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Januar 1995
Vorbemerkung
Die vorliegende E//?N/\-Studie befaftt sich nicht mit den Klatschgeschichten uber die
britische Konigsfamilie, sondern mit deren Politik. Wir legen Wert darauf, gerade eine
deutsche Leserschaft uber die Machtstruktur aus Adel, Banken und Groftkonzernen hin-
ter „Naturschutz"-Organisationen wie Prinz Philips World Wide Fund for Nature Inter-
national (WWF) zu informieren. Keineswegs aus Tierliebe uberziehen sie den ganzen
Globus mit supranational verwalteten Wildparks. Diese Parks sind in erster Linie ein
Mittel zur Verdrangung von Menschen, und oft - wie im Fall Ruanda - dienen sie als
Aufmarschgebiet fur Burgerkriegs- und Invasionsarmeen. Daft nicht einmal dieTiere,
fur deren „Schutz" viele Millionen Spendengelder gesammelt werden, davon etwas
haben, wird hier eindrucksvoll dokumentiert.
Diese Studie stutzt sich zum groften Teil auf Hintergrundmaterial des irischen Filmre-
gisseurs Kevin Dowling. 1989 recherchierte und produzierte Dowling den Film „The
Elephant Man" (Der Elefanten-Mann), worin er das weltweite Geschaftsimperium von
Hongkongs beruchtigstem Elfenbeinhandler T.H. Poon bloftstellte. Sadruddin Aga Khan
vom WWF aufterte uber diesen Film, daft er eine „Schlusselrolle // bei den Bemuhungen
zur Rettung des Elefanten gespielt habe. WWF-Generaldirektor Charles de Haes
bezeichnete Dowlings Film als „Paradebeispiel des Naturschutzjournalismus".
Allerdings forderte Dowling wahrend der Arbeit an diesem Film einige brutale Tatsa-
chen uber die wirklichen Aktivitaten des WWF zutage. Daruber drehte er dann seinen
nachsten Film „Ten Pence in the Panda" (Einen Groschen fur den Panda), eine
schockierende Dokumentation uber den WWF. Miteiner Kampagne, die in der
Geschichte von Groftbritanniens Independent Broadcasting Authority (IBA) als „beispi-
ellos" gait, versuchte der WWF diesen Film zu unterdrucken oder wenigstens zu zen-
sieren. Zu diesem Zweck soil der WWF 350 000 $ ausgegeben und enormen politi-
schen Druck auf die IBA ausgeubt haben. Ein wutender Prinz Philip warf Dowling fal-
schlicherweise vor, ihm hochgeheime Aufzeichnungen gestohlen zu haben. Aus diesen
Aufzeichnungen ging hervor, daft der Prinz versucht hatte, ein internes WWF-Doku-
ment, den Phillipson-Bericht, zu unterdrucken. Teile dieses unterdruckten Berichts uber
die politischen Praktiken und Programme des WWF werden der Offentlichkeit in die-
sem Bericht nun zum ersten Mai zuganglich gemacht.
Trotz dieser Repressalien sendete das britische Fernsehen den Film „Ten Pence in the
Panda" im Juli 1990 als Teil der Serie „The Cook Report". Dowling schreibt gegenwar-
tig an einer, wie er sagt, „sensationellen, neuen Geschichte der Naturschutzindustrie".
25. November 1994
In halt
Der Untergang des Hauses Windsor
Lyndon LaRouche 5
Prinz Philips Machtapparat 10
Jeffrey Steinberg
Prinz Philips Wirtschaftsimperium 16
Anthony Wikrent und Allen Douglas
Der ,,1001 Club"-
ein Multi der besonderen Art 18
Scott Thompson
WWF: Rassenlehre und Weltregierung 20
Allen Douglas
Aus Schriften und Reden des Herzogs von Edinburgh 22
Dietodlichen Folgen der WWF-Naturparks in Afrika 24
Linda de Hoyos
Neokolonialismus im Naturschutzgewand, 28
Joseph Brewda
Von wegen Tierschutz 34
Allen Douglas
Der Massenmord in Ruanda 41
Linda de Hoyos
Chronologie des Volkermords 43
Word Wildlife Fund contra USA 44
Europa: Zuruck zum „grunen" Todesstreifen? 53
Mark Burdman
Der Plan, Australian zu zerteilen 58
Pol Pot als Naturschutzer 59
Ein dynastischerZyklus gehtzu Ende 60
Lyndon LaRouche
Lyndon LaRouche fuhrt Klage vor einem Gericht, dessen Schoffen die Leser dieses
Berichtes sein sollen.
Der Untergang des Hauses Windsor
„ Falls ich wiedergeboren werde, mochte ich als todliches
Virus zuruckkehren,
urn der Uberbevolkerung entgegenzuwirken."
Prinz Philip, Herzog von Edinburgh 1
In den letzten fiinf Jahren haben sich die britischen Zei-
tungen und etliche Bticher in zunehmendem Mafte mit
Skandalen beschaftigt, welche die konigliche Familie,
das Haus Windsor, betrafen.
Den jungsten Kitzel zur Befriedigung der Bediirfnisse
einer klatschsuchtigen Offentlichkeit lieferte das Buch Prin-
cess in Love 2 (Verliebte Prinzessin) mit pikanten Beitragen
des ehemaligen Kavallerieoffiziers James Hewitt. Mit clie-
sem Buch hat der sich seit langem anstauende Skandal eine
bestimmte Hemmschwelle uberschritten: Eine Reihe ein-
fluftreicher Briten haben ihre Zuruckhaltung aufgegeben
und sich dazu offentlich geauftert. Ein Beispiel ist Harold
Brooks-Baker, der Herausgeber von Burke's Peerage, wel-
cher Anfang September feststellte: „Das Ende des Hauses
Windsor steht kurz bevor", und hinzufiigte, die Meinung
der „gebildeten Oberschicht" GroGbritanniens iiber das
Haus Windsor sei inzwischen „negativ". Brooks-Baker
schatzt, daG die Windsors spatestens Anfang des nachsten
Jahrhunderts ihren Platz raumen miissen.
Nur in fiktiven Schundromanen oder noch seichteren
Gefilden wie den meisten der heutigen Massenmedien wird
eine intime Affare mit einer Frau (oder einem Mann, der
sich nicht wie ein Gentleman verhalt) als Ursache fur den
Sturz einer Dynastie prasentiert. Wie wenig sich die breite
Offentlichkeit tatsachlich urn inkompetentes oder ausge-
sprochen perverses Verhalten ihrer Lieblingsberuhmtheiten
schert, beweisen so abstoliende Phanomene wie Holly-
woodstar-Fanclubs oder die seinerzeit vom sowjetischen
Zentralkomitee vorgenommene Wahl eines praktisch toten
Mannes zum Nachfolger des Generalsekretars Jurij Andro-
pow oder das sattsam bekannte Verhalten der Mehrheit der
amerikanischen Wahler an jedem x-beliebigen Wahlabend.
Sexskandale stiirzen weder Dynastien noch Parlamentsab-
geordnete; allerdings werden sie oft zu dynastischen oder
anderen rein politischen Zwecken benutzt, so wie Gerichts-
verfahren oder manchmal sogar Mordanschlage gegen
bestimmte 'Personlichkeiten.
Nach Betrachtung der in diesem Dossier dargelegten Fak-
ten sollten die strategischen, historischen Motive, weshalb
das britische Establishment das Haus Windsor fallen laftt,
offensichtlich sein.
Dieser Bericht zeigt, daft Prinz Philip personlich mehr als
30 Jahre lang hinter der Politik des World Wildlife Fund
(WWF, heute World Wide Fund for Nature) stand, die Vol-
kermord an den Einwohnern Schwarzafrikas bedeutete. Fur
die meisten von uns ware ein derartiges Verhalten Grund
genug, die Monarchie zu verurteilen. Jedoch empfindet die
entsprechende Schicht der britischen Oligarchie nicht wie
wir; als Institution verkorpert sie die typische Unmensch-
lichkeit, die heute bei den fuhrenden Bankiers und Finanz-
hausern in London, Genf und der Wall Street sowie beim
Londoner Economist so weit verbreitet ist. Aus Grunden,
die im Schluftkapitel dieses Berichts dargestel It werden, ist
wahrscheinlich fur die meisten dieser Leute der Volkermord
an dunkelhautigen Menschen in Schwarzafrika kein hinrei-
chender Grund, die konigliche Familie deswegen zur Rede
zu stellen, geschweige denn, sie zu entmachten.
1 . Nach einem dpa-Bericht vom August 1 988. Man vergleiche diese Aussage mit dem
Vorwort des Prinzen zu If I Were An Animal (Wenn ich ein Tier ware): „Ich frage mich
einfach, wie es ware, als ein Tier wiedergeboren zu werden, dessen Cattung zahlen-
maftig so weit reduziert wurde, daft sie vom Aussterben bedroht ist. Was empfande
dieses Tier der menschlichen Gattung gegenuber, deren Bevolkerungsexplosion es
ihm verweigert, irgendwo zu existieren... ich muB gestehen, daK ich versucht bin, urn
die Wiedergeburt als ein besonders todliches Virus zu bitten." In Fleur Cowles, Peo-
ple as Animals (Menschen als Tiere), Vorwort von Prinz Philip, Robin Clark Ltd.,
GroBbritannien, 1986.
Vergleichen Sie die Meinung dieses wahrhaft hochgesinnten Prinzen mit den Wor-
ten seines intellektuellen Vorgangers Bertrand Russell: „Aber schlechte Zeiten sind
auftergewohnlich, sagen Sie, und man kann ihnen mit auKergewohnlichen Methoden
begegnen. In der gliicklichen Jugendphase der industrialisierung traf das mehr oder
weniger zu, aber kunftig nicht mehr, wenn das Wachstum der Weltbevolkerung nicht
enorm verringert wird... Der Krieg hatte bisher keine besonders groKe Auswirkung auf
dieses Wachstum, es dauerte wahrend beider Weltkriege an. (Der Krieg) war in dieser
Beziehung enttauschend..., aber vielleicht kann die bakteriologische Kriegfuhrung
sich als wirkungsvoller bewahren. Wenn in jeder Generation einmal der Schwarze
Tod sich uber die Welt verbreitete, konnten die Oberlebenden sich ungehindert ver-
mehren, ohne die Welt zu uberfullen... Diese Lage der Dinge mag irgendwie unange-
nehm sein, aber was macht's? Wahrhaft hochgesinnte Menschen scheren sich nicht
urn Gluck und Ungliick, besonders urn das der anderen." in Bertrand Russell, The
Impact of Science Upon Society (Die Auswirkungen der Wissenschaft auf die Gesell-
schaft), Simon and Schuster, New York, 1 953, S. 1 02-1 04.
2. Anna Pasternak, Princess in Love, Bloomsbury Publishing Ltd., London, 1994.
Elisabeth II., hier mit dem fruheren US-Prasidenten George Bush, ist Staatsoberhaupt Crolibritanniens und sechzehn weiterer
Nationen.
Dieser Bericht dokumentiert aber auch diejenigen Fakten,
welche sogar die verharteten Gemuter von Londoner Olig-
archen aufwiihlen. Ungehemmt versuchen die Windsors
dieselbe verheerende Politik des „New Age", die sie mit
Hilfe des WWF gegen die Afrikaner betrieben haben, auch
auf Nord- und Sudamerika, Europa, Asien und Australien
auszudehnen. Damit droht aber ganz unmittelbar der
Untergang unserer gesamten Zivilisation; einer Zivilisation,
die ohnehin durch die schwerste Finanzkrise, die Europa
seit der Mitte des 14. Jahrhunderts erlebt hat, in ihren
Grundfesten erschuttert ist. Wird unter den heutigen finan-
ziellen und wirtschaftlichen Bedingungen die Politik der
Windsors — bzw. der unter Korruptionsvorwurfen stehen-
den ehemaligen Premierministerin Baronin Margaret That-
cher 3 — beibehalten, dann konnte der gesamte Planet in
ein Chaos versinken, das nicht nur die von London gefuhrte
internationale Oligarchie, sondern auch die ubrige
Menschheit in den Abgrund risse.
Man stelle sich die Windsors als Busfahrer vor, der Bus
stellt die heutigen Uberreste des britischen Empire dar. Nor-
malerweise wurden sich die Sadisten der intemationalen
Finanzoligarchie uber das Spektakel — verangstigte Passa-
giere in einem offentlichen Verkehrsmittel, das von einem
betrunkenen Clown gesteuert wird — kostlich amusieren;
ganz anders aber sieht die Sache aus, wenn sie selbst zu
den Passagieren gehoren. Unter diesem Blickwinkel ver-
steht man vielleicht besser, warum entsprechende Teile des
britischen Establishments in den vergangenen fiinf Jahren
allmahlich zu der Oberzeugung gelangt sind, da& diese
dekadente Dynastie, das Haus Windsor, abtreten muS.
Die Anklage
gegen das Konigshaus
Verehrte Damen und Herren des intemationalen Schoffen-
gerichts (gemeint sind die Leser dieses Dossiers), wir haben
Sie vor dieses Gericht geladen, damit Sie die Anschuldigun-
gen vernehmen konnen, die von einem der schwersten Ver-
brechen herruhren, das jemals in der uns bekannten
menschlichen Geschichte begangen worden ist; ein Verbre-
chen, dessen AusmaB alle Dimensionen sprengt. Wir pra-
sentieren Ihnen hier Beweise, die belegen, dali eine bosarti-
ge Organisation, die sich selbst als World Wildlife Fund
oder heute Word Wide Fund for Nature bezeichnet, seit
ihrer Grundung 1961, also seit 34 Jahren, vorsatzlich Vol-
kermord an den Nationen und Menschen in den sudlich der
3. Die fruhere Premierministerin ist ins Scheinwerferlicht der Londoner Presse gera-
ten, seit ihrem Sohn Mark Thatcher eine Anklage bei einem texanischen Gericht
droht. Sie steht als allzu fursorgliche Mutter da, die nicht vor der allerschlimmsten
Korruption im Amt zuruckschreckte, urn ihren miGratenen Sohn zum Millionar zu
machen. Uber diesen krassen Fall von Nepotismus hinaus gibt es viele andere unan-
genehme Wahrheiten, deren Veroffentlichung ihr sehr schaden konnten. Die Zer-
storung von Thatchers EinfluB - und damit auch dem ihres amerikanischen Gegen-
stucks George Bush - hat viel mit den strategischen Zielen zu tun, die eine Fraktion
der Oligarchie zum Sturz des dekadenten britischen Konigshaus veranlassen.
Sahara gelegenen Regionen von Ost-, West- und Sudafrika
begangen hat. Wir werden Ihnen beweisen, daft die
„Schlusselperson" dieser kriminellen Verschworung in die-
sem Zeitraum Prinz Philip gewesen ist, der Herzog von
Edinburgh und Prinzgemahl der Konigin, die das Vereinigte
Konigreich regiert.
Wir beweisen Ihnen hier anhand seiner eigenen offentli-
chen Aufterungen, daft Prinz Philip nicht nur dem Namen
nach der Kopf dieser kriminellen Verschworung gewesen
ist. Sie werden entdecken, daft er diese Rolle im vollen
Bewufttsein uber die kriminelle politische Absicht seiner
Organisation gespielt hat. Wir konnen belegen, daft er wie-
derholt den Wunsch geauftert hat, unzahligen Millionen
Menschen den Tod zu bringen und damit ein Verbrechen zu
begehen, zu dem ihn erklartermaften die gleichen Motive
trieben, die auch den Untaten Adolf Hitlers 4 (der zur „Kon-
servativen Revolution" zu rechnen ist) zugrunde lagen: das
Ziel, bestimmte Teile der menschlichen Bevolkerung auf
dieser Erde drastisch zu reduzieren. Wir dokumentieren
hier, daft er die Politik, welche zu solchem Volkermord
fuhrt - der jetzt stattfindende Massenmord in Ruanda einge-
schlossen - im Dienste Ihrer Majestat propagiert hat, da der
WWF und die britische Krone koordiniert vorgehen. Wir
beweisen Ihnen, daft er durch Wort und Tat, und mit einer
schamlosen Prahlerei, offentlich viele Programme unter-
stutzt hat, die der WWF und mit ihm verwandte Organisa-
tionen ins Werk gesetzt haben, urn an Afrikanern und ande-
ren Menschen Volkermord zu begehen, den der Prinz aus-
drOcklich als gtiltige Politik propagierte und, wie die Doku-
mente zeigen, auch beabsichtigte.
Die vorliegenden Fakten ergeben, daft er personlich die
Verantwortung fur diesen jetzt stattfindenden und versuch-
ten Volkermord an der Bevolkerung in Schwarzafrika eben-
so wie in anderen Teilen der Erde tragt.
Sie belegen aufterdem, daft sich der Prinzgemahl dieses
Verbrechens nicht nur in eigener Person schuldig gemacht
hat, sondern auch in seiner Eigenschaft als designierte
prinzliche „Schlusselfigur" dieses schrecklichen Unterfan-
gens. Dabei gibt es neben Philip viele andere schuldige Par-
teien: das Haus Windsor als Institution; viele individuelle
Mittater, die auf ihre eigene Rechnung mitgemacht haben;
Regierungsbeamte wie Lady Lynda Chalker, die britische
Ministerin fur Ubersee-Entwicklung in der Regierung Major;
andere Familien mit betrachtlichem Vermogen zusatzlich
zu der des Prinzen; machtige Finanz- und Wirtschaftsinter-
essen; hochbezahlte Funktionare finanziell vermogender,
tatbeteiligter humanitarer und anderer privater Organisatio-
nen, u.v.a. Die Liste erinnertzwangslaufig an die Auflistung
derer, die vom Numberger Tribunal wegen Verbrechen
gegen die Menschlichkeit angeklagt waren.
Wollten wir die Zahl und Besonderheiten aller uns
bekannten Mittater genau auffuhren, muftten wir viele Ban-
de an Dokumentationsmaterial fiillen. Die Autoren und
Herausgeber dieses Berichts haben sich darauf beschrankt,
ausreichende Beweise vorzulegen, welche die globale
Dimension der gegenwartig aufgrund dieses von London
ausgehenden Komplotts verubten Verbrechen dokumentie-
ren. Wir wollen die Hauptverbrecher und ihre maftgebli-
chen Mittater, deren Verstrickung in diese Verbrechen
anhand der vorliegenden Fakten zweifelsfrei bewiesen wer-
den kann, vor den Richterstuhl des offentlichen Gewissens
bringen. Das vorliegende Beweismaterial befaftt sich zu-
nachst mit der Art und Weise, wie Volkermord gegen die
Nationen und Menschen Schwarzafrikas geplant und
begangen wurde. Danach verlagert sich der Schwerpunkt
der Beweisfuhrung darauf zu belegen, daft der Prinz und
seine Mittater ihr Vorgehen in Afrika als Model! benutzt
haben, um dieselben intemationalen Institutionen und poli-
tischen Praktiken in bereits laufenden Operationen welt-
weit gegen die meisten Nationen und Volker der Erde ein-
zusetzen.
Aus dem vorliegenden Material geht hervor, daft der
WWF bei den Bemuhungen, die souverane Existenz der
fuhrenden Macht der Welt, der USA, zu zerstoren, eine
Schlusselrolle spielt. Deutlich wird ebenfalls die implizit
verraterische Rolle bestimmter Mittater und Gesinnungs-
freunde des Prinzen - einzelne Personen wie Institutionen -
in den USA selbst. Sie werden sehen, welche Auswirkungen
diese Umtriebe in anderen Teilen Nord- und Sudamerikas
haben, denn ihr Ziel ist die Zerstorung Kanadas, Mexikos,
Venezuelas, Brasiliens, Perus, Boliviens und Argentiniens -
und all das ist Teil derselben globalen Operation, die im
Zuge des Volkermordes an den Afrikanern getestet wurde.
Sie werden sehen, wie die Industriekultur, die nationale
Souveranitat und sogar die physische Existenz der Nation
Australien nahezu ausradiert worden sind. Anhand ausge-
wahlter Beispiele werden wir zeigen, daft Operationen mit
der gleichen Zielrichtung gegen Nationen in Asien und
Kontinentaleuropa im Gange sind.
Konservative Berechnungen ergeben, daft die politischen
Maftnahmen, fur die sich der Prinz und seine Komplizen
entschieden haben und die sie gegenwartig vorantreiben,
im Falle ihrer ungehinderten Umsetzung binnen der nach-
sten beiden Generationen die Weltbevolkerung von gegen-
wartig ungefahr 5,3 Mrd. Menschen auf deutlich unter 1
Mrd. reduzieren wurde; und zwar hauptsachlich durch die
sich gegenseitig exponentiell beschleunigenden Auswir-
kungen von Hunger, Krankheiten und Seuchen bei Men-
schen, Tieren und Pflanzen. Unter den Bedingungen, die
eine derart konzentrierte Schockwirkung auf das kollektive
Immunsystem aller hoheren Lebewesen auslosen wurde, ist
es ganz und gar nicht gewahrleistet, daft am Ende des kom-
menden Jahrhunderts uberhaupt noch Menschen lebten -
wenn dem Prinzen und seinen Mittatern nicht Einhaltgebo-
ten und diese Politik nicht umgehend geandert wird. Es
ware zu wiinschen, daft ein solcher Holocaust nicht mit
Sicherheit eintrate, aber wir sollten es nicht riskieren, uns
auf diesen Wunsch zu verlassen; auf jeden Fall muft dem
Prinzen, seinen Mittatern und ihrer schlimmen Politik sofort
Einhalt geboten werden.
Man sollte die Moral der Oligarchen, die jetzt am Sturz
der Windsors, der Thatcheristen oder beider arbeiten, nicht
uberschatzen. Vom Standpunkt dieser Fraktionen der Olig-
archic besteht das wesentliche Verbrechen der Windsors
4. Siehe Armin Mohler, Die konservative Revolution in Deutschland 1918-1932,
Darmstadt 1972. Die Nazi-Partei, wie Hitler ein Geschopf der Thule-Gesellschaft,
war nur eine Variante einer zahlreichen Cattung, die „Konservative Revolution"
genanntwird. Das schliefSt den fuhrenden Nazi-ldeologen der Periode 1933-45 Mar-
tin Heidegger ein, ebenso Friedrich von Hayek von der beriichtigten Mont-Peierin-
Gesellschaft und viele, die heute in die ideologische Kategorie von Michael Ledeens
Universalfaschismus passen, die „neokonservativen", fanatischen Anhanger des radi-
kalen „Freihandels" und der sozio-okonomischen „Chaostheorie".
und Thatcheristen (oder Bushs Gefolgschaft in den USA)
nicht in der an Hitler erinnernde Unmoral der Volkermord-
politik der Windsors, sondern lediglich in der fanatischen
Dummheit und Dekadenz, die sie an den Tag legen. Zwei-
fellos betrachtet so mancher Eugeniker der Oligarchie diese
„fanatische Dummheit" als Folge irgendeines Fehlers im
Erbgut der Familie, ob dieser nun aus der Familie Philips
stammt oder schon bei der Sippe Konigin Victorias vorhan-
den war.
Die Welt scheint auf dem Weg in die Holle zu sein, und
die Windsors (und Thatcheristen) wollen den einmal einge-
schlagenen Weg ihrer gescheiterten „New Age"-Experimen-
te nicht verlassen. Sie machen den Eindruck einer degene-
rierten Gattung, die nicht mehr in der Lage ist, neue Ideen
hervorzubringen oder auch nur zu dulden, und das zu einer
Zeit, in der zutreffene neue politische Konzepte verzweifelt
gebraucht werden.
Wenn unser Gegner erkennt, daB seine jungsten strategi-
schen Ruckschlage dadurch verursacht werden, daft einige
seiner Generate fanatisch dumme Anweisungen geben,
dann ist diese vermutlich zutreffende Lagebeurteilung
gewiB anzuerkennen. Es ist jedoch nicht zu befurchten, daB
EIR in irgendeinem Sinne die Absichten des Gegners gut-
heiBt, wenn es die Sachlage wahrheitsgemaft darstellt.
Wenn der Gegner sich gegen die „aus der Art geschla-
genen" Windsors oder Thatcheristen wendet, dann sollten
wir um so weniger der Selbsttauschung unterliegen, aussch-
lieftlich Prinz Philip zum Sundenbock zu machen. Er ist
lediglich das mangelhafte Werkzeug einer politischen Inter-
essengruppe, die schon Jahrtausende vor seiner Geburt klar
umrissen war und auch in den kommenden Jahrzehnten,
wenn er selbst langst abgetreten ist, eine Gefahr bleiben
wird.
Das in diesem Bericht dokumentierte Verbrechen ist bei
weitem das groftte Verbrechen, das jemals in der menschli-
chen Geschichte begangen wurde: die sichere Zerstorung
alien zivilisierten menschlichen Lebens auf der Erde; und
vielleicht eine Reihe weiterer Untaten, die zur Ausloschung
der gesamten Menschheit fiihren konnten. Prinz Philip hat
seit 1961 eine entscheidende Fuhrungsrolle an der Spitze
dieser globalen verbrecherischen Verschworung eingenom-
men, aber das dieser Politik zugrundeliegende Konzept
stammt nicht von ihm. Diese Politik laBt sich ganz unmittel-
bar auf die Kreise um Charles Darwin und Huxley im 19.
Jahrhundertzuruckverfolgen und auf die Rolle dieser Kreise
beim Aufbau der Eugenikbewegung, aus der sowohl die
Rassenpolitik der Hitler-Diktatur als auch Margaret Sangers
Planned Parenthood Federation hervorging. Prinz Philips
Rolle sollte als Fortsetzung derselben verbrecherischen Tra-
dition gesehen werden, die ehedem Hitler hervorbrachte
und heute zu neuen Extremen getrieben wird. Der Fernseh-
fan wurde sagen: „Kuhn beschreiten sie Wege, die noch
kein Mensch beschritten hat."
Dann, wenn Sie sie
fur schuldig befinden ...
An unsere Beweisfuhrung gegen den strafbaren Prinzen und
seine wichtigsten Mittater schlieBt sich eine entsprechende
„Urteilsbegrundung" an. Dieser abschlieftende Teil wird
Ihnen, den Schoffen, zusammenfassend daruber Aufschluft
geben, was die bekannte menschliche Geschichte uns uber
Ursprunge und Natur der besonderen Qualitat des Verbre-
chens, das der Prinz, der WWF und ihre Mittater reprasen-
tieren, mitteilen kann. Bei Ihrer Urteilsfindung uber die hier
Angeklagten sollten Sie die Umstande berucksichtigen,
unter denen dieser Fall verhandelt wird.
Das Bose, das den Verbrechen des Prinzen und seiner
Mittater zugrunde liegt, ist sehr alt; so alt, wie die nur sche-
menhaft bekannten allerersten Anfange der Geschichte.
Letztendlich ist der Feind nicht dieser erbarmliche Prinz,
sondern vielmehr eine ganz bestimmte verbrecherische Tra-
dition, die man zutreffend als „Oligarchismus" kennzeich-
net. Dieser Oligarchismus ist der Krankheitskeim, welcher
die moralische und geistige Krankheit hervorruft, wovon
der angeklagte Prinz und seine Mittater befallen sind. Um
gegenuber den hier dokumentierten Verbrechen Gerechtig-
keit und Klugheit walten zu lassen, mussen wir uns uber die
heute bei fast alien internationalen Justizverfahren vorherr-
schende Dekadenz erheben: Wir wollen das Problem losen,
anstatt - wie die Siegermachte nach dem Zweiten Welt-
krieg, die das Nurnberger Tribunal pervertierten — unsere
eigene, vorherige Tatenlosigkeit nun hinter einer grausamen
Strafe zu verbergen, zu der wir die fur alles haftbar gemach-
ten Sundenbocke verurteilen.
Betrachten wir den gegenwartigen historischen Moment,
mussen wir zur Kenntnis nehmen, daft die Welt mehr als
drei Jahrzehnte lang eine kriminelle Verschworung geduldet
hat, deren Dimension hinsichtlich der Zahl der Todesopfer
bereits die bekannten Greueltaten der Hitler-Clique iiber-
steigt. Wir versteigen uns nicht zu der Behauptung, daB
damit der Beginn der Apokalypse eingelautet wird; den-
noch sind dies Symptome einer Krise mit durchaus apoka-
lyptischen Eigenschaften. Der vorliegende Fall driickt die
heraufziehende Gefahr eines „neuen finsteren Zeitalters"
aus, eines Zusammenbruchs, der den gesamten Erdball
umfaBt und an die „finsteren Zeitalter" erinnert bzw. sie an
Intensitat noch ubersteigt, die seinerzeit mit dem Kollaps
des RQmischen Reiches und spater im Europa des 14. Jahr-
hunderts einhergingen.
Die Verbrechen des Prinzen fallen zeitlich mit der unmit-
telbar drohenden Auflosung der internationalen Geld- und
Finanzsysteme zusammen, und ihr Ausmaft kennzeichnet
das Ende einer rund 500 Jahre andauernden Periode in der
Geschichte der europaischen Zivilisation. Der Historiker
findet vergleichbare Vorgange nur in der Geschichte, die
Endphasen dynastischer Zusammenbruche, die in der
Geschichte aller Kulturen der Erde immer wieder vorka-
men, bevor mit der Renaissance die moderne europaische
christliche Zivilisation begann. Keine Dynastie, wie alt und
wie machtig auch immer, und egal aus welchem Kultur-
kreis, hat jemals die Endphase eines solchen dynastischen
Niedergangs uberlebt. Die Windsors zeigen keinerlei
Talent, eine Ausnahme von dieser Regel zu werden.
Die vorliegenden Fakten machen den zusammengetrete-
nen Schoffen die Einsicht leichter, daB die Windsor-Dyna-
stie auch ohne unser Zutun vermutlich bald zu einem
bemitleidenswerten Relikt verkummern wird. Unsere Auf-
gabe ist es nicht, die Windsors zu bestrafen (obwohl wir
durchaus ihren Abgang beschleunigen mogen); vielmehr
mussen wir weit kliiger handeln, als es fruher irgendeine
andere herrschende Kultur in der Endphase einer apokalyp-
tischen Krise vermocht hat.
Unsere vorliegende Arbeit ist nicht dazu gedacht, letzt-
lich in irgendein torichtes Urteil „a la Nurnberg" zu mun-
den, womit wir die Bestrafung des Prinzen und seiner Mitta-
ter empfehlen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig dar-
an zu erinnern — vor allem vor dem Hintergrund, daft viele
Millionen Zaungaste die Natur und das Ausmaft der Verbre-
chen, die der Prinz in aller Offentlichkeit begangen hat,
toleriert haben — , wie wenig die Niirnberger Prozesse nach
dem Zweiten Weltkrieg bewirkt haben; wie wenig Gutes
dauerhaft davon ausgegangen ist und wie selten personli-
cher Mut in diesen Fragen in den folgenden Jahren bewie-
sen wurde. Hjalmar Schacht wurde in Nurnberg freigespro-
chen, der Baron von Knierim, der seinen Anteil an Ausch-
witz hatte, kam ebenfalls ungeschoren davon. Und schon
1961 setzten Prinz Philip und seine Mittater eine Operation
in Gang, die umfassender und schrecklicher war als alles,
was Hitler und seine Clique jemals getan oder sich ausge-
dacht hatten.
Die Verbrechen des Hauses Windsor mussen von diesem
Gericht richtig beurteilt werden, d.h. aus dem Blickwinkel
der Geschichte. Das Verbrechen des Prinzen ist ungeheuer-
lich; doch weit bedeutsamer ist, daft dieses Verbrechen nur
ein Symptom der todlichen Krankheit einer Zivilisation ist,
welche die offene Forderung derart ubler politischer Prakti-
ken und Institutionen zugelassen hat. Im wesentlichen ist
der Prinz nur ausfuhrendes Organ der Dekadenz unseres
Zeitalters gewesen, und damit ein untrugliches Symptom
fur den nahenden Kollaps der herrschenden globalen Insti-
tutionen, denen die moralische Uberlebensfahigkeit fehlt.
Unser Richterspruch muft dafur sorgen, daft diese Krankheit
geheilt wird, anstatt sich nur mit dem einzelnen Symptom
zu befassen.
Wir schlieften diese Eingangsbemerkungen folgender-
maften: Die Herausforderung, der Sie sich aufgrund des
vorliegenden Beweismaterials stellen mussen, istfolgende:
Kann die schreckliche Tatsache, daft es unter den gegen-
wartig allgemein akzeptierten politischen Spielregeln keine
Alternative zum Kollaps dieser Zivilisation gibt, Sie, die
Schoffen, zu der Erkenntnis bewegen, welche radikalen
Veranderungen bei den Grundannahmen der Politik herbei-
gefuhrt werden mussen? Konnen Sie die Veranderungen
entdecken, die es der Menschheit moglich machen, sofort
und unmittelbar eine zerstorte Cesellschaft aus den Ruinen
der kollabierten Dynastie wiederaufzubauen, ohne daft wir
zuvor den Alptraum eines weiteren „finsteren Zeitalters"
durchleben mussen?
In einer Zusammenfassung werden wir auf diese Frage
am Ende der heutigen Verhandlung zuruckkommen.
Der Prozess beginnt
Die meisten Burger glauben, Konigin Elisabeth II. sei lediglich eine Galionsfigurohne
wirkliche politische oder finanzielle Macht. Dies ist ein grower Irrtum. Sie verfugt uber
eines der groBten Privatvermogen und ist als Oberhaupt der Windsor-Dynastie souver-
anes Staatsoberhaupt des Vereinigten Konigreiches sowie 16 weiterer Staaten.
Prinz Philips Machtapparat
Von Jeffrey Steinberg
Die Macht des Hauses Windsor leitet sich unter ande-
rem von Konigin Elisabeths Status als Jeitende
Direktorin" eines informellen Gremiums namens
„Club of the Isles" (Club der Inseln) her, in welchem sich
die politische und finanzielle MachtfOlle der untereinander
verschwagerten Konigshauser Europas von Skandinavien
bis Griechenland vereinigt.
Das Vermogen der im Club der Inseln vertretenen Mitglie-
der wird zusammengenommen auf mehr als 1 Billion
Dollar geschatzt, und die BesitztOmer und Unternehmun-
gen, woran der Club kontrollierende Anteile halt, sollen
zusammen mehr als 9 Bio. $ wert sein. Das britische K6-
nigshaus beherrscht den Weltolmarkt und uber Unterneh-
men wie Rio Tinto Zinc, Lonrho, und DeBeers Anglo Ame-
rican Corp. auch den Welthandel mit Edelmetallen und
wertvollen Rohstoffen.
Der Prinzgemahl Philip Mountbatten, Herzog von Edin-
burgh, spielt in seiner Eigenschaft als „Operationsleiter" des
Clubs der Inseln und Vorsitzender des World Wide Fund for
Nature (WWF) eine ahnlich prominente Rolle wie Elisabeth
II. AuGerdem fungiert Prinz Philip als hauptsachlicher Wort-
fuhrer des Clubs bei dessen vordringlichstem politischen
Abbildung 1:
Der Familienstammbaum der Windsors
Prinzessin Elisabeth "1596, t1662
(Tochter Kenig Jakob I. von England und Schottland)
Kurfurst Friedrich V. von der Pfalz *1596 11632
von 1619-21 Konlg von Bohmen
Karl Ludwlg *1 617 11 680 (Kurfurst von der Pfalz)
Elisabeth Charlotte v.d. Pfalz ~ Phlllpp I.
Herzog von Orleans
Phlllpp II.,
Herzog von Orleans t1 723
I
Ludwlg,
Herzog von Orleans t1752
1
Ludwig Phlllpp I.,
Herzog von Orleans t17B5
Ludwlg Phlllpp II.,
Herzog von Orleans
Ludwig Phlllpp,
Konlg von Frankreich 1-1850
■
Franz I.,
Herzog von Lolhringen,
GroBherzog darToskana,
Kaiser ab 1754
I
Leopold II.,
GroBherzog von Toskana,
Kalserab1790
Ferdinand III.,
GroBherzog von Toskana
Theresa = Karl Albert,
Konig von Sardlnien t1B49
Sophie t1714 °° Ernst August Kurfurst
von Braunschschwelg-Xuneburg
K6nigGeorgl.t1727
I
Kdnig Georg II. t1760
-J
Friedrich Prinz von Wales
Konlg Georg III. t1820
I
Eduard
Herzog von Kent t1 820
I
Konigin Victoria
Luise ™ Prinz Leopold von
Sachsen-Coburg-Gotha
(wlrd 1831 als Leopold I. Konig
von Belgien)
Konlg Eduard VII.
I
Viktor Emanuel II.,
ab1861 Konlg von
llallen Konlg Georg V. t1 866
Ferdinand Umberto I.,
(erklarteslch190a Konlg von llallen I
, zum bulgarischen Konlg)
Albert I. I
Konlg der Belgler
Boris III.
•1B94 1S18-43
Konlg von Bulgarian
. „„ w .„ Victor Emanuel III.
1901 K^e'rBelgier ' 1869 «$& 2f llalte "
ab1931 iauu-4b
I
Alfred,
Herzog von Edinburgh „ L , n ,
I a Sophie - Oskar II.,
| Konig von Schweden
Maria - Ferdinand 1 922 1 872 " 1 907
Konig von Rumanien
Anne "Wilhelm
von Oranlen IV.
Wllhelm V.
Prinz von Oranlen
I
Wllhelm VI.,
GroBherzog von
Luxemburg und
Prinz von
Oranien-Nassau,
1815-1840 Kanig
der Niederlande
I
Wllhelm II.,
Konlg von Holland
Herzog von Windsor,
regierte als Konig Eduard
VIII. vom Jan.-Dez. 1936
1
Baudouinl. ab 1951
Konig der Belgier
DIb gastrlchelten Unlen zeigan, daf3 ein odermehrera Generationen ubarsprungen wurden,
Marie "Alexander
Konig von Jugoslawlen
1921-34
Karl II., Peter || Gustav V„
1930-40 Konlg *1923* *1858t1950
von Rumanien Konig von Konig von
Jugosiawien Schweden
1907-50
I
Gustav VI. Adolf
*1882 1-1 973
J Konig v. Schweden
Elisabeth II. 1950-73
Konigin von GroBbritannien 1
Car! XVI. Gustav,
Konig v. Schweden
ab1973
Konig Georg VI.
•1895
Konigin von
Holland
1890-48
Juliana,
Konigin von
Holland
1948-80
Beatrix
Wilhelmina
Armgard,
Konigin von
Holland seit
1980
Louisa « Friedrich V.,
Kflnlg von Danemark
Christian, wurde als
Christian IX. Konlg von
Danemark
Friedrich VIM.,
Konig von Danemark
Wilhelm 111.,
Konig von Holland
Wilhelm, wurde als
Georg I. Konlg von
Griechenland
Christian X.,
Konig von
Danemark
1912-47
Friedrich IX.,
Konlg von
D§nemark
Konstantin I.,
Konig von Griechenland
1913-17 und 1920-22
Carl, Prinz von
Danemark,
wurde als
Haakon VII.
Konig von
Norwegen
1905-1957
Georg II.,
Konig von
Griechenland
Paul I., Konig von
Griechenland
1947-64
Olaf V„
I K6nig von Norwegen |
Margarethe II., Konstantin II., Konlg
Konigin von von Griechenland
Danemark 1964-73
seit 1972
10
Anliegen: die Weltbevolkerung im Laufe weniger Genera-
tionen auf eine Milliarde Menschen zu reduzieren.
Ohne Volkermord im Weltmaftstab, und zwar weit Liber
das hinaus, was man Afrika schon in den letzten 35 Jahren
angetan hat, ist dieses Ziel nichtzu verwirklichen. Deshalb
hat das von Prinz Philip geleitete Exekutivorgan einen
aulierst schlagkraftigen Machtapparat geschaffen, der sich
aus koniglichen Trusts und Firmen, der Propaganda dienen-
den Frontorganisationen sowie aktionsorientierten Gruppie-
rungen zusammensetzt. Manche halten diesen Apparat fur
eine sehr effiziente „Mord GmbH", andere vergleichen die
hoheren Range dieser Machtstruktur mit Hitlers „Allgemei-
ner SS", in der einfluGreiche Wirtschaftsfiihrer, Adlige und
andere finanzkraftige Wurdentrager des Dritten Reiches
organisiert waren, ohne sich selbst die Hande schmutzig zu
machen.
Wer ist wer in
Prinz Philips Machtapparat?
Die Zahlen beziehen sich aufAbbildung 2.
1. Club der Inseln/Haus Windsor: Durch den Vorsitz im
Club der Inseln spielt das Haus Windsor die Rolle des pri-
mus inter pares in der weitverzweigten koniglichen Familie,
welche auGer in Groftbritannien in den Niederlanden,
Schweden, Danemark, Norwegen und Belgien den Thron
innehat und in Bulgarien, Italien, Rumanien, Jugoslawien,
Griechenland und Rutland z.T. noch heute Anspruch dar-
auf erhebt (die Romanow-Linie ist im Stammbaum Abb. 1
nicht aufgefuhrt).
2. Prinz Philip von Griechenland und Danemark, Baron
Greenwich, Earl of Merioneth, Herzog von Edinburgh:
Prinzgemahl von Konigin Elisabeth II., grundete 1961 den
World Wildlife Fund und wurde 1981 dessen intemationa-
ler Prasident. Fruher Prasident der Londoner Zoologischen
Gesellschaft (ZSL). Zitate aus seinen Reden und Schriften
finden Sie auf Seite 22.
3. Zoological Society of London (ZSL): Gegrundet 1826
durch Sir Stamford Raffles, ehem. Vizekonig von Indien und
Grunder Singapurs. Inspirierte die New Yorker und Frank-
furter Zoologischen Gesellschaften. Ihr untersteht der Lon-
doner Zoo.
Royal Geographical Society (RGS): Gegriindet 1830 als
Geographical Society of London; erhielt 1859 die konigli-
che Urkunde. Hat groftere Kolonialexpeditionen finanziert,
z.B. von Livingstone und Sir Richard Burton in Afrika. Der
Vorstand von ZSL und RGS deckt sich fast vollstandig mit
dem des WWF; Prinz Philip war in den 70er Jahren Vorsit-
zender der ZSL.
ZSL und RGS stehen im obersten Rang des britischen Ge-
heimdienstestablishments. Die letzten Prasidenten der ZSL
waren: Julian Huxley, 1935-42; Feldmarschall Lord Alan-
brooke, Generalstabschef des Vereinigten Konigreichs,
1950-54; Lord Solly Zuckerman, oberster Wissenschaftsbe-
rater der britischen Regierung, 1955-84; derzeitiger Direk-
tor ist Sir Frank Chappell, fruher militarischer Oberbefehls-
haber (GOC) der britischen Armee, Mitglied im WWF-
Groftbritannien. ZSL und RGS hangen der gleichen Euge-
nikideologie wie der WWF an, und Abkommlinge der
Familie Darwin/Huxley sind in beiden Organisationen all-
gegenwartig.
Der „Begrunder" der Eugenik Sir Francis Galton war Mit-
te des 19. Jahrhunderts ein machtiger Mann in der RGS.
Michael Huxley, Julians Cousin, grundete das Geographical
Magazine. Fiihrende RGS-Mitglieder grundeten zusammen
mit Sir Peter Scott vom WWF die Organisation „Survival
International" (Nr. 15).
4. Rio Tinto Zinc, Shell, Lonrho, ICI, Unilever, DeBeers,
AAC: siehe Seite 16.
5. The Fauna und Flora Conservation Society (FFPS): 1903
gegrundet als Gesellschaft fur die Erhaltung der wilden Tier-
und Pflanzenwelt des britischen Empire. Zweitalteste briti-
sche Umweltorganisation nach der Koniglichen Gesell-
schaft fur Vogelschutz (1 889). In einem Ausschuft der FFPS
sitzen 108 „ehrenamtliche Berater in Ubersee" aus 70 Lan-
dern. Sie unterhalt Verbindungen zu fast alien wichtigen
Umweltorganisationen. Ist zusammen mit der Eugenikge-
sellschaft (Eugenics Society) Mutterorganisation der inter-
national Union for the Conservation of Nature" (IUCN) und
des WWF. Untergebracht seit der Grundung im Londoner
Zoo. Schirmherrin ist ihre Majestat, die Konigin.
Die „Fauna" wurde als Instrument der britischen Imperi-
alpolitik gegrundet, wobei der „Naturschutz" als Deckman-
tel diente. Die Grunder und Vizeprasidenten Lord Milner,
Grey, Cromer, Curzon und Minto waren alle Prokonsuln des
Empires, hauptsachlich in Indien und Afrika.
So schrieb Sir Peter Scott, der seit den 60er Jahren bis zu
seinem Tode 1989 fast drei Jahrzehnte lang FFPS-Vorsitzen-
der war, in seiner Geschichte der Gesellschaft: „Da das
Empire sich damals Liber fast ein Viertel der Erdoberflache
erstreckte, fiel es ziemlich leicht, die noch in den Kinder-
schuhen steckende Tierschutzbewegung zu international i-
sieren."
Hauptziel der FFPS war die weltweite Ausweitung des
Nationalparksystems. Sie veranstaltete 1933, 1938 und
1953 internationale Konferenzen, urn neue Nationalparks
zu planen. Ihr Sekretar Oberst Stevenson-Hamilton errich-
tete den Kruger-Nationalpark in Sudafrika. Der Architekt
des kenianischen Nationalparksystems Oberst Mervyn
Cowie sitzt heute noch im Vorstand der FFPS.
FFPS-Leute haben den WWF und die IUCN seit deren
Grundung beherrscht und haufig den Vorsitz in den beiden
wichtigsten lUCN-Kommissionen gefuhrt, der „Commission
on National Parks and Protected Areas" und der „Survival
Service Commission", die sich mit Artenschutz im WWF-
Stil befaftt und seit 1 963 fast zwei Jahrzehnte lang von Peter
Scott geleitet wurde.
6. The Nature Conservancy: Mit koniglicher Urkunde 1 949
gegrundet. Eine der vier offiziellen Forschungseinrichtun-
gen des Staatsrates im Vereinigten Konigreich. Sie gait als
die „weltweit erste gesetzliche Naturschutzeinrichtung"
und wurde nach dem Krieg zu einem wesentlichen Kanal
fur verdeckte Operationen der britischen Krone.
In seiner einfluBreichen Position als standiger Sekretar des
Vizepremierministers formulierte Max Nicholson das
Gesetz, mit dem die Conservancy eingerichtet wurde, und
11
1 Club der Inseln - Haus Windsor
2 Prinz Philip
Zoological Society London
3 Royal Geographical Society
Fauna and Flora
5 Preservation Society
6 Nature Conservancy
7 UNESCO, IUCN,UNEP
4
RTZ
Shell
Unilever
Lonrho
DeBeers
AAC
ICI
World
10 Resource
Institute
8WWF
9 1001 Club
12 Sierra Club
Goldsmith
11 Sierra Club
16EIA
13 Greenpeace
14 FOE
15 Survival Int'
17 Earth First! Sea Shepherd Lynx Rainforest Action Network
Abbildung 2: Der Machtapparat Prinz Philips
verlieK dann seinen Regierungsposten, urn von 1952-66
deren Vorsitzender zu werden.
Nicholson entwickelte personlich einen Groftteil der Stra-
tegien und Taktiken der Weltumweltschutzbewegung in
den folgenden Jahrzehnten. So setzte er die Kampagne
gegen DDT in Gang, die Rachel Carson spater durch ihr
Buch Der stumme Fruhling allgemein bekannt machte. Er
entwarf die Satzung der IUCN; er organisierte und leitete
ein Komitee, das 1961 den WWF grundete; er wahlte Sir
Peter Scott als ersten Vorsitzenden des Internationalen Rats
des WWF aus, der auf diesem Posten den wechselnden Pra-
sidenten des WWF-lntemational zwei Jahrzehnte lang zur
Seite stand.
Der Untertitel seiner 1970 erschienenen Geschichte der
Nachkriegsumweltbewegung lautet: „Ein Fiihrer fur die
neuen Herren der Erde".
7. IUCN, Unesco, UNEP: IUCN: Die in der Schweiz ansas-
sige international Union for the Conservation of Nature"
wurde von Sir Julian Huxley gegrundet; die Satzung schrieb
das britische AuBenministerium. Die IUCN vereinigt
Angehorige von 68 Nationen, 103 Regierungseinrichtungen
und 640 Nichtregierungsorganisationen, hangt nominell
mit den UN zusammen, unterliegt aber nicht ihrer Kontrol-
le. Der WWF wurde ursprunglich gegrundet, um die IUCN
zu finanzieren; viele wichtige IUCN-Kommissionen werden
von der „Fauna and Flora Preservation Society" gesteuert.
Zusammen mit der UNEP und dem „World Resources Insti-
tute" hat die IUCN die globale Artenschutzpolitik in Gang
gebracht, die heute zum Leitfaden der Umweltschutzpla-
nung vieler Nationen geworden ist. Der lUCN-Fuhrungs-
stab plant heute die Umweltpolitik und Verwaltung der
Nationalparks in vielen ehemaligen Kolonien. Die sog.
12
Erhaltung der Artenvielfalt sieht die IUCN als ihre Haupt-
aufgabe an. Vorsitzender ist Sir Shridath Ramphal, ehem.
Generalsekretar des britischen Commonwealth (1975-90);
der Generaldirektor Martin Holdgate war ein hochrangiger
Beamter bei der Umweltschutzbehorde des Vereinigten
Konigreiches.
Unesco: Die Erziehungs-, Kultur- und Wissenschaftsorga-
nisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Paris wurde von
Sir Julian Huxley konzipiert, der auch ihr erster Generaldi-
rektor wurde. Im Grundungsdokument von 1946 hat
Huxley zwei vordringliche Ziele der Unesco definiert: die
Notwendigkeit eugenischer Maftnahmen zu propagieren,
und Wildtiere durch die Einrichtung von Nationalparks,
besonders in Afrika, zu schutzen. Mit einem Jahresbudget
von 550 Mio. $ finanziert Unesco ein riesiges Netz von
Umweltschutzgruppen; der Umweltschutz ist heute eines
ihrerdrei Hauptziele.
UNEP: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen
entstand anlaBlich der Weltumweltkonferenz 1972, die von
WWF-Mitgrunder Maurice Strong organisiert wurde. Das in
Kenia ansassige UNEP arbeitet eng mit Unesco, IUCN und
WWF in verschiedenen Unternehmungen zusammen. Das
„World Conservation Monitoring Center" des UNEP in
Cambridge, England, das auch von IUCN und WWF finan-
ziert wird, gilt als zentraler Nachrichtendienst, als eine Art
„CIA" der Umweltschutzbewegung.
8. World Wildlife Fund (seit 1987 World Wide Fund for
Nature): siehe S. 20
9.1001 Club: siehe S. 18
10. World Resources Institute (WRI): Gegrundet 1982
unter Aufsicht des amerikanischen WWF-Prasidenten Rus-
sell E. Train mit groftzugigen Zuschussen vom Rockefeller
Brothers Fund und der MacArthur Foundation. Zum Prasi-
denten wurde James Gustave Speth ernannt. Speth war ein
Mitgrunder des „Natural Resources Defense Council" (Roh-
stoffverteidigungsrat), fruherer Vorsitzender des „U.S.
Council on Environmental Quality" (US-Umweltrat) und
leitete das Projekt „Global 2000". Speth wurde nach elf Jah-
ren an der Spitze des WRI 1993 zum Chef des United Nati-
ons Development Program (UNDP) gemacht. Das WRI ist
die Hauptdenkfabrik fur amerikanische Umweltgruppen,
die laufend neue Studien herausbringt, die der Neuen Welt-
ordnung und der weltweiten Artenschutzpolitik Vorschub
leisten. Das WRI hangt mit dem „International Institute for
Environment and Development" (Internationales Umwelt-
und Entwicklungsinstitut) in London zusammen, das fruher
von Lady Jackson (Barbara Ward) geleitet wurde.
11. Goldsmith/The Ecologist: Sir James Goldsmith und sein
alterer Bruder Edward sind fuhrende Finanziers des interna-
tionalen WWF-Apparats und zusammen mit John Aspinall
die Hauptgeldgeber von „Survival International" (Uberle-
ben international) und „Friends of the Earth" (Freunde der
Erde).
1970 grundete Edward Goldsmith das radikalokologische
Magazin The Ecologist. Edward hat auch die Grune Bewe-
gung bzw. Partei in GroGbritannien in Gang gesetzt, die in
alien europaischen Nationen Nachahmer fand.
12. Sierra Club: Der Sierra Club wurde 1892 von dem
Naturschutzer John Muir und mit Geldern von E.H. Harri-
man gegrundet, der durch windige Eisenbahnspekulationen
zu seinem Vermogen gekommen war. Bis in die 50er Jahre
war er uberwiegend ein Freizeitclub, der sich erst unter der
Fuhrung David Browers zu einer radikalen Umweltlobby
wandelte. 1969 verlieB Brower den Sierra Club, um die
noch radikaleren Friends of the Earth zu grunden. Spater
grundete er das „Earth Island Institute" (Institut Erdinsel).
Sein Nachfolger Michael McCloskey gestaltete den Sierra
Club zu einer Organisation um, die jegliche kommerzielle
Nutzung offentlicher Landflachen verhindern sollte.
Fuhrende Mitglieder des Sierra Clubs Canada grundeten
1971 die Organisation Greenpeace. Der Sierra Club und
die „Wilderness Society" gaben 1979 David Foreman einen
Zehnjahresvertrag zur Grundung und Leitung einer unver-
hCillt terroristischen Umweltorganisation. Daraus wurde
„Earth First!".
13. Greenpeace: 1971 gegrundet; die Vorlauferorganisation
hieft „ Don't make a Wave Committee" und sollte der Rock-
Sex-Drogen-Gegenkultur verfallene Jugendliche in WWF-
gesteuerte „direkte Aktionen" einbinden. Heute unterhalt
Greenpeace Unterorganisationen in 24 Landern; der
Hauptsitz ist in den Niederlanden, das Jahresbudget betragt
157 Mio. $. Jetziger Direktor von Greenpeace-GroGbritan-
nien ist Lord Peter Melchett, Erbe des Vermogens der Impe-
rial Chemical Industries (ICI). Der ehemalige Vorsitzende
von Greenpeace-International, der Kanadier David McTag-
gart, hatte u.a. von WWF-Direktor Sir Peter Scott finanzielle
Zuwendungen erhalten, um damit Schiffe zu kaufen, womit
medienwirksame Angriffe gegen Atomtests, Walfangflotten
und Seehundjager gefuhrt wurden.
14. Friends of the Earth: Die Freunde der Erde wurden
1969 von David Ross Brower, dem ehem. Exekutivdirektor
des Sierra Club, gegrundet. 1990, nach Zusammenschluli
mit dem Environmental Policy Institute" (Institut fur
Umweltpolitik) und der „Oceanic Society" (Ozeanische
Gesellschaft), erhielten sie von der US-Steuerbehorde steu-
erbegunstigten Status wie hierzulande gemeinnutzige Verei-
nigungen. Mit finanzieller Unterstutzung aus dem Umkreis
der Goldsmiths und Rothschilds sowie durch John Aspinall
weiteten sie sich 1970 nach England aus. Ihre direkten Ak-
tionen und anderen Aktivitaten richten sich vor allem gegen
Kernkraftwerke.
Direktor der FOE im Vereinigten Konigreich war in den
80er Jahren Jonathan Porritt, der Sohn des ehem. General-
gouverneurs von Neuseeland. Der Grunder der FOE in
Frankreich Brice LaLonde wurde spater von President Mit-
terrand zum Umweltminister ernannt. Die Freunde der Erde
haben u.a. Mitglieder dazu eingesetzt, Earth First! zu grun-
den.
15. Survival International: 1969 mit Hilfe des WWF-Vorsit-
zenden Sir Peter Scott gegrundet, um „Stammesleuten
finanziell zu helfen, ihr Land, die Umwelt und ihre Art zu
leben zu schutzen". Urspriinglich lautete der Name primi-
tive Peoples Fund". Nach wie vor enge Zusammenarbeit
mit dem WWF und der Royal Geographical Society. Unter
den Grundungsmitgliedern sind: Edward Goldsmith, John
13
Karte 1: Lander des British Commonwealth
l^^^iiii^iiil
* Lander, in denen Elisabeth II. Staatsoberhaupt 1st.
Aspinall, Nicolas Guppy, Francis Huxley und der Direktor
der Royal Geographical Society John Hemming. Fruh kon-
zentrierte sich die Tatigkeit von „Survival International" auf
sQdamerikanische Indianerstamme, wie z.B. die Yanomami.
1972 entstand der Ableger „Cultural Survival" (Kulturelles
Uberleben) unter Fuhrung des britischen Anthropologen
David Maybury-Lewis; den Vorsitz hat die danische Koni-
gin Margarethe inne.
16. Environmental Investigative Agency: Privatdetektei mit
Hauptsitz in London. Ihr Grunder ist Allan Thornton, der
schon fruh bei Greenpeace eine Rolle spielte. Finanziert
wird sie vom „Animal Welfare Institute" (Institut fur Tier-
wohlfahrt) und anderen WWF-Frontorganisationen. Ihre
Aufgabe besteht in privaten Ermittlungen zur Aufdeckung
von Umweltvergehen.
17. Sea Shepherd: Der Feldzug von „Sea Shepherd" (Huter
des Meeres) gegen die Walfangindustrie ist ein typisches
Beispiel fur die medienwirksamen, haufig gewalttatigen
Aktionen dieser und anderer Gruppierungen: Paul Watson
ursprunglich Mitglied der Vancouver Liberation Front, war
1973 in eine Schiefterei mit US-Bundespolizisten im India-
nerreservat Wounded Knee verwickelt, war Grundungsmit-
14
glied von Greenpeace und rief 1977 die radikale Gruppe
„Sea Shepherd Conservation Society" ins Leben. Watson
wurde vom amerikanischen WWF-Aktivisten und Leiter des
„Fund for Animals" Cleveland Amory sowie der britischen
„Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals"
(Konigliche Tierschutzgesellschaft) finanziert. Das Geld
wurde u.a. dazu benutzt, einen britischen Fischkutter zu
kaufen und damit Jagd auf das portugiesische Walfangschiff
Sierra zu machen.
Am 1 7. Juli 1 979 rammte die Sea Shepherd die Sierra vor
der portugiesischen Kuste. Die portugiesische Kiistenwacht
brachte die Sea Shepherd auf und nahm sie als Sicherheit
m Verwahrung, bis Watson den Schaden an der Sierra
bezahlt hatte. Statt die 750 000 $ fur die Reparaturkosten
zu erstatten, versenkte Watson am 31 . Dezember 1979 die
Sea Shepherd im portugiesischen Hafen Leixoes.
Am 5. Februar 1980 sprengten drei Okoterroristen die
Sierra in Lissabon in die Luft. Eine Frau rief von Spanien
aus im Lissaboner UPl-Buro an und erklarte: „Die Sea
Shepherd ist geracht. Glauben Sie nicht, es sei ein Unfall
gewesen; dies war ein bewu&ter Sabotageakt. Die Sierra
wird nie mehr Wale toten. Wir haben es fur die Sea Shep-
herd getan." Am 27. April 1980 wurden im Hafen von
Mann bei Vigo in Spanien die Isba 1 und Isba II, zwei der
fiinf spanischen Walfangschiffe, in die Luft gesprengt. Laut
Watson waren die Tater die gleichen drei unerkannten
Okoterroristen, die zwei Monate zuvor die Sierra zerstort
hatten.
Dies war der Anfang einer Terrorkampagne, die Watson
und seine Organisation Sea Shepherd gegen Fischerei- und
Walfangschiffe vieler Nationen gefiihrt haben. Watson
riihmt sich, mehrere islandische und norwegische Walfan-
ger versenkt zu haben. Daruberhinaus haben seine Leute
Dutzende von Schiffen gerammt, Netze zerschnitten und
andere Aktionen ausgefuhrt, die nach intemationalem
Recht als Piraterie gelten. Trotz aller seiner Taten und einer
Verurteilung in Norwegen ist Watson ein freier Mann, der
ungehindert unter den Augen der Behorden operieren kann.
15
Die britische Krone iibt die politische Kontrolle uber zahlreiche internationale Konzer-
ne besonders in Afrika aus, oft halt sie sogar wesentliche Besitzanteile an ihnen.
Prinz Philips
Wirtschaftsimperium
Von Anthony Wikrent und Allen Douglas
Multinational Konzerne wie Royal Dutch Shell,
Unilever und Rio Tinto Zinc (RTZ), die in der
Nachkriegszeit Afrika und andere Teile der Welt
ausbeuteten, stellen eine moderne, etwas verschleierte
Version der „Handelspiraten" im Dienste der britischen
Krone zur Zeit Elisabeth I. dar. Ahnlich wie ihre haufig von
Venedig geforderten elisabethanischen Vorganger, von
denen einige gegen Ende des 16. Jahrhunderts zur British
East India Company verschmolzen, sind diese Gesellschaf-
ten ausgestattet mit dem „koniglichen Privileg", weltweit
im Auftrag der Krone und der mit ihr verbundenen Famili-
en operieren zu dOrfen.
Die anglo-hollandische Firma Royal Dutch Shell, die in
Afrika und beim WWF so prominent engagiert ist, geht z.B.
auf finanzielle Absprachen aus der Zeit zuruck, als Wil-
helm von Oranien 1688 mit Unterstutzung Venedigs den
englischen Thron bestieg.
Die Kolonisierung Afrikas durch die europaischen Mach-
te nach 1 880 wurde von Charterunternehmen der Krone
wie der Royal Niger Company, der British East Africa Com-
pany und Cecil Rhodes' British South Africa Company
betrieben. Die groBen Unterstutzer des WWF und insbe-
sondere dessen „Afrika-Abteilung", die unten naher
beschrieben ist, sind direkte Abkommlinge dieser Kronun-
ternehmen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, oder noch
alterer wie Shell. Typisch ist Tiny Rowlands Lonrho Corp.,
der groBte private Nahrungsmittelkonzern des Kontinents,
der auch im groBen Stil mit Edelmetallen handelt; 1990
hatte Lonrho in Afrika uber 100 000 Beschaftigte.
1961, als Lonrhos Mittel gewaltig aufgestockt wurden,
urn die jungen unabhangigen Nationen Afrikas zugrunde
zu richten, war die Lonrho Corp. eine Filiale von Rhodes'
alter British South Africa Company, die heute immer noch
existiert. Wie EIR 1992 in dem Buch Tiny Rowland: The
Ugly Face of Neocolonialism in Africa (Das haBliche
Gesicht des Neokolonialismus in Afrika) dokumentiert hat,
stammten das Geld und die Verbindungen fur diese Neu-
auflage der Ostindiengesellschaft aus einem Finanzhaus
der Londoner City: Harley Drayton und seiner Gruppe aus
der Old Broad Street Nr. 117, Kronagenten fur die Kolonien
und Verwalter des Privatvermogens der Queen. Langjahri-
ger personlicher Assistent Draytons war der schottische
Aristokrat Angus Ogilvy, dessen Ehefrau Prinzessin Alex-
andra von Kent die derzeitige Vorsitzende des WWF im
Vereinigten Konigreich ist.
Seit 1961 war Rowland der wichtigste Geldgeber von
Banden, deren Ausrottungsfeldzuge Afrika verwustet
haben. Oft finanzierte er zwei sich bekampfende Parteien
gleichzeitig: Ian Smiths Regime in Rhodesien und die
schwarze Opposition urn Joshua Nkomo und Robert
Mugabe; die Frelimo-Regierung und ihre Renamo-Gegner
in Mosambik; die MPLA und ihren Feind, die UNITA, in
Angola.
Mit einem offiziellen Vermogen von 13 Mrd. Dollar
[Harpers and Queen-Magazin, Januar 1991) ist die Queen
die reichste Frau der Welt. In Wirklichkeit ist es noch weit-
aus groBer, aber sie ist von der Offenlegungspflicht ihrer
Besitztumer ausgenommen. Folgende Konzerne mit
groBem Besitz besonders in Afrika werden von der briti-
schen Krone politisch gelenkt, oft auch zu wesentlichen
Teilen besessen:
RTZ Corp. PLC. ZweitgroBte Bergbaugesellschaft der Welt.
1873 durch Hugh Matheson von der Opium-Handelsfirma
Jardine Matheson gegrundet. Sir Auckland Geddes, der
dritte Vorsitzende von RTZ, reorganisierte in den 20er und
30er Jahren zusammen mit Sir Ernest Oppenheimer die
Kontrolle uber die Forderung der Rohstoffe in Afrika.
Anglo-American Corp. of South Africa, Ltd. GroStes Berg-
bauunternehmen der Welt; beherrscht die Wirtschaft Sud-
afrikas. Bildet zusammen mit De Beers das Oppenheimer-
Imperium. Die Rothschilds und J. P. Morgan & Co. stellten
Sir Ernest Oppenheimer zwischen 1902 und 1929 die
Geldmittel zur Kartellierung der Diamanten- und Goldpro-
duktion in Sudafrika zur Verfugung.
De Beers Consolidated Mines Ltd. (Sudafrika) und De
Beers Centenary AG (Schweiz). Kontrollieren die Weltdia-
mantenproduktion. 1880 von Cecil Rhodes gegrundet, be-
herrschte das Untemehmen mit Ruckendeckung der Roth-
schilds bereits 1888 90% des weltweiten Diamantenab-
baus.
Barclays PLC. EinfluBreiche GroBbank in Afrika, straff
gefuhrtvon den Familien Barclay, Freame, Bevan und Bux-
ton. Letztere hat den WWF mitgegrundet.
Shell Trading & Transport PLC und Shell U.K. Ltd. Welt-
groBter petrochemischer Produzent; 1903 von Sir Henri
Deterding mit den franzosischen Rothschilds gebildet. Der
britischen Holding ST&T gehoren 40% der Royal Dutch
Shell-Gruppe von weltweit uber 2 000 Einzelfirmen (60%
gehoren der Royal Dutch Petroleum Co.).
1ft
N.M. Rothschild & Sons Ltd. Gegr. 1803 unter Mitwirkung
des Hauses von Thurn und Taxis (ursprunglich die venezia-
nische Familie Torre e Tasso). NMR&S unterstutzte finanzi-
ell die Expansion des britischen Empire nach dem Vorbild
Venedigs, und auch das Gold- und Diamantenimperium
von Cecil Rhodes.
Imperial Chemical Industries PLC. ICI verfiigt uber eine
Schlusselstellung im Weltchemiekartell.Gegrundet 1926
u.a. von Lord Melchett, der die vier groftten britischen
Chemiefirmen fusionierte. Der heutige Lord Melchett, ein
Enkel des ICI-Grunders, leitet Greenpeace-Groftbritannien.
Unilever. Besitzt ausgedehnte Plantagen in Afrika und ist
die groBte Handelsfirma auf dem Kontinent (United Africa
Co.). Wichtiger Teil des weltweiten Nahrungsmittelkartells,
vor allem im Bereich Fette und Speiseole. Ging 1930 aus
dem Zusammenschluft einer hollandischen Gesellschaft
mit der Firma English Lever Brothers, Besitzerin der Nach-
folger der Royal Niger Co. in Westafrika, hervor.
Abbildung 3: Prinz Philips Konzernimperium
World Wide Fund for Nature, U.K.
Prince Philip, The Duke of Edinburgh (International President)
President: Princess Alexandra (cousin of Queen Elizabeth II)
-Trustees: Sir Peter Fenwick Holmes
Vice-Presidents: The Lord Buxton
Christopher Cadbury
Corporate Sponsors:
Cadbury
ICI Chemical & Polymers
National Westminster Bank
Shell UK
Barclays Bank PLC
Andrew Robert Fowell Buxton, chairman, CEO)
Jan Peelen (Unilever)
The Lord Camoys (formerly Rothschild International Bank)
- Sir John Derek Biikln (Unilever)
Sir Denys Hartley Henderson
Lord Wright of Richmond (British Petroleum)
Lord Lawson of Blaby (Chancellor of Exchequer 1 983-90)
Sir Martin Wakefield Jacomb (retired Dec. 1993) -
Shell Transport & Trading
Co. PLC
Sir Peter Fenwick Holmes,
chairman
Lord Armstrong of llmirtstar
Sir Peter Brian Baxendell
(Inchcape PLC)
Sir John Anthony Swire
Sir Antony Actond
I
40%
Shell U.K. Ltd. /
Lord Tombs of Bralles ^
Sir Peter Brian Baxendell
(Inchcape PLC)
\
N.M Rothschild & Sons, Ltd
Sir Evelyn de Rothschild, chairman
Baron David Rothschild
Leopold Rothschild
Edmond de Rothschild
Lord Armstrong of llmlnster
Gerald Goldsmith
Lord Tombs of BraHes
The Bank of England
-Sir Martin Wakefield
Jacomb
Sir George Adrian
Hayhurst Cadbury
RTZ Corporation, PLC
Sir John Derek Blridn, TD (chrmn) /
Sir Denys Hartley Henderson -y
■ Lord Armstrong of llminster /
Lord Alexander of Weedon '
- Sir Martin Wakefield Jacomb,
deputy chairman
National Westminster Bank
PLC
• Lord Alexander of Weedon, ohrmn
Sir Antony Richard PiHdngton
The Telegraph PLC
Sir Martin Wakefield Jacomb
Rupert Nicholas Hambro
Sir Evelyn de Rothschild
Lord Peter Carrington
Imperial Chemical
Industries PLC
Sir Denys Hartley Henderson,
chairman
Sir Antony PHklngton
Paul A. Volckar (Nestle SA)
Anglo-American Corp.
Julian Ogllvie Thompson,
chairman
Nicholas Oppenheimer,
deputy chairman
of South Africa Ltd
Phillip Oppenheimer
PJ.H Leyden
Q.W.H. Rally
Rupert Nicholas Hambro -
38.7%
T
34%
De Beers Consildated
Julian Ogllvie Thompson,
chairman
Harry Oppenheimer
Nicholas Oppenheimer,
deputy chairman
Phillip Oppenheimer
Mines Ltd
A.E. Oppenheimer
Sir Evelyn de Rothschild -
Edmond de Rothschild —
P.J.R Leyden
Q.W.H. Relly
De Beers Centenary AG
Julian Ogilvie Thompson Phillip Oppenheimer
chairman
Harry Oppenheimer
Nicholas Oppenheimer
deputy chairman
A.E, Oppenheimer
Evelyn de Rothschild -
P.J.R Leyden
G.W.H. Relly
Der WWF wird finanziert von einem Club der Oligarchen und Milliardare.
Der „1 001 Club"-
ein Multi der besonderen Art
Von Scott Thompson
Die Mitgliedschaft im ,,1001 Club", der 1971 von
Prinz Bernhard der Niederlande, dem Gemahl der
Konigin Juliana aus dem Hause Oranien, gegrundet
wurde, ist stets auf 1001 Personen beschrankt und erfolgt
ausschlieGlich durch Kooptation. Alle Mitglieder entrichten
eine Aufnahmegebuhr von 10 000 $ in einen 10 Mio. $
umfassenden Fonds fur Operationen des World Wildlife
Fund. Der Club finanzierte auch ein Burogebaude in Gland
in der Schweiz und beherbergt darin die internationalen
Hauptquartiere des WWF und der International Union for
the Conservation of Nature (IUCN). Die Grundungsmitglie-
der wurden von Prinz Bernhard und Prinz Philip, dem Her-
zog von Edinburgh, handverlesen. Unter den Mitgliedern
finden sich Vertreter europaischer Konigshauser, Reprasen-
tanten von Firmen der britischen Krone bis hin zu promi-
nenten Figuren aus dem Umkreis des internationalen orga-
nisierten Verbrechens.
Es folgt eine Auswahl aktueller und ehemaliger Mitglieder
mit biographischer Kurzbeschreibung:
Prinz Bernhard der Niederlande. Geboren 1912, ist ein
angeheirateter Vetter der Prinzessin Victoria von Hohenzol-
lern, der Schwester Kaiser Wilhelms. Er wurde 1934 an der
Universitat Berlin in den Nachrichtendienst der Nazis auf-
genommen und schlie&lich zum Chemiegiganten IG Farben
abberufen, der auch wahrend des Krieges seine Geschafts-
verbindungen zur britischen Imperial Chemical Industries
pflegte und das Zyklon B fur die Gaskammern produzierte.
Bemhards Nazi-Verbindungen fuhrten bei seiner Heirat mit
Konigin Juliana von Oranien in den Niederlanden zu einem
Skandal.
1953 griindete Bernhard die Bilderberg-Gesellschaft, die
jahrliche Geheimtreffen der nordamerikanischen und
europaischen„Eine-Welt"-Eliteveranstaltet. 1961 war Prinz
Bernhard Griindungsmitglied des WWF und wurde dessen
erster President. Nachdem 1 976 bekannt wurde, dafs er 1 ,1
Mio. $ Bestechungsgelder von der Firma Lockheed ange-
nommen hatte, trat er von seinen Funktionen in der Bilder-
berg-Gesellschaft, bei WWF-lnternational und im ,,1001
Club" zuruck. Hinter den Kulissen spielt er jedoch weiter-
hin eine entscheidende Rolle.
Prinz Henrik. President des WWF-Danemark.
Konig Juan Carlos von Spanien. Als Prinz war er Grunder
und Ehrenprasident des WWF-Spanien.
Prinz Sadruddin Aga Khan. Der Titel „Seine Hoheit" wurde
ihm 1957 von Konigin Elisabeth II. verliehen, als er Heraus-
geber des Paris Review war, einer von John Train mitge-
grundeten Publikation.
Prinz Johannes von Thurn und Taxis (gest.). Erbe einer der
machtigsten Fiirstenhauser des Heiligen Romischen Rei-
ches Deutscher Nation. Die Familie besitzt ausgedehnte
Landereien in Bayern, Portugal, Italien und Brasilien, die ihr
durch ihr Postmonopol im Habsburgerreich zugefallen
waren. Sein Vater Max beherbergte eine Zeitlang das
Hauptquartier der Allgemeinen SS im FamilienschloG in
Regensburg.
Berthold Beitz. Vorsitzender des Stiftungsrates der Alfried
Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. 1953 ubernahm
Beitz die Industriebetriebe von Krupp.
Conrad Black. Vorstandsvorsitzender der Hollinger Corp.,
eines Medienkonglomerats grower Zeitungen in Groftbritan-
nien, Kanada, USA, Israel und Australien. Urspriinglich
Argus Corp. genannt, ging dieser Konzern nach Kriegsende
aus der War Supplies Ltd. hervor, die im Kriege den Briten
an der „Nachrichtenfront" diente. Als fuhrendes Presseor-
gan des Hauses Windsor leitete Hollinger kiirzlich den Pro-
pagandafeldzug gegen President Clinton ein.
Baron Aubrey Buxton von Alsa. Vizeprasident des WWF-
U.K. unter Prinz Philip. Die Buxtons leiteten die Barclays
Bank.
Peter Cadbury. Vorsitzender von Preston Publications Ltd.
und des George Cadbury Trusts. Das Schokoladenimperium
der Familie Cadbury hat die Volkswirtschaften Westafrikas
im Griff.
Dr. Luc Hoffman. Vizeprasident von WWF-lnternational
und der IUCN (1966-69); Direktor beim Schweizer Phar-
mauntemehmen Hoffman-LaRoche.
Alexander King. Griindete zusammen mit Aurelio Peccei
1968 den Club of Rome und ist fur dessen Buch Die Cren-
zen des Wachstums mitverantwortlich, das die malthusia-
nische Forderung nach einer drastischen Reduzierung der
Weltbevolkerung wiederaufgriff.
Jonkheer John H. Loudon. Ritter von koniglich-britisch und
18
hollandischen Gnaden, 1977 von Prinz Bernhard person-
lich als Nachfolger fur die WWF-Prasidentschaft auser-
wahlt. Ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Royal Dutch
Shell Gruppe und bis 1976 Vorsitzender der Shell Oil Co..
Sir Peter Scott. Ritter des britischen Empire (gest.). Erster
Vizeprasident (Vorsitzender des Internationalen Rats) des
WWF-lnternational von Anfang an (1961) und seit 1963
Vorsitzender der Survival Service Commission der IUCN.
Maurice Strong. Vizeprasident von WWF-lnternational bis
1975. Erster Direktor des UN-Umweltprogramms bis 1975,
davor zwei Jahre lang Generalsekretar der UN-Konferenz
uber die Umwelt des Menschen. Leiter des IUCN-Buros.
Stellvertretender UN-Generalsekretar von 1985-87. Vom
Generalsekretar mit der Leitung des „ Erdgifels" in Rio de
Janeiro (Juni 1992) betraut. Von der kanadischen Regierung
zum Vorsitzenden von Petro-Canada ernannt (1976-78);
z.Zt. Vorsitz der Ontario Hydro.
Gustavo Cisneros. Venezuelanischer Milliardar, verfiigt
uber enge Beziehungen zur Familie Rockefeller und zu
Kreisen der Rauschgiftgeldwasche. Anfang 1994 brach die
Banco Latino der Cisnero-Familie zusammen und wurde
von der Regierung Venezuelas beschlagnahmt. Sein Bruder
Ricardo Cisneros, einer der Direktoren der Bank, ist fluch-
tig. Gustavo Cisnero leitete die fuhrende Umweltorganisa-
tion des Landes (BIOMA), bis diese dabei erwischt wurde,
ein Gemetzel an Delphinen fur einen Propagandafilm
gestelltzu haben, und aufgelost wurde.
D.K. Ludwig (gest.). Geschaftsmann, der mit der Zerstorung
des Regenwaldes im Amazonas sein Vermogen machte und
spater dem Syndikatchef des organisierten Verbrechens
Meyer Lansky beim Aufbau seines Drogengeldwasche-
Imperiums auf den Bahamas zur Seite stand.
Fred Meuser. Er uberbrachte die 1 ,1 Mio. $ Bestechungsgel-
der der Lockheed Corp. an Prinz Bernhard.
Tibor Rosenbaum (gest.). Erster Logistikchef des Mossad.
Seine Banque du Credit International (BCI) mit Sitz in Genf
wurde 1967 vom Life Magazin als Geldwasche-lnstitut fur
Meyer Lansky bezeichnet. Zusammen mit dem verstorbe-
nen „1 001 "-Mitglied Major
Louis Mortimer Bloomfield finanzierte Rosenbaums Netz-
werk Permindex, jene Firma, die vom Bezirksstaatsanwalt
von New Orleans Jim Garrison mit dem Mord an John F.
Kennedy in Verbindung gebracht wurde. Der franzosische
Geheimdienst wies nach, daft Permindex 200 000 $ durch
die BCI schleuste, urn mehrere Attentatsversuche gegen
Charles de Gaulle zu finanzieren.
Robert Vesco. Nach ihm wird international gefahndet,
angeblich ist er die „American Connection" zum Medellin-
Kartell. Anfanglich war ihm der schweizerische Ableger der
Rothschild-Familie in der Schweiz dabei behilflich, die
Lansky-Filiale Investors Overseas Service (IOS) zu uberneh-
men. Letzter bekannter Aufenthaltsort: Havanna, Kuba.
Anton Rupert. Mitbegrunder des ,,1001 Club" und Vorsit-
zender des WWF-Siidafrika. Rupert ist Anteilseigner der
Rembrandt Tabake und Protege von Sir Stuart Menzies, dem
Chef des britischen Geheimdienstes MI-6 im Zweiten Welt-
krieg.
Sir Kenneth Kleinwort. Eigentumer von Kleinwort Benson,
einer der altesten britischen Banken.
Henry Keswick. Vorsitzender von Jardine Matheson, der
von Lord Palmerston fur den Opiumhandel mit dem Fernen
Osten im 19. Jahrhundert gegrundeten britischen Handels-
gesellschaft. Sein Bruder John Keswick ist Direktor bei der
Bank von England und leitet die Hambros Bank, die den
WWF unterstutzt.
Edmond Safra. Vorsitzender der Safra Bank, fruher Eigentu-
mer der American Express Bank. Gegen ihn laufen Ermitt-
lungen amerikanischer und Schweizer Behorden wegen
Drogengeldwasche.
Sir Francis de Guingand. Fruherer Chef des britischen
Militargeheimdienstes, wohnt heute in Sudafrika.
Mitgliederzahlen im „
1001 Club"
(nach Landern aufgeschlusselt)
Land
MitgliederimlOOl Club
USA
156
England
129
Niederlande
101
Kanada
64
Schweiz
61
Sudafrika
59
Deutschland
53
Frankreich
34
andere (42 Lander)
344
19
KurzerAbriB zur Geschichte des WWF: Ein wichtiges Grundungsmitglied 1961 war
Julian Huxley, damals President der Eugenikgesellschaft.
WWF: Rassenlehre und
Weltregierung
Von Allen Douglas
Der World Wide Fund for Nature (WWF, ehemals
World Wildlife Fund) wurde 1961 zu dem erklarten
Zweck gegriindet: Geld zu beschaffen, um die Akti-
vitaten der International Union for the Conservation of
Nature (IUCN) erheblich auszuweiten. Mit einer vom briti-
schen AuBenministerium entworfenen Satzung im Jahre
1948 in Gland in der Schweiz ins Leben gerufen, brustet
sich die IUCN heute damit, weltweit die groGte „professio-
nelle" Naturschutzorganisation zu sein. 1994 gehorten dem
Fund u.a. 103 Regierungsagenturen und uber 640 teilweise
weltweit tatige Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus
68 Nationen an.
Unter dem Deckmantel des Naturschutzes verfolgen
WWF und IUCN praktisch zwei zentrale Ziele: Reduzie-
rungder Weltbevolkerung-besonders im Entwicklungssek-
tor - und Kontrolle der Rohstoffe der Welt in den Handen
einiger weniger britischer (oder anglo-hollandischer) Mul-
tis. Diese beiden Ziele erforderten, wie WWF/IUCN-Spre-
cher wiederholt feststellten, eine „Weltregierung".
An der Spitze des WWF stand von Anfang an Prinz Philip,
obwohl er zunachst nur President des wichtigsten nationa-
len Einzelverbandes WWF-GroGbritannien wan Prinz Philip
gewann jedoch Prinz Bernhard der Niederlande als ersten
Prasidenten des WWF-lnternational. Als Prinz Bernhard im
Zuge des Lockheed-Skandals untragbar wurde, ubernahm
Jonkheer John H. Loudon von Royal Dutch Shell 1977 des-
sen Posten an der Spitze des WWF-lnternational. 1981 wur-
de Prinz Philip dann selbst President des WWF-lnternatio-
nal. Philips Funktion an der Spitze des WWF-GroGbritanni-
en ubernahm spater Prinzessin Alexandra, eine Cousine
ersten Grades der Queen.
Der WWF stand von Anfang an unter direkter Regie der
Krone. WWF und IUCN sind Ableger von zwei ma&gebli-
chen Institutionen des britischen Empire: der Society for the
Preservation of the Wild Fauna of the Empire (heute Fauna
and Flora Preservation Society, FFPS, mit der Queen als
Schirmherrin), welche die Kampagne zur Errichtung der
Wildreservate in Afrika einleitete; und der Eugenics Society.
Julian Huxley, Mitbegrunder von IUCN und WWF, ver-
korperte diese beiden geistigen Stromungen in einer Person.
Er war von der Idee der Bevolkerungskontrolle besessen,
die er als „das Problem unseres Zeitalters" bezeichnete.
Zwischen den beiden Weltkriegen gehorte er der Kommissi-
on fiir Bevolkerungsforschung der britischen Regierung an,
war von 1937-44 Vizeprasident der Eugenikgesellschaft
und deren President bei der WWF-Grundung 1961. Als
Vizeprasident diente er auch „der Fauna", wie ihre aristo-
kratischen Mitglieder sie heute noch liebevoll nennen.
Die Ideologie dieser beiden Institutionen und ihres
Abkommlings WWF geht in ihrer modernen Version auf Sir
Francis Galton, der den Begriff „Eugenik" pragte, sowie auf
seinen Cousin ersten Grades, Charles Darwin zuruck, der
1 859 sein Werk Uber den Ursprung derArten durch natur-
liche Auslese oder die Erhaltung der vorteilhaften Rassen im
Kampfums Dasein verfaSte.
Galton versuchte den pseudowissenschaftlichen Schwin-
del vom darwinistischen „Kampf urns Uberleben" auf die
menschliche Gesellschaft zu ubertragen und erklarte es
zum Ziel seiner Bewegung fur Rassenhygiene, „durch
Eugenik eine neue und uberlegene Rasse zu schaffen".
Dazu muRten auch bei der menschlichen Gattung uner-
wunschte Individuen „ausgelesen" werden. Schon vor dem
Zweiten Weltkrieg nahm ein Vorlaufer des WWF Gestalt an,
und zwar in der Politisch-Wirtschaftlichen Planungsabtei-
lung des Royal Institute of International Affairs (RIIA), einer
in der Tradition von Rhodes stehenden Denkfabrik des briti-
schen Auftenministeriums. Die Planungsarbeit der Abtei-
lung konzentrierte sich auf Eugenik, Rohstoffkontrolle und
das Konzept einer Weltregierung. Zwei wichtige Vertreter
der Abteilung, Max Nicholson und Julian Huxley, waren
spater an der Gaindung von IUCN wie WWF beteiligt.
20
Auch nach dem Krieg blieb Huxley als Leiter der UN-
Organisation fur Bildung, Soziales und Kultur (UNESCO)
der Eugenik treu. So erklarte er im Grundungsdokument:
„Obwohl es sicher zutrifft, daft radikale eugenische Maft-
nahmen auf viele Jahre hinaus politisch und psychologisch
unmoglich sein werden, erachtet die UNESCO es fur wich-
tig, ... das offentliche Bewufttsein uber die anstehenden Fra-
gen zu informieren, so daft vieles, was heute undenkbar ist,
vielleicht wenigstens denkbar wird."
Eine Weltregierung sei die Losung, betonten Huxley und
Nicholson, und der Weg dorthin fuhre uber die Erhaltung
der unberuhrten Natur. Huxley sagte, daft „die Ausbreitung
des Menschen gegenuber der Erhaltung anderer Arten
zweitrangig" sei. Sein Mitarbeiter Nicholson, der nach dem
Kriege als standiger Staatssekretar unter funf britischen
Auftenministern enormen Einfluft gewann, erklarte 1970 in
seiner Ceschichte der weltweiten, hauptsachlich von
Huxley und ihm in Gang gesetzten Umweltschutzbewe-
gung The Environmental Revolution: A Guide for the New
Masters of the World (Die Umweltrevolution: Ein Fiihrerfur
die neuen Herren der Erde), daft angesichts der Wande-
rungsbewegungen der Vogelwelt, fur die Staatsgrenzen kei-
ne Bedeutung flatten, vielen klar geworden sei, daft Souver-
anitat ein uberholter Begriff sei („Ducks Unlimited means
Sovereignty Superceded").
Als sich Anfang der 60 Jahre ein grofter Teil Afrikas auf die
Unabhangigkeit vorbereitete, unternahm der 74jahrige
Huxley eine dreimonatige Afrikareise, auf der er erklarte,
daft den neuen unabhangigen Staaten in bezug auf Natur-
schutz nichtzu trauen sei.
Unter dem Vorwand des Naturschutzes und mit dem
eigentlichen Ziel, die Unabhangigkeit dieser Nationen zu
untergraben, gingen Huxley und Nicholson im folgenden
Jahr eine Verbindung mit ihrem koniglichen Seelenver-
wandten Prinz Philip ein.
Der WWF war geboren.
Prinz Philips Freunde
betrieben Verfolgung LaRouches
Henry Kissinger bezeichnet sich selbst als Agenten
britischer Interessen, der dem Londoner Chatham
House (Royal Institute for International Affairs, RIIA)
naher stehe als der amerikanischen Regierung.
Anfang 1983 gelang es ihm, Reagans Justizministeri-
um und das FBI in eine politisch motivierte Hexen-
jagd gegen den Okonomen Lyndon LaRouche und
dessen politische Bewegung in den USAeinzuspan-
nen. Eine weitere Person, die bereits lange Jahre zum
Umkreis Prinz Philips zahlte, wurde mit der Aufgabe
betraut, durch einen weltweiten Propagandafeldzug
in den Medien den Boden fur eine gerichtliche Ver-
folgung und mogliche Ermordung LaRouches zu
bereiten.
John Train, Wall-Street-Bankier und Vetter von Rus-
sell Train, dem Prasidenten des WWF-USA, hatte seit
April 1983 eine Reihe von Treffen einberufen, bei
denen Journalisten, Regierungsangestellte und Vertre-
ter der Anti-Defamation League of B'nai B'rith (ADL)
zusammenkamen. Als Ergebnis dieser Versammlun-
gen wurde ein Trommelfeuer von Verleumdungen in
so unterschiedlichen Medien wie dem Femsehsender
NBC, dem Wall Street Journal, Reader's Digest und
der sowjetischen Zeitschrift Literaturnaja Gaseta ver-
breitet.Train lancierte diese Propagandakampagne
auf Betreiben jenes Apparats unter Vizeprasident
George Bush, der als „geheime Nebenregierung"
bekannt wurde. Durch illegale Waffenverkaufe an
den Iran unter Ayatollah Khomeini finanzierte dieser
Apparatdie narkoterroristischen Contras in Nicara-
gua. Die Hetzkampagne gegen LaRouche und seine
Mitarbeiter war fur die Anklageerhebung im Dezem-
ber 1988 entscheidend. Wahrend des Prozesses und
danach wurden Beweise uber die Rolle des ^rain-
Salons" systematisch unterdruckt und im Gerichtsver-
fahren nicht zugelassen. Diese Beweise hatten die
gesamte Anklage zu Fall gebracht.
Train betreibt in New York die Investment-Berater-
firma Smith Train, die seit Anfang der 80er Jahre in
anglo-schwedischen Handen ist. Zwei Mitglieder der
Familie Rothschild sitzen im Vorstand der Holdingge-
sellschaft, die 50% der Anteile an Smith Train halt.
Trains wichtigster Geschaftspartner in London ist Ste-
ven Keynes, Neffe des englischen Okonomen John
Maynard Keynes.
Die direkteste Verbindung zu Prinz Philip ist Trains
45jahrige enge Zusammenarbeit mit Teddy Gold-
smith, dem alteren Bruder des „grunen" Industriellen
Sir Jimmy Goldsmith und Herausgeber der radikalo-
kologischen Zeitschrift Ecologist Train und Teddy
Goldsmith hangen seit Anfang der 50er Jahre zusam-
men, als sie gemeinsam mit dem „Sonnenkinder"-
Literaten Stephen Spender, einem „radikalen" Aktiv-
posten des koniglich-britischen Nachrichtendienstes,
den Paris Rew'ewgrundeten. Teddy Goldsmith tat
sich auch bei der Grundung wichtiger Fufttruppen
des WWF wie Survival International und gruner Par-
teien in Europa hervor. Sir James und John Aspinall,
Spielbankchef in England und fuhrender Umwelt-
schutzer, finanzierten die britische Sektion der Freun-
de der Erde, als die Gruppe sich in England nieder-
lieft.
21
In den Reden und Schriften des britischen Prinzgemahls taucht in bezug auf Menschen
oder Here ein Motiv immer wieder auf: Das Dezimieren einer wachsenden Bevolke-
rung durch „Auslese" unerwunschter Individuen.
In den Worten
des Herzogs von Edinburgh
Pressekonferenz vor dem National Press Club in Washing-
ton am 18. Mai 1990 anlalilich der Konferenz „Sorge um
die Schopfung" im Rahmen der „Nordamerikanischen Kon-
ferenz uber Religion und Umwelt".
Es ist nun offensichtlieh, daft der Umweltpragmatismus
der sogenannten heidnischen Religionen wie die der ameri-
kanischen Indianer, der Polynesier und der australischen
Ureinwohner aus der Sicht einer Naturschutzethik ungleich
realitatsbezogener als die eher intellektuelle monothe-
istische Philosophie der Offenbarungsreligionen war.
Rede bei der Verleihung der Ehrendoktorwurde der Univer-
sity of Western Ontario, Kanada am l.Juli 1983.
Beispielsweise war das Projekt der Weltgesundheitsorga-
nisation zur Ausrottung der Malaria auf Sri Lanka in den
Nachkriegsjahren erfolgreich. Aber heute steht Sri Lanka
vor dem Problem, dreimal so viele Mauler stopfen, dreimal
soviele Arbeitsplatze schaffen und dreimal soviel fOr Woh-
nungsbau, Energie, Schulen, Krankenhauser und Bauland
aufwenden zu miissen, um den gleichen Lebensstandard zu
erhalten. Kein Wunder, daft Umwelt und Tierwelt in Sri Lan-
ka darunter gelitten haben. Tatsache (ist) ..., daft die bestge-
meinten Hilfsprogramme zumindestens teilweise fur diese
Probleme verantwortlich sind.
Aus dem Vorwort zu seinem Buch „Down to Earth",
1988, Seite8.
Ich behaupte nicht, irgendein besonderes Interesse an
Naturgeschichte zu haben, aber als Junge wurde ich auf die
jahrlichen Schwankungen in der Anzahl der Wildtiere auf-
merksam gemacht und auf die Notwendigkeit, so viele Tie-
re „auszulesen", wie es der Grofte der uberschiissigen
Bevolkerung entsprach.
Aus einer Vorlesung vor dem Europaischen Rat der Interna-
tionalen Schulen am 14. November 1986 im schweizeri-
schen Montreux.
Schaut man sich die Erde heute an, kann man nicht uber-
sehen, daft Gebiete, wo einst hochst erfolgreiche und zivili-
sierte Gesellschaften gelebt haben, heute Wusten sind oder
sich in Dschungel zuriickgebildet haben. Der Grund dafur
ist recht einfach: sie beuteten ihre natiirlichen Rohstoffe zu
stark aus und bezahlten den Preis dafur. Es ist naiv zu glau-
ben, daft wir dem gleichen Schicksal noch lange entgehen
konnen. Wir versuchen nur, die Stunde der Wahrheit her-
auszuschieben, indem wir wie besessen die mineralischen
Ressourcen, die niemals mehr emeuert werden konnen,
ausgraben und verbrauchen. Als ob das noch nicht genug
ware, verschmutzen wir Atmosphare, Boden und Wasser
mit Schadstoffen aller Art. Der „Treibhauseffekt" alleine
konnte schon verheerende Konsequenzen fur alles Leben
auf der Erde haben.
Dies ist auf die Zweiteilung des menschlichen Gehirns
zuriickzufuhren. Die linke Hirnhalfte entwickelt vernOnfti-
ge Antworten nach objektiver wissenschaftlicher For-
schung, wahrend die rechte die verbreiteten und emotional
zufriedenstellenden Antworten vorzieht. Wie oft hort man
Menschen sagen: „Das mag schon so sein, aber ich ziehe es
vor zu „glauben", oder „ich glaube aber lieber ... dies, das
oder jenes".
Die Zweiteilung des Gehirns hat grofte Probleme fur den
modernen Menschen aufgeworfen ... Es ist wichtig, daft
erfolgreiche Technik Geld bringt. Dies steht in starkem
Gegensatz zum Ubematurlichen, ob es religios oder mytho-
logisch begriindet ist. In den letzten Fallen mag die Wahr-
heit zwar gleich sicher sein, aber sie ist nicht nachweisbar,
und was geschieht, wenn man den Regeln folgt, ist selten
vorhersehbar. Es ist natiirlich moglich, Magie' und Mytholo-
gie kommerziell auszubeuten, aber man kann es kaum als
Industriegewerbe bezeichnen ...
Es existiert ein verstandlicher offentlicher Druck auf Schu-
len und Universitaten, sich auf nOtzliche Sachen zu kon-
zentrieren und dabei kulturelle und asthetische Entwicklun-
gen auszuschlieften. Mit anderen Worten, der Entwicklung
der linken Hirnhalfte wird weitaus groftere Beachtung
geschenkt als der der rechten ...
Das Versaumnis der Entwicklung der rechten Hirnhalfte
belaftt diese in einem Zustand des Vakuums ... Das bedeu-
tet, daft die rechte Hirnhalfte bereit ist, die erstbesten plau-
siblen Ideen aufzunehmen, die ihr uber den Weg laufen.
Die okkulten, obskuren Riten, Parapsychologie, Astrologie
und ahnlich anziehende aber irrationale Vorstellungen wer-
den ohne Unterscheidung oder kritische Instanz in diesen
leeren Raum eingesogen...
Ich vermute auch, daft der Gebrauch von Drogen als
Ersatz angesehen werden kann, um das Vakuum der rech-
ten Hirnhalfte zu fiillen.
Ich erwahne dies alles, weil die Haltung des Menschen
gegenuber der Naturteils eine Funktion der linken und teils
eine Funktion der rechten Hirnhalfte ist. Es ist einfach
genug, einen emotionalen Bezug zur Natur und zur leben-
den Weltzu fordern ... Jedermann kann ein Vorstellung von
Grausamkeit entwickeln, aber nur wenige konnen die Aus-
loschung einer ganzen Art verstehen.
22
Ansprache vor der Edinburgh University Union, 24.
November 1969.
Wir sprechen von uber- und unterentwickelten Landern;
ich fande es genauer, wenn man zwischen unterentwickel-
ten und uberbevolkerten Landern unterschiede. Je mehr
Menschen da sind, desto mehr Industrie, Abfall und Abwas-
ser fallen an, desto mehr wird also die Umwelt ver-
schmutzt.
Einfuhrung zum Kapitel „Der Bevolkerungsfaktor" des
Buches Down to Earth von Prinz Philip, 1988.
Was als „Gleichgewicht der Natur" beschreiben wurde,
ist einfach das System der Selbstbegrenzung der Natur.
Fruchtbarkeit und Vermehrungserfolg erzeugen den Uber-
schuft, nachdem die Verluste ersetzt sind. Rauberisches Ver-
halten, Klimaveranderungen, Seuchen, Hunger - und im
Falle des falschlicherweise so genannten Homo sapiens,
Kriege und Terrorismus - sind die wesentlichen Mittel, mit
denen die Bevolkerungszahl einigermaften unter Kontrolle
gehalten wird.
Leidenschaftslos betrachtet ist es offensichtlich, daft die
Weltbevolkerung auf eine solche Grofte angewachsen ist,
daft sie ihre eigene Existenz bedroht; und sie war bereits
sehr erfolgreich dabei, eine grofte Anzahl von Wildpflanzen
und Tierarten auszuloschen. Einige sind einfach abge-
schlachtet worden. Andere sind unbemerkt verschwunden,
weil ihnen ihre Lebensgrundlage vom Menschen wegge-
nommen oder zerstort wurde.
Interview mit Prinz Philip in der Zeitschrift People vom 21.
Dezember 1981, das unter der Uberschrift „Aussterbende
Arten beunruhigen Prinz Philip mehr als die Uberbevolke-
rung" veroffentlicht wurde.
„Was halten Sie fur die schlimmste Umweltbedrohung?"
Prinz Philip: Das Bevolkerungswachstum ist wahrschein-
lich die ernsthafteste langfristige Bedrohung fur ihr Uberle-
ben. Wir bewegen uns auf eine groBere Katastrophe - nicht
nur fur die Natur, auch fur die menschliche Gesellschaft -
zu, wenn es nicht gebremst wird.
Je mehr Menschen es gibt, desto mehr Ressourcen wer-
den sie verbrauchen, desto mehr Verschmutzung werden
sie hervorrufen, desto mehr Konflikte wird es geben. Wir
haben keine andere Wahl. Wenn es nicht freiwillig einge-
dammt wird, wird dies unfreiwillig durch das vermehrte
Auftreten von Seuchen, Hunger und Krieg geschehen.
Rede vordem gemeinsamen Treffen der Allparteien-Cruppe
fur Bevolkerung und Entwicklung und dem Allparteien-
Naturschutzkomitee am 11. Marz 1987 in London.
Ich glaube, daft der Druck der menschlichen Bevolkerung
- die blofte Anzahl der Menschen auf diesem Planeten - die
bedeutendste Einzelursache fur die Zerstorung der naturli-
chen Umwelt ist, fur die fortschreitende Ausloschung der
wilden Arten von Pflanzen und Tieren und fur die Destabili-
sierung des Klimas und der Erdatmosphare.
Es ist eine simple Tatsache, daft die Weltbevolkerung die
naturlich erneuerbaren Ressourcen schneller verbraucht,
als diese sich wieder erneuern konnen, und der Ausbeu-
tungsprozeft verursacht noch weiteren Schaden. Wenn dies
schon bei einer Bevolkerung von 4 Milliarden geschieht,
stellen Sie sich bitte vor, wie sich die Dinge verhalten,
Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, der als todliches Virus wie-
dergeboren werden will.
wenn die Weltbevolkerung auf 6 und dann auf 10 Milliar-
den Menschen angewachsen ist.
All dies wurde erst durch die industrielle Revolution und
die explosive Entwicklung der Wissenschaft moglich, und
es verbreitet sich uber die ganze Welt durch die neue wirt-
schaftliche Religion der Entwicklung.
Rede bei der Verleihung der Ehrendoktorwiirde der Univer-
sity of Western Ontario, Kanada, am 1 . Juli 1 983.
Die industrielle Revolution entzundete die wissenschaftli-
che Revolution und brachte eine bessere offentliche Hygie-
ne, eine bessere medizinische Versorgung und eine effizien-
tere Landwirtschaft mit sich.
Die Folge war eine Bevolkerungsexplosion, die heute
noch andauert. Die traurige Tatsache ist, anstatt daft es der
gleichen Zahl von Menschen viel besser geht, geht es jetzt
zweimal so vielen Menschen genauso schlecht wie vorher.
Unglucklicherweise hat diese wohlgemeinte Entwicklung
zu einer ungeheuren okologischen Katastrophe gefuhrt.
Chancellor's Lecture, Sal ford University, 4. Juni 1982.
Ziel des WWF ist die „Erhaltung" des Gesamtsystems und
nicht, die Totung einzelner Tiere zu verhindern. Wer auf die
Erhaltung der Natur bedacht ist, der akzeptiert, daft alle
Gattungen irgendwelchen anderen Gattungen als Beute
dienen.
Er akzeptiert, daft die meisten Gattungen einen Uber-
schuft hervorbringen, der ausgelesen werden kann, ohne
dadurch in irgendeiner Weise das Uberleben der Gattung
als Ganzer zu gefahrden.
23
Die schlimmsten Verbrechen
Durch Naturparks fur wei&e Touristen und privilegierte GroRwildjager wird die wirt-
schaftliche Entwicklung der Nationen Afrikas sabotiert, ihre Souveranitat untergraben
und der Verbreitung von Krankheiten Vorschub geleistet
Die todlichen Folgen
der WWF- Naturparks in Afrika
Von Linda de Hoyos
A Is am 31. August US-Soldaten und Hilfsorganisa-
tionen aus aller Welt im Osten Zaires den Kampf
gegen Cholera, Ruhr und Hunger unter einer Milli-
on Fluchtlingen aus Ruanda aufnahmen, forderte die New
York Times ihre Leser in einem Leitartikel auf, uber das
Schicksal der Gorillas in Ruanda nachzudenken: „Bisher...
sind die Gorillas in Ruanda verschont geblieben, was eine
wunderbare Nachricht ist. Doch der allgemeine Seufzer
der Erleichterung erstirbt schnell. Mitten in einer so ent-
setzlichen menschlichen Katastrophe in Ruanda konnte
einen wegen der Sorge urn das Schicksal nichtmenschli-
cher Wesen das schlechte Gewissen plagen. „Doch in
Wahrheit", meint die Times in darwinistischer Manier,
„hangen alle Lebewesen in dieser Not zusammen, und der
Gorilla ist vom Homo sapiens nur ein kleines Glied in der
Kette der Evolution entfernt... Glucklicherweise hat eine
Zahlung ergeben, daft bis auf zwei, deren Ableben jetzt
beinahe wie ein Todesfall in der Familie erscheint, alle Tie-
re wohlauf sind." Diese Sorge urn 650 Gorillas ist ein Hin-
weis darauf, in welchem Mafte die Gesellschaft bereits mit
Prinz Philips konfusen Ideen Liber die Gleichstellung von
Tier und Mensch durchdrungen ist.
Die Times erwahnte allerdings nicht, daft der Virunga
Mountain Park, wo die Gorillas leben, auch das Aufmarsch-
gebiet der Guerillas der Ruandischen Patriotischen Front
(RPF) war, die seit Oktober 1990 Ruanda mit Krieg iiber-
zieht, und zwar mit voller Unterstutzung des ugandischen
Prasidenten Yoweri Museveni und Lady Lynda Chalker, der
britischen Ministerin fur Ubersee-Entwicklung.
Die doppelte Nutzung des Parks als Wildreservat und
Aufmarschgebiet fur einen blutigen Aufstand beruhrt den
Kern der Afrikastrategie der britischen Konigsfamilie. Die
Abtrennung grafter Landstriche als „Nationalparks",
„Wildreservate" und „Naturschutzgebiete" hat in ganz
Afrika unzahligen Menschen und Tieren das Leben geko-
stet.
Heute nehmen Wildreservate und Nationalparks in Afri-
ka sudlich der Sahara 1 988 168 km 2 oder 8,2% der
Bodenflache ein, ein Gebiet, das funfmal so graft wie Kali-
fornien oder achtmal so graft wie das Vereinigte Konig-
reich ist. Nur wenige Lander wie Mauretanien sind verhalt-
nismaftig ungeschoren diesem Park-Unwesen entgangen,
aber beispielsweise in Tansania sind 40% des Staatsgebie-
tes mit „Parks" belegt (die nicht alle auf der Landkarte aus-
gewiesen sind). Wie in Ruanda dienen die Parks vielfalti-
gen Zwecken:
• Sie verschlieften riesige Landstriche der wirtschaftlichen
Nutzung. Zwar haben die Vereinten Nationen Berechnun-
gen angestellt, daft die Parks den Landern zu Einnahmen
z.B. aus dem Tourismus verhelfen, doch die Schaffung sol-
cher Parks kommt eher der groftten Landnahme gleich, seit
Dschingis Khan im 13. Jahrhundert Mittelasien uberrollte.
Ein Englander sagte zu uns: „Wenn die Briten die Bevolke-
rung aus einem Gebiet fernhalten wollten, haben sie dar-
aus ein Wildreservat gemacht. Dann konnen sie sagen:
,Dies ist ein Wildreservat, also konnt ihr hier nicht hin'."
Uber 17% des winzigen Ruanda sind durch solche Reser-
vate blockiert.
• Die Reservate liegen oft in Gebieten mit reichen Vor-
kommen an strategischen Rohstoffen. Beispielsweise liegt
unter dem Park in der Grenzregion Nigers ein unerschlos-
senes Uranerzlager.
• Die Verwaltung der Parks durch landesfremde Institutio-
nen wie den WWF bedeutet einen direkten Eingriff in die
nationale Souveranitat der betreffenden Staaten. Mit der
Begriindung, gegen Wilddiebe vorzugehen, setzt die Ver-
waltung oft paramilitarische Krafte ein.
„Die Funktion der Nationalparks besteht darin, der ortli-
chen Regierung die Kontrolle Ober das Land aus der Hand
zu nehmen", sagte ein Experte zu EIR. „Der Nationalpark
wird von einem Treuhanderausschuft geleitet, wenigstens
war das ursprunglich so... Dieser war selbstandig und wur-
de nur von weiften Umweltschutzem, die alle Militars
waren, kontrolliert."
In funf Landern Afrikas - Kamerun, Zaire, der Elfenbein-
kuste, Kenia und Sambia - untersteht dem WWF minde-
stens ein Park. In funf weiteren Landern werden die Parks
von Behorden wie dem UN-Entwicklungsprogramm
(UNDP), der UN-Organisation fur Ernahrung und Land-
wirtschaft (FAO) oder der Internationalen Union fur die
Bewahrung der Natur (IUCN) verwaltet.
• Die Parks dienen als Versteck und Aufmarschgebiet fur
Aufstandische aller politischen Zielrichtungen. Viele Reser-
vate und Parks sind wegen ihrer grenzubergreifenden Lage
24
====.
Gesamtflache Afrika,
siidlich der Sahara
Schutzgebiete
Schutzgebiete in Prozent
<3^-f
"■i c d V 3ZT"
23 990 000 km 2
1 988 000 km 2
8,2%
•*■„ J
rZ?"f
£
o
Karte 2:
Schutzgebiete in Afrika
(Zur Definition der Schutzgebiete und Quellenangaben siehe Seite 27.)
Schutzgebiete
zugleich „militarisches Sperrgebiet". Prinz Philips WWF
kummerte sich im Virunga-Park um die Gorillas, wahrend
die RPF den gleichen Park als Aufmarschgebiet fur ihre
Invasion nach Ruanda benutzten. Zudem profitierte Ugan-
da von der Vertreibung der Gorillas durch die RPF-Opera-
tionen.
Laut Africa Analysis hatten die Umtriebe der RPF die
Gorillas von Ruanda nach Uganda vertrieben, was Muse-
veni die Gelegenheit bot, seinen eigenen „Okotourismus"
aufzuziehen. Ohne die Guerillastutzpunkte in den Parks
der koniglichen Familie waren die Burger- und Grenzkrie-
ge, von denen Afrika seit den 70er Jahren heimgesucht
wird, nicht moglich.
Trauer um die Tsetsef liege
Aufterdem sind die riesigen Naturparks ein nicht zu unter-
schatzender Faktor bei der Verbreitung von Parasiten und
Krankheitsubertragem. Ein Beispiel ist die Tsetsefliege, wel-
che die Schlafkrankheit oder Trypanosomiasis ubertragt.
Die afrikanischen Stamme hatten die Tsetsefliege durch
kontrollierten Anbau und Rodung der Geholze in der Nahe
menschlicher Siedlungen weitgehend unter Kontrolle.
Die Eingeborenen wu&ten, daft es einen engen Zusam-
menhang zwischen dem Vorkommen der Fliege und dem
Wildbestand, besonders Antilopen, gibt. Aus diesem Grun-
25
de widersetzten sich viele Stammeshauptlinge der Einrich-
tung der Parks und dem damit verbundenen Jagdverbot, da
die zwangslaufige Vermehrung der Tsetsefliege die Viehher-
den bedrohte.
1892 machten die Zulus geltend, dag die Rinderschlaf-
krankheit vor allem deswegen wieder massiv zugenommen
hatte, weil sich das GroGwild im Zuge des staatlich verord-
neten Wildschutzes massiv vermehrt habe. Diese Theorie
wurde 1894 von Dr. David Bruce erhartet, der sich damals
fur eine Anderung der Politik einsetzte.
In dem von der britischen Sudafrikagesellschaft verwalte-
ten Gebiet hoben die Kolonialbehorden die Wildschutzge-
setze tatsachlich auf und begannen mit dem AbschuG des
Wilds, urn so die weitere Ausbreitung der Krankheit zum
Stillstand zu bringen. Das aber rief bei der Society for the
Preservation of the Wild Fauna of the Empire einen Auf-
schrei des Protests hervor.
Der Missionsarzt Dr. George Prentice prangerte die Wild-
schutzpolitik bei der britischen Kolonialbehorde an: „lch
bin der Meinung, daft diejenigen, welche fur die Wildgeset-
ze verantwortlich sind, auch die Ausbreitung der Tsetseflie-
ge zu verantworten haben, und daft die Opfer der Trypano-
somiasis Martyrer der torichten Politik des Wildschutzes
sind. Jeder Beamte und jedes Mitglied der Gesellschaft fur
die Bewahrung der Fauna, der angesichts der bekannten
Tatsachen das Gegenteil behauptet, moge die Aufrichtigkeit
seiner Behauptung dadurch beweisen, daft er uns erlaubt,
an ihm mit unseren lokalen Gattungen der Tsetsefliege zu
experimentieren."
1925 waren etwa 57 000 Quadratkilometer in Sudrhode-
sien von der Fliege verseucht. Die einsetzende Panik zwang
zu umfangreichen WildabschuG in der Nahe der Kolonial-
siedlungen. In von Afrikanem bewohnten Gebieten wurde
das Jagdverbot beibehalten.
Heute „haben die blutsaugenden Tsetsefliegen zehn Mil-
lionen Quadratkilometer des tropischen Afrika in einem
breiten Streifen quer iiber den Kontinent mit 34 Landern
befallen", wie Lee und Gerry Durrell zugeben muftten, die
fur das Conservation Monitoring Center (Wildschutzbehor-
de) in Cambridge/England, eine vom WWF finanzierte
Behorde, schreiben.
Die Autoren prangern dennoch moderne Spruhmethoden
an, mit denen versucht wird, der Tsetsefliege beizukom-
men. In der Tat „wachsen die tsetsefreien Gebiete so
schnell, daB... die reale Moglichkeit besteht, daft die Aus-
breitung des Viehbestands auf die Grenzregionen zu einer
Bedrohung fur das GroGwild wird... Die Vernichtung der
Tsetsefliege konnte zum Ungluck Afrikas werden."
Auch Bruce Kinloch, der oberste Parkaufseher in Tanza-
nia, Malawi und Uganda bedauert den Ruckgang der Tset-
sefliege: „Die Tsetsefliege hatte lange Zeit verhindert, daB
Menschen die schonen Landschaften, die unberuhrte Wild-
nis, den naturlichen Lebensraum grower Wildbestande in
ihrer destruktiven und oft verschwenderischen Art nutzen."
Der Einsatz von Insektiziden ist in den Nationalparks
streng verboten. Seit Mitte der 80er Jahre nimmtfolglich die
Trypanosomiasis wieder zu, vor allem in Lady Lynda Chal-
kers Uganda.
26
Schatzungen der Schutzgebiete in Afrika sudlich der Sahara
Land
Bevolkerung
Landflache
Schutzgebiete *
Schutzgebiete
(in Mio.)
(in 1000 km 2 )
(in 1000 km 2 )
(in Prozent der
Gesamtflache)
Athiopien
51,7
1,222
25
2,1
Aquatorial Guinea
0,4
28
n.v.
n.v.
Angola
8,5
1,247
80
6,4
Benin
4,7
113
14
12,8
Botswana
1,3
582
100
17,1
Burkina Faso
8,7
274
26
9,6
Burundi
5,5
28
1
3,2
Dschibuti
0,4
223
0,1
0,05
Elfenbeinkuste
12,1
323
45
14
Gabun
1,2
268
17
6,4
Gambia
0,9
11
0,2
1,6
Ghana
15
239
38
16
Guinea
7,3
244
2
0,7
Guinea-Bissau
0,96
36
n.v.
n.v.
Kamerun
11,1
475
20
4,3
Kenia
24
580
45
7,8
Kongo
2,2
342
13
3,9
Lesotho
1,8
30
0,07
0,2
Liberia
2,6
111
1
1,1
Malawi
8,8
119
11
8,9
Mali
8,1
1,240
57
4,6
Mauretanien
2
1,025
17
1,7
Mosambik
15,7
799
70
8,7
Namibia
1,8
849
112
13,1
Niger
7,9
1,267
97
7,6
Nigeria
89
924
30
3,2
Ruanda
7
26
4
17
Sambia
8,1
753
224
29,7
Senegal
7,4
197
22
11,4
Simbabwe
9,7
391
50
12,7
Sierra Leone
4,2
72
2
2,1
Somalia
7,5
638
5
0,8
Sudafrika
39,6
1,221
64
5,2
Sudan
25,2
2,509
12
4,7
Swasiland
0,78
17
0,6
3,5
Tansania
26
945
378
40
Togo
3,7
57
6
11,4
Tschad
5
1,271
114
9
Uganda
18
237
48
20,5
Zaire
36,6
2,435
170
7
Zentralafrik. Republik
2,9
623
64
10,2
Gesamt
495,4
23,990
1,988
* Unter dem Begriff „Schutzgebiet" werden durch verschiedene gesetzliche Vorschriften geschaffene Cebiete wie „reine Naturreservate", „Natio-
nalparks", „Sonderreservate", „Wildparks" und andere Schutzgebiete zusammengefaSt, in denen Jagen, landwirtschaftliche Nutzung oder ande-
re Formen wirtschaftlicher Aktivitat untersagt sind. In einigen Fallen ist den Menschen der Zutritt insgesamt verboten oder nur eingeschrankt
gestattet. Da die Datenbasis im Falle der „Waldschutzgebiete", in denen Forstwirtschaft erlaubt, andere wirtschaftliche Aktivitaten aber untersagt
sind, widerspruchlich war, sind diese Gebiete hier nicht als Schutzgebiete erfaSt. Die statistischen Angaben sind in einigen Fallen nicht auf den
Karten verzeichnet, da wir auf das unvollstandige Kartenmaterial der IUCN angewiesen sind, auf denen z.T. umfangreiche Schutzgebiete fehlen.
Quelle: International Union for the Conservation of Nature, Protected Areas of the World, Ausgaben 1989 und 1991.
27
Immer wieder dienen Afrikas Naturreservate als Aufmarschgebiet fur Soldner und Guerillas.
Neokolonialismus
im Naturschutzgewand
Von Joseph. Brewda
Die Betrachtung einer Landkarte Afrikas, auf der die
Nationalparks abgebildet sind, erweist sich als sehr
aufschluftreich. Allein die Grofse dieser Parks und
Parkkomplexe ist beeindruckend. Der Kruger-Nationalpark
in Sudafrika hat beispielsweise die GroBe von Rheinland-
Pfalz, wahrend der weitlaufige Parkkomplex Sambias
grower als ganz GroGbritannien ist. Es fallt auch auf, dafs ein
hoher Prozentsatz der afrikanischen Parks und Reservate an
Staatsgrenzen liegt. So sind sie vielfach zu transnationalen
Parks zusammengeschlossen, die sich iiber Gebiete in zwei
oder sogar drei Landern erstrecken.
Die Parks liegen nicht aus asthetischen Griinden in sol-
chen Grenzregionen. Anders als z.B. in Europa, wo die
Grenzen oft naturlichen Gegebenheiten wie Gebirgszugen
oder Flussen folgen, wurden die Grenzen der afrikanischen
Staaten auf den Kolonialkonferenzen der europaischen
GroGmachte willkurlich gezogen. Es gibt nichts besonderes
in den Grenzregionen dieser Staaten, was nicht auch im
Landesinneren zu finden ware. Die Lage der Parks in sol-
chen Regionen hat einen anderen Zweck: die Anzettelung
von Unruhen, Kriegen und Massenmord.
Wer organisierte
die Parkbewegung?
Im kolonialen Afrika gab es zwei Phasen in der Bewegung
fur Nationalparks und Wildreservate. In der ersten Phase,
der Wildhegephase, wurde die Jagderlaubnis auf die weiGe
Kolonialelite begrenzt, angeblich urn den schwindenden
Bestand bevorzugter Wildtierarten zu erhalten. Haufig ver-
trieben die Kolonialbehorden die eingeborene Bevolkerung
von ihrem Wald- und Weideland, urn Wildreservate einzu-
richten, und verbot ihr, dort zu jagen. In grotesker Weise
wiederholte man hier die feudalen Gepflogenheiten des
mittelalterlichen Europa. Schon im Jahr 1130 hatten die
normannischen Herrscher in England gewisse Landstriche
zu Waldreservaten erklart, in denen nur der Konig und sei-
ne Beamten jagen durften.
Die zweite Phase, die nach dem Zweiten Weltkrieg
begann, war die Naturschutzphase. Die Jagd wurde nach
und nach ganz verboten, und an die Stelle der ritual isierten
Jagdobsession der kolonialen Elite trat immer mehr die Hul-
digung der heidnischen Erdmutter Gaia, das „6kologische
Bewufttsein". Der „Nationalpark" loste das „Wildreservat"
ab, und die Kamera ersetzte (meistens) den Karabiner.
Seit den hollandischen Kolonialverordnungen von 1657
am Kap hat es immer wieder unterschiedliche Vorschriften
zur Einschrankung der GroSwildjagd in Afrika gegeben.
Aber die koordinierten Bemuhungen, breite Landstriche zu
Reservaten zu machen, begannen erst 1896, als der briti-
sche Premier- und Auftenminister Marquis von Salisbury
eine Begrenzung der Jagd in Britisch-Afrika forderte. Im Jahr
1900 berief Salisbury zu der Frage eine Konferenz der
europaischen Kolonialmachte in London ein.
Durch die Obereinkommen dieser Konferenz wurde den
Eingeborenen das Jagdrecht praktisch ganz entzogen, selbst
auRerhalb der Reservate, indem man den Einsatz der tradi-
tionellen Schlinge und Fallgrube als „grausam" verbot.
Gleichzeitig wurde ein fruheres Abkommen der britischen,
franzosischen, deutschen und portugiesischen Kolonialver-
waltungen emeuert, das den Eingeborenen den Gebrauch
von Feuerwaffen verbot.
Die Society for the Preservation of Fauna in the Empire
(Gesellschaft fur die Erhaltung der Tierwelt im Empire), die
spater den World Wildlife Fund hervorbrachte, sollte sicher-
stellen, daft das Abkommen von 1900 in die Tat umgesetzt
wurde. Von Anfang an war die Gesellschaft - von ihren
Freunden liebevoll „die Fauna" genannt - mit dem Briti-
schen Museum verbunden, insbesondere mit Thomas H.
Huxleys Abteilung fur Naturgeschichte.
1933 fand in London eine Nachfolgekonferenz statt. Graf
Onslow, der Vorsitzende der Fauna, leitete die britische
Delegation. Das wichtigste Ergebnis dieser Konferenz war
ein Beschlufs iiber die Einrichtung von Nationalparks in
Afrika. Die Wildpark-Gesetzgebung der meisten afrikani-
schen Lander heute laSt sich auf die kolonialen Erlasse
zuruckfuhren, die in der Folge der Konferenz von 1 933 ver-
ftigt wurden.
Mit den Nationalparks und Reservaten, die nach den
Abkommen von 1900 und 1933 eingerichtet wurden, ent-
standen neue Grenzen innerhalb der afrikanischen Koloni-
en, welche unter dem Vorwand, das Wildtierleben zu schiit-
zen, von der eingeborenen Bevolkerung nicht uberquert
werden durften. Diese intemen Grenzen, durch die kolonia-
le Enklaven geschaffen wurden, blieben auch wirksam,
nachdem die Kolonien unabhangig geworden waren.
Prazedenzfall Kruger-Park
Schon vor der Londoner Konferenz von 1 900 gab es in Afri-
28
□ Schutzgebiete
O Geplante Schutzgebiete
Karte 3:
Sudafrikanische Naturschutz- und
Aufstandsgebiete
* Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben siehe Seite 27.
Sambia: Sambia war Hauptoperationsbasis und wichtigster
Zufluchtsort aller „Befreiungsbewegungen" im sOdlichen
Afrika, die sich in den 60er, 70er und 80er Jahren gegen die
Herrschaft der weiBen Minderheit bzw. die Kolonialherr-
schaft erhoben.
In den 60er und 70er Jahren waren die angolanische UNITA
(Nationale Union fur die vollstandige Unabhangigkeit Angolas)
und die MPLA (Volksbewegung fur die Befreiung Angolas) in
dem riesigen, an Angola angrenzenden Naturparkkomplex
beherbergt, und zwar vor allem im Wildschutzgebiet Westsam-
bias (West Zambezi game management area) 0. Der Naturpark
wurde als Versteck und Ausgangspunkt zur Unterwanderung
Angolas benutzt. Nachdem die MPLA nach der Unabhangigkeit
Angolas 1975 an die Macht gekommen war, benutzte UNITA den
Park weiterhin als Basis fur den 17 Jahre dauemden Burgerkrieg
gegen die MPLA-Regierung.
Die SWAPO Namibias hatte ihren Stutzpunkt im Sioma-Ngwe-
zi-Nationalpark 0, der an das westsambesische Wildschutzge-
biet angrenzt.
Der sudafrikanische ANC hatte seinen Hauptstutzpunkt ostlich
des Sioma-Ngwezi-Nationalparks 0. Ostlich des Mosi-pa-
Tunya-Nationalparks an der Grenze zu Simbabwe, befand sich
ein weiterer ANC-Sttitzpunkt 0.
Die Befreiungsbewegungen Simbabwes, ZANU und ZAPU,
hatten ebenfalls ostlich des Mosi-pa-Tunya-Parks ihre Basis, im
gleichen Gebiet wie der ANC 0. Spater baute die ZANU in
Mosambik gegeniiber dem angrenzenden Lower Zambesi Park
in Sambia einen Stutzpunkt auf.
Die Frelimo (Einheitspartei Mosambiks) unterhielt eine Opera-
tionsbasis im sambesischen Luana and West Petauke Park, der
direkt neben dem Lower Zambesi Park liegt 0.
Simbabwe/Rhodesien: Das Ghonarezhou-Wildreservat in Rho-
desien an der Grenze zu Mosambik diente zur Zeit der
weiBen Minderheitsregierung als Stutzpunkt fur Uberfalle der
,,Selous Scouts" nach Sambia und Mosambik hinein. Diese irre-
gularen Verbande waren vom Oberokologen des rhodesischen
Parksystems gegrundet worden.
Nach der Unabhangigkeit Simbabwes 1980 wurde der Park
weiterhin als Militarbasis benutzt, und zwar urn Uberfalle der
Renamo abzuwehren. Renamo, eine primar gegen Mosambik
gerichtete Rebellenbewegung, war vom ehemaligen Nachrich-
tendienstchef Rhodesiens aufgebaut worden.
1984 setzte das Parkamt Simbabwes , .Operation Stronghold"
(vom WWF finanziert) in Gang, angeblich urn gegen den Nas-
homfang einzuschreiten. Dabei wurden mindestens 145 ,,Wilde-
rer" getotet, darunter angeblich auch Offiziere des militarischen
Flugels des ANC.
Siidafrika: Renamo-Versteck; ihre Ausbildung soil im Rahmen
von ..Operation Lock" des WWF erfolgt sein. Heute werden in
ahnlichen Trainingsprogrammen schwarze Sbldner fur Anschla-
ge auf andere Schwarze ausgebildet, urn Sudafrika in einen Bur-
gerkrieg zu stiirzen. Das Hauptquartier der Renamo befindet
sich in Phalambora, eine Meile vom Eingang des Kruger-Natio-
29
nalparks entfernt, der an der Grenze zu Mosambik liegt O Auch
der Park selbst gehort zum Ubungsgebiet der Renamo.
Der KrCiger-Nationalpark grenzt an mehrere privat gefiihrte
Wildparks, die angeblich ebenfalls von der Renamo als Versteck
und Ubungsplatz benutzt werden. Dazu gehoren die Bongani
Mountain Lodge, das Kapama-Wildreservat, das Timbavati-
Naturreservat und das Sabi-Sand-Reservat.
Renamo hat auBerdem Stutzpunkte im Ndumu-Park an der
Grenze zu Mosambik Q, im Muzuli-Reservat in Natal und in den
Parks des ehemaligen Homeland KaNgwane.
Auch das Maputoland-Wildreservat flj) und der Mkuze-Wild-
park O in Kwazulu dienen angeblich als StiJtzpunkte fur den Ter-
rorismus der sogenannten ,,Dritten Kraft", wobei Schwarze zu
Massakern gegen andere Schwarze angestiftet werden, um den
gesamten Suden Afrikas in Stammeskriege zu verstricken.
Namibia: Die ,,Koevoet", auf deutsch ,,Brecheisen-Truppe", die
vorgeblich zur Bekampfung von Wilderem im namibischen Etos-
ha-Park ©ausgebildet worden war, wurde spater in Siidafrika
dazu eingesetzt, Schwarze zu Massakern gegen Schwarze
anzustiften.
Angola: Um die MPLA-Regierung gegen UNITAzu unterstiitzen,
wurden Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre Kubaner von
NVA-Offizieren aus der DDR ausgebildet, und zwar im Bicuan-
und im Mupa-Nationalpark 13. DDR-Militarberater bildeten dort
auch Baader-Meinhof-Terroristen aus.
Expansionsplane
Der immense Komplex grenziibergreifender Naturparks in den
Landern des sudlichen Afrika wachst weiter. Nach vermutlich
noch untertriebenen Angaben der IUCN sind bereits 30% von
Sambia, 13% von Simbabwe, 17% von Botswana, 6% von Ango-
la, 13% von Namibia, 9% von Mosambik und 5% von Siidafrika
als Nationalparks oder Wildreservate abgegrenzt. Die Parks
umfassen riesige Gebiete, die sich oft uber Gebiete mehrerer
Staaten erstrecken und als transnationale Parkkomplexe keiner
Regierung unterstellt sind. Die gesamte Landflache des zusam-
menhangenden Parksystems von Sambia, Namibia, Botswana,
Simbabwe und Angola umfaBt 259 000 km 2 , ist also etwas
groBer als das Vereinigte Konigreich.
Weiter sudlich an der Grenze zu Mosambik liegt der Kruger-
Nationalpark, der mit 20 000 km 2 Flache fast so gro(3 ist wie Hes-
sen.
Zwei neue, ungeheuer groBe Gebiete sollen diesem System
hinzugefugt werden: ein ganzer Landstrich A in Mosambik, das
direkt an den Kruger-Park in Sudafrika grenzt, und eine nahezu
ebenso groBe Flache B, um die das Parksystem von Botswana
erweitert werden soil. Die Republik Sudafrika verhandelt zur Zeit
mit Mosambik daruber, die grenznahen Parksysteme einer einzi-
gen, binationalen Behorde zu unterstellen. Um diese Landnah-
me in Sudafrika moglichst reibungslos zu gestalten, will der
WWF Mosambik dazu bewegen, sein Parksystem zu privatisie-
ren.
ka erste Reservate. Sie wurden 1889 vom sudafrikanischen
Prasidenten Paul Kruger eingerichtet. Eines von ihnen war
das Sabi-Reservat an der Grenze zur portugiesischen Kolo-
nie Mosambik - der heutige KrOger-Nationalpark.
Dann kam der Burenkriegzwischen dem britischen Empi-
re und den Afrikaanern. Lord Kitchener fuhrte einen bruta-
len Feldzug im Gebiet des Kruger-Parks: Die Ernten wurden
zerstort, das Vieh abgeschlachtet und die Wildtiere getotet,
um den Buren die Nahrungsmittel zu nehmen. Diese „6ko-
logische Kriegfuhrung" hinterlieft eine verwustete Region.
1902 richtete Lord Milner, ein Mitarbeiter des Erbauers des
britischen Kolonialreichs in Afrika Cecil Rhodes, den Park
wieder ein, nachdem Sudafrika britische Kolonie geworden
war. Der erste Aufseher des Parks, Major James Stevenson-
Hamilton, hatte am Krieg gegen die Buren im 6. Dragoner-
regimentteilgenommen. Lord Milner wies ihn an, den Park
von „Kaffem" sowie weiften Landbesitzern zu saubern und
sich „bei alien ganz und gar unbeliebtzu machen".
45 Jahre lang, bis er 1946 in den Ruhestand trat, fuhrte
Stevenson-Hamilton diesen Auftrag rucksichtslos aus, sau-
berte 28 000 km 2 Landflache von ihrer urspriinglichen Be-
volkerung und fuhrte einen militarischen „Anti-Wilderer-
Feldzug" durch. Auch die Eingeborenen, die nicht vertrie-
ben wurden, muftten gehen, da die Jagd ihre Hauptnah-
rungsquelle darstellte. Sie stromten in die Stadte und Berg-
werke, wo sie praktisch Sklavenarbeitfur das neue britische
Regime leisten mu&ten. Aufgrund dieser Politik erhielt der
Major den Beinamen skukuza („einer, der alles wegfegt").
Das Hauptquartier des Kruger-Parks, Skukuza, ist ihm zu
Ehren so benannt.
Stevenson-Hamiltons Art der Kriegfuhrung gegen die Ur-
bevolkerung, wobei er und seine WildhOter sich unter dem
Vorwand, die Wildtiere zu schutzen, wie Diktatoren auf-
fuhrten, wurde von Oberst Mervyn Cowie ausdrucklich als
Grundlage fur die Nationalpark-Politik in alien britischen
Kolonien Afrikas hervorgehoben. Cowie schuf 1946 den
ersten kolonialen Park in Kenia und leitete dort die Parkver-
waltung 20 Jahre lang. Als er in den Ruhestand trat, schil-
derte er, wie er zehntausende Quadratkilometer Land von
den Ureinwohnern konfisziert, Massenumsiedlungspro-
gramme durchgefuhrt und dieses Land dann in 30 Parks
umgewandelt hatte. „lch kopierte jede einzelne Idee in Ste-
venson-Hamiltons Buch Eden in Sudafrika", berichtete
Cowie.
Das Volkermordmodell
der Mau-Mau
Von 1952 bis 1960 herrschten die britischen Kolonial-
behorden in Kenia unter Leitung des Parkaufsehers Oberst
Cowie mit Notstandsmaftnahmen, um eine angebliche Ein-
geborenenrevolution zu bekampfen. Die Methoden, die
man gegen das kenianische Volk unter dem Vorwand der
Bekampfung dieser Revolution anwandte, wurden zum
Modell fur alle weiteren britischen Versuche, den Kontinent
zu destabilisieren. Und wie in Kenia sind die Wildparks bis
heute Ausgangspunkt dieser Untemehmen.
Der vermeintliche Sammelpunkt der kenianischen revo-
lutionaren Verschworung war die Mau-Mau, eine angebli-
30
che Geheimgesellschaft innerhalb des groftten und damals
vorherrschenden Stammes in der Kolonie, der Kikuyu. Die
Existenz der Mau-Mau hatte der britische Anthropologe und
Nachrichtendienstler Louis Leakey entdeckt. Schon in den
30er Jahren hatte Leakey fur den britischen Geheimdienst
eine ausfuhrliche Studie uber die Kikuyu erstellt. Unter dem
Vorwand, diese Verschworung zu bekampfen, erzwangen
die Kolonialbehorden eine Massenumsiedlung der Kikuyu
und anderer Volker aus ihren Stammesgebieten und brann-
ten dabei ganze Walder nieder. Die Durchfuhrung der An-
griffe lag grofttenteils bei dem paramilitarischen Personal
der von Cowie eingerichteten Wildparks.
Etwas stimmte nicht bei der Mau-Mau-Verschworung,
wie sich herausstellte. Nur 22 Weifte kamen in dem Aufruhr
urn, aber zwischen 18 000 und 30 000 Eingeborene -
hauptsachlich bei Auseinandersetzungen zwischen ver-
schiedenen Kikuyufraktionen und Kampfen mit anderen
Stammen. Die Landwirtschaft in den Gebieten der Weiften
blieb unangetastet, und die Mau-Mau brachten es nicht ein-
mal fertig, das verwundbare Transportnetz oder andere
Schlusseleinrichtungen in den Stadten anzugreifen.
Oberst Frank Kitson enthullte in seinem 1960 erschiene-
nen Buch Gangs and Countergangs, daft die Briten starke
Mau-Mau-Einheiten anfuhrten und viele (wenn nicht alle)
Mau-Mau-Einheiten von den Kolonialbehorden kunstlich
geschaffen wurden. Indem sie Gewalttatigkeiten zwischen
ihren „Gangs" und „Countergangs" einfadelten, stellten die
Briten sicher, daft es nurzum Morden der Eingeborenen un-
tereinander, nicht aber zur Revolution kommen wurde. Die
Mau-Mau-Banden wurden von General Sir George Erskine
gelenkt. Er war im besetzten Nachkriegsdeutschland fur die
zivile Nahrungsmittelverteilung verantwortlich gewesen.
Unterstutzt wurde Erskine von Oberst Cowie, dem Manager
des Parksystems, und auch von Bill Woodley, Erskines Ge-
heimdienstchef, der die „Gang-Countergang"-Doktrin, wie
sie von Kitson beschrieben und spater systematisch in ganz
Afrika angewandt wurde, zum groftten Teil entwickelt hatte.
Cowie, Woodley und Leakey waren Veteranen des Kenia-
Regiments aus dem Zweiten Weltkrieg, dessen hochster
Nachrichtenoffizier Charles Pittman oberster Aufseher des
Parksystems in Uganda war. Das Kenia-Regiment war eine
Eliteeinheit innerhalb der britischen Commonwealth-
Armeen in Afrika, die von General Jan Smuts, dem Prasiden-
ten Britisch-Siidafrikas, kommandiert wurde. Smuts sprach
sich auch einmal dafur aus, ein zusammenhangendes Park-
system von Kenia bis Sudafrika zu schaffen.
Einige Untergebene Woodleys erhielten nach dem Ende
des Notstands Positionen in Kenias Wildparks, wie Stan
Bleazard, der den Marsabit-Nationalpark leitete, oder
Major Temple Boreham, der Oberaufseher des Massai-
Mara-Parks wurde. David Sheldrick, ein ehemaliger Nach-
richtenoffizier des Kenia-Regiments, der direkt unter Pitt-
man diente, ubemahm die Operationen gegen „Wilderer"
im Tsavo-Elefantenpark. Woodley selber wurde Oberaufse-
her im Aberdares-Mountain-Park, wahrend Cowie bis in die
60er Jahre die Verantwortung fur das gesamte kenianische
Parksystem innehatte.
Guerillas im Nebel
In den 60er Jahren begannen die Briten ihre winds ofchan-
ge-Politik, mit der die Volker Afrikas nominell ihre Unab-
hangigkeit erhielten. „Der Wind der Veranderung blast uber
den Kontinent", erklarte Premierminister Harold Macmillan
bei einem Besuch in Kapstadt 1960, „ob es uns gefallt oder
nicht, dieses Erwachen des nationalen Bewufttseins ist eine
politische Tatsache. Unsere Auftenpolitik muft das zur
Kenntnis nehmen."
Innerhalb von funf Jahren war der groftte Teil Britisch-
Afrikas nominell entkolonisiert, und eine oft verbluffte ein-
heimische compracfor-Klasse sah sich in der Position, die
neue Herrscherelite zu stellen. Aber obgleich die britische
Flagge eingeholt wurde, blieb der alte Kolonialapparat
erhalten; die Schlusselpositionen in den Ministerien waren
weiterhin mit Briten besetzt.
Nirgends war das offensichtlicher als in den Naturparks,
die zum Zeitpunkt der Unabhangigkeit mehr als 20% des
Gebiets der Kolonien umfaftten. Die obersten Wildhuter,
die Polizeichefs der Parks und das Personal der Parkverwal-
tung stellten weiterhin die Briten. Hinzu kam die uble
Neuerung, daft eine standig wachsende Zahl dieser Parks,
und in manchen Fallen die gesamte Parkverwaltung eines
Landes, unter die Kontrolle privater Nichtregierungsorgani-
sationen gestellt wurden, verwaltet von intemationalen
Treuhandausschiissen aufterhalb der Einfluftnahme der
Regierung. Alle Parks in Kenia, Tansania und Zaire werden
heute von intemationalen Treuhandern privat verwaltet.
Louis Leakys Sohn Richard war bis 1992 Vorsitzender der
privaten Organisation Kenya Wildlife Services, die Kenias
Parks verwaltet.
Der tansanische President Julius Nyerere verkundete
1961 in der „Arusha-Erklarung", die Volker Afrikas wurden
die ihnen vermachten Nationalparks fur immer bewahren.
Damit lieft er erkennen, daft die Existenz dieser kolonialen
Enklaven nicht in Frage gestellt wurde. Ungefahr 40% der
Landflache Tansanias gehoren heute zu einem National-
parksystem, das von der Nichtregierungsorganisation Tan-
zania National Parks verwaltet wird.
Diese Parks sind immer noch - dem Prazedenzfall Mau-
Mau folgend - Hauptquartier, Trainingslager und Unter-
schlupf von „Gangs und Countergangs". Einerseits waren
sie Zentren der nominell „antiwestlichen", mit dem War-
schauer Pakt verknupften Subversion, die gegen die Koloni-
alherrschaft oder die weifte Minderheit gerichtet war. Ande-
rerseits waren sie auch Zentren „prowestlicher" Bemuhun-
gen, die sogenannten sowjetischen Satellitenstaaten und
deren weltrevolutionare Bestrebungen auf dem gesamten
Kontinent in die Knie zu zwingen. Einige Beispiele:
Rhodesien-Simbabwe. Seit 1961 fuhrten die ZAPU (Zimb-
abwe Peoples Union) und zwei Jahre spater die rivalisieren-
de ZANU (Zimbabwe African National Union) einen Gue-
rillakrieg, urn das weifte Minderheitsregime in Rhodesien
zu sturzen. Die rhodesischen Anstrengungen, diesen Auf-
stand niederzuschlagen, liefen uber die Armee und ihre
irregulare Guerillafomnation, die Selous Scouts.
Die ZANU- und ZAPU-Kader wurden in dem von den
Briten geschaffenen Queen-Elisabeth-Park und dem Goril-
lapark in Uganda von russischen KGB-Ausbildern trainiert.
Die ZAPU wurde aufterdem in den Serengeti- und Ruanda-
Nationalparks von Tansania von chinesischen Militars trai-
niert. Die Ausgangsbasen der ZANU und ZAPU fur.Opera-
31
tionen gegen Rhodesien lagen in Sambia nahe dem Mosi-
pa-Tunya-Park und auch im Unteren Sambesipark. Der
langjahrige Prasident Sambias Kenneth Kaunda war einer
der wichtigen britischen EinfluGagenten im siidlichen Afri-
ka.
Die Selous Scouts, die rhodesischen Gegenspieler von
ZANU und ZAPU, entstanden unter Anleitung des Chefoko-
logen der rhodesischen Parkverwaltung. 1980 wurde
ZANU-Fuhrer Robert Mugabe Staatschef des neu gegriinde-
ten Simbabwe (ehemals Rhodesien). Aber selbst nachdem
die Herrschaft der schwarzen Mehrheit etabliert war, dauer-
te der Burgerkrieg an. Die rhodesische Elite emigrierte
hauptsachlich ins benachbarte Sudafrika.
Die Renamo (Mozambique National Resistance), die vom
rhodesischen Geheimdienst aufgebaut worden war, um
Mosambik nach seiner Unabhangigkeit von Portugal zu
destabilisieren, wurde nun gegen Simbabwe eingesetzt.
Das Hauptquartier von Renamo liegt eine Meile entfernt
vom sudafrikanischeri Kriiger-Nationalpark. Renamo wurde
in den sudafrikanischen Regionalparks in Natal und den
Parks im nahegelegenen KaNgwane-Hochland ausgebildet.
1984 begann das Zimbabwe Department of National
Parks and Wildlife Management mit Unterstutzung des
WWF einen „Feldzug gegen Wilderer". Dabei wurden bis-
her mindestens 145 „Wilderer" getotet, und zumindest eini-
ge von diesen sollen Berichten zufolge Anfuhrer des rivali-
sierenden militarischen Flugels des Afrikanischen National-
kongreB ANC gewesen sein.
Angola. 1956 wurde die MPLA (Popular Movement for the
Liberation of Angola) gegrundet, um die portugiesische
Kolonialherrschaftzu stiirzen. 1966 wurde dann ihr Rivale,
die UNITA (National Union for the Total Independence of
Angola) gegrundet. Ein Burgerkrieg gegen die Fremdherr-
schaft begann. Nach der Evakuierung der portugiesischen
Streitkrafte 1 975 hielt der Konflikt an, diesmal zwischen der
neuen MPLA-Regierung und der UNITA. Der Burgerkrieg
dauerte noch 1 7 Jahre. Zur Zeit der portugiesischen Herr-
schaft in Angola lagen die Hauptquartiere von MPLA und
UNITA auf dem Gebiet der West- Sambesi-Wildtierverwal-
tung in Kaundas Sambia.
Als die MPLA in Angola an die Regierung kam, behielt die
UNITA ihre Basis in dem Park. Wahrenddessen wurden
kubanische Truppen nach Angola geholt, um Angola gegen
die UNITA zu verteidigen. Diese kubanischen Truppen, wie
auch die MPLA, wurden von der DDR-Stasi in den Bicuan-
und Mupa-Nationalparks ausgebildet. (Auch die westdeut-
sche Baader-Meinhoff-Bande wurde in den gleichen Parks
ausgebildet.)
Mosambik. Die Frelimo (Mozambique Liberation Front)
wurde 1962 gegrundet, um die portugiesische Herrschaft in
Mosambik zu stOrzen. Sie hatte ihr Hauptquartier in den
Luana- und West- Petauke-Nationalparks in Sambia; sie
wurde auch von russischen Ausbildern in den Parks Ugan-
das trainiert.
1975 verlieBen die Portugiesen Mosambik, und die Freli-
mo bildete die Regierung. Aber der Burgerkrieg dauerte an,
diesmal unter der Maske eines Kampfes zwischen der Freli-
mo-Regierung und der Renamo, die inzwischen ihre Basis
im Krugerpark in Sudafrika hatte.
Berichten zufolge wurde mindestens eine der groften
Renamo-Fraktionen von Mitarbeitern des WWF ausgebil-
det, unter Mithilfe von Oberst David Stirling, dem Grunder
der britischen Special Air Services (SAS). Seit den vierziger
er Jahren hatte Stirling enge Verbindungen zu dem Kontrol-
leur der Mau-Mau-Bewegung und Leiter der kenianischen
Parkverwaltung Oberst Mervyn Cowie.
32
E] Schutzgebiete
* Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben sishe Seite 27.
i _: &
Karte 4: Ostafrikanische Naturschutz- und
Aufstandsgebietegebiete
Uganda/Sudan: Die einzig verbliebene Hochburg der Sudanese
People's Liberation Army (Sudanesische Volksbefreiungsarmee,
SPLA) im Sudan ist die Stadt Nimuli an der Grenze zu Uganda.
Diese Hochburg wird sowohl vom benachbarten, ebenfalls im
sudanesischen Grenzgebiet zu Uganda liegenden Nimuli-Natio-
nalpark als auch vom Kidepo-Nationalpark im nahen
Norduganda aus versorgt. Der Kidepo-Park ist auch Komman-
do- und Trainingszentrum der SPLA. Angehorige der ugandi-
schen Armee dienen haufig als Offiziere in der SPLA.
Spatestens seit den 60er Jahren haben mehrere Regierungen
Ugandas den Kidepo-Park als Basis fur subversive Operationen
im sudlichen Sudan benutzt.
Der Park wurde 1962 gegen den Widerstand ortlicher Natur-
schutzer geschaffen. Letztere bezeichneten die Lage des Parks
als unzumutbar; einige behaupten, der Park sei nur geschaffen
worden, urn der britischen Subversion gegen den 1956 unab-
hangig gewordenen Sudan zu dienen. Peter Scott, der Grunder
des World Wildlife Fund, war auch langjahriger Vorsitzender der
ugandischen Nationalparkverwaltung.
Uganda und Zaire: Das sowjetische KGB bildete in den spaten
60er und in den 70er Jahren verschiedene ,,Befreiungsbewe-
gungen" des sudlichen Afrikas in den Nationalparks von Uganda
und Zaire aus. Unter diesen Bewegungen waren die Zimbabwe
People's Union (Volksunion Simbabwes, ZAPU) und deren
Abspaltung, die Zimbabwe African National Union (ZANU); der
South African National Congress (Sudafrikanischer Nationalkon-
greB, ANC) und dessen Abspaltung, der Pan-Africanist Con-
gress (PAC).
Die Parks, die fur das sowjetische Militartraining benutzt wur-
den, gehoren zum Parkkomplex Westugandas und Ostzaires.
Zu diesem Komplex gehoren der Virunga-Park in Zaire 0, der
Queen Elizabeth Park in Uganda Q und der nahegelegene
Gorillapark in Uganda 0. Diese Parks dienten 1990 und 1994
als Aufmarschgebiete fur ugandische Invasionen Ruandas.
Tansania: Das chinesische Militar fuhrte in den 60er und 70er
Jahren umfangreiche Trainingsprojekte fur Terroristen in Tansa-
nia durch; trainiert wurden u.a. die ZAPU, der ANC und der PAC.
Ubungsplatze waren der britisch verwaltete Serengeti-National-
park, besonders das Gebiet des Ngorongoro-Kraters 0, das
auch ein Hauptoperationsgebiet des World Wildlife Fund ist, und
der ebenfalls unter britischer Verwaltung stehende Nationalpark
von Ruanda 0.
Kenia: Die in Rhodesien und dann in Sudafrika stationierte
Mozambique National Resistance (Nationale Mosambikanische
Widerstandsbewegung, Renamo) unterhielt im Galana-Gebiet,
das an den Tsavo-Nationalpark grenzt, Ubungsplatze und
Lager.
Ursprunglich war die Renamo nach der Unabhangigkeit
Mosambiks von Portugal vom rhodesischen Nachrichtendienst
aufgebaut worden.
33
Dieser Bericht uber die geheimdienstlich betreuten Aktivitaten des WWF in Afrika und
die eigenartige ,,T\er\iebe" des Prinzen Philip stutzt sich zum grofcen Teil auf Material
zu Kevin Dowlings Film „Jen Pence in the Panda".
Von wegen Tierschutz...
Von Allen Douglas
„Paff! Der Schuli trifft sein Ziel, und eine Nashornmutter
stirbt. Ihr verlassenes kleines Kalb ist nun ebenfalls zum
Tode verurteilt. Wieder nahert sich eine unserer gefahrdeten
Arten der Ausrottung, wahrend der Blutdurst der Wilderer
wachst. "
Rundschreiben des World Wildlife Fund vom 17.Juli 1987. Es verurteilt
die „hochmutigen Manner im Nahen Osten", die „verbrecherisch und
leichtfertig" das Rhinozeros dezimieren, um sein Horn als kunstvoll
geschnitzte Messergriffe bei ihren Zeremonien zu verwenden.
Im Januar 1 961 , wenige Monate bevor er den World Wild-
life Fund, seine „neue Arche Noah" zur Rettung der
gefahrdetsten Tierarten der Welt ins Leben rief, begleitete
Prinz Philip Konigin Elisabeth bei einem Staatsbesuch in
Indien. Unter den Attraktionen, die einer ihrer Gastgeber,
ein Rajah in Jaipur, den koniglichen Gasten bot, war eine
Tigerjagd. Von einem sicheren Hochstand in den Baumen
aus schoft Philip einen der beruhmten indischen Tiger, der
von Ziegen angelockt wurde, die der Furst ringsum an
Pflocken hatte anbinden lassen. Das Foto, das Prinz Philip
stolz neben seinem vom Kopf bis zum Schwanz fast 3 m
messenden Opfer zeigte, erregte weltweit Emporung.
Aufgeschreckt setzte der Prinzgemahl seine Reise fort,
kam in Katmandu mit einem auffalligen Verband am Zeige-
finger an und erklarte, eine Verletzung hindere ihn daran,
an der traditionellen „koniglichen Jagd" aktiv teilzuneh-
men; er wolle abertrotzdem mitgehen. 300 Elefanten dien-
ten dazu, das Wild aufzuscheuchen; auf einem von ihnen
ritten Philip und Elisabeth, und die Queen lieft ihre Kamera
surren. An jenem Tag wurden mehrere Tiger erlegt, keiner
davon offiziell von Philip. Er erhielt auch keinerlei offentli-
ches Lob fur den Abschuft eines anderen Tiers an jenem
Tag: eines aufterst seltenen indischen Nashorns. Davon
waren weltweit nur noch 250 Exemplare ubrig, seit briti-
sche Teepflanzer die meisten abgeschossen hatten, um
Platz fur ihre Plantagen zu schaffen.
Wahrend die Elefanten vorwarts gingen, geriet ein weibli-
ches Nashorn in ihren sich schlieftenden Kreis. Ein Mitglied
des koniglichen Gefolges, Lord Alex Douglas-Home,
bekannt als einer der besten Schutzen Englands, schoft
neben das Tier in der Absicht, es zu verscheuchen. Das
Nashorn tappte jedoch weiter — Philip in den Weg. „Zu
jedermanns Entsetzen erschoft Philip es", berichtete Ian
McPhail, der Leiter des ersten internationalen Beschwerde-
buros des WWF, spater einem britischen Filmteam. Das
erschreckte Nashomkalb flitzte zwischen den Beinen der
Elefanten durch und entkam. „Es muftte sicher ebenfalls
sterben. Es war zu jung, um fur sich selbst zu sorgen", sagte
McPhail.
Die ganze Sache wurde vertuscht, erklarte McPhail wei-
ter, denn es bestanden bereits Plane zur Grundung des
World Wildlife Fund. „Auch ich habe mitgeholfen, die
Angelegenheit zu vertuschen", sagte er 1 990 dem Filmteam
- er habe geglaubt, es sei wichtiger, verschiedene Tierarten
in ihrer Gesamtheit zu retten. Im Hinblick auf das vollige
Scheitern des WWF bei diesem Unterfangen in den letzten
drei Jahrzehnten zog er den Schluft: „Schweren Herzens
muft ich Ihnen sagen, daft ich unrecht hatte. Nashorn, Ele-
fant und Panda haben das Schiff verpaftt, die neue Arche
Noah fuhr ohne sie weiter."
Philips personliches Verhalten ist auch charakteristisch
fur das des World Wildlife Fund als Organisation. Beim
Lesen des folgenden Berichts muB man wissen, daft der
WWF von Anfang an die personliche Domane Philips war.
Er uberwachte die Aktivitaten fast bis in die kleinsten Ein-
zelheiten. Sir Peter Scott, Mitbegrunder und langjahriger
Vorsitzender des WWF, erklarte Anfang der 80er Jahre
gegenuber EIR in einem Interview, warum Prinz Bemhard
und nicht Prinz Philip der erste Prasident des WWF-lntema-
tional wurde: „Als wir den WWF griindeten, hatte ein briti-
scher President zu kolonialistisch ausgesehen." Dennoch
sei Prinz Philip und nicht Prinz Bernhard die treibende Kraft
gewesen, betonte Scott — eine Behauptung, die andere
fuhrende Leute des WWF bestatigten. Der langjahrige
Generaldirektor Charles de Haes erklarte gegenuber einem
Joumalisten: „Prinz Philip ist brillant, er hat ein bemerkens-
wertes Wissen. Er ist seit der Grundung 1 961 mit dem WWF
verbunden. Er ist unglaublich aktiv. Er prasidiert bei alien
Vorstandssitzungen. Er kummert sich um alles bis zu den
kleinsten Strategiefragen." Dr. Anne Schiotz vom WWF fiig-
te hinzu: „Der Herzog von Edinburgh widmet etwa ein
Viertel seiner Zeit dem WWF — ein bemerkenswerter
Mann."
Am bekanntesten ist der WWF dafur, daft er sich um die
Erhaltung von vier bedrohten Tierarten bemiiht, aber heute
steht es um alle wesentlich schlechter als 1961. Zwei von
ihnen, der Pandabar und das afrikanische schwarze Nas-
horn, sind fast ausgerottet, und die beiden anderen, der afri-
kanische Elefant und der indische Tiger, sind auf dem
schnellsten Weg dahin.
Der WWF wurde wahrend der letzten 33 Jahre haufig,
und oft durch Berichte, die er selbst in Auftrag gegeben hat-
34
te, auf die nahende Ausloschung verschiedener Tierarten
hingewiesen. Die Informationen wurden jedoch nicht ver-
offentlicht. Drei der bekanntesten Beispiele sind:
Der Black Ebur-Report („Bericht Schwarzes Elfenbein").
1 972 beauftragte der MitbegrOnder des WWF Sir Peter Scott
einen Groftwildjager aus Nairobi, Ian Parker, den lukrati-
ven, expandierenden Handel mitTierprodukten wie Elefan-
tenzahnen und Rhinozeroshornern genauer unter die Lupe
zu nehmen. U.a. fand Parker heraus, daft die Familie des
kenianischen Staatschefs Jomo Kenyatta am illegalen Han-
del notorisch beteiligt war. Kenyattas Tochter Margaret war
Sekretarin einer Firma, die Rhinozeroshorner und Elefan-
tenzahne in den Fernen Osten verschob. Dieser Handel
hatte wahrscheinlich mehr als alles andere dazu beigetra-
gen, Kenias Groftwild zu dezimieren. Unter den Namen,
die Parker als Wilddiebe auflistete, befanden sich auch vie-
le der bekanntesten „NaturschOtzer" Kenias.
Nur Stunden nachdem Parker Scott seinen Bericht uber-
geben hatte, wurde er aufgegriffen und zur Langatta Road,
der beruchtigten Zentrale des kenianischen Geheimdien-
stes gebracht. Drei Tage lang wurde er festgehalten und
geschlagen; man drohte, wenn er nicht liber das, was er
geschrieben hatte, Stillschweigen bewahrte, wurde seine
Frau umgebracht. Der Bericht stellte damals die umfassend-
ste Untersuchung uber das Abschlachten afrikanischer
Wildtiere dar. Er wurde unter Verschluft gehalten, bis ihn
der irische Filmemacher Kevin Dowling erst 1 7 Jahre spater
fur seine vernichtende Reportage uber den WWF Ten Pence
in the Panda fur den britischen Fernsehsender Independent
Television Network ausgrub.
Wahrend Parker von den Sicherheitsleuten verprugelt
wurde, verlieh Prinz Bemhard fast zur gleichen Zeit in sei-
ner Funktion als President des WWF-lnternational President
Kenyatta den eigens dafur geschaffenen „Orden der Golde-
nen Arche" fur „die Rettung des Nashorns". Bemhard wuS-
te jedoch wohl, daft wahrend Kenyattas Herrschaft eine rie-
sige Zahl von Tieren verschwunden war, weil er - sogar
gegen Empfangsbestatigung - ein Exemplar des Black-Ebur-
Berichts erhalten hatte. Als durchsickerte, daft Bemhard
diesen Bericht besaft, behauptete WWF-Generaldirektor de
Haes, die Angelegenheit habe nichts mit dem WWF als
Organisation zu tun, es handele sich lediglich urn „private
Nachforschungen" Bemhards.
Der Phillipson-Bericht. Ende 1 989 erstellte der Oxford-Pro-
fessor John Phillipson einen vom WWF in Auftrag gegebe-
nen internationalen Priifbericht uber die Effektivitat dieser
Organisation. Sein 252 Seiten langer Bericht, von dem hier
erstmals Ausziige veroffentlicht werden, enthielt ein ver-
nichtendes Urteil uber die, gelinde gesagt, unerhort stum-
perhafte Inkompetenz des WWF.
Er kam zu dem Schluft, daft die Arbeit des WWF fur seine
spezielle Mission - die Rettung bestimmter bedrohter Tier-
arten - am allerwenigsten geeignet war. Als Philip ein
Exemplar des Berichts erhielt, schickte er umgehend ein
vertrauliches Schreiben an WWF-Generaldirektor de Haes:
Phillipson solle angehalten werden, seine Feststellungen
abzuschwachen, ansonsten musse er die wichtigsten Ergeb-
nisse des Berichts unterdrucken.
Operation Lock. Unter. diesem Namen setzte der WWF
1987 groftzugig finanzierte „Notmaftnahmen zur Rettung
des Nashorns" in Gang. Zweck dieser streng vertraulichen
Operation war es, von einem Ort in SOdafrika aus die Wild-
tier-Schmuggelringe zu unterwandern, um dem Abschlach-
ten derTiere ein Ende zu setzen. Nach allem, was bekannt
wurde, kam eine Riesenmenge von Informationen zusam-
men. Wieder einmal geschah nichts, die Fakten wurden
verheimlicht.
Viele Tierschiitzer merkten damals an, es sei lacherlich,
das Wildern „an der Quelle" unterbinden zu wollen — das
ware etwa so, als wolle man den Weltdrogenhandel stop-
pen, indem man lokale Dealer aushebt, wahrend man die
Bankiers, die den Handel finanzieren und Hunderte Milliar-
den Drogendollars waschen, ungeschoren laftt. Das Zen-
trum des illegalen Handels mit Tierprodukten war, ebenso
wie beim Drogenhandel, die britische Kronkolonie Hon-
gkong.
Rettet die Tiere?
Betrachten wir einige der am meisten publizierten — und
lukrativsten - Bemuhungen des WWF, einzelne Arten zu
retten, genauer. Wenn man diese Bemuhungen, die auf den
ersten Blick lediglich stumperhaft anmuten, im Licht der
heikelsten Mission betrachtet, die der WWF je in Auftrag
gegeben hat, der Operation Lock, so wird die wahre
Absicht deutlich.
Pandabar. Als er im November 1961 gegrundet wurde,
verkiindete der WWF, er habe die Antwort auf die drohende
Ausrottung vieler Tierarten: „Es gibt fur sie nur eine Hoff-
nung - der liebenswerte Riesenpanda steht fur alle. Er wur-
de vor dem Aussterben bewahrt, weil der Mensch rechtzei-
tig gehandelt hat. Jetzt ist der Pandabar das Zeichen fur
einen weltweiten Kreuzzug zur Bekampfung des Mas-
sensterbens im 20. Jahrhundert — den World Wildlife
Fund."
Der WWF behauptete, die „wissenschaftliche Zuchtung"
habe den Pandabar gerettet, und dies Verfahren musse nun
auf alle anderen Arten angewandt werden. Nachdem der
WWF mit Hilfe der Symbolgestalt des possierlichen Sauge-
tiers 23 Jahre lang Spenden kassiert hatte, entdeckte er
plotzlich, daft er immer noch kurz vor dem Aussterben
stand. 1987 rief Philip zu weiteren Spenden zur „Rettung
des Panda" auf.
Das Projekt des WWF, das die „Umsiedlung" Tausender
armer chinesischer Bauern aus dem „Lebensraum" des Pan-
da und den Bau eines teuren Laboratoriums fur die Panda-
zOchtung einschloft, wurde von Phillipson in seinem
Bericht begutachtet. Nachdem er festgestellt hatte, daft der
WWF seit 1 980 fur acht Projekte 4 493 021 SFr ausgegeben
hatte, bemerkte Phillipson: „Trotz eines Stabs von 43 Mitar-
beitern (darunter angeblich 23 Wissenschaftlem) war die
Pandazucht kein Erfolg und das Forschungsergebnis
mager ... Die mit 0,53 Millionen SFr durch den WWF aus-
gestatteten Laboratorien sind zum groften Teil nicht funkti-
onsfahig ... Mangel an geeigneter Beratung, unzureichende
Ausbildung der Mitarbeiter und unqualifizierte Leitung
haben zum ,Dahinsiechen' des Labors gefiihrt... Daraus ist
offensichtlich der Schluft zu Ziehen, daft der WWF nicht in
der Lage war, die hohen Investitionen wirksam zu nutzen...
35
Die Spender waren bestiirzt, erfuhren sie, daft die Kapital-
einlagen praktisch abgeschrieben werden miissen."
Weiter schrieb Phillipson: „Man muB zur Kenntnis neh-
men, daB die Aktivitaten des WWF in China weitgehend in
Unordnung geraten sind ... Die Strategic die Tatigkeit des
WWF auch auf andere Ziele auszudehnen, hat sich meiner
Meinung nach negativ ausgewirkt und kommt angesichts
der praktischen Einstellung der Unterstiitzung jeglicher
Panda-Forschung einem Verzicht auf die Verantwortung fur
das so laut propagierte ,Panda-Programm' gleich."
Nachdem 30 Jahre lang Spendengelder in erheblichem
Umfang zur Rettung dieser Tierart einkassiert worden
waren, sah sich Prinz Philip 1990 gezwungen, zuzugeben,
daft der Panda „wahrscheinlich verloren" sei.
Elefant. Der bekannte Biologe E. Caughey, der sich vor
allem mit der Ausbreitung von Tierarten beschaftigt, kam
1 988 zu dem Ergebnis, daft Anfang der 50er Jahre in Afrika
etwa 3 Millionen Elefanten lebten. Von der Kolonialzeit bis
etwa zur Politik des „Wind of Change" (Wind der Verande-
rung), die 1960 vom britischen Premierminister Harold
McMillan verkundet wurde (fast gleichzeitig wurde der
WWF gegrundet), veranderte sich die Elefantenpopulation
kaum. Bei der ersten systematischen Feldstudie im Jahre
1976, durchgefuhrt von dem schottischen, in Kenia ansassi-
gen Tierschutzer lain Douglas-Hamilton, wurden 1,3 Mio.
Elefanten festgestellt.
Wahrend der 70er und des groftten Teils der 80er Jahre
behauptete der WWF hartnackig, es gabe keine „Elefanten-
krise". Als 1988/89 das Jahr des Elefanten" ausgerufen
wurde, behauptete der WWF, es gebe noch 750 000 Tiere,
eine Zahl, die er bald auf 650 000 revidieren muftte. Aller-
dings konstatierte eine 1988 vom fruheren WWF-Vorsitzen-
den in Frankreich, Pierre Pfeffer, der aus dem Vorstand aus-
geschlossen worden war, aufgestellte Liste, daft bloft noch
400 000 Exemplare ubrig waren. Diese Zahl hat sich noch
weiter verringert, bis dann 1989 verschiedene Experten, die
in dem britischen Film Der Elefantenmann interviewt wur-
den, schlieftlich von der drohenden Ausrottung des
GroBsaugers sprachen.
Wieder einmal hatte der WWF sein Teil beigetragen.
1963 empfahl der Vorsitzende des Internationalen Rats von
WWF-lnternational Sir Peter Scott in einem Bericht an die
ugandische Parkverwaltung, 2 500 Elefanten „auszulesen".
Der Groftwildjager Ian Parker wurde mit der Aufgabe
betraut, wobei er gleich noch 4 000 Fluftpferde mit
abschlachtete. Scott begriindete das Gemetzel mit der mal-
thusianischen These, die „Uberv6lkerung" erfordere, daft
man viele Einzeltiere totet, urn „die Art zu erhalten". In
Wirklichkeit wollte Scott, wie spater bekannt wurde, eine
wertvolle Plantage mit Mahagoniholz anlegen, und die Ele-
fanten, die in den Waldern an der vorgesehenen Stelle ihre
Nahrung suchten, waren ihm im Weg.
Damit, daft Parker die Elefanten abschoS, machten WWF-
Direktoren noch einen betrachtlichen Geschaftsgewinn.
Scott gab dem Mitbegrunder des WWF, Prinz Philips Ober-
stallmeister Lord Aubry Buxton, einen Wink iiber die bevor-
stehende Abschlachtung. Buxton, der Vorsitzende von Sur-
vival Anglia", einer weltweit fuhrenden Produktionsgesell-
schaft von „Naturdokumentarfilmen", in dessen Vorstand
auch Scott saft, lieft das Gemetzel filmen.
Anfang der 70er Jahre verhalf der britische Geheimdienst
dem Diktator Idi Amin in Uganda an die Macht, die er bis
1979 ausubte. Die britische Regierung sah zu, wie Amin
weitere Tausende und Abertausende Elefanten abschlachte-
te. Heute leben in Uganda weniger Elefanten, als Scott Par-
ker auf einen Schlag hatte toten lassen.
1975 schloft die vom amerikanischen WWF-Vorsitzen-
den Russell Train gegrundete „African Wildlife Leadership
Foundation" mit Parker einen Vertrag zur Totung praktisch
aller Elefanten in Ruanda. Man begrundete dies damit, die
Ruander konnten nicht zwei Tierarten, den Gorilla und den
Elefanten, gleichzeitig schutzen; der Elefant musse ver-
schwinden. Ein Assistent der Gorilla-Forscherin Diane Fos-
sey erhob spater den Vorwurf, die Elefanten seien getotet
worden, weil das Land, auf dem sie lebten, fur den Anbau
von Pyrethrum, einem natiirlichen „nicht umweltbelasten-
den" Insektizid, ideal sei. Ein paar Jahre spater erfand man
ein kQnstliches Substitutfur Pyrethrum, und die Produktion
wurde eingestellt. Nun verloren die Hange, an denen die
Elefanten gelebt hatten und wo dann alle Baume gefallt
worden waren, durch Erosion den Mutterboden, wahrend
die Fliisse durch die Ablagerungen versandeten und uber
die Ufer traten.
Das Abschlachten geht weiter
1986 verlieh WWF-Generaldirektor de Haes dem ehemali-
gen rhodesischen Soldner Clem Coetzee aus Simbabwe den
Tierschutzpreis des WWF fur die Leitung eines Feldzugs,
der 44 000 Elefanten das Leben kostete. Das sei notwendig
gewesen, behauptete der WWF, urn in den „uberfullten
Nationalparks" Simbabwes „die Umwelt zu schutzen". De
Haes pries Coetzees Arbeit als „beispielhaft und fur ganz
Afrika vorbildlich".
Wahrend sich andere Tierschutzgruppen in der ganzen
Welt uber das Elend der Elefanten emporten und auf ein
Verbot des Elfenbeinhandels drangen, beharrte der WWF
immer noch darauf, daft alles in bester Ordnung sei. Als er
1989, im Jahr des Elefanten", verspatet die Alarmglocken
lautete, leistete er den Elefanten Ugandas auf hochst merk-
wurdige Weise Beistand. Mit Spendengeldern, die man mit
riihrseligen Kampagnen wie „Rettet Nellie, den Elefanten"
sammelte, errichtete der WWF ein Lager zur Rettung der
bedrangten Riesentiere, in das grofte Mengen paramilitari-
schen Gerats geflogen wurden. Dieses Lager befand sich in
der Nahe der „Mondberge" an der Grenze zu Ruanda,
ungeachtet der Tatsache, daft sich praktisch alle Elefanten
Ugandas im fast 1 500 km entfemten Murchison-Park auf-
hielten. Aber genau von diesem Gebiet aus sollte die Ruan-
dische Patriotische Front RPF wenig spater in Ruanda ein-
fallen.
Schwarzes Nashorn. Der WWF trat am 6. Oktober 1961
in London mit einem Paukenschlag in Form einer „Sonder-
nummer" des Daily Mirror in die Offentlichkeit. Buchstab-
lich die ganze erste Seite nahmen die Schlagzeile „Dem
Untergang geweiht — durch Dummheit, Habgier und
Nachlassigkeit des Menschen" sowie ein riesiges Foto eines
schwarzen Nashorns ein. Nur 100 000 „kurzsichtige und so
ruhrend haftliche Nashorner" wie Gertie, wie man sie tauf-
te, die mit einem ihrer kleinen Kalber abgebildet war, iiber-
lebten in der Wildnis, erfuhren die Mrrar-Leser, und ihre
36
Zahl vermindere sich rasch. Wenn man das Nashorn in den
bevorstehenden schweren Zeiten „retten" wolle, mCisse
man mit dem ganzen Bestand in Afrika „nach wissenschaft-
lichen Grundsatzen verfahren".
Die Leser des Mirror, die meist zur Arbeiterschicht gehor-
ten, spendeten reichlich Geld zur Unterstutzung. Witwen
schickten ihre Rente, Kinder ihre Spargroschen. Insgesamt
kamen 45 000 Pfund zusammen, eine fur die damalige Zeit
riesige Summe. Der WWF hatte somit eine „Basis fur seine
finanzielle Sicherheit" und begann seine Aktivitaten. Aber
erst fast zehn Jahre spater gab er nennenswerte Summen zur
Rettung des Nashorn s aus, und in seinen ersten 20 Jahren
forderte er lediglich zwei Rhinozerosprojekte. Trotz der mit
groftem Larm geaufterten Sorge urn das Nashorn gab der
WWF bis 1 980 von mehr als 1 00 Mio. eingenommenen SFr
nur 118 533 aus, „um das wildlebende schwarze Rhino-
zeros zu retten", dessen Bestand in der Zwischenzeit urn
95,5% zuruckgegangen war. Und als der WWF endlich
doch Nashornprojekte finanzierte, starben alle betreuten
Tiere, oder wurden bestenfalls an zoologische Garten oder
- weit haufiger - an private Wildtierfarmen verkauft. Heute
ist das wildlebende schwarze Nashorn praktisch ausgerot-
tet.
Exemplarisch fur das, was der WWF fur die „so ruhrend
haftlichen Tiere" getan hat, ist die folgende Auswahl einiger
Nashornprojekte, die in Phillipsons Berichteine vernichten-
de Kritik erfuhren.
1965 spendete ein Einwohner Kenias dem WWF 36 300
SFr zur Uberfuhrung sechs weifter Nashomer von Natal in
Sudafrika in das Wildreservat Meru in Kenia, das man nach
Angaben des WWF-Jahresberichts 1965-67 „als den geeig-
neten Lebensraum ansah". Im Phillipson-Bericht heiftt es
dazu: „Das Projekt war schlecht konzipiert und vom Stand-
punkt der Arterhaltung aus unverantwortlich; das sudliche
weifte Nashorn ist, soweit man zuruckdenken kann, nie-
mals in Kenia vorgekommen. Aufterdem gibt es keinen Hin-
weis darauf, daft das nordliche weifte Nashorn je die
87 044 Hektar durchstreifte, die heute den Meru-National-
park ausmachen. Man muft annehmen, daft der WWF Mitte
der 60er Jahre entweder wissenschaftlich inkompetent,
oder publicitysuchtig, oder geldgierig, oder von wissen-
schaftlich unbedarften hochrangigen Personlichkeiten
beeinfluftt war."
Phillipson schloft: „lm November 1988 kam das Pro-
gramm zu einem abrupten Ende, was vielleicht ein Segen
war, weil dadurch eine standige Quelle von Problemen
wegfiel. Eingedrungene somalische Wilderer erschossen
unverfroren alle noch vorhandenen weiften Nashomer —
ein trauriges Ende fur das Nashorn, aber zweifellos eine
willkommene Erleichterung fur die Tierschutzer. Projekt
01 95 war fur den WWF wirklich kein Ruhmesblatt."
Ebensowenig Projekt 917, die Ubersiedlung von 85
„uberzahligen Nashornem" aus Natal nach Mosambik, die
alle starben.
Gleiches gilt fur das Nashornprojekt im Nakuru-National-
park in Kenia. Die Halfte alien Geldes, das der WWF in
Kenia ausgab, floft in das sog. Schutzzonenprojekt dieses
Parks. Ende der 80er Jahre beschloft der WWF, den
ursprunglichen Vogelpark mit hunderttausenden Flamingos
und vielen anderen Arten tropischer Vogel, die am See und
in seiner Umgebung bruteten, in einen Park fur die letzten
kenianischen Nashomer zu verwandeln. Siebzehn
schwarze Nashomer wurden umgesiedelt und hinter einem
Elektrozaun gehalten. Bald zeigte sich, daft das Projekt eine
Katastrophe war. Phillipson bemerkte mit beiftendem Spott:
„Die Logik hinter der Wahl Nakurus als Ort fur freilaufende
schwarze Nashomer bleibt eine Art Mysterium. Etwa ein
Drittel des Parks wird von einem See eingenommen, und
ein weiteres Drittel ist offene Grasflache, die normalerweise
fur Nashomer ganz ungeeignet ist... Nakuru als Platz war
eine himrissige Idee. Wer wird noch an einer vogelkundli-
chen Exkursion teilnehmen, wenn hinter jedem Busch ein
Nashorn auftauchen kann? Schlieftlich hatte man den Park
fur Vogel angelegt."
WWF-Generaldirektor de Haes war bei seinen Mitarbei-
tern beruchtigt fur den Ausspruch: „lch sch... auf die Nas-
homer." Wenn aber der WWF keine bedrohten Arten geret-
tet hat, was offensichtlich der Fall ist, wofiir hat er dann sei-
ne Hunderte von Millionen Dollar ausgegeben? Ein Blick
auf seine „Operation Stronghold" („Festung") und ihre
Schwester, die „Operation Lock" („Verschluft"), zwei weite-
re seltsame „Rettet-das-Nashorn"-Spiele, gibt die Antwort.
Operation Stronghold
Mit einem Grundkapital von 1 Million SFr ausgestattet soll-
te Stronghold, wie es hieft, zusammen mit Operation Lock
die Nationalparkverwaltung und das Wildtierwesen von
Simbabwe in die Lage versetzen, die 700 schwarzen Nas-
homer, die noch im Sambesital lebten und die letzte grofte-
re Population dieser Art in Afrika bildeten, zu retten. Chef-
wildhuter Glen Tatham reiste durch die Vereinigten Staaten
und verkundete, er wolle mit seinen Wildhutem gegen die
angeblich aus Sambia uber die Grenze kommenden Wilde-
rer „Kriegfuhren".
Am 10. November 1988 wurden Tatham und zwei seiner
Heifer in Simbabwe des Mordes beschuldigt und vor
Gericht gestellt. Angeblich hatten sie Wilderem eine Falle
gestellt, und als diese sich dem Treffpunkt naherten, seien
sie von den Beschuldigten ohne Vorwarnung aus dem Hin-
terhalt erschossen worden. Bald stellte sich in einer Parla-
mentsdebatte heraus, daft Tatham und seine Leute seit Fruh-
jahr 1987 siebzig Wilddiebe getotet hatten. Im Parlament
wurde nun ein Gesetz durchgepeitscht, das Wildtierschutz-
(Immunitats-)Gesetz, das in Zivil- und Strafprozessen fur
Wildhiiter Straffreiheit bei in Ausubung ihres Dienstes
begangenen Totschlags- oder Korperverletzungsdelikten
vorsah. Mit der Begrundung, das Gesetz Jegalisiere Mord",
stimmten zehn Abgeordnete dagegen. Einer von ihnen,
Mica Bebe, sagte: „Damit geben wir Menschen einen Frei-
fahrschein fur das Toten von Menschen."
Offizielle Zahlen belegen, daft zwischen Juli 1984 und
September 1991 etwa 145 „Wilderer" getotet wurden. Von
den 84 im Sambesital getoteten wurden die meisten von
einem Hubschrauber aus erschossen, der vom WWF
bezahlt und mit WWF-Vertragsleuten besetzt war. Laut
einer Statistik der Wildverwaltung wurden bei 228 Getote-
ten oder Gefangenen nur 107 Gewehre beschlagnahmt.
Weitere 202 Personen wurden als geflohen gemeldet, eini-
ge davon schwer verletzt, wobei einige ihre Waffen verlo-
ren oder ihrer Verletzung wegen zuruckgelassen haben
37
miiftten. D.h. Tatham und seine Leute konnten nur bei drei
Vierteln der Getoteten, Gefangenen oder Vertriebenen Waf-
fen beschlagnahmen, was die Frage aufwirft, ob die von
den Wildhiitern Angegriffenen uberhaupt bewaffnete Wil-
derer waren. Nach durch das britische Team fur den Film
Ten Pence in the Panda befragten Zeugen standen mehrere
der Toten in Wirklichkeit mit dem Militarflugel des ANC
(African National Congress) in Verbindung.
Und was wurde aus dem Nashorn?
Von der Genehmigung des Projekts im Februar 1 987 an ver-
folgte der WWF das Ziel, „im Sambesital gefangene Nas-
horner an sicherere Platze zu bringen". Mit Narkosemitteln
betaubt wurden die Nashorner zu privaten Wildfarmen in
Simbabwe oder anderswo in Afrika, den Vereinigten Staaten
oder Austral ien transportiert. Mit anderen Worten: Im Rah-
men des WWF-Programms wurden Menschen getotet, urn
die letzte lebende Nashornherde der Welt zu vernichten.
Fur die „Umsiedlung" stellte sich aufter dem enormen Pro-
fit fur private, mit dem WWF in Verbindung stehende Inter-
essen bald ein zweiter Grund heraus: Der Internationale
Wahrungsfonds (IWF), der damals der Wirtschaft Simbab-
wes eine „Umstrukturierung" aufzwang, hatte verfugt, daft
im Sambesital ein Rinderzuchtbetrieb zur Lieferung von
Rindfleisch an die Europaische Gemeinschaft errichtet wer-
den sollte. Nach der „Umsiedlung" des Nashorns kamen
Trupps von Tierschlachtern in das Tal und toteten reihen-
weise Elefanten und 5 000 Buffel, urn fur die vom IWF ver-
langte Rinderfarm Platz zu schaffen, die bald bankrott ging
und riesige Schulden, aber keine Nashorner mehr hinter-
lieft.
Operation Lock
Ende 1989 machte in der britischen und europaischen Pres-
se ein Skandal Schlagzeilen, der den oligarchischen
Fuhrungskreisen des WWF groften Schaden zuzufiigen
drohte. Eine der geheimsten Operationen des WWF mit
dem Codenamen Operation Lock, in deren Rahmen eine
Eliteeinheit der britischen SAS (Special Air Services) im sud-
lichen Afrika illegale Wildschmugglerkartelle infiltrieren,
aufdecken und neutralisieren sollte, war total fehlgeschla-
gen.
Eine Million Pfund Sterling waren verschwunden, und es
zeigte sich, daft das SAS-Team tief in den Handel mit Pro-
dukten wie Rhinozeroshornern und Elfenbein verstrickt
war, den es ja eigentlich unterbinden sollte. Wie bei Opera-
tion Stronghold gab es auch hier GerOchte iiber eine stei-
gende Zahl getoteter „Wilderer".
Rasch veroffentlichte der WWF seine eigene Version der
Angelegenheit: 1986 seien Prinz Bemhard und dem neuen
Leiter des Afrikaprogramms des WWF, John Hanks, bei
einer Reise durch Afrika die alarmierend zuruckgehende
Zahl der Nashorner aufgefallen. Die beiden hatten den Plan
gefaftt, eine Elitetruppe aus SAS-Mitarbeitern nach Afrika zu
schicken, urn das Problem mit unorthodoxen Mitteln zu
losen. Prinz Bemhard habe ohne Wissen des WWF
500 000 Pfund oder mehr, die er durch den Verkauf eines
wertvollen Gemaldes eingenommen habe, in das Projekt
gesteckt, und schon sei es losgegangen. Die Sache sei vor
dem WWF-Hauptquartier im schweizerischen Gland streng
geheimgehalten worden, so lautet die Geschichte —
obwohl Prinz Bernhard zu jener Zeit Vorsitzender des nie-
derlandischen WWF und zweier anderer nationaler WWF-
Organisationen war.
Die SAS-Leute, die zu diesem Zweck eine Gesellschaft
namens KAS Enterprises Ltd. bildeten, wurden von Oberst
David Stirling angefuhrt, dem legendaren Griinder der briti-
schen SAS-Regimenter im Zweiten Weltkrieg, der nach dem
Krieg an zahlreichen Sondereinsatzen uberall im Nahen
Osten und in Afrika teilgenommen hatte. Stirling wahlte die
AbkOrzung KAS in Anlehnung an den Namen seiner friihe-
ren CAS (Capricorn Africa Society), deren Zweck es gewe-
sen war, die „Apartheid in versuftter Form beizubehalten",
wie es der Gouverneur von Kenia Sir Philip Kerr ausdruck-
te. Der Schatzmeister der CAS war Merwyn Cowie, der
maftgeblich an der Entwicklung des kenianischen National-
parksystems beteiligt gewesen war, wahrend als Chefpropa-
gandistin Elspeth Huxley, die Frau von Julian Huxleys Vetter
Gervas, fungierte.
Ironischerweise stammen die detail I iertesten Enthiillun-
gen iiber Operation Lock, welche sich offensichtlich auf
interne WWF-Dokumente stiitzten, vom Nachrichtenbrief
Africa Confidential, das in Stirlings Wohnung in London
gegrundet worden war und weithin als Sprachrohr des MI-5
angesehen wird.
Fur Africa Confidential und seinen Herausgeber, der zu
jenerZeitdasBlattverlieftund in der britischen und hollan-
dischen Presse eine Reihe von Artikeln uber Operation
Lock veroffentlichte, stellten sich folgende Fragen: Wer
wuftte in der WWF-Burokratie etwas von dem Unterfangen
und seit wann? Handelte es sich urn nicht autorisierte Ope-
rationen Prinz Bernhards, wie vorher angeblich auch bei
dem Black-Ebur-Report, oder war dies offizielle WWF-Poli-
tik?
Es stellte sich bald heraus, daft die ganze Sache entgegen
den Aussagen der Fiihrung des WWF und Generaldirektor
de Haes' von Anfang an offiziellen Charakter getragen hat-
te. Es soil im internationalen Buro in Gland Unterlagen
unter der Rubrik „Anti-Wilderer-Einheiten" gegeben haben,
die zeigen, daft die Operationen tatsachlich vom WWF
finanziert waren.
Aber obwohl die verschiedenen Artikel einige skandalose
Aspekte offenlegten, so trafen sie doch nicht den Kern der
Operation Lock.
Zunachst einmal sind in vielen Fallen die „Wilderer" die
Parkwachter selbst. Zum anderen war derjenige, an den
sich Prinz Bernhard (nach der ausgegeben Version der
Ereignisse) wegen der Ausfiihrung dieser delikaten „Rettet-
das-Nashorn"-Aktion wandte, ein Mann, der nicht nur die
SAS gegrundet hatte und grofte Erfahrung in Geheimoperat-
nen in Afrika besaft, sondern der auch 1952 bei der Kro-
nung Elisabeths II. den „Goldenen Stab" getragen hatte.
Obwohl Stirling im Benediktinerkloster von Ampleforth
zusammen mit Philips Oberstallmeister Lord Buxton und
anderen WWF-Mitgliedern katholisch erzogen worden war,
wurde er zum personlichen Leibwachter der Konigin, des
Oberhaupts der anglikanischen Kirche, ernannt — eine
Ehre, auf die der gesamte Hochadel erpicht war. Aufterdem
38
hatte er wie alle MI-5- und MI-6-Mitglieder sowie die Leib-
wachter seinen Eid nicht auf den britischen Staat, sondern
auf den Monarchen geleistet.
In der Nachkriegszeit hatte Stirling Dutzende der heikel-
sten politisch-militarischen Operationen fur die Krone
durchgefuhrt. Als schottischer Aristokrat stand er der Koni-
ginmutter Elisabeth Bowes-Lyon, die selbst aus hochstem
schottischem Adel stammt, personlich nahe. Aus Altersgriin-
den ernannte Stirling, der im November 1990 starb, Oberst-
leutnant Ian Crooke, der ebenfalls iiber einen legendaren
Ruf verfugt, zum GeschaftsfGhrer seiner KAS-Gesellschaft.
FOr seinen Einsatz im Malwinen-Krieg mit dem selten verlie-
henen „Orden fur besondere Verdienste" ausgezeichnet,
befehligte er im Mai 1980 die SAS-Einheit beim Sturm auf
die iranische Botschaft in London. Sein Bruder Alastair war
britischer Konsulatsbeamter im pakistanischen Islamabad,
wo er den Auftrag gehabt haben soil, die afghanischen Mud-
jaheddin zu bewaffnen. Crookes zweiter Mann bei Operati-
on Lock Nish Bruce ist Berichten zufolge der hochstdeko-
rierte britische Soldat des Malwinenkriegs. Andere Mitglie-
der der Gruppe hatten lange Dienst in Nordirland geleistet
und waren auf die Verfolgung von IRA-Mitgliedem speziali-
siert. Zu der Gruppe, die angeblich gegen Wilderer vorge-
hen sollte, gehorten also einige der verdienstvollsten Man-
ner der britischen Spezialeinheiten uberhaupt.
Crooke war damals Kommandeur des 23. SAS-Regiments,
einer halbboffiziellen SAS-Einsatzgruppe, die wie Dutzende
„privater" Londoner Sicherheitsdienste (wie der Stirlings)
fur Operationen der britischen Regierung eingesetzt wer-
den, von denen sich die „Regierung Ihrer Majestat" nach
auften hin distanzieren will. Daft Operation Lock praktisch
offizielle Regierungspolitik war, laftt sich daraus ersehen,
daft die Kommandokette im WWF bis zum Prinzgemahl
Philip'fuhrte. Stirling gab sogar vor der Presse zu, daft er in
engem Kontakt mit dem Verteidigungs- sowie dem Auften-
ministerium stehe. Ein anderer Teilnehmer an Operation
Lock behauptete in einer schriftlichen Aussage, die Koni-
ginmutter habe Operation Lock finanziell unterstutzt. Ein
anderer Geldgeber war Laurens van der Post, Tutor von
Prinz Charles und seinerzeit der wichtigste Afrikaberater
Margaret Thatchers.
Was war KAS wirklich?
Daft zur Rettung des afrikanischen Wildbestands die Wahl
gerade auf Stirling fiel, ist seltsam. Er stand in enger Verbin-
dung mit der UNITA unter Jonas Sawimbi, der 1988 zugab,
daft seine Leute hunderttausende Elefanten getotet hatten,
um ihren Kampf gegen die MPLA-Regierung in Ruanda zu
finanzieren. Aufterdem geht aus KAS-Dokumenten hervor,
daft Stirlings Firma die Absicht hatte, ausgerechnet aus dem
Handel mit Elfenbein, Rhinozeroshornern usw. Kapital zu
schlagen. Unter Crookes Leitung errichteten 25 SAS-Vetera-
nen in Pretoria ein befestigtes Hauptquartier. Zu ihrer Ausru-
stung gehorten neben einem hochentwickelten Computersy-
stem auch grofte Mengen modernster Waffen (illegal impor-
tiert, da damals das Embargo gegen Sudafrika gait). Aber
wenn sie nicht die Nashomer retteten, was taten sie dann?
Sidney Sekerayami, Simbabwes Minister fur nationale
Sicherheit, aufterte einem Bericht der hollandischen Zei-
tung Volkskrant vom 24. August 1991 zufolge „in aller
Offentlichkeit den Verdacht, KAS diene als Vorwand zur
Destabilisierung des siidlichen Afrika". Auch andere Regie-
rungen sowie die Beamten der Wildschutzbehorden in
Kenia, Tansania und Sambia standen Operation Lock
mifttrauisch gegenuber und verweigerten die Zusammenar-
beit. Der Leiter der Forschungsabteilung der Wildschutz-
behorde von Simbabwe Rowan Martin lehnte die Zusam-
menarbeit mit Crooke, der aus Johannesburg zu einem Tref-
fen angereist kam, ab. „Crooke sprach sich uber seine Auf-
traggeber und die Ziele seiner Mission sehr vage aus",
erklarte Martin spater. DarOber hinaus kam es ihm seltsam
vor, daft „sie mehr an Militartechnik als am Wildbestand
interessiert schienen... Sie machten Anspielungen auf eini-
ge recht ungesetzliche Methoden."
Der sudafrikanische Militargeheimdienst, der die „Anti-
wilderer" als offenkundige Eliteeinheit des britischen
Geheimdiensts einstufte, sandte seine eigenen Leute aus,
um Operation Lock zu infiltrieren. Es gelang Crooke, Ver-
bindungen nach Namibia und Mosambik sowie zu Leuten
bei Sondereinheiten und im Geheimdienst in Sudafrika zu
knupfen. Im Krieg gegen den Afrikanischen Nationalkon-
greft (ANC), die South West African People's Organisation
(SWAPO) und die Frontstaaten hielten dann manche Sud-
afrikaner die Fahigkeiten der Briten in der paramilitarischen
Ausbildung fur einen Vorteil.
Von einem Hauptquartier im Philanesbergpark von
Bophuthatswana und zahlreichen anderen Parks wie Etosha
in Namibien und den Wildparks im Homeland KaNgwana
an der Grenze zwischen Sudafrika und Mosambik sandte
die KAS-Mannschaft „Anti-Wilderer-Einheiten" aus. Eine
dieser Einheiten, die Crookes Leute ausbildeten, ist dabei
von besonderer Bedeutung, ebenso wie die politischen
Umstande, unter denen sie operierte.
Die „dritte Kraft"
Bei den Auseinandersetzung in Sudafrika kamen bis heute
mehr als 10 000 schwarze Sudafrikaner durch Gewalttaten
anderer Schwarzer urns Leben. Beobachtern zufolge geht
der Groftteil dieser Morde und Massaker auf das Konto
einer mysteriosen „dritten Kraft", eines agent provocateur,
bei dem es sich weder um den ANC noch seinen Widersa-
cher, die Inkatha-Freiheitspartei der Zulu, handelt. Immer
wieder wurde durch Gewalttaten dieser ominosen Gruppie-
rung die Spirale der todlichen Gewalt und Gegengewalt
weiter hochgedreht. Die Aktivitaten Crookes in Namibia
mussen vor diesem Hintergrund untersucht werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg verloren die Deutschen ihre
Kolonie Sudwestafrika, und es wurde zum sudafrikanischen
Protektorat. Als in den 80er Jahren die SWAPO-Guerrilla
unter Sam Nujoma gegen die von Weiften beherrschte und
von Sudafrika unterstutzte Regierung Namibias Krieg fuhrte,
bildeten sudafrikanische Spezialeinheiten die schwarzen
Koevoet aus, die fur ihre Brutalitat beruchtigt waren. „Koe-
voet" bedeutet in der Sprache der Buren „Brecheisen".
Crooke und seine Leute schulten die Koevoet zu „Anti-Wil-
derer-Einheiten" um. Gleichzeitig verbiindeten sie sich mit
der damals winzigen „Viehdiebstahlabteilung" der sudafri-
kanischen Polizei, die auch fur Wildtiere zustandig war.
39
Kurz nach dem beruchtigten Boipatong-Massaker vom
18. Juni 1992, das der mysteriosen „dritten Kraft" zuge-
schrieben wird und das 39 Todesopfer und zahlreiche Ver-
wundete forderte, veranstalteten eine Sondereinheit des
ANC-Geheimdienstes, die Goldstone-Kommission, die mit
der Untersuchung von Gewalttaten beauftragt war, sowie
eine Sondereinheit der Polizei gemeinsam eine Razzia in
den Geschaftsraumen der Firma Gold Fields, die sich in bri-
tischem Besitz befand. Dort entdeckten sie zu ihrer Uberra-
schung eine 40 Mann starke „Viehdiebstahlabteilung" / die
sich hauptsachlich aus „umgeschulten" namibischen Koe-
vet-Veteranen zusammensetzte. Nach einem Bericht der
sudafrikanischen Weekly Mail vom 26. Juli 1992 erklarte
der ANC, er habe Zeugen, die vor der (Goldstone)-Kommis-
sion uber die Rolle der Einheit beim Massaker von Bdipa-
tong aussagen wollten.
Aufsichtsratsvorsitzender von Gold Fields war Robin
Plumbridge, der in Oxford graduiert war und zum Vorstand
der South African Nature Foundation, einem sudafrikani-
schen Ableger des WWF, gehorte. Die l/VeeAr/y /Vfa;7schrieb:
„Die Anwesenheit einer ,dritten Kraft' auf dem Gelande
einer Mine in britischem Besitz wird erhebliche internatio-
nale Auswirkungen haben." Obwohl man fur Operation
Lock eine Million Pfund ausgegeben hatte, gibt es, wie
einer der Mitarbeiter von Operation Lock selbst sagte, kei-
nen Beweis dafur, daG durch das Projekt jemals auch nur
ein einziges Nashorn gerettet worden sei, berichtete die
hollandischeZeitung Volkskrant.
sich weiter auf Bevolkerungsfragen und wurde leitendes
Mitglied der „Family Planning Association" in Sudafrika.
1 986 wurde er Leiter des Afrika-Programms des WWF.
Als 1990 Operation Lock (oder zumindest gewisse Teile
davon) bekannt wurden, gab es einen Skandal, und Hanks
muftte den WWF verlassen. Am 4. Januar 1990 gab er eine
Verlautbarung ab: „Meine Teilnahme an dem Projekt war
Ende 1989, als Prinz Bernhards Mittel erschopft waren,
beendet. Mir ist bekannt, daG ahnliche Operationen weiter-
laufen, aber ich bin in keiner Weise mehr daran beteiligt."
Er ubernahm den Posten eines Leiters des sudafrikani-
schen Zweigs des WWF, der „South African Nature Founda-
tion"; Prinz Philip bezeichnete dies als „elegante Losung".
Dennoch berichtete die hollandische Zeitung Volkskrant
am 24. August 1991: „Zusammen mit den fruheren briti-
schen Soldaten, die an dem ursprunglichen Projekt teilge-
nommen haben, arbeitet er immer noch an Operationen
wie Lock."
Wie ein interner, als „geheim" eingestufter Bericht uber
die Lage des KAS vom 18. Januar bis zum 31. Mai 1989
feststellte, „sollte KAS diese Gelegenheit ergreifen, urn die
fuhrende Fachinstanz fur alle Arten von Antiwilderer-Schu-
lungen in ganz Afrika zu werden". In dem Dokument heiftt
es auch: „Die bis jetzt in SWA/Namibia gewonnene Erfah-
rung hat sich als unschatzbar erwiesen."
Wer sind die Wilderer?
Der Malthusianer John Hanks
Die Behauptung, Prinz Bernhard und John Hanks hatten
Operation Lock auf eigene Faust und eigene Rechnung
durchgefiihrt, ist Unsinn; klar ist jedoch, dafc Hanks in der
Affare eine Schliisselrolle spielte. Seine Laufbahn und seine
besonderen Interessen werfen ein noch deutlicheres Licht
auf die Operation. Hanks hatte seine Karriere im Natur-
schutzgeschaft mit dem Toten von Elefanten in einem
Schlachthaus in Sambia begonnen, wo Elefanten
geschlachtet wurden, urn die Arbeiter in den Minen Sudafri-
kas zu ernahren. Eine gewisse Zeit verbrachte er in Rhode-
sien, wo er nach seinen eigenen Angaben fur den Militarge-
heimdienst arbeitete. Mitte der 70er Jahre wurde er Leiter
der Nationalparkverwaltung in Pietmaritzburg in Natal.
Allerdings gait ab 1976 seine Hauptsorge der Bevolke-
rungskontrolle. In zahlreichen Reden wetterte er, bald wer-
de „Durban schlimmer als Bombay" sein. Nach seiner Mei-
nung bestand das Problem darin, daS „Afrikanerinnen zu
den fruchtbarsten Gebarerinnen der Welt gehoren, da jede
Frau durchschnittlich 5,2 Kinder zur Welt bringt." Bei all
diesen hungrigen Maulern „werden unsere naturlichen Res-
sourcen in unertraglicher Weise beansprucht, was zu chro-
nischer Umweltverschlechterung fuhren muft". 1977 for-
derte er eine „nationale Bevolkerungskontroll-Polizei" und
die gro&zijgige Anwendung von Empfangnisverhutungsmit-
teln, Abtreibung und Sterilisation.
1979 wurde Hanks erster Leiter des Instituts fur Naturli-
che Ressourcen in KwaZulu, das mit einer Spende des K.E.
Taeubner Management Trust gegriindet wurde (der nach
einem Mitglied des Club 1001 benannt ist). Er spezialisierte
Der angebliche Zweck von Operation Lock und Operation
Stronghold war es, „Wilderern" das Handwerk zu legen.
Wie aber der Fall des 120 Quadratmeilen gro&en Ngoron-
goro-Kraters in Tansania wieder einmal zeigt, standen die
Wilderer selbst im Sold des WWF.
In den spaten 50er Jahren nahm der Direktor des Frank-
furter Zoos Dr. Bernhard Grzimek im Ngorongoro-Krater
eine Tierzahlung vor und behauptete, der Bestand an
wilden Tieren schwinde. Dafur machte er im wesentlichen
die Massai-Hirten verantwortlich, die ihr Vieh uber das
ganze Gebiet verstreut weideten, aber selten etwas anderes
toteten als Lowen, die ihre Herden bedrohen. Als Ergebnis
der Hysterie, die Grzimek und seine Mitstreiter besonders
mit dem Hollywoodfilm Serengeti darf nicht sterben ent-
fachten, durften die Massai die weiten Landstriche des
Naturparks urn den Krater, ihr traditionelles Siedlungsge-
biet, nicht mehr betreten.
1964 wurden ca. 108 Nashorner einzeln photograph iert
und markiert, was die sorgfaltigste Dokumentation eines
Tierbestands in Afrika bedeutete. Der WWF begann ein
„Rettungs"-Programm fur sie. Trotz des vom WWF finan-
zierten Programms waren 1981 nur noch 20 Rhinozerosse
ubrig. Jahrelang war nicht ein einziger Wilddieb von den
drei „Wildhuter"-Gruppen gefaRt worden. Der in jenem
Jahr an das Buro der „African Wildlife Leadership Federati-
on" in Nairobi geschriebene Brief einer Augenzeugin wirft
ein gewisses Licht auf den Schwund der Nashomherde.
Nach ihrem Bericht hatten die vom WWF bezahlten
Wildaufseher zwei grolk? zahme Bullen erschossen und
eine Kuh verletzt, und das „alles am hellichten Tag". Sie
schloft: „lst es nicht ganz offensichtlich, was im Krater vor
sich geht?"
40
Die Vernichtung Ruandas war nicht nur das Werk fanatischer Hutus. Sie ist mindestens
ebenso das Werk britischer Afrika-Strategen und des ugandischen Diktators Yoweri
Museveni.
Der Massenmord in Ruanda
Von Linda de Hoyos
Ruanda hatte vor April 1 994 eine Bevolkerung von etwa
7,2 Mio. Menschen. Bis September diesen Jahres sind
dort nahezu 1 Mio. Menschen umgekommen. Nach
Angaben der amerikanischen Agency for International
Development (AID) wurden 2 576 000 Menschen innerhalb
Ruandas vertrieben, darunter 1 ,3 Mio. in der ehem. franzosi-
schen Sicherheitszone im sudwestlichen Zipfel des Landes.
Weitere 2 223 000 Menschen sind aus Ruanda geflohen —
1 542 000 nach Zaire, 210 000 nach Burundi, 460 500
nach Tansania und 10 500 nach Uganda. I nsgesamt wurden
also 80,6% oder 5 799 000 Menschen getotet oder sind hei-
matlos geworden.
Die Patriotische Front (RPF) herrscht heute in der Haupt-
stadt Kigali uber ein entvolkertes Land. Wasser- und Elektri-
zitatswerke sind zerstort. Fast die Halite der Beschaftigten im
Gesundheitswesen und Lehrer wurden getotet. Der ugandi-
sche Shilling gilt heute als Landeswahrung. Die landwirt-
schaftliche Erzeugung ist um ein Drittel gesunken, und
obendrein erhalt das Land weniger als 75% des Nothilfebe-
darfs.
Ruanda wurde vernichtet, in Stucke zerrissen und die
geschundene Bevolkerung wurde in alle Winde verstreut.
Wie in der Neuen Solidaritat Nr. 34 vom 24. August 1994
dokumentiert, ist die Zerstorung Ruandas nicht nur das Werk
einer Cruppe fanatischer Hutu-ldeologen, die den Tod des
Prasidenten Habyarimana zum willkommenen Anlaft nah-
men, ihre von langer Hand vorbereitete „Endlosung" gegen
Tutsis und Hutu-Oppositionelle umzusetzen; sie ist ebenso
das Werk der von britischen Regierungs- und Geheimdienst-
kreisen manipulierten Ambitionen des ugandischen Macht-
habers Yoweri Museveni, sich als unangefochtener Herr-
scher in der ganzen Region Ostafrikas zu etablieren. Denn
die Zerstorung Ruandas begann nicht erst mit dem Mord an
President Juvenal Habyarimana am 6. April 1994, sondern
mit der von England unterstutzten Invasion Ruandas durch
die Spitze der ugandischen Armee im Oktober 1 990.
Wie in Kampala verlautete, dienten 95% der RPF-Kampfer
in der ugandischen Armee. Musevenis „Nationale Wider-
standsarmee" (NRA), die selbst von Englandern, Amerika-
nern und Nordkoreanern ausgebildet wurde, seit Museveni
1986 die Macht ubemahm, versorgt die RPF mit Nach-
schub und Geld. Die Fuhrer der RPF sind identisch mit der
obersten Befehlsstruktur der ugandischen Armee: David
Tinyefuza von der RPF war ugandischer Verteidigungsmini-
ster; Paul Kagame, jetziger Verteidigungsminister von Ruan-
da unter der RPF, war Chef des Geheimdienstes und der
Gegenspionage der ugandischen Armee; Chris Bunyenyezi
von der RPF war der Kommandeur der 306. Brigade von
Musevenis NRA, die fur ihre Brutalitaten gegen die Teso in
Uganda beruchtigt ist.
Museveni war auch in den Putsch gegen den burundi-
schen Prasidenten Melchior Ndadaye am 23. Oktober 1993
verwickelt, dessen Wahl die 31jahrige Militarherrschaft der
Tutsis in Burundi beendete. Museveni soil den Putsch bei
einem Treffen in Entebbe geplant haben, an dem auch Paul
Kagame von der RPF teilnahm. Zwei der PutschfLihrer, Major
Bucokoza und Leutnant Paul Kamana, sah man zwischen
Oktober 1 993 und Februar 1 994 mit ugandischen Offizieren
freundschaftlich in Kampala, und nach burundischen Quel-
len sollen beide heute bei der RPF sein. Der Putschversuch
in Burundi fuhrte zur Ermordung von Prasident Ndadaye
und zu einem blutigen Bruderkrieg zwischen Hutus und Tut-
sis mit bis zu 100 000 Todesopfern.
Museveni handeltjedoch nicht allein. Seine Verbindungen
zur britischen Konigsfamilie verlaufen uber zwei miteinan-
der verknupfte Personen: Einerseits uber Lady Lynda Chal-
ker, eine Vertraute von Lady Margaret Thatcher und auch
des fruheren Lonrho-Vorsitzenden Tiny Rowland. Der fur
Museveni zustandige britische Resident vor Ort ist William
(Mike) Pike, Herausgeber der New Vision, eine von Row-
land finanzierteTageszeitung. Pikes Berichte sollen direktan
Chalker gehen.
Lady Chalker war die erste Auslanderin, die Museveni
empfing, nachdem er in Kampala an die Macht gekommen
war. Beide waren sofort „ein Herz und eine Seele", wie sich
ein Brite ausdruckte. Ein britischer Ostafrikaexperte
beschwerte sich indessen, daft Lady Chalker „viel Zeit,
unverhaltnismaftig viel Zeit am Horn von Afrika und in
Uganda verbringt". Gleich nach dem RPF-Sieg in Ruanda
besuchte Chalker vier Tage lang Uganda und war Gast von
Museveni. Anschlieftend reiste sie nach Goma in Zaire, um
die Fluchtlinge zu sehen. Dariiber aufterte Chalker gegenu-
ber der Presse: „Naturlich, wenn man dem Tod von Ange-
sichtzu Angesichtgegenubersteht... zu Hunderten, oder wie
in Goma zu Tausenden, dann fuhle ich es. Aber ich erlaube
nicht, daft es mein Urteil beeinfluftt."
Museveni, der Kriegsherr
Am 1 1 . Dezember 1 992 berichtete Africa Analysis, daft der
kenianische Geheimdienst das Protokoll eines Treffens
erhalten habe, das Ende 1992 im Regierungssitz in Entebbe
stattfand. Demnach war der ugandische Prasident Museveni
41
bereit, den Aufstandischen, die
gegen die Regierungen in Ruanda,
Kenia und Sudan kampften, voile
logistische und politische Unterstiit-
zung zu gewahren. Teilnehmer des
Treffens waren Museveni, Oberst
John Garang von der sudanesischen
Volksbefreiungsarmee (SPLA), ein
nicht identifizierter Kommandeur
der Patriotischen Front Ruandas
(RPF) und Vertreter des bewaffneten
Fliigel der Demokratischen Partei
Kenia, die in Opposition zu Kenias
President Daniel arap Moi steht.
Das Treffen unterstreicht Museve-
nis Rolle als britisch manipulierter
Kriegsherr in Ost- und Zentralafrika.
Das unmittelbare Ziel der britischen
Konigsfamilie besteht darin, Uganda
als Sprungbrett fur die Rekolonisie-
rung der Region zu benutzen. Nach-
dem zunachst der von England
unterstiitzte Diktator Idi Amin
(1972-1979) im Lande wutete, wur-
de Uganda mittlerweile zum wich-
tigsten britischen Bruckenkopf in der
Region.
Der Plan ist, Ruanda und Burundi
zu zerschlagen und in Satelliten
ugandischer (britischer) Dominanz
umzuwandeln; Kenia durch den
Sturz des Prasidenten Moi und
durch das Anfachen ethnisch moti-
vierter Unruhen zu zerstoren und
sich des an Rohstoffen reichen
Ostens von Zaire zu bemachtigen.
Africa Analysis schrieb: „Museve-
ni sagte den RPF-Kommandeuren
bei dem Treffen in Entebbe, er wiirde das Aufterste tun, die
Friedensgesprache von Arusha zu blockieren, urn Zeit zu
gewinnen, ausreichend Feuerkraft zur Eroberung Kigalis
zusammenzuziehen." Genau das trat dann auch ein. In
Kenia bemuhte sich Lady Chalker, eine Opposition gegen
Moi unter den einzelnen ethnischen Gruppen aufzubauen,
deren Kampfer von Museveni mit Nachschub versorgt wer-
den. Chalker kiirzte mehrfach die britische Hilfe fur Kenia
und lief?, Moi im Februar 1992 in nach ihren Worten „sehr
offenen und ungeschminkten Gesprachen" wissen, daft „der
einzige Weg, das Sicherheitsproblem im Norden Kenias zu
losen, darin besteht, dort Truppen unter dem Mandat der
UNO einzusetzen."
Uganda bewaffnet auch die Rebellen in Zaire. Die Briten
fordern nun, daft sich die Truppen der ehemaligen ruandi-
schen Regierung tiefer ins zairische Landesinnere zuruckzie-
hen und sich so von den Grenzen Ruandas und den Massen
der ruandischen Fliichtlinge absetzen. Wie der UNO-Son-
derbeauftragte fur Ruanda, Shahryar Khan, am 2. Oktober in
einem Bericht bekannt gab, konnte dafur „ein internationa-
ler Einsatz nach Kapitel 7 der UN-Charta — welche die
Anwendung von Gewalt gestattet" -... auf zairischem
Boden erforderlich sein.
Karte 5: Schutzgebiete in Ruanda und Uganda
Der starke Mann
hinter der SPLA
Uganda ist die wichtigste Nachschubquelle fur John
Garangs SPLA im Sudan. Der verbleibende Stiitzpunkt der
SPLA ist die Stadt Nimule nahe der ugandischen Grenze, die
ihren Nachschub Liber den Nimule-Park an der Grenze zu
Sudan und dem Kidepo-Val ley-Park im Norden Ugandas
bezieht. In Kidepo befinden sich Ausbildungslager und
Hauptquartier der SPLA. Laut ugandischen Quellen werden
Nahrungsmittel, Treibstoff und Nachschub fur Garang in der
Mbuya-Kaserne zusammengezogen und von der 4. NRA-
Division ausgeliefert.
Museveni versuchte aulierdem, modernes Kriegsgerat fur
Garang zu beschaffen. Im August 1992 wurden Musevenis
Privatsekretar Innocent Bisangwa-Mbuguje und der ugandi-
sche Botschafter in den Vereinigten Staaten, Stephen Kapim-
pina Katenta-Apuuli,in Florida verhaftet, als sie versuchten,
400 TOW-Panzerabwehrraketen und 34 TOW-Abschuft-
gerate fur 18 Mio.$ illegal zu kaufen. Die Waffen waren fur
die SPLA bestimmt und sollten durch die Grenzstadte Nimu-
le und Kaya im Norden Ugandas geschleust werden. Als im
42
Friihjahr 1994 ein nigerianisches Frachtflugzeug auf dem
Weg nach Uganda mit Triebwerkschaden in Larnaca,
Zypern, landen mulSte, hatte es Raketen aus Israel an Bord.
Museveni und Garang sind alte Schulkameraden, die bei-
de an der Universitat Daressalam in Tansania ausgebildet
wurden, wo der Lehrplan einen starken maoistischen Ein-
schlag hatte.
Beide sind mit Tiny Rowland befreundet Dieser erklarte
Inach Angaben der sudafrikanischen Weekly Mail im Marz
1993 in einer Radiosendung in Nairobi, daft er seit 1984
Mitglied von Garangs SPLAsei. In derZeitung hieG es weiter:
„Der Suden des Sudan hat eine unentwickelte Olindustrie,
und Lonrho ist daran interessiert, das Ol Liber eine Pipeline
durch Kenia — wo Rowland wichtige Interessen hat — nach
Mombasa zu pumpen, und nicht nach Port Sudan am Roten
Meer, wie die Regierung in Khartum es plant."
Die SPLA wird von Dr. Mansur Khalid beraten, einem
ehem. AuGenminister des Sudan, der jetzt fur das UN Deve-
lopment Program (UNDP) in Nairobi arbeitet. Der UNDP-
Funktionar in Uganda, der sich angeblich auch an Unterstiit-
zungsaktionen fur Garang beteiligt, ist Hans Farelius, ein
ehem. protestantischer Missionar, der 1989 von Uppsala in
Schweden nach Kampala umsiedelte. In Uppsala half er
Museveni, der sich 1985-1986 in Schweden aufhielt, sich
auf die Machtergreifung in Entebbe vorzubereiten.
Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Fuhrern ist Muse-
veni nicht unter auslandischen Druck geraten, sein Land zu
demokratisieren. Eine Londoner Quelle bemerkte dazu:
„Die Briten unterstOtzen seine Regierung sehr. Niemand
stellt Bedingungen hinsichtlich einer Demokratisierung. Der
Prasident gibt sich noch nicht einmal den Anschein, dafur zu
sein, und trotzdem ist er der Liebling des Westens."
Chronologie des Volkermords
1986: Nach einem funfjahrigen Guerillakrieg kommt Yoweri
Museveni in Uganda an die Macht. In diesem Guerillakrieg
gehorten zu Musevenis Unterstutzern Tiny Rowland, der Vorsit-
zende der London-Rhodesia Corp. (Lonrho), und der reiche
Nigerianer Moshood Abiola, der fur ITT arbeitet.
1989: Hohe Offiziere der ugandischen Armee, einschlielslich des
jetzigen ruandischen Vizeprasidenten Paul Kagame, werden
zur Kommandeursschule der US-Armee in Fort Leavenworth
geschickt.
August-September 1990: Ruander in der ugandischen Armee-
gruppe im Sudwesten Ugandas unter Generalmajor Fred Rwi-
gyema werden auf die Invasion Ruandas vorbereitet.
1. Okt. 1990: Die RPF (Ruandische Patriotische Front), eine
Abteilung der ugandischen Armee, marschiert iiber den Akage-
ra-Park in Ruanda ein.
27. Okt. 1990: Waffenstillstand, nachdem franzosische Fallschir-
mjager die RPF am Stadtrand von Kigali zuruckgeschlagen
haben.
1991: Die RPF marschiert wieder ein, diesmal durch den Virun-
ga-Park, erobert die Stadt Ruhengeri und verursacht eine Mas-
senflucht von uber 200 000 Fluchtlingen. Die RPF zieht sich
zuruck und besetzt den gesamten ostlichen Teil des Virunga-
Parks, von wo sie standig ruandisches Gebiet mit Artilleriefeuer
belegt.
1992: Als die RPF-Einfalle andauern, mobilisiert die Habyarima-
na-Regierung Milizen auf dem Land und vergroftert die Armee
mitfranzosischer Unterstutzung und Anleitung von 5 000 auf
40 000 Mann.
Februar 1993: Die RPF fallt in Ruanda ein, besetzt ein groBeres
Gebiet im Norden und totet 40 000 Hutus. Es folgt eine Mas-
senflucht der Bewohner dieser Region.
1. Juni 1993: Melchior Ndadaye wird bei den ersten nationalen
Wahlen in Burundi zum ersten Hutu-Prasidenten gewahlt.
August 1993: Unter amerikanischer und britischer Schirmherr-
schaft wird das Arusha-Abkommen zwischen der Habyarima-
na-Regierung und der RPF ausgehandelt, das der RPF 50% der
Kommandeurs- und Offiziersposten, 40% der Truppen und sie-
ben Kabinettsposten zuspricht.
September 1993: Die UN schicken Friedenstruppen nach Ruanda,
urn die Umsetzung des Arusha-Abkommens zu uberwachen.
23. Okt. 1993: In Burundi findet ein Putschversuch des Militars,
das von Tutsis dominiert wird, start. Ndadaye wird zusammen
mit bis zu 100 000 Hutus ermordet. Mehr als 700 000 Hutus
fliehen aus Burundi. Die internationalen Medien nehmen
davon keinerlei Notiz.
Dezember 1993: GemaB dem Arusha-Abkommen verlegt die RPF
600 Soldaten nach Kigali.
Januar 1994: Afrikaspezialisten des britischen Verteidigungsmini-
steriums werden dem Vernehmen nach von Angola, wo sie
besonders konzentriert waren, nach Ruanda verlegt.
Marz 1994: Bei erneuten Massakern werden in Burundi bis zu
40 000 Hutus getotet.
6. April 1994: Ein Flugzeug mit den Prasidenten Ruandas Habya-
rimana und Burundis Ntaryamira wird von drei Raketen abge-
schossen. Alle Insassen finden den Tod.
In Kigali beginnt eine Gruppe fanatischer Hutu-Fuhrer in der
ruandischen Armee und Miliz einen systematischen, seit Mona-
ten mitTodeslisten vorbereiteten Massenmord an Tutsis und
oppositionellen Hutus.
Unter Leitung von Prof. Ferdinand Nahimana ruft der Radiosen-
der ,,1000 Huge!" zur „Endlosung" gegen die Tutsis auf. Die
franzosischen Truppen intervenieren nicht.
Die RPF fallt durch den Virunga- und Akagera-Park in Ruanda
ein.
April 1994: UN-Generalsekretar Boutros-Ghali entscheidet per-
sonlich und gegen den Rat der Kommandeure vor Ort, die UN-
Friedenstruppe von 2500 belgische Soldaten auf 500 Mann zu
reduzieren. Fanatische Elemente der Hutu-Regierung werten
dies als Ermunterung zur Fortsetzung der Massenmorde im
ganzen Land.
21. juni 1994: Frankreich erhalt dieZustimmung der UN, Trup-
pen nach Ruanda zu schicken. Die franzosischen Truppen rich-
ten Sicherheitszonen ein, wobei es fast zu ZusammenstoBen
mit der RPF kommt.
12. Juli 1994: Eine Million Ruander fliehen nach Zaire.
15. Juli 1994: Die RPF erringt die effektive Kontrolle uber ganz
Ruanda mit Ausnahme der franzosischen Sicherheitszonen.
22.-27. juli 1994: Lady Lynda Chalker, die britische Entwick-
lungshilfeministerin, besucht Uganda.
29. Juli 1994: Prasident Clinton sagt eine Hilfsaktion fur die ruan-
dischen Fliichtlinge zu, die vom amerikanischen Militar durch-
gefuhrt werden soil.
Anfang August zeigt eine Ubersicht der „Arzte ohne Grenzen",
daft seit Mitte Juli mindestens 80 000 Menschen in den zairi-
schen Lagern gestorben sind - 8% der dorthin geflohenen Men-
schen.
22. Aug. 1994: Die franzosischen Truppen verlassen die Schutz-
zonen.
Sept. 1994: Rettungsmannschaften des UN-Fluchtlingskommissa-
riats und Hilfsorganisationen Ziehen sich aus den Fliichtlingsla-
gern in Zaire zuruck. Reste der Hutu-Militarfiihrung bereiten
von Zaire aus die Fortsetzung des Krieges vor.
43
Weitere Anklagen
Der WWF will den amerikanischen Kontinent zersplittern und seine Bevolkerung redu-
zieren.
Word Wildlife Fund contra USA
Von Jeffrey Steinberg
Der von Prinz Philips World Wide Fund for Nature
verschuldete Volkermord an den Volkern Afrikas ist
ohne Beispiel in der menschlichen Geschichte. Um
ihr Ziel zu erreichen, die Weltbevolkerung in den nachsten
Jahrzehnten unter eine Milliarde Menschen zu drucken und
eine feudale Neue Weltordnung zu errichten, sind die briti-
sche Krone und der WWF entschlossen, denselben Volker-
mord auch auf dem amerikanischen Kontinent, in Eurasien
und Australien zu veranlassen.
Wie die folgenden Karten und Graphiken zeigen, sind
alle MaGnahmen, die der WWF seit 1961 gegen Afrika
durchfuhrt, mittlerweile auch fur den amerikanischen Kon-
tinent vorbereitet. Zwar ist hier Zahl die Todesopfer noch
sehr viel kleiner, aber wesentliche Elemente des WWF-
Plans sind in Nord-, Mittel- und Sudamerika weiter voran-
geschritten als irgendwo sonst auf dem Globus:
• Nirgendwo sonst auf der Welt wurde soviel Land fur
Naturreservate, Tierreservate und Indianerreservate abge-
zweigtwie in Nordamerika. Das westliche Drittel der Verei-
nigten Staaten steht kurz davor, zum groftten Schutzgebiet
der Welt umgewandelt zu werden. Riesige Gebiete voller
Bodenschatze, Teile des besten Ackerlandes der Erde sowie
bedeutende Transport-, Wasser- und Kommunikationswege,
die durch diese Gebiete fuhren, konnten kunftig nicht mehr
genutzt werden.
• In Mittel- und Sudamerika haben WWF und Internatio-
nal Union for the Conservation of Nature (IUCN) einen Pra-
zedenzfall geschaffen: „Anthropologische Reservate". Dies
sind menschliche Zoos, in denen primitive Stamme wie die
Yanomami-lndianer des Amazonas-Regenwalds in fortdau-
ernder Ruckstandigkeit gehalten werden, indem man sie
zur „bedrohten Art" erklart, als waren sie afrikanische Ele-
fanten oder Nashomer. Sieben Lander Iberoamerikas unter-
halten ein oder mehrere anthropologische Reservate, allein
in Brasilien gibt es 250 solcher Naturparks fur Menschen
anstelle von Tieren.
• Nirgends in der Welt wird in so groGem Maftstab
Rauschgift angebaut und verarbeitet wie auf dem amerika-
nischen Kontinent — und zwar haufig innerhalb oder in
unmittelbarer Nahe von WWF-Schutzgebieten. Weite
Gebiete in Bolivien, Peru und Kolumbien, wo Nahrungs-
mittel angebaut werden konnten, sind zu riesigen Koka-
plantagen und Kokaverarbeitungszentren gemacht worden.
In den Vereinigten Staaten gibt es in den staatseigenen
Waldern im Westen groBe illegale Marihuanaplantagen, die
einen geschatzten Jahresdurchschnitt von 50 Mrd. $ an ille-
galem Stoff abwerfen.
• In fast alien diesen Rauschgiftanbaugebieten, wofur das
Obere Huallaga-Flufttal in Peru ein Paradebeispiel ist, fallt
die Rolle der „Parkwachter" narkoterroristischen Banden
wie dem Leuchtenden Pfad zu, die Volkermord an dort
ansassigen Indianern begangen haben. Wie im Fall von
Guerillatruppen, die in groften Wildreservaten und Natio-
nalparks in Afrika trainiert werden und Unterschlupf finden,
haben SOdamerikas Narkoterroristen seit Jahrzehnten
Schutz und logistische Unterstutzung durch Geheimdienste
des sowjetischen Machtbereichs genossen. Der Kollaps der
Sowjetunion brachte zwar die kommunistische Unterstut-
zung fur Guerillaoperationen in Afrika weitgehend zum
Erliegen, aber die Unterstutzung aus Kuba an Narko-Auf-
standische, Okoterroristen und separatistische Urein-
wohnergruppen geht weiter.
Parallel dazu betreiben in Nordamerika Okoterroristen
wie „Earth First!", die „Sea Shepherd Conservation
Society", die „Animal Liberation Front" und das „Rainforest
Action Network" eine Sabotagekampagne gegen Industrie,
moderne Landwirtschaft und Strom versorgung.
• Entsprechend uralter Plane der britischen Krone sind
Bemuhungen im Gange, Nord- und Sudamerika in autono-
me Zonen zu zerteilen und auf diese Weise alle souveranen
Nationen der westlichen Hemisphere, einschlie&lich der
Vereinigten Staaten, zu zerschlagen. Mit am weitesten fort-
geschritten ist das Projekt „Cascadia": im Nordwesten der
USA und Kanadas sollen grenzubergreifende Naturschutz-
gebiete geschaffen werden, die zum gro&en Teil von Men-
schen nicht betreten werden durfen (siehe Karte 9).
44
Karte 6:
Die „neun Nationen" Nordamerikas
o
Empty Quarter (Leeres Viertel)
©
Ecotopia (Okotopia)
©
Quebec (frz. sprechenderTeil
Kanadas)
o
New England (Neuengland)
©
Bread Basket (Brotkorb)
o
Foundries (Grunderstaaten)
©
Dixie
o
Mexamerica
o
The Islands (Die Inseln)
Karte 7:
Erweiterung der
Wiisstenwildnis in
Kalifornien
* Definition von Schutzge-
bieten und Quellenanga-
ben siehe Seite 27.
Erlauterungen zu den Karte n 6 und 7
Die Karte von Nordamerika und der Karibischen See (Karte 6)
zeigt einen Vorschlag von Joel Garreau aus dessen Buch The
Nine Nations of North America (Die neun Nationen Nordameri-
kas, Houghton Miff in Co., Boston, 1981). Ganz ahnlich wie der
WWF und andere Befurworter der „Balkanisierung" propagiert
Garreau die Zerstuckelung der USA, Kanadas und Mexikos in
kleinere Regionen, die sich durch jeweils ,,gemeinsame Belan-
ge" definieren lassen.
Die Karte vom Sudwesten der Vereinigten Staaten und der
benachbarten mexikanischen Grenzregion (Karte 7) zeigt die
Ausweitung der bereits vorhandenen Schutzgebiete durch das
kalifomische Wiistenschutzgesetz, das im Oktober 1994 vom
45
amerikanischen KongreB verabschiedet wurde. Das Gesetz ver-
fiigt, daf3 in Sudkalifomien zusatzliche 3,24 Mio. ha Land von
aller wirtschaftlichen Nutzung freizuhalten sind. Die Karte zeigt
die 4,8 Mio. ha, welche schon vorher zu Schutzgebieten erklart
worden waren, und die meisten der 67 zusatzlichen Schutzge-
biete. Viele dieser Gebiete wurden als staatseigenes Land vom
U.S. Bureau of Land Management verwaltet.
Auf diesen staatseigenen Landereien waren wirtschaftliche
Tatigkeiten wie Bergbau, Landwirtschaft, Weidewirtschaft und
die Nutzung als Erholungsgebiet gestattet; jetzt sind sie meisten-
teils verboten. Inzwischen liegen weitere Gesetze und Vorschla-
ge vor, wonach noch in diesem Jahrhundert bis zu 80% des kali-
fomischen Staatsgebietes in Walder, Parks und geschiitzte Wild-
nis umgewandelt werden sollen.
Gesamtflache 21247000 km !
Schutzgebiete 1457000 km 2
Anteil der Schutzgebiete 6,9%
IS Schutzgebiete
□ Staatseigenes Land
Unler Verwaltung des Bureau of Land ManagemenI (BLM)
Kl Autonomes Gebiet der Inouit-Eskimos
E3 Von den Cree-lndianern beanspruchtes Gebiet
" Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben siehe Seite 27
Karte 8: Schutzgebiete* in Nordamerika
1. Akwesasne-Mohawk-Reservat: Bekannte Schmuggelroute
fur Waffen und Drogen uber die US-kanadische Grenze. Wichti-
ge Schmuggelwege fuhren auch durch Wild- und Jagdschutzge-
biete.
2. Von den Cree-lndianern beanspruchte Gebiete: Falls Que-
bec sich von Kanada loslost, erheben die Cree-lndianer
Anspruch auf 1 Mio. km 2 Land, das sind Zweidrittel des Territori-
ums von Quebec, um dort einen Indianerstaat zu errichten. In
diesem Gebiet befinden sich die Wasserkraftwerke von Hydro-
Quebec an der James Bay, die einen betrachtlichen Anteil des
Stroms fur den gesamten Nordosten der USA liefern.
3. Nunavut: Am 10. Uuni 1993 errichtet Konigin Elisabeth II. mit
Hilfe des World Wide Fund for Nature ein autonomes Gebiet fur
Inouit-Ureinwohner, das fast siebenmal so grol3 wie England ist.
46
Der WWF, die „Royal Commission on Aboriginal Peoples"
(Konigliche Naturvolkerkommission) und ..Indigenous Survival
International" (Oberleben fur Ureinwohner International) wollen
den ProzeB anderswo wiederholen. Nach dem Nunavut-Gesetz
soil das Gebiet 1 999 eine der britischen Krone unterstellte auto-
nome ,, Nation" werden.
4. Cascadia: Im Marz 1994 setzt an der Pazifikkuste im Nord-
westen der USA eine Kampagne ein, mehrere Millionen Hektar
der Cascade Mountains in einen internationalen Naturpark zu
verwandeln. Menschen sollen zu diesem Park, der im Grenzge-
biet zwischen Washington und Vancouver liegen soil, keinen
Zutritt haben. Die okoterroristische Gruppe Earth First! entfaltet
genau dort ihre Hauptaktivitat.
5. Kalifornische Wustenwildnis: Am 8. Oktober 1994 erklart
der US-KongreB weitere 3,24 Mio. ha in Siidkalifornien zur Wild-
nis bzw. zum Nationalpark.
Die kalifornischen Schutzgebiete umfassen jetzt eine Flache von
mehr als 8 Mio. ha - das ist mehr als die Flache der Neueng-
landstaaten - und erstrecken sich bis an die Grenze zu Mexiko.
6. Siidwesten: 1991 versuchen Earth Firstl-Terroristen die
Stromleitungen eines Kernkraftwerks in Arizona zu sprengen
und hoffen dadurch, einen ernsten Reaktorunfall herbeizu-
fuhren.
7. Reservat der Papago-lndianer: Da es beiderseits der US-
mexikanischen Grenze liegt, dient es als leichte Schmuggelrou-
te fur Waffen, Rauschgift und Terroristen.
8. Leclerc Botanical Gardens, Haiti: Im Oktober 1994 sturmen
US-Soldaten dort ein Trainingslager fur Terroristen. Die botani-
schen Garten werden haufig als „heilige Statte der eingebore-
nen Voodoo-Religion" beschrieben. Verwaltet werden sie vom
New Yorker Botanischen Garten und dem Biodiversity Trust
unter Fuhrung von Prinz Charles. Die Garten gehoren der afro-
amerikanischen Choreographin Catherine Dunham, die sich
selbst als „Voodoo-Priesterin" bezeichnet. Sie unterstutzte sein-
erzeit die Duvalier-Diktatur und jetzt Aristide.
Gesamtlanclflache 1 488 000 km 2
Schutzgebiete 21 4 000 km 2
Anteil der Schutzgebiete 8,6%
<Z>
m
NICARAGUA
GUATEMALA
H Schutzgebiete
---EZLNGebiete
E3 Drogenabbau
* Zur Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben siehe Seite 27.
Karte 9: Naturschutz- und Aufstandsgebiete* in
Mexiko und Mittelamerika
(Ausschnitt Chiapas)
1. Chiapas, Mexiko: Das Aufmarschgebiet fur den separatisti-
schen Aufstand der Zapatistischen Nationalen Befreiungsarmee
(EZLN) am 1. Januar 1994 schlieBt zwei groBe okologische
Parks entlang der Grenze von Guatemala ein.
Ein langjahriger Ortsansassiger und politischer Beobachter gab
EIR folgenden Bericht:
A. Lagunas-de-Montebello-Nationalpark. ,,Dort fing alles an.
20 km sudlich der Lagunen, aber innerhalb des Parks, liegt das
kleine Dorf Tziscao. Es ist vollig in der Hand der Zapatisten, die
dort Trainingslager und alles mogliche haben. Es gab dort immer
Guerillas. Der Dschungel ist da sehr dicht."
B. Montes-Azules-Biospharenreservat, 331 200 ha. „Man fand
dort ein Guerillalager, wovon es auch Fotos gibt. Es liegt gleich
an der Grenze zu Guatemala. Am westlichen Rand des Reser-
vats, ungefahr auf einem Drittel des Weges von Sud nach Nord
liegt das Segundo-Tal und das Dorf San Quintfn. Dort gibt es
eine archaologische Forschungsstation und auch Trainingslager
der Guerillas. Es liegt im Herzen des Lacandon-Dschungels."
C. Agua-Azul-Wasserfall-Nationalpark. „Hier in der Gegend gibt
es viele Konflikte. Die Guerillas benutzen ihn als Versteck. Die
Stadt Bachajon wird von den Zapatistas beherrscht. Sogar die
Bewachung des Parks haben sie in der Hand und kassieren die
Eintrittsgelder von den Touristen. Sie haben die Gegend uber-
47
nommen. Fruher war es dort wunderschon, aber heute ist alles
kaputt. Einige sagen, daB der Vizekommandant der Zapatisten,
Marcos, hier in der Nahe ausgebildet wurde, d.h. im Norden der
archaologischen Zone von Palenque."
D. El-Ocote-Reservat. „Es liegt auBerhalb der zapatistischen
Zone, jedoch wird hier Marihuana angebaut. Im See ist gegen-
uber dem Dorfchen Apitpacdurch durch den Malpaso-Damm
eine kleine Insel entstanden. Dort bauen sie es an. Ebenso
kommt es dort haufig zu Geiselnahmen, und die Opfer werden
im benachbarten Las-Chimalapas-Reservatversteckt. In diesem
Aufmarschgebiet gibt es auch uber 40 000 guatemaltekische
Fliichtlinge, darunter Mitglieder von Rigoberta Menchus Gueril-
laorganisation URNG. In dem Grenzgebiet herrschen seit Jahr-
zehnten intensive Guerillaaktivitaten. Im Januar 1993 fiihrte
Menchu Tausende von Fliichtlingen aus Chiapas nach Guate-
mala zuriick; die britische Royal Air Force, die in Belize statio-
niert ist, setzte C-130-Transportflugzeuge ein, urn sie auf dem
ganzen Weg mit Lebensmitteln zu versorgen. In der Grenzregion
werden nicht nur Drogen angebaut, sie ist auch ein bedeutender
Umschlagplatz fur Rauschgift aus Sudamerika. Im Teilstaat
Chiapas liegen Mexikos groBte Olvorkommen, zudem wird dort
uber die Halfte der Wasserkraft des Landes erzeugt.lm Mai 1 994
unterstutzte Teddy Goldsmiths Magazin Ecologistden Aufstand:
„Der Aufstand... war eine wurdige Reaktion auf zuviel Entwick-
lung. Er entstand, weil die Menschen sich fur eine wurdevollere
Form des Sterbens entschieden."
Der WWF koordiniert zusammen mit der Regierung und privaten
Gruppen „Dorfentwicklungsprogramme" in diesen Parks. Dazu
gehort auch eine Kampagne zur Verhinderung eines groBeren
Autobahnprojekts, das Chiapas mit der Mitte Mexikos verbinden
soil. Die Autobahn fuhrte durch das El-Ocote-Reservat. Der
WWF forderte im Juli 1 994 eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema
in San Isidro, Chiapas, an der Fachleute der Rockefeller Foun-
dation, des World Forestry Council und des British Council teil-
nahmen. Das British Council wurde mit koniglicher Urkunde
gegrundet.
2. Belize: Als Mitglied des britischen Commonwealth ist Belize
ein Tummelplatz verschiedenster okologischer Umtriebe, die
sich bis nach Mexiko und Zentralamerika ausbreiten. An der
Grenze Belizes zu Guatemala und Mexiko soil ein Dreilander-
Schutzgebiet entstehen. Dazu sagt die IUCN: ,,Diese riesige
und groBtenteils unbewohnten Gegend mit zahllosen Maya-
Ruinen ist als Azul-Dreieck bekannt." Im Februar 1994, als in
Chiapas der Zapatisten-Aufstand seinen Hohepunkt erreichte,
kam Konigin Elisabeth mit ihrer Jacht Britannia fur drei Tage
nach Belize.
3. Mittelamerika: Auf einem Gipfeltreffen am 14. Oktober 1994
bildeten die sieben Lander der Region eine ,,Mittelamerikani-
sche Allianz fur tragbare Entwicklung", urn Walder und bedrohte
Arten zu schutzen und die Umwelterziehung zu fordern. Dieser
Vertrag gilt weithin als Durchbruch zur Umsetzung der Eco'92-
Plattform.
Die amerikanischen Organisationen National Geographic
Society und Cultural Survival setzten 1992 ein Pilotprojekt in
Gang, urn die sich uberlappenden okologischen Zonen und Indi-
anergebiete in ganz Mittelamerika zu erfassen. Der Projektbera-
ter Bernard Nietschmann von der Universitat von Kalifornien faB-
te zusammen: ,,Staaten sind expansionistisch... Sie verschlin-
gen Rohstoffe und unterdrucken Volker... (Nikaragua) ist eine
kolonialistische Schopfung, die man den widerstrebenden Urein-
wohnern aufzwang, welche schon fruher dort lebten."
Vier grenzubergreifende Parks gibt es schon, sechs weitere sind
geplant. Das ehrgeizigste Projekt ist der „Pfad des Panthers",
der die bestehenden Nationalparks zu einem zusammenhan-
genden, 2 500 km langen „grunen Korridor" von einem Ende
Mittelamerikas bis zum anderen verbinden wurde. ,, Wildlife Con-
servation International" und die ..Caribbean Conservation Corp."
koordinieren das Projekt. Der ,,Pantherpfad" wurde es wie ande-
re schon existierende Parks unmoglich machen, dringend notige
groBe Infrastrukturprojekte wie einen zweiten Panamakanal
durch den Isthmus Oder eine panamerikanische Eisenbahn und
Autobahn, die Nordamerika mit der Siidspitze Sudamerikas ver-
binden wurde, zu bauen.
4. Miskito-Kiiste: Das 502 000 ha groBe Miskito-Klippen-Wild-
reservat wurde 1991 von Nikaragua gegrundet. Sein Zweck wur-
de von der IUCN in dieser Reihenfolge begriindet: Jnseln, Riffe,
Meeresschildkroten und Kustenfeuchtgebiete, sowie die Kultur
der Miskito-lndianer sollen geschutzt werden." Der WWF half
mit, eine indianische Nichtregierungsorganisation (NGO) namens
Mikupia aufzubauen, urn das Reservat zu kontrollieren, in dem
15 000 Miskito-lndianer leben. So solle „die Miskitokultur wieder-
hergestellt werden" und Auslandern ,,6kotourismus" angeboten
werden. Ein Ausdehnung des Reservats nach Honduras ist
schon geplant. Die Miskito-lndianer sind eine britische Erfindung.
Im 17. Jahrhundert gaben britische Piraten den Menschen diesen
Namen, die an der Nord- und Ostkuste des heutigen Honduras
und Nikaragua lebten. Das gemischte Volkchen stammte teils
von solchen Piraten, teils von den schwarzen Sklaven britischer
Holzfallerbanden, teils von den halbnomadischen indianischen
Ureinwohnem ab. Die Miskito-Flagge ist dem „Union Jack" nach-
empfunden, und ihre vorrangige Wirtschaftstatigkeit seit dem 17.
Jahrhundert bis heute ist der Schmuggel.
48
Schatzungen der Schutzgebiete in Mexiko und Mittelamerika
Land
Bevolkerung
Gesamtflache
Schutzgebiete
Schutzgebiete
(in Mio.)
(in 1 000 km 2)
(in1000km 2)
(in % der
Gesamtflache)
Belize
0,2
23
3
12,6
Costa Rica
3,0
51
21
41,7
El Salvador
5,3
21
0,2
0,9
Guatemala
9,2
109
21
19,4
Honduras
5,1
112
10
8,8
Mexico
81,1
1958
125
6,4
Nikaragua
3,9
139
18
13,1
Panama
2,4
75
15
20,5
Gesamt
110,2
2488
214
8,6
* Ausgenommen sind Staatsforste, sofern Zahlen ftir diese Kategorie verfugbar waren.
Quelle: IUCN, 1992
Schatzungen der Schutzgebiete in Sudamerika
Land
Bevolkerung
(in Mio.)
Gesamtflache
(in1000km 2)
Schutzgebiete
(in1000km 2)
Argentinien
32,3
Bolivien
7,3
Brasilien
155,6
Chile
13,2
Kolumbien
33,0
Ekuador
9,6
Franzosisch-Guayana
0,1
Guayana
0,8
Paraguay
4,3
Peru
22,6
Surinam
0,4
Uruguay
3,1
Venezuela
19,7
2767
1099
8512
757
1142
272
84
215
407
1285
164
187
912
Gesamt
302
17801
2349
Ausgenommen sind Staatsforste, sofern Zahlen fur diese Kategorie verfugbar waren.
Quelle: IUCN, 1992
Schutzgebiete
(in % der
Gesamtflache)
156
5,6
100
9,1
1064
12,5
161
21,3
350
30,7
38
14,0
1
1,3
0,6
0,3
12
3,0
89
6,9
9
5,6
2
1,2
366
40,1
13,2
49
Schutzgebiete
Karte 10: Schutzgebiete in Sudamerika
Gesamtflache 17 801000 km 2
Schutzgebiete 2 349 000 km 2
Anteil der Schutzgebiete 1 3,2%
* Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben siehe Seite 27.
50
Erlauterungen zu Karte 10: Schutzgebiete in Sudamerika
1. Yanomami-Reservat: 1991 gaben die Regierungen Venezu-
elas und Brasiliens Verordnungen heraus, wonach im gemeinsa-
men Grenzgebiet insgesamt 1 7,8 Millionen Hektar als Schutzge-
biet fur die Yanomamis ausgewiesen werden. Die Yanomami
sind ein Stamm von ca. 16 000 halbnomadischen Indianern, die
bis heute als Jager und Sammler im Dschungel leben und deren
Lebenserwartung bei etwa 30 Jahren liegt. Kindesmord und
Kannibalismus sind bei ihnen nicht ungewohnlich. Das Yanoma-
mi-Projekt wurde ausgedacht, um einen Pufferstaat der GroBe
Uruguays zwischen Brasilien und Venezuela unter supranatio-
naler Kontrolle zu schaffen und so die nationale Souveranitat
beider Staaten zu unterlaufen.
Dieser grenziibergreifende Park ist ein Modell, der von derlUCN
als Verwaltetes Gebiet der Kategorie VII bezeichnet wird, als
..National Biotic Area/ Anthropological Reserves (Volkischer
Lebensraum/ Anthropologisches Reservat), das als Schutzge-
biet definiert ist und ..Gesellschaften einen Lebenstil in Harmo-
nie und im Einklang mit der Natur erlaubt, ohne dal3 dieser durch
moderne Technik gestort wird". Seit 1992 haben sieben Lander
in Iberoamerika solche Reservate der Kategorie-VII: Brasilien,
Kolumbien, Costa Rica, Ekuador, Mexiko, Panama und Venezu-
ela. 1994 wurden allein in Brasilien 250 solcher Indianerreserva-
te gegriindet, weitere 265 warten auf die offizielle Grenzziehung.
Damit entfallen 10,5% der Landesflache auf rund 300 000 Men-
schen, das sind etwa 0,2% der Gesamtbevolkerung.
Die Erschaffung eines Yanomami-Reservats ist seit 25 Jahren
personliches Anliegen der britischen Konigsfamilie. , .Survival
International", sozusagen die ,,Menschenabteilung" des WWF,
wurde 1969 gegriindet, um diese Kampagne zu leiten. Die Prin-
zen Charles und Philip setzten sich 1990 und 1991 personlich in
Brasilien fur dieses Projekt ein. Mit massivem Druck und interna-
tionaler Offentlichkeitsarbeit warb der WWF fur das Reservat.
Auch Lady Lynda Chalker, die britische Ministerin fur Ubersee-
Entwicklung, wurde 1990 nach Brasilien entsandt, um das Pro-
jekt durchzudrucken.
Im Juli 1991 kiindigte der President der , .Human Genome Orga-
nization" (Organisation fur menschliches Erbgut) Sir Walter Bod-
mer an, die Yanomami seien der erste Stamm, dessen Gene er
einfrieren und im Londoner Museum fur menschliche Genetik als
ersten Eintrag in der ,,Bibliothek" von Genen aussterbender V6I-
ker archivieren werde.
2. Kolumbien: 1992 gab es hier bereits 253 ..anthropologische
Reservate" der Kategorie VII, die sich fiber 6 Mio. ha Amazonas-
gebiet erstrecken.
3. Ekuador: 1989 hat die ortliche WWF-Organisation ,,Funda-
cion Natura" die Regierung aufgefordert, das System der
Schutzzonen auszuweiten und mehr einheimische „bioanthro-
pologische Reservate" zu schaffen. Verschiedene Eingebore-
nenbewegungen organisierten daraufhin Massenproteste, und
1992 erklarte die Regierung zusatzliche 1,1 Mio. ha in der Pro-
vinz Pastaza zu Indianergebiet. Im Juni 1994 begriiBte der Lon-
doner Latin America Newsletter die ekuadorianische Allianz aus
Eingeborenen und internationalen Umweltschutzem als
„ZukunftsmodeH" fur ganz Iberoamerika.
Die Fundacion Natura bildet in den Naturschutzgebieten haupt-
amtliche Mitarbeiter aus, verwaltet zwei unter Schutz stehende
Walder und finanziert zahlreiche Umweltprojekte. Ein Teil ihrer
Finanzen, etwa 10 Mio. $, erhielt sie laut IUCN 1988 durch ein
Finanzgeschaft der Rubrik „Land gegen Schulden". Gemeinsam
mit internationalen Umweltschutzgruppen setzt die Stiftung sich
fur die Stillegung der Olindustrie des Landes ein. Im Oktober
1994 schlug das UN-Entwicklungsprogramm UNDP vor, die zu
Ekuador gehorenden Galapagos-lnseln im Pazifik ganzlich der
nationalen Kontrolle zu entziehen und unter intemationale Auf-
sicht zu stellen, um einer Verschlechterung der okologischen
Verhaltnisse vorzubeugen.
4. Oberes Huallaga-Tal in Peru: Dieses Tal ist das Hauptko-
kaanbaugebiet in Peru, dem fuhrenden Kokaproduzenten der
Welt. In diesem Tal finden sich zahlreiche Naturschutzgebiete,
darunter der Biabo-Cordillera-Azul-Park und der Alexander-von-
Humboldt-Nationalpark beiderseits des Huallaga-Flusses und
seiner Drogenschmuggelrouten. Jenes Tal ist auch die letzte
Hochburg des terroristischen Leuchtenden Pfades (Sendero
Luminoso), der mit den Drogenhandlem eine Symbiose einge-
gangen ist.
5. Apurimac-Reservat in Peru: Im August 1994 entdeckte das
peruanische Militar im 1 669 290 ha groBen Apurimac-Reservat
am ostlichen Ufer des Ene-Flusses 300 Massengraber mit 1200
Leichen hingeschlachteter Ashaninka-lndianer. Nach jahrelan-
ger Versklavung waren sie von Terroristen des Leuchtenden
Pfades, die im Reservat ihr Unwesen trieben, erwiirgt oder zer-
stiickelt worden.
Seit Anfang 1 988 zwangen die Narkoterroristen die widerspen-
stigen Ashaninka-lndianer, „von Sonnenaufgang bis Sonnenun-
tergang zu arbeiten, nahmen ihnen ihr Land, ihre Tiere und die
wenigen Habseligkeiten weg und unterwarfen sie... langwierigen
Umerziehungsprozessen, Bespitzelungen, Folterungen. Bei der
geringsten Verdachtigung des .Verrats' wurden sie von Politkom-
missaren ermordet", schrieb die peruanische Tageszeitung La
Republica. Wenn die Ashaninka wegen Unteremahrung und
schlechter Behandlung erkrankten, wurden sie als „Parasiten"
ermordet.
London stellte spatestens ab 1983, als dort die „ Revolutionary
International Movement" (RIM) gegriindet wurde, die intematio-
nale logistische und propagandistische Basis fur den Leuchten-
den Pfad dar.
RIM, eine intemationale terroristische Organisation, zu der auch
der Leuchtende Pfad gehort, setzt sich fur den „Kampf aller Ein-
geborenenvolker" ein. Im August 1992 Iiel3 das britische Innen-
ministerium iiber die Independent Broadcasting Authority (IBA)
eine glorifizierende ,,Dokumentation" iiber den Leuchtenden
Pfad produzieren und ausstrahlen, welche anschlieBend den
Narkoterroristen zwecks weltweiten Spendensammelns und
Progaganda zur Verfiigung gestellt wurde. Zwei IBA-Reporter
begleiteten den Leuchtenden Pfad auf seinen Streifziigen, um
diesen Propagandafilm zu drehen.
6. Bolivien: Diese bevdlkerungsarme Nation ist zum grbBten
Ferienparadies fur ,,6kotouristen" ausersehen. Der Noel-
Kempff-Nationalpark, eine Wildnis fast von der GroBe Bayerns
an der Grenze zu Brasilien, ist das Herzstiick eines Plans der
bolivianischen Regierung und von Privatleuten, durch okologi-
51
schen Tourismus in einem Jahrzehnt 1 Mrd. $ zu verdienen. Zu
den auslandischen Forderern des Plans gehoren: Nature Con-
servancy, Wildlife Conservation Society, Conservation Interna-
tional, die New Yorker Akademie der Wissenschaften und die
amerikanische Regierungsbehorde fur internationale Entwick-
lung. Schon plant man, seine GroBe zu verdreifachen und so
einen der groBten Parks Sudamerikas zu schaffen.
7. Argentinien: Der argentinische Ableger des WWF, die Fun-
dacion Vida Silvestre Argentina (FVSA), versucht den Bau
einer Olpipeline in der Region Cabo Vfrgenes im tiefen Suden
zu verhindern. FVSA schlug ein Gesetz zur Bestrafung von
Umweltdelikten vor und entwarf ein spater angenommenes
Gesetz, das den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der
Landwirtschaft erheblich einschrankt. FVSA hat sich auch vor-
genommen, die bedeutende Atom- und Luftfahrtindustrie des
Landes zu zerstoren.
Karte 11: Naturparks sollen Entwicklungsprojekte
sabotieren
Naturschutzgebiete sind zu einem groBen Hindemis fiir die Ver-
wirklichung groBer Infrastrukturprojekte geworden, die den einzi-
gen Ausweg aus dem katastrophalen Niedergang der sudameri-
kanischen Wirtschaft darstellen.
Die gleiche bewuBte Sabotage dringender Infrastrukturprojekte
findet man auch in Nordamerika, wo groBe Flachen stillgelegten
Landes in den westlichen US-Bundesstaaten eine sinnvolle
Wasserbewirtschaftung, wie etwa das NAWAPA-Projekt (North
American Water and Power Alliance), blockieren.Die folgenden
drei Projekte haben fur Sudamerika die groBte Bedeutung:
1. Die Panamerikanische Eisenbahn: Die vorschlagene
Strecke dieser kontinentalen Nord-Siid-Verbindung verlauft uber
die Darien-Schlucht nach Kolumbien, sudlich von Bogota weiter
nach Santa Cruz in Bolivien und dann den engen Flachlandstrei-
fens am Osthang der Anden entlang. In Santa Cruz wiirde diese
Strecke auf schon vorhandene Linien nach Sao Paulo, Brasilien
und Buenos Aires, Argentinien treffen. Die beiden wichtigsten
Strecken uber die Anden wiirden von Iquitos nach Chiclayo in
Peru und von Santa Cruz nach Arica in Chile verlaufen.
Diese Routen werden von Naturschutzparks in Zentralamerika
blockiert: dem angestrebten „Pantherpfad"; in der Darien-
Schlucht; am gesamten Osthang der Anden und entlang der bei-
den Wege uber die Anden.
2. Ein neuer Kanal zwischen den Ozeanen: Die Welt braucht
einen neuen Kanal auf Meeresniveau, der fur 300 000-Tonnen-
Supertanker schiffbar ist. Es gibt zwei bevorzugte Routen. Eine
verlauft wenig westlich vom jetzigen Kanal durch Panama. Die
Pan-American Railroad
= New lines
Existing lines
andere ist als Atrato-Truando-Kanal bekannt und fiihrt durch die
Region der Darien-Schlucht in Kolumbien, wobei die vorhande-
nen Flusse und Seen genutzt werden sollen. Beide Strecken
werden von schon bestehenden oder geplanten Naturschutzge-
bieten einschlieBlich der Darien-Schlucht und des ,,Pantherpfa-
des" blockiert.
3. Integration der Flusse: Das wichtigste Infrastrukturprojekt,
das das Innere des Kontinents fiir Entwicklung und Besiedlung
offnen konnte, ist die Integration der drei groBen FluBsysteme
der Region: Orinoko, Amazonas und das Rio de la Plata-System.
Wenn eine Strecke von 10 000 km fertiggestellt ist, konnten
Schiffe auBer nach Chile in jedes Land Sudamerikas fahren.
68% sind bereits fur mittlere Schiffe und Lastkahne befahrbar; fur
weitere 28% sind nur geringfiigige Erweiterungsarbeiten notig.
Nur fur 4% sind GroBprojekte erforderlich, wozu zwei groBere
Kanale gehoren: die Verbindung des Orinoko mit dem Amazonas
im Suden Venezuelas und die des Amazonas mit dem Parana im
Westen Brasiliens. Beide fuhren durch Naturschutzgebiete.
52
Der WWF und andere Organisationen wurden am liebsten den Eisernen Vorhang wie-
der errichten - zumindest aber „Naturschutzgebiete" zwecks Verhinderung transeu-
ropaischer Infrastrukturprojekte.
Europa: Zuriick zum „griinen"
Todesstreifen?
Von Mark Burdman
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Ende der 80er
Jahre waren die Menschen uberglucklich, daB nun
wieder zusammenkommen konnte, was fur Jahr-
zehntegetrenntwar. Und es waroffensichtlich, daB sich ein
wirkliches Zusammenwachsen nur mit Hilfe umfassender
Infrastrukturprojekte wie neuen Schnellbahn- und Auto-
bahnstrecken zwischen den verschiedenen Teilen Europas
verwirklichen lieBe. Auf der Europaischen Eisenbahnkonfe-
renz, die am 6. und 7. Oktober 1994 in Berlin stattfand,
erklarte Bundesverkehrsminister Wissmann, angesichts der
grundlegenden Veranderungen in der politischen Land-
schaft Europas sei es notwendig, „transeuropaische Netze
als Lebensadem zu schaffen, von Madrid bis Helsinki, von
Paris und Berlin bis Moskau". Er unterstrich die Entschlos-
senheit der EU zur raschen Fertigstellung der Hochge-
schwindigkeitsstrecken in Europa. Lyndon LaRouche, des-
sen Konzept des „produktiven Dreiecks" die weitreichend-
ste Ausformulierung dieses Entwicklungsansatzes darstellt,
hat jungst noch einmal die zentrale Bedeutung solcher In-
frastrukturverbindungen hervorgehoben.
Aber es gibt einfluBreiche Kreise, die einen genau entge-
gengesetzten Standpunkt vertreten, etwa der World Wide
Fund for Nature (WWF) mit dem britischen Prinzgemahl
Philip an der Spitze. Der WWF lieferte wesentliche Beitrage
zu einer Studie mit dem Titel Parks fur das Leben: Aktion
Schutzzonen in Europa, die am 19. September auf einer
Pressekonferenz in Brussel vorgestellt wurde. In dem 150-
Seiten-Papier wird u.a. die Meinung vertreten, der Eiserne
Vorhang habe entscheidend zur Erhaltung der Artenvielfalt
und okologischen Reinheit in Europa beigetragen. In die-
sem Zusammenhang wird weiterhin gegen groBangelegte
Infrastrukturprogramme Front gemacht und gefordert,
immer mehr Landflache sollte aus der Bewirtschaftung her-
ausgenommen werden.
Vielmehr sollten weite Regionen Europas in „naturliches
Niemandsland" verwandelt und damit der „produktiven
menschlichen Bewirtschaftung" entzogen werden. Hinter
diesen Programmen steht der unausgesprochene Plan von
WWF und anderen Umwelt- oder Tierschutzorganisatio-
nen, sich mittels okologischer Vorschriften und anderer Ver-
waltungstricks Kontrolle uber erhebliche Landflachen Euro-
pas zu verschaffen, wie es bereits in Afrika und Iberoameri-
ka der Fall ist. Dort vollziehen sich solche „Enteignungen"
im Rahmen von Absprachen uber „SchuldenerlaB gegen
Umweltschutz".
Der „groBe alte Mann" der Umweltschutzbewegung, der
Brite E. Max Nicholson, erklarte jungst, was der WWF jetzt
in Europa plane, unterscheide sich nur in der GroBe von
O-Ton WWF: „Noch vor wenigen
Jahren teilte der Eiserne Vorhang
Europa von der Barentsee im Norden
bis zum Schwarzen Meer im Siiden.
Auf ostlicher Seite bestand die Gren-
ze aus einem gestaffelten Sperrzaun
und einer umfangreichen Zone, zu
der niemand Zutritt hatte, so dali
dort die natiirliche Umwelt relativ
intakt iiberleben konnte. Vierzig Jah-
re lang blieb dieser Zustand unveran-
dert und bewirkte eine eindrucksvol-
le Wiederherstellung der Okosyste-
me. Es ware ein grolier Verlust, soil-
ten diese Okosysteme durch unkon-
trollierte Eingriffe wieder verlorenge-
hen. Das Grenzgebiet des Eisernen
Vorhangs und seine Umgebung
konnten zu einer Kette grenziiber-
schreitender Schutzzonen ausgebaut
werden."
53
den Entwicklungen, die in Afrika bereits in den vergange-
nen Jahrzehnten stattgefunden haben. Die gleichen fiihren-
den Leute, die in Afrika die Umweltschutzkampagnen
geleitet haben, sind jetzt auch in Europa wieder dabei.
Nicholson spielte in der Nachkriegszeit bei der Grundung
der International Union for the Conservation of Nature
(IUCN), die ebenfalls an der oben genannten Studie mitge-
arbeitet hat, eine fuhrende Rolle.
Fauna und Flora
statt Infrastruktur
Zunachst ein Wort zum Naturschutz. Niemand hat wohl
etwas dagegen einzuwenden, daft besondere Gegenden als
Naturschutzgebiete ausgewiesen werden. Doch der Bericht
Parks fur das Leben will seine Botschaft auf besondere Wei-
se verkaufen. Wer sich namlich gegen „Lebensparks" wen-
det, so wird dort glauben gemacht, sei gegen das Leben ins-
gesamt und wolle Atemluft und Trinkwasser verpesten. Der
Bericht ist voll von Farbbildern mit den hinreiftendsten
Naturschonheiten, die eher in einen Reiseprospekt passen -
und wer im Reiseweltmeisterland Deutschland ist schon
gegen Erholung und Urlaub?
Aber das hat wenig mit der eigentlichen Absicht dieses
Berichtes zu tun, sondern dient nur dazu, den Leser einzu-
nehmen und auf die Weltsicht des heidnischen „Mutter-
Erde"-Kults einzustimmen. Parks fur das Leben will die Auf-
fassung fordern, Land und Boden durften eben nicht ent-
wickelt, sondern miiftten in einem vormenschlichen
„Naturzustand" belassen werden. Der Mensch mache
ohnehin nur alles kaputt. In den Fuhrungsgremien von
WWF und IUCN erklart man unverhohlen, die Kampagne
richte sich gegen das jiidisch-christliche Verstandnis des
Schopfungsauftrages, wie er im Buch Genesis mit den Wor-
ten „Seid fruchtbar und mehret euch und fiillet die Erde und
machet sie euch untertan" (1 . Mose 1,28) ausgedriickt sei.
Karte 12: zeigt die heute schon bestehenden
grenziibergreifenden Naturschutzgebiete, die
nach Vorstellung des WWFzu einem flachen-
deckenden Netz zusammengefaflt werden
sollen. Erklartes Ziel ist die Sabotage der
geplanten „Transeuropaischen Netze".
Diese tiefere philosophische Ebene durfte beim
oberflachlichen Lesen nicht gleich ins Auge fallen
— was allerdings uniibersehbar ist, ist die wirt-
schaftliche Stoftrichtung der Studie. Lapidar heiftt
es dort: „GroGangelegte Infrastrukturprojekte
konnen Flora und Fauna in den Naturschutzge-
bieten schadigen oder zerstoren." Und zum
Bereich Verkehr kann man lesen: „Die Errichtung
eines Schutzzonennetzes innerhalb Europas wird
durch die Tatsache behindert, daG Europa durch
ein immer dichter werdendes StraBennetz in klei-
ne Teile zerschnitten wird. Neue und ausgebaute
Straften bedrohen viele Schutzgebiete. Einige der
Vorhaben sind Teil strategischer Verkehrswege in
Europa und werden von der internationalen
Finanzwelt unterstutzt. Die Kanalisierung von
Flussen gefahrdet die FluGfeuchtgebiete, und die
Trassen, die fur Hochgeschwindigkeitsschienenwege vorge-
sehen sind, konnten wichtige Lebensraume beeintrachti-
gen." Die Regierungen sollten ihre Verkehrspolitik in Stad-
ten und landlichen Gebieten im Sinne eines „tragfahigen
Verkehrs" uberdenken.
Mit diesem ideologisch verzerrten Bild eines Europas,
dessen „jungfraulicher Boden" nicht durch menschliche
Eingriffe befleckt werden durfe, stellen sich der WWF und
die anderen Befiirworter grenzuberschreitender Natur-
schutzgebiete v direkt gegen die Verkehrspolitik der Europai-
schen Union (EU), wie sie auf Korfu und Kreta diskutiert
und beschlossen wurde. Ein Blick auf die Karte zeigt, daft
die vorgeschlagenen Naturschutzgebiete fast genau den
vorrangigen Ost-West-Verkehrskorridoren entsprechen, wie
sie die EU verwirklichen will. Die meisten Naturschutzge-
biete sollen keineswegs zufallig im Grenzbereich Deutsch-
lands, Osterreichs, Tschechiens und der Slowakei entste-
hen, wo die neuen Bahntrassen vernunftigerweise hin-
durchfuhren sollen. Wenn dann noch samtliche „wertvol-
len Lebensraume" fur Tiere und Pflanzen aufgezahlt wer-
den, bleibt Jeider" kein Raum fur die Verkehrswege mehr
ubrig.
Die einzelnen Naturschutzgebiete warden dabei noch
nicht einmal das Hauptproblem darstellen, aber der WWF
und seine Verbiindeten wollen die verschiedenen Schutz-
gebiete durch Korridore miteinander „vernetzen". Durch
„vorgelagerte Bereiche" urn die Schutzgebiete herum sowie
durch „Verbindungen zwischen den Schutzgebieten und
den umgebenden Regionen" soil praktisch jede produktive
Nutzung auch der weitraumigen Umgebung der Schutzge-
biete unmoglich gemacht werden.
In dem Bericht heiftt es, in Europa gebe es bereits ein
komplexes System von 10-20 000 Schutzgebieten. „Zwar
wurde seit 1982 eine Flache von 10 Mio. ha, das entspricht
einem Gebiet grower als Ungarn, zusatzlich als Schutzge-
biet ausgewiesen, doch viele europaische Staaten verfiigen
uber weitere umfangreiche naturliche oder halbnaturliche
54
Geldgeber des WWF-Deutschland
Die Umweltstiftung WWF-Deutschland finanziert
sich zum groGen Teil durch Erbschaften (allein 17
im Jahre 1 993) und GroGspenden von Stiftungen,
Privatuntemehmen und offentlich-rechtlichen Ein-
richtungen.lm Jahresbericht 1993 werden als geld-
gebende Stiftungen aufgefuhrt: Bremer Naturschutz-
stiftung, Commerzbank-Stiftung, Dr. Michael Otto-
Stiftung fur Umweltschutz, Gerhard-Fischer-Stif-
tung. Spenden in Form von Dienstleistungen, Sach-
spenden oder Spenden ab DM 1 000 kamen 1 993
u.a. von den Brauereien Bitburger und Hannen, der
Bayerischen Landesbank, der Sparkasse und der
Stadtwerke in Bremen, der Bausparkasse Schwa-
bisch Hall AG, Volkswagen AG, Daimler Benz AG,
Deutsche Shell AG, IBM Deutschland GmbH, C &
A, der Deutschen Bahn AG und der Deutschen Luft-
hansa AG, der Deutsches Reiseburo GmbH, dem
TV-Sender Sat.1, dem Schroedel Schulbuchverlag
und der Brockhaus Investionsgesellschaft mbH,
sowie der YTONG Rhein-West GmbH. AuGerdem
zahlt dazu ein Unternehmen namens „AOK - Die
Gesundheitskasse".
Karte 13: Von der EU erarbeiteter Entwurf des zukiinftigen europaischen Schienennetzes mit den Prioritatsstrecken in
Mittel- und Osteuropa („Transeuropaische Netze").
55
Vegetationsgebiete mit hoher Artenvielfalt, die ebenfalls
unter Naturschutz gestellt werden sollten. Trotz vieler Pro-
bleme sind die Aussichten fur Naturschutzgebiete in Euro-
pa besser als in vielen anderen Teilen der Welt — und bes-
ser, als sie noch vor wenigen Jahren waren. Jetzt ist eine
gute Zeit, neue Schutzgebiete zu erhalten, zu schaffen und
auszudehnen, um in vielen Gebieten die Natur wieder in
ihren Urzustand zuruckzuversetzen, wo sie teilweise oder
ganz zerstort wurde. Die Zeit ist reif, diese Gelegenheit
beim Schopf zu packen", heiftt es in dem Bericht. Der
Anteil von Schutzgebieten in Europa liegt derzeit bei etwa
8% der gesamten Landflache gegenuber 5% weltweit.
Der Eiserne Vorhang
Die Einstellung der Autoren wird besonders deutlich,
wenn sie den Eisernen Vorhang der Nachkriegszeit als
„6kologisch wertvolle" Realitat bezeichnen. Unter der
Uberschrift „Die Moglichkeiten grenzuberschreitender
Schutzgebiete entlang dem fruheren Eisernen Vorhang"
kann man lesen: „Noch vor wenigen Jahren teilte der Eiser-
ne Vorhang Europa von der Barentsee im Norden bis zum
Schwarzen Meer im Suden. Auf ostlicher Seite bestand die
Grenze aus einem gestaffelten Sperrzaun und einer um-
fangreichen Zone, zu der niemand Zutritt hatte, so daG
dort die naturliche Umwelt relativ intakt uberleben konnte.
Vierzig Jahre lang blieb dieser Zustand unverandert und
bewirkte eine eindrucksvolle Wiederherstellung der Oko-
systeme. Es ware ein grower Verlust, sollten diese Okosy-
steme durch unkontrollierte Eingriffe wieder verlorenge-
hen. Das Grenzgebiet des Eisernen Vorhangs und seine
Umgebung konnten zu einer Kette grenzuberschreitender
Schutzzonen ausgebaut werden. Die Initiative ,Okologi-
sche Ziegelsteine' hat sich gebildet, um diese Gelegenheit
zu nutzen. Sie hat bereits 26 mogliche Schutzzonen ausge-
Karte14:
WWF-Naturschutzprojelcte
in Deutschland
56
macht, von denen die meisten im Gebiet des fruheren Eiser-
nen Vorhangs liegen", meinen die Autoren.
Im Zusammenhang damit setzen sich der WWF und die
IUCN zusammen mit anderen Organisationen gegeniiber
mittel- und osteuropaischen Landern dafur ein, den Tausch
„Schulden fur Umwelt" auszudehnen. Dies, so die Studie,
konnte neue Finanzierungswege fur Naturschutzgebiete
eroffnen. „Okologische" Uberlegungen sollen bei der Land-
und Raumordnung im gesamten frOheren kommunistischen
Bereich ein viel grofteres Cewicht erhalten.
Stillstand in Europa?
Europa habe den Vorteil, heilit es an anderer Stelle, daft sei-
ne Bevolkerung stabil und relativ wohlhabend sei. Auch sei
die Unterstutzung fur den Umweltschutz sehr hoch. „Viele
halten eine einzig vom Standpunkt des Menschen ausge-
hende Anschauung nicht fur die einzig gultige Sicht der
Umwelt. Andere Arten haben auch ein Existenzrecht, und
Schutzgebiete gehoren zu den wesentlichen Moglichkeiten,
ihr Uberleben zu ermoglichen ... Entwicklung ist in Europa
keine universelle Notwendigkeit, und einige Regionen des
Kontinents sollten der Natur und dem naturlichen Wechsel
uberlassen werden", heilit es weiter.
Auch wenn die letzte Aussage sehr absonderlich klingt,
stimmt sie doch vollig mit den Vorstellungen E. Max
Nicholsons und anderer fuhrender lUCN-Mitglieder ube-
rein. Hier kommt die eher „buddhistische" oder „taoisti-
sche" Auffassung vom Boden und seiner Nutzung zum Aus-
druck, die auch heute noch im weiten Teilen Asiens vor-
herrscht. Im Mai 1995 soil auf SchloB Windsor eine grofte
intemationale Konferenz zum Thema „Religion und
Umweltschutz" stattfinden, wo uber diese und ahnliche
neuheidnische „Mutter-Erde"-Vorstellungen diskutiert wer-
den wird. Der ,,1001 Nature Trust" veranstaltet derzeit eine
umfangreiche Asienreise nach Malaysia, Laos und Vietnam,
die den gleichen Zielen dient. Zudem verfolgen WWF und
andere Gruppen langfristige Plane, sich umfangreichen
Grundbesitz in Asien anzueignen.
Es uberrascht daher keineswegs, daft auch der intensive
Landbau zunehmend ins Visier der Umweltgruppen gerat.
Die derzeitige Sparpolitik biete einzigartige Moglichkeiten,
heiftt es in der Studie, die Produktionsintensitat zu verrin-
gern und Land aus dem Anbau herauszunehmen, indem
„naturliche Lebensraume" in groftem Malistab wiederher-
gestellt, erhalten und geschaffen werden. Gleichzeitig eroff-
neten sich gute Chancen, in Ost- und Mitteleuropa den
Umweltschutz direkt in die Landwirtschafts- und Raumord-
nungspolitik aufzunehmen. In Europa sollte die Landwirt-
schaft immer mehr unter dem touristischen Gesichtspunkt
von „Ferien auf dem Bauemhof" gesehen werden.
Bevolkerungswachstum
iiberal I stoppen
Die Autoren der Studie behaupten, die in der Studie enthal-
tenen Ideen seien eine Umsetzung der auf dem sogenann-
ten „Erdgipfel" in Rio de Janeiro gefaftten Beschlusse. „Der
Erdgipfel vom Juni 1992", schreiben sie, „erklarte, die
Menschheit stunde an einem entscheidenden geschichtli-
chen Moment... eine globale Partnerschaft ist erforderlich,
um ,tragbares Wachstum'zu erreichen." Gleichzeitig musse
sich die Politik an dem Bericht Sorge um die Erde orientie-
ren, der im Oktober 1991 von der IUCN, dem WWF und
der UN-Umweltbehorde als Vorbereitungsdokument fur
den Erdgipfel erstellt worden war. Darin wird eine neue
Ethik gefordert, die von der Notwendigkeit ausgehen mus-
se, die Erde, die jetzt an die Grenzen ihrer Tragfahigkeit
gekommen sei, nicht zu uberlasten.
In dem Bericht heiBt es: „Die Erde hat Grenzen, die auch
mit der besten vorstellbaren Technologie nicht unendlich
ausgedehnt werden konnen. Um innerhalb dieser Grenzen
leben zu konnen und zu erreichen, daft diejenigen, die jetzt
wenig haben, bald uber mehr verfugen, mussen zwei Dinge
getan werden: Das Bevolkerungswachstum muB uberall
gestoppt und die reichen Lander mussen den Verbrauch
ihrer Rohstoffe stabilisieren oder in einigen Fallen sogar ver-
ringern."
Wenn nach der Logik des „Lebensparks" immer weniger
Land bebaut wird und die Infrastruktur zerfallt, werden als
Folge dieser menschen- und fortschrittsfeindlichen Ideolo-
gic von WWF und IUCN tatsachlich die „Grenzen der Trag-
fahigkeit" bald erreicht sein und immer weniger Menschen
uberleben konnen.
Die Fuhrungsspitze des WWF-Deutschland
Die Umweltstiftung WWF-Deutschland hat vier
Organe: den Stiftungsrat, den Vorstand, die
Geschaftsfuhrung und den wissenschaftlichen Bei-
rat.
President des Stiftungsrates ist Casimir J. Prinz zu
Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Stellv. President ist
Generalkonsul Bruno H. Schubert. Unter den 25
Mitgliedern fallen folgende Namen auf: Dr. Micha-
el Otto, Prof. Dr. Dieter Spethmann, Dr. h.c. Alfred
Toepfer, Carl-Albrecht von Treuenfels, Friedrich W.
Fiirstzu Wied.
Im Vorstand sitzen Hans J. Lange, Prof. Dr. Josef
Reichholf, Generalkonsul Bruno H. Schubert, Carl-
Albrecht von Treuenfels (Vors.).
Zum Wissenschaftlichen Beirat zahlen u.a.: Dr.
Hans Bibelriether, Nationalparkverwaltung Bayri-
scher Wald, Grafenau; Dr. Hans Dieter Knapp,
Internationale Naturschutzakademie Insel Wilm,
Riigen; Prof. Dr. Josef Reichholf, Zoologische Staats-
sammlung, Abt. Faunistik und Okologie (Vors.);
Prof. Dr. Gerhard Trommer, Fachbereich der Johann
Wolfgang Goethe-Universitat, Frankfurt a.M.
57
Der Plan, Austral ien zu zerteilen
Wirksamster Hebel gegen die Souveranitat Australi-
ans ist der australische Arm von Prinz Philips
internationaler „Ureinwohner"-Organisation, die
Bewegung fur die „Landrechte der Ureinwohner". Ein Blick
auf die Karte zeigt in der Mitte Australiens einen beinahe
ununterbrochenen Landstreifen, der von der Nordkuste bis
zur Siidkuste mitten durch den Kontinent verlauft. In einem
grolien Teil davon braucht man allein fur das Betreten des
Gebiets eine Genehmigung des lokalen Rats fur Aborigines-
Gebiete. Australiens 250 000 Ureinwohner, etwa 1,5% der
17 Mio. Australier, verfugen gegenwartig uber 15% der
gesamten Landflache und erheben Anspruch auf weitere
10%.
Dieses gro&e Areal ware die Grundlage fur einen „Urein-
wohnerstaat", der Austral ien in zwei Teile spalten wiirde.
Einen solchen Staat fordern die Synode der Vereinigten Kir-
chen (die einfluftreichste religiose Korperschaft des Landes),
Befreiungstheologen, die dem Weltkirchenrat nahestehen,
und die kommunistisch gepragte Aborigines-Landrechtsbe-
wegung. Solche „souveranen Aborigines-Republiken" wur-
den bereits auf der 4. und 6. Konferenz der Kommunisti-
schen Internationale in den 20er Jahren gefordert und sind
seitdem linke Standardforderungen. Wenn man das unter
Vorwand verschiedener Griinde fur Wild- oder Naturschutz
ausgewiesene Gebiet hinzurechnet, macht das jetzt oder in
naher Zukunft aus dem Verkehr gezogene Gelande (nicht
alles ist auf unserer Karte eingezeichnet), mindestens 32%
des Kontinents aus.
Am 3. Juni 1992 entschied der Oberste Gerichtshof des
Landes im Rechtsstreit Eddie Mabo vs. Queensland, daft das
australische Recht den Landanspruch der Ureinwohner
anerkennt. Die bisherige Rechtsgrundlage, die bis ins Jahr
1788 zuriickgeht und wonach Australien vor der Ankunft
der Briten ferra nullus (Land ohne Besitzer) war, wurde
Gesamtflache 7 682 000 km 2
Schutz- unci
Ureinwohnergebiete 1 686 000 km 2
Anteil der letzteren 21,9%
V
Karte 15
Schutzgebiete* in Australien
* Definition von Schutzgebieten und Quellenangaben
siehe Seite 27.
H Schutzgebiete
D Ureinwohnergebiete
Von Ureinwohnem
Ei3 beanspruchte Gebiete
58
abgeschafft. Theoretisch ist damit kein Besitz auf dem Kon-
tinent mehr sicher.
Zusatzlich zu privaten Spenden der „blaublutigen", ang-
lophilen Australier, wie sie im Vorstand der Australian Con-
servation Foundation (Austral ische Naturschutzstiftung) und
des WWF-Australien sitzen, gibt die „Aboriginal and Torres
Straights Islanders Commission" (Kommission fUr Aborigi-
nes und Einwohner der Torres-lnseln, ATSIC) pro Jahr 2,2
Mrd. $ fOr „Ureinwohnerrechte" aus, wovon die Ureinwoh-
ner selbst jedoch nur wenig sehen.
Aufter dem von Aborigines beanspruchten Land wurden
grofte Teile Australiens unter dem Vorwand des „Natur-
schutzes" oder der Erhaltung von „Weltkulturerbe" und
„Wildnis" sowie unzahliger anderer Bezeichnungen aus
dem Verkehr gezogen. Uber 1,2 Mio. von insgesamt
7 682 427 km 2 Australiens
fallen unter eine dieser Bezeichnungen. Die staatliche
Australian Heritage Commission (Kommission fur das kultu-
relle Erbe Australiens), die ebenso wie die Naturschutz-
behorde eine konstituierende Korperschaft der intemationa-
ien Naturschutzunion ist, vermeldete 1992 uber 10 520
„Schutzgebiete". In ihrem Jahresbericht fur 1992-93
erscheinen bereits 1 8 000 solcher Gebiete und 1 576 weite-
re, die beantragt sind.
Pol Pot als Naturschiitzer
Pol Pot, der Fuhrer der Roten Khmer in Kam-
bodscha, gilt in den Kreisen von Edward („Ted-
dy") Goldsmith, einem fuhrenden Mann des
World Wide Fund for Nature, als vorbildlicher
Umweltschiitzer. Wahrend der vierjahrigen
Herrschaft der Roten Khmer in Kambodscha
1975-79 wurden schatzungsweise 3 Millionen
Menschen aus einer Gesamtbevolkerung von 7
Millionen entweder ermordet, oder sie starben
an Hunger und Erschopfung.
Der Journalist Patrick Wright schrieb im Lon-
doner Guardian, daS Teddy Goldsmith (dessen
Bruder James Goldsmith Geschaftspartner des
Finanziers und fanatischen LaRouche-Gegners
John Train ist) Anfang der 70er Jahre einem
Jager und Sammler"-ldeal anhing. Das habe
1972 zur Veroffentlichung des „einfluftrei-
chen" Buchs Blueprint for Survival (Der Ober-
lebensplan) gefuhrt. Wright berichtet: „Wie
andere, die die Aufklarung als rational istisch,
mechanistisch und vollkommen untragbar ab-
lehnten, waren auch Mitglieder dieses fatalisti-
schen Kreises zu bizarren und erbarmlichen
Schluftfolgerungen fahig.
Sie sahen voraus, daB Polizei und Gerichte
bei der Oberwachung der zu erwartenden
Umwalzungen eine bedeutende Rolle spielen
wurden, bezeichneten Rassentoleranz als Sym-
ptom kulturellen Niedergangs und gingen
sogar so weit, Pol Pots Rote Khmer als Pioniere
einer dezentralisierten, landlichen Gesellschaft
zu loben."
Von den Roten Khmer beherrschte Gebiete in
Kambodscha wurden Anfang der 90er Jahre
dem Mandat des World Wide Fund for Nature
unterstellt, und Pol Pot schwang sich zum
Umweltschutzer auf. Am 31. Januar 1991
schrieb James Pringle in der Bangkok Post iiber
den Massenmorder: „Pol Pot, der beruchtigte
Fuhrer der Roten Khmer, hat die Kambodscha-
ner aufgerufen, bedrohte Arten zu schutzen.
Naturlich meint er damit Kambodschas abneh-
menden Wildbestand, obwohl wahrend der
Herrschaft der Roten Khmer die gefahrdetste
Art hierzulande der Mensch war."
Pol Pot setzte seine Worte in die Tat um und
erlieS eine Verordnung, die den Kambodscha-
nern das Toten von Vogeln und andere Tieren
aus welchem Grund auch immer verbietet -
was vermutlich auch das Toten fur Ernahrungs-
zwecke einschlieBt.
„Einer der engsten Vertrauten des Fiihrers der
Roten Khmer, Ta Mok, der wegen seiner extre-
men Grausamkeitbei den Kambodschanern als
,der Schlachter' bekannt ist, ist jetzt ebenfalls
auf okologische Fragen und den Schutz
bedrohter Arten ganz versessen", berichtete
Pringle. Jeder, der an der Nordgrenze Kam-
bodschas, in dem Ta Mok unterstehenden
Gebiet, gegen Pol Pots ,grune' Verordnung ver-
stoftt, kommt vor ein Dschungelgericht und
wird in der Regel zu vier Tagen Zwangsarbeit
verurteilt, die darin besteht, Umzaunungen fur
Tierschutzgebiete aufzustellen."
59
Es folgtdas abschlieBende Kapitel unserer „Darstellung der Sachlage fur die Schoffen'
Ein dynastischer Zyklus geht zu Ende
Von Lyndon H. LaRouche
Die hiervorgelegten Beweise sollten die kriminellen
Absichten der Beschuldigten hinreichend belegen.
Um uber die erforderlichen Maftnahmen zur Wie-
dergutmachung des angerichteten Schadens zu entschei-
den, mussen vierweitere Faktoren in Betracht gezogen wer-
den.
Mancher von Ihnen wird mit diesen zusatzlichen Tatsa-
chen einige Schwierigkeiten haben; es ist jedoch unum-
ganglich, diese zu uberwinden. Die Schwierigkeiten riihren
daher, daft diese Punkte zwar alle historisch belegt sind,
aber mit verbreiteten hergebrachten Vorstellungen in Kon-
flikt geraten. Auch gebildete, gutwillige Menschen sind
eben fur die gefahrliche Lage der Menschheit mitverant-
wortlich, indem sie durch ihr Nichtwissen oder Aufteracht-
lassen der folgenden vier Faktoren dazu beigetragen haben,
daft jene Ubel, welche die derzeitige globale Krise herauf-
beschworen, so uberhand nehmen konnten.
Die ernste Krise verlangt von uns, nicht lediglich einige
ausgewahlte Siindenbocke zu bestrafen, sondern uns ein
Urteil zu bilden, das sich auf die Losung des vor uns liegen-
den Problems konzentriert. Zum ersten ist es unter den
gegebenen Umstanden die Pflicht der Schoffen, die began-
genen Verbrechen im historischen Zusammenhang zu ver-
stehen: Wir befinden uns in der Endphase eines „dynasti-
schen Zyklus'" der europaischen Geschichte, der etwa 500
Jahre umfaftte.
Um das Wesen des gegenwartigen Zusammenbruchs der
weltweiten politischen und finanziellen Ordnungzu verste-
hen, muft man den Aufstieg der europaischen Zivilisation
zur fuhrenden Weltkultur in den vergangenen 600 Jahren in
den zeitlich grofteren Rahmen ahnlicher, fruherer Zyklen
von Aufstieg und Fall ehemals dominierender Kulturen stel-
len. Alle diese Zyklen sind nur zu verstehen, wenn man den
zweiten und dritten Faktor sowie die Wechselwirkungen
zwischen ihnen nicht aufter acht laftt.
Der zweite zu berOcksichtigende Faktor betrifft die beson-
dere Natur der menschlichen Gattung, die in den vergange-
nen sechs Jahrhunderten besonders deutlich im Unter-
schied zwischen menschlicher und tierischer Demographie
hervorgetreten ist. Die Menschheit ist die einzige Gattung,
die willentlich ihre potentielle relative Bevolkerungsdichte
erhohen kann — eine besondere Fahigkeit des Individu-
ums, die sich am direktesten und offensichtlichsten im Ein-
fluft axiomatisch-revolutionarer wissenschaftlicher Ent-
deckungen von Naturgesetzen auf die produktiven Fahig-
keiten der Arbeitskraft ausdruckt. 1 Das Erbe der Renais-
sance belegt deutlicher als irgendein fruherer Abschnitt der
Geschichte, daft die menschliche Natur im schopferisch-
geistigen Potential des Individuums liegt. Dieses Men-
schenbild steht der empiristischen Definition der „mensch-
lichen Natur" in der modernen britischen, oligarchischen
Tradition axiomatisch diametral entgegen. 2
Nur vom Standpunkt dieses zweiten Faktors wird die
Bedeutung des dritten, des Oligarchentums, praktisch ver-
standlich. Dieser Konflikt zwischen dem mosaischen Men-
schenbild, das den Menschen als Ebenbild Gottes betrach-
tet, 3 und dem bestialischen Menschenbild"des Oligarchis-
mus liegt den „dynastischen Zyklen" der Geschichte und
Vorgeschichte ursachlich zugrunde. So gesehen ist die
gegen die Renaissance gerichtete „Aufklarung" ein moder-
nes, aber durchaus folgerichtiges Beispiel derselben Art des
Oligarchismus, der den Untergang Babylons und Roms ver-
ursachte.
Schlieftlich muft man noch ein viertes historisches Fak-
tum berucksichtigen. Man sollte eine Vorstellung davon
haben, was die Errungenschaften der modernen europai-
schen Zivilisation sein konnten, wenn sich der Impuls der
Renaissance ungehindert entfalten konnte.
Dazu konzentriere man sich zunachst auf die Verande-
rungen der Politik (den „kulturellen Wertewandel"), die
unseren Planeten in den vergangenen 30 Jahren an den
Rand des Abgrunds eines „neuen finsteren Zeitalters"
gefuhrt haben. Der beruhmte Aphorismus warnt, „das Kind
nicht mit dem Bade auszuschutten": Die Errungenschaften
der vergangenen sechs Jahrhunderte mussen aus den Trum-
1 . Siehe Lyndon LaRouche, jr., Was Sie schon immer uber Wirtschaft wissen wollten!,
Dr. Bottiger-Verlags-GmbH, Wiesbaden, 1985. Siehe auch Christentum und Wirt-
schaft, Dr. Bottiger Verlags-GmbH, Wiesbaden, 1992.
2. Mit anderen Worten, das Menschenbild des Empirikers, wie es der Eheberater
Heinrichs VIII., Francesco Zorzi, in seiner Harmonia Mundi (1 525) vorstellt, oder wie
es in den rosenkreuzerisch beeinflu&ten Dogmen der englischen Proteges Paolo Sar-
pis, wie Francis Bacon und Robert Fludd sowie in den Schriften von Thomas Hobbes,
in John Lockes Dogma vom „Sozialvertrag" oder bei den Vertretern der „Veneziani-
schen Partei" in England, namlich David Hume, Adam Smith und Jeremy Bentham
oder im Utilitarismus eines John Stuart Mill u.a. zu finden ist. Diese empiristische
Lehre von der „menschlichen Natur", die sich gegen das Christentum richtet, ist
ansonsten unter dem Begriff der Aufklarung des 1 7. und 1 8. Jahrhunderts bekannt;
dazu gehoren nicht nur die Fraktion der Cegner Leibniz', wie Voltaire, Maupertuis,
Algarotti, Euler u.a. in Paris und an der Berliner Akademie Friedrichs des CroKen,
sondern auch Immanuel Kant, die Romantiker des 19. Jahrhunderts und die Positivi-
sten.
3. Uber die Auslegung von Genesis 1 :26-28, siehe Philon von Alexandria, Uber die
Weltschopfung, in Werke, dt. Ubers., Walter de Cruyter & Co., Berlin, 1 964. Der hier
entwickelte Gesichtspunkt beriicksichtigt, dal? Philon, ein Zeitgenosse Christi und der
Apostel, der auch zeitweise dem Apostel Petrus in der Auseinandersetzung gegen die
Mitra-Cnostiker von Simon Magus u.a. zur Seite stand, maftgeblich dazu beitrug, das
mosaische Erbe wiederzubeleben. Seine Sicht gibt das mosaische Erbe wieder, das
man bei den christlichen Aposteln, darunter Johannes und Paulus, findet.
60
mem des von London beherrschten Wahrungs- und Finanz-
systems geborgen werden. Dieses Bild sollten die Schoffen
vor Augen haben, urn dann eine Entscheidung zu fallen, die
mit dem heilenden Prinzip der Gerechtigkeit im Einklang
steht.
Ursprung, Aufstieg und Fall
des britischen Empire 4
Die wirtschaftliche und finanzielle Krise, die den ganzen
Planeten zu erfassen beginnt, ist Ausdruck der Endphase
eines etwa 500 Jahre dauemden Zyklus' der europaischen
Geschichte.
Dieser Zyklus begann nach der vorubergehenden Nieder-
lage Venedigs als dominierende politische, Finanz- und
Seemacht, die sich aus dem Zusammenbruch des heute
„l_ombard-Schuldenblase" genannten Systems entwickelte.
Damals sturzte ganz Europa in ein „finsteres Zeitalter". Die-
ser neue Zyklus, der im 1 5. Jahrhundert begann, war durch
den Konflikt zwischen den beiden Kraften gepragt, welche
damals in der europaischen Kultur vorherrschten.
Auf der einen Seite standen die Krafte der goldenen
Renaissance, die sich urn Kardinal Nikolaus von Kues und
das Konzil von Florenz von 1439-40 sammelten. Ihnen
stand die wiedererstarkende Macht der aristokratischen und
finanziellen Oligarchie Europas mit Venedig als Zentrum
entgegen. Seit der Zeit des Konzils, besonders nach dem
Krieg der Liga von Cambrai gegen Venedig zu Beginn den
15. Jahrhunderts, 5 ist die gesamte Geschichte — in Europa
und weltweit — von dem kulturellen Konflikt zwischen
dem Einflufs der Renaissance und der ihr entgegenwirken-
den Krafte der von Venedig initiierten sogenannten „Auf-
klarung" gepragt.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als der gegenwartige
„dynastische Zyklus" zuerst definiert wurde, war die strate-
gische Lage folgendermaGen.
Der intellektuelle Einfiufe der Renaissance ging auf die
philosophische Begrundung der modernen Nationalstaaten
und der modernen Wissenschaft durch Nikolaus von Kues
zuriick; er zeigte sich beispielhaft an solchen Geistesriesen
wie Leonardo da Vinci, Erasmus von Rotterdam und Raffae-
lo Sanzio. Weil man in Italien selbstzu keiner Losung kam,
entstand der erste moderne Nationalstaat in Frankreich
unter Konig Ludwig XI. (1461-83). Dessen Erfolg ermutigte
Bewegungen mitahnlichen Zielen in England und Spanien,
zu denen die Oratorianer und andere Kreise der Renais-
sance um Leonardo, Erasmus und Raffael in vielfaltiger
Weise beitrugen.
Die nachfolgende, zugegebenermalien unstabile Allianz
zwischen Konigin Isabella von Spanien, dem Tudor-England
Heinrichs VII. und der Hinterlassenschaft Ludwig XI. in
Frankreich 6 bildete zusammen mit dem Vatikan das Ruck-
grat der Allianz gegen Venedig: der Liga von Cambrai.
Genau in dem Augenblick, als die Eroberung Venedigs
durch die Alliierten in diesem Krieg unmittelbar bevorstand
— was seine weitreichende Macht und Fahigkeit zur Aus-
beutung fur immer gebrochen hatte — , gelang es Venedig,
einige Alliierte zu korrumpieren; die Liga von Cambrai wur-
de aufgelost. Venedig nutzte den so gewonnenen Freiraum,
die Allianz zwischen Frankreich, Spanien und Tudor-Eng-
land zu spalten. Dies gelang Venedig mit Hilfe Anne
Boleyns, die durch ihre Verfuhrungskunst Konig Heinrich
VIII. aufreizte und zu Ma&nahmen verleitete, die von 1527
an zu einem bestandigen Krieg zwischen Frankreich, Spani-
en und England fuhrten, bis Frankreich nach dem Wiener
KongreS von 1815 kulturell von England unterworfen wur-
de.
So begann der heute zu Ende gehende 500jahrige histori-
sche Zyklus.
Venedig hatwahrend dergesamten Zeit als politische und
finanzielle Macht immer versucht, so viel wie moglich aus
jeder Nation, die es diplomatisch und finanziell in den
Wurgegriff bekommen konnte, herauszupressen. Diese
Uberlegung und die Absicht Venedigs, die europaischen
Machte weiterhin gegeneinander aufzuhetzen, sind die Zie-
le des groften Einflusses, den Venedig seit Anne Boleyns
Flirt mit Heinrich VIII. bis 1582 in England aufbaute.
Nachdem die radikale Fraktion Paolo Sarpis (die Giovani)
1582 uber Venedigs Traditionalisten (die Vecchi) gesiegt
hatte, anderte sich das Verhaltnis zwischen Venedig und
London. Sarpis Mehrheitsfraktion strebte eine Verlagerung
der Operationsbasis der venezianischen Oligarchie aus
dem strategisch verwundbaren Venedig in eine neu zu
schaffende „venezianische" Seemacht in den nordlichen
protestantischen Landern an, wahrend sich eine Minderheit
darauf konzentrierte, weiterhin aus den verschiedenen
Fraktionen der nominell katholischen Gegenreformation im
SCiden heraus zu operieren. Sarpis Fraktion wahlte London
als zukunftiges Zentrum eines neuen „Venedig des Nor-
dens".
Nach dem blutigen Machtkampf der letzten zwei Jahr-
zehnte des elisabethanischen England bestieg der Kandidat
der Sarpi-Fraktion (d.h. Cecil), Jakob VI. von Schottland als
Jakob I. den britischen Thron; dies war der erste formale
Schritt, in London ein „neues Venedig" als globale See- und
Finanzmacht zu errichten, wie Venedig selbst sie im 1 2.-1 4.
Jahrhundert im Mittelmeerraum gewesen war.
In der Zeit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert,
besonders seit der Thronbesteigung Wilhelms von Oranien
1688-89, wurde der Begriff „venezianische Partei" allge-
mein zur Beschreibung der Liberalen Partei Englands und
des Vereinigten Konigreichs verwendet. Diese neue Form
britischer Herrschaft war nicht vom englischen Volk erfun-
den worden; sie wurde von oben durch Tauschung, Verrat
und Gewalt errichtet. Mit der Niederlage der Tory-Oppositi-
on gegen die venezianischen Liberalen in den letzten
Regierungsjahren Konigin Annes wurde die englische Sou-
veranitat zerschlagen, als „Mister Welf", auch bekannt als
Georg Ludwig von Hannover — hinter dem Venedigs Spio-
nagechef Antonio Conti stand — als Konig Georg I. den
neugeschaffenen britischen Thron bestieg.
Nachdem 1760 William Petty, zweiter Earl of Shelbume,
4. Die folgende Beschreibung des gegenwartigen dynastischen Zyklus ist eine Zusam-
menfassung der Fakten, die Lyndon LaRouche in seiner Schrift How Bertrand Russell
Became an Evil Man darlegt (Fidelio, Washington, D.C, Herbst 1 994).
5. 1508-10.
6. An die Adresse der Kritikaster: Die politischen Unterschiede zwischen dem Natio-
nalstaat Ludwigs XI. und dem Riickfall Karls VII. (von Frankreich) in dynastische Spie-
le aus der Zeit vor der Renaissance braucht im Rahmen dieser Zusammenfassung
nicht untersucht zu werden.
61
die Nummer Eins der an Einfluft den Thron noch ubertref-
fenden Ostindiengesellschaft, an die Macht gelangte, setz-
ten die Agenten Venedigs die intellektuelle „Umerziehung"
der britischen Liberalen fort. Diese Umerziehung bestand
hauptsachlich in dem, was man heute irrefuhrenderweise
als „britischen philosophischen Radikalismus des 19. Jahr-
hunderts" oder einfach als „radikalen Empirismus" bezeich-
net. Typische Vertreter dieses venezianischen Dogmas sind:
Adam Smith, Okonom und Politiker; Jeremy Bentham,
Grunderdes britischen Geheimdienstes und fuhrender Kopf
des jakobinischen Terrors in Frankreich; der von Shelburne
handverlesene Historiker Edward Gibbon; und der beruhm-
te Plagiator der Schriften des Venezianers Giammaria Ortes
uber Bevolkerungskontrolle, Thomas Malthus.
1814 erreichte die venezianische Partei Groftbritanniens
ihr unmittelbares Ziel der Unterwerfung Frankreichs.
Danach bereitete sie sich auf die nachsten Aufgaben vor:
die ehemaligen britischen Alliierten, Metternichs Heilige
Allianz, mittels Subversion durch die radikalen Terroristen
des britischen Agenten Mazzini zu zerstoren, und mittels
Verrat und Korruption bestimmter Fraktionen in den Verei-
nigten Staaten Amerika wieder unter britische Kontrolle
bringen. Die Vereinigten Staaten ausgenommen, hatten die
Revolutionen und Kriege des 19. Jahrhunderts sowie die
beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts ein und dasselbe
Resultat: Die wichtigsten Widersacher beiderseits des
Atlantik, die zu Anfang des 1 9. Jahrhunderts stolz dagestan-
den hatten, waren entweder durch Kriege und Revolutionen
zerruttet oder auf den servilen Status politischer Korruption
reduziert, wie beispielsweise die Dritte Republik in Frank-
reich nach 1918. Selbst in den USAspielten politische Frak-
tionen in der Tradition Theodore Roosevelts und Woodrow
Wilsons oft genug die Rolle des amerikanischen Hundes am
britischen geopolitischen und kulturellen Gangelband.
Die dokumentierten Beispiele prominenter Personen und
Finanzinteressen hinter Prinz Philips WWF"belegen, daft
die britische Monarchie keine Schopfung der Menschen des
Vereinigten Konigreichs ist. Der derzeitige Status der briti-
schen Welfenmonarchie ist der primus inter pares — bose
Zungen sagen: des „Primaten unter Parasiten" — einer
intemationalen Oligarchie, die keine nationalen Loyalitaten
kennt, sondern die britische Monarchie als ihren Dogen
benutzt. Die imperialen Eroberungen Groftbritanniens
lagen nicht im Interesse des englischen Volkes; die Erobe-
rungen haben zur Bildung einer Art „oligarchischer Interna-
tionale" gefiihrt, der alle uberlebenden Konigs-, Prinzen-,
und Aristokratenhauser und der internationale Finanzadel
angehoren, und denen der derzeit herrschende britische
„Doge" als primus inter pares dient.
Die internationale Oligarchie wagte nicht, Nationalstaat
und wissenschaftlichen Fortschritt als Institutionen vollstan-
dig zu unterdrucken. Sie haftte diese Institutionen, schaffte
sie aber nicht ab, solange ernsthafte Gegner eine Bedro-
hung darstellten; angesichts ihrer Vorhaben wollte die
regierende Welfenpartei strategisch-materiell nicht ins Hin-
tertreffen geraten. Erst nach der Kuba-Raketenkrise 1962,
also erst vor etwa 30 Jahren, als die Sowjetunion in das von
Bertrand Russell entworfene Kondominat der Atommachte
einwilligte, entschloft sich die Oligarchie zum endgiiltigen
Schlag gegen die Institutionen des Nationalstaats, des wis-
senschaftlichen Fortschritt und der Vernunft selbst, indem
sie „New Age"-Vorhaben wie die „postindustrielle" wissen-
schaftsfeindliche Utopie und die Rock-Drogen-Sex-Gegen-
kultur einsetzte.
Dieser kulturelle Wertewandel auf Massenbasis fuhrte
den Planeten in den vergangenen 30 Jahren an den Rand
des wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruchs. Seit
1964, nach der Ermordung President John F. Kennedys und
dem Amtsantritt Premierminister Harold Wilsons in Eng-
land, ist die physikalische Okonomie - der quantitive Out-
put, die Produktivitat und die wesentliche grundlegende
wirtschaftliche. Infrastruktur, gemessen pro Kopf und pro
Quadratkilometer - immer schneller kollabiert. Gemessen
an solchen physikalischen Einheiten war das Wachstum in
den Vereinigten Staaten seit Anfang der 70er Jahre negativ,
ein Prozeft, der sich seit 1982 dramatisch beschleunigt hat.
Das Groftbritannien der Nach-Thatcher-Ara ist ein vormals
industrialisierter Schrotthaufen, wo die Machenschaften der
Finanzparasiten „Privatisierung" genannt werden.
Die angeblichen „Wachstumsphasen" in Nordamerika
und Europa in den vergangenen 20 Jahren beruhen auf
einer Kombination von wissentlich gefalschten Statistiken
und der Tatsache, daft das Finanzsystem zunehmend von
der realen Wirtschaft abgekoppelt wurde.
In den folgenden drei Abschnitten umreiften wir in Kurze,
warum ein baldiger Kollaps des Weltwahrungs- und Finanz-
systems unvermeidlich ist.
Die derzeitige Agonie des weltweiten Finanzsystems ist
von den aufter Kontrolle geratenen Derivatmarkten gekenn-
zeichnet. Gegenwartig arbeitet das Finanzsystem wie ein
riesiges Spielgeld-Kasino mit einer Mischung aus „Spiel-
theorie" und den extremen Auswiichsen der „Chaostheo-
rie". Die Spekulationsblase hangt am Geldfluft aus der Real-
wirtschaft, einem seidenen Faden, denn dieser Geldstrom
macht nur einen Bruchteil des nominellen Einkommens
aus, das den Transaktionen innerhalb der Blase angerechnet
wird. Kurz gesagt ware das System bereits bankrott, wenn
man nur halbwegs kompetente Maftstabe der Bilanzoffenle-
gung anwendete.
Urn das Platzen der Spekulationsblase aufzuschieben,
muft der Geldfluft aus der realen Wirtschaft immer weiter
anwachsen. Aber allein die Existenz der Blase schnurt die
reale Wirtschaft schon jetzt immer starker ein. Urn die Insta-
bility der Blase diese Woche zu verringern, ist man
gezwungen, Maftnahmen zu ergreifen, die automatisch ihre
Instability in der nachsten Woche erhohen. Es bestehen
auffallende Ahnlichkeiten zum Platzen der Lombard-Schul-
denblase Mitte des 14. Jahrhunderts. Das System ist axio-
matisch zur Selbstzerstorung verurteilt.
Diese konnte sich geordnet vollziehen, wenn verstandige
Regierungen einschritten und das derzeitige weltweite Zen-
tralbanksystem und die Finanzmarkte in einem von Regie-
rungen kontrollierten Bankrottverfahren neu organisierten.
Mangelt es den Regierungen aber an politischem Willen,
solche rationalen Maftnahmen zu ergreifen, dann wird die
Blase auf eine Weise platzen, die mathematisch einer che-
mischen, nuklearen oder thermonuklearen Explosion
gleicht - nur daft dies eine Implosion sein wird, die einer
Kettenreaktion mit umgekehrter Hebelwirkung gleicht.
Zu dieser katastrophalen Lage konnte es nur kommen,
weil die internationale Oligarchie, die den groftten politi-
schen Machtfaktor der Welt hinter den Kulissen darstellt,
62
jede Nation und jede Person zu vernichten droht, die als
Hindernis fur das Anwachsen dieser Finanzblase oder der
Fortfuhrung der kulturellen Paradigmen des „New Age"
betrachtet wird. Aus demselben Grund ist es wahrschein-
lich, daft sich die Lage noch weiter verschlimmert, bis ein
Punkt wie nach dem Platzen der Schuldenblase Mitte des
14. Jahrhunderts erreicht ist und die Oligarchie so viel von
ihrerfinanziellen und politischen Macht eingebuftt hat, daft
Gegenmaftnahmen nicht mehr ganz ausgeschlossen sind.
So konnen wir den langen, jetzt zu Ende gehenden Ge-
schichtszyklus in den richtigen axiomatischen politischen
Rahmen stellen. Einerseits gibt es den vorwarts gerichteten,
nicht-entropischen Impuls, bestehend aus den Prinzipien
des Nationalstaats und der Forderung und Anwendung wis-
senschaftlichen Fortschritts. Dagegen steht der wucheri-
sche, nationalstaats- und wissenschaftsfeindliche entropi-
sche Impuls, der von der internationalen, vormals in Vene-
dig beheimateten Oligarchie ausgeht. Da der Einfluft des
letzteren auf Kosten der politischen Macht des ersten gestie-
gen ist, uberwiegttendenziell der entropische Impuls in der
Gesellschaft; weil die andere Seite geschwacht wird, steigt
die Macht der oligarchischen Fraktion.
Die Wechselwirkung zwischen den gegensatzlichen
Axiomen der beiden widerstrebenden Tendenzen definiert
den Zyklus. Dieser Zyklus erscheint nun, in seiner Endpha-
se, als drohende Desintegration der britischen „veneziani-
schen Partei", die fast 500 Jahre geherrscht hat — von den
Tagen des Erotomanen Heinrich VIII. bis zum bevorstehen-
den Fall des Hauses Windsor.
Oligarchismus
Bevor in der „goldenen Renaissance" des 15. Jahrhunderts
das moderne Europa entstand, waren in der uns bekannten
Geschichte uber 90% der Haushalte aller Volker von mehr
oder weniger primitiver Landarbeit abhangig. Das oligarchi-
sche Sparta unter dem Einfluft des Delphi-Kults ist ein Bei-
spiel dafur, daft Knechtschaft oder verdeckte Leibeigen-
schaft allzu oft von schlimmster Sklaverei, bei der Men-
schen wie Vieh behandelt wurden, nicht zu trennen war.
Diese Gesellschaftsformen, haufig als „asiatisches Modell"
bezeichnet, sind Paradigmen des Oligarchismus.
Man betrachte eine typisch oligarchische Gesellschafts-
form: einen Staat, der auf einer Konfiguration von vier
Kasten, Standen oder Klassen beruht. Ganz unten stehen
bei diesem Typus die Haushalte in einem knecht- oder skla-
venahnlichen Zustand. Ganz oben findet sich eine Gruppe
herrschender Familien, wobei die kollektive Macht dieser
Oligarchie, den Staat zu regieren, nicht beim einzelnen,
sterblichen Mitglied dieses Haushalts, sondern bei der rela-
tiv langlebigeren „K6rperschaft" der Familie als Institution
liegt. 7 Gleich unter der Oligarchie steht eine Priesterkaste,
wie z.B. die heidnische Priesterkaste der Chaldaer und ihrer
Nachfolger, die sog. „Magier" oder die Priesterschaft des
Delphi-Kults von Gaia-Apollo-Python/Dionysos. Unter
ihnen, aber noch uber den Knechten und Sklaven stehen
die Plebejer: Handwerker, Handler usw.
Die wichtigste gesetzliche Festschreibung einer oligarchi-
schen Gesellschaft bildet der beruchtigte „sozialistische"
Kodex des heidnischen romischen Kaisers Diokletian, das
Modell fur die heutigen „Eugeniker" und andere radikale
„Umweltschutzer".
Im Gegensatz zur modernen platonischen Kultur und
zum Christentum erlaubt der Oligarchismus — wie etwa
der eines Darwin und Huxley oder der Harvard-Professoren
B.F. Skinner und Herrnstein — keine strikte Unterscheidung
zwischen Tier und Mensch. Im allgemeinen wird die Tren-
nung zwischen den hoheren und niedrigen Klassen wie
eine Unterscheidung zwischen niedriger und hoherer Tier-
art behandelt; oft genug ist dies gesetzlich festgelegte Praxis
einer streng oligarchischen Gesellschaft. Die oligarchische
Trennung zwischen herrschender und niederer Klasse wird
oft ausdriicklich damit gerechtfertigt, diese Unterscheidun-
gen seien das Ergebnis biologischer, erblicher „natiirlicher"
Unterschiede. 8
Dies ist das sog. „asiatische" Modell des Oligarchismus,
der uber Ischtars Mesopotamien und Molochs Tyros in
europaische Formen des Oligarchismus ubertragen wurde,
welche das Haus Windsor noch heute reflektiert.
Platon und
die christliche Revolution
Historisch ist der erste eindeutige Versuch, mit diesem olig-
archischen System zu brechen, in der Seemacht jener ioni-
schen Stadtstaat-Republiken zu sehen, die von bestimmten
Kraften in Agypten gegen die kanaanitische Seemacht von
Tyros und gegen die Ausdehnung des babylonischen Herr-
schaftsmodells insgesamt eingesetzt wurde. Der Vergleich
zwischen Solons Gesetzgebung in Athen und der Lykurgs in
Sparta dient bis auf den heutigen Tag als Paradebeispiel,
wenn man den grundsatzlichen Unterschied zwischen Gut
und Bose in der Politik im Laufe der europaischen
Geschichte deutlich machen will. 9 Den wichtigsten Vorlau-
fer der modernen Wissenschaft und auch der modernen
Alternative zum oligarchischen Gesellschaftsmodell bilden
die Schriften und der Einfluft Platons und seiner Akademie
in Athen.
Die friihen Grundlagen des modernen europaischen
Nationalstaats finden sich in der Heidenmission des Apo-
stels Paulus. Obwohl das Christentum aus dem mosaischen
Glauben hervorging, durchbrach Paulus mit seiner Mission
die ethnischen Grenzen des Judaismus der romischen Be-
satzungszeit, um die Botschaft Christi zu verkunden und zu
praktizieren: daft alle Menschen Ebenbild Gottes und damit
uber die Tiere erhaben sind, weil sie die Fahigkeit besitzen,
axiomatisch-revolutionare Entdeckungen zu machen und
aufzugreifen, wie sie in klassischen Kunstwerken und natur-
wissenschaftlichen Entdeckungen in der Tradition von
7. Der Begriff des pater familias im heidnischen romischen Recht ist aufschluftreich
fur diese Unterscheidung. Der fondo der venezianischen Familie ist ein Echo des
pater familias im romischen Recht; die Verwalter der fondi, nicht die biologische
Familie selbst, uben die Autoritat des pater familias aus.
8. Die Oligarchen, wie z.B. die britischen Aristokraten oder die selbsternannten ame-
rikanischen „Patrizier", wenden bei der Heiratspolitik ihrer eigenen Nachkommen oft
Regeln an, die sie aus der Vieh- oder Hundezucht ubernommen haben. Betrachtet
man die Dekadenz der heutigen Erbengeneration solcher aristokratischer oder hoch-
vermogender Familien, 50 muli man sagen, daS die intellektuellen Qualitaten, die
solche Zuchtpraktiken hervorbringen, kaum ermutigend sind.
9. Friedrich Schiller, Die Gesetzgebung des Solon und Lykurgus.
63
Platon, Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, Kepler oder
Leibniz zum Ausdruck kommen. Das gleiche Prinzip wurde
noch einmal in groftter Klarheit von dem christlichen Plato-
niker Augustinus unterstrichen, der eine zentrale Rolle bei
der Entstehung eines westeuropaischen Christentums spiel-
te, das sich von der im Ostteil des Rdmischen Reiches herr-
schenden gnostischen Verfalschung befreite.
Dieses Prinzip war zwar immer im christlichen Glauben
vorhanden, aber bis zu den Arbeiten des Nikolaus von Kues
und anderer maftgeblicher Personlichkeiten des Konzils
von Ferrara und Florenz 1439-40 noch nichtausreichend in
der Doktrin der Staatskunst verankert. Vor der Renaissance
wurde die europaische Gesellschaft von einem imperialen,
oligarchischen Rechtsbegriff beherrscht. Fruhere christliche
Versuche, eine Anderung herbeizufuhren, trafen auf den
wutenden Widerstand der Feudaloligarchie, die jeden Ver-
such, die geistigen und politischen Bedingungen der unte-
ren Klassen -zu verbessern, als Bedrohung ihrer oligarchi-
schen Ordnung betrachtete. Vor der Renaissance gab es auf
der ganzen Welt weder einen Nationalstaat noch irgendei-
ne Gesellschaft, die entschlossen gewesen ware, die pro-
duktiven Krafte der Arbeit durch eine Wissenschaftskultur
zu steigem.
Die jungen, revolutionaren Vereinigten Staaten von Ame-
rika sind eine wichtiges Fallbeispiel fur die Einfuhrung die-
ses christlichen Prinzips in die Ordnung der sakularen
Angelegenheiten der Gesellschaft.
Die Volkszahlung in den Vereinigten Staaten von 1790
zeigt, daft 90% der Bevolkerung in der Landwirtschaft tatig
waren. Trotzdem war die Produktivitat bereits doppelt so
hoch wie in Groftbritannien, und doppelt so viele Men-
schen konnten lesen und schreiben. Typisch fur das Bil-
dungsniveau des durchschnittlichen amerikanischen Far-
mers waren die politischen Schriften eines Tom Paine oder
Alexander Hamilton, mit denen er vertraut war: Diese Texte
sind fur den heutigen durchschnittlichen High-School-
Absolventen, ja sogarfiir manchen Universitatsabsolventen
nicht mehr verstandlich.
Hinsichtlich Moral und Bildung waren Ende des 1 8. Jahr-
hunderts bereits die Voraussetzungen fur wesentliche Ver-
besserungen in den Lebensbedingungen der Familien und
des Gemeinwesens erkennbar. Diese kann man an der Ent-
wicklung der Einkommen und der sich verandernden
Arbeitsbedingungen der amerikanischen Arbeiter von
1 790 bis Mitte der sechziger Jahre unseres Jahrhunderts,
bevor unserer Gesellschaft das Virus des sogenannten „kul-
turellen Wertewandels des New Age" eingeimpft wurde,
ablesen.
Das amerikanische Beispiel unterstreicht die unubertrof-
fene Leistung der Renaissance, neue Normen des National-
staats und der wissenschaftlichen und kunstlerischen Ent-
wicklung der gesamten Bevolkerung zu setzen. Wir sehen
den Zusammenbruch der oligarchischen Klassenbarrieren,
die so lange dafiir gesorgt hatten, daft die Menschheit mora-
lisch unter ihrer Wurde lebte.
Ohne Platons Beitrag zu den Grundlagen menschlichen
Wissens ware diese Entwicklung nicht moglich gewesen. In
seinem Dialog Parmenides stellt er einen padagogischen
Weg vor, ein vollstandig intelligibles Prinzip menschlicher
Kreativitat, jenseits und uber der Ebene der rein deduktiven
Argumentation eines Parmenides, derSophisten und Aristo-
teles, darzulegen. Dieses Prinzip, das in klassischer Poesie,
Drama, Malerei und Musik als Prinzip der echten Metapher
erscheint, ermoglicht es, den Akt der Kreativitat als „geisti-
ges Objekt", als Gedankending zu definieren. Dieses
Gedankending ist von den Sinnen unabhangig und macht
jene Art Geistestatigkeit, durch die wir willentlich axioma-
tisch-revolutionare Entdeckungen uber die universelle
Gesetzmaftigkeit des Universums machen oder nachvoll-
ziehen konnen, fur uns verstehbar.
Auf das so definierte Gedankending beziehen wir uns,
wenn wir ein Individuum als „Ebenbild Gottes" oder (was
dasselbe ist) „von Geburt mit dem «gottlichen Funken der
Vernunfb begabt" bezeichnen.
Diese Fahigkeit, gultige, axiomatisch-revolutionare Ent-
deckungen von Naturprinzipien sich anzueignen und wei-
terzugeben, hat die Menschheit in die Lage versetzt, wil-
lentlich die produktive Arbeitskraft pro Kopf, pro Haushalt
und pro Quadratkilometer zu erhohen, so daft die potentiel-
le Bevolkerungsdichte der menschlichen Gattung heute urn
mehr als drei Groftenordnungen uber der der primitiven
Jager- und Sammler-Gesellschaft" liegt. Die schopferische
geistige Aktivitat des Individuums ist die Quelle der „Nicht-
Entropie" aller relativ erfolgreichen Gesellschaftsformen,
wahrend andere Kulturen den Keim ihres Untergangs schon
in sich tragen.
Die nachgewiesene Uberlegenheit der aus der goldenen
Renaissance hervorgegangenen Kultur gegenuber alien
anderen, die jemals existiert haben, ist Ausdruck jener
Macht, welche Staatskunst und wissenschaftlicher-kulturel-
ler Fortschritt freisetzen, wenn sie die menschliche Kreati-
vitat als intelligibles Konzept und als einzige empirische
Grundlage fur den Begriff des Jndividuums als lebendiges
Ebenbild des Schopfergotr.es" betrachten.
Im Prinzip konnen wir in die Augen eines jeden Kindes,
gleich welcher Herkunft, blicken und dieses Gedankending
erkennen, das aus diesen Augen hervorleuchtet. Das
bedeutet, unsere Mitmenschen als „Ebenbild Gottes" zu
betrachten. Von diesem Standpunkt aus konnen wir eine
Politik, die Menschen auf die Ebene bestialischer Sklaverei
oder der Knechtschaft degradiert, nicht mehr tolerieren. Wir
mussen leider.schaftlich dafur kampfen, daft diese Kinder
sich geistig so entwickeln, daft sie in der Lage sind, gultige
Konzepte schopferischer Entdeckung in Kunst, Wissen-
schaft und praktisch-produktiverTechnik aufzunehmen und
weiterzugeben. Wir mussen leidenschaftlich dafur kamp-
fen, daft das Recht, als wahrhaft menschliches Wesen zu
leben, ein universelles Recht ist, und die Gesellschaft ent-
sprechend organisiert sein muft, um ihm gerecht zu wer-
den.
Wie Augustinus zeigt, bildet die Methode Platons aus
christlicher Sicht die Grundlage der offentlichen Moral,
sowohl politisch als auch wirtschaftlich und im allgemei-
nen. Der Christ ist befreit von der Unmoral des Rassismus
und des Klassenvorurteils, befreit von der Selbsterniedri-
gung eines tierhaften Lebens. Wer die Ubel der Fruhge-
schichte studiert hat, sollte erkennen, wie hafterfullt und
morderisch solche Plane wie die eines Prinz Philip sind, die
Welt in einen Zustand zuruckzuversetzen, in dem alles
andere, nur nicht die Idee vom Menschen als Ebenbild
Gottes Grundlage der Beziehungen der Nationen unterein-
ander sein soil.
64
Die Wechselwirkung
Mehr als funf Jahrhunderte lang hat die Oligarchie die gol-
dene Renaissance gehaftt, so wie die Gotter von Zeus' heid-
nischem Olymp den Prometheus des Aischylos hapten. Das
„Feuer" zu bringen, jenes Wissen, daft die Fahigkeit des
Menschen zu schopferischer Vernunft ihn zum lebendigen
Abbild Gottes macht, bedroht die Macht der olympischen
Tyrannen, die torichte Menschen auch noch fur unsterblich
hielten. Urn einen echten Oligarchen zur Raserei zu brin-
gen, braucht man ihm nur damit zu drohen, die geistigen
Fahigkeiten seiner Untertanen auszubilden.
Im alten oligarchischen Modell wird der Bauer als Tier
betrachtet. Der Oligarch stelltden Bauern auf ein Feld oder
in einen Stall, wie er es mit „anderem Vieh" auch macht.
Das „Bauerntier" baut Nahrungsmittel an, wie die Kuh
Fleisch und Milch produziert. So viele Kiihe (oder Bauern),
so viel Nahrungsmittel — solange die Weiden nicht uberbe-
volkert sind! 10 Genauso wird Wild in den Wildparks der
Prinzen und Fursten gehalten: Die Wildhuter des Prinzen
toten das uberzahlige Wild, wenn die Herde zu groft wird.
Prinz Philip benutzt dasselbe Bild, urn die Methoden zu
beschreiben, die er anwenden will, um die Grofte der
menschlichen Bevolkerung weltweitzu handhaben. 11
Um den Begriff des Oligarchismus angemessen zu verste-
hen, sollte man die Erfahrungen in Westeuropa und Ameri-
ka mit den kulturellen Problemen vergleichen, die sich der
Entwicklung Asiens in den Weg stellen.
Die europaische Oligarchie, vertreten durch das Haus
Windsor mit Unterstiitzung des International Wahrungs-
fonds und der Weltbank, unternimmt alles, was sie in ihrer
tyrannischen Arroganz fur erlaubt halt, um in der sog. „Drit-
ten Welt" jede Chance auf wissenschaftlichen und techni-
schen Fortschritt auszuschalten; aber es gibt auch erhebli-
chen Widerstand in der Bevolkerung der Entwicklungslan-
der selbst, etwa in Asien. Der Erfolg einheimischer Oligar-
chies in diesen Entwicklungslandern die Verbesserung der
Lebensbedingungen fur ihre armen Schichten zu verhin-
dern, erklart sich zum groften Teil dadurch, daft aus der
armen Bevolkerung selbst Widerstand gegen jede Verande-
rung kommt. In der Tat hatten sich in der gesamten
Geschichte nur wenige Tyranneien ohne solche kulturell
gepragte Komplizenschaft ihrer Untertanen iiber langere
Zeit halten kbnnen.
Deshalb machten sich im amerikanischen Unabhangig-
keitskrieg die afroamerikanischen Burgerrechtskampfer
gegen die Sklaverei das Motto zu eigen, daft der wesentli-
che Unterschied zwischen dem freien Mann und dem Skla-
ven eine Bildung nach klassischem europaischen Standard
sei.
Der Mechanismus, der den Knecht dazu bringt, die Form
der Versklavung, unter der er leidet, zu verteidigen, ist
leicht verstandlich, wenn man ahnliche Formen der Selbst-
erniedrigung untersucht, die unter amerikanischen Linken
weitverbreitet sind, wie etwa unter den Anarcho-Syndikali-
sten oder anderen kulturell ungebildeten Populisten. Die
oligarchische Intelligenz ist sich dieses Mechanismus'
bewuftt: Er ist ihr Hauptmittel, um die Opfer des Oligarchis-
mus dazu zu bringen, sich jeden Abend gegenseitig an die
Kette zu legen. Um Einsicht in die psychologischen
Ursprunge des Oligarchismus zu gewinnen und die Tricks
zu verstehen, derer sich die moderne Oligarchie bei der
Kontrolle ihrer Knechte bedient, muft man die Selbsternie-
drigung des Geistes bei den Populisten oder ahnlichen Fal-
len unter den Opfern verstehen.
Insoweit die Weltanschauung des Individuums mehr oder
weniger auf assoziative Formen der Wechselwirkung zwi-
schen Emotionen und Sinnesobjekten beschrankt ist, ten-
diert diese Person dazu, die misanthropische, falsche Kon-
zeption der „menschlichen Natur" zu teilen, die man bei
Zorzi, Sarpi, Francis Bacon, Thomas Hobbes, John Locke,
Adam Smith, Jeremy Bentham und anderen findet. Diese
Unglucklichen gehen davon aus, daft die eigene Existenz
mit der friihesten Erinnerung von Sinneseindrucken beginnt
und damit endet, daft diese Sinneseindrucke verstummen.
Alles daruber hinaus Gehende rechnet so ein armer Wicht
einem orphischen Jenseits im Hades zu. Wenn er akademi-
sche Neigungen hat, akzeptiert er gern Adam Smiths Aufte-
rungen von 1759, die 1776 in seinem physiokratischen
Dogma der sogenannten „unsichtbaren Hand" wieder auf-
tauchen:
„Die Natur leitet uns... durch ursprungliche und unmittel-
bare Triebe. Hunger, Durst, die Leidenschaft, welche die
beiden Geschlechter miteinander vereinigt, das Vergnugen
an der Lust und die Furcht vor Schmerz veranlassen uns,
uns dieser Mittel um ihrer selbst willen zu bedienen, ohne
uns darum zu kummern, dali sie ungefahr jenen nutzlichen
Zwecken entsprechen, die der grolie Lenker der Natur mit
ihnen beabsichtigte.' 02
Fur jemanden, der mit dem Gebrauch seiner und seiner
Mitmenschen schopferischer Begabung vertraut ist, liegen
die Dinge vollig anders. In der Mathematik beispielsweise
beginnt unser Verstandnis mit dem Nachvollziehen der Ent-
deckungen eines Pythagoras oder Platon, also damit, daft
man als Schuler im eigenen Geiste nacherlebt, wie diese
Denker vor Jahrtausenden zu ihrer Entdeckung fanden. Fur
jede andere Entdeckung, die man sich auf diese Art aneig-
net, gilt dasselbe. Ein Schuler, dessen Geisteskrafte so aus-
gebildet werden, ist sich des praktischen Nutzens der
modernen Mathematik vollkommen bewuftt. Er schopft aus
noch heute wirksamen Arbeitsprinzipien und Ideen, die
von Menschen geschaffen wurden, die vor vielen Jahrhun-
derten, wenn nicht gar vor Jahrtausenden lebten. Ein sol-
cher Schuler erkennt: Was den Menschen iiber die Tiere
erhebt, das ist die Entdeckung und Weiterentwicklung jener
1 0. Wir haben hier die philosophischen Annahmen dargelegt, die dem Colbert-feind-
lichen physiokratischen Dogma eines Dr. Francois Quesnay, dem Cunstling von Abt
Antonio Conti, zugrunde liegen. Mit der Ausnahme, daft Adam Smith Quesnays Dog-
ma von der Landarbeit auf die Industriearbeit ubertrug, waren alle seine moralischen
und politisch-okonomischen Begriffe entweder direkt von Quesnays Arbeiten von
1 758 oder von jenen Mitgliedern von Contis Salon, die auch Quesnay beeinfluBten,
iibernommen. Mit diesen geringfiigigen Einschrankungen war 5mith ein Physiokrat
und iiberzeugter Oligarch. Quesnays Ansichten beruhten auf Berichten von Missio-
naren iiber die Prinzipien von Chinas oligarchischem Modell. Sowohl Quesnay als
auch Smith, sowie die gesamte venezianische Schule vom 15. bis zum friihen 19.
Jahrhundert lehnten das Vorhandensein menschlicher Kreativitat uberhaupt ab und
schlossen diese aus alien Betrachtungen der Faktoren sozialer Veranderungen aus.
Venedigs oligarchische Philosophie war und ist die Bestialisierung der Menschheit.
11. Bei einem Auftritt im franzosischen Fernsehen am 27. Oktober 1991 erlauterte
Prinz Philip, wie und weshalb seine Leute groBe Mengen uberzahliger Tiere in den
„Schutzgebieten" afrikanischer Wildreservate abschlachteten. Auf die offensichtliche
Frage des Interviewers antwortete der Prinz: „Dasselbe gilt fur den Menschen: Nur ist
fur uns die ganze Erde das Schutzgebiet. Es ist das gleiche Prinzip."
1 2. Adam Smith, Theorie der ethischen Empfindungen.
65
giiltigen Ideen, welche die bis heute angesammelte Ge-
samtsumme des menschlichen Wissens bilden und alle
durch diese geistig-schopferische Fahigkeit gewonnen und
vermittelt worden sind.
Dieser Schuler erkennt, daft das eigene, kurze, sterbliche
Leben eine Gelegenheit darstellt, an der Existenz der
Menschheit als ganzer von der fernen Vergangenheit bis in
die entlegene Zukunft teilzunehmen. Vor diesem Hinter-
grund zeigt sich die erhebliche moralische Uberlegenheit
dieser Auffassung gegenuber dem populistischen „Mann
der Praxis", der nur die Fruchte seiner Sinneserfahrung und
blinden Leidenschaft kennt. Wenn die Oligarchen einen
groften Teil der Menschheit auf die Stufe sprechenden Viehs
reduzieren, wie sie es mit den Knechten und Sklaven taten,
so unterdrucken sie das menschliche Potential ihrer Opfer.
Das Schicksal von Volkern, Nationen und das Resultat
eines individuellen Lebens ist von Prozessen bestimmt, die
sich letztendlich uber die gesamte Existenz der Menschheit,
Vergangenheit und Zukunft, erstrecken. Von der Vergangen-
heit erben wir die Ansammlung von Ideen, die andere ent-
wickelt haben, und die vom Menschen verbesserten oder
verschlechterten Lebensbedingungen. Das Ergebnis unseres
eigenen Lebens lebt in unserer Nachwelt weiter. Entschei-
dend ist in beiden Fallen, ob wir in der Lage sind, in eigener
Verantwortung die Ideen auszuwahlen, die unser Handeln
im Laufe der Geschichte leiten, wenn wir uns der Mensch-
heit und ihrer gesamten Geschichte in unserer vergangli-
chen Lebenszeit stellen.
Der Mensch, der sich in seinem Leben uber diese Ideen,
seine personliche Beziehung zu dieser Sphare der Ideen
bewuftt ist, ist ein wirklich erwachsener Mensch. Das Opfer
oligarchischen Denkens ist im Vergleich dazu moralisch
wie intellektuell im besten Falle infantil.
Ein Mensch, dessen Moral von der eines „Mannes der
Ideen" zu der eines „Mannes der Praxis", der „personlichen
Erfahrung" absinkt, flieht vor seiner Verantwortung, zum
Ausgang der menschlichen Geschichte und zum Wohl
unserer Nachkommen beizutragen. 13 Er flieht in jene virtu-
elle Realitat, der die Anhanger von Fernsehseifenopern hul-
digen. Fur ihn ist alles eine Frage empirischer Wechselwir-
kungen zwischen Personen des „Hier und Jetzt". Die Vor-
eingenommenheit des Empirikers mit seinen so definierten
eigenen personlichen Angelegenheiten beherrscht ihn. Er
ist zu beschaftigt mit den Wechselwirkungen seines bedau-
ernswert kleinen Hier und Jetzt, als daft er moralische Ver-
antwortung fur das Resultat des Lebens seiner Generation
iibemehmen konnte. Von den groften Gegenstanden flieht
er in den mikroskopischen Bereich dessen, was er „meine
Angelegenheiten" und „meine personliche Moral" nennt. Er
kann jedes noch so grofte Verbrechen gegen die Mensch-
heit mit selbstgerechter moralischer Selbstzufriedenheit
tolerieren, solange er nicht bei personlichen Verstolien in
kleinen Dingen wie Stehlen oder Ehebruch ertappt wird. Es
gibt uhmoralische Menschen, die sich schamlos und selbst-
gefallig als „Christen" bezeichnen und gleichzeitig die rau-
berische und volkermorderische Freihandelslehre unterstut-
zen.
Kleingeistige Menschen berufen sich oft selbstgefallig auf
die moralische Indifferenz, die mit ihrem Kleingeist einher-
geht. Aufgrund solcherzustimmenden Komplizenschaft der
selbstgefalligen und selbstgerechten Knechtsseele findet die
oligarchische Herrschaft den Zuspruch der Massen fur die
schlimmste Tyrannei. So ist es bisher den Oligarchen gelun-
gen, die meisten Menschen die meiste Zeit und einige Men-
schen die ganze Zeit an der Nase herumzufiihren. So kon-
nen die Opfer der Knechtschaft oder anderer Formen von
Unterdruckung dazu gebracht werden, ihre eigene Mensch-
lichkeit zu verraten.
Der Mechanismus des Zyklus
Das beste Modell fur die Funktionsweise dynastischer
Zyklen ist der jetzt zu Ende gehende Zyklus. Niemals zuvor
hat der nicht-entropische Impuls zum Ansteigen der poten-
tiellen Bevolkerungsdichte auch nur annaherungsweise das
Niveau erreicht, das die in der Renaissance entstandenen
Werte und Institutionen des Nation alstaats und des wissen-
schaftlichen Fortschritts moglich machten. Wird anderer-
seits einer Gesellschaft fur eine langere Zeit technologi-
scher Stillstand auferlegt, so fuhrt dies zwangslaufig zum
entropischen Zusammenbruch der potentiellen Bevolke-
rungsdichte. Die Wechselwirkung zwischen den beiden
entgegengesetzten Impulsen, dem nicht-entropischen und
dem entropischen, ist der Grund fur dynastische Zyklen wie
den gegenwartigen.
Von etwa 1510 bis zum „kulturellen Paradigmenwech-
sel" 1964-68 hatte die europaische Zivilisation januskopfi-
gen Charakter. Die Erfolge der sich uber die ganze Welt
ausbreitenden Zivilisation ruhrten vom nicht-entropischen
EinfluB der Prinzipien des Nationalstaats und des wissen-
schaftlichen Fortschritts her. Gleichzeitig war die Gesell-
schaft in fataler Weise durch und durch vom entropischen,
oligarchischen Element durchsetzt, das sich dann in der
„venezianischen Partei" der britischen Monarchie sammel-
te. Zeitgleich mit der Ermordung President John F. Kennedys
entschied die Oligarchie, die vollige Zerstorung der nicht-
entropischen Institutionen des Nationalstaats und des wis-
senschaftlichen Fortschritts einzuleiten. Unter dem EinfluS
dieser jungsten, letzten Phase des langen Zyklus' ist das
weltweite System insgesamt an den Rand der Selbstauflo-
sung getrieben worden.
Wenn wir das Erbe der Renaissance wieder aufleben las-
sen konnten, befreit von der verachtlichen BOrde der von
Venedig gesteuerten Aufklarung, ware das Resultat eine ein-
heitliche, nicht-entropische Form nichtzyklischer wirt-
schaftlicher und allgemeiner Erholung.
Das vorrangige institutionelle Problem besteht darin, das
heutige, unrettbar bankrotte globale Wahrungs- und
Finanzsystem zu ersetzen. Die Methoden des realwirt-
schaftlichen Wiederaufbaus sind wohlbekannt bzw. leicht
darzustellen. Der Gebrauch des Staatskredits zur Finanzie-
rung offentlicher und privater Vorhaben zur dringend
13. Man betrachte in diesem Zusammenhang die Praambel der Verfassung der Kon-
foderierten Siidstaaten, einer oligarchischen Parodie der Verfassung der USA. Intenti-
on der letzteren war, mit ihrer „AIIgemeinwohl"-Klausel Leibniz' Naturrechtsprinzip
zu iibemehmen und die Immoralitat des Lockeschen Dogmas vom „Sozialvertrag"
zuriickweisen, das Locke -vorher in dem Kolonialgesetz fur Carolina verankert hatte.
Wie Locke war auch die Konfoderation Ausdruck einer unseligen Oligarchie in der
Tradition von Lykurgs Sparta, im Gegensatz zur Tradition Solons und George Was-
hington, die von President Lincoln verkorpert wurde.
66
benotigten Wieclerherstellung unci Ausweitung grundlegen-
der wirtschaftlicher Infrastruktur unci im offentlichen Sektor
vvird, wie schon so oft in der Vergangenheit, den Anreiz fur
schnelles Wachstum der Privatwirtschaft in Landwirtschaft
un d Industrie liefern.
Das Hauptproblem liegt darin, das bestehende, auf privat
kontrollierten Zentralbanken beruhencle Wahrungs- und
Finanzsystem clurch ein Nationalbanksystem zu ersetzen,
vvie man es mit clem Namen des amerikanischen Finanzmi-
nisters Alexander Hamilton verbindet. Die Auseinanderset-
z ung zwischen den Zentralbanksystemen und der National-
bank wircl zum Schliissel clafur, ob die Zivilisation als ganze
sich von dieser Krise erholt oder im schlimmsten „neuen
finsteren Zeitalter" der Geschichte versinkt.
Die Oligarchie hat ihre eigene Zerstorung herbeigefuhrt.
Weil ihre eigenen Reihen clurch das kulturelle Paradigma
gepragt sind, das zum Zusammenbruch gefuhrt hat, ist die
gegenwartige Generation dieser Oligarchie nicht in der
Lage, ihre eigene Torheit zu erkennen, und unfahig, Alter-
nativen zum uns alle bedrohenden Untergang zu formulie-
ren. Unci doch ist es einigen Kreisen dieser Oligarchie klar,
daft der drohende Untergang der Zivilisation besiegelt ist,
solange die ganzliche Verderbtheit eines Prinzen Philip
weiterhin die gesamte Oligarchie dominieren kann. Der
kommende Fall des Hauses Windsor ist damit so oder so
unvermeicllich.
Wir anderen, die nicht zur Oligarchie gehoren, stehen voi-
der Aufgabe, das schmutzige, oligarchische Badewasser
auszuschiitten, ohne dabei das Kind zu verlieren. Das
wesentliche Problem besteht darin, das eine vom anderen
zu unterscheiden. Deshalb durfen wir es uns nicht erlau-
ben, klein zu denken.