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Full text of "Das russische Reich in Europa und Asien; ein Handbuch über seine wirtschaftlichen Verhältnisse;"

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DAS  RUSSISCHE  REICH 

IN  EUROPA  UND  ASIEN. 

Ein  Handbuch 
über  seine  wirtschaftlichen  Verhältnisse. 


HERAUSGEGEBEN 

VON 

HOFRAT  DR.  AXEL  von  BOUSTEDT  und  DAVIS  TRIETSCH. 


565142 


BERLIN  .  LEIPZIG  •  HAMBURG 
VERLAG  FÜR  BÖRSEN-  UND  FINANZLITERATUR  A.-G. 


VORWORT. 

Das  russische  Reich  in  Europa  und  Asien  bildet  den  größten,  unter 
einer  Regierung  vereinigten,  zusammenhängenden  Landkomplex  unserer 
Erde.  Das  europäische  Rußland  hat  mehr  als  die  halbe  Landfläche  des 
Erdteils,  und  seine  Einwohnerzahl  ist  doppelt  so  groß  wie  die  des  in 
dieser  Hinsicht  nächstgrößten  europäischen  Staates,  des  Deutschen 
Reiches.  Das  europäische  und  asiatische  Rußland  zusammen  hat  so  viel 
Einwohner  wie  die  im  Dreibund  vereinigten  Mächte,  oder  so  viel  wie 
—  von  den  Dreibundmächten  abgesehen  —  der  ganze  übrige  Rest  Europas. 

Für  Deutschland  ist  Rußland  der  größte  Nachbar,  es  sollte  sein 
weitaus  bedeutendster  Lieferant  für  die  Lebensmittelzufuhr  und  der 
größte  Abnehmer  seiner  Industrieprodiikte  sein.  In  der  deutschen 
Handelsstatistik  steht  Rußland  heute  schon  hinsichtlich  der  Einfuhr  des 
Deutschen  Reiches  unter  den  europäischen  Staaten  an  der  ersten  Stelle, 
und  in  der  Ausfuhr  wird  es  nur  von  Oesterreich-Ungam  und  von  Groß- 
britannien übertroffen.  Auch  die  deutsche  Sprache  wird  in  Rußland 
von  Millionen  Deutscher  und  anderer  gesprochen  und  verstanden,  und 
deutsche  Kultureinflüsse  sind  dort  wirksamer  gewesen,  als  die  der 
anderen  Westländer. 

Die  Bedeutung  Rußlands  im  allgemeinen  und  für  die  wirtschaft- 
lichen Interessen  Deutschlands  im  besonderen  gehen  schon  aus 
diesen  wonigen  Angaben  zur  Genüge  hervor.  Untersuchen  wir  aber, 
inwieweit  diese  Bedeutung  ia  Deutschland  bekannt  imd  anerkannt  ist, 
und  iawieweit  man  sich  über  die  notwendigen  Folgerungen  aus 
diesen  Grundtatsachen  klar  ist,  so  finden  wir,  daß  dieses  große  Nach- 
barreich mit  seinen  riesigen  Flächen  und  Volksmengen,  mit  seinen  großen, 
schon  entwickelten  und  seinen  viel  größeren,  noch  nicht  —  oder  noch 
nicht  genügend  —  entwickelten  Hilfsquellen  und  Möglichkeiten  auch  für 
weiteste  deutsche  Kreise  noch  recht  imbekanntes  Land  geblieben  ist. 


Das  vorliegeude  Werk  will  dem  deutschen  und  deutschsprachlichen 
Publikum  die  Möglichkeit  bieten,  aus  einem  handlichen  Bande  sich 
über  alle  die  Fragen  zu  unterrichten,  die  den  IJ^ufmann,  den  Industriellen, 
den  Politiker,  wie  überhaupt  jeden  Gebildeten  interessieren  mögen.  Es 
will  in  übersichtlicher  Weise  alle  Zweige  russischer  Yolks^^-irt schalt 
aufzeigen  und  möglichst  durch  alljährliche  Neuausgaben  stets  die  letzten 
Ergebnisse  und  Entwicklungen  mit   verarbeiten   können.    — 

Den  amtlichen  imd  privaten  Stellen,  die  durch  ilu-e  bereitwillige 
Unterstützung  unseres  Werkes  und  durch  zahlreiche  Anregungen  unsere 
Arbeit  gefördert  haben,  sei  hier  gleichzeitig  der  wärmste  Dank  für  das 
unserem  Vorhaben  gezeigte  Interesse  ausgesprochen.  Dieser  ^Mithilfe  ist 
es  in  vielen  Fällen  zu  verdanken  gewesen,  wenn  wir  in  dem  nunmehi 
vorliegenden  Bande  vielfach  noch  imveröffentlichtes  Material  verwenden 
konnten,  so  daJ3  die  Statistik  in  zahlreichen  Fällen  schon  einen  wesent- 
lichen Abschnitt  des  laufenden  Jahres  umfaßt,  während  die  ^'orauschläge 
schon  pro  1911   mit  aufgenommen  werden  konnten. 

Berlin,  im  Herbst  1910. 

Die  H  e  r  a  LI  s  2:  e  b  e  i'. 


Inhaltsübersicht. 


Seite 
Rußlands  Kaiserhaus. 

Regierung  und  Verwaltung 1 

Areal  und  Bevölkerung 3 

V'erteilung  der  Bevölkerung 3 

Gouvernements 5 

Auswanderung  und  Einwanderung 9 

Die  wichtigsten  Volksstämme 11 

Einwohnerschaft       nach      Muttersprache       und 

Religion 11 

Bevölkerung  Rußlands  1910 11 

Deutsche  und  Deutschtum  in  Rußland    ....  13 

Die  Juden  in  Rußland 15 

Fremde  in  Rußland 15 

Der  rus.sische  Welthandel  ....          ....  17 

Verkehrsländer  des  Außenhandels 19 

Rußlands  Außenhandel 21 

Aus-  und  Einfuhr 23 

Außenhandel  üher  die  europäische  Grenze      .     .  23 

Handel  und  Industrie 25 

Hausindustrie 25 

Arheiterlöhne 27 

Zollverhältnisse  Rußlands 29 

Grundbesitz 31 

Verschuldung  des  Besitzes 33 

Verschuldung  des  privaten  Landbesitzes    ...  35 

Schiffsverkehr  in  russischen  Häfen 37 

Fremde  Konsulate 39 

Allgemeine  Bildung 41 

Hochschulen 43 

Handelshochschulen 45 

Staatshaushalt 47 

Verkehrswesen 77 

Post-  und  Tolegraphenwesen 81 

Staatsbudget  für  1911 85 

Getreideernte 87 

Zucker-Produktion  und  Handel 93 

Baumwollkultur 97 

Teeanptianzungen 99 

Weinbau   und  -Produktion 103 

Tabakindustrie 107 

Wald-  und  Holz  Wirtschaft 111 

Viehzucht 115 

Butterausfuhr 117 


Seite 

Geflügelzucht  und  Export 119 

Eierausfuhr 121 

Honig -Aus-  und  Einfuhr 121 

Fischereigewerbe 123 

Branntweinverbrauch 129 

Künstliche  Düngemittel 131 

Kohlenindustrie 131 

Naphthaindustrie 1^1 

Eisen-  und  Stahlindustrie 149 

Piatinaindustrie 1^3 

Finnlan<l 155 

Sibirien 169 

Rußland  und  die  Mongolei 205 

Handel  mit  der  Mongolei  und  China 209 

Der  Kaukasus 211 

Zentralasien 215 

Fremdes  Kapital  in  Rußland 227 

Gerichtsstand    ausländischer     Gesellschaften    in 

Rußland 229 

Bestimmungen     für     ausländische     Handlungs- 
reisende   229 

Die  Aktiengesellschaften      .     , 233 

Verordnungen  betr.  die  Arbeiterartels     ....  245 

Die  S3'ndikate 247 

Die  Kleinkreditanstalten 249 

Kleinkredit  der  bäuerlichen  Bevölkerung  .    .    -251 

Kommunalbanken 253 

Staatliche  Sparkassen 255 

Russische  Industriepapiere 263 

Neu-Emissionen 265 

Versicherungswesen  in  Rußland 267 

Feuerlöschwesen 275 

Maßnahmen  gegen  Trunksucht 277 

Arbeiterfrage 281 

Wohlfahrtseinriehtungen 285 

Sanitätawesen  usw 289 

Deutschlands  Handelsanteil 297 

Deutsch-englischer  Wettbewerb 301 

Handelsverkehr  mit  Einzelländern 303 

Münzumrechnungen -^'^ 

Handels-  und  Staatsverträge .313 

Städte  Gesamtrußlands 323 

Nachträge ,     .     .     .  425 


Alphabetisches  Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Aktiengesellschaften  .  25,  227,  233 

Aktienbanken 437 

Alkoholismus 130,  277 

Amurbahn 199 

Arbeiter 433 

Arbeiter-Artels 245 

Arbeitslöhne 27 

Arbeiterfrage 281 

Armee  und  Flotte 61 

Arteis 245 

Areal  und  Bevölkerung  .     .   3,  157 

Auswanderung 9,  173 

Automobile 201 

Badeorte 291 

Bankwesen 227,  265 

Baumwolle 97,  221 

Bergbau  etc.  131, 141, 149, 183,216,433 

Bevölkerung 3 

BevOlkerungsverschiebung  .   9,  173 
Bevölkerungszuwachs.     .     .   3,  158 

Bildungswesen 41 

Binnenschiffahrt 79 

Blei 184 

Branntweinverbrauch      .     129,  277 

Brauerei 188 

Brennerei 188 

Brikettkohlen 137 

Buchara 220 

Budget 47,  433 

Butterausfuhr.      117,  165,  175,  189 

China  (Handel) 209 

(s.  a.  Mongolei  und  Tibet) 
Chiwa 219 

Deutsche 13 

Deutsch-englischer  Wettbewerb  3Ü1 
Deutsch-russischer  Handel  .     .   297 


Seite 

Duma 1 

Dünger 131 

Eier 121 

Einwanderung 9,  173 

Eisenbahnen    .     .    69,  77,  174,  199, 

203,  213,  215 

Eisen  und  Stahl.     .     .     .    149,  185 

Fabriken 243 

Ferghana 219 

Feuerlöschwesen 275 

Finnland 155 

Fischerei     .     .     .  123,  125,  186,  199 

Flächeninhalte 3,  157 

Fleischexport 189 

Flotte 65 

Forstwirtschaft    .     .     111,  165,  193 
Fremde  in  Rußland    ....      15 

Garnspinnerei 99 

Geflügel 119 

Gemeindebesitz 427 

Gerichtsstand 229 

Getreide      .     .     .87,  181,  203,  435 

Gewichte 429 

Goldindustrie 183,  195 

Gouvernements 5 

Graphit 185 

Grundbesitz 31,  427 

Hafenarbeiten 67 

Handel   .   17,  159,  163,  177,  209,  297 

Handelsflotte 81 

Handelsrecht  Polens  ....  425 

Handelsschulen 45 

Handelsverträge 313 

Ilandlungsreisende      ....  229 

Hausindustrie 25 


Seite 

Heimarbeit 27 

Hochschulen 43 

Holz    .    .    .111,  165,  176,  193,  198 

Honig 121 

Hopfen 435 

Industrie     ....     183,  187,  433 

Industrie-Aktien  etc 227 

Industriepapiere 263 

Juden 9,  15,  271 

Jüdisch-Deutsch 16 

Kanäle 79 

Kapital 227 

Kaukasus 211 

Kleinkredit 249 

Kohle     .    .    .      131,  183,  200,  219 

Kommunalbanken 253 

Konsulate  (fremde)      ....     39 

Konventionen 315 

Kreditwesen 249,  253 

Kriegsentschädigungen    ...     67 

Kupfer 184,  216 

Kurorte 291 

Landwirtschaftliche      Möglich- 
keiten        178 

Landorganisation 427 

Manganerz 211 

Manufaktur 97 

Maße  und  Gewichte    ....   429 

Meierei 117,  165,  175 

Mineralien  .  131.  141,  149,  183,  216 

Mir 427 

Mongolei 205,  209 

Münzumrechnungen         .     .     .311 


Seite 

Naoliuäge 425 

Naphtha 141,  193,  309 

Neu-Emissionen 265 

Nord-Rußland 113 

Papierfabrikation 163 

Pelz-  und  Kauchwerk     .    .    .  186 

Persien 307 

Petroleum  .     .     .     .     141,  193,  309 

Piatina 153 

Postwesen 181 

Privatbahnen 75 

Rauchwaren 186 

Regierung 1 

Reichsduma 1 

Reis 221 

Religionen 11 

Rigas  Handel 37 

Rubelwerte 311 

Ramfinien 307 

Sachalin 177,  193 

Sanitätswesen 289 

Salzproduktion    ....     185,  433 
Schafzucht 189 


Seite 

Schiffsverkehr 37 

Schulwesen 42 

Schwebebahnen 207 

Schweinezucht 189 

Schweden 303 

Seeverkehr 303 

Sibirien 169 

Sibirische  Bahnen 174 

Silber 184 

Sparkassen 255 

Sprachen 11 

Staatsverträge 313 

Staatshaushalt 47 

Staatsschuldentilgung     ...  59 

Städte 323 

Städte-Budgets 433 

Stahlindustrie 14Ü 

Steinkohle  (s.  Kohle)  ....  131 

Streiks 274,  281 

Syndikate 249 

Tabak 107,  188 

Teekultur 99 

Teekonsum 102 

Telegraph 81 

Telephon 81 

Tibet 20V 


Seite 

Transkaspien 219 

Türkei 307 

Turkestan 217 

Uebersiedlung     (von    Rußland 
nach  Sibirien) 173 

Verkehrsländer 19 

Versiclierungswesen    ....  267 

Verschuldung 33 

Verträge 313 

Verwaltung 1 

Viehzucht 115 

Volks.stämme  .     .    11,  157,  171,  211 

Voranschlag  pro  1911      .     .     .  85 

Waldwirtschaft  .     .      111,  165,  193 

Weberei 26 

Weinbau 103 

Wohlfahrtseinriehtungen     .     .   285 

Zentralasien 215 

Zink 199 

Zollsätze 29 

Zucker    .     .    93,  161,  188,  309,  435 
Zündholzfabriken 188 


Rußlands  Kaiserhaus. 

Seine  Kaiserliche  Majestät  Nikolai  Alexandrowitsch,  Kaiser  und  Selbstherrscher  aller 

Reußen,  geb.  am  6.  Mai   1868  (Namensfest  den  6.  Dezember). 

Mutter  Seiner  Majestät  des  Kaisers:  Ihre  KaiserHche  Majestät  die  Kaiserin  Maria 
Feodorowna,  geb.  am  14.  November  1847  (Namensfest  22.  Juli);  war  vermählt  mit  dem  Kaiser 
Alexander  III.  (gest.  am  20.  Oktober  1894). 

Gemahlin  Seiner  Majestät  des  Kaisers;  Ihre  Kaiserliche  Majestät  die  Kaiserin  Alexandra 
Feodorowna,  geb.  am  25.  Mai  1872  (Namensfest  am  23.  April);  vermählt  seit  dem  14.  November 
1894,  Tochter  des  Großherzogs  Ludwig  IV.  von  Hessen  und  seiner  Gemahlin,  der  Großherzogin  Alice. 

Kinder  Seiner  Majestät  des  Kaisers: 

Thronfolger  Cäsarewitsch  und  Großfürst  Alexei  Nikolajewitsch,  geb.  am  30.  Juli 
1904  (Namensfest  am  5.  Oktober). 

Großfürstin  Olga  Nikolajewna,  geb.  am  3.  November  1895  (Namensfest  am   11.  Juli). 

Großfürstin  Tatiana  Nikolajewna,  geb.  am  29.  Mai   1897  (Namensfest  am  12.  Januar). 

Großfürstin  Maria  Nikolajewna,  geb.  am  14.  Juni  1899  (Namensfest  am  22.  Juli). 

Großfürstin  Anastasia  Nikolajewna,  geb.  am  5.  [uni   1901  (Namensfest  am  22.  Dezember). 


Regfierung. 


Regierung  nnd  Verwaltung. 


Kußland  ist  ein  erbliches  Kaiserreich  mit 
einer  Konstitution  (seit  17.  Oktober  1905),  die 
der  Bevölkerung'  die  Unverletzlichkeit 
der  Person,  Gewissensfreiheit, 
Sprech-,  Versammlungs-  und  Ver- 
einsfreiheit verlieh  und  als  unabänderlich 
festlegte,  daß  kein  Gesetz  ohne  die  Be- 
willi^ng  der  Zleichsduma  und  des  Keichsrats 
Geltung  erhalten  sollte.  Femer  sollte  den  er- 
wähnten yertretem  des  Volkes  eine  wirk- 
liche Kontrolle  der  Maßnahmen  der  Re- 
gierung ziLstehen. 

Die  E«ichsduma  sollte  aus  auf  die  Dauer 
von.  fünf  Jahren  gewählten  Vertretern  be- 
stehen, die  die  Gouvernements  oder  Pro- 
vinzen, die  größeren  Städte  (St.  Peters- 
burg, Moskau,  Warschau,  Kiew,  Lodz,  Odessa 
und  Riga.)   zu  vertreten  hätten. 

Die  AVahl  der  Abgex)rdneten  ist  eine  in- 
direkte und  geschieht  d\u"ch  die  Wahlkörper 
der  Hauptgouvemementsstädte  (resp.  der  ge- 
nannten Großstädte),  die  ihrerseits  wieder  aus 
Delegierten  bestehen,  die  von  den  Wahlver- 
sammlung'cn  der  Distrikte  oder  Städte  bestimmt 
werden.  In  diesen  letzteren  Versammlungen 
haben  das  Walilrecht  alle  diejenigen  Ein- 
wohner, die  mindestens  12  Monate  lang  orts- 
ansässig sind.  Ferner  besoldete  Staatsbeamte 
und  Angestellte  der  munizipalen  und  der  Eisen- 
bahnverw^altungen.   Auf  dem  Lande  haben  das 


Recht  der  Teilnahme  an  diesen  Wahlversamm- 
lungen alle  Eigentümer  eines  Grundbesitzes, 
dessen  Größe  in  den  verschiedenen  Distrikten 
verschieden  angesetzt  ist  oder  von  Besitztümern 
im  Werte  von  mehr  als  50  000  Rubeln.  Femer 
die  Landgemeinden,  sowie  Werkstätten  und 
Fabriken  mit  mehr  als  50  Arbeitern;  diese 
sind  in  den  Wählerversammlungen  durch 
Delegierte  vertreten,  und  zwar  durch  zwei 
für  jede  Landgemeinde  und  durch  einen  für 
je  1000  Arbeiter.  Studenten  und  Soldaten  sowie 
Provinzgouvemeurc  luid  Polizeioffiziere  sind 
vom  aktiven  Walilrecht  ausgeschlossen  (bei  den 
beiden  letzteren  Kategorien  gilt  dies  aber  nur 
für  ihre  Amtsbezirke).  —  Die  Dnmamitglieder 
erhalten  Diäten  von  10  Ebl.  pro  Tag  während 
der  Session ;  femer  werden  ihnen  einmal  im 
Jahre  die  Reisespesen  nach  und  von  St.  Peters- 
burg erstattet. 

Der  Reichsrat  besteht  aus  einer  gleichen 
Anzahl  gewählter  und  vom  Kaiser  e r - 
n  a  n  n  t  e  r   Mi  tglieder. 

Die  erste  Reiohsduma  \vurde  nach  einem 
Bestände  vom  27.  April  (10.  Mai)  1906  bis 
9.  (22.)  Juli  1906  an  letzterem  Datum  auf- 
gelöst. Die  zweite  Duma  bestand  vom 
20.  Februar  (5.  März)  1907  bis  3.  (16.)  Juni 
1907.  Die  dritte  Uaima  besteht  seit 
1.  (14.)  November  1907. 


Areal  und  Bevölkerung 


Areal  und  Bevölkerung. 


Das  russische  Reich  ximfaßt  ein  Siebentel 
der  Landoberfläche  der  Erde  und  ungefähr  ein 
Zehntel  üirer  Gresamtbevölkerung.  Die  erste 
eigentliche  Zählung  des  gesamten  Beiches  mit 
Ausnahme  Finnlands  fand  aju  28.  Januai- 
(9.  Februar  alten  Stils)  1897  statt.  Bis  zu  dem 
genannten  Termin  ist  man  auf  Schätzungen  aus' 
verschiedenen  Zeiten  angewiesen,  deren  Ee- 
sultate  hier  gegeben  sind : 


Jahr 

Bevölkerung*) 

1722  ....    14000Ü00 

1742 

16  000  000 

1762 

19  000  000 

1782 

28  000  000 

1796 

36  00(J  uOO 

1812 

41000  000 

1815 

45  000000 

1835 

60  000  000 

1851 

68  000  000 

1859 

74  000  000 

1897 

129  209  297 

1906 

149  299  300 

1908 

155  433  300 

Die  Verteilung  der  letztgenannten  Bevölke- 
rungsziffer (Schätz  img)  auf  die  verschiedenen 
Eeichsteile  ergibt  folgendes  Bild: 

Europäisches  Rußland    .     .     .  113  841000 

Polen 11360  900 

Kaukasus 10  908  400 

Sibirien*-) 7  049  2uO 

Zentral -Asiatisclie  Provinzen  9  305  200 

Finnland 2  968  600 


Gesamtes  Russisches  Reich   .     155  433  300 

Nimmt  man  die  Bevölkerungszunahme  aus 
den  beiden  letzten  Ziffern  als  Maßstab  an,  so 
ergibt  sich  für  1910  eine  Bevölkerung  von  mehr 
als  161  Millionen. 


*)   In  diesen  Ziffern    sind    die  Neuerwerbungen  Rußlands 
mit  inbegriffen. 

**)  Die  sibirische  Ziffer  ist  in  dieser  Aufstellung:  bei  weitem 
zu  niedrig.  Die  neuesten  Schätzungen  (s.  Kap.  Sibirien)  halten 
bereits  bei  einer  Gesamtbevölkerung  von  ca-  14  Mill.,  worunter 
3  Mill.  Eingel  orene,  der  Rest  Russen.  Die  letzte  Zählung  ('.>^I7) 
wies  noch  5  730  700  Einwohner  auf. 


Yerteilang  der  Bevölkernng  auf  Stadt  und  Land. 


Die  gixfße  Mehrzahl  der  Bevölkerung  Ruß- 
lands lebt  von  der  Landwirtschaft.  Die  Pro- 
portion der  russischen  Land-  zu  Städte- 
bewohnern ist  ungefähr  ^|^.    Einen  ungefähren 


TJeberblick  über  die  diesbezügliche  Verteilung 
der  Bevölkerung  geben  die  nachstehenden 
beiden  Aufstelluna-en. 


Bevölkeriius 


Gesaiut- 
bevölker^. 


In 

Stiidteii 


Auf  dem 
Lande 


Städte  mit 
Bevölkernuar 


Anzahl 


Dörfer  mit 
Bevölkerunar 


Anzahl 


Europ.  Rußland 
Polen     .     .     .     . 
Kaukasus  .     .     . 
Sibirien      .     . 
Zentral-Asien     . 


113  84100U 

11  360  900 

lU  908  40U 

7  048  300 

9  305  200 


14  2361110 

2  512  800 

1  261)000 

638  OoO 

1  185  OUO 


99  604  900 

8  848  100 

9  648  400 
6  410  300 
8 120  200 


über  100  000 
50  000—100  000 
20  000—  50  000 
10  000—  20  000 
3  OUO—  10  000 


19 

38 

118 

315 

1  032 


1000—3000 . 

100—1000 . 

unter  100    . 


17  724 
185  157 
521  754 


Städte  niid  Dörfer  728  157 


Gouvernements  nach  Areal  und  Bevölkerung. 


Gouvernements  nach  Areal  und  Bevölkeruns:. 


GoTiTCrnements 


Fläcbeiilnhalt 

in  qkm 


1897 


Bevölkerung        p.  qkm 


1908 


Bevölkerung    1    p.  qkm 


Archangel 

Astrachan 

Bessarabien 

Charkow 

Cherson 

Donschcs  Gebiet  .     .     . 

Esthland 

Grodno 

Jaroslaw 

Jekaterinoslaw      .     .     . 

Kaluga 

Kasan 

Kiew 

Kostroma 

Kowno      

Kurland 

Kursk 

Livland 

Minsk 

Mohilew 

Moskau 

Nishnij-Nowgorod      .     . 

Nowgorod 

Olonez 

Orel 

Oronburg 

Pensa 

Perm 

Podolicn 

Poltawa 

Pskow 

Ejasan 

Samara 

St.  Petersburg  .... 

Saratow 

Simbirsk 

Smolensk 

Tambow 

Taurien 

Tschernigow     .... 

Tula 

Twer 

Ufa 

Wihia 

Witebsk 

Wjatka 

Wladimir 

Wolhynien 

Wologda 

Woroni'sh 

1.  Eigentlicliüs  Kiild 

Kalish 

Kiolce 


84.-)  276 
215  841 

45  G:S2 
54  4Ü5 
70  801 

164  093 
20  248 
38  580 
35  542 
63  395 
30  929 
63  079 

50  959 
t^3  999 
40  189 
27  025 

46  456 

47  030 
91  218 

47  951 
33  273 

51  254 
118  542 
130  792 

46  726 

l.s9  724 

.3SS41 

42  HKS 

4;i^:h; 

43  214 
41!)31 

1 55  5S3 

44  615 
84  494 
49  495 
56  1)06 
im  588 
6ü  378 

52  397 
30  \)m 

64  6S3 
1  '2  01)9 

41  908 

43  985 

153 107 

48  744 
71  739 

402  126 

65  895 


346  536 
1  003  542 

1  935  412 

2  492  316 
2  733  612 
2  564  238 

412  716 
1  603  409 

1  071  355 

2  113  674 

1  132  843 

2  170  665 

3  559  229 
1  387  015 

1  544  564 
674  034 

2  371012 

1  299  365 

2  147  621 

1  686  764 

2  430  581 
1  584  774 

1  367  022 
364  156 

2  033  798 
1600145 

1  470  474 

2  994  302 

3  018  299 
2  778  151 
1  122  317 

1  802  196 

2  751336 
2  112  033 
2  405  829 
1527  848 

1  525  279 

2  684  0.30 

1  447  790 

2  297  854 
1419  456 

1  769  135 

2  196  642 
1  591  207 
1  489  246 

3  030  831 

1  515  691 

2  989  482 

1  341  785 

2  531  253 


0,4 
4,6 
42,4 
45,7 
38,6 
15,6 
20.4 
41,6 
80.1 
33,3 
36,6 
34,1 
69,8 
16.5 
38,4 
24,9 
51,0 
27,6 
23,5 
35,2 
73,0 
30,9 
11,4 
2.8 
43,5 
8,4 
37,9 
9.1 
71,8 
5.5,7 
26.0 
43,0 
17,7 
47,3 
28,5 
30,9 
27,2 
40,3 
24.0 
43,9 
45,8 
27,3 
18,0 
38,0 
33,9 
19,S 
31,1 
41,7 
3,3 
38,4 


413  500 

1  214  500 

2  344  800 

3  118  700 
3  348  200 

3  259  400 
459  700 

1  904  300 

1  198  100 

2  866  800 

1  336  200 

2  592  900 

4  355  000 
1  643  800 

1  720  500 
727  300 

2  903  200 

1  431  900 

2  693  900 
2  114  600 
2  816  500 
1  924  900 

1  hiiToüO 
4:' 2  21)0 

2  471)600 
1  934  400 

1  748  100 

3  604  900 
3  604  600 
3  472  100 
1317  600 

2  192  300 

3  428  200 
2  740  300 

2  989  500 
1  863  300 
1  860  500 

3  354  900 

1  789  700 

2  858  100 

1  722  100 

2  098  700 

2  777  700 
1  861  200 
1  800  9)X) 

3  616  01)0 
1  845  500 
3  691  000 
1  565  800 
3  215  100 


0,6 
5,6 
53,2 
57,2 
47,1 
19.6 
22,9 
49,3 
33,6 
45,5 
40,1 
40,5 
85,4 
19,8 
43.0 
26,8 
62,4 
30,4 
29,6 
44,0 
85,3 
37,5 
13,5 
3,2 
52,6 
10,2 
44,8 
10,9 
86,0 
69,5 
30,6 
52,2 
22,1 
61,0 
35,2 
37,6 
33,2 
50,3 
29,6 
54,5 
55,5 
32,3 
22,8 
44,3 
41,0 
23,7 
37,8 
51,2 
3,9 
48.7 


1)3442  864 


19,4 


113  841000   j   23,6 


11  :]:W 
Kl  '9:! 


840  597 
761995 


74,2 
75,5 


1  028  500 
941000 


91,1 
94,1 


Gouvernements  nach  Areal  und  Bevölkerung. 


GonTernements 


Flächeninhalt 

in  qkm 


1897 


Bevölkerung 


p.  qkm 


1908 


Bevölkerung       p.  qkm 


Lomsha 

Lublin 

Petrokow , 

Plozk    

Kadom 

Siedlez      

Suwalki 

Warschau      .     .     . 

2.  Russisch-Polen 

3.  Großfürstentum  Finnland      .     . 

Baku  (G.) 

Daghestan  (P.) , 

Eriwan  (G.) 

Jelissawetpol  (G.) 

Kars  (P.) 

Kuban  (P.) 

Kutais  (G.)  mit  Batum 

Schwarzmeer-Geb 

Stawropol  (G.) , 

Terek  (P.) 

Tiflis  (G.) 

4.  Kaukasien        

Jakutsk  (G.) 

Jenisseisk  (G.) 

Irkutsk  (G.) 

Tobolsk  (G.) 

Tomsk  (G.) 

Amur  (P.) 

Sachalin  (K.) 

Küstenprovinz 

Transbaikalipn  (P.) 

5.  Sibirien 

Akmolinsk  (P.) 

Scmipalatinsk  (P.) 

Semiretschensk  (P.) 

Turgai  (P.) 

Ural  (P.) 

F.rghana  (P.) 

Samarkand  (P.) 

Syr-Darja  (P.) 

Transkaspien  (P.i 

6.  Zentral a sie n 

7.  Chiwa,  Vasallenstaat 

8.  Buchara,  Vasallenstaat 

Russ.  Reich   (ohne  innere  Gewässer): 

Hauptsumme 

')  Diese  Ziffer  iat  von  1909.       2)  Mit  der 


10  545 
IC  831 
12  249 
9  430 
12  352 
14  318 
12  319 
17  479 


579  592 

1  160  662 

1  403  901 

553  633 

814  947 

772  146 

582  913 

1  931  867 


55,0 
69,0 

114,6 
58,7 
66,0 
53,9 
47,3 

110,5 


670  600 
1414  000 

1  751  800 
634  200 
975  300 
939  800 
644  300 

2  361  400 


61,0 
83,2 

146,0 
67,5 
78,6 
65,7 
52,7 

134,8 


126  952 


9  402  253 


74,1 


11360  900 


9,5 


373  604 


2  712  562') 


7,3 


2  968  600 


7,9 


39  160 
29  740 
26  433 
44  136 
18  926 
92  428 
36  476 
7  346 
60  081 
69  272 
44  523 


826  716 

571  154 

829  556 

878  415 

290  654 

1918  881 

1  058  241 

57  478 

873  301 

933  936 

1  051  032 


21,1 
19,2 
31,4 
19,9 
15,4 
20,8 
29,0 
7,8 
14,5 
13,5 
23,6 


891  300 

626  500 

931  000 

977  800 

359  400 

2  388  100 

1  235  900 

78100 

1  088  800 

1  124  300 

1  207  200 


23,0 
21,0 
35,3 
22,2 
18,9 
25.8 
34,0 
10,0 
18,0 
16,3 
27,1 


41'.: 


9  289  364 


19,) 


10  908  400 


23,3 


3  947  5C8 
2  542  259 

726  296 
1  387  423 

847  359 

451 767 

42  400 

1  887  698 

613  268 


269  880 

570  160 

514  267 

1  433  043 

1  927  G79 

120  306 

281132) 

223  336 

672  037 


0,1 
0,2 
0.7 
1,0 
2,3 
0,4 
0.4 
0,1 
1,1 


308  3U0 
689  700 
577  700 

1  722  200 

2  537  800 
160  400 

17  900 
289  600 
745  600 


0,1 
0,3 
0,8 
1,3 
3,0 
0,3 
0,4 
0,2 
1,2 


12  446  038=) 


5  758  821  '■ 


0.5 


7  049  200 


0,5 


566  575 
506  772 
395  929 
454  958 
323  666 
137  861 
68  963 
515  341 
605  129 


682  608 
684  590 
987  863 
453  416 
645  121 

1  572  214 
860  021 

1  478  398 
382  487 


1,2 
1,3 
2,5 
1,0 
1,7 
11,4 
12.5 
2,9 
0,6 


809  700 

802  300 

1  148  400 

557  958 

758  800 

1  805  000 

1  132  800 

1  815  400 

415  700 


1,5 
1,6 
3,0 
1,2 
2,3 
13,5 
16,4 
3,5 
0,7 


3  575  194 


746  718 


9  305  058 


2,5 


500  UOO 


500  000 


8,3 


205  QUO 


1  500  000 


1  öw  00' J 


22  069  794     130  352  583 

jetzt  japanischen  Teil  vou  Sachalin. 


5,7 


157  433  300 


7,2 


Auswanderung  und  Einwanderung. 


10 


Auswanderung  und  Einwanderung. 


Merkwürdig  und  wenig  bekaJint  ist  die 
aus  Ab-  und  Ziiwandcrung  resultierende  I?e- 
völkerungsverschiebimg  Rußlands.  Die  Sach- 
lage geht  für  die  letzten  Jalire  aus  naclistehen- 
der  Aufstellung  hervor: 


Kaukasiu«,  den  e\iropäischen  Grouvernements 
Oroiiburg,  Perm,  Samara  und  Ufa  sowie  nach 
der  Mandschurei  und  umgekehrt  aus  diesen  Gre- 
tieten  nach  dem  europäischen  Rußland  dar- 
gestellt ist. 


Jahr 

Answauderaug 

Einwanderung 

Russen  Fremde    Total 

Russen  Fremdej   Total 

1902 

220  034  23C  721 

456  755 

189  625!  299  766  489  391 

1903 

246  662  266  501 

513  163 

17861:.  :'.15:'L'l   493836 

1904 

214  847,251723 

466  570 

144  81):'  -JiTnid  421  812 

1905 

243  097 

239  409 

482  506 

146  904  247  42u;  394  324 

1906 

329  759 

266  430 

596  189 

202  205 

333  902 

536  107 

1907 

304  019 

277  388 

581  407 

207  836 

357  931 

565  767 

1908 

245  C90 

285  040 

530  730 

206  855 

340  848 

547  703 

Aus  dieser  Aufstellung  geht  hervor,  daß 
die  Auswandenmg  aus  Rußland  durch  die  Ein- 
wanderung im  allgemeinen  fast  aufgehoben  und 
in  manchen  Jaliren  noch  übertroffen  wird.  Im 
Durchschnitt  der  hier  dargestellten  sieben 
Jahre  betrug  die  Bevölkerungsverminderung 
durch  "Wanderung  nur  etwa  26  000,  welche 
Ziffer  gegenüber  der  Bevölkerungszunahme 
durch  natürliche  Vermehrung  (ül>er  3  Millionen 
jährlich)  eine  fast  verschwindende  Rolle  spielt. 

Die  Bevölkenmgsverschiebungen  der  haupt- 
sächlichsten Landesteile  untereinander  gehen 
zum  wesentlichsten  Teil  aus  folgender  Auf- 
stellung hervor,  in  der  die  Auiswandcrung  aus 
dem  europäischen  Rußland  nacJi  Sibirien,  dem 


Auswanderung 

Einwanderung 

Jahr 

vom  europäischen 
Rußland 

nach  (I.  europäischen 

Rußland 

1899 

158  356 

16  484 

1900 

163  476 

38  488 

1901 

85  017 

26  545 

1902 

80  856 

20  868 

1903 

88  041 

14  144 

Sehen  wir  einerseits,  daß  die  Auswande- 
rung aus  Rußland  die  Bevölkeriingszunahme 
des  Reiches  nicht  sonderlich  beeinflußt,  so  sind 
die  Ziffern,  absolut  genommen,  doch  rocht  gi-oß 
und  spielen  beispielsweise  in  den  Einwande- 
rungsziffern mancher  Länder  eine  bedeutende 
Rolle.  So  wanderten  aus  Rußland  nach  den 
Vereinigten  Staaten : 

von  1873— 1890  (1.  Julil     .     .     .    313  469 
„      1891—1900.     .     .     .     .     .     .     525  895 

in  28  Jahren  total 839  364 

Die  Auswanderung  seit  1900  und  über 
deutsche  Häfen  (Hamburg,  Bremen  \ind  Stettin) 
geht  aus  folgender  Tabelle  hervor,  in  der  die 
Reiseziele  mit  angegeben  sind : 


Bcstinimiingsinnd 

1900 

1901 

1902 

1903 

1904 

1905 

1906 

Vereinigte  Staaten 

49  580 

44  714 

55  368 

68  105 

80  892 

72  425 

112  764 

Großbritannien   .     .     . 

14  637 

10  276 

14  650 

15  272 

21434 

18  611 

6  993 

Arf^entinien     .... 

1253 

1255 

800 

1048 

2  280 

5  724 

9  026 

Siid-Afrika      .... 

444 

551 

1179 

1641 

255 

114 

157 

Kanada  

104 

200 

878 

1  262 

325 

122 

167 

Brasilien 

•-'41 

159 

228 

146 

348 

82 

50 

Andere  Länder  . 

4 

9 

21 

21 

20 

2 

27 

Insgesamt  über 

deutsche  Häfen 

66  263 

57  164 

73  124 

87  495 

105  554 

97  080 

129  184 

(Gesamte  Aus- 

wanderung)    . 

129  260 

101  964 

111  323 

157  656 

128  211 

218  371 

139  050 

Den  weitaus  größten  Prozentsatz  nehmen 
in  dieser  Auswanderung  die  russischen  Juden 
ein,  die  —  ihrer  Hauptmasse  nach  in  ihrem 
Wohnrecht  auf  bestimmte  Provinzen  (den  An- 
siedlungsrayon)  beschränkt  —  zahlreichen  Aus- 


nalimebestimmungen  unterworfen  sind  und  in 
einer,  mit  ihrer  Ciesamizahl  verglichen,  aul.ier- 
ordentlich  großen  Zalil  sich  anderen  Ländern 
zuwenden. 


11 


BevSlkerungs-Stalistik. 


12 


Die  wichtigsten  TolkHstäinni«  Rnßlands 

(ohne   Finnlaüd   —   /ciisus    18117). 


Slawen 

Großrussen 55 


Kleinrussen 

Weißrussen 

Polen 

Baltoslawen 

Letten 

Littauer 

Germanen 

Deutsche 

Eomanen 

Euniänen 

Sonstige  Indogermanen  .     . 

Armenier 

Sarten 

Tadscliik 

Griechen 

Osseten 

Kurden 

Taten 

Semiten 

Juden   

Kaukasusvölker 

Georgier 1 

Tsehetschenzen  .... 

Awaren 

Küriner 

Darginer 

Ainos 


667  469 
380  551 
885  547 
931  307 

435  937 

210  510 


1  790  489 

1  121  669 

1  173  096 
968  655 
350  397 
186  925 
171716 
99  949 
95  096 

5  063 156 

336  779 
226  496 
212  642 
159  213 
130  209 


92  089  783 

3  094  469 

1813  717 
1  143  000 
3  159  252 


I  070  279 
1444  317 


1446 


Türken 

Kirgisen 

Tatwen 

Baschkiren 

Tschuwaschen  .     .     .     . 

Usbeken    

Turkmenen 

Jakuten 

Osmanen  

Kirgiskasaken  .     .     .     . 

Teptjaren 

Karakalpaken  .  .  .  . 
Finno  Usrier 

Mordwinen 

Esten 

Wotjaken 

Tscheremissen  .     .     .     . 

Karelier 

Syrjänen 

Eigentl.  Finnen     .     .     . 

Permjaken 

Mongolen 

Buriiten 

Kalmücken 

Ostasialische  Kulturvölker  . 

Tunguson 

Samojeden 

Paläasiaten 

Eskimos 


4  084  139 
3  737  627 
1  321  363 
843  755 
726  534 
281  357 
227  384 
208  822 
201  682 
117  773 
104  274 

1  023  841 
1  002  738 
420  970 
375  439 
208  101 
153  618 
143  068 
104  691 

288  663 
190  648 


12  632  596 


3  502  147 


Die  Einwohnerschaft  Rnfllauds  nach  der  Mattersprache. 

Zensus  von  1897. 


Großrussen 55  667  469 

Kleinrussen 22  380  551 

Türkisch-tatarische  Sprachen 13  601 251 

Polen 7  931  307 

Weißrussen 5  885  547 

Juden  (jüdisch-deutsch) 5  063  156 

Ugrisch-fmnische  Sprachen 3  502  147 


Litauer  usw 

Deutsche 

Kartwelen 

Armenier 

Rumänen 

Bergvölker  des  Kaukasus 
Andere  Sprachen      .     .     . 


Die  Einwohnerschaft  Bußliiuds  nach  der  Religion. 

Zensus  von   1897. 


Griechisch-orthodoxe 87  123  604 

Mohammedaner 13  906  972 

Römisch-katholisch 11467  994 

Juden 5  215  805 


Lutheraner 

Dissidenten 

Armenische  Gregorianer 
Andere 


480  128 


86113 
69  664 
15  877 
31057 
1099 


3  094  469 
1  790  489 
1  352  535 
1  173  096 
1  121  669 
1  091  782 
1  984  553 


3  572  653 

2  204  596 

1  179  241 

969  156 


Bevölkerung  Rnßlands  1910. 


Landcöteil 


Europäisches  Rußland 

Polen 

Kaukasien 

Sibirien 

Zentral-Asien  inkl.  Buchara  und  Cliiwa 
Finnland 


Ganz  Rußland 


15107 


93  442  864 
9  402  253 
9  289  364 

5  730  700 
i»  74(1  718 
2  ,S!)2  US8 


13Ü5U7  00Ü 


Offizielle      1  Vermutlicher 
li.llzung   19071      Stand  1910. 


111279  500 

11138  700 
10  653  900 

6  893  900 
11605  200 

2  974  800 


116  700  000 

1 1  680  000 
11060  000 
14  000  000 

12  150  000 
3  000  OOU 


152  009  300  j  168  590  000 


13 


Bevölkerungsstatistik. 


14 


Deutsche  und  Deutschtum  in  Russland. 


In  den  Publikationen  des  Vereins  für  das 
Deutschtum  ins  Ausland  wird  die  Zahl  der 
Deutschen  in  ganz  Rußland  mit  ca.  2  Millionen 
angegeben,  wovon  Reichsangehörige  151 102*). 

Die  Zahl  der  deutsclien  Reichsangehörigen 
betrug  nach  der  Volkszälilung  vom  9.  Februai- 
1897  im  europäischen  Rußland  148  370,  in 
Gesamtrußland  —  d.  h.  einschließlich  Kau- 
kasien  mit  2243,  MitteLasien  mit  115  und 
Sibirien  mit  374  Deutschen  —  151 102, 
d.  h.  120,3  D'cutsohe  auf  100  000  Russen. 
Von  ihnen  lebte  die  bei  weitem  größte  Zahl, 
nämlich  51 740,  d.  h.  melir  als  ein  Drittel 
aller  Deutschen  Rußlands,  in  dem  dem 
Deutschen  Reiche  benachbarten  Polen;  an 
zweiter  Stelle  stand  Westrußland  mit  28  910, 
an  dritter  die  Ostseepro\'inzen  mit  27  873,  an 
vierter  Südrußland  mit  23  460  Reichsdeutschen ; 
dann  folgen  Großrußland  mit  9220,  Klein- 
rußland mit  5348,  Astrachan  (Provinz)  1053, 
Kasan  (Provinz)  766.  Am  zahlreichsten  saßen 
die  Deutschen,  wie  die  übrigen  Fremden, 
natürlich  in  den  Großstädten:  als  Gesamtzahl 
wurde  hier  42  759  ermittelt,  darunter  in 
St.  Petersburg  11 859,  in  Moskau  im  Jahre 
1897  6291,  im  Jahre  1902  6688,  d.  h.  nahezu 
zwei  Drittel  aller  Deutschen  Großrußlands; 
in  Riga  7317,  in  Lodz,  der  aufblühenden 
Industriestadt,  5754,  in  Warschau  4360,  in 
dem  Schwarzmeerhafen  Odessa  2968 ,  in 
Kiew   1319. 

Betrachtet  man  die  Berufsarten  der 
Reichsdeutschen  in  Rußland,  so  steht  unter 
den  erwerbenden  bei  weitem  an  erster  Stelle 
die  Industrie  (einschließlich  Bergbau  und 
Bauwesen) ;  sie  beschäftigt  25  377  (hezw.  in 
Gesamt-Rußland  25  871,  davon  3605  weibliche) 
Personen.  Den  zweiten  Platz  nehmen  Land- 
^und  Foi-stwirtschaft  nebst  Gärtnerei  und 
Fischerei  ein  mit  12  478  Personen  (bezw.  21  282, 
wovon  2796  weibliche)  und  erst  den  dritten 
der  Handel  (einschließlich  Versicherungswesen, 
Gast-  und  Schankwirtschaft)  mit  5189  Per- 
sonen;   daran    reihen    sich    4065    in    öffent- 


lichem Dienst  und  sogenannten  freien  Berufs- 
axten  tätige  Deutsche  (unter  denen  übrigens 
die  weiblichen  mit  2224  die  männlichen  mit 
1841  überwiegen),  da.nn  3773  in  wechselnder 
Lohnarbeit  und  häusliclien  Dienstleistungein 
und  618  im  Verkehrswesen  beschäftigte.  Zu 
diesen  Erwerbstätigen  kommen  noch  2792  von 
eigenem  Vermögen,  Renten  oder  Pensionen 
Lebende,  3713  (darunter  3344  weibliche)  im 
Haushalt  ihrer  Herrschaft  Dienende  und  end- 
lich 90  661,  zu  zwei  Dritteln  weibliche,  An- 
gehörige der  in  den  genannten  Berufsarten 
Bescliäftigten,  sowie  Personen  ohne  Beruf  oder 
Angabe  eines  solchen.  Ueber  die  Verteilung 
der  einzelnen  Berufsarten  auf  die  verschiedenen 
Landesteile  und  Städte  unterrichtet  die  unten- 
stehende   Uebersicht. 

Ein  Bild  von  der  sozialen  Stellung  der 
Reichsdeutschen  liefert  die  Betxachtung  ihrer 
Beiiifsstellung.  Selbständig  ist  die  Mehrzahl 
im  Handel,  während  in  der  Landwirtschaft, 
in  Industi'ie  und  Verkehr  die  meisten  als 
Arbeiter  tätig  sind.  Des  Genaueren  zeigt  die 
Zälilung  vom  Jahre  1897  in 

SelbstüjidigejAngesteUte|    Arbeiter 


a)   in  den  einzelnen  Landcsteilen: 


V. 

H. 

V. 

11. 

V. 

H 

V. 

H 

*)  Die  folgondon  Einzelheiton  sind  dem  Handbuch  dos  Deutsch- 
tuDQS  im  Auslondo,  Berlin  1906,  entnommen,  aus  dem  Über  Ver- 
teilung nnd  Bekenntnis  hervorgeht. 


Landwirtschaft 
Industrie 
Handel 
Verkehr 

b)  in  de 
Landwirtschaft      .     . 

V.  H. 
Industrie 

V.  H. 
Handel 

V.  H. 
Verkehr 

V.  H. 


4395 

35.2 
5785 

22,4 
2119 

40,7 
192 

30,3 

n  Großstä 

168 

44,4 

2407 

24,5 
1305 

30,5 

53 

27,9 


564 

4,5 
1769 

6,8 

1295 

24,8 

56 

8,8 

dten: 
29 
7,7 
880 
9,0 
956 
26,8 
13 
6,8 


7519 
60,3 
18317 
70,8 
1800 
34,5 
386 
60,9 

181 
47,9 
65  9 
66,5 
1309 
36,7 

124 
65,3 


Mit  deutscher  Muttersprache  sind 
im  Zensus  von  1897  in  den  russischen  Stati- 
stiken 1790  489  Personen  aufgefülirt.  Unter 
den  Weltsprachen  nimmt  die  deutsche  in  Ruß- 
land weitaus  die  erste  Stelle  ein. 


15 


Bevölkerungsstatistik. 


16 


Die  Juden  in  Russland. 


Insgesamt  gibt  es  m  Rußland  5  215  805 
Juden,  die  also  nach  den  Russen  und  den  Polen 
die  zahlreichst  vertretene  Nation  Rußlands  dar- 
stellen. Rußland  ist  bekanntlich  aiich  das- 
jenige Land,  das  die  weitaus  größte  Zahl  von 
Juden  überhaupt,  fast  die  Hälfte  aller  Juden 
der  AVeit,  besitzt*). 

Die  Mehrzahl  der  russischen  Juden,  75,6  o/o, 
leben  im  Gebiet  des  ehemaligen  Königreichs 
Polen,  wo  sie  im  Durchschnitt  mit  15  o/o  der 
Gesamtbevölkenang  bilden.  In  den  südlichen, 
genauer  südöstlichen  Gouvernements  erreichen 
die  Juden  nur  4 — 5  o'o  der  Gesamtbevölkerung. 
Außerhalb  des  Ansiedlungsrayons  bilden  die 
Juden  nur  einen/  verschwindend  geringen  Bruch- 
teil der  Bevölkerung.  Sie  zählen  dort  im 
ganzen  316  478  Seelen,  d.  h.  6,09  o/o  aller  russi- 
schen Juden.  Abgesehen  vom  Kaukasus,  vom 
"Weichselgebiet  und  Mittelasien  gibt  es  ins- 
gesamt nur  eine  Viertelmillion  Juden  in  Ruß- 
land,  die  einige  Bewegungsfreiheit  haben. 

Die  Geburtenziffer  der  russischen  Juden 
ist  verhältnismäßig  niedrig;  die  Sterblichkeit 
bei  den  Kindern  ist  zwar  gering,  aber  dafür 
ist  eine  entsprechend  größere  Sterblichkeit  bei 


•)  Die  Gesamtzahl  der  Juden  beträgt  gegenwärtig  ca.  12'/2 
Millionen  und  wird  für  1897  (dus  JaUr  der  für  obige  Ziffern  maß- 
gebenden letzten  russischen  Volkszahlung)  auf  etwa  10,6  Millionen 
zu  berechnen  gewesen  sein.  —  Inzwischen  hat  die  starlie  Aus- 
wanderung aus  Rußland  zwar  eine  gewisse  Verschiebung  hervor- 
gebracht, aber  noch  immer  beträgt  die  russische  Judenheit  nur 
nm  ein  Geringes  weniger  als  die  Hälfte  der  jüdischen  Gesamt- 
heit. —  Mit  den  nach  Nordamerika,  England  usw.  ausgewander- 
ten russischen  Juden,  deren  Zahl  in  den  letzten  SO  Jahien  auf 
fast  2  Millionen  zu  veranschlagen  ist.  würden  die  seit  1897  trotz 
der  Auswanderung  auf  mindestens  ö'/j  Millionen  angewachsenen 
russischen  Juden  sogar  mit  71/2  MiUionen,  also  annähernd  s'j  der 
Gesamtzahl  der  Juden,  zu  veransch'agen  sein. 


den  Erwachsenen  zu  beobachten.  Daher  ist  der 
Prozentsatz  der  Personen  in  arbeitsfähigem 
Alter  bei  den  Juden  nur  43,8  o/o  der  Gesamt- 
zahl, während  bei  den  anderen  Nationalitäten 
diese  Ziffer  zwischen  57  und  58  o/o  schwankt. 
Man  ersieht  daraus,  um  wieviel  schwieriger 
es  den  Juden  in  Rußland  ist,  den  Kampf  um 
das  Dasein  zu  führen,  als  den  anderen  Be- 
wohnern Rußlands,  obwohl  deren  Lage  doch 
auch  nicht  glänzend  genannt  werden  kann. 

Trotz  ihrer  Zerstreutheit  bilden  die  Juden 
in  Rußland  doch  eine  homogene  Masse,  die 
im  wesentlichen  eine  Sprache  spricht.  Als 
Muttersprache  betrachten  nämlich  97  o/o  der 
russischen  Juden  den  jüdisch-deutschen 
Jargon.  Die  übrigen  3,1  o/o  bilden  haupt- 
sächlich die  23  000  Berg-juden,  die  grusinischen 
Juden  und  Krimtschki  (Bewohner  der  Krim) 
und  die  145  000  anderen  Juden,  von  denen 
76  000  Russisch,  47  000  Polnisch  und  22  782 
Deutsch   als   Muttersprache  ansehen**). 

In  Sibirien  gibt  es  ca.  40  000  Juden,  die 
aber  meistenteils  blond  und  von  großer  Statur 
sind  und  sich  äußerlich  kaum  von  den  sibiri- 
schen Alteinwohnern  unterscheiden.  Die 
Sprache  ist  hier  ebenfalls  jüdisch- 
deutsch,  wenn  auch  mit  einem  etwas  stär- 
keren russischen  Einschlag. 


•*)  Deutsch  und  Jüdisch-deutsch  wird  von  ca.  88—90  %  aller 
Juden  der  Welt  gesprochen  resp.  verstanden.  Eine  Tatsache, 
die  für  alle  deutschen  Auslandsbestrebungen  u.  a.  insofern  von 
außerordentlicher  Bedeutung  ist,  als  dadurch  in  vielen  Gebieten 
ein  deutsches  Idiom  verbreiteter  ist  als  die  Sprachen  der,'  mit 
Deutschland  auf  dem  Weltmsirkt  konkurrierenden  Lander. 


Fremde  in  Kussland. 


Eine  merkwürdige  Stellung  nimmt  Ruß- 
land bezüglich  der  Zalil  der  Fremden  im  Lande 

Italien 2 

Skandinavien  und  Irland  je 3 

Schottland 4 

Oesterreich 5 

England 8 


ein.    Diese  Ziffer  beträgt  nämlich  1  per  lOOO 
Einwohner.    Dagegen  haben: 

Deutschland 9 

Holland 10 

Belgien 24 

Fiankreich 30 

Schweiz 77 


17 


Der  rassische  Welthandel. 


18 


Der  russische  Welthandel. 


Die  russische  Industrie  hat  jetzt  ange- 
fangen, für  ilire  Erzeugnisse  neue  Absatz- 
märkte zu  suchen.  Allerdings  bleibt  für  den 
Absatz  im  Innern  des  Landes  auch  noch  sehr 
viel  zu  tun.  Die  Umsätze  des  russischen  Binnen- 
handels erreichen  die  Höhe  von  8  Mill.  Rbl., 
und  sind  damit  viermal  größer,  als  die  des 
Außenhandels.  Dabei  wird  aber  niemand  daran 
zweifeln,  was  für  eine  große  Bedeutung  der 
Außenhandel  für  Eußland  wie  für  jedes  andere 
Land  hat. 

Interessant  ist  die  Frage,  welches  die  Um- 
sälze  llußlands  im  Außenhandel  sind,  und  wie 
gi'oß  llußlands  Beteiligung  am  Waren- 
austausch der  Welt  ist. 

Zu  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts 
wurde  die  Ausfuhr  Rußlands  auf  75  Mill.  Rbl. 
und  der  Import  auf  52  Älill.  Rbl.  geschätzt, 
wäJirend  in  der  fünfjährigen  Periode  von  1903 
bis  1907  die  Umsätze  allein  des  europäischen 
Rußland  im  Außenhandel  sich  in  Alillionen 
Rubel  wie  folgt  stellten: 


Ausfuhr 

Einfuhr 

Gesamt- 
umsatz 

949,7 

ül)2,() 

1552,3 

955,8 

581,8 

1587,4 

1017,9 

559,3 

1577,2 

1001,9 

624,4 

1626,3 

992,0 

696,2 

1688.7 

938,0 

747,3 

1085,3 

1903 

1904 

1905 

1906 

1907 

1908 

Die  Umsätze  Rußlands  im  Außenhandel 
haben  sich  im  Vergleich  zum  Beginn  des 
vorigen  Jahrhunderts  stark  vei-größert.  Für 
die  fünf  Jahre  1903—1907  läßt  sieh  jedoch  ein 
verlangsamtes  Wach.sen  der  Gcsajutumsätze 
konstatieren,  während  in  der  Ausfuhr  der 
letzten  Jahre  sogai"  ein  Rückschritt  gegen 
die  früheren  Jahre  bemerkbar  war.  Das  geringe 
Wachstum  und  .sogar  die  gelegentliche  Re- 
duktion der  Umsätze  können  aber  nicht  in  Er- 
staunen setzen,  wenn  wir  den  russisch- 
japanischen  Krieg  und  die  darauf  folgenden 
Wirren  in  Rußland  in  Betracht  ziehen.  Solchen 


Erscheinungen  begegnet  man  häufig  in  der  Ge- 
schichte des  russischen  Handels.  Man  braucht 
da  nur  an  die  Jalire  1831,  1854,  1855,  1876,  1877 
und  1892  zurückzudenken.  Krieg,  Mißernte  und 
innere  Wirren  im  Reich  wirkten  auf  die  Um- 
sätze zurück  und  riefen  eine  Reduktion  der- 
selben hervor.  Die  auf  solche  Jahre  folgenden 
zeichneten  sich  dann  meist  durch  um  so 
stärkeres  Wachstum  der  Umsätze  aus.  Im  Jalire 
1855  hatte  sich  z.  ß.  die  Ausfulir  von  217 
auf  53  Mill.  Rbl.  reduziert,  während  der  Import 
von  151  Mill.  auf  101  Mill.  Rbl.  sank.  Im 
Jahre  1856  stellte  sich  die  AVertziffer  der 
Ausfuhr  auf  232  Mill.  Rbl.,  während  der 
Import  die  Höhe  von  180  Mill.  Rbl.  erreichte. 
Durch  großes  Wachstum  der  Handelsumsätze 
zeichnete  sich  auch  die  Periode  1861 — 1870, 
die  Epoche  der  großen  Reformen,  aus.  Ein 
starkes  Wachstum  der  Umsätze  hat  in  letzter 
Zeit  im  Jahre  1906  stattgefunden.  Besonders 
trat  diese  Vergrößerung  in  den  Handels- 
beziehungen an  den  asiatischen  Grenzen  zutage. 
Der  Gesamtumsatz  betrug  im  Jahre  1906  für 
alle  Grenzen  1,7  Milliarden  Rubel. 

Interessant  ist  ein  Vergleich  des  Wachs- 
tums der  Umsätze  des  gesamten  AVelthandels 
mit  dem  Waclistum  der  Umsätze  des  russi- 
schen Außenliandcls.  Die  nachstehende 
Tabelle  bringt  für  einzelne  Jahre  die  Umsätze 
des  Welthandels  und  die  des  russischen 
Handels,  sowie  den  Grad  der  Beteiligung  Ruß- 
lands am  Warenaustausch  der  Welt. 


lUmsätze  in  Milliarden.  Rubel    ,°o  X'T*','""'* 

.lor  I)i'teilii;ung 

Knfilanas 
am  Welthandel 


(I.Welthandels!      Rußlands 


1900 
1904 
1905 
1906 


41.5 
47,6 
54,4 

55,8 


1,34 
1,66 
1.71 

1.90 


3,2 
3,5 
3,2 
3,4 


Aus  diesen  Ziffern  ist  ersichtlich,  daß 
während  der  ganzen  ^'o^stehend  gegebenen 
Periode  sich  die  Umsätze  des  "Welthandels  im 


19 


Der  russische  Welthandel. 


20 


allgemeinen  mehr  verg'rößcrt  hal>en  als  die 
Umsätze  in  Rußland.  Mit  1900  fängt  Rußland 
an,  seinen  Handel  intensiver  zu  entwickeln, 
doch  in  der  Zeit  von  190-4 — 1905  sehen  wir 
hier  nicht  die  große  Steigerung  in  den  Um- 
sätzen wie  im  Welthandel.  Der  Grad  der  Be- 
teiligung Rußlands  an  den  Umsätzen  des  AVeltr 
liandels  stellte  sich  für  die  ganze  2Ieit  auf  3,7 
bis  3,2  o/o,  wobei  derselbe  gegen  das  vorige  Jahr- 
hundert gesunken  Lst.  Während  der  letzten 
Jahre  wächst  die  Bedeutung  Deutschlands  am 
Weltmarkt;  besonders  hervorgetan  haben  sich 
aber  die  Vereinigten  Staaten,  Holland  und 
Belgien.  Die  erste  Stelle  verbleibt  jedoch  Eng- 
land, dessen  Handelsumsätze  im  Jahre  1906 
10  Milliarden  Rubel  überstiegen.  Rußland, 
welches  1900  mit  seinen  Umsätzen  im  Welt- 
handel an  sechster  St«lle  stand,  ist  1906  an  die 
achte  Stelle  gerückt,  indem  es  hinter  Belgien 
und  Ostindien  zurücktrat. 

Besonders  gering  im  Vergleich  zu  anderen 
Ländern  stellt  sich  der  Außenhandel  Rußlands, 
wenn  man  die  Wertziffer  des  Umsatzes  auf 
den    Kopf    der    Bevölkerung   berechnet.     Vom 


Betrage  des  Außenhandels  entfiel€tn  1906  pro 
Kopf  der  Bevölkerung: 

in  Holland 590  Rubel 

„    Belgien 330 


Großbritannien  .  . 
Deutschland  .  .  . 
Frankreich .... 
Oesterreich-Ungarn 
Rußland      .     .     .     . 


191 

105 

95 

48 

13 


Im  Anfang  des  vorigen  .Jahrhunderts 
hatten  die  Umsätze  des  russischen  Außen- 
handels allerdings  nur  2,78  Rbl.  pro  Kopf  der 
Bevölkerung  betragen. 

Wenn  Rußland  auch  noch  viel  füi"  die  Aus- 
breitung der  Umsätze  seines  Außenhandels  zu 
tun  bleibt,  so  hat  es  dabei  mindestens  in  ebenso 
hohem  Maße  für  Vergi-ößerung  des  Raum- 
gehalts seiner  Handelsflotte  imd  für  Ver- 
größerungen des  Netzes  der  Eisenbahnen  —  als 
die  Grundlagen  eines  regelrecht  organisieiten 
Handels  —  zu  sorgen. 

Die  Möglichkeit  für  Ausbreitung  der  inter- 
nationalen Handelsbeziehungen  Rußlands  liegt 
ohne   Zweifel  vor. 


nänptsächlichste  Yerkehrsländer  des  russischen  Anssenhandels  (in  lOOO  Rbl). 


Verkehrsländor : 


1905 

Einfuhr  Ausfuhr 


1906 

Einfuhr  Ausfuhr 


1907 

Einfuhr  Ausfuhr 


Finnland  .  .  .  . 
Schweden  .  .  .  . 
Norwegen  .  .  .  . 
Dänemark  .  .  .  . 
Deutschland  .  .  . 
Oesterreich-Ungarn 
Frankreich       .     .     . 

Belgien 

Niederlande  .  .  . 
Großbritannien  .  . 

Spanien 

Italien 

Rumänien  .  .  .  . 

Türkei 

Griechenland  .  .  . 
Aegypten  .  .  .  . 

Persien 

China 

Vereinigte  Staaten  . 
Andere  Länder  .  . 


26  664 

4  787 

7  659 

4  131 

240  411 

19  6.i3 

26  131 

7  376 

12  274 

97  410 

2  445 

9  433 

1358 

6  727 


22  312 
60  549 
40  836 
35  160 


Zusammen : 


635  087 


39  007 

11421 

7  870 

23  382 

255  312 

45  660 

64  466 

44  609 

126  802 

249  206 

19  516 

62  654 

10  425 

15  866 

9  742 

2  820 

26  060 
31588 

3  546 

27  373 


31  983 
6  547 

5  983 

6  437 
298  422 

21357 
28  717 

7  209 
13  233 

105  726 

1640 

10  895 

844 

7  826 

1  144 

12  219 

24  503 

97  427 

47  450 

71128 


47  277 

9  589 

6  344 

30  772 

284  675 

45  045 

75  506 

41330 

107  959 

225  447 

8  028 

51  959 

17  583 

15  242 

10  391 

2  552 

31756 

57  530 

5  712 

19189 


29  187 

11  669 
7  897 
5  915 

337  675 

24  108 
29  420 

9  030 

11405 

114  935 

2  153 

13  085 

2  079 

7  218 

1  153 

12  262 

25  314 
89  742 
55  588 

112  506 


1  077  325 


800  690 


1  094  886 


847  365 


49  659 
8  362 

7  464 
29  913 

291  041 

42  626 

73  414 

37  225 

114  382 

228  504 

2  401 
34  436 
13  532 
19  319 
10  411 

3  424 
28  264 
26  440 

8  414 
23  779 


Verlag  für  Börsen-  und  Finauzliteratur  A.-G,,  Berlin  W.  35 


1053  010 
2 


21 


UuUlands  Außenhandel  im  Jahre  1908. 


22 


Russlands  Aussciihaiidel  im  Jahre  190S. 


Der  Gesamtuni-satz  des  russisdieu  Außen- 
handels über  die  europäische  und  Sehwarzmeer- 
Grenze  sowie  im  Güteraustausch  mit  Finnland 
betrug  im  Ja,hrc  1908  1685,3  MiU.  Rbl.,  wovon 
938  Mill.  Rbl.  auf  die  Ausfidir  und  747,3  Mill. 
Rubel  auf  die  Einfuhr  entfielen.  Aus  ernem 
Vergleich  dieser  Ziffern  liuil  den  entsprechenden 
Daten  für  das  Vorjahr  ergibt  sich,  daß  im 
Berichtsjalire  die  Ausfuhr  sich  im  Vergleich 
zum  Export  des  VorjaJu-es  um  6,4  o/o  veraiindert 
hat,  während  die  Einfuhr  gegen  1907  iim  6,5  o/o 
gewachsen  ist. 

Die  Wertziffer  des  Exports  hat  sicli  g'egen 
die  Durchschnittsziffer  pro  1903 — 1907  um 
4,6  0/0  reduziert.  Was  nun  die  Hauptkategorien 
des  Export«  anlangt,  so  hat  sich  im  Bericht.s- 
jahre  die  Ausfuhr  gegen  die  Durchschnitts- 
ziffern der  in  Rede  stehenden  fünfjährigen 
Periode  für  Lelwnsmittel  mu  15,3  »b  reduziert, 
ist  aber 

für  Fabrikate  um     f),!  "/o 

„     Tiere  und  tierisch.'  Pio.Iukte     ..     14,6% 
„     Rohmaterialien  ,.     ISjS'/o 

gestiegen. 

Im  ^'ergleich  mit  dem  Jahre  1907 
ist  der  Absatz  von  Lebensmitteln  um  7,6  o,o 
und  von  Rohmaterialien  um  3,4  «o  zurück- 
gegangen, während  der  Export  von  Tieren  usw. 
um  2,3  0,0  lind  von  Fabrikaten  um  5,9  o/o  ge- 
wachsen ist. 

Im  \'erg'lcich  zur  vorlierg'elicnden  fünf- 
jähi'igen  Periode  hat  sich  im  Jahre  1908  der 
Absatz  besonders  stark  verringert  für  Geti-eide 
(außer  Gerste  und  Mais),  für  Rül>en,  ge- 
trocknete Frucht«  und  Beeren,  Eier,  Fische, 
Häute  und  Rauchwaren,  Borsten,  Scidcnkokons 
und  Seidenabfällc,  Rohwolle,  Manganerz, 
Hopfen,  lelx!ndes  Hausgeflügel,  (.nimmifabri- 
kate,  Lein-  und  Flachsfabrikale  und  für 
[Wollen-   und   Baumwollwaren. 

Vergrößert  hat  sich  gegen  die  Periode  1903 
bis  1907  der  Export  von  Gerste,  Mais,  Bohnen, 
Butter,  Zuckersyrup,  Zucker,  Tabak,  Spiritus, 
Forstmaterialien,  I^cinsaat,  Saat  von  Futter- 
gräsern,    Oelkuchen,    Flachs   und   Flaeh.>4hede, 


Hanf  und  Hanfhede,  Schlacke,  Eisenerz,  Guß- 
eisen, ELsen  und  Stahl,  Piatina,  von  Pflanzen- 
ölen, Schweinen,  Pferden,  Eis<n-  und  Holz- 
fabrikaten. 

Die  Verminderung  der  Getreideausfulir, 
welche  im  Jahre  1900  lx>gonncn  hat  und  im 
Berichtsjahre  besonders  stark  in  die  Erschei- 
nung   getreten    ist.    steht    mit    den    schlechten 

4 
AVeizen-,  Roggen-  und  Haferernten  der  letzten 
Jahre  in  engem  Zusammenhang. 

Die  Wertziffer  des  Import.^  pro  1908  stellti' 
sich  auf  747,3  Mill.  Rbl.  und  war  um  45,8  Mill. 
Rubel  oder  6,5  o'o  größer  als  der  Imjwrt  des 
Vorjahres  und  um  133,4  Mill.  Rbl.  oder  21,7  o/o 
größer  als  die  durchschnittliche  Wertziffer  der 
Einfuhr  pro  1903—1907. 

Hinsichtlich  des  Imports  der  vier  Haupt- 
warengruppen (Lebensmitt-el,  Rohmaterialien, 
Halbfabrikate,  Tiere  und  tierische  Fa.brikate) 
im  Berichtsjalir  und  in  der  vorhergehenden  fünf- 
jährigen Periode  läßt  sich  konstatieren,  daß 
der  Imi>ort  von  Lebensmitteln  seit  1903 
ununterbrochen  gestiegen  und  im  Jahre  1908 
um  23,9  0,0  größer  gewesen  Lst  als  die  Durch- 
schnittseinfuhr pro  1903 — 1907.  Gegen  die 
fünfjährige  Periode  hat  sich  der  Import  von 
Rohmaterialien,  wenn  auch  mit  einigen 
Schwankungen,  um  20  oo  vergi-ößert,  die  Ein- 
fuhr von  Fabrikaten  vergrößerte  sich  um 
23,8  o/o  und  der  Tierimport  xim  12,7  o/o.  Im 
\'ergleich  zum  Vorjalire  war  die  Einfuhr  im 
Berichtsjahre  größer: 

Für  Lebensmittel       um  31,3  % 

„      Rohmaterialien     ,.  8,2  7„ 

„      Tiere  etc..                ,.  SljSO/o 

..      Fabrikate               „  5    "/o- 


Gegen  die  Periode  1903 
Import  der  nachstehenden  W 
1908  am  stärksten  gewachsen: 
Gemüse,  Früchte  und  Nüsse,  Ka 
Spirituosen  und  Weine,  Auster 
Korkliolz,  Kopra,  Steinkohl 
Chemikalien,  Gerbstoffe,  Blei, 
Maschinen       und       Apparate, 


—1907  ist  der 
aren  im  Jahre 
Getreide,  Reis, 
ffee  und  Kakao, 
1,  Talg,  Häute, 
^  Kautschuk, 
Blechfabrikate, 
physikalische 


23 


Rußlands  Außenhandel  im  Jahre  1908. 


24 


Apparate,  Papierwaren,  Rohbaumwolle,  Eoh- 
seidc  und  Kokons,  ungefärbte  Rohwolle,  Baum- 
wollgarn, Baumwollstoffe,  Posajnentierwaren, 
.Wollwaren  und  Equipagen. 

Eine  Einfuhrverminderung  wiesen  auf: 
Ziegeltee,  Bienenwachs,  Eauchwaren,  Forst- 
materialien, Koks,  Olivenöl,  Gußeisen,  Ei.sen 
und  Stahl,  Kupfer.  Zinn,  elektrische  Kabel 
und   Jute. 

An  Zöllen  sind  im  Jahre  1908  vereinnahmt 
■worden  287  266  000  Bbl.,  wovon  auf  die  euro- 
päische Grenze  und  auf  den  Handel  mit  Finn- 

Aus-  und  Einfuhr  nach  und  aus  dem  europäischen  Russland 
über  die  europäische  Grenze, 

sowie  nach  und  aus  Finnland    für  die  Jahre  1905 — 790S,    eingeteilt    in  4  Hauptkategorien    (in  1000  Rubeli  : 


land  259  537  000  Ilbl.  entfielen  und  auf  die 
asiatische  Grenze  27  729  000  Rbl.   oder  9,7  o/o. 

Im  Vergleich  zu  den  fünf  Vorjahren  sind 
die  vereinnahmten  Zölle  um  43  267  000  Rbl. 
oder  15  o/o  gewachsen  und  gegen  die  Periode 
1898—1902    um   62  532  000   Rbl.   oder   21,7  o„. 

Die  Zo  1 1  ei  un  ahmen  bis  1.  Juli  191tt 
beliefen  sich  von  allen  Grenzpunkten  des 
Reiches  auf  149  480  000  Rbl.,  um  IGV'o  Mill.  Rbl. 
mehr  als  im  entsprechenden  Zeitraum  (erstes 
Halbiahr)   1909. 


A  u  s  f  u  h  r  : 

190.-> 

1906 

1907 

1908 

685  03-2 

292  241 

15  727 

24  875 

597  474 
346  010 

27  250  . 

31  137  1 

559  745 

383  342 

22  731 

26195 

517  340 

Rohwaren  und  halbiert 
Tiere                .... 

i.ue   Artikel 

370  548 
23  386 

Fabrikate 

26  702 

Total 

1  017  875 

1001871  1 

992  013 

937  976 

Einfuhr: 

92  790 

307  102 

1055 

158  398 

1 
i 
105  771  [ 
337  838 
975 
179  860 

118  890 

375  776 

1054 

200  508 

128  375 

Rohwaren  und  halbfert 
Tiere      

iire   Artikel 

406  780 

1409 

215  743 

Fabrikate 

Total 

:n9  315  ! 

624  444 

6!tH  228 

747  3(17 

Aussenhandel  Russlands  über  die  europäische  Grenze 
im  ersten  Vierteljahr  1910. 

Nach  den  Angaben  des  ZoUdcparieinents 
bewertete  sich  die  Ein-  und  Ausfulir  Rtißlands 
über   die   europäischen   Grenzen,    wie   folgt: 


Lebensmittel .     .     . 

26  943 

27  480 

105  060 

172  590 

Rohstoffe    u.  Halb- 

' 

fabrikate     .     .     . 

79  932 

113  299 

73  685 

89  244 

Vieh-  und  tierische 

1 

Produkte     .     .     . 

176 

509 

6  043 

6718 

Fertigfabrikate   .     . 

iil  022 

73  760 

4  2:^7 

4  701 

Zusammen :     ;  168  073  <  215  048 1|  189  925    273  253 

An  Vieh  führte  Rußland  in  den  ersten 
drei  Monaten  1910  im  Vergleich  ziim  Vorjahre 
die  folgenden  Mengen  aus : 


TJi^„„„„  .i„h„ir~ 

Januar  bis 

März 

1909 

1910 

Lebende  Gänse  .     . 

je 

1000  Stück 

16 

18,6 

Lebendes  Haus- 

geflügel ,     .     ,     . 

„ 

1000      . 

505 

063,2 

Geschlachtetes 

Hausgeflügel  .     . 

„ 

1000  Pud 

368 

179,8 

Erlegtes  Wild    .     . 

„ 

1000     ,. 

41 

86.7 

Ochsen   und   Kühe 

1000  Stück 

0,4 

0,4 

Eber, Schweine  und 

Ferkel     .... 

,, 

1000      „ 

22,2 

23,4 

Kalber 

„ 

1000     ,. 

0,0 

0,0 

Hammel   u.  Schafe 

1000      ., 

0,2 

0,0 

Pferde 

1000       „ 

24,1 

:W.8 

Gesamtwert  inTau- 

■send  Rubeln  .     . 

6043 

0718 

25 


Die  russische  Industrie. 


26 


Handel  und  Industrie. 


Das  Handelsministerium  hat  seinem  neuen 
Etat  ein  umfangreiclies  Memorandum  beigefügt, 
das  ein  Bild  von  der  gegenwärtigen  Lage  des 
Handels  und  der  Indxistrie  entwirft  und  die 
Chancen  für  1911  in  Berücksichtigung  zieht. 
Das  Ministerium  konstatiert  eine  wesentliche 
Besserung  der  Geschäftelage,  die  auf  die  g-ute 
Ernte  zurückzuführen  sei.  Die  günstige  g'e- 
schäftliche  Situation  habe  den  Unternehmungs- 
geist angeregt,  was  durch  zahlreiche  Neu- 
gründungen zum  Ausdinick  gelangt.  In  acht 
Monaten  des  Jahres  1909  sind  108  neue  Aktien- 
gesellschaften bestätigt  worden,  deren  Grund- 
kapital 85  Millionen  beträgt,  wälirend  in  der- 
selben Zeit  des  Jahres  1910  139  Aktiengesell- 
schaften mit  98  Millionen  Grundkapital  be- 
stätigt worden  sind. 

Die  reiche  Ernte  des  Jahres  1909  ist  nicht 
ohne  günstigen  Einfluß  auf  einige  Industrie- 


zweige geblieben.  Dies  gilt  hauptsächlich  für 
die  Baumwollfabrikation,  das  Mühlengewcrbe 
und  die  Zuckersiederei.  In  den  Bezirken  von 
L-odz  und  Moskau  sind  zahlreiche  neue  Unter- 
nehmungen entstanden,  und  von  den  alteai  Be- 
trieben haben  viele  die  Arbeiterzahl  erhöht. 
Allein  im  Gouvernement  Wladimir  sind  33  000 
neue  Spindeln  und  4000  neue  Webstülile  auf- 
gestellt worden.  —  Besonders  bemerkenswert 
ist  auch,  daß  in  vielen  Dörfern  neuerdings 
kleine  Webereien  angelegt  worden  sind,  die  sich 
vortrefflich  bewälu-en,  und  die  den  Groß- 
webereien gegenüber  durchaus  konkurrenzfähig 
erscheinen. 

Eine  wichtige  Erscheinung  ist  auch  die 
zunehmende  Entwicklung  der  Heimarbeit  und 
die  wachsende  Vei-weudung  von  I'rauen  und 
Kindern ;  in  einzelnen  Manufakturen  sind 
die  Frauen  bereits  in  der  Ueberzahl. 


Hausindustrie. 


Die  Hausindustrie  in  Rußland  ist  ziemlich 
bedeutend  und  erstreckt  sich  über  das  ganze 
Ackerbaugebiet.  Sie  wird  immer  vielseitiger 
und  größer,  weil  die  bäuerliche  Bevölkerung, 
hauptsächlich  in  den  Dorf  Schäften  mit  Ge- 
meindeland (Mir),  von  dem  Ackerbau  nicht 
leben  kann  und  auf  Nebenverdienst  angewiesen 
ist.  Berülimt  sind  die  Hand-  und  Haus- 
webereien, die  fast  in  ganz  Rußland  überall 
verbreitet  sind;  in  den  waldreichen  Bezir-ken 
wird  viel  durch  Holzschnitzerei  verdient.  Sehr 
verbreitet  sind  aucli  Lederarbeit  und  Töpferei. 
Die  bekannten  Tulasilber-Gegenstände  haben 
ihren  Ursprung  ebenfalls  von  der  Hausindustrie 
genommeji,  und  erst  nach  langen  Jahren  ist  man 
hierbei  zum  Maschinenbetrieb  übergegangen. 
Die  Holzarbeiten  und  Schnitzereien,  die  in  allen 
Städten  zum  Verkauf  ausgeboten  werden, 
werden  neuerdings  auch  schon  im  Ausland  ihrer 


Originalität  wegen  mehr  und  mehr  verlaugt. 
Hierfür  sind  in  letzter  Zeit  große  Werkstätten 
ins  Leben  gerufen  worden,  die  in  einzelnen 
Dörfern  der  ganzen  Bevölkerung  ihren  Lebens- 
unterhalt gewährleisten.  In  Orten,  wo  eine 
regere  Betätigung  heri-schte  und  wo  die  von 
den  Landschafts-  oder  Kn'Lsverwaltuiigen  ins 
Leben  gerufenen  Fach-  luid  Indiistrieschulen 
für  die  H ausin diistrie  Propaganda  gemacht 
haben,  hat  sich  nach  und  nach  ein  Untemehmer- 
wesen  herangebildet,  das  den  Zwischenhandel 
und  auch  die  Produktion  übernommen  hat. 

Die  Arbeiten  werden  in  Akkord,  meisten- 
teils zum  Schaden  der  Qualität,  übergeben.  In 
einigen  Gegenden  wird  bereits  die  bäuerliche 
Bevölkerung  von  den  Unternehmern  arg  aus- 
gebeutet. 

Die  Hausindustrie  stellt  jährlich  für  un- 
gefälir    2    Milliarden    Rubel    Gegenstände 


27 


Die  russische  Industrie. 


28 


her ;  man  sieht  also,  ein  wie  wichtiges  Element 
sie  für  die  Volkswirtschaft  Rußlajids  ge- 
worden ist. 

Da  die  Regierung  die  Heimarbeit  mit 
pekuniären  Mitteln  und  auch  sonst  gegen  die 
gefährliche  Konkurrenz  der  Großindustrie 
schützt,  so  wird  wohl  in  Rußland  noch  einige 
Zeit  vergehn,  bevor  die  Ueberlegenheit  der 
fabrikmäßigen  Erzeugimg  der  bisherigen  HaTis- 


industrie- Artikel  diesen  Erwerbsz^veig  beseitigt 
haben  wird ;  nichtsdestoweniger  hört  man  aber 
schon  jetzt  viele  Klagen  über  die  hohen  Preise 
der  Hausindustrieprodukte,  —  die  fabrik- 
mäßige Herstellung  ist  eben  in  manchem 
Artikeln   schon  jetzt  viel  billiger. 

Hierin  liegt  eine  ernste  soziale  Frage,  die 
wohl  nur  mit  der  Agrarreform  zusammen 
ffelöst  worden  kann. 


Sibirische  Hausindustrie. 


In  Sibirien  war  bis  jetzt  die  Hausindustrie 
sehr  wenig  verbreitet;  einzelne  kleine  Betriebe 
gab  es  wohl,  aber  sie  dienten  nur  dem  lokalen 
Bedarf  und  die  jährlich  so  stark  wachsende 
Bevölkerung  war  in  den  meisten  Gebrauchs- 
artikeln auf  den  Import  aus  Rußland  an- 
gewiesen.  Jetzt  werden  in  Westsibirien  sieben 


Handwerksschulen  und  Betriebe  von  der  Re- 
gierung eingerichtet,  und  zwar  für  Holz-  und 
Lederbearbeitung,  Töpferei,  "Weberei  und  land- 
wirtschaftlichen Maschinenbau.  Zur  Einrich- 
tung dieser  Betriebe  sind  von  der  Regierung 
fürs  erste  100000  Rbl.  ano"ewiesen  worden. 


Arbeiterlöhne. 


lieber  die  russischen  Arbeitslölme  sind  so 
verschiedenartige  Angaben  in  der  periodischen 
Presse  enthalten,  die  sich  oft  diametral  ent- 
gegengesetzt sind,  so  daß  es  sicherlich  von 
Interesse  ist,  die  tatsächlichen  Arbeitslöhne  aus 
der  Zeit  der  letzten  Jahre  miteinander  zu  ver- 


gleichen. —  Der  Tagelohn  der  ländlichen 
Arbeiter,  sowohl  Männer  wie  Frauen,  ist  für 
die  einzelnen  Rayons  wie  folgt  festgestellt 
worden  (die  Zahlen  sind  die  durchschnittlichen 
von  1904—1908  inklusive): 


Arbeiter  mit 
einem  Pferde 


Rubel 


Männliche  Arbeiter 


Weibliche  Arbeiter 


auf  eigene 
Nahrung 


Zentral-Gouvernements  .     .     . 
Mittlere  Wolga-Gouveinements 
Untere  Wolga-Gouvernements 

Neu-Rußland*) 

Süd-West  Gebiet 

Kloin-Rußland 

Industrie- Rayon'*) 

Ural-Gebiet 

Nördliche  Gouvernements  .     . 
Baltische  Provinzen    .... 

Polen 

Kaukasus 

Transkaukasicn 

Sibirien 

Zentralasien 


1,10—1,80 
0,90—1.40 
0,95—2.50 
1,25-3,20 
1,20—1,80 
1,10-1,70 
1,40—1,80 
0,90—1.10 
1.10—1,30 
1,35—1,80 
2.00—2,80 
1,50—2,00 
1,50—2,00 
1,00—2,00 
2,.50-4..50 


0,50—0,80 
0,45—0,75 
0,40—1,50 
0,55—1,60 
0,35—0,70 
0,35—0,60 
0,70—1,00 
0,45—0,80 
0,65-1,05 
0,70-1,00 
0,50—1,00 
0,65—1,70 
1,00—1,50 
0,50—1,00 
1,00—1,40 


0,35—0,70 
0,30—0,50 
0,35—1,20 
0,45—1,10 
0,30-0,60 
0,30-0,65 
0,50—0,85 
0,35—0,60 
0,50-0,75 
0,50-0,75 
0,40—0,70 
0,50—1,20 
0,75—1,20 
0,30-0,90 
0,50—0,70 


0,40—0,60 
0,25—0,45 
0,30—1,00 
0,45—1,00 
0,30-0,60 
0,30—0,50 
0,40—0,60 
0,30—0,50 
0,40—0,75 
0,45—0,60 
0,30-0,60 
0,45—1,40 
0,55—0,80 
0,40—0,70 
0,30—0,50 


0,20—0,45 
0,15—0,35 
0,20—0,80 
0,30—0,60 
0,20—0,50 
0,20—0,35 
0,25—0,45 
0,20—0,40 
0,30—0.60 
0,30—0,45 
0,20—0,45 
0,35—0,90 
0,50—0,70 
0,15—0,60 
0,25—0,40 


29 


ZoUverliältnisso  lUiUlaiids. 


30 


Zollverhiiltnisse  llusslands. 


Die  hauptsächlichsten  Importartikel  deä 
Landes  sind:  Ei^en,  Maschinen,  Jlelallwai'en, 
Droguen,  Chemikalien,  Häute,  Felle,  Oele, 
WoU-  und  Baumwolhvaa-en,  Galanterie-  luid 
Modewaren. 

Hauptsächlidiste  Exportartikel:  Getreide, 
Holz,  Petroleum,  Flachs,  Hanf,  Felle,  AVolle, 
Roheisen. 

Die  Zollsatze  auf  die  haaptsächlich.sten  Im- 
jwrtartikel  betragen : 

Kubi'l 
pro  Piiil 

Eiserae  Mascliiuen  uud  -Teile,  gTobe  un- 
bearbeitete Eisenwaren,  bearbeitete 
Eisenwaren  über  5  Pfund  im  Stück  und 
Ijearbeitete  Gußeisenwaren  (außer  ameri- 
kanische)       2,10 

Ijearbeitete  Eisenwaren  unter  5  Pfund  im 

Stück  (außer  amerikanischo) :i,oü 

Kupferne  und  Messing  -  Maäcliineu  und 
-Teile,  jM<'SsiiagT\'aren  luul  Waren  aus 
ilcssiiiglegicruiiy,  Nickel  usw.  ohne 
Itelief 

Messiug^varen  usw.  mit  lleliefverzierungen 

Ijandwirtsohaftliche  Maschinen,  teils  zoll- 
frei,   teils 

Metallwaren  versilbert,  vei-gvjldet,  bei  einem 
Gewicht  von  mehr  als  1  Pfund  im  Stück 
971/2  Kop.  10  0/0  pro  Pfund,  dieselben 
weniger  als  1  Pfund  im  Stück  95  Koij. 
10  0/0  pro  Pfund. 

Fabrikate  aus  Zinn,  Zink  und  deren  Le- 
gierungen,  unpolieit 

Dieselben  poliert,  lackiert,  bronziert    .    .    . 

DifSiilbcn  vernickelt  oder  mit  anderen  Me- 
tallen überzogen 

P^umwülle  und  Baumwollendcn 

Tee 

Eisen  in  Stangen,  je  nach  der  Stärke 
— ,75   und 

Eisen  in  Tafeln,  je  nach  der  Stärke 
—  971/2   und 

Kohkupfer  in  Blocken 

Holz-,    Torf-   und   Steinkohlen 

Dieselben  in  den  Kaspischen  xmd  Sohwarz- 
meerhüfen — ,06 

Torf    — ,021/1,     in     den     Kaspischen     untl 

Sohwarzmecrhäfen — ,09 

Wolle,  \nigekajnmt,  ungefärbt  ^, — ,  gelärbt 
und  Kuusl  wolle  10  o/o 1,50 

Wolle,  gckänmit,  ungefärbt  6,75,  gefärbt    .      9, — 

^^'olIgarn,  gesj^nneii,  eindrähtig,  ungefäi'bt 

12,75,   gefärbt 11,70 

AVoUgarn,    gesponnen   und   gedreht,    zwei- 

oder    melirdi-ähtig,    ungefärbt H,70 

l>a3selbe    gefärbt      17,10 


6,18 
20,40 


,75 


1,95 
•1,95 

6,48 

4,15 

31,50 

1,20 
3,75 
-,011 


Chemikalien,  außer  einer  Menge  speziell 
benannter,    brutto 

Erdfar'ben,    gemahlen      

Anilinfarben 

^liniaturfaaben 

CJiromfarben,  Zinnoter  und  im  Tarif  nicht 
besonders  genannte  Farben   10  0/0     .    .    . 

Wein  in  Fässern,  bmtto 

Wein  in  Fässern,  über  13"  Alkohol  50  "/o    . 

Dassellje,  über  16"  Alkohol,  noch  weitere 
Zuschläge   per   Stärkegrad. 

Wein  in  Flaschen  57  Kop.  pro  Maßflasche, 
Soliamnwein  1, 781/2  Rubel  pro  ganze 
Flasche      

Lebende  und  getrocknete  Pflanzen  10  0/0 
brutto    

Sämereien,  außer  besonders  benaimten, 
brutto     

Früchte,    brutto 

Apfelsinen,  Zitronen  und  Pomeiiuizen  50<';o, 
brutto    

Itohe  Häute,  trockene  u.  trocken  gesalzene 

Rohe   Haut«,   naii  gesalzene 

Leder,    kleine,    10  »0 

Saffian,  Glace,  Chevreau,  Chagrin,  Leder 
mit  eingepreßtem  Muster,  lackierte  kleine 
Leder     

Leder,  große  (Ochsen-,  Kuh-,  Pferde-  und 
Schw-eineleder),    10  »0      

Lederne  Treibriemen,  doppelt  genäJite  — ,30 
Rubel  pro  Pfund,  Kameelhaartroibriemen 
— ,19' '2  Rubel  pro  Pfund,  Ijaumwollenc 
Treibriemen  10  "/o  —,30  Rubel  pro  Pfund 

Felle:  Pnbcr-.  Blaufuchs-,  Chenchille-  usw., 
kostbare,    50  0/0       

Felle :  Schnpix;n-.  Opossum-,  Kaninchen, 
Eichhörnclien-,  Bären-,  Wolf-,  Luchs, 
Seelunxi-,   Seliiif-,  gefärbt   usw.,   50  «o     . 

Fuchsfellc 

[m  Tarif  nicht  besonders  lÄiiaimte  50  0,0 

Schaffelle,  umgefärbte 

Oele,  vegetabilische,  nicht  besonders  be- 
nannte   

Rizinus-  und  -Mizarinöl    10  «o 

Kokos-   und   Palmöl    10  Oo 

Wohlriechende  und  ätlieiisehe  Oele  10  »o  . 

Muieralöl,    Paraffinöl    20  "0      

Wollstoffe,  gewebt,  pro  Pfund  1,571,2  Rubel. 

Wollwaren,  gestrickt  —,75  Rubel  pro  Pfund, 
j2:(>flochlcn,  Posamcnterie  usw.  — ,90 
Rubel    pro   Pfund. 

Gewebte  B;iumwol!stoffe,  ungefärbt,  wenn 
auch  gebleicht  —.57.  --,74,  —,98  und 
1,07 1/2    Rubel   jiro    Pfund. 

Gewebte  Baumwollstoffe,  gefärbt  — ,98, 
1,171/2  und  1,43  Rubel,  je  dünner  und 
leichter  die  Stoffe,   desto   teurer. 


Rubel 

pro  Fud 

2  2.5 

21,— 

7,50 

1..-.0 

6.— 

6,— 

—  90 

1,05 
—,75 
-,871/2 
16,50 


18,- 
9,- 


9,90 
18,— 
27.— 

],.50 

2,97 
3.60 
1,.50 
24.— 
1.50 


31 


Grundbesilz. 


32 


Verteilung  des  Grundbesitzes  im  europäischen  Russland  (ohne  Polen) 
nach  den  Erhebungen  vom  Jahre  1905. 


Grundbesitz  in  1000  Dessätinen  von 

Rayons 

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tp 

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o  a 
ja  c 
o  q 
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CS 

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•§■3  = 

Klein- 
bürgern 

leinbUrgerl. 
Seilschaften 

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Bauern- 

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e-ü 

gemeinschaften 

<i'^ 

i4 

^- 

Nord-Rayon .  .  . 

30.S.9     6,5 

522,6'  255,3 

51,3   — 

29,2 

731,9 

149,1 

7  894,1    14,1107  606,4 

186,5 

130,8 

117  881,7 

Heen-Distrikt  .  . 

3  041.3 

13,2 



1  970,6'  384,0 

339,8:19,0 

275.6 

1  83.5,3 

944,4 

5  378,4 

03,3 

2  837,3 

186,7 

176,6 

17  455,5 

Baltischer  Uisfr. 

3  400,8 

2,6 



100.6       3,9 

36.0!  - 

472,8 

5,5 

0,3 

2  483.8 

31,5 

696,5      81,5 

123,3 

7  439,1 

Südwest-      ^ 

10  2-24,7 

33,1 



709,9 

41,7 

624,5,10,2 

393,9 

1  012,0 

1  106,4 

9  564,7 

3,1 

2164,7    190,5 

125,9 

26  205,3 

Zentral- 

4  379,3 

30.8 

— 

1  902.6 

494,7 

447,0|  4,3 

176,7 

1  764,1 

1  829,9 

12  951,7 

19,5 

1  640,4 

347,9 

199,1 

26  188,0 

Mittlerer  Wok'a- 

Distrikt  .... 

3  138.2 

10.2 

— 

1  283.9 

274,4 

345,2 

5,G 

244,3 

1  451,9 

931,2 

10  390,8 

33,6 

5  764,0 

225,2 

176,0 

24  27;),* 

VTnterer  Wolga- 

Distrikt  .... 

9  913.9 

19,7 

4  967,3 

2  794,5  1929,8 

279,1 

2,7 

146,6 

1  394,4 

1  930,7 

34  720,7 

14,0 

20  343,2 

215,1 

1997,0 

80  668,7 

Unterer  Dnjepr- 

Distrikt  .... 

6  982,8 

32,1 

— 

937,7 

76.8'  660,1 

15,5 

483,1 

924,5 

1 123,3 

10  315,1 

124,1 

1  329,3 

531,3 

497,1 

24  032,8 

Süd-Steppen- 
Distrikt  .... 

3193,9   87,6 

9  722,2 

941,7 

107,3!  361,7 

6,4 

217,5 

1  884,6 

1  257,6 

6  968,7 

33,7 

1  279,4 

187,3 

2182,5 

28  432,1 

Dnjepr-Don- 

1 

Distrikt  .... 

5  377,9    87,7 

— 

857,5    153,5 

407.0 

0.5;  112,6 

1  630.1 

1  249,6 

15  398,0 

13,6 

866,4 

302,5 

214,0 

26  0(2,4 

Wolga-Don- 

1 

Di.^trikt  .... 

3  212,3    1.3,7 

— 

885,2     40,8 

212,1 

0,5]  169,1 

579,7 

921,2 

8  011,2 

12,0 

1  401,0 

157,1 

325,2 

15ii41,l 

Zu.  in  iiO  CoDifiTitiDeiils 

53  169,0 

337,2 

14  089.5 

12  906,8 

3762,2 

3763,8 

64,7 

2721,4 

13  214,0lll  443,7 

124  078,1 

3.52,5  145  929,2'2611,6 

6148,7 

395  1!I2,4 

In 

den  Ray 

)ns 

kommen  auf  je  lOOODessjatinen 
der  Gesamtfläche 
Dessjatinen  auf: 

Nörd- 
lich 

Seen 

Bal- 
tisch 

Nord- 
West 

Zentral 

Mittel- 
Wolga 

Untere 
Wolga 

Unterer 
Dnjepr 

Süd-    „  . 
Step-    I'^J^P'-- 
pen        »°" 

Wolga- 
Don 

Zu- 
siunum  n 

5U  Gouvcr- 
mmenta 

}'riv:itbesitz 

Gemeinschaftlichen  Besitz  (Mir) 

Staats-,  Kirchen-  und  sonstigen 

Anstalten-Besitz 

18 
60 

910 

509 
308 

183 

545 
334 

121 

540 
365 

95 

422 
495 

83 

318 
428 

254 

228 
492 

280 

473 
429 

98 

286 
587 

128 

371 

577 

52 

379 
503 

118 

258 
351 

391 

Zahl  iler  Höfe  auf  dem  _.Mir''- 
Besitz '.     .     . 

352  511 

479  604  62  384 

847  285  1  639  383|1  322  561 

1  886  852 

1  713  587 

800  347 

2  189  352 

998  039 

12  297  905 

Durchschnittlich  auf  1  Hof  des 
-Mir"  -  Besitzes    Dessjatinen 
.  ntfallen 

22,4 

11,2 

36,9 

11,3 

T,9 

7,8 

20.2 

6,3 

20,7 

7,0 

8.0 

U.l 

33 


Verschuldung  des  städtischen    und  ländlichen  Besitzes. 


3+ 


\'erschuldung  der  städtisclien 
Immobilien.  Die  hypothekariscli  belasteten 
städtischen    Immobilien    in    Rußland    stellen 


einen  Wert  von  2  424  792  961  Ebl.  dax  und  sind 
belastet  mit  1446  250850  Rbl.  Diese  Summ-? 
verteilt  sifh  auf  folgende  Kreditinstitutionen; 


Terscliuldung  des  städtischen  und  ländlichen  Besitzes. 


Aktien-Hjpothekeubankeu 


Anzahl 

der 

belasteten 

[iiimobilieQ! 


Taxwert 


Ver- 
sicherungs- 
wert 


Hypotheken 
I.  u.  folgende 


Schuldrest 


1.  Januar  1908 


Charkow 

Poltawa 

St.  Petersburg-Tula 

Moskau .     . 

Bessarabisch-Taurische    ....... 

Nishny-Nowgorod-Samara   ...... 

Kiew _     .     . 

Wilna .     . 

Jaroslaw-Kostroma .     . 

Donsche  Bank '     .     . 

Total 


5  267 

4  537 

5  552 
4  188 
4  207 
2  809 
1577 
4  242 
2  252 
4  103 


6fi 
119 
182 
87 
91 
50 
76 
19 
59 


361  542 
065  960 
046  420 
449  013 
52«  973 
572  139 
708  521 
651  038 
998  226 
419  062 


75  902113 
44  831  260 
91338  803 
146  838  238 
71  144  567 
29  087  836 
41282  737 

47  676  700 
16918815 

48  591  446 


41  551  400 
38  870  700 
G5  893  100 
102  549  900 
97  150  000 
20  748  400 
28  9714«) 
41  458  000 
11554  500 
34  021  700 


31  951  064 

32  260  899 
53  396  256 
87  688  146 
38  918  751 
15  944  783 
24  820  735 
35  838  542 

7  975  084 
22  847  264 


38  734        781  800  894     I    613  618  596    I    433  769  100     !    351  141  524 


Nishny-Nowgorod  Alexanderbank 
Städtische  Kredit-Gesellschaften 
Tiflis-  und  Kutaisbank   .     .     . 


180 

37  480 

5  798 

2  857  856     2  375  310     1472  400      636  828 
1  564  055  539   1  476  305  937    966  973  550   823  363  847 

76  078  672    53  388  623    44  035  800    39  991950 

Total 

43  4.')8  |l  642  982  967  |l. ^32  060  870  |l  012  481  750  ,'  864  012  627 

Summe 

82  192 

2  424  792  961  [2  145  688  466  1 1446  250  850  jl  215  154  161 

Hiervon  befanden  sich: 

im  eigentlichen  Rußland      .     .     . 
in  den  baltischen  Provinzen    .     . 

im  Königreich  Polen 

im  Kaukasus  und  Transkaukasion 
in  Zentralasien  und  Sibirien  . 


•Summ 


54  877 
7  492 
7  479 

10  289 
2  064 


82  192 


1  749  335  949 

119  098  705 

384  579  866 

146  629  048 

25  149  393 


1  629  634  465 

126  700  915 

25:1  518  245 

117  945  770 

17  889  071 


1  125  615  400 
62  244  800 
153  562  250 
91  997  500 
13  930  900 


924  963  227 
47  437  820 

132lX)0  6lS 
80  488  872 
10  263  614 


2424792961     |2145688466     [1446250850     |1215154151 


35 


Die  Verschuldung  des  privaten  Landbesitzes  in  liussland. 


36 


Die  Yerscliuldung  des  priYaten  Landbesitzes  in  Russland. 

Zum  Jalire  1908  stellt  sich  die.  allg-emeiEe 
Verschuldung     des   privaten    Landbesitzes    in 


Rußland   auf    folijejide    Summen: 
Im  eigentlichen  Kuüland  ....     1  949  777  448  Rbl- 
In    baltischen  Provinzen   ....  95799462     „ 

In    WeichselgouvernementsiPolen)        204  777  404     „ 
Im  Kaukasus  und  Transkaukasien  45153  605     „ 

In    Zentralasien  und  Sibirien     .     .  1  280  787     „ 


Summa  2  29C  788  706  Rbl. 


Der  Landbesitz  in  privaten  Händen  in  70 
Gouvernements  und  Glebieten  beläuft  sich  auf 
119  654  210  Dessjatinen,  von  denen  zum 
1.  Januar  1908  61  931  662  Dessjatinen  mit  Hypo- 
theken belastet  waren. 


Diese  Summen  verteilen  sich  auf  die  ein- 
zelnen  Kreditinstitutionen   wie    folgt: 


Hypothekenbanken  anf  Aktien 

Größe  des 
versetzten 
Objektes 

Prozentsatz  des 

belastet.   Land. 

z.    allgemeinen 

Privatbesitz 

Taxwert  des 
belasteten 
Besitzes 

Summe 

der 

Hypotheken 

Schuldrest 
1.  Januar  1908 

Durch- 
schnitts- 
preis pr. 

Dessät. 

■^   1     • 

Dessätinen 

H 

6156 
9  381 

4  676 

5  533 

2  144 
1  728 

3  803 

1  330  489 

1  271 466 
1990151 

2  627  125 
1  222  033 
4  069  533 
1  Sil  309 

1 
1 

2 

1 
4 
1 
4 
2 
1 

120  219  431 
100  255  858 
98  471  388 
166  560  929 
145  982  356 

107  266  214 
123  207  814 
196  985  390 

38  099  106 

108  234  933 

65  378  590 
58  998  500 
57  051  500 
92  409  000 
79186  200 
37  295  800 
70  392  200 
108  923  900 
21  645  200 
61713  600 

59  885  806  1  90 
55  552  967  !  79 
51  802  286  j  99 
86  669  429    63 

49 

Poltawa 

96 

St.  Petersburg-Tula 

29 

35 

Bessarabisch-Taurische 

Nishnij-Nowgorod — Samara      .... 

75  169  564 
52  994  742 
66  633  985 
105  210  736 
19  850  616 
56  274  493 

119 

26 
92 

65 
14 
52 

Wilna     .... 

9  847    4  480  289 

508     2  352  727 

3  722     1  603  873 

44  24 

Jaroslaw-Kostroma 

Donsche  Bank 

16    9 
67138 

Total 

47  498 

22  288  995 

19 

1  205  283  479 

672  994  150 

630  044  624 

54 

30 

Cherson  Landschaftsbank 

Adels-Agrarbank 

Bauern-Agrarbank 

Spezial-Sektion  der  staatlichen  Adels- 
Agrarbank  

Nishnij-Nowgorod-Alexanderbank    .     . 

Estländische  Kreditkasse,  adelige  .     . 

Livliindische    adelige    Kredit-Sozietät 

Kurländischer  Kreditverein    .     .     .     . 

Landschaftlicher  Hypotheken  verein 
des  Königreichs  I'olen 

Tifiiser  Adelsagrarbank 

Kutais  (Michailowscho)  Adelsbank 


Total 


Gesamtsumme 

Hierbei  befinden  sich; 

Im  eigentlichen  Rußland  .  .  .  . 
in  den  baltischen  Provinzen  .  .  . 
im  Weichselgebiet  (Polen)  .  .  .  . 
im  Kaukasus  und  Transkaukasien 
in  Zentralasien  und  Sibirien  .     .     . 


4  466 
25  161 
62  174 

4  781 

262 

9  847 

21463 

9  999 


3  084  609 

16  696  958 

8  322  493 

2  263  937 

41863 

1356114 

2  774  511 

938  814 


9  654     3  635  407       3 

968        497  950       0 

1206  1      353  9511       0 


359  720  100 
1  249  569  470 

690  260  056 
131168  052 

2  248  978 
37  823  580 

106  464  000 
56  066  800 

350  527  191 
11312  894 

3  705  600 


149  981  i;59  642  667   33   2  998  861721 


197  479  161  931  662l  52  U  204  145  200 


179  860  050 
724  997  200 

520128  200 
81  634  982 
1  681  560 
20  768  720 
54  945  500 
26155  900 


153  419  786  1117  58 
698  301071  1  75  43 


494112  519  1 
71  992  207 
1  121316 
19  036  991  I 
48  866134 
19  120  645 


171755  700  154  053  661  !  96 
5  425  300  5171082!  23 
1  801  500  !   1  548  670  i  10 


1  798  154  612  1  666  744  082  |  761  45 


2  462  148  762  2  296  788  706  1 


Summe 


135  885  50  090188 


41345 

15  320 

4  827 

102 


5196  979 

4  678  930 

1  675  489 

80  076 


197  479  61  931  662 


52 


3  478  933  670 

215  502  857 

424  826  226 

82  260  327 

2  622  120 


4  204  145  200 


2  076  245  347 

110  686  046 

226  158  586 

47  722  089 

1  342  700 


1  949  768  448 

95  799  462 

204  777  404 

45  162  605 

1  280  787 


2  462  148  762  |2  296  788  706 


68 


40 


37 


Schiffsverkehr  in    russischen  Häfen. 


38 


Schiffsverkehr  in  russischen  Uäftn  1909. 


Nach  Jen  slatLstischen  Daten  des  Zoll- 
dcparteraents  hat  der  SoJiit'friverkehr  in  den 
russischen  Häfen  nach  der  Zahl  sowohl  als 
auch  nach  dem  Rauminhalt  der  Schiffe 
im  Jahre  1909  im  Vergleiche  zu  1908  zuge- 
ninnnien,  und  zwar: 

die  Zahl  der  Schiffe  um  19,5  »/o, 
der  Rauminhalt  um  23,8  0/0. 

Die  Zahl  der  Falirzeug'e. unter  nissischer 
Flagge  liat  sich  gegenüber  dem  Vorjalire  um 
1,70/0  und  der  G  e  s  a  m  t  r  au  m  in  h  al  t  der- 
selben um  (),1  0/0  geholjcn,  dagegen  ist  die 
Anzahl  der  ausländischen  ScJiiffe  um 
22,2  0/0  und  deren  Rauminhalt  um  25,1  0/0  ge- 
stiegen. 

Im  Jahre  1909  .sind  im  Seewege  308  Mill. 
Pud  Güter  eingeführt  worden,  darunter  auf 
russischen  Schiffen  38  Mill.  Pud  und  auf  aus- 
ländischen 270  Mill.  Pud.  Ausgeführt  wurden 
1102  Mill.  Pud  Güter  (darunter  auf  russischen 
Schiffen  59  Mill.  Pud).  Der  Anteil  der 
russischen     Schiffahrt    beträ2:t    also     bei    der 


Einfuhr  und  Ausfuhr  mu*  wenig  mehr  als  ein 
Zehntel  resp.  Zwanzigstel  der  C^esamt- 
ziffcrn. 

Bezüglich  der  Zalil  der  eingegangenen 
Schiffe  steht  unter  den  einzelnen  Meeren  an 
erster  Stelle  das  Baltische  Meer,  sodann 
folgt  das  Schwarze  Meer  mit  dem  Asow- 
schcn  und  endlich  das  Weiße  Meer.  Dem 
Rauminhalt  nach  jedoch  nahmen  bei  der  Ge- 
sa m  t- Schiffahrt  die  erste  Stelle  die  süd- 
lichen Meere,  die  zweite  das  Baltische  und  die 
dritte  da.s  A^'ciße  Meer  ein. 

Die  verhältnismäßig  größte  Anzahl  von 
Fahi'zeugen  unter  russischer  Flagge  waj" 
auf  dem  Weißen  Meer,  sodann  folgte  das 
Baltische,  wäJirend  der  kleinste  Prozent- 
satz für  diese  Flagge  auf  dem  Schwarzen 
und  Asowschen  Äleer  festgestellt  wurde. 

Den  größten  Prozentsatz  in  Rauminhalt 
hatten  die  russischen  Schiffe  auf  dem  Bal- 
tischen, den  geringsten  auf  dem  "Weißen 
Meere  aufzuweisen. 


Der  Ausfuhrhandel  Rigas. 


Der  Gesamtexport  dieses  Hafen.s,  der  in 
den  Jahren  1901 — 1905  einen  Durchschnitt  von 
ca.  111  Mill.  Rbl.  erreichte,  hat  seitdem 
folgende  Entwicklung  gezeigt: 

1001  —  1905     110  716  57;?  Rubel 
1906  159  986  844       „ 

19Ü7         l;U  78:3  346      , 

1908  129  305  630   ., 

1909  172  350  786   „ 

Der  Wert  der  im  Jahre  1909  verschifften 
"Waren  hat  somit  eine  noch  nicht  dagewesene 
Höhe  erreicht. 


Unter    den 
Artikeln  waren 


im    Jaiirc    1909    vcrscliil'ften 
die  hauptsächlichsten: 


Holz  . 
Flachs  . 
Eier  .  . 
Getreiilc 
Weizen 
Butter  . 


Quantum 


Wert  in  Kiibeln 


83  50O  OOU  Kiibikfuß  , 

1 139  195  Pud 

4  461  921      . 

21  000  000     „ 

19  25000Ü     , 

301 677      , 


32  821  510 
32  193  362 
26  753  790 
26  485  792 
25  027  959 
4  675  993 


39 


Fremde  Konsulate  in  Hiißlaud. 


40 


Fremde  Konsniale  in 

Bnssland 

.*) 

Städte                      1 

l|-< 

a 
'c 

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M 

3      rt 

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ja 

I 

a 

B. 
VI 

Afchabad    .     . 
Astra      .     .     . 
Archangel  .     . 
Arensburtr.     . 
Batum    .     .     . 

k|- 

-  K 

—  V 

— 

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V 
V 

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V 

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Berdjansk  .     . 
Baku 

1 

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V  — 

— 

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V 

V 

V 

V 

V 
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Charkow     .     . 
Eriwan   .     .     . 

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Eumorfopulos 
Feodos&ija  .     . 
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Helsingtbrs     . 

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Ismail     .     .     . 
Jelissa-wetpol  . 
Jekaterinoslaw 
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Noworos.-^ijsk  . 

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Pernau   .     .     . 

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Reval      .     .     . 

Rostow  a.  1>.  . 
Sewastopi'l 

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Sa-Ying-Tou    . 
Saratow       .     . 
Simferopol 
Taganrog     .     . 
Tiflis  .... 

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Wladiwostok  . 
Windau  .     .     . 
Wilna     .     .     . 
Wladikawkas . 

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41 


Allgemeine  Bilduo^ 


42 


Allgemeine  Bildung. 


1.     Lesen    und    Schreiben. 


Auf  1000  Personen  kommen  211,  die  lesen 
und  schreiben  können,  also  21,1  "/o. 

Schreib-  und  Lesekundi^ge  werden  gezählt 
im 

Weichselgebiet   (Polen)     .   .    30,5  «o 

Europ.  Rußland 22,9  "/o 

Kaukasus      12,4  o'o 

Sibirien      12,3  o» 

Zentralasien 5,3  o/o 

Unter  den  europäischen  Gouvernements  ist 
der  größte  Prozentsatz  Schi'eibkundiger  in  den 
drei  baltischen  Provinzen  zu  finden,  wo  er 
75 — 83  o/o  .ausmaclit.  Darauf  folgen  die  Gou- 
vernements : 

St.  Petersburg 55  o/o 

Moskau      40  0,0 

Warschau     40  o  o 

Jaroslaw 37  o/o 

Petrüiau 33  o/o 

Kowno V2  0/0 

Grodno 29  0/0 

Wilna     390/0 

Taurien 24  0/0 

Cherson      22  0/0 

Don-Gebiet 28  0/0 

Jekaterinoslaw      23  0/0 

Wladimir      20  0/0 

Kostrowa       24  0/0 

Tula     230/0 

Saratow     22  0,0 

Samara 20  0/0 

Simbirsk 17  0/0 

Bessarabicn      14  0/0 

A-straehan     12  0/0 

Pensa      16  0/0 

Plcskau      170/0 

Podolicn 150/0 

Im  Kaukasus  und  in  Transkaukasien  ist 
der  Prozentsatz  durchschnittlich  12  0/0.  Im 
Scliwarzmecrgouveniement  steigt  er  bis  31 0/0, 
um  in  wieder  anderen  unier  10  0/0,  ja  bis  7  0/0 
zu   fallen.    Ebenso  gering  und  ungleichmäßig 


ist  die  geringe  Bildung  in  Sibirien  zu  kon- 
statieren. Die  entsprechenden  Ziffern  sind  hier 
folgende : 

Amur-  und   Seengebiet    ...    25  0/0 

Ti-anskaukasien 10  0/0 

Irkutsk  und  Tomsk 12  0/0 

Jakutsk     40/0 

Kamtschatka      2  0/0 

Aju  traurigsten  aber  ist  es  in  Zentralasien 
bestellt,  wo  in 

Turkestan nur  4,0  «,q 

Syr-Darja „    4,5  0/0 

Saniarkand „3,2  0/0 

Ferghana       »2,9  0/0 

der  Bevölkerung  des  Lesens  und  Schreibens 
kundig  pind.  Wa^  den  Unterschied  beider  Gre- 
schlechtcr  .anbelangt,  so  kommen  auf  10  lese- 
und  schreibkundige  Frauen  in 

Polen      13  Männer 

Eiux)p.  Rußland    ....    24 

Sibirien      38       „ 

Zentrala«icn 36       ,, 

2.  Volks-  und  Elementarschulen. 

Das  Wohl  und  Wehe  der  ersten  Schul- 
bildung ist  in  Rußland  nicht  an  einer  einzigen 
Zentralstelle  Iconzentriert,  sondern  acht 
Ressorts  unterlialtcn  Volksschulen,  dalier  kajin 
die  Statistik  schwer  alle  Daten  unter  einen 
Hut  bringen,  da  die  einzelnen  Ressorts  nicht 
zu  gleicher  Zeit  ihre  Bericlite  veröffentlichen 
und  dalicr  eine  allgemeine  Uebersicht  immer 
1 — 2  Jahre  zurückgreifen  muß,  um  ein  einiger- 
maßen richtiges  Bild  liefern  zu  können.  Die 
Volksschulen  können  in  zwei  Gruppen  eingeteilt 
werden : 

a")  flu-  Kinder, 

b)  für  Erwachsene. 

Zu  den  \'olksschulen  fiLr  Erwachsene 
werden  gerechnet:  Sonntagsschulen,  Repetier- 
kurse \ind  Abendschulen  für  iVrl>eitcr. 


Allgonioiue  Bildung. 


44 


Am   1.   Januar   1907   ^ab  es  in  Rußland 
112  374  Volksschulen  mit '^  16  842  784  Schülern 
beiderlei    Geschlecht«,    2069    Schulen   für   Er 
wachsene   mit   121 712    Schülern. 

Bei  näherem  Betrachten  kommt  also  durcJi 
schnittlich    im   ganzen    Reich   eine    Volks 
schule  auf  171  Quadratwerst  oder  auf  1240 
Einwohner. 

In  den  einzelnen  Bezirken  sind  die  Ziffern 
Europ.  Rußland    .     .     .       52  D-Werst  und  1180  Einw. 
Weichselgpbiet  u.  Polen       14         „  „    1240      „ 

Kaukasus 87         „  ,,    2015      „ 

Sibirien 2603         ,  „    1460      „ 

Zentral-Asien  ....    406        „  „    1060     „ 

Von  den  einzelnen  Gouvernemeats  bilden 
die  Extreme:  Die  baltischen  Provinzen: 
1  Schule  auf  24  Qiiadi-atwerst  und  680  Ein- 
wohner. In  Jakutsk  kommt  1  Schule  auf 
46  342  Quadratwerst  und  3780  Einwohner. 

3.    Mittlere  Schulen. 
a)  Gymnasien,  Progymnasien  und  ent- 
sprechende Institute  bestanden  am  I.Januar  1908 


926  mit  104  270  männlichen  und 

197  480  weiblichen 

Zusammen    301  750  Schülern 

b)  Realschulen 

184  mit  47  280  männlichen  und 
1  285  weiblicher, 

zusammen  48  506  Schülern. 
In  den  letzten  drei  Jahren  sind  103  Krons- 
gymnasien  und  140  Privatmittelschulen  er- 
öffnet worden.  Dieses  rasche  Wachstum  weist 
darauf  hin,  daß  der  Bedaa'f  an  Mittelschulen 
ein  ganz  enormer  ist.  Da  aber  das  Ministerium 
der  Volksaufklärung  nicht  imstande  ist,  in 
nächster  Zeit  eine  entsprechende  Anzabl  von 
Mittelschulen  zii  eröffnen,  so  muß  die  Privat- 
Initiative  nach  Möglichkeit  gefördert  werden. 
Die  Regierung  gewährt  ein©  Subsidie  in  der 
Höhe  eines  Drittels  der  Unterricbtskosten,  das 
Uebrige  muß  von  den  Organisationen  selbst 
bestritten  werden.  Vom  Ministerium  selbst 
werden  in  den  nächsten  Jahren  33  Gymnasien 
jährlich  eröffnet  werden. 


Hochscbulen. 


Es  gibt  in  Rußland  folgende  Universitäten  : 


Moskau      .    . 

mit  8083 

St.  Petersburg 

„     8090 

Kiew     .     .     . 

,     4001 

Charkow   .     . 

„     3450 

Jurjew  (Dorpat 

„     1718 

Warschau.    . 

.      ,     1625 

Kasan    .     .     . 

.      „    2821 

Odessa  .     .     . 

.      ,    2851 

Tomsk  .     .     . 

V       740 

Eine  neue  Universität  wurde  1909  in 
Saratow  gegründet  und  seit  Herbst  1908  besteht 
in  Moskau  eine  Volksunivcrsität  auf  den  Namen 
des  Generals  Schaniawsky,  der  die  Mittel  zu 
ihrer  Errichtxrng  hergegeben  hatte. 

Die  Gesamtzahl  der  russischen  Studieren- 
den betrug  am  1.  Januar  1909 :  35  204.  In 
früheren  Jahren  waren  die  entsprechenden 
Zi  f  f  em : 


m  Jalu-o 

1873 

6  145  Studenten 

1880 

8 193            , 

1885 

12  939            , 

1894 

13  944 

n          n 

19ÜÜ 

24  300           „ 

n            I) 

1904 

28  740 

n           n 

1907 

31 200           , 

Von  anderen  Hochschulen  existieren : 
vier  theologische  Hochsohulen,  imd  zwar  in 

Kiew mit  203  Studenten 

Moskau    ....       ,     221  , 

St.  Petersburg     .       „     259  „ 

Kasan      ....       ,     171  „ 

Femer  gibt  es  eine  armenische  tlioologische 
Hochschule  in  E  s  c  h  m  i  a  d  z  i  n  im  Kaukasus 
und  eine  katholische  Hochschule  in  Peters- 
burg. Von  Medizinsclnilcn*)  gibt  es  drei,  eine 
militäiische  und  zwei  für  Frauen,  in  St.  Pe- 
tersburg und  Moskau.  Die  fünf  N'eterinär- 
schulen  zählen  1900  Hörer.  Es  gibt  ferner 
drei  Rechtsschulen,  ein  archäologisches  Institut, 
13  philosophische  Lehranstalten  und  Institute, 
und  zwei  Fraucnhochschulen.  Weiter  sind  an 
derartigen  höheren  Lohrinstituten  zu  er- 
wähnen : 

für  das  Bergwesen 3  Institute 

„     die  Ingenieurwissonschaften    4  „ 

„      ,     Landwirtschaft.     ...     4  „ 

„      „     Forstwirtschaft      ...     1  „ 

,       „     Topographie 1  „ 

„       „     Sprachwissen.schaftpn    .     1  „ 

„       „     Militärschulen    .     .     .     .     ti  , 

.       -     Handelshochschulen  .     .     2  . 


*)  abgesehen  von  den  UniversitfttsfiikiiltiUeii. 


Allgemeine  Bilduns 


46 


Fi  11  Bland  hat  eine  Univei-sität  in  Hei-  I  Etwa    4000    russische    Studenten    werden 

singfors    mit    2088    Studenten    (im    Jahre  |  durch  Stipendien  unterstützt  oder  sind  von  der 
1907/08).  I  Zahluiio:  von   C4cbühren  befreit. 


Handelshochschulen  in  Russland. 


\''or  kurzem  sind  die  Beratungen  der  Lehr- 
abteilung des  Handelsministeriums  über  das 
Statut  der  Handelshochschulen  abgeschlossen 
worden.  Nach  dem  Statutencniwurf  sind  diese 
Handelsinstitule  in  bezug  auf  die  Zusammen- 
stellung der  Lehrpläne  völlig  autonom.  Die 
Institute  setzen  sich  aus  zwei  Falail täten  und 
melireren  Abteilungen  zusammen.  Eine  be- 
sondere Aufmerksamkeit  läßt  der  Entwurf  den 
Finanzabteilungen  zuteil  werden ;  diese  haben 
die  Aufgabe,  tüchtige  Fachmänner  für  die 
Kommunalwirtschaft  auszubilden.  Die  Kom- 
merzabteilung vermittelt  umfassende  Waren- 
kunde ;  Personen,  die  diese  Abteilung  absol- 
vieren, erhalten  den  Tit«l  von  „Kommerz- 
Ingenieuren"  ;  die  Absolventen  der  übrigen 
Abteilungen  erhalten  den  Grad  eines  ,, Kandi- 
daten  der   Handelswisscnschaften". 


Die  Studenten  der  Institute  genießen  in 
Inizug  auf  die  Wehrpflicht  dieselben  Ver- 
günstigungen wie  die  Universitätsstudenten. 
Die  I/chrer  erhalten  alle  Rechte  des  Staats- 
dienstes. Aufgenommen  werden  die  Absol- 
venten der  Mittelschulen,  die  vom  Handels- 
minister in  einem  besonderen  ^'erzeichnis 
namhaft  gemacht  werden.  Absolventen  von 
Hochschulen  werden  in  den  oberen  Kursus  auf- 
genommen. Frauen  genießen  die  gleichen  Auf- 
nahmerechte wie  Männer.  Die  Zahl  der  Juden 
ist  auf  3  0/0  beschränkt. 

Das  Statut  soll  in  erster  Linie  auf  die 
Kommerzschulen  in  Moskau  und  Kiew  an- 
gewendet werden.  Die  Mittel  liaben  die  kommu- 
nalen Institutionen  aufzubringen,  während  der 
Staat  nur  ganz  wenig  dazu  beisteuert. 


47 


Der  russische  .StaatshaushaJt. 


48 


Der  Staatshaushalt. 

Das  Beichsbadget  1909  und  der  Voranschlag  pro  1910 


Baii  am  17.  Juui  1909  Allerhöchst  be- 
stätigte Budget  für  das  laufende  Jahr  weist 
an  ordentliehen  Einnahmen  2  458  74(MIS2  Rbl. 
auf,  d.  i.  nahezu  um  41  Mill.  Rbl.  oder  \im 
1,7  0/0  mehr  als  der  Effektiveingang  des  Jahres 
1908  (2  417  807  828  Rbl.)  betragen  hat. 

Aus  den  vorläufigen  Kassenausweisen  des 
Einanzministeriums  geht  hervor,  daß  in  den 
ersten  sechs  Monaten  des  laufenden  Jahres  aJi 
ordentlichen  Einnahmen  1116,4  Mill.  Rbl.  ein- 
geflossen sind.  Was  gegenüber  den  im  ersten 
Halbjahr  1908  vereinnahmten  1104,4  Mill.  Rbl. 
um  12  Mill.  Rbl.  oder  um  1,1  »o  mehr  a\is- 
macht. 

Eine  Steigerung  zeigen  vorzugsweise 
nachstehende    Einnahmeposten : 


Budget  pro  1909 


Um  je 

Tausend 

Rubel 


Staatsbahnen 

Ertrag  aus  den  dem  Fiskus  gehörenden  Kapi- 
talien und  aus  Bankgeschäften 

Stempel-,  Gerichts-,  Kanzlei-  und  Eintragungs- 
gebühren      

Zuckersteuer 

Kapifalrentensteuer 

Besitzwechselabgaben 

Obligat.  Zaiilungen  der  Eisenbahngesellschaften 

Posteinnalnnen 

Tabaksteuer 

Verschiedene  kleine  und   zufällige  Einnahmen 

Eisenbahnpa.ssagier-  und  Eilgutsteuer  .... 


4  962 


3  247 
3  179 
2  952 
2  415 
2  374 
2  297 
1734 
1522 
1  328 


Tausend 
Rubel 

Forsterträge 979 

Telegraphen-  und  Telephoneinnahmen     .     .     .        828 
Aus    der    laut  Gesetz    vom  18.  März  1909  ein- 
geführten Besteuerung  der  Zigarettenhülsen 
und  des   zugeschnittenen  Zigarettenpapiers     1  111 
Vermindert   hal>en   sich   hauptsächlich 
folgende   Einnahmen : 

Um  je 
T,iusend 
Rubel 
Aus  dem  fi.skalischen  Branntweinverkauf    .     .  12  424 
Beiträge  an  die  Reichsrentei  aus  anderweitigen 

Quellen 6  573 

Naphthasteuer 4  706 

Zölle 2  653 

Münzertrag 902 

Bei  den  übrigen  EinnaJimen  haben  sich 
die  Erträgnisse  gegen  1908  nur  wenig  geändert, 
indem  sie  bei  neun  Posten  insgesamt  um 
1  750  000  Rbl.  gestiegen,  bei  sechs  Posten  im 
ganzen  um  1  321  000  Rbl.  zurückgegangen  sind. 

I.  Ordentliche  Einnahmen  und  Ausgaben. 

A.  Ordentliche  Einnahmen. 
Die  im  Budgetentwurf  für  1910  aaigesetzten 
ordentlichen  Einnahmen  stellen  sich  im  Ver- 
gleich zu  deren  Effektiverträgen  in 
den  letzten  fünf  Jahren  seit  1904  und  zu  den 
Etatsanschläge  11  für  das  Jahr  1909  nach 
den  Abschnitten  der  durch  das  Gesetz  vom 
14.  Juni  1891  festgestellten  Klassifikation  in 
folgender  AVeise  dar' : 


Nach  den  Berichten  der  Reich.skontrolle 
sind  eingeflossen: 

Budget- 
betrag für 
das  Jahr 
1909 

Veranschlugiuii; 
des  Budget - 
eutwurft,  füi- 

1904    1      1905     1      1906    |      1907     |      1908 

das  Jahr 
1910 

Tausend  Bubel 

Tausend    Rubel 

1.  Direkte  Steuern 

2.  Indirekte  Steuern 

3.  Gebühren   und  Verkehrssteuern 

4.  Staatsregalien 

Darunter  der  fiskalische  Brannt- 
weinverkauf   

5.  Staatsbeaitztum   und  Kapitalien 
Darunter  die  Staatsbahnen    ,     . 

6.  Veräußerung  von  Staatsbesitztum 

7.  Ablösungszahlungen 

8.  Ersatz  v.Ausgaben  d.  Reichsrentei 

9.  Verschiedene  Einnahmen       .     . 

134  879'    126  896      163  182 
418  581  1    408  654      494  247 
104  249  1      99  995      113  268 
614  436     685  768  1    777  048 

i 

(543  484)  (609  365)i  (697  504) 

571652     .553  049;    602  610 

(454  588)   (431  503)  (490  885) 

818            674            693 

81  614  1      55  426       34  993 

82  267  1      77  730       71  596 
9  765|      16  366!      14  033 

183  322 
509  815 
122  617 
790  633 

(707  142) 

636  254 

(510  338) 

684 

649 

74  522 

23  979 

194  183 
526  491 
137  424 
793  836 

(709003) 

648  446 

(512  523) 

528 

710 

96  713 

19  477 

193  882 
523  491 
140  709 
806  488 

(717  000) 

685  670 

(546130) 

1026 

571 

92  868 

13  769 

198  246 
550  446 
152  438 
809  522 

(718768) 

710162 

(568154) 

1431 

723 

97  896 

14  9.^)3 

Zusammen 

2  018  261  '2  024  55812  271670 

2  342  475 

2  417  808 

2  458  741 

2.535  817 

4') 


Der  rufisische  Staatshaushalt. 


50 


Diese  Gmppen  der  Einnahmen  für  das 
Jahr  1910  verteilen  sich  nach  ihrem  Größen- 
verhältnis in  folgender  absteigender  Ordnung: 

Staatsregalien 809,5  Mill.  Rbl.  =  31,9  % 

Staatsbesitztum  u.  Kapital.     710,2     „  „     =28,0% 

Indirekte  Steuern     .     .     .     550,5     ,  ,     =21,7% 

Direkte  Steuern    ....     198,2     „  ,     =    7,8% 

Gebühren    und    Verkehrs- 

steuem 152,4     „  „     =    6,0% 

Ersatz   von   Ausgaben   der 

Reichsrentei 97,9     „  „     =    3,9  % 

Sonstige    Einnahmen,    zu- 
sammen       17,1     „ .,     =    0,7  % 

2,535,8  Mill.  Rbl. 
Ihrem  Wesen  nach  können  diese  Einnahmen 
in  vier  Gruppen  eingeteilt  werden : 

1.  Steuern  im  eigentlichen  Sinne  des 
Wortes ; 

2.  Erträge  aus  dem  Staatsbesitztum  und 
aus  staatlichen  Unternehmungen ; 

3.  Rückzahlungen  als  Ersatz  eines  Teils 
der  Aufwendungen  des  Staatsschatzes  und 

4.  zufällige  Einnahmen,  die  zu  keiner  der 
vorhergehenden   Gruppen   gehören. 

In  nachstehender  Tabelle  sind  die  ordent- 
lichen Einnahmen  für  1910  mit  ihren  Brutto- 
erträgen aufgefülirt,  da  es  sehr  schwierig  ist, 
zu  ermitteln,  welche  Ausgaben  namentlich  zu 
den  Erhebungskosten  gehören  und  in  welcher 
WeLse  sie  sich  auf  die  einzelnen  Einnahme- 
grupj>en  verteilen. 


Verans.hlt;  .U-s 

Hu.lK.t.iitw. 

f.  da»  Jahr  1910 

Mill.  Kbl. 

Prozentverh. 
z.Gesamtbotr. 

der  EiniiaLm. 

I.  Staatssteuern: 

Direkte 

Indirekte 

Gebühren    und    Verkehrs- 
steuern    

198,2 
550,5 

1.52,4 

7.8% 
21,7  „ 

6,0  „ 

901,1 

35,5  % 

II.  Einkünfte  aus  dem  Staats- 
besitztum und  aus  staat- 
lichen Unternehmen: 

Staatsbahnen 

Sonstige  Staatsbesifztümer 
und  Kapitalien    .     .     .     . 
Fiskalischer     Branntwein- 
verkauf   

Sonstige  Staatsregalien 


III.  Eingänge  in  Rücker- 
stattung von  Ausgaben  des 
Staatsschatzes: 
Rückei-stattung  verschied. 
Aufwendungen  .  .  .  . 
Ablöf  ungszahlungen 


IV.  Zufällige  Einnahmen 


Zusammen:!     2,535,8        | 


*)    J)arunter  der  Erlös   aus    dem    Verkauf  von    Immobilien 
mit  1,4  Mill.  Kbl.  und  von  beweglichem  Eigentum  mit  2,4  Mill.  Rbl. 


Demnach  ergibt  sich  für  1910  als  eigent- 
liche Stcuerbelastung  der  Bevölkerung  eine 
Summe  von  901,1  Mill.  Rbl.  (35,5  "/o  des  Ein- 
nahmebudgets).  Eügt  man  zu  den  Steuern 
noch  den  Ertrag  des  fiskalischen  Branntwein- 
verkaufs mit  718,8  Mill.  Rbl.  liinzu,  so  be- 
trägt die  gesamte  Steuerleistung  der  Be- 
völkerung 1619,9  Mill.  Rbl.  (63,8  «0  des  Bud- 
gets). Die  übrigen  Einnahmen  im  Gesamt- 
beträge von  915,'y  Mill.  Rbl.  (36,2  o/o  des  Bud- 
gets) sind  nicht  steuerartiger  Natur. 


In  den  nachfolgenden  Erläuterungen  sijid 
die  Berechnungen  und  sonstigen  Nachweise,  auf 
Grund  deren  die  Veranschlagung  der  Ein- 
nahmen für  das  Jahr  1910  stattgefunden  hat, 
bei  jedem  einzelnen  Budgetparagraphen  auf- 
geführt. 

§  1.  Die  Grundsteuern,  Immo- 
biliensteuern u.  Personalabgaben. 
An  solchen  Steuern  sind  1904—1908  einge- 
flossen und  für  1909  und  1910  veransclüagt: 


51 


Der  musische  Staatsliaushalt. 


52 


Tollzngsangweise 

Etatsansätze 

1904     1      1905      1       1906     (      1907     |      1908 

1909     1       1910 

Tausend    Rubel 

Tausend  Rubel 

Keichs-  und  sonstige  Grundsteuern 

Immobiliensteuern 

Rjiuchsteuern  und  Abgaben  in  den 
Gouvernements  des  Zartums  Polen 

Kibitkensteuer 

Grundzinsen  und  Zahlungen  der 
Uebersiedler  für  die  ihnen  zur 
fristlosen  Nutznießung  ange- 
wiesenen Staatsländereien  .     .     . 

Reichs -Wohnungssteuer     .... 

Verschiedene  direkte  Abgaben  .     . 

14  908 
14  440 

2  982 

3  182 

7  663 
6188 
1  164 

13100 
13  991 

2  749 

3  372 

6  258 

5  001 

845 

20  539 

18  307 

3  295 
3  300 

8  595 
5  348 
1  143 

23  179 
18  419 

3  037 
3  18» 

9  106 

5  541 

988 

24  097 
20  513 

3  172 
3  691 

9  091 

6  039 

876 

22  701 
19  072 

3  032 
3  452 

'8  800 

6  150 

870 

24  701 
20114 

3  049 
3  492 

8  978 

6  600 

870 

Zusammen 

49  527 

45  316 

60  527 

63  459 

67  479 

64  077 

67  804 

Die  Steigerung  der  Reichs- Woknungssteuer 
am  450  000  Ebl.  erklärt  sich  atis  dem  fort- 
dauernden jährlichen  Anwachsen  des  tatsäch- 
lichen Ertrages  dieser  Steuer  nach  den  Voll- 
zugsausweisen. 

Bei  den  übrigen  zum  §  1  gehörenden  Ab- 
gaben haben  nur  geringe  Aenderungen  statt- 


gei'undeu,   namentlich   durch    Berichtigung  der 
Anzalil   der  zu  belastenden  Steuereinheiten. 

§2.  Die  Reichsgewerbesteuer.  An 
R«icisgewerbesteuer  ist  1904 — 1908  verein- 
nahmt sowie  für  1909  luid  1910  in  Ansatz 
gebracht  worden : 


Vollzugsansweise 

Etatsansätze 

1904       1       1905       j       1906       |       1907       |       1908 

1909      1      1910 

Tausend  Rubel 

Tausend  Rubel 

Grundgewerbesteuer  .... 
Zuschlagssteuer  von  den 
Gewerbescheinen  zu  den  Aus- 
gaben für  die  Bequartierung 
der  Truppen       

Ergänzungsgewerbesteuer  von 
den  zur  öfifentl.  Rechnungs- 
legung verpflichteten  Unter- 
nehmungen     

Ergänzungsgewerbesteuer  von 
den  zur  öfifentl.  Rechnungs- 
legung nicht  verpflichteten 
Unternehmungen 

Besondere  Gewerbeabgaben  (in 
den  Gouvernements  des  Zar- 
tums Polen  —  zum  Unter- 
halt der  Gemeindegerichte,  in 
den  um  St.  Petersburg  be- 
legenen Ortschaften  zum 
Unterhalt  der  Polizei)    .     .     . 

Strafgelder*) 

33  734 

757 
16  290 
15  799 

447 

28  971 

620 

16163 

15  908 

386 

32  528 

766 

21558 

26  063 

429 
1  108 

35  372 

798 

32  492 

28  414 

450 
1  638 

38  608 

884 

33  406 

29  653 

476 
1806 

38  000 

800 

37  000 

29  500 

451 
1  638 

40  000 

885 

34  000 

30000 

477 
1975 

Zusammen: 

67  027 

62  048 

82  452 

99  164 

104  833 

107  389 

107  337 

*)  Dies«  Strafgelder   sind    seit  1906  in   eine   besondere  Unterabteilung   ausgeschieden,   während   nie   bis    dahin  in  den  Vor- 
""fnhif  *"  ^     Rechenschaftsberichten  unter  den   gemeinsamen   Betrtlgcn    verschiedener  Arten   der   Uenerbebesteuerung  auf- 
Verlag für  Börsen-  und  Finan7.1itorat«r  A.-O,,  Berlin  W.  3.1.  3 


53 


Der  iiissische  Staatshaushalt. 


5+ 


§9.  Die  Zölle  werden  von  den  über 
die  europäische  und  asiatische  Grenze  nach 
I{  u  ßland  e  i  n  g  e  f  ü  h  r  t  e  n  Waren  und  in  einem 
gi'ripgfügigen  Betrage  auch  von  einigen  russi- 
schen Ausfuhrwaren  erhoben.  Außerdem 
gehören  zu  den  Zollei.miahmen  nocli  die  für 
üebertrctung  des  ZoUreglemenls  zur  Bei- 
treibung gelangenden  Büß-  und  Sti'afgelder  so- 
wie die  zugunsten  der  Staatskas.-ie  erzielten 
Erlöse  aus  dem  Verkauf  konfiszierter  Waren. 

An  verzollten  Waren  sind  aus  dem  Aus- 
lande  eingeführt   worden: 


We  rte    in    Tausend  Rubel 


Lebens- 
mittel 


Robstoffe     Tiere  und 
und  Hall.,    tieiisrhe   I  Fabrikate 
fahrikate     Produkte  ; 


131851 
130  208 
192  540 
201  817 
207  898 


349  826 
325  285 
365  005 
402  905 
434  473 


4  928 
3  549 

5  468 
5  440 
7  759 


164  798 
176  045 
237  677 
237  203 
249  404 


651  403 
635  087 
800  690 
847  365 
899  534 


An  Zollerträgnissen  sind  1904 — 1908  ver- 
einnahmt und  für  1909  imd  1910  veranschlagt: 


Vollzugsausweise 

Etatsansätze 

1904     1      1905     1      1906     |      1907     1      1908 

1909     1      1910 

Tausend   Rubel 

Tausend  Rubel 

Zollerträgnisse  von  eingeführtenWaren : 

a)  westeuropäische    und  Südgrenze 
(mit  Ausnahme  Transkaukasiens) 

b)  transkaukasische  und  asiatische 
Grenze 

197  944 
20  284 

197  093 
15  199 

222  635 
17  971 

235  369      252  530 
24  154        26  1.54 

1 

250  000      255  000 

25  850        28200 

Zollertriignisse  von  ausgeführten  Waren : 
Sonstige  ZoUeinnalunen 

218  228 

244 
323 

212  292 

217 
286 

240  606 

294 
370 

259  523 

451 

503 

278  588 

124 
538 

275  850      283  200 

100            255 

500            600 

Zusammen 

218  795 

212  795 

241  270 

260  477 

279  250 

276  450  1    284  055 

Nach  vorläufigmi  Ausweisen. 


Die  hier  angefülirtien  Auswei«^  lassen  ein 
allmähliches  Anwachsen  der  Ausfuhr  und  dem- 
entsprechend auch  der  ZoUcinnalimen  nach  dem^ 
russisch-japanischen  Kriege  konstatieren.  Dies 
war  jedoch  mit  einigen  Ausnahmen  auch  vor 
dem  Kriege,  bei  normalen  Verhältnissen  des 
Staatslebens,  eine  stetig  auftretende  Er- 
scheinung. In  der  I3enkschrift  zum  Budget- 
entwurf von  1909  ist  die  durchschnittliche  Zu- 
nahme der  Zollerträge  für  das  Jjüirzehnt  1897 
bis  1907,  abgesehen  von  den  Ixdden  Kriegs- 
jaliren,  im  europäisclien  Grenzverkehr  auf  3,9  o/o 
beziffert,  wobei  die  Kasseneingänge  dieser  Er- 
trägnisse 1907  23.5  369  000  Rbl.  be^^trugen.  Wie 
aus  dem  Bericht  der  Reichskontrolle  hervor- 
geht, stieg  der  Ertrag  im  nächstfolgenden  Jahre 
1908  auf  2r)2  530  000  Rbl.,  was  eine  Zunahme 


um  17,2  Mill.  Rbl.  oder  7,2  «/o  in  einem  Jahixi 
ergibt.  Diese  Zunahme  war  durch  die  Roh- 
baumwolle veranlaßt,  deren  Import  1908  in 
besonders  großem  Umfange  vor  sich  ging,  da 
in  diesem  Jahre  13  -108  000  Pud  im  Werte  von 
111,9  ]\Iill.  Rbl.  eingeführt  wurden,  wäJirend 
1907  nur  9  736  OOd  Piid  im  Werte  von  82,8  Mill. 
Rubel  und  im  Trionnium  1905 — 1907  durch- 
schnittlich 9  300  000  Pud  im  Werte  von 
73,6  Mill.  Rbl.  zur  Einführung  kamen.  Die 
Differenz  zwischen  dem  Zollertrage  für  im- 
portierte Baumwolle  im  .lahre  1908  gegen 
1907  betrug  18  440  000  Rbl.,  bei  einer  Gesamt- 
sleigerung  der  Zolleinnahmcu  im  euix)päisclien 
Grenzverkehr  um  17,2  Mill.  Rbl.,  wie  oben 
erwähnt  worden  ist.  Hieraus  darf  jedoch  nicht 
gefolgert  werden,  daß  der  Import  aller  übrigen 


55 


Der  russische  Staatsliaushalt. 


56 


Waren  im  Jahre  1908  gegenüber  1907  gar  keine 
Zunahme  ergeben  habe.  Da  ein  erheblicher  Teil 
der  Waren  gegen  Sichei-stellung  dess  Zolls  durch 
Wertpapiere  auf  höchstens  sechsmonatliche 
Fristen  zugelassen  wird,  so  fließt  ein  Teil  der 
Zolleinnahmen  für  das  JaJir,  in  dem  die  Ein- 
fuhr stattfindet,  erst  im  nächstfolgenden  Jalire 
nach  Einlösung  der  Wertpapiere  seitens  der 
lmporteui"e  ein,  und  der  Umfang  der  Kassen- 
eingänge hängt  daher  teilweise  von  dem  Um- 
stände ab,  in  welchem  ^laße  diese  Kautionen 
von  einem  Jahi-  auf  das  andere  zur  Ueber- 
tragung  kommen.  Was  das  latifende  Jahr  an- 
betrifft, so  erweist  es  sich,  daß  in  den  ersten 
sechs  Monaten  von  den  über  die  europäischen 
Grenzen  mit  Einschluß  Finnlands  und  des 
kaukasischen  Küsteng-estade.s  des  Schwarzen 
Meeres  eingeführten  Waren  an  Zolleinnahmen 
116,7  Mill.  Rbl.  zu  entrichten  waren,  während 
im  ersten  Halbjahr  190S  die  fälligen  Zoll- 
einkünfte 131,7  Mill.  Rbl.,  d.  i.  um  15  Mill. 
Rubel  mehr  ausmachten.  Dabei  betrug  der  Zoll 
für  Baumwolle  im  laufenden  Jalire  19,3  Mill. 
Rubel,  in  der  ersten  Hälfte  1908  aber  34,1  Mill. 
Rubel,  woraus  hervorgeht,  daß  die  Verminde- 
rung der  Zolleinnahmcn  in  den  ersten  sechs 
Monaten  de.';  laufenden  Jahres  ausschließlich 
der  Baumwolle  zuzuschreiben  ist,  deren  Import 
im  vorigen  Jahre  einen  bisher  unerhörlesn  Um- 
faJig  angenommen  hatte.  In  dei-selben  Zeit  be- 
trugen die  Kasseneingänge  der  Zollgefälle  für 
sämtliche  Grenzen:  in  der  ersten  Hälfte  1908 
136  243  000  Rbl.  und  im  ersten  Halbjahr  1909 
133  590  000  Rbl.  Wenn  man  aus  der  ersteren 
Summe  die  Differenz  bei  dem  Baximwollenzoll 
—  15  Mill.  Rbl.  —  in  Abzug  bringt,  .so  ergibt 
sich  bei  den  Kasseneingängen  des  laufenden 
Jahres  im  Vergleich  ziu-  ersten  Hälfte  1908 
für  alle  übrigen  Waren  (136,2  — 15  =  121,2  Mill. 
Rubel)  eine  Zunahme  von  12,4  Mill.  Rbl.,  bei 
einem  sich  gleicJi  bleilx-nden  Källigkeitsbetrage 
der  Zolleinnahmen  von  diesen  Waren  für  die 
ersten  sechs  Monate  beider  Jahre.  Ein  be- 
trächtlicher Teil  der  Mehreinnahme  von 
12,4  Mill.  Rbl.  für  1909  entfällt  auf  cUc  Ein- 
lösung der  Kautionen  für  solche  Waren,  die 
1908    importiert    worden    sind. 

Betrachtet   man   ferner   die   Einfulir  nacli 
den  Warenklassen,  so  geht  daraus  hervor,  daß 


in    den    ersten    sechs    Monaten    des    laufenden 
Jahres    einen   gesteigerten    Import   aufweisen : 
Maschinen  und  Apparat«,   Wollengame,  un- 
gekämmte und  ungesponncne  Wolle,  Weine. 
Rohjute,     physikalische     Instrumente     und 
Apparate,     Erzeugnisse     aus     Kupfer     und 
Kupferlegierungen,    G^rb-    und    Farbstoffe, 
sowie  viele  andere  zu  25  Gruppen  gehörende 
Waren. 
An  Zoll  war  von  diesen  Waren  für  sechs 
Monate  des  Jahres  1909  insgesamt  um  3  956  000 
Rubel  mehr  zu  entxichten  als  im  entsprechenden 
Zeitraum  von   1908.    Rohbaumwolle  wurde  im 
Werte    von    19  347  000    Rbl.    importiert,    d.    i. 
gegenüber  der  durchschnittlichen  Einfuhrziffer 
der    Jahre    1905—1907    (17  307  000    Rbl.)    um 
2  040  000  Rbl.  mehr. 

Eine  Verminderung  der  Zolleinnahmen  in 
der  ersten  Hälfte  1909  ergab  sich  bezüglich 
des  Imports  von 

Tee,     bearbeitetem     Reis,     Wollengeweben, 
frischen    Apfelsinen    imd    Zitronen,    Speck, 
Wachs,  Pflanzenölen  und  anderen  Waren, 
insgesamt  um  4159  000  Rbl. 

Die  Zunahme  der  Einfuhr  von  Rohstoffen 
und  Halbfabrikaten,  wie  von  Maschinen  und 
Apparaten  beweist,  daß  die  industrielle  Tätig- 
keit im  Lande  sich  hebt.  Der  Gesamtimport 
aller  Waren,  außer  Rohbaum'wolle,  in  der  ersten 
Hälfte  1909  unterschied  sich  allerdings  fast  gar 
nicht  von  der  Einfulir  des  Vorjahres,  doch  muß 
berücksichtigt  werden,  daß  hierauf  die  durch 
Fröste  verspätete  Eröffnung  der  Schiffahrt  im 
Frühling  des  laufenden  Jahres  einigermaßen 
von  Einfluß  war.  Aus  den  späteren  Au.sweiscn 
für  den  Juli  ging  hervor,  daß  in  diesem  Monat 
für  63  Mill.  Waren  importiert  wurden,  d.  i. 
im  Vergleich  zum  Wert  der  Einfuhr  im  Juli 
1908  (58,7  Mill.  Rbl.)  um  -4,3  Mill.  Rbl.  mehr. 

Die  günstige  Ernte  dieses  Jahres,  die  sich 
nicht  allein  durch  die  Quantität,  sondern  auch 
durch  die  Qualität  des  Getreides'  auszeicJinete, 
ließ  eine  starke  Belebung  des  Außenhandels 
sowohl  in  den  übrigen  Monaten  des  Jahres 
1909,  als  auch  im  nächsten  Jalire  erwarten, 
und  eine  Steigerung  der  Ausfuhr  hat  dadurcli. 
daß    sie    die    wirtschaftlichen    Mittel    der   Be- 


Der  russische  Staatshaushalt. 


58 


vülkerung  vermehrt,  gewöhnlich  auch  eine  Zu- 
nahme der  Einfuhr  zur  Folge.  Daher  ist  bei 
der  Schätzung  der  Zolleinnahmen  pro  1910  im 
europäischen  Grenzverkehr,  deren  Ertrag  im 
Jahre  1908  nach  Abzug  der  außergewöhnlich 
hohen  Baumwollenzollgefälle  berechnet  und  zu 
der  sich  hieraui?  ergebenden  Summe  der  normale 
Zuwachs  dieser  Einnahmen,  der,  wie  oben  er- 
wähnt, nacli  den  Vollzugs  ausweisen  für  1897 
bis  1907  3,9  o/o  betrug,  für  zwei  Jahre  hinzu- 
gefügt worden.  Der  auf  diese  Weise  ermittelte 
Betrag  ist  nach  Abrund ung  auf  255  Mill.  Rbl. 
in  den  Budgetentwurf  für  das  künftige  Jahr 
eingestellt. 

Nach  Scliließiuig  des  Freüiafengebiets  im 
fernen   Osten   wurde   auf  Grund  des  Gesetzes 


vom  2.  Mai  1909  der  Amur-Zollbezirk  errichtet, 
bei  dessen  Mautstellen  während  der  Zeit  vom 
April  bis  zum  August  an  Zolleinnahmen  von 
allen  Waren,  außer  Tee*),  1085  000  Ebl.  ein- 
flössen. Nach  dem  Budgetentwurf  für  1910 
wurden  an  ZoUerti-ägnissen  aus  dem  Amur- 
bezirk in  runder  Summe  3  Mill.  Ebl.  erwartet. 
Die  Veranschlagung  der  2k)lleiniiahmen  von 
der  Einfuhr  über  die  sonstigen  Grenzen,  sowie 
auch  der  Erträgnisse  von  den  Ausfuhrwaren, 
aus  den  Strafgeldern  und  sonstigen  Einnahmen, 
die  zu  den  Zollgefällen  gehören,  basiert  für 
das  Jahr  1910  auf  den  Vollzugsausweisen  über 
die  Effektiveingänge. 


•)    Vom  Tee  wurde  auch  vor  der  Sclüiefcnng  des  Freihafer 
gebiets  im  fernen  Osten  Zoll  erhoben. 


Die  Bewegung  der  Staatsschuld. 

(Naeh    dem    Nominalbetrage    der    emittierten   Wertpapiere.} 


Im  Laufe  des  Jah. 

Saldo  der  Staats- 

res entstandene 

Getilgt 

schuld    zu    Ende 

Schulden 

des  Jahres 

Tausend  Rubel 

1901  .     . 

0  392  374 

1902  .     . 

373  601 

122  048 

6  643  927 

1903  .    . 

134  025 

126116 

6  65183G 

1904  .     . 

452  508 

22  590 

7  08174(1 

1905  .    . 

842  720 

83  302 

7  841  164 

1906  .    . 

1  275  152 

490  756 

8  625  560 

1907  .    . 

174  775 

74  812 

8  725  523 

1908  .     . 

376  940 

250  589 

8  851874 

In  doji  Budgetentwurf  für  1910  sind  au 
Z:üilungen  für  die  Staatsschuld  im  Vergleich 
zu  den  1904 — 1908  vollzogenen  Ausgaben  und 
zu  den  für  1909  angewiesenen  Beträgen  ein- 
gestellt worden : 


1907 

190S 

1909 

1910 

Tausend  Rubel 

Zinsenzahlung    . 

Kapitalabzahlung 

Zur  Einlös.  termin 
loser  Anleilien, 

Zahlungen  für  ge 
tilgte  Anleihen 
deren  Kredite  ge 
schlössen  sind 

Bankspe.'ien  u.  wirt 
schaftliohe  Aus 
gaben  in  lietrefl 
der  Anleihen 

353  330 
20  082 

136 
151 

707 

371 626 
24154 

101 
1724 

371 782 
23  520 

100 
961 

379  942 
25  697 

100 

50 

1066 

Zusammen 

374  406 

397  605 

396  363 

406  865 

Der      Gesamtbetrag      der      Staatsschuld, 
welcher  nach  dem  Bericht  der  Reichsbontrolle 


59 


Der  russische  Staatshaushalt. 


60 


sich  zum  1.  Januax  1909  auf  8851,9  Mill.  Rbl. 
litfjausstellte,  stieg  im  Jalire  1909  um  52.5  Mill. 
Rubel  infolge  der  neu  omittierten  4V2''i'  Russi- 
s<ih.eii  Staatsanleihe.  Außerdem  müssen  dem 
Kapitalbetrage  der  Staatsschuld  noch  die  im 
laufenden  Jahre  eingeflossenen  und  einfließen- 
den ewigen  Einlagen  beigezählt  werden.  An- 
dererseits verminderte  sich  die  Staatsschuld  im 
Jahre  1909  durch  die  vollständige  Tilgung  der 
öo.'a   Reichsschatzanweisungen  im  Betrage  von 


300  Mill.  Rbl.,  durch  die  teilweise  Tilgung 
einiger  anderer  tenninabler  Anleihen  (mittels 
Auslosung)  um  23  413  000  Rbl.,  wie  auch 
terminloser  Anleihen  um  1 095  000  Rbl.  und 
durcli  die  Rückzahl\ing  4''/o  ewiger  Einlagen 
im  Betrage  von  64  000  Rbl.  Infolge  dieser  Ver- 
änderxingen  imd  der  Erhöhung  des  Zinsfußes 
der  Reichsschatzscheine  erhöht  sich  der  Auf- 
wand für  den  Zinsendienst  im  Jahre  1910  gegen- 
über 1909  insgesamt  um  8160000  Rbl. 


Mittel  zur  Deckung  der  ausserordentlichen  Ausgaben. 


Ein  Teil  der  außerordentlichen  Ausgaben 
für  das  Jahr  1910  wird  gedeckt:  erstens,  diirch 
die  außerordentlichen  Eingänge  aus  den  ewigen 
Einlagen  bei  der  Reichsbank  im  Betrage  von 
2  Mill.  Rbl.  und  aus  der  Rückeretattimg  der 
vom  allgemeinen  Verpflegungsfonds  behufs 
Hilfeleistung  für  die  vom  ^lißwachs  bcti-offene 


Bevölkerung  entlelinten  Summen  8  Mill.  Rbl.* 
und  zweitens:  durcli  den  Einnahmeüberschuß 
im  Ordinarium  mit  25  781  387  Rbl.  Die  restie- 
renden 84  215  023  Rbl.  (119996  410  —  2  000  000 
—  8  000  000  —  25  781387  Rbl.)  gedenkt  der 
Fiaanzminister  durch  Kreditoperationen  zu  be- 
schaffen. 


Die  russische  Staatsschuldentilgnng  im  Jahre  1911. 


Die  Kreditkanzlei  des  Finanzministeriums 
veröffentlichte  kürzlich  die  genauen  Daten  der 
russischen  Staatsschuldentilgungskommission 
für  das  Jahr  1911  im  Voransclüag. 

1.  Die  russisclie  Staatsscliuld  beträgt  zum 
1.  Januar  1911  9  015  752  048  Rbl.  und  hat 
sich  im  Vergleich  zu  der  Summe  am  1.  Januar 
1910  —  9  038  756  433  Rbl.  —  um  23004  385 
Rubel   vermindert. 

2.  Die  Ausgaben  zur  Zinsen-  und  Kapitals- 


tilgung betragen  im  Jahre  1911  407  265  679 
Rubel,  haben  sich  also  im  Vergleich  mit  dem 
Jahre  1910  um  515  366  Rbl.  vergrößert. 

Füi-  das  Jahr  1911  beträgt  der  Zinsen- 
dienst: 379  095  300  Rbl.,  um  847  328  Rbl. 
weniger  als   1910. 

Zur  Abtragung  der  Kapitalsschulden  sind 
füi-  1911  27  059  519  Rbl.  laut  Schuldentilgungs- 
plan eingestellt,  um  1 362  694  Rbl.  mehr  als 
im  Jahre  1910. 


61 


Der  russische  Staatshaushalt. 


62 


Das  Budget  des  Ministerin  jus  des  Auswärtigen. 


Uer  Budgetentwiirf  fiii-  1910  enthält  im 
Vergleich  zu  den  Bewilligungen  von  1909  und 
den  1904 — 1908  vollzogenen  Ausgaben  nach- 
stehende Ansätze: 


Vollzngs- 
ausweis 

Etalsansätze 

1907  1  1908 

1909  {  1910 

Tausend  Rubel 

Allgemeine  Verwaltungs- 
ausgaben       

Unterhalt  der  diploma- 
tischen und  Konsular- 
ämter  im  Auslände 

Unterhalt  und  Instand- 
setzung der  Gebäude   . 

Unterstützungen  ver- 
schiedener Art     .     .     . 

Sonstige  Ausgaben .     .     . 

1  740 

4  199 

31 

79 
259 

1884 

4  211 

52 

80 
277 

185^> 

4  226 
37 
98 

1825 

4  213 
37 
98 

Zusammen 

6  308 

6  504 

6  217 

6173 

Vollzogene 
Ausgaben 


1906 
1905 
1904 


5  913  Tausend  Rbl. 

5  900         „    .         „ 

6  019 


Die  im  Budgetentwurf  für  1910  be;uitragte 
Summe  ist  um  44  000  Rbl.  geringer  als  der 
Etatsaiisatz  von  1909.  Diese  Verminderung  er- 
klärt sich  aus  dem  Fortfall  von  üö  000  Rbl. 
füi-  den  Unterhalt  der  Zivilagentui"  in  Make- 
donien und  der  nach  ^lazedonien  abkomman- 
dierten Offiziere,  sowie  durch  die  Herabsetzung 
des  Kredits  für  Post-  und  Telegraphengebühren 
um  35  000  Rbl.  Andererseits  werden  in  den 
Etat  nachstehende  neue  Kredite  eingestellt: 
27  000  Rbl.  zur  Umgestaltung  der  russischen 
Agentur  in  Bulgarien  in  eine  Gesandtschaft  und 
zur  Errichtung  von  Konsulaten  in  Pra^  und 
in  Kwangtschungtse,  3000  Rbl.  zur  Ver- 
stärkung der  den  Zentrall>ehörden  des 
Ministeriums  zugewiesenen  Mittel  für  die  Ver- 
waltung der  Angelegenheiten  in  betreff  der 
bessarabischen  Güter  der  ausländischen  geist- 
lichen Institutionen.  Es  erhöhen  sich  ferner 
die  Bewilligungen :  zur  Miete  und  zum  Unter- 
halt der  Gesandtschafts-  imd  Konsulatsgebäude 
um  11  000  Rbl.,  zu  Reisegeldern  um  10000  Rbl. 
und  zum  Unterhalt  der  außeretatsmäßig  An- 
gestellten bei  den  au-swärtigen  Amtsstellen  um 
5000  Rbl. 


Armee  und  Flotte. 


Die  Armee. 


Seit  dem  Jahre  1874  besteht  in  Rußlaiul 
die  allgemeine  AVehrpflicht.  Sie  ei-streckt  sich 
vom  vollendeten  21.  Jahre  an  im  stehenden 
Heere  über  18  Jahre,  davon  reguläre  Dienst- 
zeit drei  Jahre  für  alle  Tinippcn  mit  Aus- 
nahme der  Kavallerie,  der  leitenden  Artillerie 
und  der  Truppen  in  den  sibirischen  und  zentral- 
asiatischen  Militärbezirkeji,  für  die  vier  Jahre 
bei  der  Faline  fesiigesetzt  sind.  Bei  der  Re- 
serve des  ersten  Aufgebots  besteht  sechsjährige 
Dienstpflicht,  im  zweiten  Aufgebot  verbleiben 
die   Reservisten    acht   Jahie.    Für   den   Land- 


sturm erelxeckt  sich  die  Dienstpflicht  der 
ersten  Kategorie  bis  zum  43.  Lebensjalire.  Die 
Reservisten  müssen  zwei  Uebungcn  \'on  je  sechs 
Wochen  mitmachen. 

Die  bei  der  Aushebung  als  überzählig  aus- 
gelosten Rckrulen  werden  sofort  dem  Land- 
sturm  zugezählt. 

Die  Kosaken  treten  mit  19  Jahren  in  den 
Dienst  und  müssen  ■v'ier  Jahre  aktiv  sein.  Es 
folgen  vier  Jalire  in  der  ereten  Reserve,  wo- 
bei sie  jährlich  eine  vierwöchentliche  Uebung 
mitzumaclien   haben.    Alle  waffenfälligen  Ko- 


63 


Der  russische  Staatsliaushalt. 


64 


saken  geliören  zum  Landsturm,  der  aber  nur 
sehr  selten  und  nur  in  schwersten  Kriegszeiton 
vom  Kaiser  selbst  aufgeboten  wird. 

Die  Mannschaften  müssen  fünf  Jahre  aktiv 
und  fünf  Jahre  in  der  Reserve  dienen. 

Die  GeistlicJien  sämtlicher  christliclien 
Konfessionen  sind  sowolil  im  Frieden  wie  im 
Kriege  von  jedem  Dienst  befreit. 

Bei  der  Aushebung  gibt  es  viele  Ver- 
günstigungen. 

So  sind  zu  Friedenszeiten  sämtliche  Aerzte, 
Apotheker,  Lehrer  und  Tierärzte  vom  aktiven 
Dienst  befreit  Sie  werden  sofort  während  des 
Studiums  noch  der  Resei-ve  zugeschrieben  und 
verbleiben  in  ihr  bis  ziun  46.  Lebensjahre.  Im 
Kriegsfall  werden  sie  natürlich  eingezogen. 
Außerdem  sind  in  Rußland  verecliiedone  Ver- 
günstigungen den  höher  Gebildeten  eingeräumt, 
und  zwar  bestehen  diese  lücht  nur  im  einjährig- 
freiwilligen  Dienst,  sondern  sie  gestatten  di- 
rekte Abkürzungen  der  Dienstzeit. 

Im  Kaukasus  und  in  Transkaukasien  haben 
die  gestellungspflichtigen  Mohammedaner  das 
Recht    der   Ablösung   durch    eine    Wehrsteuer. 


Das  jährliche  Rckrutenkonüngent  stellte 
sich 

im  Jahre  1905  auf  457  245  Mann 

1906  „    469  730      „ 

1907  .,    463100      „ 

1908  „    456  765      „ 

1909  „    458  620      .. 

Ihnen  sind  miteingerechnet  die  Mannschaft 
für  (He   Grenzwaclie   und   Flotte. 

Außer  diesem  Kontingent  werden  jährlich 
ca.    160000  Kosaken  neu  ausgehoben. 

Das  Heer  hat  die  etatmäßige  Friedens- 
stärke   von    1 395  000   ]\Iann   und    besteht   aus 

Infanterie  (Feldinfanterie  und  Reserve- 
infanterie): 1450  Bataillone, 

Festungsinfanterie:  50  Festungsinfanterie- 
Butaillone, 

Kavallerie :  204  Regimenter, 

Feldartillerie:  658  Batterien, 

Festungsai'tillerie :  58  Festung-sartillerie- 
Bataillone, 

Ingenieurtruppen  (Sappeure,  Pioniere) : 
G9    Bataillone, 

Eisenbahntruppen:  8  Bataillone. 

Die  Grenzwache  ist  zu  Friedenszeiten,  dem 
Finanzminister  unterstellt  und  hat  eine  Stärke 
von  41  Brigaden. 


Aaßerordentliche  Ausgaben  des  Kricgsniiuisterinms  pro  1910. 


Die  außerordentlichen  Ausgaben  des 
Kriegsministeriums  belaufen  sich  für  1910  auf 
486,5  Mill.  Rbl.,  in  welcher  Summe  auch  die 
bisher  als  außerordentliche  Ausgaben  auf- 
geführten, im  vorliegenden  Budgetentwurf  aber 
auf  das  Au.sgabuu -  Or  d in ar ium  über- 
tragenen 8  Mill.  Rbl.  zum  Bau  von  Kasernen 
für  die  Truppen  in  Ostasien  enthalten  sind. 
Aus  der  Gegcnülxirstellung  der  Etatsansätze 
des  Kriegsministeriums  füi-  1910  mit  den  Total- 
beträgen der  Bewilligungen  für  1909  gelit 
hervor,  daß  die  ordentlichen  Ausgaben  des 
Kriegsininisteriums  im  künftigen  .Jahr  nur  um 
12,5  Mill.  Rbl.  zunehmen.  Schließt  man  jedoch 
die  oben  erwäJinten  8  Mill.  Rbl.  aus,  da  sie 
keinen  neuen  Aufwand  bilden,  so  beträgt  der 
Ausgabenzuwachs   für   das   Kriegsressort  nur 


4,5  ']\IU1.  RbL  Jedoch  umfaßt  diese  Summe, 
welche  nur  die  a.bsolute  Ztmalime  des  Gesamt- 
betrages der  Ausgaben  des  Kriegsministeriums 
für  1910  gegenüber  1909  darstellt,  nicht  sämt- 
liche Geldmittel,  welche  deon  Kriegsressort  im 
künftigen  Jahre  zur  Befriedigung  seiner  neuen 
Bedürfnisse  Äugewiesen  werden  sollen.  Zufolge 
der  in  den  Etats  für  1910  im  Vergleich  zu 
1909  vorgenommenen  Kürzungen,  namentlicli 
durch  die  Veransclilagung  der  Ki-edile  zVüc  Be- 
schaffung von  ^'^erpflegungsmitt€ln  für  die 
Truppen  nach  niedrigeren  Preisschätzungen 
(im  Hinblick  auf  die  gute  Ernte)  werden  zu 
jenen  Bedürfnissen  in  Wirklichkeit  nicht 
4,5  Mill.  Rbl.,  sondern  eine  bedeutend  höhere 
Summe,    nämlich    ca.    18.9    ^lill.    Rlil.,    ange- 


65 


Der  russische  Staatshaushalt. 


66 


Die  Flotte. 


Die  Neii^eetaltiiucr  der  Kriegsflotte  ist  eine 
der  größten  Sorgen  Rußlands,  denn  im  japani- 
schen Kriege  ging  die  große  Melirzalil  der 
Kriegsschiffe  verloren,  und  bis  heute  ist  noch 
kein  Ersatz  geschaffen  worden.  Die  Baupläne 
des  Marine  ministen  ums  haben  in  der  Reichs- 
duma starken  Widcrt^pruch  gefunden  und  sind 
daher  noch  nicht  realisiert  worden.  Rußland 
hat  eine  starke  Flotte  nötig,  nicht  nur  um 
seine  Küsten  zu  schützen,  sondern  um  auf  sie 
gestützt  den  Weltfrieden  mit  aufrecht  er- 
halten zu  können.  Ueberdies  ist  Rußland  durch 
Verträge  mit  den  befreundeten  Staaten  ver- 
pflichtet,   eine    Flottenmacht    zu    unterhalten. 

Gegenwärtig  besteht  die  Kriegsflotte  ia 
der  Ostse  e,  die  am  ehesten  als  Machtfaktor 
in  Betracht  käme,  aus: 

5  Panzern  (davon   2  im  Bau), 
3  Krenzem    I.    Klasse. 

7  Kreuzern   IL   Klasse, 

50  Torpedokreuzern    und    -jäg'ern, 
64  Torpedobooten, 

18  Unterseebooten, 

11  Hoch.s€<^kanonenbooten, 

3  Mineiikrcuzern, 
IG  Schulschiffen, 

15  Transpoiischiffen, 

4  Küstenpanzern   (alt). 

Die  Kriegsflotte  des  Schwarzen 
Meeres,  die  frciilich  zur  Untätigkeit  ver- 
dammt ist,  da  der  Ausweg  gesperrt  (sie  dient 
daher  nur  der  Ausbildung  der  Mannschaften), 
besteht  aus : 

8  Panzerscliiffen, 

2  Kreuzern    I.   Klasse, 

12  Minenkrcuzem, 

6  Torpedojägern, 
20  Torpedol>ooten, 

4  Unterseelxwtcn, 
6  Hocliseekanonenbooten. 
10  Transportschiff<!n, 

3  Schulschiffen. 

Die  Flotte  des  Stillen  Ozeans,  einst 
der   Stolz   Rußlands,   besteht   jetzt  aus : 
2  Kreuzern  I.  Klasse, 
10  Torpcdojägem, 

19  Torpedobooten, 


16  Unterseebooten, 

14  Flußkanonenbooten, 
2  Hochseekanonenbooten   und 

13  Transportschiffen. 

Auf  dem  Kaspischen  Meere  sind  außerdem 
noch  2  Torpedoboote  und  2  Kanonenboote  zum 
Schutz  der  Fischereifahrzeug  und  der  persi- 
schen Grenzen  stationiert. 

An  Ausgaben  für  das  Marineministerium 
sind  1904—1908  vollzogen,  1909  bewilligt  und 
in  den  Budgetentwurf  für  1910  eingestedlt 
worden  (in  Tausend  Rubel) : 


Tollzngs- 

Etats- 

1. Ausgraben  für  die 
Landesverteidigung. 

answeise 

ansätze 

1907      1908 

1909 

1910 

Verwaltungsausgaben 

3  5G0     :;  -.VAG 

:-.   03 

3  406 

Unterhalt  der  Marineteile 

13  069 

12971 

13  6.')1 

14  068 

Fahrten  der  Kriegsschiffe 

12  815 

17  369 

18  178 

17  506 

.Sicherung   der  Schiffahrt 

2  383 

2  924 

3  752 

4  093 

Schiffsbauten 

34  764 

31  279 

21643 

29  535 

Waffenwesen 

5  582 

8  876 

11476 

11  552 

Kriegshafen 

8  268 

9  537 

9  612 

9  463 

Unterrichtsweseu     .     .     . 

1023 

993 

1038 

1051 

Gerichts-     u.     Gefängnis- 

wesen 

192 

192 

202 

197 

Unterstützungen  und  Re- 

munerationen .... 

635  '      827 

251 

251 

Zur  Gewährung  von  Dar- 

lehen und  Vorschüssen 

auf  Rechnung  künftiger 

Bestellungen  an  solche 

Fabriken,  die  zum  Be- 

triebe a.  kommerzieller 

Grundig.  übergegangen 

sind 

-      '4  139 

— 

— 

Reservefonds  für  Schiffs- 

1 

bauten      

4  543  '     — 

— 

— 

Unvorhergesehene        Be- 

dürfnisse der  baltischen 

Flotte  

—           — 

4  485 

3000 

Verschiedene  Ausgaben  . 

51           68 

— 

— 

86885')|93  484 

88  710|95  174 

Volhogene 
Ausgaben 


1906  lllG27000Rbl.  (darunter  aus  den 
Etats  früherer  Jahre  über- 
tragen 9  347  000  Rbl.) 

1905    116  696000  Rbl. 

1904    112918000  Rbl.  (desgl.  1 665000  Rbl.) 


»)    Daruutci-   aus    den  Ktat»    fiillieier   Jahre    übeitrageo 
5883000  Rbl. 


67 


Der  russische  Staatshaushalt. 


68 


Vorans  chlag  des  Marineminis  te - 
riuins  für  1911.  Das  Projekt  sieht  vor: 
Ordentliclie  Ausgaben  112  994  257  Rbl..  iiin 
23,7  MiU.  rao.hr  als  1910. 

Füi-  Schiffbau  sind  29578UOU  Rbl. 
eing'estellt,  um  18  Mill.  Rbl.  mehr. 

Für  Hafenarbeiten.sind  2325  872  Rbl. 
veranschlagt,  um  350  871   Rbl.  mehr. 

Zur  Unterstützung'  und  besseren  Instand- 
haltung der  Werften  sind  3026198  Rbl. 
angesetzt. 

Nene  Hafenanleihe. 

Zum  Zweck  der  Ausführung  dringender 
Hafenbauten  soll  eine  besondere  Anleihe  ab- 
geschlossen werden.  Erforderlich  sind  217  Mill. 
Rubel,  davon  94  Mill.  Rbl.  in  kürzester  Frist. 
In  Westeuropa  und  Nordamerika  beteiligen  sich 
bei  Hafenbauten  Kommunen  und  kommerzielle 
Vereinigungen,  die  über  bedeutende  Mittel  ver- 
fügen. Auf  derartige  Ressourcen  ist  aber  in 
Rußland  nicht  zu  rechnen ;  die  ganze  Last 
der  Ausgaben  entfällt  auf  den  Fiskus.  Die 
Regierung  will  aber  eine  Anleilie  emittieren, 
die  durch  die  Hafenahgaben  garantiert  wird. 
Nach  dem  Gesetz  vom  8.  Juni  1901  wei'den 
zwei  Fünftel  dieser  Abgaben  an  die  Staatsrentei 
abgeführt,  während  drei  Fünftel  zu  Hafen- 
bauten verwendet  werden.  Die  letzteren 
Suiamen  sollen  nun  nicht  mehr  dem  Spezial- 
fonds zugefülirt,  sondern  zu  den  allgemeinen 
Reichseinnahmen  geschlagen  werden.  Die 
Hafenabgaben  betrugen  1909  ca.  9  Millionen, 
so  daß  eine  Anleilie  in  der  geplanten  Höhe 
damit  vollkommen  sichergestellt  wäre.  — 

In  das  Budget  pro  1911  werden  die  nach- 
stehenden Kredite  für  neue  Hafenarbeiten  auf- 
genommen  (nächste  Spalte  oben) : 


Vertiefung   des    Hafens  von  Archangel 

auf  24  Fuß 268  000  Kbl. 

Vertiefung  des  St.  Petersburger  Seekanals 

auf  28  Fuß 260  000     - 

Furtsetzung  der  Arbeiten  für  Anlage  des 
Kohlenhafens,  Erweiterung  und  Ver- 
tiefung des  Holz-  und  Getreideexport- 
hafens und  Kaianlagen  im  St.  Peters- 
burger Seekanal 31UO0O     , 

Diverse  Arbeiten  im  Rigaer  Hafen    .     .      365  000     „ 

„    Windauer  Hafen  .      135  000     „ 

„  „    Odessaer  Hafen      .        17  420     „ 

„  „  „    Hafen  von  Cherson      150  000     „ 

„        „         „    Mariupol      190  000     „>. 


Die  Eriegsentschädignngen. 

Kriegsentschädigungen  sind  seitens  der 
Türkei  und  Chinas  nach  den  Verträgen  vom 
2./14.  Mai  1882  und  vom  25.  August  1901  an 
Rußland  zu  entrichten.  Deren  Effektiveingang 
1904—1908  und  die  Veranschlagungen  für  1909 
und   1910   betrafen  (in  Tausend  Rubel) : 


Vollzugsausweise 

Etatsansätze 

1901     1905     1906 

1907 

1908 

1909  1 1910 

Von    der 
Türkei  . 

Von 
('hina    . 

3  771 
7  954 

649    3  018 
11518    7  231 

3  065 
7  633 

3  024 
7  649 

2  988 
7  634 

2  988 
7  634 

Zus. 

11725 

12167ll0  249  10  698|l0  673 

10  622 

10  622 

Die  Ausgaben  Rußlands  für  die  Landes- 
verteidigung sind  in  absoluter  Ziffer  größer 
als  die  aller  anderen  Länder,  auf  den  Kopf 
der  Bevölkerung  bereclinet,  jedoch  unter  den 
großen  Militärstaaten  fast  die  geringsten.  Die 
folgende  Tabelle  gibt  die  hauptsäcJilichsten 
ZitWn: 


Staaten 

Armee 

M. 

Marine             Zusammen 

M.                                 M. 

Pro  Kopf  der 

BevSlkenms 

M. 

Deutschland  .     .     . 
Frankreich      .     .     . 
Großbritannien  .     . 

Italien 

Japan     

Oesterreich-Ungarn 
Rußland     .... 
Vereinigte   Staaten 

810  958  000 
638  662  000 
559  674  000 
241  191  000 
184  237  000 
405  169  000 
1  164  240  000 
524  196  000 

399  300000 
290  354  000 
716  911000 
127  709  000 
151  259  000 
53  922  000 
201  312  000 
578  643  000 

1210  258  000 
929  016  000 

1276  911000 
368  900  000 
335  496  000 
459  091  000 

1  365  552  000 

1  102  839  000 

18,85 

23,58 

28,62 

10,76 

6,64 

9,00 

8,88 

10,31 

69 


Der  russische  Staatshaushalt. 


70 


Die  Staatseisenbahnen. 


Zu  Beginn  des  Jahres  1910  beträgt  die  Ih;- 
triebslänge  des  in  der  Verwaltung  des  ilini- 
steriums  der  Verkehrswege  gtehenden  Staats- 
bahnnetzes 41 738  AVerst,  davon  im  Europä- 
ischen Rußland  32  459  Werst,  in  Sibirien  4  827 
Werst  und  in  Zentralasien  4  452  Werst.  Außer- 
dem befindet  sich  in  der  Verwaltung  des  Kriegs- 
Tessorts  die  53  Werst  lange  Kowel-Wladimir- 
OrVolhynien)-Bahn,  die  vorzugsweise  zur  prak- 
tischen Unterweisung  der  Untermilitärs  im 
p]isenbahndienst  bestimmt  ist.  Die  Belriebs- 
länge  der  BaJmen  vergrößert  sich  zum  -lahre 
191 0  infolge  Eröffnung  des  Betriebe.^  auf  der 


Linie  Penn  -  Kungur  -  Jekaterinburg  und  auf 
einigen  neuen  Zweiglinien  der  Katharinenbahn. 
In  nachstehender  Tabelle  gind  angegeben  ■ 
Der  Umfang  des  Verkehrs  auf  den  Staats- 
bahnen in  den  Jahren  1906 — 1908  nach  den 
Vollzugsausweisen  und  für  1909  und  1910  nach 
den  Voranschlägen  des  Ministeriums  der  Ver- 
kehrswege; der  Ea-lös  aus  den  Ti-ansjK)rtleistun- 
gen  nach  den  Berechnungen  desselben  Ressorts ; 
die  in  den  Jahren  1906 — 1908  zur  Staatskasse 
eingeflossenen  Einnahmen  aus  dem  Betriebe 
der  Stautsbahnen  und  die  Betriebsausgaben 
dieser  Bahnen  für  fünf  Jahre. 


Vollzngsansweise 


1906 


1907 


1908 


Tausend  Rubel 


Etatsansätze 


1909 


1910 


Tausend  Rubel 


Ge-samtlänge  der  Eisenbahnen 
im  Staatsbetriebe,  AVerst     . 

Im  Passagierverkehr  geleistet, 
Tausend  Personenwerst  .     . 

Im  Güterverkehr  geleistet, 
Tausend  Pudwersf  .... 

Von  den  Zügen  zvirüekgelegte 
Gesamtstrecke,  Tausend  Zug- 
•werst 


39  354  40  908 

15  010  362    i        13  532  357 

:  040  758  205    !    2  143  082  170 


274  291 


282  433 


412«ti 

14  543042 

2164  574  169 

285  259 


41337 
16  657  072 

2  207  206  850 

291138    I 


41  738 

15  079834 

2  207  206  850 

287  520 


Nach  den  vom  Ministerium  der  Verkehrs- 
wege aufgestellten  Berechnungen,  denen  der 
voraussichtliche  Umfang  der  Transportlei- 
slungen zur  Beförderung  von  Passagieren  und 
Frachtgütern  auf  dem  Staatsbahnnetz  im  Jahre 
1910  zugrunde  liegt,  wird  für  das  kommende 
Jahr  ein  Ertrag  von  555  Mill.  Rbl.  erwartet 
und  sind  außerdem  in  Berücksichtigung  der  für 


1910  vorauszusehenden  Steigerung  der  Ver- 
kehrsfrequenz noch  13  Mill.  Rbl.  in  Ansatz 
gebracht.  Im  Vergleicii  zu  dem  Effektiv- 
vertrage von  1908(512  Mill.  Rbl.)  erscheinen  die 
Einnahmen  aus  dem  Betriebe  des  Staatsbahn- 
netzes um  56  Mill.  Rbl.,  gegenüber  den  Vor- 
anschlagsschätzungen von  1909  (514  Mill.  Rbl.) 
aber  um  22  Mill.  Rbl.  erhöht. 


71 


Der  nissische  Staatsliaushalt. 


72 


Vollzugsausweise 

Etatsansätze 

1906        1        1907 

1908 

1909                  1910 

Gesamteinnahmen: 
Nach    den  Berechnungen    fällige,    Tausend 

Rubel 

Tatsächlich      eingeflossene      und     zu     er- 
wartende   (für  1909    und  1910),   Tausend 
Rubel                     .     .              

503  553 

488  879') 
12  423 

542  370 

510  338 
12  475 

542  162 

512  523 
12  414 

546  000 

546  000 
13  209 

568  000') 

568  000') 
13  609 

Auf  1   Werst,  Rubel 

Gesamtausgaben: 

Betriebsausgaben,  Tausend  Rubel       .     .     . 

Nach   Hinzufügung  der    außerordentlichen 
Bewilligungen   für  die   durch  den  Krieg 
veranlaßten    Militärtransiiorte.     Tausend 
Rubel 

371117 

441  828 
9  430 
11227 

71310 
96  125 

400  782 

405  864 
9  797 
9  921 

74  462 
88  283 

461915-'} 

468  538 
11  188 
11  H49 

74  180 
82  535 

445  511 

10  778 
70  905 

455  253=) 

Auf    1    Werst,     Rubel:       an     ordentlichen 
Zusammen    mit    den    außerordentlichen 

10  907 

Verstärkung  und  Verbesserung  der  Bahnen, 
Beschaffung  von  rollendem  Material  und 
Erhöhung    der    Betriebskapitalien,     Tau- 

71097 

Nach  Hinzufügung   der    außerordentlichen 
Ausgaben,   Tausend  Rubel 

Totalbetrag  in  Tausend  Rubel 

Zusammen    mit     den    aufserordentlicheu 
Ausgaben 

442  427 
537  953 

475  244 
494  147 

536  095 
551  073 

516  416 

526  350 

1.    Zahlungeu     für    die    von    der  Re- 
gierung   übcruoinmeueu    Obligationen, 
sowie    Paolitzahlnngen    für    die   Bahn- 
linien : 


»)  Außerdem  fftr  die  Linie  Kowel— Wladimir  (Wolhvnicn)  154  000  Rubel. 

2)  Dgl.  IM  000  Rubel. 

»)  Außerdem  von  der  Ussuiibahn  2006  000  Eubel. 

•)  In  dieser  Summe  sind  nach  dem  Bericht  der  ReiehskontroUe  entbalteu:  411915  000  Rubel.,  die  aus  den  Bewilligungen  für 
den  eigentlichen  Betrieb  der  Staatsbahnen  im  Jahre  1908  verwendet  worden  sind,  und  60  Mill.  Rubel,  die  zur  Deckung  der  Ausgaben- 
überscnreitungen  von  1908  und  früheren  Jahre  bestimmt  waren. 

Nach  den  letzten  Ausweisen  sind  aus  dem 
Betriebe  der  Staatsbahnen  in  den  ersten  9  Mo- 
naten des  laufenden  Jahres  eingeflossen  \ind  der 
»Staatskasse  zugeführt  396  129  000  Rbl.,  d.  i. 
um  21 488  000  Rbl.  mehr,  als  in  demselben  Zeit- 
raum des  Jahres  1908  (374  641000  Rbl.)  ver- 
einnahmt worden  waren.  Im  Hinblick  auf  die 
gesteigerten  Getreidetransporte  ist  wohl  anzu- 
nehmen, daß  die  Schätzungen  des  Voranschlages 
für  1909  sich  verwirklichen  und  die  für  dieses 
Jahr  mit  546  Mill.  Rbl.  bemessenen  Erträgnisse 
des  Staatsbahnnetzes  eine  dem  Etatsansatz 
nahekommende  Summe  ergeben  werden. 

Aus  den  nachstehenden  Angaben  ist  er- 
sichtlich, wie  hoch  sich  die  der  Staatskasse  füi- 
das  Jahr  1910  zustehenden  Summen  belaufen 
und  wieviel  davon  seitens  der  einzelnen  Btdinen 
tatfiächlicli   eingehen  dürfte. 


Wladikawkas ,  .     .     .     . 

Grjäsi-Zarizyn  und  Koslow-Woronesh- 
Rostow,  welche  der  Gesellschaft  der 
Süd-Ostbahnen  übergeben  sind      .     . 

Nowgoroder  Bahn,  der  Moskau-Windau- 
RybinskerBahngesell.schaft  übergeben 

Tambow-Koslow  und  Tambow-Ssara- 
tow,  der  Gesellschaft  der  Rjäsan- 
Uralskbahn  übergeben 

Orel-Grjäsi,  der  Süd-Ostbahngesellschaft 
übergeben       

Liwnybahn,  der  Moskau-Kijew-Woro- 
nesher     Balmgosellschaft     übergeben 

Kursker  Stadt-Zweigbahn,  der  Moskau- 
Kijevr-Woronesher  Bahngesellschaft 
übergeben ■ 


73 


Der  russische  Staatshaushalt. 


74 


Aufwendungen  für  den  Ausbau  der  Eisenbahnen. 


Die  Aui'wendimgeii  für  deii  Ausbau  von 
Eiseabalmen  sind  von  59  781  000  Rbl.,  die  1909 
zur  Bewilligung  gelangten,  im  Budgetentwiirf 
für  1910  auf  64  755  000  Rbl.,  d.  i.  um  4  974  000 


Rubel  erhöht.  Der  angesetzte  Budgetbetra^ 
verteilt  sich  auf  die  einzelnen  Bedarfszwecke 
in  folgender  Weise: 


Beneunuug:  der  Mnieu 


Gesamtlänge 

nebst  den 

Abzweigungen 

und  Stations- 

glei.sen 

Werst 


Bau- 
kosten 


Bis  zum 

Jahre  1910 

verausgabt 

Rubel 


Für  das 
Jahr  191U 

ver- 
anschlagt 

Rubel 


I.  Vollendete    und    demj  Botrieb    übergebene 

Linien: 

Moskauer  Ringbahn 

Orenburg — Taschkentbahn,  südliche  Teilstrecke      .     . 

St.  Petersburg — Wologdabahn.   Der  für  1910  geforderte 

Kredit  ist  zum  Umbau   der  Station  St.  Petersburg 

be.stimmt 

Umbau  der  Gebirgsstrecken  der  Sibirischen  Bahn 
Umbau  der  Teilstrecke  Saimke — Wjätka  der  Permbahn 
Anlage  eines  zweiten  Schienengleises    auf   der    Sibi- 
rischen Bahn 

II.  Neue  Linien: 

Wolgabrücke  zur  Verbindung  Moskaus  mit  den  Nord- 
bahnen     

Perm — Jekaterinburgbahn 

Tjumen — Omskbahn 

Amurbahn 

Verbindungslinie  zwischen  dem  Bahnnetze  des  Kaiser- 
reichs und  den  finnländischen  Baimen 

III.  Tracierungen 

IV.  Zahlungen     für    Rechnung    der    Bewilli- 

gungen früherer  Jahre   ...  .     .     .     . 

Zusammen  beim  Ministerium  der  Verkehrswege     .     . 

V.  Unterhalt  des  Kontrollwese US 

Insgesamt 


206,64 
831,01 


b67 

810 


46  083  918 
66  247  605 


53  403  071 

41  803  500 

9  240  090 

100  118  006 


42  351  555 
66175  628 


48  104  006 

32  947  339 

4000  000 

22  000  000 


8 
366,82 
529,13 
1  443 

21.47 


6  717  667 
36  272  149 
31880000 

176  903  702 

7  803  706 


259  577  224 


1000  000 
33  138 187 

3900000 
30  000000 

2  500  000 


70  538187 


1139  902 
71977 


1  497  500 
5  947  600 
1990  000 

19  937  800 


316  896  190  1  215  578  528  I  30  584  77!) 


750  000 

3  122  462 

4  960000 
22  924  070 

1000  000 


32  756532- 
387  500 


553  407 


64  282  218 
472  980 


I  64  755  198 


Der  russische  Staatshaushalt. 


76 


GewiDiianteil  des  FisKus  an  den  Erträgen  der  Privatbahnen. 


Auf  Grund  der  Statuten  einiger  privater 
Eisenbahn-  und  Zuftihrgesellschaften  ist  im 
Jahre  1910  ein  durch  diese  Statuten  und  die 
Ergänzungen  zu  denselben  festgesetzter  Teil 
des  1909  erzielten  Eeinertrages  aus  dem  Be- 
triebe dieser  Bahnen  an  die  Staatskasse  abzu- 
führen, nach  vorheriger  Deckung  sämtlicher 
Ausgaben  für  den  Zinsen-  und  Tilgungsdienst 
des  Obligatdonskapitals,  sowie  für  die  Tilgung 


des  Aktienkapitals  dieser  Balmen ;  außerdem 
finden  bei  einigen  Linien  noch  Abschreibungen 
gewisser  Prozentbeträge  zum  Besten  des  Ke- 
servekapitals',  zugunsten  der  Aktionäre  und  zu 
Remunerationszuschüssen  für  das  Dienst- 
personal statt. 

An  derartigen  Gewinnanteilen  sind  1904 
bis  1908  eingeflossen  und  für  1909  und  1910 
in  Ansatz  gebracht: 


Vollzugsansweise 

Etatsansätze 

Bahnen 

1904       1       1905       1       1906       |       1907       |       1908 

1909      1      1910 

Tausen  d  Rubel 

Tausend  Rubel 

Warschau -Wien 

Wladikawkas 

250 

1077 

221 

764 

11 

11 

1159 

1433 

55 

4.30 

472 

11 

250 

144 

13 

250 
527 

235 
15 

250 
1069 

15 

250 
1053 

525 
1217 

Moskau -Kijew-Woronesch     .     . 

Moskau -Kasan 

Süd -Ostbahnen 

Zufuhrbahnen         Lodz  -  Zgierz, 
Lodz  -  Pabianice,      Jablonna- 
Wawer  u.  a 

— 

Zusammen 

2  334 

3  5fi0 

407 

1027 

1  334 

1303 

1742 

Nach  den  vorliegenden  Ausweisen  über  die 
Einnahmen  der  Privatbahnen  für  das  laufende 
Jahr  läßt  sich  für  1910  auf  einem  Ant«ü  aus 
deren  Reinerträge  nur  bei  der  Warschau- Wiener 
und  der  Wladikawkasbahn  mit  insgesamt 
1  742  000  Rbl.  rechnen,  d.  i.  um  439  000  Rbl. 
mehr,  als  im  Budget  von  1909  vorgesehen  wai-. 
Bei  den  übrigen  Linien  sind  nicht  allein  keine 
Ileberweisungcn  an  die  Staatskasse  aus  dem 
Reinertrage  zu  erwarten,  sondern  es  werden 
im  Gegenteil  für  einige  von  ihnen  Zinsgarantie^ 
Zuschüsse  aus  Staatsmitteln  erforderlich  sein, 
wenn  auch  in  bedeutend  geringerem  Maße  als 
im  laufenden  und  im  vergangenen  Jahre. 


Von  den  mit  Regierungsgarantie  ver- 
sehenen Anleihen  der  Privatbahnen  wurden  im 
Laufe  des  Jahres  1904  4V2  "/o  Obligationen  nach- 
stehender Eisenbahngesellschaften  realisiert: 

Im  Betrage  von 

Armavir-Tuapse 33  499  872  Rbl. 

Wladikawkas 6  786  191     ,. 

.Teisk 7  570000     .. 

Herby-Kielce 9  280  000     - 

Moiikau-Kasan 9  610  491     „ 

Moskau-Kijew-Worone.-ih      .     .     .  :^9  818  000     .. 

Insges.amt     106  564  554   Kbl. 

Die  Tilgung  der  von  der  Regierung  garan- 
tierten Privatbahn- Obligationen  beläuft  sich 
dagegen  im  Jalire  1909  auf  10  602  739  Rbl. 


Verkehrswesen . 


78 


Eisenbahnen. 


Das  am  1.  Dezember  190'J  in  Betrieb  be- 
i'indliclie  Eisenbahnnetz  hatte  eine  Länge  von 
75  527  km,  von  denen  57  346  km  im  Euro- 
päischen und  18181  km  im  Asiatischen  Rviß- 
land  liegen.  Dav^on  gehören  der  E«gierung  und 
wurden  von  der  Regierung  erbaut  45  207  km, 
19  073  km  gehören  öffentlichen  Gesellschaften 
•und  2330  km  sind  kurze  Lokallinien. 

Die  Ausdehnung  des  Eisenbahnnetzen  im 
Russischen  Reiche  (ausschließlich  Finnland) 
vom  Jahre  1898 — 19Ö9  (in  km)  geht  aus  fol- 
gender Aufstellung  hervor: 

Binitto  -  Einnahmen,   Zahl    iln-    l'assagiere,  Gewicht  der  beförderten  Güter: 


Europäisches 

Asiatisches 

Ku&lan.l 

Rußland 

1898 

39  692 

4  546        ! 

44  238 

1899 

42  794 

6  328      1 

49  122 

1900 

44  463 

7  593      1 

52  056 

1901 

47  708 

7  953      1 

55  661 

1903 

49  005 

8  283 

57  288 

1903 

50  369 

8  293 

58  662 

1904 

51071 

10  255 

61326 

1905 

51671 

12  034 

63  705 

1906 

52  693 

12  883 

65  576 

1907 

55  437 

15  099 

70  536 

1908 

56  328 

15  991 

72  319 

1909 

57  346 

18  181       ' 

75  527 

Passagiere 

Güter 

Brutto-Einnahmen 

1906      1      1907 

1906 

1907 

1906 

1907 

1000  Personen 

MiUionen  Pud 

1000  Kuliel 

Europäisches  Ruiiland  (mit  Kaukasus): 

Staatsbahnen 

84  855 

32  575 

8  251 

91871 
35  460 

8  882 

6  286 

2  558 
140 

6  789 

2  755 

148 

460015 

212  685 

5  773 

479  768 
219  742 

Kurze  Lokal-Streoken 

6182 

Total  Europäisches  Eußland 
Asiatisehe.s  Rußland : 

125  681 

1842 
812 

2  111 

136  213 

2  536 
1125 

2  832 

8  984 

160 

37 

117 

9  692 

195 
4C 
128 

678  473 

25  196 
5  093 

24  729 

705  692 
45  984 

Ussurische  Bahn 

Zentral-Asiatische  Bahn 

5  992 
28  036 

Total  A.siatisches  Rußland 
Total  Russisches  Reich  (ohne  Finnland)     .     .     . 

4  765 
l:W446 

6  493 
142  706 

314 

9  298 

369 
10  061 

55  018 
733  491 

80  012 
785714 

Beschäftigt  waren  im  russischen  Eisenbahn- 
dienst im  Jahre  1901 :  615  384  Personen,  im 
Jahre  1905 :  751 197  Personen. 

Die  Baulcosten  der  Eisenbahnen  im  Euro- 
päischen Rußland  (ausschließlich  Finnland) 
wnirden  im  Jahre  1904  auf  5  174  410  000  Rbl. 
geschätzt,  oder  auf  110  609  Rbl.  j>er  Kilometer 
Staatsbahn  und  auf  87  341  Rbl.  per  Kilometer 
Privatbahn.  Die  Eisenbahnen  des  Asiatischen 
Rußland  hatten  437  235  000  Rbl.  Baukosten  ver- 
ursacht oder  52  483  Rbl.   per   Kilometer. 

Die  wichtigsten  Linien,  die  im  Jahre  1907 
dem   Verkehr   üliergeben  wurden,  sind:    Bolo- 


goye — Wolkowisk  893  km,  Krasnyi — Kut— 
Buzan  512  km  und  einige  kleinere  Linien,  total 
1716  km. 

Die  wichtigsten  Linien,  die  vom  1.  Januar 
bis  23.  Oktober  1908  in  Betrieb  gesetzt  wurden, 
sind:  Uluklianlu — Julfa  (Kaukasus  190  km 
nnd  einige  kleinere  Linien,  total  344  km. 

Die  hauptsächlichsten  im  Bau  bcfindliclien 
Linien  (teilweise  bereits  in  Betrieb)  sind: 
Atchinsk— Irkutsk,  Perm — Jokaterinburg.  Am 
1.  Dezember  (14.  Dez.)  1908  waren  im  Bau 
insgesamt  1989  km,  wovon  414  km  für  zeit- 
weiligen Verkehr  eröffnet  sind. 


79 


Verkehrswesen. 


8Ö 


Russische  Kaiialsysteme. 


Peter  der  Große  schon  hat  die  Wichtig-keit 
der  BinncnschiffaJirt  ein,gesehen.  und  wo  er 
mir  ü-gend  konnte,  die  Flüsse  und  Seen  durch 
Kajiäle  miteinander  verbunden.  Alle  folgenden 
Kaiser  haben  bis  zur  Entwickluns:  der  Eisen- 
balmen  die  Kanäle  weiter  ausbauen  lassen,  so 
daß  das  Kanalsj'stem  Rußlands  auch  jetzt  noch 
von  groüer  "Wichtigkeit  ist.  Verbindungen 
zwischen  Ostsee,  Schwarzem  Meer,  Kaspischen 
Meer  und  AVeißem  Meer  sind  hergestellt  und 
für  billigen  Frachtverkehr  ausgezeichnet  ge- 
eignet. 

1.  Das  M  arien -Kanalsystem,  von  Peter 
dem  Großen  begonnen,  war  erst  nach  100  Jahi-en. 
(1807)  beendet,  verbindet  die  Xewa  über  den 
Ladoga-  und  Onegasee  —  Fluß  Scheksna  — 
mit  der  Wolga. 

2.  Tichwin -Kanal  zwischen  Newa  und 
Wolga  über  den  Ladogasee  —  Flüsse  Tichwinka 
und  Mola,ga-A^^olga.  Wird  weniger  benutzt,  da 
lange  nicht  ausgebaggert. 

3.  W  i  s  c  h  n  y  -  W  o  1  o  t  s  c  h  o  k  ,  zwischen 
Newa  imd  Wolga. 

4.  Beresina -System  zwischen  Düna  und 
Dnjepr,  führt  durch  riesige  Wälder  und  Sümpfe ; 
für  Holzflößerei  sehr  wichtig. 

5.  Sj'stem  Alex  ander  von  Wü  r  ttem- 
berg,   zwischen   Wolga  und  Dwina. 


C.  0  g  i  n  .-<  k  y  -Kanal,  zwischen  Njemen  und 
Dnjepr. 

7.  D  n  j  e  p  r  - 15  u  g ,  zwischen  Weichsel  und 
Dnjepr;  Holzflößerei. 

S.  K  a  t  a  r  i  n  e  n  -Kanal,  zwischen  Dwina 
und  Kama,  sehr  wichtiger  Barken-  und 
Dampferv-erkehr. 

9.  J  e  p  i  f  a  n  -Kanal,  z^vischen  Don  und 
AVülga. 

In  letzter  Zeit  wird  den  Kanalsystemen 
wieder  größere  Aufmerksamkeit  zugewandt; 
die  versandeten  oder  versumpften  werden  neu 
ausgebaggert  und  in  Stand  gesetzt.  Ja,  in  den 
letzten  Monaten  wird  viel  von  einem  grandiosen 
Projekt  eines  Kanals  von  der  Ostsee  nach  dem 
Sohwaj'zen  Meer  gesprochen,  der  an  die  Wi- 
stehenden  Systeme  anschließend,  soweit  ver- 
tieft und  neu  reguliert  werden  soll,  daß  er 
für  große  Dampfer  geeignet  werden  wlird  ■. 
Diese  Idee  ist  schon  sehr  alt,  aber  hat  wegim 
Geldmangels  nie  zur  Verwirklichung  kommen 
können.  Jetzt  soll  ein  Teil  des  notwendigen 
Kapitals  schon  im  Auslande  gefunden  imd  die 
\'orai'beiten  im  Gange  sein. 

Die  Länge  aller  Kanäle  zusammen  beträgt 
1840  Werst. 


Eine  grosse  russisch-sibirische  Wasserstrasse. 


Eine  Idee,  die  schon  zwei  Jahi-hunderte 
alt  ist,  dürfte  jetzt  zur  Verwirklichung  ge- 
langen. Peter  der  Große  dachte  an  eine  Ver- 
bindung des  europäischen  Rußlands  mit  Sibirien 
durch  eine  natürliche  AVasserstraße.  Seitdem 
ist  diese  Idee  immer  wieder  aufgetaucht,  aber 
auch  immer  wieder  geschwunden.  Jetzt  hat 
sie  zu  einem  Projekt  geführt.  Eine  Regicrungs- 
kommission  beschloß  definitiv  den  Bau  einer 
Wasserstraße  über  den  Ural  nach  Sibirien.  Die 
Wasserstraße,  deren  Endpunkte  Petersburg 
und  AVladiwostök  sein  sollen,  dürfte  eine  so 
große  Bedeutung  haben,  wie  die  Sibirische 
Balin,  nicht  nur  in  wirtschaftlicher  und 
kommerzieller,  .sondern  auch  in  strategischer 
Hinsicht.  Nach  dem  Projekt  der  Kommission 
ist  das  AVolga-System  durch  eine  Schleiusen- 
ajilage  bei  der  Tschussowaja  und  durch  den 
Bau  eines   7   AVeret   langen  Kanals   zwischen 


der  Tschussowaja  luid  Rieschetka  mit  dem  Ob 
zu  vereinigen.  Bekanntlich  sind  die  meiäten 
russischen  A'erkehrsverbindungs-Projekte  an 
dem  hohen  Kostenanschlag  gescheitert.  Bei 
diesem  Projekt  fällt  jenes  Uebel  weg,  denn  die 
hj-drotechnischen  Bauten  dürften  nicht  mehr 
als  60 — 70  Mill.  Rbl.  erfordern,  und  das  wäre 
geradezu  enorm  billig  im  A'^erhältnis  zu  den 
Kosten  der  über  den  Ural  bereits  führenden 
und  noch  projektierten  Balinen.  Man  hat  aus- 
gereclinet,  daß  auf  der  künftigen  russisch- 
sibirischen  AVasserstraße  über  350  Mill.  Pud 
Frachten  im  Laufe  von  6  Navigationsmonaten 
befördert  werden  können.  Für  Sibirien  würde 
die  neue  Verbindxuig  einen  wahren  Segen  be- 
deuten, denn  schon  seine  Montanindustrie 
\vürde  einen  Aufschwimg  nehmen,  wie  man 
ihn  sich  nur  wünschen   kann. 


81 


Verkehrswesen. 


82 


XJebersiclit  der  russisclieii  uiid  der  Weltliaiidelsflotte  (Ende  1908). 

(Dampfer  über  100  und  Seg-ler  über  50  Tonnen.) 

Die   russische   Handelsflotte   verteilt  sich 
auf  die  verschiedenen  Gewässer  wie  folgi: 


Länder 

Segler-       |     Dampfer-     j      Gesamt- 
Tonnage      |      Tonnage           Tonnage 

Rußland     .     .     .     . 
Finnland    .     .     .     . 

257  716          443  243 
314.556  !         68  649 

700  959 
383  205 

Ganz  Rußland    .     . 
Deutschland  .     .     . 
Frankreich      .     .     . 
Groß-Britannien      . 

Italien 

Japan     

Niederlande    .     .     . 
Norwegen  .     .     .     . 
Schweden  .     .     .     . 
Spanien      .     .     .     . 
Ver.  Staaten  .     .     . 

572  272 
533  652 
662  828 

1447  418 
468  674 
365  559 
49  619 
758  109 
253  999 
28  700 

1  499  000 

511882 

2  256  783 

739  819 

10  018  206 

526  586 

1  115  880 

397  814 

812  098 

488  362 

423  000 

1  193  800 

1  184  164 

2  790  435 
1  402  647 

11465  624 

995  260 

1  481  439 

447  433 

1  570  207 
742  361 
451700 

2  692  800 

Zusammen  I   6  067  558  |  17  972  348  !  24  039  906 


Dampfer 

Segler 

Total 

/Ihil     Tons 

An-  1     rp 

zahl!    Tons 

Weißes  Meer  .     . 

53;   12  549 

394 

22  673 

4471  35  222 

Baltisches  Meer  . 

193  105  046 

774 

82  816 

9671187  862 

Schwarzes  und 

1 

Asowsches  Meer 

378  192  774 

738 

41  934 

1116  234  708 

Stiller  Ozean  .     . 

17    14  080 

6 

363 

23    14  443 

Kaspisches  Meer  . 

257  118  794 

553 

109  930 

810  228  724 

Total 

898|443  243 

2465|257  716 

5363i700959 

Post-,  Telegraph-  und  Teleplionwesen.*) 

Postwesen. 


Postämter  bestanden  im  Jahre  1908 :  18  fIS.T 
mit   1865    Millionen    Brief  Postsendungen. 

Die    Entwicklun";     des    Postverkehr.s     in 


seinen  verschiedenen  Zweigen  geht  aus  folgen- 
der  AufstelhinEr  hervor: 


Briefe  und 
Postkarten 


Drucksachen        Zeitungen 


Post- 
anweisungen 


1902 
1903 
1904 
1905 
1906 
1907 


590  739  480 
658  939  359 
809  634  607 
893  106  158 
886  035  900 
967  930  000 


12  769  309 

11222  097 

12  208  476 

153  764 

143  333 


114  458  548 
130  415711 
135  402  487 
119  696  820 


264  950  073 
313  337  862 
393  139  050 
409  940  651 


115555  231  388117955 


6  984  807 

8  096  655 

8  898  741 

10  333  582 

10  084  572 


16  678  205 

17  252  699 
19136  745 

18  696  573 
21768  211 


Te  legi'.- Anw. 

Telegraph 

Telephon- 

Linien  km 

Draht  km 

Apparate 

Beförd.Telegr. 

Apjiarate 

1902 

290  846 

177  501 

539  423 

5879 

111847  881 

45  232 

1903 

340  686 

180  497 

574  381 

6181 

118135  818 

49  0.52 

1904 

322  858 

180  499 

609  924 

6826 

149  422  305 

52  129 

1905 

539  707 

183  214 

630  688 

7105 

151419  235 

67  671 

1906 

647  468 

186  914 

643  809 

7372 

156  766  533 

— 

1907 

242  440 

657  578 

161657  733 

81626 

1908 

98  340 

Einnahmen  und  Aussraben 


in  (h>n  Jaliren  1902 


1902 


1903 


1904 


1905 


1906 


1907 


1908 


1909 


Einnahmen  in  Rbl. 
Ausgaben   ,   ,, 


54  876  291  58  274  016  66  876  037  71  241  150  74  251  049  77  092  269  79  937  840  82  975  470 
37  264  488  39  114  297  40  545  845  43  265  174  47  509105  46  520  211    —       — 


*)  Ueber  Postsparkassen  siehe  Sparkassenwesen  (Schluß  des  Kapitels). 


83 


Post-  und  Telegraphen  Wesen. 


84 


Die  Telegraphen-  irnd  Telephoneinnahmen. 


1904 — 1908  sind  eingeflossen  und  für  1909  uiul    Ulli'   veranschLaert : 


Vollzugsanswelse 

Etatsansätze 

1904 

1905       1       1906             1907 

1908 

1909      1      1910 

Tausend  Kübel 

Tausend  Rubel 

Gebühr  für  die  Uebermittlung 
telegraphischer  Depeschen 

Einnahme  aus  dem  Betriebe  der 
Telephonverbindungen  .     .     . 

23  266 

2  309 

25  721 
2  336 

25  722 
2  524 

24  216 

2  800 

24  094 
3  098 

24  230 
3170 

24  230 
3  500 

Zusammen 

25  575 

28  057 

28  246 

27  016 

27  192 

27  400 

27  730 

Nach  der  außergewöhnlichen  Steigerung 
der  Telegrapheneinkünfte  während  des  Krieges 
gegen  Japan  zeigte  sich  ein  allmählicher  Rück- 
gang bis  zum  Jahre  1908,  in  dem  der  Ertrag 
24  094000  Rbl.  ausmachte.  Im  Laufe  des  ersten 
Quartals  1909  stiegen  die  EinnaJimen  gegen 
denselben  Zeitraum  von  1908  um  78  000  Rbl. 
Im  Hinblick  auf  diese  Steigerung  sind  die 
Telegrapheneinnahmen  im  Budgetentwurf  für 
1910  mit  24  230  000  Rbl.  veranschlagt,  d.  i.  mit 
derselben   Summe   wie    für    1909. 


Der  Betrag  der  Telephoneinnahmen  für 
1910  ist  in  der  AVeise  ermittelt,  daß  zu  dem 
Effektiveingange  von  1908  (3098  000  Rbl.)  der 
im  Durchschnitt  für  das  letzte  Lustrum  395  000 
Rubel  jährlich  ausmachende  Zuwachs  dieser 
Einnahmen  in  verdoppeltem  Betrage  (für  zwei 
Jahre)  hinzugeschlagen  wurde.  Das  auf 
3  500  000  Rbl.  abgerundete  Fazit  beider 
Summen  bildet  hiemach  den  Etatsansatz 
für  1910. 


Verla«  für  Börsen-  und  Finanzliteratur  A.-G.,  Berlin  W.  35. 


85 


Staatsbudget  1911. 


86 


Der  Yoranschlag  des  Staatsbudgets  für  1911. 


I. 

Ordentliche  Eiiinahiiieii. 

1.  Direkte  Steuern 306  976  444  Rbl. 

2.  Indirekte  Steuern 582  432  500  „ 

3.  Gebühren 165  154  560  „ 

4.  Staatsregalien 841196  830  ,, 

5.  Staatsbesitztum  u.  Kapitalien  749  270  300  „ 

6.  Veräußerung       von       Staats- 
besitztum   1807  880  „ 

7.  Ablösungszalilungen  ....  719  700  ,. 

8.  Ersatz     von     Ausgaben      der 
Reichsrentei 106  237  156  „ 

9.  Einnahmen  verschiedener  Art  15  779  646  „ 

■I  669  574  916  Rbl. 

IL 
.Viißerordeutliche  Eingänge. 

10.  Ewige  Einlagen  bei 

der  Staatsbank      .     2  4UO0ü0Rbl. 

11.  Rttckzahhmg  von 
Darlehen  aus  dem 
allgemeinen  Ver- 
pflegungskapital    .  10  000  000     .. 

12  400  000     „ 

2  681  974  916  Rbl. 
Aus      dem      freien      Barbestande 

der  Reichsrentei 11376  384     ,, 


Gesamteinnalimen     2  693  351  300  Rbl. 


I. 
Ordpiitllche  .\nsgnbeii. 

1.  Ministerium   des   kaiserlichen 

Hofes 16  359  595  Rbl. 

2.  Höchste  Staatsinstitutionen  .  8  191  394  , 

3.  Ressort  des  Heiligen  Synods  37  566  984  „ 

4.  Ministerium  des  Innern     .     .  162  896  160  „ 

5.  Finanzministerium     ....  417666562  „ 

6.  Justizministerium      ....  78126263  „ 

7.  Ministerium  des  Aeußern      .  6  273  595  „ 

8.  Untorriclitsniinisterium      .     .  91  694  375  „ 

9.  Verkehrsministerium     .     .     .  556  213  070  „ 
10.    Ministerium   für  Handel  und 

Indu.^trie 40  843  612  „ 

I    11.    Hauptverwaltung   von   Land- 

organisaiion   und  Ackerbau    .  101  908  792  „ 

12.  Hauptverwaltung  des  Reiclis- 
gertü'iswesens 2  125  454  „ 

13.  KricgMiiinisterium     ....  484999277  „ 

14.  Marinvniiiii.sterium    ....  112994257  „ 

15.  Reichskontrolle 10  798  462  „ 

16.  Für  das  Staatskreditsystem    ■  407  2(i.'>  H 1 9  „ 


17.  Für    unvorhergesehene    Aus 
gaben  im  Laufe  des  Jahres 
Ordentl.  Ausgaben  zusammen 

Die  ordentlichen  Einnahmen  übe 
steigen  die  ordentlichen  Aus- 
gaben somit  um 

123  651  385  Rbl. 

IL 
Außerordentliche  .Vusgaben. 

18.  Zur  Liquidierung 


2  535  923."i31   RW. 

10  000  000    „ 
2  545  923  531  RbL 


der     Folgen      des 
Krieges     .     .     . 
Wi  rtschaftsaus- 
gaben  des  Militär- 
ressorts    .     .     . 
Eiseiibahnbauten 
Veralifoli^ung.     ar 
Eiseiibahngesell- 
bcliaften    .     .     . 


2  303  410  Rbl 


48  600  000 
95  105  165 


1419  194 


Außerordentl.  Ausgab,  zusamnun         147  427  769 


Gesamtausgaben     2  693  351  300  Rbl. 


87 


Die  Getreideernte  Rußlands  1909. 


88 


Die    Getreideernte   Russlands  1909. 


In  den  Publikationen  des  StatistLsclien 
Zentralkomitees  wird  ein  vollständiges  Bild 
über  die  gesamt«  Ernte  in  Rußland  im  Jahre 
1909  gegeben. 

Danach  betrug  die  gesamte  Anbaufläche 
von  \''erpflegungsgetreide,  sowie  von  natirr- 
lichen  Wiesen  im  Jahre  1909  in  73  Grouver- 
nements  und  Gebieten  Rußlajids'  122  788  500 
Dessjatinen,  hiervon  entfielen  auf: 


% 


Dessj  atineu; 
69  316  242 
3  990  292 


Ve  rpflegungsgetreide  u.  dergl.  56.5 

Kartoffeln 3,2 

Hafer 14,0     17  138  677 

natürliche  Wiesen      ....  26.3    32343455 


Im  Vergleich  zum  Durchschnitt  des  Jahr- 
fünfts 1904—1908  hat  die  Anbaufläche  in 
nachfolgender  Weise  zugenommen : 

für  Verpflegungsgetreide    2,8  % 

Kartofteln 5,3  7o 

Hafer 2,2% 

dagegen  abgenommen  für 

Naturwiesen   .     .     .    um    2,1%; 

Insgesamt  hat  die  Anbaufläche  um  1,5  »/o 
oder  1  781 000  Dessjatinen  zugenommen,  was 
als  eine  Folge  der  Erweiterung  des  Anbaues 
von  Körnerfrüchten  und  besonders  von  Kar- 
toffeln erscheint,  während  die  Fläche  der 
Naturwiesen  allmählich  abnimmt. 

Die  Anbaufläche  von  Verpflegungsgetreide 
und   Hülsenfrüchten  verteilt«  sich,  wie  folgt.: 


Artikel 


Winterroggen  . 
Sommerweizen 
Gerste  .  .  .  . 
Winterweizen  . 
Hirse  .  .  .  . 
Buchweizen  .  . 
Mais  .  .  .  . 
Erbsen  .  .  .  . 
Sommerroggen  . 
Linsen  .  .  .  . 
Spelz  .  .  .  . 
Bohnen      .     .     . 


Fläche  in         Prozent  der 
Dessj.itinen       Gesamtfläche 


26  135  000 

18  598  000 

9  893  000 

5  632  000 

3  469  000 

2  005  000 

1  409  000 

886  000 

528  000 

380000 

319  000 

62  000 


37,70 
26,83 
14,28 
8,13 
5,00 
2,89 
2,03 
1,28 
0,76 
0,58 
0,46 
0,09 


Die  Aussaatfläche  der  vier  wichtigsten 
Getreidearten  (Winterroggen,  Winter-  und 
Sommerweizen  und  Gerste)  umfaßte  also  über 
60  Mill.  Dessjatinen  Land  oder  86,94  o,o  der 
gesamten   Anbaufläche. 

Von  den  voraufgeführten  Saatflächen 
wurden  im  Jahre  1909  geemtet: 

3  717  740  000  Pud  Verpflegungsgetreide 

1  014  941  800     „      Hafer 

1  980  859  500     „      Kartoffeln 

Stellt  man  diese  Ernte  der  Durchsehnitts- 
ernte  für  das  Jahrfünft  1904 — 1908  gegenüber, 
so  ergibt  sich,  daß  die  Ernte  von  Verpflegungs- 
getreide im  Jahre  1909  gegen  den  JaJires- 
dui'chschnitt  1904/08  ein  Mehr  von  712  Mül. 
Pud  und  gegen  das  Jalir  1908  ein  solches  von 
696  300  000  Pud  zeigt.  Der  Hafer  wies  gegen 
den  Durchschnittsertrag  einen  Ueberschuß  von 
197  800  000  Pud  und  gegen  1908  einen  Ueber- 
schuß von  179  700  000  Pud  auf.  Bei  Kai-- 
toffeln  stellte  sich  gegen  den  Durclischnitts- 
ertrag  ein  Mehr  von  300  800  000  Pud  und  gegen 
1908    ein   Mehr   von   181900000   Pud   heraus. 

In  den  einzelnen  russischen  Rayons  betrug 
die  prozentuale  Steigerung  resp.  das  Verhältnis 
der  Ernte  1909  gegenüber  dem  Jahresdurch- 
schnitt der  Periode   1904/08: 


Verpflegungs- 
getreide 


Hafer     Kartoffeln 


In    Prozenten 


Nördlicher  Rayon  .     . 

86,2 

107,0 

96,4 

Zentraler  Ravon     .     . 

86,5 

109,1 

96,8 

Mittlerer  Wolga-Rayon 

113,3 

146,9 

100,7 

Trans-Dnjepr-Rayon   . 

107,1 

99,6 

100,2 

Trans-Wolga-Rayon     . 

147,9 

120,1 

115,5 

Südlicher  Steppen- 

Rayon      

148,0 

146,1 

132,4 

Wolga-Don-Rayon  .     . 

153,4 

173,8 

138,6 

50  europäisclie  Gou- 

vernements     .     .     . 

127,2 

126,6 

112,3 

Vorderkaukasische 

Ravons    

123.0 

161,9 

105,0 

Sibirische  Rayons  . 

87,7 

89,0 

98,3 

73  Gouvernements    u. 

Gebiete  d  gesamten 

Reiches 

124,4 

124,4 

112,0 

89 


Die  Getreideernte  Rußlands  1909. 


90 


Die  Ernte  1909  für  alle  73  Grouvemements 
und  Gebiete  Rußlands  betrug  im  Verhältnis  z\it 
Durcbschnittsemte  bei 

Winterroggen  .     112,8  7o         Hafer  ....     124,4% 
Winterweizen.     106,7%  Gerste      .     .     .     136,3  7o 

Sommerweizen     148,3%  Kartoffeln     .     .     112,0% 

Der  Ertrag  pro  Dessjatine  stellt  sich 
in  den  73  Grouvemements  und  Gebieten  im 
Jalire  1909  (zum  Vergleich  ist  der  Durch- 
schnittsertrag der  vor  auf  gegangenen  Jahre  in 
Klammem  beigefügt)  wie  folgt: 

Pud  Pud 

Winterroggen  .     52,5       (46,9) 


Sommerroggen 

35,9 

(40,8) 

Winterweizen  . 

61,0 

(55,2) 

Sommerweizen 

51,5 

(46,1) 

Spelz    .     .     .     . 

64,9 

(44,2) 

Gerste.     .     .     . 

63,6 

(44,2) 

Hafer  .     .     .     . 

59,2 

(46,0) 

Buchweizen 

34,3 

(41,5) 

Hirse  .     .     .     . 

47,9 

(42,6) 

Mais     .     .     .     . 

43,9 

(50.4) 

Erbsen      .     .     . 

58,5 

(41,5) 

Linsen     .     .     . 

59,3 

(39,4) 

Bohnen    .     . 

68,2 

(49,2) 

Kartoffeln    .     . 

500,0 

(409,2) 

Den  größten  Ertrag 
Sommerweizen  erzielten 
Rayons : 

Weichsel-Rayon     .     . 
Wolga-Don-Rayon 
Dnjepr-Don- Rayon 
Zentraler  Rayon 


Mittelasiatischer    Rayon     32,5 


pro    Dessjatine    an 
die     nachfolgenden 


75.1  Pud 

64.2  „ 
63,5  „ 
60,0     „ 


Nach  Abzug  des  Saatgutes  verblieben  im 
Jahre  1909  in  den  73  Gouvernements  und  Ge- 
bieten die  nachstehenden  Erntemengen  an  Ver- 
pflegungsgetreide : 


Gegen 
Durchschnitt 
1904,08  mehr 


1               Menge  in  Millionen  Pud 

Verpfiegungs- 

getreide .     .     . 
Hafer     .... 
Kartoffeln  .     .     . 

i 

3166.1 

823,9 

.    1    1602,6 

717,2             632,8 
194,5        1     181.1 
280,8        •     175,3 

Pix)  Kopf  der  Bevölkerung  macht  dieser 
Erti'ag  (abzüglich  dest  Saatgutes)  22,10  Pud  aus, 
mithin  3,71  Pud  mehr  als  im  Durchschnitt  der 
Jahi-e  1904—1908  (18,39  Pud)  oder  4,22  Pud 
mehr   als   im  Jahre   1908  (17,88  Pud). 

Die  Ernteertrag«  von  Stroh  der  Sommer- 
saaten (mit  Einschluß  von  Hafer)  werden  für 
das  Jahr  1909  auf  3  280  697  000  Pud  berechnet, 
während  die  Gesamternte  an  Stroh  von 
Sommer-  und  Wtntergetreide  sich  auf 
5  697  521400  Pud  beläuft.  Im  Vergleich  zum 
Dui-chschnitt  der  Periode  1904—1908  erzielte 
man  im  Jahre  1909  an  Stroh  von  Sommer- 
saaten um  561  934  000  Pud  oder  um  19,9  o/o 
mehr,  im  Vergleich  jedoch  zum  Jahre  1908  um 
623  642  400  Pud  mehr  oder  um  23,5  o/o   mehr. 

Unter  Getreide  befanden  sich  in  dies 'm 
Jalire  in  73  Gouvernements  und  Gebieten  Ruß- 
lands 89  044  221  Dessjatinen,  um  2  577  749 
Dessjatinen  mehr  als  im  Jahre  1909. 


Die  Getreide- Ausfuhr  aus  dem  europäischtin  Rußland,   dem  Kaukasus  und  nach    Finnland 

in  den  J.ahren  1905—1909. 


190."> 

1906 

1907 

1908 

1909 

Mill.  Pud  MiU.  Rbl. 

MiU.  Pud 

MUl.  Rbl. 

MiU.  Pud 

MUl.  Rbl. 

Mill.  Pud|MilI.  Rbl. 

Mill.  Pud 

MUl.  Rbl. 

Weizen 

Roggen    

Gerste 

Hafer 

Mais 

Andere  Getreide-Sortoii  . 

293.7 

59,7 

138,0 

127,1 

11,4 

6:i.9 

281,8 
45.6 
88,6 
90,3 
8,0 
52,6 

219,9 
65,4 

148,7 
69,5 
15,3 
70,1 

205,6 
48,9 

100,5  . 

51,4 

9,2 

54.9 

141,3 
45,2 

132,6 
26,1 
59,9 
62,0 

155,4 
44,8 

111,3 
22,6 
41,8 
52,2 

89,6       112,9 
24,9         26.0 
161,3       132,6 

29.4  24,5 

36.5  1       28.6 
55.9  i       51.0 

314,2 
35,5 

219,2 
74,7 
41,1 
76.0 

384.1 
34,1 

165.9 
618 
31,1 
71,3 

Total 

695,8 

566,9 

588,9 

470,5 

467,1 

428,1 

399,6  1     375,6 

760,7 

748,3 

91 


Die  Getreideernte  Rußlands  1909. 


92 


Ernte  1909  in  Transkankasien,  Ostsibirien  und  Turkestan. 


Transkaukaaien 

Ostsibirien 

Turkestan 

Anbau- 
fläche 

Ernte 

Anbau- 
flache 

Ernte 

Anbau- 
flache 

Ernte 

1000  ha 

1000  t 

1000  ha 

1000  t 

1000  ha 

1000  t 

Winterweizen      .... 

G53,2 

453,4 

— 

— 

569,6 

392,2 

Sommerweizen 

311,6 

188,9 

240,1 

194,6 

755,7 

482,6 

Winterroggen 

13,6 

10,9 

5,1 

3,6 

13,9 

9,0 

Sommerroggen 

.5,9 

3,3 

206,3 

138,7 

23,5 

6,7 

Wintergerste 

205,9 

134,8 

— 

— 

97,8 

63,6 

Sommergerste 

276,8 

219,3 

20,2 

15,6 

171,9 

115,9 

Spelz      .     .     . 

11,6 

8,4 

— 

— 

5,2 

3,8 

Hirse      .     . 

23,2 

13,4 

11,2 

11,6 

144,1 

116,1 

Buchweizen 

1,2 

0,7 

62,0 

36,9 

4,5 

2,1 

Mais  .     .     . 

502,6 

319,7 

1,9 

2,3 

71,3 

66,5 

Erbsen   .     . 

0,9 

0,9 

0,9 

0,8 

3,9 

2,3 

Linsen   .     . 

0,7 

0,5 

— 

— 

14,3 

9,5 

Bohnen 

7,4 

3,9 

3,5 

4,4 

0,9 

0,5 

Hafer     .     . 

9,0 

7,2 

236,6 

233,3 

22,6 

16,2 

Kartoffeln 

16,2 

81,6 

32,0 

242,3 

3,2 

10,8 

Sorgho  .     . 

0,5 

0,3 

— 

— 

93,5 

117,4 

Baumwolle 

42,4 

29,8 

— 

297,2 

241,8 

Reis  .     .     . 

29,2 

33,7 

— 

200.5 

239,6 

Klagen    der    russischen   Getreideexportenre. 


In  den  Kreisen  der  russischen  Getreide- 
exporteure ist  die  Frage  angeregt  worden,  daß 
es  notwendig  sei,  eine  Rückvergütung  für  Ge- 
treide festzustellen,  welches  weniger  Ver- 
unreinigung aufweist  als  im  Kontrakt  vor- 
gesehen war.  In  den  deutsch-niederländischen 
Vertragsbestimmungen,  die  den  russischen  Ge- 
treideexport regeln,  ist  nur  eine  Bonifikation 
zugunsten  des  Käufers  vorgesehen  bei 
größerer  Verunreinigung  des  Getreides. 

Da  ntin  die  Verkäufer  keinerlei  Bonifika- 
tion für  reinere  AVare  erhalten,  so  sind  sie 
materiell  absolut  nicht  daran  interessiert,  über 
die  Norm  des  Kontraktes  hinaus  gereinigtes 
Getreide  zu  liefern. 

Wenn  dagegen  eine  Vergütung  für  reinere 
Ware  festgesetzt  würde,  so  wäre  das  im  beider- 


seitigen Interesse  erwünscht,  denn  jetzt  ruft 
die  Verunreinigung  von  russischem  Getreide 
viele  Klagen  von  selten  der  ausländischen  Im- 
porteure hervor.  —  Für  Futtermittel  wird  eine 
solche  Bestimmung  weniger  Bedeutung  haben; 
in  erster  Linie  wäre  eine  Rückvergütung  für 
Weizen,   Gerste   und  Roggen  erwünscht. 

Auch  die  Analysen,  die  in  Hamburg  statt- 
finden, sind  von  den  russischen  Exporteuren, 
beanstandet  worden ;  nicht  auf  ihre  Richtigkeit 
hin,  sondern  auf  die  Art  iind  Weise,  wie  bei 
der  Berechnung  des  Veninreinigungsprozentes 
vorgegangen  wii-d.  Ueber  dieses  Thema  hat 
schon  in  Hamburg  eine  Kommission  in  diesem 
Jahre  getagt,  und  die  Einwände  der  russischen 
Delegierten  haben  zu  einer  Einigung  geführt, 
deren  Resultate  baldigst  veröffentlicht  werden 
sollen. 


93 


Zuckerproduktion  und  Handel. 


94 


Zucker-Produktion  und  Handel. 


Zaekerausfahr  Rußlands  1909. 

Die  Zuckerausfulir  über  die  europäischen 
Grenzen*),  die  nach,  dem  Anschluß  Rußlajids 
an  die  Brüsseler  Konvention  gestiegen  wai', 
hat  im  Jahre  1909  wiederum  bedeutend  ab- 
genommen; es  wurden  nur  8,3  Mill.  Pud  Zucker 
gegen  13,8  Mill.  Pud  im  Jahre  1908  exportiert. 

Im  ersten  Halbjalir  war  der  Zuckeresport 
über  die  europäische  Grenze  (mit  Einschluß 
von  Finnland)  fast  derselbe  wie  im  JaJixe  1908 
(6  972  000  Pud  gegen  6  928  000  Pud),  im  z^veiten 
Halbjahr  dagegen  fiel  er  auf  1380000  Pud 
gegen  6  880  000  Pud  im  Jahre  1908;  die  Aus- 
fuhr auf  die  Konventionsmärkte  hat  fast  ganz 
aufgehört.  Der  Gnind  für  die  Verminderung 
der  Ausfuhi-  im  zweiten  Halbjahr  war  die  Miß- 
ernte der  llunkelrüben  und  die  damit  vei-- 
bundene  \'erminderuiig  der  Produktion  in  den 
Z  u  eker  f  ab  ri  ke  n . 

Die    Zuckerausfuhr    Rußlands   betrug: 


Ueber  d 

Ueber  die 

päisclie  Grenze 

asiatische  Grenze        msgesami. 

1000  PudI  1000  Rbl. 

1000  Pud  lUOORbl.iOBOPudi  1000  Rbl. 

1903 

10  937 

14  490 

4028 

10  687 

14  965 

25  177 

1904 

7  323 

12  822 

3723 

10  940 

11046 

23  762 

1905 

2  632 

5  348 

3485 

12  790 

6117 

18138 

1906 

2  084 

4  211 

3644 

15  595 

5  728 

19  806 

1907 

6  896 

11  137 

4095 

12  198 

10  991 

23  335 

1908 

13  808 

21  .501 

4420 

12  870 

18  228 

34  371 

1909 

8  352 

15  338 

41G1 

12  328 

12  513 

27  666 

Die  Zuckerkampagae  1909/10. 

Nach  Angabe  der  Hauptverwaltung  der 
indirekten  Steuern  waren  im  Russischen  Reiclie 
in  der  Kampagne  1909/10  wie  in  der  Vor- 
kampagne 274  Zuckerfabriken  im  Betriebe,  und 
zwar  227  Sandzucker-  und  47  Sandzucker- 
Raffinadefabriken.  Von  diesen  Fabriken  ver- 
fügten nur  4  ausschließlich  über  eigene 
Rübenpflanzungcn  (im  Vorjalvr  7) ;  ledig- 
lich von  Pflanzern  be/.ogen  ihr  Rübenmatcrial 
()8  (im  Vorjahr  78);  mit  eigener  und  Pflanzer- 
aussaat arbeileten  202  Fabriken,  d.  h.  8  melir 
als  im  Vorjahre. 


Auf  die  einzelnen  Gebiete  verteilte  sich  die 
Zahl  der  Fabriken  in   folgender   Weise: 

Sadwest  Transdiyepr-  Zentral-  Weichsel- 


gebiet 

gebiet 

gebiet 

gebiet 

Sandzuckerfabriken   .  132 

61 

13 

21 

Sandraffinadefabrik.  .     11 

5 

3 

28 

Davon  hatten: 

eigene  Aussaat  .     .       2 

1 

1 

— 

Pflanzeraussaat  .     .     33 

4 

1 

30 

die  eine  u.  die  and.  108 

61 

14 

19 

Die  Gesamtfläche  der  unbeschädigt  ge- 
bliebenen Ruinenfelder  wird  von  der  obenge- 
nannten Behörde  auf  498 102  Dessjatinen  — 
gegen  496  623  im  Vorjahre  —  berechnet;  von 
diesen  gehörten  160  692  Dessjatinen  —  gegen 
165  839  im  Vorjahre  —  den  Fabriken,  337  410 
Dessjatinen  —  gegen  330  784  —  den  Pflanzern. 

Nach  den  einzelnen  Kategorien  der  Fa- 
briken verteilen  sich  die  Aussaaten  in  folgender 
"Weise :  auf  die  227  Sandzuckerfabriken  420  948 
Dessjatinen  und  auf  die  47  Sandzucker-Raffi- 
nadefabriken   77  154   Dessjatinen. 

Der  Umfang  der  verschiedenen  Aussaaten 
in  obigen  4  Gebiet^en  ist  aus  der  nachstehenden 
Tabelle  ersichtlich: 

Fabrik-         Pflanzen-  Im 

aussaat  aussaat  ganzen 

sjätinen 


•)  Finnland  ist  in  dieser  Aufstellung  als  außerhalb 
Rußlands  gerechnet.  Sein  licdarf  (1908:  4  Millionen  Pud,  l'M9: 
4'i  Millionen  Pud)  muß  also  von  dem  „Kxport  über  die  euro- 
piiische  Grenze"  noch  in  Abzug  gebracht  werden. 


Südwestgebiet: 
Sandzuckerfabriken    . 
Sand-Raffinadefabr.    . 

62  729 
6  183 

196  006 
15  471 

258  735 
21654 

Zusammen     . 

1908/09    . 

Transdnjeprgebiet: 

Sandzuckerfabriken 

Sand-Raffinadef.ibr.    . 

68  912 
74  338 

66  520 
10  136 

211  477 
205  374 

59  924 

6  398 

280  389 
279  712 

126  444 
16  534 

Zusammen 

1908/09 

Zentralgebiot : 

Sandzuckerfabriken 

Sand-Raffinadefabr. 

76  656 
75  780 

9  017 
4  695 

66  322 
66  212 

8  385 

1588 

142  978 
141  992 

17  402 
6  283 

Zu.sammen 

1908/09 

Weichselgobiet: 

Sandzuckerfabriken 

Sand-Raffinadofabr. 

13  712 
13  946 

880 
532 

9  973 
10  263 

17  487 
32  151 

23  685 

24  209 

18  367 
32  683 

/usamiiien 

1908,09 

.       1  412 
.       1  775 

49  638 
48  935 

51050 
50  710 

Diese  Zahlen,  abgesehen  vom  Transdnjepr- 
gebiete,  lassen  die  Tendenz  erkennen,  die  Fläche 
mit  Fabrili aussaat  zu  verkleinern,  und  zwar 
tritt  dies   besonders   stai-k   im   Südwestgebiet, 


95 


Zuckerproduktion  und  Handel. 


96 


verhältnismäußig  schwach  in  den  Zentral-  und 
Weiclisel  -  Gouvernements  zutage.  Dagegen 
haben    die    Pflanzerfelder   mit    Ausnahme    des 


Zenta-algebiets,  wo  sie  etwas  ztirückgegangen 
sind,  überall  eine  entsprechende  Erweiterung 
erfahren. 


Berechnung  der  Zuckerproduktion  1910/11. 


Zwecks  Feststellung  der  allgemeinen  nor- 
malen Zuckei-produktion  in  der  Betriebspei-iode 
1910/11  hatte  sich  das  russische  Finanz- 
ministerium an  die  Verwaltung  der  Allrussi- 
schen Gresellschaft  von  Zuckerfabrikanlen  mit 
der  Bitte  gewendet,  ihm  mitzuteilen,  welche 
Ziffer  für  den  festzustellenden  Normalbeti-ag 
nach  ilirem  Dafürhalten  angemessen  erschiene, 
luid  wie  hoch  füi'  diese  Periode  der  Inlands- 
bedarf, der  unantastbare  Vorrat,  der  Export 
nach  Finnland  und  Persien  und  der  in  nicht 
endgültig  verarbeiteten  Pix)dukten  am  Ende 
der  Periode  verbleibende  Restbestand  zu  be- 
reclmen  wäre. 

Auf  diese  Anfrage  hat  die  genannte  Ver- 
waltung ilu-e  Ansiclit  daliin  geäußert,  daß 
die  allgemeine  Normalproduktion  für  die  Be- 
triebsperiode 1910/11  auf  80  Mill.  Pud  zu  be- 
stimmen sein  dürfte,  wovon  63  Millionen  auf 
das  Inlandskontingent  und  8  Mill.  Pud  auf 
den  unantastbai'en  Vorrat  entfallen  müßten, 
und  hierbei  die  nachstehende  Berechnung  des 
Kontingents,  des  unantastbaren  Vorrats  und 
der  normalen  Produktion  für  die  Betriebs- 
periode  1910/11   zugrunde  gelegt: 

I.  Zuckerverbrauch  in  der  Betriebs- 
periode   1908/09. 

Zum   1.   Sept.   1908   verblieben   an    freiem 

Zucker  in  den  Fabriken  und  Nieder- 
lagen       3,24  Mill. Pud 

Kontingent 51,00     ,, 

Nachträgliche  Freigaben  ....     .    9,00     „ 
In     Summa     freier    Zucker     in     dfir 

Periode  1908/09 63,24  Mill. Pud 

Davon  ab  der  Rest  an  freiem  Zucker 

in  den  Fabriken   und  Niederlagen 

am  1.  September  1909  ....     .    2,41     ,. 


Mithin  Verbrauch  1908,09   .     .  60,83  Mill. Pud  (1) 

II.  Zuckerverbrauch  in  den  Betriebs perioden 
1909/10  und  1910/11. 

Verbrauch   1908/09 60,83  Mill. Pud  (11 

1898  99 30,13     „ 

Zuwach<  in  zehn  Jahren      ....  25,70  Mill. Pud 


Sonach  jährlicher  Zuwachs.     .     .     .     2,57  Mill.  Pud. 
Vorau.ssiehtlicher  Verbrauch  1909/10 

(60,83 -+-2,57) 63,40     „       „    (2) 

Voraussichtlicher  Verbrauch    1910  11 

(63,40-4-2,57) .  65.97     „       ,    (3 

III.    Vorhandene  Zuckerreste  am  1.  Sep- 
tember 1910. 
Zum    1.  September   1909    verblieben 
an  freiem  Zucker  in  den  Fabriken 

und  Niederh.gen 2,37  Mill.Pud 

Kontingent  1909/10 58,00     „       „ 

Nachträgliehe  Freigabe     ....     .     7,00     „       „ 
In  Summa  freier  Zucker  für  1909/10  67,37  Mill.Pud 
Davon  ab  der    voraussichtliche  Ver- 
brauch 1909/10 63,40     „       .,     (2) 

Mithin     voraussichtlicher    Rest     von 

freiem  Zucker  zum  1.  Septemb.  1910     3,97  Mill.Pud  (4) 

IV.  Kontingent  und  unantastbarer  Vorrat 
für  die  Betriebsperiode  1910/11. 
Voraussichtlicher  Verbrauch  1910/11  65,97  Mill. Pud  (3) 
Normaler  Rest  an  freiem  Zucker  am 

1.  September  1911 3,IH)     ., 

Nicht    vorhergesehener   Verbrauchs- 
zuwachs über  das  Jahresmittel  in 
den  Perioden  1909/10  und  1910/11     6,00     „       „ 
Davon  ab  der  zu  erwartende  Rest  an 

freiem  Zucker  zum  1.  Septemb.  1910     3,97     ..       .,    (4) 
Möglicher  Verbrauch  an  Zucker  für 
den  Inland-smarkt  1910/11  (65,97 -f  3 

+  6  —  3,97) 71,00  Mill.Pud 

Davon  ab: 
Unantastbarer    Vorrat     (wie    in    der 

laufen.len  Periode) 8,00     „       „     (5) 

Bleibt   Kontingent     ,     .  68,00  Mill.Pud  (6) 

V.  Nurmalproduktion  für  1910/11. 

Kontingent 63,00  Mill. Pud (6) 

Unantastbarer  Vorrat 8,00     „        „    (5) 

Ausfuhr  nach  Finnland  und  Persien     6,00     ,,        ^ 
Normaler  Rest  am  1.  September  1911     3.00     „        ,, 
Normale  Produktion     .     .  80,00  Mill.Pud 

Die  Zuckerrüben  ernte  verspricht 
eine  unerhört  ergiebige  zu  werden.  Die  be- 
stellte Fläche  betraf  598000  Dessjatinen  gegen 
495  000  Dessjatinen  im  \'orjahre.  Alan  erwartet 
einen  Ertrag  von  688  Alill.  Pud  oder  1150  Pud 
piX)  Dessjatine.  Der  Krtrag  stellte  sich  1909 
auf  422  Mill.  Pud  oder  85.!  Pud  pro  Dessjatine. 
Der  Zuckergehalt  der  Rüben  ist  17 — 18  O/o. 


97 


Baumwolle  etc. 


98 


Bauiiiwolikultur  und  Anbauv^rsuche  im  europäischen  Russland. 


BuuniMollkultar 

Baumwollkultur  in  der  Krim. 
Seit  verhältnismäßig  kurzer  Zeit  werden 
auch  in  der  Krim  beachtenswerte  Versuche 
gemacht,  die  Baumwollkultur  einzufüliren.  Der 
Anfang  wurde  von  einem  jungen  Gutsbesitzer 
D.  J.  Schumak  gemacht,  der  vor  zwei  Jahren 
auf  einem  \'ersuchsfelde  Baumwolle  anpflanzte. 
Sein  Vorhaben  wurde  zunächst  recht  skeptisch 
betrachtet;  niemand  wollte  glauben,  daß  die 
Baumwolle  in  der  Krim  fortkcimen  könne. 
Aber  schon  das  erste  Jahr  ergab  verhältnis- 
mäßig befriedigende  Resultate;  nui"  war  die 
Baumwolle  etwas  spät  gesäet  wiorden  und  reifte 
daher  erst,  als  bereits  Nachtfröste  anfingen. 
Man  benutzte  diese  Erfahrungen  \md  hat  im 
zweiten  Jahr  durchaus  gute  Resultate  erzielt. 
Sieben  BaumwoU&orten  gaben  Ertrag  und 
reiften  völlig  regelmäßig. 


in  der  Krim. 

Die  landwirtschaftliche  Gesellschaft  des 
Distriktes  folgte  bald  dem  gegebenen  Beispiel 
und  säete  auf  einem  kleinen  Felde  Baumwolle 
aus;  auch  hier  kam  die  Baumwolle  gut  fort 
und  wui-de  bereits  von  einem  Odessaer  Fabri- 
kanten zu  gutem  Preise  erworben.  In  letzter 
Zeit  hat  der  Instrukteur  des  Odessaer  Ver- 
suchsfeldes für  Baumwollkultur  die  Versuchs- 
felder in  der  Krim  besucht  und  die  Ueber- 
zeugung  ausgesprochen,  daß  der  Krim  auf  dem 
Gebiete  der  Baumwollkultur  eine  gute  Zukunft 
bevorstehe.  Besonders  geeignet  sei  für  die 
Baumwollkultur  der  Kertscher  Rayon.  Das 
StadÜiaupt  von  Kertsch  hat  daraufhin  be- 
schlossen, den  Landleuten  der  Umgegend  ein 
großes  Feld  für  die  Anpflanzung  von  Baxun- 
woUe  zur  Verfügung  zu  stellen. 


Baaniwollanbaarersache  in  Südraßland. 


Im  Jahre  1909  wurde  versucht,  auch  im 
Gouvernement  Chersson  Baumwolle  zu 
kultivieren,  und  zwar  mit  recht  günstigem  Er- 
folge, da  die  gewonnene  Baumwolle  der  mittel- 
asiatischen an  Güte  wenig  nachsteht.  Dieser 
Erfolg  hat  einerseits  die  Landwirte  im  Gouver- 
nement Chersson  liestimmt,  die  Versuclie  be- 
deutend zu  erweitern,  imd  andererseits  die 
Frage  angeregt,  ob  die  Baumwolle  nicht  auch 
nördlich  vom  Gouvernement  Chersson  ge- 
deihen würde.  Theoretisch  ist  letztere  Möglich- 
keit gegeben,  denn  in  den  südlichen  Ivreisen 
der   Grouvernements   Kiew   und   Podolien   reift 


Mais  ebenso  gut  wie  im  Gouvernement 
Chersson ;  dasselbe  gilt  von  Weintrauben,  und 
zwar  nicht  nur  den  frülien,  sondern  auch  den 
mittleren  Sorten.  Im  Hinblick  hierauf  wird 
man  im  laufenden  Frühling  auch  im  Gouver- 
nement Kiew  Versuche  anstellen.  Die  Aussaat 
erfolgt  nach  den  von  dem  Odossaer  Ver- 
such sfelde  versandten  Instruktionen,  außer- 
dem werden  die  \'ersuchsfelder  wälirend  der 
Entwicklung  der  Pflanzen  mehrfach  von  sach- 
verständigen Baumwollzüchtern  zwecks  Be- 
lehrung der  Pflanzer  l>esucht. 


Die  Manufakturindustrie  und  Garn  Spinnerei  in  Bussland  1909. 


D'as  Ergebnis  des  Hauptal)satzmarktcs  für 
die  Manufaktiarindustrie,  des  Jahrmarkts  von 
Nishnij-Nowgorod,  war  günstig.  Nicht  nur 
gingen  die  Waren  gut  ab,  sondern  es  fand 
auch  teilweise  eine  Erhöhung  der  Preise  statt. 
Dieses  Ergebnis  hat  aber  auf  die  Stimmung 
des  Marktes  eine  dauernd  günstige  Einwirkung 
nicht  gehabt;   denn  ein  Verkauf  hat  nur  aji 


die  Händler  stattgefunden,  denen  es  nicht 
möglich  gewesen  ist,  ihre  Ware  gut  abzu- 
stoßen, da  der  Bauer  den  Uebererlös  aus  der 
Ernte  nicht  für  Manufaktur-  imd  ähnliche 
Waren,  sondern  anscheinend  zTir  Vergrößerung 
seines  Lajidbcstandes  und  zum  Ankauf  von 
künstlichem  Dünger  und  landwirtschaftlichen 
Maschinen  sowie  zur  Abzahlung  rückständiger 


99 


Baumwolle  etc. 


100 


Abgaben  benutzt  hat.  Man  hofft,  daß  diese 
lavestierungen  eine  zukünftig«  Erhöhung  der 
Kaufkraft  bedingen  werden,  wenn  nicht  durch 
schlechte  Ernten  das  diesjährige  gute  Ergebnis 
wieder  aufgehoben  wird. 

Die  Preiserhöhungen  für  die  Produkte  der 
Manufakturindustrie  sind  ferner  zum  großen 
Teile  durcli  den  hohen  Stand  der  Baumwoll- 
preise wieder  aufgehoben  worden. 

Auch  gegen  Ende  des  Jahres  war  die 
Nachfrage  nach  Manufakturwaren  nicht  be- 
lebter; bei  Abnahmen,  die  nur  schleppend  er- 
folgten, mußten  große  Kredite  gegeben  werden. 
Der  nasse  AVinter  mit  seiner  Wegelosigkeit 
trug  dann  dazu  bei,  daJ  die  Lager  voll  blieben 
und  eine  Besserung  ei-st  für  die  Zeit  nach 
Ostern  1910  erhofft  werden  konnte. 

Die  Lage  der  russischen  Garnspinne- 
rei im  Jahre  1909  war  wenig  befriedigend. 
Die  chronische  Kiisis  des  Jahres  1908  machte 
sich   auch  im  Anfang   1909  bemerkbar.     Erst 


mit  den  Nachrichten  über  die  gute  Flachs- 
ernte verbesserte  sich  der  Gammarkt  etwas. 
A^om  August  an  zogen  die  Preise  für  trockenes 
Streichgarn  infolge  der  guten  Nachfrage  nach 
Säcken  für  die  Getreideausfuhr  an.  Auch  die 
Preise  für  nasses  Streichgarn  besserten  sich. 
Nur  die  dünnen  Game  gingen  im  Preise  nicht 
hinauf  und  die  damit  gemachten  Export- 
versuche hatten  für  die  Exporteure  keine  be- 
sonders guten  Resultate. 

Der  Markt  für  Leinwand  war  verhältnis- 
mäßig fest.  Sackware  ging  gut.  Exportiert 
wurden : 


I  Menge  in  lÜOO  Pud  1  W  . 
,     1909     I  1908  I  1907       I'. 


Leinengarn  .     .     . 

Hanfgarn      .     .     . 

Gewebe   usw.  aus 

Leinen  u.  Hanf 

39,4 
71 

75,1 

37 
87 

64 

127 
89 

79 

614 
317 

556 

546   2925 
430     417 

4531    589 

zusammen 

185,5 

188 

295 

1487 

1429  1  3931 

Teeaiipflaiizungeii  in  Russland. 


Es  sind  schon  längst  VersucJie  gemacht 
worden,  die  Teestaude  an  der  Schwarzmeerküste 
des  Kaukasus  anzupflanzen,  jedoch  erst  seit 
Anfang  der  90  er  Jahre  des  vorigen  Jaiir- 
hunderts  haben  diese  Versuche  einen  ernsteren 
Charakter  angenommen.  Als  Förderer  der 
dortigen  Tcekultur  traten  erst  der  Teshändler 
Petrow  und  sodann  das  Apanageressort  auf, 
die  im  Gebiete  von  Batum  Teeanpflanzungen 
unter  Anleitung  von  erfahrenen,  aus  China  ver- 
schriebenen Meistern  anlegen  ließen.  Seit  jener 
Zeit  hat  die  Teekultnr  angefangen,  sich  auch 
in  anderen  benachbarlon  kleineren  Wirtschaften 
einzubürgern  und  schon  einen  industriellen 
Charakter  anzimehmen.  Gegenwärtig  ist  die 
Kultur  der  Teestaude  vorzugsweise  in  dem 
Gebiete  Batum  und  in  dem  angrenzenden  Kreise 
Osurgcly  des  Gouvernements  Kutais  konzen- 
triert. l'nl:edeutende  Teepflanzungen  kommen 
auch  noch  in  den  Kreisen  Sugdidi  und  Senaki 


desselben  Gouvernements  vor.  Die  Verbreitung 
der  Teekultur  in  kleineren  Wirtschaften  wird 
einerseits  durcli  das  Apanagegut  Tschalvwa  ge- 
fördert, das  die  grünen  und  trockenen  Blätter 
von  den  Pflanzern  behufs  Verarbeitiing  auf 
seiner  Fabrik  ankauft,  und  andererseits  durch 
die  in  der  Stadt  Osurgety  bestehende  Versuchs- 
Teeplantage  der  Oberverwaltung  für  Land- 
wirtschaft, deren  Aufgabe  darin  besteht, 
Personen  auf  Wunsch  an  Ort  und  Stelle  mit 
dem  Pflanzen  der  Teestau<le,  ihrer  Pflege,  der 
Ernte  der  Teeblätter  und  der  Bearbeitung  des 
Tees  auf  hausindustrieller  Basis  bekannt  zu 
machen.  Diese  Versuchsplantage  verteilt  auch 
Pflanzcnmaterial  unter  sehr  günstigen  Bedin- 
gungen; die  ersten  200  Stück  Pflänzlinge 
werden  um.sonst  abgegelien,  für  die  weiteren 
1  Kopeke  pro  Stück  erhoben.  Gegenwärtig 
kann  man  schon  fast  in  jedem  Dorfe  des  Kreises 
Osurgety    Teepflanzimgen    begegnen. 


101 


Teeanpflanzungen  in  Hußland. 


102 


Ueber  die  gegenwärtige  Lagö  der  Teekultur, 
über  die  Fläche  der  Teeanpflanzung,  über  die 
Ernte  von  Teeblättern,  über  die  Herstellung 
und  Abfuhr  an  russischem  Tee  in  den  Jahren 
1905 — 1907  geben  die  folgenden  Tabellen  Auf- 
schluß : 


Zahl  der 

Areal 

Tee-Ernte 

Plantagen- 

in 

besitzer 

Dessjatinen 

Pfund 

Gebiet  Batum: 

1905    .     .     . 

39 

379 

638  605 

1906    .     .     . 

51 

432 

479  535 

1907    .     .     . 

64 

447 

278909 

Gouvernement 

Kutais: 

1905    .     .     . 

9 

9 

380 

1906    .     .     . 

— 

11 

4  130 

1907    .    .     . 

— 

16 

8  118 

Die  größten  Anpflanzungen  in  einer 
Gesamtfläche  von  250  Dessjatinen  besitzt 
das  Apanagei-essort ;  man  beabsichtigt  diese 
Plantagen  von  Jatir  zu  Jalir  immer  mehr  zu 
vergrößern  und  sie  insgesamt  auf  500  Dessja- 
tinen zu  bring'en,  deren  volle  Ernte  in  Zukunft 
alle  Ausgaben  ersetzen  soll.  Sodann  folgt  die 
Firma  „K.  &  S.  Poi>ow",  die  im  Jalire  1905 
105  Dessjatinen  Teeplantagen  besaß,  seit  19i)6 
die  Sache  jedoch  fallen  ließ,  und  gegenwärtig 
Ernten  von  Teeblättem  nicht  mehr  erzielt. 

Die  gi-ünen  Teeblätter  kommen  erst  in  be- 
sondere Fabriken  zum  Trocknen  und  zur- 
weiteren  Bearbcitxuig.  Derartige  Fabriken  gibt 
es  im  ganzen  4,  daa'unter  gehört  eine  Fabrik 
dem  Apanagcressort. 

Von  den  I"'abriken  wurden  in  den  drei 
Jahren  1905,  190()  und  1907  die  nachstehenden 
Mengen  Tee  verarbeitet: 


1905 


1906 


1907 


Menge  in  Pfund 


I.  Sorte 
II.       „ 

III.  , 

IV.  , 
Krümel 


39  730 
25  806 
25  076 
63  064 
4  850 


6  780  l 
48  805  I 
22  676  I 
30  835 

5  027 


9  729 

31675 

20  404 

300 

4  145 


Im  ganzen  |  1.58.5-26  |  114  123  !  66  253 

DerTeekoiisum  in  den  Terschiedeneti  Ländern. 

Nach  den  einer  Konferenz  der  russischen 
Teehändler  vorgelegten  statistischen  Daten  er- 
reicht der  Teeverbrauch  pro  Jahr  in  den  ein- 
zelnen Ländern  die  nachstehenden  Mengen  in 
russischen  Pfund  (daneben  sind  beigefügt; 
die  jährlichen  Teeverbrauchsmengen  in  russ. 
Pfund    pro    Kopf    der    Bevölkeiiing) : 


Teekonsum 


Kuss.       1   Pro 
Pfund*)     1  Kopf 


GrolJbrilaniiien 296  000  000 

Rußland 178  483  720 

und  zwar  an 

Schwarzem  Baichowtee      .     .  94  300  440 

Grünem  Tee 13  104  440 

Tafeltee 1948  320 

Ziegeltee :    69130  520 

Vereinigte  Staaten    von   Amerika  1114  553  000 

Japan i    22  080  000 

Niederlamio 10  111360 

T)eut,s.  hland ',      8  078  840 

Türkei :      3  745  000 

Oc^terreich-Ungarn 2  842  000 

Frankreich 2  658  600 

Belgien I  874  000 

Dänemark 1  146  000 

Schweiz 866  000 

Scliweden 503  760 

Rumänien 436  760 

Spanien 381  372 

Italien 142  252 

Griechenland 15  240 

Serbien 11000 

•)  1  Russ.  Pfund  =  OAiKlilö  kg. 


6.7 
1,195 

0.631 

0,013 

0,163 

1,36 

0,16 

1,6 

0,13 

0,093 

0,06 

0,07 

0,28 

0,4 

0,25 

0,1 

0,07 

0,02 

0.004 

0,006 

0,004 


103 


Weinbau  und  Weinprodviktion. 


104 


Weinbau  und  Weinproduktion. 


Der  Rayon  des  industriellen  Weinbaus 
Rußlands  umfaßt  die  Gouvernements  Bess- 
arabien,  Podolien,  Cliei"son,  Jekaterinoslaw, 
Taurien,  Astrachan,  das  Gebiet  des  Donschen 
Kosakenheeres,  den  Kaukasus  und  die  Gebiete 
Samarkand,  Syr-Darja  und  Ferghana.  Die 
Linie,  welche  von  iS^ordeu  diesen  Rayon  be- 
^enzt,  beginnt  bei  Chotin,  und  zieht  sich 
durch  Jekaterinoslaw,  Sarepta  und  Gurjew  hin ; 
nördlicli  von  dieser  Linie  gedeihen  nui"  die 
frühreifen  Trauben,  die  keine  große  industrielle 
Bedeutung  haben.  Nach  den  klimatischen  Be- 
dingungen und  der  Bodcnbescliaffenheit  kann 
das  oben  angegebene  Gebiet  des  Weinbaues 
in  Rußland  in  nachfolgende  Rayons  ein- 
geteilt werden: 

Bessarabien,  Krim,  alle  übrigen  Grouver- 
nements  des  südliehen  europäischen  Rußlands 
mit  dem  Gebiet  des  Donscheu  Kosakenheeres, 
Vorderkaukasien   und   Turkestan. 

Die  gesamte  Weinbaufläche  hat  in  den 
letzten  Jahi-en  im  Vergleich  zu  der  Periode 
1871 — 1873  um  180  669  Dessjatinen  oder  um 
148  o/o,  und  im  Vergleiche  zu  der  Fläche  vor 
zelm  JaJu'en  um  64  450  Dessjatinen  oder  um 
27  o/o  zugenommen ;  in  allen  Rayons  Rußlands 
(mit  Ausnahme  von  Transkaukasien)  hat  die 
Fläche  der  AVeingärten  in  den  letzten  zehn 
.Jahren  um  mehr  als  das  Dreifache  zugenommen, 
in  Transkaukasien  dagegen  hat  sie  um  3700 
Dessjatinen  oder  um  3,6  ('o  abgenommen.  Trotz 
der  Zunahme  der  Fläche  der  Weingärten  in  den 
letzten  zehn  Jahren  um  27  o/o  ist  die  Most- 
herstellung doch  nur  um  4  660  000  Wcdro  oder 
19,4  o/o  gestiegen,  was  sich  durch  die  Ver- 
wüstung der  Weingärten  durch  verschiedene 
Pilzkrankheiten  erklären  läßt.  Was  dagegen 
die  Phj'lloxera  anbelangt,  so  war  diese  haupt- 
sächlich in  Bessarabien,  dem  westlichen  Teil 
des  Gouvernements  Tiflis  und  in  der  Umgegend 
von  Kutais  verbreitet;  in  diesen  Gegenden  ist 
man  gezwungen  gewesen,  zur  vollständigen 
Entfernung  der  alten  Rcbenwurzeln  und  Ver- 
pflanzung frischer  amerikanischer  Rebenpflänz- 


linge zu  greifen,  die  man  aus  den  Kronswein- 
gärten erhielt. 

Was  die  einzelnen  Rayons  des  Weinbaues 
anbetrifft,  so  sei  bei  Bessarabien  zunächst  er- 
wähnt, daß  dort,  obwiohl  die  klimatischen  Ver- 
hältnisse für  die  Zucht  hoher  französischer 
Weinsorten  durchaus  günstig  wären,  diese 
Reben  doch  nnr  l>ei  sehr  wenigen,  größeren 
Gutsbesitzern  zu  finden  sind,  die  Mehrzahl  der 
Bevölkerung  baut  nur,  um  möglichst  gute 
Ernten  zu  erzielen,  solche  Reben,  die  viel 
Frucht  tragen,  aber  nur  sauren  sehlechten  Wein 
liefern.  Der  Verkaufspreis  beträgt  für  letzteren 
40  Kop.  das  Wedro  bei  von  Bauern  herge- 
stelltem, dagegen  bis  zu  1  Rbl.  bei  von  Guts- 
besitzern produziertem  Weine.  An  Ort  und 
Stelle  werden  20  o/o  der  Ernte  verbraucht.  In 
besserer  Lage  ist  der  Kreis  Akkerman,  wo 
die  Behandlung  der  Reben  und  die  Sorten  besser 
sind,  als  im  ganzen  übrigen  Bessarabien.  Dieser 
Kreis  bildet  in  dieser  Hinsicht  die  Uebergangs- 
stufe  zu  den  Rayons  der  übrigen  Gouvernements 
Südrußlands  und  der  Krim,  wo  sowohl  die 
Reben,  als  auch  die  Kultur  und  folglich  auch 
der  gewonnene  Wein  von  besserer  Qualität  ist. 

In  der  Krim  gibt  es  zwei  verschiedene 
Weinbaugegenden,  und  zwar  die  südliche  Küste 
der  Krim,  die  durch  Berge  gegen  die  kalten 
Nordwinde  geschützt  ist,  und  den  übrigen  Teil 
der  Halbinsel.  Auf  dem  nördlichen  Abhänge 
der  Berge  sind  die  Weingärten  vorzugsweise 
in  den  Tälern  der  Flüsse  Alma,  Katscha  und 
Belbek  belegen  und  liefern  Weine  von  nicht 
sehr  hoher  Qualität.  Im  östlichen  Teil  der 
Halbinsel  sind  zahlreiche  und  gi-oße  Wein- 
gärten in  Sudak  und  in  den  benachbarten  Tälern 
belegen.  Diese  Gegend  bildet  den  Uebergang 
vom  nördlichen  zum  südlichen  Teil  der  Krim. 
In  diesem  letzteren  Teil  steht  der  Weinbau 
und  die  Weinbei"eit.ung  auf  recht  hoher  Stufe; 
der  gi'ößte  Teil  der  Weinernte  wii-d  exportiert, 
während  an  Ort  und  Stolle  nur  3 — 7  o/o  ver- 
bleiben. Der  Hauptmangel  besteht  dort  nur 
in     der     äußersten     Verschiedenartigkeit    der 


105 


Weinbau  und  Weinproduktion. 


106 


"VVeinsorten.  Erst  seit  ganz  kurzer  Zeit  haben 
die  Weinbergbesitzer  angefangen,  sich  dem  Ge- 
schmacke  der  Konsumenten  anzupassen  und  be- 
stimmte Sorten  von  AVein  zu  produzieren.  Zu 
diesem  Behufe  werden  neuerdings  bestimmte 
Rebensorten,  hauptsächlicli  spanische  und  siid- 
französische,  angepflanzt,  die  bei  der  dortigen 
Bodenbeschaffenlieit  und  den  klimatischen  Ver- 
hältnissen am  besten  gedeiJien. 

Im  Steppenteil  des  südlichen  Rußlands 
nimmt  die  Fläche  der  Weingärten  in  letzter 
Zeit  bedeutend  zu,  besonders  in  den  Kreisen 
Berdjansk,  Melitopol  und  Dnjeprowsk.  In 
dieser  Gegend  sind  die  Weingärten  vollständig 
gegen  die  Ph^lloxera  geschützt,  da  von  dem 
Flusse  Kachowka  bis  zu  den  Mündungen  des 
Dnjepr  sich  ein  Landstrich  mit  sandigem  Boden 
(gegen  164  000  Dessjatinen)  hinzieht.  An  Ort 
und  Stelle  werden  gegen  15  "/o  der  Weinernte 
verbraucht. 

Die  Steppengegenden  im  südöstlichen 
Rußland  sind  nicht  ganz  günstig  für  den  Wein- 
bau, der  hier  hauptsächlich  nur  an  den  Ufern 
des  Don  und  der  Wolga  verbreitet  ist.  Der 
größte  Teil  der  Weinernte  wird  als  Traube 
verkauft  und  konsumiert.  Der  Wein  ist 
größtenteils  von  geringerer  Qualität  und  wii-d 
auf  die  allerprimitivstc  Art  nicht  von  den 
Weingartenbesitzern,  sondern  von  den  Auf- 
käufern zubereitet.  An  Ort  und  Stelle  werden 
gegen    33  "/o    der    Weinernte    verbraucht. 

In  Vorderkautasien  sind  folgende  drei 
Weinbaurayons  zu  unterscheiden :  der  Kuban- 
rayon, der  Rayon  an  der  Kuma  und  der  Terek- 
Kuma-Rayon.  Im  ersteren  sind  die  Wein- 
gärten hauptsächlich  auf  der  Halbinsel  Taman 
und  bei  der  Stadt  Jeisk  belegen,  im  zweiten  bei 
der  Stiuiitza  Praskowja  und  im  dritten  um 
die  Stadt  Kisljar  herum.  lu  allen  drei  Rayons 
befinden  sich  die  Weingärten  v'orzugsweise  in 
niedrig  gelegenen  Gegenden.  Die  Reben  sind 
dort  nur  von  geringerer  Qualität.  Ein  l>e- 
deutender  Teil  der  Wcinemt«  findet  zur  Her- 
stellung von  Spiritus  und  Kognak  Verwendung. 


Transkaukasien,  das  nach  allen  Richtungen 
hin  von  hohen  Gebirgskämmen  durchschnitten 
wird  und  die  verschiedenartigsten  Bedingungen 
für  die  Kultur  des  Weins  bietet,  kann  in  nach- 
folgende Rayons  eingeteilt  werden :  Daghestan, 
Rion-Schwarzmeer-Rayon  (Schwarzmeer-Gou- 
vernement, der  Bezirk  Suchum  und  das  Becken 
des  Rion-Mingrelien,  Imeretien  und  Gurien), 
der  Rayon  am  Flusse  Kura  (ohne  seine  Neben- 
flüsse Alasan  und  Araks),  der  Rayon  Kachetien 
am  Flusse  Alasan,  der  .VraLs-Riiyon  am  ^Vxaks 
und  der  Schemacha-Geogtschaisk-Rayon.  In 
allen  diesen  Rayons  wird  der  Weinlsau,  mit 
geringen  Ausnalimen,  äußerst  primitiv  be- 
trieben. Mustergiltige  Weingärten  sind  sehr 
wenige  vorhanden ;  —  nur  in  den  Gütern  des 
Apanage-Ressorts  und  in  selir  wenigen  Privat- 
gütern, hauptsächlich  im  Schwarzmeer-Gouver- 
nement, wird  eine  vervollkommnete  Kultur  der 
Rebe  betrieben  und  dort  wird  auch  Wein  von 
hoher  Qualität  gekeltert.  Bei  einer  richtigeren 
weiteren  Entwicklung  dieses  Zweiges  der  Land- 
wirtschaft kann  man  hier  auf  eine  große 
Zukunft  rechnen.  Der  Konsum  in  jener  Gegend 
schwankt  zwischen  100  "o  (im  (rouvernement 
Kutais  und  einem  Teil  des  Gouvernements 
Jelissawetpol)  und  15  o/o  (Daghestan)  der  Wein- 
ernte. 

In  Turkestan  sind  die  Bedingungen  für 
das  Wachstum  der  Weinrebe  die  aller- 
günstigstcn.  Der  .größte  Teil  der  Weinernte 
geht  jedoch  zur  Zubereitung  von  Rosinen;  mit 
dem  Weinbau  beschäftigen  sich  einstweilen  nur 
russische  Landwirte.  Der  dort  gekelterte  Wein 
ist  leicht  und  von  angenehmem  Geschmack. 
Rosinen  sowie  der  Wein  werden  fast  aus- 
schließlich  ausgeführt. 

Der  annähernde  Wert  des  auf  den  Markt 
kommenden  AVcins  beträgt  1!)  808 150  Rbl., 
wenn  man  jedoch  zu  dieser  Summe  noch  den 
Wert  des  AVeins  hinzurechnet,  der  von  der  ört- 
lichen Bevölkerung  verbraucht  wird  (9  446100 
Rubel),  so  erhält  man  als  Gesamtsumme  einen 
Wert  von  29  254  250  Rbl. 


107 


Tabak  -Anbau  und  Industrie. 


108 


Tabak -Anbau  und  Industrie. 


Im  Jahre  1908  erreichte  die  gesamte  Tabak- 
ernte eine  Menge  von  5  758  294  Pud,  während 
man  anfangs  wesentlich  weniger  angenommen 
hatte.  An  Tabak  aus  tüi-kischem  Samen  wurden 

1  557  457  Pud  und  aus  amerikanischem  Samen 
452  366  Pud  geerntet.  Die  Ernte  der  niederen 
Tabaksorten  (Bauemtabak,  Machorka  tmd 
dergl.)  belief  sich  auf  3  748  471  Pud  gegen 
3153  802  Pud. 

Im  Vergleich  zum  vorhergehenden  Jahre 
hat  die  Zahl  der  Tabakplantagen  im  Jahre 
1908  um  35  453  oder  um  9  o/o  (341966  gegen 
377  419  im  Jahre  1907)  abgenommen.  Der 
Durchschnittsumfang  der  Plantagen  erreichte 
im  letzten  Jahre  die  recht  beträchtliche  Höhe 
von  0,18  Dessjatinen.  Die  gesamte  mit  Tabak 
bebaute  Fläche  ist  um  2129  Dessjatinen  oder 
um  3,5  o/o  gestiegen,  und  zwar  von  60  894 
Dessjatinen  im  Jahre  1907  auf  63023  Dessjatinen 
im  letzten  Jahre.  Die  Bruttoemte  ist  im  Ver- 
gleich zum  Jahre  vorher  um  507  013  Pud  oder 
um  9  o/o  geringer  gewesen,  und  zwar  hat  sie 
nur  5  758  294  Pud  betragen  gegen  6  265  307  Pud 
im  Jahre  1907.  Die  Ernte  der  höheren  Sorten 
hat  zugenommen  und  erreichte  eine  Menge  von 

2  009  823  Pud  gegen  1870  430  Pud,  da.gegen 
zeigte  der  Ertrag  an  niederen  Tabaksorten  einen 
Rückgang  von  4  394  877  Pud  auf  3  748  471  Pud 
im  Jahre  1908. 

Unter  den  verschiedenen  tabakbauenden 
Gebieten  Rußlands  nahmen  im  Jahre  1908  hin- 
sichtlich der  Größe  des  Anbauareals  das 
Gouvernement  Poltawa  die  erste  Stelle  ein ; 
dann  folgen  das  Kubangebiet  und  das  Gouver- 
nement Tschernigow.  Die  folgende  TaljoUe  gibt 
einen  Ueberblick  über  die  Produktion  der  ver- 
schiedenen Gebiet«  in  den  .lahi-en  1907  und 
1908: 


Gouvernements  ust 


Poltawa 
Kubangebiel  . 
Tscherui;,'ow  . 
Bezirk  Suchum 
Tambow     .     . 
Bessarabien    . 
Taurien      .     . 
Rjäsan   .     .     . 
Samara  . 
Schwarzmeer- 
Gouvernement 
Podolien     . 
Woronesch 
Batum   .     . 
Tittis.     .     . 
Wolhynien 
Orel  .     .     . 
Akmolinsk 
Tomsk   .     . 
Cherson 
Kutais   .     . 
Kur.sk    .     . 
Eriwan  .     . 
Jelisawetpol 
Pensa     .     . 
Jenisseisk  . 
Irkutsk  .     . 


8  200 
12  022 


13  139 

12  648 


13  117  12  266 
4  368 
4  710 
3  819 
3  819 
1904 
2  450 

1681 
727 
976 
425 
373 
365 
395 
160 
101 
260 
170 
211 
205 
119 
100 
90 
114 


4  679 

3  423 

3  004 

2  828 

2  582 

1720 

1606 

669 

578 

438 

370 

351 

325 

279 

266 

233 

171 

145 

114 

110 

108 

102 

100 

1  266  284 
750  763 

240  060 
742  820 
191  581 
164  774 
359  183 
200  328 

90  903 

151  222 


1  192  500 
929  300 

311  045 
561  243 
147  581 
182  240 
166  007 
122  773 

71443 

95  497 


Was  die  Ernte  betrifft,  so  ist  sie  1908 
in   den   meisten   Gouvernements  gei-inger   aus- 
gefallen    als     im     Jahre     vorher.      Die     Ver- 
minderungen betrugen  beispielsweise  in: 
(rouvernement  Rjäsan    .     um  116,47o 
„  Kursk     .       „        44    "U 

Gebiet  Semipalatinsk     .       „       44    % 
Gouvernement  Samara  .       „       38,7  "/o 
„  Woronesch  ,.       36,9  % 

,  Podolien        „       36    % 

Eriwnn  .       „       35    % 
Pensa     .       „     191    7„ 
Gebiet  Akmolinsk       .     .       „        56    "/o 
Gouvernement  Tomsk    .       „       33     % 

und   andere. 

Im  Durchsclmitt  wurden  von  der  Dessjatine 
91  Pud  geerntet  gegen  103  Pud  im  Jahre  1907. 


109 


Tabak-Anbau  und  Industrie. 


110 


ZigaiTen  werden  ia  Rußland  teils  aus  aus- 
ländischem Blättertabak,  teils  aus  inländischen 
Tabaksorten,  die  aus  amerikanischem  Samen 
im  Gouvernement  Tschemigow  und  Samara  ge- 
wonnen werden,  hergestellt. 

Im  Jahre  1908  erfolgte  die  Zigarrenfabri- 
kation in  Rußland  in  22  Fabriken,  von  denen 
4  im  Grouveraement  Warechau,  1  in  Lublin, 
2  im  Grouveraement  Witebsk,  2  in  Grodna, 
1  in  Kowno,  1  in  Kurland,  4  in  Livland,  1  in 
Minsk,  1  in  Moskau,  4  im  Gouvernement 
St.  Petersburg  und  1  im  Gouvernement  Tscher- 
nigow  liegen. 

Die  gesamte  Menge  der  in  den  Fabiiken 
Rußlands  in  den  Jaliren  1906  bis  1908  her- 
gestellten Zigarren  betrug: 


Zigarrensorte 

Im  ganzen 

I.          1         II.        1          III. 

1906 

Anzabl 

(Stück) 

22  257  5(J8 

4  101  650 

109  951  189 

137  310  407 

Gewicht 

(Pud) 

6  956 

1295 

33  253 

41504 

1907 

) 

Anzahl 

(Stück) 

22  209  636 

3  947  884 

117  891  75l!l44  049  271 

Gewicht 

(Pud) 

6  427 

1258 

30  802 

38  487 

1908 

Anzahl 

(Stück) 

23  432  919 

4  787  531 

116  628  288144  848  738 

Gewii-ht 

1 

(Pud) 

6  686 

1  437 

30  423 

38  546 

Die  Gesamtzahl  der  fabrizierten  Zigarren 
nimmt  von  Jahr  zu  Jahr  zu,  die  Menge  des 
dazu  verwendeten  Tabaks  jedoch  hatte  im  Jahre 
1907  im  ^'ergleich  zum  vorhergehenden  Jahre 
etwas  abgenommen  und  im  Jahre  1908 
wiedenim  unbedeutend  zugenommen. 

Das  prozentuale  Verhältnis  der  Fabrikation 
der  einzelnen  Sorten  von  Zigarren  zur  Gesamt- 
produktion ist  aus  nachfolgender  Tabelle  zu 
ersehen : 


190S 


Zigarren     I.  Sorte  17         15         16 

„         n.     „        3         3         4 

III.      „       80        82        80 

Am  meisten  werden  also  in  Rußland 
Zigarren  der  III.  Sorte  fabriziert,  dann  folgt 
die  I.  Sorte,  und  am  wenigst.en  werden  Zigarren 
IL  Sorte  fabriziert. 

Die  größte  Menge  der  Fabrikation  von 
Zigarren  I.  Sorte  entfällt  auf  die  Fabi-iken  in 
Livland,  in  den  Gouvernements  St.  Petereburg, 
Kurland,  Moskau  und  Warschau.  Was  die 
IL  Sorte  ZigaiTen  anbeti'ifft,  so  werden  diese 
am  meisten  in  den  Fabriken  der  Gouvernements 
Livland,  St.  Petersburg  und  Kurland  her- 
gestellt. Die  größte  Menge  von  Zigarren 
III.  Sorte  fabriziert  man  in  den  Zigarren- 
fabriken der  Gouvernements  Warschau,  Liv- 
land, Lublin  und  Grodno. 


111 


Wald-  und  Holzwü-tschaft. 


112 


Wahl-  und  Holzwirtscliaft. 


Die  große  Bedeutung'  dieses  Zweiges  der 
russischen  Produktion  ward  am  besten  aus  einer 
Xebeueinanderstelluiig  der  Waldfläclien  der 
wichtigeren  europäischen  Staaten  hervorgehen : 


Waldflächen  von: 


Hektar 


Hektar 
pro  Kopf 


Furopäisches  Rußland      .     .        228  500  000!  1,80 

Oesterreich-Ungarn  ....  21  400  000  '  0,4ö 

Schweden 20  000  uOO  |  3.80 

Norwegen 6  800  000  (  5,10 

Kumänien :       2  800  000  1  0,50 

Deutsehland 14  000  000  0,25 

Frankreich 9  600  000  0,30 

England 1  100  000  0,03 

Schweiz !  900  000  i  0,20 

Belgien \  500  000  i  0.08 

Holland I  300  000  1  0,04 

Das  europäische  Rußland  übertrifft  also 
an  absolutem  Waldreichtum  alle  übrigen 
Staaten    Europas   zusammengenommen. 

Wenn  auch  andere  Staaten,  wie  Schweden 
und  Norwegen,  relativ  waldreicher  sind,  so 
ist  doch  ihr  ganzes  AValdareal  zu  geringfügig, 
um  mit  dem  Holzexport  Rußlands,  das  außer- 
dem noch  über  ungeheure  Waldbestände  in 
Asien  verfügt,  irgendwie  in  Berechnung  ge- 
zogen werden  zu  können.  Nur  die  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  kommen  hinsichtlich 
des  FlächengehaltÄ  der  Wälder  neben  Rußland 
in  Betracht. 

Hinsichtlich  des  Holzimportes  steht  Eng- 
land in  erster  Linie,  das  über  sehr  wenige  eigene 
exploitierbare  Wälder  verfügt ;  dann  folgen 
Deutschland,   Belgien  und   Holland. 

Im  Jahre  1907  führten  die  europäischen 
Staaten  folgende  Holzmengen  (in  Kubikyards) 
ein : 

Deutschland      14  8fi0u00  Kubikvard:, 

England   .     .     14  730  000  „ 

Frankreich    .       4105  000  „ 

Belgien     .     .       2O(i0(J0(i  „ 

Italien.     .     .  940  000  „ 

Schweiz.    .     .  329  800  „ 

Spanien    .     .  430  000  „ 

Rußland  exportierte  im  Jahre  1908  an 
Holzmaterialien  364  Mill.  Pud,  was  imgefähr 


den  vierten  Teil  des  gesamten  Holzimports 
Europas  darstellt. 

Der  Holzexjwrt  Rußlands  ist  schon  sehr 
alt,  und  zählt  zu  den  ersten  Exportartikeln, 
wenn  er  auch  bis  Ende  der  sechziger  Jahre 
nicht  nur  durch  die  scharfe  Konkurrenz  von 
selten  Schwedeng,  Norwegens  und  Oesterreichs, 
sondern  auch  durch  die  hohen  Zölle,  mit  denen 
russisches  Holz  beinahe  überall  belegt  war, 
stark   im   Wachstum   zurückgehalten  wurde. 

Im  Handelsvertrage  mit  Deutschland  von 
1904  wui'den  die  Zölle  auf  das  Rohmaterial 
bedeutend  vermindert,  und  nur  auf  gesägte 
Bretter  erhöht.  Freilich  hindert  dieser  Zoll 
die  russische  Holzindustrie  sehr  empfind- 
lich, da  unter  solchen  Umständen  eben  nur 
Rohlxolz   nach  Deutschland   importiert  wird. 

Auf  dem  Weltholzmarkt  spielen  die  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika  die  Haupt- 
rolle. Im  Jahre  1890  wai-en  in  diesem  Lande 
über  20  000  Schneidemülilen  im  P-etriebe,  die 
mit  einem  Kapital  von  960  Mill.  Rbl.  arbeiteten. 
In  Rußland  arbeiteten  im  Jahre  1900  nur  960 
Etablissements    mit   42  430    Arbeitern. 

Dieser  riesige  Unterschied  zeigt  deutlich, 
daß  es  jetzt  auch  in  Rußland  an  der  Zeit  ist, 
eine   rationelle   Forstwirtschaft  einzuführen. 

In  den  allerletzten  Jahren  ist  denn  auch 
die  Zahl  der  Holzbearbeitungsfabriken  in 
Rußland  sehr  gestiegen,  besonders  in  den  Balti- 
schen Provinzen  und  im  Weichselgebiet,  wo  die 
Waldwirtschaft  gute  Erträge  gibt,  und  bereits 
recht  rationell  betrieben  wird. 

Wähi'end  der  Holzexport  Rußlands  nach 
Deutschland  mit  jedem  Jahre  wächst,  geht  der 
Oesterreichs  nach  Deutschland  zurück,  und  ist 
längst  vom  inissischen  überflügelt  worden.  Be- 
sonders wächst  auch  der  Export  Rußlands  nach 
Deutschland  in  Holz  und  Holzmasse 
für  Papierfabrikation,  während  im 
Export  Oesterreichs  nach  Deutsehland  auch  iu 
diesem  Artikel  keine  größeren  Umsätze  er- 
zielt werden. 


113 


Wald-    und  Holzwirtschaft. 


114 


In  Eisenbahnschwellen  importierte  Deutsch- 
land: 

aus  Rußland        1907     353  000  Tons 
ri     Oesterreich  1907       78  000      , 
„     Rußland        1908    347  000     „ 
„     Oesterreich  1908       56  000      „ 

Das  gesamte  Waldareal  Rußlands  wird 
in  einzelne  Rayons  eingeteilt,  aus  denen  der 
Waldreichtum  der  einzelnen  Gegenden  hervor- 
geht. 


K  :i  y  o  n  t 


Nordrayon 

Uralgebiet 

Oberer  Lauf  der  Wolga  . 
Baltische  Provinzen  .  . 
Bassin  des  Dnjeper 
Mittlere  und  untere  Wolga 
Weichselgebiet  .... 
Njemengebiet 

Wie  aus  diesen  Ziffern  hervorgeht,  besitzt 
der  Nordrayon  einen  ungeheuren  Waldreich- 
tum,    dem     vorläufig    noch     fast    gar    keine 


'ausend 

Desj.  pro  Kopi 

ssjatinen 

d.  Bevölkerung 

76G53 

57,0 

25  624 

3,7 

14  445 

1,1 

20  600 

8.0 

10154 

0,4 

9  415 

0,4 

2  812 

0,3 

2  689 

6,5 

Exploitation  gegenübersteht.  Weite  Wald- 
strecken sind  noch  nicht  einmal  regelrecht  ver- 
messen worden,  das  Flößen  der  Balken  geht 
in  primitivster  Weise  vor  sich.  Das  Abholzen 
der  einzelnen  Areale  wird  nach  dem  Gutdünken 
von  untergeordneten  Beamten  bestimmt,  wobei 
große  Schädigungen  ganz  luivermeidlich  sind. 

Die  großen  Holzexportfirmen  Rußlands 
haben  jetzt  den  Vei-such  gemacht,  sich  zu  einem 
Syndikat  zusammenzuschließen,  das  die  Ex- 
ploitation und  den  Export  regeln  soll.  Die 
Regierung  steht  diesem  Vorhaben  sympathisch 
gegenüber  und  es  ist  zu  hoffen,  daß  in  diesem 
so  außerordentlich  bedeutenden  Wirtschafts- 
zweige endlich  größere  Ordnung  geschaffen 
werden  wird. 


Die  Bruttoeinnahmen  des  Forstde- 
partements pro  1.  Juli  1910  betrugen 
31258  000  Rbl.,  um  4V2  Mill.  Rbl.  mehr  als 
im  vergangenen  Jahre. 


Die  ökonomische  Bedeututiff  des  iiussersteii  Nordens  Busslands. 


Das  Gouvernement  Archangelsk  mit  den 
anliegenden  Gebieten  fängt  in  letzter  Zeit  an, 
immer  mehr  und  mehr  die  Aufmerksamkeit 
weiter  Kreise  auf  sich  zu  ziehen.  Der  Streit 
über  die  Mögliclikeit  einer  Anbaufähigkeit  der 
ungeheui-en  Laiidstreckcn  ist  noch  nicht  ent- 
schieden, da  die  einen  behaupten,  daß 
Millionen  von  Pud  an  Waren  von  dort  auf  den 
Markt  kommen  könnten,  in  Gestalt  von  Holz, 
Fischen,  Vieh,  Wild,  Heu  und  andei-en  Pro- 
dukten, während  die  anderen  sich  .sehr  skeptisch 
zm-  nordischen  Tundra  verhalten  und  keinerlei 
Reichtum  von  dort  erwarten  wollen. 

Professor  J.  0  s  ero  w  aus  Moskau,  der  die 
Gegend  bereist  und  unkjrsucht  hat,  schreibt 
diesen  bis  jetzt  öden  xmd  wilden  Landsta-ichen 
eine  große  Zuliunft  zu  und  befürwortet  be- 
sonders eine  schleunige   Kolonisation   des   Ge- 


bietes, denn  sonst  könnten  die  natürlichen 
Reichtümer:  Holz,  Fische,  Wild  usw.  nicht 
exploitiert  werden.  In  seinem  eingehenden  Be- 
richte sagt  er  u.  a. : 

„Die  riesigen  Waldstrecken,  die  ungeheueren, 
fischreichen  Flüsse  und  Seen  sind  bis  dato  noch 
nicht  fachmännisch  durchforscht  worden,  son- 
dern niu'  von  den  Rändern  der  Wälder  aus 
Lst  man  kleine  Strecken  weit  ins  Innere  ein- 
gedrungen, und  kann  sich  daher  noch  keine 
völlig  richtige  Vorstellung  von  dem  Inneren 
machen.  Jedenfalls  sind  genügend  Anzeiclien 
vorhanden,  daß  das  Land  an-  und  abbaufähig 
ist,  und  bei  nötiger  Energie  ist  dort  viel  zu 
machen."  Diese  beredte  Sprache  hat  dann  auch 
dazu  g-cfülirt,  daß  die  Regierung  eine  forst- 
und  landwirtschaftliche  Untersuchung  der 
A\'aldstrecken   angeordnet  hat. 


115 


Die  Viehzucht  in  KuBland 


116 


Die  Viehzucht  in  Russland 


Die  Hebung-  der  Viehzucht  steht  seit  lau- 
gem  im  Mittelpunkt  des  Interesses. 

Aji  Beratungen  darüber  hat  es  bisher  nicht 
gefehlt,  auch  nicht  an  Maßnahmen  prak- 
tischer Art,  doch  haben  weder  die  einen  noch 
die  anderen  zu  positiven  Ergebnissen  geführt: 
der  Viehbestand  des  E«ichs  g-eht  fortlaufend 
ziu-ück.  Man  steht  also  hier  vor  einer  selu- 
bedenklicJien  Erscheinung,  die  ihre  Schatten 
nicht  nur  auf  die  Landwirtschaft,  sondei'n  auch 
auf  die  A'ersorguug  der  Städte  wirft  mid  zu 
einer  Ernälirimgskatastrophe   führen  muß. 

Es  entfielen  auf  100  Köpfe  der  Bevölke- 
rung: 

1880 37.2   Haupt  Großvieli 

1906 33 

1907 32,1        „ 

1908 31  „  „ 

1909 30  „ 

Das  Fleiscligewicht  fiel  von  18  Pud 
15  Pfd.  (1890)  auf  14  Pud  (1909). 

Die  Milchergiebigkeit  ist  ebenfalls  in  den 
letzten  15  Jaliren  um  40 — 45  0,0  gefallen. 

Diese  Ziffern  bedürfen  keiner  weiteren  Be- 
leuclitung,  denn  sie  er^veisen  nur  zu  deutlich, 
wohin  die  russische  Viehzucht  steuert:  zum 
völligen  ^'erfall.  Dieser  ist,  darüber  können 
leider  keine  Zweifel  bestehen,  unaufhaltsam, 
und  es  würde  erst  nach  Jahrzehnten  möglich 
sein,  den  Vielibestand  wieder  auf  die  ent- 
sprechende Höhe  zu  bringen,  denn  gegenwärtig 
liegen  die  \'erhältnisse  so,  daß  an  die  Hebung 
des  ^'iehstandes  nicht  gedacht  werden  kann, 
be\'or  nicht  der  ganze  bäuerliche  Wirtschafts- 
betrieb von  Grund  aus  reorganisiert  sein  wird. 

Es  dürfte  wohl  klar  sein,  daß  bei  der  be- 
stehenden, auf  Elurgcnossenschaft  und  Flur- 
zwang basierenden  Agrarverfassung  von  ratio- 
neller Viehzucht  keine  Rede  sein  kann.  Die 
Dreifeldenvirtschaft  ist  ausschließlich  auf 
Körnerbau  eingestellt,  sie  hat  keinen  Raum 
für  Futterbau  (Klee  und  Hackfrüchte) ;  gleich- 
zeitig aber  ist  es  dem  russischen  Bauer  völlig 
unbekannt,  daß  Wiesen  und  Weiden  der  Pflege 
Ijedürfen.    Wenn  sclion  das  Ackerland  vielfach 

Verlae  für  Börsen-  und  Finanzliteratur  A.-G,,  Berlin  W.  35, 


durch  luivemünftige  Beai'beitung  und  Raub' 
bau  in  der  Ertragsfähigkeit  enorm  nachgelassen 
hat,  so  ist  das  bei  den  Wiesen  und  Weiden 
in  noch  höherem  Maße  der  Fall.  In  der  Tat 
befindet  sicli  das  bäuerliche  Vieh  im  Zustande 
ewigen  Hungerns,  und  seine  AVinternahrung 
ist  im  wesentlichen  Stroh,  während  von  der 
^'er^vendung•  von  Kraftfutter  überhaupt  keine 
Rede  sein  kann;  solches  kommt  nur  in  der 
Nähe  der  Städte  in  Betracht,  wo  der  Absatz 
von   Vollmilch  gesichert  ist 

Hier  tritt  eine  der  schlimmsten  Schatten- 
seiten der  bisherigen  Agrarvei'fassung  auf  das 
schärfste  in  die  Erscheinung.  Sie  hat  nicht 
nur  den  Ackerbau,  sondern  aiich  die  Viehzucht 
völlig  ruiniert.  Wenn  man  nun.  von  dem  Ge- 
sichtspunkt ausg-eht,  daß  es  wohl  Viehziicht 
ohne  Ackerbau  geben  kann,  daß  aber  das  Um- 
gekehrte undenkbar  ist,  so  wird  man  alle 
Kräfte  anstrengen  müssen,  um  die  Viehzucht 
wieder  zu  heben. 

Das  ist  aber,  wie  gesagt,  niclit  ohne 
weiteres  zu  bewerkstelligen,  sondern  es  muß 
erst  die  Unterlag^e  einer  intensiven  Wü'tschaft 
geschaffen  werden,  d.  h.  einer  Wirtschaft,  die 
Viehhaltung  ermöglicht.  Solange  der  Bauer 
nicht  rationellen  Fruchtwechsel  anwendet  und 
nicht  an  WiesenkultiU'  denkt,  sollte  man  von 
allen  Hebmigsversuclien  absehen,  denn  sie  sind 
zwecklos.  Vor  allem  auch  deshalb  zwecklos, 
weil  der  russische  Bauer  noch  nicht  den  Kultur- 
punkt erreicht  hat,  der  ^'iehzücht^mg  ermög- 
licht. 

Wir  können  demnaeJi  vorläufig  nui" 
mit  einer  fortlaufenden  Verechlimmerung  des 
jetzigen  Zustandes  ix,'chnen,  und  sie  wird  um 
so  schärfer  in  die  Ei'scheiniuig"  treten,  als  die 
größeren  Gutswü^tsdiaften  noch  immer  zerstört 
werden,  wenngleidi  man  sich  darüber  im  klaren 
sein  muß,  daJ3  diese  Betriebe  gci'ade  für  die 
\'ichzucht   von   gi'oßer    Bedeutung   sind. 

Man  wüi-de  mitliin  gut  daran  tun,  sich  auf 
dem  Boden  der  Realitäten  zu  halten  und  zu 
Ijcrücksichtigen,    daß    in    Rußland    für    alle 

5 


117 


Die  Viehzucht  in  RuLiland. 


118 


höheren  Aufg^aben  noch  das  Fundament  fehlt, 
und  daß  ein  solches  erst  in  mühseliger  Arlxjit 
geschaffen  werden  muß.  Auch  hier  heißt  es 
im  wesentlichen :  Hebung  des  Kultumiveaus 
des  Bauernstandes. 

Von  manclien  Seiten  wird  die  Ausnutzung 
der  gewaltigen  Wiesen  an  einzelnen  Flußläufen 
zu  Zwecken  der  Hebung  der  Viehzucht  pro- 
poniert.  Man  kann  sich  wohl  an  Ort  und  Stelle 
die    Verwertung    der   Grasreichtümer   denken, 


während  die  Ausnutzung  dieser  Flächen  für 
bäuerliche  Wirtschaften  vorerst  noch  tmdurcli- 
führbar  sein  dürfte. 

Der  gegenwärtige  russische  Mehbestand 
geht  aus  folgender  kleinen  Aufstellung  hervor : 

Arbeitspferde  wurden  gehalten  am 
1.  Juli  1910;  23100  512  Kopf,  Vieh  44  270  983, 
Schafe  und  Ziegen  61 966  959,  Schweina 
12  775  490  Kopf. 


Russlaiids  Butterausfulir  1909. 


Der  Butterexport  hat  sich  nach  dem  Rück- 
gänge im  Jahre  1908  wieder  erholt  und  eine 
ansehnliche   Höhe  erreicht.    Er  beti-ug: 


Tauseud   Tausend 
Pud      Rubel 

1906 
1907 
1908 
1909 

3164    44 100 
3636    47  551 
3111    45  486 
3456    48  404 

gingen  (in  1000  Rübe 

nach      nach 
England  Deutschland 

1908 
1909 

23  434    10167 
22  218    15  225 

Während  danach  der  Butterexport  nach 
England  zurückgegangen  ist,  weist  der  Ex- 
port nach  Deutschland  eine  sehr  bedeutende 
Zunahme   (ca.    50  o/o)  gegen,  das   Vorjahr  auf. 

Der  Buttermarkt  hatte  im  Frühjahr  des 
letzten  Jalires  ein  normales  Bild  gezeigt.  In 
der  Zeit  nach  Ostern  zogen  auf  den  russischen 
mid  deutschen  Märkten  die  Preise  an,  da  das 
kalte  Frühjahr  nachteilig  auf  die  Butter- 
produktion eingewirkt  hatte.  In  der  zweiten 
Hälfte  des  Mai  machte  sich  zwar  ein  Fallen 
der  Preise  bemerkbar,  die  Preise  standen  aber 
immer  noch  höher  als  im  Vorjalu-e.  Im  Sommer 
nahm  die  Spekulation  eine  abwartende  Haltung' 
ein,  weshalb  sich  auch  in  den  ersten  seclis 
Monaten  des  verflossenen  Jahres  keine  be- 
sondere Vergrößerung  der  Ausfuhr'  zeigte.  Der 
Herbst  brachte  aber  einen  bedeutenden  Auf- 
schwung, verbimdcn  mit  beträchtlicher  Er- 
höliung  der  Preise.  Während  in  England  im 
Spätherbst  wegen  großer   Butterzufuhren  aus 


Australien  und  Neuseeland  die  Preise  fielen 
und  infolgedessen  der  russische  Butterexport 
nach  England  nachließ,  blieben  in  Deutsch- 
land die  Preise  fest  und  fielen  erst  nacli  Weih- 
nachten. 

Nach  den  Angaben  der  russischen  „Handels- 
und Industrie-Zeitung"  ist  die  Vermehrung  deri 
Butterausfuhr  aus  Sibirien  fast  ausschließlich 
aufdenvermelu'ten  ausländischen  Bedarf  zurück- 
zuführen. Das  innere  russische  Geschäft  wich 
erheblich  von  der  normalen  Lage  ab,  imd  die 
starken  Schwankungen  in  der  Stimmimg  und 
den  Preisen,  die  wiederum  von  dem  wechseln- 
den Umfange  des  Angebots  imd  der  Naclifrage 
abhingen,  wirkten  unvorteilhaft  auf  das  Ge- 
schäft ein. 

Als  Ausfuhrhafen  kam  auch  im  ver- 
flossenen Jalire  hauptsächlich  Windau  in  Be- 
tracht, während  Riga  an  die  zweite  Stelle 
gerückt  ist,  wie  denn  seine  Ausfulir  in  den 
letzten  Jahren  überhaupt  beständig  zurück- 
gegangen ist.  Die  Butterverladungen  in  Win- 
dau nach  den  verschiedenen  europäischen 
Märkten  beü'ugcn  1909  ca.  600  000  Faß,  wovon 
auf  die  deutschen  Häfen  Hamburg  und  Stettin 
ca.  235  000  Faß  kamen,  während  ca.  178  000 
Faß  nach  Kopenhagen  gingen,  die  dann  zum 
großen  Teil  als  däuisclic  Butter  wieder  ihren 
Weg  nach  Deutschland  finden. 

Im  Anfang'  des  Jalires  1910  war  bereits 
ein  weiterer  l>edeutender  Aufschwung  dieser 
Industrie  zu  verzeichnen,  der  sich  in  einer  Zu- 
nahme des  Exports  ül>er  Libau,  AVindau,  Riga 
und  St.  Petersburg  von  40  »o  monatlich  äußerte. 


119 


Bodeawirlschaft  und  landwirtschaftliche  Industrie. 


120 


Geflügelzucht  und  Export. 


Der  Export  von  Geflügel  —  lebend  und 
geschlachtet  —  datiert  erst  vom  JaJire  1852 
und  ist  seitdem  bedeutend  gewachsen.  255  000 
Eier  wurden  im  Jaljre  1852  exportiert,  im 
AVerte  von  2500  Rubeln,  1908  2589  Millionen 
Stück  im  AVerte  von  54  811000  Rubeln.  Ein 
ganz  gewaltiger  Sprung. 

Der  Exi>ort  an  lebendem  und  ge- 
schlachtetem Geflügel  ist  an  Wert  bedeutend 
geringer,  als  der  Eierexport,  hat  sich  aber  doch 
von  7  Mill.  Rubeln  im  Jahre  1899  auf  12  Mill. 
Rubel  im  Jahre  1908  gehoben. 

Der  Export  von  Federn  und  Daunen  ist 
im  ^'c'^gleich  zu  den  l>eiden  anderen  ^Vrtikeln 
ziemlich  gering  und  beträgt  jährlich,  ca.  2  Mill. 
Rubel. 

Die  Hauptmasse  der  russischen  Eier  geht 
nach  England,  obgleich  sie  dort  nicht  sehr 
geschätzt  werden,  an  zweiter  Stelle  steht 
Deutschland,  dann  Oesterreich  und  Dänemajk. 

Das  lebende  Geflügel  wü'd  größtenteils 
nach  Deutschland  exportiert  und  nur  ganz 
wenig  nach  England ;  bei  geschlachtetem  Ge- 
flügel  verhält  es  sich   umgekehrt. 

Der  Preis  der  Eier  richtet  sich  nach  der 
Größe ;  am  höchsten  stehen  solche,  von  denen 
7,3  Stück  auf  ein  russisches  Pfund  gehen. 

Es  ist  Tatsache,  daß  sowohl  russische  Eier, 
"wie  russisches  Geflügel  auf  dem  AVeltmarkt 
geringer  liewertet  werden,  als  dieselben  Pro- 
dukte anderer  Länder.  Der  Grund  ist  in  dem 
schlechteren  Futterzustand  und  in  der  längeren 
Transport<lauer  zu  suchen. 

Die  große  Mehrzahl  der  l']ier  stammt  aus 
den  Gouvernements  Kasan  und  "Woroncsch. 

Das  geschlachtete  Geflügel  wird  fast  nur 
in  gefrorenem  Zustand  exportiert,  luid  zwar 
in  besonderen  Kühlwaggons  und  nur  gajiz 
wenige  ausgesuchte  Sorten.   — 


In  den  letzten  Jahren,  seit  1907,  wird  viel 
sibirisches  Geflügel  im  Auslande  angetroffen, 
das  wegen  seiner  Billigkeit  und  vorzüglichen 
Qualität  sehr  geschätzt  wird.  Besonders  sind 
sibirische  Rebhühner  ein  sehr  gesuchter  Artikel 
geworden. 

Ungeachtet  dessen,  daß  der  russische  Eier- 
und  Geflügelexport  einen  wichtigen  Faktor  im 
Budget  der  einzelnen  Gouvernements  ausmacht, 
so  hat  er  doch  noch  lange  nicht  die  Höhe 
erreicht,  die  ihm  zukommen  würde. 

Vor  allen  Dingen  müßten  die  für  die  Zucht 
bestimmten  Hühnerrassen  verbessert  resp.  ver- 
edelt werden.  Ferner  müßten  auch  die  Futter- 
verhältnisse wesentlich  verbessert  und  einer 
hygienischen  Unterbringung  des  Geflügels  er- 
höhte Aufmerksamkeit  zugewendet  werden. 

Der  russische  Bauer  ist  sehr  konservativ, 
und  sträubt  "sich  gegen  jede  Neuerung,  be- 
sonders wenn  sie  zunächst  mit  Ausgaben  ver- 
knüpft ist. 

Auf  den  Grenzstationen  sieht  man  im 
Oktober  und  Anfang  November  oft  lange  Eisen- 
bahnzüge, die  Tausende  und  Abertausende  von 
Gänsen  ins  Ausland  bringen.  Die  Tiere  sind 
aber  meistens  in  sehr  schlechtem  Zustand,  und 
werden  von  den  deutschen  Aufkäufern  meist 
noch  eine  Zeitlang  gefüttert,  bevor  sie  auf  den 
Markt  kommen.  Die  Preise  sind  sehr  niedrig 
und  schwanken  zwischen  20  und  25  Pfg. 
pro  Kilo.  Nach  entsprechender  Fütterung  er- 
langen die  Geflügelhändler  einen  Verkaufspreis 
von  4  bis  zu  6  und  7  M.  pro  Gans.  .Wenn 
man  schon  in  Rußland  die  Tiere  besser  füttern 
und  mehr  Gewicht  auf  einen  sachgemäßen 
Transport  legen  würde,  so  könnte  der  russischen 
Geflügelzucht  ein  großer  Teil  dieses  Mehr- 
preises —  und  zwar  bei  verhältnismäßig  ge- 
rinn:en  Mehrkosten  —  zufließen. 


121 


Bodenwirtschaft  und  lajidwirtscJiaftliche  Industrie. 


122 


Biisslaiids  Eierausfulir  1909. 


Die  Eieraiisfuhr  Rußlands,  die  in  den 
beiden  letzten  Jahren  eine  absteigende  Ten- 
d(>nz  gezeigt  hatte,  hat  sicli  im  letzten  Jahre 
wieder  gehoben.  Sie  hat  an  Stückzahl  die 
Ausfuhr  des  Jahres  1904  überschritten,  je- 
docJx  die  von  lOOf»  nicht  erreicht,  an  "Wert 
hingegen  überragt  sie  die  Ausfuhr  der  letzten 
fünf  Jahre,  auch  die  von  1905. 

Die  Ausfulir  betrug: 


1904  2752         54,3  1907      I  2608  I      53,2 

1905  2993         60,9  1908      |  2589  i      54,8 

1906  I  2883         56,1      |i     1909      j  2849  !      62,2 

iDie  gute  Enite  hat  somit  in  ziemlich  be- 
trächtlicher Weise  zur  Vermehrung  der  Eier- 
produktion imd  überhaupt  zur  Vergrößerung 
der  Creflügelzucht  beigetragen. 


Trotz  der  vermehrten  Ausfuhr  haben  sich 
die  Klagen  über  die  unsolide  Handhabung  des 
Eierexportgeschäfts  auch  im  verflossenen  Jahre 
wiederholt.  Es  wird  besonders  darül>er  ge- 
klagt, daß  in  Erwartung  höherer  Preise  oft 
spekulatives  Zurückhalten  der  Liefcrimgen 
seitens  der  Aufkäufer  und  Bauern  erfolgt,  imd 
ferner  darüber,  daß  schlechte  und  verlegene 
Ware  geliefert  wird,  die  den  ausländisclien 
Abnehmern  große  Verluste  bringen  und  das 
Vertrauen  zum  russischen  Eierhandel  er- 
schüttern müsse.  Bisher  sind  zwar  oft  genug 
Vorschläge  gemacht  worden,  um  durch  strenges 
Sortieren  der  Eier  diesem  letzten  Uebolstand 
abzuhelfen;  man  wollte  die  Semstwos  für  die 
Frage  interessieren,  wirksame  Maßnahmen  sind 
aber   bisher  nicht  ergriffen. 


Russlands  Ausfuhr  und  Einfuhr  von  Honig. 


Rußland  nimmt  xmter  den  BienenzTxcht 
treibenden  Ländern  die  zweite  Stelle  ein  (nächst 
den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika). 
Der  Honig  bildet  einen  einträglichen  Handels- 
artikel für  einen  sehr  bedeutenden  Teil  der 
russischen,  hauptsächlicli  der  bäuerlichen,  Be- 
völkerung. 

Die  Ausfuhr  von  Honig  au.s  Rußland  ist 
aber  jetzt  bei  weitem  nicht  mehr  so  bedeutend 
wie  früher;  in  den  letzten  zelm  Jahren  ist  sie 
um  mehr  als  die  Hälfte  im  Vergleich  zu  dem 
vorhergehenden  Dezennium  g-efallen  und  hat 
in  den  letzten  zehn  Jaliron  nur  21299  Pud  im 
Werte  von  85  645  Rbl.  betragen,  was  im  Durch- 
schnitt pro  Jalir  2130  Pud  im  Werte  von 
8564  Rbl.  50  Kop.  ausmacht.  Der  größte  Teil 
des  Honigs,  gegen  vier  Fünftel,  wird  ülier  die 
asiatische  Grenze  und  nur  ein  Fünftel  über 
die  europäische  Grenze  ausgefülirt.  Hierbei  sei 
jedoch  bemerkt,  daß  der  Honig  im  Preise  be- 
deutend gestiegen  ist,  so  daß  der  Wert  des 
exjwrtierten  Honigs  —  trotz  der  Abnahme  in 
der  Menge  —  so  ziemlich  auf  derselben  Höhe 
geblieben  ist. 

Von  den  europäischen  J.,ändern  ist  der  l^e- 


deutendste  Abnehmer  für  russischen  Honig 
Oesterreich-Ungarn  und  von  den  asiatischen 
Ländern  China.  Beide  Länder  gebrauchen  nur 
mittlere  und  geringere  Honigsorten,  die  höheren 
und  wertvolleren  Sorten  dagegen  gehen  nach 
Deutschland,  Großbritannien,  .sowie  nach 
Persien  und  nach  der  Türkei,  wohin  übrigens 
der  Honig  nur  in  ganz  luibedeutenden  Mengen 
(zwischen  zehn  und  300  Pud)  im  Jahre  aiis- 
geführt  wird. 

Nach  Ansicht  russischer  Bienenzüchter 
dürfte  sich  die  russische  Honigausfuhr  ent- 
wickeln, wenn  der  Transporttarif  für  Honig 
etwa  auf  die  Sätze  für  den  Zuckertransport 
herabgesetzt  würde. 

Die  Honigeinfuhr  Rußlands  au;5  dem 
Auslande  ist  größer  als  seine  Ausfuhr.  In  den 
letzten  fünf  Jahren  sind  nach  Rußland  25  453 
Pud  Honig  im  Werte  von  156  076  Rbl.  ein- 
gegangen, was  eine  durchschnittliche  Jalires- 
einfuhr  von  5090  Pud  bedeutet.  Rußland 
bezieht  Honig  hauptsächlich  aus  Deutschland 
und  Persien,  in  Itleineren  Mengen  auch  aus 
der  Türkei,  aus  Japan  und  China. 


12i 


Fisohereigewerbe. 


124 


D'AH  Fischereigewerbe. 


Im  Jaliro  1893,  auf  der  Chikagoer  ^\'elt- 
ausätellung,  stand  llußland  mit  dem  Ergebnis 
seines  Fischfangs  mit  32,7  Mill.  Dollar  oder 
ca.  65,4  Mill.  Rbl.  an  zweiter  Stelle.  Im  Jahre 
1902  wurde  der  Ertrag  aMs  der  Fischerei  nur 
noch  auf  21  Mill.  Pud  im  AVerte  von  48  Mill. 
Rubel  berechnet.  Im  Jahre  1907  betrug  der 
russische  Export  von  Fischen  und  Kaviar 
knapp  4  Mill.  Rbl.,  der  Import  dagegen 
29,4  Mill.  Rbl.  Im  Jahre  1909  betrug  der 
Exjwrt  5  Mill.  Rbl.,  der  Import  dagegen 
34  MiU.  Rbl. 

Der  Export  ist  in  den  letzten  Jahren 
ziemlich  stationär  geblieben,  der  Import  jedoch 
hat  sich  innerhalb  fünf  Jahren  verdopjielt; 
ein  sehr  trauriges  Zeichen  füi-  den  Verfall  des 
ganzen   russischen   Fischereigewerbes. 

Die  Hauptursache  des  riesigen  Imports  ist 
das  Sinken  des  Heringsfangs  in  Rußland.  In 
den  80  er  Jaliren  wurden  300 — 400  Millionen 
Stück  gefangen,  jetzt  nur  noch  70 — 80 
Millionen.  Der  Unterschied  muß  natürlich  ein- 
geführt werden,  da  der  Hering  in  der  russischen 
\'ollvsei-nährung  einen  wichtigen  Faktor  bildet. 

Von  Kaviar  wurden  1900  noch  132700 
Pud  ausgeführt,  1906  nur  noch  42  000  Pud,  und 
1908  gar  nur  38  000  Pud. 

Die  Hauptwasseradei'  des  europäischen 
Rußlands,  die  Wolga  mit  ihren  Nebenflüssen, 
ist  fischai-m  geworden,  nicht  dadurch,  daß 
Krankheiten  aufgetreten  wären,  sondern  der 
llauptgi-und  liegt  im  räuberischen  Vorgehen 
der  Fischer.  Trotz  der  Gesetze,  nach  denen 
Fische,  die  eine  bestimmte  Größe  nicht  er- 
reichen, vom  Verkauf  aitsgeschlossen  sind, 
werden  die  kleinen  Fische  entweder  vernichtet 
oder  doch  verkauft;  es  fehlt  eben  vollständig 
die  Einsicht  bei  den  Fischern,  daß  sie  ihre 
eigene  Existenz  untergraben;  die  traurigen 
Folgen  liegen  jetzt  klar  zutage. 

Die  kleineren  Seen  und  Flüsse  Rußlands 
sind  schon  fast  völlig  von  Fischen  entblößt, 
so  daß  in  Polen  in  vielen  Seen  bereits  künst- 
liche Fischzücht«reien  angelegt  worden  sind. 


Der  teuerste  uiid  schmackliafteste  Wolga- 
fisch, der  Sterlet,  wird  durch  ein  strenges 
Gesetz  gescliützt,  aber  nichtsdestoweniger  wird 
mit  jedem  Jahre  der  Sterletfang  geringer,  weil 
eben  Raubfischerei  getrieben  wird. 

Zum  Glück  für  das  eui'opäische  Rußland 
existieren  noch  riesige  Fischreiclitümer  im 
asiatischen  Rußlaiid,  die  bis  ziu"  letzten  Zeit 
noch  zu  wenig  bekannt  waren  und  daher  auch 
noch  fast  gar  nicht  exploitiei't  wurden.  Aus 
den  Wasser-  und  fischreichen  sibiriscJien  Flüssen 
und  Seen  kann  bei  vernünftig^er  Exploitation 
nicht  nui"  der  ganze  Ausfall  im  europäischen 
Rußland  gedeckt,  sondern  auch  der  Export 
erhöht  werden.  Nur  müssen  bald  Inspektoren 
ai;gestellt  und  Prohibitivmaßregeln  strengster 
Art  angewandt  werden,  sonst  setzt  doch  bei 
der  noch  freieren  Auffassung  vom  Gesetz  die 
Raubfischerei  in  noch  größerem  Maßstabe  ein, 
und  in  absehbarer  Zeit  würden  auch  diese 
Naturschätze  zugrunde  gerichtet  sein. 

Als  Illustration  für  den  Fischreichtum  der 
sibirischen  Gewässer  diene  das  Fischfangergeb- 
nis auf  dem  A  m  u  r  in  den  letzten  sieben  Jahren, 
wo  doch  erst  vor  ganz  kurzer  Zeit  ein  richtiger 
Fischfang  eingesetzt  hat,  da  es  bisher  keine 
Interessenten   dort  dafür  gab. 

Küiisuin  in  Prozenten 
KulHand    .Tapau    Deutschland 

46  7„  54%  — 

34%  517o  157o 

98»/o  0,3  (Krieg)  l,77o 

»9%  -  «          l"/o 

63  7o  33»/o  5»/o 

26%  707o  4«/o 

707„  207„  w>u 

Zu  dem  Thema  des  Sinkens  der  Fang- 
ergebnisse  usw.  in  Rußland  sei  noch  erwähnt, 
wie  seit  der  Verringerung  der  Produktion  die 
Preise  gestiegen  sind : 


Jahr  Produktion 

1902  850  000  Falbel 

1903  730  000  „ 

1904  707  000  „ 

1905  739  000  „ 

1906  1351000  „ 

1907  1399  000  „ 

1908  1841000  „ 


Hering  (1000  Stück)  . 
Stör  pro  Pud  .... 
Frischer  Kaviar  (Pud) 
Gepreßter     ,.  ,, 


1900 
36,5 

9.26 
129,19 
68,75 


89,78 

12,67 

186,21 

93,75 


125 


Fischoreigeweibe. 


126 


Das  Fischereigewerbe  im  Jahre  1908. 


Das  Jalir  1908  war  dem  Fisdiereigewerbe 
im  allgemeinen  nicht  günstig,  und  zwar  nicht 
so  sehr  durch  die  mangelhaften  Fang- 
cTgebnisse  als  infolge  des  sehr  ungleich- 
mäßigen Fanges  und  anderer  ung-ünstiger 
Umstände.  So  begann  die  Hauptfangsaison,  das 
Frühjahr,  auf  der  Wolga  und  am  Kaspisee  sehr 
spät.  Im  Mäi'z  war  das  Fängergebnis  infolge 
der  lülte  schlecht,  und  in  der  darauf  folgenden 
kurzen  Fangzeit  war  der  "Woblafang  auf  der 
AVolga  und  der  Herings  fang  auf  den  kauka- 
sischen Fischereien  so  reich,  daß  es  an  Arbeits- 
Icräften  und  an  Gefäßen  für  die  Verpackung 
mangelte.  Ein  Teil  der  Fische  war  daher 
schlecht  gesalzen.  Zudem  war  der  Fisch  klein 
und  minderwertig.  Trotz  des  reichlichen 
Fanges  hatten  die  Fischereien  des  Wolga-Kaspi- 
Ilayons  daher  entweder  Verluste  zu  ver- 
zeichnen, oder  sie  hatten  nur  einen  sehr 
geringen  Gewinn. 

"Was  nun  die  KJnorpelfische  anlangt,  so  war 
Irotz  des  unbedeutenden  Fangergebnisses  der 
.■\_bsafz  sehr  beschwerlieh,  weil  die  großen 
Moskauer  Firmen  noch  vom  Jahre  1907  ^'or- 
räte  von  90—100  000  Pud  Kjiorpclfische  auf 
Lager  hatten.  Der  Absatz  war  also  sehr 
schwacli,  was  den  Krach  einer  Reihe  großer 
Firmen  nach  sich  gezogen  hat. 

Im  Kaspi-Ilayon  war  auch  der  Herbst  fang 
schlecht  gewesen.  Auch  auf  der  Wolga  war 
das  Herbstfangergebnis  geringer,  als  erwartet 
werden  konnte.  Im  Ural  erwies  sich  der  Haupt- 
fang im  Herbst  als  ungünstig. 

Auch  der  Winterfang  im  Kaspi-Ilayon  er- 
wies sich  als  unbefriedigend. 

Noch  ungünstiger  waren  die  Fangergeb- 
nisse des  Jalires  1908  auf  den  Fischereien  des 
Schwarzen  und  des  Asowschen  Meeres.  Im 
Asowschen  Meer  war  das  Fangresultat  um 
30 — 35  o/o  unter  mittel.  Der  Mißfang  in 
diesem  Bassin  ist  ein  harter  Schlag  für  die 
Bevölkerung,  welche  ausschließlich  vom  Fisch- 
fang lebt.  Eine  Ausnahme  macht  nur  der 
Hering,  der  im  Meerbusen  von  Kertsch  sowie 
auch  an  der  ganzen  Schwarz mcerküsto  in  ziem- 
lich großer  Menge  gefangen  worden  ist.  An 
der  Schwarzmeerküste  war  das   Heringsfang-  I 


ergebnis  sogar  außerordentlich  groß.  Im  Jalu'c 
19Ö8  sind  hier  \'ersuche  mit  der  Trawl-Fischerei 
gemacht  worden,  die  zu  selir  guten  Resultaten 
gefülirt  haben.  Be.sonders  ergiebig  war  hierbei 
die  Ausbeute  an  Knorpelfischen. 

Ausländische  Trawlfischer  haben  ihren 
Fang  im  Weißen  Meere  in  der  Nähe  der 
russischen  Küste  erfolgreich  fortgesetzt.  Direm 
Beispiel  folgten  einige  russische  Fischer,  doch 
ergaben  sich  für  diese  Schwierigkeiten  im 
Absatz  der  Fische.  Die  englischen  Trawlfischer 
vei'senden  ihre  Fische  in  frischem  Zustande 
nach  London,  wo  sie  guten  Absatz  finden. 
Da  aber  die  russischen  Trawlfischer  keine  Eis- 
von'äte  an  Bord  hatten,  so  inußten  sie  die 
edlen  Knoii;)elfische  salzen.  Nun  ergab  sich 
aber  wieder  eine  neue  Schwierigkeit,  denn  da 
die  gesalzenen  Fische  nicht  auf  Schiffen,  die 
einem  Bewohner  des  Gouvernements  Archaugel 
gehören,  nach  Archaugel  angebracht  worden 
sind,  so  wurde  dafür  Zoll  verlangt,  wie  für 
ausländische  Fische. 

Der  Stockfischfang  an  der  Murmanküste 
im  Sommer  1908  war  reclit  gut,  imd  auf  der 
Messe  in  Archangel  ging  mit  gutem  Gewinn 
der  Handel  recht  flott.  Der  Lachsfang  in 
diesem  Rayon  war  liel'rieJigend,  der  Herings- 
fang aber  geringer  als  im  Jahre  vorher. 

Was  nun  die  Fischfangbedingungen  im 
Asiatischen  Rußland  anlangt,  so  muß 
konstatiert  werden,  daß  der  Forcllenfang  auf 
der  licna  so  reich  war,  daß  nicht  einmal  ge- 
nügend Salz  zur  Konservierung  der  Fische  vor- 
handen war.  Auf  dem  Amur  wai*  der  Lachs- 
(Kcta)  Fang  bedeutend  weniger  ergiebig  als 
in  früheren  Jahren.  Die  Zahl  der  Fischereien 
hat  sich  hier  zwar  vergrößert,  doch  ist  das 
Ergebnis  des  Fischfanges  um  mehr  als  eine 
Million  Stück  zurückgegangen.  In  der  Amurbai 
war  der  Hcringsfang  sehr  bedeutend,  und  der 
Preis  ist  von  27  Rbl.  pro  1000  Stück  auf 
4  Rbl.  gesunken.  Die  Fischereien  im  Fernen 
Osten  sind  immer  noch  genötigt,  ihre  Fische 
an  die  Japaner  abzutreten,  da  es  ihnen  bisher 
nicht  gelungen  ist,  ihre  ^\'are  in  Euroiia, 
speziell  in  Rußland,  abzusetzen.  Eine  A\is- 
nahme  maciit  nm*  der  Ketakaviar,  an  welchen 


127 


Pischereigewerbe. 


128 


sich  der  rusaisclie  Konsument  rasch  gewöhnt 
]iat.  Der  Absatz  ist  belriedigenJ,  und  der 
liillige  Eisenbahntarif  sicliert  einen  guten 
(»ewinn.  C4©salzene  Keta  stellt  sicli  zu  teuer 
und  findet  infolgedessen  keinen  guten  Absatz 
im.  europäischen  Rußland.  Einigen  unter- 
nehmungslustigen Fiscliindiistriellen  im  Fernen 
Osten  ist  es  gelungen,  für  diese  Pi-age  eng- 
lische Kapitalisten  zu  interes&iei'en.  Eine  neue 
;üiglo-russische  Kompanie  hat  einen  eigenen 
Kühldampfer  eingestellt  und  beabsiclitigt,  die 
Fische  frisch  an  die  europäischen  Märkte  zu 
bringen.  Einstweilen  ist  die  Fischerei  im 
Fernen  Osten  noch  reclit  mangelhaft  entwickelt, 
die  Alisbeute  ist  gering,  und  die  Blüte  der 
l<  ischerei  im  Fernen  Osten  liegt  noch  in  der 
Zukunft.  Einstweilen  bedai-f  das  Fischerei- 
gcnverbe  im  Fernen  Osten  nocli  einer  sehr  be- 
deutenden Unterstützung  von  seilen  der 
Begienuig,  die  denn  auch  einen  außerordent- 
lichen Kredit  für  den  Schutz  der  Fischereien 
im  Femen  Osten  und  für  die  Organisation  einer 
Fischereiaufsicht  bewilligt  hat.  Ferner  sind 
Dampfertouren  nach  Kamtschatka  und  nach 
dem  Gebiet  von  Ochotsk  eingeführt  worden, 
die  Eisenbahntarife  für  den  Transport  von 
Fischen  sind  herabgesetzt  worden,  die  Fisclierei- 
i>ezirke  sollen  auf  lange  Jahre  in  Arrende  ge- 
geben werden  usw.  Außerdem  ist  ein  Ueber- 
siedlertarif  für  die  Beförderung  russischer 
Arbeiter  nach  dem  Fernen  Osten  eingeführt 
worden,  da  ausländische  Arbeiter  dort  nicht 
verwandt  werden  dürfen,  wälu"end  die  Zahl 
der  russischen  Arbeiter  dort  bisher  noch  sehr 
gi'ring  ist. 

Die  Bedürfnisse  der  Fischerei  im  Amui" 
.sind  auf  einem  in  Nikolajewsk  stattgeha.btcn 
Fischereikongreß  behandelt  worden.  Die  Be- 
dürfnisse des  Seefischfanges  sind  dagegen  auf 
einer  geheimen  Konferenz  behandelt  worden, 
die  in  Wladiwostok  im  Jahre  1909  statt- 
L"ofunden  hat.  Außerdem  haben  im  Jalire  1908 
noch    zwei    Fisch ereikongresse    stattgefunden, 


und  zwar  der  1.  Kongreß  der  Kaspi-AVolga- 
Pischindustricllen  in  Astrachan  und  ein  Rayon- 
kongreß in  Riga.  Der  Kongreß  in  Archangel 
hat  vor  allen  Dingen  zwei  Fragen  behandelt, 
und  zwar  das  Verbot  des  Fanges  und  Verkaufss 
kleiner  Fische,  und  die  Einführung  eines 
gleichzeitigen  Fangverbots  in  den  Flüssen  und 
auf  dem  Meere.  Durch  diese  Maßnahmen,  die 
auch  von  einem  gleichzeitigen  Verbot  des 
Handels  mit  frischen  Fischen  wälirend  der 
Schonzeit  begleitet  sein  müßten,  würde  den 
bisherigen  Uebelständen,  die  den  Fischfang  un- 
günstig beeinflussen,  entgegengewirkt  werden 
können.  Der  Rigaer  Kongreß  hat  eine  ganze 
Reihe  den  lokalen  Fischfang  beti-effenden 
Fragen  behandelt:  Darlehns-  und  Sparkassen 
für  Fischer,  Eröffniing  von  Schulen  für  Fischer, 
Lebensversicherung,  Anlage  von  bequemen 
Häfen  für  Fischer,  Anstellung  von  Instruktoren 
usw.  Außer  diesen  Kongressen  ist  das  öffent- 
liche Interesse  an  Fischereifragen  auch  noch 
dahin  zum  Ausdruck  gekommen,  daß  während 
des  ganzen  Jahres  ein  äußerst  wichtiger  Ge- 
setzentwurf der  Reichsdmna  zur  Durchsicht 
vorgelegen  hat,  nämlich  das  ,, Allgemeine  Statut 
ffu-  die  Fischerei".  Außerdem  hat  die  Reidis- 
diima  gi'ößere  Beträge  füi'  Fischereibedürfnisse 
des  Reichs  angewiesen. 

Die  Leitimg  aller  die  Fischerei  betreffenden 
Angelegenlieiten  war  wie  bisher  in  einer  Ab- 
teilung des  Landwirtschaftlichen  Depai'tements, 
das  zu  diesem  Zweck  nur  über  ungenügende 
Mittel  verfügt,  konzentriert.  Im  Departement 
hat  seit  1907  eine  besondere  Fischereikom- 
mission gearbeitet  und  überaus  wichtige  F^'agen 
behandelt.  Jetzt  hat  diese  Kommission  ihre 
Arbeiten  beendet. 

Im  Jalire  1908  sind  auch  Krforscihungon  der 
Fischereibedingungen  vorgenommen  worden, 
und  zwar*  auf  dem  Amur,  in  Kamtschatka, 
auf  dem  Baikalsee,  auf  dem  Jenissei  und  in 
den  baltischen  Gewässern. 


129 


Landwirtschaftliche  Industrie. 


130 


Der  Braniitweiiiverbrauch  Russlands. 


In  den  letz(/en  JaJu'eii  zeigt  der  russische 
Branntweinkonsum  eine  deutliche  Abnalime.  Er 
betrug  innerhalb  des  gesamten  Branntwein- 
monopol-Rayons : 

1907  85  932  000  Wodro*| 

1908  84  979  000 

1909  84  283  000   „ 

Die  Verminderung  betrug  also  von  1907 
auf  1908  1,1 0/0  und  von  1908  auf  1909  0,8  o/o. 

Im  europäischen  Rußland  ist  im  Jahre  1909 
der  Kon.sum  von  78  612  000  auf  77  902  000 
iWcdro  zurückgegangen  und  in  Ost-Sibirien  von 
2148  000  auf  2  002  000  Wedro.  Dahingegen 
stieg  der  Konsum  in  "West  -  Sibirien  von 
4  219  000  auf  4  379  000  Wedro,  d.  h.  um  etwa 
3,7  o/o.  Dies  dürfte  mit  der  sttirken  Einwande- 
rung nach  West-Sibirien  zusammenhängen. 

In  den  einzelnen  Gebieten  des  em^opäischen 
Rußlands  waren  die  Verbrauchsziffern  —  in 
1000  Wedro  —  folgende: 

Nördlicher  Rayon      .     . 


Oestlicher  Kayon 
Mittlerer  Industrie-Kayon 
Mittleres  Schwarzerde-Gebie 
Klein-russischer  Rayon 
Baltischer  Rayon  .     .     . 
Nordwestlicher  Rayon  . 
Südwestlicher  Rayon     . 
Südlicher  Rayon   .     .     . 
Weichsel-Rayon     .     .     . 


1908 

1909 

0  658 

6  675 

9  660 

10  265 

12  034 

11814 

13  949 

13  177 

4  894 

4  974 

1744 

1806 

4  442 

4  294 

5  913 

4  843 

14  535 

14  475 

4  783 

4  759 

•)    Ein  Wedro  (=  12,29875  Liter)  enthalt  ca.  20  Flaschen. 


In  den  beiden  Residenz-Gouvernenients  ist 
der  Konsum  gestiegen,  und  zwar 

1908  1909 

im  Gouv.  St.  Petersburg  von  4048000  auf  4133000  Wedro 
„       ,.     Moskau  „    4347000  „4639000 

Per  Kopf  der  Bevölkerung  stellte  sich  der 
Branntweinverbrauch  für  ganz  Rußland : 

Im  Jahre  1907  auf  0,634  Wedro 
„        r       1908     .    0.618        „ 
„       1909     „     0,602        „ 

In  den  einzelnen  Landesteilen  stellte  sich 
der  Verbrauch  wie  folgt: 

Landesteil  I     1908    |     1909 

^  ____ 

Im  europäischen  Rußland 0,596  j  0,591 

In  West-Sibirien i  0,719     0,746 

,.    Ost-Sibirien 0,926  [  0,802 

Der  Branntwein-Konsum  liat  also  nach 
diesen  Daten  sowohl  im  gajizcn  russisclaen 
Reiche,  als  aucli  in  den  meisten  Einzel-Rayons 
in  den  letzten  Jahren  abgenommen,  und  zwar 
nicht  nur  in  den  absoluten  Ziffern,  sondern 
noch  mehr  in  den  Ziffern  für  den  Konsum  pro 
Kopf  der  Bevölkerung.  Der  Alkoholverbrauch 
Rußlands  i>ro  Kopf  ist  nach  diesen  Berech- 
nungen geringer  als  in  den  meisten 
anderen  Staaten*). 


•)  Uebor  Hekärapfiincr  des  .\lkoholraissbrauchs  siebe  Seite  2fi*\  IT, 


131 


LandwirtächaftUclie  Industrie. 


132 


Fabrikation  und  Handel  mit  künstlichen  Dungniitteln. 


Die  gute  Ernte  des  Jahres  1909  hat  auch 
die  Verwendung  künstlicher  Dungmittel  außer- 
ordentlich gehoben,  jedoch  hält  die  einheimische 
ProdiLktion  mit  dem  vergrößerten  Bedarf  nicht 
Schritt.  Bis  jetzt  gibt  es  nur  vier  größere 
Fabriken  für  diese  Artikel,  und  wenn  aucli  für  die 
allernächste  Zeit  schon  eine  neue  große  Fabrik 
(in  Podolien)  gegründet  werden  soll,  so  wird 
auch  diese  den  gegenwärtigen  Zustand  nicht 
wesentlich  ändern  können,  und  Eußland  wird 
weiter  in  der  Hauptsache  auf  den  Import  vom 
Auslande  her  angewiesen  sein. 

Einen  kurzen  Ueberblick  über  die  Fort- 
schritte im  Gebrauch  künstlicher  Dungmittel 
bietet  folgende  Zusanunenstellung  der  Einfulir 


für  die  ersten  sechs  Monate  der  beiden  letzten 
Jahre: 


Artikel 


Thomasschlacke .     . 
Staßfurter  Salz    .     . 
Sonstige  Bodenver- 
besserungsmittel 


1909 


1910 


1  806  000  Pud 

990  000      „ 


3  339  000  Pud 
1619  000     - 


971  000 


2  894  000 


Die  Steigerung  beträgt  also,  alles  in  allem 
genommen,  weit  mehr  als  das  Doppelte.  Bei 
der  überragenden  Bedeutung  des  Ackerbaus  im 
russischen  AVirtschaftsleben  ist  ein  weiteres 
AnwacJisen  des  Bedarfs  an  künstlichem  Dünger 
zu  erwarten,  wodurch  wieder  mit  einem  immer 
weiteren  Anschwellen  der  Exportziffem  russi- 
scher  Produkte   gerechnet   werden  kann. 


Steinkolilen-Prodnktion  und  -Industrie. 


"Wenn  man  die  letzten  25  Jahre  betrafiiiet, 
so  hat  sich  die  russische  Steinkohlenindustrie 
ganz  bedeutend  gehoben.  Die  Kohlenbergwerke 
Rußlands  lassen  sich  in  7  Bezirke  (geogra- 
phisch) einteilen,  bei  denen  die  Steinkohle  von 
ganz  verschiedenartiger  Qualität  ist  und  in 
ganz  verschiedener  Stärke  auftritt.  Diese  7  Re- 
gionen sind: 

1.  Das  Donezbassin, 

2.  das   Dombrowskybassin    in    Polen. 

3.  der  Ural, 

4.  der  Kaukasus, 

5.  Turkestan  (Zentralasien), 

6.  Sibirien  fW'est-  und  Ostsibirien  mit 
Sachalin), 

7.  das  Moskwabassin. 


Gefördert    wurde    Steinkohle  (i:i 
Tausend  Pud) : 


' 

Dom- 

Zen- 

Bassin    ky-    Ural  Moskwa 

SibiriBii 

Bassin  i 

1883 

107  317il02  393:  7  671 

22  731 

102;  — 

2  011 

1885 

114  946 

109  282'  10  875 

21307 

213|  417 

2  980 

18Ö7 

125  484 

121156  9  972 

17  589 

215|  365 

1  436 

1889 

189  869 

151  108 

16  040 

18  697 

667!  423 

1690 

1891 

191  858 

158  830 

14  988 

11021 

489]  493 

2  365 

1893 

239  832 

293  359 

15  899 

10  940 

1611  832 

1939 

1895 

298  310 

224  764 

17  631 

10  158  il  1361  507 

2  594 

1897 

414  730 

229  823 

21747 

12  349  1320:  434 

3  446 

1899 

562  794|242  488 

22  133 

13  686  |2  220:  439 

9  397 

1901 

664  811256  679 

:i2  240 

15  574j3;!99,  720 

35  466 

1903 

707  141,292  415 

29  982 

13  298  ;3  (190,1  027 

43  916 

1905 

785  284  217  683 

30  058 

13  074  11  706  2  404]  49  403 

1907 

1071530  329  970 

41535 

21937  2  875;1  528  60  611 

1908 

1114  8801344  260 

47  825 

19  540  3  22012  0981  50  928 

1909 

— 

— 

— 

— 

- 

- 

59  640 

133 


Kohlenproduktion. 


134 


Von   1883—1908   hat  sich   also   die   Stein- 
kohlenförderung  nur  im  Moskwaer  Bezirk  ver- 
ringert.  In  allen  anderen  ist  sie  gestiegen,  und 
zwar  (in  Millionen  Pud) :         Millionen  Pud 
Im  Donezrayon      ....     von  107  bis  1115 
„    Dombrowskybassin  .     .        „     102     „      344 

,    Ural .         8     „        47,8 

„    Moskwarayon  gefallen         „       23  auf      19,5 
„    Kaukasus  gestiegen     .        .,         0  bis         2 

.,    Sibirien ,,         2     ,.         50,9 

Das  Donezbassin  nimmt  in  Rußland 
als  Fundstelle  für  Steinkohle  die  führende 
Rolle  ein;  alle  anderen  G-ebiete,  mit  alleiniger 
Ausnahme  des  polnischen,  haben  mehr  oder 
weniger  nur  lokale  Bedeutung.  Außerdem  sind 
in  der  Steinkohle  des  Donezrayons  alle  Stein- 
kohlentypen enthalten,  was  von  den  anderen 
Rayons  nicht  gesagt  werden  kann,  da  sie  bei- 
nahe überall  nur  eine  Beschaffenheit  zeigen. 
Berechnet  wird  die  Masse  der  im  Donezrayon 
enthaltenen  Kohlenflöze  (die  in  einer  Dicke 
bis  100  Faden  vorhanden  sind)  auf  210  Milliar- 
den Pud  Anthrazit  und  Halbanthrazit,  1.50  Mil- 
liarden Pud  magere  Kohle  und  GO  Milliarden 
Pud  Brenn-  und  Gaskohle. 

Das  Verhältnis  zwischen  den  einzelnen 
Kohlensorten  zeigt,  daß  trotz  dem  viel  mäch- 
tigeren Vorkommen  der  Anthrazitkohle  die 
anderen  Sorten  in  viel  gTößerer  Menge  bis 
jetzt  gefördert  werden. 


1902 
1904 
1906 
1907 


I Millionen  Pud) 


93  715 

152  246 
183  552 
219  250 


40  283 
23  957 
33  293 
42  050 


70  818 
63  953 

55  485 
68  020 


351  647 
455  366 

467  722 
539  050 


57  982 
75192 
70  722 
96  522 


1908  959  964  154  925 

1909  1044  694  176  822 
Die    Brikettfabrikation     ist    im     Süden 

Rußlands  noch  sehr  jung.  1900  wurde  in  Odessa 
die  erste  Fabrik  eröffnet,  aber  erst  seit  drei 
Jahren  sind  größere  Unternehmiuigen  entr 
standen,  die  im  Jahre  1907:  10  Mill.  Pud.  im 
Jahre  1908:  18  Mill.  Pud  und  im  Jahre  1909: 
29   Mill.    Pud   Briketts   produzierten. 

Die  Kohlenbergwerke  im  Donezbassin 
wären  noch  viel  entwicklungsfähiger,  sie 
könnten  noch  viel  mehr  hervorbringen,  wenn 
sie  nicht  gezwungen  wären,  ihre  Weiterent- 
wicklung und  Ausbeute  selbst  zurückzuhalten, 


weil  es  am  Absatz  fehlt.  Der  geographische 
Absatzradius  der  Donezkohle  in  Rußland  ist 
ziemlich  beschränkt.  Im  Osten,  in  dem  AVolga- 
gebiet,  hindert  das  flüssige  Brennmaterial 
(Naphtlia),  im  AVesten  der  größte  Konkurrent, 
das  Dombi'owskybassin,  das,  wenn  es  auch  dort 
keine  Kokskohle  gibt,  so  doch  die  nähere  An- 
fuhr voraus  hat.  In  Zentralrußland,  wo  wegen 
Naphthamangels  in  den  letzten  Jahren  viel 
Donezkohle  gebraucht  w^u-de,  stößt  sie  auf  die 
Konkurrenz  von  lokalen  Kohlengruben  und 
Torf.  Bleibt  der  Nordwesten  mit  dem  großen 
Industriegebiet  der  baltischen  Provinzen.  Aber 
hier  tritt  wieder  die  ausländische  Kohle 
als  Konliurrent  aiif,  und  trotz  des  Zolles  von 
IV2  Kop.  per  Pud  in  den  baltischen  Häfen  kami 
die  Donezkohle  dorthin  nicht  so  billig  geliefert 
werden  wie  die  ausliijidische.  Erst  in  den 
letzten  drei  Jahren  konnte  die  Donezkohle  auf 
dem  Seewege  um  Europa  herum  in  St.  Peters- 
burg als  Konkurrent  der  ausländischen  auf- 
:treten,  und  zwar  1907  mit  17  258  t.  1908  mit 
()2  816  t,  1909  mit  54  630  t. 

Den  Vertrieb  der  Donezkohle  hat  ein  Syn- 
dikat ,,Pi-odugol"  organisiert,  das  schon  zu 
kämpfen  hat,  um  der  Kohle  des  Donezbassins 
ein  größeres  Absatzgebiet  zu  verschaffen. 

Das  Dombrowskybassin  stellt  in 
Rußland  die  Fortsetzung  des  schlesischcn 
Kohlenraj^ons  dar  und  ist  in  ihm  die  Mächtig- 
keit der  einzelnen  Schichten  viel  größer  als 
im  Donezbassin,  wo  sie  nur  2V2 — 3  Arschin  stark 
sind,  hier  hingegen  über  1  Faden  Stäi'ke  ver- 
fügen. Außerdem  sind  die  Arbeitskräfte  in- 
sofern billiger,  als  1  Arbeiter  im  Donezrayon 
12  100  Pud  jährlich  fördert,  im  Dombrowsky- 
bassin dagegen  19  500  Pud. 

Die  Kohle  des  Dombrowskyrayons  ergibt 
keinen  Koks;  es  muß  dieser  daher  importiert 
werden,  was  in  den  industriell  sehr  wichtigen 
polnisclien  Gouveniements  als  schwere  Last 
empfunden    wird. 

Außerdem  existieren  in  Polen  noch  Braun- 
kohlenwcrke,  die  im  Jahre  1907 :  5  405  733  Pud 
dieses  Brennmaterials  ergaben. 

Ural.  Die  große  Eisenindustiie  des  Ural 
muß  sich  größtenteils  bis  jetzt  mit  Holzkohlen- 
feuerung begnügen,  da  die  Steinkoiilo  eine  zu 
geringe  örtliche  Ausdehnung  hat  und  die  Zu- 


135 


Kohlenproduktion. 


136 


fuhr  unerst'hwmglich  ist.  Da  aber  die  Eisen- 
industrie nur  mit  Stcinkohlenfeuerung  einen 
Aufschwung-  nehmen  kann,  was  in  allen  Län- 
<loru  der  Welt  festgestellt  ist,  so  droht  der 
lüscnindustrie  des  Ural  eine  sehr  ernste  Krisis, 
V,  enn  nicht  mehr  Eisenbahnen  gebaut  oder  neue 
Steinkohlenlager  im  Ural  selbst  nachgewiesen 
werden.  Sowohl  am  östlichen  wie  am  west- 
lichen Abhang  des  Uralgebirges  sind  reiche 
Kohlenlager  vorhanden  und  werden  in  aller- 
li'tzter  Zeit  ernsthaft  ausgebeutet,  so  daß  man 
hoffen  kann,  die  Holzfeuervuig  in  den  nächsten 
Jahren  aufzugeben,  was  schon  in  38  Metall- 
fabriken  in  diesem  Jahi'e  geschehen  ist.  Die 
Ziffern  der  Kohlenausbeute  sind  demnach  .sehr 
gestiegen,  und  zwar  betragen  sie; 
1905      30  058  (Tausend  Pud) 

1907  41535 

1908  47  825    ,i 

1909  51226    ,,     ,, 

Das  Moskauer  Kohlenrayon  hat 
geographisch  eine  Lage,  wie  sie  besser  nicht 
gewünscht  werden  kann,  nur  ist  die  hier  ge- 
wonnene Kohle  von  sehr  schlechter  Qualität, 
enthält  viel  Asche,  viel  Schwefel  und  ist  sehr 
wenig  widerstandsfäJiig.  Daher  geht  die  Avis- 
beute zurück  und  die  Kohle  kann  sich  der 
Konkurrenz  gegenüber  nicht  halten. 

Der  Kaukasus  ist  sehr  reich  an  Stein- 
kohlen, aber  die  Ausbeute  ist  nur  gering,  weil 
die  Qualität  nicht  hervorragend  tmd  die  Kon- 
kurrenz des  flüssigen  Brennmaterials  zu  groß 
ist.  In  den  zwei  letzten  Jahren  sind  Briliett- 
t'abrilten  angelegt  worden,  deren  Produktion 
-ich  aber  steigert.  Abnehmer  für  die  kauka- 
sischen  Kohlen   sind   die   Eisenbahnen. 

Zentralasien.  Da  in  Zentralasien  die 
Ilolzkohlenfeuerung  wegen  Holzmangel  fehlt, 
liat  die  Steinkohle  hier  eine  große  Zukvinft, 
I)esonders  wenn  sie  billiger  ist  als  Naphtha. 
Die  im  Abbau  befindlichen  Kohlcnwerke  ar- 
beiten nicht  schlecht,  nur  sind  die  ^Vxbeiter- 
verhältnisse  luiter  aller  Kritik;  außerdem  sind 
viele  der  \-orhandenen  Kohlenlager  noch  nicht 
in  Ajigriif  genommen  und  wai'ten  nur  auf  den 
.\bbau. 

Sibirien.  Vom  Jahre  1901  an,  das  mit 
der  Beendigung  der  großen  sibirischen  Bahn 
zusammenfällt,  macht  die  Kohlenausbeute  Si- 


biriens riesige  Fortschritte  und  stieg  von 
14  Mill.  Pud  auf  35  Mill. 

Die  beste  Steinkohle  in  Sibirien  wird  im 
Küstengebiet  (AVcrke  von  Sutschau)  und 
in  Sachalin  gefunden.  Im  übrigen  Sibirien 
gibt  es  meistens  Braunkohle,  die  aber  den  ört- 
lichen Bedürfnissen  bis  jetzt  genügt,  mit  Aus- 
nahme des  Ussurigebiets,  das  industriell  sich 
rasch  entwickelt  und  wo  japanische  Stein- 
kohle eingeführt  wird. 

Die  russische  Steinkohlenindustrie  ist  trotz 
ihres  großen  Aufschwunges  der  letzten  Jahre 
noch  lange  nicht  imstande,  den  ausländischen 
Steinkohlenimport  zu  verdrängen,  geschweige 
denn  auf  dem  Weltmarkt  als  ernsthafter  Mit- 
bewerber aufzutreten.  Hierbei  käme  ja  nur  die 
Donezkohle  und  die  ostasiatische  in  Betracht. 
Vor  kurzer  Zeit  sind  zufriedenstellende  Ver- 
suche gemacht  worden,  die  Donezkohle  nach 
Italien  zu  exportieren,  und  dort  besteht  in  der 
Tat  die  Möglichkeit  eines  ausgedehnten  Ab- 
satzes. 

Was  nun  den  Import  ausländischer  Stein- 
kohle nach  Rußland  anbetrifft,  so  sind  die 
Ziffern  der  letzten  Jahre  sich  ziemlich  gleich- 
geblieben, wodurch  aber  bei  dem  Aufschwung, 
den  die  russische  Industrie  genommen  hat,  be- 
wiesen ist,  daß  der  Import  geringer  geworden 
ist.  Ganz  unterdrücken  kann  ilm  auch  eine 
sehr  große  Ausdehnung  der  russischen 
Kohlenüidustrie  niemals,  da  dem  schon  die  geo- 
graphische Lage  einen  Riegel  vorschiebt. 

Dort,  wo  in  Rußland  die  Kohlenbergwerke 
an  den  Ausfuhrwegen  liegen,  muß  die  Stein- 
kohle exportiert  werden,  dagegen  dort,  wo  die 
russische  Kohle  zu  teuer  sein  würde,  müßte 
der  ausländische  Import  sogar  noch  mehr  als 
jetzt  begünstigt  werden. 

In  den  letzten  fünf  Jahren  wurde  Stcin- 
kohle   importiert  aus: 


i'JM    1     luuS    1     l90ä    1     l!)07    1     )9u8 

(Tausend  PudI 

Oesterr.-Ungarn 

Kohlen   .     . 

Koks  .  .  . 
England 

Kohlen   .     . 

Koks  .  .  . 
Deutschland 

Kohlen   .     . 

Koks  .     .     . 

1017 

18177 

157  910 
3  994 

39  210 
10  290 

6  577 
12  075 

100  592 
3  089 

53  060 
8  991 

6  281 
14  210 

162  315 
2  415 

63  089 
11183 

1873 
9  757 

134  057 
2130 

59  817 
13  282 

1540 
7  530 

176  572 
4  810 

60  823 
10  345 

137 


Briketl-Kohlea-Kabiiken. 


138 


Brikett-Kolilen-Fabriken. 


Als  erste  in  Kußland  stellte  die  Fabrik 
von  Cambier  &  Co.  in  Odessa  kleine  eiförmige 
Briketts  im  Gewichte  von  etwa  1  Pfund  für 
Zimmerheizung  her  und  setzte  davon  im  Jahre 
1900  gegen  700  000  Pud  ab.  Im  Jalire  1905 
schritt  die  Shilowschc  Gesellschaft  zum  Bau 
der  ersten  gi^oßen  Brikettfabrik  auf  ihrer  Grube 
in  der  Nähe  der  Bahnstation  Altschewskaja 
im  Kreise  Slawjanoserbsk  des  (jouvernements 
Jekaterinoslaw.  Im  Anfange  hatte  die  Ge- 
sellschaft mit  mancherlei  Fehlschlägen  und 
Verlusten  zu  kämpfen,  und  erst  nach  zwei- 
jähriger, hartnäckiger  Arbeit  gelang  es  ihr,  die 
Sache  in  Gang  zu  bringen.  Gleichzeitig  wurden 
auch  in  anderen  Gruben  kleine  Fabriken  zu 
Versuchszwecken  angelegt  und  genaue  Pläne 
zu  Anlagen  mit  einer  Herstcllungsmöglichkeit 
von  3 — 12  Mill.  Pud  entworfen ;  doch  ist  bis 
zum  Jahre  1909  keiner  dieser  Entwürfe  ver- 
wirklicht worden.  Zu  Beginn  des  laufenden 
Kalenderjahres  hat  man  auf  einer  Grube  der 
Gesellschaft  Korenew  und  Schipilow  in  der 
Nähe  der  Station  Marjewka  und  im  zweiten 
Halbjahr-  auf  einer  Grube  der  Katliarinen- 
gesellschaft  bei  der  Station  Krinitschnaja  mit 
der  Herstellung  von  Briketts  tegonnen.  Ende 
Juni  1909  hat  die  Ilafenverwaltung  von 
Mariupol  beschlossen,  einen  Teil  des  Hafen- 
gebietjä  zum  Bau  einer  Brikettfabrik  mit  einer 
jährlielien  Erzeugung  von  3  Mill.  Pud  abzu- 
treten. Endlich  soll  auch  die  russisch-belgische 
Gesellschaft  mit  der  Absieht  lungehen,  in  aller- 
nächster Zeit  eine  auf  12  Mill.  Pud  jährlicher 
Produktion  berechnete  Brikettfabrik  einzu- 
i'ichten.  lieber  die  Tätigkeit  der  Shilowschen 
Brikettfabrikation  werden  folgende  statistische 
Angaben  gemacht: 


Milli. 


en  Pud 


Kohlenvei'brauch  .  . 
Ergebnis  an  Briketts  . 
Absatz 


12,38  11,39    I    14,76 

unbekannt  ;      8,35    '    10,1 
4,4  I      8         i    11,1 


Das  Jahi'  1908  zeigt  mithin  eine  Zunahme 
der  Fabrikation  von  21  o/o.  Der  Absatz  ist  im 
Jahre  1907  um  82  o/o,  im  Jalire  1908  um  38,7  «u 
gestiegen  und  beschränkt  sich  im  letzten  Jahre 
ausschließlicli  auf  die  Eisenbalmen. 

Für  das  Jahr  1909,  in  dem  aucli  die  oben 
genannten  zwei  neuen  Fabriken,  offenbar  aber 
nur  in  geringem  Maße,  beteiligt  sind,  stellen 
sich   die    entsprechenden    Zahlen    wie   folgt: 


Menge  in  Millionen  Pud 


Januar 
Februar 
März  . 
April  . 
Mai 
Juni  . 
Juli  . 
August 


0,92 
0,90 
0,65 
0,99 
0,96 
1,20 
1,18 
0,9G 


0,93 

0,84 

0,68 

0,79 

1,00 

0,81 

0,52 

0,90 

0,94 

1.05 

0,93 

1.19 

1,23 

0,90 

1.02 

0.85 

0,9ö 
0,36 
1,07 
0,64 
0,98 
0,91 
1,26 
1.09 


In  8  Monaton 7,70   '    7.25  ü  7,33   ]    7,26 

Im  Jahre  1909  gingen  eine  Anzalil  Eisen- 
bahnen wieder  zur  NaphtJialicizung  über. 
Trotzdem  trat  zunächst  eine  unbedeutende 
Steigerung  ein,  was  sich  daraus  erklärt,  daß 
vom  Mäiz  1909  ab  auch  einige  Dampfscliiff- 
falu-tsgesellschaftcn  Abnehmer  von  Brikettes 
geworden  sind,  und  zwar  waren  diese  an  einem 
Gesamtverbrauch  von  7,33  mit  2,22  Mill.  Pud 
beteilio^t. 


139 


Kohlenproduktion. 


140 


Massnahmen  zur  Hebuns;  der  russischen  Kohlenindustrie. 


Der  Rückgang  in  der  Ausbeute  und  in  dem 
Absätze  der  Produkte  des  Donezbeckens  hat  in 
der  letzten  Zeit  einen  sehr  großen  Umfang 
erreicht.  Die  Ausbeute  ist  von  111.')  Mill.  Pud 
im  Jahre  1908  auf  1085  Mill.  im  Jalire  1909, 
der  Absatz  von  757  auf  735  Mill.  Pud  zurück- 
gegangen, und  zwar  trifft  dieser  Rückgang 
ausschließlich  die  Steinkohle,  in  der  im  Jahre 
1909  die  Alis  beute  um  30,  der  Absatz 
um  18  Mill.  Pud  gegen  das  Vorjahr  zurück- 
geblieben ist. 

Der  Rückgang  im  Absatz  ist  ausschließlich 
dem  geringeren  Verbrauche  der  Eisenbahnen 
zuzuschreiben,  die  im  Jahre  1909  mu'  291,2  Mill. 
gegen  318,2  Mill.  im  Vorjahre,  und  in  den 
ersten  zwei  Monaten  1910  um  11,8  Mill.  Pud 
weniger  bezogen  haben  als  im  gleichen  Zeit- 
raum des  Vorjahres. 

Als  Ursachen  für  den  auffallenden  Minder- 
verbrauch der  Eisenbalinen  an  Heizmaterial 
werden  angeführt:  ein  bedeutender  ^'orrat  von 
Steinkohlen  auf  sämtlichen  Balmen.  der  über- 
aus milde  AVinter,  die  Vergrößerung  der 
Achsenzalil  der  Züge,  die  Verringerung  der 
Zahl  der  Güterzüge  durch  die  Ende  September 
1909  erfolgte  Ermächtigung,  "Waggons  von 
750  Pud  Tragfähigkeit  mit  Lasten  bis  zu 
900  Pud  zu  beladen. 

Es  wurde  nun  beschlossen,  zwecks 
Besserung  der  Itritischen  Lage  die  schleunige 
Durchführung  folgender  Maßnahmen  zu  be- 
fürworten : 

die  Gewährung  von  Darlehen  .seitens  der 

Reichsbank  an  die  Kohlenproduzenten  gegen 

Verpfändung    der    Liei'erungsverträgc    und 

Frachturkunden ; 

die    Beibehaltung  des   Einfuhrzolls   auf 

Koks  für  die  {Klinischen  Werke,  auf  schwefel- 


sauren Ammoniak,  der  jetzt  auch  im  Donez- 
becken hergestellt  wird,  und  auf  sonstige 
aus  der  Steinkohle  g-ewonnene  Produkte; 

den  Bau  neuer  Eisenbahnen  aus  dem 
Anthrazitrevier  nach  den  Häfen  des  Asow- 
schen  Meeres ; 

die  Verbesserung  des  Mariupoler  Hafens ; 
die   Förderung  der  russischen   Handels- 
flotte  durch    Staatssubsidien,   Prämien   und 
dergl. ; 

gesteigerten  Bezug  von  Donezkohle 
durch  die  Marineverwaltung,  Entwicklung 
der  großen  Kabotage ; 

allmähliche  Ersetzung  der  jetzig-en 
Finanzzölle  auf  englische  Kohle  durch  reine 
Schutzzölle. 
Daneben  werden  auch  seitens  der  einzelnen 
Industriellen  Anstrengimgen  zm-  Erweitei'ung 
ihres  Absatzgebiets  gemacht.  Als  solches  hat 
man  in  letzter  Zeit  die  Küstenländer  des 
Mittelländischen  Meeres  in  Aussicht 
genommen,  namentlich  hofft  man  in  Italien 
den  AA'ettbewerb  mit  der  englischen  Kohle  mit 
Erfolg  aufnehmen  zu  können.  Zu  diesem 
Zwecke  plant  man  nach  dem  A'orbilde  der 
schwimmenden  Ausstelliuig,  die  im  AVinter  1909 
die  östlichen  Häfen  des  Mittelländischen 
Meeres  besucht  hat,  eine  solche  auch  in  die 
westlichen  Häfen  zu  senden. 

Außerdem  hat  sich  kürzlich  in  Charkow 
unter  der  Leitung  des  neuen  Direktors  der 
hiesigen  Abteilung  der  St.  Pctersbm-g^r  Inter- 
nationalen Handelsbank  eine  Aktiengesellschaft 
für  den  Handel  und  den  Export  von  Anthrazit 
und  anderen  Erzeugnissen  des  Bergbaiis  ge- 
bildet. 


141 


NaphthainJustrie. 


142 


Ueber  die  Bakuer  Naphthaindustrie  im  Jahre  1909. 


Die  Naphthaausbeute  eri-eichte  im  Dezem- 
ber 1908  eine  Höhe  von  41097  000  Pud.  Die 
Jahresproduktion  1909  stellte  sich  auf  490,5 
Millionen  Pud  und  übertraf  die  vorjährige  um 
23,5  Mill.  Pud  oder  5  o/o,  iind  die  Ausbeute 
des  Jahres  1907  um  14,3  Mill.  Pud  oder  3  o'o. 
Eine  derartige  Steigerang  in  der  Ausbeute  kann 
aber  nicht  als  irgendein  Anzeichen  für  eine 
weitere  Entwicklung  der  Naphthagewinnung 
in  Baku  angesehen  werden,  l>esonders  wenn 
anan  in  Betracht  zieht,  daß  im  letzten  Jahre 
sich  eine  recht  bedeutende  Steigerung  in  der 
Ausbeute  von  Springquellennaphtha  im  Ver- 
gleich zu  früheren  Jahren  bemerkbar  machte. 
So  wurden  nach  den  vorliegenden  Daten  in 
den  ersten  zehn  Monaten  des  Jahres  1909 
19,7  Mill.  Pud  Xaphtha  aus  Springquellen  ge- 
wonnen, während  im  ganzen  Jahre  1907  davon 
nur   12,1   Mill.   Pud   und  im   Jahre   1908   nur 

9.5  Mill.   Pud  gewonnen  wurden. 

Die  Ausbeute  in  Baku  war  zn  Anfang  1909 
sehr  schwach,  später  aber  nahmen  die  Erträge 
der  Bakuer  Quellen  zu,  und  im  Juli,  August 
und  September  erreichten  sie  sogar  eine  Menge, 
wie    man    sie    schon    lange   nicht    gehabt    hat. 

Auf  die  vier  Oelfeldcr  verteilte  sich  die 
Naphthaausbeute  in  den  ersten  zehn  Monaten 
1909  im  Vergleich  zu  den  beiden  Vorjahren 
in  nachfolgender  "Weise: 

Oelfelder-  ^^  '^'^  l""^ 

Menge  in  Millionen  Pud 

Balachany 60.6  58,2  59,7 

Sabuntschy 173,0  164,6  151.2 

Komany 73,3  64,8  76,2 

Bibi-Eibat ■  102,8  101,4  108,7 

Im  ganzen  409,7  389,0  395,8 

Im  Laufe  des  November  \rurden  nach  den 
annähernden  Berechnungen  des  statistischen 
Bureaus  der  Naphthaindustriellcn  in  Bibi-Eibat 

9.6  Mill.    Pud    und   in  den   alten    Oclfeldem 
30,2  Mill.  Naphtha  gewonnen. 

In  den  elf  ersten  Monaten  1909  sind  aLso 
in  den  alten  üelfeldern  von  Baku  337,1  Mill. 
Pud  und  in  Bibi-Eibat  112,4  Mill.  Pud  Naphtha 
gewoiuien  worden. 

In  der  entsprechenden  Zeit  der  beiden  vor- 
hergehenden Jahre  hat  die  Ausbeute  betragen : 


In  den  alten  Oelfeldern 
In  Bibi-Eibat    .... 


1908  1307 

In  Millionen  Pud 
317.5  315.8 
110,4         119,1 


Im  Vergleich  zu  den  beiden  vorhergehen- 
den Jahren  hat  sich  in  der  Verteilung  der 
Naphthaausbeute  auf  die  einzelnen  Oelfelder 
in  Balcu  keine  wesentliche  Veräüderung  er- 
geben, nur  war  die  Steigerung  der  Ausbeute 
in  den  alten  Oelfeldern  etwas  stärker  als  in 
Bibi-Eibat. 

Die  russischen  Mäi'kte  sind  mit  einer  etwas 
größeren  Menge  von  Naphthawaren  versorgt 
worden,  als  im  Jahre  1908,  was  sich  aus  den 
Ziffern  über  die  Anfuhr  in  Astrachan  ergibt : 

Es  wurden  dort  in  der  Schiffahrtsperiode 
1909  (und  1908)  insgesamt  279  269  807  Pud 
(260  599  304)  angeführt,  und  zwar:  Naphtha- 
rückstände  199  80179.')  (189  912183),  Rohe 
Naphtha  31224162  (25  051727),  Petroleum 
41866  727  (39  900  294),  Pyronaphtha  11519 
(76154),  Maschinenöl  3  843  696  (3  669  106), 
Solaröl  812  420  (633  968),  Zylinderöl  10  246 
(111296),  Spindelöl  520  093  (105  462),  Viseosin 
—  (57  876),  Goudron  437  959  (550  741),  Benzin 
61  742  (47  721),  und  sonstige  Naphthaprodukte 
575  768  (482  776). 

Die  Ausfuhr  von  Naphthaprodukten  aus 
Batum  erreichte  im  Jahre  1909  (und  1908)  die 
nachstehenden  Mengen  in  tausend  Pud.  Leucht- 
öle: nach  Europa  20  762  (16  710),  nach  dem 
Orient  3097  (9265),  und  nach  dem  Innern  Ruß- 
lands 3954  (3492).  Rückstände:  nach  Europa 
4796  (2093),  imd  nach  dem  Orient  8  (— ); 
sonstige  Naphthaprodukte:  nach  Europa  10  048 
(9338),  nach  dem  Orient  295  (189),  und  nach 
dem   Innern  Rußlunds  170  (126). 

Eine  Abnahmo  der  Ausfuhr  von  Leucht- 
ölen ergab  sieh  im  Jahre  1909  hiernach  nur 
bei  der  nach  den  Ostmärkten.  Nicht  geringe 
Befürchtungen  für  einen  Rückgang  des  Ab- 
sat.zes  bestehen  jedoch  auch  hinsichtlich  der 
europäischen  Märkte.  Im  Hinblick  darauf 
wurde  im  Dezember  v.  J.  im  russischen  De- 
partement für  Eisenbahnangelegenheiten  die 
Erage  über  die  Herabsetzung  der  bestehenden 
Transporttarife  für  Petroleiun  aus  Baku  nach 
Batum  erörtert. 


143 


Xaphthaindustrie. 


144 


Das  Naphthagebiet  von  Maikop  (Raukasus). 


Daß  in  der  Gegend  von  Maikop  NaphÜia  vor- 
kommt, ist  seit  altersher  bekannt.  Die  dortigen 
Kosaken  gewannen  schon  in  den  1860er  Jahren 
aus  flachen  Brunnen  Naphtha,  die  sie  in 
rohem  Zustande  verkauften.  Ueberhaupt 
trug  die  Naphthage\viniiung  bis  zum  Beginn 
dieses  Jalirhunderts  fast  durchweg  hausgewerb- 
lichen Charakter.  Geologisch  war  das  Gebiet 
gänzlich  unerforscht;  die  Schürfungen,  die 
hier  stattfanden,  hatten  keine  ernste  Basis  und 
lediglich  den  Zweck,  sich  den  Anspruch  zu 
wahren,  wie  dies  auch  an  der  Uchta  bis  in 
die  jüngste  Zeit  hinein  geschah  oder  noch  ge- 
scliieht. 

Mehr  oder  weniger  ernste  Schürfungen  be- 
trieben nur  die  Herren  Sselitrennikow  Vater 
und  Sohn  (in  2  Bohrlöchern)  und  die  Firma 
Palaschkowski  &  Bunge  (5  Bohrlöcher),  aber 
auch  diese  konnten  mangels  genügenden  Kapi- 
tals die  geologische  Erforschung  nicht  auf  die 
erforderliche   Höhe   bringen. 

In  diesem  Zustande  blieb  das  Gebiet  bis 
zu  dem  historischen  Datum  des  30.  August  1909, 
an  welchem  Tage  dem  bis  zu  34  Faden  6  Fuß 
6  Zoll  Tiefe  geführten  Bohrloch  der  Baku- 
Schwarzmeer-G^sellschaft  in  der  Staniza  Schir- 
wanskaja,  nahe  bei  den  Sselitrennikowschen 
Gruben,  eine  mächtige  Fontane  von  30  Faden 
Höhe  entsprang,  die  anfangs  300  000  bis  400  000 
und  dann  100  000  Pud  täglich  lieferte.  Die 
Fontäne  sprang  bis  zum  2.  September  und  ge- 
riet dann  in  Brand,  der  zwölf  Tage  dauerte. 
Nach  Unterdi-ückung  des  Brandes  wurde  das 
Bohrloch  verstopft,  aber  der  Druck  der 
Naphtha  war  so  groß,  daß  die  Fontäne  sich 
mehrfach  einen  Weg  durch  den  Pfropfen 
balinte. 

Die  Mächtigkeit  der  Fontäne  bei  geringer 
Tiefe,  wo  eine  gewisse  Erschöpfung  der 
Schichten  möglich  und  sogar  waJirscheinlicli 
ist,  ist  nach  der  Meinung  i'ussischcr  und  aus- 
ländischer Sachverständiger  ein  Beweis  für  die 
Reichhaltigkeit  des  Vorkommens.  Dafür  spricht 


auch  ein  anderes  Bohrloch  derselben  Gesell- 
schaft, das  in  150  Faden  Entfernung  von  dem 
ersten  angelegt  und  auf  42  Faden  abgeteuft 
ist.  Reichliche  Erti'äge  von  Naphtha  ergab 
audi  das  Bohrloch  des  Generals  Gulkowski, 
das  nicht  weit  von  dem  Bergfelde  der  Baku- 
Schwarzmeer-Gesellschaft  auf  33  Faden  ab- 
geteuft ist.  Auch  dieses  Bohrloch  ist  wie  die 
anderen  in  Ermangelung  von  Naphthabehältern 
gegenwärtig   zugestopft. 

Soviel  bisher  bekannt,  nimmt  das  naphtha- 
haltige  Gebiet  einen  verhältnismäßig  schmalen 
Streifen  von  fast  40  "Werst  Läng'e  ein.  Wenn 
in  Ermangelung  eingehender  geologischer 
Untei-suchungen  auch  nicht  behauptet  werden 
kann,  daß  dieses  ganze  Territorium  im  prak- 
tischen Sinne  des  AVortes  naphth  all  altig  ist, 
so  kann  an  der  Reichhaltigkeit  des  zentralen 
und  östlichen  Teiles,  wo  Schürfungen  statt- 
gefunden haben  und  stattfinden,  doch  kein 
Zweifel  sein. 

Der  Hauptvorzug  des  Maikopgebiets,  der 
es  zu  einem  gefährlichen  Mitbewerber  der  Ge- 
biete von  Baku  und  Grosny  macht  und  ihm 
eine  hervorragende  Rolle  in  der  intemationalein 
Naphthaindustrie  in  Aussicht  stellt,  ist  seine 
geographische  Lage.  Das  Gebiet  liegt  fast  an 
der  Küste  des  Schwarzen  Meeres,  nicht  weit 
von  dem  Hafen  Tuapse,  der  es  mit  allen 
Märkten  der  Welt  in  Verbindung  setzt, 
während  das  B  a  k  u  e  r  Gebiet  weitab  von  einem 
Seehafen  liegt,  das  galizische  Naphtha- 
gebi,et  fast  1200  Werst  vom  Meer  entfernt 
ist  und  die  amerikanischen  Fundstätten 
im  Zentrum  der  Vereinigten  Staaten  gelegen 
sind. 

Dadurch  müssen  sich  die  Zustellun^- 
kosten  aus  dem  Maikopgebiete,  sobald  ein  ent- 
sprechendes Netz  von  Naphthaleitungen  und 
eine  Armawir-Tuapsebalm  erbaut  ist,  erheblicli 
niedriger  stellen,  als  aus  Baku  nach  Batum 
und  aus  den  amerikanischen  Fundorten  in  die 
atlantischen  Häfen. 


i4r 


Na])hthaindu»tiie. 


146 


Ein  anderer  Vorzug  des  Maikopgebiets  be- 
steht in  der  geringen  Tiefe,  in  der  die  naphtha- 
führenden  Schichten  liegen.  Bisher  lieferten 
die  Bohrlöcher  große  Mengen  von  Naphtha  in 
einer  Tiefe  von  höchstens  50  Faden.  Da  der 
Fallwinkel  der  Schichten  im  westlichen  Teile 
des  Gebiets  45"  und  im  östliclien  gar  10"  nicht 
übersteigt,  so  darf  angenommen  werden,  daß 
die  größte  Tiefe  100  Faden  und  die  mittlere 
()0 — 70  Faden  beträgt,  während  die  mittlei'e 
Tiefe  in  Bibi-Eibat  300  und  in  Galizien  500 
liis  550  Faden  ausmacht.  Wenn  der  erste  Vor- 
zug die  Zustellungskosten  verringert,  so  läßt 
der  zweite  eine  erhebliche  Verringerung  der 
(Gewinnungskosten  erwarten. 

Endlich  ist  die  Naphtha  von  IMaikop  reich 
au  den  besondere  wertvollen  Produkten.  Die 
in  dem  Laboratorium  der  Wladikawkasbalm 
gemachten  Analysen  hatten  folgendes  Er- 
gebnis : 

Benzin         vom   spezifischen  Gewicht  0.7231  16,50°/o 
Petroleum      „                „                   ,          0,820 

und  Entfiammungstemperatur  286°  36,12% 

Masut 45,90% 

Verluste 1,48%    I 


Audi  andere  Analysen  stimmen  damit 
überein. 

Nach  alledem  darf  angenommen  werden, 
daß  für  das  Maikopgebiet  eine  neue  Aera  an- 
gebix>chen  ist,  daß  es  bei  günstigen  Bedingungen 
in  mehr  oder  weniger  kurzer  Zeit  eine  her- 
vorra.gende  Stellimg  in  der  Naplithaindustrie 
der  Welt  einnehmen  und  \"ielleicht  einen  voll- 
ständigen Umschwung  in  ihr  hervori-ufen  wird. 

Es  ist  dalier  nicht  vei-wunderlieh,  daß 
Maikop  die  Aufmerksamkeit  der  Geschäfts- 
kreise sowohl  in  Rußland,  wie  namentlich  in 
England  auf  sich  gelenkt  hat. 

Das  Gebiet  der  Mutungen  (es  sind  ihrer 
gegen  1000)  beträgt  bereits  35  000  Dessjatinen. 
Allerdings  ist  ein  großer  Teil  dieser  Mutungen 
von  recht  zweifelhaftem  Wert,  teils  weil  ihre 
Naphthahaltigkeit  problematisch  erscheint, 
teils   infolge   der   imklaren   Bcsitzverliältnisse. 

Einstweilen  hat  das  Gebiet  noeli  völligen 
Mangel  an  Schienenwegen,  ujid  der  Bau  von 
Eisenbalmen  stößt  auf  große  Schwierigkeiten, 
weil  cüe  Gegend  gebirgig  und  von  Wäldern 
bedeckt  ist.  Im  ganzen  Gebiete  gibt  es  nur 
die  eine  Chaussee  zwischen  Maikop  und  Tuapse. 


Naphtha  und  Kohle. 


In  der  zweiten  Hälfte  1910  gingen  einige 
gix)ße  Bahnlinien  zur  Masutfeuening  über,  so 
daß  der  Kohlenverbrauch  der  Bahnen  sich  um 
3  Mill.  Pud  verringern  wird.  Der  Verbrauch 
der  metallurgischen  Fabriken  wird  sich  vor- 
aussichtlich auf  der  vorjährigen  Höhe  halten. 
Starlc  wird  auch  der  Vorbrauch  der  Ziicker- 
fabrikcn  sein,  da  diese  eine  gdänzendc  Rüben- 
(^rnte  zu  verarbeiten  haben.  Man  rechnet  mit 
einem  Mehrverbraucli  von  rund  20  Mill.  Pud. 
Was  nun  den  Verbrauch  der  l);inipfer,  Gas- 
fabriken, Kommunen  imd  industi-ieller  Eta- 
blissements aller  Art  anlangt,  so  liegt  kein 
Grund  vor,  anzunehmen,  daß  er  geringer  sein 
wird  als  im  A^orjahre,  man  kann  im  Gegenteil 
mit  einer  nicht  unbeträchtlichen  Zunahme 
rechnen. 

Was  den  Uel>ergang  des  größten  Teils  der 
Fa.briken  des  Moskauer  Eayons  zur  Naphtha- 


feuerung  anlajigt,  so  fällt  dieser  vorläufig 
wenig  ins  Gewicht,  da  feste  Liefermigsverträge 
vorliegen.  Man  schätzt  die  Ausfuhr  aus  dem 
Donezbassin  in  der  zweiten  Hälfte  1910  auf 
423  Mill.  Pud.  Die  Situation  im  Uralgebiet 
ist  nach  wie  vor  eine  gedrückte ;  die  Förderung 
geht  fortlaufend  zurück.  Dombrowo  fülirt  viel 
ins  Aualajid  aus,  während  die  LictV-rimgen  für 
den  Binnenverbrauch  zurückgegangen  sind. 

Eine  merkwürdige  Verschicbiuig  hat  sich 
in  den  letzten  Jahren  im  \'crbrauch  von 
NajdithapTOdukten  für-  den  Antrieb  von 
M  a  s  c  h  i  n  c  n  vollzogen.  Wälirend  früher,  be- 
sonders bei  größerem  Kraftverbrauch,  die 
Petroleumrüekstände  (Mas^ut)  in  großen  Quan- 
titäten gebraucht  ^xiirden  und  gereinigtes 
Petroleum  nur  für  kleinere  Maschinedi  ver- 
wendet wurde,  liabcn  die  Preissteigerungen  für 
Masut   die   Unternehmer  dahin   geführt,   auch 


147 


Naphthaindustrie. 


148 


bei  größeren  Mascliinen  dem  Petroleum  den 
Vorzug  zu  geben.  Hierbei  stellte  sich  heraus, 
daß  Petroleum  die  dreifache  Menge  von  Jlasut 
ersetzt.  Dementsprechend  \vuchs  der  Pctroleum- 
verbrauch  zur  ^\'r\vendung  für-  Ivraftzwecke  in 
folgendem  Maßstab  an : 

1907  3,7  Millionen  Pud 

1908  11,2 
1900    16,2 

Der  Eückgang  im  Verbrauch  des  Masut 
soll  geg-enwärtig  bereits  50  Mill.  Pud  betragen. 

Für  dieses  wichtige  Nebenprodukt  der 
Naphthaindustrie  werden  also  neue  Märkte  oder 
neue  Verwendungen  gesucht  werden  müssen. 
Ein  besondei-es  Hindernis  bilden  die  hohen 
Eisenbalmtarife. 


Der  Verbrauch  der  inissischen  Bahnen  an 
Heizmaterial  stellte  sich  in  den  letzten  Jahren 
wie  folgt  (in  Million.  Pud  —  1  Pud  =  16,38  kg) : 


lflu4 
1905 
190G 
1907 


128,2 
117,7 
111,0 
111,7 


320 
353 
402 
469 


5 

28,5 

7,9 


Hiernach  hat  die  Naphtha-Feuerung  in  den 
letzten  Jahren  einen  Rückgang  erfahren.  Von 
russischen  Kohlen  sind  die  aus  dem  Donez- 
Gebiet  am  stärksten  beteiligt,  und  zwar  z^l- 
letzt  mit  294  Millionen  Pud.  Auch  die  Kohlen 
aus  dem  Dombrowabecken  (1907 :  53  Mill.  Pud) 
haben  einen  ziemlichen  Anteil  an  den  Liefe- 
rungen für  das  russische  Bahnwesen.  Der  Best 
verteilt  sich  auf  verschiedene  kleinere  Pro- 
duktionsgebiete. Eine  bestimmte  Tendenz  der 
Bahnen  hinsichtlich  der  Bevorzugung  des  einen 
oder  des  anderen  Bctriebsmittels  läßt  eich  noch 
nicht  erkennen.  Allem  Anschein  nach  werden 
Konjunktur,  geographische  Lage,  Schwunkun- 
zu  gelegentlichem  Uebergang  von  einem  zum 
gen  in  der  Produktion  usw.  noch  lange  Zeit 
anderen  Material  führen  müssen. 


Verlag  für  Börsen-  und  i'inauzliteiatur  A.-G.,  Berlin  W.  33 


Torfindustrie.  Da«>  Bureau  der  Kon- 
ferenz der  Bakuer  Naphthaindustriellen  hat 
Erhebungen  über  den  Verbrauch  von  Torf  im 
^loskauer  Indus  triebe  zii'k  angestellt.  Aus  den 
Erhebungen  ergibt  sich  eine  fortlaufende  Zu- 
nahme des  Torfverbrauches.  1909  wurden 
31  Mill.  Pud  Torf  verbraucht  gegen  29  Mill. 
in  1908.  Der  Torf  deckt  33  "/o  des  gesamten. 
Feuerungsverbrauehs,  und  er  drängt  die  Donez- 
kohle  immer  mehr  zurück.  Von  47  Firmen, 
die  Torf  verbrauchen,  besitzen  40  eigene  Torf- 
stechereien,  imd  sie  arbeiten  ausschließlich  für 
den  eigenen  Bedarf. 

Die  Hinzuziehang  tou  ansländischem  Kapital. 

Der  Handelsminister  hat  sich  kürzlich  an 
den  Ministerrat  mit  einer  ausführlichen  Ein- 
gabe gewendet,  in  der  er  um  Direktiven  hin- 
sichtlich der  Zulassung  ausländischen  Kapitals 
bei  der  Ausnutzung  von  Naphthafeldem 
ersucht. 

Der  Handelsminister  steht  nicht  auf  dem 
Standpunkt  übermäßiger  Beschränkungen  des 
ausländischen  Kapitals;  er  weist  darauf  hin, 
daß  die  Anwendung  ausländischen  Kapitals 
in  der  Form  von  Darlehen  oder  der  Teilhaber- 
schaft geschehen  könne.  Im  ersteren  Falle  steht 
er  beiseite,  im  zweiten  disponiert  er.  Es  ist 
daher,  so  meint  der  Älinister,  wünschenswert, 
daß  das  ausländische  Kapital  in  der  Form 
von  Darlehen  Verwendung  findet.  In  bezug  auf 
die  Beteiligung  an  der  Naphthaindiistrie  ver- 
tritt der  Handelsnunister  die  Ansicht,  daß  die 
.Vktivität  des  ausländischen  Kapitals  nur  er- 
wünscht sein  könne,  da  er  hiervon  eine  stai-ke 
Belebxmg  des  Unternehmungsgeistes  erhofft. 
In  bezug  auf  die  Erforschung  neuer  Naphtha- 
felder  und  deren  Ausnutzung  will  der  Ministor 
dem  ausländischen  Kapital  keine  lV.schr;in- 
kungen  auferlegen,  während  er  die  Ausnutzimg 
schon  bekannter  Naphthafelder  ausschließlich 
dem  russischen  Kapital  vorbehalten  will.  Das 
ausländische  Kapital  hat  bei  der  Lizitation 
solcher  Felder  nur  dann  Zutritt,  wenn  das 
russische  Kapital  sich  ablehnend  verhält.  — 
üb  diese  Bestimmungen  für  das  ausländische 
Kajjital  Heiz  haben  werden,  bleibt  natürlich 
abzuwarten. 


149 


Bisen-  und  Stahl-Industiie. 


150 


Eisen-  und  Stahl -Industrie. 

Rassische  Eisenprodaktion. 


Das  ganze  russische  Eeich,  sowohl  in 
Europa,  wie  in  Asien  ist  sehr  reich  an  Eisen- 
erzen, deren  Produktion  jälirlicli  auf  6  Mill. 
Tonnen  geschätzt  werden  kann.  AVie  auf  vielen 
anderen  Gebieten,  so  könnte  auch  bei  der  Roh- 
eisenerzeugung das  Doijpelte,  wenn  niclit  melir, 
erarbeitet  werden,  wenn  Kapital  und  Unter- 
nehmungsgeist  zu    Hilfe    kämen. 

Am  häufigsten  werden  Eisenerze  in  mäcli- 


tigen    Lagern    angetroffen 
bieten : 

1.  Ural, 

2.  Dnjepr-Gebiet, 

3.  Moskauer  Gebiet, 

4.  Polnisches  Gebiet, 

5.  Sibirien, 

6.  Finnland. 


in    folgenden    Ge- 


Prodnktion  in  Roheisen. 

(in  Tausend  Tonnen) 


1880 

1899 

1905 

1908 

1909 

Ural 

Moskauer  Gebiet 
Polnisches  Gebiet 
Dnjepr  .... 
Finnland  .  .  . 

800 
200 
100 

700 
280 
240 
1370 
10 

900 
300 
300 
1080 
20 

960 
280 
370 
1260 
25 

800 

300 

390 

1360 

32 

Europ.  Rußland 

1100 

2600 

2600 

2895 

2882 

Gegenwärtig  steht  also  der  Unjeprraj'on 
an  der  Spitze  der  russischen  Eiscnproduktion. 

Der  Bedarf  RuJJlands  an  Eiscufaljrikaten 
ist  aber  ein  so  großer,  daß  die  eigene  Pro- 
duktion nicht  im  entferntesten  ausreicht,  auch 
wenn  das  sibirische  Eisen,  dessen  Pix)duJition 
in  den  letzten  Jaliren  anfängt  in  die  Höhe 
zu  gehen,  nocli  hinzugezogen  wird. 

Rußilaiid  muß  also  immer  melir  und  mehr, 
da  der   Bedarf  immer  größer  wird,   impor- 
tieren.   Es   betrug  die   Einfuhr  von 
(in  Millionen  Tonnen) 

1899        190B  1909 

Gußeisen    .     .     .     1335     1500       1700 
Stahl  und  Eisen     8480     9200     10  200 
Im  Ural  wurde  bis  1872  über  zwei  Drittel 
der   gesamten    Eisenerzeugung    Rußlands    ge- 


wonnen; seit  der  Zeit  kamen  der  polnische  und 
Moskauer  Rayon  in  die  Höhe,  und  zuletzt  das 
Dnjepr-Gebiet. 

Die  Ural-Eisenindustrie  leidet  an  z%ve.i 
schweren  Mängeln:  dem  Mangel  an  Arbeitern 
und  den  unmöglichen  Transportverhältnissen, 
wodui'ch  das  Roheisen  derai'tig  verteuert  ward, 
daß  es  auf  dem  iiissischen  Markt  kaum  mehr 
konkurrcnzfäiiig  ist.  Da  der  lokale  Verbrauch 
aber  niclit  selir  groß  ist,  muß  eine  Krise  ein- 
treten, die  auch  sclion  seit  zwei  Jalu-en  im 
Ural  stabil  ist  und  keine  großen  Hoffnungen 
fiü-  cüe  Zukunft  bietet.  Falls  die  geplanten 
Zufuhrbalinen  gebaut,  und  zwar  bald  gebaut 
werden,  so  wii-d  der  jetzige,  sehr  schwache 
Stand  der  Ural-Eisenindustrie  sich  sofort  heben. 


151 


Eisen-  und  Stahl-Industrie. 


152 


Rassische  Eisen-  and  Stahlindustrie  im  Jahre  1909. 


Das  MinisteriiLiii  für  iia.iult',1  imd  Ciewerbe 
veröffentlicht  soeben  die  Daten  übvT  Pixjdidction 
und  Verkauf  der  russischen  Eisenindustrie,  aus 
denen  zai  ersehen  ist,  daß  das  verflossene  Jahr 
seine  Vorgäng-er  stark  überflügelt  hat.  Die 
Zahlen  sind  in  Pudtausenden  angegeben. 

Produktion:        Verkauf: 

1906  139125  112  492 

1907  146  626  116  784 

1908  145  296  116  750 

1909  160  034  130  185 

Am  besten  haben  die  Fabriken  im  Ural 
und  im  Südbezii-k  g'earbeitet,  die  trotz  des 
Rückganges  der  Pixjduktion  in  Polen  und  im 


nördlichen  Bezii'k  doch  die  Ge.^amtsumme  sehr 
günstig  gestaltet  haben.  Der  Rückgang  in 
den  genajinten  Bezii-ken  ist  besonders  auf 
mangelnde  Organisation  und  schlechtei'e  tech- 
nische Ausstattung  der  Betriebe  zurück- 
zuführen. 

Einen  gix)ßen  Aufschwung  hat  der 
Ex2>ort  von  Eisenbahnschienen  ge- 
nommen, indem  1909  =  8  775  000  Pud  gegen 
ä  085  000  Pud  1908  ausgeführt  worden  sind. 

Die  in  den  nachstehenden  HauptproduJi- 
tionsgebieten  des  europäischen  Rußlands*)  ver- 
arbeiteten Eisen-  undStahlquantitäten  während 
der  letzten  sechs  Jahre  in  1000  Pud : 


1903 

1904 

1905 

1906 

1907 

1908 

Süd-Rußland 

62  608 

72  799 

68  258 

63  123 

73161 

75  511 

Ural 

28  370 

29  462 

32  673 

30  790 

30  307 

31G41 

Zentral-Rußland 

6  527 

7  379 

7  507 

6  994 

7  761 

6  407 

Wolga-Gebiet' 

7  109 

9  306 

8  457 

8  418 

7  417 

7  289 

Nördl.  und  Baltisches  Gebiet .     . 

6  354 

11  172 

9  328 

9  676 

8  214 

7  206 

Polen 

18  768 

21  638 

16  887 

19  410 

19  781 

17  321 

129  736 

151  75(1 

143  110 

138411 

146  641 

145  375 

Die  Eisenindustrie  Russisch-Polens  im  ersten  Halbjahr  lOlO. 


Aus  privaten  Meldungen  hatte  man  be- 
reits erkennen  können,  daß  für  die  Eisen- 
industrie Russisch-Polens  nach  langten  Jahren 
des  Niederganges  ein©  Besserung  der  Verhält- 
nisse eingetreten  wai'.  Jetzt  bestätigt  auch  die 
offizielle  Statistik  diese  Wandlung  der  Dinge, 
die  natürlich  auch  der  in  Russisch-Polen  stai-k 
engagierten  oberschlesischcn  Montanindustrie 
sehr  gelegen  kommen  muß.  Dieser  Statistik 
zufolge  hat  die  Produktion  in  Roheisen  sich 
im  ersten  Halbjahr  1910  auf  7  590  000  Pud 
belaufen,  während  sie  in  derselben  Zeit  des 
Vorjahres  nur  5  961000  Pud  betragen  hatte. 
Allerdings  hatte  diese  Produktionssteigerung 
auch,  eine  Steigerung  der  Bestände  von  5  270  000 
auf  6  217  000  Pud  zur  Folge,  docli  dürfte  ge- 
')  Ueber  Bisenproduktion  Sibiriens  s.  S.  185. 


rade  dieser  Umstand  angesichts  des  später  zu- 
tage getretenen  Roheisenmangels  in  Rußland 
als  eine  günstige  Erscheinung  bezeichnet 
werden.  Die  Produktion  in  Halbfabrikaten  hat 
sicli  ebenfalls  gegen  das  Vorjahr  gehoben,  und 
zwar  belief  sie  sich  im  ersten  Semester  1910 
auf  11377  000  gegen  9  965  000  Pud  im  ei-sten 
Semester  1909.  Die  Bestände  haben  sich  hier 
aber  trotz  dieser  Produktionssteigemng  auf 
1359  000  Pud  am  1.  Juli  1910  von  1954  000 
am  1.  Juli  1909  verringert.  Aelmlich  hat  sich 
die  Produktion  der  Fertigfabrikate  gestaltet. 
Trotz  der  Produktionszunahme  auf  9  752  000 
von  7  956  000  Pud  habeji  sieh  die  Bestände 
von  1617  000  auf  1263  000  Pud  ermäßigt. 


153 


Die  Piatinagewinnung. 


154 


Die  Platinagewinnung  im  Ural  im  Jahre  1908. 


Für  Piatina  hat  Rußland  beinahe,  ein  Mono- 
])ol,  denn  die  Gewinnung  von  PlatLiia  in  Neu- 
siidwales  und  Kanada  ist  so  minimal,  daiJ  sie; 
im  AVeltbedarf  gar  keine  Rolle  spielt. 

Im  Ural  sind  in  1908  im  ganzen  298  Pud 
4  Pfd.  Piatina  gewonnen  worden,  darunter  im: 

Pud  Pfund 

Bergdistrikt  Tscherdyn      ...       14  (i 

Distrikt  Perm (J!(  33 

„         Süd-Werohüturje      .     .     185  33 

,         Nord-Werchnturje    .     .       24  31 

„         Süd-Jekaterinenburg    .3  19 

Im  Vergleich  zum  Jahre  1907  hat  die 
Platina-Ausbeute  um  30  Pud  28  Pfund  abge- 
nommen. Besondei's  stark  war  die  Abnahme 
in  dem  Distrikt  Süd-Werchoturje,  wo  185  Pud 
.•;3  Pfund  gegen  231  Pud  4  Pfund  Piatina 
gewonnen  wui-den,  mithin  45  Pud  11  Pfund 
weniger  als  im  Vorjahre.  In  diesem  Bezirk 
weisen  die  Piatinaminen  in  Nislin^'-Tm-in  einen 
Rückgang  in  der  Ausbeute  auf,  wo  die  Gruben 
der  „Anonymen  Platina-lndustrie-Gesellschaft" 
konzentriert  sind  und  im  Jahi-e  1908 :  140  Pud 
26  Pfund  Piatina  gegen  170  Pud  25  Pfund 
im  Jahre  1907  gewonnen  wurden.  Eine  ge- 
ringere Ausbeute  hatten  auch  die  Gruben  der 


Xishnc-Tagilsker  AVerke,  wo  1908  40  Pud 
24  Pfund  gegen  54  Pud  18  Pfund  Piatina  im 
Jahre  1907  gefördert  wurden.  Im  benachbarten 
Distrikt  Nord-Werchoturje  hat  dagegen  die 
Platina-Ausbeute  im  Jahre  1908  um  8  l^ld 
16  Pfund  zugenommen.  Diese  Steigerung  dürfte 
mit  den  neuen  Vorrichtungen  im  dortigen  Berg- 
werk und  der  Verstärkung  der  Arbeiten  auf 
dem  Nikolae-Pawdin-Gut  von  "Worobjcw  zu- 
sammenhängen. Im  Permschen  Distrikt  wurden 
in  den  Bergwerken  des  Grafen  Schuwalow 
69  Pud  33  Pfund  Piatina  gewonnen. 

Im  letzten  Jahrzehnt  sind  im  Ural  die  nach- 
stehenden Mengen  Piatina  gewonnen  worden: 

Pud    Pfund  Pud    Pfund 

1898  367    13       1904   306     9 

1899  364    —       1905   319    32 
19U0   310    28       1906   352    26 

1901  388    39       1907   328    33 

1902  374    23       1908   298     4 

1903  366    35 

Das  Jahr  1908  wies  al.so  die  bisher  ge- 
ringste Ausbeute  an  Piatina  auf;  im  Vergleich 
zur  durchschnittlichen  Jahresausbeute  in  dem 
letzten  Dezennium  ist  die  Ausbeute  1908  um 
49  Pud  35  Pfund  geringer  gewesen. 


Massnahmen  zur  Hebung  der  Platina-Industrie 


bezweckt  eine  Eingabe  des  Ministeriums  für 
Handel  und  Gewerbe  an  den  Ministerkonseil. 
Das  ^linisterium  hältf  nachstehende  Maßnahmen 
zu  diesem  Zweck  für  geboten: 

1.  Die  Ausfuhr  von  ungereinigtem  Piatina 
(Rohpiatina)  ins  Ausland  zu  verbieten,  hierbei 
dem  Minister  für  Handel  und  Gewerl>e  die  Fest- 
setzung des  Termins  des  Inkrafttretens  dieses 
Verbots  mit  der  Bedingung  anhoimzustcllcn, 
daß  zu  dem  betreffenden  Zeitpunkt  das  ganze 
(Quantum  des  gewonnenen  Rohpiatina  in  den  im 
Reiche  zur  Säuberung  von  Platina  eingerichte- 
ten Laboratorien  ausgearbeitet  werden  könne. 

2.  Den  Minister  für  Handel  und  Gewerbe 
zu  bevollmächtigen,  in  den  gesetzgebenden 
Körperschaften  die  Gründung  eines  Labora- 
loriiuns  für  Platinaraffinieiimg  aus  Krons- 
mitteln zu  beantragen,  falls  es  sich  erweisen 
sollte,  daß  die  Privatanstallen  dieser  Art  zur 
Umarbeitung  dei-  Gesamtmenge  des  ziitage  ge- 
förderten Piatina  nicht  ausreichen. 


3.  Den  Platinaindusiriollen  die  Möglichkeit 
zu  bieten,  aus  der  Reichsbank  Darlehen  auf  ihr 
Piatina  unter  möglichst  erleichterten  l^din- 
gungen  zu  erhalten,  in  der  Art,  wie  die  Dar- 
lehen auf  Schleichgold;  ebenso  auch  Darlehen 
als  Betriebskapital  entweder  direkt  von  der 
Krone  zu  empfangen  oder  als  Vermittler  die 
Kleüikredit-Anstalten  zu  diesem  Zweck  heran- 
zuziehen. Die  Bedingungen  für  diese  Darlehns- 
operaiioncn  wären  vom  Konseil  der  Reichs- 
bank des  näheren  zu  fixieren. 

4.  Regeln  über  den  Verkauf,  Kauf  und 
Aufbewahrung  von  Rohpiatina  festzulegen 
oder  aber  ein  vereinfachtes  Kontrollverfahren 
über  die  Gewinnung  und  den  A'ertrieb  von 
Piatina  einzuftihren. 

5.  Im  Falle  der  Genehmigung  der  aufge- 
zählten Regeln  liinsichtlich  der  Gewinnung  von 
Piatina  und  des  Handels  mit  diesem  Metall, 
Strafmaße  für  die  A'erletzung  dieser  Regeln 
festzusetzen. 


155 


Finnland 


156 


Finnland. 

Areal  373  604  qkm.  —  3  050  000  Einw.  —  S  per  Quadratkilometer. 


Das  Großfürstentum  Finnland  ist  seit  1809 
dem  russischen  Kaiserreiche  als  untrennbarer 
Teil  einverleibt,  besitzt  aber  für  seine  inneren 
Angelegenheiten  besondere  Rechte  und  eine 
eigene  Gesetzgebung.  —  Die  neue  Landtags- 
ordnung datiert  vom  20.  Juli  1906.  Hiernach 
besteht  die  Kammer  aus  200  auf  5  Jahre  ge- 
wählten Abgeordneten.  Das  Wahlrecht  ist  all- 
gemein, der  "Wahlmodus  der  direkte  und  ge- 
heime. AVahlberechtigt  sind  alle  Bürger  — 
auch  Frauen  —  vom  24.  Jahre  an.  Der  finnische 
Senat  (mit  dem  vom  Kaiser  ernannten  General- 
gouverneur als  Vorsitzenden)  steht  an  der 
Spitze  der  innei'en  Verwaltxmg. 

Bei  Drucklegung  dieses  Buches  wurde  eine 
Gesetzvorlage  in  die  Duma  eingebracht,  wo- 
durch die  staatsrechtlichen  Verhältnisse  in 
Finnland  verändert  werden.  Die  Finnländer 
sträuben  sich  mit  aller  Macht  gegen  das  neue 
Gesetz,  aber  aller  AVahrscheinlicliteit  nach 
wird  das  Gesetz  angenommen  werden. 

Die  früher  zu  Schweden  gehörigen  und 
durch  den  Vertrag  vom  5.17.  September  1809 
mit  Rußland  vereinigten  Gouvernements  des 
Großfürstentums  Finnland  haben  die  schwedi- 
schen Gesetze  insbesondere  auf  dem  Gebiete  des 
Zi\'ilrechts  beiljehalten.  Als  Grundlage  des 
Zivil-  und  Handelsrechts  ist  noch  jetzt  in  Finn- 
land das  schwedische  Gesetz  vom  Jahre  1734 
in  Geltung,  welches  nach  Artikel  19  des  Älani- 
festes  vom  31.  Dezember  1811  auf  das  Gouver- 
nement "Wj-borg,  das  sogenannte  alte  Finn- 
land, ausgedehnt  wurde.  Dieses  Ge.-5etz  ist  auf 
Allerhöchsten  Befehl  im  Jahre  1824  in 
St.  Petersburg  \inter  dem  Titel:  „Das 
schwedische  Gesetz,  angenommen  auf  dem 
Reichstage  vom  JaJire  1734  und  von  Sr.  Kaiser- 
liehen Majestät  für  das  Großfürstentum  Finn- 


land bestätigt"  in  schwedischer  und  russischer 
Sprache  herausgegeben  worden.  Dieses 
schwedische  Gesetz  besteht  aus  neun  Teilen, 
von  denen  der  fünfte  das  Handelsgesetzbuch 
enthält.  Im  Jahre  1827  ist  .sodann  auf  Aller- 
höchsten Befehl  eine  Ergänzung  zu  diesem  Ge- 
setze ebenfalls  in  schwedischer  Sprache  ver- 
öffentlicht worden,  in  welcher  alle  neuen  Ge- 
setze, die  seit  der  Publikation  des  Haupt- 
werkes ergangen  sind,  ihren  Platz  gefunden 
haben. 

Diese  offiziellen  Ausgaben  sind  bedauer- 
licherweise nicht  wiederholt  worden  und  sind 
daher  im  Buchhandel  nicht  zu  haben.  Gleich- 
falls eine  bibliographLsche  Seltenheit  sind  die 
offiziellen  Ausgaben  der  späteren  ergänzenden 
Gesetze,  welche  seit  Vereinigung  Finnlands  mit 
dem  russischen  Reich,  und  zwar  seit  dem 
Traktat  von  Friedrichsham  vom  5.  17.  Septem- 
ber 1809  erlassen  wurden  und  oft,  außer  in 
der  schwedischen  und  russischen,  auch  in  an- 
deren fremden  Sprachen,  z.  B.  in  französischer 
Sprache  zur  ^'eröffentlichung  gelangt  sind. 

Mit  dem  Jahre  1821  begann  das  Erscheinen 
einer  fortlaufenden  Gesetzessammlung  imter 
der  Bezeichnung  ,, Sämling  of  Placater"  für 
die  Gesetze  und  eine  ,, Sämling  of  Bref"  für  die 
Reskripte,  Verfügungen  usw.  der  Regierung. 
Von  der  ersten  Sammlung  sind  bis  zum  Jahre 
1862  17  und  von  der  zweiten  6  Bände  er- 
schienen. 

Seit  dem  Jahre  186U  wird  zufolge  Aller- 
höchster Anordnung  vom  28.  November  1859 
vom  finnländischen  Senat  eine  „Sammlung  der 
Regierungsanordmingen  für  das  Großfürsten- 
tum Finnland"  (Storfurstendömet  P^innlajids, 
Förfothnings-Samling)  in  schwedischer,  finni- 
scher und  russischer  Sprache  hei-ausgegeben. 


157 


Finnland. 


158 


Flächeninhalt  der  Distrikte  mit  inneren  Ge- 
wässern*) und  BeTÖlkernng. 


Gouvernements 


qkm 


BeTtlberung  per  qkii 


Abo-Björneborg  . 
Kuoj>io  .... 
Nyland  .... 
8t  Michel  .  .  . 
Tuwastehus  .  . 
Uleaborg      .     .     . 

Wasa 

Wiborg    .... 


24  171 

42  730 
11872 
22  840 
21  584 

165  641 
41711 

43  055 


484  879 

21 

326  023 

'J 

350  153 

31 

194  809 

12 

329  763 

19 

308  454 

1 

493  468 

13 

487  255 

16 

zusammen    '  373  604    '  2  974  804 

Bevölkernng  Finnlands. 


,   ^      IStädtisch.'  Ländliche     Gps.amtlje-  i     _,..  I     „ 

■'"t"'   iBevölker.j  BevOIker.     vülkeining       Manner     |     Frauen 


1903 
1904 
1905 
1906 
1907 


370  950  2  445  348 
383  837  I  2  473  201 
398  797  12  493  291 
410  807  I  2  523  049 
425  087    2  549  717 


2  816  298 
2  857  038 
2  892  088 
2  933  856 
2  974  804 


1  395  777 
1  417  229 
1  435  073 
1  456  478 
1477  231 


1420  521 
1  439  809 
1457  015 
1477  373 
1  497  578 


Am   Schluß   des  Jahres   1909   bestand   die 
Bevölkerung  aus 

2  352  990  Finnen, 
349  733  Schweden, 
5  939   Russen, 
1925   Deutschen, 
1  336   Lappen, 
639   Andere. 
Der  Konfession  nach  gliederte  sieh  die  Be- 
völkerung Ende  1900  wie  folgt: 


Auf  die  inneren  GewUsser  küim 


47  82!)  qkm. 


2  662  1 71   Lutheraner, 

46  j66   Griechisch-orthodox  und 
Easkolniken, 
755   Eömisch-katholiscli, 
3  170  Baptisten  usw. 

Die    liauptsächlichsten    Städte    hatten    im 
Jahre  1907  folgende  Bevölkerungsziffern : 

llelsingfoi-s  (mit  Svcaborg)     .  130  844 

Abo 46  637 

Tammerfors 43  696 

Wiborg 33  175 

Uleaborg 18  398 

Rjörneborg 16  602 

Niljolaistad  (Wasa)      .     .     .     .  19  532 

Kuopio 14  864 

Die     Bevölkerungsbewegung     der     letzten 
Jahre  war  folgende. 


Jahre        Heiraten     I    Geburten        Todesfälle 


1903 

17  654 

85  120 

49  992 

35  128 

1904 

18  646 

90  253 

50  227 

40  026 

1905 

18  632 

87  841 

52  773 

35  068 

1906 

19  937 

91401 

50857 

40  544 

1907 

20  266 

92  457 

53  028 

39  429 

Sowohl  bei  den  Geburts-  wie  bei  den  Sterbe- 
ziffern sind  die  Totgeburten  nicht  mitgerechnet., 
die  im  Jahre  1907  2181  oder  2,3 »/o  der  Gcsamtr 
geburtsziffer  ausmachten. 

Die  Auswanderung  schwankte  in  den  Jahren 
1902  bis  1907  zwischen  11000  und  23  000,  so 
daß  mit  einer  gegenwärtigen  jäiirlichcn  Zu- 
nahme der  Bevölkerung  von  etwa  20  000  bis 
30000  zu  rechnen  ist. 


159 


Finnland. 


160 


Wirtschaftliche  Lage  und  Aussenhandel  Fiimlauds  1909. 


A\'ie  die  finnjändische  Zeitschrift, ,Merca1or" 
vermerkt,  begann  für  das  wirtschaftliche  Leben 
tlnnlands  das  Jahr  1909  unter  recht  ungün- 
stigen Auspizien.  Die  Lage  war  auf  den  meisten 
wirtschaftlichen  Gebieten  eine  gedrückte.  Das 
Jahr  1909  wies  schließlich  eine  langsame  Ver- 
änderung ziun  Besseren  auf.  Die  bei  Beginn 
1909  verschärfte  Geldlage  hat  sich  allmählich 
und  zwar  ziun  großen  Teil  infolge  der  Acqui- 
sition  ausländischen  Kapitals  leichter  gestaltet. 
An  ausländischen  Anleihen  sind  im  ganzen 
etwas  über  100  Mill.  M.  dem  Lande  zugeführt 
worden.  Die  Holzwarenindustrie,  die  bekannt- 
lich den  wichtigsten  Faktor  in  dem  wirtscliaft- 
lichen  Leben  Finnlands  darstellt,  hat  sich  infolge 
der  steigenden  Konjunkturen  auf  dem  Export' 


markt  im  Laufe  des  Jahres  bedeutend  erholt, 
und  die  in  den  letzten  Monaten  1909  erzielten 
Preise  versprechen,  wenn  auch  keine  glänzende, 
so  doch  eine  zu  Hoffnungen  berechtigende  Zu- 
kunft. Das  mittelgute  Endresultat  hat  auch 
zur  Stärkung  der  Lage  beigetragen,  so  daß  die 
wirtschaftliche  Lage  am  Jahresschluß  im 
großen  und  ganzen  als  zufriedenstellend  be- 
trachtet werden  kann. 

Nach  der  offiziellen  fiimländischenHandels- 
statistik  stellte  sich  die  Ein-  und  Ausfuhr  Pinn- 
lands in  den  wichtigsten  "Waren  in  den  letzten 
Jahren  wie  folgt  (die  nachfolgenden  Zahlen  be- 
deuten, wenn  nichts  ander&s  zugesetzt  ist, 
Mengen  in  kg) : 


Fleisch  und  Speck,  frisch 

Desgl.  gesalzen,  geräuchert  oder  gedörrt   .     .     .     . 

Eier 

Heringe,  gesalzen 

Hafer 

Gerste 

Roggen      

Mais 

Reis 

Weizenmehl 

Roggenmehl 

Malz 

Hafergrütze 

Weizengrütze 

Gerstengrütze 

Kartoffelmehl 

Erbsen  

Kartoffeln 

Gemüse  undKüchengewächse.frisch  und  getrocknet 

Apfelsinen  und  Pomeranzen 

Aepfel 

Rosinen  und  Korinthen 

Kaffee 

Rohzucker 

Tabak,  umgearbeiteter  in  Blättern 

Nicht  moussierender  Wein  in  Fässern 

Knochenmehl 


2  466  029 

4  788  826 

35  676  733  Stück 

6  051194 
10138  493 

9  603  543 
61  781  458 

5  315  053 
8  197  765 

85  701  254 
137  128  971 

6  153  785 
2  605  679 

2  762  845 
5  602  087 

3  282  228 
2  433  038 

7  199  892 

2  653  388 
1  085  724 

3  627  993 
1649  619 

13  157  711 
38  805  008 

3  809  670 

1  587  526 
11  592  582 


2  357 

3  511 
37  015 

5  043 
13  907 

8  359 

56  279 

8  094 

8  093 

90  862 

128  263 

3  971 

3  534 

2  602 

6  211 

3  354 
2  693 

11781 
2  232 
1023 

2  287 
1250 

12  949 
40  494 

3  770 
1788 

10  955 


739 

885 

936  Stück 

585 

768 

721 

236 

788 

490 

574 

274 

190 

138 

721 

653 

745 

952 

624 

750 

427 

065 

663 

813 

210 

099 

108 

152 


1932143 
1  967  103 
32  565  487  Stüc!i 

5  796  433 
15115  924 

6  976  651 
59  119  194 
10  823  321 
10  905  234 
85  765  894 

150  958  855 


161 


Finnland. 


162 


Finnlands  Zuckereinfuhr  und  Bohzuckergewinnung. 


In  den.  finnJändischen  Zollvei-liaItni5;seu  des 
Russiscken  Byeiclis  mit  Finnland  ist  diirch  das 
Gesetz  vom  29.  Mai  1897  seit  der  Neuregelung 
im  Zuckerimport  eine  große  Veränderung  ein- 
getreten. Die  Einfuhr  von  Raffinade  begann 
abzunehmen,  wählend  der  Sandzuckerimport 
sich  steigerte.  Rußland  war  durch  die  ihm 
gewälirten  Vorzug.szölle  in  der  Lage,  andere 
Länder,  insbesondere  Deutschland,  von  dem 
finnländischen    Zuckermarkte    zu    verdrängen. 

Vom  Jahre  1898  bis  1904  war  die  Einfuhr 
von  ausländischem  Sandzucker  fast  vollständig 
von  dem  finnländischen  Zuckermarkte  ver- 
schwunden ;  sie  belief  sich  in  dieser  Periode 
jährlich  nui-  auf  einige  1000  kg.  Im  Jahre  1905 
war  die  Einfulir  von  Sandzucker  wieder  a\if 
857  t  gestiegen.  Daß  der  Import  von  Sand- 
zucker aus  anderen  Ländern  wieder  möglich 
gewesen  ist,  tix)tz  der  Zolldifferenz  von  14  finn. 
Mark  gegenüber  dem  russischen  Zucker,  ist 
wohl  auf  die  beschränkten  A'orräte  zurück- 
zuführen, die  sich  in  der  Zeit  auf  dem 
russischen  Mai-kte  ergaben  und  in  bedeutendem 
Maße  die  dortigen  Exportpreise  erhöhten.  In 
dem  darauf  folgenden  Jahi'e  1906  trat  im 
finnländischen  Zuckcrimport  ein  vorübergehend 
starker  Umschwung  ein ;  die  Einfuhr  von  Sand- 
zucker aus  Rußland  fiel  von  32  059  1  im 
Jiilu-e  1905  auf  16  979  im  Jalirc  1906,  während 
der  Import  aus  dem  Auslande  in  derselben 
Zeit  von  875  t  auf  18  344  t  liinaufging.  Dieser 
Rückgang  des  russischen  Zuckerimports  hing 
wohl  mit  der  bedriickrt/en  I^age  der  russischen 
Zuckerindustrie  sowie  mit  den  Arbeiterunruhen 
zusammen.  Nach  Angaben  der  finnländisclien 
Zollverwaltimg  kam  der  Preis  des  russischen 
Sandzuckers  im  Jahre  190(i  auf  36  Penni  für 
1  kg  gegen  25  Penni  im  Jahre  1903  und  26  Penni 
für  Zucker  ausländis(;her  Herkunft. 


Gleich  in  den  darauf  folgenden  Jaliren  ging 
jedoch  die  Einfuhr  von  Sandzuclvcr  aus  anderen 
Ländern  ständig  wieder  zurück,  imd  zwar: 

1907  auf  580  t 

1908  .  259  t 

1909  ,.   11  t 

während  Rußland   1909 :   M  016  t  importierte. 

Finnlands  Einfuhr  von  Raffinade  nimmt 
allmählich  und  ständig  ab.  Raffinade  wird 
fast  ausschließlich  nur  aus  Rußland  eingeführt. 

Gegenwärtig  wird  in  Finnland  für  die  Vei'- 
pflanzung  des  Runkelrübenbaus  und  die  Ein- 
richtung einer  speziellen  Rohzuckerfabrik 
Propaganda  gemacht.  Diese  Idee  nähert  sich 
anscheinend  ihrer  ^^erwu•klicllung.  Die  Raffi- 
nadenfabrik in  AVasa  hat  nämlich  ein  Land- 
stück von  zwei  Aktiengesellschaften  bei  der 
Stadt  Raumo  im  südwestlichen  Finnland  füi- 
Fabrikbauten  gepachtet,  imd  diesen  den  Vor- 
schlag gemacht,  Runkelrüben  von  ihren  großen 
Besitzungen  für  die  projektierte  Sandzucker- 
fabrik zu  liefern.  Die  Vcrtxeter  dieser  beiden 
Aktiengesellschaften  haben  kürzlicli  eine  Kon- 
ferenz in  dieser  Frage  in  Helsingfors  gehabt. 
Nach  Angaben  der  finnländischen  Presse  gilt 
dieser  Rayon  als  sehr  geeignet  für  den  Runkel- 
rübenbau. Wenn  erst  dort  der  Rül>en1:)au  sich 
entwiclceln  wird,  so  dürfte  dies  ohne  Zweifel 
einen  Anstoß  zur  weiteron  Entwicklung  dieses 
neuen  Zweiges  der  Landwirtschaft  in  Knnland 
geben.  Auch  auf  anderen  lienachbarten  Gütern 
lieginnt  man  sich  mit  dem  Rübenbau  zu  be- 
schäftigen. Die  dortige  Presse  legt  diesem 
neuen  Unternehmen  sehr  große  Bedeutung  bei. 
und  zwai-  um  so  mehr,  als  die  Preise  für 
Sandzucker  gegenwärtig  bis  zu  einer  noch  nicht 
dageweseneu  Höhe  gesteigert  worden  sind 


163 


Finnland. 


164 


Aussenhandel  Finnlands  1909. 


In  der  E  i  u  f  u  ii  r  Finnlands  zeigt  e  sich  seit 
dem  Jahre  1906  tei  den  Konsumaitikeln 
eine  starke  Steigerung.  Im  Jahre  1!)09  liielt 
sich  dieser  Imjjort  aufrecht,  wälirend  der  Handel 
sonst  bis  in  den  Herbst  hinein  darniederlag. 
Dies  trifft  in  erster  Linie  auf  Getreide, 
Kaffee  und  Zucker  zu. 

Von  Getreide  führte  Finnland  ein: 


Getreide  .... 
Roggen  .  .  .  . 
Mehl  und  Graupen 
AVeizenmehl  .  .  . 
Koggenmehl  .     .     . 


1908: 
95  138  t 
56  279  t 

236  222  t 
90  863  t 

128  341  t 


1909: 

103  165  t 

59  119  t 

254  467  t 

85  766  t 

150  959  t 


Der  Kaffeeimport,  der  in  den  letzten 
Jahren  zugenommen  hatte,  ist  1909  weiter  in 
die  Höhe  gegangen  und  wies  gegen  1908  ein 
Mehr  von  745  t  auf.  Besondere  Aufmerksam- 
keit hat  der  Rohz  ucker  import  erregt. 
Die  russischen  Eohzuckerfabrikanten,  die  beim 
Import   nach    Finnland   Zollvorteile   genießen. 


haben  diese  durch  Trustbildung  und  von  der 
russischen  Regierung  unterstützt  möglichst 
auszunutzen  gesucht.  Die  finnischen  Zucker- 
raffinadenfabriken hatten  sich  dagegen  vor 
Eintritt  der  erwarteten  Preissteigerung  mit 
dem  größtmöglichen  Quantum  Rohware  ver- 
sehen wollen,  was  einen  stark  A-ermehrten  Im- 
port zur  Folge  hatte.  Der  Rohzuekerimport  ist 
daher  im  Jahre  1909  nicht  weniger  als  ca.  4000  t 
höher  gewesen  als  im  vorhergegangenen  Jahre. 
Der  Import  von  unbearbeitetem  Tabak 
war  nur  imbedeutend  niedriger.  Der  Import 
von  Häuten  ist  gestie^-en,  während  der  von 
fertigem  Schuhwerk  geringer  war.  Der 
AVoll-  und  Shoddy  import  hat  etwas  ab- 
genommen. Der  Baumwollimport  war 
iiuerst  etwas  niedriger,  hat  jedoch  in  den  letzten 
Monaten  zugenommen.  Der  Import  in  Flachs 
und  Werg,  Lumpen,  W  o  1 1  e  n  g  a  r  n  , 
Baumwollengeweben,  Wollenge- 
■weben  und  Kleidern  war  schwächer. 


Infolge  der  Zunahme  im  Verbrauch  von 
Zeitungspapier,  Ijesonders  in  Großbritannien 
und  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika, 
bessert  sich  die  Konjunlvtur  des  Papiermarktes, 
wenn  auch  nur  langsam.  Der  iiLssische  Markt, 
der  die  finnischen  Fabrikanten  am  meisten  in- 
teressiert, bessert  sich  auch,  und  speziell  gi'aues 
Packpapier  erfreut  sich  einer  guten  Nachfrag'e. 
Ebenso  hat  Zeitungspapier  einen  guten  Absatz 
im  russischen  Reich.  Infolgedessen  beginnen 
die  finnischen  Fabriken  schon  ihre  Preise  zu 
steigern,  allerdings  einstweilen  in  bescheidenem 
Maße. 

Da  gegenwärtig  eine  Vereinbarung  zwischen 
den  skandinavischen  imd  finnischen  Fabri- 
kanten von  grauem  Papier,  d.  h.  Packpapier  und 
Pappe,  erzielt  worden  ist,  so  kann  man  mit 
einem  erhöhten  Preise  für  diese  Papiersorten 
als  Tatsache  rechnen.  Die  Fabriken  verlangen 
ischon  für  alle  Sorten  Papier  höhere  Preise,  da 
sie  glauben,  daß  die  Kon.sumenten  infolge  der 
Verteuerung  fast  aller  Gegenstände  jetzt  für 
eine  Steigerung  der  Preise  für  Papier  vor- 
bereitet sein  dürften.    Außerdem  berufen  sie 


Das  Papiergeschäft  in  Finnland. 

sich  auf  die  Steigerung  der  Holzpreise  und 
der  Arbeitslöhne  und  erklären,  daß  es  nicht 
möglich  sei,  Bestellungen  zu  den  in  den  letzten 
zwei  Jahren  üblich  gewe.«enen  Preisen  zu  über- 
nehmen. In  den  hieran  interessierten  Kreisen 
spricht  man  davon,  daß  die  von  den  skandi- 
navischen und  finnischen  Verbänden  der  Papier- 
fabriken getroffenen  Maßnahmen  sclvon  Erfolg 
gehabt  haben,  und  daß  einige  Abschlüsse  nach 
Rußland  und  ins  Ausland  zu  etwas  höheren 
Preisen  zustande  gekommen  sind.  Die  Fabri- 
kanten hoffen,  daß  die  Konjunktur  bald  noch 
bosser   werden   wird. 


Die  Verbesserung  des  Papiergeschäfts 
wirkte  auch  auf  die  Zelltüose-Industrie ;  so 
sind  die  letzten  Kontrakte  auf  Zellulose  zum 
Preise  von  7  £  12  sh  6  d  pro  Tonne  fob 
finnischen  Hafen  gegen  7  £  tind  7  £  5  sh  im 
vorigen  Jahre  abgeschlossen  worden.  Die 
Zellulose-  und  Holzma.ssefabriken  erwarten 
noch  eine  weitere  lies.-wi'ung  der  Konjunktur 
und  werden  wahrscheinlich  wohl  noch  nielir 
ihre  Preise  in  die  Höhe  treiben. 


165 


Finnland. 


166 


Wald-  und  Holzwirtschaft  Finnlands. 


Seit  langer  Zeit  ist  der  Waldreicitum 
Finnlands  berühmt,  und  der  Wert  desselben 
steigert  sich  noch  immer  mehr  dadurch,  daß 
die  Wald-  und  Holzvorräte,  l)esonders  an 
dickem  Stammholz,  in  den  nahen  Holzexport- 
liLndem  Norwegen  und  Schweden  allmählich 
auf  die  Neige  gehen,  wogegen  die  Nachfrage 
nacli  Holzmaterial  von  selten  Englands, 
Deutschlands  xind  anderer  holzverbrauchender 
Staaten  fortfährt  immer  größer  zu  werden. 

Die  Wälder  im  nördlichen  Teile  Finnlands 
sind  noch  ziemlich  unberührt,  und  eine  intensive 
Waldwii-tscJiaft  kann  hier  noch  Großes  bieten. 
Ungeachtet  der  verhältnismäßig  gering-en 
Fläche  hat  Finnland  im  Jahi-e  1909  für  50  Mill. 
Ihibel  Holz  exportiert;  die  jährliche  Produktion 
an  gesägtem  Holz  beträgt  üljer  600  000  Stämme. 
In  etwas  schlechterer  Lage  befindet  sich  der 
Export  von  Holzmasse  und  Papier,  was  auf 
den  noch  ziemlich  geringen  Bedarf  Rußlands 
an  diesen  Artikeln  ziuückzufüliren  ist.  — 

Um  die  Entwicklung  der  Holzindustrie  zu 
fördern,  wurde  eine  Eeilie  von  Holz- 
bearbeitungswerken gegründet.  Der  Exportzoll 
auf  Kleinholz  und  Papiermasse  ^vu^de  zuerst 
auf   7   Kopeken   per  Kubikmeter   festgestellt; 


seit  einem  Jahre  ist  er  aljer  auf  30  Kopeken 
erhöht  worden. 

Die  Waldwirtschaft  Finnlaaids  wird  noch 
lange  Zeit  einen  sehr  wichtigen  Falvtor  im 
Wirtschaftsleben  der  Bevölkerung  spielen,  denn 
auch  die  ausländischen  Geldgeljer  erzielen  im 
finnländischen  Holzgeschäfte  einen  sehr 
schönen  Gewinn. 

Die  gi-ößten  und  besteingerichteten 
Fabriken  liegen  am  Flusse  Kem  im  nord- 
östlichen Teile  des  Bottischen  Meerbusens  und 
bei  Kotka  am  Flusse  Kimmene. 

Diese  Fabriken  sind  alle  aus  privater 
Initiative  entstanden,  während  die  Krone,  die 
über  13  Millionen  Hektar  Wald  verfügt,  das 
Fällen  und  Bearbeiten  dem  Meistbietenden 
überträgt.  In  den  Kronwäldem  werden  jährlich 
ca.  2,2  Millionen  Bäume  zum  Schlagen  abge- 
geben. Die  Einnahmen  aus  den  Kronwaldungen 
betrugen  1901  1  MUl.  Rbl.,  1906  2V2  Mill.  Rbl. 
und  1909  3,2  Mill.  Rbl.  Die  Waldwirtschaft 
in  den  Kronwäldem  ist  in  den  letzten  Jahren 
auf  rationellen  Boden  gestellt  worden,  und  es 
wird  der  Bepflanzung  der  ausgehauenen  Wald- 
strecken mit  jungem  Nachwuchs  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  geschenkt. 


Finnlands  Ausfuhr  von  Meiereierzeusnissen. 


Im  Jahre  1909  entfielen  von  der  Gesamt- 
ausfuhr von  Meiereicrzcugnissen  im  Werte 
von  35,9  Mill.  finn.  M.  auf  Butter  in  Fässern 
30,9  Millionen,  was  der  Ausfulir  des  Vorjahres 
gleichkommt.  Die  Menge  der  exportierten  .Ware 
war  geringer  als  früher,  vind  zwar  117  800  dz 
gegen  121 675  dz,  woljei  die  Verminderung 
namentlich  England  betrifft,  dann  aber  auch 
Dänemark  (Kopenhagen  als  Dui'chfulirplatz 
für  England)  sowie  Deutschland  (1947  dz 
Butter  in  Fässern  gegen  2207  dz  im  Vorjahr) 
und  Schweden.  Nach  Deutschland  ging  dafür 
mehr  Butter  in  anderen  Gefäßen,  nämlich 
579  dz  gegen  281  dz  im  \'orjalire.  Der  Aus- 
fall bei  der  in  England  auf  den  Markt  ge- 
brachten Menge  wurde  indessen  durch  den 
höheren  Preis,  besonders  im  Frühjahr,  auf- 
gewogen. 


Wegen  der  strengen  gesetzlichen  Be- 
stimmungen gegen  die  Einfuhr  von  Butter,  die 
einen  zu  großen  Wassergehalt  (über  16  "/o)  hat, 
finden  genaue  Untei-suchimgen  der  finnischen 
Butter  statt.  In  Hajigö,  dem  Sammelplatze 
für  die  Butterausfuhr,  befindet  sich  zu  diesem 
Zweck  ein  staatliches  Laboratorium.  Nach 
dem  Ergebnisse  der  Untersuchungen  für 
mehrere  Jahre  ist  durchschnittlich  ein  Wasser- 
gehalt von  14  o/o  nicht  erreicht  worden.  In 
Hangö  sind  gegen  Ende  des  Jahres  1908  neue 
große  Lagerräiune  für  Butter  eröffnet  worden. 
Zum  Zwecke  der  Sicherung  der  Ausfuhi-  nach 
England  hat  m.an  beschlossen,  in  englischen 
Städten  Ausstellungen  finnischer  Butter  zu 
veranstalten  und  für  diese  Butter  eine  gi>.mein- 
schaftlichc.  für  Finnland  charakteristische 
Handelsnuuke  einzufülu'en.    Zu  bemerken  ist. 


167 


Finnland. 


daß  neben  Dänemark  neuertlin^  auch  Schweden 
als  starker  Konkurreait  in  dieser  "Ware  auf 
dem  eixglischen  Mai-kt  auftritt  imd  —  wie 
Dänemark  —  oft  etwas  bessere  Preise  erzielt 
als  Finnland. 

In  früherer  Zeit  spielte  der  St.  Petere- 
burger  Markt  eine  nicht  unwichtige  Rolle  für 
den  Absatz  finnischer  Butter,  doch  nahm  dieser 
ab  infolge  größerer  Verluste,  die  den  Expor- 
teuren durch  UnZuverlässigkeit  russischer 
Hä.ndler  erwuchsen.  Es  ist  nun  darauf  hin- 
gewiesen worden,  daß  nach  Besserung  der 
dortigen  Handelsverhältnisse  auf  diesem  bis- 
her versäumten,  recht  bedeutenden  Markt  bis- 
weilen höhere  Preise  erzielt  werden  können 
als  in  London,  wie  denn  auch  die  finnische 
Milch  gegen wäj'tig  guten  Absatz  dort  findet. 
Im  Jahre  1909  wurden  nach  Rußland,  und  zwar 
meist  nach  St.  Petersburg,  68  206  dz  Milch 
aus  Finnland   ausgeführt  (59  940  dz  im  Vor- 


jahre) ;    an    Käse   gelangten    dorthin    7140    dz 

(8298). 

Die  Meiei-eivereine  in.  Fiimland  haben  im 
Jahre  1908  zur  Wahrung  ihrer  Interessen  einen 
Zentralverband  gegTündet. 

An  Meiereien,  die  mindestens  500  kg  Butter 
und  Käse  herstellen,  gab  es  nach  einer  jüngst 
veröffentlichten  Statistik  im  Jahre  1907:  751, 
wovon  240  einzelne  Personen,  115  Aktien- 
gesellschaften imd  396  Cienossenschaften  ge- 
hörten, woraus  die  weite  Verbreitung  der 
letzteren  ersichtlich  ist.  290  Meiereien  ^vurden 
mit  Dampfkraft,  121  mit  Pferdekraft  und  31 
mit  "Wasserkraft  betrieben.  In  Abo  und  Björne- 
borg wurde  durchschnittlich  am  meisten 
Butter  hergestellt;  sodann  in  Tavastehus. 
am  wenigsten  in  "Wiborg.  Käse  wurde  in 
81  Meiereien  bereitet.  In  741  Meiereien  wurden 
zusammen  121  682,32  dz  Butter  hergestellt. 


169 


Sibirien  und  sonstigres  Russisch-Asien. 


170 


Sibirien. 


Unter  dem  Namen  Sibirien  vei-steht  man 
im  allgemeinen  alle  asiatiscJien  Besitzungen 
Rußlands  mit  Ausnalimc  des  Kaukasus  und 
Mittelasiens. 

Sibirien  nimmt  ein  Gebiet  von  11840  620 
Quadratwerst  ein,  das  IV2  mal  größer  ist  als 
Europa,  2V2  mal  größer  als  das  europäische 
Rußland,  und  das  fast  den  vierten  Teil  von  ganz 
Asien   ausmacht. 

Sibirien  erstreckt  sich  von  Westen  nach 
Osten,  vom  Uralgebirge  bis  zum  Großen  Ozean, 
in  einer  Längsausdeknung  von  fast  8000  Werst 
— ■  von  NordejL  nach  Süden  —  vom  Eismeer  bis 
zui-  cliinesischen  Grenze  sind  es  ungefähr 
4000  Werst.  —  Sibirien  zerfällt  in.  West-  und 
Ostsibirien.  Westsibii"ien  oder  die  west- 
sibirisclie  Tiefebene  erstreckt  sich  vom  Ural 
bis  zTim  Flusse  Jenissei,  ca.  1500  Werst  weit; 
diese  Tiefebene  bildet  ein  Ganzes  mit  der  mittel- 
asiatischen Tiefebene,  angefangen  von  der 
persischen  und  afghanischen  Grenze. 

Ostsibirien  ist  im  ganzen  genommen  eben- 
falls ziemliclics  Flachland,  aber  keine  Tief- 
ebene. l*]s  wird  von  verecJiiedenen,  zum  Teil 
reclit  hohen  Gebirgssystemcn  diirchzogen  —  die 
bis  über  1150  m  hocli  sind. 

iDer  nördlicJie  Teil  der  Avastsibiiischen  Tief- 
ebene bis  zum  pjismeer  wird  von  Tundren 
eingenommen,  südlicher  kommen  Fichtenwälder 
und    noch    weiter    südlich    die    Steppe. 

Die  1'uiidi'en  sind  im  Sommer  mit  ganz 
niediigem  Moos  bedeckt  - —  hin  und  wieder 
trifft  man  kleinere  Grasinseln,  die  von  Seen 
durclisetzt  und  von  vielen  Flüssen  durchzogeji 
werden.  Kleine  verkrüppelte  Zwergbirken  und 
Tannen  vervollständigen  das  monotone,  ti'au- 
rige  Bild,  das  im  Winter  unter  der  Eis-  und 
Schneedecke  eine  ioie.  Tausende  von  Qiiadrat- 
werst   große   Wüste   darsiellt. 

Bewässert  wii-d  Sibirien  durcli  grandiose 
Flüsse,  deren  Lauf  aber  sclir  ungünstig  ist. 
I>ie  Bassins  der  einzelnen  Flüsse  sind  riesig 
groß.    Der   0  b   hat  ein   Bassin   von   2  594 112 


Quadratwerst,  der  Jenissei  von  2  241 590, 
die  Lena  von  2  092  270,  der  I  r  t  y  s  c  h  von 
877  855,  der  Amur  von  880  547  Quadratwerst. 

Der  längste  und  wasserreicliste  Fluß,  die 
Lena,  hat  eine  Länge  von  4500  Werst.  Ihre 
Nebenflüsse,  der  Aldan,  Witim  und  Olekma, 
sind  ilixerseits  jeder  an  2000  Werst  lang. 

Alle  diese  riesigen  PTüsse  sind  aber  für 
die  Entwicklung  Sibiriens  in  jeder  Hinsicht 
nicht  sehr  vorteilhaft;  sie  fließen  ins  Eismeer, 
das  entweder  mit  Eis  bedeckt  oder  durch  e^\'igc 
Nebel  einer  regelrechten  Sclüffalirt  luizugäng- 
licJi  ist.  Auch  die  Flüsse  selbst  sind  —  be- 
sonders im  Unterlauf  —  beinahe  acht  ]\lonat<^ 
des  Jahi'es  von  Eis  bedeckt  iind  sind  daher 
als  ^'erkehrswege  fast  nur  von  lokaler  Be- 
deutung. 

Flora:  Dank  der  geograpliischen  Lage 
Sibiriens  ^st  die  Flora  recJit  vei-schiedenartig. 
\'on  Moos  und  Flecliten  der  Tundren  nac-h 
Süden  kommt  man  zu  der  Taig^a,  dem  Ui"wald 
Sibiriens,  der  aus  Tannen  besteht,  süd- 
liclier  aus  Fichten.  Die  Taiga  liat  wenig  Gras- 
wuchs, sie  ist  bedeckt  von  Sümpfen  und  Torf- 
mooren. In  der  Taiga  gibt  es  keine  Insekten, 
daher  auch  keine  ^'ögel ;  deshalb  ist  eine  Haupt- 
cigens'cliaft  der  sibirischen  Taiga  —  eine  stet;- 
Stille,  die  sieli  lähmend  auf  jedes  lebendige 
AYesen  legt. 

Im  Süden  der  Taiga  nimmt  die  Flora  schon 
ein  etwas  freimdlichei^es  Aussehen  an ;  Fichten, 
Tannen,  Pappeln  und  Zedern.  —  Die  Zeder 
bildet  den  Ginindstock  der  sibirischen  Wälder; 
sie  füi'chtet  weder  Wind  noch  A\'"etter.  Weiter 
nacli  Osten  zum  Stillen  Ozean  zu,  treten  neue 
Baumaj'ten  auf,  in  Transbaikalien  wäclist  der 
wilde  Apfel,  die  Berberitze,  der  Rhabai-ber, 
sogai-  der  Miuidelbaum,  Aprikosen  und  Kirschen 
gedeilien.  Im  Amiug-ebiet  wachsen  Nußbaum 
luid  Korkeiche.  Auch  tropisclie  Pfhuizcn,  wie 
Lianensorten  und  ■\\Tlder  "\^''ein,  kommen  gui 
fort.      Im     Ussarigebiet    gedeihen    Zypressen, 


171 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


172 


A^'einrebeai,    Linden    und    alle    Ai-toi    Frucht- 
liäurae. 

Klima.  Dank  dem  Eismeer  im  Norden 
und  den  Berg'en,  die  Sibirien  im  Süden  gegen 
die  waxmen  Winde  begi-enzen,  ist  das  Ivlima 
Sibiriens  kontinental  und  sein-  rauh.  Sehr 
empfindlieJie  Kontrakte  zwischen  Sommer  und 
Wintei',  stai'ker  Hitze  und  unerträgliclier 
Ivälte,  sclmeller  AYechsel  in  kurzer  Zeit 
zwisclien  heiß  und  kalt  lassen  die  Bezeichnung 
„rauh"  nui-  gerechtfertigt  erscheinen.  In  Ost- 
sibirien ist  der  AVinter  kalt,  trocken  und  fast 
völlig  windstill  mit  gleichbleibendem,  hohem 
Barometerstand,  da  die  umgebenden  Berge  den 
kalten  AVinden  ein  AVeitergehen  nicht  ge- 
statten. Tauwetter  im  AVinter  ist  in  ganz 
Sibiiien  völlig  unbekannt.  Diese  Kalt«  ist  aber 
bei  der  fast  völligen  AVindstille  niciht  so 
sclüimm,  und  Temperatui-en  bis  40"  Keaumür 
können  gut  ausgehalten  werden.  Niu'  die  \'er- 
pflegung  leidet,  da  alle  Vorräte  in  gefrorenem 
Zustande  aufbewalirt  werden  müssen.  Eier. 
Alilcli,  Fleisch,  Brot,  Kartoffeln,  Butter  usw., 
alles  ist  steinhart  gefroren,  hält  sich  aber  des- 
halb frisch  bis  in  den  Mai  hinein.  An  den 
Küsten  ist  das  Klima  viel  unangenelimer  und 
rauher,  weil  feuchter. 

Bevölkerung:  Nach  der  letzten  Schät- 
zung leben  in  Sibirien  ca.  14  Millionen  Alen- 
schen,  von  denen  über  s*  Russen  sind  —  die  Ein- 
geborenen  zählen   nur  ca.   3  Millionen. 

In  Mittel-  und  AVestsibirien  leben  fast  nur 
Russen,  nach  Norden  und  Osten  zu  steigt  der 
PiX)zentsatz  der  Eingeborenen. 

'Die  Ureinwohner  Sibiriens  zerfallen  der 
Sprache  nach  in  zwei  Hauptstämme :  die  Altai- 
stämme und  die  Palaeasiaten.  —  Zu  den  Altai- 
stämmen gehören  die  Finnen,  Samojeden,  Tjür- 
ken,  Mongolen  und  Tungusen,  die  sicli  wieder 
in  verschiedene  kleinere  Stämme  teilen.  Die 
Palaeasiaten  stellen  ein  Konglomerat  von  ver- 


schiedenen Volksstämmen  vor.    Zu  dem  finni- 
schen  \'olksstamm  werden  g-ezählt: 

Seelenzahl 

1.  Die    Ostjaken     im    Gouvernement 

Tobolsk  und  Tomsk ca.       17  200 

2.  Die  Wogulen  im  nördlichen  Teil  des 
Gouvernements  Tobolsk „  7  500 

3.  Die  Samojeden  bewohnen  die  nörd- 
lichsten Gegenden  Sibiriens      .     .     .    „  7  600 

4.  Die  Jakuten  im  Gebiet  Jakutsk     .    „       219  887 

5.  Tataren:   Im  Süden  das  Gouverne- 
ment Tobolsk  und  Jenniseisk  ?      .     .    „    1  324  000 

6.  Die  Tel  en guten  im  Gouvernement 

Tomsk „  9000 

7.  Die     Bergkalmücken     im     Altai- 
gebirge       ,         26  740 

8.  Die    Schurzen    im    Gouvernement 

Tomsk  . „         15  300 

9.  Die    Kirgisen     im     Gouvernement 

Tobolsk „         52  674 

10.  Die  Mongolen  oder  Burjäten  im 
Gouvernement  Irkutsk  und  in  Ti'ans- 
baikalien „       324  500 

11.  Tungusen    in   Transbaikalien,    Ja- 

kutsk,  Jenisseisk? „  42  200 

12.  Jukagiren   im  Kreise  Werchojansk  „  1000 

13.  Tschuwanzen „  200 

14.  Tschuktschen  und  Eskimos   .     .  „  3075 

15.  Kamtschadalen  in  Kamtschatka  .  ,,  4  000 

16.  Karjaken  in  Kamtschatka      .     .     .  ,  1000 

17.  Ainos  auf  Sachalin  (russische  Nord- 

hälfte) „  1  394 

18.  Giljaken  an  der  Amurmündung  und 

Sachalin „  3  700 

19.  Aleuten  auf  den  Kommandeur- 
inseln, Fischerinseln  und  Aleuten     .    „  2  300 

Die  Palaeasiaten  (Jukagiren,  Tschu- 
wanzen, Eskimos,  Ainos,  Giljaken)  sterben  aus. 
—  Seit  1827  ist  eine  etwas  genauere  Registrie- 
rung erfolgt  und  hat  eine  erschreckende  Ab- 
nahme dieser  Stämme  ergeben,  so  daß  in  abseh- 
barer Zeit  von  diesen  Ureinwohnern  Sibiriens 
nur  noch  einzelne  wenige  ilir  recht  trauriges 
Dasein  fristen  werden.  Der  Grund  des  Aus- 
sterbens ist  bei  den  meisten  dieser  Stämme  in 
Epidemien  zu  suchen,  denen  kein  Arzt  dort  je 
zu  steuern  gesucht  hat. 


173 


Sibiiien  und  sonstiges  Russisch -Asien 


174 


Uebersiedlungswesen. 


Die  russische  Bevölkerung  Sibiriens  be- 
steht teils  aus  Alteinw'ohnern,  deren  Vor- 
faJiren  schon  dort  sich  niedergelassen  haben, 
und  die  ilu-e  Herkunft  und  ihre  eigene  Heimat 
schon  völlig  vergessen  haben,  teils  aus  Ueber- 
siedlern,  die  5 — 20  Jahre  schon  ansässig  sind, 
aber  in  erster  Generation  in  Sibii'ien  leben, 
und  teils  aus  frisch  Uebereiedelten,  die  in  den 
letzten  Jaluen  erst  festen  Fuß  gefaßt  haben, 
ihre  Landanteile  schon  bebauen  und  sich  völlig 
eingericlitet  haben. 

'Die  Kolonisation  Sibiiiens  reidit  eine  lange 
Reihe  von  Jalu'en  zuinick.  In  den  fünfziger 
Jahren  dc^  vorigen  Jahrhunderts  ^vu^de  eine 
sj'stema tische  Verpflanzung  inissischer  Bauern 
nach  Sibirien  durch  den  Grafen  Kisselew,  den 
Minister  Kaiser  Nikolaus  I.,  organisiert,  der 
im  Laufe  von  drei  Jahren  über  50  000  Bauern 
herüberführte.  Nach  der  Aufhebung  der  Leib- 
eigenschaft unter  Alexander  II.  stieg  die  Zahl 
der  Uebei"siedler  sehr  stark  an,  ujn  aber  in  den 
siebziger  und  Ajifang  der  achtziger  Jahre  fa-st 
völlig  aufzuliören.  Erst  1885  schwoll  die  Zahl 
veiederum  an,  und  es  gingen  1885 — 1893  gegen 
264  000  Einwanderer  nach  Sibirien. 

Von  1894—1898  verließen  370000  Bauern 
ihre  russische  Heimat,  1899 — 1904  wurden 
412  000  Personen  angesiedelt.  Wälu-end  des 
japanisclien  Krieges  ging  die  Uebei-siedlcrziffer 
bis  auf  60000  Seelen  zurück,  die  auch  weniger 
nach  Sibirien  als  in  die  Kirgiscnsteppen  im 
Süden  auswajiderten.  In  den  Jaliren  1906  bis 
1907  imd  1908  aber  steigen  die  Ziffern  ins 
Ungeheure.  In  diesen  drei  Jahren  wurde  Si- 
birien   um   905  000   Einwohner  reicher. 

Im  Jalire  1909  sind  über  Tschcljabinsk, 
die  Zentrale  ftir  Auswanderung,  688  194  Per- 
sonen nach  Sibirien  befördert  worden.  Zurück- 
gekehrt sind  aus  Sibirien  nach  Rußland  von 
früheren  Uebersiedlem  182  312  Personen.  Diese 
letzte  Zalil  wird  vielleicht  wundernehmen;  sie 
erklärt  sich  aber  dadurch,  daß  viele  Ueber- 
siedlcr  die  Hilfe  der  Kommission  niclit  in 
Anspruch  nehmen,  sondern  auf  gut  CUück  und 
ohne  die  ihnen  eventuell  zugeschriebenen  Land- 


stücke in  Besitz  nehmen  zu  wollen,  eingewan- 
dert sind,  sich  längere  oder  kürzere  Zeit  in 
Sibirien  aufgehalten  haben  luid  die,  anstatt 
schnell  und  ohne  viel  Arbeit  reicli  zu  werden, 
noch  ihr  Erspartes  dazusetzen  mußten,  luu 
wieder  in  die  alte  Heimat  zurückkelu-cn  zu 
können.  Außerdem  ist  in  Betracht  zu  ziehen, 
daß  die  ländliche  Bevölkeriuig  Südrußlauds 
sich  an  das  raulie  Klima  und  die  völlig  un- 
bekannte Bodenbeschaffenheit  nicht  überall  ge- 
wöhnen kann  und  sich  daher  wieder  zurückzieht. 

Um  diesen  Strom  der  Uebersiedler  in  eiu 
geordnetes  Ealu'wasser  zu  leiten,  sind  seit 
langem  viele  Extrazüge  mit  besonderen 
Waggons  eingestellt  worden,  die  speziell  zu 
diesem  Zweck  bestellt  ^\'^u•den;  im  Jalire  1909 
verkehrten  1228  derartigt!  Wagen.  Im  gleichen 
Jalire  wurden  im  ganzen  für  10000  Familien 
ca.  5  Mill.  Dessjatinen  Land  mit  Wald,  Wiese 
und  Ackerland  verteilt.  Auf  jede  Familie 
kamen  also  ungefähr  50  Dessjatinen. 

Zur  Untersuchung  und  Erforschung  der 
l>odeuvorhältnisse  wurden  allein  im  Jahre  1909 
24  Expeditionen,  die  400  000  Rubel  kosteten, 
ausgerüstet,  um  für  die  nächste  Zeit  die  Land 
Zuteilung  vorzubereiten.  An  Wegen  wurden 
im  letzten  Jahre  2503  Werst  angelegt,  die 
2  325  000  Rubel  kosteten.  Es  wurden  1645 
Brunnen  gegraben  und  die  AVasserversorgun.i: 
von  3y2  Mill.  Dessjatinen  untersucht.  Für  ärzt 
liehe  Hilfe  sind  fast  3  Mill.  Rbl.  ausgegeben, 
worden. 

Die  Landzuteilungskommission  hat  im  ver- 
flossenen Jahre  als  Darlehen  für  die  Ueber- 
siedler (zur  Beschaffung  von  Inventar,  Saat- 
korn und  derglciclien)  beinahe  15  Mill.  Rbl. 
ausgegeben,  luid  die  Naclifrage  steigt  mit  jedem 
Monat.  Auf  die  einzelnen  Familien  entfallen 
75—100  Rbl. 

Auf  den  Depots  landwirtschaftlicher  Ma- 
scliinen  und  Waren  ist  an  Uebersiedler  für 
4  200000  Rbl.  verkauft  worden.  Für  die  Be- 
dürfnisse der  einzelneu  Gemeinden,  wie 
Schulenbau,  Ivi-ankenhäusej  usw.,  sind  750000 
Rubel  angewiesen  worden. 


175 


Sibirien  xind  sonstiges  Russisch- Asien. 


176 


Für  das  Jahr  1910  hat  die  Uebersiedeluiigs- 
komniission  eineu  Voranschlag  von  26  Mill. 
Rubel  ausgearbeitet,  und  im  'S'erhältnis  zu  der 
Masse  der  Uebersiedler  und  zur  Befriedigimg 
ilu'er  Bedürfnisse  ist  diese  Summe  absolut 
nicht  groß,  denn  den  Leuten  wdrd  wirklich 
Vieles  und  Gutes  geboten,  so  daß  eine  ai^beit- 
same  und  spai-sanio  AVirtscliaft  bei  dem  fast 
jungfräulichen  Boden  nicht  nm-  in  einiger  i^eit 
ihre  Ausgaben  zurückgewinnen,  sondern  auch 
bald  zu  einem  gewissen  Wohlstande  gelangen 
wird,  von  dem  sie  zu  Hause  a\if  dem  aus- 
gesogenen Boden  und  bei  der  großen  Kopf- 
zalil  der  Familienmitglieder  nicht  träumen 
konnte. 

Vom  1.  Januar  bis  1.  September  1910  sind 


228  412  Personen  aus  Rußland  nach  Sibirien 
ausgewandert,  weniger  als  in  den  letzten 
Jahren,  was  auf  die  guten  Ernten  in  Rußland 
zumckzuführen  ist. 


Tabellarische  Uebersicht  der  Uebersiedelung 
nach  Sibirien. 

d.  h.  per  Jahr 
In  den  4  Jahren  1850/54  50  000         12  500 

„      „     2       „        1862/64  160  000        80  000 

„      „     8       „        1885/93  264  000        33  000 

„      „     4       „        1893/97  370  000        92  000 

„      „    11        „        1897/1908       1861000  169  180 
„      „     1        „        1904/05               30  000        30  000 

„      „      1        „        1909  688  000  688  000 

.      „     8  ersten  Monaten  1910    228  416 


Der  wirtschaftliche  Aufschwung  Sibiriens. 


Wer  nocli  vor  wenigen  Jahren  Sibirien  be- 
reist hat  und  dieselben  Gegenden  jetzt  wieder- 
sieht, glaubt  seinen  Augen  nicht  trauen  zu 
können.  Wo  früher  die  Landwirtschaft  tot  und 
öde  damiederlag,  haben  sich  jetzt,  besonders  in 
Westsibirien,  der  künftigen  Kornkammer 
nicht  nur  Sibiriens,  sondern  ganz  Rußlands, 
die  Verhältnisse  so  gebessert,  daß  man  geradezu 
von  einem  ameiikanisclien  AVachstum  sprechen 
kann. 

So  hat  sich  auf  der  Station  Ob  (neben 
der  Stadt  Nowo-Nikolajewsk)  der  westsibiri- 
sdien  Bahn,  wo  das  Getreide  aus  dem  Altai- 
bezirk, aus  Barnaul  und  Kusnetzk  umgeladen 
wird,  der  Güterverkehr 

von     1  Million  Pud  im  Jahre  1897 

auf   76         „  „       „         „       1907 

und  98        „  „       „        „       1908 

erhöht.    Außerdem  ist  der  Frachtverkehr  auf 
dem  Flusse  Ob  bei  Nowo-Nikolajewsk 

von  10  Millionen  Pud  im  Jahre  1905 
auf   26  „  „       „         „       1907 

und  48  „  „       „         „        1908 

gestiegen. 

Der  Butterexport  aus  Sibirien,  der  in 
den  Händen  von  vier  großen  Firmen  (zwei 
deutschen  und  zwei  russischen)  liegt,  hat  sich 
im  Laufe  der  letzten  fünf  Jahrxj  auf  das  acht- 
fache vergrößert.  Die  Butterbereitung  i^t 
Spezialisten   aus   Dänemark,  der  Schweiz  und 


Schleswig-Holstein  anvertiaut,  und  die  sibi- 
sche  Butter,  die  in  speziellen  Dampfern  nach 
Jjondon,  und  von  dort  nach  Paris  geht,  wii-d 
auf  diesen  Märkten  sehr  geschätzt. 

Aus  dem  Küstengebiet  sind  in  diesem  Jahre 
nach  Australien,  wo  bekanntlich  das  sogenannte 
weiche  Holz  (Tannen  und  Fichten)  fast  völlig 
fehlt,  104  000  Stämme  exportiei't  worden.  Dieses 
austi'alische  Holzgeschäft  ninunt  immer  größere 
Dimensionen  an  und  dürfte  bald  die  Konkurrenz 
von  Schweden,  Norwegen  imd  Finnland,  die 
bis  jetzt  dorthin  exportierten,  überflügeln,  da 
die  Transportkosten  von  hier  aus  so  viel  ge- 
ringer sind  und  vor  allen  Dingen  auch  das 
Holz  selbst  viel  billiger  geliefert  werden  kann. 

Die  ungeheuren  natürlichen  Reichtümer 
Sibiriens  können  aber  nur  durch  Unter- 
nehmungsgeist, Energie  und  Kapital  gehoben 
und  gefördert  werden.  Diese  drei  Eigenscliaften 
fehlen  jedoch  zumeist  den  russischen  Krei- 
sen, und  deshalb  ist  es  nicht  zu  venvundem, 
daß  das  Ausland  sclion  längst  die  Aus- 
beutung Sibiriens  übernommen  hat.  Es  exi- 
stieren englische,  belgische,  deutsche,  amerika- 
nische, japanische  und  französische  Gesell- 
schaften, die  die  Exploitation  von  Gold,  Eisen, 
Steinkohle,  Kupfer,  Naphtha  usw.  ül>eniommen 
haben  und  selir  gut,  ja  oft  glänzend  vorwärts- 
kommen. Als  Beispiel  für  die  großen  Möglich- 
keiten   Sibiriens    kann   u.    a.    aucli   die    Insel 


177 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


178 


Sachalin  dienen,  die  früher  nui'  als  Vei- 
baanungsort  bekannt  war.  Seit  dem  Frieden, 
von  Portsmoutli  gehört  die  südliche  Hälfte 
Japan.  Vor  drei  Jahren  lebten  auf  der  ganzen 
Insel  30  000  Menschen,  jetzt  zählt  die  japa- 
nische Hälfte  allein  schon  über  60  000  Seelen. 
Es  sind  dort  Kolilenlager  von  riesiger  Größe 
aufgedeckt  worden,  die  bei  richtiger  Bearbei- 
tung die  gajize  japanische  Flotte  versorgen 
können,  ebenso  Naphthaquellen. 

Auf  der  nördlichen,  russischen.  Hälfte 
haben  in  diasem  Jahre  Untersuchungen  auf 
Eisenerz,  Naphtha,  Kohle,  Gold  und  Blei  statt- 
gt^funden  und  mit  großem  Erfolg,  der  schon 
dadurch  eklatant  wird,  daß  eine  deutsche  Ge- 
sellschaft sich  um  die  Konzession  für  ein  Stein- 
kohlenbergwerk in  der  Nähe  des  Hafens  Douay 
bemüht  und  sie  wahj-scheinlich  auch  bekommen 
wird;  ebenso  bemühte  sich  eine  Gruppe  Deut- 
scher aus  Schanghai  um  die  Erlaubnis  zur  Ex- 
ploitation der  Naphthagi'uben  auf  Sachalin  und 
erhielt  sie  vor  einiger  Zeit. 

Im  Küstengebiet  exploitiert  ein  Ameiikaner 
Clarkson  riesige  Eisenwerke  an  der  Olgabucht 
und  bewirbt  sich  jetzt  um  die  Konzession  für 
die  Ausbeutung  der  dort  ebenfalls  vorhandenen 
Steinkohlenla^r.  Im  Gebiet  Turgai  an  der 
Bahn  Orenburg- Taschkent  wird  eine  große 
Kupfergrube  von  Engländern  bei  rieben.  Im 
Jahre  1902  wurde  die  englische  ,,Jeuissei  Copper 


Co.  Ltd."  gegiündet;  im  Jahre  1900  das  „East 
Siberia  Sj^ndicate",  am  Ufer  des  Oehotzkischen 
Meeres  hat  ein  Lord  Douglas  ein  riesiges  Gebiet 
gepachtet,  um  die  natürlichen  Bodenreichtümer 
zu  heben  usw. 

Alle  diese  Unternehmungen  haben  vor  allen 
Dingen  billige  Arbeitskräfte  zur  Verfügung, 
da  die  Uebersiedelungsbewegung  aus  dem  euro- 
päischen Rußland  nach  Sibirien  immer  noch 
zunimmt. 

Auf  der  Halbinsel  Kamtschatka  sind 
übrigens  neuerdings  sehr  ergiebige  Goldfelder 
gefunden  worden,  und  es  könnte  dort  leicht  ein 
sibirisches  Klondyke  entstehen. 


Die  landwirtschaftlichen  Chancen  Russisch- 
Asiens  illustriert  die  folgende  kleine  Auf- 
stellung : 


.4real  in  Dessjatinen 

Sibirien        1    Zentralasien 

Anbaufähig    .     .     . 
Angebaut  .... 

944-2910l>5  ■  224  126  989 
4C44  877          3  476  841 

Nocli  verfügbar 

939C46  148  '  221650147 

Es  ist  also  in  Zentralasien  noch  das  Sieb- 
zigfache und  in  Sibirien  gar  noch  das 
Zweihundertfache  des  gegenwärtigen 
Anbau-Areals  für  landwirtschaftliche  Zwecke 
verfügbar. 


Der  Handel  Sibiriens. 


Der  Handelsverkehr  Sibiriens  ist  sozusagen 
als  Handel  einer  Kolonie  Rußlands  zu  bezeich- 
nen. Die  Cieschichte  aller  Kolonien  zeigt,  daß 
der  Handelsverkehr  in  ilinen  in  der  ersten  Zeit 
nie  auf  hoher  Stufe  stand,  .sondern  sich  erst  ganz 
allmählich  aus  dem  Transite  Vorkehr  entwickelt. 
So  ist  es  auch  mit  Sibirien  gegangen,  und  hier 
sogar  noch  in  langsamerer  Weise,  da  Sibirien 
Jahrhunderte  liindurch  als  Objekt  einer  Raub- 
exploitation diente.  Sibirien  hat  seinen  Leidens- 
weg sehr  langsam  zurückgelegt.  Es  war  eben 
nur  Vcrbannungsort  für  \'erbreclier  und  hat 
unter  diesem  Schandmal  zu  lange  gelitten,  um 
irgendwelchen    bedeutenderen    Handelsverkehr 


zu  haben.  Die  jiatürlichen  Reichtümer  -wurden 
geplündert,  die  eingeborene  Bevölkerung  be- 
logen und  betrogen,  so  daß  das  Zustandekommen 
eines  einigermaßen  vernünftigen  Handels  un- 
möglich war.  Vor  dem  Bau  der  großen  sibi- 
rischen Bahn  war  von  einem  richtigen  Handels- 
verkehr Sibiriens  überhaupt  kaum  zu  spi'echen. 
Die  durch  märchenhafte  Erzählungen  herbei- 
gelockten Kaufleute  gingen  auf  einige  Jahi-e 
mit  ihrem  Kapital  dorthin,  luid  wenn  ihnen  der 
Handel  nicht  mindestens  100  «o  Profit  brachte, 
war  er  ihnen  nicht  einträglich  genug.  Danach 
kann  man  sich  die  Reellität  des  damaligen 
Handels  vorstellen. 


179 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch -Asien. 


180 


Die  sibirische  Bahn  warf  alle  früheren 
Handelsbeziehungen  über  den  Haufen  und  rief 
eine  so  große  Umwälzung  im  ganzen  öko- 
nomischen Leben  Sibii'ieois  hervor,  daß  die 
10  Jahre  seit  der  Fertigstellung  der  Bahn  in 
verschiedenen  Geigenden  eine  Eapidität  der  Ent- 
wicklung herbeigeführt  haben,  die  amerika- 
nisches Tempo  noch  weit  übertrifft. 

Ueber  die  Handelsumsätze  Sibiriens  gibt 
es  sehr  wenig,  ja  kaum  irgendwelches  authen- 
tisches, statistisches  Material.  Nur  über  einige 
Gouvernements  konnten  Daten  gesammelt 
werden. 

So  gab  es  im  Jahre  1902  in  den  Gouverne- 
ments Jenissei,  Irkutsk,  Tobolsk  und  Tomök 
an  Handelsunternehmimgen  erster  und  zweiter 
Kategorie  6208  Firmen,  und  von  der  dritten 
Kategorie  (Kleinhandel)  13  600  Firmen.  Der 
Gesamtumsatz  dieser  annähernd  20  0CO  Firmen 
betrug  204  MiU.  Rbl. 

Im  Jahre  1907  bestanden  in  denselben  Gou- 
vernements an  Firmen  der  ersten  und  zweiten 
Kategorie  5873,  an  solchen  der  dritten  Kate- 
gorie 9470  Firmen.  Der  Gesamtumsatz  pro 
1907  betrug  226  Mill.  Rbl.  Die  Zahl  der  Fü-men 
liatte  sich  also  im  Laufe  dieser  5  Jahre  um 
fast  4000  verringert,  der  Umsatz  aber  war 
gleichzeitig  um  22  Millionen  gestiegen. 

Die  Haupthandelsbedeutung  Sibiriens  liegt 
im  Export  seiner  Rohprodukte,  aber  leider  ist 
derselbe  noch  lange  picht  so  groß,  daß  er  ge- 
nügend Kapital  ins  Land  bringt,  und  der  Im- 
port übersteigt  vorläufig  den  Export  bedeutend. 
Bis  vor  wenigen  Jahren  war  Sibirien  in  der 
Hauptsache  auf  fremdes  Kapital  angewiesen. 
Beispielsweise  kamen  auf  den  Umsatz  der  Ir- 
biter  Messe  vom  Jahre  1905  im  Gesamtbetrage 
von  27,3  Mill.  Rbl.  nur  6V2  Millionen  auf  den 
Export,  während  der  Import  mehr  als  das 
Dreifache  ausmachte. 

Die  Hauptausfuhrartikel  Rußlands  nach 
Sibirien  waren: 
Manufakturwann    und    BauniwoU- 

waren 12  000000  Rubcd 

Wolhvaren  und  Tuclie 4  500  000       „ 

Flinten,  Messer,  Emaillegeschirre    .       1000  000       „ 

Kl.'ider  und  AVäsche 600000       „ 

Kii-enwaren 500  000       „ 

Ola-s  Kristall,  Galanteriewaren  .     .  500  000       , 

Of.tisclie  Instrumente 500  000       „ 

'-■uramiwaren 750  000       „ 

Twlag  für  Börsen-  und  Finanzlitcratur  A.-G.,  Berlia  W.  35. 


Kaffee  und  Kolonialwaren      ...  1  500  000  Rubel 

Mesfinggeschirre 300  000  „ 

Weine   ■; 300  000  „ 

Papier 300  000  „ 

Landwirtschaftliche  Maschinen  .     .  150  000  „ 

Nähmaschinen 150  000  ., 

Parfümerien 200  000  „ 

Musikinstrumente 100  000  „ 

Lederwaren 400  000  , 

Tabak 100  000  „ 

Bücher  und  Bilder 75  000  „ 

Diese  Liste  läßt  erkennen,  daß  Sibirien  so 
ziemlich  alles,  was  les  an  Industrieerzeugnissen 
und  dergleichen  braucht,  von  auswärts  be- 
ziehen muß.  —  Bemerkenswert  ist,  daß  der 
erste  Posten  unsereo"  Liste  —  die  Manu- 
fakturwaren —  mehr  als  die  Hälfte  des  Ge- 
samtimports ausmachen. 

Aus  Sibirien  wurde  ausgeführt: 

Pelzwerk im  Werte  von    4  500  000  Rubel 

Getreide ,         „  „         500000      „ 

Rohe  Haut*      .     .     .      „         ,  ,         400  000       „ 

Fische ,.         „  „         150000       „ 

Wachs „         „  „         100  000      „ 

Butter „         „     .     „  50  000       „ 

Seife „         ,  „  50000       „ 

Federn  und  Daunen      „         „  „  30000       „ 

Tcppiche „         ,  .  20  000      „ 

Cedernnüsse     .     .     .      ,,         .  „  20  000      „ 

Fischthran   .     .     .     .      ,         „  „  10  000       „ 

Leinw.and     .     .     .     .      „         „  „  40000       „ 

Weizenmehl      .     .     .      „         „  „  70  000      „ 

Hanf  und  Leinsamen      ,         „  ,  30  000       „ 

Außer  dem  großen  Jahrmarkt  in  Irbit  gibt 
es  noch  verschiedene  kleinere,  deren  Charakter 
aber  überall  derselbe  ist.  Die  Umsätze  in  ihnen 
schwanken  zwischen  Vs — 1  Mill.  Rbl.  Die 
Eisenbahn  hat  den  großen  Jahrmärkten  ihr 
Ende  bereitet.  Der  sibirische  Kaufmann  braucht 
sie  nicht  mehr,  da  er  jetzt  direkt  mit  den  Fa- 
brikanten verkehren  kann  und  daher  viel 
billiger  einkauft.  Aus  dem  Warenverkehr  auf 
der  sibirischen  Bahn  läßt  sich  ein  Schluß  auf 
den  Handelsverkehr  ziehen.  Die  Güterzüge  be- 
förderten im  Jahre 

1899     .     .      45  Millionen  Pud 

1903     .     .      67 

1908    .    .    146  „  , 

Unter  der  Güterbeförderung  nimmt  die 
frische  Butter  den  ersten  Platz  ein,  bei- 
nalie   60  "/o    entfällt  auf  den  Butterexport. 

Ein  Umstand  ist  für  den  sibiriscJien  Export 
charaktei-istisch.  Früher  waren  die  Haupt- 
artikel :  Rauchwaa-en   und  Gold.    .Jetzt  stehen 

7 


181 


Sibirien  und  sonstiges  Uussisch-Asien. 


182 


diese  beiden  kostbarsten  Artikel  weit  Idnter 
Butter  und  Getreide  zurück.  Diese  Trans- 
formation ist  dem  ungeheuren  Zustrom  der 
.Uebei-siedler  zuzuschrt'il>en,  die  besonders  in 
den  letzten  Jahren  eine  Hiesenzalil  erreicht 
haben,  und  größtenteils  aus  Ackerbaut reilxmden 
bestehen. 

Der  Getreidehandel  in  Sibirien  befindet 
sich  noch  im  Anfangsstadium  der  Entwicklung. 
Ein  richtiger  Getreidemarkt  ist  noch  nicht  vor- 
handen ;  wahrscheinlich  werden  Omsk  und 
Nowo-Nikolajewsk  die  Zentren  für  den  Ge- 
treidehandel  werden. 

In  den  letzten  Jaliren  mit  Ausnahme  des 
Jahres  1908,  wo  ca.  18  Mill.  Pud  Getreide 
exportiert  wurden,  gingen  durchsclmittlich 
ca.  14  Mill.  Pud  jährlich  nach  Rußland.  Es 
wäre  eigentlich  zu  verwundern,  daß  die 
sibirische  ,, Kornkammer'"  so  wenig  Getreide 
nach  llußland  liefert,  doch  hängt  dies  damit 
zusammen,  daß  in  Tschcljabinsk,  dem  Endpunkt 
der  sibirischen  Hauptbahnlinie,  für  das  Ge- 
treide eine  neue  Tarifierung  eintritt,  dui'ch  die 
der  Transport  wesentlich  verteuert  wii-d.  Dies 
war  eine  Maßnalune  der  russischen  Regierung, 
die  befürchtete,  daß  das  russische  CTetreidc 
durcli  das  billigere  sibirische  unterboten  werden 
könnte. 

Ein  Hauptmerkmal  des  landwirtschaft- 
lichen Fortschrittes  in  Sibirien  bietet  der 
Imj>ort  landwirtschaftlicher  Ma-schincn,  die 
übrigens  bis  zu  80  pCt.  aus  dem  Ausland  (allein 
65  o/o  aus  Deutschland  und  Amerika)  stajnmcn. 

Es  wurden  landwirtschaftliche  Maschinen 
importiert  • 


im  Jahre  1898  . 

.   144  000  Pud 

1899  . 

.   290  000  „ 

1900  . 

.   375  000  „ 

1903  . 

.  1320  000  „ 

1908  . 

.  4  240  000  „ 

Wenn  man  bedenkt,  daß  im  Jaihre  1909  eine 
Einwanderung  von  688  000  Leuten  über  die 
russisch -sibirische  Grenze  stattfand,  von  denen 
im  Laufe  eines  Jalu-es  ca.  200  000  sich  land- 
wirtschaftlich   ansiedelten,    so    kann   m;ui   sich 


hieraus  leicht  vorstellen,  was  für  ein  Import 
landwirtschaftlicher  Artikid  in  naher  Zukunft 
noch  zu  erwarten  ist. 

Für  die  Entwichliuig  des  g-egenwärtigen 
Handelsverkehrs  Sibiriens  ist  die  Frage  der 
Freihäfen  von  allererster  Bedeutung.  Die  Re- 
gierung hat  den  FreUiafeu  von  Wladiwxjstok 
geschlossen  und  wird  den  von  den  sibirischen 
Kaufleuten  so  dringend  gewünschten  Freihafen 
am  Eismeer  (an  der  Mündung  des  Ob  und 
Jenissei)  nicht  öffnen.  Das  Getreide  kann  aber 
aus  Sibirien  auf  dem  langen  Schienenwege  nur 
dann  einigermafkn  vorteilhaft  nach  Rußland 
Ix'fördcrt  werden,  wenn  es  an  Ort  und  Stolle 
nicht  mehr  als  höchstens  16  oder  17  Kopeken 
pro  Pud  kosten  würde.  Ein  derartiger  Preis 
ist  aber  undenkbar,  und  folglich  muß  ein 
billigerer  Weg  gefunden  wei'den.  Auf  den 
Riesenflüssen  Ob  und  Jenissei  könnten  die 
sibirischen  Rohpi'odukte  und  besondei's  das  Ge- 
treide billig  bis  zum  Eismeer  geschafft  werden, 
um  von  dort  aus  nach  den  baltischen  oder  aus- 
ländischen Häfen  verladen  zu  werden.  Zur 
Zeit  des  russisch- japanischen  Krieges  hat  eine 
Hamburger  Firma  mit  gutem  Erfolg  ihre 
Frachten  über  diesen  Weg  geleitet,  doch  hat 
die  Regierung  die  Errichtung  eines  Freihafens 
an  dieser  günstigen  Stelle  endgültig  abgelehnt. 

A'V'ill  Sibirien  also  jemals  zu  einer  wirt- 
schaftlichen Selbständigkeit  gelangen,  so  wird 
es  Sorge  tragen  müssen,  neben  seiner  landwirt- 
schaftlichen Pix>duktion  auch  Industrien  ins 
Leben  zu  rufen.  Billige  Rohpi'odukte  gibt  es 
geni^g"  in  diesem  reichen  Lande,  und  auch  die 
Arbeitslu'aft  kommt  nicht  teuer  zu  stehen ;  — 
was    fehlt,   sind    Kapital    und   Unternehmungg- 

Da  dem  Zuzug  fremder  Kapitiüien  keinerlei 
Hindernisse  in  den  Weg  gelegt  werden  und  die 
Regierung  sell>st  durch  Gründung  kleinerer 
Bctriel>e  mit  gutem  Beispiel  vorangeht,  .'••o  ist 
bestimmt  zu  hoffen,  daß  die  Industrie  in  nicht 
allzulanger  Zeit  sich  cinftdiren  wii-d,  und  daß 
Sibirien  dann  eher  auf  eigenen  Fütten  stehen 
kann. 


183 


Sibirien   unil  sonstiges  Kn>sisch-Asien. 


184 


Industrie  in  Sibirien. 


Für  ein  ökonomisch  so  junges  Land  wie 
Sibirien,  das  so  reich  an  natürlichen  Boden- 
schätzen ist,  ist  es  charakteristisch,  daß  es 
außer  der  ziemlich  primitiv  betriebenen  Hebung 
der  natürlichen  Ecichtümer  fa^t  gar  keine 
andere  Industrie  gibt.  Am  weitesten  ist  noch  der 
Bergbau  verbreitet.  Dann  folgen  Fischfajig, 
Gewinnung  von  Pelzwerk  und  Holz. 

An  erster  Stelle  steht  die  Goldindustrie. 
Sie  gibt  tausenden  von  Arbeitei-n  Nahrung  und 
bringt  Sibii'ien  Einkünfte  im  AVerte  von 
Millionen. 

Das  Zentrum  der  Goldindustrie  liegt  im 
Gouvernement  Irlnitsk  im  Bezirk  AVitim  am 
Flusse  Bodaibo  und  seinen  Nebenflüssen.  Auf 
hundert  Pud  Sand  werden  2 — 3  luid  noch  mehr 
Solotnik  Gold  ausgewaschen. 

Im  Amur  gebiet  wird  an  den  Flüssen 
Selenga,  Borega  und  Seja  am  meisten  Gold 
gewonnen.  In  Transbaik  allen  ist  die 
Goldausbeutung  schon  geringei".  Die  Flüsse 
Tebita,  Witim,  Onon,  Schilka  und  Ingoda  führen 
goldhaltigen  Sand. 

Im  Gouvernement  Jenisseisk  ist  die  Gold- 
ausbeutung  an  den  Flüssen  noch  geringer.  Li 
hundert  Pud  Sajid  sind  selten  mehr  als  0,15 
bis  0,2  Solotnik  Gold  entlialten. 

Alle  diese  Goldwäschereien  liegen  mitten 
in  der  AVildnis.  300—800  Werst  von  jeglicher 
Ansiedelung  entfernt,  und  sind  im  Sommer  nur 
per  Boot  oder  zu  Pferde  zu  erreichen,  im  "Winter 
auf  dem  Eise. 

Die  Goldgewinnung  beschäftigt  in  Sibirien 
ca.  45  000  Arbeiter,  die  jährlich  einen  Lohn- 
aufwand von  13 — 17  Mill.  Ebl.  von  selten  der 
Arbeitgeber  erheischen*). 

Kohlenlager  sind  in  großer  Zahl  vor- 
handen, und  es  werden  in  jedem  Jalire  neue 
entdeckt.  Die  gewonnene  Quantität  dürfte  cUt- 
jenigen  aus  dem  Donczraj'on  imgefähr  gleich- 
kommen. "Was  die  Qualität  anbelangt,  so  ist 
sie  der  Cardiff kohle  und  Donezkohle  nicht  ganz 
gleichwertig,  da  sie  nicht  die  hohen  Hitze- 
grade   ergibt     und    außerdem    an    Konsistenz 


•)  Näheres  siehe  unter  üussische  Goldindustric  S.  l'Jö  (T. 


weicher  ist.  Das  AVachstum  der  Kohlenausbeute 
zeichnet  sich  durch  große  Schnelligkeit  aus. 
So  stieg  in  Ostsibirien  die  Kohlenausbeute  in 
zehn  Jahren  von  1,2  Mill.  Pud  jährlich  auf 
42  Mill.  Pud.  Im  Jahre  1904  wurden  in  ganz 
Sibirien  59  Mill.  Pud  Kohle  gefördert,  1907 
aber  schon  96  Alill.  Pud.  Auch  diese  Industrie 
befindet  sich  noch  mehr  oder  weniger  im  An- 
fangsstadium \ind  läßt  eine  immense  Aus- 
dehnung erhoffen. 

Im  Jahre  1907  wurden  in  Kohlenwerken 
ca.  6000  Ai-beiter  beschäftigt,  davon  unter  der 
Erde  ca.  4000.  Im  Durchschnitt  fördert  ein 
sibirischer  Arbeiter  jälirlich  8230  Pud,  während 
in  Rußland  auf  einen  Arbeiter  9600,  in  England 
sogar  18  200  Pud  kommen.  Die  Produktivität 
ist  also  um  die  Hälfte  kleiner  als  in  "West- 
europa. 

Silber.  Die  Silberausbeute  geht  in 
Sibirien  von  Jahr  zu  Jalir  zurück.  Es  wurden 
im  Jahre  1895  noch  399  Pud  gewonnen,  im 
Jahre  1900  nur  82  und  im  Jahre  1904  gar 
nur  44  Pud.  Im  letzten  Jahre  arbeiteten  im 
ganzen  nur  noch  drei  Bergwerke,  wovon  zwei 
im  Altaigebiet  und  eins  in  Transbaikalien.  In- 
folge dieser  geringen  Silberausbeute  wird  auch 
die  Bleiproduktion  immer  geringer.  Im 
Jahre  1907  wurden  nur  noch  5513  Pud  aus- 
geschmolzen, während  das  Ergebnis  in  früheren 
Jahren   12—20  000   Pud   betragen  hatte. 

Kupfer  wird  im  Altai  gewonnen.  Aber 
auch  hier  verringert  sich  die  Ausbeute  zu- 
sehends. Auch  hier  dürfte  die  Ursache  in  der 
Interesselosigkeit  und  mangelnden  Initiative 
der  sibirischen  Unternehmer  liegen.  Es  sind 
wohl  Kupferlager  von  ziemlicher  Mäcbtigkeit 
vorhanden,  aber  sie  werden  ebeai  nur  in  gering- 
fügigster "Weise  cxploitiert.  Hier  einige  Ziffern 
der  letzten  Jahre: 


1895  . 

.  16  000  Piul 

1900  . 

.  11400  „ 

1904  . 

.   7  500  „ 

1906  . 

.   6  000  „ 

Kupfererze  finden  sich  noch  im  Gouver- 
nement Jenisseisk  und  Irkutsk,  diese  werden 
einstweilen  noch  gar  nicht  ausgebeutet. 

7* 


185 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


186 


Salz.  Dieses  findet  sich  in  Sibirien  in 
gixjßen  ilen^n,  sowohl  in  Salzseen  ■nie  in  Salz- 
quellen. Im  Gebiet  Semipalatinsk  (Südwest- 
sibirien)  liegt  der  Kowiakowsche  See,  der  ein 
Salzlager  von  neun  Quadratwerst  Umfang  bei 
anderthalb  Arschin  Tiefe  darstellt.  Im  Jahre 
1907  Avnrden  aus  diesem  See  allein  412  Mül-  Pud 
Salz  gewonnen.  Im  C4iouvemement  Tomsk  liegen 
zwei  Salzseen,  aus  denen  1907  ca.  21/2  Mül-  I*ud 
Salz  entnommen  wurden. 

Alles  in  allem  betrug  die  sibirische  Salz- 
produktion im  Jahre  1907  etwas  über  8  Mill. 
Pud. 

An  einen  Export  des  Salzes  nach  Rußland 
ist  aber  doch  wegen  der  schlechten  Konununi- 
kation  vorläufig  nicht  zu  denken.  Außerdem  ist 
die  Salzgewinnung  Sibiriens  noch  zu  primitiv 
und  das  Salz  infolge  mangelhafter  Einrichtung 
von  sehr  geringer  Qualität. 

Glaubersalz.  Dies  wird  m  ziemlich 
großen  Giengen  aus  den  Bitterseeiii  Transbai- 
kaliens  und  im  Gouvernement  Irkutsk  ge- 
wonnen. Die  gegenwärtige  Jahi-esproduktion 
ist  etwa  60  000  Pud. 

Eisenproduktion.  Eisenerzlager  kom- 
men in  gix)ßer  Anzahl  vor;  die  meisten  be- 
finden sich  im  Altaibezirk,  im  Gouvernement 
Irkutsk,  in  Transbaikalien,  in  Sachalin  und 
•Takutsk.  Einstweilen  befinden  sich  aber  erst 
vier  Werke  in  Betrieb,  die  im  .Jahre  1907  etwa 
1  Mill.  Pud  produzierten.  Gußeisen  wii-d  in 
ganz  Sibirien  vorerst  uux  in  drei  Etablissements 
(mit  vier  Hochöfen)  hergestellt,  und  zwar  lietrug 
die  Produktion  im  Jahre  1907  nur  .38  (100  Pud. 
Dieser  Industriezweig  war  bis  vor  kiu'zcm  im 
Rückgang  begriffen  (im  Jahre  1895  betrug  die 
Produktion  noch  600  000  Pud),  scheint  sich  aber 
in  den  letzten  Jahren  wieder  zu  heben. 

In  Schmiedeeisen  ist  die  Produktion 
gleichfalls  z\u-ückgegangen ;  sie  betrug  im 
Jahre  1898  240000  Pud,  1906  150  000  Pud. 

Die  Ursachen  dieser  Produktionsverminde- 
rimg sind  Mangel  an  Kaijital  imd  Unter- 
nehmungsgei-st  und  Naclüässigkcit  bei  der 
Fabrikation. 

Graphit,  ^'on  diesem  Mineral  werden 
bedeutende  Mengen  im  Gouvernement  Jenis- 
scisk,  im  Kreise  Turuchansk  im  Irkutsker 
Gouvernement  und  anderwärts  gefimden.   Man 


schätzt  die  Läger  auf  über  12  Mill.  Pud.  Der 
sibirische  Graphit  genießt  einen  wohlverdienten 
Ruf  \md  dient  in  der  Hauptsache  der  Bleistift- 
fabrikation (be.^wnders  durch  die  Fabersche 
FabrUi). 

Fischfang.  Die  Berichte  über  den 
märchenhaften  Fischreichtum  der  sibirischen 
Gewässer  müssen  nach  soviel  Jalirhunderten 
der  Raubfischerei  einer  wesentlichen  Revision 
unterzogen  werden.  Der  FLschreichtum  geht 
zurück,  wenn  auch  für  eui-opäische  Begriffe 
noch  unendlich  viel  ^'orhanden  ist.  Dies  gilt 
auch  für  die  Küsten  des  großen  Ozeans,  wo 
infolge  mangelnder  Schutzbestimmungen  von 
japanischen  Raubfischern  jährlich  ^lillionen  er- 
beutet werden.  Eine  staatliche  Aufsicht  über 
den  Fischfang  ist  absolut  unerläßlich,  und  es 
müßten  überall  Inspektoren  angestellt  werden, 
die  den  staatlichen  Bestimmungen  sowohl  an 
den  Meeresküsten  wie  an  den  Flüssen  \ind  Seen 
des  Innern  zur  Durchfülmmg  verhelfen.  Es 
wäre  auch  nötig,  die  Bevölkerung  von  dem 
Nutzen  der  Vorselu'iften  zu  überzeugen.  Diese 
Frage  hängt  allerdings  mit  dem  großen 
Problem  der  kulturellen  llebiing  der  ganzen 
Bevölkerung  zusanunen,  denn  hei  dem  jetzigen 
Bildungsniveau  der  breiten  Volksmassen  (be- 
sonders in  den  Fischereidistrikten)  ist  nicht 
anzimehmen,  daß  eine  .\ufkläi-ungsarbeit  dieser 
Art  von  vornherein  irgendwelchem  Verständnis 
begegnen  würde. 

Auch  die  Fischkonsei-venfabrikation  bedarf 
einer  vollkonimneren  Organisation  und  Tech- 
nik. Am  Ob  imd  an  der  Lena  existieren  da'ei 
Fabiiken,  die  s.chon  sehr  gute  Konserven  fa- 
brizieren, aber  die  große  Menge  der  sibirischen 
Produktion  steht  noch  durchaus  nicht  auf  der 
Höhe,  so  daß  der  Fischexport  nach  Rußland 
sich  in  noch  ziemlich  engen  Grenzen  hält  und 
ein  Export  na.ch  dem  entfernteren  Ausland 
noch  nicht  einmal  angefangen  hat. 

Im  Baikalsee  beispielsweise  wird  eine  Art 
Hering,  Omul  genannt,  gefangen.  Dieser  Fisch 
kommt  dort  in  imgeheurcn  Mengen  vor  und 
spielt  in  gesalzenem  Zustand  in  Sibirien  etwa 
dieselbe  Rolle,  wie  der  lleiing  in  Rußland 
und  im  übiTgen  Europa. 

Pelz-  und  Rauchwerk.  Die  un- 
gelieuren  zusammenhängenden  Wälder  und  Ur- 


187 


Sibirien  und  sonstiges  Kussiseh-Asien. 


188 


Wälder  Sibiriens  boten  von  jeher  den  Avilden 
Tieren  —  besonders  Pelztieren  —  eine  sichere 
Unterkunft  Die  Bevölkerung'  vieler  Gegenden 
fand  und  findet  noch  lieute  in  der  Jagd  ihren 
einzigen  Lebensunterhalt.  Aber  hier  ebenso  wie 
beim  Fisciifang  miiß  konstatiert  werden,  daß 
der  Erti-ag  langsam  aber  stetig  abnimmt.  Die 
Gründe  dazu  liegen  nicht  nur  in  der  Baub- 
jagd,  sondern  aucJi  in  den  alljährlichen  rie- 
sigen "Waldbränden,  an  die  man  sich  in  Sibirien 
scJiou  fast  gewölmt  hat.  Die  Pelztiere  ziehen 
sich  vor  dieser  Art  Kultiir  immer  weiter  in 
die  Urwälder  des  Ostens  zurück,  und  die  wert^ 
\"olleren  Pelztiere  sind  in  den  westlichen 
Landesteilen  sclion  fast  so  gut  wie  ausgerottet. 
Im  "Westen  und  Südwesten  bilden  das  häufigste 
Jagdobjekt  Eicliliömchen,  Fuchs,  Hermelin  und 
Bär.  Zobel,  Luchs,  Schwarz-  und  Blaiifuchs, 
Hii-sch,  Elentier,  Xerz  und  Iltis  werden  nur 
noch,  in  Ostsibirien  gejagt. 

An  den  Ufern  und  Insebi  (besonders  den 
Kommandeurinseln)  des  Großen  Ozeans  werden 
Biber,  Seehunde,  Seelöwen  und  Seeottem  ge- 
fangen. Bei  dieser  Jagd  trifft  man  dasselbe 
raubmäßige  Vorgehen  wie  beim  Fislchfang  an. 
Außer  sibirischen  und  japanischen  Jägern  sind 
hier  auch  Amerikaner  an  dieser  rücksichts- 
lo.sen  Ausbeutung  beteiligt.  Im  Jahre  1907 
wurden  niclit  weniger  als  112  japanische  und 
amerikanische  Eaubschoner  festgestellt.  Aber 
wenn  auch  die  russischen  Fischkreuzer  eines 
oder  das  andere  FaJu'zeug  abfassen  konnten, 
so  ist  es  docli  unmöglich,  dieses  Eaubwesen 
vollständig  ZTi  verhindern,  da  die  Entfemungön 
zu  groß  sind  und  bei  weitem  nicht  genug  Fakr- 
zeuge  zur  Verfügung  gestellt  werden  können, 
um  einen  wirksamen  Küstenschutz  durchzu- 
fiürren.  Wie  schnell  der  Untergang  der  so  über- 
aus wertvollen  Biber  und  Seeottern  bevorsteht, 
beweisen  folgende  Ziffern:  auf  den  Komman- 
deurinseln wurden  im  Jalire  1886  noch  54  700 
Ottern  und  Biber  erbeutet,  während  im  Jahre 
1907   niu'   noch   2400   erlegt   werden   konnten. 

Industrielle  Unternehmungen. 
Fabrikbetriebe  fehlen  noch  fast  völlig.  Es  gibt 
drei  Tuchfabriken,  die  billiges  Tuch  her- 
stellen. Ferner  existieren  di-ei  Mascliinen-  und 
Metallwarenfabriken  und  im  übrigen  in 
irrößerer  Anzahl  nur  Betriebe  zur  Verarbeitung 


von  Lebensmitteln.  Von  die.^w'n  sind  hauptsäch- 
lich zu  nennen:  Mahlmühlen,  Spiritusbrenne- 
reien, Brauereien,  Talgschm.elzercien  und 
Seifenfabriken.  Viele  von  diesen  Betrieben  sind 
abei'  so  klein,  daß  sie  eigentlich  mehr  zum. 
Handwerk  als  zur  Fabrikation  gerechnet 
werden   können. 

Von  Brennereien  gab  es  im  Jahre  1307 
nur  52  mit  namhafteren  Umsätzen.  Die  Pro- 
duktion  an   Branntwein  (40gTädiger)   bet-rug: 

1890      2,8  Millionen  Wedro 

1895   3,2    „      „ 

1900   4,4    „      „ 

1904   4,8    „      , 

1906   5,7    „      , 

Der  ^'erbrauch  ist  aber  noch  größer,  denn. 
jedes  Jahr  muß  au.?  Rußland  noch  durch- 
schnittlich ib  ^lillion  Wedi'o  importiert  werden. 

Bierbrauereien.  Von  diesen  gab  es 
1907  eine  Anzalil  von  62,  die  1600000  Wedra, 
Bier  brauten.  Hauptsächlich  wird  eine  Art 
bayerisches,  leichtes  und  schmaekhaftes  Bier 
hergestellt. 

Zündholzfabriken.  In  den  fünf  be- 
stehenden Etablissements  wird  ein  recht  gutes 
Fabrikat  erzeugt;  die  Pi-oduktion  ist  im  Steigen 
begriffen. 

,T  a  b  a  k.  Für  den  Anbau  von  Tabak  sind 
in  West-  und  Südsibirien  sehr  günstige  kli- 
matische und  Boden be dingungen  gegeben.  Das 
Gesamtai-eal  des  Tabakbaues  beträgt  nur 
ca.  1000  Dessjatinen,  die  sich  auf  nicht  weniger 
als  22  000  (naturgemäß  sehr  kleine)  Betriebe 
verteilen.  Die  Ernte  betrug  im  Jalire  1907 
96  000  Pud.  Es  werden  zunächst  nur  die  ge- 
wülmlichsten  Sorten  für  den  lokalen  Konsum 
gebaut. 

AVcnn  Privatinitiative  und  Kapital  sich 
des  Tabakbaues  annehmen  würden,  so  hätte 
dieser  Industriezweig  eine  große  Zukunft,  be- 
sonders da  der  durchschnittliche  Ertrag  per 
Dessjatine  in  Sibirien  höher  ist  als  im 
europäischen  Rußland  luid  in  Trimskauk:isien. 

Z  u  c  k  e  r  f  a  b  r  i  k  a  t  i  o  n.  Im  Jalire  1889 
wui'de  eine  Rübenzuckerfabrik  angelegt,  die 
aber  1898  einging,  obwohl  der  Rübenbau  recht 
befriedigende  Ergebnisse  zeigte.  Neue  Zucker- 
fabriken wurden  seither  nicht  angelegt,  so  daß 
Sibirien  seinen  ganzen  Bed;u'f  wieder  aus  Ruß- 
land  deckt. 


189 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


190 


Butterproduktion.      Die    Butterpro- 
duktion  Sibiriens   betrug: 

1898       149  000  Pud 
1900    1120  000     „ 
1902    2  300  000     „ 


1905  2  600  000  Pud 

1906  2  970  000     „ 

1907  3  400  000     „ 

1908  4  300000     „ 

1909  8  600  000      „ 


Ausfuhr  Toii  Schweinefleisch  aus  Sibirien. 


Der  sibirische  Sdiweinefleisfhexport  fängt 
an,  ein  bedcutendcrf  Geschäft  zu  wei-den,  und 
zwar  infolge  der  Bemühungen  dänischer  und 
in  letzter  Zeit  auch  englischer  Firmen.  Das 
Export-Schweinesehlaehthaus  in  K  ii  r  g  a  n  ist 
technisch  vollkommen  ausgestattet  und  be- 
ginnt seinen  Betrieb  stark  auszudehnen.  An 
Schweinen  herrsclit  kein  Mangel,  was  dadurch 
erreicht  worden  ist,  daß  das  Schlachthaus  all- 
jährlich Ferkel  unter  die  Bauern  verteilt,  die 
sich  mit  der  Schweinezucht  befassen.  Die 
Bauern,  besonders  die  aus  dem  Südwestra3^on 
zugezogenen,  wo  die  Schweinezucht  einen  sehr 
wesentlichen  landwirtschaftlichen  Betrieb  dar- 
stellt, kommen  dieser  Maßnahme  gern  entgegen. 
Das  Schlachthaus  erhält  jetzt  Schweine  ge- 
liefert, die  den  an  Exportmaterial  zu  stellenden 
Anforderungen  durchaus  entsprechen.  Die 
l'reise  stehen  ho:;h.  und  viele  Bauern  ziehen  es 
vor,  Korn  und  Biickstände  a\is  dem  Meierei- 
betrieb in  Schweinefleisch  zu  verwandeln.  Maß- 
gebende Kreise  sind  der  .-Vusicht,  daß  die 
Schweinezucht  in  "Westsibirien  bald  einen  ebenso 
hervorragenden  Platz  einnehmen  wird,  wie 
jetzt  die  Butterproduktion. 

Die  Zubereitung  des  Schweinefleisches  für 
den  Export  befindet  sich  einstweilen  in  Händen 
privater  Unternehmer  und  noch  nicht  in  Händen 
von  Genossenschaften,  wie  das  l>ei  der  Butter- 


produktion der  Fall  ist.  Indessen,  auch  die 
Butterproduktionsgenos.sßnschaften  in  Sibirien 
sind  nicht  auf  einmal  entstanden,  sondern  haben 
sich  auf  dem  Boden  entwickelt,  der  durch  die 
private  Initiative  vorbereitet  worden  war,  die 
sich  sodann  weiter  nach  Osten  gewandt  und  der 
Butterproduktion  neue  Wege  erschlossen  hat. 

Die  Anlage  von  Fabriken  für  das  Salzen 
und  Eäuchern  von  ,,Bacons"  ist  allerdings  viel 
komplizierter  als  die  Einrichtung  einer  Meierei 
und  erfordert  zudem  den  Aufwand  eines  viel 
größeren  Kapitals.  Solche  genossenschaft- 
lichen Schweineschlächfereien,  wie  es  in  Däne- 
mark gibt,  und  die  sich  durch  nichts  von  Fa- 
brüietablissements  unterscheiden,  werden  in 
Sibirien  wohl  nicht  so  bald  entstehen,  doch 
schließt  das  absolut  nicht  die  Möglichkeit  oder 
Notwendigkeit  aus,  auch  auf  diesem  Gebiete 
das  genossenschaftliche  Prinzip  in  Anwendung 
zu  bringen,  und  zwar  zunächst  etwa  durch 
Gründung  genossenscliaftlicher  Sehweinezucht- 
und  Mastanstalten. 

Sehr  wesentlich  in  der  Frag-e  des  Exj)orts 
von  Schweinefleisch  ist  natürlich  auch  die 
Organisation  des  Absatzes  und  die  Anwendung 
zweckentsprechender  Maßnahmen,  wie  beschleu- 
nigter EisenbaJintransport,  rasche  Verladung  in 
den  Häfen  \isw. 


Die  31erinoschafzucht  in  West-Sibirien. 


In  dem  wirtschaftlichen  Leben  der  länd- 
lichen und  nomadisierenden  BevöUierung  "West- 
sibiriens spielt  die  Schafzucht  eine  sehr  be- 
deutende Bolle.  Nach  den  letzten  statistischen 
Daten  wird  die  Menge  der  Schafe  in  diesem 
Bayon  auf  8  500  000  Kopf  bercclmet.  Schon 
diese  sehr  bedeut-ende  Zahl  zeigt,  welche  große 
Bedeutung  die  Schafzucht  für  Westsibirien  und 
vor  allen  Dingen  für  das  Steppengebiet  hat 
Bis  in  die  letzte  Zeit  wurden  dort  ausschließ- 


licli  zwei  einheimische  grol)e  Schafarten  ge- 
züchtet: das  einfache  Bauernschaf  mit  einem 
Ertrage  von  3 — 4  Pfund  Wolle  und  das  kir- 
gisische Stepi>enschaf  (Fettschwanzschaf)  mit 
einer  Talgertra.gsmenge  von  15 — 40  Pfd.  pro 
Kopf. 

Im  Jahre  1901  pachtete  ein  Schafzücliter 
aus  dem  südliehen  Bußland  im  Gebiet  Ak- 
molinsk,  unweit  der  Station  Marianowka  der 
Sibirischen  Eisenbahn,  gegen  5000  Dessjatinen 


191 


Sibirien  und  sonstiges  Russiseh-Asien. 


192 


Land  und  brachte  dorthin  aus  dem  Gouverne- 
ment Taurien  gegen  21)0  Stück  Merinoschafe. 
Seinem  Beispiele  folgt-cn  bald  auch  andere 
Schafzüchter;  man  brachte  feinwollige  Schafe 
dorthin  aus  dem  Kuban-Gebiet,  aus  den  Gou- 
\-ernements  Stawropol  und  Taurien  und  aus 
dem  Don-Gebiet.  Gegenwärtig  ist  die  Zahl  der 
Wirtschaften,  die  solche  Scliafzucht  betreiben, 
schon  auf  27,  und  die  Zahl  dieser  Schafe  auf 
50000  Stück  gestiegen.  \'on  den  nach  Sibirien 
gebrachten  feinwolligen  Schafen  steht  an  erster 
Stelle  das  Merinoschaf  vom  Schwarzen  ^leer, 
dessen  Meng'e  jetzt  schon  75  "o  der  gesamten 
in  "Westsibirien  jetzt  vorhandenen  feinwolligen 
Schafe  ausmacht,  sodaim  folgen  das  Ram- 
bouilletschaf, das  Karakul-Malitsch-  und  das 
ßucliara-Schaf.  Als  beste  Gegend  für  die  Ver- 
breitung der  regelrechten  Schafzucht  erschien 
in  der  ersten  Zeit  der  Landstrich,  der  an  die 
Sibirische  Eisenbahn  zwischen  den  Städten 
Omsk  und  Petropawlowsk  angrenzt.  Dieser 
Kayon  ist  auch  gegenwärtig  der  wichtig-ste ; 
die  regelrechte  Schafzucht  sti"ebt  aber  jetzt 
schon  danach,  ihre  Grenzen  zu  erweitern,  und 
ei-streckt  sich  allmählich  schon  in  die  Steppen 
hinein,  den  Irtysch-Strom  hinauf  und  dringt 
.sogar  bis  in  den  Altai-Bezirk  des  benachbarten 
Gouvernements  Tomsk,  in  das  Gebiet  von  Scmi- 
palatinsk,  in  die  Steppe  Bel-Agat,  in  das 
Gouvernement  Tobolsk  und  in  andere  Ge- 
genden vor. 

Die  dortigen  Bedingungen  sind  für  eine 
weitere  Entwicklung  der  feinwolligen  Schaf- 
zucht in  Westsibiricn,  und  speziell  im  Steppen- 
gebiet sehr  günstig.  Als  erste  und  wich- 
tigste unter  diesen  Bedingungen  ersclieint  das 


weite  Areal,  das  für  die  Scliafzucht  geeignet 
ist,  und  die  Billigkeit  des  Landes.  Die  Steppen 
sind  femer  dort  noch  nicht  so  umgewühlt  und 
ausgetreten  wie  im  Süden  Rußlands.  Sodann 
soll  der  natürliche  Zuwachs  der  Schafe  in 
Sibirien  ein  bedeutend  stärkerer  sein  als  im 
Süden  Rußlands,  und  die  Anzucht  sehr  günstig 
verlaufen.  Zu  den  ^1  i  ß  s  t  ä  n  d  e  n  dagegen, 
die  der  regelrechten  Entwicklung  der  Schaf- 
zucht in  Sibirien  hinderlich  sind,  gehören  vor 
allen  Dingen  die  noch  nicht  genügend  geord- 
neten Verhältnisse  für  die  Beförderung  der 
Scliafe  mit  der  Eisenbahn.  Nach  Angabe  der 
Scliafzüchter  sollen  recht  häufig  Fälle  vor- 
kommen, wo  das  Vieh  auf  der  Reise  eingeht, 
entweder  durcli  Ueberfüllung  der  "Waggons 
oder  durch  die  schlechte  oder  ungenügend« 
Einrichtung  der  "Waggons  für  den  Transport 
von  Schafen,  ferner  diu'ch  langen  Aufenthalt 
unterwegs  oder  diu'ch  Mangel  an  "Wasser  zum 
Tränken  des  Vidis.  Ein  weiteres  großes  Hinder- 
nis der  schnellen  Entwicklung  der  fein- 
wolligen Schafzucht  in  Sibirien  liegt  in  dem 
hohen  Eisenbahntarif,  der  den  Transport  von 
großen  Giengen  von  Schafen  iinmöglich  macht. 
Die  Schafzüchter  bedienen  sich  deshalb  neuer- 
dings immer  weniger  der  Eisenbahnen  und 
wenden  sich  zu  der  früheren  Transportart  der 
Schafe,  zum  einfachen  Treiben  auf  viele  Tau- 
send Werst  zn,  was  natürlich  sehr  ungünstig 
auf  die  Gesundheit  der  nach  Sibirien  ge- 
brachten Schafe  einwirkt.  —  Mit  dem  Ausbau 
des  laissisch-sibirischen  Bahnnetzes  wird  natür- 
lich auch  in  dieser  Beziehung  eine  bedeutende 
Besserung  eintreten. 


Waldwirtschaft  in  Sibirien. 


Aller  Wald  in  Sibirien  gehört  der  Krono 
mit  Ausnalime  der  den  neuen  Ansiedlern  zu- 
gewiesenen Parzellen.  Das  Waldareal  in  Si- 
l)irien  beträgt  ca.  229  Mill.  Dessjatinen. 

Wenn  auch  zugegeben  ist,  daß  erst  in  aller- 
letzter Zeit  richtige  topographische  Aufnahmeji 
gemacht  worden  sind,  und  daher  von  einer 
rationellen   Forstwirtschaft   in   Sibirien    noch 


niclit  die  Rede  sein  kann,  so  sind  doch  die 
Erträge  bis  jetzt  so  minimal,  daß  sie  kaum 
der  Rede  wert  sind.  Der  gesamte  Ertrag  macht 
per  Dessjatine  etwa  eine  Kopeke  aus. 

Die  ungeheueren  ^^'aldst^ccken  Sibiriens, 
die  früher  als  unerschöpflich  dargestellt 
wurden,  leiden  an  zwei  unausrottbaren  Ge- 
brechen,  die  den  Ruin  der  sibirischen  Wald 


19c 


Sibmen  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


194 


Wirtschaft  bedeuten  würden,  wenn  die  "Wälder 
auch  noch  ^iel  größer  wären.  Der  eine  Uelxil- 
-stand  sind  die  jährlich  wiederkehrenden  Wald- 
brände, die  Tausende  und  Abertausende  Dessja- 
tinen  des  Bestandes  vemieJiten.  Meilenweit  ist 
die  Sonne  von  dem  Raueli  verdiuikelt,  .stunden- 
liiiig  fährt  man  auf  der  Poststratk;  durch 
beißenden  ei-stickenden  Raucli.  Einem  solchen 
Waldfeuer  Einlialt  zu  üin  ist  unmöglich,  be- 
sonders auch,  weil  ja  auf  diesen  riesigen 
Strecken  so  wenig  Alenschenhände  zur  Ver- 
fügung stehen.  Entsteht  ein  Waldbrand  selbst 
in  der  Nähe  von  Dörfern,  so  pflegen  die  Bauern 
zu  verschwinden,  um  nicht  zum  Lösch- 
dienst gezwimgen  zu  werden !  Weim  nicht  ein 
ausgiebiger  Eegen  eintritt  oder  ein  breit(^r  Fluß 
der  Ausdehniuig  des  Feuers  eine  Grenze  setzt, 
so  können  unendliche  Waldstrecken  abbrennen 
und  Scliäden  von  Millionen  von  Rubeln  ent- 
stehen. 

Erst  im  Jaiue  1910  wurden  in  Sibirien 
Oberförstereien  —  zunächst  32  an  der  Zahl  — 
eiTichtet.  Bis  jetzt  hat  jeder  \'on  den  wenigen 
höheren  Forstbeaniten  einen  Bezirk  UJit,-:^r  sich, 
der  an  Ciröße  Frankreich  oder  Bayern  gleich- 
kommen kann.  Selbstverständlich  konnte  unter 
solchen  Umständen  von  irgendwelcher  Kon- 
trolle nicht  die  Rede  sein,  da  die  Beamten 
ihre  Bezirke  nicht  einmal  in  J  a  li  r  e  n  kennen 
lernen   konnten. 

Der  andei-e  Hauptschaden,  der  die  Wälder 
Sibiriens  bedroht,  liegt  in  dem  gewissenlosen 
Abholzen  der  Wälder,  bei  dem  jeder  verfälirt, 
wie  es  ilim  beliebt.  Das  Holz  hat  fast  keinen 
Wert  und  kostet  nur  den  Transport;  jeder 
sahlägt  so  \iel  er  will.  Wenn  der  bisherige 
Schaden  noch  nicht  größeren  Umfang  ange- 
nommen hat,  so  liegt  es  nur  daran,  daß  die 
Bevölkerung  an  Zahl  eben  zu  gering  war,  um 
größere  V'erliecrungen  anzurichten.  Mit  dem 
zu  erwartenden  weiteren  Ausbau  der  Forstauf- 
sicht wird  auch  in  dieser  Beziehung  allmäh- 
lich  Wandel   geschaffen   werden. 


Ueber  die  bisherigen  Einkünfte  aus  den 
.sibirisclien  Wäldern  gibt  die  folgende  Tabell" 
Aufschluß: 

Einnahmen  1897        540  000  Rubel 
„  1900     1270  000      ,. 

1905  1600  000      „ 

1906  2  203  000      . 
,.           1908     2  417  000      „ 

Es  gibt  in  Sibirien  noch  sehr  v»enige 
Sohneidemühlen,  und  auch  diese  wenigen 
arbeiten  fast  nur  für  den  lokalen  Bedarf.  Erst 
in  allerletzter  Zeit  hat  man  angefangen,  Holz 
zu  exportieren,  und  zwar  in  der  Hauptsache 
nach  Nordamerika,  Der  dortige  Bedarf  wui'de 
früher  zu  einem  großen  Teil  durch  die  kana- 
dischen Wälder  gedeckt,  doch  wurden  hier 
durch  ein  strenges  Waldschutzgesetz  die  Preise 
auf  eine  solche  Höhe  getrieben,  daß  die  Ameri- 
kaner sich  nach  billigerem  Ersatz  iimsehen 
mußten. 

Zur  Zeit,  als  die  Ussuri-Balm  und  die 
chinesische  Ostbalm  gebaut  wurden,  liefert-e 
Amerika  nocli  eine  Menge  Holzmaterialien  über 
den  Ozean :  jetzt  tritt  das  Umgekehrte  ein.  — 

In  Charbin  hat  sich  kürzlich  eine  Gesell- 
schaft gebildei,  die  aus  Amerikanern,  Russen 
und  Chinesen  besteht  und  bereits  eine  Wald- 
konzession von  der  chinesiseJien  Regierung  er- 
langt hat.  Die  gix)ßen  Zederawälder  der 
Provinz  Girin  bilden  das  erste  Objekt  der 
Konze.ssion,  außerdem  sind  in  dem  Ussurigebiet 
verschiedene  russische  Holzindustriclle  der 
neuen   Gesellschaft   verpfliditet   worden. 

Die  Ge.sellschaft  baut  außer  HolzscJmeide- 
mühlen  anch  eine  Fabi-ik  zur  Herstellung  von 
Papiermasse,  die  ebenfalls  nach  Amerika  gellt. 
Schon  im  ersten  J;ilir  waren  über  30  000  Zedem- 
balken  bereit,  nach  Amerika  verschifft  zu 
werden.  Die  Konzession  war  von  der  chinesi- 
schen Regierung  dadurch  leicht  zu  erhalten 
gewesen,  daß  in  der  Gesellschaft  zwei  Chinesen 
als  Gi-ünder  fiuigierten,  auf  deren  Namen  die 
Konzession  ausgestellt  wurde,  iim  den  sonst 
recht   schwierigen   F'ormalitäten   zu  entgelu-u. 


Pctroleujiivorkommen  auf  Saclmlin. 


Im  eigentlichen  Sibirien  sind  bis  jetzt  außer 
einigen  Naphthaspuren  keine  Petroleumlager- 
stätten  nachgewiesen  worden. 


Im  nördlichen  (in  russischem  Besitz  befind- 
lichen) Teile  der  Insel  Sachalin  sind  Petroleum- 
lagerstätten aufgedeckt  w"orden,  die  zwar  noch 


195 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch -Asien. 


196 


nicht  regelmäßig  ausgemitzt  werden,  aber  An- 
zeichen aufweisen,  die  auf  eine  reicJie  Ausbeute 
bei  regelmäßigem  Betrieb  schlieißen  lassen.  Die 
Lagerstätten  lieg'^n  alle  auf  der  Ostseite  der 
Insel  in  der  Nähe  der  Küste.  An  einigen  Stellen 
hat  die  emporquellende  Naphtha  große  Seen 
gebildet.  Bohrversuche  sind  im  Tale  des 
Nutovoflussos  angestellt  v.-orden ;  sie  werden 
aber  erst  dann  zu  guten  Ergebnissen  führen, 
wemi  Bohrmaschinen  von  genügender  Stärke 
zur  Stelle  geschafft  werden.  Die  Bohr- 
konzession im  Nutovotale  befindet  sich  in 
Händen  einer  Gesellschaft,  die  ihren  Sitz  in 
Tientsin  hat  und  über  ein  Kapital  von  420  000 
Taels  verfügt ;  zu  den  Gesellschaftern  gehören 
Russen,  Deutsche,  Engländer  und  Chinesen.  Die 
Gesellschaft  l>e absichtigt,  große  Reservoire  für 
die  Aufnahme  von  Naphtha  zu  erbauen  und 
Röhrenleitungen  bis  zur  Küste  heranziiführen, 
um  das  Rohöl  direkt  in  die  Tankdampfer  leiten 


zu  können.  Seitens  der  Gesellschaft  sind  schon 
feste  Abkommen  wegen  Lieferung  von  Naphtha 
mit  Interessenten  in  China  und  Japan  abge 
schlössen  worden. 

Von  russischen  Geologen  ist  festgestellt 
worden,  daß  die  Petroleumlagerstätten  auf 
Sachalin  weiter  ausgedehnt  sind  und  in  breiterer 
Schicht  verlaufen  als  in  Japan.  Die  Unter- 
suchung der  Sachalin-Naphtlia  hat  ergeben,  daß 
sie  ungefähr  85  o/o  Petroleum  entliält ;  sie  ist 
geologisch  so  gelagert,  daß  Naphthafontänen 
sich  voraussichtlich  nicht  bilden  werden,  daß 
vielmehr  die  Naphtha  mittels  Pumpen,  wie  in 
Pennsylvanien  hochgefördert  werden  wird. 
Tix)tz  ungünstiger  Witterungsverhältnisse  in 
jenen  unwirtlichen  Gebieten  rechnet  man  auf 
einen  guten  geschäftlichen  Erfolg  und  will  jetzt 
mit  der  Naphtliaausbeute  in  rationeller  Weise 
beo-innen. 


Die  russische  Goldindustrie  (hauptsächlich  in  Russisch -Asien). 


Gold  wird  hauptsächlich  in  drei  Bergwerks- 
bezirken gewonnen :  im  Uralbezirk,  in  West- 
sibirien und  in  Ostsibii'ien.  Das  Vorkommen 
von  Gold  in  Finnland  ist  minimal,  die  Ausbeute 
nur  einige  Pfunde  jährlich,  noch  geringer  im 
Kaukasus,  wo  aber  noch  weiter  gesucht  ^vird. 
Im  Ural  scheint  die  Goldausbeute  langsam  aber 
sicher  herunterzugehen ;  in  zehn  Jahren  sank 
sie  ganz  allmählich  von  549  Pud  auf  419  Pud 
(im  Jahre  1908).  In  Westsibirien  bleibt  die 
Ausbeute  so  ziemlich  in  denselben  Grenzen, 
sie  geht  eher  hinunter  als  hinauf;  niu'  in  Ost- 
sibirien hat  sie  einen  großen  Aufschvvning  ge- 
nommen und  steigt  seit  1906  jährlich  um 
ca.  200  Pud  reines  Gold.  Während  des  japa- 
nischen Krieges  konnte  die  ganze  Goldausl>eute 
nur  gering  sein,  da  keine  Arbeiter  zu  beschaffen 
waren. 

Die  Goldausbeute  im  i-ussischen  Reich 
arbeitet  unter  Schwierigkeiten  nicht  materieller, 
sondern  administrativer  Natur.  Die  Aktien  der 
größten  sibirischen  Goldbergvverkc,  deren 
Besitz  hauptsächlicli  in  den  Händen  ausländi- 
scher Kapitalisten  ist,  sind  e1>en  an  der  Börse 


einem  solchen  Auf  und  Nieder  unterworfen, 
als  ob  ganz  neue  Groldminen  entdeckt  werden, 
auf  die  sich  das  Publikum  stüi-zen  soll.  Im 
Grunde  genommen  ist  nichts  Neues  hinzu- 
gekommen und  die  Goldproduktion  Rußlands 
ist  nicht  um  so  hohe  Ziffern  gestiegen,  um 
einen  solchen  Kampf  begreiflich  zu  machen. 

In  den  letzten  zehn  Jahren  wiu-de  in  ganz 
Rußland  produziert  und  in  die  Goldwäschereien 
abgeliefert : 


Reines  Gold  gewf 

2057  Pud 

2055  „ 

2091  „ 

2044  „ 

2290  „ 

2262  „ 

■icgl     1998  „ 

2245  „ 

2271  „ 

2560  „ 

Im  Jahre  1901  wurde  in  ganz  Rußland  der 
freie  Verkehr  von  Gold  gestattet.  Bis  dahin 
mußte  alles  Grold  in  die  behördlichen  Bücher 
eingetragen  und  dadurch  auch  die  kleinste 
Menge  gebucht  werden.    Es  ging  ja  auch  sehr 


den  Go 

dwäschereien  .ibgeliefert 

1899      . 

2.368  Pud 

1900      . 

2363     „ 

1901     . 

2414     ,. 

1902     . 

2352     ,. 

190:i    . 

2555     „ 

1904     . 

2668    ,, 

1905     . 

2385     „       (Japan. 

190ß     . 

2611     „ 

1907     . 

2655     „ 

1908     . 

3046    „ 

197 


Sibirien  und  sonstig'es  Russisch-Asien. 


198 


viel  verloren,  indem  es  einfach  g-estolilcn  oder 
Baubbaii  betrieben  wurde,  der  auf  folgende  Art 
vor  sich  ging:  "Wenn  irgend  jemand  eine  Mine 
oder  goldführende  Schicht  entdeckt  hatte,  so 
mußte  dort,  meistenteils  in  der  sibirischen 
Wildnis,  der  Fund  dem  zuständigen  Land- 
polizisten angezeigt  und  das  Schürfrecht  er- 
worben werden.  Aiif  diesem  Platze  wnrde  ein 
Pfahl  mit  dem  Namen  des  Ijctreffenden  Finders 
eingegraben.  Bis  nun  aber  die  Genehmigung 
von  den  Behörden,  die  oft  1000  und  mehr  Kilo- 
meter entfernt  liegen  und  nur  mit  Pferd  und 
Wagen  zu  erreichen  sind,  eintraf,  vergingen 
Monate,  ja  Jalire.  In  dieser  Zeit  darf  nicht 
Gold  geschürft  oder  gewaschen  werden.  Nun 
ist  aber  ein  Landpolizist  für  einen  riesigen 
Bezirk  von  Hunderten  von  Quadratwersten  nie 
vorhanden,  und  vorkommenden  Falles  driickte 
er  auch  ein  oder  beide  Augen  zu ;  so  konnte 
es  kommen  und  geschah  fast  regelmäßig,  daß 
der  erste  Finder  bis  zum  Eintreffen  der  Be- 
willigung einfach  schon  schürfte,  das  Gold 
aber  nicht  abgab,  sondern  nach  Cliina  ver- 
kaufte. AVenn  dann  die  Erlaubnis  zum  regel- 
rechten   Betrieb   eintraf,   hatte   er   schon   sein 


Schäfchen  im  Trockenen  und  verkaufte  die  Kon- 
zession an  andere,  die  dann  erst  den  richtigen 
Abbau  öinleiteten.  Auf  diese  Art  sind  Hundert« 
von  Puden  der  Verwaltung  verlixstig  gegangen 
und  ins  Ausland  gelangt. 

AVenn  man  annimmt,  daß  auf  vielen,  sogar 
rexjht  großen  Goldwäschereien  in  Ostsibirien, 
der  Betrieb  noch  recht  primitiv  ist,  oft  sogar 
noch  Handbetrieb,  so  kann  man  sich  leicht 
vorstellen,  wie  durch  rationelle,  maschinelle 
Bearbeitung  die  Ausbeute  gesteigert  werden 
kann  und  wird.  Das  kann  an  verschiedenen 
Beispielen  erläutert  werden.  Mehrere  "\A'erke 
wurden  als  nicht  lohnend  aufgegeben  und  ver- 
kauft; die  neuen  Besitzer,  meistens  Ausländer,, 
schafften  Maschinen  herbei,  und  nach  einem 
Jahre  lieferten  diese  bereits  aufgegebenen 
Werke  ein  größeres  Erträgnis  als  jemals 
vorher. 

Durch  Geldmangel,  Lidolenz  und  Kurz- 
sichtigkeit lassen  viele  Besitzer  Millionenwerte 
in  der  Erde  liegen,  bis  sie  gezwungen  werden, 
sie  anderen  abzutreten.  Mit  Intelligenz,  Geld 
und  Energie  könnte  die  russische  Goldausl>eute 
verdoppelt,   ja  verdreifacht  werden. 


Handel  und  Industrie  im  Gebiete  von  Wladiwostok. 


Der  Ausfuhrhandel  von  AVladiwostok  hat 
erst  seit  kurzem  eine  größere  Ausdehnung 
erlangt,  luid  zwar  hat  hierbei  die  in  letzter 
Zeit  vielgenannte  Soyabolme  eine  nicht  un- 
wichtige Rolle  gespielt.  Die  vor  zwei  Jahren 
begonnene  Ausfulu-  der  mandschurischen  Soya- 
bolinen  nach  Europa  —  namentlich  nach  Eng- 
land —  hat  auda  Wladiwostok  erhebliche 
Mengen  von  Ausfuhrgut  zugefülirt;  ^\'urden 
doch  von  Dezember  1908  bis  Oktober  1909 
allein  über  AVIadiwostok  iiOO  000  t  Soyabohnen 
exportiert.  Die  Ausfuhr  während  des  laufen- 
den Jahres  hat  sich  vermindert,  weil  infolge 
ungünstiger  AVitterung  die  Bolinenemte 
schlecht  ausgefallen  ist.  Dieser  A'^organg  ist 
jedoch  für  die  Zukunft  des  Handels  in  diesem 
Artikel  ohne  Bedeutimg,  da  mit  eintretenden 
besseren  Ernten  auch  die  Ausfulir  wieder 
steigen  wird,  nachdem  sich  die  Soyabohne  als 


wichtige  Oelfrucht  in  Europa  ein  festes  Absatz- 
gebiet erobert  hat. 

Einen  weiteren  wichtigen  Ausfulirartilcel 
liefern  für  AA'ladiwostok  die  reichen  Holz- 
bestände des  Landes.  Die  Nadelholzwaldungen 
sowie  die  Eichen-  und  Eschenbäume  liefern 
wertvolle  Holzarten,  die  in  großen  Mengen 
hauptsächlicli  nach  Ix>ndon,  Liverpool  und 
Hamburg  verfrachtet  werden.  Aucli  die  Zeder 
gedeiht  in  den  Bergen  zwischen  der  Nonl- 
mandschurei  und  AVIadiwostok ;  nur  leidet  das 
Holz  vorläufig  infolge  ganz  unzureichender 
A''orkehrungcn  beim  Fällen  und  Transportieren 
der  Baumstämme.  Auch  die  Sägemülilen  sind 
mit  primitiven  Arbeitsgeräten  ausgestattet,  so 
daß  das  bcaa-beitete  Holz  in  schleclitem  Zu- 
stande auf  den  Alarkt  nach  AVIadiwostok 
gelangt.  Mit  Hilfe  besserer  technischer  A'or- 
riclitungen  und  bei  besser  ausgebildeter  Organi- 


199 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


200 


satiou  des  Gescliäfte  könnlc  der  Holzhandel 
von  .Wladiwostok  bald  zu  hoher  Blüte  gelangen. 

Aehnlieh  vernaclilässigt  ist  auch  die  Aus- 
beutung der  reichen  Fischbestände  an  der 
Meeresküste  bis  nach  Kamtscliatka  hinauf  und 
im  Flußgebiet  des  Amur.  Im  Amurflusse 
halten  sich  zeitweilig  gix)ße  Mengen  von 
Lachsen  auf;  jedoch  hat  man  bis  vor  kurzem 
den  Laclisfang  in  rationeller  Weise  nicht  Ix;- 
triebcn.  Erst  in  diesem  Jahi-e  hat  sich  in 
AVla<liwostok  eine  englische  Fii'ma  nieder- 
gelassen, die  Frische  in  gefrorenem  Zustande 
aus  jenen  Gebieten  nach  Europa  exportieren 
will,  und  zu  diesem  Zweck  sich  mit  den  orts- 
augtthörigen  Fischern  an  der  Meeresküste  und 
an  der  Mündung  des  Amur  in  Verbindung  ge- 
setzt   hat. 

Der  vorläufig  noch  wenig  entwickelte 
Bergbau  liefert  in  der  weiteren  Umg-ebung  von 
Wladiwostok  Zinkerze  und  Kolilen.  Mit  gutem 
Erfolg  hat  ein  Zinkberg-werk  in  der  Näiic  der 
Küste     an     der    Tjutewo  -  Bucht     (unter    dem 


45  Breitegrade)  g'eai'beitet ;  im  Jahre  1909 
konnte  es  9000  t  Zinkerz  nach  Antwerpen  ver- 
laden. Das  dort  gewonnene  l'3rz  enthält  bis 
51  o/o  Zink,  etwas  Silber  und  etwa  5  »o  Kupfer. 
Kohlen  sind  in  der  Küstenprovinz  zwischen 
Wladiwostok  und  dem  Amur  bis  vor  kurzem 
nur  in  minderwertiger  Qualität  gefördert 
worden.  Es  handelte  sich  in  der  Hauptsache 
um  braunkohlenartige  Sorten,  die  sieh  vor 
allem  als  Dampferkohle  niclit  eignen.  Jetzt 
sind  im  Mündung-sg^biete  des  Amiu-  Kohlen- 
lager entdeckt  woi-den,  die  eine  vorzügliche 
Kolile  liefern  sollen.  Es  ist  eine  Anthrazit- 
kohle, die  langsam  brennt,  wenig  Rauch,  aber 
starke  Glut  entwickelt.  Versuchsweise  ist  sie 
auf  Dampfern  schon  mit  gutem  Erfolge 
verwandt  worden.  Die  Unternehmer  haben 
mit  der  Ausbeutung  der  Lager  begonnen 
und  hoffen,  die  Kohle  in  Wladiwostok  den 
Dampfern  zum  Preise  von  17  sh  (5  d  liefern  zu 
küiineu. 


Die  Ainurbahn. 


Bald  nach  dem  japanischen  Krieg-e  wurde 
die  Frage  nach  einer  rein  russischen  Bahn  bis 
nach  Wladiwostok  wieder  akut.  Die  chinesische 
Ostbahn,  wenn  auch  mit  russischem  Gelde  ge- 
baut, befindet  sich  bei  einem  eventuellen  neuen 
Krieg  in  sehr  gefährlicher  Lage,  außerdem 
führt  sie  durch  chinesisches  Gebiet,  das  —  wenn 
es  auch  von  jJapan  im  letzten  Vertrag-e  als 
russische  Einflußsphäre  bezeichnet  ist  —  Ruß- 
land dodi  als  solche  nicht  völlig  sicher  ist.  Als 
zweites  Motiv  zum  Bau  der  Amurbalm  dienen 
rein  kolonisatorisciie  Bestrebungen:  Das  Amur- 
gebiet muß  besiedelt,  und  stark  besiedelt 
werden,  nicht  nur  aus  politischen  und  strate- 
gischen Gründen,  sondern  auch  aus  rein  volks- 
wirtseJiaftlichen.  Zum  1.  Januar  1910  war  die 
Bevölkerung  des  Amurgebietes  nur  160  000 
Köpfe  stark,  und  das  bei  einem  Territorium 
von  352  000  Quadratweret,  so  daß  auf  eine 
Quadratwerst  0,5  MenscJien  kommen.  Die 
Amurbahn  führt  durch  völlig  russisches  (ie- 
biet  auf  dem  linken  Ufer  des  Amur,  der  eine 


Länge  von  3600  Werst  hat.  Das  rechte  Amur- 
ufer gehört  in  einer  Länge  von  1280  Werst 
den  Chinesen,  die  in  letzter  Zeit  eine  sehr 
energische  und  zielbewußte  Besiedelung  dort 
vornehmen.  Der  Amurbalm  müssen  aber  Zweige 
nacJi  Süden  und  Norden  angegliedert  werden, 
da  sie  ohne  Kommunikationswege  nach  Wladi- 
wostok für  den  Fall,  daß  die  ost^chinesische 
Bahn  sich  in  Feindeshänden  befände,  wertlos 
wäre.  Die  Amurbalm  führt  von  Stretjensk, 
dem  Endpunkte  der  Transbaikalbahn,  längs 
dem  Fliisse  Schilka  zum  Amur,  den  sie  am 
Zusammenfluß  der  Schilka  und  Argam  trifft. 
Sie  wird  über  2000  km  lang,  und  ihre  Kosten 
sind  auf  220  Mill.  Rbl.  bereclmet.  Der  Bau 
.soll  von  jetzt  in  vier  Jahren  beendet  werden 
und  stellt  an  die  Ingenieure  außerordentliche 
Anfordenmgen. 

D'as  weite  Gebiet  ist  also  mit  0,5  Mensclien 
pi-o  Quadratwerst  bevölkert,  .so  dali  die  Eisen- 
liahn  allein  die  wirtschaftliche  Hebung  des 
Landes  nicht  dui'chführen  kann.    Es  muß  xäcl- 


201 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


202 


mehr  vorher  —  und  zwar  rechtzeitig  —  eine 
zielbewußte  Kolonisation  ins  Leben  gerufen 
werden.  Der  Bau  der  Balin  ist  schon  ziemlich 
weit  vorgcsckritten  imd  die  einzelnen  Strecken, 
die  im  Budget  vorgesehen  waren,  sind  pro- 
grammäßig beendet,  nur  fehlt  es  an  Leuten, 
an  Arbeitern,  die  wirklicli  etwas  leisten,  denn 
die  Kulis,  Koreaner  imd  ähnliches  Arbeiter- 
material leisten  an  pliysischer  Arbeit  \'iel,  viel 
weniger  als  der  richtige  russische  Axl)eiter. 

Eine  systematische  Besiedlung  des  Ge- 
bietes ist  möglich,  kostet  aber  ungeheure  Geld- 
summen. Der  Boden  und  das  Klima  sind  nocli 
nicht  genügend  erforscht,  und  wenn  auch  je- 
weils der  Bau  vorwärts  sclireitet,  kleine  Nieder- 
lassungen und  Dörfer  an  den  einzelnen  Sta- 
tionen entstehen  usw.,  so  ist  diese  Bevölkerung 
doch  keine  seßhafte,  die  späticr  Landwirtschaft 
treiben  will,  sondern  nur  die  Spekulation  ruft 
sie  dorthin,  imd  nach  einigen  Jahren  verlassen 
sie  die  Gegend  wieder. 

Der  Senator  Iwannitzky  bereiste  190S  den 
fernen  Osten,  und  in  seinem  BericJit  finden  wir 
sehr  interessante  Einzelheiten  über  die  Ge- 
biete, weloJie  die  Amiu'bahn  durchqueren  wird. 
Urwald,  undurclidruigliche  Sümpfe,  die  meilen- 
weite Strecken  bedecken,  wechseln  mit  Berg- 
^^■äldern  und  Flächen  ab,  auf  denen  die  Boden- 
schicht, die  landwii-tschaitlicher  Kultur  dienen 
könnte,  nur  sehr  wenig  tief  ist.  \'on  9  Mill. 
Dessjatincn,  die  untersucht  wurden,  waren  nur 
25  o/o  für  Ackerbau  geeignet.  An  eine  Exploi- 
tation der  Forsten,  an  Bergbau  u.  dergl.  wird 


noch  absolut  nicht  gedacht,  und  da  muß  die 
Bahn  Kemedur  schaffen,  denn  ungeheure  "Wert.^ 
liegen  hier  noch  ungelioben.  Wenn  man  auch 
ziigeben  muß,  daß  das  Klima  des  Amurgebiet-s 
schlechter  ist  als  das  "West-  und  Mittelsibirious 
(es  ist  viel  feuchter  und  windigei'),  so  zei^t 
docli  die  Entwickliu\g  des  übrigen  Sibiriens  in 
den  zehn  Jahren  des  Bestehens  der  Eisenbahn, 
wie  groß  die  "Werte  und  die  Entwicklungs- 
mögliehkeiten  sind,  die  Sibirien  bietet. 

Zuverlässige  Darstellungen  gibt  es  von 
diesen  Gegenden  noch  sehr  wenige,  und  diese 
wenigen  sind  noch  dazu  meistens  tendenziös 
gefärbt,  um  ein  Auswandern  dorthin  als  schwer 
und  sogar  als  unmöglich  hinzustellen. 

Man  wird  eben  hier  ebenso  mit  dem  Bahn- 
bau vorangehen  müssen,  wie  es  so  oft  von  den 
Amerikanern  bei  Besiedelung  ihi-er  neu  zu  ei-- 
schließenden  Landstrecken  g-etan  wurde.  Dort 
Icam  meist  zuerst  die  Bahn,  und  dann  kommt 
die  Stadt  von  selbst,  wenn  nur  irgendwie  an- 
nehmbare Lebensbedingungen  geboten  werden. 
Man  kann  nicht  Tausende  von  Menschen,  wie 
es  leider  in  Sibirien  oft  geschehen  ist,  in  eine 
unwirtliche  CJegend  jagen,  und  erst  naeli 
Jahren  daran  denken,  ihre  Existenz  nun  auch 
durch  eine  Eisenbahn  nachträglich  erst  möglicli 
zu  machen. 

Die  Amurbahn  ist  eine  absolute  Notwendig- 
keit, und  es  ist  nur  zu  bedauern,  daß  sie 
niclit  schon  vor  Jahren  in  Angriff  genommen 
worden  ist. 


Autoniobilverbiiidun^en  im  russischen  Osten. 


Eine  Konzession  für  eine  Po.st-  und 
Passagier- "Verbindung  mittelst  Automobilen 
zwischen  Blagowjesclitsehcnsk  und  Chaba- 
rowsk  in  den  vier  Wintermonaten  vom 
15./28.  November  bis  15./28.  März  ist  an  zu- 
ständiger Stelle  auf  die  Dauer  von  £«chs  Jahren 
nachgesucht   worden. 

Die  Unternehmer  denken  die  ^'erbindung 
folgendermaßen   einzurichten :    Jeder   Zug   be- 


steht aus  einer  Lokomotive,  einem  Personen- 
wagen zu  24  Plätzen  mit  Polster.sitzeu  und 
einem  Gepäckwagen  mit  Postabteilung  imd 
verkehrt  alle  vier  Tage  einmal  in  jeder 
Richtung.  Jeder  Zug  kann  1650—2000  kg 
Postgepäck  befördern.  Die  FahrtgcscJi windig- 
keit soll  im  Durclischnitt  11 — 13  km  per  Stunde, 
die  Falirtdauer  mit  den  nötigen  Aufenthalten 
auf  den   Stationen   62 — 72   Stunden  betragen. 


203 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


204 


Die  Uiiteruehiner  verlangen  eine  staatlicJie  Sub- 
vention von  50  000  Rbl.  für  die  ;mentg«ltliche 
Beförderung  der  Post.  AVenn  da.s  Unternehmen 
zustande  kommt,  so  wii*d  daanit  einem  wirk- 
lichen Bedürfnis  entsprochen,  da  der  Verkehr 
auf  den  sehr  mangeLhaiten  AVegeverbindungen 
der  langen  Strecke  im  "Winter  sehr  ersdiwert 
ist  und  die  Beförderung  recht  teuer  zu  stehen 


kommt,  während  in  der  Schiffahrtsperiode  die 
regelmäßige  Dampfsclüffahrt.sverbindung  recht 
gut  funktioniert.  Dem  Unternehmen  wird  eine 
gute  Rentabilität  vorausgesagt,  da  vorläufig 
die  Fertigstellung  der  Amur-Eisenbahn  noch 
auf  sich  warten  läßt,  die  Vorarbeiten  für  diese 
Bahn  aber  schon  jetzt  einen  regeren  Verkehr 
bedingen. 


Schwebebalmeii,  Elevatoren  und  Getreidespeicher  in  Sibirien. 


Außer  den  Schwebebahnen  in  Goldminen 
und  Steinkohlengruben  in  Ostsibii-ien  sind 
solcJie  Bahnen  in  den  Gruben  der  österreichi- 
schen Kompagnie  bei  Smeinogoi-sk  erbaut 
worden. 

Auch  vom  Landungsplatz  Berskoje  am  Ob 
führt  eine  4  Werst  lange  Schwebebahn  nach 
einer  Mtilile. 

Am  Ural,  z.  B.  in  den  Gruben  von  Taratoff 
und  BalascJioff,  sind  ebenfalls  Schwebebahnen 
entstanden. 

Diese  Art  Bahnen  maclien  sich  bei  großer 
Leistungsfähigkeit  gut  bezahlt.  Zum  Beispiel 
fördert  die  Bahn  in  den  Gruben  von  Baiaschoff 
in  zehnstündiger  Tagesschicht  11000  Pud. 


Die  Frage  der  Errichtung  von  Elevatoren 
und  Silospeichern  ist  für  den  sibirischen  Ge- 
treidehandel brennend  geworden,  da  das  Ge- 
treide viele  Mängel  zeigt,  nicht  klassifiziert 
ist,  Feuchtigkeit  aufweist  und  oft  lange  liegen 
muß.  Elevatoren  sind  vor  allem  für  die  von 
der  Eisenbahn  berührten  Flußhäfen  vorge- 
schla^'en :  Tscheljabinsk,  Nowo  -  Nikolajewsk, 
Omsk,  Kurgan,  Petuchowo  und  Trumen. 

Um  das  Getreide  besser  zii  trocknen,  sind 
Getreidedarren  beim  Elevator  in  Xov.-o-Nikola- 
jewsk  für  nötig  befiuiden  worden. 

In  zweiter  Linie  ist  auch  die  Einrichtung 
von  Getreidespeichern  in  Bajnaul,  Bijsk.  Ustj- 
Tscharyskowo  und  Kamenyj,  sowie  in  Kotschen- 
towo  geplant. 


Neue  Eisenbalinbauten  in  Russisch-Asien. 


Die  neue  westsibirische  Magistrale  nimmt 
iJiren  Anfang  von  der  Stadt  Uralsk,  geht  dann 
über  Orenburg,  Akmolinsk  nach  Seraipalatinsk 
in  direkt  östliclier  Richtung;  von  dort  schwenkt 
sie  nacli  Nordosten  ab,  auf  Barnaul  zu,  von 
wo  eine  kleine  Zweigbahn  zu  der  aufljlühenden 
Stadt  Bijsk  g-eleitet  wird.  Von  Barnaul  geht 
die  Richtung  direkt  nach  Norden  auf  die  große 
Sibirische  Bahn  zu  und  mündet  bei  der  Station 
Ob  oder  Nowo-Xikolajewsk.  Diese  Stadt  wird 
schon  jetzt  als  Zentrale  für  den  sibirischen 
Getreidehandel  angesehen  und  wird  mit  Er- 
öffnung der  neuen  Bahn  noch  eine  viel  größere 
Entwicklung  finden. 


Der  Bau  soll  sofort  in  Angriff  genommen 
werden,  denn  die  Gründe,  die  die  Kommission 
für  diese  Strecke  vorgebracht  hat,  sind  so  ein- 
leuchtend, daß  die  Regierujig  nicht  länger 
wai-ten  will.  Diese  Linie  ist  auch  strategisch 
sehr  wichtig,  und  schon  deshalb  wäre  es  un- 
vorteilhaft,   noch   länger   zu   zögern. 

Sie  ist  aber  auch  im  Interesse  der  Koloni- 
sation Sibiriens  absolut  notwendig,  denn  sie 
durclischneidet  überaus  fruchtbare  und  zur 
Kolonisation  sehr  gut  geeignete  Strecken,  die 
bei  rcgelrecliter  Bebauiing  die  Agrarfrag'e  nicht 
nur  in  Sibirien,  sondern  zum  Teil  aucli  in  Ruß- 
land sehr  günstig  werden  beeinflussen  können. 


205 


Sibirien  und  .sonstiges  Hiissisch-Asien. 


206 


Die  neue  Linie  durchschneidet  einen  Be- 
zirk von  i  Mill.  Quacb-atwei"st,  der  zurzeit 
noch  spärlich  bewohnt  ist,  aber  zum  größten 
Teil  sowohl  Getreide  wie  andere  Naturprodukte 
in  Fülle  liefern  könnte.  Sie  erschließt  vor 
allen  Dingen  die  ungeheuren  natürlichen  Reich- 
tümer des  AJtai  -  Berg-bezirLs,  die  nach  den 
neuesten  Untersuchungen  dazu  bestimmt  sind, 
Sibirien  Millionen  und  aber  Millionen  ver- 
dienen zu  lassen.  Außer  den  Bergwäldern, 
die  noch  wenig;  bekannt  sind,  stehen  seit  vielen 
Jahren  dort  Eisenwerke,  Kupfergruben,  Silber- 
und Bleischächte,  Zinkgruben  in  Betrieb;  sie 
haben  sich  aber  trotz  ihres  reichen  Erzgehaltes 
nicht  gesund  entwickeln  können.  Die  Trans- 
portwege und  -Kosten  verschlangen  die  Ein- 
nahmen. Die  neue  Bahn  wird  hier  einem 
dringenden  Bedürfnis  abhelfen. 


Die  Strecke  ist  über  2200  AVerst  lang,  und 
die  Kosten  des  Baus  sind  mit  186  Mill.  Rbl. 
berechnet,  von  denen  170  Mill.  in  Obligationen 
ausgegeben  werden  sollen. 

Falls  der  Bau  im  nächsten  Frühjahr  oder 
schon  im  Winter  in  Angriff  genommen  werden 
sollte,  so  ist  zu  hoffen,  daß  er  spätestens  in 
fünf  Jaiiren  dem  Verkehr  übergeben  werden 
kann,  weil  er  von  zwei  Seiten  zugleich  be- 
gonnen werden  dürfte. 

In  T  r  a  n  s  k  a  u  k  a  s  i  e  n  ist  der  Bau  einer 
Linie  von  Aryß  (Station  der  Bahn  Orenbui-g- 
Taschkent)  über  Pischpek  nach  Wernj'  be- 
schlossen worden.  Diese  Bahn  wird  vor  allen 
Dingen  dem  BamnwoUenbau  und  der  Seiden- 
zucht im  Fergha  na  gebiet  zugute  kommen 
und  entspricht  Bedürfnissen,  die  schon  vor 
.Jahrzehnten  hätten  erfüllt  werden  sollen. 


RuHsland  und  die  Moiiirolei. 


Rußland  hat  ein  großes  Interesse  daran, 
über  die  Verhältnisse  in  der  Mongolei  genau 
unterrichtet  zu  sein ;  grenzt  doch  die  ^Mongolei 
mit  ihren  Berglandschaften  und  Steppen  in 
einer  Ausdehnung  von  25  Breitengraden  an 
russisch-sibirisches  Gebiet.  Im  Jahre  1910 
wurden  dementsprechend  zwei  Studiengesell- 
schaften in  die  Mongolei  entsandt,  um  Er- 
hebungen über  die  wirtschaftlichen  Zustände 
und  über  die  Aussichten  des  russischen  Handels 
daselbst  anzustellen. 

Die  eine  dieser  kaufmännisch-wissenschaft- 
lichen Expeditionen  ist  von  der  „Gesellschaft 
zur  Förderung  der  Kenntnis  Sibiriens"  in 
Tomsk  organisiert  worden.  Mitglieder  der 
Expedition  sind  die  Professoren  Sobolew  und 
Bogolepoff.  Die  Mittel  zur  Ausrüstung  der 
Expedition  hat  zum  Teil  die  Kaufmannschaft 
der  Städle  Bijsk  und  Minussinsk  lK>roitges teilt; 
einen  weiteren  Beitrag  hat  das  Ministerium  für 
Handel  und  Indiustrie  ziu"  Verfügung  gestellt. 

Die  zweite  Expedition  sollte  über  Bijsk 
zunächst  nach  der  wichtigen  mongolischen 
Handelsstadt  Kobdo  ziehen.  V'on  Kobdo  aus 
begab  sich  die  Exi>6dition  nach  dem  Oberlauf 
des  Jenissei  und  ins  Gebiet  des  Flusses 
Kemtschin,  wo  sich  viele  russische  Handels- 
faktoreien befinden.   Das  nächste  Reiseziel  war 


die  mongolische  Handelsstadt  Ulassutai.  Als 
Endpunkt  der  Reise  auf  mongolischem  Boden 
wurde  Urga  in  Aussicht  genommen.  Lieber 
K  i  a  c  h  t  a  beabsichtigte  die  Expedition  zuriick- 
zukehren. 

Eine  weitere  Expedition  ist  Anfang  Mai 
1910  gleichfalls  nach  der  Mongolei  auf- 
gebrochen. Sie  ist  von  Moskauer  Kaufknitcn 
organisiert  worden  und  soll  lediglich  vom  kauf- 
männischen Gesichtspunkte  aus  die  Handels- 
und Produktionsverhältnisse  in  der  Mon^)lei 
studieren.  Zum  Aiisgangspujikt  ilircr  Reise  hat 
sie  Kiaehta  gewählt;  sie  wird  weitere  Gebiete 
als  die  Tomsker  Expedition  bereisen  iind  daher 
auch  länger  als  diese  unterwegs  bleiben.  Den 
Ei'gebnissen  dieser  neuen  Studienexpediiiom^n 
sieht  man  in  russischen  Kaufmtmnskrcisen  mit 
großem   Interesse  entgegen. 

Rußland  ist  darauf  angH}wiesen,  das  Schwer- 
gewicht seiner  ostasiatischen  Politik  auf  die 
Verstärkung  seiner  Stellungen  im  Amur- 
Gebiet  und  in  der  innereii  Mongolei 
und  deren  Grenzgebieten  zu  legen.  Mit  welchem 
Eifer  und  Erfolg  es  an  der  ersteren  Aufgabe 
arbeitet,  ist  allerseits  anerkannt  und  gewürdigt 
worden.  Dagegen  findet  seine  Tätigkeit  zur 
Lösung  der  zweiten  Aufgabe  durcliaus  nicht 
die  gebiüirende  Beachtung.   "Was  von  dem  sieg- 


207 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


208 


reiclien  Vordringen  der  Chinesen  in  diesen  ab- 
gelegensten innerasiatischen  Crebieten  ihres 
RiesenreicJies  l)erichtet  wii-d,  ist,  zum  gTößten 
Teil  Faljel.  Von  den  Mongolenfürsten  halten 
nur  ganz  wenige  treu  zur  Pekinger  Regierung, 
und  zwar  auch  nur  aus  dem  Grunde,  weil 
ihnen  weitgehende  ^'^erfügungsrechte  ein- 
geräiunt  sind  (z.  B.  auf  eigene  Faust  Truppen 
zu  organisieren,  Bergwerke  in  Betrieb  zu 
setzen,  Schulen  zu  gTünden  und  dergleichen 
mehr).  Die  Besiedelung  der  mongolischen 
Cluuiate  mit  Chinesen  und  ebenso  ihre  Um- 
w;uidlung  in  ProNÖnzen  ist  allerdings  mehr- 
fach beschlossen,  aber  aus  ^langel  an  Geld 
niemals  ernstlich  in  Angriff  genommen  worden. 
In  Tiu'kestan  liegt  die  chinesische  Prestige- 
politik, nachdem  der  Kommissar  Iku  3  ^lill. 
für  Besiodelungszwecke  anvertraute  Gelder 
unterschlagen,  vollends  brach.  Rußland  da- 
gegen hat  nach  altbewährten  Methoden  seinen 
Einfluß  stetig  zu  erweitern  verstanden.  Das 
feudale  Auftreten  der  russischen  Generale 
macJit  auf  den  ritterlichen  Sinn  der  Hirten- 
könige einen  ganz  anderen  Eindruck  als  das 
der  krämerhaften  chinesischen  Sendboten.  Mit 
Geld  wird  nicht  gesjjart;  für  Anleihebediirf- 
nisse  finden  die  mongolischen  Kleinfürsten  in 
Petersburg  stets  willige  Geber.  Der  buddhisti- 
schen Kirche  und  ihren  Gläubigen  wird  vom 
Zaren  gnädiger  Schutz  zugesagt;  als  man 
freilich  soweit  ging,  zum  Zweck  bestimmter 
Abmachungen  über  eine  Art  Protektorat  eine 
Kommission  unter  dem  Agenten  Dschordschijew 
nach  Lhassa  zu  senden,  die  dort  mit  großem 
Pomp  empfangen  wurde,  antwortete  Peking  in 
unerhörter  Kühnheit  mit  der  Absetzung  des 
Dalai  Lama.  Glaubwürdige  Berichterstatter  be- 
haupten, daß  sogar  russische  Truppen  in  das 
Gebiet  von  Kobdo  zur  Vermessung  einer  Zweig- 
linie der  sibirischen  Bahn  eingerückt  seien.  Ein 
neuer  "Wetterwinkel  entsteht  im  inneren  Asien, 
und  auf  heftige  Kämpfe  um  die  Gewalt  in 
diesem  Gebiet  dai'f  man  gefaßt  sein.  Ihr  Aus- 
gang wird  nicht  nur  endgültig  das  Ringen 
zwischen  Slawentum  und  Mongolentum  ent- 
scheiden, sondern  auch  für  die  Gestaltung  der 
Machtverhältnisse  zwischen  England  in  Indien 
und  dem  nordischen  und  ostasiatischen  Koloß 
maßgebend    sein. 


Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  der  tibeta- 
nischen Angelegenheit  gibt  folgender  Bericht 
einigen  Aufschluß : 

An  Stelle  des  in  Darjeeling  sich  befinden- 
den Dalai-Lama  soll  ein  neuer  erwählt  werden. 

Diese  Nachricht  entspricht  nicht  den  Tat- 
sachen. Erstens  kann  China  das  geistliche 
Oberhaupt  der  Buddhisten  in  den  Augen  seiner 
Gläubigen  niemals  seiner  \^"ürde  entkleiden 
und  zweitens  wäre  der  Dalai-Lama  auf  eng- 
lischem Territorium  immer  eine  Drohung  gegen 
China  und  wäre  zu  leicht  als  eine  Art  Faust- 
pfand Englands  zu  gebrauchen.  Außerdem 
könnte  Rußland  einer  derartigen  Lösung  der 
Frage  nie  zustimmen.  Nun  hat  man  sich  in 
Peking  anders  besonnen  und  dem  Dalai-Lama 
die  A^'iedereinsetzung  in  sein  kirchliches  Amt 
verspi'ochen,  wenn  er  eine  Reihe  schwerer  Be- 
dingungen erfülle.  Er  darf  sich  weder  in  die 
äußere  Politik  Tibets  mischen,  noch  auf  die 
innere  administrative  Verwaltung  einen  Ein- 
fluß geltend  machen.  Er  bleibt  nur  buddhisti- 
scher Papst  und  weiter  nichts. 

In  Lhassa  wird  eine  chinesische  General- 
residentur  errichtet,  deren  \^erweser  die  äußere 
Politik  nach  Informationen  aus  Peking  und  die 
innere  Verwaltung  des  Landes  völlig  selb- 
ständig leiten  soll,  selbstredend  mit  den  dazu 
nötigen  Mannschaften.  Dem  Dalai-Lama  wird 
ferner  ein  gewisses  Einkommen  garantiert,  mit 
dem  er  gut  leben  kann ;  ebenso  werden  die  Cre- 
schenke   seiner  Gläubigen  nicht  konfisziert. 

"Wenn  der  Dalai-Lama  nun  einen  Eid  ab- 
legt, diese  Bedingungen  strikte  zu  erfüllen, 
so  steht  ihm  die  Rückkehr  nacli  Lhassa  frei, 
und  die  chinesische  Regierung  will  ihn  feier- 
lich einholen  lassen. 

Daß  der  Dalai-Lama  in  .seinem  gegen- 
wärtigen Exil  der  chinesischen  Regierung  sehr 
unbequem  werden  könnte,  ist  leicJit  einzu- 
sehen ;  el>enso  leicht  aber  sieht  der  Dalai-Lama 
selbst  ein,  daß  die  beste  Lösung  für  Alle  sein 
Verschwinden  für  immer  sein  würde,  deshalb 
weigert  er  sicJi  fürs  erste  ganz  entschieden, 
den  gefährlichen  Rückweg  na.ch  Lhassa  be- 
sonders unter  cliinesischer  Eskorte  anzu- 
treten, bevor  ihm  nicht  gewichtigere  Garantien 
geboten  werden. 


209 


Sibirien  und  sonstiges  Russisch-Asien. 


210 


Der  russische  Uandel  Über  die  Landgrenze  mit  der  Mongolei  und  China. 


Die  drei  an  China  angrenzenden  Gebiete 
des  russischen  fernen  Ostens,  nämlich  Trans- 
baikalien,  die  Amui"-  und  die  Küstenprovinz, 
haben  auch  seit  ilirer  Vereinigung  mit  Ruß- 
land ihren  eigenen  Charakter  im  Handel  sich 
bewahrt.  Transbaikalien  lenkt  die  Aufmerk- 
samkeit hauptsächlich  durch  seinen  Transit- 
handel auf  sich,  die  Küstenprovinz  durch 
ihren  AVarcnimport  luid  die  Amurprovinz  durch 
ihren  Import-  und  Exporthandel,  insbesondeire 
durch  ihren  Handel  mit  der  Mandscliurei. 

Im  Handel  in  Transbaikalien  gibt  es  zwei 
Perioden,  die  sich  schroff  voneinander  unter- 
scheiden, und  zwar  liegt  die  erste  vor  1900, 
wo  die  Einfuhr  in  dieses  Gebiet  vom  Jalire 
188()  an  ganz  erlieblich  die  Ausfuhr  überstieg, 
während  die  zweite  Periode  mit  dem  Jahre 
1900  beginnt,  in  der  zunächst  unter  dem  Ein- 
fluß des  Boxeraufstandes  in  China  in  den 
Jahren  1900  und  1901,  sodann  infolge  der  Ver- 
änderung in  der  Richtung  und  Bewegung  der 
Waren  durch  die  cliinesische  Ostbahn  der 
Handel  mit  einem  Male  zurückgeht  und  seine 
frühere  Höhe  nicht  mehr  wieder  ei-reioht.  Es 
betrug  der  Handel  Transbaikaliens : 


Einfuhr 

Ausfuhr    1 

Einfuhr 

Ausfuhr 

Wert  in  1000  Rubel    i 

Wert  in  1000  Rubel 

1886 

19  334 

4  275 

1900 

8  748 

1323 

1888 

19517 

5  223 

1901 

2  363 

928 

189U 

13  864 

3  259 

1902 

8  428 

1015 

1895 

17  465 

2  136 

1903 

3  691 

973 

1899 

21748 

1  564 

1905 

8  773 

2  952 

Der  Handel   Rußlands  mit  China  stellte 
sich  in  den  letzten  .Jalircn  wie  folgt: 


-  -  — 

v.m 

i    "     T9()G 

iao7 

(Werte  in  1000  Rubell 

Einfulir    . 
Ausfulir    .     . 

CO  549 
31  588 

1        97  427 
i        57  530 

89  742 
26  440 

Total    .     .     . 

92  137 

1      154  957 

116182 

Für  1908/09  waren  die  Ziffern  zur  Zeit 
der  Herausgabe  dieses  Buches  noch  nicht  er- 
hältlich, doch  haben  sich  wesentliche  Aende- 
rungen  nicht  ergeben. 

Der  wichtigste  Artikel  im  Transithandel 


durch  Transbaikalien  war  die  ganze  Zeit  hin- 
durch der  Tee,  der  zu  Anfang  der  SOiger 
Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  99'',o  der  ganzen 
Einfuhr  ausmachte.  Seit  1901  aber  fiel  dieser 
Import  auf  die  Hälfte  und  blieb  in  dieser  Höhe' 
bis  zum  Jahre  1905,  wo  die  Teeeinfuhr  4  623  000 
Rubel  erreichte  bei  einer  gesamten  Einfulir 
von   8  773  000  Rbl. 

Der  gesamte  "W'arenimport  des  Transbaikal- 
gebiets  betrug  in  den  Jahren  1886  bis  1906 
—  Wert  in  1000  Rbl.: 


Jahr 

Warenimport 

hiervon  Tee 

1886 

19  334 

17  535 

1888 

19  517 

15  277 

1899 

21  748 

20  374 

1901 

2  363 

1621 

1904 

4  611 

2  689  1  ^,..  „ 
4  623  )  ^'^^ 

1905 

8  773 

1906 

14  720 

'     8  716 

Der  Rest  der  Einfuhr  entfiel  hauptsäciilich 
auf  Rohmaterialien  (Kulibutter,  Filz,  unbe- 
arbeitete Rindshäute,  Kamel-  und  Schafwolle), 
Groß-  und  Kleinvieh,  Heu,  Nutzholz,  Brenn- 
holz usw. 

Die  wichtigsten  Exportartikel  aus  Rußland 
waren  von  1886  bis  1899  Materialien  und  andere 
Gegenstände  für  Fabriken  und  Handwerks- 
betriebe sowie  für  die  Landwirtschaft,  Fabrik- 
erzeugnisse, Manufaktur-  und  Baumwollen- 
waren,  sodann  Rauch-  xind  Hanfwaren. 

Der  in  Transbaikalien,  geführte  Karawanen- 
handel, dessen  Hauptpunkt  Kjachta  ist,  ist 
ebenfalls  infolge  des  Boxeraufstandes  in  China 
und  des  Baus  der  chinesischen  Ostbahn  be- 
deutend zurückgegangen,  wie  nachfolgende 
statistische  Daten  zeigen: 

Es  kamen  Karawanen  nach  dem  Ti'ans- 
baikalgebiet  an  (bzw.  gingen  aus  dem  Ti'ans- 


baikalgebit 

t): 

Ankunft 

Ausreise 

Im 

Jahre 

1894 

1825 

835 

1899 

2198 

905 

^ 

jj 

1900 

732 

450 

1901 

97 

251 

1902 

684 

534 

„ 

„ 

1904 

— 

1639 

211 


Dev  Kaukasus. 


212 


Der  Kaukasus. 


Sechzig-  -Jalire  lang  hat  Rußland  mit  den 
Bergvülkei'n  des  Kaukasus  kämpfen  müssen, 
bevor  sie  vollends  unterworfen  waj-en.  Von 
1805 — 1865  dauerten  die  Kämpfe,  die  mit  der 
Gefang-ennahme   Schamyls   endeten. 

Kaukasien  ist  473  026  Quadratwerst  gi-oß 
und   zählt    10,55    Millionen    Bewohner. 

Das  gajize  Gebiet  hat  hochalpinen 
Charakter,  gemischt  mit  tiefliegendem  Steppen- 
land. Die  beiden  höchsten  Berge  des  Kauikasus 
sind  der  EJbrus  (5640  m)  und  der  Kasbek 
(5070  m). 

Die   Bevölkeriüig   besteht   a.us : 

Küssen 3  000  000 

Armenier 1  100  000 

Osseten 200  000 

Kurden 130  000 


(ieorgier 1  400  000 

Tschetschenzen,Lesghier,Tscherkessen  1  200  000 

Tataren,  Kalmücken I  500  000 

Juden 100  000 

Griechen 70  000 

Deutsche  (Einge-wanderte) 25  000 

Sarten  und  Perser 45  000 

Das  General-Gouvernement  Kaukasus  be- 
steht aits  den  Gouvernements  Baku,  Eriwan, 
Kutais,  Tiflis,  Jelissawetpol,  Stawropül;  den. 
Gebieten  Kars,  Kuban,  Terek,  Daghestan  imd 
Schwarzmeergebiet. 

Haupthäfen  am  Schwarzen  Meer:  Poti, 
Batum,  Noworossisk. 

Haupthäfen  am  Kaspischen  Meer:  Baku, 
Petrowsk,   Derbent. 


Die  Lage  des  Manganerz-Bergbanes  im  Eankasns. 


Im  Jahre  1908  litt  der  Mangan-Bergbau 
unter  der  allgemeinen,  ungünstigen  Geschäfts- 
lage im  Auslande,  die  zu  einer  starken  Ein- 
schränkung des  Exports  führte.  Viele  Berg- 
werksunternehmer  sahen  sich  genötigt,  zu  liqui- 
dieren ;  nur  drei  der  gTößeren  Firmen  waren 
imstande,  die  Produktion  in  größerem  Umfange 
fortzusetzen,  um  wenigstens  die  früher  ein- 
gegangenen Lieferungskontrakte  erfüllen  zu 
können. 

Zwei  Dinge  wirkten  schädigend  auf  tlie 
kaukasische  Manganindustrie;  einmal  die  im 
allgemeinen  schlimme  Lage  der  Eisenindustrie 
in  Europa;  —  dann  aber  die  hohen  Transport- 
kosten, die  durch  die  übermäßig  hohen  Tarif- 
.«ätze  auf  der  für  den  Transport  des  gewon- 
nenen ^langanerzes  wichtigen  Xebenbahn  nach 
Tschaturi,  veranlaßt  wurden.  Einstimmig 
wurde  in  mehreren  Versammlungen  der  Inter- 
essenten festgestellt,  daß  die  Entwicklung  des 
Manganerzbergbaues  gefährdet  wäre,  wenn  die 
Eisenbahnverwaltung  an  den  hohen  Tarifsätzen 
festhalten  wollte.  Auch  die  von  der  Behörde 
geforderte  permanente  Lagerung  gi-ößcrer  Erz- 
mengen am  Bahnhofe  von  Tschaturi,  die  der 
Bahn    als   Eeservelager   dienen    sollen,    wirkt 

Verlag  für  Börsen-  und  Fin.-inzlitcratur  A.-G.,  Berlin  W.  Zr,. 


weiter  störend  auf  das  Geschäft,  weil  die 
Produzenten  dadurch  genötigt  sind,  über  den 
jeweiligen  Bedarf  hinaus  das  Erz  zu  fördern. 
—  Das  Manganerzgeschäft  im  Kaukasus  leidet 
dazu  auch  noch  unter  der  Konkurrenz  der 
älanganbergwerke  in  Brasilien  und  Indien.  Die 
dortigen  Unternehmer  arbeiten  unter  günsti- 
geren Bedingungen  als  ihre  Konkurrenten  im 
Kaukasus ;  sie  verfügen  über  mehr  Kapital 
und  können  mit  billigeren  Arbeitslöhnen  rech- 
nen; auch  werden  sie  in  ihren  Betrieben  nicht 
durch  Arbeiterausstände  gestört,  die  im  Kau- 
kasus in  letzter  Zeit  nur  zu  oft  zu  zeitweiligen 
Botriebseinstellungen  geführt  haben.  Unter 
diesen  Umständen  ist  e^i  erklärlich,  daß  im 
Kaukasus  der  Manganerzbau  während  der 
letzten  Jalire  nicht  vorwärts  geschritten  ist, 
während  in  Britisch-Indien  und  Brasilien  die 
Manganerzprodtiktion  stark  gestiegen  ist;  sie 
betrug  z.  B.  in  den  Jahren : 


1902 
1904 
1907 
1908 


in  Brasilien 
Tonnen 


Britisch  .Indien     '">  Kaukasus 
Tonnen  Tonneu 


157  29.-) 
208  260 
231  410 
252  300 


144  037 
154  880 
641  692 
867  236 


478  421 
453  109 
490  759 
501  367 


213 


Der  KaukasiLS. 


214 


Eisenbahnbanten  im  Eaakasns. 


An  den  im  Jahre  1909  bewilligten  beiden 
Eisenbahnen  im  Kaukasus  wurden  im  Herbst 
1910  die  Arbeiten  in  Angriff  genommen.  Der 
eine  Strang  führt  von  der  Festung  Kars  über 
Ssarikamysch  an  die  türkische  Grenze  und 
wird  hauptsächlich  aus  strategischen  Gründen 
erbaut.  Der  zweite  Strang  wird  Tiflis  mit 
Wladikawkas  verbinden  und  über  das  Hoch- 
gebirge führen.  Die  Schwierigkeiten,  die  zu 
überwinden  sind,  stellen  den  Ingenieuren  eine 
ungeheure  Aufgabe.  Der  längste  Tunnel  soll 
7  AVerst  (ca.  7  km)  lang  werden;  alle  Tunnels 
zusammen  werden  auf  20  AVerst  berechnet. 
Die  ganze  Strecke  ist  ca.  145  km  lang  und 
führt  nur  durch  Hochgebirge.  Die  Bahn  wird 
als  eine  absolute  Notwendigkeit  für  das  Ge- 
biet angesehen. 


In  Batum  beschäfti|gen  sich  die  Handels- 
kreiise  eifrig  mit  dem  Plane  einer  direkten 
Bahnverbindung  zwischen  Batum  und  der  Hoch- 
ebene von  Kars.  Der  Plan  hat  insofern  eine 
lU>er  das  Lokale  hinausgehende  Bedeutung,  als 
mittels  der  Balin  weite  Gebiete  erschlossen 
werden  würden,  die  für  den  Bergbau  sowohl 
wie  für  die  Landwirtschaft  von  großer 
AVichtigkcit  werden  können.  Die  reichen 
IMincralsehätze  in  den  zwischen  der  Küste  und 
der  Hochebene  von  Kars  gelegenen  Bergzügen 
sind  bisher  nicht  ausgebeutet  worden,  weil  die 


für  die  Exploitation  erforderlichen  Verkehrs- 
mittel fehlten.  Heute  kann  man  vom  Schwarzen 
Meere  aus  mittels  der  Bahn  nach  Kars  nur 
auf  dem  weiten  Umwege  über  Tiflis  gelangen. 
Die  Gebiete  westlich  von  Kars  sind  nur  auf 
Gebirgswegen  erreichbar,  die  sich  für  die  Be- 
förderung  schwerer    Lasten   nicht   eignen. 

Durch  den  neuen  Schienenweg  \vürden 
Landesteile  erschlossen  werden,  die  sich  nament- 
lich auch  für  den  Tabakbau  vorzüglich  eignen, 
eine  Kultur,  die  im  westlichen  Kaukasus,  ins- 
besondere im  Küstengebiet  von  Abchasien  bei 
Suchum,  wälirend  der  letzten  Jahre  mit  großem 
Erfolg  aufgenommen  worden  ist. 

Die  neue  Bahn  soll  von  Batum  aus  zu- 
nächst im  Tale  des  TscharucJi  bis  Artwin 
geführt  und  weiter  als  Gebirgsbalm  bis  Kars 
ausgebaut   werden. 


Ein  Konsortium  unter  Führung  der  St.  Pe- 
tersburger Internationalen  Handelsbank  hat 
die  Finanzierung  und  den  Bau  der  kürzlich 
im  Ministerrat  prinzipiell  beschlossenen  Bahn 
Baku  —  Schemacha  übernommen.  Das  Ak- 
tienkapital ist  nicht  groß  und  steht  zu  er- 
warten, daß  es  bald  überzeichnet  wird.  Die 
Bahn  dient  nicht  nur  den  Xaphthainteresscntcn, 
sondern  entspricht  einem  dringenden  Bedürfnis, 
die  Produlvte  dieses  so  reichen  Gebietes  billiger 
auf  den  Markt  bringen  zu  können. 


215 


Zentralasien. 


216 


Zentralasien. 


BnssUnds  Kolonialbesitz  in  Zentralasien. 


I'ür  das  mächtige  zentralasiatische 
Kolonialgebiet,  das  in  seiner  Ausdehnung'  un- 
gefähr dem  Europäischen  Rußland  nach  Ab- 
zug der  unwirtlichen  Landstriche  im  hohen 
Norden  gleiclisteht,  kommen  augenblicklich  als 
Zu-  bzw.  Abfuhrwege  nur  zwei  Bahnlinien  in 
Betracht,  da  die  gix)ße  Sibirische  Bahn,  die 
sieh  an  der  äußersten  Nordgrenze  dieses  Land- 
komplexes hinzieht,  für  dieses  Gebiet  als  Ver- 
kehrsstraße keine  Bedeutung  hat.  In  erstnr 
Linie  ist  die  seit  einigen  Jahren  vollendete 
Orenburg-Taschkenter  Bahn  wichtig,  die  von 
den  mineralreichen  Crebirgsdistrikten  Turke- 
stans  ausgehend,  das  ganze  Land  in  nordwest- 
licher Richtung  durchschneidet.  Für  den  süd- 
lichen Teil  von  Turkestaji  und  die  persische  Inter- 
essensphäre kommt  die  schon  in  den  achtziger 
Jahren  erbaute  Transkaspische  Bahn,  die 
Krasnowodsk  mit  Samarkand  verbindet,  in  Be- 
tracht. Die  Verbindung  zwischen  Samarkand 
und  Taschkent  ist  seit  einiger  Zeit  bereits  her- 
gestellt, ebenso  wie  eine  von  dieser  Strecke 
ausgehende  Stichbahn  nach  Kokand,  der 
Hauptstadt  der  reichsten  Provinz  Turkestans, 
Fcrghana.  Das  gesamte  Bahnnetz  hat  eine 
Schienenlänge  von  ca.  4000  Werst. 

Dank  diesen  Bahnbauten  hat  sich  ein 
großer  Strom  von  Kolonisten  über  das  ganze 
Land  ergossen.  Da  es  eine  übersichtliche  russi- 
sche "VVanderungsstatistik  nicht  gibt,  kann 
man  den  Bevölkerungszuwachs  durch  Wajade- 
rung  nicht  genau  feststellen,  und  man  muß 
sich  mit  Schätzungswerten  begnügen.  Danach 
kann  man  diesen  Zuwaclis  während  der  letzten 
20  Jalire  auf  ungefähr  ein  bis  anderthalb 
Millionen  Seelen  festsetzen.  Dieser  starke  Zu- 
zug an  Einwanderern,  der  ca.  10  o/o  der  gegen- 
wärtigen Bevölkerung  ausmacht,  ist  nur  durch 
die  Bahnen  ermöglicht  worden,  die  die  wirt- 
schaftliche Verwertung  der  mannigfachen  Roh- 
stoffe des  Landes  überhaupt  ei-st  zulassen  und 
andererseits  neue  Absatzgelen:enheiten  für  die 


russischen  Fabrikate  und  Manufakturen  er- 
öffnen. Als  Lieferant  von  Rohstoffen  kommt 
Zentralasien  in  doppelter  Hinsicht  in  Betracht: 
während  die  vom  Pamir  bis  zum  Altai  in  nord- 
östlicher Richtung  sich  hinziehende  Gebirgs- 
kette mit  ihren  westlichen  Ausläufern  bis  in 
die  Kirgisensteppe  hinein  an  mannigfachen 
Mineralien  sehr  reich  ist,  können  die  südlichen 
Provinzen  große  Mengen  an  Getreide,  Reis  und 
Baumwolle   liefern. 

Die  Kupferförderung  in  den  östlichen  Berg- 
zügen der  vier  nördlichen  Steppengo uveme- 
ments  war  früher  recht  bedeutend.  Der  Preis- 
sturz, den  Kupfer  im  letzten  Drittel  des 
vorigen  Jahrhunderts  erlitt,  machte  dann  den 
weiteren  Abbau  der  Minen  nicht  mehr  lohnetnd, 
weil  cüe  Transportkosten  auf  den  schlechten 
Straßen  das  gewonnene  Metall  so  hoch  be- 
lasten, daß  es  aus  der  Konkurrenz  am  AVelt- 
markt  ausscheiden  mußte.  Die  gegenwärtige 
Ausbeute  ist  eben  wegen  dieses  Mangels  an 
Transjxjrtmitteln  unbedeutend.  Die  in  den 
letzten  Jahren  verstärkte  Nachfrage  nach 
Kupfer  würde  nach  Bau  der  neuen  Bahn  sicher- 
lich eine  reg'e  Intensivierung  des  Kupferberg- 
baues  herbeiführen.  Neben  geringem  Vor- 
kommen von  Gold  und  Silber  steckt  der  größte 
mineralische  Reichtum  dieser  Gegend  in  den 
ausgedehnten  Salz-  und  Steinkohlenlagern,  die 
ebenfalls  noch  einer  rationellen  Erschließung 
harren.  Das  Privatkapital  wird  hier  im  Berg- 
bau, sobald  der  neue  Verkehi-sweg  geschaffen 
ist,  eine  aussichtsreiche  Verwendung  finden 
können.  Sache  des  Staates  wird  es  jedoch  in 
der  Hauptsache  sein  und  bleiben  müssen,  den 
zur  Landwirtschaft  geeig-neten  Teil  der 
Steppengouvernements  durch  eine  den  je- 
weiligen Verhältnissen  angepaßte  Zuteilung 
des  Landes  an  die  Kolonisten  in  Vcrbindun,g- 
mit  einem  geeigneteren  KiTedits_ystem  zu  er- 
schließen. Voraussichtlich  werden  die  für  den 
Getreidebau   wenig   tauglichen   Steppengebiete 


217 


Zentralasien. 


218 


der  Vk'hwirtschaft  im  großen  Maßstäbe  und 
den  damit  zusammenhängenden  landwirtschaft- 
lichen Nebenbetrieben  vorbehalten  bleiben. 

Die  wirtschaftlichen  Erfahrungen,  die  man 
in  den  südlichen  Provinzen  Zentralasiens,  die 
im  Generalgouvernement  Tiirkestan  zu  einer 
Vci-waltungseinheit  zusammengefaßt  sind, 
durch  die  Bahnbauten  gemacht  hat,  lassen  auf 
eine  günstige  Entwicklung  auch  in  den  nörd- 
lichen Distrikten  hoffen.  Natürlich  wird  diese 
Entwicklung  hier  in  anderer  Weise  verlaufen 
als  in  Turkestan,  dessen  Bodenverhältnisse  und 
Klima  sehr  verschieden  von  denen  in  den  nörd- 
lichen Pro\dnzen  sind.  Beiden  Teilen  gemein- 
sam ist  der  Reichtum  an  Mineralien,  der  seit 
dem  Bau  der  vorerwähnten  Zweigbahn  nach 
Eerghana  hinein  eine  systematische  und  be- 
deutende Ausbeutung  erfalu'en  hat.  Hier  finden 
sich  neben  ausgezeichneten  Steinkohlenlagern 
noch  reiche  Naphthaquellen,  die  nach  Her- 
stellung eines  Verbindimgsweges  zwischen  dem 
russischen  und  indischen  Balinhetz  eine  starke 
AVertsteig-erung  erfahren  dürften.  In  dieser 
Provinz  wie  auch  in  den  übrigen  Gouverne- 
ments von  Turkestan  werden  in  alljährlich 
steigenden  ]\lengen  Baumwolle  und  Reis  an- 
gebaut. Seit  dem  Bahnbau  hat  die  Anbau- 
fläche   von    Baumwolle    allein    im    Ferghana- 

Zentralasien  oder  Geueral 

Russisch -Zcntralasien  ist  3  674  400  Qua- 
dratwerst groß  und  hat  9  Mill.  Bewohner, 
von  denen  aber  nur  20  «'o  Russen  sind.  Die 
übrige  Bevölkerung  besteht  aus  Kalmücken, 
Turkmenen,  Kirgisen,  Perser,  Tekinzen  und 
Sarten. 

Das  Klima  ist  rein  kontinental,  mit  nocli 
größeren  Gegensätzen  als  in  Sibirien. 

Zum  russischen  Zentralasien  gehören : 

1.  Die  Steppenprovinzen:  Akmo- 
linsk,  Semipalatinsk,  Semirjetschensk,  Uralsk, 
.Turgai ; 

2.  Transkaspien ; 

3.  Ferghana,  Samarkand,  Syr-Darja; 

4.  die  Chanate  Chiwa  u.  Buchara  (Elmiral). 
Die   Steppenprovinzcn    stellen    ein    uraltes 

Seebecken  dar,  mit  Sanddünen  und  kleinen 
Salzseen.    Wirtschaftlich    kommen   mehr   oder 


Gebiet  um  ca.  17  »o  zugenommen!  Umfang- 
reiche Bewässerungsanlagen  —  das  größte 
Kanalsj-stem  im  PVrghanatal  bewässert  eine 
Fläche  von  rund  80  000  Dessjatinen  —  sind  von 
der  Regiening  erbaut  worden  und  sollen  vor- 
züglich  verwaltet   werden. 

So  hat  sich  als  unmittelbare  Folge  des 
Baues  dieser  großen  Schienenwege  ein  starker 
Aufschwung  vollzogen,  der  Landwirtschaft, 
Handel  und  Gewerbe  in  gleichem  Maße  erfaßt 
und  teils  direkt,  teils  indirekt  dem  Mutterlande 
zugute  kommt.  Als  Ansiedlungsgebiet  für  die 
russischen  Auswanderer  hat  Zentralasien  noch 
ftir  unabsehbare  Zeit  eine  große  Zukunft.  Eine 
andere  Frage  ist  es  freilich,  ob  im  Interesse 
des  Europäischen  Rußlands  eine  so  starke  Ab- 
wanderung liegt,  wie  sie  in  den  letzten  Jahren 
stattgefunden  hat.  Die  politischen  Verhältnisse 
und  vor  allem  die  Agrarverfassung  mit  ihrer 
ungesunden  Besitzverteilung  haben  diese  Aus- 
wanderung zu  einem  gix)ßen  Teile  herbei- 
gefülu't.  Große  Wanderzüge  wenden  sich  nach 
Nordamerika.  Dieses  ^lenschenkapital  geht  der 
Heimat  in  ökonomischer  Hinsicht  ein  für  alle- 
mal verloren.  Um  diese  Kräfte,  wenn  auch 
eventuell  nur  mittelbar,  dem  Mutterlandc  zu 
erhalten,  müßte,  der  Staat  eingi'eifen  und  den 
Auswandererstroni  nach  Zentralasien  leiten. 

•Gouvernement  Turkestan. 

weniger  die  südöstlichen  Gebiete,  Semipala- 
tinsk und  Semirjetschensk  (das  7  Fluß-Land), 
in  Betracht,  wo  Adverbau,  Viehzucht  und  Berg- 
bau (Eisen,  Kupfer)  getrieben  wird.  Auch 
Gold  und  Silber  wird  gefunden.  Die  Kohlen- 
gewinnung fängt  erst  in  letzter  Zeit  an,  loh- 
nend zu  werden. 

Sehr  viel  besser  steht  es  um  die  Gebiete 
Ferghana,  Samarkand  iind  Syr-Darja.  Diese  Ge- 
biete sind  uraltes  Kulturland,  in  dem  noch 
Ucberrestc  von  herrlichen  Bauten  Tamerlans 
von   einer   hohen    Kultur   sprechen. 

Das  Gebiet  Ferghana  wird  recht  bald  zu 
(>iner  Perle  aller  asiatischen  Gebiete  Rußlands 
werden,  da  Baumwolle  in  ungeheuer  steigen- 
der Menge  angebaut  wird.  Ein  einziges  künst- 
liches Bewässerungssystem  befruchtet  über 
80  000  Dessjatinen  Land,  das  glänzende  Er- 
träsre  oribt. 


219 


Zentralasien. 


220 


Ebenso  wichtig  sind  die  reichen  Boden- 
schätze in  Ferghana ;  Steinkohle  ist  gci'ördert 
Avorden  im  Jahre  1907  für  27  Mill.  Rbl.,  1909 
s'-hon  36  Mill.  Ebl.  Auch  Naphthaqnollen  sind 
bereits  im  Betriebe.  Die  Seidenraupenzucht 
wird  mit  jedem  Jahre  ergiebiger  und  verspricht 
sehr  vieles;  ebenso  der  Weinbau. 

Die  Bodenkultur  ist  hoch  entwickelt, 
auch  durch  Hausindustrie  erwirbt  die  höchst 
intelligente  Einwohnerschaft  bedeutende  Sum- 
men. 

Die  Schafzucht  ergibt  durchschnittlich 
ca.    750  000   Pud  Wolle  jährlich. 

Transkaspien  ist  vorwiegend  Steppe 
mit  einem  sehr  fruchtbaren  Oasengllrtel  im 
Süden.  Bei  künstlicher  Bewässerung,  die  in 
musterhafter  Ordnung  gehalten  und  deren  Netz 
jährlich  bedeutend  vergrößert  wird,  gedeiht  be- 
sonders Baumwolle,  Früchte  und  Getreide. 
Auch  die  Viehzucht  ist  sehr  lohnend,  ebenso 
die   Fischerei   im   Kaspischen   Meer. 

In  der  Nähe  der  Stadt  Krasnowodsk  be- 
findet sich  einer  der  ergiebigsten  Salzseen 
..Kuli'',   der   einer  Aktiengesellschaft    gehört, 


die  Millionen  Pud  reines,  sehr  brauchbares  Salz 
jährlich  liefert. 

Die  Regierung  hat  den  "Wert  der  zentral- 
asiatischen  Besitzungen  sehr  bald  erkannt,  und 
um  sie  besser  aufzuschließen,  zwei  riesig« 
Bahnen  erbaut,  die  die  Produkte  dem  euro- 
päischen  Rußland  zugute  kommen   lassen. 

Die  transkaspische  Eisenbahn  wurde 
während  und  kurz  nach  Eroberung  Zentral- 
asiens durch  General  Annenkow  erbaut  und  ist 
2054  AVerst  lang;  sie  führt  von  Krasnowodsk 
über  Merw,  Samarkand,  Taschkent,  Buchara. 
Margelan,  Andischan,  mit  einer  Zweigbahn 
nach   Kuschk   in   Afghanistan. 

Ein  Nachteil  ist  die  15  stündige  Ueber- 
setzung  mit  einer  Dampffähre  über  das  Kas- 
pische  Meer  nach  Baku. 

Orenburg  —  Taschkent,  1754  Werst 
lang.  Diese  BaJm  ist  knapp  fünf  Jahre  im 
Betrieb  und  führt  von  Orenburg  —  Anschluß 
an  Pensa,  Saratow,  Moskau  —  über  Perowsk, 
Turkestan  nach  Taschkent.  Der  Transitverkehr 
auf  dieser  Bahn  hat  sich  in  den  wenigen  Jahren 
so  gesteigert,  daß  jetzt  schon  vier  Warenzüge 
täglich  nötig  geworden  sind. 


Chiwa  uud  Bnchara. 


Diese  beiden  Staaten  wurden  von  Rußland,  in 
richtiger  Erkenntnis  der  Sachlage,  nicJit  einfach 
in  Gouvernements  umgewandelt,  sondern  sie 
blieben  als  Scheingrößen  bestehen,  um  den 
meistens  islamitischen  Einwolmem  eine  größere 
Achtung  vor  den  Fürstenhäusern  beibehalten 
zu  lassen.  Diese  Zuräckhaltung  hat  sich  sehr 
bewährt,  de  facto  gehören  die  beiden  Staaten 
völlig  zu  Rußland  und  sind  vom  Generalgou- 
verneur abhängig. 

Chiwa  hat  eine  Bevölkerung  von  700  000 
Seelen. 


Buchara  liat  eine  Bevölkerung  von 
1  600  000  Seelen. 

Beide  Staaten  sind  sehr  fruchtbar,  und  wo 
die  künstliche  Bewässerung  ausreicht,  sehr 
er-giebig.  Besonders  Buchara  erzeugt  Baum- 
wolle, Seide,  Teppiche,  Schaffelle,  Früchte, 
Wein. 

Die  Viehzucht  ist  hoch  entwickelt. 

Die  Kohlengruben  in  Buchara  werden 
neuerdings  viel  besser  ausgebeutet  und  fangen 
an,  ebenso  wie  große  Steinsalzlager,  große 
Erträge  zu  geben. 


Die  Steinkohlenindnstrie  im  Ferghanagebiet. 


In  Turkestaji  sind  auf  du-  dorti^-c  neue 
Sirinkohlenindustrie  die  Hoffnungen  der  Fa- 
brikunternehmungen in  jener  G-egend  gerichtet; 
es  ist  möglich,  daß  dieser  in  nächster  Zukunft 
eine    bedeutende    Entfaltung    bevorsteht.     Die 


^'ersuclle  mit  dei-  Kohlengewinnung  außerlialb 
Ferghanas,  wie  beispielsweise  der  Versuch  der 
Turkestaner  Montan  -  Industricgesellschaft  in 
Samarkand,  die  sich  gegenwärtig  in  Liquida- 
tion befindet,  hatten  bisher  keinen  Erfolg,  \md 


221 


Zentrala-sien. 


222 


als  einziger  Kohlenlieferant  für  die  Bedürf- 
nisse Tiirkestans  erscheint  gegenwärtig 
Ferghana.  Hier  sind  die  Kohlenlager  im  all- 
gemeinen nocli  wenig  untersucht.  Es  besteht 
jedoch  kein  Zweifel,  daß  sie  ziemlich  bedeutend 
sein  müssen.  Die  Schichten  erreichen  stidlen- 
weise  eine  bedeutende  Stärke  (bis  11  Arschin). 
Die  Qualität  ist  im  allgemeinen  gut,  und  die 
Kohle  ist  zui-  Beheizung  von  Dampfkesseln 
ganz  gut  geeignet.  Die  Gewinnung  geht  haupt- 
sächlich durch  horizontale  Schächte  vor  sich ; 
vertikale  Schächte  existieren  fast  gar  nicht, 
und  in  den  bestellenden  übersteigen  die  tiefsten 
kaum  40  Sashen.  Es  ist  möglich,  daß  man  bei 
einem  genügenden  Vertiefen  der  Schächte  auf 
Kohle  von  noch  besserer  Qualität  stoßen  wird, 
und  dortige  Industrielle  versichern,  daß  hier 
die  Gewimiung  einer  Kohle  möglich  ist,  deren 
Qualität  sich  der  besten  englischen  Cardiff- 
kohle  gleichstellen  dürfte.  Unter  den  Kohlen- 
unteniehmungen  in  diesem  Gebiet  nehmen  dem 


Produktionsumfang  nach  den  ersten  Platz  die 
Kohlenbergwerke  Batjuschkows  (bei  Margelan) 
und  Werbows  (30  Werst  von  der  Station  Dra- 
gomirow  der  Mittelasiatischen  Eisenbahn)  ein, 
dann  folgt  eine  ganze  Anzahl  kleinerer  Berg- 
werke mit  einer  unl>edeutenden  Produktion.  Der 
Gesamtumfang  der  jährlichen  Ausbeute  wird 
auf  ungefähr  IV2  Mill.  Pud  geschätzt;  koksie- 
rende  Kohle  ist  vorläufig  nicht  vorhanden.  Es 
wird  behauptet,  daß  hier  auch  Lager  koksie- 
render  Kohle  zu  finden  sind,  jedoch  in  weiter 
Entfernung  von  der  Eisenbahn.  Als  haupt- 
sächlichster Konsument  tritt  hier  das  ^lilitäx- 
ressort  auf,  welches  zur  Beheizung  der  Ka- 
sernen und  KJronsgebäude  in  Turkestan  un- 
gefähr 500000  Pud  braucht;  mittlerweile  sind 
bereits  auch  einige  Baumwollreinigungs- 
fabriken  zur  Benutzung  der  Kohle  geschritten. 
Die  Kohlenpreise  in  Kokan  sind  gegenwärtig 
im  Engrosverkauf  ungefähr  25  Kopeken  pro 
Pud. 


Baumwolle  in  Bossisch-Zentralasien. 


Das  Jahr  1909  war  für  Mittelasien  sehr 
gewinnreich.  Die  Baumwollernte  war  sowohl 
quantitativ  wie  qualitativ  sehr  gut  und  machte 
die  großen  Verluste  von  1907  und  1908  wieder 
halbwegs  gut. 

Die  diesjährige  Frühjahrsaussaat  ging  ma- 
teriell unter  selir  günstigen  Bedingungen  vor 
sicli.  Den  meisten  Feldbcsitzern  war  es  mög- 
lich gewesen,  ihre  Schulden  zum  größten  Teil 
zu  begleichen  und  konnten  sie  daher  jetzt  viel 
größere  Vorschüsse  auf  die  neue  Aussaat  er- 
halten. Dadurch  ist  es  erklärlich,  daß  in 
einigen  Gebieten  sich  die  Anbauflächen  ver- 
do])pelt,  ja  im  Kreise  Taschkent  sogar  verdrei- 
facht liaben.  Im  Durchschnitt  kann  eine  Ver- 
größerung von  25 — 30  "/o  angenommen  werden. 
—  Die  Fehlarbeiten  begannen  in  diesem  Jahre 
später  als  1909,  weil  das  Fi"ühjahr  viel  kälter 
war  und  am  5.  März  in  Kokhand  noch  Schnee 
fiel.  Nichtsdestoweniger  sind  die  Aussichten 
recht  gut,  da  AVasser  genügend  vorhanden  ist, 
das  Wetter  sich  gebessert  hat  und  die  Arbeits- 
kräfte nicht  sehr  teuer  sind.  Als  günstiger  Um- 
stand ist  noch  zu  erwähnen,  daß  dieses  Jahr 
viel  weniger  amerikanische  Saaten  bezogen 
worden  sind  als  frülier,  da  die  vorliandenen  als 


ganz  hervorragend  sich  ausgewiesen  haben  und 
genügend  Vorrat  vorhanden  war. 

Da  die  Baumwollernte  in  den  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika  in  diesem  Jahre  nicht  nur 
weniger  günstig  beurteilt  wird,  sondern  so- 
gar die  Größe  des  bebauten  Gesamtareals  ge- 
sunken ist,  so  erhoffen  die  russischen  Baum- 
wollhändler ein  gutes  Jahr  und  eine  wesentlich 
geringere  Abhängigkeit  vom  Auslande.  Im 
Jahre  1909  wurde  in  den  Baumwolle  anbauen- 
den Gebieten  geerntet: 

Areal  Pud 

Gebiet  Ferghana  .  221418  Dessj.ätinen     14  374  807 

„       «yr-Diirja  .     52  185  „  2  465  720 

„       Säinarkand    26  760  ,.  1  284  500 

Tran.skiu^pien     .     ■     23  275  1  945  730 

Sumiiie  in  Itainlum  323  638  Des.sjätinen     20  070  757  Pud 

Falls  nun  die  ErAvartungcn  für  die  neue 
Ernte  sich  erfüllen  und  die  jetzigen  hohen 
Preise  sich  irgendwie  halten,  so  kann  bei  25 
bis  30  "0  Arealvergrößerung  die  Baumwoll- 
kultur in  Russisch-Zentralasien  einen  großen 
Aufschwung  nehmen  und  als  ernster  Kon- 
kurrent auftreten,  besonders  da  die  Wasserver- 
hältnisse für  ein  noch  viel  gi-öikres  Areal  aus- 
reichen. 


223 


Zentralasien. 


224 


Baumwollernte  und  -Einfuhr  1909. 


Die  Baiunwollernte  in  den  asiatischen  Be- 
sitzungen Rußlands  hat  im  Jalire  1909  gute 
Resultate  ergeben.  Ueber  den  Umfang  der 
Ernte  ergibt  sich  —  nach  einer  Umfrage  des 
Baumwollkomitees  an  der  Moskauer  Börse  bei 
den    interessierten   Firmen    —    folgendes: 

Mittlere    Abschätzung. 


Samen 

Samen 

Pud 

Pud 

Perghana     

G  344  000 

46  000 

SjT-Darja-Gebiet.     .     .     . 

343  000 

— 

Samarkand 

496  000 

10  000 

Kaspisches  Gebiet  .     .     . 

420  000 

— 

Buchara 

128  000 

837  000 

Chiwa 

213  000 

306  000 

Kaukasus 

700  000 

100  000 

8  644  000 

1  299  000 

Beide  -U-ten  zusammen     9  943  000 

Die  verschiedenen  Abschätzungen  schwan- 
ken zwischen  8,7—10,25  Mill.  Pud. 

Da  die  russische  Baumwollindustrie  un- 
gefähr 20  Mill.  Pud  jährlicli  braucht,  so  würde 
bei  einem  Verbrauche  von  ca.  1 — 2  Mill.  Pud 
ägyptischer  und  1,2 — 1,5  Mill.  Pud  persischer 
Baumwolle  im  kommenden  Jahre  an  amerika- 
nischer Baumwolle  nicht  mehr  als  6 — 7  Mill. 
Pud  eingeführt  zu  werden  brauchen. 

Die  Hoffnungen  der  russischen  Baumwoll- 
industrie gehen  dalün,  sich  allmählich  vom 
Auslande  imabhängig  zu  machen.  Einerseits 
sucht  man  ein  Anwachsen  des  Baumwollanbaus 
zu  erreichen,  indem  man  das  Gebiet  von 
Ferghana  mit  einer  Bahnverbindung  nach  dem 
Semiretschegebiet  versieht.  Auf  diese  Weise 
soll    dem   Ferghana-Distrikt    die   I^Iöglichkcit 


gegeben  werden,  das  gesamte  Gebiet  für  Baum- 
wollkultur  zu  verwenden  und  das  Getreide 
zur  Versorgung  der  Bevölkenmg  aus  dem 
Semiretseheg'ebiet  zu  beziehen.  Andererseits 
arbeitet  man  an  dem  Plane  der  Besteuerung 
der  i'ussischen  Baumwolle  zur  Bildung  eines 
Fonds,  der  zur  Entwicklung  der  Baiunwoll- 
kultur  und  Bekämpfung  der  Hindemisse  dieser 
Entwicklimg  (Heiischrecken,  Wassermangel) 
dienen  soll,  und  aus  dem  auch  der  örtlichen 
Bevölkerung  Kredite  gewährt  werden  sollen. 
Man  hofft,  daß  auf  diese  Weise  jährlich  mehr 
als  4  Mill.  Rbl.  zusammengebracht  werden. 

Die  Preise  für  Ferghanabaumwolle  erster 
Sorte  normal  in  Moskau  (in  Rubeln  pro  Pud) 
waren : 


Januar 
Februar 
März  . 
April  . 
Mai .  . 
Juni 


12,35—12,60 
11,45—11,55 

12,30—12,40 
12,70-  12,83 
13,10-1.3,25 
13,19—14,10 


Juli 
Augufst 


14,35- 
14,65- 


•15,20 
■14,85 


September    14,80-15,60 
Oktober    .     15,40—16,90 


November 
Dezember 


16,35-16,80 
16,80—17,30 


Die  Einfuhr  von  Rohbaumwolle  hat  sich 
im  Berichtsjahz'e  der  Menge  nach  bedeutend 
vermindert ;  sie  betrug  nur  9,6  Mill.  Pud  gegen 
13,4  Mill.  Pud  im  Vorjahre  (Verminderung 
3,8  Mill.  Pud).  Der  Unterschied  des  Wertes 
der  Einfuhr  des  Jahres  1908  gegen  den  des 
Berichtsjahres  ist  noch  größer.  1908  betrug 
er  111.965  Mill.,  1909  nur  87,605  Mill.  Rbl. 
(Unterschied    24,360    Mill.    Rbl.). 

Wenn  man  die  Ziffern  für  die  Einfuhr- 
mengen in  den  letzten  Jahren  zusammenstellt, 
so  ergibt  sicli,  daß  die  Einfuhr  einen  ziem- 
lich sprunghaften  Chai'akter  hat.  Sie  betrug 
(in  1000  Pud): 

1904  1905        1906        1907  1908  1909 

10  910        9349        8815        9736        13  411        9639 


Der  Reisanbau. 


Der   Reisanbau   in   Rußland. 
Hauptgebiete  für  den  Reisanbau  in  Ruß- 
land sind  Transkaukasieaund  Turkcstan.  Iiisbc- 
.sondcre  wird  die  Reiskultur  dort  in  den  niedi-ig 
gelegenen,  den  Uebersrhwemmungen  seitens  der 


Flüsse  ausgesetzten  und  überhaupt  in  den 
wassereiclicn  Rayons  getrieben,  wie  die  Kreise 
Lenkoran,  Kuba  und  Göktschaisk  im  (!ouver- 
nement  Baku,  die  Ivixüse  Nucha,  Aresch  und 
Dschewanschir    des    Gouvernements    Jelisa- 


225 


Zentralasien. 


226 


w  e  t  p  o  1 ,  die  Kreise  Eriwan,  Etschmiadsiii  und 
Schanur-Daralagos  des  Crouvernements  Eri- 
wan und  die  Kreise  Taschkent,  vSamarkand, 
Andischan  und  andere  in  Turkestan. 

Die  gesamte  mit  Reis  bebaute  Fläche  belief 
sich  nach  Angabe  der  .Wasserinspektion  : 

im  Gouvernement  Dessjatinen 

Jelisawetpol  auf  etwa     17  000 
Eriwan  „         „  7  000 

Sakatalv  „  6  000 

Tiflis  „     über  600 

Andere  behaupten  jedoch,  daß  diese  Ziffern 
zu  niedrig  seien,  und  geben  IV-' — 2  mal  größere 
Flächen  an. 

In  Turkestan  sind  mit  Reis  angebaut: 

Dessjatinen 
Im  Syr-Darja-Gebiet  m.  d.  Amu-Darja-Gebiet  ca.  84  000 

„  Ferghanagebiet n    55  000 

„  Gebiet  Samarkand 45  000 

im  ganzen  also  oa    184  000 

Auch  im  Süd-Ussiu-igebiet  gibt  es  Reis- 
anpflanzungen, deren  Flächen  5000  Dessjatinen 
betragen. 

Von  den  bekannten  Reissorten  wird  in 
Rußland  fast  ausschließlich  der  gewöhnliche 
oder  Sumpfreis  gebaut.  Alle  Versuche,  in 
Rußland  andere  Sorten,  wie  den  Bergreis,  der 
auch  ohne  künstliche  Bewässerung  auf 
trockenem  Boden  gedeiht,  anzubauen,  haben 
bisher  wenig  Erfolg  geliabl,  besonders  in  dem 
östlichen,  heißen  Transkaukasien  imd  in  den 
russischen  Besitzungen  in  Mittelasien,  wo  das 
Klima  wenig  für  diese  Kultur  geeignet  ist. 
Eine  mehr  oder  weniger  reichliche  Ernte 
lieferte  diese  Reissorto  nur  an  der  Küste  des 
Kaspischen  Meeres  (Kreis  Lenkoran  im  Gou- 
vernement Baku)  und  des  Schwarzen  Meeres 
(Batum). 

Die  Ernteerträge  von  Reis  schwanken  in 
Rußland  innerhalb  sehr  weiter  Grenzen 
(zwischen  50  und  800  Pud  pro  Dessjatine)  und 
richten  sich  je  nach  der  Sorte,  der  Boden- 
beschaffenheit, der  Menge  Wasser  und  der  Be- 
arbeitungsart des  Bodens.  In  Transkaukasieji 
übersteigt  die  Durchs('hnittsemt<!  von  Reis 
nicht  150  Putl  ])ro  Dessjaline.  ]''ür  Turkestan 
•werden  die  Erträge?  der  Ifci.sernte  noch  niedriger 
angegeben;  dies  dürfte  jedoch  nicht  zutreffen, 
da  die  ganze  Bearbeitung  des  Bodens  und  die 


weitere  Pflege  der  Reisfelder  in  Turkestan  mit 
weit  mehr  Sorgfalt  und  Intensität  betrieben 
wird  als  in  Transkaukasien.  Daher  kann  man 
auch  die  Ansicht  für  nicht  so  stark  übertrieben 
halten,  daß  der  Reisbau  dort  als  eine  der  ein- 
träglichsten Kulturen  gilt.  Der  dui'dischnitt- 
liche  Ertrag  von  einer  Dessjatine  Reis  in 
Turkestan  soll  aber  nach  den  im  Jahrbuch  des 
Landwirtschaftsministeriums  angegebenen  Be- 
rechnungen   20    Rbl.    nicht   üljersteigen. 

AVie  viel  Reis  in  Rußland  produziert  wird, 
darüber  läßt  sich  nur  Ungefähres  angeben.  So 
schätzt  man  nach  der  annähernden  Dm-ch- 
schnittsemte  die  Reisproduktion  in  Trans- 
kaukasien auf  7 — 10  Mill.  Pud  ungereinigten 
oder  4 — 6  Mill.  Pud  gereinigten  Reis.  Andere 
geben  die  Menge  von  reinem  Reis,  die  in 
Tiu-kestan  alljälirlich  geernt>et  wird,  a.af  8  Mill. 
Pud  an. 

Sowohl  in  Transkaukasien,  als  auch  in 
Turkestan  beschränkt  sich  der  Reisbau  a.uf  ver- 
hältnismäßig wenige  Gegenden,  die  über  ge- 
nügende Bewässerungsanlagen  verfügen.  Wenn 
man  die  bedeutende  Menge  \'on  Feuchtigkeit 
in  Betracht  zieht,  die  die  Reiskultur  erfordert, 
so  ist  es  vom  wirtschaftlichen  Standpunkte 
zu  verstehen,  daß  von  mancher  Seite  eine  Ein- 
schränkung dieser  Ivultur  empfolilen  wird.  In 
den  Gegenden  nämlich,  die  nicht  Ix'sonders  reich 
an  Niederschlägen  sind,  ist  ma.n  gezwungen, 
für  die  Reisfelder  das  Wasser  zusammen- 
zuleiten, und  beraubt  die  angrenzenden  Grund- 
stücke des  AV assers,  wodurch  sie  untauglich 
werden.  Ajidererseit«  wird  die  Bearbeitung  der 
Reisfelder  in  Rußland,  l>esonders  von  der  noma- 
disierenden Bevölkerung,  nicht  .-^ehr  sorg-sam 
betrieben,  indem  namentlich  die  Felder  nicht 
von  Unkraut  befreit  werden.  Unter  diesen  Um- 
ständen nimmt  die  J'jrtragsfähigkeit  des  Bodens 
schnell  ab,  die  Felder  versumpfen  'und  ver- 
wachsen mit  Unkraut ;  die  Eigentümer  lassen 
diese  sodann  liegen,  um  neue  Felder  mit  Reis 
anzubauen,  die  sie  nach  einigen  Jahren  ebenfalls 
wieder  aufgeben.  In  gesundheitlicher  Be- 
ziehung ist  überdies  der  Reisbau  sehr  schädlich 
sowohl  für  die  Menschen  als  auch  für  das 
Vieh,  indem  er  Erkrankungen,  wie  z.  B. 
Malaria,   Viehseuchen  u.  dgl.  hervorruft. 


227 


Fremdes  Kapital  in  Rußland. 


228 


Der  Gesamtbetrag  der  Papiere,  die  in  der 
ganzen  Welt  als  Staatsfonds,  Kommunal- 
papiere, Pfandbriefe,  Industrieaktien  und  Obli- 
gationen emittiert  sind,  beziffert  sicli  auf 
7.j2  Milliarden  Francs.  Inhaber  der  Papiere 
waren   vorzugsweise  (in  Francsmilliajden) : 


Vereinigte  St 

aaten  110—115 

Vlilliarden  Francs 

England     . 

.     .  125—130 

- 

Frankreicli 

.     .     95—100 

Deutschland 

.    .     60—  75 

Kußland     . 

.     .    20-  25 

!7                             >' 

Oesterreich 

.    .    20—  22 

„                              „ 

Italien  .     . 

.    .     10-  12 

„                              „ 

Japan     .     . 

.     .       5 

7!                             „          V 

Die  Emission  einer  solchen  Masse  von 
Papieren  und  die  Möglieltkeit,  sie  unter- 
zubringen, erklärt  sich  durch  das  beträcht- 
liclie  Anwachsen  von  Ersparnissen  in  einzelnen 
Ländern,  deren  inneren  Bedarf  sie  bedeutend 
übersteigen.  So  waren  auf  dem  Londoner 
Jl  a  r  k  t  unter":ebracht : 


Im  Jahre  1906 

„        „       1907 

„       .,       1908 

„       1909 


Wdlui   außerhalb  Englands 

im  Jahre  1908    £  142  000 
„        „       1909    „    164  000 

placiert  waren.  Von  der  Gesamtsiunme  von 
3000  Mill.  £  englischen  Kapitals  im  Auslande 
befinden  sieh  in  Eußland  nur  50  Millionen. 
.Wä.hrend  das  Placcment  der  Kapitalien  aus 
reichen  Ländern  in  bedürftige  immer  zunimmt, 
umgeht  der  verstärkte  Zufluß  ausländischer 
Kapitalien   Kußland. 

Mit  AusnaJime  der  Jahre,  die  durch  Kriegs- 
und sonstige  unproduktive  Staatsanleilien  ge- 
kennzeichnet waren,   geht   die  Emissionstätig- 


Fremdes  Kapital  in  Russland. 

keit  Bußlands  im  allgemeinen  zui'ück.  Das  pro- 
zentuale Verhältnis  der  Emissionen  Rußlands 
zu  denjenigen  aller  Staaten  war  im  Jahre 

1897  7,9%    1899  6,5%    1907  3,0% 

1898  12,2%    1903  4,7%     1909  8,4% 
1904  7,9  7o 

wobei  die  Staatsanleihen  .sämtliche  hinzu- 
fließenden ausländischen  Kapitalien  nahezu  ab- 
sorbieren (im  Jahre  1909  waren  in  Umlauf 
3314  Millionen,  in  den  Kassen  russischer  Kredit- 
institutionen 280  Millionen,  d.  h.  6,3  o/o).  Im 
ganzen  aber  entfallen  etwa  zwei  Fünftel  der 
russischen  Verschuldung  auf  das  Innere  des 
Landes  und  drei  Fünftel  auf  das  Ausland, 
was  7  Milliarden  Rbl.  ausmacht.  Und  auch 
auf  dem  inneren  Markte  nimmt  der  Staat  den 
überwiegenden  Teil  der  freien  Kapitalien  in 
x\^nspruch  :  von  den  ungefälir  345  Millionen  Rbl. 
des  Zuwachses  russiscJier  Ersparnisse  stecken 
200  Mill.  in  Staatspapieren,  60 — 70  Mill.  in 
Bodenpfandbriefen,  auf  die  Industrie  aber  ent- 
fallen nur  spärliche  Brocken.  Dasselbe  ergibt 
sich  auch  aus  dem  Zuwachs  von  Aktien- 
kapitalien ; 

1901  2068  Mill.  Rubel 
^  1907  2594      „  „ 

durchschnittlich  jährlich  75      „  ,, 

Die  Einlagen  in  Aktienbanken  kurz  be- 
fristeten Kredits  betrugen  1895  308  Mill., 
1909  977  Mill.,  der  jäJirliche  Zuwachs  zurzeit 
gegen  50  Mill.  Rbl.  Alles  i^n  allem  fließen 
der  russischen  Industrie  und  dem  russischen 
Handel  bestenfalls  nicht  mehr  als  100  bis 
150  Mill.  Rbl.  jährlicli  zu. 

Das  Geld  ist  im  Auslände  billig  und 
reichlich  vorhanden,  Rußland  bedarf  desselben, 
und  doch  gelangt  es  hierher  nui-  unter  sehr 
drückenden  Bedingungen  imd  zudem  meist  nur 
für  unproduktive  Staatsanleihen.  — 


£  120  173  000 

„  123  630  000 

„  192  204  000 

„  183  357  000 


229 


Gerichtsstand. 


230 


lieber  die  Frage  des  Gerichtsstandes  ausländischer  Gesellschaften 

in  ßussland. 


Vor  kurzem  hat  in  Rußland  der  Diri- 
gierende Senat  eine  Entscheidung  gefällt,  die 
für  die  Frage  des  Grerichtsstandes  ausländischer 
Aktien-  und  anderer  Gesellschaften,  die  in 
Rußland  Geschäfte  machen,  deren  Venvaltung 
oder  Firma  sich  aber  im  Auslande  befindet, 
von  prinzipieller  Bedeutung  ist. 

Weder  die  Zivilprozeß-  noch  die  Handels- 
prozeßordnung  enthält,  wie  der  Senat  ausführt, 
eine  Bestimmung  darüber,  daß  irgendwelche 
Prozesse,  die  aus  im  Inland  entstandenen 
Rechtsbeziehungen  entspiningen  sind,  vor  ein 
ausländisches  Gericht  gehören.  Ausgenommen 
von  der  Kompetenz  der  russischen  Gerichte  sind 
nur  Forderungsklagen  geg-en  Angehörige  der 
ausländischen  Gesandtschaften.  Infolgedessen 
ist  nacJi  Artikel  210  der  Zivilprozeßordnung, 
bei  Klagen  gegen  Personen,  die  sich  im  Aus- 
land befinden  oder  deren  Wohnort  dem  Kläger 
unbekannt  ist,  für  die  Zuständigkeitsfra,ge 
nicht  der  Wohnort  des  Beklagten  maßgebend, 
sondern  der  Ort,  wo  er  unbewegliches  Eigen- 
tum hat  oder  der  letzte  dem  Kläger  bekannte 


Wohnort  oder  der  Vollziehungs-  oder  Er- 
füllungsort des  Rechtsgeschäfts,  aus  dem  die 
Klage  entstanden  ist. 

Nach  dieser  Regel  kann  ausländischen 
Aktien-  und  anderen  Gesellschaften,  die  in 
Rußland  arbeiten,  deren  Verwaltung  oder 
Firma  aber  sich  im  Ausland  befinden,  nicht 
das  Recht  zugestanden  werden,  infolge  dieses 
letzteren  Umstandes,  sich  ganz  der  Kompetemz 
der  russischen  Gerichte  zu  entziehen.  Die  Zu- 
ständigkeitsfrage  aber  kann,  wenn  die  be- 
treffenden Gesellschaften  nicht  in  der  Lage 
sind,  nach  dem  Ort  ihrer  amtlichen  russischen 
Vertretung  ein  bestimmtes  Gericht  für  sich  als 
zuständig  zu  bezeichnen,  nicht  nach  dem 
Art.  154  des  Handelsprozesses  und  Art.  220 
bis  221  der  Zivilprozeßordnung  eutscliieden 
werden,  sondern  entscheidet  sich  nach  anderen 
im  Gesetz  angegebenen  Kennzeichen  und  zwar 
nach  dem  Ort  ihrer  beständigen  Tätigkeit,  oder 
nach  dem  Ort,  wo  sie  ihren  Immobiliarbesitz 
oder  ihre  Ausrüstung  haben,  oder  endlich  nach 
dem  Ort,  wo  sich  das  strittige  "\^ermögeusobjekt 
befindet. 


Bestimmungen  tür  ausländische  Handelsreisende. 


Ausländische  Geschäftsunternehniungen, 
welche  behufs  Entgegennahme  von  Aufträgen 
Vertreter  nach  Rußland  schicken,  sind  vor- 
pflichtet, eine  Reihe  von  Steuern  imd  Taxen  zu 
entrichten. 

1.  Für  das  Handluiigshaus. 

a.)  An  Staats-  oder  (ü'undgc  werbest  euer 
150  Rbl.  ab  1.  (14.)  .Januar  1901,  früher  500  Rbl. 
Aus  einem  Zirlailar  des  russischen  Finanz- 
ministeriums vom  27.  November  (10.  Dezember) 
1900  Nr.  2237,  geht  jedoch  hervor,  daß  die 
Steuerherabsetzung  keine  Anwendung  auf  jene 
ausländischen  Firmen  findet,  deren  Inhaber  der 


israelitischen  Konfession  angehören.  Seitons 
solcher  Firmen  ist  die  frühere  Steuer  nach 
wie  vor  zu  entrichten,  auch  wenn  ihr  Unter- 
nehmen sonst  zu  den  niederen  Kategorien  in 
der  Gewerbesteuerentrichtung  gehören  würde; 
b)  an  einmal  zu  entrichtender  Komnuuial- 
steuer  (wie  bislier  in  den  meisten  Fällen  ."0  ■'.,) 
45  Rbl. 

2.  Für  den  einzelnen  Reisenden. 

a)  An  Siaatsgewerl)e-.  (Commis-Voyageiir) 
Steuer  (Kommisschein)  50  Rbl. 

Ausländische  Handlungsreisende  sind  beim 
Betreten  des  Gebietes   des  russischen  Reiches 


231 


Gerichtsstand. 


232 


verpflichtet,  in  einem  Grenzzollamt«  einen 
Kommissehein  I.  Klasse  zu  lösen  tind  für  einen 
solchen  Schein  die  vorgeschriebene  Steuer  zu 
bezahlen.  Dieser  Schein,  der  vom  Tage  seiner 
Ausfertigung  bis  zum  1.  (13.)  Januar  des 
nächsten  Jahres  Gültigkeit  hat,  wird  am  Natio- 
nalpaß des  Handlungsreisenden  angenäht  und 
muß  zusammen  mit  einer  Legitimationskarte 
vor  dem  Beginn  der  kommerziellen  Operationen 
des  Handlungsrei.senden  behufs  eines  zu 
machenden  Vermerkes  bei  einem  der  Kameral- 
höfe  oder  einem  der  Steuer-Inspektoren  jenes 
Ortes  vorgewiesen  werden,  welchen  der  Hand- 
lungsrcisende   zunächst  besucht. 

b)  an  Kommunalsteuer  10  Rbl. 

Dazu  kommen  noch  kleinere,  nach  der  Oert- 
lichkeit  verschiedene  Abgaben,  wie  z.  B.  zu- 
gunsten der  niederen  Handelsschulen,  kommu- 
nale Zuschläge  u.  dergl.,  die  indes  meistenteils 
unwesentlich  sind.  Die  Erhebung  der  kommu- 
nalen Zuschläge  zu  der  Staatsgewerbesteuer 
beruht  auf  den  mit  Punkt  III.  des  Einführungs- 
gesetzes zum  Eeichs-Gewerbest-euergesetz  ge- 
gebenen Bestimmungen,  die  bisher  nur  durch 
Punkt  II  Ziffer  3  des  Gesetzes  vom  29.  März 
1899,  betreffend  die  Quartiersteuer  in  den  Go\i- 
vernements  des  Königreichs  Polen,  ergänzt 
worden  sind.  Demgemäß  werden  von  den  Ge- 
werbescheinen für  Handel  und  gewerbliche 
Unt-ernehmungen  und  für  persönliche  gewerb- 
liche Beschäftigungen  10  "b  vom  Preis  der  be- 
treffenden Gewerbescheine  an  Ergänzungs- 
steuern erhoben. 

Ausländische  Handlungsreisende,  die  nur 
in  der  Zeit  vom  1.  Juli  bis  31.  Dezember  in 
Rußland  reisen,  haben  die  Grtindgewerbest/cuer 
nur  für  dieses  Halbjahr  zu  entrichten,  woneben 
die  Verpflichtung  zur  Lösung  des  Kommis- 
scheines  in  vollem  Umfange  fortbesteht.  Hier- 
nach haben  Handlungsrei.sende  für  Ausübung 
ihres   Gewerbes   ausschließlich   in  der   zweiten 


Jahreshälfte  nur  75  bzw.  250  Rbl.  Staats- 
gewerbesteuer  zu  entrichlen. 

Wenn  der  Chef  der  Firma  selbst  nach 
Rußland  kommt,  um  wie  ein  Geschäftsreisender 
Handel  zu  treiben,  d.  h.  ohne  Kontors,  Ma- 
gazine, Depots  usw.  zu  unterhalten,  so  hat  er 
nur  150  (bzw.  500)  Rbl.  an  Staatsgewerbesteuer 
zu  entrichten. 

Unterhält  er  aber  in  Rußland  Kontors,  Ma- 
gazine, Depots  usw.,  so  hat  er  an  Staatsgewerbe- 
steuer 500  Rbl.  z\i  entrichten,  wenn  er  Groß- 
handel, und  450  Rbl.,  wenn  er  Detailhandel  be- 
treibt. Ausländische  Firmenchefs  israelitischer 
Konfession,  welche  zu  solchem  Handelsbetriebe 
die  nötige  Bewilligung  von  selten  der  Mini- 
sterien der  Finanzen,  des  Innern  und  des 
Aeußern  erhalten  haben,  müssen,  wi'e  das  Zir- 
kular vom  27.  November  1900  neuerdings  ver- 
lautbart,  in  beiden  vorerwähnten  Fällen  eine 
Staatsgewerbesteuer  von  500  Rbl.   entrichten. 

Bei  der  Besteuerung  der  fi-emden  Handels- 
reisenden ist  in  allen  Fällen  die  Religion  des 
Firmenchefs  maßgebend ;  der  Beweis  israeliti- 
scher Religion  desselben  wird  durch  das 
obligatorische  Visum  im  Passe  der  Handels- 
reisenden erbracht. 

Handlungsreisenden  israelitischer  Kon- 
fession kann  von  jedem  russischen  Konsular- 
amte  dm-ch  Visiening  der  Pässe  die  Erlaubnis 
für  das  Bereisen  Rußlands  wähi-end  dreier 
Monate  erteilt  werden.  Zu  diesem  Behufe  ist 
dem  betreffenden  russischen  Konsulate  eine  Er- 
kläi'ung  des  Geschäftshauses  vorzulegen,  worin 
angeführt  wird,  daß  der  Handlungsreisende  im 
Auftrage  der  Firma  nach  Rußland  reist,  um 
Bestellungen  aufzunehmen.  Die  Art  dieser  Be- 
stellungen, bzw.  die  Branche  der  Firma  muß 
genau  bezeichnet  werden.  Dieser  Erklärung 
mtiß  eine  Bestätigung  .seitens  der  ztiständigen 
Handels-  und  Gewerbeka.mmer  beigefügt 
werden,  aus  der  ersichtlich  sein  .soll,  daß  die 
betreffende.  Firma  protokolliert  ist. 


233 


Die  Aktiengesellschaften. 


234 


Die  Aktiengesellschaften. 

Die  Ertragskraft  der  russischen  Aktiengesellschaften. 


Es  ist  Hoffnung  vorhanden,  daß  die  Krisis 
der  russischen  Industrie,  unter  der  die  Aktien- 
gesellschaften erheblich  zu  leiden  hatten, 
endlich  zu  Ende  gehe.  Das  Jahr  1908/09  hat 
noch  Resultate  geliefert,  die  wenig  Gutes  er- 
zählen: Von  1106  Aktiengesellächaft-en,  die  zu- 
sammen mit  Grundkapitalien  von  mehr  als 
2  Milliarden  Rbl.  arbeiten,  haben  530  Unter- 
nehmungen mit  Aktienkapitalien  in  Höhe  von 
1112  Millionen  einen  Durchschnittsertrag  von 
9  0;o  aufzuweisen ;  392  Unternehmungen,  die 
G38  Mill.  Rbl.  repräsentieren,  erzielten  durch- 
schnittlich nicht  mehr  als  1  »o  Gewinn  und 
184  Aktiengesellschaften  mit  CJrundkapitalien 
von  282  Mill.  Rbl.  haben  sogar  einen  ^'erlust 
von  durchschnittlich  4  o/o  zu  tragen.  Es  sei 
hier  bemerkt,  daß  diese  Daten,  die  sich  auf 
die  Staatsstcuerpublikationen  des  Finanz- 
ministeriums stützen,  nur  die  Grundkapitalien 
berücksichtigten,  während  fast  alle  Aktien- 
gesellschaften außerdem  noch  über  Reserve-, 
Amortisations-  und  andere  Kapitalien,  die  eben- 
falls ungefähr  zusammen  2  Milliarden  Rbl. 
repräsentieren,  verfügen.  Die  oben  erwähnten, 
wenig  erfreulichen  Resultate  müssen  also  so 
ziemlich  durch  2  dividiert  werden,  wenn  man 
die  Nettoertragskraft  berechnen  will. 

Wie  schon  anfangs  dieses  Kapitels  erwähnt, 
besteht  Hoffnung,  daß  die  Kaufkraft  des 
Landes  sich  verstärken  werde,  so  daß  der 
Absatz  und  damit  der  Verdienst  der  A'erkäufer 
wächst.  Allein  die  russische  Industrie  hat  nicht 
nur  mit  den  Faktoren  rein  wirtschaftlicher 
Natur,  wie  Angebot  und  Nachfrage  zu  rechnen: 
ihr  Wohlergehen  ist  noch  durch  einen  weiteren 
Faktor,  das  Vorhandensein  genügenden  Be- 
triebskapitals bedingt.  Die  in  Rußland  vor- 
handenen Umsatzmittel  bewegen  sich  in  den 
engsten  Grenzen,  und  es  ist  eine  der  größten 
Sorgen  der  russischen  Finanzleitung,  diesem 
Mißstande  abzuhelfen.   Es  liegt  auf  der  Hand, 


daß  die  Interessierung  des  ausländischen 
Kapitals  die  beste  Abhilfe  aus  dieser  Kalamität 
bietet.  Das  ist  nicht  etwa  so  zu  verstehen, 
daß  Staatsanleiiien  im  Auslande  abgeschlossen 
werden  sollen.  Derartige  Maßnahmen  müssen 
unter  allen  Umständen  als  Ausnahmen  gelten, 
die  allein  der  Regulierung  des  Staatshaushaltes 
dienen.  Der  Ausländer,  der  der  russischen  In- 
dustrie Geld  bringt,  muß  im  Lande  arbeiten. 
Nur-  so  ist  die  Garantie  geboten,  daß  der  In- 
dustrie des  Landes  dauernd  das  Betriebskapital 
erhalten  bleibt,  dessen  sie  unbedingt  bedarf. 
Man  kann  deshalb  dm-chaus  nicht  damit  ein- 
verstanden sein,  daß  die  N'erwaltimgen  von 
Aktiengesellschaften,  deren  Betrieb  in  Rußland 
vor  sieh  geht,  ihren  Wohnsitz  im  Auslande 
haben.  Im  Jahre  1908  sind  in  England 
14  Aktiengesellschaften  gegründet  worden,  die 
über  38  Mill.  Rbl.  Grundkapital  verfügen;  das 
sind  Unternehmen,  die  meistens  die  Montan- 
reichtümer des  Ural,  des  Kaukasus  und 
Sibiriens  erschließen  wollen.  Die  Mehrzahl  der 
russischen  Tramwayunternehmen  gehört  dem 
belgischen  Kapital :  Odessa,  Titlis,  Charkow, 
Rostow  am  Don,  Kursk,  AVitebsk  fahren  mit 
belgischen  Straßenbahnen.  Die  Verwaltungen 
der  Mehrzahl  dieser  Aktiengesellschaften  aber 
sitzen  in  London  und  Brüssel  und  entscheiden 
sozusagen  aus  der  Vogelperspektive  über  vitale 
Interessen  der  russischen  lievölkerung.  Die 
rührigen  Belgier  hal)cn  in  den  letzten  .laJiren 
ungefähr  400  kommunale  Konzessionen  in 
Rußland  erworben.  Man  wird  ihnen  vom 
russischen  Standpunkte  aus  dafür  dankbar 
sein  müssen,  daß  sie  ihre  Interessen  mit  denen 
Rußlands  verbunden  haben,  aber  es  ist  sehr 
zu  fürchten,  daß  die  Interessen  der  russischen 
Industrie  dabei  zu  kurz  konunen ;  deim  nur 
das  Kapital,  d;is  dauernd  im  Lande  arbeitet, 
kann  der  russischen  Industrie  eine  wirksame 
Hilfe   sein. 


235 


Die  Aktiengesellschaften. 


236 


Die  Aktienp'esellschaften  nach  Branchen  geordnet. 


Branchen 


Invest.  Kapital  I  _,       ^     ^    .^^ 

(Grund-  u.  Durchschnitts- 
ReserveKap.)  D>^>d.  1908/09 
in  Hill.  Rubel  I  o 


20  Flachsspinnereien 

2  Hanfspinnereien 
105  Baumwollspinnereien 

4  Seidenwebereien    . 
39  Wollkratzereien    uni 

Spinnereien      .     . 
68  Gemischte  Textil- 
waren-Fübriken   . 
9  Petroleum-Raftinerien 

8  Farbenfabriken 

6  Chem.  Laboratorien 
v>   Oel-  ii.Wachsfabriken 

3  Gummi-Manufakturen 
3  Soda-Fabriken  .     . 

16  Chemische  Fabriken 

3  Cellulose-Fabriken 

25  Papierfabriken  .  . 
19  Druckereien  .  .  . 
43  Metallfabriken  (Eisen 

und  Stahl)  .     .     . 

26  Metallproduktion 

außer  Eisen  .  . 
42  Steiukohlenwerke  . 
54  Petroleum-Gruben 
6  Salzsiedereien  .  . 
74  Maschinenfabriken 
51  Mechanische  Fabriken 
11  Waggonfabriken    . 

4  Stahlwerke  .  .  . 
3  Schifi'swerften  .     . 

11  Elektrizitäts-Werke 
15  Keram.  Industrien 
11  Glasfabriken  .  . 
32  Baumaterialien .     . 

9  Landwirtschaftliche 

Industrien   .     .     . 


32 

7,38 

3 

4,U3 

367 

8,51 

6 

3,87 

62 

5,10 

134 

7,18 

33 

8,4 

0 

3,08 

5 

9,02 

7 

9,02 

27 

14,83 

Iß 

12,47 

15 

4,62 

11 

5,40 

32 

2,88 

8 

2,96 

212 

6,81 

84 

3,25 

151 

4,77 

191 

6,47 

19 

3.18 

145 

6.18 

103 

4.02 

53 

5.15 

2 

3,50 

22 

4,0 

31 

3.0 

15 

4,77 

IG 

1,05 

26 

1.20 

Branchen 


2,80 


16  iiolzsägewerke .     .     .  13 

14  Holzbearbeit.-Werke .  12,5 
2  Künstliche  Mineral- 
wasserfabriken    .     .  0,3 

17  Getreidemühlen     .     .  13 
29  Bierbrauereien       .     .  23 

267  Zuckerfabriken.     .     .  238 
12  Branntweinbrenne- 
reien   u.  Rafünerien  8 
12  Tabaksfabriken.     .     .  10 

8  Lederindustrien     .     .  10 

5  Bearbeitung  tierischer 

Produkte      ....  12 

15  Handelsgesellschaften 

für  Textilwaren  .     .  18 

12  Kolonialwaren  ...  33 

9  Metallwarenhandlung.  5,5 

6  Chemische    Produkte  3,5 
23  Eisenbahn- 
gesellschaften .     .     .  272 

6  Dampfschiffs- 

gesellschaften ...  29 
22  Flußschiffahrts- 
gesellschaften ...  27 

11  See-  u.  Flufsschiftahrt  25 

7  Transportgesellschaft.  36 

8  Wasserleitungs- 

gesellschaften ...  7 

7  Hötelgesellschaften    .  6 

12  Lombards 15 

10  Gasgesellschaften  .     .  23 

9  Elektr  Beleuchtungs- 

gesellschaffen ...  45 
26  Tramway- 

Gesellschaften  .     .         |  49 


Invest.  Kapital  [  _       ^     i.   ... 

(Grund-  u.  Dnrchschnitts- 
Reserve-Kap.)  Oi"d.  1908/09 
in  Mill.  Rubel  I  % 


5,02 
4,36 

15,36 
6,20 
5,51 
9,85 

9,00 
8,09 
9,14 

13,19 

13,93 
9,65 
9,22 
9,50 


4,50 

2,60 
2,64 
4,30 

6,91 

4,27 

11,90 

3,12 

5,04 

6,25, 


237 


Die  Aktiengesellschaften. 


238 


Allgeiiieiiie  öruiidsätzo  und  Rechte  der  Aktiengesellschaften. 


Gesellschaften  aui"  Aktien  werden  erriclitet 
durch  Vereinigung  einer  gewissen  Zahl  privater 
Einlagen  von  bestimmter  und  gleichmäßiger 
Höhe  zu  einem  gemeinsaanen  Einlagekaijital, 
durch  welches  der  Kreis  der  Tätigkeit  und 
Haftung  einer  jeden  dieser  Gesellschaften  be- 
schränkt  wird. 

Anmerkung  1.  Den  Ministem  und  Chefs 
der  einzelnen  Hauptverwaltungszweige  steht  es 
frei,  die  Erhöhung  der  Grundkapitalien  der  Ak- 
tiengesellschaften auf  eine  den  Betrag  der  ur- 
sprünglichen Emission  nicht  übersteigende  Ge- 
samtsumme aus  eigener  Machtbefugnis  zu  ge- 
nehmigen. 

Anmerkung  2.  Fi-anzüsische  Aktiengesell- 
schaften (anonyme  Sozietäten)  und  andere  Handels- 
gesellschaften, gewerbliche  und  finanzielle,  welche 
in  Frankreich  gegründet  sind  und  Gesell- 
scliaften  mit  beschränkter  Haftung  genannt  werden, 
können  in  Rußland  sich  aller  ihrer  Rechte  be- 
dienen, darunter  auch  der  Rechte  auf  gericht- 
liehen Schutz,  wenn  sie  sich  mit  den  russischen 
Gesetzen  in  Einklang  bringen.  (Anonyme)  Aktien- 
gesellschaften und  andere  Handelsgesellschaften, 
gewerbliche  oder  finanzielle,  die  in  Belgien  mit 
Erlaubnis  der  dortigen  Regierung  gegründet  sind, 
köimen  in  Rußland  sich  aller  ihrer  Rechte, 
darunter  auch  der  Rechte  auf  gerichtlichen  Schutz, 
bedienen,  wenn  sie  sich  mit  den  russischen  Ge- 
setzen in  Einklang  bringen,  falls  gleiche  im  russi- 
schen Reiche  gesetzmäßig  gegründete  Gesell- 
schaften und  Sozietäten  die  gleichen  Rechte  in 
Belgien  genießen.  Dem  Minister  des  Auswärtigen 
steht  das  Recht  zu,  unter  Zustimmung  des  Einajiz- 
ministers  gleiche  Vereinbarungen  auch  mit  an- 
deren auswärtigen  Staaten  zu  treffen,  ohne  hierfür 
jedesmal  eine  besondere  Genelunigung  durch  den 
Staatsrat  nachzusuchen. 

Anmerkung  3.  Für  die  Schiffahrt  auf 
dem  Kaspischen  Meere  können  künftig  nur  solche 
Aktiengesellschaften  gegründet  \verden,  welche 
ausschließlich  aus  russischen  Untcrt<i-nen  best-ehen. 
Um  dies  sicherzustellen,  werden  in  den  Gesell- 
schafton dieser  Art  jedenfalls  nur  Aktien  auf 
Namen  zugelassen.  Vom  24.  November  1869  ab 
können  Akticnanteilscheine  \md  Einlagen  der  be- 
stehenden Schiffahrtsunternchmungen  auf  dem 
ICaspisclien  Meere  von  .Vusländern  nicht  erworben 
werden. 

Anmerkung  4.  Bei  Bestä,tigung  von  Ge- 
sellschaften auf  Anteile  und  Aktienpe.sellschaften 
in  deren  Statuten  der  Vorbehalt  nicht  gemacht  ist. 


daß  sie  ausschließlich  aus  russischen  Untertanen 
christlicher  Bekenntnisse,  NichtChristen  einheimi- 
scher Herkimft  oder  Einheimischen  der  dem  tur- 
kestanischen  Gebiete  angrenzenden  mittelasiati- 
schen Staaten  bestehen  müssen,  steht  es  dem 
Ministerkomitee  frei,  auf  Vorstellung  der  Gründer 
die  Allerhöchste  Erlaubnis  zu  erbitten,  diesen  Ge- 
sellschaften imd  Sozietäten  den  Erwerb  von 
Ländereien  und  überhaupt  von  Jmmobilien  im 
turkestanischen  Gebiete  zu  genehmigen,  welche  den 
Zwecken  der  Gesellschaften  und  Sozietäten  ent- 
sprechen imd  zur  EiTeichung  ihrer  Ziele  notwendig 
sind.  In  gleicher  AVeise  imterliegen  der  Prüfung 
durch  das  Komitee  die  Vorstellungen  der  bereits 
bestehenden  Gesellschaften  und  Sozietäten  hin- 
sichtlich   des    gedachten    Gegenstandes. 

Aktiengesellschaften  können  die  Aus- 
führung aller  Art  nicht  im  ausschließlichen 
Eigentum  einer  Person  stehenden  gemein- 
nützigen Erfindungen,  oder  Unternehmen  auf 
dem  Gebiete  der  Wissenschaften,  Kunstfertig- 
keiten, Künste,  des  Handwerks,  der  Schiffahrt, 
des  Handels  und  des  Gewerbes  überhaupt  zum 
Gegenstande  haben.  Keine  Aktiengescllscliaft 
jedoch  kann  ohne  besondere  Genehmigung  der 
Regierung  gegründet  werden. 

Die  Gründung  von  Aktiengesellschaften 
kann  nach  Ermessen  der  Regierung  in  drei- 
facher Form  genehmigt  werden : 

1.  es  wird  die  einfache  Erlaubnis  zur  Er- 
richtung der  Gesellschaft  erteilt,  ohne  daß 
ihr  irgendwelche  Ausnahmen  von  der  allge- 
meinen Ordnung  gewährt  werden ;  oder 

2.  es  werden  gleichzeitig  einige  besondere 
Vorteile  in  der  Gestalt  zeitweiliger  Aus- 
nahmen von  den  allgemeinen  Vorschriften 
gewährt;  als:  Privilegien  hinsichtlich  der 
Abgaben  und  öffentlichen  Lasten  und  der- 
gleichen ;  oder  aber 

3.  es  wird  der  (lesellschaft  ein  Privilegium 
verliehen,  d.  h.  das  ausschließliche  Be- 
tätigungsrecht unter  dem  Verbot  desselben 
Unternehmens  an  alle  anderen  für  eine  ge- 
wisse Zeitdauer. 

Die  Genehmigung  zur  Gründung  einer 
Aktiengesellschaft,  in  welcher  Form  sie  auch 


239 


Die  Aktiengesellschaften. 


240 


erteilt  sein  mag,  schließt  nicht  die  Bürgschaft 
der  Eegierung  für  den  Erfolg  des  Unternehmens 
selbst  in  sich. 

Wenn  eine  Aktiengesellschaft  ein  ausschließ- 
liches Pri\dleg  für  die  Ausführung  einer  neuen 
in  Eußland  gemachten  oder  aus  fremden  Län- 
dern nach  Eußland  einzufülirenden  Erfindung 
erlangen  will,  so  muß  das  Gesuch  van  Erlaubnis 
für  die  Gründung  einer  Aitiengeselbchaft  dem 
Gesuch  um  Erteilung  des  Privilegs  für  die 
Erfindung  selbst  (gemäß  der  in  der  Gewerbe- 
ordnung und  in  der  Allerhöchst  bestätigten  Ver- 
ordnung vom  20.  Mai  1896  [12  965]  betreffend 
Privilegien  auf  Erfindungen  und  Vervollbomm- 
nungen  bestimmten  Ordnung)  vorangehen.  Die 
Geltung  eines  Privilegs  dieser  Art  wird  von 
der  Eegierung  auf  die  Aktiengesellschaft  nur 
in  dem  Falle  erstreckt,  wenn  ihr  das  Privileg 
vermittels  einer  auf  gesetzmäßiger  Grundlage 
errichteten  Akte  übertragen  ist.  AVenn  daher 
derjenige,  der  ein  Pri\aleg  auf  eine  neue  Er- 
findung erhalten  hat,  sie  durch  eine  schon  be- 
stehende oder  neu  zu  diesem  Zwecke  zu 
gründende  Aktiengesellschaft  zur  Ausführung 
bringen  will,  muß  er  ihr  vorher  sein  Privileg 
übertragen  und  sich  dann  lediglich  bei  den 
allgemeinen  Eechten  eines  Gründers  der  Aktien- 
gesellschaft oder  eines  einfachen  Aktionärs 
bescheiden. 

Anmerkung  1.  Den  Ministern  und  den 
Ilauptverwaltungschefs  der  einzelnen  Verwaltungs- 
zweige, in  deren  Kessorts  Aktiengesellschaften 
oder  Gesellschaften  auf  Anteile  gegründet  werden 
können  oder  bereits  bestehen,  ist  das  RecTit  ein- 
geräumt, nach  vorgängiger  Zustimmung  des  Finanz- 
ministers diejenigen  Aenderungen  der  Statuten  zu 
bestätigen,  welche  bestimmen:  den  Sitz  der  Ver- 
waltung, die  Zahl  der  Mitglieder  der  Ver\^-altung 
imd  die  Zeitdauer,  für  welche  sie  gewählt  'Sind, 
die  Zahl  der  Aktien  oder  Anteilscheine,  welche 
von  den  Mitgliedern  der  Verwaltung  und  dem 
leitenden  Direktor  in  der  Ivasse  der  Gesellschaft 
bei  ihrem  Dienstajitritt  niedergelegt  werden,  die 
Ordnung  der  Ersetzung  der  ausscheidenden  Direk- 
toren, die  Ordnung  der  Wahl  des  Vorsitzenden  der 
Verwaltung,  die  Ordnung  der  Korrespondenz  in  den 
Angelegenheiten  der  Gesellschaft  und  der  Unter- 
schrift der  von  der  Verwaltung  auszustellenden 
Dokumente,  die  Termine  für  die  obligate  Zu- 
sammonbcrufung  der  Verwaltungsmitglieder,  die 
Ordnung  für  die  Berechnung  des  Geschäftsjahres, 
die  Frist  für  Vorlegung  der  Jahresreclmung,  die 
Fristen  für  die  Einberufung  der  ordentlichen  jähr- 
lichen Generalversammlungen,  die  Ordnung  für  die 


Einberufung  außerordentlicher  Generalversamm- 
lungen, die  Zahl  der  Aktien  oder  Anteilscheine, 
welche  in  den  Generalversammlungen  das  Stimm- 
recht gewähren,  den  Termin,  von  welchem  an  neuen 
Aktien-  oder  Anteilscheinbesitzern  das  Stimmrecht 
gewährt  wird,  die  Frist  für  die  Vorlegung  von 
Vorschlägen  seitens  der  Aktien-  oder  Anteilschein- 
besitzer an  die  Verwaltung  und  die  Ordnung  der 
Unterschrift  der  Prolokolle  der  Generalversammlung. 

Anmerkung  2.  Den  Ministern  und  Haupt- 
verwaltungschefs der  einzelnen  Verwaltungszweige 
ist  das  Recht  eingeräumt,  aus  eigener  Macht- 
befugnis zu  genehmigen,  daß  in  die  Statuten  der 
Aktiengesellschaften  Bestimmungen  aufgenommen 
werden  oder  aus  ihnen  ausgeschlossen  werden,  über 
die  Verpflichtung  der  Aktionäre  oder  Anteilschein- 
besitzer, welche  ihre  Aktien  oder  Anteilscheine 
verkaufen  wollen  und  unter  den  übrigen  Aktionären 
oder  Anteilscheinbesitzern  keine  Käufer  finden, 
hiervon  die  Verwaltung  zu  benachrichtigen,  ohne 
das  Eecht  zu  haben,  während  einer  gewissen  Zeit- 
dauer darauf  die  Aktien  oder  Anteilscheine  in 
dritte    Hände    übergehen    zu    lassen. 

"Wenn  zu  dem  in  dem  Pi-ivatstatut  der 
Aktiengesellschaften  für  die  Zeichnung  und 
Einzalilung  der  Anteile  bestimmten  Termin 
nicht  alle  Aktien  untergebracht  oder  die  Gelder, 
welche  zu  diesem  Termine  eingezahlt  werden 
sollen,  nicht  voll  eingezahlt  sind,  und  die 
Gründer  die  übriggebliebenen  Aktien  nicht 
übernehmen  wollen  und  durch  das  Statut  hier- 
zu nicht  verpflichtet  sind,  so  wird  die  Aktien- 
gesellschaft als  nicht  zustande  gekommen  tind 
das  Pri\äleg,  falls  solches  erteilt  ist,  als  auf- 
gehoben erachtet.  Hiei-von  werden  jedoch  die- 
jenigen Fälle  ausgenommen,  wo  mit  allgemeiner 
Zustimmung  der  Aktionäre  es  für  möglich  er- 
klärt wird,  entweder  sich  auf  das  gesammelte 
Kapital  zu  beschränken,  oder  demselben  ent^ 
sprechend  das  Unternehmen  selbst  einzu- 
schränken, das  eine  wie  das  andere  ist  übrigens 
nicht  anders  als  mit  erneuter  Genehmigung 
der  Eegierung  zulässig. 

Anmerkung.  Den  Ministern  und  <lon  Ilauptver- 
waltungschefs  der  einzelnen  Verwaltungszweige  wird 
das  Recht  eingeräumt,  aus  eigener  Machtbefugnis 
nicht  mehr  als  dreimal  für  jedes  einzelne  Unter- 
nehmen die  Verlängerung  der  bestimmten  Fristen 
zu  genehmigen,  mit  der  Maßgabe,  daß  die  in  diesen 
Fällen  zugelassenen  Fristverlängerungen  jedesmal 
sechs  Monate  nicht  übersteigen.  Jede  genehmigte 
Fristverlängerung  muß  auf  Antrag  des  zuständigen 
Ministers  durch  den  regierenden  Senat  und  außerdem 
durch  die  Gründer  der  Aktiengesellschaft    in   den  in 


241 


Die  Aktiengesellschaften. 


242 


dem  Statut    derselben    bezeichneten    Organen    publi- 
ziert werden. 

Bei  allen  Aktiengesellschaften  ohne  Aus- 
nahme, welche  nach  Erlaß  der  Verordnung 
vom  G.  Dezember  1836  gegründet  si^id,  ist  nur 
eine  Art  Aktien  zulässig,  nämlich,  mit  ge- 
nauer Bezeichnung  der  Person  des  Empfängers, 
seines  Standes  oder  Ranges,  Vornamens,  Vater- 
namens mul  Familiennamens.  Namenlose  Aktien 
sind  verboten.  Der  Nennwert  der  Aktien  wird 
für  jede  Aktiengesellschaft  besonders  in  ihrem 
Privatstatut  bestimmt. 

Wer  irgendeinen  für  die  Einzalilung  auf 
Rechnung-  des  Aktienbetrages  bestimmten  Ter- 
min versäumt,  verliert  das  Recht  auf  den  Emp- 
fang der  Aktie,  und  die  bis  dahin  für  sie  ein- 
gezahlten Beträge  gehen  unwi,derruflich  in  das 
Eigentum  der  Aktiengesellschaft  über  mit  der 
Berechtio;ung  dereelben,  die  auf  diese  Weise 
vernicJitete  Aktie  durch  Emission  einer  neuen 
zu  ersetzen. 

Die  Gründer  einer  Aktiengesellschaft 
haben  das  Recht,  eine  gewisse  Anzahl  Aktien 
sich  vorzubehalten,  jedoch  mit  der  Maßgabe: 

1.  daß  si,e  nicht  den  fünften  Teil  der  ge- 
samten zur  Emission  bestimmten  Zahl  der 
Aktien  übersteige,  und 

2.  daß  di,e  ihnen  zukommenden  Aktien,  mit 
der  ersten  Nummer  beginnend,  ausge- 
sondert und  na.cJi  der  Reihenfolge  der 
Nummern  in  ein  besonderes,  für  die  Ein- 
tragung der  Aktien  bestimmtes  Schnur- 
buch, eingetragen  werden,  welches  den 
Gründern  in  Gemäßheit  der  Bestimmungen 


des  nachstehenden  Artikels  (2166)  erteilt 
wird,  und  in  welchem  auch  die  Ordnung 
der  Führung  dieses  Buches  dargelegt  ist. 
Wenn  ein  Aktionär  zum  Empfange  der  üun 
zustehenden  Dividende  sich  nicht  meldet,  so 
verbleibt  dieselbe  zehn  Jahre  lang  in  der  Kasse 
der  Aktiengesellschaft  zu  seiner  Verfügung. 
Hat  er  (oder  seine  Erben)  die  Dividende  nach 
Verlauf  von  zehn  Jahren  aber  nicht  einge- 
fordert, so  wird  sie  entweder  dem  Reserve- 
kapital  einverleibt  oder  unter  die  übrigen 
Aktionäre  verteilt,  je  naelideni  die  Statuten 
einer  jeden  Aktiengesellschaft  dies  bestimmen. 
Im  Falle  der  Seliließung  der  Aktiengesell- 
schaft schreitet  die  Verwaltung  derselben  vor 
allem  zur  Liquidierung  ihrer  Geschäfte  nach 
der  in  Handelshäu.sem  überhaupt  hergebrach- 
ten Ordnung  imd  benachriciitigt  sowohl  von 
dem  Beginn  der  Liquidation  als  auch  von  ihrer 
Beendigung  die  Aktionäre  und  alle  anderen 
Personen,  welclie  an  den  Angelegenheiten  der 
Aktiengesellschaft  beteiligt  sind,  durch  die  vor- 
geschriebenen Zeitungen.  Keiner  der  Aktionäre 
kann  jedoch,  irgendeinen  Teil  seines  Kapitals 
zurückerhalten,  solange  nicht  von  der  Aktien- 
gesellschaft die  zur  Bezahlung  aller  ihrer 
Verbindlichkeiten  notwendige  Summe  bei  einer 
der  staatlichen  Kreditanstalten  eingezahlt  ist. 
Nacli  Begleichung  dieser  \'erbindliehkciten 
schreitet  die  \'erwaltung  zur  Befriedigimg  der 
Aktionäre  nach  Möglichkeit  und  nach  den  zur 
Verfügung  der  Aktien^escllsdiaft  verbliebenen 
Mitteln. 


Die  Ordnung  für  die  Gesuche  um  Gründung  von  Akliengesellscliaften 
und  das  Verfahren  für  ihre  Entscheidung. 


Die  Gesuclie  um  Erlaubnis,  eine  Aktienge- 
sellschaft zu  gi'ünden,  gelangen  an  dasjenige 
Ministerium  oder  Haiiptyerwaltungsamt  znr 
Prüfung,  wohin  vorzugsweise  der  Gegenstand 
der  Aktiengesellschaft  gehört.  Zur  gemein- 
samen Beratung  werden  Mitglieder  auch  aus 
anderen  Ressorts  geladen,  je  nach  der  Art  des 
Unternehmens. 

Der  Statutenentwurf  muß  enthalten : 
1.   Angaben  über  das  AVesen  und  den  Zweck 


des  Unternehmens  und  den  von  ihm  erwar- 
teten Nutzen ; 

2.  die  .\ngabe  des  Namens,  den  die  Aktien- 
gesellschaft annimmt,  und  der  Stadt  oder 
des  Ortes,  wo  die  Verwaltung  errichtet 
wird ; 

3.  die  Angabe  des  Kapitals  der  Aktiengesell- 
schaft und  die  Anzahl  und  den  Preis  der 
Aktien  (Art.  2160) ; 

4.  die  Art  der  Bildung  des  Kapitals,  d.  h.  ob 


242 


Die  -Aktiengesellschaften. 


244 


durch  volle  Einzahlung  des  Aktienbeü-ages 
auf  einmal,  odei"  dui'ch  Teilzahlungen ; 

5.  die  Ai"t  der  Verteilung  der  Ailien,  d.  h. 
die  Angabe  der  Zahl  der  Aktien  zugunsten 
der  Gründer  (Art.  2165)  und  der  Zahl  der 
zur  IJeberlassung  an  eine  Person  bestimmt<'n 
Aktien ; 

6.  die  Ordnung  füi'  die  Vergebung  und  Vor- 
teilung der  Aktien  und  die  Ordnung  für 
die  Vei'wahrung  der  für  sie  eingehenden 
Gelder ; 

7.  die  Privilegien  der  Aktiengesellschaft, 
wenn  solche  nachgesucht  werden ; 

8.  die  Zeitdauer  für  das  nachgesuchte  aus- 
schließliche Privileg  oder  der  besonderen 
Vorteile  und  die  Zeitdauer  für  das  Bestehen 
der  ^AJktiengesellschaft,  wenn  eine  solche 
im  voraus  bestimmt  wird ; 

9.  wenn  die  Aktiengesellschaft  ein  ausschließ- 
liches Privileg  oder  besondere  Vorteile  nach- 
sucht, die  Bestimmung  der  Zeit,  in  deren 
Verlauf  sie  sich  verpflichtet,  ihr  Unter- 
nehmen   in    vollen    Betrieb    zu    setzen ; 

10.  die  Pflichten,  die  Rechte  und  die  Haftung 
der,-\_ktiengesellschaft  und  ihrer  Aktionäre  ; 

11.  die  Ordnimg  für  die  Eechnungslegung  (Art. 
2185  und  2186); 

12.  die  Ordnung  für  die  Dividendenverteilung 
lind  für  die  Bildung  des  Reservekapitals; 


13.  die  Ordnung  für  die  Verwaltung  der  Ge- 
schäfte der  Aktiengesellschaft,  die  Ein- 
richtung, die  Gegenstände  und  den  Umfang 
der  Machtbefugnis  der  Verwaltung  und  der 
Generalversammlung  der  Aktionäre  (Art. 
2174 — 2184')  und  die  Höhe  der  Vergütung, 
wenn  eine  solche  den  Direktoren  besonders 
für  ihre  Bemühungen  bewilligt  ist; 

14.  die  Ordnung  für  die  Schlichtung  von  Strei- 
tigkeiten ; 

15.  die  Ordnung  der  Schließung  und  der  Li- 
quidation   der  -Aktiengesellschaft; 

IG.  alle  anderen  Bestimmungen,  welche  nach 
der  besonderen  Beschaffenheit  des  Unter- 
nehmens nötig  sind. 

Falls  auf  denselben  Gegenstand  zu  gleicher 
Zeit  von  verschiedenen  Personen,  die  eine  Aktien- 
gesellschaft für  dasselbe  Untei'nehmen  gründen 
wollen,  Gesuche  eingereicht  werden,  und  falls 
die  Gründer  besondere  Vorrechte  oder  ein  aus- 
schließliches Privileg  nachsuchen,  so  wird  nach 
Prüfung  ihrer  Statutenentwürfe  demjenigen 
Fortgang  gegeben,  der  als  der  vorteilhafteste 
und  die  meisten  Vorteile  für  die  Allgemeinheit 
versprechende  erachtet  wird.  Wenn  aber  in  den 
Voraussetzungen  ein  wesentlicher  Unterschied 
nicht  besteht,  so  wird  demjenigen  das  Recht  zur 
Gründung  der  Aktiengesellschaft  eingeräumt, 
der  zuerst  das  Gesuch  eingereicht  hat. 


Bestimmungen  bezüglich  der  Eröffnung  von  Fabriken. 


Die  Eröffnung  von  Fabriken  ist  nicht 
lureh  genaue  ge.setzliche  Vorschriften  normiert, 
woher  sicJi  in  der  Praxis  oft  Unzuträglich- 
keiten verschiedener  Art  ergeben  haben.  Die 
Ministerien  des  Innern  und  des  Handels  haben 
nun  die  nachstehende  Instruktion  ausgearbeitet: 
In  den  Gouvernements  und  Gebieten,  in 
denen  die  Aufsicht  über  die  Fabriken  der 
Gffluvernementsverwaltung  übertragen  worden 
ist,  haben  Personen,  die  eine  Fabrik  zu  eröffnen 
wünschen,  ein  Gesuch  beim  Gouverneur  oder 
Stadthauptmann  einzureichen.  In  dem  Gesuche 
müssen  Angaben  enthalten  sein:  über  die  Art 
der  Fabrikation,  eventl.  mit  kurzer  Angabe 
des  Fabrikationsprozesse,s ;  die  Fabrikgebäude 


und  die  Verteilung  der  Werkstätten ;  Bauart 
(Holz  oder  Stein);  Zahl  der  Stockwerke; 
Situationsplan  der  Gebäude;  die  Zahl  der 
Arbeiter;  die  Motoren  und  Dampfkessel  und 
Bezeichnung  der  Räume,  in  denen  sie  imter- 
gebracht  worden  sind ;  die  Zahl  der  wesent- 
lichen MecJianismen  und  Apparate ;  die  Wohn- 
räume der  Arbeiter,  falls  solcJie  bei  der  Fabrik 
vorhanden ;  die  FeuerlöscJunittel ;  die  Treppen, 
Leitern   und   Ausgangstüren. 

Das  Gesuch  ist  entweder  direkt  oder  durch 
den  ältesten  Fabrikinspektor  an  den  Gouver- 
neur zu  übergeben,  der  eine  Besichtigung  des 
zu  eröffnenden  Etablissements  vornehmen 
lassen  kann,  falls  er  solches  für  nötig  befindet. 


Verlag  für  Börsen-  und  Kinanzlitcratur  .\.-C.,  Berlin  W.  35. 


245 


Arteis. 


246 


Ueber  jede  wesentliclie  Aenderung  im  Be- 
triebe und  in  der  Anlage  ist  Mitteilung  zu 
machen. 

Dip  Aufsicht  über  die  Eiöffnuiis:  von  J-'a- 


Iniken  gehört  zu  den  Kompetenzen  der  Fabrik- 
inspoktion  rasp.  der  Oouvernementsmechaniker. 
denen  aucli  die  sanitätspolizeiliche  Ueber. 
wachung  zusteht. 


Auszug  .aus  der  Verordnung  betreffend  die  Arbeiterartels. 

(Arbeil  crgenossonscha  t'tcn.) 


Art.  1.  ALs  Arbcitergeno.'j.senschaft  wird 
eine  Vereinigung  angesehen,  welche  zur  Vor- 
nahme bestimmter  Arbeiten  oder  Gewerbe, 
ebenso  zur  ^V,rrichtung•  von  Dienstleistiuigen 
durch  persönliche  Arbeit  der  Teilnehmer  für 
ihre  gemeinsame  Rechnung  und  unter  ihrer 
Solidarhaft   gebildet   wird. 

Art.  6.  Die  zur  Bestätigung  eingereichten 
Artelstatuten  müssen  von  den  (Tründem,  min- 
destens fünf  an  der  Zahl,  unterschrielx'n  sein 
und  die  Angaben  enthalten: 

1.  -von  Namen,  Ziel  und  Ort  der  Tätigkeit 
des  .\rtels  unter  .Lngate  der  Zeitdauer 
seiner  Tätigkeit,  wenn  es  für  eine  be- 
stimmte  Zeit  gegründet  ist ; 

2.  der  Bedingungen  für  die  Aufnahme  von 
Mitgliedern  und  Lehrling-en,  ihrer  Eeehte 
und  Pflichten,  el:)€nso  der  Ordniuig  ihres 
Ausscheidens  oder  Ausschlusses  aus  dem 
Ajtel; 

3.  der  Beding-ungen,  der  Ordnung  und  der 
Grenzen  für  die  Annahme,  von  Tagelöhnern 
beim  Artel ; 

•1.  der  Ordnung  für  die  Festsetzung  von 
Strafen  gegen  die  Artelmitglieder  unter 
Angabe  des  HöchstbetragBs  der  festzu- 
setzenden CTcldstrafeu ; 

5.  des  Maßes  der  Haftung  der  Artelmitglieder 
aus  Verbindlichkeiten  des  Arteis,  falls  diese 
Haftung  beschränkt   ist; 

6.  der  Frist  und  der  anderen  Bedingungen  für 
die  .'ViLszahlung  an  die  ausscheidenden  oder 
ausgeschlossenen  Artclmitglieder  der  ihnen 
zustehenden  Anteile,  ebenso  der  F'rist, 
während  welcher  die  Haft;ung  dieser  Mit- 
glieder aus  Artelverbindlichkeiten  fort- 
dauert, falls  für  diese  Haftung  die  Frist 
von  über  einem  Jaiire  bestimmt  ist 
(Art   25); 


7.  der  Ordnimg  der  Bildung,  Aufbewahrung 
und   \'erausgabung  der  .^Vrtclkapitalien ; 

8.  der  Ordnmig  der  Einzahlung  der  Mit- 
gliederbciträge  und  der  Deckimg  der  Artel- 
verluste ; 

9.  der  Ordnung  für  die  Verwaltung  der  Artel- 
angelegenheiten unter  Angabe  der  Bildung 
dieser  Verwaltung,  ihrer  Eeehte  und 
Pflichten  und  der  sie  bildenden  Personen 
sowie  der  Bedingungen  für  ihre  Wahl,  der 
Ordnung  für  die  Führung  eines  Namens- 
verzeichnisses der  Mitglieder  des  Arteis 
und  des  Bestandes  der  Verwaltung,  der 
Ordnimg  für  die  Beschlußfassung  in  den 
Generalversammlungen  und  der  Fristen  für 
deren  Einberufung; 

12.  das  Artel  kann  \'ermögen  erwerben,  ^'er- 
txäge  und  Verbindlichkeilen  eingehen,  vor 
Gericht  klagen  luul  verklagt  werden.  Das 
Artel  kann  Gewerbe-  und  Handelsanstalten 
besitzen. 

Art.  17.  Die  !Mitglicderbeiträ.ge  müssen  für 
alle  Aj'telmitgliedcr  gleichmäßig  sein;  die  Ver- 
teilung aber  des  Gewinnes  des  Arteis  unter  sie 
erfolgt  entsprechend  der  Beteiligung  eines 
jeden  an  den  -Arbeiten  des  Arteis  durch  persön- 
liche Leistung  in  Gemäliheit  der  Besclilüsse 
der  Generalversammlung. 

Art.  18.  Aus  den  übernommenen  Verbind- 
lichkeiten, ebenso  für  die  ordnungsmäßige  Er- 
füllung der  Pflichten  durch  die  Artelmitglieder 
und  überhaupt  für  den  Sciiaden,  welcher  aus 
Anlaß  von  Artelarbeiten  durch  Mitglieder  des 
Arteis  oder  durch  von  ihm  gedungene  Personen 
verursacht  wird,  iiaftet  das  Artel  mit  seinem 
ganzen   Vermögen. 

Art.  19.  Falls  das  Artelvermögen  zur 
Deckung  der  gegen  das  Artel  zustehenden 
Summen    nicht    ausreicht,    haften    seine    Mit- 


247 


Syndikate. 


24« 


glieder  solidarisch  mit  ihrem  ganzen  persön- 
lichen, beweglichen  und  imlieweglichcn  Ver- 
mögen, unbeschränkt  oder  innerhalb  der  in  den 
Artelstatuten  angegebenen  Grenzen. 

Art.    25.     Das    ausscheidende    oder    ausge- 
schlossene  Mitglied   haftet   im    \'erlaufe   eines 


Jahres,  sofern  in  den  Statuten  eine  längere 
Frist  nicht  bestimmt  ist,  fortgesetzt  für  die 
Artelverbindlichkeiten,  welche  bis  zu  seinem 
Austritt  entstanden  sind,  in  gleicher  Weise  wie 
die   aktiven   Mitsrlieder. 


Die  Syndikate. 


Die  russische  Gesetzgebimg  kennt  keine 
Syndücate ;  das  Gesetz  verfolgt  nur  Zusammen- 
schlüsse von  Kaufleuten,  die  sich  zusammentun, 
lun  die  Lebensmittelpreise  in  die  Höhe  zu 
treiben.  Daher  wurde  z.  B.  das  Syndikat  der 
Zündholzfabrikanten  vom  Gericht  freige- 
sprochen, da  in  dem  Zusammenschluß  nichts 
Straffälliges  gefunden  wurde.  In  Rußland 
arbeiten  verschiedene  Syndikate  vollständig 
offen,  wie  Produgol,  Prodamet  und  der  Zucker- 
ring. Als  Gegengewicht  zu  dem  Eisensyndikat 
haben  die  Landschaften  die  ,.Krowlja'"  ge- 
gründet. 

Die  Syndikatgi'ündungen  sind  eine  Folge 
natüidicher  Entwicklungsgänge,  denen  die  Be- 
gierung  sich  nicht  entgegenstemmen  kann.  Sie 
kann  den  Kampf  zwischen  den  Starken  und  den 
Schwachen  nicht  hindeni.  Dieses  ist  auch  gar 
nicht  nötig,  denn  schädlich  sind  nicht  die 
Syndikate,  sondern  ilire  Auswüclise ;  die  Re- 
gierung kann  nicht  zulassen,  daß  die  Ver- 
braucher ausgenutzt  werden.  Gefälirlich  sind 
die  geheimen  Syndiltate,  diese  sollen  daher  mit 
.aller  Energie  verfolgt  werden.  Legalen  Syn- 
dikaten  können   aber   keinerlei   Hindernisse   in 


den  iWeg  gelegt  werden.  Die  Gesetzgebung 
der  Staaten  des  Westens  hat  die  Daseins- 
berechtigung der  Syndikate  anerkannt,  daher 
muß  auch  Rußland  bestrebt  sein,  das  Syn- 
dikatswesen  auf  den  Weg  der  Gesetzmäßigkeit 
zu  bringen.  Die  Strafgesetze  werden  ergänzt 
werden  durch  Bestimmungen,  die  Preistreiberei 
nach  vorhergehender  Veieinbai-ung  ahnden.  Es 
werden  auch  Strafen  für  Geheimsyndikate  fest- 
gesetzt werden  usw. 

In  dem  Zivilltodex  soll  ein  besonderer  Ab- 
schnitt „Ueber  die  Sj'ndilvate"  aufgenommen 
werden.  Die  Syndikate  werden  ihre  Statuten 
zur  Bestätigung  vorstellen  müssen,  und  sie 
werden  gehalten  sein,  dem  Handelsministerium 
ihre  Jahresberichte  und  Abrechnungen  einzu- 
senden. 

Die  Syndikate  bewirken  bei  mäßigem 
Aufschlage  zu  den  Gestehungskosten  die  Ver- 
billigung  der  Produkte  und  Sicherung  des  Ver- 
dienstes der  Arljeiter. 

Die  Syndikate  regulieren  die  Menge  und 
die  Preise,  sie  verteilen  die  Bestellungen  gleich- 
mäßig auf  die  Fabriken,  was  wiederum  zur 
Ilebuno-    von    Handid    uml    Industrie    beiträtrt. 


249 


Die  Kleinkreditanstalt-en. 


250 


Die  Kleinkreditanstalten. 


Die  Gesamtzahl  der  einer  besondei'en  Ver- 
waltung bei  der  Ileichsbank  unterstehendem 
Kleinkreditanstalten  betrug  nach  den  zu  Mitte 
September  1909  vorliegenden  Ausweisen  mehr 
als  9600,  darunter  4876  bauerliche  Kommimal- 
anstalten,  2981  Kj'editgenossensehaften,  1696 
Leih-  und  Sparkassen  und  60  Landsehafts- 
kass«n*). 

Diese  Anstalten  besaßen  in  ihrer  Gesamt 
heit  nachstehende  Mittel:  die  bäuerlichen  Kom 
munalkassen  (zum  1.  Januar  1907)  57,5  Mill. 
Rubel,  die  Kreditgenossenschaften  (zum  1.  April 
1909)  47,7  Mill.  Rbl.,  die  Leih-  und  Spar- 
kassen (zum  1.  Januar  1907)  66  Mill.  Rbl. 
und  die  Landschaftskassen  (zum  1.  Juli  1909) 
4,4  ]\Iil].  Rbl.,  insgesamt  175,6  Mill.  Rbl.  Wenn 
man  berücksichtigt,  daß  die  Bilanzausvveisc 
der  einzelnen  (Irupiien  dieser  Kleinkredit- 
anstalten  sich  bei  weitem  nicht  auf  die  letzte 
Zeit  beziehen,  so  darf  man  mit  Gewißheit  an- 
nehmen, daß  die  vorstehend  aufgezählten  An- 
stalten mindestens  über  200  Mill.  Rbl.  verfügen. 

Im  Laufe  des  Jahres  1908  wurden  den 
Kleinkreditanstalten  Darlehen  zu  ihren  Stamm- 
kapitalien im  Gesamtbetrage  von  1  593  000  Rbl. 
erteilt;  davon  entfielen  1345  000  Rbl.  aus  der 
Reichsbaiüv  auf  600  in  jenem  Jahre  neu  entr 
standene  Kreditgenossenschaften,  während  die 
übrigen   248  000  Rbl.    aus   den   Spezialmitteln 


*)  Zur  Zeit  der  Aufst^?lluiig  des  Budget- 
cntwiirfs  für  1909  existierten  2  339  Kreditgenossen- 
schaften, 1  531  Leih-  und  Sparkassen  (darunter 
bereits  genehmigte,  aber  noch  nicht  eröffnete,  so- 
wie aucJi  in  Licjuidation  stellende)  und  29  Land- 
schaftskassen. 


der  Verwaltung  in  Angelegenheiten  des  Klein- 
kredits an  andere  derartige  Anstalten  vergeben 
wurden,  wie  namentlich:  an  28  Leih-  und  Spar- 
genossenschaften, an  16  bäuerliche  Kommunal- 
kassen und  an  3  Landschaftsbanken. 

Außerdem  benutzten  viele  von  den  zu  Ende 
1908  bestehenden  Kleinkreditanstalten  zur  Ver- 
stärkung ihrer  umlaufenden  Kapitalien  den 
ihnen  von  der  Reichsbank  gewährten  Kredit  bis 
zum  Totalbetrage  von  21603  000  Rbl.  Ihre 
tatsächliche  Verschuldung  an  die  Reichsbank 
betrug  zu  Beginn  jenes  Jahres  5  046  OOO  Rbl. 
und  steigerte  sich  zu  Ende  des  Jahres  bis  auf 
7  515  0{X)  Rbl. ;  ihren  Höchststand  erreichte  diese 
Verschuldung  zum  1.  Juli  1908  mit  10  797  000 
Rubel. 

Zum  1.  September  1909  betrug  die  Total- 
summe aller  seitens  der  Regienuigsinstitutionen 
an  die  Kleinkreditanstalten  verabfolgten  Geld- 
mittel 21  Mill.  Rbl..  darunter  zu  den  Stamm- 
kapitalien 5  885  000  Rbl.  tuid  auf  kurzfristigen 
Kredit  15  Mill.  Rbl.  (bei  einem  Gesamtbeträge 
der  seitens  der  Reichsbank  eröffneten  Kredite 
von  29  Mill.  Rbl.).  Nach  den  einzelnen  Quellen 
verteilen  sich  diese  21  Mill.  Rbl.  in  folgender 
Weise:  20,1  Mill.  Rbl.  aus  der  Reiclisbank  luid 
807  500  Rbl.  aus  den  Spezialmitteln  der  Ver- 
waltimg  in  Angxjlegenheiten  des  Kleinlu-edit«. 
Der  Höchststand  der  Verscliuldting  der  Klein- 
kreditanstalten an  die  Reichsbank  im  ver- 
flos.sen<'n  Zeitraum  des  Jalires  1909  fällt  auf 
den  Julimonat  imd  belmig  20,8  Mill  .Rbl.  (da^ 
von  zu  den  Stiumnkapitalien  4,8  Mill.  Rbl. 
und  auf  kurzfristigeji  Kredit   16  ^lill.   Rbl.). 


251 


Klein-Kredit  der  bäuerlichen  Bevölkerung. 


252 


Klein-Kredit  der  bäuerlichen  Bevölkerung. 


In  Westeuropa  hat  die  Erfahrung  gezeigt, 
'laß  neben  dem  persönlichen  Kredit  in  der 
bäuerlichen  Wirtschaft  ein  Hypothekarkredit 
unter  Landverpfändung  eine  viel  größere  KoUe 
spielt.  Die  den  bäuerlichen  Besitzern  beim 
Uebergang  zu  einer  höheren  Kultur  des  Acker- 
bodens nötigen  Kapitalien  werden  meistenteils 
durch  Aufnahme  einer  Hypothekenschuid 
realisiert.  Sogar  in  Deutschland,  wo  der  per- 
sönliche kooperative  Kredit  sehr  entwickelt  ist, 
sind  die  Hypothekensehulden  der  bäuerlichen 
Bevölkerung  wesentlich  höher  als  die  per- 
sönlichen. In  Fraukreicli,  Schweden,  Uänemark 
und  der  Schweiz  iist  ein  pei-sönlicher  Kredit 
für  die  kleineren  Landbesitzer  ziemlich  unbe- 
kannt, und  nur  Hypothekenschulden  werden 
dort  aufgenommen.  Ein  persönlicher  Kredit 
wird  bei  den  kleinen  bäuerlichen  AVii- tschaften 
nie  in  größerer  Höhe  oder  auf  lange  Frist 
gewährt  werden  können.  Nur  dui'ch  kooperative 
CJeseilschaften,  in  denen  jeder  den  anderen 
kennt,  und  die  auf  persönlichem  Vertrauen  auf- 
gebaut sind,  sind  die  Vorbedingungen  für 
größere  und  langfristige  persönliche  Kredit« 
geboten. 

In  Rußland  wird  es  jetzt  den  Bauern 
möglich,  einen  gewissen  persönlichen  Kredit 
zu  erlangen.  Seit  dem  1.  Jajiuai*  1910  sind 
über  5000  bäuerliche  kooperative  Gesell- 
schaften gegründet  worden.  Hypotlicken 
können  die  ru.ssischen  Bauern  zum  allergrößten 
Teil  nicht  aufnehmen,  da  sie  in  der  Verfügung 
über  ihren  Besitz  durch  die  eigenartigen  Gre- 
meindebestimmungen  sehr  beschränkt  sind. 
Hieraus  aber  entspringt  die  Unmöglichkeil, 
irgendwie  größere  Summen  füi*  Meliorationen, 
Inventar,  Viehkäufe  und  dergleichen  zu  er- 
halten. Die  kooperativen  Gesellscliaft«n  geben 
nur  ganz  kleine  Kredite  von  20 — 70  Rubeln. 
Mit  solchen  Summen  läßt  sich  aber  keine  land- 


wirtschaftliche   Kultur    auf    eine    we.«entlich 
höhere  Stufe  bringen. 

In  den  Gegenden,  wo  die  Landanteile  schon 
iu  den  persönlichen  Besitz  des  Bauern  über- 
gegangen sind,  arbeitet  schon  die  bäuerliche 
Agi-arbank  mitteis  Hypothekarkredit  auf  den 
Landbesitz.  Sie  hat  seit  dem  ö.  November  1906 
das  Recht,  auf  Bauernland,  das  nicht  mehr  der 
Gemeinde,  söndern-Einzelbesitzern  gehört,  Hypo- 
thekarkredit zu  gewähren.  Sehr  gi  oß  war  aber 
die  Verschuldung  des  Bauernlandes  noch  nicht 
angewachsen,  denn  bis  zum  Juli  1909  wurden 
auf  Hypotheken  nur  44  300  Rbl.  vorgestreckt. 
Dank  der  guten  Ernte  und  dem  Aufschwünge, 
den  die  Bauernschaft  dadurcJi  nahm,  und  durch 
die  damit  verbundenen  besseren  Perspektiven 
der  rus.sischen  Landwu'tschaft  hat  auch  der 
Hypothekarkredit  in  diesem  letzten  Jahr  einen 
bedeutenden  Aufschwung  genonunen,  imd 
betrug  bis  zum  1.  April  1910  schon  2  584  300 
Rubel.  Dies  zeigt,  in  wie  kurzer  Zeit  eine 
wesentliche  Hebung  der  landwirtschaftlichen 
Entwicklung  in  diesem  Lande  vor  sich  gehen 
kann,  wenn  nur  einige  gute  Ernten  zu  ver- 
zeichnen sein  werden. 

Es  wird  nunmehr  beabsichtigt,  auch  den 
bäuerlichen  kooperativen  Gesellschaften  das 
Recht  zu  geben,  sich  an  den  Landbesitz  als 
Pfand  zu  halten.  Damit  würde  ihr  Wirkungs- 
kreis sich  bedeutend  vergrößern,  und  wenn 
auch  die  brennende  Frage  mit  dem  ge- 
meinsamen Gemeindeland  des  einzelnen  Dorfes, 
dessen  Ackerstücke  jährlich  von  neuem  verteilt 
werden,  in  dem  Sinne  gelöst  wird,  daß  die 
einzelnen  Gemeindemitglieder  wrrkliche  Be- 
sitzer ihrer  Aecke.r  werden,  so  wird  damit  einer 
der  Hauptgründe  des  bäuerlichen  Elends  und 
der  Aussaugung  der  Landbevölkerung  durch 
die  Dorfwucherer  beseitigt  sein. 


253 


Die  Kommiinalbanken  in  RaSlaud. 


254 


Die  Koininunalbjmlien  in  Russland. 


Nach  ihrem  Kapital  und  ihren  Uiui^ätzen 
nehmen  die  KoTrimiinalbanken  allerdings  keine 
hervorragende  Stelle  im  russischen  Kredit- 
sj'stem  ein.  A\'enn  man  den  gesamten  privaten 
Kredit  in  Rußland  auf  rund  6  ililliarden 
schätzen  kann,  so  enlfällt  davon  auf  die  Kom- 
munalbanken ein  Betrag  von  138  Millionen 
Kübel  oder  etwa  2,4  «/o.  Trotzdem  spielen  diese 
üauken  in  einzelnen  Gebieten  eine  unzweifel- 
haft wichtige  Bolle.  In  der  letzten  Zeit  be- 
kunden die  jH-ivaten  Baaiken  ein  deutlich  aus- 
gesprochenes Expansionsbestreben  und  gründen 
vine  große  Anzahl  von  Provinzfilialen.  Aber 
trotzdem  gibt  es  in  Rußland  noch  eine  Menge 
von  Ortschaften,  deren  Kreditbedürfuis  so 
gering  ist,  daß  es  für  eine  gi-oße  Bank  kernen 
Anreiz  zui'  Gründung  einer  Filiale  bietet. 
Solche  Ortschaften  sind  das  eig-entliche  Tätig- 
keitsgebiet der  Kommunalbanken.  Nach  einer 
Knquete  vom  15.  .luni  1909  gab  es  Kredit- 
anstalten im  ganzen  in  582  bewohnten  Orten 
und  Städten;  davon  hatten  129  Städte  aus- 
schließlich  Kommunalbanken. 

Es  gibt  gegenwärtig  in  Rußland  278 
städtische  Komnuuialbanken.  Ihr  gesamtes 
(Grundkapital  hat  sich  in  der  Zeit  vom  1.  Januar 
1900  bis  1.  Januai-  1909  von  32  251621  Rbl. 
auf  39  762  365  Rbl.  erhöht,  die  Gesamtdepositen 
sind  in  derselben  Zeit  von  84  540  659  Rbl.  auf 
103 127  220  Rbl.  gestiegen,  die  diskontierten 
Wechsel  von  70  295153  Rbl.  auf  76  123  603 
Rubel,  die  Darlehen  auf  städtis(;he  Liegen- 
schaften von  27  727  067  Rbl.  aiü"  48  799  661  Rbl., 
die  Gesamtbilanz  von  145  114  429  Rbl.  auf 
181490  462  Rbl.  Das  GruniLkapital  dieser 
Banken  schwankt  zwischen  .sehr  erheblichen 
Grenzen.  So  hat  z.  B.  die  städtische  Bank  in 
Tjetuschi  nui-  10  000  Rbl.  Kapital,  dagegen  die 
rharkower  Stadtbank  ein  Kapital  von  1  500  000 
Rubel.  Mehr  als  l  Mill.  Rbl.  Grundkajutal 
liabeii  außer  der  C'harkower,  übrigens  mir  drei 
Banken  (Samara  1 276 115  Rbl.,  Irkutsk 
1200  000  Rbl.  und  Kasan  1176  570  Rbl.). 

Der  vom  Finanzministerium  der  Duma  vor- 
gelegte Gesetzentwurf  bezweckt  die  veraltete 


Ordnung  für  die  Kommunalbanken  vom  Jahi-e 
1883  durch  eine  zeitgeniäiJere  zu  ersetzen  und 
diesen  Banken  eine  größere  Bewegungsfreiheit 
zu  gewähren.  Die  wichtigsten  Aenderimgen 
bestehen  darin,  daß  den  Kommimalbanken  der 
Betrieb  sämtlicher  Bankg-eschäfte  gestattet 
wird ;  die  Bankverwaltungen  erhalten  eine 
größere  Selbsländigkeit  und  der  Stadtduma 
wird  nur  noch  die  Ausarbeitung  der  grund- 
legenden Vorsclu'iften  über  den  Betrieb  sowie 
die  Revision  vorbehalten ;  elie  Einrichtung  der 
Diskontkomitees  -wird  obligatorisch  gemacht; 
ihre  Kompetenz  wird  erweitert. 

Die  Kommissionen  der  Duma  (für  Finanzen, 
städtische  Angelegenheiten,  Handel  und  Ge- 
werbe) haben  einige  nicht  rmwichtige  Aende- 
rungen  an  dem  ministeriellen  Entw'urf  vorge- 
nommen. 

Vor  allen  Dingen  haben  sie  für  die  Er- 
richtung von  Kommunalbanken  das  Melde- 
verfahren  eingeführt.  Nach  dem  ministeriellen 
Entwurf  war  die  Errichtung  dieser  Banken  von 
der  Erlaubnis  des  Finanzministers,  die  im  Ein- 
vernehmen mit  dem  Minister  des  Innern  zu 
erteilen  ist,  abhängig  gemacht.  Die  Kom- 
missionen waren  dagegen  mit  Recht  der 
Meinung,  daß  der  neue  Gcsetzentwiirf  die 
Tätigkeit,  der  Banken  so  eing'eliend  i-egelt  und 
die  Interessen  der  Deiwsiteninhaber  und  Dar- 
lehensnehmer so  ausgiebig  schützt,  daß  man 
sich  für  diese  Banken  auf  das  Melde  verfahren 
beschränken  kann.  Dieser  An.siclit  kann  m;ui 
sich  nur  anschließen.  Das  Bedürfnis  aJi  Klein- 
ki'edit,  dem  die  Kommunalbanken  in  erheb- 
lichem Maße  zu  dienen  berufen  sind,  ist  so 
gixjß  und  das  Konzessionsverfahren  —  nament- 
lich wenn  die  Konzession  von  nieln-eren 
Ministerien  abiiängt  —  ist  so  zeitraubend  und 
weitläufig,  daß  man  das  Meldeverfahren  in 
diesem  Fall  unbedingt  vorziehen  muß. 

In  den  weiteren  von  den  Kommissionen 
vorgenommenen  Aenderungen  tritt  das  begreif- 
liche Bestreben  hervor,  den  Einfluß  der 
städtischen     Magisti'ate     auf     die     Gescliäfts- 


Sparkassen  wesen. 


256 


führung  der  Banken  zu  vergrößern,  doch  wird 
dabei  an  der  auch  in  der  bestehenden  üixlnimg 
enthaltenen  Bestinuuung  festgehalten,  daß 
städtische  Beamte  und  überhaupt  IStadlver- 
ordnete  nicht  gleichzeitig  zum  \'erwaltungsrat 
der  Bank  gehören  düi-fen.  Die  Verstärkung  des 
Einflusses  des  ^lagistrats  kommt  unter  anderem 
zum  Ausdinick: 

in    Art.     1,     wo    gesagt    ist,     daß    der 

Magisti-at  befugt  ist,  die  Bank  zu  schließen, 

in  Art.  24,  wonach  die  Abrechnimg  der 

Bank  vom  Magistrat  bestätigt  werden  muß, 

und 

in    den    ArtiJveln    146 — 147,    welche    be- 
stimmen, daß  der  Magistrat  befugt  ist,  die 
Zuweisungen  an  das  Eeservckapital  zu  ver- 
ringern   und    dadui-ch    das    Anwa.chsen    des 
Kapitals  zu  beschränken. 
Da  die  Kommunalbanken  ;ui  vielen  Orten 
die  einzigen  Kreditanstalten  sind,  so  waxen  die 
Kommissionen  der  Ansicht,  daß  ihr  Tätigkeits- 


gebiet tunlichst  erweitert  weitJcn  muß.  Von 
diesem  Gesieht-spunkt  aus  wird  eine  Be- 
stimmung aufgenommen,  wonach  die  Kom- 
munalbanken befugt  sind,  die  von  ihnen  dis- 
kontierten Forderungen  nicht  nur  in  anderen 
russischen,  sondern  auch  in  atisländischen 
Kreditanstalten  zu  rediskontieren.  Sodann 
sollen  die  Baiüien  nicht  niu-,  wie  es  im 
ministeriollen  Entwm-f  vorgesehen  war,  land- 
wii'tschaftliche  Güter,  sondern  auch  städtisclie 
Liegenschaften  zu  beleihen  befugt  sein.  Dar- 
lehen und  Kredite  können  femer  in  Form  von 
Spezialrechnungen  giewähi-t  bzw.  eröffnet 
werden.  Endlich  wird  den  Kommunalbanken 
die  Befugnis  eingeräumt,  ebenso  wie  andere 
Bankanstalten  in  russischen  und  ausländischen 
Kreditanstalten  Blanko-  und  Eembourskredite 
sich  eröffnen  zu  lassen.  Die  Kompetenz  der 
Diskoutokomitees  wird  dahin  erweitert,  daß 
sie  auch  die  von  der  Bank  zu  bevorschussenden 
.Waren  abzuschätzen  haben. 


Das  Statut  der  Staatlichen  Sparkassen. 

(Auszugsweise.) 
Die  Operationen  der  Staatlichen  Sparliasseu. 


-Ai't.  .■}] .  Als  Einleger  der  Staatlichen 
Sparkasse  wird  die  Person  erachtet,  auf 
b'ren  Namen  die  Einlage  von  der  Kasse  an- 
genommen und  das  vorgeschriel>ene  Sparkassen- 
buch (Art.  42)  erteilt  ist. 

Art.  38.  Minderjährige  und  nicht  Voll- 
jährige, welche  selbst  auf  ihren  Xamen  eine 
Einlage  gemacht  haben,  verfügen  über  dieselbe 
ohne  Beteiligung  des  \'oi-mundes  oder  Pflegers 
auf  der  allgemeinen  Grundlage  dieses  Gesetzes. 

,\rt.  39.  Von  Eli  cm  auf  den  Namen  ihrer 
minderjährigen  oder  nicht  volljähiig-en  Kinder 
gemachte  Einlagen  werden  zu  den  bedingten 
(unter  i)esonderen  Bedingungen  gemachte)  g-e- 
rechnet,  die  Verfügung  über  dieselben  jedoch 
steht  bis  zur-  Volljährigkeit  der  Kinder  den 
Eltern  zu. 

Art.  40.  Die  Einlagen  werden  in  bareiu 
Gelde  zur  Vermehrung  durch  Verzinsung  in 
einem  Beirage  nicht  ülxir  1000  Rbl.,  wenn  die 
Einlage  auf  eine  einzelne  Person  als  Einleger 
(Art.   32,  Ziff.  1),  und  nicht  über  3000  Kbl., 


wenn  die  Einlage  auf  den  Namen  einer  Astalt 
oder  Gesellschaft  gemacht  ist,  angenommen. 

Art.  41.  Nachdem  das  Kapital  mit  den 
angewachsenen  Zinsen  die  zui-  Ann  all  me  bei 
der  Spai'kasse  behufs  Vermehrung  durch  Ver- 
zinsung zugelassene  Sumraengrenze  (Art.  40) 
erreicht  hat,  hört  der  Zin,<  iilauf  für  den  ganzen 
Betrag  auf,  w'orüber  di"  Spai'kasse  dem  Eiii- 
legei-  eine  Benaclirichtiguig  übersendet.  Wenn 
innerhalb  der  Frist  von  einem  Monat  seitens 
des  Einlegers  eine  Verfügung  über  s;'in  Kapital 
nicht  getroffen  ist,  so  wird  ein  Teil  des 
letzteren  von  der  Kasse  zum  Ankauf  eines 
v(!rzinslichen  Staatspapieres  vei'wentlet,  welches 
dann  auf  der  in  den  Art.  52  und  53  angeg-ebenen 
Grundlage  bis  auf  Erfordern  durch  den  Ein- 
leger verwahrt  wird. 

Art.  42.  Lieber  die  erste  von  der  Kasse 
angenommene  Einlage  wii'd  <in  Sparkassenbuch 
erteilt,  dessen  Vorlegung  zur  Eintragung  aller 
folgenden  Einzahlungen  luid  .Vbhebungen 
obligatorisch  ist.  Das  Sparkassenbuch  wird  auf 


25'y 


Sparkassen  we.sen. 


258 


den  Namen  des  Einlegers  (Art.  31)  ausgestellt, 
und  kann  auf  einen  aoideren  nicht  übertragen 
werden. 

Art.  46.  Im  Falle  des  Verlu.stes  des  Spar- 
kassenbuches erhält  der  Einleger  oder  die 
über  die  Einlage  verfügungsberet'htigte  Person 
((lArt.  39)  nicht  später  als  sieben  Tage  nadi 
Anmeldung  des  Verlustes  des  Buches  durcJi  sie 
ein  neues  Buch,  wobei  eine  der  Kasse  nicht 
bekannte  Person  einen  Ausweis  über  ihre 
Persönlichkeit  beibringen  muß. 

Art.  47.  Für  das  Erfordern  der  Einlage 
dui'ch  einen  Bevollmächtigten  wird  außer  dem 
Buche  des  Einlegers  (Ai-t.  42)  die  Vorlegung 
einer  scliriftlicJien  Vollmacht  desselben  an  die 
Kasse  verlangt,  wobei  die  Unterschrift  des 
letzteren,  wenn  sie  der  Kasse  nicht  bekannt  ist, 
in  notaiieller  Form,  oder  durch  die  Ortspolizei- 
l>ehörde,  oder  durcJi  aaderc  ein  staatliches  oder 
amtliciies  Siegel  führende  Amtspersonen  oder 
iVnstalten  besrlaubiert  sein  m\xß. 


Art.  48.  Wenn  der  zurückverlangte  Betrag 
aus  einem  Buche  100  Rbl.  üliersteigt,  muß  der 
Einleger  die  Kasse  sieben  Tage  vorher  davon 
benachriclitigen. 

Art.  58.  Eine  Einlage,  auf  welche  während 
dreißig  Jahren  keine  Einzahlungen  oder  Ab- 
hobungen erfolgt  sind,  ebenso  A\'ertpapiere,  die 
auf  Rechnung  dieser  Einlagen  gemäß  Art.  41 
ang^-schafft  sind,  verfallen  der  Staatskasse, 
wenn  vorher  von  der  Person  oder  Anstalt, 
welche  ein  gesetzliciies  Recht  auf  die  Einlage 
hat,  auf  diese  ein  Anspruch  nicht  erhoben  ist. 

Ai't.  59.  Den  Staatlichen  Sparkassen  kann 
mit  Genehmigung  des  Finanzministers  die 
Befugnis  g'ewährt  werden,  für  Rechnmig  der 
Staatsbank  alle  dieser  Bank  nach  ilirem 
Statut  erlaubten  Operationen  vorzunehmen. 

Zum  1.  Januar  191(»  waren  in  Rußland  im 
ganzen  768  438  760  Rbl.  in  den  Spai-kassen  ein- 
gezahlt, und  übertrafen  die  Einlagen  des 
vorigen  (1908)  Jahres  um  38  720  000  Rbl. 


Sparkassenwesen. 

Saldobeträge  der  Einlagen  bei  den  Staatssparkassen. 


Geldeinlagen                  ''^''^^J-'- 

Millionen    Rubel 

Zum  1.  .Januar         1!)U6 

831,2') 
103.5,0') 
1149,2') 
1207,5') 
1213,9 

224,0 

,.                „               1907 

237,4 

1908 

„                „               1909    

254,3 
269,5 

„     1.  September  1901) 

278.0«) 

Znnahnie  der  Einlagen. 


')  Nach  Hinzufügung  der  Jabres/.iu 
^)  Nach  tluii  letzten  eingegangen  A^ 
3)  Ohne  Hinzufngung  der  Zinsen. 


Geldeinlagren 

Einlast» 

Eingänge') 

Rückzahlungen 

üebersohuß  der 
Eingänge  gegen 
Rückzahlungen 

in 
^Vertpapieren 

Millionen    Rubel 

Im  .lalirt;  liJdli 

„       1907       

„       1908       

In  den  ersten  6  Monaten  1908.  .  . 
«       „         „        6          ,          1909.     .     . 

731,.' 
liS9.4 
(;«7,fi 
351,6 
350,7 

.■,(;3,i 

1)13,3 
670,2 
339,0 
346,9 

^- 171,1 
+    76,1 
+    17,4 
+    12.6 
+      3.8 

lo.t 
+  16,9 
+  15,2 
+    7,8 
H-   8.5 

259 


Sparkassenwesen. 


260 


Im  Laufe  der  ersten  sechs  Monate  des 
Jahres  1909,  füi"  die  gegenwärtig  Bcriclits- 
ausweise  vorliegen,  sind  bei  den  Sparkassen 
350,7  Mill.  Rbl.  eingeflossen,  d.  i.  nahezu  eben- 
soviel, wie  in  der  ersten  Hälfte  des  Vorjahres 
(351,6  Mill.  Rbl.) :  die  Rückzahlungen  betrugen 
in  den  ersten  sechs  Monaten  des  laufenden 
Jahres  .'546,9  Mill.  Rbl.  und  überstiegen  somit 
die  AuszahUuigcn  in  dem  entsprechenden  Zeit- 
raum von  1908  (339  Mill.  Rbl.)  um  2,3  o/o.  Im 
Jidi  und  August  waren  nach  den  vorläufigen 
Angaben  die  Resultate  der  Geldeinlagen 
günstiger  als  in  denselben  ^lonaten  des  Vor- 
jahres, doch  ergab  infolge  der  vermehrten  Rück- 
zahlungen zu  Beginn  des  laufenden  Jahres  der 
Einlaccenzuwachs  für  neim  Monate  des  Jahres 
1909  "nur  6,4  Mill.  Rbl.  gegen  9,9  Mill.  Rbl. 
im  entsprechenden  Zeitraum  von  1908.  Diese 
Verminderung  des  Einlagenzuwachses  bei 
gleichbleibender  Höhe  des  Einlagebestandes 
steht  im  Zusammenhange  mit  der  Zimick- 
ziehimg  ^'iele^  in  früheren  Jahren  eingezahlter 
Summen,  deren  Ziifluß  zu  den  Kassen  in  den 
Jahren  1906  und  1907  besonders  gi-oß  war 
(247,2  Mill.  Rbl.).  Eine  Verminderung  des  Ein- 
lagebe^tandes  ließ  sich,  wie  auch  1908.  im  süd- 
westlichen, im  klein-russischen  und  im  südlichen 
Rayon*)  konstatieren  und  betrug  in  acht 
Monaten  des  Jahres  1909  4  Mill.  Rbl. ;  außer- 
dem verringerten  sich  in  dieser  Zeit  die  Spar- 
kasseneinlagen im  östlichen  ScJiwarzerde- 
rayon**)  (um  5,6  Mül.  Rbl.)  und  in  einigen 
Crouvernements  des  südöstlichen  und  des  In- 
dustrierayons***)  (um  0,9  Mill.  Rbl.);  die 
übrigen  Gegenden  ergaben  einen  Einlagenzu- 
wachs im  Gesamtbetrage  von  16,9  Mill.  Rbl. 
Was  die  von  den  Einlegern  aus  ihren  Spar- 
summen erworbenen  und  bei  den  Sparkassen 
in   Verwahrung  belassenen   AVertpapiere  anbe- 


*)  Die  Goiivernements  Wolhynien,  Kijew.  Pu- 
dolieii  (süfl-westliclier  Rayou).  Poltawa,  Charkow, 
Tschemigow  (kleinrussischer  Rayon),  Bessarabien, 
Jekateriuoslaw,  Taurien.  Cherson  und  da.s  Gebiet 
der  Donschen  Kos,aken   (.südl.   Rayon). 

**)  Die  Gouverneiucnts  Woronesh,  Kur.sk,  Orel, 
Peiisa.  Rjäsan,  Ssaratow,  S.simbirsk,  Tambow  iincl 
Tula. 

***)  Die  Gouvernements  Astrachan,  Ssamara. 
rfa  (südöstlicher  Rayon),  Kaluga,  Ssmolen.=k, 
Twer  und  Jaroslawl  (Industrierayon). 


trifft,  so  erfolg'te  die  Zunahme  ihres  Betrages 
im  Jahre  1909  in  dem  gewöhnlichen  Umfange 
und  konnte  auf  das  Ergebnis  der  Einlagen- 
bewegung keinen  besondeiien  Einfluß  ausüben. 
Im  Jahre  1909  trat  das  Uelrerwiegen  der 
RücJizahlungen  gegen  die  Eingänge  bei  den 
Geldeinlagen  besonders  stark  im  ersten  Tertial 
zutage  und  ergab  eine  Verminderung  des  ge- 
samten Einlagenbestandes  um  2, ,5  Mill.  Rbl. ; 
in  Anbetracht  dessen  wurde  es  für  zweck- 
entsprechend erachtet,  in  einigen  Gouver- 
nements die  Umstände,  tmter  denen  der  Ein- 
lagenabfluß erfolgte,  einer  näheren  Prüfung 
zu  unterziehen.  Die  an  Ort  und  Stelle  Vor- 
genonunene  Untersuchtmg  bezog  sich  auf 
10  Gouvernementsf)  mit  der  beträchtlichsten 
Einlagenverminderung  (47,4  o/o  des  gesamten 
Einlagenabflusses  im  Reiche) ;  von  den  147 
Zentral  -  Sparkassen  dieser  Gouvernements 
wurden  nach  dem  erwähnten  Merkmal 
85  Kassen  ausgewählt  und  auf  Grund  der 
RechnungsaiLsweise  dieser  letzteren  (nebst  den 
ihnen  zugezählten  803  Post-  und  Fabrikspar- 
kassen) die  Ergebnisse  der  Einlagenbewegung 
in  den  ersten  vier  Monaten  des  Jaha^es  1909 
in  bezug  auf  die  verschiedenen  Gruppen  der 
Einleger  festgestellt.  Die  Schlußresiiltate 
dieser  statistischen  Enquete  stellen  sich  in 
folgender  [Weise  dar: 

Aus  diesen  Ziffern  geht  hervor,  daß  den  im 
landwirtschaftlichen  Gewerbe  beschäftigten 
Einlegern  zwar  nur  28,4  o/o  des  Gesamtbetrages 
aller  Einlagen  bei  den  der  Enquete  unterzogenen 
Sparkassen  gehörten,  daß  dabei  aber  auf  diese 
Gruppe  51,9  o/o  der  Ersparnisabnahme  entfielen. 
Darauf,  daß  die  Zurückziehung  der  Einlagen 
vorzugsweise  seitens  der  im  landwirtschaft- 
lichen Gewerbe  beschäftigten  Personen  erfolgte, 
weist  auch  der  Umstand  hin,  daß  die  Abnahme 
der  Sparsummeu  ländlicher  Einleger  bei  einem 
geringeren  Bctragie  iiirer  Einlag-en  (40,8  o/o) 
69,6  o;o  der  Gesamtvenninderung  ausmacht, 
während   auf  die   städtischen   Einleger,   denen 


t)  Die  Gouvernements  Kijew  (südwestlicher 
Rayon),  Charkow,  Tschernigow  (kleinrussischer 
Rayou).  Cherson,  Gebiet  der  Donschen  Kosaken 
(südl.  Rayon),  Woronesh,  Kursk,  Ssai-atow  (öst- 
licher Schwarzerderayon),  Twer  (Indiistrierayon) 
und   Grodno   (nordwestlicher   Rayon). 


261 


Sparkassen  Wesen 


262 


der  größte  Teil  der  Erspnriiisse  (52,2  o/o)  gehört, 
nur  31,5  */o  der  Einlagenvermiiiderung  entfällt. 
Diese  Erg-ebnisse  Ixistätigen  die  bereits 
früher  geäußerte  ^'ora.u^iS(!tz^lng,  daß  die  Ver- 
minderung des  Waelisi.ums  der  Geldeinlagen 
bei  den  Sparkassen  in  luimittelbarem  Zu- 
samraenliange  steht  mit  den  Erseheinimgen 
unserer  ländlichen  Lcbensverhällnisse.  Nach 
den  1909  in  Anlaß  der  oben  erwälmten  statisti- 
schen Enquete  an  Ort  und  Stelle  eingezogenen 
Auskünften  hiusiclitJich  der  Ursachen  der  Ein- 
lagenabnahme in  zehn  Grouvernements  übte  der 
Getreidemißwachs  der  letzten  Jahre  a.uf  den 
Abfluß  der  Einlagen  aus  den  Sparkassen  dieser 
Gouvernements  allerdings  einen  gewissen  Ein- 
fluß aus;  doch  außerdem  wirkien  in  derselben 
Tfirhiuiig  auch  die  Landkäufe  der  Bauern,  der 


Uebergang  zu  neuen  Formen  der  Bodeji- 
benutzung,  wodm-eh  größei-e  Betriebsmittel  er- 
forderlich wui'den,  die  Uebersiedehmgen,  sowie 
auch  die  Investieiimg  von  Mitteln  l>ei  den 
Kleinkreditanstalten.  Es  ist  anzunehmen,  daß 
die  gute  Ernt«  in  den  meisten  Ackerbaurayou- 
während  der  zM'eiten  Hälfte  des  Jahres  auf 
die  Umsätze  der  S]>arkaiisen  gibistig  einwirken 
wird.  Jedenfalls  stellt  der  Abfluß  der  Ein- 
lagen zu  Agrarorganisationszwccken  und  zu  den 
Erfordernissen  des  Kleinkredits  kein  bcuurulü- 
gendes,  sondern  ein  günstiges  Sj-mptom  dar. 
denn  er  bekiuidet  das  Wiedererwachen  der 
wirtschaftUchen  Energie  in  der  Bevölkerung 
und  stellt  eine  Belebung  der  Landwirtschaft 
und  überhaupt  eine  Besscrgestaltung  der  Volk.-- 
Wirtschaft  in  Aussicht. 


Boscbäfliariiiiir  der  Kinlcirfr 


Saldo  der 
Einlagen  zum 
I.Januar  1U09 


Prozent- 
verhältnis 
zum  Gesamt- 
betrage 


Zuwachs  (-f ) 

oder 
Abnahme  ( — ) 
d.  Einlagen  f.  d. 
Zeit  V.  Januar 
bis  April  1909 
.MiU.  Rbl. 


Prozent- 

verhältni? 

zum  Gesamt - 

l>etriig<:' 


Grundbesitz,   Ai-kerbau    und    lanilwirt.scbaftl.  (be- 
werbe      

Städtische  (iewerbe,  Fabrikarbeit,  Dienstboten     . 

Handel 

Sonstige  Beschäftigungen 

Juri.stische  Personen 

Zusammen 
Darunter: 

Ländliche  Einleger 

St;ldtische         „  

Juristische  Personen 


52..5 
32,9 
20,3 
(55,9 
12.8 


2«,4 
17,9 
11,0 
:!5,7 

7,0 


184.4 

75.3 
96,3 
12,8 


lOO.l) 


40,8 

52.2 

7.0 


—  3,0 

—  1,3 

—  O.G 
-0,9 
+  0.06 


-4,0 
—  1,8 
+  0,06 


-51.9 

—  23,8 

—  10," 

—  15,4 
+    1.1 


—  69.i; 

—  31,.^' 

+    bl 


Die  Tätigkeit  der  Post-  und  Telegraphen-Sparkassen  im  Jahre  190h. 


Diese  st^dlte  sich  wie  folgt:  Die  bei  den 
Spaakassen  von  29  I'ost-  und  Telcgraphen- 
bezirken  luid  der  Posiiiniter  in  St.  Petersburg 
und  Jloskati  gemachten  P^inlagen  betrugen 
L04.'315  4Ol  Rbl.,  wovon  auf  Bareinlagen 
154  097  857  Kbl.  und  auf  Sparkarien  217  .')4.'l 
Rubel  entfielen. 

Ausgefolgt  wurden  von  den  Kas.sen  im 
Laufe  des  Jahres  90  545  076  Rbl.   Am  größten 


(H)  2G1 651  Rbl.)  war  die  Summe  der  Ein- 
lagen im  Iviewor  Tost-  imd  Telegraphenbezirk. 
An  zweiter  Stelle  stellt  der  Odessaer  Bezii-k. 
Dann  folgen  die  Bezü'ke  von  Wilna,  Jekateri- 
noslaw,  Nishni  Xowgoix)d,  Moskau^  Charkow. 
Rostow,  Ssamara,  Kischinew  usw.  ^\m  ge- 
lingsten  war  die  Summe  der  Einlagen  im 
Turkest ansehen  (761490  Rbl.)  und  im  Omsker 
Bezirk  (717  200  Rbl.). 


263 


Russische  Iiuiustiieijapien 


26+ 


Russische  Industriepapiere. 


Da3  Steigen  der  russischen  Werte,  wie  es 
im  Herbst  1910  besonders  auffällig  in  die  Er- 
seheinung  trat,  lieruht  auf  zwei  Gründen: 
erstens  auf  der  guten  Ernte  des  vorherrschen- 
den Jahres  und  der  dadiu'ch  hervorgerufenen 
allgemeinen  ökonomischen  Gesundung  und  nicht 
zuletzt  auf  der  in  ue  r  p  o  li  t  i  s  ch  en  Be- 
ruhigung. 

An  den  Börsen  in  Berlin,  London  und 
Paris  wui'de  Ijesonders  den  starken  russischen 
Käufen  an  der  Moskauer  und  Petersbiu'ger 
Börse  Aufmerksamkeit  zug-ewandt.  Eisenbahn- 
iuktien,  Kohlenwerte,  Bergbauaktien  und  Ma- 
schinenfabriken wurden  sehr  verlangt.  Auf 
den  ersten  Blick  schien  kein  richtiger  Grund 
für  diese  Hausse  vorzuliegen,  aber  bei  cin- 
geliendei-er  Betrachtung  muß  man  zugeben, 
daß  die  russische  Industrie  an- 
fängt, aus  einem  sehr  labilen  Sta- 
diuminstabilereVerhältnisseüber- 
zu  gehen. 

Die  sehr  gute  Ernte  des  Jahres  1909  und 
die  befriedigende  des  Jahres  1910  stellen 
in  liußland  einen  so  großen  Machtfaktor  dar, 
daß  sogai"  die  mißtrauischen  Kapitalisten  des 
Allslandes,  die  nui'  an  völlig  gesicherte  Unter- 
nehmungen herangelien,  iJire  Scheu  vor  russi- 
schen industriellen  Unternehmungen  zu  ver- 
lieren scheinen. 

Eine  Reihe  von  Jdiren  hindiu'ch  hatte  es 
■jar  keine  gut«  Ernte  in  Rußland  gegeben,  und 
die  Annahme  wai-  schon  sehr  verbreitet,  daß 
der  russische  Boden  ausgesogen  und  keiner 
guten  l'Jrnte  mehr  fähig  wäre.  Das  vergangene 
Jahr  hat  dies«-,  Annahme  Lügen  gestraft,  und 
auch  dieses  .JaJir  geht  ülx;r  den  Durchschnitt 
hinaus. 

Es  kam  mehr  Geld  ins  Land;  die  l'.nnken 


konnten  ihre  Kredite  erweitern,  mid  die  Kauf- 
kraft des  Bauern  wuchs.  Mit  diesem  letzten 
Umstand  rechnet  man  außerhalli  Rußland> 
noch  viel  zu  wenig.*) 

Die  Realisation  der  Ernte  l>edingte  natür- 
lich eine  stai'k  erhöhte  Bewegung  auf  den  Eisen- 
bahnen;  dalier  stiegen  dann  wieder  die  Eisen- 
ba h  u  a  k  t  i  c  n  zu  Höhen  liinauf ,  von  denen 
früher  niemand  zu  träiunen  wagte. 

Nach  ilmcn  stiegen  immer  stetiger  ^uch 
die  metallurgischen  Werte,  und  auch 
nicht  ohne  Grund.  Die  Regierungsl>estellungen 
sind  viel  bedeutender  als  früher,  el>enso  halx-n 
viele  Städte  Anleilien  abgeschlossen,  um 
ikrerseits  den  Metall  fabriken  Aufträge  zu 
geben. 

Es  ist  niu'  zu  hoffen,  daß  die  russischen 
Industi'iepapiere  nun  nicht  von  S}>ekulajiten 
höher  g>etrieben  werden,  als  ihr  innerer  Wert 
es  verträgt.  In  London  z.  B.  wurde  mit 
Naphthapapieren  ein  direkter  Unfug  getrieben. 
In  Maikop  (Krim)  wurden  einige  günstige 
Bolirungen  vorg-enommen.  und  das  hatte  einen 
„boom"  in  Ix)ndon  zm-  Folge,  der  dureli  ge- 
wissenlose Spekulanten  völlig  aussichtsIo.se 
Gründungen  entstehen  ließ,  um  deren  Aktixui 
gekämpft  wurde.  Durcli  solclie  Spekulation 
werden  oft  natürlicli  auch  die  .soliden  mit 
geschädigt. 

Die  inis-sischen  Industrie-Papiei'e  sollten 
tatsächlich  1>esser  bewertet  werden  als  bisher. 
Die  Grundl>etlingiuigen  dafür,  daß  es  .sich  nicht 
um  eine  kurzfristige  Besserung  handelt,  sind 
durchaus  vorhanden.  — 


•)  Hier  mag  im  ein  Iieffeiules  Wort  St.olypins  erinnert  werden 
der  vor  ciniKen  .lahron  sügle:  ^(iehen  Sie  Knßhind  einige  wirk- 
lich (fute  Ernten  nacheinander  nnd  es  kann  alle  seine  Soluildeii 
bezahlen."* 


265 


Neue  Emi.ssionen  russischer  Bankaktien. 


266 


Neue  Emissionen  russischer  Bankaktien. 


Li  den  Gencralversammluugeu  der  meisten 
russischen  Großbanken,  die  nicht  nur  in  Ruß- 
land sondern  auch  mit  dem  Auslande  arbeiten, 
haben  die  Direlctoren  erklärt,  daß  sie  zur 
l'^ühiimg  der  wachsenden  Geschäfte  neiie  Kapi- 
talien benötigen,  und  zwar  in  ziemlich  be- 
trächtlichem   Maße. 

Die  auszuzahlenden  Dividenden  und  die 
Geschäftsberichte  lassen  darauf  schließen,  daß 
wirklich  eine  gewisse  Geldknappheit  herrscht, 
und  daß  öftej-s  gTößere  notwendige  Trans- 
aktionen nui-  deshalb  nicht  unternommen 
wixrden  konnten,  weil  die  Kapitalien  festlagen. 
Soweit  wäre  das  ein  ganz  erfreiüiches  An- 
zeichen für  das  Gedeihen  der  Betriebe.  Nur 
ist  maoi  leider  zu  sehr  auf  das  Ausland 
angewiesen,  denn  in  Rußland  allein  können 
die  Xcu-Emissionen  nicht  so  schnell  unter- 
gebracht werden.  So  hat  die  deutsche  Bank 
in  Berlin  und  der  Wiener  Bankverein  in  Wien 
gegen  eine  Kommission  von  rund  1  Mill.  M. 
die  Emission  von  neuen  Aktien  der  Russischen 
Bank  für  auswärtigeji  Handel  in  St.  Peters- 
burg garantiert,  die  ihr  Aktienkapital  von 
3t)  auf  40  Mill.  Rbl.  erhöht,  d.  h.  diese  Banken 
habeji  sich  verpflichtet,  die  nicht  unter- 
g-ebrachten  neuen  Aktien  selbst  zai  übernehmen. 
Die  Aktionäre  können  auf  3  alte  1  neue  Aktie 
erwerben. 

Die  St.  Petersburger  Interaationale  Han- 
delsbank hat  ilir  Kapital  auf  36  Mill.  Rbl. 
erhöht,  und  zwar  seit  zwei  Jahren  lun  12  Mill. 
Rubel. 

Die  neue  Russisch-Asiatische  Bank,  die 
durch  I<\ision  der  Nordischen  mit  der  Russisch- 
Cliinesisclien   entstanden   ist,   hat  ein   Aktien- 


kapital von  3,')  Mill.  Rbl.  mit  sehr  stai-ken 
Reserven. 

Die  St.  Petersburger  Diskontobank  erhöht 
ihr   (Trundkapital   von   10   auf   15    Mill.    Rbl. 

Die  Russische  Handels-  und  Industriebauk 
will  ihr  Kapital  von  15  auf  25  Mill.  Rbl. 
bringen,  aber  erst  im  Laufe  von  drei  Jahren, 
da  in  einem  Jahre  auf  so  viele  Aktienabnehmer 
nicht  gerechnet  wird.  Auch  die  Verwaltung 
dieser  Bank  rechnet  auf  die  Unterstützung  aus- 
ländischer Kreise. 

Das  Grundkajiital  der  Sibirischen  Handels- 
bank wird  von  10  auf  12V-'  Mill.  Rbl.  erhöht. 

Die  Unionbank  in  Moskau  bringt  ilir 
Cirundkapital   von  7^2   auf  15  Mill.  Rbl. 

Diese  sieben  Banken  erhöhen  also  ihr 
Grundkapital  in  diesem  Jahre  insgesamt  um 
-11  Mill.  Rbl.  Unter  den  angeführten  Banken 
fehlen  aber  einige  Institute,  und  zwar  einige 
der  .größten  in  Rußljand,  die  für  dieses  Jahr 
noch  mit  ihrem  Kapital  auskommen  werden, 
aber  für  die  nächsten  Jalire  ebenfalls  schon 
Kapitalserhöhungen  in  Aussicht  gestellt  haben. 

Abgesehen  von  den  erwähnten  Wertpapicr- 
emissionen,  äußerte  sich  der  .lufschwiing  des 
wirtschaftlichen  Lebens  auf  dem  Gebiete  des 
privaten  und  öffentlichen  Kredits  namentlich 
in  der  erheblichen  Erweiterung  des  Netzes  der 
Kreditinstitute.  Es  sind  von  den  bestehenden 
40  .ihtienbanken  in  der  Zeit  vom  1.  Januar 
1908  bis  zum  1.  Juli  1909  in  verschiedenen 
Ortschaften  über  60  neue  Filialen  eröffnet 
Worden,  .s«  daß  die  CTesamt,zahl  der  Filialen 
aller  Aktienbanken  400  betrag"!,  wobei  die 
Stammkapitalien  dieser  Banken  gegenwärtig 
eine  Summe  \-on  228  .Mill.  Rbl.  ergeben. 


267 


■Ve^siche^ungs■we^•^en. 


268 


Das  Versicherungswesen  in  Russland. 

Allgemeines. 


Das  gewaltige  russische  Reich  ist  ein  Land, 
in  welchem  im  Verhältnis  zu  den  anderen 
Kulturländern  Europas  das  Versicherungs- 
wesen in  seinen  mannigfachen,  den  verschieden- 
sten Bedürfnissen  des  Lebens  sich  anpassenden 
Formen  bisher  noch  auf  einer  recht  tiefen  Stufe 
der  Entwicklung  steht  und  sich  auch  nur  sehr 
langsam  weiter  ausbreitet.  Vielleicht  nur  mit 
Ausnahme  der  Feuerversicherung,  deren  wirtr 
schaftliche  Vorteile  so  augenfällig  sind,  daß 
sie  selbst  dem  unkultiviertesten,  von  geistiger 
Kurzsichtigkeit  befangenen  Bauern  und  dem 
indolenten,  trägen  Kleinstädter  einleuchten, 
stößt  die  Einführung  und  Ausbreitung  der  an- 
deren Versicherungsbranchen  hier  immer  noch 
auf  die  mannigfachsten  Hindernisse,  von  denen 
aber  wohl  das  hauptsächlichste  in  der  Apathie 
und  Keserviertheit  liegt,  die  das  große  Publi- 
kum allen  Versichermigsfragen  gegenüber  ein- 
zunehmen pflegt.  Dieses  Hindernis  kami  natilr- 
lich  nicht  von  heute  auf  morgen  beseitigt 
werden  und  wird  nur  allmählich  geringer 
werden  in  dem  Maße,  wie  das  allgemeine  kul- 
turelle Niveau  des  Volkes  gehoben  wird  und 
seine  wirtschaftliche  Lebenski-aft  sich  festigt 
und  stärkt.  Wesentliche  Dienste  könnten  in 
dieser  Hinsicht  auch  alle  von  fachmännischer 
Seite  ausgehenden  Maßnahmen  leisten,  die 
darauf  hinzielen,  mögliehst  weite  Kreise  der 
Bevölkerung  mit  dem  "Wesen  und  den  beson- 
deren Vorteilen  der  einzelnen  Versichcrungs- 
arten  bekanntzumachen,  und  dadurch  auch  das 
allgemeine  Interesse  für  sie  anzuregen,  also  mit 
einem  Worte,  das  gesamte  Versicherungswesen 


möglichst  zu  popularisieren.  Als  erfreulich  muß 
es  daher  konstatiert  werden,  daß  die  von  einem 
Kreise  hervorragender  Fachleute  ins  Leben  ge- 
rufene ,, Gesellschaft  für  Versicheiimgswissen- 
schaft"  eine  rege  Tätigkeit  zu  entfalten  be- 
ginnt, von  der  gewiß  so  manche  Anregungen 
und  Erfolge  für  das  russische  Versicherungs- 
geschäft erwartet  werden  können.  Auch  eine 
weitere  Organisation  hat  sich  seit  kurzem 
innerhalb  der  russischen  Versich erungs weit  ge- 
bildet, nämlich  die  periodisch  wiederkehrenden 
,, Kongresse  der  Vertreter  der  Lebensversiche- 
ruugsgesellschaften",  auf  denen  duj'ch  kolle- 
gialen Meinungsaustausch  die  vielen  Sj>ezial- 
fragen,  die  der  Betrieb  dieser  wichtigen  Ver- 
sicherungsbranche in  der  Praxis  zutage  fördert, 
beraten  und  entschieden  werden  sollen.  Und  in 
der  Tat  liegen  hier  viele  wichtige  Fragen  vor, 
die  erörtert  werden  müssen,  so  die  oft  in  anor- 
maler Weise  auftretende,  und  deshalb  durchaus 
zu  regulierende  Konkurrenz  der  einzelnen  Ge- 
sellschaften untereinander,  die  heikle  Frage  der 
Anstellung  und  des  Zensus  der  Lebensversiche- 
rungsakquisiteure, die  Feststellung  einer  ein- 
heitlichen Form  der  ärztlichen  Atteste  für  die 
Lebensversicherung  usw.  Auch  von  der  Arbeit 
dieser  Kongresse  wird  man  berechtigt  sein,  nur 
Gutes  zu  erwarten. 

Im  Jahre  1908,  für  das  abgeschlossene 
Uebersichten  vorliegen,  betrugen  die  Prämien- 
einnahmen luid  die  Garantiemittel  der  Gesell- 
schaften (Stand  vom  L  Januar  1909)  wie  folgt: 

(Siehe  Tabellen  auf  nächster  Seite.) 


269 


Versicherungswesen. 


270 


I.  Prämieueinnahme  im  Jahre  190S. 


(iesellschalten 


Ge-amt- 
Präniien- 
Einnalime 


Hiervon  entfallen  auf  die 


Feuer- 


Lebens- 


Transport- 


Unfall- 


Glas- 


I  Einbruch- 
iDiebstahl- 


Versicherung 


Rubel 


Kossija 

Salamandra 
Erste  Ru.ssische  (182 
Moskowi.iche  .     .     . 
Nordische  .... 

.Takor 

Kussisclic  von    \S<u 
St.  Petersburger 
Warschauer    ... 
Z  weite  Russische(1885) 
Russische  Transport 
Kussische  Leben 

Wolga 

Russischer  Lloyd    . 
Pomoschtsch  .     .     . 
Allgemeine      .     .     . 
Sabotliwostj    .     . 
Orient-Gesollschaft 


:il212  300 

25  246  2U0 

17  199100 

14  367  2U0 

9  902  100 

8  144  000 

7  607  800 

7  016  600 

6  733  600 

5  036  400 

4  692  7U0 

4  463  600 

1  426 100 

1  294  000 

1  M2  000 

819  800 

651  (iiio 

144  OUU 


19  898  500 
22  313  900 
15  354  600 
14  367  200 
7  993  201) 

5  840  900 

6  061800 
4  242  200 
6  733  600 
4  984  700 
2  839  200 

1089  300 


7  538  700 

91800 

1  606  900 


1  412  100 

2  047  600 


4  463  600 


819  800  ; 

648  t)00 


2  572  900 
2  254  700 


1  908  9fi0 

889  111111 
1  541)11011 


51700 
1  853  500 


336  800 
1  294  000 


140  400 


1  087  20(  I 
.^85  801» 
237  600 


2100 
726  800 


740  SOiD 

3  600 


124  700  I  1.87  O-V) 


Insgesamt 


l4t>9.">."i.Vi0 


18  628  500  '  12  847  900    3  383  400  I  23!)  7(.iO   137  OW 


II.  (iardnti<'-)Iittel  der  Ve.-sicliei'unjsgesellschaften  zuui    1.  Jaiinar  190!>. 


Ge.sellschaften 

Eingezahltes 
Grundkapital 

Prämien- 
Reserven 

Reserve- 
Kapitalien 

Dividenden- 
fonds der 
Versicherten 

In  Summa 

Rubel 

Kossija 

Russische  Leben    . 
8t.  Petersburger     . 
Erste  Russische      . 

•Takor 

.Moskovvische .     .     . 
Salamandra   .     .     . 
Nordische  .... 
.Sabotliwostj  .     .     . 
Russische  Transport 
M^irschauer   .     .     . 
/weite  Russische  . 
Allgemeine     .     .     . 
Kussische  von   1867 
Pomoschtsch      .     . 
Kiissischer  Lloyd  . 
Wolg.-i    ...".. 
Oriont-CJosellsrl.aft 

41)00  000 

1  000  000 

3  000  000 

4  000  000 

2  500  000 
2  000  000 

2  000  000 
1  200  000 

500  000 

3  250  000 
1  000  000 
1  500  000 

500  000 

1  000  000 

1000  000 

1  000  000 

500  000 

500  000 

55  702  500 

33  925  000 

16  866  800 

7  690  100 

9  795  400 

4  892  200 

5  087  200 

3  269  200 

4  459  200 
1  046  600 
1  636  500 

918  700 

1  899  900 

1  054  500 

801  500 

50  000 

186  500 

12  100 

967  000 
816  500 
721  300 

2  650  100 
121000 

2  000  0W 
863  400 

1200000 

14  600 

14  400 

725  300 

269  200 

1  100 
112  700 

69  700 
582  500 
222  400 

2  m) 

1  234  800 

575  600 

140  400 

57  700 

27  800 

3  300 
5  700 

61  904  3(^1 
36  317  lOi) 
19  285  9CKI 
14  397  900 
12  444  21)0 
8  892  2i)ti 
7  953  900 
5  669  200 
4  973  800 
4  341  tK)0 
3  361  800 
2  687  90f  1 
2  406  700 
2  167  200 
1  871  200 
1  632  500 
908  900 
514  4(K) 

li 

■■P-' 

nit 

30  45(J  000 

149  293  900 

9  94i.>  9(  "1 

2  (»45  3) " ) 

191  730  100 

271 


Versicherunffswesen . 


Die  LebeuSTftrsicherung. 

Von  sämtlichen  Lebensversidicruiig-san- 
stalten  sind  iin  Jahre  1908  neue  Versicherungen 
für  121,89  Mill.  Kbl.  abgeschlossen  worden, 
von  welcher  Summe  98,33  Mill.  Rbl.  auf  die 
einheimischen  Anstalten,  der  Eest  von  23,56 
Mill.  Rbl.  dagegen  aiif  die  ausländischen  Glesell- 
schaften  entfällt.  1907  waren  neue  Versiche- 
iimgen  für  die  Summe  von  ll(i,69  Mill.  abge- 
schlossen worden  (von  den  einheimischen  für 
96,03  ;Mill.  und  von  den  ausländischen  Gesell- 
schaften für  20,66  Mill.  Rbl.),  so  daß  sich 
also  gegen  das  Vorjahr  ein  Zuwachs  von  neuen 
Versicherungen  von  5,20  Mill.  Rbl.  ergibt, 
wähi-end  der  Zuwachs  von  1906  auf  1907  19,99 
Mill.  Rbl.  betragen  hatte.  Die  Entwicklung 
lies  Lebensversicherungsgeschäfts  im  Jalore 
1908  ist  also  keine  glänzende  zu  nennen,  und 
zwar  um  so  weniger,  wenn  man  berücksichtigt, 
daß  ja  im  vorigen  Jahre  noch  eine  neue  Ge- 
sellschaft zu  den  bisherigen  einheimischen 
Lebensversicherungsgesellschaften  hinzugekom- 
men ist,  und  daß  die  ausländischen  Kompanien, 
die  in  den  letzten  unruhigen  Jahren  die  An- 
werbung von  neuen  Versicherungen  wesentlich 
eingeschränkt  hatten,  nunmehr  wieder  eine  leb- 
liaftcre  Akqnisitionstäligkeit  zu  entfalten  be- 
ginnen. Der  Grund  für  diese  Erscheinung  ist 
wohl  in  der  allgemeinen  ki-i  tischen  Lage  zii 
suchen,  in  der  sich  Handel  und  Industrie  so- 
wohl infolge  der  bösen  Nachwirkungen  der 
Revolutionsjahre  als  auch  infolge  anderer  un- 
günstiger Umstände  befunden  haben.  Es  sei 
hier  nur  auf  die  gewaltige  Stockung  im  Ge- 
ireidehandel  infolge  der  ungünstigen  Ernte  im 
l>erichts  jähre  hingewiesen,  ebenso  auf  die 
Xaphthakrisis  im  Kaukasus  und  auf  die  be- 
drängte Lage  der  Montanindustrie  im  Ural. 
Ein  weiteres  Moment  kommt  noch  hinzu,  das 
die  Akquisitionstätigkeit  der  Lebensversiche- 
rungsgesellschaften  in  letzter  Zeit  ziemlich 
hemmte,  und  zwar  die  von  der  Regierung  in 
^•ielen  Phallen  Ijedeutend  rigoroser  als  bisher 
gehandhabte  ^Vnwendung  der  Regeln  für  die 
Aufenthaltsbcrechtigung  der  Juden  außerhalb 
des  ihnen  angewiesenen  .Vnsässigkt-itsrayons. 
Es  dürfte  bekannt  sein,  daß  gerade  das  jüdische 
Element  sich  als  besonders  fähig  und  brauchbar 
für   die   Anwerbxmsrstätigkeit  in    der   Lebens- 


versicherung- erweist,  so  daß  kaum  eine  größere 
Lebensversicherungsgesellschaft  imstande  ist, 
die  Dienste  der  Juden  in  dieser  Beziehung 
ganz  zu  entbehren.  Dadurch  daß  nun  den  Juden 
der  Aufenthalt  in  verschiedenen  Teilen  des 
Reichs  oder  die  Entfernung  weiter  als  50  AVerst 
von  ihrem  ständig^en  AVohnsitz  imtersagt.  wird, 
kann  das  Lebensversieherung-sgeschäft  in 
weiten  Gegenden  des  Reichs  nicht  melir  mit  der 
früheren  Intensität  tetrieben  werden.  Hierher 
gehören  vornehmlich  der  Ural,  Kaukasus,  das 
Gebiet  der  Donischen  Kosaken,  Sibii-ien  und 
die  zentralen  Gouvernements. 

Der  g-eschäftliclie  Betrieb  der  Lebensver- 
sicherung hat  den  acht  hierbei  beteiligten  ein- 
heimischen Aktiengesellschaften  einen  Rein- 
gewinn von  356 153  Rbl.  gebracht.  Behufs 
richtiger  Bewertung  dieser  Ziffern  muß  im 
Auge  behalten  werden,  daß,  infolge  der  hohen 
Beträge  der  Prämienreserven,  gerade  bei  dorn 
Geschäftsabschluß  in  der  Lebensversicherung 
der  jeweilige  Kursstand  der  Wertpapiere,  in 
welchen  der  größte  Teil  dieser  Reserven  an- 
gelegt ist,  eine  sehr  wesentliche  Rolle  spielt, 
und  daß  infolgedessen  die  Kiirsaufbesserung 
der  Russischen  Fonds  1908  den  Abschluß  der 
Bilanz  günstig  beeinflußt  hat. 

Von  den  drei  ausländischen  Ivebensver- 
sicherungsgesellschaften  vereinnahmten  1908  au 
Prämien : 

die  „New  Vork-  (i  518  900  Kbl.  (1907  (i  478  200  Kbl.) 
..  „Equitable^  1 899  fiOO  „  (1907  1996  900  „  ) 
„    „L'Urbaine-     1877  800     ..      (1907     llUMPuii     ..    ) 

Die  Feuerversicherung. 

Der  Prämienzuwachs  von  7,9  Mill.  Rbl., 
den  die  Gesellschaften  im  Feuerversicherungs- 
geschäft im  Verhältnis  zum  Jahre  1907  erzielt 
haben,  ist  nicht  in  seinem  ganzen  Umfange  auf 
das  Konto  des  innorrussischen  Geschäfts  zu 
setzen.  Da.s  im  Auslande  von  verschiedenen 
russischen  Gesellschaften  betriebene  Fcuervor- 
sicherungsgesehäft  ist  an  diesem  Prämienzu- 
wachs ebenfalls  in  erheblichem  Maße  beteiligt, 
und  wenn  sich  auch  aus  den  veröffentlichten  Ab- 
rechnungen der  einzelnen  Gesellschaften  nicht 
mit  ziffernmäßiger  Genauigkeit  feststellen 
läßt,  ein  wiagiioßer  Anteil  auf  das  ausländische 
Geschäft  entfällt,   so   ist   doch  jedenfalls   be- 


273 


Versichei'unsfswesen. 


274 


kannt,  daß  es  sich  im  Beiich tsjalire  in  steigen- 
der ProgTession  weiter  entwickelt. 

Das  Feuerlöschwesen  bildet  einen  der 
wundesten  Punkte  auf  dem  Gebiete  der  Wohl- 
fahrtseinrichtiuig-en  der  meisten  nissischen 
Städte,  ganz  abgesehen  von  dem  flachen  Lande, 
und  alles,  was  zur  Hebung  dieser  gemein- 
nützigen Sache  luiternommen  wird,  ist  daher 
nur  mit  ü;uik  zu  begrüßen.  Freilich  sind  hier- 
zu nicht  geringe  Mittel  erforderlich,  an  denen 
es  den  Städten,  resp.  den  Landschaften  aber 
in  den  meisten  Fällen  fehlt.  Es  wäre  daher 
ein  giK)ßer  Segen  für  das  ganze  Land,  wenn 
auf  gesetzgeberischem  'VN^ege  die  Anordnung 
getroffen  wüi*de,  die  \'X)n  der  ßegierimg  bei 
dem  Abschluß  von  Feuerversicherungen  er- 
hobene staatliche  Steuer,  deren  Jaliresertrag 
gegenwärtig  extra  5  Mill.  Rbl.  ausmacht,  den 
Städten  resp.  Lnndschaften  speziell  zur  Er- 
greifung von  Malinahmen  für  die  Hebung  des 
Feuerlöschwesens  zu  überlassen. 

Die  Transportversicherung. 

Die  Landtransportversichening  beginnt  all- 
mählich zurückzugehen,  wofür  der  Grund  darin 
zu  suchen  ist,  daß  sich  die  großen  ELsenbahn- 
diebstähle,  die  früher  nicht  zn  den  Seltenheiten 
gehörten  und  in  erster  Linie  die  "Wareninhaber 
dazu  bewogen,  ihre  Transporte  zu  versichern, 
in  letzter  Zeit  glücklicherweise  weniger  häufig 
wiederholen.  Dagegen  häufen  sich  die  Klagen 
darüber,  daß  es  immer  schwerer  fällt,  von  den 
Bahnen  die  anhängig  gemachten  Regreßan- 
sprüche für  abhanden  gekommene  oder  ver- 
dorbene  AVaren    befriedigt   zu    sehen,    .so    daß 


Idieser  Uebelstand  auch  schon  die  ernste  Auf- 
merksamkeit des  Kongresses  der  Vertreter  des 
Handels  und  der  Industrie  auf  sich  gelenkt  hat. 
Die  Seeversicherung  hat  im  ganzen  bessei-e  Re- 
sultate in  den  vorhergehenden  Jahren  ergeben. 
Die  Kasko-(Schiffskörper-)Versicherung  liegt, 
namentlich  was  die  Versicherung  der  Seeschiffe 
anbetrifft,  noch  sehr  darnieder  und  kaim  nur 
mit  der  größten  Vorsicht  betrieben  werden,  wo- 
bei eine  ausschlaggebende  Rolle  der  für  weite 
Fahrten  sowohl  quantitativ  als  auch  qualita- 
tiv unbefriedigende  Bestand  der  russischen 
Handelsflotte  spielt. 

Streikrersichernng. 

Der  Idee  einer  VersicJieriuig  gegen  Streiks, 
die  namentlich  in  Deutschland  immer  weiter 
um  sicli  greift,  wird  jetzt  auch  in  Rußland 
gix)ße  Bedeutung  zugewendet.  Nach  den 
neuesten  Ausweisen  waren  in  DeutscJiland  1909 
gegen  Streik  2335  Betriebe  mit  359  689  Ar- 
beitern versichert.  Der  Arbeitslohn  dieser 
Arbeiter  beträgt  pro  Jahr  264  Mill.  AL  Die 
Zahl  der  Streiktage  stellte  sich  im  Berichts- 
jahr auf  36  615,  während  sie  1909  nicht  weniger 
als  343  874  betrug.  Dank  der  geringen  Zahl  der 
Streiktage  hat  der  Verband  einen  wesentlichen 
Kapitalzuwachs  zu  verzeichnen.  Im  Jahre  1907 
wurden  an  Entschädigungen  au.sgezahlt  565  000 
Mark,  1908  nur  282(X10'"M.  und  1909  gar  nur 
45  000  M.  Die  jährlichen  Einnahmen  des  Ver- 
bandes stellen  sich  dagegen  auf  rund  600000  M. 
Die  Entschädigungen  schwanken  zwiscthen  12V-' 
und  50  o/o  des  mittleren  Tagesverdienstes  der 
streikenden  Arl)eiter. 


275 


Vom  nissischen  Feuerlöschwesen. 


276 


Tom  russischen  Feuerlöschwesen. 


Bei  der  vor^Tiegenden  Verwendung  von 
iJolz  für  Bauzwecke  und  den  mangelnden 
Schutzvorrichtungen  ist  die  Feuersgefahr  in 
Rußland  größer  als  irgendwo  sonst.  Es  wird 
behauptet,  ganz  Rußland  brenne  alle  30  Jahre 
völlig  ab.  Nach  offiziellen  Angaben  stellt 
sich  die  Gesamtsumme  der  durch  Feuer  ver- 
ursachten Schäden  auf  80  bis  100  Mill.  Rbl. 
jährlich,  wäJirend  die  Versicherungs- 
gesellschaften und  Landschaften  die 
Höhe  der  jährlich  diu'ch  Brände  einwachsenden 
\'erluste  auf  etwa  400  Mill.  Rbl.  schätzen. 

Die  Ursachen  der  gewaltigen  Verheerungen, 
die  in  Rußland  durch  Feuer  entstehen,  sind 
folgende : 

Ziinächst  sind  es  die  mangelhaften  gxisetz- 
lichen  Bau-  und  Feuerverordnungen,  die  schon 
längst  als  veraltet  erkannt  worden  sind.  Seit 
;50  Jahi'en  schon  werden  diese  Bestimmimgen  in 
verschiedenen  Kommissionen  geprüft,  ohne  daß 
man  dabei  auch  nur  um  einen  Schritt  weiter 
gekommen  wäre.  Zu  dieser  juridischen 
kommt  als  wirtschaftliche  Ursache  der 
großen  Brandschäden  der  Umstand,  daß  die 
Dörfer  heute  noch  fast  ausschließlich  aus  Holz 
und  Stix)h  bestehen.  Selbst  in  Ortschaften,  wo 
Steine  vorhanden  sind,  verstehen  es  die  Bauern 
nicht,  diese  als  Baumaterial  zu  verwenden. 
Ferner  ist  das  Versicherungswesen  mangelhaft 
organisiert,  die  Taxation  der  Bauernhäuser  ist 
eine  höchst  unregelmäßige,  und  schließlicli 
kommt  es  nicht  selten  vor,  daJß  die  Bauern 
auf  Grund  einer  Vereinbarung  ganze  Dörfer 
in  Brand  stecken,  um  die  Versicherungsprämie 
zu  bekommen,  wobei  dann  die  Schuldigen  nie 


zu  ermitteln  sind.  Als  Hauptuxsache  für  die 
kolossalen  Brände  werden  aber  das  niedrige 
Kultm'-  und  Bildimgi-niveau  der  Bevölkerung 
Rußlands  bezciclmet. 

Die  Ausgaben  für  das  Feuerlöschwesen  sind 
durchaus  ungenügend,  und  es  gibt  Städte,  die 
für  Feuerschutz  die  lächerliche  Summe  von 
10  Rbl.  jälirlich  ausgeben.  Die  Landschaften 
haben  früher  größere  Stimmen  aiis  den  Ver- 
siclierungskapitalien  ausgeworfen,  doch  sind 
die  Kapitalien  allmäiilich  so  zusammen- 
geschmolzen, daß  der  Kongreß  der  Land- 
schaftsvertreter die  Regierung  um  Subvention 
gebeten  hat.  Als  Kuriosum  wäre  zu  erwähnen, 
daß  bei  allen  notariellen  Abschlüssen  zu- 
gunsten des  Feuerlöschwesens  eine  besondere 
Steuer  zur  Erhebung  gelangt.  Was  aber  mit 
dieser  Steuer  später  gesclüeht,  das  weiß 
niemand.  An  einigen  Ortschaften  gibt  es  wieder 
eine  Steuer  für  das  Recht,  jüdische  Tracht  zu 
tragen,  und  der  Ertrag  auch  dieser  Steuer  soll 
dem  Feuerlöschwesen  zugute  kommen. 

Der  Unterschied  zwischen  der  Organisation 
des  russischen  und  beispielsweise  des  deutschen 
Feuerlöschwesens  ist  außerordentlich,  und  dem- 
entsprechend sind  auch  die  Resultate.  Die 
Brandschäden  Petersburgs  sollen  das  Zehnfach-^ 
von  denjenigen  Berlins  ausmachen.  Besonders 
fehlt  es  in  Rußland  an  einem  geeigneten 
Personal,  an  Meldeanlagen  und  dergleichen 
mehr.  So  kommt  es,  daß  Jahr  für  Jahr  eine 
ganze  Anzahl  von  StÄdten  oder  größeren  Stadt- 
teilen und  eine  Unmenge  von  Dörfern  ab- 
brennen. Ueber  die  Waldbrände  sind  an  anderer 
Stelle  dieses  Buches  einige  Angaben  enthalten. 


Verla«  für  Börsen-  und  FinanzlitcratTir  A.-G.,  Berlin  W.  36. 


10 


277 


Trunksucht. 


278 


Massnalimeii  gegen  die  Trunksucht. 


In  letzter  Zeit  ist  —  namentlich  diu'ch 
die  rege  Propaganda  mehrerer  hervorragender 
Mitglieder  der  Reichsduma  — ■  in  der  Gesell- 
schaft die  Erkenntnis  geweckt  worden,  daß 
man  die  iim  sich  greifende  Trunksucht  nicht 
mit  Lächeln  und  Achselzucken  behandeln  darf, 
sondern  daß  es  sich  um  ein  Nationallaster 
handelt,  daß  trotz  des  relativ  geringen  Kopf- 
verbrauchs von  Alkohol*)  infolge  des  niedrigen 
Kulturzustandes  des  Volkes  und  der  Eigentüm- 
lichkeiten des  "S'olkscharakt-ers  von  den  ver- 
derblichsten "Wirkungen  ist.  "Während  in  der 
Gesellschaft  dieses  Bewiißtsein  aber  schneller 
rege  geworden  ist,  hat  die  Regierung  sich  bis- 
her der  Volksstimme  verschließen  und  der  Ein- 
schränkung des  Branntweinhandels  Hinder- 
nisse in  den  AVeg  legen  zu  müssen  geglaubt. 
Alan  kann  nun  zwar  von  der  Regierung  nicht 
verlangen,  daß  sie  mit  einem  Schlage  den 
Branntweinverkauf  einschränkt,  denn  sie  kann 
diese  Einnahmen,  die  die  feste  Säule  ihres 
Budgets  bilden,  nicht  missen,  solange  nicht 
neue,  bisher  noch  unsichtbare  Einnahmequellen 
erschlossen  worden  sind.  Mit  diesem  Umstände 
muß  man  durchaus  rechnen,  was  bei  der  Be- 
urteilung dieser  wichtigen  Frage  aber  nicht 
immer  geschieht.  Man  darf  aber  andererseits 
■wohl  verlangen,  daß  die  Regierung  den  Brannt- 
•weinverkauf  a  1 1  m  ä  li  1  i  c  h  einschränkt  und 
den  Alkoholverbrauch  schrittweise  zurück- 
drängt. 

Den  Weg  hierzu  weist  ein  umfangreiches 
Memorandum,  das  von  der  Mäßigkeitskom- 
mission der  Reiclisduma  verfaßt  und  von  den 
Abgeordneten  Baron  A.  F.  Mcyendorff  und 
M.  D.  Tschelyschew  redigiert  worden  ist.  Das 
Memorandum  weist  auf  die  Schritte  hin,  die 
zunächst  zu  tun  sind,  um  der  Trunksucht^  vor- 
zubeugen. In  erster  Linie  beantragt  die  Kom- 
mission eine  Arreststrafe  von  1 — 3  Monaten 
resp.  Geldstrafe  von  IDO — 300  Rbl.  für  den 
Verkauf  von  Alkohol  auf  Scliuld,  für  den 
Tausch  von  Alkohol  gegen  Getreide  oder  andere 
l'rodukte  sowie  als  Zahlung  für  geleist/cte 
Arbeit.    Diese  Maßnahme  wäre   imstande,   die 


•)    Siehe    nacU-tteheude  Tabelle    über   den  Verbraiicli    alko- 
holischer GeträDkc  unter  den  europtüücheo  Nationen. 


schlimmsten  Auswüchse  der  Trunksucht  zu  be- 
seitigen, da  das  bare  Geld  im  Dorfe  rar  ist. 
Es  ist  bekannt,  daß  gerade  der  Tauschhandel 
nicht  nur  die  Trunksucht  fördert,  sondern  auch 
zu  der  schamlosen  Bewucherung  der  Bauern 
führt.  Für  den  Verkauf  von  Getränken  ohne 
Genehmigung  sieht  die  Kommission  empfind- 
liche Strafen  vor,  die  zwischen  3 — 12  Monaten 
Gefängnis  resp.  50 — 1000  Rbl.  schwanken.  Be- 
straft wird  auch  der  Verkauf  von  mehr  als 
^fso  Wedro**)  an  eine  Person  an  einem  Tage. 
Die  dörflichen  Amtspersonen  und  die  Polizei- 
chargen werden  für  die  Zulassung  geheimen 
Branntweinhandels  belangt,  während  sie  für 
die  Entdeckung  geheimer  Schenken  mit  der 
Hälfte  des  "Wertes  der  konfiszierten  Getränke, 
in  keinem  Falle  aber  mit  weniger  als  lö  Rbl. 
belohnt  werden.  Dieser  Punkt  scheint  ganz 
besonders  wichtig,  denn  es  kann  im  Dorfe  nur 
dann  Geheimhandel  geben,  wenn  die  örtlichen 
Amtspersonen  von  den  Händlern  bestochen 
werden  und  die  Augen  zudrücken.  Die  \oi- 
gesehenen  Belohnungen  sind  so  hoch,  daß  sie 
kaum  von  den  Gratifikationen  der  Händler 
übertroffen  werden  können,  zudem  droht  die 
strafrechtliche  "S'erantwortung  wegen  Zu- 
lassung geheimen   Branntweinhandels. 

Den  Gemeindeversammlungen  und  städti- 
schen Dumen  steht  das  Recht  zu,  Beschlüsse 
über  das  Verbot  des  Branntweinhandels  zu 
treffen.  Freilich  werden  solche  Beschlüsse  oft 
nur  deslialb  gefaßt,  damit  ein  vorteilhafter  Ge- 
heimhandel betrieben  werden  kann.  Die  Er- 
öffnung neuer  Trinklokale  ist  wiederum  von 
der  CJenehmigung  der  Dorfversammlungen  und 
Dumen  abhängig,  ^'on  besonderer  \\"ichtigkeii 
ist  die  Bestimmung,  wonach  Verkaufsstellen 
von  Branntwein  nur  in  Orten  eröffnet  werden 
können,  die  nicht  weniger  als  500  Einwohner 
haben.  Ganz  besonders  segensreich  erscheint 
es  aber,  daß  an  den  Versammlungen,  die  über 
VerlK)t  des  Branntweinverkaufs  zu  l)eraten 
haben,  auch  die  Frauen  und  Mütter  mit  ent- 
scheidender Stimme    teilnehmen  können. 


••)  1  Wcdro  =  ca.  12,3  Liter  ist  gleich  20  „Flaschen"  -  ein 
offizielles  Maß.  —  Die  Flasche  von  '  j,  Wodro  enlliült  also  etwas 
aber  0,6  Liter. 


279 


Trunksucht. 


280 


Nicht  wenigei"  emverstanden  kann  man  mit 
den  Bestimmungen  über  den  Feiertags- 
h  a  n  d  e  1  sein.  Der  Entwiu'f  sieht  folgende 
Maßnahmen  vor:  Volles  Verbot  an  den  Vor- 
abenden der  Feiertage  von  6  Uhr  abends  an; 
an  drei  Oster  tagen,;  an  den  Sonntagen  und  hohen 
Kirchenfeiertagen,  am  1.  und  6.  .Januar,  am 
19.  Februar,  9.  Mai,  29.  Juni,  20.  Juli,  29.  und 
30.  August,  am  26.  September,  1.,  17.  und 
22.  Oktober,  am  6.  und  24.  Dezember,  an  allen 
örtlichen  und  Kirchweilitagen,  an  den  Tagen 
der  Gemeindeversammlung,  der  Eeknitenaus- 
hebung,  der  Mäi-kte  xmd  an  Gerichtstagen.  An 
solchen  TIagen  wird  ganz  besonders  viel  ge- 
tninken,  ujid  die  Erfahrung  lehrt,  daß  die 
Feiertage,  auf  deren  Beibehaltung  von  gewisser 
Seite  so  viel  Wert  gelegt  wii'd,  nicht  nur  des- 
halb verderblich  sind,  weil  die  Arbeit  ver- 
säumt wird,  sondern  vielmehr  auch  deshalb, 
weil  sie  allzti  häufig  in  die  wüstesten  Orgien 
ausarten. 


Die  Kommission  erkennt  an,  daß  ihre  Vor- 
schläge nach  der  Lage  der  Dinge  nur  Stück- 
werk sind;  sie  führt  daher  eine  Bestimmung 
ein,  die  man  nur  begrüßen  kann;  trunkener 
Zustand  soll  bei  der  Beurteilung 
von  ^' erbrechen  nicht  mehr  straf- 
mildernd, sondern  straf verschär- 
fend sein.  Desgleichen  soll  Trunkenheit,  die 
öffentliches  Aergernis  erregt,  besti-aft  werden. 

Was  dagegen  die  Herabsetzung  des  Alko- 
holgehalts auf  25  f/o  betrifft,  so  kann  man 
sich  mit  dieser  Maßnahme  nicht  einverstanden 
erklären.  Die  Regierung  soll  nicht  das  Recht 
haben,  eine  um  50  o/o  schlechtere  Ware  zum 
bisherigen  Preise  zu  liefern.  Da  erscheint  es 
praktischer,  die  Akzise  um  das  Doppelte  zu 
erhöhen. 

Man  kann  nur  wünschen,  daß  der  Ent- 
wurf glücklich  alle  Fälirnisse  passiert  und 
unverstümmelt  verwirklicht  werde. 


Konsam  geistiger  Geträniie  in  den  euro- 
päischen Ländern. 


Verbranch  pro  Kopf  i 


Bier 

Wein 

104 

minimal 

56 

„ 

31 

„ 

5 

„ 

32 

108 

152 

2 

38 

wenig 

221 

„ 

80 

16 

11 

16 

2 

98 

121 

7 

Dänemark  . 
Scliweden  . 
Norwegen  . 
Rußland 
Frankreich 
England 
Holland.  . 
Belgien  .  . 
Oesterreicli 
Ungarn  .  . 
Italien  .  . 
Deutschland 


24 

9 

3 

5 
10,3 

6 

8,5 

9 

11.4 
11,4 

1,3 

6,5 


281 


Arbeiterfrage. 


282 


Die  Arbeiterfrage. 


Die  Revolution^ jähre  haben  auch  in  Ruß- 
land, vm  es  bis  dahin  eine  staatliche  Arl>eiter- 
fürsorg«  kaum  gab,  in  der  Arbeiterbewegung 
einen  großen  Umschwung  herbeigeführt.  Wenn 
auch  Westeuropa  und  besonders  Deutschland 
in  seinem  sozial-politische  Fortechritt  noch 
lang«  nicht  eingeholt  sind,  so  ist  doch  in  Ruß- 
land die  Arbeiterfra,ge  mit  allen  ihren  so 
nötigen  Reformen  in  Fluß  gekommen.  Im  Jahre 
1908  wurden  in  der  Duma  zwei  Gresetze  über 
Arbeiterversicherungen  und  über  Schadlos- 
/laltung  von  Arbeitern  bei  Unglücksfällen  ein- 
gebracht,  die   auch   durchgegangen  sind. 

Die  Fabrikarbeiter  hatten  es  bis  jetzt  in 
Rußland,  besonders  was  medizinische  Hilf©  an- 
belangt, nicht  leicht.  Das  Gesetz  schrieb  nur 
vor,  daß  der  Besitzer  den  Arbeitern  kostenlDs 
Arzt  und  Arznei  zu  stellen  hatte.  Bei  etwas 
größei-eji  Betrielien  (von  300  Arbeitern  an) 
mußte  ein  ständiger  Arzt  ujid  ein  Ambu- 
latorium mit  zwei  Betten  vorhanden  sein.  Die 
Bettenzahl   stieg   mit   der   Zalil   der   Arbeiter. 

In  den  kleineren  Betrieben  ater  waren  die 
Arbeiter  fast  völlig  der  Willkür  der  Besitzer 
preisgegeben.  Hierdiueh  \ind  durcli  das  Fehlen 
jeglicher  hygienischer  Einrichtungen  in  den 
Arbeiterwohnstätten  herrschten  fortwährend 
Epidemien,  die  besondere  eine  erschreckend 
hohe  Kindersterblichkeit  zur  Folge  hatten. 
Zieht  maji  noch  den  Chaj'akter  der  ru.ssischen 
Arbeiterbevölkerung  in  Betracht,  die  Unglücks- 
fäUen  gegenüber  sich  völlig  apathisch  verhält 
und  von  irgendwelchen  sa.nituren  Maßregeln 
nichts  wissen  will,  so  kann  man  sich  leicht 
vorstellen,  wie  z.  B.  die  Cholera  wüten  muß, 
von  der  doch  in  vielen  Städten  heute  noch  an- 
genommen wird,  daß  sie  von  den  Aerzten  ab- 
sichtlich   eingeschleppt    wird. 

Wenn  man  die  Streiks  als  Hauptwaffe  der 
Arbeiter  geg(ai  die  Arbeitgeber  ansieht,  so 
zeigen  die  den  Revolutionsjahren  in  Rußland 
fol^«nden  Zeitabschnitte  mit  Deutlichkeit, 
welche  große  Beruliigung  seitdem  einge- 
treten ist. 


Im  Jalire  1906  streikten    ...     108  406  Arbeiter 

„         -      1907         ,  ...     740074 

,      1908        176  105        ;, 

„         -      1909         .,  ...       67483         , 

,,        -      1910        ,.        (bis  Juni)  47  680        , 
Die  Streikbewegung  flackert  wieder  auf. 

Die  Zahl  der  einzelnen  Streiks  betrug  1909:  6114 
„         „       r  ■■  „  „       1907:  3573 

„        ~       r  ,■  -  -       1908:    892 

Im  Vergleich  mit  den  anderen  Staaten 
Europas,  die  in  den  letzten  Jaliren  auch  stark 
durch  Arbeiteeinstellungen  geschädigt  wurden, 
nimmt  Rußland  keiae  allzu  schlechte  Posi- 
tion ein. 

Streiks:     1906        1907        1908 
England   ....       486  601  399 

Deutschland     .    .    3378        2266        1347 
Frankreich    .     .     .     1309         1295  985 

Italien      ....     3067         2279         1680 

Unter  den  Streikgi'ünden  verdient  be- 
sondere Beaclitung  die  Frage  der  Bezahlung; 
mehr  als  die  Hälfte  aller  Streiks,  mit  Aus- 
nalime  in  Rußland,  wurde  durch  den  Lohn- 
streik hervorgerufen.  In  Rußland  spielen  leider 
die  politischen  Streiks  noch  immer  die  erste 
Rolle,  wenn  sie  auch  für  die  Arbeiter  meisten- 
teils unglücklicher  enden,  als  die  materiellen, 
denn  nui-  22  "/o  aller  Streiks  endeten  mit  einem 
Siege  der  Arbeiter.  In  allen  anderen  waren 
sie  die  unterliegenden,  oder  es  kam  eine  Eini- 
gung zustande.  Wenn  dagegen  das  Streik- 
resultai  der  letzten  Jahix;  bis  1908,  also  der 
Revolutionsjahre  und  der  folgenden,  betrachtet 
wird,  so  stellen  sich  die  Ziffern  ganz  anders, 
denn  im  Jahi^e  1905  uiid  1906  waren  die 
Arbeiter  in  76  "/o  aller  Fälle  mit  ihren  Forde- 
rungen durchgedrungen,  in  15  "/o  der  Streik- 
fällc  wurden  die  Betriebe  völlig  eingestellt 
und  nui'  in  9  'V"  wurden  Einigungen  erzielt, 
bei  denen  die  ^irbeiter  nur  teilweise  oder  gar 
nicht   ihr   Vei-langvn   durchsetzten. 

Wälircnd  der  Revolution  machte  der  so- 
genannte Arbeiterbund,  d.  h.  die  organisierten 
Arbeiter  der  verschiedenen  Brauchen,  sehr  viel 
von  sich  reden.    Im  Jalire  1907  gehörten  den 


283 


Arbeiterfragre. 


284 


verschiedenen  Lokalverbänden  mir  noch  246  300 
Arbeiter  an,  und  im  Jahre  1908  war  ilu-e  Zahl 
noch  weiter  herulnterg^-gangen,  iind  zwar  um 
fast  volle  50  "/o,  denn  im  Jahre  1909  g'ab  es 
uu!r  noch  130  000  org-anisierte  Arbeiter.  Diese 
Zahl  dürfte  inzwischen  noch  weiter  wesentlich 
henüitergegangen  sein,  denn  wälirend  des 
Jahres  1909  wrü-den  74  Orgajiisationen  auf- 
gelöst, während  sich  nur  48  neu  bildeten. 

Die  russischen  Arbeiterverbände,  die  vor 
der  Revolution  fast  ganz  unbekannt  waren, 
tra^«in  noch  jetzt  einen  gewissen  Kampf- 
charakter,  ulid  dieser  ist  es  auch,  der  die  be- 
sonneneren Elemente  abhält,  ihnen  beizutreten. 


Sie  haben  zuviel  Unglück  und  Elend  über  sich 
lüid  die  Ilirigen  gebracht,  und  das  erschreckend 
große  Bettlerproletariat  in  den  größereu 
Städten  Rußlands  besteht  zu  80  o/o  aus  früheren 
Arbeitern,  die  sich  den  Organisationen  ange- 
schlossen hatten  ujnd  die  durch  irgendweldie 
Uebergriffe  usw.  ihre  Anstellung;  verloren  und 
keine  neue  mehr  finden  konnten.  Viele  von 
ihnen  hatten  aueh  während  der  Revolutions- 
zeit sich  der  Tätigkeit  für  die  Organisationen 
zU(gewendet  und  hatten  sich  der  Arbeit  selbst 
so  entwöhnt,  daß  es  ihnen  nicht  mehr  möglich 
war,  in  ein  geregeltes  Arbeitsverhältnis  zufück- 
zT.i;keliren. 


285 


Wohlfahrtseinrichtunffen  der  Städte. 


286 


< 

Zahl  der  Städte  mit 

OD 

c: 

3 

1 

3 

'S 

m 

Darunter 

bc 

e 

3 

'S 
S 

^   i 

1 

1 
■3 

3 

1 

t 

u 
<a 

3 

1 

Ol 

E    ! 

(Vouvernements 
und  Gebiete 

1 

J 

s 
1 

o 

1 

Eorop.  Roßland 

Archangelsk   .... 

9 

7 

— 

— 

7 

1 

1 

3 

8 

— 

1 

Astrachan 

8 

6 

1 

— 

6 

1  1 

— 

8 

8 

1 

2 

Bessarabien     .... 

U 

12 

1 

— 

12 

8 

1 

12 

12 

1 

1 

Wilna 

10 

8 

1 

1 

8 

1 

— 

9 

10 

1 

1 

Witebsk 

12 

11 

— 

— 

11 

•2 

— 

12 

12 

1 

2 

Wladimir 

19 

18 

2 

3 

18 

■' 

— 

18 

19 

— 

9 

Wologda 

13 

13 

1 

— 

13 

2 

— 

8 

10 

— 

1 

Wolbynien           .     .     . 

13 

13 

1 

— 

13 

1 

— 

13 

13 

1 

3 

Woronesh 

22 

14 

1 

— 

14 

1 

1 

9 

22 

1 

1 

Wjatka 

U 

13 

3 

— 

12 

8 

1 

14 

14 

1 

3 

Grodno 

25 

10 

1 

1 

10 

3 

— 

10 

23 

1 

2 

Don-Kosaken  .... 

12 

7 

3 

2 

7 

5 

1 

16 

12 

3 

5 

Jekaterinoslaw    .     .     . 

22 

17 

3 

— 

16 

5 

— 

13 

22 

1 

6 

Kasan 

10 

14 

1 

1 

14 

4 

— 

14 

16 

1 

2 

Kaluga 

14 

14 

— 

14 

3 

— 

12 

14 

— 

1 

Kiew 

20 

20 

2 

1 

19 

5 

1 

25 

2b 

2 

2 

Kowno   

9 

9 

1 

— 

9 

— 

— 

8 

9 

1 

1 

Kostroma 

20 

19 

— 

— 

19 

2 

— 

18 

20 

— 

3 

Kurland 

22 

22 

1 

2 

22 

1 

3 

19 

22 

2 

6 

Kursk 

20 

14 

— . 

— 

14 

4 

— 

15 

19 

1 

4 

Livland 

11 

11 

2 

2 

10 

3 

4 

10 

11 

1 

6 

Minsk 

12 

9 

1 

— 

9 

2 

— 

11 

12 

1 

4 

Mohilew 

13 

12 

— 

— 

12 

1 

— 

13 

12 

— 

1 

Moskau 

16 

16 

1 

1 

16 

4 

1 

15 

16 

1 

4 

Nishnv-Nowgorod    .     . 

17 

14 

— 

— 

14 

1 

— 

8 

IV 

2 

2 

Nowgorod 

14 

13 

1 

— 

13 

3 

— 

11 

12 

2 

Olonez 

V 

7 

— 

— 

V 

— 

— 

6 

V 

— 

2 

Orenburg 

9 

6 

1 

2 

5 

3 

— 

8 

9 

— 

1 

Orel 

13 

13 

2 

— 

12 

7 

2 

13 

13 

2 

Pensa 

13 

11 

1 

— 

11 

1 

1 

8 

13 

— 

1 

Perm 

24 

15 

3 

— 

14 

5 

— 

22 

24 

— 

2 

Podolien 

27 

18 

— 

— 

18 

— 

— 

21 

19 

— 

1 

Poltawa 

18 

17 

2 

— 

17 

1 

— 

15 

18 

1 

6 

Pleskau 

12 

10 

— 

— 

10 

1 

— 

8 

12 

— 

1 

Kjäsan    

12 

12 

— 

— 

12 

2 

— 

11 

12 

— 

2 

Samara 

13 

11 

2 

— 

11 

3 

— 

10 

13 

1 

2 

St.  Petersburg    .     .    . 

12 

12 

— 

1 

11 

6 

6 

8 

11 

— 

5 

Saratow 

11 

10 

2 

— 

lü 

8 

— 

8 

11 

1 

b 

Simbirsk 

8 

8 

— 

— 

8 

3 

— 

6 

8 

1 

2 

Smolensk 

12 

12 

— 

12 

1 

— 

11 

12 

1 

3 

Taurien 

31 

25 

1 

24 

7 

2 

18 

28 

2 

8 

Tambow 

13 

13 

— 

13 

5 

— 

9 

13 

— 

2 

Twer 

15 

15 

1 

15 

2 

— 

13 

15 

1 

1 

Tula 

12 

12 

1 

12 

5 

— 

12 

12 

1 

1 

Ufa 

6 

6 

— 

5 

5 

— 

6 

6 

— 

1 

Charkow 

25 

16 

1 

16 

1 

— 

11 

25 

1 

3 

Chersson 

30 

21 

2 

1 

21 

4 

1 

24 

28 

3 

4 

Tchernigow     .... 

26 

19 

2 

— 

18 

2 

— 

21 

26 

— 

1 

Esthland 

5 

5 

2 

1 

5 

1 

1 

5 

5 

1 

2 

Jaroplaw 

12 

12 

1 

— 

12 

3 

— 

10 

12 

1 

287 


< 

Zahl 

der  Städte  mit 

c 

-q 
3 

« 

Darunter 

c 
p 

'_S 

o 

i 

a 
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c 

et 

M 

1 

ja 
— 

E 

o 

i 

(iouTerneiuents 
und  (;pl»iefc 

o 
'S 

g 

o 
% 

Summa    in    50    Guuv. 

762 

642 

57 

23 

631 

149 

27 

609 

742 

42 

137 

IVcichselsrcbipf 

Warschau 

•25 

24 

— 

3 

23 

3 

1 

23 

23 

3 

4 

Kaiisch  .     . 

13 

13 

1 

13 

— 

— 

13 

13 

1 

Kjeletz    .    . 

7 

7 

— 

7 

— 

7 

7 

— 

— 

Lomsha  . 

7 

7 

— 

— 

7 

— 

V 

7 

— 

— 

Ljublin  . 

13 

12 



1 

12 

2 

13 

13 

— 

2 

Pietrokau    . 

15 

18 

3 

2 

10 

_ 

14 

14 

4 

6 

Polotzk  .     . 

9 

9 

— 

1 

9 

1 

9 

9 

— 

2 

Radom    .     . 

10 

10 

1 

— 

10 

— 

1 

10 

lü 

— 

— 

Suwaiki  .     . 

10 

10 

— 

— 

10 

— 

— 

10 

10 

— 

— 

Sjedletz  .     . 

12 

9 

— 

— 

9 

— 

— 

11 

12 

— 

1 

Summa 

121 

114 

4 

8 

110 

9 

5 

117 

118 

7 

16 

Kanknsns 

Baku 

7 

7 

2 

— 

6 

5 

1 

3 

5 

1 

2 

Batum 

1 

1 

1 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

— 

1 

Dagestan     .... 

3 

3 

— 

— 

3 

3 

2 

3 

3 

— 

1 

Jelissawetpol  .     .     .     • 

3 

3 

— 

— 

3 

3 

1 

2 

1 

1 

— 

Kars     I 

4 

4 

— 

— 

4 

1 

— 

2 

3 

— 

— 

Kuban  \    Gebiete 
Kutais  j 

54 

19 

2 

2 

19 

3 

1 

52 

54 

1 

2 

4 

4 

1 

— 

4 

1 

— 

3 

2 

— 

1 

Stawropol 

2 

2 

^ 

. — 

— 

1 

— 

1 

2 

— 

1 

Ter-Gebiet 

7 

fi 

3 

— 

6 

3 

— 

V 

«! 

1 

3 

Tiflis 

8 

8 

— 

1 

8 

2 

1 

6 

4 

1 

1 

Sch-warzmeer  .... 

5 

3 

— 

— 

3 

2 

— 

3 

3 

1 

Eriwan 

5 

5 

— 

— 

5 

2 

— 

4 

2 

— 

Summa 

103 

65 

7 

3 

62 

27 

6 

86 

86 

5 

13 

Sibirien 

Amurgebiet     .... 

1 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

1 

— 

1 

Jenisseisk 

tj 

5 

1 

. — 

5 

— 

— 

5 

5 

— 

1 

Transbaikalien    .     .     . 

8 

5 

— 

— 

3 

— 

— 

8 

8 

— 

1 

Irkutsk 

6 

2 

1 

— 

2 

— 

— 

5 

6 

— 

2 

Seengebiet 

4 

4 

— 

4 

— 

— 

4 

4 

— 

1 

Tobolsk 

10 

8 

— 

1 

8 

2 

— 

8 

lü 

— 

3 

Tomsk 

10 

8 

3 

— 

8 

. — 

_ 

10 

10 

— 

1 

.Takutsk 

5 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

5 

— 

— 

Summa 

50 

32 

5 

1 

32 

2 

- 

42 

49 

- 

10 

/eiitralasieu 

Akmolin.'^k 

4 

3 

— 

— 

3 

1 

— 

4 

4 

— 

1 

Transkaspien  .... 

3 

3 

1 

— 

3 

2 

— 

3 

3 

— 

— 

Samarkand      .... 

5 

5 

— 

__ 

5 

— 

— 

5 

1 

— 

— 

Semipalatinsk      .     .     . 

6 

1 

— 

— 

1 

1 

— 

6 

K> 

— 

1 

SewiajetMrliensk      .     . 

6 

2 

— 

— 

2 

1 

— 

6 

5 

— 

— 

Syr-Darja 

7 

7 

— 

— 

7 

— 

— 

7 

3 

1 

1 

Turgai 

4 

4 

— 

. — 

4 

— 

— 

2 

4 

— 

— 

Ural 

5 

2 

— 

— 

2 

— 

— 

4 

5 

— 

1 

Ferghana 

6 

6 

— 

— 

6 

— 

— 

6 

6 

— 

2 

Summa 

46 

33 

1 

— 

33 

5 

— 

43 

37 

1 

Ü 

Das  ganze 

He 

icl 

1 

1082 

886 

74 

35 

868 

192 

38 

897 

1032 

55 

182 

288 


289 


Sanitätäwesen  und  Badeorte. 


290 


Sanitätsweseii  und  Badeorte. 


Der  sanitäre  Zustand  and    die    mrdiziuische 
Hilfe  in  Bnßland. 

Ein  Bild  des  Jiuiuner.s  noUt  sich  vor  unseren 
Blicken  auf,  wenn  wir  Rußlands  sanitären 
Zustand  einer  kritischen  i3eleuchtung  unter- 
ziehen. 

In  den  Städten  herrscht  ein  Ueberfluß  an 
Aerzten,  die  auf  keinen  ^-imen  Zweig  konunen, 
weil  sie  dort  zu  viele  sind ;  vom  Lande  fliehen 
sie  in  die  Stadt,  um  der  hölieren  Kultur  näher 
zu  sein,  und  die  Landbevölkemmg  verkommt 
unter  den  Händen  halbgebildeter  Heilgehilfen 
(Feldschere)  und  man,gelhaft  ausgebildeten 
Hebammen,  deren  Zahl  aljer  obendrein  -viel  zu 
gering  ist,  um  nur  einigermaßen  den  Anforde- 
rungen gerecht  zu  werden.  Ein©  Erziehung  der 
ländlichen  Massen  zu  irgendeiner  rationellen 
Hygiene  findet  fast  nirgends  statt,  und  Un- 
wissenheit, Aberglauben  imd  Kurpfuscherei 
regieren  bei  Epidemien  und  Krankheiten,  die 
die  eigentlich  von  Grund  aus  kräftige,  gesunde 
häuerliche  Bevölkerung  dezimieren,  wie  es 
nirgends  sonst  in  Europa  der  Fall  ist.  Die 
Besoldung  eines  Landichaftsarztes  oder  Land- 
arztes beträgt  duj-chschnittlich  100  Rbl.  monat- 
lich; auf  irgendwelche  größeren  Einnahmen 
aus  der  Privatpraxis  kann  er  nicht  i^clinen, 
da  er  von  miorgens  finih  bis  abends  spät  an- 
gestrengt arbeiten  muß.  Durchschnittlich  150 
Patienten  zu  empfan^gen.  das  Krankenhaus  mit 
30 — 40  Betten  zu  besorgen  und  dann  noch  vier 
bis  fünf  Fahrten  täglich  in  die  Umgegend 
machen,  —  das  läßt  keine  freie  Zeit  übrig. 
Es  sind  Helden,  die  solch  ein  Leben  jahrelang 
aushalten.  In  Sibirien  z.  B.  hat  mancher  Arzt 
ein  Territorium  unter  sich,  das  gi-ößer  ist  als 
ganz  Portugal ;  wie  kann  er  dort  per  Wagen 
die  einzelnen  Dörfer  l«sucheu,  wie  bei 
Epidemien  rechtzeitig  Anordnungen  treffen ;  es 
ist  eine  phj-sische  Unmöglichkeit.  Es  sind  viel 
zu  wenig  Aerzte  vorlianden,  besonders  für  das 
flache  Land,  und  man  kann  es  ihnen  kauni 
übelnehmen,  wenn  sie  sich  weigern,  eiuc  der- 


artige   Zuchtliausarbeit    zu    übei'nehmen.     In 
ganz    Rußland   gibt  es: 

Aerzte      19  406 

Feldschere  .  .  .  24  314 
Hebanunen  .  .  .  12  467 
Um  den  Kranken  der  Bevölkerung  Hilfe 
zu  leisten,  existieren  im  ganze:i  Reich  7148 
Krankenhäiiser  mit  171580  Betten,  so  daß  auf 
ein  Krankenhaus  an  24  Betten  konunen.  Im 
Durclischnitt  kommt  ein  Krankenhaus  auf 
20,5  Tausend  Einwohner  und  auf  2694  Quadrat- 
werst. In  den  einzelnen  Teilen  Rußlands 
schwankt  dieser  Satz  ganz  erheblich ;  so  bedient 
ein  Krankenhaus: 


Im  Weichselgebiet  . 
„  übrigen  Rußland 
„    Kaukasus   .     .     . 

In    Zentral-Asien 
„    Sibirien      .     .     . 


KKIO  Bewohiierj  Quadratweial 


33,5 
18,7 

35,7 
90,3 
19,5 


341 

702 

1,395 

31,420 

31,7:W 


Für  die  Unterbringiu^g  von  Geisteskranken 
gibt  es  133  Irrenhäuser  mit  31  218  Betten  — 
und  das  auf  eine  Bevölkerung  von  155 
Millionen ! 

In  den  ICrankenhäusem  wurden  im  lie- 
richtsjahre  2  768  312  Kranke  behandelt,  in  den 
IrrenliäiLsern  72  720  Geisteskranke  beiderlei 
Geschlechts. 

Der  Stcrbliclikeitspix)zent.satz  wai'  in  den 
Krankenhäusern  5,2,  in  den  Irrenhäusern  8  «/o. 

In  den  einzelnen  Teilen  Rußlands  ist  d;ts 
medizinische  Personal  wie  folgt  verteilt: 


Im  curop.  Kußland 
,.    Kaukasus  .     . 

In    Sibirien      .     . 
„    Zentral-Asien 


Aerzte        Feldschere  Hebammen 


17620 
960 
640 
186 


21040 
1720 

10  12 
5  42 


106711 
1-20 
58.") 
192 


Aus  diesen  Zahlen  läßt  sich  leicht  dii' 
Größe  der  Bezirke  und  die  Zahl  der  Einwohner 
berechnen,  welche  von  einer  Person  des  medi- 
zinischen Personals  bedient  werden  müssen.  Es 
sind: 


291 


Sanitätswesen  und  Badeorte. 


292 


Im  ouroii.  IvulJland 
„    Kaukasus     .     . 

In  Sibirien  .  .  . 
„    Zentral-Asien  . 


Auf  10000  Einwolin. 
.  .  Feld-  I  HBb- 
Aerate     „.here 


1,6 
0,8 

0.8 
0,2 


1,6 
1,5 
1,4 

0,4 


Gebiet  in  Q  Werst 
.  .  I  Feld-  1  Heb- 
^"'^  \  schere  1  .mme 


300     256      475 

496      257      870 

19670  11435  31012 

172301  7890,20180 


Im  ganzen  Reich      1,1       1,5       1,3      11031     870|  1712 

Apotheken  gibt  es  in  zwei  Kategiorien, 
städtische,  und  ländliche.  Die  städtischen  haben 
obligatorisch  eine  größere  Anzahl  von  Medi- 
kamenten zu  halten  als  die  ländlichen.  Die 
Zahl  der  Apotheken  beträgt  4267,  deren  jähr- 
licher Umsatz  durchschnittlich  sich  auf  5600 
Rubel  beläuft. 

Im  Jahre  1908  sind  im  ganzen  16  487  617 
Fälle  von  ansteckenden  Krankheiten  registriert 
worden,  die  in  einzelnen  Gegenden  Epidemie- 
charakter trugen,  und  ca.  11.2  <"o  der  ganzen 
Bevölkerung  darstellten. 

Nach    den    einzelnen    Gebieten    Rußlands 
schwankt  dieser  Prozentsatz  stark,  so 
im  Europ.  Rußland     ....    12,;]  »o 
,,    Weichselgebiet  und 

baltischen  Provinzen  .      2,7  »o 


im  KMukasr.s      11,2  «/o 

in  Sibirien 6,6  o/o 

„   Zentralasien      4,5  «/o 

Von  100  Kjanken  mit  ansteckenden  Krank- 
heiten litten  an: 

Malaria      21,1 

Krätze 23,2 

Syphilis     7,1 

Influenza      12,4 

Trachom 5,1 

Typhus      4,6 

Tuberkulose 3,8 

Schai'lach      2,5 

Keuchhusten 2,7 

Dysenterie 2,2 

Diphtheritis 2,1 

Groupöse  Pneumonie 2,0 

Epidemische  Pneumonie    ...  1,8 

Erysipel     6,9 

Masern 1,5 

Pocken 0,5 

Skorbut      0,16 

Cholera  nostra      0,03 

Cholera  asiatica 0,5 

Grelenkrhcumatismus      ....  4,0 


Russische  Badeorte. 


So  wie  Rußland  reich  an  natürlichen  Boden- 
schätzen ist,  so  hat  die  Natur  auch  dafür  ge- 
sorgt, daß  Mineral-  und  Heilquellen,  von  deren 
Existenz  im  Auslande  nur  ganz  wenige  Men- 
schen etwas  wissen,  in  großer  Anzahl  und  un- 
tadeliger Zusammensetzung  existieren.  Es  gibt 
in  Rußland  Kurorte,  die  in  keiner  Beziehung 
hinter  den  berühmtesten  des  Auslandes  zurück- 
stehen. Und  wenn  sie  auch  selbst  für  Rußland 
nocli  buige  nicht  die  B(!deutung  haben,  die  ilimai 
zukommt,  so  hat  doch  an  vielen  Orten  die 
Natur  so  verschwenderisch  ihre  Gaben  ausge- 
gossen, daß  den  Menschen  nur  wenig  zu  tun 
übrigbleibt,  um  auch  daraus  Gewinn,  Gesund- 
heit und  höhere  Kultur  zu  ziehen.  Auch  bei 
Betrachtung  der  russischen  Badeorte  müssen 
wir,  wie  schon  so  oft,  den  mangelnden  Unter- 


nehmungsgeist, die  mangelnde  Initiative  und 
die  man,gelnde  Sachkenntnis  betonen,  womit 
auch  die  reichsten  Naturschätze  brach  liegen 
gelassen  werden.  Hunderttausende  von  Rubeln 
werden  jährlich  in  die  ausländischen  Kurorte 
ausgeführt,  von  denen  90  o'o  mit  demselben  Vor- 
teil im  Lande  hätten  bleiben  können.  Leider 
ist  nur  ein  ganz  langsamer  Aufschwung  der 
russischen  Bäder  —  und  auch  der  ei-st  in  aller- 
letzter Zeit  —  zu  bemerken.  Badeorte,  wie 
Essentuki,  Pjati^rsk,  Kislowodsk.  Jalta,  Li- 
petzk,  Staraja-Russa,  Abas-Tuman,  die  klima- 
tisch auch  den  ausländischen  durchaus  nicht 
nachstehen,  sondern  sie  an  Schönheit  der  Natur 
und  Szenerie  oft  noch  übertreffen,  konunen 
kaum  auf  ihre  Kosten,  wälirend  viel« 
Tausende    ihre    Heilujig     dort     nicht     finden 


293 


Sanitätswesen  und  Badeorte. 


294 


iönnen,  weil  die  Bäder  dem  Geschmack  des 
Publikums  viel  zu  wenig  Rechnung  tragen 
und  keinerlei  Einrichtungen  getroffen  werden, 
um  das  Publikum  mehr  heranzuziehen.  Mit 
voller  Berechtigung  läßt  sich  behaupten,  daß 
einige  der  russischen  Heilbäder  viel  wirksamer 
sind  als  die  entsprechenden  ausländischen,  und 
daß  sogar  das  ausländische  Publikum  dorthin 
gezogen  werden  sollte  und  auch  seine  Rech- 
nung dabei  finden  würde. 

Rußland   besitzt   428    Mineral-   und   Heil- 
quellen, von  denen  die  wichtigsten  hier  folgen : 

Abarau,  üouv.  Kutais,  Schwefelquellen. 

A  bas-Tuman,  Gouv.  Tiflis,  Alpengegend. 
Luftr  und  klimatischer  Kurort. 

Agur,  Scliwarzmeergebiet,   Schwefelquellen. 

Aksui,  Sibirien-Gebiet  Semiretsehensk,  heiße 
Schwefelquellen. 

Alapaewsche  Quellen,  (4ouv.  Perm. 
Alexandrowsche  Quellen,   Gouv.   Ka- 
luga,  Schlammbäder. 

Aleschkowo-See,  Gv.  Taurien,  Schlamm. 

A  1  u  p  k  a  in  der  Krim,  Traubenkurort,  See- 
bad,  Luftkurort. 

Aluschta,   Krim,   klimatischer   Kurort. 

A  n  a  p  a  ,  Kubangebiet,  Seebad  am  Schwarzen 
Aleer. 

Apatschin,  heiße  Schwefelquellen  in  Kam- 
tschatka. 

Arensburg,  Insel  Oesel,  Ostsee,  See-  und 
Schlammbäder. 

Achalzych,  Gouv.  Tiflis,  Bittersalzquellcn. 

Achtalsche  Schlammquellen,  Gouv. 
Tiflis. 

Baku,   am  Kaspischen  Meer,  Seebad. 

B  a  1  a k  1  a  w  a ,  Schwarzes  Meer,  klima  tischcr 
Kurort. 

Baskuntschak,  Gv.   Astrachan,  .Sclilamm- 

bäder. 
Batum,  Seeba^l. 
Berjesowsche     Eisenquellen,     Gouv. 

Charkow. 
Birschtanj',  Gouv.   Wilna,  Sdilnmmbäder. 


Borshom,  Gouv.   Tiflis,  das  ^lincralwasser 

ist  fast  identisch  mit  Vichy. 
Busko,   Gouv.   Kielze,  Schlammbäder. 

Chilowsche  Quellen,  Gouv.  Pleskau, 
Schwefelbad. 

Druskeniky,  Gouv.  (Trodno,  Schlamm, 
Eisen  und  Schwefel. 

Eupatoria,  Taurien,  vSchwarzes  Meer,  See- 
bad. 

Essentuki,   Kaukasus,   Kochsalzquellen. 
Gursuf,  Taurien,   Seebad. 
H  a  p  s  a  1 ,  Gouv.  Estland,  See-  und  Schlamm- 
bad. 

J  a  1 1  a ,  Krim,  Seebad. 

Jamarowsche  Bäder,  Transbaikalien, 
Schwefel,    Schlammbad,    Eisenquelle. 

Kamenetz-Podolsk,    Salzquellen. 

Kemmern,    Livland,    Schwefelquellen. 

K  e  r  t  s  c  h  ,   Taurien,    Schlammbad. 

Kislowodsk,  Ter-G«biet,  SaüerliAg  „Nar- 
san"  —  das  russische  Gießhübler  oder 
Fachingen. 

K  1  j  u  t  s  c  h  i ,  Gouv.  Perm,  Schwefelquellen. 

Kapal-Arasan,  Zentralasien, Gebiet Semü'- 
jetschensk,  Schwefelquellen. 

Kursker  Eisenquellen,  Gouv.  Kursk. 

Lenkoran,  Gouv.  Baku,  Schwefelquellen. 

Lipetzk,  Gouv.  Tambow,  Eisen- Schwefel- 
quellen. 

Makawejewsche  Quellen,  Tran>ibaiku- 
lien,  sehr  beliebtes  Terraalbad. 

Maria-  Theresia  -  Quellen,  Kaukasus, 
Bittersalzquellen. 

Mich  ailow  seh  e  Quellen,  Ter-Ciebiet, 
Termalbäder,  Schwefel. 

Miatlin,  Gebiet  Daghestan,  Eisen-Schwefel- 
bäder. 

0  b  u  c  h  o  w  s  c  h  e  Q  u  (!  1 1  e  n  ,  ( i ouv.  Perm, 
Eisen-Schwefel. 

Odessa,  Schwarzmeerküstc,  Schlamm-  und 
Seebad. 

Pernau,  (iouv.  Livland,  See-  und  Sciilamm- 
bad. 


295 


Sanitätswesen  und  Badeorte. 


296 


P  e  t  r  o  w  s  k  ,  Kaspisches  Meer,  Salz-Schwefel- 
bäder. 

Pjatigorsk,  Kaukasus,  klimatischer  und 
Luftkurort,    Bitterquelleu,    Eiseinvass(!r. 

P  s  e  k  u  p  ,  Kaukasus,  Schwefelquellen. 

K  i  g  a  mit  den  Eigaschen  Strand-Seebadern 
Edinburg,  Majorenhof  und  Dubbeln. 

Saky,  Taurien,  Salzsee-  und  Schlammbäder. 
"S  a  r  e  p  t  a ,  Gouv.   Saratow,  Eisenquelle. 

Sergijewsche  Quellen,  Gouv.  Samara, 
Schwefelquellen. 

Sestrorezk,  Gouv.  St.  Petersburg,  Seebad. 

Shclesnowodsk,  Kaukasus,   Eisenquellen. 

Slawjansk,  Gouv.  Charkow,  Soolbäder. 

Soligalitsch,  Gouv.  Kostaoma,  Soolbad. 

S  0  t  s  c  h  i ,  Schwarzmeer,  klimatisches  und  See- 
bad. 


S  ta  r  aj  a-Russa,  Gv.  Nowgorod,  Schlamm- 
und  Schwefelbad,  Soolbad. 

Stolypinsche     Bäder,     Gouv.     Samara, 
Sool  und  Schlammbad. 

S  u  e  h  u  m  -  K  a  1  e  ,  Schwarzes  Meer,  Seebad. 

T  a  m  b  o  w  ,   Gouv.   Tambow,  Eisenquellen. 

Tarn  buk  au,  Ter-Gebiet,  Kaukas.,  Schlamm- 
bad. 

T  i  f  1  i  s  ,  Kaukasus,  Schwefelbad. 

Tschokrask,  Taurien,  Schwefel-  und  Sool- 
bad. 
T  u  a  p  s  e  ,    Schwarzmeergebiet,    Seebad. 

T  u  r  k  i  n  s  c  h  e  heiße  Schwefel-  und  Salzquelle, 
Transbaikalien. 

AV  e  1  i  k  i  j  a  -  L  u  k  i ,  Gouv.  Pleskau,  Scliwefel- 
quellen. 


297 


Einfuhr  Russlands. 


298 


Deutschl.ands  Anteil  an  der  Ein-  und  Ausfuhr  Russlands 

(über  die  europäisclie  Grenzr)  in  den  Jahren   1907,   IfluS  u.  1909. 

Einfahr  Uusslands. 


Einfuhr   (in  1000  Rubel): 

Weizen 

Roggen       

Reis 

Frisches  Obst 

Frische  Apfelsinen,  Zitronen  u. 
Pomeranzen   ....  .     . 

Obst  u.  Beeren  jeder  Art,  gedörrt 

Nelken  und  andere  Gewürze 

Kaffee 

Tee 

Tabak   

Spirituosen  u.  Traubenweine     . 

Natürl.  u.  künstl.  Mineralwasser 

Kitse 

Fische  jeder  Art 

Hopfen 

Düngemittel 

Talg 

liergwachs,Bienenw!iclis,Piuaflin 

Häute,  unbearbeitet 

Hilute,  bearbeitet  u.  ungenähte 
Treibriemen 

Rauchwaren 

Holzwaren 

Sämereien  u.  l'flanzen  .... 

Baumaterialien  (Ton,  Kreide, 
(4ips,  Zement  etc.)      .... 

Steine,  roh  u.  vorgearbeitet  .     . 

Schleif-  u.  Poliermittel,  Graphit, 
KohlenfabrikatofürdieElektro- 
technik  etc 

Steinkohle 

Koks 

Fichtenharz,GaUipot,Brauorpech 

Gummi,  Harz,  Gummiharz  und 
Balsam 

Chemische  u.  pharraaz.  Produkte 

Pflanzenöle  und  ungereinigtes 
Glyzerin 

Gerbstoffe 

Farbstoffe  und  Farben  .... 

Roheisen,  unverarbeitet     .     .     . 

Eisen,  unverarbeitet,  darunter 
Scliienen 

Stahl,  unverarbeitet,  darunter 
Schienen 

Kupfer,  Aluminium,  Nickel  u. 
sonst.  Metalle  u.  ihre  Legierun- 
gen  in   Masseln,   Barren  usw. 

Zinn  in  Masseln,  Stangen  U.Bruch 


1907      1908     1909 


2155 

4  543 

1265 

397 


3  793 

7  165 

1671 

250 


744 

655 
1387 
4  327 

153 

853 
4  408 

762 

276 
6  952 

639 
1459 
1025 
3  451 1  2  882 
6  006     7  471 


741 

601 

1549 

4  385 

139 

936 

4  210 

664 

267 

4  774 

362 

1333 

1474 


9  626 
5  154 
1698 
5  679 

852 
820 


976 
7  175 
1804 

784 

7  020 
10  343 

993 

1674 

7  449 

31 

891 

272 


2  515 
1586 


11918 

4  598 
1361 

5  973 

997 
746 


960 

7  170 
1427 
1662 

8  466 
10108 


432 
6  159 
1306 

381 

1006 

743 

1055 

4  109 

184 

683 

4  275 
946 
228 

6  386 

415 

2  877 

2  589 

3  306 
9  830 

14  519 

5  460 
1648 

8  200 

986 
907 


1314 

8  254 

1437 

903 

7  923 
11092 


1200]  1817 

1  566    2  051 

7  659  i  8  069 

74  i        83 


823 
261 1 


765 
242 


1  692     1  983 
1  118       987 


Einfuhr  (in  lOOU  Rubel): 


Blei  in  Masseln  u.  Bruch,  Blei- 
glätte, Bk'iasehe 

Blei  in  Rollen,  Blättern,  Draht 
u.  Röhren 

Zink  in  Masseln  u.  Bruch,  Zink- 
asche       

Papiermasse 

Rohbaumwolle 

Rohe  Jute 

Rohseide ,  Seidenwatte  oder 
Seidenabfalle ,  ausgekämmt, 
gefärbt  und  ungefärbt  .     .     . 

Wolle  und  Flaumhaar,  unge- 
kämmt und  unge.si)onnen 

Baumwollengarn 

Seide,  gezwirnt,  jeder  Art,  Näh- 
seide u.  dergl 

Wolle,  gekämmt,  gesponnen  und 
gezwirnt 

Koffer,  Reisetaschen  und  andere 
Lederwaren 

Masch.-Treibriemen,  genäht  etc. 

Tischler-  und  Drechslerwaren  . 

Feuerfeste  Ziegel,  Dachziegel 
u.  dergl 

Keramische  u.  Töpferwaren  aus 
gewölinl.   u.  feuerfestem  Ton 

Fayence  und  Porzellanwaren    . 

Glaswaren 

(iuttapercha-Waren 

Fabrikate  aus  (toW,  Silber, 
Rauschgold  imd  Platin .     .     . 

Fabrikate  aus  Kupfer  u.  Kupfer- 
legierungen    

Fabrikate  aus  Gufieisen     .     . 

F'abrikate  aus  Eisen  u.  Stahl     . 

Blechwaren 

Dralit  jeder  Art 

Drahtwaren 

Verschiedene  Metallwaren    .     . 

Maschinen  u.  Apparate  aus  Guß- 
eisen, Eisen  und  Stahl  .     .     . 

Teile  v.  Mascliinen  u.  Appai'aten 
aus  Gußeisen,   Eisen  u.  Stahl 

Landwirtschaftliche  Maschinen 
u.(teräte  ohne  Dampfmotoren, 
nicht  besonders  benannt   .     . 

Komplizierte  landwirtsehaftl. 
Maschinen 


1907      1908 


1802 

195 

1824 

357 

20  540 

1952 


9  364 


16171 
4  470 


2  558 

155 

2  088 

370 

21  700 

2  039 

7  524 

10870 

3  493 


553 '      616 

I 

14  515  1  6  965 


203 1      144 

213 1      191 

1  176     1294 


477 

400 

801 

1272 

1289 

2195 


3  859 

1  110 

523 

3  858 

752 

1870 

5  998 

22  446 

3  066 

4  739 

1657 


471 

419 

813 

1275 

1257 

1375 

3  942 
1  246 

4  692 
3.581 

862 
1840 

5  783 

30  389 
3  358 


6  997     9  148 
3  299    5  769 


299 


Einfuhr  Kusslands. 


300 


Einfuhr  (in  1000  Rubel) 


Iiistruuifnte  usw.,  mathema- 
tische, physikalische,  f.  elektr. 
Beleuchtung  usw 

IJhrwaren 

Musikinstrumente 

Equipagen  und  einzelne  E<iui- 
'  pagenteile 

Waggons  für  Eisenbahnen  und 
Pferdebahnen 

Eiserne  Schiffe 

Papierwaren 

Bücher  und  Bilder 


1P07     1908     1909 


3  357 
1233 
3  878 

•2  075 

591 

705 

3  443 

1801 


4  497 
1128 
3  529 

3  599 

329 

678 

3  204 

1647 


7  260 
1607 
5  631 

3  414 

228 

105 

3  885 

3  004 


Einfuhr  (in  1000  Rubel): 


Bauniwollwaren 

Hanf  und  Leinenwaren  .  .  . 
Seidene  und  lialbseidene  Waren 
Wollene  und  halbwollene  Waren 
Strickwaren   und   Posanientier- 

arbeit 

Spitzen  u.  Spitzenwaren  jed.  Art 

Knöpfe 

Einfache  Galanteriewaren      .     . 
Schreib-,     Zeichen-,     Mal -Uten- 
silien etc 


1907   1908 


5  919 
1710 
2  952 
8  429 

4  123 
2  030 
1259 
2  673 


6  218 
1370 
2  664 
8  460 

4  618 
1374 
1052 
2  364 


762 ;   930 


1909 


6  4.52 
1539 
3  370 

7  050 

6  684 
1024 
1194 

2  504 

1150 


Aasfuhr  Russlands. 


Ansfohr  (in  1000  Rubel) 


Weizen 
Roggen 
Gerste  . 
Hafer  . 
Mais 


Erbsen       

Phassolen,  Bohnen  u.  Linsen     . 
Kleie   u.   andere  Müllereiabfälle 

Butter 

Eier 

Sandzucker    

Kiefern-  u.  Tannenbalken 
Bretter  (darunter  Latten, 

Sehwellen  usw.) 

Leinsaat 

Raps-  u.  Rübsaat 

Oelkuchen  aus  Leinsaat     .     .     . 

Flachs 

Flachsheede  u.  -werg     .... 

Hanf 

Hanfwerg 


1907  :   1908      1909 


8  007 
13  608 
58  501 

1788 

6  429 
2  280 
1  333 

17  612 
12  421 
16  211 
927 
12  143 

12  534 

1978 

460 

4  016 

11675 
1615 

7  193 
516 


4  907 

7  281 
67  629 

1569 
3  324 

2  541 
1446 

16  004 
10167 
15  128 

3  508 

8  694 

12  566 

3  679 

590 

5  536 
11610 

2184 

6  132 
1183 


41  646 

6  099 

89  163 

11533 

3  905 
6  478 
6  876 

22  467 

15  225 

16  546 
120 

11027 

13  253 

2  786 
374 

4  684 
11840 

1946 

6  792 

869 


Ausfuhr  (in  1000  Rubel) 

Rauchwaren 

Häute 

Borsten 

Wolle 

Manganerz 

Roheisen  in  Masseln  u.  Bruch  . 
Eisen,  unverarbeitet  .... 
Stahl,  unverarbeitet       .... 

Platin . 

Leichte  Naphthaleuclitöle,akzise- 

pflichtige   (Petroleum   u.  dgl.) 

Naphthaschmieröle,   ungereinigt 

„  gereinigt  .     . 

Gänse,  leVjend 

Zahmes  Geflügel  (außer  Gänsen) 

lebend 

Zahmes  Geflügel,  geschlachtet   . 

Wild,  erlegt 

Eber  u.  Schweine 

Pferde 

Gummischuhe 


1907 

1908 

8  890 

6  792 

7  144 

6  755 

3  485 

2  764 

941 

552 

542 

333 

251 

29 

781 

93 

20 

5 

715 

3  367 

1471 

605 

1551 

756 

1386 

2  204 

5  298 

5  256 

1141 

1203 

1032 

1357 

105 

102 

2  998 

3  332 

6116 

5  777 

2  235 

2  072 

1909 


7  853 
9  032 
3  307 
1363 
601 


5  644 

793 

787 

2  504 
5  974 

1214 

1471 

150 

3  756 
5  626 
2  227 


301 


Der  deulsch-englische  Wettbewerb  in  Rußland. 


302 


Der  deutsch-englische  Wettbewerb  in  Russland. 


Nach  doii  Feststellungen  des  englischen 
Konsuls  in  Moskau  hat  der  deutsche  Kaufmann 
innerhalb  der  letzten  16  Jahre  den  Engländer 
in  Eußland  bei  weitem  überholt.  In  diesem 
Zeitabschnitt  hat  Deutschland  seinen  Export 
nach  Eußland  verdreifacht;  dagegen  ist 
der  englische  Export  ungefähr  derselbe  ge- 
blieben. Die  genauen  statistischen  Angaben 
für  die  lieiden  letzten  Jalire  sind  nocli  nicht 
erhältlidi,  aber  die  annäliernden  Ziffern  ent- 
hüllen die  Tatsache,  daß,  während  Englajid 
vor  16  Jahren  in  bezug  auf  den  Import  natJi 
Rußland  noch  mit  Deutschland  auf  gleichem 
Fuß  stand,  es  jetzt  erheblich  zurückgeblieben 
ist.  Englands  Einfuhr  nach  Rußland  beträgt 
12  Mill.  Pfixnd,  während  sich  die  entsprechende 
Ziffer  für  Deutschland  auf  33  Mill.  Pfund 
stellt.  Was  die  Exporlziffern  anbelangt,  so 
sind  diese  für  England  von  16  auf  23  Mill. 
Pfund  gCÄtiegen,  während  sich  die  Steigciimg 
für  Deutschland  von  11  auf  2i)  Mill.  Pfund 
stellt;  mit  anderen  AA'orten  :  das  Importgeschäft 
Deutschlajids  ist  naliezu  dreimal  so  groß  als 
'das  Englands,  und  der  deutsche  Export  ist  um 
ein  gute^  Viertel  höher  als  der  englische  iind 
steigt  offensichtlich  weiter. 

Freilich  wird  von  cnglisclier  Seite  für 
diesen  Rückg-ang  angeführt,  daß  Deutschland 
den  geographischen  Vorieil  der  Lage  für  sich 
habe.  il)ie  Wahrheit  ist  aber,  daß  die 
Deutschen  seit  Jahren  sich  britische 
Fabrikationsmethoden  angeeignet,  da- 
gegen die  Ai-t  und  Weise,  wie  England 
seine  Waren  vertreibt,  verworfen  liaben. 
(Deutschland  hat  eine  Generation  moderner 
KaufleutiC  großgezogen,  von  Leuten,  die 
sowohl  wegen  ihres  eigenen  als  des  Vater- 
landes Wohl  danacJi  streben,  daß  „England 
nicht  mehr  die  Werkstätte  der  aranzen  Welt" 


ist.  Der  russische  Hajidel  war  ein  ei'strebens- 
wertes  Objekt  auf  dem  AVcltmarkt,  und 
Deutschland  ist  mit  aller  Wucht  in  den  Kampf 
um  diesen  Markt  eingetreten.  England  hat 
zunächst  diesen  Wettbewerb  ignoriert,  später 
tröstete  es  sich  damit,  daß  es  seinen  Handel  in 
Rußland  behalte  imd  deshalb  Deutsehland  nicht 
wegen  seiner  Bestrebungen  zirrnen  dürfe.  Da-s 
Endergebnis  habe  gezeigt,  daß  der  Engländer 
sich  auf  einer  falschen  Fährte  befunden  hat, 
und  daß  er  seine  Stärke  überschätzt  hat.  Die 
wachsame  Tätigkeit,  die  Deutschland  in  Ruß- 
land entfaltet  liat,  war  ein  maclitvollcr  Kaktor 
in  diesem  kaiif männischen  Wettbewerb.  Dazu 
kam,  daß  der  Erfolg  Deutschlands  einen  soliden 
Untergrund  hatte;  es  hat  sich  den  Eigentüm- 
lichkeiten Rußlands  angepaßt;  e^  hat  seine 
jungen  Leute  gelehrt,  daß  der  Hauptgrunilsatz 
ini  Welthandel  ist,  nicht  an  veralteten  Prin- 
zipien festzuhalten,  daß  man  das  Land,  in 
dem  maji  Geschäfte  treiben  will,  genau  kennen 
muß,  sowohl  seine  Bedürfnisse  als  seino 
Schwächen,  seine  \'orurteile  und  seine 
Wimsche.  Deutschland  hat  viele  junge  Leute 
nach  England  gesandt,  um  dessen  Fabrikations- 
methoden zu  eidernen,  ein  anderer  Teil  seiner 
jungen  Leute  hat  sich  dem  wissenschaftlichen 
Studium  des  Handels  hingegeben.  Auf  diese 
Weise  ist  der  deutsche  Nebenhuliler  sowohl 
für  die  Produktion  als  für  den  Vcrkaiif  von 
Waren  auf  das  sorgfältigste  ausgerüstet.  Eng- 
land hat  eine  Weile  ganz  vergessen,  daß  Ruß- 
land ein  Land  ist,  das  sich  allmählicli  von 
den  einfachsten  und  ureprünglichsten  Bedürf- 
nissen zu  einem  modernen  Leben  voll  von 
feineren  Ansprüchen  entwickelte.  Deutscliland 
hat  es  verstanden,  in  diesem  Punkt  Rußland 
entgegenzukommen. 


303 


Handelsverkehr  mit  einzelnen  Ländern. 


304 


Dampferverbinduiig  zwischen  Schweden  und  Russland. 


Die  Schwedische  Regierung  hat  der  Stock- 
holmer Dampfschiffahrtsgesellschaft  ,,Svea" 
auf  zunächst  fünf  Jalire  eine  Beihilfe  von 
50000— 60  0<X)  Kr.  jährlich  zur  Unterhaltung 
einer  regelmäßigen  Verbindung  zwischen 
Stockholm  und  Riga  bewilligt.  Es  wird  dies 
die  erste  regelmäßige  schwedische  Schiffsver- 
bindung mit  Rußland  wieder  sein,  nachdem 
ein  derartiger,  in  deu  achtziger  Jahren  unter- 
nommener \  ersuch  nach  wenigen  Jahren  hatte 
wieder  aufgegeben  werden  mü-ssen.  Zwar  be- 
stand bis  jetzt  ein  regelmäßiger  Dampfer- 
verkehr zwisdien  Riga  und  Stockliolm,  docli 
wurde  dieser  unter  ru.ssischer  Flagge,  nämlich 
von  der  Finnländischen  DampfschiffaJirts- 
Aktiengesellschaft,  die  in  Helsingfors  ihren 
Sitz  hat,  betrieben.  Diese  Gesellschaft  steht 
jetzt  mit  der  Gesellschaft  „Svea"  in  Unter- 
handlung über  ein  Abkommen,  wonach  sie  ihre 
Linie  Stockholm — Riga  aufgibt  und  dafür 
Garantien  für  iliren  \'erkehr  über  Finnland 
nach  St.  Petei-sburg  erhält. 

Was  die  Rentabilität  der  neuen  Linien  an- 
betrifft, so  ist  zwar  die  Finnländische  Dampf- 
schiffahrts-Aktiengesellschaft  auf  dieser  Linie 
in  den  letzten  Jahren,  wo  der  Getreideexport 
so  bedeutend  zurückgegangen  und  für  das  aus 
Sibirien  kommende  Getreide  außerdem  die  Kon- 
kurrenzfähigkeit des  Hafens  von  St.  Petersburg 
gegenüber  dem  von  Riga  durch  die  Eröffnung 
der  Nordbahn  gestärkt  worden  ist,  nur  mühsam 
auf  ihre  Rechnung  gekommen,  doch  glaubt  man, 
daß  für  das  neue  Unternehmen  mit  Rücksicht 
auf  die  auch  sonst  schon  zutage  getretenen  An- 
strengujigen  Schwedens,  seinen  Export  nacli 
Rußland  auszudelmen,  die  Aussichten  jetzt 
besser  liegen.  Außer  dem  Güterverkehr  ist  für 
den  Sommer  auch  zwei.mal  wöchentlich 
Passa^erverkehr  zwischen  Stockholm  und  Riga 
geplant.  Wenn  hierbei  auch  wohl  kaum  mit 
der  geplanten  Fahrtdauer  von  18  Stunden  wird 
gerechnet  werden  können,  so  wird  dies  doch 
immerhin   die  schnellste   ^'erbindung  zwischen 


Stockholm  und  Rußhuid  sein,  da  die  finnländi- 
schen Dampfer,  die  z^vischen  Stockholm  und 
St.  Peteraburg  verkehren,  eine  Reisedauer  von 
40  bis  44  Stunden  bis  St.  Petersburg  und  von 
24  bis  28  Stunden  bis  Helsingfors  haben.  Der 
Güterverkehr  hat  gegenüber  dem  nach 
St.  Petersburg  zwar  alle  die  Nachteile,  die  ein 
kleinerer  Hafenplatz  gegenüber  dem  größeren, 
eine  Provinzstadt  gegenüber  der  Landeshaupt- 
stadt hat,  aber  er  hat  andererseits  den  \'orteil 
geiingerer  Umladekosten,  da  der  in  Aussicht 
genommene  Ladeplatz  in  Riga  unmittelbaren 
Bahnansclüuß  hat. 

Der  Import  von  Schweden  nach  Rußland 
über  den  Hafen  von  Riga  betrifft  hauptsäch- 
lich :  Metalle  (Eisen,  Gußeisen  und  Stahl), 
Quarz,  Feldspat,  Kalkstein,  Granit  und  anderes 
Gestein ;  Porzellanerde,  Ton-  und  Töpfer^varen, 
feuerfeste  Ziegel;  leere  Fässer;  Eisenwaren, 
Hand  Werksgerät,  landwirtschaftliche  und  andere 
Geräte  und  Maschinen  sowie  Maschinenteile; 
Apparate  und  Instrumente,  insl>csondere  elek- 
trische ;  Lampen  und  Zvibehör ;  Möbel. 

Der  Export  umfaßt:  Getreide  (namentlich 
Weizen  und  Hafer),  Hopfen,  Knochenmehl, 
Flaclis,  Hanf,  Oelkuchen  und  Leinöl,  Leinsaat, 
Butter,  Eier,  Konserven,  Parfümerien,  Bretter 
und  Balken. 

Der  Wert  der  Einfuhr  aus  Schweden  über 
Riga  betrug  im  Jahre 

1901  1902  1903  1901  1905  I90G  1907  1908 
RhI.  Rbl.  Rbl.  Rbl.  Rbl.  Rbl.  Rbl.  Rbl. 
9211      .">67678    957996     10S9533     U>SHl)  1278321     l79.'.J5t       18374tiO 

Der  Wert  des  Exports  nach  Schweden  über 
Riga  betnig  im  Jahre 

1901  190  IflOS         1904         lB(i6         llUKl         1907         lÜOS 

RbL  Rill.         Rl.l.         Rbl.         Rbl.         Rbl.         Rbl.        Rbl. 

987073    1182312  lM905.'i    2587128    2777681  2359870    U6G57:i  21(2450 

Da  der  Verkehr  d^  Rigaer  Hafens  und 
auch  die  neue  Dampferlinie  während  dei*  Zeit, 
wo  dieser  Hafen  unter  Eis  ist,  nach  Windau 
gelenkt  wird  und  diese  Zeit  nicht  in  allen 
Jahren  gleich    lang  ist,   so   läßt  sich  eine  zu- 


305 


Handelsverkehr  mit  einzelnen  Ländern. 


306 


verlässige  Vergleichmig  mehrerer  Jahre  Kigaer 
Hafenstatistit  nur  unter  Hinzuziehrmg  der  ent- 
sprechendeji  Ajigaben  über  den  Hafen  von 
iWindau  ermöglichen. 

Es  seien  daher  im  folgenden  die  Daten  be- 
züglich des  Handelsverkehrs  von  "Windau  auf- 
geführt: 


1904 

1905 

1906 

1907 

190S 

Rbl. 

Rbl. 

Ubl. 

Rbl. 

Rbl. 

Einfuhr 

15  177 

5  765 

7  685 

324  678 

570  816 

Ausfuhr 

544  759 

876  688 

198  031 

255  535 

461  780 

Zusammen  5.59  936    882  453    2U5  716   580  213    1032  596 
Zählt    man    die    Zahlen    von    Riga    und 
"VVindau    zusammen,    so    ergibt    sich    für    die 
letzten  fünf  Jahre: 


1.  Einfuhr  über  Riga  .     . 
_  ,       Windau 


1  089  233 
15  177 


1  428  430 

5  765 


1  278  524 
7  685 


Rbl. 
1  795  354 
324  678 


1  837  460 
570  816 


Zusammen     1  104  710 


II.  Ausfuhr  über  Riga     . 
Windau 


2  587  128 
544  759 


1  434  195 


2  777  684 
876  688 


1  286  209 


3  359  876 
198  031 


2  120  032 


1  466  573 
255  535 


2  408  276 


2  162  450 
461  780 


Zusammen     3  131  887 


3  654  372 


2  557  907 


1  722  108 


2  624  230 


Der  Gesamtverkehr  von  und  nach  Schweden 
übei'  beide  Häfen  betrug  mithin  im  Jahre 

1901       1905       1906       1907        1908 
Rbl.      Rbl.      Rbl.      Rbl.       Rbl. 

4  236  597  5  088  567  3  844116  3  842140  5  0.32  500 
Diese  Uebersicht  zeigt,  daß  zwar  die  Aus- 
fuhr nach  Schweden  seit  dem  Höhepunkt  von 
1905  zurückgegangen  ist,  die  Einfuhi'  aus 
Schweden  dagegen  eine  dauernde  Zunahme 
—  die  von  Riga  allein  im  Jalire  1908  gegen- 
über der  vom  Jahre  1901  eine  solche  um  mehr 
als  das  Dreifache  —  erfahren  hat.  Da  der 
Rückgang  der  Ausfuhi-  in  dem  allgemeinen 
Rückgang  des  russischen  Exports,  der  wohl 
dien     Höhepunkt    schon    erreicht     hat,     seine 


stärkste  Ursache  haben  dürft«,  und  er  auch 
durch  die  Zunahme  der  Einfuhr  ausgeglichen 
wird,  so  ist  er  wohl  nicht  für  dauernd  gefährlich 
für  das  neue  Schiffahi-tstmtemehmen  zu  halten. 

Es  soll  zugleich  die  Eröffnung  einer 
schwedischen  Linie  zwisclien  Riga  (bzw.  Wiu- 
dau)  und  Nynäs  beabsichtigt  sein.  Daß  diese 
den  Wettbewerb  der  seitens  der  schwedischen 
Regierung  unterstützten  Gesellschaft  wird  er- 
tj-agen    können,    ist    zu    bezweifeln. 

Beide  Linien,  sowohl  die  Svea-Linie  als 
auch  die  Linie  Nynäs — Riga,  haben  im  Dezem- 
ber 1908  ihre  Fahrten  eröffnet.  Die  Dampfer 
sind  auch  für  Passagiere  erster  Klasse  und 
Deckpassagiere  eingericht«! 


307 


Handelsverkehr  mit  einzelnen  Ländern. 


308 


Russlands  Aussenhandel  mit  Ruiuänien. 


Obgleich  Rußland  direkt  an  Rumänien 
irrenzt,  hat  sich  sein  Handel  mit  dem  Nachbar- 
land bis  jetzt  so  wenig  günstig  gestaltet,  daß 
er  dem  Umfange  nach  sogar  dem  Warenaus- 
tausche zwischen  der  Türkei  und  Rumänien 
nachsteht ;  von  den  bedeutenderen  Exportlän- 
dern wie  Deutschland  und  Oeslerreich-Ungani 
gar  nicht  zu  reden.  —  In  russischen  Handels- 
kreisen bemüht  man  sich  jetzt,  in  Rumänien 
nissischen  A^'^aren  in  größerem  Umfange  Ein- 
gang zu  verschaffen.  Bis  jetzt  exportierte  Ruß- 
land hauptsächlich  Nahrungsmittel,  Geti-eide 
und  Halbfabrikate  nach  Rumänien.  Allem  An- 
scheine nach  will  man  versuchen,  jetzt  auch 
russische  Fertigfabrikate  der  Eisen-  und  Textil- 


industrie in  größeren  ^Mengen  nach  Rumäjiien 
einzuführen,  denn  seit  einiger  Zeit  ist  in  Jassy 
ein  FilialgeschäJt  der  ,, Russischen  Export- 
gesellschaft in  Moskau"  eröffnet  worden,  das 
Waren  dieser  Art  führt  und  die  Provinz  durch 
eigene  Reisende  bearbeiten  läßt.  Eine  weitere 
Neuerung  im  russisch -rumänischen  Handel 
kündigt  sich  damit  an,  daß  einzelne  russische 
Industriezweige  vei-suchen  wollen,  unter  Um- 
gehung der  deutschen  Kommissionshäuser  in 
Berlin  luid  Hamburg,  die  bisher  die  Vermitt- 
lung im  Verkelir  mit  Rumänien  übernommen 
hatten,  direkte  Beziehungen  mit  den  rumäni- 
schen  Abnehmern    ihrer  AVaren   anzuknüpfeai. 


Der  russische  Wettbewerb  in  der  Türkei. 


Der  Einfluß  der  schwimmenden  russisclien 
Ausstellung,  die  kürzlich  die  Häfen  der 
Levante  besuchte,  macht  sich  im  Gesohäfts- 
leben  schon  fühlbar.  So  hat  die  Holzfabri- 
kationsgesellschaft in  Moskau  500  Waggons 
Fichtenbretter  und  Kantholz  aus  dem  Süden 
an  Konstantinopeler  Baumeister  verkauft.  Es 
ist  zum  erstenmal,  daß  Bauholz  aus  Süd- 
rußland (dem  Kauka-sus)  auf  diesem  Platze  er- 
scheint, bisher  stammte  es  aus  dem  Norden. 
Weiter  haben  die  Vereinigten  Baumwoll- 
w'ebereicn  in  Moskau  einen  Auftrag  auf  2000 
Meter  Flanell,  und  einige  Hausindustrielle  auf 
2000  Paar  Militärstiefel  erhalten.  Ein  Kolilen- 
werk  aus  dem  Donetzbecken  hat  mit  der 
hiesigen        Bosporus  -  Dampfschiffahrtsgesell- 


schaft ,,Schükes-i-Haiiie''  einen  Vertrag  auf 
Lieferung  von  jährlich  50  000  t  Steinkohlen  ab- 
geschlossen, unter  der  Voraussetzung,  daß  die 
russische  Kohle  nicht  sohlecliter  als  die  bisher 
verwendete  Kardi  ff  kohle  ist  und  nicht  mehr 
als  16  s.  cif  Konstantinopel  kostet.  Vorläufig 
werden  2000  t  geliefert,  um  ihren  Heizwert 
festznstellen.  Ueber  eine  Menge  anderer  Liefe- 
rungen wird  noch  verhandelt.  Die  soeben  er- 
wähnten festvergebenen  Aufträge  sind  ja  an 
sich  unbedeutend,  aber  es  handelt  sich  um 
Aj-tikel,  die  Rußland  noch  nie  nach  der  Türkei 
geliefert  hat.  Wenn  die  Versuche  befriedigen, 
haben  die  bisherigen  Lieferanten  dieser  Artikel 
mit  dem  russischen  Wettbewerb  ernstlich  zu 
rechnen. 


Russlands  Handel  mit  Persien. 


Der  russische  Handel  mit  Persicii  schloß 
noch  im  Jahre  1901  mit  einem  Minus-Saldo 
ab.  Die  Ausfuhr  Rußlands  nach  Persien  war 
damals  noch  um  1 995 .500  Rbl.  niedriger  im 
Wert  als  die  persische  Einfuhr  naeli  Rußland; 

Verla«  für  Börsen-  und  i'inaiuliteratur  A.-G.,  Berlin  \V.  ; 


CS  wurden  aus  Rußland  insgesamt  Waren  im 
Wert  von  23  486  400  Rbl.  nach  Persien  ex- 
pediert, während  der  Wert  der  nach  Rußland 
importierten  persischen  Waren  einen  Wert  von 
25  481900  Rbl.   repräsentierte.    Seit   1902   hat 

n 


309 


Haudelsverkehr  mit  einzelnen  Ländern 


310 


sich  die  Handelsbilanz  zu  Rußlajids  Gunsten 
gestaltet;  zum  ersten  Male  überstieg  damals 
die  russische  Ausfuhr  die  persische  Einfuhr, 
zunächst  nur  ganz  bescheiden  um  558  800  Rbl. 
Dieser  Ueberschuß  stieg  dann  bis  1904  auf 
3  420100  Rbl.  und  betnig  1907  ca.  3  000000 
Rubel;  die  russische  Ausfuhr  und  Einfuhr  im 
russisch-persischen  Handelsverkehr  stellte  sich 
1907  auf  28  263  700  bzw.  25  313  900  Rbl.  Man 
hat  aber  in  Rußland  die  Beobachtung  gemacht, 
daß  trotz  der  äußerlich  günstigen  Gestaltung 
des  Handelsverkehrs  mit  Persien  der  Absatz 
zahlreicher  "Warengattungen,  wie  z.  B.  Salz, 
Porzellanwaren,  Holz-  und  Eisenwaren,  Petro- 
leum iisw.,  starken  Schwankungen  unter- 
worfen ist.  Diese  für  den  Handel  schädlichen 
Schwankungen  werden  von  russischer  Seite  zum 
Teil  auf  die  noch  nicht  genügend  ausgebildete 
Organisation  des  russisch-persischen  Handels 
zumckgeführt.  Ferner  werden;  die  in  der  Schiff- 
fahrt auf  dem  Kaspischen  Meer  geltenden 
Frachtsätze  als  ungünstig  für  den  Handel  und 
die  Geschäftsgebarungen  einzelner  Transport- 
und  Verkehrsgesellschaften  als  reformbedürftig 
bezeichnet. 

Die  Hauptprodukte  des  russischen  Imports 
in  Persien  sind :  der  Zucker,  die  Baumwolle 
und  das   Petroleum. 

Es  wurden  an  inissLschen  Waren  eingeführt: 

1.  Z  u  c  k  e  r :  1901 :  3  544  000  Pud  (das  Pud 
=  16  kg),  1905  :  3  150  500  Pud,  1906 :  3  657  720 
Pud.  —  Der  Wext  der  Zuckereinfuhr  1907 
betrug  11,5  Mill.  Rbl. 

Die  letzte  Ziffer  zeigt,  daß  Persien  das 
wichtigste  Absatzgebiet  für  den  russischen 
Zucker  ist,  denn  er  macht  60  o/o  des  gesamten 


Zuckerexix)rtcs  aus.  \'on  insg-esamt  19  510068 
Rubel  Zucker  im  Jahre  1906  kommen  auf 
Persien  allein  für  14  260  265  Rbl. 

2.  Baumwolle.  Von  1901—1903  führte 
Rußland  nach  Persien  für  8  700  000  Rbl.  jälir- 
lich  BaumwoU-Manufakturen  aus ;  1904  stieg 
die  Summe  bis  auf  11  Mill.,  fiel  1905  auf  9, 
um  1906  wieder  10  Mill.  Rbl.  zu  erreichen. 
Dieser  Posten  macht  40  o/o  des  gesamten  ru-^isi- 
schen   Baumwoll-Manufaktur-Exportes   aus. 

Auf  diesem  "Wirtschaftsgebiete  hat  Ruß- 
land zwei  ernste  Konkurreiiten  in  Persieu :  die 
Engländer  und  die  Deutschen. 

3.  Petroleum.  Ti-otz  der  bedeutenden 
Petrolquantität,  die  Rußland  nach  Persien  ein- 
führte, nimmt  das  Peti'oleum  gleichwohl  nur 
den  dritten  Platz  unter  den  Exportartikeln  ein. 

Die  persische  Ausfuhr  nach  Rußland  be- 
trug im  Jalu-e  1906  im  ganzen  24  503105  Rbl. 
i=  30  Ob  des  gesamten  russischen  Imports  au.s 
fremden  Ländern. 

Hiervon  entfielen  auf : 

Baumwolle  (1139  895  Pud)  6  579  202  Rbl. 
=  11  o/o  der  nach  Rußland  importierten  Baum- 
wolle (das  meiste  liefern  die  Vereinigten 
Staaten), 

Trockene  Früchte  (2  420  040  Pud)  6  460  221 
Rubel, 

Reis  (3  302  681  Pud)  3  675  335  Rbl.  (seit 
1906  wächst  der  Reisoxport  nach  B.ußland  be- 
trächtlich, —  Persiens  Anteil  betrug  1907  drei 
\  iertel  der  gesamten  russi.^hen  Ridseiniulir), 

Nüsse  und  Mandeln  für  1  687  749  Rbl. 

Außerdem  führt  Persien'nach  Rußland  aus : 
Fische,  Kaviar,  Kleinvieh,  Leder,  Häute,  Wolle 
und  Seidengewebe. 


311 


MünzumrechnuQo 


312 


Münzumrechnung. 

Unu'echniiiig   von   Rubeln    auf  Gnmd  des   Goldfeingehalte : 


1  Rh 


bei  =  2,160,113  ilark,   deutsche   WäJuung 
=  2,539.4891    Kroneii,    österr.    Wihrung- 
=  1,280,1494  Gulden,  holländ.  WiUirung- 
=  1,920.1007  Kronen  dänische  Währung 
=  2,606.807  Francs,  französische  WiUiruu;^ 
=  25,3704646    Fence,    englische    Wähmu^^ 
=  0,476,275  Milreis,  portug.   WäJirung 
=  11,713,332  türkische  Piaster 
—  10,409,874  egA-ptische  ria.ster 
=  1,0323228    Yen,   japanische   WiUirung 
=  0,5145673  Ikillars,  amerik.  Währung. 


1  Mark  (deutsche  Wälirung) 
1  Krone  (österr.  Wälirung) 
1  Gnlden  (holländ.  Wälirung) 
1  Krone  (däjiische  Währung) 
1  Franc    (franz.    AVälimng) 
1  Pfund  Sterling 
1  Coro    (portug.    Wälirung) 
1  Lira  (türkische  Währung) 
1  Lira    (egj-pt.    Wälirung) 
1  Yen  (japanische  Währung) 
1  Dollar   (anierik.   Währung) 


0,46293855  Rubel 
0,39377998 
0,78115879 
0,520806 
0,37498022 
9,45758222 
20,9976252 
8,5372801 
9,6062612 
0,9686892 
1,94337999 


Für  Stempelzwecke  werden  fremdländi- 
schen Werten  folgende  Umrechnungen  zugrunde 
gelegt: 

1  Rubel  :^  2,16   Mark,   deutsche   Währung 
=  2,5395   Kronen,    österr.    Währung 
=  1,28    Gulden,    holländische   Währung 
=  1,92     Kronen      (däuisch,      norwegisch, 

schwedisch) 
:=  2,6668    Francs,    französi.sche    WäJirung 
=  25,37   Pence,   englische   Währung 
=  11,71    türkische   Piast«r 
=  0,1545    Dollars   (Vereinigte    Staaten) 
=:  1,0328  Yen,  japanische  Währung. 


313 


Handels-  und  Staatsverträsre. 


314 


Handels-  und  Staatsverträ^e. 


Die  geltenden  HaudelsTerträge  Rußlands  mit  den  auswärtigen  Staaten. 


Staat 


Zeit  des  Abschlnsses 


Geltnng'sdaner 


Oesterreich-Ungarn      .     .     .     . 

Belgien 

Bulgarien 

Buchara 

Großbritannien 

Deutschland    ....... 

Griechenland 

Dänemark 

Spanien 

Italien 

China 

Kongo     

Korea 

Niederlande 

Norwegen 

Persien 

Peru 

Portugal 

Rumänien 

Serbien 

Siam 

Ver.  Staaten  v.  Nord-Amerika 

Türkei 

Frankreich 

Schweiz 

Schweden 

Japan      


Vertrag  vom  2./ 15.  Februar  IQOd 

Vertrag  vom  28.  Mai,  9.  Juni  1858 

Vertrag  vom  23.  Februar  1905 

(      Handelsabkommen   vom   1.   Mai    18G8     t 

I       Vertrag  vom  28.  September  1873  J 

Vertrag  vom  31.  Dezember/ 12.  Januar  1859 

(Vertrag  vom  29.  Jan./ 10.  Febr.  1894  nebst  1 

\  Ergänzungskonvention  v.  15./28.  Juli  1904  J 

/  Traktat  vom  12.  Juni  1850  | 

[        Protokoll  vom  25.  September  1850         f 

Vertrag  vom  18.  Februar/2.  März  1895 

Modus  vivendi  festgesetzt  1895 

Vertrag  vom  15./ 28.  Juli  1907 

Vertrag  vom  12./ 24.  Februar  1881 

j  Deklaration  vom  24.  Januar  5.  Februar  1885  1 

(      Konferenzakte  vom  26.  Februar  1885      J 

Vertrag  v.  25.  Juli  1884  (nebst  Best.  v.  1888) 

Vertrag  vom  1./ 13.  September   1846 

Vertrag  vom  26.  April/8.  Mai  1838 

{Vertrag    von    Tourkmentschai    neb.st    be- 1 
sonderer  Akte  vom  10.  Februar  1828      J 
Deklaration  vom  27.  Oktober  1901         ) 
Vertrag  vom  4./ 16.  Mai  1874 
Konvention  vom  27.  Juni/ 9.  Juli  1895 
Vertrag  vom  24.  Februar  1906 
Vertrag  vom  15.  Februar  1907 
Deklaration  vom  11.  Juni  1899 
Traktat  vom  16./ 28.  Dezember  1832 
/Traktat   vom   22.  Januar/ 3.  Februar    1862  | 
(  Best.  Traktat  v.  17.  Januar/8.  Februar  1879  | 
(Traktat  vom  20.  März/1.  April  1874  nebst  1 
I  Ergänz.-Konv.  vom  16./ 29.  September  1905/ 
Konvention  vom  14./26.  Dezember   1872 
Abkommen   vom   27.  Juli/ 9.  August  1906 
Vertrag  vom  15./ 28.  Juli  1907 


bis  zum  18./31.  Dezember  1915 
12  Monate  nach  Kündigung 
bis  zum  1./14.  März  1910 

ohne  Zeitbestimmung 

12  Monate  nach  Kündigung 

bis  zum  18./31.  Dezember  1917 

12  Monate  nach  Kündigung 

12  Monate  nach  Kündigung 
12  Monate  nach  Kündigung 
bis  zum  18. /3I.  Dezember  1917 
12  Monate  nach  Kündigung 

ohne  Zeitbestimmung 

auf  10  Jahre,  dann  Recht  a.Revis. 
12  Monate  nach  Kündigung 
12  Monate  nach  Kündigung 

ohne  Zeitbestimmung 

12  Monate  nach  Kündigung 
12  Monate  nach  Kündigung 
bis  18.,  31.  Dezember  1917 
bis  18./31.  Dezember  1917 
0  Monate  nach  Kündigung 
12  Monate  nach  Kündigung 

auf  14  Jahre  mit  Prolongation 

12  Monate  nach  Kündigung 

12  Monate  nach  Kündigung 
12  Monate  nach  Kündigung 
12    Monate    nach    Kündigung, 
nicht  vor  dem  4./17.  Juli  1910 


315 


Handels-  und  Staatsverträge. 


316 


An?lo-Ru8si8che  KonTentioii  betreffs  Persiens 

(vom  31.  August.  1907). 

Die  Ro^enuigen  Großbritajiniens  ujid  Ruß- 
lands verpflichten  sich  gegenseitig  die  Inte- 
grität lind  Unabhängigkeit  Persiens  zu  respek- 
tieren. Beide  Regierungen  wünschen  aufrichtig 
die  ruhige  und  friedliche  Entwicklung  dieses 
Landen,  sowie  die  dauernde  Geltung  gleicher 
Vorteile  für  den  Handel  und  die  Industi'ie  aller 
anderen    Xationen. 

In  der  Erwägung,  daß  jede  der  beiden  Re- 
giei-ungen  aus  geographischen  und  wirtschaft- 
licJien  Gi-ünden  ein  spezielles  Interesse  an  der 
Aufrechterhaltung  von  Frieden  und  Ordnung 
in  bestimmten  Teilen  Pereiens  hat,  und  zwar 
an  der  inissiscJien  Grenze  und  in  deren  Nach- 
barschaft auf  der  einen  Seite,  und  an  den 
Grenzen  Afghanistans  und  Beludschistans  auf 
der  anderen  Seite,  und  in  dem  Bestreben  alle 
Ursachen  eines  Konfliktes  zwischen  ihren 
gegenseitigen  Interessen  in  den  oben  erwähnten 
persischen  Gebieten  zu  vermeiden,  haben  die 
beiden   Regierungen    folgendes   vereinbart: 

I. 
Großbritannien  verpflichtet  sich,  weder  für 
sich  selbst,  noch  zugunsten  britischer  Unt-er- 
tanen,  noch  auch  zugunsten  von  Untertanen 
dritter  Mächte  irgendwelche  Konzessionen  poli- 
tischer oder  wirtschaftlicher  Natur  nacJizu- 
suchen  (wie  Konzessionen  für  Eisenbahnen, 
Banken,  Telegraphenlinien,  Landstraßen, 
Transport-  oder  Versicherungs  -  Unternehmun- 
gen usw.)  jenseits  einer  Linie,  die  von  Kasr-i- 
Schirin  über  Ispahan,  Yesd,  Kakhk  nach  dem 
Punkte  der  persischen  Grenze  führt,  an  dem 
aucli  die  russische  und  afghanische  Grenze  zu- 
sammenstoßen, —  und  weder  direkt  noch  in- 
direkt Gesuclien  nach  ähnlichen  Konzessionen 
in  diesen  Gebietsteilen  entgegenzuwirken,  die 
von  der  russisclien  Regierung  unterstützt 
werden.  Hierbei  sind  die  obengenannten  Plätze 
in  dem  Gebiet  mit  inbegriffen,  in  dem  Groß- 
britannien sich  verpflichtet  keine  der  bezeich- 
neten Konzessionen  nachzusuchen. 

IL 

Rußland  vei-pf  lichtet  sich  seinerseits,  weder 
für  sich  selbst,  noch  zugunsten  russischer 
Untertanen,  noch  auch   zugunsten  von   Unter- 


tanen dritter  flächte  irgendwelche  Kon- 
zessionen politischer  oder  wirtschaftlicher  Na- 
tur naclizusuchcn  (wie  Konzessionen  für  Eisen- 
bahnen, Banken,  Telegraphenlinien,  Land- 
straßen, Transport-  oder  Versicherun|^s-Unter- 
nehmungen  usw.)  jenseits  einer  Linie,  die  von 
der  afghanischen  Grenze  über  Gazik,  Bird- 
gchand,  Kerman  nach  Bender  Abbas  führt,  und 
weder  direkt  noch  indirekt  Gesuchen  nach  ähn- 
lichen Konzessionen  in  diesen  Gebietsteilen  ent- 
gegenzuarbeiten, die  von  der  englischen  Re- 
gierung unterstützt  werden.  Hierbei  sind  die 
genannten  Plätze  in  dem  Gebiet  mit  inbe- 
griffen, in  dem  Rußland  sich  verpflichtet,  keine 
der   bezeichneten    Konzessionen   nachzusuchen. 

III. 

Rußland  verpflichtet  sich,  ohne  vorherige 
Uebereinkunft  mit  England  der  Gewährung 
von  keinerlei  Konzessionen  an  britische  Unter- 
tanen in  den  zwischen  den  sub  I  und  II  ge- 
nannten Linien  gelegenen  Teilen  Persiens  ent- 
gegenzuwirken. 

Großbritannien  übernimmt  die  gleiche  Ver- 
pflichtung bezüglich  der  Gewährung  von  Kon- 
zessionen an  russische  Untertanen  in  den 
gleichen   Gebieten   Persiens. 

Alle  innerhalb  der  sub  I  und  II  bezeich- 
neten Grenzlinien  zur  Zeit  der  Abfassung 
dieser  Konvention  bereits  existierenden  Kon- 
zessionen bleiben  hiervon  unberührt. 

IV. 

Es  wird  vereinbart,  daß  alle  persischen 
Zolleinnahmen,  mit  Ausnahme  derer  von 
Earistan  und  des  Persischen  Golfes  (Einkünfte, 
die  bisher  als  Garantie  für  Amortisation  und 
Zinsen  der  von  der  Regierung  d<>s  Scliah  mit 
der  „Banque  d'Escompte  et  des  Prets  de  Perse" 
bis  zur  Unterzeiclinung  dieser  Konvention  ab- 
geschlossenen Arl>eiten  dienten)  demselben 
Zwecke  dienen  sollen  wde  bisher. 

Gleichfalls  wii-d  vereinbart,  daß  die  Zoll- 
einnahmen Farsistans  und  des  Persischen 
Golfes,  wie  auch  die  Einnahmen  für  die 
Fischerei  am  persischen  Ufer  des  Kaspischen 
Meeres  und  die  Einkünfte  der  Post  und  des 
Telegraphendienstes  wie  bisher  für  den  Dienst 
der  seitens  der  Regierung  dee  Schah  mit  der 


317 


Handels-  und  Staats vei träge. 


318 


„Imperial  Bank  of  Pereia"  bis  zur  Unter- 
zeichniing'  dieser  Konvention  abgcsclilossenen 
Arbeiten  reserviert  bleiben  sollen. 


Für  den  Fall  von  Unregelmäßigkeiten  bei 
der  Amortisation  oder  der  Zinsenzalilxuvg  für 
die  vor  Unterzeichnung  dieser  Konvention  mit 
der  „Banque  d'Escompte  et  des  Prets  de  Perse" 
und  mit  der  „Imperial  Bank  of  Persia"  ab- 
geschlossenen persischen  Anleihen  und  für  den 
Fall,  daß  Rußland  sich  genötigt  sieht,  über 
die  den  Dienst  der  mit  der  erstgenannten  und 
in  dem  sub  II  erwähnten  Crebiet  domizilierten 
Bank  abgeschlossenen  Darlehen  garantierenden 
Einkünfte  eine  Kontrolle  auszuüben,  oder  für 
den  Fall,  daß  England  sich  genötigt  sieht, 
über  die  den  Dienst  der  mit  der  zweitgenanntcji* 
und  in  dem  sub  I  erwälinten  Gebiet  domizi- 
lierten Bank  abgeschlossenen  Darlehen  garan- 
tierenden Einkünfte  eine  Kontrolle  auszuüben, 
verpflichten  sieh  die  britische  und  russische 
Regierung  vorher  in  einen  freundschaftlichen 
Ideenaustausch  einzutreten,  um  in  Ueber- 
einstimmung  miteinander  die  fraglichen  Kon- 
trollmaßregeln zu  bestimmen  und  um  alle 
Störungen  zu  vermeiden,  die  sich  mit  den  Prin- 
zipien der  gegenwärtigen  Konvention  nicht  ver- 
einigen  ließen. 

Anglo-Rassisehe  KonTention  betreffs 
Afghanistan 

(vom  31.  August  1907). 

Die  beiden  Vertragsmächte  haben,  um  die 
vollständige  Sicherheit  ilirer  beiderseitigen 
Grenzen  in  Zentralasien  zu  gewährleisten  und 
um  in  diesen  Gebieten  einen  dauernden  Frieden 
aufrechtzuerhalten,  die  folgende  Konzession  ge- 
schlos.sen : 

I. 

Die  britische  Regierung  erklärt,  daß  sie 
keine  Absicht  hegt,  den  politischen  Status 
Afghanistans  zu  verändern. 

Die  britische  Regierung  vei-pflichtct  sich 
femer,  ihren  Einfluß  in  Afghanistan  nur  in 
friedlichem  Sinne  geltend  zu  machen  und  keine 
Maßnahmen  zu  treffen,  die  Rußland  bedrohen 
könnten,  nodi  auch  Afghanistan  zu  ennutigen, 
solche   Maßnahmen   zti  ergreifen. 


Die  russische  Regierung  erklärt  ihrerseits, 
daß  sie  Afghanistan  als  außerhalb  ihrer  Intcr- 
essensphäi^  liegend  betracht-et,  sie  verpflichtet 
sich  in  ihrem  politischen  \'erkchr  mit  Afghani- 
stan sicJi  der  Vermittelung  der  britischen  Re- 
gierung zu  bedienen,  und  verpflichtet  sich 
femer,  keinerlei  Agenten  naeh  Afghanistan  zu 
entsenden. 

II. 

Nachdem  die  britische  Regierung  in  dem 
in  Kabul  am  21.  Alärz  1905  unterzeiclmeten 
Vertra^ge  erklärt  hat,  daß  sie  die  mit  dem 
verstorbenen  Emir  AMur-Rachman  getroffenen 
Vereinbarungen  und  Verpflichtungen  aner- 
kennt, und  daß  sie  keinerlei  Einmischung  in 
die  inneren  Angelegenlieiten  Afghanistans  be- 
absiclitigt,  verpflichtet  sich  Großbritannien, 
jenen  \'ertrag  weder  durch  Annexion  noch 
durch  Besetzung  irgendeines  Teiles  von  Af- 
ghanistan zu  verletzen,  noch  auch  sich  in  die 
innere  Verwaltung  dcj  Landes  zu  mischen,  vor- 
ausgesetzt, daß  der  Emir  den  \'erpflichtungen 
nachkommt,  die  er  in  dem  obenerwähnten  Vei'- 
trage  der  britischen  Regierung  gegenüber  ein- 
gegangen ist. 

III. 

Die  russischen  luid  afghanischen  Behörden, 
die  für  diesen  speziellen  Zweck  an  der  Grenze 
oder  in  den  Grenzdistrikten  eingesetzt  sind, 
haben  d;is  Recht,  für  die  Erledigung  lokaler 
Fragen  ohne  politischen  Charakter  miteinander 
in  direkten  Verkehr  zu  treten. 

IV. 
Die  britische  luid  russische  Regienuig  er- 
klären sich  mit  dem  Prinzip  kommerzieller 
GleiehbereehtigT.ing  in  Afglianistan  einver- 
standen und  vereinbaren,  daß  alle  Erleichte^ 
riingcn,  die  für  britische  oder  britisch-indische 
IlandcLsbezielituigen  gxjgxjlten  haben  oder  noch 
gelten  werden,  ebenso  russischen  llaiulelsbe- 
zi.ehungen  zugute  kommen  sollen.  Sollte  die 
Entwicklung  des  Handels  die  Einsetzung  von 
Handels  -  Agenturen  erfordern,  so  sollen  die 
beiden  Regierungen  sicli  über  die  zu  ergreifen- 
den Maßnahmen  einigen,  wobei  natürlich  die 
Souveränitälsrechte  des  Emirs  gebührend  re- 
■pektiert  werden  solleai. 


319 


Handels-  und  Staatsverträjre. 


320 


Diese  Vereinbarungen  sollen  ei-st  in  Kraft 
treten,  wenn  die  britische  Eegierung  der  russi- 
schen Re^iening  das  Einverständnis  des  Emirs 
mit  den  obigen  Abmachungen  bekannt  gegeben 
haben  wird. 

Anglo-rnssisehe   Konvention   betreffs  Tibets. 

(Vom  Herbst  1907.) 

Die  Regierungen  von  England  und  Ruß- 
land erkennen  die  Oberhoheit  Chinas  über  Tibet 
an;  sie  gehen  davon  aus,  daß  dank  der  geo- 
graphischen Lage  England  ein  besonderes  Inter- 
esse daran  hat,  daß  die  gegenwärtig  in  Tibet 
bestellenden  Beziehungen  zu  anderen  Ländern 
unverletzt  aufrechterhalten  bleiben ;  aus  diesem 
Grunde  haben  sie  das  folgende  Abkommen  ge- 
schlossen : 

Art.  I.  Die  l>eiden  vertragschließenden 
Parteien  verpflichten  sich,  die  territoriale  Inte- 
grität Tibets  zn  respektieren  und  sieh  jeder 
Einniischimg  in  die  Verwaltung  des  Landes 
zu   enthalten. 

Art.  II.  In  Anerkennung  des  Grundsatjzes 
der  Oberhoheit  Cliinas  über  Tibet  verpflichten 
sich  England  und  Rußland,  mit  Tibet  in  keiner- 
lei Verhandliuigen  zu  treten,  außer  durch  Ver- 
laittelung  der  chinesischen  Regierung.  Diese 
Verpflichtimg  soll  die  direkten  Verbindimgen 
englischer  Handelsagenten  mit  den  tibetani- 
schen Behörden,  wie  solche  im  Art.  V  der 
Konvention  vom  7.  September  1904  zwischen 
England  und  Tibet  vereinbart  und  zwischeoi 
England  und  China  durch  die  Konvention  vom 
27.  April  1906  festgelegt  sind,  nicht  aus- 
schließen. Sie  berührt  auch  nicht  die  Verbiud- 
lichkeiten,  die  England  imd  China  in  Aus- 
fiüiriing  des  Art.  I  der  Konvention  von  1906 
eingegangen    sind. 

Es  gilt  als  selbstvei-ständlich,  daß  die 
Buddliisteii,  soweit  sie  russische  oder  englische 
Untertanen  sind,  auf  dem  speziell  religiösen 
Gebiete  mit  den  Dalai  Lamas  und  den  anderen 
Repräsentanten  des  Btiddliisnius  in  China  in 
direkte  Beziehungen  treten  dürfen ;  die  Re- 
gierungen Englands  und  Rußlands  verpflichten 
sicJi,  soweit  es  in  ihren  Kräften  steht,  nicht 
zuzulassen,    daß    solche    Beziehungen   die    Be- 


stimmungen des  gegenwärtigen  Vertrag-es  ver- 
letzen   können. 

Art.  III.  Die  englische  und  russische  Re- 
gierung verpflichten  sich,  jede  für  ihren  Teil, 
keine  \^ertreter  nacli  Lhassa  zu  entsenden. 

Art.  IV.  Die  vertragschließenden  Mächte 
verpflicJit«n  sich,  keine  Eisenbahnbau-, 
Straßenbau-,  Telegraphen-  und  Bergwerks-  oder 
andere  Rechte  in  Tibet  weder  nachzusuchen, 
noch  zu  behaupten ;  weder  für  eigene  Rech- 
nung, noch  zugunsten  ihrer  Untertanen. 

Art.  V.  Die  beiden  Regierungen  stimmen 
darüber  ein,  daß  kein  Teil  der  tibetanischen 
Einnahmen,  mögen  sie  aus  Natui-produkten  oder 
aus  anderen  AVerten  bestehen,  weder  von  Groß- 
britannien, noch  von  Rußland,  noch  von  deren 
Untertanen  in  Anspruch  g"enommen  werden 
dürfen 

Dieses  Abkommen  bedeutet  nichts  mehr 
und  nichts  weniger  als  eine  völlige  Neutrali- 
sierung Tibets  srwischen  England  und  Ruß- 
land. Der  -wichtigste  Teil  dieses  Abkommens 
ist  aber  derjenige,  den  die  Konti-alienten  zu 
seiner  Grundlage  gemacht  haben  :  die  aiisdrück- 
liche  und  feierliche  Anerkennung  der  Ober- 
hoheit  Chinas  über  das  strittige  Gebiet. 

Das  Rnssisch-Japanische  Abkommen. 

Im  Herbst  1909  war  die  ganze  Welt  voll 
von  Naclirichten  über  einen  baldigen  Zu- 
sammenstoß der  Russen  und  Japaner  in  der 
Mandschurei.  Jetzt  kann  ruhig  zugegeben 
werden,  daß  die  Lage  damals  sehr  ernst  war, 
und  daß  ein  erneuter  Krieg  trotz  aller 
offiziellen  Dementis  näher  war,  als  die  weniger 
Eingeweiliten    vermuteten. 

Abgewendet  wurde  der  Zusammenstoß 
diu'ch  drei  Grunde ;  erstens  durch  die  Balkan- 
krise, die  besonders  Rußland  hineinzuziehen 
schien,  und  zweitens  durch  den  Alarm  in  den 
russischen  und  englischen  Zeitungen,  die  die 
Absichten  der  Japaner,  ihre,  Rüstungen  u.^w. 
friih  genug  aufdeckten.  Die  riissischc  Re- 
gierung wandte  sich  um  Aufkläining  nach 
Tokio,  und  da  die  Japaner  niclits  so  sehr 
fürchten  als  frülizcitiges  Bekanntwerden  ihrer 
Pläne,  so  war  damit  der  erste  Anstioß  zum 
jetzigen  Abkommen  gegeben.   Dei-  dritte  Grund 


321 


Handels-  und  Staalsverträge. 


322 


aber,  und  zwar  der  wichtigste,  lag  darin,  daß 
den  Japanern  in  England  kein  Geld  gegeben 
wiu-de ;  auch  auf  ihre  Anfra.ge  in  New  York 
mußten  sie  sich  eine  Absage  gefallen  lassen. 
Schon  hierdurch  wurde  also  eine  gewisse  Ver- 
stinunung  gegen  Amerika  herl>eigefidirt,  und 
als  noch  Knox  mit  seinen  Plänen  hinsichtlich 
der  Mandschurei  hervorti-at,  wurden  Japan  viud 
Kußland  einander  gleichsam  in  die  Arme  ge- 
trieben. 

Was  nun  das  neue  Abkommen  zwischen 
Rußland  und  Japan  betrifft,  so  werden  dadurcli 
die  mandschurischen  Intci-essen  der  beiden  ver- 
tragschließenden Mächte  garantiert.  Amerika, 
das  sicJi  jetzt  ein  möglichst  großes  Aktions- 
gebiet in  China  zu  sichern  sucht,  ist  durch 
diese  Uebereinkunft  recht  empfindlich  getroffen 
worden,  denn  wenn  die  Amerikaner  nun 
einmal  viel  Geld  in  China  anlegen  wollten, 
so  galt  das  doch  nur  unter  der  ^^oraussetzlmg, 
ein  sehr  gutes  Geschäft  mit  den  Chine.sen  zu 
machen ;  jetzt  aber  sind  diese  Aussichten 
wesentlich    beeinträchtigt. 

Die  Konrention  zwischen  Japan  und 
Bußland. 

Gezeidmet  in  St.   Petersburg 
am  4.   Juli   1910. 

Die  Kaiserliche  Regierung  von  Japan  und 
die  Kaiserliche  Regierung  von  Rußland,  in 
aufrichtiger  Anerkennung  der  Grundsätze  der 
Konvention  vom  30. /17.  Juli  1907  und  in  dem 
iW'unsche,  die  Wirkungen  jener  Konvention  zu 
vei-vollständigen,  mit  Rücksicht  auf  die  Festi- 


gung des  Friedens  im  fernen  Osten,  sind  über- 
eingekommen, das  obengenannte  Abkommen 
durcli  folgende  weitere  Abmachimgen  zu  ver- 
vollkommnen : 

1.  Artikel. 

Um  die  ^'erkeh^sverbindungen  zu  erleich- 
tern und  den  Handel  der  Nationen  zu  fördern, 
vei-pflicJiten  sich  die  beiden  vertragschließen- 
den Mächte  gegenseitig,  sich  einander  freund- 
lich zu  unterstützen  in  der  Amelioration  ihrer 
beiderseitigen  Eisenbahnlinien  in  der  Man- 
dscliurei  und  in  der  ^'erbesserung  des  Anschluß- 
dienstes der  genamiten  Bahnen,  und  sich  aller 
die  Verwirklichung  dieses  Zieles  aufhaltenden 
Konkurrenz   zu   enthalten. 

2.  .Aj-tikel. 

Jede  der  vertragschließenden  Parteien  ver- 
pfliclitet  sich,  den  Status  quo  in  der  Man- 
dschurei aufrechtzuerhalten  imd  zu  achten, 
wie  er  durch  die  Verträge,  Konventionen  und 
andere  Abmachimgen  bis  heute  zwischen  Japan 
und  Rußland  oder  zwischen  einer  dieser  beiden 
Mächte  und  China  geschaffen  worden  ist,  Ab- 
schriften der  vorgenannten  Abmachungen  sind 
zwischen  Japan  und  Rußland  ausgetauscht 
worden. 

3.  Artikel. 

Tritt  irgendein  den  obengenannten  Status 
quo  bedrohendes  Ereignis  ein,  so  sollen  in 
jedem  Falle  die  beiden  hohen  vertragschließen- 
den Parteien  miteinander  in  Verbindung  treten, 
um  zu  einer  Ncretändigung  über  die  Maß- 
nalimen  zu  kommen,  welche  sie  für  die  Er- 
haltung des  genannten  Status  quo  für  not- 
wendio'   erachten    niögen. 


323 


Städte  Gesamt-Rußland.s. 


324 


Städte  Gesamt-ßnsslands. 

Bei  den  Angaben  in  der  nachfolgenden  Städteliste  ist  haupt- 
sächlich auf  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  Bezug  genommen. 
In  diesem  Sinne  wurde  vor  allem  auf  die  Verkehrslage  hin- 
gewiesen, sodann  fdgen  Industrie,  Handel,  Landesprodukte  und 
Einrichtungen  kommerzieller  und  kultureller  Art.  Schliesslich 
wurde  nach  Möglichkeit  erwähnt,  wo  eine  deutsche  Stadtbevölke- 
rung oder  Kolonie  vorhanden  ist.  Auch  wurde  auf  grössere 
jüdische  Bevölkerungsziffern  hingewiesen,  die  als  deutschsprach- 
liches Element    für    deutsche  Interessen  nicht  ohne  Belang  sind. 


Abo  (Turku). 

Finnland,  an  der  Mündimg  de^  AuraJoki 
in  die  Ostsee.  —  46  637  Einw.  (1907).  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Helsing- 
fors  und  nach  Toijala).  —  Industrien : 
Baumwollspinnerei,  Schiffsbau.  —  Erz- 
bistum, Konsulate. 

Universität     Abo     %\iirde      182S     nach 
Helsingfors    verlegt. 

Achtyrka. 

Südrußland,  Gouv.  Bessai'abien,  an  der 
Achtyrka.  —  23  390  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn.  —  Obstbau.  —  Garni- 
son.   —   Progymnasium. 

Akkerman  (Akjerman-Bjelgorod). 

5  Jahrmärkte  (Schuhwerk  und  Wollwaren). 
Klein  Hußland,  Gouv.  Charkow.  —  23  290 
Mündimg  des  Dnjestr.  —  28  303  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Hafen.  —  Schiffswerfte. 
Salinen.  Fabrikation  von  Talg  imd 
Lichten.  —  Handel  mit  Salz,  Wein, 
Fischen,  Talg  und  Wolle.  —  Die  Stadt 
wax  an  der  Stelle  des  alten  Tyras  von  den 
Venezianern  erbaut,  kam  später  an  die 
Genuesen,  1484  an  die  Türken  und  ist  seit 
1812  russisch. 

Akmolinsk. 

Zentralasien,  Steppen-Gouvememcnt.  Fort. 
Am  obersten  Jochim  gelegen.  —  9757  Einw. 
—  Post.  —  Karawanenstation  für  den 
Handel  nach  dem  Süden,  Taschkent  und 
Buchara.   Erhält  bald  Eisenbahn. 


Alatyr. 

Ostrußland,  Gouv.  Simbirsk.  —  11 086 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Linie 
Moskau — Kasan).  —  Glasfabrikation.  Ger- 
berei. Holzflößerei.  —  Märkte  (Holz  und 
Getreide).    —   Lehrerseminar. 

Aleschki. 

Gouv.  Taurien,  an  der  Mündung  des  Dnjepr. 

—  9119  Einw.  —  Post.  —  Anbau  von  Ge- 
müse und  Wassermelonen. 

Alexandropol  (ehemals  G  u  m  r  i). 

Transkaukasien,  Gouv.  Eriwan,  am  Arpa- 
tschar.  Starke  Festimg'  („Schlüssel  von 
-Armenien").  —  32  018  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Tiflis — Karsk).  — 
Großer  Handelsplatz  und  Karawanen- 
station.   —    Seidenindustrie. 

Alexandrija. 

Südiiißland,  Gouv.  Cherson.  Gai'nisonstadt. 
Am  Iugule.z.  —  15  966  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Linie  Koritowka — Je- 
katerinoslaw).  —  Fabrikation  von  Talg, 
Seife    imd    Lichten.    • —    Starker    Maisbau. 

Ale.\an(lrow. 

Gouv.  Wladimir.  —  8004  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbalm  (Moskau — .Jaroslaw). 

—  Stahlfabrikation.   —   Gestüte. 

Alcxandrow.sk. 

Gouv.  Jekaterinoslaw.    Hafen  am  Dnjepr. 

—  24196  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 


325 


Städte   Gesarat-Eußlands. 


326 


bahn  (Charkow — Sehastopol).  —  Gegenüber 
Alexandrowsk  (auf  dem  rechten  Dnjepr- 
Ufer)  befindet  sich  die  deutsche  Menno- 
nitcn-Kolonie  Chortiza  mit  etwa  1700  Einw. 

Alexin. 

Gouv.  Tida,  an  der  Oka  gelegen.  —  2268 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Ka- 
luga — Tula).  —  Fabrikation  von  Seife, 
Branntwein  und  Hüten. 

Anapa. 

Kuban-Gebiet,  amSchwai'zen  Meer.  —  667t) 
Einw.  —  Post,  Telegi'aph.  —  Ungeschütz- 
ter Hafen  und  Seebad.  —  Handelsplatz 
für  Wachs,  Honig  und  "Wolle. 

Ananjew. 

Gouv.  Cherson,  am  Tiligul.  —  16  713  Einw. 

—  Post,  Telegraph.  —  Obstbau.  — •  Gym- 
nasium. 

Andidschan  (Andishan,  Andizan). 

Zenti'alasien,  Gouv.  Turkestan  (Ferghana). 

—  46  680  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Buchara — Andidschan).  —  Baiun- 
wollindustrie  und  -hajxdcl.  —  Bis  1875 
Hauptstadt  von  Kokan.  —  Endpxinkt  der 
Transkaspischen  Bahn.  —  Große  Handels- 
zukunft. 

Archangelsk. 

Nordrußland,  Gouv.  Archangel,  Hafen  am 
Weißen  Meei*.  Nur  in  der  kleineren  Hälfte 
des  Jahres  eisfrei.  An  der  Mündung  der 
Dwina.  —  20  933  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eiscnbalm  (Jaroslaw — i\jch.).  —  Haupt- 
handclsplatz  des  Nordens.  Ileichsbank- 
Filialc,  mehrere  Konsulate.  Industiien, 
Schiffswerfte,  Seilerei,  Talgsiederei,  Säge- 
mühlen. —  Ausfulir  von  Getreide,  Mehl 
und  Grütze,  Flachs,  Tauwerk  und  Kodilla, 
Holz  (Masten  luid  Dielen),  Teer  und  Pech, 
Fleisch,  Kalb-  und  Seehundsfelle,  Matten 
usw.  — Einfuhrartikel:  Kaffee,  Salz, 
Zucker,  getrocknete  \md  gesalzene  Fische, 
I^^üchte,  Oel  usw.  —  Ausländischer  Scliif  fs- 
verkehr  von  Mitte  Mai  bis  .\nfang  Olc- 
tolier.  —  llauptjalirmarkt  vom  1. — 30.  Sep- 
tember alten  Stils.  —  Archaaigclsk  hat  eine 
Admiralitätsbeliürde,  Maiineschule,  Vctcri- 
närinstitut,    Gymnasium    luid    geistliches 


Seminar.  —  Die  Stadt  wurde  unter  Iwan  II. 
gegründet  (1584)  und  verdankt  ihr  Auf- 
blühen hauptsächlich  englischen,  deutschen 
und  holländischen  Kaufleuten.  —  Haupt- 
exportplatz für  Butter  nach  dem  Ausland. 

Ardatow. 

Ostrußland,  Gouv.  Simbirsk,  rechte  am  Ala^ 
tyr.  —  4838  Einw.  —  Post,  Eisenbahn.  — 
Tischlereien. 

Ardatow. 

Gouv.  Nishny-Nowgorod,  am  Lernet.  — 
3538  Einw.  —  Post  und  Telegraph.  — 
Tuch-  und  Eiseaiindustrie. 

Arensburg. 

Gouv.  Livland  (Lisel  Oesel),  am  Rigaer 
Meerbusen.  —  4621  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph. —  Schlamm-  u.  Seebäder.  —  Ostsee- 
handel. —  Konsulate.  —  Gymnasium.  — 
Einst  dänische,  dann  schwedische  Festung. 
1710  von  den  Russen  erobert. 

Arsamass  (A  r  z  a  m  a  s  s). 

Gouv.  Nishni-Nowgorod,  an  der  Tescha.  — 
10  591  Einw.  —  Post  und  Telegraph.  — 
Industrien:  Leder  (Juchten),  Blaufärberei, 
Seife,  Eisen-  und  Silberarbeiten,  Gold-  und 
Silberstickereien  der  Nonnen  des  Alexejew- 
schen    Klosters. 

Asehabad. 

Transkaspien,  Gouv.  Turkestan,  25  km  von 
der  pei-sischen  Grenze.  —  19  428  Einw.  — 
Post,  Telegi-aph,  Eisenbiilui  (Linie  Kai'- 
nowska — Samarkand).  —  Wassermelonen, 
Obst.  —  Kommando  des  II.  turkestan. 
Armeekorps.    —   Seit   1881    russisch. 

Asow. 

Don-Gebiet,  am  Don,  13  km  oberhalb  in 
das  Asüwsche  Meer.  —  27  500  Ernw.  — 
Post,  Hafen  (jetzt  versandet).  —  Fischered, 
Bienen-  und  Fasanenzucht.  —  Im  11.  Jahr- 
liundert  gegründet,  im  13.  und  14.  .Jahr- 
hundert in  venetianisehem  und  genuesi- 
schem Besitz.  1471  von  Mohammed  11.  er- 
obert; seit  1736  dauernd  in  russischem 
Besitz. 

Astrachan. 

tfouv.  Astraclian,  auf  einer  Insel  (Sajatz) 
im    Wolga-Delta   ( Dolgoi-Ostrow).,   68  km 


yii 


Städte   Gesamt-Rußlands 


328 


von  der  Mündung  der  Wolga.  —  130  001 
f^inw.  —  Post,  Telegraph.  Fluß-,  See-  iind 
Kriegshafen.  —  Lidustiien :  Schiffsbau, 
Weberei  (Baumwolle  und  Seide),  Seife,  Ger- 
berei, Kaviar,  Hausenblase.  • —  Wichti^r 
Hajidelsplatz.  Außer  den  eigenen  Industrie- 
produkten :  Fisrhwaren,  Salz,  Naphtha- 
produkte,  Weintrauben  und  Melonen.  — 
Haupthajidelsplatz  zwischen  Rußland  und 
Persien.  —  Astrachan  ist  Kommando  des 
Kosakenheeres,  Sitz  eines  orthodoxen  und 
eines  armenischen  Bischofs,  es  besitzt  ein 
theolog.  Seminar,  3  Gymnasien  (eins  für 
Mädchen),  Musikschule,   Fischerei-Museum 

UffW. 

Afkarsk. 

Gouv.  Saratow,  an  der  Medwjediza  (zum 
Don).  —  9750  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Tambow — Saratow,  Atkarsk— 
Wolsk).   —  Getreidehandel.   —  Ackerbau. 

Atschinsk  (Acinsk). 

Sibirien,  Grouv.  JenisseLsk,  am  Tschulym. 
— ■  6714  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn, Flußdampferstation. 

Augustow  (Awgustow). 

Russ. -Polen,  Gouv.  Suwalki.  —  12  746 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Orany — Grodno).  —  Bedeutende  Vieh- 
märkte. —  Die  Stadt  liegt  an  dem  75  km 
langen  Augustowkanal,  der  den  Njemen 
über  Bobr  und  Narew  mit  der  Weichsel 
verbindet.  —  Sie  wurde  1560  von  Sigis- 
mund  II.  August  von  Polen  gegründet. 

Aulie-Ata  (A  u  1  i  j  e  t  a). 

Russ.-Zentralasien,  Gouv.  Turkestan,  im 
Syr-Darja-Gebiet  |am  Talas.  Festung.  — 
3300  Einw.  (nach  anderem  1897:   12  006). 

—  Post.  —  1864  von  den  Russen  eroberl. 

Bachniut. 

Gouv.  Jekaterinoslaw,  ajn  Donetz.  Festung. 

—  19  416  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Stupti — Bachmut).  --  Industrien: 
Eisenbahnschienen,  Talgschnielzeiei.  — 
Handel  ^it  Vieh,  Getreide  und  Salzfisch. 

—  In  der  Nähe  Salzquelleji,  reiche  Queck- 
sdber-  und  Kohlengruben. 


Baku. 

Asiat.  Rußland,  Transkäukasien,  Gouv. 
Baku,  auf  der  Südseite  der  Halbinsel 
Apscheron.  —  115  000  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbalin  (Baku^Tiflis—Batum 
und  Baku — Syrachany).  —  See-  und  Kricgs- 
hafcn.  —  Großer  Handelsplatz,  haupteäch- 
lich  Naphtha  und  NaphtJiapix)dukte.  Ver- 
ai'bcitung  von  Rohnaphtha.  Röhrenleitung 
nach  Batum  (aju  Schwai'zen  Meere).  — • 
^laschinenfabrikation,  Eisengießerei,  Reis- 
mühlen. —  Die  brennenden  Gas  ausström  un- 
gen  in  der  Nähe  werden  für  industrielle 
Zwecke  benutzt  (Photogen-  und  Kalk- 
industrie). —  Einwohner  meist  Tataren  und 
Armenier.  — ■  Seemannsschule,  Mädclien- 
gymnaaium,  Realschule.  —  Baku  war  im 
8.  Jalirhundert  in  arabischem,  seit  dem 
16.  Jahrhundert  in  persischem  Besitz.  Die 
Russen  nahmen  es  1723,  gaben  es  1735  an 
Persien  zurück  und  besetzten  es  endgültig 
im  Jahre  1806. 

Balachna. 

Gouv.  Nishny-NowgoTOd,  an  der  Wolga.  ■ — - 
5037  Einw.  ■ —  Post-  und  Daanpferstation. 

—  Schiffswerften. 

Balaklawa. 

Südrußland,  Gouv.  Taurien,  an  der  Süd- 
westküste der  Krim.  —  1274  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Hafen.  —  Quarantaine- 
anstalt.  —  Fischerei,  Wein  und  Melonen. 
— ■  Seit  1783  russisch,  früher  türkisch. 

Balakowo. 

Gouv.  Samara.  An  der  Wolga.  —  2820 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Dampferstalion. 

—  Gctreidehaudel. 

Balaschow. 

Gouv.  Saratow,  links  am  schiffbaren 
('hopcr  (zum  Don).  —  12  106  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Saratow- l'ala- 
schow).  —  Getreidehandel. 

Balta. 

Westrußland,  Gouv.  Podolien,  an  der 
Kodyma  (zum  Bug).  —  23  393  Einw.  — 
Post,  Telegi-aph.  —  Nahe  (7  km)  der  Eisen- 
balxnlinie  Birsola — Elisabethgrad.  —  In- 
dustrien :    Lichter   und    Seide.    —   Handel 


329 


Städte   Gesamt-Rußlands. 


330 


mit  Getreide,  Rindvieh  und  Pferden, 
Häuten  und  Wolle.  —  Pfingstmaikt.  — 
3/4  der  Einwohner  sind  Juden. 

Baltischi)ort. 

Westrußland,  Gouv.  Estland,  an  der  Bucht 
Bogerwiek  des  finnischen  Meerbusens.  - — 
852  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbalin 
(nach  Reval).  —  Schiffahrt,  Fischerei,  See- 
bäder. 

Barnaul. 

Sibirien,  Gouv.  Tomsk,  links  am  Ob.  — 
20  408  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Ober- 
bergamt. —  Mineralogisches  Museum.  — 
Meteorologische  Station  luid  Museum.  — 
Früher  Hauptstadt  des  Minenbezirks  Altai ; 
Verwaltung  xind  Goldschmelze  jetzt  in 
Tomsk.  —  Gj'mnasium,  Theater.  —  Erhält 
bald  Eisenbahn.  —   1738  gegründet. 

Batum. 

Transkaukasien,  Gouv.  Kutais,  am 
Schwarzen  Meer,  6  km  nördlich  von  der 
Mündung  des  Tscharuk.  —  28  512  Einw. 
—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Batum — 
Baku).  —  Festung,  Brigadekonunando, 
Reichsbankfiliale.  —  Da.mpferstationen  (12 
Linien,  darunter  2  deutsche).  Haupthafen 
für  Naphthaprodukte.  —  Röhrenlcitung 
zwischen  Batum — Baku.  • —  Ausfuhr  von 
Rohseide,  Wolle,  Erzen,  Süßholz.  —  Kon- 
sulate. —  Einfuhr  umfaßt  hauptsächlich 
AVeißblech  und  Holz  für  Potroleumbehälter 
(meist  viereckige  Blcchkistßn  a  1  Pud  In- 
halt —  je  zwei  solche  Kannen  werden  in 
eine  Holzkist«  verpackt)  und  Maschinen.  — 
Im  TschaJiwatal  (14  km  nordöstl.)  Tee- 
pflanzungen. —  Batum  war  im  Mittelalter 
georgisch,  seit  Anfang  des  17.  Jahrhunderts 
türkisch,  seit  1878  (Berliner  N'ertrag)  ge- 
hört  es   zu   Rußland. 

Bentlory  (He  n  d  (■  r) 

Südrußland,  Ciouv.  Bessarabicn,  am,l>njestr. 
-^  -  31  851  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Rasdelnaja — Ungeni  und  Bendery — 
Reni).  —  Russisch  seit  1812.  —  Festung 
seit  1897  aufgelassen.  -  -  Einwohner  meist 
Riunänen   und   Juden. 


Bendzin  (B  e  n  d  i  n). 

Russ. -Polen,  Gouv.  Petiikan,  5  km  von  der 
österr.  Grenze.  —  21 190  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Ta.bkowice — Sosno- 
wice).  —  In  der  Nähe  Kohlengruben  und 
Staatszinkwerk.  —  Einwoliner  meist  Juden. 

Berditschew. 

Westrußland,  Gouv.  Iview,  Gnilopjat  (mit 
dem  Teterem  zum  Dnjepr).  —  53  728  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kiew — 
Brest  und  Shitomir — Kalinowka).  —  Börse. 

—  Wichtiger  Handelsplatz.  —  Brigade- 
kommaiido.  —  Getreide,  \'ieh,  Wein,  Wachs, 
Leder  iisw.    —   Bedeutender  Pferdemarkt. 

—  Einwohner  meist  Juden. 

ßerdjansk. 

Südrußland,  Gouv.  Taurien,  Asowschen 
Meer,    westlich    von    der   Werdamündung. 

—  27  247  Einw.  —  Post,  Telegi-aph,  Eisen- 
bahn (nach  Tschaplino).  —  Guter  Hafen. 
• —  Zollamt.  —  Kommunalbank.  —  Konsu- 
late. —  Handel  mit  Getreide,  Häuten  und 
Wolle,  Talg  und  Salz.  —  Die  Stadt  wurde 
1827  gegründet.  —  Reichsbankfiliale,  Gym- 
nasium. —  In  der  Nähe  deutscJie  Kolonien 
(an  der  Molotschnaja). 

Borislaw. 

Südrußland.  Gouv.  Chcrson,  rechts  am 
Dnjepr.  —  12  081  Einw.  —  Post  imd  Tele- 
gi'aph.  —  Industrien:  Schiffslwti,  Waclis- 
lichte.  —  Handel:  Getreide,  Holz  \md  Vieh. 

Biala   (Bela,   Bjela). 

Russ. -Polen,  Gouv.  Sjedlec,  an  der  Krzna 
(zum  Bug;).  —  13  123  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Warschau — ]5rest).  — 
(.Jymnasium. 

Bijsk. 

Westsibirien,  Gouv.  TomsJf,  an  der  Bija 
(rechts)  und  der  Katunja.  —  17  206  Einw. 

—  Post,  Telegraph.  —  Endpimkt  der 
Diunpfschiffahrt.  —  •  Gerberei.  —  \'ieh- 
zucht.  —  Aufblühender  Handel  mit  der 
Mongolei.   Erhält  Eisenbahn  nach  Barnaul. 

IJirjiitsch. 

Grouv.  Woronesch,  an  der  Tichaja-Sosna 
(zum  Dom).  —  13194  Einw.  —  Po.st,  Tele- 


331 


Städte   Gesamt-Rußlands 


332 


graph,  Eisenbaha  (Kiipjajisk — BaJaschow). 
■ —  Textilindustrie. 

ßirsk. 

Ostrußland,  Gouv.  Ufa,  an  der  schiffbaren 
Bjelaja  (Baschkira).  —  8603  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  —  Lehrerinnenseniinar.  — 
Einwohner  meist  Baschkiren. 

Bialystok   (Bjalystok,   Bjelostok). 

ÄVestxußland,  Gouv.  Grodno,  an  der  Biala 
(zrtim  Narew).  —  63  927  Einw.  —  Posti, 
Telegraph,  Eisenbahn  ("Warschau — Grodno, 
Königsberg — Brest — Litowsk,  Bialystok — 
Baranowitschi).  —  AVichtiger  Handelsplatz. 

—  Reiehsbankfiliale.  — •  ^lilitärkommando. 

—  Industrien:  WoUmanufaktur,  Tuch- 
fabriken usw.  —  Handel  mit  Getreide  und 
Manuiakturwaren.  —  Gj-mnasium,  HandoJs- 
schule,  Kaiserl.  Mädcheninstitut.  —  Direi 
Viertel  der  Einwohner  sind  Juden.  —  Die 
Stadt  kam  bei  der  3.  Teilung  Polens  (1795) 
an   Preußen,   1807   an  Rußland. 

Bjelaja-Zerkow. 

Südrußland,  Gouv.  Kiew,  am  Eoss  (zum 
IDnjepr).  —  20  700  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph,   Eisenbahn    (Fastow — Znamenska). 

—  Getreide-  und  Viehhandel.  — ■  Zwei  Gym- 
nasien. 

Bjelew  (Belew). 

Gouv.  Tula,  an  der  Oka.  —  9567  Einw.  — 
Post  und  Telegraph.  —  Industrien :  Leder-, 
Töpferei-  und  Eisenwaren.  —  Lebhafter 
Handel,  auch  mit  Getreide  und  Seilerwaren. 

Bjclgorod. 

Gouv.  Kursk,  rechts  am  Donez.  —  21850 
Einw.  —  Post  Telegraph,  Eisenbahn 
(Kursk — Sebastopol ;  außerdem  nach  Wolt- 
schansk  und  Ssumy).  —  Erzbistum.  — 
Industrien :  Wachskerzen,  Leder,  Kalk, 
Ziegeln.  Jährlich  drei  Märkte  (Wachs- 
artikel, Leder  und  Wolle).  — •  Zwei  Gym- 
nasien,   geistliches    Seminar. 

Bjelspolje. 

Gouv.  Charkow,  am  Wyra  und  Kryga.  — 
15  233  Einw.  —  Po.st,  Telegraph,  Eisenbalin 
(Merefa  —  AVoroschka).  —  Branntwein- 
brennerei,  Getreidehandel,    Viehzucht. 


BjMij  (Bjeloj,  Bely). 

Gouv.  Smolensk,  an  der  Obscha.  —  6956 
Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Flußhafen. 

Bjclosersk. 

Gouv.  Nowgorod  (an  Binnensee  und  Kanal 
gelegen).  —  6012  Einw.  —  Handel  mit 
Lichten,  Goldarbeiten,  Heiligenbildern  und 
Teer.  —  Scliiffahrt  und  Fischerei.  —  Stein- 
kohlen- und  Seliwefelgruben. 

Bjelsk. 

Gouv.  Grodno.  —  7461  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Linie  Brest — Li- 
tewsk — Graiwo  und  Bjelowes).  —  Kaiser- 
liches Salzmagazin.  —  Industrien.  — 
Wichtiger  Markt  füi"  Korn,  Vieh,  Leder, 
AVolle,  Hanf,  Flachs  und  Leinwand.  — 
Garnison,  Gymnasium,  Lehi-erinnenseminar. 

—  Einwohner  meist  Juden. 

Bjelzy. 

Südrußland,  Gouv.  Bessarabien,  am  Reut 
(zum  Dnjestr).  —  18  526  Einw.  — •  Post, 
Telegraph,  Eisenbalin  (Slobodka — Xowo- 
sselizy).  —  AVichtiger  Alarkt.  —  Bedeu- 
tender Obst^  und  Gemüsebau.  —  A'iehzucht. 

—  Einwohner  meist  Rumänen  und  Juden. 

Bjeshetsk  (B  j  e  s  c  h  e  z  k). 

C^uv.  Twer.  —  Rechts  an  der  Alologa  (zur 
AVolga).  —  9090  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Linie  Rybinsk — Pskow).  — 
Industiien:  Säcke,  landwirtschaftliche  Gr«- 
räte.  —  Komhandel.  —  Invalidenhospital. 

Björneborg. 

Finnland.  —  16  602  Einw.  (1907).  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Tammersfors), 
Hafen.  (Der  ei^ntliche  Seehafen  Mänty- 
luoto  liegt  20  km  abwärts  an  der  Kumo- 
mündmig.  Balmverbindung  mit  Bjömc- 
borg.)  —  Industrien.  —  Handel  mit  Balken 
und  Teer. 

Blagowesohtschonsk. 

Ost  Sibirien,  Amurgebiet,  am  Amur  und 
Seja.  —  32  606  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
.\murbahn,  .Automobil Verbindung  mit  Cha^ 
barowsk,  Dampferstation,  • —  Bistum  und 
Alilitärkommando.  —  Reichsbankfiliale, 
Buchdruckerei,  Dampfmühlen.  —  Bischofs- 
sitz,  Orientalisches  Insitut,  Seminar. 


333 


Städte  Gesamt-Riißlands 


33+ 


Bobrinetz. 

Gouv.  Cherson,  am  Cherson  (ziun  Ingul).  — 
14  352  Eiiiw.  —  Post,  Telegraph.  —  Bedeu- 
tender Vieh-  und  Geireidehandel.  —  Viele 
Juden. 

Bobrow. 

C!ouv.  "Woronesch,  i-echts  am  Bitjug  (zum 
Don).  —  P.S91  Einw.  —  Post,  Telc^aph, 
Eisenbalin  (Charkow  —  Balaschow).  — 
iSteppi>nviehzucht  (Pferde  und  Rinder). 

Bobruisk. 

Gouv.  Minsk,  an  der  Beresina,  inmitten 
der  Wälder  der  Poljessje  und  Bobruika.  — 
Festung  und  Militärkommando.  —  35  175 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Libau — Eomny).  —  Holz-  und  Getreide- 
handel. —  Sehr  viele  Juden. 

Bogoduchow. 

G«uv.  Charkow,  an  der  Merla.  —  19  238 
Einw.  (11928  im  Jahre  1897).  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (^[e^efa—Woroschka). 
— •  Gerbereien.  —  Vioh-  und  Getreidehandel. 

Bogutscbar. 

Gouv.  AVoronesch,  am  Bog-utscluir  (zum 
Don).  —  G853  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
—  Viehhaiidel,  große  Schlächtereien.  — 
Salzmagazine. 

Bolchow. 

Gouv.  Orel,  am  Nugr  (zur  Oka).  —  20  703 
Einw.  —  Post  und  Telegraph.  —  Kreu- 
zungspunkt von  LandstraJJen.  —  Indu- 
strien :  Juchtengerberei,  Seifensiederei, 
Soluih-  und  Handschuliwaren.  ■ —  Handel 
mit   Hanföl,    Vieh  und   Getreide. 

Bolgrad. 

Südnißland,  (iouv.  Bessarabien,  am  Ein- 
fluß des  Jalpusch  in  den  See  Bolgrad.  — 
12  388  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Bender — Reni).  —  Hafen  am  Bolgrad- 
( Jalpusch)  See.  —  Industrien:  Seife  und 
Tonwaren.  —  Handel  mit  Getreide,  Talg 
und  Vieh.  —  Gymnasium.  —  Einwohner 
meist  Bulgaren. 

Borissoglebsk. 

Gouv.  Tambow,  links  an  der  "VVorona  nahe 
dorn    Choper.     —    22  370   Einw.    —    Post, 


Telegraph,  Eisenbahn  (Grjäsi — Zarizyn). 
• —  Flußschiffahrt  • —  Cietre.ide-,  Vieh-, 
"Wolle-  und  Holzhandel.  —  Garnison.  — 
Progymnasi  lun . 

Borissow. 

Gouv.  Minsk,  links  an  der  Beresina.  — 
14  931  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
balin (Moskau — Brest).  —  Gerbereien, 
Tabakfabriken.  — •  Gamisonstadt  —  Ein- 
wohner   meist    Juden. 

Borowitschi. 

Gouv.  Nowgorod,  an  der  Msta  (Strom- 
schnellen). —  9421  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph luid  Eisenbahn  (nach  Üglowka).  — 
Industrien:  Schiffsbau,  Töpfereien,  Lein- 
wand-AVeberei  und  Färberei.  —  Bedeuten- 
der Handel  mit  Tonwaren  und  Holz.  — 
In  der  Nähe  Steinkohlenlager.  —  Sommer- 
frische für  die  Petersbm-ger. 
Borowsk. 

Zentralrußland,  Gouv.  Kaluga,  an  der 
Protwa  (zur  Oka).  —  11  690  Einw.  —  Post. 
Telegraph.  —  Fabrikation  von  Segeltuch. 
—  Handel  mit  Getreide,  Hanf,  Flachs. 
Leder.  —  Gartenlxiu  (Zwiebeln).  —  Be- 
deutende  Jahrmärkte. 

Brest-Litowsk. 

Ciouv.  Grodno,  bedeutende  Ffestung,  an  der 
Mündung  des  Muchawez  in  den  Bug.  — 
46  542  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Ivnoten- 
punkt  von  6  Eisenbahnen.  —  Tabak-Indu- 
strie. —  Handel  mit  Getreide,  Flachs, 
Hanf,  Seide,  Honig-.  —  Großer  Viehmarkt 
(Schweine  usw.).  —  Militäj-kommando  \uid 
Kadetteaanstalt.  —  Gymnasiiun.  —  Die 
Stadt  ist  durch  den  Dnjepr-Bug-Kanal  mit 
Pinsk  verbunden.  —  Drei  Viertel  der  Ein- 
wohner  sind    .luden. 

Buchara. 

Russ.-Zcntralasien,  Hauptiitadt  von  Buchara 
(Eniirat).  In  einer  allmählich  versandendeji 
Oiise  gelegen.  —  70000  Einw.  (zwei  Drittel 
Tadschik).  —  Post,  Telegraph,  Eisenbalui 
(Tschardschnj — Samarkand,  Tsclierna.jewo 
— Tasehkent,  Station  12  km  entfernt).  — 
Garnison.  —  Bedeutender  Markt  und  Indu- 
sti-ien.  —  Seidenmanufaktur,  Schuhfabrika- 


335 


Städte   Gesaiiit-Ilulilands. 


336 


tion.  —  Ca.  12.  km  von  Buchara  die  An- 
siedlung  „Neu  Buchara"  mit  9000  Ein- 
wohnern. Dies  ist  die  eigentliche  Balin- 
station.  —  Lehranstalt-en  für  mohameda- 
nischen  Theologie  ^uid  Medizin.  —  Buchara 
ist  Handelsmittelpunkt  zwischen  Fischawa 
iimd  Nishny-Nowgorod.  —  Seiden-  und 
i\Ipt  all  waren.   Lanimfcllc,   Teppiche   nsw. 

Buguruslan. 

Ostnißland,  Gouv.  Samara,  rechts  am  Kinel 
(zur  Samara).  —  12 141  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Bati'aki — Tsclielja- 
binsk).  —  Bienenzucht,  Getieidehandel, 
Asphaltquellen.  —  Progymnasium  für  Mäd- 
chen. —  Pokrowsches  FrainMikloster. 

Biisuluk. 

Grouv.  Samara,  an  der  Mündimg-  des  Bu- 
suluk  in  die  Samara.  —  14  471  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kinel — Oren- 
burg).  — ■  Gerbereien.  • —  Handel  mit  ^'ieh, 
Getreide    und    Holz. 

Buturlinowka   (P  e  t  r  o  w  s  k  o  j  e  i. 

Gouv.  Woronesch,  am  Ossered  (ziuu   lion). 

—  21694  Einw.  (KleinrusscnV  --  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Talowaija— Sloboda). 

—  Bedeutende    Gerberei   \ind   Müllerei. 

Chabarowsk. 

Ost-Sibirien,  ait  der  Älündung  des  Ussuri 
in  den  Amur,  nahe  der  mandschurischen 
Grenze.  —  16  40O  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (nach  "Wladiwostok).  — Dampfer- 
station. —  Industrien :  Ziegelei,  Bier- 
brauerei und  Eisengießerei.  —  Pelzhandel 
(Zobel).  —  Militärkommando,  I^detten- 
korps.  —  Eisenbahn-  und  höhere  Knabcn- 
und  Mädchen  -  Schulen.  Mädchen  ■  Gym- 
nasium (mit  Internat).  —  Bibliothek,  Na- 
turwissenschaftliches Museiim.  —  Hosj)ital. 

—  Die  Stadt  wurde  1858  von  Murawjew 
gegründet.   —  .\  murbalmstation. 

C'harbin. 

Mandschurei,  am  Sungari.  ■ —  30  000  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kaidalow 
— Mandschuxija — Dalni  und  nach  Wladi- 
wostok). —  Mühlen.  Sägewerke.  —  Russi- 
sche Banken. 


Charkow.  , 

Gouv.  C'harkow,  an  der  Charkowka  und 
dem  Lfopjui  (z^um  Udv).  —  Gouvernements- 
Hauptstadt.  —  174^816  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenba-hn  (nach  Kursk,  Sebasto- 
pol,  JelissawetgTad  und  Balascbow).  — 
Industrien:  Rübenzucker,  Eisen-  und  Silber- 
waren, Lichter,  Seife,  Wollwäscherei,  Webe- 
rei, Brauerei,  Branntweinbrennerei,  Leder- 
fabrikation usw.  —  Bedeutender  Handels- 
platz (Stoffe,  AVolIe,  Vieh  usw.).  —  Börse, 
Eeichsbankfiliale  und  \'iele  andere  Banken, 
Gewerbemuseum.  —  Militärkommando.  — 
Erzbistiun.  • —  Universität  mit  4  Fakul- 
täten, Bibliotheken  usw.  —  Technisches 
Institut.  Veterinärschule,  theologisches  Se- 
minar. Botanischer  Garten.  6  CTymnasden 
(2  für  Mädchen),  Real-,  Musik-,  Handels 
(und  Handwerker-Schulen.  —  Theater, 
Zirkus  usw.  —  Die  Stadt  wui'de  im  Jalu'e 
1650  als  Kosakenniederlassung  gegründet. 

—  tüiaikow  hat  vorzügliche  Wasserver- 
sorg-ung   mittels   arterieller   Brunnen. 

Cherson. 

Südrußland,    Gouv.    Cherson,    am    Dnjepr. 

—  Hafen.  —  69  219  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn.  —  Fischfang,  Schiffs- 
bau, Bierbrauerei,  Sagemühlen.  Talg,  Seide 
und  Mehl.  —  AVichtiger  Stapelplatz  für 
Landesproduktß,  hauptsächlich  Holz.  — 
Der  eigentliche  Hafen  befindet  sich  10  km 
stromabwärts.  —  Knaben-  und  Mädchen- 
g\'mnasium,  Muse\im  mit  Bibliothek.  — 
Die  Stadt  wurde  1778  von  Potemkin  als 
Kriegshafen  gegründet.  Die  Festung  wirrdo 
1835  geschleift. 

Chodschent. 

Zentralasicn,  Gouv.  Turkestan,  Provinz 
Samarkand,  an  beiden  Seiten  des  Syr-Darja, 
256  m  Seehöhe;  Festimg  mit  doppelter  Um- 
wallung. —  .30076  Einw.  ^  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Samarlcand — Andishan). 

—  Seidenziieht,  Glasfabrikation,  Baum- 
wollreinigung. —  Bedeutender  Handel  mit 
Baumwolle,   Itohiseide,   Fellen,   Wolle  usw. 

—  Zitadelle,  zahlreiche  Moscheen.  —  Die 
Stadt  wurde  1866  dem  Chan  von  Kokau 
abgenommen. 


337 


Städte  Gesamt-R>ißlands. 


338 


Cholm. 

Zentralrußland,  Gouv.  Pskow,  an  der  Mün- 
dung der  Kunja  in  den  Lowat.  —  5899 
Einw.  —  Post  und  Telegraph.  —  Jahr- 
märkte.   —    Gerbereien,    Holzhandel. 

Cholm  (p  o  1  n.  C  h  e  t  i  n). 

Gouv.  Lublin,  an  der  Uclierlia.  —  19  236 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  EisenbaJin 
(Kowel — Mlawa  und  Brest— Cholm).  — 
Bistum.  —  Vieh-  und  Getreidehandel.  — 
Gj'iunasium,  geistliches  Seminar,  Museum. 

Chorol. 

Gouv.  Poltawa,  am  gleichnamigen  Fluß.  — 
8390  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Krementschug — Lochwiza).    —   Ackerbau. 

Chotiii   (p  o  1  n.  C  h  0  c  i  m). 

Südrußland,  Gouv.  Bessarabien,  amDnjestr, 
5  km  von  der  österr.  Grenze.  —  18 126 
Einw.  (zur  Hälfte  Israeliten).  —  Post, 
Telegraph.  —  Fabrikation  von  Leder-  und 
Schiihwaren,  Bierbrauereien  iind  Ziegeleien. 

—  Getreidebau.  Bis  1856  Festung.  — 
Niederlage  der  Türken:  1621  und  1673 
gegen  die  Polen,   1739  gegen  die  Eussen. 

Chwalynsk. 

Ostrußland,  Gouv.  Saratow,  rechts  an  der 
Wolga.  —  15  465  Einw.  —  Post  und  Tele- 
graph. —  IDampfschif  fstation.  —  Bedeuten- 
der Getreide-  und  Pruehthandel  (Obst usw.). 
Czenstochau  (Czestochowa,  Tschen- 
s  t  o  c  h  a  u). 

Russ.-Polen,  Gouv.  Petrikau,  links  an  der 
Warthe.  —  45130  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph,    Eisenbahn     (Warschau — Granic^). 

—  Industrien :  I?aumwollwaron,  Jute,  Bier, 
Zelluloid,  Leim,  Nadeln,  Knöpfe,  Zünd- 
hölzer, Spielsachen,  Heiligenbilder.  — 
Brigade-Kommando.  —  Reichsbanlifiliale. 

—  Wallfalirtsort.   —   Knaben-Gymnasien. 

—  Garten-   und   Obstbauschule. 

Derbent. 

Asiat.  Rußland,  Transkaukasien  (Daghe- 
stan),  Hafen  am  Kaspisehen  Meer.  — 
14  821  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
balm  (Petrowsk— Baladshary).  —  Baum- 
wollindustrie. —  Wichtiger  Handelsplatz. 
Südfrüchte,  Tabak,  Baumwolle,  Seide.  — 


Anbau  von  Wein,  Getreide,  Saffran  und 
Krapp.  —  Seebäder.  —  Einwohner  meist 
Mohammedaner  und  Juden.  — •  Stadt  wii-d 
schon  im  6.  Jahrhundert  ersvähnt,  wurde 
728  von  den  Arabern,  1220  von  den  Mon- 
golen genommen.  Die  Russen  erol:>erten 
Derbent  1722/36  und  endgültig  1796.  Be- 
stätigung im  Frieden  von  Gtilistan   1813. 

Disiia  (D  i  s  s  n  a). 

Westrußland,  Gouv.  AVilna,  an  der  Disna 
und  Düna.  —  6739  Einw.  —  Post  und 
Telegraph.  —  Handel  und   Sehiff;ilirt. 

Diuitriew. 

Zentralrußland,  Gouv.  Kursk,  an  der 
Swapa  (zum  Sejm).  —  7315  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Mo.-^kau — Lgow).  — - 
Getreidehaadel. 

Dmitrowsk. 

Zentralrußland,  Go\iv.  Orel,  an  der  Nenissa 
(zur  Dessna).  —  5259  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph. —  Industrien:  Seide  und  Juchten- 
leder. — •  Handel  mit  Getreide,  Hanf,  Seife, 
Juchten,  Handschuben.  —  Stadt  1711  ge- 
gründet. 

Dorogobusch. 

Zentralrußland,  Gouv.  Smolensk,  am  von 
hier  ab  schiffbaren  Dnjepr.  - —  6640  Einw. 
—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Moskau- 
Brest  —  Station  20  km  von  D.)  —  Handel 
und  Industrie. 

Dorpsif. 

Seit  1893  am'tlicli:  Jurjew  (s.  dieses). 

Dscharkent. 

Gouv,  Semiretschensk.  —  Post.  —  Vieh- 
zucht. 

Dschulfa. 

Transkauk.-u^ien,  Gouv.  Eriwaji.  —  Kleine 
OrtscJiaft,  aber  wichtig  als  russisch- 
persische  Zollstation.  —  Von  hier  aus 
neuerdings  Automobil  verkehr  nach  Täbris. 
Wichtigste  Straße  des  russisch-persischen 
Handels. 

Dubno. 

Westrußland,  Gouv.  Wolhynien,  links  an 
der  Ikwa.  —  13  785  Einw.  —  Post,  Tele- 


:'.39 


Städte   Gesarat-Kußlands. 


340 


graph,  Eisenbalui  (SJolbuiiowo — Radziwi- 
low).  —  Industrien:  Tabak i'abrik,  GerK'i-ei, 
Vieh-,  Getreide-,  Harz-  und  Holzhaaidel. 
- —  ^lilitär-Komuiando. 

Dnbowka. 

G«uv.  Saratflw,  rechts  an  der  "Wolga.  — 
16  370    Einw.    —    Post.    —    Gerberei.    — 
Anbau-    und     Fabrikation    von    Senf.    — 
Fischerei. 
Dwinsk  (D  ü  n  a  1)  u  r  g). 

"Wosfrußland,  Gouv.  AVitebsk,  an  der  scliilT- 
baren  Diüia.  —  72  231  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Petersburg  —  AVir- 
ballen — Riga).  —  Industrie  :  Eisenbahn- 
wagen, Tabakfabrikate,  Holzmagazine.  — 
Lebhafter  Handel.  Hauptartikel :  Flachs, 
Getreide,  Bauholz.  —  Schiffahrt.  —  Be- 
festigter Ucpotplatz  der  russischen  Armee. 

—  Ileichsbankfiliale.  —  1277  von  den 
DetitschheiTen  gegründet,  1561  von  den 
Polen  erobert,  1577  von  Iwan  IV.  zerstört, 
1582  von  Stephan  Baihorj'  neu  aufgebaut 
und  befestigt.    Seit  1772  russisch. 

Eriwan. 

Transkaukasien,  Gouv.  Eriwan,  an  der 
Sanga;  Festung.  —  29  033  ELuw.  —  Post, 
Telegraph.  —  Große  Karawa-nserei  und 
Handelsstadt.  —  Obst-  und  AVeinbau.  — 
Armenisches  Bistum. 

Enjtatoria. 

.Südrußland,  Gouv.  Taiu'ien.  —  Hafen  an 
der  Kalamitabai  an  der  Westküste  der 
Halbinsel  Krim.  —  Post,  Telegi'aph.  — 
Dampferstation  (Linie  Odessa — Kijew — 
Asow).  —  17  915  Einw.  (meist  Tataren, 
Armenier,  karaitische  Juden).  —  Konsulate. 

—  Zollamt.  —  Gewerbe  und  Industrien: 
bedeutender  Fischfang;  Seifen-,  Leder-, 
Kesselfabriken,  Schlossereien,  Schmiede- 
rcien;  lebhafter  Handel  mit  Getreide, 
Gerste,  Häuten.  —  Salzausfuhr.  —  Knaben- 
Gymnasium,  Mädchen-Progymnasium,  ka- 
raitisches  Lehrerseminar;  sieben  artesische 
Brunnen,  Seebäder,  2  km  entfernt  der 
Mainakskija-Salzsee  (Schlammbäder). 

Fatcsh  (Fa  tez). 

Rußland,  Gouv.  Kursk,  östlich  von  Dinii- 
trijew,   am   Fatesch-Fluß.    —   4959   Einw. 

Verlag  für  Börsen-  und  B'inan/.literatur  A.-G.,  Jierlin  W.  :iü 


—  Post.  —  Nicht  unerhehliclier  Handel.  — 
Acker-,  Obst-  und  Cunnüsebau. 
Fellin. 

Rußland,  Ostseeprovinzen,  Gouv.  Livland, 
am  gleichnamigen  See.  —  7659  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Moiseküll — 
Allenküll  —  Reval).  —  Hanfhandel.  — 
Pferdezucht.  —  Schloßruine,  Altertums- 
museum. —  Ehemalige  Deutschordensburg 
(1210);  1560  von  den  Russen  erobert  und 
verbrannl. 

Gadjatsoh    (Hadjatsch,   Gadjac,   Had- 

j  a.  c).  ^ 

Klcim-ußland,  Gouv.  Poltawa,  am  Zu- 
sammenfluß von  Gruna  und  Psjol.  —  7714 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach 
Lochwitza).  —  Handel  mit  Getreide,  Wolle 
usw. ;  bedeutender  Tabakbau.  —  Tuch- 
fabriken   und    Schmiedewerkstätten. 

Gajsin   (Hajsin). 

Westrußland,  Gouv.  Podolien,  rechts  an  der 
Soba.  —  9393  Einw.  (meist  Juden).  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Demkowka — 
Uman).   —   Viele    Fabriken. 

Galitsch  (G  a  1  i  c). 

Im  zentralen  Großrußland,  Gouv.  Kostro- 
ma, am  gleichnamig-en,  von  der  Wjeska 
diu-chflossenen  See,  100  km  nordöstlich  von 
Kostroma.  —  2  Forts.  —  6182  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  —  Leinenweberei,  Lcim- 
kocherei,    Gartenbau,    Fischfang. 

Genitschesk  (J  e  n  i  t  s  c  h  i). 

Südinißland,  Gouv.  Taurien,  Hafen  am 
Asowschen  Meer,  an  der  Nordseite  der 
Straße  von  Genitschesk  (2rwischen  dem 
Asowschen  iind  Faulen  Meer).  —  1550 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(nach  Nowo-Aleksejewka).  —  Konsulat.  — 
Weizen-  ujid  Salzliandel.  —  See-  und 
Schlammbäder. 

Goorgiewsk. 

(Asiat.  Rußland,  Ziskaukasien)  Terek- 
gebiet,  links  am  Podkumok,  5  km  nordöst- 
lich von  Neslobnaja.  —  12  788  Einw.  — 
Post.  —  Seiden-  und  Lederhandcl  (bedeu- 
tende  Jahrniärklc).    —    Garnison. 


341 


Städte   Gesamt-Rußlaiuls 


342 


Georgiewsk. 

Rußland,  Gouv.   Witebsk.   —  9000  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Linie  Riga 
— Orel). 

Gluchow. 

Kleinrußland,  Gouv.  Tschernigow,  rechts 
an  der  Werbowga,  280  km  östlich,  von 
Tschernigow,  207  m  Seehöhe.  —  14  856 
Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Getreide- 
handel. • —  Knaben-  und  Mädchen-Gymna- 
sium,   Lehrerin.stitut. 

Goldingeu. 

Eul.Hand,  Ostseeproviuzeii,  Gouv.  Kurland, 
an  der  Windau  (Wasserfall,  Hummel).  — 
9733  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Näh- 
nadelfabriken, Branntweinbrennerei.  — 
Lehrerseminar. 

Gomel  (siehe  Homo  1). 

Gorki. 

Westru Bland,  Gouv.  Mohilew,  links  an  der 
Protva.  —  6730  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Linie  Moskaai — Pjäsan).  — 
Handel.  —  Pferdezucht.  —  Landwirt- 
schaftliche  Sclnile. 

Gorodok. 

AVestrußland,  Gouv.  AVitebsk,  am  Net- 
sehedrasee  und  dem  Fluß  Gorodnia.  — 
5509  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 

(Orel— Witebsk). 

Grajewo. 

Rußland.  Gouv.  Lonischa,  rechts  vom  Lyck. 

—  4026  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Brest — Prostken,  direkte  Wagen  von 
Kasatin  (wichtig'ster  VerbindungspunJit 
der  südrussischen  Eisenbahnim)  nach  Kö- 
nigsberg).  —  Grenzzollamt. 

Grajworon. 

Im  zcntj-alon  Großrußlaud,  (Jouv.  Kursk, 
links  an  der  Worskla.  —  766!)  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  —  Handel  mit  Wolle, 
Vieh,  Getreide.   —  Mädchcngynmasium. 

Grodno. 

We,sti"ußland,  Litauen,  Gouv.  Grodno, 
rechts  am  Njemen,  Flußhafen,  161  m  Soe- 
höhe.  —  46  919  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn      (Petersburg — Warschau     und 


nach  Orany).  —  Lebhafter  Handel  mit 
Getreide,  Holz,  Hanf.  —  Tuch-,  Gewehr- 
und Tabakfabriken.  — -  Schiffahrt.  —  In 
der  Nähe  die  Mineralquellen  von  Druss- 
keniki.  —  Brigade-Kommando.  —  Reichs- 
bankfiliale. — •  Knaben-  und  Mädchengj-m- 
nasium. 

Grosny. 

Rußhmd,  Terekgebiet,  links  an  der  Siuiseha. 

—  6497  Einw.  (einschließlich  Garnison 
15  599  Einw.).  —  Eisenbahn  (Linie  Beslan— 
Petrowsk).    —    Naphthaquellen. 

Gschatsk. 

Rußland,  (iouv.  Smolensk,  am  Gschat.  — 
7050  Einw.  --  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Linie  Moskau — Brest).  —  Flachs-  und 
Ledcrhandel.  —  Schiffahrt.  —  Bedeutender 
Jahrmarkt. 

Haspal. 

Russisclie  O.s1scepro\inzeii.  (iouv.  Easüand, 
an  der  Südküste  der  Haspal-Bucht.  — 
3238  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(nach  Reval),  Hafen.  —  Ausfuhr  von  Ge- 
treide, Flachs,  Oelsamen.  Wacholderbeeren, 
Salz,  Wein  u.  a.  —  Seebad  (Schlammbäder). 

—  Seit  1710  russisch. 

Helsiiigf ors   (H  e  1  s  i  n  k  i). 

Hauptstadt  von  Finnland  (Nyland),  mit 
Festung  Sveaborg,  3  Häfen  an  der  Nord- 
küste des  finnischen  Meerbusens.  —  130  844 
Einw.  (1907).  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  St.  Petersburg  und  Tawastchus  I. 

—  Industrien:  Zuckerraffinerie,  median. 
Werkstätten,  Bierbrauereien,  Tapeten- 
fabriken, Spiritusbrennercien,  Leinwand, 
Segeltuch,  Tabak.  —  Bedeutender  Handel, 
hauptsächlich  Ausfuhr  von  Holz  und  Holz- 
waren, Papier,  Getreide,  Eisen,  Butter, 
F''ischen.  • —  Seebäder.  —  Garnison,  Kon- 
sulate, Univei-sität,  Observatorium,  drei 
Bibliotheken,  Botanischer  Gai'tcn,  Poly- 
technisches Institut,  höhere  Schulen,  Han- 
dels- und  Navigationsschule,  Museum,  drei 
Theater. 

Stadt  wurde  1550  von  Gustav  AVasa  ge- 
gi'ündet.  1640  auf  die  Landzxmge  verlegt. 
1713  von  den  Schweden  selbst  verbrannt. 


343 


Städte   Oesaiiit-Rußlautls. 


1750  befestigt,  seit  1817  aji  Abos  Stelle 
Hauptstadt  von  Finnland. 

Homol   (G  0  m  e  1). 

AVesIrußlaiul.  Gouv.  Mohilew,  am  Gösch. 
.Mit  der  \'orsta.dt  Bjelissa.  —  36  846  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Linien 
Landwarowo — Eomny  u.   Brest — Briansk). 

—  Dampferstation.  —  Eisenbahmverk- 
stätte.  —  \'iele  Zuckerfabriken.  —  Handel 
mit  Holz,  Wolle,  Hanf  und  Getreide.  — 
Garnison.  Knaben-  und  Alädchenprogymna- 
sium,  Technische  Schule. 

Irbit. 

Ural,  Gouv.  Perm,  rechts  an  der  Nitza, 
;m  der  Ml'uidung  der  Irbita.  —  20  0G1:  Einw. 

—  Post,  Telegraph.  —  Großai-tiger  Pelz- 
handel, große  jährliche  Me^se  vom  1.  Fe- 
bruai-  bis  1.  März.  Umsatz  40 — 50  Mill. 
Kübel.  —  In  der  Nähe  eine  große  Eisen- 
hütte. —  Mädchenprogymnasium,  Hajid- 
werkerschule.  —  Stadt  wurde  163;)  ge- 
gi'ündet. 

Irkntsk. 

Hauptstadt  von  Ostsibirien,  Gouv.  Irkutsk. 
Die  Stadt  liegt  in  490  m  Seehöhe.  —  72  473 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbaiin 
(Große  sibirische  Eisenbahn  —  nach  Tschel- 
jabinsk  —  und  Transbaikalbahn  —  nach 
Stretensk).  Bedeutende  Industrien :  Be- 
rühmte Tuchfabriken,  Goldschmelzhütte, 
Fabrikation  von  Leder,  Pelzwerk,  Seilerei, 
Zigaretten,  Degen,  Seife,  Glas.  —  Sage- 
mühlen. —  Salinen  (Salz-  und  Bittersalz- 
quellen). —  Stapelplatz  für  den  russisch- 
chinesischen  Handel  und  für  Pelzwaren.  — 
Großer  Jahrmarkt.  —  Gymnasium,  Theo- 
logisches Seminar,  Theater.  Navigations- 
und Militärschule.  Hospitäler,  Kranken- 
und  Kinder- Asyle.  —  Reichste  Stadt  Sibi- 
riens. —  Elegante  Magazine.  —  Hotels. 

Iwanowo-Wosnessensk. 

Zentralrußland,  Gouv.  Wladimir,  am 
Uwod.  —  5349  Einw.  -  Post,  Telegraph, 
Eisenbalm  (Nowki — Kineschma  und  nacli 
Bjelkowo).  —  Bedeutende  Fabrikation.  - 
Industrien:  Maschinenbau,  BaumwoUwaxen, 
Kattundruckerci.  —  Eeichsbankfiliale.  — 
Eeal  schule. 


Isjum  (I  z  j  u  m ). 

Gouv.  Charkow,  recJit*  am  Sewerny  (zum 
Donez).  —  12  959  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph. —  Industrien :  Talg,  Wachs,  Woll- 
wäscherei. —  Realschule,  Mädchenprogym- 
nasium,   Bibliothek. 

Ismail. 

Südrußland,  Gouv.  Bessarabien,  Hafen  an 
der  Kiliamündmig  der  Donau.  —  33  607 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Donaudanipf- 
schiffsagentur.  —  Schiffalirt  und  Handel 
mit  Getreide,  Wolle,  Leder,  Talg,  Fischen, 
Kaviar  usw.  —  Grenzstation.  ■ —  Kon- 
sulate. —  Knaben-  und  Mädchenprogym- 
na.'jium.  —  Stadt  war  ehemals  tüi-kiscli. 
Seit  1774  Festung.  1788  und  1812  von 
den  Russen  erobert,  1856  an  die  Moldau, 
1878  an  Rußland  abgetreten. 

Jakiitsk. 

Ostsibirien,  Gouv.  Jakutsk,  links  aii  der 
Lena.  —  6534  Einw.  —  Post,  Telegraph. 

—  Mittelpunkt  des  Handels  von  Nord- 
sibirien, bedeutende  Messe  vom  1.  Juli  bis 
1.  August;  Handel  mit  Pelzwerk,  Vieh 
und  Lebensmitteln.  —  Getreide-  und  Salz- 
magazinc.  —  Theologisches  Seminar,  Real- 
schule, Knaben-  und  Mädchenprogym- 
nasium. 

Jalta. 

Südrußland,  Gouv.  Taurien,  Hafen  an  der 
Südküste  der  Insel  Krim.  —  13  269  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Dampferstation  nacli 
Odessa.  —  Weinbau.  —  Filiale  der  Rcichs- 
bank.  —  Knaben-  imd  Mädchengymnasium ; 
Handwerkerschule ;  Bibliothek.  —  Warmes 
Klima,  berühmter  Badeort,  mittlere  Jahres- 
wärme 12,55".  —  Nahebei  (3  km)  Schloß 
Livadia.  —  Trauben-,  Kumys-,  Kefir-  und 
Luftlairen.  —  Bis  1475  genuesische 
Kolonie. 

Jaransk. 

Ostrußland,    Gouv.     W'jatka,     rechts     am 
daran.  —  4824  Einw.  —   l'ost,  Telegraph. 
Handel   mit   Fellen,    Honig,    Wachs,    Lein- 
wand. 
Jaroshiwl. 

Im  zentralen  Großrußland,  Gouv.  Jaros- 
lawl.    am    Einfluß    des    Kotorost    in    die 


?AJ 


.Städte   Ge.samt-Rußlaiul.s 


346 


.Woln-a-  —  70  610  Einw.  —  Post,  Tele- 
n-rapli,  Kiseiibahn  (nach  Kostronia,  Moskau 
und  ßybüirik)-  ■ —  Dampferstatioii.  —  In- 
dustrien :  Leinwand,  Baumwolle.  Tal>ak.  — 
Handel  mit  Getreide.  —  Buchhandlungen. 

—  Keidishankfiliale.  —  Brigade-Kom- 
mando und  Kadetten-Korps.  —  Erzbischofs- 
Sitz,    theologisches    Seminar,    Gymnasiiun. 

—  ArcJiivkommission.  —  Prähistorische, 
ethnographische     und     Münz-Sammlungen. 

—  Bis  1471  Hauptstadt  eines  russischen 
Großfür-stentums,  1238  von  den  Tataren 
verbrannt. 

Jefremow. 

Zentralnißland,  Ciouv.  T\ila,  links  an  der 
Krassiwaja  Metücha.  —  9044  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Uslowaja-Jcletz).  — 
Bank.  —  Fabriken.  —  Handel  mit  Honig, 
Hanf,  Getreide  (Buchweizengrütze).  — 
Jalimräxkte.  —  Ackerbau,  Vieh-  und 
Bienenzucht.  —  Geistliche  Soluilc,  Kn;iben- 
und   Mädehcn-l'rogymnasium. 

Jogorit'W  (.1  e  g  o  r  j  e  w  s  k). 

Zeniralrußland,  Gouv.  Rjäsan,  südöstlich 
von  Moskau.  —  19  241  Einw.  —  Post, 
TelegTaph,  Eisenbahn  (nach  AVoskressensk). 

Jeisk. 

Russ.-Katika,-;ien,  Kubangebiet,  Hafen  am 
Asowschen  i\leer.  —  35  446  Einw.  —  Post, 
Telegraph.  —  "Wollwäschereien,  Gerbe- 
reien, Ziegelbrennereien,  Töpfereien.  — 
Handel  mit  Getreide,  Wolle,  Leinsamen 
und  Fischen.  —  Acker-,  Obst-  und  Weinbau. 

—  BaJiken,  Militär,  Gymnasium,  Real- 
schule, Mädcheng-ymna.sium.  —  Stadt  wurde 
1S4S    gegründet. 

Jckatorinburg. 

Ostnißland,  Gouv.  Pei-m,  am  Isset  und 
Ostabhane;  des  Ural  an  der  sogen.  Silbernen 
Hauptstraße.  —  55  488  Einw.  —  Post, 
Telegraph.  Eisenbahn  (nacli  Perm,  Tj innen 
und  Tscheljabinsk).  Die  Stadt  ist  ]\Iittel- 
punkt  des  uralschen  Berg-  und  Hütten- 
wesens, hat  ein  Oberbergamt,  eine  Berg- 
werkssehule  und  einen  Münzhof  für  Kupfer. 

—  Industrien:  Maschinenfabrik,  Amal- 
gamierwerk.  Eisen-  und  Kupfer-Schmelz- 
hütte, Steinsehleiferei  (.\rbeiten  in  Jaspis, 


if  ai'mor,  Porphyr  usw.  —  Goldwäschereien. 
• —  Ferner  F'lachsspinnerei.  Töpferei. Streich- 
holzfabrikation. —  Chemisches  Laborato- 
rium, Buchdruckereien.  —  Eeichsbank- 
filiale.    Sibirische    Handelsbank,    Kaufhof. 

—  Knaben-  und  Mädchen-Gymnasium  usw., 
Kujistgewerbc-schule,  Observatorium,  Mu- 
seum und  Bibliothek.  —  'Die  Stadt  wurde 
1723  als  I""estiing  gegen  die  Baschkifen 
gegründet. 

.Tekaterinenstadt. 

tiouv.  Somara,  links  an  der  \\'olga,  nahe 
Saratow,  deutsehc  Kolonie.  —  6077  Einw". 

—  Post,  Telegraph.  —  Handel  mit  Ge- 
treide, etwas  Industrie,  Anbau  von  Ge- 
treide und  Tabak. 

Jckaterinodar. 

Kaukasien,  Kubangebiet,  rechts  am 
Kuban,  in  einer  Sumpfniederung  gelegen. 

—  66  679  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Tischorjezkaja — Noworossijsk,  und 
nach  Kaukaskaja).  —  Sitz  des  Hetmaiis 
der  Aschernomorischen  Kosaken.  —  Reichs- 
bankfiliale. —  Lebhafter  Handel.  -  Aus- 
fuhr von  Mehl  und  Vieh.  —  AVein-  und 
Obstbau.  —  Knaben-  und  Mädchen-tJynr 
nasiuin.  Real-,  Stadt-  und  Gewerbeschule, 
Mädcheninstitut,  Historisches  Museum. 
meteorologische  Station.  —  Stadt  wurde 
1192    gegründet. 

Jfkaterinoslaw. 

Südnißlantl,  Gou^■.  Jekaterinoslaw,  recht.-j 
a^i  Dnjepr.  —  121  216  Einw.  -  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Dolinskaja — -Chaze- 
petowka  und  nach  Kaidaskaja).  —  Alilitäi'. 
Kommando.  —  Reichsbankfilialc.  -  Konsu- 
late. • —  Bedeutende  Industrie.  Tabak- 
fabriken, lOisen-  und  Stahlgießerei.  —  Aus- 
fuhr von  Getreide  und  Holz.  —  Bischofs- 
sitz, Priesterseminar,  Höhere  Bergschule, 
Knaben-  und  Mädchen-Gj-mnasium,  Real- 
schule, Gartenbau.  —  Musik-  und  Hand- 
arbeitsschulcn,  Bibliotheken  und  Hospi- 
täler. —  Die  Stadt  wurde  1783  von  Potem- 
kin  gegründet. 
Jclabuga. 

Ostrußland,  Gouv.  AVjatka,  rechts  am 
Kama.  —  9776  Einw.         Post,  Telegraplu 


347 


StiUltc   Gesanit-Rußlaiuls. 


348 


•Dampferstation.  —  Tuclifabrikation.  — 
Aiisfiüir  von  Getreide.  —  Geflügelzucht. 
Geistliche,  Real-,  Blinden-  und  Gewerbe 
schulen,    IMädchengymuMsium,     Ribliothek. 

Jeletz  (J  e  1  e  c). 

Zentralrußland,  Gouv.  Orel,  links  an  der 
Sosna.  —  37  -155  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
Eisenbahn  (nach  Astapowo — Moskau,  Orel 
— Srjäsi  und  nach  Uslowaja).  —  Industi'ien: 
Gerberei,  Seifensiederei,  Spitzenklöppelei 
(Fachschule).  —  Handel  mit  Getreide,  Mehl, 
Honig,  Wa^-hs  \md  Vieh.  — ■  Reichsbank- 
filiale. —  Knaben-  und  Mädchen-Gym 
nasium.  —  technische  und  Gartenbauschule. 

.Telisawetgrad. 

Südrußland,  Gouv.  Cherson,  Festimg-  links 
am  Ingul.  —  61841  Einw.    (Hälfte  Juden.) 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (naoh  Bir- 
sula  und  nach  Charkow).  —  Bedeutende 
Fabrüstadt.  —  Industrien:  Tabak,  Seife, 
Talglieh t.e,  Dampf mühlen.  —  Handel  mit 
AVoUe,  Getreide  und  A'ieh.  —  Acker-  rmd 
Gemüsebau.  —  Militärkommando.  — Reichs- 
bankfiliale. —  Geistliche,  Militär-  iind 
Realschule.  Knaben-  und  Mädchen-Gym- 
nasium, (!  Bibliotheken.  —  Stadt  wurde 
173-1  gegründet. 

Jolisawetpol. 

Transkaukavsien,  C!ouv.  Jelisawetpol,  am 
Gandratsehaj   (zui'   Kura),   441   m  Seehöhe. 

—  33  090  Einw.  (meist  Tataren  und  Arme- 
nier). • —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Tiflis 
— Batum).  —  Militärkommando,  Knaben- 
iind  Mädchen-Progymnasium,  Gewerbe-  und 
Stadtschule.  —  Industrien:  hauptsächlich 
Textilmanufaktur.  —  War  1712-172.') 
türk.  Festung,  wurde  1804  von  den  Russen 
erobert.  —  Mohamedanisehe  "\Vallfabrt.s- 
orte  in  der  Nähe. 

.Tenissoisk. 

Gstsibirien,  Ctouv.  Jenisseisk,  Hafen  und 
Fort,  links  am  .Jenissei.  —  lir)3i)  Einw. 
(meist    Großrus.sen).    —    Post,     Telegi-aph 

—  Handel  mit  Pclzwaren,  groLk;  Messe 
(August).  —  Reichsbankfiliale.  —  Fisch 
fang,  Ausfuhr  von  loschen,  Pelzwai-en, 
Leder,    Sprit.    ■ —    Kuab'u-    unil    Mädchen 


Gymnasium,  Bibliothek,  Museum,  meteoro- 
logische Station.  —  Stadt  wurde  1618  von 
Kosaken  gegründet.  —  Kälten  bis  zu  60" 
beobachtet. 

Jlirjew    (amtlicher    Name    seit     IS!);!,    früher 
D  0  r  p  a  t). 

Ostseeprovinzen,  Gouv.  Livland,  zu  beiden 
Seiten  des  schiffbaren  Embach.  —  42  421 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Petersburg  — Riga),  Dampfschiffahrt.  — 
Buchdruckerei,  Pianofortefabrik.  —  Handel 
mit  Landesprodukten  (jährlich  landwirt- 
schaftliche Ausstellung.  —  Univei'sität 
(;")  Faktiltäten),  5  deutschsprachliche  stu- 
dimtische  Korporationen.  Voterinärinstitui, 
(iynuiasium,  höhere  Privatlehranstalt, 
höhere  Mädchenschulen,  Lehrerseminar, 
Meteorolog.  Observatorium,  gelehrte  Ge- 
sellschaften usw.  —  2  km  nördlich  das  ^la- 
jorat  Ratshof  mit  der  bedeutendsten  balti- 
schen Gemälde-  luid  Skulpturen-Sammlung. 
Im  .fahre  1 030  als  .1  u  r  j  e  w  gegründet, 
bald  aber  von  den  E.sten  niedergebrannl. 
L)  0  r  p  a  t  wurde  im  13.  .Jahrhundert  ge- 
gründet. 1.358  von  den  Russen  erobert. 
1708  wtirde  die  Stadt  von  Grund  aus  zer- 
stört. 

Jusowka. 

Südrußland,  Gouv.  .lekaterinoslaw.  —  7000 
Einw.  —  Post,  Telegraph.        Kohlenwerke. 

Kainsk. 

Sibirien,   Gouv.   l\)msk,  rcclits   am   ()li.   au 
der  Mündung  der  Kamenka.  —  ,ö8.38  Einw. 
—   Post,  Teleg-raph,   Eisenbahn  (Sihirisclie 
Eisenbahn    —   Station    13   km   südlicli 
1059    Werst    von    TscheljabLnsk).  In- 

dustrien: Brennerei,  Bier-  und  Mctbraucr.'i. 
Gerberei,  Seifensiederei,  Oelmühlen.  — 
Pferdehaaidel.  —  Südwestlich  von  K. 
(21  km)  der  glaubersalz-  und  ])otta.sclu'- 
haltigc  Ustjanzewosee. 

Kalatsch. 

Zontralruljland.  Ciouv.  Wordnesch.  .an  der 
Mündung  der  Tolutschejcwa  in  die  Pod- 
gorn.aja  (zum  Don).  -  15  476  Einw.  - 
Post,    Telegraph,    Eiseubahn.    —    Gerberei. 


349 


Städte   Gesamt-Kußlaiuls 


350 


—  Bedeutende  Märkte  (Vieh).  —  Aiiliau  von 
Melonen,    Kürbis,   Sonnenblumen,    (iurken. 

Kalatsch    (K  a  1  a  1  s  c  h  o  w  s  k  a  j  a). 

Südiiißland,  Dongebiet,  links  am  Don.  — 
3469  Einw.  —  Post.  —  Hauptanlegeplatz 
der  Donschiffe.  ■ —  Fischerei.  —  Bedeuten- 
der Handel  mit  Getreide,  Leinen,  Talg, 
Fischen  und  Bastmatten. 

Kalisz. 

"Wcstrußlaud,  Gouv.  Kaiisch,  an  di'ei 
Armen  der  Prosna,  6  km  von  der  preuß. 
Grenze.  —  21  680  Einw.  —  Post,  Telegraph. 

—  Industrien:  Zucker,  Tabak,  Tuch,  Band 
und  Wollwaren,  Bier-  und  Metbrauereien. — 
Köm.  katli.  Bischofssitz.  —  Grenzwache, 
i\Iilitärkomma.ndo.  —  Eeiclisbankfiliale.  — 
Seminar,  Ivnaben-  imd  Mädchengymnasium, 
Realschule.  —  Die  sehr  alte  Stadt  wurde 
1108  von  Boleslaw  III..  1655  und  1706  von 
den  Schweden  erobert. 

Kaljasin. 

Zentralrußland,  Gouv.  Twer,  rccht-s  an  der 
Wolga.  —  5497  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Dampferetation.  —  Spitzenklöppelei  (800 
Arbciteriimen),  Fabrikation  von  Kraftmehl, 
Schaufeln,   Seife,   Oel.   —   Waisenhaus. 

Kuluga. 

Zentralmißland,  Gouv.  Kaluga,  links  an  der 
Oka  und  an  der  Jatschenka.  —  49  728 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Wjasma — Batraki),  Dampferstation.  —  In- 
dustrien :  Zucker,  Vitriol,  Tuch,  Baumwoll- 
waren, Hüte,  Oel,  Papier tapeten,  Seifei, 
CJcwehre,  Lcder,  Drechslei-ei,  Töpferei, 
Eisengießerei,  Borstenindustrie,  Pelzwerk, 
Seilerwaren.  —  lieichsbankfiliale.  —  Leb- 
hafter Handel.  —  Ausfuhr  von  Hanf,  Leder 
und  Holz.  —  Artillerie-Arsenal.  — 
Bischofssitz,  Priester-  und  Knaben-Seminar, 
Knaben-  und  Mädchengymnasium,  Real- 
und  jMsenbahnschule,  di'ei  Bibliotheken, 
historisches  Museum,  Theattn'. 

Kalwarija. 

Rtiss. -Polen,  (Jouv.  Suwalki,  an  der  Sche- 
schupa    (zum    Njemen).     —    8420    Einw. 
(7io  Israeliten).  —  Textilindustrie,  I^eder- 
,        fabrikation,   Torfgewinnung. 


Kamenez-Podolsk. 

Westrußland.  Gouv.  Podolicn,  auf  einer 
vom  Smotrit-sch  (zum  Dnjestr)  gebildeten 
Felshalbinsel.  —  34  483  Einw.  (Hälfte 
Juden).  —  Post,  Telegraph.  —  Industrien: 
Tabak,  Watte,  Brauerei.  —  Bedeutender 
Handel.  —  Reichsbankfiliale.  —  Garnison. 

—  Bischofssitz,  Priester-  und  Ivnaben- 
seminar,  Knaben-  und  ^lädchengymnasium, 
Blindenanstalt,  Altertumsmuseum,  &aii- 
kenhaus.  —  Soolquelle.  —  Früher  starke 
Festung;  seit  1795  russisch. 

Kamenskaja. 

Südrußland,  Dongebiet,  rechts  am  Sewcr- 
nyj-Donez.  —  26  111  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Koslew — Bostowl.  ^ 
Gerberei,  Talgsiederei.  —  \'iehliandel.  — 
Sitz  der  Zivilbehorden  des  Donez-Gebiets. 

—  Kreisschule. 

Kamyschiu. 

Zentralrußland.  Gouv.  Saratow,  an  der 
Mündung  des  Kamischenka  in  die  Wolga, 

—  16  625  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Saratow — Uralsk).  ■ —  Dampfer- 
Station.  —  Talg-  und  Seifensiederei,  Kalk- 
brennerei, Gerberei.  - —  Getreideausfuhr, 
Salzmagazine, Gartenbau  (besonders  AA'asser- 
melonen).  —  Realschule.  —  Stadt  wurde 
1668  gegründet.  —  Im  Kreise  Kamyschiu 
50  deutsclie  Kolonien  mit  150  000  Deutschen. 

Kamyschlow. 

Ostrußland,  (iouv.  Perm,  an  der  Mündung 
der  Kamyschlowka  in  die  Syschma,  — 
8064  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Jekatarinburg  —  Tjumen).  —  Gerberei. 
Talgsiederei.  —  Getreideausfuhr.  —  Geist 
liehe  Schule,  Mädchenprogj'mnasium,  Kreis- 
schule. —  In  der  Nähe  mehrere  Berg-werke, 
wovon  das  bedeutendste  das  Kaminskisehc 
mit  Steinkohlen-  und  Eisenerzgi-uben  Tind 
einer  Kanouengic ßerei .  Ferner  die  Obuchow- 
schcn  Schwefel-,  Salz-,  Eisenquellen  (Bäder). 

Kanew  (K  a  n  j  o  w). 

Gouv.  Kiew,  rechts  am  Dnjei)r.  —  8892 
Einw.  — •  Post,  Telegraph,  Eisenbalin, 
Dampferstation.  -  -  N'iele  industrielle 
Etablissements,       (Ibanntwcinbrennereien, 


Städte  Gesamt-Rußlands. 


352 


Zucker-  uuJ  Tuchfabriken).  —  Ausfuhr  von 
Holz,  C!ctreidc. 

Kausk. 

Sibirien,  Gouv.  Jenisseisk,  links  am  Kaai, 
östlich  von  Ivrasnojarsk.  —  7504  Einw.  — 
Post,  Telegi'aph,  EisenbaJui  (sibirische 
Hauptlinie).  —  Gerberei,  Tal^iederei.  — 
Ackerbau,  ^'iehzucht.  —  Lebhafter  Pelz- 
handel. Bedeutende  Märkte.  —  In  der  Nähe 
Bero^verke  und  die  große  Salzsiederei 
Troitzk. 

Karatschew. 

Ostiiißland,  Gouv.  Orel,  an  der  Snesheta 
(Zufluß  des  Dnjepr).  —  15  605  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Oi-el — 
"Witebsk).  —  Oelmühlen,  Ziegeleien,  Seile- 
reien. —  Handel  mit  Tauen,  Mohn,  Gaim. 

—  Hanfbau.  —  Kjiaben-  und  Mädchen- 
pix)gymnasium,    Lehrerseminar. 

Kargopol. 

Xordrußland,  Gouv.  Olonctz,  links  an  der 
Oncga.  —  2952  Einw.  —  Post,  Telegraph. 

—  Kiirschnerei,  Bierbrauerei.  —  Wichtiger 
Markt.   —   Geistliche  Schule. 

Kars. 

Transkaukasien,  Prov.  Kars.  Festung, 
rechts  am  Karstschai  in  1 740  m  Seehöhe.  — 
20  891  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Tiflis — Kajs).  —  Indusü-ien: 
"Wollene  Zeuge,  Filze,  Teppiche.  —  Handel 
mit  Getreide,  Salz  usw.  —  Bedeutender 
Transithandel.    —    Garnison,    Bischofssitz. 

—  War  schon  im  9.  Jahrhundert  Festung-, 
wurde  nacheinander  persisch,  armeniseli, 
seldschukisch,  zuletzt  tiu-ldscJi.  1877  an 
llußland  a})gctretcn  und  von  diesem  neu 
befestigt. 

Kasalinsk   (K  a  z  a  1  i  n  s  k). 

Zentralasien,  Syr-Darja-Gebiet,  i'echts  am 
Syr-Darja.  —  7600  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbalin  (10  km  östlich).  —  Acker- 
bau.  —   1854   als   Fort  gegründet. 

Kasan. 

Ostrußlaud,  Gouv.  Kasan,  an  der  Kasanka, 
6V2  km  von  der  Wolga.  —  131  508  Einw. 

—  Post,  ToIegTaph,  Eisenbahn,  Dampfer- 
station (nach  Ejäsan  und  nach  Ponsa).  — 


Lidustrien ;  Seife,  Leder,  Fett,  Lichter, 
Pelzwaren,  Pulver  und  Schiffsbau.  — 
Keichsbankfiliale.  —  Handelskammer.  — 
Erzbistum.  —  Brigade-Kommiuido.  —  Uni- 
vei-sität  (speziell  asiatische  Sprachen).  — 
Xiimism.,  histor.  -  ethnograph.  Museum, 
botan.  Garten,  geistl.  Akademie,  \'eterinär- 
institut  mit  P'eldschei-schule,  14  höliere 
Schulen  (darunter  geistl.  Seminar,  5  Gym- 
nasien, Infanterie  -  Junkerschule,  Lehr- 
institut, 7  gelelirte  Gesellschaften,  städt. 
Museum.  2  Theater.  —  1437  gegi-ündet, 
1469  und  1552  von  den  Russen  erobert.  — 
Im  Stadtgebiet  einige  Seen  und  Naturpark 
(russ.  Schweiz).  —  In  der  Nähe  (7  km) 
landwirtschaftliche  Lehranstalt. 
Kasatin. 

Kleinrußland,  Gouv.  Kiew.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (wichtiger  Verbindungs- 
punkt der  Linien  Kiew — Shmerinka,  nach 
Berditschew — Brest  und  nach  Uman). 

Kaschiu  (Kasin). 

Zentralrußland,  Cjouv.  Twer,  rechts  an  der 
Kaschinka  (zur  Wolga).  —  7468  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Sawe- 
lino).  —  Industrien:  Stärke,  Schminke.  — 
Wichtiger  Maikt  landwirtschaftlicher  Pro- 
dukte usw.  — '  Hausindustrie. 

Kaschira  (K  a  s  i  r  a). 

Zentralrußland,  Gouv.  Tula,  rechts  an  der 
Oka.  —  4036  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Moskau — Astopowo — Jelez  imd 
nach  AVenew).  —  Industrien :  Gerberei, 
Wachsbleiche. 

Kassimow. 

Zentralrußland,  tSouv.  Kjäsan.  links  an  der 
Oka.  —  13  545  Einw.  -  Post,  TelcgTaph, 
üampfcrstation.  —  Lidustrien:  Gerberei, 
Töpfei-ei,  Seilerei,  Schuhwaren,  Glocken- 
gießerei. —  Pelzhandel.  — •  ICnaben-  und 
Mädchenprogynuiasium. 
Kjachta. 

Sibirien,  Transbaikalien,  an  der  Kjachta 
(zur  Seleuga),  von  der  chinesischen  Stadt 
Maimatschin  niu"  durcn  einen  offenen  Raum 
von  600  m  getrennt.  —  4290  Eijiw.  (mit 
Ulst-Kjachta).  —  Post,  Telegraph.  — 
Früher     bedeutender     Tauschhandel,     1)c- 


353 


Städte   Gesamt-Rußlands. 


354 


sonders  in  Tee,  seit  Fix'igabe  des  See\vog-;>s 
für  die  Tee -Einfuhr  aber  sehr  zurück- 
gegangen. —  Sonstige  Haupteinfuhr- 
axtikel :  Seidenwaren,  Yieh.  —  Hauptaus- 
aus fiihrartikel  :  Tuch,  ßaumwoUwaren. 
Pelze,  Leder.  —  Im  Dezember  große  Messe. 
von  durchschnittlieh  20  000  Händlern  be- 
sucht. —  Bank.  —  Real-,  Mädchenprogym- 
nasium, Gewerbeschule,  Museum,  Jüb- 
liothek. 

Kertsch. 

SüdrußlanJ,  C!ouv.  Taurien,  auf  der  üsl- 
spit^e  der  Halbinsel  Krim,  an  der  Stj'aße 
von  Kertsch  oder  Jenikale  gelegen,  die  vom 
Schwarzen   zum    Asowschcn    Meere    führt. 

—  43  726  Einw.  (inkl.  Garnison  der  nahen 
Festung).  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(nach  Wladislawowka  und  der  4  km  enl- 
fernten  Festung),  Dampferstation  (3  Linien, 
darunter  1  deutsche).  —  Industrien:  Leder, 
Tabak,  Zement,  Seife,  Schiffszwieback, 
Dlampfmühlen.  —  Handel  mit  "Weizen, 
Mehl,  Wein,  Opl,  Fischen  (Heringe),  Ka.viar. 

—  Bankfiliale,  Konsulate.  —  Knaben-  und 
Mädchengynmasium,  Gewerbeschule,  Fräu- 
leinstift. —  Altx^rtümer-Museiun.  —  13  km 
nordwestlich  der  Tschokraskoje  Salzsee 
(Schlammbäder);  ',)  km  nördl.  ein  Schlamm- 
vulkan. —  Alte  Stadt,  im  ]\Iittelalter  ge- 
nuesisch und   türkisch,   seit    1771   russisch. 

Kiew  (K  i  j  e  w). 

Kleinrußland,  (!üuv.  Kiew,  rechts  am 
iDnjepr.  —  247  432  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (naoh  Shmerinka,  Kursk, 
Pristan  und  Moskau),  D'ampferstation.  — 
Industrien:  Zucker,  Maschinen,  Tabak, 
Mehl,  Bier-  und  Metbrauerei,  Nudeln,  Leb- 
kuchen, Chemikalien,  Metallwaren,  Kon- 
serven, Mineralwässer,  CJewehrfabrik.  — 
Großer  Februarmarkt.  —  Konsulate,  Bank- 
institute, Börse,  Buchhandel.  —  T'niversi 
tat,  Sternwart,e,  Technische  Hochschule. 
Botanischer  Ciarten,  Museen,  '^Phcol.  Semi 
nar,    Militärschule,   Arsenal,   Bibliotheken. 

—  Je  5  Knaben-  und  Mädchengj-mnasien, 
ReaJ-  imd  Handwerkerschulen,  Mililär- 
und  Musikschulen,  Gelehrte  Gesellsehaflcn. 
Theater.   —  Kiew   war  schon    im    !).   .I;ihr- 


hundert  wichtige  Handelsstadt.  Seit  1322 
littauisch,  seit   1668  russisch. 

Kimry  (K  i  m  r  a>. 

Gou\-.  Twer,  an  der  AVolga.  —  6028  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Dampferstation.  — 
Zentrum  der  Schuhwarenindustrie  des 
Ivi'eises. 

Kineschima  (K  i  n  e  s  c  h  m  a). 

Gou\-.  Koslroma,  rechts  an  der  AA'olgi,  ;ui 
der  Mündung  des  Kineschemka  und  Ki- 
sacha.  —  7564  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
Eisenbahn  (nach  Nowki).  —  .üampfer- 
station.  —  Industrien:  Leinen  -und  Tiscli- 
zeugweberei,  Stärkemehl-  und  Papierfabri- 
kation,  "Wachstuch,  Leder,  Baumwoll-  und 
Pelzwaren.  —  Handel  mit  Leinwand,  Teer. 
Salz-  und  Getreide. 

Kjelce  (Kielce). 

Eussiseh-Polen,  (touv.  Kjclcc.  —  23 189 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Iwan- 
gorod — -Dombrowa).  —  Industrie:  Eisen, 
Zucker.  —  Keichsbankfiliale.  — ■  CJarnison, 
Bistum,  Prie-sterseminar,  Clymnasium,  Mäd- 
chcmprogymnasium.  ■ —  In  der  Nähe  Berg- 
bau imi  Eisen,  Kupfer  und  Blei.  N;ihelH'i 
auch  da-s  Bad  Busko  mit  Schwefel  uiul 
Salzquellen. 

Kirsauow. 

Zcntralrußland.  Gouv.  Tanibow,  rechts  von 
der   "Worona  (zum    Don).   —   10  67G   Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Koslow- 
Saratow).    —    Industrien:      Wachskerzen. 
Talg,  Seife,  Wollwäscherei,  Eisengießerei, 
Mühlenindustrie. 

Kischiiicw. 

Südrußland,  Gouv.  Bessarabien,  am  Byk. 
auf  .">  Hügeln  gebaut.  —  125  787  Einw. 
i'ost,  Telegi-aph,  Eisenbahn  (Bendeiy-- 
Ungeni).  —  Industrien:  Gerberei,  Baum- 
wollwaren, Tabak,  Mühlen.  —  Handel  mit 
^^"eizen,  Leinsamen.  Tabak.  —  Anbau  von 
\\'e.in,  Obst  und  Tabaiv,  GemtLse,  Sciden- 
und  I3icnenzucht.  —  Garnison,  Konsulate. 
Ijrzbistmn.  —  Geistl.  Seminar,  3  Gym- 
nasien (1  für  Mädchen),  Real-,  Gewerbe-. 
Feldscher-  und  Gartenbauschule.  —  Ein- 
wohner  meist  Rumänen    und   Juden. 


355 


Städte    Gesamt-Kiil'.laiids 


■)6 


Klin. 

Zentralrußland,  Gouv.  Moskau,  rechls  an 
der    Scstra    (zur    Wolga).    —    5057    Lnivv. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Peters- 
burg— Moskau).  —  Industrien :  Eisen- 
gießerei, Baumwollspinnerei,  Gerberei,  Glas- 
fabrikation (hauptsächlich),  Anfertigung 
kleiner  Spiegel.   —  Kveishospital. 

Kliniowitsi'hi. 

Westrußland,  Güu\-.  Mohilew,  links  am 
Sosch  (zäun  (Üiijepr ).  —  4706  Einw.  —  Post, 
Telegraph.    —   Gerberei.    —   Viele   Juden. 

Ivlinzy. 

Kleinrußland,  CJouv.  Tscheruigow,  rechts 
an  der  Turosna  (Zufluß  des  Dnjepr).  — 
11 625  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Brest — Briansk).  —  Bedeutende 
Fabrikation  von  Tuch  und  wollenen 
Strümpfen;  Töpferwerkstätten,  Pelzwa.ren. 
Leinenweberei  usw. 

Kobrin. 

WestruBland,  (.iouv.  Grodno,  links  am 
Muchowez    (zum    Bug).    —    10  365    Einw. 

—  Post,  Telegi-aph,  Eisenbahn  (Shabinka — 
Luninez).  —  Industi-ien:  Tabak,  Lichter. 
Mühlen,    Bierbrauerei.     —    Garnison. 

Ivokand. 

Kuss.-Zentrala.sien,  (Jouv.  Turkestan,  Prow 
Ferghana  (an  einem  Arm  des  Sokh,  18  km 
vom  Syr-Darja,  393  m  Seehöhe.  —  82  054 
iJinw.  — •  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Sa- 
markand — Andischan).  —  Industrien  :  Pa- 
pier- und  Lederfabrikation.  —  Ausfuhr  von 
Baumwolle,  Wolle  und  Seide.  —  Baum- 
woll-  und  Seidenbau.  Fnu-litgärten.  — 
Keichsbankfiliale.  —  Früher  llauptort  des 
gleichnamigen    Khanats. 

Kolo. 

Buss. -Polen.  (.jüu\-.  Kalisz,  links  au  der 
AVarthe.  —  9359  Einw.  —  Post,  Telegraph. 

—  Baumwoll-,  Porzellan-  und  Fayence 
Fabriken.    —   Handelsschule,   Greisenheim. 

Koloinna. 

Zentralruüland,  Gouv.  Moskau,  rechts  an 
der  Moskwa,  2  km  von  der  Mündung  in 
die   Oka.   —  20  970   Rinw.    —   Post.  Tele- 


graph, Eisenbahn  (Wokrcssensk  —  Golut- 
win).  —  Industrien:  Tabak,  Seiden-,  Halb- 
seiden-, Tuch-  und  Ijeinwandweberei.  — 
Seidengarn,  Seife,  Malzexti-akt.  Wachs- 
kerzen, Gerberei,  Jilaschinen-  und  Stärke- 
fabrikation. —  Handel  mit  Vieh,  Fleisch, 
Seife,  Hanf  usw.  Nahebei  Ei.sen-,  Kupfer- 
und  mechanische  Werke  (Bau  von  Loko- 
motiven, Lokomobilen,  Waggons,  Dampf- 
schiffen iisw.).  —  Gymnasien,  Mädchen- 
progyninasium,  Fäbrikschule,  technische 
Bibliothek.    —  Hospital. 

Koniu. 

Russ. -Polen.  Gouv.  Kalisz.  links  au  der 
Warthe.  —  8528  Einw.  —  Post,  Telegraph. 

—  Industrien:  Tucliweberei,  Watte-  und 
Zichorien-Fabrikation,  ^laschinen,  Zement, 
Essig.    —    Einwohner    zur   Hälfte    .Juden. 

Konotop. 

Kleinrußland,  Cronv.  TschernigK)w,  links  an 
der  Jesutscha.  (zum  Dnjepr).  —  19  404 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kiew 
— Woronesch).  —  Industrien :  Bier-  und 
Metbrauerei,  Ziegel  und  Kerzen.  —  Tech- 
nische Eisenbahnschule. 

Konsk. 

Russ. -Polen,  C!ouv.  Radom.  —  8235  Einw. 
(70  "o  .luden).  —  Post,  TelegTaph,  Eisen- 
bahn (Koljveschki — Ostrowez).  —  Fabrik 
für  Eisen-,  Kupferwaren  iind  Wagen.  — 
Ausfuhr    von   Eisen    und    Geti'cide. 

Korotojak. 

Zentralrußland,  Gouv.  AA'oronesch,  reclit.s 
am  Don.  —  9391  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph,   EisenbaJin  (Charkow — Balaschow). 

—  Oelfabrikation.  —  Handel  mit  Seiden- 
und   Baumwolhvaren. 

Koselsk. 

Zentralrußland,  (miu\-.  K'aluga.,  an  der  Mün- 
dung der  Dagunka  in  die  Shisdra  (zur 
Oka).  —  5890  Einw.  —  Post,  Telegi\aph, 
EisenbaJin,  Flußhafen.  —  Fabrikation  von 
Segeltuch.  —  Ausfulir  \  on  l'auhülz,  Hanf, 
Oel. 

Koslow. 

Zenlralriil.'daiul,  (!ouv.  Tanihow,  rechts  ain 
Ljesnoj-AA'oronesch    (zum    Don).    —    40  347 


Städte   Gesamt-Raßlands. 


358 


Eimv.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nacli 
Rostow,  Saratow  und  Ejäsan).  —  Indu- 
strien :  Branntwein,  Leder,  Bier,  bedeutende 
Seifensiederei.  —  Sohlachtvieh-  und  Ge- 
treideliajidel.  —  Eeichsbankfiliale.  — 
-^lädchenprogymnasium,  Handelss<'hu]e.  — 
Eisenbahnspital. 

Kosmodemjausk. 

Zentralnißland,  Gouv.  Kasan,  rechts  an 
der  Wolg-a.  —  9690  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph. Dampferstation.  —  Tischlereien, 
große  Arbeiterartcls.  —  Ausfuhr  von  Holz. 
Holzwaren,  Teer.  ■ —  Progymnasium. 
Kostroma. 

Zentralrußland,  Gouv.  Kostroma,  an  der 
Mündiuig  der  schiffbaren  Kostroma  in  die 
AVolo-a.  —  41  268  Einw.  -^  Post,  Telegraph, 
I'isenbahn  (nach  Javoslaw),  Dampferstataon 
und  Dampffährc.  —  Industrien :  3  große 
Baumwoll-  u.  Garnspinnereien,  Maschinen, 
Leder  (Juchten),  Leinwand,  Segeltuch, 
Baumwollwai-en,   Siegellack,   Metallwaren. 

—  Schiffsbau.  —  Salz-  und  Produkten- 
handel (Flachs  usw.).  —  Bischofsitz.  — 
Höhere  L'ntorrichlsaJistalten.  —  Bibliothek, 
^luseum,   Theater. 

Kdtelnitsch. 

Ostrußland,  Gouv.  Wjatka,  rechts  an  der 
Wjatka.  —  4236  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
--  Handel,  Alexejewscher  Jahnnarkt.  — 
Ackerbau.  —  Reichsbankfiliale.  — 
Mädchenprogymnasium.  Bibliothek. 
KoweL 

AVestrußland,  Gouv.  AV'olhynien,  links  an 
der  Turija  (zum  Pripet).  —  17  304  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Mla- 
v.-a  und  Kasatin — Brest).  —  Ackerba.u.  — 
(Garnison,    Brigade-Kommaudo. 

Kowno. 

"Westriißland,  Gouv.  Kowno,  an  der  Mün- 
dung der  Wilia  in  den   Kjemen,  Festung. 

—  73  543  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Eydtkuhnen  —  Wilna),  IJiampfer- 
station.  —  Viele  Fabriken  (IDraht-  und 
Nägel).  —  Wichtiger  Handelsplati::  Ge- 
treide, Flachs,  Leinsamen,  Lumi>en,  Holz, 
Salz  (meist  in  jüdischen  Händen).  —  Schiff- 


falirt.  —  Reichsbankfiliale.  —  Konsulate, 
Bischofsitz,  Priester-Seminar,  Brigade-Kom- 
mando, Knaben-  irnd  Mädchengj-mnasium, 
Theater.  —  1384/98  deutsclie  Ordensburg. 
1655   von   Zar  Alexei   verbrannt. 

Kowrow. 

Zentralrußland,  Gouv.  ^^^ladiIQir,  reell ts  an 
der  Kljasma  (zm-  Wolga).  —  14  570  Einw. 
— ■  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Moskau — 
Xishnij-Xowgorod  und  nach  Turzewol.  — 
Baumwollindustrie,  Maschinen-  u.  Wag-g-on- 
fabriken.  —  Ausfulir  von  Getreide,  Bast, 
Holzwai'cn,    Fischen,    Salz. 

Krasuij-Jar  (Krasnojar). 

Ostrußland,  Gouv.  Astrachan,  am  Busa.n 
(Wolgadelta.).  —  4684  Eiiiw.  —  Post.  — 
Robben-,  Fischfang. 

Krasnojarsk. 

Sibirien,  Gouv.  Jenisseisk,  F<)rt,  linlvs  am 
Jenissei,  an  der  Mündung  der  Katscha  und 
am    Fuß    des   Atfontow,    278    m    Seehöhe. 

—  26  600  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Station  der  Großen  Sibirischen 
Eisenbahn),  Diampferstation.  —  Industrien: 
Eisen-  und  Glockengießerei,  mechajiische 
AVerkstättcn,  Fabrik  von  Leder,  Seife, 
Lichten  usw.  —  Eisenbahndepot  und  -Werk- 
stätten. —  Reichsbankfiliale.  —  Geistl. 
Seminar,  Knaben-  und  ^lädchengynuiasium, 
Lehrerseminar,  technische  Eisenbalmschulc 
usw.,  Museum  mit  Bibliothek.  —  Fort 
1628,  Gouvernementshauptstadt  1S22.  — 
Kohlengruben. 

Krasnokutsk. 

Kleinraßland,  C!ouv.  Clharkow,  rechts  am 
}iIcrlo.  —  6729  Einw.  —  Post.  —  Wichtiger 
Stapelplatz  für  Wolle. 

Krasnoslobodsk. 

Zentralnißland,  Gouv.  Pcnsa,  links  an  der 
Mukscha  (zui-  Oka).  —  7378  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Justra- 
v,ino  und  Koslow — Saratow).  ■ —  Kreis- 
hospital. 

Krasno-Ufimsk. 

Ostrußland,  CJouv.  Perm,  i-echts  an  der 
Ufa  (ziu-  Wolga).  —  6427  Einw.  —  Post. 

—  Phosphorfabrik,     Eisen-    und    Kupfer- 


359 


Städte  Gesamt-Rußlaiids 


360 


ber^'erke.  —  Bienonzucht.  —  Mädohen- 
gvirmashini,  mittlei'e  Industrie  und  Land- 
Avirtschaftsschiile,  StadtbibliotJiek. 

Krasnowodsk. 

Russ.-Zcntralasien,  Gen.-Gouv.  Turkestan, 
Pix)v.  Transkaspien,  am  Nordufer  der 
gleichnamigen  Bucht  des  Kaspischen 
Meeres.  —  6359  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
Eisenbahn  (nach  Samarkand),  Dampfer- 
station. —  Festung.  —  Salzfelder.  —  Aus- 
fuhr von  Petroleum,  Schwefel,  Salz,  tur- 
kestanischcr  Baumwolle.  —  Stadt  1869  ge- 
gründet. 

Kremeuetz. 

AVcstrußland,  Gouv.  AVolhynien,  rechts  von 
der  Ikwa,  405  m  Seehöhe.  —  17  618  Einw. 
—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Kame- 
uitza).  —  Mehrere  Fabriken.  —  Handel, 
besonders  mit  Getreide.  —  Geist  1.  iind 
Lehrerseminar,    Lyceum. 

Krementschug. 

Kleinrußlund,  Gouv.  Poltawa,  am  Einfluß 
des  Kagamlik  in  den  Dnjepr.  —  58  648 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Jelissawctgrad — Charkow  und  nach 
Romny),  Flußhafen.  —  Fabrikation  von 
Leder,  Talg,  Lichte,  Seife,  Tabak,  land- 
wirtschaftliche Maschinen  und  "Wag-en. 
Femer :  Bierbrauerei  tind  Dampfsäge- 
mühlen. —  Banken.  —  Bedeutender  Handel 
mit  Holz,  Tabak,  Salz  usw.  —  Jährlich 
gi-oßer  Wollmarkt.  —  Fischfang.  —  Reichs- 
bankfiliale. —  Garnison,  Arsenal.  —  Mäd- 
chengymnasium,  Real-  und  techn.  Eisen- 
bahnschule, Theater,  sechs  Krankenhäuser. 

Krolcwetz. 

Klcinrußland,  Gouv.  Tschernijow.  --  10  375 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
( Konotoj) — Pirogowku).  —  S:hif  fswerften, 
Maschinenfabriken,  Zieg'eleien.  —  Kon- 
sulate.   —   Mädchenpi-ogymnasium. 

Kronstadt. 

Russ.  Ostseeprovinze.n,  tiouv.  St.  Peters- 
burg, auf  der  Liscl  Kotlin  im  Osten  des 
Filmischen  Mccrl>iiscns  (vor  der  Newa- 
münduag),  drei  Häfen.  —  59  539  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  —  Festung  und  größter 


Kriegshafen,  ^Marinekommando,  Arsenale. 
Maschinenfabriken,  Stückgießerei,  Schiffs- 
werften, Docks.  —  Konsulate,  Zollamt, 
Banken,  Kaufhof,  bedeutender  Handel.  — 
Marineiagenieur-,  Steuermanns-  und  Ma- 
trosenschule. —  Ivnaben-  und  Mädchen- 
gymnasium.  —  Feldscherschule,  Marine- 
hospital. 

Kuba. 

Transkaukasien,  Gouv.  Baku,  an  der 
Kubinka  (Kudialtschai).   —   15  346  Einw. 

—  Post,  Telegraph.  —  Industrien :  Seiden- 
zeu^e  und  bimte  Teppiche,  Ziegel-  und 
Kalkbrennerei,  Gerberei.  —  Im  Distrikt 
Anbau  von  Früchten,  Krapp,  Tabak,  Wein. 

—  Seidenzucht.  —  Eisen-  imd  ßleiminen. 

—  Gartenbauschule.  —  Fruchtbare,  aber 
ungesunde  Gegend.  —  Die  Russen  haben 
daher  15  km  westlich  die  Stadt  Keu-Kuba 
a.^gelegt,  wohin  A-iele  Einwohner  der  alten 
Stadt  übersiedelten. 

Kuiigur. 

Ostntßland,  Gouv.  Perm,  am  Zusammen- 
fluß von  Iren  und  Silva.  —  14  324  Einw. 

—  Post,  Telegraph.  —  Industrien:  Eisen- 
vi-erke,  Seifensie<:ierci,  Gerberei.  —  Korn- 
liandel,  Schuhwaren.  —  Handel,  hauptsäch- 
lich mit  Leder-,  Schuh-  und  Eisenwaren.  • — 
Mädchenprogj'innasiiim,  Technische  Schule. 

—  In   der   Nähe   die   große   Kungurhöhlo. 

Kuopio. 

Finnland,  Gouv.  Kuopio,  auf  einer  Halb- 
insel des  KoUavesisees.  —  14  864  Einw. 
(1907).  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(nach  AViborg),  Dampferstation.  • —  Aus- 
fuhr von  Holzwaren,  Meiereiprodukten.  — 
Bischofssitz,  klass.  Lyceum,  höhere 
Töcht/Ci-schule. 

Kupjauäk  (K  u  p  e  n  s  k). 

Kleinrußland,  Gouv.  Charkow,  rechts  am 
Oskol  (zum  Donez).  —  7797  Einw.  -  -  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Charkow — Bala- 
schow  und  nach  Swerejewo).  —  Kreishand- 
werkerschule.  —   Hospital. 

Kurgaii. 

Westsibirien,  Ciouv.  Tobolsk,  links  am 
Tobol.  —  10  579  Einw.  —  Post,  Telegraph, 


361 


Städte   üesamt-Uußlands 


i62 


Station  der  Sibirischen  Bahn  (241  Werst 
von  Tsfheljabinsk).  —  Müllerei,  Brannt- 
weinbrennerei. —  Bedeutender  Handel  mit 
Talg,  Butter,  Fleisch.  CJetreide  usw.  — 
Mädchenprog-ynuiasiiim,    l''orstsehule. 

Die  Ausfuhr  von  Schweinefleisch  betrug 
1009  u.   a.  über  5  Millionen  Schinken. 

Kursk. 

Zcntrulriißland.  CIoun'.  Kiu-sk,  an  der  Kura 
■und  dem  Tiiskar  (zum  Dnjeprj.  —  52  8'J() 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nacli 
Moskau,  Sebastopol,  Kiew  und  Woronesch). 

—  Industrien:  Tabak,  Seife,  Lichte,  Talg, 
Gerberei,  Branntweinbreimerei.  —  Bedeu- 
tender Handel.  —  Banken.  —  In  der  Nähe 
viel  Gartenbau  (besonders  Melonen).  — 
Garnison,  Observatorium,  drei  Museen, 
nietereologische  Station.  —  Ivnaben-  und 
Mädchengynuiasien,  Realschule.  —  Feld- 
messei"-  und  Feldscherschiile. 

Kutziieck   (Kusnetzk). 

üstnißland,     Goiiv.     Saratow.     —     20  555 
Einw.     —     Post,     '^relegraph,     Eisenbahn 
(Pensa — Samara).  —  Gerbereiindustric. 
Handel  mit  Leder,  Holz.  Feit.  Schafsfellen, 
."Wolle  usw. 

Ivutais. 

Transkaukasicn,  tiou\.  Kiilais.  beiderseits 
am  Rion,  203  m  Scehohc.  —  32  492  Einw. 

—  Post,  TelegTaph,  Eisenbahn  (Rion-  - 
Tkwibali).  —  Fabrikation  von  Hüten.  — ■ 
Große  I\Iärkte  für  CJetreide,  Vieh,  Wein, 
Seide  usw.  —  Plrzbistum,  Geisil.  Seminar, 
Gymnasien  u.  Realschule,  Landwirtschaft- 
liche Schule,  Irrenanstalt.  — ■  Alte  Stadt. 
Seit  1G92  türkisch,  seit  ISIO  russisch. 

Kutno. 

Rui^s-Polen,  Gouv.  Warschau,  links  an  der 
Oclinja  (zur  Weichsel).  —  11  213  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  Kisenbahn  (Skierniewicc — 
Alexandrowo).  —   Fabriken  (Ziuker  usw.). 

—  Bedeutender  Handel,  bt>sonders  mit  Ge- 
treide. —  Zwei  'Drittid  der  Ivinw.  sind 
Juden.) 

Lebedin. 

Kleinrußland,  Gou\-.  Charkow,  links  am 
Olschana,   oberhalb   iIim-    Mündung   der   Gl- 


schana  in  den  I'sjol  (zum  Diijepr).  — 
16  684  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  Baromlja).  —  Talgsiedereicn. 
—  Getreidehandel.  —  Gymnasien,  Hand- 
werkerschule. 

Lebedjan. 

Zentrah'ußland,  tJouN'.  Tambow.  rechts  am 
iDon.  —  13  352  Einw.  —  Post,  TelegTaph, 
Eisenbahn  (Moskau  —  Astapowo  —  Jeletz- 
Südostl.  —  Fabrikiition  von  Seife  und 
Lichten.  —  Bedeutende  ^'ieh-  und  Pferde- 
märkte.   3  Jahrmärkte.  —  Progymnasiuni. 

Lcnkonin. 

Transkaukasicn,  Gouv.  Baku,  an  der  I..enkü- 

ranka,    an    der    Westseite    des    Kaspi&chcn 

Meeres,  Hafen,  gute  Rhede,  nahe  der  \K'r- 

j  sischen   Grenze.    —   8768   Einw.    —    Post, 

Telegraph,    Hafen.    —    Große    Basare.    — 

I  Ausfuhr-   von   Holz,   Früchten,   BaumwoU- 

I  Samen,  Naphtha.  —  Seebäder,  heiße  Sehwc- 

j  felquellen  in  der  Umgegend.  —  Seit    ]81."> 

I  russisch. 

I  Lentschitza. 

Gouv.  Kalisz,  an  der  IJsura  (zur  Weichsel). 
j  —    9783    Einw.     —     l'ost,    TelegTaph.    — 

'  WoU-  xuid  Baumwollspinnerei,  Tabakfabri- 

I  kation.    —   Lehrerseminar. 

1   Libaii    (L  i  i  a  w  a  -  L  e  p  a  j  a ). 
!  üstseeprov.,    t>ouv.    Kurland,   am    Au.-fluU 

;  des  Libausclien  Sees  in  die  Ostsee,  Hafen 

(eisfrei).  —  90000  Einw.  (1904.  --  1897 
waren  es  64  505).  —  Post,  Telegraph,  l'^sen- 
baJm  (nach  Wilna  und  naeh  Hasenpot), 
Anlegeplatz  von  8  Dampferlinien.  —  Eisen- 
und  Dl-ahtindustrie.  —  Wichtigster  Han- 
delsplatz Kurlands.  —  Reiclisb.ankfilialc 
und  andere  Banken,  Konsulate.  —  Ausfidir 
von  Getreide,  Holz,  Pferden,  P'lachs,  Lein- 
saat. Kleie,  Oelkuchen.  ■ —  Einfuhr  von 
Kohlen,  Salz.  Fleringen  usw.  —  Deutsches 
Theater,  Kurhaus,  schönes  Krankenhaus.  -- 
An  die  Stadt  Libau  schließt  sich  im  Norden 
der  fast  immer  eisfreie  Kriegshafen  ,, Kaiser 
Alexander  Hl."  mit  der  Kriegshafenstadl 
und   der  F'estung  an.   —   Seebäder.  In 

der  Xähe  Schwefelquellen.  —  Libau  ist 
seit  1625  Stadt,  1701  von  den  Schweden 
befestio;t,   1812  von   Macdonald  Iwsefzl. 


?,(,3 


Städte   Gesamt -HulMands 


364 


Lida. 

.Weslrußland,  (Jouv.  AVilna,  am  g'lcich- 
iiamigen  Fluß  (zum  Njemen).  —  10  206 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Wilna — Baniowit^chil.   —  Garnison. 

Lipotzk. 

Zentralrußlajul.  Cioux'.  Tanibow,  ri'chts  am 
Ljesnaj-AVoronesch.  —  20  323  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbalin  (.Icletz — Pas — 
(Jrsjasi).  —  Eisengießerei,  Fabriken  für 
Zucker,  Spiritus.  Leder,  Seife  us\v.  — 
Handel  mit  Pferden,  Vieh,  Talg-,  Fellen 
und  Holz.  —  Progymnasium.  —  Besuchte 
Mineralbäder  (alkal.  Eisenquellen). 

Zentralnißland,  Gouv.  Orel,  links  an  der 
Sosna  und  Liwenka  (zum  Don).  —  20  57 1 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Mar- 
myshi — Werchowje).  —  ^lehrere  Fabriken 
(Seife,  Lichte).  —  Handel  mit  Getredde, 
Mehl,  Hanf  und  Vieh.  —  Realschule,  !Mäd- 
che  ng  \'  m,n  a  s  i  u  m . 

Ljubim. 

Gouv.  Jaroslawl,  an  der  Übnora  imd  Utscha 
(zur  Kostroma).  —  3002  Einw.  —  J^'abri- 
kation   von  Samowaren.  —  Sägemühlen. 

Lo<;hwitza  (L  o  c  h  w  i  z  a). 

Kleiniiißland,  Gouv.  Poltawa,  an  der  Loch- 
witza  und  Sulitza  (zum  Dnjepr).  —  8917 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kre- 
mentschug — llomny,  Station  7  km  östlich). 
• —  Oelfabriken,  Ziegelindustric,  Schmiede- 
arbeiten. —  Im  Kreise  starker  Tabaksbau. 

Lodz  (L  o  d  s  i). 

Jluss.-Polen,  Gouv.  I'etrikau,  Festung,  an 
der  Ludka,  213  m  Seehöhe.  —  351.570 
Einw.  (viele  Deutsche).  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (nach  Koluszki).  —  Hauptsitz 
der  Baumwoll-  und  Wollindustrie  Ruß- 
lands, meist  in  deutschen  Händen.  —  Fabri- 
kation von  Seiden-  und  Stahlwaren.  — 
Reichsbankfiliale  und  Kommerzbank.  — ■ 
Technische  Anstalt.  —  Garnison.  — 
Knaben-  und  Mädchengymnasi\im,  Han- 
dels- und  mittlere  Industrieschule.  — 
Theater.  —  Die  Stadt  war  1820  noch  ein 
Dorf  von  800  Einwohnern,  seit  1823  An- 
siedluuc:    dculschcr    .\rbeiter. 


{  Liibliu  (L  j  u  b  1  i  n). 

Russ. -Polen,  Gouv.  Lublin,  links  an  der 
Bystrzya  (zm-  Weichsel),  192  m  Seehöhe, 

I  —  50  152  I]inw.  —  Post.  Telegraph,  Eiscn- 

i  bahn     (nach     Lukow).     —     Dampfmülilen. 

Wollweberei.  Fabrikation  von  Tabak,  land- 

j  wirtschaftl.    Geräten,    Leder.    —    Handel; 

Getreide,  Wolle,  Wein.  —  Reichsbank- 
filiale. —  Kathol.  Bistum,  Garaison,  Bri- 
gadekommando. Priesterseminar.  Knaben- 
und  Mädchengymnasium,  Theater,  Militär- 

I  spital.  —  Schon  unter  den  Jagelionen  eine 

I  der  größten  Städte  Polens. 

Lomscha  (poln.   L  o  m  z  a). 

Russ. -Polen,  Gouv.  Lomscha,  Festung,  links 
an  der  Narew  (zum  Bug),  100  m  Seehöhe. 
26  075  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Ge- 
treide-, Holz-,  Teerhandel.  —  Reichsbank- 
stelle. —  Garnison.  —  Knaben-  und  Mäd- 
chengynuiasium. 

Lowitsch  (L  o  w  i  c  z). 

Russ. -Polen.  Gouv.  Warschau,  rechts  an 
der  Bsura.  —  12  434  Einw.  —  Post.  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Skiemiewice — Alexan- 
drowo).  — ■  Fabrik  von  Leder,  Tonwaren, 
Oel.  Essig.  —  Pferdezucht.  —  Garnison. 
— •  Realschule,  Mädchenprogymnasium.  — 
Fürstentum  Lowitsch. 

Liibiiy. 

Kleinnißland.  Gouv.  Poltawa,  rechts  an  der 
Sula.  —  10 108  Einw.  —  Post,  Eisenbahn. 
- —  Gerberei.  —  Handel  mit  Getreide 
imd  eingemachten  Früchten.  —  Stadtbank. 

—  Gymnasium,  Mädchenprosvmnasium. 
Stadtbibliothek. 

Luga. 

Russ.  Ostseepi-ovinzcn,  (iouv.  St.  Peters- 
l)urg,  an  der  Lugabucht,  links  am  Lugafluß 
(zum  l*'innischcn  Meerbusen).  —  5liS7  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Warschau — 
St.  Petersburg).   --    Holzhandel. 

Lugansk. 

Südnißland,  Gouv.  Jekaterinoslaw,  rechts 
an  der  Lugan  (zum  Doncz).  —  34 175  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Jurje- 
jewka — Millerowo).  —  i\littclpunkt  des 
Lugaiisker  ^lontanbczirks   (Kohle,  Eisen), 


365 


Städte  Gesamt-RuWands. 


366 


MaÄcliinenbau,  Emaillierwerke,  Patronen- 
fabriken, Eisengießereien  (auch  im  benach- 
barten Uspensk),  Hochöfen  (in  Olchowaja 
jährlieh  160  000  t  Erz).  —  Stadt  ist  1795 
im  Anschluß  an  eine  staatliche  (jetzt  auf- 
geg-ebene)   Maschinenfabrik  entstanden. 

Lukow. 

Riiss. -Polen,  Goiiv.  Siedlec,  aji  der  Krzna 
(zum  Bug).  —  10  352  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (nach  Iwangorod,  Ljublin 
und  Warschau — Terespol).  —  Gerberei- 
industrie. —  Garnison. 

Luzk. 

Westrußland,  Gouv.  Wolhynien,  rechts  am 
Styr,  befestigt.  —  18  525  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Kiwerzy).  — 
Getreidehandel.  —  In  der  Umg-ebung 
Tabakbau ;  viele  deutsche  Kolonien.  ■ — 
Bischofssitz.  —  Garnison.  —  Progymna- 
sinm. 

Margeliin  (S  t  a  r  y  j  -  ^1  a  r  g  e  1  a  n  .  A  1 1  - 
M  a  r  g  e  1  a  n). 
Russ.-Zentrala-sien,  Ciebiet  Ferghana.  — 
-12  855  Einw.  —  Post,  Telegi-aph,  Eisen- 
bahn (Samarkand — Andischan).  —  Bedeu- 
tende Seidenindxistrie,  Baumwollreinig-ung. 
• —  Durchgangshandel  von  Kaschgar. 

(Neu-  Margelan    siehe   unter   N  o  w  \  j  - 
M  a  r  g  e  1  a  n.) 

Maikop. 

Kaukasus,   Kiibaugebiet.   — •   o4 191   Einw. 

—  Post.  —  Großes  neues  Zentrum  der 
Naphtha-Industric. 

Mariampol. 

Kuss. -Polen,  Gouv.  Suwalki,  rechtes  an  der 
Scheschuppe.  —  4272  Einw.  (meist  Juden). 

—  Post,  Telegraph.  —  Mehrere  Fabriken : 
Messingwaren,  Brauereien.  —  Garnison.  — 
Knabengymnasium. 

Mariupol. 

Südrußland,  Gouv.  Jekatcrinoslaw,  an  der 
Mündung  des  Kalmins  in  das  Asowsche 
Meer,  Hafen.  —  52  770  Einw.  (viele 
Griechen).  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
nach  Charkow),  Dampferstation.  —  Kon- 
sulat. —  Talg-  und  Seifensiederei,  Gerberei, 
Ei.scngießcreien.   Brauereien.   — ■   Bedeuten- 


der Handel.  —  Zollamt.  —  Ausfulu-  von 
Getreide,  üelsaat  und  -kuchen,  Kohlen, 
Koks,  AValz-  und  Gußeisen,  Steinsalz.  — 
Geistliche  Schule,  Knaben-  und  Mädchen- 
gymnasium, Theater.  —  In  der  Umgebimg 
Steinkohlenlager. 

Medin. 

ZentralrußljJid,  Gouv.  Kaluga.  an  der 
Medynka.  —  4392  Einw.  —  Post.  —  Fabri- 
kation von  Kaliko,  Zündwaren,  Papier, 
Segeltuchwebereien. 

3Ielenki. 

Zentralrußland,  Gouv.  Wladimir,  am  Zu- 
sammenfluß der  Melenka  und  TJnscha.  -- 
8904  Einw.  —  Post,  Telegi-aph.  ~  \'ielo 
Fabriken  für  Leder,  Talg-,  Oel,  Filz,  Leinen- 
spinnerei und  -Weberei.  —  Im  Kreise 
Melenki :  Teer-,  Harz-  and  Terpentin- 
bereitung. Anfertigiing  von  Holzgeschirren 
und  Eisenwaren.  —  Das  Dorf  Gusj  hat 
bedeutende  Baiimwollmanufaktur  und 
Kristallwarenfabrikation. 

MelitopoL 

Südrußhuid,  Gouv.  Taurien,  am  Molot- 
schina  Wody.  —  15 120  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Kui'sk — Sebastopol). 
—  Handel  mit  Wolle,  Geti'cide,  Vieh  luul 
Salz.   —   Mädchengj-mnasium,   Realschule. 

Menzelinsk  (M  e  n  s  e  1  i  n  s  k). 

OstiTißland,  Gouv.  Ufa,  links  am  Mensel 
(zur  Kama).  —  7542  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph. —  Große  Märkte.  —  Mädchen- 
progymnasium,   Land^\^rtschal■tsschule. 

Merw   (M  e  r  v ,    N  o  w  y  j  -  M  e  i-  w). 

Russ. -Zentralasien  (Transkaspien),  General- 
gouv.  Turkestan,  in  einer  Oase  der  turk- 
menischen Hungersteppe,  beiderseits  am 
unteren  Laufe  des  Murghab,  am  rechten 
Ufer  befestig:t.  —  8727  Einw.  —  Post. 
Telegraph,  EiscnbaJui  (Krasnowodsk — 
Samarkand).  —  Teppich  fabrikation  luid 
Scidenindustrie.  —  Handelsai'tikcl :  Ge- 
treide,   Nüsse,    Leder,   Baumwolle,    Wolle. 

Meschtschowsk      (Mescovsk,      Mjesch- 
t  s  c  h  0  w  s  k). 
Zentralrußland,  tioiiv.  Kaluga,  an  beiden 
Ufeni   der  Moschaika.   —   3664   Einw.    — 


367 


Stärlte   Gesaiut-Rußlan.l 


368 


Post,  Telegraph.  —  Fabrikation  von 
Bürsten,  Talgs^cderei.  —  Handel  mit  Ge- 
treide, Hanf,  Hanfsamen,  Häuten.  Leder, 
Boi-sten.  —  Bedeutender  Jahrmai'kt,  auch 
für  Rindvieh  imd  Pferde.  —  Geistl.  Schule, 
Mädchenprog-ymnasium,  Theater. 

3Iglin. 

Kleinrußland,  Gouv.  Tscheraigow,  an  der 
Sudinka.  —  8412  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
■ —  A'ieh-  und  Hajifhandel. 

Minsk. 

Westrußlajid,  Ciouv.  Minsk,  am  Swislotsch 
(zm-  Beresina).  —  91 494  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbalm  (Mo.skau — Brest — 
Litowsk,  Libau— Komny).  —  Liidustrien: 
Gerbereien,  Branntweinbrennereien,  Braue- 
reien, Tuch-,  Leder-,  Maschinen-,  Tabak- 
und  Zigarrenfabrikation.  —  Reichsbank- 
liliale.  —  Große  Märzmesse.  —  Griech. 
und  orthodox.  Bistum,  Garnison,  Gym- 
nasien, theolog.  Seminar,  Real-,  Hand- 
werks- und  Handelsschule,  Bibliothek, 
Theater. 

Miniissinsk. 

Sibirien,  Gouv.  Jenisseisk,  an  der  Mündung 
der  Minussinka  in  den  Jenissei,  südwest- 
lich von  Krasnojarsk.  —  10  255  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Dampfei-station.  —  Talg- 
siederei,  Fabrikation  von  Seife,  Kerzen, 
Leder.  —  Handel  mit  Vieh.  Getreide  und 
"Waschgold.  —  Knaben-  und  Mädchenpro- 
gymnasium, städt.  Museum  mit  Bibliothek. 

—  Zentrum  des  Getreidebaues. 

Miassky  Sawod. 

Südl.  Ural,  Gouv.  Orenburg.  —  5260  Einw. 

Miohailow. 

Zentralrußland,  Gouv.  Rjä&an.  —  9149 
Einw.  —  Post,  Telegra-ph,  Eisenbahn 
(Kaschira — Pawelez). 

MiohajloAvskaja  (auch  M.  Staniza). 

Südrußland,  Dongebiet,  rechts  am  Ghoper. 

—  17  848  Einw.  —  Viehhandel,  große 
Märkte. 

I        JVIiechow   (M  j  c  c  h  o  w). 

Russ. -Polen,  Crouv.  Kielce.  —  4150  Einw. 

—  Post,  Telegraph.   —  Kollcgiatstift. 


Jlirgorocl. 

Kleinrußland,  Gouv.  Poltawa,  am  Chorol 
(zum  Psjol).  ^  10  023  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn.  — i  Herstellung  von  Sack- 
leinwand. —  Kleinindnstiie  (besonders 
Schmiedearbeiten).  —  Gfewerbe-  und  Kunst- 
schule. 

Mitau. 

Ostseeprovinzen,  Gouv.  Kurland,  links  an 
der  Drixe  (Arm  der  Kurländischen  Aa). 
—  35  011  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Riga — Murawjewo).  —  Einige  Fa- 
briken (Waclistuch,  Hüte  usw.)  und  Handel, 
besonders  mit  Vieh  (Pferde),  Getreide  und 
Holz.  —  Garnison.  —  Provinzialmuseum 
mit  Bibliothek.  Knaben-  und  Mädchen- 
gymnasium usw.,  naturhistorisclie  und 
Kunstsammlungen,  Naturalienkabinett, 

Kurländische  Gesellschaft  für  Literatur 
und  Kunst.  —  Einwohner :  65  o/o  Deutsche, 
24  o'o  Juden.  —  Stadt  w\irde  1235  vom 
Schwertritterorden  gegründet.  Kurländisch 
von   1561 — 1795,  seither  nissisch. 

Mlawa. 

Russ.-Polen,  Gouv.  Plozk,  8  km  von  der 
preußischen  Grenze.  —  13  449  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Deutsch-Eylau 

—  Neu-Göoix)giewsk  und  nach  Marienburg 
und  Kowel).  —  Hauptzollamt.  —  Garnison. 

—  Fabrikation  landwirtschaftliclier  Geräte, 
Leder,  Seife.  —  Getreidehandel.  —  Eiscn- 
bahnschule. 

Mohilew   am   D  n  j  e  p  r  (M  o  g  i  1  e  w). 

Westrußland,  Gouv.  Mohilew,  beiderseits 
am  Dnjepr,  Flußhafen.  —  47  591  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Witebsk — 
Shlobin),  Dampferstation.  —  Ueber  100 
Gerbereien.  --  Bedeutender  Handel  (be- 
sonders Leder).  —  Großer  Kaufhof  und 
Reichsbankfiliale.  —  Gartenbau.  —  Garni- 
son. Röm.-kathol.  und  griech.  Erzbistvim, 
Priesterseminar.  Höhere  Schulen,  Biblio- 
thek, Museum.  —  50  »o  der  Einwohner 
sind  Juden. 

Mohilew  (M  o  h  i  1  e  w  -  P  o  d  o  1  s  k). 

Westrußland.  Gouv.  Podolien,  links  am 
Dnjestr.    —    25  141    Einw.    —    Post,   Tele- 


369 


Städte   Gesaiiit-Kußland-i. 


370 


graph,  Eisenbahn  {Shmeriiika — Okniza), 
Flußhafen.  —   Getreide-  und  Holzhandel. 

—  Garten-  und  Weinbau,  Seidenzucht.  — 
Garnison.   —   Realsehule. 

Mologa. 

Zoniralrußland,  Gouv.  Jaroslawl,  an  der 
Wolg-a.  —  4256  Einw.  -—  Post,  Telegraph, 
üampfcrstation  (Kanalschiffahrt.).  —  Fisch- 
fang, Talgsiederei,  Müllerei.  —  Handel  mit 
Getreide,  Holz  itnd  Leinwand  (nach  Peters- 
burg). 

Morsohaiisk  ( M  o  r .-;  a  n  s  ]< ). 

ZentralruLUand,  Gouv.  Tambow,  links  an 
der   Zna  (zur   Mokscha).    —    '27  756   Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kensino — 
AVernadowka),  Flußhafen.  —  Leinen-, 
Schal-  u.  Teppiehindustrie,  viele  Fabriken, 
besonders  Seife,  Talg,  Vitriol  usw.  —  Han- 
del mit  Getreide,  Honig,  Vieh.  —  Reichs- 
bankfiliale.    —    Garnison.    —    Realschule. 

Mosdok. 

Kaukasien,  Terckgebiet,  links  am  Terek.  — 
14  583  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Seiden-, 
AVoU-  und  BaumwoUwarcn,  Fabrikation 
von  Ziegeln,  Leder,  Kerzen.  -  Viehmärkte 
(Kabardinerpferde,  Schafe  und  Rinder).  — 
Handel  mit  Wolle  und  Tee.  —  Garten- 
und   AVeinbau,    Seidenziicht.    —    (iarnison. 

Moskau. 

Zcntralruülaud.  (iouv.  Mo.-kau,  an  der 
Aloskwa  und  Jausa.  Auf  Hügeln  erbaut. 
Befestigt.  4.')  km  im  Umlang.  -  Alte 
Hauptstadt,  und  gegenwärtig  zweite  Resi- 
denz. —  1173  437  Einw.*)  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  nach  allen  Richtungen 
(!J  Bahnhöfe).  —  Größte  Industriestadt 
Rußlands  (an  200  000  Arbeiter,  850  Fa- 
briken, Produktionswert  über  300  Mill. 
Rubel).  Darunter  zählt  allein  die  Textil- 
industrie über  200  Fabriken,  großartige 
AVebindustrie  in  Tucli,  Seide  und  Baum- 
wolle, plattierte  Gold-  und  Silberwaren, 
Sämischlederbereitung,  Glas,  Porzellan, 
Fayence,  laeliierte  Waren,  Maschinen, 
Handschuhe,  Papier,  Tapetcni  usw.  Haupt- 


011    CS   ohne  Vor- 


handelsartikel :  Tee,  Vieh,  Getreide,  Pelze. 

—  Zentrale    des   russischen    Buchhandels. 

—  GajTiison,  Areenal,  Zollamt,  18  Kon- 
sulate. —  Universität,  Museen,  zahlreiche 
Schulen,  Listitute  usw.  aller  Art.  —  (Be- 
rühmter Kremlpalast).  —  3  Börsen  (dar- 
unter je  eine  für  Fleisch  und  (u'treide). 
Reichsbank.  —  Zusammensetzung  der  Be- 
völkerung: Orthodoxe  94  00,  Protestanten 
2  0,0,  Katholiken  1  «o,  Juden  2  o/u.  Die  Zahl 
der  Deutschen  ist  17  717,  wovon  6688 
Reichsangehörige. 

Jlossalsk. 

Zentralrußland,  Gouv.  Kaluga.  —  2652 
Einw.  —  Post.  —  Industrien:  Gerberei, 
Bierbrauerei,  Talgsiederei.  —  Alädchen- 
gymnasium. 

Mosyr. 

Gouv.  Alinsk,  rechts  am  Pripet.  10  762 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Brest — Briansk.  —  Station  13  km  nörd- 
lich), Dampferstation.  —  Industrien  :  Bier- 
brauerei, Ziegelei.  —  Steinkohlenlager.  — 
Knal)enprogymnasium. 

31oto\viliohiiisk. 

Ostrußland,  Gouv.  Perm,  an  der  Kama, 
4Vä  km  oberhalb  von  Perm.  —  16  337 
Einw.  '  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn, 
Flußhafen.  —  Staatliche  Geschütz-  (gegr. 
1863)  und  Eisengießerei,  Puddel-  und 
Martinwerk. 
3Iurom. 

Zeniralrußland.  Cioiiw  Wladimir,  links  an 
der  Oka  und  an  der  Aluromka.  —  12  589 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn;  (nach  Kowrow), 
Dampferstation.  -  -  Industrien :  Leinen- 
weberei, Lederindustrie,  Seifenfabrikation, 
Talgsiederei,    Bierbrauerei,    Eisengießerei. 

—  Bedeutender  Handel.  —  Reichsbank- 
filiale. —  Garten-  und  Gemüsebau.  —  Ge- 
stüt.   —    Realschule,    Alädchengj-mnasium. 

In  der  Nähe  Alabastergruben. 

Mzonsk. 

(iouv.  Orel,  an  der  Suscha  (Hafen).  — 
11390  Einw.  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Moskau  —  Kursk).  —  Hausindustrie: 
Spitzen,  Hanf  gefleckte.  —  Landwirtschaft. 

—  Getreidehandel.  —  Meiereiprodukte. 


Städte  Gesanit-Eiißlanils 


372 


Xachischevaii  (X  a  c  h  i  t  s  c  h  c  w  a  n). 

Transkaukasien,  Goiiv.  Eiiwan,  links  am 
.Vras.  897  m  Seehöhe.  —  8845  Einw.  — 
l^meist  Tataren  und  Armenier).  —  Post.  — 
tTarten-  und  AVcinbau.  In  der  Nähe  Baum- 
wollbau. —  Sloinsalzgruben.  ^[ühlstein- 
briiche. 
Uralte  Stadt  (.,von  X  o  a  h  gegründet"). 

Xachischevaii  (X  a  c  h  i  t  s  c  h  c  w  a  n). 

Südrußland,  Don-Gebiet,  Hafen,  Vorstadt 
von  Rostow  am  Don.  —  30  883  Einw.  (meist 
Armenier).  —  Post.  Telegraph,  Eisenbahn 
(Koslow — Rostow),  Dampferstation.  —  In- 
dustrien :  Seife,  Makkaroni,  Sagemühlen, 
Ziegeleien,  Wollwäscherei.  —  Stadtbank. 
—  Holz-  und  Getreidehandel.  —  Armeni- 
sches geistliches  Seminar.  —  Mädchen- 
gymna^ium. 

X'aiiiaugau. 

Ruäs.-Zentralasieu,  C!  cneralgouv.  Turkestan, 
Geb.  Ferghana,  an  Kanal  (zu  Karyn  und 
Syr  Darja),  454  m  Seehöhe,  Zitadelle.  — 
(il  906  Einw.  (meist  Mohammedaner).  — 
Post,  Telegraph.  —  Industrien :  Eisen- 
gießerei, Ziegelei,  Baumwollwaren,  Seife, 
Leder,  Branntwein.  —  Handel  mit  Baum- 
Avolle  und  Baumwollfabrikate,  Holz, 
Schafen.  Häut-en,  Filz,  Früchten.  — 
Garnison. 

Xahebci     Xa])hthaquellen    und     Kohlen- 
lager. 

Narwa. 

0.stseeprovinzen,  Gouv.  St.  Petersburg,  be- 
festigter Hafen,  links  an  der  Naix)wa, 
unweit  ihrer  Mündung-  in  den  Finnischen 
Meorbu.scn.  —  21  577  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (St.  Petersburg— Riga — 
Reval),  Fluß-  u.  Sec-Dampferstation).  —  Be- 
deutende Industrien  (hauptsächlich  an  den 
Xarowafällcn),  1908  über  aOOO  Arbeiter. 
Tuchfal)riken,  Baumwoll-  und  Flachs- 
Spinnerei  und  -Weberei,  Maschinenfabriken, 
Sägemühlen,  Kisten-,  Holzdraht-  und  Four- 
nierfabriken,  Oelzeug  usw.  —  Fischerei- 
Industrie  (vorzügl.  geräucherter  Lachs).  — 
Handel  mit  Holz,  Hanf,  Flachs,  lebenden 
Aalen.    —   Arsenal,   Konsulate,   Börse. 

Verlag  für  Börsen-  und  Finanzlitoratur  A.-fl.,  J3crlin  W.  3.> 


Xarwa  kam  1346  von  Schweden  an  den 
Deutschen  Orden,  wurde  15.')8  von  den 
Russen,  1581  von  den  Schweden  erobert 
und   ist   seit   1704   wieder  russisch. 

^Tcrtschiiisk. 

Oslsibirien,  Transbaikalien.  an  der  chinesi- 
schen Grenze  und  an  der  Xertscha,  nahe 
(4  km)  ihrer  Mündung  in  die  Schilka,  460  m 
Seehöhe.  —  6713  Einw.  —  Post.  Telegraph, 
Eisenbahn  (Karj-mskaja— Strctcnsk,  Station 
3  km  südöstlichV  —  Industrien :  Leder, 
Lichte,  Seife  usw.  —  Handel  mit  Pelzwerk, 
besonders  mit  Zobelfellen.  —  Gemüsebau, 
Silber-  und  Blciminen,  Bergwerk.  —  Stadt- 
bank, Museum.  Bibliothek.  --  Geistliche 
Schule,    Mädchenprogymnasium. 

Xahebei   ^lineralquellen.   — 

In  der  Nähe  auch  der  Bergflecken  Ner- 
tschinski}-  Zavod  mit  einer  Berg- 
werksdirektion, Bergschule,  meteorolog. 
Station  usw.  —  1900  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph. —  Früher  Hauptort  für  Zwangs- 
arbeiter in  den  Berg\\-erken  Kara  und  Xer- 
tschinsk. 

Neschawa  (X  i  e  s  z  a  w  a). 

Grouv.   Warschau,   links  an  der  Weichsel. 

—  2573  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn. (Skiemiewice — Alexandrow,  Station 
41/2  km  südlich).  —  Getreidehandel. 

Nevel  (X  e  w  a  1). 

Westrußland,  Gouv.  Witebsk,  nördlich  am 
gleichnamigen  See,  au  der  Mündung  der 
Emenka.  —  9988  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn.  —  Industrien :  Ziegel.  Seife, 
Mineralwasser,   Tuch. 

Nikülaistad  (W  a  s  a). 

l'innland,  Gouv.  Wasa,  Hafen  am  Bottni- 
schen   Meerbusen.   —   19  532   Einw.   (1907). 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Tam- 
merfore).  Dampferstation  (drei  Linien,  eine 
deutsche).  —  Industrien :  Werften,  Baum- 
wollwaren, Mehl,  Holz.  —  Handel  (speziell 
AValdprodukte).  —  Garnison,  Konsulate.  — 
Höhere  Mädchenschule,  Handwerker-,  Ge- 
werbe- und  Navigationsschule.  — 

Stadt  ursprünglich  1606  gegründet,  seit 
1611  AVasa  genannt,  1852  abgebrannt,  1S62 


373 


Städte  Gesamt-Rußlaiuls 


374 


unter  jetzigem  Namen  näher  am  Meere  neu- 
erbaut. — 

Hälfte  der  Einw.  sind  Sclnvcdon. 

Nikolajew. 

Südrußland,  Gouv.  Cheason,  Kriegs-  und 
Handelshafen,  am  Einfluß  des  Ingul  in  den 
Bug,  an  der  Seeseite  befestigt  und  durch 
Otschakow  (Festirng  3.  Klasse)  geschützt, 
Hauptstation  der  russischen  Flotte  im 
Schwarzen  ]\Ieer.  —  92  012  Einw.  —  Post. 
Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Cliarkow). 
Dampferstation  (nach  Odessa  und  Cherson). 

—  Industrien :  Eisen-  \ind  Stahlwerke,  land- 
wirtschaftliche Geräte,  Branntwein,  Seife, 
Tabak,  Essig.  —  Bedeutender  Handel,  be- 
sonders mit  Getreide.  —  Börsenkomitee, 
Arbitragenkammer,  Reichsbankfiliale.  — 
14  Konsulate,  Zollhaus,  Admiralität, 
schwimmendes  Dork,  Seelazareti,  Schiffs- 
werften (staatliche  und  halb  private).  — 
Höhere  Ijelu-anstalten  ;  Se« technische,  Eisen- 
bahn- und  Handwerkerschule,  öffentliche 
Bibliothek:  Marine-Sternwarte,  ITieater. 

Nikolajewsk. 

Zentralrußland,  tJouv.  Samara,  rechis  am 
gr.  Ingris.  —  12  524  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, EisenbaJm  (Rjäsan-Uralsk).  — 
Fabrikation  von  Ziegeln  und  Leder.  — 
Getreide-  und  Viehhandel. 

Nikolajfwsk. 

Hauptort  des  russ.  Küstengebietes  von  Ost- 
sibirien, an  der  Araurmündung,  stark  be- 
festigt, Hafen.  --  94ÜU  Einw.  (meist  Sol- 
daten, Verbannte  und  Chinesen).  —  Post, 
Telegraph,  Dampferstation.  —  Agentur  der 
Russisch-chinesischen  Bank.  —  Viehzucht. 

—  Holzhandel.  —  Bekommt  Eisenbahn. 

Nikolajewskaja  Sloboda. 

Südostrußland.  Gouv.  Astrachan,  links  an 
der  AVolga.  gei^-enüber  Kampschin.  — 
20  000  Einw.  '—  Post,  Telegraph,  Fluß- 
hafen. —  Bedeutender  Handel  (liauptsäch- 
lich  Getreide).  —  Melonenbau.  —  Steppen- 
viehzucht. 

Nikopol. 

Südrußland,  (jouv.  Jekaterinoslaw,  rechts 
am  Dnjepr,  Hafen.  —  21  282  Einw.  —  Post. 


Telegraph,  Eisenbahn  (Kursk^Asow), 
Dampferstation.  —  Werft,  Fabrikation  von 
Ziegeln  und  Lichten,  Meicreiprodukte.  -- 
Holz-  und  Getreidehandel. 

Nishnij-Nowgorod. 

Gouv.  Xishnij-Xowgorod,  an  der  AVolga 
und  Oka  und  der  großen  Straße  von  Mos- 
kau nach  Sibirien.  —  112  124  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Timirjasewo 
u.  Moskau),  Dampferstation.  —  Fabriken  in 
Tauen,  Spitzen,  Leder  imd  Lederwaren, 
Seife,  I^sig,  ^Matten,  Ziegel,  Kerzen.  Clie- 
mikalien,  Müllereiindustrie,  Branntwein- 
brennerei, Bierbrauerei,  Schiffsbau,  Eisen- 
gießerei, Kupferwerke.  Ausgedehnter  Han- 
del, besonders  mit  Holz,  Eisen,  Kaviar, 
Fischen  usw.  —  Große  Messe  (Jiili/Aug., 
ca.  \''i  Million  Besucher  aus  allen  Welt- 
gegenden, Hauptartikel  sind  Tee,  Pelz-  und 
Tuchwaren,  indisclie  Webereien,  Diaman- 
ten, Perlen,  russische  Baumwoll-  und  AVoU- 
fabrikate,  Häute  und  Lederwaren,  Fiseii- 
waren,  Tabak,  Früchte  usw.  Ueber  GOO  Mill. 
Mark  Umsatz),  große  Warenspeicher.  -  - 
Garnison,  Reichsbankfiliale.  —  Bischofs- 
sitz, Priesterseminar,  Gymnasien,  Real- 
schule usw..  Militärschule,  Museum,  Thea- 
ter,  Zirkus. 

1221  als  Bollwerk  gegen  die  Wolga- 
bulgaren gegründet,  1377  von  den  Tataren 
eingeäschert,  seit  1719  russische  Gouverne- 
mentshauptstadt. Messe  wairde  181  (i  nach 
Nislinij-Xowgorod   verlegt. 

Njeshin. 

Kleinrußland,  Gouv.  Tschernigow,  rechts 
am  Oster  (zur  Dessna).  —  32  108  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kursk-  Kiew. 
Station  4v  i  km  südlich).  —  Lidustrien : 
Seife,  Essig.  Tabak,  Bier,  Likörfabriken.  •  - 
Hislor.-philolog.  Institut.  Bibliothek.  Mu- 
seum, Knaben-  und  Mädchengymnasium. 

Nowgorod  (früher  Wel  iki  j-No  wgo  r  od). 
Zentralrußland,  Gouv.  Nowgorod,  am 
Wolkhow,  f)  km  nördlich  vom  Ilmensee.  - 
26  095  Einw.  --  Post,  Telegraph.  Eisen- 
bahn (St.  Petersburg- -Moskau),  Dampfer- 
station. —  Segeltuclifabrik,  Gerberei.  — 
Handel    mit   Getreide,    Flaclis   und    Hanf, 


375 


Städte   Gesamt-RußlaiRls 


Holz,  Heu,  Eisen,  Salz  und  Fischen.  — 
Reiohsbankfiliale.  —  Garnison,  Griechisch- 
kathol.  Erzbistum,  Seminar,  Bazar,  Museen. 
Sehr  alte  Stadt,  an  der  Handelsstraße 
vom  finnischen  Meerbusen  zum  Dnjepr  iind 
zum  Schwarzen  Meer  gelegen.  War  bis  882 
Hauptstadt  des  AVarägerreiches.  Bis  1570 
sehr  wiciitige  Handelsstadt  (Hansa). 

No  wgorod- S  j  e  wei-sk . 

Kleinrußland,  Gouv.  Tschernigow,  rechts 
an  der  Dessna.  — ■  9185  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Nowosylkow), 
üampferstation.  —  Gerbereien.  —  Handel 
mit  Getreide,  Holz,  Hanf  und  Hanföl.  — • 
Ivnaben-  und  Mädchengymnasium.  —  In 
der  Nähe  bedeutendes  Kupferbergwerk. 

Nowo-Alexandrija  (N  o  w  a  j  a  Ale  x.) 

Russ.-Polen,  Gouv.  Lublin,  rechts  an  der 
Weichsel.  —  3892  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Kowel — Mlawa),  Damp- 
ferstation. — ■  Landwirtschaftliches  und 
Forst- Institut,  Meteorologische  Station, 
Mädchenprogymnasium.  —  Sonuncrfrischo. 

Nowo-Alexandrowsk. 

Westrußland,  Gouv.  Kowno.  —  (5700  Einw. 
—  Post,  Telegraph.   —  Ziegelfabrikation. 

Nowo-Bajaset. 

Transkaukasien,  Gouv.  Ei'iwan,  6  km  west- 
lich vom  Göktschaisee.  —  8507  Einw.  (meist 
Armenier).  —  Ackerbau,  Viehzucht.  — 
Anncnisch-gregorianische  geistl.  Soluilc. 

Nowochopersk. 

Zentralrußland.  Gouv.  Woronesch,  rechts 
am  Choper.  —  6088  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Charkow — Baln  chew), 
Dampferstation.  —  Werft.  —  Haudel  mit 
Getreide,   Spiritus  und   Vieh. 

Nowogeorgi jewsk  (K  r  y  1  o  w). 

Siidrußland,  Gouv.  Cherson,  rechts  an  der 
Mündung  des  T^'asmin  in  den  Dnjepr.  — 
11  214  Einw.  —  Post.  Telegrapii  (Dampfer- 
station. —  Fabrikation  von  Leder,  Ziegeln, 
Bier,  Mehl,  Mineralwasser.  —  Granit^ 
bi-üche. 

Nowograd-Wolynskij. 

Westrußland,  Gouv.  Wolhyuicn,  an  der 
Mündung   der   Smolka   in   die   Slutsch.    — 


10  873  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  In- 
dustrien: Leder,  Seife,  Lichte,  Essig,  Guß- 
eisen, Ziegelei  und  Kalkbrennerei.  — 

Nowogrudok  (auch :  N  o  w  g  o  r  o  d  -  L  i  t  o  w  s  - 
kij). 

Westrußland,  Gouv.  Minsk,  auf  einem 
322  m  hohen  Hügel,  25  km  links  vom 
Njemen.  —  7700  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (AVilna — Rowno).  —  Industrien : 
Seife,  Kacheln. 

Nowoniinsk. 

Russ.-Polen,  Gouv.  Warschau,  an  der  Ver- 
einigung von  Wisnewka  und  Srebrna  (zur 
Weichsel).  —  7978  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbalm  (AVarschau— Brest  Li- 
towsk,  Ostrolenka — Piljawa).  —  Schrot- 
gießerei. —  Sommerfrische. 

Nowomirgorod. 

Südrußland,  Gouv.  Cherson,  an  der  Wys 
(zum  Bug).  —  8678  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph. —  Industrien :  Branntwein.  Bier, 
Ziegeleien,    Granitbrücho. 

Nowomoskowsk. 

Südrußland,  Gouv.  Jekaterinoslaw,  rechts 
an  der  Samara  (zum  Dnjepr).  —  28  381  Einw. 

—  Post,  Telegraph.  —  Fabrikation  von 
Leder,  Bier  und  Ziegeln  (Dachziegel).  — 
Pferdehandel.  —  Mädchenprogymnasium, 
Handwerkerschule. 

Nowo-Radoinsk. 

Russ.-Polen,  Gouv.  Petrikau,  an  der  Ra- 
domka  (zur  Warthe).  —  14  464  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Warschau — 
Wien).  —  Industrien:  Möbel fabrikation, 
Tuch  und  Leder. 

Noworossijsk. 

Hauptstadt  des  Schwarzen  Meer-liouv.  in 
Ziskaukasien,  Hafen,  westlich  an  der  Sud- 
schukbucht.  —  40  384  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (nach  Tischorezkaja), 
Dampf erstation  (10  Linien). —  Industrien: 
Naphthadestillation,  Zement,  Leder,  Seife. 

—  Ausfiüir  von  Naphtha,  Getreide,  Oel- 
saat  usw.  —  Reichsbankfiliale.  —  9  Kon- 
sulate. —  See-,  Salz-  und  Schlammbäder.  — 
Knaben-  und  Mädchengymnasium,  Hospi- 
täler. -    Große  Zementfabriken. 

13* 


i77 


Städte   Gr-saml-Enßlainls. 


378 


Als  türkisches  Fori  Sudsdiuk-Kaleh  1772 
gegründet.    Seit    1820   endgültig   russisch. 

NowosybkoAv. 

Kleinrußland.  Gouv.  Tschernigow.  — 
15  -480  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(nach  Nowgorod- Sjewersk  und  Brest- 
Brjanski).  —  Jahrmärkte  für  Hanf,  Flachs, 
Leder,  Stiefel,  Rauchwaren.  —  Mädchen- 
gymnasium, Realschule  mit  Icchn.  land- 
wirtscliaf  1  licher  Abteilung. 

Nowotschcrkask. 

Südrußlaiid,  Ciouv.  Uon-CIcbiet,  reclits  an 
der  Mündung  des  Tuslow  in  den  Axaj  (nörd- 
licher Arm  des  Don).  —  52  005  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Koslow- — 
Eostow).  —  Industrien:  Gußeisen  und 
Kupferwerke,  Branntwein-  und  Schaum- 
weinfabrikation, Seife  und  Lichte,  —  Yieh- 
handel.  —  Weinbau.  —  Garnison,  Erz- 
l)istum,  Cicistl.  Lehrerseminar  (orthodox), 
Ivjiaben-  und  i\Iädcliengymnasium,  Real- 
schule, ^lädchcninstiiut,  Kadettenkorps, 
Kosakenjunkerschule,  Feldscher-,  Militär- 
liandwerker-  und  technische  Schule,  Mu- 
seen, 2  Theater,  —  Stadt  wurde  1805  ge- 
gründet. —  Großer  Viclit  räuspert  nach 
St.  Petersburg, 

Nowyj-Bug  (Semjonowka,  Kupaja 
Balka,  Nowopawlowk a). 
Südrußland,  Gouv.  Cherson,  links  \-om  In- 
g-ul.  —  8000  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Charkow — Nikolajew).  —  Leh- 
rerseminar. 

NoAvyj-Dwor. 

Russ.-Polen,  Gouv.  War.^chau,  am  Einfluß 
des  Bug  in  die  Weichsel  (gegenüber  Nowo- 
georgijewsk).  —  7252  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Kowel  —  Mlawa).  — 
Korn-  und  Holzhandel. 

Nowyj-Margclan  (N  e  u  -  M  a  r  g  e  1  a  n). 

Haupisladt  des  Gebiets  Ferghana,  am 
Nordfuß  des  Alaigebirges.  —  8977  Einw. 

—  Baumwollbau,  Seidenzucht.  —  Garnison. 

—  Knabcji-  und  ^lädchengymnasium, 
meteorolog,    Station,    Bibliothek,    Musexim, 

Offizieller   Name   .seit   Ende   1909:   Sko- 
belew. 


Nowyj-OskoL 

Zentralrußland,  (tOuv.  Kursk,  links  am  Os- 
kol  (zum  Donez).  —  2762  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Jelez — Walniki),  — 
Fabrilcation  von  Seife  und  Leder,  —  Mäd- 
chenprogymnasium. 

Nowyj-U.seii  (U  z  e  n  s  k), 

Ostrußland,  Gouv.  Samara,  links  am  Gr, 
Usen.  —  13  475  Einw,  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Urbach — Alexandrow — Gai).  — 
Große  Jahrmärkte  (Vieh  der  Kirgisen  der 
Bukejcwschen  Horde). 

Niicha   (S  c  h  e  k  i). 

Transkaukasien,  (!ouv.  Jelissawetpol,  im 
Tal  des  Kisi'h  Tscliai,  7G0  m  Seehöhe.  — 
24  811  Einw.  (meist  Tataren  und  Armenier). 

—  Post,  Telegraph.  —  Gold-  und  Silber- 
warenfabrikation, Seidenweberei.  —  Han- 
del mit  Seide  und  Haselnüssen.  —  Häufig 
Unruhen  zwischen  Armeniern  und  Tataren. 

Obojaii  (0  b  0  j  a  n  j). 

Gouv.  Kursk,  am  Zusammenfluß  des  Obo- 
jarka  und  Psiul  (zum  Dnjepr).  —  11 872 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Chaa-- 
kow — Sewastojjol).  —  WoUsortierungs-  und 
Wäscheanstalten.  —  Handel  mit  Getreide, 
Vieh,    Wachs.    —    ]\Iädchenprogymnasium. 

Odessa. 

Südrußland,  Gouv.  Cherson,  Seehafen,  zwi- 
schen Dnjestr  und|  Bug  in  prachtvoller  Lage 
auf  dem  hohen  Ufer  des  Schwarzen  Meeres. 

—  (1904)  492  000  Einw,  (dav,  133  000  Juden, 
10  248  Deutsche).  —  Post,  Tekgrapli,  Eisen- 
b;;lin  (nach  Skmerinka — Kiew),  Dampfer- 
vc.  .indung  mit  Konstanfinopel  imd  andere. 

—  Ca,  430  industrielle  Anlagen  und  Fa- 
briken mit  ca,  20  000  Arbeitern  und  ca. 
75  Mill.  Rbl.  Produktionswert,  wovon  auf 
Zuckerindustrie  ca.  17'1.>,  auf  Teeversand 
ca,  16,  auf  Getreidemühlen  ca.  6,  auf  Ma- 
schinenbau, Blechindustrie  und  Korkfabri- 
kation ca,  je  3  Mill.  Rbl.  entfallen,  außer- 
dem Seifen-,  Leim-,  Malz-  und  Siärke- 
fabriken,  Buciidruckereien,  lithographische 
Anstalten,  Salzgewinnung.  —  ,\usfuhr: 
Getreide  (erster  Getreid(']>latz  Rußlands), 
Mais,  Zucker,  —  Einfulir:  Tee  Paumwolle. 


379 


Städte   IjL'Sinnt-Rußlaiids. 


380 


Südfrüchte,  Weine,  Metalle.  —  Erzbistum, 
Eeifhsbank.  Börse,  Arbitrage-Kommission, 
zahlreiche  Banken,  23  Konsulate,  Bilder- 
galerie, Bibliothek,  zahlreiche  Schulen  nnd 
LehranstaUeu  aller  Art,  Universität,  Mu- 
seen, Sternwarte,  Botanischer  Garten  usw. 

Die  Stadt  wird  wegen  ihrer  herrlichen 
und  gesunden  Lage  im  Sommer  von  vielen 
Fremden  besucht.  1794  von  Katharina  II. 
gegründet;   war   1817 — 1875   Freihafen. 

In  der  Nähe  der  Stadt  befinden  sich  die 
deutschen  Kolonien  Lustdorfjund  Groß-  und 
Kleinliebenthal.  -     See-  und  Sehlammbad. 

Olgopol, 

'\^'est^■ußland,  Gouv.  Podolien,  au  der 
Savranka,  rechts  vom  Bug.  —  9536  Einw. 

—  Post,  Telegraph.  —  Branntwein- 
brennerei, Bierbrauerei,  Ziegelei,  Salpeter- 
siedereien.  —  \'ielizucht. 

Omsk. 

Euss. -Zentralasien,  Hauptstadt  des  General- 
goiiv.  der  Steppe  in  der  Provinz  Akmo- 
linsk,  rechts  am  Einfluß  des  Om  in  den 
Irtysch.  —  61050  Einw.  (darunter  viele 
Verbannte).  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Sil)irische  Bahn;  zum  Bahnhof  führt  eine 
3''i  km  lange  Zweigbahn),  Dampferstation. 

—  Tuchfabrikation.  —  Handel  mit  den 
Kirgisen.  —  Ausfuhr  von  Getreide.  Vieh 
und   \'iehprodiikten.   —   Reichsbankfiliale. 

—  Garnison.  Bischofssitz.  —  Eisenbahn- 
depot und  Werkstätten.  —  Technische 
Schule,  Mirseum  der  geographischen  Ge- 
sellschaft, Schule  für  Dolmetscher,  Militär- 
schule für  die  Kosaken,  Kadettenkorps, 
Lehrerseminar,  Knaben-  und  Mädchen- 
gynmasium,  Mädchenprogyninasi\im,  Tech- 
nische, Gewerbe-  und  Forstschulen,  Hospi- 
täler,  Theater. 

Opatow. 

Bu.s.-;. -Polen.  Gouv.  Badoni.  au  der  Opa- 
towka  (zur  ^^'eichsel).  —  7-131  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  —  Industrie:  Landwirt- 
schaftliche Gerät«. 

Opotschka  (0  p  a  t  s  c  li  k  a  i. 

Zentralrußlaiid,  Gouv.  Pskow,  rechts  an 
der    Welikaja    (zum    Peipussee)    und    auf 


einer  Flußinsel.  —  6872  Einw.  —  Post, 
Telegraph.  —  Industrien:  Leder,  Kerzen, 
Geschirr.  —  Flachshandcl.  —  Mädchen' 
progymnasium. 

Opotsohno. 

Eu.s.s. -Polen,  Gouv.  Eadom,  an  der  Drze- 
wiczka  (zur  Pilica).  —  8333  Einw.  (Hälfte 
.Juden).  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Koljuschki — Tomaschow  -Ostrosvez). 

OreL 

Zeniralrußland,  (.!ouv.  Orel,  an  der 
Mündung  des  Orlik  in  die  Oka,  Hafen.  — 
70  075  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  Grjasi,  nach  Riga  und  Moskau— 
Kui-sk).  —  Industrien:  (terbercien,  Lein- 
webereien, Fabriken  für  Vitriol,  Zucker, 
Hanf,  Leipen-  und  Lederwaren,  Guß- 
eisen, landwirtschaftliche  Gei'äte,  Talg, 
Sei,fe,  Kerzen,  Zi'egel,  Branntwein, 
Bi,er,  Tabak.  —  Handel  mit  Holz, 
Getrei,de,  Hanf,  Seide,  Butter,  Leder, 
AVachs,  Honig-,  A' ieh.  —  Hanfbau.  — 
Börec,  Handelskammer.  —  Rei,chsbank- 
filiale.  —  Garnison,  Bischofssitz,  Priester- 
seminar (orthod.),  Gymnasien,  Real- 
schule usw.,  Kadettenschule.  —  Meteoro- 
logisches ujul  landwirtscliat'tliehes  Institut, 
Museum. 

Oreubiirg. 

Ostrußland,  Gouv.  ürcnburg,  bcfesligt.  in 
einer  weiten  Ebene  rechts  am  Ural.  — 
72  425  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  Samara  imd  Taschkent).  — 
Fabrik  für  Tuch,  Leder,  Seife,  Lichte.  — 
Sammelplatz  der  innerasiatischen  Kara- 
wanen, großer  Kauf-  imd  Tauscliluindtd  mit 
ihnen,  auch  ziemlicji  lebhafter  Klein- 
handel. —  Reichsbankfiliale.  -  Garnison, 
Bischofssitz,  Gouverneur,  Militärschulen, 
Museum,  orthod.  geistl.  Seminar,  Gym- 
nasien, Realschule  usw.,  Stadtbibliothek, 
Theater. 

Die  ursprünglic;li  (17.')5j  an  anderer  Stelle 
gegründete  Festung  wurde  1743  an  den 
jetzigen  Platz  verlegt.  —  2  km  südöstlich 
links  am  Ural)  befindet  sich  der  „Tausch- 
hof",    wo    heute    noch    im    Sommer    eiuo- 


381 


Städte  Gesaint-Rußlauds. 


382 


päische  Waren  gegen  Fabrikate  und  Eoli- 
pixxlukte  Riissisch- Asiens  ausgetauscht 
werden. 

Orgjejew. 

Südrußland,  Gouv.  Bessarabien,  links  am 
Rent  (zum  Dnjestr).  —  14 156  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  —  Industrien :  Getreide- 
mühlen, Kalkbrennereien,  Leder-  und 
Seifenfabrikation.  —  Gemüse-  und  Tabak- 
bau. 

In  der   Nähe  (bei    Onizkany)   Schwefel- 
und  Eisenquellen. 

Orscha. 

"Wcstrußlajid,  Gouv.  Mohilew,  am  Einfluß 
des   Orschitza   in   den   Dnjepr,   Hafen.    — 

13  88  t  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Moskau — Brest,  Witebsk — Schlohin).  — 
Industrien :  Tabak,  Leder,  landwirtschaft- 
liche Geräte,  Bierbrauerei.  —  Handel  mit 
Getreide  und  Holz. 

Orsk  (0  r  s  k  a  i  a). 

Ostrußland,  Gouv.  Orenbiu-g,  links  ani  Ural 
(aa  der  Mündung  des  Os),  befestigt.  — 
(11320    Einw.    (im   Jahre    1900,   —    1897: 

14  036  Einw.).  —  Post,  Telegi-aph.  —  In- 
dustrien :  Leder  und  Talg.  —  Hajidel  mi,t 
Sibirien  und  Zentralasien. 

Osch. 

Russ. -Zentralasien,  Generalgouv.  Tiu'ke- 
ßtaji.  Geb.  Ferghana,  am  Ak-Bnra  (ziun 
Syrdarja),  an  der  Straße  von  Namangteui 
nach  Kultscha.  —  36  474  Einw.  —  Post, 
Tele^aph.  —  Gaa-nison,  McteoiNjlogi^che 
Station.  —  Handelsplatz.  —  Einwohner 
meist  Kiptscliaken  luid  Sarten.  Baum- 
wolle. 

Osjnrkow   (Osorkow,    üzorkow). 

Ru.ss. -Polen,  Gt)uv.  Kalicz,  an  der  Bsui-a 
(zur  Weichsel).  —  12  902  Einw.  —  Post, 
Tclegrapli.  —  Bedeutende  Woll-,  auch 
BaumwoUindustrie,   J'^ärberei  usw. 

Ossa. 

Osüußland,  Gouv.  Perm,  an  der  Miuiduiig 
der  Ossijika  in  die  Kama.  —  5176  Einw. 
—  Post,  Telegraph.  —  Industrien :  Kupfer- 
und    Eisengruben,    Hüttenwerke,    Matten- 


fabrikation; ferner  Gerberei,  Bierbrauei'ci 
und  Seifenfabrikation.  —  Handel  mit  Holz 
und  Flachs.  —  Mädchenprogj'mnasium, 
Realschule. 

Ostaschkow. 

Zcjiti'alrußland,  Gouv.  T-wer,  auf  eüner 
klciaien  Halbinsel  im  Selighersee.  —  12  234 
Eitiw.  — •  'Post,  Telegraph,  Eisenbahln 
(Petei-sburg — Moskau).  —  SchuJiwai'en- 
industrie,  gix)ße  Salz-  und  Brannt- 
weinma,gazine,  Gerberei  (Bauemstiefel 
„Ostaschi"),  Seidenfabrikation,  Fischfang'. 

—  Handel  mit  Salz,  Getreide,  Fleisch,  Salz- 
fischen, Leder.  Seife  usw.  —  Bibliolhek, 
Theater. 

Oster, 

Klei^inißland,  Gouv.  Tscheruigx)w.  an  der 
Mündung  der  Oster  in  die  Dessna.  —  5384 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Dam p fers tation. 

—  Fischerei,  Netzstrickerei.  —  Handel  mit 
Bauholz. 

Ostrog. 

Westrußland,  Gouv.  Wolhynien,  an  der 
Mündung-  der  Wijlija  in  die  Goryn  (zum 
Pripet).  —  14  530  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Flußhafen.  —  Industiien:  Leder,  Seife, 
Kerzen,  Ziegel,  Butler.  --  Handel.  -- 
Garnison,  Griex;h.  Erzbistum,  Knal)engym- 
nasium.   —   Hälfte  der  Einwoliner  Juden. 

Ostrogoschk  (R  y  b  n  o  j  e). 

Zenlralnißland,  Gouv.  Woroncscli,  an  der 
Sona,  in  die  hier  die  Ostrogojska  mündet. 

—  21  891  Einw.  -  Post,  Tclegrapli,  Eisen- 
bahn (Charkow — Bala-schew).  —  Handel 
mit  Pferden,  Vieh,  Fett  und  Seife.  — 
Garnison.  —  Knaben-  und  Mädchengjanna- 
sium,    Mädchenprogymnasium.    Bibliothek. 

Ostrolenka. 

Russ. -Polen,  Gouv.  LonLscha,  links  an  der 
Naavw.  —  8679  Einw.  —  Post,  Tclegrapli, 
ELsenbahn  (nach  Piljawa  lind  Linie  Lapy — 
Malkin).     -  Tuchfabrikation.  —  Gnriüson. 

Ostrow. 

Zentralrußlanil,  Gouv.  Pskow.  rechts  an 
der  Welikaja  (zum  Peipus.see).  —  6459 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Warschau— -St.  Petersburg).  -     Industrien  : 


3^3 


Städte   Gesanit-llulilands. 


384 


Leder,  Ziegel,  Seite.  —  Handel  mit  Bau- 
holz, Geireide  und  Flaehs.  —  Festungs- 
ruine, ^[ädflienprogymnasium. 

Ostrow. 

Kuss.-Polen,  Gouv.  Ivomseha,  recJils  vom 
Bug.  —  10  838  Einw.  —  Post,  Tclegi-aph, 
Eisenbalin.  —  Fabrik  von  landwirtsehaft- 
liolien    Geräten,    Butter.    —    Garnison. 

( )strow. 

Euss.-Polcn,  tiüuv.  Sjedlez.  —  ;3i)6U  Einw. 
—   Post.    ~-  Tuclifabrik. 

( )strowiec     {O  s  t  r  o  \v  e  z ). 

Russ.-Polen,  Gouv.  Eadom,  au  der  Kamen- 
naja  (zur  AYeiclisel).  —  9803  Einw.  — 
Po.st,  Telegraph,  EisenbaJin  (Koljusehki — 
Tomaseliew-0.).  —  Gußeisen-  und  Stahl- 
werke. 

Otschakow. 

Südrußhuul,  Gouv.  t'herson,  befestigter 
Hafen  an  der  Mündung  des  ünjepr  in  das 
Schwarze  Meer.  —  10  748  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Hafenstadt.  --  IndiLstrien : 
Ziegel,  Mehl.  —  Au.sladeort  für  gi'oße 
Handelsscliiffe.  —  Garnison,  Meteorolo- 
gische Station. 

Seit  1792  definitiv  russisch  (früher  starke 
türkische  Festung). 

Ovrutsoh  (O  w  r  u  t  s  c  h. 

Westruüland,  Gouv.  A^'olhynien,  an  der 
Narynia  (ziun  Pripet).  —  6356  Einw.  — 
Post,  Telegi'aph.  —  Industrien:  Leder, 
Kerzen,    Ziegelei. 

Puhjanizy   (Pabjanice). 

Russ. -Polen,  Gouv.  Piotrkow,  an  der  Dobr- 
z>-nka  (ziu-  AVarthe).  --  26  892  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbalin  (elektr.  Bahn 
nach  Lodz).  —  Industrien :  Woll-  und 
BaumwoUwcbeiei,.  Tuchfabrikation,  Fär- 
berei, landwirtschaftliche  Geräte,  Papier, 
Chemikalien. 

Pawlodar. 

Russ. -Zentralasien,     tlouv.     Seinii>al.itinsk, 
Erhält    bald     Eisenbahn    an    der    neuen 
westsibirischen  Magist  rale. 
rechts  am  Irlysch.  --  7730  Einw.  (Russen 
und  Kirgisen). —  Post,  Telegrapli,  Dampfer 


Station.  —  Industrien:  Seife,  Leder,  Butter, 
Ziegelei.  —  Handel  mit  Landesprodukten. 

—  Mädchenpix)gymnasium. 

Pawlograd. 

Südrußland,  Gouv.  Jekaterinoslaw,  an  der 
"Woltschja  (zum  Dnjepr).  —  18  41ö  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kursk — 
Charkow — Sebast-opol).  —  Midilenindustrie. 

—  3  Jahrmärkte,  Getreidehandel.  —  Gar- 
nison. —  Knaben-  luid  Mädchenprog-ym- 
nasien. 

Pawlowo. 

Zentralrußland,  Gouv.  Nishnij-Nowgorod, 
rechts  an  der  Oka.  —  12  431  Einw.  — 
Post,  Eisenbahn  (Moskau — Nishnij  -  Now- 
gorod), Dampferstation.  —  Industrien: 
Stahl-,  Kupfer-  und  Bronzewerke,  Färbe- 
reien, Ztindholzfabrikation,  bedeutendes 
hausindustrielles  Schlossereigewerbe.  — 
Technisches  ^luseum,  Handwerkerechule. 

Pawlowsk. 

Zentralrußland,  Gouv.  AVoronesch,  an  der 
Mündung  der  Osserada  in  den  Don.  — 
7221  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Gemüse- 
und  Gartenbau.  — •  Mädchcnprogj-mnasium. 

Pawlowsk. 

Russ.  Ostseeijrovinzen,  Gouv.  St.  Peters- 
burg, beiderseits  an  der  Slawjanka  (ztu' 
Newa).  —  .')113  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (nach  St.  Petersburg).  —  Gar- 
nison. —  Lehrerseminar,  Observatorium, 
Museum.  Sommerfrische.  —  Sym]dionie- 
Konzertc. 

Pawlowski j  (Pawlowo  oder  W  o  c  h  n  a). 
Zentralrußland,  Gouv.  Moskau,  an  der 
Kljasma.  —  9991  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn.  —  Seiden-,  "Woll-,  Baumwoll- 
industric,  Färberei,  Fabrik  von  Gußeisen, 
Tongeschirr,  Leder,  Leim,  F'arben.  —  Gar- 
nison. 

Pawlowskoje. 

Sibirien,  Gouv.  Tomsk,  an  der  Kasmala 
(zum  Ob).  —  6101  Einw.  —  (Ehemals 
Silber-  und   Zinnwerke.) 

Pensa. 

Zentralrußland,  liuuv.  Pi'us;i,  am  Linfluß 
il'-s  a"lcichnainig''u   Fhissos  in  die  Sura.  — 


385 


Städte   Gesamt-RußlaiuU. 


iS6 


61 851  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  Russajewska,  nach  TaAvolshanke 
und  Linie  "Wjäsma — Batraki).  -  Viele 
Fabriken  für  Leder,  Seife,  Wachs,  Kerzen, 
Leinwand,  Seilerwaren,  Tücher  aus  Ziegen- 
wolle, Malz,  Papier,  landwirtschaft- 
liche Geräte,  Meierei  (Butter),  Bierbrauerei, 
Branntweinbrennerei,  Hefe.  Ferner  Dampf- 
mühlen, Sägewerke,  Eisengießerei.  —  Be- 
rühmter Jahrmarkt.  Handel  mit  Getreide, 
Spiritus  und  Forstprodukten.  —  Garnison, 
Bistum,  (.! ymnasien  iisw..  2  Museen,  Kunst- 
schule, Seminar,  Technische  Eisenbahn-  und 
Gäi'tnerschule,  Feldscher-  und  Hebammen- 
schule,  Krankenhavis. 

Perejaslav  (P  e  r  c  j  a  s  1  a  w  1). 

Kleinrußland,  Gouv.  Poltawa,  an  Aha  uiul 
Ti'ubesch  (zum  Dnjepr),  Flußhafen  An- 
drasehi.  —  14  609  Einw.  —  Post,  Tele- 
grapli.  —  Industrien :  Mehl,  AVachskerzen, 
Seife,  Ziegel,  Bier.  —  Mädchengymu.isium. 

Perekop. 

Südrußland,  Gouv.  Taurien,  Festung  auf 
dem  gleichnamigen  Isthmus.  —  5285  Einw. 

—  l'ost,  Telegraph.  —  Handel  und  l)e- 
suchte  Märkte.   —  Ungesunde  Lage. 

Seit  1783  russisch.  Früher  türkische 
Festung. 

Pereslawl  (auch  P  e  r  e  j  a  s  1  a  w  e  S  a  1  e  s  k  i  j). 
Zenlralrußland,  Gouv.  Wladimir,  südöst- 
lich am  See  Plestschejewo.  —  DOöO  Einw. 

—  Post.  —  Bedeutende  Fabriken  in  Tiu'h. 
Seide,  Leinwand,  Leder,  Baumwollspinnerei 
und  Färberei.  Fischerei.  —  Handel  mit 
Getreide,  Pferden  usw.  —  Mädchcnpro- 
gymnasium. 

Stadt  wurde  1152  gegründet.  —  Auf  dem 
See  von  Plestschejewo  die  ersten  Scliiffs- 
bautcn  Peter  des  Großen. 

Penn. 

Ostrußland,  Gouv.  Perm,  an  der  Mündimg 
des  Jaguschika  in  die  Kama.  —  45-103 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach 
Jekaterinburg  und  nach  Wjatka — Kotlas), 
Dampferstation  an  der  Kama.  -  -  In- 
dustrien:  Druckereigewerbe,    Kupfei'-   und 


Eisenwerke,  Maschinen-  und  Schiffsbau, 
Sägemühlen,  Fabrikation  von  Leder. 
Schwefelsäure  usw.  —  Kornmagazin  und 
Stapelplatz  für  die  Produkte  des  Ural  und 
den  aus  Kjachta  kommenden  Karawanen- 
handel. —  Reichsbankfiliale.  —  Garnison, 
I)istum,  Priestorseminar,  Gymnasien  usw., 
Realschule  mit  Montanabtcilmig,  Meteoro- 
logische  Station,    Museum,   Theater. 

4V2  km  oberhalb  an  der  Kama  die  .Moto- 
wilichawerke  (s.   Motowilichinsk). 

Pernaii   (P  e  r  n  o  w  ,   P  e  r  n  o  1  i  n). 

Russ.  Ost,seeprovinzen,  Gouv.  Livland, 
links  an  der  Mündung  des  Pernauflusses 
in  die  Bucht  \on  Pernau,  Hafen.  —  12  856 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach 
Walk),  Dampferstation.  —  Industrien ; 
Butter,  Mehl,  Bier,  Zigarren,  Ziegel.  • — 
Lebhafter  Handel  (Getreide,  Leinsaat  ,usw.). 

—  Zollamt.      -  Obstbau.  —  Konsulate.   - 
Knaben-  u.  ^lädchengymnasium.  —  Secl)ad. 

Perowsk. 

Russ.  -  Zentralasien,  Generalgouv.  Tiirke- 
stan,  Prov.  Syr-Darja.  —  5196  Einw.  (meist 
Kirgisen.   —   Post,   Telegraph,   Eisenbahn. 

—  Viehhandel.  —  Meteorologische  Station. 

Poterhof  (P  e  t  e  r  g  o  w). 

Wostnißland,  Gouv.   St.   Petersburg,    Kai- 
serlicher Hafen  am   Finnischen  Meerbusen 
(Kronstädter    Bucht).    —    11316    Einw. 
Post,   Telegi'aph,    Eisenbahn   (nach   Peter.-^- 
burg  und  Or;mienbaum)... —  Steinschleiferei. 

—  Garnison  (Garde),  Kaiserliches  Schloß.  -- 
Knabenprog3'mnasium.    —    Sommerfrische. 

Petersburg  siehe  St.  Petersburg. 

Petropawlowsk. 

Russ.  -  Zentralasien,  Gouv,  Akmolinsk. 
rechts  am  Ischim.  —  21 749  Einw.  (ein 
Drittel  Mohammedaner).  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Sibirische  Eisenbahn).  — 
luduÄt  rien :  Große  Schlächtereien,  Led.u-- 
fabrikation,  Talgsiederei.  —  Lebhafter 
Handelsverkehr  mit  den  Kirgisen  und 
durch  Karawanen  nach  Turkestan,  Ausfuhr 
tierischer   Produkte.    —   Reichsbankfiliale. 

—  Zollamt.  -  Mädchenprogymna.--ium, 
Theater. 


387 


Städte   GesaintUulilaiids 


388 


Petrosawodsk. 

"Westriißhiud,  Gouv.  Oloiietz,  westlich  vom 
Oncga-See.  —  12  707  Einw.  —  Post,  Tele- 
grai>li.  Eisenbahn  (nach  St.  Petersburg), 
Damjjferslation.  —  Kupfer-  und  Eisen- 
werke, Kaiserl.  Kanonengießerei,  Anker- 
schmieden. Fabrikation  von  Seife  und  Zünd- 
hölzern. —  Handel  mit  Getreide,  Holz  und 
Fischen.  —  Bischofssitz,  Bergverwaltung, 
Museum  (für  Bergbau,  Naturwissenschaf- 
ten und  Ethnographie),  Ivnaben-  und  Mäd- 
chciigj-mnasium. 

Petrowsk. 

üstrußland.  (4ouv.  Saralow,  an  der  Med- 
wjeditza  (zum  Don),  befestigt.  —  17  034 
Einw.  — •  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Atkarsk  —  Wolks).  —  Dampfmülilen, 
Butterfabrikation. 

Petrowsk-Kawkaski. 

Tran.skaukusien,  CIcbiet  Dagliestan,  Hafen 
am  Kaspischen  Meer.  —  13  671  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn.  —  Dampfer- 
station.  —  Industrien :  Tabakverarbeitung, 
Bierbrauerei.  —  Garnison.  —  Kur-  und 
Badeort  (Schwefel-  und  Salzbäder). 

Pinsk. 

Westrußland,  Gouv.  Minsk,  am  l'ripet,  der 
hier  die  Pina  aufnimmt,  Sümpfe.  —  27  938 
Einw.  —  Post.  Telegraph,  Eisenbahn 
(Brest — Brjansk),  Dampferstation.  —  In- 
dustrien :  Lederl>ereitung,  Sägemühlen, 
Schiffsbau,  Zündhölzerfabrikation.  —  Han- 
del mit  Leder,  Getreide,  Holz  und  Butter. 

—  Real-  und  Höhere  Mädchenschule. 

Piotrkow   (Petrikau,   Petrokow). 

Puss. -Polen.  Gouv.  Piotrkow,  links  an  der 
Pilitza.  32  173     Einw.     (über    11000 

Deutsche^.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
("Warschau — Ciranica).  —  Fabrikation  von 
landwirtschaftl.  Geräten,  l^eder,  Kacheln, 
Glas,  Bier  usw.  —  Keichsbankfiliale.  -- 
Garnison.  —  Gymnasium  für  Knaben  und 
Mädchen,  Handels-  und  Handwerksschulen. 

—  Früher    Künig.-;wahls(alt. 

Pisehi)ek. 

Zentralasien,  Ciouv.  Semirjetschensk,  an 
der  Alasoi'ga  (zum  Tselui).  —  8130  Einw. 


—  Gartenbau.  —  Obstausfuhr  (Aepfel  und 
Birnen)  nach  Taschkent. 

Erhält   bald   Eisenbahn. 

Plozk. 

Russ. -Polen,  Gouv.  Plozk,  rechts  an  der 
Weichsel  (auf  60  m  hohem  Steilufer).  — 
27  073  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Dampfer- 
station. —  Fabrikation  landwirtschaftl. 
Geräte.  —  Getreidehandel.  —  Reichsbank- 
tiliale.  —  Garnison,  Bistum,  Geistl.  Lehrer- 
seminar (kathol.X  Gj-mna.'sium  für  Knaben 
und    Mädchen.    —    Eisenbahn. 

Podolsk   (Podol). 

Zentralrußland,  Gouv.  Moskau,  an  der 
Pakra  (zur  Moskwa).  --  3808  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Mo.-kau — 
Kurek).  —  Fabrikation  von  Zement,  Stein- 
brüche,   Gerberei.    —   I^^ehrei-seminar. 

Pokrow. 

Zentraliiißland,  CJouv.  Wladimir,  links  von 
der  Kljasma,  in  waldiger  und  sumpfiger 
Gegend.  —  3025  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
Eisenbahn      (Moskau — Kishny-Nowgorod ). 

—  Gemüsebau  (Kohl,  Gurken). 

Polock    (Polozk). 

Westrußland,  Gouv.  Witebsk,  au  der  Mün- 
dung ,der  Polota  in  die  Düna.  —  20  751 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Riga — ürel).  —  Industrien:  Gerberei, 
Seife,  Tabak,  Zündhölzer.  —  Handel.  — 
Bistum,  Akademie,  Adel.s.schule,  Kadetten- 
korps, Lehrereeminar.  —  Mehr  als  die 
Hälfte  ,der  Einwohner  .•^iiid  Juden. 

Poltawa. 

Klcinrußland,  trouv.  Poltawa,  l'cstung. 
rechts  an  der  A^'orskla.  —  53  060  Einw.  - 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Kon- 
stantinograd  und  Linie  Jelissawetgrad — 
Charkow).  —  Industrien:  Dampfmühlen, 
Tabakfabrikatioji,  Zieg^elei,  Seifensiederei, 
Gerberei,  Brauerei,  —  Handel  mit  Vieh, 
Getreide,  Hanf,  Flachs.  —  Sehr  besuchte 
Messe  (Iljinseher  Jahrmarkt,  .Juli,  Umsatz 
an  3  Miil,  M,).  —  Reichsbnnkfiliale.  - 
Garnison.  —  Kadettenkorps.  -  Bistum, 
Museum  für  Industrie,  Fabrik-  und  Gc- 
werbetätigkeit.  —  Geistl.  Seminar  ( ortlvod.), 


389 


Städte   Gesamt-Eußlands. 


390 


Kjiaben-    und    Mädchengj^nmasium,    Keal- 
schule.     • —    Peldscher-,    Haaidworks-    und 
Gartenbauschule. 
Gouvei'nenM-ntshauptstadt  geit    1802. 

Ponjewesh  (P  o  n  e  w  j  e  s  c  h  ,  P  a  n  e  w  j  e  c). 
AVestrußland,  Gouv.  Kowno,  links  an  der 
Xewjascha  (zum  Njcmen).  —  14  733  Eijaw. 
—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (KalkuJmen 
- — ßadsi,wilischki  und  der  Kleinbalm  nach 
Swjenzjany).  —  Industri(en :  Danipf- 
müllerei„  Tabak,  Hefe,  Branntweimbrenne- 
rei,.  —  Garnison.  —  Realschule.  Lehrer- 
seminar. —  Große  Sümpfe. 

Porchow. 

Zentralrußlajid,  Gouv.  Pskow,  liiulcs  an  der 
Schelon  (zum  Ilmensee).  —  5.")73  Eijiw. 
Post,  Telegraph,  Eifjenbalm  (ßybinsk — 
Pskow).  —  Industrien:  Gerberei,  Bier- 
brauerei, Branntweinbrennerei.  —  Handel 
mi,t  Korn  und  Flachs.  —  !Mädchenpix)gym- 
nasi,um. 

Poschechonjo. 

Zcntralrußhuid,  Gouv.  .Jaroslawl,  an  der 
Sogoscha  (zur  Scheksna).  —  4036  Ei;nw.  — 
Post,  Telegraph,  Dampfei-statipu.  —  Fisch- 
fang. —  Bedeutende  Märkte  (Getreide  und 
Flachs).    —    ]\Iädch('npTOS'ynnKi-;i,uni. 

Poti  (Kalafasch). 

Transkauka.sien,  Gouv.  Kutais,  Hafen  an 
der  Mündung  des  Eion  ins  Schwarze  Meer, 
ehemals  Festung.  —  7660  Einw.  —  Post, 
Telegrapli,  Eisenbalin  (nach  Ssamtredi), 
Dampferstation.  —  Sägemühlen.  —  Handel 
(Ausfuhr  von  Mangan  und  Getreide).  — 
Konsulate.   —  Seeschule. 

l'otschep. 

A\'cstrußhind,  Gouv.  Tschernigüv\ .     -  6000 

Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbalin  (Brest 

Shabinka  -  -Lunincz  -Gomel  —  Brjänsk). 

Priluki. 

Kleinrußland.  Uouv.  Pollawa,  rechts  am 
Udaj  {zur  Sula).  -  19  055  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Kruty — Dnjepr — 
Krasnoje).  —  Tabakfabrikation,  Dampf- 
mühlen. —  Lebhafticr  Handel.  —  Anbau 
von  Tabak.  -  ■  Knaben-  und  Mädebengym- 
nasixim. 


Prochladnaja. 

Südiiißland,  Gouv.  Terek.  —  Post.  Tele- 
graph, Ei.^i'ubahn  (Roslow — AYladikawkas). 

Proskurow. 

A\'esti-ußland,  Gouv.  Podolien,  am  Bug.  — 
i'3  961  Einw.  --  Post,  Telcgi-aph,  Eiseu- 
b;üin  (^Odessa  —  "Wolotsehusk).  -  Indu- 
strien: Dampfmtihlen,  Mechanische  AVerk- 
.stätten,  Zucker-  und  Tabakfabriken.  — 
Garnison. 
Prschewalsk  (P  r  /.  e  w  a  1  s  k  —  früher  K  a  - 
r  a  k  0  1). 

Eiiss.  Zentralasicn,  Geueralgouv.  'Ihirke- 
stan,  Gebiet  Semirjetschensk,  12  km  öst- 
lich vom  Issylail.  —  7987  Einw.  —  Post, 
Telegraph.  —  Meteorologische  Station, 
Land^^^^tschaftliche  Schule. 

Pskow  (deutsch :   P 1  e  s  k  a  u). 

AVestrußland,  Gouv.  Pskow,  rechts  an  der 
AVelikaja,  die  hier  die  Pskowa  aufnimmt. 

—  30  424  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  A^''alk,  nach  Eybinsk  und  Linie 
Petersbiu-g — AVarschau),     üampferstatiou. 

—  Gerbereien,  SegeltTichfabriken,  Säge- 
mühlen. —  Handel  (Flachs,  Spiritus, 
Fische),  große  Messe.  —  Reiohsbankfiliale. 

-  Garnison,  Erzbistum,  Priester-  und 
Lehrerseminar,  Gymnasiiun  für  Knalxjn- 
und  Mädchen,  Realschule,  Technische  Lehr- 
anstalten usw.  —  Aelteste  Stadt  Rußlands. 
Im  Mittelalter  Hansestadt  und  Republik 
bis  1510. 

PutiwL 

Zentral-Ch-oßrußland,  Gouv.  Kursk,  rechts 
am  Sejm.  —  8965  Einw.  -  -  Post.  Telegraph, 
Eisenbahn  (Kursk-  Kiew).  —  A'itriol- 
fabrik,  Sali)otersicderei.  —  Handel  mit 
Landespix)dtikten.  —  Ackerbau.  —  Mäd- 
chenprogymna.sium. 

ßadom. 

Russ-Polen,  C^ouv.  Eadom,  an  der  lüidomka 

—  30  126  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen 
balm  (Dombrowa — Iwangorod).  —  Indu 
Strien:  Hut-  und  Lederfabrikation,  Stahl 
gießerei,  Bier-  luid  Branntwein,  Tonwai'en 
laiulwirf  Schaft  liehe  (Jeräte  usw.  -  Bedeu- 
lender  Handel.  —  Reichsbankfiliale.  — 
Garnison,    Gouvern, -Schule,    Knaben-    tmd 


391 


Städte   Gesamt-Rußlands. 


392 


Mädcheng^-mnasiiyn,   Handels-  und  Eisen-  1 
baknscluile.    —    Ueber  ein   Drittel   Juden. 
Radziwillow. 

Südwestnißland,  Gouv.  AVolhynien,  an  der 
galizisehen  Grenze.  —  Post,  Telegi'tiph. 
lüsenbahn  (naeli  Brody).  —  Haiiptzollamt. 

Reni. 

Südrußland,  Gouv.  Bessarabien,  Haien 
links  an  der  iDonau,  unterhalb  der  Prutli- 
mündung.  —  7377  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph ,  Eisenbahn  (Bender  —  Galatz), 
Dampferstation.  —  Talgsiederei  und 
Müllerei.  —  Gai'tenbau,  Imkerei,  Fischerei. 

—  87  "b   Juden. 

Reval    (Rewal.    russ.    I?  e  w  e  1 ,    Talhina, 
K  0 1  y  w  a  n). 

Russ.  Ostseeprovinzeu,  Gouv.  Estland,  an 
einer    Bucht    des    Finnischen    Meerbusen.s. 

—  66  292  Einw.  —  Post,  Telegrapli,  Eisen- 
bahn (nach  Taps,  Baltischport  und  Klein- 
bahn Moiseküll — Fellin — Reval),  direkte 
Dajnpferverbindung  mit  Lübeck,  London. 
Hüll,  Havrc  usw.  —  Industrien:  Maschi- 
nen-, Nähnadel-,  8tärke,  Pulver-,  Sprit-, 
Hefefabrik.  vStück-  und  Crlockengießerei, 
Dampfmühlen.  —  Handel,  besondei-s  in 
Salz,  Cretreide,  Flachs,  Hanf,  Leinsamen 
usw..  Mineralöl,  Asljest,  Silberbarren,  Holz- 
waren. —  Sehi'  besudite  Messe.  —  Börse. 
Reichsbankfiliale.  —  Bäder.  —  13  Konsu- 
late, Admiralität,  Garnison,  Böi-se,  Pro- 
vinzialmuseum,  Gymnasien,  Realschule, 
Domschule,  technische  Eisenbahnschule, 
mehrere  wis.senschaftliche  und  wohltätig!" 
Anstalten  imd  Vereine,  Theater,  Bibliothek. 

—  Die  Stadt  wurde  1219  von  ^\'aldema^  II. 
von  Dänemark  an  Stelle  der  zerstörten 
Estenfestung  Lindanissa  gegründet,  war 
sjxäter  fi-eie  Hansestadt,  kam  1346  aar  den 
Deutschen  Orden,  löGl  ;m  Schweden,  171(1 
an    Rußland.    —    2.T  »o    Dcutsclie. 

Riga. 

Ruas.  (Jstseein-ovinzen,  tJouv.  liivland, 
Hafen,  an  Ix^iden  Seiten  der  Düna ;  Stadt 
liegt  15  km  vom  Meere.  —  282  943  Einw. 
inkl.  Vororte  (48  "ü  Deutsche).  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Orel,  Mirraw- 
jewo,     Mühlgraben,     Bolderaa,     Elevator, 


Tukum  und  Petersburg),  Diampferstation 
(11  Linien,  darunter  ö  deutsche).  — 
Industrien :  Zucken-affinerien ,  Tabak- 
fabriken, Mehl-  und  Sägemühlen,  Bier- 
brauerei, Branntweinbrennerei,  Zement, 
Glas,  Farben,  Chemikalien,  Kork,  Papier, 
Textilwaren,  Maschinen,  Eisengießerei, 
Schiffs-  und  Waggonbau  usw.  —  Haupt- 
ausfuhrartikel :  Flachs,  Lein-,  Schla.glein- 
und  Haufsaat,  Getreide,  Holz.  —  Haupt- 
einf  ulu-artiliel :  Salz,  Kaffee,  Hering«', 
AVein,  Oel,  Petroleum,  Soda,  rohe  Baum- 
wolle, Steinkohlen,  Eisen,  Eisenbahn- 
schienen, Holz,  Korkholz,  Guano.  — 
Handelskammer,  Iteichsbankfiliale,  Börse, 
Banken,  Paokhof.  — ■  Garnison,  18  Konsu- 
late, Erzbistum,  Observatorium,  Dom- 
schule, Stadtbibliothek  mit  Xaturalien- 
kabinett,  Theater,  Polytechnikum,  Semi- 
nare ,  Fächschulen ,  3  Knaben-  und 
2  Mädchengymnasien,  2  Realschulen  usw. 
—  Stadt  ^vurde  1201  gegründet,  war  im 
Mittelalter  Hansestadt,  wm-de  später 
schwedisch  und  ist  seit  1710  in  inissi- 
schem  Besitz.  —  34  »o  der  Einw.  sind 
Deutsche. 

Rjäsaii  ( R  j  a  z  a  n). 

Zentralgroßrußland,  Gouv.  Rjäsan,  am. 
Trubesch,  der  hier  die  Lebeda  aufnimmt, 
2  km  von  der  Oka.  —  46122  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Moskau, 
Koslow,  Oka,  Priston  und  Schumoscli, 
ferner  Kleinbahn  nach  Wladimir),  Diaanpfer- 
station.  —  Industrien:  Leinwand-,  Ijeder-, 
Tuch-,  Nadel-,  ^letallwarenfabriken  (land- 
wirtschaftliche Geräte),  Spitzenindustrie, 
Branntweinbrennerei  ,  Wachskerzen.  — 
Reichsbankfiliale.  —  Garnison,  Erzbistum, 
geistliches  und  Lehrerseminar,  2  Knaben- 
und  Mädcheng-ymnasien,  Knabenprogym- 
nasium.  Handwerkerschule,  Museum.  — 
Im   nahen  Dorfe   Grischina  Stahlwerke. 

R  jaschsk  ( R  j  ä  s  h  s  k). 

Zentralrußland,  Gou\-.  Rjäsan.  aJi  der 
Chupta  (zur  Oka).  -  11835  Einw.  — 
Post,  Telegrai>h,  Eisenbahn  (Rjäsan — Kos- 
low und  Wjäsma-  Batraki).  —  Eisen-  und 
Stahlindustrie.    —   Getreidchandel. 


393 


Städte   Gesamt-Rußlands. 


394 


Rogatschew. 

Wostrußland,  Gouv.  Mohilevv,  am  Zusam- 
menfluß des  Drutz  iind  Dnjepr  (Hafen  l. 
—  9103  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn. —  Seilereien.  —  Holzflößerei.  — 
Garnison,  Kriegs-schule,  Kreisscliule  für 
Adlige.    —    56  «0    der   Einw.    Juden. 

llomiiy, 

Klcinrußland.  Clouv.  l'olta\v:i,  an  der 
Mündung  des  Kornea  in  die  Sula.  - 
22  äSO  Einw.  --  Post,,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  Wilejka  imd  nach  Kromenl,- 
schug).  —  Industrien :  Tabak  und  .Melil. 
Ecichsbankfilialc.  ^lüduhengym- 

iiasium,   Realschule. 

Jiorotsoha. 

Zcntralrußhiiid,  (iuuv.  Kursk,  rechts  au 
der  Korolscha  (zum  Donez).  -  14  40.3 
Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Fabrikation 
\üa  Lcder,  Wachskerzen,  Branntwein.  — 
Obstbau.  (iymnasium.  Mädchenprogym- 
nasium. 

Rostow   (R  o  s  t  o  w    W  e  1  i  k  i  j ). 

Zentralgroßrußland,  Gouv.  .Jaroslawl,  am 
Xerosec.  -  I3  01G  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Moskau— Jaroslawl.  — 
Industrien:  Baumwollspinnerei,  Lcinwand- 
weljerci,  Seifen.siedcrei,  Gerberei,  Licht- 
zieherei,  Ilerstelluag  von  Heiligenbildern 
(von  Email).  --  Handel  mit  (Jetreidc, 
Leder,  Hotrig,  AVaclus,  Zicliorien  usw.  — 
Salzquellen.  —  Reichsbankfiliale.  —  Gar- 
nison. —  Erzbistum,  Kreisschule,  geistl. 
Seminar,  Mädchenprogynuiasium,  Kunst- 
hajidwerkerschule,  ^Museum,  kirchl.  Alter- 
tümer. 

Rostow  am  J)()ii. 

Südrußlaad,  Gebiet  der  Doaisclun  Kosaken, 
rechts  am  Don,  wo  der  Temernik  einfließt, 
wichtiger  Fluß-  und  Seehafen.  -  119  476 
Einw.  (mit  dem  Ivenachbarteu  Nachitschc- 
wan  144  812  Einw.;  Russea,  Kosaken. 
Armenier,  Türken,  Griechen,  Kaukasier, 
und  3(100  Deutsche).  --  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (nach  Koslow,  "Wladikawkas  und 
Gorlowka,  ferner  naeh  .Vsowski).  ~ 
Mcclianische    Werke.   Scliiffl)au,    Fischerei, 


Dampfmühlen,  Tabak,  Bier,  Seife,  Taue. 
Papier,  Nägel,  Glocken-  und  Eisengießerei. 

—  Bedeutender  Export,  von  Getreid:>  luid 
Wolle.  —  Handelskammer.  —  Eeichsbank- 
filiale.  —  12  Konsulate,  Zollamt,  Banken. 

—  Knaben-  und  Mädchengymnasium  usw., 
Realschule,  Eisenbahn-  und  Seeschule. 
Musikschulen.  zwei  Theater.  l'ililio- 
thek  usw. 

Iloslawl. 

Zcntralrußlajid,  (^ouv.  Sinolensk.  -  -  21  '.)."!1 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  lOisenlialiti 
(Riga-Orel). 

Rossijeny  (R  o  s  s  i  e  n  y). 

AA'estrußlaJid,  Gouv.  Kowno,  rechts  aji  der 
Dubissa.  —  7455  Einw.  —  Post,  Telegi'aph. 

—  CJetreide    und   Holzhandel.   —   Bistum. 

Rowno. 

Wcsiriißland.  Gotiv.  A\'olhynien,  am  Ustje 
(dtirch  Goryn  zur  Pripet),  befestigt.  - 
24  905  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  Wilna  ,  Kijew — Brest— 
Litowsk).  —  Dampfmühlen.  —  Filiale  der 
Reichsbank.    —    (ia.rni.son,    Realscliule. 

Rshew  (R  z  e  w). 

Zentralrußland,  Gouv.  Twer,  l>eider.seits  an 
der    Wolga,    die    hier   schiffbar   wird.    - 
31 514    Einw.    —    Post,    Telegraph,    F^isen- 
bahn.  (Nowotorschskaja — Wjäsma  und  Mos- 
kau— Kreuzburgi,  Flußhafen.  —  Spinnerei 
(Hanfi,    F'abrikation    von    Papier,    Kerzen. 
Karmin,  geblei<'htes  Wachs.  --  Produktea- 
und  Pferdehandel.   —  Reichsbankfiliale.  - 
In  der  Umgebung  \^el  Acker-,  Garten-  und 
Gemüsebau;     außerdem     A'ieh-,     besonders 
Pferdezucht.  —  Knaben-  und  Mädchenpro 
gj'innasium. 

Rj'binsk. 

ZentralrulMand,  C^ouv.  Jaroslawl,  am  I]in 
fluß  der  Rybinka  in  die  Wolga,  der 
Mündung  der  Sehecksna  gegenüber,  in  der 
Nähe  wichtige  Kanalsysteme.  —  25  22;> 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach 
Jaroslaw  und  Pskow»,  Dampfervcrbindung 
mit.  den  Wolgahäfen.  -  Viele  Fabriken: 
Brauerei,  Pampfmühlen.  Salzbereituag, 
Töpferei,    Lichtgießerei.    —    F-in    Zentral- 


Städte   Gesaiiil-Rußlaiult; 


396 


puiikt,  dos  russischen  Binnenhandels  (be- 
sonders des  Getreidehandels  des  Wolga- 
gebiets), jährlicher  Umsatz  ci.  40  Millionen 
Rubel.  —  Börse  und  Keiehsbanktiliale.  — 
tiarnison,  Mechanisch-technische  Seeschule, 
Knaben-  tukI  M<ädchengymnasiuni.  Theater. 

IJylsk. 

Zentralrußland,  Gouv.  Kursk,  am  Einfluß 
des    Eylo   in    den   Sejm.    —    ll-ilf)    Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Kore- 
ne\Yo\  D'ampferstation.  —  Butlerindustrie. 

—  -  Handel  mit  Hanf  und  landwirtschaft- 
lichen Geräten.  —   Obst-  und   Gartenbaii. 

—  Knaben-  tind  Mädchenprogymnasium. 

Satlousk. 

Zentralrußland,  Gouv.  Woronesch,  am  Ein- 
fluß der  Teschewka  in  den  Don.  —  8313 
Einw.  —  Post.  —  ^lädchenprogj-mnasiiim. 

Saliau  (Ssaljany). 

Transkaiikasien,  Gouv.  Baku.  —  12 120 
Einw.  (meist  Tartaren).  —  Post,  Tele- 
graph.  —  Salzproduktion.   —  Fischerei. 

Samara    (Ssamara). 

üstrußland,  Gouv.  Samara,  an  der  Mün- 
dung des  gleichnamigen  Elusses  in  die 
AYolga.  —  91672  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eissenbahn  (Sj'sran — Tscheljabinski, 
Dampferstation.  —  Industrien:  Getreide- 
mühlen, Talgsiederei,  (Jerbereien,  Seifen- 
siedereien. —  Auch  Kumysanstalten.  — 
Bedeutender  Handelsplatz^  mit  Getreide  und 
Salz.  —  Eeiehsbankfiliale.  —  Garnison, 
Bischofssitz ,  Priesterseminar  (orthod.), 
Knaben-  und  Mädchengymnasium,  Real- 
schule, Lehrerinnenseminar,  Niedere  tech- 
nische, Eisenbahn-  und  Feldsclierschule, 
Bibliothek,    Museum,    Theater. 

Sainarkand. 

Rtiss.  -  Zenlralasien  ,  (ieiieralgoux'.  Tur- 
kestan,  unweit  (7'2  kmi  vom  Sarefschan 
(links),  670  m  Seehöhe,  zwischen  Ein- 
geborenen- imd  Russenstadt  die  Zitadelle. 

—  54  900  Einw.  (^  i  sind  Moslems  i.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Krasnowodsk— 
Andishan),  Station  der  Transka.sj)ischen 
Eisenbalui.  —  Baumwoll-  und  Seiden- 
indiLstrie,  Brennereien.  --  Starker  l'ferdc- 


handel.  —  Reichshankfiliale.  —  Garten- 
bau, Weinbau.  -  Bewässeningskanäle.  — 
Kasernen,  GaiTiison.  —  Eisenbahnsdiule, 
meteorolog.  Station,  Knaben-  und  Mädchen- 
gj^mnusium ,  Mädchenprogymnasium.  — 
Angenehmes,  gesundes  Klima.  —  Uralte 
Stadt  (]\lacaranda),  bedeutend  durch  Lage 
am  Haudelswege  nach  China.  Wiu'de  329 
von  Alexander  dem  Großen,  712  von  den 
Arabern,  1221  von  Dschinges  -  Chan  und 
1868    von   den   Ru.ssen    erobert. 

Samostje. 

Russ.-Rolen,  Gouv.  Dublin.  —  14  705  Einw. 
—    Garnison,    Kjiaben-    und    Mädchenpro- 

gj'innasium. 

Sandomir. 

Russ. -Polen,  Gouv.  Radom,  an  der  Weichsel, 
Flußhafen.  —  6534  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Dampferstation.,: —  Bistum,  Priester- 
seminar, KoUegiatälift,  Knaben-  und  Mäd- 
chenprogynuiasium. 

Saraisk    (Z  a  r  a  i  s  k ). 

Zentralrußland,  Gou\-.  Rjäsan,  recht*  am 
Ossetr  (zur  Oka).  —  8054  Einw.  —  Post, 
Eisenbahn  (Moskau — Kasani.  —  Getreide- 
handel. —  Garnison,  Realschule,  Mädchen- 
gyninasium. 

Saraiisk. 

Zentralrußland,  (iouv.  Pensa.  —  14  484 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn 
(Rjäsan — Kasan).  —  Fabrikation  von  Oel, 
Tabak,   Tauen,   Mehl,   Talg  usw. 

Sarapul. 

Ostrußland,  tJouv.  Wjatka,  rechts  an  der 
mittleren  Kama,  an  der  Handelssti-aße 
Xischnij-Nowgorod — Perm — Sibirien,  Fluß- 
hafen. —  21 395  Einw.  —  Post,  Eisen- 
bahn, Dampferstation.  —  F'abrikation  von 
Branntwein,  Leder,  ^^'achskerzen,  Guß- 
eisen usw.  -  Bedeutender  Handel  mit 
Getreide,  auch  mit  AValdprodukten.  — 
Reichsbankfiliale.  —  Mädchcngj'innasium, 
Real-,   Handwerkerschule,   Bibliothek. 

Saratow  (S  s  a  r  a  t  o  w). 

Ostrußland,  Gouv.  Saraiow,  rechts  an  der 
(4',2  km,  bei  FrülijJirshochwasser  bis  10km 
breiten)  Woloja.  an  dem  bis  200  m  hohen 


397 


Städte  Gesamt-Rußlands. 


398 


Bergiifer  ansteigend.  —  188 189  Eiinv. 
(10000   Deutsche,   2   deut.  'sc   Zeitungen). 

—  Post,  TelegTaph,  Eisenbahn  (Rjasan- — 
Uralsk),  Dampfershition.  -  Industrie: 
Besonders  Oel-  und  Mehlniühlen,  ferner 
Fabrikation  von  Seilerwaren,  Leder,  Hüten, 
Seidenzeugen,  Bitter.salz.  —  Handel  mit 
Getreide,  Holz,  Eisen,  Oel,  Vieh,  Salz 
(Hauptniederlage).  —  Starke  Fischerei.  — 
Filiale  der  Reiehsbank,  Börse.  Geriditshol'. 

—  Garnison,  Bistum,  Ev.  Konsistorium 
(Saratow  zählt  12  000  Protestanten),  je  2 
Knalx^n-  und  Mädcliengymnasien,  Progyni- 
nasium,  zahlreiche  andere  Schulen,  Museen, 
Anstalten  usw. 

Sohadrinsk. 

Ostrußland,  Guuv.  rerni,  am  Isset.  — 
11686  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Fa- 
briken :  Brennereien  und  Brauereien.  — 
Handel  mit  Federn  und  Daunen.  —  Ki-eis- 
schule. 

Schauleii  (S  c  h  a  w  1  i). 

"Westrußlaud,  Gouv.  K'owno.  —  16 128 
Einw.  (über  öO^/o  Juden,  ca.  7000  Katho- 
liken). —  Post,  Telegraph,  Eisenbalm 
(Libau — Eomny).  —  Fabrikat  ion  von  Leder 
und  Bier.  —  Handel  mit  "Waldprodukten, 
Flachs,  Getreide,  Gänsen  und  Pferden.  — 
Gai'nison.  Ivnaben-  u.  Mädchengymnasium. 

Schazk. 

Zentrahnißland,  Gt)uv.  Tanibow.  —  13  928 
Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Zündholz- 
fabrikation. —  Mädchonprogymnasiu.m. 

Schemacha. 

Transkaukasien  (Asiat.  Rußl.),  Gouv.  Baku, 
l>e festigt,  am  Pir  Sagat  auf  einem  Höhen- 
rücken des  Dagestankaukasus  herrlicJi  ge- 
legen, 680  ra  Seehöhe.  -  20  008  Einw. 
(8l  "/o  Mohammedaner).  —  Post,  Telegraph. 

—  Bedeutende  Baumwoll-  und  Seiden- 
industrie, Gerbei-ei.  —  AVichtiger  Handels- 
platz. —  Gartenbau,  Seidenzncht.  —  Gar- 
nison. —  In  der  Nähe  Schlammvulkane.  — 
Häufige  Erdbel>cn,  1858  und  1902  fast  da- 
durch vernichtet.    Seit  1820  i-u-ssiscJi. 

.Shitomir   (S  c  h  i  t  o  m  i  r). 

Siidwestrußland,  Gouv.  A\'olhynien,  an 
Tetercw    und    Kainenka.    -      80  787    Einw. 


(üljer  24  000  Juden).  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Kleinbalui  nach  Kalinowka). 
Fabrikation  von  Handschuhen,  Möbeln. 
Tabak,  Leder,  Hüten  usw.  —  Handel  mit. 
Getreide,  Pferden  mid  anderem  Vieh.  — 
Reichsbankfiliale.  —  Garnison,  Erzbistum, 
Priesterseminar,  zwei  Knaben-  und  Mäd- 
chengvmnasien,  Bibliothek  und  MiLseum, 
Theater. 

Schuja. 

Zentralrußland,  Gouv.  "Wladimir,  links  an 
der  Tesa  (zur  Kljesma).   —   18  968  Einw. 

—  Post,  Telegi'aph,  Eisenbahn  (Nowki — 
Ivineschma).  —  Viele  Fabriken  für  Seife, 
Baumwollwai'en,  Leinwand;  ferner  Mühlen- 
industric,  mechanische  ."Werke  usw.  — 
Zwei  Messen.  —  Kreisschule,  Knal)en-  und 
Mädchengymnasiuan,  Bibliothek. 

Schuscha. 

Transkaukasien,  Gouv.  Jelisawetpol, 
Festiuig,  1368  m  über  dem  Kaspischen 
Meer,  auf  dem  armejüschen  Hochland.  — 
2.5  6.56  Einw.  (Aimienier  und  Tatai'en. 
ca.  42  o/o  Mohammedaner).  —  Post,  Tele- 
graph. —  Teppich-,  Seiden-  und  Baumwoll- 
industrie. —  Armenisches  Pries tei-seminar, 
Realschule. 

Sdunska  "W'olja. 

Russ. -Polen,  (iouv.  Kalicz,  rechts  aji  der 
AVarthc.  —  15  910  Einw.  —  Post,  Eisen- 
balui.  WoU-  lind  BaumwoUindusti'ie.  — 
Realschule. 

Semipalatinsk. 

Russ. -Zentralasien,  Generalgouv.  Semipala- 
tinsk,  rechts  a.m  Irtysch.  —  26  353  Einw. 
(über  55  "/o  Moliammedaner).  —  Post,  Tele- 
graph, Dampferstation.  —  Bedeutender 
Hajulelsplatz   (\'ieh,    Felle,    "Wolle,    Filzi. 

—  Granitbrüche.  —  Reichsbankfiliale.  - 
Gaa-nison,    luiaben-    und    Mädchenprogym- 
nasium,  Museum,   Bibliothek. 

Serpuchow    (S  s  e  r  p  u  c  h  o  w). 

Zentrahnißland,  Gouv.  Moskau,  an  der 
Nara,  luiweit  ihrer  Mündung  in  die  Oka. 

—  30  571  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (Moskau — Kursk).  —  Gerberei,  Fabri- 
kation   von    Zitz,    Tuch.    Mehl    usw.    - 


399 


Städte  Gesamt-Bußlauds. 


400 


Haiukl     mit    Getreide,     Holz,     Hanl'. 
Kn  alx'  nprogy  nuia  smm . 

Sewastopol    (S  e  b  a  s  t  o  p  o  1). 

Südraßlaud.  CJouv.  Taurien.  Kriegshafeii 
mit  starken  Küstenbefestigungen,  früher 
Festung,  auf  der  Halbinsel  Krim,  West- 
küste an  einer  Bucht  des  Schwarzen  Meeres, 
Hafen  mit  7  km  langer  Rhede,  bester 
Hafen  des  Schwarzen  Meeres.  —  50  710 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach 
Loso-\vaja).  —  Mechan.  und  Schiffsbau- 
werke des  Marineministeriums.  —  Ziem- 
lich starker  Handel.  —  Fischfang.  —  See- 
bäder, in  der  Nähe  auch  Schlammbäder. 
—  Reichsbankfiliale.  —  Docks,  Magazine 
Maxinekasernen,  Marinemuseiim,  Admirali 
tat,  Schiffswerfte,  Knabenprogymnasiiuii, 
Mädchengymnasium,  Real-,  Eisenbahn-,  See 
schule,  biologische  Station.  —  1784  an 
Stelle  des  tataxischen  Dorfes  Achtiar  von 
Potemkin  als  Kriegshafen  angelegt.  Denk- 
wlu'dig  durch  die  Belagerung  1854/.55  im 
Kriuikrieg. 

Sgersch    (S  g  e  r  s  c  h ,    Z  g  i  e  r  z). 

Kurs. -Polen,  Gouv.Petrikau,  an  der  Bsura. 

Post,  Telegr.  —  19124  Einw.  —  AVoll- 

u.  Baumwollspinnereien.  —  Handelsschule. 

Simbirsk   CS  s  i  m  1)  i  r  s  k). 

Ostrußland,  Gouv.  Simbirsk,  Flußhafen, 
an  beiden  Seiten  der  AVolga,  bei  deren 
Zusammenfluß  mit  der  Swijaga.  —  43  298 
Einw.  —  Post,  Telegi-aph,  Eisenbahn  (nach 
Insa),  Dampferstation.  —  Dampfmühlen, 
FabriJiation  von  Branntwein.  —  Ansehn- 
licher Handelsplatz ;  berühmte  Messe.  — 
Reichsbankfiliale.  -  (Jarnison,  Bistum, 
Priesterseminar,  Kadettenkorps,  Knabcn- 
iind  Mädchengymnasium,  diverse  andere 
Sciiulen,    Bibliothek,    meteorolog.    Station. 

Simferopol  (S  s  i  m  f  o  r  o  p  o  1 ,  A  c  h  m  e  - 
t  s  c  h  e  t). 
Südrußlaud,  Gouv.  Taurien,  im  Süden  der 
Krim.  -  (;0  87H  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Kin-sk — Sewastopol).  — 
Fäbriliation  von  Konfekt  und  Konserven, 
Mühlen.  Bedeutender  Handel.  —  Wein- 
bau. -  -  Bistum,  Priesterseminar,  tatar. 
Lehrerseminar ,       Ciouvernementsbehöi-den. 


Knaben-  und  Mädchengynmasiuui,  Real-, 
Handwerker-,  Gartenbauschulen,  naturgc- 
schichtliches  Landesmuseum.  —  In  der 
Nähe  die  gToße  Stalaklitengrotte  Kisil- 
Koba. 
Sjedlez   (Siedle  e). 

Russ.-Polen,    Gouv.    Sjedlez,     links    vom 

Liwjez  (zum  Bug).  —  26  234  Einw.  (viele 

I  Juden).    —    Post,    Telegraph,     Eisenbahn 

I  Warschau— S.  Iwangrod — Matkindoka).  — 

Industrien:  Bierbrauerei  irnd  Branntwein- 

breiuierei.  —  Garnison,  zwei  Ivnaben-  und 

I  ein   Mädehengymnasium,   Tlieater. 

Sjeiikow. 

ICleinrußland,  Gouv.  Poltawa.  —  10  443 
Einw.  ~  Fabrikation  von  Kerzen,  Bier, 
Stärke.  —  Mädchenprogymnasium.  —  Hand- 
werkerschule. 

Sjerads. 

Russ.-Polen,    Gouv.    Kalicz,   links   an    der 
Warthe.  —  7005  Einw.  —  Fabrikation  von 
landwirtschaftlichen       Geräten,       Kerzen, 
Seife,   Leder.  —  Knabenprogj'mnasiurn. 
Sjewsk. 

Zentralrußland,  Gouv.  Orel,  am  Sjew 
(durch  Nerussa  zur  Dessna).  —  9210  Einw. 
—  Post,  Telegraph.  —  Fabrikation  von 
Seife,  Butter,  Leder,  Fayence,  Grünspan 
usw.  —  Handel.  —  Priesterseminar,  Mäd- 
chenprogymnasium. 

Skobelew  siehe  Margelan  (Neu-Margelau). 

Skopin. 

Zentralrußland,  Gouv.  R.jäsan,  links  an  der 
Werda.  —  14  737  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
Eisenbahn  (nach  Tula— Pensa,  und  Ts(;hul- 
kow.  AVjäsma— l?atraki  und  nach  Tschul- 
kowsky).  ■  Fabrikation  von  Seife  und 
Leder  (Juchlenbereit\mg)  usw.  —  Acker- 
bau, Pferdezucht.  —  Garnison,  Mädchen- 
progymnasium, Realschule. 

Slatousf. 

Oslrußland,  (Jouv.  Ufa,  am  oberen  Aj  (zur 
Ufa\  586  m  Seehöhe.  —  20  973  Einw.  — 
Post,  Telegi-aph,  Eisenbahn  (Batraki — 
Tschcljabinsk).  —  Kaiserl.  Eisen-  und 
Stablwerke,  Geschütz-  und  Geschoßfabri- 
kafiou    (für    3(1    Mill.     M.    jährlich)    mit 


401 


St<ädte   Gesamt-Rußlands. 


402 


Arsenal  luul  A\'atl'e:uniisi'uiii,  I-'abrikation 
von  Stahlwaren  (besonders  von  Messern 
luid  (Tabeln,  als  Haiisindiistrie  betrieben), 
desgl.  von  Leder,  Seife,  Leim,  Bier,  Zünd- 
liölzern,   landwirtsehaftl.   Geräten  usw. 

Nahebei  Bergbau  auf  (Jold,  Eisen,  auch 
auf  Kiipfer. 

SliiAvjausk. 

Kleinrußland,  Gouv.  Charkow,  links  am 
Torez  (zum  Donez),  mitten  im  Steppen- 
gebiet. —  15  644  Einw.  —  Post,  TelegTaph, 
Eisenbahn  (Lodowaja— Eachmut  und  nach 
Bci)naja).  —  Branntweinbrennerei,  Salz- 
siedereien, Fabrikation  von  Porzellan,  Ma- 
kronen usw.,  Gußeisen-,  mechan.  Werke, 
Dampfmühlen.  —  Bittersalzquellen,  Sol- 
und  Schlammbäder.  —  Mädchengymnasium, 
Bibliothek. 

Slobodskoj. 

Ostrußland.  Gouv.  Wjatka,  rechts  an  der 
Wjatka.  -  10  052  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Dampferstation.  —  Seifensiederei, 
Gerberei,  Eisen-  und  Kupferhammerwerke, 
Fabrikation  von  Branntwein,  Bier,  Zünd- 
hölzern. "-  Handel  mit  Getreide,  Leder, 
Leinwand,  Seife,  Leinsamen  (nach  Archan- 
gelsk). —  Mädchengymnasium,  Hand- 
werkerschule. 

Slonini. 

IVcstrußland,  Gouv.  Grodno,  links  an  der 
Schtschara  (Sehara  zum  Njemen),  Fluß- 
hafen. -  19  895  Einw.  (65  o/o  Juden).  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Albertyn 
und  Linie  Baranowitschi — Bialystock).  — 
Fabrikation  von  Tabak,  Branntwein,  Tuch. 
Handel  mit  Leder  und  Getreide.  —  Gar- 
nison,  Kreisschule. 

Sluck  (S 1  u  z  k). 

Westrußland,  Gouv.  Minsk,  an  der  Mün- 
dung des  gleichnamigen  Flusses  in  den 
Pripet.  —  14180  Einw.  (hauptsächlich 
Juden).  -  Post,  Telegraph.  —  Müllereien. 
—  Gartenbau.  —  Zwei  Gymnasien. 

Siuolensk. 

Mittelrußland,  Gouv.  Smolensk,  l)eiderseitÄ 
am  Dnjepr,  am  linken  ünje]H'-Ufer  die  be- 
festi2;t  gewesene  Altstadt.  —  57  405  Einw. 


—  Post.  Telegraph,  Eisenljahn  (Riga — 
Orel,  Moskau  —  Brest,  nach  Astapowo- — 
Bogojawlensk).  —  Fabrikation  von  Leder, 
Kacheln,  Hüten,  Seife,  Seidenzeugen,  Bier- 
brauerei. —  Bedeutender  Handel  mit  Lan- 
desprodukten. Große  Messe  mit  Pferde- 
markt. —  Reichsbankfiliale.  - —  Garnison, 
Bischofssitz,  Predigerseminar,  Kadetten- 
liaus,  Ivnaben-  und  Mädchengj-mnasien, 
Real  -  Handwerkerschulc,  Stadt  bibliothek 
und  Museum.  ^Icteorolog.  Station.  Blinden- 
anstalt. 
Sehr  alte  Stadt. 

Soioki. 

Südrußland,  Gouv.  Bessarabien,  rechts  am 
Dnjestr.  -  25  523  Einw.  —  Posl.  Tele- 
graph, Flußhafen.  —  Fabrilvation  von  Mehl, 
Seife,  Ziegeln,  Käse,  üel  usw.  —  Stein- 
brüche. --  Weinbau.  —  Garnison,  Kuaben- 
gymnasium. 

Sorozkaja. 

Gouv.  Archangelsk,  Hafen  am  westlichen 
Weißen  Meer.  —  5000  Einw.  —  Telegraph. 
Lachs-  und  Heringsfischcrei. 

Sosuowitz  (S  0  s  u  o  V  i  c  e,  S  o  s  n  o  w  i  e  c.  S  o  s  - 
n  0  w  i  z  y). 
Westrußland,  tiouv.  Piotrkow.  —  9048 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach 
Schoppinitz,  Zonikowice  u.  Iwangorod).  — 
Industrien :  Zinkwerke,  Knochenmehl, 
Kessel  und  Rohre,  Schrot,  Xägel.  Glas, 
Papier.  —  Nordöstlich  davon  das  I>om- 
browa-Kohlengebiet.  Zollamt.  -  -  Real- 
schule. 

Staraja  Russa. 

Zentralrußland,  Gouv.  Nowgorod,  beider- 
seits an  der  Polist  (,zur  Lowat).  —  16  500 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Ry- 
hinsk — Pskow  nach  Tschudowo).  Dampfer- 
station. —  Dampf  Sägemühlen.  —  Berühmte 
Saline,  2  Solquellen  und  Schlammbäder.  — 
Garnison,  Militärkolonie,  Jlädchenpro- 
gymuasium,    Theater. 

Starobjelsk. 

Kleinrußland,  Gouv.  Charkow,  am  Aidar 
(zum    Donez).    —    14  292    Einw.    —    Post, 

Telegraph.     -  (!emüsebau.  —  Knal>engym- 


403 


Städte  Gesamt-Rußlands. 


404 


nasiuiii,  Mädchenprogymiiasium.  Haiid- 
wi^rkersclmle. 

Starodub. 

Kleinrußland,  Grouv.  Tschernigow.  — 
12  451  Einw.  (40  »/o  Juden).  ~  Post,  Tele- 
graph, EisenbaJin  (nach  Ilnetscha).  — 
Industrien:  Glockengießerei,  Branntwein- 
brennerei, Bier-  and  Lederfabrikaüon.  — 
Handel  mit  Getreide,  Hanf,  Flachs,  Matten, 
Seilerwaren,  Waclis.  —  Knalx>nprog3'm- 
nasium. 

Starokoustautinow. 

AVo^trußland,  Gouv.  Wolhynien,  am  Slucz. 

—  21618  i]inw.  (56  »o  Juden).  —  Post, 
Telegraph.  —  Viele  Fabriken :  Tuch, 
Tabak,  Kerzen,  Seife,  Ziegeln,   Oel,  Talg. 

—  Ausfuhrhandel  in  Getreide,  Salz,  Vieh, 

—  GaiTiison,  Bibliothek,  meteorologische 
Station, 

Staryj  -  Oskol. 

Zeniralrußland,  Gouv,  Kursk,  am  Osskol 
(zum  Donez),  —  16  662  Einw.  —  Post, 
TelegTaph,  Eisenbalin  (Jelez — Waluiki).  — 
Talgsiederei.  —  Gemüsebau.  —  Mäxichen- 
progyninasium. 

Stawropol. 

Ziskauliasien,  Gouv.  Stawropol,  stark  be- 
festigt, 620  m  Seehöhe,  an  der  Taschla 
(durch  Kalauß  zum  Manytsch).  —  46  965 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbalm  (nach 
(Kandkaskaja).  —  Seifenfabriken,  Gerbe- 
reien, Mühlen.  —  Ansehnlicher  Handel ; 
2    sehr    besuchte    Märkte,    —    Gemüsebau, 

—  Reichsbankfiliale.  —  Garnison,  Bistum. 

—  Priestorseminar,  1  Knaben-,  2  Mäd- 
chengymnasien,   Bibliolliok. 

Stawropol. 

Ostrußland,  Gouv.  Samara,  an  einem  Arm 
der  Wolga.  —  5974  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Dampferstation.  —  Seifenfabrika- 
tion. —  Getreideausfuhr.  —  Fischfang.  — 
Obst-  und  Gemüsebau.  -  -  Schule  für  ge- 
taufte Kalmücken. 
In    der    Nähe    KumysheilanstalteJi. 

St.  Petersburg. 

Gouv.  Petersburg,  Festung,  Hafen,  an  der 

Verlag  für  Börsen-  und  Finanzliteratnr  A.-G,,  Berlin  W.  35 


Mündung  dei-  Newa  in  den  Finnischen 
Meerbusen,  zum  Teil  auf  den  das  Newa- 
delta bildenden  Inseln,  —  (1906  mit  Vor- 
orten) 1678  000  Einw,  (87  o/o  Russen,  zirka 
45  000  Deutsche),  ~  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Ausgangspunkt  von  5  großen 
Eisenbahnlinien).  Seckanai  nach  Kron- 
stadt. —  Industrie  sehr  bedeutend,  mir  von 
derjenigen  Moskaus  übertroffen,  man  2:ählt 
über  500  außerstaatlicJie  Fabriken  und  ge- 
werblicJi©  Anlagen  mit  ca.  90  000  Arbeitern 
und  einem  Produktionswert  von  ca.  200 
Mill.  Rubeln;  an  erste,r  Stelle  st«ht  die 
Baumwollspinnerei  und  Weberei,  Maschi- 
nenfabrikation, darunter  die  Putilowscheoi 
Werke.  Eisengießerei,  kaiserl,  Glasfabr., 
Edclst/einschleiferei,  Porzellanfabr.,  Schiffs- 
werften usw.  —  Handel  sehr  bedeutend. 
Hauptausfulu'itrtikel :  Getreide,  Oelkuchen, 
Leinsamen,  Flachs,  Borsten,  Eier,  Kuli- 
butter,  Holz  und  Holzsdiliff,  Naphtlia  und 
Naphtliaprodukte,  Hausenblase.  —  Haupt- 
einfuhrartikel :  Kohlen,  Koks,  Rohbaum- 
wolle, Heringe,  Süilfrüchte,  AN'eine,  Kaffee, 
Metalle  und  Maschinen,  Chemikalien,  Gerb- 
und Farbstoffe,  —  Eeichsbank  tmd  zahl- 
reiche andere  Banken,  Sit.z  der  Eeichs- 
behörden,  Garnison,  Konsulate,  Universität, 
zahlreiche  wissenschaftliche  Institute  und 
Lehranstalten,  reiche  Museen,  Bibliotheken, 
Theater,  Ivrankenhäuser  usw.  —  Peters- 
wurde  1703  von  Peter  dem  Großen  ge- 
gründet und  ist  seit  1712  Residenz.  — 
Die  Stadt  hatte  1808:  242  820,  1864: 
539122,  1890:  954  400,  1900:  1439  613  Ein- 
wohner. 

Snchuin    (auch    S  u  c  h  u  m  -  K  a  1  e). 

Transkaukasien  (Asiat. -Rußland),  Gouv. 
Kutais.  —  7809  Einw.  —  Post,  Telegraph, 
Dampf crstation.  —  Mittelpunkt  des  Tabak- 
handels am  Schwarzen  Meer.  —  Landwirt- 
schaftliche und  Gartenbauversuclisstation 
(Botanischer  Garten),  Blumenzucht  (Hya- 
zinthen). —  Garnison,  Bistiim,  Mädchen- 
progymnasium. -  Im  Mitteltalter  genuesi- 
scher Handelsplatz,  1455-  1810  türkisch 
(Sklavenmarkt).  —  KlimatLscher  Kurort. 
—  Bei  Suchum  die  deutschen  Kolonien 
Lindau   und   G  n  a  d  c  n  b  e  r  g. 


405 


Städte  Gesamt-Rußlands. 


406 


Sudaj. 

Südrußland,  Gouv.  Tamien,  Hafen  am. 
Schwarzen  Meer,  in  stibtropLschem  Klima, 
Südküste  der  Halbinsel  Ivrim.  —  In  der 
Nähe  Weinberge  (aus  denen  der  sogen. 
Krimsche  Champagner  gewonnen  wird)  "und 
die  deutschen  Kolonien  Zürichthal,  Heil- 
bronn,  Neusatz,  Rosenthal,  Friedensthal 
und  Kronthal. 
Sumy. 

Kleinrußland,  Gouv.  Charkow,  am  Psjol 
(zum  Dnjepr).  —  27  575  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Merefa-Woroschby). 
— •  Fabrikation  von  Zucker,  Tabak,  Ma- 
schinen. —  Jahrmärkte,  Reichsbankfiliale. 

—  Garnison,  Ivnaben-  und  Mädchengym- 
nasium,  Realschule,  Kadettenkorps. 

Susdal. 

ZentralrußLand,  Gouv.  "Wladimir,  an  der 
Kamenka   (zur  Kljasma).    —    8477    Einw. 

—  Post.  —  Leder-  und  Jutefabrikation, 
Glockengießerei.    —   Gemüsebau. 

Snwalki. 

Russ.  -  Polen,  Gouv.  Suwalki,  zwischen 
Gautscha-  und  Wigrysee.  —  27  165  Einw. 
(davon  14  000  Juden).  —  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Grodno — Wilna).  —  Fabri- 
kation von  Leder,  Butter  usw.  —  Garni- 
son, Knaben-  und  Mädchengymnasium, 
Handels-  und  Handwerkerschule. 

Sweuigorodka. 

Kleinrußland,  Gouv.  Kijew,  am  Gniloj 
Tikitsch  (durch  Sinjucha  zum  Bug).  — 
16  972  Einw.  (ca.  40  o/o  Juden).  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Demkowka — Zwet- 
kowo).  —  Fabrikation  von  Mehl,  Brannt- 
wein,   Hefe,    Bier,    Ziegeln.    —    Garnison. 

Syzran  (Sysran). 

üstrußland,   Gouv.   Simbirsk,   am  Syzi-an. 

—  32  377  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn, Dampferstation.  —  Fabrikation  von 
Mehl,  Leder,  Malz,  Leim.  —  Asphalfc- 
gruben.  — <  Reiclisbankfiliale.  —  MädcJien- 
gymnasium,  Realschule,  meteorologische 
Station. 

Taganrog. 

Südrußland,  Gouv.  .Jckaterinoslaw,  Kriegs- 
hafen,   an    der   gleichnamigen    Bucht   auf 


einer  hohen  und  felsigen  Landzainge  im 
Asowschen  Meer,  in  der  Nähe  der  Don- 
Mündung.  —  58  928  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  ((rorlowa — Rostow  am 
Don),  Dam2)fschiffalirt  (5  Linien).  —  Fabri- 
kation von  Eisen,  Mehl,  Tabak,  Makkaroni, 
Wachstuch,  Leder,  Tauen,  Kerzien,  Seife 
usw.  —  Fischerei.  —  Lebhafter  Handel 
und  Schiffahrt.  —  Ausfuhrartikel :  Weizen, 
Leinsaat,  Raps,  Gerste,  Roggen,  Hafer, 
Kohlen,  Kaviar  und  Talg.  —  Einfuhi'- 
artdkel:  Früchte,  Gel,  Wein,  Kolonial- 
wareji,  Tee,  Eisen,  Stahl.  • —  Reichsbank- 
filiale, Konsulate,  Zollamt,  Handelslehr- 
anstalt, Börse,  Werft,  Knaben-  und  Mäd- 
chengymnasien, Seeschule,  Stadtbibliothek. 
Tambow. 

Zenti-alrußland,  Gouv.  Tambow,  links  au 
der  Tzna  (zur  Mokscha).  —  49  208  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (KozIdw — 
Saratow  und  nach  Kamyschin).  —  Guß- 
eisen- und  mechanische  Werke,  Vitriol-  und 
Alaunwerke,  Seifen-  imd  Talgsiederei, 
Tuchmanufaktur,  Lederbereitung,  Fabri- 
kation von  Schinken,  Hefe,  Branntwein, 
Bier,  Mehl,  Kerzen,  Parkettböden  usw.  — 
Getreideausfuhr.  —  Pferdezucht.  —  Reichs- 
bankfiliale.  —  Garnison,  Bistum,  Geistl. 
Seminar,  Knaben-  und  Mädchengj'mnasium, 
Kadettenschule,  divei-se  andere  Schulen, 
Zucht-  und  Arbeitshaus,  Museum,  Biblio- 
thek usw. 

1636  als  Festung  gegen  die  Tataren  ge- 
gründet. 
Tammerf ors  (T  a  m  p  e  r  e). 

Finnland,  Gouv.  Tawatschus,  Hafen,  am 
Wasserfall  Tamperekosld.  • —  43  696  Einw. 
(1907).  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach 
Bjömeborg,  Abo-Nikolaistadt  und  nach 
Tawastehus — Riihimäki),    Dampferstation. 

—  Hauptindustriestadt  Finnlands:  Baum- 
wollspiimerci  und  -webcrci,  mech.  Werke, 
Gießereien,  Fabrikation  von  Leinwand, 
Schreibpapier,  Zündliölzer,  Tuch  (zusammen 
füi-  mehr  als  2  Mill.  M.  jährlich).  —  Lein- 
und  Flachsausfiilir.  —  Ackerbau.  —  Kon- 
sulate, finnisches  und  schwedisclies  Lyceum, 
finnisches  Rcallyceum,  zwei  finnische  und 
zwei  schwedische  Mädciengymnasiea. 


407 


Städte  Gesamt-Rußlands 


408 


Tina. 

Sibirien,  Gouv.  Tobolsk,  links  am  Irtysch, 
am  Zusammenfluß  des  Arkaka  und  Irtysch 
und  unweit  der  Einmündung  des  Tara, 
Flußhafen.  —  7712  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph. —  Lederbereitung,  Vitxiolsiedcrei, 
Glashütte,  Fabrikation  von  Branntwein.  — 
Handel  mit  Buchai-a  und  Giiiwa;  Haupt- 
handelsartikcl :  Fett,  Butter,  Getreide, 
Leder,  Kauehwaren.  —  Mädchenprogym- 
nasium. 
Taschkent. 

E.USS. -Zentralasien,  Generalgouv.  Turkestan 
und  Syr-Darja-Gebiet,  nahe  vom  Zusammen- 
fluß des  Tschirtschik  mit  dem  Syr-Darja, 
460  m  Seehöhe.  —  155  673  Einw.  (85  o/o 
Mohammedaner,  ca.  700  Deutsche).  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Samara,  nach 
Tschenjajewo  und  nach  Kinel — Orenburg). 

—  Lebhafte  Industrie  in  Seiden-  und  Baum- 
wollwaren (Baujnwollwäschereien),  Fabri- 
kation von  Oel,  Ziegeln,  Leder,  Schuliwerk, 
Gußeisen  usw.  —  Bedeutendster  Handels- 
platz Turans.  —  Karawanenstation.  — 
Großer  Basar.  —  Stapelplatz  für  Seiden- 
xmd  Baumwollwaren.  —  Viehhandel.  — 
Trefflich  bebaute  Gegend,  durch  Kanäle 
bewässertes  Tal.  —  Gartenbau.  Seiden- 
zucht. —  Reichsbankfiliale.  —  Garnison, 
Zitadelle,  Bischofssitz,  Mädchengym- 
nasium, Mädchenprogymnasium,  Kadetten- 
korps, Lehrerseminar  (Handwerkskurse), 
Real-,  Handwerks-,  Gartenbau-  und  Seiden- 
zuchtschule, turkestan.  Bibliothek,  17  Me- 
dressen  (mohammcd.  geistl.  Schulen), 
Museum,  astron.  -  phj^sik.  Observatorium, 
Abt.  der  Russ.  Geograph.  Gesellschaft  usw., 
Theater. 

Telaw. 

Kaukasien,  Gouv.  Tiflis,  nahe  hei  der 
Mündxmg  des  Turdaschewi  in  den  Alasan, 
am  Nordfuß  der  Somborskiberge,  738  m 
Seehöhe.  —  13  92.9  Einw.  (viele  Armenier). 

—  Post,  Telegraph.  —  Fabrikation  von 
Branntwein.  —  Stärker  Handel.  —  Frucht- 
bare Umgebung:  Weinlxau  (Kachetischer 
Wein).   —  Garnison,  Mädchenmittelschule. 

Temir-Chan-Schura. 

Kaukasien,    Grebiet  Diaghestan,    am    Nord- 


hang des  Kaukasus.  —  9208  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  —  Kanonengießerei, 
Hauptwaffenplatz  mit  Gießhaus  und 
Kanonenhohrerei,  Fabrikation  von  Bier, 
Mineralwasser  Usw.  —  Garnison,  Mädchen- 
gymnasium,   Realschule. 

Temuikow. 

Zentralrußland,  Gouv.  Tambow,  rechts  an 
der  Mokscha  (Flußhafen).   —  5737   Einw. 

—  Post.  —  Segeltuchfabrik,  Fabrikation 
von  Gußeisen,  Porzellan,  Leder,  Butter, 
Talg.  —  Handel. 

Theodosia    (F  e  o  d  o  s  i  a ,    K  a  f  f  a). 

Südrußland,  Crouv.  Taurien,  Halhinsel 
Krim,  an  der  Straße  von  Theodosia.  — 
27  238  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
hahn (nach  Dschonkoj).  —  Garnison,  Kon- 
sulate. 

Tichwin. 

Zentralrußland,  Gouv.  Nowgorod,  an  der 
Tichwinka  (zur  Sjass)  und  dem  Tichwini- 
schen  Kanal,  diu-ch  den  die  Wolga  mit 
dem  Ladogakanal  und  der  Newa  verbimden 
wird.  —  6631  Einw.   —  Post,  Eisenhahn. 

—  Gerberei,  Brennerei.  —  Handel  mit 
Wachs,    Getreide,   Holz.    —    Umladeplatz. 

—  Kreisschule,  Mädchenprogymnasium, 
Stadthibliothek. 

Tiflis  (Tbilisi,  Kalaki). 

Transkaukasien,  Gouv.  Tiflis,  beiderseits 
der  Kura,  360  m  Seehöhe  (eine  der  male- 
rischsten Städte  der  Erde).  —  191 658 
Einw.  (über  2000  Deutsche).  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Batum — Baku  und 
nach  Alexandropol).  —  Fabrikation  von 
Filz,  Bier,  Butter,  Tabak,  Leder,  wollenen 
und  halbwollenen  Zeugen,  Teppichen, 
Waffen  un/d  Silberarbeiten.  —  Bedeutender 
Handel,  Basare  und  Karawansereien.  — 
Banken:  Abteilung  der  Staatsbank,  Tifliser 
Kommerzbank,  Asow  -  .Donschc  Bank.  — 
Garnison,  Kon^siiiate,  Erzbistum,  Missions- 
anstalt, Kaukasus  -  Museum,  NaturaUen- 
kabinett,  Botan.  Garten,  Priesterseminar, 
3  Knaben-,  3  Mädchengj'mnasien,  zahlreiche 
andere  Schulen  u.  Institute,  Museum  und 
Bibliotliek,  physikalisches  Observatorium, 
Sektion   der   Geographischen   Gesellsoliaft, 

14* 


409 


Städte   Gesamt-Rußlands. 


410 


Theater  iisw.  —  Zehn  ^varme  Quellen, 
ähnlich  den  Teplitzer  Thermen. 

Tiraspol. 

Slidnißland,  Gouv.  Cherson,  links  am 
Dnejstr,  Flußhafen.  —  29  323  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenhahn  (nach  Rasdjel- 
naja — Bendere).  —  (Dampfmehl-,  Sage- 
mühlen, Fabrikation  von  Kerzen,  TabaJs, 
.Watte.  —  Bedeutender  Handel  mit  Landes- 
produkten,  besonders  Getreide  und   Wein. 

—  Ivnaben-,  Mädchengymnasinin. 

Tjumeii. 

Sibii-ien,  Gouv.  Tobolsk,  an  der  Mündung 
der  Tjumenka  in  die  Tura.  Fort.  — 
29  651  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  Jekaterinburg),  Dampfschiff- 
fahi-t  (nach  Omsk).  —  Mechanische  Werke, 
Schiffbau,  Fabrikatiim  von  Leder,  Woll- 
waren, Seife,  Tuch,  Mehl,  Bier,  Glocken, 
Kerzen,  Seilerwaj-en,  Teppichen  (Hausin- 
dusti-ie).  —  Großer  Jahrmarkt;  infolge 
des  '.Diampferverkehrs  mit  Omslc — &niipala- 
tinsk  Mittelpunkt  dos  ganzen  russisch- 
sibirischen Tauschhandels.  —  -  Eeichshauk- 
filiale.  -  Ri^lschule,  Mädchcnprogym- 
nasiiun,  Tiiciiter,  diveree  Fürsorgeinstitutc. 

Tobolsk. 

Westsiliü-ieii,  (miu\-.  'I"i>l>ülsk.  l''lußhafen, 
am  Irtysch  und  Finfluß  des  Tobol  in  den 
Irty.sch,    110  m  Seehölu>.    —   21 401    Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Dampferstation.  — 
Juclitenindiustiie.  Z(nigvveberei,  Gerberei, 
Stickerei,  Fabrikation  von  Fausthand- 
scluilicn  und  chirurgischer  Instrumente, 
Kürschnerei.  —  Tobolsk  ist  der  gemeinsame 
Markt  der  nördl.  Gebiele,  Hauptplatz  für 
Pelze  und  Kisclie.  Niederlage  des  als  Tribut 
an    die    Krone    abzuliefernden    Pelzwerks. 

—  Reichsbankfiliale.  —  Garnison,  Gouver- 
neur für  Westsibirien,  Erzbistum,  Priester- 
seminar, Knaben^gymnasium,  Militär-  und 
diverse  Schulen,  Bibliothek,  Museum,  div. 
Fürsorge-Institut  e. 

Tomaschow. 

Russ.-Polen,  Ciouv.  Petrikau,  links  an  der 
Piliza.  —  21041  Finw.  —  Post,  Telegraph, 
EisenbaJm    (Kolusski-    Ostrowicc).    —    Fa- 


biikation  von  Tuch,  Chemikalien  usw.  — 
Reichsbankfiliale.    —    Handelsschule. 

Tomsk. 

Westsibirien,  Gouv.  Tomsk,  Flußhafen, 
rechts  am  Tom,  auf  der  großen  Straße 
nach  Irkutsk  und  Kjachta.  —  63  533  Einw. 
—  Post,  Telegraph,  Eisenbalin  (nacli  Taiga, 
Tschermoscliniki),  Dampferstation.  —  Fa- 
biikation  von  Branntwein,  Met,  Bier,  Leder 
AVagen,  Zündhölzern  usw.  —  Der  bedeu- 
tendste westsibirische  Handelsplatz,  öst- 
licher Endpunkt  des  sibirischen  Wasser- 
straßennetzes. —  Große  Magazine.  —  Aus- 
gedehnte Viehzuclit.  —  Garnison,  Reichs- 
bankfiliale, Börse,  Konsulate.  —  Bischofs- 
aiiz,  Priesterseminar,  Universität,  technol. 
Institut  mit  Bergschule,  Kollegium,  Biblio- 
thek, Museen  und  gelehrte  Gesellschaften, 
Frauenhochschule  (seit  1907),  Knaben-  imd 
Mädchengj'mnasium,  div.  andere  Schulen, 
Fürsorge-Anstalten,   Theater   usw. 

Toropez. 

Zentralrußland,  (iouv.  Pskow,  an  der  To- 
ropa  (zur  Düna)  und  dem  Solominosee,  wo 
tlie  Ukleinka  einfließt.  -—  7489  Einw.  — 
Post,  Telegraph.  —  Gerberei.  —  Ijebhafter 
Handel.    —   Ma.dchenprogymnasiiun. 

Torshok. 

Zentralrußland.  Gouv.  Twer,  am  Zusam- 
menfluß des  Idorowetz  und  Twerza  (zur 
Wolga).  -  15119  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph und  EisenbaJm  (Nowotorschskaj  a — 
\Vjäsma).    Dampferstation.  Gold-    und 

Silberstickereien  ;uif  Marüii\un.  Spitzen.v 
I.iedcr,  Mehl,  Honigkuchen.  —  Bedeiiteoi- 
dcr  Handel  mit  Getreide,  Holz,  Mehl, 
Seife  usw.  —  Mädchengymnasiiun,  Lehrer- 
seminar. 

Troick    (T  r  o  i  z  k ,   T  r  o  i  z  k  a  j  a). 

Ostrul.ihuul,  Gouv.  Orenburg,  links  am  L"i 
(zum  Tombol).  —  23128  Einw.  (über  ein 
Drittel  .Moham.),  Post,  Pelegraph.  —  Fa- 
brikation von  Lcder,  Mehl,  Talgsiederei.  — 
Handel  mit  den  benachbaaien  Kirgisen.  -- 
Knaben-  u.  Mädchengymnasiuni,  Mäxichen- 
Progymna.siiun. 


411 


Städte   Gesamt-Rußlanils. 


412 


Tiiibtsc'hewsk. 

Zentralrußland,  Gouv.  Orel,  rechts  an  der 
Dessna  (Flußhafen).  —  7133  Einw.  —  Post- 
Telegraph.  —  Salzmagazin.  —  Beträcht- 
licher Handel  mit  Getreixie  und  Hanf  nacli 
Biga  und  Petersburg.  —  Mädchenprogj'm- 
nasium. 
Tsoheljabinsk. 

Ostrußland,  Gt)uv.  Orcnbiirg,  am  Mijass 
im  Lande  der  Baschkiren.  —  19  891  Einw. 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Ufa, 
Kurgu-Omsk).  —  Zirka  30  Fabriken,  Fa- 
kation  von  Mehl,  Branntwein,  Leder,  Talg. 

—  Getreide-.  \^ieh-  und  "Wollhandel.  — 
R^ichsbaukfiliale,  geistliche  Schule, 
Mädchenprogyninasiuui,  diverse  Fürsorge- 
Institute.   —    Uebersiedlerbaracken. 

Tsohembar. 

Südrußland,  Gouv.  Peiisa.  am  Kleinen 
Tschembar    (durch    AA'orona   zum    Choper). 

—  5335  Einw.  —  Post.  —  Salz-  und  Mehl- 
magazin. Ziegeleien.  —  Ackerbau.  —  Kreis- 
schule. 

Tschemkent. 

Asiat.-Rußlaiid,  Generalgouv.  Tiu-kestan, 
Prov.  Syr-Darja,  rechts  am  Syr-D'arja.  — 
10  756  Eüiw.  —  Post. 

Tschenstochow    (C  z  e  n  s  t  o  c  h  a  u  i. 

Russ.  -  Polen.  Gouv.  Petrikau,  au  der 
■\Varthe.  "  45130  Einw.  —  Tost,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Warschau — Granica).  — 
Herstellung  von  Heiligenbildern,  Amtt- 
letten  usw.  —  BaumwoU-  und  Juteindti- 
strie,  Fabrikation  von  Bier,  Zelluloid, 
Leim,  Nadeln,  Knöpfen,  Zündhölziun, 
Spielsachen.  —  Nahebei  das  Kloster  Jasno 
Gura,  eines  der  reiclisten  Klöster  der  Welt. 
Jährlich  50  000  Pilger.  —  Rcichsbani- 
filiale,  Garnison,  Brigade  -  Kommandr), 
Knabengymnasium,  Garten-  und  Obstbau- 
schule. 

Tscherdyii. 

Ostrußlaiid.  Gouv.  Perm,  rechts  an  der 
Kolwa.  —  3662  Einw.  --  Post,  Dampfer- 
station. —  Fabriken,  Gerbereien. 
Kern-  und  Pelzhandel.  —  Ackerbau, 
Rentierzucht.  —  Mädchcnproorymnasium, 
Handwerksschule.   Bibliothek. 


Tscherepovetz. 

Zentralrußland,  Gouv.  Nowgorod,  am 
Einfluß  der  Jagorba  in  die  Scheksna.  — 
6916  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Fabri- 
kation   von    landwirtschaftlichen    Geräten. 

—  Bedeutende  Eisenindustiie  (Hochöfen. 
Nagelschmieden).  —  Handel  mit  Holz  und 
Landesprodukten,  Salzmagazine.  —  Er- 
giebige Fischerei.  —  Mädchengj-mnasium, 
diverse  Schulen.   Lehrerseminar. 

Tscherkassy. 

Kleinrußland,  Gouv.  Kiew,  rechts  am 
ünjepr.  —  29  619  Einw.  --  Post,  Telegraph, 
Eisenbahn  (Eobrinskaja — Tscherkasskaja— 
Pristani,  Uampferstation.  —  Zucker- 
siedereien,  Eisen-  und  mechaji.  Werke. 
Fabrikation  von  Tabak,  Zucker,  Bier.  — 
Handel.  —  Sehr  fruchtbai-e  Gegend.  — 
Garnison,  Biigade-Kommando,  Knaben- 
lu'ogymnasium,    niedere    Forstschule. 

TscherikoAV. 

Westrußland,  Gouv.  Mohilew,  rechts  am 
Sosch.   —  5250  Einw.       -  Post,  Telegraph. 

—  Handel. 
Tschernigow. 

Kleinrußland.  Gouv.  Tschernigow,  rechte 
an  der  Desna.  —  27  006  Einw.  (33o/o  Juden). 
Post.  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Ivruty\ 
Dampferstation.  —  Industrie  in  Leinwand, 
Leder.  Tuch,  Seife.  —  Erzbistum,  Ritter- 
schule, Knaben-  und  Mädchengymnasium, 
Geistl.  Seminar,  Kaiserl.  Real-,  Forst  und 
Handwerksschulen,  Garnison,  Reichsbank- 
filiale,  Bibliothek,  Museum,  Taubstummen- 
anstalt. 

Tsoheschme. 

Südrußland,  Gouv.  Bessarabien.  —  1300 
Einw.  —  Handel.  —  Tabak-  und  Getreide- 
bau,  Vieh-  imd  Seidenraupenzucht. 

Tschigirin   (Cigirin). 

Kleinrußland,  Gouv.  Kiew,  an  der  Tjas- 
mina  (zum  Dnjepr).  —  9870  Einw.  —  Post, 
Telegraph.  ~  Fabrikation  von  Mülil- 
steincn.  —  Getreide-  und  \'iehhandel.  — 
Fruchtbare    Gegend. 

Tschistopol. 

OstjnißJand,  Gouv.  Ivasan,  am  linken  Ufer 
der  Kama.  —  20161  Einw.  —  Post,  Tele- 


4i: 


Städte   Gesamt-Hußlands. 


414 


graph,  iDompferstatioD.  —  Größter  Ge- 
treidehafen (besonders  Roggen  —  150  000  t 
jährlich)  an  der  Kama.  —  Industrie  und 
Handel  in  Holz,  Metall  und  Weberei.  — 
Asphaltlager.  —  Reichshankfiliale.  — 
Mädehenplrogymnasiujn,  Haaidwerksschule. 
Tschita. 

Transhaikalien  (Asiat. -Rußland;,  links  der 
Tschita  hei  ihrer  Mündimg  in  die  Ingoda. 

—  16  627  Einw.  —  'Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nach  Irkutsk — Stretensk),  Dampf- 
schiffahrt. —  Mittelpunkt  des  dortigen 
Hüttenwesiens,  Fabrikation  von  Pelzwai'^n, 
Leder  uis|w. ,—  Reichsbankfiliale  u.  Agentxir 
der  Russ.  -  chines.  Bank.  —  Garnison, 
Knaben-  imd  Mädchen gynmasiiuu,  diverse 
Fürsorge  -  Anstalten ,  gelehrte  Gesell- 
schaften ustw. 

Tula. 

Gouv.  Tula,  zii  beiden  iSeiten  der  Upa  (zui" 
Oka).  —  111048  Ein.w.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Wjaislmaj — Biatraki,  Mos- 
kau,—Kursk).  —  Ueber  250  industrielle 
Betriebe,  besonders  kaiserl.  Geschütz-  und 
Gewehxfabriken,  ferner  Eisengießereien, 
Fabrikation  von  Zucker,  Harmonikas, 
Luxuswaren,  Watte,  Metalhvaren,  Tee- 
maschinen, Talgschmelzereien,  Licht-,  Stahl- 
u.  Weißkupfer,  Tulasilber,  Seidenzeug  usw. 

—  Handel  mit  Getreide  und  Hanf.  — 
Kreml.  —  Reichsbankfiliale.  —  Gami.son, 
Ei'zbistum,  Arsinal,  geistliches  Seminar, 
1  Knaben-  und  2  Mädchengj'mnasien,  ver- 
schiedene andere  Schulen  und  Anstalten, 
Hausfleißindu&trie-Miiseum. 

Tnitschiii. 

Südwestrußlajid,  Gouv.  Podolien.  —  1270 
Einw.  —  I'ost,  Telegraph.  —  Gcwehr- 
fabrikation,  femer  Fabriken  für  Kutschen, 
Leder,  Tuch,  Messingwaren.  —  Ort  durch 
sednen  Handel  berühmt. 
Twer. 

Gouv.  TSver,  am  Enfluß  der  sclüffbaren 
Twertza  links  luid  der  Tmaka  rechts  in 
die  Wolga.  —  53477  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (nach  St.  Portersburg — 
Moskau),  [Dampfersta.tion.  —  Bierbraue- 
reien,   Wachsbleichen,    Baumwollspinnerei, 


Verfertigimg  von  Leinwand,  Oel,  Terpentin, 
Seilerv\-ai-en,  Kerzen,  Scliiffsbau,  Dampf- 
meLl-  und  Sägemühlen.  —  Handel,  Schiff- 
fahrt. —  Peichsbankfiliale.  —  Garnison, 
Erzbistum,  geistliches  Seminar,  Knaben- 
und  Mädchengymnasium,  Militärwadsen- 
liaus,   Museum,   Bibliotliek,   Theater. 

Ufa. 

Ostnißland,  Gouv.  Ufa,  am  Zusammenfluß 
der  Ufa  und  Bjelaja.  —  49  961  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Kinel — 
Tseheljabinsk),  Dianipfschiffahrt.  —  Ma- 
schinen- imd  Elekti'izitätswerke,  Eisen-  nnd 
Kupfergießerei,  Sägemühlen,  Fabrikation 
von  Ziegeln,  Bier  tmd  Branntwein.  —  Ge- 
treide- und  Holzhandel.  —  Ackerbau,  Vieh- 
und  Pferdezucht.  —  10  tägige  Messe.  — 
Reichsbankfiliale.  —  Garnison,  Erzbistum, 
Knaben-  u.  Mädchengymnasium,  Mädchen- 
progymnasium, Real-,  adlige  Mädchen- 
schule, geistliclies  Seminar,  Bibliotliek, 
Museum. 
Uglitsch. 

Zentrali-ußland,  Gouv.  Jaroslawl,  rechts 
an  der  Wolga.  —  9698  Einw.  —  Post, 
Diampferstation.  —  Bedeutende  Holz- 
industrie, Bootbau,  Gerberei,  Fabiikation 
von  Leder,  Seife,  kupfernen  imd  zinnei-nen 
Waren ,  Schreibpapier ,  Mehlsäcken, 
Strumpf-,  W^urstwaren.  —  Handel.  — 
Mädchenprogymnasium,    Kloster. 

Uleaborg. 

Finnland,  an  der  ^lündung  des  Ulea  in 
den  Bottnischen  Meerbusen,  4  km  nord- 
westlich des  Hafens  Toppila.  —  18  398 
Einw.  (1907).  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn (nacli  Sejncjoki).  —  Leder-  und  Tabak- 
fabrik;i.tion,  Färbereien,  Mühlen,  Scliiffs- 
bau, Tecrsiedercien.  —  Handel  mit  Holz- 
waren, Pech,  Teer,  Talg,  Butter,  Fischen 
(Lachsfang)  usw.  —  Mineralquelle.  —  Kon- 
sulate, (Garnison,  finn,  Ivnaben-,  priv. 
Knaben-  tmd  Mädchcnlye,  je  1  (staatliche) 
scliwed.  und  finn.  Mädchen-,  Navigationsr, 
Handels-,  höhere  Handwerks-  u.  Gewerbe- 
schule. 
Uman. 

Kleinrußland,    Gouv.    Kijew,    an    der    Ur- 


415 


Stiidte   Gesamt-Rußlands. 


416 


nanka  (durch  Smjuiiha  zum  Bug).  —  31 016 
Einw.  (ca.  60  »o  Juden).  —-  Post,  Tele- 
graph, Eisenbalin  (nacli  DenLkovka).  — 
Fabrikation  von  Mehl,  Butter,  Bier,  Hefe, 
Branntwein,  Tabik.  —  Grauitbrüche.  — 
Handel.  —  Garnison,  Knabengymnasium, 
Acker:  und  Gartenbauschule,  meteorolog. 
Station. 

Uralsk. 

Russ. -Zentralasien,  am  Ural.  —  36  597 
Einw.  (1897).  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
bahn  (nach   Saratovv).    Mehrere   Fabrüen. 

—  Kaufhof.  —  Fischerei,  Kaviarbereitung, 
Pferdezucht.  —  Sitz  eines  Kosakenhetmaji.s. 

Urjupiuskaja  Stauiza. 

Don-Gebiet,  links  am  Choper.  —  11 286 
Einw.  —  Post,  Eisenbahn  (nach  Alexi- 
kowo).  —  Fabrikation  von  Mehl,  Wachs- 
kerzen. —  Der  bedeutendste  Markt  im 
Gouvernement,  große  Jahrniäi'kte.  —  Real-, 
höhere  Mädclien-  und  Militärhandwerker- 
schule. 
Ussman. 

Zentralruüland,  Gouv.  Tambow,  am  gleich- 
namigen Fluß  (zum  Woronesch).  —  9843 
Einw.  —  Post.  —  Talgsiederei,  Fabrika- 
tion von  Seife,  Leder,  Tabak,  Mehl.  — 
Mädchenpro  gymnasium. 

Ustjng,   Weliki-   (Jug münde). 

Xordrußland,  Goiiv.  AVologda,  oberhalb  des 
Zusammenflusses   von   Jug   und    Suchona. 

—  11309  Einw.  —  Post.  —  Fabrik,  von 
Hüten,  Leder,  Kerzen,  Branntwein,  Bier, 
Butt^er,  Ziegeleien,  Talgsiedereien.  —  Salz- 
magazine.  —  Erzbistum,  ^lädchenprogym- 
nasium. 

Ustjnzna. 

Zentralrußland,  Gouv.  Nowgorod,  an  der 
Mologa,  Flußhafen.  —  5109  Einw.  — 
Scliiffbau,  Gußeisen-  und  mechan.  Werke, 
Fabi-ikation  von  AVein,  Mehl  usw.  — 
Handel  mit  Eisen  und  Holz. 

Ust-Kamenogorsk. 

Russ.Zcntralasicn,  Gouv.  Semipalatinsk, 
rechts  am  Irtysch.  —  9155  Einw.  —  Post, 
Telegraph.  —  Imkerei,  Talgsiederei,  Fabri- 
kation von  Mehl,  Leder,  Butter,  Seife  usw. 


—  Tauschhandel,  Schaffellhandel,  Mittel- 
punkt des  Handels  nach  der  Dsungarei.  — 
Garnison. 

Ust-Sysolsk. 

Nordrtißland,  Gouv.  Wologda,  an  der  Sys- 
.sola,  nahe  der  Mündung  in  die  Wytschegda. 
~  4463  Einw.  —  Post.  — -  Pelzhandel.  — 
Ackerbau.   —  Mädchenprogymnasium. 

Waldai. 

Zentralrußland,  Gouv.  Nowgorod,  am  Wal- 
dai-See  tind  im  Waldai-Gebii-ge.  —  5325 
Einw.  —  Post,  Eisenbahn  (nach  Rybinsk 
— Pskow).  —  Beiühmte  Glockengießerei, 
Fabriken.    —    Viehhandel. 

Walk. 

Russ.  Ostseeprov.,  Gouv.  Livland,  an  der 
Pöddel  (zum  Embach).  —  10  139  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Peters- 
btirg — Riga  tmd  Kleinbahn  nach  Pernau). 

—  Fabrikation  von  Branntwein,  Bier  usw. 

—  Lettisclies  Ijehrerseminar,  Höher« 
Töchterschule. 

Walki  (Walkji). 

Kleinrußland,  Gouv.  Charkow,  an  der 
Mischa.  —  10  950  Einw.  (1897).  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbalin  (nacli  Jelisawetgrad). 

—  Gartenbau. 

Walniki  (Valuiki). 

Zentralrußland,  Gouv.  Woronesch,  am 
Waluj  (zum  Oskol).  —  7085  Einw.  ~  Post, 
Telegraph,  Eiseaibahn  (nach  Kupjansk — 
Woronesch).   —   Mädchenprogymnasium. 

Wai'sciiau  (Warszawa). 

Russ. -Polen,  Gouv.  Warschau,  15  Forts, 
Lagerfestung,  30/40  m  über  der  Weichsel. 

—  Mit  Vororten  756  426  Einw.  (32  000 
Maonn  Militär ;  56  o/o  Katholiken.  35  o/o 
Juden,  8,50/0  Russen;  1897:  4360  Reichs- 
deutsche). —  Post,  Telegraph,  Eisenb;ihn 
(nach    allen   Richtungen),    Dampferstation. 

—  Industrie :  Mehr  als  300  Fabriken  mit 
einem  jährlichen  Produktionswert  von 
etwa  75  Mill.  ^I.  Hauptsäclilieh  Fabri- 
kation in  Baumwolle  und  Tabak,  Lcder, 
Tuch,  üel,  Wagen,  Chemikalien,  Maschinen 
und  anderen  MetallgegenstAnden,  nament- 
lich in  Bronze,  Gold-  und  Silberwaren  usw. 


417 


Städte   Gesamt-RuUlands 


418 


Handelsplatz  ersten  Ranges.  Handelsplatz 
für  Polen,  steht  aber  auch  mit  dem  Innern 
Rußlands  nach  allen  Seiten,  sowie  mit 
Danzig-  in  Verbiiulung.  —  Filiale  der 
Reichsbank  und  zalilreiche  andere  Banken. 
—  Zollamt,  Konsulate,  Erzbistum,  Univer- 
sität mit  botan.  Garten,  sehr  reicher  Bib- 
liotliek  und  vielen  Sammlungen,  zalilreiche 
Schulen  und  Institutionen  aller  Art. 

^Vasilkow  ( W  a  s  s  i  1  k  o  w). 

Kleinrußland,  Gouv.  Kijevv,  an  der  Stugna 
(zum  Dnjepr).  —  17  824  Einw.  (39  o/o 
Juden).  —  Post,  Telegi'aph,  Eisenbahn 
(Kiew — Schmerinka).  —  Fabrikation  von 
Seife,  Wachskerzen.  Leder,  Ziegeln.  — 
Garnison. 

AVelikij  ITstjug  siehe  U  s  t  ,j  u  g  W  c  1  i  k  i. 

.Wolikija-Luki. 

Zentralrußland,  tiouv.  Pskow,  am  Lowat. 
• —  8481  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisen- 
balin  (Moskau — Kreuzburg).  -  Fabri- 
kation von  Leder,  Seife,  Kerzen,  Brannte 
wein,  Bier,  Mehl.  —  Realschule,  Mädchen- 
gymnasium. 

AVelish. 

Westrußland,  Gouv.  Witebsk,  am  Zusam- 
menfluß der  Düna  und  Welischka.  — 
12  201  Einw.  (Hälfte  Juden).  —  Post,  Tele- 
graph. —  Leder-,  Tonindustrie  usw.  — 
Handel  mit  Leinsamen,  Hanf  und  Getreide. 

Weljun  (W  jelun). 

Russ.-Polen,  C}ouv.  Kalicz,  rechts  an  der 
Olesclmiza  (zur  Warthe).  —  7850  iEnw. 
(.51,5  0/0  Kathol.,  34,7  o/o  Juden).  —  Tele- 
gTaph.  —  Fabrikation  von  Bier.  Seife, 
Töpferwai-en  usw.  —  Garnison. 

iWciiden. 

Russ.  Ostseeprovinzen,  Gouv.  Livland,  an 
der  Aa,  am  Eingang  der  sogenannten  Liv- 
ländischen  Schweiz,  IIU  m  Seehöhe.  — 
G327  Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbalin 
(Petersburg — Riga).  —  Kreisschule,  Pro- 
gymnasium. ■ —  Meist  deutsche  Pro- 
testanten,  die  einigen   Handel   treiben. 


Werchoturje. 

Ostrußland,  Gouv.  Perm,  links  an  der  Tura 
und  dem  Trakt  Solikamsk — Tobolsk. 
3178  Einw.  —  Post,  Telegraph.  —  Leb- 
hafter Handel,  große  Magazine.  —  Be- 
deutender Bergbau  auf  Gold  und  Eisen. 
^'orkommen  von  Platin.  —  Russ. -orthodox. 
Wallfahrtsort. 

Wernoje   (W  e  r  n  y  i)  siehe  W  j  e  r  n  o  j  e. 

.Werro. 

Russ.  Ostseeprov.,  Gouv.  Livland,  am  Tarn- 
mulasee.  —  4517  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
Eisenbahn  (nach  Walk-Pskow\  —  Bier- 
brauerei. —  Handel,  Flachsmärkte.  — 
Knabengymnasium,  höhere  Mädchenschule. 

AVetluga. 

Zentralrußland,  Gouv.  Kostroma,  reciits  an 
der  Wetluga  (schiffbarer  Nebenfluß  der 
Wolga).  —  5198  Einw.  —  Post,  Telegraph. 
Endstation  der  Dampfschiffahrt  auf  der 
Wetluga.  —  Handel  mit  Getreide,  Holz, 
WalderzeugTiissen,  Matten,  Pelzwerk  usw. 

Wiborg. 

Finnland,  dazu  der  Hafen  Transund;  an 
der  Mündung  des  Saimakanals  in  die  Wi- 
borger  Bucht  des  Finnischen  Meerbusens, 
.stark  befestigt.  —  35  0G5  Einw.  (1905.) 
(7,65  Ob  Finnen,  10,7  »o  Sciiwcden.)  -  -  Post, 
Telegraph,  Eisenbalui  (nach  Abo  und  Joen- 
sun),  Dampferstation  (4  Linien.  2  deutsche). 

—  Eisenwerke,  Seilerei,  Fischerei,  Fabri- 
kation von  Brezeln.  —  Handel  mit  Talg. 
Holzwaren,  Eisen,  Segeltuch  usw.,  beson- 
ders Ausfuhr  von  Brettera,  Schiffsverkehr. 

—  Handelskammer,  Nordische  Aktienbank. 

—  Garnison,  Konsulate,  Bistum,  Arsenal, 
Lutherisches  Konsistorium,  zwei  Lyzeen, 
Mädchengj-mnasium,  diverse  andere  Schu- 
len, Museum  usw. 

1293  von  Marschall  Tyrgil  ICnutsson  als 
schwedische  Festung  angelegt.  Seit  1710 
russisch. 

Wilkomir. 

Westmßland,  Gouv.  Ko%vno,  rechts  an  der 
Schwenta  (zur  Wilija).  —  13  509  Einw. 
(über  50  o'o  Juden).  —  Post,  Telegraph.  — 


419 


Städte   Gesamt-RuliLind.s 


420 


Fabrikation  von  Bier,  Tongeschirr  usw.  — 
Flachshandel.  —  Garnison,  Knabengymna- 
sium. 

.Wilna. 

Westrußland,  Gouv.  Wilua,  an  der  scliiff- 
baren  Wilija.  117  ni  Seehöhe,  von  Hüg«ln 
umgeben  und  einigen  Befestigungen.  — 
162  633  Einw.  (1900),  36,8  »/o  Katholiken.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Moskau 
und  Petersburg — Warschau).  —  Gewehr- 
und Tabakfabrik,  Brennereien,  Fabiil^ation 
von  Zigarettenhülsen,  Kuwerts,  Bleistiften, 
Konfekt.  Hüten,  Eisenwaren  usw.  —  Sehr 
lebhafter  Handel.  —  Eeichsbankfiliale,  Ge- 
richtshof. —  Garnison,  Kathol.  Bistum, 
Priesterseminar,  Protestant.  Konsistorium, 
2  Knaben-,  1  Mädchengymnasium,  Semi- 
nar, verschiedene  andere  Schulen  und  Aka- 
demien mit  Bibliotheken,  Sternwarte,  Bo- 
tanischer Garten,  Museum,  gelehrte  Gesell- 
schaften, 2  Theater,  Fürsorge-Institute  usw. 
Altes  litauisches  Heiligtum.  Seit  1387 
christlich  und  Stadt  nach  Magdeburger 
Recht.    1794  von  den  Russen  besetzt. 

Windau. 

Russ.  Ostseeprov.,  Gouv.  Kurland,  guter 
Handelshafen,  an  der  Mündung  des  gleich- 
namigen Flusses  (in  die  Ostsee).  —  7132 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach 
Tukum),  Dampferstation.  —  Schiffsbau, 
Fabrikation  von  Branntwein,  Bier,  Met 
usw..  Sägerei.  —  Bedeiitende  Holzausfulir, 
besonders  nach  den  Niederlanden  (Eisen- 
bahnschwellen, Balken,  Bretter),  auch  be- 
trächtlicher Getreidehandel.  —  Konsulate. 

—  Höhere  Töchterschule. 

.Winnitza. 

Südwestrußland,  Gouv.  Podolien,  rechts  am 
Bug,  Fort.  —  30  563  Einw.  (38  o/o  Juden). 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kiew — 
Shmerinka  und  Kleinbahn  Ralinowka — 
Gaiworom).  —  Kupfer-,  Eisengießerei, 
Brauerei  usw.  —  Garnison,  Gymnasium, 
Realschule. 

Wirballcii. 

Russ.-Polen,  Gouv.  Suwalki,  Nahe  der 
preußischen  Grenze.  —  3285  Einw.  (33.6  o/o 


Katholiken,  37  o/o  Juden).  —  Post.  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Berlin-  AVarschau).  — 
Grenzstation,  Zollamt. 

.Witcbsk. 

Westrußland,  Gouv.  Witebsk,  an  der  Mün- 
dung der  Witeba  in  die  Düna,  beiderseits 
der  Düna.    —  66  143  Einw.  (52  o/o   /Juden). 

—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Riga — 
Moskau),  Dampferstation.  —  Bedeutende 
Gerberei,  ferner  Fabrikation  von  Bier,  Me1 , 
Kerzen,  Lack,  Mineralwasser,  Kacheln, 
Essig,  Tabak.  —  Magazine,  lebhafter  Han- 
del. —  Gestüt.  —  Reichsbankfiliale.  — 
Garnison,  Priesterseminar,  Knaben-  und 
Mädchengymnasium. 

Wjasiua. 

Zentralrußland,  Gotiv.  Smolensk,  am  gleich- 
namigen Fluß  (zum  Dnjepr).  ---  15  676 
Einw.  — -  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nacli 
Moskau  — Brest).  —  Berühmte  Pfeffer- 
kuchen, ferner  Fabrikation  von  Leder,  Ta- 
bak usw.  —  Ausgebreiteter  Handel.  — 
Klöster,  KÄaben-  und  Mädchengymnasium, 
Lehrerinnenscminur. 

Wjasniki. 

Zentralrußland,  Gouv.  Wladimir,  rechls 
an  der  Kljasma.  —  7398  Einw.  — ■  Posl. 
Telegraph,  Eisenbahn  (Moskau  — Nishnij- 
Nowgorod).  —  Lein-  und  Hanfweberei.  — 
Mädchenprogymnasium,  Handwerkerschule. 

Wjatka. 

Ostrußlaud,  Gouv.  Wjatka,  befestigt,  links 
an  der  AVjatka.  —  24  782  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (Perm— Ustjug  We- 
liki),  Dampferstation.  —  Fabrikation  von 
Leder,  Leim,  Seife,  Kerzen,  Branntwein, 
Papier,   Tabak,   Silber-  und   Kupforwaren. 

—  Messe.  —  Handel  mit  Getreide,  Flachs, 
Talg,  Leder  usw.  —  Reichsbankfiliale.  — 
Erzbistum,  Priesterseminar,  Knaben-  und 
Mädchengymnasium,  diverse  andere  Schu- 
len, Blindenanstalt  usw. 

Wjelun  siehe  W  e  1  j  u  n. 


421 


Städte  Gesamt-Bußlanils. 


422 


>Vjernoje  (Wjernyj). 

Asiat.  Rußland,  Gouv.  Turkestan,  Prov. 
Semiretschensk,  am  Nordfuß  des  Transi- 
lischen  Alatau,  713  m  Seehöhe.  —  22  982 
Eiaw.  (350/0  Mohammedaner).  —  Post, 
Telegraph.  —  Fabrikation  von  Leder, 
Seife,  Branntwein,  Bier,  Butter,  Säge- 
mühle. —  Garten-  und  Tabakbau.  —  Gar- 
nison, Knaben-  und  Mädchengymnasium, 
Garten-   und   Seidenbausclrale. 

Wladikawkas. 

Ziskaukasien,  Terekprov.,  Festung,  beider- 
seits am  Terek,  am  Nordfuß  des  Kaukasus, 
700  m  Seehöhe.  —  43  843  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (nacli  Eostow).  — 
Große  Basare.  —  Gartenbau,  Bienenzucht, 
Gestüt.  —  Reichsbankfiliale,  Garnison, 
Knaben-  und  Mädchengymnasium,  Real-  u. 
Handwerksschule,  Kadettenkorps,  Theater. 

Wladimir. 

Zentralrußland.  Gouv.  Wladimii',  links  -m 
der  Kljasma.  —  32  029  Einw.  (1900).  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Moskau — 
Nishninowgorod).  —  Seidenweberei,  Ger- 
berei. —  Ausgedehnter  Handel,  besonders 
mit  Heiligenbildern.  —  Gemüse-  und  Obst- 
bau. —  Reichsbankfiliale,  Garnison,  Erz- 
bistum, Priesterseminar,  Knaben-  u.  Mäd- 
chengymn  asium . 
.Wladimir- Wolynskij. 

Westxußland,  Gouv.  Wolhynien.  rechts  an 
der  Luga  (zum  Bug),  nahe  der  galizisclien 
Grenze.  —  9695  Einw.  (ca.  6O0/0  Juden). 
Post,  Telegraph.  —  Fabrikation  von 
Kerzen,  Ziegeln,  Bier,  Mineralwasser.  — 
Grenzzollamt.    -  -    Bistum,   Garnison. 

.Wladiwostok. 

Ostsibirien,  Küstengebiet,  Handels-  und 
Kriegshafen,  Festung,  auf  einer  Halbinsel 
an  der  Bai  Peters  des  Großen.  --  300000 
Einw.  (1908);  darunter  45  000  Europäer 
(Zivil),  120000  Mann  Militär,  12000U  Tun- 
gu.sen,  6000  Koreaner,  4000  Japaner,  unter 
den  Em'opäern  waren  500  Deutsche,  (1897 
hatte  Wladiwostok  29  000  Einw.).  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbalin  (nach  Chabarowsk), 
Dampferstation  (14  Linien,  2  deutsche). 
—  Mech.  W^rke,  Dampf-,  Sägemühlen,  Fa- 


brikation von  Bier,  Seife,  Zündhölzern, 
Leder  usw.  —  Filialen  der  Reichsbank  und 
der  Russ.-chines.  Bank.  —  Konsulate.  — 
Garnison,  Erzbistum,  Orientalisches  In- 
stitut, Knaben-  und  Mädchengj'nmasium, 
Handwerks-,  Navigations-  und  ililitärzög- 
lingschule,  Gesellschaft  für  Erforschung 
des   Amurgebiets   (Museum). 

Gegründet  1864,  bis  1900  Fi-eihafen.  seit 
1903  Hafen. 

Wladyslawow. 

Russ. -Polen,  Gouv.  Suwalki,  an  der  Alün- 
dung  des  Scliiinvindt  in  die   Scheschuppe. 

—  3988  Einw.  (29,5  0/0  Kathol.,  45,5 0/0 
Juden).  —  Bierbrauerei.  —  Grenzamt, 
Priesterseminar. 

Wlodawa. 

Russ.-Polen,  G^uv.  Siedice,  links  am  Bug, 
an  der  Mündung  der  "Wlodawka  in  den  Bug. 

—  Mit  Orchuwess  6758  Einw.  (56,7  0/0  Ju- 
den). —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Brest 
— Cholm).  —  Eisenindustrie,  Gerberei.  — 
Garnison. 

\A'lozlawsk  (W  1  a  d  i  s  1  a  w  o  w). 

Russ.-Polen,  Gi)uv.  Warschau,  links  an  der 
Weichsel.  —  31894  Einw.  —  Post,  Tele- 
graph, Eisenbahn  (Skiernewice  —  Alexan- 
drowo),  Dampferstation.  —  Fabrikation  von 
landwirtschaftl.  Geräten,  Zelluloid,  Por- 
zellan, Met.  —  Garnison,  Kathol.  Bistum, 
Kathol.  Priesterseminar,  Handelsschule. 

Wolkowysk. 

Westraßland,  Goxiv.  Grodno,  an  der  AVoLko- 
wyssja  (durch  Ross  zum  Njemen).  —  10  584 
Einw.  (Polen  und  53,5  "/o  Juden).  —  Post, 
Telegraph,    Eisenbahn    (Minsk — Bielostok). 

—  Fabrikation  von  Tabak,  Zündhölzern, 
Kerzen,  Leder,  Mehl,  Ziegeln  usw.  —  Gar- 
nison. 

Wologda. 

Nordrußland,  Gfouv.  Wologda,  am  gleich- 
na.migen  Fluß  (zur  Suchona).  —  27  822 
Einw.  —  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Jai-os- 
lawl— Archangelsk),  Dampferstation.  —  In- 
dustrie :  Lcder,  Seife,  Kerzen,  Glas,  Dril- 
lich, Bleiwciß,  Tressen,  Gold-  und  Silber- 
waren, Butter,  Bier,  Tabak.  —  Messe; 
Kaufliof,  Handel  mit  Wachs,  Holz,  Hanf, 


423 


Städte   Gesamt-Rußlands. 


424 


Salz,  Borsten,  gesalzenem  Fleisch,  den  In- 
dustrieprodiikten  usw. ;  Haupthandelsplatz 
von  Nowgorod  nach  Xordasien.  —  Reichs- 
bankfiliale. —  Bistum,  Theolog.  Seminar, 
Knaben-,   Mädchengymnasium,   Realschule. 

Wolsk  (eigen tl.  Wolgsk  oder  Wolsohk). 
Ostrußland,  Gouv.  Saxatow,  Ilnßhafen, 
rechts  an  der  Wolga.  —  27  039  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Atkarsk, 
Priwolskaja  u.  Ljesnaja-Pristan),  Dampfer- 
station. —  Alabasterbrüche,  Zementfabri- 
kation.  —  Handel  mit  Talg.  —  Herbst- 
messe. —  Ausfuhr  von  Getreide,  Salz, 
Walderzeugnissen,  Naphthausw.  —  Gaiten- 
bauschule,  Mädchengymnasium,  Realschule, 
Lehrerseminar,    Ivadettenkorps. 

Woltschansk. 

Kleinrußland,  Gouv.  Chai-kow,  an  der 
Woltscha  (zum  Donez).  —  11322  Einw. 
—  Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (Kursk — 
Chaxkow — Bjelgorod).  —  Fabrikation  von 
Ziegeln  u.  Leder.  —  Lehxerseminai-,  Land- 
wirtschaftliche Schule,  Handwerksschule, 
Mädchenprogj'mjiasium. 

Woronesch. 

Zentralrußland,  Gouv.  Woronesch,  rechts 
am  Fluß  Woronesch,  unweit  seiner  Mün- 
dung in  den  Don.  —  84  146  Einw.  —  Post, 
Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Moskau  und 
Kursk).  —  Tuch-  und  Lederfabrikation, 
Schwefelsäure,  Seife,  (Talg,  Mehl  (bis 
50000  t  jährlich),  lajidwirtschaftliche  Ge- 
räte, Butter,  Albumin,  Branntwein,  Chemi- 
kalien, Glocken,  Kacheln,  Wachs  usw.  — 
Reichsbankfiliale.  —  Garnison,  Erzbistum, 
1  Knaben-,  2  Mädchengymnasien,  Priester- 
luid    Lehrerseminar,   Zeughaus,    Kadetten- 


schule, Knaben-  u.  Mäxichenprogymnasium 
usw.,  Bibliothek,  Museum,  meteorologische 
Station. 

Wosnjossensk. 

Südrußland,  Gouv.  Cherson,  Hauptort  der 
Militärkolonien,  links  am  Bug,  Flußhafen. 
—  14178  Einw.  —  Post,  Telegraph.  — 
Fabrikation  von  Bier  und  Branntwein.  — 
Jeden  1.  Oktober  große  Messe  (Umsatz 
ca.  3  ^Unionen  Süber-Rubel).  —  Garnison, 
Knabenprogynmasitrm. 

Zarizyn. 

Ostrußland,  Gouv.  Saratow,  Flußhafen, 
rechts  an  der  Wolga.  —  67  650  Einw.  — 
Post,  Telegraph,  Eisenbahn  (nach  Tichor- 
jezk,  Lichaja  und  Alexikowo),  Dampfer- 
station. —  Dampf-Sägemühlen,  mechan. 
Werke,  Fabrikation  von  Branntwein,  Senf, 
Salz,  Gußeisen.  —  Transithandel,  beson- 
ders in  Waldprodukten,  Getreide,  Naphtlia, 
Wolle,  Fischen.  —  Berühmte  Melonen- 
zucht, Fischerei.  —  Reichsbankfiliale.  — • 
Knaben-  und  Mädchengymnasium,  Gewerbe- 
schule,   Meteorologische    Station. 

ZaslawL 

Westrußland,  Gouv.  Wolhynien.  —  12  688 
Einw^  —  Post,  Telegraph. 

Zgierz  (Sgersch). 

Russ.-Polen,  Gouv.  Petrikau,  an  dtr  Bsura 
(zur   Weichsel).    —    19124    Einw.    (11417 
Katliol.).    • —    Post,    Telegraph.    —    Fabrik- 
stadt:   WoU-   und   Baumwollspinnereien.    — 
Handelsschule. 

Zolocev  (S  o  1  o  t  s  c  h  c  w). 

Kleinrußland,  Gouv.  Charkow.  —  6571 
Einw.  —  Post,  Telegraph. 


425 


Nachträge. 


426 


Das  Handelsrecht  des  Königreichs  Polen. 


[Das  Königreich  Poluii,  die  zehn  westlichen 
Gouvernements  Wai-schau,  Kaliseh,  Petjikau, 
Kadom,  Keltzy,  Lublin,  Sjedletz,  Plotzk,  Lom- 
scha  imd  Ssuwalki  umfassend,  bildet  inner- 
halb des  russischen  Reiches  ein  besondei'es 
Rechtsgebiel,  in  welchem  der  Code  Napoleon 
seit  dem  Jahn'  1807  und,  speziell  auf  dem 
Gebiete  des  Handelsrechts,  der  Code  de  Com- 
merce seit  dem  Jahre  1809  in  Geltung  ist.  Es 
bedarf  keiner  besonderen  Hervorhebung,  daß 
diese  französischen  Gesetze  in  d  e  r  Gestalt  in 
Geltung  sich  befinden,  welche  sie  zur  Zeit 
ihrer  Einführung  in  den  Jahren  1807  und  1809 
hatten.  Es  folgt  hieraus,  daß  die  in  Frank- 
reicli  selbst  seit  den  g-edachten  Jaliren  1807 
und  1809  auf  legislativem  Wege  erfolgten  Er- 
gänziuigen  und  Abändenuigen  dieser  Gesetze 
für  das  Königreich  Polen  keine  Gesetzeskraft 
haben.  Hingegen  finden  die  Entscheidungen 
des  französischen  Kassationshofs  auch  hier  liei 
der  Rechtsprechung   Beachtung. 

Eine  amtliche  russische  Uebersetzimg  der 
erwähnten  französischen  Gesetze  ist  nicht 
vorhanden ;  alle  vorhandenen  Uebersetzungen 
dieser  Gesetze  in  die  polnisdie  wie  in  die 
russische  Sprache  haben  eine  Bestätigung  auf 
legislativem  AVege  niclit  gefunden,  und  als 
offizieller  Gesetzestext  gilt  dalier  der  fran- 
zösisclie,  insbesondere  gilt  das  von  dem  hier 
interessierenden  Code  de  Commerce,  dem  Han- 
delsgesetzbuch.   Dieses   umfaßt  alle   Materien 


des    eigentlichen    handelsrechtlichen     Gebietes, 
und  zwar: 

1.  im  ersten  BucJie,  Teil  1 — 7,  das  Handels- 
reclit  im  engeren  Sinne; 

2.  im  ersten  Buche,  Teil  8,  das  Wechsel- 
recht ; 

3.  im  zweiten  Buche  das  Seerecht  (welches 
aber  im  Königreich  Polen  wegen  seiner  geo- 
graphischen Lage  zur  Geltung  nicht  ge- 
langt ist); 

4.  im  dritten  Buclie  das  Konkursrecht;  und 
endlich 

5.  im  \aerten  Buclie  das  Handelsprozeü- 
reclit. 

Im  letzt/cren  Teile,  dem  Handelsprozcß- 
recht,  sind  die  Art.  642 — 648  durch  die  Art. 
1629 — 1645  1  der  zufolge  Verordnung  vom 
19.  Februar  1875  und  1./13.  Juni  1875  in  das 
Königreich  Polen  eingeführten  Zivilprozeß- 
ordnung (und  der  Justizgesetze  vom  Jahre 
1864)  für  das  russische  Reich  ersetzt  worden*). 


*)  Verordnung  betreffend  die  Anwendung  der 
Justizgesetze  vom  Jahre  186-1  im  Gerichtsbezirk 
Warschau  vom  19.  Februar  1875  nebst  den  Vor- 
schriften über  EinfüJirung  der  Gesetze  betreffend 
die  Gerichtsorganisatio'i  im  Gerichtsbezirk  War- 
schau vom  1./13.  Jimi  187,"».  Die  Bpstiuunungen 
der  russischen  Zivilprozeßordnung  lilcihou  auch 
für  das  Handelsgericht  Warschau  niaügebeud, 
während  in  Rußland  selbst  auf  tlas  A"ori"ahreu  vi>r 
den  iraudelsgerichtCMi  die  Ilandelspruzoßordnuntr 
(Swod  Sak.,  Band  Xl.  Teil  2.  Ausg.  1903)  An- 
wendung  findet. 


427 


Nachträge. 


428 


Verschiebungen  in  der  Landorganisation 

in  den  Jahren  1907-1910. 


Die  ..Xowoje  "Wreiiija"  war  kiüzlich  in 
der  Lage,  ein  Zahlenmaterial  zu  veröffent- 
lichen, da.s  von  hohem  Interesse  ist,  da  es  die 
bisherigen  Ergebnisse  der  großen  Agrarreform 
zusammenfaßt,  wie  diese  in  den  verflossenen 
drei  Kampagnen  zutage  geh-eten  sind. 

Die  Hilfe  der  Agrarorganisations-Kom- 
mission  nahmen  im  Laufe  von  drei  Jahren  ins- 
gesamt i  319  042  Hofbesitzer  in  Anspruch  :  von 
diesen  wünschten  618  449  Arixindierung  ihi-er 
Ländereien  zum  Einzelhof  oder  zum  Otinib, 
während  700  593  um  Beseitigung  der  Gemenge- 
lage petitionierten.  Aus  diesen  Ziffern  ergibt 
es  sich,  daß  der  Drang  nach  dem  Individual- 
hesitz  dem  Beharren  in  der  alten  Besitzform 
annähernd  die  ^^''age  hält.  Man  wird  hieraus 
bestimmte  Schlüsse  ziehen  müssen :  die  Ab- 
neigung gegen  den  Individualbesitz  ist  offen- 
sichtlich nicht  so  stark,  wie  das  von  vielen 
Seiten  dargestellt  wird.  Man  muß  sich  im 
Gegenteil  wundern,  daß  ein  so  starker  Drang 
zum  Indi\ddualbesitz  vorhanden  L-;t,  denn  der 
Bauer  geht  nur  ungern  zu  neuen  BesitzfoiTnen 
und  Wirtschaft.sniethoden  über.  —  wenn  er  es 
tut,  dann  nuiß  ihm  das  Messer  schon  an  der 
Kehle  sitzen,  d.  ii.  er  muß  sich  überzeugt  haben, 
daß  er  mit  der  bisherigen  Wirtschaftsmethode 
absolut  nicht  weiterkommt.  Andererseits  zeigen 
die  Ziffern,  daß  man  in  den  maßgebenden 
Sphären  den  IndividuaH>esitz  vielleicht  in 
etwas  übertriebener  AVeise  bevorzugt ;  die  Zahl 
der  Hofbesitzer,  die  im  Gemeindebesitz  bleiben 
wollen,  aber  eine  rationelle  Nutzimgsform  er- 
streben, spricht  eine  deutliche  .Sprache.  Es  liegt 
jedenfalls  keine  Veranlassung  vor,  den  Ueher- 
gang  zum  Individualbesitz  künstlich  zu  be- 
schleunigen, —  die  ErfaJiningen  der  Länder 
des  Westens  lehren,  daß  das  ein  so  langwieriger 
Prozeß   ist,   wie   alle   agraren   Evolutionen. 

Bei  Beginn  der  Agrarorganisation  wurde 
die  Befüi'chtung  ausgesprochen,  daß  die  vor- 
handenen technischen  Kräfte  nicht  ausreichen 
würden,  um  allen  Wünschen  der  Bauernschaft 
gerecht  zu  werden.    Das   ist  in  der  Tat  auch 


eingetroffen ;  .500  Landme.sser,  die  zu  Beginn 
der  Reform  in  Arbeit  standen,  genügten  durch- 
aus nicht,  und  wenn  heute  3500  Landmesser 
arbeiten,  so  genügt  auch  das'  noch  nicht.  Viele 
Dörfer  nehmen  daher  auch  die  Anxjndierungen 
einstweilen  auf  eigene  Eaiist  vor,  lun.  sie  später 
bestätigen  zu  lassen.  Die  Kommissionen  haben 
in  drei  Jahren  für  396  366  Höfe  mit  3  718  882 
Dessjatinen  die  Grenzen  in  der  Natm- vermerken 
und  die  nötigen  Karten  anfertigen  können.  Die 
Kommissionen  sind  also  beträchtlicli  im  Rück- 
stande, der  um  so  schwerer  ins  Gewicht  fällt, 
als  die  Zahl  der  Gesuche  um  Limteiltung  täglich 
zimimmt. 

Ein  weiterer  Zweig  der  Tätigkeit  der  Kom- 
missionen ist  die  Verteilung  der  Ländereien 
der  von  der  Bauernbank  erworbenen,  meist 
größeren  Privatgüter.  Es  wurden  der  Bank 
angeboten  6  562  356  Dessjatinen,  von  denen 
4  876  927  Dessjatinen  erworben  wiu-den.  Aji  der 
Parzellierung  dieser  Ländereien  arbeiten  gegen 
700  Landmesser. 

Erfolgreich  ging  die  A'erteilmig  von 
Domänenländereien  vor  sich.  Die  Kommissionen 
vergaben  in  Pacht  2  486  868  Dessjatinen  \md 
verkauften  194192  De.^sjatinen,  wovon  176  897 
Des-sjatinen  auf  Einzelhöfe  entfallen. 

An  Darlehen  sind  an  161209  Hofwirte 
4  938  632  Rbl.  gewährt  worden. 

Was  nun  die  Maßnahmen  zur  Hebimg  der 
landwirtschaftlichen  Technik  anlangt,  so  lie- 
wegen  sich  diese  leider  in  einem  sehr  engen 
Rahmen,  es  sind  zu  diesem  Zweck  nur  726  000 
Rbl.  verwendet  worden.  Das  ist  aber  nur  ein 
Tropfen  im  Meere.  Der  Landbesitz!  allein  wird 
den  Bauern  nicht  aus  der  Misere  befreien, 
sondern  das  kann  nur  auf  dem  Wege  vervoll- 
kommneter technischer  Methoden  geschehen. 
Man  darf  sich  in  dieser  Beziehimg  keinen 
Täuschungen  hingeben,  um  so  weniger,  als  mit 
.Aufteilung  größerer  Güter  eine  Menge  von 
Musterwirtschaften  vernichtet  worden  sind,  die 
den  Bauern  landwirtschaftliche  Kenntnisse  vei'- 
miitelten. 


429 


430 


Umrechnungen  für  russische  Maße  und  Gewichte. 

Für  den  Gebranch  der  Tabellen  gilt  folgende  Erklärung: 
Von  der  fettgedruckten  Ziffer  in  der  Mitte  aus   liest  man   nach  rechts  oder  nach  links   je  nach  der  gewünschten 
Umreclinung.    So  zeigt  beispielsweise  die  erste  Zeile  der  ersten  Tabelle: 

1  Arschin  =  0,7112  m 

1  m  =  1,403  Arschin. 


Arschin  und  Meter. 

Deääjatine  nnd  Hektar. 

»erst  und  Kilometer. 

I  Arschin  =  15  Werschok. 

IW 

erst = 600  Saschen.  lOWerst  =  1  mss.Meile 

Arschin    1,408  =  m    1  Arschin  =    0,7112  m 

Dessj.  0,91533  =  ha     1  Dessj.  =     1,0926  ha       We 

rst  0,9372  =  km    1  Werst  =      1,067  km 

„         2,812  =  „     2        „        =    1,4224  „ 

„         1,8.3066=    „       2       „       =      2,1850  „ 

,       1,8744  =    „       2 

=       2,134    „ 

„         4,218  =  „     3         „        =    2,1336  „ 

„         2,74599=   „       3       „       =      3,2775  „ 

2,8116  =    „       3 

=       3.201    „ 

„          5,624  =  „      4          „         =     2,8448  „ 

„         3,66132=   „       4       „       =      4,3700  „ 

3.7488  =    „       4 

=      4.268    „ 

„          7,03    =  ,.      5         „         =    3,556     „ 

4.67665=  „       S        „       =      5,4625  „ 

,       4.6860  =    „       S 

=       5,335    „ 

„          8,436  =  „      6          „         =     4,2672  „ 

„         5,4ai98  =   .,        6       „       =      6,5550  „ 

5.6232  =    „       6 

=       6.402    „ 

„         9,842  =  „      7         „        =    4,9784  „ 

6,40731  =   „        7       „       =      7,6475  „ 

,       6.5604  =    „       7 

=       7.4«9    „ 

„        11,249  =  „      8         „         =     5,6896  „ 

7,32264=   „        8       „       =      8,7400  „ 

,       7,4976  =    „       8 

=       8.536    „ 

„        12,655  =  „      9         „         =     6,4008  „ 

„        8,23797=  „       9       „       =      9,8325  „ 

,        8,4348  =    „       9 

=       9,»i03    „ 

„        14,061  =  „    10         „         =     7,112     „ 

9,16331=  „10       „       =    10,925     „ 

,        9,372     =    „      10 

=     10,67      „ 

„        28,121  =  „    20         „         =  14,224     „ 

„      18,30662=  „     20      „      =    21,85       „ 

,     18,7a    =    „     20 

=    21,34      „ 

„        42,182  =  „    30         „         =  21,336     „ 

,.       27.^5993=   „     30       „       =    32,775     „ 

,     28,116    =    „     30 

=     32,01      „ 

66,243  =  „    40         „         =  28,448     „ 

„       36,61324  =   „     40       „       =    43,7          „ 

,      37,488     =    „     40 

=    42,68      „ 

„        70,304  =  „    50         „         =  35,56       „ 

„      45,76655=  „     50      „       =    54.625     „ 

,     46,86       =    „     50        , 

=     53.35      „ 

„        84,364  =  „    60         „         =  42,672     „ 

„       54,91986=   „     60       „       =    65,65 

,      56,232    =    „     60 

=    64,02      „ 

„        98.425  =  „    70         „         =  49,784     „ 

„       64,07317=   „     70       „       =    76,475     „ 

,     65,604     =    „     70        . 

=     74.69      ,. 

„      112,486  =  .,    80         „         =  56.896     „ 

„       73.22648=   „      80       „       =    87.4          „ 

,      74.976     =    „     80 

=    85.36      „ 

„      126,546  =  „    90         „         =  64,008     „ 

„      82.37979=  .,     90      „      =    98.325     „ 

,     84.348     =    „      90 

=    96,03      „ 

„      140,607  =  „  100         „         =  71,12       „ 

„      91,53318=  „  100      „       =109,25       „ 

„     93,72      =    „   100        , 

=  106,7        „ 

D  Werst  und  D  KUometer. 

Russische  Ffnnd  nnd  Eilogramm. 

Pud  und  Kilogramm. 

40  Russische  Pfand  =  1  Päd.                   101 

'ud=l  Berkowetz,  lPud=40rus8.Pfund. 

QW.   0,8787  =  niim    10^.=     1,138  □km 

R.  Pfd.  2,4421  =  kg     1R.PId.=   0,409475  kg        Pn 

d  0.06105   =   kg         1   Pud  =     16379  kg 

„       1,7575=      „         2      „      =      2,276       „ 

„     „      4,8842  =  „        2  „      „     =    0,818950  „              „ 

0,12211    =     „           2       „    =     32,768    „ 

„       2.63B2  =      „         3      „      =      3,414       „ 

,.     „       7,3263  =  „        3  „      „     =    1,228425  „              „ 

0,18316  =    „          3 

,    =     49.137    „ 

„        3,5149=      „         4      „      =      4,652       „ 

„     „       9.7684  =  „        4  „      „     =    1,637900  „ 

0,24421    =     „           4 

,    =     66,616   „ 

„       4,3937  =      ,.         5      „     =      6,690       „ 

„     „     12,2105=  „        5  „      „     =    2,047375  „ 

0,80527   =    „          5 

,     =      81,895    „ 

„        5,2724  =      „         6      „     =      6.828      „ 

„     „    14.65Ä6  =  „        6  „     „    =    2,466850  „             „ 

0,36632   =    „          6 

,     =      98.274    „ 

„       6,1511  =      „        7      „     =      7,966      „ 

„    „    17,0947  =  „        7  „      „    =    2,866.S25  „             „ 

0,42737    =     „           7 

,     =    114,653    „ 

„        7,0298  =      „         8      „      =      9,104      „ 

„     „    19,5368  =  „        8  „      „    =    3,275800  „ 

0,48842    =     „           8 

,     =    131,0.33    „ 

„       7,9086=      „         9      „      =    10,242      „ 

„    „    21,9789=  „        9  „      „    =    3,685275  „ 

0,64948    =     „           9 

,     =    147,411    „ 

„       8,7873=      „      10      „      =    11,38        „ 

„     „    24,421    =  „      10  „      „     =    4,094750  „ 

0,61053    =     „         10 

„     =    163,790    „ 

„     17,6746=      „       20     „     =    22,76 

„     „    48.842    =  „      20  „      „     =    8,1895       „              „ 

1,22106    =    „        20 

,     =    327,58      „ 

„      26,3619  =      „       30      „     =    34.14 

„     „    73.263    =  „      30  „      „     =  12.28425     „              „ 

l,831.'i9    =     „         30 

„     =   491,37      „ 

„      35.1492=      „       40     „     =    45.52 

„     „    97,684    =  „      40  „      „     =  16,3790       „ 

2,442.2    =     „         40 

,     =    655.16      „ 

„      43.9365  =      „       50      „      =    66.9() 

„     „122,105    =„      50  „      „     =20.47375     „              „ 

3,05265    =     „         50 

„     =   81895      „ 

„      52,7238=      „       60     „     =    68.28 

„     „  146.526    =  „      60  „      „     =  24.66850     „              „ 

8,66318    =    „        60 

„     =    982,74      „ 

„     61,5111  =      „       70      „      =    79.66 

„     „  170  947    =  „      70  „      „     =  28,66326     „ 

4,27371    =     „         70 

,     =1146  53      „ 

„      70,2984  =      „       80      „      =    91,04 

„     „  195,368    =  „      80  „      „     =  32.768         „              „ 

4,88424    =     „         80 

„     =  1310,32      „ 

„     79,0867  =      „      90     „     =  IU2.42 

„     „  219,789    =  „      90  „      „     =  36,85275     „ 

6,49477    =     „         90 

,     =1474.11 

„      87,873    =      „    100      „      =113,8 

„    „  244,21     =  „    100  „      „    =  40,9475      „ 

6,1063      =     „      100      „    =1637,9       „ 

Eussische  Tonne  n.  Tonne  (ä  1000  kg). 

Wedro  nnd  Liter. 

Tschetwert  und  Hektoliter. 

1  Russ.  Tonne  =  6,2  Berkowetz. 

40  Wedro  =  1  Brotscka, 

1  Tschetwert  =  8  Tschetwerik  oder 

1  Wedro  =  loKrutschka  =  2u  Flaschen 

=  80  Garnez, 

oder  =  100  Tscharki  (Ration). 

R.  Tonne  0,9849  =  t     1  R.  Tonne  =     1,01 53 1 

Wedro  0,08i3l  =  I    1  Wedro  =     12.29875  1       Ts 

chw.   0,4764  =  hl     1Tschw.=     2,O0907bl 

„      1,9698  =  „      2  ,.        „      =     2,0306  „ 

„       0,16262  =  „      2        „        =       24.59750  „ 

0,9528  =   „      2         „       =      4,19»14  ., 

,      2.9547  =  „      3  „ 

,      =     3,0459  „ 

0,24393  =  „      3 

=       86,80625  „ 

1,4292  =   „      3 

,       =      6.29721  „ 

,      8.9396  =  .,      4  „ 

,      =      4,0612  „ 

0,32524  =  „      4 

,        =       49,19500  „ 

1,9056  =   „      4 

,        =      8,39628,, 

„ 

,      4.9245  =  „      5  „ 

,      =      6,0765  „ 

„       0,4U655  =  „      S 

,        =       61,49375  „ 

2.3820  =   „      5 

,       =    10,49535,, 

^ 

,      6.9094  =  „      8  „ 

,      =      6,0918  „ 

„       0,48785  =  „      6 

=       73,79250  „ 

2,1*584  =   „      6 

,       =    12.59448,, 

^^ 

,      6.8943  =  „      7  „ 

,      =      7,1071  „ 

„       0,66916  =  „      7 

=       86  09125  „ 

S.s:i48  =  „     7 

=    14.69349  „ 

„ 

,      7,8792  =  „      8  „ 

,      =      8,1224., 

„       0,65047  =  „      8 

,        =       98.391)0    „ 

3,8113  =   „      8 

,       =    16,79256,, 

^ 

,      8,8641  =  „      9  „ 

,      =      9,1S77,, 

„       0,73178  =  „      9 

=     110.68875  „ 

„           4,2876  =    „      9 

„       =    18,89163,, 

» 

,      9,849    =„    10  „ 

=    10,168    ,, 

„       0,81309  =  „    10 

,        =     122,98750  „ 

4,764     =  „    10 

„       =    2U,9907    „ 

„ 

,    19,698   =„    20  „ 

,      =   20.306    „ 

„        1,62618  =  „    20 

,        =     245,975      „ 

9,528    =   „    20 

,        =    41,9814    „ 

,    89.547    =„    30  „ 

,      =    30,469    „ 

2,43927  =  „    30 

,        =     368,9625    „ 

„         14,292    =    „    30 

=    62.9721    „ 

„ 

,    39,396    =  „    40  „ 

,      =    40,6'2    „ 

8,25236  =  „    40 

=     491,9500    „ 

19.056    =--  „   40 

,        =    83,9628    „ 

„ 

,    49.245    =„    SE„ 

,      =   50,765    „ 

„       4,06545  =  „    60 

,        =     014,9375    „ 

„        23,820    =  „   50 

=  104.9535    „ 

,    69,094    =„    60  „ 

,      =    60,918    „ 

„       4,87854  =  „    60 

=     737,9250    „ 

28,684    =   „    60 

=  1L'6.9.M2    „ 

,    68,943    =..    70.. 

,      =    71,071    „ 

„       6,69163  =  „    70 

=     800,9125    „ 

83,348    =  „    70 

^  146.9:14!)    ., 

„  78,792  =;;  80 ;; 

,      =    81,224    „ 

„       6,60473  =  „    80 

=    983.9 

88,112    =   „   80 

,        ^  167.9  .Vifi    ., 

,.    88.641    =..    90.. 

,      =    91,877    „ 

„       7,81781  =  „    90 

=  11068375    „ 

42,876    =  „    90 

=  11*8,9163    „ 

„    98,49      =„100„ 

,      =  101,630    „ 

„      8,130»    =„100 

,        =  1229,875      „ 

,         47,64      =   „100 

=  209,907      „ 

431 


Nachträge. 


432 


Umrechnungstabellen  für  englische  Maße  und  Gewichte. 

Für  den  Gebrauch  der  Tabellen  gilt  folgende  Erklärung:  ,, 

Von  der  fettgedruckten  ZiSer  in  der  Mitte   aus   liest   man   nach  rechts   oder  nach  links  je  nach  der  ge  G  nschten 
Umrechnung.     So  zeigt  beispielsweise  die  erste  Zeile  der  ersten  Tabelle:  ns( 

1  m  =  3,281  engl.  Puss  lie 

1  engl.  Fuss  =  0,304  m.  ,  •  , 


Meter  und  engl.  Fnß. 

Meter  und  Yard. 

Hektar  und  Acres. 

in    0,304  =  engl. Fuß    Im 

=  3,281  engl.  Fnß 

m    0,914  =  Yard    1  m 

=      1,093  Yard 

ha    0,405  = 

acres  1  ha  =      2,471  acrcs 

„     0,609  = 

„       2  „ 

=    6,562     „        „ 

„      1,829  = 

2  „ 

=       2,187       „ 

„      0,809  = 

„      2    , 

=       4,942      „ 

„     0,9U  = 

„        ,.       3  „ 

=   9,843     „ 

„      2,743  = 

„       3  „ 

=       3,281       „ 

.,      1,214  = 

„      3    , 

=      7,413      „ 

„     1,819  = 

,        „       4  „ 

=  13,124     „         „ 

„      3,658  = 

„        4  „ 

=       4,374       „ 

„      1,619  = 

„      4    , 

=      9,885      „ 

„      1,584  = 

>,       „      s  „ 

=  16,405     „ 

„      4,572  = 

„        5  „ 

=       5,468       „ 

„      2,023  = 

■■      5    , 

=     12,356     „ 

„      1,829  = 

,        „       6  „ 

=  19,685     „        „ 

„     6,486  = 

>.        6  „ 

=       6,568       „ 

„      2,428  = 

„      6    , 

=     14,827      „ 

„      2,134  = 

■        ,.       7  >, 

=  22,966     „ 

„      6,401  = 

7  „ 

=       7,655       „ 

„      2,833  = 

,.      7    , 

=     17,298     „ 

„      2,438  = 

.       ,,      8  „ 

=  26,247     „ 

„      7,315  = 

„        8  „ 

=       8,749       „ 

„      3,237  = 

„       8    , 

=     19,769      „ 

„     2,743  = 

,        ,,       9  ., 

=  2S,628     „         „ 

„      8,229  = 

„       9  „ 

=       9,843       „ 

„      8,642  = 

„       9    , 

=     22,240      „ 

„      3,048  = 

,,       „     10  „ 

=  32,809     „        „ 

.,      9,144  = 

„      10  , 

=     10,936       „ 

„      4,047  = 

,,     10    , 

=     24,711      „ 

„     «,096  = 

,        „     20  „  = 

=   66,618     „         „ 

„   18,288  = 

„      20  „ 

=     21,873       „ 

„       8,093  = 

„    20    , 

=     49,428      „ 

..    9,144  = 

„     30  „  = 

=  98,427     „ 

„   27,432  = 

„      30  „ 

=    32.809      „ 

„     12,140  = 

„    30    , 

=     74,134      „ 

.,  12,192  = 

■        „     40  „  = 

=  131,236     „ 

„   36,576  = 

„      40  „ 

=     43,745       „ 

„     16,187  = 

„    40    , 

=     98,846      „ 

..  16,240  = 

,        „     50,.= 

=  164,W5     „ 

„   46,719  = 

,.      50  „ 

=     54,682       „ 

„     20,231  = 

.,    50    , 

.--  123.657      „ 

..  18,«88  = 

.        „     60  „  = 

=  196,S54     „ 

„    54,863  = 

.,      60  „ 

=     65.618       „ 

.,     24,2S6  = 

„    60    , 

-    118,268      „ 

,.  21.836  = 

„     70  ,.  = 

=  329,662     „ 

„   64,007  = 

.,      70  „ 

=     76,554       „ 

„     28,327  = 

,.    70    , 

=   172.980      „ 

,.  24,384  = 

,        „     80  „  = 

=  262,471     „ 

„   73,151  = 

„      BO  „ 

=     87,491       „ 

„     32,373  = 

„    BO    , 

=  197.692      „ 

„  27,432  = 

,        „     90  „  = 

=  295,280     „ 

„   82,295  = 

.,      90  „ 

=     98,427       „ 

„     36,430  = 

„    00    , 

:=  222,903      „ 

„  30,479  = 

,        ,,   «00  „  = 

=  328,090     „ 

„   91,438  = 

,,    100  „ 

=  109,3b3       ,. 

„     40,467  = 

,.  100    , 

=  247,114      „ 

Kllonie 

ter  und  engl.  Meilen. 

□  Kilometer 

und  Engl,  n  Meilen. 

Kilometer  und  Seemeilen. 

km    1,609  = 

ängl.  M.      1  km  =  0,621  engl.  M- 

nkm   2,692  =e. 

DM.    inian=  0,386  e.  DM. 

km    1,856  = 

Seem.    1  km  =    0.539  Seem. 

„       3.219  = 

.,      ,.       2  , 

=    1,243      „       „ 

„        5,184  = 

2 

^      0,772 

,.       3,710  = 

2 

„     =     1,078 

.,       4,828  = 

„      „       3  , 

=    1,864      „       „ 

„        7,776  — 

3 

=    1,158        „ 

„       6,565  = 

3 

„     =     1,617 

„       6.438  = 

„      >,       4   , 

=    2,486      „       „ 

„      10,368  = 

4 

=    1,''44 

„       7,420  = 

4 

„     =     1,156        „ 

„       8,047  = 

„      .>       6  , 

=    3,107      „       „ 

„      12,960  = 

5 

=    1,930        „ 

„       9,275  = 

s 

„     =     2695 

„       9,656  = 

,.      „       6  , 

=    3,728      „       „ 

„      16,552  = 

6 

=   2,316        „ 

„     11,130  = 

6 

„     =     3,235 

„    11,265  = 

»      ,>       7  , 

=   4,350     „      „ 

„      18,144  = 

»         7 

=   2,702        „ 

„     12,985  = 

7 

„     =     3,774        „ 

„     12,879  = 

„      „       8  , 

=    4,971      „       „ 

„      20,736  = 

8     , 

=   3,088        „ 

„     14,840  = 

8 

„     =     4,313        „ 

„     14,484  = 

,,      „      9  , 

=    6.592      „       „ 

„      23,328  = 

9     , 

=   3,474        „ 

„     16,695  = 

9 

„     =     4,852        „ 

„     16,093  = 

„      .,     10  , 

=    6,214      „       „ 

„      25,920  = 

,,       10     , 

=  3,860       „ 

„     18,650  = 

„       10 

„     =     5,391        „ 

„     32,186  = 

>.      „     20  , 

=  12,428      „       „ 

„      51,840  = 

,<      20 

,    =  7,720        „ 

„     37,099  = 

,.      20 

„     =  10,782 

.,     48,279  = 

„      ..     30  . 

=  18,641      „       „ 

„      77,760  = 

„       30     , 

=  11,580       „ 

„     55,649  = 

„      30 

„     =  16,173        „ 

„     64,373  = 

„      1,     40  , 

=  24,855      „       „ 

„    103,680  = 

,,       40     , 

=  15,440       „ 

„     74,198  = 

„       40 

„     =  21,604        „ 

„     80,466  = 

„      „     SO   , 

=  31.069      „       „ 

„    129,600  = 

„       SO     , 

-.     19,300        „ 

„     92,748  = 

„       50 

„     =  26.955 

„     96,659  = 

„      „     60  , 

=  37,a83      „       „ 

„    165,520  = 

,.       60     , 

=  23,160 

„  111,298  = 

„       60 

„     =  32,346        „ 

„  112,652  = 

„      „     70  , 

=  43,497      „       „ 

„    181,440  = 

.,       70 

=  27,0i0 

„  129.847  = 

„       70 

„     =  37.737        „ 

,.  128.746  = 

,.      .,     80   , 

=  49,710      „       „ 

„    207,360  = 

,.       80 

=  30,880        „ 

„  148,397  = 

„       80 

„     =  43,138        „ 

„  144,839  = 

„      „     90  , 

=  55,924      „       „ 

„    233,280  = 

„       90     , 

=  34,740        „ 

„  166,946  = 

,.      90 

„     =  48,519        „ 

,.  160,932  = 

„      .,   100  , 

=  62,138      „       „ 

„    269,200  = 

„     100     , 

=  38,601 

„  185,496  = 

„     100 

„     =  53,910        „ 

Kck 

toliter  und 

Bnshel. 

Kilogramm  i 

.  engl.  1 

Pfundgewicht. 

Liter  und  Gallonen. 

hl     0,3635  = 

=  Bush.    1  hl 

=      2,7512  Bneh. 

kg    0,454  =  engl.  Pfd.    1kg 

=     2,20engl.Pfd. 

1      4,54  =  Gallone  t  1 

=    0,22  Gallonen 

„      0,7270  = 

=         ,             2     n 

=       5,5024 

„       0,907=     „ 

,.       2  „ 

=    4,41    „      „ 

„      9,09  = 

2, 

=     0,44 

,      1,0!I05  = 

=      .         3  , 

=       8,2536        , 

„       1,361=     „ 

„       3  „ 

=    6,61    „ 

„    13,63  = 

3, 

=     0,66 

„      1,4540  = 

=      n         4  , 

=     11,0048        „ 

„       1,814=     „ 

>,       4  „ 

=      8,83     „        „ 

„    18,17  = 

4„ 

=     0,88 

,      1,8174  = 

=      ■         B  , 

=     13,7560        , 

„       2,268=     „ 

„       S  „ 

=   11,02     „       „ 

„    2a,72  = 

s, 

=     1,10 

»      2,1810  = 

=      .        6  . 

=     16,5(172        , 

„       2,722=     „ 

„       6  ,. 

=   13,23     „       „ 

„    27,26  = 

6, 

=     1,32 

„      2,5445  = 

=      »         7  . 

=     19,2685 

„       3,175=     „ 

>,       7  „ 

=   16,43     „       „ 

„    31,80  = 

7, 

=     1,54 

,      2,9080  = 

=      „        8  , 

=     22,0096        „ 

„       3,029  =     „ 

„       8  „ 

=   17,64     ,.        „ 

„    36,35  = 

8, 

=     1.76 

,      3,2713  = 

=      ,        9  , 

=     24,7609        „ 

„       4,082=     „ 

„       9  „ 

=   19,84     „       „ 

„    40,89  = 

9, 

=     1,98 

,      3,6348  = 

=      .      10  . 

=     27,6121        , 

„       4,536=     „ 

„     10  „ 

=  22,05     „       „ 

„    46,43  = 

„       10, 

=     2,20 

7,2695= 

=      ,       20  „ 

=     ,55,0242        , 

„      9,072=    „ 

„     20  „ 

=  44,09     „       „ 

„    90,87  = 

„       20, 

=     4.40 

,      10,9043= 

=      „       30  „ 

=     82,5.363        , 

„     13,608=     „ 

„     30  .. 

-^   66,14     „        „ 

„  136,30  = 

30, 

=     6,60 

„      14,5390= 

=      ,       40  „ 

=   110,0484        , 

„     18,144=     „ 

„     40  „ 

=      8»,I8     „ 

„  181,74  = 

„       40, 

=     8.S0 

,.      18,1738= 

=       ,       SO  „ 

=   137,5604        , 

.,     22,679=     „ 

„     SO  „ 

=  110,23     „ 

..  227,17  = 

„       50, 

=  '1.—           .. 

,      21.8086= 

=      „       60  . 

=  16,^0725        „ 

„    «7,215=     „ 

„     60  „ 

-^133,28     „        „ 

„  272,61  = 

„       60, 

^  13,20           „ 

„      25,4439= 

=      .       70  „ 

=  192,5MH 

.,     81,762=     „ 

„     70  „ 

-;  154,32     „        „ 

„318,04  = 

,,       70, 

=  15.40           „ 

„      29.0782= 

=       n        80   , 

=  220,0968        „ 

„     36,288=     „ 

„     80  ,. 

=  176,37     „        „ 

„  363,48  = 

„      80, 

=  17,60           „ 

„      32,7130= 

=      .       90  „ 

=  247,6087        , 

„     40,823=-     „ 

„     90  „ 

-    1"8,43     „        „ 

„  40S,91  = 

„       90, 

.=   10,80 

,      36,3177= 

=       .     100  „ 

=  275,1208 

„     45,359=       ., 

.,    100  ., 

.--220,46     „        „ 

„  464,35  = 

„     100 ,. 

=  22,01           „ 

433 


Nachträge. 


434 


It8( 

Vtsc 
.,106 


Metall-Gewinnung  und  Verarbeitung. 

Zahl  der  beschäftigten  Arbeiter. 

Die  Anzahl  der  bei  Grewinnimg  und  Ver- 
arbeitung der  Metalle  beschäftigten  Personen 
im  Jahre  1907  nach  den  letzten  Erhebungen: 

Ural 172  529 

Zentral-Rußland 27  816 

Polen  und  Nord-West-Rußlan.l  .  44  360 

Süd-Rußland 137  626 

Küd-Ost-Eußland 40  222 

Kaukasus 9  361 

Nord-Rußland 7  710 

Sibirien  und  Turkestan      .     .  14  025 

Total  453  649 


Salz -Produktion  im  Russischen  Reiche 

in  den  Jahren  1901—1909. 

(in   1000   Pud): 


1901 

1902 

1903 

1904 

1905 

1907 

1909 

Europ.  Rußland 
Zentrala.'^icn  . 
Sibirien   .... 

30  093 
49  526 
24  528 

30141 
59  617 
22  709 

32150 
45  278 
24  588 

27  956 
59  207 
27  221 

24  241 
Gl  257 

27  053 

22  130 
78  200 
25  034 

23  410 
79  460 
27  854 

Total 

104  147 

112  467 

102  016 

114:^84 

112  551 

125  364 

130  724 

Budgets  der  einzelnen  Städte. 

Im  Jahre  1910  haben  ein  Budu-el  von 


über  10  000  00t)  Rubel 

5  000  000  „ 

2  000  000  „ 

1  000  000  „ 

500  000  , 

300  000  , 

100000  „ 


(i  Städti' 
3 


4 

16 

38 

186 

445 


Gedruckt  bei:  Paß  &  Garleb  G.  m.  h.  H.,  Berlin  W.  57. 


435 


Nachtrage. 


436 


Schätzung  der  Wintergetreideernte  im  Jahre  1910. 


Nacli  einer  Voröl'1'entlicluin^  des  Statisti- 
schen Zenti'aUiamitees  vom  30.  SeplÄniber/ 
13.  Oktober  d.  Js.  stellt  sich  auf  Grund  vor- 
läufiger Schätzung  die  Ernte  an  Winterroggen 
und  Wintei-weizen  in  den  73  Gouvernements 
lind  Gebieten  Eußlands  im  \'ergleiche  zum 
\crigen  JaJire  und  zum  Durchsclinitt  des  Jahr- 
fünfts   1904    bis    1908,    wie    folgt: 


Winter- 

Winter-    1  Winterkorn 

roggen 

Weizen     1  zusammen 

Meugt 

in  MUlioneii  Pud 

Durchsclinittsernte 

1904  bis  1908  .     .     . 

121.'3.3 

336,3 

1551,6 

Krnte  1909  (endgültige 

Schätzung)  .... 

1370.G 

353,8 

1724,4 

Ernte  1910  (vorläufige 

Schätzung)  .... 

1324,3 

413,2 

1737,5 

Demnach  beta-ägt  die  Ernte  der  Winter- 
saaten in  Rußland  in  diesem  JaJii-e  186  Mill. 
Pud  oder  gegen  12  "/o  mehr  als  der  Durclischnitt 
der  Jalvre  1904  bis  1908.  Wenn  man  die  dies- 
jährige Ernte  dem  Jahrfünft  1905  bis  1909 
gegenübei-stellt,  das  im  Durchschnitt  nur  eine 
Ernte  von  1507  Mill.  Pud  ergab,  so  erhält  man 
sogar  einen  Ueberscliuß  von  230,5  Mill.  Pud. 

Der  gesamte  Ueberschuß  nach  Abzug  des 
Kornes  zur  Aussaat  wird  für  die  73  Gouverne- 
ments auf  1449  Mill.  Pud  für  beide  Winter- 
getreidearten berechnet,  für  die  63  Gouverne- 
ments des  em-opäischen  Rußlands  auf  1428  Mill. 
Pud.  Pro  Kopf  der  Bevölkerung  macht  dieser 
Ueberschuß  ca.  10  Pud  aus,  oder  über  ein 
vollas  Pud  mehr-  als  im  Durchschnitt  des  vorher- 
gehenden Jahrfünfts. 


Zuckerrüben-Ernte  1910. 

Nach  vom  Kaiserlichen  Generalkonsulat  in 


St.  Petersbui-g  Anfang  November  1910  über- 
mitteilen Berichten  dürfte  die  Zuckerrüben- 
iTute  pro  1910  bei  weitem  über  alle  früheren 
hinausgehen.  Auf  Grund  detaillierter 
Schätzungen  über  die  einzelnen  Produktions- 
gebiete rechnet  mau.  auf  etwa  40  "/o  mehr  als 
im  ^'orjahr. 


Die  größte  Ernte  bisher  wai-  die   von 
1906/07  im  Betrage  von  58  589  225  Berkowetz 

1909  ergab  .  .  .  .  48  864  407 

1910  wird  geschätzt  .  67  293  678     „ 

Am  bedeutendsten  ist  die  Zunahme  in  den 
Gouvernements  Kiew  (von  11,4  auf  18  MiU.) 
und  Podolien  (von  10,3  auf  15,1  Mill.  Ber- 
kowetz). 


Hopfen-Anbau  und  Ernte. 


Die   Gesamtem te.   an 
iland : 

Hopfen    betrug 

im  .Jahre 

1904 

Pud  280  000 

n 

1905 

„     400  000 

» 

1906 

„     300  000 

1907 

„     350  000 

1908 

„     270  000 

1909 

„     225  000 

»           » 

1910 

„     175  000 

Zieht  man  in  Betracht,  daß  das  erste  Jahr 
dieser  kleinen  Tabelle  ein  aiusgcsprochenes  Miß- 
erniejahr  war,  so  ergibt  sich  eine  fortgesetzte 
Verminderung  der  Produktion.  Im  letzten 
Jahre  haben  nocsh  besonders  ungünstige 
Wittenuigsverhältnisse  das  Ernteergebnis  der 


Quantität  nach  beeinträchtigt,  doch  waren 
Qualität  Tind  Preise  nicht  schlecht. 

Im  allgemeinen  macht  sich  in  diesem 
Zweige  der  russischen  Landwirtschaft  das  Be- 
streben geltend,  andere  Sorten  anzubauen,  die 
auf  dem  Auslandsmarkt  größeren  Anklang 
finden.  In  dieser  Uebergangszeit  wird  man 
vorerst  noch  nicht  auf  sehr  viel  größere  Ernten 
zu  rcclinen  haben. 

Hauptanbaugebiete  für  Hopfen  sind  bisher 
Wolhynien,  auf  das  in  den  letzten  Jahren  die 
volle  Hälfte  der  Pix)duktion  entfiel,  ferner  der 
Guislizyrayon,  zusammen  mit  den  Raj'ons 
Kasan,  Wjatlca,  Wologda  und  Kostroma,  sowie 
das  Weiohselgebiet. 


437 


Nachträge. 


438 


Entwicklung  der  russischen  Aktienbanken. 


[Die  Petersbiir^er  Banken  haben  in  der 
letzten  Zeit  das  Netz  ihrer  Provinzfilialen  sehr 
rasch  erweitert.  Kleine  Städte,  die  noch  vor 
wenig  Jahren  überhaupt  keine  Ki-editanstalten 
hatten,  sind  jetzt  der  Sitz  von  Abteiluiig'en 
mehrerer  Petei-sburger  Großbanken.  1895 
hatten  35  Aktienbanken  im  ganzen  77  Filialen 
lind  64  Agenturen  und  Kommissionäre.  1909 
dagegen  hatten  34  Aktienbanken  361  Filialen 
und  50  Agenturen  und  Kommissionäre.  Fast 
diese  ganze  Zunahme  entfällt  auf  die  Peters- 
burger Banken.  So  z.  B.  hat  die  „Handels- 
und Industriebank"  50  Filialen  und  Agenturen, 
die  ,,St.  Petersburger  Internationale  Handels- 
hank" 41  FiQialen  und  beabsichtigt  noch  weitere 
49  zu  eröffnen.  Die  „Russische  Bank  für  aus- 
wärtigen Handel"  hat  allein  im  Jahre  1909 
27  neue  Filialen  eröffnet  imd  gedenkt  solche 
noch  in  mehr  ^Is  30  Orten  zu  eröffnen.  Die 
„Wolga-Kamabank"  hat  über  35  Filialen  und 
beabsichtigt  in  diesem  Jahr  6  neue,  zu  eröffnen. 
Fast  in  allen  Abrechnirngen  der  Petersburger 
Banken  wiederholt  sich  der  Hinweis  auf  die 
Ausgaben,  die  durch  die  Eröffnung  neuer 
Filialen  entstehen. 

Hand  in  Hand  damit  gehen  in  letzter  Zeit 
Bankfusionen  und  die  Aufsaugung  der  Provinz- 
banken  durch  Petersburger  Banken.  Die  Mos- 
kauer internationale  Handelsbank,  die  Süd- 
russische  Industriebank  und  die  Oreler  Kom- 
merzbank haben  sich  zur  Unionbank  fusioniert; 
die  Asow-Donbank  hat  sich  die  Minsker  Kom- 
merzbank einverleibt  und  durch  Aktienaufkauf 
die  Kiewer  Privathandelsbank  in  eine  Filiale 
verwandelt.  Im  ganzen  ist  die  Zahl  der  Aktien- 
banken von  34  in  1909  auf  31  in  1910  zurück- 
gegangen. Außerdem  sind  einige  private  Bank- 
firmen in  der  Provinz  in  Filialen  l'etei-sbui-ger 
Großbanken  verwandelt  worden.  Neben  der  Zu- 
nahme der  Zahl  der  Filialen  und  der  Abnahme 
der  Zahl  der  Banken  selbst  tritt  sehr  deutlich 
auch  die  Tendenz  zur  Vergrößerung  des  Ak- 
tienkapitals hervor. 

Im  Laufe  von  15  Jahren  sind  sämtliche 
Petersbui'ger  Banken  in  die  Kategorie  der  Groß- 
banken   übergegangen    und    ihr    durchschnitt- 


liches Aktienkapital  hat  sich  gegen  1895  nahe- 
zu verdoppelt.  Im  laufenden  Jahr  hat  sich  ihr 
Aktienkapital  weiter  vergrößert.  Das  durch- 
schnittliche Aktienkapital  der  Moskauer 
Gruppe  ist  von  4,7  auf  6,6  Mill.  Ilbl.  oder  um 
40  0,0  gestiegen.  In  der  Gruppe  der  Provinzial- 
banken,  deren  Zahl  von  22  auf  17  abgenommen 
hat,  beobachtet  man  den  Uebergang  aus  der 
Kategorie  mit  einem  Kapital  bis  2  Mill.  Rbl., 
zu  der  1895  2/3  aller  Provinzbanken  gehörten, 
in  die  höheren  Kategorien;  das  durchschnitt- 
liche Kapital  ist  um  75  0,0  gestiegen. 

Dias  Aktien-  und  Reservekapital  betrug  in 
absoluten  Zahlen  (in  Millionen  Rubel)  bei: 

Banken  in    Petersburg    Moskau    Provinz 
1895  .    .  81  26.7        46,5 

1910  .  .  214,2  36.6  02,4 
Ihr  ausgedehntes  Füialennetz  haben  die 
Residenzbanken  in  vollem  Maße  dazu  ausge- 
nutzt, die  Ersparnisse  der  Bevölkerung  in  ihre 
Kassen  zu  lenken,  indem  sie  diese  duroh  —  ge- 
legentlich infolge  der  gegenseitigen  Konkurrenz 
übertrieben  hohe  —  Zinsen  tmd  durch  die  Vor- 
teile anlocken,  die  mit  der  Eröffnung  einer 
laiifenden  Banla-echnung  verbunden  sind. 
Durch  Einstellung  der  Verzinsung  der  befriste- 
ten tind  unbefristeten  Einlagen  hat  sie  die 
Reichsbank  in  die  privaten  Banken  geleitet. 
Andererseits  hat  die  RAnchsbauk  diurh  Erweite- 
rung derjenigen  Operationen,  die  ihi"  durch  die 
revidierten  Regeln  von  1900  und  1908  über 
die  „bedingten"  laufenden  Rechnungen  über- 
tragen worden  sind,  die  Zahl  der  Inhaber  von 
laufenden  Rechnungen,  die  sich  zu  einem 
großen  Teil  aus  den  privaten  Ivredikinstalten 
zusammensetzen,  erheblich  vermehi't.  Nach- 
stehende Tabelle  gibt  eine  Uebersicht  über  die 
\'erteilung  der  Depositen: 


1895 
1900 
1905 
1910 


Reichsbank 


Depo.siteiil  bedingte 
befristete!  laufende 
und  uu-  I     Uech- 
Uefiistete     nunfien 


PepoBitin,  befristete  u.  unbe- 

fri>leti'  K.mtokorrenteialagen 

in  M  i  1 1  i  11 11  p  n  Ki.  bei         ~ 


129 


74 

69 

2,6 

234 

147 

87,5 

470 

187 

142.9 

880 

227 

165 
184 
145 

156 


439 


Nachträge. 


440 


Daraus  geht  hervor,  daß  die  Depositen  der 
Prov-inzbanken  abgenommen  haben,  die  der 
Moskauej  auf  das  Dreifa<?he  und  die  der  Pe- 
tersburger auf  das  12fache  gestiegen  sind. 
1895  hatten  die  Petersbui-ger  Banken  erst 
22  o/o  aller  Depositen,  gegenwärtig  70  o/o. 

Die  Petersburger  Banken  haben  auch  einen 
großen  Teil  des  Wechselmatei'ials  in  ihren 
Händen  konzentriert,  ohne  dabei  die  Kon- 
kurrenz der  Eeichsbank  zu  verspüren,  deren 
Wechselportefeuille  gar  keine  Steigerung  er- 
kennen läßt. 

Der  DiLskont  von  Wechseln  mit  mindestens 
2   Unterscliriften  betrug: 


burler        Moskauer  |    Provinz- 

Banken 

in  Millionen  Rubel 

1895     .    .    . 
1900     .     .     . 
1905     .    .     . 
1910     .     .    . 

194 
227 
173 
198 

36 
152 

369 

524 

42 
95 
129 
155 

118 
155 
120 
126 

Im  Kontokorrentgeschäft  ist  das  Ueber- 
gewicht  der  Petersburger  Gruppe  ebenso  be- 
merkenswert.  Es  betrugen: 


1895 
1900 
1905 
1910 


Petersburger 


Kreditor.l  Debitor.  IKreditor.j  Debitor.  |Ki'editor.|  Debitor, 
in  Millionen  Rubel 


92,6 

75,2 

5,0 

11,1 

131,0 

135,1 

14,3 

17,0 

263,8 

143,6 

23,1 

17,3 

304,9 

230,2 

35,8 

9,0 

61.0  55,2 
65,8  48,4 
70,5  59,2 

70.1  I     79,1 


Wie  nahe  die  Petersburger  Banken  dem 
Handel  stehen,  dafür  spricht  der  Umstand, 
daß  die  durch  Wechsel  und  Waren  sicher- 
gestellten SpeziaJrechnungen  von  1,4  Mill.  Rbl. 
im  Jahi-e  1895  auf  185,7  Mill.  Rbl.  im  Jahre 
1910  gestiegen  sind. 

Die  vorstehende  kurze  Darstellung  der 
drei  Gruppen  der  rusisischen  Banken  läßt  die 
Veränderung  erkennen,  die  sich  in  den  letzten 
15  Jahren  im  russischen  kommerziellen  Kredit 
vollzogen  hat.  Aus  der  untergeordneten 
Stellung,  die  die  Petersburger  Banken  vor  15 
Jaliren  einnahmen,  sind  sie  zu  einer  dominie- 
renden Stellung  emporgestiegen.  Nach  der 
Größe  der  ihnen  zur  Verfügung  stehenden 
]\Iitte.l  und  nach  dem  Umfang  der  Aktiv- 
geschäfte stehen  sie  jetzt  an  erster  Stelle. 


Verlag   für  Börsen-   und  Finanzliteratur  A.«G. 

Berlin     ::     Leipzig     ::     Hamburg 


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Abschlüsse  vom  31.  März,  30.  Jtini 

Tind  30.  September 

ca.  120  Bogen  Inhalt 

Elegant  gebunden  Mk.  22.— 


Das  „Handbuch  der  Deutschen  Aktien-Gesellschaften"  hat  sich  infolge 
seiner  unparteiischen  Berichterstattung  über  sämtliche  Aktien-Gesellschaften  im 
Deutschen  Reiche  (gegenwärtig  ca.  5500)  schnell  eingeführt  und  ist  heut©  ein 
unentbehrliches  Nachschlagewerk  geworden.  Sind  doch  in  den  ca.  300  Bogen 
umfassenden  beiden  Bänden  ausführliche  Angaben  über  die  im  Deutschen 
Reiche  existierenden  Aktien-Gesellschaften  aller  Branchen  enthalten. 

Der  hauptsächlichste  Vorzug  des  Werkes  besteht  darin,  dass  es  neben 
denjenigen  Papieren,  welche  an  irgend  einem  deutschen  Börsenplatze  gehandel 
werden,  auch  sämtliche  Gesellschaften  (ca.  3500),  deren  Werte  an  keiner  Börse 
eingeführt  und  über  deren  Verhältnisse  erwiesenermassen  häufig  sehr  schwer 
zuverlässige  Mitteilungen  zu  erlangen  sind,  ausführlich  behandelt. 

Wir  zweifeln  daher  nicht,  dass  mit  dem  neuen  Jahrgang  sich  der 
Abnehmerkreis  wieder  um  ein  Bedeutendes  vermehren  wird. 


RusfUhrlicher  Katalog  über  unsere  Verlagswerke  steht  gratis  zu  Diensten. 


In  unserem  Verlage  erschien 


LEVANTE- 
HANDBUCH 

Eine  CJebersicht  über  die  wirtschaft- 
lichen Verhältnisse  der  Europäischen 
und  Asiatischen  Türkei,  der  christlichen 
Balkanstaaten,  Regyptens  und  Tripoli- 
taniens.  Herausgegeben  v.DavisTrietsch 

2.  AUFLAGE. 
Gr.-Oktav.  Mit  eingedruckten  Kartenskizzen 
und  zwei  Kartenbeilagen  in  Farbendruck 

Huszug  aus  dem  Inhalt: 

Definition  und  Allgemeines  —  Terra  incognita  etc. 

—  Die  Nationalitäten  und  Kirchen  der  Levante- 
Länder  —  Die  Staaten  und  üinder  der  Levante  — 
Die  Städte  der  Levante-Länder,  Liste  der  Städte  mit 
statistischen  etc.  Angaben  (alphabetisch  geordnet)  — 
Vergleichs-  und  Umrechnungstabellen  etc.  —  Ta- 
bellen über  Handel  und  Schiffahrt  etc.  —  Ameri- 
kanische Entwicklungen  im  Orient  —  Die  Industrie 
im  osmanischen  Reiche  —  Elektrische  Unterneh- 
mungen in  der  Türkei  —  Die  syrisch-arabischen 
Eisenbahnen  —  Die  neuen  Eisenbahnprojekte  der 
türkischen  Regierung  —  Vom  Verkehrsgebiet  der 
Bagdadbahn  —  Die  Landeigentumsverhältnisse  in 
der  Türkei  —  Schnellste  Postwege  nach  den  Län- 
dern der  Levante  —  Die  fremden  Postämter  in  der 
Türkei  —  Die  Deutschen  in  den  Ländern  der  Levante 

—  Die  deutsche  Sprache  in  der  Levante  u.  a.  m. 

Preis:  Geh.  4  N.  ::  In  Leinw.  geb.  5  M. 

„Vossiscbe  Zeitung"  (Berlin) 

Der  Verfasser  führt  in  diesem  Buche  eine  verdienstliche 
Neuheit  in  die  Keihe  der  deutschen  Nachschlaeewerl<e 
ein.  Er  will  mit  diesem  seinem  Handbuch  die  Kenntnis 
von  den  wirtschaftlichen  Verhältnissen  und  den  Foitschritten 
der  Levanteländer  allen  Interessenten  ve.'mitteln.  Das  Buch 
wendet  sich  somit  an  alle,  die  wirtschaftlich,  politich, 
puhlizistisch  oder  wissenschaftlich  mit  dem  nahen  Orient 
irgendwie  zu  tun  haben,  und  es  wird  ihnen  mit  seinem 
reichen  statistischen  Material  .  .  .  ausgezeichnete  Dienste 
leisten,  da  sie  hier  in  übersichtlicher  Zusammenstellung 
eine  UnmenRe  von  Angaben  finden,  die  sie  sich  sonst  mühsam 
einzeln  zusammensuchen  müssen,  sofern  ihnen  überhaupt 
die  Quellen  zur  Verfü-ung  ständen  ...  Es  ist  eine  sorg- 
fältige und  sehr  fleißige  Arbeit,  die  da  geboten  wird, 
und  wünschenswert  wäre  es,  d.iß  sie  sich  zum  Nutzen  des 
deutschen  Handels  und  Verkehrs  fortan  alle  Jahre  erneuert 
und  erweitert. 


MAROKKO 
UND  PERSIEN 

nebst  Machbargebieten.    ::    Handbuch 

über  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse. 

Herausgegeben  von  Davis  Trietsch 

Gr.-Oktav.  Mit  eingedruckten  Kartenskizzen 
und  zwei  Kartenbeilagen  in  Farbendruck 

Huszug  aus  dem  Inhalt: 


MRROKKO 

Angaben  über  Fl.iche  u.  Ein- 
wohnerzahl—Die  Regierungs- 
behörden— Nationalitäten  und 
Konfessionen  etc.  —  Heer  und 
Flotte  —  Deutsche  u.  sonstige 
fremde  Postämter  —  Die  Fi- 
nanzen Marokkos  —  Alpha- 
betische Städteiiste  Marokkos 
(nebst  spanisch.  Enklaven)  mit 
näheren  Angaben  —  Winke  für 
den  Handel  mit  Marokko  — 
Winke  für  deutsche  Handels- 
häuser u.  Industrielle—  Reisen 
U.Verkehr  in  Marokko  —  Die 
deutsch. Konsulate  —  Deutsch- 
lands Marokko- Handel  1907 
bis  1908  —  Seeverkehr  in  den 
acht  Hafenplätzen  u.  a.  m. 


PERSIE« 

Staatsoberhaupt  —  Areal  und 
Bevölkerung  —  Religionen  — 
Klima  —  Armee—  Flotte  — 
Münzwesen  —  Post  und  Te- 
legraph —  Eisenbahnwesen  - 
Zollwesen  —  Reisen  in  Per- 
sien —  Die  Städte  Persiens  — 
Produkte  der  Landwirtschaf  t— 
Die  bedeutenderen  Gewerbe- 
zweige —  Der  Handel  Per- 
siens —  Handelsanteil  der 
Länder  —  Ausfuhrartikel  — 
Einfuhrartikel  —  Deutsch - 
persische  Handelsbeziehungen 
u.  a.  ra. 


nigerien  —  Tunesien 
Spanisch  -  Nordafrika 


hachbargebiete 

Hfghanistan  — 

Beiudschistan 
Bahrein    und    Oman 


Preis:  Geh.  3  M.  ::  In  Leinw.  geb.  4  M. 

„Lfibecker  Nachrichten" 

Das  Hat-dbuch  über  Marokko  und  Persien  bietet 
eine  Art  Ergänzung  des  Levante-Handbuches  insofern,  als 
durcli  die  Bearbeitung  dieser  beiden  Länder  und  ihrer 
Nachbargebiete  der  Gesamtberei  ch  der  islamischen 
Welt  behandelt  vorliegt.  Beidtn  Wciken  ist 
ein  sehr  übersichtliches  Tabellarium  über  Münzen,  Maße. 
Gewichte  etc.  beigefü.  t.  BesondereErwähnung  verdienen  die 
sehr  schön  gearbeiteten  Umrechnungstabellenfürenglischeu. 
russische  Maße  und  Gewichte,  wie  auch  eine  Statistik  der 
islamischen  Welt,  die  in  ähnlicher  Ucbersichilichkeit  bisher 
nirgends  anzuireffen  war.  Die  hier  behandelten  Land- 
gebiete  bilden  in  ihrer  Gesamtheit  ein  riesiges  Feld 
für  Deutschlands  Handel,  Industrie  und  Ver- 
kehr. Bei  dem  fast  völligen  .Mangel  an  zuverlässigen, 
statistischen  Unterlagen  sind  die  vorliegenden  Publi- 
kationen, die  hier  volligen  Wandel  schaffen,  besonders 
zu  begrüßen. 


Abhandlung  über  Kartenwerke  für  Reisen,  Organisation,  Propaganda  ek. 
Auf  Verlangen  kostenfrei  durch  Gea  Verlag  G.  m.  b.  H.,  Berlin  W.  35 


In  unserem  Verlage  sind  u.  a.  erschienen  folgende 


Karte  von   Zentral-Europa   mit  Mebenkarten 

des   Russischen  Eisenbahnnetzes  v.  Prof. 

\V.  Liebenow.     1  :  1  250  000. 
Karte  der  Deutschen  Eisenbahnen  und  ihrer 

Hnschlüsse   im  Huslande   v.  G.  O'Grady. 

Leit.   d.  Kartogr.  Büros  d.  Minist,   d.  öff. 

Arbeiten.  1 :  800 000.  MitStationsverzeichnis. 
Karte  vom  Deutschen  Reiche  mit  Mebenkarten 

des   Russischen  Eisenbahnnetzes  v.  Prof. 

W.  Liebenow.     1  :  1  250  000. 

Post-  und  Eisenbahnkarte  des  Deutschen 
Reiches  in  20  Blättern.  1  :  450  000.  3.  Auf- 
lage. (Kursbüro  des  Reichspostamtes.) 

Qraphischer  Kiiometeranzeiger  für  fahrbare 
Straßen.  1  :  1  000  000.  Entfernungs- 
Uebers.-Karte  zur  Post-  und  Eisenbahn- 
karte des  Deutschen  Reiches  v.  R.  Petereit, 
Oberpostsekretär. 

Verkehrskarte  von  Deutschland  mit  Ortsver- 
zeichnis. II  Blätter.  1:450  000.  (Kurs- 
büro des  Reichspobtamtes.) 

Karte    der    Deutschen    Wasserstraßen    mit 

besonderer  Berücksichtigung  der  Tiefen- 
und  Schleusenverhältnisse.  1  :  800  000. 
4.  Ausg.  V.  Dr.  ing.  Sympher,  Geheimer 
Ob.-Baurat. 
Karte  der  Deutschen  Schiffahrtsstraßen  und 
ihrer  Verwaltungsbezirke.  1  :  800  000. 
(Plankammer  d.  Minist,  d.  öff.  Arbeiten.) 


Karten: 

üebersichtskarten  für  Schiffahrt  und  Wasser- 
sport.   I  : 250  000. 

A.  Das  Mecklenburger  Seengebiet  und 
seine  Verbindungen  mit  Ostsee, 
Elbe,  Havel,  Oder. 

B.  Die  Märkischen  Wasserstraßen. 


Karte  des  Deutschen  Zollgebietes.  (Kais. 
Statist.  Amt.)     1  :  1  250  000. 

Uebersichtskarte  der  Verwaltungsbezirke  der 
Kgl.  Preuß.  Bergbehörden  etc.  (Kgl. 
Geolog.  Undesanstalt.)     I  :  900  000. 

Karte  der  Rheinprovinz  und  der  Provinz 
Westfalen  v.  Prof.  W.  Liebenow.    1:240  000. 

Karten  der  Industriegebiete  v.  Kartogr. 
Müller.     1  :  60  000. 

A.  Zwischen  Unna  und   Bochum. 

ß.  Zwischen  Dortmund   und  Unna. 

Karte  der  großen  Posidampfschifflinien  im 
Weltpostverkehr.  (Kursbüro  des  Reichs- 
postamtes.)    1  :  47  000  000. 

Weltkarte  der  Funken-  und  Kabel-Telegraphie. 

Wandkarte    des   Osmanischen   Reiches   von 

Diest  und  Dr.  Groll.     1  :  250  000. 

Wirtschafts-       und      Verkehrs  •  Htlas      von 

Dr.  O.  Knörk. 


RusfUhrliche  Prospekte  auf  Verlangen  kostenfrei 


Qea  Verlag  Q.  m.  b.  H.,  Berlin  W.  55,  Potsdamer  Straße  110 


Verlag  für  görsen«  und  Finanzliteratur  A.«G. 

Berlin     ::     Leipzig     ::     Hamburg 


Jahrbuch 

Rmerikanischer  Eisenbahnen 

Ein  Handbuch  für  Bankiers  und  Kapitalisten 

Bearbeitet  von 

Dr.  L.  Bleeck  und  B.  Unholtz 

^^^=  Preis  gebunden  Mk.  8. —  ^^^^ 


Das  Werk  behandelt  die  sämtlichen  an  deutschen  Börsen  einge- 
führten Werte  amerikanischer  Eisenbahnen  und  mit  besonderer 
Ausführlichkeit  diejenigen  Bahnen,  deren  Aktien  in  London  und 
New  York  hauptsächlich  umgesetzt  werden.  Die  Behandlung  der 
Materie  weicht  in  einer  Reihe  von  Punkten  von  derjenigen  in 
den  deutschen  Nachschlagebüchern  üblichen  Form  ab.  Besonderer 
Wert  ist  auf  die  Uebersichtlichkeit  des  Schemas  gelegt  worden, 
um  die  Benutzung  des  Buches  zu  erleichtern.  Es  enthält  genaue 
statistische  Daten  betreffs  des  Verkehrs  und  der  finanziellen  Er- 
gebnisse der  Gesellschaften  in  grossem  Umfange.  Wir  glauben 
daher,  dass  das  Jahrbuch,  das  jedem  Interessenten  das  Wissens- 
werte über  amerikanische  Eisenbahnen  bringt,  einen  grossen  Ab- 
nehmerkreis findet. 


Ausführlicher  Katalog  über  unsere  Verlagswerke  steht  gratis  zu  Diensten. 


FaQ  k  O&rleb  Q.  m.  t>.  H.,  Borlia  W.  67. 


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