellschaft fur die Erhaltung der wilden Tier- 
und Pflanzenwelt des britischen Empire. Zweitalteste briti- 
sche Umweltorganisation nach der Koniglichen Gesell- 
schaft fur Vogelschutz (1 889). In einem Ausschuft der FFPS 
sitzen 108 „ehrenamtliche Berater in Ubersee" aus 70 Lan- 
dern. Sie unterhalt Verbindungen zu fast alien wichtigen 
Umweltorganisationen. Ist zusammen mit der Eugenikge- 
sellschaft (Eugenics Society) Mutterorganisation der inter- 
national Union for the Conservation of Nature" (IUCN) und 
des WWF. Untergebracht seit der Grundung im Londoner 
Zoo. Schirmherrin ist ihre Majestat, die Konigin. 

Die „Fauna" wurde als Instrument der britischen Imperi- 
alpolitik gegrundet, wobei der „Naturschutz" als Deckman- 
tel diente. Die Grunder und Vizeprasidenten Lord Milner, 
Grey, Cromer, Curzon und Minto waren alle Prokonsuln des 
Empires, hauptsachlich in Indien und Afrika. 

So schrieb Sir Peter Scott, der seit den 60er Jahren bis zu 
seinem Tode 1989 fast drei Jahrzehnte lang FFPS-Vorsitzen- 
der war, in seiner Geschichte der Gesellschaft: „Da das 
Empire sich damals Liber fast ein Viertel der Erdoberflache 
erstreckte, fiel es ziemlich leicht, die noch in den Kinder- 
schuhen steckende Tierschutzbewegung zu international i- 
sieren." 

Hauptziel der FFPS war die weltweite Ausweitung des 
Nationalparksystems. Sie veranstaltete 1933, 1938 und 
1953 internationale Konferenzen, urn neue Nationalparks 
zu planen. Ihr Sekretar Oberst Stevenson-Hamilton errich- 
tete den Kruger-Nationalpark in Sudafrika. Der Architekt 
des kenianischen Nationalparksystems Oberst Mervyn 
Cowie sitzt heute noch im Vorstand der FFPS. 

FFPS-Leute haben den WWF und die IUCN seit deren 
Grundung beherrscht und haufig den Vorsitz in den beiden 
wichtigsten lUCN-Kommissionen gefuhrt, der „Commission 
on National Parks and Protected Areas" und der „Survival 
Service Commission", die sich mit Artenschutz im WWF- 
Stil befaftt und seit 1 963 fast zwei Jahrzehnte lang von Peter 
Scott geleitet wurde. 

6. The Nature Conservancy: Mit koniglicher Urkunde 1 949 
gegrundet. Eine der vier offiziellen Forschungseinrichtun- 
gen des Staatsrates im Vereinigten Konigreich. Sie gait als 
die „weltweit erste gesetzliche Naturschutzeinrichtung" 
und wurde nach dem Krieg zu einem wesentlichen Kanal 
fur verdeckte Operationen der britischen Krone. 

In seiner einfluBreichen Position als standiger Sekretar des 
Vizepremierministers formulierte Max Nicholson das 
Gesetz, mit dem die Conservancy eingerichtet wurde, und 



11 



1 Club der Inseln - Haus Windsor 



2 Prinz Philip 



Zoological Society London 
3 Royal Geographical Society 



Fauna and Flora 
5 Preservation Society 



6 Nature Conservancy 



7 UNESCO, IUCN,UNEP 



4 

RTZ 

Shell 

Unilever 

Lonrho 

DeBeers 

AAC 

ICI 



World 

10 Resource 

Institute 



8WWF 



9 1001 Club 



12 Sierra Club 



Goldsmith 
11 Sierra Club 



16EIA 



13 Greenpeace 



14 FOE 



15 Survival Int' 



17 Earth First! Sea Shepherd Lynx Rainforest Action Network 



Abbildung 2: Der Machtapparat Prinz Philips 



verlieK dann seinen Regierungsposten, urn von 1952-66 
deren Vorsitzender zu werden. 

Nicholson entwickelte personlich einen Groftteil der Stra- 
tegien und Taktiken der Weltumweltschutzbewegung in 
den folgenden Jahrzehnten. So setzte er die Kampagne 
gegen DDT in Gang, die Rachel Carson spater durch ihr 
Buch Der stumme Fruhling allgemein bekannt machte. Er 
entwarf die Satzung der IUCN; er organisierte und leitete 
ein Komitee, das 1961 den WWF grundete; er wahlte Sir 
Peter Scott als ersten Vorsitzenden des Internationalen Rats 
des WWF aus, der auf diesem Posten den wechselnden Pra- 
sidenten des WWF-lntemational zwei Jahrzehnte lang zur 
Seite stand. 

Der Untertitel seiner 1970 erschienenen Geschichte der 
Nachkriegsumweltbewegung lautet: „Ein Fiihrer fur die 
neuen Herren der Erde". 



7. IUCN, Unesco, UNEP: IUCN: Die in der Schweiz ansas- 
sige international Union for the Conservation of Nature" 
wurde von Sir Julian Huxley gegrundet; die Satzung schrieb 
das britische AuBenministerium. Die IUCN vereinigt 
Angehorige von 68 Nationen, 103 Regierungseinrichtungen 
und 640 Nichtregierungsorganisationen, hangt nominell 
mit den UN zusammen, unterliegt aber nicht ihrer Kontrol- 
le. Der WWF wurde ursprunglich gegrundet, um die IUCN 
zu finanzieren; viele wichtige IUCN-Kommissionen werden 
von der „Fauna and Flora Preservation Society" gesteuert. 
Zusammen mit der UNEP und dem „World Resources Insti- 
tute" hat die IUCN die globale Artenschutzpolitik in Gang 
gebracht, die heute zum Leitfaden der Umweltschutzpla- 
nung vieler Nationen geworden ist. Der lUCN-Fuhrungs- 
stab plant heute die Umweltpolitik und Verwaltung der 
Nationalparks in vielen ehemaligen Kolonien. Die sog. 



12 



Erhaltung der Artenvielfalt sieht die IUCN als ihre Haupt- 
aufgabe an. Vorsitzender ist Sir Shridath Ramphal, ehem. 
Generalsekretar des britischen Commonwealth (1975-90); 
der Generaldirektor Martin Holdgate war ein hochrangiger 
Beamter bei der Umweltschutzbehorde des Vereinigten 
Konigreiches. 

Unesco: Die Erziehungs-, Kultur- und Wissenschaftsorga- 
nisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Paris wurde von 
Sir Julian Huxley konzipiert, der auch ihr erster Generaldi- 
rektor wurde. Im Grundungsdokument von 1946 hat 
Huxley zwei vordringliche Ziele der Unesco definiert: die 
Notwendigkeit eugenischer Maftnahmen zu propagieren, 
und Wildtiere durch die Einrichtung von Nationalparks, 
besonders in Afrika, zu schutzen. Mit einem Jahresbudget 
von 550 Mio. $ finanziert Unesco ein riesiges Netz von 
Umweltschutzgruppen; der Umweltschutz ist heute eines 
ihrerdrei Hauptziele. 

UNEP: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen 
entstand anlaBlich der Weltumweltkonferenz 1972, die von 
WWF-Mitgrunder Maurice Strong organisiert wurde. Das in 
Kenia ansassige UNEP arbeitet eng mit Unesco, IUCN und 
WWF in verschiedenen Unternehmungen zusammen. Das 
„World Conservation Monitoring Center" des UNEP in 
Cambridge, England, das auch von IUCN und WWF finan- 
ziert wird, gilt als zentraler Nachrichtendienst, als eine Art 
„CIA" der Umweltschutzbewegung. 

8. World Wildlife Fund (seit 1987 World Wide Fund for 
Nature): siehe S. 20 

9.1001 Club: siehe S. 18 

10. World Resources Institute (WRI): Gegrundet 1982 
unter Aufsicht des amerikanischen WWF-Prasidenten Rus- 
sell E. Train mit groftzugigen Zuschussen vom Rockefeller 
Brothers Fund und der MacArthur Foundation. Zum Prasi- 
denten wurde James Gustave Speth ernannt. Speth war ein 
Mitgrunder des „Natural Resources Defense Council" (Roh- 
stoffverteidigungsrat), fruherer Vorsitzender des „U.S. 
Council on Environmental Quality" (US-Umweltrat) und 
leitete das Projekt „Global 2000". Speth wurde nach elf Jah- 
ren an der Spitze des WRI 1993 zum Chef des United Nati- 
ons Development Program (UNDP) gemacht. Das WRI ist 
die Hauptdenkfabrik fur amerikanische Umweltgruppen, 
die laufend neue Studien herausbringt, die der Neuen Welt- 
ordnung und der weltweiten Artenschutzpolitik Vorschub 
leisten. Das WRI hangt mit dem „International Institute for 
Environment and Development" (Internationales Umwelt- 
und Entwicklungsinstitut) in London zusammen, das fruher 
von Lady Jackson (Barbara Ward) geleitet wurde. 

11. Goldsmith/The Ecologist: Sir James Goldsmith und sein 
alterer Bruder Edward sind fuhrende Finanziers des interna- 
tionalen WWF-Apparats und zusammen mit John Aspinall 
die Hauptgeldgeber von „Survival International" (Uberle- 
ben international) und „Friends of the Earth" (Freunde der 
Erde). 

1970 grundete Edward Goldsmith das radikalokologische 
Magazin The Ecologist. Edward hat auch die Grune Bewe- 
gung bzw. Partei in GroGbritannien in Gang gesetzt, die in 
alien europaischen Nationen Nachahmer fand. 



12. Sierra Club: Der Sierra Club wurde 1892 von dem 
Naturschutzer John Muir und mit Geldern von E.H. Harri- 
man gegrundet, der durch windige Eisenbahnspekulationen 
zu seinem Vermogen gekommen war. Bis in die 50er Jahre 
war er uberwiegend ein Freizeitclub, der sich erst unter der 
Fuhrung David Browers zu einer radikalen Umweltlobby 
wandelte. 1969 verlieB Brower den Sierra Club, um die 
noch radikaleren Friends of the Earth zu grunden. Spater 
grundete er das „Earth Island Institute" (Institut Erdinsel). 
Sein Nachfolger Michael McCloskey gestaltete den Sierra 
Club zu einer Organisation um, die jegliche kommerzielle 
Nutzung offentlicher Landflachen verhindern sollte. 
Fuhrende Mitglieder des Sierra Clubs Canada grundeten 
1971 die Organisation Greenpeace. Der Sierra Club und 
die „Wilderness Society" gaben 1979 David Foreman einen 
Zehnjahresvertrag zur Grundung und Leitung einer unver- 
hCillt terroristischen Umweltorganisation. Daraus wurde 
„Earth First!". 

13. Greenpeace: 1971 gegrundet; die Vorlauferorganisation 
hieft „ Don't make a Wave Committee" und sollte der Rock- 
Sex-Drogen-Gegenkultur verfallene Jugendliche in WWF- 
gesteuerte „direkte Aktionen" einbinden. Heute unterhalt 
Greenpeace Unterorganisationen in 24 Landern; der 
Hauptsitz ist in den Niederlanden, das Jahresbudget betragt 
157 Mio. $. Jetziger Direktor von Greenpeace-GroGbritan- 
nien ist Lord Peter Melchett, Erbe des Vermogens der Impe- 
rial Chemical Industries (ICI). Der ehemalige Vorsitzende 
von Greenpeace-International, der Kanadier David McTag- 
gart, hatte u.a. von WWF-Direktor Sir Peter Scott finanzielle 
Zuwendungen erhalten, um damit Schiffe zu kaufen, womit 
medienwirksame Angriffe gegen Atomtests, Walfangflotten 
und Seehundjager gefuhrt wurden. 

14. Friends of the Earth: Die Freunde der Erde wurden 
1969 von David Ross Brower, dem ehem. Exekutivdirektor 
des Sierra Club, gegrundet. 1990, nach Zusammenschluli 
mit dem Environmental Policy Institute" (Institut fur 
Umweltpolitik) und der „Oceanic Society" (Ozeanische 
Gesellschaft), erhielten sie von der US-Steuerbehorde steu- 
erbegunstigten Status wie hierzulande gemeinnutzige Verei- 
nigungen. Mit finanzieller Unterstutzung aus dem Umkreis 
der Goldsmiths und Rothschilds sowie durch John Aspinall 
weiteten sie sich 1970 nach England aus. Ihre direkten Ak- 
tionen und anderen Aktivitaten richten sich vor allem gegen 
Kernkraftwerke. 

Direktor der FOE im Vereinigten Konigreich war in den 
80er Jahren Jonathan Porritt, der Sohn des ehem. General- 
gouverneurs von Neuseeland. Der Grunder der FOE in 
Frankreich Brice LaLonde wurde spater von President Mit- 
terrand zum Umweltminister ernannt. Die Freunde der Erde 
haben u.a. Mitglieder dazu eingesetzt, Earth First! zu grun- 
den. 

15. Survival International: 1969 mit Hilfe des WWF-Vorsit- 
zenden Sir Peter Scott gegrundet, um „Stammesleuten 
finanziell zu helfen, ihr Land, die Umwelt und ihre Art zu 
leben zu schutzen". Urspriinglich lautete der Name primi- 
tive Peoples Fund". Nach wie vor enge Zusammenarbeit 
mit dem WWF und der Royal Geographical Society. Unter 
den Grundungsmitgliedern sind: Edward Goldsmith, John 



13 




Karte 1: Lander des British Commonwealth 



l^^^iiii^iiil 



* Lander, in denen Elisabeth II. Staatsoberhaupt 1st. 



Aspinall, Nicolas Guppy, Francis Huxley und der Direktor 
der Royal Geographical Society John Hemming. Fruh kon- 
zentrierte sich die Tatigkeit von „Survival International" auf 
sQdamerikanische Indianerstamme, wie z.B. die Yanomami. 
1972 entstand der Ableger „Cultural Survival" (Kulturelles 
Uberleben) unter Fuhrung des britischen Anthropologen 
David Maybury-Lewis; den Vorsitz hat die danische Koni- 
gin Margarethe inne. 

16. Environmental Investigative Agency: Privatdetektei mit 
Hauptsitz in London. Ihr Grunder ist Allan Thornton, der 
schon fruh bei Greenpeace eine Rolle spielte. Finanziert 
wird sie vom „Animal Welfare Institute" (Institut fur Tier- 
wohlfahrt) und anderen WWF-Frontorganisationen. Ihre 
Aufgabe besteht in privaten Ermittlungen zur Aufdeckung 
von Umweltvergehen. 

17. Sea Shepherd: Der Feldzug von „Sea Shepherd" (Huter 
des Meeres) gegen die Walfangindustrie ist ein typisches 
Beispiel fur die medienwirksamen, haufig gewalttatigen 
Aktionen dieser und anderer Gruppierungen: Paul Watson 
ursprunglich Mitglied der Vancouver Liberation Front, war 
1973 in eine Schiefterei mit US-Bundespolizisten im India- 
nerreservat Wounded Knee verwickelt, war Grundungsmit- 

14 



glied von Greenpeace und rief 1977 die radikale Gruppe 
„Sea Shepherd Conservation Society" ins Leben. Watson 
wurde vom amerikanischen WWF-Aktivisten und Leiter des 
„Fund for Animals" Cleveland Amory sowie der britischen 
„Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals" 
(Konigliche Tierschutzgesellschaft) finanziert. Das Geld 
wurde u.a. dazu benutzt, einen britischen Fischkutter zu 
kaufen und damit Jagd auf das portugiesische Walfangschiff 
Sierra zu machen. 

Am 1 7. Juli 1 979 rammte die Sea Shepherd die Sierra vor 
der portugiesischen Kuste. Die portugiesische Kiistenwacht 
brachte die Sea Shepherd auf und nahm sie als Sicherheit 
m Verwahrung, bis Watson den Schaden an der Sierra 
bezahlt hatte. Statt die 750 000 $ fur die Reparaturkosten 
zu erstatten, versenkte Watson am 31 . Dezember 1979 die 
Sea Shepherd im portugiesischen Hafen Leixoes. 

Am 5. Februar 1980 sprengten drei Okoterroristen die 
Sierra in Lissabon in die Luft. Eine Frau rief von Spanien 
aus im Lissaboner UPl-Buro an und erklarte: „Die Sea 
Shepherd ist geracht. Glauben Sie nicht, es sei ein Unfall 
gewesen; dies war ein bewu&ter Sabotageakt. Die Sierra 
wird nie mehr Wale toten. Wir haben es fur die Sea Shep- 
herd getan." Am 27. April 1980 wurden im Hafen von 
Mann bei Vigo in Spanien die Isba 1 und Isba II, zwei der 



fiinf spanischen Walfangschiffe, in die Luft gesprengt. Laut 
Watson waren die Tater die gleichen drei unerkannten 
Okoterroristen, die zwei Monate zuvor die Sierra zerstort 
hatten. 

Dies war der Anfang einer Terrorkampagne, die Watson 
und seine Organisation Sea Shepherd gegen Fischerei- und 
Walfangschiffe vieler Nationen gefiihrt haben. Watson 



riihmt sich, mehrere islandische und norwegische Walfan- 
ger versenkt zu haben. Daruberhinaus haben seine Leute 
Dutzende von Schiffen gerammt, Netze zerschnitten und 
andere Aktionen ausgefuhrt, die nach intemationalem 
Recht als Piraterie gelten. Trotz aller seiner Taten und einer 
Verurteilung in Norwegen ist Watson ein freier Mann, der 
ungehindert unter den Augen der Behorden operieren kann. 



15 



Die britische Krone iibt die politische Kontrolle uber zahlreiche internationale Konzer- 
ne besonders in Afrika aus, oft halt sie sogar wesentliche Besitzanteile an ihnen. 



Prinz Philips 
Wirtschaftsimperium 

Von Anthony Wikrent und Allen Douglas 



Multinational Konzerne wie Royal Dutch Shell, 
Unilever und Rio Tinto Zinc (RTZ), die in der 
Nachkriegszeit Afrika und andere Teile der Welt 
ausbeuteten, stellen eine moderne, etwas verschleierte 
Version der „Handelspiraten" im Dienste der britischen 
Krone zur Zeit Elisabeth I. dar. Ahnlich wie ihre haufig von 
Venedig geforderten elisabethanischen Vorganger, von 
denen einige gegen Ende des 16. Jahrhunderts zur British 
East India Company verschmolzen, sind diese Gesellschaf- 
ten ausgestattet mit dem „koniglichen Privileg", weltweit 
im Auftrag der Krone und der mit ihr verbundenen Famili- 
en operieren zu dOrfen. 

Die anglo-hollandische Firma Royal Dutch Shell, die in 
Afrika und beim WWF so prominent engagiert ist, geht z.B. 
auf finanzielle Absprachen aus der Zeit zuruck, als Wil- 
helm von Oranien 1688 mit Unterstutzung Venedigs den 
englischen Thron bestieg. 

Die Kolonisierung Afrikas durch die europaischen Mach- 
te nach 1 880 wurde von Charterunternehmen der Krone 
wie der Royal Niger Company, der British East Africa Com- 
pany und Cecil Rhodes' British South Africa Company 
betrieben. Die groBen Unterstutzer des WWF und insbe- 
sondere dessen „Afrika-Abteilung", die unten naher 
beschrieben ist, sind direkte Abkommlinge dieser Kronun- 
ternehmen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, oder noch 
alterer wie Shell. Typisch ist Tiny Rowlands Lonrho Corp., 
der groBte private Nahrungsmittelkonzern des Kontinents, 
der auch im groBen Stil mit Edelmetallen handelt; 1990 
hatte Lonrho in Afrika uber 100 000 Beschaftigte. 

1961, als Lonrhos Mittel gewaltig aufgestockt wurden, 
urn die jungen unabhangigen Nationen Afrikas zugrunde 
zu richten, war die Lonrho Corp. eine Filiale von Rhodes' 
alter British South Africa Company, die heute immer noch 
existiert. Wie EIR 1992 in dem Buch Tiny Rowland: The 
Ugly Face of Neocolonialism in Africa (Das haBliche 
Gesicht des Neokolonialismus in Afrika) dokumentiert hat, 
stammten das Geld und die Verbindungen fur diese Neu- 
auflage der Ostindiengesellschaft aus einem Finanzhaus 
der Londoner City: Harley Drayton und seiner Gruppe aus 
der Old Broad Street Nr. 117, Kronagenten fur die Kolonien 
und Verwalter des Privatvermogens der Queen. Langjahri- 
ger personlicher Assistent Draytons war der schottische 
Aristokrat Angus Ogilvy, dessen Ehefrau Prinzessin Alex- 
andra von Kent die derzeitige Vorsitzende des WWF im 
Vereinigten Konigreich ist. 

Seit 1961 war Rowland der wichtigste Geldgeber von 
Banden, deren Ausrottungsfeldzuge Afrika verwustet 



haben. Oft finanzierte er zwei sich bekampfende Parteien 
gleichzeitig: Ian Smiths Regime in Rhodesien und die 
schwarze Opposition urn Joshua Nkomo und Robert 
Mugabe; die Frelimo-Regierung und ihre Renamo-Gegner 
in Mosambik; die MPLA und ihren Feind, die UNITA, in 
Angola. 

Mit einem offiziellen Vermogen von 13 Mrd. Dollar 
[Harpers and Queen-Magazin, Januar 1991) ist die Queen 
die reichste Frau der Welt. In Wirklichkeit ist es noch weit- 
aus groBer, aber sie ist von der Offenlegungspflicht ihrer 
Besitztumer ausgenommen. Folgende Konzerne mit 
groBem Besitz besonders in Afrika werden von der briti- 
schen Krone politisch gelenkt, oft auch zu wesentlichen 
Teilen besessen: 

RTZ Corp. PLC. ZweitgroBte Bergbaugesellschaft der Welt. 
1873 durch Hugh Matheson von der Opium-Handelsfirma 
Jardine Matheson gegrundet. Sir Auckland Geddes, der 
dritte Vorsitzende von RTZ, reorganisierte in den 20er und 
30er Jahren zusammen mit Sir Ernest Oppenheimer die 
Kontrolle uber die Forderung der Rohstoffe in Afrika. 

Anglo-American Corp. of South Africa, Ltd. GroStes Berg- 
bauunternehmen der Welt; beherrscht die Wirtschaft Sud- 
afrikas. Bildet zusammen mit De Beers das Oppenheimer- 
Imperium. Die Rothschilds und J. P. Morgan & Co. stellten 
Sir Ernest Oppenheimer zwischen 1902 und 1929 die 
Geldmittel zur Kartellierung der Diamanten- und Goldpro- 
duktion in Sudafrika zur Verfugung. 

De Beers Consolidated Mines Ltd. (Sudafrika) und De 
Beers Centenary AG (Schweiz). Kontrollieren die Weltdia- 
mantenproduktion. 1880 von Cecil Rhodes gegrundet, be- 
herrschte das Untemehmen mit Ruckendeckung der Roth- 
schilds bereits 1888 90% des weltweiten Diamantenab- 
baus. 

Barclays PLC. EinfluBreiche GroBbank in Afrika, straff 
gefuhrtvon den Familien Barclay, Freame, Bevan und Bux- 
ton. Letztere hat den WWF mitgegrundet. 

Shell Trading & Transport PLC und Shell U.K. Ltd. Welt- 
groBter petrochemischer Produzent; 1903 von Sir Henri 
Deterding mit den franzosischen Rothschilds gebildet. Der 
britischen Holding ST&T gehoren 40% der Royal Dutch 
Shell-Gruppe von weltweit uber 2 000 Einzelfirmen (60% 
gehoren der Royal Dutch Petroleum Co.). 



1ft 



N.M. Rothschild & Sons Ltd. Gegr. 1803 unter Mitwirkung 
des Hauses von Thurn und Taxis (ursprunglich die venezia- 
nische Familie Torre e Tasso). NMR&S unterstutzte finanzi- 
ell die Expansion des britischen Empire nach dem Vorbild 
Venedigs, und auch das Gold- und Diamantenimperium 
von Cecil Rhodes. 

Imperial Chemical Industries PLC. ICI verfiigt uber eine 
Schlusselstellung im Weltchemiekartell.Gegrundet 1926 
u.a. von Lord Melchett, der die vier groftten britischen 



Chemiefirmen fusionierte. Der heutige Lord Melchett, ein 
Enkel des ICI-Grunders, leitet Greenpeace-Groftbritannien. 

Unilever. Besitzt ausgedehnte Plantagen in Afrika und ist 
die groBte Handelsfirma auf dem Kontinent (United Africa 
Co.). Wichtiger Teil des weltweiten Nahrungsmittelkartells, 
vor allem im Bereich Fette und Speiseole. Ging 1930 aus 
dem Zusammenschluft einer hollandischen Gesellschaft 
mit der Firma English Lever Brothers, Besitzerin der Nach- 
folger der Royal Niger Co. in Westafrika, hervor. 



Abbildung 3: Prinz Philips Konzernimperium 



World Wide Fund for Nature, U.K. 



Prince Philip, The Duke of Edinburgh (International President) 
President: Princess Alexandra (cousin of Queen Elizabeth II) 
-Trustees: Sir Peter Fenwick Holmes 
Vice-Presidents: The Lord Buxton 
Christopher Cadbury 



Corporate Sponsors: 

Cadbury 

ICI Chemical & Polymers 
National Westminster Bank 
Shell UK 



Barclays Bank PLC 

Andrew Robert Fowell Buxton, chairman, CEO) 
Jan Peelen (Unilever) 

The Lord Camoys (formerly Rothschild International Bank) 
- Sir John Derek Biikln (Unilever) 
Sir Denys Hartley Henderson 
Lord Wright of Richmond (British Petroleum) 
Lord Lawson of Blaby (Chancellor of Exchequer 1 983-90) 
Sir Martin Wakefield Jacomb (retired Dec. 1993) - 



Shell Transport & Trading 
Co. PLC 

Sir Peter Fenwick Holmes, 

chairman 

Lord Armstrong of llmirtstar 

Sir Peter Brian Baxendell 

(Inchcape PLC) 
Sir John Anthony Swire 
Sir Antony Actond 



I 



40% 



Shell U.K. Ltd. / 
Lord Tombs of Bralles ^ 
Sir Peter Brian Baxendell 
(Inchcape PLC) 



\ 



N.M Rothschild & Sons, Ltd 

Sir Evelyn de Rothschild, chairman 
Baron David Rothschild 
Leopold Rothschild 

Edmond de Rothschild 

Lord Armstrong of llmlnster 
Gerald Goldsmith 
Lord Tombs of BraHes 



The Bank of England 
-Sir Martin Wakefield 

Jacomb 
Sir George Adrian 

Hayhurst Cadbury 



RTZ Corporation, PLC 
Sir John Derek Blridn, TD (chrmn) / 
Sir Denys Hartley Henderson -y 
■ Lord Armstrong of llminster / 
Lord Alexander of Weedon ' 
- Sir Martin Wakefield Jacomb, 
deputy chairman 




National Westminster Bank 
PLC 

• Lord Alexander of Weedon, ohrmn 
Sir Antony Richard PiHdngton 



The Telegraph PLC 

Sir Martin Wakefield Jacomb 

Rupert Nicholas Hambro 

Sir Evelyn de Rothschild 

Lord Peter Carrington 



Imperial Chemical 

Industries PLC 

Sir Denys Hartley Henderson, 

chairman 
Sir Antony PHklngton 
Paul A. Volckar (Nestle SA) 



Anglo-American Corp. 

Julian Ogllvie Thompson, 

chairman 
Nicholas Oppenheimer, 

deputy chairman 



of South Africa Ltd 

Phillip Oppenheimer 

PJ.H Leyden 

Q.W.H. Rally 

Rupert Nicholas Hambro - 



38.7% 



T 



34% 



De Beers Consildated 

Julian Ogllvie Thompson, 

chairman 
Harry Oppenheimer 
Nicholas Oppenheimer, 

deputy chairman 
Phillip Oppenheimer 



Mines Ltd 
A.E. Oppenheimer 
Sir Evelyn de Rothschild - 
Edmond de Rothschild — 
P.J.R Leyden 
Q.W.H. Relly 



De Beers Centenary AG 

Julian Ogilvie Thompson Phillip Oppenheimer 



chairman 
Harry Oppenheimer 
Nicholas Oppenheimer 

deputy chairman 



A.E, Oppenheimer 
Evelyn de Rothschild - 
P.J.R Leyden 
G.W.H. Relly 



Der WWF wird finanziert von einem Club der Oligarchen und Milliardare. 

Der „1 001 Club"- 

ein Multi der besonderen Art 

Von Scott Thompson 



Die Mitgliedschaft im ,,1001 Club", der 1971 von 
Prinz Bernhard der Niederlande, dem Gemahl der 
Konigin Juliana aus dem Hause Oranien, gegrundet 
wurde, ist stets auf 1001 Personen beschrankt und erfolgt 
ausschlieGlich durch Kooptation. Alle Mitglieder entrichten 
eine Aufnahmegebuhr von 10 000 $ in einen 10 Mio. $ 
umfassenden Fonds fur Operationen des World Wildlife 
Fund. Der Club finanzierte auch ein Burogebaude in Gland 
in der Schweiz und beherbergt darin die internationalen 
Hauptquartiere des WWF und der International Union for 
the Conservation of Nature (IUCN). Die Grundungsmitglie- 
der wurden von Prinz Bernhard und Prinz Philip, dem Her- 
zog von Edinburgh, handverlesen. Unter den Mitgliedern 
finden sich Vertreter europaischer Konigshauser, Reprasen- 
tanten von Firmen der britischen Krone bis hin zu promi- 
nenten Figuren aus dem Umkreis des internationalen orga- 
nisierten Verbrechens. 

Es folgt eine Auswahl aktueller und ehemaliger Mitglieder 
mit biographischer Kurzbeschreibung: 

Prinz Bernhard der Niederlande. Geboren 1912, ist ein 
angeheirateter Vetter der Prinzessin Victoria von Hohenzol- 
lern, der Schwester Kaiser Wilhelms. Er wurde 1934 an der 
Universitat Berlin in den Nachrichtendienst der Nazis auf- 
genommen und schlie&lich zum Chemiegiganten IG Farben 
abberufen, der auch wahrend des Krieges seine Geschafts- 
verbindungen zur britischen Imperial Chemical Industries 
pflegte und das Zyklon B fur die Gaskammern produzierte. 
Bemhards Nazi-Verbindungen fuhrten bei seiner Heirat mit 
Konigin Juliana von Oranien in den Niederlanden zu einem 
Skandal. 

1953 griindete Bernhard die Bilderberg-Gesellschaft, die 
jahrliche Geheimtreffen der nordamerikanischen und 
europaischen„Eine-Welt"-Eliteveranstaltet. 1961 war Prinz 
Bernhard Griindungsmitglied des WWF und wurde dessen 
erster President. Nachdem 1 976 bekannt wurde, dafs er 1 ,1 
Mio. $ Bestechungsgelder von der Firma Lockheed ange- 
nommen hatte, trat er von seinen Funktionen in der Bilder- 
berg-Gesellschaft, bei WWF-lnternational und im ,,1001 
Club" zuruck. Hinter den Kulissen spielt er jedoch weiter- 
hin eine entscheidende Rolle. 

Prinz Henrik. President des WWF-Danemark. 

Konig Juan Carlos von Spanien. Als Prinz war er Grunder 
und Ehrenprasident des WWF-Spanien. 



Prinz Sadruddin Aga Khan. Der Titel „Seine Hoheit" wurde 
ihm 1957 von Konigin Elisabeth II. verliehen, als er Heraus- 
geber des Paris Review war, einer von John Train mitge- 
grundeten Publikation. 

Prinz Johannes von Thurn und Taxis (gest.). Erbe einer der 
machtigsten Fiirstenhauser des Heiligen Romischen Rei- 
ches Deutscher Nation. Die Familie besitzt ausgedehnte 
Landereien in Bayern, Portugal, Italien und Brasilien, die ihr 
durch ihr Postmonopol im Habsburgerreich zugefallen 
waren. Sein Vater Max beherbergte eine Zeitlang das 
Hauptquartier der Allgemeinen SS im FamilienschloG in 
Regensburg. 

Berthold Beitz. Vorsitzender des Stiftungsrates der Alfried 
Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. 1953 ubernahm 
Beitz die Industriebetriebe von Krupp. 

Conrad Black. Vorstandsvorsitzender der Hollinger Corp., 
eines Medienkonglomerats grower Zeitungen in Groftbritan- 
nien, Kanada, USA, Israel und Australien. Urspriinglich 
Argus Corp. genannt, ging dieser Konzern nach Kriegsende 
aus der War Supplies Ltd. hervor, die im Kriege den Briten 
an der „Nachrichtenfront" diente. Als fuhrendes Presseor- 
gan des Hauses Windsor leitete Hollinger kiirzlich den Pro- 
pagandafeldzug gegen President Clinton ein. 

Baron Aubrey Buxton von Alsa. Vizeprasident des WWF- 
U.K. unter Prinz Philip. Die Buxtons leiteten die Barclays 
Bank. 

Peter Cadbury. Vorsitzender von Preston Publications Ltd. 
und des George Cadbury Trusts. Das Schokoladenimperium 
der Familie Cadbury hat die Volkswirtschaften Westafrikas 
im Griff. 

Dr. Luc Hoffman. Vizeprasident von WWF-lnternational 
und der IUCN (1966-69); Direktor beim Schweizer Phar- 
mauntemehmen Hoffman-LaRoche. 

Alexander King. Griindete zusammen mit Aurelio Peccei 
1968 den Club of Rome und ist fur dessen Buch Die Cren- 
zen des Wachstums mitverantwortlich, das die malthusia- 
nische Forderung nach einer drastischen Reduzierung der 
Weltbevolkerung wiederaufgriff. 

Jonkheer John H. Loudon. Ritter von koniglich-britisch und 



18 



hollandischen Gnaden, 1977 von Prinz Bernhard person- 
lich als Nachfolger fur die WWF-Prasidentschaft auser- 
wahlt. Ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Royal Dutch 
Shell Gruppe und bis 1976 Vorsitzender der Shell Oil Co.. 

Sir Peter Scott. Ritter des britischen Empire (gest.). Erster 
Vizeprasident (Vorsitzender des Internationalen Rats) des 
WWF-lnternational von Anfang an (1961) und seit 1963 
Vorsitzender der Survival Service Commission der IUCN. 

Maurice Strong. Vizeprasident von WWF-lnternational bis 
1975. Erster Direktor des UN-Umweltprogramms bis 1975, 
davor zwei Jahre lang Generalsekretar der UN-Konferenz 
uber die Umwelt des Menschen. Leiter des IUCN-Buros. 
Stellvertretender UN-Generalsekretar von 1985-87. Vom 
Generalsekretar mit der Leitung des „ Erdgifels" in Rio de 
Janeiro (Juni 1992) betraut. Von der kanadischen Regierung 
zum Vorsitzenden von Petro-Canada ernannt (1976-78); 
z.Zt. Vorsitz der Ontario Hydro. 

Gustavo Cisneros. Venezuelanischer Milliardar, verfiigt 
uber enge Beziehungen zur Familie Rockefeller und zu 
Kreisen der Rauschgiftgeldwasche. Anfang 1994 brach die 
Banco Latino der Cisnero-Familie zusammen und wurde 
von der Regierung Venezuelas beschlagnahmt. Sein Bruder 
Ricardo Cisneros, einer der Direktoren der Bank, ist fluch- 
tig. Gustavo Cisnero leitete die fuhrende Umweltorganisa- 
tion des Landes (BIOMA), bis diese dabei erwischt wurde, 
ein Gemetzel an Delphinen fur einen Propagandafilm 
gestelltzu haben, und aufgelost wurde. 

D.K. Ludwig (gest.). Geschaftsmann, der mit der Zerstorung 
des Regenwaldes im Amazonas sein Vermogen machte und 
spater dem Syndikatchef des organisierten Verbrechens 
Meyer Lansky beim Aufbau seines Drogengeldwasche- 
Imperiums auf den Bahamas zur Seite stand. 

Fred Meuser. Er uberbrachte die 1 ,1 Mio. $ Bestechungsgel- 
der der Lockheed Corp. an Prinz Bernhard. 

Tibor Rosenbaum (gest.). Erster Logistikchef des Mossad. 
Seine Banque du Credit International (BCI) mit Sitz in Genf 
wurde 1967 vom Life Magazin als Geldwasche-lnstitut fur 
Meyer Lansky bezeichnet. Zusammen mit dem verstorbe- 
nen „1 001 "-Mitglied Major 

Louis Mortimer Bloomfield finanzierte Rosenbaums Netz- 
werk Permindex, jene Firma, die vom Bezirksstaatsanwalt 
von New Orleans Jim Garrison mit dem Mord an John F. 
Kennedy in Verbindung gebracht wurde. Der franzosische 
Geheimdienst wies nach, daft Permindex 200 000 $ durch 



die BCI schleuste, urn mehrere Attentatsversuche gegen 
Charles de Gaulle zu finanzieren. 

Robert Vesco. Nach ihm wird international gefahndet, 
angeblich ist er die „American Connection" zum Medellin- 
Kartell. Anfanglich war ihm der schweizerische Ableger der 
Rothschild-Familie in der Schweiz dabei behilflich, die 
Lansky-Filiale Investors Overseas Service (IOS) zu uberneh- 
men. Letzter bekannter Aufenthaltsort: Havanna, Kuba. 

Anton Rupert. Mitbegrunder des ,,1001 Club" und Vorsit- 
zender des WWF-Siidafrika. Rupert ist Anteilseigner der 
Rembrandt Tabake und Protege von Sir Stuart Menzies, dem 
Chef des britischen Geheimdienstes MI-6 im Zweiten Welt- 
krieg. 

Sir Kenneth Kleinwort. Eigentumer von Kleinwort Benson, 
einer der altesten britischen Banken. 

Henry Keswick. Vorsitzender von Jardine Matheson, der 
von Lord Palmerston fur den Opiumhandel mit dem Fernen 
Osten im 19. Jahrhundert gegrundeten britischen Handels- 
gesellschaft. Sein Bruder John Keswick ist Direktor bei der 
Bank von England und leitet die Hambros Bank, die den 
WWF unterstutzt. 

Edmond Safra. Vorsitzender der Safra Bank, fruher Eigentu- 
mer der American Express Bank. Gegen ihn laufen Ermitt- 
lungen amerikanischer und Schweizer Behorden wegen 
Drogengeldwasche. 

Sir Francis de Guingand. Fruherer Chef des britischen 
Militargeheimdienstes, wohnt heute in Sudafrika. 



Mitgliederzahlen im „ 


1001 Club" 


(nach Landern aufgeschlusselt) 




Land 


MitgliederimlOOl Club 


USA 




156 


England 




129 


Niederlande 




101 


Kanada 




64 


Schweiz 




61 


Sudafrika 




59 


Deutschland 




53 


Frankreich 




34 


andere (42 Lander) 




344 



19 



KurzerAbriB zur Geschichte des WWF: Ein wichtiges Grundungsmitglied 1961 war 
Julian Huxley, damals President der Eugenikgesellschaft. 

WWF: Rassenlehre und 



Weltregierung 



Von Allen Douglas 



Der World Wide Fund for Nature (WWF, ehemals 
World Wildlife Fund) wurde 1961 zu dem erklarten 
Zweck gegriindet: Geld zu beschaffen, um die Akti- 
vitaten der International Union for the Conservation of 
Nature (IUCN) erheblich auszuweiten. Mit einer vom briti- 
schen AuBenministerium entworfenen Satzung im Jahre 
1948 in Gland in der Schweiz ins Leben gerufen, brustet 
sich die IUCN heute damit, weltweit die groGte „professio- 
nelle" Naturschutzorganisation zu sein. 1994 gehorten dem 
Fund u.a. 103 Regierungsagenturen und uber 640 teilweise 
weltweit tatige Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus 
68 Nationen an. 

Unter dem Deckmantel des Naturschutzes verfolgen 
WWF und IUCN praktisch zwei zentrale Ziele: Reduzie- 
rungder Weltbevolkerung-besonders im Entwicklungssek- 
tor - und Kontrolle der Rohstoffe der Welt in den Handen 
einiger weniger britischer (oder anglo-hollandischer) Mul- 
tis. Diese beiden Ziele erforderten, wie WWF/IUCN-Spre- 
cher wiederholt feststellten, eine „Weltregierung". 

An der Spitze des WWF stand von Anfang an Prinz Philip, 
obwohl er zunachst nur President des wichtigsten nationa- 
len Einzelverbandes WWF-GroGbritannien wan Prinz Philip 
gewann jedoch Prinz Bernhard der Niederlande als ersten 
Prasidenten des WWF-lnternational. Als Prinz Bernhard im 
Zuge des Lockheed-Skandals untragbar wurde, ubernahm 
Jonkheer John H. Loudon von Royal Dutch Shell 1977 des- 
sen Posten an der Spitze des WWF-lnternational. 1981 wur- 
de Prinz Philip dann selbst President des WWF-lnternatio- 
nal. Philips Funktion an der Spitze des WWF-GroGbritanni- 
en ubernahm spater Prinzessin Alexandra, eine Cousine 
ersten Grades der Queen. 

Der WWF stand von Anfang an unter direkter Regie der 
Krone. WWF und IUCN sind Ableger von zwei ma&gebli- 
chen Institutionen des britischen Empire: der Society for the 
Preservation of the Wild Fauna of the Empire (heute Fauna 
and Flora Preservation Society, FFPS, mit der Queen als 
Schirmherrin), welche die Kampagne zur Errichtung der 
Wildreservate in Afrika einleitete; und der Eugenics Society. 
Julian Huxley, Mitbegrunder von IUCN und WWF, ver- 
korperte diese beiden geistigen Stromungen in einer Person. 
Er war von der Idee der Bevolkerungskontrolle besessen, 
die er als „das Problem unseres Zeitalters" bezeichnete. 
Zwischen den beiden Weltkriegen gehorte er der Kommissi- 
on fiir Bevolkerungsforschung der britischen Regierung an, 
war von 1937-44 Vizeprasident der Eugenikgesellschaft 
und deren President bei der WWF-Grundung 1961. Als 
Vizeprasident diente er auch „der Fauna", wie ihre aristo- 




kratischen Mitglieder sie heute noch liebevoll nennen. 

Die Ideologie dieser beiden Institutionen und ihres 
Abkommlings WWF geht in ihrer modernen Version auf Sir 
Francis Galton, der den Begriff „Eugenik" pragte, sowie auf 
seinen Cousin ersten Grades, Charles Darwin zuruck, der 
1 859 sein Werk Uber den Ursprung derArten durch natur- 
liche Auslese oder die Erhaltung der vorteilhaften Rassen im 
Kampfums Dasein verfaSte. 

Galton versuchte den pseudowissenschaftlichen Schwin- 
del vom darwinistischen „Kampf urns Uberleben" auf die 
menschliche Gesellschaft zu ubertragen und erklarte es 
zum Ziel seiner Bewegung fur Rassenhygiene, „durch 
Eugenik eine neue und uberlegene Rasse zu schaffen". 
Dazu muRten auch bei der menschlichen Gattung uner- 
wunschte Individuen „ausgelesen" werden. Schon vor dem 
Zweiten Weltkrieg nahm ein Vorlaufer des WWF Gestalt an, 
und zwar in der Politisch-Wirtschaftlichen Planungsabtei- 
lung des Royal Institute of International Affairs (RIIA), einer 
in der Tradition von Rhodes stehenden Denkfabrik des briti- 
schen Auftenministeriums. Die Planungsarbeit der Abtei- 
lung konzentrierte sich auf Eugenik, Rohstoffkontrolle und 
das Konzept einer Weltregierung. Zwei wichtige Vertreter 
der Abteilung, Max Nicholson und Julian Huxley, waren 
spater an der Gaindung von IUCN wie WWF beteiligt. 



20 



Auch nach dem Krieg blieb Huxley als Leiter der UN- 
Organisation fur Bildung, Soziales und Kultur (UNESCO) 
der Eugenik treu. So erklarte er im Grundungsdokument: 
„Obwohl es sicher zutrifft, daft radikale eugenische Maft- 
nahmen auf viele Jahre hinaus politisch und psychologisch 
unmoglich sein werden, erachtet die UNESCO es fur wich- 
tig, ... das offentliche Bewufttsein uber die anstehenden Fra- 
gen zu informieren, so daft vieles, was heute undenkbar ist, 
vielleicht wenigstens denkbar wird." 

Eine Weltregierung sei die Losung, betonten Huxley und 
Nicholson, und der Weg dorthin fuhre uber die Erhaltung 
der unberuhrten Natur. Huxley sagte, daft „die Ausbreitung 
des Menschen gegenuber der Erhaltung anderer Arten 
zweitrangig" sei. Sein Mitarbeiter Nicholson, der nach dem 
Kriege als standiger Staatssekretar unter funf britischen 
Auftenministern enormen Einfluft gewann, erklarte 1970 in 
seiner Ceschichte der weltweiten, hauptsachlich von 
Huxley und ihm in Gang gesetzten Umweltschutzbewe- 



gung The Environmental Revolution: A Guide for the New 
Masters of the World (Die Umweltrevolution: Ein Fiihrerfur 
die neuen Herren der Erde), daft angesichts der Wande- 
rungsbewegungen der Vogelwelt, fur die Staatsgrenzen kei- 
ne Bedeutung flatten, vielen klar geworden sei, daft Souver- 
anitat ein uberholter Begriff sei („Ducks Unlimited means 
Sovereignty Superceded"). 

Als sich Anfang der 60 Jahre ein grofter Teil Afrikas auf die 
Unabhangigkeit vorbereitete, unternahm der 74jahrige 
Huxley eine dreimonatige Afrikareise, auf der er erklarte, 
daft den neuen unabhangigen Staaten in bezug auf Natur- 
schutz nichtzu trauen sei. 

Unter dem Vorwand des Naturschutzes und mit dem 
eigentlichen Ziel, die Unabhangigkeit dieser Nationen zu 
untergraben, gingen Huxley und Nicholson im folgenden 
Jahr eine Verbindung mit ihrem koniglichen Seelenver- 
wandten Prinz Philip ein. 

Der WWF war geboren. 



Prinz Philips Freunde 
betrieben Verfolgung LaRouches 



Henry Kissinger bezeichnet sich selbst als Agenten 
britischer Interessen, der dem Londoner Chatham 
House (Royal Institute for International Affairs, RIIA) 
naher stehe als der amerikanischen Regierung. 
Anfang 1983 gelang es ihm, Reagans Justizministeri- 
um und das FBI in eine politisch motivierte Hexen- 
jagd gegen den Okonomen Lyndon LaRouche und 
dessen politische Bewegung in den USAeinzuspan- 
nen. Eine weitere Person, die bereits lange Jahre zum 
Umkreis Prinz Philips zahlte, wurde mit der Aufgabe 
betraut, durch einen weltweiten Propagandafeldzug 
in den Medien den Boden fur eine gerichtliche Ver- 
folgung und mogliche Ermordung LaRouches zu 
bereiten. 

John Train, Wall-Street-Bankier und Vetter von Rus- 
sell Train, dem Prasidenten des WWF-USA, hatte seit 
April 1983 eine Reihe von Treffen einberufen, bei 
denen Journalisten, Regierungsangestellte und Vertre- 
ter der Anti-Defamation League of B'nai B'rith (ADL) 
zusammenkamen. Als Ergebnis dieser Versammlun- 
gen wurde ein Trommelfeuer von Verleumdungen in 
so unterschiedlichen Medien wie dem Femsehsender 
NBC, dem Wall Street Journal, Reader's Digest und 
der sowjetischen Zeitschrift Literaturnaja Gaseta ver- 
breitet.Train lancierte diese Propagandakampagne 
auf Betreiben jenes Apparats unter Vizeprasident 
George Bush, der als „geheime Nebenregierung" 
bekannt wurde. Durch illegale Waffenverkaufe an 
den Iran unter Ayatollah Khomeini finanzierte dieser 
Apparatdie narkoterroristischen Contras in Nicara- 
gua. Die Hetzkampagne gegen LaRouche und seine 



Mitarbeiter war fur die Anklageerhebung im Dezem- 
ber 1988 entscheidend. Wahrend des Prozesses und 
danach wurden Beweise uber die Rolle des ^rain- 
Salons" systematisch unterdruckt und im Gerichtsver- 
fahren nicht zugelassen. Diese Beweise hatten die 
gesamte Anklage zu Fall gebracht. 

Train betreibt in New York die Investment-Berater- 
firma Smith Train, die seit Anfang der 80er Jahre in 
anglo-schwedischen Handen ist. Zwei Mitglieder der 
Familie Rothschild sitzen im Vorstand der Holdingge- 
sellschaft, die 50% der Anteile an Smith Train halt. 
Trains wichtigster Geschaftspartner in London ist Ste- 
ven Keynes, Neffe des englischen Okonomen John 
Maynard Keynes. 

Die direkteste Verbindung zu Prinz Philip ist Trains 
45jahrige enge Zusammenarbeit mit Teddy Gold- 
smith, dem alteren Bruder des „grunen" Industriellen 
Sir Jimmy Goldsmith und Herausgeber der radikalo- 
kologischen Zeitschrift Ecologist Train und Teddy 
Goldsmith hangen seit Anfang der 50er Jahre zusam- 
men, als sie gemeinsam mit dem „Sonnenkinder"- 
Literaten Stephen Spender, einem „radikalen" Aktiv- 
posten des koniglich-britischen Nachrichtendienstes, 
den Paris Rew'ewgrundeten. Teddy Goldsmith tat 
sich auch bei der Grundung wichtiger Fufttruppen 
des WWF wie Survival International und gruner Par- 
teien in Europa hervor. Sir James und John Aspinall, 
Spielbankchef in England und fuhrender Umwelt- 
schutzer, finanzierten die britische Sektion der Freun- 
de der Erde, als die Gruppe sich in England nieder- 
lieft. 



21 



In den Reden und Schriften des britischen Prinzgemahls taucht in bezug auf Menschen 
oder Here ein Motiv immer wieder auf: Das Dezimieren einer wachsenden Bevolke- 
rung durch „Auslese" unerwunschter Individuen. 

In den Worten 

des Herzogs von Edinburgh 



Pressekonferenz vor dem National Press Club in Washing- 
ton am 18. Mai 1990 anlalilich der Konferenz „Sorge um 
die Schopfung" im Rahmen der „Nordamerikanischen Kon- 
ferenz uber Religion und Umwelt". 

Es ist nun offensichtlieh, daft der Umweltpragmatismus 
der sogenannten heidnischen Religionen wie die der ameri- 
kanischen Indianer, der Polynesier und der australischen 
Ureinwohner aus der Sicht einer Naturschutzethik ungleich 
realitatsbezogener als die eher intellektuelle monothe- 
istische Philosophie der Offenbarungsreligionen war. 

Rede bei der Verleihung der Ehrendoktorwurde der Univer- 
sity of Western Ontario, Kanada am l.Juli 1983. 

Beispielsweise war das Projekt der Weltgesundheitsorga- 
nisation zur Ausrottung der Malaria auf Sri Lanka in den 
Nachkriegsjahren erfolgreich. Aber heute steht Sri Lanka 
vor dem Problem, dreimal so viele Mauler stopfen, dreimal 
soviele Arbeitsplatze schaffen und dreimal soviel fOr Woh- 
nungsbau, Energie, Schulen, Krankenhauser und Bauland 
aufwenden zu miissen, um den gleichen Lebensstandard zu 
erhalten. Kein Wunder, daft Umwelt und Tierwelt in Sri Lan- 
ka darunter gelitten haben. Tatsache (ist) ..., daft die bestge- 
meinten Hilfsprogramme zumindestens teilweise fur diese 
Probleme verantwortlich sind. 

Aus dem Vorwort zu seinem Buch „Down to Earth", 
1988, Seite8. 

Ich behaupte nicht, irgendein besonderes Interesse an 
Naturgeschichte zu haben, aber als Junge wurde ich auf die 
jahrlichen Schwankungen in der Anzahl der Wildtiere auf- 
merksam gemacht und auf die Notwendigkeit, so viele Tie- 
re „auszulesen", wie es der Grofte der uberschiissigen 
Bevolkerung entsprach. 

Aus einer Vorlesung vor dem Europaischen Rat der Interna- 
tionalen Schulen am 14. November 1986 im schweizeri- 
schen Montreux. 

Schaut man sich die Erde heute an, kann man nicht uber- 
sehen, daft Gebiete, wo einst hochst erfolgreiche und zivili- 
sierte Gesellschaften gelebt haben, heute Wusten sind oder 
sich in Dschungel zuriickgebildet haben. Der Grund dafur 
ist recht einfach: sie beuteten ihre natiirlichen Rohstoffe zu 
stark aus und bezahlten den Preis dafur. Es ist naiv zu glau- 
ben, daft wir dem gleichen Schicksal noch lange entgehen 
konnen. Wir versuchen nur, die Stunde der Wahrheit her- 
auszuschieben, indem wir wie besessen die mineralischen 
Ressourcen, die niemals mehr emeuert werden konnen, 



ausgraben und verbrauchen. Als ob das noch nicht genug 
ware, verschmutzen wir Atmosphare, Boden und Wasser 
mit Schadstoffen aller Art. Der „Treibhauseffekt" alleine 
konnte schon verheerende Konsequenzen fur alles Leben 
auf der Erde haben. 

Dies ist auf die Zweiteilung des menschlichen Gehirns 
zuriickzufuhren. Die linke Hirnhalfte entwickelt vernOnfti- 
ge Antworten nach objektiver wissenschaftlicher For- 
schung, wahrend die rechte die verbreiteten und emotional 
zufriedenstellenden Antworten vorzieht. Wie oft hort man 
Menschen sagen: „Das mag schon so sein, aber ich ziehe es 
vor zu „glauben", oder „ich glaube aber lieber ... dies, das 
oder jenes". 

Die Zweiteilung des Gehirns hat grofte Probleme fur den 
modernen Menschen aufgeworfen ... Es ist wichtig, daft 
erfolgreiche Technik Geld bringt. Dies steht in starkem 
Gegensatz zum Ubematurlichen, ob es religios oder mytho- 
logisch begriindet ist. In den letzten Fallen mag die Wahr- 
heit zwar gleich sicher sein, aber sie ist nicht nachweisbar, 
und was geschieht, wenn man den Regeln folgt, ist selten 
vorhersehbar. Es ist natiirlich moglich, Magie' und Mytholo- 
gie kommerziell auszubeuten, aber man kann es kaum als 
Industriegewerbe bezeichnen ... 

Es existiert ein verstandlicher offentlicher Druck auf Schu- 
len und Universitaten, sich auf nOtzliche Sachen zu kon- 
zentrieren und dabei kulturelle und asthetische Entwicklun- 
gen auszuschlieften. Mit anderen Worten, der Entwicklung 
der linken Hirnhalfte wird weitaus groftere Beachtung 
geschenkt als der der rechten ... 

Das Versaumnis der Entwicklung der rechten Hirnhalfte 
belaftt diese in einem Zustand des Vakuums ... Das bedeu- 
tet, daft die rechte Hirnhalfte bereit ist, die erstbesten plau- 
siblen Ideen aufzunehmen, die ihr uber den Weg laufen. 
Die okkulten, obskuren Riten, Parapsychologie, Astrologie 
und ahnlich anziehende aber irrationale Vorstellungen wer- 
den ohne Unterscheidung oder kritische Instanz in diesen 
leeren Raum eingesogen... 

Ich vermute auch, daft der Gebrauch von Drogen als 
Ersatz angesehen werden kann, um das Vakuum der rech- 
ten Hirnhalfte zu fiillen. 

Ich erwahne dies alles, weil die Haltung des Menschen 
gegenuber der Naturteils eine Funktion der linken und teils 
eine Funktion der rechten Hirnhalfte ist. Es ist einfach 
genug, einen emotionalen Bezug zur Natur und zur leben- 
den Weltzu fordern ... Jedermann kann ein Vorstellung von 
Grausamkeit entwickeln, aber nur wenige konnen die Aus- 
loschung einer ganzen Art verstehen. 



22 



Ansprache vor der Edinburgh University Union, 24. 
November 1969. 

Wir sprechen von uber- und unterentwickelten Landern; 
ich fande es genauer, wenn man zwischen unterentwickel- 
ten und uberbevolkerten Landern unterschiede. Je mehr 
Menschen da sind, desto mehr Industrie, Abfall und Abwas- 
ser fallen an, desto mehr wird also die Umwelt ver- 
schmutzt. 

Einfuhrung zum Kapitel „Der Bevolkerungsfaktor" des 
Buches Down to Earth von Prinz Philip, 1988. 

Was als „Gleichgewicht der Natur" beschreiben wurde, 
ist einfach das System der Selbstbegrenzung der Natur. 
Fruchtbarkeit und Vermehrungserfolg erzeugen den Uber- 
schuft, nachdem die Verluste ersetzt sind. Rauberisches Ver- 
halten, Klimaveranderungen, Seuchen, Hunger - und im 
Falle des falschlicherweise so genannten Homo sapiens, 
Kriege und Terrorismus - sind die wesentlichen Mittel, mit 
denen die Bevolkerungszahl einigermaften unter Kontrolle 
gehalten wird. 

Leidenschaftslos betrachtet ist es offensichtlich, daft die 
Weltbevolkerung auf eine solche Grofte angewachsen ist, 
daft sie ihre eigene Existenz bedroht; und sie war bereits 
sehr erfolgreich dabei, eine grofte Anzahl von Wildpflanzen 
und Tierarten auszuloschen. Einige sind einfach abge- 
schlachtet worden. Andere sind unbemerkt verschwunden, 
weil ihnen ihre Lebensgrundlage vom Menschen wegge- 
nommen oder zerstort wurde. 

Interview mit Prinz Philip in der Zeitschrift People vom 21. 
Dezember 1981, das unter der Uberschrift „Aussterbende 
Arten beunruhigen Prinz Philip mehr als die Uberbevolke- 
rung" veroffentlicht wurde. 

„Was halten Sie fur die schlimmste Umweltbedrohung?" 
Prinz Philip: Das Bevolkerungswachstum ist wahrschein- 
lich die ernsthafteste langfristige Bedrohung fur ihr Uberle- 
ben. Wir bewegen uns auf eine groBere Katastrophe - nicht 
nur fur die Natur, auch fur die menschliche Gesellschaft - 
zu, wenn es nicht gebremst wird. 

Je mehr Menschen es gibt, desto mehr Ressourcen wer- 
den sie verbrauchen, desto mehr Verschmutzung werden 
sie hervorrufen, desto mehr Konflikte wird es geben. Wir 
haben keine andere Wahl. Wenn es nicht freiwillig einge- 
dammt wird, wird dies unfreiwillig durch das vermehrte 
Auftreten von Seuchen, Hunger und Krieg geschehen. 

Rede vordem gemeinsamen Treffen der Allparteien-Cruppe 
fur Bevolkerung und Entwicklung und dem Allparteien- 
Naturschutzkomitee am 11. Marz 1987 in London. 

Ich glaube, daft der Druck der menschlichen Bevolkerung 
- die blofte Anzahl der Menschen auf diesem Planeten - die 
bedeutendste Einzelursache fur die Zerstorung der naturli- 
chen Umwelt ist, fur die fortschreitende Ausloschung der 
wilden Arten von Pflanzen und Tieren und fur die Destabili- 
sierung des Klimas und der Erdatmosphare. 

Es ist eine simple Tatsache, daft die Weltbevolkerung die 
naturlich erneuerbaren Ressourcen schneller verbraucht, 
als diese sich wieder erneuern konnen, und der Ausbeu- 
tungsprozeft verursacht noch weiteren Schaden. Wenn dies 
schon bei einer Bevolkerung von 4 Milliarden geschieht, 
stellen Sie sich bitte vor, wie sich die Dinge verhalten, 




Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, der als todliches Virus wie- 
dergeboren werden will. 



wenn die Weltbevolkerung auf 6 und dann auf 10 Milliar- 
den Menschen angewachsen ist. 

All dies wurde erst durch die industrielle Revolution und 
die explosive Entwicklung der Wissenschaft moglich, und 
es verbreitet sich uber die ganze Welt durch die neue wirt- 
schaftliche Religion der Entwicklung. 

Rede bei der Verleihung der Ehrendoktorwiirde der Univer- 
sity of Western Ontario, Kanada, am 1 . Juli 1 983. 
Die industrielle Revolution entzundete die wissenschaftli- 
che Revolution und brachte eine bessere offentliche Hygie- 
ne, eine bessere medizinische Versorgung und eine effizien- 
tere Landwirtschaft mit sich. 

Die Folge war eine Bevolkerungsexplosion, die heute 
noch andauert. Die traurige Tatsache ist, anstatt daft es der 
gleichen Zahl von Menschen viel besser geht, geht es jetzt 
zweimal so vielen Menschen genauso schlecht wie vorher. 
Unglucklicherweise hat diese wohlgemeinte Entwicklung 
zu einer ungeheuren okologischen Katastrophe gefuhrt. 

Chancellor's Lecture, Sal ford University, 4. Juni 1982. 
Ziel des WWF ist die „Erhaltung" des Gesamtsystems und 
nicht, die Totung einzelner Tiere zu verhindern. Wer auf die 
Erhaltung der Natur bedacht ist, der akzeptiert, daft alle 
Gattungen irgendwelchen anderen Gattungen als Beute 
dienen. 

Er akzeptiert, daft die meisten Gattungen einen Uber- 
schuft hervorbringen, der ausgelesen werden kann, ohne 
dadurch in irgendeiner Weise das Uberleben der Gattung 
als Ganzer zu gefahrden. 



23 



Die schlimmsten Verbrechen 

Durch Naturparks fur wei&e Touristen und privilegierte GroRwildjager wird die wirt- 
schaftliche Entwicklung der Nationen Afrikas sabotiert, ihre Souveranitat untergraben 
und der Verbreitung von Krankheiten Vorschub geleistet 

Die todlichen Folgen 

der WWF- Naturparks in Afrika 

Von Linda de Hoyos 



A Is am 31. August US-Soldaten und Hilfsorganisa- 
tionen aus aller Welt im Osten Zaires den Kampf 
gegen Cholera, Ruhr und Hunger unter einer Milli- 
on Fluchtlingen aus Ruanda aufnahmen, forderte die New 
York Times ihre Leser in einem Leitartikel auf, uber das 
Schicksal der Gorillas in Ruanda nachzudenken: „Bisher... 
sind die Gorillas in Ruanda verschont geblieben, was eine 
wunderbare Nachricht ist. Doch der allgemeine Seufzer 
der Erleichterung erstirbt schnell. Mitten in einer so ent- 
setzlichen menschlichen Katastrophe in Ruanda konnte 
einen wegen der Sorge urn das Schicksal nichtmenschli- 
cher Wesen das schlechte Gewissen plagen. „Doch in 
Wahrheit", meint die Times in darwinistischer Manier, 
„hangen alle Lebewesen in dieser Not zusammen, und der 
Gorilla ist vom Homo sapiens nur ein kleines Glied in der 
Kette der Evolution entfernt... Glucklicherweise hat eine 
Zahlung ergeben, daft bis auf zwei, deren Ableben jetzt 
beinahe wie ein Todesfall in der Familie erscheint, alle Tie- 
re wohlauf sind." Diese Sorge urn 650 Gorillas ist ein Hin- 
weis darauf, in welchem Mafte die Gesellschaft bereits mit 
Prinz Philips konfusen Ideen Liber die Gleichstellung von 
Tier und Mensch durchdrungen ist. 

Die Times erwahnte allerdings nicht, daft der Virunga 
Mountain Park, wo die Gorillas leben, auch das Aufmarsch- 
gebiet der Guerillas der Ruandischen Patriotischen Front 
(RPF) war, die seit Oktober 1990 Ruanda mit Krieg iiber- 
zieht, und zwar mit voller Unterstutzung des ugandischen 
Prasidenten Yoweri Museveni und Lady Lynda Chalker, der 
britischen Ministerin fur Ubersee-Entwicklung. 

Die doppelte Nutzung des Parks als Wildreservat und 
Aufmarschgebiet fur einen blutigen Aufstand beruhrt den 
Kern der Afrikastrategie der britischen Konigsfamilie. Die 
Abtrennung grafter Landstriche als „Nationalparks", 
„Wildreservate" und „Naturschutzgebiete" hat in ganz 
Afrika unzahligen Menschen und Tieren das Leben geko- 
stet. 

Heute nehmen Wildreservate und Nationalparks in Afri- 
ka sudlich der Sahara 1 988 168 km 2 oder 8,2% der 
Bodenflache ein, ein Gebiet, das funfmal so graft wie Kali- 
fornien oder achtmal so graft wie das Vereinigte Konig- 
reich ist. Nur wenige Lander wie Mauretanien sind verhalt- 
nismaftig ungeschoren diesem Park-Unwesen entgangen, 



aber beispielsweise in Tansania sind 40% des Staatsgebie- 
tes mit „Parks" belegt (die nicht alle auf der Landkarte aus- 
gewiesen sind). Wie in Ruanda dienen die Parks vielfalti- 
gen Zwecken: 

• Sie verschlieften riesige Landstriche der wirtschaftlichen 
Nutzung. Zwar haben die Vereinten Nationen Berechnun- 
gen angestellt, daft die Parks den Landern zu Einnahmen 
z.B. aus dem Tourismus verhelfen, doch die Schaffung sol- 
cher Parks kommt eher der groftten Landnahme gleich, seit 
Dschingis Khan im 13. Jahrhundert Mittelasien uberrollte. 
Ein Englander sagte zu uns: „Wenn die Briten die Bevolke- 
rung aus einem Gebiet fernhalten wollten, haben sie dar- 
aus ein Wildreservat gemacht. Dann konnen sie sagen: 
,Dies ist ein Wildreservat, also konnt ihr hier nicht hin'." 
Uber 17% des winzigen Ruanda sind durch solche Reser- 
vate blockiert. 

• Die Reservate liegen oft in Gebieten mit reichen Vor- 
kommen an strategischen Rohstoffen. Beispielsweise liegt 
unter dem Park in der Grenzregion Nigers ein unerschlos- 
senes Uranerzlager. 

• Die Verwaltung der Parks durch landesfremde Institutio- 
nen wie den WWF bedeutet einen direkten Eingriff in die 
nationale Souveranitat der betreffenden Staaten. Mit der 
Begriindung, gegen Wilddiebe vorzugehen, setzt die Ver- 
waltung oft paramilitarische Krafte ein. 

„Die Funktion der Nationalparks besteht darin, der ortli- 
chen Regierung die Kontrolle Ober das Land aus der Hand 
zu nehmen", sagte ein Experte zu EIR. „Der Nationalpark 
wird von einem Treuhanderausschuft geleitet, wenigstens 
war das ursprunglich so... Dieser war selbstandig und wur- 
de nur von weiften Umweltschutzem, die alle Militars 
waren, kontrolliert." 

In funf Landern Afrikas - Kamerun, Zaire, der Elfenbein- 
kuste, Kenia und Sambia - untersteht dem WWF minde- 
stens ein Park. In funf weiteren Landern werden die Parks 
von Behorden wie dem UN-Entwicklungsprogramm 
(UNDP), der UN-Organisation fur Ernahrung und Land- 
wirtschaft (FAO) oder der Internationalen Union fur die 
Bewahrung der Natur (IUCN) verwaltet. 

• Die Parks dienen als Versteck und Aufmarschgebiet fur 
Aufstandische aller politischen Zielrichtungen. Viele Reser- 
vate und Parks sind wegen ihrer grenzubergreifenden Lage 



24 




====. 



Gesamtflache Afrika, 
siidlich der Sahara 
Schutzgebiete 
Schutzgebiete in Prozent 



<3^-f 



"■i c d V 3ZT" 



23 990 000 km 2 
1 988 000 km 2 

8,2% 



•*■„ J 



rZ?"f 



£ 




o 



Karte 2: 

Schutzgebiete in Afrika 

(Zur Definition der Schutzgebiete und Quellenangaben siehe Seite 27.) 



Schutzgebiete 



zugleich „militarisches Sperrgebiet". Prinz Philips WWF 
kummerte sich im Virunga-Park um die Gorillas, wahrend 
die RPF den gleichen Park als Aufmarschgebiet fur ihre 
Invasion nach Ruanda benutzten. Zudem profitierte Ugan- 
da von der Vertreibung der Gorillas durch die RPF-Opera- 
tionen. 

Laut Africa Analysis hatten die Umtriebe der RPF die 
Gorillas von Ruanda nach Uganda vertrieben, was Muse- 
veni die Gelegenheit bot, seinen eigenen „Okotourismus" 
aufzuziehen. Ohne die Guerillastutzpunkte in den Parks 
der koniglichen Familie waren die Burger- und Grenzkrie- 
ge, von denen Afrika seit den 70er Jahren heimgesucht 
wird, nicht moglich. 



Trauer um die Tsetsef liege 



Aufterdem sind die riesigen Naturparks ein nicht zu unter- 
schatzender Faktor bei der Verbreitung von Parasiten und 
Krankheitsubertragem. Ein Beispiel ist die Tsetsefliege, wel- 
che die Schlafkrankheit oder Trypanosomiasis ubertragt. 
Die afrikanischen Stamme hatten die Tsetsefliege durch 
kontrollierten Anbau und Rodung der Geholze in der Nahe 
menschlicher Siedlungen weitgehend unter Kontrolle. 

Die Eingeborenen wu&ten, daft es einen engen Zusam- 
menhang zwischen dem Vorkommen der Fliege und dem 
Wildbestand, besonders Antilopen, gibt. Aus diesem Grun- 



25 



de widersetzten sich viele Stammeshauptlinge der Einrich- 
tung der Parks und dem damit verbundenen Jagdverbot, da 
die zwangslaufige Vermehrung der Tsetsefliege die Viehher- 
den bedrohte. 

1892 machten die Zulus geltend, dag die Rinderschlaf- 
krankheit vor allem deswegen wieder massiv zugenommen 
hatte, weil sich das GroGwild im Zuge des staatlich verord- 
neten Wildschutzes massiv vermehrt habe. Diese Theorie 
wurde 1894 von Dr. David Bruce erhartet, der sich damals 
fur eine Anderung der Politik einsetzte. 

In dem von der britischen Sudafrikagesellschaft verwalte- 
ten Gebiet hoben die Kolonialbehorden die Wildschutzge- 
setze tatsachlich auf und begannen mit dem AbschuG des 
Wilds, urn so die weitere Ausbreitung der Krankheit zum 
Stillstand zu bringen. Das aber rief bei der Society for the 
Preservation of the Wild Fauna of the Empire einen Auf- 
schrei des Protests hervor. 

Der Missionsarzt Dr. George Prentice prangerte die Wild- 
schutzpolitik bei der britischen Kolonialbehorde an: „lch 
bin der Meinung, daft diejenigen, welche fur die Wildgeset- 
ze verantwortlich sind, auch die Ausbreitung der Tsetseflie- 
ge zu verantworten haben, und daft die Opfer der Trypano- 
somiasis Martyrer der torichten Politik des Wildschutzes 
sind. Jeder Beamte und jedes Mitglied der Gesellschaft fur 
die Bewahrung der Fauna, der angesichts der bekannten 
Tatsachen das Gegenteil behauptet, moge die Aufrichtigkeit 
seiner Behauptung dadurch beweisen, daft er uns erlaubt, 
an ihm mit unseren lokalen Gattungen der Tsetsefliege zu 
experimentieren." 



1925 waren etwa 57 000 Quadratkilometer in Sudrhode- 
sien von der Fliege verseucht. Die einsetzende Panik zwang 
zu umfangreichen WildabschuG in der Nahe der Kolonial- 
siedlungen. In von Afrikanem bewohnten Gebieten wurde 
das Jagdverbot beibehalten. 

Heute „haben die blutsaugenden Tsetsefliegen zehn Mil- 
lionen Quadratkilometer des tropischen Afrika in einem 
breiten Streifen quer iiber den Kontinent mit 34 Landern 
befallen", wie Lee und Gerry Durrell zugeben muftten, die 
fur das Conservation Monitoring Center (Wildschutzbehor- 
de) in Cambridge/England, eine vom WWF finanzierte 
Behorde, schreiben. 

Die Autoren prangern dennoch moderne Spruhmethoden 
an, mit denen versucht wird, der Tsetsefliege beizukom- 
men. In der Tat „wachsen die tsetsefreien Gebiete so 
schnell, daB... die reale Moglichkeit besteht, daft die Aus- 
breitung des Viehbestands auf die Grenzregionen zu einer 
Bedrohung fur das GroGwild wird... Die Vernichtung der 
Tsetsefliege konnte zum Ungluck Afrikas werden." 

Auch Bruce Kinloch, der oberste Parkaufseher in Tanza- 
nia, Malawi und Uganda bedauert den Ruckgang der Tset- 
sefliege: „Die Tsetsefliege hatte lange Zeit verhindert, daB 
Menschen die schonen Landschaften, die unberuhrte Wild- 
nis, den naturlichen Lebensraum grower Wildbestande in 
ihrer destruktiven und oft verschwenderischen Art nutzen." 

Der Einsatz von Insektiziden ist in den Nationalparks 
streng verboten. Seit Mitte der 80er Jahre nimmtfolglich die 
Trypanosomiasis wieder zu, vor allem in Lady Lynda Chal- 
kers Uganda. 



26 



Schatzungen der Schutzgebiete in Afrika sudlich der Sahara 



Land 


Bevolkerung 


Landflache 


Schutzgebiete * 


Schutzgebiete 




(in Mio.) 


(in 1000 km 2 ) 


(in 1000 km 2 ) 


(in Prozent der 
Gesamtflache) 


Athiopien 


51,7 


1,222 


25 


2,1 


Aquatorial Guinea 


0,4 


28 


n.v. 


n.v. 


Angola 


8,5 


1,247 


80 


6,4 


Benin 


4,7 


113 


14 


12,8 


Botswana 


1,3 


582 


100 


17,1 


Burkina Faso 


8,7 


274 


26 


9,6 


Burundi 


5,5 


28 


1 


3,2 


Dschibuti 


0,4 


223 


0,1 


0,05 


Elfenbeinkuste 


12,1 


323 


45 


14 


Gabun 


1,2 


268 


17 


6,4 


Gambia 


0,9 


11 


0,2 


1,6 


Ghana 


15 


239 


38 


16 


Guinea 


7,3 


244 


2 


0,7 


Guinea-Bissau 


0,96 


36 


n.v. 


n.v. 


Kamerun 


11,1 


475 


20 


4,3 


Kenia 


24 


580 


45 


7,8 


Kongo 


2,2 


342 


13 


3,9 


Lesotho 


1,8 


30 


0,07 


0,2 


Liberia 


2,6 


111 


1 


1,1 


Malawi 


8,8 


119 


11 


8,9 


Mali 


8,1 


1,240 


57 


4,6 


Mauretanien 


2 


1,025 


17 


1,7 


Mosambik 


15,7 


799 


70 


8,7 


Namibia 


1,8 


849 


112 


13,1 


Niger 


7,9 


1,267 


97 


7,6 


Nigeria 


89 


924 


30 


3,2 


Ruanda 


7 


26 


4 


17 


Sambia 


8,1 


753 


224 


29,7 


Senegal 


7,4 


197 


22 


11,4 


Simbabwe 


9,7 


391 


50 


12,7 


Sierra Leone 


4,2 


72 


2 


2,1 


Somalia 


7,5 


638 


5 


0,8 


Sudafrika 


39,6 


1,221 


64 


5,2 


Sudan 


25,2 


2,509 


12 


4,7 


Swasiland 


0,78 


17 


0,6 


3,5 


Tansania 


26 


945 


378 


40 


Togo 


3,7 


57 


6 


11,4 


Tschad 


5 


1,271 


114 


9 


Uganda 


18 


237 


48 


20,5 


Zaire 


36,6 


2,435 


170 


7 


Zentralafrik. Republik 


2,9 


623 


64 


10,2 



Gesamt 



495,4 



23,990 



1,988 



* Unter dem Begriff „Schutzgebiet" werden durch verschiedene gesetzliche Vorschriften geschaffene Cebiete wie „reine Naturreservate", „Natio- 
nalparks", „Sonderreservate", „Wildparks" und andere Schutzgebiete zusammengefaSt, in denen Jagen, landwirtschaftliche Nutzung oder ande- 
re Formen wirtschaftlicher Aktivitat untersagt sind. In einigen Fallen ist den Menschen der Zutritt insgesamt verboten oder nur eingeschrankt 
gestattet. Da die Datenbasis im Falle der „Waldschutzgebiete", in denen Forstwirtschaft erlaubt, andere wirtschaftliche Aktivitaten aber untersagt 
sind, widerspruchlich war, sind diese Gebiete hier nicht als Schutzgebiete erfaSt. Die statistischen Angaben sind in einigen Fallen nicht auf den 
Karten verzeichnet, da wir auf das unvollstandige Kartenmaterial der IUCN angewiesen sind, auf denen z.T. umfangreiche Schutzgebiete fehlen. 

Quelle: International Union for the Conservation of Nature, Protected Areas of the World, Ausgaben 1989 und 1991. 



27 



Immer wieder dienen Afrikas Naturreservate als Aufmarschgebiet fur Soldner und Guerillas. 

Neokolonialismus 

im Naturschutzgewand 



Von Joseph. Brewda 



Die Betrachtung einer Landkarte Afrikas, auf der die 
Nationalparks abgebildet sind, erweist sich als sehr 
aufschluftreich. Allein die Grofse dieser Parks und 
Parkkomplexe ist beeindruckend. Der Kruger-Nationalpark 
in Sudafrika hat beispielsweise die GroBe von Rheinland- 
Pfalz, wahrend der weitlaufige Parkkomplex Sambias 
grower als ganz GroGbritannien ist. Es fallt auch auf, dafs ein 
hoher Prozentsatz der afrikanischen Parks und Reservate an 
Staatsgrenzen liegt. So sind sie vielfach zu transnationalen 
Parks zusammengeschlossen, die sich iiber Gebiete in zwei 
oder sogar drei Landern erstrecken. 

Die Parks liegen nicht aus asthetischen Griinden in sol- 
chen Grenzregionen. Anders als z.B. in Europa, wo die 
Grenzen oft naturlichen Gegebenheiten wie Gebirgszugen 
oder Flussen folgen, wurden die Grenzen der afrikanischen 
Staaten auf den Kolonialkonferenzen der europaischen 
GroGmachte willkurlich gezogen. Es gibt nichts besonderes 
in den Grenzregionen dieser Staaten, was nicht auch im 
Landesinneren zu finden ware. Die Lage der Parks in sol- 
chen Regionen hat einen anderen Zweck: die Anzettelung 
von Unruhen, Kriegen und Massenmord. 

Wer organisierte 
die Parkbewegung? 

Im kolonialen Afrika gab es zwei Phasen in der Bewegung 
fur Nationalparks und Wildreservate. In der ersten Phase, 
der Wildhegephase, wurde die Jagderlaubnis auf die weiGe 
Kolonialelite begrenzt, angeblich urn den schwindenden 
Bestand bevorzugter Wildtierarten zu erhalten. Haufig ver- 
trieben die Kolonialbehorden die eingeborene Bevolkerung 
von ihrem Wald- und Weideland, urn Wildreservate einzu- 
richten, und verbot ihr, dort zu jagen. In grotesker Weise 
wiederholte man hier die feudalen Gepflogenheiten des 
mittelalterlichen Europa. Schon im Jahr 1130 hatten die 
normannischen Herrscher in England gewisse Landstriche 
zu Waldreservaten erklart, in denen nur der Konig und sei- 
ne Beamten jagen durften. 

Die zweite Phase, die nach dem Zweiten Weltkrieg 
begann, war die Naturschutzphase. Die Jagd wurde nach 
und nach ganz verboten, und an die Stelle der ritual isierten 
Jagdobsession der kolonialen Elite trat immer mehr die Hul- 
digung der heidnischen Erdmutter Gaia, das „6kologische 
Bewufttsein". Der „Nationalpark" loste das „Wildreservat" 
ab, und die Kamera ersetzte (meistens) den Karabiner. 



Seit den hollandischen Kolonialverordnungen von 1657 
am Kap hat es immer wieder unterschiedliche Vorschriften 
zur Einschrankung der GroSwildjagd in Afrika gegeben. 
Aber die koordinierten Bemuhungen, breite Landstriche zu 
Reservaten zu machen, begannen erst 1896, als der briti- 
sche Premier- und Auftenminister Marquis von Salisbury 
eine Begrenzung der Jagd in Britisch-Afrika forderte. Im Jahr 
1900 berief Salisbury zu der Frage eine Konferenz der 
europaischen Kolonialmachte in London ein. 

Durch die Obereinkommen dieser Konferenz wurde den 
Eingeborenen das Jagdrecht praktisch ganz entzogen, selbst 
auRerhalb der Reservate, indem man den Einsatz der tradi- 
tionellen Schlinge und Fallgrube als „grausam" verbot. 
Gleichzeitig wurde ein fruheres Abkommen der britischen, 
franzosischen, deutschen und portugiesischen Kolonialver- 
waltungen emeuert, das den Eingeborenen den Gebrauch 
von Feuerwaffen verbot. 

Die Society for the Preservation of Fauna in the Empire 
(Gesellschaft fur die Erhaltung der Tierwelt im Empire), die 
spater den World Wildlife Fund hervorbrachte, sollte sicher- 
stellen, daft das Abkommen von 1900 in die Tat umgesetzt 
wurde. Von Anfang an war die Gesellschaft - von ihren 
Freunden liebevoll „die Fauna" genannt - mit dem Briti- 
schen Museum verbunden, insbesondere mit Thomas H. 
Huxleys Abteilung fur Naturgeschichte. 

1933 fand in London eine Nachfolgekonferenz statt. Graf 
Onslow, der Vorsitzende der Fauna, leitete die britische 
Delegation. Das wichtigste Ergebnis dieser Konferenz war 
ein Beschlufs iiber die Einrichtung von Nationalparks in 
Afrika. Die Wildpark-Gesetzgebung der meisten afrikani- 
schen Lander heute laSt sich auf die kolonialen Erlasse 
zuruckfuhren, die in der Folge der Konferenz von 1 933 ver- 
ftigt wurden. 

Mit den Nationalparks und Reservaten, die nach den 
Abkommen von 1900 und 1933 eingerichtet wurden, ent- 
standen neue Grenzen innerhalb der afrikanischen Koloni- 
en, welche unter dem Vorwand, das Wildtierleben zu schiit- 
zen, von der eingeborenen Bevolkerung nicht uberquert 
werden durften. Diese intemen Grenzen, durch die kolonia- 
le Enklaven geschaffen wurden, blieben auch wirksam, 
nachdem die Kolonien unabhangig geworden waren. 

Prazedenzfall Kruger-Park 

Schon vor der Londoner Konferenz von 1 900 gab es in Afri- 



28 




□ Schutzgebiete 

O Geplante Schutzgebiete 



Karte 3: 

Sudafrikanische Naturschutz- und 

Aufstandsgebiete 

* Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben siehe Seite 27. 



Sambia: Sambia war Hauptoperationsbasis und wichtigster 
Zufluchtsort aller „Befreiungsbewegungen" im sOdlichen 
Afrika, die sich in den 60er, 70er und 80er Jahren gegen die 
Herrschaft der weiBen Minderheit bzw. die Kolonialherr- 
schaft erhoben. 

In den 60er und 70er Jahren waren die angolanische UNITA 
(Nationale Union fur die vollstandige Unabhangigkeit Angolas) 
und die MPLA (Volksbewegung fur die Befreiung Angolas) in 
dem riesigen, an Angola angrenzenden Naturparkkomplex 
beherbergt, und zwar vor allem im Wildschutzgebiet Westsam- 
bias (West Zambezi game management area) 0. Der Naturpark 
wurde als Versteck und Ausgangspunkt zur Unterwanderung 
Angolas benutzt. Nachdem die MPLA nach der Unabhangigkeit 
Angolas 1975 an die Macht gekommen war, benutzte UNITA den 
Park weiterhin als Basis fur den 17 Jahre dauemden Burgerkrieg 
gegen die MPLA-Regierung. 

Die SWAPO Namibias hatte ihren Stutzpunkt im Sioma-Ngwe- 
zi-Nationalpark 0, der an das westsambesische Wildschutzge- 
biet angrenzt. 

Der sudafrikanische ANC hatte seinen Hauptstutzpunkt ostlich 
des Sioma-Ngwezi-Nationalparks 0. Ostlich des Mosi-pa- 
Tunya-Nationalparks an der Grenze zu Simbabwe, befand sich 
ein weiterer ANC-Sttitzpunkt 0. 

Die Befreiungsbewegungen Simbabwes, ZANU und ZAPU, 
hatten ebenfalls ostlich des Mosi-pa-Tunya-Parks ihre Basis, im 



gleichen Gebiet wie der ANC 0. Spater baute die ZANU in 
Mosambik gegeniiber dem angrenzenden Lower Zambesi Park 
in Sambia einen Stutzpunkt auf. 

Die Frelimo (Einheitspartei Mosambiks) unterhielt eine Opera- 
tionsbasis im sambesischen Luana and West Petauke Park, der 
direkt neben dem Lower Zambesi Park liegt 0. 

Simbabwe/Rhodesien: Das Ghonarezhou-Wildreservat in Rho- 
desien an der Grenze zu Mosambik diente zur Zeit der 
weiBen Minderheitsregierung als Stutzpunkt fur Uberfalle der 
,,Selous Scouts" nach Sambia und Mosambik hinein. Diese irre- 
gularen Verbande waren vom Oberokologen des rhodesischen 
Parksystems gegrundet worden. 

Nach der Unabhangigkeit Simbabwes 1980 wurde der Park 
weiterhin als Militarbasis benutzt, und zwar urn Uberfalle der 
Renamo abzuwehren. Renamo, eine primar gegen Mosambik 
gerichtete Rebellenbewegung, war vom ehemaligen Nachrich- 
tendienstchef Rhodesiens aufgebaut worden. 

1984 setzte das Parkamt Simbabwes , .Operation Stronghold" 
(vom WWF finanziert) in Gang, angeblich urn gegen den Nas- 
homfang einzuschreiten. Dabei wurden mindestens 145 ,,Wilde- 
rer" getotet, darunter angeblich auch Offiziere des militarischen 
Flugels des ANC. 

Siidafrika: Renamo-Versteck; ihre Ausbildung soil im Rahmen 
von ..Operation Lock" des WWF erfolgt sein. Heute werden in 
ahnlichen Trainingsprogrammen schwarze Sbldner fur Anschla- 
ge auf andere Schwarze ausgebildet, urn Sudafrika in einen Bur- 
gerkrieg zu stiirzen. Das Hauptquartier der Renamo befindet 
sich in Phalambora, eine Meile vom Eingang des Kruger-Natio- 



29 



nalparks entfernt, der an der Grenze zu Mosambik liegt O Auch 
der Park selbst gehort zum Ubungsgebiet der Renamo. 

Der KrCiger-Nationalpark grenzt an mehrere privat gefiihrte 
Wildparks, die angeblich ebenfalls von der Renamo als Versteck 
und Ubungsplatz benutzt werden. Dazu gehoren die Bongani 
Mountain Lodge, das Kapama-Wildreservat, das Timbavati- 
Naturreservat und das Sabi-Sand-Reservat. 

Renamo hat auBerdem Stutzpunkte im Ndumu-Park an der 
Grenze zu Mosambik Q, im Muzuli-Reservat in Natal und in den 
Parks des ehemaligen Homeland KaNgwane. 

Auch das Maputoland-Wildreservat flj) und der Mkuze-Wild- 
park O in Kwazulu dienen angeblich als StiJtzpunkte fur den Ter- 
rorismus der sogenannten ,,Dritten Kraft", wobei Schwarze zu 
Massakern gegen andere Schwarze angestiftet werden, um den 
gesamten Suden Afrikas in Stammeskriege zu verstricken. 

Namibia: Die ,,Koevoet", auf deutsch ,,Brecheisen-Truppe", die 
vorgeblich zur Bekampfung von Wilderem im namibischen Etos- 
ha-Park ©ausgebildet worden war, wurde spater in Siidafrika 
dazu eingesetzt, Schwarze zu Massakern gegen Schwarze 
anzustiften. 

Angola: Um die MPLA-Regierung gegen UNITAzu unterstiitzen, 
wurden Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre Kubaner von 
NVA-Offizieren aus der DDR ausgebildet, und zwar im Bicuan- 
und im Mupa-Nationalpark 13. DDR-Militarberater bildeten dort 
auch Baader-Meinhof-Terroristen aus. 



Expansionsplane 

Der immense Komplex grenziibergreifender Naturparks in den 
Landern des sudlichen Afrika wachst weiter. Nach vermutlich 
noch untertriebenen Angaben der IUCN sind bereits 30% von 
Sambia, 13% von Simbabwe, 17% von Botswana, 6% von Ango- 
la, 13% von Namibia, 9% von Mosambik und 5% von Siidafrika 
als Nationalparks oder Wildreservate abgegrenzt. Die Parks 
umfassen riesige Gebiete, die sich oft uber Gebiete mehrerer 
Staaten erstrecken und als transnationale Parkkomplexe keiner 
Regierung unterstellt sind. Die gesamte Landflache des zusam- 
menhangenden Parksystems von Sambia, Namibia, Botswana, 
Simbabwe und Angola umfaBt 259 000 km 2 , ist also etwas 
groBer als das Vereinigte Konigreich. 

Weiter sudlich an der Grenze zu Mosambik liegt der Kruger- 
Nationalpark, der mit 20 000 km 2 Flache fast so gro(3 ist wie Hes- 
sen. 

Zwei neue, ungeheuer groBe Gebiete sollen diesem System 
hinzugefugt werden: ein ganzer Landstrich A in Mosambik, das 
direkt an den Kruger-Park in Sudafrika grenzt, und eine nahezu 
ebenso groBe Flache B, um die das Parksystem von Botswana 
erweitert werden soil. Die Republik Sudafrika verhandelt zur Zeit 
mit Mosambik daruber, die grenznahen Parksysteme einer einzi- 
gen, binationalen Behorde zu unterstellen. Um diese Landnah- 
me in Sudafrika moglichst reibungslos zu gestalten, will der 
WWF Mosambik dazu bewegen, sein Parksystem zu privatisie- 
ren. 



ka erste Reservate. Sie wurden 1889 vom sudafrikanischen 
Prasidenten Paul Kruger eingerichtet. Eines von ihnen war 
das Sabi-Reservat an der Grenze zur portugiesischen Kolo- 
nie Mosambik - der heutige KrOger-Nationalpark. 

Dann kam der Burenkriegzwischen dem britischen Empi- 
re und den Afrikaanern. Lord Kitchener fuhrte einen bruta- 
len Feldzug im Gebiet des Kruger-Parks: Die Ernten wurden 
zerstort, das Vieh abgeschlachtet und die Wildtiere getotet, 
um den Buren die Nahrungsmittel zu nehmen. Diese „6ko- 
logische Kriegfuhrung" hinterlieft eine verwustete Region. 
1902 richtete Lord Milner, ein Mitarbeiter des Erbauers des 
britischen Kolonialreichs in Afrika Cecil Rhodes, den Park 
wieder ein, nachdem Sudafrika britische Kolonie geworden 
war. Der erste Aufseher des Parks, Major James Stevenson- 
Hamilton, hatte am Krieg gegen die Buren im 6. Dragoner- 
regimentteilgenommen. Lord Milner wies ihn an, den Park 
von „Kaffem" sowie weiften Landbesitzern zu saubern und 
sich „bei alien ganz und gar unbeliebtzu machen". 

45 Jahre lang, bis er 1946 in den Ruhestand trat, fuhrte 
Stevenson-Hamilton diesen Auftrag rucksichtslos aus, sau- 
berte 28 000 km 2 Landflache von ihrer urspriinglichen Be- 
volkerung und fuhrte einen militarischen „Anti-Wilderer- 
Feldzug" durch. Auch die Eingeborenen, die nicht vertrie- 
ben wurden, muftten gehen, da die Jagd ihre Hauptnah- 
rungsquelle darstellte. Sie stromten in die Stadte und Berg- 
werke, wo sie praktisch Sklavenarbeitfur das neue britische 
Regime leisten mu&ten. Aufgrund dieser Politik erhielt der 
Major den Beinamen skukuza („einer, der alles wegfegt"). 
Das Hauptquartier des Kruger-Parks, Skukuza, ist ihm zu 
Ehren so benannt. 



Stevenson-Hamiltons Art der Kriegfuhrung gegen die Ur- 
bevolkerung, wobei er und seine WildhOter sich unter dem 
Vorwand, die Wildtiere zu schutzen, wie Diktatoren auf- 
fuhrten, wurde von Oberst Mervyn Cowie ausdrucklich als 
Grundlage fur die Nationalpark-Politik in alien britischen 
Kolonien Afrikas hervorgehoben. Cowie schuf 1946 den 
ersten kolonialen Park in Kenia und leitete dort die Parkver- 
waltung 20 Jahre lang. Als er in den Ruhestand trat, schil- 
derte er, wie er zehntausende Quadratkilometer Land von 
den Ureinwohnern konfisziert, Massenumsiedlungspro- 
gramme durchgefuhrt und dieses Land dann in 30 Parks 
umgewandelt hatte. „lch kopierte jede einzelne Idee in Ste- 
venson-Hamiltons Buch Eden in Sudafrika", berichtete 
Cowie. 

Das Volkermordmodell 
der Mau-Mau 

Von 1952 bis 1960 herrschten die britischen Kolonial- 
behorden in Kenia unter Leitung des Parkaufsehers Oberst 
Cowie mit Notstandsmaftnahmen, um eine angebliche Ein- 
geborenenrevolution zu bekampfen. Die Methoden, die 
man gegen das kenianische Volk unter dem Vorwand der 
Bekampfung dieser Revolution anwandte, wurden zum 
Modell fur alle weiteren britischen Versuche, den Kontinent 
zu destabilisieren. Und wie in Kenia sind die Wildparks bis 
heute Ausgangspunkt dieser Untemehmen. 

Der vermeintliche Sammelpunkt der kenianischen revo- 
lutionaren Verschworung war die Mau-Mau, eine angebli- 



30 



che Geheimgesellschaft innerhalb des groftten und damals 
vorherrschenden Stammes in der Kolonie, der Kikuyu. Die 
Existenz der Mau-Mau hatte der britische Anthropologe und 
Nachrichtendienstler Louis Leakey entdeckt. Schon in den 
30er Jahren hatte Leakey fur den britischen Geheimdienst 
eine ausfuhrliche Studie uber die Kikuyu erstellt. Unter dem 
Vorwand, diese Verschworung zu bekampfen, erzwangen 
die Kolonialbehorden eine Massenumsiedlung der Kikuyu 
und anderer Volker aus ihren Stammesgebieten und brann- 
ten dabei ganze Walder nieder. Die Durchfuhrung der An- 
griffe lag grofttenteils bei dem paramilitarischen Personal 
der von Cowie eingerichteten Wildparks. 

Etwas stimmte nicht bei der Mau-Mau-Verschworung, 
wie sich herausstellte. Nur 22 Weifte kamen in dem Aufruhr 
urn, aber zwischen 18 000 und 30 000 Eingeborene - 
hauptsachlich bei Auseinandersetzungen zwischen ver- 
schiedenen Kikuyufraktionen und Kampfen mit anderen 
Stammen. Die Landwirtschaft in den Gebieten der Weiften 
blieb unangetastet, und die Mau-Mau brachten es nicht ein- 
mal fertig, das verwundbare Transportnetz oder andere 
Schlusseleinrichtungen in den Stadten anzugreifen. 

Oberst Frank Kitson enthullte in seinem 1960 erschiene- 
nen Buch Gangs and Countergangs, daft die Briten starke 
Mau-Mau-Einheiten anfuhrten und viele (wenn nicht alle) 
Mau-Mau-Einheiten von den Kolonialbehorden kunstlich 
geschaffen wurden. Indem sie Gewalttatigkeiten zwischen 
ihren „Gangs" und „Countergangs" einfadelten, stellten die 
Briten sicher, daft es nurzum Morden der Eingeborenen un- 
tereinander, nicht aber zur Revolution kommen wurde. Die 
Mau-Mau-Banden wurden von General Sir George Erskine 
gelenkt. Er war im besetzten Nachkriegsdeutschland fur die 
zivile Nahrungsmittelverteilung verantwortlich gewesen. 
Unterstutzt wurde Erskine von Oberst Cowie, dem Manager 
des Parksystems, und auch von Bill Woodley, Erskines Ge- 
heimdienstchef, der die „Gang-Countergang"-Doktrin, wie 
sie von Kitson beschrieben und spater systematisch in ganz 
Afrika angewandt wurde, zum groftten Teil entwickelt hatte. 
Cowie, Woodley und Leakey waren Veteranen des Kenia- 
Regiments aus dem Zweiten Weltkrieg, dessen hochster 
Nachrichtenoffizier Charles Pittman oberster Aufseher des 
Parksystems in Uganda war. Das Kenia-Regiment war eine 
Eliteeinheit innerhalb der britischen Commonwealth- 
Armeen in Afrika, die von General Jan Smuts, dem Prasiden- 
ten Britisch-Siidafrikas, kommandiert wurde. Smuts sprach 
sich auch einmal dafur aus, ein zusammenhangendes Park- 
system von Kenia bis Sudafrika zu schaffen. 

Einige Untergebene Woodleys erhielten nach dem Ende 
des Notstands Positionen in Kenias Wildparks, wie Stan 
Bleazard, der den Marsabit-Nationalpark leitete, oder 
Major Temple Boreham, der Oberaufseher des Massai- 
Mara-Parks wurde. David Sheldrick, ein ehemaliger Nach- 
richtenoffizier des Kenia-Regiments, der direkt unter Pitt- 
man diente, ubemahm die Operationen gegen „Wilderer" 
im Tsavo-Elefantenpark. Woodley selber wurde Oberaufse- 
her im Aberdares-Mountain-Park, wahrend Cowie bis in die 
60er Jahre die Verantwortung fur das gesamte kenianische 
Parksystem innehatte. 

Guerillas im Nebel 

In den 60er Jahren begannen die Briten ihre winds ofchan- 



ge-Politik, mit der die Volker Afrikas nominell ihre Unab- 
hangigkeit erhielten. „Der Wind der Veranderung blast uber 
den Kontinent", erklarte Premierminister Harold Macmillan 
bei einem Besuch in Kapstadt 1960, „ob es uns gefallt oder 
nicht, dieses Erwachen des nationalen Bewufttseins ist eine 
politische Tatsache. Unsere Auftenpolitik muft das zur 
Kenntnis nehmen." 

Innerhalb von funf Jahren war der groftte Teil Britisch- 
Afrikas nominell entkolonisiert, und eine oft verbluffte ein- 
heimische compracfor-Klasse sah sich in der Position, die 
neue Herrscherelite zu stellen. Aber obgleich die britische 
Flagge eingeholt wurde, blieb der alte Kolonialapparat 
erhalten; die Schlusselpositionen in den Ministerien waren 
weiterhin mit Briten besetzt. 

Nirgends war das offensichtlicher als in den Naturparks, 
die zum Zeitpunkt der Unabhangigkeit mehr als 20% des 
Gebiets der Kolonien umfaftten. Die obersten Wildhuter, 
die Polizeichefs der Parks und das Personal der Parkverwal- 
tung stellten weiterhin die Briten. Hinzu kam die uble 
Neuerung, daft eine standig wachsende Zahl dieser Parks, 
und in manchen Fallen die gesamte Parkverwaltung eines 
Landes, unter die Kontrolle privater Nichtregierungsorgani- 
sationen gestellt wurden, verwaltet von intemationalen 
Treuhandausschiissen aufterhalb der Einfluftnahme der 
Regierung. Alle Parks in Kenia, Tansania und Zaire werden 
heute von intemationalen Treuhandern privat verwaltet. 
Louis Leakys Sohn Richard war bis 1992 Vorsitzender der 
privaten Organisation Kenya Wildlife Services, die Kenias 
Parks verwaltet. 

Der tansanische President Julius Nyerere verkundete 
1961 in der „Arusha-Erklarung", die Volker Afrikas wurden 
die ihnen vermachten Nationalparks fur immer bewahren. 
Damit lieft er erkennen, daft die Existenz dieser kolonialen 
Enklaven nicht in Frage gestellt wurde. Ungefahr 40% der 
Landflache Tansanias gehoren heute zu einem National- 
parksystem, das von der Nichtregierungsorganisation Tan- 
zania National Parks verwaltet wird. 

Diese Parks sind immer noch - dem Prazedenzfall Mau- 
Mau folgend - Hauptquartier, Trainingslager und Unter- 
schlupf von „Gangs und Countergangs". Einerseits waren 
sie Zentren der nominell „antiwestlichen", mit dem War- 
schauer Pakt verknupften Subversion, die gegen die Koloni- 
alherrschaft oder die weifte Minderheit gerichtet war. Ande- 
rerseits waren sie auch Zentren „prowestlicher" Bemuhun- 
gen, die sogenannten sowjetischen Satellitenstaaten und 
deren weltrevolutionare Bestrebungen auf dem gesamten 
Kontinent in die Knie zu zwingen. Einige Beispiele: 

Rhodesien-Simbabwe. Seit 1961 fuhrten die ZAPU (Zimb- 
abwe Peoples Union) und zwei Jahre spater die rivalisieren- 
de ZANU (Zimbabwe African National Union) einen Gue- 
rillakrieg, urn das weifte Minderheitsregime in Rhodesien 
zu sturzen. Die rhodesischen Anstrengungen, diesen Auf- 
stand niederzuschlagen, liefen uber die Armee und ihre 
irregulare Guerillafomnation, die Selous Scouts. 

Die ZANU- und ZAPU-Kader wurden in dem von den 
Briten geschaffenen Queen-Elisabeth-Park und dem Goril- 
lapark in Uganda von russischen KGB-Ausbildern trainiert. 
Die ZAPU wurde aufterdem in den Serengeti- und Ruanda- 
Nationalparks von Tansania von chinesischen Militars trai- 
niert. Die Ausgangsbasen der ZANU und ZAPU fur.Opera- 



31 



tionen gegen Rhodesien lagen in Sambia nahe dem Mosi- 
pa-Tunya-Park und auch im Unteren Sambesipark. Der 
langjahrige Prasident Sambias Kenneth Kaunda war einer 
der wichtigen britischen EinfluGagenten im siidlichen Afri- 
ka. 

Die Selous Scouts, die rhodesischen Gegenspieler von 
ZANU und ZAPU, entstanden unter Anleitung des Chefoko- 
logen der rhodesischen Parkverwaltung. 1980 wurde 
ZANU-Fuhrer Robert Mugabe Staatschef des neu gegriinde- 
ten Simbabwe (ehemals Rhodesien). Aber selbst nachdem 
die Herrschaft der schwarzen Mehrheit etabliert war, dauer- 
te der Burgerkrieg an. Die rhodesische Elite emigrierte 
hauptsachlich ins benachbarte Sudafrika. 

Die Renamo (Mozambique National Resistance), die vom 
rhodesischen Geheimdienst aufgebaut worden war, um 
Mosambik nach seiner Unabhangigkeit von Portugal zu 
destabilisieren, wurde nun gegen Simbabwe eingesetzt. 
Das Hauptquartier von Renamo liegt eine Meile entfernt 
vom sudafrikanischeri Kriiger-Nationalpark. Renamo wurde 
in den sudafrikanischen Regionalparks in Natal und den 
Parks im nahegelegenen KaNgwane-Hochland ausgebildet. 

1984 begann das Zimbabwe Department of National 
Parks and Wildlife Management mit Unterstutzung des 
WWF einen „Feldzug gegen Wilderer". Dabei wurden bis- 
her mindestens 145 „Wilderer" getotet, und zumindest eini- 
ge von diesen sollen Berichten zufolge Anfuhrer des rivali- 
sierenden militarischen Flugels des Afrikanischen National- 
kongreB ANC gewesen sein. 

Angola. 1956 wurde die MPLA (Popular Movement for the 
Liberation of Angola) gegrundet, um die portugiesische 
Kolonialherrschaftzu stiirzen. 1966 wurde dann ihr Rivale, 
die UNITA (National Union for the Total Independence of 
Angola) gegrundet. Ein Burgerkrieg gegen die Fremdherr- 



schaft begann. Nach der Evakuierung der portugiesischen 
Streitkrafte 1 975 hielt der Konflikt an, diesmal zwischen der 
neuen MPLA-Regierung und der UNITA. Der Burgerkrieg 
dauerte noch 1 7 Jahre. Zur Zeit der portugiesischen Herr- 
schaft in Angola lagen die Hauptquartiere von MPLA und 
UNITA auf dem Gebiet der West- Sambesi-Wildtierverwal- 
tung in Kaundas Sambia. 

Als die MPLA in Angola an die Regierung kam, behielt die 
UNITA ihre Basis in dem Park. Wahrenddessen wurden 
kubanische Truppen nach Angola geholt, um Angola gegen 
die UNITA zu verteidigen. Diese kubanischen Truppen, wie 
auch die MPLA, wurden von der DDR-Stasi in den Bicuan- 
und Mupa-Nationalparks ausgebildet. (Auch die westdeut- 
sche Baader-Meinhoff-Bande wurde in den gleichen Parks 
ausgebildet.) 

Mosambik. Die Frelimo (Mozambique Liberation Front) 
wurde 1962 gegrundet, um die portugiesische Herrschaft in 
Mosambik zu stOrzen. Sie hatte ihr Hauptquartier in den 
Luana- und West- Petauke-Nationalparks in Sambia; sie 
wurde auch von russischen Ausbildern in den Parks Ugan- 
das trainiert. 

1975 verlieBen die Portugiesen Mosambik, und die Freli- 
mo bildete die Regierung. Aber der Burgerkrieg dauerte an, 
diesmal unter der Maske eines Kampfes zwischen der Freli- 
mo-Regierung und der Renamo, die inzwischen ihre Basis 
im Krugerpark in Sudafrika hatte. 

Berichten zufolge wurde mindestens eine der groften 
Renamo-Fraktionen von Mitarbeitern des WWF ausgebil- 
det, unter Mithilfe von Oberst David Stirling, dem Grunder 
der britischen Special Air Services (SAS). Seit den vierziger 
er Jahren hatte Stirling enge Verbindungen zu dem Kontrol- 
leur der Mau-Mau-Bewegung und Leiter der kenianischen 
Parkverwaltung Oberst Mervyn Cowie. 



32 




E] Schutzgebiete 



* Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben sishe Seite 27. 

i _: & 



Karte 4: Ostafrikanische Naturschutz- und 
Aufstandsgebietegebiete 

Uganda/Sudan: Die einzig verbliebene Hochburg der Sudanese 
People's Liberation Army (Sudanesische Volksbefreiungsarmee, 
SPLA) im Sudan ist die Stadt Nimuli an der Grenze zu Uganda. 
Diese Hochburg wird sowohl vom benachbarten, ebenfalls im 
sudanesischen Grenzgebiet zu Uganda liegenden Nimuli-Natio- 
nalpark als auch vom Kidepo-Nationalpark im nahen 
Norduganda aus versorgt. Der Kidepo-Park ist auch Komman- 
do- und Trainingszentrum der SPLA. Angehorige der ugandi- 
schen Armee dienen haufig als Offiziere in der SPLA. 

Spatestens seit den 60er Jahren haben mehrere Regierungen 
Ugandas den Kidepo-Park als Basis fur subversive Operationen 
im sudlichen Sudan benutzt. 

Der Park wurde 1962 gegen den Widerstand ortlicher Natur- 
schutzer geschaffen. Letztere bezeichneten die Lage des Parks 
als unzumutbar; einige behaupten, der Park sei nur geschaffen 
worden, urn der britischen Subversion gegen den 1956 unab- 
hangig gewordenen Sudan zu dienen. Peter Scott, der Grunder 
des World Wildlife Fund, war auch langjahriger Vorsitzender der 
ugandischen Nationalparkverwaltung. 

Uganda und Zaire: Das sowjetische KGB bildete in den spaten 
60er und in den 70er Jahren verschiedene ,,Befreiungsbewe- 
gungen" des sudlichen Afrikas in den Nationalparks von Uganda 
und Zaire aus. Unter diesen Bewegungen waren die Zimbabwe 
People's Union (Volksunion Simbabwes, ZAPU) und deren 



Abspaltung, die Zimbabwe African National Union (ZANU); der 
South African National Congress (Sudafrikanischer Nationalkon- 
greB, ANC) und dessen Abspaltung, der Pan-Africanist Con- 
gress (PAC). 

Die Parks, die fur das sowjetische Militartraining benutzt wur- 
den, gehoren zum Parkkomplex Westugandas und Ostzaires. 
Zu diesem Komplex gehoren der Virunga-Park in Zaire 0, der 
Queen Elizabeth Park in Uganda Q und der nahegelegene 
Gorillapark in Uganda 0. Diese Parks dienten 1990 und 1994 
als Aufmarschgebiete fur ugandische Invasionen Ruandas. 

Tansania: Das chinesische Militar fuhrte in den 60er und 70er 
Jahren umfangreiche Trainingsprojekte fur Terroristen in Tansa- 
nia durch; trainiert wurden u.a. die ZAPU, der ANC und der PAC. 
Ubungsplatze waren der britisch verwaltete Serengeti-National- 
park, besonders das Gebiet des Ngorongoro-Kraters 0, das 
auch ein Hauptoperationsgebiet des World Wildlife Fund ist, und 
der ebenfalls unter britischer Verwaltung stehende Nationalpark 
von Ruanda 0. 

Kenia: Die in Rhodesien und dann in Sudafrika stationierte 
Mozambique National Resistance (Nationale Mosambikanische 
Widerstandsbewegung, Renamo) unterhielt im Galana-Gebiet, 
das an den Tsavo-Nationalpark grenzt, Ubungsplatze und 
Lager. 

Ursprunglich war die Renamo nach der Unabhangigkeit 
Mosambiks von Portugal vom rhodesischen Nachrichtendienst 
aufgebaut worden. 



33 



Dieser Bericht uber die geheimdienstlich betreuten Aktivitaten des WWF in Afrika und 
die eigenartige ,,T\er\iebe" des Prinzen Philip stutzt sich zum grofcen Teil auf Material 
zu Kevin Dowlings Film „Jen Pence in the Panda". 

Von wegen Tierschutz... 

Von Allen Douglas 



„Paff! Der Schuli trifft sein Ziel, und eine Nashornmutter 
stirbt. Ihr verlassenes kleines Kalb ist nun ebenfalls zum 
Tode verurteilt. Wieder nahert sich eine unserer gefahrdeten 
Arten der Ausrottung, wahrend der Blutdurst der Wilderer 
wachst. " 

Rundschreiben des World Wildlife Fund vom 17.Juli 1987. Es verurteilt 

die „hochmutigen Manner im Nahen Osten", die „verbrecherisch und 

leichtfertig" das Rhinozeros dezimieren, um sein Horn als kunstvoll 

geschnitzte Messergriffe bei ihren Zeremonien zu verwenden. 



Im Januar 1 961 , wenige Monate bevor er den World Wild- 
life Fund, seine „neue Arche Noah" zur Rettung der 
gefahrdetsten Tierarten der Welt ins Leben rief, begleitete 
Prinz Philip Konigin Elisabeth bei einem Staatsbesuch in 
Indien. Unter den Attraktionen, die einer ihrer Gastgeber, 
ein Rajah in Jaipur, den koniglichen Gasten bot, war eine 
Tigerjagd. Von einem sicheren Hochstand in den Baumen 
aus schoft Philip einen der beruhmten indischen Tiger, der 
von Ziegen angelockt wurde, die der Furst ringsum an 
Pflocken hatte anbinden lassen. Das Foto, das Prinz Philip 
stolz neben seinem vom Kopf bis zum Schwanz fast 3 m 
messenden Opfer zeigte, erregte weltweit Emporung. 

Aufgeschreckt setzte der Prinzgemahl seine Reise fort, 
kam in Katmandu mit einem auffalligen Verband am Zeige- 
finger an und erklarte, eine Verletzung hindere ihn daran, 
an der traditionellen „koniglichen Jagd" aktiv teilzuneh- 
men; er wolle abertrotzdem mitgehen. 300 Elefanten dien- 
ten dazu, das Wild aufzuscheuchen; auf einem von ihnen 
ritten Philip und Elisabeth, und die Queen lieft ihre Kamera 
surren. An jenem Tag wurden mehrere Tiger erlegt, keiner 
davon offiziell von Philip. Er erhielt auch keinerlei offentli- 
ches Lob fur den Abschuft eines anderen Tiers an jenem 
Tag: eines aufterst seltenen indischen Nashorns. Davon 
waren weltweit nur noch 250 Exemplare ubrig, seit briti- 
sche Teepflanzer die meisten abgeschossen hatten, um 
Platz fur ihre Plantagen zu schaffen. 

Wahrend die Elefanten vorwarts gingen, geriet ein weibli- 
ches Nashorn in ihren sich schlieftenden Kreis. Ein Mitglied 
des koniglichen Gefolges, Lord Alex Douglas-Home, 
bekannt als einer der besten Schutzen Englands, schoft 
neben das Tier in der Absicht, es zu verscheuchen. Das 
Nashorn tappte jedoch weiter — Philip in den Weg. „Zu 
jedermanns Entsetzen erschoft Philip es", berichtete Ian 
McPhail, der Leiter des ersten internationalen Beschwerde- 
buros des WWF, spater einem britischen Filmteam. Das 
erschreckte Nashomkalb flitzte zwischen den Beinen der 



Elefanten durch und entkam. „Es muftte sicher ebenfalls 
sterben. Es war zu jung, um fur sich selbst zu sorgen", sagte 
McPhail. 

Die ganze Sache wurde vertuscht, erklarte McPhail wei- 
ter, denn es bestanden bereits Plane zur Grundung des 
World Wildlife Fund. „Auch ich habe mitgeholfen, die 
Angelegenheit zu vertuschen", sagte er 1 990 dem Filmteam 
- er habe geglaubt, es sei wichtiger, verschiedene Tierarten 
in ihrer Gesamtheit zu retten. Im Hinblick auf das vollige 
Scheitern des WWF bei diesem Unterfangen in den letzten 
drei Jahrzehnten zog er den Schluft: „Schweren Herzens 
muft ich Ihnen sagen, daft ich unrecht hatte. Nashorn, Ele- 
fant und Panda haben das Schiff verpaftt, die neue Arche 
Noah fuhr ohne sie weiter." 

Philips personliches Verhalten ist auch charakteristisch 
fur das des World Wildlife Fund als Organisation. Beim 
Lesen des folgenden Berichts muB man wissen, daft der 
WWF von Anfang an die personliche Domane Philips war. 
Er uberwachte die Aktivitaten fast bis in die kleinsten Ein- 
zelheiten. Sir Peter Scott, Mitbegrunder und langjahriger 
Vorsitzender des WWF, erklarte Anfang der 80er Jahre 
gegenuber EIR in einem Interview, warum Prinz Bemhard 
und nicht Prinz Philip der erste Prasident des WWF-lntema- 
tional wurde: „Als wir den WWF griindeten, hatte ein briti- 
scher President zu kolonialistisch ausgesehen." Dennoch 
sei Prinz Philip und nicht Prinz Bernhard die treibende Kraft 
gewesen, betonte Scott — eine Behauptung, die andere 
fuhrende Leute des WWF bestatigten. Der langjahrige 
Generaldirektor Charles de Haes erklarte gegenuber einem 
Joumalisten: „Prinz Philip ist brillant, er hat ein bemerkens- 
wertes Wissen. Er ist seit der Grundung 1 961 mit dem WWF 
verbunden. Er ist unglaublich aktiv. Er prasidiert bei alien 
Vorstandssitzungen. Er kummert sich um alles bis zu den 
kleinsten Strategiefragen." Dr. Anne Schiotz vom WWF fiig- 
te hinzu: „Der Herzog von Edinburgh widmet etwa ein 
Viertel seiner Zeit dem WWF — ein bemerkenswerter 
Mann." 

Am bekanntesten ist der WWF dafur, daft er sich um die 
Erhaltung von vier bedrohten Tierarten bemiiht, aber heute 
steht es um alle wesentlich schlechter als 1961. Zwei von 
ihnen, der Pandabar und das afrikanische schwarze Nas- 
horn, sind fast ausgerottet, und die beiden anderen, der afri- 
kanische Elefant und der indische Tiger, sind auf dem 
schnellsten Weg dahin. 

Der WWF wurde wahrend der letzten 33 Jahre haufig, 
und oft durch Berichte, die er selbst in Auftrag gegeben hat- 



34 



te, auf die nahende Ausloschung verschiedener Tierarten 
hingewiesen. Die Informationen wurden jedoch nicht ver- 
offentlicht. Drei der bekanntesten Beispiele sind: 

Der Black Ebur-Report („Bericht Schwarzes Elfenbein"). 
1 972 beauftragte der MitbegrOnder des WWF Sir Peter Scott 
einen Groftwildjager aus Nairobi, Ian Parker, den lukrati- 
ven, expandierenden Handel mitTierprodukten wie Elefan- 
tenzahnen und Rhinozeroshornern genauer unter die Lupe 
zu nehmen. U.a. fand Parker heraus, daft die Familie des 
kenianischen Staatschefs Jomo Kenyatta am illegalen Han- 
del notorisch beteiligt war. Kenyattas Tochter Margaret war 
Sekretarin einer Firma, die Rhinozeroshorner und Elefan- 
tenzahne in den Fernen Osten verschob. Dieser Handel 
hatte wahrscheinlich mehr als alles andere dazu beigetra- 
gen, Kenias Groftwild zu dezimieren. Unter den Namen, 
die Parker als Wilddiebe auflistete, befanden sich auch vie- 
le der bekanntesten „NaturschOtzer" Kenias. 

Nur Stunden nachdem Parker Scott seinen Bericht uber- 
geben hatte, wurde er aufgegriffen und zur Langatta Road, 
der beruchtigten Zentrale des kenianischen Geheimdien- 
stes gebracht. Drei Tage lang wurde er festgehalten und 
geschlagen; man drohte, wenn er nicht liber das, was er 
geschrieben hatte, Stillschweigen bewahrte, wurde seine 
Frau umgebracht. Der Bericht stellte damals die umfassend- 
ste Untersuchung uber das Abschlachten afrikanischer 
Wildtiere dar. Er wurde unter Verschluft gehalten, bis ihn 
der irische Filmemacher Kevin Dowling erst 1 7 Jahre spater 
fur seine vernichtende Reportage uber den WWF Ten Pence 
in the Panda fur den britischen Fernsehsender Independent 
Television Network ausgrub. 

Wahrend Parker von den Sicherheitsleuten verprugelt 
wurde, verlieh Prinz Bemhard fast zur gleichen Zeit in sei- 
ner Funktion als President des WWF-lnternational President 
Kenyatta den eigens dafur geschaffenen „Orden der Golde- 
nen Arche" fur „die Rettung des Nashorns". Bemhard wuS- 
te jedoch wohl, daft wahrend Kenyattas Herrschaft eine rie- 
sige Zahl von Tieren verschwunden war, weil er - sogar 
gegen Empfangsbestatigung - ein Exemplar des Black-Ebur- 
Berichts erhalten hatte. Als durchsickerte, daft Bemhard 
diesen Bericht besaft, behauptete WWF-Generaldirektor de 
Haes, die Angelegenheit habe nichts mit dem WWF als 
Organisation zu tun, es handele sich lediglich urn „private 
Nachforschungen" Bemhards. 

Der Phillipson-Bericht. Ende 1 989 erstellte der Oxford-Pro- 
fessor John Phillipson einen vom WWF in Auftrag gegebe- 
nen internationalen Priifbericht uber die Effektivitat dieser 
Organisation. Sein 252 Seiten langer Bericht, von dem hier 
erstmals Ausziige veroffentlicht werden, enthielt ein ver- 
nichtendes Urteil uber die, gelinde gesagt, unerhort stum- 
perhafte Inkompetenz des WWF. 

Er kam zu dem Schluft, daft die Arbeit des WWF fur seine 
spezielle Mission - die Rettung bestimmter bedrohter Tier- 
arten - am allerwenigsten geeignet war. Als Philip ein 
Exemplar des Berichts erhielt, schickte er umgehend ein 
vertrauliches Schreiben an WWF-Generaldirektor de Haes: 
Phillipson solle angehalten werden, seine Feststellungen 
abzuschwachen, ansonsten musse er die wichtigsten Ergeb- 
nisse des Berichts unterdrucken. 

Operation Lock. Unter. diesem Namen setzte der WWF 



1987 groftzugig finanzierte „Notmaftnahmen zur Rettung 
des Nashorns" in Gang. Zweck dieser streng vertraulichen 
Operation war es, von einem Ort in SOdafrika aus die Wild- 
tier-Schmuggelringe zu unterwandern, um dem Abschlach- 
ten derTiere ein Ende zu setzen. Nach allem, was bekannt 
wurde, kam eine Riesenmenge von Informationen zusam- 
men. Wieder einmal geschah nichts, die Fakten wurden 
verheimlicht. 

Viele Tierschiitzer merkten damals an, es sei lacherlich, 
das Wildern „an der Quelle" unterbinden zu wollen — das 
ware etwa so, als wolle man den Weltdrogenhandel stop- 
pen, indem man lokale Dealer aushebt, wahrend man die 
Bankiers, die den Handel finanzieren und Hunderte Milliar- 
den Drogendollars waschen, ungeschoren laftt. Das Zen- 
trum des illegalen Handels mit Tierprodukten war, ebenso 
wie beim Drogenhandel, die britische Kronkolonie Hon- 
gkong. 

Rettet die Tiere? 

Betrachten wir einige der am meisten publizierten — und 
lukrativsten - Bemuhungen des WWF, einzelne Arten zu 
retten, genauer. Wenn man diese Bemuhungen, die auf den 
ersten Blick lediglich stumperhaft anmuten, im Licht der 
heikelsten Mission betrachtet, die der WWF je in Auftrag 
gegeben hat, der Operation Lock, so wird die wahre 
Absicht deutlich. 

Pandabar. Als er im November 1961 gegrundet wurde, 
verkiindete der WWF, er habe die Antwort auf die drohende 
Ausrottung vieler Tierarten: „Es gibt fur sie nur eine Hoff- 
nung - der liebenswerte Riesenpanda steht fur alle. Er wur- 
de vor dem Aussterben bewahrt, weil der Mensch rechtzei- 
tig gehandelt hat. Jetzt ist der Pandabar das Zeichen fur 
einen weltweiten Kreuzzug zur Bekampfung des Mas- 
sensterbens im 20. Jahrhundert — den World Wildlife 
Fund." 

Der WWF behauptete, die „wissenschaftliche Zuchtung" 
habe den Pandabar gerettet, und dies Verfahren musse nun 
auf alle anderen Arten angewandt werden. Nachdem der 
WWF mit Hilfe der Symbolgestalt des possierlichen Sauge- 
tiers 23 Jahre lang Spenden kassiert hatte, entdeckte er 
plotzlich, daft er immer noch kurz vor dem Aussterben 
stand. 1987 rief Philip zu weiteren Spenden zur „Rettung 
des Panda" auf. 

Das Projekt des WWF, das die „Umsiedlung" Tausender 
armer chinesischer Bauern aus dem „Lebensraum" des Pan- 
da und den Bau eines teuren Laboratoriums fur die Panda- 
zOchtung einschloft, wurde von Phillipson in seinem 
Bericht begutachtet. Nachdem er festgestellt hatte, daft der 
WWF seit 1 980 fur acht Projekte 4 493 021 SFr ausgegeben 
hatte, bemerkte Phillipson: „Trotz eines Stabs von 43 Mitar- 
beitern (darunter angeblich 23 Wissenschaftlem) war die 
Pandazucht kein Erfolg und das Forschungsergebnis 
mager ... Die mit 0,53 Millionen SFr durch den WWF aus- 
gestatteten Laboratorien sind zum groften Teil nicht funkti- 
onsfahig ... Mangel an geeigneter Beratung, unzureichende 
Ausbildung der Mitarbeiter und unqualifizierte Leitung 
haben zum ,Dahinsiechen' des Labors gefiihrt... Daraus ist 
offensichtlich der Schluft zu Ziehen, daft der WWF nicht in 
der Lage war, die hohen Investitionen wirksam zu nutzen... 



35 



Die Spender waren bestiirzt, erfuhren sie, daft die Kapital- 
einlagen praktisch abgeschrieben werden miissen." 

Weiter schrieb Phillipson: „Man muB zur Kenntnis neh- 
men, daB die Aktivitaten des WWF in China weitgehend in 
Unordnung geraten sind ... Die Strategic die Tatigkeit des 
WWF auch auf andere Ziele auszudehnen, hat sich meiner 
Meinung nach negativ ausgewirkt und kommt angesichts 
der praktischen Einstellung der Unterstiitzung jeglicher 
Panda-Forschung einem Verzicht auf die Verantwortung fur 
das so laut propagierte ,Panda-Programm' gleich." 

Nachdem 30 Jahre lang Spendengelder in erheblichem 
Umfang zur Rettung dieser Tierart einkassiert worden 
waren, sah sich Prinz Philip 1990 gezwungen, zuzugeben, 
daft der Panda „wahrscheinlich verloren" sei. 

Elefant. Der bekannte Biologe E. Caughey, der sich vor 
allem mit der Ausbreitung von Tierarten beschaftigt, kam 
1 988 zu dem Ergebnis, daft Anfang der 50er Jahre in Afrika 
etwa 3 Millionen Elefanten lebten. Von der Kolonialzeit bis 
etwa zur Politik des „Wind of Change" (Wind der Verande- 
rung), die 1960 vom britischen Premierminister Harold 
McMillan verkundet wurde (fast gleichzeitig wurde der 
WWF gegrundet), veranderte sich die Elefantenpopulation 
kaum. Bei der ersten systematischen Feldstudie im Jahre 
1976, durchgefuhrt von dem schottischen, in Kenia ansassi- 
gen Tierschutzer lain Douglas-Hamilton, wurden 1,3 Mio. 
Elefanten festgestellt. 

Wahrend der 70er und des groftten Teils der 80er Jahre 
behauptete der WWF hartnackig, es gabe keine „Elefanten- 
krise". Als 1988/89 das Jahr des Elefanten" ausgerufen 
wurde, behauptete der WWF, es gebe noch 750 000 Tiere, 
eine Zahl, die er bald auf 650 000 revidieren muftte. Aller- 
dings konstatierte eine 1988 vom fruheren WWF-Vorsitzen- 
den in Frankreich, Pierre Pfeffer, der aus dem Vorstand aus- 
geschlossen worden war, aufgestellte Liste, daft bloft noch 
400 000 Exemplare ubrig waren. Diese Zahl hat sich noch 
weiter verringert, bis dann 1989 verschiedene Experten, die 
in dem britischen Film Der Elefantenmann interviewt wur- 
den, schlieftlich von der drohenden Ausrottung des 
GroBsaugers sprachen. 

Wieder einmal hatte der WWF sein Teil beigetragen. 
1963 empfahl der Vorsitzende des Internationalen Rats von 
WWF-lnternational Sir Peter Scott in einem Bericht an die 
ugandische Parkverwaltung, 2 500 Elefanten „auszulesen". 
Der Groftwildjager Ian Parker wurde mit der Aufgabe 
betraut, wobei er gleich noch 4 000 Fluftpferde mit 
abschlachtete. Scott begriindete das Gemetzel mit der mal- 
thusianischen These, die „Uberv6lkerung" erfordere, daft 
man viele Einzeltiere totet, urn „die Art zu erhalten". In 
Wirklichkeit wollte Scott, wie spater bekannt wurde, eine 
wertvolle Plantage mit Mahagoniholz anlegen, und die Ele- 
fanten, die in den Waldern an der vorgesehenen Stelle ihre 
Nahrung suchten, waren ihm im Weg. 

Damit, daft Parker die Elefanten abschoS, machten WWF- 
Direktoren noch einen betrachtlichen Geschaftsgewinn. 
Scott gab dem Mitbegrunder des WWF, Prinz Philips Ober- 
stallmeister Lord Aubry Buxton, einen Wink iiber die bevor- 
stehende Abschlachtung. Buxton, der Vorsitzende von Sur- 
vival Anglia", einer weltweit fuhrenden Produktionsgesell- 
schaft von „Naturdokumentarfilmen", in dessen Vorstand 
auch Scott saft, lieft das Gemetzel filmen. 
Anfang der 70er Jahre verhalf der britische Geheimdienst 



dem Diktator Idi Amin in Uganda an die Macht, die er bis 
1979 ausubte. Die britische Regierung sah zu, wie Amin 
weitere Tausende und Abertausende Elefanten abschlachte- 
te. Heute leben in Uganda weniger Elefanten, als Scott Par- 
ker auf einen Schlag hatte toten lassen. 

1975 schloft die vom amerikanischen WWF-Vorsitzen- 
den Russell Train gegrundete „African Wildlife Leadership 
Foundation" mit Parker einen Vertrag zur Totung praktisch 
aller Elefanten in Ruanda. Man begrundete dies damit, die 
Ruander konnten nicht zwei Tierarten, den Gorilla und den 
Elefanten, gleichzeitig schutzen; der Elefant musse ver- 
schwinden. Ein Assistent der Gorilla-Forscherin Diane Fos- 
sey erhob spater den Vorwurf, die Elefanten seien getotet 
worden, weil das Land, auf dem sie lebten, fur den Anbau 
von Pyrethrum, einem natiirlichen „nicht umweltbelasten- 
den" Insektizid, ideal sei. Ein paar Jahre spater erfand man 
ein kQnstliches Substitutfur Pyrethrum, und die Produktion 
wurde eingestellt. Nun verloren die Hange, an denen die 
Elefanten gelebt hatten und wo dann alle Baume gefallt 
worden waren, durch Erosion den Mutterboden, wahrend 
die Fliisse durch die Ablagerungen versandeten und uber 
die Ufer traten. 

Das Abschlachten geht weiter 

1986 verlieh WWF-Generaldirektor de Haes dem ehemali- 
gen rhodesischen Soldner Clem Coetzee aus Simbabwe den 
Tierschutzpreis des WWF fur die Leitung eines Feldzugs, 
der 44 000 Elefanten das Leben kostete. Das sei notwendig 
gewesen, behauptete der WWF, urn in den „uberfullten 
Nationalparks" Simbabwes „die Umwelt zu schutzen". De 
Haes pries Coetzees Arbeit als „beispielhaft und fur ganz 
Afrika vorbildlich". 

Wahrend sich andere Tierschutzgruppen in der ganzen 
Welt uber das Elend der Elefanten emporten und auf ein 
Verbot des Elfenbeinhandels drangen, beharrte der WWF 
immer noch darauf, daft alles in bester Ordnung sei. Als er 
1989, im Jahr des Elefanten", verspatet die Alarmglocken 
lautete, leistete er den Elefanten Ugandas auf hochst merk- 
wurdige Weise Beistand. Mit Spendengeldern, die man mit 
riihrseligen Kampagnen wie „Rettet Nellie, den Elefanten" 
sammelte, errichtete der WWF ein Lager zur Rettung der 
bedrangten Riesentiere, in das grofte Mengen paramilitari- 
schen Gerats geflogen wurden. Dieses Lager befand sich in 
der Nahe der „Mondberge" an der Grenze zu Ruanda, 
ungeachtet der Tatsache, daft sich praktisch alle Elefanten 
Ugandas im fast 1 500 km entfemten Murchison-Park auf- 
hielten. Aber genau von diesem Gebiet aus sollte die Ruan- 
dische Patriotische Front RPF wenig spater in Ruanda ein- 
fallen. 

Schwarzes Nashorn. Der WWF trat am 6. Oktober 1961 
in London mit einem Paukenschlag in Form einer „Sonder- 
nummer" des Daily Mirror in die Offentlichkeit. Buchstab- 
lich die ganze erste Seite nahmen die Schlagzeile „Dem 
Untergang geweiht — durch Dummheit, Habgier und 
Nachlassigkeit des Menschen" sowie ein riesiges Foto eines 
schwarzen Nashorns ein. Nur 100 000 „kurzsichtige und so 
ruhrend haftliche Nashorner" wie Gertie, wie man sie tauf- 
te, die mit einem ihrer kleinen Kalber abgebildet war, iiber- 
lebten in der Wildnis, erfuhren die Mrrar-Leser, und ihre 



36 



Zahl vermindere sich rasch. Wenn man das Nashorn in den 
bevorstehenden schweren Zeiten „retten" wolle, mCisse 
man mit dem ganzen Bestand in Afrika „nach wissenschaft- 
lichen Grundsatzen verfahren". 

Die Leser des Mirror, die meist zur Arbeiterschicht gehor- 
ten, spendeten reichlich Geld zur Unterstutzung. Witwen 
schickten ihre Rente, Kinder ihre Spargroschen. Insgesamt 
kamen 45 000 Pfund zusammen, eine fur die damalige Zeit 
riesige Summe. Der WWF hatte somit eine „Basis fur seine 
finanzielle Sicherheit" und begann seine Aktivitaten. Aber 
erst fast zehn Jahre spater gab er nennenswerte Summen zur 
Rettung des Nashorn s aus, und in seinen ersten 20 Jahren 
forderte er lediglich zwei Rhinozerosprojekte. Trotz der mit 
groftem Larm geaufterten Sorge urn das Nashorn gab der 
WWF bis 1 980 von mehr als 1 00 Mio. eingenommenen SFr 
nur 118 533 aus, „um das wildlebende schwarze Rhino- 
zeros zu retten", dessen Bestand in der Zwischenzeit urn 
95,5% zuruckgegangen war. Und als der WWF endlich 
doch Nashornprojekte finanzierte, starben alle betreuten 
Tiere, oder wurden bestenfalls an zoologische Garten oder 
- weit haufiger - an private Wildtierfarmen verkauft. Heute 
ist das wildlebende schwarze Nashorn praktisch ausgerot- 
tet. 

Exemplarisch fur das, was der WWF fur die „so ruhrend 
haftlichen Tiere" getan hat, ist die folgende Auswahl einiger 
Nashornprojekte, die in Phillipsons Berichteine vernichten- 
de Kritik erfuhren. 

1965 spendete ein Einwohner Kenias dem WWF 36 300 
SFr zur Uberfuhrung sechs weifter Nashomer von Natal in 
Sudafrika in das Wildreservat Meru in Kenia, das man nach 
Angaben des WWF-Jahresberichts 1965-67 „als den geeig- 
neten Lebensraum ansah". Im Phillipson-Bericht heiftt es 
dazu: „Das Projekt war schlecht konzipiert und vom Stand- 
punkt der Arterhaltung aus unverantwortlich; das sudliche 
weifte Nashorn ist, soweit man zuruckdenken kann, nie- 
mals in Kenia vorgekommen. Aufterdem gibt es keinen Hin- 
weis darauf, daft das nordliche weifte Nashorn je die 
87 044 Hektar durchstreifte, die heute den Meru-National- 
park ausmachen. Man muft annehmen, daft der WWF Mitte 
der 60er Jahre entweder wissenschaftlich inkompetent, 
oder publicitysuchtig, oder geldgierig, oder von wissen- 
schaftlich unbedarften hochrangigen Personlichkeiten 
beeinfluftt war." 

Phillipson schloft: „lm November 1988 kam das Pro- 
gramm zu einem abrupten Ende, was vielleicht ein Segen 
war, weil dadurch eine standige Quelle von Problemen 
wegfiel. Eingedrungene somalische Wilderer erschossen 
unverfroren alle noch vorhandenen weiften Nashomer — 
ein trauriges Ende fur das Nashorn, aber zweifellos eine 
willkommene Erleichterung fur die Tierschutzer. Projekt 
01 95 war fur den WWF wirklich kein Ruhmesblatt." 

Ebensowenig Projekt 917, die Ubersiedlung von 85 
„uberzahligen Nashornem" aus Natal nach Mosambik, die 
alle starben. 

Gleiches gilt fur das Nashornprojekt im Nakuru-National- 
park in Kenia. Die Halfte alien Geldes, das der WWF in 
Kenia ausgab, floft in das sog. Schutzzonenprojekt dieses 
Parks. Ende der 80er Jahre beschloft der WWF, den 
ursprunglichen Vogelpark mit hunderttausenden Flamingos 
und vielen anderen Arten tropischer Vogel, die am See und 
in seiner Umgebung bruteten, in einen Park fur die letzten 



kenianischen Nashomer zu verwandeln. Siebzehn 
schwarze Nashomer wurden umgesiedelt und hinter einem 
Elektrozaun gehalten. Bald zeigte sich, daft das Projekt eine 
Katastrophe war. Phillipson bemerkte mit beiftendem Spott: 
„Die Logik hinter der Wahl Nakurus als Ort fur freilaufende 
schwarze Nashomer bleibt eine Art Mysterium. Etwa ein 
Drittel des Parks wird von einem See eingenommen, und 
ein weiteres Drittel ist offene Grasflache, die normalerweise 
fur Nashomer ganz ungeeignet ist... Nakuru als Platz war 
eine himrissige Idee. Wer wird noch an einer vogelkundli- 
chen Exkursion teilnehmen, wenn hinter jedem Busch ein 
Nashorn auftauchen kann? Schlieftlich hatte man den Park 
fur Vogel angelegt." 

WWF-Generaldirektor de Haes war bei seinen Mitarbei- 
tern beruchtigt fur den Ausspruch: „lch sch... auf die Nas- 
homer." Wenn aber der WWF keine bedrohten Arten geret- 
tet hat, was offensichtlich der Fall ist, wofiir hat er dann sei- 
ne Hunderte von Millionen Dollar ausgegeben? Ein Blick 
auf seine „Operation Stronghold" („Festung") und ihre 
Schwester, die „Operation Lock" („Verschluft"), zwei weite- 
re seltsame „Rettet-das-Nashorn"-Spiele, gibt die Antwort. 

Operation Stronghold 

Mit einem Grundkapital von 1 Million SFr ausgestattet soll- 
te Stronghold, wie es hieft, zusammen mit Operation Lock 
die Nationalparkverwaltung und das Wildtierwesen von 
Simbabwe in die Lage versetzen, die 700 schwarzen Nas- 
homer, die noch im Sambesital lebten und die letzte grofte- 
re Population dieser Art in Afrika bildeten, zu retten. Chef- 
wildhuter Glen Tatham reiste durch die Vereinigten Staaten 
und verkundete, er wolle mit seinen Wildhutem gegen die 
angeblich aus Sambia uber die Grenze kommenden Wilde- 
rer „Kriegfuhren". 

Am 10. November 1988 wurden Tatham und zwei seiner 
Heifer in Simbabwe des Mordes beschuldigt und vor 
Gericht gestellt. Angeblich hatten sie Wilderem eine Falle 
gestellt, und als diese sich dem Treffpunkt naherten, seien 
sie von den Beschuldigten ohne Vorwarnung aus dem Hin- 
terhalt erschossen worden. Bald stellte sich in einer Parla- 
mentsdebatte heraus, daft Tatham und seine Leute seit Fruh- 
jahr 1987 siebzig Wilddiebe getotet hatten. Im Parlament 
wurde nun ein Gesetz durchgepeitscht, das Wildtierschutz- 
(Immunitats-)Gesetz, das in Zivil- und Strafprozessen fur 
Wildhiiter Straffreiheit bei in Ausubung ihres Dienstes 
begangenen Totschlags- oder Korperverletzungsdelikten 
vorsah. Mit der Begrundung, das Gesetz Jegalisiere Mord", 
stimmten zehn Abgeordnete dagegen. Einer von ihnen, 
Mica Bebe, sagte: „Damit geben wir Menschen einen Frei- 
fahrschein fur das Toten von Menschen." 

Offizielle Zahlen belegen, daft zwischen Juli 1984 und 
September 1991 etwa 145 „Wilderer" getotet wurden. Von 
den 84 im Sambesital getoteten wurden die meisten von 
einem Hubschrauber aus erschossen, der vom WWF 
bezahlt und mit WWF-Vertragsleuten besetzt war. Laut 
einer Statistik der Wildverwaltung wurden bei 228 Getote- 
ten oder Gefangenen nur 107 Gewehre beschlagnahmt. 
Weitere 202 Personen wurden als geflohen gemeldet, eini- 
ge davon schwer verletzt, wobei einige ihre Waffen verlo- 
ren oder ihrer Verletzung wegen zuruckgelassen haben 



37 



miiftten. D.h. Tatham und seine Leute konnten nur bei drei 
Vierteln der Getoteten, Gefangenen oder Vertriebenen Waf- 
fen beschlagnahmen, was die Frage aufwirft, ob die von 
den Wildhiitern Angegriffenen uberhaupt bewaffnete Wil- 
derer waren. Nach durch das britische Team fur den Film 
Ten Pence in the Panda befragten Zeugen standen mehrere 
der Toten in Wirklichkeit mit dem Militarflugel des ANC 
(African National Congress) in Verbindung. 

Und was wurde aus dem Nashorn? 

Von der Genehmigung des Projekts im Februar 1 987 an ver- 
folgte der WWF das Ziel, „im Sambesital gefangene Nas- 
horner an sicherere Platze zu bringen". Mit Narkosemitteln 
betaubt wurden die Nashorner zu privaten Wildfarmen in 
Simbabwe oder anderswo in Afrika, den Vereinigten Staaten 
oder Austral ien transportiert. Mit anderen Worten: Im Rah- 
men des WWF-Programms wurden Menschen getotet, urn 
die letzte lebende Nashornherde der Welt zu vernichten. 
Fur die „Umsiedlung" stellte sich aufter dem enormen Pro- 
fit fur private, mit dem WWF in Verbindung stehende Inter- 
essen bald ein zweiter Grund heraus: Der Internationale 
Wahrungsfonds (IWF), der damals der Wirtschaft Simbab- 
wes eine „Umstrukturierung" aufzwang, hatte verfugt, daft 
im Sambesital ein Rinderzuchtbetrieb zur Lieferung von 
Rindfleisch an die Europaische Gemeinschaft errichtet wer- 
den sollte. Nach der „Umsiedlung" des Nashorns kamen 
Trupps von Tierschlachtern in das Tal und toteten reihen- 
weise Elefanten und 5 000 Buffel, urn fur die vom IWF ver- 
langte Rinderfarm Platz zu schaffen, die bald bankrott ging 
und riesige Schulden, aber keine Nashorner mehr hinter- 
lieft. 



Operation Lock 

Ende 1989 machte in der britischen und europaischen Pres- 
se ein Skandal Schlagzeilen, der den oligarchischen 
Fuhrungskreisen des WWF groften Schaden zuzufiigen 
drohte. Eine der geheimsten Operationen des WWF mit 
dem Codenamen Operation Lock, in deren Rahmen eine 
Eliteeinheit der britischen SAS (Special Air Services) im sud- 
lichen Afrika illegale Wildschmugglerkartelle infiltrieren, 
aufdecken und neutralisieren sollte, war total fehlgeschla- 
gen. 

Eine Million Pfund Sterling waren verschwunden, und es 
zeigte sich, daft das SAS-Team tief in den Handel mit Pro- 
dukten wie Rhinozeroshornern und Elfenbein verstrickt 
war, den es ja eigentlich unterbinden sollte. Wie bei Opera- 
tion Stronghold gab es auch hier GerOchte iiber eine stei- 
gende Zahl getoteter „Wilderer". 

Rasch veroffentlichte der WWF seine eigene Version der 
Angelegenheit: 1986 seien Prinz Bemhard und dem neuen 
Leiter des Afrikaprogramms des WWF, John Hanks, bei 
einer Reise durch Afrika die alarmierend zuruckgehende 
Zahl der Nashorner aufgefallen. Die beiden hatten den Plan 
gefaftt, eine Elitetruppe aus SAS-Mitarbeitern nach Afrika zu 
schicken, urn das Problem mit unorthodoxen Mitteln zu 
losen. Prinz Bemhard habe ohne Wissen des WWF 
500 000 Pfund oder mehr, die er durch den Verkauf eines 



wertvollen Gemaldes eingenommen habe, in das Projekt 
gesteckt, und schon sei es losgegangen. Die Sache sei vor 
dem WWF-Hauptquartier im schweizerischen Gland streng 
geheimgehalten worden, so lautet die Geschichte — 
obwohl Prinz Bernhard zu jener Zeit Vorsitzender des nie- 
derlandischen WWF und zweier anderer nationaler WWF- 
Organisationen war. 

Die SAS-Leute, die zu diesem Zweck eine Gesellschaft 
namens KAS Enterprises Ltd. bildeten, wurden von Oberst 
David Stirling angefuhrt, dem legendaren Griinder der briti- 
schen SAS-Regimenter im Zweiten Weltkrieg, der nach dem 
Krieg an zahlreichen Sondereinsatzen uberall im Nahen 
Osten und in Afrika teilgenommen hatte. Stirling wahlte die 
AbkOrzung KAS in Anlehnung an den Namen seiner friihe- 
ren CAS (Capricorn Africa Society), deren Zweck es gewe- 
sen war, die „Apartheid in versuftter Form beizubehalten", 
wie es der Gouverneur von Kenia Sir Philip Kerr ausdruck- 
te. Der Schatzmeister der CAS war Merwyn Cowie, der 
maftgeblich an der Entwicklung des kenianischen National- 
parksystems beteiligt gewesen war, wahrend als Chefpropa- 
gandistin Elspeth Huxley, die Frau von Julian Huxleys Vetter 
Gervas, fungierte. 

Ironischerweise stammen die detail I iertesten Enthiillun- 
gen iiber Operation Lock, welche sich offensichtlich auf 
interne WWF-Dokumente stiitzten, vom Nachrichtenbrief 
Africa Confidential, das in Stirlings Wohnung in London 
gegrundet worden war und weithin als Sprachrohr des MI-5 
angesehen wird. 

Fur Africa Confidential und seinen Herausgeber, der zu 
jenerZeitdasBlattverlieftund in der britischen und hollan- 
dischen Presse eine Reihe von Artikeln uber Operation 
Lock veroffentlichte, stellten sich folgende Fragen: Wer 
wuftte in der WWF-Burokratie etwas von dem Unterfangen 
und seit wann? Handelte es sich urn nicht autorisierte Ope- 
rationen Prinz Bernhards, wie vorher angeblich auch bei 
dem Black-Ebur-Report, oder war dies offizielle WWF-Poli- 
tik? 

Es stellte sich bald heraus, daft die ganze Sache entgegen 
den Aussagen der Fiihrung des WWF und Generaldirektor 
de Haes' von Anfang an offiziellen Charakter getragen hat- 
te. Es soil im internationalen Buro in Gland Unterlagen 
unter der Rubrik „Anti-Wilderer-Einheiten" gegeben haben, 
die zeigen, daft die Operationen tatsachlich vom WWF 
finanziert waren. 

Aber obwohl die verschiedenen Artikel einige skandalose 
Aspekte offenlegten, so trafen sie doch nicht den Kern der 
Operation Lock. 

Zunachst einmal sind in vielen Fallen die „Wilderer" die 
Parkwachter selbst. Zum anderen war derjenige, an den 
sich Prinz Bernhard (nach der ausgegeben Version der 
Ereignisse) wegen der Ausfiihrung dieser delikaten „Rettet- 
das-Nashorn"-Aktion wandte, ein Mann, der nicht nur die 
SAS gegrundet hatte und grofte Erfahrung in Geheimoperat- 
nen in Afrika besaft, sondern der auch 1952 bei der Kro- 
nung Elisabeths II. den „Goldenen Stab" getragen hatte. 
Obwohl Stirling im Benediktinerkloster von Ampleforth 
zusammen mit Philips Oberstallmeister Lord Buxton und 
anderen WWF-Mitgliedern katholisch erzogen worden war, 
wurde er zum personlichen Leibwachter der Konigin, des 
Oberhaupts der anglikanischen Kirche, ernannt — eine 
Ehre, auf die der gesamte Hochadel erpicht war. Aufterdem 



38 



hatte er wie alle MI-5- und MI-6-Mitglieder sowie die Leib- 
wachter seinen Eid nicht auf den britischen Staat, sondern 
auf den Monarchen geleistet. 

In der Nachkriegszeit hatte Stirling Dutzende der heikel- 
sten politisch-militarischen Operationen fur die Krone 
durchgefuhrt. Als schottischer Aristokrat stand er der Koni- 
ginmutter Elisabeth Bowes-Lyon, die selbst aus hochstem 
schottischem Adel stammt, personlich nahe. Aus Altersgriin- 
den ernannte Stirling, der im November 1990 starb, Oberst- 
leutnant Ian Crooke, der ebenfalls iiber einen legendaren 
Ruf verfugt, zum GeschaftsfGhrer seiner KAS-Gesellschaft. 
FOr seinen Einsatz im Malwinen-Krieg mit dem selten verlie- 
henen „Orden fur besondere Verdienste" ausgezeichnet, 
befehligte er im Mai 1980 die SAS-Einheit beim Sturm auf 
die iranische Botschaft in London. Sein Bruder Alastair war 
britischer Konsulatsbeamter im pakistanischen Islamabad, 
wo er den Auftrag gehabt haben soil, die afghanischen Mud- 
jaheddin zu bewaffnen. Crookes zweiter Mann bei Operati- 
on Lock Nish Bruce ist Berichten zufolge der hochstdeko- 
rierte britische Soldat des Malwinenkriegs. Andere Mitglie- 
der der Gruppe hatten lange Dienst in Nordirland geleistet 
und waren auf die Verfolgung von IRA-Mitgliedem speziali- 
siert. Zu der Gruppe, die angeblich gegen Wilderer vorge- 
hen sollte, gehorten also einige der verdienstvollsten Man- 
ner der britischen Spezialeinheiten uberhaupt. 

Crooke war damals Kommandeur des 23. SAS-Regiments, 
einer halbboffiziellen SAS-Einsatzgruppe, die wie Dutzende 
„privater" Londoner Sicherheitsdienste (wie der Stirlings) 
fur Operationen der britischen Regierung eingesetzt wer- 
den, von denen sich die „Regierung Ihrer Majestat" nach 
auften hin distanzieren will. Daft Operation Lock praktisch 
offizielle Regierungspolitik war, laftt sich daraus ersehen, 
daft die Kommandokette im WWF bis zum Prinzgemahl 
Philip'fuhrte. Stirling gab sogar vor der Presse zu, daft er in 
engem Kontakt mit dem Verteidigungs- sowie dem Auften- 
ministerium stehe. Ein anderer Teilnehmer an Operation 
Lock behauptete in einer schriftlichen Aussage, die Koni- 
ginmutter habe Operation Lock finanziell unterstutzt. Ein 
anderer Geldgeber war Laurens van der Post, Tutor von 
Prinz Charles und seinerzeit der wichtigste Afrikaberater 
Margaret Thatchers. 

Was war KAS wirklich? 

Daft zur Rettung des afrikanischen Wildbestands die Wahl 
gerade auf Stirling fiel, ist seltsam. Er stand in enger Verbin- 
dung mit der UNITA unter Jonas Sawimbi, der 1988 zugab, 
daft seine Leute hunderttausende Elefanten getotet hatten, 
um ihren Kampf gegen die MPLA-Regierung in Ruanda zu 
finanzieren. Aufterdem geht aus KAS-Dokumenten hervor, 
daft Stirlings Firma die Absicht hatte, ausgerechnet aus dem 
Handel mit Elfenbein, Rhinozeroshornern usw. Kapital zu 
schlagen. Unter Crookes Leitung errichteten 25 SAS-Vetera- 
nen in Pretoria ein befestigtes Hauptquartier. Zu ihrer Ausru- 
stung gehorten neben einem hochentwickelten Computersy- 
stem auch grofte Mengen modernster Waffen (illegal impor- 
tiert, da damals das Embargo gegen Sudafrika gait). Aber 
wenn sie nicht die Nashomer retteten, was taten sie dann? 

Sidney Sekerayami, Simbabwes Minister fur nationale 
Sicherheit, aufterte einem Bericht der hollandischen Zei- 



tung Volkskrant vom 24. August 1991 zufolge „in aller 
Offentlichkeit den Verdacht, KAS diene als Vorwand zur 
Destabilisierung des siidlichen Afrika". Auch andere Regie- 
rungen sowie die Beamten der Wildschutzbehorden in 
Kenia, Tansania und Sambia standen Operation Lock 
mifttrauisch gegenuber und verweigerten die Zusammenar- 
beit. Der Leiter der Forschungsabteilung der Wildschutz- 
behorde von Simbabwe Rowan Martin lehnte die Zusam- 
menarbeit mit Crooke, der aus Johannesburg zu einem Tref- 
fen angereist kam, ab. „Crooke sprach sich uber seine Auf- 
traggeber und die Ziele seiner Mission sehr vage aus", 
erklarte Martin spater. DarOber hinaus kam es ihm seltsam 
vor, daft „sie mehr an Militartechnik als am Wildbestand 
interessiert schienen... Sie machten Anspielungen auf eini- 
ge recht ungesetzliche Methoden." 

Der sudafrikanische Militargeheimdienst, der die „Anti- 
wilderer" als offenkundige Eliteeinheit des britischen 
Geheimdiensts einstufte, sandte seine eigenen Leute aus, 
um Operation Lock zu infiltrieren. Es gelang Crooke, Ver- 
bindungen nach Namibia und Mosambik sowie zu Leuten 
bei Sondereinheiten und im Geheimdienst in Sudafrika zu 
knupfen. Im Krieg gegen den Afrikanischen Nationalkon- 
greft (ANC), die South West African People's Organisation 
(SWAPO) und die Frontstaaten hielten dann manche Sud- 
afrikaner die Fahigkeiten der Briten in der paramilitarischen 
Ausbildung fur einen Vorteil. 

Von einem Hauptquartier im Philanesbergpark von 
Bophuthatswana und zahlreichen anderen Parks wie Etosha 
in Namibien und den Wildparks im Homeland KaNgwana 
an der Grenze zwischen Sudafrika und Mosambik sandte 
die KAS-Mannschaft „Anti-Wilderer-Einheiten" aus. Eine 
dieser Einheiten, die Crookes Leute ausbildeten, ist dabei 
von besonderer Bedeutung, ebenso wie die politischen 
Umstande, unter denen sie operierte. 

Die „dritte Kraft" 

Bei den Auseinandersetzung in Sudafrika kamen bis heute 
mehr als 10 000 schwarze Sudafrikaner durch Gewalttaten 
anderer Schwarzer urns Leben. Beobachtern zufolge geht 
der Groftteil dieser Morde und Massaker auf das Konto 
einer mysteriosen „dritten Kraft", eines agent provocateur, 
bei dem es sich weder um den ANC noch seinen Widersa- 
cher, die Inkatha-Freiheitspartei der Zulu, handelt. Immer 
wieder wurde durch Gewalttaten dieser ominosen Gruppie- 
rung die Spirale der todlichen Gewalt und Gegengewalt 
weiter hochgedreht. Die Aktivitaten Crookes in Namibia 
mussen vor diesem Hintergrund untersucht werden. 

Nach dem Ersten Weltkrieg verloren die Deutschen ihre 
Kolonie Sudwestafrika, und es wurde zum sudafrikanischen 
Protektorat. Als in den 80er Jahren die SWAPO-Guerrilla 
unter Sam Nujoma gegen die von Weiften beherrschte und 
von Sudafrika unterstutzte Regierung Namibias Krieg fuhrte, 
bildeten sudafrikanische Spezialeinheiten die schwarzen 
Koevoet aus, die fur ihre Brutalitat beruchtigt waren. „Koe- 
voet" bedeutet in der Sprache der Buren „Brecheisen". 
Crooke und seine Leute schulten die Koevoet zu „Anti-Wil- 
derer-Einheiten" um. Gleichzeitig verbiindeten sie sich mit 
der damals winzigen „Viehdiebstahlabteilung" der sudafri- 
kanischen Polizei, die auch fur Wildtiere zustandig war. 



39 



Kurz nach dem beruchtigten Boipatong-Massaker vom 
18. Juni 1992, das der mysteriosen „dritten Kraft" zuge- 
schrieben wird und das 39 Todesopfer und zahlreiche Ver- 
wundete forderte, veranstalteten eine Sondereinheit des 
ANC-Geheimdienstes, die Goldstone-Kommission, die mit 
der Untersuchung von Gewalttaten beauftragt war, sowie 
eine Sondereinheit der Polizei gemeinsam eine Razzia in 
den Geschaftsraumen der Firma Gold Fields, die sich in bri- 
tischem Besitz befand. Dort entdeckten sie zu ihrer Uberra- 
schung eine 40 Mann starke „Viehdiebstahlabteilung" / die 
sich hauptsachlich aus „umgeschulten" namibischen Koe- 
vet-Veteranen zusammensetzte. Nach einem Bericht der 
sudafrikanischen Weekly Mail vom 26. Juli 1992 erklarte 
der ANC, er habe Zeugen, die vor der (Goldstone)-Kommis- 
sion uber die Rolle der Einheit beim Massaker von Bdipa- 
tong aussagen wollten. 

Aufsichtsratsvorsitzender von Gold Fields war Robin 
Plumbridge, der in Oxford graduiert war und zum Vorstand 
der South African Nature Foundation, einem sudafrikani- 
schen Ableger des WWF, gehorte. Die l/VeeAr/y /Vfa;7schrieb: 
„Die Anwesenheit einer ,dritten Kraft' auf dem Gelande 
einer Mine in britischem Besitz wird erhebliche internatio- 
nale Auswirkungen haben." Obwohl man fur Operation 
Lock eine Million Pfund ausgegeben hatte, gibt es, wie 
einer der Mitarbeiter von Operation Lock selbst sagte, kei- 
nen Beweis dafur, daG durch das Projekt jemals auch nur 
ein einziges Nashorn gerettet worden sei, berichtete die 
hollandischeZeitung Volkskrant. 



sich weiter auf Bevolkerungsfragen und wurde leitendes 
Mitglied der „Family Planning Association" in Sudafrika. 
1 986 wurde er Leiter des Afrika-Programms des WWF. 

Als 1990 Operation Lock (oder zumindest gewisse Teile 
davon) bekannt wurden, gab es einen Skandal, und Hanks 
muftte den WWF verlassen. Am 4. Januar 1990 gab er eine 
Verlautbarung ab: „Meine Teilnahme an dem Projekt war 
Ende 1989, als Prinz Bernhards Mittel erschopft waren, 
beendet. Mir ist bekannt, daG ahnliche Operationen weiter- 
laufen, aber ich bin in keiner Weise mehr daran beteiligt." 

Er ubernahm den Posten eines Leiters des sudafrikani- 
schen Zweigs des WWF, der „South African Nature Founda- 
tion"; Prinz Philip bezeichnete dies als „elegante Losung". 
Dennoch berichtete die hollandische Zeitung Volkskrant 
am 24. August 1991: „Zusammen mit den fruheren briti- 
schen Soldaten, die an dem ursprunglichen Projekt teilge- 
nommen haben, arbeitet er immer noch an Operationen 
wie Lock." 

Wie ein interner, als „geheim" eingestufter Bericht uber 
die Lage des KAS vom 18. Januar bis zum 31. Mai 1989 
feststellte, „sollte KAS diese Gelegenheit ergreifen, urn die 
fuhrende Fachinstanz fur alle Arten von Antiwilderer-Schu- 
lungen in ganz Afrika zu werden". In dem Dokument heiftt 
es auch: „Die bis jetzt in SWA/Namibia gewonnene Erfah- 
rung hat sich als unschatzbar erwiesen." 

Wer sind die Wilderer? 



Der Malthusianer John Hanks 

Die Behauptung, Prinz Bernhard und John Hanks hatten 
Operation Lock auf eigene Faust und eigene Rechnung 
durchgefiihrt, ist Unsinn; klar ist jedoch, dafc Hanks in der 
Affare eine Schliisselrolle spielte. Seine Laufbahn und seine 
besonderen Interessen werfen ein noch deutlicheres Licht 
auf die Operation. Hanks hatte seine Karriere im Natur- 
schutzgeschaft mit dem Toten von Elefanten in einem 
Schlachthaus in Sambia begonnen, wo Elefanten 
geschlachtet wurden, urn die Arbeiter in den Minen Sudafri- 
kas zu ernahren. Eine gewisse Zeit verbrachte er in Rhode- 
sien, wo er nach seinen eigenen Angaben fur den Militarge- 
heimdienst arbeitete. Mitte der 70er Jahre wurde er Leiter 
der Nationalparkverwaltung in Pietmaritzburg in Natal. 

Allerdings gait ab 1976 seine Hauptsorge der Bevolke- 
rungskontrolle. In zahlreichen Reden wetterte er, bald wer- 
de „Durban schlimmer als Bombay" sein. Nach seiner Mei- 
nung bestand das Problem darin, daS „Afrikanerinnen zu 
den fruchtbarsten Gebarerinnen der Welt gehoren, da jede 
Frau durchschnittlich 5,2 Kinder zur Welt bringt." Bei all 
diesen hungrigen Maulern „werden unsere naturlichen Res- 
sourcen in unertraglicher Weise beansprucht, was zu chro- 
nischer Umweltverschlechterung fuhren muft". 1977 for- 
derte er eine „nationale Bevolkerungskontroll-Polizei" und 
die gro&zijgige Anwendung von Empfangnisverhutungsmit- 
teln, Abtreibung und Sterilisation. 

1979 wurde Hanks erster Leiter des Instituts fur Naturli- 
che Ressourcen in KwaZulu, das mit einer Spende des K.E. 
Taeubner Management Trust gegriindet wurde (der nach 
einem Mitglied des Club 1001 benannt ist). Er spezialisierte 



Der angebliche Zweck von Operation Lock und Operation 
Stronghold war es, „Wilderern" das Handwerk zu legen. 
Wie aber der Fall des 120 Quadratmeilen gro&en Ngoron- 
goro-Kraters in Tansania wieder einmal zeigt, standen die 
Wilderer selbst im Sold des WWF. 

In den spaten 50er Jahren nahm der Direktor des Frank- 
furter Zoos Dr. Bernhard Grzimek im Ngorongoro-Krater 
eine Tierzahlung vor und behauptete, der Bestand an 
wilden Tieren schwinde. Dafur machte er im wesentlichen 
die Massai-Hirten verantwortlich, die ihr Vieh uber das 
ganze Gebiet verstreut weideten, aber selten etwas anderes 
toteten als Lowen, die ihre Herden bedrohen. Als Ergebnis 
der Hysterie, die Grzimek und seine Mitstreiter besonders 
mit dem Hollywoodfilm Serengeti darf nicht sterben ent- 
fachten, durften die Massai die weiten Landstriche des 
Naturparks urn den Krater, ihr traditionelles Siedlungsge- 
biet, nicht mehr betreten. 

1964 wurden ca. 108 Nashorner einzeln photograph iert 
und markiert, was die sorgfaltigste Dokumentation eines 
Tierbestands in Afrika bedeutete. Der WWF begann ein 
„Rettungs"-Programm fur sie. Trotz des vom WWF finan- 
zierten Programms waren 1981 nur noch 20 Rhinozerosse 
ubrig. Jahrelang war nicht ein einziger Wilddieb von den 
drei „Wildhuter"-Gruppen gefaRt worden. Der in jenem 
Jahr an das Buro der „African Wildlife Leadership Federati- 
on" in Nairobi geschriebene Brief einer Augenzeugin wirft 
ein gewisses Licht auf den Schwund der Nashomherde. 
Nach ihrem Bericht hatten die vom WWF bezahlten 
Wildaufseher zwei grolk? zahme Bullen erschossen und 
eine Kuh verletzt, und das „alles am hellichten Tag". Sie 
schloft: „lst es nicht ganz offensichtlich, was im Krater vor 
sich geht?" 



40 



Die Vernichtung Ruandas war nicht nur das Werk fanatischer Hutus. Sie ist mindestens 
ebenso das Werk britischer Afrika-Strategen und des ugandischen Diktators Yoweri 
Museveni. 

Der Massenmord in Ruanda 

Von Linda de Hoyos 



Ruanda hatte vor April 1 994 eine Bevolkerung von etwa 
7,2 Mio. Menschen. Bis September diesen Jahres sind 
dort nahezu 1 Mio. Menschen umgekommen. Nach 
Angaben der amerikanischen Agency for International 
Development (AID) wurden 2 576 000 Menschen innerhalb 
Ruandas vertrieben, darunter 1 ,3 Mio. in der ehem. franzosi- 
schen Sicherheitszone im sudwestlichen Zipfel des Landes. 
Weitere 2 223 000 Menschen sind aus Ruanda geflohen — 
1 542 000 nach Zaire, 210 000 nach Burundi, 460 500 
nach Tansania und 10 500 nach Uganda. I nsgesamt wurden 
also 80,6% oder 5 799 000 Menschen getotet oder sind hei- 
matlos geworden. 

Die Patriotische Front (RPF) herrscht heute in der Haupt- 
stadt Kigali uber ein entvolkertes Land. Wasser- und Elektri- 
zitatswerke sind zerstort. Fast die Halite der Beschaftigten im 
Gesundheitswesen und Lehrer wurden getotet. Der ugandi- 
sche Shilling gilt heute als Landeswahrung. Die landwirt- 
schaftliche Erzeugung ist um ein Drittel gesunken, und 
obendrein erhalt das Land weniger als 75% des Nothilfebe- 
darfs. 

Ruanda wurde vernichtet, in Stucke zerrissen und die 
geschundene Bevolkerung wurde in alle Winde verstreut. 
Wie in der Neuen Solidaritat Nr. 34 vom 24. August 1994 
dokumentiert, ist die Zerstorung Ruandas nicht nur das Werk 
einer Cruppe fanatischer Hutu-ldeologen, die den Tod des 
Prasidenten Habyarimana zum willkommenen Anlaft nah- 
men, ihre von langer Hand vorbereitete „Endlosung" gegen 
Tutsis und Hutu-Oppositionelle umzusetzen; sie ist ebenso 
das Werk der von britischen Regierungs- und Geheimdienst- 
kreisen manipulierten Ambitionen des ugandischen Macht- 
habers Yoweri Museveni, sich als unangefochtener Herr- 
scher in der ganzen Region Ostafrikas zu etablieren. Denn 
die Zerstorung Ruandas begann nicht erst mit dem Mord an 
President Juvenal Habyarimana am 6. April 1994, sondern 
mit der von England unterstutzten Invasion Ruandas durch 
die Spitze der ugandischen Armee im Oktober 1 990. 

Wie in Kampala verlautete, dienten 95% der RPF-Kampfer 
in der ugandischen Armee. Musevenis „Nationale Wider- 
standsarmee" (NRA), die selbst von Englandern, Amerika- 
nern und Nordkoreanern ausgebildet wurde, seit Museveni 
1986 die Macht ubemahm, versorgt die RPF mit Nach- 
schub und Geld. Die Fuhrer der RPF sind identisch mit der 
obersten Befehlsstruktur der ugandischen Armee: David 
Tinyefuza von der RPF war ugandischer Verteidigungsmini- 
ster; Paul Kagame, jetziger Verteidigungsminister von Ruan- 
da unter der RPF, war Chef des Geheimdienstes und der 
Gegenspionage der ugandischen Armee; Chris Bunyenyezi 



von der RPF war der Kommandeur der 306. Brigade von 
Musevenis NRA, die fur ihre Brutalitaten gegen die Teso in 
Uganda beruchtigt ist. 

Museveni war auch in den Putsch gegen den burundi- 
schen Prasidenten Melchior Ndadaye am 23. Oktober 1993 
verwickelt, dessen Wahl die 31jahrige Militarherrschaft der 
Tutsis in Burundi beendete. Museveni soil den Putsch bei 
einem Treffen in Entebbe geplant haben, an dem auch Paul 
Kagame von der RPF teilnahm. Zwei der PutschfLihrer, Major 
Bucokoza und Leutnant Paul Kamana, sah man zwischen 
Oktober 1 993 und Februar 1 994 mit ugandischen Offizieren 
freundschaftlich in Kampala, und nach burundischen Quel- 
len sollen beide heute bei der RPF sein. Der Putschversuch 
in Burundi fuhrte zur Ermordung von Prasident Ndadaye 
und zu einem blutigen Bruderkrieg zwischen Hutus und Tut- 
sis mit bis zu 100 000 Todesopfern. 

Museveni handeltjedoch nicht allein. Seine Verbindungen 
zur britischen Konigsfamilie verlaufen uber zwei miteinan- 
der verknupfte Personen: Einerseits uber Lady Lynda Chal- 
ker, eine Vertraute von Lady Margaret Thatcher und auch 
des fruheren Lonrho-Vorsitzenden Tiny Rowland. Der fur 
Museveni zustandige britische Resident vor Ort ist William 
(Mike) Pike, Herausgeber der New Vision, eine von Row- 
land finanzierteTageszeitung. Pikes Berichte sollen direktan 
Chalker gehen. 

Lady Chalker war die erste Auslanderin, die Museveni 
empfing, nachdem er in Kampala an die Macht gekommen 
war. Beide waren sofort „ein Herz und eine Seele", wie sich 
ein Brite ausdruckte. Ein britischer Ostafrikaexperte 
beschwerte sich indessen, daft Lady Chalker „viel Zeit, 
unverhaltnismaftig viel Zeit am Horn von Afrika und in 
Uganda verbringt". Gleich nach dem RPF-Sieg in Ruanda 
besuchte Chalker vier Tage lang Uganda und war Gast von 
Museveni. Anschlieftend reiste sie nach Goma in Zaire, um 
die Fluchtlinge zu sehen. Dariiber aufterte Chalker gegenu- 
ber der Presse: „Naturlich, wenn man dem Tod von Ange- 
sichtzu Angesichtgegenubersteht... zu Hunderten, oder wie 
in Goma zu Tausenden, dann fuhle ich es. Aber ich erlaube 
nicht, daft es mein Urteil beeinfluftt." 

Museveni, der Kriegsherr 

Am 1 1 . Dezember 1 992 berichtete Africa Analysis, daft der 
kenianische Geheimdienst das Protokoll eines Treffens 
erhalten habe, das Ende 1992 im Regierungssitz in Entebbe 
stattfand. Demnach war der ugandische Prasident Museveni 



41 



bereit, den Aufstandischen, die 

gegen die Regierungen in Ruanda, 

Kenia und Sudan kampften, voile 

logistische und politische Unterstiit- 

zung zu gewahren. Teilnehmer des 

Treffens waren Museveni, Oberst 

John Garang von der sudanesischen 

Volksbefreiungsarmee (SPLA), ein 

nicht identifizierter Kommandeur 

der Patriotischen Front Ruandas 

(RPF) und Vertreter des bewaffneten 

Fliigel der Demokratischen Partei 

Kenia, die in Opposition zu Kenias 

President Daniel arap Moi steht. 

Das Treffen unterstreicht Museve- 
nis Rolle als britisch manipulierter 

Kriegsherr in Ost- und Zentralafrika. 

Das unmittelbare Ziel der britischen 

Konigsfamilie besteht darin, Uganda 

als Sprungbrett fur die Rekolonisie- 

rung der Region zu benutzen. Nach- 
dem zunachst der von England 

unterstiitzte Diktator Idi Amin 
(1972-1979) im Lande wutete, wur- 
de Uganda mittlerweile zum wich- 
tigsten britischen Bruckenkopf in der 
Region. 

Der Plan ist, Ruanda und Burundi 
zu zerschlagen und in Satelliten 
ugandischer (britischer) Dominanz 
umzuwandeln; Kenia durch den 
Sturz des Prasidenten Moi und 
durch das Anfachen ethnisch moti- 
vierter Unruhen zu zerstoren und 
sich des an Rohstoffen reichen 
Ostens von Zaire zu bemachtigen. 

Africa Analysis schrieb: „Museve- 
ni sagte den RPF-Kommandeuren 

bei dem Treffen in Entebbe, er wiirde das Aufterste tun, die 
Friedensgesprache von Arusha zu blockieren, urn Zeit zu 
gewinnen, ausreichend Feuerkraft zur Eroberung Kigalis 
zusammenzuziehen." Genau das trat dann auch ein. In 
Kenia bemuhte sich Lady Chalker, eine Opposition gegen 
Moi unter den einzelnen ethnischen Gruppen aufzubauen, 
deren Kampfer von Museveni mit Nachschub versorgt wer- 
den. Chalker kiirzte mehrfach die britische Hilfe fur Kenia 
und lief?, Moi im Februar 1992 in nach ihren Worten „sehr 
offenen und ungeschminkten Gesprachen" wissen, daft „der 
einzige Weg, das Sicherheitsproblem im Norden Kenias zu 
losen, darin besteht, dort Truppen unter dem Mandat der 
UNO einzusetzen." 

Uganda bewaffnet auch die Rebellen in Zaire. Die Briten 
fordern nun, daft sich die Truppen der ehemaligen ruandi- 
schen Regierung tiefer ins zairische Landesinnere zuruckzie- 
hen und sich so von den Grenzen Ruandas und den Massen 
der ruandischen Fliichtlinge absetzen. Wie der UNO-Son- 
derbeauftragte fur Ruanda, Shahryar Khan, am 2. Oktober in 
einem Bericht bekannt gab, konnte dafur „ein internationa- 
ler Einsatz nach Kapitel 7 der UN-Charta — welche die 
Anwendung von Gewalt gestattet" -... auf zairischem 
Boden erforderlich sein. 




Karte 5: Schutzgebiete in Ruanda und Uganda 



Der starke Mann 
hinter der SPLA 



Uganda ist die wichtigste Nachschubquelle fur John 
Garangs SPLA im Sudan. Der verbleibende Stiitzpunkt der 
SPLA ist die Stadt Nimule nahe der ugandischen Grenze, die 
ihren Nachschub Liber den Nimule-Park an der Grenze zu 
Sudan und dem Kidepo-Val ley-Park im Norden Ugandas 
bezieht. In Kidepo befinden sich Ausbildungslager und 
Hauptquartier der SPLA. Laut ugandischen Quellen werden 
Nahrungsmittel, Treibstoff und Nachschub fur Garang in der 
Mbuya-Kaserne zusammengezogen und von der 4. NRA- 
Division ausgeliefert. 

Museveni versuchte aulierdem, modernes Kriegsgerat fur 
Garang zu beschaffen. Im August 1992 wurden Musevenis 
Privatsekretar Innocent Bisangwa-Mbuguje und der ugandi- 
sche Botschafter in den Vereinigten Staaten, Stephen Kapim- 
pina Katenta-Apuuli,in Florida verhaftet, als sie versuchten, 
400 TOW-Panzerabwehrraketen und 34 TOW-Abschuft- 
gerate fur 18 Mio.$ illegal zu kaufen. Die Waffen waren fur 
die SPLA bestimmt und sollten durch die Grenzstadte Nimu- 
le und Kaya im Norden Ugandas geschleust werden. Als im 



42 



Friihjahr 1994 ein nigerianisches Frachtflugzeug auf dem 
Weg nach Uganda mit Triebwerkschaden in Larnaca, 
Zypern, landen mulSte, hatte es Raketen aus Israel an Bord. 

Museveni und Garang sind alte Schulkameraden, die bei- 
de an der Universitat Daressalam in Tansania ausgebildet 
wurden, wo der Lehrplan einen starken maoistischen Ein- 
schlag hatte. 

Beide sind mit Tiny Rowland befreundet Dieser erklarte 
Inach Angaben der sudafrikanischen Weekly Mail im Marz 
1993 in einer Radiosendung in Nairobi, daft er seit 1984 
Mitglied von Garangs SPLAsei. In derZeitung hieG es weiter: 
„Der Suden des Sudan hat eine unentwickelte Olindustrie, 
und Lonrho ist daran interessiert, das Ol Liber eine Pipeline 
durch Kenia — wo Rowland wichtige Interessen hat — nach 
Mombasa zu pumpen, und nicht nach Port Sudan am Roten 
Meer, wie die Regierung in Khartum es plant." 



Die SPLA wird von Dr. Mansur Khalid beraten, einem 
ehem. AuGenminister des Sudan, der jetzt fur das UN Deve- 
lopment Program (UNDP) in Nairobi arbeitet. Der UNDP- 
Funktionar in Uganda, der sich angeblich auch an Unterstiit- 
zungsaktionen fur Garang beteiligt, ist Hans Farelius, ein 
ehem. protestantischer Missionar, der 1989 von Uppsala in 
Schweden nach Kampala umsiedelte. In Uppsala half er 
Museveni, der sich 1985-1986 in Schweden aufhielt, sich 
auf die Machtergreifung in Entebbe vorzubereiten. 

Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Fuhrern ist Muse- 
veni nicht unter auslandischen Druck geraten, sein Land zu 
demokratisieren. Eine Londoner Quelle bemerkte dazu: 

„Die Briten unterstOtzen seine Regierung sehr. Niemand 
stellt Bedingungen hinsichtlich einer Demokratisierung. Der 
Prasident gibt sich noch nicht einmal den Anschein, dafur zu 
sein, und trotzdem ist er der Liebling des Westens." 



Chronologie des Volkermords 



1986: Nach einem funfjahrigen Guerillakrieg kommt Yoweri 
Museveni in Uganda an die Macht. In diesem Guerillakrieg 
gehorten zu Musevenis Unterstutzern Tiny Rowland, der Vorsit- 
zende der London-Rhodesia Corp. (Lonrho), und der reiche 
Nigerianer Moshood Abiola, der fur ITT arbeitet. 

1989: Hohe Offiziere der ugandischen Armee, einschlielslich des 
jetzigen ruandischen Vizeprasidenten Paul Kagame, werden 
zur Kommandeursschule der US-Armee in Fort Leavenworth 
geschickt. 

August-September 1990: Ruander in der ugandischen Armee- 
gruppe im Sudwesten Ugandas unter Generalmajor Fred Rwi- 
gyema werden auf die Invasion Ruandas vorbereitet. 

1. Okt. 1990: Die RPF (Ruandische Patriotische Front), eine 
Abteilung der ugandischen Armee, marschiert iiber den Akage- 
ra-Park in Ruanda ein. 

27. Okt. 1990: Waffenstillstand, nachdem franzosische Fallschir- 
mjager die RPF am Stadtrand von Kigali zuruckgeschlagen 
haben. 

1991: Die RPF marschiert wieder ein, diesmal durch den Virun- 
ga-Park, erobert die Stadt Ruhengeri und verursacht eine Mas- 
senflucht von uber 200 000 Fluchtlingen. Die RPF zieht sich 
zuruck und besetzt den gesamten ostlichen Teil des Virunga- 
Parks, von wo sie standig ruandisches Gebiet mit Artilleriefeuer 
belegt. 

1992: Als die RPF-Einfalle andauern, mobilisiert die Habyarima- 
na-Regierung Milizen auf dem Land und vergroftert die Armee 
mitfranzosischer Unterstutzung und Anleitung von 5 000 auf 
40 000 Mann. 

Februar 1993: Die RPF fallt in Ruanda ein, besetzt ein groBeres 
Gebiet im Norden und totet 40 000 Hutus. Es folgt eine Mas- 
senflucht der Bewohner dieser Region. 

1. Juni 1993: Melchior Ndadaye wird bei den ersten nationalen 
Wahlen in Burundi zum ersten Hutu-Prasidenten gewahlt. 

August 1993: Unter amerikanischer und britischer Schirmherr- 
schaft wird das Arusha-Abkommen zwischen der Habyarima- 
na-Regierung und der RPF ausgehandelt, das der RPF 50% der 
Kommandeurs- und Offiziersposten, 40% der Truppen und sie- 
ben Kabinettsposten zuspricht. 

September 1993: Die UN schicken Friedenstruppen nach Ruanda, 
urn die Umsetzung des Arusha-Abkommens zu uberwachen. 

23. Okt. 1993: In Burundi findet ein Putschversuch des Militars, 
das von Tutsis dominiert wird, start. Ndadaye wird zusammen 
mit bis zu 100 000 Hutus ermordet. Mehr als 700 000 Hutus 
fliehen aus Burundi. Die internationalen Medien nehmen 
davon keinerlei Notiz. 

Dezember 1993: GemaB dem Arusha-Abkommen verlegt die RPF 
600 Soldaten nach Kigali. 



Januar 1994: Afrikaspezialisten des britischen Verteidigungsmini- 
steriums werden dem Vernehmen nach von Angola, wo sie 
besonders konzentriert waren, nach Ruanda verlegt. 

Marz 1994: Bei erneuten Massakern werden in Burundi bis zu 
40 000 Hutus getotet. 

6. April 1994: Ein Flugzeug mit den Prasidenten Ruandas Habya- 
rimana und Burundis Ntaryamira wird von drei Raketen abge- 
schossen. Alle Insassen finden den Tod. 

In Kigali beginnt eine Gruppe fanatischer Hutu-Fuhrer in der 
ruandischen Armee und Miliz einen systematischen, seit Mona- 
ten mitTodeslisten vorbereiteten Massenmord an Tutsis und 
oppositionellen Hutus. 

Unter Leitung von Prof. Ferdinand Nahimana ruft der Radiosen- 
der ,,1000 Huge!" zur „Endlosung" gegen die Tutsis auf. Die 
franzosischen Truppen intervenieren nicht. 

Die RPF fallt durch den Virunga- und Akagera-Park in Ruanda 
ein. 

April 1994: UN-Generalsekretar Boutros-Ghali entscheidet per- 
sonlich und gegen den Rat der Kommandeure vor Ort, die UN- 
Friedenstruppe von 2500 belgische Soldaten auf 500 Mann zu 
reduzieren. Fanatische Elemente der Hutu-Regierung werten 
dies als Ermunterung zur Fortsetzung der Massenmorde im 
ganzen Land. 

21. juni 1994: Frankreich erhalt dieZustimmung der UN, Trup- 
pen nach Ruanda zu schicken. Die franzosischen Truppen rich- 
ten Sicherheitszonen ein, wobei es fast zu ZusammenstoBen 
mit der RPF kommt. 

12. Juli 1994: Eine Million Ruander fliehen nach Zaire. 

15. Juli 1994: Die RPF erringt die effektive Kontrolle uber ganz 
Ruanda mit Ausnahme der franzosischen Sicherheitszonen. 

22.-27. juli 1994: Lady Lynda Chalker, die britische Entwick- 
lungshilfeministerin, besucht Uganda. 

29. Juli 1994: Prasident Clinton sagt eine Hilfsaktion fur die ruan- 
dischen Fliichtlinge zu, die vom amerikanischen Militar durch- 
gefuhrt werden soil. 

Anfang August zeigt eine Ubersicht der „Arzte ohne Grenzen", 
daft seit Mitte Juli mindestens 80 000 Menschen in den zairi- 
schen Lagern gestorben sind - 8% der dorthin geflohenen Men- 
schen. 

22. Aug. 1994: Die franzosischen Truppen verlassen die Schutz- 
zonen. 

Sept. 1994: Rettungsmannschaften des UN-Fluchtlingskommissa- 
riats und Hilfsorganisationen Ziehen sich aus den Fliichtlingsla- 
gern in Zaire zuruck. Reste der Hutu-Militarfiihrung bereiten 
von Zaire aus die Fortsetzung des Krieges vor. 



43 



Weitere Anklagen 

Der WWF will den amerikanischen Kontinent zersplittern und seine Bevolkerung redu- 
zieren. 

Word Wildlife Fund contra USA 

Von Jeffrey Steinberg 



Der von Prinz Philips World Wide Fund for Nature 
verschuldete Volkermord an den Volkern Afrikas ist 
ohne Beispiel in der menschlichen Geschichte. Um 
ihr Ziel zu erreichen, die Weltbevolkerung in den nachsten 
Jahrzehnten unter eine Milliarde Menschen zu drucken und 
eine feudale Neue Weltordnung zu errichten, sind die briti- 
sche Krone und der WWF entschlossen, denselben Volker- 
mord auch auf dem amerikanischen Kontinent, in Eurasien 
und Australien zu veranlassen. 

Wie die folgenden Karten und Graphiken zeigen, sind 
alle MaGnahmen, die der WWF seit 1961 gegen Afrika 
durchfuhrt, mittlerweile auch fur den amerikanischen Kon- 
tinent vorbereitet. Zwar ist hier Zahl die Todesopfer noch 
sehr viel kleiner, aber wesentliche Elemente des WWF- 
Plans sind in Nord-, Mittel- und Sudamerika weiter voran- 
geschritten als irgendwo sonst auf dem Globus: 

• Nirgendwo sonst auf der Welt wurde soviel Land fur 
Naturreservate, Tierreservate und Indianerreservate abge- 
zweigtwie in Nordamerika. Das westliche Drittel der Verei- 
nigten Staaten steht kurz davor, zum groftten Schutzgebiet 
der Welt umgewandelt zu werden. Riesige Gebiete voller 
Bodenschatze, Teile des besten Ackerlandes der Erde sowie 
bedeutende Transport-, Wasser- und Kommunikationswege, 
die durch diese Gebiete fuhren, konnten kunftig nicht mehr 
genutzt werden. 

• In Mittel- und Sudamerika haben WWF und Internatio- 
nal Union for the Conservation of Nature (IUCN) einen Pra- 
zedenzfall geschaffen: „Anthropologische Reservate". Dies 
sind menschliche Zoos, in denen primitive Stamme wie die 
Yanomami-lndianer des Amazonas-Regenwalds in fortdau- 
ernder Ruckstandigkeit gehalten werden, indem man sie 
zur „bedrohten Art" erklart, als waren sie afrikanische Ele- 
fanten oder Nashomer. Sieben Lander Iberoamerikas unter- 
halten ein oder mehrere anthropologische Reservate, allein 
in Brasilien gibt es 250 solcher Naturparks fur Menschen 
anstelle von Tieren. 

• Nirgends in der Welt wird in so groGem Maftstab 
Rauschgift angebaut und verarbeitet wie auf dem amerika- 



nischen Kontinent — und zwar haufig innerhalb oder in 
unmittelbarer Nahe von WWF-Schutzgebieten. Weite 
Gebiete in Bolivien, Peru und Kolumbien, wo Nahrungs- 
mittel angebaut werden konnten, sind zu riesigen Koka- 
plantagen und Kokaverarbeitungszentren gemacht worden. 
In den Vereinigten Staaten gibt es in den staatseigenen 
Waldern im Westen groBe illegale Marihuanaplantagen, die 
einen geschatzten Jahresdurchschnitt von 50 Mrd. $ an ille- 
galem Stoff abwerfen. 

• In fast alien diesen Rauschgiftanbaugebieten, wofur das 
Obere Huallaga-Flufttal in Peru ein Paradebeispiel ist, fallt 
die Rolle der „Parkwachter" narkoterroristischen Banden 
wie dem Leuchtenden Pfad zu, die Volkermord an dort 
ansassigen Indianern begangen haben. Wie im Fall von 
Guerillatruppen, die in groften Wildreservaten und Natio- 
nalparks in Afrika trainiert werden und Unterschlupf finden, 
haben SOdamerikas Narkoterroristen seit Jahrzehnten 
Schutz und logistische Unterstutzung durch Geheimdienste 
des sowjetischen Machtbereichs genossen. Der Kollaps der 
Sowjetunion brachte zwar die kommunistische Unterstut- 
zung fur Guerillaoperationen in Afrika weitgehend zum 
Erliegen, aber die Unterstutzung aus Kuba an Narko-Auf- 
standische, Okoterroristen und separatistische Urein- 
wohnergruppen geht weiter. 

Parallel dazu betreiben in Nordamerika Okoterroristen 
wie „Earth First!", die „Sea Shepherd Conservation 
Society", die „Animal Liberation Front" und das „Rainforest 
Action Network" eine Sabotagekampagne gegen Industrie, 
moderne Landwirtschaft und Strom versorgung. 

• Entsprechend uralter Plane der britischen Krone sind 
Bemuhungen im Gange, Nord- und Sudamerika in autono- 
me Zonen zu zerteilen und auf diese Weise alle souveranen 
Nationen der westlichen Hemisphere, einschlie&lich der 
Vereinigten Staaten, zu zerschlagen. Mit am weitesten fort- 
geschritten ist das Projekt „Cascadia": im Nordwesten der 
USA und Kanadas sollen grenzubergreifende Naturschutz- 
gebiete geschaffen werden, die zum gro&en Teil von Men- 
schen nicht betreten werden durfen (siehe Karte 9). 



44 



Karte 6: 
Die „neun Nationen" Nordamerikas 



o 


Empty Quarter (Leeres Viertel) 


© 


Ecotopia (Okotopia) 


© 


Quebec (frz. sprechenderTeil 




Kanadas) 


o 


New England (Neuengland) 


© 


Bread Basket (Brotkorb) 


o 


Foundries (Grunderstaaten) 


© 


Dixie 


o 


Mexamerica 


o 


The Islands (Die Inseln) 




Karte 7: 

Erweiterung der 

Wiisstenwildnis in 

Kalifornien 

* Definition von Schutzge- 

bieten und Quellenanga- 

ben siehe Seite 27. 




Erlauterungen zu den Karte n 6 und 7 

Die Karte von Nordamerika und der Karibischen See (Karte 6) 
zeigt einen Vorschlag von Joel Garreau aus dessen Buch The 
Nine Nations of North America (Die neun Nationen Nordameri- 
kas, Houghton Miff in Co., Boston, 1981). Ganz ahnlich wie der 
WWF und andere Befurworter der „Balkanisierung" propagiert 
Garreau die Zerstuckelung der USA, Kanadas und Mexikos in 



kleinere Regionen, die sich durch jeweils ,,gemeinsame Belan- 
ge" definieren lassen. 

Die Karte vom Sudwesten der Vereinigten Staaten und der 
benachbarten mexikanischen Grenzregion (Karte 7) zeigt die 
Ausweitung der bereits vorhandenen Schutzgebiete durch das 
kalifomische Wiistenschutzgesetz, das im Oktober 1994 vom 



45 



amerikanischen KongreB verabschiedet wurde. Das Gesetz ver- 
fiigt, daf3 in Sudkalifomien zusatzliche 3,24 Mio. ha Land von 
aller wirtschaftlichen Nutzung freizuhalten sind. Die Karte zeigt 
die 4,8 Mio. ha, welche schon vorher zu Schutzgebieten erklart 
worden waren, und die meisten der 67 zusatzlichen Schutzge- 
biete. Viele dieser Gebiete wurden als staatseigenes Land vom 
U.S. Bureau of Land Management verwaltet. 



Auf diesen staatseigenen Landereien waren wirtschaftliche 
Tatigkeiten wie Bergbau, Landwirtschaft, Weidewirtschaft und 
die Nutzung als Erholungsgebiet gestattet; jetzt sind sie meisten- 
teils verboten. Inzwischen liegen weitere Gesetze und Vorschla- 
ge vor, wonach noch in diesem Jahrhundert bis zu 80% des kali- 
fomischen Staatsgebietes in Walder, Parks und geschiitzte Wild- 
nis umgewandelt werden sollen. 



Gesamtflache 21247000 km ! 

Schutzgebiete 1457000 km 2 

Anteil der Schutzgebiete 6,9% 




IS Schutzgebiete 

□ Staatseigenes Land 

Unler Verwaltung des Bureau of Land ManagemenI (BLM) 

Kl Autonomes Gebiet der Inouit-Eskimos 

E3 Von den Cree-lndianern beanspruchtes Gebiet 



" Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben siehe Seite 27 



Karte 8: Schutzgebiete* in Nordamerika 

1. Akwesasne-Mohawk-Reservat: Bekannte Schmuggelroute 
fur Waffen und Drogen uber die US-kanadische Grenze. Wichti- 
ge Schmuggelwege fuhren auch durch Wild- und Jagdschutzge- 
biete. 

2. Von den Cree-lndianern beanspruchte Gebiete: Falls Que- 
bec sich von Kanada loslost, erheben die Cree-lndianer 



Anspruch auf 1 Mio. km 2 Land, das sind Zweidrittel des Territori- 
ums von Quebec, um dort einen Indianerstaat zu errichten. In 
diesem Gebiet befinden sich die Wasserkraftwerke von Hydro- 
Quebec an der James Bay, die einen betrachtlichen Anteil des 
Stroms fur den gesamten Nordosten der USA liefern. 
3. Nunavut: Am 10. Uuni 1993 errichtet Konigin Elisabeth II. mit 
Hilfe des World Wide Fund for Nature ein autonomes Gebiet fur 
Inouit-Ureinwohner, das fast siebenmal so grol3 wie England ist. 



46 



Der WWF, die „Royal Commission on Aboriginal Peoples" 
(Konigliche Naturvolkerkommission) und ..Indigenous Survival 
International" (Oberleben fur Ureinwohner International) wollen 
den ProzeB anderswo wiederholen. Nach dem Nunavut-Gesetz 
soil das Gebiet 1 999 eine der britischen Krone unterstellte auto- 
nome ,, Nation" werden. 

4. Cascadia: Im Marz 1994 setzt an der Pazifikkuste im Nord- 
westen der USA eine Kampagne ein, mehrere Millionen Hektar 
der Cascade Mountains in einen internationalen Naturpark zu 
verwandeln. Menschen sollen zu diesem Park, der im Grenzge- 
biet zwischen Washington und Vancouver liegen soil, keinen 
Zutritt haben. Die okoterroristische Gruppe Earth First! entfaltet 
genau dort ihre Hauptaktivitat. 

5. Kalifornische Wustenwildnis: Am 8. Oktober 1994 erklart 
der US-KongreB weitere 3,24 Mio. ha in Siidkalifornien zur Wild- 
nis bzw. zum Nationalpark. 

Die kalifornischen Schutzgebiete umfassen jetzt eine Flache von 
mehr als 8 Mio. ha - das ist mehr als die Flache der Neueng- 



landstaaten - und erstrecken sich bis an die Grenze zu Mexiko. 

6. Siidwesten: 1991 versuchen Earth Firstl-Terroristen die 
Stromleitungen eines Kernkraftwerks in Arizona zu sprengen 
und hoffen dadurch, einen ernsten Reaktorunfall herbeizu- 
fuhren. 

7. Reservat der Papago-lndianer: Da es beiderseits der US- 
mexikanischen Grenze liegt, dient es als leichte Schmuggelrou- 
te fur Waffen, Rauschgift und Terroristen. 

8. Leclerc Botanical Gardens, Haiti: Im Oktober 1994 sturmen 
US-Soldaten dort ein Trainingslager fur Terroristen. Die botani- 
schen Garten werden haufig als „heilige Statte der eingebore- 
nen Voodoo-Religion" beschrieben. Verwaltet werden sie vom 
New Yorker Botanischen Garten und dem Biodiversity Trust 
unter Fuhrung von Prinz Charles. Die Garten gehoren der afro- 
amerikanischen Choreographin Catherine Dunham, die sich 
selbst als „Voodoo-Priesterin" bezeichnet. Sie unterstutzte sein- 
erzeit die Duvalier-Diktatur und jetzt Aristide. 



Gesamtlanclflache 1 488 000 km 2 
Schutzgebiete 21 4 000 km 2 

Anteil der Schutzgebiete 8,6% 




<Z> 




m 

NICARAGUA 



GUATEMALA 



H Schutzgebiete 
---EZLNGebiete 
E3 Drogenabbau 



* Zur Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben siehe Seite 27. 



Karte 9: Naturschutz- und Aufstandsgebiete* in 
Mexiko und Mittelamerika 
(Ausschnitt Chiapas) 



1. Chiapas, Mexiko: Das Aufmarschgebiet fur den separatisti- 

schen Aufstand der Zapatistischen Nationalen Befreiungsarmee 

(EZLN) am 1. Januar 1994 schlieBt zwei groBe okologische 

Parks entlang der Grenze von Guatemala ein. 

Ein langjahriger Ortsansassiger und politischer Beobachter gab 

EIR folgenden Bericht: 

A. Lagunas-de-Montebello-Nationalpark. ,,Dort fing alles an. 

20 km sudlich der Lagunen, aber innerhalb des Parks, liegt das 

kleine Dorf Tziscao. Es ist vollig in der Hand der Zapatisten, die 



dort Trainingslager und alles mogliche haben. Es gab dort immer 
Guerillas. Der Dschungel ist da sehr dicht." 

B. Montes-Azules-Biospharenreservat, 331 200 ha. „Man fand 
dort ein Guerillalager, wovon es auch Fotos gibt. Es liegt gleich 
an der Grenze zu Guatemala. Am westlichen Rand des Reser- 
vats, ungefahr auf einem Drittel des Weges von Sud nach Nord 
liegt das Segundo-Tal und das Dorf San Quintfn. Dort gibt es 
eine archaologische Forschungsstation und auch Trainingslager 
der Guerillas. Es liegt im Herzen des Lacandon-Dschungels." 

C. Agua-Azul-Wasserfall-Nationalpark. „Hier in der Gegend gibt 
es viele Konflikte. Die Guerillas benutzen ihn als Versteck. Die 
Stadt Bachajon wird von den Zapatistas beherrscht. Sogar die 
Bewachung des Parks haben sie in der Hand und kassieren die 
Eintrittsgelder von den Touristen. Sie haben die Gegend uber- 



47 



nommen. Fruher war es dort wunderschon, aber heute ist alles 
kaputt. Einige sagen, daB der Vizekommandant der Zapatisten, 
Marcos, hier in der Nahe ausgebildet wurde, d.h. im Norden der 
archaologischen Zone von Palenque." 

D. El-Ocote-Reservat. „Es liegt auBerhalb der zapatistischen 
Zone, jedoch wird hier Marihuana angebaut. Im See ist gegen- 
uber dem Dorfchen Apitpacdurch durch den Malpaso-Damm 
eine kleine Insel entstanden. Dort bauen sie es an. Ebenso 
kommt es dort haufig zu Geiselnahmen, und die Opfer werden 
im benachbarten Las-Chimalapas-Reservatversteckt. In diesem 
Aufmarschgebiet gibt es auch uber 40 000 guatemaltekische 
Fliichtlinge, darunter Mitglieder von Rigoberta Menchus Gueril- 
laorganisation URNG. In dem Grenzgebiet herrschen seit Jahr- 
zehnten intensive Guerillaaktivitaten. Im Januar 1993 fiihrte 
Menchu Tausende von Fliichtlingen aus Chiapas nach Guate- 
mala zuriick; die britische Royal Air Force, die in Belize statio- 
niert ist, setzte C-130-Transportflugzeuge ein, urn sie auf dem 
ganzen Weg mit Lebensmitteln zu versorgen. In der Grenzregion 
werden nicht nur Drogen angebaut, sie ist auch ein bedeutender 
Umschlagplatz fur Rauschgift aus Sudamerika. Im Teilstaat 
Chiapas liegen Mexikos groBte Olvorkommen, zudem wird dort 
uber die Halfte der Wasserkraft des Landes erzeugt.lm Mai 1 994 
unterstutzte Teddy Goldsmiths Magazin Ecologistden Aufstand: 
„Der Aufstand... war eine wurdige Reaktion auf zuviel Entwick- 
lung. Er entstand, weil die Menschen sich fur eine wurdevollere 
Form des Sterbens entschieden." 

Der WWF koordiniert zusammen mit der Regierung und privaten 
Gruppen „Dorfentwicklungsprogramme" in diesen Parks. Dazu 
gehort auch eine Kampagne zur Verhinderung eines groBeren 
Autobahnprojekts, das Chiapas mit der Mitte Mexikos verbinden 
soil. Die Autobahn fuhrte durch das El-Ocote-Reservat. Der 
WWF forderte im Juli 1 994 eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema 
in San Isidro, Chiapas, an der Fachleute der Rockefeller Foun- 
dation, des World Forestry Council und des British Council teil- 
nahmen. Das British Council wurde mit koniglicher Urkunde 
gegrundet. 

2. Belize: Als Mitglied des britischen Commonwealth ist Belize 
ein Tummelplatz verschiedenster okologischer Umtriebe, die 
sich bis nach Mexiko und Zentralamerika ausbreiten. An der 
Grenze Belizes zu Guatemala und Mexiko soil ein Dreilander- 
Schutzgebiet entstehen. Dazu sagt die IUCN: ,,Diese riesige 
und groBtenteils unbewohnten Gegend mit zahllosen Maya- 
Ruinen ist als Azul-Dreieck bekannt." Im Februar 1994, als in 
Chiapas der Zapatisten-Aufstand seinen Hohepunkt erreichte, 
kam Konigin Elisabeth mit ihrer Jacht Britannia fur drei Tage 
nach Belize. 



3. Mittelamerika: Auf einem Gipfeltreffen am 14. Oktober 1994 
bildeten die sieben Lander der Region eine ,,Mittelamerikani- 
sche Allianz fur tragbare Entwicklung", urn Walder und bedrohte 
Arten zu schutzen und die Umwelterziehung zu fordern. Dieser 
Vertrag gilt weithin als Durchbruch zur Umsetzung der Eco'92- 
Plattform. 

Die amerikanischen Organisationen National Geographic 
Society und Cultural Survival setzten 1992 ein Pilotprojekt in 
Gang, urn die sich uberlappenden okologischen Zonen und Indi- 
anergebiete in ganz Mittelamerika zu erfassen. Der Projektbera- 
ter Bernard Nietschmann von der Universitat von Kalifornien faB- 
te zusammen: ,,Staaten sind expansionistisch... Sie verschlin- 
gen Rohstoffe und unterdrucken Volker... (Nikaragua) ist eine 
kolonialistische Schopfung, die man den widerstrebenden Urein- 
wohnern aufzwang, welche schon fruher dort lebten." 
Vier grenzubergreifende Parks gibt es schon, sechs weitere sind 
geplant. Das ehrgeizigste Projekt ist der „Pfad des Panthers", 
der die bestehenden Nationalparks zu einem zusammenhan- 
genden, 2 500 km langen „grunen Korridor" von einem Ende 
Mittelamerikas bis zum anderen verbinden wurde. ,, Wildlife Con- 
servation International" und die ..Caribbean Conservation Corp." 
koordinieren das Projekt. Der ,,Pantherpfad" wurde es wie ande- 
re schon existierende Parks unmoglich machen, dringend notige 
groBe Infrastrukturprojekte wie einen zweiten Panamakanal 
durch den Isthmus Oder eine panamerikanische Eisenbahn und 
Autobahn, die Nordamerika mit der Siidspitze Sudamerikas ver- 
binden wurde, zu bauen. 

4. Miskito-Kiiste: Das 502 000 ha groBe Miskito-Klippen-Wild- 
reservat wurde 1991 von Nikaragua gegrundet. Sein Zweck wur- 
de von der IUCN in dieser Reihenfolge begriindet: Jnseln, Riffe, 
Meeresschildkroten und Kustenfeuchtgebiete, sowie die Kultur 
der Miskito-lndianer sollen geschutzt werden." Der WWF half 
mit, eine indianische Nichtregierungsorganisation (NGO) namens 
Mikupia aufzubauen, urn das Reservat zu kontrollieren, in dem 
15 000 Miskito-lndianer leben. So solle „die Miskitokultur wieder- 
hergestellt werden" und Auslandern ,,6kotourismus" angeboten 
werden. Ein Ausdehnung des Reservats nach Honduras ist 
schon geplant. Die Miskito-lndianer sind eine britische Erfindung. 
Im 17. Jahrhundert gaben britische Piraten den Menschen diesen 
Namen, die an der Nord- und Ostkuste des heutigen Honduras 
und Nikaragua lebten. Das gemischte Volkchen stammte teils 
von solchen Piraten, teils von den schwarzen Sklaven britischer 
Holzfallerbanden, teils von den halbnomadischen indianischen 
Ureinwohnem ab. Die Miskito-Flagge ist dem „Union Jack" nach- 
empfunden, und ihre vorrangige Wirtschaftstatigkeit seit dem 17. 
Jahrhundert bis heute ist der Schmuggel. 



48 



Schatzungen der Schutzgebiete in Mexiko und Mittelamerika 



Land 


Bevolkerung 


Gesamtflache 


Schutzgebiete 


Schutzgebiete 




(in Mio.) 


(in 1 000 km 2) 


(in1000km 2) 


(in % der 
Gesamtflache) 


Belize 


0,2 


23 


3 


12,6 


Costa Rica 


3,0 


51 


21 


41,7 


El Salvador 


5,3 


21 


0,2 


0,9 


Guatemala 


9,2 


109 


21 


19,4 


Honduras 


5,1 


112 


10 


8,8 


Mexico 


81,1 


1958 


125 


6,4 


Nikaragua 


3,9 


139 


18 


13,1 


Panama 


2,4 


75 


15 


20,5 



Gesamt 



110,2 



2488 



214 



8,6 



* Ausgenommen sind Staatsforste, sofern Zahlen ftir diese Kategorie verfugbar waren. 
Quelle: IUCN, 1992 



Schatzungen der Schutzgebiete in Sudamerika 



Land 



Bevolkerung 
(in Mio.) 



Gesamtflache 
(in1000km 2) 



Schutzgebiete 
(in1000km 2) 



Argentinien 


32,3 


Bolivien 


7,3 


Brasilien 


155,6 


Chile 


13,2 


Kolumbien 


33,0 


Ekuador 


9,6 


Franzosisch-Guayana 


0,1 


Guayana 


0,8 


Paraguay 


4,3 


Peru 


22,6 


Surinam 


0,4 


Uruguay 


3,1 


Venezuela 


19,7 



2767 

1099 

8512 

757 

1142 

272 

84 

215 

407 

1285 

164 

187 

912 



Gesamt 



302 



17801 



2349 



Ausgenommen sind Staatsforste, sofern Zahlen fur diese Kategorie verfugbar waren. 
Quelle: IUCN, 1992 



Schutzgebiete 

(in % der 
Gesamtflache) 



156 


5,6 


100 


9,1 


1064 


12,5 


161 


21,3 


350 


30,7 


38 


14,0 


1 


1,3 


0,6 


0,3 


12 


3,0 


89 


6,9 


9 


5,6 


2 


1,2 


366 


40,1 



13,2 



49 




Schutzgebiete 



Karte 10: Schutzgebiete in Sudamerika 

Gesamtflache 17 801000 km 2 
Schutzgebiete 2 349 000 km 2 
Anteil der Schutzgebiete 1 3,2% 

* Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben siehe Seite 27. 



50 



Erlauterungen zu Karte 10: Schutzgebiete in Sudamerika 



1. Yanomami-Reservat: 1991 gaben die Regierungen Venezu- 
elas und Brasiliens Verordnungen heraus, wonach im gemeinsa- 
men Grenzgebiet insgesamt 1 7,8 Millionen Hektar als Schutzge- 
biet fur die Yanomamis ausgewiesen werden. Die Yanomami 
sind ein Stamm von ca. 16 000 halbnomadischen Indianern, die 
bis heute als Jager und Sammler im Dschungel leben und deren 
Lebenserwartung bei etwa 30 Jahren liegt. Kindesmord und 
Kannibalismus sind bei ihnen nicht ungewohnlich. Das Yanoma- 
mi-Projekt wurde ausgedacht, um einen Pufferstaat der GroBe 
Uruguays zwischen Brasilien und Venezuela unter supranatio- 
naler Kontrolle zu schaffen und so die nationale Souveranitat 
beider Staaten zu unterlaufen. 

Dieser grenziibergreifende Park ist ein Modell, der von derlUCN 
als Verwaltetes Gebiet der Kategorie VII bezeichnet wird, als 
..National Biotic Area/ Anthropological Reserves (Volkischer 
Lebensraum/ Anthropologisches Reservat), das als Schutzge- 
biet definiert ist und ..Gesellschaften einen Lebenstil in Harmo- 
nie und im Einklang mit der Natur erlaubt, ohne dal3 dieser durch 
moderne Technik gestort wird". Seit 1992 haben sieben Lander 
in Iberoamerika solche Reservate der Kategorie-VII: Brasilien, 
Kolumbien, Costa Rica, Ekuador, Mexiko, Panama und Venezu- 
ela. 1994 wurden allein in Brasilien 250 solcher Indianerreserva- 
te gegriindet, weitere 265 warten auf die offizielle Grenzziehung. 
Damit entfallen 10,5% der Landesflache auf rund 300 000 Men- 
schen, das sind etwa 0,2% der Gesamtbevolkerung. 
Die Erschaffung eines Yanomami-Reservats ist seit 25 Jahren 
personliches Anliegen der britischen Konigsfamilie. , .Survival 
International", sozusagen die ,,Menschenabteilung" des WWF, 
wurde 1969 gegriindet, um diese Kampagne zu leiten. Die Prin- 
zen Charles und Philip setzten sich 1990 und 1991 personlich in 
Brasilien fur dieses Projekt ein. Mit massivem Druck und interna- 
tionaler Offentlichkeitsarbeit warb der WWF fur das Reservat. 
Auch Lady Lynda Chalker, die britische Ministerin fur Ubersee- 
Entwicklung, wurde 1990 nach Brasilien entsandt, um das Pro- 
jekt durchzudrucken. 

Im Juli 1991 kiindigte der President der , .Human Genome Orga- 
nization" (Organisation fur menschliches Erbgut) Sir Walter Bod- 
mer an, die Yanomami seien der erste Stamm, dessen Gene er 
einfrieren und im Londoner Museum fur menschliche Genetik als 
ersten Eintrag in der ,,Bibliothek" von Genen aussterbender V6I- 
ker archivieren werde. 

2. Kolumbien: 1992 gab es hier bereits 253 ..anthropologische 
Reservate" der Kategorie VII, die sich fiber 6 Mio. ha Amazonas- 
gebiet erstrecken. 

3. Ekuador: 1989 hat die ortliche WWF-Organisation ,,Funda- 
cion Natura" die Regierung aufgefordert, das System der 
Schutzzonen auszuweiten und mehr einheimische „bioanthro- 
pologische Reservate" zu schaffen. Verschiedene Eingebore- 
nenbewegungen organisierten daraufhin Massenproteste, und 
1992 erklarte die Regierung zusatzliche 1,1 Mio. ha in der Pro- 
vinz Pastaza zu Indianergebiet. Im Juni 1994 begriiBte der Lon- 
doner Latin America Newsletter die ekuadorianische Allianz aus 
Eingeborenen und internationalen Umweltschutzem als 
„ZukunftsmodeH" fur ganz Iberoamerika. 

Die Fundacion Natura bildet in den Naturschutzgebieten haupt- 
amtliche Mitarbeiter aus, verwaltet zwei unter Schutz stehende 



Walder und finanziert zahlreiche Umweltprojekte. Ein Teil ihrer 
Finanzen, etwa 10 Mio. $, erhielt sie laut IUCN 1988 durch ein 
Finanzgeschaft der Rubrik „Land gegen Schulden". Gemeinsam 
mit internationalen Umweltschutzgruppen setzt die Stiftung sich 
fur die Stillegung der Olindustrie des Landes ein. Im Oktober 
1994 schlug das UN-Entwicklungsprogramm UNDP vor, die zu 
Ekuador gehorenden Galapagos-lnseln im Pazifik ganzlich der 
nationalen Kontrolle zu entziehen und unter intemationale Auf- 
sicht zu stellen, um einer Verschlechterung der okologischen 
Verhaltnisse vorzubeugen. 

4. Oberes Huallaga-Tal in Peru: Dieses Tal ist das Hauptko- 
kaanbaugebiet in Peru, dem fuhrenden Kokaproduzenten der 
Welt. In diesem Tal finden sich zahlreiche Naturschutzgebiete, 
darunter der Biabo-Cordillera-Azul-Park und der Alexander-von- 
Humboldt-Nationalpark beiderseits des Huallaga-Flusses und 
seiner Drogenschmuggelrouten. Jenes Tal ist auch die letzte 
Hochburg des terroristischen Leuchtenden Pfades (Sendero 
Luminoso), der mit den Drogenhandlem eine Symbiose einge- 
gangen ist. 

5. Apurimac-Reservat in Peru: Im August 1994 entdeckte das 
peruanische Militar im 1 669 290 ha groBen Apurimac-Reservat 
am ostlichen Ufer des Ene-Flusses 300 Massengraber mit 1200 
Leichen hingeschlachteter Ashaninka-lndianer. Nach jahrelan- 
ger Versklavung waren sie von Terroristen des Leuchtenden 
Pfades, die im Reservat ihr Unwesen trieben, erwiirgt oder zer- 
stiickelt worden. 

Seit Anfang 1 988 zwangen die Narkoterroristen die widerspen- 
stigen Ashaninka-lndianer, „von Sonnenaufgang bis Sonnenun- 
tergang zu arbeiten, nahmen ihnen ihr Land, ihre Tiere und die 
wenigen Habseligkeiten weg und unterwarfen sie... langwierigen 
Umerziehungsprozessen, Bespitzelungen, Folterungen. Bei der 
geringsten Verdachtigung des .Verrats' wurden sie von Politkom- 
missaren ermordet", schrieb die peruanische Tageszeitung La 
Republica. Wenn die Ashaninka wegen Unteremahrung und 
schlechter Behandlung erkrankten, wurden sie als „Parasiten" 
ermordet. 

London stellte spatestens ab 1983, als dort die „ Revolutionary 
International Movement" (RIM) gegriindet wurde, die intematio- 
nale logistische und propagandistische Basis fur den Leuchten- 
den Pfad dar. 

RIM, eine intemationale terroristische Organisation, zu der auch 
der Leuchtende Pfad gehort, setzt sich fur den „Kampf aller Ein- 
geborenenvolker" ein. Im August 1992 Iiel3 das britische Innen- 
ministerium iiber die Independent Broadcasting Authority (IBA) 
eine glorifizierende ,,Dokumentation" iiber den Leuchtenden 
Pfad produzieren und ausstrahlen, welche anschlieBend den 
Narkoterroristen zwecks weltweiten Spendensammelns und 
Progaganda zur Verfiigung gestellt wurde. Zwei IBA-Reporter 
begleiteten den Leuchtenden Pfad auf seinen Streifziigen, um 
diesen Propagandafilm zu drehen. 

6. Bolivien: Diese bevdlkerungsarme Nation ist zum grbBten 
Ferienparadies fur ,,6kotouristen" ausersehen. Der Noel- 
Kempff-Nationalpark, eine Wildnis fast von der GroBe Bayerns 
an der Grenze zu Brasilien, ist das Herzstiick eines Plans der 
bolivianischen Regierung und von Privatleuten, durch okologi- 



51 



schen Tourismus in einem Jahrzehnt 1 Mrd. $ zu verdienen. Zu 
den auslandischen Forderern des Plans gehoren: Nature Con- 
servancy, Wildlife Conservation Society, Conservation Interna- 
tional, die New Yorker Akademie der Wissenschaften und die 
amerikanische Regierungsbehorde fur internationale Entwick- 
lung. Schon plant man, seine GroBe zu verdreifachen und so 
einen der groBten Parks Sudamerikas zu schaffen. 
7. Argentinien: Der argentinische Ableger des WWF, die Fun- 



dacion Vida Silvestre Argentina (FVSA), versucht den Bau 
einer Olpipeline in der Region Cabo Vfrgenes im tiefen Suden 
zu verhindern. FVSA schlug ein Gesetz zur Bestrafung von 
Umweltdelikten vor und entwarf ein spater angenommenes 
Gesetz, das den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der 
Landwirtschaft erheblich einschrankt. FVSA hat sich auch vor- 
genommen, die bedeutende Atom- und Luftfahrtindustrie des 
Landes zu zerstoren. 



Karte 11: Naturparks sollen Entwicklungsprojekte 
sabotieren 

Naturschutzgebiete sind zu einem groBen Hindemis fiir die Ver- 
wirklichung groBer Infrastrukturprojekte geworden, die den einzi- 
gen Ausweg aus dem katastrophalen Niedergang der sudameri- 
kanischen Wirtschaft darstellen. 

Die gleiche bewuBte Sabotage dringender Infrastrukturprojekte 
findet man auch in Nordamerika, wo groBe Flachen stillgelegten 
Landes in den westlichen US-Bundesstaaten eine sinnvolle 
Wasserbewirtschaftung, wie etwa das NAWAPA-Projekt (North 
American Water and Power Alliance), blockieren.Die folgenden 
drei Projekte haben fur Sudamerika die groBte Bedeutung: 

1. Die Panamerikanische Eisenbahn: Die vorschlagene 
Strecke dieser kontinentalen Nord-Siid-Verbindung verlauft uber 
die Darien-Schlucht nach Kolumbien, sudlich von Bogota weiter 
nach Santa Cruz in Bolivien und dann den engen Flachlandstrei- 
fens am Osthang der Anden entlang. In Santa Cruz wiirde diese 
Strecke auf schon vorhandene Linien nach Sao Paulo, Brasilien 
und Buenos Aires, Argentinien treffen. Die beiden wichtigsten 
Strecken uber die Anden wiirden von Iquitos nach Chiclayo in 
Peru und von Santa Cruz nach Arica in Chile verlaufen. 
Diese Routen werden von Naturschutzparks in Zentralamerika 
blockiert: dem angestrebten „Pantherpfad"; in der Darien- 
Schlucht; am gesamten Osthang der Anden und entlang der bei- 
den Wege uber die Anden. 

2. Ein neuer Kanal zwischen den Ozeanen: Die Welt braucht 
einen neuen Kanal auf Meeresniveau, der fur 300 000-Tonnen- 
Supertanker schiffbar ist. Es gibt zwei bevorzugte Routen. Eine 
verlauft wenig westlich vom jetzigen Kanal durch Panama. Die 




Pan-American Railroad 

= New lines 
Existing lines 



andere ist als Atrato-Truando-Kanal bekannt und fiihrt durch die 
Region der Darien-Schlucht in Kolumbien, wobei die vorhande- 
nen Flusse und Seen genutzt werden sollen. Beide Strecken 
werden von schon bestehenden oder geplanten Naturschutzge- 
bieten einschlieBlich der Darien-Schlucht und des ,,Pantherpfa- 
des" blockiert. 

3. Integration der Flusse: Das wichtigste Infrastrukturprojekt, 
das das Innere des Kontinents fiir Entwicklung und Besiedlung 
offnen konnte, ist die Integration der drei groBen FluBsysteme 
der Region: Orinoko, Amazonas und das Rio de la Plata-System. 

Wenn eine Strecke von 10 000 km fertiggestellt ist, konnten 
Schiffe auBer nach Chile in jedes Land Sudamerikas fahren. 
68% sind bereits fur mittlere Schiffe und Lastkahne befahrbar; fur 
weitere 28% sind nur geringfiigige Erweiterungsarbeiten notig. 
Nur fur 4% sind GroBprojekte erforderlich, wozu zwei groBere 
Kanale gehoren: die Verbindung des Orinoko mit dem Amazonas 
im Suden Venezuelas und die des Amazonas mit dem Parana im 
Westen Brasiliens. Beide fuhren durch Naturschutzgebiete. 



52 



Der WWF und andere Organisationen wurden am liebsten den Eisernen Vorhang wie- 
der errichten - zumindest aber „Naturschutzgebiete" zwecks Verhinderung transeu- 
ropaischer Infrastrukturprojekte. 

Europa: Zuriick zum „griinen" 
Todesstreifen? 

Von Mark Burdman 



Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Ende der 80er 
Jahre waren die Menschen uberglucklich, daB nun 
wieder zusammenkommen konnte, was fur Jahr- 
zehntegetrenntwar. Und es waroffensichtlich, daB sich ein 
wirkliches Zusammenwachsen nur mit Hilfe umfassender 
Infrastrukturprojekte wie neuen Schnellbahn- und Auto- 
bahnstrecken zwischen den verschiedenen Teilen Europas 
verwirklichen lieBe. Auf der Europaischen Eisenbahnkonfe- 
renz, die am 6. und 7. Oktober 1994 in Berlin stattfand, 
erklarte Bundesverkehrsminister Wissmann, angesichts der 
grundlegenden Veranderungen in der politischen Land- 
schaft Europas sei es notwendig, „transeuropaische Netze 
als Lebensadem zu schaffen, von Madrid bis Helsinki, von 
Paris und Berlin bis Moskau". Er unterstrich die Entschlos- 
senheit der EU zur raschen Fertigstellung der Hochge- 
schwindigkeitsstrecken in Europa. Lyndon LaRouche, des- 
sen Konzept des „produktiven Dreiecks" die weitreichend- 
ste Ausformulierung dieses Entwicklungsansatzes darstellt, 
hat jungst noch einmal die zentrale Bedeutung solcher In- 
frastrukturverbindungen hervorgehoben. 

Aber es gibt einfluBreiche Kreise, die einen genau entge- 
gengesetzten Standpunkt vertreten, etwa der World Wide 
Fund for Nature (WWF) mit dem britischen Prinzgemahl 
Philip an der Spitze. Der WWF lieferte wesentliche Beitrage 



zu einer Studie mit dem Titel Parks fur das Leben: Aktion 
Schutzzonen in Europa, die am 19. September auf einer 
Pressekonferenz in Brussel vorgestellt wurde. In dem 150- 
Seiten-Papier wird u.a. die Meinung vertreten, der Eiserne 
Vorhang habe entscheidend zur Erhaltung der Artenvielfalt 
und okologischen Reinheit in Europa beigetragen. In die- 
sem Zusammenhang wird weiterhin gegen groBangelegte 
Infrastrukturprogramme Front gemacht und gefordert, 
immer mehr Landflache sollte aus der Bewirtschaftung her- 
ausgenommen werden. 

Vielmehr sollten weite Regionen Europas in „naturliches 
Niemandsland" verwandelt und damit der „produktiven 
menschlichen Bewirtschaftung" entzogen werden. Hinter 
diesen Programmen steht der unausgesprochene Plan von 
WWF und anderen Umwelt- oder Tierschutzorganisatio- 
nen, sich mittels okologischer Vorschriften und anderer Ver- 
waltungstricks Kontrolle uber erhebliche Landflachen Euro- 
pas zu verschaffen, wie es bereits in Afrika und Iberoameri- 
ka der Fall ist. Dort vollziehen sich solche „Enteignungen" 
im Rahmen von Absprachen uber „SchuldenerlaB gegen 
Umweltschutz". 

Der „groBe alte Mann" der Umweltschutzbewegung, der 
Brite E. Max Nicholson, erklarte jungst, was der WWF jetzt 
in Europa plane, unterscheide sich nur in der GroBe von 



O-Ton WWF: „Noch vor wenigen 
Jahren teilte der Eiserne Vorhang 
Europa von der Barentsee im Norden 
bis zum Schwarzen Meer im Siiden. 
Auf ostlicher Seite bestand die Gren- 
ze aus einem gestaffelten Sperrzaun 
und einer umfangreichen Zone, zu 
der niemand Zutritt hatte, so dali 
dort die natiirliche Umwelt relativ 
intakt iiberleben konnte. Vierzig Jah- 
re lang blieb dieser Zustand unveran- 
dert und bewirkte eine eindrucksvol- 
le Wiederherstellung der Okosyste- 
me. Es ware ein grolier Verlust, soil- 
ten diese Okosysteme durch unkon- 
trollierte Eingriffe wieder verlorenge- 
hen. Das Grenzgebiet des Eisernen 
Vorhangs und seine Umgebung 
konnten zu einer Kette grenziiber- 
schreitender Schutzzonen ausgebaut 
werden." 




53 




den Entwicklungen, die in Afrika bereits in den vergange- 
nen Jahrzehnten stattgefunden haben. Die gleichen fiihren- 
den Leute, die in Afrika die Umweltschutzkampagnen 
geleitet haben, sind jetzt auch in Europa wieder dabei. 
Nicholson spielte in der Nachkriegszeit bei der Grundung 
der International Union for the Conservation of Nature 
(IUCN), die ebenfalls an der oben genannten Studie mitge- 
arbeitet hat, eine fuhrende Rolle. 

Fauna und Flora 
statt Infrastruktur 

Zunachst ein Wort zum Naturschutz. Niemand hat wohl 
etwas dagegen einzuwenden, daft besondere Gegenden als 
Naturschutzgebiete ausgewiesen werden. Doch der Bericht 
Parks fur das Leben will seine Botschaft auf besondere Wei- 
se verkaufen. Wer sich namlich gegen „Lebensparks" wen- 
det, so wird dort glauben gemacht, sei gegen das Leben ins- 
gesamt und wolle Atemluft und Trinkwasser verpesten. Der 
Bericht ist voll von Farbbildern mit den hinreiftendsten 
Naturschonheiten, die eher in einen Reiseprospekt passen - 
und wer im Reiseweltmeisterland Deutschland ist schon 
gegen Erholung und Urlaub? 

Aber das hat wenig mit der eigentlichen Absicht dieses 
Berichtes zu tun, sondern dient nur dazu, den Leser einzu- 
nehmen und auf die Weltsicht des heidnischen „Mutter- 
Erde"-Kults einzustimmen. Parks fur das Leben will die Auf- 
fassung fordern, Land und Boden durften eben nicht ent- 
wickelt, sondern miiftten in einem vormenschlichen 
„Naturzustand" belassen werden. Der Mensch mache 
ohnehin nur alles kaputt. In den Fuhrungsgremien von 
WWF und IUCN erklart man unverhohlen, die Kampagne 
richte sich gegen das jiidisch-christliche Verstandnis des 
Schopfungsauftrages, wie er im Buch Genesis mit den Wor- 
ten „Seid fruchtbar und mehret euch und fiillet die Erde und 
machet sie euch untertan" (1 . Mose 1,28) ausgedriickt sei. 



Karte 12: zeigt die heute schon bestehenden 
grenziibergreifenden Naturschutzgebiete, die 
nach Vorstellung des WWFzu einem flachen- 
deckenden Netz zusammengefaflt werden 
sollen. Erklartes Ziel ist die Sabotage der 
geplanten „Transeuropaischen Netze". 



Diese tiefere philosophische Ebene durfte beim 
oberflachlichen Lesen nicht gleich ins Auge fallen 
— was allerdings uniibersehbar ist, ist die wirt- 
schaftliche Stoftrichtung der Studie. Lapidar heiftt 
es dort: „GroGangelegte Infrastrukturprojekte 
konnen Flora und Fauna in den Naturschutzge- 
bieten schadigen oder zerstoren." Und zum 
Bereich Verkehr kann man lesen: „Die Errichtung 
eines Schutzzonennetzes innerhalb Europas wird 
durch die Tatsache behindert, daG Europa durch 
ein immer dichter werdendes StraBennetz in klei- 
ne Teile zerschnitten wird. Neue und ausgebaute 
Straften bedrohen viele Schutzgebiete. Einige der 
Vorhaben sind Teil strategischer Verkehrswege in 
Europa und werden von der internationalen 
Finanzwelt unterstutzt. Die Kanalisierung von 
Flussen gefahrdet die FluGfeuchtgebiete, und die 
Trassen, die fur Hochgeschwindigkeitsschienenwege vorge- 
sehen sind, konnten wichtige Lebensraume beeintrachti- 
gen." Die Regierungen sollten ihre Verkehrspolitik in Stad- 
ten und landlichen Gebieten im Sinne eines „tragfahigen 
Verkehrs" uberdenken. 

Mit diesem ideologisch verzerrten Bild eines Europas, 
dessen „jungfraulicher Boden" nicht durch menschliche 
Eingriffe befleckt werden durfe, stellen sich der WWF und 
die anderen Befiirworter grenzuberschreitender Natur- 
schutzgebiete v direkt gegen die Verkehrspolitik der Europai- 
schen Union (EU), wie sie auf Korfu und Kreta diskutiert 
und beschlossen wurde. Ein Blick auf die Karte zeigt, daft 
die vorgeschlagenen Naturschutzgebiete fast genau den 
vorrangigen Ost-West-Verkehrskorridoren entsprechen, wie 
sie die EU verwirklichen will. Die meisten Naturschutzge- 
biete sollen keineswegs zufallig im Grenzbereich Deutsch- 
lands, Osterreichs, Tschechiens und der Slowakei entste- 
hen, wo die neuen Bahntrassen vernunftigerweise hin- 
durchfuhren sollen. Wenn dann noch samtliche „wertvol- 
len Lebensraume" fur Tiere und Pflanzen aufgezahlt wer- 
den, bleibt Jeider" kein Raum fur die Verkehrswege mehr 
ubrig. 

Die einzelnen Naturschutzgebiete warden dabei noch 
nicht einmal das Hauptproblem darstellen, aber der WWF 
und seine Verbiindeten wollen die verschiedenen Schutz- 
gebiete durch Korridore miteinander „vernetzen". Durch 
„vorgelagerte Bereiche" urn die Schutzgebiete herum sowie 
durch „Verbindungen zwischen den Schutzgebieten und 
den umgebenden Regionen" soil praktisch jede produktive 
Nutzung auch der weitraumigen Umgebung der Schutzge- 
biete unmoglich gemacht werden. 

In dem Bericht heiftt es, in Europa gebe es bereits ein 
komplexes System von 10-20 000 Schutzgebieten. „Zwar 
wurde seit 1982 eine Flache von 10 Mio. ha, das entspricht 
einem Gebiet grower als Ungarn, zusatzlich als Schutzge- 
biet ausgewiesen, doch viele europaische Staaten verfiigen 
uber weitere umfangreiche naturliche oder halbnaturliche 



54 



Geldgeber des WWF-Deutschland 



Die Umweltstiftung WWF-Deutschland finanziert 
sich zum groGen Teil durch Erbschaften (allein 17 
im Jahre 1 993) und GroGspenden von Stiftungen, 
Privatuntemehmen und offentlich-rechtlichen Ein- 
richtungen.lm Jahresbericht 1993 werden als geld- 
gebende Stiftungen aufgefuhrt: Bremer Naturschutz- 
stiftung, Commerzbank-Stiftung, Dr. Michael Otto- 
Stiftung fur Umweltschutz, Gerhard-Fischer-Stif- 
tung. Spenden in Form von Dienstleistungen, Sach- 
spenden oder Spenden ab DM 1 000 kamen 1 993 
u.a. von den Brauereien Bitburger und Hannen, der 



Bayerischen Landesbank, der Sparkasse und der 
Stadtwerke in Bremen, der Bausparkasse Schwa- 
bisch Hall AG, Volkswagen AG, Daimler Benz AG, 
Deutsche Shell AG, IBM Deutschland GmbH, C & 
A, der Deutschen Bahn AG und der Deutschen Luft- 
hansa AG, der Deutsches Reiseburo GmbH, dem 
TV-Sender Sat.1, dem Schroedel Schulbuchverlag 
und der Brockhaus Investionsgesellschaft mbH, 
sowie der YTONG Rhein-West GmbH. AuGerdem 
zahlt dazu ein Unternehmen namens „AOK - Die 
Gesundheitskasse". 




Karte 13: Von der EU erarbeiteter Entwurf des zukiinftigen europaischen Schienennetzes mit den Prioritatsstrecken in 
Mittel- und Osteuropa („Transeuropaische Netze"). 



55 



Vegetationsgebiete mit hoher Artenvielfalt, die ebenfalls 
unter Naturschutz gestellt werden sollten. Trotz vieler Pro- 
bleme sind die Aussichten fur Naturschutzgebiete in Euro- 
pa besser als in vielen anderen Teilen der Welt — und bes- 
ser, als sie noch vor wenigen Jahren waren. Jetzt ist eine 
gute Zeit, neue Schutzgebiete zu erhalten, zu schaffen und 
auszudehnen, um in vielen Gebieten die Natur wieder in 
ihren Urzustand zuruckzuversetzen, wo sie teilweise oder 
ganz zerstort wurde. Die Zeit ist reif, diese Gelegenheit 
beim Schopf zu packen", heiftt es in dem Bericht. Der 
Anteil von Schutzgebieten in Europa liegt derzeit bei etwa 
8% der gesamten Landflache gegenuber 5% weltweit. 



Der Eiserne Vorhang 



Die Einstellung der Autoren wird besonders deutlich, 
wenn sie den Eisernen Vorhang der Nachkriegszeit als 



„6kologisch wertvolle" Realitat bezeichnen. Unter der 
Uberschrift „Die Moglichkeiten grenzuberschreitender 
Schutzgebiete entlang dem fruheren Eisernen Vorhang" 
kann man lesen: „Noch vor wenigen Jahren teilte der Eiser- 
ne Vorhang Europa von der Barentsee im Norden bis zum 
Schwarzen Meer im Suden. Auf ostlicher Seite bestand die 
Grenze aus einem gestaffelten Sperrzaun und einer um- 
fangreichen Zone, zu der niemand Zutritt hatte, so daG 
dort die naturliche Umwelt relativ intakt uberleben konnte. 
Vierzig Jahre lang blieb dieser Zustand unverandert und 
bewirkte eine eindrucksvolle Wiederherstellung der Oko- 
systeme. Es ware ein grower Verlust, sollten diese Okosy- 
steme durch unkontrollierte Eingriffe wieder verlorenge- 
hen. Das Grenzgebiet des Eisernen Vorhangs und seine 
Umgebung konnten zu einer Kette grenzuberschreitender 
Schutzzonen ausgebaut werden. Die Initiative ,Okologi- 
sche Ziegelsteine' hat sich gebildet, um diese Gelegenheit 
zu nutzen. Sie hat bereits 26 mogliche Schutzzonen ausge- 




Karte14: 

WWF-Naturschutzprojelcte 
in Deutschland 



56 



macht, von denen die meisten im Gebiet des fruheren Eiser- 
nen Vorhangs liegen", meinen die Autoren. 

Im Zusammenhang damit setzen sich der WWF und die 
IUCN zusammen mit anderen Organisationen gegeniiber 
mittel- und osteuropaischen Landern dafur ein, den Tausch 
„Schulden fur Umwelt" auszudehnen. Dies, so die Studie, 
konnte neue Finanzierungswege fur Naturschutzgebiete 
eroffnen. „Okologische" Uberlegungen sollen bei der Land- 
und Raumordnung im gesamten frOheren kommunistischen 
Bereich ein viel grofteres Cewicht erhalten. 



Stillstand in Europa? 



Europa habe den Vorteil, heilit es an anderer Stelle, daft sei- 
ne Bevolkerung stabil und relativ wohlhabend sei. Auch sei 
die Unterstutzung fur den Umweltschutz sehr hoch. „Viele 
halten eine einzig vom Standpunkt des Menschen ausge- 
hende Anschauung nicht fur die einzig gultige Sicht der 
Umwelt. Andere Arten haben auch ein Existenzrecht, und 
Schutzgebiete gehoren zu den wesentlichen Moglichkeiten, 
ihr Uberleben zu ermoglichen ... Entwicklung ist in Europa 
keine universelle Notwendigkeit, und einige Regionen des 
Kontinents sollten der Natur und dem naturlichen Wechsel 
uberlassen werden", heilit es weiter. 

Auch wenn die letzte Aussage sehr absonderlich klingt, 
stimmt sie doch vollig mit den Vorstellungen E. Max 
Nicholsons und anderer fuhrender lUCN-Mitglieder ube- 
rein. Hier kommt die eher „buddhistische" oder „taoisti- 
sche" Auffassung vom Boden und seiner Nutzung zum Aus- 
druck, die auch heute noch im weiten Teilen Asiens vor- 
herrscht. Im Mai 1995 soil auf SchloB Windsor eine grofte 
intemationale Konferenz zum Thema „Religion und 
Umweltschutz" stattfinden, wo uber diese und ahnliche 
neuheidnische „Mutter-Erde"-Vorstellungen diskutiert wer- 
den wird. Der ,,1001 Nature Trust" veranstaltet derzeit eine 
umfangreiche Asienreise nach Malaysia, Laos und Vietnam, 
die den gleichen Zielen dient. Zudem verfolgen WWF und 
andere Gruppen langfristige Plane, sich umfangreichen 
Grundbesitz in Asien anzueignen. 

Es uberrascht daher keineswegs, daft auch der intensive 
Landbau zunehmend ins Visier der Umweltgruppen gerat. 
Die derzeitige Sparpolitik biete einzigartige Moglichkeiten, 



heiftt es in der Studie, die Produktionsintensitat zu verrin- 
gern und Land aus dem Anbau herauszunehmen, indem 
„naturliche Lebensraume" in groftem Malistab wiederher- 
gestellt, erhalten und geschaffen werden. Gleichzeitig eroff- 
neten sich gute Chancen, in Ost- und Mitteleuropa den 
Umweltschutz direkt in die Landwirtschafts- und Raumord- 
nungspolitik aufzunehmen. In Europa sollte die Landwirt- 
schaft immer mehr unter dem touristischen Gesichtspunkt 
von „Ferien auf dem Bauemhof" gesehen werden. 

Bevolkerungswachstum 
iiberal I stoppen 

Die Autoren der Studie behaupten, die in der Studie enthal- 
tenen Ideen seien eine Umsetzung der auf dem sogenann- 
ten „Erdgipfel" in Rio de Janeiro gefaftten Beschlusse. „Der 
Erdgipfel vom Juni 1992", schreiben sie, „erklarte, die 
Menschheit stunde an einem entscheidenden geschichtli- 
chen Moment... eine globale Partnerschaft ist erforderlich, 
um ,tragbares Wachstum'zu erreichen." Gleichzeitig musse 
sich die Politik an dem Bericht Sorge um die Erde orientie- 
ren, der im Oktober 1991 von der IUCN, dem WWF und 
der UN-Umweltbehorde als Vorbereitungsdokument fur 
den Erdgipfel erstellt worden war. Darin wird eine neue 
Ethik gefordert, die von der Notwendigkeit ausgehen mus- 
se, die Erde, die jetzt an die Grenzen ihrer Tragfahigkeit 
gekommen sei, nicht zu uberlasten. 

In dem Bericht heiBt es: „Die Erde hat Grenzen, die auch 
mit der besten vorstellbaren Technologie nicht unendlich 
ausgedehnt werden konnen. Um innerhalb dieser Grenzen 
leben zu konnen und zu erreichen, daft diejenigen, die jetzt 
wenig haben, bald uber mehr verfugen, mussen zwei Dinge 
getan werden: Das Bevolkerungswachstum muB uberall 
gestoppt und die reichen Lander mussen den Verbrauch 
ihrer Rohstoffe stabilisieren oder in einigen Fallen sogar ver- 
ringern." 

Wenn nach der Logik des „Lebensparks" immer weniger 
Land bebaut wird und die Infrastruktur zerfallt, werden als 
Folge dieser menschen- und fortschrittsfeindlichen Ideolo- 
gic von WWF und IUCN tatsachlich die „Grenzen der Trag- 
fahigkeit" bald erreicht sein und immer weniger Menschen 
uberleben konnen. 



Die Fuhrungsspitze des WWF-Deutschland 



Die Umweltstiftung WWF-Deutschland hat vier 
Organe: den Stiftungsrat, den Vorstand, die 
Geschaftsfuhrung und den wissenschaftlichen Bei- 
rat. 

President des Stiftungsrates ist Casimir J. Prinz zu 
Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Stellv. President ist 
Generalkonsul Bruno H. Schubert. Unter den 25 
Mitgliedern fallen folgende Namen auf: Dr. Micha- 
el Otto, Prof. Dr. Dieter Spethmann, Dr. h.c. Alfred 
Toepfer, Carl-Albrecht von Treuenfels, Friedrich W. 
Fiirstzu Wied. 



Im Vorstand sitzen Hans J. Lange, Prof. Dr. Josef 
Reichholf, Generalkonsul Bruno H. Schubert, Carl- 
Albrecht von Treuenfels (Vors.). 

Zum Wissenschaftlichen Beirat zahlen u.a.: Dr. 
Hans Bibelriether, Nationalparkverwaltung Bayri- 
scher Wald, Grafenau; Dr. Hans Dieter Knapp, 
Internationale Naturschutzakademie Insel Wilm, 
Riigen; Prof. Dr. Josef Reichholf, Zoologische Staats- 
sammlung, Abt. Faunistik und Okologie (Vors.); 
Prof. Dr. Gerhard Trommer, Fachbereich der Johann 
Wolfgang Goethe-Universitat, Frankfurt a.M. 



57 



Der Plan, Austral ien zu zerteilen 



Wirksamster Hebel gegen die Souveranitat Australi- 
ans ist der australische Arm von Prinz Philips 
internationaler „Ureinwohner"-Organisation, die 
Bewegung fur die „Landrechte der Ureinwohner". Ein Blick 
auf die Karte zeigt in der Mitte Australiens einen beinahe 
ununterbrochenen Landstreifen, der von der Nordkuste bis 
zur Siidkuste mitten durch den Kontinent verlauft. In einem 
grolien Teil davon braucht man allein fur das Betreten des 
Gebiets eine Genehmigung des lokalen Rats fur Aborigines- 
Gebiete. Australiens 250 000 Ureinwohner, etwa 1,5% der 
17 Mio. Australier, verfugen gegenwartig uber 15% der 
gesamten Landflache und erheben Anspruch auf weitere 
10%. 

Dieses gro&e Areal ware die Grundlage fur einen „Urein- 
wohnerstaat", der Austral ien in zwei Teile spalten wiirde. 
Einen solchen Staat fordern die Synode der Vereinigten Kir- 
chen (die einfluftreichste religiose Korperschaft des Landes), 



Befreiungstheologen, die dem Weltkirchenrat nahestehen, 
und die kommunistisch gepragte Aborigines-Landrechtsbe- 
wegung. Solche „souveranen Aborigines-Republiken" wur- 
den bereits auf der 4. und 6. Konferenz der Kommunisti- 
schen Internationale in den 20er Jahren gefordert und sind 
seitdem linke Standardforderungen. Wenn man das unter 
Vorwand verschiedener Griinde fur Wild- oder Naturschutz 
ausgewiesene Gebiet hinzurechnet, macht das jetzt oder in 
naher Zukunft aus dem Verkehr gezogene Gelande (nicht 
alles ist auf unserer Karte eingezeichnet), mindestens 32% 
des Kontinents aus. 

Am 3. Juni 1992 entschied der Oberste Gerichtshof des 
Landes im Rechtsstreit Eddie Mabo vs. Queensland, daft das 
australische Recht den Landanspruch der Ureinwohner 
anerkennt. Die bisherige Rechtsgrundlage, die bis ins Jahr 
1788 zuriickgeht und wonach Australien vor der Ankunft 
der Briten ferra nullus (Land ohne Besitzer) war, wurde 




Gesamtflache 7 682 000 km 2 
Schutz- unci 

Ureinwohnergebiete 1 686 000 km 2 

Anteil der letzteren 21,9% 



V 



Karte 15 

Schutzgebiete* in Australien 

* Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben 
siehe Seite 27. 




H Schutzgebiete 

D Ureinwohnergebiete 

Von Ureinwohnem 
Ei3 beanspruchte Gebiete 



58 



abgeschafft. Theoretisch ist damit kein Besitz auf dem Kon- 
tinent mehr sicher. 

Zusatzlich zu privaten Spenden der „blaublutigen", ang- 
lophilen Australier, wie sie im Vorstand der Australian Con- 
servation Foundation (Austral ische Naturschutzstiftung) und 
des WWF-Australien sitzen, gibt die „Aboriginal and Torres 
Straights Islanders Commission" (Kommission fUr Aborigi- 
nes und Einwohner der Torres-lnseln, ATSIC) pro Jahr 2,2 
Mrd. $ fOr „Ureinwohnerrechte" aus, wovon die Ureinwoh- 
ner selbst jedoch nur wenig sehen. 

Aufter dem von Aborigines beanspruchten Land wurden 
grofte Teile Australiens unter dem Vorwand des „Natur- 



schutzes" oder der Erhaltung von „Weltkulturerbe" und 
„Wildnis" sowie unzahliger anderer Bezeichnungen aus 
dem Verkehr gezogen. Uber 1,2 Mio. von insgesamt 
7 682 427 km 2 Australiens 

fallen unter eine dieser Bezeichnungen. Die staatliche 
Australian Heritage Commission (Kommission fur das kultu- 
relle Erbe Australiens), die ebenso wie die Naturschutz- 
behorde eine konstituierende Korperschaft der intemationa- 
ien Naturschutzunion ist, vermeldete 1992 uber 10 520 
„Schutzgebiete". In ihrem Jahresbericht fur 1992-93 
erscheinen bereits 1 8 000 solcher Gebiete und 1 576 weite- 
re, die beantragt sind. 



Pol Pot als Naturschiitzer 



Pol Pot, der Fuhrer der Roten Khmer in Kam- 
bodscha, gilt in den Kreisen von Edward („Ted- 
dy") Goldsmith, einem fuhrenden Mann des 
World Wide Fund for Nature, als vorbildlicher 
Umweltschiitzer. Wahrend der vierjahrigen 
Herrschaft der Roten Khmer in Kambodscha 
1975-79 wurden schatzungsweise 3 Millionen 
Menschen aus einer Gesamtbevolkerung von 7 
Millionen entweder ermordet, oder sie starben 
an Hunger und Erschopfung. 

Der Journalist Patrick Wright schrieb im Lon- 
doner Guardian, daS Teddy Goldsmith (dessen 
Bruder James Goldsmith Geschaftspartner des 
Finanziers und fanatischen LaRouche-Gegners 
John Train ist) Anfang der 70er Jahre einem 
Jager und Sammler"-ldeal anhing. Das habe 
1972 zur Veroffentlichung des „einfluftrei- 
chen" Buchs Blueprint for Survival (Der Ober- 
lebensplan) gefuhrt. Wright berichtet: „Wie 
andere, die die Aufklarung als rational istisch, 
mechanistisch und vollkommen untragbar ab- 
lehnten, waren auch Mitglieder dieses fatalisti- 
schen Kreises zu bizarren und erbarmlichen 
Schluftfolgerungen fahig. 

Sie sahen voraus, daB Polizei und Gerichte 
bei der Oberwachung der zu erwartenden 
Umwalzungen eine bedeutende Rolle spielen 
wurden, bezeichneten Rassentoleranz als Sym- 
ptom kulturellen Niedergangs und gingen 
sogar so weit, Pol Pots Rote Khmer als Pioniere 
einer dezentralisierten, landlichen Gesellschaft 
zu loben." 



Von den Roten Khmer beherrschte Gebiete in 
Kambodscha wurden Anfang der 90er Jahre 
dem Mandat des World Wide Fund for Nature 
unterstellt, und Pol Pot schwang sich zum 
Umweltschutzer auf. Am 31. Januar 1991 
schrieb James Pringle in der Bangkok Post iiber 
den Massenmorder: „Pol Pot, der beruchtigte 
Fuhrer der Roten Khmer, hat die Kambodscha- 
ner aufgerufen, bedrohte Arten zu schutzen. 
Naturlich meint er damit Kambodschas abneh- 
menden Wildbestand, obwohl wahrend der 
Herrschaft der Roten Khmer die gefahrdetste 
Art hierzulande der Mensch war." 

Pol Pot setzte seine Worte in die Tat um und 
erlieS eine Verordnung, die den Kambodscha- 
nern das Toten von Vogeln und andere Tieren 
aus welchem Grund auch immer verbietet - 
was vermutlich auch das Toten fur Ernahrungs- 
zwecke einschlieBt. 

„Einer der engsten Vertrauten des Fiihrers der 
Roten Khmer, Ta Mok, der wegen seiner extre- 
men Grausamkeitbei den Kambodschanern als 
,der Schlachter' bekannt ist, ist jetzt ebenfalls 
auf okologische Fragen und den Schutz 
bedrohter Arten ganz versessen", berichtete 
Pringle. Jeder, der an der Nordgrenze Kam- 
bodschas, in dem Ta Mok unterstehenden 
Gebiet, gegen Pol Pots ,grune' Verordnung ver- 
stoftt, kommt vor ein Dschungelgericht und 
wird in der Regel zu vier Tagen Zwangsarbeit 
verurteilt, die darin besteht, Umzaunungen fur 
Tierschutzgebiete aufzustellen." 



59 



Es folgtdas abschlieBende Kapitel unserer „Darstellung der Sachlage fur die Schoffen' 

Ein dynastischer Zyklus geht zu Ende 

Von Lyndon H. LaRouche 



Die hiervorgelegten Beweise sollten die kriminellen 
Absichten der Beschuldigten hinreichend belegen. 
Um uber die erforderlichen Maftnahmen zur Wie- 
dergutmachung des angerichteten Schadens zu entschei- 
den, mussen vierweitere Faktoren in Betracht gezogen wer- 
den. 

Mancher von Ihnen wird mit diesen zusatzlichen Tatsa- 
chen einige Schwierigkeiten haben; es ist jedoch unum- 
ganglich, diese zu uberwinden. Die Schwierigkeiten riihren 
daher, daft diese Punkte zwar alle historisch belegt sind, 
aber mit verbreiteten hergebrachten Vorstellungen in Kon- 
flikt geraten. Auch gebildete, gutwillige Menschen sind 
eben fur die gefahrliche Lage der Menschheit mitverant- 
wortlich, indem sie durch ihr Nichtwissen oder Aufteracht- 
lassen der folgenden vier Faktoren dazu beigetragen haben, 
daft jene Ubel, welche die derzeitige globale Krise herauf- 
beschworen, so uberhand nehmen konnten. 

Die ernste Krise verlangt von uns, nicht lediglich einige 
ausgewahlte Siindenbocke zu bestrafen, sondern uns ein 
Urteil zu bilden, das sich auf die Losung des vor uns liegen- 
den Problems konzentriert. Zum ersten ist es unter den 
gegebenen Umstanden die Pflicht der Schoffen, die began- 
genen Verbrechen im historischen Zusammenhang zu ver- 
stehen: Wir befinden uns in der Endphase eines „dynasti- 
schen Zyklus'" der europaischen Geschichte, der etwa 500 
Jahre umfaftte. 

Um das Wesen des gegenwartigen Zusammenbruchs der 
weltweiten politischen und finanziellen Ordnungzu verste- 
hen, muft man den Aufstieg der europaischen Zivilisation 
zur fuhrenden Weltkultur in den vergangenen 600 Jahren in 
den zeitlich grofteren Rahmen ahnlicher, fruherer Zyklen 
von Aufstieg und Fall ehemals dominierender Kulturen stel- 
len. Alle diese Zyklen sind nur zu verstehen, wenn man den 
zweiten und dritten Faktor sowie die Wechselwirkungen 
zwischen ihnen nicht aufter acht laftt. 

Der zweite zu berOcksichtigende Faktor betrifft die beson- 
dere Natur der menschlichen Gattung, die in den vergange- 
nen sechs Jahrhunderten besonders deutlich im Unter- 
schied zwischen menschlicher und tierischer Demographie 
hervorgetreten ist. Die Menschheit ist die einzige Gattung, 
die willentlich ihre potentielle relative Bevolkerungsdichte 
erhohen kann — eine besondere Fahigkeit des Individu- 
ums, die sich am direktesten und offensichtlichsten im Ein- 
fluft axiomatisch-revolutionarer wissenschaftlicher Ent- 
deckungen von Naturgesetzen auf die produktiven Fahig- 
keiten der Arbeitskraft ausdruckt. 1 Das Erbe der Renais- 
sance belegt deutlicher als irgendein fruherer Abschnitt der 



Geschichte, daft die menschliche Natur im schopferisch- 
geistigen Potential des Individuums liegt. Dieses Men- 
schenbild steht der empiristischen Definition der „mensch- 
lichen Natur" in der modernen britischen, oligarchischen 
Tradition axiomatisch diametral entgegen. 2 

Nur vom Standpunkt dieses zweiten Faktors wird die 
Bedeutung des dritten, des Oligarchentums, praktisch ver- 
standlich. Dieser Konflikt zwischen dem mosaischen Men- 
schenbild, das den Menschen als Ebenbild Gottes betrach- 
tet, 3 und dem bestialischen Menschenbild"des Oligarchis- 
mus liegt den „dynastischen Zyklen" der Geschichte und 
Vorgeschichte ursachlich zugrunde. So gesehen ist die 
gegen die Renaissance gerichtete „Aufklarung" ein moder- 
nes, aber durchaus folgerichtiges Beispiel derselben Art des 
Oligarchismus, der den Untergang Babylons und Roms ver- 
ursachte. 

Schlieftlich muft man noch ein viertes historisches Fak- 
tum berucksichtigen. Man sollte eine Vorstellung davon 
haben, was die Errungenschaften der modernen europai- 
schen Zivilisation sein konnten, wenn sich der Impuls der 
Renaissance ungehindert entfalten konnte. 

Dazu konzentriere man sich zunachst auf die Verande- 
rungen der Politik (den „kulturellen Wertewandel"), die 
unseren Planeten in den vergangenen 30 Jahren an den 
Rand des Abgrunds eines „neuen finsteren Zeitalters" 
gefuhrt haben. Der beruhmte Aphorismus warnt, „das Kind 
nicht mit dem Bade auszuschutten": Die Errungenschaften 
der vergangenen sechs Jahrhunderte mussen aus den Trum- 



1 . Siehe Lyndon LaRouche, jr., Was Sie schon immer uber Wirtschaft wissen wollten!, 
Dr. Bottiger-Verlags-GmbH, Wiesbaden, 1985. Siehe auch Christentum und Wirt- 
schaft, Dr. Bottiger Verlags-GmbH, Wiesbaden, 1992. 

2. Mit anderen Worten, das Menschenbild des Empirikers, wie es der Eheberater 
Heinrichs VIII., Francesco Zorzi, in seiner Harmonia Mundi (1 525) vorstellt, oder wie 
es in den rosenkreuzerisch beeinflu&ten Dogmen der englischen Proteges Paolo Sar- 
pis, wie Francis Bacon und Robert Fludd sowie in den Schriften von Thomas Hobbes, 
in John Lockes Dogma vom „Sozialvertrag" oder bei den Vertretern der „Veneziani- 
schen Partei" in England, namlich David Hume, Adam Smith und Jeremy Bentham 
oder im Utilitarismus eines John Stuart Mill u.a. zu finden ist. Diese empiristische 
Lehre von der „menschlichen Natur", die sich gegen das Christentum richtet, ist 
ansonsten unter dem Begriff der Aufklarung des 1 7. und 1 8. Jahrhunderts bekannt; 
dazu gehoren nicht nur die Fraktion der Cegner Leibniz', wie Voltaire, Maupertuis, 
Algarotti, Euler u.a. in Paris und an der Berliner Akademie Friedrichs des CroKen, 
sondern auch Immanuel Kant, die Romantiker des 19. Jahrhunderts und die Positivi- 
sten. 

3. Uber die Auslegung von Genesis 1 :26-28, siehe Philon von Alexandria, Uber die 
Weltschopfung, in Werke, dt. Ubers., Walter de Cruyter & Co., Berlin, 1 964. Der hier 
entwickelte Gesichtspunkt beriicksichtigt, dal? Philon, ein Zeitgenosse Christi und der 
Apostel, der auch zeitweise dem Apostel Petrus in der Auseinandersetzung gegen die 
Mitra-Cnostiker von Simon Magus u.a. zur Seite stand, maftgeblich dazu beitrug, das 
mosaische Erbe wiederzubeleben. Seine Sicht gibt das mosaische Erbe wieder, das 
man bei den christlichen Aposteln, darunter Johannes und Paulus, findet. 



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mem des von London beherrschten Wahrungs- und Finanz- 
systems geborgen werden. Dieses Bild sollten die Schoffen 
vor Augen haben, urn dann eine Entscheidung zu fallen, die 
mit dem heilenden Prinzip der Gerechtigkeit im Einklang 
steht. 

Ursprung, Aufstieg und Fall 
des britischen Empire 4 

Die wirtschaftliche und finanzielle Krise, die den ganzen 
Planeten zu erfassen beginnt, ist Ausdruck der Endphase 
eines etwa 500 Jahre dauemden Zyklus' der europaischen 
Geschichte. 

Dieser Zyklus begann nach der vorubergehenden Nieder- 
lage Venedigs als dominierende politische, Finanz- und 
Seemacht, die sich aus dem Zusammenbruch des heute 
„l_ombard-Schuldenblase" genannten Systems entwickelte. 
Damals sturzte ganz Europa in ein „finsteres Zeitalter". Die- 
ser neue Zyklus, der im 1 5. Jahrhundert begann, war durch 
den Konflikt zwischen den beiden Kraften gepragt, welche 
damals in der europaischen Kultur vorherrschten. 

Auf der einen Seite standen die Krafte der goldenen 
Renaissance, die sich urn Kardinal Nikolaus von Kues und 
das Konzil von Florenz von 1439-40 sammelten. Ihnen 
stand die wiedererstarkende Macht der aristokratischen und 
finanziellen Oligarchie Europas mit Venedig als Zentrum 
entgegen. Seit der Zeit des Konzils, besonders nach dem 
Krieg der Liga von Cambrai gegen Venedig zu Beginn den 
15. Jahrhunderts, 5 ist die gesamte Geschichte — in Europa 
und weltweit — von dem kulturellen Konflikt zwischen 
dem Einflufs der Renaissance und der ihr entgegenwirken- 
den Krafte der von Venedig initiierten sogenannten „Auf- 
klarung" gepragt. 

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als der gegenwartige 
„dynastische Zyklus" zuerst definiert wurde, war die strate- 
gische Lage folgendermaGen. 

Der intellektuelle Einfiufe der Renaissance ging auf die 
philosophische Begrundung der modernen Nationalstaaten 
und der modernen Wissenschaft durch Nikolaus von Kues 
zuriick; er zeigte sich beispielhaft an solchen Geistesriesen 
wie Leonardo da Vinci, Erasmus von Rotterdam und Raffae- 
lo Sanzio. Weil man in Italien selbstzu keiner Losung kam, 
entstand der erste moderne Nationalstaat in Frankreich 
unter Konig Ludwig XI. (1461-83). Dessen Erfolg ermutigte 
Bewegungen mitahnlichen Zielen in England und Spanien, 
zu denen die Oratorianer und andere Kreise der Renais- 
sance um Leonardo, Erasmus und Raffael in vielfaltiger 
Weise beitrugen. 

Die nachfolgende, zugegebenermalien unstabile Allianz 
zwischen Konigin Isabella von Spanien, dem Tudor-England 
Heinrichs VII. und der Hinterlassenschaft Ludwig XI. in 
Frankreich 6 bildete zusammen mit dem Vatikan das Ruck- 
grat der Allianz gegen Venedig: der Liga von Cambrai. 
Genau in dem Augenblick, als die Eroberung Venedigs 
durch die Alliierten in diesem Krieg unmittelbar bevorstand 
— was seine weitreichende Macht und Fahigkeit zur Aus- 
beutung fur immer gebrochen hatte — , gelang es Venedig, 
einige Alliierte zu korrumpieren; die Liga von Cambrai wur- 
de aufgelost. Venedig nutzte den so gewonnenen Freiraum, 
die Allianz zwischen Frankreich, Spanien und Tudor-Eng- 



land zu spalten. Dies gelang Venedig mit Hilfe Anne 
Boleyns, die durch ihre Verfuhrungskunst Konig Heinrich 
VIII. aufreizte und zu Ma&nahmen verleitete, die von 1527 
an zu einem bestandigen Krieg zwischen Frankreich, Spani- 
en und England fuhrten, bis Frankreich nach dem Wiener 
KongreS von 1815 kulturell von England unterworfen wur- 
de. 

So begann der heute zu Ende gehende 500jahrige histori- 
sche Zyklus. 

Venedig hatwahrend dergesamten Zeit als politische und 
finanzielle Macht immer versucht, so viel wie moglich aus 
jeder Nation, die es diplomatisch und finanziell in den 
Wurgegriff bekommen konnte, herauszupressen. Diese 
Uberlegung und die Absicht Venedigs, die europaischen 
Machte weiterhin gegeneinander aufzuhetzen, sind die Zie- 
le des groften Einflusses, den Venedig seit Anne Boleyns 
Flirt mit Heinrich VIII. bis 1582 in England aufbaute. 

Nachdem die radikale Fraktion Paolo Sarpis (die Giovani) 
1582 uber Venedigs Traditionalisten (die Vecchi) gesiegt 
hatte, anderte sich das Verhaltnis zwischen Venedig und 
London. Sarpis Mehrheitsfraktion strebte eine Verlagerung 
der Operationsbasis der venezianischen Oligarchie aus 
dem strategisch verwundbaren Venedig in eine neu zu 
schaffende „venezianische" Seemacht in den nordlichen 
protestantischen Landern an, wahrend sich eine Minderheit 
darauf konzentrierte, weiterhin aus den verschiedenen 
Fraktionen der nominell katholischen Gegenreformation im 
SCiden heraus zu operieren. Sarpis Fraktion wahlte London 
als zukunftiges Zentrum eines neuen „Venedig des Nor- 
dens". 

Nach dem blutigen Machtkampf der letzten zwei Jahr- 
zehnte des elisabethanischen England bestieg der Kandidat 
der Sarpi-Fraktion (d.h. Cecil), Jakob VI. von Schottland als 
Jakob I. den britischen Thron; dies war der erste formale 
Schritt, in London ein „neues Venedig" als globale See- und 
Finanzmacht zu errichten, wie Venedig selbst sie im 1 2.-1 4. 
Jahrhundert im Mittelmeerraum gewesen war. 

In der Zeit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, 
besonders seit der Thronbesteigung Wilhelms von Oranien 
1688-89, wurde der Begriff „venezianische Partei" allge- 
mein zur Beschreibung der Liberalen Partei Englands und 
des Vereinigten Konigreichs verwendet. Diese neue Form 
britischer Herrschaft war nicht vom englischen Volk erfun- 
den worden; sie wurde von oben durch Tauschung, Verrat 
und Gewalt errichtet. Mit der Niederlage der Tory-Oppositi- 
on gegen die venezianischen Liberalen in den letzten 
Regierungsjahren Konigin Annes wurde die englische Sou- 
veranitat zerschlagen, als „Mister Welf", auch bekannt als 
Georg Ludwig von Hannover — hinter dem Venedigs Spio- 
nagechef Antonio Conti stand — als Konig Georg I. den 
neugeschaffenen britischen Thron bestieg. 

Nachdem 1760 William Petty, zweiter Earl of Shelbume, 



4. Die folgende Beschreibung des gegenwartigen dynastischen Zyklus ist eine Zusam- 
menfassung der Fakten, die Lyndon LaRouche in seiner Schrift How Bertrand Russell 
Became an Evil Man darlegt (Fidelio, Washington, D.C, Herbst 1 994). 

5. 1508-10. 

6. An die Adresse der Kritikaster: Die politischen Unterschiede zwischen dem Natio- 
nalstaat Ludwigs XI. und dem Riickfall Karls VII. (von Frankreich) in dynastische Spie- 
le aus der Zeit vor der Renaissance braucht im Rahmen dieser Zusammenfassung 
nicht untersucht zu werden. 



61 



die Nummer Eins der an Einfluft den Thron noch ubertref- 
fenden Ostindiengesellschaft, an die Macht gelangte, setz- 
ten die Agenten Venedigs die intellektuelle „Umerziehung" 
der britischen Liberalen fort. Diese Umerziehung bestand 
hauptsachlich in dem, was man heute irrefuhrenderweise 
als „britischen philosophischen Radikalismus des 19. Jahr- 
hunderts" oder einfach als „radikalen Empirismus" bezeich- 
net. Typische Vertreter dieses venezianischen Dogmas sind: 
Adam Smith, Okonom und Politiker; Jeremy Bentham, 
Grunderdes britischen Geheimdienstes und fuhrender Kopf 
des jakobinischen Terrors in Frankreich; der von Shelburne 
handverlesene Historiker Edward Gibbon; und der beruhm- 
te Plagiator der Schriften des Venezianers Giammaria Ortes 
uber Bevolkerungskontrolle, Thomas Malthus. 

1814 erreichte die venezianische Partei Groftbritanniens 
ihr unmittelbares Ziel der Unterwerfung Frankreichs. 
Danach bereitete sie sich auf die nachsten Aufgaben vor: 
die ehemaligen britischen Alliierten, Metternichs Heilige 
Allianz, mittels Subversion durch die radikalen Terroristen 
des britischen Agenten Mazzini zu zerstoren, und mittels 
Verrat und Korruption bestimmter Fraktionen in den Verei- 
nigten Staaten Amerika wieder unter britische Kontrolle 
bringen. Die Vereinigten Staaten ausgenommen, hatten die 
Revolutionen und Kriege des 19. Jahrhunderts sowie die 
beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts ein und dasselbe 
Resultat: Die wichtigsten Widersacher beiderseits des 
Atlantik, die zu Anfang des 1 9. Jahrhunderts stolz dagestan- 
den hatten, waren entweder durch Kriege und Revolutionen 
zerruttet oder auf den servilen Status politischer Korruption 
reduziert, wie beispielsweise die Dritte Republik in Frank- 
reich nach 1918. Selbst in den USAspielten politische Frak- 
tionen in der Tradition Theodore Roosevelts und Woodrow 
Wilsons oft genug die Rolle des amerikanischen Hundes am 
britischen geopolitischen und kulturellen Gangelband. 

Die dokumentierten Beispiele prominenter Personen und 
Finanzinteressen hinter Prinz Philips WWF"belegen, daft 
die britische Monarchie keine Schopfung der Menschen des 
Vereinigten Konigreichs ist. Der derzeitige Status der briti- 
schen Welfenmonarchie ist der primus inter pares — bose 
Zungen sagen: des „Primaten unter Parasiten" — einer 
intemationalen Oligarchie, die keine nationalen Loyalitaten 
kennt, sondern die britische Monarchie als ihren Dogen 
benutzt. Die imperialen Eroberungen Groftbritanniens 
lagen nicht im Interesse des englischen Volkes; die Erobe- 
rungen haben zur Bildung einer Art „oligarchischer Interna- 
tionale" gefiihrt, der alle uberlebenden Konigs-, Prinzen-, 
und Aristokratenhauser und der internationale Finanzadel 
angehoren, und denen der derzeit herrschende britische 
„Doge" als primus inter pares dient. 

Die internationale Oligarchie wagte nicht, Nationalstaat 
und wissenschaftlichen Fortschritt als Institutionen vollstan- 
dig zu unterdrucken. Sie haftte diese Institutionen, schaffte 
sie aber nicht ab, solange ernsthafte Gegner eine Bedro- 
hung darstellten; angesichts ihrer Vorhaben wollte die 
regierende Welfenpartei strategisch-materiell nicht ins Hin- 
tertreffen geraten. Erst nach der Kuba-Raketenkrise 1962, 
also erst vor etwa 30 Jahren, als die Sowjetunion in das von 
Bertrand Russell entworfene Kondominat der Atommachte 
einwilligte, entschloft sich die Oligarchie zum endgiiltigen 
Schlag gegen die Institutionen des Nationalstaats, des wis- 
senschaftlichen Fortschritt und der Vernunft selbst, indem 



sie „New Age"-Vorhaben wie die „postindustrielle" wissen- 
schaftsfeindliche Utopie und die Rock-Drogen-Sex-Gegen- 
kultur einsetzte. 

Dieser kulturelle Wertewandel auf Massenbasis fuhrte 
den Planeten in den vergangenen 30 Jahren an den Rand 
des wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruchs. Seit 
1964, nach der Ermordung President John F. Kennedys und 
dem Amtsantritt Premierminister Harold Wilsons in Eng- 
land, ist die physikalische Okonomie - der quantitive Out- 
put, die Produktivitat und die wesentliche grundlegende 
wirtschaftliche. Infrastruktur, gemessen pro Kopf und pro 
Quadratkilometer - immer schneller kollabiert. Gemessen 
an solchen physikalischen Einheiten war das Wachstum in 
den Vereinigten Staaten seit Anfang der 70er Jahre negativ, 
ein Prozeft, der sich seit 1982 dramatisch beschleunigt hat. 
Das Groftbritannien der Nach-Thatcher-Ara ist ein vormals 
industrialisierter Schrotthaufen, wo die Machenschaften der 
Finanzparasiten „Privatisierung" genannt werden. 

Die angeblichen „Wachstumsphasen" in Nordamerika 
und Europa in den vergangenen 20 Jahren beruhen auf 
einer Kombination von wissentlich gefalschten Statistiken 
und der Tatsache, daft das Finanzsystem zunehmend von 
der realen Wirtschaft abgekoppelt wurde. 

In den folgenden drei Abschnitten umreiften wir in Kurze, 
warum ein baldiger Kollaps des Weltwahrungs- und Finanz- 
systems unvermeidlich ist. 

Die derzeitige Agonie des weltweiten Finanzsystems ist 
von den aufter Kontrolle geratenen Derivatmarkten gekenn- 
zeichnet. Gegenwartig arbeitet das Finanzsystem wie ein 
riesiges Spielgeld-Kasino mit einer Mischung aus „Spiel- 
theorie" und den extremen Auswiichsen der „Chaostheo- 
rie". Die Spekulationsblase hangt am Geldfluft aus der Real- 
wirtschaft, einem seidenen Faden, denn dieser Geldstrom 
macht nur einen Bruchteil des nominellen Einkommens 
aus, das den Transaktionen innerhalb der Blase angerechnet 
wird. Kurz gesagt ware das System bereits bankrott, wenn 
man nur halbwegs kompetente Maftstabe der Bilanzoffenle- 
gung anwendete. 

Urn das Platzen der Spekulationsblase aufzuschieben, 
muft der Geldfluft aus der realen Wirtschaft immer weiter 
anwachsen. Aber allein die Existenz der Blase schnurt die 
reale Wirtschaft schon jetzt immer starker ein. Urn die Insta- 
bility der Blase diese Woche zu verringern, ist man 
gezwungen, Maftnahmen zu ergreifen, die automatisch ihre 
Instability in der nachsten Woche erhohen. Es bestehen 
auffallende Ahnlichkeiten zum Platzen der Lombard-Schul- 
denblase Mitte des 14. Jahrhunderts. Das System ist axio- 
matisch zur Selbstzerstorung verurteilt. 

Diese konnte sich geordnet vollziehen, wenn verstandige 
Regierungen einschritten und das derzeitige weltweite Zen- 
tralbanksystem und die Finanzmarkte in einem von Regie- 
rungen kontrollierten Bankrottverfahren neu organisierten. 
Mangelt es den Regierungen aber an politischem Willen, 
solche rationalen Maftnahmen zu ergreifen, dann wird die 
Blase auf eine Weise platzen, die mathematisch einer che- 
mischen, nuklearen oder thermonuklearen Explosion 
gleicht - nur daft dies eine Implosion sein wird, die einer 
Kettenreaktion mit umgekehrter Hebelwirkung gleicht. 

Zu dieser katastrophalen Lage konnte es nur kommen, 
weil die internationale Oligarchie, die den groftten politi- 
schen Machtfaktor der Welt hinter den Kulissen darstellt, 



62 



jede Nation und jede Person zu vernichten droht, die als 
Hindernis fur das Anwachsen dieser Finanzblase oder der 
Fortfuhrung der kulturellen Paradigmen des „New Age" 
betrachtet wird. Aus demselben Grund ist es wahrschein- 
lich, daft sich die Lage noch weiter verschlimmert, bis ein 
Punkt wie nach dem Platzen der Schuldenblase Mitte des 
14. Jahrhunderts erreicht ist und die Oligarchie so viel von 
ihrerfinanziellen und politischen Macht eingebuftt hat, daft 
Gegenmaftnahmen nicht mehr ganz ausgeschlossen sind. 

So konnen wir den langen, jetzt zu Ende gehenden Ge- 
schichtszyklus in den richtigen axiomatischen politischen 
Rahmen stellen. Einerseits gibt es den vorwarts gerichteten, 
nicht-entropischen Impuls, bestehend aus den Prinzipien 
des Nationalstaats und der Forderung und Anwendung wis- 
senschaftlichen Fortschritts. Dagegen steht der wucheri- 
sche, nationalstaats- und wissenschaftsfeindliche entropi- 
sche Impuls, der von der internationalen, vormals in Vene- 
dig beheimateten Oligarchie ausgeht. Da der Einfluft des 
letzteren auf Kosten der politischen Macht des ersten gestie- 
gen ist, uberwiegttendenziell der entropische Impuls in der 
Gesellschaft; weil die andere Seite geschwacht wird, steigt 
die Macht der oligarchischen Fraktion. 

Die Wechselwirkung zwischen den gegensatzlichen 
Axiomen der beiden widerstrebenden Tendenzen definiert 
den Zyklus. Dieser Zyklus erscheint nun, in seiner Endpha- 
se, als drohende Desintegration der britischen „veneziani- 
schen Partei", die fast 500 Jahre geherrscht hat — von den 
Tagen des Erotomanen Heinrich VIII. bis zum bevorstehen- 
den Fall des Hauses Windsor. 



Oligarchismus 



Bevor in der „goldenen Renaissance" des 15. Jahrhunderts 
das moderne Europa entstand, waren in der uns bekannten 
Geschichte uber 90% der Haushalte aller Volker von mehr 
oder weniger primitiver Landarbeit abhangig. Das oligarchi- 
sche Sparta unter dem Einfluft des Delphi-Kults ist ein Bei- 
spiel dafur, daft Knechtschaft oder verdeckte Leibeigen- 
schaft allzu oft von schlimmster Sklaverei, bei der Men- 
schen wie Vieh behandelt wurden, nicht zu trennen war. 
Diese Gesellschaftsformen, haufig als „asiatisches Modell" 
bezeichnet, sind Paradigmen des Oligarchismus. 

Man betrachte eine typisch oligarchische Gesellschafts- 
form: einen Staat, der auf einer Konfiguration von vier 
Kasten, Standen oder Klassen beruht. Ganz unten stehen 
bei diesem Typus die Haushalte in einem knecht- oder skla- 
venahnlichen Zustand. Ganz oben findet sich eine Gruppe 
herrschender Familien, wobei die kollektive Macht dieser 
Oligarchie, den Staat zu regieren, nicht beim einzelnen, 
sterblichen Mitglied dieses Haushalts, sondern bei der rela- 
tiv langlebigeren „K6rperschaft" der Familie als Institution 
liegt. 7 Gleich unter der Oligarchie steht eine Priesterkaste, 
wie z.B. die heidnische Priesterkaste der Chaldaer und ihrer 
Nachfolger, die sog. „Magier" oder die Priesterschaft des 
Delphi-Kults von Gaia-Apollo-Python/Dionysos. Unter 
ihnen, aber noch uber den Knechten und Sklaven stehen 
die Plebejer: Handwerker, Handler usw. 

Die wichtigste gesetzliche Festschreibung einer oligarchi- 
schen Gesellschaft bildet der beruchtigte „sozialistische" 
Kodex des heidnischen romischen Kaisers Diokletian, das 



Modell fur die heutigen „Eugeniker" und andere radikale 
„Umweltschutzer". 

Im Gegensatz zur modernen platonischen Kultur und 
zum Christentum erlaubt der Oligarchismus — wie etwa 
der eines Darwin und Huxley oder der Harvard-Professoren 
B.F. Skinner und Herrnstein — keine strikte Unterscheidung 
zwischen Tier und Mensch. Im allgemeinen wird die Tren- 
nung zwischen den hoheren und niedrigen Klassen wie 
eine Unterscheidung zwischen niedriger und hoherer Tier- 
art behandelt; oft genug ist dies gesetzlich festgelegte Praxis 
einer streng oligarchischen Gesellschaft. Die oligarchische 
Trennung zwischen herrschender und niederer Klasse wird 
oft ausdriicklich damit gerechtfertigt, diese Unterscheidun- 
gen seien das Ergebnis biologischer, erblicher „natiirlicher" 
Unterschiede. 8 

Dies ist das sog. „asiatische" Modell des Oligarchismus, 
der uber Ischtars Mesopotamien und Molochs Tyros in 
europaische Formen des Oligarchismus ubertragen wurde, 
welche das Haus Windsor noch heute reflektiert. 

Platon und 

die christliche Revolution 

Historisch ist der erste eindeutige Versuch, mit diesem olig- 
archischen System zu brechen, in der Seemacht jener ioni- 
schen Stadtstaat-Republiken zu sehen, die von bestimmten 
Kraften in Agypten gegen die kanaanitische Seemacht von 
Tyros und gegen die Ausdehnung des babylonischen Herr- 
schaftsmodells insgesamt eingesetzt wurde. Der Vergleich 
zwischen Solons Gesetzgebung in Athen und der Lykurgs in 
Sparta dient bis auf den heutigen Tag als Paradebeispiel, 
wenn man den grundsatzlichen Unterschied zwischen Gut 
und Bose in der Politik im Laufe der europaischen 
Geschichte deutlich machen will. 9 Den wichtigsten Vorlau- 
fer der modernen Wissenschaft und auch der modernen 
Alternative zum oligarchischen Gesellschaftsmodell bilden 
die Schriften und der Einfluft Platons und seiner Akademie 
in Athen. 

Die friihen Grundlagen des modernen europaischen 
Nationalstaats finden sich in der Heidenmission des Apo- 
stels Paulus. Obwohl das Christentum aus dem mosaischen 
Glauben hervorging, durchbrach Paulus mit seiner Mission 
die ethnischen Grenzen des Judaismus der romischen Be- 
satzungszeit, um die Botschaft Christi zu verkunden und zu 
praktizieren: daft alle Menschen Ebenbild Gottes und damit 
uber die Tiere erhaben sind, weil sie die Fahigkeit besitzen, 
axiomatisch-revolutionare Entdeckungen zu machen und 
aufzugreifen, wie sie in klassischen Kunstwerken und natur- 
wissenschaftlichen Entdeckungen in der Tradition von 



7. Der Begriff des pater familias im heidnischen romischen Recht ist aufschluftreich 
fur diese Unterscheidung. Der fondo der venezianischen Familie ist ein Echo des 
pater familias im romischen Recht; die Verwalter der fondi, nicht die biologische 
Familie selbst, uben die Autoritat des pater familias aus. 

8. Die Oligarchen, wie z.B. die britischen Aristokraten oder die selbsternannten ame- 
rikanischen „Patrizier", wenden bei der Heiratspolitik ihrer eigenen Nachkommen oft 
Regeln an, die sie aus der Vieh- oder Hundezucht ubernommen haben. Betrachtet 
man die Dekadenz der heutigen Erbengeneration solcher aristokratischer oder hoch- 
vermogender Familien, 50 muli man sagen, daS die intellektuellen Qualitaten, die 
solche Zuchtpraktiken hervorbringen, kaum ermutigend sind. 

9. Friedrich Schiller, Die Gesetzgebung des Solon und Lykurgus. 



63 



Platon, Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, Kepler oder 
Leibniz zum Ausdruck kommen. Das gleiche Prinzip wurde 
noch einmal in groftter Klarheit von dem christlichen Plato- 
niker Augustinus unterstrichen, der eine zentrale Rolle bei 
der Entstehung eines westeuropaischen Christentums spiel- 
te, das sich von der im Ostteil des Rdmischen Reiches herr- 
schenden gnostischen Verfalschung befreite. 

Dieses Prinzip war zwar immer im christlichen Glauben 
vorhanden, aber bis zu den Arbeiten des Nikolaus von Kues 
und anderer maftgeblicher Personlichkeiten des Konzils 
von Ferrara und Florenz 1439-40 noch nichtausreichend in 
der Doktrin der Staatskunst verankert. Vor der Renaissance 
wurde die europaische Gesellschaft von einem imperialen, 
oligarchischen Rechtsbegriff beherrscht. Fruhere christliche 
Versuche, eine Anderung herbeizufuhren, trafen auf den 
wutenden Widerstand der Feudaloligarchie, die jeden Ver- 
such, die geistigen und politischen Bedingungen der unte- 
ren Klassen -zu verbessern, als Bedrohung ihrer oligarchi- 
schen Ordnung betrachtete. Vor der Renaissance gab es auf 
der ganzen Welt weder einen Nationalstaat noch irgendei- 
ne Gesellschaft, die entschlossen gewesen ware, die pro- 
duktiven Krafte der Arbeit durch eine Wissenschaftskultur 
zu steigem. 

Die jungen, revolutionaren Vereinigten Staaten von Ame- 
rika sind eine wichtiges Fallbeispiel fur die Einfuhrung die- 
ses christlichen Prinzips in die Ordnung der sakularen 
Angelegenheiten der Gesellschaft. 

Die Volkszahlung in den Vereinigten Staaten von 1790 
zeigt, daft 90% der Bevolkerung in der Landwirtschaft tatig 
waren. Trotzdem war die Produktivitat bereits doppelt so 
hoch wie in Groftbritannien, und doppelt so viele Men- 
schen konnten lesen und schreiben. Typisch fur das Bil- 
dungsniveau des durchschnittlichen amerikanischen Far- 
mers waren die politischen Schriften eines Tom Paine oder 
Alexander Hamilton, mit denen er vertraut war: Diese Texte 
sind fur den heutigen durchschnittlichen High-School- 
Absolventen, ja sogarfiir manchen Universitatsabsolventen 
nicht mehr verstandlich. 

Hinsichtlich Moral und Bildung waren Ende des 1 8. Jahr- 
hunderts bereits die Voraussetzungen fur wesentliche Ver- 
besserungen in den Lebensbedingungen der Familien und 
des Gemeinwesens erkennbar. Diese kann man an der Ent- 
wicklung der Einkommen und der sich verandernden 
Arbeitsbedingungen der amerikanischen Arbeiter von 
1 790 bis Mitte der sechziger Jahre unseres Jahrhunderts, 
bevor unserer Gesellschaft das Virus des sogenannten „kul- 
turellen Wertewandels des New Age" eingeimpft wurde, 
ablesen. 

Das amerikanische Beispiel unterstreicht die unubertrof- 
fene Leistung der Renaissance, neue Normen des National- 
staats und der wissenschaftlichen und kunstlerischen Ent- 
wicklung der gesamten Bevolkerung zu setzen. Wir sehen 
den Zusammenbruch der oligarchischen Klassenbarrieren, 
die so lange dafiir gesorgt hatten, daft die Menschheit mora- 
lisch unter ihrer Wurde lebte. 

Ohne Platons Beitrag zu den Grundlagen menschlichen 
Wissens ware diese Entwicklung nicht moglich gewesen. In 
seinem Dialog Parmenides stellt er einen padagogischen 
Weg vor, ein vollstandig intelligibles Prinzip menschlicher 
Kreativitat, jenseits und uber der Ebene der rein deduktiven 
Argumentation eines Parmenides, derSophisten und Aristo- 



teles, darzulegen. Dieses Prinzip, das in klassischer Poesie, 
Drama, Malerei und Musik als Prinzip der echten Metapher 
erscheint, ermoglicht es, den Akt der Kreativitat als „geisti- 
ges Objekt", als Gedankending zu definieren. Dieses 
Gedankending ist von den Sinnen unabhangig und macht 
jene Art Geistestatigkeit, durch die wir willentlich axioma- 
tisch-revolutionare Entdeckungen uber die universelle 
Gesetzmaftigkeit des Universums machen oder nachvoll- 
ziehen konnen, fur uns verstehbar. 

Auf das so definierte Gedankending beziehen wir uns, 
wenn wir ein Individuum als „Ebenbild Gottes" oder (was 
dasselbe ist) „von Geburt mit dem «gottlichen Funken der 
Vernunfb begabt" bezeichnen. 

Diese Fahigkeit, gultige, axiomatisch-revolutionare Ent- 
deckungen von Naturprinzipien sich anzueignen und wei- 
terzugeben, hat die Menschheit in die Lage versetzt, wil- 
lentlich die produktive Arbeitskraft pro Kopf, pro Haushalt 
und pro Quadratkilometer zu erhohen, so daft die potentiel- 
le Bevolkerungsdichte der menschlichen Gattung heute urn 
mehr als drei Groftenordnungen uber der der primitiven 
Jager- und Sammler-Gesellschaft" liegt. Die schopferische 
geistige Aktivitat des Individuums ist die Quelle der „Nicht- 
Entropie" aller relativ erfolgreichen Gesellschaftsformen, 
wahrend andere Kulturen den Keim ihres Untergangs schon 
in sich tragen. 

Die nachgewiesene Uberlegenheit der aus der goldenen 
Renaissance hervorgegangenen Kultur gegenuber alien 
anderen, die jemals existiert haben, ist Ausdruck jener 
Macht, welche Staatskunst und wissenschaftlicher-kulturel- 
ler Fortschritt freisetzen, wenn sie die menschliche Kreati- 
vitat als intelligibles Konzept und als einzige empirische 
Grundlage fur den Begriff des Jndividuums als lebendiges 
Ebenbild des Schopfergotr.es" betrachten. 

Im Prinzip konnen wir in die Augen eines jeden Kindes, 
gleich welcher Herkunft, blicken und dieses Gedankending 
erkennen, das aus diesen Augen hervorleuchtet. Das 
bedeutet, unsere Mitmenschen als „Ebenbild Gottes" zu 
betrachten. Von diesem Standpunkt aus konnen wir eine 
Politik, die Menschen auf die Ebene bestialischer Sklaverei 
oder der Knechtschaft degradiert, nicht mehr tolerieren. Wir 
mussen leider.schaftlich dafur kampfen, daft diese Kinder 
sich geistig so entwickeln, daft sie in der Lage sind, gultige 
Konzepte schopferischer Entdeckung in Kunst, Wissen- 
schaft und praktisch-produktiverTechnik aufzunehmen und 
weiterzugeben. Wir mussen leidenschaftlich dafur kamp- 
fen, daft das Recht, als wahrhaft menschliches Wesen zu 
leben, ein universelles Recht ist, und die Gesellschaft ent- 
sprechend organisiert sein muft, um ihm gerecht zu wer- 
den. 

Wie Augustinus zeigt, bildet die Methode Platons aus 
christlicher Sicht die Grundlage der offentlichen Moral, 
sowohl politisch als auch wirtschaftlich und im allgemei- 
nen. Der Christ ist befreit von der Unmoral des Rassismus 
und des Klassenvorurteils, befreit von der Selbsterniedri- 
gung eines tierhaften Lebens. Wer die Ubel der Fruhge- 
schichte studiert hat, sollte erkennen, wie hafterfullt und 
morderisch solche Plane wie die eines Prinz Philip sind, die 
Welt in einen Zustand zuruckzuversetzen, in dem alles 
andere, nur nicht die Idee vom Menschen als Ebenbild 
Gottes Grundlage der Beziehungen der Nationen unterein- 
ander sein soil. 



64 



Die Wechselwirkung 

Mehr als funf Jahrhunderte lang hat die Oligarchie die gol- 
dene Renaissance gehaftt, so wie die Gotter von Zeus' heid- 
nischem Olymp den Prometheus des Aischylos hapten. Das 
„Feuer" zu bringen, jenes Wissen, daft die Fahigkeit des 
Menschen zu schopferischer Vernunft ihn zum lebendigen 
Abbild Gottes macht, bedroht die Macht der olympischen 
Tyrannen, die torichte Menschen auch noch fur unsterblich 
hielten. Urn einen echten Oligarchen zur Raserei zu brin- 
gen, braucht man ihm nur damit zu drohen, die geistigen 
Fahigkeiten seiner Untertanen auszubilden. 

Im alten oligarchischen Modell wird der Bauer als Tier 
betrachtet. Der Oligarch stelltden Bauern auf ein Feld oder 
in einen Stall, wie er es mit „anderem Vieh" auch macht. 
Das „Bauerntier" baut Nahrungsmittel an, wie die Kuh 
Fleisch und Milch produziert. So viele Kiihe (oder Bauern), 
so viel Nahrungsmittel — solange die Weiden nicht uberbe- 
volkert sind! 10 Genauso wird Wild in den Wildparks der 
Prinzen und Fursten gehalten: Die Wildhuter des Prinzen 
toten das uberzahlige Wild, wenn die Herde zu groft wird. 
Prinz Philip benutzt dasselbe Bild, urn die Methoden zu 
beschreiben, die er anwenden will, um die Grofte der 
menschlichen Bevolkerung weltweitzu handhaben. 11 

Um den Begriff des Oligarchismus angemessen zu verste- 
hen, sollte man die Erfahrungen in Westeuropa und Ameri- 
ka mit den kulturellen Problemen vergleichen, die sich der 
Entwicklung Asiens in den Weg stellen. 

Die europaische Oligarchie, vertreten durch das Haus 
Windsor mit Unterstiitzung des International Wahrungs- 
fonds und der Weltbank, unternimmt alles, was sie in ihrer 
tyrannischen Arroganz fur erlaubt halt, um in der sog. „Drit- 
ten Welt" jede Chance auf wissenschaftlichen und techni- 
schen Fortschritt auszuschalten; aber es gibt auch erhebli- 
chen Widerstand in der Bevolkerung der Entwicklungslan- 
der selbst, etwa in Asien. Der Erfolg einheimischer Oligar- 
chies in diesen Entwicklungslandern die Verbesserung der 
Lebensbedingungen fur ihre armen Schichten zu verhin- 
dern, erklart sich zum groften Teil dadurch, daft aus der 
armen Bevolkerung selbst Widerstand gegen jede Verande- 
rung kommt. In der Tat hatten sich in der gesamten 
Geschichte nur wenige Tyranneien ohne solche kulturell 
gepragte Komplizenschaft ihrer Untertanen iiber langere 
Zeit halten kbnnen. 

Deshalb machten sich im amerikanischen Unabhangig- 
keitskrieg die afroamerikanischen Burgerrechtskampfer 
gegen die Sklaverei das Motto zu eigen, daft der wesentli- 
che Unterschied zwischen dem freien Mann und dem Skla- 
ven eine Bildung nach klassischem europaischen Standard 
sei. 

Der Mechanismus, der den Knecht dazu bringt, die Form 
der Versklavung, unter der er leidet, zu verteidigen, ist 
leicht verstandlich, wenn man ahnliche Formen der Selbst- 
erniedrigung untersucht, die unter amerikanischen Linken 
weitverbreitet sind, wie etwa unter den Anarcho-Syndikali- 
sten oder anderen kulturell ungebildeten Populisten. Die 
oligarchische Intelligenz ist sich dieses Mechanismus' 
bewuftt: Er ist ihr Hauptmittel, um die Opfer des Oligarchis- 
mus dazu zu bringen, sich jeden Abend gegenseitig an die 
Kette zu legen. Um Einsicht in die psychologischen 



Ursprunge des Oligarchismus zu gewinnen und die Tricks 
zu verstehen, derer sich die moderne Oligarchie bei der 
Kontrolle ihrer Knechte bedient, muft man die Selbsternie- 
drigung des Geistes bei den Populisten oder ahnlichen Fal- 
len unter den Opfern verstehen. 

Insoweit die Weltanschauung des Individuums mehr oder 
weniger auf assoziative Formen der Wechselwirkung zwi- 
schen Emotionen und Sinnesobjekten beschrankt ist, ten- 
diert diese Person dazu, die misanthropische, falsche Kon- 
zeption der „menschlichen Natur" zu teilen, die man bei 
Zorzi, Sarpi, Francis Bacon, Thomas Hobbes, John Locke, 
Adam Smith, Jeremy Bentham und anderen findet. Diese 
Unglucklichen gehen davon aus, daft die eigene Existenz 
mit der friihesten Erinnerung von Sinneseindrucken beginnt 
und damit endet, daft diese Sinneseindrucke verstummen. 
Alles daruber hinaus Gehende rechnet so ein armer Wicht 
einem orphischen Jenseits im Hades zu. Wenn er akademi- 
sche Neigungen hat, akzeptiert er gern Adam Smiths Aufte- 
rungen von 1759, die 1776 in seinem physiokratischen 
Dogma der sogenannten „unsichtbaren Hand" wieder auf- 
tauchen: 

„Die Natur leitet uns... durch ursprungliche und unmittel- 
bare Triebe. Hunger, Durst, die Leidenschaft, welche die 
beiden Geschlechter miteinander vereinigt, das Vergnugen 
an der Lust und die Furcht vor Schmerz veranlassen uns, 
uns dieser Mittel um ihrer selbst willen zu bedienen, ohne 
uns darum zu kummern, dali sie ungefahr jenen nutzlichen 
Zwecken entsprechen, die der grolie Lenker der Natur mit 
ihnen beabsichtigte.' 02 

Fur jemanden, der mit dem Gebrauch seiner und seiner 
Mitmenschen schopferischer Begabung vertraut ist, liegen 
die Dinge vollig anders. In der Mathematik beispielsweise 
beginnt unser Verstandnis mit dem Nachvollziehen der Ent- 
deckungen eines Pythagoras oder Platon, also damit, daft 
man als Schuler im eigenen Geiste nacherlebt, wie diese 
Denker vor Jahrtausenden zu ihrer Entdeckung fanden. Fur 
jede andere Entdeckung, die man sich auf diese Art aneig- 
net, gilt dasselbe. Ein Schuler, dessen Geisteskrafte so aus- 
gebildet werden, ist sich des praktischen Nutzens der 
modernen Mathematik vollkommen bewuftt. Er schopft aus 
noch heute wirksamen Arbeitsprinzipien und Ideen, die 
von Menschen geschaffen wurden, die vor vielen Jahrhun- 
derten, wenn nicht gar vor Jahrtausenden lebten. Ein sol- 
cher Schuler erkennt: Was den Menschen iiber die Tiere 
erhebt, das ist die Entdeckung und Weiterentwicklung jener 



1 0. Wir haben hier die philosophischen Annahmen dargelegt, die dem Colbert-feind- 
lichen physiokratischen Dogma eines Dr. Francois Quesnay, dem Cunstling von Abt 
Antonio Conti, zugrunde liegen. Mit der Ausnahme, daft Adam Smith Quesnays Dog- 
ma von der Landarbeit auf die Industriearbeit ubertrug, waren alle seine moralischen 
und politisch-okonomischen Begriffe entweder direkt von Quesnays Arbeiten von 
1 758 oder von jenen Mitgliedern von Contis Salon, die auch Quesnay beeinfluBten, 
iibernommen. Mit diesen geringfiigigen Einschrankungen war 5mith ein Physiokrat 
und iiberzeugter Oligarch. Quesnays Ansichten beruhten auf Berichten von Missio- 
naren iiber die Prinzipien von Chinas oligarchischem Modell. Sowohl Quesnay als 
auch Smith, sowie die gesamte venezianische Schule vom 15. bis zum friihen 19. 
Jahrhundert lehnten das Vorhandensein menschlicher Kreativitat uberhaupt ab und 
schlossen diese aus alien Betrachtungen der Faktoren sozialer Veranderungen aus. 
Venedigs oligarchische Philosophie war und ist die Bestialisierung der Menschheit. 

11. Bei einem Auftritt im franzosischen Fernsehen am 27. Oktober 1991 erlauterte 
Prinz Philip, wie und weshalb seine Leute groBe Mengen uberzahliger Tiere in den 
„Schutzgebieten" afrikanischer Wildreservate abschlachteten. Auf die offensichtliche 
Frage des Interviewers antwortete der Prinz: „Dasselbe gilt fur den Menschen: Nur ist 
fur uns die ganze Erde das Schutzgebiet. Es ist das gleiche Prinzip." 

1 2. Adam Smith, Theorie der ethischen Empfindungen. 



65 



giiltigen Ideen, welche die bis heute angesammelte Ge- 
samtsumme des menschlichen Wissens bilden und alle 
durch diese geistig-schopferische Fahigkeit gewonnen und 
vermittelt worden sind. 

Dieser Schuler erkennt, daft das eigene, kurze, sterbliche 
Leben eine Gelegenheit darstellt, an der Existenz der 
Menschheit als ganzer von der fernen Vergangenheit bis in 
die entlegene Zukunft teilzunehmen. Vor diesem Hinter- 
grund zeigt sich die erhebliche moralische Uberlegenheit 
dieser Auffassung gegenuber dem populistischen „Mann 
der Praxis", der nur die Fruchte seiner Sinneserfahrung und 
blinden Leidenschaft kennt. Wenn die Oligarchen einen 
groften Teil der Menschheit auf die Stufe sprechenden Viehs 
reduzieren, wie sie es mit den Knechten und Sklaven taten, 
so unterdrucken sie das menschliche Potential ihrer Opfer. 

Das Schicksal von Volkern, Nationen und das Resultat 
eines individuellen Lebens ist von Prozessen bestimmt, die 
sich letztendlich uber die gesamte Existenz der Menschheit, 
Vergangenheit und Zukunft, erstrecken. Von der Vergangen- 
heit erben wir die Ansammlung von Ideen, die andere ent- 
wickelt haben, und die vom Menschen verbesserten oder 
verschlechterten Lebensbedingungen. Das Ergebnis unseres 
eigenen Lebens lebt in unserer Nachwelt weiter. Entschei- 
dend ist in beiden Fallen, ob wir in der Lage sind, in eigener 
Verantwortung die Ideen auszuwahlen, die unser Handeln 
im Laufe der Geschichte leiten, wenn wir uns der Mensch- 
heit und ihrer gesamten Geschichte in unserer vergangli- 
chen Lebenszeit stellen. 

Der Mensch, der sich in seinem Leben uber diese Ideen, 
seine personliche Beziehung zu dieser Sphare der Ideen 
bewuftt ist, ist ein wirklich erwachsener Mensch. Das Opfer 
oligarchischen Denkens ist im Vergleich dazu moralisch 
wie intellektuell im besten Falle infantil. 

Ein Mensch, dessen Moral von der eines „Mannes der 
Ideen" zu der eines „Mannes der Praxis", der „personlichen 
Erfahrung" absinkt, flieht vor seiner Verantwortung, zum 
Ausgang der menschlichen Geschichte und zum Wohl 
unserer Nachkommen beizutragen. 13 Er flieht in jene virtu- 
elle Realitat, der die Anhanger von Fernsehseifenopern hul- 
digen. Fur ihn ist alles eine Frage empirischer Wechselwir- 
kungen zwischen Personen des „Hier und Jetzt". Die Vor- 
eingenommenheit des Empirikers mit seinen so definierten 
eigenen personlichen Angelegenheiten beherrscht ihn. Er 
ist zu beschaftigt mit den Wechselwirkungen seines bedau- 
ernswert kleinen Hier und Jetzt, als daft er moralische Ver- 
antwortung fur das Resultat des Lebens seiner Generation 
iibemehmen konnte. Von den groften Gegenstanden flieht 
er in den mikroskopischen Bereich dessen, was er „meine 
Angelegenheiten" und „meine personliche Moral" nennt. Er 
kann jedes noch so grofte Verbrechen gegen die Mensch- 
heit mit selbstgerechter moralischer Selbstzufriedenheit 
tolerieren, solange er nicht bei personlichen Verstolien in 
kleinen Dingen wie Stehlen oder Ehebruch ertappt wird. Es 
gibt uhmoralische Menschen, die sich schamlos und selbst- 
gefallig als „Christen" bezeichnen und gleichzeitig die rau- 
berische und volkermorderische Freihandelslehre unterstut- 
zen. 

Kleingeistige Menschen berufen sich oft selbstgefallig auf 
die moralische Indifferenz, die mit ihrem Kleingeist einher- 
geht. Aufgrund solcherzustimmenden Komplizenschaft der 
selbstgefalligen und selbstgerechten Knechtsseele findet die 



oligarchische Herrschaft den Zuspruch der Massen fur die 
schlimmste Tyrannei. So ist es bisher den Oligarchen gelun- 
gen, die meisten Menschen die meiste Zeit und einige Men- 
schen die ganze Zeit an der Nase herumzufiihren. So kon- 
nen die Opfer der Knechtschaft oder anderer Formen von 
Unterdruckung dazu gebracht werden, ihre eigene Mensch- 
lichkeit zu verraten. 

Der Mechanismus des Zyklus 

Das beste Modell fur die Funktionsweise dynastischer 
Zyklen ist der jetzt zu Ende gehende Zyklus. Niemals zuvor 
hat der nicht-entropische Impuls zum Ansteigen der poten- 
tiellen Bevolkerungsdichte auch nur annaherungsweise das 
Niveau erreicht, das die in der Renaissance entstandenen 
Werte und Institutionen des Nation alstaats und des wissen- 
schaftlichen Fortschritts moglich machten. Wird anderer- 
seits einer Gesellschaft fur eine langere Zeit technologi- 
scher Stillstand auferlegt, so fuhrt dies zwangslaufig zum 
entropischen Zusammenbruch der potentiellen Bevolke- 
rungsdichte. Die Wechselwirkung zwischen den beiden 
entgegengesetzten Impulsen, dem nicht-entropischen und 
dem entropischen, ist der Grund fur dynastische Zyklen wie 
den gegenwartigen. 

Von etwa 1510 bis zum „kulturellen Paradigmenwech- 
sel" 1964-68 hatte die europaische Zivilisation januskopfi- 
gen Charakter. Die Erfolge der sich uber die ganze Welt 
ausbreitenden Zivilisation ruhrten vom nicht-entropischen 
EinfluB der Prinzipien des Nationalstaats und des wissen- 
schaftlichen Fortschritts her. Gleichzeitig war die Gesell- 
schaft in fataler Weise durch und durch vom entropischen, 
oligarchischen Element durchsetzt, das sich dann in der 
„venezianischen Partei" der britischen Monarchie sammel- 
te. Zeitgleich mit der Ermordung President John F. Kennedys 
entschied die Oligarchie, die vollige Zerstorung der nicht- 
entropischen Institutionen des Nationalstaats und des wis- 
senschaftlichen Fortschritts einzuleiten. Unter dem EinfluS 
dieser jungsten, letzten Phase des langen Zyklus' ist das 
weltweite System insgesamt an den Rand der Selbstauflo- 
sung getrieben worden. 

Wenn wir das Erbe der Renaissance wieder aufleben las- 
sen konnten, befreit von der verachtlichen BOrde der von 
Venedig gesteuerten Aufklarung, ware das Resultat eine ein- 
heitliche, nicht-entropische Form nichtzyklischer wirt- 
schaftlicher und allgemeiner Erholung. 

Das vorrangige institutionelle Problem besteht darin, das 
heutige, unrettbar bankrotte globale Wahrungs- und 
Finanzsystem zu ersetzen. Die Methoden des realwirt- 
schaftlichen Wiederaufbaus sind wohlbekannt bzw. leicht 
darzustellen. Der Gebrauch des Staatskredits zur Finanzie- 
rung offentlicher und privater Vorhaben zur dringend 



13. Man betrachte in diesem Zusammenhang die Praambel der Verfassung der Kon- 
foderierten Siidstaaten, einer oligarchischen Parodie der Verfassung der USA. Intenti- 
on der letzteren war, mit ihrer „AIIgemeinwohl"-Klausel Leibniz' Naturrechtsprinzip 
zu iibemehmen und die Immoralitat des Lockeschen Dogmas vom „Sozialvertrag" 
zuriickweisen, das Locke -vorher in dem Kolonialgesetz fur Carolina verankert hatte. 
Wie Locke war auch die Konfoderation Ausdruck einer unseligen Oligarchie in der 
Tradition von Lykurgs Sparta, im Gegensatz zur Tradition Solons und George Was- 
hington, die von President Lincoln verkorpert wurde. 



66 



benotigten Wieclerherstellung unci Ausweitung grundlegen- 
der wirtschaftlicher Infrastruktur unci im offentlichen Sektor 
vvird, wie schon so oft in der Vergangenheit, den Anreiz fur 
schnelles Wachstum der Privatwirtschaft in Landwirtschaft 
un d Industrie liefern. 

Das Hauptproblem liegt darin, das bestehende, auf privat 
kontrollierten Zentralbanken beruhencle Wahrungs- und 
Finanzsystem clurch ein Nationalbanksystem zu ersetzen, 
vvie man es mit clem Namen des amerikanischen Finanzmi- 
nisters Alexander Hamilton verbindet. Die Auseinanderset- 
z ung zwischen den Zentralbanksystemen und der National- 
bank wircl zum Schliissel clafur, ob die Zivilisation als ganze 
sich von dieser Krise erholt oder im schlimmsten „neuen 
finsteren Zeitalter" der Geschichte versinkt. 

Die Oligarchie hat ihre eigene Zerstorung herbeigefuhrt. 
Weil ihre eigenen Reihen clurch das kulturelle Paradigma 



gepragt sind, das zum Zusammenbruch gefuhrt hat, ist die 
gegenwartige Generation dieser Oligarchie nicht in der 
Lage, ihre eigene Torheit zu erkennen, und unfahig, Alter- 
nativen zum uns alle bedrohenden Untergang zu formulie- 
ren. Unci doch ist es einigen Kreisen dieser Oligarchie klar, 
daft der drohende Untergang der Zivilisation besiegelt ist, 
solange die ganzliche Verderbtheit eines Prinzen Philip 
weiterhin die gesamte Oligarchie dominieren kann. Der 
kommende Fall des Hauses Windsor ist damit so oder so 
unvermeicllich. 

Wir anderen, die nicht zur Oligarchie gehoren, stehen voi- 
der Aufgabe, das schmutzige, oligarchische Badewasser 
auszuschiitten, ohne dabei das Kind zu verlieren. Das 
wesentliche Problem besteht darin, das eine vom anderen 
zu unterscheiden. Deshalb durfen wir es uns nicht erlau- 
ben, klein zu denken.