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DAS RUSSISCHE REICH
IN EUROPA UND ASIEN.
Ein Handbuch
über seine wirtschaftlichen Verhältnisse.
HERAUSGEGEBEN
VON
HOFRAT DR. AXEL von BOUSTEDT und DAVIS TRIETSCH.
565142
BERLIN . LEIPZIG • HAMBURG
VERLAG FÜR BÖRSEN- UND FINANZLITERATUR A.-G.
VORWORT.
Das russische Reich in Europa und Asien bildet den größten, unter
einer Regierung vereinigten, zusammenhängenden Landkomplex unserer
Erde. Das europäische Rußland hat mehr als die halbe Landfläche des
Erdteils, und seine Einwohnerzahl ist doppelt so groß wie die des in
dieser Hinsicht nächstgrößten europäischen Staates, des Deutschen
Reiches. Das europäische und asiatische Rußland zusammen hat so viel
Einwohner wie die im Dreibund vereinigten Mächte, oder so viel wie
— von den Dreibundmächten abgesehen — der ganze übrige Rest Europas.
Für Deutschland ist Rußland der größte Nachbar, es sollte sein
weitaus bedeutendster Lieferant für die Lebensmittelzufuhr und der
größte Abnehmer seiner Industrieprodiikte sein. In der deutschen
Handelsstatistik steht Rußland heute schon hinsichtlich der Einfuhr des
Deutschen Reiches unter den europäischen Staaten an der ersten Stelle,
und in der Ausfuhr wird es nur von Oesterreich-Ungam und von Groß-
britannien übertroffen. Auch die deutsche Sprache wird in Rußland
von Millionen Deutscher und anderer gesprochen und verstanden, und
deutsche Kultureinflüsse sind dort wirksamer gewesen, als die der
anderen Westländer.
Die Bedeutung Rußlands im allgemeinen und für die wirtschaft-
lichen Interessen Deutschlands im besonderen gehen schon aus
diesen wonigen Angaben zur Genüge hervor. Untersuchen wir aber,
inwieweit diese Bedeutung ia Deutschland bekannt imd anerkannt ist,
und iawieweit man sich über die notwendigen Folgerungen aus
diesen Grundtatsachen klar ist, so finden wir, daß dieses große Nach-
barreich mit seinen riesigen Flächen und Volksmengen, mit seinen großen,
schon entwickelten und seinen viel größeren, noch nicht — oder noch
nicht genügend — entwickelten Hilfsquellen und Möglichkeiten auch für
weiteste deutsche Kreise noch recht imbekanntes Land geblieben ist.
Das vorliegeude Werk will dem deutschen und deutschsprachlichen
Publikum die Möglichkeit bieten, aus einem handlichen Bande sich
über alle die Fragen zu unterrichten, die den IJ^ufmann, den Industriellen,
den Politiker, wie überhaupt jeden Gebildeten interessieren mögen. Es
will in übersichtlicher Weise alle Zweige russischer Yolks^^-irt schalt
aufzeigen und möglichst durch alljährliche Neuausgaben stets die letzten
Ergebnisse und Entwicklungen mit verarbeiten können. —
Den amtlichen imd privaten Stellen, die durch ilu-e bereitwillige
Unterstützung unseres Werkes und durch zahlreiche Anregungen unsere
Arbeit gefördert haben, sei hier gleichzeitig der wärmste Dank für das
unserem Vorhaben gezeigte Interesse ausgesprochen. Dieser ^Mithilfe ist
es in vielen Fällen zu verdanken gewesen, wenn wir in dem nunmehi
vorliegenden Bande vielfach noch imveröffentlichtes Material verwenden
konnten, so daJ3 die Statistik in zahlreichen Fällen schon einen wesent-
lichen Abschnitt des laufenden Jahres umfaßt, während die ^'orauschläge
schon pro 1911 mit aufgenommen werden konnten.
Berlin, im Herbst 1910.
Die H e r a LI s 2: e b e i'.
Inhaltsübersicht.
Seite
Rußlands Kaiserhaus.
Regierung und Verwaltung 1
Areal und Bevölkerung 3
V'erteilung der Bevölkerung 3
Gouvernements 5
Auswanderung und Einwanderung 9
Die wichtigsten Volksstämme 11
Einwohnerschaft nach Muttersprache und
Religion 11
Bevölkerung Rußlands 1910 11
Deutsche und Deutschtum in Rußland .... 13
Die Juden in Rußland 15
Fremde in Rußland 15
Der rus.sische Welthandel .... .... 17
Verkehrsländer des Außenhandels 19
Rußlands Außenhandel 21
Aus- und Einfuhr 23
Außenhandel üher die europäische Grenze . . 23
Handel und Industrie 25
Hausindustrie 25
Arheiterlöhne 27
Zollverhältnisse Rußlands 29
Grundbesitz 31
Verschuldung des Besitzes 33
Verschuldung des privaten Landbesitzes ... 35
Schiffsverkehr in russischen Häfen 37
Fremde Konsulate 39
Allgemeine Bildung 41
Hochschulen 43
Handelshochschulen 45
Staatshaushalt 47
Verkehrswesen 77
Post- und Tolegraphenwesen 81
Staatsbudget für 1911 85
Getreideernte 87
Zucker-Produktion und Handel 93
Baumwollkultur 97
Teeanptianzungen 99
Weinbau und -Produktion 103
Tabakindustrie 107
Wald- und Holz Wirtschaft 111
Viehzucht 115
Butterausfuhr 117
Seite
Geflügelzucht und Export 119
Eierausfuhr 121
Honig -Aus- und Einfuhr 121
Fischereigewerbe 123
Branntweinverbrauch 129
Künstliche Düngemittel 131
Kohlenindustrie 131
Naphthaindustrie 1^1
Eisen- und Stahlindustrie 149
Piatinaindustrie 1^3
Finnlan<l 155
Sibirien 169
Rußland und die Mongolei 205
Handel mit der Mongolei und China 209
Der Kaukasus 211
Zentralasien 215
Fremdes Kapital in Rußland 227
Gerichtsstand ausländischer Gesellschaften in
Rußland 229
Bestimmungen für ausländische Handlungs-
reisende 229
Die Aktiengesellschaften . , 233
Verordnungen betr. die Arbeiterartels .... 245
Die S3'ndikate 247
Die Kleinkreditanstalten 249
Kleinkredit der bäuerlichen Bevölkerung . . -251
Kommunalbanken 253
Staatliche Sparkassen 255
Russische Industriepapiere 263
Neu-Emissionen 265
Versicherungswesen in Rußland 267
Feuerlöschwesen 275
Maßnahmen gegen Trunksucht 277
Arbeiterfrage 281
Wohlfahrtseinriehtungen 285
Sanitätawesen usw 289
Deutschlands Handelsanteil 297
Deutsch-englischer Wettbewerb 301
Handelsverkehr mit Einzelländern 303
Münzumrechnungen -^'^
Handels- und Staatsverträge .313
Städte Gesamtrußlands 323
Nachträge , . . . 425
Alphabetisches Inhaltsverzeichnis.
Seite
Aktiengesellschaften . 25, 227, 233
Aktienbanken 437
Alkoholismus 130, 277
Amurbahn 199
Arbeiter 433
Arbeiter-Artels 245
Arbeitslöhne 27
Arbeiterfrage 281
Armee und Flotte 61
Arteis 245
Areal und Bevölkerung . . 3, 157
Auswanderung 9, 173
Automobile 201
Badeorte 291
Bankwesen 227, 265
Baumwolle 97, 221
Bergbau etc. 131, 141, 149, 183,216,433
Bevölkerung 3
BevOlkerungsverschiebung . 9, 173
Bevölkerungszuwachs. . . 3, 158
Bildungswesen 41
Binnenschiffahrt 79
Blei 184
Branntweinverbrauch . 129, 277
Brauerei 188
Brennerei 188
Brikettkohlen 137
Buchara 220
Budget 47, 433
Butterausfuhr. 117, 165, 175, 189
China (Handel) 209
(s. a. Mongolei und Tibet)
Chiwa 219
Deutsche 13
Deutsch-englischer Wettbewerb 3Ü1
Deutsch-russischer Handel . . 297
Seite
Duma 1
Dünger 131
Eier 121
Einwanderung 9, 173
Eisenbahnen . . 69, 77, 174, 199,
203, 213, 215
Eisen und Stahl. . . . 149, 185
Fabriken 243
Ferghana 219
Feuerlöschwesen 275
Finnland 155
Fischerei . . . 123, 125, 186, 199
Flächeninhalte 3, 157
Fleischexport 189
Flotte 65
Forstwirtschaft . . 111, 165, 193
Fremde in Rußland .... 15
Garnspinnerei 99
Geflügel 119
Gemeindebesitz 427
Gerichtsstand 229
Getreide . . .87, 181, 203, 435
Gewichte 429
Goldindustrie 183, 195
Gouvernements 5
Graphit 185
Grundbesitz 31, 427
Hafenarbeiten 67
Handel . 17, 159, 163, 177, 209, 297
Handelsflotte 81
Handelsrecht Polens .... 425
Handelsschulen 45
Handelsverträge 313
Ilandlungsreisende .... 229
Hausindustrie 25
Seite
Heimarbeit 27
Hochschulen 43
Holz . . .111, 165, 176, 193, 198
Honig 121
Hopfen 435
Industrie .... 183, 187, 433
Industrie-Aktien etc 227
Industriepapiere 263
Juden 9, 15, 271
Jüdisch-Deutsch 16
Kanäle 79
Kapital 227
Kaukasus 211
Kleinkredit 249
Kohle . . . 131, 183, 200, 219
Kommunalbanken 253
Konsulate (fremde) .... 39
Konventionen 315
Kreditwesen 249, 253
Kriegsentschädigungen ... 67
Kupfer 184, 216
Kurorte 291
Landwirtschaftliche Möglich-
keiten 178
Landorganisation 427
Manganerz 211
Manufaktur 97
Maße und Gewichte .... 429
Meierei 117, 165, 175
Mineralien . 131. 141, 149, 183, 216
Mir 427
Mongolei 205, 209
Münzumrechnungen . . .311
Seite
Naoliuäge 425
Naphtha 141, 193, 309
Neu-Emissionen 265
Nord-Rußland 113
Papierfabrikation 163
Pelz- und Kauchwerk . . . 186
Persien 307
Petroleum . . . . 141, 193, 309
Piatina 153
Postwesen 181
Privatbahnen 75
Rauchwaren 186
Regierung 1
Reichsduma 1
Reis 221
Religionen 11
Rigas Handel 37
Rubelwerte 311
Ramfinien 307
Sachalin 177, 193
Sanitätswesen 289
Salzproduktion .... 185, 433
Schafzucht 189
Seite
Schiffsverkehr 37
Schulwesen 42
Schwebebahnen 207
Schweinezucht 189
Schweden 303
Seeverkehr 303
Sibirien 169
Sibirische Bahnen 174
Silber 184
Sparkassen 255
Sprachen 11
Staatsverträge 313
Staatshaushalt 47
Staatsschuldentilgung ... 59
Städte 323
Städte-Budgets 433
Stahlindustrie 14Ü
Steinkohle (s. Kohle) .... 131
Streiks 274, 281
Syndikate 249
Tabak 107, 188
Teekultur 99
Teekonsum 102
Telegraph 81
Telephon 81
Tibet 20V
Seite
Transkaspien 219
Türkei 307
Turkestan 217
Uebersiedlung (von Rußland
nach Sibirien) 173
Verkehrsländer 19
Versiclierungswesen .... 267
Verschuldung 33
Verträge 313
Verwaltung 1
Viehzucht 115
Volks.stämme . . 11, 157, 171, 211
Voranschlag pro 1911 . . . 85
Waldwirtschaft . . 111, 165, 193
Weberei 26
Weinbau 103
Wohlfahrtseinriehtungen . . 285
Zentralasien 215
Zink 199
Zollsätze 29
Zucker . . 93, 161, 188, 309, 435
Zündholzfabriken 188
Rußlands Kaiserhaus.
Seine Kaiserliche Majestät Nikolai Alexandrowitsch, Kaiser und Selbstherrscher aller
Reußen, geb. am 6. Mai 1868 (Namensfest den 6. Dezember).
Mutter Seiner Majestät des Kaisers: Ihre KaiserHche Majestät die Kaiserin Maria
Feodorowna, geb. am 14. November 1847 (Namensfest 22. Juli); war vermählt mit dem Kaiser
Alexander III. (gest. am 20. Oktober 1894).
Gemahlin Seiner Majestät des Kaisers; Ihre Kaiserliche Majestät die Kaiserin Alexandra
Feodorowna, geb. am 25. Mai 1872 (Namensfest am 23. April); vermählt seit dem 14. November
1894, Tochter des Großherzogs Ludwig IV. von Hessen und seiner Gemahlin, der Großherzogin Alice.
Kinder Seiner Majestät des Kaisers:
Thronfolger Cäsarewitsch und Großfürst Alexei Nikolajewitsch, geb. am 30. Juli
1904 (Namensfest am 5. Oktober).
Großfürstin Olga Nikolajewna, geb. am 3. November 1895 (Namensfest am 11. Juli).
Großfürstin Tatiana Nikolajewna, geb. am 29. Mai 1897 (Namensfest am 12. Januar).
Großfürstin Maria Nikolajewna, geb. am 14. Juni 1899 (Namensfest am 22. Juli).
Großfürstin Anastasia Nikolajewna, geb. am 5. [uni 1901 (Namensfest am 22. Dezember).
Regfierung.
Regierung nnd Verwaltung.
Kußland ist ein erbliches Kaiserreich mit
einer Konstitution (seit 17. Oktober 1905), die
der Bevölkerung' die Unverletzlichkeit
der Person, Gewissensfreiheit,
Sprech-, Versammlungs- und Ver-
einsfreiheit verlieh und als unabänderlich
festlegte, daß kein Gesetz ohne die Be-
willi^ng der Zleichsduma und des Keichsrats
Geltung erhalten sollte. Femer sollte den er-
wähnten yertretem des Volkes eine wirk-
liche Kontrolle der Maßnahmen der Re-
gierung ziLstehen.
Die E«ichsduma sollte aus auf die Dauer
von. fünf Jahren gewählten Vertretern be-
stehen, die die Gouvernements oder Pro-
vinzen, die größeren Städte (St. Peters-
burg, Moskau, Warschau, Kiew, Lodz, Odessa
und Riga.) zu vertreten hätten.
Die AVahl der Abgex)rdneten ist eine in-
direkte und geschieht d\u"ch die Wahlkörper
der Hauptgouvemementsstädte (resp. der ge-
nannten Großstädte), die ihrerseits wieder aus
Delegierten bestehen, die von den Wahlver-
sammlung'cn der Distrikte oder Städte bestimmt
werden. In diesen letzteren Versammlungen
haben das Walilrecht alle diejenigen Ein-
wohner, die mindestens 12 Monate lang orts-
ansässig sind. Ferner besoldete Staatsbeamte
und Angestellte der munizipalen und der Eisen-
bahnverw^altungen. Auf dem Lande haben das
Recht der Teilnahme an diesen Wahlversamm-
lungen alle Eigentümer eines Grundbesitzes,
dessen Größe in den verschiedenen Distrikten
verschieden angesetzt ist oder von Besitztümern
im Werte von mehr als 50 000 Rubeln. Femer
die Landgemeinden, sowie Werkstätten und
Fabriken mit mehr als 50 Arbeitern; diese
sind in den Wählerversammlungen durch
Delegierte vertreten, und zwar durch zwei
für jede Landgemeinde und durch einen für
je 1000 Arbeiter. Studenten und Soldaten sowie
Provinzgouvemeurc luid Polizeioffiziere sind
vom aktiven Walilrecht ausgeschlossen (bei den
beiden letzteren Kategorien gilt dies aber nur
für ihre Amtsbezirke). — Die Dnmamitglieder
erhalten Diäten von 10 Ebl. pro Tag während
der Session ; femer werden ihnen einmal im
Jahre die Reisespesen nach und von St. Peters-
burg erstattet.
Der Reichsrat besteht aus einer gleichen
Anzahl gewählter und vom Kaiser e r -
n a n n t e r Mi tglieder.
Die erste Reiohsduma \vurde nach einem
Bestände vom 27. April (10. Mai) 1906 bis
9. (22.) Juli 1906 an letzterem Datum auf-
gelöst. Die zweite Duma bestand vom
20. Februar (5. März) 1907 bis 3. (16.) Juni
1907. Die dritte Uaima besteht seit
1. (14.) November 1907.
Areal und Bevölkerung
Areal und Bevölkerung.
Das russische Reich ximfaßt ein Siebentel
der Landoberfläche der Erde und ungefähr ein
Zehntel üirer Gresamtbevölkerung. Die erste
eigentliche Zählung des gesamten Beiches mit
Ausnahme Finnlands fand aju 28. Januai-
(9. Februar alten Stils) 1897 statt. Bis zu dem
genannten Termin ist man auf Schätzungen aus'
verschiedenen Zeiten angewiesen, deren Ee-
sultate hier gegeben sind :
Jahr
Bevölkerung*)
1722 .... 14000Ü00
1742
16 000 000
1762
19 000 000
1782
28 000 000
1796
36 00(J uOO
1812
41000 000
1815
45 000000
1835
60 000 000
1851
68 000 000
1859
74 000 000
1897
129 209 297
1906
149 299 300
1908
155 433 300
Die Verteilung der letztgenannten Bevölke-
rungsziffer (Schätz img) auf die verschiedenen
Eeichsteile ergibt folgendes Bild:
Europäisches Rußland . . . 113 841000
Polen 11360 900
Kaukasus 10 908 400
Sibirien*-) 7 049 2uO
Zentral -Asiatisclie Provinzen 9 305 200
Finnland 2 968 600
Gesamtes Russisches Reich . 155 433 300
Nimmt man die Bevölkerungszunahme aus
den beiden letzten Ziffern als Maßstab an, so
ergibt sich für 1910 eine Bevölkerung von mehr
als 161 Millionen.
*) In diesen Ziffern sind die Neuerwerbungen Rußlands
mit inbegriffen.
**) Die sibirische Ziffer ist in dieser Aufstellung: bei weitem
zu niedrig. Die neuesten Schätzungen (s. Kap. Sibirien) halten
bereits bei einer Gesamtbevölkerung von ca- 14 Mill., worunter
3 Mill. Eingel orene, der Rest Russen. Die letzte Zählung ('.>^I7)
wies noch 5 730 700 Einwohner auf.
Yerteilang der Bevölkernng auf Stadt und Land.
Die gixfße Mehrzahl der Bevölkerung Ruß-
lands lebt von der Landwirtschaft. Die Pro-
portion der russischen Land- zu Städte-
bewohnern ist ungefähr ^|^. Einen ungefähren
TJeberblick über die diesbezügliche Verteilung
der Bevölkerung geben die nachstehenden
beiden Aufstelluna-en.
Bevölkeriius
Gesaiut-
bevölker^.
In
Stiidteii
Auf dem
Lande
Städte mit
Bevölkernuar
Anzahl
Dörfer mit
Bevölkerunar
Anzahl
Europ. Rußland
Polen . . . .
Kaukasus . . .
Sibirien . .
Zentral-Asien .
113 84100U
11 360 900
lU 908 40U
7 048 300
9 305 200
14 2361110
2 512 800
1 261)000
638 OoO
1 185 OUO
99 604 900
8 848 100
9 648 400
6 410 300
8 120 200
über 100 000
50 000—100 000
20 000— 50 000
10 000— 20 000
3 OUO— 10 000
19
38
118
315
1 032
1000—3000 .
100—1000 .
unter 100 .
17 724
185 157
521 754
Städte niid Dörfer 728 157
Gouvernements nach Areal und Bevölkerung.
Gouvernements nach Areal und Bevölkeruns:.
GoTiTCrnements
Fläcbeiilnhalt
in qkm
1897
Bevölkerung p. qkm
1908
Bevölkerung 1 p. qkm
Archangel
Astrachan
Bessarabien
Charkow
Cherson
Donschcs Gebiet . . .
Esthland
Grodno
Jaroslaw
Jekaterinoslaw . . .
Kaluga
Kasan
Kiew
Kostroma
Kowno
Kurland
Kursk
Livland
Minsk
Mohilew
Moskau
Nishnij-Nowgorod . .
Nowgorod
Olonez
Orel
Oronburg
Pensa
Perm
Podolicn
Poltawa
Pskow
Ejasan
Samara
St. Petersburg ....
Saratow
Simbirsk
Smolensk
Tambow
Taurien
Tschernigow ....
Tula
Twer
Ufa
Wihia
Witebsk
Wjatka
Wladimir
Wolhynien
Wologda
Woroni'sh
1. Eigentlicliüs Kiild
Kalish
Kiolce
84.-) 276
215 841
45 G:S2
54 4Ü5
70 801
164 093
20 248
38 580
35 542
63 395
30 929
63 079
50 959
t^3 999
40 189
27 025
46 456
47 030
91 218
47 951
33 273
51 254
118 542
130 792
46 726
l.s9 724
.3SS41
42 HKS
4;i^:h;
43 214
41!)31
1 55 5S3
44 615
84 494
49 495
56 1)06
im 588
6ü 378
52 397
30 \)m
64 6S3
1 '2 01)9
41 908
43 985
153 107
48 744
71 739
402 126
65 895
346 536
1 003 542
1 935 412
2 492 316
2 733 612
2 564 238
412 716
1 603 409
1 071 355
2 113 674
1 132 843
2 170 665
3 559 229
1 387 015
1 544 564
674 034
2 371012
1 299 365
2 147 621
1 686 764
2 430 581
1 584 774
1 367 022
364 156
2 033 798
1600145
1 470 474
2 994 302
3 018 299
2 778 151
1 122 317
1 802 196
2 751336
2 112 033
2 405 829
1527 848
1 525 279
2 684 0.30
1 447 790
2 297 854
1419 456
1 769 135
2 196 642
1 591 207
1 489 246
3 030 831
1 515 691
2 989 482
1 341 785
2 531 253
0,4
4,6
42,4
45,7
38,6
15,6
20.4
41,6
80.1
33,3
36,6
34,1
69,8
16.5
38,4
24,9
51,0
27,6
23,5
35,2
73,0
30,9
11,4
2.8
43,5
8,4
37,9
9.1
71,8
5.5,7
26.0
43,0
17,7
47,3
28,5
30,9
27,2
40,3
24.0
43,9
45,8
27,3
18,0
38,0
33,9
19,S
31,1
41,7
3,3
38,4
413 500
1 214 500
2 344 800
3 118 700
3 348 200
3 259 400
459 700
1 904 300
1 198 100
2 866 800
1 336 200
2 592 900
4 355 000
1 643 800
1 720 500
727 300
2 903 200
1 431 900
2 693 900
2 114 600
2 816 500
1 924 900
1 hiiToüO
4:' 2 21)0
2 471)600
1 934 400
1 748 100
3 604 900
3 604 600
3 472 100
1317 600
2 192 300
3 428 200
2 740 300
2 989 500
1 863 300
1 860 500
3 354 900
1 789 700
2 858 100
1 722 100
2 098 700
2 777 700
1 861 200
1 800 9)X)
3 616 01)0
1 845 500
3 691 000
1 565 800
3 215 100
0,6
5,6
53,2
57,2
47,1
19.6
22,9
49,3
33,6
45,5
40,1
40,5
85,4
19,8
43.0
26,8
62,4
30,4
29,6
44,0
85,3
37,5
13,5
3,2
52,6
10,2
44,8
10,9
86,0
69,5
30,6
52,2
22,1
61,0
35,2
37,6
33,2
50,3
29,6
54,5
55,5
32,3
22,8
44,3
41,0
23,7
37,8
51,2
3,9
48.7
1)3442 864
19,4
113 841000 j 23,6
11 :]:W
Kl '9:!
840 597
761995
74,2
75,5
1 028 500
941000
91,1
94,1
Gouvernements nach Areal und Bevölkerung.
GonTernements
Flächeninhalt
in qkm
1897
Bevölkerung
p. qkm
1908
Bevölkerung p. qkm
Lomsha
Lublin
Petrokow ,
Plozk
Kadom
Siedlez
Suwalki
Warschau . . .
2. Russisch-Polen
3. Großfürstentum Finnland . .
Baku (G.)
Daghestan (P.) ,
Eriwan (G.)
Jelissawetpol (G.)
Kars (P.)
Kuban (P.)
Kutais (G.) mit Batum
Schwarzmeer-Geb
Stawropol (G.) ,
Terek (P.)
Tiflis (G.)
4. Kaukasien
Jakutsk (G.)
Jenisseisk (G.)
Irkutsk (G.)
Tobolsk (G.)
Tomsk (G.)
Amur (P.)
Sachalin (K.)
Küstenprovinz
Transbaikalipn (P.)
5. Sibirien
Akmolinsk (P.)
Scmipalatinsk (P.)
Semiretschensk (P.)
Turgai (P.)
Ural (P.)
F.rghana (P.)
Samarkand (P.)
Syr-Darja (P.)
Transkaspien (P.i
6. Zentral a sie n
7. Chiwa, Vasallenstaat
8. Buchara, Vasallenstaat
Russ. Reich (ohne innere Gewässer):
Hauptsumme
') Diese Ziffer iat von 1909. 2) Mit der
10 545
IC 831
12 249
9 430
12 352
14 318
12 319
17 479
579 592
1 160 662
1 403 901
553 633
814 947
772 146
582 913
1 931 867
55,0
69,0
114,6
58,7
66,0
53,9
47,3
110,5
670 600
1414 000
1 751 800
634 200
975 300
939 800
644 300
2 361 400
61,0
83,2
146,0
67,5
78,6
65,7
52,7
134,8
126 952
9 402 253
74,1
11360 900
9,5
373 604
2 712 562')
7,3
2 968 600
7,9
39 160
29 740
26 433
44 136
18 926
92 428
36 476
7 346
60 081
69 272
44 523
826 716
571 154
829 556
878 415
290 654
1918 881
1 058 241
57 478
873 301
933 936
1 051 032
21,1
19,2
31,4
19,9
15,4
20,8
29,0
7,8
14,5
13,5
23,6
891 300
626 500
931 000
977 800
359 400
2 388 100
1 235 900
78100
1 088 800
1 124 300
1 207 200
23,0
21,0
35,3
22,2
18,9
25.8
34,0
10,0
18,0
16,3
27,1
41'.:
9 289 364
19,)
10 908 400
23,3
3 947 5C8
2 542 259
726 296
1 387 423
847 359
451 767
42 400
1 887 698
613 268
269 880
570 160
514 267
1 433 043
1 927 G79
120 306
281132)
223 336
672 037
0,1
0,2
0.7
1,0
2,3
0,4
0.4
0,1
1,1
308 3U0
689 700
577 700
1 722 200
2 537 800
160 400
17 900
289 600
745 600
0,1
0,3
0,8
1,3
3,0
0,3
0,4
0,2
1,2
12 446 038=)
5 758 821 '■
0.5
7 049 200
0,5
566 575
506 772
395 929
454 958
323 666
137 861
68 963
515 341
605 129
682 608
684 590
987 863
453 416
645 121
1 572 214
860 021
1 478 398
382 487
1,2
1,3
2,5
1,0
1,7
11,4
12.5
2,9
0,6
809 700
802 300
1 148 400
557 958
758 800
1 805 000
1 132 800
1 815 400
415 700
1,5
1,6
3,0
1,2
2,3
13,5
16,4
3,5
0,7
3 575 194
746 718
9 305 058
2,5
500 UOO
500 000
8,3
205 QUO
1 500 000
1 öw 00' J
22 069 794 130 352 583
jetzt japanischen Teil vou Sachalin.
5,7
157 433 300
7,2
Auswanderung und Einwanderung.
10
Auswanderung und Einwanderung.
Merkwürdig und wenig bekaJint ist die
aus Ab- und Ziiwandcrung resultierende I?e-
völkerungsverschiebimg Rußlands. Die Sach-
lage geht für die letzten Jalire aus naclistehen-
der Aufstellung hervor:
Kaukasiu«, den e\iropäischen Grouvernements
Oroiiburg, Perm, Samara und Ufa sowie nach
der Mandschurei und umgekehrt aus diesen Gre-
tieten nach dem europäischen Rußland dar-
gestellt ist.
Jahr
Answauderaug
Einwanderung
Russen Fremde Total
Russen Fremdej Total
1902
220 034 23C 721
456 755
189 625! 299 766 489 391
1903
246 662 266 501
513 163
17861:. :'.15:'L'l 493836
1904
214 847,251723
466 570
144 81):' -JiTnid 421 812
1905
243 097
239 409
482 506
146 904 247 42u; 394 324
1906
329 759
266 430
596 189
202 205
333 902
536 107
1907
304 019
277 388
581 407
207 836
357 931
565 767
1908
245 C90
285 040
530 730
206 855
340 848
547 703
Aus dieser Aufstellung geht hervor, daß
die Auswandenmg aus Rußland durch die Ein-
wanderung im allgemeinen fast aufgehoben und
in manchen Jaliren noch übertroffen wird. Im
Durchschnitt der hier dargestellten sieben
Jahre betrug die Bevölkerungsverminderung
durch "Wanderung nur etwa 26 000, welche
Ziffer gegenüber der Bevölkerungszunahme
durch natürliche Vermehrung (ül>er 3 Millionen
jährlich) eine fast verschwindende Rolle spielt.
Die Bevölkenmgsverschiebungen der haupt-
sächlichsten Landesteile untereinander gehen
zum wesentlichsten Teil aus folgender Auf-
stellung hervor, in der die Auiswandcrung aus
dem europäischen Rußland nacJi Sibirien, dem
Auswanderung
Einwanderung
Jahr
vom europäischen
Rußland
nach (I. europäischen
Rußland
1899
158 356
16 484
1900
163 476
38 488
1901
85 017
26 545
1902
80 856
20 868
1903
88 041
14 144
Sehen wir einerseits, daß die Auswande-
rung aus Rußland die Bevölkeriingszunahme
des Reiches nicht sonderlich beeinflußt, so sind
die Ziffern, absolut genommen, doch rocht gi-oß
und spielen beispielsweise in den Einwande-
rungsziffern mancher Länder eine bedeutende
Rolle. So wanderten aus Rußland nach den
Vereinigten Staaten :
von 1873— 1890 (1. Julil . . . 313 469
„ 1891—1900. . . . . . . 525 895
in 28 Jahren total 839 364
Die Auswanderung seit 1900 und über
deutsche Häfen (Hamburg, Bremen \ind Stettin)
geht aus folgender Tabelle hervor, in der die
Reiseziele mit angegeben sind :
Bcstinimiingsinnd
1900
1901
1902
1903
1904
1905
1906
Vereinigte Staaten
49 580
44 714
55 368
68 105
80 892
72 425
112 764
Großbritannien . . .
14 637
10 276
14 650
15 272
21434
18 611
6 993
Arf^entinien ....
1253
1255
800
1048
2 280
5 724
9 026
Siid-Afrika ....
444
551
1179
1641
255
114
157
Kanada
104
200
878
1 262
325
122
167
Brasilien
•-'41
159
228
146
348
82
50
Andere Länder .
4
9
21
21
20
2
27
Insgesamt über
deutsche Häfen
66 263
57 164
73 124
87 495
105 554
97 080
129 184
(Gesamte Aus-
wanderung) .
129 260
101 964
111 323
157 656
128 211
218 371
139 050
Den weitaus größten Prozentsatz nehmen
in dieser Auswanderung die russischen Juden
ein, die — ihrer Hauptmasse nach in ihrem
Wohnrecht auf bestimmte Provinzen (den An-
siedlungsrayon) beschränkt — zahlreichen Aus-
nalimebestimmungen unterworfen sind und in
einer, mit ihrer Ciesamizahl verglichen, aul.ier-
ordentlich großen Zalil sich anderen Ländern
zuwenden.
11
BevSlkerungs-Stalistik.
12
Die wichtigsten TolkHstäinni« Rnßlands
(ohne Finnlaüd — /ciisus 18117).
Slawen
Großrussen 55
Kleinrussen
Weißrussen
Polen
Baltoslawen
Letten
Littauer
Germanen
Deutsche
Eomanen
Euniänen
Sonstige Indogermanen . .
Armenier
Sarten
Tadscliik
Griechen
Osseten
Kurden
Taten
Semiten
Juden
Kaukasusvölker
Georgier 1
Tsehetschenzen ....
Awaren
Küriner
Darginer
Ainos
667 469
380 551
885 547
931 307
435 937
210 510
1 790 489
1 121 669
1 173 096
968 655
350 397
186 925
171716
99 949
95 096
5 063 156
336 779
226 496
212 642
159 213
130 209
92 089 783
3 094 469
1813 717
1 143 000
3 159 252
I 070 279
1444 317
1446
Türken
Kirgisen
Tatwen
Baschkiren
Tschuwaschen . . . .
Usbeken
Turkmenen
Jakuten
Osmanen
Kirgiskasaken . . . .
Teptjaren
Karakalpaken . . . .
Finno Usrier
Mordwinen
Esten
Wotjaken
Tscheremissen . . . .
Karelier
Syrjänen
Eigentl. Finnen . . .
Permjaken
Mongolen
Buriiten
Kalmücken
Ostasialische Kulturvölker .
Tunguson
Samojeden
Paläasiaten
Eskimos
4 084 139
3 737 627
1 321 363
843 755
726 534
281 357
227 384
208 822
201 682
117 773
104 274
1 023 841
1 002 738
420 970
375 439
208 101
153 618
143 068
104 691
288 663
190 648
12 632 596
3 502 147
Die Einwohnerschaft Rnfllauds nach der Mattersprache.
Zensus von 1897.
Großrussen 55 667 469
Kleinrussen 22 380 551
Türkisch-tatarische Sprachen 13 601 251
Polen 7 931 307
Weißrussen 5 885 547
Juden (jüdisch-deutsch) 5 063 156
Ugrisch-fmnische Sprachen 3 502 147
Litauer usw
Deutsche
Kartwelen
Armenier
Rumänen
Bergvölker des Kaukasus
Andere Sprachen . . .
Die Einwohnerschaft Bußliiuds nach der Religion.
Zensus von 1897.
Griechisch-orthodoxe 87 123 604
Mohammedaner 13 906 972
Römisch-katholisch 11467 994
Juden 5 215 805
Lutheraner
Dissidenten
Armenische Gregorianer
Andere
480 128
86113
69 664
15 877
31057
1099
3 094 469
1 790 489
1 352 535
1 173 096
1 121 669
1 091 782
1 984 553
3 572 653
2 204 596
1 179 241
969 156
Bevölkerung Rnßlands 1910.
Landcöteil
Europäisches Rußland
Polen
Kaukasien
Sibirien
Zentral-Asien inkl. Buchara und Cliiwa
Finnland
Ganz Rußland
15107
93 442 864
9 402 253
9 289 364
5 730 700
i» 74(1 718
2 ,S!)2 US8
13Ü5U7 00Ü
Offizielle 1 Vermutlicher
li.llzung 19071 Stand 1910.
111279 500
11138 700
10 653 900
6 893 900
11605 200
2 974 800
116 700 000
1 1 680 000
11060 000
14 000 000
12 150 000
3 000 OOU
152 009 300 j 168 590 000
13
Bevölkerungsstatistik.
14
Deutsche und Deutschtum in Russland.
In den Publikationen des Vereins für das
Deutschtum ins Ausland wird die Zahl der
Deutschen in ganz Rußland mit ca. 2 Millionen
angegeben, wovon Reichsangehörige 151 102*).
Die Zahl der deutsclien Reichsangehörigen
betrug nach der Volkszälilung vom 9. Februai-
1897 im europäischen Rußland 148 370, in
Gesamtrußland — d. h. einschließlich Kau-
kasien mit 2243, MitteLasien mit 115 und
Sibirien mit 374 Deutschen — 151 102,
d. h. 120,3 D'cutsohe auf 100 000 Russen.
Von ihnen lebte die bei weitem größte Zahl,
nämlich 51 740, d. h. melir als ein Drittel
aller Deutschen Rußlands, in dem dem
Deutschen Reiche benachbarten Polen; an
zweiter Stelle stand Westrußland mit 28 910,
an dritter die Ostseepro\'inzen mit 27 873, an
vierter Südrußland mit 23 460 Reichsdeutschen ;
dann folgen Großrußland mit 9220, Klein-
rußland mit 5348, Astrachan (Provinz) 1053,
Kasan (Provinz) 766. Am zahlreichsten saßen
die Deutschen, wie die übrigen Fremden,
natürlich in den Großstädten: als Gesamtzahl
wurde hier 42 759 ermittelt, darunter in
St. Petersburg 11 859, in Moskau im Jahre
1897 6291, im Jahre 1902 6688, d. h. nahezu
zwei Drittel aller Deutschen Großrußlands;
in Riga 7317, in Lodz, der aufblühenden
Industriestadt, 5754, in Warschau 4360, in
dem Schwarzmeerhafen Odessa 2968 , in
Kiew 1319.
Betrachtet man die Berufsarten der
Reichsdeutschen in Rußland, so steht unter
den erwerbenden bei weitem an erster Stelle
die Industrie (einschließlich Bergbau und
Bauwesen) ; sie beschäftigt 25 377 (hezw. in
Gesamt-Rußland 25 871, davon 3605 weibliche)
Personen. Den zweiten Platz nehmen Land-
^und Foi-stwirtschaft nebst Gärtnerei und
Fischerei ein mit 12 478 Personen (bezw. 21 282,
wovon 2796 weibliche) und erst den dritten
der Handel (einschließlich Versicherungswesen,
Gast- und Schankwirtschaft) mit 5189 Per-
sonen; daran reihen sich 4065 in öffent-
lichem Dienst und sogenannten freien Berufs-
axten tätige Deutsche (unter denen übrigens
die weiblichen mit 2224 die männlichen mit
1841 überwiegen), da.nn 3773 in wechselnder
Lohnarbeit und häusliclien Dienstleistungein
und 618 im Verkehrswesen beschäftigte. Zu
diesen Erwerbstätigen kommen noch 2792 von
eigenem Vermögen, Renten oder Pensionen
Lebende, 3713 (darunter 3344 weibliche) im
Haushalt ihrer Herrschaft Dienende und end-
lich 90 661, zu zwei Dritteln weibliche, An-
gehörige der in den genannten Berufsarten
Bescliäftigten, sowie Personen ohne Beruf oder
Angabe eines solchen. Ueber die Verteilung
der einzelnen Berufsarten auf die verschiedenen
Landesteile und Städte unterrichtet die unten-
stehende Uebersicht.
Ein Bild von der sozialen Stellung der
Reichsdeutschen liefert die Betxachtung ihrer
Beiiifsstellung. Selbständig ist die Mehrzahl
im Handel, während in der Landwirtschaft,
in Industi'ie und Verkehr die meisten als
Arbeiter tätig sind. Des Genaueren zeigt die
Zälilung vom Jahre 1897 in
SelbstüjidigejAngesteUte| Arbeiter
a) in den einzelnen Landcsteilen:
V.
H.
V.
11.
V.
H
V.
H
*) Die folgondon Einzelheiton sind dem Handbuch dos Deutsch-
tuDQS im Auslondo, Berlin 1906, entnommen, aus dem Über Ver-
teilung nnd Bekenntnis hervorgeht.
Landwirtschaft
Industrie
Handel
Verkehr
b) in de
Landwirtschaft . .
V. H.
Industrie
V. H.
Handel
V. H.
Verkehr
V. H.
4395
35.2
5785
22,4
2119
40,7
192
30,3
n Großstä
168
44,4
2407
24,5
1305
30,5
53
27,9
564
4,5
1769
6,8
1295
24,8
56
8,8
dten:
29
7,7
880
9,0
956
26,8
13
6,8
7519
60,3
18317
70,8
1800
34,5
386
60,9
181
47,9
65 9
66,5
1309
36,7
124
65,3
Mit deutscher Muttersprache sind
im Zensus von 1897 in den russischen Stati-
stiken 1790 489 Personen aufgefülirt. Unter
den Weltsprachen nimmt die deutsche in Ruß-
land weitaus die erste Stelle ein.
15
Bevölkerungsstatistik.
16
Die Juden in Russland.
Insgesamt gibt es m Rußland 5 215 805
Juden, die also nach den Russen und den Polen
die zahlreichst vertretene Nation Rußlands dar-
stellen. Rußland ist bekanntlich aiich das-
jenige Land, das die weitaus größte Zahl von
Juden überhaupt, fast die Hälfte aller Juden
der AVeit, besitzt*).
Die Mehrzahl der russischen Juden, 75,6 o/o,
leben im Gebiet des ehemaligen Königreichs
Polen, wo sie im Durchschnitt mit 15 o/o der
Gesamtbevölkenang bilden. In den südlichen,
genauer südöstlichen Gouvernements erreichen
die Juden nur 4 — 5 o'o der Gesamtbevölkerung.
Außerhalb des Ansiedlungsrayons bilden die
Juden nur einen/ verschwindend geringen Bruch-
teil der Bevölkerung. Sie zählen dort im
ganzen 316 478 Seelen, d. h. 6,09 o/o aller russi-
schen Juden. Abgesehen vom Kaukasus, vom
"Weichselgebiet und Mittelasien gibt es ins-
gesamt nur eine Viertelmillion Juden in Ruß-
land, die einige Bewegungsfreiheit haben.
Die Geburtenziffer der russischen Juden
ist verhältnismäßig niedrig; die Sterblichkeit
bei den Kindern ist zwar gering, aber dafür
ist eine entsprechend größere Sterblichkeit bei
•) Die Gesamtzahl der Juden beträgt gegenwärtig ca. 12'/2
Millionen und wird für 1897 (dus JaUr der für obige Ziffern maß-
gebenden letzten russischen Volkszahlung) auf etwa 10,6 Millionen
zu berechnen gewesen sein. — Inzwischen hat die starlie Aus-
wanderung aus Rußland zwar eine gewisse Verschiebung hervor-
gebracht, aber noch immer beträgt die russische Judenheit nur
nm ein Geringes weniger als die Hälfte der jüdischen Gesamt-
heit. — Mit den nach Nordamerika, England usw. ausgewander-
ten russischen Juden, deren Zahl in den letzten SO Jahien auf
fast 2 Millionen zu veranschlagen ist. würden die seit 1897 trotz
der Auswanderung auf mindestens ö'/j Millionen angewachsenen
russischen Juden sogar mit 71/2 MiUionen, also annähernd s'j der
Gesamtzahl der Juden, zu veransch'agen sein.
den Erwachsenen zu beobachten. Daher ist der
Prozentsatz der Personen in arbeitsfähigem
Alter bei den Juden nur 43,8 o/o der Gesamt-
zahl, während bei den anderen Nationalitäten
diese Ziffer zwischen 57 und 58 o/o schwankt.
Man ersieht daraus, um wieviel schwieriger
es den Juden in Rußland ist, den Kampf um
das Dasein zu führen, als den anderen Be-
wohnern Rußlands, obwohl deren Lage doch
auch nicht glänzend genannt werden kann.
Trotz ihrer Zerstreutheit bilden die Juden
in Rußland doch eine homogene Masse, die
im wesentlichen eine Sprache spricht. Als
Muttersprache betrachten nämlich 97 o/o der
russischen Juden den jüdisch-deutschen
Jargon. Die übrigen 3,1 o/o bilden haupt-
sächlich die 23 000 Berg-juden, die grusinischen
Juden und Krimtschki (Bewohner der Krim)
und die 145 000 anderen Juden, von denen
76 000 Russisch, 47 000 Polnisch und 22 782
Deutsch als Muttersprache ansehen**).
In Sibirien gibt es ca. 40 000 Juden, die
aber meistenteils blond und von großer Statur
sind und sich äußerlich kaum von den sibiri-
schen Alteinwohnern unterscheiden. Die
Sprache ist hier ebenfalls jüdisch-
deutsch, wenn auch mit einem etwas stär-
keren russischen Einschlag.
•*) Deutsch und Jüdisch-deutsch wird von ca. 88—90 % aller
Juden der Welt gesprochen resp. verstanden. Eine Tatsache,
die für alle deutschen Auslandsbestrebungen u. a. insofern von
außerordentlicher Bedeutung ist, als dadurch in vielen Gebieten
ein deutsches Idiom verbreiteter ist als die Sprachen der,' mit
Deutschland auf dem Weltmsirkt konkurrierenden Lander.
Fremde in Kussland.
Eine merkwürdige Stellung nimmt Ruß-
land bezüglich der Zalil der Fremden im Lande
Italien 2
Skandinavien und Irland je 3
Schottland 4
Oesterreich 5
England 8
ein. Diese Ziffer beträgt nämlich 1 per lOOO
Einwohner. Dagegen haben:
Deutschland 9
Holland 10
Belgien 24
Fiankreich 30
Schweiz 77
17
Der rassische Welthandel.
18
Der russische Welthandel.
Die russische Industrie hat jetzt ange-
fangen, für ilire Erzeugnisse neue Absatz-
märkte zu suchen. Allerdings bleibt für den
Absatz im Innern des Landes auch noch sehr
viel zu tun. Die Umsätze des russischen Binnen-
handels erreichen die Höhe von 8 Mill. Rbl.,
und sind damit viermal größer, als die des
Außenhandels. Dabei wird aber niemand daran
zweifeln, was für eine große Bedeutung der
Außenhandel für Eußland wie für jedes andere
Land hat.
Interessant ist die Frage, welches die Um-
sälze llußlands im Außenhandel sind, und wie
gi'oß llußlands Beteiligung am Waren-
austausch der Welt ist.
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts
wurde die Ausfuhr Rußlands auf 75 Mill. Rbl.
und der Import auf 52 Älill. Rbl. geschätzt,
wäJirend in der fünfjährigen Periode von 1903
bis 1907 die Umsätze allein des europäischen
Rußland im Außenhandel sich in Alillionen
Rubel wie folgt stellten:
Ausfuhr
Einfuhr
Gesamt-
umsatz
949,7
ül)2,()
1552,3
955,8
581,8
1587,4
1017,9
559,3
1577,2
1001,9
624,4
1626,3
992,0
696,2
1688.7
938,0
747,3
1085,3
1903
1904
1905
1906
1907
1908
Die Umsätze Rußlands im Außenhandel
haben sich im Vergleich zum Beginn des
vorigen Jahrhunderts stark vei-größert. Für
die fünf Jahre 1903—1907 läßt sieh jedoch ein
verlangsamtes Wach.sen der Gcsajutumsätze
konstatieren, während in der Ausfuhr der
letzten Jahre sogai" ein Rückschritt gegen
die früheren Jahre bemerkbar war. Das geringe
Wachstum und .sogar die gelegentliche Re-
duktion der Umsätze können aber nicht in Er-
staunen setzen, wenn wir den russisch-
japanischen Krieg und die darauf folgenden
Wirren in Rußland in Betracht ziehen. Solchen
Erscheinungen begegnet man häufig in der Ge-
schichte des russischen Handels. Man braucht
da nur an die Jalire 1831, 1854, 1855, 1876, 1877
und 1892 zurückzudenken. Krieg, Mißernte und
innere Wirren im Reich wirkten auf die Um-
sätze zurück und riefen eine Reduktion der-
selben hervor. Die auf solche Jahre folgenden
zeichneten sich dann meist durch um so
stärkeres Wachstum der Umsätze aus. Im Jalire
1855 hatte sich z. ß. die Ausfulir von 217
auf 53 Mill. Rbl. reduziert, während der Import
von 151 Mill. auf 101 Mill. Rbl. sank. Im
Jahre 1856 stellte sich die AVertziffer der
Ausfuhr auf 232 Mill. Rbl., während der
Import die Höhe von 180 Mill. Rbl. erreichte.
Durch großes Wachstum der Handelsumsätze
zeichnete sich auch die Periode 1861 — 1870,
die Epoche der großen Reformen, aus. Ein
starkes Wachstum der Umsätze hat in letzter
Zeit im Jahre 1906 stattgefunden. Besonders
trat diese Vergrößerung in den Handels-
beziehungen an den asiatischen Grenzen zutage.
Der Gesamtumsatz betrug im Jahre 1906 für
alle Grenzen 1,7 Milliarden Rubel.
Interessant ist ein Vergleich des Wachs-
tums der Umsätze des gesamten AVelthandels
mit dem Waclistum der Umsätze des russi-
schen Außenliandcls. Die nachstehende
Tabelle bringt für einzelne Jahre die Umsätze
des Welthandels und die des russischen
Handels, sowie den Grad der Beteiligung Ruß-
lands am Warenaustausch der Welt.
lUmsätze in Milliarden. Rubel ,°o X'T*','""'*
.lor I)i'teilii;ung
Knfilanas
am Welthandel
(I.Welthandels! Rußlands
1900
1904
1905
1906
41.5
47,6
54,4
55,8
1,34
1,66
1.71
1.90
3,2
3,5
3,2
3,4
Aus diesen Ziffern ist ersichtlich, daß
während der ganzen ^'o^stehend gegebenen
Periode sich die Umsätze des "Welthandels im
19
Der russische Welthandel.
20
allgemeinen mehr verg'rößcrt hal>en als die
Umsätze in Rußland. Mit 1900 fängt Rußland
an, seinen Handel intensiver zu entwickeln,
doch in der Zeit von 190-4 — 1905 sehen wir
hier nicht die große Steigerung in den Um-
sätzen wie im Welthandel. Der Grad der Be-
teiligung Rußlands an den Umsätzen des AVeltr
liandels stellte sich für die ganze 2Ieit auf 3,7
bis 3,2 o/o, wobei derselbe gegen das vorige Jahr-
hundert gesunken Lst. Während der letzten
Jahre wächst die Bedeutung Deutschlands am
Weltmarkt; besonders hervorgetan haben sich
aber die Vereinigten Staaten, Holland und
Belgien. Die erste Stelle verbleibt jedoch Eng-
land, dessen Handelsumsätze im Jahre 1906
10 Milliarden Rubel überstiegen. Rußland,
welches 1900 mit seinen Umsätzen im Welt-
handel an sechster St«lle stand, ist 1906 an die
achte Stelle gerückt, indem es hinter Belgien
und Ostindien zurücktrat.
Besonders gering im Vergleich zu anderen
Ländern stellt sich der Außenhandel Rußlands,
wenn man die Wertziffer des Umsatzes auf
den Kopf der Bevölkerung berechnet. Vom
Betrage des Außenhandels entfiel€tn 1906 pro
Kopf der Bevölkerung:
in Holland 590 Rubel
„ Belgien 330
Großbritannien . .
Deutschland . . .
Frankreich ....
Oesterreich-Ungarn
Rußland . . . .
191
105
95
48
13
Im Anfang des vorigen .Jahrhunderts
hatten die Umsätze des russischen Außen-
handels allerdings nur 2,78 Rbl. pro Kopf der
Bevölkerung betragen.
Wenn Rußland auch noch viel füi" die Aus-
breitung der Umsätze seines Außenhandels zu
tun bleibt, so hat es dabei mindestens in ebenso
hohem Maße für Vergi-ößerung des Raum-
gehalts seiner Handelsflotte imd für Ver-
größerungen des Netzes der Eisenbahnen — als
die Grundlagen eines regelrecht organisieiten
Handels — zu sorgen.
Die Möglichkeit für Ausbreitung der inter-
nationalen Handelsbeziehungen Rußlands liegt
ohne Zweifel vor.
nänptsächlichste Yerkehrsländer des russischen Anssenhandels (in lOOO Rbl).
Verkehrsländor :
1905
Einfuhr Ausfuhr
1906
Einfuhr Ausfuhr
1907
Einfuhr Ausfuhr
Finnland . . . .
Schweden . . . .
Norwegen . . . .
Dänemark . . . .
Deutschland . . .
Oesterreich-Ungarn
Frankreich . . .
Belgien
Niederlande . . .
Großbritannien . .
Spanien
Italien
Rumänien . . . .
Türkei
Griechenland . . .
Aegypten . . . .
Persien
China
Vereinigte Staaten .
Andere Länder . .
26 664
4 787
7 659
4 131
240 411
19 6.i3
26 131
7 376
12 274
97 410
2 445
9 433
1358
6 727
22 312
60 549
40 836
35 160
Zusammen :
635 087
39 007
11421
7 870
23 382
255 312
45 660
64 466
44 609
126 802
249 206
19 516
62 654
10 425
15 866
9 742
2 820
26 060
31588
3 546
27 373
31 983
6 547
5 983
6 437
298 422
21357
28 717
7 209
13 233
105 726
1640
10 895
844
7 826
1 144
12 219
24 503
97 427
47 450
71128
47 277
9 589
6 344
30 772
284 675
45 045
75 506
41330
107 959
225 447
8 028
51 959
17 583
15 242
10 391
2 552
31756
57 530
5 712
19189
29 187
11 669
7 897
5 915
337 675
24 108
29 420
9 030
11405
114 935
2 153
13 085
2 079
7 218
1 153
12 262
25 314
89 742
55 588
112 506
1 077 325
800 690
1 094 886
847 365
49 659
8 362
7 464
29 913
291 041
42 626
73 414
37 225
114 382
228 504
2 401
34 436
13 532
19 319
10 411
3 424
28 264
26 440
8 414
23 779
Verlag für Börsen- und Finauzliteratur A.-G,, Berlin W. 35
1053 010
2
21
UuUlands Außenhandel im Jahre 1908.
22
Russlands Aussciihaiidel im Jahre 190S.
Der Gesamtuni-satz des russisdieu Außen-
handels über die europäische und Sehwarzmeer-
Grenze sowie im Güteraustausch mit Finnland
betrug im Ja,hrc 1908 1685,3 MiU. Rbl., wovon
938 Mill. Rbl. auf die Ausfidir und 747,3 Mill.
Rubel auf die Einfuhr entfielen. Aus ernem
Vergleich dieser Ziffern liuil den entsprechenden
Daten für das Vorjahr ergibt sich, daß im
Berichtsjalire die Ausfuhr sich im Vergleich
zum Export des VorjaJu-es um 6,4 o/o veraiindert
hat, während die Einfuhr gegen 1907 iim 6,5 o/o
gewachsen ist.
Die Wertziffer des Exports hat sicli g'egen
die Durchschnittsziffer pro 1903 — 1907 um
4,6 0/0 reduziert. Was nun die Hauptkategorien
des Export« anlangt, so hat sich im Bericht.s-
jahre die Ausfuhr gegen die Durchschnitts-
ziffern der in Rede stehenden fünfjährigen
Periode für Lelwnsmittel mu 15,3 »b reduziert,
ist aber
für Fabrikate um f),! "/o
„ Tiere und tierisch.' Pio.Iukte .. 14,6%
„ Rohmaterialien ,. ISjS'/o
gestiegen.
Im ^'ergleich mit dem Jahre 1907
ist der Absatz von Lebensmitteln um 7,6 o,o
und von Rohmaterialien um 3,4 «o zurück-
gegangen, während der Export von Tieren usw.
um 2,3 0,0 lind von Fabrikaten um 5,9 o/o ge-
wachsen ist.
Im \'erg'lcich zur vorlierg'elicnden fünf-
jähi'igen Periode hat sich im Jahre 1908 der
Absatz besonders stark verringert für Geti-eide
(außer Gerste und Mais), für Rül>en, ge-
trocknete Frucht« und Beeren, Eier, Fische,
Häute und Rauchwaren, Borsten, Scidcnkokons
und Seidenabfällc, Rohwolle, Manganerz,
Hopfen, lelx!ndes Hausgeflügel, (.nimmifabri-
kate, Lein- und Flachsfabrikale und für
[Wollen- und Baumwollwaren.
Vergrößert hat sich gegen die Periode 1903
bis 1907 der Export von Gerste, Mais, Bohnen,
Butter, Zuckersyrup, Zucker, Tabak, Spiritus,
Forstmaterialien, I^cinsaat, Saat von Futter-
gräsern, Oelkuchen, Flachs und Flaeh.>4hede,
Hanf und Hanfhede, Schlacke, Eisenerz, Guß-
eisen, ELsen und Stahl, Piatina, von Pflanzen-
ölen, Schweinen, Pferden, Eis<n- und Holz-
fabrikaten.
Die Verminderung der Getreideausfulir,
welche im Jahre 1900 lx>gonncn hat und im
Berichtsjahre besonders stark in die Erschei-
nung getreten ist. steht mit den schlechten
4
AVeizen-, Roggen- und Haferernten der letzten
Jahre in engem Zusammenhang.
Die Wertziffer des Import.^ pro 1908 stellti'
sich auf 747,3 Mill. Rbl. und war um 45,8 Mill.
Rubel oder 6,5 o'o größer als der Imjwrt des
Vorjahres und um 133,4 Mill. Rbl. oder 21,7 o/o
größer als die durchschnittliche Wertziffer der
Einfuhr pro 1903—1907.
Hinsichtlich des Imports der vier Haupt-
warengruppen (Lebensmitt-el, Rohmaterialien,
Halbfabrikate, Tiere und tierische Fa.brikate)
im Berichtsjalir und in der vorhergehenden fünf-
jährigen Periode läßt sich konstatieren, daß
der Imi>ort von Lebensmitteln seit 1903
ununterbrochen gestiegen und im Jahre 1908
um 23,9 0,0 größer gewesen Lst als die Durch-
schnittseinfuhr pro 1903 — 1907. Gegen die
fünfjährige Periode hat sich der Import von
Rohmaterialien, wenn auch mit einigen
Schwankungen, um 20 oo vergi-ößert, die Ein-
fuhr von Fabrikaten vergrößerte sich um
23,8 o/o und der Tierimport xim 12,7 o/o. Im
\'ergleich zum Vorjalire war die Einfuhr im
Berichtsjahre größer:
Für Lebensmittel um 31,3 %
„ Rohmaterialien ,. 8,2 7„
„ Tiere etc.. ,. SljSO/o
.. Fabrikate „ 5 "/o-
Gegen die Periode 1903
Import der nachstehenden W
1908 am stärksten gewachsen:
Gemüse, Früchte und Nüsse, Ka
Spirituosen und Weine, Auster
Korkliolz, Kopra, Steinkohl
Chemikalien, Gerbstoffe, Blei,
Maschinen und Apparate,
—1907 ist der
aren im Jahre
Getreide, Reis,
ffee und Kakao,
1, Talg, Häute,
^ Kautschuk,
Blechfabrikate,
physikalische
23
Rußlands Außenhandel im Jahre 1908.
24
Apparate, Papierwaren, Rohbaumwolle, Eoh-
seidc und Kokons, ungefärbte Rohwolle, Baum-
wollgarn, Baumwollstoffe, Posajnentierwaren,
.Wollwaren und Equipagen.
Eine Einfuhrverminderung wiesen auf:
Ziegeltee, Bienenwachs, Eauchwaren, Forst-
materialien, Koks, Olivenöl, Gußeisen, Ei.sen
und Stahl, Kupfer. Zinn, elektrische Kabel
und Jute.
An Zöllen sind im Jahre 1908 vereinnahmt
■worden 287 266 000 Bbl., wovon auf die euro-
päische Grenze und auf den Handel mit Finn-
Aus- und Einfuhr nach und aus dem europäischen Russland
über die europäische Grenze,
sowie nach und aus Finnland für die Jahre 1905 — 790S, eingeteilt in 4 Hauptkategorien (in 1000 Rubeli :
land 259 537 000 Ilbl. entfielen und auf die
asiatische Grenze 27 729 000 Rbl. oder 9,7 o/o.
Im Vergleich zu den fünf Vorjahren sind
die vereinnahmten Zölle um 43 267 000 Rbl.
oder 15 o/o gewachsen und gegen die Periode
1898—1902 um 62 532 000 Rbl. oder 21,7 o„.
Die Zo 1 1 ei un ahmen bis 1. Juli 191tt
beliefen sich von allen Grenzpunkten des
Reiches auf 149 480 000 Rbl., um IGV'o Mill. Rbl.
mehr als im entsprechenden Zeitraum (erstes
Halbiahr) 1909.
A u s f u h r :
190.->
1906
1907
1908
685 03-2
292 241
15 727
24 875
597 474
346 010
27 250 .
31 137 1
559 745
383 342
22 731
26195
517 340
Rohwaren und halbiert
Tiere ....
i.ue Artikel
370 548
23 386
Fabrikate
26 702
Total
1 017 875
1001871 1
992 013
937 976
Einfuhr:
92 790
307 102
1055
158 398
1
i
105 771 [
337 838
975
179 860
118 890
375 776
1054
200 508
128 375
Rohwaren und halbfert
Tiere
iire Artikel
406 780
1409
215 743
Fabrikate
Total
:n9 315 !
624 444
6!tH 228
747 3(17
Aussenhandel Russlands über die europäische Grenze
im ersten Vierteljahr 1910.
Nach den Angaben des ZoUdcparieinents
bewertete sich die Ein- und Ausfulir Rtißlands
über die europäischen Grenzen, wie folgt:
Lebensmittel . . .
26 943
27 480
105 060
172 590
Rohstoffe u. Halb-
'
fabrikate . . .
79 932
113 299
73 685
89 244
Vieh- und tierische
1
Produkte . . .
176
509
6 043
6718
Fertigfabrikate . .
iil 022
73 760
4 2:^7
4 701
Zusammen : ; 168 073 < 215 048 1| 189 925 273 253
An Vieh führte Rußland in den ersten
drei Monaten 1910 im Vergleich ziim Vorjahre
die folgenden Mengen aus :
TJi^„„„„ .i„h„ir~
Januar bis
März
1909
1910
Lebende Gänse . .
je
1000 Stück
16
18,6
Lebendes Haus-
geflügel , . , .
„
1000 .
505
063,2
Geschlachtetes
Hausgeflügel . .
„
1000 Pud
368
179,8
Erlegtes Wild . .
„
1000 ,.
41
86.7
Ochsen und Kühe
1000 Stück
0,4
0,4
Eber, Schweine und
Ferkel ....
,,
1000 „
22,2
23,4
Kalber
„
1000 ,.
0,0
0,0
Hammel u. Schafe
1000 .,
0,2
0,0
Pferde
1000 „
24,1
:W.8
Gesamtwert inTau-
■send Rubeln . .
6043
0718
25
Die russische Industrie.
26
Handel und Industrie.
Das Handelsministerium hat seinem neuen
Etat ein umfangreiclies Memorandum beigefügt,
das ein Bild von der gegenwärtigen Lage des
Handels und der Indxistrie entwirft und die
Chancen für 1911 in Berücksichtigung zieht.
Das Ministerium konstatiert eine wesentliche
Besserung der Geschäftelage, die auf die g-ute
Ernte zurückzuführen sei. Die günstige g'e-
schäftliche Situation habe den Unternehmungs-
geist angeregt, was durch zahlreiche Neu-
gründungen zum Ausdinick gelangt. In acht
Monaten des Jahres 1909 sind 108 neue Aktien-
gesellschaften bestätigt worden, deren Grund-
kapital 85 Millionen beträgt, wälirend in der-
selben Zeit des Jahres 1910 139 Aktiengesell-
schaften mit 98 Millionen Grundkapital be-
stätigt worden sind.
Die reiche Ernte des Jahres 1909 ist nicht
ohne günstigen Einfluß auf einige Industrie-
zweige geblieben. Dies gilt hauptsächlich für
die Baumwollfabrikation, das Mühlengewcrbe
und die Zuckersiederei. In den Bezirken von
L-odz und Moskau sind zahlreiche neue Unter-
nehmungen entstanden, und von den alteai Be-
trieben haben viele die Arbeiterzahl erhöht.
Allein im Gouvernement Wladimir sind 33 000
neue Spindeln und 4000 neue Webstülile auf-
gestellt worden. — Besonders bemerkenswert
ist auch, daß in vielen Dörfern neuerdings
kleine Webereien angelegt worden sind, die sich
vortrefflich bewälu-en, und die den Groß-
webereien gegenüber durchaus konkurrenzfähig
erscheinen.
Eine wichtige Erscheinung ist auch die
zunehmende Entwicklung der Heimarbeit und
die wachsende Vei-weudung von I'rauen und
Kindern ; in einzelnen Manufakturen sind
die Frauen bereits in der Ueberzahl.
Hausindustrie.
Die Hausindustrie in Rußland ist ziemlich
bedeutend und erstreckt sich über das ganze
Ackerbaugebiet. Sie wird immer vielseitiger
und größer, weil die bäuerliche Bevölkerung,
hauptsächlich in den Dorf Schäften mit Ge-
meindeland (Mir), von dem Ackerbau nicht
leben kann und auf Nebenverdienst angewiesen
ist. Berülimt sind die Hand- und Haus-
webereien, die fast in ganz Rußland überall
verbreitet sind; in den waldreichen Bezir-ken
wird viel durch Holzschnitzerei verdient. Sehr
verbreitet sind aucli Lederarbeit und Töpferei.
Die bekannten Tulasilber-Gegenstände haben
ihren Ursprung ebenfalls von der Hausindustrie
genommeji, und erst nach langen Jahren ist man
hierbei zum Maschinenbetrieb übergegangen.
Die Holzarbeiten und Schnitzereien, die in allen
Städten zum Verkauf ausgeboten werden,
werden neuerdings auch schon im Ausland ihrer
Originalität wegen mehr und mehr verlaugt.
Hierfür sind in letzter Zeit große Werkstätten
ins Leben gerufen worden, die in einzelnen
Dörfern der ganzen Bevölkerung ihren Lebens-
unterhalt gewährleisten. In Orten, wo eine
regere Betätigung heri-schte und wo die von
den Landschafts- oder Kn'Lsverwaltuiigen ins
Leben gerufenen Fach- luid Indiistrieschulen
für die H ausin diistrie Propaganda gemacht
haben, hat sich nach und nach ein Untemehmer-
wesen herangebildet, das den Zwischenhandel
und auch die Produktion übernommen hat.
Die Arbeiten werden in Akkord, meisten-
teils zum Schaden der Qualität, übergeben. In
einigen Gegenden wird bereits die bäuerliche
Bevölkerung von den Unternehmern arg aus-
gebeutet.
Die Hausindustrie stellt jährlich für un-
gefälir 2 Milliarden Rubel Gegenstände
27
Die russische Industrie.
28
her ; man sieht also, ein wie wichtiges Element
sie für die Volkswirtschaft Rußlajids ge-
worden ist.
Da die Regierung die Heimarbeit mit
pekuniären Mitteln und auch sonst gegen die
gefährliche Konkurrenz der Großindustrie
schützt, so wird wohl in Rußland noch einige
Zeit vergehn, bevor die Ueberlegenheit der
fabrikmäßigen Erzeugimg der bisherigen HaTis-
industrie- Artikel diesen Erwerbsz^veig beseitigt
haben wird ; nichtsdestoweniger hört man aber
schon jetzt viele Klagen über die hohen Preise
der Hausindustrieprodukte, — die fabrik-
mäßige Herstellung ist eben in manchem
Artikeln schon jetzt viel billiger.
Hierin liegt eine ernste soziale Frage, die
wohl nur mit der Agrarreform zusammen
ffelöst worden kann.
Sibirische Hausindustrie.
In Sibirien war bis jetzt die Hausindustrie
sehr wenig verbreitet; einzelne kleine Betriebe
gab es wohl, aber sie dienten nur dem lokalen
Bedarf und die jährlich so stark wachsende
Bevölkerung war in den meisten Gebrauchs-
artikeln auf den Import aus Rußland an-
gewiesen. Jetzt werden in Westsibirien sieben
Handwerksschulen und Betriebe von der Re-
gierung eingerichtet, und zwar für Holz- und
Lederbearbeitung, Töpferei, "Weberei und land-
wirtschaftlichen Maschinenbau. Zur Einrich-
tung dieser Betriebe sind von der Regierung
fürs erste 100000 Rbl. ano"ewiesen worden.
Arbeiterlöhne.
lieber die russischen Arbeitslölme sind so
verschiedenartige Angaben in der periodischen
Presse enthalten, die sich oft diametral ent-
gegengesetzt sind, so daß es sicherlich von
Interesse ist, die tatsächlichen Arbeitslöhne aus
der Zeit der letzten Jahre miteinander zu ver-
gleichen. — Der Tagelohn der ländlichen
Arbeiter, sowohl Männer wie Frauen, ist für
die einzelnen Rayons wie folgt festgestellt
worden (die Zahlen sind die durchschnittlichen
von 1904—1908 inklusive):
Arbeiter mit
einem Pferde
Rubel
Männliche Arbeiter
Weibliche Arbeiter
auf eigene
Nahrung
Zentral-Gouvernements . . .
Mittlere Wolga-Gouveinements
Untere Wolga-Gouvernements
Neu-Rußland*)
Süd-West Gebiet
Kloin-Rußland
Industrie- Rayon'*)
Ural-Gebiet
Nördliche Gouvernements . .
Baltische Provinzen ....
Polen
Kaukasus
Transkaukasicn
Sibirien
Zentralasien
1,10—1,80
0,90—1.40
0,95—2.50
1,25-3,20
1,20—1,80
1,10-1,70
1,40—1,80
0,90—1.10
1.10—1,30
1,35—1,80
2.00—2,80
1,50—2,00
1,50—2,00
1,00—2,00
2,.50-4..50
0,50—0,80
0,45—0,75
0,40—1,50
0,55—1,60
0,35—0,70
0,35—0,60
0,70—1,00
0,45—0,80
0,65-1,05
0,70-1,00
0,50—1,00
0,65—1,70
1,00—1,50
0,50—1,00
1,00—1,40
0,35—0,70
0,30—0,50
0,35—1,20
0,45—1,10
0,30-0,60
0,30-0,65
0,50—0,85
0,35—0,60
0,50-0,75
0,50-0,75
0,40—0,70
0,50—1,20
0,75—1,20
0,30-0,90
0,50—0,70
0,40—0,60
0,25—0,45
0,30—1,00
0,45—1,00
0,30-0,60
0,30—0,50
0,40—0,60
0,30—0,50
0,40—0,75
0,45—0,60
0,30-0,60
0,45—1,40
0,55—0,80
0,40—0,70
0,30—0,50
0,20—0,45
0,15—0,35
0,20—0,80
0,30—0,60
0,20—0,50
0,20—0,35
0,25—0,45
0,20—0,40
0,30—0.60
0,30—0,45
0,20—0,45
0,35—0,90
0,50—0,70
0,15—0,60
0,25—0,40
29
ZoUverliältnisso lUiUlaiids.
30
Zollverhiiltnisse llusslands.
Die hauptsächlichsten Importartikel deä
Landes sind: Ei^en, Maschinen, Jlelallwai'en,
Droguen, Chemikalien, Häute, Felle, Oele,
WoU- und Baumwolhvaa-en, Galanterie- luid
Modewaren.
Hauptsächlidiste Exportartikel: Getreide,
Holz, Petroleum, Flachs, Hanf, Felle, AVolle,
Roheisen.
Die Zollsatze auf die haaptsächlich.sten Im-
jwrtartikel betragen :
Kubi'l
pro Piiil
Eiserae Mascliiuen uud -Teile, gTobe un-
bearbeitete Eisenwaren, bearbeitete
Eisenwaren über 5 Pfund im Stück und
Ijearbeitete Gußeisenwaren (außer ameri-
kanische) 2,10
Ijearbeitete Eisenwaren unter 5 Pfund im
Stück (außer amerikanischo) :i,oü
Kupferne und Messing - Maäcliineu und
-Teile, jM<'SsiiagT\'aren luul Waren aus
ilcssiiiglegicruiiy, Nickel usw. ohne
Itelief
Messiug^varen usw. mit lleliefverzierungen
Ijandwirtsohaftliche Maschinen, teils zoll-
frei, teils
Metallwaren versilbert, vei-gvjldet, bei einem
Gewicht von mehr als 1 Pfund im Stück
971/2 Kop. 10 0/0 pro Pfund, dieselben
weniger als 1 Pfund im Stück 95 Koij.
10 0/0 pro Pfund.
Fabrikate aus Zinn, Zink und deren Le-
gierungen, unpolieit
Dieselben poliert, lackiert, bronziert . . .
DifSiilbcn vernickelt oder mit anderen Me-
tallen überzogen
P^umwülle und Baumwollendcn
Tee
Eisen in Stangen, je nach der Stärke
— ,75 und
Eisen in Tafeln, je nach der Stärke
— 971/2 und
Kohkupfer in Blocken
Holz-, Torf- und Steinkohlen
Dieselben in den Kaspischen xmd Sohwarz-
meerhüfen — ,06
Torf — ,021/1, in den Kaspischen untl
Sohwarzmecrhäfen — ,09
Wolle, \nigekajnmt, ungefärbt ^, — , gelärbt
und Kuusl wolle 10 o/o 1,50
Wolle, gckänmit, ungefärbt 6,75, gefärbt . 9, —
^^'olIgarn, gesj^nneii, eindrähtig, ungefäi'bt
12,75, gefärbt 11,70
AVoUgarn, gesponnen und gedreht, zwei-
oder melirdi-ähtig, ungefärbt H,70
l>a3selbe gefärbt 17,10
6,18
20,40
,75
1,95
•1,95
6,48
4,15
31,50
1,20
3,75
-,011
Chemikalien, außer einer Menge speziell
benannter, brutto
Erdfar'ben, gemahlen
Anilinfarben
^liniaturfaaben
CJiromfarben, Zinnoter und im Tarif nicht
besonders genannte Farben 10 0/0 . . .
Wein in Fässern, bmtto
Wein in Fässern, über 13" Alkohol 50 "/o .
Dassellje, über 16" Alkohol, noch weitere
Zuschläge per Stärkegrad.
Wein in Flaschen 57 Kop. pro Maßflasche,
Soliamnwein 1, 781/2 Rubel pro ganze
Flasche
Lebende und getrocknete Pflanzen 10 0/0
brutto
Sämereien, außer besonders benaimten,
brutto
Früchte, brutto
Apfelsinen, Zitronen und Pomeiiuizen 50<';o,
brutto
Itohe Häute, trockene u. trocken gesalzene
Rohe Haut«, naii gesalzene
Leder, kleine, 10 »0
Saffian, Glace, Chevreau, Chagrin, Leder
mit eingepreßtem Muster, lackierte kleine
Leder
Leder, große (Ochsen-, Kuh-, Pferde- und
Schw-eineleder), 10 »0
Lederne Treibriemen, doppelt genäJite — ,30
Rubel pro Pfund, Kameelhaartroibriemen
— ,19' '2 Rubel pro Pfund, Ijaumwollenc
Treibriemen 10 "/o —,30 Rubel pro Pfund
Felle: Pnbcr-. Blaufuchs-, Chenchille- usw.,
kostbare, 50 0/0
Felle : Schnpix;n-. Opossum-, Kaninchen,
Eichhörnclien-, Bären-, Wolf-, Luchs,
Seelunxi-, Seliiif-, gefärbt usw., 50 «o .
Fuchsfellc
[m Tarif nicht besonders lÄiiaimte 50 0,0
Schaffelle, umgefärbte
Oele, vegetabilische, nicht besonders be-
nannte
Rizinus- und -Mizarinöl 10 «o
Kokos- und Palmöl 10 Oo
Wohlriechende und ätlieiisehe Oele 10 »o .
Muieralöl, Paraffinöl 20 "0
Wollstoffe, gewebt, pro Pfund 1,571,2 Rubel.
Wollwaren, gestrickt —,75 Rubel pro Pfund,
j2:(>flochlcn, Posamcnterie usw. — ,90
Rubel pro Pfund.
Gewebte B;iumwol!stoffe, ungefärbt, wenn
auch gebleicht —.57. --,74, —,98 und
1,07 1/2 Rubel jiro Pfund.
Gewebte Baumwollstoffe, gefärbt — ,98,
1,171/2 und 1,43 Rubel, je dünner und
leichter die Stoffe, desto teurer.
Rubel
pro Fud
2 2.5
21,—
7,50
1..-.0
6.—
6,—
— 90
1,05
—,75
-,871/2
16,50
18,-
9,-
9,90
18,—
27.—
],.50
2,97
3.60
1,.50
24.—
1.50
31
Grundbesilz.
32
Verteilung des Grundbesitzes im europäischen Russland (ohne Polen)
nach den Erhebungen vom Jahre 1905.
Grundbesitz in 1000 Dessätinen von
Rayons
a
<s
tp
's
a
o a
ja c
o q
3 o
CS
o
a
S
3
c
3
cä
o . S
•§■3 =
Klein-
bürgern
leinbUrgerl.
Seilschaften
Hl
c
3
S
.=: a
.2 ö
II
2 3
■3
1^
•0
3 ®
J= -.0
.§3
3
Bauern-
s:
C^
fcd
X ö
|«o
e-ü
gemeinschaften
<i'^
i4
^-
Nord-Rayon . . .
30.S.9 6,5
522,6' 255,3
51,3 —
29,2
731,9
149,1
7 894,1 14,1107 606,4
186,5
130,8
117 881,7
Heen-Distrikt . .
3 041.3
13,2
1 970,6' 384,0
339,8:19,0
275.6
1 83.5,3
944,4
5 378,4
03,3
2 837,3
186,7
176,6
17 455,5
Baltischer Uisfr.
3 400,8
2,6
100.6 3,9
36.0! -
472,8
5,5
0,3
2 483.8
31,5
696,5 81,5
123,3
7 439,1
Südwest- ^
10 2-24,7
33,1
709,9
41,7
624,5,10,2
393,9
1 012,0
1 106,4
9 564,7
3,1
2164,7 190,5
125,9
26 205,3
Zentral-
4 379,3
30.8
—
1 902.6
494,7
447,0| 4,3
176,7
1 764,1
1 829,9
12 951,7
19,5
1 640,4
347,9
199,1
26 188,0
Mittlerer Wok'a-
Distrikt ....
3 138.2
10.2
—
1 283.9
274,4
345,2
5,G
244,3
1 451,9
931,2
10 390,8
33,6
5 764,0
225,2
176,0
24 27;),*
VTnterer Wolga-
Distrikt ....
9 913.9
19,7
4 967,3
2 794,5 1929,8
279,1
2,7
146,6
1 394,4
1 930,7
34 720,7
14,0
20 343,2
215,1
1997,0
80 668,7
Unterer Dnjepr-
Distrikt ....
6 982,8
32,1
—
937,7
76.8' 660,1
15,5
483,1
924,5
1 123,3
10 315,1
124,1
1 329,3
531,3
497,1
24 032,8
Süd-Steppen-
Distrikt ....
3193,9 87,6
9 722,2
941,7
107,3! 361,7
6,4
217,5
1 884,6
1 257,6
6 968,7
33,7
1 279,4
187,3
2182,5
28 432,1
Dnjepr-Don-
1
Distrikt ....
5 377,9 87,7
—
857,5 153,5
407.0
0.5; 112,6
1 630.1
1 249,6
15 398,0
13,6
866,4
302,5
214,0
26 0(2,4
Wolga-Don-
1
Di.^trikt ....
3 212,3 1.3,7
—
885,2 40,8
212,1
0,5] 169,1
579,7
921,2
8 011,2
12,0
1 401,0
157,1
325,2
15ii41,l
Zu. in iiO CoDifiTitiDeiils
53 169,0
337,2
14 089.5
12 906,8
3762,2
3763,8
64,7
2721,4
13 214,0lll 443,7
124 078,1
3.52,5 145 929,2'2611,6
6148,7
395 1!I2,4
In
den Ray
)ns
kommen auf je lOOODessjatinen
der Gesamtfläche
Dessjatinen auf:
Nörd-
lich
Seen
Bal-
tisch
Nord-
West
Zentral
Mittel-
Wolga
Untere
Wolga
Unterer
Dnjepr
Süd- „ .
Step- I'^J^P'--
pen »°"
Wolga-
Don
Zu-
siunum n
5U Gouvcr-
mmenta
}'riv:itbesitz
Gemeinschaftlichen Besitz (Mir)
Staats-, Kirchen- und sonstigen
Anstalten-Besitz
18
60
910
509
308
183
545
334
121
540
365
95
422
495
83
318
428
254
228
492
280
473
429
98
286
587
128
371
577
52
379
503
118
258
351
391
Zahl iler Höfe auf dem _.Mir''-
Besitz '. . .
352 511
479 604 62 384
847 285 1 639 383|1 322 561
1 886 852
1 713 587
800 347
2 189 352
998 039
12 297 905
Durchschnittlich auf 1 Hof des
-Mir" - Besitzes Dessjatinen
. ntfallen
22,4
11,2
36,9
11,3
T,9
7,8
20.2
6,3
20,7
7,0
8.0
U.l
33
Verschuldung des städtischen und ländlichen Besitzes.
3+
\'erschuldung der städtisclien
Immobilien. Die hypothekariscli belasteten
städtischen Immobilien in Rußland stellen
einen Wert von 2 424 792 961 Ebl. dax und sind
belastet mit 1446 250850 Rbl. Diese Summ-?
verteilt sifh auf folgende Kreditinstitutionen;
Terscliuldung des städtischen und ländlichen Besitzes.
Aktien-Hjpothekeubankeu
Anzahl
der
belasteten
[iiimobilieQ!
Taxwert
Ver-
sicherungs-
wert
Hypotheken
I. u. folgende
Schuldrest
1. Januar 1908
Charkow
Poltawa
St. Petersburg-Tula
Moskau . .
Bessarabisch-Taurische .......
Nishny-Nowgorod-Samara ......
Kiew _ . .
Wilna . .
Jaroslaw-Kostroma . .
Donsche Bank ' . .
Total
5 267
4 537
5 552
4 188
4 207
2 809
1577
4 242
2 252
4 103
6fi
119
182
87
91
50
76
19
59
361 542
065 960
046 420
449 013
52« 973
572 139
708 521
651 038
998 226
419 062
75 902113
44 831 260
91338 803
146 838 238
71 144 567
29 087 836
41282 737
47 676 700
16918815
48 591 446
41 551 400
38 870 700
G5 893 100
102 549 900
97 150 000
20 748 400
28 9714«)
41 458 000
11554 500
34 021 700
31 951 064
32 260 899
53 396 256
87 688 146
38 918 751
15 944 783
24 820 735
35 838 542
7 975 084
22 847 264
38 734 781 800 894 I 613 618 596 I 433 769 100 ! 351 141 524
Nishny-Nowgorod Alexanderbank
Städtische Kredit-Gesellschaften
Tiflis- und Kutaisbank . . .
180
37 480
5 798
2 857 856 2 375 310 1472 400 636 828
1 564 055 539 1 476 305 937 966 973 550 823 363 847
76 078 672 53 388 623 44 035 800 39 991950
Total
43 4.')8 |l 642 982 967 |l. ^32 060 870 |l 012 481 750 ,' 864 012 627
Summe
82 192
2 424 792 961 [2 145 688 466 1 1446 250 850 jl 215 154 161
Hiervon befanden sich:
im eigentlichen Rußland . . .
in den baltischen Provinzen . .
im Königreich Polen
im Kaukasus und Transkaukasion
in Zentralasien und Sibirien .
•Summ
54 877
7 492
7 479
10 289
2 064
82 192
1 749 335 949
119 098 705
384 579 866
146 629 048
25 149 393
1 629 634 465
126 700 915
25:1 518 245
117 945 770
17 889 071
1 125 615 400
62 244 800
153 562 250
91 997 500
13 930 900
924 963 227
47 437 820
132lX)0 6lS
80 488 872
10 263 614
2424792961 |2145688466 [1446250850 |1215154151
35
Die Verschuldung des privaten Landbesitzes in liussland.
36
Die Yerscliuldung des priYaten Landbesitzes in Russland.
Zum Jalire 1908 stellt sich die. allg-emeiEe
Verschuldung des privaten Landbesitzes in
Rußland auf folijejide Summen:
Im eigentlichen Kuüland .... 1 949 777 448 Rbl-
In baltischen Provinzen .... 95799462 „
In WeichselgouvernementsiPolen) 204 777 404 „
Im Kaukasus und Transkaukasien 45153 605 „
In Zentralasien und Sibirien . . 1 280 787 „
Summa 2 29C 788 706 Rbl.
Der Landbesitz in privaten Händen in 70
Gouvernements und Glebieten beläuft sich auf
119 654 210 Dessjatinen, von denen zum
1. Januar 1908 61 931 662 Dessjatinen mit Hypo-
theken belastet waren.
Diese Summen verteilen sich auf die ein-
zelnen Kreditinstitutionen wie folgt:
Hypothekenbanken anf Aktien
Größe des
versetzten
Objektes
Prozentsatz des
belastet. Land.
z. allgemeinen
Privatbesitz
Taxwert des
belasteten
Besitzes
Summe
der
Hypotheken
Schuldrest
1. Januar 1908
Durch-
schnitts-
preis pr.
Dessät.
■^ 1 •
Dessätinen
H
6156
9 381
4 676
5 533
2 144
1 728
3 803
1 330 489
1 271 466
1990151
2 627 125
1 222 033
4 069 533
1 Sil 309
1
1
2
1
4
1
4
2
1
120 219 431
100 255 858
98 471 388
166 560 929
145 982 356
107 266 214
123 207 814
196 985 390
38 099 106
108 234 933
65 378 590
58 998 500
57 051 500
92 409 000
79186 200
37 295 800
70 392 200
108 923 900
21 645 200
61713 600
59 885 806 1 90
55 552 967 ! 79
51 802 286 j 99
86 669 429 63
49
Poltawa
96
St. Petersburg-Tula
29
35
Bessarabisch-Taurische
Nishnij-Nowgorod — Samara ....
75 169 564
52 994 742
66 633 985
105 210 736
19 850 616
56 274 493
119
26
92
65
14
52
Wilna ....
9 847 4 480 289
508 2 352 727
3 722 1 603 873
44 24
Jaroslaw-Kostroma
Donsche Bank
16 9
67138
Total
47 498
22 288 995
19
1 205 283 479
672 994 150
630 044 624
54
30
Cherson Landschaftsbank
Adels-Agrarbank
Bauern-Agrarbank
Spezial-Sektion der staatlichen Adels-
Agrarbank
Nishnij-Nowgorod-Alexanderbank . .
Estländische Kreditkasse, adelige . .
Livliindische adelige Kredit-Sozietät
Kurländischer Kreditverein . . . .
Landschaftlicher Hypotheken verein
des Königreichs I'olen
Tifiiser Adelsagrarbank
Kutais (Michailowscho) Adelsbank
Total
Gesamtsumme
Hierbei befinden sich;
Im eigentlichen Rußland . . . .
in den baltischen Provinzen . . .
im Weichselgebiet (Polen) . . . .
im Kaukasus und Transkaukasien
in Zentralasien und Sibirien . . .
4 466
25 161
62 174
4 781
262
9 847
21463
9 999
3 084 609
16 696 958
8 322 493
2 263 937
41863
1356114
2 774 511
938 814
9 654 3 635 407 3
968 497 950 0
1206 1 353 9511 0
359 720 100
1 249 569 470
690 260 056
131168 052
2 248 978
37 823 580
106 464 000
56 066 800
350 527 191
11312 894
3 705 600
149 981 i;59 642 667 33 2 998 861721
197 479 161 931 662l 52 U 204 145 200
179 860 050
724 997 200
520128 200
81 634 982
1 681 560
20 768 720
54 945 500
26155 900
153 419 786 1117 58
698 301071 1 75 43
494112 519 1
71 992 207
1 121316
19 036 991 I
48 866134
19 120 645
171755 700 154 053 661 ! 96
5 425 300 5171082! 23
1 801 500 ! 1 548 670 i 10
1 798 154 612 1 666 744 082 | 761 45
2 462 148 762 2 296 788 706 1
Summe
135 885 50 090188
41345
15 320
4 827
102
5196 979
4 678 930
1 675 489
80 076
197 479 61 931 662
52
3 478 933 670
215 502 857
424 826 226
82 260 327
2 622 120
4 204 145 200
2 076 245 347
110 686 046
226 158 586
47 722 089
1 342 700
1 949 768 448
95 799 462
204 777 404
45 162 605
1 280 787
2 462 148 762 |2 296 788 706
68
40
37
Schiffsverkehr in russischen Häfen.
38
Schiffsverkehr in russischen Uäftn 1909.
Nach Jen slatLstischen Daten des Zoll-
dcparteraents hat der SoJiit'friverkehr in den
russischen Häfen nach der Zahl sowohl als
auch nach dem Rauminhalt der Schiffe
im Jahre 1909 im Vergleiche zu 1908 zuge-
ninnnien, und zwar:
die Zahl der Schiffe um 19,5 »/o,
der Rauminhalt um 23,8 0/0.
Die Zahl der Falirzeug'e. unter nissischer
Flagge liat sich gegenüber dem Vorjalire um
1,70/0 und der G e s a m t r au m in h al t der-
selben um (),1 0/0 geholjcn, dagegen ist die
Anzahl der ausländischen ScJiiffe um
22,2 0/0 und deren Rauminhalt um 25,1 0/0 ge-
stiegen.
Im Jahre 1909 .sind im Seewege 308 Mill.
Pud Güter eingeführt worden, darunter auf
russischen Schiffen 38 Mill. Pud und auf aus-
ländischen 270 Mill. Pud. Ausgeführt wurden
1102 Mill. Pud Güter (darunter auf russischen
Schiffen 59 Mill. Pud). Der Anteil der
russischen Schiffahrt beträ2:t also bei der
Einfuhr und Ausfuhr mu* wenig mehr als ein
Zehntel resp. Zwanzigstel der C^esamt-
ziffcrn.
Bezüglich der Zalil der eingegangenen
Schiffe steht unter den einzelnen Meeren an
erster Stelle das Baltische Meer, sodann
folgt das Schwarze Meer mit dem Asow-
schcn und endlich das Weiße Meer. Dem
Rauminhalt nach jedoch nahmen bei der Ge-
sa m t- Schiffahrt die erste Stelle die süd-
lichen Meere, die zweite das Baltische und die
dritte da.s A^'ciße Meer ein.
Die verhältnismäßig größte Anzahl von
Fahi'zeugen unter russischer Flagge waj"
auf dem Weißen Meer, sodann folgte das
Baltische, wäJirend der kleinste Prozent-
satz für diese Flagge auf dem Schwarzen
und Asowschen Äleer festgestellt wurde.
Den größten Prozentsatz in Rauminhalt
hatten die russischen Schiffe auf dem Bal-
tischen, den geringsten auf dem "Weißen
Meere aufzuweisen.
Der Ausfuhrhandel Rigas.
Der Gesamtexport dieses Hafen.s, der in
den Jahren 1901 — 1905 einen Durchschnitt von
ca. 111 Mill. Rbl. erreichte, hat seitdem
folgende Entwicklung gezeigt:
1001 — 1905 110 716 57;? Rubel
1906 159 986 844 „
19Ü7 l;U 78:3 346 ,
1908 129 305 630 .,
1909 172 350 786 „
Der Wert der im Jahre 1909 verschifften
"Waren hat somit eine noch nicht dagewesene
Höhe erreicht.
Unter den
Artikeln waren
im Jaiirc 1909 vcrscliil'ften
die hauptsächlichsten:
Holz .
Flachs .
Eier . .
Getreiilc
Weizen
Butter .
Quantum
Wert in Kiibeln
83 50O OOU Kiibikfuß ,
1 139 195 Pud
4 461 921 .
21 000 000 „
19 25000Ü ,
301 677 ,
32 821 510
32 193 362
26 753 790
26 485 792
25 027 959
4 675 993
39
Fremde Konsulate in Hiißlaud.
40
Fremde Konsniale in
Bnssland
.*)
Städte 1
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Afchabad . .
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Archangel . .
Arensburtr. .
Batum . . .
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Berdjansk . .
Baku
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Baltischport .
Charkow . .
Eriwan . . .
G
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-
Eupatoria . .
Eumorfopulos
Feodos&ija . .
Gcnitscbesk .
Helsingtbrs .
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Irkutsk . . .
Ismail . . .
Jelissa-wetpol .
Jekaterinoslaw
Kars ....
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Kronstadt .
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Kisehinew . .
Kowno . . .
Kertsch . . .
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Libau . . .
Moskau . . .
Mariupol . .
Nikolajew . .
Noworos.-^ijsk .
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Xishnij-Xowgoro
Odessa . . .
Petersburg
Pernau . . .
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Rostow a. 1>. .
Sewastopi'l
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Sa-Ying-Tou .
Saratow . .
Simferopol
Taganrog . .
Tiflis ....
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Wladiwostok .
Windau . . .
Wilna . . .
Wladikawkas .
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41
Allgemeine Bilduo^
42
Allgemeine Bildung.
1. Lesen und Schreiben.
Auf 1000 Personen kommen 211, die lesen
und schreiben können, also 21,1 "/o.
Schreib- und Lesekundi^ge werden gezählt
im
Weichselgebiet (Polen) . . 30,5 «o
Europ. Rußland 22,9 "/o
Kaukasus 12,4 o'o
Sibirien 12,3 o»
Zentralasien 5,3 o/o
Unter den europäischen Gouvernements ist
der größte Prozentsatz Schi'eibkundiger in den
drei baltischen Provinzen zu finden, wo er
75 — 83 o/o .ausmaclit. Darauf folgen die Gou-
vernements :
St. Petersburg 55 o/o
Moskau 40 0,0
Warschau 40 o o
Jaroslaw 37 o/o
Petrüiau 33 o/o
Kowno V2 0/0
Grodno 29 0/0
Wilna 390/0
Taurien 24 0/0
Cherson 22 0/0
Don-Gebiet 28 0/0
Jekaterinoslaw 23 0/0
Wladimir 20 0/0
Kostrowa 24 0/0
Tula 230/0
Saratow 22 0,0
Samara 20 0/0
Simbirsk 17 0/0
Bessarabicn 14 0/0
A-straehan 12 0/0
Pensa 16 0/0
Plcskau 170/0
Podolicn 150/0
Im Kaukasus und in Transkaukasien ist
der Prozentsatz durchschnittlich 12 0/0. Im
Scliwarzmecrgouveniement steigt er bis 31 0/0,
um in wieder anderen unier 10 0/0, ja bis 7 0/0
zu fallen. Ebenso gering und ungleichmäßig
ist die geringe Bildung in Sibirien zu kon-
statieren. Die entsprechenden Ziffern sind hier
folgende :
Amur- und Seengebiet ... 25 0/0
Ti-anskaukasien 10 0/0
Irkutsk und Tomsk 12 0/0
Jakutsk 40/0
Kamtschatka 2 0/0
Aju traurigsten aber ist es in Zentralasien
bestellt, wo in
Turkestan nur 4,0 «,q
Syr-Darja „ 4,5 0/0
Saniarkand „3,2 0/0
Ferghana »2,9 0/0
der Bevölkerung des Lesens und Schreibens
kundig pind. Wa^ den Unterschied beider Gre-
schlechtcr .anbelangt, so kommen auf 10 lese-
und schreibkundige Frauen in
Polen 13 Männer
Eiux)p. Rußland .... 24
Sibirien 38 „
Zentrala«icn 36 ,,
2. Volks- und Elementarschulen.
Das Wohl und Wehe der ersten Schul-
bildung ist in Rußland nicht an einer einzigen
Zentralstelle Iconzentriert, sondern acht
Ressorts unterlialtcn Volksschulen, dalier kajin
die Statistik schwer alle Daten unter einen
Hut bringen, da die einzelnen Ressorts nicht
zu gleicher Zeit ihre Bericlite veröffentlichen
und dalicr eine allgemeine Uebersicht immer
1 — 2 Jahre zurückgreifen muß, um ein einiger-
maßen richtiges Bild liefern zu können. Die
Volksschulen können in zwei Gruppen eingeteilt
werden :
a") flu- Kinder,
b) für Erwachsene.
Zu den \'olksschulen fiLr Erwachsene
werden gerechnet: Sonntagsschulen, Repetier-
kurse \ind Abendschulen für iVrl>eitcr.
Allgonioiue Bildung.
44
Am 1. Januar 1907 ^ab es in Rußland
112 374 Volksschulen mit '^ 16 842 784 Schülern
beiderlei Geschlecht«, 2069 Schulen für Er
wachsene mit 121 712 Schülern.
Bei näherem Betrachten kommt also durcJi
schnittlich im ganzen Reich eine Volks
schule auf 171 Quadratwerst oder auf 1240
Einwohner.
In den einzelnen Bezirken sind die Ziffern
Europ. Rußland . . . 52 D-Werst und 1180 Einw.
Weichselgpbiet u. Polen 14 „ „ 1240 „
Kaukasus 87 „ ,, 2015 „
Sibirien 2603 , „ 1460 „
Zentral-Asien .... 406 „ „ 1060 „
Von den einzelnen Gouvernemeats bilden
die Extreme: Die baltischen Provinzen:
1 Schule auf 24 Qiiadi-atwerst und 680 Ein-
wohner. In Jakutsk kommt 1 Schule auf
46 342 Quadratwerst und 3780 Einwohner.
3. Mittlere Schulen.
a) Gymnasien, Progymnasien und ent-
sprechende Institute bestanden am I.Januar 1908
926 mit 104 270 männlichen und
197 480 weiblichen
Zusammen 301 750 Schülern
b) Realschulen
184 mit 47 280 männlichen und
1 285 weiblicher,
zusammen 48 506 Schülern.
In den letzten drei Jahren sind 103 Krons-
gymnasien und 140 Privatmittelschulen er-
öffnet worden. Dieses rasche Wachstum weist
darauf hin, daß der Bedaa'f an Mittelschulen
ein ganz enormer ist. Da aber das Ministerium
der Volksaufklärung nicht imstande ist, in
nächster Zeit eine entsprechende Anzabl von
Mittelschulen zii eröffnen, so muß die Privat-
Initiative nach Möglichkeit gefördert werden.
Die Regierung gewährt ein© Subsidie in der
Höhe eines Drittels der Unterricbtskosten, das
Uebrige muß von den Organisationen selbst
bestritten werden. Vom Ministerium selbst
werden in den nächsten Jahren 33 Gymnasien
jährlich eröffnet werden.
Hochscbulen.
Es gibt in Rußland folgende Universitäten :
Moskau . .
mit 8083
St. Petersburg
„ 8090
Kiew . . .
, 4001
Charkow . .
„ 3450
Jurjew (Dorpat
„ 1718
Warschau. .
. , 1625
Kasan . . .
. „ 2821
Odessa . . .
. , 2851
Tomsk . . .
V 740
Eine neue Universität wurde 1909 in
Saratow gegründet und seit Herbst 1908 besteht
in Moskau eine Volksunivcrsität auf den Namen
des Generals Schaniawsky, der die Mittel zu
ihrer Errichtxrng hergegeben hatte.
Die Gesamtzahl der russischen Studieren-
den betrug am 1. Januar 1909 : 35 204. In
früheren Jahren waren die entsprechenden
Zi f f em :
m Jalu-o
1873
6 145 Studenten
1880
8 193 ,
1885
12 939 ,
1894
13 944
n n
19ÜÜ
24 300 „
n I)
1904
28 740
n n
1907
31 200 ,
Von anderen Hochschulen existieren :
vier theologische Hochsohulen, imd zwar in
Kiew mit 203 Studenten
Moskau .... , 221 ,
St. Petersburg . „ 259 „
Kasan .... , 171 „
Femer gibt es eine armenische tlioologische
Hochschule in E s c h m i a d z i n im Kaukasus
und eine katholische Hochschule in Peters-
burg. Von Medizinsclnilcn*) gibt es drei, eine
militäiische und zwei für Frauen, in St. Pe-
tersburg und Moskau. Die fünf N'eterinär-
schulen zählen 1900 Hörer. Es gibt ferner
drei Rechtsschulen, ein archäologisches Institut,
13 philosophische Lehranstalten und Institute,
und zwei Fraucnhochschulen. Weiter sind an
derartigen höheren Lohrinstituten zu er-
wähnen :
für das Bergwesen 3 Institute
„ die Ingenieurwissonschaften 4 „
„ , Landwirtschaft. ... 4 „
„ „ Forstwirtschaft ... 1 „
, „ Topographie 1 „
„ „ Sprachwissen.schaftpn . 1 „
„ „ Militärschulen . . . . ti ,
. - Handelshochschulen . . 2 .
*) abgesehen von den UniversitfttsfiikiiltiUeii.
Allgemeine Bilduns
46
Fi 11 Bland hat eine Univei-sität in Hei- I Etwa 4000 russische Studenten werden
singfors mit 2088 Studenten (im Jahre | durch Stipendien unterstützt oder sind von der
1907/08). I Zahluiio: von C4cbühren befreit.
Handelshochschulen in Russland.
\''or kurzem sind die Beratungen der Lehr-
abteilung des Handelsministeriums über das
Statut der Handelshochschulen abgeschlossen
worden. Nach dem Statutencniwurf sind diese
Handelsinstitule in bezug auf die Zusammen-
stellung der Lehrpläne völlig autonom. Die
Institute setzen sich aus zwei Falail täten und
melireren Abteilungen zusammen. Eine be-
sondere Aufmerksamkeit läßt der Entwurf den
Finanzabteilungen zuteil werden ; diese haben
die Aufgabe, tüchtige Fachmänner für die
Kommunalwirtschaft auszubilden. Die Kom-
merzabteilung vermittelt umfassende Waren-
kunde ; Personen, die diese Abteilung absol-
vieren, erhalten den Tit«l von „Kommerz-
Ingenieuren" ; die Absolventen der übrigen
Abteilungen erhalten den Grad eines ,, Kandi-
daten der Handelswisscnschaften".
Die Studenten der Institute genießen in
Inizug auf die Wehrpflicht dieselben Ver-
günstigungen wie die Universitätsstudenten.
Die I/chrer erhalten alle Rechte des Staats-
dienstes. Aufgenommen werden die Absol-
venten der Mittelschulen, die vom Handels-
minister in einem besonderen ^'erzeichnis
namhaft gemacht werden. Absolventen von
Hochschulen werden in den oberen Kursus auf-
genommen. Frauen genießen die gleichen Auf-
nahmerechte wie Männer. Die Zahl der Juden
ist auf 3 0/0 beschränkt.
Das Statut soll in erster Linie auf die
Kommerzschulen in Moskau und Kiew an-
gewendet werden. Die Mittel liaben die kommu-
nalen Institutionen aufzubringen, während der
Staat nur ganz wenig dazu beisteuert.
47
Der russische .StaatshaushaJt.
48
Der Staatshaushalt.
Das Beichsbadget 1909 und der Voranschlag pro 1910
Baii am 17. Juui 1909 Allerhöchst be-
stätigte Budget für das laufende Jahr weist
an ordentliehen Einnahmen 2 458 74(MIS2 Rbl.
auf, d. i. nahezu um 41 Mill. Rbl. oder \im
1,7 0/0 mehr als der Effektiveingang des Jahres
1908 (2 417 807 828 Rbl.) betragen hat.
Aus den vorläufigen Kassenausweisen des
Einanzministeriums geht hervor, daß in den
ersten sechs Monaten des laufenden Jahres aJi
ordentlichen Einnahmen 1116,4 Mill. Rbl. ein-
geflossen sind. Was gegenüber den im ersten
Halbjahr 1908 vereinnahmten 1104,4 Mill. Rbl.
um 12 Mill. Rbl. oder um 1,1 »o mehr a\is-
macht.
Eine Steigerung zeigen vorzugsweise
nachstehende Einnahmeposten :
Budget pro 1909
Um je
Tausend
Rubel
Staatsbahnen
Ertrag aus den dem Fiskus gehörenden Kapi-
talien und aus Bankgeschäften
Stempel-, Gerichts-, Kanzlei- und Eintragungs-
gebühren
Zuckersteuer
Kapifalrentensteuer
Besitzwechselabgaben
Obligat. Zaiilungen der Eisenbahngesellschaften
Posteinnalnnen
Tabaksteuer
Verschiedene kleine und zufällige Einnahmen
Eisenbahnpa.ssagier- und Eilgutsteuer ....
4 962
3 247
3 179
2 952
2 415
2 374
2 297
1734
1522
1 328
Tausend
Rubel
Forsterträge 979
Telegraphen- und Telephoneinnahmen . . . 828
Aus der laut Gesetz vom 18. März 1909 ein-
geführten Besteuerung der Zigarettenhülsen
und des zugeschnittenen Zigarettenpapiers 1 111
Vermindert hal>en sich hauptsächlich
folgende Einnahmen :
Um je
T,iusend
Rubel
Aus dem fi.skalischen Branntweinverkauf . . 12 424
Beiträge an die Reichsrentei aus anderweitigen
Quellen 6 573
Naphthasteuer 4 706
Zölle 2 653
Münzertrag 902
Bei den übrigen EinnaJimen haben sich
die Erträgnisse gegen 1908 nur wenig geändert,
indem sie bei neun Posten insgesamt um
1 750 000 Rbl. gestiegen, bei sechs Posten im
ganzen um 1 321 000 Rbl. zurückgegangen sind.
I. Ordentliche Einnahmen und Ausgaben.
A. Ordentliche Einnahmen.
Die im Budgetentwurf für 1910 aaigesetzten
ordentlichen Einnahmen stellen sich im Ver-
gleich zu deren Effektiverträgen in
den letzten fünf Jahren seit 1904 und zu den
Etatsanschläge 11 für das Jahr 1909 nach
den Abschnitten der durch das Gesetz vom
14. Juni 1891 festgestellten Klassifikation in
folgender AVeise dar' :
Nach den Berichten der Reich.skontrolle
sind eingeflossen:
Budget-
betrag für
das Jahr
1909
Veranschlugiuii;
des Budget -
eutwurft, füi-
1904 1 1905 1 1906 | 1907 | 1908
das Jahr
1910
Tausend Bubel
Tausend Rubel
1. Direkte Steuern
2. Indirekte Steuern
3. Gebühren und Verkehrssteuern
4. Staatsregalien
Darunter der fiskalische Brannt-
weinverkauf
5. Staatsbeaitztum und Kapitalien
Darunter die Staatsbahnen , .
6. Veräußerung von Staatsbesitztum
7. Ablösungszahlungen
8. Ersatz v.Ausgaben d. Reichsrentei
9. Verschiedene Einnahmen . .
134 879' 126 896 163 182
418 581 1 408 654 494 247
104 249 1 99 995 113 268
614 436 685 768 1 777 048
i
(543 484) (609 365)i (697 504)
571652 .553 049; 602 610
(454 588) (431 503) (490 885)
818 674 693
81 614 1 55 426 34 993
82 267 1 77 730 71 596
9 765| 16 366! 14 033
183 322
509 815
122 617
790 633
(707 142)
636 254
(510 338)
684
649
74 522
23 979
194 183
526 491
137 424
793 836
(709003)
648 446
(512 523)
528
710
96 713
19 477
193 882
523 491
140 709
806 488
(717 000)
685 670
(546130)
1026
571
92 868
13 769
198 246
550 446
152 438
809 522
(718768)
710162
(568154)
1431
723
97 896
14 9.^)3
Zusammen
2 018 261 '2 024 55812 271670
2 342 475
2 417 808
2 458 741
2.535 817
4')
Der rufisische Staatshaushalt.
50
Diese Gmppen der Einnahmen für das
Jahr 1910 verteilen sich nach ihrem Größen-
verhältnis in folgender absteigender Ordnung:
Staatsregalien 809,5 Mill. Rbl. = 31,9 %
Staatsbesitztum u. Kapital. 710,2 „ „ =28,0%
Indirekte Steuern . . . 550,5 , , =21,7%
Direkte Steuern .... 198,2 „ , = 7,8%
Gebühren und Verkehrs-
steuem 152,4 „ „ = 6,0%
Ersatz von Ausgaben der
Reichsrentei 97,9 „ „ = 3,9 %
Sonstige Einnahmen, zu-
sammen 17,1 „ ., = 0,7 %
2,535,8 Mill. Rbl.
Ihrem Wesen nach können diese Einnahmen
in vier Gruppen eingeteilt werden :
1. Steuern im eigentlichen Sinne des
Wortes ;
2. Erträge aus dem Staatsbesitztum und
aus staatlichen Unternehmungen ;
3. Rückzahlungen als Ersatz eines Teils
der Aufwendungen des Staatsschatzes und
4. zufällige Einnahmen, die zu keiner der
vorhergehenden Gruppen gehören.
In nachstehender Tabelle sind die ordent-
lichen Einnahmen für 1910 mit ihren Brutto-
erträgen aufgefülirt, da es sehr schwierig ist,
zu ermitteln, welche Ausgaben namentlich zu
den Erhebungskosten gehören und in welcher
WeLse sie sich auf die einzelnen Einnahme-
grupj>en verteilen.
Verans.hlt; .U-s
Hu.lK.t.iitw.
f. da» Jahr 1910
Mill. Kbl.
Prozentverh.
z.Gesamtbotr.
der EiniiaLm.
I. Staatssteuern:
Direkte
Indirekte
Gebühren und Verkehrs-
steuern
198,2
550,5
1.52,4
7.8%
21,7 „
6,0 „
901,1
35,5 %
II. Einkünfte aus dem Staats-
besitztum und aus staat-
lichen Unternehmen:
Staatsbahnen
Sonstige Staatsbesifztümer
und Kapitalien . . . .
Fiskalischer Branntwein-
verkauf
Sonstige Staatsregalien
III. Eingänge in Rücker-
stattung von Ausgaben des
Staatsschatzes:
Rückei-stattung verschied.
Aufwendungen . . . .
Ablöf ungszahlungen
IV. Zufällige Einnahmen
Zusammen:! 2,535,8 |
*) J)arunter der Erlös aus dem Verkauf von Immobilien
mit 1,4 Mill. Kbl. und von beweglichem Eigentum mit 2,4 Mill. Rbl.
Demnach ergibt sich für 1910 als eigent-
liche Stcuerbelastung der Bevölkerung eine
Summe von 901,1 Mill. Rbl. (35,5 "/o des Ein-
nahmebudgets). Eügt man zu den Steuern
noch den Ertrag des fiskalischen Branntwein-
verkaufs mit 718,8 Mill. Rbl. liinzu, so be-
trägt die gesamte Steuerleistung der Be-
völkerung 1619,9 Mill. Rbl. (63,8 «0 des Bud-
gets). Die übrigen Einnahmen im Gesamt-
beträge von 915,'y Mill. Rbl. (36,2 o/o des Bud-
gets) sind nicht steuerartiger Natur.
In den nachfolgenden Erläuterungen sijid
die Berechnungen und sonstigen Nachweise, auf
Grund deren die Veranschlagung der Ein-
nahmen für das Jahr 1910 stattgefunden hat,
bei jedem einzelnen Budgetparagraphen auf-
geführt.
§ 1. Die Grundsteuern, Immo-
biliensteuern u. Personalabgaben.
An solchen Steuern sind 1904—1908 einge-
flossen und für 1909 und 1910 veransclüagt:
51
Der musische Staatsliaushalt.
52
Tollzngsangweise
Etatsansätze
1904 1 1905 1 1906 ( 1907 | 1908
1909 1 1910
Tausend Rubel
Tausend Rubel
Keichs- und sonstige Grundsteuern
Immobiliensteuern
Rjiuchsteuern und Abgaben in den
Gouvernements des Zartums Polen
Kibitkensteuer
Grundzinsen und Zahlungen der
Uebersiedler für die ihnen zur
fristlosen Nutznießung ange-
wiesenen Staatsländereien . . .
Reichs -Wohnungssteuer ....
Verschiedene direkte Abgaben . .
14 908
14 440
2 982
3 182
7 663
6188
1 164
13100
13 991
2 749
3 372
6 258
5 001
845
20 539
18 307
3 295
3 300
8 595
5 348
1 143
23 179
18 419
3 037
3 18»
9 106
5 541
988
24 097
20 513
3 172
3 691
9 091
6 039
876
22 701
19 072
3 032
3 452
'8 800
6 150
870
24 701
20114
3 049
3 492
8 978
6 600
870
Zusammen
49 527
45 316
60 527
63 459
67 479
64 077
67 804
Die Steigerung der Reichs- Woknungssteuer
am 450 000 Ebl. erklärt sich atis dem fort-
dauernden jährlichen Anwachsen des tatsäch-
lichen Ertrages dieser Steuer nach den Voll-
zugsausweisen.
Bei den übrigen zum § 1 gehörenden Ab-
gaben haben nur geringe Aenderungen statt-
gei'undeu, namentlich durch Berichtigung der
Anzalil der zu belastenden Steuereinheiten.
§2. Die Reichsgewerbesteuer. An
R«icisgewerbesteuer ist 1904 — 1908 verein-
nahmt sowie für 1909 luid 1910 in Ansatz
gebracht worden :
Vollzugsansweise
Etatsansätze
1904 1 1905 j 1906 | 1907 | 1908
1909 1 1910
Tausend Rubel
Tausend Rubel
Grundgewerbesteuer ....
Zuschlagssteuer von den
Gewerbescheinen zu den Aus-
gaben für die Bequartierung
der Truppen
Ergänzungsgewerbesteuer von
den zur öfifentl. Rechnungs-
legung verpflichteten Unter-
nehmungen
Ergänzungsgewerbesteuer von
den zur öfifentl. Rechnungs-
legung nicht verpflichteten
Unternehmungen
Besondere Gewerbeabgaben (in
den Gouvernements des Zar-
tums Polen — zum Unter-
halt der Gemeindegerichte, in
den um St. Petersburg be-
legenen Ortschaften zum
Unterhalt der Polizei) . . .
Strafgelder*)
33 734
757
16 290
15 799
447
28 971
620
16163
15 908
386
32 528
766
21558
26 063
429
1 108
35 372
798
32 492
28 414
450
1 638
38 608
884
33 406
29 653
476
1806
38 000
800
37 000
29 500
451
1 638
40 000
885
34 000
30000
477
1975
Zusammen:
67 027
62 048
82 452
99 164
104 833
107 389
107 337
*) Dies« Strafgelder sind seit 1906 in eine besondere Unterabteilung ausgeschieden, während nie bis dahin in den Vor-
""fnhif *" ^ Rechenschaftsberichten unter den gemeinsamen Betrtlgcn verschiedener Arten der Uenerbebesteuerung auf-
Verlag für Börsen- und Finan7.1itorat«r A.-O,, Berlin W. 3.1. 3
53
Der iiissische Staatshaushalt.
5+
§9. Die Zölle werden von den über
die europäische und asiatische Grenze nach
I{ u ßland e i n g e f ü h r t e n Waren und in einem
gi'ripgfügigen Betrage auch von einigen russi-
schen Ausfuhrwaren erhoben. Außerdem
gehören zu den Zollei.miahmen nocli die für
üebertrctung des ZoUreglemenls zur Bei-
treibung gelangenden Büß- und Sti'afgelder so-
wie die zugunsten der Staatskas.-ie erzielten
Erlöse aus dem Verkauf konfiszierter Waren.
An verzollten Waren sind aus dem Aus-
lande eingeführt worden:
We rte in Tausend Rubel
Lebens-
mittel
Robstoffe Tiere und
und Hall., tieiisrhe I Fabrikate
fahrikate Produkte ;
131851
130 208
192 540
201 817
207 898
349 826
325 285
365 005
402 905
434 473
4 928
3 549
5 468
5 440
7 759
164 798
176 045
237 677
237 203
249 404
651 403
635 087
800 690
847 365
899 534
An Zollerträgnissen sind 1904 — 1908 ver-
einnahmt und für 1909 imd 1910 veranschlagt:
Vollzugsausweise
Etatsansätze
1904 1 1905 1 1906 | 1907 1 1908
1909 1 1910
Tausend Rubel
Tausend Rubel
Zollerträgnisse von eingeführtenWaren :
a) westeuropäische und Südgrenze
(mit Ausnahme Transkaukasiens)
b) transkaukasische und asiatische
Grenze
197 944
20 284
197 093
15 199
222 635
17 971
235 369 252 530
24 154 26 1.54
1
250 000 255 000
25 850 28200
Zollertriignisse von ausgeführten Waren :
Sonstige ZoUeinnalunen
218 228
244
323
212 292
217
286
240 606
294
370
259 523
451
503
278 588
124
538
275 850 283 200
100 255
500 600
Zusammen
218 795
212 795
241 270
260 477
279 250
276 450 1 284 055
Nach vorläufigmi Ausweisen.
Die hier angefülirtien Auswei«^ lassen ein
allmähliches Anwachsen der Ausfuhr und dem-
entsprechend auch der ZoUcinnalimen nach dem^
russisch-japanischen Kriege konstatieren. Dies
war jedoch mit einigen Ausnahmen auch vor
dem Kriege, bei normalen Verhältnissen des
Staatslebens, eine stetig auftretende Er-
scheinung. In der I3enkschrift zum Budget-
entwurf von 1909 ist die durchschnittliche Zu-
nahme der Zollerträge für das Jjüirzehnt 1897
bis 1907, abgesehen von den Ixdden Kriegs-
jaliren, im europäisclien Grenzverkehr auf 3,9 o/o
beziffert, wobei die Kasseneingänge dieser Er-
trägnisse 1907 23.5 369 000 Rbl. be^^trugen. Wie
aus dem Bericht der Reichskontrolle hervor-
geht, stieg der Ertrag im nächstfolgenden Jahre
1908 auf 2r)2 530 000 Rbl., was eine Zunahme
um 17,2 Mill. Rbl. oder 7,2 «/o in einem Jahixi
ergibt. Diese Zunahme war durch die Roh-
baumwolle veranlaßt, deren Import 1908 in
besonders großem Umfange vor sich ging, da
in diesem Jahre 13 -108 000 Pud im Werte von
111,9 ]\Iill. Rbl. eingeführt wurden, wäJirend
1907 nur 9 736 OOd Piid im Werte von 82,8 Mill.
Rubel und im Trionnium 1905 — 1907 durch-
schnittlich 9 300 000 Pud im Werte von
73,6 Mill. Rbl. zur Einführung kamen. Die
Differenz zwischen dem Zollertrage für im-
portierte Baumwolle im .lahre 1908 gegen
1907 betrug 18 440 000 Rbl., bei einer Gesamt-
sleigerung der Zolleinnahmcu im euix)päisclien
Grenzverkehr um 17,2 Mill. Rbl., wie oben
erwähnt worden ist. Hieraus darf jedoch nicht
gefolgert werden, daß der Import aller übrigen
55
Der russische Staatsliaushalt.
56
Waren im Jahre 1908 gegenüber 1907 gar keine
Zunahme ergeben habe. Da ein erheblicher Teil
der Waren gegen Sichei-stellung dess Zolls durch
Wertpapiere auf höchstens sechsmonatliche
Fristen zugelassen wird, so fließt ein Teil der
Zolleinnahmen für das JaJir, in dem die Ein-
fuhr stattfindet, erst im nächstfolgenden Jalire
nach Einlösung der Wertpapiere seitens der
lmporteui"e ein, und der Umfang der Kassen-
eingänge hängt daher teilweise von dem Um-
stände ab, in welchem ^laße diese Kautionen
von einem Jahi- auf das andere zur Ueber-
tragung kommen. Was das latifende Jahr an-
betrifft, so erweist es sich, daß in den ersten
sechs Monaten von den über die europäischen
Grenzen mit Einschluß Finnlands und des
kaukasischen Küsteng-estade.s des Schwarzen
Meeres eingeführten Waren an Zolleinnahmen
116,7 Mill. Rbl. zu entrichten waren, während
im ersten Halbjahr 190S die fälligen Zoll-
einkünfte 131,7 Mill. Rbl., d. i. um 15 Mill.
Rubel mehr ausmachten. Dabei betrug der Zoll
für Baumwolle im laufenden Jalire 19,3 Mill.
Rubel, in der ersten Hälfte 1908 aber 34,1 Mill.
Rubel, woraus hervorgeht, daß die Verminde-
rung der Zolleinnahmcn in den ersten sechs
Monaten de.'; laufenden Jahres ausschließlich
der Baumwolle zuzuschreiben ist, deren Import
im vorigen Jahre einen bisher unerhörlesn Um-
faJig angenommen hatte. In dei-selben Zeit be-
trugen die Kasseneingänge der Zollgefälle für
sämtliche Grenzen: in der ersten Hälfte 1908
136 243 000 Rbl. und im ersten Halbjahr 1909
133 590 000 Rbl. Wenn man aus der ersteren
Summe die Differenz bei dem Baximwollenzoll
— 15 Mill. Rbl. — in Abzug bringt, .so ergibt
sich bei den Kasseneingängen des laufenden
Jahres im Vergleich ziu- ersten Hälfte 1908
für alle übrigen Waren (136,2 — 15 = 121,2 Mill.
Rubel) eine Zunahme von 12,4 Mill. Rbl., bei
einem sich gleicJi bleilx-nden Källigkeitsbetrage
der Zolleinnahmen von diesen Waren für die
ersten sechs Monate beider Jahre. Ein be-
trächtlicher Teil der Mehreinnahme von
12,4 Mill. Rbl. für 1909 entfällt auf cUc Ein-
lösung der Kautionen für solche Waren, die
1908 importiert worden sind.
Betrachtet man ferner die Einfulir nacli
den Warenklassen, so geht daraus hervor, daß
in den ersten sechs Monaten des laufenden
Jahres einen gesteigerten Import aufweisen :
Maschinen und Apparat«, Wollengame, un-
gekämmte und ungesponncne Wolle, Weine.
Rohjute, physikalische Instrumente und
Apparate, Erzeugnisse aus Kupfer und
Kupferlegierungen, G^rb- und Farbstoffe,
sowie viele andere zu 25 Gruppen gehörende
Waren.
An Zoll war von diesen Waren für sechs
Monate des Jahres 1909 insgesamt um 3 956 000
Rubel mehr zu entxichten als im entsprechenden
Zeitraum von 1908. Rohbaumwolle wurde im
Werte von 19 347 000 Rbl. importiert, d. i.
gegenüber der durchschnittlichen Einfuhrziffer
der Jahre 1905—1907 (17 307 000 Rbl.) um
2 040 000 Rbl. mehr.
Eine Verminderung der Zolleinnahmen in
der ersten Hälfte 1909 ergab sich bezüglich
des Imports von
Tee, bearbeitetem Reis, Wollengeweben,
frischen Apfelsinen imd Zitronen, Speck,
Wachs, Pflanzenölen und anderen Waren,
insgesamt um 4159 000 Rbl.
Die Zunahme der Einfuhr von Rohstoffen
und Halbfabrikaten, wie von Maschinen und
Apparaten beweist, daß die industrielle Tätig-
keit im Lande sich hebt. Der Gesamtimport
aller Waren, außer Rohbaum'wolle, in der ersten
Hälfte 1909 unterschied sich allerdings fast gar
nicht von der Einfulir des Vorjahres, doch muß
berücksichtigt werden, daß hierauf die durch
Fröste verspätete Eröffnung der Schiffahrt im
Frühling des laufenden Jahres einigermaßen
von Einfluß war. Aus den späteren Au.sweiscn
für den Juli ging hervor, daß in diesem Monat
für 63 Mill. Waren importiert wurden, d. i.
im Vergleich zum Wert der Einfuhr im Juli
1908 (58,7 Mill. Rbl.) um -4,3 Mill. Rbl. mehr.
Die günstige Ernte dieses Jahres, die sich
nicht allein durch die Quantität, sondern auch
durch die Qualität des Getreides' auszeicJinete,
ließ eine starke Belebung des Außenhandels
sowohl in den übrigen Monaten des Jahres
1909, als auch im nächsten Jalire erwarten,
und eine Steigerung der Ausfuhr hat dadurcli.
daß sie die wirtschaftlichen Mittel der Be-
Der russische Staatshaushalt.
58
vülkerung vermehrt, gewöhnlich auch eine Zu-
nahme der Einfuhr zur Folge. Daher ist bei
der Schätzung der Zolleinnahmen pro 1910 im
europäischen Grenzverkehr, deren Ertrag im
Jahre 1908 nach Abzug der außergewöhnlich
hohen Baumwollenzollgefälle berechnet und zu
der sich hieraui? ergebenden Summe der normale
Zuwachs dieser Einnahmen, der, wie oben er-
wähnt, nacli den Vollzugs ausweisen für 1897
bis 1907 3,9 o/o betrug, für zwei Jahre hinzu-
gefügt worden. Der auf diese Weise ermittelte
Betrag ist nach Abrund ung auf 255 Mill. Rbl.
in den Budgetentwurf für das künftige Jahr
eingestellt.
Nach Scliließiuig des Freüiafengebiets im
fernen Osten wurde auf Grund des Gesetzes
vom 2. Mai 1909 der Amur-Zollbezirk errichtet,
bei dessen Mautstellen während der Zeit vom
April bis zum August an Zolleinnahmen von
allen Waren, außer Tee*), 1085 000 Ebl. ein-
flössen. Nach dem Budgetentwurf für 1910
wurden an ZoUerti-ägnissen aus dem Amur-
bezirk in runder Summe 3 Mill. Ebl. erwartet.
Die Veranschlagung der 2k)lleiniiahmen von
der Einfuhr über die sonstigen Grenzen, sowie
auch der Erträgnisse von den Ausfuhrwaren,
aus den Strafgeldern und sonstigen Einnahmen,
die zu den Zollgefällen gehören, basiert für
das Jahr 1910 auf den Vollzugsausweisen über
die Effektiveingänge.
•) Vom Tee wurde auch vor der Sclüiefcnng des Freihafer
gebiets im fernen Osten Zoll erhoben.
Die Bewegung der Staatsschuld.
(Naeh dem Nominalbetrage der emittierten Wertpapiere.}
Im Laufe des Jah.
Saldo der Staats-
res entstandene
Getilgt
schuld zu Ende
Schulden
des Jahres
Tausend Rubel
1901 . .
0 392 374
1902 . .
373 601
122 048
6 643 927
1903 . .
134 025
126116
6 65183G
1904 . .
452 508
22 590
7 08174(1
1905 . .
842 720
83 302
7 841 164
1906 . .
1 275 152
490 756
8 625 560
1907 . .
174 775
74 812
8 725 523
1908 . .
376 940
250 589
8 851874
In doji Budgetentwurf für 1910 sind au
Z:üilungen für die Staatsschuld im Vergleich
zu den 1904 — 1908 vollzogenen Ausgaben und
zu den für 1909 angewiesenen Beträgen ein-
gestellt worden :
1907
190S
1909
1910
Tausend Rubel
Zinsenzahlung .
Kapitalabzahlung
Zur Einlös. termin
loser Anleilien,
Zahlungen für ge
tilgte Anleihen
deren Kredite ge
schlössen sind
Bankspe.'ien u. wirt
schaftliohe Aus
gaben in lietrefl
der Anleihen
353 330
20 082
136
151
707
371 626
24154
101
1724
371 782
23 520
100
961
379 942
25 697
100
50
1066
Zusammen
374 406
397 605
396 363
406 865
Der Gesamtbetrag der Staatsschuld,
welcher nach dem Bericht der Reichsbontrolle
59
Der russische Staatshaushalt.
60
sich zum 1. Januax 1909 auf 8851,9 Mill. Rbl.
litfjausstellte, stieg im Jalire 1909 um 52.5 Mill.
Rubel infolge der neu omittierten 4V2''i' Russi-
s<ih.eii Staatsanleihe. Außerdem müssen dem
Kapitalbetrage der Staatsschuld noch die im
laufenden Jahre eingeflossenen und einfließen-
den ewigen Einlagen beigezählt werden. An-
dererseits verminderte sich die Staatsschuld im
Jahre 1909 durch die vollständige Tilgung der
öo.'a Reichsschatzanweisungen im Betrage von
300 Mill. Rbl., durch die teilweise Tilgung
einiger anderer tenninabler Anleihen (mittels
Auslosung) um 23 413 000 Rbl., wie auch
terminloser Anleihen um 1 095 000 Rbl. und
durcli die Rückzahl\ing 4''/o ewiger Einlagen
im Betrage von 64 000 Rbl. Infolge dieser Ver-
änderxingen imd der Erhöhung des Zinsfußes
der Reichsschatzscheine erhöht sich der Auf-
wand für den Zinsendienst im Jahre 1910 gegen-
über 1909 insgesamt um 8160000 Rbl.
Mittel zur Deckung der ausserordentlichen Ausgaben.
Ein Teil der außerordentlichen Ausgaben
für das Jahr 1910 wird gedeckt: erstens, diirch
die außerordentlichen Eingänge aus den ewigen
Einlagen bei der Reichsbank im Betrage von
2 Mill. Rbl. und aus der Rückeretattimg der
vom allgemeinen Verpflegungsfonds behufs
Hilfeleistung für die vom ^lißwachs bcti-offene
Bevölkerung entlelinten Summen 8 Mill. Rbl.*
und zweitens: durcli den Einnahmeüberschuß
im Ordinarium mit 25 781 387 Rbl. Die restie-
renden 84 215 023 Rbl. (119996 410 — 2 000 000
— 8 000 000 — 25 781387 Rbl.) gedenkt der
Fiaanzminister durch Kreditoperationen zu be-
schaffen.
Die russische Staatsschuldentilgnng im Jahre 1911.
Die Kreditkanzlei des Finanzministeriums
veröffentlichte kürzlich die genauen Daten der
russischen Staatsschuldentilgungskommission
für das Jahr 1911 im Voransclüag.
1. Die russisclie Staatsscliuld beträgt zum
1. Januar 1911 9 015 752 048 Rbl. und hat
sich im Vergleich zu der Summe am 1. Januar
1910 — 9 038 756 433 Rbl. — um 23004 385
Rubel vermindert.
2. Die Ausgaben zur Zinsen- und Kapitals-
tilgung betragen im Jahre 1911 407 265 679
Rubel, haben sich also im Vergleich mit dem
Jahre 1910 um 515 366 Rbl. vergrößert.
Füi- das Jahr 1911 beträgt der Zinsen-
dienst: 379 095 300 Rbl., um 847 328 Rbl.
weniger als 1910.
Zur Abtragung der Kapitalsschulden sind
füi- 1911 27 059 519 Rbl. laut Schuldentilgungs-
plan eingestellt, um 1 362 694 Rbl. mehr als
im Jahre 1910.
61
Der russische Staatshaushalt.
62
Das Budget des Ministerin jus des Auswärtigen.
Uer Budgetentwiirf fiii- 1910 enthält im
Vergleich zu den Bewilligungen von 1909 und
den 1904 — 1908 vollzogenen Ausgaben nach-
stehende Ansätze:
Vollzngs-
ausweis
Etalsansätze
1907 1 1908
1909 { 1910
Tausend Rubel
Allgemeine Verwaltungs-
ausgaben
Unterhalt der diploma-
tischen und Konsular-
ämter im Auslände
Unterhalt und Instand-
setzung der Gebäude .
Unterstützungen ver-
schiedener Art . . .
Sonstige Ausgaben . . .
1 740
4 199
31
79
259
1884
4 211
52
80
277
185^>
4 226
37
98
1825
4 213
37
98
Zusammen
6 308
6 504
6 217
6173
Vollzogene
Ausgaben
1906
1905
1904
5 913 Tausend Rbl.
5 900 „ . „
6 019
Die im Budgetentwurf für 1910 be;uitragte
Summe ist um 44 000 Rbl. geringer als der
Etatsaiisatz von 1909. Diese Verminderung er-
klärt sich aus dem Fortfall von üö 000 Rbl.
füi- den Unterhalt der Zivilagentui" in Make-
donien und der nach ^lazedonien abkomman-
dierten Offiziere, sowie durch die Herabsetzung
des Kredits für Post- und Telegraphengebühren
um 35 000 Rbl. Andererseits werden in den
Etat nachstehende neue Kredite eingestellt:
27 000 Rbl. zur Umgestaltung der russischen
Agentur in Bulgarien in eine Gesandtschaft und
zur Errichtung von Konsulaten in Pra^ und
in Kwangtschungtse, 3000 Rbl. zur Ver-
stärkung der den Zentrall>ehörden des
Ministeriums zugewiesenen Mittel für die Ver-
waltung der Angelegenheiten in betreff der
bessarabischen Güter der ausländischen geist-
lichen Institutionen. Es erhöhen sich ferner
die Bewilligungen : zur Miete und zum Unter-
halt der Gesandtschafts- imd Konsulatsgebäude
um 11 000 Rbl., zu Reisegeldern um 10000 Rbl.
und zum Unterhalt der außeretatsmäßig An-
gestellten bei den au-swärtigen Amtsstellen um
5000 Rbl.
Armee und Flotte.
Die Armee.
Seit dem Jahre 1874 besteht in Rußlaiul
die allgemeine AVehrpflicht. Sie ei-streckt sich
vom vollendeten 21. Jahre an im stehenden
Heere über 18 Jahre, davon reguläre Dienst-
zeit drei Jahre für alle Tinippcn mit Aus-
nahme der Kavallerie, der leitenden Artillerie
und der Truppen in den sibirischen und zentral-
asiatischen Militärbezirkeji, für die vier Jahre
bei der Faline fesiigesetzt sind. Bei der Re-
serve des ersten Aufgebots besteht sechsjährige
Dienstpflicht, im zweiten Aufgebot verbleiben
die Reservisten acht Jahie. Für den Land-
sturm erelxeckt sich die Dienstpflicht der
ersten Kategorie bis zum 43. Lebensjalire. Die
Reservisten müssen zwei Uebungcn \'on je sechs
Wochen mitmachen.
Die bei der Aushebung als überzählig aus-
gelosten Rckrulen werden sofort dem Land-
sturm zugezählt.
Die Kosaken treten mit 19 Jahren in den
Dienst und müssen ■v'ier Jahre aktiv sein. Es
folgen vier Jalire in der ereten Reserve, wo-
bei sie jährlich eine vierwöchentliche Uebung
mitzumaclien haben. Alle waffenfälligen Ko-
63
Der russische Staatsliaushalt.
64
saken geliören zum Landsturm, der aber nur
sehr selten und nur in schwersten Kriegszeiton
vom Kaiser selbst aufgeboten wird.
Die Mannschaften müssen fünf Jahre aktiv
und fünf Jahre in der Reserve dienen.
Die GeistlicJien sämtlicher christliclien
Konfessionen sind sowolil im Frieden wie im
Kriege von jedem Dienst befreit.
Bei der Aushebung gibt es viele Ver-
günstigungen.
So sind zu Friedenszeiten sämtliche Aerzte,
Apotheker, Lehrer und Tierärzte vom aktiven
Dienst befreit Sie werden sofort während des
Studiums noch der Resei-ve zugeschrieben und
verbleiben in ihr bis ziun 46. Lebensjahre. Im
Kriegsfall werden sie natürlich eingezogen.
Außerdem sind in Rußland verecliiedone Ver-
günstigungen den höher Gebildeten eingeräumt,
und zwar bestehen diese lücht nur im einjährig-
freiwilligen Dienst, sondern sie gestatten di-
rekte Abkürzungen der Dienstzeit.
Im Kaukasus und in Transkaukasien haben
die gestellungspflichtigen Mohammedaner das
Recht der Ablösung durch eine Wehrsteuer.
Das jährliche Rckrutenkonüngent stellte
sich
im Jahre 1905 auf 457 245 Mann
1906 „ 469 730 „
1907 ., 463100 „
1908 „ 456 765 „
1909 „ 458 620 ..
Ihnen sind miteingerechnet die Mannschaft
für (He Grenzwaclie und Flotte.
Außer diesem Kontingent werden jährlich
ca. 160000 Kosaken neu ausgehoben.
Das Heer hat die etatmäßige Friedens-
stärke von 1 395 000 ]\Iann und besteht aus
Infanterie (Feldinfanterie und Reserve-
infanterie): 1450 Bataillone,
Festungsinfanterie: 50 Festungsinfanterie-
Butaillone,
Kavallerie : 204 Regimenter,
Feldartillerie: 658 Batterien,
Festungsai'tillerie : 58 Festung-sartillerie-
Bataillone,
Ingenieurtruppen (Sappeure, Pioniere) :
G9 Bataillone,
Eisenbahntruppen: 8 Bataillone.
Die Grenzwache ist zu Friedenszeiten, dem
Finanzminister unterstellt und hat eine Stärke
von 41 Brigaden.
Aaßerordentliche Ausgaben des Kricgsniiuisterinms pro 1910.
Die außerordentlichen Ausgaben des
Kriegsministeriums belaufen sich für 1910 auf
486,5 Mill. Rbl., in welcher Summe auch die
bisher als außerordentliche Ausgaben auf-
geführten, im vorliegenden Budgetentwurf aber
auf das Au.sgabuu - Or d in ar ium über-
tragenen 8 Mill. Rbl. zum Bau von Kasernen
für die Truppen in Ostasien enthalten sind.
Aus der Gegcnülxirstellung der Etatsansätze
des Kriegsministeriums füi- 1910 mit den Total-
beträgen der Bewilligungen für 1909 gelit
hervor, daß die ordentlichen Ausgaben des
Kriegsininisteriums im künftigen .Jahr nur um
12,5 Mill. Rbl. zunehmen. Schließt man jedoch
die oben erwäJinten 8 Mill. Rbl. aus, da sie
keinen neuen Aufwand bilden, so beträgt der
Ausgabenzuwachs für das Kriegsressort nur
4,5 ']\IU1. RbL Jedoch umfaßt diese Summe,
welche nur die a.bsolute Ztmalime des Gesamt-
betrages der Ausgaben des Kriegsministeriums
für 1910 gegenüber 1909 darstellt, nicht sämt-
liche Geldmittel, welche deon Kriegsressort im
künftigen Jahre zur Befriedigung seiner neuen
Bedürfnisse Äugewiesen werden sollen. Zufolge
der in den Etats für 1910 im Vergleich zu
1909 vorgenommenen Kürzungen, namentlicli
durch die Veransclilagung der Ki-edile zVüc Be-
schaffung von ^'^erpflegungsmitt€ln für die
Truppen nach niedrigeren Preisschätzungen
(im Hinblick auf die gute Ernte) werden zu
jenen Bedürfnissen in Wirklichkeit nicht
4,5 Mill. Rbl., sondern eine bedeutend höhere
Summe, nämlich ca. 18.9 ^lill. Rlil., ange-
65
Der russische Staatshaushalt.
66
Die Flotte.
Die Neii^eetaltiiucr der Kriegsflotte ist eine
der größten Sorgen Rußlands, denn im japani-
schen Kriege ging die große Melirzalil der
Kriegsschiffe verloren, und bis heute ist noch
kein Ersatz geschaffen worden. Die Baupläne
des Marine ministen ums haben in der Reichs-
duma starken Widcrt^pruch gefunden und sind
daher noch nicht realisiert worden. Rußland
hat eine starke Flotte nötig, nicht nur um
seine Küsten zu schützen, sondern um auf sie
gestützt den Weltfrieden mit aufrecht er-
halten zu können. Ueberdies ist Rußland durch
Verträge mit den befreundeten Staaten ver-
pflichtet, eine Flottenmacht zu unterhalten.
Gegenwärtig besteht die Kriegsflotte ia
der Ostse e, die am ehesten als Machtfaktor
in Betracht käme, aus:
5 Panzern (davon 2 im Bau),
3 Krenzem I. Klasse.
7 Kreuzern IL Klasse,
50 Torpedokreuzern und -jäg'ern,
64 Torpedobooten,
18 Unterseebooten,
11 Hoch.s€<^kanonenbooten,
3 Mineiikrcuzern,
IG Schulschiffen,
15 Transpoiischiffen,
4 Küstenpanzern (alt).
Die Kriegsflotte des Schwarzen
Meeres, die frciilich zur Untätigkeit ver-
dammt ist, da der Ausweg gesperrt (sie dient
daher nur der Ausbildung der Mannschaften),
besteht aus :
8 Panzerscliiffen,
2 Kreuzern I. Klasse,
12 Minenkrcuzem,
6 Torpedojägern,
20 Torpedol>ooten,
4 Unterseelxwtcn,
6 Hocliseekanonenbooten.
10 Transportschiff<!n,
3 Schulschiffen.
Die Flotte des Stillen Ozeans, einst
der Stolz Rußlands, besteht jetzt aus :
2 Kreuzern I. Klasse,
10 Torpcdojägem,
19 Torpedobooten,
16 Unterseebooten,
14 Flußkanonenbooten,
2 Hochseekanonenbooten und
13 Transportschiffen.
Auf dem Kaspischen Meere sind außerdem
noch 2 Torpedoboote und 2 Kanonenboote zum
Schutz der Fischereifahrzeug und der persi-
schen Grenzen stationiert.
An Ausgaben für das Marineministerium
sind 1904—1908 vollzogen, 1909 bewilligt und
in den Budgetentwurf für 1910 eingestedlt
worden (in Tausend Rubel) :
Tollzngs-
Etats-
1. Ausgraben für die
Landesverteidigung.
answeise
ansätze
1907 1908
1909
1910
Verwaltungsausgaben
3 5G0 :; -.VAG
:-. 03
3 406
Unterhalt der Marineteile
13 069
12971
13 6.')1
14 068
Fahrten der Kriegsschiffe
12 815
17 369
18 178
17 506
.Sicherung der Schiffahrt
2 383
2 924
3 752
4 093
Schiffsbauten
34 764
31 279
21643
29 535
Waffenwesen
5 582
8 876
11476
11 552
Kriegshafen
8 268
9 537
9 612
9 463
Unterrichtsweseu . . .
1023
993
1038
1051
Gerichts- u. Gefängnis-
wesen
192
192
202
197
Unterstützungen und Re-
munerationen ....
635 ' 827
251
251
Zur Gewährung von Dar-
lehen und Vorschüssen
auf Rechnung künftiger
Bestellungen an solche
Fabriken, die zum Be-
triebe a. kommerzieller
Grundig. übergegangen
sind
- '4 139
—
—
Reservefonds für Schiffs-
1
bauten
4 543 ' —
—
—
Unvorhergesehene Be-
dürfnisse der baltischen
Flotte
— —
4 485
3000
Verschiedene Ausgaben .
51 68
—
—
86885')|93 484
88 710|95 174
Volhogene
Ausgaben
1906 lllG27000Rbl. (darunter aus den
Etats früherer Jahre über-
tragen 9 347 000 Rbl.)
1905 116 696000 Rbl.
1904 112918000 Rbl. (desgl. 1 665000 Rbl.)
») Daruutci- aus den Ktat» fiillieier Jahre übeitrageo
5883000 Rbl.
67
Der russische Staatshaushalt.
68
Vorans chlag des Marineminis te -
riuins für 1911. Das Projekt sieht vor:
Ordentliclie Ausgaben 112 994 257 Rbl.. iiin
23,7 MiU. rao.hr als 1910.
Füi- Schiffbau sind 29578UOU Rbl.
eing'estellt, um 18 Mill. Rbl. mehr.
Für Hafenarbeiten.sind 2325 872 Rbl.
veranschlagt, um 350 871 Rbl. mehr.
Zur Unterstützung' und besseren Instand-
haltung der Werften sind 3026198 Rbl.
angesetzt.
Nene Hafenanleihe.
Zum Zweck der Ausführung dringender
Hafenbauten soll eine besondere Anleihe ab-
geschlossen werden. Erforderlich sind 217 Mill.
Rubel, davon 94 Mill. Rbl. in kürzester Frist.
In Westeuropa und Nordamerika beteiligen sich
bei Hafenbauten Kommunen und kommerzielle
Vereinigungen, die über bedeutende Mittel ver-
fügen. Auf derartige Ressourcen ist aber in
Rußland nicht zu rechnen ; die ganze Last
der Ausgaben entfällt auf den Fiskus. Die
Regierung will aber eine Anleilie emittieren,
die durch die Hafenahgaben garantiert wird.
Nach dem Gesetz vom 8. Juni 1901 wei'den
zwei Fünftel dieser Abgaben an die Staatsrentei
abgeführt, während drei Fünftel zu Hafen-
bauten verwendet werden. Die letzteren
Suiamen sollen nun nicht mehr dem Spezial-
fonds zugefülirt, sondern zu den allgemeinen
Reichseinnahmen geschlagen werden. Die
Hafenabgaben betrugen 1909 ca. 9 Millionen,
so daß eine Anleilie in der geplanten Höhe
damit vollkommen sichergestellt wäre. —
In das Budget pro 1911 werden die nach-
stehenden Kredite für neue Hafenarbeiten auf-
genommen (nächste Spalte oben) :
Vertiefung des Hafens von Archangel
auf 24 Fuß 268 000 Kbl.
Vertiefung des St. Petersburger Seekanals
auf 28 Fuß 260 000 -
Furtsetzung der Arbeiten für Anlage des
Kohlenhafens, Erweiterung und Ver-
tiefung des Holz- und Getreideexport-
hafens und Kaianlagen im St. Peters-
burger Seekanal 31UO0O ,
Diverse Arbeiten im Rigaer Hafen . . 365 000 „
„ Windauer Hafen . 135 000 „
„ „ Odessaer Hafen . 17 420 „
„ „ „ Hafen von Cherson 150 000 „
„ „ „ Mariupol 190 000 „>.
Die Eriegsentschädignngen.
Kriegsentschädigungen sind seitens der
Türkei und Chinas nach den Verträgen vom
2./14. Mai 1882 und vom 25. August 1901 an
Rußland zu entrichten. Deren Effektiveingang
1904—1908 und die Veranschlagungen für 1909
und 1910 betrafen (in Tausend Rubel) :
Vollzugsausweise
Etatsansätze
1901 1905 1906
1907
1908
1909 1 1910
Von der
Türkei .
Von
('hina .
3 771
7 954
649 3 018
11518 7 231
3 065
7 633
3 024
7 649
2 988
7 634
2 988
7 634
Zus.
11725
12167ll0 249 10 698|l0 673
10 622
10 622
Die Ausgaben Rußlands für die Landes-
verteidigung sind in absoluter Ziffer größer
als die aller anderen Länder, auf den Kopf
der Bevölkerung bereclinet, jedoch unter den
großen Militärstaaten fast die geringsten. Die
folgende Tabelle gibt die hauptsäcJilichsten
ZitWn:
Staaten
Armee
M.
Marine Zusammen
M. M.
Pro Kopf der
BevSlkenms
M.
Deutschland . . .
Frankreich . . .
Großbritannien . .
Italien
Japan
Oesterreich-Ungarn
Rußland ....
Vereinigte Staaten
810 958 000
638 662 000
559 674 000
241 191 000
184 237 000
405 169 000
1 164 240 000
524 196 000
399 300000
290 354 000
716 911000
127 709 000
151 259 000
53 922 000
201 312 000
578 643 000
1210 258 000
929 016 000
1276 911000
368 900 000
335 496 000
459 091 000
1 365 552 000
1 102 839 000
18,85
23,58
28,62
10,76
6,64
9,00
8,88
10,31
69
Der russische Staatshaushalt.
70
Die Staatseisenbahnen.
Zu Beginn des Jahres 1910 beträgt die Ih;-
triebslänge des in der Verwaltung des ilini-
steriums der Verkehrswege gtehenden Staats-
bahnnetzes 41 738 AVerst, davon im Europä-
ischen Rußland 32 459 Werst, in Sibirien 4 827
Werst und in Zentralasien 4 452 Werst. Außer-
dem befindet sich in der Verwaltung des Kriegs-
Tessorts die 53 Werst lange Kowel-Wladimir-
OrVolhynien)-Bahn, die vorzugsweise zur prak-
tischen Unterweisung der Untermilitärs im
p]isenbahndienst bestimmt ist. Die Belriebs-
länge der BaJmen vergrößert sich zum -lahre
191 0 infolge Eröffnung des Betriebe.^ auf der
Linie Penn - Kungur - Jekaterinburg und auf
einigen neuen Zweiglinien der Katharinenbahn.
In nachstehender Tabelle gind angegeben ■
Der Umfang des Verkehrs auf den Staats-
bahnen in den Jahren 1906 — 1908 nach den
Vollzugsausweisen und für 1909 und 1910 nach
den Voranschlägen des Ministeriums der Ver-
kehrswege; der Ea-lös aus den Ti-ansjK)rtleistun-
gen nach den Berechnungen desselben Ressorts ;
die in den Jahren 1906 — 1908 zur Staatskasse
eingeflossenen Einnahmen aus dem Betriebe
der Stautsbahnen und die Betriebsausgaben
dieser Bahnen für fünf Jahre.
Vollzngsansweise
1906
1907
1908
Tausend Rubel
Etatsansätze
1909
1910
Tausend Rubel
Ge-samtlänge der Eisenbahnen
im Staatsbetriebe, AVerst .
Im Passagierverkehr geleistet,
Tausend Personenwerst . .
Im Güterverkehr geleistet,
Tausend Pudwersf ....
Von den Zügen zvirüekgelegte
Gesamtstrecke, Tausend Zug-
•werst
39 354 40 908
15 010 362 i 13 532 357
: 040 758 205 ! 2 143 082 170
274 291
282 433
412«ti
14 543042
2164 574 169
285 259
41337
16 657 072
2 207 206 850
291138 I
41 738
15 079834
2 207 206 850
287 520
Nach den vom Ministerium der Verkehrs-
wege aufgestellten Berechnungen, denen der
voraussichtliche Umfang der Transportlei-
slungen zur Beförderung von Passagieren und
Frachtgütern auf dem Staatsbahnnetz im Jahre
1910 zugrunde liegt, wird für das kommende
Jahr ein Ertrag von 555 Mill. Rbl. erwartet
und sind außerdem in Berücksichtigung der für
1910 vorauszusehenden Steigerung der Ver-
kehrsfrequenz noch 13 Mill. Rbl. in Ansatz
gebracht. Im Vergleicii zu dem Effektiv-
vertrage von 1908(512 Mill. Rbl.) erscheinen die
Einnahmen aus dem Betriebe des Staatsbahn-
netzes um 56 Mill. Rbl., gegenüber den Vor-
anschlagsschätzungen von 1909 (514 Mill. Rbl.)
aber um 22 Mill. Rbl. erhöht.
71
Der nissische Staatsliaushalt.
72
Vollzugsausweise
Etatsansätze
1906 1 1907
1908
1909 1910
Gesamteinnahmen:
Nach den Berechnungen fällige, Tausend
Rubel
Tatsächlich eingeflossene und zu er-
wartende (für 1909 und 1910), Tausend
Rubel . .
503 553
488 879')
12 423
542 370
510 338
12 475
542 162
512 523
12 414
546 000
546 000
13 209
568 000')
568 000')
13 609
Auf 1 Werst, Rubel
Gesamtausgaben:
Betriebsausgaben, Tausend Rubel . . .
Nach Hinzufügung der außerordentlichen
Bewilligungen für die durch den Krieg
veranlaßten Militärtransiiorte. Tausend
Rubel
371117
441 828
9 430
11227
71310
96 125
400 782
405 864
9 797
9 921
74 462
88 283
461915-'}
468 538
11 188
11 H49
74 180
82 535
445 511
10 778
70 905
455 253=)
Auf 1 Werst, Rubel: an ordentlichen
Zusammen mit den außerordentlichen
10 907
Verstärkung und Verbesserung der Bahnen,
Beschaffung von rollendem Material und
Erhöhung der Betriebskapitalien, Tau-
71097
Nach Hinzufügung der außerordentlichen
Ausgaben, Tausend Rubel
Totalbetrag in Tausend Rubel
Zusammen mit den aufserordentlicheu
Ausgaben
442 427
537 953
475 244
494 147
536 095
551 073
516 416
526 350
1. Zahlungeu für die von der Re-
gierung übcruoinmeueu Obligationen,
sowie Paolitzahlnngen für die Bahn-
linien :
») Außerdem fftr die Linie Kowel— Wladimir (Wolhvnicn) 154 000 Rubel.
2) Dgl. IM 000 Rubel.
») Außerdem von der Ussuiibahn 2006 000 Eubel.
•) In dieser Summe sind nach dem Bericht der ReiehskontroUe entbalteu: 411915 000 Rubel., die aus den Bewilligungen für
den eigentlichen Betrieb der Staatsbahnen im Jahre 1908 verwendet worden sind, und 60 Mill. Rubel, die zur Deckung der Ausgaben-
überscnreitungen von 1908 und früheren Jahre bestimmt waren.
Nach den letzten Ausweisen sind aus dem
Betriebe der Staatsbahnen in den ersten 9 Mo-
naten des laufenden Jahres eingeflossen \ind der
»Staatskasse zugeführt 396 129 000 Rbl., d. i.
um 21 488 000 Rbl. mehr, als in demselben Zeit-
raum des Jahres 1908 (374 641000 Rbl.) ver-
einnahmt worden waren. Im Hinblick auf die
gesteigerten Getreidetransporte ist wohl anzu-
nehmen, daß die Schätzungen des Voranschlages
für 1909 sich verwirklichen und die für dieses
Jahr mit 546 Mill. Rbl. bemessenen Erträgnisse
des Staatsbahnnetzes eine dem Etatsansatz
nahekommende Summe ergeben werden.
Aus den nachstehenden Angaben ist er-
sichtlich, wie hoch sich die der Staatskasse füi-
das Jahr 1910 zustehenden Summen belaufen
und wieviel davon seitens der einzelnen Btdinen
tatfiächlicli eingehen dürfte.
Wladikawkas , . . . .
Grjäsi-Zarizyn und Koslow-Woronesh-
Rostow, welche der Gesellschaft der
Süd-Ostbahnen übergeben sind . .
Nowgoroder Bahn, der Moskau-Windau-
RybinskerBahngesell.schaft übergeben
Tambow-Koslow und Tambow-Ssara-
tow, der Gesellschaft der Rjäsan-
Uralskbahn übergeben
Orel-Grjäsi, der Süd-Ostbahngesellschaft
übergeben
Liwnybahn, der Moskau-Kijew-Woro-
nesher Balmgosellschaft übergeben
Kursker Stadt-Zweigbahn, der Moskau-
Kijevr-Woronesher Bahngesellschaft
übergeben ■
73
Der russische Staatshaushalt.
74
Aufwendungen für den Ausbau der Eisenbahnen.
Die Aui'wendimgeii für deii Ausbau von
Eiseabalmen sind von 59 781 000 Rbl., die 1909
zur Bewilligung gelangten, im Budgetentwiirf
für 1910 auf 64 755 000 Rbl., d. i. um 4 974 000
Rubel erhöht. Der angesetzte Budgetbetra^
verteilt sich auf die einzelnen Bedarfszwecke
in folgender Weise:
Beneunuug: der Mnieu
Gesamtlänge
nebst den
Abzweigungen
und Stations-
glei.sen
Werst
Bau-
kosten
Bis zum
Jahre 1910
verausgabt
Rubel
Für das
Jahr 191U
ver-
anschlagt
Rubel
I. Vollendete und demj Botrieb übergebene
Linien:
Moskauer Ringbahn
Orenburg — Taschkentbahn, südliche Teilstrecke . .
St. Petersburg — Wologdabahn. Der für 1910 geforderte
Kredit ist zum Umbau der Station St. Petersburg
be.stimmt
Umbau der Gebirgsstrecken der Sibirischen Bahn
Umbau der Teilstrecke Saimke — Wjätka der Permbahn
Anlage eines zweiten Schienengleises auf der Sibi-
rischen Bahn
II. Neue Linien:
Wolgabrücke zur Verbindung Moskaus mit den Nord-
bahnen
Perm — Jekaterinburgbahn
Tjumen — Omskbahn
Amurbahn
Verbindungslinie zwischen dem Bahnnetze des Kaiser-
reichs und den finnländischen Baimen
III. Tracierungen
IV. Zahlungen für Rechnung der Bewilli-
gungen früherer Jahre ... . . . .
Zusammen beim Ministerium der Verkehrswege . .
V. Unterhalt des Kontrollwese US
Insgesamt
206,64
831,01
b67
810
46 083 918
66 247 605
53 403 071
41 803 500
9 240 090
100 118 006
42 351 555
66175 628
48 104 006
32 947 339
4000 000
22 000 000
8
366,82
529,13
1 443
21.47
6 717 667
36 272 149
31880000
176 903 702
7 803 706
259 577 224
1000 000
33 138 187
3900000
30 000000
2 500 000
70 538187
1139 902
71977
1 497 500
5 947 600
1990 000
19 937 800
316 896 190 1 215 578 528 I 30 584 77!)
750 000
3 122 462
4 960000
22 924 070
1000 000
32 756532-
387 500
553 407
64 282 218
472 980
I 64 755 198
Der russische Staatshaushalt.
76
GewiDiianteil des FisKus an den Erträgen der Privatbahnen.
Auf Grund der Statuten einiger privater
Eisenbahn- und Zuftihrgesellschaften ist im
Jahre 1910 ein durch diese Statuten und die
Ergänzungen zu denselben festgesetzter Teil
des 1909 erzielten Eeinertrages aus dem Be-
triebe dieser Bahnen an die Staatskasse abzu-
führen, nach vorheriger Deckung sämtlicher
Ausgaben für den Zinsen- und Tilgungsdienst
des Obligatdonskapitals, sowie für die Tilgung
des Aktienkapitals dieser Balmen ; außerdem
finden bei einigen Linien noch Abschreibungen
gewisser Prozentbeträge zum Besten des Ke-
servekapitals', zugunsten der Aktionäre und zu
Remunerationszuschüssen für das Dienst-
personal statt.
An derartigen Gewinnanteilen sind 1904
bis 1908 eingeflossen und für 1909 und 1910
in Ansatz gebracht:
Vollzugsansweise
Etatsansätze
Bahnen
1904 1 1905 1 1906 | 1907 | 1908
1909 1 1910
Tausen d Rubel
Tausend Rubel
Warschau -Wien
Wladikawkas
250
1077
221
764
11
11
1159
1433
55
4.30
472
11
250
144
13
250
527
235
15
250
1069
15
250
1053
525
1217
Moskau -Kijew-Woronesch . .
Moskau -Kasan
Süd -Ostbahnen
Zufuhrbahnen Lodz - Zgierz,
Lodz - Pabianice, Jablonna-
Wawer u. a
—
Zusammen
2 334
3 5fi0
407
1027
1 334
1303
1742
Nach den vorliegenden Ausweisen über die
Einnahmen der Privatbahnen für das laufende
Jahr läßt sich für 1910 auf einem Ant«ü aus
deren Reinerträge nur bei der Warschau- Wiener
und der Wladikawkasbahn mit insgesamt
1 742 000 Rbl. rechnen, d. i. um 439 000 Rbl.
mehr, als im Budget von 1909 vorgesehen wai-.
Bei den übrigen Linien sind nicht allein keine
Ileberweisungcn an die Staatskasse aus dem
Reinertrage zu erwarten, sondern es werden
im Gegenteil für einige von ihnen Zinsgarantie^
Zuschüsse aus Staatsmitteln erforderlich sein,
wenn auch in bedeutend geringerem Maße als
im laufenden und im vergangenen Jahre.
Von den mit Regierungsgarantie ver-
sehenen Anleihen der Privatbahnen wurden im
Laufe des Jahres 1904 4V2 "/o Obligationen nach-
stehender Eisenbahngesellschaften realisiert:
Im Betrage von
Armavir-Tuapse 33 499 872 Rbl.
Wladikawkas 6 786 191 ,.
.Teisk 7 570000 ..
Herby-Kielce 9 280 000 -
Moiikau-Kasan 9 610 491 „
Moskau-Kijew-Worone.-ih . . . :^9 818 000 ..
Insges.amt 106 564 554 Kbl.
Die Tilgung der von der Regierung garan-
tierten Privatbahn- Obligationen beläuft sich
dagegen im Jalire 1909 auf 10 602 739 Rbl.
Verkehrswesen .
78
Eisenbahnen.
Das am 1. Dezember 190'J in Betrieb be-
i'indliclie Eisenbahnnetz hatte eine Länge von
75 527 km, von denen 57 346 km im Euro-
päischen und 18181 km im Asiatischen Rviß-
land liegen. Dav^on gehören der E«gierung und
wurden von der Regierung erbaut 45 207 km,
19 073 km gehören öffentlichen Gesellschaften
•und 2330 km sind kurze Lokallinien.
Die Ausdehnung des Eisenbahnnetzen im
Russischen Reiche (ausschließlich Finnland)
vom Jahre 1898 — 19Ö9 (in km) geht aus fol-
gender Aufstellung hervor:
Binitto - Einnahmen, Zahl iln- l'assagiere, Gewicht der beförderten Güter:
Europäisches
Asiatisches
Ku&lan.l
Rußland
1898
39 692
4 546 !
44 238
1899
42 794
6 328 1
49 122
1900
44 463
7 593 1
52 056
1901
47 708
7 953 1
55 661
1903
49 005
8 283
57 288
1903
50 369
8 293
58 662
1904
51071
10 255
61326
1905
51671
12 034
63 705
1906
52 693
12 883
65 576
1907
55 437
15 099
70 536
1908
56 328
15 991
72 319
1909
57 346
18 181 '
75 527
Passagiere
Güter
Brutto-Einnahmen
1906 1 1907
1906
1907
1906
1907
1000 Personen
MiUionen Pud
1000 Kuliel
Europäisches Ruiiland (mit Kaukasus):
Staatsbahnen
84 855
32 575
8 251
91871
35 460
8 882
6 286
2 558
140
6 789
2 755
148
460015
212 685
5 773
479 768
219 742
Kurze Lokal-Streoken
6182
Total Europäisches Eußland
Asiatisehe.s Rußland :
125 681
1842
812
2 111
136 213
2 536
1125
2 832
8 984
160
37
117
9 692
195
4C
128
678 473
25 196
5 093
24 729
705 692
45 984
Ussurische Bahn
Zentral-Asiatische Bahn
5 992
28 036
Total A.siatisches Rußland
Total Russisches Reich (ohne Finnland) . . .
4 765
l:W446
6 493
142 706
314
9 298
369
10 061
55 018
733 491
80 012
785714
Beschäftigt waren im russischen Eisenbahn-
dienst im Jahre 1901 : 615 384 Personen, im
Jahre 1905 : 751 197 Personen.
Die Baulcosten der Eisenbahnen im Euro-
päischen Rußland (ausschließlich Finnland)
wnirden im Jahre 1904 auf 5 174 410 000 Rbl.
geschätzt, oder auf 110 609 Rbl. j>er Kilometer
Staatsbahn und auf 87 341 Rbl. per Kilometer
Privatbahn. Die Eisenbahnen des Asiatischen
Rußland hatten 437 235 000 Rbl. Baukosten ver-
ursacht oder 52 483 Rbl. per Kilometer.
Die wichtigsten Linien, die im Jahre 1907
dem Verkehr üliergeben wurden, sind: Bolo-
goye — Wolkowisk 893 km, Krasnyi — Kut—
Buzan 512 km und einige kleinere Linien, total
1716 km.
Die wichtigsten Linien, die vom 1. Januar
bis 23. Oktober 1908 in Betrieb gesetzt wurden,
sind: Uluklianlu — Julfa (Kaukasus 190 km
nnd einige kleinere Linien, total 344 km.
Die hauptsächlichsten im Bau bcfindliclien
Linien (teilweise bereits in Betrieb) sind:
Atchinsk— Irkutsk, Perm — Jokaterinburg. Am
1. Dezember (14. Dez.) 1908 waren im Bau
insgesamt 1989 km, wovon 414 km für zeit-
weiligen Verkehr eröffnet sind.
79
Verkehrswesen.
8Ö
Russische Kaiialsysteme.
Peter der Große schon hat die Wichtig-keit
der BinncnschiffaJirt ein,gesehen. und wo er
mir ü-gend konnte, die Flüsse und Seen durch
Kajiäle miteinander verbunden. Alle folgenden
Kaiser haben bis zur Entwickluns: der Eisen-
balmen die Kanäle weiter ausbauen lassen, so
daß das Kanalsj'stem Rußlands auch jetzt noch
von groüer "Wichtigkeit ist. Verbindungen
zwischen Ostsee, Schwarzem Meer, Kaspischen
Meer und AVeißem Meer sind hergestellt und
für billigen Frachtverkehr ausgezeichnet ge-
eignet.
1. Das M arien -Kanalsystem, von Peter
dem Großen begonnen, war erst nach 100 Jahi-en.
(1807) beendet, verbindet die Xewa über den
Ladoga- und Onegasee — Fluß Scheksna —
mit der Wolga.
2. Tichwin -Kanal zwischen Newa und
Wolga über den Ladogasee — Flüsse Tichwinka
und Mola,ga-A^^olga. Wird weniger benutzt, da
lange nicht ausgebaggert.
3. W i s c h n y - W o 1 o t s c h o k , zwischen
Newa imd Wolga.
4. Beresina -System zwischen Düna und
Dnjepr, führt durch riesige Wälder und Sümpfe ;
für Holzflößerei sehr wichtig.
5. Sj'stem Alex ander von Wü r ttem-
berg, zwischen Wolga und Dwina.
C. 0 g i n .-< k y -Kanal, zwischen Njemen und
Dnjepr.
7. D n j e p r - 15 u g , zwischen Weichsel und
Dnjepr; Holzflößerei.
S. K a t a r i n e n -Kanal, zwischen Dwina
und Kama, sehr wichtiger Barken- und
Dampferv-erkehr.
9. J e p i f a n -Kanal, z^vischen Don und
AVülga.
In letzter Zeit wird den Kanalsystemen
wieder größere Aufmerksamkeit zugewandt;
die versandeten oder versumpften werden neu
ausgebaggert und in Stand gesetzt. Ja, in den
letzten Monaten wird viel von einem grandiosen
Projekt eines Kanals von der Ostsee nach dem
Sohwaj'zen Meer gesprochen, der an die Wi-
stehenden Systeme anschließend, soweit ver-
tieft und neu reguliert werden soll, daß er
für große Dampfer geeignet werden wlird ■.
Diese Idee ist schon sehr alt, aber hat wegim
Geldmangels nie zur Verwirklichung kommen
können. Jetzt soll ein Teil des notwendigen
Kapitals schon im Auslande gefunden imd die
\'orai'beiten im Gange sein.
Die Länge aller Kanäle zusammen beträgt
1840 Werst.
Eine grosse russisch-sibirische Wasserstrasse.
Eine Idee, die schon zwei Jahi-hunderte
alt ist, dürfte jetzt zur Verwirklichung ge-
langen. Peter der Große dachte an eine Ver-
bindung des europäischen Rußlands mit Sibirien
durch eine natürliche AVasserstraße. Seitdem
ist diese Idee immer wieder aufgetaucht, aber
auch immer wieder geschwunden. Jetzt hat
sie zu einem Projekt geführt. Eine Regicrungs-
kommission beschloß definitiv den Bau einer
Wasserstraße über den Ural nach Sibirien. Die
Wasserstraße, deren Endpunkte Petersburg
und AVladiwostök sein sollen, dürfte eine so
große Bedeutung haben, wie die Sibirische
Balin, nicht nur in wirtschaftlicher und
kommerzieller, .sondern auch in strategischer
Hinsicht. Nach dem Projekt der Kommission
ist das AVolga-System durch eine Schleiusen-
ajilage bei der Tschussowaja und durch den
Bau eines 7 AVeret langen Kanals zwischen
der Tschussowaja luid Rieschetka mit dem Ob
zu vereinigen. Bekanntlich sind die meiäten
russischen A'erkehrsverbindungs-Projekte an
dem hohen Kostenanschlag gescheitert. Bei
diesem Projekt fällt jenes Uebel weg, denn die
hj-drotechnischen Bauten dürften nicht mehr
als 60 — 70 Mill. Rbl. erfordern, und das wäre
geradezu enorm billig im A'^erhältnis zu den
Kosten der über den Ural bereits führenden
und noch projektierten Balinen. Man hat aus-
gereclinet, daß auf der künftigen russisch-
sibirischen AVasserstraße über 350 Mill. Pud
Frachten im Laufe von 6 Navigationsmonaten
befördert werden können. Für Sibirien würde
die neue Verbindxuig einen wahren Segen be-
deuten, denn schon seine Montanindustrie
\vürde einen Aufschwimg nehmen, wie man
ihn sich nur wünschen kann.
81
Verkehrswesen.
82
XJebersiclit der russisclieii uiid der Weltliaiidelsflotte (Ende 1908).
(Dampfer über 100 und Seg-ler über 50 Tonnen.)
Die russische Handelsflotte verteilt sich
auf die verschiedenen Gewässer wie folgi:
Länder
Segler- | Dampfer- j Gesamt-
Tonnage | Tonnage Tonnage
Rußland . . . .
Finnland . . . .
257 716 443 243
314.556 ! 68 649
700 959
383 205
Ganz Rußland . .
Deutschland . . .
Frankreich . . .
Groß-Britannien .
Italien
Japan
Niederlande . . .
Norwegen . . . .
Schweden . . . .
Spanien . . . .
Ver. Staaten . . .
572 272
533 652
662 828
1447 418
468 674
365 559
49 619
758 109
253 999
28 700
1 499 000
511882
2 256 783
739 819
10 018 206
526 586
1 115 880
397 814
812 098
488 362
423 000
1 193 800
1 184 164
2 790 435
1 402 647
11465 624
995 260
1 481 439
447 433
1 570 207
742 361
451700
2 692 800
Zusammen I 6 067 558 | 17 972 348 ! 24 039 906
Dampfer
Segler
Total
/Ihil Tons
An- 1 rp
zahl! Tons
Weißes Meer . .
53; 12 549
394
22 673
4471 35 222
Baltisches Meer .
193 105 046
774
82 816
9671187 862
Schwarzes und
1
Asowsches Meer
378 192 774
738
41 934
1116 234 708
Stiller Ozean . .
17 14 080
6
363
23 14 443
Kaspisches Meer .
257 118 794
553
109 930
810 228 724
Total
898|443 243
2465|257 716
5363i700959
Post-, Telegraph- und Teleplionwesen.*)
Postwesen.
Postämter bestanden im Jahre 1908 : 18 fIS.T
mit 1865 Millionen Brief Postsendungen.
Die Entwicklun"; des Postverkehr.s in
seinen verschiedenen Zweigen geht aus folgen-
der AufstelhinEr hervor:
Briefe und
Postkarten
Drucksachen Zeitungen
Post-
anweisungen
1902
1903
1904
1905
1906
1907
590 739 480
658 939 359
809 634 607
893 106 158
886 035 900
967 930 000
12 769 309
11222 097
12 208 476
153 764
143 333
114 458 548
130 415711
135 402 487
119 696 820
264 950 073
313 337 862
393 139 050
409 940 651
115555 231 388117955
6 984 807
8 096 655
8 898 741
10 333 582
10 084 572
16 678 205
17 252 699
19136 745
18 696 573
21768 211
Te legi'.- Anw.
Telegraph
Telephon-
Linien km
Draht km
Apparate
Beförd.Telegr.
Apjiarate
1902
290 846
177 501
539 423
5879
111847 881
45 232
1903
340 686
180 497
574 381
6181
118135 818
49 0.52
1904
322 858
180 499
609 924
6826
149 422 305
52 129
1905
539 707
183 214
630 688
7105
151419 235
67 671
1906
647 468
186 914
643 809
7372
156 766 533
—
1907
242 440
657 578
161657 733
81626
1908
98 340
Einnahmen und Aussraben
in (h>n Jaliren 1902
1902
1903
1904
1905
1906
1907
1908
1909
Einnahmen in Rbl.
Ausgaben , ,,
54 876 291 58 274 016 66 876 037 71 241 150 74 251 049 77 092 269 79 937 840 82 975 470
37 264 488 39 114 297 40 545 845 43 265 174 47 509105 46 520 211 — —
*) Ueber Postsparkassen siehe Sparkassenwesen (Schluß des Kapitels).
83
Post- und Telegraphen Wesen.
84
Die Telegraphen- irnd Telephoneinnahmen.
1904 — 1908 sind eingeflossen und für 1909 uiul Ulli' veranschLaert :
Vollzugsanswelse
Etatsansätze
1904
1905 1 1906 1907
1908
1909 1 1910
Tausend Kübel
Tausend Rubel
Gebühr für die Uebermittlung
telegraphischer Depeschen
Einnahme aus dem Betriebe der
Telephonverbindungen . . .
23 266
2 309
25 721
2 336
25 722
2 524
24 216
2 800
24 094
3 098
24 230
3170
24 230
3 500
Zusammen
25 575
28 057
28 246
27 016
27 192
27 400
27 730
Nach der außergewöhnlichen Steigerung
der Telegrapheneinkünfte während des Krieges
gegen Japan zeigte sich ein allmählicher Rück-
gang bis zum Jahre 1908, in dem der Ertrag
24 094000 Rbl. ausmachte. Im Laufe des ersten
Quartals 1909 stiegen die EinnaJimen gegen
denselben Zeitraum von 1908 um 78 000 Rbl.
Im Hinblick auf diese Steigerung sind die
Telegrapheneinnahmen im Budgetentwurf für
1910 mit 24 230 000 Rbl. veranschlagt, d. i. mit
derselben Summe wie für 1909.
Der Betrag der Telephoneinnahmen für
1910 ist in der AVeise ermittelt, daß zu dem
Effektiveingange von 1908 (3098 000 Rbl.) der
im Durchschnitt für das letzte Lustrum 395 000
Rubel jährlich ausmachende Zuwachs dieser
Einnahmen in verdoppeltem Betrage (für zwei
Jahre) hinzugeschlagen wurde. Das auf
3 500 000 Rbl. abgerundete Fazit beider
Summen bildet hiemach den Etatsansatz
für 1910.
Verla« für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., Berlin W. 35.
85
Staatsbudget 1911.
86
Der Yoranschlag des Staatsbudgets für 1911.
I.
Ordentliche Eiiinahiiieii.
1. Direkte Steuern 306 976 444 Rbl.
2. Indirekte Steuern 582 432 500 „
3. Gebühren 165 154 560 „
4. Staatsregalien 841196 830 ,,
5. Staatsbesitztum u. Kapitalien 749 270 300 „
6. Veräußerung von Staats-
besitztum 1807 880 „
7. Ablösungszalilungen .... 719 700 ,.
8. Ersatz von Ausgaben der
Reichsrentei 106 237 156 „
9. Einnahmen verschiedener Art 15 779 646 „
■I 669 574 916 Rbl.
IL
.Viißerordeutliche Eingänge.
10. Ewige Einlagen bei
der Staatsbank . 2 4UO0ü0Rbl.
11. Rttckzahhmg von
Darlehen aus dem
allgemeinen Ver-
pflegungskapital . 10 000 000 ..
12 400 000 „
2 681 974 916 Rbl.
Aus dem freien Barbestande
der Reichsrentei 11376 384 ,,
Gesamteinnalimen 2 693 351 300 Rbl.
I.
Ordpiitllche .\nsgnbeii.
1. Ministerium des kaiserlichen
Hofes 16 359 595 Rbl.
2. Höchste Staatsinstitutionen . 8 191 394 ,
3. Ressort des Heiligen Synods 37 566 984 „
4. Ministerium des Innern . . 162 896 160 „
5. Finanzministerium .... 417666562 „
6. Justizministerium .... 78126263 „
7. Ministerium des Aeußern . 6 273 595 „
8. Untorriclitsniinisterium . . 91 694 375 „
9. Verkehrsministerium . . . 556 213 070 „
10. Ministerium für Handel und
Indu.^trie 40 843 612 „
I 11. Hauptverwaltung von Land-
organisaiion und Ackerbau . 101 908 792 „
12. Hauptverwaltung des Reiclis-
gertü'iswesens 2 125 454 „
13. KricgMiiinisterium .... 484999277 „
14. Marinvniiiii.sterium .... 112994257 „
15. Reichskontrolle 10 798 462 „
16. Für das Staatskreditsystem ■ 407 2(i.'> H 1 9 „
17. Für unvorhergesehene Aus
gaben im Laufe des Jahres
Ordentl. Ausgaben zusammen
Die ordentlichen Einnahmen übe
steigen die ordentlichen Aus-
gaben somit um
123 651 385 Rbl.
IL
Außerordentliche .Vusgaben.
18. Zur Liquidierung
2 535 923."i31 RW.
10 000 000 „
2 545 923 531 RbL
der Folgen des
Krieges . . .
Wi rtschaftsaus-
gaben des Militär-
ressorts . . .
Eiseiibahnbauten
Veralifoli^ung. ar
Eiseiibahngesell-
bcliaften . . .
2 303 410 Rbl
48 600 000
95 105 165
1419 194
Außerordentl. Ausgab, zusamnun 147 427 769
Gesamtausgaben 2 693 351 300 Rbl.
87
Die Getreideernte Rußlands 1909.
88
Die Getreideernte Russlands 1909.
In den Publikationen des StatistLsclien
Zentralkomitees wird ein vollständiges Bild
über die gesamt« Ernte in Rußland im Jahre
1909 gegeben.
Danach betrug die gesamte Anbaufläche
von \''erpflegungsgetreide, sowie von natirr-
lichen Wiesen im Jahre 1909 in 73 Grouver-
nements und Gebieten Rußlajids' 122 788 500
Dessjatinen, hiervon entfielen auf:
%
Dessj atineu;
69 316 242
3 990 292
Ve rpflegungsgetreide u. dergl. 56.5
Kartoffeln 3,2
Hafer 14,0 17 138 677
natürliche Wiesen .... 26.3 32343455
Im Vergleich zum Durchschnitt des Jahr-
fünfts 1904—1908 hat die Anbaufläche in
nachfolgender Weise zugenommen :
für Verpflegungsgetreide 2,8 %
Kartofteln 5,3 7o
Hafer 2,2%
dagegen abgenommen für
Naturwiesen . . . um 2,1%;
Insgesamt hat die Anbaufläche um 1,5 »/o
oder 1 781 000 Dessjatinen zugenommen, was
als eine Folge der Erweiterung des Anbaues
von Körnerfrüchten und besonders von Kar-
toffeln erscheint, während die Fläche der
Naturwiesen allmählich abnimmt.
Die Anbaufläche von Verpflegungsgetreide
und Hülsenfrüchten verteilt« sich, wie folgt.:
Artikel
Winterroggen .
Sommerweizen
Gerste . . . .
Winterweizen .
Hirse . . . .
Buchweizen . .
Mais . . . .
Erbsen . . . .
Sommerroggen .
Linsen . . . .
Spelz . . . .
Bohnen . . .
Fläche in Prozent der
Dessj.itinen Gesamtfläche
26 135 000
18 598 000
9 893 000
5 632 000
3 469 000
2 005 000
1 409 000
886 000
528 000
380000
319 000
62 000
37,70
26,83
14,28
8,13
5,00
2,89
2,03
1,28
0,76
0,58
0,46
0,09
Die Aussaatfläche der vier wichtigsten
Getreidearten (Winterroggen, Winter- und
Sommerweizen und Gerste) umfaßte also über
60 Mill. Dessjatinen Land oder 86,94 o,o der
gesamten Anbaufläche.
Von den voraufgeführten Saatflächen
wurden im Jahre 1909 geemtet:
3 717 740 000 Pud Verpflegungsgetreide
1 014 941 800 „ Hafer
1 980 859 500 „ Kartoffeln
Stellt man diese Ernte der Durchsehnitts-
ernte für das Jahrfünft 1904 — 1908 gegenüber,
so ergibt sich, daß die Ernte von Verpflegungs-
getreide im Jahre 1909 gegen den JaJires-
dui'chschnitt 1904/08 ein Mehr von 712 Mül.
Pud und gegen das Jalir 1908 ein solches von
696 300 000 Pud zeigt. Der Hafer wies gegen
den Durchschnittsertrag einen Ueberschuß von
197 800 000 Pud und gegen 1908 einen Ueber-
schuß von 179 700 000 Pud auf. Bei Kai--
toffeln stellte sich gegen den Durclischnitts-
ertrag ein Mehr von 300 800 000 Pud und gegen
1908 ein Mehr von 181900000 Pud heraus.
In den einzelnen russischen Rayons betrug
die prozentuale Steigerung resp. das Verhältnis
der Ernte 1909 gegenüber dem Jahresdurch-
schnitt der Periode 1904/08:
Verpflegungs-
getreide
Hafer Kartoffeln
In Prozenten
Nördlicher Rayon . .
86,2
107,0
96,4
Zentraler Ravon . .
86,5
109,1
96,8
Mittlerer Wolga-Rayon
113,3
146,9
100,7
Trans-Dnjepr-Rayon .
107,1
99,6
100,2
Trans-Wolga-Rayon .
147,9
120,1
115,5
Südlicher Steppen-
Rayon
148,0
146,1
132,4
Wolga-Don-Rayon . .
153,4
173,8
138,6
50 europäisclie Gou-
vernements . . .
127,2
126,6
112,3
Vorderkaukasische
Ravons
123.0
161,9
105,0
Sibirische Rayons .
87,7
89,0
98,3
73 Gouvernements u.
Gebiete d gesamten
Reiches
124,4
124,4
112,0
89
Die Getreideernte Rußlands 1909.
90
Die Ernte 1909 für alle 73 Grouvemements
und Gebiete Rußlands betrug im Verhältnis z\it
Durcbschnittsemte bei
Winterroggen . 112,8 7o Hafer .... 124,4%
Winterweizen. 106,7% Gerste . . . 136,3 7o
Sommerweizen 148,3% Kartoffeln . . 112,0%
Der Ertrag pro Dessjatine stellt sich
in den 73 Grouvemements und Gebieten im
Jalire 1909 (zum Vergleich ist der Durch-
schnittsertrag der vor auf gegangenen Jahre in
Klammem beigefügt) wie folgt:
Pud Pud
Winterroggen . 52,5 (46,9)
Sommerroggen
35,9
(40,8)
Winterweizen .
61,0
(55,2)
Sommerweizen
51,5
(46,1)
Spelz . . . .
64,9
(44,2)
Gerste. . . .
63,6
(44,2)
Hafer . . . .
59,2
(46,0)
Buchweizen
34,3
(41,5)
Hirse . . . .
47,9
(42,6)
Mais . . . .
43,9
(50.4)
Erbsen . . .
58,5
(41,5)
Linsen . . .
59,3
(39,4)
Bohnen . .
68,2
(49,2)
Kartoffeln . .
500,0
(409,2)
Den größten Ertrag
Sommerweizen erzielten
Rayons :
Weichsel-Rayon . .
Wolga-Don-Rayon
Dnjepr-Don- Rayon
Zentraler Rayon
Mittelasiatischer Rayon 32,5
pro Dessjatine an
die nachfolgenden
75.1 Pud
64.2 „
63,5 „
60,0 „
Nach Abzug des Saatgutes verblieben im
Jahre 1909 in den 73 Gouvernements und Ge-
bieten die nachstehenden Erntemengen an Ver-
pflegungsgetreide :
Gegen
Durchschnitt
1904,08 mehr
1 Menge in Millionen Pud
Verpfiegungs-
getreide . . .
Hafer ....
Kartoffeln . . .
i
3166.1
823,9
. 1 1602,6
717,2 632,8
194,5 1 181.1
280,8 • 175,3
Pix) Kopf der Bevölkerung macht dieser
Erti'ag (abzüglich dest Saatgutes) 22,10 Pud aus,
mithin 3,71 Pud mehr als im Durchschnitt der
Jahi-e 1904—1908 (18,39 Pud) oder 4,22 Pud
mehr als im Jahre 1908 (17,88 Pud).
Die Ernteertrag« von Stroh der Sommer-
saaten (mit Einschluß von Hafer) werden für
das Jahr 1909 auf 3 280 697 000 Pud berechnet,
während die Gesamternte an Stroh von
Sommer- und Wtntergetreide sich auf
5 697 521400 Pud beläuft. Im Vergleich zum
Dui-chschnitt der Periode 1904—1908 erzielte
man im Jahre 1909 an Stroh von Sommer-
saaten um 561 934 000 Pud oder um 19,9 o/o
mehr, im Vergleich jedoch zum Jahre 1908 um
623 642 400 Pud mehr oder um 23,5 o/o mehr.
Unter Getreide befanden sich in dies 'm
Jalire in 73 Gouvernements und Gebieten Ruß-
lands 89 044 221 Dessjatinen, um 2 577 749
Dessjatinen mehr als im Jahre 1909.
Die Getreide- Ausfuhr aus dem europäischtin Rußland, dem Kaukasus und nach Finnland
in den J.ahren 1905—1909.
190.">
1906
1907
1908
1909
Mill. Pud MiU. Rbl.
MiU. Pud
MUl. Rbl.
MiU. Pud
MUl. Rbl.
Mill. Pud|MilI. Rbl.
Mill. Pud
MUl. Rbl.
Weizen
Roggen
Gerste
Hafer
Mais
Andere Getreide-Sortoii .
293.7
59,7
138,0
127,1
11,4
6:i.9
281,8
45.6
88,6
90,3
8,0
52,6
219,9
65,4
148,7
69,5
15,3
70,1
205,6
48,9
100,5 .
51,4
9,2
54.9
141,3
45,2
132,6
26,1
59,9
62,0
155,4
44,8
111,3
22,6
41,8
52,2
89,6 112,9
24,9 26.0
161,3 132,6
29.4 24,5
36.5 1 28.6
55.9 i 51.0
314,2
35,5
219,2
74,7
41,1
76.0
384.1
34,1
165.9
618
31,1
71,3
Total
695,8
566,9
588,9
470,5
467,1
428,1
399,6 1 375,6
760,7
748,3
91
Die Getreideernte Rußlands 1909.
92
Ernte 1909 in Transkankasien, Ostsibirien und Turkestan.
Transkaukaaien
Ostsibirien
Turkestan
Anbau-
fläche
Ernte
Anbau-
flache
Ernte
Anbau-
flache
Ernte
1000 ha
1000 t
1000 ha
1000 t
1000 ha
1000 t
Winterweizen ....
G53,2
453,4
—
—
569,6
392,2
Sommerweizen
311,6
188,9
240,1
194,6
755,7
482,6
Winterroggen
13,6
10,9
5,1
3,6
13,9
9,0
Sommerroggen
.5,9
3,3
206,3
138,7
23,5
6,7
Wintergerste
205,9
134,8
—
—
97,8
63,6
Sommergerste
276,8
219,3
20,2
15,6
171,9
115,9
Spelz . . .
11,6
8,4
—
—
5,2
3,8
Hirse . .
23,2
13,4
11,2
11,6
144,1
116,1
Buchweizen
1,2
0,7
62,0
36,9
4,5
2,1
Mais . . .
502,6
319,7
1,9
2,3
71,3
66,5
Erbsen . .
0,9
0,9
0,9
0,8
3,9
2,3
Linsen . .
0,7
0,5
—
—
14,3
9,5
Bohnen
7,4
3,9
3,5
4,4
0,9
0,5
Hafer . .
9,0
7,2
236,6
233,3
22,6
16,2
Kartoffeln
16,2
81,6
32,0
242,3
3,2
10,8
Sorgho . .
0,5
0,3
—
—
93,5
117,4
Baumwolle
42,4
29,8
—
297,2
241,8
Reis . . .
29,2
33,7
—
200.5
239,6
Klagen der russischen Getreideexportenre.
In den Kreisen der russischen Getreide-
exporteure ist die Frage angeregt worden, daß
es notwendig sei, eine Rückvergütung für Ge-
treide festzustellen, welches weniger Ver-
unreinigung aufweist als im Kontrakt vor-
gesehen war. In den deutsch-niederländischen
Vertragsbestimmungen, die den russischen Ge-
treideexport regeln, ist nur eine Bonifikation
zugunsten des Käufers vorgesehen bei
größerer Verunreinigung des Getreides.
Da ntin die Verkäufer keinerlei Bonifika-
tion für reinere AVare erhalten, so sind sie
materiell absolut nicht daran interessiert, über
die Norm des Kontraktes hinaus gereinigtes
Getreide zu liefern.
Wenn dagegen eine Vergütung für reinere
Ware festgesetzt würde, so wäre das im beider-
seitigen Interesse erwünscht, denn jetzt ruft
die Verunreinigung von russischem Getreide
viele Klagen von selten der ausländischen Im-
porteure hervor. — Für Futtermittel wird eine
solche Bestimmung weniger Bedeutung haben;
in erster Linie wäre eine Rückvergütung für
Weizen, Gerste und Roggen erwünscht.
Auch die Analysen, die in Hamburg statt-
finden, sind von den russischen Exporteuren,
beanstandet worden ; nicht auf ihre Richtigkeit
hin, sondern auf die Art iind Weise, wie bei
der Berechnung des Veninreinigungsprozentes
vorgegangen wii-d. Ueber dieses Thema hat
schon in Hamburg eine Kommission in diesem
Jahre getagt, und die Einwände der russischen
Delegierten haben zu einer Einigung geführt,
deren Resultate baldigst veröffentlicht werden
sollen.
93
Zuckerproduktion und Handel.
94
Zucker-Produktion und Handel.
Zaekerausfahr Rußlands 1909.
Die Zuckerausfulir über die europäischen
Grenzen*), die nach, dem Anschluß Rußlajids
an die Brüsseler Konvention gestiegen wai',
hat im Jahre 1909 wiederum bedeutend ab-
genommen; es wurden nur 8,3 Mill. Pud Zucker
gegen 13,8 Mill. Pud im Jahre 1908 exportiert.
Im ersten Halbjalir war der Zuckeresport
über die europäische Grenze (mit Einschluß
von Finnland) fast derselbe wie im JaJixe 1908
(6 972 000 Pud gegen 6 928 000 Pud), im z^veiten
Halbjahr dagegen fiel er auf 1380000 Pud
gegen 6 880 000 Pud im Jahre 1908; die Aus-
fuhr auf die Konventionsmärkte hat fast ganz
aufgehört. Der Gnind für die Verminderung
der Ausfuhi- im zweiten Halbjahr war die Miß-
ernte der llunkelrüben und die damit vei--
bundene \'erminderuiig der Produktion in den
Z u eker f ab ri ke n .
Die Zuckerausfuhr Rußlands betrug:
Ueber d
Ueber die
päisclie Grenze
asiatische Grenze msgesami.
1000 PudI 1000 Rbl.
1000 Pud lUOORbl.iOBOPudi 1000 Rbl.
1903
10 937
14 490
4028
10 687
14 965
25 177
1904
7 323
12 822
3723
10 940
11046
23 762
1905
2 632
5 348
3485
12 790
6117
18138
1906
2 084
4 211
3644
15 595
5 728
19 806
1907
6 896
11 137
4095
12 198
10 991
23 335
1908
13 808
21 .501
4420
12 870
18 228
34 371
1909
8 352
15 338
41G1
12 328
12 513
27 666
Die Zuckerkampagae 1909/10.
Nach Angabe der Hauptverwaltung der
indirekten Steuern waren im Russischen Reiclie
in der Kampagne 1909/10 wie in der Vor-
kampagne 274 Zuckerfabriken im Betriebe, und
zwar 227 Sandzucker- und 47 Sandzucker-
Raffinadefabriken. Von diesen Fabriken ver-
fügten nur 4 ausschließlich über eigene
Rübenpflanzungcn (im Vorjalvr 7) ; ledig-
lich von Pflanzern be/.ogen ihr Rübenmatcrial
()8 (im Vorjahr 78); mit eigener und Pflanzer-
aussaat arbeileten 202 Fabriken, d. h. 8 melir
als im Vorjahre.
Auf die einzelnen Gebiete verteilte sich die
Zahl der Fabriken in folgender Weise:
Sadwest Transdiyepr- Zentral- Weichsel-
gebiet
gebiet
gebiet
gebiet
Sandzuckerfabriken . 132
61
13
21
Sandraffinadefabrik. . 11
5
3
28
Davon hatten:
eigene Aussaat . . 2
1
1
—
Pflanzeraussaat . . 33
4
1
30
die eine u. die and. 108
61
14
19
Die Gesamtfläche der unbeschädigt ge-
bliebenen Ruinenfelder wird von der obenge-
nannten Behörde auf 498 102 Dessjatinen —
gegen 496 623 im Vorjahre — berechnet; von
diesen gehörten 160 692 Dessjatinen — gegen
165 839 im Vorjahre — den Fabriken, 337 410
Dessjatinen — gegen 330 784 — den Pflanzern.
Nach den einzelnen Kategorien der Fa-
briken verteilen sich die Aussaaten in folgender
"Weise : auf die 227 Sandzuckerfabriken 420 948
Dessjatinen und auf die 47 Sandzucker-Raffi-
nadefabriken 77 154 Dessjatinen.
Der Umfang der verschiedenen Aussaaten
in obigen 4 Gebiet^en ist aus der nachstehenden
Tabelle ersichtlich:
Fabrik- Pflanzen- Im
aussaat aussaat ganzen
sjätinen
•) Finnland ist in dieser Aufstellung als außerhalb
Rußlands gerechnet. Sein licdarf (1908: 4 Millionen Pud, l'M9:
4'i Millionen Pud) muß also von dem „Kxport über die euro-
piiische Grenze" noch in Abzug gebracht werden.
Südwestgebiet:
Sandzuckerfabriken .
Sand-Raffinadefabr. .
62 729
6 183
196 006
15 471
258 735
21654
Zusammen .
1908/09 .
Transdnjeprgebiet:
Sandzuckerfabriken
Sand-Raffinadef.ibr. .
68 912
74 338
66 520
10 136
211 477
205 374
59 924
6 398
280 389
279 712
126 444
16 534
Zusammen
1908/09
Zentralgebiot :
Sandzuckerfabriken
Sand-Raffinadefabr.
76 656
75 780
9 017
4 695
66 322
66 212
8 385
1588
142 978
141 992
17 402
6 283
Zu.sammen
1908/09
Weichselgobiet:
Sandzuckerfabriken
Sand-Raffinadofabr.
13 712
13 946
880
532
9 973
10 263
17 487
32 151
23 685
24 209
18 367
32 683
/usamiiien
1908,09
. 1 412
. 1 775
49 638
48 935
51050
50 710
Diese Zahlen, abgesehen vom Transdnjepr-
gebiete, lassen die Tendenz erkennen, die Fläche
mit Fabrili aussaat zu verkleinern, und zwar
tritt dies besonders stai-k im Südwestgebiet,
95
Zuckerproduktion und Handel.
96
verhältnismäußig schwach in den Zentral- und
Weiclisel - Gouvernements zutage. Dagegen
haben die Pflanzerfelder mit Ausnahme des
Zenta-algebiets, wo sie etwas ztirückgegangen
sind, überall eine entsprechende Erweiterung
erfahren.
Berechnung der Zuckerproduktion 1910/11.
Zwecks Feststellung der allgemeinen nor-
malen Zuckei-produktion in der Betriebspei-iode
1910/11 hatte sich das russische Finanz-
ministerium an die Verwaltung der Allrussi-
schen Gresellschaft von Zuckerfabrikanlen mit
der Bitte gewendet, ihm mitzuteilen, welche
Ziffer für den festzustellenden Normalbeti-ag
nach ilirem Dafürhalten angemessen erschiene,
luid wie hoch füi' diese Periode der Inlands-
bedarf, der unantastbare Vorrat, der Export
nach Finnland und Persien und der in nicht
endgültig verarbeiteten Pix)dukten am Ende
der Periode verbleibende Restbestand zu be-
reclmen wäre.
Auf diese Anfrage hat die genannte Ver-
waltung ilu-e Ansiclit daliin geäußert, daß
die allgemeine Normalproduktion für die Be-
triebsperiode 1910/11 auf 80 Mill. Pud zu be-
stimmen sein dürfte, wovon 63 Millionen auf
das Inlandskontingent und 8 Mill. Pud auf
den unantastbai'en Vorrat entfallen müßten,
und hierbei die nachstehende Berechnung des
Kontingents, des unantastbaren Vorrats und
der normalen Produktion für die Betriebs-
periode 1910/11 zugrunde gelegt:
I. Zuckerverbrauch in der Betriebs-
periode 1908/09.
Zum 1. Sept. 1908 verblieben an freiem
Zucker in den Fabriken und Nieder-
lagen 3,24 Mill. Pud
Kontingent 51,00 ,,
Nachträgliche Freigaben .... . 9,00 „
In Summa freier Zucker in dfir
Periode 1908/09 63,24 Mill. Pud
Davon ab der Rest an freiem Zucker
in den Fabriken und Niederlagen
am 1. September 1909 .... . 2,41 ,.
Mithin Verbrauch 1908,09 . . 60,83 Mill. Pud (1)
II. Zuckerverbrauch in den Betriebs perioden
1909/10 und 1910/11.
Verbrauch 1908/09 60,83 Mill. Pud (11
1898 99 30,13 „
Zuwach< in zehn Jahren .... 25,70 Mill. Pud
Sonach jährlicher Zuwachs. . . . 2,57 Mill. Pud.
Vorau.ssiehtlicher Verbrauch 1909/10
(60,83 -+-2,57) 63,40 „ „ (2)
Voraussichtlicher Verbrauch 1910 11
(63,40-4-2,57) . 65.97 „ , (3
III. Vorhandene Zuckerreste am 1. Sep-
tember 1910.
Zum 1. September 1909 verblieben
an freiem Zucker in den Fabriken
und Niederh.gen 2,37 Mill.Pud
Kontingent 1909/10 58,00 „ „
Nachträgliehe Freigabe .... . 7,00 „ „
In Summa freier Zucker für 1909/10 67,37 Mill.Pud
Davon ab der voraussichtliche Ver-
brauch 1909/10 63,40 „ ., (2)
Mithin voraussichtlicher Rest von
freiem Zucker zum 1. Septemb. 1910 3,97 Mill.Pud (4)
IV. Kontingent und unantastbarer Vorrat
für die Betriebsperiode 1910/11.
Voraussichtlicher Verbrauch 1910/11 65,97 Mill. Pud (3)
Normaler Rest an freiem Zucker am
1. September 1911 3,IH) .,
Nicht vorhergesehener Verbrauchs-
zuwachs über das Jahresmittel in
den Perioden 1909/10 und 1910/11 6,00 „ „
Davon ab der zu erwartende Rest an
freiem Zucker zum 1. Septemb. 1910 3,97 .. ., (4)
Möglicher Verbrauch an Zucker für
den Inland-smarkt 1910/11 (65,97 -f 3
+ 6 — 3,97) 71,00 Mill.Pud
Davon ab:
Unantastbarer Vorrat (wie in der
laufen.len Periode) 8,00 „ „ (5)
Bleibt Kontingent , . 68,00 Mill.Pud (6)
V. Nurmalproduktion für 1910/11.
Kontingent 63,00 Mill. Pud (6)
Unantastbarer Vorrat 8,00 „ „ (5)
Ausfuhr nach Finnland und Persien 6,00 ,, ^
Normaler Rest am 1. September 1911 3.00 „ ,,
Normale Produktion . . 80,00 Mill.Pud
Die Zuckerrüben ernte verspricht
eine unerhört ergiebige zu werden. Die be-
stellte Fläche betraf 598000 Dessjatinen gegen
495 000 Dessjatinen im \'orjahre. Alan erwartet
einen Ertrag von 688 Alill. Pud oder 1150 Pud
piX) Dessjatine. Der Krtrag stellte sich 1909
auf 422 Mill. Pud oder 85.! Pud pro Dessjatine.
Der Zuckergehalt der Rüben ist 17 — 18 O/o.
97
Baumwolle etc.
98
Bauiiiwolikultur und Anbauv^rsuche im europäischen Russland.
BuuniMollkultar
Baumwollkultur in der Krim.
Seit verhältnismäßig kurzer Zeit werden
auch in der Krim beachtenswerte Versuche
gemacht, die Baumwollkultur einzufüliren. Der
Anfang wurde von einem jungen Gutsbesitzer
D. J. Schumak gemacht, der vor zwei Jahren
auf einem \'ersuchsfelde Baumwolle anpflanzte.
Sein Vorhaben wurde zunächst recht skeptisch
betrachtet; niemand wollte glauben, daß die
Baumwolle in der Krim fortkcimen könne.
Aber schon das erste Jahr ergab verhältnis-
mäßig befriedigende Resultate; nui" war die
Baumwolle etwas spät gesäet wiorden und reifte
daher erst, als bereits Nachtfröste anfingen.
Man benutzte diese Erfahrungen \md hat im
zweiten Jahr durchaus gute Resultate erzielt.
Sieben BaumwoU&orten gaben Ertrag und
reiften völlig regelmäßig.
in der Krim.
Die landwirtschaftliche Gesellschaft des
Distriktes folgte bald dem gegebenen Beispiel
und säete auf einem kleinen Felde Baumwolle
aus; auch hier kam die Baumwolle gut fort
und wui-de bereits von einem Odessaer Fabri-
kanten zu gutem Preise erworben. In letzter
Zeit hat der Instrukteur des Odessaer Ver-
suchsfeldes für Baumwollkultur die Versuchs-
felder in der Krim besucht und die Ueber-
zeugung ausgesprochen, daß der Krim auf dem
Gebiete der Baumwollkultur eine gute Zukunft
bevorstehe. Besonders geeignet sei für die
Baumwollkultur der Kertscher Rayon. Das
StadÜiaupt von Kertsch hat daraufhin be-
schlossen, den Landleuten der Umgegend ein
großes Feld für die Anpflanzung von Baxun-
woUe zur Verfügung zu stellen.
Baaniwollanbaarersache in Südraßland.
Im Jahre 1909 wurde versucht, auch im
Gouvernement Chersson Baumwolle zu
kultivieren, und zwar mit recht günstigem Er-
folge, da die gewonnene Baumwolle der mittel-
asiatischen an Güte wenig nachsteht. Dieser
Erfolg hat einerseits die Landwirte im Gouver-
nement Chersson liestimmt, die Versuclie be-
deutend zu erweitern, imd andererseits die
Frage angeregt, ob die Baumwolle nicht auch
nördlich vom Gouvernement Chersson ge-
deihen würde. Theoretisch ist letztere Möglich-
keit gegeben, denn in den südlichen Ivreisen
der Grouvernements Kiew und Podolien reift
Mais ebenso gut wie im Gouvernement
Chersson ; dasselbe gilt von Weintrauben, und
zwar nicht nur den frülien, sondern auch den
mittleren Sorten. Im Hinblick hierauf wird
man im laufenden Frühling auch im Gouver-
nement Kiew Versuche anstellen. Die Aussaat
erfolgt nach den von dem Odossaer Ver-
such sfelde versandten Instruktionen, außer-
dem werden die \'ersuchsfelder wälirend der
Entwicklung der Pflanzen mehrfach von sach-
verständigen Baumwollzüchtern zwecks Be-
lehrung der Pflanzer l>esucht.
Die Manufakturindustrie und Garn Spinnerei in Bussland 1909.
D'as Ergebnis des Hauptal)satzmarktcs für
die Manufaktiarindustrie, des Jahrmarkts von
Nishnij-Nowgorod, war günstig. Nicht nur
gingen die Waren gut ab, sondern es fand
auch teilweise eine Erhöhung der Preise statt.
Dieses Ergebnis hat aber auf die Stimmung
des Marktes eine dauernd günstige Einwirkung
nicht gehabt; denn ein Verkauf hat nur aji
die Händler stattgefunden, denen es nicht
möglich gewesen ist, ihre Ware gut abzu-
stoßen, da der Bauer den Uebererlös aus der
Ernte nicht für Manufaktur- imd ähnliche
Waren, sondern anscheinend zTir Vergrößerung
seines Lajidbcstandes und zum Ankauf von
künstlichem Dünger und landwirtschaftlichen
Maschinen sowie zur Abzahlung rückständiger
99
Baumwolle etc.
100
Abgaben benutzt hat. Man hofft, daß diese
lavestierungen eine zukünftig« Erhöhung der
Kaufkraft bedingen werden, wenn nicht durch
schlechte Ernten das diesjährige gute Ergebnis
wieder aufgehoben wird.
Die Preiserhöhungen für die Produkte der
Manufakturindustrie sind ferner zum großen
Teile durcli den hohen Stand der Baumwoll-
preise wieder aufgehoben worden.
Auch gegen Ende des Jahres war die
Nachfrage nach Manufakturwaren nicht be-
lebter; bei Abnahmen, die nur schleppend er-
folgten, mußten große Kredite gegeben werden.
Der nasse AVinter mit seiner Wegelosigkeit
trug dann dazu bei, daJ die Lager voll blieben
und eine Besserung ei-st für die Zeit nach
Ostern 1910 erhofft werden konnte.
Die Lage der russischen Garnspinne-
rei im Jahre 1909 war wenig befriedigend.
Die chronische Kiisis des Jahres 1908 machte
sich auch im Anfang 1909 bemerkbar. Erst
mit den Nachrichten über die gute Flachs-
ernte verbesserte sich der Gammarkt etwas.
A^om August an zogen die Preise für trockenes
Streichgarn infolge der guten Nachfrage nach
Säcken für die Getreideausfuhr an. Auch die
Preise für nasses Streichgarn besserten sich.
Nur die dünnen Game gingen im Preise nicht
hinauf und die damit gemachten Export-
versuche hatten für die Exporteure keine be-
sonders guten Resultate.
Der Markt für Leinwand war verhältnis-
mäßig fest. Sackware ging gut. Exportiert
wurden :
I Menge in lÜOO Pud 1 W .
, 1909 I 1908 I 1907 I'.
Leinengarn . . .
Hanfgarn . . .
Gewebe usw. aus
Leinen u. Hanf
39,4
71
75,1
37
87
64
127
89
79
614
317
556
546 2925
430 417
4531 589
zusammen
185,5
188
295
1487
1429 1 3931
Teeaiipflaiizungeii in Russland.
Es sind schon längst VersucJie gemacht
worden, die Teestaude an der Schwarzmeerküste
des Kaukasus anzupflanzen, jedoch erst seit
Anfang der 90 er Jahre des vorigen Jaiir-
hunderts haben diese Versuche einen ernsteren
Charakter angenommen. Als Förderer der
dortigen Tcekultur traten erst der Teshändler
Petrow und sodann das Apanageressort auf,
die im Gebiete von Batum Teeanpflanzungen
unter Anleitung von erfahrenen, aus China ver-
schriebenen Meistern anlegen ließen. Seit jener
Zeit hat die Teekultnr angefangen, sich auch
in anderen benachbarlon kleineren Wirtschaften
einzubürgern und schon einen industriellen
Charakter anzimehmen. Gegenwärtig ist die
Kultur der Teestaude vorzugsweise in dem
Gebiete Batum und in dem angrenzenden Kreise
Osurgcly des Gouvernements Kutais konzen-
triert. l'nl:edeutende Teepflanzungen kommen
auch noch in den Kreisen Sugdidi und Senaki
desselben Gouvernements vor. Die Verbreitung
der Teekultur in kleineren Wirtschaften wird
einerseits durcli das Apanagegut Tschalvwa ge-
fördert, das die grünen und trockenen Blätter
von den Pflanzern behufs Verarbeitiing auf
seiner Fabrik ankauft, und andererseits durch
die in der Stadt Osurgety bestehende Versuchs-
Teeplantage der Oberverwaltung für Land-
wirtschaft, deren Aufgabe darin besteht,
Personen auf Wunsch an Ort und Stelle mit
dem Pflanzen der Teestau<le, ihrer Pflege, der
Ernte der Teeblätter und der Bearbeitung des
Tees auf hausindustrieller Basis bekannt zu
machen. Diese Versuchsplantage verteilt auch
Pflanzcnmaterial unter sehr günstigen Bedin-
gungen; die ersten 200 Stück Pflänzlinge
werden um.sonst abgegelien, für die weiteren
1 Kopeke pro Stück erhoben. Gegenwärtig
kann man schon fast in jedem Dorfe des Kreises
Osurgety Teepflanzimgen begegnen.
101
Teeanpflanzungen in Hußland.
102
Ueber die gegenwärtige Lagö der Teekultur,
über die Fläche der Teeanpflanzung, über die
Ernte von Teeblättern, über die Herstellung
und Abfuhr an russischem Tee in den Jahren
1905 — 1907 geben die folgenden Tabellen Auf-
schluß :
Zahl der
Areal
Tee-Ernte
Plantagen-
in
besitzer
Dessjatinen
Pfund
Gebiet Batum:
1905 . . .
39
379
638 605
1906 . . .
51
432
479 535
1907 . . .
64
447
278909
Gouvernement
Kutais:
1905 . . .
9
9
380
1906 . . .
—
11
4 130
1907 . . .
—
16
8 118
Die größten Anpflanzungen in einer
Gesamtfläche von 250 Dessjatinen besitzt
das Apanagei-essort ; man beabsichtigt diese
Plantagen von Jatir zu Jalir immer mehr zu
vergrößern und sie insgesamt auf 500 Dessja-
tinen zu bring'en, deren volle Ernte in Zukunft
alle Ausgaben ersetzen soll. Sodann folgt die
Firma „K. & S. Poi>ow", die im Jalire 1905
105 Dessjatinen Teeplantagen besaß, seit 19i)6
die Sache jedoch fallen ließ, und gegenwärtig
Ernten von Teeblättem nicht mehr erzielt.
Die gi-ünen Teeblätter kommen erst in be-
sondere Fabriken zum Trocknen und zur-
weiteren Bearbcitxuig. Derartige Fabriken gibt
es im ganzen 4, daa'unter gehört eine Fabrik
dem Apanagcressort.
Von den I"'abriken wurden in den drei
Jahren 1905, 190() und 1907 die nachstehenden
Mengen Tee verarbeitet:
1905
1906
1907
Menge in Pfund
I. Sorte
II. „
III. ,
IV. ,
Krümel
39 730
25 806
25 076
63 064
4 850
6 780 l
48 805 I
22 676 I
30 835
5 027
9 729
31675
20 404
300
4 145
Im ganzen | 1.58.5-26 | 114 123 ! 66 253
DerTeekoiisum in den Terschiedeneti Ländern.
Nach den einer Konferenz der russischen
Teehändler vorgelegten statistischen Daten er-
reicht der Teeverbrauch pro Jahr in den ein-
zelnen Ländern die nachstehenden Mengen in
russischen Pfund (daneben sind beigefügt;
die jährlichen Teeverbrauchsmengen in russ.
Pfund pro Kopf der Bevölkeiiing) :
Teekonsum
Kuss. 1 Pro
Pfund*) 1 Kopf
GrolJbrilaniiien 296 000 000
Rußland 178 483 720
und zwar an
Schwarzem Baichowtee . . 94 300 440
Grünem Tee 13 104 440
Tafeltee 1948 320
Ziegeltee : 69130 520
Vereinigte Staaten von Amerika 1114 553 000
Japan i 22 080 000
Niederlamio 10 111360
T)eut,s. hland ', 8 078 840
Türkei : 3 745 000
Oc^terreich-Ungarn 2 842 000
Frankreich 2 658 600
Belgien I 874 000
Dänemark 1 146 000
Schweiz 866 000
Scliweden 503 760
Rumänien 436 760
Spanien 381 372
Italien 142 252
Griechenland 15 240
Serbien 11000
•) 1 Russ. Pfund = OAiKlilö kg.
6.7
1,195
0.631
0,013
0,163
1,36
0,16
1,6
0,13
0,093
0,06
0,07
0,28
0,4
0,25
0,1
0,07
0,02
0.004
0,006
0,004
103
Weinbau und Weinprodviktion.
104
Weinbau und Weinproduktion.
Der Rayon des industriellen Weinbaus
Rußlands umfaßt die Gouvernements Bess-
arabien, Podolien, Cliei"son, Jekaterinoslaw,
Taurien, Astrachan, das Gebiet des Donschen
Kosakenheeres, den Kaukasus und die Gebiete
Samarkand, Syr-Darja und Ferghana. Die
Linie, welche von iS^ordeu diesen Rayon be-
^enzt, beginnt bei Chotin, und zieht sich
durch Jekaterinoslaw, Sarepta und Gurjew hin ;
nördlicli von dieser Linie gedeihen nui" die
frühreifen Trauben, die keine große industrielle
Bedeutung haben. Nach den klimatischen Be-
dingungen und der Bodcnbescliaffenheit kann
das oben angegebene Gebiet des Weinbaues
in Rußland in nachfolgende Rayons ein-
geteilt werden:
Bessarabien, Krim, alle übrigen Grouver-
nements des südliehen europäischen Rußlands
mit dem Gebiet des Donscheu Kosakenheeres,
Vorderkaukasien und Turkestan.
Die gesamte Weinbaufläche hat in den
letzten Jahi-en im Vergleich zu der Periode
1871 — 1873 um 180 669 Dessjatinen oder um
148 o/o, und im Vergleiche zu der Fläche vor
zelm JaJu'en um 64 450 Dessjatinen oder um
27 o/o zugenommen ; in allen Rayons Rußlands
(mit Ausnahme von Transkaukasien) hat die
Fläche der AVeingärten in den letzten zehn
.Jahren um mehr als das Dreifache zugenommen,
in Transkaukasien dagegen hat sie um 3700
Dessjatinen oder um 3,6 ('o abgenommen. Trotz
der Zunahme der Fläche der Weingärten in den
letzten zehn Jahren um 27 o/o ist die Most-
herstellung doch nur um 4 660 000 Wcdro oder
19,4 o/o gestiegen, was sich durch die Ver-
wüstung der Weingärten durch verschiedene
Pilzkrankheiten erklären läßt. Was dagegen
die Phj'lloxera anbelangt, so war diese haupt-
sächlich in Bessarabien, dem westlichen Teil
des Gouvernements Tiflis und in der Umgegend
von Kutais verbreitet; in diesen Gegenden ist
man gezwungen gewesen, zur vollständigen
Entfernung der alten Rcbenwurzeln und Ver-
pflanzung frischer amerikanischer Rebenpflänz-
linge zu greifen, die man aus den Kronswein-
gärten erhielt.
Was die einzelnen Rayons des Weinbaues
anbetrifft, so sei bei Bessarabien zunächst er-
wähnt, daß dort, obwiohl die klimatischen Ver-
hältnisse für die Zucht hoher französischer
Weinsorten durchaus günstig wären, diese
Reben doch nnr l>ei sehr wenigen, größeren
Gutsbesitzern zu finden sind, die Mehrzahl der
Bevölkerung baut nur, um möglichst gute
Ernten zu erzielen, solche Reben, die viel
Frucht tragen, aber nur sauren sehlechten Wein
liefern. Der Verkaufspreis beträgt für letzteren
40 Kop. das Wedro bei von Bauern herge-
stelltem, dagegen bis zu 1 Rbl. bei von Guts-
besitzern produziertem Weine. An Ort und
Stelle werden 20 o/o der Ernte verbraucht. In
besserer Lage ist der Kreis Akkerman, wo
die Behandlung der Reben und die Sorten besser
sind, als im ganzen übrigen Bessarabien. Dieser
Kreis bildet in dieser Hinsicht die Uebergangs-
stufe zu den Rayons der übrigen Gouvernements
Südrußlands und der Krim, wo sowohl die
Reben, als auch die Kultur und folglich auch
der gewonnene Wein von besserer Qualität ist.
In der Krim gibt es zwei verschiedene
Weinbaugegenden, und zwar die südliche Küste
der Krim, die durch Berge gegen die kalten
Nordwinde geschützt ist, und den übrigen Teil
der Halbinsel. Auf dem nördlichen Abhänge
der Berge sind die Weingärten vorzugsweise
in den Tälern der Flüsse Alma, Katscha und
Belbek belegen und liefern Weine von nicht
sehr hoher Qualität. Im östlichen Teil der
Halbinsel sind zahlreiche und gi-oße Wein-
gärten in Sudak und in den benachbarten Tälern
belegen. Diese Gegend bildet den Uebergang
vom nördlichen zum südlichen Teil der Krim.
In diesem letzteren Teil steht der Weinbau
und die Weinbei"eit.ung auf recht hoher Stufe;
der gi'ößte Teil der Weinernte wii-d exportiert,
während an Ort und Stolle nur 3 — 7 o/o ver-
bleiben. Der Hauptmangel besteht dort nur
in der äußersten Verschiedenartigkeit der
105
Weinbau und Weinproduktion.
106
"VVeinsorten. Erst seit ganz kurzer Zeit haben
die Weinbergbesitzer angefangen, sich dem Ge-
schmacke der Konsumenten anzupassen und be-
stimmte Sorten von AVein zu produzieren. Zu
diesem Behufe werden neuerdings bestimmte
Rebensorten, hauptsächlicli spanische und siid-
französische, angepflanzt, die bei der dortigen
Bodenbeschaffenlieit und den klimatischen Ver-
hältnissen am besten gedeiJien.
Im Steppenteil des südlichen Rußlands
nimmt die Fläche der Weingärten in letzter
Zeit bedeutend zu, besonders in den Kreisen
Berdjansk, Melitopol und Dnjeprowsk. In
dieser Gegend sind die Weingärten vollständig
gegen die Ph^lloxera geschützt, da von dem
Flusse Kachowka bis zu den Mündungen des
Dnjepr sich ein Landstrich mit sandigem Boden
(gegen 164 000 Dessjatinen) hinzieht. An Ort
und Stelle werden gegen 15 "/o der Weinernte
verbraucht.
Die Steppengegenden im südöstlichen
Rußland sind nicht ganz günstig für den Wein-
bau, der hier hauptsächlich nur an den Ufern
des Don und der Wolga verbreitet ist. Der
größte Teil der Weinernte wird als Traube
verkauft und konsumiert. Der Wein ist
größtenteils von geringerer Qualität und wii-d
auf die allerprimitivstc Art nicht von den
Weingartenbesitzern, sondern von den Auf-
käufern zubereitet. An Ort und Stelle werden
gegen 33 "/o der Weinernte verbraucht.
In Vorderkautasien sind folgende drei
Weinbaurayons zu unterscheiden : der Kuban-
rayon, der Rayon an der Kuma und der Terek-
Kuma-Rayon. Im ersteren sind die Wein-
gärten hauptsächlich auf der Halbinsel Taman
und bei der Stadt Jeisk belegen, im zweiten bei
der Stiuiitza Praskowja und im dritten um
die Stadt Kisljar herum. lu allen drei Rayons
befinden sich die Weingärten v'orzugsweise in
niedrig gelegenen Gegenden. Die Reben sind
dort nur von geringerer Qualität. Ein l>e-
deutender Teil der Wcinemt« findet zur Her-
stellung von Spiritus und Kognak Verwendung.
Transkaukasien, das nach allen Richtungen
hin von hohen Gebirgskämmen durchschnitten
wird und die verschiedenartigsten Bedingungen
für die Kultur des Weins bietet, kann in nach-
folgende Rayons eingeteilt werden : Daghestan,
Rion-Schwarzmeer-Rayon (Schwarzmeer-Gou-
vernement, der Bezirk Suchum und das Becken
des Rion-Mingrelien, Imeretien und Gurien),
der Rayon am Flusse Kura (ohne seine Neben-
flüsse Alasan und Araks), der Rayon Kachetien
am Flusse Alasan, der .VraLs-Riiyon am ^Vxaks
und der Schemacha-Geogtschaisk-Rayon. In
allen diesen Rayons wird der Weinlsau, mit
geringen Ausnalimen, äußerst primitiv be-
trieben. Mustergiltige Weingärten sind sehr
wenige vorhanden ; — nur in den Gütern des
Apanage-Ressorts und in selir wenigen Privat-
gütern, hauptsächlich im Schwarzmeer-Gouver-
nement, wird eine vervollkommnete Kultur der
Rebe betrieben und dort wird auch Wein von
hoher Qualität gekeltert. Bei einer richtigeren
weiteren Entwicklung dieses Zweiges der Land-
wirtschaft kann man hier auf eine große
Zukunft rechnen. Der Konsum in jener Gegend
schwankt zwischen 100 "o (im (rouvernement
Kutais und einem Teil des Gouvernements
Jelissawetpol) und 15 o/o (Daghestan) der Wein-
ernte.
In Turkestan sind die Bedingungen für
das Wachstum der Weinrebe die aller-
günstigstcn. Der .größte Teil der Weinernte
geht jedoch zur Zubereitung von Rosinen; mit
dem Weinbau beschäftigen sich einstweilen nur
russische Landwirte. Der dort gekelterte Wein
ist leicht und von angenehmem Geschmack.
Rosinen sowie der Wein werden fast aus-
schließlich ausgeführt.
Der annähernde Wert des auf den Markt
kommenden AVcins beträgt 1!) 808 150 Rbl.,
wenn man jedoch zu dieser Summe noch den
Wert des AVeins hinzurechnet, der von der ört-
lichen Bevölkerung verbraucht wird (9 446100
Rubel), so erhält man als Gesamtsumme einen
Wert von 29 254 250 Rbl.
107
Tabak -Anbau und Industrie.
108
Tabak -Anbau und Industrie.
Im Jahre 1908 erreichte die gesamte Tabak-
ernte eine Menge von 5 758 294 Pud, während
man anfangs wesentlich weniger angenommen
hatte. An Tabak aus tüi-kischem Samen wurden
1 557 457 Pud und aus amerikanischem Samen
452 366 Pud geerntet. Die Ernte der niederen
Tabaksorten (Bauemtabak, Machorka tmd
dergl.) belief sich auf 3 748 471 Pud gegen
3153 802 Pud.
Im Vergleich zum vorhergehenden Jahre
hat die Zahl der Tabakplantagen im Jahre
1908 um 35 453 oder um 9 o/o (341966 gegen
377 419 im Jahre 1907) abgenommen. Der
Durchschnittsumfang der Plantagen erreichte
im letzten Jahre die recht beträchtliche Höhe
von 0,18 Dessjatinen. Die gesamte mit Tabak
bebaute Fläche ist um 2129 Dessjatinen oder
um 3,5 o/o gestiegen, und zwar von 60 894
Dessjatinen im Jahre 1907 auf 63023 Dessjatinen
im letzten Jahre. Die Bruttoemte ist im Ver-
gleich zum Jahre vorher um 507 013 Pud oder
um 9 o/o geringer gewesen, und zwar hat sie
nur 5 758 294 Pud betragen gegen 6 265 307 Pud
im Jahre 1907. Die Ernte der höheren Sorten
hat zugenommen und erreichte eine Menge von
2 009 823 Pud gegen 1870 430 Pud, da.gegen
zeigte der Ertrag an niederen Tabaksorten einen
Rückgang von 4 394 877 Pud auf 3 748 471 Pud
im Jahre 1908.
Unter den verschiedenen tabakbauenden
Gebieten Rußlands nahmen im Jahre 1908 hin-
sichtlich der Größe des Anbauareals das
Gouvernement Poltawa die erste Stelle ein ;
dann folgen das Kubangebiet und das Gouver-
nement Tschernigow. Die folgende TaljoUe gibt
einen Ueberblick über die Produktion der ver-
schiedenen Gebiet« in den .lahi-en 1907 und
1908:
Gouvernements ust
Poltawa
Kubangebiel .
Tscherui;,'ow .
Bezirk Suchum
Tambow . .
Bessarabien .
Taurien . .
Rjäsan . . .
Samara .
Schwarzmeer-
Gouvernement
Podolien .
Woronesch
Batum . .
Tittis. . .
Wolhynien
Orel . . .
Akmolinsk
Tomsk . .
Cherson
Kutais . .
Kur.sk . .
Eriwan . .
Jelisawetpol
Pensa . .
Jenisseisk .
Irkutsk . .
8 200
12 022
13 139
12 648
13 117 12 266
4 368
4 710
3 819
3 819
1904
2 450
1681
727
976
425
373
365
395
160
101
260
170
211
205
119
100
90
114
4 679
3 423
3 004
2 828
2 582
1720
1606
669
578
438
370
351
325
279
266
233
171
145
114
110
108
102
100
1 266 284
750 763
240 060
742 820
191 581
164 774
359 183
200 328
90 903
151 222
1 192 500
929 300
311 045
561 243
147 581
182 240
166 007
122 773
71443
95 497
Was die Ernte betrifft, so ist sie 1908
in den meisten Gouvernements gei-inger aus-
gefallen als im Jahre vorher. Die Ver-
minderungen betrugen beispielsweise in:
(rouvernement Rjäsan . um 116,47o
„ Kursk . „ 44 "U
Gebiet Semipalatinsk . „ 44 %
Gouvernement Samara . „ 38,7 "/o
„ Woronesch ,. 36,9 %
, Podolien „ 36 %
Eriwnn . „ 35 %
Pensa . „ 191 7„
Gebiet Akmolinsk . . „ 56 "/o
Gouvernement Tomsk . „ 33 %
und andere.
Im Durchsclmitt wurden von der Dessjatine
91 Pud geerntet gegen 103 Pud im Jahre 1907.
109
Tabak-Anbau und Industrie.
110
ZigaiTen werden ia Rußland teils aus aus-
ländischem Blättertabak, teils aus inländischen
Tabaksorten, die aus amerikanischem Samen
im Gouvernement Tschemigow und Samara ge-
wonnen werden, hergestellt.
Im Jahre 1908 erfolgte die Zigarrenfabri-
kation in Rußland in 22 Fabriken, von denen
4 im Grouveraement Warechau, 1 in Lublin,
2 im Grouveraement Witebsk, 2 in Grodna,
1 in Kowno, 1 in Kurland, 4 in Livland, 1 in
Minsk, 1 in Moskau, 4 im Gouvernement
St. Petersburg und 1 im Gouvernement Tscher-
nigow liegen.
Die gesamte Menge der in den Fabiiken
Rußlands in den Jaliren 1906 bis 1908 her-
gestellten Zigarren betrug:
Zigarrensorte
Im ganzen
I. 1 II. 1 III.
1906
Anzabl
(Stück)
22 257 5(J8
4 101 650
109 951 189
137 310 407
Gewicht
(Pud)
6 956
1295
33 253
41504
1907
)
Anzahl
(Stück)
22 209 636
3 947 884
117 891 75l!l44 049 271
Gewicht
(Pud)
6 427
1258
30 802
38 487
1908
Anzahl
(Stück)
23 432 919
4 787 531
116 628 288144 848 738
Gewii-ht
1
(Pud)
6 686
1 437
30 423
38 546
Die Gesamtzahl der fabrizierten Zigarren
nimmt von Jahr zu Jahr zu, die Menge des
dazu verwendeten Tabaks jedoch hatte im Jahre
1907 im ^'ergleich zum vorhergehenden Jahre
etwas abgenommen und im Jahre 1908
wiedenim unbedeutend zugenommen.
Das prozentuale Verhältnis der Fabrikation
der einzelnen Sorten von Zigarren zur Gesamt-
produktion ist aus nachfolgender Tabelle zu
ersehen :
190S
Zigarren I. Sorte 17 15 16
„ n. „ 3 3 4
III. „ 80 82 80
Am meisten werden also in Rußland
Zigarren der III. Sorte fabriziert, dann folgt
die I. Sorte, und am wenigst.en werden Zigarren
IL Sorte fabriziert.
Die größte Menge der Fabrikation von
Zigarren I. Sorte entfällt auf die Fabi-iken in
Livland, in den Gouvernements St. Petereburg,
Kurland, Moskau und Warschau. Was die
IL Sorte ZigaiTen anbeti'ifft, so werden diese
am meisten in den Fabriken der Gouvernements
Livland, St. Petersburg und Kurland her-
gestellt. Die größte Menge von Zigarren
III. Sorte fabriziert man in den Zigarren-
fabriken der Gouvernements Warschau, Liv-
land, Lublin und Grodno.
111
Wald- und Holzwü-tschaft.
112
Wahl- und Holzwirtscliaft.
Die große Bedeutung' dieses Zweiges der
russischen Produktion ward am besten aus einer
Xebeueinanderstelluiig der Waldfläclien der
wichtigeren europäischen Staaten hervorgehen :
Waldflächen von:
Hektar
Hektar
pro Kopf
Furopäisches Rußland . . 228 500 000! 1,80
Oesterreich-Ungarn .... 21 400 000 ' 0,4ö
Schweden 20 000 uOO | 3.80
Norwegen 6 800 000 ( 5,10
Kumänien : 2 800 000 1 0,50
Deutsehland 14 000 000 0,25
Frankreich 9 600 000 0,30
England 1 100 000 0,03
Schweiz ! 900 000 i 0,20
Belgien \ 500 000 i 0.08
Holland I 300 000 1 0,04
Das europäische Rußland übertrifft also
an absolutem Waldreichtum alle übrigen
Staaten Europas zusammengenommen.
Wenn auch andere Staaten, wie Schweden
und Norwegen, relativ waldreicher sind, so
ist doch ihr ganzes AValdareal zu geringfügig,
um mit dem Holzexport Rußlands, das außer-
dem noch über ungeheure Waldbestände in
Asien verfügt, irgendwie in Berechnung ge-
zogen werden zu können. Nur die Vereinigten
Staaten von Nordamerika kommen hinsichtlich
des FlächengehaltÄ der Wälder neben Rußland
in Betracht.
Hinsichtlich des Holzimportes steht Eng-
land in erster Linie, das über sehr wenige eigene
exploitierbare Wälder verfügt ; dann folgen
Deutschland, Belgien und Holland.
Im Jahre 1907 führten die europäischen
Staaten folgende Holzmengen (in Kubikyards)
ein :
Deutschland 14 8fi0u00 Kubikvard:,
England . . 14 730 000 „
Frankreich . 4105 000 „
Belgien . . 2O(i0(J0(i „
Italien. . . 940 000 „
Schweiz. . . 329 800 „
Spanien . . 430 000 „
Rußland exportierte im Jahre 1908 an
Holzmaterialien 364 Mill. Pud, was imgefähr
den vierten Teil des gesamten Holzimports
Europas darstellt.
Der Holzexjwrt Rußlands ist schon sehr
alt, und zählt zu den ersten Exportartikeln,
wenn er auch bis Ende der sechziger Jahre
nicht nur durch die scharfe Konkurrenz von
selten Schwedeng, Norwegens und Oesterreichs,
sondern auch durch die hohen Zölle, mit denen
russisches Holz beinahe überall belegt war,
stark im Wachstum zurückgehalten wurde.
Im Handelsvertrage mit Deutschland von
1904 wui'den die Zölle auf das Rohmaterial
bedeutend vermindert, und nur auf gesägte
Bretter erhöht. Freilich hindert dieser Zoll
die russische Holzindustrie sehr empfind-
lich, da unter solchen Umständen eben nur
Rohlxolz nach Deutschland importiert wird.
Auf dem Weltholzmarkt spielen die Ver-
einigten Staaten von Nordamerika die Haupt-
rolle. Im Jahre 1890 wai-en in diesem Lande
über 20 000 Schneidemülilen im P-etriebe, die
mit einem Kapital von 960 Mill. Rbl. arbeiteten.
In Rußland arbeiteten im Jahre 1900 nur 960
Etablissements mit 42 430 Arbeitern.
Dieser riesige Unterschied zeigt deutlich,
daß es jetzt auch in Rußland an der Zeit ist,
eine rationelle Forstwirtschaft einzuführen.
In den allerletzten Jahren ist denn auch
die Zahl der Holzbearbeitungsfabriken in
Rußland sehr gestiegen, besonders in den Balti-
schen Provinzen und im Weichselgebiet, wo die
Waldwirtschaft gute Erträge gibt, und bereits
recht rationell betrieben wird.
Wähi'end der Holzexport Rußlands nach
Deutschland mit jedem Jahre wächst, geht der
Oesterreichs nach Deutschland zurück, und ist
längst vom inissischen überflügelt worden. Be-
sonders wächst auch der Export Rußlands nach
Deutschland in Holz und Holzmasse
für Papierfabrikation, während im
Export Oesterreichs nach Deutsehland auch iu
diesem Artikel keine größeren Umsätze er-
zielt werden.
113
Wald- und Holzwirtschaft.
114
In Eisenbahnschwellen importierte Deutsch-
land:
aus Rußland 1907 353 000 Tons
ri Oesterreich 1907 78 000 ,
„ Rußland 1908 347 000 „
„ Oesterreich 1908 56 000 „
Das gesamte Waldareal Rußlands wird
in einzelne Rayons eingeteilt, aus denen der
Waldreichtum der einzelnen Gegenden hervor-
geht.
K :i y o n t
Nordrayon
Uralgebiet
Oberer Lauf der Wolga .
Baltische Provinzen . .
Bassin des Dnjeper
Mittlere und untere Wolga
Weichselgebiet ....
Njemengebiet
Wie aus diesen Ziffern hervorgeht, besitzt
der Nordrayon einen ungeheuren Waldreich-
tum, dem vorläufig noch fast gar keine
'ausend
Desj. pro Kopi
ssjatinen
d. Bevölkerung
76G53
57,0
25 624
3,7
14 445
1,1
20 600
8.0
10154
0,4
9 415
0,4
2 812
0,3
2 689
6,5
Exploitation gegenübersteht. Weite Wald-
strecken sind noch nicht einmal regelrecht ver-
messen worden, das Flößen der Balken geht
in primitivster Weise vor sich. Das Abholzen
der einzelnen Areale wird nach dem Gutdünken
von untergeordneten Beamten bestimmt, wobei
große Schädigungen ganz luivermeidlich sind.
Die großen Holzexportfirmen Rußlands
haben jetzt den Vei-such gemacht, sich zu einem
Syndikat zusammenzuschließen, das die Ex-
ploitation und den Export regeln soll. Die
Regierung steht diesem Vorhaben sympathisch
gegenüber und es ist zu hoffen, daß in diesem
so außerordentlich bedeutenden Wirtschafts-
zweige endlich größere Ordnung geschaffen
werden wird.
Die Bruttoeinnahmen des Forstde-
partements pro 1. Juli 1910 betrugen
31258 000 Rbl., um 4V2 Mill. Rbl. mehr als
im vergangenen Jahre.
Die ökonomische Bedeututiff des iiussersteii Nordens Busslands.
Das Gouvernement Archangelsk mit den
anliegenden Gebieten fängt in letzter Zeit an,
immer mehr und mehr die Aufmerksamkeit
weiter Kreise auf sich zu ziehen. Der Streit
über die Mögliclikeit einer Anbaufähigkeit der
ungeheui-en Laiidstreckcn ist noch nicht ent-
schieden, da die einen behaupten, daß
Millionen von Pud an Waren von dort auf den
Markt kommen könnten, in Gestalt von Holz,
Fischen, Vieh, Wild, Heu und andei-en Pro-
dukten, während die anderen sich .sehr skeptisch
zm- nordischen Tundra verhalten und keinerlei
Reichtum von dort erwarten wollen.
Professor J. 0 s ero w aus Moskau, der die
Gegend bereist und unkjrsucht hat, schreibt
diesen bis jetzt öden xmd wilden Landsta-ichen
eine große Zuliunft zu und befürwortet be-
sonders eine schleunige Kolonisation des Ge-
bietes, denn sonst könnten die natürlichen
Reichtümer: Holz, Fische, Wild usw. nicht
exploitiert werden. In seinem eingehenden Be-
richte sagt er u. a. :
„Die riesigen Waldstrecken, die ungeheueren,
fischreichen Flüsse und Seen sind bis dato noch
nicht fachmännisch durchforscht worden, son-
dern niu' von den Rändern der Wälder aus
Lst man kleine Strecken weit ins Innere ein-
gedrungen, und kann sich daher noch keine
völlig richtige Vorstellung von dem Inneren
machen. Jedenfalls sind genügend Anzeiclien
vorhanden, daß das Land an- und abbaufähig
ist, und bei nötiger Energie ist dort viel zu
machen." Diese beredte Sprache hat dann auch
dazu g-cfülirt, daß die Regierung eine forst-
und landwirtschaftliche Untersuchung der
A\'aldstrecken angeordnet hat.
115
Die Viehzucht in KuBland
116
Die Viehzucht in Russland
Die Hebung- der Viehzucht steht seit lau-
gem im Mittelpunkt des Interesses.
Aji Beratungen darüber hat es bisher nicht
gefehlt, auch nicht an Maßnahmen prak-
tischer Art, doch haben weder die einen noch
die anderen zu positiven Ergebnissen geführt:
der Viehbestand des E«ichs g-eht fortlaufend
ziu-ück. Man steht also hier vor einer selu-
bedenklicJien Erscheinung, die ihre Schatten
nicht nur auf die Landwirtschaft, sondei'n auch
auf die A'ersorguug der Städte wirft mid zu
einer Ernälirimgskatastrophe führen muß.
Es entfielen auf 100 Köpfe der Bevölke-
rung:
1880 37.2 Haupt Großvieli
1906 33
1907 32,1 „
1908 31 „ „
1909 30 „
Das Fleiscligewicht fiel von 18 Pud
15 Pfd. (1890) auf 14 Pud (1909).
Die Milchergiebigkeit ist ebenfalls in den
letzten 15 Jaliren um 40 — 45 0,0 gefallen.
Diese Ziffern bedürfen keiner weiteren Be-
leuclitung, denn sie er^veisen nur zu deutlich,
wohin die russische Viehzucht steuert: zum
völligen ^'erfall. Dieser ist, darüber können
leider keine Zweifel bestehen, unaufhaltsam,
und es würde erst nach Jahrzehnten möglich
sein, den Vielibestand wieder auf die ent-
sprechende Höhe zu bringen, denn gegenwärtig
liegen die \'erhältnisse so, daß an die Hebung
des ^'iehstandes nicht gedacht werden kann,
be\'or nicht der ganze bäuerliche Wirtschafts-
betrieb von Grund aus reorganisiert sein wird.
Es dürfte wohl klar sein, daß bei der be-
stehenden, auf Elurgcnossenschaft und Flur-
zwang basierenden Agrarverfassung von ratio-
neller Viehzucht keine Rede sein kann. Die
Dreifeldenvirtschaft ist ausschließlich auf
Körnerbau eingestellt, sie hat keinen Raum
für Futterbau (Klee und Hackfrüchte) ; gleich-
zeitig aber ist es dem russischen Bauer völlig
unbekannt, daß Wiesen und Weiden der Pflege
Ijedürfen. Wenn sclion das Ackerland vielfach
Verlae für Börsen- und Finanzliteratur A.-G,, Berlin W. 35,
durch luivemünftige Beai'beitung und Raub'
bau in der Ertragsfähigkeit enorm nachgelassen
hat, so ist das bei den Wiesen und Weiden
in noch höherem Maße der Fall. In der Tat
befindet sicli das bäuerliche Vieh im Zustande
ewigen Hungerns, und seine AVinternahrung
ist im wesentlichen Stroh, während von der
^'er^vendung• von Kraftfutter überhaupt keine
Rede sein kann; solches kommt nur in der
Nähe der Städte in Betracht, wo der Absatz
von Vollmilch gesichert ist
Hier tritt eine der schlimmsten Schatten-
seiten der bisherigen Agrarvei'fassung auf das
schärfste in die Erscheinung. Sie hat nicht
nur den Ackerbau, sondern aiich die Viehzucht
völlig ruiniert. Wenn man nun. von dem Ge-
sichtspunkt ausg-eht, daß es wohl Viehziicht
ohne Ackerbau geben kann, daß aber das Um-
gekehrte undenkbar ist, so wird man alle
Kräfte anstrengen müssen, um die Viehzucht
wieder zu heben.
Das ist aber, wie gesagt, niclit ohne
weiteres zu bewerkstelligen, sondern es muß
erst die Unterlag^e einer intensiven Wü'tschaft
geschaffen werden, d. h. einer Wirtschaft, die
Viehhaltung ermöglicht. Solange der Bauer
nicht rationellen Fruchtwechsel anwendet und
nicht an WiesenkultiU' denkt, sollte man von
allen Hebmigsversuclien absehen, denn sie sind
zwecklos. Vor allem auch deshalb zwecklos,
weil der russische Bauer noch nicht den Kultur-
punkt erreicht hat, der ^'iehzücht^mg ermög-
licht.
Wir können demnaeJi vorläufig nui"
mit einer fortlaufenden Verechlimmerung des
jetzigen Zustandes ix,'chnen, und sie wird um
so schärfer in die Ei'scheiniuig" treten, als die
größeren Gutswü^tsdiaften noch immer zerstört
werden, wenngleidi man sich darüber im klaren
sein muß, daJ3 diese Betriebe gci'ade für die
\'ichzucht von gi'oßer Bedeutung sind.
Man wüi-de mitliin gut daran tun, sich auf
dem Boden der Realitäten zu halten und zu
Ijcrücksichtigen, daß in Rußland für alle
5
117
Die Viehzucht in RuLiland.
118
höheren Aufg^aben noch das Fundament fehlt,
und daß ein solches erst in mühseliger Arlxjit
geschaffen werden muß. Auch hier heißt es
im wesentlichen : Hebung des Kultumiveaus
des Bauernstandes.
Von manclien Seiten wird die Ausnutzung
der gewaltigen Wiesen an einzelnen Flußläufen
zu Zwecken der Hebung der Viehzucht pro-
poniert. Man kann sich wohl an Ort und Stelle
die Verwertung der Grasreichtümer denken,
während die Ausnutzung dieser Flächen für
bäuerliche Wirtschaften vorerst noch tmdurcli-
führbar sein dürfte.
Der gegenwärtige russische Mehbestand
geht aus folgender kleinen Aufstellung hervor :
Arbeitspferde wurden gehalten am
1. Juli 1910; 23100 512 Kopf, Vieh 44 270 983,
Schafe und Ziegen 61 966 959, Schweina
12 775 490 Kopf.
Russlaiids Butterausfulir 1909.
Der Butterexport hat sich nach dem Rück-
gänge im Jahre 1908 wieder erholt und eine
ansehnliche Höhe erreicht. Er beti-ug:
Tauseud Tausend
Pud Rubel
1906
1907
1908
1909
3164 44 100
3636 47 551
3111 45 486
3456 48 404
gingen (in 1000 Rübe
nach nach
England Deutschland
1908
1909
23 434 10167
22 218 15 225
Während danach der Butterexport nach
England zurückgegangen ist, weist der Ex-
port nach Deutschland eine sehr bedeutende
Zunahme (ca. 50 o/o) gegen, das Vorjahr auf.
Der Buttermarkt hatte im Frühjahr des
letzten Jalires ein normales Bild gezeigt. In
der Zeit nach Ostern zogen auf den russischen
mid deutschen Märkten die Preise an, da das
kalte Frühjahr nachteilig auf die Butter-
produktion eingewirkt hatte. In der zweiten
Hälfte des Mai machte sich zwar ein Fallen
der Preise bemerkbar, die Preise standen aber
immer noch höher als im Vorjalu-e. Im Sommer
nahm die Spekulation eine abwartende Haltung'
ein, weshalb sich auch in den ersten seclis
Monaten des verflossenen Jahres keine be-
sondere Vergrößerung der Ausfuhr' zeigte. Der
Herbst brachte aber einen bedeutenden Auf-
schwung, verbimdcn mit beträchtlicher Er-
höliung der Preise. Während in England im
Spätherbst wegen großer Butterzufuhren aus
Australien und Neuseeland die Preise fielen
und infolgedessen der russische Butterexport
nach England nachließ, blieben in Deutsch-
land die Preise fest und fielen erst nacli Weih-
nachten.
Nach den Angaben der russischen „Handels-
und Industrie-Zeitung" ist die Vermehrung deri
Butterausfuhr aus Sibirien fast ausschließlich
aufdenvermelu'ten ausländischen Bedarf zurück-
zuführen. Das innere russische Geschäft wich
erheblich von der normalen Lage ab, imd die
starken Schwankungen in der Stimmimg und
den Preisen, die wiederum von dem wechseln-
den Umfange des Angebots imd der Naclifrage
abhingen, wirkten unvorteilhaft auf das Ge-
schäft ein.
Als Ausfuhrhafen kam auch im ver-
flossenen Jalire hauptsächlich Windau in Be-
tracht, während Riga an die zweite Stelle
gerückt ist, wie denn seine Ausfulir in den
letzten Jahren überhaupt beständig zurück-
gegangen ist. Die Butterverladungen in Win-
dau nach den verschiedenen europäischen
Märkten beü'ugcn 1909 ca. 600 000 Faß, wovon
auf die deutschen Häfen Hamburg und Stettin
ca. 235 000 Faß kamen, während ca. 178 000
Faß nach Kopenhagen gingen, die dann zum
großen Teil als däuisclic Butter wieder ihren
Weg nach Deutschland finden.
Im Anfang' des Jalires 1910 war bereits
ein weiterer l>edeutender Aufschwung dieser
Industrie zu verzeichnen, der sich in einer Zu-
nahme des Exports ül>er Libau, AVindau, Riga
und St. Petersburg von 40 »o monatlich äußerte.
119
Bodeawirlschaft und landwirtschaftliche Industrie.
120
Geflügelzucht und Export.
Der Export von Geflügel — lebend und
geschlachtet — datiert erst vom JaJire 1852
und ist seitdem bedeutend gewachsen. 255 000
Eier wurden im Jaljre 1852 exportiert, im
AVerte von 2500 Rubeln, 1908 2589 Millionen
Stück im AVerte von 54 811000 Rubeln. Ein
ganz gewaltiger Sprung.
Der Exi>ort an lebendem und ge-
schlachtetem Geflügel ist an Wert bedeutend
geringer, als der Eierexport, hat sich aber doch
von 7 Mill. Rubeln im Jahre 1899 auf 12 Mill.
Rubel im Jahre 1908 gehoben.
Der Export von Federn und Daunen ist
im ^'c'^gleich zu den l>eiden anderen ^Vrtikeln
ziemlich gering und beträgt jährlich, ca. 2 Mill.
Rubel.
Die Hauptmasse der russischen Eier geht
nach England, obgleich sie dort nicht sehr
geschätzt werden, an zweiter Stelle steht
Deutschland, dann Oesterreich und Dänemajk.
Das lebende Geflügel wü'd größtenteils
nach Deutschland exportiert und nur ganz
wenig nach England ; bei geschlachtetem Ge-
flügel verhält es sich umgekehrt.
Der Preis der Eier richtet sich nach der
Größe ; am höchsten stehen solche, von denen
7,3 Stück auf ein russisches Pfund gehen.
Es ist Tatsache, daß sowohl russische Eier,
"wie russisches Geflügel auf dem AVeltmarkt
geringer liewertet werden, als dieselben Pro-
dukte anderer Länder. Der Grund ist in dem
schlechteren Futterzustand und in der längeren
Transport<lauer zu suchen.
Die große Mehrzahl der l']ier stammt aus
den Gouvernements Kasan und "Woroncsch.
Das geschlachtete Geflügel wird fast nur
in gefrorenem Zustand exportiert, luid zwar
in besonderen Kühlwaggons und nur gajiz
wenige ausgesuchte Sorten. —
In den letzten Jahren, seit 1907, wird viel
sibirisches Geflügel im Auslande angetroffen,
das wegen seiner Billigkeit und vorzüglichen
Qualität sehr geschätzt wird. Besonders sind
sibirische Rebhühner ein sehr gesuchter Artikel
geworden.
Ungeachtet dessen, daß der russische Eier-
und Geflügelexport einen wichtigen Faktor im
Budget der einzelnen Gouvernements ausmacht,
so hat er doch noch lange nicht die Höhe
erreicht, die ihm zukommen würde.
Vor allen Dingen müßten die für die Zucht
bestimmten Hühnerrassen verbessert resp. ver-
edelt werden. Ferner müßten auch die Futter-
verhältnisse wesentlich verbessert und einer
hygienischen Unterbringung des Geflügels er-
höhte Aufmerksamkeit zugewendet werden.
Der russische Bauer ist sehr konservativ,
und sträubt "sich gegen jede Neuerung, be-
sonders wenn sie zunächst mit Ausgaben ver-
knüpft ist.
Auf den Grenzstationen sieht man im
Oktober und Anfang November oft lange Eisen-
bahnzüge, die Tausende und Abertausende von
Gänsen ins Ausland bringen. Die Tiere sind
aber meistens in sehr schlechtem Zustand, und
werden von den deutschen Aufkäufern meist
noch eine Zeitlang gefüttert, bevor sie auf den
Markt kommen. Die Preise sind sehr niedrig
und schwanken zwischen 20 und 25 Pfg.
pro Kilo. Nach entsprechender Fütterung er-
langen die Geflügelhändler einen Verkaufspreis
von 4 bis zu 6 und 7 M. pro Gans. .Wenn
man schon in Rußland die Tiere besser füttern
und mehr Gewicht auf einen sachgemäßen
Transport legen würde, so könnte der russischen
Geflügelzucht ein großer Teil dieses Mehr-
preises — und zwar bei verhältnismäßig ge-
rinn:en Mehrkosten — zufließen.
121
Bodenwirtschaft und lajidwirtscJiaftliche Industrie.
122
Biisslaiids Eierausfulir 1909.
Die Eieraiisfuhr Rußlands, die in den
beiden letzten Jahren eine absteigende Ten-
d(>nz gezeigt hatte, hat sicli im letzten Jahre
wieder gehoben. Sie hat an Stückzahl die
Ausfuhr des Jahres 1904 überschritten, je-
docJx die von lOOf» nicht erreicht, an "Wert
hingegen überragt sie die Ausfuhr der letzten
fünf Jahre, auch die von 1905.
Die Ausfulir betrug:
1904 2752 54,3 1907 I 2608 I 53,2
1905 2993 60,9 1908 | 2589 i 54,8
1906 I 2883 56,1 |i 1909 j 2849 ! 62,2
iDie gute Enite hat somit in ziemlich be-
trächtlicher Weise zur Vermehrung der Eier-
produktion imd überhaupt zur Vergrößerung
der Creflügelzucht beigetragen.
Trotz der vermehrten Ausfuhr haben sich
die Klagen über die unsolide Handhabung des
Eierexportgeschäfts auch im verflossenen Jahre
wiederholt. Es wird besonders darül>er ge-
klagt, daß in Erwartung höherer Preise oft
spekulatives Zurückhalten der Liefcrimgen
seitens der Aufkäufer und Bauern erfolgt, imd
ferner darüber, daß schlechte und verlegene
Ware geliefert wird, die den ausländisclien
Abnehmern große Verluste bringen und das
Vertrauen zum russischen Eierhandel er-
schüttern müsse. Bisher sind zwar oft genug
Vorschläge gemacht worden, um durch strenges
Sortieren der Eier diesem letzten Uebolstand
abzuhelfen; man wollte die Semstwos für die
Frage interessieren, wirksame Maßnahmen sind
aber bisher nicht ergriffen.
Russlands Ausfuhr und Einfuhr von Honig.
Rußland nimmt xmter den BienenzTxcht
treibenden Ländern die zweite Stelle ein (nächst
den Vereinigten Staaten von Nordamerika).
Der Honig bildet einen einträglichen Handels-
artikel für einen sehr bedeutenden Teil der
russischen, hauptsächlicli der bäuerlichen, Be-
völkerung.
Die Ausfuhr von Honig au.s Rußland ist
aber jetzt bei weitem nicht mehr so bedeutend
wie früher; in den letzten zelm Jahren ist sie
um mehr als die Hälfte im Vergleich zu dem
vorhergehenden Dezennium g-efallen und hat
in den letzten zehn Jaliron nur 21299 Pud im
Werte von 85 645 Rbl. betragen, was im Durch-
schnitt pro Jalir 2130 Pud im Werte von
8564 Rbl. 50 Kop. ausmacht. Der größte Teil
des Honigs, gegen vier Fünftel, wird ülier die
asiatische Grenze und nur ein Fünftel über
die europäische Grenze ausgefülirt. Hierbei sei
jedoch bemerkt, daß der Honig im Preise be-
deutend gestiegen ist, so daß der Wert des
exjwrtierten Honigs — trotz der Abnahme in
der Menge — so ziemlich auf derselben Höhe
geblieben ist.
Von den europäischen J.,ändern ist der l^e-
deutendste Abnehmer für russischen Honig
Oesterreich-Ungarn und von den asiatischen
Ländern China. Beide Länder gebrauchen nur
mittlere und geringere Honigsorten, die höheren
und wertvolleren Sorten dagegen gehen nach
Deutschland, Großbritannien, .sowie nach
Persien und nach der Türkei, wohin übrigens
der Honig nur in ganz luibedeutenden Mengen
(zwischen zehn und 300 Pud) im Jahre aiis-
geführt wird.
Nach Ansicht russischer Bienenzüchter
dürfte sich die russische Honigausfuhr ent-
wickeln, wenn der Transporttarif für Honig
etwa auf die Sätze für den Zuckertransport
herabgesetzt würde.
Die Honigeinfuhr Rußlands au;5 dem
Auslande ist größer als seine Ausfuhr. In den
letzten fünf Jahren sind nach Rußland 25 453
Pud Honig im Werte von 156 076 Rbl. ein-
gegangen, was eine durchschnittliche Jalires-
einfuhr von 5090 Pud bedeutet. Rußland
bezieht Honig hauptsächlich aus Deutschland
und Persien, in Itleineren Mengen auch aus
der Türkei, aus Japan und China.
12i
Fisohereigewerbe.
124
D'AH Fischereigewerbe.
Im Jaliro 1893, auf der Chikagoer ^\'elt-
ausätellung, stand llußland mit dem Ergebnis
seines Fischfangs mit 32,7 Mill. Dollar oder
ca. 65,4 Mill. Rbl. an zweiter Stelle. Im Jahre
1902 wurde der Ertrag aMs der Fischerei nur
noch auf 21 Mill. Pud im AVerte von 48 Mill.
Rubel berechnet. Im Jahre 1907 betrug der
russische Export von Fischen und Kaviar
knapp 4 Mill. Rbl., der Import dagegen
29,4 Mill. Rbl. Im Jahre 1909 betrug der
Exjwrt 5 Mill. Rbl., der Import dagegen
34 MiU. Rbl.
Der Export ist in den letzten Jahren
ziemlich stationär geblieben, der Import jedoch
hat sich innerhalb fünf Jahren verdopjielt;
ein sehr trauriges Zeichen füi- den Verfall des
ganzen russischen Fischereigewerbes.
Die Hauptursache des riesigen Imports ist
das Sinken des Heringsfangs in Rußland. In
den 80 er Jaliren wurden 300 — 400 Millionen
Stück gefangen, jetzt nur noch 70 — 80
Millionen. Der Unterschied muß natürlich ein-
geführt werden, da der Hering in der russischen
\'ollvsei-nährung einen wichtigen Faktor bildet.
Von Kaviar wurden 1900 noch 132700
Pud ausgeführt, 1906 nur noch 42 000 Pud, und
1908 gar nur 38 000 Pud.
Die Hauptwasseradei' des europäischen
Rußlands, die Wolga mit ihren Nebenflüssen,
ist fischai-m geworden, nicht dadurch, daß
Krankheiten aufgetreten wären, sondern der
llauptgi-und liegt im räuberischen Vorgehen
der Fischer. Trotz der Gesetze, nach denen
Fische, die eine bestimmte Größe nicht er-
reichen, vom Verkauf aitsgeschlossen sind,
werden die kleinen Fische entweder vernichtet
oder doch verkauft; es fehlt eben vollständig
die Einsicht bei den Fischern, daß sie ihre
eigene Existenz untergraben; die traurigen
Folgen liegen jetzt klar zutage.
Die kleineren Seen und Flüsse Rußlands
sind schon fast völlig von Fischen entblößt,
so daß in Polen in vielen Seen bereits künst-
liche Fischzücht«reien angelegt worden sind.
Der teuerste uiid schmackliafteste Wolga-
fisch, der Sterlet, wird durch ein strenges
Gesetz gescliützt, aber nichtsdestoweniger wird
mit jedem Jahre der Sterletfang geringer, weil
eben Raubfischerei getrieben wird.
Zum Glück für das eui'opäische Rußland
existieren noch riesige Fischreiclitümer im
asiatischen Rußlaiid, die bis ziu" letzten Zeit
noch zu wenig bekannt waren und daher auch
noch fast gar nicht exploitiei't wurden. Aus
den Wasser- und fischreichen sibiriscJien Flüssen
und Seen kann bei vernünftig^er Exploitation
nicht nui" der ganze Ausfall im europäischen
Rußland gedeckt, sondern auch der Export
erhöht werden. Nur müssen bald Inspektoren
ai;gestellt und Prohibitivmaßregeln strengster
Art angewandt werden, sonst setzt doch bei
der noch freieren Auffassung vom Gesetz die
Raubfischerei in noch größerem Maßstabe ein,
und in absehbarer Zeit würden auch diese
Naturschätze zugrunde gerichtet sein.
Als Illustration für den Fischreichtum der
sibirischen Gewässer diene das Fischfangergeb-
nis auf dem A m u r in den letzten sieben Jahren,
wo doch erst vor ganz kurzer Zeit ein richtiger
Fischfang eingesetzt hat, da es bisher keine
Interessenten dort dafür gab.
Küiisuin in Prozenten
KulHand .Tapau Deutschland
46 7„ 54% —
34% 517o 157o
98»/o 0,3 (Krieg) l,77o
»9% - « l"/o
63 7o 33»/o 5»/o
26% 707o 4«/o
707„ 207„ w>u
Zu dem Thema des Sinkens der Fang-
ergebnisse usw. in Rußland sei noch erwähnt,
wie seit der Verringerung der Produktion die
Preise gestiegen sind :
Jahr Produktion
1902 850 000 Falbel
1903 730 000 „
1904 707 000 „
1905 739 000 „
1906 1351000 „
1907 1399 000 „
1908 1841000 „
Hering (1000 Stück) .
Stör pro Pud ....
Frischer Kaviar (Pud)
Gepreßter ,. ,,
1900
36,5
9.26
129,19
68,75
89,78
12,67
186,21
93,75
125
Fischoreigeweibe.
126
Das Fischereigewerbe im Jahre 1908.
Das Jalir 1908 war dem Fisdiereigewerbe
im allgemeinen nicht günstig, und zwar nicht
so sehr durch die mangelhaften Fang-
cTgebnisse als infolge des sehr ungleich-
mäßigen Fanges und anderer ung-ünstiger
Umstände. So begann die Hauptfangsaison, das
Frühjahr, auf der Wolga und am Kaspisee sehr
spät. Im Mäi'z war das Fängergebnis infolge
der lülte schlecht, und in der darauf folgenden
kurzen Fangzeit war der "Woblafang auf der
AVolga und der Herings fang auf den kauka-
sischen Fischereien so reich, daß es an Arbeits-
Icräften und an Gefäßen für die Verpackung
mangelte. Ein Teil der Fische war daher
schlecht gesalzen. Zudem war der Fisch klein
und minderwertig. Trotz des reichlichen
Fanges hatten die Fischereien des Wolga-Kaspi-
Ilayons daher entweder Verluste zu ver-
zeichnen, oder sie hatten nur einen sehr
geringen Gewinn.
"Was nun die KJnorpelfische anlangt, so war
Irotz des unbedeutenden Fangergebnisses der
.■\_bsafz sehr beschwerlieh, weil die großen
Moskauer Firmen noch vom Jahre 1907 ^'or-
räte von 90—100 000 Pud Kjiorpclfische auf
Lager hatten. Der Absatz war also sehr
schwacli, was den Krach einer Reihe großer
Firmen nach sich gezogen hat.
Im Kaspi-Ilayon war auch der Herbst fang
schlecht gewesen. Auch auf der Wolga war
das Herbstfangergebnis geringer, als erwartet
werden konnte. Im Ural erwies sich der Haupt-
fang im Herbst als ungünstig.
Auch der Winterfang im Kaspi-Ilayon er-
wies sich als unbefriedigend.
Noch ungünstiger waren die Fangergeb-
nisse des Jalires 1908 auf den Fischereien des
Schwarzen und des Asowschen Meeres. Im
Asowschen Meer war das Fangresultat um
30 — 35 o/o unter mittel. Der Mißfang in
diesem Bassin ist ein harter Schlag für die
Bevölkerung, welche ausschließlich vom Fisch-
fang lebt. Eine Ausnahme macht nur der
Hering, der im Meerbusen von Kertsch sowie
auch an der ganzen Schwarz mcerküsto in ziem-
lich großer Menge gefangen worden ist. An
der Schwarzmeerküste war das Heringsfang- I
ergebnis sogar außerordentlich groß. Im Jalu'c
19Ö8 sind hier \'ersuche mit der Trawl-Fischerei
gemacht worden, die zu selir guten Resultaten
gefülirt haben. Be.sonders ergiebig war hierbei
die Ausbeute an Knorpelfischen.
Ausländische Trawlfischer haben ihren
Fang im Weißen Meere in der Nähe der
russischen Küste erfolgreich fortgesetzt. Direm
Beispiel folgten einige russische Fischer, doch
ergaben sich für diese Schwierigkeiten im
Absatz der Fische. Die englischen Trawlfischer
vei'senden ihre Fische in frischem Zustande
nach London, wo sie guten Absatz finden.
Da aber die russischen Trawlfischer keine Eis-
von'äte an Bord hatten, so inußten sie die
edlen Knoii;)elfische salzen. Nun ergab sich
aber wieder eine neue Schwierigkeit, denn da
die gesalzenen Fische nicht auf Schiffen, die
einem Bewohner des Gouvernements Archaugel
gehören, nach Archaugel angebracht worden
sind, so wurde dafür Zoll verlangt, wie für
ausländische Fische.
Der Stockfischfang an der Murmanküste
im Sommer 1908 war reclit gut, imd auf der
Messe in Archangel ging mit gutem Gewinn
der Handel recht flott. Der Lachsfang in
diesem Rayon war liel'rieJigend, der Herings-
fang aber geringer als im Jahre vorher.
Was nun die Fischfangbedingungen im
Asiatischen Rußland anlangt, so muß
konstatiert werden, daß der Forcllenfang auf
der licna so reich war, daß nicht einmal ge-
nügend Salz zur Konservierung der Fische vor-
handen war. Auf dem Amur wai* der Lachs-
(Kcta) Fang bedeutend weniger ergiebig als
in früheren Jahren. Die Zahl der Fischereien
hat sich hier zwar vergrößert, doch ist das
Ergebnis des Fischfanges um mehr als eine
Million Stück zurückgegangen. In der Amurbai
war der Hcringsfang sehr bedeutend, und der
Preis ist von 27 Rbl. pro 1000 Stück auf
4 Rbl. gesunken. Die Fischereien im Fernen
Osten sind immer noch genötigt, ihre Fische
an die Japaner abzutreten, da es ihnen bisher
nicht gelungen ist, ihre ^\'are in Euroiia,
speziell in Rußland, abzusetzen. Eine A\is-
nahme maciit nm* der Ketakaviar, an welchen
127
Pischereigewerbe.
128
sich der rusaisclie Konsument rasch gewöhnt
]iat. Der Absatz ist belriedigenJ, und der
liillige Eisenbahntarif sicliert einen guten
(»ewinn. C4©salzene Keta stellt sicli zu teuer
und findet infolgedessen keinen guten Absatz
im. europäischen Rußland. Einigen unter-
nehmungslustigen Fiscliindiistriellen im Fernen
Osten ist es gelungen, für diese Pi-age eng-
lische Kapitalisten zu interes&iei'en. Eine neue
;üiglo-russische Kompanie hat einen eigenen
Kühldampfer eingestellt und beabsiclitigt, die
Fische frisch an die europäischen Märkte zu
bringen. Einstweilen ist die Fischerei im
Fernen Osten noch reclit mangelhaft entwickelt,
die Alisbeute ist gering, und die Blüte der
l< ischerei im Fernen Osten liegt noch in der
Zukunft. Einstweilen bedai-f das Fischerei-
gcnverbe im Fernen Osten nocli einer sehr be-
deutenden Unterstützung von seilen der
Begienuig, die denn auch einen außerordent-
lichen Kredit für den Schutz der Fischereien
im Femen Osten und für die Organisation einer
Fischereiaufsicht bewilligt hat. Ferner sind
Dampfertouren nach Kamtschatka und nach
dem Gebiet von Ochotsk eingeführt worden,
die Eisenbahntarife für den Transport von
Fischen sind herabgesetzt worden, die Fisclierei-
i>ezirke sollen auf lange Jahre in Arrende ge-
geben werden usw. Außerdem ist ein Ueber-
siedlertarif für die Beförderung russischer
Arbeiter nach dem Fernen Osten eingeführt
worden, da ausländische Arbeiter dort nicht
verwandt werden dürfen, wälu"end die Zahl
der russischen Arbeiter dort bisher noch sehr
gi'ring ist.
Die Bedürfnisse der Fischerei im Amui"
.sind auf einem in Nikolajewsk stattgeha.btcn
Fischereikongreß behandelt worden. Die Be-
dürfnisse des Seefischfanges sind dagegen auf
einer geheimen Konferenz behandelt worden,
die in Wladiwostok im Jahre 1909 statt-
L"ofunden hat. Außerdem haben im Jalire 1908
noch zwei Fisch ereikongresse stattgefunden,
und zwar der 1. Kongreß der Kaspi-AVolga-
Pischindustricllen in Astrachan und ein Rayon-
kongreß in Riga. Der Kongreß in Archangel
hat vor allen Dingen zwei Fragen behandelt,
und zwar das Verbot des Fanges und Verkaufss
kleiner Fische, und die Einführung eines
gleichzeitigen Fangverbots in den Flüssen und
auf dem Meere. Durch diese Maßnahmen, die
auch von einem gleichzeitigen Verbot des
Handels mit frischen Fischen wälirend der
Schonzeit begleitet sein müßten, würde den
bisherigen Uebelständen, die den Fischfang un-
günstig beeinflussen, entgegengewirkt werden
können. Der Rigaer Kongreß hat eine ganze
Reihe den lokalen Fischfang beti-effenden
Fragen behandelt: Darlehns- und Sparkassen
für Fischer, Eröffniing von Schulen für Fischer,
Lebensversicherung, Anlage von bequemen
Häfen für Fischer, Anstellung von Instruktoren
usw. Außer diesen Kongressen ist das öffent-
liche Interesse an Fischereifragen auch noch
dahin zum Ausdruck gekommen, daß während
des ganzen Jahres ein äußerst wichtiger Ge-
setzentwurf der Reichsdmna zur Durchsicht
vorgelegen hat, nämlich das ,, Allgemeine Statut
ffu- die Fischerei". Außerdem hat die Reidis-
diima gi'ößere Beträge füi' Fischereibedürfnisse
des Reichs angewiesen.
Die Leitimg aller die Fischerei betreffenden
Angelegenlieiten war wie bisher in einer Ab-
teilung des Landwirtschaftlichen Depai'tements,
das zu diesem Zweck nur über ungenügende
Mittel verfügt, konzentriert. Im Departement
hat seit 1907 eine besondere Fischereikom-
mission gearbeitet und überaus wichtige F^'agen
behandelt. Jetzt hat diese Kommission ihre
Arbeiten beendet.
Im Jalire 1908 sind auch Krforscihungon der
Fischereibedingungen vorgenommen worden,
und zwar* auf dem Amur, in Kamtschatka,
auf dem Baikalsee, auf dem Jenissei und in
den baltischen Gewässern.
129
Landwirtschaftliche Industrie.
130
Der Braniitweiiiverbrauch Russlands.
In den letz(/en JaJu'eii zeigt der russische
Branntweinkonsum eine deutliche Abnalime. Er
betrug innerhalb des gesamten Branntwein-
monopol-Rayons :
1907 85 932 000 Wodro*|
1908 84 979 000
1909 84 283 000 „
Die Verminderung betrug also von 1907
auf 1908 1,1 0/0 und von 1908 auf 1909 0,8 o/o.
Im europäischen Rußland ist im Jahre 1909
der Kon.sum von 78 612 000 auf 77 902 000
iWcdro zurückgegangen und in Ost-Sibirien von
2148 000 auf 2 002 000 Wedro. Dahingegen
stieg der Konsum in "West - Sibirien von
4 219 000 auf 4 379 000 Wedro, d. h. um etwa
3,7 o/o. Dies dürfte mit der sttirken Einwande-
rung nach West-Sibirien zusammenhängen.
In den einzelnen Gebieten des em^opäischen
Rußlands waren die Verbrauchsziffern — in
1000 Wedro — folgende:
Nördlicher Rayon . .
Oestlicher Kayon
Mittlerer Industrie-Kayon
Mittleres Schwarzerde-Gebie
Klein-russischer Rayon
Baltischer Rayon . . .
Nordwestlicher Rayon .
Südwestlicher Rayon .
Südlicher Rayon . . .
Weichsel-Rayon . . .
1908
1909
0 658
6 675
9 660
10 265
12 034
11814
13 949
13 177
4 894
4 974
1744
1806
4 442
4 294
5 913
4 843
14 535
14 475
4 783
4 759
•) Ein Wedro (= 12,29875 Liter) enthalt ca. 20 Flaschen.
In den beiden Residenz-Gouvernenients ist
der Konsum gestiegen, und zwar
1908 1909
im Gouv. St. Petersburg von 4048000 auf 4133000 Wedro
„ ,. Moskau „ 4347000 „4639000
Per Kopf der Bevölkerung stellte sich der
Branntweinverbrauch für ganz Rußland :
Im Jahre 1907 auf 0,634 Wedro
„ r 1908 . 0.618 „
„ 1909 „ 0,602 „
In den einzelnen Landesteilen stellte sich
der Verbrauch wie folgt:
Landesteil I 1908 | 1909
^ ____
Im europäischen Rußland 0,596 j 0,591
In West-Sibirien i 0,719 0,746
,. Ost-Sibirien 0,926 [ 0,802
Der Branntwein-Konsum liat also nach
diesen Daten sowohl im gajizcn russisclaen
Reiche, als aucli in den meisten Einzel-Rayons
in den letzten Jahren abgenommen, und zwar
nicht nur in den absoluten Ziffern, sondern
noch mehr in den Ziffern für den Konsum pro
Kopf der Bevölkerung. Der Alkoholverbrauch
Rußlands i>ro Kopf ist nach diesen Berech-
nungen geringer als in den meisten
anderen Staaten*).
•) Uebor Hekärapfiincr des .\lkoholraissbrauchs siebe Seite 2fi*\ IT,
131
LandwirtächaftUclie Industrie.
132
Fabrikation und Handel mit künstlichen Dungniitteln.
Die gute Ernte des Jahres 1909 hat auch
die Verwendung künstlicher Dungmittel außer-
ordentlich gehoben, jedoch hält die einheimische
ProdiLktion mit dem vergrößerten Bedarf nicht
Schritt. Bis jetzt gibt es nur vier größere
Fabriken für diese Artikel, und wenn aucli für die
allernächste Zeit schon eine neue große Fabrik
(in Podolien) gegründet werden soll, so wird
auch diese den gegenwärtigen Zustand nicht
wesentlich ändern können, und Eußland wird
weiter in der Hauptsache auf den Import vom
Auslande her angewiesen sein.
Einen kurzen Ueberblick über die Fort-
schritte im Gebrauch künstlicher Dungmittel
bietet folgende Zusanunenstellung der Einfulir
für die ersten sechs Monate der beiden letzten
Jahre:
Artikel
Thomasschlacke . .
Staßfurter Salz . .
Sonstige Bodenver-
besserungsmittel
1909
1910
1 806 000 Pud
990 000 „
3 339 000 Pud
1619 000 -
971 000
2 894 000
Die Steigerung beträgt also, alles in allem
genommen, weit mehr als das Doppelte. Bei
der überragenden Bedeutung des Ackerbaus im
russischen AVirtschaftsleben ist ein weiteres
AnwacJisen des Bedarfs an künstlichem Dünger
zu erwarten, wodurch wieder mit einem immer
weiteren Anschwellen der Exportziffem russi-
scher Produkte gerechnet werden kann.
Steinkolilen-Prodnktion und -Industrie.
"Wenn man die letzten 25 Jahre betrafiiiet,
so hat sich die russische Steinkohlenindustrie
ganz bedeutend gehoben. Die Kohlenbergwerke
Rußlands lassen sich in 7 Bezirke (geogra-
phisch) einteilen, bei denen die Steinkohle von
ganz verschiedenartiger Qualität ist und in
ganz verschiedener Stärke auftritt. Diese 7 Re-
gionen sind:
1. Das Donezbassin,
2. das Dombrowskybassin in Polen.
3. der Ural,
4. der Kaukasus,
5. Turkestan (Zentralasien),
6. Sibirien fW'est- und Ostsibirien mit
Sachalin),
7. das Moskwabassin.
Gefördert wurde Steinkohle (i:i
Tausend Pud) :
'
Dom-
Zen-
Bassin ky- Ural Moskwa
SibiriBii
Bassin i
1883
107 317il02 393: 7 671
22 731
102; —
2 011
1885
114 946
109 282' 10 875
21307
213| 417
2 980
18Ö7
125 484
121156 9 972
17 589
215| 365
1 436
1889
189 869
151 108
16 040
18 697
667! 423
1690
1891
191 858
158 830
14 988
11021
489] 493
2 365
1893
239 832
293 359
15 899
10 940
1611 832
1939
1895
298 310
224 764
17 631
10 158 il 1361 507
2 594
1897
414 730
229 823
21747
12 349 1320: 434
3 446
1899
562 794|242 488
22 133
13 686 |2 220: 439
9 397
1901
664 811256 679
:i2 240
15 574j3;!99, 720
35 466
1903
707 141,292 415
29 982
13 298 ;3 (190,1 027
43 916
1905
785 284 217 683
30 058
13 074 11 706 2 404] 49 403
1907
1071530 329 970
41535
21937 2 875;1 528 60 611
1908
1114 8801344 260
47 825
19 540 3 22012 0981 50 928
1909
—
—
—
—
-
-
59 640
133
Kohlenproduktion.
134
Von 1883—1908 hat sich also die Stein-
kohlenförderung nur im Moskwaer Bezirk ver-
ringert. In allen anderen ist sie gestiegen, und
zwar (in Millionen Pud) : Millionen Pud
Im Donezrayon .... von 107 bis 1115
„ Dombrowskybassin . . „ 102 „ 344
, Ural . 8 „ 47,8
„ Moskwarayon gefallen „ 23 auf 19,5
„ Kaukasus gestiegen . ., 0 bis 2
., Sibirien ,, 2 ,. 50,9
Das Donezbassin nimmt in Rußland
als Fundstelle für Steinkohle die führende
Rolle ein; alle anderen G-ebiete, mit alleiniger
Ausnahme des polnischen, haben mehr oder
weniger nur lokale Bedeutung. Außerdem sind
in der Steinkohle des Donezrayons alle Stein-
kohlentypen enthalten, was von den anderen
Rayons nicht gesagt werden kann, da sie bei-
nahe überall nur eine Beschaffenheit zeigen.
Berechnet wird die Masse der im Donezrayon
enthaltenen Kohlenflöze (die in einer Dicke
bis 100 Faden vorhanden sind) auf 210 Milliar-
den Pud Anthrazit und Halbanthrazit, 1.50 Mil-
liarden Pud magere Kohle und GO Milliarden
Pud Brenn- und Gaskohle.
Das Verhältnis zwischen den einzelnen
Kohlensorten zeigt, daß trotz dem viel mäch-
tigeren Vorkommen der Anthrazitkohle die
anderen Sorten in viel gTößerer Menge bis
jetzt gefördert werden.
1902
1904
1906
1907
I Millionen Pud)
93 715
152 246
183 552
219 250
40 283
23 957
33 293
42 050
70 818
63 953
55 485
68 020
351 647
455 366
467 722
539 050
57 982
75192
70 722
96 522
1908 959 964 154 925
1909 1044 694 176 822
Die Brikettfabrikation ist im Süden
Rußlands noch sehr jung. 1900 wurde in Odessa
die erste Fabrik eröffnet, aber erst seit drei
Jahren sind größere Unternehmiuigen entr
standen, die im Jahre 1907: 10 Mill. Pud. im
Jahre 1908: 18 Mill. Pud und im Jahre 1909:
29 Mill. Pud Briketts produzierten.
Die Kohlenbergwerke im Donezbassin
wären noch viel entwicklungsfähiger, sie
könnten noch viel mehr hervorbringen, wenn
sie nicht gezwungen wären, ihre Weiterent-
wicklung und Ausbeute selbst zurückzuhalten,
weil es am Absatz fehlt. Der geographische
Absatzradius der Donezkohle in Rußland ist
ziemlich beschränkt. Im Osten, in dem AVolga-
gebiet, hindert das flüssige Brennmaterial
(Naphtlia), im AVesten der größte Konkurrent,
das Dombi'owskybassin, das, wenn es auch dort
keine Kokskohle gibt, so doch die nähere An-
fuhr voraus hat. In Zentralrußland, wo wegen
Naphthamangels in den letzten Jahren viel
Donezkohle gebraucht w^u-de, stößt sie auf die
Konkurrenz von lokalen Kohlengruben und
Torf. Bleibt der Nordwesten mit dem großen
Industriegebiet der baltischen Provinzen. Aber
hier tritt wieder die ausländische Kohle
als Konliurrent aiif, und trotz des Zolles von
IV2 Kop. per Pud in den baltischen Häfen kami
die Donezkohle dorthin nicht so billig geliefert
werden wie die ausliijidische. Erst in den
letzten drei Jahren konnte die Donezkohle auf
dem Seewege um Europa herum in St. Peters-
burg als Konkurrent der ausländischen auf-
:treten, und zwar 1907 mit 17 258 t. 1908 mit
()2 816 t, 1909 mit 54 630 t.
Den Vertrieb der Donezkohle hat ein Syn-
dikat ,,Pi-odugol" organisiert, das schon zu
kämpfen hat, um der Kohle des Donezbassins
ein größeres Absatzgebiet zu verschaffen.
Das Dombrowskybassin stellt in
Rußland die Fortsetzung des schlesischcn
Kohlenraj^ons dar und ist in ihm die Mächtig-
keit der einzelnen Schichten viel größer als
im Donezbassin, wo sie nur 2V2 — 3 Arschin stark
sind, hier hingegen über 1 Faden Stäi'ke ver-
fügen. Außerdem sind die Arbeitskräfte in-
sofern billiger, als 1 Arbeiter im Donezrayon
12 100 Pud jährlich fördert, im Dombrowsky-
bassin dagegen 19 500 Pud.
Die Kohle des Dombrowskyrayons ergibt
keinen Koks; es muß dieser daher importiert
werden, was in den industriell sehr wichtigen
polnisclien Gouveniements als schwere Last
empfunden wird.
Außerdem existieren in Polen noch Braun-
kohlenwcrke, die im Jahre 1907 : 5 405 733 Pud
dieses Brennmaterials ergaben.
Ural. Die große Eisenindustiie des Ural
muß sich größtenteils bis jetzt mit Holzkohlen-
feuerung begnügen, da die Steinkoiilo eine zu
geringe örtliche Ausdehnung hat und die Zu-
135
Kohlenproduktion.
136
fuhr unerst'hwmglich ist. Da aber die Eisen-
industrie nur mit Stcinkohlenfeuerung einen
Aufschwung- nehmen kann, was in allen Län-
<loru der Welt festgestellt ist, so droht der
lüscnindustrie des Ural eine sehr ernste Krisis,
V, enn nicht mehr Eisenbahnen gebaut oder neue
Steinkohlenlager im Ural selbst nachgewiesen
werden. Sowohl am östlichen wie am west-
lichen Abhang des Uralgebirges sind reiche
Kohlenlager vorhanden und werden in aller-
li'tzter Zeit ernsthaft ausgebeutet, so daß man
hoffen kann, die Holzfeuervuig in den nächsten
Jahren aufzugeben, was schon in 38 Metall-
fabriken in diesem Jahi'e geschehen ist. Die
Ziffern der Kohlenausbeute sind demnach .sehr
gestiegen, und zwar betragen sie;
1905 30 058 (Tausend Pud)
1907 41535
1908 47 825 ,i
1909 51226 ,, ,,
Das Moskauer Kohlenrayon hat
geographisch eine Lage, wie sie besser nicht
gewünscht werden kann, nur ist die hier ge-
wonnene Kohle von sehr schlechter Qualität,
enthält viel Asche, viel Schwefel und ist sehr
wenig widerstandsfäJiig. Daher geht die Avis-
beute zurück und die Kohle kann sich der
Konkurrenz gegenüber nicht halten.
Der Kaukasus ist sehr reich an Stein-
kohlen, aber die Ausbeute ist nur gering, weil
die Qualität nicht hervorragend tmd die Kon-
kurrenz des flüssigen Brennmaterials zu groß
ist. In den zwei letzten Jahren sind Briliett-
t'abrilten angelegt worden, deren Produktion
-ich aber steigert. Abnehmer für die kauka-
sischen Kohlen sind die Eisenbahnen.
Zentralasien. Da in Zentralasien die
Ilolzkohlenfeuerung wegen Holzmangel fehlt,
liat die Steinkohle hier eine große Zukvinft,
I)esonders wenn sie billiger ist als Naphtha.
Die im Abbau befindlichen Kohlcnwerke ar-
beiten nicht schlecht, nur sind die ^Vxbeiter-
verhältnisse luiter aller Kritik; außerdem sind
viele der \-orhandenen Kohlenlager noch nicht
in Ajigriif genommen und wai'ten nur auf den
.\bbau.
Sibirien. Vom Jahre 1901 an, das mit
der Beendigung der großen sibirischen Bahn
zusammenfällt, macht die Kohlenausbeute Si-
biriens riesige Fortschritte und stieg von
14 Mill. Pud auf 35 Mill.
Die beste Steinkohle in Sibirien wird im
Küstengebiet (AVcrke von Sutschau) und
in Sachalin gefunden. Im übrigen Sibirien
gibt es meistens Braunkohle, die aber den ört-
lichen Bedürfnissen bis jetzt genügt, mit Aus-
nahme des Ussurigebiets, das industriell sich
rasch entwickelt und wo japanische Stein-
kohle eingeführt wird.
Die russische Steinkohlenindustrie ist trotz
ihres großen Aufschwunges der letzten Jahre
noch lange nicht imstande, den ausländischen
Steinkohlenimport zu verdrängen, geschweige
denn auf dem Weltmarkt als ernsthafter Mit-
bewerber aufzutreten. Hierbei käme ja nur die
Donezkohle und die ostasiatische in Betracht.
Vor kurzer Zeit sind zufriedenstellende Ver-
suche gemacht worden, die Donezkohle nach
Italien zu exportieren, und dort besteht in der
Tat die Möglichkeit eines ausgedehnten Ab-
satzes.
Was nun den Import ausländischer Stein-
kohle nach Rußland anbetrifft, so sind die
Ziffern der letzten Jahre sich ziemlich gleich-
geblieben, wodurch aber bei dem Aufschwung,
den die russische Industrie genommen hat, be-
wiesen ist, daß der Import geringer geworden
ist. Ganz unterdrücken kann ilm auch eine
sehr große Ausdehnung der russischen
Kohlenüidustrie niemals, da dem schon die geo-
graphische Lage einen Riegel vorschiebt.
Dort, wo in Rußland die Kohlenbergwerke
an den Ausfuhrwegen liegen, muß die Stein-
kohle exportiert werden, dagegen dort, wo die
russische Kohle zu teuer sein würde, müßte
der ausländische Import sogar noch mehr als
jetzt begünstigt werden.
In den letzten fünf Jahren wurde Stcin-
kohle importiert aus:
i'JM 1 luuS 1 l90ä 1 l!)07 1 )9u8
(Tausend PudI
Oesterr.-Ungarn
Kohlen . .
Koks . . .
England
Kohlen . .
Koks . . .
Deutschland
Kohlen . .
Koks . . .
1017
18177
157 910
3 994
39 210
10 290
6 577
12 075
100 592
3 089
53 060
8 991
6 281
14 210
162 315
2 415
63 089
11183
1873
9 757
134 057
2130
59 817
13 282
1540
7 530
176 572
4 810
60 823
10 345
137
Briketl-Kohlea-Kabiiken.
138
Brikett-Kolilen-Fabriken.
Als erste in Kußland stellte die Fabrik
von Cambier & Co. in Odessa kleine eiförmige
Briketts im Gewichte von etwa 1 Pfund für
Zimmerheizung her und setzte davon im Jahre
1900 gegen 700 000 Pud ab. Im Jalire 1905
schritt die Shilowschc Gesellschaft zum Bau
der ersten gi^oßen Brikettfabrik auf ihrer Grube
in der Nähe der Bahnstation Altschewskaja
im Kreise Slawjanoserbsk des (jouvernements
Jekaterinoslaw. Im Anfange hatte die Ge-
sellschaft mit mancherlei Fehlschlägen und
Verlusten zu kämpfen, und erst nach zwei-
jähriger, hartnäckiger Arbeit gelang es ihr, die
Sache in Gang zu bringen. Gleichzeitig wurden
auch in anderen Gruben kleine Fabriken zu
Versuchszwecken angelegt und genaue Pläne
zu Anlagen mit einer Herstcllungsmöglichkeit
von 3 — 12 Mill. Pud entworfen ; doch ist bis
zum Jahre 1909 keiner dieser Entwürfe ver-
wirklicht worden. Zu Beginn des laufenden
Kalenderjahres hat man auf einer Grube der
Gesellschaft Korenew und Schipilow in der
Nähe der Station Marjewka und im zweiten
Halbjahr- auf einer Grube der Katliarinen-
gesellschaft bei der Station Krinitschnaja mit
der Herstellung von Briketts tegonnen. Ende
Juni 1909 hat die Ilafenverwaltung von
Mariupol beschlossen, einen Teil des Hafen-
gebietjä zum Bau einer Brikettfabrik mit einer
jährlielien Erzeugung von 3 Mill. Pud abzu-
treten. Endlich soll auch die russisch-belgische
Gesellschaft mit der Absieht lungehen, in aller-
nächster Zeit eine auf 12 Mill. Pud jährlicher
Produktion berechnete Brikettfabrik einzu-
i'ichten. lieber die Tätigkeit der Shilowschen
Brikettfabrikation werden folgende statistische
Angaben gemacht:
Milli.
en Pud
Kohlenvei'brauch . .
Ergebnis an Briketts .
Absatz
12,38 11,39 I 14,76
unbekannt ; 8,35 ' 10,1
4,4 I 8 i 11,1
Das Jahi' 1908 zeigt mithin eine Zunahme
der Fabrikation von 21 o/o. Der Absatz ist im
Jahre 1907 um 82 o/o, im Jalire 1908 um 38,7 «u
gestiegen und beschränkt sich im letzten Jahre
ausschließlicli auf die Eisenbalmen.
Für das Jahr 1909, in dem aucli die oben
genannten zwei neuen Fabriken, offenbar aber
nur in geringem Maße, beteiligt sind, stellen
sich die entsprechenden Zahlen wie folgt:
Menge in Millionen Pud
Januar
Februar
März .
April .
Mai
Juni .
Juli .
August
0,92
0,90
0,65
0,99
0,96
1,20
1,18
0,9G
0,93
0,84
0,68
0,79
1,00
0,81
0,52
0,90
0,94
1.05
0,93
1.19
1,23
0,90
1.02
0.85
0,9ö
0,36
1,07
0,64
0,98
0,91
1,26
1.09
In 8 Monaton 7,70 ' 7.25 ü 7,33 ] 7,26
Im Jahre 1909 gingen eine Anzalil Eisen-
bahnen wieder zur NaphtJialicizung über.
Trotzdem trat zunächst eine unbedeutende
Steigerung ein, was sich daraus erklärt, daß
vom Mäiz 1909 ab auch einige Dampfscliiff-
falu-tsgesellschaftcn Abnehmer von Brikettes
geworden sind, und zwar waren diese an einem
Gesamtverbrauch von 7,33 mit 2,22 Mill. Pud
beteilio^t.
139
Kohlenproduktion.
140
Massnahmen zur Hebuns; der russischen Kohlenindustrie.
Der Rückgang in der Ausbeute und in dem
Absätze der Produkte des Donezbeckens hat in
der letzten Zeit einen sehr großen Umfang
erreicht. Die Ausbeute ist von 111.') Mill. Pud
im Jahre 1908 auf 1085 Mill. im Jalire 1909,
der Absatz von 757 auf 735 Mill. Pud zurück-
gegangen, und zwar trifft dieser Rückgang
ausschließlich die Steinkohle, in der im Jahre
1909 die Alis beute um 30, der Absatz
um 18 Mill. Pud gegen das Vorjahr zurück-
geblieben ist.
Der Rückgang im Absatz ist ausschließlich
dem geringeren Verbrauche der Eisenbahnen
zuzuschreiben, die im Jahre 1909 mu' 291,2 Mill.
gegen 318,2 Mill. im Vorjahre, und in den
ersten zwei Monaten 1910 um 11,8 Mill. Pud
weniger bezogen haben als im gleichen Zeit-
raum des Vorjahres.
Als Ursachen für den auffallenden Minder-
verbrauch der Eisenbalinen an Heizmaterial
werden angeführt: ein bedeutender ^'orrat von
Steinkohlen auf sämtlichen Balmen. der über-
aus milde AVinter, die Vergrößerung der
Achsenzalil der Züge, die Verringerung der
Zahl der Güterzüge durch die Ende September
1909 erfolgte Ermächtigung, "Waggons von
750 Pud Tragfähigkeit mit Lasten bis zu
900 Pud zu beladen.
Es wurde nun beschlossen, zwecks
Besserung der Itritischen Lage die schleunige
Durchführung folgender Maßnahmen zu be-
fürworten :
die Gewährung von Darlehen .seitens der
Reichsbank an die Kohlenproduzenten gegen
Verpfändung der Liei'erungsverträgc und
Frachturkunden ;
die Beibehaltung des Einfuhrzolls auf
Koks für die {Klinischen Werke, auf schwefel-
sauren Ammoniak, der jetzt auch im Donez-
becken hergestellt wird, und auf sonstige
aus der Steinkohle g-ewonnene Produkte;
den Bau neuer Eisenbahnen aus dem
Anthrazitrevier nach den Häfen des Asow-
schen Meeres ;
die Verbesserung des Mariupoler Hafens ;
die Förderung der russischen Handels-
flotte durch Staatssubsidien, Prämien und
dergl. ;
gesteigerten Bezug von Donezkohle
durch die Marineverwaltung, Entwicklung
der großen Kabotage ;
allmähliche Ersetzung der jetzig-en
Finanzzölle auf englische Kohle durch reine
Schutzzölle.
Daneben werden auch seitens der einzelnen
Industriellen Anstrengimgen zm- Erweitei'ung
ihres Absatzgebiets gemacht. Als solches hat
man in letzter Zeit die Küstenländer des
Mittelländischen Meeres in Aussicht
genommen, namentlich hofft man in Italien
den AA'ettbewerb mit der englischen Kohle mit
Erfolg aufnehmen zu können. Zu diesem
Zwecke plant man nach dem A'orbilde der
schwimmenden Ausstelliuig, die im AVinter 1909
die östlichen Häfen des Mittelländischen
Meeres besucht hat, eine solche auch in die
westlichen Häfen zu senden.
Außerdem hat sich kürzlich in Charkow
unter der Leitung des neuen Direktors der
hiesigen Abteilung der St. Pctersbm-g^r Inter-
nationalen Handelsbank eine Aktiengesellschaft
für den Handel und den Export von Anthrazit
und anderen Erzeugnissen des Bergbaiis ge-
bildet.
141
NaphthainJustrie.
142
Ueber die Bakuer Naphthaindustrie im Jahre 1909.
Die Naphthaausbeute eri-eichte im Dezem-
ber 1908 eine Höhe von 41097 000 Pud. Die
Jahresproduktion 1909 stellte sich auf 490,5
Millionen Pud und übertraf die vorjährige um
23,5 Mill. Pud oder 5 o/o, iind die Ausbeute
des Jahres 1907 um 14,3 Mill. Pud oder 3 o'o.
Eine derartige Steigerang in der Ausbeute kann
aber nicht als irgendein Anzeichen für eine
weitere Entwicklung der Naphthagewinnung
in Baku angesehen werden, l>esonders wenn
anan in Betracht zieht, daß im letzten Jahre
sich eine recht bedeutende Steigerung in der
Ausbeute von Springquellennaphtha im Ver-
gleich zu früheren Jahren bemerkbar machte.
So wurden nach den vorliegenden Daten in
den ersten zehn Monaten des Jahres 1909
19,7 Mill. Pud Xaphtha aus Springquellen ge-
wonnen, während im ganzen Jahre 1907 davon
nur 12,1 Mill. Pud und im Jahre 1908 nur
9.5 Mill. Pud gewonnen wurden.
Die Ausbeute in Baku war zn Anfang 1909
sehr schwach, später aber nahmen die Erträge
der Bakuer Quellen zu, und im Juli, August
und September erreichten sie sogar eine Menge,
wie man sie schon lange nicht gehabt hat.
Auf die vier Oelfeldcr verteilte sich die
Naphthaausbeute in den ersten zehn Monaten
1909 im Vergleich zu den beiden Vorjahren
in nachfolgender "Weise:
Oelfelder- ^^ '^'^ l""^
Menge in Millionen Pud
Balachany 60.6 58,2 59,7
Sabuntschy 173,0 164,6 151.2
Komany 73,3 64,8 76,2
Bibi-Eibat ■ 102,8 101,4 108,7
Im ganzen 409,7 389,0 395,8
Im Laufe des November \rurden nach den
annähernden Berechnungen des statistischen
Bureaus der Naphthaindustriellcn in Bibi-Eibat
9.6 Mill. Pud und in den alten Oclfeldem
30,2 Mill. Naphtha gewonnen.
In den elf ersten Monaten 1909 sind aLso
in den alten üelfeldern von Baku 337,1 Mill.
Pud und in Bibi-Eibat 112,4 Mill. Pud Naphtha
gewoiuien worden.
In der entsprechenden Zeit der beiden vor-
hergehenden Jahre hat die Ausbeute betragen :
In den alten Oelfeldern
In Bibi-Eibat ....
1908 1307
In Millionen Pud
317.5 315.8
110,4 119,1
Im Vergleich zu den beiden vorhergehen-
den Jahren hat sich in der Verteilung der
Naphthaausbeute auf die einzelnen Oelfelder
in Balcu keine wesentliche Veräüderung er-
geben, nur war die Steigerung der Ausbeute
in den alten Oelfeldern etwas stärker als in
Bibi-Eibat.
Die russischen Mäi'kte sind mit einer etwas
größeren Menge von Naphthawaren versorgt
worden, als im Jahre 1908, was sich aus den
Ziffern über die Anfuhr in Astrachan ergibt :
Es wurden dort in der Schiffahrtsperiode
1909 (und 1908) insgesamt 279 269 807 Pud
(260 599 304) angeführt, und zwar: Naphtha-
rückstände 199 80179.') (189 912183), Rohe
Naphtha 31224162 (25 051727), Petroleum
41866 727 (39 900 294), Pyronaphtha 11519
(76154), Maschinenöl 3 843 696 (3 669 106),
Solaröl 812 420 (633 968), Zylinderöl 10 246
(111296), Spindelöl 520 093 (105 462), Viseosin
— (57 876), Goudron 437 959 (550 741), Benzin
61 742 (47 721), und sonstige Naphthaprodukte
575 768 (482 776).
Die Ausfuhr von Naphthaprodukten aus
Batum erreichte im Jahre 1909 (und 1908) die
nachstehenden Mengen in tausend Pud. Leucht-
öle: nach Europa 20 762 (16 710), nach dem
Orient 3097 (9265), und nach dem Innern Ruß-
lands 3954 (3492). Rückstände: nach Europa
4796 (2093), imd nach dem Orient 8 (— );
sonstige Naphthaprodukte: nach Europa 10 048
(9338), nach dem Orient 295 (189), und nach
dem Innern Rußlunds 170 (126).
Eine Abnahmo der Ausfuhr von Leucht-
ölen ergab sieh im Jahre 1909 hiernach nur
bei der nach den Ostmärkten. Nicht geringe
Befürchtungen für einen Rückgang des Ab-
sat.zes bestehen jedoch auch hinsichtlich der
europäischen Märkte. Im Hinblick darauf
wurde im Dezember v. J. im russischen De-
partement für Eisenbahnangelegenheiten die
Erage über die Herabsetzung der bestehenden
Transporttarife für Petroleiun aus Baku nach
Batum erörtert.
143
Xaphthaindustrie.
144
Das Naphthagebiet von Maikop (Raukasus).
Daß in der Gegend von Maikop NaphÜia vor-
kommt, ist seit altersher bekannt. Die dortigen
Kosaken gewannen schon in den 1860er Jahren
aus flachen Brunnen Naphtha, die sie in
rohem Zustande verkauften. Ueberhaupt
trug die Naphthage\viniiung bis zum Beginn
dieses Jalirhunderts fast durchweg hausgewerb-
lichen Charakter. Geologisch war das Gebiet
gänzlich unerforscht; die Schürfungen, die
hier stattfanden, hatten keine ernste Basis und
lediglich den Zweck, sich den Anspruch zu
wahren, wie dies auch an der Uchta bis in
die jüngste Zeit hinein geschah oder noch ge-
scliieht.
Mehr oder weniger ernste Schürfungen be-
trieben nur die Herren Sselitrennikow Vater
und Sohn (in 2 Bohrlöchern) und die Firma
Palaschkowski & Bunge (5 Bohrlöcher), aber
auch diese konnten mangels genügenden Kapi-
tals die geologische Erforschung nicht auf die
erforderliche Höhe bringen.
In diesem Zustande blieb das Gebiet bis
zu dem historischen Datum des 30. August 1909,
an welchem Tage dem bis zu 34 Faden 6 Fuß
6 Zoll Tiefe geführten Bohrloch der Baku-
Schwarzmeer-G^sellschaft in der Staniza Schir-
wanskaja, nahe bei den Sselitrennikowschen
Gruben, eine mächtige Fontane von 30 Faden
Höhe entsprang, die anfangs 300 000 bis 400 000
und dann 100 000 Pud täglich lieferte. Die
Fontäne sprang bis zum 2. September und ge-
riet dann in Brand, der zwölf Tage dauerte.
Nach Unterdi-ückung des Brandes wurde das
Bohrloch verstopft, aber der Druck der
Naphtha war so groß, daß die Fontäne sich
mehrfach einen Weg durch den Pfropfen
balinte.
Die Mächtigkeit der Fontäne bei geringer
Tiefe, wo eine gewisse Erschöpfung der
Schichten möglich und sogar waJirscheinlicli
ist, ist nach der Meinung i'ussischcr und aus-
ländischer Sachverständiger ein Beweis für die
Reichhaltigkeit des Vorkommens. Dafür spricht
auch ein anderes Bohrloch derselben Gesell-
schaft, das in 150 Faden Entfernung von dem
ersten angelegt und auf 42 Faden abgeteuft
ist. Reichliche Erti'äge von Naphtha ergab
audi das Bohrloch des Generals Gulkowski,
das nicht weit von dem Bergfelde der Baku-
Schwarzmeer-Gesellschaft auf 33 Faden ab-
geteuft ist. Auch dieses Bohrloch ist wie die
anderen in Ermangelung von Naphthabehältern
gegenwärtig zugestopft.
Soviel bisher bekannt, nimmt das naphtha-
haltige Gebiet einen verhältnismäßig schmalen
Streifen von fast 40 "Werst Läng'e ein. Wenn
in Ermangelung eingehender geologischer
Untei-suchungen auch nicht behauptet werden
kann, daß dieses ganze Territorium im prak-
tischen Sinne des AVortes naphth all altig ist,
so kann an der Reichhaltigkeit des zentralen
und östlichen Teiles, wo Schürfungen statt-
gefunden haben und stattfinden, doch kein
Zweifel sein.
Der Hauptvorzug des Maikopgebiets, der
es zu einem gefährlichen Mitbewerber der Ge-
biete von Baku und Grosny macht und ihm
eine hervorragende Rolle in der intemationalein
Naphthaindustrie in Aussicht stellt, ist seine
geographische Lage. Das Gebiet liegt fast an
der Küste des Schwarzen Meeres, nicht weit
von dem Hafen Tuapse, der es mit allen
Märkten der Welt in Verbindung setzt,
während das B a k u e r Gebiet weitab von einem
Seehafen liegt, das galizische Naphtha-
gebi,et fast 1200 Werst vom Meer entfernt
ist und die amerikanischen Fundstätten
im Zentrum der Vereinigten Staaten gelegen
sind.
Dadurch müssen sich die Zustellun^-
kosten aus dem Maikopgebiete, sobald ein ent-
sprechendes Netz von Naphthaleitungen und
eine Armawir-Tuapsebalm erbaut ist, erheblicli
niedriger stellen, als aus Baku nach Batum
und aus den amerikanischen Fundorten in die
atlantischen Häfen.
i4r
Na])hthaindu»tiie.
146
Ein anderer Vorzug des Maikopgebiets be-
steht in der geringen Tiefe, in der die naphtha-
führenden Schichten liegen. Bisher lieferten
die Bohrlöcher große Mengen von Naphtha in
einer Tiefe von höchstens 50 Faden. Da der
Fallwinkel der Schichten im westlichen Teile
des Gebiets 45" und im östliclien gar 10" nicht
übersteigt, so darf angenommen werden, daß
die größte Tiefe 100 Faden und die mittlere
()0 — 70 Faden beträgt, während die mittlei'e
Tiefe in Bibi-Eibat 300 und in Galizien 500
liis 550 Faden ausmacht. Wenn der erste Vor-
zug die Zustellungskosten verringert, so läßt
der zweite eine erhebliche Verringerung der
(Gewinnungskosten erwarten.
Endlich ist die Naphtha von IMaikop reich
au den besondere wertvollen Produkten. Die
in dem Laboratorium der Wladikawkasbalm
gemachten Analysen hatten folgendes Er-
gebnis :
Benzin vom spezifischen Gewicht 0.7231 16,50°/o
Petroleum „ „ , 0,820
und Entfiammungstemperatur 286° 36,12%
Masut 45,90%
Verluste 1,48% I
Audi andere Analysen stimmen damit
überein.
Nach alledem darf angenommen werden,
daß für das Maikopgebiet eine neue Aera an-
gebix>chen ist, daß es bei günstigen Bedingungen
in mehr oder weniger kurzer Zeit eine her-
vorra.gende Stellimg in der Naplithaindustrie
der Welt einnehmen und \"ielleicht einen voll-
ständigen Umschwung in ihr hervori-ufen wird.
Es ist dalier nicht vei-wunderlieh, daß
Maikop die Aufmerksamkeit der Geschäfts-
kreise sowohl in Rußland, wie namentlich in
England auf sich gelenkt hat.
Das Gebiet der Mutungen (es sind ihrer
gegen 1000) beträgt bereits 35 000 Dessjatinen.
Allerdings ist ein großer Teil dieser Mutungen
von recht zweifelhaftem Wert, teils weil ihre
Naphthahaltigkeit problematisch erscheint,
teils infolge der imklaren Bcsitzverliältnisse.
Einstweilen hat das Gebiet noeli völligen
Mangel an Schienenwegen, ujid der Bau von
Eisenbalmen stößt auf große Schwierigkeiten,
weil cüe Gegend gebirgig und von Wäldern
bedeckt ist. Im ganzen Gebiete gibt es nur
die eine Chaussee zwischen Maikop und Tuapse.
Naphtha und Kohle.
In der zweiten Hälfte 1910 gingen einige
gix)ße Bahnlinien zur Masutfeuening über, so
daß der Kohlenverbrauch der Bahnen sich um
3 Mill. Pud verringern wird. Der Verbrauch
der metallurgischen Fabriken wird sich vor-
aussichtlich auf der vorjährigen Höhe halten.
Starlc wird auch der Vorbrauch der Ziicker-
fabrikcn sein, da diese eine gdänzendc Rüben-
(^rnte zu verarbeiten haben. Man rechnet mit
einem Mehrverbraucli von rund 20 Mill. Pud.
Was nun den Verbrauch der l);inipfer, Gas-
fabriken, Kommunen imd industi-ieller Eta-
blissements aller Art anlangt, so liegt kein
Grund vor, anzunehmen, daß er geringer sein
wird als im A^orjahre, man kann im Gegenteil
mit einer nicht unbeträchtlichen Zunahme
rechnen.
Was den Uel>ergang des größten Teils der
Fa.briken des Moskauer Eayons zur Naphtha-
feuerung anlajigt, so fällt dieser vorläufig
wenig ins Gewicht, da feste Liefermigsverträge
vorliegen. Man schätzt die Ausfuhr aus dem
Donezbassin in der zweiten Hälfte 1910 auf
423 Mill. Pud. Die Situation im Uralgebiet
ist nach wie vor eine gedrückte ; die Förderung
geht fortlaufend zurück. Dombrowo fülirt viel
ins Aualajid aus, während die LictV-rimgen für
den Binnenverbrauch zurückgegangen sind.
Eine merkwürdige Verschicbiuig hat sich
in den letzten Jahren im \'crbrauch von
NajdithapTOdukten für- den Antrieb von
M a s c h i n c n vollzogen. Wälirend früher, be-
sonders bei größerem Kraftverbrauch, die
Petroleumrüekstände (Mas^ut) in großen Quan-
titäten gebraucht ^xiirden und gereinigtes
Petroleum nur für kleinere Maschinedi ver-
wendet wurde, liabcn die Preissteigerungen für
Masut die Unternehmer dahin geführt, auch
147
Naphthaindustrie.
148
bei größeren Mascliinen dem Petroleum den
Vorzug zu geben. Hierbei stellte sich heraus,
daß Petroleum die dreifache Menge von Jlasut
ersetzt. Dementsprechend \vuchs der Pctroleum-
verbrauch zur ^\'r\vendung für- Ivraftzwecke in
folgendem Maßstab an :
1907 3,7 Millionen Pud
1908 11,2
1900 16,2
Der Eückgang im Verbrauch des Masut
soll geg-enwärtig bereits 50 Mill. Pud betragen.
Für dieses wichtige Nebenprodukt der
Naphthaindustrie werden also neue Märkte oder
neue Verwendungen gesucht werden müssen.
Ein besondei-es Hindernis bilden die hohen
Eisenbalmtarife.
Der Verbrauch der inissischen Bahnen an
Heizmaterial stellte sich in den letzten Jahren
wie folgt (in Million. Pud — 1 Pud = 16,38 kg) :
lflu4
1905
190G
1907
128,2
117,7
111,0
111,7
320
353
402
469
5
28,5
7,9
Hiernach hat die Naphtha-Feuerung in den
letzten Jahren einen Rückgang erfahren. Von
russischen Kohlen sind die aus dem Donez-
Gebiet am stärksten beteiligt, und zwar z^l-
letzt mit 294 Millionen Pud. Auch die Kohlen
aus dem Dombrowabecken (1907 : 53 Mill. Pud)
haben einen ziemlichen Anteil an den Liefe-
rungen für das russische Bahnwesen. Der Best
verteilt sich auf verschiedene kleinere Pro-
duktionsgebiete. Eine bestimmte Tendenz der
Bahnen hinsichtlich der Bevorzugung des einen
oder des anderen Bctriebsmittels läßt eich noch
nicht erkennen. Allem Anschein nach werden
Konjunktur, geographische Lage, Schwunkun-
zu gelegentlichem Uebergang von einem zum
gen in der Produktion usw. noch lange Zeit
anderen Material führen müssen.
Verlag für Börsen- und i'inauzliteiatur A.-G., Berlin W. 33
Torfindustrie. Da«> Bureau der Kon-
ferenz der Bakuer Naphthaindustriellen hat
Erhebungen über den Verbrauch von Torf im
^loskauer Indus triebe zii'k angestellt. Aus den
Erhebungen ergibt sich eine fortlaufende Zu-
nahme des Torfverbrauches. 1909 wurden
31 Mill. Pud Torf verbraucht gegen 29 Mill.
in 1908. Der Torf deckt 33 "/o des gesamten.
Feuerungsverbrauehs, und er drängt die Donez-
kohle immer mehr zurück. Von 47 Firmen,
die Torf verbrauchen, besitzen 40 eigene Torf-
stechereien, imd sie arbeiten ausschließlich für
den eigenen Bedarf.
Die Hinzuziehang tou ansländischem Kapital.
Der Handelsminister hat sich kürzlich an
den Ministerrat mit einer ausführlichen Ein-
gabe gewendet, in der er um Direktiven hin-
sichtlich der Zulassung ausländischen Kapitals
bei der Ausnutzung von Naphthafeldem
ersucht.
Der Handelsminister steht nicht auf dem
Standpunkt übermäßiger Beschränkungen des
ausländischen Kapitals; er weist darauf hin,
daß die Anwendung ausländischen Kapitals
in der Form von Darlehen oder der Teilhaber-
schaft geschehen könne. Im ersteren Falle steht
er beiseite, im zweiten disponiert er. Es ist
daher, so meint der Älinister, wünschenswert,
daß das ausländische Kapital in der Form
von Darlehen Verwendung findet. In bezug auf
die Beteiligung an der Naphthaindiistrie ver-
tritt der Handelsnunister die Ansicht, daß die
.Vktivität des ausländischen Kapitals nur er-
wünscht sein könne, da er hiervon eine stai-ke
Belebxmg des Unternehmungsgeistes erhofft.
In bezug auf die Erforschung neuer Naphtha-
felder und deren Ausnutzung will der Ministor
dem ausländischen Kapital keine lV.schr;in-
kungen auferlegen, während er die Ausnutzimg
schon bekannter Naphthafelder ausschließlich
dem russischen Kapital vorbehalten will. Das
ausländische Kapital hat bei der Lizitation
solcher Felder nur dann Zutritt, wenn das
russische Kapital sich ablehnend verhält. —
üb diese Bestimmungen für das ausländische
Kajjital Heiz haben werden, bleibt natürlich
abzuwarten.
149
Bisen- und Stahl-Industiie.
150
Eisen- und Stahl -Industrie.
Rassische Eisenprodaktion.
Das ganze russische Eeich, sowohl in
Europa, wie in Asien ist sehr reich an Eisen-
erzen, deren Produktion jälirlicli auf 6 Mill.
Tonnen geschätzt werden kann. AVie auf vielen
anderen Gebieten, so könnte auch bei der Roh-
eisenerzeugung das Doijpelte, wenn niclit melir,
erarbeitet werden, wenn Kapital und Unter-
nehmungsgeist zu Hilfe kämen.
Am häufigsten werden Eisenerze in mäcli-
tigen Lagern angetroffen
bieten :
1. Ural,
2. Dnjepr-Gebiet,
3. Moskauer Gebiet,
4. Polnisches Gebiet,
5. Sibirien,
6. Finnland.
in folgenden Ge-
Prodnktion in Roheisen.
(in Tausend Tonnen)
1880
1899
1905
1908
1909
Ural
Moskauer Gebiet
Polnisches Gebiet
Dnjepr ....
Finnland . . .
800
200
100
700
280
240
1370
10
900
300
300
1080
20
960
280
370
1260
25
800
300
390
1360
32
Europ. Rußland
1100
2600
2600
2895
2882
Gegenwärtig steht also der Unjeprraj'on
an der Spitze der russischen Eiscnproduktion.
Der Bedarf RuJJlands an Eiscufaljrikaten
ist aber ein so großer, daß die eigene Pro-
duktion nicht im entferntesten ausreicht, auch
wenn das sibirische Eisen, dessen Pix)duJition
in den letzten Jaliren anfängt in die Höhe
zu gehen, nocli hinzugezogen wird.
Rußilaiid muß also immer melir und mehr,
da der Bedarf immer größer wird, impor-
tieren. Es betrug die Einfuhr von
(in Millionen Tonnen)
1899 190B 1909
Gußeisen . . . 1335 1500 1700
Stahl und Eisen 8480 9200 10 200
Im Ural wurde bis 1872 über zwei Drittel
der gesamten Eisenerzeugung Rußlands ge-
wonnen; seit der Zeit kamen der polnische und
Moskauer Rayon in die Höhe, und zuletzt das
Dnjepr-Gebiet.
Die Ural-Eisenindustrie leidet an z%ve.i
schweren Mängeln: dem Mangel an Arbeitern
und den unmöglichen Transportverhältnissen,
wodui'ch das Roheisen derai'tig verteuert ward,
daß es auf dem iiissischen Markt kaum mehr
konkurrcnzfäiiig ist. Da der lokale Verbrauch
aber niclit selir groß ist, muß eine Krise ein-
treten, die auch sclion seit zwei Jalu-en im
Ural stabil ist und keine großen Hoffnungen
fiü- cüe Zukunft bietet. Falls die geplanten
Zufuhrbalinen gebaut, und zwar bald gebaut
werden, so wii-d der jetzige, sehr schwache
Stand der Ural-Eisenindustrie sich sofort heben.
151
Eisen- und Stahl-Industrie.
152
Rassische Eisen- and Stahlindustrie im Jahre 1909.
Das MinisteriiLiii für iia.iult',1 imd Ciewerbe
veröffentlicht soeben die Daten übvT Pixjdidction
und Verkauf der russischen Eisenindustrie, aus
denen zai ersehen ist, daß das verflossene Jahr
seine Vorgäng-er stark überflügelt hat. Die
Zahlen sind in Pudtausenden angegeben.
Produktion: Verkauf:
1906 139125 112 492
1907 146 626 116 784
1908 145 296 116 750
1909 160 034 130 185
Am besten haben die Fabriken im Ural
und im Südbezii-k g'earbeitet, die trotz des
Rückganges der Pixjduktion in Polen und im
nördlichen Bezii'k doch die Ge.^amtsumme sehr
günstig gestaltet haben. Der Rückgang in
den genajinten Bezii-ken ist besonders auf
mangelnde Organisation und schlechtei'e tech-
nische Ausstattung der Betriebe zurück-
zuführen.
Einen gix)ßen Aufschwung hat der
Ex2>ort von Eisenbahnschienen ge-
nommen, indem 1909 = 8 775 000 Pud gegen
ä 085 000 Pud 1908 ausgeführt worden sind.
Die in den nachstehenden HauptproduJi-
tionsgebieten des europäischen Rußlands*) ver-
arbeiteten Eisen- undStahlquantitäten während
der letzten sechs Jahre in 1000 Pud :
1903
1904
1905
1906
1907
1908
Süd-Rußland
62 608
72 799
68 258
63 123
73161
75 511
Ural
28 370
29 462
32 673
30 790
30 307
31G41
Zentral-Rußland
6 527
7 379
7 507
6 994
7 761
6 407
Wolga-Gebiet'
7 109
9 306
8 457
8 418
7 417
7 289
Nördl. und Baltisches Gebiet . .
6 354
11 172
9 328
9 676
8 214
7 206
Polen
18 768
21 638
16 887
19 410
19 781
17 321
129 736
151 75(1
143 110
138411
146 641
145 375
Die Eisenindustrie Russisch-Polens im ersten Halbjahr lOlO.
Aus privaten Meldungen hatte man be-
reits erkennen können, daß für die Eisen-
industrie Russisch-Polens nach langten Jahren
des Niederganges ein© Besserung der Verhält-
nisse eingetreten wai'. Jetzt bestätigt auch die
offizielle Statistik diese Wandlung der Dinge,
die natürlich auch der in Russisch-Polen stai-k
engagierten oberschlesischcn Montanindustrie
sehr gelegen kommen muß. Dieser Statistik
zufolge hat die Produktion in Roheisen sich
im ersten Halbjahr 1910 auf 7 590 000 Pud
belaufen, während sie in derselben Zeit des
Vorjahres nur 5 961000 Pud betragen hatte.
Allerdings hatte diese Produktionssteigerung
auch, eine Steigerung der Bestände von 5 270 000
auf 6 217 000 Pud zur Folge, docli dürfte ge-
') Ueber Bisenproduktion Sibiriens s. S. 185.
rade dieser Umstand angesichts des später zu-
tage getretenen Roheisenmangels in Rußland
als eine günstige Erscheinung bezeichnet
werden. Die Produktion in Halbfabrikaten hat
sicli ebenfalls gegen das Vorjahr gehoben, und
zwar belief sie sich im ersten Semester 1910
auf 11377 000 gegen 9 965 000 Pud im ei-sten
Semester 1909. Die Bestände haben sich hier
aber trotz dieser Produktionssteigemng auf
1359 000 Pud am 1. Juli 1910 von 1954 000
am 1. Juli 1909 verringert. Aelmlich hat sich
die Produktion der Fertigfabrikate gestaltet.
Trotz der Produktionszunahme auf 9 752 000
von 7 956 000 Pud habeji sieh die Bestände
von 1617 000 auf 1263 000 Pud ermäßigt.
153
Die Piatinagewinnung.
154
Die Platinagewinnung im Ural im Jahre 1908.
Für Piatina hat Rußland beinahe, ein Mono-
])ol, denn die Gewinnung von PlatLiia in Neu-
siidwales und Kanada ist so minimal, daiJ sie;
im AVeltbedarf gar keine Rolle spielt.
Im Ural sind in 1908 im ganzen 298 Pud
4 Pfd. Piatina gewonnen worden, darunter im:
Pud Pfund
Bergdistrikt Tscherdyn ... 14 (i
Distrikt Perm (J!( 33
„ Süd-Werohüturje . . 185 33
, Nord-Werchnturje . . 24 31
„ Süd-Jekaterinenburg .3 19
Im Vergleich zum Jahre 1907 hat die
Platina-Ausbeute um 30 Pud 28 Pfund abge-
nommen. Besondei's stark war die Abnahme
in dem Distrikt Süd-Werchoturje, wo 185 Pud
.•;3 Pfund gegen 231 Pud 4 Pfund Piatina
gewonnen wui-den, mithin 45 Pud 11 Pfund
weniger als im Vorjahre. In diesem Bezirk
weisen die Piatinaminen in Nislin^'-Tm-in einen
Rückgang in der Ausbeute auf, wo die Gruben
der „Anonymen Platina-lndustrie-Gesellschaft"
konzentriert sind und im Jahi-e 1908 : 140 Pud
26 Pfund Piatina gegen 170 Pud 25 Pfund
im Jahre 1907 gewonnen wurden. Eine ge-
ringere Ausbeute hatten auch die Gruben der
Xishnc-Tagilsker AVerke, wo 1908 40 Pud
24 Pfund gegen 54 Pud 18 Pfund Piatina im
Jahre 1907 gefördert wurden. Im benachbarten
Distrikt Nord-Werchoturje hat dagegen die
Platina-Ausbeute im Jahre 1908 um 8 l^ld
16 Pfund zugenommen. Diese Steigerung dürfte
mit den neuen Vorrichtungen im dortigen Berg-
werk und der Verstärkung der Arbeiten auf
dem Nikolae-Pawdin-Gut von "Worobjcw zu-
sammenhängen. Im Permschen Distrikt wurden
in den Bergwerken des Grafen Schuwalow
69 Pud 33 Pfund Piatina gewonnen.
Im letzten Jahrzehnt sind im Ural die nach-
stehenden Mengen Piatina gewonnen worden:
Pud Pfund Pud Pfund
1898 367 13 1904 306 9
1899 364 — 1905 319 32
19U0 310 28 1906 352 26
1901 388 39 1907 328 33
1902 374 23 1908 298 4
1903 366 35
Das Jahr 1908 wies al.so die bisher ge-
ringste Ausbeute an Piatina auf; im Vergleich
zur durchschnittlichen Jahresausbeute in dem
letzten Dezennium ist die Ausbeute 1908 um
49 Pud 35 Pfund geringer gewesen.
Massnahmen zur Hebung der Platina-Industrie
bezweckt eine Eingabe des Ministeriums für
Handel und Gewerbe an den Ministerkonseil.
Das ^linisterium hältf nachstehende Maßnahmen
zu diesem Zweck für geboten:
1. Die Ausfuhr von ungereinigtem Piatina
(Rohpiatina) ins Ausland zu verbieten, hierbei
dem Minister für Handel und Gewerl>e die Fest-
setzung des Termins des Inkrafttretens dieses
Verbots mit der Bedingung anhoimzustcllcn,
daß zu dem betreffenden Zeitpunkt das ganze
(Quantum des gewonnenen Rohpiatina in den im
Reiche zur Säuberung von Platina eingerichte-
ten Laboratorien ausgearbeitet werden könne.
2. Den Minister für Handel und Gewerbe
zu bevollmächtigen, in den gesetzgebenden
Körperschaften die Gründung eines Labora-
loriiuns für Platinaraffinieiimg aus Krons-
mitteln zu beantragen, falls es sich erweisen
sollte, daß die Privatanstallen dieser Art zur
Umarbeitung dei- Gesamtmenge des ziitage ge-
förderten Piatina nicht ausreichen.
3. Den Platinaindusiriollen die Möglichkeit
zu bieten, aus der Reichsbank Darlehen auf ihr
Piatina unter möglichst erleichterten l^din-
gungen zu erhalten, in der Art, wie die Dar-
lehen auf Schleichgold; ebenso auch Darlehen
als Betriebskapital entweder direkt von der
Krone zu empfangen oder als Vermittler die
Kleüikredit-Anstalten zu diesem Zweck heran-
zuziehen. Die Bedingungen für diese Darlehns-
operaiioncn wären vom Konseil der Reichs-
bank des näheren zu fixieren.
4. Regeln über den Verkauf, Kauf und
Aufbewahrung von Rohpiatina festzulegen
oder aber ein vereinfachtes Kontrollverfahren
über die Gewinnung und den A'ertrieb von
Piatina einzuftihren.
5. Im Falle der Genehmigung der aufge-
zählten Regeln liinsichtlich der Gewinnung von
Piatina und des Handels mit diesem Metall,
Strafmaße für die A'erletzung dieser Regeln
festzusetzen.
155
Finnland
156
Finnland.
Areal 373 604 qkm. — 3 050 000 Einw. — S per Quadratkilometer.
Das Großfürstentum Finnland ist seit 1809
dem russischen Kaiserreiche als untrennbarer
Teil einverleibt, besitzt aber für seine inneren
Angelegenheiten besondere Rechte und eine
eigene Gesetzgebung. — Die neue Landtags-
ordnung datiert vom 20. Juli 1906. Hiernach
besteht die Kammer aus 200 auf 5 Jahre ge-
wählten Abgeordneten. Das Wahlrecht ist all-
gemein, der "Wahlmodus der direkte und ge-
heime. AVahlberechtigt sind alle Bürger —
auch Frauen — vom 24. Jahre an. Der finnische
Senat (mit dem vom Kaiser ernannten General-
gouverneur als Vorsitzenden) steht an der
Spitze der innei'en Verwaltxmg.
Bei Drucklegung dieses Buches wurde eine
Gesetzvorlage in die Duma eingebracht, wo-
durch die staatsrechtlichen Verhältnisse in
Finnland verändert werden. Die Finnländer
sträuben sich mit aller Macht gegen das neue
Gesetz, aber aller AVahrscheinlicliteit nach
wird das Gesetz angenommen werden.
Die früher zu Schweden gehörigen und
durch den Vertrag vom 5.17. September 1809
mit Rußland vereinigten Gouvernements des
Großfürstentums Finnland haben die schwedi-
schen Gesetze insbesondere auf dem Gebiete des
Zi\'ilrechts beiljehalten. Als Grundlage des
Zivil- und Handelsrechts ist noch jetzt in Finn-
land das schwedische Gesetz vom Jahre 1734
in Geltung, welches nach Artikel 19 des Älani-
festes vom 31. Dezember 1811 auf das Gouver-
nement "Wj-borg, das sogenannte alte Finn-
land, ausgedehnt wurde. Dieses Ge.-5etz ist auf
Allerhöchsten Befehl im Jahre 1824 in
St. Petersburg \inter dem Titel: „Das
schwedische Gesetz, angenommen auf dem
Reichstage vom JaJire 1734 und von Sr. Kaiser-
liehen Majestät für das Großfürstentum Finn-
land bestätigt" in schwedischer und russischer
Sprache herausgegeben worden. Dieses
schwedische Gesetz besteht aus neun Teilen,
von denen der fünfte das Handelsgesetzbuch
enthält. Im Jahre 1827 ist .sodann auf Aller-
höchsten Befehl eine Ergänzung zu diesem Ge-
setze ebenfalls in schwedischer Sprache ver-
öffentlicht worden, in welcher alle neuen Ge-
setze, die seit der Publikation des Haupt-
werkes ergangen sind, ihren Platz gefunden
haben.
Diese offiziellen Ausgaben sind bedauer-
licherweise nicht wiederholt worden und sind
daher im Buchhandel nicht zu haben. Gleich-
falls eine bibliographLsche Seltenheit sind die
offiziellen Ausgaben der späteren ergänzenden
Gesetze, welche seit Vereinigung Finnlands mit
dem russischen Reich, und zwar seit dem
Traktat von Friedrichsham vom 5. 17. Septem-
ber 1809 erlassen wurden und oft, außer in
der schwedischen und russischen, auch in an-
deren fremden Sprachen, z. B. in französischer
Sprache zur ^'eröffentlichung gelangt sind.
Mit dem Jahre 1821 begann das Erscheinen
einer fortlaufenden Gesetzessammlung imter
der Bezeichnung ,, Sämling of Placater" für
die Gesetze und eine ,, Sämling of Bref" für die
Reskripte, Verfügungen usw. der Regierung.
Von der ersten Sammlung sind bis zum Jahre
1862 17 und von der zweiten 6 Bände er-
schienen.
Seit dem Jahre 186U wird zufolge Aller-
höchster Anordnung vom 28. November 1859
vom finnländischen Senat eine „Sammlung der
Regierungsanordmingen für das Großfürsten-
tum Finnland" (Storfurstendömet P^innlajids,
Förfothnings-Samling) in schwedischer, finni-
scher und russischer Sprache hei-ausgegeben.
157
Finnland.
158
Flächeninhalt der Distrikte mit inneren Ge-
wässern*) und BeTÖlkernng.
Gouvernements
qkm
BeTtlberung per qkii
Abo-Björneborg .
Kuoj>io ....
Nyland ....
8t Michel . . .
Tuwastehus . .
Uleaborg . . .
Wasa
Wiborg ....
24 171
42 730
11872
22 840
21 584
165 641
41711
43 055
484 879
21
326 023
'J
350 153
31
194 809
12
329 763
19
308 454
1
493 468
13
487 255
16
zusammen ' 373 604 ' 2 974 804
Bevölkernng Finnlands.
, ^ IStädtisch.' Ländliche Gps.amtlje- i _,.. I „
■'"t"' iBevölker.j BevOIker. vülkeining Manner | Frauen
1903
1904
1905
1906
1907
370 950 2 445 348
383 837 I 2 473 201
398 797 12 493 291
410 807 I 2 523 049
425 087 2 549 717
2 816 298
2 857 038
2 892 088
2 933 856
2 974 804
1 395 777
1 417 229
1 435 073
1 456 478
1477 231
1420 521
1 439 809
1457 015
1477 373
1 497 578
Am Schluß des Jahres 1909 bestand die
Bevölkerung aus
2 352 990 Finnen,
349 733 Schweden,
5 939 Russen,
1925 Deutschen,
1 336 Lappen,
639 Andere.
Der Konfession nach gliederte sieh die Be-
völkerung Ende 1900 wie folgt:
Auf die inneren GewUsser küim
47 82!) qkm.
2 662 1 71 Lutheraner,
46 j66 Griechisch-orthodox und
Easkolniken,
755 Eömisch-katholiscli,
3 170 Baptisten usw.
Die liauptsächlichsten Städte hatten im
Jahre 1907 folgende Bevölkerungsziffern :
llelsingfoi-s (mit Svcaborg) . 130 844
Abo 46 637
Tammerfors 43 696
Wiborg 33 175
Uleaborg 18 398
Rjörneborg 16 602
Niljolaistad (Wasa) . . . . 19 532
Kuopio 14 864
Die Bevölkerungsbewegung der letzten
Jahre war folgende.
Jahre Heiraten I Geburten Todesfälle
1903
17 654
85 120
49 992
35 128
1904
18 646
90 253
50 227
40 026
1905
18 632
87 841
52 773
35 068
1906
19 937
91401
50857
40 544
1907
20 266
92 457
53 028
39 429
Sowohl bei den Geburts- wie bei den Sterbe-
ziffern sind die Totgeburten nicht mitgerechnet.,
die im Jahre 1907 2181 oder 2,3 »/o der Gcsamtr
geburtsziffer ausmachten.
Die Auswanderung schwankte in den Jahren
1902 bis 1907 zwischen 11000 und 23 000, so
daß mit einer gegenwärtigen jäiirlichcn Zu-
nahme der Bevölkerung von etwa 20 000 bis
30000 zu rechnen ist.
159
Finnland.
160
Wirtschaftliche Lage und Aussenhandel Fiimlauds 1909.
A\'ie die finnjändische Zeitschrift, ,Merca1or"
vermerkt, begann für das wirtschaftliche Leben
tlnnlands das Jahr 1909 unter recht ungün-
stigen Auspizien. Die Lage war auf den meisten
wirtschaftlichen Gebieten eine gedrückte. Das
Jahr 1909 wies schließlich eine langsame Ver-
änderung ziun Besseren auf. Die bei Beginn
1909 verschärfte Geldlage hat sich allmählich
und zwar ziun großen Teil infolge der Acqui-
sition ausländischen Kapitals leichter gestaltet.
An ausländischen Anleihen sind im ganzen
etwas über 100 Mill. M. dem Lande zugeführt
worden. Die Holzwarenindustrie, die bekannt-
lich den wichtigsten Faktor in dem wirtscliaft-
lichen Leben Finnlands darstellt, hat sich infolge
der steigenden Konjunkturen auf dem Export'
markt im Laufe des Jahres bedeutend erholt,
und die in den letzten Monaten 1909 erzielten
Preise versprechen, wenn auch keine glänzende,
so doch eine zu Hoffnungen berechtigende Zu-
kunft. Das mittelgute Endresultat hat auch
zur Stärkung der Lage beigetragen, so daß die
wirtschaftliche Lage am Jahresschluß im
großen und ganzen als zufriedenstellend be-
trachtet werden kann.
Nach der offiziellen fiimländischenHandels-
statistik stellte sich die Ein- und Ausfuhr Pinn-
lands in den wichtigsten "Waren in den letzten
Jahren wie folgt (die nachfolgenden Zahlen be-
deuten, wenn nichts ander&s zugesetzt ist,
Mengen in kg) :
Fleisch und Speck, frisch
Desgl. gesalzen, geräuchert oder gedörrt . . . .
Eier
Heringe, gesalzen
Hafer
Gerste
Roggen
Mais
Reis
Weizenmehl
Roggenmehl
Malz
Hafergrütze
Weizengrütze
Gerstengrütze
Kartoffelmehl
Erbsen
Kartoffeln
Gemüse undKüchengewächse.frisch und getrocknet
Apfelsinen und Pomeranzen
Aepfel
Rosinen und Korinthen
Kaffee
Rohzucker
Tabak, umgearbeiteter in Blättern
Nicht moussierender Wein in Fässern
Knochenmehl
2 466 029
4 788 826
35 676 733 Stück
6 051194
10138 493
9 603 543
61 781 458
5 315 053
8 197 765
85 701 254
137 128 971
6 153 785
2 605 679
2 762 845
5 602 087
3 282 228
2 433 038
7 199 892
2 653 388
1 085 724
3 627 993
1649 619
13 157 711
38 805 008
3 809 670
1 587 526
11 592 582
2 357
3 511
37 015
5 043
13 907
8 359
56 279
8 094
8 093
90 862
128 263
3 971
3 534
2 602
6 211
3 354
2 693
11781
2 232
1023
2 287
1250
12 949
40 494
3 770
1788
10 955
739
885
936 Stück
585
768
721
236
788
490
574
274
190
138
721
653
745
952
624
750
427
065
663
813
210
099
108
152
1932143
1 967 103
32 565 487 Stüc!i
5 796 433
15115 924
6 976 651
59 119 194
10 823 321
10 905 234
85 765 894
150 958 855
161
Finnland.
162
Finnlands Zuckereinfuhr und Bohzuckergewinnung.
In den. finnJändischen Zollvei-liaItni5;seu des
Russiscken Byeiclis mit Finnland ist diirch das
Gesetz vom 29. Mai 1897 seit der Neuregelung
im Zuckerimport eine große Veränderung ein-
getreten. Die Einfuhr von Raffinade begann
abzunehmen, wählend der Sandzuckerimport
sich steigerte. Rußland war durch die ihm
gewälirten Vorzug.szölle in der Lage, andere
Länder, insbesondere Deutschland, von dem
finnländischen Zuckermarkte zu verdrängen.
Vom Jahre 1898 bis 1904 war die Einfuhr
von ausländischem Sandzucker fast vollständig
von dem finnländischen Zuckermarkte ver-
schwunden ; sie belief sich in dieser Periode
jährlich nui- auf einige 1000 kg. Im Jahre 1905
war die Einfulir von Sandzucker wieder a\if
857 t gestiegen. Daß der Import von Sand-
zucker aus anderen Ländern wieder möglich
gewesen ist, tix)tz der Zolldifferenz von 14 finn.
Mark gegenüber dem russischen Zucker, ist
wohl auf die beschränkten A'orräte zurück-
zuführen, die sich in der Zeit auf dem
russischen Mai-kte ergaben und in bedeutendem
Maße die dortigen Exportpreise erhöhten. In
dem darauf folgenden Jahi'e 1906 trat im
finnländischen Zuckcrimport ein vorübergehend
starker Umschwung ein ; die Einfuhr von Sand-
zucker aus Rußland fiel von 32 059 1 im
Jiilu-e 1905 auf 16 979 im Jalirc 1906, während
der Import aus dem Auslande in derselben
Zeit von 875 t auf 18 344 t liinaufging. Dieser
Rückgang des russischen Zuckerimports hing
wohl mit der bedriickrt/en I^age der russischen
Zuckerindustrie sowie mit den Arbeiterunruhen
zusammen. Nach Angaben der finnländisclien
Zollverwaltimg kam der Preis des russischen
Sandzuckers im Jahre 190(i auf 36 Penni für
1 kg gegen 25 Penni im Jahre 1903 und 26 Penni
für Zucker ausländis(;her Herkunft.
Gleich in den darauf folgenden Jaliren ging
jedoch die Einfuhr von Sandzuclvcr aus anderen
Ländern ständig wieder zurück, imd zwar:
1907 auf 580 t
1908 . 259 t
1909 ,. 11 t
während Rußland 1909 : M 016 t importierte.
Finnlands Einfuhr von Raffinade nimmt
allmählich und ständig ab. Raffinade wird
fast ausschließlich nur aus Rußland eingeführt.
Gegenwärtig wird in Finnland für die Vei'-
pflanzung des Runkelrübenbaus und die Ein-
richtung einer speziellen Rohzuckerfabrik
Propaganda gemacht. Diese Idee nähert sich
anscheinend ihrer ^^erwu•klicllung. Die Raffi-
nadenfabrik in AVasa hat nämlich ein Land-
stück von zwei Aktiengesellschaften bei der
Stadt Raumo im südwestlichen Finnland füi-
Fabrikbauten gepachtet, imd diesen den Vor-
schlag gemacht, Runkelrüben von ihren großen
Besitzungen für die projektierte Sandzucker-
fabrik zu liefern. Die Vcrtxeter dieser beiden
Aktiengesellschaften haben kürzlicli eine Kon-
ferenz in dieser Frage in Helsingfors gehabt.
Nach Angaben der finnländischen Presse gilt
dieser Rayon als sehr geeignet für den Runkel-
rübenbau. Wenn erst dort der Rül>en1:)au sich
entwiclceln wird, so dürfte dies ohne Zweifel
einen Anstoß zur weiteron Entwicklung dieses
neuen Zweiges der Landwirtschaft in Knnland
geben. Auch auf anderen lienachbarten Gütern
lieginnt man sich mit dem Rübenbau zu be-
schäftigen. Die dortige Presse legt diesem
neuen Unternehmen sehr große Bedeutung bei.
und zwai- um so mehr, als die Preise für
Sandzucker gegenwärtig bis zu einer noch nicht
dageweseneu Höhe gesteigert worden sind
163
Finnland.
164
Aussenhandel Finnlands 1909.
In der E i u f u ii r Finnlands zeigt e sich seit
dem Jahre 1906 tei den Konsumaitikeln
eine starke Steigerung. Im Jahre 1!)09 liielt
sich dieser Imjjort aufrecht, wälirend der Handel
sonst bis in den Herbst hinein darniederlag.
Dies trifft in erster Linie auf Getreide,
Kaffee und Zucker zu.
Von Getreide führte Finnland ein:
Getreide ....
Roggen . . . .
Mehl und Graupen
AVeizenmehl . . .
Koggenmehl . . .
1908:
95 138 t
56 279 t
236 222 t
90 863 t
128 341 t
1909:
103 165 t
59 119 t
254 467 t
85 766 t
150 959 t
Der Kaffeeimport, der in den letzten
Jahren zugenommen hatte, ist 1909 weiter in
die Höhe gegangen und wies gegen 1908 ein
Mehr von 745 t auf. Besondere Aufmerksam-
keit hat der Rohz ucker import erregt.
Die russischen Eohzuckerfabrikanten, die beim
Import nach Finnland Zollvorteile genießen.
haben diese durch Trustbildung und von der
russischen Regierung unterstützt möglichst
auszunutzen gesucht. Die finnischen Zucker-
raffinadenfabriken hatten sich dagegen vor
Eintritt der erwarteten Preissteigerung mit
dem größtmöglichen Quantum Rohware ver-
sehen wollen, was einen stark A-ermehrten Im-
port zur Folge hatte. Der Rohzuekerimport ist
daher im Jahre 1909 nicht weniger als ca. 4000 t
höher gewesen als im vorhergegangenen Jahre.
Der Import von unbearbeitetem Tabak
war nur imbedeutend niedriger. Der Import
von Häuten ist gestie^-en, während der von
fertigem Schuhwerk geringer war. Der
AVoll- und Shoddy import hat etwas ab-
genommen. Der Baumwollimport war
iiuerst etwas niedriger, hat jedoch in den letzten
Monaten zugenommen. Der Import in Flachs
und Werg, Lumpen, W o 1 1 e n g a r n ,
Baumwollengeweben, Wollenge-
■weben und Kleidern war schwächer.
Infolge der Zunahme im Verbrauch von
Zeitungspapier, Ijesonders in Großbritannien
und in den Vereinigten Staaten von Amerika,
bessert sich die Konjunlvtur des Papiermarktes,
wenn auch nur langsam. Der iiLssische Markt,
der die finnischen Fabrikanten am meisten in-
teressiert, bessert sich auch, und speziell gi'aues
Packpapier erfreut sich einer guten Nachfrag'e.
Ebenso hat Zeitungspapier einen guten Absatz
im russischen Reich. Infolgedessen beginnen
die finnischen Fabriken schon ihre Preise zu
steigern, allerdings einstweilen in bescheidenem
Maße.
Da gegenwärtig eine Vereinbarung zwischen
den skandinavischen imd finnischen Fabri-
kanten von grauem Papier, d. h. Packpapier und
Pappe, erzielt worden ist, so kann man mit
einem erhöhten Preise für diese Papiersorten
als Tatsache rechnen. Die Fabriken verlangen
ischon für alle Sorten Papier höhere Preise, da
sie glauben, daß die Kon.sumenten infolge der
Verteuerung fast aller Gegenstände jetzt für
eine Steigerung der Preise für Papier vor-
bereitet sein dürften. Außerdem berufen sie
Das Papiergeschäft in Finnland.
sich auf die Steigerung der Holzpreise und
der Arbeitslöhne und erklären, daß es nicht
möglich sei, Bestellungen zu den in den letzten
zwei Jahren üblich gewe.«enen Preisen zu über-
nehmen. In den hieran interessierten Kreisen
spricht man davon, daß die von den skandi-
navischen und finnischen Verbänden der Papier-
fabriken getroffenen Maßnahmen sclvon Erfolg
gehabt haben, und daß einige Abschlüsse nach
Rußland und ins Ausland zu etwas höheren
Preisen zustande gekommen sind. Die Fabri-
kanten hoffen, daß die Konjunktur bald noch
bosser werden wird.
Die Verbesserung des Papiergeschäfts
wirkte auch auf die Zelltüose-Industrie ; so
sind die letzten Kontrakte auf Zellulose zum
Preise von 7 £ 12 sh 6 d pro Tonne fob
finnischen Hafen gegen 7 £ tind 7 £ 5 sh im
vorigen Jahre abgeschlossen worden. Die
Zellulose- und Holzma.ssefabriken erwarten
noch eine weitere lies.-wi'ung der Konjunktur
und werden wahrscheinlich wohl noch nielir
ihre Preise in die Höhe treiben.
165
Finnland.
166
Wald- und Holzwirtschaft Finnlands.
Seit langer Zeit ist der Waldreicitum
Finnlands berühmt, und der Wert desselben
steigert sich noch immer mehr dadurch, daß
die Wald- und Holzvorräte, l)esonders an
dickem Stammholz, in den nahen Holzexport-
liLndem Norwegen und Schweden allmählich
auf die Neige gehen, wogegen die Nachfrage
nacli Holzmaterial von selten Englands,
Deutschlands xind anderer holzverbrauchender
Staaten fortfährt immer größer zu werden.
Die Wälder im nördlichen Teile Finnlands
sind noch ziemlich unberührt, und eine intensive
Waldwii-tscJiaft kann hier noch Großes bieten.
Ungeachtet der verhältnismäßig gering-en
Fläche hat Finnland im Jahi-e 1909 für 50 Mill.
Ihibel Holz exportiert; die jährliche Produktion
an gesägtem Holz beträgt üljer 600 000 Stämme.
In etwas schlechterer Lage befindet sich der
Export von Holzmasse und Papier, was auf
den noch ziemlich geringen Bedarf Rußlands
an diesen Artikeln ziuückzufüliren ist. —
Um die Entwicklung der Holzindustrie zu
fördern, wurde eine Eeilie von Holz-
bearbeitungswerken gegründet. Der Exportzoll
auf Kleinholz und Papiermasse ^vu^de zuerst
auf 7 Kopeken per Kubikmeter festgestellt;
seit einem Jahre ist er aljer auf 30 Kopeken
erhöht worden.
Die Waldwirtschaft Finnlaaids wird noch
lange Zeit einen sehr wichtigen Falvtor im
Wirtschaftsleben der Bevölkerung spielen, denn
auch die ausländischen Geldgeljer erzielen im
finnländischen Holzgeschäfte einen sehr
schönen Gewinn.
Die gi-ößten und besteingerichteten
Fabriken liegen am Flusse Kem im nord-
östlichen Teile des Bottischen Meerbusens und
bei Kotka am Flusse Kimmene.
Diese Fabriken sind alle aus privater
Initiative entstanden, während die Krone, die
über 13 Millionen Hektar Wald verfügt, das
Fällen und Bearbeiten dem Meistbietenden
überträgt. In den Kronwäldem werden jährlich
ca. 2,2 Millionen Bäume zum Schlagen abge-
geben. Die Einnahmen aus den Kronwaldungen
betrugen 1901 1 MUl. Rbl., 1906 2V2 Mill. Rbl.
und 1909 3,2 Mill. Rbl. Die Waldwirtschaft
in den Kronwäldem ist in den letzten Jahren
auf rationellen Boden gestellt worden, und es
wird der Bepflanzung der ausgehauenen Wald-
strecken mit jungem Nachwuchs eine besondere
Aufmerksamkeit geschenkt.
Finnlands Ausfuhr von Meiereierzeusnissen.
Im Jahre 1909 entfielen von der Gesamt-
ausfuhr von Meiereicrzcugnissen im Werte
von 35,9 Mill. finn. M. auf Butter in Fässern
30,9 Millionen, was der Ausfulir des Vorjahres
gleichkommt. Die Menge der exportierten .Ware
war geringer als früher, vind zwar 117 800 dz
gegen 121 675 dz, woljei die Verminderung
namentlich England betrifft, dann aber auch
Dänemark (Kopenhagen als Dui'chfulirplatz
für England) sowie Deutschland (1947 dz
Butter in Fässern gegen 2207 dz im Vorjahr)
und Schweden. Nach Deutschland ging dafür
mehr Butter in anderen Gefäßen, nämlich
579 dz gegen 281 dz im \'orjalire. Der Aus-
fall bei der in England auf den Markt ge-
brachten Menge wurde indessen durch den
höheren Preis, besonders im Frühjahr, auf-
gewogen.
Wegen der strengen gesetzlichen Be-
stimmungen gegen die Einfuhr von Butter, die
einen zu großen Wassergehalt (über 16 "/o) hat,
finden genaue Untei-suchimgen der finnischen
Butter statt. In Hajigö, dem Sammelplatze
für die Butterausfuhr, befindet sich zu diesem
Zweck ein staatliches Laboratorium. Nach
dem Ergebnisse der Untersuchungen für
mehrere Jahre ist durchschnittlich ein Wasser-
gehalt von 14 o/o nicht erreicht worden. In
Hangö sind gegen Ende des Jahres 1908 neue
große Lagerräiune für Butter eröffnet worden.
Zum Zwecke der Sicherung der Ausfuhi- nach
England hat m.an beschlossen, in englischen
Städten Ausstellungen finnischer Butter zu
veranstalten und für diese Butter eine gi>.mein-
schaftlichc. für Finnland charakteristische
Handelsnuuke einzufülu'en. Zu bemerken ist.
167
Finnland.
daß neben Dänemark neuertlin^ auch Schweden
als starker Konkurreait in dieser "Ware auf
dem eixglischen Mai-kt auftritt imd — wie
Dänemark — oft etwas bessere Preise erzielt
als Finnland.
In früherer Zeit spielte der St. Petere-
burger Markt eine nicht unwichtige Rolle für
den Absatz finnischer Butter, doch nahm dieser
ab infolge größerer Verluste, die den Expor-
teuren durch UnZuverlässigkeit russischer
Hä.ndler erwuchsen. Es ist nun darauf hin-
gewiesen worden, daß nach Besserung der
dortigen Handelsverhältnisse auf diesem bis-
her versäumten, recht bedeutenden Markt bis-
weilen höhere Preise erzielt werden können
als in London, wie denn auch die finnische
Milch gegen wäj'tig guten Absatz dort findet.
Im Jahre 1909 wurden nach Rußland, und zwar
meist nach St. Petersburg, 68 206 dz Milch
aus Finnland ausgeführt (59 940 dz im Vor-
jahre) ; an Käse gelangten dorthin 7140 dz
(8298).
Die Meiei-eivereine in. Fiimland haben im
Jahre 1908 zur Wahrung ihrer Interessen einen
Zentralverband gegTündet.
An Meiereien, die mindestens 500 kg Butter
und Käse herstellen, gab es nach einer jüngst
veröffentlichten Statistik im Jahre 1907: 751,
wovon 240 einzelne Personen, 115 Aktien-
gesellschaften imd 396 Cienossenschaften ge-
hörten, woraus die weite Verbreitung der
letzteren ersichtlich ist. 290 Meiereien ^vurden
mit Dampfkraft, 121 mit Pferdekraft und 31
mit "Wasserkraft betrieben. In Abo und Björne-
borg wurde durchschnittlich am meisten
Butter hergestellt; sodann in Tavastehus.
am wenigsten in "Wiborg. Käse wurde in
81 Meiereien bereitet. In 741 Meiereien wurden
zusammen 121 682,32 dz Butter hergestellt.
169
Sibirien und sonstigres Russisch-Asien.
170
Sibirien.
Unter dem Namen Sibirien vei-steht man
im allgemeinen alle asiatiscJien Besitzungen
Rußlands mit Ausnalimc des Kaukasus und
Mittelasiens.
Sibirien nimmt ein Gebiet von 11840 620
Quadratwerst ein, das IV2 mal größer ist als
Europa, 2V2 mal größer als das europäische
Rußland, und das fast den vierten Teil von ganz
Asien ausmacht.
Sibirien erstreckt sich von Westen nach
Osten, vom Uralgebirge bis zum Großen Ozean,
in einer Längsausdeknung von fast 8000 Werst
— ■ von NordejL nach Süden — vom Eismeer bis
zui- cliinesischen Grenze sind es ungefähr
4000 Werst. — Sibirien zerfällt in. West- und
Ostsibirien. Westsibii"ien oder die west-
sibirisclie Tiefebene erstreckt sich vom Ural
bis zTim Flusse Jenissei, ca. 1500 Werst weit;
diese Tiefebene bildet ein Ganzes mit der mittel-
asiatischen Tiefebene, angefangen von der
persischen und afghanischen Grenze.
Ostsibirien ist im ganzen genommen eben-
falls ziemliclics Flachland, aber keine Tief-
ebene. l*]s wird von verecJiiedenen, zum Teil
reclit hohen Gebirgssystemcn diirchzogen — die
bis über 1150 m hocli sind.
iDer nördlicJie Teil der Avastsibiiischen Tief-
ebene bis zum pjismeer wird von Tundren
eingenommen, südlicher kommen Fichtenwälder
und noch weiter südlich die Steppe.
Die 1'uiidi'en sind im Sommer mit ganz
niediigem Moos bedeckt - — hin und wieder
trifft man kleinere Grasinseln, die von Seen
durclisetzt und von vielen Flüssen durchzogeji
werden. Kleine verkrüppelte Zwergbirken und
Tannen vervollständigen das monotone, ti'au-
rige Bild, das im Winter unter der Eis- und
Schneedecke eine ioie. Tausende von Qiiadrat-
werst große Wüste darsiellt.
Bewässert wii-d Sibirien durcli grandiose
Flüsse, deren Lauf aber sclir ungünstig ist.
I>ie Bassins der einzelnen Flüsse sind riesig
groß. Der 0 b hat ein Bassin von 2 594 112
Quadratwerst, der Jenissei von 2 241 590,
die Lena von 2 092 270, der I r t y s c h von
877 855, der Amur von 880 547 Quadratwerst.
Der längste und wasserreicliste Fluß, die
Lena, hat eine Länge von 4500 Werst. Ihre
Nebenflüsse, der Aldan, Witim und Olekma,
sind ilixerseits jeder an 2000 Werst lang.
Alle diese riesigen PTüsse sind aber für
die Entwicklung Sibiriens in jeder Hinsicht
nicht sehr vorteilhaft; sie fließen ins Eismeer,
das entweder mit Eis bedeckt oder durch e^\'igc
Nebel einer regelrechten Sclüffalirt luizugäng-
licJi ist. Auch die Flüsse selbst sind — be-
sonders im Unterlauf — beinahe acht ]\lonat<^
des Jahi'es von Eis bedeckt iind sind daher
als ^'erkehrswege fast nur von lokaler Be-
deutung.
Flora: Dank der geograpliischen Lage
Sibiriens ^st die Flora recJit vei-schiedenartig.
\'on Moos und Flecliten der Tundren nac-h
Süden kommt man zu der Taig^a, dem Ui"wald
Sibiriens, der aus Tannen besteht, süd-
liclier aus Fichten. Die Taiga liat wenig Gras-
wuchs, sie ist bedeckt von Sümpfen und Torf-
mooren. In der Taiga gibt es keine Insekten,
daher auch keine ^'ögel ; deshalb ist eine Haupt-
cigens'cliaft der sibirischen Taiga — eine stet;-
Stille, die sieli lähmend auf jedes lebendige
AYesen legt.
Im Süden der Taiga nimmt die Flora schon
ein etwas freimdlichei^es Aussehen an ; Fichten,
Tannen, Pappeln und Zedern. — Die Zeder
bildet den Ginindstock der sibirischen Wälder;
sie füi'chtet weder Wind noch A\'"etter. Weiter
nacli Osten zum Stillen Ozean zu, treten neue
Baumaj'ten auf, in Transbaikalien wäclist der
wilde Apfel, die Berberitze, der Rhabai-ber,
sogai- der Miuidelbaum, Aprikosen und Kirschen
gedeilien. Im Amiug-ebiet wachsen Nußbaum
luid Korkeiche. Auch tropisclie Pfhuizcn, wie
Lianensorten und ■\\Tlder "\^''ein, kommen gui
fort. Im Ussarigebiet gedeihen Zypressen,
171
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
172
A^'einrebeai, Linden und alle Ai-toi Frucht-
liäurae.
Klima. Dank dem Eismeer im Norden
und den Berg'en, die Sibirien im Süden gegen
die waxmen Winde begi-enzen, ist das Ivlima
Sibiriens kontinental und sein- rauh. Sehr
empfindlieJie Kontrakte zwischen Sommer und
Wintei', stai'ker Hitze und unerträgliclier
Ivälte, sclmeller AYechsel in kurzer Zeit
zwisclien heiß und kalt lassen die Bezeichnung
„rauh" nui- gerechtfertigt erscheinen. In Ost-
sibirien ist der AVinter kalt, trocken und fast
völlig windstill mit gleichbleibendem, hohem
Barometerstand, da die umgebenden Berge den
kalten AVinden ein AVeitergehen nicht ge-
statten. Tauwetter im AVinter ist in ganz
Sibiiien völlig unbekannt. Diese Kalt« ist aber
bei der fast völligen AVindstille niciht so
sclüimm, und Temperatui-en bis 40" Keaumür
können gut ausgehalten werden. Niu' die \'er-
pflegung leidet, da alle Vorräte in gefrorenem
Zustande aufbewalirt werden müssen. Eier.
Alilcli, Fleisch, Brot, Kartoffeln, Butter usw.,
alles ist steinhart gefroren, hält sich aber des-
halb frisch bis in den Mai hinein. An den
Küsten ist das Klima viel unangenelimer und
rauher, weil feuchter.
Bevölkerung: Nach der letzten Schät-
zung leben in Sibirien ca. 14 Millionen Alen-
schen, von denen über s* Russen sind — die Ein-
geborenen zählen nur ca. 3 Millionen.
In Mittel- und AVestsibirien leben fast nur
Russen, nach Norden und Osten zu steigt der
PiX)zentsatz der Eingeborenen.
'Die Ureinwohner Sibiriens zerfallen der
Sprache nach in zwei Hauptstämme : die Altai-
stämme und die Palaeasiaten. — Zu den Altai-
stämmen gehören die Finnen, Samojeden, Tjür-
ken, Mongolen und Tungusen, die sicli wieder
in verschiedene kleinere Stämme teilen. Die
Palaeasiaten stellen ein Konglomerat von ver-
schiedenen Volksstämmen vor. Zu dem finni-
schen \'olksstamm werden g-ezählt:
Seelenzahl
1. Die Ostjaken im Gouvernement
Tobolsk und Tomsk ca. 17 200
2. Die Wogulen im nördlichen Teil des
Gouvernements Tobolsk „ 7 500
3. Die Samojeden bewohnen die nörd-
lichsten Gegenden Sibiriens . . . „ 7 600
4. Die Jakuten im Gebiet Jakutsk . „ 219 887
5. Tataren: Im Süden das Gouverne-
ment Tobolsk und Jenniseisk ? . . „ 1 324 000
6. Die Tel en guten im Gouvernement
Tomsk „ 9000
7. Die Bergkalmücken im Altai-
gebirge , 26 740
8. Die Schurzen im Gouvernement
Tomsk . „ 15 300
9. Die Kirgisen im Gouvernement
Tobolsk „ 52 674
10. Die Mongolen oder Burjäten im
Gouvernement Irkutsk und in Ti'ans-
baikalien „ 324 500
11. Tungusen in Transbaikalien, Ja-
kutsk, Jenisseisk? „ 42 200
12. Jukagiren im Kreise Werchojansk „ 1000
13. Tschuwanzen „ 200
14. Tschuktschen und Eskimos . . „ 3075
15. Kamtschadalen in Kamtschatka . ,, 4 000
16. Karjaken in Kamtschatka . . . , 1000
17. Ainos auf Sachalin (russische Nord-
hälfte) „ 1 394
18. Giljaken an der Amurmündung und
Sachalin „ 3 700
19. Aleuten auf den Kommandeur-
inseln, Fischerinseln und Aleuten . „ 2 300
Die Palaeasiaten (Jukagiren, Tschu-
wanzen, Eskimos, Ainos, Giljaken) sterben aus.
— Seit 1827 ist eine etwas genauere Registrie-
rung erfolgt und hat eine erschreckende Ab-
nahme dieser Stämme ergeben, so daß in abseh-
barer Zeit von diesen Ureinwohnern Sibiriens
nur noch einzelne wenige ilir recht trauriges
Dasein fristen werden. Der Grund des Aus-
sterbens ist bei den meisten dieser Stämme in
Epidemien zu suchen, denen kein Arzt dort je
zu steuern gesucht hat.
173
Sibiiien und sonstiges Russisch -Asien
174
Uebersiedlungswesen.
Die russische Bevölkerung Sibiriens be-
steht teils aus Alteinw'ohnern, deren Vor-
faJiren schon dort sich niedergelassen haben,
und die ilu-e Herkunft und ihre eigene Heimat
schon völlig vergessen haben, teils aus Ueber-
siedlern, die 5 — 20 Jahre schon ansässig sind,
aber in erster Generation in Sibii'ien leben,
und teils aus frisch Uebereiedelten, die in den
letzten Jaluen erst festen Fuß gefaßt haben,
ihre Landanteile schon bebauen und sich völlig
eingericlitet haben.
'Die Kolonisation Sibiiiens reidit eine lange
Reihe von Jalu'en zuinick. In den fünfziger
Jahren dc^ vorigen Jahrhunderts ^vu^de eine
sj'stema tische Verpflanzung inissischer Bauern
nach Sibirien durch den Grafen Kisselew, den
Minister Kaiser Nikolaus I., organisiert, der
im Laufe von drei Jahren über 50 000 Bauern
herüberführte. Nach der Aufhebung der Leib-
eigenschaft unter Alexander II. stieg die Zahl
der Uebei"siedler sehr stark an, ujn aber in den
siebziger und Ajifang der achtziger Jahre fa-st
völlig aufzuliören. Erst 1885 schwoll die Zahl
veiederum an, und es gingen 1885 — 1893 gegen
264 000 Einwanderer nach Sibirien.
Von 1894—1898 verließen 370000 Bauern
ihre russische Heimat, 1899 — 1904 wurden
412 000 Personen angesiedelt. Wälu-end des
japanisclien Krieges ging die Uebei-siedlcrziffer
bis auf 60000 Seelen zurück, die auch weniger
nach Sibirien als in die Kirgiscnsteppen im
Süden auswajiderten. In den Jaliren 1906 bis
1907 imd 1908 aber steigen die Ziffern ins
Ungeheure. In diesen drei Jahren wurde Si-
birien um 905 000 Einwohner reicher.
Im Jalire 1909 sind über Tschcljabinsk,
die Zentrale ftir Auswanderung, 688 194 Per-
sonen nach Sibirien befördert worden. Zurück-
gekehrt sind aus Sibirien nach Rußland von
früheren Uebersiedlem 182 312 Personen. Diese
letzte Zalil wird vielleicht wundernehmen; sie
erklärt sich aber dadurch, daß viele Ueber-
siedlcr die Hilfe der Kommission niclit in
Anspruch nehmen, sondern auf gut CUück und
ohne die ihnen eventuell zugeschriebenen Land-
stücke in Besitz nehmen zu wollen, eingewan-
dert sind, sich längere oder kürzere Zeit in
Sibirien aufgehalten haben luid die, anstatt
schnell und ohne viel Arbeit reicli zu werden,
noch ihr Erspartes dazusetzen mußten, luu
wieder in die alte Heimat zurückkelu-cn zu
können. Außerdem ist in Betracht zu ziehen,
daß die ländliche Bevölkeriuig Südrußlauds
sich an das raulie Klima und die völlig un-
bekannte Bodenbeschaffenheit nicht überall ge-
wöhnen kann und sich daher wieder zurückzieht.
Um diesen Strom der Uebersiedler in eiu
geordnetes Ealu'wasser zu leiten, sind seit
langem viele Extrazüge mit besonderen
Waggons eingestellt worden, die speziell zu
diesem Zweck bestellt ^\'^u•den; im Jalire 1909
verkehrten 1228 derartigt! Wagen. Im gleichen
Jalire wurden im ganzen für 10000 Familien
ca. 5 Mill. Dessjatinen Land mit Wald, Wiese
und Ackerland verteilt. Auf jede Familie
kamen also ungefähr 50 Dessjatinen.
Zur Untersuchung und Erforschung der
l>odeuvorhältnisse wurden allein im Jahre 1909
24 Expeditionen, die 400 000 Rubel kosteten,
ausgerüstet, um für die nächste Zeit die Land
Zuteilung vorzubereiten. An Wegen wurden
im letzten Jahre 2503 Werst angelegt, die
2 325 000 Rubel kosteten. Es wurden 1645
Brunnen gegraben und die AVasserversorgun.i:
von 3y2 Mill. Dessjatinen untersucht. Für ärzt
liehe Hilfe sind fast 3 Mill. Rbl. ausgegeben,
worden.
Die Landzuteilungskommission hat im ver-
flossenen Jahre als Darlehen für die Ueber-
siedler (zur Beschaffung von Inventar, Saat-
korn und derglciclien) beinahe 15 Mill. Rbl.
ausgegeben, luid die Naclifrage steigt mit jedem
Monat. Auf die einzelnen Familien entfallen
75—100 Rbl.
Auf den Depots landwirtschaftlicher Ma-
scliinen und Waren ist an Uebersiedler für
4 200000 Rbl. verkauft worden. Für die Be-
dürfnisse der einzelneu Gemeinden, wie
Schulenbau, Ivi-ankenhäusej usw., sind 750000
Rubel angewiesen worden.
175
Sibirien xind sonstiges Russisch- Asien.
176
Für das Jahr 1910 hat die Uebersiedeluiigs-
komniission eineu Voranschlag von 26 Mill.
Rubel ausgearbeitet, und im 'S'erhältnis zu der
Masse der Uebersiedler und zur Befriedigimg
ilu'er Bedürfnisse ist diese Summe absolut
nicht groß, denn den Leuten wdrd wirklich
Vieles und Gutes geboten, so daß eine ai^beit-
same und spai-sanio AVirtscliaft bei dem fast
jungfräulichen Boden nicht nm- in einiger i^eit
ihre Ausgaben zurückgewinnen, sondern auch
bald zu einem gewissen Wohlstande gelangen
wird, von dem sie zu Hause a\if dem aus-
gesogenen Boden und bei der großen Kopf-
zalil der Familienmitglieder nicht träumen
konnte.
Vom 1. Januar bis 1. September 1910 sind
228 412 Personen aus Rußland nach Sibirien
ausgewandert, weniger als in den letzten
Jahren, was auf die guten Ernten in Rußland
zumckzuführen ist.
Tabellarische Uebersicht der Uebersiedelung
nach Sibirien.
d. h. per Jahr
In den 4 Jahren 1850/54 50 000 12 500
„ „ 2 „ 1862/64 160 000 80 000
„ „ 8 „ 1885/93 264 000 33 000
„ „ 4 „ 1893/97 370 000 92 000
„ „ 11 „ 1897/1908 1861000 169 180
„ „ 1 „ 1904/05 30 000 30 000
„ „ 1 „ 1909 688 000 688 000
. „ 8 ersten Monaten 1910 228 416
Der wirtschaftliche Aufschwung Sibiriens.
Wer nocli vor wenigen Jahren Sibirien be-
reist hat und dieselben Gegenden jetzt wieder-
sieht, glaubt seinen Augen nicht trauen zu
können. Wo früher die Landwirtschaft tot und
öde damiederlag, haben sich jetzt, besonders in
Westsibirien, der künftigen Kornkammer
nicht nur Sibiriens, sondern ganz Rußlands,
die Verhältnisse so gebessert, daß man geradezu
von einem ameiikanisclien AVachstum sprechen
kann.
So hat sich auf der Station Ob (neben
der Stadt Nowo-Nikolajewsk) der westsibiri-
sdien Bahn, wo das Getreide aus dem Altai-
bezirk, aus Barnaul und Kusnetzk umgeladen
wird, der Güterverkehr
von 1 Million Pud im Jahre 1897
auf 76 „ „ „ „ 1907
und 98 „ „ „ „ 1908
erhöht. Außerdem ist der Frachtverkehr auf
dem Flusse Ob bei Nowo-Nikolajewsk
von 10 Millionen Pud im Jahre 1905
auf 26 „ „ „ „ 1907
und 48 „ „ „ „ 1908
gestiegen.
Der Butterexport aus Sibirien, der in
den Händen von vier großen Firmen (zwei
deutschen und zwei russischen) liegt, hat sich
im Laufe der letzten fünf Jahrxj auf das acht-
fache vergrößert. Die Butterbereitung i^t
Spezialisten aus Dänemark, der Schweiz und
Schleswig-Holstein anvertiaut, und die sibi-
sche Butter, die in speziellen Dampfern nach
Jjondon, und von dort nach Paris geht, wii-d
auf diesen Märkten sehr geschätzt.
Aus dem Küstengebiet sind in diesem Jahre
nach Australien, wo bekanntlich das sogenannte
weiche Holz (Tannen und Fichten) fast völlig
fehlt, 104 000 Stämme exportiei't worden. Dieses
austi'alische Holzgeschäft ninunt immer größere
Dimensionen an und dürfte bald die Konkurrenz
von Schweden, Norwegen imd Finnland, die
bis jetzt dorthin exportierten, überflügeln, da
die Transportkosten von hier aus so viel ge-
ringer sind und vor allen Dingen auch das
Holz selbst viel billiger geliefert werden kann.
Die ungeheuren natürlichen Reichtümer
Sibiriens können aber nur durch Unter-
nehmungsgeist, Energie und Kapital gehoben
und gefördert werden. Diese drei Eigenscliaften
fehlen jedoch zumeist den russischen Krei-
sen, und deshalb ist es nicht zu venvundem,
daß das Ausland sclion längst die Aus-
beutung Sibiriens übernommen hat. Es exi-
stieren englische, belgische, deutsche, amerika-
nische, japanische und französische Gesell-
schaften, die die Exploitation von Gold, Eisen,
Steinkohle, Kupfer, Naphtha usw. ül>eniommen
haben und selir gut, ja oft glänzend vorwärts-
kommen. Als Beispiel für die großen Möglich-
keiten Sibiriens kann u. a. aucli die Insel
177
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
178
Sachalin dienen, die früher nui' als Vei-
baanungsort bekannt war. Seit dem Frieden,
von Portsmoutli gehört die südliche Hälfte
Japan. Vor drei Jahren lebten auf der ganzen
Insel 30 000 Menschen, jetzt zählt die japa-
nische Hälfte allein schon über 60 000 Seelen.
Es sind dort Kolilenlager von riesiger Größe
aufgedeckt worden, die bei richtiger Bearbei-
tung die gajize japanische Flotte versorgen
können, ebenso Naphthaquellen.
Auf der nördlichen, russischen. Hälfte
haben in diasem Jahre Untersuchungen auf
Eisenerz, Naphtha, Kohle, Gold und Blei statt-
gt^funden und mit großem Erfolg, der schon
dadurch eklatant wird, daß eine deutsche Ge-
sellschaft sich um die Konzession für ein Stein-
kohlenbergwerk in der Nähe des Hafens Douay
bemüht und sie wahj-scheinlich auch bekommen
wird; ebenso bemühte sich eine Gruppe Deut-
scher aus Schanghai um die Erlaubnis zur Ex-
ploitation der Naphthagi'uben auf Sachalin und
erhielt sie vor einiger Zeit.
Im Küstengebiet exploitiert ein Ameiikaner
Clarkson riesige Eisenwerke an der Olgabucht
und bewirbt sich jetzt um die Konzession für
die Ausbeutung der dort ebenfalls vorhandenen
Steinkohlenla^r. Im Gebiet Turgai an der
Bahn Orenburg- Taschkent wird eine große
Kupfergrube von Engländern bei rieben. Im
Jahre 1902 wurde die englische ,,Jeuissei Copper
Co. Ltd." gegiündet; im Jahre 1900 das „East
Siberia Sj^ndicate", am Ufer des Oehotzkischen
Meeres hat ein Lord Douglas ein riesiges Gebiet
gepachtet, um die natürlichen Bodenreichtümer
zu heben usw.
Alle diese Unternehmungen haben vor allen
Dingen billige Arbeitskräfte zur Verfügung,
da die Uebersiedelungsbewegung aus dem euro-
päischen Rußland nach Sibirien immer noch
zunimmt.
Auf der Halbinsel Kamtschatka sind
übrigens neuerdings sehr ergiebige Goldfelder
gefunden worden, und es könnte dort leicht ein
sibirisches Klondyke entstehen.
Die landwirtschaftlichen Chancen Russisch-
Asiens illustriert die folgende kleine Auf-
stellung :
.4real in Dessjatinen
Sibirien 1 Zentralasien
Anbaufähig . . .
Angebaut ....
944-2910l>5 ■ 224 126 989
4C44 877 3 476 841
Nocli verfügbar
939C46 148 ' 221650147
Es ist also in Zentralasien noch das Sieb-
zigfache und in Sibirien gar noch das
Zweihundertfache des gegenwärtigen
Anbau-Areals für landwirtschaftliche Zwecke
verfügbar.
Der Handel Sibiriens.
Der Handelsverkehr Sibiriens ist sozusagen
als Handel einer Kolonie Rußlands zu bezeich-
nen. Die Cieschichte aller Kolonien zeigt, daß
der Handelsverkehr in ilinen in der ersten Zeit
nie auf hoher Stufe stand, .sondern sich erst ganz
allmählich aus dem Transite Vorkehr entwickelt.
So ist es auch mit Sibirien gegangen, und hier
sogar noch in langsamerer Weise, da Sibirien
Jahrhunderte liindurch als Objekt einer Raub-
exploitation diente. Sibirien hat seinen Leidens-
weg sehr langsam zurückgelegt. Es war eben
nur Vcrbannungsort für \'erbreclier und hat
unter diesem Schandmal zu lange gelitten, um
irgendwelchen bedeutenderen Handelsverkehr
zu haben. Die jiatürlichen Reichtümer -wurden
geplündert, die eingeborene Bevölkerung be-
logen und betrogen, so daß das Zustandekommen
eines einigermaßen vernünftigen Handels un-
möglich war. Vor dem Bau der großen sibi-
rischen Bahn war von einem richtigen Handels-
verkehr Sibiriens überhaupt kaum zu spi'echen.
Die durch märchenhafte Erzählungen herbei-
gelockten Kaufleute gingen auf einige Jahi-e
mit ihrem Kapital dorthin, luid wenn ihnen der
Handel nicht mindestens 100 «o Profit brachte,
war er ihnen nicht einträglich genug. Danach
kann man sich die Reellität des damaligen
Handels vorstellen.
179
Sibirien und sonstiges Russisch -Asien.
180
Die sibirische Bahn warf alle früheren
Handelsbeziehungen über den Haufen und rief
eine so große Umwälzung im ganzen öko-
nomischen Leben Sibii'ieois hervor, daß die
10 Jahre seit der Fertigstellung der Bahn in
verschiedenen Geigenden eine Eapidität der Ent-
wicklung herbeigeführt haben, die amerika-
nisches Tempo noch weit übertrifft.
Ueber die Handelsumsätze Sibiriens gibt
es sehr wenig, ja kaum irgendwelches authen-
tisches, statistisches Material. Nur über einige
Gouvernements konnten Daten gesammelt
werden.
So gab es im Jahre 1902 in den Gouverne-
ments Jenissei, Irkutsk, Tobolsk und Tomök
an Handelsunternehmimgen erster und zweiter
Kategorie 6208 Firmen, und von der dritten
Kategorie (Kleinhandel) 13 600 Firmen. Der
Gesamtumsatz dieser annähernd 20 0CO Firmen
betrug 204 MiU. Rbl.
Im Jahre 1907 bestanden in denselben Gou-
vernements an Firmen der ersten und zweiten
Kategorie 5873, an solchen der dritten Kate-
gorie 9470 Firmen. Der Gesamtumsatz pro
1907 betrug 226 Mill. Rbl. Die Zahl der Fü-men
liatte sich also im Laufe dieser 5 Jahre um
fast 4000 verringert, der Umsatz aber war
gleichzeitig um 22 Millionen gestiegen.
Die Haupthandelsbedeutung Sibiriens liegt
im Export seiner Rohprodukte, aber leider ist
derselbe noch lange picht so groß, daß er ge-
nügend Kapital ins Land bringt, und der Im-
port übersteigt vorläufig den Export bedeutend.
Bis vor wenigen Jahren war Sibirien in der
Hauptsache auf fremdes Kapital angewiesen.
Beispielsweise kamen auf den Umsatz der Ir-
biter Messe vom Jahre 1905 im Gesamtbetrage
von 27,3 Mill. Rbl. nur 6V2 Millionen auf den
Export, während der Import mehr als das
Dreifache ausmachte.
Die Hauptausfuhrartikel Rußlands nach
Sibirien waren:
Manufakturwann und BauniwoU-
waren 12 000000 Rubcd
Wolhvaren und Tuclie 4 500 000 „
Flinten, Messer, Emaillegeschirre . 1000 000 „
Kl.'ider und AVäsche 600000 „
Kii-enwaren 500 000 „
Ola-s Kristall, Galanteriewaren . . 500 000 ,
Of.tisclie Instrumente 500 000 „
'-■uramiwaren 750 000 „
Twlag für Börsen- und Finanzlitcratur A.-G., Berlia W. 35.
Kaffee und Kolonialwaren ... 1 500 000 Rubel
Mesfinggeschirre 300 000 „
Weine ■; 300 000 „
Papier 300 000 „
Landwirtschaftliche Maschinen . . 150 000 „
Nähmaschinen 150 000 .,
Parfümerien 200 000 „
Musikinstrumente 100 000 „
Lederwaren 400 000 ,
Tabak 100 000 „
Bücher und Bilder 75 000 „
Diese Liste läßt erkennen, daß Sibirien so
ziemlich alles, was les an Industrieerzeugnissen
und dergleichen braucht, von auswärts be-
ziehen muß. — Bemerkenswert ist, daß der
erste Posten unsereo" Liste — die Manu-
fakturwaren — mehr als die Hälfte des Ge-
samtimports ausmachen.
Aus Sibirien wurde ausgeführt:
Pelzwerk im Werte von 4 500 000 Rubel
Getreide , „ „ 500000 „
Rohe Haut* . . . „ , , 400 000 „
Fische ,. „ „ 150000 „
Wachs „ „ „ 100 000 „
Butter „ „ . „ 50 000 „
Seife „ , „ 50000 „
Federn und Daunen „ „ „ 30000 „
Tcppiche „ , . 20 000 „
Cedernnüsse . . . ,, . „ 20 000 „
Fischthran . . . . , „ „ 10 000 „
Leinw.and . . . . „ „ „ 40000 „
Weizenmehl . . . „ „ „ 70 000 „
Hanf und Leinsamen , „ , 30 000 „
Außer dem großen Jahrmarkt in Irbit gibt
es noch verschiedene kleinere, deren Charakter
aber überall derselbe ist. Die Umsätze in ihnen
schwanken zwischen Vs — 1 Mill. Rbl. Die
Eisenbahn hat den großen Jahrmärkten ihr
Ende bereitet. Der sibirische Kaufmann braucht
sie nicht mehr, da er jetzt direkt mit den Fa-
brikanten verkehren kann und daher viel
billiger einkauft. Aus dem Warenverkehr auf
der sibirischen Bahn läßt sich ein Schluß auf
den Handelsverkehr ziehen. Die Güterzüge be-
förderten im Jahre
1899 . . 45 Millionen Pud
1903 . . 67
1908 . . 146 „ ,
Unter der Güterbeförderung nimmt die
frische Butter den ersten Platz ein, bei-
nalie 60 "/o entfällt auf den Butterexport.
Ein Umstand ist für den sibiriscJien Export
charaktei-istisch. Früher waren die Haupt-
artikel : Rauchwaa-en und Gold. .Jetzt stehen
7
181
Sibirien und sonstiges Uussisch-Asien.
182
diese beiden kostbarsten Artikel weit Idnter
Butter und Getreide zurück. Diese Trans-
formation ist dem ungeheuren Zustrom der
.Uebei-siedler zuzuschrt'il>en, die besonders in
den letzten Jahren eine Hiesenzalil erreicht
haben, und größtenteils aus Ackerbaut reilxmden
bestehen.
Der Getreidehandel in Sibirien befindet
sich noch im Anfangsstadium der Entwicklung.
Ein richtiger Getreidemarkt ist noch nicht vor-
handen ; wahrscheinlich werden Omsk und
Nowo-Nikolajewsk die Zentren für den Ge-
treidehandel werden.
In den letzten Jaliren mit Ausnahme des
Jahres 1908, wo ca. 18 Mill. Pud Getreide
exportiert wurden, gingen durchsclmittlich
ca. 14 Mill. Pud jährlich nach Rußland. Es
wäre eigentlich zu verwundern, daß die
sibirische ,, Kornkammer'" so wenig Getreide
nach llußland liefert, doch hängt dies damit
zusammen, daß in Tschcljabinsk, dem Endpunkt
der sibirischen Hauptbahnlinie, für das Ge-
treide eine neue Tarifierung eintritt, dui'ch die
der Transport wesentlich verteuert wii-d. Dies
war eine Maßnalune der russischen Regierung,
die befürchtete, daß das russische CTetreidc
durcli das billigere sibirische unterboten werden
könnte.
Ein Hauptmerkmal des landwirtschaft-
lichen Fortschrittes in Sibirien bietet der
Imj>ort landwirtschaftlicher Ma-schincn, die
übrigens bis zu 80 pCt. aus dem Ausland (allein
65 o/o aus Deutschland und Amerika) stajnmcn.
Es wurden landwirtschaftliche Maschinen
importiert •
im Jahre 1898 .
. 144 000 Pud
1899 .
. 290 000 „
1900 .
. 375 000 „
1903 .
. 1320 000 „
1908 .
. 4 240 000 „
Wenn man bedenkt, daß im Jaihre 1909 eine
Einwanderung von 688 000 Leuten über die
russisch -sibirische Grenze stattfand, von denen
im Laufe eines Jalu-es ca. 200 000 sich land-
wirtschaftlich ansiedelten, so kann m;ui sich
hieraus leicht vorstellen, was für ein Import
landwirtschaftlicher Artikid in naher Zukunft
noch zu erwarten ist.
Für die Entwichliuig des g-egenwärtigen
Handelsverkehrs Sibiriens ist die Frage der
Freihäfen von allererster Bedeutung. Die Re-
gierung hat den FreUiafeu von Wladiwxjstok
geschlossen und wird den von den sibirischen
Kaufleuten so dringend gewünschten Freihafen
am Eismeer (an der Mündung des Ob und
Jenissei) nicht öffnen. Das Getreide kann aber
aus Sibirien auf dem langen Schienenwege nur
dann einigermafkn vorteilhaft nach Rußland
Ix'fördcrt werden, wenn es an Ort und Stolle
nicht mehr als höchstens 16 oder 17 Kopeken
pro Pud kosten würde. Ein derartiger Preis
ist aber undenkbar, und folglich muß ein
billigerer Weg gefunden wei'den. Auf den
Riesenflüssen Ob und Jenissei könnten die
sibirischen Rohpi'odukte und besondei's das Ge-
treide billig bis zum Eismeer geschafft werden,
um von dort aus nach den baltischen oder aus-
ländischen Häfen verladen zu werden. Zur
Zeit des russisch- japanischen Krieges hat eine
Hamburger Firma mit gutem Erfolg ihre
Frachten über diesen Weg geleitet, doch hat
die Regierung die Errichtung eines Freihafens
an dieser günstigen Stelle endgültig abgelehnt.
A'V'ill Sibirien also jemals zu einer wirt-
schaftlichen Selbständigkeit gelangen, so wird
es Sorge tragen müssen, neben seiner landwirt-
schaftlichen Pix>duktion auch Industrien ins
Leben zu rufen. Billige Rohpi'odukte gibt es
geni^g" in diesem reichen Lande, und auch die
Arbeitslu'aft kommt nicht teuer zu stehen ; —
was fehlt, sind Kapital und Unternehmungg-
Da dem Zuzug fremder Kapitiüien keinerlei
Hindernisse in den Weg gelegt werden und die
Regierung sell>st durch Gründung kleinerer
Bctriel>e mit gutem Beispiel vorangeht, .'••o ist
bestimmt zu hoffen, daß die Industrie in nicht
allzulanger Zeit sich cinftdiren wii-d, und daß
Sibirien dann eher auf eigenen Fütten stehen
kann.
183
Sibirien unil sonstiges Kn>sisch-Asien.
184
Industrie in Sibirien.
Für ein ökonomisch so junges Land wie
Sibirien, das so reich an natürlichen Boden-
schätzen ist, ist es charakteristisch, daß es
außer der ziemlich primitiv betriebenen Hebung
der natürlichen Ecichtümer fa^t gar keine
andere Industrie gibt. Am weitesten ist noch der
Bergbau verbreitet. Dann folgen Fischfajig,
Gewinnung von Pelzwerk und Holz.
An erster Stelle steht die Goldindustrie.
Sie gibt tausenden von Arbeitei-n Nahrung und
bringt Sibii'ien Einkünfte im AVerte von
Millionen.
Das Zentrum der Goldindustrie liegt im
Gouvernement Irlnitsk im Bezirk AVitim am
Flusse Bodaibo und seinen Nebenflüssen. Auf
hundert Pud Sand werden 2 — 3 luid noch mehr
Solotnik Gold ausgewaschen.
Im Amur gebiet wird an den Flüssen
Selenga, Borega und Seja am meisten Gold
gewonnen. In Transbaik allen ist die
Goldausbeutung schon geringei". Die Flüsse
Tebita, Witim, Onon, Schilka und Ingoda führen
goldhaltigen Sand.
Im Gouvernement Jenisseisk ist die Gold-
ausbeutung an den Flüssen noch geringer. Li
hundert Pud Sajid sind selten mehr als 0,15
bis 0,2 Solotnik Gold entlialten.
Alle diese Goldwäschereien liegen mitten
in der AVildnis. 300—800 Werst von jeglicher
Ansiedelung entfernt, und sind im Sommer nur
per Boot oder zu Pferde zu erreichen, im "Winter
auf dem Eise.
Die Goldgewinnung beschäftigt in Sibirien
ca. 45 000 Arbeiter, die jährlich einen Lohn-
aufwand von 13 — 17 Mill. Ebl. von selten der
Arbeitgeber erheischen*).
Kohlenlager sind in großer Zahl vor-
handen, und es werden in jedem Jalire neue
entdeckt. Die gewonnene Quantität dürfte cUt-
jenigen aus dem Donczraj'on imgefähr gleich-
kommen. "Was die Qualität anbelangt, so ist
sie der Cardiff kohle und Donezkohle nicht ganz
gleichwertig, da sie nicht die hohen Hitze-
grade ergibt und außerdem an Konsistenz
•) Näheres siehe unter üussische Goldindustric S. l'Jö (T.
weicher ist. Das AVachstum der Kohlenausbeute
zeichnet sich durch große Schnelligkeit aus.
So stieg in Ostsibirien die Kohlenausbeute in
zehn Jahren von 1,2 Mill. Pud jährlich auf
42 Mill. Pud. Im Jahre 1904 wurden in ganz
Sibirien 59 Mill. Pud Kohle gefördert, 1907
aber schon 96 Alill. Pud. Auch diese Industrie
befindet sich noch mehr oder weniger im An-
fangsstadium \ind läßt eine immense Aus-
dehnung erhoffen.
Im Jahre 1907 wurden in Kohlenwerken
ca. 6000 Ai-beiter beschäftigt, davon unter der
Erde ca. 4000. Im Durchschnitt fördert ein
sibirischer Arbeiter jälirlich 8230 Pud, während
in Rußland auf einen Arbeiter 9600, in England
sogar 18 200 Pud kommen. Die Produktivität
ist also um die Hälfte kleiner als in "West-
europa.
Silber. Die Silberausbeute geht in
Sibirien von Jahr zu Jalir zurück. Es wurden
im Jahre 1895 noch 399 Pud gewonnen, im
Jahre 1900 nur 82 und im Jahre 1904 gar
nur 44 Pud. Im letzten Jahre arbeiteten im
ganzen nur noch drei Bergwerke, wovon zwei
im Altaigebiet und eins in Transbaikalien. In-
folge dieser geringen Silberausbeute wird auch
die Bleiproduktion immer geringer. Im
Jahre 1907 wurden nur noch 5513 Pud aus-
geschmolzen, während das Ergebnis in früheren
Jahren 12—20 000 Pud betragen hatte.
Kupfer wird im Altai gewonnen. Aber
auch hier verringert sich die Ausbeute zu-
sehends. Auch hier dürfte die Ursache in der
Interesselosigkeit und mangelnden Initiative
der sibirischen Unternehmer liegen. Es sind
wohl Kupferlager von ziemlicher Mäcbtigkeit
vorhanden, aber sie werden ebeai nur in gering-
fügigster "Weise cxploitiert. Hier einige Ziffern
der letzten Jahre:
1895 .
. 16 000 Piul
1900 .
. 11400 „
1904 .
. 7 500 „
1906 .
. 6 000 „
Kupfererze finden sich noch im Gouver-
nement Jenisseisk und Irkutsk, diese werden
einstweilen noch gar nicht ausgebeutet.
7*
185
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
186
Salz. Dieses findet sich in Sibirien in
gixjßen ilen^n, sowohl in Salzseen ■nie in Salz-
quellen. Im Gebiet Semipalatinsk (Südwest-
sibirien) liegt der Kowiakowsche See, der ein
Salzlager von neun Quadratwerst Umfang bei
anderthalb Arschin Tiefe darstellt. Im Jahre
1907 Avnrden aus diesem See allein 412 Mül- Pud
Salz gewonnen. Im C4iouvemement Tomsk liegen
zwei Salzseen, aus denen 1907 ca. 21/2 Mül- I*ud
Salz entnommen wurden.
Alles in allem betrug die sibirische Salz-
produktion im Jahre 1907 etwas über 8 Mill.
Pud.
An einen Export des Salzes nach Rußland
ist aber doch wegen der schlechten Konununi-
kation vorläufig nicht zu denken. Außerdem ist
die Salzgewinnung Sibiriens noch zu primitiv
und das Salz infolge mangelhafter Einrichtung
von sehr geringer Qualität.
Glaubersalz. Dies wird m ziemlich
großen Giengen aus den Bitterseeiii Transbai-
kaliens und im Gouvernement Irkutsk ge-
wonnen. Die gegenwärtige Jahi-esproduktion
ist etwa 60 000 Pud.
Eisenproduktion. Eisenerzlager kom-
men in gix)ßer Anzahl vor; die meisten be-
finden sich im Altaibezirk, im Gouvernement
Irkutsk, in Transbaikalien, in Sachalin und
•Takutsk. Einstweilen befinden sich aber erst
vier Werke in Betrieb, die im .Jahre 1907 etwa
1 Mill. Pud produzierten. Gußeisen wii-d in
ganz Sibirien vorerst uux in drei Etablissements
(mit vier Hochöfen) hergestellt, und zwar lietrug
die Produktion im Jahre 1907 nur .38 (100 Pud.
Dieser Industriezweig war bis vor kiu'zcm im
Rückgang begriffen (im Jahre 1895 betrug die
Produktion noch 600 000 Pud), scheint sich aber
in den letzten Jahren wieder zu heben.
In Schmiedeeisen ist die Produktion
gleichfalls z\u-ückgegangen ; sie betrug im
Jahre 1898 240000 Pud, 1906 150 000 Pud.
Die Ursachen dieser Produktionsverminde-
rimg sind Mangel an Kaijital imd Unter-
nehmungsgei-st und Naclüässigkcit bei der
Fabrikation.
Graphit, ^'on diesem Mineral werden
bedeutende Mengen im Gouvernement Jenis-
scisk, im Kreise Turuchansk im Irkutsker
Gouvernement und anderwärts gefimden. Man
schätzt die Läger auf über 12 Mill. Pud. Der
sibirische Graphit genießt einen wohlverdienten
Ruf \md dient in der Hauptsache der Bleistift-
fabrikation (be.^wnders durch die Fabersche
FabrUi).
Fischfang. Die Berichte über den
märchenhaften Fischreichtum der sibirischen
Gewässer müssen nach soviel Jalirhunderten
der Raubfischerei einer wesentlichen Revision
unterzogen werden. Der FLschreichtum geht
zurück, wenn auch für eui-opäische Begriffe
noch unendlich viel ^'orhanden ist. Dies gilt
auch für die Küsten des großen Ozeans, wo
infolge mangelnder Schutzbestimmungen von
japanischen Raubfischern jährlich ^lillionen er-
beutet werden. Eine staatliche Aufsicht über
den Fischfang ist absolut unerläßlich, und es
müßten überall Inspektoren angestellt werden,
die den staatlichen Bestimmungen sowohl an
den Meeresküsten wie an den Flüssen \ind Seen
des Innern zur Durchfülmmg verhelfen. Es
wäre auch nötig, die Bevölkerung von dem
Nutzen der Vorselu'iften zu überzeugen. Diese
Frage hängt allerdings mit dem großen
Problem der kulturellen llebiing der ganzen
Bevölkerung zusanunen, denn hei dem jetzigen
Bildungsniveau der breiten Volksmassen (be-
sonders in den Fischereidistrikten) ist nicht
anzimehmen, daß eine .\ufkläi-ungsarbeit dieser
Art von vornherein irgendwelchem Verständnis
begegnen würde.
Auch die Fischkonsei-venfabrikation bedarf
einer vollkonimneren Organisation und Tech-
nik. Am Ob imd an der Lena existieren da'ei
Fabiiken, die s.chon sehr gute Konserven fa-
brizieren, aber die große Menge der sibirischen
Produktion steht noch durchaus nicht auf der
Höhe, so daß der Fischexport nach Rußland
sich in noch ziemlich engen Grenzen hält und
ein Export na.ch dem entfernteren Ausland
noch nicht einmal angefangen hat.
Im Baikalsee beispielsweise wird eine Art
Hering, Omul genannt, gefangen. Dieser Fisch
kommt dort in imgeheurcn Mengen vor und
spielt in gesalzenem Zustand in Sibirien etwa
dieselbe Rolle, wie der lleiing in Rußland
und im übiTgen Europa.
Pelz- und Rauchwerk. Die un-
gelieuren zusammenhängenden Wälder und Ur-
187
Sibirien und sonstiges Kussiseh-Asien.
188
Wälder Sibiriens boten von jeher den Avilden
Tieren — besonders Pelztieren — eine sichere
Unterkunft Die Bevölkerung' vieler Gegenden
fand und findet noch lieute in der Jagd ihren
einzigen Lebensunterhalt. Aber hier ebenso wie
beim Fisciifang miiß konstatiert werden, daß
der Erti-ag langsam aber stetig abnimmt. Die
Gründe dazu liegen nicht nur in der Baub-
jagd, sondern aucJi in den alljährlichen rie-
sigen "Waldbränden, an die man sich in Sibirien
scJiou fast gewölmt hat. Die Pelztiere ziehen
sich vor dieser Art Kultiir immer weiter in
die Urwälder des Ostens zurück, und die wert^
\"olleren Pelztiere sind in den westlichen
Landesteilen sclion fast so gut wie ausgerottet.
Im "Westen und Südwesten bilden das häufigste
Jagdobjekt Eicliliömchen, Fuchs, Hermelin und
Bär. Zobel, Luchs, Schwarz- und Blaiifuchs,
Hii-sch, Elentier, Xerz und Iltis werden nur
noch, in Ostsibirien gejagt.
An den Ufern und Insebi (besonders den
Kommandeurinseln) des Großen Ozeans werden
Biber, Seehunde, Seelöwen und Seeottem ge-
fangen. Bei dieser Jagd trifft man dasselbe
raubmäßige Vorgehen wie beim Fislchfang an.
Außer sibirischen und japanischen Jägern sind
hier auch Amerikaner an dieser rücksichts-
lo.sen Ausbeutung beteiligt. Im Jahre 1907
wurden niclit weniger als 112 japanische und
amerikanische Eaubschoner festgestellt. Aber
wenn auch die russischen Fischkreuzer eines
oder das andere FaJu'zeug abfassen konnten,
so ist es docli unmöglich, dieses Eaubwesen
vollständig ZTi verhindern, da die Entfemungön
zu groß sind und bei weitem nicht genug Fakr-
zeuge zur Verfügung gestellt werden können,
um einen wirksamen Küstenschutz durchzu-
fiürren. Wie schnell der Untergang der so über-
aus wertvollen Biber und Seeottern bevorsteht,
beweisen folgende Ziffern: auf den Komman-
deurinseln wurden im Jalire 1886 noch 54 700
Ottern und Biber erbeutet, während im Jahre
1907 niu' noch 2400 erlegt werden konnten.
Industrielle Unternehmungen.
Fabrikbetriebe fehlen noch fast völlig. Es gibt
drei Tuchfabriken, die billiges Tuch her-
stellen. Ferner existieren di-ei Mascliinen- und
Metallwarenfabriken und im übrigen in
irrößerer Anzahl nur Betriebe zur Verarbeitung
von Lebensmitteln. Von die.^w'n sind hauptsäch-
lich zu nennen: Mahlmühlen, Spiritusbrenne-
reien, Brauereien, Talgschm.elzercien und
Seifenfabriken. Viele von diesen Betrieben sind
abei' so klein, daß sie eigentlich mehr zum.
Handwerk als zur Fabrikation gerechnet
werden können.
Von Brennereien gab es im Jahre 1307
nur 52 mit namhafteren Umsätzen. Die Pro-
duktion an Branntwein (40gTädiger) bet-rug:
1890 2,8 Millionen Wedro
1895 3,2 „ „
1900 4,4 „ „
1904 4,8 „ ,
1906 5,7 „ ,
Der ^'erbrauch ist aber noch größer, denn.
jedes Jahr muß au.? Rußland noch durch-
schnittlich ib ^lillion Wedi'o importiert werden.
Bierbrauereien. Von diesen gab es
1907 eine Anzalil von 62, die 1600000 Wedra,
Bier brauten. Hauptsächlich wird eine Art
bayerisches, leichtes und schmaekhaftes Bier
hergestellt.
Zündholzfabriken. In den fünf be-
stehenden Etablissements wird ein recht gutes
Fabrikat erzeugt; die Pi-oduktion ist im Steigen
begriffen.
,T a b a k. Für den Anbau von Tabak sind
in West- und Südsibirien sehr günstige kli-
matische und Boden be dingungen gegeben. Das
Gesamtai-eal des Tabakbaues beträgt nur
ca. 1000 Dessjatinen, die sich auf nicht weniger
als 22 000 (naturgemäß sehr kleine) Betriebe
verteilen. Die Ernte betrug im Jalire 1907
96 000 Pud. Es werden zunächst nur die ge-
wülmlichsten Sorten für den lokalen Konsum
gebaut.
AVcnn Privatinitiative und Kapital sich
des Tabakbaues annehmen würden, so hätte
dieser Industriezweig eine große Zukunft, be-
sonders da der durchschnittliche Ertrag per
Dessjatine in Sibirien höher ist als im
europäischen Rußland luid in Trimskauk:isien.
Z u c k e r f a b r i k a t i o n. Im Jalire 1889
wui'de eine Rübenzuckerfabrik angelegt, die
aber 1898 einging, obwohl der Rübenbau recht
befriedigende Ergebnisse zeigte. Neue Zucker-
fabriken wurden seither nicht angelegt, so daß
Sibirien seinen ganzen Bed;u'f wieder aus Ruß-
land deckt.
189
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
190
Butterproduktion. Die Butterpro-
duktion Sibiriens betrug:
1898 149 000 Pud
1900 1120 000 „
1902 2 300 000 „
1905 2 600 000 Pud
1906 2 970 000 „
1907 3 400 000 „
1908 4 300000 „
1909 8 600 000 „
Ausfuhr Toii Schweinefleisch aus Sibirien.
Der sibirische Sdiweinefleisfhexport fängt
an, ein bedcutendcrf Geschäft zu wei-den, und
zwar infolge der Bemühungen dänischer und
in letzter Zeit auch englischer Firmen. Das
Export-Schweinesehlaehthaus in K ii r g a n ist
technisch vollkommen ausgestattet und be-
ginnt seinen Betrieb stark auszudehnen. An
Schweinen herrsclit kein Mangel, was dadurch
erreicht worden ist, daß das Schlachthaus all-
jährlich Ferkel unter die Bauern verteilt, die
sich mit der Schweinezucht befassen. Die
Bauern, besonders die aus dem Südwestra3^on
zugezogenen, wo die Schweinezucht einen sehr
wesentlichen landwirtschaftlichen Betrieb dar-
stellt, kommen dieser Maßnahme gern entgegen.
Das Schlachthaus erhält jetzt Schweine ge-
liefert, die den an Exportmaterial zu stellenden
Anforderungen durchaus entsprechen. Die
l'reise stehen ho:;h. und viele Bauern ziehen es
vor, Korn und Biickstände a\is dem Meierei-
betrieb in Schweinefleisch zu verwandeln. Maß-
gebende Kreise sind der .-Vusicht, daß die
Schweinezucht in "Westsibirien bald einen ebenso
hervorragenden Platz einnehmen wird, wie
jetzt die Butterproduktion.
Die Zubereitung des Schweinefleisches für
den Export befindet sich einstweilen in Händen
privater Unternehmer und noch nicht in Händen
von Genossenschaften, wie das l>ei der Butter-
produktion der Fall ist. Indessen, auch die
Butterproduktionsgenos.sßnschaften in Sibirien
sind nicht auf einmal entstanden, sondern haben
sich auf dem Boden entwickelt, der durch die
private Initiative vorbereitet worden war, die
sich sodann weiter nach Osten gewandt und der
Butterproduktion neue Wege erschlossen hat.
Die Anlage von Fabriken für das Salzen
und Eäuchern von ,,Bacons" ist allerdings viel
komplizierter als die Einrichtung einer Meierei
und erfordert zudem den Aufwand eines viel
größeren Kapitals. Solche genossenschaft-
lichen Schweineschlächfereien, wie es in Däne-
mark gibt, und die sich durch nichts von Fa-
brüietablissements unterscheiden, werden in
Sibirien wohl nicht so bald entstehen, doch
schließt das absolut nicht die Möglichkeit oder
Notwendigkeit aus, auch auf diesem Gebiete
das genossenschaftliche Prinzip in Anwendung
zu bringen, und zwar zunächst etwa durch
Gründung genossenscliaftlicher Sehweinezucht-
und Mastanstalten.
Sehr wesentlich in der Frag-e des Exj)orts
von Schweinefleisch ist natürlich auch die
Organisation des Absatzes und die Anwendung
zweckentsprechender Maßnahmen, wie beschleu-
nigter EisenbaJintransport, rasche Verladung in
den Häfen \isw.
Die 31erinoschafzucht in West-Sibirien.
In dem wirtschaftlichen Leben der länd-
lichen und nomadisierenden BevöUierung "West-
sibiriens spielt die Schafzucht eine sehr be-
deutende Bolle. Nach den letzten statistischen
Daten wird die Menge der Schafe in diesem
Bayon auf 8 500 000 Kopf bercclmet. Schon
diese sehr bedeut-ende Zahl zeigt, welche große
Bedeutung die Schafzucht für Westsibirien und
vor allen Dingen für das Steppengebiet hat
Bis in die letzte Zeit wurden dort ausschließ-
licli zwei einheimische grol)e Schafarten ge-
züchtet: das einfache Bauernschaf mit einem
Ertrage von 3 — 4 Pfund Wolle und das kir-
gisische Stepi>enschaf (Fettschwanzschaf) mit
einer Talgertra.gsmenge von 15 — 40 Pfd. pro
Kopf.
Im Jahre 1901 pachtete ein Schafzücliter
aus dem südliehen Bußland im Gebiet Ak-
molinsk, unweit der Station Marianowka der
Sibirischen Eisenbahn, gegen 5000 Dessjatinen
191
Sibirien und sonstiges Russiseh-Asien.
192
Land und brachte dorthin aus dem Gouverne-
ment Taurien gegen 21)0 Stück Merinoschafe.
Seinem Beispiele folgt-cn bald auch andere
Schafzüchter; man brachte feinwollige Schafe
dorthin aus dem Kuban-Gebiet, aus den Gou-
\-ernements Stawropol und Taurien und aus
dem Don-Gebiet. Gegenwärtig ist die Zahl der
Wirtschaften, die solche Scliafzucht betreiben,
schon auf 27, und die Zahl dieser Schafe auf
50000 Stück gestiegen. \'on den nach Sibirien
gebrachten feinwolligen Schafen steht an erster
Stelle das Merinoschaf vom Schwarzen ^leer,
dessen Meng'e jetzt schon 75 "o der gesamten
in "Westsibirien jetzt vorhandenen feinwolligen
Schafe ausmacht, sodaim folgen das Ram-
bouilletschaf, das Karakul-Malitsch- und das
ßucliara-Schaf. Als beste Gegend für die Ver-
breitung der regelrechten Schafzucht erschien
in der ersten Zeit der Landstrich, der an die
Sibirische Eisenbahn zwischen den Städten
Omsk und Petropawlowsk angrenzt. Dieser
Kayon ist auch gegenwärtig der wichtig-ste ;
die regelrechte Schafzucht sti"ebt aber jetzt
schon danach, ihre Grenzen zu erweitern, und
ei-streckt sich allmählich schon in die Steppen
hinein, den Irtysch-Strom hinauf und dringt
.sogar bis in den Altai-Bezirk des benachbarten
Gouvernements Tomsk, in das Gebiet von Scmi-
palatinsk, in die Steppe Bel-Agat, in das
Gouvernement Tobolsk und in andere Ge-
genden vor.
Die dortigen Bedingungen sind für eine
weitere Entwicklung der feinwolligen Schaf-
zucht in Westsibiricn, und speziell im Steppen-
gebiet sehr günstig. Als erste und wich-
tigste unter diesen Bedingungen ersclieint das
weite Areal, das für die Scliafzucht geeignet
ist, und die Billigkeit des Landes. Die Steppen
sind femer dort noch nicht so umgewühlt und
ausgetreten wie im Süden Rußlands. Sodann
soll der natürliche Zuwachs der Schafe in
Sibirien ein bedeutend stärkerer sein als im
Süden Rußlands, und die Anzucht sehr günstig
verlaufen. Zu den ^1 i ß s t ä n d e n dagegen,
die der regelrechten Entwicklung der Schaf-
zucht in Sibirien hinderlich sind, gehören vor
allen Dingen die noch nicht genügend geord-
neten Verhältnisse für die Beförderung der
Scliafe mit der Eisenbahn. Nach Angabe der
Scliafzüchter sollen recht häufig Fälle vor-
kommen, wo das Vieh auf der Reise eingeht,
entweder durcli Ueberfüllung der "Waggons
oder durch die schlechte oder ungenügend«
Einrichtung der "Waggons für den Transport
von Schafen, ferner diu'ch langen Aufenthalt
unterwegs oder diu'ch Mangel an "Wasser zum
Tränken des Vidis. Ein weiteres großes Hinder-
nis der schnellen Entwicklung der fein-
wolligen Schafzucht in Sibirien liegt in dem
hohen Eisenbahntarif, der den Transport von
großen Giengen von Schafen iinmöglich macht.
Die Schafzüchter bedienen sich deshalb neuer-
dings immer weniger der Eisenbahnen und
wenden sich zu der früheren Transportart der
Schafe, zum einfachen Treiben auf viele Tau-
send Werst zn, was natürlich sehr ungünstig
auf die Gesundheit der nach Sibirien ge-
brachten Schafe einwirkt. — Mit dem Ausbau
des laissisch-sibirischen Bahnnetzes wird natür-
lich auch in dieser Beziehung eine bedeutende
Besserung eintreten.
Waldwirtschaft in Sibirien.
Aller Wald in Sibirien gehört der Krono
mit Ausnalime der den neuen Ansiedlern zu-
gewiesenen Parzellen. Das Waldareal in Si-
l)irien beträgt ca. 229 Mill. Dessjatinen.
Wenn auch zugegeben ist, daß erst in aller-
letzter Zeit richtige topographische Aufnahmeji
gemacht worden sind, und daher von einer
rationellen Forstwirtschaft in Sibirien noch
niclit die Rede sein kann, so sind doch die
Erträge bis jetzt so minimal, daß sie kaum
der Rede wert sind. Der gesamte Ertrag macht
per Dessjatine etwa eine Kopeke aus.
Die ungeheueren ^^'aldst^ccken Sibiriens,
die früher als unerschöpflich dargestellt
wurden, leiden an zwei unausrottbaren Ge-
brechen, die den Ruin der sibirischen Wald
19c
Sibmen und sonstiges Russisch-Asien.
194
Wirtschaft bedeuten würden, wenn die "Wälder
auch noch ^iel größer wären. Der eine Uelxil-
-stand sind die jährlich wiederkehrenden Wald-
brände, die Tausende und Abertausende Dessja-
tinen des Bestandes vemieJiten. Meilenweit ist
die Sonne von dem Raueli verdiuikelt, .stunden-
liiiig fährt man auf der Poststratk; durch
beißenden ei-stickenden Raucli. Einem solchen
Waldfeuer Einlialt zu üin ist unmöglich, be-
sonders auch, weil ja auf diesen riesigen
Strecken so wenig Alenschenhände zur Ver-
fügung stehen. Entsteht ein Waldbrand selbst
in der Nähe von Dörfern, so pflegen die Bauern
zu verschwinden, um nicht zum Lösch-
dienst gezwimgen zu werden ! Weim nicht ein
ausgiebiger Eegen eintritt oder ein breit(^r Fluß
der Ausdehniuig des Feuers eine Grenze setzt,
so können unendliche Waldstrecken abbrennen
und Scliäden von Millionen von Rubeln ent-
stehen.
Erst im Jaiue 1910 wurden in Sibirien
Oberförstereien — zunächst 32 an der Zahl —
eiTichtet. Bis jetzt hat jeder \'on den wenigen
höheren Forstbeaniten einen Bezirk UJit,-:^r sich,
der an Ciröße Frankreich oder Bayern gleich-
kommen kann. Selbstverständlich konnte unter
solchen Umständen von irgendwelcher Kon-
trolle nicht die Rede sein, da die Beamten
ihre Bezirke nicht einmal in J a li r e n kennen
lernen konnten.
Der andei-e Hauptschaden, der die Wälder
Sibiriens bedroht, liegt in dem gewissenlosen
Abholzen der Wälder, bei dem jeder verfälirt,
wie es ilim beliebt. Das Holz hat fast keinen
Wert und kostet nur den Transport; jeder
sahlägt so \iel er will. Wenn der bisherige
Schaden noch nicht größeren Umfang ange-
nommen hat, so liegt es nur daran, daß die
Bevölkerung an Zahl eben zu gering war, um
größere V'erliecrungen anzurichten. Mit dem
zu erwartenden weiteren Ausbau der Forstauf-
sicht wird auch in dieser Beziehung allmäh-
lich Wandel geschaffen werden.
Ueber die bisherigen Einkünfte aus den
.sibirisclien Wäldern gibt die folgende Tabell"
Aufschluß:
Einnahmen 1897 540 000 Rubel
„ 1900 1270 000 ,.
1905 1600 000 „
1906 2 203 000 .
,. 1908 2 417 000 „
Es gibt in Sibirien noch sehr v»enige
Sohneidemühlen, und auch diese wenigen
arbeiten fast nur für den lokalen Bedarf. Erst
in allerletzter Zeit hat man angefangen, Holz
zu exportieren, und zwar in der Hauptsache
nach Nordamerika, Der dortige Bedarf wui'de
früher zu einem großen Teil durch die kana-
dischen Wälder gedeckt, doch wurden hier
durch ein strenges Waldschutzgesetz die Preise
auf eine solche Höhe getrieben, daß die Ameri-
kaner sich nach billigerem Ersatz iimsehen
mußten.
Zur Zeit, als die Ussuri-Balm und die
chinesische Ostbalm gebaut wurden, liefert-e
Amerika nocli eine Menge Holzmaterialien über
den Ozean : jetzt tritt das Umgekehrte ein. —
In Charbin hat sich kürzlich eine Gesell-
schaft gebildei, die aus Amerikanern, Russen
und Chinesen besteht und bereits eine Wald-
konzession von der chinesiseJien Regierung er-
langt hat. Die gix)ßen Zederawälder der
Provinz Girin bilden das erste Objekt der
Konze.ssion, außerdem sind in dem Ussurigebiet
verschiedene russische Holzindustriclle der
neuen Gesellschaft verpfliditet worden.
Die Ge.sellschaft baut außer HolzscJmeide-
mühlen anch eine Fabi-ik zur Herstellung von
Papiermasse, die ebenfalls nach Amerika gellt.
Schon im ersten J;ilir waren über 30 000 Zedem-
balken bereit, nach Amerika verschifft zu
werden. Die Konzession war von der chinesi-
schen Regierung dadurch leicht zu erhalten
gewesen, daß in der Gesellschaft zwei Chinesen
als Gi-ünder fiuigierten, auf deren Namen die
Konzession ausgestellt wurde, iim den sonst
recht schwierigen F'ormalitäten zu entgelu-u.
Pctroleujiivorkommen auf Saclmlin.
Im eigentlichen Sibirien sind bis jetzt außer
einigen Naphthaspuren keine Petroleumlager-
stätten nachgewiesen worden.
Im nördlichen (in russischem Besitz befind-
lichen) Teile der Insel Sachalin sind Petroleum-
lagerstätten aufgedeckt w"orden, die zwar noch
195
Sibirien und sonstiges Russisch -Asien.
196
nicht regelmäßig ausgemitzt werden, aber An-
zeichen aufweisen, die auf eine reicJie Ausbeute
bei regelmäßigem Betrieb schlieißen lassen. Die
Lagerstätten lieg'^n alle auf der Ostseite der
Insel in der Nähe der Küste. An einigen Stellen
hat die emporquellende Naphtha große Seen
gebildet. Bohrversuche sind im Tale des
Nutovoflussos angestellt v.-orden ; sie werden
aber erst dann zu guten Ergebnissen führen,
wemi Bohrmaschinen von genügender Stärke
zur Stelle geschafft werden. Die Bohr-
konzession im Nutovotale befindet sich in
Händen einer Gesellschaft, die ihren Sitz in
Tientsin hat und über ein Kapital von 420 000
Taels verfügt ; zu den Gesellschaftern gehören
Russen, Deutsche, Engländer und Chinesen. Die
Gesellschaft l>e absichtigt, große Reservoire für
die Aufnahme von Naphtha zu erbauen und
Röhrenleitungen bis zur Küste heranziiführen,
um das Rohöl direkt in die Tankdampfer leiten
zu können. Seitens der Gesellschaft sind schon
feste Abkommen wegen Lieferung von Naphtha
mit Interessenten in China und Japan abge
schlössen worden.
Von russischen Geologen ist festgestellt
worden, daß die Petroleumlagerstätten auf
Sachalin weiter ausgedehnt sind und in breiterer
Schicht verlaufen als in Japan. Die Unter-
suchung der Sachalin-Naphtlia hat ergeben, daß
sie ungefähr 85 o/o Petroleum entliält ; sie ist
geologisch so gelagert, daß Naphthafontänen
sich voraussichtlich nicht bilden werden, daß
vielmehr die Naphtha mittels Pumpen, wie in
Pennsylvanien hochgefördert werden wird.
Tix)tz ungünstiger Witterungsverhältnisse in
jenen unwirtlichen Gebieten rechnet man auf
einen guten geschäftlichen Erfolg und will jetzt
mit der Naphtliaausbeute in rationeller Weise
beo-innen.
Die russische Goldindustrie (hauptsächlich in Russisch -Asien).
Gold wird hauptsächlich in drei Bergwerks-
bezirken gewonnen : im Uralbezirk, in West-
sibirien und in Ostsibii'ien. Das Vorkommen
von Gold in Finnland ist minimal, die Ausbeute
nur einige Pfunde jährlich, noch geringer im
Kaukasus, wo aber noch weiter gesucht ^vird.
Im Ural scheint die Goldausbeute langsam aber
sicher herunterzugehen ; in zehn Jahren sank
sie ganz allmählich von 549 Pud auf 419 Pud
(im Jahre 1908). In Westsibirien bleibt die
Ausbeute so ziemlich in denselben Grenzen,
sie geht eher hinunter als hinauf; niu' in Ost-
sibirien hat sie einen großen Aufschvvning ge-
nommen und steigt seit 1906 jährlich um
ca. 200 Pud reines Gold. Während des japa-
nischen Krieges konnte die ganze Goldausl>eute
nur gering sein, da keine Arbeiter zu beschaffen
waren.
Die Goldausbeute im i-ussischen Reich
arbeitet unter Schwierigkeiten nicht materieller,
sondern administrativer Natur. Die Aktien der
größten sibirischen Goldbergvverkc, deren
Besitz hauptsächlicli in den Händen ausländi-
scher Kapitalisten ist, sind e1>en an der Börse
einem solchen Auf und Nieder unterworfen,
als ob ganz neue Groldminen entdeckt werden,
auf die sich das Publikum stüi-zen soll. Im
Grunde genommen ist nichts Neues hinzu-
gekommen und die Goldproduktion Rußlands
ist nicht um so hohe Ziffern gestiegen, um
einen solchen Kampf begreiflich zu machen.
In den letzten zehn Jahren wiu-de in ganz
Rußland produziert und in die Goldwäschereien
abgeliefert :
Reines Gold gewf
2057 Pud
2055 „
2091 „
2044 „
2290 „
2262 „
■icgl 1998 „
2245 „
2271 „
2560 „
Im Jahre 1901 wurde in ganz Rußland der
freie Verkehr von Gold gestattet. Bis dahin
mußte alles Grold in die behördlichen Bücher
eingetragen und dadurch auch die kleinste
Menge gebucht werden. Es ging ja auch sehr
den Go
dwäschereien .ibgeliefert
1899 .
2.368 Pud
1900 .
2363 „
1901 .
2414 ,.
1902 .
2352 ,.
190:i .
2555 „
1904 .
2668 ,,
1905 .
2385 „ (Japan.
190ß .
2611 „
1907 .
2655 „
1908 .
3046 „
197
Sibirien und sonstig'es Russisch-Asien.
198
viel verloren, indem es einfach g-estolilcn oder
Baubbaii betrieben wurde, der auf folgende Art
vor sich ging: "Wenn irgend jemand eine Mine
oder goldführende Schicht entdeckt hatte, so
mußte dort, meistenteils in der sibirischen
Wildnis, der Fund dem zuständigen Land-
polizisten angezeigt und das Schürfrecht er-
worben werden. Aiif diesem Platze wnrde ein
Pfahl mit dem Namen des Ijctreffenden Finders
eingegraben. Bis nun aber die Genehmigung
von den Behörden, die oft 1000 und mehr Kilo-
meter entfernt liegen und nur mit Pferd und
Wagen zu erreichen sind, eintraf, vergingen
Monate, ja Jalire. In dieser Zeit darf nicht
Gold geschürft oder gewaschen werden. Nun
ist aber ein Landpolizist für einen riesigen
Bezirk von Hunderten von Quadratwersten nie
vorhanden, und vorkommenden Falles driickte
er auch ein oder beide Augen zu ; so konnte
es kommen und geschah fast regelmäßig, daß
der erste Finder bis zum Eintreffen der Be-
willigung einfach schon schürfte, das Gold
aber nicht abgab, sondern nach Cliina ver-
kaufte. AVenn dann die Erlaubnis zum regel-
rechten Betrieb eintraf, hatte er schon sein
Schäfchen im Trockenen und verkaufte die Kon-
zession an andere, die dann erst den richtigen
Abbau öinleiteten. Auf diese Art sind Hundert«
von Puden der Verwaltung verlixstig gegangen
und ins Ausland gelangt.
AVenn man annimmt, daß auf vielen, sogar
rexjht großen Goldwäschereien in Ostsibirien,
der Betrieb noch recht primitiv ist, oft sogar
noch Handbetrieb, so kann man sich leicht
vorstellen, wie durch rationelle, maschinelle
Bearbeitung die Ausbeute gesteigert werden
kann und wird. Das kann an verschiedenen
Beispielen erläutert werden. Mehrere "\A'erke
wurden als nicht lohnend aufgegeben und ver-
kauft; die neuen Besitzer, meistens Ausländer,,
schafften Maschinen herbei, und nach einem
Jahre lieferten diese bereits aufgegebenen
Werke ein größeres Erträgnis als jemals
vorher.
Durch Geldmangel, Lidolenz und Kurz-
sichtigkeit lassen viele Besitzer Millionenwerte
in der Erde liegen, bis sie gezwungen werden,
sie anderen abzutreten. Mit Intelligenz, Geld
und Energie könnte die russische Goldausl>eute
verdoppelt, ja verdreifacht werden.
Handel und Industrie im Gebiete von Wladiwostok.
Der Ausfuhrhandel von AVladiwostok hat
erst seit kurzem eine größere Ausdehnung
erlangt, luid zwar hat hierbei die in letzter
Zeit vielgenannte Soyabolme eine nicht un-
wichtige Rolle gespielt. Die vor zwei Jahren
begonnene Ausfulu- der mandschurischen Soya-
bolinen nach Europa — namentlich nach Eng-
land — hat auda Wladiwostok erhebliche
Mengen von Ausfuhrgut zugefülirt; ^\'urden
doch von Dezember 1908 bis Oktober 1909
allein über AVIadiwostok iiOO 000 t Soyabohnen
exportiert. Die Ausfuhr während des laufen-
den Jahres hat sich vermindert, weil infolge
ungünstiger AVitterung die Bolinenemte
schlecht ausgefallen ist. Dieser A'^organg ist
jedoch für die Zukunft des Handels in diesem
Artikel ohne Bedeutimg, da mit eintretenden
besseren Ernten auch die Ausfulir wieder
steigen wird, nachdem sich die Soyabohne als
wichtige Oelfrucht in Europa ein festes Absatz-
gebiet erobert hat.
Einen weiteren wichtigen Ausfulirartilcel
liefern für AA'ladiwostok die reichen Holz-
bestände des Landes. Die Nadelholzwaldungen
sowie die Eichen- und Eschenbäume liefern
wertvolle Holzarten, die in großen Mengen
hauptsächlicli nach Ix>ndon, Liverpool und
Hamburg verfrachtet werden. Aucli die Zeder
gedeiht in den Bergen zwischen der Nonl-
mandschurei und AVIadiwostok ; nur leidet das
Holz vorläufig infolge ganz unzureichender
A''orkehrungcn beim Fällen und Transportieren
der Baumstämme. Auch die Sägemülilen sind
mit primitiven Arbeitsgeräten ausgestattet, so
daß das bcaa-beitete Holz in schleclitem Zu-
stande auf den Alarkt nach AVIadiwostok
gelangt. Mit Hilfe besserer technischer A'or-
riclitungen und bei besser ausgebildeter Organi-
199
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
200
satiou des Gescliäfte könnlc der Holzhandel
von .Wladiwostok bald zu hoher Blüte gelangen.
Aehnlieh vernaclilässigt ist auch die Aus-
beutung der reichen Fischbestände an der
Meeresküste bis nach Kamtscliatka hinauf und
im Flußgebiet des Amur. Im Amurflusse
halten sich zeitweilig gix)ße Mengen von
Lachsen auf; jedoch hat man bis vor kurzem
den Laclisfang in rationeller Weise nicht Ix;-
triebcn. Erst in diesem Jahi-e hat sich in
AVla<liwostok eine englische Fii'ma nieder-
gelassen, die Frische in gefrorenem Zustande
aus jenen Gebieten nach Europa exportieren
will, und zu diesem Zweck sich mit den orts-
augtthörigen Fischern an der Meeresküste und
an der Mündung des Amur in Verbindung ge-
setzt hat.
Der vorläufig noch wenig entwickelte
Bergbau liefert in der weiteren Umg-ebung von
Wladiwostok Zinkerze und Kolilen. Mit gutem
Erfolg hat ein Zinkberg-werk in der Näiic der
Küste an der Tjutewo - Bucht (unter dem
45 Breitegrade) g'eai'beitet ; im Jahre 1909
konnte es 9000 t Zinkerz nach Antwerpen ver-
laden. Das dort gewonnene l'3rz enthält bis
51 o/o Zink, etwas Silber und etwa 5 »o Kupfer.
Kohlen sind in der Küstenprovinz zwischen
Wladiwostok und dem Amur bis vor kurzem
nur in minderwertiger Qualität gefördert
worden. Es handelte sich in der Hauptsache
um braunkohlenartige Sorten, die sieh vor
allem als Dampferkohle niclit eignen. Jetzt
sind im Mündung-sg^biete des Amiu- Kohlen-
lager entdeckt woi-den, die eine vorzügliche
Kolile liefern sollen. Es ist eine Anthrazit-
kohle, die langsam brennt, wenig Rauch, aber
starke Glut entwickelt. Versuchsweise ist sie
auf Dampfern schon mit gutem Erfolge
verwandt worden. Die Unternehmer haben
mit der Ausbeutung der Lager begonnen
und hoffen, die Kohle in Wladiwostok den
Dampfern zum Preise von 17 sh (5 d liefern zu
küiineu.
Die Ainurbahn.
Bald nach dem japanischen Krieg-e wurde
die Frage nach einer rein russischen Bahn bis
nach Wladiwostok wieder akut. Die chinesische
Ostbahn, wenn auch mit russischem Gelde ge-
baut, befindet sich bei einem eventuellen neuen
Krieg in sehr gefährlicher Lage, außerdem
führt sie durch chinesisches Gebiet, das — wenn
es auch von jJapan im letzten Vertrag-e als
russische Einflußsphäre bezeichnet ist — Ruß-
land dodi als solche nicht völlig sicher ist. Als
zweites Motiv zum Bau der Amurbalm dienen
rein kolonisatorisciie Bestrebungen: Das Amur-
gebiet muß besiedelt, und stark besiedelt
werden, nicht nur aus politischen und strate-
gischen Gründen, sondern auch aus rein volks-
wirtseJiaftlichen. Zum 1. Januar 1910 war die
Bevölkerung des Amurgebietes nur 160 000
Köpfe stark, und das bei einem Territorium
von 352 000 Quadratweret, so daß auf eine
Quadratwerst 0,5 MenscJien kommen. Die
Amurbahn führt durch völlig russisches (ie-
biet auf dem linken Ufer des Amur, der eine
Länge von 3600 Werst hat. Das rechte Amur-
ufer gehört in einer Länge von 1280 Werst
den Chinesen, die in letzter Zeit eine sehr
energische und zielbewußte Besiedelung dort
vornehmen. Der Amurbalm müssen aber Zweige
nacJi Süden und Norden angegliedert werden,
da sie ohne Kommunikationswege nach Wladi-
wostok für den Fall, daß die ost^chinesische
Bahn sich in Feindeshänden befände, wertlos
wäre. Die Amurbalm führt von Stretjensk,
dem Endpunkte der Transbaikalbahn, längs
dem Fliisse Schilka zum Amur, den sie am
Zusammenfluß der Schilka und Argam trifft.
Sie wird über 2000 km lang, und ihre Kosten
sind auf 220 Mill. Rbl. bereclmet. Der Bau
.soll von jetzt in vier Jahren beendet werden
und stellt an die Ingenieure außerordentliche
Anfordenmgen.
D'as weite Gebiet ist also mit 0,5 Mensclien
pi-o Quadratwerst bevölkert, .so dali die Eisen-
liahn allein die wirtschaftliche Hebung des
Landes nicht dui'chführen kann. Es muß xäcl-
201
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
202
mehr vorher — und zwar rechtzeitig — eine
zielbewußte Kolonisation ins Leben gerufen
werden. Der Bau der Balin ist schon ziemlich
weit vorgcsckritten imd die einzelnen Strecken,
die im Budget vorgesehen waren, sind pro-
grammäßig beendet, nur fehlt es an Leuten,
an Arbeitern, die wirklicli etwas leisten, denn
die Kulis, Koreaner imd ähnliches Arbeiter-
material leisten an pliysischer Arbeit \'iel, viel
weniger als der richtige russische Axl)eiter.
Eine systematische Besiedlung des Ge-
bietes ist möglich, kostet aber ungeheure Geld-
summen. Der Boden und das Klima sind nocli
nicht genügend erforscht, und wenn auch je-
weils der Bau vorwärts sclireitet, kleine Nieder-
lassungen und Dörfer an den einzelnen Sta-
tionen entstehen usw., so ist diese Bevölkerung
doch keine seßhafte, die späticr Landwirtschaft
treiben will, sondern nur die Spekulation ruft
sie dorthin, imd nach einigen Jahren verlassen
sie die Gegend wieder.
Der Senator Iwannitzky bereiste 190S den
fernen Osten, und in seinem BericJit finden wir
sehr interessante Einzelheiten über die Ge-
biete, weloJie die Amiu'bahn durchqueren wird.
Urwald, undurclidruigliche Sümpfe, die meilen-
weite Strecken bedecken, wechseln mit Berg-
^^■äldern und Flächen ab, auf denen die Boden-
schicht, die landwii-tschaitlicher Kultur dienen
könnte, nur sehr wenig tief ist. \'on 9 Mill.
Dessjatincn, die untersucht wurden, waren nur
25 o/o für Ackerbau geeignet. An eine Exploi-
tation der Forsten, an Bergbau u. dergl. wird
noch absolut nicht gedacht, und da muß die
Bahn Kemedur schaffen, denn ungeheure "Wert.^
liegen hier noch ungelioben. Wenn man auch
ziigeben muß, daß das Klima des Amurgebiet-s
schlechter ist als das "West- und Mittelsibirious
(es ist viel feuchter und windigei'), so zei^t
docli die Entwickliu\g des übrigen Sibiriens in
den zehn Jahren des Bestehens der Eisenbahn,
wie groß die "Werte und die Entwicklungs-
mögliehkeiten sind, die Sibirien bietet.
Zuverlässige Darstellungen gibt es von
diesen Gegenden noch sehr wenige, und diese
wenigen sind noch dazu meistens tendenziös
gefärbt, um ein Auswandern dorthin als schwer
und sogar als unmöglich hinzustellen.
Man wird eben hier ebenso mit dem Bahn-
bau vorangehen müssen, wie es so oft von den
Amerikanern bei Besiedelung ihi-er neu zu ei--
schließenden Landstrecken g-etan wurde. Dort
Icam meist zuerst die Bahn, und dann kommt
die Stadt von selbst, wenn nur irgendwie an-
nehmbare Lebensbedingungen geboten werden.
Man kann nicht Tausende von Menschen, wie
es leider in Sibirien oft geschehen ist, in eine
unwirtliche CJegend jagen, und erst naeli
Jahren daran denken, ihre Existenz nun auch
durch eine Eisenbahn nachträglich erst möglicli
zu machen.
Die Amurbahn ist eine absolute Notwendig-
keit, und es ist nur zu bedauern, daß sie
niclit schon vor Jahren in Angriff genommen
worden ist.
Autoniobilverbiiidun^en im russischen Osten.
Eine Konzession für eine Po.st- und
Passagier- "Verbindung mittelst Automobilen
zwischen Blagowjesclitsehcnsk und Chaba-
rowsk in den vier Wintermonaten vom
15./28. November bis 15./28. März ist an zu-
ständiger Stelle auf die Dauer von £«chs Jahren
nachgesucht worden.
Die Unternehmer denken die ^'erbindung
folgendermaßen einzurichten : Jeder Zug be-
steht aus einer Lokomotive, einem Personen-
wagen zu 24 Plätzen mit Polster.sitzeu und
einem Gepäckwagen mit Postabteilung imd
verkehrt alle vier Tage einmal in jeder
Richtung. Jeder Zug kann 1650—2000 kg
Postgepäck befördern. Die FahrtgcscJi windig-
keit soll im Durclischnitt 11 — 13 km per Stunde,
die Falirtdauer mit den nötigen Aufenthalten
auf den Stationen 62 — 72 Stunden betragen.
203
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
204
Die Uiiteruehiner verlangen eine staatlicJie Sub-
vention von 50 000 Rbl. für die ;mentg«ltliche
Beförderung der Post. AVenn da.s Unternehmen
zustande kommt, so wii*d daanit einem wirk-
lichen Bedürfnis entsprochen, da der Verkehr
auf den sehr mangeLhaiten AVegeverbindungen
der langen Strecke im "Winter sehr ersdiwert
ist und die Beförderung recht teuer zu stehen
kommt, während in der Schiffahrtsperiode die
regelmäßige Dampfsclüffahrt.sverbindung recht
gut funktioniert. Dem Unternehmen wird eine
gute Rentabilität vorausgesagt, da vorläufig
die Fertigstellung der Amur-Eisenbahn noch
auf sich warten läßt, die Vorarbeiten für diese
Bahn aber schon jetzt einen regeren Verkehr
bedingen.
Schwebebalmeii, Elevatoren und Getreidespeicher in Sibirien.
Außer den Schwebebahnen in Goldminen
und Steinkohlengruben in Ostsibii-ien sind
solcJie Bahnen in den Gruben der österreichi-
schen Kompagnie bei Smeinogoi-sk erbaut
worden.
Auch vom Landungsplatz Berskoje am Ob
führt eine 4 Werst lange Schwebebahn nach
einer Mtilile.
Am Ural, z. B. in den Gruben von Taratoff
und BalascJioff, sind ebenfalls Schwebebahnen
entstanden.
Diese Art Bahnen maclien sich bei großer
Leistungsfähigkeit gut bezahlt. Zum Beispiel
fördert die Bahn in den Gruben von Baiaschoff
in zehnstündiger Tagesschicht 11000 Pud.
Die Frage der Errichtung von Elevatoren
und Silospeichern ist für den sibirischen Ge-
treidehandel brennend geworden, da das Ge-
treide viele Mängel zeigt, nicht klassifiziert
ist, Feuchtigkeit aufweist und oft lange liegen
muß. Elevatoren sind vor allem für die von
der Eisenbahn berührten Flußhäfen vorge-
schla^'en : Tscheljabinsk, Nowo - Nikolajewsk,
Omsk, Kurgan, Petuchowo und Trumen.
Um das Getreide besser zii trocknen, sind
Getreidedarren beim Elevator in Xov.-o-Nikola-
jewsk für nötig befiuiden worden.
In zweiter Linie ist auch die Einrichtung
von Getreidespeichern in Bajnaul, Bijsk. Ustj-
Tscharyskowo und Kamenyj, sowie in Kotschen-
towo geplant.
Neue Eisenbalinbauten in Russisch-Asien.
Die neue westsibirische Magistrale nimmt
iJiren Anfang von der Stadt Uralsk, geht dann
über Orenburg, Akmolinsk nach Seraipalatinsk
in direkt östliclier Richtung; von dort schwenkt
sie nacli Nordosten ab, auf Barnaul zu, von
wo eine kleine Zweigbahn zu der aufljlühenden
Stadt Bijsk g-eleitet wird. Von Barnaul geht
die Richtung direkt nach Norden auf die große
Sibirische Bahn zu und mündet bei der Station
Ob oder Nowo-Xikolajewsk. Diese Stadt wird
schon jetzt als Zentrale für den sibirischen
Getreidehandel angesehen und wird mit Er-
öffnung der neuen Bahn noch eine viel größere
Entwicklung finden.
Der Bau soll sofort in Angriff genommen
werden, denn die Gründe, die die Kommission
für diese Strecke vorgebracht hat, sind so ein-
leuchtend, daß die Regierujig nicht länger
wai-ten will. Diese Linie ist auch strategisch
sehr wichtig, und schon deshalb wäre es un-
vorteilhaft, noch länger zu zögern.
Sie ist aber auch im Interesse der Koloni-
sation Sibiriens absolut notwendig, denn sie
durclischneidet überaus fruchtbare und zur
Kolonisation sehr gut geeignete Strecken, die
bei rcgelrecliter Bebauiing die Agrarfrag'e nicht
nur in Sibirien, sondern zum Teil aucli in Ruß-
land sehr günstig werden beeinflussen können.
205
Sibirien und .sonstiges Hiissisch-Asien.
206
Die neue Linie durchschneidet einen Be-
zirk von i Mill. Quacb-atwei"st, der zurzeit
noch spärlich bewohnt ist, aber zum größten
Teil sowohl Getreide wie andere Naturprodukte
in Fülle liefern könnte. Sie erschließt vor
allen Dingen die ungeheuren natürlichen Reich-
tümer des AJtai - Berg-bezirLs, die nach den
neuesten Untersuchungen dazu bestimmt sind,
Sibirien Millionen und aber Millionen ver-
dienen zu lassen. Außer den Bergwäldern,
die noch wenig; bekannt sind, stehen seit vielen
Jahren dort Eisenwerke, Kupfergruben, Silber-
und Bleischächte, Zinkgruben in Betrieb; sie
haben sich aber trotz ihres reichen Erzgehaltes
nicht gesund entwickeln können. Die Trans-
portwege und -Kosten verschlangen die Ein-
nahmen. Die neue Bahn wird hier einem
dringenden Bedürfnis abhelfen.
Die Strecke ist über 2200 AVerst lang, und
die Kosten des Baus sind mit 186 Mill. Rbl.
berechnet, von denen 170 Mill. in Obligationen
ausgegeben werden sollen.
Falls der Bau im nächsten Frühjahr oder
schon im Winter in Angriff genommen werden
sollte, so ist zu hoffen, daß er spätestens in
fünf Jaiiren dem Verkehr übergeben werden
kann, weil er von zwei Seiten zugleich be-
gonnen werden dürfte.
In T r a n s k a u k a s i e n ist der Bau einer
Linie von Aryß (Station der Bahn Orenbui-g-
Taschkent) über Pischpek nach Wernj' be-
schlossen worden. Diese Bahn wird vor allen
Dingen dem BamnwoUenbau und der Seiden-
zucht im Fergha na gebiet zugute kommen
und entspricht Bedürfnissen, die schon vor
.Jahrzehnten hätten erfüllt werden sollen.
RuHsland und die Moiiirolei.
Rußland hat ein großes Interesse daran,
über die Verhältnisse in der Mongolei genau
unterrichtet zu sein ; grenzt doch die ^Mongolei
mit ihren Berglandschaften und Steppen in
einer Ausdehnung von 25 Breitengraden an
russisch-sibirisches Gebiet. Im Jahre 1910
wurden dementsprechend zwei Studiengesell-
schaften in die Mongolei entsandt, um Er-
hebungen über die wirtschaftlichen Zustände
und über die Aussichten des russischen Handels
daselbst anzustellen.
Die eine dieser kaufmännisch-wissenschaft-
lichen Expeditionen ist von der „Gesellschaft
zur Förderung der Kenntnis Sibiriens" in
Tomsk organisiert worden. Mitglieder der
Expedition sind die Professoren Sobolew und
Bogolepoff. Die Mittel zur Ausrüstung der
Expedition hat zum Teil die Kaufmannschaft
der Städle Bijsk und Minussinsk lK>roitges teilt;
einen weiteren Beitrag hat das Ministerium für
Handel und Indiustrie ziu" Verfügung gestellt.
Die zweite Expedition sollte über Bijsk
zunächst nach der wichtigen mongolischen
Handelsstadt Kobdo ziehen. V'on Kobdo aus
begab sich die Exi>6dition nach dem Oberlauf
des Jenissei und ins Gebiet des Flusses
Kemtschin, wo sich viele russische Handels-
faktoreien befinden. Das nächste Reiseziel war
die mongolische Handelsstadt Ulassutai. Als
Endpunkt der Reise auf mongolischem Boden
wurde Urga in Aussicht genommen. Lieber
K i a c h t a beabsichtigte die Expedition zuriick-
zukehren.
Eine weitere Expedition ist Anfang Mai
1910 gleichfalls nach der Mongolei auf-
gebrochen. Sie ist von Moskauer Kaufknitcn
organisiert worden und soll lediglich vom kauf-
männischen Gesichtspunkte aus die Handels-
und Produktionsverhältnisse in der Mon^)lei
studieren. Zum Aiisgangspujikt ilircr Reise hat
sie Kiaehta gewählt; sie wird weitere Gebiete
als die Tomsker Expedition bereisen iind daher
auch länger als diese unterwegs bleiben. Den
Ei'gebnissen dieser neuen Studienexpediiiom^n
sieht man in russischen Kaufmtmnskrcisen mit
großem Interesse entgegen.
Rußland ist darauf angH}wiesen, das Schwer-
gewicht seiner ostasiatischen Politik auf die
Verstärkung seiner Stellungen im Amur-
Gebiet und in der innereii Mongolei
und deren Grenzgebieten zu legen. Mit welchem
Eifer und Erfolg es an der ersteren Aufgabe
arbeitet, ist allerseits anerkannt und gewürdigt
worden. Dagegen findet seine Tätigkeit zur
Lösung der zweiten Aufgabe durcliaus nicht
die gebiüirende Beachtung. "Was von dem sieg-
207
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
208
reiclien Vordringen der Chinesen in diesen ab-
gelegensten innerasiatischen Crebieten ihres
RiesenreicJies l)erichtet wii-d, ist, zum gTößten
Teil Faljel. Von den Mongolenfürsten halten
nur ganz wenige treu zur Pekinger Regierung,
und zwar auch nur aus dem Grunde, weil
ihnen weitgehende ^'^erfügungsrechte ein-
geräiunt sind (z. B. auf eigene Faust Truppen
zu organisieren, Bergwerke in Betrieb zu
setzen, Schulen zu gTünden und dergleichen
mehr). Die Besiedelung der mongolischen
Cluuiate mit Chinesen und ebenso ihre Um-
w;uidlung in ProNÖnzen ist allerdings mehr-
fach beschlossen, aber aus ^langel an Geld
niemals ernstlich in Angriff genommen worden.
In Tiu'kestan liegt die chinesische Prestige-
politik, nachdem der Kommissar Iku 3 ^lill.
für Besiodelungszwecke anvertraute Gelder
unterschlagen, vollends brach. Rußland da-
gegen hat nach altbewährten Methoden seinen
Einfluß stetig zu erweitern verstanden. Das
feudale Auftreten der russischen Generale
macJit auf den ritterlichen Sinn der Hirten-
könige einen ganz anderen Eindruck als das
der krämerhaften chinesischen Sendboten. Mit
Geld wird nicht gesjjart; für Anleihebediirf-
nisse finden die mongolischen Kleinfürsten in
Petersburg stets willige Geber. Der buddhisti-
schen Kirche und ihren Gläubigen wird vom
Zaren gnädiger Schutz zugesagt; als man
freilich soweit ging, zum Zweck bestimmter
Abmachungen über eine Art Protektorat eine
Kommission unter dem Agenten Dschordschijew
nach Lhassa zu senden, die dort mit großem
Pomp empfangen wurde, antwortete Peking in
unerhörter Kühnheit mit der Absetzung des
Dalai Lama. Glaubwürdige Berichterstatter be-
haupten, daß sogar russische Truppen in das
Gebiet von Kobdo zur Vermessung einer Zweig-
linie der sibirischen Bahn eingerückt seien. Ein
neuer "Wetterwinkel entsteht im inneren Asien,
und auf heftige Kämpfe um die Gewalt in
diesem Gebiet dai'f man gefaßt sein. Ihr Aus-
gang wird nicht nur endgültig das Ringen
zwischen Slawentum und Mongolentum ent-
scheiden, sondern auch für die Gestaltung der
Machtverhältnisse zwischen England in Indien
und dem nordischen und ostasiatischen Koloß
maßgebend sein.
Ueber den gegenwärtigen Stand der tibeta-
nischen Angelegenheit gibt folgender Bericht
einigen Aufschluß :
An Stelle des in Darjeeling sich befinden-
den Dalai-Lama soll ein neuer erwählt werden.
Diese Nachricht entspricht nicht den Tat-
sachen. Erstens kann China das geistliche
Oberhaupt der Buddhisten in den Augen seiner
Gläubigen niemals seiner \^"ürde entkleiden
und zweitens wäre der Dalai-Lama auf eng-
lischem Territorium immer eine Drohung gegen
China und wäre zu leicht als eine Art Faust-
pfand Englands zu gebrauchen. Außerdem
könnte Rußland einer derartigen Lösung der
Frage nie zustimmen. Nun hat man sich in
Peking anders besonnen und dem Dalai-Lama
die A^'iedereinsetzung in sein kirchliches Amt
verspi'ochen, wenn er eine Reihe schwerer Be-
dingungen erfülle. Er darf sich weder in die
äußere Politik Tibets mischen, noch auf die
innere administrative Verwaltung einen Ein-
fluß geltend machen. Er bleibt nur buddhisti-
scher Papst und weiter nichts.
In Lhassa wird eine chinesische General-
residentur errichtet, deren \^erweser die äußere
Politik nach Informationen aus Peking und die
innere Verwaltung des Landes völlig selb-
ständig leiten soll, selbstredend mit den dazu
nötigen Mannschaften. Dem Dalai-Lama wird
ferner ein gewisses Einkommen garantiert, mit
dem er gut leben kann ; ebenso werden die Cre-
schenke seiner Gläubigen nicht konfisziert.
"Wenn der Dalai-Lama nun einen Eid ab-
legt, diese Bedingungen strikte zu erfüllen,
so steht ihm die Rückkehr nacli Lhassa frei,
und die chinesische Regierung will ihn feier-
lich einholen lassen.
Daß der Dalai-Lama in .seinem gegen-
wärtigen Exil der chinesischen Regierung sehr
unbequem werden könnte, ist leicJit einzu-
sehen ; el>enso leicht aber sieht der Dalai-Lama
selbst ein, daß die beste Lösung für Alle sein
Verschwinden für immer sein würde, deshalb
weigert er sicJi fürs erste ganz entschieden,
den gefährlichen Rückweg na.ch Lhassa be-
sonders unter cliinesischer Eskorte anzu-
treten, bevor ihm nicht gewichtigere Garantien
geboten werden.
209
Sibirien und sonstiges Russisch-Asien.
210
Der russische Uandel Über die Landgrenze mit der Mongolei und China.
Die drei an China angrenzenden Gebiete
des russischen fernen Ostens, nämlich Trans-
baikalien, die Amui"- und die Küstenprovinz,
haben auch seit ilirer Vereinigung mit Ruß-
land ihren eigenen Charakter im Handel sich
bewahrt. Transbaikalien lenkt die Aufmerk-
samkeit hauptsächlich durch seinen Transit-
handel auf sich, die Küstenprovinz durch
ihren AVarcnimport luid die Amurprovinz durch
ihren Import- und Exporthandel, insbesondeire
durch ihren Handel mit der Mandscliurei.
Im Handel in Transbaikalien gibt es zwei
Perioden, die sich schroff voneinander unter-
scheiden, und zwar liegt die erste vor 1900,
wo die Einfuhr in dieses Gebiet vom Jalire
188() an ganz erlieblich die Ausfuhr überstieg,
während die zweite Periode mit dem Jahre
1900 beginnt, in der zunächst unter dem Ein-
fluß des Boxeraufstandes in China in den
Jahren 1900 und 1901, sodann infolge der Ver-
änderung in der Richtung und Bewegung der
Waren durch die cliinesische Ostbahn der
Handel mit einem Male zurückgeht und seine
frühere Höhe nicht mehr wieder ei-reioht. Es
betrug der Handel Transbaikaliens :
Einfuhr
Ausfuhr 1
Einfuhr
Ausfuhr
Wert in 1000 Rubel i
Wert in 1000 Rubel
1886
19 334
4 275
1900
8 748
1323
1888
19517
5 223
1901
2 363
928
189U
13 864
3 259
1902
8 428
1015
1895
17 465
2 136
1903
3 691
973
1899
21748
1 564
1905
8 773
2 952
Der Handel Rußlands mit China stellte
sich in den letzten .Jalircn wie folgt:
- - —
v.m
i " T9()G
iao7
(Werte in 1000 Rubell
Einfulir .
Ausfulir . .
CO 549
31 588
1 97 427
i 57 530
89 742
26 440
Total . . .
92 137
1 154 957
116182
Für 1908/09 waren die Ziffern zur Zeit
der Herausgabe dieses Buches noch nicht er-
hältlich, doch haben sich wesentliche Aende-
rungen nicht ergeben.
Der wichtigste Artikel im Transithandel
durch Transbaikalien war die ganze Zeit hin-
durch der Tee, der zu Anfang der SOiger
Jahre des vorigen Jahrhunderts 99'',o der ganzen
Einfuhr ausmachte. Seit 1901 aber fiel dieser
Import auf die Hälfte und blieb in dieser Höhe'
bis zum Jahre 1905, wo die Teeeinfuhr 4 623 000
Rubel erreichte bei einer gesamten Einfulir
von 8 773 000 Rbl.
Der gesamte "W'arenimport des Transbaikal-
gebiets betrug in den Jahren 1886 bis 1906
— Wert in 1000 Rbl.:
Jahr
Warenimport
hiervon Tee
1886
19 334
17 535
1888
19 517
15 277
1899
21 748
20 374
1901
2 363
1621
1904
4 611
2 689 1 ^,.. „
4 623 ) ^'^^
1905
8 773
1906
14 720
' 8 716
Der Rest der Einfuhr entfiel hauptsäciilich
auf Rohmaterialien (Kulibutter, Filz, unbe-
arbeitete Rindshäute, Kamel- und Schafwolle),
Groß- und Kleinvieh, Heu, Nutzholz, Brenn-
holz usw.
Die wichtigsten Exportartikel aus Rußland
waren von 1886 bis 1899 Materialien und andere
Gegenstände für Fabriken und Handwerks-
betriebe sowie für die Landwirtschaft, Fabrik-
erzeugnisse, Manufaktur- und Baumwollen-
waren, sodann Rauch- xind Hanfwaren.
Der in Transbaikalien, geführte Karawanen-
handel, dessen Hauptpunkt Kjachta ist, ist
ebenfalls infolge des Boxeraufstandes in China
und des Baus der chinesischen Ostbahn be-
deutend zurückgegangen, wie nachfolgende
statistische Daten zeigen:
Es kamen Karawanen nach dem Ti'ans-
baikalgebiet an (bzw. gingen aus dem Ti'ans-
baikalgebit
t):
Ankunft
Ausreise
Im
Jahre
1894
1825
835
1899
2198
905
^
jj
1900
732
450
1901
97
251
1902
684
534
„
„
1904
—
1639
211
Dev Kaukasus.
212
Der Kaukasus.
Sechzig- -Jalire lang hat Rußland mit den
Bergvülkei'n des Kaukasus kämpfen müssen,
bevor sie vollends unterworfen waj-en. Von
1805 — 1865 dauerten die Kämpfe, die mit der
Gefang-ennahme Schamyls endeten.
Kaukasien ist 473 026 Quadratwerst gi-oß
und zählt 10,55 Millionen Bewohner.
Das gajize Gebiet hat hochalpinen
Charakter, gemischt mit tiefliegendem Steppen-
land. Die beiden höchsten Berge des Kauikasus
sind der EJbrus (5640 m) und der Kasbek
(5070 m).
Die Bevölkeriüig besteht a.us :
Küssen 3 000 000
Armenier 1 100 000
Osseten 200 000
Kurden 130 000
(ieorgier 1 400 000
Tschetschenzen,Lesghier,Tscherkessen 1 200 000
Tataren, Kalmücken I 500 000
Juden 100 000
Griechen 70 000
Deutsche (Einge-wanderte) 25 000
Sarten und Perser 45 000
Das General-Gouvernement Kaukasus be-
steht aits den Gouvernements Baku, Eriwan,
Kutais, Tiflis, Jelissawetpol, Stawropül; den.
Gebieten Kars, Kuban, Terek, Daghestan imd
Schwarzmeergebiet.
Haupthäfen am Schwarzen Meer: Poti,
Batum, Noworossisk.
Haupthäfen am Kaspischen Meer: Baku,
Petrowsk, Derbent.
Die Lage des Manganerz-Bergbanes im Eankasns.
Im Jahre 1908 litt der Mangan-Bergbau
unter der allgemeinen, ungünstigen Geschäfts-
lage im Auslande, die zu einer starken Ein-
schränkung des Exports führte. Viele Berg-
werksunternehmer sahen sich genötigt, zu liqui-
dieren ; nur drei der gTößeren Firmen waren
imstande, die Produktion in größerem Umfange
fortzusetzen, um wenigstens die früher ein-
gegangenen Lieferungskontrakte erfüllen zu
können.
Zwei Dinge wirkten schädigend auf tlie
kaukasische Manganindustrie; einmal die im
allgemeinen schlimme Lage der Eisenindustrie
in Europa; — dann aber die hohen Transport-
kosten, die durch die übermäßig hohen Tarif-
.«ätze auf der für den Transport des gewon-
nenen ^langanerzes wichtigen Xebenbahn nach
Tschaturi, veranlaßt wurden. Einstimmig
wurde in mehreren Versammlungen der Inter-
essenten festgestellt, daß die Entwicklung des
Manganerzbergbaues gefährdet wäre, wenn die
Eisenbahnverwaltung an den hohen Tarifsätzen
festhalten wollte. Auch die von der Behörde
geforderte permanente Lagerung gi-ößcrer Erz-
mengen am Bahnhofe von Tschaturi, die der
Bahn als Eeservelager dienen sollen, wirkt
Verlag für Börsen- und Fin.-inzlitcratur A.-G., Berlin W. Zr,.
weiter störend auf das Geschäft, weil die
Produzenten dadurch genötigt sind, über den
jeweiligen Bedarf hinaus das Erz zu fördern.
— Das Manganerzgeschäft im Kaukasus leidet
dazu auch noch unter der Konkurrenz der
älanganbergwerke in Brasilien und Indien. Die
dortigen Unternehmer arbeiten unter günsti-
geren Bedingungen als ihre Konkurrenten im
Kaukasus ; sie verfügen über mehr Kapital
und können mit billigeren Arbeitslöhnen rech-
nen; auch werden sie in ihren Betrieben nicht
durch Arbeiterausstände gestört, die im Kau-
kasus in letzter Zeit nur zu oft zu zeitweiligen
Botriebseinstellungen geführt haben. Unter
diesen Umständen ist e^i erklärlich, daß im
Kaukasus der Manganerzbau während der
letzten Jalire nicht vorwärts geschritten ist,
während in Britisch-Indien und Brasilien die
Manganerzprodtiktion stark gestiegen ist; sie
betrug z. B. in den Jahren :
1902
1904
1907
1908
in Brasilien
Tonnen
Britisch .Indien '"> Kaukasus
Tonnen Tonneu
157 29.-)
208 260
231 410
252 300
144 037
154 880
641 692
867 236
478 421
453 109
490 759
501 367
213
Der KaukasiLS.
214
Eisenbahnbanten im Eaakasns.
An den im Jahre 1909 bewilligten beiden
Eisenbahnen im Kaukasus wurden im Herbst
1910 die Arbeiten in Angriff genommen. Der
eine Strang führt von der Festung Kars über
Ssarikamysch an die türkische Grenze und
wird hauptsächlich aus strategischen Gründen
erbaut. Der zweite Strang wird Tiflis mit
Wladikawkas verbinden und über das Hoch-
gebirge führen. Die Schwierigkeiten, die zu
überwinden sind, stellen den Ingenieuren eine
ungeheure Aufgabe. Der längste Tunnel soll
7 AVerst (ca. 7 km) lang werden; alle Tunnels
zusammen werden auf 20 AVerst berechnet.
Die ganze Strecke ist ca. 145 km lang und
führt nur durch Hochgebirge. Die Bahn wird
als eine absolute Notwendigkeit für das Ge-
biet angesehen.
In Batum beschäfti|gen sich die Handels-
kreiise eifrig mit dem Plane einer direkten
Bahnverbindung zwischen Batum und der Hoch-
ebene von Kars. Der Plan hat insofern eine
lU>er das Lokale hinausgehende Bedeutung, als
mittels der Balin weite Gebiete erschlossen
werden würden, die für den Bergbau sowohl
wie für die Landwirtschaft von großer
AVichtigkcit werden können. Die reichen
IMincralsehätze in den zwischen der Küste und
der Hochebene von Kars gelegenen Bergzügen
sind bisher nicht ausgebeutet worden, weil die
für die Exploitation erforderlichen Verkehrs-
mittel fehlten. Heute kann man vom Schwarzen
Meere aus mittels der Bahn nach Kars nur
auf dem weiten Umwege über Tiflis gelangen.
Die Gebiete westlich von Kars sind nur auf
Gebirgswegen erreichbar, die sich für die Be-
förderung schwerer Lasten nicht eignen.
Durch den neuen Schienenweg \vürden
Landesteile erschlossen werden, die sich nament-
lich auch für den Tabakbau vorzüglich eignen,
eine Kultur, die im westlichen Kaukasus, ins-
besondere im Küstengebiet von Abchasien bei
Suchum, wälirend der letzten Jahre mit großem
Erfolg aufgenommen worden ist.
Die neue Bahn soll von Batum aus zu-
nächst im Tale des TscharucJi bis Artwin
geführt und weiter als Gebirgsbalm bis Kars
ausgebaut werden.
Ein Konsortium unter Führung der St. Pe-
tersburger Internationalen Handelsbank hat
die Finanzierung und den Bau der kürzlich
im Ministerrat prinzipiell beschlossenen Bahn
Baku — Schemacha übernommen. Das Ak-
tienkapital ist nicht groß und steht zu er-
warten, daß es bald überzeichnet wird. Die
Bahn dient nicht nur den Xaphthainteresscntcn,
sondern entspricht einem dringenden Bedürfnis,
die Produlvte dieses so reichen Gebietes billiger
auf den Markt bringen zu können.
215
Zentralasien.
216
Zentralasien.
BnssUnds Kolonialbesitz in Zentralasien.
I'ür das mächtige zentralasiatische
Kolonialgebiet, das in seiner Ausdehnung' un-
gefähr dem Europäischen Rußland nach Ab-
zug der unwirtlichen Landstriche im hohen
Norden gleiclisteht, kommen augenblicklich als
Zu- bzw. Abfuhrwege nur zwei Bahnlinien in
Betracht, da die gix)ße Sibirische Bahn, die
sieh an der äußersten Nordgrenze dieses Land-
komplexes hinzieht, für dieses Gebiet als Ver-
kehrsstraße keine Bedeutung hat. In erstnr
Linie ist die seit einigen Jahren vollendete
Orenburg-Taschkenter Bahn wichtig, die von
den mineralreichen Crebirgsdistrikten Turke-
stans ausgehend, das ganze Land in nordwest-
licher Richtung durchschneidet. Für den süd-
lichen Teil von Turkestaji und die persische Inter-
essensphäre kommt die schon in den achtziger
Jahren erbaute Transkaspische Bahn, die
Krasnowodsk mit Samarkand verbindet, in Be-
tracht. Die Verbindung zwischen Samarkand
und Taschkent ist seit einiger Zeit bereits her-
gestellt, ebenso wie eine von dieser Strecke
ausgehende Stichbahn nach Kokand, der
Hauptstadt der reichsten Provinz Turkestans,
Fcrghana. Das gesamte Bahnnetz hat eine
Schienenlänge von ca. 4000 Werst.
Dank diesen Bahnbauten hat sich ein
großer Strom von Kolonisten über das ganze
Land ergossen. Da es eine übersichtliche russi-
sche "VVanderungsstatistik nicht gibt, kann
man den Bevölkerungszuwachs durch Wajade-
rung nicht genau feststellen, und man muß
sich mit Schätzungswerten begnügen. Danach
kann man diesen Zuwaclis während der letzten
20 Jalire auf ungefähr ein bis anderthalb
Millionen Seelen festsetzen. Dieser starke Zu-
zug an Einwanderern, der ca. 10 o/o der gegen-
wärtigen Bevölkerung ausmacht, ist nur durch
die Bahnen ermöglicht worden, die die wirt-
schaftliche Verwertung der mannigfachen Roh-
stoffe des Landes überhaupt ei-st zulassen und
andererseits neue Absatzgelen:enheiten für die
russischen Fabrikate und Manufakturen er-
öffnen. Als Lieferant von Rohstoffen kommt
Zentralasien in doppelter Hinsicht in Betracht:
während die vom Pamir bis zum Altai in nord-
östlicher Richtung sich hinziehende Gebirgs-
kette mit ihren westlichen Ausläufern bis in
die Kirgisensteppe hinein an mannigfachen
Mineralien sehr reich ist, können die südlichen
Provinzen große Mengen an Getreide, Reis und
Baumwolle liefern.
Die Kupferförderung in den östlichen Berg-
zügen der vier nördlichen Steppengo uveme-
ments war früher recht bedeutend. Der Preis-
sturz, den Kupfer im letzten Drittel des
vorigen Jahrhunderts erlitt, machte dann den
weiteren Abbau der Minen nicht mehr lohnetnd,
weil cüe Transportkosten auf den schlechten
Straßen das gewonnene Metall so hoch be-
lasten, daß es aus der Konkurrenz am AVelt-
markt ausscheiden mußte. Die gegenwärtige
Ausbeute ist eben wegen dieses Mangels an
Transjxjrtmitteln unbedeutend. Die in den
letzten Jahren verstärkte Nachfrage nach
Kupfer würde nach Bau der neuen Bahn sicher-
lich eine reg'e Intensivierung des Kupferberg-
baues herbeiführen. Neben geringem Vor-
kommen von Gold und Silber steckt der größte
mineralische Reichtum dieser Gegend in den
ausgedehnten Salz- und Steinkohlenlagern, die
ebenfalls noch einer rationellen Erschließung
harren. Das Privatkapital wird hier im Berg-
bau, sobald der neue Verkehi-sweg geschaffen
ist, eine aussichtsreiche Verwendung finden
können. Sache des Staates wird es jedoch in
der Hauptsache sein und bleiben müssen, den
zur Landwirtschaft geeig-neten Teil der
Steppengouvernements durch eine den je-
weiligen Verhältnissen angepaßte Zuteilung
des Landes an die Kolonisten in Vcrbindun,g-
mit einem geeigneteren KiTedits_ystem zu er-
schließen. Voraussichtlich werden die für den
Getreidebau wenig tauglichen Steppengebiete
217
Zentralasien.
218
der Vk'hwirtschaft im großen Maßstäbe und
den damit zusammenhängenden landwirtschaft-
lichen Nebenbetrieben vorbehalten bleiben.
Die wirtschaftlichen Erfahrungen, die man
in den südlichen Provinzen Zentralasiens, die
im Generalgouvernement Tiirkestan zu einer
Vci-waltungseinheit zusammengefaßt sind,
durch die Bahnbauten gemacht hat, lassen auf
eine günstige Entwicklung auch in den nörd-
lichen Distrikten hoffen. Natürlich wird diese
Entwicklung hier in anderer Weise verlaufen
als in Turkestan, dessen Bodenverhältnisse und
Klima sehr verschieden von denen in den nörd-
lichen Pro\dnzen sind. Beiden Teilen gemein-
sam ist der Reichtum an Mineralien, der seit
dem Bau der vorerwähnten Zweigbahn nach
Eerghana hinein eine systematische und be-
deutende Ausbeutung erfalu'en hat. Hier finden
sich neben ausgezeichneten Steinkohlenlagern
noch reiche Naphthaquellen, die nach Her-
stellung eines Verbindimgsweges zwischen dem
russischen und indischen Balinhetz eine starke
AVertsteig-erung erfahren dürften. In dieser
Provinz wie auch in den übrigen Gouverne-
ments von Turkestan werden in alljährlich
steigenden ]\lengen Baumwolle und Reis an-
gebaut. Seit dem Bahnbau hat die Anbau-
fläche von Baumwolle allein im Ferghana-
Zentralasien oder Geueral
Russisch -Zcntralasien ist 3 674 400 Qua-
dratwerst groß und hat 9 Mill. Bewohner,
von denen aber nur 20 «'o Russen sind. Die
übrige Bevölkerung besteht aus Kalmücken,
Turkmenen, Kirgisen, Perser, Tekinzen und
Sarten.
Das Klima ist rein kontinental, mit nocli
größeren Gegensätzen als in Sibirien.
Zum russischen Zentralasien gehören :
1. Die Steppenprovinzen: Akmo-
linsk, Semipalatinsk, Semirjetschensk, Uralsk,
.Turgai ;
2. Transkaspien ;
3. Ferghana, Samarkand, Syr-Darja;
4. die Chanate Chiwa u. Buchara (Elmiral).
Die Steppenprovinzcn stellen ein uraltes
Seebecken dar, mit Sanddünen und kleinen
Salzseen. Wirtschaftlich kommen mehr oder
Gebiet um ca. 17 »o zugenommen! Umfang-
reiche Bewässerungsanlagen — das größte
Kanalsj-stem im PVrghanatal bewässert eine
Fläche von rund 80 000 Dessjatinen — sind von
der Regiening erbaut worden und sollen vor-
züglich verwaltet werden.
So hat sich als unmittelbare Folge des
Baues dieser großen Schienenwege ein starker
Aufschwung vollzogen, der Landwirtschaft,
Handel und Gewerbe in gleichem Maße erfaßt
und teils direkt, teils indirekt dem Mutterlande
zugute kommt. Als Ansiedlungsgebiet für die
russischen Auswanderer hat Zentralasien noch
ftir unabsehbare Zeit eine große Zukunft. Eine
andere Frage ist es freilich, ob im Interesse
des Europäischen Rußlands eine so starke Ab-
wanderung liegt, wie sie in den letzten Jahren
stattgefunden hat. Die politischen Verhältnisse
und vor allem die Agrarverfassung mit ihrer
ungesunden Besitzverteilung haben diese Aus-
wanderung zu einem gix)ßen Teile herbei-
gefülu't. Große Wanderzüge wenden sich nach
Nordamerika. Dieses ^lenschenkapital geht der
Heimat in ökonomischer Hinsicht ein für alle-
mal verloren. Um diese Kräfte, wenn auch
eventuell nur mittelbar, dem Mutterlandc zu
erhalten, müßte, der Staat eingi'eifen und den
Auswandererstroni nach Zentralasien leiten.
•Gouvernement Turkestan.
weniger die südöstlichen Gebiete, Semipala-
tinsk und Semirjetschensk (das 7 Fluß-Land),
in Betracht, wo Adverbau, Viehzucht und Berg-
bau (Eisen, Kupfer) getrieben wird. Auch
Gold und Silber wird gefunden. Die Kohlen-
gewinnung fängt erst in letzter Zeit an, loh-
nend zu werden.
Sehr viel besser steht es um die Gebiete
Ferghana, Samarkand iind Syr-Darja. Diese Ge-
biete sind uraltes Kulturland, in dem noch
Ucberrestc von herrlichen Bauten Tamerlans
von einer hohen Kultur sprechen.
Das Gebiet Ferghana wird recht bald zu
(>iner Perle aller asiatischen Gebiete Rußlands
werden, da Baumwolle in ungeheuer steigen-
der Menge angebaut wird. Ein einziges künst-
liches Bewässerungssystem befruchtet über
80 000 Dessjatinen Land, das glänzende Er-
träsre oribt.
219
Zentralasien.
220
Ebenso wichtig sind die reichen Boden-
schätze in Ferghana ; Steinkohle ist gci'ördert
Avorden im Jahre 1907 für 27 Mill. Rbl., 1909
s'-hon 36 Mill. Ebl. Auch Naphthaqnollen sind
bereits im Betriebe. Die Seidenraupenzucht
wird mit jedem Jahre ergiebiger und verspricht
sehr vieles; ebenso der Weinbau.
Die Bodenkultur ist hoch entwickelt,
auch durch Hausindustrie erwirbt die höchst
intelligente Einwohnerschaft bedeutende Sum-
men.
Die Schafzucht ergibt durchschnittlich
ca. 750 000 Pud Wolle jährlich.
Transkaspien ist vorwiegend Steppe
mit einem sehr fruchtbaren Oasengllrtel im
Süden. Bei künstlicher Bewässerung, die in
musterhafter Ordnung gehalten und deren Netz
jährlich bedeutend vergrößert wird, gedeiht be-
sonders Baumwolle, Früchte und Getreide.
Auch die Viehzucht ist sehr lohnend, ebenso
die Fischerei im Kaspischen Meer.
In der Nähe der Stadt Krasnowodsk be-
findet sich einer der ergiebigsten Salzseen
..Kuli'', der einer Aktiengesellschaft gehört,
die Millionen Pud reines, sehr brauchbares Salz
jährlich liefert.
Die Regierung hat den "Wert der zentral-
asiatischen Besitzungen sehr bald erkannt, und
um sie besser aufzuschließen, zwei riesig«
Bahnen erbaut, die die Produkte dem euro-
päischen Rußland zugute kommen lassen.
Die transkaspische Eisenbahn wurde
während und kurz nach Eroberung Zentral-
asiens durch General Annenkow erbaut und ist
2054 AVerst lang; sie führt von Krasnowodsk
über Merw, Samarkand, Taschkent, Buchara.
Margelan, Andischan, mit einer Zweigbahn
nach Kuschk in Afghanistan.
Ein Nachteil ist die 15 stündige Ueber-
setzung mit einer Dampffähre über das Kas-
pische Meer nach Baku.
Orenburg — Taschkent, 1754 Werst
lang. Diese BaJm ist knapp fünf Jahre im
Betrieb und führt von Orenburg — Anschluß
an Pensa, Saratow, Moskau — über Perowsk,
Turkestan nach Taschkent. Der Transitverkehr
auf dieser Bahn hat sich in den wenigen Jahren
so gesteigert, daß jetzt schon vier Warenzüge
täglich nötig geworden sind.
Chiwa uud Bnchara.
Diese beiden Staaten wurden von Rußland, in
richtiger Erkenntnis der Sachlage, nicJit einfach
in Gouvernements umgewandelt, sondern sie
blieben als Scheingrößen bestehen, um den
meistens islamitischen Einwolmem eine größere
Achtung vor den Fürstenhäusern beibehalten
zu lassen. Diese Zuräckhaltung hat sich sehr
bewährt, de facto gehören die beiden Staaten
völlig zu Rußland und sind vom Generalgou-
verneur abhängig.
Chiwa hat eine Bevölkerung von 700 000
Seelen.
Buchara liat eine Bevölkerung von
1 600 000 Seelen.
Beide Staaten sind sehr fruchtbar, und wo
die künstliche Bewässerung ausreicht, sehr
er-giebig. Besonders Buchara erzeugt Baum-
wolle, Seide, Teppiche, Schaffelle, Früchte,
Wein.
Die Viehzucht ist hoch entwickelt.
Die Kohlengruben in Buchara werden
neuerdings viel besser ausgebeutet und fangen
an, ebenso wie große Steinsalzlager, große
Erträge zu geben.
Die Steinkohlenindnstrie im Ferghanagebiet.
In Turkestaji sind auf du- dorti^-c neue
Sirinkohlenindustrie die Hoffnungen der Fa-
brikunternehmungen in jener G-egend gerichtet;
es ist möglich, daß dieser in nächster Zukunft
eine bedeutende Entfaltung bevorsteht. Die
^'ersuclle mit dei- Kohlengewinnung außerlialb
Ferghanas, wie beispielsweise der Versuch der
Turkestaner Montan - Industricgesellschaft in
Samarkand, die sich gegenwärtig in Liquida-
tion befindet, hatten bisher keinen Erfolg, \md
221
Zentrala-sien.
222
als einziger Kohlenlieferant für die Bedürf-
nisse Tiirkestans erscheint gegenwärtig
Ferghana. Hier sind die Kohlenlager im all-
gemeinen nocli wenig untersucht. Es besteht
jedoch kein Zweifel, daß sie ziemlich bedeutend
sein müssen. Die Schichten erreichen stidlen-
weise eine bedeutende Stärke (bis 11 Arschin).
Die Qualität ist im allgemeinen gut, und die
Kohle ist zui- Beheizung von Dampfkesseln
ganz gut geeignet. Die Gewinnung geht haupt-
sächlich durch horizontale Schächte vor sich ;
vertikale Schächte existieren fast gar nicht,
und in den bestellenden übersteigen die tiefsten
kaum 40 Sashen. Es ist möglich, daß man bei
einem genügenden Vertiefen der Schächte auf
Kohle von noch besserer Qualität stoßen wird,
und dortige Industrielle versichern, daß hier
die Gewimiung einer Kohle möglich ist, deren
Qualität sich der besten englischen Cardiff-
kohle gleichstellen dürfte. Unter den Kohlen-
unteniehmungen in diesem Gebiet nehmen dem
Produktionsumfang nach den ersten Platz die
Kohlenbergwerke Batjuschkows (bei Margelan)
und Werbows (30 Werst von der Station Dra-
gomirow der Mittelasiatischen Eisenbahn) ein,
dann folgt eine ganze Anzahl kleinerer Berg-
werke mit einer unl>edeutenden Produktion. Der
Gesamtumfang der jährlichen Ausbeute wird
auf ungefähr IV2 Mill. Pud geschätzt; koksie-
rende Kohle ist vorläufig nicht vorhanden. Es
wird behauptet, daß hier auch Lager koksie-
render Kohle zu finden sind, jedoch in weiter
Entfernung von der Eisenbahn. Als haupt-
sächlichster Konsument tritt hier das ^lilitäx-
ressort auf, welches zur Beheizung der Ka-
sernen und KJronsgebäude in Turkestan un-
gefähr 500000 Pud braucht; mittlerweile sind
bereits auch einige Baumwollreinigungs-
fabriken zur Benutzung der Kohle geschritten.
Die Kohlenpreise in Kokan sind gegenwärtig
im Engrosverkauf ungefähr 25 Kopeken pro
Pud.
Baumwolle in Bossisch-Zentralasien.
Das Jahr 1909 war für Mittelasien sehr
gewinnreich. Die Baumwollernte war sowohl
quantitativ wie qualitativ sehr gut und machte
die großen Verluste von 1907 und 1908 wieder
halbwegs gut.
Die diesjährige Frühjahrsaussaat ging ma-
teriell unter selir günstigen Bedingungen vor
sicli. Den meisten Feldbcsitzern war es mög-
lich gewesen, ihre Schulden zum größten Teil
zu begleichen und konnten sie daher jetzt viel
größere Vorschüsse auf die neue Aussaat er-
halten. Dadurch ist es erklärlich, daß in
einigen Gebieten sich die Anbauflächen ver-
do])pelt, ja im Kreise Taschkent sogar verdrei-
facht liaben. Im Durchschnitt kann eine Ver-
größerung von 25 — 30 "/o angenommen werden.
— Die Fehlarbeiten begannen in diesem Jahre
später als 1909, weil das Fi"ühjahr viel kälter
war und am 5. März in Kokhand noch Schnee
fiel. Nichtsdestoweniger sind die Aussichten
recht gut, da AVasser genügend vorhanden ist,
das Wetter sich gebessert hat und die Arbeits-
kräfte nicht sehr teuer sind. Als günstiger Um-
stand ist noch zu erwähnen, daß dieses Jahr
viel weniger amerikanische Saaten bezogen
worden sind als frülier, da die vorliandenen als
ganz hervorragend sich ausgewiesen haben und
genügend Vorrat vorhanden war.
Da die Baumwollernte in den Vereinigten
Staaten von Amerika in diesem Jahre nicht nur
weniger günstig beurteilt wird, sondern so-
gar die Größe des bebauten Gesamtareals ge-
sunken ist, so erhoffen die russischen Baum-
wollhändler ein gutes Jahr und eine wesentlich
geringere Abhängigkeit vom Auslande. Im
Jahre 1909 wurde in den Baumwolle anbauen-
den Gebieten geerntet:
Areal Pud
Gebiet Ferghana . 221418 Dessj.ätinen 14 374 807
„ «yr-Diirja . 52 185 „ 2 465 720
„ Säinarkand 26 760 ,. 1 284 500
Tran.skiu^pien . ■ 23 275 1 945 730
Sumiiie in Itainlum 323 638 Des.sjätinen 20 070 757 Pud
Falls nun die ErAvartungcn für die neue
Ernte sich erfüllen und die jetzigen hohen
Preise sich irgendwie halten, so kann bei 25
bis 30 "0 Arealvergrößerung die Baumwoll-
kultur in Russisch-Zentralasien einen großen
Aufschwung nehmen und als ernster Kon-
kurrent auftreten, besonders da die Wasserver-
hältnisse für ein noch viel gi-öikres Areal aus-
reichen.
223
Zentralasien.
224
Baumwollernte und -Einfuhr 1909.
Die Baiunwollernte in den asiatischen Be-
sitzungen Rußlands hat im Jalire 1909 gute
Resultate ergeben. Ueber den Umfang der
Ernte ergibt sich — nach einer Umfrage des
Baumwollkomitees an der Moskauer Börse bei
den interessierten Firmen — folgendes:
Mittlere Abschätzung.
Samen
Samen
Pud
Pud
Perghana
G 344 000
46 000
SjT-Darja-Gebiet. . . .
343 000
—
Samarkand
496 000
10 000
Kaspisches Gebiet . . .
420 000
—
Buchara
128 000
837 000
Chiwa
213 000
306 000
Kaukasus
700 000
100 000
8 644 000
1 299 000
Beide -U-ten zusammen 9 943 000
Die verschiedenen Abschätzungen schwan-
ken zwischen 8,7—10,25 Mill. Pud.
Da die russische Baumwollindustrie un-
gefähr 20 Mill. Pud jährlicli braucht, so würde
bei einem Verbrauche von ca. 1 — 2 Mill. Pud
ägyptischer und 1,2 — 1,5 Mill. Pud persischer
Baumwolle im kommenden Jahre an amerika-
nischer Baumwolle nicht mehr als 6 — 7 Mill.
Pud eingeführt zu werden brauchen.
Die Hoffnungen der russischen Baumwoll-
industrie gehen dalün, sich allmählich vom
Auslande imabhängig zu machen. Einerseits
sucht man ein Anwachsen des Baumwollanbaus
zu erreichen, indem man das Gebiet von
Ferghana mit einer Bahnverbindung nach dem
Semiretschegebiet versieht. Auf diese Weise
soll dem Ferghana-Distrikt die I^Iöglichkcit
gegeben werden, das gesamte Gebiet für Baum-
wollkultur zu verwenden und das Getreide
zur Versorgung der Bevölkenmg aus dem
Semiretseheg'ebiet zu beziehen. Andererseits
arbeitet man an dem Plane der Besteuerung
der i'ussischen Baumwolle zur Bildung eines
Fonds, der zur Entwicklung der Baiunwoll-
kultur und Bekämpfung der Hindemisse dieser
Entwicklimg (Heiischrecken, Wassermangel)
dienen soll, und aus dem auch der örtlichen
Bevölkerung Kredite gewährt werden sollen.
Man hofft, daß auf diese Weise jährlich mehr
als 4 Mill. Rbl. zusammengebracht werden.
Die Preise für Ferghanabaumwolle erster
Sorte normal in Moskau (in Rubeln pro Pud)
waren :
Januar
Februar
März .
April .
Mai . .
Juni
12,35—12,60
11,45—11,55
12,30—12,40
12,70- 12,83
13,10-1.3,25
13,19—14,10
Juli
Augufst
14,35-
14,65-
•15,20
■14,85
September 14,80-15,60
Oktober . 15,40—16,90
November
Dezember
16,35-16,80
16,80—17,30
Die Einfuhr von Rohbaumwolle hat sich
im Berichtsjahz'e der Menge nach bedeutend
vermindert ; sie betrug nur 9,6 Mill. Pud gegen
13,4 Mill. Pud im Vorjahre (Verminderung
3,8 Mill. Pud). Der Unterschied des Wertes
der Einfuhr des Jahres 1908 gegen den des
Berichtsjahres ist noch größer. 1908 betrug
er 111.965 Mill., 1909 nur 87,605 Mill. Rbl.
(Unterschied 24,360 Mill. Rbl.).
Wenn man die Ziffern für die Einfuhr-
mengen in den letzten Jahren zusammenstellt,
so ergibt sicli, daß die Einfuhr einen ziem-
lich sprunghaften Chai'akter hat. Sie betrug
(in 1000 Pud):
1904 1905 1906 1907 1908 1909
10 910 9349 8815 9736 13 411 9639
Der Reisanbau.
Der Reisanbau in Rußland.
Hauptgebiete für den Reisanbau in Ruß-
land sind Transkaukasieaund Turkcstan. Iiisbc-
.sondcre wird die Reiskultur dort in den niedi-ig
gelegenen, den Uebersrhwemmungen seitens der
Flüsse ausgesetzten und überhaupt in den
wassereiclicn Rayons getrieben, wie die Kreise
Lenkoran, Kuba und Göktschaisk im (!ouver-
nement Baku, die Ivixüse Nucha, Aresch und
Dschewanschir des Gouvernements Jelisa-
225
Zentralasien.
226
w e t p o 1 , die Kreise Eriwan, Etschmiadsiii und
Schanur-Daralagos des Crouvernements Eri-
wan und die Kreise Taschkent, vSamarkand,
Andischan und andere in Turkestan.
Die gesamte mit Reis bebaute Fläche belief
sich nach Angabe der .Wasserinspektion :
im Gouvernement Dessjatinen
Jelisawetpol auf etwa 17 000
Eriwan „ „ 7 000
Sakatalv „ 6 000
Tiflis „ über 600
Andere behaupten jedoch, daß diese Ziffern
zu niedrig seien, und geben IV-' — 2 mal größere
Flächen an.
In Turkestan sind mit Reis angebaut:
Dessjatinen
Im Syr-Darja-Gebiet m. d. Amu-Darja-Gebiet ca. 84 000
„ Ferghanagebiet n 55 000
„ Gebiet Samarkand 45 000
im ganzen also oa 184 000
Auch im Süd-Ussiu-igebiet gibt es Reis-
anpflanzungen, deren Flächen 5000 Dessjatinen
betragen.
Von den bekannten Reissorten wird in
Rußland fast ausschließlich der gewöhnliche
oder Sumpfreis gebaut. Alle Versuche, in
Rußland andere Sorten, wie den Bergreis, der
auch ohne künstliche Bewässerung auf
trockenem Boden gedeiht, anzubauen, haben
bisher wenig Erfolg geliabl, besonders in dem
östlichen, heißen Transkaukasien imd in den
russischen Besitzungen in Mittelasien, wo das
Klima wenig für diese Kultur geeignet ist.
Eine mehr oder weniger reichliche Ernte
lieferte diese Reissorto nur an der Küste des
Kaspischen Meeres (Kreis Lenkoran im Gou-
vernement Baku) und des Schwarzen Meeres
(Batum).
Die Ernteerträge von Reis schwanken in
Rußland innerhalb sehr weiter Grenzen
(zwischen 50 und 800 Pud pro Dessjatine) und
richten sich je nach der Sorte, der Boden-
beschaffenheit, der Menge Wasser und der Be-
arbeitungsart des Bodens. In Transkaukasieji
übersteigt die Durchs('hnittsemt<! von Reis
nicht 150 Putl ])ro Dessjaline. ]''ür Turkestan
•werden die Erträge? der Ifci.sernte noch niedriger
angegeben; dies dürfte jedoch nicht zutreffen,
da die ganze Bearbeitung des Bodens und die
weitere Pflege der Reisfelder in Turkestan mit
weit mehr Sorgfalt und Intensität betrieben
wird als in Transkaukasien. Daher kann man
auch die Ansicht für nicht so stark übertrieben
halten, daß der Reisbau dort als eine der ein-
träglichsten Kulturen gilt. Der dui'dischnitt-
liche Ertrag von einer Dessjatine Reis in
Turkestan soll aber nach den im Jahrbuch des
Landwirtschaftsministeriums angegebenen Be-
rechnungen 20 Rbl. nicht üljersteigen.
AVie viel Reis in Rußland produziert wird,
darüber läßt sich nur Ungefähres angeben. So
schätzt man nach der annähernden Dm-ch-
schnittsemte die Reisproduktion in Trans-
kaukasien auf 7 — 10 Mill. Pud ungereinigten
oder 4 — 6 Mill. Pud gereinigten Reis. Andere
geben die Menge von reinem Reis, die in
Tiu-kestan alljälirlich geernt>et wird, a.af 8 Mill.
Pud an.
Sowohl in Transkaukasien, als auch in
Turkestan beschränkt sich der Reisbau a.uf ver-
hältnismäßig wenige Gegenden, die über ge-
nügende Bewässerungsanlagen verfügen. Wenn
man die bedeutende Menge \'on Feuchtigkeit
in Betracht zieht, die die Reiskultur erfordert,
so ist es vom wirtschaftlichen Standpunkte
zu verstehen, daß von mancher Seite eine Ein-
schränkung dieser Ivultur empfolilen wird. In
den Gegenden nämlich, die nicht Ix'sonders reich
an Niederschlägen sind, ist ma.n gezwungen,
für die Reisfelder das Wasser zusammen-
zuleiten, und beraubt die angrenzenden Grund-
stücke des AV assers, wodurch sie untauglich
werden. Ajidererseit« wird die Bearbeitung der
Reisfelder in Rußland, l>esonders von der noma-
disierenden Bevölkerung, nicht .-^ehr sorg-sam
betrieben, indem namentlich die Felder nicht
von Unkraut befreit werden. Unter diesen Um-
ständen nimmt die J'jrtragsfähigkeit des Bodens
schnell ab, die Felder versumpfen 'und ver-
wachsen mit Unkraut ; die Eigentümer lassen
diese sodann liegen, um neue Felder mit Reis
anzubauen, die sie nach einigen Jahren ebenfalls
wieder aufgeben. In gesundheitlicher Be-
ziehung ist überdies der Reisbau sehr schädlich
sowohl für die Menschen als auch für das
Vieh, indem er Erkrankungen, wie z. B.
Malaria, Viehseuchen u. dgl. hervorruft.
227
Fremdes Kapital in Rußland.
228
Der Gesamtbetrag der Papiere, die in der
ganzen Welt als Staatsfonds, Kommunal-
papiere, Pfandbriefe, Industrieaktien und Obli-
gationen emittiert sind, beziffert sicli auf
7.j2 Milliarden Francs. Inhaber der Papiere
waren vorzugsweise (in Francsmilliajden) :
Vereinigte St
aaten 110—115
Vlilliarden Francs
England .
. . 125—130
-
Frankreicli
. . 95—100
Deutschland
. . 60— 75
Kußland .
. . 20- 25
!7 >'
Oesterreich
. . 20— 22
„ „
Italien . .
. . 10- 12
„ „
Japan . .
. . 5
7! „ V
Die Emission einer solchen Masse von
Papieren und die Möglieltkeit, sie unter-
zubringen, erklärt sich durch das beträcht-
liclie Anwachsen von Ersparnissen in einzelnen
Ländern, deren inneren Bedarf sie bedeutend
übersteigen. So waren auf dem Londoner
Jl a r k t unter":ebracht :
Im Jahre 1906
„ „ 1907
„ ., 1908
„ 1909
Wdlui außerhalb Englands
im Jahre 1908 £ 142 000
„ „ 1909 „ 164 000
placiert waren. Von der Gesamtsiunme von
3000 Mill. £ englischen Kapitals im Auslande
befinden sieh in Eußland nur 50 Millionen.
.Wä.hrend das Placcment der Kapitalien aus
reichen Ländern in bedürftige immer zunimmt,
umgeht der verstärkte Zufluß ausländischer
Kapitalien Kußland.
Mit AusnaJime der Jahre, die durch Kriegs-
und sonstige unproduktive Staatsanleilien ge-
kennzeichnet waren, geht die Emissionstätig-
Fremdes Kapital in Russland.
keit Bußlands im allgemeinen zui'ück. Das pro-
zentuale Verhältnis der Emissionen Rußlands
zu denjenigen aller Staaten war im Jahre
1897 7,9% 1899 6,5% 1907 3,0%
1898 12,2% 1903 4,7% 1909 8,4%
1904 7,9 7o
wobei die Staatsanleihen .sämtliche hinzu-
fließenden ausländischen Kapitalien nahezu ab-
sorbieren (im Jahre 1909 waren in Umlauf
3314 Millionen, in den Kassen russischer Kredit-
institutionen 280 Millionen, d. h. 6,3 o/o). Im
ganzen aber entfallen etwa zwei Fünftel der
russischen Verschuldung auf das Innere des
Landes und drei Fünftel auf das Ausland,
was 7 Milliarden Rbl. ausmacht. Und auch
auf dem inneren Markte nimmt der Staat den
überwiegenden Teil der freien Kapitalien in
x\^nspruch : von den ungefälir 345 Millionen Rbl.
des Zuwachses russiscJier Ersparnisse stecken
200 Mill. in Staatspapieren, 60 — 70 Mill. in
Bodenpfandbriefen, auf die Industrie aber ent-
fallen nur spärliche Brocken. Dasselbe ergibt
sich auch aus dem Zuwachs von Aktien-
kapitalien ;
1901 2068 Mill. Rubel
^ 1907 2594 „ „
durchschnittlich jährlich 75 „ ,,
Die Einlagen in Aktienbanken kurz be-
fristeten Kredits betrugen 1895 308 Mill.,
1909 977 Mill., der jäJirliche Zuwachs zurzeit
gegen 50 Mill. Rbl. Alles i^n allem fließen
der russischen Industrie und dem russischen
Handel bestenfalls nicht mehr als 100 bis
150 Mill. Rbl. jährlicli zu.
Das Geld ist im Auslände billig und
reichlich vorhanden, Rußland bedarf desselben,
und doch gelangt es hierher nui- unter sehr
drückenden Bedingungen imd zudem meist nur
für unproduktive Staatsanleihen. —
£ 120 173 000
„ 123 630 000
„ 192 204 000
„ 183 357 000
229
Gerichtsstand.
230
lieber die Frage des Gerichtsstandes ausländischer Gesellschaften
in ßussland.
Vor kurzem hat in Rußland der Diri-
gierende Senat eine Entscheidung gefällt, die
für die Frage des Grerichtsstandes ausländischer
Aktien- und anderer Gesellschaften, die in
Rußland Geschäfte machen, deren Venvaltung
oder Firma sich aber im Auslande befindet,
von prinzipieller Bedeutung ist.
Weder die Zivilprozeß- noch die Handels-
prozeßordnung enthält, wie der Senat ausführt,
eine Bestimmung darüber, daß irgendwelche
Prozesse, die aus im Inland entstandenen
Rechtsbeziehungen entspiningen sind, vor ein
ausländisches Gericht gehören. Ausgenommen
von der Kompetenz der russischen Gerichte sind
nur Forderungsklagen geg-en Angehörige der
ausländischen Gesandtschaften. Infolgedessen
ist nacJi Artikel 210 der Zivilprozeßordnung,
bei Klagen gegen Personen, die sich im Aus-
land befinden oder deren Wohnort dem Kläger
unbekannt ist, für die Zuständigkeitsfra,ge
nicht der Wohnort des Beklagten maßgebend,
sondern der Ort, wo er unbewegliches Eigen-
tum hat oder der letzte dem Kläger bekannte
Wohnort oder der Vollziehungs- oder Er-
füllungsort des Rechtsgeschäfts, aus dem die
Klage entstanden ist.
Nach dieser Regel kann ausländischen
Aktien- und anderen Gesellschaften, die in
Rußland arbeiten, deren Verwaltung oder
Firma aber sich im Ausland befinden, nicht
das Recht zugestanden werden, infolge dieses
letzteren Umstandes, sich ganz der Kompetemz
der russischen Gerichte zu entziehen. Die Zu-
ständigkeitsfrage aber kann, wenn die be-
treffenden Gesellschaften nicht in der Lage
sind, nach dem Ort ihrer amtlichen russischen
Vertretung ein bestimmtes Gericht für sich als
zuständig zu bezeichnen, nicht nach dem
Art. 154 des Handelsprozesses und Art. 220
bis 221 der Zivilprozeßordnung eutscliieden
werden, sondern entscheidet sich nach anderen
im Gesetz angegebenen Kennzeichen und zwar
nach dem Ort ihrer beständigen Tätigkeit, oder
nach dem Ort, wo sie ihren Immobiliarbesitz
oder ihre Ausrüstung haben, oder endlich nach
dem Ort, wo sich das strittige "\^ermögeusobjekt
befindet.
Bestimmungen tür ausländische Handelsreisende.
Ausländische Geschäftsunternehniungen,
welche behufs Entgegennahme von Aufträgen
Vertreter nach Rußland schicken, sind vor-
pflichtet, eine Reihe von Steuern imd Taxen zu
entrichten.
1. Für das Handluiigshaus.
a.) An Staats- oder (ü'undgc werbest euer
150 Rbl. ab 1. (14.) .Januar 1901, früher 500 Rbl.
Aus einem Zirlailar des russischen Finanz-
ministeriums vom 27. November (10. Dezember)
1900 Nr. 2237, geht jedoch hervor, daß die
Steuerherabsetzung keine Anwendung auf jene
ausländischen Firmen findet, deren Inhaber der
israelitischen Konfession angehören. Seitons
solcher Firmen ist die frühere Steuer nach
wie vor zu entrichten, auch wenn ihr Unter-
nehmen sonst zu den niederen Kategorien in
der Gewerbesteuerentrichtung gehören würde;
b) an einmal zu entrichtender Komnuuial-
steuer (wie bislier in den meisten Fällen ."0 ■'.,)
45 Rbl.
2. Für den einzelnen Reisenden.
a) An Siaatsgewerl)e-. (Commis-Voyageiir)
Steuer (Kommisschein) 50 Rbl.
Ausländische Handlungsreisende sind beim
Betreten des Gebietes des russischen Reiches
231
Gerichtsstand.
232
verpflichtet, in einem Grenzzollamt« einen
Kommissehein I. Klasse zu lösen tind für einen
solchen Schein die vorgeschriebene Steuer zu
bezahlen. Dieser Schein, der vom Tage seiner
Ausfertigung bis zum 1. (13.) Januar des
nächsten Jahres Gültigkeit hat, wird am Natio-
nalpaß des Handlungsreisenden angenäht und
muß zusammen mit einer Legitimationskarte
vor dem Beginn der kommerziellen Operationen
des Handlungsrei.senden behufs eines zu
machenden Vermerkes bei einem der Kameral-
höfe oder einem der Steuer-Inspektoren jenes
Ortes vorgewiesen werden, welchen der Hand-
lungsrcisende zunächst besucht.
b) an Kommunalsteuer 10 Rbl.
Dazu kommen noch kleinere, nach der Oert-
lichkeit verschiedene Abgaben, wie z. B. zu-
gunsten der niederen Handelsschulen, kommu-
nale Zuschläge u. dergl., die indes meistenteils
unwesentlich sind. Die Erhebung der kommu-
nalen Zuschläge zu der Staatsgewerbesteuer
beruht auf den mit Punkt III. des Einführungs-
gesetzes zum Eeichs-Gewerbest-euergesetz ge-
gebenen Bestimmungen, die bisher nur durch
Punkt II Ziffer 3 des Gesetzes vom 29. März
1899, betreffend die Quartiersteuer in den Go\i-
vernements des Königreichs Polen, ergänzt
worden sind. Demgemäß werden von den Ge-
werbescheinen für Handel und gewerbliche
Unt-ernehmungen und für persönliche gewerb-
liche Beschäftigungen 10 "b vom Preis der be-
treffenden Gewerbescheine an Ergänzungs-
steuern erhoben.
Ausländische Handlungsreisende, die nur
in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember in
Rußland reisen, haben die Grtindgewerbest/cuer
nur für dieses Halbjahr zu entrichten, woneben
die Verpflichtung zur Lösung des Kommis-
scheines in vollem Umfange fortbesteht. Hier-
nach haben Handlungsrei.sende für Ausübung
ihres Gewerbes ausschließlich in der zweiten
Jahreshälfte nur 75 bzw. 250 Rbl. Staats-
gewerbesteuer zu entrichlen.
Wenn der Chef der Firma selbst nach
Rußland kommt, um wie ein Geschäftsreisender
Handel zu treiben, d. h. ohne Kontors, Ma-
gazine, Depots usw. zu unterhalten, so hat er
nur 150 (bzw. 500) Rbl. an Staatsgewerbesteuer
zu entrichten.
Unterhält er aber in Rußland Kontors, Ma-
gazine, Depots usw., so hat er an Staatsgewerbe-
steuer 500 Rbl. z\i entrichten, wenn er Groß-
handel, und 450 Rbl., wenn er Detailhandel be-
treibt. Ausländische Firmenchefs israelitischer
Konfession, welche zu solchem Handelsbetriebe
die nötige Bewilligung von selten der Mini-
sterien der Finanzen, des Innern und des
Aeußern erhalten haben, müssen, wi'e das Zir-
kular vom 27. November 1900 neuerdings ver-
lautbart, in beiden vorerwähnten Fällen eine
Staatsgewerbesteuer von 500 Rbl. entrichten.
Bei der Besteuerung der fi-emden Handels-
reisenden ist in allen Fällen die Religion des
Firmenchefs maßgebend ; der Beweis israeliti-
scher Religion desselben wird durch das
obligatorische Visum im Passe der Handels-
reisenden erbracht.
Handlungsreisenden israelitischer Kon-
fession kann von jedem russischen Konsular-
amte dm-ch Visiening der Pässe die Erlaubnis
für das Bereisen Rußlands wähi-end dreier
Monate erteilt werden. Zu diesem Behufe ist
dem betreffenden russischen Konsulate eine Er-
kläi'ung des Geschäftshauses vorzulegen, worin
angeführt wird, daß der Handlungsreisende im
Auftrage der Firma nach Rußland reist, um
Bestellungen aufzunehmen. Die Art dieser Be-
stellungen, bzw. die Branche der Firma muß
genau bezeichnet werden. Dieser Erklärung
mtiß eine Bestätigung .seitens der ztiständigen
Handels- und Gewerbeka.mmer beigefügt
werden, aus der ersichtlich sein .soll, daß die
betreffende. Firma protokolliert ist.
233
Die Aktiengesellschaften.
234
Die Aktiengesellschaften.
Die Ertragskraft der russischen Aktiengesellschaften.
Es ist Hoffnung vorhanden, daß die Krisis
der russischen Industrie, unter der die Aktien-
gesellschaften erheblich zu leiden hatten,
endlich zu Ende gehe. Das Jahr 1908/09 hat
noch Resultate geliefert, die wenig Gutes er-
zählen: Von 1106 Aktiengesellächaft-en, die zu-
sammen mit Grundkapitalien von mehr als
2 Milliarden Rbl. arbeiten, haben 530 Unter-
nehmungen mit Aktienkapitalien in Höhe von
1112 Millionen einen Durchschnittsertrag von
9 0;o aufzuweisen ; 392 Unternehmungen, die
G38 Mill. Rbl. repräsentieren, erzielten durch-
schnittlich nicht mehr als 1 »o Gewinn und
184 Aktiengesellschaften mit CJrundkapitalien
von 282 Mill. Rbl. haben sogar einen ^'erlust
von durchschnittlich 4 o/o zu tragen. Es sei
hier bemerkt, daß diese Daten, die sich auf
die Staatsstcuerpublikationen des Finanz-
ministeriums stützen, nur die Grundkapitalien
berücksichtigten, während fast alle Aktien-
gesellschaften außerdem noch über Reserve-,
Amortisations- und andere Kapitalien, die eben-
falls ungefähr zusammen 2 Milliarden Rbl.
repräsentieren, verfügen. Die oben erwähnten,
wenig erfreulichen Resultate müssen also so
ziemlich durch 2 dividiert werden, wenn man
die Nettoertragskraft berechnen will.
Wie schon anfangs dieses Kapitels erwähnt,
besteht Hoffnung, daß die Kaufkraft des
Landes sich verstärken werde, so daß der
Absatz und damit der Verdienst der A'erkäufer
wächst. Allein die russische Industrie hat nicht
nur mit den Faktoren rein wirtschaftlicher
Natur, wie Angebot und Nachfrage zu rechnen:
ihr Wohlergehen ist noch durch einen weiteren
Faktor, das Vorhandensein genügenden Be-
triebskapitals bedingt. Die in Rußland vor-
handenen Umsatzmittel bewegen sich in den
engsten Grenzen, und es ist eine der größten
Sorgen der russischen Finanzleitung, diesem
Mißstande abzuhelfen. Es liegt auf der Hand,
daß die Interessierung des ausländischen
Kapitals die beste Abhilfe aus dieser Kalamität
bietet. Das ist nicht etwa so zu verstehen,
daß Staatsanleiiien im Auslande abgeschlossen
werden sollen. Derartige Maßnahmen müssen
unter allen Umständen als Ausnahmen gelten,
die allein der Regulierung des Staatshaushaltes
dienen. Der Ausländer, der der russischen In-
dustrie Geld bringt, muß im Lande arbeiten.
Nur- so ist die Garantie geboten, daß der In-
dustrie des Landes dauernd das Betriebskapital
erhalten bleibt, dessen sie unbedingt bedarf.
Man kann deshalb dm-chaus nicht damit ein-
verstanden sein, daß die N'erwaltimgen von
Aktiengesellschaften, deren Betrieb in Rußland
vor sieh geht, ihren Wohnsitz im Auslande
haben. Im Jahre 1908 sind in England
14 Aktiengesellschaften gegründet worden, die
über 38 Mill. Rbl. Grundkapital verfügen; das
sind Unternehmen, die meistens die Montan-
reichtümer des Ural, des Kaukasus und
Sibiriens erschließen wollen. Die Mehrzahl der
russischen Tramwayunternehmen gehört dem
belgischen Kapital : Odessa, Titlis, Charkow,
Rostow am Don, Kursk, AVitebsk fahren mit
belgischen Straßenbahnen. Die Verwaltungen
der Mehrzahl dieser Aktiengesellschaften aber
sitzen in London und Brüssel und entscheiden
sozusagen aus der Vogelperspektive über vitale
Interessen der russischen lievölkerung. Die
rührigen Belgier hal)cn in den letzten .laJiren
ungefähr 400 kommunale Konzessionen in
Rußland erworben. Man wird ihnen vom
russischen Standpunkte aus dafür dankbar
sein müssen, daß sie ihre Interessen mit denen
Rußlands verbunden haben, aber es ist sehr
zu fürchten, daß die Interessen der russischen
Industrie dabei zu kurz konunen ; deim nur
das Kapital, d;is dauernd im Lande arbeitet,
kann der russischen Industrie eine wirksame
Hilfe sein.
235
Die Aktiengesellschaften.
236
Die Aktienp'esellschaften nach Branchen geordnet.
Branchen
Invest. Kapital I _, ^ ^ .^^
(Grund- u. Durchschnitts-
ReserveKap.) D>^>d. 1908/09
in Hill. Rubel I o
20 Flachsspinnereien
2 Hanfspinnereien
105 Baumwollspinnereien
4 Seidenwebereien .
39 Wollkratzereien uni
Spinnereien . .
68 Gemischte Textil-
waren-Fübriken .
9 Petroleum-Raftinerien
8 Farbenfabriken
6 Chem. Laboratorien
v> Oel- ii.Wachsfabriken
3 Gummi-Manufakturen
3 Soda-Fabriken . .
16 Chemische Fabriken
3 Cellulose-Fabriken
25 Papierfabriken . .
19 Druckereien . . .
43 Metallfabriken (Eisen
und Stahl) . . .
26 Metallproduktion
außer Eisen . .
42 Steiukohlenwerke .
54 Petroleum-Gruben
6 Salzsiedereien . .
74 Maschinenfabriken
51 Mechanische Fabriken
11 Waggonfabriken .
4 Stahlwerke . . .
3 Schifi'swerften . .
11 Elektrizitäts-Werke
15 Keram. Industrien
11 Glasfabriken . .
32 Baumaterialien . .
9 Landwirtschaftliche
Industrien . . .
32
7,38
3
4,U3
367
8,51
6
3,87
62
5,10
134
7,18
33
8,4
0
3,08
5
9,02
7
9,02
27
14,83
Iß
12,47
15
4,62
11
5,40
32
2,88
8
2,96
212
6,81
84
3,25
151
4,77
191
6,47
19
3.18
145
6.18
103
4.02
53
5.15
2
3,50
22
4,0
31
3.0
15
4,77
IG
1,05
26
1.20
Branchen
2,80
16 iiolzsägewerke . . . 13
14 Holzbearbeit.-Werke . 12,5
2 Künstliche Mineral-
wasserfabriken . . 0,3
17 Getreidemühlen . . 13
29 Bierbrauereien . . 23
267 Zuckerfabriken. . . 238
12 Branntweinbrenne-
reien u. Rafünerien 8
12 Tabaksfabriken. . . 10
8 Lederindustrien . . 10
5 Bearbeitung tierischer
Produkte .... 12
15 Handelsgesellschaften
für Textilwaren . . 18
12 Kolonialwaren ... 33
9 Metallwarenhandlung. 5,5
6 Chemische Produkte 3,5
23 Eisenbahn-
gesellschaften . . . 272
6 Dampfschiffs-
gesellschaften ... 29
22 Flußschiffahrts-
gesellschaften ... 27
11 See- u. Flufsschiftahrt 25
7 Transportgesellschaft. 36
8 Wasserleitungs-
gesellschaften ... 7
7 Hötelgesellschaften . 6
12 Lombards 15
10 Gasgesellschaften . . 23
9 Elektr Beleuchtungs-
gesellschaffen ... 45
26 Tramway-
Gesellschaften . . | 49
Invest. Kapital [ _ ^ i. ...
(Grund- u. Dnrchschnitts-
Reserve-Kap.) Oi"d. 1908/09
in Mill. Rubel I %
5,02
4,36
15,36
6,20
5,51
9,85
9,00
8,09
9,14
13,19
13,93
9,65
9,22
9,50
4,50
2,60
2,64
4,30
6,91
4,27
11,90
3,12
5,04
6,25,
237
Die Aktiengesellschaften.
238
Allgeiiieiiie öruiidsätzo und Rechte der Aktiengesellschaften.
Gesellschaften aui" Aktien werden erriclitet
durch Vereinigung einer gewissen Zahl privater
Einlagen von bestimmter und gleichmäßiger
Höhe zu einem gemeinsaanen Einlagekaijital,
durch welches der Kreis der Tätigkeit und
Haftung einer jeden dieser Gesellschaften be-
schränkt wird.
Anmerkung 1. Den Ministem und Chefs
der einzelnen Hauptverwaltungszweige steht es
frei, die Erhöhung der Grundkapitalien der Ak-
tiengesellschaften auf eine den Betrag der ur-
sprünglichen Emission nicht übersteigende Ge-
samtsumme aus eigener Machtbefugnis zu ge-
nehmigen.
Anmerkung 2. Fi-anzüsische Aktiengesell-
schaften (anonyme Sozietäten) und andere Handels-
gesellschaften, gewerbliche und finanzielle, welche
in Frankreich gegründet sind und Gesell-
scliaften mit beschränkter Haftung genannt werden,
können in Rußland sich aller ihrer Rechte be-
dienen, darunter auch der Rechte auf gericht-
liehen Schutz, wenn sie sich mit den russischen
Gesetzen in Einklang bringen. (Anonyme) Aktien-
gesellschaften und andere Handelsgesellschaften,
gewerbliche oder finanzielle, die in Belgien mit
Erlaubnis der dortigen Regierung gegründet sind,
köimen in Rußland sich aller ihrer Rechte,
darunter auch der Rechte auf gerichtlichen Schutz,
bedienen, wenn sie sich mit den russischen Ge-
setzen in Einklang bringen, falls gleiche im russi-
schen Reiche gesetzmäßig gegründete Gesell-
schaften und Sozietäten die gleichen Rechte in
Belgien genießen. Dem Minister des Auswärtigen
steht das Recht zu, unter Zustimmung des Einajiz-
ministers gleiche Vereinbarungen auch mit an-
deren auswärtigen Staaten zu treffen, ohne hierfür
jedesmal eine besondere Genelunigung durch den
Staatsrat nachzusuchen.
Anmerkung 3. Für die Schiffahrt auf
dem Kaspischen Meere können künftig nur solche
Aktiengesellschaften gegründet \verden, welche
ausschließlich aus russischen Untcrt<i-nen best-ehen.
Um dies sicherzustellen, werden in den Gesell-
schafton dieser Art jedenfalls nur Aktien auf
Namen zugelassen. Vom 24. November 1869 ab
können Akticnanteilscheine \md Einlagen der be-
stehenden Schiffahrtsunternchmungen auf dem
ICaspisclien Meere von .Vusländern nicht erworben
werden.
Anmerkung 4. Bei Bestä,tigung von Ge-
sellschaften auf Anteile und Aktienpe.sellschaften
in deren Statuten der Vorbehalt nicht gemacht ist.
daß sie ausschließlich aus russischen Untertanen
christlicher Bekenntnisse, NichtChristen einheimi-
scher Herkimft oder Einheimischen der dem tur-
kestanischen Gebiete angrenzenden mittelasiati-
schen Staaten bestehen müssen, steht es dem
Ministerkomitee frei, auf Vorstellung der Gründer
die Allerhöchste Erlaubnis zu erbitten, diesen Ge-
sellschaften imd Sozietäten den Erwerb von
Ländereien und überhaupt von Jmmobilien im
turkestanischen Gebiete zu genehmigen, welche den
Zwecken der Gesellschaften und Sozietäten ent-
sprechen imd zur EiTeichung ihrer Ziele notwendig
sind. In gleicher AVeise imterliegen der Prüfung
durch das Komitee die Vorstellungen der bereits
bestehenden Gesellschaften und Sozietäten hin-
sichtlich des gedachten Gegenstandes.
Aktiengesellschaften können die Aus-
führung aller Art nicht im ausschließlichen
Eigentum einer Person stehenden gemein-
nützigen Erfindungen, oder Unternehmen auf
dem Gebiete der Wissenschaften, Kunstfertig-
keiten, Künste, des Handwerks, der Schiffahrt,
des Handels und des Gewerbes überhaupt zum
Gegenstande haben. Keine Aktiengescllscliaft
jedoch kann ohne besondere Genehmigung der
Regierung gegründet werden.
Die Gründung von Aktiengesellschaften
kann nach Ermessen der Regierung in drei-
facher Form genehmigt werden :
1. es wird die einfache Erlaubnis zur Er-
richtung der Gesellschaft erteilt, ohne daß
ihr irgendwelche Ausnahmen von der allge-
meinen Ordnung gewährt werden ; oder
2. es werden gleichzeitig einige besondere
Vorteile in der Gestalt zeitweiliger Aus-
nahmen von den allgemeinen Vorschriften
gewährt; als: Privilegien hinsichtlich der
Abgaben und öffentlichen Lasten und der-
gleichen ; oder aber
3. es wird der (lesellschaft ein Privilegium
verliehen, d. h. das ausschließliche Be-
tätigungsrecht unter dem Verbot desselben
Unternehmens an alle anderen für eine ge-
wisse Zeitdauer.
Die Genehmigung zur Gründung einer
Aktiengesellschaft, in welcher Form sie auch
239
Die Aktiengesellschaften.
240
erteilt sein mag, schließt nicht die Bürgschaft
der Eegierung für den Erfolg des Unternehmens
selbst in sich.
Wenn eine Aktiengesellschaft ein ausschließ-
liches Pri\dleg für die Ausführung einer neuen
in Eußland gemachten oder aus fremden Län-
dern nach Eußland einzufülirenden Erfindung
erlangen will, so muß das Gesuch van Erlaubnis
für die Gründung einer Aitiengeselbchaft dem
Gesuch um Erteilung des Privilegs für die
Erfindung selbst (gemäß der in der Gewerbe-
ordnung und in der Allerhöchst bestätigten Ver-
ordnung vom 20. Mai 1896 [12 965] betreffend
Privilegien auf Erfindungen und Vervollbomm-
nungen bestimmten Ordnung) vorangehen. Die
Geltung eines Privilegs dieser Art wird von
der Eegierung auf die Aktiengesellschaft nur
in dem Falle erstreckt, wenn ihr das Privileg
vermittels einer auf gesetzmäßiger Grundlage
errichteten Akte übertragen ist. AVenn daher
derjenige, der ein Pri\aleg auf eine neue Er-
findung erhalten hat, sie durch eine schon be-
stehende oder neu zu diesem Zwecke zu
gründende Aktiengesellschaft zur Ausführung
bringen will, muß er ihr vorher sein Privileg
übertragen und sich dann lediglich bei den
allgemeinen Eechten eines Gründers der Aktien-
gesellschaft oder eines einfachen Aktionärs
bescheiden.
Anmerkung 1. Den Ministern und den
Ilauptverwaltungschefs der einzelnen Verwaltungs-
zweige, in deren Kessorts Aktiengesellschaften
oder Gesellschaften auf Anteile gegründet werden
können oder bereits bestehen, ist das RecTit ein-
geräumt, nach vorgängiger Zustimmung des Finanz-
ministers diejenigen Aenderungen der Statuten zu
bestätigen, welche bestimmen: den Sitz der Ver-
waltung, die Zahl der Mitglieder der Ver\^-altung
imd die Zeitdauer, für welche sie gewählt 'Sind,
die Zahl der Aktien oder Anteilscheine, welche
von den Mitgliedern der Verwaltung und dem
leitenden Direktor in der Ivasse der Gesellschaft
bei ihrem Dienstajitritt niedergelegt werden, die
Ordnung der Ersetzung der ausscheidenden Direk-
toren, die Ordnung der Wahl des Vorsitzenden der
Verwaltung, die Ordnung der Korrespondenz in den
Angelegenheiten der Gesellschaft und der Unter-
schrift der von der Verwaltung auszustellenden
Dokumente, die Termine für die obligate Zu-
sammonbcrufung der Verwaltungsmitglieder, die
Ordnung für die Berechnung des Geschäftsjahres,
die Frist für Vorlegung der Jahresreclmung, die
Fristen für die Einberufung der ordentlichen jähr-
lichen Generalversammlungen, die Ordnung für die
Einberufung außerordentlicher Generalversamm-
lungen, die Zahl der Aktien oder Anteilscheine,
welche in den Generalversammlungen das Stimm-
recht gewähren, den Termin, von welchem an neuen
Aktien- oder Anteilscheinbesitzern das Stimmrecht
gewährt wird, die Frist für die Vorlegung von
Vorschlägen seitens der Aktien- oder Anteilschein-
besitzer an die Verwaltung und die Ordnung der
Unterschrift der Prolokolle der Generalversammlung.
Anmerkung 2. Den Ministern und Haupt-
verwaltungschefs der einzelnen Verwaltungszweige
ist das Recht eingeräumt, aus eigener Macht-
befugnis zu genehmigen, daß in die Statuten der
Aktiengesellschaften Bestimmungen aufgenommen
werden oder aus ihnen ausgeschlossen werden, über
die Verpflichtung der Aktionäre oder Anteilschein-
besitzer, welche ihre Aktien oder Anteilscheine
verkaufen wollen und unter den übrigen Aktionären
oder Anteilscheinbesitzern keine Käufer finden,
hiervon die Verwaltung zu benachrichtigen, ohne
das Eecht zu haben, während einer gewissen Zeit-
dauer darauf die Aktien oder Anteilscheine in
dritte Hände übergehen zu lassen.
"Wenn zu dem in dem Pi-ivatstatut der
Aktiengesellschaften für die Zeichnung und
Einzalilung der Anteile bestimmten Termin
nicht alle Aktien untergebracht oder die Gelder,
welche zu diesem Termine eingezahlt werden
sollen, nicht voll eingezahlt sind, und die
Gründer die übriggebliebenen Aktien nicht
übernehmen wollen und durch das Statut hier-
zu nicht verpflichtet sind, so wird die Aktien-
gesellschaft als nicht zustande gekommen tind
das Pri\äleg, falls solches erteilt ist, als auf-
gehoben erachtet. Hiei-von werden jedoch die-
jenigen Fälle ausgenommen, wo mit allgemeiner
Zustimmung der Aktionäre es für möglich er-
klärt wird, entweder sich auf das gesammelte
Kapital zu beschränken, oder demselben ent^
sprechend das Unternehmen selbst einzu-
schränken, das eine wie das andere ist übrigens
nicht anders als mit erneuter Genehmigung
der Eegierung zulässig.
Anmerkung. Den Ministern und <lon Ilauptver-
waltungschefs der einzelnen Verwaltungszweige wird
das Recht eingeräumt, aus eigener Machtbefugnis
nicht mehr als dreimal für jedes einzelne Unter-
nehmen die Verlängerung der bestimmten Fristen
zu genehmigen, mit der Maßgabe, daß die in diesen
Fällen zugelassenen Fristverlängerungen jedesmal
sechs Monate nicht übersteigen. Jede genehmigte
Fristverlängerung muß auf Antrag des zuständigen
Ministers durch den regierenden Senat und außerdem
durch die Gründer der Aktiengesellschaft in den in
241
Die Aktiengesellschaften.
242
dem Statut derselben bezeichneten Organen publi-
ziert werden.
Bei allen Aktiengesellschaften ohne Aus-
nahme, welche nach Erlaß der Verordnung
vom G. Dezember 1836 gegründet si^id, ist nur
eine Art Aktien zulässig, nämlich, mit ge-
nauer Bezeichnung der Person des Empfängers,
seines Standes oder Ranges, Vornamens, Vater-
namens mul Familiennamens. Namenlose Aktien
sind verboten. Der Nennwert der Aktien wird
für jede Aktiengesellschaft besonders in ihrem
Privatstatut bestimmt.
Wer irgendeinen für die Einzalilung auf
Rechnung- des Aktienbetrages bestimmten Ter-
min versäumt, verliert das Recht auf den Emp-
fang der Aktie, und die bis dahin für sie ein-
gezahlten Beträge gehen unwi,derruflich in das
Eigentum der Aktiengesellschaft über mit der
Berechtio;ung dereelben, die auf diese Weise
vernicJitete Aktie durch Emission einer neuen
zu ersetzen.
Die Gründer einer Aktiengesellschaft
haben das Recht, eine gewisse Anzahl Aktien
sich vorzubehalten, jedoch mit der Maßgabe:
1. daß si,e nicht den fünften Teil der ge-
samten zur Emission bestimmten Zahl der
Aktien übersteige, und
2. daß di,e ihnen zukommenden Aktien, mit
der ersten Nummer beginnend, ausge-
sondert und na.cJi der Reihenfolge der
Nummern in ein besonderes, für die Ein-
tragung der Aktien bestimmtes Schnur-
buch, eingetragen werden, welches den
Gründern in Gemäßheit der Bestimmungen
des nachstehenden Artikels (2166) erteilt
wird, und in welchem auch die Ordnung
der Führung dieses Buches dargelegt ist.
Wenn ein Aktionär zum Empfange der üun
zustehenden Dividende sich nicht meldet, so
verbleibt dieselbe zehn Jahre lang in der Kasse
der Aktiengesellschaft zu seiner Verfügung.
Hat er (oder seine Erben) die Dividende nach
Verlauf von zehn Jahren aber nicht einge-
fordert, so wird sie entweder dem Reserve-
kapital einverleibt oder unter die übrigen
Aktionäre verteilt, je naelideni die Statuten
einer jeden Aktiengesellschaft dies bestimmen.
Im Falle der Seliließung der Aktiengesell-
schaft schreitet die Verwaltung derselben vor
allem zur Liquidierung ihrer Geschäfte nach
der in Handelshäu.sem überhaupt hergebrach-
ten Ordnung imd benachriciitigt sowohl von
dem Beginn der Liquidation als auch von ihrer
Beendigung die Aktionäre und alle anderen
Personen, welclie an den Angelegenheiten der
Aktiengesellschaft beteiligt sind, durch die vor-
geschriebenen Zeitungen. Keiner der Aktionäre
kann jedoch, irgendeinen Teil seines Kapitals
zurückerhalten, solange nicht von der Aktien-
gesellschaft die zur Bezahlung aller ihrer
Verbindlichkeiten notwendige Summe bei einer
der staatlichen Kreditanstalten eingezahlt ist.
Nacli Begleichung dieser \'erbindliehkciten
schreitet die \'erwaltung zur Befriedigimg der
Aktionäre nach Möglichkeit und nach den zur
Verfügung der Aktien^escllsdiaft verbliebenen
Mitteln.
Die Ordnung für die Gesuche um Gründung von Akliengesellscliaften
und das Verfahren für ihre Entscheidung.
Die Gesuclie um Erlaubnis, eine Aktienge-
sellschaft zu gi'ünden, gelangen an dasjenige
Ministerium oder Haiiptyerwaltungsamt znr
Prüfung, wohin vorzugsweise der Gegenstand
der Aktiengesellschaft gehört. Zur gemein-
samen Beratung werden Mitglieder auch aus
anderen Ressorts geladen, je nach der Art des
Unternehmens.
Der Statutenentwurf muß enthalten :
1. Angaben über das AVesen und den Zweck
des Unternehmens und den von ihm erwar-
teten Nutzen ;
2. die .\ngabe des Namens, den die Aktien-
gesellschaft annimmt, und der Stadt oder
des Ortes, wo die Verwaltung errichtet
wird ;
3. die Angabe des Kapitals der Aktiengesell-
schaft und die Anzahl und den Preis der
Aktien (Art. 2160) ;
4. die Art der Bildung des Kapitals, d. h. ob
242
Die -Aktiengesellschaften.
244
durch volle Einzahlung des Aktienbeü-ages
auf einmal, odei" dui'ch Teilzahlungen ;
5. die Ai"t der Verteilung der Ailien, d. h.
die Angabe der Zahl der Aktien zugunsten
der Gründer (Art. 2165) und der Zahl der
zur IJeberlassung an eine Person bestimmt<'n
Aktien ;
6. die Ordnung füi' die Vergebung und Vor-
teilung der Aktien und die Ordnung für
die Vei'wahrung der für sie eingehenden
Gelder ;
7. die Privilegien der Aktiengesellschaft,
wenn solche nachgesucht werden ;
8. die Zeitdauer für das nachgesuchte aus-
schließliche Privileg oder der besonderen
Vorteile und die Zeitdauer für das Bestehen
der ^AJktiengesellschaft, wenn eine solche
im voraus bestimmt wird ;
9. wenn die Aktiengesellschaft ein ausschließ-
liches Privileg oder besondere Vorteile nach-
sucht, die Bestimmung der Zeit, in deren
Verlauf sie sich verpflichtet, ihr Unter-
nehmen in vollen Betrieb zu setzen ;
10. die Pflichten, die Rechte und die Haftung
der,-\_ktiengesellschaft und ihrer Aktionäre ;
11. die Ordnimg für die Eechnungslegung (Art.
2185 und 2186);
12. die Ordnung für die Dividendenverteilung
lind für die Bildung des Reservekapitals;
13. die Ordnung für die Verwaltung der Ge-
schäfte der Aktiengesellschaft, die Ein-
richtung, die Gegenstände und den Umfang
der Machtbefugnis der Verwaltung und der
Generalversammlung der Aktionäre (Art.
2174 — 2184') und die Höhe der Vergütung,
wenn eine solche den Direktoren besonders
für ihre Bemühungen bewilligt ist;
14. die Ordnung für die Schlichtung von Strei-
tigkeiten ;
15. die Ordnung der Schließung und der Li-
quidation der -Aktiengesellschaft;
IG. alle anderen Bestimmungen, welche nach
der besonderen Beschaffenheit des Unter-
nehmens nötig sind.
Falls auf denselben Gegenstand zu gleicher
Zeit von verschiedenen Personen, die eine Aktien-
gesellschaft für dasselbe Untei'nehmen gründen
wollen, Gesuche eingereicht werden, und falls
die Gründer besondere Vorrechte oder ein aus-
schließliches Privileg nachsuchen, so wird nach
Prüfung ihrer Statutenentwürfe demjenigen
Fortgang gegeben, der als der vorteilhafteste
und die meisten Vorteile für die Allgemeinheit
versprechende erachtet wird. Wenn aber in den
Voraussetzungen ein wesentlicher Unterschied
nicht besteht, so wird demjenigen das Recht zur
Gründung der Aktiengesellschaft eingeräumt,
der zuerst das Gesuch eingereicht hat.
Bestimmungen bezüglich der Eröffnung von Fabriken.
Die Eröffnung von Fabriken ist nicht
lureh genaue ge.setzliche Vorschriften normiert,
woher sicJi in der Praxis oft Unzuträglich-
keiten verschiedener Art ergeben haben. Die
Ministerien des Innern und des Handels haben
nun die nachstehende Instruktion ausgearbeitet:
In den Gouvernements und Gebieten, in
denen die Aufsicht über die Fabriken der
Gffluvernementsverwaltung übertragen worden
ist, haben Personen, die eine Fabrik zu eröffnen
wünschen, ein Gesuch beim Gouverneur oder
Stadthauptmann einzureichen. In dem Gesuche
müssen Angaben enthalten sein: über die Art
der Fabrikation, eventl. mit kurzer Angabe
des Fabrikationsprozesse,s ; die Fabrikgebäude
und die Verteilung der Werkstätten ; Bauart
(Holz oder Stein); Zahl der Stockwerke;
Situationsplan der Gebäude; die Zahl der
Arbeiter; die Motoren und Dampfkessel und
Bezeichnung der Räume, in denen sie imter-
gebracht worden sind ; die Zahl der wesent-
lichen MecJianismen und Apparate ; die Wohn-
räume der Arbeiter, falls solcJie bei der Fabrik
vorhanden ; die FeuerlöscJunittel ; die Treppen,
Leitern und Ausgangstüren.
Das Gesuch ist entweder direkt oder durch
den ältesten Fabrikinspektor an den Gouver-
neur zu übergeben, der eine Besichtigung des
zu eröffnenden Etablissements vornehmen
lassen kann, falls er solches für nötig befindet.
Verlag für Börsen- und Kinanzlitcratur .\.-C., Berlin W. 35.
245
Arteis.
246
Ueber jede wesentliclie Aenderung im Be-
triebe und in der Anlage ist Mitteilung zu
machen.
Dip Aufsicht über die Eiöffnuiis: von J-'a-
Iniken gehört zu den Kompetenzen der Fabrik-
inspoktion rasp. der Oouvernementsmechaniker.
denen aucli die sanitätspolizeiliche Ueber.
wachung zusteht.
Auszug .aus der Verordnung betreffend die Arbeiterartels.
(Arbeil crgenossonscha t'tcn.)
Art. 1. ALs Arbcitergeno.'j.senschaft wird
eine Vereinigung angesehen, welche zur Vor-
nahme bestimmter Arbeiten oder Gewerbe,
ebenso zur ^V,rrichtung• von Dienstleistiuigen
durch persönliche Arbeit der Teilnehmer für
ihre gemeinsame Rechnung und unter ihrer
Solidarhaft gebildet wird.
Art. 6. Die zur Bestätigung eingereichten
Artelstatuten müssen von den (Tründem, min-
destens fünf an der Zahl, unterschrielx'n sein
und die Angaben enthalten:
1. -von Namen, Ziel und Ort der Tätigkeit
des .\rtels unter .Lngate der Zeitdauer
seiner Tätigkeit, wenn es für eine be-
stimmte Zeit gegründet ist ;
2. der Bedingungen für die Aufnahme von
Mitgliedern und Lehrling-en, ihrer Eeehte
und Pflichten, el:)€nso der Ordniuig ihres
Ausscheidens oder Ausschlusses aus dem
Ajtel;
3. der Beding-ungen, der Ordnung und der
Grenzen für die Annahme, von Tagelöhnern
beim Artel ;
•1. der Ordnung für die Festsetzung von
Strafen gegen die Artelmitglieder unter
Angabe des HöchstbetragBs der festzu-
setzenden CTcldstrafeu ;
5. des Maßes der Haftung der Artelmitglieder
aus Verbindlichkeiten des Arteis, falls diese
Haftung beschränkt ist;
6. der Frist und der anderen Bedingungen für
die .'ViLszahlung an die ausscheidenden oder
ausgeschlossenen Artclmitglieder der ihnen
zustehenden Anteile, ebenso der F'rist,
während welcher die Haft;ung dieser Mit-
glieder aus Artelverbindlichkeiten fort-
dauert, falls für diese Haftung die Frist
von über einem Jaiire bestimmt ist
(Art 25);
7. der Ordnimg der Bildung, Aufbewahrung
und \'erausgabung der .^Vrtclkapitalien ;
8. der Ordnmig der Einzahlung der Mit-
gliederbciträge und der Deckimg der Artel-
verluste ;
9. der Ordnung für die Verwaltung der Artel-
angelegenheiten unter Angabe der Bildung
dieser Verwaltung, ihrer Eeehte und
Pflichten und der sie bildenden Personen
sowie der Bedingungen für ihre Wahl, der
Ordnung für die Führung eines Namens-
verzeichnisses der Mitglieder des Arteis
und des Bestandes der Verwaltung, der
Ordnimg für die Beschlußfassung in den
Generalversammlungen und der Fristen für
deren Einberufung;
12. das Artel kann \'ermögen erwerben, ^'er-
txäge und Verbindlichkeilen eingehen, vor
Gericht klagen luul verklagt werden. Das
Artel kann Gewerbe- und Handelsanstalten
besitzen.
Art. 17. Die !Mitglicderbeiträ.ge müssen für
alle Aj'telmitgliedcr gleichmäßig sein; die Ver-
teilung aber des Gewinnes des Arteis unter sie
erfolgt entsprechend der Beteiligung eines
jeden an den -Arbeiten des Arteis durch persön-
liche Leistung in Gemäliheit der Besclilüsse
der Generalversammlung.
Art. 18. Aus den übernommenen Verbind-
lichkeiten, ebenso für die ordnungsmäßige Er-
füllung der Pflichten durch die Artelmitglieder
und überhaupt für den Sciiaden, welcher aus
Anlaß von Artelarbeiten durch Mitglieder des
Arteis oder durch von ihm gedungene Personen
verursacht wird, iiaftet das Artel mit seinem
ganzen Vermögen.
Art. 19. Falls das Artelvermögen zur
Deckung der gegen das Artel zustehenden
Summen nicht ausreicht, haften seine Mit-
247
Syndikate.
24«
glieder solidarisch mit ihrem ganzen persön-
lichen, beweglichen und imlieweglichcn Ver-
mögen, unbeschränkt oder innerhalb der in den
Artelstatuten angegebenen Grenzen.
Art. 25. Das ausscheidende oder ausge-
schlossene Mitglied haftet im \'erlaufe eines
Jahres, sofern in den Statuten eine längere
Frist nicht bestimmt ist, fortgesetzt für die
Artelverbindlichkeiten, welche bis zu seinem
Austritt entstanden sind, in gleicher Weise wie
die aktiven Mitsrlieder.
Die Syndikate.
Die russische Gesetzgebimg kennt keine
Syndücate ; das Gesetz verfolgt nur Zusammen-
schlüsse von Kaufleuten, die sich zusammentun,
lun die Lebensmittelpreise in die Höhe zu
treiben. Daher wurde z. B. das Syndikat der
Zündholzfabrikanten vom Gericht freige-
sprochen, da in dem Zusammenschluß nichts
Straffälliges gefunden wurde. In Rußland
arbeiten verschiedene Syndikate vollständig
offen, wie Produgol, Prodamet und der Zucker-
ring. Als Gegengewicht zu dem Eisensyndikat
haben die Landschaften die ,.Krowlja'" ge-
gründet.
Die Syndikatgi'ündungen sind eine Folge
natüidicher Entwicklungsgänge, denen die Be-
gierung sich nicht entgegenstemmen kann. Sie
kann den Kampf zwischen den Starken und den
Schwachen nicht hindeni. Dieses ist auch gar
nicht nötig, denn schädlich sind nicht die
Syndikate, sondern ilire Auswüclise ; die Re-
gierung kann nicht zulassen, daß die Ver-
braucher ausgenutzt werden. Gefälirlich sind
die geheimen Syndiltate, diese sollen daher mit
.aller Energie verfolgt werden. Legalen Syn-
dikaten können aber keinerlei Hindernisse in
den iWeg gelegt werden. Die Gesetzgebung
der Staaten des Westens hat die Daseins-
berechtigung der Syndikate anerkannt, daher
muß auch Rußland bestrebt sein, das Syn-
dikatswesen auf den Weg der Gesetzmäßigkeit
zu bringen. Die Strafgesetze werden ergänzt
werden durch Bestimmungen, die Preistreiberei
nach vorhergehender Veieinbai-ung ahnden. Es
werden auch Strafen für Geheimsyndikate fest-
gesetzt werden usw.
In dem Zivilltodex soll ein besonderer Ab-
schnitt „Ueber die Sj'ndilvate" aufgenommen
werden. Die Syndikate werden ihre Statuten
zur Bestätigung vorstellen müssen, und sie
werden gehalten sein, dem Handelsministerium
ihre Jahresberichte und Abrechnungen einzu-
senden.
Die Syndikate bewirken bei mäßigem
Aufschlage zu den Gestehungskosten die Ver-
billigung der Produkte und Sicherung des Ver-
dienstes der Arljeiter.
Die Syndikate regulieren die Menge und
die Preise, sie verteilen die Bestellungen gleich-
mäßig auf die Fabriken, was wiederum zur
Ilebuno- von Handid uml Industrie beiträtrt.
249
Die Kleinkreditanstalt-en.
250
Die Kleinkreditanstalten.
Die Gesamtzahl der einer besondei'en Ver-
waltung bei der Ileichsbank unterstehendem
Kleinkreditanstalten betrug nach den zu Mitte
September 1909 vorliegenden Ausweisen mehr
als 9600, darunter 4876 bauerliche Kommimal-
anstalten, 2981 Kj'editgenossensehaften, 1696
Leih- und Sparkassen und 60 Landsehafts-
kass«n*).
Diese Anstalten besaßen in ihrer Gesamt
heit nachstehende Mittel: die bäuerlichen Kom
munalkassen (zum 1. Januar 1907) 57,5 Mill.
Rubel, die Kreditgenossenschaften (zum 1. April
1909) 47,7 Mill. Rbl., die Leih- und Spar-
kassen (zum 1. Januar 1907) 66 Mill. Rbl.
und die Landschaftskassen (zum 1. Juli 1909)
4,4 ]\Iil]. Rbl., insgesamt 175,6 Mill. Rbl. Wenn
man berücksichtigt, daß die Bilanzausvveisc
der einzelnen (Irupiien dieser Kleinkredit-
anstalten sich bei weitem nicht auf die letzte
Zeit beziehen, so darf man mit Gewißheit an-
nehmen, daß die vorstehend aufgezählten An-
stalten mindestens über 200 Mill. Rbl. verfügen.
Im Laufe des Jahres 1908 wurden den
Kleinkreditanstalten Darlehen zu ihren Stamm-
kapitalien im Gesamtbetrage von 1 593 000 Rbl.
erteilt; davon entfielen 1345 000 Rbl. aus der
Reichsbaiüv auf 600 in jenem Jahre neu entr
standene Kreditgenossenschaften, während die
übrigen 248 000 Rbl. aus den Spezialmitteln
*) Zur Zeit der Aufst^?lluiig des Budget-
cntwiirfs für 1909 existierten 2 339 Kreditgenossen-
schaften, 1 531 Leih- und Sparkassen (darunter
bereits genehmigte, aber noch nicht eröffnete, so-
wie aucJi in Licjuidation stellende) und 29 Land-
schaftskassen.
der Verwaltung in Angelegenheiten des Klein-
kredits an andere derartige Anstalten vergeben
wurden, wie namentlich: an 28 Leih- und Spar-
genossenschaften, an 16 bäuerliche Kommunal-
kassen und an 3 Landschaftsbanken.
Außerdem benutzten viele von den zu Ende
1908 bestehenden Kleinkreditanstalten zur Ver-
stärkung ihrer umlaufenden Kapitalien den
ihnen von der Reichsbank gewährten Kredit bis
zum Totalbetrage von 21603 000 Rbl. Ihre
tatsächliche Verschuldung an die Reichsbank
betrug zu Beginn jenes Jahres 5 046 OOO Rbl.
und steigerte sich zu Ende des Jahres bis auf
7 515 0{X) Rbl. ; ihren Höchststand erreichte diese
Verschuldung zum 1. Juli 1908 mit 10 797 000
Rubel.
Zum 1. September 1909 betrug die Total-
summe aller seitens der Regienuigsinstitutionen
an die Kleinkreditanstalten verabfolgten Geld-
mittel 21 Mill. Rbl.. darunter zu den Stamm-
kapitalien 5 885 000 Rbl. tuid auf kurzfristigen
Kredit 15 Mill. Rbl. (bei einem Gesamtbeträge
der seitens der Reichsbank eröffneten Kredite
von 29 Mill. Rbl.). Nach den einzelnen Quellen
verteilen sich diese 21 Mill. Rbl. in folgender
Weise: 20,1 Mill. Rbl. aus der Reiclisbank luid
807 500 Rbl. aus den Spezialmitteln der Ver-
waltimg in Angxjlegenheiten des Kleinlu-edit«.
Der Höchststand der Verscliuldting der Klein-
kreditanstalten an die Reichsbank im ver-
flos.sen<'n Zeitraum des Jalires 1909 fällt auf
den Julimonat imd belmig 20,8 Mill .Rbl. (da^
von zu den Stiumnkapitalien 4,8 Mill. Rbl.
und auf kurzfristigeji Kredit 16 ^lill. Rbl.).
251
Klein-Kredit der bäuerlichen Bevölkerung.
252
Klein-Kredit der bäuerlichen Bevölkerung.
In Westeuropa hat die Erfahrung gezeigt,
'laß neben dem persönlichen Kredit in der
bäuerlichen Wirtschaft ein Hypothekarkredit
unter Landverpfändung eine viel größere KoUe
spielt. Die den bäuerlichen Besitzern beim
Uebergang zu einer höheren Kultur des Acker-
bodens nötigen Kapitalien werden meistenteils
durch Aufnahme einer Hypothekenschuid
realisiert. Sogar in Deutschland, wo der per-
sönliche kooperative Kredit sehr entwickelt ist,
sind die Hypothekensehulden der bäuerlichen
Bevölkerung wesentlich höher als die per-
sönlichen. In Fraukreicli, Schweden, Uänemark
und der Schweiz iist ein pei-sönlicher Kredit
für die kleineren Landbesitzer ziemlich unbe-
kannt, und nur Hypothekenschulden werden
dort aufgenommen. Ein persönlicher Kredit
wird bei den kleinen bäuerlichen AVii- tschaften
nie in größerer Höhe oder auf lange Frist
gewährt werden können. Nur dui'ch kooperative
CJeseilschaften, in denen jeder den anderen
kennt, und die auf persönlichem Vertrauen auf-
gebaut sind, sind die Vorbedingungen für
größere und langfristige persönliche Kredit«
geboten.
In Rußland wird es jetzt den Bauern
möglich, einen gewissen persönlichen Kredit
zu erlangen. Seit dem 1. Jajiuai* 1910 sind
über 5000 bäuerliche kooperative Gesell-
schaften gegründet worden. Hypotlicken
können die ru.ssischen Bauern zum allergrößten
Teil nicht aufnehmen, da sie in der Verfügung
über ihren Besitz durch die eigenartigen Gre-
meindebestimmungen sehr beschränkt sind.
Hieraus aber entspringt die Unmöglichkeil,
irgendwie größere Summen füi* Meliorationen,
Inventar, Viehkäufe und dergleichen zu er-
halten. Die kooperativen Gesellscliaft«n geben
nur ganz kleine Kredite von 20 — 70 Rubeln.
Mit solchen Summen läßt sich aber keine land-
wirtschaftliche Kultur auf eine we.«entlich
höhere Stufe bringen.
In den Gegenden, wo die Landanteile schon
iu den persönlichen Besitz des Bauern über-
gegangen sind, arbeitet schon die bäuerliche
Agi-arbank mitteis Hypothekarkredit auf den
Landbesitz. Sie hat seit dem ö. November 1906
das Recht, auf Bauernland, das nicht mehr der
Gemeinde, söndern-Einzelbesitzern gehört, Hypo-
thekarkredit zu gewähren. Sehr gi oß war aber
die Verschuldung des Bauernlandes noch nicht
angewachsen, denn bis zum Juli 1909 wurden
auf Hypotheken nur 44 300 Rbl. vorgestreckt.
Dank der guten Ernte und dem Aufschwünge,
den die Bauernschaft dadurcJi nahm, und durch
die damit verbundenen besseren Perspektiven
der rus.sischen Landwu'tschaft hat auch der
Hypothekarkredit in diesem letzten Jahr einen
bedeutenden Aufschwung genonunen, imd
betrug bis zum 1. April 1910 schon 2 584 300
Rubel. Dies zeigt, in wie kurzer Zeit eine
wesentliche Hebung der landwirtschaftlichen
Entwicklung in diesem Lande vor sich gehen
kann, wenn nur einige gute Ernten zu ver-
zeichnen sein werden.
Es wird nunmehr beabsichtigt, auch den
bäuerlichen kooperativen Gesellschaften das
Recht zu geben, sich an den Landbesitz als
Pfand zu halten. Damit würde ihr Wirkungs-
kreis sich bedeutend vergrößern, und wenn
auch die brennende Frage mit dem ge-
meinsamen Gemeindeland des einzelnen Dorfes,
dessen Ackerstücke jährlich von neuem verteilt
werden, in dem Sinne gelöst wird, daß die
einzelnen Gemeindemitglieder wrrkliche Be-
sitzer ihrer Aecke.r werden, so wird damit einer
der Hauptgründe des bäuerlichen Elends und
der Aussaugung der Landbevölkerung durch
die Dorfwucherer beseitigt sein.
253
Die Kommiinalbanken in RaSlaud.
254
Die Koininunalbjmlien in Russland.
Nach ihrem Kapital und ihren Uiui^ätzen
nehmen die KoTrimiinalbanken allerdings keine
hervorragende Stelle im russischen Kredit-
sj'stem ein. A\'enn man den gesamten privaten
Kredit in Rußland auf rund 6 ililliarden
schätzen kann, so enlfällt davon auf die Kom-
munalbanken ein Betrag von 138 Millionen
Kübel oder etwa 2,4 «/o. Trotzdem spielen diese
üauken in einzelnen Gebieten eine unzweifel-
haft wichtige Bolle. In der letzten Zeit be-
kunden die jH-ivaten Baaiken ein deutlich aus-
gesprochenes Expansionsbestreben und gründen
vine große Anzahl von Provinzfilialen. Aber
trotzdem gibt es in Rußland noch eine Menge
von Ortschaften, deren Kreditbedürfuis so
gering ist, daß es für eine gi-oße Bank kernen
Anreiz zui' Gründung einer Filiale bietet.
Solche Ortschaften sind das eig-entliche Tätig-
keitsgebiet der Kommunalbanken. Nach einer
Knquete vom 15. .luni 1909 gab es Kredit-
anstalten im ganzen in 582 bewohnten Orten
und Städten; davon hatten 129 Städte aus-
schließlich Kommunalbanken.
Es gibt gegenwärtig in Rußland 278
städtische Komnuuialbanken. Ihr gesamtes
(Grundkapital hat sich in der Zeit vom 1. Januar
1900 bis 1. Januai- 1909 von 32 251621 Rbl.
auf 39 762 365 Rbl. erhöht, die Gesamtdepositen
sind in derselben Zeit von 84 540 659 Rbl. auf
103 127 220 Rbl. gestiegen, die diskontierten
Wechsel von 70 295153 Rbl. auf 76 123 603
Rubel, die Darlehen auf städtis(;he Liegen-
schaften von 27 727 067 Rbl. aiü" 48 799 661 Rbl.,
die Gesamtbilanz von 145 114 429 Rbl. auf
181490 462 Rbl. Das GruniLkapital dieser
Banken schwankt zwischen .sehr erheblichen
Grenzen. So hat z. B. die städtische Bank in
Tjetuschi nui- 10 000 Rbl. Kapital, dagegen die
rharkower Stadtbank ein Kapital von 1 500 000
Rubel. Mehr als l Mill. Rbl. Grundkajutal
liabeii außer der C'harkower, übrigens mir drei
Banken (Samara 1 276 115 Rbl., Irkutsk
1200 000 Rbl. und Kasan 1176 570 Rbl.).
Der vom Finanzministerium der Duma vor-
gelegte Gesetzentwurf bezweckt die veraltete
Ordnung für die Kommunalbanken vom Jahi-e
1883 durch eine zeitgeniäiJere zu ersetzen und
diesen Banken eine größere Bewegungsfreiheit
zu gewähren. Die wichtigsten Aenderimgen
bestehen darin, daß den Kommimalbanken der
Betrieb sämtlicher Bankg-eschäfte gestattet
wird ; die Bankverwaltungen erhalten eine
größere Selbsländigkeit und der Stadtduma
wird nur noch die Ausarbeitung der grund-
legenden Vorsclu'iften über den Betrieb sowie
die Revision vorbehalten ; elie Einrichtung der
Diskontkomitees -wird obligatorisch gemacht;
ihre Kompetenz wird erweitert.
Die Kommissionen der Duma (für Finanzen,
städtische Angelegenheiten, Handel und Ge-
werbe) haben einige nicht rmwichtige Aende-
rungen an dem ministeriellen Entw'urf vorge-
nommen.
Vor allen Dingen haben sie für die Er-
richtung von Kommunalbanken das Melde-
verfahren eingeführt. Nach dem ministeriellen
Entwurf war die Errichtung dieser Banken von
der Erlaubnis des Finanzministers, die im Ein-
vernehmen mit dem Minister des Innern zu
erteilen ist, abhängig gemacht. Die Kom-
missionen waren dagegen mit Recht der
Meinung, daß der neue Gcsetzentwiirf die
Tätigkeit, der Banken so eing'eliend i-egelt und
die Interessen der Deiwsiteninhaber und Dar-
lehensnehmer so ausgiebig schützt, daß man
sich für diese Banken auf das Melde verfahren
beschränken kann. Dieser An.siclit kann m;ui
sich nur anschließen. Das Bedürfnis aJi Klein-
ki'edit, dem die Kommunalbanken in erheb-
lichem Maße zu dienen berufen sind, ist so
gixjß und das Konzessionsverfahren — nament-
lich wenn die Konzession von nieln-eren
Ministerien abiiängt — ist so zeitraubend und
weitläufig, daß man das Meldeverfahren in
diesem Fall unbedingt vorziehen muß.
In den weiteren von den Kommissionen
vorgenommenen Aenderungen tritt das begreif-
liche Bestreben hervor, den Einfluß der
städtischen Magisti'ate auf die Gescliäfts-
Sparkassen wesen.
256
führung der Banken zu vergrößern, doch wird
dabei an der auch in der bestehenden üixlnimg
enthaltenen Bestinuuung festgehalten, daß
städtische Beamte und überhaupt IStadlver-
ordnete nicht gleichzeitig zum \'erwaltungsrat
der Bank gehören düi-fen. Die Verstärkung des
Einflusses des ^lagistrats kommt unter anderem
zum Ausdinick:
in Art. 1, wo gesagt ist, daß der
Magisti-at befugt ist, die Bank zu schließen,
in Art. 24, wonach die Abrechnimg der
Bank vom Magistrat bestätigt werden muß,
und
in den ArtiJveln 146 — 147, welche be-
stimmen, daß der Magistrat befugt ist, die
Zuweisungen an das Eeservckapital zu ver-
ringern und dadui-ch das Anwa.chsen des
Kapitals zu beschränken.
Da die Kommunalbanken ;ui vielen Orten
die einzigen Kreditanstalten sind, so waxen die
Kommissionen der Ansicht, daß ihr Tätigkeits-
gebiet tunlichst erweitert weitJcn muß. Von
diesem Gesieht-spunkt aus wird eine Be-
stimmung aufgenommen, wonach die Kom-
munalbanken befugt sind, die von ihnen dis-
kontierten Forderungen nicht nur in anderen
russischen, sondern auch in atisländischen
Kreditanstalten zu rediskontieren. Sodann
sollen die Baiüien nicht niu-, wie es im
ministeriollen Entwm-f vorgesehen war, land-
wii'tschaftliche Güter, sondern auch städtisclie
Liegenschaften zu beleihen befugt sein. Dar-
lehen und Kredite können femer in Form von
Spezialrechnungen giewähi-t bzw. eröffnet
werden. Endlich wird den Kommunalbanken
die Befugnis eingeräumt, ebenso wie andere
Bankanstalten in russischen und ausländischen
Kreditanstalten Blanko- und Eembourskredite
sich eröffnen zu lassen. Die Kompetenz der
Diskoutokomitees wird dahin erweitert, daß
sie auch die von der Bank zu bevorschussenden
.Waren abzuschätzen haben.
Das Statut der Staatlichen Sparkassen.
(Auszugsweise.)
Die Operationen der Staatlichen Sparliasseu.
-Ai't. .■}] . Als Einleger der Staatlichen
Sparkasse wird die Person erachtet, auf
b'ren Namen die Einlage von der Kasse an-
genommen und das vorgeschriel>ene Sparkassen-
buch (Art. 42) erteilt ist.
Art. 38. Minderjährige und nicht Voll-
jährige, welche selbst auf ihren Xamen eine
Einlage gemacht haben, verfügen über dieselbe
ohne Beteiligung des \'oi-mundes oder Pflegers
auf der allgemeinen Grundlage dieses Gesetzes.
,\rt. 39. Von Eli cm auf den Namen ihrer
minderjährigen oder nicht volljähiig-en Kinder
gemachte Einlagen werden zu den bedingten
(unter i)esonderen Bedingungen gemachte) g-e-
rechnet, die Verfügung über dieselben jedoch
steht bis zur- Volljährigkeit der Kinder den
Eltern zu.
Art. 40. Die Einlagen werden in bareiu
Gelde zur Vermehrung durch Verzinsung in
einem Beirage nicht ülxir 1000 Rbl., wenn die
Einlage auf eine einzelne Person als Einleger
(Art. 32, Ziff. 1), und nicht über 3000 Kbl.,
wenn die Einlage auf den Namen einer Astalt
oder Gesellschaft gemacht ist, angenommen.
Art. 41. Nachdem das Kapital mit den
angewachsenen Zinsen die zui- Ann all me bei
der Spai'kasse behufs Vermehrung durch Ver-
zinsung zugelassene Sumraengrenze (Art. 40)
erreicht hat, hört der Zin,< iilauf für den ganzen
Betrag auf, w'orüber di" Spai'kasse dem Eiii-
legei- eine Benaclirichtiguig übersendet. Wenn
innerhalb der Frist von einem Monat seitens
des Einlegers eine Verfügung über s;'in Kapital
nicht getroffen ist, so wird ein Teil des
letzteren von der Kasse zum Ankauf eines
v(!rzinslichen Staatspapieres vei'wentlet, welches
dann auf der in den Art. 52 und 53 angeg-ebenen
Grundlage bis auf Erfordern durch den Ein-
leger verwahrt wird.
Art. 42. Lieber die erste von der Kasse
angenommene Einlage wii'd <in Sparkassenbuch
erteilt, dessen Vorlegung zur Eintragung aller
folgenden Einzahlungen luid .Vbhebungen
obligatorisch ist. Das Sparkassenbuch wird auf
25'y
Sparkassen we.sen.
258
den Namen des Einlegers (Art. 31) ausgestellt,
und kann auf einen aoideren nicht übertragen
werden.
Art. 46. Im Falle des Verlu.stes des Spar-
kassenbuches erhält der Einleger oder die
über die Einlage verfügungsberet'htigte Person
((lArt. 39) nicht später als sieben Tage nadi
Anmeldung des Verlustes des Buches durcJi sie
ein neues Buch, wobei eine der Kasse nicht
bekannte Person einen Ausweis über ihre
Persönlichkeit beibringen muß.
Art. 47. Für das Erfordern der Einlage
dui'ch einen Bevollmächtigten wird außer dem
Buche des Einlegers (Ai-t. 42) die Vorlegung
einer scliriftlicJien Vollmacht desselben an die
Kasse verlangt, wobei die Unterschrift des
letzteren, wenn sie der Kasse nicht bekannt ist,
in notaiieller Form, oder durch die Ortspolizei-
l>ehörde, oder durcJi aaderc ein staatliches oder
amtliciies Siegel führende Amtspersonen oder
iVnstalten besrlaubiert sein m\xß.
Art. 48. Wenn der zurückverlangte Betrag
aus einem Buche 100 Rbl. üliersteigt, muß der
Einleger die Kasse sieben Tage vorher davon
benachriclitigen.
Art. 58. Eine Einlage, auf welche während
dreißig Jahren keine Einzahlungen oder Ab-
hobungen erfolgt sind, ebenso A\'ertpapiere, die
auf Rechnung dieser Einlagen gemäß Art. 41
ang^-schafft sind, verfallen der Staatskasse,
wenn vorher von der Person oder Anstalt,
welche ein gesetzliciies Recht auf die Einlage
hat, auf diese ein Anspruch nicht erhoben ist.
Ai't. 59. Den Staatlichen Sparkassen kann
mit Genehmigung des Finanzministers die
Befugnis g'ewährt werden, für Rechnmig der
Staatsbank alle dieser Bank nach ilirem
Statut erlaubten Operationen vorzunehmen.
Zum 1. Januar 191(» waren in Rußland im
ganzen 768 438 760 Rbl. in den Spai-kassen ein-
gezahlt, und übertrafen die Einlagen des
vorigen (1908) Jahres um 38 720 000 Rbl.
Sparkassenwesen.
Saldobeträge der Einlagen bei den Staatssparkassen.
Geldeinlagen ''^''^^J-'-
Millionen Rubel
Zum 1. .Januar 1!)U6
831,2')
103.5,0')
1149,2')
1207,5')
1213,9
224,0
,. „ 1907
237,4
1908
„ „ 1909
254,3
269,5
„ 1. September 1901)
278.0«)
Znnahnie der Einlagen.
') Nach Hinzufügung der Jabres/.iu
^) Nach tluii letzten eingegangen A^
3) Ohne Hinzufngung der Zinsen.
Geldeinlagren
Einlast»
Eingänge')
Rückzahlungen
üebersohuß der
Eingänge gegen
Rückzahlungen
in
^Vertpapieren
Millionen Rubel
Im .lalirt; liJdli
„ 1907
„ 1908
In den ersten 6 Monaten 1908. . .
« „ „ 6 , 1909. . .
731,.'
liS9.4
(;«7,fi
351,6
350,7
.■,(;3,i
1)13,3
670,2
339,0
346,9
^- 171,1
+ 76,1
+ 17,4
+ 12.6
+ 3.8
lo.t
+ 16,9
+ 15,2
+ 7,8
H- 8.5
259
Sparkassenwesen.
260
Im Laufe der ersten sechs Monate des
Jahres 1909, füi" die gegenwärtig Bcriclits-
ausweise vorliegen, sind bei den Sparkassen
350,7 Mill. Rbl. eingeflossen, d. i. nahezu eben-
soviel, wie in der ersten Hälfte des Vorjahres
(351,6 Mill. Rbl.) : die Rückzahlungen betrugen
in den ersten sechs Monaten des laufenden
Jahres .'546,9 Mill. Rbl. und überstiegen somit
die AuszahUuigcn in dem entsprechenden Zeit-
raum von 1908 (339 Mill. Rbl.) um 2,3 o/o. Im
Jidi und August waren nach den vorläufigen
Angaben die Resultate der Geldeinlagen
günstiger als in denselben ^lonaten des Vor-
jahres, doch ergab infolge der vermehrten Rück-
zahlungen zu Beginn des laufenden Jahres der
Einlaccenzuwachs für neim Monate des Jahres
1909 "nur 6,4 Mill. Rbl. gegen 9,9 Mill. Rbl.
im entsprechenden Zeitraum von 1908. Diese
Verminderung des Einlagenzuwachses bei
gleichbleibender Höhe des Einlagebestandes
steht im Zusammenhange mit der Zimick-
ziehimg ^'iele^ in früheren Jahren eingezahlter
Summen, deren Ziifluß zu den Kassen in den
Jahren 1906 und 1907 besonders gi-oß war
(247,2 Mill. Rbl.). Eine Verminderung des Ein-
lagebe^tandes ließ sich, wie auch 1908. im süd-
westlichen, im klein-russischen und im südlichen
Rayon*) konstatieren und betrug in acht
Monaten des Jahres 1909 4 Mill. Rbl. ; außer-
dem verringerten sich in dieser Zeit die Spar-
kasseneinlagen im östlichen ScJiwarzerde-
rayon**) (um 5,6 Mül. Rbl.) und in einigen
Crouvernements des südöstlichen und des In-
dustrierayons***) (um 0,9 Mill. Rbl.); die
übrigen Gegenden ergaben einen Einlagenzu-
wachs im Gesamtbetrage von 16,9 Mill. Rbl.
Was die von den Einlegern aus ihren Spar-
summen erworbenen und bei den Sparkassen
in Verwahrung belassenen AVertpapiere anbe-
*) Die Goiivernements Wolhynien, Kijew. Pu-
dolieii (süfl-westliclier Rayou). Poltawa, Charkow,
Tschemigow (kleinrussischer Rayon), Bessarabien,
Jekateriuoslaw, Taurien. Cherson und da.s Gebiet
der Donschen Kos,aken (.südl. Rayon).
**) Die Gouverneiucnts Woronesh, Kur.sk, Orel,
Peiisa. Rjäsan, Ssaratow, S.simbirsk, Tambow iincl
Tula.
***) Die Gouvernements Astrachan, Ssamara.
rfa (südöstlicher Rayon), Kaluga, Ssmolen.=k,
Twer und Jaroslawl (Industrierayon).
trifft, so erfolg'te die Zunahme ihres Betrages
im Jahre 1909 in dem gewöhnlichen Umfange
und konnte auf das Ergebnis der Einlagen-
bewegung keinen besondeiien Einfluß ausüben.
Im Jahre 1909 trat das Uelrerwiegen der
RücJizahlungen gegen die Eingänge bei den
Geldeinlagen besonders stark im ersten Tertial
zutage und ergab eine Verminderung des ge-
samten Einlagenbestandes um 2, ,5 Mill. Rbl. ;
in Anbetracht dessen wurde es für zweck-
entsprechend erachtet, in einigen Gouver-
nements die Umstände, tmter denen der Ein-
lagenabfluß erfolgte, einer näheren Prüfung
zu unterziehen. Die an Ort und Stelle Vor-
genonunene Untersuchtmg bezog sich auf
10 Gouvernementsf) mit der beträchtlichsten
Einlagenverminderung (47,4 o/o des gesamten
Einlagenabflusses im Reiche) ; von den 147
Zentral - Sparkassen dieser Gouvernements
wurden nach dem erwähnten Merkmal
85 Kassen ausgewählt und auf Grund der
RechnungsaiLsweise dieser letzteren (nebst den
ihnen zugezählten 803 Post- und Fabrikspar-
kassen) die Ergebnisse der Einlagenbewegung
in den ersten vier Monaten des Jaha^es 1909
in bezug auf die verschiedenen Gruppen der
Einleger festgestellt. Die Schlußresiiltate
dieser statistischen Enquete stellen sich in
folgender [Weise dar:
Aus diesen Ziffern geht hervor, daß den im
landwirtschaftlichen Gewerbe beschäftigten
Einlegern zwar nur 28,4 o/o des Gesamtbetrages
aller Einlagen bei den der Enquete unterzogenen
Sparkassen gehörten, daß dabei aber auf diese
Gruppe 51,9 o/o der Ersparnisabnahme entfielen.
Darauf, daß die Zurückziehung der Einlagen
vorzugsweise seitens der im landwirtschaft-
lichen Gewerbe beschäftigten Personen erfolgte,
weist auch der Umstand hin, daß die Abnahme
der Sparsummeu ländlicher Einleger bei einem
geringeren Bctragie iiirer Einlag-en (40,8 o/o)
69,6 o;o der Gesamtvenninderung ausmacht,
während auf die städtischen Einleger, denen
t) Die Gouvernements Kijew (südwestlicher
Rayon), Charkow, Tschernigow (kleinrussischer
Rayou). Cherson, Gebiet der Donschen Kosaken
(südl. Rayon), Woronesh, Kursk, Ssai-atow (öst-
licher Schwarzerderayon), Twer (Indiistrierayon)
und Grodno (nordwestlicher Rayon).
261
Sparkassen Wesen
262
der größte Teil der Erspnriiisse (52,2 o/o) gehört,
nur 31,5 */o der Einlagenvermiiiderung entfällt.
Diese Erg-ebnisse Ixistätigen die bereits
früher geäußerte ^'ora.u^iS(!tz^lng, daß die Ver-
minderung des Waelisi.ums der Geldeinlagen
bei den Sparkassen in luimittelbarem Zu-
samraenliange steht mit den Erseheinimgen
unserer ländlichen Lcbensverhällnisse. Nach
den 1909 in Anlaß der oben erwälmten statisti-
schen Enquete an Ort und Stelle eingezogenen
Auskünften hiusiclitJich der Ursachen der Ein-
lagenabnahme in zehn Grouvernements übte der
Getreidemißwachs der letzten Jahre a.uf den
Abfluß der Einlagen aus den Sparkassen dieser
Gouvernements allerdings einen gewissen Ein-
fluß aus; doch außerdem wirkien in derselben
Tfirhiuiig auch die Landkäufe der Bauern, der
Uebergang zu neuen Formen der Bodeji-
benutzung, wodm-eh größei-e Betriebsmittel er-
forderlich wui'den, die Uebersiedehmgen, sowie
auch die Investieiimg von Mitteln l>ei den
Kleinkreditanstalten. Es ist anzunehmen, daß
die gute Ernt« in den meisten Ackerbaurayou-
während der zM'eiten Hälfte des Jahres auf
die Umsätze der S]>arkaiisen gibistig einwirken
wird. Jedenfalls stellt der Abfluß der Ein-
lagen zu Agrarorganisationszwccken und zu den
Erfordernissen des Kleinkredits kein bcuurulü-
gendes, sondern ein günstiges Sj-mptom dar.
denn er bekiuidet das Wiedererwachen der
wirtschaftUchen Energie in der Bevölkerung
und stellt eine Belebung der Landwirtschaft
und überhaupt eine Besscrgestaltung der Volk.--
Wirtschaft in Aussicht.
Boscbäfliariiiiir der Kinlcirfr
Saldo der
Einlagen zum
I.Januar 1U09
Prozent-
verhältnis
zum Gesamt-
betrage
Zuwachs (-f )
oder
Abnahme ( — )
d. Einlagen f. d.
Zeit V. Januar
bis April 1909
.MiU. Rbl.
Prozent-
verhältni?
zum Gesamt -
l>etriig<:'
Grundbesitz, Ai-kerbau und lanilwirt.scbaftl. (be-
werbe
Städtische (iewerbe, Fabrikarbeit, Dienstboten .
Handel
Sonstige Beschäftigungen
Juri.stische Personen
Zusammen
Darunter:
Ländliche Einleger
St;ldtische „
Juristische Personen
52..5
32,9
20,3
(55,9
12.8
2«,4
17,9
11,0
:!5,7
7,0
184.4
75.3
96,3
12,8
lOO.l)
40,8
52.2
7.0
— 3,0
— 1,3
— O.G
-0,9
+ 0.06
-4,0
— 1,8
+ 0,06
-51.9
— 23,8
— 10,"
— 15,4
+ 1.1
— 69.i;
— 31,.^'
+ bl
Die Tätigkeit der Post- und Telegraphen-Sparkassen im Jahre 190h.
Diese st^dlte sich wie folgt: Die bei den
Spaakassen von 29 I'ost- und Telcgraphen-
bezirken luid der Posiiiniter in St. Petersburg
und Jloskati gemachten P^inlagen betrugen
L04.'315 4Ol Rbl., wovon auf Bareinlagen
154 097 857 Kbl. und auf Sparkarien 217 .')4.'l
Rubel entfielen.
Ausgefolgt wurden von den Kas.sen im
Laufe des Jahres 90 545 076 Rbl. Am größten
(H) 2G1 651 Rbl.) war die Summe der Ein-
lagen im Iviewor Tost- imd Telegraphenbezirk.
An zweiter Stelle stellt der Odessaer Bezii-k.
Dann folgen die Bezü'ke von Wilna, Jekateri-
noslaw, Nishni Xowgoix)d, Moskau^ Charkow.
Rostow, Ssamara, Kischinew usw. ^\m ge-
lingsten war die Summe der Einlagen im
Turkest ansehen (761490 Rbl.) und im Omsker
Bezirk (717 200 Rbl.).
263
Russische Iiuiustiieijapien
26+
Russische Industriepapiere.
Da3 Steigen der russischen Werte, wie es
im Herbst 1910 besonders auffällig in die Er-
seheinung trat, lieruht auf zwei Gründen:
erstens auf der guten Ernte des vorherrschen-
den Jahres und der dadiu'ch hervorgerufenen
allgemeinen ökonomischen Gesundung und nicht
zuletzt auf der in ue r p o li t i s ch en Be-
ruhigung.
An den Börsen in Berlin, London und
Paris wui'de Ijesonders den starken russischen
Käufen an der Moskauer und Petersbiu'ger
Börse Aufmerksamkeit zug-ewandt. Eisenbahn-
iuktien, Kohlenwerte, Bergbauaktien und Ma-
schinenfabriken wurden sehr verlangt. Auf
den ersten Blick schien kein richtiger Grund
für diese Hausse vorzuliegen, aber bei cin-
geliendei-er Betrachtung muß man zugeben,
daß die russische Industrie an-
fängt, aus einem sehr labilen Sta-
diuminstabilereVerhältnisseüber-
zu gehen.
Die sehr gute Ernte des Jahres 1909 und
die befriedigende des Jahres 1910 stellen
in liußland einen so großen Machtfaktor dar,
daß sogai" die mißtrauischen Kapitalisten des
Allslandes, die nui' an völlig gesicherte Unter-
nehmungen herangelien, iJire Scheu vor russi-
schen industriellen Unternehmungen zu ver-
lieren scheinen.
Eine Reihe von Jdiren hindiu'ch hatte es
■jar keine gut« Ernte in Rußland gegeben, und
die Annahme wai- schon sehr verbreitet, daß
der russische Boden ausgesogen und keiner
guten l'Jrnte mehr fähig wäre. Das vergangene
Jahr hat dies«-, Annahme Lügen gestraft, und
auch dieses .JaJir geht ülx;r den Durchschnitt
hinaus.
Es kam mehr Geld ins Land; die l'.nnken
konnten ihre Kredite erweitern, mid die Kauf-
kraft des Bauern wuchs. Mit diesem letzten
Umstand rechnet man außerhalli Rußland>
noch viel zu wenig.*)
Die Realisation der Ernte l>edingte natür-
lich eine stai'k erhöhte Bewegung auf den Eisen-
bahnen; dalier stiegen dann wieder die Eisen-
ba h u a k t i c n zu Höhen liinauf , von denen
früher niemand zu träiunen wagte.
Nach ilmcn stiegen immer stetiger ^uch
die metallurgischen Werte, und auch
nicht ohne Grund. Die Regierungsl>estellungen
sind viel bedeutender als früher, el>enso halx-n
viele Städte Anleilien abgeschlossen, um
ikrerseits den Metall fabriken Aufträge zu
geben.
Es ist niu' zu hoffen, daß die russischen
Industi'iepapiere nun nicht von S}>ekulajiten
höher g>etrieben werden, als ihr innerer Wert
es verträgt. In London z. B. wurde mit
Naphthapapieren ein direkter Unfug getrieben.
In Maikop (Krim) wurden einige günstige
Bolirungen vorg-enommen. und das hatte einen
„boom" in Ix)ndon zm- Folge, der dureli ge-
wissenlose Spekulanten völlig aussichtsIo.se
Gründungen entstehen ließ, um deren Aktixui
gekämpft wurde. Durcli solclie Spekulation
werden oft natürlicli auch die .soliden mit
geschädigt.
Die inis-sischen Industrie-Papiei'e sollten
tatsächlich 1>esser bewertet werden als bisher.
Die Grundl>etlingiuigen dafür, daß es .sich nicht
um eine kurzfristige Besserung handelt, sind
durchaus vorhanden. —
•) Hier mag im ein Iieffeiules Wort St.olypins erinnert werden
der vor ciniKen .lahron sügle: ^(iehen Sie Knßhind einige wirk-
lich (fute Ernten nacheinander nnd es kann alle seine Soluildeii
bezahlen."*
265
Neue Emi.ssionen russischer Bankaktien.
266
Neue Emissionen russischer Bankaktien.
Li den Gencralversammluugeu der meisten
russischen Großbanken, die nicht nur in Ruß-
land sondern auch mit dem Auslande arbeiten,
haben die Direlctoren erklärt, daß sie zur
l'^ühiimg der wachsenden Geschäfte neiie Kapi-
talien benötigen, und zwar in ziemlich be-
trächtlichem Maße.
Die auszuzahlenden Dividenden und die
Geschäftsberichte lassen darauf schließen, daß
wirklich eine gewisse Geldknappheit herrscht,
und daß öftej-s gTößere notwendige Trans-
aktionen nui- deshalb nicht unternommen
wixrden konnten, weil die Kapitalien festlagen.
Soweit wäre das ein ganz erfreiüiches An-
zeichen für das Gedeihen der Betriebe. Nur
ist maoi leider zu sehr auf das Ausland
angewiesen, denn in Rußland allein können
die Xcu-Emissionen nicht so schnell unter-
gebracht werden. So hat die deutsche Bank
in Berlin und der Wiener Bankverein in Wien
gegen eine Kommission von rund 1 Mill. M.
die Emission von neuen Aktien der Russischen
Bank für auswärtigeji Handel in St. Peters-
burg garantiert, die ihr Aktienkapital von
3t) auf 40 Mill. Rbl. erhöht, d. h. diese Banken
habeji sich verpflichtet, die nicht unter-
g-ebrachten neuen Aktien selbst zai übernehmen.
Die Aktionäre können auf 3 alte 1 neue Aktie
erwerben.
Die St. Petersburger Interaationale Han-
delsbank hat ilir Kapital auf 36 Mill. Rbl.
erhöht, und zwar seit zwei Jahren lun 12 Mill.
Rubel.
Die neue Russisch-Asiatische Bank, die
durch I<\ision der Nordischen mit der Russisch-
Cliinesisclien entstanden ist, hat ein Aktien-
kapital von 3,') Mill. Rbl. mit sehr stai-ken
Reserven.
Die St. Petersburger Diskontobank erhöht
ihr (Trundkapital von 10 auf 15 Mill. Rbl.
Die Russische Handels- und Industriebauk
will ihr Kapital von 15 auf 25 Mill. Rbl.
bringen, aber erst im Laufe von drei Jahren,
da in einem Jahre auf so viele Aktienabnehmer
nicht gerechnet wird. Auch die Verwaltung
dieser Bank rechnet auf die Unterstützung aus-
ländischer Kreise.
Das Grundkajiital der Sibirischen Handels-
bank wird von 10 auf 12V-' Mill. Rbl. erhöht.
Die Unionbank in Moskau bringt ilir
Cirundkapital von 7^2 auf 15 Mill. Rbl.
Diese sieben Banken erhöhen also ihr
Grundkapital in diesem Jahre insgesamt um
-11 Mill. Rbl. Unter den angeführten Banken
fehlen aber einige Institute, und zwar einige
der .größten in Rußljand, die für dieses Jahr
noch mit ihrem Kapital auskommen werden,
aber für die nächsten Jalire ebenfalls schon
Kapitalserhöhungen in Aussicht gestellt haben.
Abgesehen von den erwähnten Wertpapicr-
emissionen, äußerte sich der .lufschwiing des
wirtschaftlichen Lebens auf dem Gebiete des
privaten und öffentlichen Kredits namentlich
in der erheblichen Erweiterung des Netzes der
Kreditinstitute. Es sind von den bestehenden
40 .ihtienbanken in der Zeit vom 1. Januar
1908 bis zum 1. Juli 1909 in verschiedenen
Ortschaften über 60 neue Filialen eröffnet
Worden, .s« daß die CTesamt,zahl der Filialen
aller Aktienbanken 400 betrag"!, wobei die
Stammkapitalien dieser Banken gegenwärtig
eine Summe \-on 228 .Mill. Rbl. ergeben.
267
■Ve^siche^ungs■we^•^en.
268
Das Versicherungswesen in Russland.
Allgemeines.
Das gewaltige russische Reich ist ein Land,
in welchem im Verhältnis zu den anderen
Kulturländern Europas das Versicherungs-
wesen in seinen mannigfachen, den verschieden-
sten Bedürfnissen des Lebens sich anpassenden
Formen bisher noch auf einer recht tiefen Stufe
der Entwicklung steht und sich auch nur sehr
langsam weiter ausbreitet. Vielleicht nur mit
Ausnahme der Feuerversicherung, deren wirtr
schaftliche Vorteile so augenfällig sind, daß
sie selbst dem unkultiviertesten, von geistiger
Kurzsichtigkeit befangenen Bauern und dem
indolenten, trägen Kleinstädter einleuchten,
stößt die Einführung und Ausbreitung der an-
deren Versicherungsbranchen hier immer noch
auf die mannigfachsten Hindernisse, von denen
aber wohl das hauptsächlichste in der Apathie
und Keserviertheit liegt, die das große Publi-
kum allen Versichermigsfragen gegenüber ein-
zunehmen pflegt. Dieses Hindernis kami natilr-
lich nicht von heute auf morgen beseitigt
werden und wird nur allmählich geringer
werden in dem Maße, wie das allgemeine kul-
turelle Niveau des Volkes gehoben wird und
seine wirtschaftliche Lebenski-aft sich festigt
und stärkt. Wesentliche Dienste könnten in
dieser Hinsicht auch alle von fachmännischer
Seite ausgehenden Maßnahmen leisten, die
darauf hinzielen, mögliehst weite Kreise der
Bevölkerung mit dem "Wesen und den beson-
deren Vorteilen der einzelnen Versichcrungs-
arten bekanntzumachen, und dadurch auch das
allgemeine Interesse für sie anzuregen, also mit
einem Worte, das gesamte Versicherungswesen
möglichst zu popularisieren. Als erfreulich muß
es daher konstatiert werden, daß die von einem
Kreise hervorragender Fachleute ins Leben ge-
rufene ,, Gesellschaft für Versicheiimgswissen-
schaft" eine rege Tätigkeit zu entfalten be-
ginnt, von der gewiß so manche Anregungen
und Erfolge für das russische Versicherungs-
geschäft erwartet werden können. Auch eine
weitere Organisation hat sich seit kurzem
innerhalb der russischen Versich erungs weit ge-
bildet, nämlich die periodisch wiederkehrenden
,, Kongresse der Vertreter der Lebensversiche-
ruugsgesellschaften", auf denen duj'ch kolle-
gialen Meinungsaustausch die vielen Sj>ezial-
fragen, die der Betrieb dieser wichtigen Ver-
sicherungsbranche in der Praxis zutage fördert,
beraten und entschieden werden sollen. Und in
der Tat liegen hier viele wichtige Fragen vor,
die erörtert werden müssen, so die oft in anor-
maler Weise auftretende, und deshalb durchaus
zu regulierende Konkurrenz der einzelnen Ge-
sellschaften untereinander, die heikle Frage der
Anstellung und des Zensus der Lebensversiche-
rungsakquisiteure, die Feststellung einer ein-
heitlichen Form der ärztlichen Atteste für die
Lebensversicherung usw. Auch von der Arbeit
dieser Kongresse wird man berechtigt sein, nur
Gutes zu erwarten.
Im Jahre 1908, für das abgeschlossene
Uebersichten vorliegen, betrugen die Prämien-
einnahmen luid die Garantiemittel der Gesell-
schaften (Stand vom L Januar 1909) wie folgt:
(Siehe Tabellen auf nächster Seite.)
269
Versicherungswesen.
270
I. Prämieueinnahme im Jahre 190S.
(iesellschalten
Ge-amt-
Präniien-
Einnalime
Hiervon entfallen auf die
Feuer-
Lebens-
Transport-
Unfall-
Glas-
I Einbruch-
iDiebstahl-
Versicherung
Rubel
Kossija
Salamandra
Erste Ru.ssische (182
Moskowi.iche . . .
Nordische ....
.Takor
Kussisclic von \S<u
St. Petersburger
Warschauer ...
Z weite Russische(1885)
Russische Transport
Kussische Leben
Wolga
Russischer Lloyd .
Pomoschtsch . . .
Allgemeine . . .
Sabotliwostj . .
Orient-Gesollschaft
:il212 300
25 246 2U0
17 199100
14 367 2U0
9 902 100
8 144 000
7 607 800
7 016 600
6 733 600
5 036 400
4 692 7U0
4 463 600
1 426 100
1 294 000
1 M2 000
819 800
651 (iiio
144 OUU
19 898 500
22 313 900
15 354 600
14 367 200
7 993 201)
5 840 900
6 061800
4 242 200
6 733 600
4 984 700
2 839 200
1089 300
7 538 700
91800
1 606 900
1 412 100
2 047 600
4 463 600
819 800 ;
648 t)00
2 572 900
2 254 700
1 908 9fi0
889 111111
1 541)11011
51700
1 853 500
336 800
1 294 000
140 400
1 087 20( I
.^85 801»
237 600
2100
726 800
740 SOiD
3 600
124 700 I 1.87 O-V)
Insgesamt
l4t>9.">."i.Vi0
18 628 500 ' 12 847 900 3 383 400 I 23!) 7(.iO 137 OW
II. (iardnti<'-)Iittel der Ve.-sicliei'unjsgesellschaften zuui 1. Jaiinar 190!>.
Ge.sellschaften
Eingezahltes
Grundkapital
Prämien-
Reserven
Reserve-
Kapitalien
Dividenden-
fonds der
Versicherten
In Summa
Rubel
Kossija
Russische Leben .
8t. Petersburger .
Erste Russische .
•Takor
.Moskovvische . . .
Salamandra . . .
Nordische ....
.Sabotliwostj . . .
Russische Transport
M^irschauer . . .
/weite Russische .
Allgemeine . . .
Kussische von 1867
Pomoschtsch . .
Kiissischer Lloyd .
Wolg.-i ..."..
Oriont-CJosellsrl.aft
41)00 000
1 000 000
3 000 000
4 000 000
2 500 000
2 000 000
2 000 000
1 200 000
500 000
3 250 000
1 000 000
1 500 000
500 000
1 000 000
1000 000
1 000 000
500 000
500 000
55 702 500
33 925 000
16 866 800
7 690 100
9 795 400
4 892 200
5 087 200
3 269 200
4 459 200
1 046 600
1 636 500
918 700
1 899 900
1 054 500
801 500
50 000
186 500
12 100
967 000
816 500
721 300
2 650 100
121000
2 000 0W
863 400
1200000
14 600
14 400
725 300
269 200
1 100
112 700
69 700
582 500
222 400
2 m)
1 234 800
575 600
140 400
57 700
27 800
3 300
5 700
61 904 3(^1
36 317 lOi)
19 285 9CKI
14 397 900
12 444 21)0
8 892 2i)ti
7 953 900
5 669 200
4 973 800
4 341 tK)0
3 361 800
2 687 90f 1
2 406 700
2 167 200
1 871 200
1 632 500
908 900
514 4(K)
li
■■P-'
nit
30 45(J 000
149 293 900
9 94i.> 9( "1
2 (»45 3) " )
191 730 100
271
Versicherunffswesen .
Die LebeuSTftrsicherung.
Von sämtlichen Lebensversidicruiig-san-
stalten sind iin Jahre 1908 neue Versicherungen
für 121,89 Mill. Kbl. abgeschlossen worden,
von welcher Summe 98,33 Mill. Rbl. auf die
einheimischen Anstalten, der Eest von 23,56
Mill. Rbl. dagegen aiif die ausländischen Glesell-
schaften entfällt. 1907 waren neue Versiche-
iimgen für die Summe von ll(i,69 Mill. abge-
schlossen worden (von den einheimischen für
96,03 ;Mill. und von den ausländischen Gesell-
schaften für 20,66 Mill. Rbl.), so daß sich
also gegen das Vorjahr ein Zuwachs von neuen
Versicherungen von 5,20 Mill. Rbl. ergibt,
wähi-end der Zuwachs von 1906 auf 1907 19,99
Mill. Rbl. betragen hatte. Die Entwicklung
lies Lebensversicherungsgeschäfts im Jalore
1908 ist also keine glänzende zu nennen, und
zwar um so weniger, wenn man berücksichtigt,
daß ja im vorigen Jahre noch eine neue Ge-
sellschaft zu den bisherigen einheimischen
Lebensversicherungsgesellschaften hinzugekom-
men ist, und daß die ausländischen Kompanien,
die in den letzten unruhigen Jahren die An-
werbung von neuen Versicherungen wesentlich
eingeschränkt hatten, nunmehr wieder eine leb-
liaftcre Akqnisitionstäligkeit zu entfalten be-
ginnen. Der Grund für diese Erscheinung ist
wohl in der allgemeinen ki-i tischen Lage zii
suchen, in der sich Handel und Industrie so-
wohl infolge der bösen Nachwirkungen der
Revolutionsjahre als auch infolge anderer un-
günstiger Umstände befunden haben. Es sei
hier nur auf die gewaltige Stockung im Ge-
ireidehandel infolge der ungünstigen Ernte im
l>erichts jähre hingewiesen, ebenso auf die
Xaphthakrisis im Kaukasus und auf die be-
drängte Lage der Montanindustrie im Ural.
Ein weiteres Moment kommt noch hinzu, das
die Akquisitionstätigkeit der Lebensversiche-
rungsgesellschaften in letzter Zeit ziemlich
hemmte, und zwar die von der Regierung in
^•ielen Phallen Ijedeutend rigoroser als bisher
gehandhabte ^Vnwendung der Regeln für die
Aufenthaltsbcrechtigung der Juden außerhalb
des ihnen angewiesenen .Vnsässigkt-itsrayons.
Es dürfte bekannt sein, daß gerade das jüdische
Element sich als besonders fähig und brauchbar
für die Anwerbxmsrstätigkeit in der Lebens-
versicherung- erweist, so daß kaum eine größere
Lebensversicherungsgesellschaft imstande ist,
die Dienste der Juden in dieser Beziehung
ganz zu entbehren. Dadurch daß nun den Juden
der Aufenthalt in verschiedenen Teilen des
Reichs oder die Entfernung weiter als 50 AVerst
von ihrem ständig^en AVohnsitz imtersagt. wird,
kann das Lebensversieherung-sgeschäft in
weiten Gegenden des Reichs nicht melir mit der
früheren Intensität tetrieben werden. Hierher
gehören vornehmlich der Ural, Kaukasus, das
Gebiet der Donischen Kosaken, Sibii-ien und
die zentralen Gouvernements.
Der g-eschäftliclie Betrieb der Lebensver-
sicherung hat den acht hierbei beteiligten ein-
heimischen Aktiengesellschaften einen Rein-
gewinn von 356 153 Rbl. gebracht. Behufs
richtiger Bewertung dieser Ziffern muß im
Auge behalten werden, daß, infolge der hohen
Beträge der Prämienreserven, gerade bei dorn
Geschäftsabschluß in der Lebensversicherung
der jeweilige Kursstand der Wertpapiere, in
welchen der größte Teil dieser Reserven an-
gelegt ist, eine sehr wesentliche Rolle spielt,
und daß infolgedessen die Kiirsaufbesserung
der Russischen Fonds 1908 den Abschluß der
Bilanz günstig beeinflußt hat.
Von den drei ausländischen Ivebensver-
sicherungsgesellschaften vereinnahmten 1908 au
Prämien :
die „New Vork- (i 518 900 Kbl. (1907 (i 478 200 Kbl.)
.. „Equitable^ 1 899 fiOO „ (1907 1996 900 „ )
„ „L'Urbaine- 1877 800 .. (1907 llUMPuii .. )
Die Feuerversicherung.
Der Prämienzuwachs von 7,9 Mill. Rbl.,
den die Gesellschaften im Feuerversicherungs-
geschäft im Verhältnis zum Jahre 1907 erzielt
haben, ist nicht in seinem ganzen Umfange auf
das Konto des innorrussischen Geschäfts zu
setzen. Da.s im Auslande von verschiedenen
russischen Gesellschaften betriebene Fcuervor-
sicherungsgesehäft ist an diesem Prämienzu-
wachs ebenfalls in erheblichem Maße beteiligt,
und wenn sich auch aus den veröffentlichten Ab-
rechnungen der einzelnen Gesellschaften nicht
mit ziffernmäßiger Genauigkeit feststellen
läßt, ein wiagiioßer Anteil auf das ausländische
Geschäft entfällt, so ist doch jedenfalls be-
273
Versichei'unsfswesen.
274
kannt, daß es sich im Beiich tsjalire in steigen-
der ProgTession weiter entwickelt.
Das Feuerlöschwesen bildet einen der
wundesten Punkte auf dem Gebiete der Wohl-
fahrtseinrichtiuig-en der meisten nissischen
Städte, ganz abgesehen von dem flachen Lande,
und alles, was zur Hebung dieser gemein-
nützigen Sache luiternommen wird, ist daher
nur mit ü;uik zu begrüßen. Freilich sind hier-
zu nicht geringe Mittel erforderlich, an denen
es den Städten, resp. den Landschaften aber
in den meisten Fällen fehlt. Es wäre daher
ein giK)ßer Segen für das ganze Land, wenn
auf gesetzgeberischem 'VN^ege die Anordnung
getroffen wüi*de, die \'X)n der ßegierimg bei
dem Abschluß von Feuerversicherungen er-
hobene staatliche Steuer, deren Jaliresertrag
gegenwärtig extra 5 Mill. Rbl. ausmacht, den
Städten resp. Lnndschaften speziell zur Er-
greifung von Malinahmen für die Hebung des
Feuerlöschwesens zu überlassen.
Die Transportversicherung.
Die Landtransportversichening beginnt all-
mählich zurückzugehen, wofür der Grund darin
zu suchen ist, daß sich die großen ELsenbahn-
diebstähle, die früher nicht zn den Seltenheiten
gehörten und in erster Linie die "Wareninhaber
dazu bewogen, ihre Transporte zu versichern,
in letzter Zeit glücklicherweise weniger häufig
wiederholen. Dagegen häufen sich die Klagen
darüber, daß es immer schwerer fällt, von den
Bahnen die anhängig gemachten Regreßan-
sprüche für abhanden gekommene oder ver-
dorbene AVaren befriedigt zu sehen, .so daß
Idieser Uebelstand auch schon die ernste Auf-
merksamkeit des Kongresses der Vertreter des
Handels und der Industrie auf sich gelenkt hat.
Die Seeversicherung hat im ganzen bessei-e Re-
sultate in den vorhergehenden Jahren ergeben.
Die Kasko-(Schiffskörper-)Versicherung liegt,
namentlich was die Versicherung der Seeschiffe
anbetrifft, noch sehr darnieder und kaim nur
mit der größten Vorsicht betrieben werden, wo-
bei eine ausschlaggebende Rolle der für weite
Fahrten sowohl quantitativ als auch qualita-
tiv unbefriedigende Bestand der russischen
Handelsflotte spielt.
Streikrersichernng.
Der Idee einer VersicJieriuig gegen Streiks,
die namentlich in Deutschland immer weiter
um sicli greift, wird jetzt auch in Rußland
gix)ße Bedeutung zugewendet. Nach den
neuesten Ausweisen waren in DeutscJiland 1909
gegen Streik 2335 Betriebe mit 359 689 Ar-
beitern versichert. Der Arbeitslohn dieser
Arbeiter beträgt pro Jahr 264 Mill. AL Die
Zahl der Streiktage stellte sich im Berichts-
jahr auf 36 615, während sie 1909 nicht weniger
als 343 874 betrug. Dank der geringen Zahl der
Streiktage hat der Verband einen wesentlichen
Kapitalzuwachs zu verzeichnen. Im Jahre 1907
wurden an Entschädigungen au.sgezahlt 565 000
Mark, 1908 nur 282(X10'"M. und 1909 gar nur
45 000 M. Die jährlichen Einnahmen des Ver-
bandes stellen sich dagegen auf rund 600000 M.
Die Entschädigungen schwanken zwiscthen 12V-'
und 50 o/o des mittleren Tagesverdienstes der
streikenden Arl)eiter.
275
Vom nissischen Feuerlöschwesen.
276
Tom russischen Feuerlöschwesen.
Bei der vor^Tiegenden Verwendung von
iJolz für Bauzwecke und den mangelnden
Schutzvorrichtungen ist die Feuersgefahr in
Rußland größer als irgendwo sonst. Es wird
behauptet, ganz Rußland brenne alle 30 Jahre
völlig ab. Nach offiziellen Angaben stellt
sich die Gesamtsumme der durch Feuer ver-
ursachten Schäden auf 80 bis 100 Mill. Rbl.
jährlich, wäJirend die Versicherungs-
gesellschaften und Landschaften die
Höhe der jährlich diu'ch Brände einwachsenden
\'erluste auf etwa 400 Mill. Rbl. schätzen.
Die Ursachen der gewaltigen Verheerungen,
die in Rußland durch Feuer entstehen, sind
folgende :
Ziinächst sind es die mangelhaften gxisetz-
lichen Bau- und Feuerverordnungen, die schon
längst als veraltet erkannt worden sind. Seit
;50 Jahi'en schon werden diese Bestimmimgen in
verschiedenen Kommissionen geprüft, ohne daß
man dabei auch nur um einen Schritt weiter
gekommen wäre. Zu dieser juridischen
kommt als wirtschaftliche Ursache der
großen Brandschäden der Umstand, daß die
Dörfer heute noch fast ausschließlich aus Holz
und Stix)h bestehen. Selbst in Ortschaften, wo
Steine vorhanden sind, verstehen es die Bauern
nicht, diese als Baumaterial zu verwenden.
Ferner ist das Versicherungswesen mangelhaft
organisiert, die Taxation der Bauernhäuser ist
eine höchst unregelmäßige, und schließlicli
kommt es nicht selten vor, daJß die Bauern
auf Grund einer Vereinbarung ganze Dörfer
in Brand stecken, um die Versicherungsprämie
zu bekommen, wobei dann die Schuldigen nie
zu ermitteln sind. Als Hauptuxsache für die
kolossalen Brände werden aber das niedrige
Kultm'- und Bildimgi-niveau der Bevölkerung
Rußlands bezciclmet.
Die Ausgaben für das Feuerlöschwesen sind
durchaus ungenügend, und es gibt Städte, die
für Feuerschutz die lächerliche Summe von
10 Rbl. jälirlich ausgeben. Die Landschaften
haben früher größere Stimmen aiis den Ver-
siclierungskapitalien ausgeworfen, doch sind
die Kapitalien allmäiilich so zusammen-
geschmolzen, daß der Kongreß der Land-
schaftsvertreter die Regierung um Subvention
gebeten hat. Als Kuriosum wäre zu erwähnen,
daß bei allen notariellen Abschlüssen zu-
gunsten des Feuerlöschwesens eine besondere
Steuer zur Erhebung gelangt. Was aber mit
dieser Steuer später gesclüeht, das weiß
niemand. An einigen Ortschaften gibt es wieder
eine Steuer für das Recht, jüdische Tracht zu
tragen, und der Ertrag auch dieser Steuer soll
dem Feuerlöschwesen zugute kommen.
Der Unterschied zwischen der Organisation
des russischen und beispielsweise des deutschen
Feuerlöschwesens ist außerordentlich, und dem-
entsprechend sind auch die Resultate. Die
Brandschäden Petersburgs sollen das Zehnfach-^
von denjenigen Berlins ausmachen. Besonders
fehlt es in Rußland an einem geeigneten
Personal, an Meldeanlagen und dergleichen
mehr. So kommt es, daß Jahr für Jahr eine
ganze Anzahl von StÄdten oder größeren Stadt-
teilen und eine Unmenge von Dörfern ab-
brennen. Ueber die Waldbrände sind an anderer
Stelle dieses Buches einige Angaben enthalten.
Verla« für Börsen- und FinanzlitcratTir A.-G., Berlin W. 36.
10
277
Trunksucht.
278
Massnalimeii gegen die Trunksucht.
In letzter Zeit ist — namentlich diu'ch
die rege Propaganda mehrerer hervorragender
Mitglieder der Reichsduma — ■ in der Gesell-
schaft die Erkenntnis geweckt worden, daß
man die iim sich greifende Trunksucht nicht
mit Lächeln und Achselzucken behandeln darf,
sondern daß es sich um ein Nationallaster
handelt, daß trotz des relativ geringen Kopf-
verbrauchs von Alkohol*) infolge des niedrigen
Kulturzustandes des Volkes und der Eigentüm-
lichkeiten des "S'olkscharakt-ers von den ver-
derblichsten "Wirkungen ist. "Während in der
Gesellschaft dieses Bewiißtsein aber schneller
rege geworden ist, hat die Regierung sich bis-
her der Volksstimme verschließen und der Ein-
schränkung des Branntweinhandels Hinder-
nisse in den AVeg legen zu müssen geglaubt.
Alan kann nun zwar von der Regierung nicht
verlangen, daß sie mit einem Schlage den
Branntweinverkauf einschränkt, denn sie kann
diese Einnahmen, die die feste Säule ihres
Budgets bilden, nicht missen, solange nicht
neue, bisher noch unsichtbare Einnahmequellen
erschlossen worden sind. Mit diesem Umstände
muß man durchaus rechnen, was bei der Be-
urteilung dieser wichtigen Frage aber nicht
immer geschieht. Man darf aber andererseits
■wohl verlangen, daß die Regierung den Brannt-
•weinverkauf a 1 1 m ä li 1 i c h einschränkt und
den Alkoholverbrauch schrittweise zurück-
drängt.
Den Weg hierzu weist ein umfangreiches
Memorandum, das von der Mäßigkeitskom-
mission der Reiclisduma verfaßt und von den
Abgeordneten Baron A. F. Mcyendorff und
M. D. Tschelyschew redigiert worden ist. Das
Memorandum weist auf die Schritte hin, die
zunächst zu tun sind, um der Trunksucht^ vor-
zubeugen. In erster Linie beantragt die Kom-
mission eine Arreststrafe von 1 — 3 Monaten
resp. Geldstrafe von IDO — 300 Rbl. für den
Verkauf von Alkohol auf Scliuld, für den
Tausch von Alkohol gegen Getreide oder andere
l'rodukte sowie als Zahlung für geleist/cte
Arbeit. Diese Maßnahme wäre imstande, die
•) Siehe nacU-tteheude Tabelle über den Verbraiicli alko-
holischer GeträDkc unter den europtüücheo Nationen.
schlimmsten Auswüchse der Trunksucht zu be-
seitigen, da das bare Geld im Dorfe rar ist.
Es ist bekannt, daß gerade der Tauschhandel
nicht nur die Trunksucht fördert, sondern auch
zu der schamlosen Bewucherung der Bauern
führt. Für den Verkauf von Getränken ohne
Genehmigung sieht die Kommission empfind-
liche Strafen vor, die zwischen 3 — 12 Monaten
Gefängnis resp. 50 — 1000 Rbl. schwanken. Be-
straft wird auch der Verkauf von mehr als
^fso Wedro**) an eine Person an einem Tage.
Die dörflichen Amtspersonen und die Polizei-
chargen werden für die Zulassung geheimen
Branntweinhandels belangt, während sie für
die Entdeckung geheimer Schenken mit der
Hälfte des "Wertes der konfiszierten Getränke,
in keinem Falle aber mit weniger als lö Rbl.
belohnt werden. Dieser Punkt scheint ganz
besonders wichtig, denn es kann im Dorfe nur
dann Geheimhandel geben, wenn die örtlichen
Amtspersonen von den Händlern bestochen
werden und die Augen zudrücken. Die \oi-
gesehenen Belohnungen sind so hoch, daß sie
kaum von den Gratifikationen der Händler
übertroffen werden können, zudem droht die
strafrechtliche "S'erantwortung wegen Zu-
lassung geheimen Branntweinhandels.
Den Gemeindeversammlungen und städti-
schen Dumen steht das Recht zu, Beschlüsse
über das Verbot des Branntweinhandels zu
treffen. Freilich werden solche Beschlüsse oft
nur deslialb gefaßt, damit ein vorteilhafter Ge-
heimhandel betrieben werden kann. Die Er-
öffnung neuer Trinklokale ist wiederum von
der CJenehmigung der Dorfversammlungen und
Dumen abhängig, ^'on besonderer \\"ichtigkeii
ist die Bestimmung, wonach Verkaufsstellen
von Branntwein nur in Orten eröffnet werden
können, die nicht weniger als 500 Einwohner
haben. Ganz besonders segensreich erscheint
es aber, daß an den Versammlungen, die über
VerlK)t des Branntweinverkaufs zu l)eraten
haben, auch die Frauen und Mütter mit ent-
scheidender Stimme teilnehmen können.
••) 1 Wcdro = ca. 12,3 Liter ist gleich 20 „Flaschen" - ein
offizielles Maß. — Die Flasche von ' j, Wodro enlliült also etwas
aber 0,6 Liter.
279
Trunksucht.
280
Nicht wenigei" emverstanden kann man mit
den Bestimmungen über den Feiertags-
h a n d e 1 sein. Der Entwiu'f sieht folgende
Maßnahmen vor: Volles Verbot an den Vor-
abenden der Feiertage von 6 Uhr abends an;
an drei Oster tagen,; an den Sonntagen und hohen
Kirchenfeiertagen, am 1. und 6. .Januar, am
19. Februar, 9. Mai, 29. Juni, 20. Juli, 29. und
30. August, am 26. September, 1., 17. und
22. Oktober, am 6. und 24. Dezember, an allen
örtlichen und Kirchweilitagen, an den Tagen
der Gemeindeversammlung, der Eeknitenaus-
hebung, der Mäi-kte xmd an Gerichtstagen. An
solchen TIagen wird ganz besonders viel ge-
tninken, ujid die Erfahrung lehrt, daß die
Feiertage, auf deren Beibehaltung von gewisser
Seite so viel Wert gelegt wii'd, nicht nur des-
halb verderblich sind, weil die Arbeit ver-
säumt wird, sondern vielmehr auch deshalb,
weil sie allzti häufig in die wüstesten Orgien
ausarten.
Die Kommission erkennt an, daß ihre Vor-
schläge nach der Lage der Dinge nur Stück-
werk sind; sie führt daher eine Bestimmung
ein, die man nur begrüßen kann; trunkener
Zustand soll bei der Beurteilung
von ^' erbrechen nicht mehr straf-
mildernd, sondern straf verschär-
fend sein. Desgleichen soll Trunkenheit, die
öffentliches Aergernis erregt, besti-aft werden.
Was dagegen die Herabsetzung des Alko-
holgehalts auf 25 f/o betrifft, so kann man
sich mit dieser Maßnahme nicht einverstanden
erklären. Die Regierung soll nicht das Recht
haben, eine um 50 o/o schlechtere Ware zum
bisherigen Preise zu liefern. Da erscheint es
praktischer, die Akzise um das Doppelte zu
erhöhen.
Man kann nur wünschen, daß der Ent-
wurf glücklich alle Fälirnisse passiert und
unverstümmelt verwirklicht werde.
Konsam geistiger Geträniie in den euro-
päischen Ländern.
Verbranch pro Kopf i
Bier
Wein
104
minimal
56
„
31
„
5
„
32
108
152
2
38
wenig
221
„
80
16
11
16
2
98
121
7
Dänemark .
Scliweden .
Norwegen .
Rußland
Frankreich
England
Holland. .
Belgien . .
Oesterreicli
Ungarn . .
Italien . .
Deutschland
24
9
3
5
10,3
6
8,5
9
11.4
11,4
1,3
6,5
281
Arbeiterfrage.
282
Die Arbeiterfrage.
Die Revolution^ jähre haben auch in Ruß-
land, vm es bis dahin eine staatliche Arl>eiter-
fürsorg« kaum gab, in der Arbeiterbewegung
einen großen Umschwung herbeigeführt. Wenn
auch Westeuropa und besonders Deutschland
in seinem sozial-politische Fortechritt noch
lang« nicht eingeholt sind, so ist doch in Ruß-
land die Arbeiterfra,ge mit allen ihren so
nötigen Reformen in Fluß gekommen. Im Jahre
1908 wurden in der Duma zwei Gresetze über
Arbeiterversicherungen und über Schadlos-
/laltung von Arbeitern bei Unglücksfällen ein-
gebracht, die auch durchgegangen sind.
Die Fabrikarbeiter hatten es bis jetzt in
Rußland, besonders was medizinische Hilf© an-
belangt, nicht leicht. Das Gesetz schrieb nur
vor, daß der Besitzer den Arbeitern kostenlDs
Arzt und Arznei zu stellen hatte. Bei etwas
größei-eji Betrielien (von 300 Arbeitern an)
mußte ein ständiger Arzt ujid ein Ambu-
latorium mit zwei Betten vorhanden sein. Die
Bettenzahl stieg mit der Zalil der Arbeiter.
In den kleineren Betrieben ater waren die
Arbeiter fast völlig der Willkür der Besitzer
preisgegeben. Hierdiueh \ind durcli das Fehlen
jeglicher hygienischer Einrichtungen in den
Arbeiterwohnstätten herrschten fortwährend
Epidemien, die besondere eine erschreckend
hohe Kindersterblichkeit zur Folge hatten.
Zieht maji noch den Chaj'akter der ru.ssischen
Arbeiterbevölkerung in Betracht, die Unglücks-
fäUen gegenüber sich völlig apathisch verhält
und von irgendwelchen sa.nituren Maßregeln
nichts wissen will, so kann man sich leicht
vorstellen, wie z. B. die Cholera wüten muß,
von der doch in vielen Städten heute noch an-
genommen wird, daß sie von den Aerzten ab-
sichtlich eingeschleppt wird.
Wenn man die Streiks als Hauptwaffe der
Arbeiter geg(ai die Arbeitgeber ansieht, so
zeigen die den Revolutionsjahren in Rußland
fol^«nden Zeitabschnitte mit Deutlichkeit,
welche große Beruliigung seitdem einge-
treten ist.
Im Jalire 1906 streikten ... 108 406 Arbeiter
„ - 1907 , ... 740074
, 1908 176 105 ;,
„ - 1909 ., ... 67483 ,
,, - 1910 ,. (bis Juni) 47 680 ,
Die Streikbewegung flackert wieder auf.
Die Zahl der einzelnen Streiks betrug 1909: 6114
„ „ r ■■ „ „ 1907: 3573
„ ~ r ,■ - - 1908: 892
Im Vergleich mit den anderen Staaten
Europas, die in den letzten Jaliren auch stark
durch Arbeiteeinstellungen geschädigt wurden,
nimmt Rußland keiae allzu schlechte Posi-
tion ein.
Streiks: 1906 1907 1908
England .... 486 601 399
Deutschland . . 3378 2266 1347
Frankreich . . . 1309 1295 985
Italien .... 3067 2279 1680
Unter den Streikgi'ünden verdient be-
sondere Beaclitung die Frage der Bezahlung;
mehr als die Hälfte aller Streiks, mit Aus-
nalime in Rußland, wurde durch den Lohn-
streik hervorgerufen. In Rußland spielen leider
die politischen Streiks noch immer die erste
Rolle, wenn sie auch für die Arbeiter meisten-
teils unglücklicher enden, als die materiellen,
denn nui- 22 "/o aller Streiks endeten mit einem
Siege der Arbeiter. In allen anderen waren
sie die unterliegenden, oder es kam eine Eini-
gung zustande. Wenn dagegen das Streik-
resultai der letzten Jahix; bis 1908, also der
Revolutionsjahre und der folgenden, betrachtet
wird, so stellen sich die Ziffern ganz anders,
denn im Jahi^e 1905 uiid 1906 waren die
Arbeiter in 76 "/o aller Fälle mit ihren Forde-
rungen durchgedrungen, in 15 "/o der Streik-
fällc wurden die Betriebe völlig eingestellt
und nui' in 9 'V" wurden Einigungen erzielt,
bei denen die ^irbeiter nur teilweise oder gar
nicht ihr Vei-langvn durchsetzten.
Wälircnd der Revolution machte der so-
genannte Arbeiterbund, d. h. die organisierten
Arbeiter der verschiedenen Brauchen, sehr viel
von sich reden. Im Jalire 1907 gehörten den
283
Arbeiterfragre.
284
verschiedenen Lokalverbänden mir noch 246 300
Arbeiter an, und im Jahre 1908 war ilu-e Zahl
noch weiter herulnterg^-gangen, iind zwar um
fast volle 50 "/o, denn im Jahre 1909 g'ab es
uu!r noch 130 000 org-anisierte Arbeiter. Diese
Zahl dürfte inzwischen noch weiter wesentlich
henüitergegangen sein, denn wälirend des
Jahres 1909 wrü-den 74 Orgajiisationen auf-
gelöst, während sich nur 48 neu bildeten.
Die russischen Arbeiterverbände, die vor
der Revolution fast ganz unbekannt waren,
tra^«in noch jetzt einen gewissen Kampf-
charakter, ulid dieser ist es auch, der die be-
sonneneren Elemente abhält, ihnen beizutreten.
Sie haben zuviel Unglück und Elend über sich
lüid die Ilirigen gebracht, und das erschreckend
große Bettlerproletariat in den größereu
Städten Rußlands besteht zu 80 o/o aus früheren
Arbeitern, die sich den Organisationen ange-
schlossen hatten ujnd die durch irgendweldie
Uebergriffe usw. ihre Anstellung; verloren und
keine neue mehr finden konnten. Viele von
ihnen hatten aueh während der Revolutions-
zeit sich der Tätigkeit für die Organisationen
zU(gewendet und hatten sich der Arbeit selbst
so entwöhnt, daß es ihnen nicht mehr möglich
war, in ein geregeltes Arbeitsverhältnis zufück-
zT.i;keliren.
285
Wohlfahrtseinrichtunffen der Städte.
286
<
Zahl der Städte mit
OD
c:
3
1
3
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m
Darunter
bc
e
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(Vouvernements
und Gebiete
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Eorop. Roßland
Archangelsk ....
9
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Astrachan
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Bessarabien ....
U
12
1
—
12
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12
1
1
Wilna
10
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1
1
8
1
—
9
10
1
1
Witebsk
12
11
—
—
11
•2
—
12
12
1
2
Wladimir
19
18
2
3
18
■'
—
18
19
—
9
Wologda
13
13
1
—
13
2
—
8
10
—
1
Wolbynien . . .
13
13
1
—
13
1
—
13
13
1
3
Woronesh
22
14
1
—
14
1
1
9
22
1
1
Wjatka
U
13
3
—
12
8
1
14
14
1
3
Grodno
25
10
1
1
10
3
—
10
23
1
2
Don-Kosaken ....
12
7
3
2
7
5
1
16
12
3
5
Jekaterinoslaw . . .
22
17
3
—
16
5
—
13
22
1
6
Kasan
10
14
1
1
14
4
—
14
16
1
2
Kaluga
14
14
—
14
3
—
12
14
—
1
Kiew
20
20
2
1
19
5
1
25
2b
2
2
Kowno
9
9
1
—
9
—
—
8
9
1
1
Kostroma
20
19
—
—
19
2
—
18
20
—
3
Kurland
22
22
1
2
22
1
3
19
22
2
6
Kursk
20
14
— .
—
14
4
—
15
19
1
4
Livland
11
11
2
2
10
3
4
10
11
1
6
Minsk
12
9
1
—
9
2
—
11
12
1
4
Mohilew
13
12
—
—
12
1
—
13
12
—
1
Moskau
16
16
1
1
16
4
1
15
16
1
4
Nishnv-Nowgorod . .
17
14
—
—
14
1
—
8
IV
2
2
Nowgorod
14
13
1
—
13
3
—
11
12
2
Olonez
V
7
—
—
V
—
—
6
V
—
2
Orenburg
9
6
1
2
5
3
—
8
9
—
1
Orel
13
13
2
—
12
7
2
13
13
2
Pensa
13
11
1
—
11
1
1
8
13
—
1
Perm
24
15
3
—
14
5
—
22
24
—
2
Podolien
27
18
—
—
18
—
—
21
19
—
1
Poltawa
18
17
2
—
17
1
—
15
18
1
6
Pleskau
12
10
—
—
10
1
—
8
12
—
1
Kjäsan
12
12
—
—
12
2
—
11
12
—
2
Samara
13
11
2
—
11
3
—
10
13
1
2
St. Petersburg . . .
12
12
—
1
11
6
6
8
11
—
5
Saratow
11
10
2
—
lü
8
—
8
11
1
b
Simbirsk
8
8
—
—
8
3
—
6
8
1
2
Smolensk
12
12
—
12
1
—
11
12
1
3
Taurien
31
25
1
24
7
2
18
28
2
8
Tambow
13
13
—
13
5
—
9
13
—
2
Twer
15
15
1
15
2
—
13
15
1
1
Tula
12
12
1
12
5
—
12
12
1
1
Ufa
6
6
—
5
5
—
6
6
—
1
Charkow
25
16
1
16
1
—
11
25
1
3
Chersson
30
21
2
1
21
4
1
24
28
3
4
Tchernigow ....
26
19
2
—
18
2
—
21
26
—
1
Esthland
5
5
2
1
5
1
1
5
5
1
2
Jaroplaw
12
12
1
—
12
3
—
10
12
1
287
<
Zahl
der Städte mit
c
-q
3
«
Darunter
c
p
'_S
o
i
a
_o
"m
"a
c
et
M
1
ja
—
E
o
i
(iouTerneiuents
und (;pl»iefc
o
'S
g
o
%
Summa in 50 Guuv.
762
642
57
23
631
149
27
609
742
42
137
IVcichselsrcbipf
Warschau
•25
24
—
3
23
3
1
23
23
3
4
Kaiisch . .
13
13
1
13
—
—
13
13
1
Kjeletz . .
7
7
—
7
—
7
7
—
—
Lomsha .
7
7
—
—
7
—
V
7
—
—
Ljublin .
13
12
1
12
2
13
13
—
2
Pietrokau .
15
18
3
2
10
_
14
14
4
6
Polotzk . .
9
9
—
1
9
1
9
9
—
2
Radom . .
10
10
1
—
10
—
1
10
lü
—
—
Suwaiki . .
10
10
—
—
10
—
—
10
10
—
—
Sjedletz . .
12
9
—
—
9
—
—
11
12
—
1
Summa
121
114
4
8
110
9
5
117
118
7
16
Kanknsns
Baku
7
7
2
—
6
5
1
3
5
1
2
Batum
1
1
1
—
1
1
—
—
1
—
1
Dagestan ....
3
3
—
—
3
3
2
3
3
—
1
Jelissawetpol . . . •
3
3
—
—
3
3
1
2
1
1
—
Kars I
4
4
—
—
4
1
—
2
3
—
—
Kuban \ Gebiete
Kutais j
54
19
2
2
19
3
1
52
54
1
2
4
4
1
—
4
1
—
3
2
—
1
Stawropol
2
2
^
. —
—
1
—
1
2
—
1
Ter-Gebiet
7
fi
3
—
6
3
—
V
«!
1
3
Tiflis
8
8
—
1
8
2
1
6
4
1
1
Sch-warzmeer ....
5
3
—
—
3
2
—
3
3
1
Eriwan
5
5
—
—
5
2
—
4
2
—
Summa
103
65
7
3
62
27
6
86
86
5
13
Sibirien
Amurgebiet ....
1
1
—
—
1
—
—
1
1
—
1
Jenisseisk
tj
5
1
. —
5
—
—
5
5
—
1
Transbaikalien . . .
8
5
—
—
3
—
—
8
8
—
1
Irkutsk
6
2
1
—
2
—
—
5
6
—
2
Seengebiet
4
4
—
4
—
—
4
4
—
1
Tobolsk
10
8
—
1
8
2
—
8
lü
—
3
Tomsk
10
8
3
—
8
. —
_
10
10
—
1
.Takutsk
5
1
—
—
1
—
—
1
5
—
—
Summa
50
32
5
1
32
2
-
42
49
-
10
/eiitralasieu
Akmolin.'^k
4
3
—
—
3
1
—
4
4
—
1
Transkaspien ....
3
3
1
—
3
2
—
3
3
—
—
Samarkand ....
5
5
—
__
5
—
—
5
1
—
—
Semipalatinsk . . .
6
1
—
—
1
1
—
6
K>
—
1
SewiajetMrliensk . .
6
2
—
—
2
1
—
6
5
—
—
Syr-Darja
7
7
—
—
7
—
—
7
3
1
1
Turgai
4
4
—
. —
4
—
—
2
4
—
—
Ural
5
2
—
—
2
—
—
4
5
—
1
Ferghana
6
6
—
—
6
—
—
6
6
—
2
Summa
46
33
1
—
33
5
—
43
37
1
Ü
Das ganze
He
icl
1
1082
886
74
35
868
192
38
897
1032
55
182
288
289
Sanitätäwesen und Badeorte.
290
Sanitätsweseii und Badeorte.
Der sanitäre Zustand and die mrdiziuische
Hilfe in Bnßland.
Ein Bild des Jiuiuner.s noUt sich vor unseren
Blicken auf, wenn wir Rußlands sanitären
Zustand einer kritischen i3eleuchtung unter-
ziehen.
In den Städten herrscht ein Ueberfluß an
Aerzten, die auf keinen ^-imen Zweig konunen,
weil sie dort zu viele sind ; vom Lande fliehen
sie in die Stadt, um der hölieren Kultur näher
zu sein, und die Landbevölkemmg verkommt
unter den Händen halbgebildeter Heilgehilfen
(Feldschere) und man,gelhaft ausgebildeten
Hebammen, deren Zahl aljer obendrein -viel zu
gering ist, um nur einigermaßen den Anforde-
rungen gerecht zu werden. Ein© Erziehung der
ländlichen Massen zu irgendeiner rationellen
Hygiene findet fast nirgends statt, und Un-
wissenheit, Aberglauben imd Kurpfuscherei
regieren bei Epidemien und Krankheiten, die
die eigentlich von Grund aus kräftige, gesunde
häuerliche Bevölkerung dezimieren, wie es
nirgends sonst in Europa der Fall ist. Die
Besoldung eines Landichaftsarztes oder Land-
arztes beträgt duj-chschnittlich 100 Rbl. monat-
lich; auf irgendwelche größeren Einnahmen
aus der Privatpraxis kann er nicht i^clinen,
da er von miorgens finih bis abends spät an-
gestrengt arbeiten muß. Durchschnittlich 150
Patienten zu empfan^gen. das Krankenhaus mit
30 — 40 Betten zu besorgen und dann noch vier
bis fünf Fahrten täglich in die Umgegend
machen, — das läßt keine freie Zeit übrig.
Es sind Helden, die solch ein Leben jahrelang
aushalten. In Sibirien z. B. hat mancher Arzt
ein Territorium unter sich, das gi-ößer ist als
ganz Portugal ; wie kann er dort per Wagen
die einzelnen Dörfer l«sucheu, wie bei
Epidemien rechtzeitig Anordnungen treffen ; es
ist eine phj-sische Unmöglichkeit. Es sind viel
zu wenig Aerzte vorlianden, besonders für das
flache Land, und man kann es ihnen kauni
übelnehmen, wenn sie sich weigern, eiuc der-
artige Zuchtliausarbeit zu übei'nehmen. In
ganz Rußland gibt es:
Aerzte 19 406
Feldschere . . . 24 314
Hebanunen . . . 12 467
Um den Kranken der Bevölkerung Hilfe
zu leisten, existieren im ganze:i Reich 7148
Krankenhäiiser mit 171580 Betten, so daß auf
ein Krankenhaus an 24 Betten konunen. Im
Durclischnitt kommt ein Krankenhaus auf
20,5 Tausend Einwohner und auf 2694 Quadrat-
werst. In den einzelnen Teilen Rußlands
schwankt dieser Satz ganz erheblich ; so bedient
ein Krankenhaus:
Im Weichselgebiet .
„ übrigen Rußland
„ Kaukasus . . .
In Zentral-Asien
„ Sibirien . . .
KKIO Bewohiierj Quadratweial
33,5
18,7
35,7
90,3
19,5
341
702
1,395
31,420
31,7:W
Für die Unterbringiu^g von Geisteskranken
gibt es 133 Irrenhäuser mit 31 218 Betten —
und das auf eine Bevölkerung von 155
Millionen !
In den ICrankenhäusem wurden im lie-
richtsjahre 2 768 312 Kranke behandelt, in den
IrrenliäiLsern 72 720 Geisteskranke beiderlei
Geschlechts.
Der Stcrbliclikeitspix)zent.satz wai' in den
Krankenhäusern 5,2, in den Irrenhäusern 8 «/o.
In den einzelnen Teilen Rußlands ist d;ts
medizinische Personal wie folgt verteilt:
Im curop. Kußland
,. Kaukasus . .
In Sibirien . .
„ Zentral-Asien
Aerzte Feldschere Hebammen
17620
960
640
186
21040
1720
10 12
5 42
106711
1-20
58.")
192
Aus diesen Zahlen läßt sich leicht dii'
Größe der Bezirke und die Zahl der Einwohner
berechnen, welche von einer Person des medi-
zinischen Personals bedient werden müssen. Es
sind:
291
Sanitätswesen und Badeorte.
292
Im ouroii. IvulJland
„ Kaukasus . .
In Sibirien . . .
„ Zentral-Asien .
Auf 10000 Einwolin.
. . Feld- I HBb-
Aerate „.here
1,6
0,8
0.8
0,2
1,6
1,5
1,4
0,4
Gebiet in Q Werst
. . I Feld- 1 Heb-
^"'^ \ schere 1 .mme
300 256 475
496 257 870
19670 11435 31012
172301 7890,20180
Im ganzen Reich 1,1 1,5 1,3 11031 870| 1712
Apotheken gibt es in zwei Kategiorien,
städtische, und ländliche. Die städtischen haben
obligatorisch eine größere Anzahl von Medi-
kamenten zu halten als die ländlichen. Die
Zahl der Apotheken beträgt 4267, deren jähr-
licher Umsatz durchschnittlich sich auf 5600
Rubel beläuft.
Im Jahre 1908 sind im ganzen 16 487 617
Fälle von ansteckenden Krankheiten registriert
worden, die in einzelnen Gegenden Epidemie-
charakter trugen, und ca. 11.2 <"o der ganzen
Bevölkerung darstellten.
Nach den einzelnen Gebieten Rußlands
schwankt dieser Prozentsatz stark, so
im Europ. Rußland .... 12,;] »o
,, Weichselgebiet und
baltischen Provinzen . 2,7 »o
im KMukasr.s 11,2 «/o
in Sibirien 6,6 o/o
„ Zentralasien 4,5 «/o
Von 100 Kjanken mit ansteckenden Krank-
heiten litten an:
Malaria 21,1
Krätze 23,2
Syphilis 7,1
Influenza 12,4
Trachom 5,1
Typhus 4,6
Tuberkulose 3,8
Schai'lach 2,5
Keuchhusten 2,7
Dysenterie 2,2
Diphtheritis 2,1
Groupöse Pneumonie 2,0
Epidemische Pneumonie ... 1,8
Erysipel 6,9
Masern 1,5
Pocken 0,5
Skorbut 0,16
Cholera nostra 0,03
Cholera asiatica 0,5
Grelenkrhcumatismus .... 4,0
Russische Badeorte.
So wie Rußland reich an natürlichen Boden-
schätzen ist, so hat die Natur auch dafür ge-
sorgt, daß Mineral- und Heilquellen, von deren
Existenz im Auslande nur ganz wenige Men-
schen etwas wissen, in großer Anzahl und un-
tadeliger Zusammensetzung existieren. Es gibt
in Rußland Kurorte, die in keiner Beziehung
hinter den berühmtesten des Auslandes zurück-
stehen. Und wenn sie auch selbst für Rußland
nocli buige nicht die B(!deutung haben, die ilimai
zukommt, so hat doch an vielen Orten die
Natur so verschwenderisch ihre Gaben ausge-
gossen, daß den Menschen nur wenig zu tun
übrigbleibt, um auch daraus Gewinn, Gesund-
heit und höhere Kultur zu ziehen. Auch bei
Betrachtung der russischen Badeorte müssen
wir, wie schon so oft, den mangelnden Unter-
nehmungsgeist, die mangelnde Initiative und
die man,gelnde Sachkenntnis betonen, womit
auch die reichsten Naturschätze brach liegen
gelassen werden. Hunderttausende von Rubeln
werden jährlich in die ausländischen Kurorte
ausgeführt, von denen 90 o'o mit demselben Vor-
teil im Lande hätten bleiben können. Leider
ist nur ein ganz langsamer Aufschwung der
russischen Bäder — und auch der ei-st in aller-
letzter Zeit — zu bemerken. Badeorte, wie
Essentuki, Pjati^rsk, Kislowodsk. Jalta, Li-
petzk, Staraja-Russa, Abas-Tuman, die klima-
tisch auch den ausländischen durchaus nicht
nachstehen, sondern sie an Schönheit der Natur
und Szenerie oft noch übertreffen, konunen
kaum auf ihre Kosten, wälirend viel«
Tausende ihre Heilujig dort nicht finden
293
Sanitätswesen und Badeorte.
294
iönnen, weil die Bäder dem Geschmack des
Publikums viel zu wenig Rechnung tragen
und keinerlei Einrichtungen getroffen werden,
um das Publikum mehr heranzuziehen. Mit
voller Berechtigung läßt sich behaupten, daß
einige der russischen Heilbäder viel wirksamer
sind als die entsprechenden ausländischen, und
daß sogar das ausländische Publikum dorthin
gezogen werden sollte und auch seine Rech-
nung dabei finden würde.
Rußland besitzt 428 Mineral- und Heil-
quellen, von denen die wichtigsten hier folgen :
Abarau, üouv. Kutais, Schwefelquellen.
A bas-Tuman, Gouv. Tiflis, Alpengegend.
Luftr und klimatischer Kurort.
Agur, Scliwarzmeergebiet, Schwefelquellen.
Aksui, Sibirien-Gebiet Semiretsehensk, heiße
Schwefelquellen.
Alapaewsche Quellen, (4ouv. Perm.
Alexandrowsche Quellen, Gouv. Ka-
luga, Schlammbäder.
Aleschkowo-See, Gv. Taurien, Schlamm.
A 1 u p k a in der Krim, Traubenkurort, See-
bad, Luftkurort.
Aluschta, Krim, klimatischer Kurort.
A n a p a , Kubangebiet, Seebad am Schwarzen
Aleer.
Apatschin, heiße Schwefelquellen in Kam-
tschatka.
Arensburg, Insel Oesel, Ostsee, See- und
Schlammbäder.
Achalzych, Gouv. Tiflis, Bittersalzquellcn.
Achtalsche Schlammquellen, Gouv.
Tiflis.
Baku, am Kaspischen Meer, Seebad.
B a 1 a k 1 a w a , Schwarzes Meer, klima tischcr
Kurort.
Baskuntschak, Gv. Astrachan, .Sclilamm-
bäder.
Batum, Seeba^l.
Berjesowsche Eisenquellen, Gouv.
Charkow.
Birschtanj', Gouv. Wilna, Sdilnmmbäder.
Borshom, Gouv. Tiflis, das ^lincralwasser
ist fast identisch mit Vichy.
Busko, Gouv. Kielze, Schlammbäder.
Chilowsche Quellen, Gouv. Pleskau,
Schwefelbad.
Druskeniky, Gouv. (Trodno, Schlamm,
Eisen und Schwefel.
Eupatoria, Taurien, vSchwarzes Meer, See-
bad.
Essentuki, Kaukasus, Kochsalzquellen.
Gursuf, Taurien, Seebad.
H a p s a 1 , Gouv. Estland, See- und Schlamm-
bad.
J a 1 1 a , Krim, Seebad.
Jamarowsche Bäder, Transbaikalien,
Schwefel, Schlammbad, Eisenquelle.
Kamenetz-Podolsk, Salzquellen.
Kemmern, Livland, Schwefelquellen.
K e r t s c h , Taurien, Schlammbad.
Kislowodsk, Ter-G«biet, SaüerliAg „Nar-
san" — das russische Gießhübler oder
Fachingen.
K 1 j u t s c h i , Gouv. Perm, Schwefelquellen.
Kapal-Arasan, Zentralasien, Gebiet Semü'-
jetschensk, Schwefelquellen.
Kursker Eisenquellen, Gouv. Kursk.
Lenkoran, Gouv. Baku, Schwefelquellen.
Lipetzk, Gouv. Tambow, Eisen- Schwefel-
quellen.
Makawejewsche Quellen, Tran>ibaiku-
lien, sehr beliebtes Terraalbad.
Maria- Theresia - Quellen, Kaukasus,
Bittersalzquellen.
Mich ailow seh e Quellen, Ter-Ciebiet,
Termalbäder, Schwefel.
Miatlin, Gebiet Daghestan, Eisen-Schwefel-
bäder.
0 b u c h o w s c h e Q u (! 1 1 e n , ( i ouv. Perm,
Eisen-Schwefel.
Odessa, Schwarzmeerküstc, Schlamm- und
Seebad.
Pernau, (iouv. Livland, See- und Sciilamm-
bad.
295
Sanitätswesen und Badeorte.
296
P e t r o w s k , Kaspisches Meer, Salz-Schwefel-
bäder.
Pjatigorsk, Kaukasus, klimatischer und
Luftkurort, Bitterquelleu, Eiseinvass(!r.
P s e k u p , Kaukasus, Schwefelquellen.
K i g a mit den Eigaschen Strand-Seebadern
Edinburg, Majorenhof und Dubbeln.
Saky, Taurien, Salzsee- und Schlammbäder.
"S a r e p t a , Gouv. Saratow, Eisenquelle.
Sergijewsche Quellen, Gouv. Samara,
Schwefelquellen.
Sestrorezk, Gouv. St. Petersburg, Seebad.
Shclesnowodsk, Kaukasus, Eisenquellen.
Slawjansk, Gouv. Charkow, Soolbäder.
Soligalitsch, Gouv. Kostaoma, Soolbad.
S 0 t s c h i , Schwarzmeer, klimatisches und See-
bad.
S ta r aj a-Russa, Gv. Nowgorod, Schlamm-
und Schwefelbad, Soolbad.
Stolypinsche Bäder, Gouv. Samara,
Sool und Schlammbad.
S u e h u m - K a 1 e , Schwarzes Meer, Seebad.
T a m b o w , Gouv. Tambow, Eisenquellen.
Tarn buk au, Ter-Gebiet, Kaukas., Schlamm-
bad.
T i f 1 i s , Kaukasus, Schwefelbad.
Tschokrask, Taurien, Schwefel- und Sool-
bad.
T u a p s e , Schwarzmeergebiet, Seebad.
T u r k i n s c h e heiße Schwefel- und Salzquelle,
Transbaikalien.
AV e 1 i k i j a - L u k i , Gouv. Pleskau, Scliwefel-
quellen.
297
Einfuhr Russlands.
298
Deutschl.ands Anteil an der Ein- und Ausfuhr Russlands
(über die europäisclie Grenzr) in den Jahren 1907, IfluS u. 1909.
Einfahr Uusslands.
Einfuhr (in 1000 Rubel):
Weizen
Roggen
Reis
Frisches Obst
Frische Apfelsinen, Zitronen u.
Pomeranzen .... . .
Obst u. Beeren jeder Art, gedörrt
Nelken und andere Gewürze
Kaffee
Tee
Tabak
Spirituosen u. Traubenweine .
Natürl. u. künstl. Mineralwasser
Kitse
Fische jeder Art
Hopfen
Düngemittel
Talg
liergwachs,Bienenw!iclis,Piuaflin
Häute, unbearbeitet
Hilute, bearbeitet u. ungenähte
Treibriemen
Rauchwaren
Holzwaren
Sämereien u. l'flanzen ....
Baumaterialien (Ton, Kreide,
(4ips, Zement etc.) ....
Steine, roh u. vorgearbeitet . .
Schleif- u. Poliermittel, Graphit,
KohlenfabrikatofürdieElektro-
technik etc
Steinkohle
Koks
Fichtenharz,GaUipot,Brauorpech
Gummi, Harz, Gummiharz und
Balsam
Chemische u. pharraaz. Produkte
Pflanzenöle und ungereinigtes
Glyzerin
Gerbstoffe
Farbstoffe und Farben ....
Roheisen, unverarbeitet . . .
Eisen, unverarbeitet, darunter
Scliienen
Stahl, unverarbeitet, darunter
Schienen
Kupfer, Aluminium, Nickel u.
sonst. Metalle u. ihre Legierun-
gen in Masseln, Barren usw.
Zinn in Masseln, Stangen U.Bruch
1907 1908 1909
2155
4 543
1265
397
3 793
7 165
1671
250
744
655
1387
4 327
153
853
4 408
762
276
6 952
639
1459
1025
3 451 1 2 882
6 006 7 471
741
601
1549
4 385
139
936
4 210
664
267
4 774
362
1333
1474
9 626
5 154
1698
5 679
852
820
976
7 175
1804
784
7 020
10 343
993
1674
7 449
31
891
272
2 515
1586
11918
4 598
1361
5 973
997
746
960
7 170
1427
1662
8 466
10108
432
6 159
1306
381
1006
743
1055
4 109
184
683
4 275
946
228
6 386
415
2 877
2 589
3 306
9 830
14 519
5 460
1648
8 200
986
907
1314
8 254
1437
903
7 923
11092
1200] 1817
1 566 2 051
7 659 i 8 069
74 i 83
823
261 1
765
242
1 692 1 983
1 118 987
Einfuhr (in lOOU Rubel):
Blei in Masseln u. Bruch, Blei-
glätte, Bk'iasehe
Blei in Rollen, Blättern, Draht
u. Röhren
Zink in Masseln u. Bruch, Zink-
asche
Papiermasse
Rohbaumwolle
Rohe Jute
Rohseide , Seidenwatte oder
Seidenabfalle , ausgekämmt,
gefärbt und ungefärbt . . .
Wolle und Flaumhaar, unge-
kämmt und unge.si)onnen
Baumwollengarn
Seide, gezwirnt, jeder Art, Näh-
seide u. dergl
Wolle, gekämmt, gesponnen und
gezwirnt
Koffer, Reisetaschen und andere
Lederwaren
Masch.-Treibriemen, genäht etc.
Tischler- und Drechslerwaren .
Feuerfeste Ziegel, Dachziegel
u. dergl
Keramische u. Töpferwaren aus
gewölinl. u. feuerfestem Ton
Fayence und Porzellanwaren .
Glaswaren
(iuttapercha-Waren
Fabrikate aus (toW, Silber,
Rauschgold imd Platin . . .
Fabrikate aus Kupfer u. Kupfer-
legierungen
Fabrikate aus Gufieisen . .
F'abrikate aus Eisen u. Stahl .
Blechwaren
Dralit jeder Art
Drahtwaren
Verschiedene Metallwaren . .
Maschinen u. Apparate aus Guß-
eisen, Eisen und Stahl . . .
Teile v. Mascliinen u. Appai'aten
aus Gußeisen, Eisen u. Stahl
Landwirtschaftliche Maschinen
u.(teräte ohne Dampfmotoren,
nicht besonders benannt . .
Komplizierte landwirtsehaftl.
Maschinen
1907 1908
1802
195
1824
357
20 540
1952
9 364
16171
4 470
2 558
155
2 088
370
21 700
2 039
7 524
10870
3 493
553 ' 616
I
14 515 1 6 965
203 1 144
213 1 191
1 176 1294
477
400
801
1272
1289
2195
3 859
1 110
523
3 858
752
1870
5 998
22 446
3 066
4 739
1657
471
419
813
1275
1257
1375
3 942
1 246
4 692
3.581
862
1840
5 783
30 389
3 358
6 997 9 148
3 299 5 769
299
Einfuhr Kusslands.
300
Einfuhr (in 1000 Rubel)
Iiistruuifnte usw., mathema-
tische, physikalische, f. elektr.
Beleuchtung usw
IJhrwaren
Musikinstrumente
Equipagen und einzelne E<iui-
' pagenteile
Waggons für Eisenbahnen und
Pferdebahnen
Eiserne Schiffe
Papierwaren
Bücher und Bilder
1P07 1908 1909
3 357
1233
3 878
•2 075
591
705
3 443
1801
4 497
1128
3 529
3 599
329
678
3 204
1647
7 260
1607
5 631
3 414
228
105
3 885
3 004
Einfuhr (in 1000 Rubel):
Bauniwollwaren
Hanf und Leinenwaren . . .
Seidene und lialbseidene Waren
Wollene und halbwollene Waren
Strickwaren und Posanientier-
arbeit
Spitzen u. Spitzenwaren jed. Art
Knöpfe
Einfache Galanteriewaren . .
Schreib-, Zeichen-, Mal -Uten-
silien etc
1907 1908
5 919
1710
2 952
8 429
4 123
2 030
1259
2 673
6 218
1370
2 664
8 460
4 618
1374
1052
2 364
762 ; 930
1909
6 4.52
1539
3 370
7 050
6 684
1024
1194
2 504
1150
Aasfuhr Russlands.
Ansfohr (in 1000 Rubel)
Weizen
Roggen
Gerste .
Hafer .
Mais
Erbsen
Phassolen, Bohnen u. Linsen .
Kleie u. andere Müllereiabfälle
Butter
Eier
Sandzucker
Kiefern- u. Tannenbalken
Bretter (darunter Latten,
Sehwellen usw.)
Leinsaat
Raps- u. Rübsaat
Oelkuchen aus Leinsaat . . .
Flachs
Flachsheede u. -werg ....
Hanf
Hanfwerg
1907 : 1908 1909
8 007
13 608
58 501
1788
6 429
2 280
1 333
17 612
12 421
16 211
927
12 143
12 534
1978
460
4 016
11675
1615
7 193
516
4 907
7 281
67 629
1569
3 324
2 541
1446
16 004
10167
15 128
3 508
8 694
12 566
3 679
590
5 536
11610
2184
6 132
1183
41 646
6 099
89 163
11533
3 905
6 478
6 876
22 467
15 225
16 546
120
11027
13 253
2 786
374
4 684
11840
1946
6 792
869
Ausfuhr (in 1000 Rubel)
Rauchwaren
Häute
Borsten
Wolle
Manganerz
Roheisen in Masseln u. Bruch .
Eisen, unverarbeitet ....
Stahl, unverarbeitet ....
Platin .
Leichte Naphthaleuclitöle,akzise-
pflichtige (Petroleum u. dgl.)
Naphthaschmieröle, ungereinigt
„ gereinigt . .
Gänse, leVjend
Zahmes Geflügel (außer Gänsen)
lebend
Zahmes Geflügel, geschlachtet .
Wild, erlegt
Eber u. Schweine
Pferde
Gummischuhe
1907
1908
8 890
6 792
7 144
6 755
3 485
2 764
941
552
542
333
251
29
781
93
20
5
715
3 367
1471
605
1551
756
1386
2 204
5 298
5 256
1141
1203
1032
1357
105
102
2 998
3 332
6116
5 777
2 235
2 072
1909
7 853
9 032
3 307
1363
601
5 644
793
787
2 504
5 974
1214
1471
150
3 756
5 626
2 227
301
Der deulsch-englische Wettbewerb in Rußland.
302
Der deutsch-englische Wettbewerb in Russland.
Nach doii Feststellungen des englischen
Konsuls in Moskau hat der deutsche Kaufmann
innerhalb der letzten 16 Jahre den Engländer
in Eußland bei weitem überholt. In diesem
Zeitabschnitt hat Deutschland seinen Export
nach Eußland verdreifacht; dagegen ist
der englische Export ungefähr derselbe ge-
blieben. Die genauen statistischen Angaben
für die lieiden letzten Jalire sind nocli nicht
erhältlidi, aber die annäliernden Ziffern ent-
hüllen die Tatsache, daß, während Englajid
vor 16 Jahren in bezug auf den Import natJi
Rußland noch mit Deutschland auf gleichem
Fuß stand, es jetzt erheblich zurückgeblieben
ist. Englands Einfuhr nach Rußland beträgt
12 Mill. Pfixnd, während sich die entsprechende
Ziffer für Deutschland auf 33 Mill. Pfund
stellt. Was die Exporlziffern anbelangt, so
sind diese für England von 16 auf 23 Mill.
Pfund gCÄtiegen, während sich die Steigciimg
für Deutschland von 11 auf 2i) Mill. Pfund
stellt; mit anderen AA'orten : das Importgeschäft
Deutschlajids ist naliezu dreimal so groß als
'das Englands, und der deutsche Export ist um
ein gute^ Viertel höher als der englische iind
steigt offensichtlich weiter.
Freilich wird von cnglisclier Seite für
diesen Rückg-ang angeführt, daß Deutschland
den geographischen Vorieil der Lage für sich
habe. il)ie Wahrheit ist aber, daß die
Deutschen seit Jahren sich britische
Fabrikationsmethoden angeeignet, da-
gegen die Ai-t und Weise, wie England
seine Waren vertreibt, verworfen liaben.
(Deutschland hat eine Generation moderner
KaufleutiC großgezogen, von Leuten, die
sowohl wegen ihres eigenen als des Vater-
landes Wohl danacJi streben, daß „England
nicht mehr die Werkstätte der aranzen Welt"
ist. Der russische Hajidel war ein ei'strebens-
wertes Objekt auf dem AVcltmarkt, und
Deutschland ist mit aller Wucht in den Kampf
um diesen Markt eingetreten. England hat
zunächst diesen Wettbewerb ignoriert, später
tröstete es sich damit, daß es seinen Handel in
Rußland behalte imd deshalb Deutsehland nicht
wegen seiner Bestrebungen zirrnen dürfe. Da-s
Endergebnis habe gezeigt, daß der Engländer
sich auf einer falschen Fährte befunden hat,
und daß er seine Stärke überschätzt hat. Die
wachsame Tätigkeit, die Deutschland in Ruß-
land entfaltet liat, war ein maclitvollcr Kaktor
in diesem kaiif männischen Wettbewerb. Dazu
kam, daß der Erfolg Deutschlands einen soliden
Untergrund hatte; es hat sich den Eigentüm-
lichkeiten Rußlands angepaßt; e^ hat seine
jungen Leute gelehrt, daß der Hauptgrunilsatz
ini Welthandel ist, nicht an veralteten Prin-
zipien festzuhalten, daß man das Land, in
dem maji Geschäfte treiben will, genau kennen
muß, sowohl seine Bedürfnisse als seino
Schwächen, seine \'orurteile und seine
Wimsche. Deutschland hat viele junge Leute
nach England gesandt, um dessen Fabrikations-
methoden zu eidernen, ein anderer Teil seiner
jungen Leute hat sich dem wissenschaftlichen
Studium des Handels hingegeben. Auf diese
Weise ist der deutsche Nebenhuliler sowohl
für die Produktion als für den Vcrkaiif von
Waren auf das sorgfältigste ausgerüstet. Eng-
land hat eine Weile ganz vergessen, daß Ruß-
land ein Land ist, das sich allmählicli von
den einfachsten und ureprünglichsten Bedürf-
nissen zu einem modernen Leben voll von
feineren Ansprüchen entwickelte. Deutscliland
hat es verstanden, in diesem Punkt Rußland
entgegenzukommen.
303
Handelsverkehr mit einzelnen Ländern.
304
Dampferverbinduiig zwischen Schweden und Russland.
Die Schwedische Regierung hat der Stock-
holmer Dampfschiffahrtsgesellschaft ,,Svea"
auf zunächst fünf Jalire eine Beihilfe von
50000— 60 0<X) Kr. jährlich zur Unterhaltung
einer regelmäßigen Verbindung zwischen
Stockholm und Riga bewilligt. Es wird dies
die erste regelmäßige schwedische Schiffsver-
bindung mit Rußland wieder sein, nachdem
ein derartiger, in deu achtziger Jahren unter-
nommener \ ersuch nach wenigen Jahren hatte
wieder aufgegeben werden mü-ssen. Zwar be-
stand bis jetzt ein regelmäßiger Dampfer-
verkehr zwisdien Riga und Stockliolm, docli
wurde dieser unter ru.ssischer Flagge, nämlich
von der Finnländischen DampfschiffaJirts-
Aktiengesellschaft, die in Helsingfors ihren
Sitz hat, betrieben. Diese Gesellschaft steht
jetzt mit der Gesellschaft „Svea" in Unter-
handlung über ein Abkommen, wonach sie ihre
Linie Stockholm — Riga aufgibt und dafür
Garantien für iliren \'erkehr über Finnland
nach St. Petei-sburg erhält.
Was die Rentabilität der neuen Linien an-
betrifft, so ist zwar die Finnländische Dampf-
schiffahrts-Aktiengesellschaft auf dieser Linie
in den letzten Jahren, wo der Getreideexport
so bedeutend zurückgegangen und für das aus
Sibirien kommende Getreide außerdem die Kon-
kurrenzfähigkeit des Hafens von St. Petersburg
gegenüber dem von Riga durch die Eröffnung
der Nordbahn gestärkt worden ist, nur mühsam
auf ihre Rechnung gekommen, doch glaubt man,
daß für das neue Unternehmen mit Rücksicht
auf die auch sonst schon zutage getretenen An-
strengujigen Schwedens, seinen Export nacli
Rußland auszudelmen, die Aussichten jetzt
besser liegen. Außer dem Güterverkehr ist für
den Sommer auch zwei.mal wöchentlich
Passa^erverkehr zwischen Stockholm und Riga
geplant. Wenn hierbei auch wohl kaum mit
der geplanten Fahrtdauer von 18 Stunden wird
gerechnet werden können, so wird dies doch
immerhin die schnellste ^'erbindung zwischen
Stockholm und Rußhuid sein, da die finnländi-
schen Dampfer, die z^vischen Stockholm und
St. Peteraburg verkehren, eine Reisedauer von
40 bis 44 Stunden bis St. Petersburg und von
24 bis 28 Stunden bis Helsingfors haben. Der
Güterverkehr hat gegenüber dem nach
St. Petersburg zwar alle die Nachteile, die ein
kleinerer Hafenplatz gegenüber dem größeren,
eine Provinzstadt gegenüber der Landeshaupt-
stadt hat, aber er hat andererseits den \'orteil
geiingerer Umladekosten, da der in Aussicht
genommene Ladeplatz in Riga unmittelbaren
Bahnansclüuß hat.
Der Import von Schweden nach Rußland
über den Hafen von Riga betrifft hauptsäch-
lich : Metalle (Eisen, Gußeisen und Stahl),
Quarz, Feldspat, Kalkstein, Granit und anderes
Gestein ; Porzellanerde, Ton- und Töpfer^varen,
feuerfeste Ziegel; leere Fässer; Eisenwaren,
Hand Werksgerät, landwirtschaftliche und andere
Geräte und Maschinen sowie Maschinenteile;
Apparate und Instrumente, insl>csondere elek-
trische ; Lampen und Zvibehör ; Möbel.
Der Export umfaßt: Getreide (namentlich
Weizen und Hafer), Hopfen, Knochenmehl,
Flaclis, Hanf, Oelkuchen und Leinöl, Leinsaat,
Butter, Eier, Konserven, Parfümerien, Bretter
und Balken.
Der Wert der Einfuhr aus Schweden über
Riga betrug im Jahre
1901 1902 1903 1901 1905 I90G 1907 1908
RhI. Rbl. Rbl. Rbl. Rbl. Rbl. Rbl. Rbl.
9211 .">67678 957996 10S9533 U>SHl) 1278321 l79.'.J5t 18374tiO
Der Wert des Exports nach Schweden über
Riga betnig im Jahre
1901 190 IflOS 1904 lB(i6 llUKl 1907 lÜOS
RbL Rill. Rl.l. Rbl. Rbl. Rbl. Rbl. Rbl.
987073 1182312 lM905.'i 2587128 2777681 2359870 U6G57:i 21(2450
Da der Verkehr d^ Rigaer Hafens und
auch die neue Dampferlinie während dei* Zeit,
wo dieser Hafen unter Eis ist, nach Windau
gelenkt wird und diese Zeit nicht in allen
Jahren gleich lang ist, so läßt sich eine zu-
305
Handelsverkehr mit einzelnen Ländern.
306
verlässige Vergleichmig mehrerer Jahre Kigaer
Hafenstatistit nur unter Hinzuziehrmg der ent-
sprechendeji Ajigaben über den Hafen von
iWindau ermöglichen.
Es seien daher im folgenden die Daten be-
züglich des Handelsverkehrs von "Windau auf-
geführt:
1904
1905
1906
1907
190S
Rbl.
Rbl.
Ubl.
Rbl.
Rbl.
Einfuhr
15 177
5 765
7 685
324 678
570 816
Ausfuhr
544 759
876 688
198 031
255 535
461 780
Zusammen 5.59 936 882 453 2U5 716 580 213 1032 596
Zählt man die Zahlen von Riga und
"VVindau zusammen, so ergibt sich für die
letzten fünf Jahre:
1. Einfuhr über Riga . .
_ , Windau
1 089 233
15 177
1 428 430
5 765
1 278 524
7 685
Rbl.
1 795 354
324 678
1 837 460
570 816
Zusammen 1 104 710
II. Ausfuhr über Riga .
Windau
2 587 128
544 759
1 434 195
2 777 684
876 688
1 286 209
3 359 876
198 031
2 120 032
1 466 573
255 535
2 408 276
2 162 450
461 780
Zusammen 3 131 887
3 654 372
2 557 907
1 722 108
2 624 230
Der Gesamtverkehr von und nach Schweden
übei' beide Häfen betrug mithin im Jahre
1901 1905 1906 1907 1908
Rbl. Rbl. Rbl. Rbl. Rbl.
4 236 597 5 088 567 3 844116 3 842140 5 0.32 500
Diese Uebersicht zeigt, daß zwar die Aus-
fuhr nach Schweden seit dem Höhepunkt von
1905 zurückgegangen ist, die Einfuhi' aus
Schweden dagegen eine dauernde Zunahme
— die von Riga allein im Jalire 1908 gegen-
über der vom Jahre 1901 eine solche um mehr
als das Dreifache — erfahren hat. Da der
Rückgang der Ausfuhi- in dem allgemeinen
Rückgang des russischen Exports, der wohl
dien Höhepunkt schon erreicht hat, seine
stärkste Ursache haben dürft«, und er auch
durch die Zunahme der Einfuhr ausgeglichen
wird, so ist er wohl nicht für dauernd gefährlich
für das neue Schiffahi-tstmtemehmen zu halten.
Es soll zugleich die Eröffnung einer
schwedischen Linie zwisclien Riga (bzw. Wiu-
dau) und Nynäs beabsichtigt sein. Daß diese
den Wettbewerb der seitens der schwedischen
Regierung unterstützten Gesellschaft wird er-
tj-agen können, ist zu bezweifeln.
Beide Linien, sowohl die Svea-Linie als
auch die Linie Nynäs — Riga, haben im Dezem-
ber 1908 ihre Fahrten eröffnet. Die Dampfer
sind auch für Passagiere erster Klasse und
Deckpassagiere eingericht«!
307
Handelsverkehr mit einzelnen Ländern.
308
Russlands Aussenhandel mit Ruiuänien.
Obgleich Rußland direkt an Rumänien
irrenzt, hat sich sein Handel mit dem Nachbar-
land bis jetzt so wenig günstig gestaltet, daß
er dem Umfange nach sogar dem Warenaus-
tausche zwischen der Türkei und Rumänien
nachsteht ; von den bedeutenderen Exportlän-
dern wie Deutschland und Oeslerreich-Ungani
gar nicht zu reden. — In russischen Handels-
kreisen bemüht man sich jetzt, in Rumänien
nissischen A^'^aren in größerem Umfange Ein-
gang zu verschaffen. Bis jetzt exportierte Ruß-
land hauptsächlich Nahrungsmittel, Geti-eide
und Halbfabrikate nach Rumänien. Allem An-
scheine nach will man versuchen, jetzt auch
russische Fertigfabrikate der Eisen- und Textil-
industrie in größeren ^Mengen nach Rumäjiien
einzuführen, denn seit einiger Zeit ist in Jassy
ein FilialgeschäJt der ,, Russischen Export-
gesellschaft in Moskau" eröffnet worden, das
Waren dieser Art führt und die Provinz durch
eigene Reisende bearbeiten läßt. Eine weitere
Neuerung im russisch -rumänischen Handel
kündigt sich damit an, daß einzelne russische
Industriezweige vei-suchen wollen, unter Um-
gehung der deutschen Kommissionshäuser in
Berlin luid Hamburg, die bisher die Vermitt-
lung im Verkelir mit Rumänien übernommen
hatten, direkte Beziehungen mit den rumäni-
schen Abnehmern ihrer AVaren anzuknüpfeai.
Der russische Wettbewerb in der Türkei.
Der Einfluß der schwimmenden russisclien
Ausstellung, die kürzlich die Häfen der
Levante besuchte, macht sich im Gesohäfts-
leben schon fühlbar. So hat die Holzfabri-
kationsgesellschaft in Moskau 500 Waggons
Fichtenbretter und Kantholz aus dem Süden
an Konstantinopeler Baumeister verkauft. Es
ist zum erstenmal, daß Bauholz aus Süd-
rußland (dem Kauka-sus) auf diesem Platze er-
scheint, bisher stammte es aus dem Norden.
Weiter haben die Vereinigten Baumwoll-
w'ebereicn in Moskau einen Auftrag auf 2000
Meter Flanell, und einige Hausindustrielle auf
2000 Paar Militärstiefel erhalten. Ein Kolilen-
werk aus dem Donetzbecken hat mit der
hiesigen Bosporus - Dampfschiffahrtsgesell-
schaft ,,Schükes-i-Haiiie'' einen Vertrag auf
Lieferung von jährlich 50 000 t Steinkohlen ab-
geschlossen, unter der Voraussetzung, daß die
russische Kohle nicht sohlecliter als die bisher
verwendete Kardi ff kohle ist und nicht mehr
als 16 s. cif Konstantinopel kostet. Vorläufig
werden 2000 t geliefert, um ihren Heizwert
festznstellen. Ueber eine Menge anderer Liefe-
rungen wird noch verhandelt. Die soeben er-
wähnten festvergebenen Aufträge sind ja an
sich unbedeutend, aber es handelt sich um
Aj-tikel, die Rußland noch nie nach der Türkei
geliefert hat. Wenn die Versuche befriedigen,
haben die bisherigen Lieferanten dieser Artikel
mit dem russischen Wettbewerb ernstlich zu
rechnen.
Russlands Handel mit Persien.
Der russische Handel mit Persicii schloß
noch im Jahre 1901 mit einem Minus-Saldo
ab. Die Ausfuhr Rußlands nach Persien war
damals noch um 1 995 .500 Rbl. niedriger im
Wert als die persische Einfuhr naeli Rußland;
Verla« für Börsen- und i'inaiuliteratur A.-G., Berlin \V. ;
CS wurden aus Rußland insgesamt Waren im
Wert von 23 486 400 Rbl. nach Persien ex-
pediert, während der Wert der nach Rußland
importierten persischen Waren einen Wert von
25 481900 Rbl. repräsentierte. Seit 1902 hat
n
309
Haudelsverkehr mit einzelnen Ländern
310
sich die Handelsbilanz zu Rußlajids Gunsten
gestaltet; zum ersten Male überstieg damals
die russische Ausfuhr die persische Einfuhr,
zunächst nur ganz bescheiden um 558 800 Rbl.
Dieser Ueberschuß stieg dann bis 1904 auf
3 420100 Rbl. und betnig 1907 ca. 3 000000
Rubel; die russische Ausfuhr und Einfuhr im
russisch-persischen Handelsverkehr stellte sich
1907 auf 28 263 700 bzw. 25 313 900 Rbl. Man
hat aber in Rußland die Beobachtung gemacht,
daß trotz der äußerlich günstigen Gestaltung
des Handelsverkehrs mit Persien der Absatz
zahlreicher "Warengattungen, wie z. B. Salz,
Porzellanwaren, Holz- und Eisenwaren, Petro-
leum iisw., starken Schwankungen unter-
worfen ist. Diese für den Handel schädlichen
Schwankungen werden von russischer Seite zum
Teil auf die noch nicht genügend ausgebildete
Organisation des russisch-persischen Handels
zumckgeführt. Ferner werden; die in der Schiff-
fahrt auf dem Kaspischen Meer geltenden
Frachtsätze als ungünstig für den Handel und
die Geschäftsgebarungen einzelner Transport-
und Verkehrsgesellschaften als reformbedürftig
bezeichnet.
Die Hauptprodukte des russischen Imports
in Persien sind : der Zucker, die Baumwolle
und das Petroleum.
Es wurden an inissLschen Waren eingeführt:
1. Z u c k e r : 1901 : 3 544 000 Pud (das Pud
= 16 kg), 1905 : 3 150 500 Pud, 1906 : 3 657 720
Pud. — Der Wext der Zuckereinfuhr 1907
betrug 11,5 Mill. Rbl.
Die letzte Ziffer zeigt, daß Persien das
wichtigste Absatzgebiet für den russischen
Zucker ist, denn er macht 60 o/o des gesamten
Zuckerexix)rtcs aus. \'on insg-esamt 19 510068
Rubel Zucker im Jahre 1906 kommen auf
Persien allein für 14 260 265 Rbl.
2. Baumwolle. Von 1901—1903 führte
Rußland nach Persien für 8 700 000 Rbl. jälir-
lich BaumwoU-Manufakturen aus ; 1904 stieg
die Summe bis auf 11 Mill., fiel 1905 auf 9,
um 1906 wieder 10 Mill. Rbl. zu erreichen.
Dieser Posten macht 40 o/o des gesamten ru-^isi-
schen Baumwoll-Manufaktur-Exportes aus.
Auf diesem "Wirtschaftsgebiete hat Ruß-
land zwei ernste Konkurreiiten in Persieu : die
Engländer und die Deutschen.
3. Petroleum. Ti-otz der bedeutenden
Petrolquantität, die Rußland nach Persien ein-
führte, nimmt das Peti'oleum gleichwohl nur
den dritten Platz unter den Exportartikeln ein.
Die persische Ausfuhr nach Rußland be-
trug im Jalu-e 1906 im ganzen 24 503105 Rbl.
i= 30 Ob des gesamten russischen Imports au.s
fremden Ländern.
Hiervon entfielen auf :
Baumwolle (1139 895 Pud) 6 579 202 Rbl.
= 11 o/o der nach Rußland importierten Baum-
wolle (das meiste liefern die Vereinigten
Staaten),
Trockene Früchte (2 420 040 Pud) 6 460 221
Rubel,
Reis (3 302 681 Pud) 3 675 335 Rbl. (seit
1906 wächst der Reisoxport nach B.ußland be-
trächtlich, — Persiens Anteil betrug 1907 drei
\ iertel der gesamten russi.^hen Ridseiniulir),
Nüsse und Mandeln für 1 687 749 Rbl.
Außerdem führt Persien'nach Rußland aus :
Fische, Kaviar, Kleinvieh, Leder, Häute, Wolle
und Seidengewebe.
311
MünzumrechnuQo
312
Münzumrechnung.
Unu'echniiiig von Rubeln auf Gnmd des Goldfeingehalte :
1 Rh
bei = 2,160,113 ilark, deutsche WäJuung
= 2,539.4891 Kroneii, österr. Wihrung-
= 1,280,1494 Gulden, holländ. WiUirung-
= 1,920.1007 Kronen dänische Währung
= 2,606.807 Francs, französische WiUiruu;^
= 25,3704646 Fence, englische Wähmu^^
= 0,476,275 Milreis, portug. WäJirung
= 11,713,332 türkische Piaster
— 10,409,874 egA-ptische ria.ster
= 1,0323228 Yen, japanische WiUirung
= 0,5145673 Ikillars, amerik. Währung.
1 Mark (deutsche Wälirung)
1 Krone (österr. Wälirung)
1 Gnlden (holländ. Wälirung)
1 Krone (däjiische Währung)
1 Franc (franz. AVälimng)
1 Pfund Sterling
1 Coro (portug. Wälirung)
1 Lira (türkische Währung)
1 Lira (egj-pt. Wälirung)
1 Yen (japanische Währung)
1 Dollar (anierik. Währung)
0,46293855 Rubel
0,39377998
0,78115879
0,520806
0,37498022
9,45758222
20,9976252
8,5372801
9,6062612
0,9686892
1,94337999
Für Stempelzwecke werden fremdländi-
schen Werten folgende Umrechnungen zugrunde
gelegt:
1 Rubel :^ 2,16 Mark, deutsche Währung
= 2,5395 Kronen, österr. Währung
= 1,28 Gulden, holländische Währung
= 1,92 Kronen (däuisch, norwegisch,
schwedisch)
:= 2,6668 Francs, französi.sche WäJirung
= 25,37 Pence, englische Währung
= 11,71 türkische Piast«r
= 0,1545 Dollars (Vereinigte Staaten)
=: 1,0328 Yen, japanische Währung.
313
Handels- und Staatsverträsre.
314
Handels- und Staatsverträ^e.
Die geltenden HaudelsTerträge Rußlands mit den auswärtigen Staaten.
Staat
Zeit des Abschlnsses
Geltnng'sdaner
Oesterreich-Ungarn . . . .
Belgien
Bulgarien
Buchara
Großbritannien
Deutschland .......
Griechenland
Dänemark
Spanien
Italien
China
Kongo
Korea
Niederlande
Norwegen
Persien
Peru
Portugal
Rumänien
Serbien
Siam
Ver. Staaten v. Nord-Amerika
Türkei
Frankreich
Schweiz
Schweden
Japan
Vertrag vom 2./ 15. Februar IQOd
Vertrag vom 28. Mai, 9. Juni 1858
Vertrag vom 23. Februar 1905
( Handelsabkommen vom 1. Mai 18G8 t
I Vertrag vom 28. September 1873 J
Vertrag vom 31. Dezember/ 12. Januar 1859
(Vertrag vom 29. Jan./ 10. Febr. 1894 nebst 1
\ Ergänzungskonvention v. 15./28. Juli 1904 J
/ Traktat vom 12. Juni 1850 |
[ Protokoll vom 25. September 1850 f
Vertrag vom 18. Februar/2. März 1895
Modus vivendi festgesetzt 1895
Vertrag vom 15./ 28. Juli 1907
Vertrag vom 12./ 24. Februar 1881
j Deklaration vom 24. Januar 5. Februar 1885 1
( Konferenzakte vom 26. Februar 1885 J
Vertrag v. 25. Juli 1884 (nebst Best. v. 1888)
Vertrag vom 1./ 13. September 1846
Vertrag vom 26. April/8. Mai 1838
{Vertrag von Tourkmentschai neb.st be- 1
sonderer Akte vom 10. Februar 1828 J
Deklaration vom 27. Oktober 1901 )
Vertrag vom 4./ 16. Mai 1874
Konvention vom 27. Juni/ 9. Juli 1895
Vertrag vom 24. Februar 1906
Vertrag vom 15. Februar 1907
Deklaration vom 11. Juni 1899
Traktat vom 16./ 28. Dezember 1832
/Traktat vom 22. Januar/ 3. Februar 1862 |
( Best. Traktat v. 17. Januar/8. Februar 1879 |
(Traktat vom 20. März/1. April 1874 nebst 1
I Ergänz.-Konv. vom 16./ 29. September 1905/
Konvention vom 14./26. Dezember 1872
Abkommen vom 27. Juli/ 9. August 1906
Vertrag vom 15./ 28. Juli 1907
bis zum 18./31. Dezember 1915
12 Monate nach Kündigung
bis zum 1./14. März 1910
ohne Zeitbestimmung
12 Monate nach Kündigung
bis zum 18./31. Dezember 1917
12 Monate nach Kündigung
12 Monate nach Kündigung
12 Monate nach Kündigung
bis zum 18. /3I. Dezember 1917
12 Monate nach Kündigung
ohne Zeitbestimmung
auf 10 Jahre, dann Recht a.Revis.
12 Monate nach Kündigung
12 Monate nach Kündigung
ohne Zeitbestimmung
12 Monate nach Kündigung
12 Monate nach Kündigung
bis 18., 31. Dezember 1917
bis 18./31. Dezember 1917
0 Monate nach Kündigung
12 Monate nach Kündigung
auf 14 Jahre mit Prolongation
12 Monate nach Kündigung
12 Monate nach Kündigung
12 Monate nach Kündigung
12 Monate nach Kündigung,
nicht vor dem 4./17. Juli 1910
315
Handels- und Staatsverträge.
316
An?lo-Ru8si8che KonTentioii betreffs Persiens
(vom 31. August. 1907).
Die Ro^enuigen Großbritajiniens ujid Ruß-
lands verpflichten sich gegenseitig die Inte-
grität lind Unabhängigkeit Persiens zu respek-
tieren. Beide Regierungen wünschen aufrichtig
die ruhige und friedliche Entwicklung dieses
Landen, sowie die dauernde Geltung gleicher
Vorteile für den Handel und die Industi'ie aller
anderen Xationen.
In der Erwägung, daß jede der beiden Re-
giei-ungen aus geographischen und wirtschaft-
licJien Gi-ünden ein spezielles Interesse an der
Aufrechterhaltung von Frieden und Ordnung
in bestimmten Teilen Pereiens hat, und zwar
an der inissiscJien Grenze und in deren Nach-
barschaft auf der einen Seite, und an den
Grenzen Afghanistans und Beludschistans auf
der anderen Seite, und in dem Bestreben alle
Ursachen eines Konfliktes zwischen ihren
gegenseitigen Interessen in den oben erwähnten
persischen Gebieten zu vermeiden, haben die
beiden Regierungen folgendes vereinbart:
I.
Großbritannien verpflichtet sich, weder für
sich selbst, noch zugunsten britischer Unt-er-
tanen, noch auch zugunsten von Untertanen
dritter Mächte irgendwelche Konzessionen poli-
tischer oder wirtschaftlicher Natur nacJizu-
suchen (wie Konzessionen für Eisenbahnen,
Banken, Telegraphenlinien, Landstraßen,
Transport- oder Versicherungs - Unternehmun-
gen usw.) jenseits einer Linie, die von Kasr-i-
Schirin über Ispahan, Yesd, Kakhk nach dem
Punkte der persischen Grenze führt, an dem
aucli die russische und afghanische Grenze zu-
sammenstoßen, — und weder direkt noch in-
direkt Gesuclien nach ähnlichen Konzessionen
in diesen Gebietsteilen entgegenzuwirken, die
von der russisclien Regierung unterstützt
werden. Hierbei sind die obengenannten Plätze
in dem Gebiet mit inbegriffen, in dem Groß-
britannien sich verpflichtet keine der bezeich-
neten Konzessionen nachzusuchen.
IL
Rußland vei-pf lichtet sich seinerseits, weder
für sich selbst, noch zugunsten russischer
Untertanen, noch auch zugunsten von Unter-
tanen dritter flächte irgendwelche Kon-
zessionen politischer oder wirtschaftlicher Na-
tur naclizusuchcn (wie Konzessionen für Eisen-
bahnen, Banken, Telegraphenlinien, Land-
straßen, Transport- oder Versicherun|^s-Unter-
nehmungen usw.) jenseits einer Linie, die von
der afghanischen Grenze über Gazik, Bird-
gchand, Kerman nach Bender Abbas führt, und
weder direkt noch indirekt Gesuchen nach ähn-
lichen Konzessionen in diesen Gebietsteilen ent-
gegenzuarbeiten, die von der englischen Re-
gierung unterstützt werden. Hierbei sind die
genannten Plätze in dem Gebiet mit inbe-
griffen, in dem Rußland sich verpflichtet, keine
der bezeichneten Konzessionen nachzusuchen.
III.
Rußland verpflichtet sich, ohne vorherige
Uebereinkunft mit England der Gewährung
von keinerlei Konzessionen an britische Unter-
tanen in den zwischen den sub I und II ge-
nannten Linien gelegenen Teilen Persiens ent-
gegenzuwirken.
Großbritannien übernimmt die gleiche Ver-
pflichtung bezüglich der Gewährung von Kon-
zessionen an russische Untertanen in den
gleichen Gebieten Persiens.
Alle innerhalb der sub I und II bezeich-
neten Grenzlinien zur Zeit der Abfassung
dieser Konvention bereits existierenden Kon-
zessionen bleiben hiervon unberührt.
IV.
Es wird vereinbart, daß alle persischen
Zolleinnahmen, mit Ausnahme derer von
Earistan und des Persischen Golfes (Einkünfte,
die bisher als Garantie für Amortisation und
Zinsen der von der Regierung d<>s Scliah mit
der „Banque d'Escompte et des Prets de Perse"
bis zur Unterzeiclinung dieser Konvention ab-
geschlossenen Arl>eiten dienten) demselben
Zwecke dienen sollen wde bisher.
Gleichfalls wii-d vereinbart, daß die Zoll-
einnahmen Farsistans und des Persischen
Golfes, wie auch die Einnahmen für die
Fischerei am persischen Ufer des Kaspischen
Meeres und die Einkünfte der Post und des
Telegraphendienstes wie bisher für den Dienst
der seitens der Regierung dee Schah mit der
317
Handels- und Staats vei träge.
318
„Imperial Bank of Pereia" bis zur Unter-
zeichniing' dieser Konvention abgcsclilossenen
Arbeiten reserviert bleiben sollen.
Für den Fall von Unregelmäßigkeiten bei
der Amortisation oder der Zinsenzalilxuvg für
die vor Unterzeichnung dieser Konvention mit
der „Banque d'Escompte et des Prets de Perse"
und mit der „Imperial Bank of Persia" ab-
geschlossenen persischen Anleihen und für den
Fall, daß Rußland sich genötigt sieht, über
die den Dienst der mit der erstgenannten und
in dem sub II erwähnten Crebiet domizilierten
Bank abgeschlossenen Darlehen garantierenden
Einkünfte eine Kontrolle auszuüben, oder für
den Fall, daß England sich genötigt sieht,
über die den Dienst der mit der zweitgenanntcji*
und in dem sub I erwälinten Gebiet domizi-
lierten Bank abgeschlossenen Darlehen garan-
tierenden Einkünfte eine Kontrolle auszuüben,
verpflichten sieh die britische und russische
Regierung vorher in einen freundschaftlichen
Ideenaustausch einzutreten, um in Ueber-
einstimmung miteinander die fraglichen Kon-
trollmaßregeln zu bestimmen und um alle
Störungen zu vermeiden, die sich mit den Prin-
zipien der gegenwärtigen Konvention nicht ver-
einigen ließen.
Anglo-Rassisehe KonTention betreffs
Afghanistan
(vom 31. August 1907).
Die beiden Vertragsmächte haben, um die
vollständige Sicherheit ilirer beiderseitigen
Grenzen in Zentralasien zu gewährleisten und
um in diesen Gebieten einen dauernden Frieden
aufrechtzuerhalten, die folgende Konzession ge-
schlos.sen :
I.
Die britische Regierung erklärt, daß sie
keine Absicht hegt, den politischen Status
Afghanistans zu verändern.
Die britische Regierung vei-pflichtct sich
femer, ihren Einfluß in Afghanistan nur in
friedlichem Sinne geltend zu machen und keine
Maßnahmen zu treffen, die Rußland bedrohen
könnten, nodi auch Afghanistan zu ennutigen,
solche Maßnahmen zti ergreifen.
Die russische Regierung erklärt ihrerseits,
daß sie Afghanistan als außerhalb ihrer Intcr-
essensphäi^ liegend betracht-et, sie verpflichtet
sich in ihrem politischen \'erkchr mit Afghani-
stan sicJi der Vermittelung der britischen Re-
gierung zu bedienen, und verpflichtet sich
femer, keinerlei Agenten naeh Afghanistan zu
entsenden.
II.
Nachdem die britische Regierung in dem
in Kabul am 21. Alärz 1905 unterzeiclmeten
Vertra^ge erklärt hat, daß sie die mit dem
verstorbenen Emir AMur-Rachman getroffenen
Vereinbarungen und Verpflichtungen aner-
kennt, und daß sie keinerlei Einmischung in
die inneren Angelegenlieiten Afghanistans be-
absiclitigt, verpflichtet sich Großbritannien,
jenen \'ertrag weder durch Annexion noch
durch Besetzung irgendeines Teiles von Af-
ghanistan zu verletzen, noch auch sich in die
innere Verwaltung dcj Landes zu mischen, vor-
ausgesetzt, daß der Emir den \'erpflichtungen
nachkommt, die er in dem obenerwähnten Vei'-
trage der britischen Regierung gegenüber ein-
gegangen ist.
III.
Die russischen luid afghanischen Behörden,
die für diesen speziellen Zweck an der Grenze
oder in den Grenzdistrikten eingesetzt sind,
haben d;is Recht, für die Erledigung lokaler
Fragen ohne politischen Charakter miteinander
in direkten Verkehr zu treten.
IV.
Die britische luid russische Regienuig er-
klären sich mit dem Prinzip kommerzieller
GleiehbereehtigT.ing in Afglianistan einver-
standen und vereinbaren, daß alle Erleichte^
riingcn, die für britische oder britisch-indische
IlandcLsbezielituigen gxjgxjlten haben oder noch
gelten werden, ebenso russischen llaiulelsbe-
zi.ehungen zugute kommen sollen. Sollte die
Entwicklung des Handels die Einsetzung von
Handels - Agenturen erfordern, so sollen die
beiden Regierungen sicli über die zu ergreifen-
den Maßnahmen einigen, wobei natürlich die
Souveränitälsrechte des Emirs gebührend re-
■pektiert werden solleai.
319
Handels- und Staatsverträjre.
320
Diese Vereinbarungen sollen ei-st in Kraft
treten, wenn die britische Eegierung der russi-
schen Re^iening das Einverständnis des Emirs
mit den obigen Abmachungen bekannt gegeben
haben wird.
Anglo-rnssisehe Konvention betreffs Tibets.
(Vom Herbst 1907.)
Die Regierungen von England und Ruß-
land erkennen die Oberhoheit Chinas über Tibet
an; sie gehen davon aus, daß dank der geo-
graphischen Lage England ein besonderes Inter-
esse daran hat, daß die gegenwärtig in Tibet
bestellenden Beziehungen zu anderen Ländern
unverletzt aufrechterhalten bleiben ; aus diesem
Grunde haben sie das folgende Abkommen ge-
schlossen :
Art. I. Die l>eiden vertragschließenden
Parteien verpflichten sich, die territoriale Inte-
grität Tibets zn respektieren und sieh jeder
Einniischimg in die Verwaltung des Landes
zu enthalten.
Art. II. In Anerkennung des Grundsatjzes
der Oberhoheit Cliinas über Tibet verpflichten
sich England und Rußland, mit Tibet in keiner-
lei Verhandliuigen zu treten, außer durch Ver-
laittelung der chinesischen Regierung. Diese
Verpflichtimg soll die direkten Verbindimgen
englischer Handelsagenten mit den tibetani-
schen Behörden, wie solche im Art. V der
Konvention vom 7. September 1904 zwischen
England und Tibet vereinbart und zwischeoi
England und China durch die Konvention vom
27. April 1906 festgelegt sind, nicht aus-
schließen. Sie berührt auch nicht die Verbiud-
lichkeiten, die England imd China in Aus-
fiüiriing des Art. I der Konvention von 1906
eingegangen sind.
Es gilt als selbstvei-ständlich, daß die
Buddliisteii, soweit sie russische oder englische
Untertanen sind, auf dem speziell religiösen
Gebiete mit den Dalai Lamas und den anderen
Repräsentanten des Btiddliisnius in China in
direkte Beziehungen treten dürfen ; die Re-
gierungen Englands und Rußlands verpflichten
sicJi, soweit es in ihren Kräften steht, nicht
zuzulassen, daß solche Beziehungen die Be-
stimmungen des gegenwärtigen Vertrag-es ver-
letzen können.
Art. III. Die englische und russische Re-
gierung verpflichten sich, jede für ihren Teil,
keine \^ertreter nacli Lhassa zu entsenden.
Art. IV. Die vertragschließenden Mächte
verpflicJit«n sich, keine Eisenbahnbau-,
Straßenbau-, Telegraphen- und Bergwerks- oder
andere Rechte in Tibet weder nachzusuchen,
noch zu behaupten ; weder für eigene Rech-
nung, noch zugunsten ihrer Untertanen.
Art. V. Die beiden Regierungen stimmen
darüber ein, daß kein Teil der tibetanischen
Einnahmen, mögen sie aus Natui-produkten oder
aus anderen AVerten bestehen, weder von Groß-
britannien, noch von Rußland, noch von deren
Untertanen in Anspruch g"enommen werden
dürfen
Dieses Abkommen bedeutet nichts mehr
und nichts weniger als eine völlige Neutrali-
sierung Tibets srwischen England und Ruß-
land. Der -wichtigste Teil dieses Abkommens
ist aber derjenige, den die Konti-alienten zu
seiner Grundlage gemacht haben : die aiisdrück-
liche und feierliche Anerkennung der Ober-
hoheit Chinas über das strittige Gebiet.
Das Rnssisch-Japanische Abkommen.
Im Herbst 1909 war die ganze Welt voll
von Naclirichten über einen baldigen Zu-
sammenstoß der Russen und Japaner in der
Mandschurei. Jetzt kann ruhig zugegeben
werden, daß die Lage damals sehr ernst war,
und daß ein erneuter Krieg trotz aller
offiziellen Dementis näher war, als die weniger
Eingeweiliten vermuteten.
Abgewendet wurde der Zusammenstoß
diu'ch drei Grunde ; erstens durch die Balkan-
krise, die besonders Rußland hineinzuziehen
schien, und zweitens durch den Alarm in den
russischen und englischen Zeitungen, die die
Absichten der Japaner, ihre, Rüstungen u.^w.
friih genug aufdeckten. Die riissischc Re-
gierung wandte sich um Aufkläining nach
Tokio, und da die Japaner niclits so sehr
fürchten als frülizcitiges Bekanntwerden ihrer
Pläne, so war damit der erste Anstioß zum
jetzigen Abkommen gegeben. Dei- dritte Grund
321
Handels- und Staalsverträge.
322
aber, und zwar der wichtigste, lag darin, daß
den Japanern in England kein Geld gegeben
wiu-de ; auch auf ihre Anfra.ge in New York
mußten sie sich eine Absage gefallen lassen.
Schon hierdurch wurde also eine gewisse Ver-
stinunung gegen Amerika herl>eigefidirt, und
als noch Knox mit seinen Plänen hinsichtlich
der Mandschurei hervorti-at, wurden Japan viud
Kußland einander gleichsam in die Arme ge-
trieben.
Was nun das neue Abkommen zwischen
Rußland und Japan betrifft, so werden dadurcli
die mandschurischen Intci-essen der beiden ver-
tragschließenden Mächte garantiert. Amerika,
das sicJi jetzt ein möglichst großes Aktions-
gebiet in China zu sichern sucht, ist durch
diese Uebereinkunft recht empfindlich getroffen
worden, denn wenn die Amerikaner nun
einmal viel Geld in China anlegen wollten,
so galt das doch nur unter der ^^oraussetzlmg,
ein sehr gutes Geschäft mit den Chine.sen zu
machen ; jetzt aber sind diese Aussichten
wesentlich beeinträchtigt.
Die Konrention zwischen Japan und
Bußland.
Gezeidmet in St. Petersburg
am 4. Juli 1910.
Die Kaiserliche Regierung von Japan und
die Kaiserliche Regierung von Rußland, in
aufrichtiger Anerkennung der Grundsätze der
Konvention vom 30. /17. Juli 1907 und in dem
iW'unsche, die Wirkungen jener Konvention zu
vei-vollständigen, mit Rücksicht auf die Festi-
gung des Friedens im fernen Osten, sind über-
eingekommen, das obengenannte Abkommen
durcli folgende weitere Abmachimgen zu ver-
vollkommnen :
1. Artikel.
Um die ^'erkeh^sverbindungen zu erleich-
tern und den Handel der Nationen zu fördern,
vei-pflicJiten sich die beiden vertragschließen-
den Mächte gegenseitig, sich einander freund-
lich zu unterstützen in der Amelioration ihrer
beiderseitigen Eisenbahnlinien in der Man-
dscliurei und in der ^'erbesserung des Anschluß-
dienstes der genamiten Bahnen, und sich aller
die Verwirklichung dieses Zieles aufhaltenden
Konkurrenz zu enthalten.
2. .Aj-tikel.
Jede der vertragschließenden Parteien ver-
pfliclitet sich, den Status quo in der Man-
dschurei aufrechtzuerhalten imd zu achten,
wie er durch die Verträge, Konventionen und
andere Abmachimgen bis heute zwischen Japan
und Rußland oder zwischen einer dieser beiden
Mächte und China geschaffen worden ist, Ab-
schriften der vorgenannten Abmachungen sind
zwischen Japan und Rußland ausgetauscht
worden.
3. Artikel.
Tritt irgendein den obengenannten Status
quo bedrohendes Ereignis ein, so sollen in
jedem Falle die beiden hohen vertragschließen-
den Parteien miteinander in Verbindung treten,
um zu einer Ncretändigung über die Maß-
nalimen zu kommen, welche sie für die Er-
haltung des genannten Status quo für not-
wendio' erachten niögen.
323
Städte Gesamt-Rußland.s.
324
Städte Gesamt-ßnsslands.
Bei den Angaben in der nachfolgenden Städteliste ist haupt-
sächlich auf die wirtschaftlichen Verhältnisse Bezug genommen.
In diesem Sinne wurde vor allem auf die Verkehrslage hin-
gewiesen, sodann fdgen Industrie, Handel, Landesprodukte und
Einrichtungen kommerzieller und kultureller Art. Schliesslich
wurde nach Möglichkeit erwähnt, wo eine deutsche Stadtbevölke-
rung oder Kolonie vorhanden ist. Auch wurde auf grössere
jüdische Bevölkerungsziffern hingewiesen, die als deutschsprach-
liches Element für deutsche Interessen nicht ohne Belang sind.
Abo (Turku).
Finnland, an der Mündimg de^ AuraJoki
in die Ostsee. — 46 637 Einw. (1907). —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Helsing-
fors und nach Toijala). — Industrien :
Baumwollspinnerei, Schiffsbau. — Erz-
bistum, Konsulate.
Universität Abo %\iirde 182S nach
Helsingfors verlegt.
Achtyrka.
Südrußland, Gouv. Bessai'abien, an der
Achtyrka. — 23 390 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn. — Obstbau. — Garni-
son. — Progymnasium.
Akkerman (Akjerman-Bjelgorod).
5 Jahrmärkte (Schuhwerk und Wollwaren).
Klein Hußland, Gouv. Charkow. — 23 290
Mündimg des Dnjestr. — 28 303 Einw. —
Post, Telegraph, Hafen. — Schiffswerfte.
Salinen. Fabrikation von Talg imd
Lichten. — Handel mit Salz, Wein,
Fischen, Talg und Wolle. — Die Stadt
wax an der Stelle des alten Tyras von den
Venezianern erbaut, kam später an die
Genuesen, 1484 an die Türken und ist seit
1812 russisch.
Akmolinsk.
Zentralasien, Steppen-Gouvememcnt. Fort.
Am obersten Jochim gelegen. — 9757 Einw.
— Post. — Karawanenstation für den
Handel nach dem Süden, Taschkent und
Buchara. Erhält bald Eisenbahn.
Alatyr.
Ostrußland, Gouv. Simbirsk. — 11 086
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Linie
Moskau — Kasan). — Glasfabrikation. Ger-
berei. Holzflößerei. — Märkte (Holz und
Getreide). — Lehrerseminar.
Aleschki.
Gouv. Taurien, an der Mündung des Dnjepr.
— 9119 Einw. — Post. — Anbau von Ge-
müse und Wassermelonen.
Alexandropol (ehemals G u m r i).
Transkaukasien, Gouv. Eriwan, am Arpa-
tschar. Starke Festimg' („Schlüssel von
-Armenien"). — 32 018 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Tiflis — Karsk). —
Großer Handelsplatz und Karawanen-
station. — Seidenindustrie.
Alexandrija.
Südiiißland, Gouv. Cherson. Gai'nisonstadt.
Am Iugule.z. — 15 966 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Linie Koritowka — Je-
katerinoslaw). — Fabrikation von Talg,
Seife imd Lichten. • — Starker Maisbau.
Ale.\an(lrow.
Gouv. Wladimir. — 8004 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbalm (Moskau — .Jaroslaw).
— Stahlfabrikation. — Gestüte.
Alcxandrow.sk.
Gouv. Jekaterinoslaw. Hafen am Dnjepr.
— 24196 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
325
Städte Gesarat-Eußlands.
326
bahn (Charkow — Sehastopol). — Gegenüber
Alexandrowsk (auf dem rechten Dnjepr-
Ufer) befindet sich die deutsche Menno-
nitcn-Kolonie Chortiza mit etwa 1700 Einw.
Alexin.
Gouv. Tida, an der Oka gelegen. — 2268
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Ka-
luga — Tula). — Fabrikation von Seife,
Branntwein und Hüten.
Anapa.
Kuban-Gebiet, amSchwai'zen Meer. — 667t)
Einw. — Post, Telegi'aph. — Ungeschütz-
ter Hafen und Seebad. — Handelsplatz
für Wachs, Honig und "Wolle.
Ananjew.
Gouv. Cherson, am Tiligul. — 16 713 Einw.
— Post, Telegraph. — Obstbau. — • Gym-
nasium.
Andidschan (Andishan, Andizan).
Zenti'alasien, Gouv. Turkestan (Ferghana).
— 46 680 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Buchara — Andidschan). — Baiun-
wollindustrie und -hajxdcl. — Bis 1875
Hauptstadt von Kokan. — Endpxinkt der
Transkaspischen Bahn. — Große Handels-
zukunft.
Archangelsk.
Nordrußland, Gouv. Archangel, Hafen am
Weißen Meei*. Nur in der kleineren Hälfte
des Jahres eisfrei. An der Mündung der
Dwina. — 20 933 Einw. — Post, Telegraph,
Eiscnbalm (Jaroslaw — i\jch.). — Haupt-
handclsplatz des Nordens. Ileichsbank-
Filialc, mehrere Konsulate. Industiien,
Schiffswerfte, Seilerei, Talgsiederei, Säge-
mühlen. — Ausfulir von Getreide, Mehl
und Grütze, Flachs, Tauwerk und Kodilla,
Holz (Masten luid Dielen), Teer und Pech,
Fleisch, Kalb- und Seehundsfelle, Matten
usw. — Einfuhrartikel: Kaffee, Salz,
Zucker, getrocknete \md gesalzene Fische,
I^^üchte, Oel usw. — Ausländischer Scliif fs-
verkehr von Mitte Mai bis .\nfang Olc-
tolier. — llauptjalirmarkt vom 1. — 30. Sep-
tember alten Stils. — Archaaigclsk hat eine
Admiralitätsbeliürde, Maiineschule, Vctcri-
närinstitut, Gymnasium luid geistliches
Seminar. — Die Stadt wurde unter Iwan II.
gegründet (1584) und verdankt ihr Auf-
blühen hauptsächlich englischen, deutschen
und holländischen Kaufleuten. — Haupt-
exportplatz für Butter nach dem Ausland.
Ardatow.
Ostrußland, Gouv. Simbirsk, rechte am Ala^
tyr. — 4838 Einw. — Post, Eisenbahn. —
Tischlereien.
Ardatow.
Gouv. Nishny-Nowgorod, am Lernet. —
3538 Einw. — Post und Telegraph. —
Tuch- und Eiseaiindustrie.
Arensburg.
Gouv. Livland (Lisel Oesel), am Rigaer
Meerbusen. — 4621 Einw. — Post, Tele-
graph. — Schlamm- u. Seebäder. — Ostsee-
handel. — Konsulate. — Gymnasium. —
Einst dänische, dann schwedische Festung.
1710 von den Russen erobert.
Arsamass (A r z a m a s s).
Gouv. Nishni-Nowgorod, an der Tescha. —
10 591 Einw. — Post und Telegraph. —
Industrien: Leder (Juchten), Blaufärberei,
Seife, Eisen- und Silberarbeiten, Gold- und
Silberstickereien der Nonnen des Alexejew-
schen Klosters.
Asehabad.
Transkaspien, Gouv. Turkestan, 25 km von
der pei-sischen Grenze. — 19 428 Einw. —
Post, Telegi-aph, Eisenbiilui (Linie Kai'-
nowska — Samarkand). — Wassermelonen,
Obst. — Kommando des II. turkestan.
Armeekorps. — Seit 1881 russisch.
Asow.
Don-Gebiet, am Don, 13 km oberhalb in
das Asüwsche Meer. — 27 500 Ernw. —
Post, Hafen (jetzt versandet). — Fischered,
Bienen- und Fasanenzucht. — Im 11. Jahr-
liundert gegründet, im 13. und 14. .Jahr-
hundert in venetianisehem und genuesi-
schem Besitz. 1471 von Mohammed 11. er-
obert; seit 1736 dauernd in russischem
Besitz.
Astrachan.
tfouv. Astraclian, auf einer Insel (Sajatz)
im Wolga-Delta ( Dolgoi-Ostrow)., 68 km
yii
Städte Gesamt-Rußlands
328
von der Mündung der Wolga. — 130 001
f^inw. — Post, Telegraph. Fluß-, See- iind
Kriegshafen. — Lidustiien : Schiffsbau,
Weberei (Baumwolle und Seide), Seife, Ger-
berei, Kaviar, Hausenblase. • — Wichti^r
Hajidelsplatz. Außer den eigenen Industrie-
produkten : Fisrhwaren, Salz, Naphtha-
produkte, Weintrauben und Melonen. —
Haupthajidelsplatz zwischen Rußland und
Persien. — Astrachan ist Kommando des
Kosakenheeres, Sitz eines orthodoxen und
eines armenischen Bischofs, es besitzt ein
theolog. Seminar, 3 Gymnasien (eins für
Mädchen), Musikschule, Fischerei-Museum
UffW.
Afkarsk.
Gouv. Saratow, an der Medwjediza (zum
Don). — 9750 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Tambow — Saratow, Atkarsk—
Wolsk). — Getreidehandel. — Ackerbau.
Atschinsk (Acinsk).
Sibirien, Grouv. JenisseLsk, am Tschulym.
— ■ 6714 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn, Flußdampferstation.
Augustow (Awgustow).
Russ. -Polen, Gouv. Suwalki. — 12 746
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Orany — Grodno). — Bedeutende Vieh-
märkte. — Die Stadt liegt an dem 75 km
langen Augustowkanal, der den Njemen
über Bobr und Narew mit der Weichsel
verbindet. — Sie wurde 1560 von Sigis-
mund II. August von Polen gegründet.
Aulie-Ata (A u 1 i j e t a).
Russ.-Zentralasien, Gouv. Turkestan, im
Syr-Darja-Gebiet |am Talas. Festung. —
3300 Einw. (nach anderem 1897: 12 006).
— Post. — 1864 von den Russen eroberl.
Bachniut.
Gouv. Jekaterinoslaw, ajn Donetz. Festung.
— 19 416 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Stupti — Bachmut). -- Industrien:
Eisenbahnschienen, Talgschnielzeiei. —
Handel ^it Vieh, Getreide und Salzfisch.
— In der Nähe Salzquelleji, reiche Queck-
sdber- und Kohlengruben.
Baku.
Asiat. Rußland, Transkäukasien, Gouv.
Baku, auf der Südseite der Halbinsel
Apscheron. — 115 000 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbalin (Baku^Tiflis—Batum
und Baku — Syrachany). — See- und Kricgs-
hafcn. — Großer Handelsplatz, haupteäch-
lich Naphtha und NaphtJiapix)dukte. Ver-
ai'bcitung von Rohnaphtha. Röhrenleitung
nach Batum (aju Schwai'zen Meere). — •
^laschinenfabrikation, Eisengießerei, Reis-
mühlen. — Die brennenden Gas ausström un-
gen in der Nähe werden für industrielle
Zwecke benutzt (Photogen- und Kalk-
industrie). — Einwohner meist Tataren und
Armenier. — ■ Seemannsschule, Mädclien-
gymnaaium, Realschule. — Baku war im
8. Jalirhundert in arabischem, seit dem
16. Jahrhundert in persischem Besitz. Die
Russen nahmen es 1723, gaben es 1735 an
Persien zurück und besetzten es endgültig
im Jahre 1806.
Balachna.
Gouv. Nishny-NowgoTOd, an der Wolga. ■ — -
5037 Einw. ■ — Post- und Daanpferstation.
— Schiffswerften.
Balaklawa.
Südrußland, Gouv. Taurien, an der Süd-
westküste der Krim. — 1274 Einw. —
Post, Telegraph, Hafen. — Quarantaine-
anstalt. — Fischerei, Wein und Melonen.
— ■ Seit 1783 russisch, früher türkisch.
Balakowo.
Gouv. Samara. An der Wolga. — 2820
Einw. — Post, Telegraph, Dampferstalion.
— Gctreidehaudel.
Balaschow.
Gouv. Saratow, links am schiffbaren
('hopcr (zum Don). — 12 106 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Saratow- l'ala-
schow). — Getreidehandel.
Balta.
Westrußland, Gouv. Podolien, an der
Kodyma (zum Bug). — 23 393 Einw. —
Post, Telegi-aph. — Nahe (7 km) der Eisen-
balxnlinie Birsola — Elisabethgrad. — In-
dustrien : Lichter und Seide. — Handel
329
Städte Gesamt-Rußlands.
330
mit Getreide, Rindvieh und Pferden,
Häuten und Wolle. — Pfingstmaikt. —
3/4 der Einwohner sind Juden.
Baltischi)ort.
Westrußland, Gouv. Estland, an der Bucht
Bogerwiek des finnischen Meerbusens. - —
852 Einw. — Post, Telegraph, Eisenbalin
(nach Reval). — Schiffahrt, Fischerei, See-
bäder.
Barnaul.
Sibirien, Gouv. Tomsk, links am Ob. —
20 408 Einw. — Post, Telegraph. — Ober-
bergamt. — Mineralogisches Museum. —
Meteorologische Station luid Museum. —
Früher Hauptstadt des Minenbezirks Altai ;
Verwaltung xind Goldschmelze jetzt in
Tomsk. — Gj'mnasium, Theater. — Erhält
bald Eisenbahn. — 1738 gegründet.
Batum.
Transkaukasien, Gouv. Kutais, am
Schwarzen Meer, 6 km nördlich von der
Mündung des Tscharuk. — 28 512 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Batum —
Baku). — Festung, Brigadekonunando,
Reichsbankfiliale. — Da.mpferstationen (12
Linien, darunter 2 deutsche). Haupthafen
für Naphthaprodukte. — Röhrenlcitung
zwischen Batum — Baku. • — Ausfuhr von
Rohseide, Wolle, Erzen, Süßholz. — Kon-
sulate. — Einfuhr umfaßt hauptsächlich
AVeißblech und Holz für Potroleumbehälter
(meist viereckige Blcchkistßn a 1 Pud In-
halt — je zwei solche Kannen werden in
eine Holzkist« verpackt) und Maschinen. —
Im TschaJiwatal (14 km nordöstl.) Tee-
pflanzungen. — Batum war im Mittelalter
georgisch, seit Anfang des 17. Jahrhunderts
türkisch, seit 1878 (Berliner N'ertrag) ge-
hört es zu Rußland.
Bentlory (He n d (■ r)
Südrußland, Ciouv. Bessarabicn, am,l>njestr.
-^ - 31 851 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Rasdelnaja — Ungeni und Bendery —
Reni). — Russisch seit 1812. — Festung
seit 1897 aufgelassen. - - Einwohner meist
Riunänen und Juden.
Bendzin (B e n d i n).
Russ. -Polen, Gouv. Petiikan, 5 km von der
österr. Grenze. — 21 190 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Ta.bkowice — Sosno-
wice). — In der Nähe Kohlengruben und
Staatszinkwerk. — Einwoliner meist Juden.
Berditschew.
Westrußland, Gouv. Iview, Gnilopjat (mit
dem Teterem zum Dnjepr). — 53 728 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Kiew —
Brest und Shitomir — Kalinowka). — Börse.
— Wichtiger Handelsplatz. — Brigade-
kommaiido. — Getreide, \'ieh, Wein, Wachs,
Leder iisw. — Bedeutender Pferdemarkt.
— Einwohner meist Juden.
ßerdjansk.
Südrußland, Gouv. Taurien, Asowschen
Meer, westlich von der Werdamündung.
— 27 247 Einw. — Post, Telegi-aph, Eisen-
bahn (nach Tschaplino). — Guter Hafen.
• — Zollamt. — Kommunalbank. — Konsu-
late. — Handel mit Getreide, Häuten und
Wolle, Talg und Salz. — Die Stadt wurde
1827 gegründet. — Reichsbankfiliale, Gym-
nasium. — In der Nähe deutscJie Kolonien
(an der Molotschnaja).
Borislaw.
Südrußland. Gouv. Chcrson, rechts am
Dnjepr. — 12 081 Einw. — Post imd Tele-
gi'aph. — Industrien: Schiffslwti, Waclis-
lichte. — Handel: Getreide, Holz \md Vieh.
Biala (Bela, Bjela).
Russ. -Polen, Gouv. Sjedlec, an der Krzna
(zum Bug;). — 13 123 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Warschau — ]5rest). —
(.Jymnasium.
Bijsk.
Westsibirien, Gouv. TomsJf, an der Bija
(rechts) und der Katunja. — 17 206 Einw.
— Post, Telegraph. — Endpimkt der
Diunpfschiffahrt. — • Gerberei. — \'ieh-
zucht. — Aufblühender Handel mit der
Mongolei. Erhält Eisenbahn nach Barnaul.
IJirjiitsch.
Grouv. Woronesch, an der Tichaja-Sosna
(zum Dom). — 13194 Einw. — Po.st, Tele-
331
Städte Gesamt-Rußlands
332
graph, Eisenbaha (Kiipjajisk — BaJaschow).
■ — Textilindustrie.
ßirsk.
Ostrußland, Gouv. Ufa, an der schiffbaren
Bjelaja (Baschkira). — 8603 Einw. —
Post, Telegraph. — Lehrerinnenseniinar. —
Einwohner meist Baschkiren.
Bialystok (Bjalystok, Bjelostok).
ÄVestxußland, Gouv. Grodno, an der Biala
(zrtim Narew). — 63 927 Einw. — Posti,
Telegraph, Eisenbahn ("Warschau — Grodno,
Königsberg — Brest — Litowsk, Bialystok —
Baranowitschi). — AVichtiger Handelsplatz.
— Reiehsbankfiliale. — • ^lilitärkommando.
— Industrien: WoUmanufaktur, Tuch-
fabriken usw. — Handel mit Getreide und
Manuiakturwaren. — Gj-mnasium, HandoJs-
schule, Kaiserl. Mädcheninstitut. — Direi
Viertel der Einwohner sind Juden. — Die
Stadt kam bei der 3. Teilung Polens (1795)
an Preußen, 1807 an Rußland.
Bjelaja-Zerkow.
Südrußland, Gouv. Kiew, am Eoss (zum
IDnjepr). — 20 700 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Fastow — Znamenska).
— Getreide- und Viehhandel. — ■ Zwei Gym-
nasien.
Bjelew (Belew).
Gouv. Tula, an der Oka. — 9567 Einw. —
Post und Telegraph. — Industrien : Leder-,
Töpferei- und Eisenwaren. — Lebhafter
Handel, auch mit Getreide und Seilerwaren.
Bjclgorod.
Gouv. Kursk, rechts am Donez. — 21850
Einw. — Post Telegraph, Eisenbahn
(Kursk — Sebastopol ; außerdem nach Wolt-
schansk und Ssumy). — Erzbistum. —
Industrien : Wachskerzen, Leder, Kalk,
Ziegeln. Jährlich drei Märkte (Wachs-
artikel, Leder und Wolle). — • Zwei Gym-
nasien, geistliches Seminar.
Bjelspolje.
Gouv. Charkow, am Wyra und Kryga. —
15 233 Einw. — Po.st, Telegraph, Eisenbalin
(Merefa — AVoroschka). — Branntwein-
brennerei, Getreidehandel, Viehzucht.
BjMij (Bjeloj, Bely).
Gouv. Smolensk, an der Obscha. — 6956
Einw. — Post, Telegraph. — Flußhafen.
Bjclosersk.
Gouv. Nowgorod (an Binnensee und Kanal
gelegen). — 6012 Einw. — Handel mit
Lichten, Goldarbeiten, Heiligenbildern und
Teer. — Scliiffahrt und Fischerei. — Stein-
kohlen- und Seliwefelgruben.
Bjelsk.
Gouv. Grodno. — 7461 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Linie Brest — Li-
tewsk — Graiwo und Bjelowes). — Kaiser-
liches Salzmagazin. — Industrien. —
Wichtiger Markt füi" Korn, Vieh, Leder,
AVolle, Hanf, Flachs und Leinwand. —
Garnison, Gymnasium, Lehi-erinnenseminar.
— Einwohner meist Juden.
Bjelzy.
Südrußland, Gouv. Bessarabien, am Reut
(zum Dnjestr). — 18 526 Einw. — • Post,
Telegraph, Eisenbalin (Slobodka — Xowo-
sselizy). — AVichtiger Alarkt. — Bedeu-
tender Obst^ und Gemüsebau. — A'iehzucht.
— Einwohner meist Rumänen und Juden.
Bjeshetsk (B j e s c h e z k).
C^uv. Twer. — Rechts an der Alologa (zur
AVolga). — 9090 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Linie Rybinsk — Pskow). —
Industiien: Säcke, landwirtschaftliche Gr«-
räte. — Komhandel. — Invalidenhospital.
Björneborg.
Finnland. — 16 602 Einw. (1907). — Post,
Telegraph, Eisenbahn (nach Tammersfors),
Hafen. (Der ei^ntliche Seehafen Mänty-
luoto liegt 20 km abwärts an der Kumo-
mündmig. Balmverbindung mit Bjömc-
borg.) — Industrien. — Handel mit Balken
und Teer.
Blagowesohtschonsk.
Ost Sibirien, Amurgebiet, am Amur und
Seja. — 32 606 Einw. — Post, Telegraph,
.\murbahn, .Automobil Verbindung mit Cha^
barowsk, Dampferstation, • — Bistum und
Alilitärkommando. — Reichsbankfiliale,
Buchdruckerei, Dampfmühlen. — Bischofs-
sitz, Orientalisches Insitut, Seminar.
333
Städte Gesamt-Riißlands
33+
Bobrinetz.
Gouv. Cherson, am Cherson (ziun Ingul). —
14 352 Eiiiw. — Post, Telegraph. — Bedeu-
tender Vieh- und Geireidehandel. — Viele
Juden.
Bobrow.
C!ouv. "Woronesch, i-echts am Bitjug (zum
Don). — P.S91 Einw. — Post, Telc^aph,
Eisenbalin (Charkow — Balaschow). —
iSteppi>nviehzucht (Pferde und Rinder).
Bobruisk.
Gouv. Minsk, an der Beresina, inmitten
der Wälder der Poljessje und Bobruika. —
Festung und Militärkommando. — 35 175
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Libau — Eomny). — Holz- und Getreide-
handel. — Sehr viele Juden.
Bogoduchow.
G«uv. Charkow, an der Merla. — 19 238
Einw. (11928 im Jahre 1897). — Post,
Telegraph, Eisenbahn (^[e^efa—Woroschka).
— • Gerbereien. — Vioh- und Getreidehandel.
Bogutscbar.
Gouv. AVoronesch, am Bog-utscluir (zum
Don). — G853 Einw. — Post, Telegraph.
— Viehhaiidel, große Schlächtereien. —
Salzmagazine.
Bolchow.
Gouv. Orel, am Nugr (zur Oka). — 20 703
Einw. — Post und Telegraph. — Kreu-
zungspunkt von LandstraJJen. — Indu-
strien : Juchtengerberei, Seifensiederei,
Soluih- und Handschuliwaren. ■ — Handel
mit Hanföl, Vieh und Getreide.
Bolgrad.
Südnißland, (iouv. Bessarabien, am Ein-
fluß des Jalpusch in den See Bolgrad. —
12 388 Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Bender — Reni). — Hafen am Bolgrad-
( Jalpusch) See. — Industrien: Seife und
Tonwaren. — Handel mit Getreide, Talg
und Vieh. — Gymnasium. — Einwohner
meist Bulgaren.
Borissoglebsk.
Gouv. Tambow, links an der "VVorona nahe
dorn Choper. — 22 370 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Grjäsi — Zarizyn).
• — Flußschiffahrt • — Cietre.ide-, Vieh-,
"Wolle- und Holzhandel. — Garnison. —
Progymnasi lun .
Borissow.
Gouv. Minsk, links an der Beresina. —
14 931 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
balin (Moskau — Brest). — Gerbereien,
Tabakfabriken. — • Gamisonstadt — Ein-
wohner meist Juden.
Borowitschi.
Gouv. Nowgorod, an der Msta (Strom-
schnellen). — 9421 Einw. — Post, Tele-
graph luid Eisenbahn (nach Üglowka). —
Industrien: Schiffsbau, Töpfereien, Lein-
wand-AVeberei und Färberei. — Bedeuten-
der Handel mit Tonwaren und Holz. —
In der Nähe Steinkohlenlager. — Sommer-
frische für die Petersbm-ger.
Borowsk.
Zentralrußland, Gouv. Kaluga, an der
Protwa (zur Oka). — 11 690 Einw. — Post.
Telegraph. — Fabrikation von Segeltuch.
— Handel mit Getreide, Hanf, Flachs.
Leder. — Gartenlxiu (Zwiebeln). — Be-
deutende Jahrmärkte.
Brest-Litowsk.
Ciouv. Grodno, bedeutende Ffestung, an der
Mündung des Muchawez in den Bug. —
46 542 Einw. — Post, Telegraph, Ivnoten-
punkt von 6 Eisenbahnen. — Tabak-Indu-
strie. — Handel mit Getreide, Flachs,
Hanf, Seide, Honig-. — Großer Viehmarkt
(Schweine usw.). — Militäj-kommando \uid
Kadetteaanstalt. — Gymnasiiun. — Die
Stadt ist durch den Dnjepr-Bug-Kanal mit
Pinsk verbunden. — Drei Viertel der Ein-
wohner sind .luden.
Buchara.
Russ.-Zcntralasien, Hauptiitadt von Buchara
(Eniirat). In einer allmählich versandendeji
Oiise gelegen. — 70000 Einw. (zwei Drittel
Tadschik). — Post, Telegraph, Eisenbalui
(Tschardschnj — Samarkand, Tsclierna.jewo
— Tasehkent, Station 12 km entfernt). —
Garnison. — Bedeutender Markt und Indu-
sti-ien. — Seidenmanufaktur, Schuhfabrika-
335
Städte Gesaiiit-Ilulilands.
336
tion. — Ca. 12. km von Buchara die An-
siedlung „Neu Buchara" mit 9000 Ein-
wohnern. Dies ist die eigentliche Balin-
station. — Lehranstalt-en für mohameda-
nischen Theologie ^uid Medizin. — Buchara
ist Handelsmittelpunkt zwischen Fischawa
iimd Nishny-Nowgorod. — Seiden- und
i\Ipt all waren. Lanimfcllc, Teppiche nsw.
Buguruslan.
Ostnißland, Gouv. Samara, rechts am Kinel
(zur Samara). — 12 141 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Bati'aki — Tsclielja-
binsk). — Bienenzucht, Getieidehandel,
Asphaltquellen. — Progymnasium für Mäd-
chen. — Pokrowsches FrainMikloster.
Biisuluk.
Grouv. Samara, an der Mündimg- des Bu-
suluk in die Samara. — 14 471 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Kinel — Oren-
burg). — ■ Gerbereien. • — Handel mit ^'ieh,
Getreide und Holz.
Buturlinowka (P e t r o w s k o j e i.
Gouv. Woronesch, am Ossered (ziuu lion).
— 21694 Einw. (KleinrusscnV -- Post,
Telegraph, Eisenbahn (Talowaija— Sloboda).
— Bedeutende Gerberei \ind Müllerei.
Chabarowsk.
Ost-Sibirien, ait der Älündung des Ussuri
in den Amur, nahe der mandschurischen
Grenze. — 16 40O Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (nach "Wladiwostok). — Dampfer-
station. — Industrien : Ziegelei, Bier-
brauerei und Eisengießerei. — Pelzhandel
(Zobel). — Militärkommando, I^detten-
korps. — Eisenbahn- und höhere Knabcn-
und Mädchen - Schulen. Mädchen ■ Gym-
nasium (mit Internat). — Bibliothek, Na-
turwissenschaftliches Museiim. — Hosj)ital.
— Die Stadt wurde 1858 von Murawjew
gegründet. — .\ murbalmstation.
C'harbin.
Mandschurei, am Sungari. ■ — 30 000 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Kaidalow
— Mandschuxija — Dalni und nach Wladi-
wostok). — Mühlen. Sägewerke. — Russi-
sche Banken.
Charkow. ,
Gouv. C'harkow, an der Charkowka und
dem Lfopjui (z^um Udv). — Gouvernements-
Hauptstadt. — 174^816 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenba-hn (nach Kursk, Sebasto-
pol, JelissawetgTad und Balascbow). —
Industrien: Rübenzucker, Eisen- und Silber-
waren, Lichter, Seife, Wollwäscherei, Webe-
rei, Brauerei, Branntweinbrennerei, Leder-
fabrikation usw. — Bedeutender Handels-
platz (Stoffe, AVolIe, Vieh usw.). — Börse,
Eeichsbankfiliale und \'iele andere Banken,
Gewerbemuseum. — Militärkommando. —
Erzbistiun. • — Universität mit 4 Fakul-
täten, Bibliotheken usw. — Technisches
Institut. Veterinärschule, theologisches Se-
minar. Botanischer Garten. 6 CTymnasden
(2 für Mädchen), Real-, Musik-, Handels
(und Handwerker-Schulen. — Theater,
Zirkus usw. — Die Stadt wui'de im Jalu'e
1650 als Kosakenniederlassung gegründet.
— tüiaikow hat vorzügliche Wasserver-
sorg-ung mittels arterieller Brunnen.
Cherson.
Südrußland, Gouv. Cherson, am Dnjepr.
— Hafen. — 69 219 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn. — Fischfang, Schiffs-
bau, Bierbrauerei, Sagemühlen. Talg, Seide
und Mehl. — AVichtiger Stapelplatz für
Landesproduktß, hauptsächlich Holz. —
Der eigentliche Hafen befindet sich 10 km
stromabwärts. — Knaben- und Mädchen-
g\'mnasium, Muse\im mit Bibliothek. —
Die Stadt wurde 1778 von Potemkin als
Kriegshafen gegründet. Die Festung wirrdo
1835 geschleift.
Chodschent.
Zentralasicn, Gouv. Turkestan, Provinz
Samarkand, an beiden Seiten des Syr-Darja,
256 m Seehöhe; Festimg mit doppelter Um-
wallung. — .30076 Einw. ^ Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Samarlcand — Andishan).
— Seidenziieht, Glasfabrikation, Baum-
wollreinigung. — Bedeutender Handel mit
Baumwolle, Itohiseide, Fellen, Wolle usw.
— Zitadelle, zahlreiche Moscheen. — Die
Stadt wurde 1866 dem Chan von Kokau
abgenommen.
337
Städte Gesamt-R>ißlands.
338
Cholm.
Zentralrußland, Gouv. Pskow, an der Mün-
dung der Kunja in den Lowat. — 5899
Einw. — Post und Telegraph. — Jahr-
märkte. — Gerbereien, Holzhandel.
Cholm (p o 1 n. C h e t i n).
Gouv. Lublin, an der Uclierlia. — 19 236
Einw. — Post, Telegraph, EisenbaJin
(Kowel — Mlawa und Brest— Cholm). —
Bistum. — Vieh- und Getreidehandel. —
Gj'iunasium, geistliches Seminar, Museum.
Chorol.
Gouv. Poltawa, am gleichnamigen Fluß. —
8390 Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Krementschug — Lochwiza). — Ackerbau.
Chotiii (p o 1 n. C h 0 c i m).
Südrußland, Gouv. Bessarabien, amDnjestr,
5 km von der österr. Grenze. — 18 126
Einw. (zur Hälfte Israeliten). — Post,
Telegraph. — Fabrikation von Leder- und
Schiihwaren, Bierbrauereien iind Ziegeleien.
— Getreidebau. Bis 1856 Festung. —
Niederlage der Türken: 1621 und 1673
gegen die Polen, 1739 gegen die Eussen.
Chwalynsk.
Ostrußland, Gouv. Saratow, rechts an der
Wolga. — 15 465 Einw. — Post und Tele-
graph. — IDampfschif fstation. — Bedeuten-
der Getreide- und Pruehthandel (Obst usw.).
Czenstochau (Czestochowa, Tschen-
s t o c h a u).
Russ.-Polen, Gouv. Petrikau, links an der
Warthe. — 45130 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Warschau — Granic^).
— Industrien : I?aumwollwaron, Jute, Bier,
Zelluloid, Leim, Nadeln, Knöpfe, Zünd-
hölzer, Spielsachen, Heiligenbilder. —
Brigade-Kommando. — Reichsbanlifiliale.
— Wallfalirtsort. — Knaben-Gymnasien.
— Garten- und Obstbauschule.
Derbent.
Asiat. Rußland, Transkaukasien (Daghe-
stan), Hafen am Kaspisehen Meer. —
14 821 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
balm (Petrowsk— Baladshary). — Baum-
wollindustrie. — Wichtiger Handelsplatz.
Südfrüchte, Tabak, Baumwolle, Seide. —
Anbau von Wein, Getreide, Saffran und
Krapp. — Seebäder. — Einwohner meist
Mohammedaner und Juden. — • Stadt wii-d
schon im 6. Jahrhundert ersvähnt, wurde
728 von den Arabern, 1220 von den Mon-
golen genommen. Die Russen erol:>erten
Derbent 1722/36 und endgültig 1796. Be-
stätigung im Frieden von Gtilistan 1813.
Disiia (D i s s n a).
Westrußland, Gouv. AVilna, an der Disna
und Düna. — 6739 Einw. — Post und
Telegraph. — Handel und Sehiff;ilirt.
Diuitriew.
Zentralrußland, Gouv. Kursk, an der
Swapa (zum Sejm). — 7315 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Mo.-^kau — Lgow). — -
Getreidehaadel.
Dmitrowsk.
Zentralrußland, Go\iv. Orel, an der Nenissa
(zur Dessna). — 5259 Einw. — Post, Tele-
graph. — Industrien: Seide und Juchten-
leder. — • Handel mit Getreide, Hanf, Seife,
Juchten, Handschuben. — Stadt 1711 ge-
gründet.
Dorogobusch.
Zentralrußland, Gouv. Smolensk, am von
hier ab schiffbaren Dnjepr. - — 6640 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Moskau-
Brest — Station 20 km von D.) — Handel
und Industrie.
Dorpsif.
Seit 1893 am'tlicli: Jurjew (s. dieses).
Dscharkent.
Gouv, Semiretschensk. — Post. — Vieh-
zucht.
Dschulfa.
Transkauk.-u^ien, Gouv. Eriwaji. — Kleine
OrtscJiaft, aber wichtig als russisch-
persische Zollstation. — Von hier aus
neuerdings Automobil verkehr nach Täbris.
Wichtigste Straße des russisch-persischen
Handels.
Dubno.
Westrußland, Gouv. Wolhynien, links an
der Ikwa. — 13 785 Einw. — Post, Tele-
:'.39
Städte Gesarat-Kußlands.
340
graph, Eisenbalui (SJolbuiiowo — Radziwi-
low). — Industrien: Tabak i'abrik, GerK'i-ei,
Vieh-, Getreide-, Harz- und Holzhaaidel.
- — ^lilitär-Komuiando.
Dnbowka.
G«uv. Saratflw, rechts an der "Wolga. —
16 370 Einw. — Post. — Gerberei. —
Anbau- und Fabrikation von Senf. —
Fischerei.
Dwinsk (D ü n a 1) u r g).
"Wosfrußland, Gouv. AVitebsk, an der scliilT-
baren Diüia. — 72 231 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Petersburg — AVir-
ballen — Riga). — Industrie : Eisenbahn-
wagen, Tabakfabrikate, Holzmagazine. —
Lebhafter Handel. Hauptartikel : Flachs,
Getreide, Bauholz. — Schiffahrt. — Be-
festigter Ucpotplatz der russischen Armee.
— Ileichsbankfiliale. — 1277 von den
DetitschheiTen gegründet, 1561 von den
Polen erobert, 1577 von Iwan IV. zerstört,
1582 von Stephan Baihorj' neu aufgebaut
und befestigt. Seit 1772 russisch.
Eriwan.
Transkaukasien, Gouv. Eriwan, an der
Sanga; Festung. — 29 033 ELuw. — Post,
Telegraph. — Große Karawa-nserei und
Handelsstadt. — Obst- und AVeinbau. —
Armenisches Bistum.
Enjtatoria.
.Südrußland, Gouv. Taiu'ien. — Hafen an
der Kalamitabai an der Westküste der
Halbinsel Krim. — Post, Telegi'aph. —
Dampferstation (Linie Odessa — Kijew —
Asow). — 17 915 Einw. (meist Tataren,
Armenier, karaitische Juden). — Konsulate.
— Zollamt. — Gewerbe und Industrien:
bedeutender Fischfang; Seifen-, Leder-,
Kesselfabriken, Schlossereien, Schmiede-
rcien; lebhafter Handel mit Getreide,
Gerste, Häuten. — Salzausfuhr. — Knaben-
Gymnasium, Mädchen-Progymnasium, ka-
raitisches Lehrerseminar; sieben artesische
Brunnen, Seebäder, 2 km entfernt der
Mainakskija-Salzsee (Schlammbäder).
Fatcsh (Fa tez).
Rußland, Gouv. Kursk, östlich von Dinii-
trijew, am Fatesch-Fluß. — 4959 Einw.
Verlag für Börsen- und B'inan/.literatur A.-G., Jierlin W. :iü
— Post. — Nicht unerhehliclier Handel. —
Acker-, Obst- und Cunnüsebau.
Fellin.
Rußland, Ostseeprovinzen, Gouv. Livland,
am gleichnamigen See. — 7659 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Moiseküll —
Allenküll — Reval). — Hanfhandel. —
Pferdezucht. — Schloßruine, Altertums-
museum. — Ehemalige Deutschordensburg
(1210); 1560 von den Russen erobert und
verbrannl.
Gadjatsoh (Hadjatsch, Gadjac, Had-
j a. c). ^
Klcim-ußland, Gouv. Poltawa, am Zu-
sammenfluß von Gruna und Psjol. — 7714
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nach
Lochwitza). — Handel mit Getreide, Wolle
usw. ; bedeutender Tabakbau. — Tuch-
fabriken und Schmiedewerkstätten.
Gajsin (Hajsin).
Westrußland, Gouv. Podolien, rechts an der
Soba. — 9393 Einw. (meist Juden). —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Demkowka —
Uman). — Viele Fabriken.
Galitsch (G a 1 i c).
Im zentralen Großrußland, Gouv. Kostro-
ma, am gleichnamig-en, von der Wjeska
diu-chflossenen See, 100 km nordöstlich von
Kostroma. — 2 Forts. — 6182 Einw. —
Post, Telegraph. — Leinenweberei, Lcim-
kocherei, Gartenbau, Fischfang.
Genitschesk (J e n i t s c h i).
Südinißland, Gouv. Taurien, Hafen am
Asowschen Meer, an der Nordseite der
Straße von Genitschesk (2rwischen dem
Asowschen iind Faulen Meer). — 1550
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(nach Nowo-Aleksejewka). — Konsulat. —
Weizen- ujid Salzliandel. — See- und
Schlammbäder.
Goorgiewsk.
(Asiat. Rußland, Ziskaukasien) Terek-
gebiet, links am Podkumok, 5 km nordöst-
lich von Neslobnaja. — 12 788 Einw. —
Post. — Seiden- und Lederhandcl (bedeu-
tende Jahrniärklc). — Garnison.
341
Städte Gesamt-Rußlaiuls
342
Georgiewsk.
Rußland, Gouv. Witebsk. — 9000 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Linie Riga
— Orel).
Gluchow.
Kleinrußland, Gouv. Tschernigow, rechts
an der Werbowga, 280 km östlich, von
Tschernigow, 207 m Seehöhe. — 14 856
Einw. — Post, Telegraph. — Getreide-
handel. • — Knaben- und Mädchen-Gymna-
sium, Lehrerin.stitut.
Goldingeu.
Eul.Hand, Ostseeproviuzeii, Gouv. Kurland,
an der Windau (Wasserfall, Hummel). —
9733 Einw. — Post, Telegraph. — Näh-
nadelfabriken, Branntweinbrennerei. —
Lehrerseminar.
Gomel (siehe Homo 1).
Gorki.
Westru Bland, Gouv. Mohilew, links an der
Protva. — 6730 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Linie Moskaai — Pjäsan). —
Handel. — Pferdezucht. — Landwirt-
schaftliche Sclnile.
Gorodok.
AVestrußland, Gouv. AVitebsk, am Net-
sehedrasee und dem Fluß Gorodnia. —
5509 Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Orel— Witebsk).
Grajewo.
Rußland. Gouv. Lonischa, rechts vom Lyck.
— 4026 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Brest — Prostken, direkte Wagen von
Kasatin (wichtig'ster VerbindungspunJit
der südrussischen Eisenbahnim) nach Kö-
nigsberg). — Grenzzollamt.
Grajworon.
Im zcntj-alon Großrußlaud, (Jouv. Kursk,
links an der Worskla. — 766!) Einw. —
Post, Telegraph. — Handel mit Wolle,
Vieh, Getreide. — Mädchcngynmasium.
Grodno.
We,sti"ußland, Litauen, Gouv. Grodno,
rechts am Njemen, Flußhafen, 161 m Soe-
höhe. — 46 919 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Petersburg — Warschau und
nach Orany). — Lebhafter Handel mit
Getreide, Holz, Hanf. — Tuch-, Gewehr-
und Tabakfabriken. — - Schiffahrt. — In
der Nähe die Mineralquellen von Druss-
keniki. — Brigade-Kommando. — Reichs-
bankfiliale. — • Knaben- und Mädchengj-m-
nasium.
Grosny.
Rußhmd, Terekgebiet, links an der Siuiseha.
— 6497 Einw. (einschließlich Garnison
15 599 Einw.). — Eisenbahn (Linie Beslan—
Petrowsk). — Naphthaquellen.
Gschatsk.
Rußland, (iouv. Smolensk, am Gschat. —
7050 Einw. -- Post, Telegraph, Eisenbahn
(Linie Moskau — Brest). — Flachs- und
Ledcrhandel. — Schiffahrt. — Bedeutender
Jahrmarkt.
Haspal.
Russisclie O.s1scepro\inzeii. (iouv. Easüand,
an der Südküste der Haspal-Bucht. —
3238 Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(nach Reval), Hafen. — Ausfuhr von Ge-
treide, Flachs, Oelsamen. Wacholderbeeren,
Salz, Wein u. a. — Seebad (Schlammbäder).
— Seit 1710 russisch.
Helsiiigf ors (H e 1 s i n k i).
Hauptstadt von Finnland (Nyland), mit
Festung Sveaborg, 3 Häfen an der Nord-
küste des finnischen Meerbusens. — 130 844
Einw. (1907). — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach St. Petersburg und Tawastchus I.
— Industrien: Zuckerraffinerie, median.
Werkstätten, Bierbrauereien, Tapeten-
fabriken, Spiritusbrennercien, Leinwand,
Segeltuch, Tabak. — Bedeutender Handel,
hauptsächlich Ausfuhr von Holz und Holz-
waren, Papier, Getreide, Eisen, Butter,
F''ischen. • — Seebäder. — Garnison, Kon-
sulate, Univei-sität, Observatorium, drei
Bibliotheken, Botanischer Gai'tcn, Poly-
technisches Institut, höhere Schulen, Han-
dels- und Navigationsschule, Museum, drei
Theater.
Stadt wurde 1550 von Gustav AVasa ge-
gi'ündet. 1640 auf die Landzxmge verlegt.
1713 von den Schweden selbst verbrannt.
343
Städte Oesaiiit-Rußlautls.
1750 befestigt, seit 1817 aji Abos Stelle
Hauptstadt von Finnland.
Homol (G 0 m e 1).
AVesIrußlaiul. Gouv. Mohilew, am Gösch.
.Mit der \'orsta.dt Bjelissa. — 36 846 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Linien
Landwarowo — Eomny u. Brest — Briansk).
— Dampferstation. — Eisenbahmverk-
stätte. — \'iele Zuckerfabriken. — Handel
mit Holz, Wolle, Hanf und Getreide. —
Garnison. Knaben- und Alädchenprogymna-
sium, Technische Schule.
Irbit.
Ural, Gouv. Perm, rechts an der Nitza,
;m der Ml'uidung der Irbita. — 20 0G1: Einw.
— Post, Telegraph. — Großai-tiger Pelz-
handel, große jährliche Me^se vom 1. Fe-
bruai- bis 1. März. Umsatz 40 — 50 Mill.
Kübel. — In der Nähe eine große Eisen-
hütte. — Mädchenprogymnasium, Hajid-
werkerschule. — Stadt wurde 163;) ge-
gi'ündet.
Irkntsk.
Hauptstadt von Ostsibirien, Gouv. Irkutsk.
Die Stadt liegt in 490 m Seehöhe. — 72 473
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbaiin
(Große sibirische Eisenbahn — nach Tschel-
jabinsk — und Transbaikalbahn — nach
Stretensk). Bedeutende Industrien : Be-
rühmte Tuchfabriken, Goldschmelzhütte,
Fabrikation von Leder, Pelzwerk, Seilerei,
Zigaretten, Degen, Seife, Glas. — Sage-
mühlen. — Salinen (Salz- und Bittersalz-
quellen). — Stapelplatz für den russisch-
chinesischen Handel und für Pelzwaren. —
Großer Jahrmarkt. — Gymnasium, Theo-
logisches Seminar, Theater. Navigations-
und Militärschule. Hospitäler, Kranken-
und Kinder- Asyle. — Reichste Stadt Sibi-
riens. — Elegante Magazine. — Hotels.
Iwanowo-Wosnessensk.
Zentralrußland, Gouv. Wladimir, am
Uwod. — 5349 Einw. - Post, Telegraph,
Eisenbalm (Nowki — Kineschma und nacli
Bjelkowo). — Bedeutende Fabrikation. -
Industrien: Maschinenbau, BaumwoUwaxen,
Kattundruckerci. — Eeichsbankfiliale. —
Eeal schule.
Isjum (I z j u m ).
Gouv. Charkow, recJit* am Sewerny (zum
Donez). — 12 959 Einw. — Post, Tele-
graph. — Industrien : Talg, Wachs, Woll-
wäscherei. — Realschule, Mädchenprogym-
nasium, Bibliothek.
Ismail.
Südrußland, Gouv. Bessarabien, Hafen an
der Kiliamündmig der Donau. — 33 607
Einw. — Post, Telegraph, Donaudanipf-
schiffsagentur. — Schiffalirt und Handel
mit Getreide, Wolle, Leder, Talg, Fischen,
Kaviar usw. — Grenzstation. ■ — Kon-
sulate. — Knaben- und Mädchenprogym-
na.'jium. — Stadt war ehemals tüi-kiscli.
Seit 1774 Festung. 1788 und 1812 von
den Russen erobert, 1856 an die Moldau,
1878 an Rußland abgetreten.
Jakiitsk.
Ostsibirien, Gouv. Jakutsk, links aii der
Lena. — 6534 Einw. — Post, Telegraph.
— Mittelpunkt des Handels von Nord-
sibirien, bedeutende Messe vom 1. Juli bis
1. August; Handel mit Pelzwerk, Vieh
und Lebensmitteln. — Getreide- und Salz-
magazinc. — Theologisches Seminar, Real-
schule, Knaben- und Mädchenprogym-
nasium.
Jalta.
Südrußland, Gouv. Taurien, Hafen an der
Südküste der Insel Krim. — 13 269 Einw.
— Post, Telegraph, Dampferstation nacli
Odessa. — Weinbau. — Filiale der Rcichs-
bank. — Knaben- imd Mädchengymnasium ;
Handwerkerschule ; Bibliothek. — Warmes
Klima, berühmter Badeort, mittlere Jahres-
wärme 12,55". — Nahebei (3 km) Schloß
Livadia. — Trauben-, Kumys-, Kefir- und
Luftlairen. — Bis 1475 genuesische
Kolonie.
Jaransk.
Ostrußland, Gouv. W'jatka, rechts am
daran. — 4824 Einw. — l'ost, Telegraph.
Handel mit Fellen, Honig, Wachs, Lein-
wand.
Jaroshiwl.
Im zentralen Großrußland, Gouv. Jaros-
lawl. am Einfluß des Kotorost in die
?AJ
.Städte Ge.samt-Rußlaiul.s
346
.Woln-a- — 70 610 Einw. — Post, Tele-
n-rapli, Kiseiibahn (nach Kostronia, Moskau
und ßybüirik)- ■ — Dampferstatioii. — In-
dustrien : Leinwand, Baumwolle. Tal>ak. —
Handel mit Getreide. — Buchhandlungen.
— Keidishankfiliale. — Brigade-Kom-
mando und Kadetten-Korps. — Erzbischofs-
Sitz, theologisches Seminar, Gymnasiiun.
— ArcJiivkommission. — Prähistorische,
ethnographische und Münz-Sammlungen.
— Bis 1471 Hauptstadt eines russischen
Großfür-stentums, 1238 von den Tataren
verbrannt.
Jefremow.
Zentralnißland, Ciouv. T\ila, links an der
Krassiwaja Metücha. — 9044 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Uslowaja-Jcletz). —
Bank. — Fabriken. — Handel mit Honig,
Hanf, Getreide (Buchweizengrütze). —
Jalimräxkte. — Ackerbau, Vieh- und
Bienenzucht. — Geistliche Soluilc, Kn;iben-
und Mädehcn-l'rogymnasium.
Jogorit'W (.1 e g o r j e w s k).
Zeniralrußland, Gouv. Rjäsan, südöstlich
von Moskau. — 19 241 Einw. — Post,
TelegTaph, Eisenbahn (nach AVoskressensk).
Jeisk.
Russ.-Katika,-;ien, Kubangebiet, Hafen am
Asowschen i\leer. — 35 446 Einw. — Post,
Telegraph. — "Wollwäschereien, Gerbe-
reien, Ziegelbrennereien, Töpfereien. —
Handel mit Getreide, Wolle, Leinsamen
und Fischen. — Acker-, Obst- und Weinbau.
— BaJiken, Militär, Gymnasium, Real-
schule, Mädcheng-ymna.sium. — Stadt wurde
1S4S gegründet.
Jckatorinburg.
Ostnißland, Gouv. Pei-m, am Isset und
Ostabhane; des Ural an der sogen. Silbernen
Hauptstraße. — 55 488 Einw. — Post,
Telegraph. Eisenbahn (nacli Perm, Tj innen
und Tscheljabinsk). Die Stadt ist ]\Iittel-
punkt des uralschen Berg- und Hütten-
wesens, hat ein Oberbergamt, eine Berg-
werkssehule und einen Münzhof für Kupfer.
— Industrien: Maschinenfabrik, Amal-
gamierwerk. Eisen- und Kupfer-Schmelz-
hütte, Steinsehleiferei (.\rbeiten in Jaspis,
if ai'mor, Porphyr usw. — Goldwäschereien.
• — Ferner F'lachsspinnerei. Töpferei. Streich-
holzfabrikation. — Chemisches Laborato-
rium, Buchdruckereien. — Eeichsbank-
filiale. Sibirische Handelsbank, Kaufhof.
— Knaben- und Mädchen-Gymnasium usw.,
Kujistgewerbc-schule, Observatorium, Mu-
seum und Bibliothek. — 'Die Stadt wurde
1723 als I""estiing gegen die Baschkifen
gegründet.
.Tekaterinenstadt.
tiouv. Somara, links an der \\'olga, nahe
Saratow, deutsehc Kolonie. — 6077 Einw".
— Post, Telegraph. — Handel mit Ge-
treide, etwas Industrie, Anbau von Ge-
treide und Tabak.
Jckaterinodar.
Kaukasien, Kubangebiet, rechts am
Kuban, in einer Sumpfniederung gelegen.
— 66 679 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Tischorjezkaja — Noworossijsk, und
nach Kaukaskaja). — Sitz des Hetmaiis
der Aschernomorischen Kosaken. — Reichs-
bankfiliale. — Lebhafter Handel. - Aus-
fuhr von Mehl und Vieh. — AVein- und
Obstbau. — Knaben- und Mädchen-tJynr
nasiuin. Real-, Stadt- und Gewerbeschule,
Mädcheninstitut, Historisches Museum.
meteorologische Station. — Stadt wurde
1192 gegründet.
Jfkaterinoslaw.
Südnißlantl, Gou^■. Jekaterinoslaw, recht.-j
a^i Dnjepr. — 121 216 Einw. - Post,
Telegraph, Eisenbahn (Dolinskaja — -Chaze-
petowka und nach Kaidaskaja). — Alilitäi'.
Kommando. — Reichsbankfilialc. - Konsu-
late. • — Bedeutende Industrie. Tabak-
fabriken, lOisen- und Stahlgießerei. — Aus-
fuhr von Getreide und Holz. — Bischofs-
sitz, Priesterseminar, Höhere Bergschule,
Knaben- und Mädchen-Gj-mnasium, Real-
schule, Gartenbau. — Musik- und Hand-
arbeitsschulcn, Bibliotheken und Hospi-
täler. — Die Stadt wurde 1783 von Potem-
kin gegründet.
Jclabuga.
Ostrußland, Gouv. AVjatka, rechts am
Kama. — 9776 Einw. Post, Telegraplu
347
StiUltc Gesanit-Rußlaiuls.
348
•Dampferstation. — Tuclifabrikation. —
Aiisfiüir von Getreide. — Geflügelzucht.
Geistliche, Real-, Blinden- und Gewerbe
schulen, IMädchengymuMsium, Ribliothek.
Jeletz (J e 1 e c).
Zentralrußland, Gouv. Orel, links an der
Sosna. — 37 -155 Einw. — Post, Telegraph.
Eisenbahn (nach Astapowo — Moskau, Orel
— Srjäsi und nach Uslowaja). — Industi'ien:
Gerberei, Seifensiederei, Spitzenklöppelei
(Fachschule). — Handel mit Getreide, Mehl,
Honig, Wa^-hs \md Vieh. — ■ Reichsbank-
filiale. — Knaben- und Mädchen-Gym
nasium. — technische und Gartenbauschule.
.Telisawetgrad.
Südrußland, Gouv. Cherson, Festimg- links
am Ingul. — 61841 Einw. (Hälfte Juden.)
— Post, Telegraph, Eisenbahn (naoh Bir-
sula und nach Charkow). — Bedeutende
Fabrüstadt. — Industrien: Tabak, Seife,
Talglieh t.e, Dampf mühlen. — Handel mit
AVoUe, Getreide und A'ieh. — Acker- rmd
Gemüsebau. — Militärkommando. — Reichs-
bankfiliale. — Geistliche, Militär- iind
Realschule. Knaben- und Mädchen-Gym-
nasium, (! Bibliotheken. — Stadt wurde
173-1 gegründet.
Jolisawetpol.
Transkaukavsien, C!ouv. Jelisawetpol, am
Gandratsehaj (zui' Kura), 441 m Seehöhe.
— 33 090 Einw. (meist Tataren und Arme-
nier). • — Post, Telegraph, Eisenbahn (Tiflis
— Batum). — Militärkommando, Knaben-
iind Mädchen-Progymnasium, Gewerbe- und
Stadtschule. — Industrien: hauptsächlich
Textilmanufaktur. — War 1712-172.')
türk. Festung, wurde 1804 von den Russen
erobert. — Mohamedanisehe "\Vallfabrt.s-
orte in der Nähe.
.Tenissoisk.
Gstsibirien, Ctouv. Jenisseisk, Hafen und
Fort, links am .Jenissei. — lir)3i) Einw.
(meist Großrus.sen). — Post, Telegi-aph
— Handel mit Pclzwaren, groLk; Messe
(August). — Reichsbankfiliale. — Fisch
fang, Ausfuhr von loschen, Pelzwai-en,
Leder, Sprit. ■ — Kuab'u- unil Mädchen
Gymnasium, Bibliothek, Museum, meteoro-
logische Station. — Stadt wurde 1618 von
Kosaken gegründet. — Kälten bis zu 60"
beobachtet.
Jlirjew (amtlicher Name seit IS!);!, früher
D 0 r p a t).
Ostseeprovinzen, Gouv. Livland, zu beiden
Seiten des schiffbaren Embach. — 42 421
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Petersburg — Riga), Dampfschiffahrt. —
Buchdruckerei, Pianofortefabrik. — Handel
mit Landesprodukten (jährlich landwirt-
schaftliche Ausstellung. — Univei'sität
(;") Faktiltäten), 5 deutschsprachliche stu-
dimtische Korporationen. Voterinärinstitui,
(iynuiasium, höhere Privatlehranstalt,
höhere Mädchenschulen, Lehrerseminar,
Meteorolog. Observatorium, gelehrte Ge-
sellschaften usw. — 2 km nördlich das ^la-
jorat Ratshof mit der bedeutendsten balti-
schen Gemälde- luid Skulpturen-Sammlung.
Im .fahre 1 030 als .1 u r j e w gegründet,
bald aber von den E.sten niedergebrannl.
L) 0 r p a t wurde im 13. .Jahrhundert ge-
gründet. 1.358 von den Russen erobert.
1708 wtirde die Stadt von Grund aus zer-
stört.
Jusowka.
Südrußland, Gouv. .lekaterinoslaw. — 7000
Einw. — Post, Telegraph. Kohlenwerke.
Kainsk.
Sibirien, Gouv. l\)msk, rcclits am ()li. au
der Mündung der Kamenka. — ,ö8.38 Einw.
— Post, Teleg-raph, Eisenbahn (Sihirisclie
Eisenbahn — Station 13 km südlicli
1059 Werst von TscheljabLnsk). In-
dustrien: Brennerei, Bier- und Mctbraucr.'i.
Gerberei, Seifensiederei, Oelmühlen. —
Pferdehaaidel. — Südwestlich von K.
(21 km) der glaubersalz- und ])otta.sclu'-
haltigc Ustjanzewosee.
Kalatsch.
Zontralruljland. Ciouv. Wordnesch. .an der
Mündung der Tolutschejcwa in die Pod-
gorn.aja (zum Don). - 15 476 Einw. -
Post, Telegraph, Eiseubahn. — Gerberei.
349
Städte Gesamt-Kußlaiuls
350
— Bedeutende Märkte (Vieh). — Aiiliau von
Melonen, Kürbis, Sonnenblumen, (iurken.
Kalatsch (K a 1 a 1 s c h o w s k a j a).
Südiiißland, Dongebiet, links am Don. —
3469 Einw. — Post. — Hauptanlegeplatz
der Donschiffe. ■ — Fischerei. — Bedeuten-
der Handel mit Getreide, Leinen, Talg,
Fischen und Bastmatten.
Kalisz.
"Wcstrußlaud, Gouv. Kaiisch, an di'ei
Armen der Prosna, 6 km von der preuß.
Grenze. — 21 680 Einw. — Post, Telegraph.
— Industrien: Zucker, Tabak, Tuch, Band
und Wollwaren, Bier- und Metbrauereien. —
Köm. katli. Bischofssitz. — Grenzwache,
i\Iilitärkomma.ndo. — Eeiclisbankfiliale. —
Seminar, Ivnaben- imd Mädchengymnasium,
Realschule. — Die sehr alte Stadt wurde
1108 von Boleslaw III.. 1655 und 1706 von
den Schweden erobert.
Kaljasin.
Zentralrußland, Gouv. Twer, rccht-s an der
Wolga. — 5497 Einw. — Post, Telegraph,
Dampferetation. — Spitzenklöppelei (800
Arbciteriimen), Fabrikation von Kraftmehl,
Schaufeln, Seife, Oel. — Waisenhaus.
Kuluga.
Zentralmißland, Gouv. Kaluga, links an der
Oka und an der Jatschenka. — 49 728
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Wjasma — Batraki), Dampferstation. — In-
dustrien : Zucker, Vitriol, Tuch, Baumwoll-
waren, Hüte, Oel, Papier tapeten, Seifei,
CJcwehre, Lcder, Drechslei-ei, Töpferei,
Eisengießerei, Borstenindustrie, Pelzwerk,
Seilerwaren. — lieichsbankfiliale. — Leb-
hafter Handel. — Ausfuhr von Hanf, Leder
und Holz. — Artillerie-Arsenal. —
Bischofssitz, Priester- und Knaben-Seminar,
Knaben- und Mädchengymnasium, Real-
und jMsenbahnschule, di'ei Bibliotheken,
historisches Museum, Theattn'.
Kalwarija.
Rtiss. -Polen, (Jouv. Suwalki, an der Sche-
schupa (zum Njemen). — 8420 Einw.
(7io Israeliten). — Textilindustrie, I^eder-
, fabrikation, Torfgewinnung.
Kamenez-Podolsk.
Westrußland. Gouv. Podolicn, auf einer
vom Smotrit-sch (zum Dnjestr) gebildeten
Felshalbinsel. — 34 483 Einw. (Hälfte
Juden). — Post, Telegraph. — Industrien:
Tabak, Watte, Brauerei. — Bedeutender
Handel. — Reichsbankfiliale. — Garnison.
— Bischofssitz, Priester- und Ivnaben-
seminar, Knaben- und ^lädchengymnasium,
Blindenanstalt, Altertumsmuseum, &aii-
kenhaus. — Soolquelle. — Früher starke
Festung; seit 1795 russisch.
Kamenskaja.
Südrußland, Dongebiet, rechts am Sewcr-
nyj-Donez. — 26 111 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Koslew — Bostowl. ^
Gerberei, Talgsiederei. — \'iehliandel. —
Sitz der Zivilbehorden des Donez-Gebiets.
— Kreisschule.
Kamyschiu.
Zentralrußland. Gouv. Saratow, an der
Mündung des Kamischenka in die Wolga,
— 16 625 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Saratow — Uralsk). ■ — Dampfer-
Station. — Talg- und Seifensiederei, Kalk-
brennerei, Gerberei. - — Getreideausfuhr,
Salzmagazine, Gartenbau (besonders AA'asser-
melonen). — Realschule. — Stadt wurde
1668 gegründet. — Im Kreise Kamyschiu
50 deutsclie Kolonien mit 150 000 Deutschen.
Kamyschlow.
Ostrußland, (iouv. Perm, an der Mündung
der Kamyschlowka in die Syschma, —
8064 Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Jekatarinburg — Tjumen). — Gerberei.
Talgsiederei. — Getreideausfuhr. — Geist
liehe Schule, Mädchenprogj'mnasium, Kreis-
schule. — In der Nähe mehrere Berg-werke,
wovon das bedeutendste das Kaminskisehc
mit Steinkohlen- und Eisenerzgi-uben Tind
einer Kanouengic ßerei . Ferner die Obuchow-
schcn Schwefel-, Salz-, Eisenquellen (Bäder).
Kanew (K a n j o w).
Gouv. Kiew, rechts am Dnjei)r. — 8892
Einw. — • Post, Telegraph, Eisenbalin,
Dampferstation. - - N'iele industrielle
Etablissements, (Ibanntwcinbrennereien,
Städte Gesamt-Rußlands.
352
Zucker- uuJ Tuchfabriken). — Ausfuhr von
Holz, C!ctreidc.
Kausk.
Sibirien, Gouv. Jenisseisk, links am Kaai,
östlich von Ivrasnojarsk. — 7504 Einw. —
Post, Telegi'aph, EisenbaJui (sibirische
Hauptlinie). — Gerberei, Tal^iederei. —
Ackerbau, ^'iehzucht. — Lebhafter Pelz-
handel. Bedeutende Märkte. — In der Nähe
Bero^verke und die große Salzsiederei
Troitzk.
Karatschew.
Ostiiißland, Gouv. Orel, an der Snesheta
(Zufluß des Dnjepr). — 15 605 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Oi-el —
"Witebsk). — Oelmühlen, Ziegeleien, Seile-
reien. — Handel mit Tauen, Mohn, Gaim.
— Hanfbau. — Kjiaben- und Mädchen-
pix)gymnasium, Lehrerseminar.
Kargopol.
Xordrußland, Gouv. Olonctz, links an der
Oncga. — 2952 Einw. — Post, Telegraph.
— Kiirschnerei, Bierbrauerei. — Wichtiger
Markt. — Geistliche Schule.
Kars.
Transkaukasien, Prov. Kars. Festung,
rechts am Karstschai in 1 740 m Seehöhe. —
20 891 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Tiflis — Kajs). — Indusü-ien:
"Wollene Zeuge, Filze, Teppiche. — Handel
mit Getreide, Salz usw. — Bedeutender
Transithandel. — Garnison, Bischofssitz.
— War schon im 9. Jahrhundert Festung-,
wurde nacheinander persisch, armeniseli,
seldschukisch, zuletzt tiu-ldscJi. 1877 an
llußland a})gctretcn und von diesem neu
befestigt.
Kasalinsk (K a z a 1 i n s k).
Zentralasien, Syr-Darja-Gebiet, i'echts am
Syr-Darja. — 7600 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbalin (10 km östlich). — Acker-
bau. — 1854 als Fort gegründet.
Kasan.
Ostrußlaud, Gouv. Kasan, an der Kasanka,
6V2 km von der Wolga. — 131 508 Einw.
— Post, ToIegTaph, Eisenbahn, Dampfer-
station (nach Ejäsan und nach Ponsa). —
Lidustrien ; Seife, Leder, Fett, Lichter,
Pelzwaren, Pulver und Schiffsbau. —
Keichsbankfiliale. — Handelskammer. —
Erzbistum. — Brigade-Kommiuido. — Uni-
vei-sität (speziell asiatische Sprachen). —
Xiimism., histor. - ethnograph. Museum,
botan. Garten, geistl. Akademie, \'eterinär-
institut mit P'eldschei-schule, 14 höliere
Schulen (darunter geistl. Seminar, 5 Gym-
nasien, Infanterie - Junkerschule, Lehr-
institut, 7 gelelirte Gesellschaften, städt.
Museum. 2 Theater. — 1437 gegi-ündet,
1469 und 1552 von den Russen erobert. —
Im Stadtgebiet einige Seen und Naturpark
(russ. Schweiz). — In der Nähe (7 km)
landwirtschaftliche Lehranstalt.
Kasatin.
Kleinrußland, Gouv. Kiew. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (wichtiger Verbindungs-
punkt der Linien Kiew — Shmerinka, nach
Berditschew — Brest und nach Uman).
Kaschiu (Kasin).
Zentralrußland, Cjouv. Twer, rechts an der
Kaschinka (zur Wolga). — 7468 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Sawe-
lino). — Industrien: Stärke, Schminke. —
Wichtiger Maikt landwirtschaftlicher Pro-
dukte usw. — ' Hausindustrie.
Kaschira (K a s i r a).
Zentralrußland, Gouv. Tula, rechts an der
Oka. — 4036 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Moskau — Astopowo — Jelez imd
nach AVenew). — Industrien : Gerberei,
Wachsbleiche.
Kassimow.
Zentralrußland, tSouv. Kjäsan. links an der
Oka. — 13 545 Einw. - Post, TelcgTaph,
üampfcrstation. — Lidustrien: Gerberei,
Töpfei-ei, Seilerei, Schuhwaren, Glocken-
gießerei. — Pelzhandel. — • ICnaben- und
Mädchenprogynuiasium.
Kjachta.
Sibirien, Transbaikalien, an der Kjachta
(zur Seleuga), von der chinesischen Stadt
Maimatschin niu" durcn einen offenen Raum
von 600 m getrennt. — 4290 Eijiw. (mit
Ulst-Kjachta). — Post, Telegraph. —
Früher bedeutender Tauschhandel, 1)c-
353
Städte Gesamt-Rußlands.
354
sonders in Tee, seit Fix'igabe des See\vog-;>s
für die Tee -Einfuhr aber sehr zurück-
gegangen. — Sonstige Haupteinfuhr-
axtikel : Seidenwaren, Yieh. — Hauptaus-
aus fiihrartikel : Tuch, ßaumwoUwaren.
Pelze, Leder. — Im Dezember große Messe.
von durchschnittlieh 20 000 Händlern be-
sucht. — Bank. — Real-, Mädchenprogym-
nasium, Gewerbeschule, Museum, Jüb-
liothek.
Kertsch.
SüdrußlanJ, C!ouv. Taurien, auf der üsl-
spit^e der Halbinsel Krim, an der Stj'aße
von Kertsch oder Jenikale gelegen, die vom
Schwarzen zum Asowschcn Meere führt.
— 43 726 Einw. (inkl. Garnison der nahen
Festung). — Post, Telegraph, Eisenbahn
(nach Wladislawowka und der 4 km enl-
fernten Festung), Dampferstation (3 Linien,
darunter 1 deutsche). — Industrien: Leder,
Tabak, Zement, Seife, Schiffszwieback,
Dlampfmühlen. — Handel mit "Weizen,
Mehl, Wein, Opl, Fischen (Heringe), Ka.viar.
— Bankfiliale, Konsulate. — Knaben- und
Mädchengynmasium, Gewerbeschule, Fräu-
leinstift. — Altx^rtümer-Museiun. — 13 km
nordwestlich der Tschokraskoje Salzsee
(Schlammbäder); ',) km nördl. ein Schlamm-
vulkan. — Alte Stadt, im ]\Iittelalter ge-
nuesisch und türkisch, seit 1771 russisch.
Kiew (K i j e w).
Kleinrußland, (!üuv. Kiew, rechts am
iDnjepr. — 247 432 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (naoh Shmerinka, Kursk,
Pristan und Moskau), D'ampferstation. —
Industrien: Zucker, Maschinen, Tabak,
Mehl, Bier- und Metbrauerei, Nudeln, Leb-
kuchen, Chemikalien, Metallwaren, Kon-
serven, Mineralwässer, CJewehrfabrik. —
Großer Februarmarkt. — Konsulate, Bank-
institute, Börse, Buchhandel. — T'niversi
tat, Sternwart,e, Technische Hochschule.
Botanischer Ciarten, Museen, '^Phcol. Semi
nar, Militärschule, Arsenal, Bibliotheken.
— Je 5 Knaben- und Mädchengj-mnasien,
ReaJ- imd Handwerkerschulen, Mililär-
und Musikschulen, Gelehrte Gesellsehaflcn.
Theater. — Kiew war schon im !). .I;ihr-
hundert wichtige Handelsstadt. Seit 1322
littauisch, seit 1668 russisch.
Kimry (K i m r a>.
Gou\-. Twer, an der AVolga. — 6028 Einw.
— Post, Telegraph, Dampferstation. —
Zentrum der Schuhwarenindustrie des
Ivi'eises.
Kineschima (K i n e s c h m a).
Gou\-. Koslroma, rechts an der AA'olgi, ;ui
der Mündung des Kineschemka und Ki-
sacha. — 7564 Einw. — Post, Telegraph.
Eisenbahn (nach Nowki). — .üampfer-
station. — Industrien: Leinen -und Tiscli-
zeugweberei, Stärkemehl- und Papierfabri-
kation, "Wachstuch, Leder, Baumwoll- und
Pelzwaren. — Handel mit Leinwand, Teer.
Salz- und Getreide.
Kjelce (Kielce).
Eussiseh-Polen, (touv. Kjclcc. — 23 189
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Iwan-
gorod — -Dombrowa). — Industrie: Eisen,
Zucker. — Keichsbankfiliale. — ■ CJarnison,
Bistum, Prie-sterseminar, Clymnasium, Mäd-
chcmprogymnasium. ■ — In der Nähe Berg-
bau imi Eisen, Kupfer und Blei. N;ihelH'i
auch da-s Bad Busko mit Schwefel uiul
Salzquellen.
Kirsauow.
Zcntralrußland. Gouv. Tanibow, rechts von
der "Worona (zum Don). — 10 67G Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Koslow-
Saratow). — Industrien: Wachskerzen.
Talg, Seife, Wollwäscherei, Eisengießerei,
Mühlenindustrie.
Kischiiicw.
Südrußland, Gouv. Bessarabien, am Byk.
auf ."> Hügeln gebaut. — 125 787 Einw.
i'ost, Telegi-aph, Eisenbahn (Bendeiy--
Ungeni). — Industrien: Gerberei, Baum-
wollwaren, Tabak, Mühlen. — Handel mit
^^"eizen, Leinsamen. Tabak. — Anbau von
\\'e.in, Obst und Tabaiv, GemtLse, Sciden-
und I3icnenzucht. — Garnison, Konsulate.
Ijrzbistmn. — Geistl. Seminar, 3 Gym-
nasien (1 für Mädchen), Real-, Gewerbe-.
Feldscher- und Gartenbauschule. — Ein-
wohner meist Rumänen und Juden.
355
Städte Gesamt-Kiil'.laiids
■)6
Klin.
Zentralrußland, Gouv. Moskau, rechls an
der Scstra (zur Wolga). — 5057 Lnivv.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Peters-
burg— Moskau). — Industrien : Eisen-
gießerei, Baumwollspinnerei, Gerberei, Glas-
fabrikation (hauptsächlich), Anfertigung
kleiner Spiegel. — Kveishospital.
Kliniowitsi'hi.
Westrußland, Güu\-. Mohilew, links am
Sosch (zäun (Üiijepr ). — 4706 Einw. — Post,
Telegraph. — Gerberei. — Viele Juden.
Ivlinzy.
Kleinrußland, CJouv. Tscheruigow, rechts
an der Turosna (Zufluß des Dnjepr). —
11 625 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Brest — Briansk). — Bedeutende
Fabrikation von Tuch und wollenen
Strümpfen; Töpferwerkstätten, Pelzwa.ren.
Leinenweberei usw.
Kobrin.
WestruBland, (.iouv. Grodno, links am
Muchowez (zum Bug). — 10 365 Einw.
— Post, Telegi-aph, Eisenbahn (Shabinka —
Luninez). — Industi-ien: Tabak, Lichter.
Mühlen, Bierbrauerei. — Garnison.
Ivokand.
Kuss.-Zentrala.sien, (Jouv. Turkestan, Prow
Ferghana (an einem Arm des Sokh, 18 km
vom Syr-Darja, 393 m Seehöhe. — 82 054
iJinw. — • Post, Telegraph, Eisenbahn (Sa-
markand — Andischan). — Industrien : Pa-
pier- und Lederfabrikation. — Ausfuhr von
Baumwolle, Wolle und Seide. — Baum-
woll- und Seidenbau. Fnu-litgärten. —
Keichsbankfiliale. — Früher llauptort des
gleichnamigen Khanats.
Kolo.
Buss. -Polen. (.jüu\-. Kalisz, links au der
AVarthe. — 9359 Einw. — Post, Telegraph.
— Baumwoll-, Porzellan- und Fayence
Fabriken. — Handelsschule, Greisenheim.
Koloinna.
Zentralruüland, Gouv. Moskau, rechts an
der Moskwa, 2 km von der Mündung in
die Oka. — 20 970 Rinw. — Post. Tele-
graph, Eisenbahn (Wokrcssensk — Golut-
win). — Industrien: Tabak, Seiden-, Halb-
seiden-, Tuch- und Ijeinwandweberei. —
Seidengarn, Seife, Malzexti-akt. Wachs-
kerzen, Gerberei, Jilaschinen- und Stärke-
fabrikation. — Handel mit Vieh, Fleisch,
Seife, Hanf usw. Nahebei Ei.sen-, Kupfer-
und mechanische Werke (Bau von Loko-
motiven, Lokomobilen, Waggons, Dampf-
schiffen iisw.). — Gymnasien, Mädchen-
progyninasium, Fäbrikschule, technische
Bibliothek. — Hospital.
Koniu.
Russ. -Polen. Gouv. Kalisz. links au der
Warthe. — 8528 Einw. — Post, Telegraph.
— Industrien: Tucliweberei, Watte- und
Zichorien-Fabrikation, ^laschinen, Zement,
Essig. — Einwohner zur Hälfte .Juden.
Konotop.
Kleinrußland, Cronv. TschernigK)w, links an
der Jesutscha. (zum Dnjepr). — 19 404
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Kiew
— Woronesch). — Industrien : Bier- und
Metbrauerei, Ziegel und Kerzen. — Tech-
nische Eisenbahnschule.
Konsk.
Russ. -Polen, C!ouv. Radom. — 8235 Einw.
(70 "o .luden). — Post, TelegTaph, Eisen-
bahn (Koljveschki — Ostrowez). — Fabrik
für Eisen-, Kupferwaren iind Wagen. —
Ausfuhr von Eisen und Geti'cide.
Korotojak.
Zentralrußland, Gouv. AA'oronesch, reclit.s
am Don. — 9391 Einw. — Post, Tele-
graph, EisenbaJin (Charkow — Balaschow).
— Oelfabrikation. — Handel mit Seiden-
und Baumwolhvaren.
Koselsk.
Zentralrußland, (miu\-. K'aluga., an der Mün-
dung der Dagunka in die Shisdra (zur
Oka). — 5890 Einw. — Post, Telegi\aph,
EisenbaJin, Flußhafen. — Fabrikation von
Segeltuch. — Ausfulir \ on l'auhülz, Hanf,
Oel.
Koslow.
Zenlralriil.'daiul, (!ouv. Tanihow, rechts ain
Ljesnoj-AA'oronesch (zum Don). — 40 347
Städte Gesamt-Raßlands.
358
Eimv. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nacli
Rostow, Saratow und Ejäsan). — Indu-
strien : Branntwein, Leder, Bier, bedeutende
Seifensiederei. — Sohlachtvieh- und Ge-
treideliajidel. — Eeichsbankfiliale. —
-^lädchenprogymnasium, Handelss<'hu]e. —
Eisenbahnspital.
Kosmodemjausk.
Zentralnißland, Gouv. Kasan, rechts an
der Wolg-a. — 9690 Einw. — Post, Tele-
graph. Dampferstation. — Tischlereien,
große Arbeiterartcls. — Ausfuhr von Holz.
Holzwaren, Teer. ■ — Progymnasium.
Kostroma.
Zentralrußland, Gouv. Kostroma, an der
Mündiuig der schiffbaren Kostroma in die
AVolo-a. — 41 268 Einw. -^ Post, Telegraph,
I'isenbahn (nach Javoslaw), Dampferstataon
und Dampffährc. — Industrien : 3 große
Baumwoll- u. Garnspinnereien, Maschinen,
Leder (Juchten), Leinwand, Segeltuch,
Baumwollwai-en, Siegellack, Metallwaren.
— Schiffsbau. — Salz- und Produkten-
handel (Flachs usw.). — Bischofsitz. —
Höhere L'ntorrichlsaJistalten. — Bibliothek,
^luseum, Theater.
Kdtelnitsch.
Ostrußland, Gouv. Wjatka, rechts an der
Wjatka. — 4236 Einw. — Post, Telegraph.
-- Handel, Alexejewscher Jahnnarkt. —
Ackerbau. — Reichsbankfiliale. —
Mädchenprogymnasium. Bibliothek.
KoweL
AVestrußland, Gouv. AV'olhynien, links an
der Turija (zum Pripet). — 17 304 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Mla-
v.-a und Kasatin — Brest). — Ackerba.u. —
(Garnison, Brigade-Kommaudo.
Kowno.
"Westriißland, Gouv. Kowno, an der Mün-
dung der Wilia in den Kjemen, Festung.
— 73 543 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Eydtkuhnen — Wilna), IJiampfer-
station. — Viele Fabriken (IDraht- und
Nägel). — Wichtiger Handelsplati:: Ge-
treide, Flachs, Leinsamen, Lumi>en, Holz,
Salz (meist in jüdischen Händen). — Schiff-
falirt. — Reichsbankfiliale. — Konsulate,
Bischofsitz, Priester-Seminar, Brigade-Kom-
mando, Knaben- irnd Mädchengj-mnasium,
Theater. — 1384/98 deutsclie Ordensburg.
1655 von Zar Alexei verbrannt.
Kowrow.
Zentralrußland, Gouv. ^^^ladiIQir, reell ts an
der Kljasma (zm- Wolga). — 14 570 Einw.
— ■ Post, Telegraph, Eisenbahn (Moskau —
Xishnij-Xowgorod und nach Turzewol. —
Baumwollindustrie, Maschinen- u. Wag-g-on-
fabriken. — Ausfulir von Getreide, Bast,
Holzwai'cn, Fischen, Salz.
Krasuij-Jar (Krasnojar).
Ostrußland, Gouv. Astrachan, am Busa.n
(Wolgadelta.). — 4684 Eiiiw. — Post. —
Robben-, Fischfang.
Krasnojarsk.
Sibirien, Gouv. Jenisseisk, F<)rt, linlvs am
Jenissei, an der Mündung der Katscha und
am Fuß des Atfontow, 278 m Seehöhe.
— 26 600 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Station der Großen Sibirischen
Eisenbahn), Diampferstation. — Industrien:
Eisen- und Glockengießerei, mechajiische
AVerkstättcn, Fabrik von Leder, Seife,
Lichten usw. — Eisenbahndepot und -Werk-
stätten. — Reichsbankfiliale. — Geistl.
Seminar, Knaben- und ^lädchengynuiasium,
Lehrerseminar, technische Eisenbalmschulc
usw., Museum mit Bibliothek. — Fort
1628, Gouvernementshauptstadt 1S22. —
Kohlengruben.
Krasnokutsk.
Kleinraßland, C!ouv. Clharkow, rechts am
}iIcrlo. — 6729 Einw. — Post. — Wichtiger
Stapelplatz für Wolle.
Krasnoslobodsk.
Zentralnißland, Gouv. Pcnsa, links an der
Mukscha (zui- Oka). — 7378 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Justra-
v,ino und Koslow — Saratow). ■ — Kreis-
hospital.
Krasno-Ufimsk.
Ostrußland, CJouv. Perm, i-echts an der
Ufa (ziu- Wolga). — 6427 Einw. — Post.
— Phosphorfabrik, Eisen- und Kupfer-
359
Städte Gesamt-Rußlaiids
360
ber^'erke. — Bienonzucht. — Mädohen-
gvirmashini, mittlei'e Industrie und Land-
Avirtschaftsschiile, StadtbibliotJiek.
Krasnowodsk.
Russ.-Zcntralasien, Gen.-Gouv. Turkestan,
Pix)v. Transkaspien, am Nordufer der
gleichnamigen Bucht des Kaspischen
Meeres. — 6359 Einw. — Post, Telegraph.
Eisenbahn (nach Samarkand), Dampfer-
station. — Festung. — Salzfelder. — Aus-
fuhr von Petroleum, Schwefel, Salz, tur-
kestanischcr Baumwolle. — Stadt 1869 ge-
gründet.
Kremeuetz.
AVcstrußland, Gouv. AVolhynien, rechts von
der Ikwa, 405 m Seehöhe. — 17 618 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Kame-
uitza). — Mehrere Fabriken. — Handel,
besonders mit Getreide. — Geist 1. iind
Lehrerseminar, Lyceum.
Krementschug.
Kleinrußlund, Gouv. Poltawa, am Einfluß
des Kagamlik in den Dnjepr. — 58 648
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Jelissawctgrad — Charkow und nach
Romny), Flußhafen. — Fabrikation von
Leder, Talg, Lichte, Seife, Tabak, land-
wirtschaftliche Maschinen und "Wag-en.
Femer : Bierbrauerei tind Dampfsäge-
mühlen. — Banken. — Bedeutender Handel
mit Holz, Tabak, Salz usw. — Jährlich
gi-oßer Wollmarkt. — Fischfang. — Reichs-
bankfiliale. — Garnison, Arsenal. — Mäd-
chengymnasium, Real- und techn. Eisen-
bahnschule, Theater, sechs Krankenhäuser.
Krolcwetz.
Klcinrußland, Gouv. Tschernijow. -- 10 375
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
( Konotoj) — Pirogowku). — S:hif fswerften,
Maschinenfabriken, Zieg'eleien. — Kon-
sulate. — Mädchenpi-ogymnasium.
Kronstadt.
Russ. Ostseeprovinze.n, tiouv. St. Peters-
burg, auf der Liscl Kotlin im Osten des
Filmischen Mccrl>iiscns (vor der Newa-
münduag), drei Häfen. — 59 539 Einw. —
Post, Telegraph. — Festung und größter
Kriegshafen, ^Marinekommando, Arsenale.
Maschinenfabriken, Stückgießerei, Schiffs-
werften, Docks. — Konsulate, Zollamt,
Banken, Kaufhof, bedeutender Handel. —
Marineiagenieur-, Steuermanns- und Ma-
trosenschule. — Ivnaben- und Mädchen-
gymnasium. — Feldscherschule, Marine-
hospital.
Kuba.
Transkaukasien, Gouv. Baku, an der
Kubinka (Kudialtschai). — 15 346 Einw.
— Post, Telegraph. — Industrien : Seiden-
zeu^e und bimte Teppiche, Ziegel- und
Kalkbrennerei, Gerberei. — Im Distrikt
Anbau von Früchten, Krapp, Tabak, Wein.
— Seidenzucht. — Eisen- imd ßleiminen.
— Gartenbauschule. — Fruchtbare, aber
ungesunde Gegend. — Die Russen haben
daher 15 km westlich die Stadt Keu-Kuba
a.^gelegt, wohin A-iele Einwohner der alten
Stadt übersiedelten.
Kuiigur.
Ostntßland, Gouv. Perm, am Zusammen-
fluß von Iren und Silva. — 14 324 Einw.
— Post, Telegraph. — Industrien: Eisen-
vi-erke, Seifensie<:ierci, Gerberei. — Korn-
liandel, Schuhwaren. — Handel, hauptsäch-
lich mit Leder-, Schuh- und Eisenwaren. • —
Mädchenprogj'innasiiim, Technische Schule.
— In der Nähe die große Kungurhöhlo.
Kuopio.
Finnland, Gouv. Kuopio, auf einer Halb-
insel des KoUavesisees. — 14 864 Einw.
(1907). — Post, Telegraph, Eisenbahn
(nach AViborg), Dampferstation. • — Aus-
fuhr von Holzwaren, Meiereiprodukten. —
Bischofssitz, klass. Lyceum, höhere
Töcht/Ci-schule.
Kupjauäk (K u p e n s k).
Kleinrußland, Gouv. Charkow, rechts am
Oskol (zum Donez). — 7797 Einw. - - Post,
Telegraph, Eisenbahn (Charkow — Bala-
schow und nach Swerejewo). — Kreishand-
werkerschule. — Hospital.
Kurgaii.
Westsibirien, Ciouv. Tobolsk, links am
Tobol. — 10 579 Einw. — Post, Telegraph,
361
Städte üesamt-Uußlands
i62
Station der Sibirischen Bahn (241 Werst
von Tsfheljabinsk). — Müllerei, Brannt-
weinbrennerei. — Bedeutender Handel mit
Talg, Butter, Fleisch. CJetreide usw. —
Mädchenprog-ynuiasiiim, l''orstsehule.
Die Ausfuhr von Schweinefleisch betrug
1009 u. a. über 5 Millionen Schinken.
Kursk.
Zcntrulriißland. CIoun'. Kiu-sk, an der Kura
■und dem Tiiskar (zum Dnjeprj. — 52 8'J()
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nacli
Moskau, Sebastopol, Kiew und Woronesch).
— Industrien: Tabak, Seife, Lichte, Talg,
Gerberei, Branntweinbreimerei. — Bedeu-
tender Handel. — Banken. — In der Nähe
viel Gartenbau (besonders Melonen). —
Garnison, Observatorium, drei Museen,
nietereologische Station. — Ivnaben- und
Mädchengynuiasien, Realschule. — Feld-
messei"- und Feldscherschiile.
Kutziieck (Kusnetzk).
üstnißland, Goiiv. Saratow. — 20 555
Einw. — Post, '^relegraph, Eisenbahn
(Pensa — Samara). — Gerbereiindustric.
Handel mit Leder, Holz. Feit. Schafsfellen,
."Wolle usw.
Ivutais.
Transkaukasicn, tiou\. Kiilais. beiderseits
am Rion, 203 m Scehohc. — 32 492 Einw.
— Post, TelegTaph, Eisenbahn (Rion- -
Tkwibali). — Fabrikation von Hüten. — ■
Große I\Iärkte für CJetreide, Vieh, Wein,
Seide usw. — Plrzbistum, Geisil. Seminar,
Gymnasien u. Realschule, Landwirtschaft-
liche Schule, Irrenanstalt. — ■ Alte Stadt.
Seit 1G92 türkisch, seit ISIO russisch.
Kutno.
Rui^s-Polen, Gouv. Warschau, links an der
Oclinja (zur Weichsel). — 11 213 Einw. —
Post, Telegraph. Kisenbahn (Skierniewicc —
Alexandrowo). — Fabriken (Ziuker usw.).
— Bedeutender Handel, bt>sonders mit Ge-
treide. — Zwei 'Drittid der Ivinw. sind
Juden.)
Lebedin.
Kleinrußland, Gou\-. Charkow, links am
Olschana, oberhalb iIim- Mündung der Gl-
schana in den I'sjol (zum Diijepr). —
16 684 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Baromlja). — Talgsiedereicn.
— Getreidehandel. — Gymnasien, Hand-
werkerschule.
Lebedjan.
Zentrah'ußland, tJouN'. Tambow. rechts am
iDon. — 13 352 Einw. — Post, TelegTaph,
Eisenbahn (Moskau — Astapowo — Jeletz-
Südostl. — Fabrikiition von Seife und
Lichten. — Bedeutende ^'ieh- und Pferde-
märkte. 3 Jahrmärkte. — Progymnasiuni.
Lcnkonin.
Transkaukasicn, Gouv. Baku, an der I..enkü-
ranka, an der Westseite des Kaspi&chcn
Meeres, Hafen, gute Rhede, nahe der \K'r-
j sischen Grenze. — 8768 Einw. — Post,
Telegraph, Hafen. — Große Basare. —
I Ausfuhr- von Holz, Früchten, BaumwoU-
I Samen, Naphtha. — Seebäder, heiße Sehwc-
j felquellen in der Umgegend. — Seit ]81.">
I russisch.
I Lentschitza.
Gouv. Kalisz, an der IJsura (zur Weichsel).
j — 9783 Einw. — l'ost, TelegTaph. —
' WoU- xuid Baumwollspinnerei, Tabakfabri-
I kation. — Lehrerseminar.
1 Libaii (L i i a w a - L e p a j a ).
! üstseeprov., t>ouv. Kurland, am Au.-fluU
; des Libausclien Sees in die Ostsee, Hafen
(eisfrei). — 90000 Einw. (1904. -- 1897
waren es 64 505). — Post, Telegraph, l'^sen-
baJm (nach Wilna und naeh Hasenpot),
Anlegeplatz von 8 Dampferlinien. — Eisen-
und Dl-ahtindustrie. — Wichtigster Han-
delsplatz Kurlands. — Reiclisb.ankfilialc
und andere Banken, Konsulate. — Ausfidir
von Getreide, Holz, Pferden, P'lachs, Lein-
saat. Kleie, Oelkuchen. ■ — Einfuhr von
Kohlen, Salz. Fleringen usw. — Deutsches
Theater, Kurhaus, schönes Krankenhaus. --
An die Stadt Libau schließt sich im Norden
der fast immer eisfreie Kriegshafen ,, Kaiser
Alexander Hl." mit der Kriegshafenstadl
und der F'estung an. — Seebäder. In
der Xähe Schwefelquellen. — Libau ist
seit 1625 Stadt, 1701 von den Schweden
befestio;t, 1812 von Macdonald Iwsefzl.
?,(,3
Städte Gesamt -HulMands
364
Lida.
.Weslrußland, (Jouv. AVilna, am g'lcich-
iiamigen Fluß (zum Njemen). — 10 206
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Wilna — Baniowit^chil. — Garnison.
Lipotzk.
Zentralrußlajul. Cioux'. Tanibow, ri'chts am
Ljesnaj-AVoronesch. — 20 323 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbalin (.Icletz — Pas —
(Jrsjasi). — Eisengießerei, Fabriken für
Zucker, Spiritus. Leder, Seife us\v. —
Handel mit Pferden, Vieh, Talg-, Fellen
und Holz. — Progymnasium. — Besuchte
Mineralbäder (alkal. Eisenquellen).
Zentralnißland, Gouv. Orel, links an der
Sosna und Liwenka (zum Don). — 20 57 1
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Mar-
myshi — Werchowje). — ^lehrere Fabriken
(Seife, Lichte). — Handel mit Getredde,
Mehl, Hanf und Vieh. — Realschule, !Mäd-
che ng \' m,n a s i u m .
Ljubim.
Gouv. Jaroslawl, an der Übnora imd Utscha
(zur Kostroma). — 3002 Einw. — J^'abri-
kation von Samowaren. — Sägemühlen.
Lo<;hwitza (L o c h w i z a).
Kleiniiißland, Gouv. Poltawa, an der Loch-
witza und Sulitza (zum Dnjepr). — 8917
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Kre-
mentschug — llomny, Station 7 km östlich).
• — Oelfabriken, Ziegelindustric, Schmiede-
arbeiten. — Im Kreise starker Tabaksbau.
Lodz (L o d s i).
Jluss.-Polen, Gouv. I'etrikau, Festung, an
der Ludka, 213 m Seehöhe. — 351.570
Einw. (viele Deutsche). — Post, Telegraph,
Eisenbahn (nach Koluszki). — Hauptsitz
der Baumwoll- und Wollindustrie Ruß-
lands, meist in deutschen Händen. — Fabri-
kation von Seiden- und Stahlwaren. —
Reichsbankfiliale und Kommerzbank. — ■
Technische Anstalt. — Garnison. —
Knaben- und Mädchengymnasi\im, Han-
dels- und mittlere Industrieschule. —
Theater. — Die Stadt war 1820 noch ein
Dorf von 800 Einwohnern, seit 1823 An-
siedluuc: dculschcr .\rbeiter.
{ Liibliu (L j u b 1 i n).
Russ. -Polen, Gouv. Lublin, links an der
Bystrzya (zm- Weichsel), 192 m Seehöhe,
I — 50 152 I]inw. — Post. Telegraph, Eiscn-
i bahn (nach Lukow). — Dampfmülilen.
Wollweberei. Fabrikation von Tabak, land-
j wirtschaftl. Geräten, Leder. — Handel;
Getreide, Wolle, Wein. — Reichsbank-
filiale. — Kathol. Bistum, Garaison, Bri-
gadekommando. Priesterseminar. Knaben-
und Mädchengymnasium, Theater, Militär-
I spital. — Schon unter den Jagelionen eine
I der größten Städte Polens.
Lomscha (poln. L o m z a).
Russ. -Polen, Gouv. Lomscha, Festung, links
an der Narew (zum Bug), 100 m Seehöhe.
26 075 Einw. — Post, Telegraph. — Ge-
treide-, Holz-, Teerhandel. — Reichsbank-
stelle. — Garnison. — Knaben- und Mäd-
chengynuiasium.
Lowitsch (L o w i c z).
Russ. -Polen. Gouv. Warschau, rechts an
der Bsura. — 12 434 Einw. — Post. Tele-
graph, Eisenbahn (Skiemiewice — Alexan-
drowo). — ■ Fabrik von Leder, Tonwaren,
Oel. Essig. — Pferdezucht. — Garnison.
— • Realschule, Mädchenprogymnasium. —
Fürstentum Lowitsch.
Liibiiy.
Kleinnißland. Gouv. Poltawa, rechts an der
Sula. — 10 108 Einw. — Post, Eisenbahn.
- — Gerberei. — Handel mit Getreide
imd eingemachten Früchten. — Stadtbank.
— Gymnasium, Mädchenprosvmnasium.
Stadtbibliothek.
Luga.
Russ. Ostseepi-ovinzcn, (iouv. St. Peters-
l)urg, an der Lugabucht, links am Lugafluß
(zum l*'innischcn Meerbusen). — 5liS7 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Warschau —
St. Petersburg). -- Holzhandel.
Lugansk.
Südnißland, Gouv. Jekaterinoslaw, rechts
an der Lugan (zum Doncz). — 34 175 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Jurje-
jewka — Millerowo). — i\littclpunkt des
Lugaiisker ^lontanbczirks (Kohle, Eisen),
365
Städte Gesamt-RuWands.
366
MaÄcliinenbau, Emaillierwerke, Patronen-
fabriken, Eisengießereien (auch im benach-
barten Uspensk), Hochöfen (in Olchowaja
jährlieh 160 000 t Erz). — Stadt ist 1795
im Anschluß an eine staatliche (jetzt auf-
geg-ebene) Maschinenfabrik entstanden.
Lukow.
Riiss. -Polen, Goiiv. Siedlec, aji der Krzna
(zum Bug). — 10 352 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (nach Iwangorod, Ljublin
und Warschau — Terespol). — Gerberei-
industrie. — Garnison.
Luzk.
Westrußland, Gouv. Wolhynien, rechts am
Styr, befestigt. — 18 525 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (nach Kiwerzy). —
Getreidehandel. — In der Umg-ebung
Tabakbau ; viele deutsche Kolonien. ■ —
Bischofssitz. — Garnison. — Progymna-
sinm.
Margeliin (S t a r y j - ^1 a r g e 1 a n . A 1 1 -
M a r g e 1 a n).
Russ.-Zentrala-sien, Ciebiet Ferghana. —
-12 855 Einw. — Post, Telegi-aph, Eisen-
bahn (Samarkand — Andischan). — Bedeu-
tende Seidenindxistrie, Baumwollreinig-ung.
• — Durchgangshandel von Kaschgar.
(Neu- Margelan siehe unter N o w \ j -
M a r g e 1 a n.)
Maikop.
Kaukasus, Kiibaugebiet. — • o4 191 Einw.
— Post. — Großes neues Zentrum der
Naphtha-Industric.
Mariampol.
Kuss. -Polen, Gouv. Suwalki, rechtes an der
Scheschuppe. — 4272 Einw. (meist Juden).
— Post, Telegraph. — Mehrere Fabriken :
Messingwaren, Brauereien. — Garnison. —
Knabengymnasium.
Mariupol.
Südrußland, Gouv. Jekatcrinoslaw, an der
Mündung des Kalmins in das Asowsche
Meer, Hafen. — 52 770 Einw. (viele
Griechen). — Post, Telegraph, Eisenbahn
nach Charkow), Dampferstation. — Kon-
sulat. — Talg- und Seifensiederei, Gerberei,
Ei.scngießcreien. Brauereien. — ■ Bedeuten-
der Handel. — Zollamt. — Ausfulu- von
Getreide, üelsaat und -kuchen, Kohlen,
Koks, AValz- und Gußeisen, Steinsalz. —
Geistliche Schule, Knaben- und Mädchen-
gymnasium, Theater. — In der Umgebimg
Steinkohlenlager.
Medin.
ZentralrußljJid, Gouv. Kaluga. an der
Medynka. — 4392 Einw. — Post. — Fabri-
kation von Kaliko, Zündwaren, Papier,
Segeltuchwebereien.
3Ielenki.
Zentralrußland, Gouv. Wladimir, am Zu-
sammenfluß der Melenka und TJnscha. --
8904 Einw. — Post, Telegi-aph. ~ \'ielo
Fabriken für Leder, Talg-, Oel, Filz, Leinen-
spinnerei und -Weberei. — Im Kreise
Melenki : Teer-, Harz- and Terpentin-
bereitung. Anfertigiing von Holzgeschirren
und Eisenwaren. — Das Dorf Gusj hat
bedeutende Baiimwollmanufaktur und
Kristallwarenfabrikation.
MelitopoL
Südrußhuid, Gouv. Taurien, am Molot-
schina Wody. — 15 120 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Kui'sk — Sebastopol).
— Handel mit Wolle, Geti'cide, Vieh luul
Salz. — Mädchengj-mnasium, Realschule.
Menzelinsk (M e n s e 1 i n s k).
OstiTißland, Gouv. Ufa, links am Mensel
(zur Kama). — 7542 Einw. — Post, Tele-
graph. — Große Märkte. — Mädchen-
progymnasium, Land^\^rtschal■tsschule.
Merw (M e r v , N o w y j - M e i- w).
Russ. -Zentralasien (Transkaspien), General-
gouv. Turkestan, in einer Oase der turk-
menischen Hungersteppe, beiderseits am
unteren Laufe des Murghab, am rechten
Ufer befestig:t. — 8727 Einw. — Post.
Telegraph, EiscnbaJui (Krasnowodsk —
Samarkand). — Teppich fabrikation luid
Scidenindustrie. — Handelsai'tikcl : Ge-
treide, Nüsse, Leder, Baumwolle, Wolle.
Meschtschowsk (Mescovsk, Mjesch-
t s c h 0 w s k).
Zentralrußland, tioiiv. Kaluga, an beiden
Ufeni der Moschaika. — 3664 Einw. —
367
Stärlte Gesaiut-Rußlan.l
368
Post, Telegraph. — Fabrikation von
Bürsten, Talgs^cderei. — Handel mit Ge-
treide, Hanf, Hanfsamen, Häuten. Leder,
Boi-sten. — Bedeutender Jahrmai'kt, auch
für Rindvieh imd Pferde. — Geistl. Schule,
Mädchenprog-ymnasium, Theater.
3Iglin.
Kleinrußland, Gouv. Tscheraigow, an der
Sudinka. — 8412 Einw. — Post, Telegraph.
■ — A'ieh- und Hajifhandel.
Minsk.
Westrußlajid, Ciouv. Minsk, am Swislotsch
(zm- Beresina). — 91 494 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbalm (Mo.skau — Brest —
Litowsk, Libau— Komny). — Liidustrien:
Gerbereien, Branntweinbrennereien, Braue-
reien, Tuch-, Leder-, Maschinen-, Tabak-
und Zigarrenfabrikation. — Reichsbank-
liliale. — Große Märzmesse. — Griech.
und orthodox. Bistum, Garnison, Gym-
nasien, theolog. Seminar, Real-, Hand-
werks- und Handelsschule, Bibliothek,
Theater.
Miniissinsk.
Sibirien, Gouv. Jenisseisk, an der Mündung
der Minussinka in den Jenissei, südwest-
lich von Krasnojarsk. — 10 255 Einw. —
Post, Telegraph, Dampfei-station. — Talg-
siederei, Fabrikation von Seife, Kerzen,
Leder. — Handel mit Vieh. Getreide und
"Waschgold. — Knaben- und Mädchenpro-
gymnasium, städt. Museum mit Bibliothek.
— Zentrum des Getreidebaues.
Miassky Sawod.
Südl. Ural, Gouv. Orenburg. — 5260 Einw.
Miohailow.
Zentralrußland, Gouv. Rjä&an. — 9149
Einw. — Post, Telegra-ph, Eisenbahn
(Kaschira — Pawelez).
MiohajloAvskaja (auch M. Staniza).
Südrußland, Dongebiet, rechts am Ghoper.
— 17 848 Einw. — Viehhandel, große
Märkte.
I JVIiechow (M j c c h o w).
Russ. -Polen, Crouv. Kielce. — 4150 Einw.
— Post, Telegraph. — Kollcgiatstift.
Jlirgorocl.
Kleinrußland, Gouv. Poltawa, am Chorol
(zum Psjol). ^ 10 023 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn. — i Herstellung von Sack-
leinwand. — Kleinindnstiie (besonders
Schmiedearbeiten). — Gfewerbe- und Kunst-
schule.
Mitau.
Ostseeprovinzen, Gouv. Kurland, links an
der Drixe (Arm der Kurländischen Aa).
— 35 011 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Riga — Murawjewo). — Einige Fa-
briken (Waclistuch, Hüte usw.) und Handel,
besonders mit Vieh (Pferde), Getreide und
Holz. — Garnison. — Provinzialmuseum
mit Bibliothek. Knaben- und Mädchen-
gymnasium usw., naturhistorisclie und
Kunstsammlungen, Naturalienkabinett,
Kurländische Gesellschaft für Literatur
und Kunst. — Einwohner : 65 o/o Deutsche,
24 o'o Juden. — Stadt w\irde 1235 vom
Schwertritterorden gegründet. Kurländisch
von 1561 — 1795, seither nissisch.
Mlawa.
Russ.-Polen, Gouv. Plozk, 8 km von der
preußischen Grenze. — 13 449 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Deutsch-Eylau
— Neu-Göoix)giewsk und nach Marienburg
und Kowel). — Hauptzollamt. — Garnison.
— Fabrikation landwirtschaftliclier Geräte,
Leder, Seife. — Getreidehandel. — Eiscn-
bahnschule.
Mohilew am D n j e p r (M o g i 1 e w).
Westrußland, Gouv. Mohilew, beiderseits
am Dnjepr, Flußhafen. — 47 591 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Witebsk —
Shlobin), Dampferstation. — Ueber 100
Gerbereien. -- Bedeutender Handel (be-
sonders Leder). — Großer Kaufhof und
Reichsbankfiliale. — Gartenbau. — Garni-
son. Röm.-kathol. und griech. Erzbistvim,
Priesterseminar. Höhere Schulen, Biblio-
thek, Museum. — 50 »o der Einwohner
sind Juden.
Mohilew (M o h i 1 e w - P o d o 1 s k).
Westrußland. Gouv. Podolien, links am
Dnjestr. — 25 141 Einw. — Post, Tele-
369
Städte Gesaiiit-Kußland-i.
370
graph, Eisenbahn {Shmeriiika — Okniza),
Flußhafen. — Getreide- und Holzhandel.
— Garten- und Weinbau, Seidenzucht. —
Garnison. — Realsehule.
Mologa.
Zoniralrußland, Gouv. Jaroslawl, an der
Wolg-a. — 4256 Einw. -— Post, Telegraph,
üampfcrstation (Kanalschiffahrt.). — Fisch-
fang, Talgsiederei, Müllerei. — Handel mit
Getreide, Holz itnd Leinwand (nach Peters-
burg).
Morsohaiisk ( M o r .-; a n s ]< ).
ZentralruLUand, Gouv. Tambow, links an
der Zna (zur Mokscha). — '27 756 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Kensino —
AVernadowka), Flußhafen. — Leinen-,
Schal- u. Teppiehindustrie, viele Fabriken,
besonders Seife, Talg, Vitriol usw. — Han-
del mit Getreide, Honig, Vieh. — Reichs-
bankfiliale. — Garnison. — Realschule.
Mosdok.
Kaukasien, Terckgebiet, links am Terek. —
14 583 Einw. — Post, Telegraph. — Seiden-,
AVoU- und BaumwoUwarcn, Fabrikation
von Ziegeln, Leder, Kerzen. - Viehmärkte
(Kabardinerpferde, Schafe und Rinder). —
Handel mit Wolle und Tee. — Garten-
und AVeinbau, Seidenziicht. — (iarnison.
Moskau.
Zcntralruülaud. (iouv. Mo.-kau, an der
Aloskwa und Jausa. Auf Hügeln erbaut.
Befestigt. 4.') km im Umlang. - Alte
Hauptstadt, und gegenwärtig zweite Resi-
denz. — 1173 437 Einw.*) — Post, Tele-
graph, Eisenbahn nach allen Richtungen
(!J Bahnhöfe). — Größte Industriestadt
Rußlands (an 200 000 Arbeiter, 850 Fa-
briken, Produktionswert über 300 Mill.
Rubel). Darunter zählt allein die Textil-
industrie über 200 Fabriken, großartige
AVebindustrie in Tucli, Seide und Baum-
wolle, plattierte Gold- und Silberwaren,
Sämischlederbereitung, Glas, Porzellan,
Fayence, laeliierte Waren, Maschinen,
Handschuhe, Papier, Tapetcni usw. Haupt-
011 CS ohne Vor-
handelsartikel : Tee, Vieh, Getreide, Pelze.
— Zentrale des russischen Buchhandels.
— GajTiison, Areenal, Zollamt, 18 Kon-
sulate. — Universität, Museen, zahlreiche
Schulen, Listitute usw. aller Art. — (Be-
rühmter Kremlpalast). — 3 Börsen (dar-
unter je eine für Fleisch und (u'treide).
Reichsbank. — Zusammensetzung der Be-
völkerung: Orthodoxe 94 00, Protestanten
2 0,0, Katholiken 1 «o, Juden 2 o/u. Die Zahl
der Deutschen ist 17 717, wovon 6688
Reichsangehörige.
Jlossalsk.
Zentralrußland, Gouv. Kaluga. — 2652
Einw. — Post. — Industrien: Gerberei,
Bierbrauerei, Talgsiederei. — Alädchen-
gymnasium.
Mosyr.
Gouv. Alinsk, rechts am Pripet. 10 762
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Brest — Briansk. — Station 13 km nörd-
lich), Dampferstation. — Industrien : Bier-
brauerei, Ziegelei. — Steinkohlenlager. —
Knal)enprogymnasium.
31oto\viliohiiisk.
Ostrußland, Gouv. Perm, an der Kama,
4Vä km oberhalb von Perm. — 16 337
Einw. ' — Post, Telegraph, Eisenbahn,
Flußhafen. — Staatliche Geschütz- (gegr.
1863) und Eisengießerei, Puddel- und
Martinwerk.
3Iurom.
Zeniralrußland. Cioiiw Wladimir, links an
der Oka und an der Aluromka. — 12 589
Post, Telegraph, Eisenbahn; (nach Kowrow),
Dampferstation. - - Industrien : Leinen-
weberei, Lederindustrie, Seifenfabrikation,
Talgsiederei, Bierbrauerei, Eisengießerei.
— Bedeutender Handel. — Reichsbank-
filiale. — Garten- und Gemüsebau. — Ge-
stüt. — Realschule, Alädchengj-mnasium.
In der Nähe Alabastergruben.
Mzonsk.
(iouv. Orel, an der Suscha (Hafen). —
11390 Einw. Post, Telegraph, Eisenbahn
(Moskau — Kursk). — Hausindustrie:
Spitzen, Hanf gefleckte. — Landwirtschaft.
— Getreidehandel. — Meiereiprodukte.
Städte Gesanit-Eiißlanils
372
Xachischevaii (X a c h i t s c h c w a n).
Transkaukasien, Goiiv. Eiiwan, links am
.Vras. 897 m Seehöhe. — 8845 Einw. —
l^meist Tataren und Armenier). — Post. —
tTarten- und AVcinbau. In der Nähe Baum-
wollbau. — Sloinsalzgruben. ^[ühlstein-
briiche.
Uralte Stadt (.,von X o a h gegründet").
Xachischevaii (X a c h i t s c h c w a n).
Südrußland, Don-Gebiet, Hafen, Vorstadt
von Rostow am Don. — 30 883 Einw. (meist
Armenier). — Post. Telegraph, Eisenbahn
(Koslow — Rostow), Dampferstation. — In-
dustrien : Seife, Makkaroni, Sagemühlen,
Ziegeleien, Wollwäscherei. — Stadtbank.
— Holz- und Getreidehandel. — Armeni-
sches geistliches Seminar. — Mädchen-
gymna^ium.
X'aiiiaugau.
Ruäs.-Zentralasieu, C! cneralgouv. Turkestan,
Geb. Ferghana, an Kanal (zu Karyn und
Syr Darja), 454 m Seehöhe, Zitadelle. —
(il 906 Einw. (meist Mohammedaner). —
Post, Telegraph. — Industrien : Eisen-
gießerei, Ziegelei, Baumwollwaren, Seife,
Leder, Branntwein. — Handel mit Baum-
Avolle und Baumwollfabrikate, Holz,
Schafen. Häut-en, Filz, Früchten. —
Garnison.
Xahebci Xa])hthaquellen und Kohlen-
lager.
Narwa.
0.stseeprovinzen, Gouv. St. Petersburg, be-
festigter Hafen, links an der Naix)wa,
unweit ihrer Mündung- in den Finnischen
Meorbu.scn. — 21 577 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (St. Petersburg— Riga —
Reval), Fluß- u. Sec-Dampferstation). — Be-
deutende Industrien (hauptsächlich an den
Xarowafällcn), 1908 über aOOO Arbeiter.
Tuchfal)riken, Baumwoll- und Flachs-
Spinnerei und -Weberei, Maschinenfabriken,
Sägemühlen, Kisten-, Holzdraht- und Four-
nierfabriken, Oelzeug usw. — Fischerei-
Industrie (vorzügl. geräucherter Lachs). —
Handel mit Holz, Hanf, Flachs, lebenden
Aalen. — Arsenal, Konsulate, Börse.
Verlag für Börsen- und Finanzlitoratur A.-fl., J3crlin W. 3.>
Xarwa kam 1346 von Schweden an den
Deutschen Orden, wurde 15.')8 von den
Russen, 1581 von den Schweden erobert
und ist seit 1704 wieder russisch.
^Tcrtschiiisk.
Oslsibirien, Transbaikalien. an der chinesi-
schen Grenze und an der Xertscha, nahe
(4 km) ihrer Mündung in die Schilka, 460 m
Seehöhe. — 6713 Einw. — Post. Telegraph,
Eisenbahn (Karj-mskaja— Strctcnsk, Station
3 km südöstlichV — Industrien : Leder,
Lichte, Seife usw. — Handel mit Pelzwerk,
besonders mit Zobelfellen. — Gemüsebau,
Silber- und Blciminen, Bergwerk. — Stadt-
bank, Museum. Bibliothek. -- Geistliche
Schule, Mädchenprogymnasium.
Xahebei ^lineralquellen. —
In der Nähe auch der Bergflecken Ner-
tschinski}- Zavod mit einer Berg-
werksdirektion, Bergschule, meteorolog.
Station usw. — 1900 Einw. — Post, Tele-
graph. — Früher Hauptort für Zwangs-
arbeiter in den Berg\\-erken Kara und Xer-
tschinsk.
Neschawa (X i e s z a w a).
Grouv. Warschau, links an der Weichsel.
— 2573 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn. (Skiemiewice — Alexandrow, Station
41/2 km südlich). — Getreidehandel.
Nevel (X e w a 1).
Westrußland, Gouv. Witebsk, nördlich am
gleichnamigen See, au der Mündung der
Emenka. — 9988 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn. — Industrien : Ziegel. Seife,
Mineralwasser, Tuch.
Nikülaistad (W a s a).
l'innland, Gouv. Wasa, Hafen am Bottni-
schen Meerbusen. — 19 532 Einw. (1907).
— Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Tam-
merfore). Dampferstation (drei Linien, eine
deutsche). — Industrien : Werften, Baum-
wollwaren, Mehl, Holz. — Handel (speziell
AValdprodukte). — Garnison, Konsulate. —
Höhere Mädchenschule, Handwerker-, Ge-
werbe- und Navigationsschule. —
Stadt ursprünglich 1606 gegründet, seit
1611 AVasa genannt, 1852 abgebrannt, 1S62
373
Städte Gesamt-Rußlaiuls
374
unter jetzigem Namen näher am Meere neu-
erbaut. —
Hälfte der Einw. sind Sclnvcdon.
Nikolajew.
Südrußland, Gouv. Cheason, Kriegs- und
Handelshafen, am Einfluß des Ingul in den
Bug, an der Seeseite befestigt und durch
Otschakow (Festirng 3. Klasse) geschützt,
Hauptstation der russischen Flotte im
Schwarzen ]\Ieer. — 92 012 Einw. — Post.
Telegraph, Eisenbahn (nach Cliarkow).
Dampferstation (nach Odessa und Cherson).
— Industrien : Eisen- \ind Stahlwerke, land-
wirtschaftliche Geräte, Branntwein, Seife,
Tabak, Essig. — Bedeutender Handel, be-
sonders mit Getreide. — Börsenkomitee,
Arbitragenkammer, Reichsbankfiliale. —
14 Konsulate, Zollhaus, Admiralität,
schwimmendes Dork, Seelazareti, Schiffs-
werften (staatliche und halb private). —
Höhere Ijelu-anstalten ; Se« technische, Eisen-
bahn- und Handwerkerschule, öffentliche
Bibliothek: Marine-Sternwarte, ITieater.
Nikolajewsk.
Zentralrußland, tJouv. Samara, rechis am
gr. Ingris. — 12 524 Einw. — Post, Tele-
graph, EisenbaJm (Rjäsan-Uralsk). —
Fabrikation von Ziegeln und Leder. —
Getreide- und Viehhandel.
Nikolajfwsk.
Hauptort des russ. Küstengebietes von Ost-
sibirien, an der Araurmündung, stark be-
festigt, Hafen. -- 94ÜU Einw. (meist Sol-
daten, Verbannte und Chinesen). — Post,
Telegraph, Dampferstation. — Agentur der
Russisch-chinesischen Bank. — Viehzucht.
— Holzhandel. — Bekommt Eisenbahn.
Nikolajewskaja Sloboda.
Südostrußland. Gouv. Astrachan, links an
der AVolga. gei^-enüber Kampschin. —
20 000 Einw. '— Post, Telegraph, Fluß-
hafen. — Bedeutender Handel (liauptsäch-
lich Getreide). — Melonenbau. — Steppen-
viehzucht.
Nikopol.
Südrußland, (jouv. Jekaterinoslaw, rechts
am Dnjepr, Hafen. — 21 282 Einw. — Post.
Telegraph, Eisenbahn (Kursk^Asow),
Dampferstation. — Werft, Fabrikation von
Ziegeln und Lichten, Meicreiprodukte. --
Holz- und Getreidehandel.
Nishnij-Nowgorod.
Gouv. Xishnij-Xowgorod, an der AVolga
und Oka und der großen Straße von Mos-
kau nach Sibirien. — 112 124 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (nach Timirjasewo
u. Moskau), Dampferstation. — Fabriken in
Tauen, Spitzen, Leder imd Lederwaren,
Seife, I^sig, ^Matten, Ziegel, Kerzen. Clie-
mikalien, Müllereiindustrie, Branntwein-
brennerei, Bierbrauerei, Schiffsbau, Eisen-
gießerei, Kupferwerke. Ausgedehnter Han-
del, besonders mit Holz, Eisen, Kaviar,
Fischen usw. — Große Messe (Jiili/Aug.,
ca. \''i Million Besucher aus allen Welt-
gegenden, Hauptartikel sind Tee, Pelz- und
Tuchwaren, indisclie Webereien, Diaman-
ten, Perlen, russische Baumwoll- und AVoU-
fabrikate, Häute und Lederwaren, Fiseii-
waren, Tabak, Früchte usw. Ueber GOO Mill.
Mark Umsatz), große Warenspeicher. - -
Garnison, Reichsbankfiliale. — Bischofs-
sitz, Priesterseminar, Gymnasien, Real-
schule usw.. Militärschule, Museum, Thea-
ter, Zirkus.
1221 als Bollwerk gegen die Wolga-
bulgaren gegründet, 1377 von den Tataren
eingeäschert, seit 1719 russische Gouverne-
mentshauptstadt. Messe wairde 181 (i nach
Nislinij-Xowgorod verlegt.
Njeshin.
Kleinrußland, Gouv. Tschernigow, rechts
am Oster (zur Dessna). — 32 108 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Kursk- Kiew.
Station 4v i km südlich). — Lidustrien :
Seife, Essig. Tabak, Bier, Likörfabriken. • -
Hislor.-philolog. Institut. Bibliothek. Mu-
seum, Knaben- und Mädchengymnasium.
Nowgorod (früher Wel iki j-No wgo r od).
Zentralrußland, Gouv. Nowgorod, am
Wolkhow, f) km nördlich vom Ilmensee. -
26 095 Einw. -- Post, Telegraph. Eisen-
bahn (St. Petersburg- -Moskau), Dampfer-
station. — Segeltuclifabrik, Gerberei. —
Handel mit Getreide, Flaclis und Hanf,
375
Städte Gesamt-RußlaiRls
Holz, Heu, Eisen, Salz und Fischen. —
Reiohsbankfiliale. — Garnison, Griechisch-
kathol. Erzbistum, Seminar, Bazar, Museen.
Sehr alte Stadt, an der Handelsstraße
vom finnischen Meerbusen zum Dnjepr iind
zum Schwarzen Meer gelegen. War bis 882
Hauptstadt des AVarägerreiches. Bis 1570
sehr wiciitige Handelsstadt (Hansa).
No wgorod- S j e wei-sk .
Kleinrußland, Gouv. Tschernigow, rechts
an der Dessna. — ■ 9185 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (nach Nowosylkow),
üampferstation. — Gerbereien. — Handel
mit Getreide, Holz, Hanf und Hanföl. — •
Ivnaben- und Mädchengymnasium. — In
der Nähe bedeutendes Kupferbergwerk.
Nowo-Alexandrija (N o w a j a Ale x.)
Russ.-Polen, Gouv. Lublin, rechts an der
Weichsel. — 3892 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Kowel — Mlawa), Damp-
ferstation. — ■ Landwirtschaftliches und
Forst- Institut, Meteorologische Station,
Mädchenprogymnasium. — Sonuncrfrischo.
Nowo-Alexandrowsk.
Westrußland, Gouv. Kowno. — (5700 Einw.
— Post, Telegraph. — Ziegelfabrikation.
Nowo-Bajaset.
Transkaukasien, Gouv. Ei'iwan, 6 km west-
lich vom Göktschaisee. — 8507 Einw. (meist
Armenier). — Ackerbau, Viehzucht. —
Anncnisch-gregorianische geistl. Soluilc.
Nowochopersk.
Zentralrußland. Gouv. Woronesch, rechts
am Choper. — 6088 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Charkow — Baln chew),
Dampferstation. — Werft. — Haudel mit
Getreide, Spiritus und Vieh.
Nowogeorgi jewsk (K r y 1 o w).
Siidrußland, Gouv. Cherson, rechts an der
Mündung des T^'asmin in den Dnjepr. —
11 214 Einw. — Post. Telegrapii (Dampfer-
station. — Fabrikation von Leder, Ziegeln,
Bier, Mehl, Mineralwasser. — Granit^
bi-üche.
Nowograd-Wolynskij.
Westrußland, Gouv. Wolhyuicn, an der
Mündung der Smolka in die Slutsch. —
10 873 Einw. — Post, Telegraph. — In-
dustrien: Leder, Seife, Lichte, Essig, Guß-
eisen, Ziegelei und Kalkbrennerei. —
Nowogrudok (auch : N o w g o r o d - L i t o w s -
kij).
Westrußland, Gouv. Minsk, auf einem
322 m hohen Hügel, 25 km links vom
Njemen. — 7700 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (AVilna — Rowno). — Industrien :
Seife, Kacheln.
Nowoniinsk.
Russ.-Polen, Gouv. Warschau, an der Ver-
einigung von Wisnewka und Srebrna (zur
Weichsel). — 7978 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbalm (AVarschau— Brest Li-
towsk, Ostrolenka — Piljawa). — Schrot-
gießerei. — Sommerfrische.
Nowomirgorod.
Südrußland, Gouv. Cherson, an der Wys
(zum Bug). — 8678 Einw. — Post, Tele-
graph. — Industrien : Branntwein. Bier,
Ziegeleien, Granitbrücho.
Nowomoskowsk.
Südrußland, Gouv. Jekaterinoslaw, rechts
an der Samara (zum Dnjepr). — 28 381 Einw.
— Post, Telegraph. — Fabrikation von
Leder, Bier und Ziegeln (Dachziegel). —
Pferdehandel. — Mädchenprogymnasium,
Handwerkerschule.
Nowo-Radoinsk.
Russ.-Polen, Gouv. Petrikau, an der Ra-
domka (zur Warthe). — 14 464 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Warschau —
Wien). — Industrien: Möbel fabrikation,
Tuch und Leder.
Noworossijsk.
Hauptstadt des Schwarzen Meer-liouv. in
Ziskaukasien, Hafen, westlich an der Sud-
schukbucht. — 40 384 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (nach Tischorezkaja),
Dampf erstation (10 Linien). — Industrien:
Naphthadestillation, Zement, Leder, Seife.
— Ausfiüir von Naphtha, Getreide, Oel-
saat usw. — Reichsbankfiliale. — 9 Kon-
sulate. — See-, Salz- und Schlammbäder. —
Knaben- und Mädchengymnasium, Hospi-
täler. - Große Zementfabriken.
13*
i77
Städte Gr-saml-Enßlainls.
378
Als türkisches Fori Sudsdiuk-Kaleh 1772
gegründet. Seit 1820 endgültig russisch.
NowosybkoAv.
Kleinrußland. Gouv. Tschernigow. —
15 -480 Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(nach Nowgorod- Sjewersk und Brest-
Brjanski). — Jahrmärkte für Hanf, Flachs,
Leder, Stiefel, Rauchwaren. — Mädchen-
gymnasium, Realschule mit Icchn. land-
wirtscliaf 1 licher Abteilung.
Nowotschcrkask.
Südrußlaiid, Ciouv. Uon-CIcbiet, reclits an
der Mündung des Tuslow in den Axaj (nörd-
licher Arm des Don). — 52 005 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Koslow- —
Eostow). — Industrien: Gußeisen und
Kupferwerke, Branntwein- und Schaum-
weinfabrikation, Seife und Lichte, — Yieh-
handel. — Weinbau. — Garnison, Erz-
l)istum, Cicistl. Lehrerseminar (orthodox),
Ivjiaben- und i\Iädcliengymnasium, Real-
schule, ^lädchcninstiiut, Kadettenkorps,
Kosakenjunkerschule, Feldscher-, Militär-
liandwerker- und technische Schule, Mu-
seen, 2 Theater, — Stadt wurde 1805 ge-
gründet. — Großer Viclit räuspert nach
St. Petersburg,
Nowyj-Bug (Semjonowka, Kupaja
Balka, Nowopawlowk a).
Südrußland, Gouv. Cherson, links \-om In-
g-ul. — 8000 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Charkow — Nikolajew). — Leh-
rerseminar.
NoAvyj-Dwor.
Russ.-Polen, Gouv. War.^chau, am Einfluß
des Bug in die Weichsel (gegenüber Nowo-
georgijewsk). — 7252 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Kowel — Mlawa). —
Korn- und Holzhandel.
Nowyj-Margclan (N e u - M a r g e 1 a n).
Haupisladt des Gebiets Ferghana, am
Nordfuß des Alaigebirges. — 8977 Einw.
— Baumwollbau, Seidenzucht. — Garnison.
— Knabcji- und ^lädchengymnasium,
meteorolog, Station, Bibliothek, Musexim,
Offizieller Name .seit Ende 1909: Sko-
belew.
Nowyj-OskoL
Zentralrußland, (tOuv. Kursk, links am Os-
kol (zum Donez). — 2762 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Jelez — Walniki), —
Fabrilcation von Seife und Leder, — Mäd-
chenprogymnasium.
Nowyj-U.seii (U z e n s k),
Ostrußland, Gouv. Samara, links am Gr,
Usen. — 13 475 Einw, — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Urbach — Alexandrow — Gai). —
Große Jahrmärkte (Vieh der Kirgisen der
Bukejcwschen Horde).
Niicha (S c h e k i).
Transkaukasien, (!ouv. Jelissawetpol, im
Tal des Kisi'h Tscliai, 7G0 m Seehöhe. —
24 811 Einw. (meist Tataren und Armenier).
— Post, Telegraph. — Gold- und Silber-
warenfabrikation, Seidenweberei. — Han-
del mit Seide und Haselnüssen. — Häufig
Unruhen zwischen Armeniern und Tataren.
Obojaii (0 b 0 j a n j).
Gouv. Kursk, am Zusammenfluß des Obo-
jarka und Psiul (zum Dnjepr). — 11 872
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Chaa--
kow — Sewastojjol). — WoUsortierungs- und
Wäscheanstalten. — Handel mit Getreide,
Vieh, Wachs. — ]\Iädchenprogymnasium.
Odessa.
Südrußland, Gouv. Cherson, Seehafen, zwi-
schen Dnjestr und| Bug in prachtvoller Lage
auf dem hohen Ufer des Schwarzen Meeres.
— (1904) 492 000 Einw, (dav, 133 000 Juden,
10 248 Deutsche). — Post, Tekgrapli, Eisen-
b;;lin (nach Skmerinka — Kiew), Dampfer-
vc. .indung mit Konstanfinopel imd andere.
— Ca, 430 industrielle Anlagen und Fa-
briken mit ca, 20 000 Arbeitern und ca.
75 Mill. Rbl. Produktionswert, wovon auf
Zuckerindustrie ca. 17'1.>, auf Teeversand
ca, 16, auf Getreidemühlen ca. 6, auf Ma-
schinenbau, Blechindustrie und Korkfabri-
kation ca, je 3 Mill. Rbl. entfallen, außer-
dem Seifen-, Leim-, Malz- und Siärke-
fabriken, Buciidruckereien, lithographische
Anstalten, Salzgewinnung. — ,\usfuhr:
Getreide (erster Getreid(']>latz Rußlands),
Mais, Zucker, — Einfulir: Tee Paumwolle.
379
Städte IjL'Sinnt-Rußlaiids.
380
Südfrüchte, Weine, Metalle. — Erzbistum,
Eeifhsbank. Börse, Arbitrage-Kommission,
zahlreiche Banken, 23 Konsulate, Bilder-
galerie, Bibliothek, zahlreiche Schulen nnd
LehranstaUeu aller Art, Universität, Mu-
seen, Sternwarte, Botanischer Garten usw.
Die Stadt wird wegen ihrer herrlichen
und gesunden Lage im Sommer von vielen
Fremden besucht. 1794 von Katharina II.
gegründet; war 1817 — 1875 Freihafen.
In der Nähe der Stadt befinden sich die
deutschen Kolonien Lustdorfjund Groß- und
Kleinliebenthal. - See- und Sehlammbad.
Olgopol,
'\^'est^■ußland, Gouv. Podolien, au der
Savranka, rechts vom Bug. — 9536 Einw.
— Post, Telegraph. — Branntwein-
brennerei, Bierbrauerei, Ziegelei, Salpeter-
siedereien. — \'ielizucht.
Omsk.
Euss. -Zentralasien, Hauptstadt des General-
goiiv. der Steppe in der Provinz Akmo-
linsk, rechts am Einfluß des Om in den
Irtysch. — 61050 Einw. (darunter viele
Verbannte). — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Sil)irische Bahn; zum Bahnhof führt eine
3''i km lange Zweigbahn), Dampferstation.
— Tuchfabrikation. — Handel mit den
Kirgisen. — Ausfuhr von Getreide. Vieh
und \'iehprodiikten. — Reichsbankfiliale.
— Garnison. Bischofssitz. — Eisenbahn-
depot und Werkstätten. — Technische
Schule, Mirseum der geographischen Ge-
sellschaft, Schule für Dolmetscher, Militär-
schule für die Kosaken, Kadettenkorps,
Lehrerseminar, Knaben- und Mädchen-
gynmasium, Mädchenprogyninasi\im, Tech-
nische, Gewerbe- und Forstschulen, Hospi-
täler, Theater.
Opatow.
Bu.s.-;. -Polen. Gouv. Badoni. au der Opa-
towka (zur ^^'eichsel). — 7-131 Einw. —
Post, Telegraph. — Industrie: Landwirt-
schaftliche Gerät«.
Opotschka (0 p a t s c li k a i.
Zentralrußlaiid, Gouv. Pskow, rechts an
der Welikaja (zum Peipussee) und auf
einer Flußinsel. — 6872 Einw. — Post,
Telegraph. — Industrien: Leder, Kerzen,
Geschirr. — Flachshandcl. — Mädchen'
progymnasium.
Opotsohno.
Eu.s.s. -Polen, Gouv. Eadom, an der Drze-
wiczka (zur Pilica). — 8333 Einw. (Hälfte
.Juden). — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Koljuschki — Tomaschow -Ostrosvez).
OreL
Zeniralrußland, (.!ouv. Orel, an der
Mündung des Orlik in die Oka, Hafen. —
70 075 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Grjasi, nach Riga und Moskau—
Kui-sk). — Industrien: (terbercien, Lein-
webereien, Fabriken für Vitriol, Zucker,
Hanf, Leipen- und Lederwaren, Guß-
eisen, landwirtschaftliche Gei'äte, Talg,
Sei,fe, Kerzen, Zi'egel, Branntwein,
Bi,er, Tabak. — Handel mit Holz,
Getrei,de, Hanf, Seide, Butter, Leder,
AVachs, Honig-, A' ieh. — Hanfbau. —
Börec, Handelskammer. — Rei,chsbank-
filiale. — Garnison, Bischofssitz, Priester-
seminar (orthod.), Gymnasien, Real-
schule usw., Kadettenschule. — Meteoro-
logisches ujul landwirtscliat'tliehes Institut,
Museum.
Oreubiirg.
Ostrußland, Gouv. ürcnburg, bcfesligt. in
einer weiten Ebene rechts am Ural. —
72 425 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Samara imd Taschkent). —
Fabrik für Tuch, Leder, Seife, Lichte. —
Sammelplatz der innerasiatischen Kara-
wanen, großer Kauf- imd Tauscliluindtd mit
ihnen, auch ziemlicji lebhafter Klein-
handel. — Reichsbankfiliale. - Garnison,
Bischofssitz, Gouverneur, Militärschulen,
Museum, orthod. geistl. Seminar, Gym-
nasien, Realschule usw., Stadtbibliothek,
Theater.
Die ursprünglic;li (17.')5j an anderer Stelle
gegründete Festung wurde 1743 an den
jetzigen Platz verlegt. — 2 km südöstlich
links am Ural) befindet sich der „Tausch-
hof", wo heute noch im Sommer eiuo-
381
Städte Gesaint-Rußlauds.
382
päische Waren gegen Fabrikate und Eoli-
pixxlukte Riissisch- Asiens ausgetauscht
werden.
Orgjejew.
Südrußland, Gouv. Bessarabien, links am
Rent (zum Dnjestr). — 14 156 Einw. —
Post, Telegraph. — Industrien : Getreide-
mühlen, Kalkbrennereien, Leder- und
Seifenfabrikation. — Gemüse- und Tabak-
bau.
In der Nähe (bei Onizkany) Schwefel-
und Eisenquellen.
Orscha.
"Wcstrußlajid, Gouv. Mohilew, am Einfluß
des Orschitza in den Dnjepr, Hafen. —
13 88 t Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Moskau — Brest, Witebsk — Schlohin). —
Industrien : Tabak, Leder, landwirtschaft-
liche Geräte, Bierbrauerei. — Handel mit
Getreide und Holz.
Orsk (0 r s k a i a).
Ostrußland, Gouv. Orenbiu-g, links ani Ural
(aa der Mündung des Os), befestigt. —
(11320 Einw. (im Jahre 1900, — 1897:
14 036 Einw.). — Post, Telegi-aph. — In-
dustrien : Leder und Talg. — Hajidel mi,t
Sibirien und Zentralasien.
Osch.
Russ. -Zentralasien, Generalgouv. Tiu'ke-
ßtaji. Geb. Ferghana, am Ak-Bnra (ziun
Syrdarja), an der Straße von Namangteui
nach Kultscha. — 36 474 Einw. — Post,
Tele^aph. — Gaa-nison, McteoiNjlogi^che
Station. — Handelsplatz. — Einwohner
meist Kiptscliaken luid Sarten. Baum-
wolle.
Osjnrkow (Osorkow, üzorkow).
Ru.ss. -Polen, Gt)uv. Kalicz, an der Bsui-a
(zur Weichsel). — 12 902 Einw. — Post,
Tclegrapli. — Bedeutende Woll-, auch
BaumwoUindustrie, J'^ärberei usw.
Ossa.
Osüußland, Gouv. Perm, an der Miuiduiig
der Ossijika in die Kama. — 5176 Einw.
— Post, Telegraph. — Industrien : Kupfer-
und Eisengruben, Hüttenwerke, Matten-
fabrikation; ferner Gerberei, Bierbrauei'ci
und Seifenfabrikation. — Handel mit Holz
und Flachs. — Mädchenprogj'mnasium,
Realschule.
Ostaschkow.
Zcjiti'alrußland, Gouv. T-wer, auf eüner
klciaien Halbinsel im Selighersee. — 12 234
Eitiw. — • 'Post, Telegraph, Eisenbahln
(Petei-sburg — Moskau). — SchuJiwai'en-
industrie, gix)ße Salz- und Brannt-
weinma,gazine, Gerberei (Bauemstiefel
„Ostaschi"), Seidenfabrikation, Fischfang'.
— Handel mit Salz, Getreide, Fleisch, Salz-
fischen, Leder. Seife usw. — Bibliolhek,
Theater.
Oster,
Klei^inißland, Gouv. Tscheruigx)w. an der
Mündung der Oster in die Dessna. — 5384
Einw. — Post, Telegraph, Dam p fers tation.
— Fischerei, Netzstrickerei. — Handel mit
Bauholz.
Ostrog.
Westrußland, Gouv. Wolhynien, an der
Mündung- der Wijlija in die Goryn (zum
Pripet). — 14 530 Einw. — Post, Telegraph,
Flußhafen. — Industiien: Leder, Seife,
Kerzen, Ziegel, Butler. -- Handel. --
Garnison, Griex;h. Erzbistum, Knal)engym-
nasium. — Hälfte der Einwoliner Juden.
Ostrogoschk (R y b n o j e).
Zenlralnißland, Gouv. Woroncscli, an der
Sona, in die hier die Ostrogojska mündet.
— 21 891 Einw. - Post, Tclegrapli, Eisen-
bahn (Charkow — Bala-schew). — Handel
mit Pferden, Vieh, Fett und Seife. —
Garnison. — Knaben- und Mädchengjanna-
sium, Mädchenprogymnasium. Bibliothek.
Ostrolenka.
Russ. -Polen, Gouv. LonLscha, links an der
Naavw. — 8679 Einw. — Post, Tclegrapli,
ELsenbahn (nach Piljawa lind Linie Lapy —
Malkin). - Tuchfabrikation. — Gnriüson.
Ostrow.
Zentralrußlanil, Gouv. Pskow. rechts an
der Welikaja (zum Peipus.see). — 6459
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Warschau— -St. Petersburg). - Industrien :
3^3
Städte Gesanit-llulilands.
384
Leder, Ziegel, Seite. — Handel mit Bau-
holz, Geireide und Flaehs. — Festungs-
ruine, ^[ädflienprogymnasium.
Ostrow.
Kuss.-Polen, Gouv. Ivomseha, recJils vom
Bug. — 10 838 Einw. — Post, Tclegi-aph,
Eisenbalin. — Fabrik von landwirtsehaft-
liolien Geräten, Butter. — Garnison.
( )strow.
Euss.-Polcn, tiüuv. Sjedlez. — ;3i)6U Einw.
— Post. ~- Tuclifabrik.
( )strowiec {O s t r o \v e z ).
Russ.-Polen, Gouv. Eadom, au der Kamen-
naja (zur AYeiclisel). — 9803 Einw. —
Po.st, Telegraph, EisenbaJin (Koljusehki —
Tomaseliew-0.). — Gußeisen- und Stahl-
werke.
Otschakow.
Südrußhuul, Gouv. t'herson, befestigter
Hafen an der Mündung des ünjepr in das
Schwarze Meer. — 10 748 Einw. — Post,
Telegraph, Hafenstadt. -- IndiLstrien :
Ziegel, Mehl. — Au.sladeort für gi'oße
Handelsscliiffe. — Garnison, Meteorolo-
gische Station.
Seit 1792 definitiv russisch (früher starke
türkische Festung).
Ovrutsoh (O w r u t s c h.
Westruüland, Gouv. A^'olhynien, an der
Narynia (ziun Pripet). — 6356 Einw. —
Post, Telegi'aph. — Industrien: Leder,
Kerzen, Ziegelei.
Puhjanizy (Pabjanice).
Russ. -Polen, Gouv. Piotrkow, an der Dobr-
z>-nka (ziu- AVarthe). -- 26 892 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbalin (elektr. Bahn
nach Lodz). — Industrien : Woll- und
BaumwoUwcbeiei,. Tuchfabrikation, Fär-
berei, landwirtschaftliche Geräte, Papier,
Chemikalien.
Pawlodar.
Russ. -Zentralasien, tlouv. Seinii>al.itinsk,
Erhält bald Eisenbahn an der neuen
westsibirischen Magist rale.
rechts am Irlysch. -- 7730 Einw. (Russen
und Kirgisen). — Post, Telegrapli, Dampfer
Station. — Industrien: Seife, Leder, Butter,
Ziegelei. — Handel mit Landesprodukten.
— Mädchenpix)gymnasium.
Pawlograd.
Südrußland, Gouv. Jekaterinoslaw, an der
"Woltschja (zum Dnjepr). — 18 41ö Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Kursk —
Charkow — Sebast-opol). — Midilenindustrie.
— 3 Jahrmärkte, Getreidehandel. — Gar-
nison. — Knaben- luid Mädchenprog-ym-
nasien.
Pawlowo.
Zentralrußland, Gouv. Nishnij-Nowgorod,
rechts an der Oka. — 12 431 Einw. —
Post, Eisenbahn (Moskau — Nishnij - Now-
gorod), Dampferstation. — Industrien:
Stahl-, Kupfer- und Bronzewerke, Färbe-
reien, Ztindholzfabrikation, bedeutendes
hausindustrielles Schlossereigewerbe. —
Technisches ^luseum, Handwerkerechule.
Pawlowsk.
Zentralrußland, Gouv. AVoronesch, an der
Mündung der Osserada in den Don. —
7221 Einw. — Post, Telegraph. — Gemüse-
und Gartenbau. — • Mädchcnprogj-mnasium.
Pawlowsk.
Russ. Ostseeijrovinzen, Gouv. St. Peters-
burg, beiderseits an der Slawjanka (ztu'
Newa). — .')113 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn (nach St. Petersburg). — Gar-
nison. — Lehrerseminar, Observatorium,
Museum. Sommerfrische. — Sym]dionie-
Konzertc.
Pawlowski j (Pawlowo oder W o c h n a).
Zentralrußland, Gouv. Moskau, an der
Kljasma. — 9991 Einw. — Post, Telegraph,
Eisenbahn. — Seiden-, "Woll-, Baumwoll-
industric, Färberei, Fabrik von Gußeisen,
Tongeschirr, Leder, Leim, F'arben. — Gar-
nison.
Pawlowskoje.
Sibirien, Gouv. Tomsk, an der Kasmala
(zum Ob). — 6101 Einw. — (Ehemals
Silber- und Zinnwerke.)
Pensa.
Zentralrußland, liuuv. Pi'us;i, am Linfluß
il'-s a"lcichnainig''u Fhissos in die Sura. —
385
Städte Gesamt-RußlaiuU.
iS6
61 851 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Russajewska, nach TaAvolshanke
und Linie "Wjäsma — Batraki). - Viele
Fabriken für Leder, Seife, Wachs, Kerzen,
Leinwand, Seilerwaren, Tücher aus Ziegen-
wolle, Malz, Papier, landwirtschaft-
liche Geräte, Meierei (Butter), Bierbrauerei,
Branntweinbrennerei, Hefe. Ferner Dampf-
mühlen, Sägewerke, Eisengießerei. — Be-
rühmter Jahrmarkt. Handel mit Getreide,
Spiritus und Forstprodukten. — Garnison,
Bistum, (.! ymnasien iisw.. 2 Museen, Kunst-
schule, Seminar, Technische Eisenbahn- und
Gäi'tnerschule, Feldscher- und Hebammen-
schule, Krankenhavis.
Perejaslav (P e r c j a s 1 a w 1).
Kleinrußland, Gouv. Poltawa, an Aha uiul
Ti'ubesch (zum Dnjepr), Flußhafen An-
drasehi. — 14 609 Einw. — Post, Tele-
grapli. — Industrien : Mehl, AVachskerzen,
Seife, Ziegel, Bier. — Mädchengymu.isium.
Perekop.
Südrußland, Gouv. Taurien, Festung auf
dem gleichnamigen Isthmus. — 5285 Einw.
— l'ost, Telegraph. — Handel und l)e-
suchte Märkte. — Ungesunde Lage.
Seit 1783 russisch. Früher türkische
Festung.
Pereslawl (auch P e r e j a s 1 a w e S a 1 e s k i j).
Zenlralrußland, Gouv. Wladimir, südöst-
lich am See Plestschejewo. — DOöO Einw.
— Post. — Bedeutende Fabriken in Tiu'h.
Seide, Leinwand, Leder, Baumwollspinnerei
und Färberei. Fischerei. — Handel mit
Getreide, Pferden usw. — Mädchcnpro-
gymnasium.
Stadt wurde 1152 gegründet. — Auf dem
See von Plestschejewo die ersten Scliiffs-
bautcn Peter des Großen.
Penn.
Ostrußland, Gouv. Perm, an der Mündimg
des Jaguschika in die Kama. — 45-103
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nach
Jekaterinburg und nach Wjatka — Kotlas),
Dampferstation an der Kama. - - In-
dustrien: Druckereigewerbe, Kupfei'- und
Eisenwerke, Maschinen- und Schiffsbau,
Sägemühlen, Fabrikation von Leder.
Schwefelsäure usw. — Kornmagazin und
Stapelplatz für die Produkte des Ural und
den aus Kjachta kommenden Karawanen-
handel. — Reichsbankfiliale. — Garnison,
I)istum, Priestorseminar, Gymnasien usw.,
Realschule mit Montanabtcilmig, Meteoro-
logische Station, Museum, Theater.
4V2 km oberhalb an der Kama die .Moto-
wilichawerke (s. Motowilichinsk).
Pernaii (P e r n o w , P e r n o 1 i n).
Russ. Ost,seeprovinzen, Gouv. Livland,
links an der Mündung des Pernauflusses
in die Bucht \on Pernau, Hafen. — 12 856
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nach
Walk), Dampferstation. — Industrien ;
Butter, Mehl, Bier, Zigarren, Ziegel. • —
Lebhafter Handel (Getreide, Leinsaat ,usw.).
— Zollamt. - Obstbau. — Konsulate. -
Knaben- u. ^lädchengymnasium. — Secl)ad.
Perowsk.
Russ. - Zentralasien, Generalgouv. Tiirke-
stan, Prov. Syr-Darja. — 5196 Einw. (meist
Kirgisen. — Post, Telegraph, Eisenbahn.
— Viehhandel. — Meteorologische Station.
Poterhof (P e t e r g o w).
Wostnißland, Gouv. St. Petersburg, Kai-
serlicher Hafen am Finnischen Meerbusen
(Kronstädter Bucht). — 11316 Einw.
Post, Telegi'aph, Eisenbahn (nach Peter.-^-
burg und Or;mienbaum)... — Steinschleiferei.
— Garnison (Garde), Kaiserliches Schloß. --
Knabenprog3'mnasium. — Sommerfrische.
Petersburg siehe St. Petersburg.
Petropawlowsk.
Russ. - Zentralasien, Gouv, Akmolinsk.
rechts am Ischim. — 21 749 Einw. (ein
Drittel Mohammedaner). — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Sibirische Eisenbahn). —
luduÄt rien : Große Schlächtereien, Led.u--
fabrikation, Talgsiederei. — Lebhafter
Handelsverkehr mit den Kirgisen und
durch Karawanen nach Turkestan, Ausfuhr
tierischer Produkte. — Reichsbankfiliale.
— Zollamt. - Mädchenprogymna.--ium,
Theater.
387
Städte GesaintUulilaiids
388
Petrosawodsk.
"Westriißhiud, Gouv. Oloiietz, westlich vom
Oncga-See. — 12 707 Einw. — Post, Tele-
grai>li. Eisenbahn (nach St. Petersburg),
Damjjferslation. — Kupfer- und Eisen-
werke, Kaiserl. Kanonengießerei, Anker-
schmieden. Fabrikation von Seife und Zünd-
hölzern. — Handel mit Getreide, Holz und
Fischen. — Bischofssitz, Bergverwaltung,
Museum (für Bergbau, Naturwissenschaf-
ten und Ethnographie), Ivnaben- und Mäd-
chciigj-mnasium.
Petrowsk.
üstrußland. (4ouv. Saralow, an der Med-
wjeditza (zum Don), befestigt. — 17 034
Einw. — • Post, Telegraph, Eisenbahn
(Atkarsk — Wolks). — Dampfmülilen,
Butterfabrikation.
Petrowsk-Kawkaski.
Tran.skaukusien, CIcbiet Dagliestan, Hafen
am Kaspischen Meer. — 13 671 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn. — Dampfer-
station. — Industrien : Tabakverarbeitung,
Bierbrauerei. — Garnison. — Kur- und
Badeort (Schwefel- und Salzbäder).
Pinsk.
Westrußland, Gouv. Minsk, am l'ripet, der
hier die Pina aufnimmt, Sümpfe. — 27 938
Einw. — Post. Telegraph, Eisenbahn
(Brest — Brjansk), Dampferstation. — In-
dustrien : Lederl>ereitung, Sägemühlen,
Schiffsbau, Zündhölzerfabrikation. — Han-
del mit Leder, Getreide, Holz und Butter.
— Real- und Höhere Mädchenschule.
Piotrkow (Petrikau, Petrokow).
Puss. -Polen. Gouv. Piotrkow, links an der
Pilitza. 32 173 Einw. (über 11000
Deutsche^. — Post, Telegraph, Eisenbahn
("Warschau — Ciranica). — Fabrikation von
landwirtschaftl. Geräten, l^eder, Kacheln,
Glas, Bier usw. — Keichsbankfiliale. --
Garnison. — Gymnasium für Knaben und
Mädchen, Handels- und Handwerksschulen.
— Früher Künig.-;wahls(alt.
Pisehi)ek.
Zentralasien, Ciouv. Semirjetschensk, an
der Alasoi'ga (zum Tselui). — 8130 Einw.
— Gartenbau. — Obstausfuhr (Aepfel und
Birnen) nach Taschkent.
Erhält bald Eisenbahn.
Plozk.
Russ. -Polen, Gouv. Plozk, rechts an der
Weichsel (auf 60 m hohem Steilufer). —
27 073 Einw. — Post, Telegraph, Dampfer-
station. — Fabrikation landwirtschaftl.
Geräte. — Getreidehandel. — Reichsbank-
tiliale. — Garnison, Bistum, Geistl. Lehrer-
seminar (kathol.X Gj-mna.'sium für Knaben
und Mädchen. — Eisenbahn.
Podolsk (Podol).
Zentralrußland, Gouv. Moskau, an der
Pakra (zur Moskwa). -- 3808 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Mo.-kau —
Kurek). — Fabrikation von Zement, Stein-
brüche, Gerberei. — I^^ehrei-seminar.
Pokrow.
Zentraliiißland, CJouv. Wladimir, links von
der Kljasma, in waldiger und sumpfiger
Gegend. — 3025 Einw. — Post, Telegraph.
Eisenbahn (Moskau — Kishny-Nowgorod ).
— Gemüsebau (Kohl, Gurken).
Polock (Polozk).
Westrußland, Gouv. Witebsk, au der Mün-
dung ,der Polota in die Düna. — 20 751
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Riga — ürel). — Industrien: Gerberei,
Seife, Tabak, Zündhölzer. — Handel. —
Bistum, Akademie, Adel.s.schule, Kadetten-
korps, Lehrereeminar. — Mehr als die
Hälfte ,der Einwohner .•^iiid Juden.
Poltawa.
Klcinrußland, trouv. Poltawa, l'cstung.
rechts an der A^'orskla. — 53 060 Einw. -
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Kon-
stantinograd und Linie Jelissawetgrad —
Charkow). — Industrien: Dampfmühlen,
Tabakfabrikatioji, Zieg^elei, Seifensiederei,
Gerberei, Brauerei, — Handel mit Vieh,
Getreide, Hanf, Flachs. — Sehr besuchte
Messe (Iljinseher Jahrmarkt, .Juli, Umsatz
an 3 Miil, M,). — Reichsbnnkfiliale. -
Garnison. — Kadettenkorps. - Bistum,
Museum für Industrie, Fabrik- und Gc-
werbetätigkeit. — Geistl. Seminar ( ortlvod.),
389
Städte Gesamt-Eußlands.
390
Kjiaben- und Mädchengj^nmasium, Keal-
schule. • — Peldscher-, Haaidworks- und
Gartenbauschule.
Gouvei'nenM-ntshauptstadt geit 1802.
Ponjewesh (P o n e w j e s c h , P a n e w j e c).
AVestrußland, Gouv. Kowno, links an der
Xewjascha (zum Njcmen). — 14 733 Eijaw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (KalkuJmen
- — ßadsi,wilischki und der Kleinbalm nach
Swjenzjany). — Industri(en : Danipf-
müllerei„ Tabak, Hefe, Branntweimbrenne-
rei,. — Garnison. — Realschule. Lehrer-
seminar. — Große Sümpfe.
Porchow.
Zentralrußlajid, Gouv. Pskow, liiulcs an der
Schelon (zum Ilmensee). — 5.")73 Eijiw.
Post, Telegraph, Eifjenbalm (ßybinsk —
Pskow). — Industrien: Gerberei, Bier-
brauerei, Branntweinbrennerei. — Handel
mi,t Korn und Flachs. — !Mädchenpix)gym-
nasi,um.
Poschechonjo.
Zcntralrußhuid, Gouv. .Jaroslawl, an der
Sogoscha (zur Scheksna). — 4036 Ei;nw. —
Post, Telegraph, Dampfei-statipu. — Fisch-
fang. — Bedeutende Märkte (Getreide und
Flachs). — ]\Iädch('npTOS'ynnKi-;i,uni.
Poti (Kalafasch).
Transkauka.sien, Gouv. Kutais, Hafen an
der Mündung des Eion ins Schwarze Meer,
ehemals Festung. — 7660 Einw. — Post,
Telegrapli, Eisenbalin (nach Ssamtredi),
Dampferstation. — Sägemühlen. — Handel
(Ausfuhr von Mangan und Getreide). —
Konsulate. — Seeschule.
l'otschep.
A\'cstrußhind, Gouv. Tschernigüv\ . - 6000
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbalin (Brest
Shabinka - -Lunincz -Gomel — Brjänsk).
Priluki.
Kleinrußland. Uouv. Pollawa, rechts am
Udaj {zur Sula). - 19 055 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Kruty — Dnjepr —
Krasnoje). — Tabakfabrikation, Dampf-
mühlen. — Lebhafticr Handel. — Anbau
von Tabak. - ■ Knaben- und Mädebengym-
nasixim.
Prochladnaja.
Südiiißland, Gouv. Terek. — Post. Tele-
graph, Ei.^i'ubahn (Roslow — AYladikawkas).
Proskurow.
A\'esti-ußland, Gouv. Podolien, am Bug. —
i'3 961 Einw. -- Post, Telcgi-aph, Eiseu-
b;üin (^Odessa — "Wolotsehusk). - Indu-
strien: Dampfmtihlen, Mechanische AVerk-
.stätten, Zucker- und Tabakfabriken. —
Garnison.
Prschewalsk (P r /. e w a 1 s k — früher K a -
r a k 0 1).
Eiiss. Zentralasicn, Geueralgouv. 'Ihirke-
stan, Gebiet Semirjetschensk, 12 km öst-
lich vom Issylail. — 7987 Einw. — Post,
Telegraph. — Meteorologische Station,
Land^^^^tschaftliche Schule.
Pskow (deutsch : P 1 e s k a u).
AVestrußland, Gouv. Pskow, rechts an der
AVelikaja, die hier die Pskowa aufnimmt.
— 30 424 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach A^''alk, nach Eybinsk und Linie
Petersbiu-g — AVarschau), üampferstatiou.
— Gerbereien, SegeltTichfabriken, Säge-
mühlen. — Handel (Flachs, Spiritus,
Fische), große Messe. — Reiohsbankfiliale.
- Garnison, Erzbistum, Priester- und
Lehrerseminar, Gymnasiiun für Knalxjn-
und Mädchen, Realschule, Technische Lehr-
anstalten usw. — Aelteste Stadt Rußlands.
Im Mittelalter Hansestadt und Republik
bis 1510.
PutiwL
Zentral-Ch-oßrußland, Gouv. Kursk, rechts
am Sejm. — 8965 Einw. - - Post. Telegraph,
Eisenbahn (Kursk- Kiew). — A'itriol-
fabrik, Sali)otersicderei. — Handel mit
Landespix)dtikten. — Ackerbau. — Mäd-
chenprogymna.sium.
ßadom.
Russ-Polen, C^ouv. Eadom, an der lüidomka
— 30 126 Einw. — Post, Telegraph, Eisen
balm (Dombrowa — Iwangorod). — Indu
Strien: Hut- und Lederfabrikation, Stahl
gießerei, Bier- luid Branntwein, Tonwai'en
laiulwirf Schaft liehe (Jeräte usw. - Bedeu-
lender Handel. — Reichsbankfiliale. —
Garnison, Gouvern, -Schule, Knaben- tmd
391
Städte Gesamt-Rußlands.
392
Mädcheng^-mnasiiyn, Handels- und Eisen- 1
baknscluile. — Ueber ein Drittel Juden.
Radziwillow.
Südwestnißland, Gouv. AVolhynien, an der
galizisehen Grenze. — Post, Telegi'tiph.
lüsenbahn (naeli Brody). — Haiiptzollamt.
Reni.
Südrußland, Gouv. Bessarabien, Haien
links an der iDonau, unterhalb der Prutli-
mündung. — 7377 Einw. — Post, Tele-
graph , Eisenbahn (Bender — Galatz),
Dampferstation. — Talgsiederei und
Müllerei. — Gai'tenbau, Imkerei, Fischerei.
— 87 "b Juden.
Reval (Rewal. russ. I? e w e 1 , Talhina,
K 0 1 y w a n).
Russ. Ostseeprovinzeu, Gouv. Estland, an
einer Bucht des Finnischen Meerbusen.s.
— 66 292 Einw. — Post, Telegrapli, Eisen-
bahn (nach Taps, Baltischport und Klein-
bahn Moiseküll — Fellin — Reval), direkte
Dajnpferverbindung mit Lübeck, London.
Hüll, Havrc usw. — Industrien: Maschi-
nen-, Nähnadel-, 8tärke, Pulver-, Sprit-,
Hefefabrik. vStück- und Crlockengießerei,
Dampfmühlen. — Handel, besondei-s in
Salz, Cretreide, Flachs, Hanf, Leinsamen
usw.. Mineralöl, Asljest, Silberbarren, Holz-
waren. — Sehi' besudite Messe. — Börse.
Reichsbankfiliale. — Bäder. — 13 Konsu-
late, Admiralität, Garnison, Böi-se, Pro-
vinzialmuseum, Gymnasien, Realschule,
Domschule, technische Eisenbahnschule,
mehrere wis.senschaftliche und wohltätig!"
Anstalten imd Vereine, Theater, Bibliothek.
— Die Stadt wurde 1219 von ^\'aldema^ II.
von Dänemark an Stelle der zerstörten
Estenfestung Lindanissa gegründet, war
sjxäter fi-eie Hansestadt, kam 1346 aar den
Deutschen Orden, löGl ;m Schweden, 171(1
an Rußland. — 2.T »o Dcutsclie.
Riga.
Ruas. (Jstseein-ovinzen, tJouv. liivland,
Hafen, an Ix^iden Seiten der Düna ; Stadt
liegt 15 km vom Meere. — 282 943 Einw.
inkl. Vororte (48 "ü Deutsche). — Post,
Telegraph, Eisenbahn (nach Orel, Mirraw-
jewo, Mühlgraben, Bolderaa, Elevator,
Tukum und Petersburg), Diampferstation
(11 Linien, darunter ö deutsche). —
Industrien : Zucken-affinerien , Tabak-
fabriken, Mehl- und Sägemühlen, Bier-
brauerei, Branntweinbrennerei, Zement,
Glas, Farben, Chemikalien, Kork, Papier,
Textilwaren, Maschinen, Eisengießerei,
Schiffs- und Waggonbau usw. — Haupt-
ausfuhrartikel : Flachs, Lein-, Schla.glein-
und Haufsaat, Getreide, Holz. — Haupt-
einf ulu-artiliel : Salz, Kaffee, Hering«',
AVein, Oel, Petroleum, Soda, rohe Baum-
wolle, Steinkohlen, Eisen, Eisenbahn-
schienen, Holz, Korkholz, Guano. —
Handelskammer, Iteichsbankfiliale, Börse,
Banken, Paokhof. — ■ Garnison, 18 Konsu-
late, Erzbistum, Observatorium, Dom-
schule, Stadtbibliothek mit Xaturalien-
kabinett, Theater, Polytechnikum, Semi-
nare , Fächschulen , 3 Knaben- und
2 Mädchengymnasien, 2 Realschulen usw.
— Stadt ^vurde 1201 gegründet, war im
Mittelalter Hansestadt, wm-de später
schwedisch und ist seit 1710 in inissi-
schem Besitz. — 34 »o der Einw. sind
Deutsche.
Rjäsaii ( R j a z a n).
Zentralgroßrußland, Gouv. Rjäsan, am.
Trubesch, der hier die Lebeda aufnimmt,
2 km von der Oka. — 46122 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Moskau,
Koslow, Oka, Priston und Schumoscli,
ferner Kleinbahn nach Wladimir), Diaanpfer-
station. — Industrien: Leinwand-, Ijeder-,
Tuch-, Nadel-, ^letallwarenfabriken (land-
wirtschaftliche Geräte), Spitzenindustrie,
Branntweinbrennerei , Wachskerzen. —
Reichsbankfiliale. — Garnison, Erzbistum,
geistliches und Lehrerseminar, 2 Knaben-
und Mädcheng-ymnasien, Knabenprogym-
nasium. Handwerkerschule, Museum. —
Im nahen Dorfe Grischina Stahlwerke.
R jaschsk ( R j ä s h s k).
Zentralrußland, Gou\-. Rjäsan. aJi der
Chupta (zur Oka). - 11835 Einw. —
Post, Telegrai>h, Eisenbahn (Rjäsan — Kos-
low und Wjäsma- Batraki). — Eisen- und
Stahlindustrie. — Getreidchandel.
393
Städte Gesamt-Rußlands.
394
Rogatschew.
Wostrußland, Gouv. Mohilevv, am Zusam-
menfluß des Drutz iind Dnjepr (Hafen l.
— 9103 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn. — Seilereien. — Holzflößerei. —
Garnison, Kriegs-schule, Kreisscliule für
Adlige. — 56 «0 der Einw. Juden.
llomiiy,
Klcinrußland. Clouv. l'olta\v:i, an der
Mündung des Kornea in die Sula. -
22 äSO Einw. -- Post,, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Wilejka imd nach Kromenl,-
schug). — Industrien : Tabak und .Melil.
Ecichsbankfilialc. ^lüduhengym-
iiasium, Realschule.
Jiorotsoha.
Zcntralrußhiiid, (iuuv. Kursk, rechts au
der Korolscha (zum Donez). - 14 40.3
Einw. — Post, Telegraph. — Fabrikation
\üa Lcder, Wachskerzen, Branntwein. —
Obstbau. (iymnasium. Mädchenprogym-
nasium.
Rostow (R o s t o w W e 1 i k i j ).
Zentralgroßrußland, Gouv. .Jaroslawl, am
Xerosec. - I3 01G Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Moskau— Jaroslawl. —
Industrien: Baumwollspinnerei, Lcinwand-
weljerci, Seifen.siedcrei, Gerberei, Licht-
zieherei, Ilerstelluag von Heiligenbildern
(von Email). -- Handel mit (Jetreidc,
Leder, Hotrig, AVaclus, Zicliorien usw. —
Salzquellen. — Reichsbankfiliale. — Gar-
nison. — Erzbistum, Kreisschule, geistl.
Seminar, Mädchenprogynuiasium, Kunst-
hajidwerkerschule, ^Museum, kirchl. Alter-
tümer.
Rostow am J)()ii.
Südrußlaad, Gebiet der Doaisclun Kosaken,
rechts am Don, wo der Temernik einfließt,
wichtiger Fluß- und Seehafen. - 119 476
Einw. (mit dem Ivenachbarteu Nachitschc-
wan 144 812 Einw.; Russea, Kosaken.
Armenier, Türken, Griechen, Kaukasier,
und 3(100 Deutsche). -- Post, Telegraph,
Eisenbahn (nach Koslow, "Wladikawkas und
Gorlowka, ferner naeh .Vsowski). ~
Mcclianische Werke. Scliiffl)au, Fischerei,
Dampfmühlen, Tabak, Bier, Seife, Taue.
Papier, Nägel, Glocken- und Eisengießerei.
— Bedeutender Export, von Getreid:> luid
Wolle. — Handelskammer. — Eeichsbank-
filiale. — 12 Konsulate, Zollamt, Banken.
— Knaben- und Mädchengymnasium usw.,
Realschule, Eisenbahn- und Seeschule.
Musikschulen. zwei Theater. l'ililio-
thek usw.
Iloslawl.
Zcntralrußlajid, (^ouv. Sinolensk. - - 21 '.)."!1
Einw. — Post, Telegraph, lOisenlialiti
(Riga-Orel).
Rossijeny (R o s s i e n y).
AA'estrußlaJid, Gouv. Kowno, rechts aji der
Dubissa. — 7455 Einw. — Post, Telegi'aph.
— CJetreide und Holzhandel. — Bistum.
Rowno.
Wcsiriißland. Gotiv. A\'olhynien, am Ustje
(dtirch Goryn zur Pripet), befestigt. -
24 905 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Wilna , Kijew — Brest—
Litowsk). — Dampfmühlen. — Filiale der
Reichsbank. — (ia.rni.son, Realscliule.
Rshew (R z e w).
Zentralrußland, Gouv. Twer, l>eider.seits an
der Wolga, die hier schiffbar wird. -
31 514 Einw. — Post, Telegraph, F^isen-
bahn. (Nowotorschskaja — Wjäsma und Mos-
kau— Kreuzburgi, Flußhafen. — Spinnerei
(Hanfi, F'abrikation von Papier, Kerzen.
Karmin, geblei<'htes Wachs. -- Produktea-
und Pferdehandel. — Reichsbankfiliale. -
In der Umgebung \^el Acker-, Garten- und
Gemüsebau; außerdem A'ieh-, besonders
Pferdezucht. — Knaben- und Mädchenpro
gj'innasium.
Rj'binsk.
ZentralrulMand, C^ouv. Jaroslawl, am I]in
fluß der Rybinka in die Wolga, der
Mündung der Sehecksna gegenüber, in der
Nähe wichtige Kanalsysteme. — 25 22;>
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nach
Jaroslaw und Pskow», Dampfervcrbindung
mit. den Wolgahäfen. - Viele Fabriken:
Brauerei, Pampfmühlen. Salzbereituag,
Töpferei, Lichtgießerei. — F-in Zentral-
Städte Gesaiiil-Rußlaiult;
396
puiikt, dos russischen Binnenhandels (be-
sonders des Getreidehandels des Wolga-
gebiets), jährlicher Umsatz ci. 40 Millionen
Rubel. — Börse und Keiehsbanktiliale. —
tiarnison, Mechanisch-technische Seeschule,
Knaben- tukI M<ädchengymnasiuni. Theater.
IJylsk.
Zentralrußland, Gouv. Kursk, am Einfluß
des Eylo in den Sejm. — ll-ilf) Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Kore-
ne\Yo\ D'ampferstation. — Butlerindustrie.
— - Handel mit Hanf und landwirtschaft-
lichen Geräten. — Obst- und Gartenbaii.
— Knaben- tind Mädchenprogymnasium.
Satlousk.
Zentralrußland, Gouv. Woronesch, am Ein-
fluß der Teschewka in den Don. — 8313
Einw. — Post. — ^lädchenprogj-mnasiiim.
Saliau (Ssaljany).
Transkaiikasien, Gouv. Baku. — 12 120
Einw. (meist Tartaren). — Post, Tele-
graph. — Salzproduktion. — Fischerei.
Samara (Ssamara).
üstrußland, Gouv. Samara, an der Mün-
dung des gleichnamigen Elusses in die
AYolga. — 91672 Einw. — Post, Tele-
graph, Eissenbahn (Sj'sran — Tscheljabinski,
Dampferstation. — Industrien: Getreide-
mühlen, Talgsiederei, (Jerbereien, Seifen-
siedereien. — Auch Kumysanstalten. —
Bedeutender Handelsplatz^ mit Getreide und
Salz. — Eeiehsbankfiliale. — Garnison,
Bischofssitz , Priesterseminar (orthod.),
Knaben- und Mädchengymnasium, Real-
schule, Lehrerinnenseminar, Niedere tech-
nische, Eisenbahn- und Feldsclierschule,
Bibliothek, Museum, Theater.
Sainarkand.
Rtiss. - Zenlralasien , (ieiieralgoux'. Tur-
kestan, unweit (7'2 kmi vom Sarefschan
(links), 670 m Seehöhe, zwischen Ein-
geborenen- imd Russenstadt die Zitadelle.
— 54 900 Einw. (^ i sind Moslems i. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Krasnowodsk—
Andishan), Station der Transka.sj)ischen
Eisenbalui. — Baumwoll- und Seiden-
indiLstrie, Brennereien. -- Starker l'ferdc-
handel. — Reichshankfiliale. — Garten-
bau, Weinbau. - Bewässeningskanäle. —
Kasernen, GaiTiison. — Eisenbahnsdiule,
meteorolog. Station, Knaben- und Mädchen-
gj^mnusium , Mädchenprogymnasium. —
Angenehmes, gesundes Klima. — Uralte
Stadt (]\lacaranda), bedeutend durch Lage
am Haudelswege nach China. Wiu'de 329
von Alexander dem Großen, 712 von den
Arabern, 1221 von Dschinges - Chan und
1868 von den Ru.ssen erobert.
Samostje.
Russ.-Rolen, Gouv. Dublin. — 14 705 Einw.
— Garnison, Kjiaben- und Mädchenpro-
gj'innasium.
Sandomir.
Russ. -Polen, Gouv. Radom, an der Weichsel,
Flußhafen. — 6534 Einw. — Post, Tele-
graph, Dampferstation.,: — Bistum, Priester-
seminar, KoUegiatälift, Knaben- und Mäd-
chenprogynuiasium.
Saraisk (Z a r a i s k ).
Zentralrußland, Gou\-. Rjäsan, recht* am
Ossetr (zur Oka). — 8054 Einw. — Post,
Eisenbahn (Moskau — Kasani. — Getreide-
handel. — Garnison, Realschule, Mädchen-
gyninasium.
Saraiisk.
Zentralrußland, (iouv. Pensa. — 14 484
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn
(Rjäsan — Kasan). — Fabrikation von Oel,
Tabak, Tauen, Mehl, Talg usw.
Sarapul.
Ostrußland, tJouv. Wjatka, rechts an der
mittleren Kama, an der Handelssti-aße
Xischnij-Nowgorod — Perm — Sibirien, Fluß-
hafen. — 21 395 Einw. — Post, Eisen-
bahn, Dampferstation. — F'abrikation von
Branntwein, Leder, ^^'achskerzen, Guß-
eisen usw. - Bedeutender Handel mit
Getreide, auch mit AValdprodukten. —
Reichsbankfiliale. — Mädchcngj'innasium,
Real-, Handwerkerschule, Bibliothek.
Saratow (S s a r a t o w).
Ostrußland, Gouv. Saraiow, rechts an der
(4',2 km, bei FrülijJirshochwasser bis 10km
breiten) Woloja. an dem bis 200 m hohen
397
Städte Gesamt-Rußlands.
398
Bergiifer ansteigend. — 188 189 Eiinv.
(10000 Deutsche, 2 deut. 'sc Zeitungen).
— Post, TelegTaph, Eisenbahn (Rjasan- —
Uralsk), Dampfershition. - Industrie:
Besonders Oel- und Mehlniühlen, ferner
Fabrikation von Seilerwaren, Leder, Hüten,
Seidenzeugen, Bitter.salz. — Handel mit
Getreide, Holz, Eisen, Oel, Vieh, Salz
(Hauptniederlage). — Starke Fischerei. —
Filiale der Reiehsbank, Börse. Geriditshol'.
— Garnison, Bistum, Ev. Konsistorium
(Saratow zählt 12 000 Protestanten), je 2
Knalx^n- und Mädcliengymnasien, Progyni-
nasium, zahlreiche andere Schulen, Museen,
Anstalten usw.
Sohadrinsk.
Ostrußland, Guuv. rerni, am Isset. —
11686 Einw. — Post, Telegraph. — Fa-
briken : Brennereien und Brauereien. —
Handel mit Federn und Daunen. — Ki-eis-
schule.
Schauleii (S c h a w 1 i).
"Westrußlaud, Gouv. K'owno. — 16 128
Einw. (über öO^/o Juden, ca. 7000 Katho-
liken). — Post, Telegraph, Eisenbalm
(Libau — Eomny). — Fabrikat ion von Leder
und Bier. — Handel mit "Waldprodukten,
Flachs, Getreide, Gänsen und Pferden. —
Gai'nison. Ivnaben- u. Mädchengymnasium.
Schazk.
Zentrahnißland, Gt)uv. Tanibow. — 13 928
Einw. — Post, Telegraph. — Zündholz-
fabrikation. — Mädchonprogymnasiu.m.
Schemacha.
Transkaukasien (Asiat. Rußl.), Gouv. Baku,
l>e festigt, am Pir Sagat auf einem Höhen-
rücken des Dagestankaukasus herrlicJi ge-
legen, 680 ra Seehöhe. - 20 008 Einw.
(8l "/o Mohammedaner). — Post, Telegraph.
— Bedeutende Baumwoll- und Seiden-
industrie, Gerbei-ei. — AVichtiger Handels-
platz. — Gartenbau, Seidenzncht. — Gar-
nison. — In der Nähe Schlammvulkane. —
Häufige Erdbel>cn, 1858 und 1902 fast da-
durch vernichtet. Seit 1820 i-u-ssiscJi.
.Shitomir (S c h i t o m i r).
Siidwestrußland, Gouv. A\'olhynien, an
Tetercw und Kainenka. - 80 787 Einw.
(üljer 24 000 Juden). — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Kleinbalui nach Kalinowka).
Fabrikation von Handschuhen, Möbeln.
Tabak, Leder, Hüten usw. — Handel mit.
Getreide, Pferden mid anderem Vieh. —
Reichsbankfiliale. — Garnison, Erzbistum,
Priesterseminar, zwei Knaben- und Mäd-
chengvmnasien, Bibliothek und MiLseum,
Theater.
Schuja.
Zentralrußland, Gouv. "Wladimir, links an
der Tesa (zur Kljesma). — 18 968 Einw.
— Post, Telegi'aph, Eisenbahn (Nowki —
Ivineschma). — Viele Fabriken für Seife,
Baumwollwai'en, Leinwand; ferner Mühlen-
industric, mechanische ."Werke usw. —
Zwei Messen. — Kreisschule, Knal)en- und
Mädchengymnasiuan, Bibliothek.
Schuscha.
Transkaukasien, Gouv. Jelisawetpol,
Festiuig, 1368 m über dem Kaspischen
Meer, auf dem armejüschen Hochland. —
2.5 6.56 Einw. (Aimienier und Tatai'en.
ca. 42 o/o Mohammedaner). — Post, Tele-
graph. — Teppich-, Seiden- und Baumwoll-
industrie. — Armenisches Pries tei-seminar,
Realschule.
Sdunska "W'olja.
Russ. -Polen, (iouv. Kalicz, rechts aji der
AVarthc. — 15 910 Einw. — Post, Eisen-
balui. WoU- lind BaumwoUindusti'ie. —
Realschule.
Semipalatinsk.
Russ. -Zentralasien, Generalgouv. Semipala-
tinsk, rechts a.m Irtysch. — 26 353 Einw.
(über 55 "/o Moliammedaner). — Post, Tele-
graph, Dampferstation. — Bedeutender
Hajulelsplatz (\'ieh, Felle, "Wolle, Filzi.
— Granitbrüche. — Reichsbankfiliale. -
Gaa-nison, luiaben- und Mädchenprogym-
nasium, Museum, Bibliothek.
Serpuchow (S s e r p u c h o w).
Zentrahnißland, Gouv. Moskau, an der
Nara, luiweit ihrer Mündung in die Oka.
— 30 571 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (Moskau — Kursk). — Gerberei, Fabri-
kation von Zitz, Tuch. Mehl usw. -
399
Städte Gesamt-Bußlauds.
400
Haiukl mit Getreide, Holz, Hanl'.
Kn alx' nprogy nuia smm .
Sewastopol (S e b a s t o p o 1).
Südraßlaud. CJouv. Taurien. Kriegshafeii
mit starken Küstenbefestigungen, früher
Festung, auf der Halbinsel Krim, West-
küste an einer Bucht des Schwarzen Meeres,
Hafen mit 7 km langer Rhede, bester
Hafen des Schwarzen Meeres. — 50 710
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nach
Loso-\vaja). — Mechan. und Schiffsbau-
werke des Marineministeriums. — Ziem-
lich starker Handel. — Fischfang. — See-
bäder, in der Nähe auch Schlammbäder.
— Reichsbankfiliale. — Docks, Magazine
Maxinekasernen, Marinemuseiim, Admirali
tat, Schiffswerfte, Knabenprogymnasiiuii,
Mädchengymnasium, Real-, Eisenbahn-, See
schule, biologische Station. — 1784 an
Stelle des tataxischen Dorfes Achtiar von
Potemkin als Kriegshafen angelegt. Denk-
wlu'dig durch die Belagerung 1854/.55 im
Kriuikrieg.
Sgersch (S g e r s c h , Z g i e r z).
Kurs. -Polen, Gouv.Petrikau, an der Bsura.
Post, Telegr. — 19124 Einw. — AVoll-
u. Baumwollspinnereien. — Handelsschule.
Simbirsk CS s i m 1) i r s k).
Ostrußland, Gouv. Simbirsk, Flußhafen,
an beiden Seiten der AVolga, bei deren
Zusammenfluß mit der Swijaga. — 43 298
Einw. — Post, Telegi-aph, Eisenbahn (nach
Insa), Dampferstation. — Dampfmühlen,
FabriJiation von Branntwein. — Ansehn-
licher Handelsplatz ; berühmte Messe. —
Reichsbankfiliale. - (Jarnison, Bistum,
Priesterseminar, Kadettenkorps, Knabcn-
iind Mädchengymnasium, diverse andere
Sciiulen, Bibliothek, meteorolog. Station.
Simferopol (S s i m f o r o p o 1 , A c h m e -
t s c h e t).
Südrußlaud, Gouv. Taurien, im Süden der
Krim. - (;0 87H Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Kin-sk — Sewastopol). —
Fäbriliation von Konfekt und Konserven,
Mühlen. Bedeutender Handel. — Wein-
bau. - - Bistum, Priesterseminar, tatar.
Lehrerseminar , Ciouvernementsbehöi-den.
Knaben- und Mädchengynmasiuui, Real-,
Handwerker-, Gartenbauschulen, naturgc-
schichtliches Landesmuseum. — In der
Nähe die gToße Stalaklitengrotte Kisil-
Koba.
Sjedlez (Siedle e).
Russ.-Polen, Gouv. Sjedlez, links vom
Liwjez (zum Bug). — 26 234 Einw. (viele
I Juden). — Post, Telegraph, Eisenbahn
I Warschau— S. Iwangrod — Matkindoka). —
Industrien: Bierbrauerei irnd Branntwein-
breiuierei. — Garnison, zwei Ivnaben- und
I ein Mädehengymnasium, Tlieater.
Sjeiikow.
ICleinrußland, Gouv. Poltawa. — 10 443
Einw. ~ Fabrikation von Kerzen, Bier,
Stärke. — Mädchenprogymnasium. — Hand-
werkerschule.
Sjerads.
Russ.-Polen, Gouv. Kalicz, links an der
Warthe. — 7005 Einw. — Fabrikation von
landwirtschaftlichen Geräten, Kerzen,
Seife, Leder. — Knabenprogj'mnasiurn.
Sjewsk.
Zentralrußland, Gouv. Orel, am Sjew
(durch Nerussa zur Dessna). — 9210 Einw.
— Post, Telegraph. — Fabrikation von
Seife, Butter, Leder, Fayence, Grünspan
usw. — Handel. — Priesterseminar, Mäd-
chenprogymnasium.
Skobelew siehe Margelan (Neu-Margelau).
Skopin.
Zentralrußland, Gouv. R.jäsan, links an der
Werda. — 14 737 Einw. — Post, Telegraph.
Eisenbahn (nach Tula— Pensa, und Ts(;hul-
kow. AVjäsma— l?atraki und nach Tschul-
kowsky). ■ Fabrikation von Seife und
Leder (Juchlenbereit\mg) usw. — Acker-
bau, Pferdezucht. — Garnison, Mädchen-
progymnasium, Realschule.
Slatousf.
Oslrußland, (Jouv. Ufa, am oberen Aj (zur
Ufa\ 586 m Seehöhe. — 20 973 Einw. —
Post, Telegi-aph, Eisenbahn (Batraki —
Tschcljabinsk). — Kaiserl. Eisen- und
Stablwerke, Geschütz- und Geschoßfabri-
kafiou (für 3(1 Mill. M. jährlich) mit
401
St<ädte Gesamt-Rußlands.
402
Arsenal luul A\'atl'e:uniisi'uiii, I-'abrikation
von Stahlwaren (besonders von Messern
luid (Tabeln, als Haiisindiistrie betrieben),
desgl. von Leder, Seife, Leim, Bier, Zünd-
liölzern, landwirtsehaftl. Geräten usw.
Nahebei Bergbau auf (Jold, Eisen, auch
auf Kiipfer.
SliiAvjausk.
Kleinrußland, Gouv. Charkow, links am
Torez (zum Donez), mitten im Steppen-
gebiet. — 15 644 Einw. — Post, TelegTaph,
Eisenbahn (Lodowaja— Eachmut und nach
Bci)naja). — Branntweinbrennerei, Salz-
siedereien, Fabrikation von Porzellan, Ma-
kronen usw., Gußeisen-, mechan. Werke,
Dampfmühlen. — Bittersalzquellen, Sol-
und Schlammbäder. — Mädchengymnasium,
Bibliothek.
Slobodskoj.
Ostrußland. Gouv. Wjatka, rechts an der
Wjatka. - 10 052 Einw. — Post, Tele-
graph, Dampferstation. — Seifensiederei,
Gerberei, Eisen- und Kupferhammerwerke,
Fabrikation von Branntwein, Bier, Zünd-
hölzern. "- Handel mit Getreide, Leder,
Leinwand, Seife, Leinsamen (nach Archan-
gelsk). — Mädchengymnasium, Hand-
werkerschule.
Slonini.
IVcstrußland, Gouv. Grodno, links an der
Schtschara (Sehara zum Njemen), Fluß-
hafen. - 19 895 Einw. (65 o/o Juden). —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Albertyn
und Linie Baranowitschi — Bialystock). —
Fabrikation von Tabak, Branntwein, Tuch.
Handel mit Leder und Getreide. — Gar-
nison, Kreisschule.
Sluck (S 1 u z k).
Westrußland, Gouv. Minsk, an der Mün-
dung des gleichnamigen Flusses in den
Pripet. — 14180 Einw. (hauptsächlich
Juden). - Post, Telegraph. — Müllereien.
— Gartenbau. — Zwei Gymnasien.
Siuolensk.
Mittelrußland, Gouv. Smolensk, l)eiderseitÄ
am Dnjepr, am linken ünje]H'-Ufer die be-
festi2;t gewesene Altstadt. — 57 405 Einw.
— Post. Telegraph, Eisenljahn (Riga —
Orel, Moskau — Brest, nach Astapowo- —
Bogojawlensk). — Fabrikation von Leder,
Kacheln, Hüten, Seife, Seidenzeugen, Bier-
brauerei. — Bedeutender Handel mit Lan-
desprodukten. Große Messe mit Pferde-
markt. — Reichsbankfiliale. - — Garnison,
Bischofssitz, Predigerseminar, Kadetten-
liaus, Ivnaben- und Mädchengj-mnasien,
Real - Handwerkerschulc, Stadt bibliothek
und Museum. ^Icteorolog. Station. Blinden-
anstalt.
Sehr alte Stadt.
Soioki.
Südrußland, Gouv. Bessarabien, rechts am
Dnjestr. - 25 523 Einw. — Posl. Tele-
graph, Flußhafen. — Fabrilvation von Mehl,
Seife, Ziegeln, Käse, üel usw. — Stein-
brüche. -- Weinbau. — Garnison, Kuaben-
gymnasium.
Sorozkaja.
Gouv. Archangelsk, Hafen am westlichen
Weißen Meer. — 5000 Einw. — Telegraph.
Lachs- und Heringsfischcrei.
Sosuowitz (S 0 s u o V i c e, S o s n o w i e c. S o s -
n 0 w i z y).
Westrußland, tiouv. Piotrkow. — 9048
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nach
Schoppinitz, Zonikowice u. Iwangorod). —
Industrien : Zinkwerke, Knochenmehl,
Kessel und Rohre, Schrot, Xägel. Glas,
Papier. — Nordöstlich davon das I>om-
browa-Kohlengebiet. Zollamt. - - Real-
schule.
Staraja Russa.
Zentralrußland, Gouv. Nowgorod, beider-
seits an der Polist (,zur Lowat). — 16 500
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Ry-
hinsk — Pskow nach Tschudowo). Dampfer-
station. — Dampf Sägemühlen. — Berühmte
Saline, 2 Solquellen und Schlammbäder. —
Garnison, Militärkolonie, Jlädchenpro-
gymuasium, Theater.
Starobjelsk.
Kleinrußland, Gouv. Charkow, am Aidar
(zum Donez). — 14 292 Einw. — Post,
Telegraph. - (!emüsebau. — Knal>engym-
403
Städte Gesamt-Rußlands.
404
nasiuiii, Mädchenprogymiiasium. Haiid-
wi^rkersclmle.
Starodub.
Kleinrußland, Grouv. Tschernigow. —
12 451 Einw. (40 »/o Juden). ~ Post, Tele-
graph, EisenbaJin (nach Ilnetscha). —
Industrien: Glockengießerei, Branntwein-
brennerei, Bier- and Lederfabrikaüon. —
Handel mit Getreide, Hanf, Flachs, Matten,
Seilerwaren, Waclis. — Knalx>nprog3'm-
nasium.
Starokoustautinow.
AVo^trußland, Gouv. Wolhynien, am Slucz.
— 21618 i]inw. (56 »o Juden). — Post,
Telegraph. — Viele Fabriken : Tuch,
Tabak, Kerzen, Seife, Ziegeln, Oel, Talg.
— Ausfuhrhandel in Getreide, Salz, Vieh,
— GaiTiison, Bibliothek, meteorologische
Station,
Staryj - Oskol.
Zeniralrußland, Gouv, Kursk, am Osskol
(zum Donez), — 16 662 Einw. — Post,
TelegTaph, Eisenbalin (Jelez — Waluiki). —
Talgsiederei. — Gemüsebau. — Mäxichen-
progyninasium.
Stawropol.
Ziskauliasien, Gouv. Stawropol, stark be-
festigt, 620 m Seehöhe, an der Taschla
(durch Kalauß zum Manytsch). — 46 965
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbalm (nach
(Kandkaskaja). — Seifenfabriken, Gerbe-
reien, Mühlen. — Ansehnlicher Handel ;
2 sehr besuchte Märkte, — Gemüsebau,
— Reichsbankfiliale. — Garnison, Bistum.
— Priestorseminar, 1 Knaben-, 2 Mäd-
chengymnasien, Bibliolliok.
Stawropol.
Ostrußland, Gouv. Samara, an einem Arm
der Wolga. — 5974 Einw. — Post, Tele-
graph, Dampferstation. — Seifenfabrika-
tion. — Getreideausfuhr. — Fischfang. —
Obst- und Gemüsebau. - - Schule für ge-
taufte Kalmücken.
In der Nähe KumysheilanstalteJi.
St. Petersburg.
Gouv. Petersburg, Festung, Hafen, an der
Verlag für Börsen- und Finanzliteratnr A.-G,, Berlin W. 35
Mündung dei- Newa in den Finnischen
Meerbusen, zum Teil auf den das Newa-
delta bildenden Inseln, — (1906 mit Vor-
orten) 1678 000 Einw, (87 o/o Russen, zirka
45 000 Deutsche), ~ Post, Telegraph,
Eisenbahn (Ausgangspunkt von 5 großen
Eisenbahnlinien). Seckanai nach Kron-
stadt. — Industrie sehr bedeutend, mir von
derjenigen Moskaus übertroffen, man 2:ählt
über 500 außerstaatlicJie Fabriken und ge-
werblicJi© Anlagen mit ca. 90 000 Arbeitern
und einem Produktionswert von ca. 200
Mill. Rubeln; an erste,r Stelle st«ht die
Baumwollspinnerei und Weberei, Maschi-
nenfabrikation, darunter die Putilowscheoi
Werke. Eisengießerei, kaiserl, Glasfabr.,
Edclst/einschleiferei, Porzellanfabr., Schiffs-
werften usw. — Handel sehr bedeutend.
Hauptausfulu'itrtikel : Getreide, Oelkuchen,
Leinsamen, Flachs, Borsten, Eier, Kuli-
butter, Holz und Holzsdiliff, Naphtlia und
Naphtliaprodukte, Hausenblase. — Haupt-
einfuhrartikel : Kohlen, Koks, Rohbaum-
wolle, Heringe, Süilfrüchte, AN'eine, Kaffee,
Metalle und Maschinen, Chemikalien, Gerb-
und Farbstoffe, — Eeichsbank tmd zahl-
reiche andere Banken, Sit.z der Eeichs-
behörden, Garnison, Konsulate, Universität,
zahlreiche wissenschaftliche Institute und
Lehranstalten, reiche Museen, Bibliotheken,
Theater, Ivrankenhäuser usw. — Peters-
wurde 1703 von Peter dem Großen ge-
gründet und ist seit 1712 Residenz. —
Die Stadt hatte 1808: 242 820, 1864:
539122, 1890: 954 400, 1900: 1439 613 Ein-
wohner.
Snchuin (auch S u c h u m - K a 1 e).
Transkaukasien (Asiat. -Rußland), Gouv.
Kutais. — 7809 Einw. — Post, Telegraph,
Dampf crstation. — Mittelpunkt des Tabak-
handels am Schwarzen Meer. — Landwirt-
schaftliche und Gartenbauversuclisstation
(Botanischer Garten), Blumenzucht (Hya-
zinthen). — Garnison, Bistiim, Mädchen-
progymnasium. - Im Mitteltalter genuesi-
scher Handelsplatz, 1455- 1810 türkisch
(Sklavenmarkt). — KlimatLscher Kurort.
— Bei Suchum die deutschen Kolonien
Lindau und G n a d c n b e r g.
405
Städte Gesamt-Rußlands.
406
Sudaj.
Südrußland, Gouv. Tamien, Hafen am.
Schwarzen Meer, in stibtropLschem Klima,
Südküste der Halbinsel Ivrim. — In der
Nähe Weinberge (aus denen der sogen.
Krimsche Champagner gewonnen wird) "und
die deutschen Kolonien Zürichthal, Heil-
bronn, Neusatz, Rosenthal, Friedensthal
und Kronthal.
Sumy.
Kleinrußland, Gouv. Charkow, am Psjol
(zum Dnjepr). — 27 575 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Merefa-Woroschby).
— • Fabrikation von Zucker, Tabak, Ma-
schinen. — Jahrmärkte, Reichsbankfiliale.
— Garnison, Ivnaben- und Mädchengym-
nasium, Realschule, Kadettenkorps.
Susdal.
ZentralrußLand, Gouv. "Wladimir, an der
Kamenka (zur Kljasma). — 8477 Einw.
— Post. — Leder- und Jutefabrikation,
Glockengießerei. — Gemüsebau.
Snwalki.
Russ. - Polen, Gouv. Suwalki, zwischen
Gautscha- und Wigrysee. — 27 165 Einw.
(davon 14 000 Juden). — Post, Telegraph,
Eisenbahn (Grodno — Wilna). — Fabri-
kation von Leder, Butter usw. — Garni-
son, Knaben- und Mädchengymnasium,
Handels- und Handwerkerschule.
Sweuigorodka.
Kleinrußland, Gouv. Kijew, am Gniloj
Tikitsch (durch Sinjucha zum Bug). —
16 972 Einw. (ca. 40 o/o Juden). — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Demkowka — Zwet-
kowo). — Fabrikation von Mehl, Brannt-
wein, Hefe, Bier, Ziegeln. — Garnison.
Syzran (Sysran).
üstrußland, Gouv. Simbirsk, am Syzi-an.
— 32 377 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn, Dampferstation. — Fabrikation von
Mehl, Leder, Malz, Leim. — Asphalfc-
gruben. — < Reiclisbankfiliale. — MädcJien-
gymnasium, Realschule, meteorologische
Station.
Taganrog.
Südrußland, Gouv. .Jckaterinoslaw, Kriegs-
hafen, an der gleichnamigen Bucht auf
einer hohen und felsigen Landzainge im
Asowschen Meer, in der Nähe der Don-
Mündung. — 58 928 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn ((rorlowa — Rostow am
Don), Dam2)fschiffalirt (5 Linien). — Fabri-
kation von Eisen, Mehl, Tabak, Makkaroni,
Wachstuch, Leder, Tauen, Kerzien, Seife
usw. — Fischerei. — Lebhafter Handel
und Schiffahrt. — Ausfuhrartikel : Weizen,
Leinsaat, Raps, Gerste, Roggen, Hafer,
Kohlen, Kaviar und Talg. — Einfuhi'-
artdkel: Früchte, Gel, Wein, Kolonial-
wareji, Tee, Eisen, Stahl. • — Reichsbank-
filiale, Konsulate, Zollamt, Handelslehr-
anstalt, Börse, Werft, Knaben- und Mäd-
chengymnasien, Seeschule, Stadtbibliothek.
Tambow.
Zenti-alrußland, Gouv. Tambow, links au
der Tzna (zur Mokscha). — 49 208 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (KozIdw —
Saratow und nach Kamyschin). — Guß-
eisen- und mechanische Werke, Vitriol- und
Alaunwerke, Seifen- imd Talgsiederei,
Tuchmanufaktur, Lederbereitung, Fabri-
kation von Schinken, Hefe, Branntwein,
Bier, Mehl, Kerzen, Parkettböden usw. —
Getreideausfuhr. — Pferdezucht. — Reichs-
bankfiliale. — Garnison, Bistum, Geistl.
Seminar, Knaben- und Mädchengj'mnasium,
Kadettenschule, divei-se andere Schulen,
Zucht- und Arbeitshaus, Museum, Biblio-
thek usw.
1636 als Festung gegen die Tataren ge-
gründet.
Tammerf ors (T a m p e r e).
Finnland, Gouv. Tawatschus, Hafen, am
Wasserfall Tamperekosld. • — 43 696 Einw.
(1907). Post, Telegraph, Eisenbahn (nach
Bjömeborg, Abo-Nikolaistadt und nach
Tawastehus — Riihimäki), Dampferstation.
— Hauptindustriestadt Finnlands: Baum-
wollspiimerci und -webcrci, mech. Werke,
Gießereien, Fabrikation von Leinwand,
Schreibpapier, Zündliölzer, Tuch (zusammen
füi- mehr als 2 Mill. M. jährlich). — Lein-
und Flachsausfiilir. — Ackerbau. — Kon-
sulate, finnisches und schwedisclies Lyceum,
finnisches Rcallyceum, zwei finnische und
zwei schwedische Mädciengymnasiea.
407
Städte Gesamt-Rußlands
408
Tina.
Sibirien, Gouv. Tobolsk, links am Irtysch,
am Zusammenfluß des Arkaka und Irtysch
und unweit der Einmündung des Tara,
Flußhafen. — 7712 Einw. — Post, Tele-
graph. — Lederbereitung, Vitxiolsiedcrei,
Glashütte, Fabrikation von Branntwein. —
Handel mit Buchai-a und Giiiwa; Haupt-
handelsartikcl : Fett, Butter, Getreide,
Leder, Kauehwaren. — Mädchenprogym-
nasium.
Taschkent.
E.USS. -Zentralasien, Generalgouv. Turkestan
und Syr-Darja-Gebiet, nahe vom Zusammen-
fluß des Tschirtschik mit dem Syr-Darja,
460 m Seehöhe. — 155 673 Einw. (85 o/o
Mohammedaner, ca. 700 Deutsche). — Post,
Telegraph, Eisenbahn (nach Samara, nach
Tschenjajewo und nach Kinel — Orenburg).
— Lebhafte Industrie in Seiden- und Baum-
wollwaren (Baujnwollwäschereien), Fabri-
kation von Oel, Ziegeln, Leder, Schuliwerk,
Gußeisen usw. — Bedeutendster Handels-
platz Turans. — Karawanenstation. —
Großer Basar. — Stapelplatz für Seiden-
xmd Baumwollwaren. — Viehhandel. —
Trefflich bebaute Gegend, durch Kanäle
bewässertes Tal. — Gartenbau. Seiden-
zucht. — Reichsbankfiliale. — Garnison,
Zitadelle, Bischofssitz, Mädchengym-
nasium, Mädchenprogymnasium, Kadetten-
korps, Lehrerseminar (Handwerkskurse),
Real-, Handwerks-, Gartenbau- und Seiden-
zuchtschule, turkestan. Bibliothek, 17 Me-
dressen (mohammcd. geistl. Schulen),
Museum, astron. - phj^sik. Observatorium,
Abt. der Russ. Geograph. Gesellschaft usw.,
Theater.
Telaw.
Kaukasien, Gouv. Tiflis, nahe hei der
Mündxmg des Turdaschewi in den Alasan,
am Nordfuß der Somborskiberge, 738 m
Seehöhe. — 13 92.9 Einw. (viele Armenier).
— Post, Telegraph. — Fabrikation von
Branntwein. — Stärker Handel. — Frucht-
bare Umgebung: Weinlxau (Kachetischer
Wein). — Garnison, Mädchenmittelschule.
Temir-Chan-Schura.
Kaukasien, Grebiet Diaghestan, am Nord-
hang des Kaukasus. — 9208 Einw. —
Post, Telegraph. — Kanonengießerei,
Hauptwaffenplatz mit Gießhaus und
Kanonenhohrerei, Fabrikation von Bier,
Mineralwasser Usw. — Garnison, Mädchen-
gymnasium, Realschule.
Temuikow.
Zentralrußland, Gouv. Tambow, rechts an
der Mokscha (Flußhafen). — 5737 Einw.
— Post. — Segeltuchfabrik, Fabrikation
von Gußeisen, Porzellan, Leder, Butter,
Talg. — Handel.
Theodosia (F e o d o s i a , K a f f a).
Südrußland, Crouv. Taurien, Halhinsel
Krim, an der Straße von Theodosia. —
27 238 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
hahn (nach Dschonkoj). — Garnison, Kon-
sulate.
Tichwin.
Zentralrußland, Gouv. Nowgorod, an der
Tichwinka (zur Sjass) und dem Tichwini-
schen Kanal, diu-ch den die Wolga mit
dem Ladogakanal und der Newa verbimden
wird. — 6631 Einw. — Post, Eisenhahn.
— Gerberei, Brennerei. — Handel mit
Wachs, Getreide, Holz. — Umladeplatz.
— Kreisschule, Mädchenprogymnasium,
Stadthibliothek.
Tiflis (Tbilisi, Kalaki).
Transkaukasien, Gouv. Tiflis, beiderseits
der Kura, 360 m Seehöhe (eine der male-
rischsten Städte der Erde). — 191 658
Einw. (über 2000 Deutsche). — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Batum — Baku und
nach Alexandropol). — Fabrikation von
Filz, Bier, Butter, Tabak, Leder, wollenen
und halbwollenen Zeugen, Teppichen,
Waffen un/d Silberarbeiten. — Bedeutender
Handel, Basare und Karawansereien. —
Banken: Abteilung der Staatsbank, Tifliser
Kommerzbank, Asow - .Donschc Bank. —
Garnison, Kon^siiiate, Erzbistum, Missions-
anstalt, Kaukasus - Museum, NaturaUen-
kabinett, Botan. Garten, Priesterseminar,
3 Knaben-, 3 Mädchengj'mnasien, zahlreiche
andere Schulen u. Institute, Museum und
Bibliotliek, physikalisches Observatorium,
Sektion der Geographischen Gesellsoliaft,
14*
409
Städte Gesamt-Rußlands.
410
Theater iisw. — Zehn ^varme Quellen,
ähnlich den Teplitzer Thermen.
Tiraspol.
Slidnißland, Gouv. Cherson, links am
Dnejstr, Flußhafen. — 29 323 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenhahn (nach Rasdjel-
naja — Bendere). — (Dampfmehl-, Sage-
mühlen, Fabrikation von Kerzen, TabaJs,
.Watte. — Bedeutender Handel mit Landes-
produkten, besonders Getreide und Wein.
— Ivnaben-, Mädchengymnasinin.
Tjumeii.
Sibii-ien, Gouv. Tobolsk, an der Mündung
der Tjumenka in die Tura. Fort. —
29 651 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Jekaterinburg), Dampfschiff-
fahi-t (nach Omsk). — Mechanische Werke,
Schiffbau, Fabrikatiim von Leder, Woll-
waren, Seife, Tuch, Mehl, Bier, Glocken,
Kerzen, Seilerwaj-en, Teppichen (Hausin-
dusti-ie). — Großer Jahrmarkt; infolge
des '.Diampferverkehrs mit Omslc — &niipala-
tinsk Mittelpunkt dos ganzen russisch-
sibirischen Tauschhandels. — - Eeichshauk-
filiale. - Ri^lschule, Mädchcnprogym-
nasiiun, Tiiciiter, diveree Fürsorgeinstitutc.
Tobolsk.
Westsiliü-ieii, (miu\-. 'I"i>l>ülsk. l''lußhafen,
am Irtysch und Finfluß des Tobol in den
Irty.sch, 110 m Seehölu>. — 21 401 Einw.
— Post, Telegraph, Dampferstation. —
Juclitenindiustiie. Z(nigvveberei, Gerberei,
Stickerei, Fabrikation von Fausthand-
scluilicn und chirurgischer Instrumente,
Kürschnerei. — Tobolsk ist der gemeinsame
Markt der nördl. Gebiele, Hauptplatz für
Pelze und Kisclie. Niederlage des als Tribut
an die Krone abzuliefernden Pelzwerks.
— Reichsbankfiliale. — Garnison, Gouver-
neur für Westsibirien, Erzbistum, Priester-
seminar, Knaben^gymnasium, Militär- und
diverse Schulen, Bibliothek, Museum, div.
Fürsorge-Institut e.
Tomaschow.
Russ.-Polen, Ciouv. Petrikau, links an der
Piliza. — 21041 Finw. — Post, Telegraph,
EisenbaJm (Kolusski- Ostrowicc). — Fa-
biikation von Tuch, Chemikalien usw. —
Reichsbankfiliale. — Handelsschule.
Tomsk.
Westsibirien, Gouv. Tomsk, Flußhafen,
rechts am Tom, auf der großen Straße
nach Irkutsk und Kjachta. — 63 533 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbalin (nacli Taiga,
Tschermoscliniki), Dampferstation. — Fa-
biikation von Branntwein, Met, Bier, Leder
AVagen, Zündhölzern usw. — Der bedeu-
tendste westsibirische Handelsplatz, öst-
licher Endpunkt des sibirischen Wasser-
straßennetzes. — Große Magazine. — Aus-
gedehnte Viehzuclit. — Garnison, Reichs-
bankfiliale, Börse, Konsulate. — Bischofs-
aiiz, Priesterseminar, Universität, technol.
Institut mit Bergschule, Kollegium, Biblio-
thek, Museen und gelehrte Gesellschaften,
Frauenhochschule (seit 1907), Knaben- imd
Mädchengj'mnasium, div. andere Schulen,
Fürsorge-Anstalten, Theater usw.
Toropez.
Zentralrußland, (iouv. Pskow, an der To-
ropa (zur Düna) und dem Solominosee, wo
tlie Ukleinka einfließt. -— 7489 Einw. —
Post, Telegraph. — Gerberei. — Ijebhafter
Handel. — Ma.dchenprogymnasiiun.
Torshok.
Zentralrußland. Gouv. Twer, am Zusam-
menfluß des Idorowetz und Twerza (zur
Wolga). - 15119 Einw. — Post, Tele-
graph und EisenbaJm (Nowotorschskaj a —
\Vjäsma). Dampferstation. Gold- und
Silberstickereien ;uif Marüii\un. Spitzen.v
I.iedcr, Mehl, Honigkuchen. — Bedeiiteoi-
dcr Handel mit Getreide, Holz, Mehl,
Seife usw. — Mädchengymnasiiun, Lehrer-
seminar.
Troick (T r o i z k , T r o i z k a j a).
Ostrul.ihuul, Gouv. Orenburg, links am L"i
(zum Tombol). — 23128 Einw. (über ein
Drittel .Moham.), Post, Pelegraph. — Fa-
brikation von Lcder, Mehl, Talgsiederei. —
Handel mit den benachbaaien Kirgisen. --
Knaben- u. Mädchengymnasiuni, Mäxichen-
Progymna.siiun.
411
Städte Gesamt-Rußlanils.
412
Tiiibtsc'hewsk.
Zentralrußland, Gouv. Orel, rechts an der
Dessna (Flußhafen). — 7133 Einw. — Post-
Telegraph. — Salzmagazin. — Beträcht-
licher Handel mit Getreixie und Hanf nacli
Biga und Petersburg. — Mädchenprogj'm-
nasium.
Tsoheljabinsk.
Ostrußland, Gt)uv. Orcnbiirg, am Mijass
im Lande der Baschkiren. — 19 891 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Ufa,
Kurgu-Omsk). — Zirka 30 Fabriken, Fa-
kation von Mehl, Branntwein, Leder, Talg.
— Getreide-. \^ieh- und "Wollhandel. —
R^ichsbaukfiliale, geistliche Schule,
Mädchenprogyninasiuui, diverse Fürsorge-
Institute. — Uebersiedlerbaracken.
Tsohembar.
Südrußland, Gouv. Peiisa. am Kleinen
Tschembar (durch AA'orona zum Choper).
— 5335 Einw. — Post. — Salz- und Mehl-
magazin. Ziegeleien. — Ackerbau. — Kreis-
schule.
Tschemkent.
Asiat.-Rußlaiid, Generalgouv. Tiu-kestan,
Prov. Syr-Darja, rechts am Syr-D'arja. —
10 756 Eüiw. — Post.
Tschenstochow (C z e n s t o c h a u i.
Russ. - Polen. Gouv. Petrikau, au der
■\Varthe. " 45130 Einw. — Tost, Tele-
graph, Eisenbahn (Warschau — Granica). —
Herstellung von Heiligenbildern, Amtt-
letten usw. — BaumwoU- und Juteindti-
strie, Fabrikation von Bier, Zelluloid,
Leim, Nadeln, Knöpfen, Zündhölziun,
Spielsachen. — Nahebei das Kloster Jasno
Gura, eines der reiclisten Klöster der Welt.
Jährlich 50 000 Pilger. — Rcichsbani-
filiale, Garnison, Brigade - Kommandr),
Knabengymnasium, Garten- und Obstbau-
schule.
Tscherdyii.
Ostrußlaiid. Gouv. Perm, rechts an der
Kolwa. — 3662 Einw. -- Post, Dampfer-
station. — Fabriken, Gerbereien.
Kern- und Pelzhandel. — Ackerbau,
Rentierzucht. — Mädchcnproorymnasium,
Handwerksschule. Bibliothek.
Tscherepovetz.
Zentralrußland, Gouv. Nowgorod, am
Einfluß der Jagorba in die Scheksna. —
6916 Einw. — Post, Telegraph. — Fabri-
kation von landwirtschaftlichen Geräten.
— Bedeutende Eisenindustiie (Hochöfen.
Nagelschmieden). — Handel mit Holz und
Landesprodukten, Salzmagazine. — Er-
giebige Fischerei. — Mädchengj-mnasium,
diverse Schulen. Lehrerseminar.
Tscherkassy.
Kleinrußland, Gouv. Kiew, rechts am
ünjepr. — 29 619 Einw. -- Post, Telegraph,
Eisenbahn (Eobrinskaja — Tscherkasskaja—
Pristani, Uampferstation. — Zucker-
siedereien, Eisen- und mechaji. Werke.
Fabrikation von Tabak, Zucker, Bier. —
Handel. — Sehr fruchtbai-e Gegend. —
Garnison, Biigade-Kommando, Knaben-
lu'ogymnasium, niedere Forstschule.
TscherikoAV.
Westrußland, Gouv. Mohilew, rechts am
Sosch. — 5250 Einw. - Post, Telegraph.
— Handel.
Tschernigow.
Kleinrußland. Gouv. Tschernigow, rechte
an der Desna. — 27 006 Einw. (33o/o Juden).
Post. Telegraph, Eisenbahn (nach Ivruty\
Dampferstation. — Industrie in Leinwand,
Leder. Tuch, Seife. — Erzbistum, Ritter-
schule, Knaben- und Mädchengymnasium,
Geistl. Seminar, Kaiserl. Real-, Forst und
Handwerksschulen, Garnison, Reichsbank-
filiale, Bibliothek, Museum, Taubstummen-
anstalt.
Tsoheschme.
Südrußland, Gouv. Bessarabien. — 1300
Einw. — Handel. — Tabak- und Getreide-
bau, Vieh- imd Seidenraupenzucht.
Tschigirin (Cigirin).
Kleinrußland, Gouv. Kiew, an der Tjas-
mina (zum Dnjepr). — 9870 Einw. — Post,
Telegraph. ~ Fabrikation von Mülil-
steincn. — Getreide- und \'iehhandel. —
Fruchtbare Gegend.
Tschistopol.
OstjnißJand, Gouv. Ivasan, am linken Ufer
der Kama. — 20161 Einw. — Post, Tele-
4i:
Städte Gesamt-Hußlands.
414
graph, iDompferstatioD. — Größter Ge-
treidehafen (besonders Roggen — 150 000 t
jährlich) an der Kama. — Industrie und
Handel in Holz, Metall und Weberei. —
Asphaltlager. — Reichshankfiliale. —
Mädehenplrogymnasiujn, Haaidwerksschule.
Tschita.
Transhaikalien (Asiat. -Rußland;, links der
Tschita hei ihrer Mündimg in die Ingoda.
— 16 627 Einw. — 'Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Irkutsk — Stretensk), Dampf-
schiffahrt. — Mittelpunkt des dortigen
Hüttenwesiens, Fabrikation von Pelzwai'^n,
Leder uis|w. ,— Reichsbankfiliale u. Agentxir
der Russ. - chines. Bank. — Garnison,
Knaben- imd Mädchen gynmasiiuu, diverse
Fürsorge - Anstalten , gelehrte Gesell-
schaften ustw.
Tula.
Gouv. Tula, zii beiden iSeiten der Upa (zui"
Oka). — 111048 Ein.w. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Wjaislmaj — Biatraki, Mos-
kau,—Kursk). — Ueber 250 industrielle
Betriebe, besonders kaiserl. Geschütz- und
Gewehxfabriken, ferner Eisengießereien,
Fabrikation von Zucker, Harmonikas,
Luxuswaren, Watte, Metalhvaren, Tee-
maschinen, Talgschmelzereien, Licht-, Stahl-
u. Weißkupfer, Tulasilber, Seidenzeug usw.
— Handel mit Getreide und Hanf. —
Kreml. — Reichsbankfiliale. — Gami.son,
Ei'zbistum, Arsinal, geistliches Seminar,
1 Knaben- und 2 Mädchengj'mnasien, ver-
schiedene andere Schulen und Anstalten,
Hausfleißindu&trie-Miiseum.
Tnitschiii.
Südwestrußlajid, Gouv. Podolien. — 1270
Einw. — I'ost, Telegraph. — Gcwehr-
fabrikation, femer Fabriken für Kutschen,
Leder, Tuch, Messingwaren. — Ort durch
sednen Handel berühmt.
Twer.
Gouv. TSver, am Enfluß der sclüffbaren
Twertza links luid der Tmaka rechts in
die Wolga. — 53477 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (nach St. Portersburg —
Moskau), [Dampfersta.tion. — Bierbraue-
reien, Wachsbleichen, Baumwollspinnerei,
Verfertigimg von Leinwand, Oel, Terpentin,
Seilerv\-ai-en, Kerzen, Scliiffsbau, Dampf-
meLl- und Sägemühlen. — Handel, Schiff-
fahrt. — Peichsbankfiliale. — Garnison,
Erzbistum, geistliches Seminar, Knaben-
und Mädchengymnasium, Militärwadsen-
liaus, Museum, Bibliotliek, Theater.
Ufa.
Ostnißland, Gouv. Ufa, am Zusammenfluß
der Ufa und Bjelaja. — 49 961 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Kinel —
Tseheljabinsk), Dianipfschiffahrt. — Ma-
schinen- imd Elekti'izitätswerke, Eisen- nnd
Kupfergießerei, Sägemühlen, Fabrikation
von Ziegeln, Bier tmd Branntwein. — Ge-
treide- und Holzhandel. — Ackerbau, Vieh-
und Pferdezucht. — 10 tägige Messe. —
Reichsbankfiliale. — Garnison, Erzbistum,
Knaben- u. Mädchengymnasium, Mädchen-
progymnasium, Real-, adlige Mädchen-
schule, geistliclies Seminar, Bibliotliek,
Museum.
Uglitsch.
Zentrali-ußland, Gouv. Jaroslawl, rechts
an der Wolga. — 9698 Einw. — Post,
Diampferstation. — Bedeutende Holz-
industrie, Bootbau, Gerberei, Fabiikation
von Leder, Seife, kupfernen imd zinnei-nen
Waren , Schreibpapier , Mehlsäcken,
Strumpf-, W^urstwaren. — Handel. —
Mädchenprogymnasium, Kloster.
Uleaborg.
Finnland, an der ^lündung des Ulea in
den Bottnischen Meerbusen, 4 km nord-
westlich des Hafens Toppila. — 18 398
Einw. (1907). — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nacli Sejncjoki). — Leder- und Tabak-
fabrik;i.tion, Färbereien, Mühlen, Scliiffs-
bau, Tecrsiedercien. — Handel mit Holz-
waren, Pech, Teer, Talg, Butter, Fischen
(Lachsfang) usw. — Mineralquelle. — Kon-
sulate, (Garnison, finn, Ivnaben-, priv.
Knaben- tmd Mädchcnlye, je 1 (staatliche)
scliwed. und finn. Mädchen-, Navigationsr,
Handels-, höhere Handwerks- u. Gewerbe-
schule.
Uman.
Kleinrußland, Gouv. Kijew, an der Ur-
415
Stiidte Gesamt-Rußlands.
416
nanka (durch Smjuiiha zum Bug). — 31 016
Einw. (ca. 60 »o Juden). —- Post, Tele-
graph, Eisenbalin (nacli DenLkovka). —
Fabrikation von Mehl, Butter, Bier, Hefe,
Branntwein, Tabik. — Grauitbrüche. —
Handel. — Garnison, Knabengymnasium,
Acker: und Gartenbauschule, meteorolog.
Station.
Uralsk.
Russ. -Zentralasien, am Ural. — 36 597
Einw. (1897). — Post, Telegraph, Eisen-
bahn (nach Saratovv). Mehrere Fabrüen.
— Kaufhof. — Fischerei, Kaviarbereitung,
Pferdezucht. — Sitz eines Kosakenhetmaji.s.
Urjupiuskaja Stauiza.
Don-Gebiet, links am Choper. — 11 286
Einw. — Post, Eisenbahn (nach Alexi-
kowo). — Fabrikation von Mehl, Wachs-
kerzen. — Der bedeutendste Markt im
Gouvernement, große Jahrniäi'kte. — Real-,
höhere Mädclien- und Militärhandwerker-
schule.
Ussman.
Zentralruüland, Gouv. Tambow, am gleich-
namigen Fluß (zum Woronesch). — 9843
Einw. — Post. — Talgsiederei, Fabrika-
tion von Seife, Leder, Tabak, Mehl. —
Mädchenpro gymnasium.
Ustjng, Weliki- (Jug münde).
Xordrußland, Goiiv. AVologda, oberhalb des
Zusammenflusses von Jug und Suchona.
— 11309 Einw. — Post. — Fabrik, von
Hüten, Leder, Kerzen, Branntwein, Bier,
Butt^er, Ziegeleien, Talgsiedereien. — Salz-
magazine. — Erzbistum, ^lädchenprogym-
nasium.
Ustjnzna.
Zentralrußland, Gouv. Nowgorod, an der
Mologa, Flußhafen. — 5109 Einw. —
Scliiffbau, Gußeisen- und mechan. Werke,
Fabi-ikation von AVein, Mehl usw. —
Handel mit Eisen und Holz.
Ust-Kamenogorsk.
Russ.Zcntralasicn, Gouv. Semipalatinsk,
rechts am Irtysch. — 9155 Einw. — Post,
Telegraph. — Imkerei, Talgsiederei, Fabri-
kation von Mehl, Leder, Butter, Seife usw.
— Tauschhandel, Schaffellhandel, Mittel-
punkt des Handels nach der Dsungarei. —
Garnison.
Ust-Sysolsk.
Nordrtißland, Gouv. Wologda, an der Sys-
.sola, nahe der Mündung in die Wytschegda.
~ 4463 Einw. — Post. — - Pelzhandel. —
Ackerbau. — Mädchenprogymnasium.
Waldai.
Zentralrußland, Gouv. Nowgorod, am Wal-
dai-See tind im Waldai-Gebii-ge. — 5325
Einw. — Post, Eisenbahn (nach Rybinsk
— Pskow). — Beiühmte Glockengießerei,
Fabriken. — Viehhandel.
Walk.
Russ. Ostseeprov., Gouv. Livland, an der
Pöddel (zum Embach). — 10 139 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Peters-
btirg — Riga tmd Kleinbahn nach Pernau).
— Fabrikation von Branntwein, Bier usw.
— Lettisclies Ijehrerseminar, Höher«
Töchterschule.
Walki (Walkji).
Kleinrußland, Gouv. Charkow, an der
Mischa. — 10 950 Einw. (1897). — Post,
Telegraph, Eisenbalin (nacli Jelisawetgrad).
— Gartenbau.
Walniki (Valuiki).
Zentralrußland, Gouv. Woronesch, am
Waluj (zum Oskol). — 7085 Einw. ~ Post,
Telegraph, Eiseaibahn (nach Kupjansk —
Woronesch). — Mädchenprogymnasium.
Wai'sciiau (Warszawa).
Russ. -Polen, Gouv. Warschau, 15 Forts,
Lagerfestung, 30/40 m über der Weichsel.
— Mit Vororten 756 426 Einw. (32 000
Maonn Militär ; 56 o/o Katholiken. 35 o/o
Juden, 8,50/0 Russen; 1897: 4360 Reichs-
deutsche). — Post, Telegraph, Eisenb;ihn
(nach allen Richtungen), Dampferstation.
— Industrie : Mehr als 300 Fabriken mit
einem jährlichen Produktionswert von
etwa 75 Mill. ^I. Hauptsäclilieh Fabri-
kation in Baumwolle und Tabak, Lcder,
Tuch, üel, Wagen, Chemikalien, Maschinen
und anderen MetallgegenstAnden, nament-
lich in Bronze, Gold- und Silberwaren usw.
417
Städte Gesamt-RuUlands
418
Handelsplatz ersten Ranges. Handelsplatz
für Polen, steht aber auch mit dem Innern
Rußlands nach allen Seiten, sowie mit
Danzig- in Verbiiulung. — Filiale der
Reichsbank und zalilreiche andere Banken.
— Zollamt, Konsulate, Erzbistum, Univer-
sität mit botan. Garten, sehr reicher Bib-
liotliek und vielen Sammlungen, zalilreiche
Schulen und Institutionen aller Art.
^Vasilkow ( W a s s i 1 k o w).
Kleinrußland, Gouv. Kijevv, an der Stugna
(zum Dnjepr). — 17 824 Einw. (39 o/o
Juden). — Post, Telegi'aph, Eisenbahn
(Kiew — Schmerinka). — Fabrikation von
Seife, Wachskerzen. Leder, Ziegeln. —
Garnison.
AVelikij ITstjug siehe U s t ,j u g W c 1 i k i.
.Wolikija-Luki.
Zentralrußland, tiouv. Pskow, am Lowat.
• — 8481 Einw. — Post, Telegraph, Eisen-
balin (Moskau — Kreuzburg). - Fabri-
kation von Leder, Seife, Kerzen, Brannte
wein, Bier, Mehl. — Realschule, Mädchen-
gymnasium.
AVelish.
Westrußland, Gouv. Witebsk, am Zusam-
menfluß der Düna und Welischka. —
12 201 Einw. (Hälfte Juden). — Post, Tele-
graph. — Leder-, Tonindustrie usw. —
Handel mit Leinsamen, Hanf und Getreide.
Weljun (W jelun).
Russ.-Polen, C}ouv. Kalicz, rechts an der
Olesclmiza (zur Warthe). — 7850 iEnw.
(.51,5 0/0 Kathol., 34,7 o/o Juden). — Tele-
gTaph. — Fabrikation von Bier. Seife,
Töpferwai-en usw. — Garnison.
iWciiden.
Russ. Ostseeprovinzen, Gouv. Livland, an
der Aa, am Eingang der sogenannten Liv-
ländischen Schweiz, IIU m Seehöhe. —
G327 Einw. — Post, Telegraph, Eisenbalin
(Petersburg — Riga). — Kreisschule, Pro-
gymnasium. ■ — Meist deutsche Pro-
testanten, die einigen Handel treiben.
Werchoturje.
Ostrußland, Gouv. Perm, links an der Tura
und dem Trakt Solikamsk — Tobolsk.
3178 Einw. — Post, Telegraph. — Leb-
hafter Handel, große Magazine. — Be-
deutender Bergbau auf Gold und Eisen.
^'orkommen von Platin. — Russ. -orthodox.
Wallfahrtsort.
Wernoje (W e r n y i) siehe W j e r n o j e.
.Werro.
Russ. Ostseeprov., Gouv. Livland, am Tarn-
mulasee. — 4517 Einw. — Post, Telegraph.
Eisenbahn (nach Walk-Pskow\ — Bier-
brauerei. — Handel, Flachsmärkte. —
Knabengymnasium, höhere Mädchenschule.
AVetluga.
Zentralrußland, Gouv. Kostroma, reciits an
der Wetluga (schiffbarer Nebenfluß der
Wolga). — 5198 Einw. — Post, Telegraph.
Endstation der Dampfschiffahrt auf der
Wetluga. — Handel mit Getreide, Holz,
WalderzeugTiissen, Matten, Pelzwerk usw.
Wiborg.
Finnland, dazu der Hafen Transund; an
der Mündung des Saimakanals in die Wi-
borger Bucht des Finnischen Meerbusens,
.stark befestigt. — 35 0G5 Einw. (1905.)
(7,65 Ob Finnen, 10,7 »o Sciiwcden.) - - Post,
Telegraph, Eisenbalui (nach Abo und Joen-
sun), Dampferstation (4 Linien. 2 deutsche).
— Eisenwerke, Seilerei, Fischerei, Fabri-
kation von Brezeln. — Handel mit Talg.
Holzwaren, Eisen, Segeltuch usw., beson-
ders Ausfuhr von Brettera, Schiffsverkehr.
— Handelskammer, Nordische Aktienbank.
— Garnison, Konsulate, Bistum, Arsenal,
Lutherisches Konsistorium, zwei Lyzeen,
Mädchengj-mnasium, diverse andere Schu-
len, Museum usw.
1293 von Marschall Tyrgil ICnutsson als
schwedische Festung angelegt. Seit 1710
russisch.
Wilkomir.
Westmßland, Gouv. Ko%vno, rechts an der
Schwenta (zur Wilija). — 13 509 Einw.
(über 50 o'o Juden). — Post, Telegraph. —
419
Städte Gesamt-RuliLind.s
420
Fabrikation von Bier, Tongeschirr usw. —
Flachshandel. — Garnison, Knabengymna-
sium.
.Wilna.
Westrußland, Gouv. Wilua, an der scliiff-
baren Wilija. 117 ni Seehöhe, von Hüg«ln
umgeben und einigen Befestigungen. —
162 633 Einw. (1900), 36,8 »/o Katholiken. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Moskau
und Petersburg — Warschau). — Gewehr-
und Tabakfabrik, Brennereien, Fabiil^ation
von Zigarettenhülsen, Kuwerts, Bleistiften,
Konfekt. Hüten, Eisenwaren usw. — Sehr
lebhafter Handel. — Eeichsbankfiliale, Ge-
richtshof. — Garnison, Kathol. Bistum,
Priesterseminar, Protestant. Konsistorium,
2 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, Semi-
nar, verschiedene andere Schulen und Aka-
demien mit Bibliotheken, Sternwarte, Bo-
tanischer Garten, Museum, gelehrte Gesell-
schaften, 2 Theater, Fürsorge-Institute usw.
Altes litauisches Heiligtum. Seit 1387
christlich und Stadt nach Magdeburger
Recht. 1794 von den Russen besetzt.
Windau.
Russ. Ostseeprov., Gouv. Kurland, guter
Handelshafen, an der Mündung des gleich-
namigen Flusses (in die Ostsee). — 7132
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (nach
Tukum), Dampferstation. — Schiffsbau,
Fabrikation von Branntwein, Bier, Met
usw.. Sägerei. — Bedeiitende Holzausfulir,
besonders nach den Niederlanden (Eisen-
bahnschwellen, Balken, Bretter), auch be-
trächtlicher Getreidehandel. — Konsulate.
— Höhere Töchterschule.
.Winnitza.
Südwestrußland, Gouv. Podolien, rechts am
Bug, Fort. — 30 563 Einw. (38 o/o Juden).
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Kiew —
Shmerinka und Kleinbahn Ralinowka —
Gaiworom). — Kupfer-, Eisengießerei,
Brauerei usw. — Garnison, Gymnasium,
Realschule.
Wirballcii.
Russ.-Polen, Gouv. Suwalki, Nahe der
preußischen Grenze. — 3285 Einw. (33.6 o/o
Katholiken, 37 o/o Juden). — Post. Tele-
graph, Eisenbahn (Berlin- AVarschau). —
Grenzstation, Zollamt.
.Witcbsk.
Westrußland, Gouv. Witebsk, an der Mün-
dung der Witeba in die Düna, beiderseits
der Düna. — 66 143 Einw. (52 o/o /Juden).
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Riga —
Moskau), Dampferstation. — Bedeutende
Gerberei, ferner Fabrikation von Bier, Me1 ,
Kerzen, Lack, Mineralwasser, Kacheln,
Essig, Tabak. — Magazine, lebhafter Han-
del. — Gestüt. — Reichsbankfiliale. —
Garnison, Priesterseminar, Knaben- und
Mädchengymnasium.
Wjasiua.
Zentralrußland, Gotiv. Smolensk, am gleich-
namigen Fluß (zum Dnjepr). --- 15 676
Einw. — - Post, Telegraph, Eisenbahn (nacli
Moskau — Brest). — Berühmte Pfeffer-
kuchen, ferner Fabrikation von Leder, Ta-
bak usw. — Ausgebreiteter Handel. —
Klöster, KÄaben- und Mädchengymnasium,
Lehrerinnenscminur.
Wjasniki.
Zentralrußland, Gouv. Wladimir, rechls
an der Kljasma. — 7398 Einw. — ■ Posl.
Telegraph, Eisenbahn (Moskau — Nishnij-
Nowgorod). — Lein- und Hanfweberei. —
Mädchenprogymnasium, Handwerkerschule.
Wjatka.
Ostrußlaud, Gouv. Wjatka, befestigt, links
an der AVjatka. — 24 782 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Perm— Ustjug We-
liki), Dampferstation. — Fabrikation von
Leder, Leim, Seife, Kerzen, Branntwein,
Papier, Tabak, Silber- und Kupforwaren.
— Messe. — Handel mit Getreide, Flachs,
Talg, Leder usw. — Reichsbankfiliale. —
Erzbistum, Priesterseminar, Knaben- und
Mädchengymnasium, diverse andere Schu-
len, Blindenanstalt usw.
Wjelun siehe W e 1 j u n.
421
Städte Gesamt-Bußlanils.
422
>Vjernoje (Wjernyj).
Asiat. Rußland, Gouv. Turkestan, Prov.
Semiretschensk, am Nordfuß des Transi-
lischen Alatau, 713 m Seehöhe. — 22 982
Eiaw. (350/0 Mohammedaner). — Post,
Telegraph. — Fabrikation von Leder,
Seife, Branntwein, Bier, Butter, Säge-
mühle. — Garten- und Tabakbau. — Gar-
nison, Knaben- und Mädchengymnasium,
Garten- und Seidenbausclrale.
Wladikawkas.
Ziskaukasien, Terekprov., Festung, beider-
seits am Terek, am Nordfuß des Kaukasus,
700 m Seehöhe. — 43 843 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (nacli Eostow). —
Große Basare. — Gartenbau, Bienenzucht,
Gestüt. — Reichsbankfiliale, Garnison,
Knaben- und Mädchengymnasium, Real- u.
Handwerksschule, Kadettenkorps, Theater.
Wladimir.
Zentralrußland. Gouv. Wladimii', links -m
der Kljasma. — 32 029 Einw. (1900). —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Moskau —
Nishninowgorod). — Seidenweberei, Ger-
berei. — Ausgedehnter Handel, besonders
mit Heiligenbildern. — Gemüse- und Obst-
bau. — Reichsbankfiliale, Garnison, Erz-
bistum, Priesterseminar, Knaben- u. Mäd-
chengymn asium .
.Wladimir- Wolynskij.
Westxußland, Gouv. Wolhynien. rechts an
der Luga (zum Bug), nahe der galizisclien
Grenze. — 9695 Einw. (ca. 6O0/0 Juden).
Post, Telegraph. — Fabrikation von
Kerzen, Ziegeln, Bier, Mineralwasser. —
Grenzzollamt. - - Bistum, Garnison.
.Wladiwostok.
Ostsibirien, Küstengebiet, Handels- und
Kriegshafen, Festung, auf einer Halbinsel
an der Bai Peters des Großen. -- 300000
Einw. (1908); darunter 45 000 Europäer
(Zivil), 120000 Mann Militär, 12000U Tun-
gu.sen, 6000 Koreaner, 4000 Japaner, unter
den Em'opäern waren 500 Deutsche, (1897
hatte Wladiwostok 29 000 Einw.). — Post,
Telegraph, Eisenbalin (nach Chabarowsk),
Dampferstation (14 Linien, 2 deutsche).
— Mech. W^rke, Dampf-, Sägemühlen, Fa-
brikation von Bier, Seife, Zündhölzern,
Leder usw. — Filialen der Reichsbank und
der Russ.-chines. Bank. — Konsulate. —
Garnison, Erzbistum, Orientalisches In-
stitut, Knaben- und Mädchengj'nmasium,
Handwerks-, Navigations- und ililitärzög-
lingschule, Gesellschaft für Erforschung
des Amurgebiets (Museum).
Gegründet 1864, bis 1900 Fi-eihafen. seit
1903 Hafen.
Wladyslawow.
Russ. -Polen, Gouv. Suwalki, an der Alün-
dung des Scliiinvindt in die Scheschuppe.
— 3988 Einw. (29,5 0/0 Kathol., 45,5 0/0
Juden). — Bierbrauerei. — Grenzamt,
Priesterseminar.
Wlodawa.
Russ.-Polen, G^uv. Siedice, links am Bug,
an der Mündung der "Wlodawka in den Bug.
— Mit Orchuwess 6758 Einw. (56,7 0/0 Ju-
den). — Post, Telegraph, Eisenbahn (Brest
— Cholm). — Eisenindustrie, Gerberei. —
Garnison.
\A'lozlawsk (W 1 a d i s 1 a w o w).
Russ.-Polen, Gi)uv. Warschau, links an der
Weichsel. — 31894 Einw. — Post, Tele-
graph, Eisenbahn (Skiernewice — Alexan-
drowo), Dampferstation. — Fabrikation von
landwirtschaftl. Geräten, Zelluloid, Por-
zellan, Met. — Garnison, Kathol. Bistum,
Kathol. Priesterseminar, Handelsschule.
Wolkowysk.
Westraßland, Goxiv. Grodno, an der AVoLko-
wyssja (durch Ross zum Njemen). — 10 584
Einw. (Polen und 53,5 "/o Juden). — Post,
Telegraph, Eisenbahn (Minsk — Bielostok).
— Fabrikation von Tabak, Zündhölzern,
Kerzen, Leder, Mehl, Ziegeln usw. — Gar-
nison.
Wologda.
Nordrußland, Gfouv. Wologda, am gleich-
na.migen Fluß (zur Suchona). — 27 822
Einw. — Post, Telegraph, Eisenbahn (Jai-os-
lawl— Archangelsk), Dampferstation. — In-
dustrie : Lcder, Seife, Kerzen, Glas, Dril-
lich, Bleiwciß, Tressen, Gold- und Silber-
waren, Butter, Bier, Tabak. — Messe;
Kaufliof, Handel mit Wachs, Holz, Hanf,
423
Städte Gesamt-Rußlands.
424
Salz, Borsten, gesalzenem Fleisch, den In-
dustrieprodiikten usw. ; Haupthandelsplatz
von Nowgorod nach Xordasien. — Reichs-
bankfiliale. — Bistum, Theolog. Seminar,
Knaben-, Mädchengymnasium, Realschule.
Wolsk (eigen tl. Wolgsk oder Wolsohk).
Ostrußland, Gouv. Saxatow, Ilnßhafen,
rechts an der Wolga. — 27 039 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (Atkarsk,
Priwolskaja u. Ljesnaja-Pristan), Dampfer-
station. — Alabasterbrüche, Zementfabri-
kation. — Handel mit Talg. — Herbst-
messe. — Ausfuhr von Getreide, Salz,
Walderzeugnissen, Naphthausw. — Gaiten-
bauschule, Mädchengymnasium, Realschule,
Lehrerseminar, Ivadettenkorps.
Woltschansk.
Kleinrußland, Gouv. Chai-kow, an der
Woltscha (zum Donez). — 11322 Einw.
— Post, Telegraph, Eisenbahn (Kursk —
Chaxkow — Bjelgorod). — Fabrikation von
Ziegeln u. Leder. — Lehxerseminai-, Land-
wirtschaftliche Schule, Handwerksschule,
Mädchenprogj'mjiasium.
Woronesch.
Zentralrußland, Gouv. Woronesch, rechts
am Fluß Woronesch, unweit seiner Mün-
dung in den Don. — 84 146 Einw. — Post,
Telegraph, Eisenbahn (nach Moskau und
Kursk). — Tuch- und Lederfabrikation,
Schwefelsäure, Seife, (Talg, Mehl (bis
50000 t jährlich), lajidwirtschaftliche Ge-
räte, Butter, Albumin, Branntwein, Chemi-
kalien, Glocken, Kacheln, Wachs usw. —
Reichsbankfiliale. — Garnison, Erzbistum,
1 Knaben-, 2 Mädchengymnasien, Priester-
luid Lehrerseminar, Zeughaus, Kadetten-
schule, Knaben- u. Mäxichenprogymnasium
usw., Bibliothek, Museum, meteorologische
Station.
Wosnjossensk.
Südrußland, Gouv. Cherson, Hauptort der
Militärkolonien, links am Bug, Flußhafen.
— 14178 Einw. — Post, Telegraph. —
Fabrikation von Bier und Branntwein. —
Jeden 1. Oktober große Messe (Umsatz
ca. 3 ^Unionen Süber-Rubel). — Garnison,
Knabenprogynmasitrm.
Zarizyn.
Ostrußland, Gouv. Saratow, Flußhafen,
rechts an der Wolga. — 67 650 Einw. —
Post, Telegraph, Eisenbahn (nach Tichor-
jezk, Lichaja und Alexikowo), Dampfer-
station. — Dampf-Sägemühlen, mechan.
Werke, Fabrikation von Branntwein, Senf,
Salz, Gußeisen. — Transithandel, beson-
ders in Waldprodukten, Getreide, Naphtlia,
Wolle, Fischen. — Berühmte Melonen-
zucht, Fischerei. — Reichsbankfiliale. — •
Knaben- und Mädchengymnasium, Gewerbe-
schule, Meteorologische Station.
ZaslawL
Westrußland, Gouv. Wolhynien. — 12 688
Einw^ — Post, Telegraph.
Zgierz (Sgersch).
Russ.-Polen, Gouv. Petrikau, an dtr Bsura
(zur Weichsel). — 19124 Einw. (11417
Katliol.). • — Post, Telegraph. — Fabrik-
stadt: WoU- und Baumwollspinnereien. —
Handelsschule.
Zolocev (S o 1 o t s c h c w).
Kleinrußland, Gouv. Charkow. — 6571
Einw. — Post, Telegraph.
425
Nachträge.
426
Das Handelsrecht des Königreichs Polen.
[Das Königreich Poluii, die zehn westlichen
Gouvernements Wai-schau, Kaliseh, Petjikau,
Kadom, Keltzy, Lublin, Sjedletz, Plotzk, Lom-
scha imd Ssuwalki umfassend, bildet inner-
halb des russischen Reiches ein besondei'es
Rechtsgebiel, in welchem der Code Napoleon
seit dem Jahn' 1807 und, speziell auf dem
Gebiete des Handelsrechts, der Code de Com-
merce seit dem Jahre 1809 in Geltung ist. Es
bedarf keiner besonderen Hervorhebung, daß
diese französischen Gesetze in d e r Gestalt in
Geltung sich befinden, welche sie zur Zeit
ihrer Einführung in den Jahren 1807 und 1809
hatten. Es folgt hieraus, daß die in Frank-
reicli selbst seit den g-edachten Jaliren 1807
und 1809 auf legislativem Wege erfolgten Er-
gänziuigen und Abändenuigen dieser Gesetze
für das Königreich Polen keine Gesetzeskraft
haben. Hingegen finden die Entscheidungen
des französischen Kassationshofs auch hier liei
der Rechtsprechung Beachtung.
Eine amtliche russische Uebersetzimg der
erwähnten französischen Gesetze ist nicht
vorhanden ; alle vorhandenen Uebersetzungen
dieser Gesetze in die polnisdie wie in die
russische Sprache haben eine Bestätigung auf
legislativem AVege niclit gefunden, und als
offizieller Gesetzestext gilt dalier der fran-
zösisclie, insbesondere gilt das von dem hier
interessierenden Code de Commerce, dem Han-
delsgesetzbuch. Dieses umfaßt alle Materien
des eigentlichen handelsrechtlichen Gebietes,
und zwar:
1. im ersten BucJie, Teil 1 — 7, das Handels-
reclit im engeren Sinne;
2. im ersten Buche, Teil 8, das Wechsel-
recht ;
3. im zweiten Buche das Seerecht (welches
aber im Königreich Polen wegen seiner geo-
graphischen Lage zur Geltung nicht ge-
langt ist);
4. im dritten Buclie das Konkursrecht; und
endlich
5. im \aerten Buclie das Handelsprozeü-
reclit.
Im letzt/cren Teile, dem Handelsprozcß-
recht, sind die Art. 642 — 648 durch die Art.
1629 — 1645 1 der zufolge Verordnung vom
19. Februar 1875 und 1./13. Juni 1875 in das
Königreich Polen eingeführten Zivilprozeß-
ordnung (und der Justizgesetze vom Jahre
1864) für das russische Reich ersetzt worden*).
*) Verordnung betreffend die Anwendung der
Justizgesetze vom Jahre 186-1 im Gerichtsbezirk
Warschau vom 19. Februar 1875 nebst den Vor-
schriften über EinfüJirung der Gesetze betreffend
die Gerichtsorganisatio'i im Gerichtsbezirk War-
schau vom 1./13. Jimi 187,"». Die Bpstiuunungen
der russischen Zivilprozeßordnung lilcihou auch
für das Handelsgericht Warschau niaügebeud,
während in Rußland selbst auf tlas A"ori"ahreu vi>r
den iraudelsgerichtCMi die Ilandelspruzoßordnuntr
(Swod Sak., Band Xl. Teil 2. Ausg. 1903) An-
wendung findet.
427
Nachträge.
428
Verschiebungen in der Landorganisation
in den Jahren 1907-1910.
Die ..Xowoje "Wreiiija" war kiüzlich in
der Lage, ein Zahlenmaterial zu veröffent-
lichen, da.s von hohem Interesse ist, da es die
bisherigen Ergebnisse der großen Agrarreform
zusammenfaßt, wie diese in den verflossenen
drei Kampagnen zutage geh-eten sind.
Die Hilfe der Agrarorganisations-Kom-
mission nahmen im Laufe von drei Jahren ins-
gesamt i 319 042 Hofbesitzer in Anspruch : von
diesen wünschten 618 449 Arixindierung ihi-er
Ländereien zum Einzelhof oder zum Otinib,
während 700 593 um Beseitigung der Gemenge-
lage petitionierten. Aus diesen Ziffern ergibt
es sich, daß der Drang nach dem Individual-
hesitz dem Beharren in der alten Besitzform
annähernd die ^^''age hält. Man wird hieraus
bestimmte Schlüsse ziehen müssen : die Ab-
neigung gegen den Individualbesitz ist offen-
sichtlich nicht so stark, wie das von vielen
Seiten dargestellt wird. Man muß sich im
Gegenteil wundern, daß ein so starker Drang
zum Indi\ddualbesitz vorhanden L-;t, denn der
Bauer geht nur ungern zu neuen BesitzfoiTnen
und Wirtschaft.sniethoden über. — wenn er es
tut, dann nuiß ihm das Messer schon an der
Kehle sitzen, d. ii. er muß sich überzeugt haben,
daß er mit der bisherigen Wirtschaftsmethode
absolut nicht weiterkommt. Andererseits zeigen
die Ziffern, daß man in den maßgebenden
Sphären den IndividuaH>esitz vielleicht in
etwas übertriebener AVeise bevorzugt ; die Zahl
der Hofbesitzer, die im Gemeindebesitz bleiben
wollen, aber eine rationelle Nutzimgsform er-
streben, spricht eine deutliche .Sprache. Es liegt
jedenfalls keine Veranlassung vor, den Ueher-
gang zum Individualbesitz künstlich zu be-
schleunigen, — die ErfaJiningen der Länder
des Westens lehren, daß das ein so langwieriger
Prozeß ist, wie alle agraren Evolutionen.
Bei Beginn der Agrarorganisation wurde
die Befüi'chtung ausgesprochen, daß die vor-
handenen technischen Kräfte nicht ausreichen
würden, um allen Wünschen der Bauernschaft
gerecht zu werden. Das ist in der Tat auch
eingetroffen ; .500 Landme.sser, die zu Beginn
der Reform in Arbeit standen, genügten durch-
aus nicht, und wenn heute 3500 Landmesser
arbeiten, so genügt auch das' noch nicht. Viele
Dörfer nehmen daher auch die Anxjndierungen
einstweilen auf eigene Eaiist vor, lun. sie später
bestätigen zu lassen. Die Kommissionen haben
in drei Jahren für 396 366 Höfe mit 3 718 882
Dessjatinen die Grenzen in der Natm- vermerken
und die nötigen Karten anfertigen können. Die
Kommissionen sind also beträchtlicli im Rück-
stande, der um so schwerer ins Gewicht fällt,
als die Zahl der Gesuche um Limteiltung täglich
zimimmt.
Ein weiterer Zweig der Tätigkeit der Kom-
missionen ist die Verteilung der Ländereien
der von der Bauernbank erworbenen, meist
größeren Privatgüter. Es wurden der Bank
angeboten 6 562 356 Dessjatinen, von denen
4 876 927 Dessjatinen erworben wiu-den. Aji der
Parzellierung dieser Ländereien arbeiten gegen
700 Landmesser.
Erfolgreich ging die A'erteilmig von
Domänenländereien vor sich. Die Kommissionen
vergaben in Pacht 2 486 868 Dessjatinen \md
verkauften 194192 De.^sjatinen, wovon 176 897
Des-sjatinen auf Einzelhöfe entfallen.
An Darlehen sind an 161209 Hofwirte
4 938 632 Rbl. gewährt worden.
Was nun die Maßnahmen zur Hebimg der
landwirtschaftlichen Technik anlangt, so lie-
wegen sich diese leider in einem sehr engen
Rahmen, es sind zu diesem Zweck nur 726 000
Rbl. verwendet worden. Das ist aber nur ein
Tropfen im Meere. Der Landbesitz! allein wird
den Bauern nicht aus der Misere befreien,
sondern das kann nur auf dem Wege vervoll-
kommneter technischer Methoden geschehen.
Man darf sich in dieser Beziehimg keinen
Täuschungen hingeben, um so weniger, als mit
.Aufteilung größerer Güter eine Menge von
Musterwirtschaften vernichtet worden sind, die
den Bauern landwirtschaftliche Kenntnisse vei'-
miitelten.
429
430
Umrechnungen für russische Maße und Gewichte.
Für den Gebranch der Tabellen gilt folgende Erklärung:
Von der fettgedruckten Ziffer in der Mitte aus liest man nach rechts oder nach links je nach der gewünschten
Umreclinung. So zeigt beispielsweise die erste Zeile der ersten Tabelle:
1 Arschin = 0,7112 m
1 m = 1,403 Arschin.
Arschin und Meter.
Deääjatine nnd Hektar.
»erst und Kilometer.
I Arschin = 15 Werschok.
IW
erst = 600 Saschen. lOWerst = 1 mss.Meile
Arschin 1,408 = m 1 Arschin = 0,7112 m
Dessj. 0,91533 = ha 1 Dessj. = 1,0926 ha We
rst 0,9372 = km 1 Werst = 1,067 km
„ 2,812 = „ 2 „ = 1,4224 „
„ 1,8.3066= „ 2 „ = 2,1850 „
, 1,8744 = „ 2
= 2,134 „
„ 4,218 = „ 3 „ = 2,1336 „
„ 2,74599= „ 3 „ = 3,2775 „
2,8116 = „ 3
= 3.201 „
„ 5,624 = „ 4 „ = 2,8448 „
„ 3,66132= „ 4 „ = 4,3700 „
3.7488 = „ 4
= 4.268 „
„ 7,03 = ,. 5 „ = 3,556 „
4.67665= „ S „ = 5,4625 „
, 4.6860 = „ S
= 5,335 „
„ 8,436 = „ 6 „ = 4,2672 „
„ 5,4ai98 = ., 6 „ = 6,5550 „
5.6232 = „ 6
= 6.402 „
„ 9,842 = „ 7 „ = 4,9784 „
6,40731 = „ 7 „ = 7,6475 „
, 6.5604 = „ 7
= 7.4«9 „
„ 11,249 = „ 8 „ = 5,6896 „
7,32264= „ 8 „ = 8,7400 „
, 7,4976 = „ 8
= 8.536 „
„ 12,655 = „ 9 „ = 6,4008 „
„ 8,23797= „ 9 „ = 9,8325 „
, 8,4348 = „ 9
= 9,»i03 „
„ 14,061 = „ 10 „ = 7,112 „
9,16331= „10 „ = 10,925 „
, 9,372 = „ 10
= 10,67 „
„ 28,121 = „ 20 „ = 14,224 „
„ 18,30662= „ 20 „ = 21,85 „
, 18,7a = „ 20
= 21,34 „
„ 42,182 = „ 30 „ = 21,336 „
,. 27.^5993= „ 30 „ = 32,775 „
, 28,116 = „ 30
= 32,01 „
66,243 = „ 40 „ = 28,448 „
„ 36,61324 = „ 40 „ = 43,7 „
, 37,488 = „ 40
= 42,68 „
„ 70,304 = „ 50 „ = 35,56 „
„ 45,76655= „ 50 „ = 54.625 „
, 46,86 = „ 50 ,
= 53.35 „
„ 84,364 = „ 60 „ = 42,672 „
„ 54,91986= „ 60 „ = 65,65
, 56,232 = „ 60
= 64,02 „
„ 98.425 = „ 70 „ = 49,784 „
„ 64,07317= „ 70 „ = 76,475 „
, 65,604 = „ 70 .
= 74.69 ,.
„ 112,486 = ., 80 „ = 56.896 „
„ 73.22648= „ 80 „ = 87.4 „
, 74.976 = „ 80
= 85.36 „
„ 126,546 = „ 90 „ = 64,008 „
„ 82.37979= ., 90 „ = 98.325 „
, 84.348 = „ 90
= 96,03 „
„ 140,607 = „ 100 „ = 71,12 „
„ 91,53318= „ 100 „ =109,25 „
„ 93,72 = „ 100 ,
= 106,7 „
D Werst und D KUometer.
Russische Ffnnd nnd Eilogramm.
Pud und Kilogramm.
40 Russische Pfand = 1 Päd. 101
'ud=l Berkowetz, lPud=40rus8.Pfund.
QW. 0,8787 = niim 10^.= 1,138 □km
R. Pfd. 2,4421 = kg 1R.PId.= 0,409475 kg Pn
d 0.06105 = kg 1 Pud = 16379 kg
„ 1,7575= „ 2 „ = 2,276 „
„ „ 4,8842 = „ 2 „ „ = 0,818950 „ „
0,12211 = „ 2 „ = 32,768 „
„ 2.63B2 = „ 3 „ = 3,414 „
,. „ 7,3263 = „ 3 „ „ = 1,228425 „ „
0,18316 = „ 3
, = 49.137 „
„ 3,5149= „ 4 „ = 4,652 „
„ „ 9.7684 = „ 4 „ „ = 1,637900 „
0,24421 = „ 4
, = 66,616 „
„ 4,3937 = ,. 5 „ = 6,690 „
„ „ 12,2105= „ 5 „ „ = 2,047375 „
0,80527 = „ 5
, = 81,895 „
„ 5,2724 = „ 6 „ = 6.828 „
„ „ 14.65Ä6 = „ 6 „ „ = 2,466850 „ „
0,36632 = „ 6
, = 98.274 „
„ 6,1511 = „ 7 „ = 7,966 „
„ „ 17,0947 = „ 7 „ „ = 2,866.S25 „ „
0,42737 = „ 7
, = 114,653 „
„ 7,0298 = „ 8 „ = 9,104 „
„ „ 19,5368 = „ 8 „ „ = 3,275800 „
0,48842 = „ 8
, = 131,0.33 „
„ 7,9086= „ 9 „ = 10,242 „
„ „ 21,9789= „ 9 „ „ = 3,685275 „
0,64948 = „ 9
, = 147,411 „
„ 8,7873= „ 10 „ = 11,38 „
„ „ 24,421 = „ 10 „ „ = 4,094750 „
0,61053 = „ 10
„ = 163,790 „
„ 17,6746= „ 20 „ = 22,76
„ „ 48.842 = „ 20 „ „ = 8,1895 „ „
1,22106 = „ 20
, = 327,58 „
„ 26,3619 = „ 30 „ = 34.14
„ „ 73.263 = „ 30 „ „ = 12.28425 „ „
l,831.'i9 = „ 30
„ = 491,37 „
„ 35.1492= „ 40 „ = 45.52
„ „ 97,684 = „ 40 „ „ = 16,3790 „
2,442.2 = „ 40
, = 655.16 „
„ 43.9365 = „ 50 „ = 66.9()
„ „122,105 =„ 50 „ „ =20.47375 „ „
3,05265 = „ 50
„ = 81895 „
„ 52,7238= „ 60 „ = 68.28
„ „ 146.526 = „ 60 „ „ = 24.66850 „ „
8,66318 = „ 60
„ = 982,74 „
„ 61,5111 = „ 70 „ = 79.66
„ „ 170 947 = „ 70 „ „ = 28,66326 „
4,27371 = „ 70
, =1146 53 „
„ 70,2984 = „ 80 „ = 91,04
„ „ 195,368 = „ 80 „ „ = 32.768 „ „
4,88424 = „ 80
„ = 1310,32 „
„ 79,0867 = „ 90 „ = IU2.42
„ „ 219,789 = „ 90 „ „ = 36,85275 „
6,49477 = „ 90
, =1474.11
„ 87,873 = „ 100 „ =113,8
„ „ 244,21 = „ 100 „ „ = 40,9475 „
6,1063 = „ 100 „ =1637,9 „
Eussische Tonne n. Tonne (ä 1000 kg).
Wedro nnd Liter.
Tschetwert und Hektoliter.
1 Russ. Tonne = 6,2 Berkowetz.
40 Wedro = 1 Brotscka,
1 Tschetwert = 8 Tschetwerik oder
1 Wedro = loKrutschka = 2u Flaschen
= 80 Garnez,
oder = 100 Tscharki (Ration).
R. Tonne 0,9849 = t 1 R. Tonne = 1,01 53 1
Wedro 0,08i3l = I 1 Wedro = 12.29875 1 Ts
chw. 0,4764 = hl 1Tschw.= 2,O0907bl
„ 1,9698 = „ 2 ,. „ = 2,0306 „
„ 0,16262 = „ 2 „ = 24.59750 „
0,9528 = „ 2 „ = 4,19»14 .,
, 2.9547 = „ 3 „
, = 3,0459 „
0,24393 = „ 3
= 86,80625 „
1,4292 = „ 3
, = 6.29721 „
, 8.9396 = ., 4 „
, = 4,0612 „
0,32524 = „ 4
, = 49,19500 „
1,9056 = „ 4
, = 8,39628,,
„
, 4.9245 = „ 5 „
, = 6,0765 „
„ 0,4U655 = „ S
, = 61,49375 „
2.3820 = „ 5
, = 10,49535,,
^
, 6.9094 = „ 8 „
, = 6,0918 „
„ 0,48785 = „ 6
= 73,79250 „
2,1*584 = „ 6
, = 12.59448,,
^^
, 6.8943 = „ 7 „
, = 7,1071 „
„ 0,66916 = „ 7
= 86 09125 „
S.s:i48 = „ 7
= 14.69349 „
„
, 7,8792 = „ 8 „
, = 8,1224.,
„ 0,65047 = „ 8
, = 98.391)0 „
3,8113 = „ 8
, = 16,79256,,
^
, 8,8641 = „ 9 „
, = 9,1S77,,
„ 0,73178 = „ 9
= 110.68875 „
„ 4,2876 = „ 9
„ = 18,89163,,
»
, 9,849 =„ 10 „
= 10,168 ,,
„ 0,81309 = „ 10
, = 122,98750 „
4,764 = „ 10
„ = 2U,9907 „
„
, 19,698 =„ 20 „
, = 20.306 „
„ 1,62618 = „ 20
, = 245,975 „
9,528 = „ 20
, = 41,9814 „
, 89.547 =„ 30 „
, = 30,469 „
2,43927 = „ 30
, = 368,9625 „
„ 14,292 = „ 30
= 62.9721 „
„
, 39,396 = „ 40 „
, = 40,6'2 „
8,25236 = „ 40
= 491,9500 „
19.056 =-- „ 40
, = 83,9628 „
„
, 49.245 =„ SE„
, = 50,765 „
„ 4,06545 = „ 60
, = 014,9375 „
„ 23,820 = „ 50
= 104.9535 „
, 69,094 =„ 60 „
, = 60,918 „
„ 4,87854 = „ 60
= 737,9250 „
28,684 = „ 60
= 1L'6.9.M2 „
, 68,943 =.. 70..
, = 71,071 „
„ 6,69163 = „ 70
= 800,9125 „
83,348 = „ 70
^ 146.9:14!) .,
„ 78,792 =;; 80 ;;
, = 81,224 „
„ 6,60473 = „ 80
= 983.9
88,112 = „ 80
, ^ 167.9 .Vifi .,
,. 88.641 =.. 90..
, = 91,877 „
„ 7,81781 = „ 90
= 11068375 „
42,876 = „ 90
= 11*8,9163 „
„ 98,49 =„100„
, = 101,630 „
„ 8,130» =„100
, = 1229,875 „
, 47,64 = „100
= 209,907 „
431
Nachträge.
432
Umrechnungstabellen für englische Maße und Gewichte.
Für den Gebrauch der Tabellen gilt folgende Erklärung: ,,
Von der fettgedruckten ZiSer in der Mitte aus liest man nach rechts oder nach links je nach der ge G nschten
Umrechnung. So zeigt beispielsweise die erste Zeile der ersten Tabelle: ns(
1 m = 3,281 engl. Puss lie
1 engl. Fuss = 0,304 m. , • ,
Meter und engl. Fnß.
Meter und Yard.
Hektar und Acres.
in 0,304 = engl. Fuß Im
= 3,281 engl. Fnß
m 0,914 = Yard 1 m
= 1,093 Yard
ha 0,405 =
acres 1 ha = 2,471 acrcs
„ 0,609 =
„ 2 „
= 6,562 „ „
„ 1,829 =
2 „
= 2,187 „
„ 0,809 =
„ 2 ,
= 4,942 „
„ 0,9U =
„ ,. 3 „
= 9,843 „
„ 2,743 =
„ 3 „
= 3,281 „
., 1,214 =
„ 3 ,
= 7,413 „
„ 1,819 =
, „ 4 „
= 13,124 „ „
„ 3,658 =
„ 4 „
= 4,374 „
„ 1,619 =
„ 4 ,
= 9,885 „
„ 1,584 =
>, „ s „
= 16,405 „
„ 4,572 =
„ 5 „
= 5,468 „
„ 2,023 =
■■ 5 ,
= 12,356 „
„ 1,829 =
, „ 6 „
= 19,685 „ „
„ 6,486 =
>. 6 „
= 6,568 „
„ 2,428 =
„ 6 ,
= 14,827 „
„ 2,134 =
■ ,. 7 >,
= 22,966 „
„ 6,401 =
7 „
= 7,655 „
„ 2,833 =
,. 7 ,
= 17,298 „
„ 2,438 =
. ,, 8 „
= 26,247 „
„ 7,315 =
„ 8 „
= 8,749 „
„ 3,237 =
„ 8 ,
= 19,769 „
„ 2,743 =
, ,, 9 .,
= 2S,628 „ „
„ 8,229 =
„ 9 „
= 9,843 „
„ 8,642 =
„ 9 ,
= 22,240 „
„ 3,048 =
,, „ 10 „
= 32,809 „ „
., 9,144 =
„ 10 ,
= 10,936 „
„ 4,047 =
,, 10 ,
= 24,711 „
„ «,096 =
, „ 20 „ =
= 66,618 „ „
„ 18,288 =
„ 20 „
= 21,873 „
„ 8,093 =
„ 20 ,
= 49,428 „
.. 9,144 =
„ 30 „ =
= 98,427 „
„ 27,432 =
„ 30 „
= 32.809 „
„ 12,140 =
„ 30 ,
= 74,134 „
., 12,192 =
■ „ 40 „ =
= 131,236 „
„ 36,576 =
„ 40 „
= 43,745 „
„ 16,187 =
„ 40 ,
= 98,846 „
.. 16,240 =
, „ 50,.=
= 164,W5 „
„ 46,719 =
,. 50 „
= 54,682 „
„ 20,231 =
., 50 ,
.-- 123.657 „
.. 18,«88 =
. „ 60 „ =
= 196,S54 „
„ 54,863 =
., 60 „
= 65.618 „
., 24,2S6 =
„ 60 ,
- 118,268 „
,. 21.836 =
„ 70 ,. =
= 329,662 „
„ 64,007 =
., 70 „
= 76,554 „
„ 28,327 =
,. 70 ,
= 172.980 „
,. 24,384 =
, „ 80 „ =
= 262,471 „
„ 73,151 =
„ BO „
= 87,491 „
„ 32,373 =
„ BO ,
= 197.692 „
„ 27,432 =
, „ 90 „ =
= 295,280 „
„ 82,295 =
., 90 „
= 98,427 „
„ 36,430 =
„ 00 ,
:= 222,903 „
„ 30,479 =
, ,, «00 „ =
= 328,090 „
„ 91,438 =
,, 100 „
= 109,3b3 ,.
„ 40,467 =
,. 100 ,
= 247,114 „
Kllonie
ter und engl. Meilen.
□ Kilometer
und Engl, n Meilen.
Kilometer und Seemeilen.
km 1,609 =
ängl. M. 1 km = 0,621 engl. M-
nkm 2,692 =e.
DM. inian= 0,386 e. DM.
km 1,856 =
Seem. 1 km = 0.539 Seem.
„ 3.219 =
., ,. 2 ,
= 1,243 „ „
„ 5,184 =
2
^ 0,772
,. 3,710 =
2
„ = 1,078
., 4,828 =
„ „ 3 ,
= 1,864 „ „
„ 7,776 —
3
= 1,158 „
„ 6,565 =
3
„ = 1,617
„ 6.438 =
„ >, 4 ,
= 2,486 „ „
„ 10,368 =
4
= 1,''44
„ 7,420 =
4
„ = 1,156 „
„ 8,047 =
„ .> 6 ,
= 3,107 „ „
„ 12,960 =
5
= 1,930 „
„ 9,275 =
s
„ = 2695
„ 9,656 =
,. „ 6 ,
= 3,728 „ „
„ 16,552 =
6
= 2,316 „
„ 11,130 =
6
„ = 3,235
„ 11,265 =
» ,> 7 ,
= 4,350 „ „
„ 18,144 =
» 7
= 2,702 „
„ 12,985 =
7
„ = 3,774 „
„ 12,879 =
„ „ 8 ,
= 4,971 „ „
„ 20,736 =
8 ,
= 3,088 „
„ 14,840 =
8
„ = 4,313 „
„ 14,484 =
,, „ 9 ,
= 6.592 „ „
„ 23,328 =
9 ,
= 3,474 „
„ 16,695 =
9
„ = 4,852 „
„ 16,093 =
„ ., 10 ,
= 6,214 „ „
„ 25,920 =
,, 10 ,
= 3,860 „
„ 18,650 =
„ 10
„ = 5,391 „
„ 32,186 =
>. „ 20 ,
= 12,428 „ „
„ 51,840 =
,< 20
, = 7,720 „
„ 37,099 =
,. 20
„ = 10,782
., 48,279 =
„ .. 30 .
= 18,641 „ „
„ 77,760 =
„ 30 ,
= 11,580 „
„ 55,649 =
„ 30
„ = 16,173 „
„ 64,373 =
„ 1, 40 ,
= 24,855 „ „
„ 103,680 =
,, 40 ,
= 15,440 „
„ 74,198 =
„ 40
„ = 21,604 „
„ 80,466 =
„ „ SO ,
= 31.069 „ „
„ 129,600 =
„ SO ,
-. 19,300 „
„ 92,748 =
„ 50
„ = 26.955
„ 96,659 =
„ „ 60 ,
= 37,a83 „ „
„ 165,520 =
,. 60 ,
= 23,160
„ 111,298 =
„ 60
„ = 32,346 „
„ 112,652 =
„ „ 70 ,
= 43,497 „ „
„ 181,440 =
., 70
= 27,0i0
„ 129.847 =
„ 70
„ = 37.737 „
,. 128.746 =
,. ., 80 ,
= 49,710 „ „
„ 207,360 =
,. 80
= 30,880 „
„ 148,397 =
„ 80
„ = 43,138 „
„ 144,839 =
„ „ 90 ,
= 55,924 „ „
„ 233,280 =
„ 90 ,
= 34,740 „
„ 166,946 =
,. 90
„ = 48,519 „
,. 160,932 =
„ ., 100 ,
= 62,138 „ „
„ 269,200 =
„ 100 ,
= 38,601
„ 185,496 =
„ 100
„ = 53,910 „
Kck
toliter und
Bnshel.
Kilogramm i
. engl. 1
Pfundgewicht.
Liter und Gallonen.
hl 0,3635 =
= Bush. 1 hl
= 2,7512 Bneh.
kg 0,454 = engl. Pfd. 1kg
= 2,20engl.Pfd.
1 4,54 = Gallone t 1
= 0,22 Gallonen
„ 0,7270 =
= , 2 n
= 5,5024
„ 0,907= „
,. 2 „
= 4,41 „ „
„ 9,09 =
2,
= 0,44
, 1,0!I05 =
= . 3 ,
= 8,2536 ,
„ 1,361= „
„ 3 „
= 6,61 „
„ 13,63 =
3,
= 0,66
„ 1,4540 =
= n 4 ,
= 11,0048 „
„ 1,814= „
>, 4 „
= 8,83 „ „
„ 18,17 =
4„
= 0,88
, 1,8174 =
= ■ B ,
= 13,7560 ,
„ 2,268= „
„ S „
= 11,02 „ „
„ 2a,72 =
s,
= 1,10
» 2,1810 =
= . 6 .
= 16,5(172 ,
„ 2,722= „
„ 6 ,.
= 13,23 „ „
„ 27,26 =
6,
= 1,32
„ 2,5445 =
= » 7 .
= 19,2685
„ 3,175= „
>, 7 „
= 16,43 „ „
„ 31,80 =
7,
= 1,54
, 2,9080 =
= „ 8 ,
= 22,0096 „
„ 3,029 = „
„ 8 „
= 17,64 ,. „
„ 36,35 =
8,
= 1.76
, 3,2713 =
= , 9 ,
= 24,7609 „
„ 4,082= „
„ 9 „
= 19,84 „ „
„ 40,89 =
9,
= 1,98
, 3,6348 =
= . 10 .
= 27,6121 ,
„ 4,536= „
„ 10 „
= 22,05 „ „
„ 46,43 =
„ 10,
= 2,20
7,2695=
= , 20 „
= ,55,0242 ,
„ 9,072= „
„ 20 „
= 44,09 „ „
„ 90,87 =
„ 20,
= 4.40
, 10,9043=
= „ 30 „
= 82,5.363 ,
„ 13,608= „
„ 30 ..
-^ 66,14 „ „
„ 136,30 =
30,
= 6,60
„ 14,5390=
= , 40 „
= 110,0484 ,
„ 18,144= „
„ 40 „
= 8»,I8 „
„ 181,74 =
„ 40,
= 8.S0
,. 18,1738=
= , SO „
= 137,5604 ,
., 22,679= „
„ SO „
= 110,23 „
.. 227,17 =
„ 50,
= '1.— ..
, 21.8086=
= „ 60 .
= 16,^0725 „
„ «7,215= „
„ 60 „
-^133,28 „ „
„ 272,61 =
„ 60,
^ 13,20 „
„ 25,4439=
= . 70 „
= 192,5MH
., 81,762= „
„ 70 „
-; 154,32 „ „
„318,04 =
,, 70,
= 15.40 „
„ 29.0782=
= n 80 ,
= 220,0968 „
„ 36,288= „
„ 80 ,.
= 176,37 „ „
„ 363,48 =
„ 80,
= 17,60 „
„ 32,7130=
= . 90 „
= 247,6087 ,
„ 40,823=- „
„ 90 „
- 1"8,43 „ „
„ 40S,91 =
„ 90,
.= 10,80
, 36,3177=
= . 100 „
= 275,1208
„ 45,359= .,
., 100 .,
.--220,46 „ „
„ 464,35 =
„ 100 ,.
= 22,01 „
433
Nachträge.
434
It8(
Vtsc
.,106
Metall-Gewinnung und Verarbeitung.
Zahl der beschäftigten Arbeiter.
Die Anzahl der bei Grewinnimg und Ver-
arbeitung der Metalle beschäftigten Personen
im Jahre 1907 nach den letzten Erhebungen:
Ural 172 529
Zentral-Rußland 27 816
Polen und Nord-West-Rußlan.l . 44 360
Süd-Rußland 137 626
Küd-Ost-Eußland 40 222
Kaukasus 9 361
Nord-Rußland 7 710
Sibirien und Turkestan . . 14 025
Total 453 649
Salz -Produktion im Russischen Reiche
in den Jahren 1901—1909.
(in 1000 Pud):
1901
1902
1903
1904
1905
1907
1909
Europ. Rußland
Zentrala.'^icn .
Sibirien ....
30 093
49 526
24 528
30141
59 617
22 709
32150
45 278
24 588
27 956
59 207
27 221
24 241
Gl 257
27 053
22 130
78 200
25 034
23 410
79 460
27 854
Total
104 147
112 467
102 016
114:^84
112 551
125 364
130 724
Budgets der einzelnen Städte.
Im Jahre 1910 haben ein Budu-el von
über 10 000 00t) Rubel
5 000 000 „
2 000 000 „
1 000 000 „
500 000 ,
300 000 ,
100000 „
(i Städti'
3
4
16
38
186
445
Gedruckt bei: Paß & Garleb G. m. h. H., Berlin W. 57.
435
Nachtrage.
436
Schätzung der Wintergetreideernte im Jahre 1910.
Nacli einer Voröl'1'entlicluin^ des Statisti-
schen Zenti'aUiamitees vom 30. SeplÄniber/
13. Oktober d. Js. stellt sich auf Grund vor-
läufiger Schätzung die Ernte an Winterroggen
und Wintei-weizen in den 73 Gouvernements
lind Gebieten Eußlands im \'ergleiche zum
\crigen JaJire und zum Durchsclinitt des Jahr-
fünfts 1904 bis 1908, wie folgt:
Winter-
Winter- 1 Winterkorn
roggen
Weizen 1 zusammen
Meugt
in MUlioneii Pud
Durchsclinittsernte
1904 bis 1908 . . .
121.'3.3
336,3
1551,6
Krnte 1909 (endgültige
Schätzung) ....
1370.G
353,8
1724,4
Ernte 1910 (vorläufige
Schätzung) ....
1324,3
413,2
1737,5
Demnach beta-ägt die Ernte der Winter-
saaten in Rußland in diesem JaJii-e 186 Mill.
Pud oder gegen 12 "/o mehr als der Durclischnitt
der Jalvre 1904 bis 1908. Wenn man die dies-
jährige Ernte dem Jahrfünft 1905 bis 1909
gegenübei-stellt, das im Durchschnitt nur eine
Ernte von 1507 Mill. Pud ergab, so erhält man
sogar einen Ueberscliuß von 230,5 Mill. Pud.
Der gesamte Ueberschuß nach Abzug des
Kornes zur Aussaat wird für die 73 Gouverne-
ments auf 1449 Mill. Pud für beide Winter-
getreidearten berechnet, für die 63 Gouverne-
ments des em-opäischen Rußlands auf 1428 Mill.
Pud. Pro Kopf der Bevölkerung macht dieser
Ueberschuß ca. 10 Pud aus, oder über ein
vollas Pud mehr- als im Durchschnitt des vorher-
gehenden Jahrfünfts.
Zuckerrüben-Ernte 1910.
Nach vom Kaiserlichen Generalkonsulat in
St. Petersbui-g Anfang November 1910 über-
mitteilen Berichten dürfte die Zuckerrüben-
iTute pro 1910 bei weitem über alle früheren
hinausgehen. Auf Grund detaillierter
Schätzungen über die einzelnen Produktions-
gebiete rechnet mau. auf etwa 40 "/o mehr als
im ^'orjahr.
Die größte Ernte bisher wai- die von
1906/07 im Betrage von 58 589 225 Berkowetz
1909 ergab . . . . 48 864 407
1910 wird geschätzt . 67 293 678 „
Am bedeutendsten ist die Zunahme in den
Gouvernements Kiew (von 11,4 auf 18 MiU.)
und Podolien (von 10,3 auf 15,1 Mill. Ber-
kowetz).
Hopfen-Anbau und Ernte.
Die Gesamtem te. an
iland :
Hopfen betrug
im .Jahre
1904
Pud 280 000
n
1905
„ 400 000
»
1906
„ 300 000
1907
„ 350 000
1908
„ 270 000
1909
„ 225 000
» »
1910
„ 175 000
Zieht man in Betracht, daß das erste Jahr
dieser kleinen Tabelle ein aiusgcsprochenes Miß-
erniejahr war, so ergibt sich eine fortgesetzte
Verminderung der Produktion. Im letzten
Jahre haben nocsh besonders ungünstige
Wittenuigsverhältnisse das Ernteergebnis der
Quantität nach beeinträchtigt, doch waren
Qualität Tind Preise nicht schlecht.
Im allgemeinen macht sich in diesem
Zweige der russischen Landwirtschaft das Be-
streben geltend, andere Sorten anzubauen, die
auf dem Auslandsmarkt größeren Anklang
finden. In dieser Uebergangszeit wird man
vorerst noch nicht auf sehr viel größere Ernten
zu rcclinen haben.
Hauptanbaugebiete für Hopfen sind bisher
Wolhynien, auf das in den letzten Jahren die
volle Hälfte der Pix)duktion entfiel, ferner der
Guislizyrayon, zusammen mit den Raj'ons
Kasan, Wjatlca, Wologda und Kostroma, sowie
das Weiohselgebiet.
437
Nachträge.
438
Entwicklung der russischen Aktienbanken.
[Die Petersbiir^er Banken haben in der
letzten Zeit das Netz ihrer Provinzfilialen sehr
rasch erweitert. Kleine Städte, die noch vor
wenig Jahren überhaupt keine Ki-editanstalten
hatten, sind jetzt der Sitz von Abteiluiig'en
mehrerer Petei-sburger Großbanken. 1895
hatten 35 Aktienbanken im ganzen 77 Filialen
lind 64 Agenturen und Kommissionäre. 1909
dagegen hatten 34 Aktienbanken 361 Filialen
und 50 Agenturen und Kommissionäre. Fast
diese ganze Zunahme entfällt auf die Peters-
burger Banken. So z. B. hat die „Handels-
und Industriebank" 50 Filialen und Agenturen,
die ,,St. Petersburger Internationale Handels-
hank" 41 FiQialen und beabsichtigt noch weitere
49 zu eröffnen. Die „Russische Bank für aus-
wärtigen Handel" hat allein im Jahre 1909
27 neue Filialen eröffnet imd gedenkt solche
noch in mehr ^Is 30 Orten zu eröffnen. Die
„Wolga-Kamabank" hat über 35 Filialen und
beabsichtigt in diesem Jahr 6 neue, zu eröffnen.
Fast in allen Abrechnirngen der Petersburger
Banken wiederholt sich der Hinweis auf die
Ausgaben, die durch die Eröffnung neuer
Filialen entstehen.
Hand in Hand damit gehen in letzter Zeit
Bankfusionen und die Aufsaugung der Provinz-
banken durch Petersburger Banken. Die Mos-
kauer internationale Handelsbank, die Süd-
russische Industriebank und die Oreler Kom-
merzbank haben sich zur Unionbank fusioniert;
die Asow-Donbank hat sich die Minsker Kom-
merzbank einverleibt und durch Aktienaufkauf
die Kiewer Privathandelsbank in eine Filiale
verwandelt. Im ganzen ist die Zahl der Aktien-
banken von 34 in 1909 auf 31 in 1910 zurück-
gegangen. Außerdem sind einige private Bank-
firmen in der Provinz in Filialen l'etei-sbui-ger
Großbanken verwandelt worden. Neben der Zu-
nahme der Zahl der Filialen und der Abnahme
der Zahl der Banken selbst tritt sehr deutlich
auch die Tendenz zur Vergrößerung des Ak-
tienkapitals hervor.
Im Laufe von 15 Jahren sind sämtliche
Petersbui'ger Banken in die Kategorie der Groß-
banken übergegangen und ihr durchschnitt-
liches Aktienkapital hat sich gegen 1895 nahe-
zu verdoppelt. Im laufenden Jahr hat sich ihr
Aktienkapital weiter vergrößert. Das durch-
schnittliche Aktienkapital der Moskauer
Gruppe ist von 4,7 auf 6,6 Mill. Ilbl. oder um
40 0,0 gestiegen. In der Gruppe der Provinzial-
banken, deren Zahl von 22 auf 17 abgenommen
hat, beobachtet man den Uebergang aus der
Kategorie mit einem Kapital bis 2 Mill. Rbl.,
zu der 1895 2/3 aller Provinzbanken gehörten,
in die höheren Kategorien; das durchschnitt-
liche Kapital ist um 75 0,0 gestiegen.
Dias Aktien- und Reservekapital betrug in
absoluten Zahlen (in Millionen Rubel) bei:
Banken in Petersburg Moskau Provinz
1895 . . 81 26.7 46,5
1910 . . 214,2 36.6 02,4
Ihr ausgedehntes Füialennetz haben die
Residenzbanken in vollem Maße dazu ausge-
nutzt, die Ersparnisse der Bevölkerung in ihre
Kassen zu lenken, indem sie diese duroh — ge-
legentlich infolge der gegenseitigen Konkurrenz
übertrieben hohe — Zinsen tmd durch die Vor-
teile anlocken, die mit der Eröffnung einer
laiifenden Banla-echnung verbunden sind.
Durch Einstellung der Verzinsung der befriste-
ten tind unbefristeten Einlagen hat sie die
Reichsbank in die privaten Banken geleitet.
Andererseits hat die RAnchsbauk diurh Erweite-
rung derjenigen Operationen, die ihi" durch die
revidierten Regeln von 1900 und 1908 über
die „bedingten" laufenden Rechnungen über-
tragen worden sind, die Zahl der Inhaber von
laufenden Rechnungen, die sich zu einem
großen Teil aus den privaten Ivredikinstalten
zusammensetzen, erheblich vermehi't. Nach-
stehende Tabelle gibt eine Uebersicht über die
\'erteilung der Depositen:
1895
1900
1905
1910
Reichsbank
Depo.siteiil bedingte
befristete! laufende
und uu- I Uech-
Uefiistete nunfien
PepoBitin, befristete u. unbe-
fri>leti' K.mtokorrenteialagen
in M i 1 1 i 11 11 p n Ki. bei ~
129
74
69
2,6
234
147
87,5
470
187
142.9
880
227
165
184
145
156
439
Nachträge.
440
Daraus geht hervor, daß die Depositen der
Prov-inzbanken abgenommen haben, die der
Moskauej auf das Dreifa<?he und die der Pe-
tersburger auf das 12fache gestiegen sind.
1895 hatten die Petersbui-ger Banken erst
22 o/o aller Depositen, gegenwärtig 70 o/o.
Die Petersburger Banken haben auch einen
großen Teil des Wechselmatei'ials in ihren
Händen konzentriert, ohne dabei die Kon-
kurrenz der Eeichsbank zu verspüren, deren
Wechselportefeuille gar keine Steigerung er-
kennen läßt.
Der DiLskont von Wechseln mit mindestens
2 Unterscliriften betrug:
burler Moskauer | Provinz-
Banken
in Millionen Rubel
1895 . . .
1900 . . .
1905 . . .
1910 . . .
194
227
173
198
36
152
369
524
42
95
129
155
118
155
120
126
Im Kontokorrentgeschäft ist das Ueber-
gewicht der Petersburger Gruppe ebenso be-
merkenswert. Es betrugen:
1895
1900
1905
1910
Petersburger
Kreditor.l Debitor. IKreditor.j Debitor. |Ki'editor.| Debitor,
in Millionen Rubel
92,6
75,2
5,0
11,1
131,0
135,1
14,3
17,0
263,8
143,6
23,1
17,3
304,9
230,2
35,8
9,0
61.0 55,2
65,8 48,4
70,5 59,2
70.1 I 79,1
Wie nahe die Petersburger Banken dem
Handel stehen, dafür spricht der Umstand,
daß die durch Wechsel und Waren sicher-
gestellten SpeziaJrechnungen von 1,4 Mill. Rbl.
im Jahi-e 1895 auf 185,7 Mill. Rbl. im Jahre
1910 gestiegen sind.
Die vorstehende kurze Darstellung der
drei Gruppen der rusisischen Banken läßt die
Veränderung erkennen, die sich in den letzten
15 Jahren im russischen kommerziellen Kredit
vollzogen hat. Aus der untergeordneten
Stellung, die die Petersburger Banken vor 15
Jaliren einnahmen, sind sie zu einer dominie-
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zweige — Der Handel Per-
siens — Handelsanteil der
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Gewichte etc. beigefü. t. BesondereErwähnung verdienen die
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russische Maße und Gewichte, wie auch eine Statistik der
islamischen Welt, die in ähnlicher Ucbersichilichkeit bisher
nirgends anzuireffen war. Die hier behandelten Land-
gebiete bilden in ihrer Gesamtheit ein riesiges Feld
für Deutschlands Handel, Industrie und Ver-
kehr. Bei dem fast völligen .Mangel an zuverlässigen,
statistischen Unterlagen sind die vorliegenden Publi-
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