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Full text of "Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart : in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung"

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DEUTSCHE 


G  R  A  F  E  N  -  H  A  E  ü  S  E  R 


Dlilt  GEGENWART. 


DEUTSCHE 


GRÄFE N-HAEUSER 


DER  GEGENWART. 


—M'eA^^Ac 


IN 


HERALDISCHER,  HISTORISCHER  UND  GENEALOGISCHER 

BEZIEHUNG.     • 


vof.  3 


DRITTER    BAND 


A  — Z. 


ÖENEALOeiCAL  SOC!E 
OF  UTAH 
AUG      \»5J 


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HAROLD  B.  LEE  LIBRARY 

BRIGHAM  YOUNG  UNIVERSITY 

PROVO,  UTAH 


Vorwort. 


Zugleich  mit  dem  Herrn  Verleger  haben  mehrere  Gheder 
gräflicher  Häuser  und  viele  Freunde  der  Heraldik  und  Genealogie 
gewünscht,  dass  ich  mein  Werk  „Deutsche  Grafenhäuser  der  Gegen- 
wart" ,  namentlich  auch  unter  Berücksichtigung  der  nur  noch  im 
weiblichen  Stamme  blühenden  gräflichen  Häuser,  vervoflständigen 
und  auch  auf  gräfliche  Familien  ausdehnen  möge,  welche,  wenn 
auch  nicht  deutschen  Ursprunges,  in  Deutschland  begütert  und  an- 
gesessen sind,  oder  sonst  wie  mit  diesem  Lande  in  naher  Verbin- 
dung stehen. 

Ich  bin  diesem  Wunsche  aus  Liebe  zur  Geschichte  und  zu 
den  Hülfswissenschaften  derselben  gern  nachgekommen,  und  glaube 
durch  diesen  dritten  Band,  welcher  meine  Arbeiten  über  Grafen- 
häuser schhesst,  dem  W^erke  die  Vollständigkeit  gegeben  zu  haben, 
welche  die  mir  zugängigen  bisherigen  Quellen  der  Heraldik  und 
Genealogie  zuHessen. 

Auf  welchem  Boden  ich  bei  Bearbeitung  dieses  dritten  Bandes 
stand,  kann  Denen,  für  welche  ich  schrieb,  nicht  unbekannt  sein. 
Es   war   nicht  der,    im  Ganzen  immer  doch  feste  Boden,    auf  wel- 


VI  VORWORT. 

chen  ich  mich  hei  Bearheitung  der  ersten  heiden  Bände  schon  ver- 
lassen konnte,  und  wohl  mit  manchem  Rechte  waren  Einige  meiner 
gelehrten  Freunde  der  Meinung,  dass  eine  Fortsetzung  meines  Wer- 
kes, wie  dieselbe  der  ausgegebene  Prospect  in  Aussicht  stellte,  gar 
nicht  zu  schreiben  sei.  Ich  habe  diese  Fortsetzung  geschrieben, 
und  überlasse  die  Beantwortung  der  Frage,  wie  dieselbe  geschrie- 
ben sei  und  wie  ich  den  Boden  unter  mir  zu  befestigen  suchte, 
allen  Denen,  welche  sich  in  ähnhchen  Arbeiten  irgend  versucht 
haben.  Beurtheiler  vom  Fache,  so  wie  die  Famihen  mögen  nur 
nicht  übersehen ,  dass  ich  versprochen  habe ,  auf  30  Druckbogen 
224  Grafenhäuser  abzufeandeln :  es  war  also  nöthig,  eine  Gränze 
zu  setzen,  denn  wo  wäre  dieselbe  sonst  zu  finden  gewesen?  Das 
erfolgte  pünkthche  Einhalten  dieser  Gränze  verbürgt  wohl  eine  Ar- 
beit nach  festem  Plane,  und  ich  wünsche,  dass  derselbe  gebilligt 
werden  möge. 

Die  Wappenbilder  glaube  ich  auch  in  diesem  Bande  richtig 
bestimmt  zu  haben,  lieber  die  Stellung  derselben  und  über  die 
Farben  liesse  sich  wohl,  wie  ich  gern  zugebe,  in  einzelnen  Fällen 
streiten,  doch  würde  ein  solcher  Streit  oft  unentschieden  bleiben. 
Ich  würde  stets  Beweis  aus  den  Diplomen  verlangen,  manche 
Diplome  sind  aber  nicht  mehr  vorhanden,  und  mehrere  der  noch 
vorhandenen  sind  nicht  zugängig.  Werden  doch  viele  Petschafte 
jetzt  nur  nach  Wappenbüchern  gestochen,  und  wie  mehrere  der 
letzteren  zusammengestellt  worden  sind  und  noch  zusammengestellt 
werden ,  ist  den  Kennern  der  _Heraldik  nicht  unbekannt.  So  weit 
es  möglich  war,  hoffe  ich  mich  an  diejenigen  Lackabdrücke  und 
Abbildungen  gehalten  zu  haben,  welche  besonders  der  Beachtung 
werth  schienen.  Von  den  so  häufig  vorkommenden  Varianten  dürfte 
ich  die  wichtigsten  angeführt  haben:  Weiteres  lag  ausserhalb  des 
Planes  dieser  Arbeit. 

Im  genealogischen  Theile  habe  ich,  wie  mehrfach  gewünscht 
wurde,  auch  den  weiblichen  Stamm  angeführt,  und  die  Angaben 
dieses  Bandes  mit  denen  der  ersten  Bände  bis  auf  die  letzten  Blät- 


VORWORT.  VII 

ter   möglichst   in  Verbindimg   zu   bringen   gesucht.      Dass   ich   mit 
bleibender  Lust  gearbeitet  habe,  dürfte  nicht  zu  verkennen  sein. 

Die  Hauptsache  bheb  übrigens  auch  in  diesem  Bande  die 
für  die  Zukunft  so  wichtige  Nachweisung  der  Abstammung  der 
jetzigen  Familienglieder.  Dass  ich  in  dieser,  wie  in  anderer 
Beziehung,  wenn  auch  gerade  nicht  von  den  Familien,  doch  von 
Kennern  und  Freunden  der  Wissenschaft  sehr  unterstützt  worden 
bin,  und  dass  ich  mir  Mühe  gegeben  habe.  Zerstreutes  zusammen 
zu  tragen  und  zu  sichten,  hegt  wohl  am  Tage.  Möchte  diese  Unter- 
stützung, möchte  meine  Mühe  der  späteren  Wissenschaft  erspriess- 

« 

heb  sein. 

Der  offenen  Kritik  der  Wissenschaft  unterwerfe  ich  mich  gern, 
und  die  strengste  Beurtheilung  meines  Werkes,  vorausgesetzt,  dass 
dieselbe  begründet  ist,  wird  mir  die  liebste  sein.  Etwaige  Berich- 
tigungen aus  den  Famihen  erbitte  ich  mir  aber  einzig  unter  meiner 
Adresse. 

In  Bezug  auf  die  zwei  ersten  Bände  habe  ich  nur  aus  sechs 
Famihen  Mittheilungen  erhalten,  welche  mir  in  den  „Zusätzen"  Ge- 
legenheit zu  Berichtigungen  gaben.  Dagegen  ist  es  mir  auf  ande- 
ren Wegen  möghch  gewesen,  die  meisten  der  in  diesen  Bänden 
sich  vorfindenden  Lücken  ausfüllen  zu  können,  und  ich  halte  es 
mit  dem  Herrn  Verleger  für  Schuldigkeit,  die  Ergebnisse  meiner 
weiteren  Forschung  nicht  für  eine  etwaige  zweite  Auflage  aufzu- 
sparen, sondern  dieselben  schon  in  den  Zusätzen  zu  diesem  Bande 
zu  geben. 

Den  insgesammt  mir  sehr  wohlwollenden  Beurtheilern  des  zwei- 
ten Bandes  sage  ich  den  schuldigsten  Dank,  namenthch  aber  dem 
höchst  gütigen  Beurtheiler  in  dem  Leipziger  Bepertorium  der  deut- 
schen und  ausländischen  Literatur  (1854.  L  S.  160).  Möchte  dem 
Kennerbhcke  dieses  hohen  Gönners  auch  der  dritte  Band  meiner 
Arbeit  nicht  missfälhg  erscheinen. 

Als  ich  das  Vorwort  zum  zweiten  Bande  schloss,  wünschte  ich 
bescheiden  nur,  dass  die  Zukunft,  wenn  manches  Blatt,  welches  ich 


VIII  VORWORT. 

noch  benutzen  konnte,  nicht  mehr  zu  benutzen  wäre,  meine  Mühe 
anerkennen  möge.  —  Heute  konnte  und  musste  ich  schon  der 
Gegenwart  für  die  vielfache  Anerkennung  danken,  welche  dieselbe 
meiner  Arbeit  so  freundhch  geschenkt  hat! 

Leipzig,  am   18.  September  1854. 


Prof.  D.  Ernst  Heinrich  Kneschke. 


Grafen  v.  Alcaini. 

\  ISatljolifd).  ©cflevutct). 

Im  Herzoglhum  Kärnten  begütert. 


Wappen:  im  silbernen  Schilde  auf  grünem  Boden  ein  grüner  Baum,  an 
welchem  zu  jeder  Seite  ein  schwarzer  Hund  einwärtsgekehrt  aufspringt.  Den 
Schild  bedeckt  die  Grafenkrone. 

Altes  und  angesehenes,  ursprünglich  italienisches,  aus  dem  Venetiani- 
schen  stammendes  Adelsgeschlecht,  welches  im  vorigen  Jahrhundert  nach 
Oesterreich  kam,  den  Reichsgrafenstand  erlangte  und  später  dem  landsässi- 
gen  Herrenstande  des  Herzogthums  Kärnten  einverleiht  wurde. 

Johann  Reichsgraf  von  Alcaini,  geb.  zu  Venedig  18.  Aug.  1748,  stieg 
in  k.  k.  Kriegsdiensten,  in  welchen  derselbe  1788  den  Belagerungen  von 
Belgrad  und  Czettin,  1792  dem  Feldzuge  am  Rhein  und  1799  der  Ein- 
nahme von  Tortona  beigewohnt  hatte,  bis  zum  Feldmarschall-Lieutenant 
und  starb  8.  Oct.  1800,  nach  Bermann  (Oesterr.  biograph.  Lexic.  Hft.  1. 
Wien  1851.  S.  93)  an  erhaltenen  Wunden  zu  Mailand,  9.  Oct.  1799. 
Der  Sohn  desselben  und  das  einzige  bisher  bekannte  lebende  Ghed  der 
Familie  im  Mannsstamme  ist : 

Reichsgraf  CAJETAN,  geb.  16.  Mai  1792,  k.  k.  Oberst  in  der  Armee, 
bis  um  1851  Regiments-Commandant  von  MazzucheUi  Inf.  No.  10,  Herr 
und  Landstand  in  Kärnten,  verm.  3.  Febr.  1831  mit  Luise  Isabelle  v.  Herz, 
IH.  1 


2  GRAFEN  ALMASY  V.  ZSADANY  U.  TÜRüK-SZENT-MIKLOS. 

geb.  7.  Oct.  1803.  —  Zwei  Brüder  desselben,  Graf  Sebastian,  k.  k.  Ilaupl- 
niann  in  d.  A.,  geb.  5.  Juli  1793,  und  Graf  Johann,  geb.  3.  Aug.  1795, 
welche  bis  zum  Jahre  1844  in  dem  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser 
aufgeführt  wurden,  sind  später  nicht  mehr  angegeben  worden,  und  die 
Schwester,  Gräfin  Josefhine,  geb.  5.  Aug.  1796,  welche  seit  November 
1822  mit  Georg  V.  Düring,  k.  hannov.  General-Major  und  General-Adju,- 
tanten,  vermählt  war,  ist  20.  Nov.  1843  gestorben. 


Grafen  Alinasy  v.   Zsadany  ii.   Török-Szent- 

]IIiklo8. 

^atljolifd).  (Dcftcrrddj. 

Besitz :  in  Ungarn  Sarkad  eic. 


"Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  goldener,  bis  an  den  oberen  Scliildesrand 
ragender  Sparren,  an  welchem  rechts  und  links  ein  einwärtssehendes  silbernes 
Einhorn  emporsteigt.  Unter  dem  Sparren  ein  dreihiigeliger  grüner  Berg;  der  mit- 
telste Hügel  ist  gekrönt,  und  auf  demselben  steht  eine  rechtsgekehrte,  zum  Flug 
geschickte  silberne  Taube,  welche  im  Schnabel  einen  Oclzwcig  hält.  Den  Schild 
deckt  eine  Grafenkrone,  über  der  sich  ein  gekrönter  Helm  erhebt,  welcher 
auf  grünem  Hügel  die  silberne  Taube  des  Schildes  trägt.  Die  Helmdecken  sind 
rechts  blau  und  golden,  links  blau  und  silbern.  —  Tyroffs  N.  A.  W.-W.  (H,  3. 
235)  tingirt  die  beiden  oberen  Seitenlheile,  in  welchen  die  Einhörner  emporsteigen, 
roth,  doch  ergeben  Lackabdrückc  von  Petschaften  aus  der  Familie  den  ganzen 
Schild  blau. 

Eine  der  ältesten  und  angesehensten  ungarischen  Familien ,  aus  wel- 
cher mehrere  Glieder  schon  in  selir  früher  Zeit  in  der  Landesgeschichte 
genannt  werden.  Das  Geschlecht  breitete  sich  immer  weiter  aus  und 
Sprossen  desselben  haben  sich  bis  auf  die  neueste  Zeit,  als  Träger  hoher 
Würden ,  in  Staats-  und  Kriegsdiensten  vielfach  ausgezeichnet.  —  Jula  de 


GRAFEN  ALMASY  V.  ZSADANY  U.  TOROK-SZENT-MIKLOS.  3 

Aliüt^s,  Palatin  seit  1075,  und  E uzen  de  Almas,  Gapitaneus,  fielen,  nach 
Palma,  unter  Ladislaus,  achtem  ungarischen  Könige,  1094  im  Kampfe 
gegen  die  Russen.  Petrus  Almasi  v.  Eörs  und  Kukoly  wird  von  Thurotzi 
und  Pray  als  Dux  Colomanni  (Coloman:  9.  ungarischer  König,  von  1096  — 
1115)  aufgeführt,  und  Ladislaus  Almäsi,  Depulirter  der  Stuhlweissenhurger 
Gespanschaft,  so  wie  Paulus  Almdsi,  Bischof  des  Waizener  Kirchengehietes 
und  Ganonicus  zu  Gran,  kommen  in  Geschlechtsurkunden,  welche  1593 
von  dem  Bischof  zu  Agram,  Georg  Nicolaus  Zelnitzei,  unterzeichnet  worden 
sind,  mit  dem  Prädicate :  Kukoly  vor. 

Drei  der  Redaction  vorliegende  Ahnentafeln ,  welche  sich  auf  die  Fa- 
mihe  Almäsy  und  nächst  derselben  auf  die  Famihen  Semsey  v.  Semse, 
Berzevitzy  de  eadem  und  Kempelen  de  Pözmänd  beziehen,  ergeben  den 
sicheren  Anschluss  an  die  jetzigen  Glieder  des  ersten  Stammes  der  Familie 
(s.  unten)  und  den  wahrscheinlichen  an  die  jetzigen  Gheder  des  zweiten 
Stammes.  Die  Ahnentafel  des  ersten  Stammes  ist  folgende :  Michael  (I.) 
Almäsy,  Judex  nobilium.  —  Michael  (IL).  —  Johanjv,  V.  Comes  Heve- 
sensis;  Gemahlin:  Judithe  Deak.  —  Johann,  Septemvir;  Gemahlin:  Anna 
Borsy.  —  Paul  ,  k.  k.  Rath ;  Gemahlin :  Franziska  de  Kuassay.  —  Ignaz, 
Graf,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  Obergespan  des  Trentschiner  Comi- 
lats  etc.;  erste  Gemahhn:  Maria  Freiin  v.  Bossänyi;  zweite  Gemahlin: 
Anna  Semsey  v.  Semse ;  dritte  Gemahlin :  3Iaria  Beatrix  Gräfin  v.  Hardegg- 
Glatz,  verw.  Gräfin  Wilczeck,  geb.  19.  März  1772,  verm.  15.  Jan.  1820, 
gest.  4.  Oct.  1836.  —  Alois,  Sohn  des  Grafen  Ignaz  aus  zweiter  Ehe,  k.  k. 
Kämmerer  etc. ;  erste  Gemahhn :  N.  N.  Gräfin  Festetics.  —  Kollomann  und 
DioNis,  Gebrüder  (s.  unten).  Der  bei  dem  zweiten  Stamme,  welcher  sonst 
als  ältere  Linie  aufgeführt  wurde,  anzugebende  Graf  Ignaz,  k.  k.  General, 
Geh.  Rath  etc.,  scheint  der  Sohn  eines  Bruders  des  oben  genannten  Paul 
Almäsy  gewesen  zu  sein,  und  als  Bruder  des  Letzteren  kommt  in  den 
erwähnten  Ahnentafeln  Anton  Almäsy,  k.  k.  Oberst,  verm.  mit  Anna  Freiin 
Vecsey  de  eadem,  vor:  eine  Annahme,  welche  der  Leser  in  den  ,, Zusätzen** 
zu  diesem  Bande  entweder  bestätigt  oder  berichtigt  finden  wird. 

Der  Grafenstand  ist  durch  zwei  kaiserhche  Diplome  in  die  FamiUe  ge- 
kommen. Zuerst  wurde  der  eben  genannte  Ignaz  (Joseph  Ignaz)  Almäsy, 
k.  k.  General,  welcher  als  k.  k.  General-Major  und  Regiments-Inhaber 
1767  den  Freiherrenstand  erhalten  hatte,  vom  Kaiser  Joseph  IL  8.  Nov. 
1777  als  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  in  den  Grafenstand  erhoben,  und 
später  erlangte  den  Grafenstand  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  in 
Folge  eines,  Paris,  1 1.  Aug.  1815  ausgefertigten  Diploms,  und  zwar  mit 
dem  Prädicate :  in  Sarkad,  auch  Ignaz  Almäsy,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath, 
Obergespan  des  Trentschiner  Comitats  etc. 

Die  Famihe  blüht  jetzt,  wie  erwähnt,  in  zwei  Stämmen.  Die  Gheder 
des  ersten  Stammes  sind  Nachkommen  des  Grafen  Ignaz,  geb.  1751,  gest. 
24.  Sept.  1840,  k.  k.  Kämmerers,  Geh.  Raths  und  Obergespans  des  Temes-' 
warer  Comitats,  aus  der  zweiten  Ehe  mit  Anna  v.  Semsey.  Aus  dieser  Ehe 
stammten  zwei  Söhne ,  die  Grafen  Alois  und  Ludwig.  Graf  Alois  ,  geb. 
31.  Dec.  1788,  gest.  im  Oct.  1850,  k.  k.  Kämmerer,  Erbherr  zu  Sar- 
kad etc.,  war  zweimal  vermählt,  in  erster  Ehe  mit  einer  Gräfin  Festetics, 

1* 


4  GRAFEN   ALMASY  V.  ZSADANY  U.  TORüK-SZENT-MIKLOS. 

und  in  zweiler,  25.  Aug.  1823,  niil  Luise  Gräfin  v.  Wilczook,  geb. 
10.  April  1800,  Willwe.  Aus  der  ersten  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die 
Grafen  KOLLOMANN,  geb.  2.  Sept.  1815,  k.  k.  Rittmeister,  und  Dioms, 
geb.  5.  Oct.  1817,  venu.  10.  Juli  1851  mit  Eugenik  Gräfin  Keglevich 
V.  Buzin,  geb.  7.  Sept.  1826.  —  Graf  Ludwig,  geb.  1792,  gest.  13.  Mai 
1836,  k.  k.  Kämmerer,  vermäiiUe  sich  mit  Leopoldine  Fürstin  v.  Bretzen- 
heim-Regeez,  geb.  13.  Dec.  1795,  gest.  4.  Dec.  1844,  und  aus  dieser 
Ehe  leben  Graf  Andreas  Johann  Nepomuk,  geb.  16.  Mai  1824,  und  Gräfin 
Marie,  geb.  23.  Sept.  1818,  venu.  15.  Mai  1844  mit  Eduard  Freiherrn 
V.  ßeust,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A. 

Die  Glieder  des  zweiten  Stammes  sind  Nachkommen  des  Grafen  Ignaz, 
k.  k.  Generals  der  Cavallerie  und  Geh.  Raths,  gest.  7.  März  1804,  aus  der 
Ehe  mit  Theresia  Freiin  Spleny  v.  MihAldy,  gest.  28.  März  1830.  Aus 
dieser  Ehe  stauunlen  drei  Söhne,  die  Grafen  Enogh,  Elias  und  Christoph. 
Vom  Grafen  Enoch,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Theresia  Gräfin  Keglevich, 
ist,  neben  zwei  Schwestern,  Sophie,  verm.  v.  Batta,  und  Adele,  vermählte 
Gräfin  Festetics  v.  Tolna,  ein  Sohn,  Graf  Georg,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A., 
entsprossen.  —  Vom  Grafen  Ehas,  geb.  1779  als  Zwillingsbruder  des 
Grafen  Enoch,  gest.  18.  Aug.  1838,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  lebt  die 
Wittwe,  SiDONiA  Gräfin  Festetics  v.  Tolna,  und  die  Tochter  derselben  ist: 
Gräfin  Maria,  geb.  1809,  verm.  1827  mit  Joseph  Freiherrn  v.  Werklein, 
k.  k.  Kämmerer  und  Obersten  in  d.  A.,  Wittwe  seit  4.  März  1849.  —  Graf 
Christoph,  geb.  1781,  gest.  13.  April  1843,  k.  k.  Kämmerer,  vermählte 
sich  mit  Rosahe  Gräfin  v.  Haller,  gest.  18.  Aug.  1849.  Aus  dieser  Ehe  ent- 
sprossen drei  Söhne,  die  Grafen  Moritz,  Albert  und  Ernst  Felix,  und  zwei 
Töchter,  Gräfin  Isabelle,  geb.  9.  März  1813,  seit  2.  Juh  1833  vermählte 
Gräfin  de  la  Motte  Joly  des  Aulnois,  und  Gräfin  Wilhelmine,  geb.  24.  Aug. 
1814.  Graf  Moritz,  geb.  17.  Jan.  1808,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und 
Präsident  der  Landes-Finanzdirection  in  Ungarn,  vermählte  sich  5.  April 
1834  mit  Alexandrine  Gräfin  v.  Wolkenstein-Trostburg,  geb.  20.  Dec. 
1812,  gest.  8.  Oct.  1839,  und  in  zweiter  Ehe,  5.  Sept.  1843,  mit  Rosa 
Gräfin  Festetics  v.  Tolna,  geb.  17.  Dec.  1827.  Aus  zweiter  Ehe  lebt, 
neben  zwei  Töchtern,  den  Gräfinnen  Wilhelmine,  geb.  24.  Aug.  1845, 
und  Melanie,  geb.  10.  Juli  1846,  ein  Sohn:  Graf  Albert,  geb.  2.  März 
1850.  —  Graf  Albert,  geb.  20.  März  1816,  ist  k.  k.  Kämmerer,  und  vom 
Grafen  Ernst  Felix,  geb.  16.  Jan.  1818,  gest.  1849,  k.  k.  Oberheutenant 
und  Vicepräsident  der  ungarischen  Statthalterei,  lebt  die  Wittwe,  Gräfin 
Mathilde,  geb.  Ebenberger,  mit  zwei  Söhnen,  den  Grafen  Christoph  und 
Tassilo. 


GRAFKN  V.   AMAnK. 

Grafen  v.  Amade. 

Besitz:  in  Ungarn  Berems  und  Marezalihe  etc. 


( 

l 


Wappen:  Schild  quergelheill  von  Blau  und  Roth,  mit  drei,  aus  dem 
rechten  Schildesrande  hervorgehenden  silbernen  Hauzähnen.  Der  obere  im  Blau 
stehende  Zahn  ist  der  grössere,  der  untere  im  Roth  der  kleinere.  Der  mittlere 
entspringt  im  Roth,  biegt  sich  ins  Blau  und  senkt  die  Spitze  wieder  ins  Roth. 
Auf  dem  Schilde  ruht  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  stehen  drei  gekrönte 
Helme.  Aus  dem  rechten  Helme  wächst  einwärtssehend  ein  goldener  Greif  auf, 
welcher  in  der  rechten  Vorderlilaue  ein  rothes  Herz,  aus  welchem  eine  Flamme 
aufschlägt,  hält,  mit  der  linken  aber  ein  Schwert  nach  aussen  schwingt.  Der 
mittlere  Helm  trägt  einen,  die  Sachsen  rechtskehrenden,  geschlossenen  Adlersflug, 
welcher,  wie  der  Schild,  quergetheilt  und  tingirt  und  mit  den  beschriebenen  drei 
Hauzähnen  belegt  ist.  Auf  dem  linken  Helme  kreuzen  sich  zwischen  zwei  von 
Blau  und  Silber,  mit  gewechselten  Tincluren  quorgetheiltcn  Büffelshörnern  zwei 
an  goldene  Stangen  nach  den  Seiten  herabhängende  Fahnen.  Die  nach  rechts 
wehende  ist  von  Roth  und  Silber,  die  nach  links  wehende  von  Silber  und  Roth 
quer  gclheilt  und  jede  mit  einem  Kreuze  von  gewechselten  Tiiicturen  bezeichnet. 
Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau  und  golden,  die  des  mittleren  blau, 
roth  und  silbern,  und  die  des  linken  blau  und  silbern.  Den  Schild  halten  zwei 
auswärlssehende  Wolfe,  und  die  Devise  ist:  Amore  Et  Candore.  —  Das  Geneal. 
Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  17)  gielit  das  Wappen,  wie  folgt,  an:  von 
Blau  über  Roth  quergetheilt  mit  drei  aus  dem  rechten  Schildesrand  hervorgehenden 
silbernen  Hauzähnen:  eine  Beschreibung,  welche  über  die  richtige  Stellung  der 
Hauzähne  ungewiss  lässt. 

Sehr  alte  und  angesehene ,  früher  unter  dem  Namen  Oraode  vorkom- 
mende ungarische  Famihe,  welche  von  Leholzky  (II.  p.  9.  10)  in  die 
alte  Familie  Omode  und  in  die  jetzige  Famihe  (Amade)  geschieden  wird 
(s.  unten)  und  mehrere,  aus  beiden  hervorgegangene,  in  der  Landesge- 
schichte berühmte  Männer  aufzuweisen  hat.  Schon  in  der  ersten  Hälfte  des 
14.  Jahrhunderts  zeichnete  sich  der,  aus  der  Famihe  Aha  abstammende 
Omode,   Obergespan  des  Zipser  Comitats  und  Palatin  des  Königreichs  Un- 


6  GRAFEN  V.  AMADE. 

garn  iiuler  König  Carl  I.  (Carl  Rol)ert  von  Neapel),  dem  Gemahl  seiner 
Tochter,  sehr  ans.  Derselhe  unlerstülzte  die  Ansprache  des  Schwieger- 
sohns ii;e^en  Wenzel  (Wenzoslas)  und  Ollocar  möglichst,  setzte  den  von 
den  Polen  1300  verlriohenen  König  Wladislaus  Loktikns  (Lokctek)  1306 
mit  Ileeresmacht  wieder  auf  den  polnischen  Thron  etc.,  kam  aher  1311  zu 
Kaschau  hei  einem  Aufslande  der  Deutschen  um.  Nicht  so  ergehen ,  wie 
der  Schwiegervater  dem  Schwiegersohne  gewesen ,  waren  die  vier  Söiine 
des  ersteren,  .Johann,  Nicolaus,  David  und  Ladislaus,  dem  Scliwager,  König 
Carl  I.  Dieselhen  lehnten  sich  gegen  den  König  auf,  Johann  und  Ladislaus 
fielen  in  der  Schlacht  an  der  Tarcza  bei  Rocyony  und  das  väterliche  Stamm- 
schloss  hei  Göncz  wurde  zerstört!  —  Ein  späterer  Amade,  Pkti^h  ,  von 
Lanrentijis  (s.  unten)  im  9.  Gliede  stammend,  Öffnete  1527,  auf  Befehl  des 
Palatins  Stephan  P)athory,  dem  nachherigen  Kaiser  Ferdinand  1.  die  Festung 
Ungarisch-Allenhurg,  lihergah  1544  Vissegrad  an  Mehemet,  Pascha  von 
Ofen,  und  behielt,  gerettet  von  Mehemet,  das  Leben,  während  die  ganze 
Besatzung  von  den  Tiirken ,  gegen  Vertrag,  niedergehauen  wurde.  —  Im 
Laufe  der  Zeit  breitete  sich  die  sogenannte  neue  Familie  weiter  aus,  kam 
zu  reichem  Grundbesitz  und  gelangte  zu  immer  hölicrem  Anselien. 

Die  Stammtafeln  der  GesammtfamiUe  hat  Lehotzky  a.  a.  0.  gegeben. 
Die  alte  Familie  Omod(5  leitet  derselbe  aus  der  Familie  des  Al)a  her.  Al)a, 
Sohn  des  Heerführers  Ed,  aus  Cumanischem  Geschleclit,  Schwager  des 
Königs  Stephan  L,  des  Heiligen,  war  erst  Palatin  und  wurde  dann  1044 
(nach  Anderen  1041)  dritter  König  in  Ungarn.  Aus  der  Famihe  Aha 
stammten  12  andere  Familien,  welche  Lehotzky  in  dem  Artikel  Aha  ange- 
geben hat.  Als  Ahnherr  der  9.  Familie  unter  diesen  ist  Omode  de  Felso- 
Lendra  et  MarczaltÖ,  niger  dictus,  aufgeführt.  Der  Stamm  dieser  alten 
Famdie  läuft  durch  folgende  12  Glieder  fort:  Lotardus  de  Alpor  et  Boös 
(Besitzung  im  Pressburger  Comitate),  —  Joannes  de  Värkony  et  Boös, 
13G0,  —  Keled,  —  Stephan  (L),  —  Michael  (I.),  —  Stephan  (IL),  — 
Leonard  (L),  —  Caspar,  —  Michael  (IL),  —  Leonard  (IL),  —  Stephan  (111.) 
und  Leonard  (IIL).  —  Vor  diese  Stammreihe,  w^elche  als  Linea  antiqua 
Omodaeorum  gegeben  ist,  hat  Lehotzky  noch  eine  andere  von  9  Glie- 
dern gesetzt,  und  zwar  folgende:  Lotardus,  1354,  —  Johann  (I.)  v.  Var- 
kony,  —  Stephan  (L),  Eördegg  genannt,  —  Johann  (IL),  —  Ste- 
phan (IL),  —  Stephan  (111. ),  —  Paul,  —  Stephan  (IV.),  —  Wolffgang, 
1523  —  Elisabeth,  Wolffgangs  Tochter,  verm.  mit  Georg  Somogyi.  — 
Der  in  diesen  Stammreihen  genannte  Lotardus  lebte,  wie  die  Jahreszahl 
1354  ergiebt,  erst  nach  dem  oben,  in  Folge  der  Angaben  bei  Ersch  und 
Gruber  erwähnten  Omocl6  aus  der  Familie  Aba. 

Die  Stammtafel  der  jetzigen  Famihe  Amadö  (Moderna  familia ,  wie 
Lehotzky  sagt)  durchläuft  17  Glieder.  Dieselbe  beginnt  mit  Laurentius, 
welcher,  ans  römischem  Consulgeschlecht  stammend,  aus  Italien  kam  und 
den  König  Andreas  IL  (19.  König  in  Ungarn,  1205)  nach  Jerusalem  mit 
100  Reitern  begleitete.  Im  2.  Gliede  steht  Nicolaus,  zu  Värkon  im  Press- 
burger Comitate,  und  die  Stammreihe  läuft  nun,  wie  folgt,  fort:  Roland, — 
Peter,  Palatin,  1300,  —  Bartholomäus,  —  Anton,  — Jacob,  —  Matthäus, 
—  Petrus  (nach  Lehotzky  gefallen  1  526  bei  Mohacz),  —  Georg,  —  Franz, 


GRAFEN  V.  AMADE.  7 

—  Leonard,  —  Johann,  —  Adam,  und  im  15.  Gliede:  Anton  und  Peter, 
Gebrüder.  Von  Anton  stammte  Ladislaus,  Freiherr,  k.  k.  Kämmerer  und 
Rath,  geh.  12.  März  1703,  gest.  22.  Dec.  17G4,  einer  der  behehtesten 
Lyriker  Ungarns,  so  wie  ein  trefflicher  lateinischer  Dichter,  von  Peter  aber 
entspross  Thaddäus  (I.),  und  die  Söhne  des  Letzteren  waren  Franz  und 
Anton.      Von  Franz  stammte  Thaddäus  (II.),  letzter  Graf. 

Der  Grafenstand  kam  vom  Kaiser  Joseph  II.  durcli  Diplom  vom  Jahre 
1782  in  der  Pei^^on  des  Freiherrn  Thaddäus  (I.)  Amad(5  v.  Varkony  in  die 
Familie. 

Die  gräfliche  Familie  ist  im  Mannsstamme  erloschen,  und  zwar  1  7.  Mai 
1845  mit  dem  Grafen  Thaddäus  (II.)  —  Sohne  des  1824  gestorbenen 
Grafen  Franz  (s.  oben)  aus  der  Ehe  mit  Gräfin  Nyary  v.  Bedegh  —  geb. 

10.  Jan.  1783,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rathe,  Ilofmusikgrafen  etc.,  verm. 

11.  April  1811  mit  Clementine  Gräfin  v.  Taafl*e,  geb.  26.  Nov.  1796,  gest. 
9.  Dec.  1846.  —  Graf  Thaddäus  ist  als  grosser  Musiker  hinreichend  be- 
kannt :  schon  am  Hofe  des  Kaisers  Leopold  II.  wurde  derselbe  wegen  seines 
Talentes  für  Musik  als  Wunderkind  angestaunt.  In  seiner  späteren  Stel- 
lung hat  er  für  Ausbildung  musikalischer  Talente  treu  gesorgt  und  sein 
Einfluss  auf  die  Kunstzustände  der  Kaiserstadt  ist  nicht  vergessen  I 

Das  Geschlecht  blüht  somit  nur  noch  im  weibhchen  Stamme.  Vom 
Grafen  Fraisz  Seraphin  —  Sohne  des  Grafen  Anton,  k.  k.  Kämmerers,  Geh. 
Ralhes,  Oberst-Thürhüters  des  Königreichs  Ungarn,  Obergespans  des  Sza- 
lader  Comitats  und  Beisitzers  der  ungarischen  Septemviriltafel ,  geb.  1761, 
gest.  6.  Jan.  1835,  aus  der  Ehe  mit  Anna  Gräfin  v.  Esterhäzy,  verm. 
1  1.  Jan.  1784,  gest.  20.  April  1830,  und  Enkel  des  oben  erwähnten  Gra- 
fen Thaddäus  —  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant,  geb.  1786,  gest. 
1823,  lebt  die  Wittwe,  Josepha  Gräfin  v.  Payersberg,  Freiin  v.  Poymund, 
Schwamburg  und  Nicderthorn.  Aus  der  Ehe  derselben  stammen  zwei 
Töchter:  Gräfin  Dominica,  geb.  11.  Oct.  1810,  verm.  2.  Jan.  1841  mit 
Emil  Freiherrn  v.  Uichtritz,  vorm.  k.  k.  Hauptmann,  und  Gräfin  Alexandrine, 
geb.  8.  Juli  1816,  verm.  16.  Juli  1846  mit  Ferdinand  Grafen  v.  Wurm- 
brand, k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  etc.  (s.  Bd.  II.  S.  695).  —  Die  Schwe- 
ster des  verstorbenen  Grafen  Franz  Seraphin  ist:  Gräfin  Antonie,  geb. 
31.  Dec.  1795,  verm.  11.  April  1811  mit  Franz  Grafen  Taaffe  v.  Corren, 
k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  Wittwe  seit  8.  Febr.  1849. 


I 


8  GRAFEIS  AISDRASSY  V.   CSIK-SZENT-KIRALY  U.   KRASZNA-HORKA. 

Grafen  Aiidrassy  v.  Csik-Szeiit-Riraly  u. 
Kra8ziia-Horka. 

^atljolifd).  a^efitxtdd). 

In  Ungarn  und  Siebenbürgen  reich  begütert. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittclscliild,  in  welchem  ielzleren  in 
Blau  auf  grünem  Hügel  zwei  goldene,  doppelt  geschwänzte  und  gegen  einander 
aufgerichtete  Löwen  eine  goldene  Krone  emporhalten  (Slammwappen).  1  und  4 
in  Roth  eine  dreimal  gezinnte  Mauer  mit  offenem  Thor  und  über  derselben  ein 
freilediger,  rechtsgebogener,  geharnischter  Arm  mit  einem  Säbel  in  der  Faust;  2 
und  3  von  Gold  und  Grün  schrägrechts  getheilt  mit  einem  rechtsschreitenden  Greif, 
welcher  in  der  rechten  Hälfte  der  Fehler  grün,  in  der  linken  golden  ist.  Ueber 
der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Heluie.  Der  rechte  Helm  trägt  einen 
wachsenden,  einwärtssehenden,  doppelt  geschweiften  Löwen;  der  mittlere  einen 
wachsenden,  geharnischten  Mann  mit  einer  Sturmhaube,  welcher  in  der  Rechten 
ein  Schwert  hält  und  die  Linke  in  die  Seite  stemmt  (Helm  des  Stammwappens), 
und  der  linke  einen  wachsenden,  schrägrechts  von  Grün  und  Gold  getheilten,  ein- 
wärtssehenden Greif.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern  ,  die 
des  mittleren  blau  und  golden,  und  die  des  linken  grün  und  golden.  Den  Schild 
hallen  zwei  einwärtssehende,  goldgevvaffnete  Adler  von  natürlicher  Farbe.  —  Der 
Mann  auf  dem  Helme  des  Stammwappens  kommt  sonst  als  roth  gekleideter  Ungar 
mit  silbernem  Leibgürtel  und  rother,  nach  links  herabhängender  Mütze  vor. 

Der  Ahnherr  dieses  alten  Geschlechts  soll  Andoräs,  vertriebener  Fürst 
Bosniens,  magyarischen  oder  griechischen  Ursprungs,  sein,  welcher,  ge- 
flüchlel  an  den  Hof  Königs  Stephan  I.,  in  einem  bei  dessen  Krönung  im 
Jahre  1000  zu  Gran  gehaltenen  Turniere  einen  fremden,  kampflustigen 
Ritter,  Willibald  v,  Lundenburg,  welcher  schon  manchen  Gegner  in  den 
Sand  geschleudert,  empört  durch  den  prahlenden  Uebermuth  des  Fremden, 
zum  Kampfe,  doch  auf  Leben  und  Tod,  forderte  und  mit  einem  Hiebe  Haupt 


I 


GRAFEN  ANDRASSY  V.  CSIK-SZENT-KIRALY  U.  KRASZNA-HORKA.  9 

und  rechte  Schulter  des  gepanzerten  Gegners  vom  Körper  trennte,  welche 
Thal  ihm  den  Namen:  Eros  (der  Starke)  erwarb.  Als  Stephan  zwei  Jahre 
später  gegen  Siebenbürgen  zog,  um  den  aufrührerischen  Herzog  Gyula  zum 
Gehorsam  zu  bringen ,  focht  Andoras  mit  solcher  Tapferkeit ,  dass  er  nach 
Unterwerfung  des  Landes  zum  Statthalter  in  Siebenbürgen  ernannt  wurde, 
in  welcher  Würde  ihm  sein  Sohn  Ladislaus  folgte.  Seitdem  blühte  die  Fa- 
milie im  Lande  der  Szekler,  dem  sie  zahlreiche  Grafen  und  Anführer  gab, 
eine  Linie  aber  kehrte  nach  Bosnien  zurück,  wo  sie  die  alten  Rechte  wie- 
der erlangte  und  einen  Zweig  nach  Itahen  verpflanzte,  der  fast  6  Jahrhun- 
derte blühte.  Simon  Andrüssy  fiel  1217  in  Palästina  vor  den  Augen  Königs 
Andreas  IL,  und  fast  jedes  wichtigere  Schlachtfeld  im  Interesse  Ungarns 
forderte  Opfer  aus  dieser  Famihe.  Die  Niederlassung  in  Ungarn  fand  aber 
erst  1571  statt,  als  Peter,  wegen  Anhänghchkeit  an  das  Kaiserhaus  aus 
Siebenbürgen  nach  Ungarn  verjagt,  die  Herrschaft  Kraszna-Horka  zur  Ent- 
schädigung für  seine  verlorenen  Güter  erhielt.  Durch  Heirath  mit  den  letz- 
ten Sprösslingen  der  alten  Häuser  Seredy  und  Monoki  erhielt  die  Famihe 
die  Herrschaft  Monok,  Somos,  Görtsöny  und  Gsetnek.  Unter  Ferdinand  IL 
erlangte  die  Familie  1635  die  Freiherren-  und  unter  Kaiser  Joseph  IL  1780 
die  Grafenwürde.  Es  wurde  nämlich  im  letztgenannten  Jahre  Carl  Frei- 
herr V.  Andrüssy,  k.  k.  General-Major,  in  den  erbländ.  österreichischen 
Grafenstand  erhoben.  —  Die  italienische  Linie  schrieb  sich:  Markgrafen 
Andreasy,  Grafen  v.  Rivalto,  nach  einem,  fast  unabhängig  besessenen  Theile 
der  Stadt  Mantua.  Beide  Linien  bheben  stets  in  Verbindung  und  hatten 
sich  gegenseitige  Erbfolge  zugesichert,  was  aber  erfolglos  bheb,  als  die 
itahenische  1793  erlosch. 

Die,  wie  angegeben,  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  blühende  Familie 
theilt  sich  in  eine  ältere  und  jüngere  Linie.  Das  jetzige  Haupt  der 
älteren  ist  EMANUEL  Graf  Andrässy  v.  Gsik-Szent-Kiräly  und  Kraszna- 
Horka,  geb.  3.  März  1821  —  Sohn  des  verstorbenen  Grafen  Carl,  geb. 
29.  Febr.  1792,  aus  der  Ehe  mit  Adelheid  Gräfin  Szapäry,  geb.  26.  Sept. 
1798,  und  Enkel  des  ersten  Grafen  Carl  —  und  die  Brüder  desselben  sind, 
neben  einer  Schwester:  Gräfin  Cornelia,  geb.  26.  März  1820,  Julius, 
geb.  8.  März  1823,  und  Alfred,  geb.  16.  Febr.  1827.  Vom  Gross- 
oheim Carl,  gest.  1833,  stammen  aus  der  Ehe  mit  Seraphine  Gräfin  Bat- 
thyäny,  gest.  5.  Sept.  1839,  die  drei  Gebrüder,  die  Grafen:  Ladislaus, 
geb.  28.  Nov.  1794,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Magdalena  Freiin  Balassa 
V.  Balassa -Gyarmat,  Emmerich,  geb.  13.  Nov.  1795,  und  Franz,  geb. 
6.  Dec.  1801,  so  wie  drei  Schwestern:   Gräfin  Maria  Pauline,  geb.  3.  Jan. 

1809,  verm.  19.  Mai  1836  mit  Ludwig  Grafen  v.  Paar  —  Bruder  des 
Fürsten  Carl  (I.)  Paar  (s.  Bd.  H.  S.  183)  — ,  Wittwe  seit  17.  Oct.  1849, 
wieder  vermählt  mit  dem  k.  k.  Major  v,  Sailer;  Gräfin  Julie,  geb.  6.  Sept. 

1810,  und  Gräfin  Seraphine,  geb.  9.  Nov.  1812.  —  Das  Haupt  der  jün- 
geren Linie  ist:  GEORG  Graf  v.  Andrässy  etc.,  geb.  5.  Febr.  1797  — 
Sohn  des  22.  Febr.  1812  verstorbenen  Grafen  Stephan,  k.  k.  Kämmerers 
und  Geh.  Ralhs,  und  der  12.  Nov.  1828  verstorbenen  Maria  Gräfin  Feste- 
tics  V.  Tolna  —  k.  k.  Kämmerer,  verm.  10.  Febr.  1834  mit  Franziska 
Xaverie  Gräfin  v.  Königsegg-Aulendorf  —  Tochter  des  Grafen  Franz  Xaver 


10 


MARQUIS  V.  BACQUEHEM. 


V.  Königsegg-Aulendorf,  s.  Bil.  I.  S.  466  —  geb.  13.  Juni  1814.  Ans 
(lieser  Ehe  slammen  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Dionysius  Stephan  Georg 
Clemens,  geh.  18.  Nov.  1835,  und  Gkorg  Peter  Clemens  Stephan,  geb. 
24.  Jan.  1846,  und  zwei  Töchter,  Gräfin  Maria,  geb.  30.  Nov.  1834,  und 
Gräfin  Elisabeth,  geb.  26.  Jan.  1840.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Georg, 
Gräfin  Joskpiiine,  ist  mit  Nicolaus  Grafen  Forgdch  v.  Ghymes  und  Gäcs ,  k. 
k.  Kämmerer,  vermählt. 


Ularquiis  v.  Bacquehein. 

*tatl)oUrd).  C>c|tcrrcid). 


Wappen:  Scliild  in  Gold  schräge  rolli  gegittert  (Stammwappen),  oben 
icchls  mit  einem  grünen  Freivicrtcl,  worin  ein  silberner  Qnerl)alken,  welcher  mit 
drei  sciiwMrzen,  gestammelten  Amseln  in  einer  Reihe  belegt  ist  (Boubaix).  Den 
Schild  deckt  eine  Marquisenkrone,  auf  welcher  sich  ein  gekrönter  Helm  erhebt. 
Aus  demselben  wachst  rechtssehend  ein  silbernes  Einhorn  auf  Die  Helmdecken 
sind  roth  und  golden,  den  Schild  halten  zwei  cinwärtssehcnde  Einhörner,  und  die 
Devise  (eigentlich  cri  de  guerre)  ist:    Neufville  Neufvillc. 

Die  Marquis  v.  Bacquehem  stammen  ans  einer  altadeligen  Familie  der 
Grafschaft  Artois.  Schon  vor  1150  vermählte  sich  Arnoul  I.,  ein  jüngerer 
Sohn  der  altadeligen  Familie  le  Neufville-Witasse,  Besitzer  des  Lehns  Bac- 
quehem in  Artois,  mit  Marie  de;  Boubaix,  nahm  den  Namen  Bac(juehem  an, 
vereinigte  das  \Vapj»en  von  Neufville-Witasse  mit  dem  von  Boubaix  und 
wurde  Stifter  der  neuen   Familie,   die  seitdem  Namen  und  Wappen  nicht 


MARQUIS  V.  BACQUEHEM.  11 

geändert  hat.  Von  seinen  Nachkommen  war  Elienne  de  Bacquehem ,  ge- 
nannt de  Neufville,  1213  Domherr  Archidiaconus  zu  Notre  Dame  in  Gam- 
bray, später  Bischof  zu  Damascus;  Arnoul  V.  war  1339  Marschall  im  Dienste 
Königs  Eduard  III.  von  England;  Jacques  wurde  1501  von  Ludwig  XII., 
König  von  Frankreich,  zum  Bitter  geschlagen;  Olivier  war  1587  Chef  der 
Stadt  Douai  in  Artois,  und  Jean  Francois  1666  Mitghed  der  adeligen 
Stände  von  Artois ,  welche  Würde  alle  seine  Nachkommen  bis  zur  Bevolu- 
tion  geführt  haben. 

Charles  Alexander  Joseph  w^urde  im  August  1765  vom  König  Lud- 
wig XV.  für  sich  und  seine  Nachkommen  nach  der  Beihe  der  Erstgeburt 
zum  Marquis  erhoben  und  seine  Güter  in  ein  Marquisat  vereinigt.  Er  ver- 
mählte sich  28.  Febr.  1767  mit  Philippine  Marie  Colette  Gräfin  de  Thiennes 
de  Bumbeke  und  starb  29.  Oct.  1792.  Seine  zwei  Söhne  Christl4n  Carl 
Marl\  und  Philipp  Leoishard  Frainz  Xaver  emigrirten  im  genannten  Jahre 
und  traten  in  k.  k.  österr.  Mililairdienste.  Ersterer,  geb.  20.  Juni  1769, 
gest.  18.  Dec.  1841,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  hinterhess  keine  Nach- 
kommen, Letzterer  aber,  geb.  28.  Oct.  1771,  gest.  25.  Jan.  1849,  k.  k. 
Kämmerer  und  Major,  dem  die  k.  k.  vereinigte  Ilofcanzlei  am  10.  Sept. 
1844  die  Prävahrung  der  Würde  eines  Marquis  für  sich  und  seine  Nach- 
kommen nach  dem  Bechte  der  Erstgeburt  in  dem  österreichischen  Kaiser- 
staate gestattete,  war  verm.  30.  Sept.  1802  mit  Henriette  Auguste  Jose- 
phine Gräfin  Murray  v.  Melgum  —  einer  Tochter  des  Grafen  Joseph  Murray 
V.  Melgum,  k.  k.  Geh.  Baths  und  Feldmarschall-Lieutenants,  und  der  Marie 
Colette  Grälin  v.  Lichterveide  —  geb.  18.  Oct.  1771,  gest.  21.  Dec.  1849. 
V^on  demselben  stammt: 

CIIBISTIAN  Peter  Philipp  Ghislain  Marquis  v.  Bacquehem,  geb. 
30.  Mai  1813,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  verm.  4.  Oct.  1845  mit  Clo- 
tilde  Gräfin  v.  Bindsmaul,  geb.  31.  Oct.  1812.  Aus  dieser  Ehe  sind 
Olivier  Phihpp  Marlin  Maria,  geb.  25.  Aug.  1847,  und  Asteria  Clotildc 
Henriette,  geb.  12.  Juli  1846,  entsprossen.  Die  Schwester  des  Marquis 
Christian,  Maria  Theresia  Franziska,  ist  geb.  25.  Sept.  1810. 


1 


b 


12 


GRAFEN  BAWOROWSKI  V.   BAWOROVV. 


Oralen  llaworowski  v.  Baworow  (Bciwor^iki). 

^atl^olifd).  Ccflcvrcid). 

Besitz  in  Gitlizien:  Kopyezyiice ,  Nizbork,  Sinol.inkn ,  Sieni.iw.i,  Kizywe  iiiul  Morodiiii  ;i, 
l'oznanka,  l'odkamiöii ,  (.os/niow,  üolialkowce ,  Kollow,  Mys/kowicc ,  iMiiyiiow. 
Dzuryn,  Uorki,  Suszuo  und  Sirussow. 


Wappen:  im  rolhen  Scliilde  zwei  sillieine  Siflieln,  deren  spitzijje  Enden 
iiacli  üben  kreuzweise  zusanimengelegt  sind,  wahrend  die  unteren  dtircli  ein  gol- 
denes r>and,  von  welchem  ein  Ende  herahhängt,  zusammengehalten  werden.  (Jeher 
den  Sicheln  slcdit  ein  doppeltes,  silhernes  Kreuz,  an  welchem  das  rechte  untere 
Querstiick  fehlt  (Haus  f*rus  IL).  Ueher  der,  den  Schild  deckenden  Grafenkrone 
eriieht  sich  ein  gekrönter  Helm.  Derselbe  trägt  einen  nach  der  rechten  Seite  ein- 
gebogenen, geharnischten  Arm,  welcher  in  der  Hand  ein  nach  links  gewendetes 
Schwert  halt.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern. —  Nach  dem  Gen.  Ta>chenb. 
d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  56)  scliwcbt  über  der  Grafenkrune  ein  geharnischter 
Arm,  welclier  ein  gezücktes  Schwert  in  der  Hand  schwingt.  —  Auf  älteren  Ab- 
drücken von  Petschaften  des  Hauses  Prus  11.  fehlt  am  Kreuze  nicht  das  rechte, 
sondern  das  linke  unlere  Querstück  und  der  eingebogene  Arm  steht  mehr  aufrecht 
und  die  Hand  hält  das  Schwert  nach  links  und  unten. 

Sehr  altes  polnisches  Geschlecht,  welches  ursprünglich  aus  Böhmen 
slaninil,  wo  dasselbe  schon  im  13.  Jahrhnndert  urkundlich  vorkommt. 
IJawor  zu  Baworow,  einem  böhmischen  Schlosse,  verschrieb  in  genannter 
Zeit  fünf  Herrschaften  dem  Kloster  Aureae  coronae  oder  eigentlich  Spineae 
coronae.  Wenzel  Bafor  v.  Slrakonitz  war  um  1289  Burggraf  von  Clin- 
burg,  und  Balthasar  Bafor,  gest.  1620,  kommt  1606  als  erster  kö- 
niglicher Kammerrath  im  Herzogthum  Schlesien  und  Gesandter  am  pol- 
nischen Hofe  zur  Zeit  des  Kaisers  Sigismund  III.  vor.  —  Ein  anderer 
Wenzel  Bafor  wendete  sich  nach  Polen,  machte  sich  in  Podohen  ansäs- 
sig und  vertauschte  sein  Familienwappen,  nach  Aufnahme  in  den  alten 
polnischen  Stamm  Prus  IL,  mit  dem  Wappen  des  letzteren.  Dieser  Wen- 
zel gründete  die  Stadt  Baworow  und  erbaute  die  Burgen  Baworow  und 
Ostrow.  Dersell)e  war  zweimal  vermählt,  zuerst  mit  Catharina  Kolanowska, 
Erbin  auf  Iwanice  und  später  mit  der  Fürstin  Ehsabeth  Zbarazka  aus  dem 


GRAFEN  BAWOROWSKI  V.  BAWOROW.  1,3 

rogierenden  Hause  des  Fürsten  Korybul,  eines  Sohnes  Olgienls,  Gross- 
fürston  von  Litlhauen  und  Bruders  des  Königs  in  Polen,  Ladislaus  Jagello 
(Ladislaus  V.).  Aus  erster  Ehe  stammte  ein  Sohn,  Johann,  aus  zweiter 
Nicolaus ,  Königs  Sigismund  III.  vertrauter  Rath ,  welcher  seine  festen 
Schlösser  Baworow  und  Ostrow  wiederholt  gegen  die  Tartaren  verthei- 
digte  und  durch  die  Konstytucya  Koronna  von  1593  für  die  durch  feind- 
liche Einfälle  seinen  Gütern  zugefügten  Verwüstungen  eine  grosse  Entschä- 
digungssumme erhielt.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Margaretha  Abdank 
Skarbek  stammte  Wenzel,  1596  Starost  auf  Horodnica,  Sulkowce,  Sorocko, 
Grabowa,  Hodorowice,  Golkoczow  und  Ostrow:  Besitzungen,  welche  im 
Anfange  des  18.  Jahrhunderts  König  August  II.  in  Polen  als  Lehensgüter 
anerkannte  und  bestätigte.  —  Nicolaus  Baworowski  (1639 — 1664)  erhielt 
durch  Vermählung  mit  Barbara  de  Bestwiny  Kopyczynska  die  Güter  Kopy- 
czynce  etc.  in  Gahzien,  und  die  Nachkommen  desselben  hatten  zu  Halicz 
und  Trembowla  hohe  Aemter  und  Würden  inne.  Nachdem  Galizien  1772 
als  Königreich  an  Oesterreich  gekommen  war,  erlangte  die  Familie  den 
erbländischen  Grafenstand :  es  wurden  nämlich  Matthäus,  Alois  und  Victor 
Ignaz  ,  Gebrüder  v.  Baworow-Baworowski  im  Jahre  1779  in  den  galizi- 
schen  Grafenstand  erhoben. 

Die  Familie  blüht  jetzt  in  zwei  Stämmen.  Der  erste  besteht  aus  der 
Wittwe,  den  Kindern  und  Geschwistern  des  1852  gestorbenen  Grafen 
Adam.  Erstere  ist:  Emilie  Gräfin  Lewicka;  von  den  Kindern  ist  Graf 
JOSEPH,  k.  k.  Kämmerer.  Von  den  beiden  Schwestern  desselben  ist  Gräfin 
Maria,  geb.  1.  Nov.  1823,  seit  16.  Febr.  1848  mit  Agenor  Grafen  Golu- 
chowski,  und  Gräfin  Pauline,  geb.  1831,  Herrin  auf  Borki,  seit  16.  Jan. 
1853  mit  Wladimir  Grafen  v.  Los  vermählt,  und  die  Geschwister  des  Grafen 
Adam  sind :  Gräfin  Maria,  vermählte  Gräfin  Grocholska,  und  Graf  Nicolaus, 
Provinzial  im  Jesuiten-Orden. 

Der  zweite  Stamm  umfasst  die  Söhne  und  Geschwister  des  Grafen 
Joseph,  gest.  1841,  verm.  mit  Felicie  Gräfin  Starzenska,  gest.  1837.  Die 
aus  dieser  Ehe  stammenden  drei  Söhne  sind  die  Grafen :  Vladimir  ,  Victor 
und  Wenzel,  k.  k.  Rittmeister  i.  d.  A.  Von  den  Geschwistern  des  Grafen 
Joseph  ist  Graf  Michael  ,  k.  k.  Kämmerer ,  mit  Johanna  v.  Korytowska  ver- 
mählt und  aus  dieser  Ehe  sind  entsprossen :  Gräfin  Leontine  und  die  Grafen 
Ladislaus  und  Miegislaus.  —  Die  Schwestern  sind  Gräfin  Maria,  verw. 
Gräfin  Starzenska,  und  Gräfin  Henriette,  vermählte  Gräfin  Drohojowska. 


14  GRAFEN  V.   IJELCREDI. 

Grafen  v.  Belcredi. 

l»atl)oltrdj.  €>cflcrrcid). 

Besitz:  in  Mähren  die  Herrschaften  In^rowiiz  und  Lösch. 


Wappen:  Schild  von  Gold,  Roth  und  Gold  quorgetheilt;  ohon  in  Gold  ein 
schwarzer,  gekrönter  und  goldenbewehrter  Adler ;  in  der.  Mitte  in  Roth  ein  goldener 
lind  unten  in  Gold  ein  rother,  gekrönter,  nach  der  rechten  Seite  schreitender 
Löwe.  Ueber  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt 
wachsend  und  einwärtsgekehrt  den  goldenen  Löwen  der  mittleren  Abtheilung  des 
Schildes,  der  mittlere  den  Adler  der  oberen  Abtheilung  und  der  linke  wachsend 
den  rothen  Löwen  der  unteren  Abtheilung  des  Schildes.  Die  Helmdecken  sind 
rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und  golden.  Den  Schild  halten,  nach  An- 
gabe Einiger,  zwei  einwärtssehende  silberne  Greife. 

Das  Geschlecht  der  Marchese  Belcredi  gehört  zu  den  ältesten  und  an- 
gesehensten Familien  in  der  Lombardei.  Eine  Urkunde  vom  Kaiser  Carl  V., 
welche  in  den  Archiven  zu  Pavia  aufbewahrt  wird,  bezeichnet  nament- 
hch  die  Belcredis  unter  den  ausgezeichneten  alten  Patrizierfamilien,  deren 
Glieder,  bis  um  1549  zur  Regierung  der  Stadt  Pavia  auserlesen,  zu 
Stellen  im  Rathe  und  allen  Ehrenstufen  und  Würden  gelangen  konnten. 
Im  18.  Jahrhundert  kam  die  Famdie  nach  Oesterreich  und  erhielt  den  erb- 
ländisch-böhmischen  Grafenstand.  Das  Grafendiplom  d.  d.  Wien  27.  Oct. 
1769  ist  für  den  k.  k.  Infanterie-3Lijor  Anton  Marchese  de  Belcredi  aus- 
gefertigt. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Famihe  stammen  von  dem  Grafen  Eduard  — 
Sohn  des  Grafen  Anton  —  geb.  16.  Juh  1786,  gest.  5.  Sept.  1838,  k.  k. 
Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  Herr  der  Herrschaften  Ingrowitz,  Lösch 
und  des  Gutes  Bosenitz  in  Mähren,  verm.  23.  Jan.  1811  mit  Maria  Gräfin 
V.  Fünfkirchen,  geb.  20.  Aug.  1793,  jetzt  Wittwe,  und  aus  den  Ahnen- 
tafeln der  Familie  gehören  folgende  Gheder  hierher:  Anto\  Marchese  Bel- 
credi; Gemahhn:  Catharina  Marchesa  Peccaria.  —  Pro;  Gemahlin:  Maria 
Ernestine  v.  Lestwitz.  —  Anton  Graf  Belcredi ;  Gemahlin :  Maria  Theodore 


GRAFEN  BELEZNAY  V.  BELEZNA,  SZENT-IVANY  ü.  PANKHAZA. 


15 


Freiin  v.  Freyenfels.  —  Eduard  ;  Gemahlin :   Maria  Gräfin  v.  Fünfkirclien. 
—  Egbert. 

Haupt  des  Hauses  ist  der  älteste  Sohn  des  Grafen  Eduard  : 
Graf  EGBERT,  geb.  2.  Sept.  1816,  Herr  der  Herrschaften  Ingrowitz 
und  Lösch,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  7.  März  1848  mit  Christiaine 
Gräfin  V.  Nostiz,  geb.  13.  Oct.  1820.  Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Egbert 
sind:  Graf  Edmund,  geb.  22.  Mai  1821,  k.  k.  Rittmeister,  und  Graf  Richard, 
geb.  12.  Febr.  1823,  k.  k.  Kreis-Commissair  zu  Olmütz.  Von  den  Schwe- 
stern ist  Gräfin  Cülestune  25.  März  1813  geboren,  und  Gräfin  Almerie, 
geb.  8.  Oct.  1819,  hat  sich  14.  Oct.  1845  mit  Hugo  Prinzen  v.  Thurn 
und  Taxis  vermählt.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Eduard,  Gräfin  Antonie, 
seit  16.  März  1825  Wittwe  von  Anton  Grafen  Braida,  ist  28.  Nov.  1852 
gestorben. 


Orafen   Beleznay  v.  Belezna,   Szent-Ivany  u. 

Pankhaza* 

•     ^atljoHfd).  ((^tfitxn'xd), 

Besitz:  in  Ungarn  die  Herrschaft  Billis  im  Peslher  Comitaie, 


Wappen:  Schild  fünfmal  der  Länge  nach  und  einmal  quer  getheilt, 
12feldrig,  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten  blauen  Mittelschilde  auf  grünem  Boden 
ein  nach  der  rechten  Seite  streitender,  goldener,  doppelt  geschweifter  Löwe.  1  und 
12  in  Roth  ein  einwärtsspringender  Hirsch  von  natürlicher  Farbe;  2  und  11  in 
Silber   eine    rothe    Lilie;    3  und  10  roth,    und  4  und   9  silbern,    sämmtlich  ohne 


1  6      GRAFEN  BELEZNAY  V.  BELEZNA,  SZENT-IVANY  U.  PANKHAZA. 

Bild,  5  und  8  in  Roth  eine  silberne  Lilie,  und  G  und  7  in  Silber  ein  schwarzer, 
einwiirlssehcndcr,  gekrönter  Adler.  Ueber  der  Grofenkrone  erheben  sich  drei  ge- 
krönte Hehne.  Der  rechte  Hehn  tragt  wachsend  und  einwärlssehend  den  goldenen 
Löwen  des  Mittelschildes;  der  mittlere  wachsend  und  vorwärtssehend  einen  grün 
gekleideten,  mit  Gold  geschmückten  Ungar,  welcher  auf  dem  Kopfe  eine  Blechhaube 
trägt,  mit  der  Bechten  einen  Siibel  emporhält  und  die  Linke  in  die  Seite  stemmt; 
und  der  linke  Helm  einen  einwärtssehenden,  aufwachsenden  weissen  Jagdhund  mit 
blauem,  goldenverziertem  Halsbande.  Die  Decken  des  rechten  und  linken  Helmes 
sind  roth  und  silbern,  die  des  mittleren  blau  und  golden,  und  den  Schild  halten 
zwei  einwärtssehende  Greife,  welche  in  der  freien  Klaue  ein  von  Silber  und  Both 
quergelheilles  Fähnchen  halten.  Die  Quaste  oben  an  der  schwarzen  Fahnenstange 
ist  roth. 

Altes  und  angesehenes  ungarisches  Adelsgeschlecht,  welches  in  der 
ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  namentlich  durch  Johann  Beleznai 
hekannt  geworden  ist.  Lehotzky  (II.  p.  47)  giebt  über  denselben  an: 
regimen  1711  erexit,  quod  1754  Moritzio,  1759  Adamo  Bethlem  collatum, 
falirt  fort:  1736  aureo  torque  donatus,  und  fügt  hinzu,  dass  die  Gemahlin 
aus  dem  allen  und  berühmten  ungarischen  Hause  Grassalkovics  gestammt 
habe  und  dass  aus  Johanns  Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  wären:  Nicolaus, 
General,  und  Michael,  Oberst. 

Der  ungarische  Grafenstand  wurde  der  Familie  vom  Kaiser  Franz  II. 
verliehen  und  das  Diplom  d.  d.  Wien  25.  Oct.  1805  für  Samuel  Beleznay 
de  eadem,  k.  k.  Kämmerer,  der  Pesther  Gerichtstafel  Beisitzer  etc.,  nebst 
Gemahlin,  Söhnen  und  Töchtern,  ausgefertigt.  Derselbe  war  früher,  laut 
Diploms,  Wien,  3.  Oct.  1802,  von  dem  genannten  Kaiser  in  den  ungari- 
schen Freiherrenstand  erhoben  worden. 

Graf  Samuel  war  mit  Maria  Barsy  v.  Barsa  vermählt ,  welche  jetzt  als 
Wittwe  lebt.  Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie : 

JOHANN  Graf  Beleznay  v.  Belezna,  Szent-Ivany  und  Pankhaza,  geb. 
27.  Jan.  1802,  Herr  der  Herrschaft  Billis  im  Pesther  Comitat.  —  Der 
Bruder  des  Grafen  Johann  ist:  Graf  Carl,  geb.  20.  April  1804,  und  von 
den  Schwestern  leben  Gräfin  Susanne,  geb.  15.  Sept.  1805,  vermählte 
Frau  V.  Fay,  Gräfin  Julie,  geb.  17.  Febr.  1811,  verw.  Frau  Komaromy 
V.  Koy,  und  Gräfin  Clara,  geb.  27.  Jan.  1814,  verm.  im  October  1838 
mit  Rudolph  Grafen  v.  Lasberg  (s.  B.  II.  S.  14). 


GRAKKIN   V.  BELRUPT-TISSAC.  ]  7 

Grafen  v.  Belrupt-Tiissae. 

€atl)oltfd).  ©fflermd). 

Besitz:  «lin  rmsUMxhischönirli-olmülzpr  l.ehon  WsrliP.oliowilz  und  Prowodowitz. 


Wappen:  im  Mmicn  Schilde  ein  rechtsgekehrter,  goldener  Löwe.  Den 
Scliild  hcdockt  die  Grafenkrone. 

Sehr  alte,  ursprünglich  lothringische  Adelsfamilie,  welche  in  Lothrin- 
gen zu  hohem  Ansehen  und  grossem  Besitz  gelangte,  1734  mit  der 
jetzigen  lothringischen  Dynastie  in  die  kaiserl.  Österreichischen  Staaten 
kam  und  sich  in  Oesterreich,  Böhmen,  Mähren  und  Schlesien  ausbreitete.  — 
Die  in  der  genealogischen  Literatur  bekannte  Ahnentafel  der  Maria  Anna 
Henriette  Gräfin  v.  Belrupt-Tissac,  venu.  Freifrau  v.  Gazan,  ermöghcht 
einen  sicheren  Anschluss  an  die  jetzigen  Famihengheder  zwar  nicht,  ist 
aber  doch  gewiss  in  Bezug  auf  dieselben  von  Wichtigkeit,  und  so  mögen 
denn  nachstehende  Gheder  derselben  hier  einen  Platz  finden:  Charlo  de 
Tissac,  Graf  V.  Belrupt;  Gemahlin:  Franziska  de  Bonzay.  —  Remi;  Gemah- 
lin :  Garderette  de  Nouroy  de  Gharisy.  —  Heinrich  ;  Gemahlin :  Maria  Gas- 
parine  d'Esprez.  —  Garl;  Gemahlin:  Gatharina  Gabriele  Freiin  v.  Choiseul 
—  Maria  Anna  Henriette,  verm.  Freifrau  v.  Gazan.  —  Sehr  wahrscheinhch 
ist  die  Annahme,  dass  Letztere  die  Schwester  des  gleich  aufzuführenden 
Grafen  Joseph  gewesen  sei. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist : 
JOSEPH  Graf  Belrupt-Tissac,  geb.  8.  Oct.  1771,  k.  k.  Kämmerer  und 
Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  9.  Febr.  1809  mit  Sophie*  Gräfin  Nugent-West- 
meath,  geb.  18.  Mai  1788.  Aus  dieser  Ehe  stammen  sechs  Söhne  und  eine 
Tochter,  Maria,  geb.  29.  Juni  1826,  Stiftsdame  zu  Brilnn.  Die  Söhne  sind 
nachstehende :  Graf  Andreas,  geb.  6.  Nov.  1813,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst- 
Landes-Kämmerer  im  Herzogthum  Schlesien,  Herr  der  fürstl.  erzbischöfl.- 
olmiitzer  Lehen  Wschechowitz  und  Prowodowitz,  fürsterzbisch.  Lehensrath, 
k.  k.  Landgerichts-Assessor  in  Troppau,  Abgeordneter  beim  schles.  öffentl. 
Gonvent  und  Ehrenbürger  der  Hauptstadt  Troppau,  verm.  24.  Nov.  1839 
mit  Wilhelmine  Freiin  v.  Trapp,  geb.  29.  Aug.  1818,  aus  welcher  Ehe, 
neben  Gräfin  Agnes,  geb.  19.  April  1845,  Graf  August  Leopold,  geb. 
18.  Sept.  1848,  stammt.  —  Graf  Hugo,  geb.  15.  März  1816,  k.  k.  Major 
in  d.  A.,  verm.  28.  April  1840  mit  Julie  Piatke,  geb.  9.  Oct.  1815,  aus 
welcher  Ehe  die  Grafen  Guido,  geb.  1841,  Oscar,  geb.  im  August  1843, 
III.  2 


18 


GRAKKN  BERENYI   V.   KARANCS-liEKE.N V. 


und  (iräfiii  Oi-(;a,  }fob.  IS45,  ('iils|irosson  sind;  —  <Jraf  Fkrdfnam),  geh. 
15.  Juli  1817,  k.  k.  KäinmciTr,  llau|)linaim  im  IiigcMiicur-Corps  und  Local- 
dircclor  in  Ferraia ;  —  Graf  Gustav,  gob.  1 1 .  Sept.  1818,  filrslerzbisch. 
Consistorialralb,  dos  bobcn  Mclropolilan-Capilds  zu  Olmiilz  Domlierr  und 
Derbanl  zu  Grossbcnlitz ;  —  Graf  Alexandüh,  geli.  4.  Jan.  1821,  k.  k. 
Plalz-Unler-Lieulciianl  brini  Pionier-Corps  zu  Pressburg,  und  Graf  IIkinricm, 
geb.  17.  Febr.  1825. 

Von  den  Geschwistern  des  Grafen  Joseph  leben:  Gräfin  Antonu:,  geb. 
I.Jan.  1773,  venu,  mit  Heinrieh  Graf  v.  Uoüermund,  k.  k-  Kämmerer, 
Feldmarscball -Lieutenant  etc. ,  Wittwe  seit  1814,  und  Graf  Franz,  geb. 
24.  Nov.  1780,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst -Lieutenant  in  d.  A.,  verm. 
2.  Febr.  1826  mit  Amoma  (iräfin  v.  Sternberg-Rudelsdorf  (Seiiwester  des 
Grafen  Conrad  (IL)  aus  dem  Hause  Sarawenza  und  Hohenfriedeberg,  s.  Bd. 
IL  S.  512),  geb.  13.  Nov.  1799.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist:  Graf  Carl, 
geb.  14.  Dec.  1826,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  im 
März  1849  mit  Emilfe  Gräfin  v.  Schärffenberg  (Tochter  des  Grafen  Johann, 
s.  Bd.  n.  S.  359),  verw.  Gräfin  v.  Attems,  geb.  1812. 


Grafen  Bereiiyi  v.  Karaiics  -  Bereny. 

ISatt)crlifd).  ©cflfrrdd). 

Besitz:  in  Ungarn  die  Huicren  niul  Stamtnschlössor  Aiva,  IJciiiav.t,  liecziio,  Cseitlie,  Piil«^li, 
Bodok  und  Kolgyin,  die  Ilerrsohafl  Kaiancs-Hcieny  und  andere  Herrschaften  und 
Güier  in  16  Gespanschaften. 


Wappen:  in  goldenem  Schilde  ein  an  einer  Nuss  nagendes,  rechlsgekehrtes 
Eichhorn  von  natürlicher  Farbe,  welches  auf  einer  goldenen  Krone  mit  fünf  Zin- 
ken sitzt  und  flhen  rechts  von  einem  goldenen  Heckigen  Stern  begleitet  wird.  Den 
Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm, 


GRAFEN  BKRENYI  V.  KARANCS-BERENY.  19 

auf  welchom  das  Eichhürn  des  Schildes  sitzt.  Die  Helmdecken  sind  rolli  und  gol- 
den, nach  Tyrofi'sN.  A.  VV.-W.  (II.  3,  2G1)  schwarz  und  golden.  Nach  dem  Geneal. 
Taschenbuch  der  grafl.  Häuser  rl854.  S.  67)  steht  in  Blau  auf  goldener  Krone  ein 
goldenes  Eichhorn,  welches  an  einer  Nuss  nagt,  und  ohen  links  ein  goldener  Stern. 
Die  Devise  ist :   Quo  non  ascendam. 

Sehr  alte  ungarische,  aus  der  Neograder  Gespanschaft  stammende,  in 
der  Landesgeschichte  herühmte  Familie.  Glieder  derselhen  kommen  schon 
1205  unter  dem  König  Andreas  II.  von  Ungarn  vor  und  andere  zeichne- 
ten sich  1266  unter  dem  König  Stephan  V.  heldenmüthig  in  Griechenland 
aus  und  hekleideten  unter  demselhen  in  Ungarn  die  Würde  der  ohersten 
Jägermeister.  Im  Jahre  1431  erhielt  das  Geschlecht  das  Famihenwappen 
und  1642  wurde  Georg  Berenyi  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  in  den  Freiher- 
rensland  erhohen  und  später,  1659,  vom  Kaiser  Leopold  I.  als  kais.  Gesand- 
ter nach  Siebenbürgen  zum  Fürsten  Georg  Rakoczy  gesendet.  Die  Erhebung 
in  den  Grafenstand  erfolgte  vom  Kaiser  Leopold  I.  im  Jahre  1700  für  die 
Söhne  des  Freiherrn  Georg  und  die  Nachkommen  derselben,  und  nach 
dieser  Zeit  Iheilte  sich  die  Familie  in  mehrere  Linien,  von  welchen  jetzt 
zwei,  eine  ältere  und  eine  jüngere,  letztere  in  zwei  Aesten,  blühen. 
Die  jüngere  Linie  stammt  von  weiblicher  Seite  aus  kön.  polnischem  Ge- 
blüte  und  steht,  ausgebreiteter  als  die  ältere,  mit  mehreren  der  angesehen- 
sten ungarischen  Famdien  in  Verbindung.  Die  ältere  Linie  wird  als  ältere 
Linie  zu  Koross  im  Neutraer  Comitat,  die  jüngere  im  ersten  Aste  als 
Ast  zu  Bodok  im  Neutraer  und  zu  Karancs-Bereny  im  Neograder  Comitat 
und  im  zweiten  als  Ast  zu  Beczko  im  Trentschiner  Comitat  aufgeführt. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  FamUienglieder  in  ununterbrochener 
Reihe  von  Michael,  dem  ersten  bekannten,  nach  Anfange  des  1  3.  Jahr- 
hunderts vorkommenden  Ahnherrn  des  Geschlechts,  lässt  sich  bei  einiger 
Mühe,  welche  die  Redaction  nicht  gescheut  hat,  aus  den  Angaben  nach- 
weisen, welche  die  Genealogie  dem  grossen  Fleisse  des  gründlichen  For- 
schers Lehotzky  (II.  p.  48.  49)  verdankt.  Aus  diesen  Angaben  lassen  sich 
nachstehende  drei  Stammtafeln  in  absteigender  Linie  darstellen:  Erste 
Stammtafel:  Michael,  stiftete  1231  zu  Pesth  das  Dominikanerkloster  und 
die  St.  Antonkirche.  —  Antonius.  —  Kuncsed  de  Bereny,  kommt  1266  als 
Venator  regius  vor:  ein  Prädicat,  welches  auch  den  Brüdern  desselben, 
Jobus  und  Ders,  beigelegt  wird.  —  Andreas.  —  Ladisl^us  (I.).  —  Ladis- 
laus  (IL). —  Simon.  —  Franc.  (I.)  de  Botok.  —  Balthasar.  —  Franz  (II.) 
I  580.  —  Georg  (L),  Freiherr;  Gemahlin:  Sophia  Esterhazy  v.  Galantha. — 
Georg  (IL);  Gemalüin :  Clara  Grälin  Uyfalussy  v.  Devek-Uyfalu.  —  Thomas; 
Gemahlin  :  Theresia  Gräfin  Barkoczi  v.  Szala.  —  Franz  fllL).  —  Franz  (IV.). 

—  Ludwig,  jetziges  Haupt  der  älteren  Linie.  —  Zweite  Stammtafel: 
Michael  bis  Georg  (II.)  im  zwölften  Gliede,  s.  erste  Stammtafel.  —  Franz. 

—  Andreas.  —  Nicolaus  (I.)?  —  Nicolaus,  jetziges  Haupt  des  ersten 
Astes  der  jüngeren  Linie.  Dritte  Stammtafel:  Michael  bis  Georg  (I.) 
im  elften  Ghede,  s.  erste  Stammtafel.  —  Paul;   Gemahlin:  Eva  v.  Uyfalussy. 

—  Emerich ;  Gemahlin :  Barbara  Zichy.  —  Sigismund  (I.) ;  Gemahlin :  Eva 
Luzinczky.  —  Sigismund  (IL);  Gemahlin:  Juliane  Pongracz.  —  Johann  Ne- 
POMUK,  jetziges  Haupt  des  zweiten  Astes  der  jüngeren  Linie. 

Das  jetzige  Haupt  der  älteren  Linie  ist,  abstammend  von  dem  1847 

2* 


20  GRAFEN   BEREISYI  V.   KARANCS-BERENY. 

verstorbenen  Grafen  Franz  ,  Herrn  anf  Arva,  Lielhava,  Beczko,  Gseithe, 
Füleh  und  Bodok,  k.  k.  Kämmerer,  und  verm.  mit  Maria  Gräfin  Dolvay: 

LUDWIG  Graf  Berenyi  v.  Karaucs-Beröny,  Erbherr  auf  Arva  etc.,  k.k. 
Kämmerer  und  vormaliger  Dienslkämmerer  bei  dem  verstorbenen  Erzher- 
zog Joseph  Palalinus.  Die  Schwester  desselben,  Gräfin  Elisabeth,  geb. 
17.  Nov.  1796,  hat  sich  15.  Oct.  1814  mit  Georg  Freiherrn  v.  Orczy,  k.  k. 
Kämmerer,  vermählt. 

Haupt  des  ersten  Astes  der  jüngeren  Linie  ist:  Graf  NIGOLAUS, 
Erbherr  auf  Arva  etc.,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  1816  mit  Adele  Freiin 
v.  LafFert,  gest.  11.  Sept.  1849,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne,  die  Grafen 
August  und  Franz,  und  drei  Töchter,  Gräfin  Sidonie,  verm.  23.  Juh  1839 
mit  Adolph  Grafen  v.  Degenfeld-Schonburg  (s.  Bd.  L  S.  181),  Gräfin  Marie 
Luise,  und  Gräfin  Luise  stammen. 

Die  lebenden  Glieder  des  zweiten  Astes  der  jüngeren  Linie  sind 
Nachkommen  des  Grafen  Siegmund,  geb.  13.  Juni  1762  und  gest.  5.  Juni 
1838,  k.k.  Kämmerers  und  Erbherrn  der  Burgen  und  Stammschlösser  Arva, 
Liethava,  Beczko  etc.  etc.,  aus  der  Ehe  mit  Juliane  Gräfin  Pongracz  v.  Szent- 
Miklös  und  Ovar.  Jetziges  Haupt  dieses  Astes  ist  der  ältere  Sohn  des  Gra- 
fen Siegmund: 

JOHANN  Nepomuk  Graf  Berönyi  v.  Karancs-Bereny,  geb.  14.  April 
1794,  k.  k.  Kämmerer,  Erbherr  der  Burgen  und  Stammschlösser  Arva, 
Liethava,  Beczko,  Gseithe,  Füleh,  Bodok  und  Bölgyin,  Herr  auf  Karancs- 
Bereny  und  Mitbesitzer  mehrerer  Herrschaften  und  Güter  in  1 6  Gespan- 
schaften Ungarns,  verm.  12.  Oct.  1823  mit  Therese  Freiin  Andrässy  v.  Er- 
keserif,  geb.  19.  Nov.  1800,  aus  welcher  Ehe  Graf  Leo,  geb.  29.  Jan. 
1829,  und  drei  Töchter,  die  Gräfinnen  Antonia,  geb.  30. März  1825,  Gyzela, 
geb.  2.  Mai  1830,  und  Johanna,  geb.  24.  April  1834,  entsprossen  sind. — 
Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Johann  Nepomuk  sind:  Graf  Anton,  geb.  24. 
Sept.  1795,  infulirter  Propst  zu  Neustadtcl  a.  d.  Waag,  und  Graf  Ludwig, 
geb.  9.  März  1799,  k.  k.  Kämmerer,  und  die  Schwester,  Gräfin  Philippine, 
geb.  1788,  ist  seit  1816  Wiltwe  von  Joseph  Grafen  Lazanzky.  — 


GRAFEN  BERNAY  V.  FAVANCOURT  ÜIND  ZU  COUSSAY. 


21 


Grafen  Bernay  v.  Favaneourt  und  zu  €ou8say. 

Äatl)0Ufct).  ©cfUrreid). 


Wappen:  Schild  mit  Scliildeshaupt ;  im  rothen  Schildeshaiipt  ein  schräg- 
rcchts  gelegtes  blankes  Schwert  mit  goldenem  Griffe ;  Schild  von  Hermehn  mit 
einem  kleinen  rothen  Herzschilde,  in  welchem  ein  goldener  Löwe  nach  der  recli- 
len  Seile  schreitet,  und  über  welchem  Herzschilde  ein  silbernes  Band  mit  der 
Devise:  Rex  domitum  t'erre  dedit  fliegt.  Auf  dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone, 
aus  der  ein  rechlsseliender  goldener  Löwe  aufwächst,  welcher  in  der  rechten  Vor- 
derpranke ein  Schwert  mit  goldenem  Griffe  hält.  Die  Schildhalter  sind  zwei  einwärts 
sehende  goldene  Löwen.  Wie  beschrieben,  ergeben  Zeichnungen  aus  der  Familie 
dieses  Wappen ,  von  welchem  andere  Abbildungen  der  Redaction  nicht  bekannt 
sind.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl,  Häuser,  welches  sonst  die  Devisen 
meist  berücksichtigt,  giebt  (1854.  S.  70)  eine  Devise  weder  im  Schilde,  noch 
sonst  an. 

Alte  französische,  aus  der  Picardie  stammende  Adelsfamilie,  welche 
zu  hohem  Ansehen  und  grossem  Besitz  gelangte,  den  Grafenstand  erhielt 
und  aus  welcher  Gheder,  so  viel  bekannt,  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts 
in  die  k.  k.  österreichischen  Staaten  verpflanzt  worden  sind. 

Als  Haupt  der  Familie  wird  im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser 
seit  dem  Jahre  1845  aufgeführt: 

JOSEPH  LUDWIG  Graf  Bernay  v.  Favaneourt  und  zu  Coussay ,  geb. 
14.  Juh  1771,  verm.  19.  Mai  1803  mit  Anna  Maria  Gräfin  v.  GueuUet, 
Freiin  v.  Arrey,  geb.  16.  Sept.  1770,  gest.  24.  April  1840.  Aus  dieser 
Ehe  stammen  zwei  Söhne:  Graf  Julius  Joseph,  geb.  zu  Nancy  27.  Febr. 
1804,  k.  k.  General-Major  i.  d.  A.,  und  Graf  Eduard,  geb.  13.  OcL  1808. 
Sehr  anziehende  biographische  Notizen  über  den  k.  k.  General-Major  Julius 
Joseph  Grafen  Bernay  v.  Favaneourt  finden  sich  im  Oesterr.  Militair-Gonvers.- 
Lexicon  (Bd.  I.   S.  778  —  780). 


22    GRAFEN  BETHLKIV  V.  FKTAR  UND  GRAFEN  RKTHLEN  V.  HETHLEN. 

Grafen  Betlilen  v.  Iktar  und  Grafen  Betlilen 

V.  Betlilen. 

(fuQnflitntfd)  (ältere  Cinie)  unb  i^atl)olifd)*  (|ünfliere  Ctnie).  —  (OefUrreid). 

Besitz:   ilio  Hcnsclian  Kokelburp  nebst  Bonylia  in  Siebenbüigeii  cic. 


"Wappen:  im  blauen  Schilde  eine  rechts  gekehrte,  gekrönte,  fünfmal  sieh 
nindende,  goldene  Schlange,  welche  im  Rachen  einen  Reichsapfel  hält.  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone.  —  Nach  TyrolTs  N.  A.  VV.-VV.  (11.  3.  236)  isl  die  Schlange 
links  gekehii,  und  nach  Angabe  Einiger  schwebt  eine  Krune  über  der  nicht  ge- 
krönten Schlange.  Beides  ist  unrichtig.  —  Da?  hier  gcgcljcne  Wappen  ist  das 
ursprüngliche  der  Familie  und  wird  jetzt  allgemein  geführt.  Doch  müssen  auch, 
und  zwar  noch  im  vorigen  .lahrhundert,  zwei  Schwane  als  Wappenbilder  vorgekom- 
men sein,  denn  bei  Lehotzky  findet  sich  folgende,  für  Heialdiker  sehr  wichtige 
Stelle:  „Insigne  famiiiae  duos  cygnos,  seu  anseres,  collotenus  siinul  Irajectos,  an- 
tiquius  habuit  serpentem  coronalum,  Pomum  aureum,  Insigne  Hungariae,  tenentem." 

Sehr  alle,  berühmte,  urspriinghch  oherungarische,  namenlhch  in  der 
ungarischen  und  siebenbürgischen  Geschichte  bekannte  und  in  Siebenbür- 
gen reicli  begüterte  Famihe ,  welche ,  der  Sage  nach ,  ihren  Urs]>rung  aus 
dem  Geschlechte  des  im  8.  Gliede  vomAltila  stammenden  Ileerlührers  Geysa 
(Geysa  Dux)  herleitet.  Dieselbe  blüht  noch  jelzt  in  den  beiden  Linien  der 
Grafen  Bethlen  v.  Iktar  (Besitzung  in  der  Temescher  Gespanschaft),  von  wel- 
chen zwei  Sprossen,  die  Brüder  Gabriel  und  Stephan,  den  Fürstenstuhl  Sie- 
benbürgens bestiegen  haben,  und  der  Grafen  Bethlen  v.  Bethlen,  von  wel- 
chen eine  lange  Beihe  in  Kriegs-  und  Staatsdiensten  zu  grossem  Ansehen 
kamen  und  auch  im  Gebiete  der  Wissenschaft  uiul  Kunst  sich  auszeich- 
neten. —  Was  zuerst  die  Linie  Bethlen- Iktar  anlangt,  so  hat  schon,  abge- 
sehen von  anderen,  unten  anzuführenden  Schriftstellern,  Johann  Dayka, 
Ilofprediger  des  Fürsten  Gabriel  Bethlen  (Epistola  respons.  ad  D.  Parcum, 
A.  1718  in  IL  Alliugii  Eccles.  Palat.  P.  11.  Francof.  1700]  die  früheren 
genealogischen  Verhältnisse  derselben  möglichst  genau  erörtert.  Gabriel 
(Gal)or)  Belhlen,  nach  der  allungarischen  Sitte  den  Taufnamen  dem  Fami- 
linieiuiameu  nachzusetzen,  gewöhnlich  Belhlen  Gabor  genannt,  —  ein  Sohn 
Wolfgangs  und  Enkel  Gabriels ,  welcher  Letztere  der  Sohn  des  Dominicus 
Belhlen,  Wojwoden  von  Transylvanicn ,  (s.  unten)  war  —  geb.  1580, 
spielte  unter  Sigismumls  und  Galiriel  Balhori's  Begierung  in  Siebenbürgen 
bei  den  daselbsl  enlslandenen  rnruhen  eine  grosse  Bolle,  erwarb  sich  viele 


GRAFEN  BETHLEN  V.  IKTAR  UND  GRAFEN  BETHLEN  V.  BETHLEN.    23 

Freunde  und  liess  sich,  nnl  lliilfe  der  Türken,  1613  zum  Fürsten  von  Sie- 
l)enbürgen  erwählen ,  als  welcher  er  später  die  Acadeniie  zu  Weissenburg 
stiftete.  Im  October  1619  kam  derselbe  den  unzufriedenen  Ungarn  mit 
ehiem  bedeutenden  Heere  zu  Hülfe,  wurde  endhch,  25.  Aug.  1620,  zum 
Könige  von  Ungarn  erwählt,  liess  sich  aber  nicht  krönen.  Das  WafFen- 
glück  Oesterreichs  bewog  ihn  zu  Friedensunterhandlungen,  welche  er,  je 
nachdem  das  Glück  ihm  günstig  oder  ungünstig  war,  abbrach  oder  wieder 
aufnahm,  bis  endlich,  26.  Jan.  1622,  zu  Nicolsburg  ein  Friede  geschlossen 
w^irde.  Belhlen  Gabor  leistete  gegen  Geldentschädigung  Verzicht  auf  den 
königlichen  Titel,  erhielt  7  ungarische  Gespanschaften  und  die  schlesischen 
Fürstenthtimer  Oppeln  und  Ratibor  zugesagt  und  wurde  in  den  Reichs- 
fürstenstand erhoben ,  sah  al)er  die  ihm  gemachten  Zusagen  nicht  in  Er- 
füllung gehen  und  fiel  daher  im  August  1623  mit  einem  grossen  Heere 
Ungarn,  Talaren  und  Türken  verheerend  in  Mähren  ein.  Auf  Grund  des 
Nicolshurger  Frieden  wurde  6.  Mai  1624  ein  neuer  geschlossen,  doch, 
wegen  nicht  gehaltener  Friedensbedingungen  und  angeregt  durch  König 
Christian  voji  Dänemark,  König  Carl  I.  von  England  u.  A.  erÖfTnete  Belhlen 
Gabor  1626  mit  dem  Grafen  zu  Mansfeld  einen  neuen  Feldzug,  welcher 
mit  dem  Frieden  zu  Leutschau,  28.  Dec.  1627,  schloss.  Zwei  Jahre  später, 
15.  Nov.  1629,  starb  Belhlen  Gabor,  nachdem  er  sich  22.  Febr.  1626  in 
zweiter  Ehe  mit  Catharina,  Schwester  des  Kurfürsten  Sigismund  von  Bran- 
denburg, vermählt  hatte,  welche  er,  kinderlos,  der  Obhut  des  Kaisers  Fer- 
dinand II.  empfahl.  Letztere  folgte  in  der  Regierung  Siebenbürgens,  wurde 
aber,  in  Folge  ihrer  Liebe  zu  einem  jungen  ungarischen  Edelmann,  Johann 
Csäky,  von  den  Ständen  genöthigt,  dieselbe  1630  niederzulegen  und  das 
Land  zu  verlassen,  worauf  Stephan  Belhlen,  Bruder  des  Belhlen  Gabor,  den 
Fürstenstuhl  bestieg,  doch  noch  in  demselben  Jahre  das  Land  an  Georg  I. 
Rakoczy  überlassen  und  in  das  Privatleben  sich  zurückziehen  musste.  — 

Die  Linie  Belhlen  v.  Belhlen  hat  eine  lange  Reihe  von  Männern  ge- 
liefert, welche  als  sehr  verdient  in  der  Landesgeschichte  genannt  werden. 
Johann  Belhlen  V.  Belhlen,  geb.  1613,  gest.  1678,  war  Ganzler  der  Für- 
sten Barckschai,  Kemeny  und  Apili  I.,  und  Wolfgang,  geb.  1648,  gest.  1679, 
konnnt  als  Geh.  Ralh  des  Fürsten  Michael  Apifi  I. ,  Provinzialcanzler  und 
Obergespan  des  Weissenburger  Ccmiitats  vor  und  wurde  1678  als  sieben- 
bürgischer  Gesandter  nach  Conslanlinopel  gesendet.  Beide  gehören  zu  den 
besten  Geschichtsschreibern  Siebenbürgens.  Die  Libri  IV  rerum  Transylv. 
des  Ersteren  umfassen  die  Jahre  1629 — 1633  und  die  siebenbürgische  Ge- 
schichte des  Letzteren  in  1 6  Büchern  geht  von  der  Schlacht  bei  Mohatsch 
(Mohacz,  1526)  bis  zum  Jahre  1609.  Johanns  Sohn,  Niclas  Graf  Bethlen 
V.  Bethlen,  geb.  1642,  gest.  16.  Oct.  1716,  als  iinguist  und  Literalor  be- 
kannt, wurde  Obercapitain  des  Admarhelyer  Stuhls  und  der  Festung  Hust, 
Obergespan  des  marmaroscher  Comitats  etc.  und  erhielt  vom  Kaiser  Leo- 
pold I.  die  Grafenwürde.  Durch  seine  Unterhandlungen  mit  dem  kaiser- 
lichen Hofe  bei  dem  Uebertritl  Siebenbürgens  unter  österreichische  Herr- 
schaft erweckte  er  sich  viele  Feinde,  und  diese  erwirkten  während  der  Zeit 
der  Nakozischen  Unruhen  seine  Verhaftung  und  Abfüiirung  nach  Wien,  doch 
erwies  er  seine  Unschuld  ganz.  —  Was  den  Grafenstand  der  Familie  be- 


24  GRAFEN   BKTHLK.N    V.    IKTAU    IM»   (iKAKK.N   HKTIILK.N    V.    UKTIILK.N. 

Iriflt,  SO  nehmen  Einige  an,  dass  derselbe  im  Jahre  l(>22,  also  vom  Kaiser 
Ferdinand  II.,  erlheilt  wonhiu  sei.  Da  in  diesem  Jahre,  wie  oben  ange- 
geben, Belhlen  Gabor  den  Reiclisfiirslensland  zugesagt  erliiell  und  (he  ge- 
nauesten Quellen  zuerst  den  Nielas  als  Grafen  auffuhren,  so  könnte  leicht  der 
Grafensland  der  Familie  zu  den  Ernennungen  des  Kaisers  Leopold  I.  geboren. 
Die  älteren  genealogischen  Verhältnisse  der  Famihe  hat  Lehotzky 
(Stemmatographia,  P.  II.  Posonii,  1798)  nacli  den  besten  Quellen  mit  dem 
grössten  Fleisse  bearbeitet  und  als  Quellen  folgende  angegeben:  Felmer, 
Hist.  Transylv. ;  Benkö,  Ilist.  Transylv. ;  Ilorani,  Mem.  Hung.  et  Suppl.  ejusd. 
Praef.  ad  Ilist.  Joannis  Bettlern;  Gzvittinger,  Hist.  liter.  etc.  In  Bezug  auf 
die  genealogischen  Verhältnisse  der  gegen  Ende  d(;s  vorigen  Jahrhunderts 
lebenden  Glieder  giebt  Lehotzky,  dessen  Fleiss  und  Mühe  von  den  ungari- 
schen Famüien  bei  der  grössten  Dankbarkeil  nicht  hinreichend  genug 
gerühmt  werden  können ,  leider  an :  ,,Recentiorum  graduum  adaequatam 
deduclionem  erga  ileratas  requisitiones  hactenus  non  consecuti,  eam  ad 
suppl.  vel  P.irt.  111.  reservanius'*  und  die  beiden  ersten  Bände  dieses  Mei- 
sterwerkes haben  so  viele  Käufer  gefunden,  dass  dem  Verleger  die  Lust  — 
vergangen  ist,  den  dritten  Band  drucken  zu  lassen!  —  Die  von  Lehotzky 
p.  51  und  52  gegebenen  Stammtafeln,  aus  welchen  hier  nur  das  Wichtigste 
angeführt  werden  kann,  erstrecken  sich  zuerst  auf  die  Linie  des  Fürsten 
Gal)riel.  Als  erster  Ahnherr  ist  Ma^hard,  nach  Anderen  Marcjuard,  aufge- 
führt. Manhard  war,  nach  Benkö,  ein  Sohn  aus  der  zweiten  Ehe  des  Heer- 
führers Geysa,  und  Lehotzky  sagt  sehr  klar  von  demselben:  natus  est  ex 
Adelhaida  altera  conjuge  Geysae  Ducis  (Sarolta,  Tochter  des  transylvanischen 
Heerführers  Gyula,  war  die  erste  Gemahhn  des  Geysa,  und  aus  dieser  Ehe 
stammte  König  Stephan  I.,  der  Heüige,  verm.  mit  Gisela,  Prinzessin  von 
Burgund).  Die  Annahme  Einiger,  dass  die  Familie  Bethlen  von  der  Schwe- 
ster des  Königs  Stephan  I.  stamme,  scheint  weniger  begründet.  Als  zwei- 
tes Ghed  kommtPKTRus,  Comes  de  Temes,  vor.  Lehotzky  bemerkt  bei 
demselben,  dass  der  Name  Bethlen  (Bettlemi  nach  Benkö  nicht  von  Bethle- 
hem, sondern  von  dem  ungarischen:  be  6tlen  (quam  sobrius):  wie  nüch- 
tern, massig,  klug,  verständig,  herkomme,  und  setzt  noch  hinzu,  dass  nach 
Katona  ein  junger  Edler  Bettlem  zu  Paris  1175  (die  Rcdaction  setzt  die 
Verhältnisse  der  Lehrer  zu  Paris  vor  1205  oder  120ö  als  bekannt  voraus) 
studirt  habe.    Die  auf  Peter  folgenden  Glieder  sind:  Dominicus,  —  Johann, 

—  Georg  1452,  Banus  Sever,  —  Dominicus,  Vaivoda,  Buli  dictus,  —  Ga- 
briel, —  Wolffgang,  1574,  —  Gabriel,  Fürst  von  Siebenbürgen,  1620,  — 
Gabriel  und  Michael,  Gebrüder.  Von  des  Fürsten  Gabriel  Bruder,  Steplian, 
Fürsten  von  Siebenbürgen,  stammten  Stephan,  Gener.  Varasd.,  und  Peter, 
gest.  1G46:  eine  Stamiiireihe,  welche  für  die  Geschichte  Siebenbürgens 
von  nicht  geringer  Wichtigkeit  ist.  —  Die  weiteren  Angaben,  welche  Le- 
hotzky gewährt  hat,  beziehen  sich  auf  die  übrige  Famdie  Bethlen.  Die- 
selben beginnen  ebenfalls  mit  Manhard  und  es  folgen  auf  denselben :  Salom. 
Laurent.  Bult,  ex  bis  Bonlz,  Chak  et  Betthlem  dicli,  —  Oliver,  —  Joannes, 
Apa  dictus,  —  Micliael,  —  Jacob,  de  Betthlem  Magnus,        Joliann,  1325, 

—  Gregor,  gest.  1393,  —  Johann,  —  Gregor, — Alexius,  Vaivoda  und  Bla- 
sius,   M.  Cubic,  1442,  Gebrüder.    Mit  diesen  beiden  Brüdern  scheidet  sich 


GKAFEN  HETULKN  V.  IKTAU  UND  ÜUAFEN  BETHLEN  V.  liETHLEN.    25 

der  Stamm  in  zwei  Linien.  Die  Linie  des  Alexius  läufl  zuerst  durch  nach- 
stehende Gheder:  Georg,  —  Nicolaus,  —  Franz,  —  Wolflgang,  als  llislo- 
riker  bekannt,  1679,  —  Ladislaus,  1716,  —  Gregor,  —  Ludwig,  Ladislaus, 
Gregor,  Franz^und  Michael,  Gebrüder.  Von  einem  anderen  Sohne  des 
Franz,  Alexius,  dem  Bruder  Wolllgangs,  ergiebt  sich  folgende  Stammreihe : 
Alexius  (IL),  —  Paul,  —  Paul,  Oberst,  und  Woltrgang,  Gebrüder.  —  In 
der  von  Blasius  gegründeten  Linie  folgen :  Gregor,  — :  Michael,  —  Johann, 
—  Wolfl'gang,  gest.  1615,  Johann,  Canzler,  gesL  1716,  —  Michael  und 
Joseph,  Gebrüder.  Von  Michael  stammte  Stephan.  —  Weiteres  konnte 
Leholzky  nicht  ermitteln.  Eine  der  Redaction  vorhegende   Ahnentafel 

ist  nur  für  den  jetzigen  vierten  Ast  der  jüngeren  Linie  (s.  unten)  wichtig. 
Dieselbe  ergiebt  folgende  Glieder:  Samuel  Graf  Bethlen ;  Gemahlin:  Sophie 
Grähn  Teleki.  —  Adam  ;  Gemahlin :  Clara  Barbara  Gräfin  Banffy.  —  Gabor 
(Gabriel I,  Hofcanzler  in  Siebenbürgen;  Gemahlin:  Maria  Josephe  Gräfin 
V.  KhevenhüUer-Metsch,  verw.  Gräfin  v.  Herberstein,  geb.  1729,  verm. 
1756,  gest.  1768.  —  Joseph;  Gemahlin:  Josepha  Gräfin  Zichy.  —  Franz, 
geh.  19.  Jan.  1804  (s.  unten).     - 

Die  Familie  theilt  sich,  wie  erwähnt,  in  eine  ältere,  evangehsche 
Linie  in  Siebenbürgen,  Bethlen -Iktar,  und  in  eine  jüngere,  katholische 
Linie ,  ebenfalls  in  Siebenbürgen :  Bethlen  v.  Bethlen.  Von  ersterer  sind 
jetzt  nur  zwei  Glieder  bekannt ,  letztere  ist  sehr  gliederreich  und  wird 
neuerlich  in  10  Aeste  geschieden.  Der  neuere  genealogische  Zusammen- 
hang dieser  Aeste  ist,  abgesehen  von  derFamihe,  wohl  noch  immer  so 
unbekannt,  wie  Lehotzky  zu  seiner  Zeit  denselben  nicht  angeben  konnte, 
auch  sind  die  Personalnotizen  über  die  einzelnen  Gheder  des  Geschlechts 
nicht  vollständig,  wie  die  Angaben  des  Geneal.  Taschenbuchs  für  gräll. 
Häuser,  m  welchem  die  Familie  schon  seit  1841  aufgeführt  wird,  hin- 
reichend ergeben.  Nach  Jahrg.  1854  des  genannten  Werkes,  S.  77  —  SO, 
ist  über  den  jetzigen  Personalbestand  der  Familie  Folgendes  bekannt. 

Aeltere  Linie:  DOMINIK  Graf  Bethlen -Iktar,  geb.  im  März  1804, 
k.  k.  Kämmerer.  —  Die  Schwester  desselben,  Gräfin  Catharina,  ist  mit 
Nicolaus  Freiherrn  v.  Banffy  vermählt. 

Jüngere  Linie:  Astl.  Graf  PAUL,  Wittwer  von  einer  Freiiir 
v.  Bornemesza.  Der  Sohn  desselben  ist:  Graf  Gregor,  k.  k.  Kämmerer 
und  vormaliger  Hofconcipist  bei  der  siebenbürgischen  Hofcanzlei.  Die  Ge- 
schwister des  Grafen  Paul  sind:  Graf  Joseph,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit 
Esther  Gräfin  v.  Toroczkoi ,  aus  welcher  Ehe  Graf  Ladislaus  und  die  Grä- 
finnen Julie  und  Rosalie  stammen  —  und  Gräfin  Maria,  verm.  Gräfin  Lazar. 
Der  Sohn  vom  Oheim  des  Grafen  Paul  ist  Graf  Ludwig,  Wittwer  von  Clara 
Gräfin  v.  Bethlen  und  Vater  der  Gräfin  Maria,  verm.  Frau  v.  Kendeffy,  und 
von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Paul  leben  die  Grafen  Ludwig  und 
Ladislaus  und  Gräfin  Polyxeise.  —  A  s  t  IL  Graf  PAUL ,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  mit  Maria  Gräfin  v.  Bethlen.  Die  Tochter  desselben  ist  Gräfin  Pau- 
llne.  —  Ast  III.  Graf  GABOR ,  verm.  mit  Clara  Gräfin  v.  Bethlen.  Der 
Bruder  desselben ,  Graf  Wolfgang,  ist  mit  Rosa  Gräfin  Teleki  v.  Szek  ver- 
mählt, und  aus  dieser  Ehe  leben  die  Gräfinnen  Gisella  und  Maria.  — 
Ast  IV.   Graf  GABRIEL  —  Sohn  des  Grafen  Joseph,  k.  k.  Kämmerers,  aus 


20         (JRAFKN   BKTHLK.N   V.   IKTAR   UND  GRAFEN  BKTHLEN  V.   BETHLEN. 

der  Ehe  inil  Barbara  Gräfin  Haller  v.  Hallerstein,  venn.  1820  und  VVillwe 
seil  16.  Dec.  1846  —  geb.  1821,  Herr  der  Fideiconunissheriscliall  Kokel- 
burg, venu.  20.  Ücl.  1851  mit  Rosalik,  verw.  Gräfin  v.  Mikos.  Die  vier 
Ges(;hwister  des  (irafen  Gabriel  sind  die  Grafen  Joseph,  geb.  1823,  Camillo 
und  Emu.  und  Gräfin  Adele,  verm.  Freifrau  v.  Josika,  geb.  1824.  Die  bei- 
den Brüder  des  Grafen  Joseph  (s.  oben)  sind:  Graf  Leopold,  geb.  1800, 
k.  k.  Kämmerer,  vurm.  1821  mit  Catharina  Freiin  v.  Kienmayer,  geb. 
1802,  aus  welcher  Ehe  Graf  Michael,  geb.  1821,  vormaliger  Hofconeipist 
bei  der  siebenbiirgischen  Ilofcanzlei,  und  Gräfin  Leopoldlne,  geb.  1825, 
verm.  mit  Franz  Grafen  Belhlen,  stammen  und  Graf  Franz,  geb.  19.  Jan. 
1804,  k.  k.  Kännnerer  und  Major  in  d.  A.,  verm.  30.  Nov.  1833  mit  The- 
RESE  Nobile  de  Gianella,  geb.  5.  Aug.  1816,  aus  welcher  Ehe  Gräfin  llip- 
POLYTE,  geb.  13.  ücl.,  lebt.  Schwestern  der  eben  genainiten  Grafen  iMi- 
cliael  und  Franz  sind:  Gräfin  Josepha,  geb.  1784,  verm.  1816  mit  Johann 
Freiherrn  31iske  v.  Magyar-Gstestve-Mugyar,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Balh  und 
vormaliger  Staatsminister,  und  Gräfin  Aistonia,  geb.  1794,  verw.  Gräfin 
V.  Haller  seit  1830.  - —  Ast  V.  Nachkommen  des  Grafen  Johann,  geb. 
9.  Febr.  1792,  gest.  im  März  1851,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  in  erster  Ehe 
mit  Bosalie  Gräfin  Beldi ,  und  in  zweiter  mit  Susaisna  Freiin  v.  Wesselenyi, 
geb.  1810,  jetzt  Wittwe.  Aus  erster  Ehe  leben  drei  Söhne,  Graf  JOHANN, 
geb.  6.  Jan.  1826,  Graf  ülivier,  geb.  16.  Dec.  1826-,  und  verm.  mit  Jo- 
SEPHINE  Freiiii  v.  Nalaczy,  und  Graf  Nicolaus  ,  geb.  15.  Aug.  1831,  k.  k. 
Cadet,  und  die  Schwester  dieser  drei  Brüder  ist  Gräfin  Rosalie,  geb.  5.  Oct. 
1  824,  verm.  23.  Nov.  1844  mit  Joseph  Freiherrn  Sti})sics,  k.  k.  Obersten  etc. 
Aus  zweiter  Ehe  des  Grafen  Johann  leben  drei  Söhne,  die  Grafen  Daniel, 
geb.  6.  Sept.  1838,  Stephan,  geb.  8.  März  1840,  und  Aurelius,  geb.  21. 
Juli  1843.  —  Ast  VI.  Graf  GEORG,  Wittwer  von  Agnes  Freiin  v.  Banfly. 
Die  fünf  Töchter  desselben  sind  die  Gräfinnen :  Barbara,  verw.  Frau  v.  In- 
zady;  Elisabeth,  geb.  1821,  verm.  1842  mit  Samuel  Franz  Grafen  Teleki ; 
Johanna,  verm.  Gräfin  v.  Tolgolady;  Cornelia,  geb.  1823,  verm.  18.  Jan. 
1844  mit  Friedrich  Grafen  v.  Waldeck  (s.  Bd.  H.  S.  621),  und  Agnes.  — 
Ast  VII.  Graf  ADAM,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Barbara  Gräfin  Betblen. 
*Die  Tochter  desselben  ist  Gräfin  Hermine,  verm.  im  März  1846  mit  Marcus 
Grafen  Pejacsevich.  —  AstVllI.  Graf  PAUL  Franz,  verm.  mit  Caroline 
Gräfin  Belhhüi.  Die  vier  Söhne  desselben,  neben  einer  Tochter,  Gräfin 
Maria,  verm.  mit  Paul  Grafen  Betblen,  sind:  Graf  Alexander,  verm.  1846 
mit  Susanne  Freiin  v.  Banfly,  Graf  Franz,  verm.  1847  mit  Leopoldine  Gräfin 
Belhlen,  Graf  Gahl  und  Graf  Alexius.  —  Ast  IX.  Graf  ALEXANDEB,  k.  k. 
Kämmerer,  verm.  mit  IMaria  Freiin  v.  Kemenyi.  Aus  dieser  Ehe  stammen 
zwei  Söhne :  Graf  Alexander,  Wittwer  von  Sophie  Gräfin  Tolgolady,  und 
Graf  Johann,  verm.  1835  mit  Sophie  Gräfin  Teleki,  geb.  1815,  und  zwei 
Töchter,  die  Gräfinnen  Elise,  verm.  mit  Georg  Grafen  Miko,  und  Johanna, 
verm.  mit  Nicolaus  Grafen  Toroezkay.  —  AstX.  Graf  EMMERIGII,  k.  k. 
Gubernialsecrctair  in  Siebenbürgen,  und  der  Bruder  desselben :  (iraf  Nico- 
LAUs,  verm.  mit  Anna  v.  Gaal.  — 


(lIlAFKiV  BIÜOT   V.   SAli\T-QUKNTL\. 


27 


Grafen  Bigot  v.  Saint-Ouentin. 


Wappen:  im  n»Hicn  Schilde  drei  goldene  quer  über  einander,  nach  der 
rccli(en  Seile  kriechende  Ameisen.     Ueber  dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone. 

Alte  und  angesehene  französische,  ursprünghch  aus  der  Picardie  stam- 
mende Famihe,  welche  den  Beinamen  von  der  jetzt  zum  Departement  der 
Aisne  gehörenden,  durch  den  von  den  Spaniern  10.  Aug.  1557  erfochtenen 
Sieg  so  bekannt  gewordenen  Stadt  und  dem  Gemeindehezirk  Saint-Quentin 
führt.  Das  Geschlecht,  dessen  geschichtliche  und  genealogische  Verhältnisse 
der  Redaction  näher  nicht  bekannt  sind,  ist  im  vorigen  Jahrhunderte  nach 
Oesterreich  gekommen,  und  durch  den  weiter  unten  aufzuführenden  Frakz 
Ludwig  Grafen  Bigot  v.  Saint-Quentin,  dessen  Biographie  das  Oester- 
reichische  Mihtär-Gonversations-Lexicon  nicht  unter:  Bigot  (7  9.  Liefg., 
S.  412)  gegeben  hat,  sondern  erst  unter  dem  Beinamen:  St.  Quentin  geben 
will,  zu  hohem  Ansehen  gelangt.  —  Ein  verwandtschaftlicher  Zusam- 
menhang des  Hauses  Bigot  de  St.  Quentin  mit  der  Familie  Bigot  de  Preame- 
neu ,  Bigot  de  Villandry  etc.,  scheint  nicht  zu  bestehen.  Die  Familie  Bigot 
de  Preameneu  (in  Schwarz  drei  goldene  Löwenköpfe)  ist  namenlhch  durch 
Felix  Julien  Jean  Gomte  Bigot  de  Preameneu,  geb.  1750,  gest.  1826,  zur 
Zeit  der  Revolution  Parlamentsadvocat ,  später  Reichsgraf  und  Pair,  Prä- 
sident der  gesetzgebenden  Section  des  Staatsrathes,  und  als  solcher  Redac- 
teur  eines  Theils  des  Code  Napoleon ,  sehr  bekannt  geworden.  —  Baron 
BigotMe  Villandry  war  1813  kön.  westphälischer  Gesandter  am  kön.  däni- 
schen Hofe. 

Als  Haupt  des  gräfl.  Hauses  Bigot  de  Saint-Quentm  wird  aufgeführt : 
FRANZ  Ludwig  Graf  Bigot  v.  Saint-Quentin,  geb.  25.  Nov.  1774, 
k.  k.  Feldmarschall -Lieutenant  in  Pension,  zweiter  Inhaber  des  Dragoner- 
Regiments  Kaiser  Franz  Joseph,  verm.  1802  mit  Elise  Freiin  v.  Ysselbach, 
gaff.  3.  Sept.  1779.  Aus  dieser  Ehe  lebt,  neben  einer  Tochter,  Marga- 
RETHE,  geb.  12.  Jan.  1808,  verm.  mit  Carl  Freiherrn  v.  Ransonnet,  k.  k. 
Ministerialrath  und  Canzleidirector,  ein  Sohn:  Graf  Carl,  geb.  12.  Juni 
1805,  k.  k.  Oberst  und  Regiments -Commandant  von  Prinz  von  Savoyen 
Dragoner- Regiment  No.  5,  verm.  13.  Oct.  1851  mit  Caroline  Gräfin 
V.  Sternberg  Tochter  des  Grafen  Leopold,  jüngerer  Linie  zu  Serowitz 
(s.  Bd.  II.  S.  511)  —  verw.  Gräfin  v.  Lamberg.  Von  dem  1849  ver- 


28 


GRAFEN   V.   BILLE-BRAHE. 


slorbeiieii  Sohne  des  Grälen  Franz  Ludwig,  dem  Grafen  August,  geh. 
20.  iMärz  1804,  leht  die  Wilhve,  liiiNKitxTE  Freiin  v.  Podslalzky-Tonchern, 
venn.  81.  .lau.  1848,  und  (He  SthweKler  des  Grafen  Franz  Ludwig:  Vic- 
TüiHK,  geh.  22.  Juli  1780,  isl  seil  1808  mit  Slulleville  Chevaher  dlsaaeson 
vermäliU. 


Grafen  v.  Bille-Brahe* 

£ull)enfdj.  l3)änemork. 

Besitz:   auf  Fiilinen   die  Giafsclian  lirahesniiiide   uinl   die  Fideicomtniss  -  Herrscliall    E'^c- 
sciiuii;   juif  Seei.iiid  das  lim  Sciiwanholm  und  in  Jülland  Sonderliyegaard. 


Wappen:  quadrirter  Scbild ;  t  und  4  von  Roth  und  Silber  mit  grwecli- 
sel^<'n  Tirutiiicn  einmal  der  Länge  nach  und  dreimal  quer  gelhcilt  (Stammwappen: 
Bille) ;  2  und  3  in  Schwarz  ein  silberner  Pfahl  (Brahe).  Auf  der  Grafenkrone  er- 
heben sich  jwei  Hehiie.  Der  rechte  Helm  tragt  eine  aufrecht  stehende  Pfauen- 
feder zwischen  zwei  von  Roth  und  Silber  dreimal  quer  mit  gewechselten  Tincturen 
gelheilten  Büflelshörnern  In  der  Mündung  jedes  Horns  steckt  eine  Pfauenfeder 
und  die  äussere  Seite  ist  mit  drei  Pfauenfedern  besteckt  (Billescher  Helm).  Auf 
dem  linken  Helme  steht  eine  Pfauenfeder  zwischen  zwei  schwarzen,  mit  einem 
silbernen  Querbalken  belegten  Rüß'elshörnern,  deren  Mündungen  mit  einer,  die  Ausseu- 
seiten  aber  mit  zwei  Pfauenfedern  besteckt  sind  (Brahescher  Helm).  Die  Ffelm- 
decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  linken  schwarz  und 
silbern,  und  den  Schild  hallen  zwei  mit  Laub  umgürtete  Männer,  welche  mit  der 
freien  Hand  eine  Keule  auf  den  Boden  stemmen.  Einige  etwaige  weitere  Ver- 
mehrung der  Helme  bei  Krhebung  in  den  (Jrafenstand  ist  nicht  bekannt. 

Die  Grafen  v.  Bille-Braho  slaminen  aus  der  selir  allen  dänischen  Fa- 
milie Bille,  und  der  Beiname:  Brahe  isl  durch  Erbschaft  von  der  gleich 
allen   danischen  Familie  Brahe  hinzugekommen.     Die  Familie  Bille  slamml 


GRAFEN  V.   lULLE-BRAHE.  29 

ursprünglich  aus  Schlesien,  ist  aber  seit  1350  in  Dänemark  ansässig 
und  begütert  und  hat  immer  zu  den  angesehensten,  ghederreichen  und 
sehr  begüterten  (Lexicon  over  adelige  Famiher  i  Danmark  etc.  I.  S.  51) 
des  Landes  gehört.  Dies  Letztere  ist  auch  von  der  Familie  v.  Brahe 
(a.  eben  a.  0.  I.  S.  75),  welche,  als  dänische  Famihe,  von  der  gleich- 
namigen, ein  anderes  Wappen  führenden  schwedischen  Familie  unterschie- 
den werden  muss,  zu  sagen.  Aus  ersterer  kommt  Robert  Brahe  schon 
1226  und  Niels  Brahe  1375  urkundlich  vor.—  Als  am  18.  Aug.  1786  das 
alte  dänische  Geschlecht  derer  v.  Brahe  erlosch,  erbte  der  älteste  Zweig 
des  Geschlechts  v.  Bille  Namen  und  Wappen  der  Familie  v.  Brahe,  so  wie 
die  Majoratsbesitzung  Hvedholm,  und  Heinrich  v.  Bille,  k.  dän.  Geh.  Rath, 
gest.  9.  Jan.  1789,  verm.  mit  Agnes  v.  Raben,  gest.  12.  März  1810, 
nahm  den  Namen  ,,Bille-Brahe"  an.  Die  Majoratsbesitzung  Hvedholm  wurde 
später,  9.  Mai  1790,  vom  Könige  Christian  VII.  von  Dänemark  für  den 
jetzigen  Besitzer,  Preben  Grafen  v.  Bille-Brahe,  dem  Sohne  des  Geh.  Raths 
Heinrich  v.  Bille-Brahe,  und  seine  Nachfolger,"  unter  Erhebung  in  den  kön. 
dänischen  Lehensgrafenstand,  zu  einer  kön.  dänischen  Lehensherrschaft 
erhoben. 

Das  jetzige  Haupt  und  Besitzer  der  erwähnten  Lehensherrschaft  ist: 
PREBEN  Graf  v.  Bille-Brahe,  geb.  25.  Febr.  1773,  k.  dän.  Kam- 
merherr und  Geh.  Conferenzrath,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Eleonore  So- 
phie Gräfin  v.  Rantzau,  geb.  29.  Aug.  1779,  gest.  7.  März  1800,  in 
zweiter  mit  Johanna  Catharina  Wilhelmine  v.  Falbe,  geb.  10.  März  1789, 
gest.  3.  März  1823,  und  in  dritter  mit  Brigitte  Susanne  Sibylle  Gräfin 
V.  Schaffalitzky ,  geb.  31.  Aug.  1801.  Aus  der  ersten  Ehe  stammen  zwei 
Söhne:  Graf  Heinrich,  geb.  21.  Jan.  1798,  k.  dän.  Kammerherr  und 
ausserordentlicher  Gesandter  und  bevollmächtigter  Minister  am  kais.  österr. 
Hofe,  verm.  in  erster  Ehe,  13.  Oct.  1838,  mit  Jeromia  Catharina  Freiin 
V.  Selby,  geb.  24.  Jan.  1812,  gest.  14.  Sept.  1848,  aus  welcher  Ehe  ein 
Sohn  Preben  Carl,  geb.  14.  Nov.  1842,  entsprossen  ist,  und  in  zwei- 
ter Ehe,  15.  Nov.  1851,  mit  Luise  Freiin  v.  Hochschild  —  und  Freiherr 
Friedrich  Siegfried,  geb..  26.  Febr.  1799,  k.  dän.  Kammerherr  und  Ritt- 
meister a.  D.,  verm.  mit  Maria  v.  Rülow.  Der  aus  letzterer  Ehe  stammende 
Sohn,  Franz  Preben,  kön.  dänischer  Hofjägermeister  und  Legationssecre- 
tair  in  Berhn,  hat  sich  mit  Camilla  v.  Harmens  vermählt,  und  aus  dieser 
Ehe  ist  ein  Sohn,  Friedrich  Heinrich,  geb.  1851,  entsprossen.  —  Aus  der 
zweiten  Ehe  des  Grafen  Preben  stammt  —  neben  zwei  Schwestern,  Eleo- 
nore, geb.  9.  Aug.  1817,  verm.  24.  Juni  1842  mit  Ferdinand  Freiherrn 
V.  Wedell,  und  Ida  Maria,  geb.  2.  Aug.  1822,  verm.  8.  Mai  1844  mit  Chri- 
stian Hoyer  v.  Bille,  k.  dän.  ausserordentl.  Gesandten  am  k.  grossbrit.  Hofe, 
—  ein  Sohn:  Freiherr  Johann  Christian,  geb.  2.  Juh  1819,  k.  dän.  Kam- 
merherr, verm.  mit  Maria  Carohne  Wilhelmine  Gräfin  v.  Moltke-Bregentved, 
geb.  23.  Juh  1827,  aus  welcher  Ehe  ein  1853  geborner  Sohn  lebt. —  Aus 
der  dritten  Ehe  des  Grafen  Preben  stammt  Freiherr  Erich  Carl,  geb.  5.  Jan. 
1827,  verm.  1851  mit  Hedwig  Freiin  v.  Schaftalitzky. 


30  (;rafen  URSINI  v.  in. a<;ay. 

Grafen  Un^ini  v.  Blagay. 

^atljoltfd).  ©cfterrfirf). 

Besitz:  in  Krnin  die  Ilcrrscliafl  Weissenslein  eic. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  in  Roth  ein  aufgerichteter,  einwärtsgekchr- 
ter,  gekrönter,  schwarzer  Bär,  welcher  mit  beiden  Vordertatzen  einen  goldenen 
Streitk()ll)en  vor  sich  halt ;  2  und  3  von  Silber  und  Holh  sechsmal  schräglinks  ge- 
tin'iJt :  der  oberste,  das  halbe  Feld  einnehmende,  silberne  Theil  ist  mit  einer  rothen 
Rose  belegt  (Stammwappen),  und  4  in  Schwarz  ein  einwärts  gekehrter,  gekrönter, 
doppelt  geschweifter,  goldener  Löwe,  welcher  in  der  rechten,  erhobenen  Vorder- 
pranke einen  blanken  Säbel,  in  der  linken  aber  ein  herabhängendes,  von  Roth  und 
Silber,  nach  Einigen  unter  einem  silbernen  Streifen  mit  einer  rothen  Rose,  sechs- 
mal quer  gestreiftes  Fähnchen  hält.  Ueber  dem  Schilde,  welchen  zwei  einwärts- 
sehende, schwarze  Bären  halten,  steht  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  zwei 
gekrönte  Helme  erheben.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  aufwachsenden  einwärts- 
sehenden, schwarzen  Bär,  welcher  in  den  Vordertatzen  einen  silbernen  Halbmond 
hält,  aus  welchem  eine  Flamme  auflodert,  und  der  linke  einen  aufwachsenden,  ein- 
wärtssehenden, goldenen  Löwen,  welcher  in  den  Vorderpranken  eine  Standarte  mit 
rother,  links  w^^hender  Fahne,  belegt  mit  einem  silbernen  Ringe,  hält.  Die  Helm- 
decken sind  rechts  golden  und  silbern,  links  roth  und  silbern.  —  Tyrofl"  (N.  A. 
VV.-W.)  tingirt  das  erste  Feld  golden,  und  in  das  vierte  schwarze  Feld,  welches 
das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl  Häuser  (1849.  S.  84)  silbern  angiebt,  stellt  der- 
selbe einen  rechtsgekehrten  und  gekrönten,  goldenen  Löwen,  welcher  nur  in  der 
rechten  Vorderpranke  ein  Schwert  hält. 

Die  Grafen  Ursini  v.  Blagay  stammen,  wie  die  Fiirslen  und  Grafen 
V.  Rosenherg,  .ans  dem  uralten  Hause  Orsini  oder  Ursini  in  Italien  ab,  und 
Vitellus  Ursini ,  welcher  um  1150  lebte ,  wird  als  ältester  Stammvater  der 
Orsini  v.  Rosenberg,  dessen  Verwandter  aber,  Nicolo  Ursini,  als  Ahnherr 
der  Grafen  Ursini  v.  Blagay  angenommen  (s.  Bd.  11.  S.  310).  Nicolo  Ursini, 
römischer  Senator,  verliess  Rom  1150,  begab  sich  zu  seinem  Verwandten, 
Hermann  Markgrafen  v.  Görz,  und  vermählte  sich  mit  der  Tochter  desselben. 
Aus  dieser  Ehe  entspross  Graf  Stephan  Ursini,  welcher  dem  König  in  Un- 
garn, Bela  III.,  gegen  die  Einfälle  eines  Nachbars,  Albert  v.  Michowa,  bei- 


GHAKEN  DRSIISI  V.   RLAGAY.  31 

stand  und  für  seine  Hülfe  von  Bela  mit  der  Grafschaft  Wodirha  für  sich  und 
seine  Nachkommen  hehelien  wurde.  Schon  seit  dieser  Zeit  blüht  das  Ge- 
schlecht in  Ungarn,  gehört  also  zu  den  ältesten  Famüien  des  Landes.  Graf 
Babo  (Babonek)  Ursini  v.  Wodicha,  Enkel  des  Stephan,  gest.  1290,  erbaute 
1249  das  Schloss  Blagay  in  Croatien,  zwischen  Sinn  und  Garlsladt,  nicht 
weit  vom  Ursprung  des  Flusses  Krui)}>e,  nannte  sich  nach  demselben,  und 
noch  jetzt  führen  die  Nachkommen  von  Babo's  Sohne,  Rodoslaus,  Banns  von 
Slavonien,  gest.  1818,  welcher  den  Stamm  fortsetzte,  diesen  Beinamen. 
Um  1512  wurde  das  Schloss  Blagay  von  den  Türken  zerstört  und  sjjätere 
Einfälle  derselben  verheerten  die  Besitzungen  der  FamiUe,  alles  kräftigen 
Widerstandes  ungeachtet,  so,  dass  1545  die  grossen  Besitzungen  des  Ge- 
schlechts den  Türken  Preis  gegeben  werden  mussten,  worauf  die  Familie 
mit  Franz  IL,  verm.  mit  Magdalena  v.  Lamberg,  um  1547  sich  in  das  Her- 
zogthum  Krain  wendete.  In  diesem  Herzogthum  kam  die  Famüie  zu  hohem 
Ansehen,  erwarb  bedeutenden  Grundbesitz  und  bekleidete,  wie  der  be- 
kannte Historiker  Valvasor  vielfach  angiebt,  die  obersten  Stellen  des  Landes. 

Nachstehende  Glieder  aus  den  bekannt  gewordenen  Ahnentafeln  des 
gräflichen  Hauses  ergeben  deutlich  und  genau  die  Abstammung  der  jetzigen 
Sprossen  des  Geschlechts :  Eberhard  Leopold  Graf  Ursini  v.  Blagay ;  Gemah- 
lin :  Anna  Maria  Gräfin  v.  Paradeiser.  -  FraiszAdam;  Gemahlin:  Sibylla  Ga- 
tharina  Gräfin  v.  Auersperg  (geb.  1652).  —  Anton;  Gemahhn:  Maria  Gäcilia 
Freiin  v.  Teuffenbach.  —  Johann  Nepomuk;  Gemahlin:  Maria  Gäcilia  Freiin 
V.  Neuhaus.  —  Joseph  Franz  Georg;  Gemahlinnen  s.  unten.  —  Richard, 
Sohn  erster  Ehe,  und  Ignaz  und  Franz  Joseph  Garl,  Söhne  zweiter  Ehe. 

Die  jetzigen  Gheder  der  Familie  sind  Nachkommen  des  Grafen  Joseph 
Franz  Georg,  geb.  29.  April  1759,  gest.  25.  Sept.  1831.  Derselbe  war 
dreimal  vermählt:  in  erster  Ehe  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Auersperg, 
verm.  29.  Jan.  1783,  gest.  5.  Oct.  1787,  in  zweiter  mit  Carolina  Freiin 
V.  Schluga,  verm.  3.  Aug.  1789,  gest.  23.  April  1803,  und  in  dritter  mit 
Wilhelmine  Gräfin  v.  Auersperg,  gest.  27.  Juli  1807. 

Das  jetzige  IIau])t  der  Familie  ist  der  älteste  Sohn  des  Grafen  Joseph 
Franz  Georg: 

Graf  RICHARD,  geb.  17.  Aug.  1786,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  8.  SepL 
1808  mit  Antonia  Freiin  v.  Rillichgrätz.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen 
Richard  sind:  Graf  Ignaz,  geb.  2.  März  1794,  Herr  der  Herrschaft  Weissen- 
stein,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  14.  Febr.  1825  mit  Maria  Freiin  Lazarini  zu 
Zobelsberg,  geb.  31.  Jan.  1801,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern, 
den  Gräfinnen  IIyacintha,  geb.  5.  Dec.  1825,  und  Mathilde,  geb.  1833, 
ein  Sohn,  Graf  Ludwig,  geb.  1830,  k.  k.  Lieutenant,  stammt  —  und  Graf 
Franz  Joseph  Carl,  geb.  14.  Jan.  1797,  k.  k.  Kämmerer,  Hofrath  und 
zweiter  Vorsteher  der  Berg-  und  Salinen-Direction  zu  Hall,  verm.  9.  Jan. 
1840  mit  Luise  Gräfin  Gaschin  v.  und  zu  Rosenberg  —  Schwester  des 
Grafen  Amand  Leopold  Erdmann  Eduard  (s.  Bd.  I.    S.  262 j.  — 


;V2 


r.RAFHN  V.   IlLOME. 


Cutl)crtfd). 


Grafen  v«  Biomo. 

triönemark  unb  (Dcflcrrctd). 


Besitz:  «las  Majorni  Sallzan;  die  l);ilii<'iin<'tlifti'  Kideicoinmisso  nehst  Aon  Cfilrirn  Sophien- 
liof,  ScIk.Mi,  (lliailoiicnlhal  und  Oltcnhof;  di«  Giiler  f.amiTHM'shagon ,  Fri»!d«l)iirg 
und  Hloirieiiberp  «ic,  und  .in  Ungarn  die  Herrschan  Hagyniad-Kalvä  mit  fiinf  Ori- 
s<;liaricn. 


Wappen:  im  lil.uicn  Schilde  ein  nach  der  rechten  Seile  aufspringendes 
silbernes  Windspiel  mit  goldenem  Halsbande.  Auf  dem  Schilde  steht  die  Grafen- 
krone,  und  auf  derselben  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten 
Helme  springt  nach  einwärts  das  Windspiel  des  Schildes  auf;  der  mittlere  Helm 
trägt  einen  Pfauenschvveif  von  zehn  Federn  (5  und  5)  (Helm  des  Stammwappens), 
und  der  linke  einen  wachsenden,  einwärtssehenden  goldenen  Löwen.  Den  Schild 
halten  zwei  gekrönte,  auswärtssebende  goldene  Löwen,  und  das  Ganze  umRiegt 
gewöhnlich  ein  mit  einer  Krone  bedeckter  Wappenmantel.  Die  Helmdecken  sind 
blau  und  silfiern.  Diese  Angaben  wurden  Lackabdrücken  von  Petschaften  entnom- 
men. —  Was  das  Stammwappen  anlangt,  so  springt  nach  dem  Dänischen  Wappen- 
Jtuche  (L  X)  der  silberne  Windhund  mit  goldenem  Halsband  nicht  nach  der  rechten 
Seite  des  blauen  Schildes  auf,  sondern  läuft  nur,  wie  gewöhnlich,  nach  dieser  Seite. 
Auf  dem  Helme  steht  ein  Pfauenschweif  von  acht  Federn  (4  und  4).  Im  Johan- 
niterorden  findet  sich  nacli  Dienemann  (S  339,  No,  32)  im  blauen  Felde  ein 
springendes  silbernes  Windsjiiel  mit  Halsband  und  ein  Pfauenschwanz  von  acht 
(5  und  3)  Federn.  Die  Helmderken  sind,  wie  erwähnt,  blau  und  silbern.  Angelus 
(Holst,  Chronik,  S.  40)  kehrt  das  Windspiel  links.  Dieselbe  Stellung  giebl  Sieb- 
macher (HI.  154)  an,  welcher  wohl  die  Abbildung  aus  der  erwähnten  Chronik  ge- 
nommen hat.  —  Das  Wappenbuch  des  Königreichs  Hannover  (A.  16)  lässt  aus  dem 
rechten  Helme  das  Windspiel  des  Schildes  aufwachsen  und  giebt  die  Devise :  Aul 
Mors  Aut  Vita  Decora  an.  Nach  dem  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  90) 
ist  das  Halsband  des  Windspiels  im  Schilde  und  auf  dem  rechten  Helme  roth  und 
mit  Edelsteinen  verziert. 

Sehr  alle  holsloiniscJH»  Familie,  welche,  wie  Anffeliis  (Holst.  Chronik. 
S.  40)  aii'^neht,  ans  dem  Braiinschweigisch-Liinehnrgischeii  stammt,  in 
Biaunschweig   aher  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts   ausgegangen  ist. 


GRAFEN  V.   BLOME.  33 

Dietrich  v.  Blome  (Blum,  Blumen)  ftihrte  1400  eine  Schwadron  Beiter  aus 
Braunschweig  nach  Holstein,  machte  sich  in  Holstein  ansässig,   vermählte 
sich  mit  einer  Tochter  des  Schack  v.  Bantzow  und  pflanzte  sein  Geschlecht 
fort.    Von  den  Nachkommen  desselben  zeichneten  sich  die  Gebrüder,  Hans 
V.  Blome,  Herr  auf  Seehedorfl',  und  Heinrich  v.  Blome,  Hauptmann  zu  Got- 
torp,  um  1500  im  Dithmarschen  Kriege  sehr  aus   und  fielen  im  Kampfe. 
Hans  V.  Blome,  Herr  auf  Seehedorfl*,  Bath  und  Hauptmann  zu  Hadersleben, 
und  Dietrich  v.  Blome,  Herr  auf  Hornstorfl",  waren  1580  als  Bäthe  bei  dem 
Erbvergleiche ,  welchen  König  Friedrich  II.  von  Dänemark  mit  dem  Herzog 
Adolph  in  Holstein  errichtete.     Otto  v.  Blome  kommt  1640  als  herz,  hol- 
steinisch-gottorpischer  Landräth    vor,    Hans  v.    Blome  war    Ober-Land- 
.Tägermeister ,    und  Wolfl'  und  Dietrich  v.  Blome  werden  1698  als  k.  dän. 
Geh.  Bäthe  und  Bitter  vom  Danebrog  aufgeführt.   -   Im  Laufe  der  Zeit  stieg 
das  Ansehen  der  Famihe  immer  mehr,  dieselbe  zählte  zu  den  angesehen- 
sten Geschlechtern  des  Herzogthums  Holstein,  bekleidete  hohe  Staatsämter 
und  erwarb  sehr  bedeutenden  Grundbesitz  (s.  Lexicon  over  Adehge  Fami- 
lier  i  Danmark  etc.  I.    S.  61).   —   Im  17.  Jahrhundert  breitete  sich  die 
Familie    auch   in   Oesterreich   aus   und    der  von    Weingarten    (Fürstensp. 
S.  375)  erwähnte  und  vom  Kaiser  Leopold  I.  in  den  Freiherrenstand  erho- 
bene Georg  Heinrich  Freiherr  v.  Blum,    1666  k.  böhm.  Appellationsrath 
und  früher  kaiserl.  Besident  am  kursächs.  Hofe,   gehörte  zu  diesem  Ge- 
schlechte, w^elches  bis  vor  etwa  30  Jahren  auch  in  Oesterreich  geblüht  hat. 
In  Dänemark  kommt  die  Famihe  jetzt  theils  im  Lehensgrafenstande, 
theils  im  Freiherrenstande  vor.    Es  wurde  nämhch  Otto  v.  Blome,  Herr  zu 
Heihgenstetten ,  Bahrenfleth,   Campen,  Beckhof  und  Beckmünde,  k.  dän. 
General-Lieutenant  und  Gesandter  am  kais.  russ.  Hofe,  mit  dem  ältesten 
Sohne  seines  verstorbenen  Bruders,   des  k.  dän.  Kammerherrn  Friedrich 
V.  Blome,  Herrn  zu  Saltzau  und  Blomes-Wildniss,  Otto  v.  Blome  (s.  unten) 
Herrn  zu  Saltzau,   Blomes-Wildniss  etc.,  k.  dän.  Kammerherr  und  Bitt- 
meister,   laut    Besolution   des   Königs   Friedrich  VI.    von    Dänemark   vom 
11.  Sept.  1819  in  den  k.  dänischen  Lehensgrafenstand  erhoben.    Das  be- 
treffende Patent  ist  erst  nach  einigen  Jahren,   so  viel  bekannt,  um  1824, 
ausgefertigt  worden. 

Das  Haupt  der  Familie  der  Lehensgrafen  v.  Blome  ist : 
Graf  OTTO,  geb.  1.  Oct.  1795,  k.  dän.  Lehensgraf,  Kammerherrund 
Geh.  Conferenzrath,  Erb-  und  Majoratsherr  zu  Saltzau  und  dem  bahren- 
flether  Fideicommisse  nebst  den  Gütern  Sophienhof,  Seikau,  Charlottenthal 
und  Ottenhof,  Herr  zu  Lammershagen ,  Friedeburg  und  Blomenberg,  wie 
auch  der  Herrschaft  Hagymadfalvä  in  Ungarn,  verm.  in  erster  Ehe  1823  mit 
Agnes  Prinzessin  v.  Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,  gesch.  1825,  in  zw^eiter, 
1828,  mit  Clementine  Prinzessin  v.  Bragalion,  gest.  29.  Mai  1829,  und  in 
dritter,  12.  Mai  1837,  mit  Julie  Friederike  Sophie  Gräfin  v.  Platen-Haller- 
mund  —  Tochter  des  Grafen  Georg  Wilhelm  Friedrich  (s.  Bd.  II.  S.  206) 
—  geb.  6.  Nov.  1811.  Aus  zweiter  Ehe  stammt  Graf  Otto  Paul  Juhus 
Gustav,  geb.  18.  Mai  1829,  und  aus  dritter  Ehe  Gräfin  Adeline,  geb. 
14.  Febr.  1838. 

Die  Geschwister  des  Grafen  Otto,   ein  Bruder  und  zwei  Schwestern, 
III.  3 


34 


GRAFEN  V.  BNIN-BNIINSKI. 


sind  freiliprrliclien  Standes.  Der  BimuUt  ist :  Adolph  Freiherr  v.  RIonie,  geb. 
15.  März  1798,  k.  dän.  Geli.  Conferenzrath  und  Hol-Jügernieister,  Erb- 
und  Majoratsberr  zur  ßbune'sclieu  Wil(biiss,  Ileibgenstetlcn,  Habrenlletb, 
Campen,  Beckbof  und  Beckmilnde,  verm.  30.  Aug.  1823  mit  Fanny  Jubane 
Friederike  Gräfin  v.  Reventlow  aus  dem  Hause  Wittenberg,  geb.  28.  Jub 
1803,  aus  web'ber  Ehe,  neben  fünf  Töchtern ,  drei  Söhne,  die  Freiherren 
Otto,  Hans  und  Rudolph  leben.  Von  den  Schwestern  des  Grafen  Otto  und 
des  Freiherrn  Adolph  ist  Freiin  Adelheid  Friederike  Stiflsdame  des  adeligen 
Klosters  zu  Preetz ,  und  Freiin  Natalie  mit  Curt  Grafen  v.  Einsied(d  (s. 
Bd.  I.    S.  213)  vermählt. 


Grafen  v.  Biiin-Bniiiski. 

Äatl)alifd).  pttix^cn, 

Besitz:  im  Grossherzogihum  Posen  die  Güter  Glesno  und  Sztezelcze;  Karne  und  Reklin; 
Samostrzel ,  Popowko ,  Popowo ,  Urbanie,  Zagay  und  VVychowanice-,  Pierwoszewo, 
Biezdrowo,  Gross-  und  Klein-Cmachowo,  Zakrzewo,  Mokrz,  Popowo,  Gogolice  und 
Kobus ;  Pomiontkowo ,  Zalewo ,  Przeclawek  und  Ciioynica  etc. 


IVappen:  Schild  von  Roth  und  Gold  quadrirt  und  vor  demselben  ein  sil- 
berner, goldenbewehrter  Adler,  welcher  auf  der  Brust  einen  golden  eingefassten 
rothen  Herzschild  mit  einem,  den  Schnabel  rechlskehrenden  Kahn  trägt  (Haus 
Lodzia).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  mit  gräflichen  Kronen  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  und  der  linke  Helm  trägt  einen  einwärtssehenden  silbernen 
Adler,  und  der  mittlere  fünf  silberne  Straussenfedern,  welche  mit  dem  Kahne 
des  Herzschildes  belegt  sind.  Die  HeJmdecken  sind  roth  und  golden,  und  den 
Schild  hält  rechts  ein  auswärtssehender  goldener  Löwe ,  links  ein  Greif.  (So 
giebt  das  Wappenb.  d.  preuss.  Monarchie  [I.  22]  das  Wappen  und  so  findet  sich 
dasselbe  auf  Lackabdrücken).  —  Das  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  89) 
quadrirt  den  Schild  von  Gold  und  Roth,  fasst  den  Herzschild  nicht  golden  ein  und 
krönt  die  Adler.  Die  Helme  sind  mit  gewöhnlichen  Kronen  gekrönt  und  auf  dem 
mittleren  Helme  erhebt  sich  ein  mit  dem  Kahne  belegter  Pfauenwedel. 


GRAFEN  V.  BNIN-BNINSKI.  35 

Sehr  altes  polnisches  Geschlecht,  welches  mit  den  erloschenen  be- 
rühmten Grafenhäusern  Görka  und  Opahnski  eines  Ursprunges  ist.  Dasselbe 
führt  seinen  Namen  von  dem  Städtchen  Bnin  bei  Posen,  welches  schon  im 
Mittelalter  als  Hauptort  einer  danach  benannten  Grafschaft  vorkommt.  Letz- 
tere wurde  aber  durch  König  Casimir  III.  in  Polen  der  Famihe  entzogen 
und  1365  einem  natürhchen  Sohne  des  Königs  Johann  von  Gypern,  Peter 
V.  Lusignan ,  verheben.  —  Jacob  v.  Bnin ,  Woiwode  von  Posen ,  erhielt 
1163  vom  Herzog  Boleslaus  IV.  in  Polen,  zur  Belohnung  grosser  Ver- 
dienste, die  Schlösser  Schneidemühl  und  Uscz  im  heutigen  Grossherzog- 
thum  Posen  mit  grossen  Ländereien  unweit  der  Grenzburg  Nakel  in  der 
sogenannten  polnischen  Mark  (Kraina),  in  welcher  Gegend  noch  jetzt  die 
Familie  reich  begütert  ist.  Peter  v.  Bnin  war  1202  Herzog  Heinrichs 

des  Bärtigen  von  Schlesien  Canzler,  und  der  Sohn  desselben,  Nicolaus,  fiel 
9.  April  1241  in  der  Schlacht  gegen  die  Mongolen  bei  Liegnitz  an  der 
Seite  des  Herzogs  Heinrich  II.  von  Schlesien.  Gleich  ruhmvoll  fiel  Andreas 
V.  Bnin,  Castellan  von  Kahsch,  bei  Vertheidigung  seines  Herrn,  des  Königs 
Przemyslaus  in  Polen,  als  derselbe  1296  in  Rogasen  von  den  Markgrafen 
Otto  und  Johann  von  Brandenburg  überfallen  wurde.  Ein  anderer  Andreas 
v.  Bnin  zählte  zu  den  polnischen  Grossen ,  welche  dem  König  Wenzel  in 
Böhmen  1300  die  Krone  Polens  antrugen  und  verschafften.  Dieser  An- 
dreas, ohne  männhche  Nachkommen,  war  der  letzte  Herr  der  Grafschaft 
Bnin.  Die  Agnaten  desselben  behielten  die  Güter  bei  Nakel,  und  Stanislaus 
V.  Bnin  kommt  urkundlich  1570  als  Herr  dieser  Güter  vor.  —  Stanislaus 
V.  Bnin  war  1671  Regent  der  poln.  Kron-Canzlei ;  Adalbert  starb  2.  April 
1755  als  Castellan  von  Kowal  und  Starost  in  Nakel;  Constantin,  der  Sohn 
des  Letzteren,  war  Castellan  von  Kulm,  Marschall  des  Kron-Tribunals  von 
Gross-Polen,  Starost  von  Murzynno  und  Herr  der  Güter  Samostrzel,  Mro- 
zowo,  Zelazno,  Smielin  und  Kratzke,  und  Stanislaus,  gest.  1770,  Castellan 
von  Schrimm. 

Der  preussische  Grafenstand  kam  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III. 
durch  zwei  Ernennungen  in  die  Familie.  Es  wurde  nämhch  zuerst,  17.  Jan. 
1816,  Florentin  V.  Bniiiski,  Herr  auf  Biezdrowo,  und  später,  12.  Juni 
1816,  Joseph  v.  Bninski,  Herr  auf  Samostrzel  in  den  Grafenstand  erhoben. 
Beide  sind  die  Stifter  der  zwei  Linien,  in  welchen  das  gräfliche  Haus  blüht, 
und  zwar  gründete  Graf  Joseph  die  erste  und  Graf  Florentin  die  zweite 
Linie. 

Das  jetzige  Haupt  der  ersten  Linie  ist: 

CONSTANTIN  Graf  v.  Bnin-Bninski  -  ältester  Sohn  des  Grafen  Jo- 
seph —  Herr  auf  Glesno  und  Sztezelcze ,  verm.  in  erster  Ehe  mit  N.  N. 
V.  Kenszycka  und  in  zweiter  mit  N.  N.  v.  Kalkstein  (gesch.).  Aus  erster 
Ehe  stammen  die  Gräfinnen  Franziska  und  Maria.  Der  lebende  Bruder  des 
Grafen  Constantin  ist:  Graf  Ignaz,  Herr  auf  Samostrzel,  verm.  mit  Emilie 
Franziska  Boleslawa  Regina  v.  Loncka,  aus  welcher  Ehe  Graf  Boleslaw 
Adalbert,  geb.  1849,  und  die  Gräfinnen  Emilie,  geb.  1846,  und  Maria,  geb. 
1851,  stammen.  Von  den  beiden  Schwestern  ist  Gräfin  Anjela  mit  Hilarius 
v.  Baranowski,  und  Anna  mit  Herrn  v.  Cielecki  vermählt,  und  von  dem  1847 
verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Johann,  lebt  die  Wittwe,  Maria  Gräfin 

3* 


3i^  GRAFKN   V.   BOMBELLES. 

MieliyAska,  Besitzerin  der  Güter  Karne  und  Reklin.  Von  den  zwei  Kindern 
derselben  führt  der  älteste  Sohn  den  Namen  Joseph. 
Das  Haupt  der  zweiten  Linie  ist: 
ALEXANDER  Graf  v.  Bnin-Buinski  —  ältester  Sohn  des  Grafen  Flo- 
rentin  —  Herr  der  Güter  Po|)owko,  Popowo,  Urbanie,  Zagay  und  Wycho- 
wanice ,  verm.  mit  N.  N.  v.  Mlicka ,  welche  mit  Hinterlassung  dreier  Kinder 
gestorben  ist.  —  Die  drei  Brüder  des  Grafen  Alexander  sind:  Graf  Adolph, 
Herr  auf  Pierwoszewo,  Biezdrowo,  Gross-  und  Klein-Cmachowo,  Zakrzemo, 
Mokrz,  Popowo,  Gogolice  und  Kobus,  verm.  mit  Eleonore  v.  Wensierska, 
aus  welcherEhe  drei  Kinder  leben;  —  Graf  Marcell —  und  Graf  iMaxlmilian, 
Herr  auf  Pomiontkowo,  Zalewo,  Przeclawek  und  Choynica,  verm.  mit  Sevk- 
RiNA  V.  Zöltowska.  —  Die  fünf  Schwestern  der  genannten  Brüder  sind  die 
Gräfinnen:  Emilie,  verm.  Frau  v.  Bialkowska,  Johanna,  verm.  Frau  v.  Do- 
liwa,  Flürentine,  verw.  Frau  v.  Zaremba,  Julie,  verm.  Frau  v.  Moszczenska, 
und  Maria,  verm.  Frau  v.  Koszutska. 


Grafen  v.  Bombelles. 

fiottjoltfd).  ©eflcrrcid)  unb  iTranhmd). 


Wappen:  quadrirler  Schild;  1  und  4  golden,  ohne  Bild;  2  und  3  in 
Roth  ein  6  eckiger  goldener  Stern.  Den  Schild,  welchen  zwei  einwärtssehende 
silberne  Einhörner  hallen,  deckt  die  Gralenkrone.  Von  einer  Hclmzier  ist  nichts 
bekannt:  in  Petschaften  kommt  das  Wappen  nur,  wie  hier  beschrieben,  vor.  Zu 
den  Seiten  und  über  der  Krone  haben  Einige  die  Devise :  ,,Bombelles  In  Bello 
Non  Imbelles." 

Sehr  altes,  angesehenes  französisches  Adelsgeschlecht ,  welches  sich 
namentlich  in  k.  französ.  Kriegsdiensten  in  früherer  und  späterer  Zeit  sehr 
ausgezeichnet  hat  und  aus  welchem  Henri  Francois  Graf  v.  Bombelles,  geb. 
1681,  gest.  1700  als  k.  franzos.  General-Lieutenant,  zu  seiner  Zeit  als 
Schriftsteller  der  Kriegswissenschaft  sehr  bekannt  war.  —  Marc  Marie 
Marquis  de  Bombelles,  geb.  1744,  Mar6chal  de  Camp,  wurde  1780  k. 
franz.  Gesandter  zu  Begensburg  und  später  zu  Lissabon  und  Venedig,  trat 
1789  zu  den  Emigrirten,  diente  im  Gonde'schen  Corps,  wurde  nach  Auf- 
lösung desselben  Geistlicher,  nach  der  Bückkehr  der  Bourbons  Aumonier 
der  Herzogin  v.  Berry  und  1819  Bischof  von  Amiens. 


GRAFEN  V.   BOMBKLLKS.  37 

In  Oeslerreich  ist  in  neuerer  Zeit  das  Geschlecht  durch  drei  von  Letz- 
terem slamuiende  Söhne,  die  Grafen  Ludwig  Philipp,  Carl  Renatus  und 
Heinrich  Franz,  welche  sämmthch  zu  hohen  Würden  gelangten,  in  grosses 
Ansehen  gekommen. 

Das  jetzige  Haupt  der  Famihe  ist : 

Graf  CARL  Renatus,  geb.  6.  Nov.  1785,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath 
und  Oberst-Hofmeister  des  Kaisers  Ferdinand,  seit  dem  18.  Dec.  1819 
Wittwer  von  Carolina  Gräfin  v.  Poulhariez-Cavanac.  Der  Sohn  desselben 
ist:  Graf  Ludwig,  geh.  5.  Aug.  1817,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst  in  d.  A., 
verm.  30.  Mai  1850  mit  Franziska  Gräfin  Huniady,  geb.  3.  April  1832, 
aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Carl,  geb.  2.  April  1851,  lebt,  und  die 
Tochter  ist  Gräfin  Maria,  geb.  14.  Mai  1819. 

Vom  Grafen  Ludwig  Philipp,  geb.  1.  Juh  1783,  gest.  7.  Juh  1843, 
k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  ausserordentl.  Gesandten  und  bevoUm. 
Minister  in  der  Schweiz,  lebt  die  Wittwe,  Gräfin  Ida  Rrun,  Tochter  des 
verst.  k.  dän.  Conferenz-Raths  Constantin  Brun,  geb.  6.  Nov.  1795,  verm. 
4.  Febr.  1816. 

Vom  Grafen  Heinrich  Franz,  geb.  26.  Juni  1789,  gest.  31.  März 
1850,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  stammen  aus  der  Ehe  mit  Gräfin 
Sophia  Maria  Johanna  Fräser  v.  Salton,  verm.  1828,  jetzt  Wittwe,  zwei 
Söhne:  Graf  Marcus  Heinrich  Wilhelm,  geb.  15.  März  1830,  verm.  7.  Juni 
1852  mit  Ferdinandine  Gräfin  Draskovich,  geb.  1.  Juh  1833,  und  Graf 
Carl  Albert  Maria,  geb.  17.  Aug.  1832,  k.  k.  Oberheutenant ,  sowie  zwei 
Töchter,  die  Gräfinnen  Maria  Luise  Sophia,  geb.  29.  Juh  1836,  und  Sophia. 

Die  Schwester  der  obengenannten  drei  Brüder,  Gräfin  Caroline,  geb. 
I.März  1794,  Hofdame  der  Herzogin  v.  Derry,  hat  sich  1818  mit  dem 
Grafen  v.  Casteja  vermählt. 


38  GRAFEN  V.   KüKKüWSKI,   nUMN-BORKOVVSKI.  * 

Grafen  v.  Borkowski,  Diiniii-Borkowski. 

Besitz:  die  Henschaneii  Szoki  urnl  Korolöwka  im  CzorikowiM-  Kreise;  die  Hcrrsoliaricn 
Mieliiica,  Winiatynce  und  Czorikow;  die  lleiischall  Skierbieszow  in  l'olen;  die 
Ilerrscliafl  Szapurka  in  Galizien;  die  HerrschaHen  Gliiciiowice,  Winniecki,  Oniy- 
trowice  und  Ganczary:  die  Herrschaft  Grodek;  die  IlerrscIiaCten  liutynv  und  l'rzye- 
lon  in  Galizien;  die  flerrscliaft  Swiniary  in  Polen;  die  Herrscliali  Korniauioc  in 
Galizien  etc. 


Wappen:  im  rotbon  Schilde  ein  icchtsgekelirtcr  silherner  Schwan  mil 
aufgeschwungenen  Flügeln  und  goldenen  Füssen  und  Schnabel  (Haus  l.abendz). 
Uebcr  der,  den  Schild  bedeckenden  Gfafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm, 
welcher  den  Schwan  des  Schildes  trägt.  Die  Hclmdecken  sind  roth  und  silbern, 
und  die  von  Einigen  angegebene  Devise  ist:  Toul  pour  riionneur. 

Sehr  altos  schlesisch-polnisches  Geschlecht,  als  dessen  Stamnivaler 
Peter  Dunin  (Wlast)  Landeshauptmann  von  Schlesien,  Starost  von  Breslau, 
Kalisz  und  Kruszwica,  ann^enommen  wird,  welchen  König  Boleslas  III.  1  1  24 
in  denOrafensland  auf  derGrafscIiaftSkrzynno  erhöh.  Derselhe,  welcher  aus 
Dänemark  nach  Schlesien  gekommen  und  so  reich  gewesen  sein  soll ,  dass 
er  77  Kirchen  und  mehrere  Klöster  in  Schlesien  und  Polen  erbaute,  hinter- 
liess  von  seiner  Gemahlin,  Maria,  Erbtochter  des  russischen  Fürsten  \Ma- 
dimir,  einem  Verwandten  des  Königs  Boleslas  III.  und  des  Herzogs  Bolko 
in  Schlesien,  eine  zahlreiche  Nachkommenschaft,  welche  zu  grossem  An- 
sehen gelangte,  viele  Castellane,  Woywoden,  Marschälle  und  Bischöfe  ergab, 
grossen  Gnmdbesitz  erwarb  und  sich  in  mehrere  Linien  theilte.  Die  hier 
in  Betracht  kommende  Linie  Dunin-Borkowski  wurde ,  nach  den  gewöhn- 
lichen Angaben,  von  Pkti:r  Graf  Dunin-Borkowski,  Herrn  auf  Skrzynno  und 
Opole,  um  1460  llofmarscliall  des  Königs  Casimir  IV.,  gestiftet  und  hat 
vom  Kaiser ^F ranz  I.  von  Oeslerreich  1S18  die  Bestätigung  des  allen  Gra- 
fenstandes eriialten. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  stammen  vom  Grafen  Georg, 
Castellan  von  Gostyn,  aus  der  Ehe  mit  Josepha  Gräfin  Olizar,  gest.  1811. 
Aus  dieser  Ehe  entsprossen  drei  Söhne,  die  Grafen  Georg  Jacob,  Leonard 


GRAFEN  V.  ßORKOWSKI,  DUNIN-BORKOWSKI.  39: 

ViNCENZ  und  Franz.     Die  beiden  Ersten  sind  gestorben,  Letzterer  lebt  noch 
(s.  unten). 

Vom  Grafen  Georg  Jacob,  geb.  1756,  gest.  1813,  verm.  mit  Julia 
Gräfin  Lanckoronska ,  geb.  1779,  gest.  1847,  stammten  zwei  Söhne,  die 
Grafen  Titus  und  Heinrich.  Vom  Grafen  Titus,  geb.  11.  April  1797,  gest. 
1849,  lebt  kinderlos  die  Wittwe,  Maria  Gräfin  Trembinska,  geb.  1799, 
Herrin  auf  Szoki  und  Korolöwka,  vom  Grafen  Heinrich  aber ,  geb.  1 5.  Juni 
1799,  gest.  1845,  die  Wittwe,  Julie  v.  Korytowska,  wieder  vermählt  mit 
Herrn  Ciepielowski.  Die  Kinder  derselben  aus  der  Ehe  mit  dem  Grafen 
Heinrich  sind  die  Grafen  MiEcisLAus,  geb.  1834,  und  Alfred,  geb.  1836, 
und  die  Gräfinnen  Eveline  und  Wanda  ,  insgesammt  minderjährige  Erben 
der  Herrschaften  Mielnica,  Winiatinsce,  Korolöwka  und  Gzortköw.  Die 
lebende  Schwester  der  Grafen  Titus  und  Heinrich,  Florentine,  geb.  1801, 
ist  seit  1823  Wittwe  vom  Grafen  Cajetan  Dzieduszycki. 

Vom  Grafen  Leonard  Vincenz  (s.  oben),  geb.  1763,  gest.  1839,  verm. 
mit  Isabella  Gräfin  Krasinska,  gest.  1841,  stammen  zwei  Söhne:  Graf 
Stanislaus,  geb.  1821,  Herr  der  Herrschaft  Skierbieszow  in  Polen,  verni. 
1842  mit  Adele  Freiin  v.  Larisz  auf  Oslek,  geb.  1824,  aus  welcher  Ehe 
Gräfin  Hedwige,  geb.  1843,  lebt,  und  Graf  Severin,  geb.  1824,  Herr  der 
Herrschaft  Szuparka  in  Gahzien,  verm.  26.  Nov.  1844  mit  Olga  v.  Kow- 
nacka,  geb.  26.  Nov.  1826,  aus  welcher  Ehe  Graf  Sigismund,  geb.  1846, 
und  Gräfin  Alexandrine,  geb.  1849,  entsprossen  sind. 

Graf  FRANZ  (s.  oben),  geb.  1775,  Herr  auf  Gluchowice,  vermählte 
sich  22.  März  1808  mit  Franziska  Gräfin  Dzieduszycka,  geb.  1786,  gest. 
19.  März  1852.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  zwei  Töchtern,  vier  Söhne 
und  zwar:  Graf  Alexander  (Leszek),  geb.  19.  Febr.  181  1,  Herr  auf  Win- 
niecki,  1848  Abgeordneter  zu  dem  Wiener  Reichstag,  verm.  1838  mit 
Severina  v.  Gielecka,  aus  welcher  Ehe  Gräfin  Hedwige,  geb.  1840,  und  Graf 
WiTOLD,  geb.  1842,  minderjähriger  Herr  der  Herrschaften  Winniecki,  Dmy- 
trowice  und  Ganczary,  leben;  —  Graf  Eduard  ,  geb.  26.  Juni  1813,  Herr 
der  Herrschaft  Grödek  in  Gahzien ,  .verm.  10.  Mai  1853  mit  Laura  Gräfin 
Krasicka,  geb.  1833;  —  Graf  Miecislaus,  geb.  1 8 1 7,  Herr  auf  Swiniary 
in  Polen  —  und  Graf  Boleslaus,  geb.  1819,  Herr  der  Herrschaft  Kor- 
manice in  Gahzien,  k.  k.  Kreisvorsteher  von  Kolomea,  verm.  29.  Sept. 
1851  mit  Maria  Gräfin  Badeni,  geb.  1832,  aus  welcher  Ehe  Gräfin  Göle- 
stine,  geb.  29.  Jan.  1853,  entsprossen  ist.  Die  beiden  Töchter  des  Grafen 
Franz  sind:  Gräfin  Luise,  verw.  Gräfin  v.  Niezabetowska,  geb.  26.  Juni 
1814,  Erbfrau  der  Herrschaften  Butyny  und  Przyeton  in  Gahzien,  und 
Gräfin  Isabella,  verm.  Gräfin  Russocka,  geb.  9.  Febr.  1822,  Erbfrau  der 
Herrschaft  Gluchowice  in  Gahzien. 


40 


GRAFEN  BRAIDA  V.  RONSECCO  U.  CORMGLIAINO. 


Grafen  Braida  v.  Ronsecco  und  Corni^liano. 

Jßat|)altfd).  Oeflmftd). 

Besitz:  in  Mahren  die  (Jiiter  Schlappanitz  und  Girzikowilz  im  nrünner  Krttise:  das  Lehens- 
gui Traubeck  in  Mähren  elc. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  drei  aufrechte,  über  eina^ider  stehende  sil- 
berne Sparren.     Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone. 

Selir  alte  Adelsfamilie  des  Fiirstenlhums  Piemont,  welche  aus  Turin 
stammt  und  im  Piemontesischen  zu  hohem  Ansehen  und  grossem  Besitz 
gelangte.  Seit  dem  17.  Jahrhundert  sind  Gheder  der  Familie  in  Mähren 
reich  begütert,  und  die  Aufnahme  des  Geschlechts  in  den  mährischen  Her- 
renstand erfolgte  im  Jahre  1(570.  Kaiser  Leopold  I.  ertheilte  der  Familie 
den  Grafenstand,  und  das  Indigenat  in  Ungarn  wurde  1809  verliehen.  Aus 
den  Ahnentafeln  der  Familie  gehören  zunächst  folgende  Glieder  hierher : 
Besso  V.  Braida,  Herr  von  Comighano,  Graf  v.  Bonsecco ;  Gemahlin :  Lucre- 
tia  de  Bondonis.  —  Giovanni  Anton  Graf  Braida ;  Gemahlin :  Martha  Gräfin 
Santi  del  Castello.  —  Anton  Paul  ;  Gemahlin :  Maria  Catharina  Freiin 
V.  Ostichau.  —  Carl  Anton  ;  Gemahlin :  Maria  Anna  Freiin  Ortigosa  v.  Ciu- 
fentes.  —  Anton  und  Ludwig,  Gebrüder. 

Die  Famihe  theilt  sich  jetzt  in  zwei  Linien.  Die  erste  stammt  vom 
Grafen  Anton,  gest.  16.  März  1825,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A., 
verm.  mit  Antonia  Gräfin  Belcredi,  gest.  28.  Nov.  1852,  und  das  Haupt 
dieser  Linie  ist  der  Sohn  des  Grafen  Anton : 

MOBITZ  Graf  Braida,  geb.  22.  Nov.  1802,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh. 
Bath,  General-Major,  Oberst-Hofmeister  bei  dem  Erzherzog  Albrecht,  Be- 
sitzer der  Güter  Schlappanitz  und  Girzikowitz,  verm.  21.  Febr.  1835  mit 
Onuphria  Emma  Gräfin   Mitrowsky  v.  Nemischl  Schwester   des  Grafen 

Wilhelm  (s.  Bd.  H.  S.  123).  —  Die  Schwester  des  Grafen  Moritz,  Gräfin 
Caroline,  geb.  4.  Jan.  1806,  ist  seit  18.  Mai  1836  mit  Ernst  Freiherrn 
V.  Forgäch,  k.  k.  Kämmerer  etc.,  vermählt. 

Die  zweite  Linie  stammt  vom  Grafen  Ludwig  —  Bruder  des  Grafen 
Anton  —  verm.  in  zweiter  Ehe  mit  Clementine  Gräfin  v.  Szluha  und  Iklad, 
jetzt  Wittwe.  Haupt  dieser  Linie  ist  der  Sohn  des  Grafen  Ludwig  aus 
zweiter  Ehe : 

EUGEN  Graf  Braida,  geb.   24.  Sept.  1813,  k.  k.  Kämmerer  und  Be- 


GRAFEN  V.  BRIGIDO. 


41 


zirkshauptmann  1 .  Glasse  in  Steiermark,  Besitzer  des  Lehensgutes  Traubeck 
in  Mähren,  Indigena  des  Königreichs  Ungarn,  verm.  25.  Sept.  1838  mit 
Anna  Gräfin  v.  Wagensperg  ~  Schwester  des  Grafen  Adolph  (s.  Bd.  IL 
S.  611)  —  geb.  19.  Sept.  1816.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne: 
Graf  Sigmund,  geb.  3.  Sept.  1839,  und  Graf  Anton,  geb.  17.  Febr.  1841. 
Die  Halbschwester  des  Grafen  Eugen  aus  erster  Ehe  des  Grafen  Ludwig 
mit  Constanze  Gräfin  Somssich  ist  Gräfin  Stephanie,  Stiftsdame  zu  Briinn. 


HatljoUfd). 


Grafen  v.  Brigido. 


C)eflerrctd). 


Besitz:  die  Hensoharten  Marenfels  und  Scliuniber^  in  Isirien. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  auf  grün  gewellter  Flut  zwei  gegen  einander 
gekehrte  silberne,  die  Schwänze  in  die  Höhe  schlagende  Delphine  und  zwischen 
denselben  ein  goldener  6  eckiger  Stern.  Den  Schild  deckt  eine  Grafenkrone  mit 
drei  gekrönten  Helmen.  Der  rechte  und  linke  trägt  einen  einwärts  gekehrten,  sil- 
bernen Delphin,  der  mittlere  einen  doppelten,  schwarzen,  golden  gekrönten  Adler. 
Die  Decken  des  rechten  und  linken  Helmes  sind  blau  und  silbern,  die  des  mittleren 
schwarz  und  golden.  Den  Schild  halten  zwei  Wassermänner  mit  Schilf  um  Kopf 
und  Lenden,  die  Fischschwänze  in  die  Höhe  schlagend.  Der  Kopf  des  rechten 
Schildhalters  sieht  vorwärts,  etwas  rechts,  der  des  linken  links.  —  Jyroff  (N.  A. 
W.-W.  II.  92)  tingirt  den  Schild  silbern,  hat  den  Stern  zwischen  den  Delphinen 
nicht  und  zeigt  den  Adler  ungekrönt. 

Die  Grafen  v.  Brigido  stammen  aus  der  Familie  da  Brigido ,  welche 
durch  PoMPEJus  Brigido  im  Herzogthum  Steiermark  zu  grossem  Ansehen 
gelangte.  Derselbe,  28.  April  1630  als  steiermärkischer  Bcgierungsrath 
aus  den  Bechtsgelehrten  erwählt,  erhielt  bald  darauf,  wegen  after,  guter 
Herkunft  und  in  Anerkennung  seiner  Verdienste,  vom  Kaiser  Ferdinand  IL 
den    Beichsadel,    wurde    10.    Nov.    1635    zum  Regicrungsrath   aus    dem 


I 


42  GRAFEN  V.  BRIGIDO. 

Rillerstande  und  1.  März  1639  zum  Verordneten  des  Herrenslandes  in 
Steiermark  ernannt,  in  den  Reichsritterstand  versetzt,  bald  nachher  in  den 
Freiherrensland  erhoben  und  starb  1664. 

Der  erbländisch-öslerreichische  Grafenstand  kam  vom  Kaiser  Joseph  11. 
in  die  FamUie.  Derselbe  erhob  nämlich  1777  aus  allerhöchst  eigenem  An- 
triebe den  galizischen  Gubernial-Vicepräsidenten  Joseph  Freiherrn  v.  Dri- 
gido,  so  wie  dessen  Bruder,  Pompejus  Freiherrn  v.  Brigido,  Temeswarer 
Landes-Adminislralions-  und  Bergdirections-Präsidenten ,  auch  k.  k.  Käm- 
merer und  Geh.  Ralh ,  in  den  Grafensland. 

Die  Familie  blüht,  so  viel  bekannt,  jetzt  nur  noch  im  weiblichen 
Stamme.  Vom  Grafen  Paul  Maria  Graf  Brigido ,  Freiherrn  von  Brösowitz, 
Herrn  der  Herrschaflen  Marenfels  und  Schumberg  in  Istrien,  geb.  1  8.  Nov. 
1782,  gest.  23.  Jan.  1848,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  lebt  die  Wiltwe, 
Maria  Luise  Grälin  Mdasdy-Fogäras ,   geb.  31.  Oct.  1794,  verm.  29.  Sept. 

1815.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe,   Graf  Joseph  Ferdinand,  geb.  19.  Ocl. 

1816,  ist  3.  Jan.  1840  gestorben  und  hat  als  Witlwe  die  Gräfin  Caroline, 
geb.  Freiin  v.  Hackelberg-Landau,  geb.  14.  Dec.  1819,  verm.  4.  Aug. 
1836,  hinterlassen.  Aus  dieser  Ehe  leben  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen 
Pauline,  geb.  1837,  und  Ferdinandine  Josephe  Theresine  Jacobine  Maria 
Anna  Aloisia,  geb.  12.  A})ril  1840.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Paul  ist 
Gräfin  Polyxene,  geb.  1779,  verm.  im  Juni  1814  mit  Johann  Baptist 
Grafen  v.  Thurn-Valsassina  (s.  Bd.  IL    S.  562). 


GRAFEN  BRUNSWICK  V.  KOROMPA. 

Grafen  Brunswick  v.  KorompaV 

Besitz:   in  Ungarn  die  Herrschaften  Marlon  Vassar  und  Weisskirchen  eic. 


43 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  blauen  Mittelschild  auf 
grünem  Boden  ein  natürlicher  Weinstock  mit  gelben  Trauben,  an  welchem  ein 
rechtssehender  silberner  Widder  mit  goldenen  Hörnern  nagt.  1  und  4  quer  ge- 
theilt:  oben  in  Gold  ein  wachsender  schwarzer  Adler,  unten  in  Blau  ein,  in  zwei 
Reihen,  jede  zu  3  Feldern,  von  Silber  und  Roth  geschachter  Querbalken;  2  in  Roth 
ein  nach  der  rechten  Seite  gewendeter,  geharnischter  Arm,  welcher  in  der  Hand  drei 
roth  gefiederte  Pfeile  hält,  und  3  in  Roth  ein  auf  einen  grünen  Hügel  gestützter, 
einwärtsgekehrter,  geharnischter  Arm,  welcher  mit  der  Hand  emen  Säbel  emporhäll. 
Auf  dem  Schilde  ruht  die  Grafenkrone,  und  über  derselben  erheben  sich  drei  gekrönte 
Helme.  Aus  dem  rechten  Helme  wächst  ein  gekrönter,  einwärtssehender  schwar- 
zer Adler  hervor,  der  mittlere  Helm  trägt  zwischen  zwei  von  Silber  und  Blau  mit 
gewechselten  Tincturen  quer  getheilten  Büffelshörnern  einen  aufwachsenden,  rechts- 
sehenden silbernen  Widder,  welcher  an  einem  vor  sich  gehaltenen  Rebenstock  nagt 
(Helm  des  Stammwappen\  und  der  linke  Helm  den  geharnischten  Arm  des  2.  Fel- 
des mit  den  Pfeilen.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden, 
die  des  mittleren  blau  und  silbern,  und  die  des  linken  roth  und  silbern.  Den 
Schild  halten  zwei  allegorische  Figuren,  rechts  die  der  .lustitia,  links  die  der  Con- 
stantia. 

Alte  und  angesehene  ungarische  Adelsfamihe ,  aus  welcher  Thomas 
Brunsvik  bei  Lehotzky  (II.  p.  71)  als  Aulicus  des  Palathis  Stanislaus  III. 
Turzö  (1  622 — 1625)  vorkommt.  Ein  Nachkomme  desselben,  Anton  Bruncz- 
vik  de  Korompa,  wurde  1774  Administrator  der  Graner  Gespanschaft,  und 
von  Letzterem  stammten  zwei  Söhne :   Anton  und  Joseph  (s.  unten). 

Der  ungarische  Grafenstand  ist  durch  zwei  Erhebungen  in  die  Familie 
gekommen.  Zuerst  erhob  Kaiser  Joseph  IL,  7.  Oct.  1775,  den  k.  k.  Hof- 
rath  Anton  Brunsvik  de  Korompa  in  den  Grafenstand,  und  später,   8.  Nov. 


44  GRAFEiN  BRUNSWICK   V.   KüROMI'A. 

1796,  erlh^ilte  Kaiser  Franz  II.  tlcm  Sohne  desselben,  Joseph,  k.  k.  Geh. 
Ralh  etc.,  mit  der  ganzen  Faniihe  die  Grafenwürde.  —  Die  Abslaininnnj^  der 
Grafen  Anton  (I.),  Joseph  und  Anton  (II.)  ergeben  nachstehende  Glieder  aus 
der  Ahnentafel  der  Familie:  Tobias  Brunswick;  Gemahlin:  Gatharina  Sztas- 
niczay.  —  Michael;  Gemahhn:  Elisabeth  Huniady.  —  Michael  (II.);  Ge- 
mahlin: Theresia  Vitalis.  —  Anton  Graf  Brunswick  v.  Korompa;  Gemahhn: 
Anna  Maria  AdelfTy  —  Joseph  und  Anton  (IL),  Gehrüder. 

Die  grälliche  Familie  blüht  nur  noch  im  weiblichen  Stamme.  Vom 
Grafen  Franz  —  Sohne  des  Grafen  Anton  (IL),  k.  k.  Kämmerers  und  Geh. 
Ralhs,  gest.  5.  Nov.  1793,  aus  der  Ehe  mit  Anna  Freiin  v.  Seeberg,  gest. 
13.  Mai  1830  —  geb.  1779,  gesL  24.  Oct.  1849,  Besitzer  der  Herrschaft 
Marton  Vassar  und  Weisskirchen,  und  mit  demselben  ist  das  Geschlecht  im 
Mannsstamme  erloschen,  lebt  die  VVittwe  Sidonia  v.  Justh.  Die  beiden  Töch- 
ter derselben  sind  die  Gräfinnen  Maria,  geb.  18.  Oct.  1832,  und  Geisa,  geb. 
15.  Sept.  1834.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Franz  ist  Gräfin  Theresia, 
geb.  1778,  Ehrenstiftsdame  zu  Brunn. 

Vom  Grafen  Joseph  —  Bruder  des  Grafen  Anton  —  Judex  Guriae 
und  k.  k.  Geh.  Rath,  gest.  20.  Febr.  1827,  leben  aus  der  Ehe  mit  Anna 
Gräfin  Majthenyi,  geb.  1769,  gest.  im  AprU  1851,  zwei  Töchter:  Gräfin 
Julia,  geb.  1787,  seit  16.  Aug.  1830  Witlwe  von  Andreas  Freiherrn 
V.  Forray,  Obersthofmeisterin  bei  Ihrer  kais.  Hoheit  der  Erzherzogin  Maria, 
Wittwe  des  Erzherzogs-Palatins  und  Gräfin  Henriette,  geb.  12.  Oct.  1789, 
seit  25.  April  1822  Wittwe  von  Hermann  Grafen  v.  Ghotek  (s.  Bd.  I. 
S.  157).  Der  Gräfin  Julia  wurde  14.  Juh  1847  der  auf  ihre  Nachkommen 
vererbliche  österreichische  Grafenstand  verliehen. 


GRAFEN  V.   BÜLOW  II.   LINIE. 


45 


Grafen  v.  Bülow  II.  Linie. 

Cutfjerifd).  ^tm^tn. 

Besitz:  in  l'ommern  die  Güter:  Schioss  Regenwaide,  Labuliii  mil  Höfclien,  Flaclieniiagen, 
Lewin,  Palzig,  Oreshagen,  Cumnieiow  und  Justin;  in  Schlesien  das  Hitlergut  Nim- 
mersalt. 


Wappen:  quadrirler  Schild  mit  Mittelschild.  In  dem  mit  einer  Grafenkrone 
gekrönten  blauen  Mittelschilde  vierzehn  (4.  4.  3.  2.  1.)  goldene  Kugeln  (Stamm- 
wappen). 1  und  4  in  Silber  der  schwarze,  gekrönte  und  goldenbewehrte,  auf  den 
Flügeln  mit  goldenen  Kleeblättern  belegte,  preussische  Adler;  2  in  Blau  eine  ein- 
wärts gekehrte  Golddrossel,  welche  einen  Ring  im  Schnabel  hält  (zum  Helmschmuck 
des  V.  Bülowschen  Wappens  gehörig),  und  3  in  Gold  ein  schrägrechts  wachsender 
grüner  Berg,  an  welchem  rechtshm  ein  schwarzer  Bär  aufsteigt  (wohl  die  lüne- 
burgische Familie  v.  Behr,  doch  ergeben  die  bekannten  Zeichnungen  und  Beschrei- 
bungen den  grünen  Berg  nicht).  Ueber  der  Grafenkrone  stehen  drei  mit  gräflichen 
Kronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Adler  des  1.  und  4.  Feldes; 
der  mittlere  zwischen  einem  offenen  goldenen  Adlersfluge,  von  welchem  jeder 
Flügel  mit  einem  blauen  Büffelshorne,  und  dieses  wieder  mit  sieben  goldenen  Ku- 
geln belegt  ist,  den  Vogel  des  zweiten  Feldes,  und  der  linke  Helm  den  Bär 
des  dritten  Feldes,  welcher  auf  einem  grünen  Berge  an  einer  goldenen,  mit  fünf 
Pfauenfedern  besteckten  Säule  vorübergellt  (Behrscher  Helmschmuck).  Die  Decken 
des  rechten  Helmes  sind  silbern  und  schwarz,  die  des  mittleren  blau  und  golden, 
und  die  des  linken  golden  und  schwarz,  und  den  Schild  halten  zwei  mit  Grafen- 
kronen gekrönte,  golden  bewehrte,  auswärts  sehende  schwarze  Adler. 

An  die  Bd.  I.  S.  132  und  133  abgehandelten  Grafen  Bülow  v.  Denne- 
witz,  welche  im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser,  1854.  S.  133,  als 
Grafen  v.  Bülow  I.  Linie  aufgeführt  worden  sind,  müssen  hier  die  preuss. 
Grafen  v.  Bülow  laut  Diploms  vom«17.  Jan.  1816  angeschlossen  werden. 
Dieselben  kommen  am  zuletzt  angeführten  Orte,  Jahrg.  1853.  S.  120, 
unter  dem  Namen  Grafen  \ .  Bülow-Cummerow,  im  Jahrgange  1854.  S.  134 
aber  als  Grafen  v.  Bülow  II.  Linie  vor. 

In  Bezug  auf  die  Geschichte  der  Famihe  beruft  sich  die  Bedaction  auf 
die  Angaben,  welche  sich  Bd.  I.  S.  132  und  133  vorfinden,  auch  ist  S.  133 


46 


r.RAFEN  BIJKIIWKY  V.   BUKUWKA. 


der  Erliebung  in  den  preuss.  Grafenstand  sehon  gedacht  worden,  doch  war 
das  jetzt  Bekannte  im  Jalire  1852  noch  nicht  der  Wissenschaft  zug.ingig. 
Das  Graf(Midi|)hnn  vom  17.  Jan.  1816  ist  für  Ludwig  Frijuliich  Victor  Hans 
V.  Bülow,  aus  dem  Hause  Essenrode,  k.  preuss.  Staalsminister,  ausgestellt, 
und  derselbe  hat,  neben  einer  Tochter,  zwei  Söhne  hinterlassen,  welche 
den  Stamm  fortgepflanzt  haben. 

Das  jetzige  Haupt  der  hier  in  Betracht  kommenden  Linie  ist  der  ältere 
Sohn  des  verstorbenen  Staatsministers  Hans  Grafen  v.  Bülow: 

HANS  ADOLPH  CARL  Graf  v.  Bülow,  geb.  10.  Febr.  1807,  grossh. 
mecklenb.- Schwerin.  Staatsminister,  verm.  1830  mit  Luise  v.  Bülow  aus 
dem  Hause  Cummerow.  Der  Sohn  desselben,  neben  drei  Töchtern,  ist: 
Graf  Hans  Gottfried  Georg,  geb.  29.  Aug.  1839,  und  die  Töchter  sind  die 
Gräfinnen  Elisabeth  Luise  Adelheid,  geb.  10.  Sej)t.  1831,  AoELHEm  Er- 
nestine  Sophie,  geb.  4.  April  1833,  verm.  20.  Oct.  1852  mit  dem  k.  preuss. 
Lieutenant  Louis  Grafen  v.  Perponcher-Sedlnitzky,  und  Maria  Hedwig  Emilie, 
geb.  14.  Juh  1834.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Hans  Adolph  Carl  ist  Graf 
Hans  Werner  Julius,  geb.  26.  Febr.  1810,  Herr  auf  Nimmersatt,  verm. 
1840  mit  Melly  Christine  v.  Hoflinann,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf 
Carl  Julius  Hans,  geb.  22.  Aug.  1844,  stammt,  und  die  Schwester  der  ge- 
nannten beiden  Brüder,  Gräfin  Mathilde,  ist  seit  26.  Jan.  1853  Wittwe 
von  dem  k.  preuss.  Geh.  Rath  Friedrich  Wilhelm  Adolph  v.  Scheel. 


Grafen  Bukuwky  v.  Bnkuwka. 

jßatl)olifd).  Ocjlerrcid). 

Besitz:  in  Mähren  die  Herrschaft  Oobromielitz  im  Olmiitzer  Kreise. 


Wappen:     im    rothen    Schilde    zwei    silberne,    zweimal    liher   einander  ge- 
schlungene Büffelshörner,    welche    die  unteren  breiten  Enden  gegen  einander,    die 


I 


GRAFEN  BUKUWKY  V.  BUKUWKA.  47 

oberen  Spitzen  aber  von  einander  kehren.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein 
Heim,  welcher  die  Rüffclshörner  des  Schildes  trägt.  Die  Helmdecken  sind  rolh  und 
silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  Löwen  von  natürlicher  Farbe. 

Sehr  alte  böhmische  und  mährische  Adelsfamihc ,  welche  den  öster- 
reichischen Freiherrenstand  und  später  die  Grafenwürde  erhielt.  Dieselbe 
führte  sonst  von  ihrem  alten  Stammhause  Evanowitz  den  gleichnamigen 
Beinamen.  Zuerst  findet  sich  in  Seiferts  Ahnentafel  der  Grafen  v.  Kinski 
Peter  Bukowsky  auf  Evanowitz  etc.  aufgezeichnet,  welcher  um  1540  Käm- 
merer im  Olmützer  Kreise  war.  Als  Enkel  desselben  kommt  Bernhard, 
Herr  auf  Evanowitz  vor.  Christoph  Bukovski  v.  Hustirtzan ,  aus  einer  an- 
deren diesen  Beinamen  führenden  Linie,  war  im  Anfange  des  18.  Jahrhun- 
derts kais.  Bath  und  Unter-Landschreiber  in  Böhmen.  —  Was  die  neueren 
Verhältnisse  der  Familie  anlangt,  so  wurde  vom  Kaiser  Franz  IL,  7.  Aug. 
1800,  Johann  Siegmund  Freiherr  Bukuwky  v.  Bukowa,  k.  k.  Geh.  Bath 
und  Oberst-Landrichter  in  Mähren,  in  den  erbländisch-böhmischen  Grafen- 
stand erhoben. 

Von  dem  Sohne  des  Letzteren,  dem  Grafen  Carl  Siegmund,  k.  k.  Käm- 
merer, pensionirtem  Gubernialrath  und  Kreishauptmann  und  Landunterkäm- 
mcrer  der  Markgrafschaft  Mähren,  geb.  19.  Aug.  1761,  gest.  16.  Oct. 
1840,  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Famihe : 

Graf  MICHAEL  Siegmund,  geb.  15.  Sept.  1808,  mährischer  Landstand, 
Herr  auf  Dobromiclitz  und  Landesausschuss-Beisitzer,  verm.  27.  Nov.  1841 
mit  Caroline  Freiin  v.  Beess  und  Chrostin,  geb.  20.  Febr.  1819.  Aus 
dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen  Carl  Siegmund,  geb.  3.  März 
1844,  und  Jaromir,  geb.  13.  Mai  1845,  und  vier  Töchter,  die  Gräfinnen: 
Melanie,  geb.  1  5.  Nov.  1842,  Antonia,  geb.  23.  März  1847,  Michaela,  geb. 
20.  März  1851,  und  Carolina,  geb.  3.  JuH  1852.  —  Die  Schwester  des 
Grafen  Michael  Siegmund,  Gräfin  Leopoldine,  geb.  15.  Nov.  1809,  hat  sich 
6.  Mai  1832  mit  Budolph  Freiherrn  v.  Forgäch,  k.  k.  Kämmerer  und 
Gubernialrath  in  Brunn,  vermählt. 


48  GRAFEN  V.  BIJSSY-MKJNOT. 

Grafen  v.  Bu^Ny-HIignot. 

Äatl)oUfd).  eeflerrcid). 

Besitz:    die  Heirsch.ifien  Neudenstein,    Thalheim,    Rassin»  und   Schloss  Unuiugarten  in 
Niederösterreich. 


^Vappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Silber  drei  (1  und  2)  rethts- 
sebende,  schwarze,  gestammelte  Vögel;  2  und  3  in  Blau  ein  silberner  Pfahl,  wel- 
cher mit  drei  schwarzen,  übereinander  stehenden  Hermelinspitzen  belegt  ist.  Lieber 
dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone.  Das  (Jeneal.  Taschenbuch  der  grafl.  Hauser 
(1854.  S.  139)  stellt  die  Vögel  im  l.  und  4.  Felde  zu  2  und  1.  Die  Angabe  des 
Geneal.  Jahrbuchs  des  deutschen  Adels  (1848.  S.  249) :  „Ihr  Wappen  in  Blau  drei 
goldene  Sporen,  enthält  die  Divise:  Encore  ne  me  tenez",  ist,  früheren  Jahrgängen 
des  Geneal.  Taschenbuchs  der  gräfl.  Häuser  entlehnt,  unrichtig 

Sehr  alte  französische,  ursprünghch  aus  dem  Herzogthum  Burgund 
stammende  Familie,  welche  schon  im  12.  und  13.  Jahrhundert  vorkommt. 
Ein  Bussy  wird  als  Stifter  der  1 119  erbauten  St.  Benignuskirche  zu  Dijon 
genannt,  und  ein  anderer,  Leihpage  des  Königs  von  Frankreich  Phihpp  IV. 
des  Schönen,  findet  sich  in  Urkunden  vom  Jahre  1290.  Als  Stammschloss 
des  Geschlechts  wird  das  Schloss  Bussy  in  der  Provinz  Beaujolais  genannt, 
und  dasselbe  ist  viele  Jahrhunderte  im  Besitz  der  Famüie  gebheben.  —  Die 
als  notorische  angenommene  Grafenwürde  ist,  wie  Gast  angiebt,  1724  von 
Neuem  bestätigt  worden.  —  Nach  Oesterreich  kam  die  Familie  1792  in 
Folge  der  französischen  Bevolution.  Amatus  Graf  v.  Bussy  (Anton  Franz 
Amand  Maria  Graf  Bussy-Mignot),  geb.  1  755  zu  Ghalelard  in  Beaujolais,  dem 
Yorma%en  franz.  Herzogthum  Burgund,  seit  I.Juni  1791  Inhaber  und  Gom- 
mandant  der  Chevaliers  de  la  couronne  und  einer  der  treuesten  Anhänger 
des  Königs  Ludwig  XVI.  von  Frankreich,  folgte  den  Bourbons  in  das  Exil. 
Das  Stammgilt  und  die  Herrschaften  desselben  wurden  confiscirl.  Graf 
Amatus  trat  1 1.  Aug.  1792  als  Oberst  und  Inhaber  des  seinen  Namen  fuh- 
renden Jägercorps  zu  Pferd  in  k.  k.  österr.  Dienste,  wurde  27.  April  1798 
in  den  niederösterr.  Herrenstand  aufgenommen,  und  starb  10.  Aprd  1804 
als  k.  k.  General.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Charlotte  Gräfin  Du  Fenoyl 
stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

MABCUS  Laurenz  Graf  v.  Bussy-Mignot,  geb.  20.  Sept.  1796,  k.  k. 
Kämmerer,  Herr  und  Lundstand  in  Niederösterreich,  Herr  der  Herrschaften 
Neudenstein,  Thalheim,  Bassing  und  Schloss  Baumgarten,  verm.  26.  Mai 
1821   mit  Catharina  Freiin  v.  Bartenstein.     Aus  dieser  Ehe  stammt  ein 


GRAFEN  V.  BTITTLKR  (bUTTLAR)    -PARDANY.  49 

Sohn,  Graf  Heinrich  Julius ,  geb.  2.  März  1833,  und  sieben  Töchter,  die 
Gräfinnen:  Mathilde,  geb.  27.  Ort.  1822,  verm.  29.  März  1842  mit  Arthur 
Grafen  Sögur-Cabanac,  k.  k.  Kämmerer  und  General-Major  in  d.  A.,  Adel- 
heid Anna,  geb.  13.  Ocl.  1825,  Josephine,  geb.  18.  Nov.  1827,  verm. 
7.  Febr.  1853  mit  dem  k.  k.  Rittmeister  Ottokar  Freiherrn  v.  Stadl,  Maria 
Catharina,  geb.  24.  Aug.  1831,  Emilie,  geb.  17.  Mai  1834,  Anna  Gabriele, 
geb.  20.  Febr.  1836,  und  Melanie,  geb.  18.  April  1842. 


Grafen  v.  Buttler  (Buttlar)  -Pardäiiy. 

Diese,  im  Prospectus  aufgeführte  Familie  muss,  als  neuerlich  ganz  er- 
loschen, hier,  dem  Titel  des  Werkes  gemäss,  ausfallen.  Das  ursprünglich 
aus  Hessen  stammende,  ungarische  Grafenhaus  ist  nämlich  im  männlichen 
Stamme  mit  Johann  Grafen  v.  Buttler-Pardäny,  geb.  25.  Febr.  1773,  k.  k. 
Kämmerer,  Herrn  der  Herrschaften  Erdö,  Telök  und  Pardäny  im  Heveser  Co- 
mitate,  bereits  am  3.  Mai  1845,  und  im  weibhchen  Stamme,  nach  neueren 
Nachrichten,  mit  der  Gemahlin  des  verstorbenen  Grafen  Johann,  Catharina 
Gräfin  Döry,  geb.  1772,  verm.  5.  Febr.  1792,  im  Nov.  1852  vollkommen 
ausgestorben.  Der  ungarische  Grafenstand  war  vom  Kaiser  Joseph  I.  durch 
Diplom  vom  18.  Mai  1710  für  Johann  Ludwig  v.  Buttlar  aus  dem  Hause 
Islitz  in  Curland  und  Erdö-Tel^k  in  Ungarn  in  die  Familie  gekommen.  Das 
Wappen,  welches  im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  126) 
weder  vollständig,  noch,  soweit  dasselbe  angeführt,  genau  gegeben  ist,  hat 
richtig  Dav.  Schabert  (Vollst.  W.-B.  des  Kurland.  Adels.  Mitau,  1840  u.d.f. 
Hft.  111.  Tab.  149)  mitgetheilt.  Der  Schild  war  quadrirt  mit  Mittelschild. 
Im  goldenen  Mittelschilde  erschien  ein  gekrönter,  rechtssehender,  schwar- 
zer Adler,  welcher  in  einem  rothen  Herzschilde  das  Stammwappen:  eine 
aufrechtstehende,  silberne,  mit  den  Tragbändern  auf  der  linken  Seite  ver- 
sehene Butte  trug.  Im  1.  schwarzen  Felde  lagen  fünf  (1,2  und  2)  gol- 
dene Quadersteine  pyramidenförmig  auf  einander,  das  2.  und  3.  rothe  Feld 
zeigte  zwei  gekreuzte,  dreizinkige  Gabeln  mit  goldenen  Griffen,  und  das  4.- 
schwarze  Feld  eine  ovale,  goldene  Scheibe  mit  silbernem  Boden.  Auf  dem 
Schilde  standen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trug  zwischen 
einem  offenen  Adlersfluge,  dessen  rechter  Flügel  golden,  der  linke  schwarz 
war,  einen  einwärtssehenden,  sitzenden,  schwarzen  Hund  mit  goldenem 
Halsbande,  an  welchem  vorn  am  Halse  die  Scheibe  des  4.  Feldes  hing;  der 
mittlere  eine  rothe ,  gekrönte  und  oben  mit  drei  Straussenfedern,  silbern, 
roth,  silbern,  besteckte  Säule,  an  deren  Mitte  ein  goldenes,  mit  dem  Mund- 
stücke rechts  gekehrtes  Hifthorn  hing  (Helm  des  Stammwappens),  und  der 
linke  einen  offenen  Adlersflug,  welcher  wie  der  auf  dem  rechten  Helme 
tingirt  war,  doch  ohne  den  oben  erwähnten  Hund.  Die  Decken  des  rech- 
ten und  linken  Helmes  waren  schwarz  und  golden ,  die  des  mittleren  roth 
lind  silbern. 


III. 


50 


;Äotl)olird). 


GRAKKN  V.   HYLANDT. 

.filraf'eii  v.  Bylaiidt. 

In  der  llhcinprovinz  begüleit. 


p reu  neu. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Gold  ein  das  Feld  ganz  über- 
ziehendes schwarzes  Kreuz  (Stammwappen).  2  und  3  in  Gold  6  schmale  rothe 
Querstreifen  Reidt,  Rheidt).  lieber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter 
Helm,  auf  welchem  ein  rechts  gekehrter  silberner  Hahn  steht,  welcher  in  der  auf- 
gehobenen rechten  Kralle  eine  goldene  Krone  hält.  Die  Helmdecken  sind  schwarz 
und  golden ,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärts  sehende,  natürliche  Greife.  Wie 
beschrieben  ,  wurde  nach  Lackabdrücken  das  Wappen  meist  geführt.  -  Von  den 
mehrfachen  Varianten  ist  vor  Allem  nicht  zu  übersehen,  dass  Rohens  (Elementar- 
werkchen  der  Wappenkunde  I.  15),  und  Bernd  (Wappenbuch  der  preuss.  Rhein- 
provinz 11.,  Tab,  XII  ,  S.  128)  auf  den  gekrönten  Helm  ein  rothes,  goldbequasle- 
les  Kissen  legen,  auf  welchem  ein  silberner,  golden  an  Kopf  und  Hals  bekrönter, 
links  gewendeter  Hahn,  mit  aufgehobenem  linken  Heine,  steht.—  Fahne  (1.59)  setzt 
in  das  2.  und  3.  goldene  Feld  nur  fünf  rothe  Oup'"f>alken  oder  Streife,  und  stellt 
den  Hahn,  ohne  Polster,  rechtssehend  auf  die  Krone  des  Helms.  —  Der  Hahn 
kommt  auch  roth  vor.  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  128) 
giebt  an ,    dass  Feld  2  und  3  von  Roth  und  Gold  achtmal  quer  gestreift  sei. 

Die  Familie  der  Grafen  v.  Bylandt  (Byland)  gehört  zu  den  ältesten  Ge- 
schlechtern der  Cleveschen  Lande,  und  Byland  ist  der  Name  einer  alten 
Burg  in  denselben.  Dieterich  v.  Byland,  Herr  der  Herrlichkeit  Pandern, 
kommt  urkundlich  schon  1294  vor.  Die  Tochter  desselben,  Sophia,  brachte 
die  genannte  Herrlichkeil  an  ihren  Gemahl,  Wilhelm  Herrn  v.  Berg.  —  Die 
Glieder  des  Geschlechts  bekleideten  im  Lande  Cleve  das  ErbmarschallanU, 
auch  stand  der  Familie  früher  die  Erbjägermeister-Würde  in  der  gefürste- 
ten  Abtei  Herford  zu.  Im  Laufe  der  Zeit  wurde  die  Famihe  an  Ghedern 
und  Besitz  reicher,  breitete  sich  weit  aus  und  mehrere  Linien  entstanden. 
Die  Linie,  welche  die  Herrlichkeit  Bheidt  (Beidt)  besass,  vermehrte  ihr 
Wappen  (s.  oben  Feld  2  und  3j.  lieber  Bheidt  entstand  mit  Aussterben 
dieser  Linie  im  Mannsstamme  eiuBechtsstreit,  welcher  nach  Fahne  (I.  S.  61) 
bis  1848  noch  anhängig  und  unentschieden  war.  Boland  Graf  v.  Byland 
machte  nämlich  1636  als  Erbe  aus  dem  Testamente  der  Anna  v.  Byland 
seine  Bechte  gegen  die  Famihen  v.  Hompesch  und  v.  Frenz  gellend. — Für 
die  genealogischen  Verliällnisse  der  Familie  ist  Fahne  (I.  60)  möghchst 

öLi'.EAL^uinAL  SOCIETY 
QF  UTAH 


/^f^i 


GRAFEN  V.  BYLANDT.  51 

Ihätig  gewesen.  Derselbe  giebt  die  Abstammung  der  Familienglieder 
von  Otto  V.  Byland,  welcher  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts 
lebte,  bis  zum  Anfange  des  1 9.  Jahrhunderts.  Von  der  niederländischen 
Linie :  Bylandt  zu  Polsterkamp  liefert  Jacobi  (Europ.  Geneal.  Handbuch  1800. 
Bd.  H.  S.  165)  eine  Stammtafel,  doch  stimmen  mehrere  seiner  Angaben 
nicht  mit  Fahne.  In  Bezug  auf  das  einzige  bisher  bekannte  jetzige  Glied 
der  Famdie  (s.  unten)  sind  unstreitig  die  letzten  Gheder  der  Geschlechts- 
tafel bei  Fahne  von  Wichtigkeit,  doch  liess  sich  ein  Anschluss  nicht  ermög- 
hchen.  Diese  Glieder  sind:  Graf  Johann  Adrian  Alexander  ,  gest.  1726; 
Gemahlin :  Barbara  de  la  Bryere.  —  Adrian  Joseph  ,  Herr  zu  Melden ,  gest. 
1767;  Gemahhn  :  Johanna  v.  Bernd.  Ludwig  Joseph,  kais.  Kammerherr ; 
Gemahlin:  Antoinette  v.  Harras.  —  Anton,  Oberst -Lieutenant  in  herzogl, 
württemb.  Diensten;  Brüder:  Max,  k.  k.  Major,  und  Ferdinand,  k.  k.  Käm- 
merer. —  Weibliche  Glieder  der  Familie  kamen  in  Sachsen  zu  Ende  des  18. 
und  zu  Anfange  des  19.  Jahrhunderts  am  kurfürstl.  Hofe  vor.  Frau  Maria 
Johanna  Gräfin  v.  Bylandt,  geb.  Freiin  v.  Bernclau,  war  Oberst-Hofmeisterin 
der  kön.  poln.  und  kursächs.  Prinzessin  Elisabeth ,  und  die  Tochter  der- 
selben, Johanna  Gräfin  v.  Bylandt,  Hofdame  der  Kurfürstin  Maria  Amalia 
Auguste  von  Sachsen.  In  Bezug  auf  diese  Familiengheder  scheint  Fahne 
nicht  ganz  genau  unterrichtet  gewesen  zu  sein. 

Der  Beichsfreiherrenstand  kam  in  die  Famihe  vom  Kaiser  Budolph  IL, 
11.  Febr.  1590,  in  der  Person  des  Herrn  auf  Bheidt,  Otto  v.  Bylandt, 
worauf  die  Herrhchkeit  Bheidt,  6.  April  1590,  zur  freien  Beichsherrschaft 
erhoben  wurde.  Die  Beichsgräfliche  Würde  erhielt  vom  Kaiser  Leopold  L, 
19.  Mai  1678,  Bolemann  Freiherr  v.  Bylandt. 

Als  jetziges  Glied  der  Familie  ist  neuerlich  (Geneal.  Taschenbuch  der 
gräfl.  Häuser  1853.  -S.  128  und  1854.   S.  143)  bekannt  geworden: 

GABL  Beichsgraf  Bolemann  v.  Bylandt,  kÖn.  preuss.  Premier-Lieute- 
nant im  28.  Infanterie-Begiment. 


4* 


52 


CRAFKN  V.   CABOGA. 

Grafen  v.  Caboga. 


^ott)Cil(fd). 


©eAfrrcirf). 


Wappen:  im  golden  eingefassten  blauen  Schilde  ein  rother  schrägrechter 
Balken.  Ücher  dem  Schilde  sieht  die  Ciafenkrone,  auf  welcher  sich  ein  gekrönter 
Helm  erhebt.  Derselbe  tr.igt  drei  Straussenfedern,  blau,  roth,  blau.  Die  Hehndecken 
sind  blau,  roth  und  golden.  Den  Schild  hält  rechts  ein  mit  einer  goldenen  Zinnen- 
krone gekrönter,  goldener,  auswärtssehender  Löwe,  welcher  in  der  rechten  Vorder- 
pranke, nach  dem  Schilde  zu,  einen  goldenen  Schlüssel  aufrecht  hält,  links  ein  oben 
silbernes,  unten  goldenes  Seepferd,  im  hnken  Vorderfusse  mit  einer  goldbefransten, 
mit  den  goldenen  Buchstaben  S.  B.  bezeichneten  blauen  Fahne.  Die  Devise  ist: 
Forlis  restitit,  servavit. 

Die  Grafen  v.  Caboga  stammen  aus  einer  der  ältesten  Patrizierfamilien 
der  vormaligen  Republik  Ragusa  in  Dalmatien,  in  welcher  die  Vorfahren, 
die  obersten  Staatswilrden ,  gleichsam  erblich,  bekleidend,  in  hohem  An- 
sehen standen. —  Eine,  der  Redaclion  vorliegende,  den  Biagio  Rkrnando 
Conte  di  Caboga  betreflende  Ahnentafel  durchläuft  folgende  Glieder:  Ma- 
rino di  Caboga ;  Gemahlin :  Maria  di  Rona.  —  Rernardo  Marino  ;  Gemahlin : 
Maria  di  Bosdari.  —  Riagio  Rernando  ;  Gemahlin :  Cattarina  di  Pondola.  — 
Rernardo  Riagio  Conte  di  Caboga ;  Gemahlin :  Maria  Contessa  di  Sorgo- 
Cerva.  —  Riagio  Rernardo.  Der  erbländische  Grafenstand  wurde  dergesamm- 
ten  Familie  vom  Kaiser  Franzi,  von  Oesterreich  im  Jahre  1814  verliehen. 
Das  jetzige  Haupt  der  Famihe  ist : 

Graf  RLASIUS  Philipp  Anton  Johann  Franz,  geb.  25.  Mai  1774,  verm. 
26.  Oct.  1806  mit  Maria  Catharina  v.  Sarocco.  Die  zwei  Söhne  desselben 
sind:  Graf  Johann  Rernhard  Franz,  geb.  1.  Sept.  1808,  k.  k.  Kämmerer 
und  Major,  verm.  im  Oct.  1838  mit  Wilhelmine  v.  Privitzer,  aus  welcher 
Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Maria  Rernhardine  Cäcilie  Wilhelmine,  geb.  27. 
Aug.  1839,  stammt  —  und  Graf  Heinrich  Nicolaus  Rernhard,  geb.  8.  Juni 
1818,  k.  k.  Kämmerer  und  Major.  —  Die  beiden  Rriider  des  Grafen  Rlasius 
sind:  Graf  Franz  Rlasius  Maria  Martin,  geb.  11.  Nov.  1781,  und  Graf  Rern- 
hard Franz  Maria,  geb.  6.  Febr.  1  785,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  General- 
Feldzeugmeister  und  General- Genie -Director  zu  Klosterbruck  bei  Znaim, 
verm.  26.  Nov.  1833  mit  Juliana  Wanda  Gräfin  Potocka. 


GRAFEN  V.  CALLENBERG. 


53 


Grafen  v.  Callenber^. 

ISatl)oltfd).  ©eflcrmd). 

Besitz:   die  (lülcr  Wellesinecn  und  VVesiljciin  in  Hessen. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mitlelsdiilde 
zwei  über  das  Kreuz  gelegte  Streitkolben  (Morgensterne)  mit  rothen  Schäften,  über 
welchen  eine  rothe  Rose  schwebt  (rechte  Hälfte  des  Stammwappens).  1  und  4  in 
Hoth  ein  goldener  schrägrechter  Balken,  welcher  mit  einem  schwarzen  Greife  be- 
legt ist  (linke  Hälfte  des  Stammwappens);  2  und  3  in  Gold  ein  rechtssehender, 
gekrönter  und  golden  bewehrter  schwarzer  Adler  (bei  Erhebung  in  den  Grafen- 
stand hinzugekommen).  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  über  der  Grafenkrone  drei 
gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einwärtssehend  den  Adler  des  2.  und  3.  Fel- 
des, der  miniere  einen  olTonen  Adlersflug,  dessen  rechter  Flügel  roth,  der  linke 
silbern  ist,  und  zwischen  welchen  die  Streitkolben  mit  der  Rose  des  Miltelschildes 
schweben  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  wachsend  den  Greif  des  1. 
und  4.  Feldes  (rechter  und  linker  Helm  sind  bei  der  Slandeserhöhung  hinzugekom- 
men). Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  mittleren 
schwarz,  roth  und  silbern,  und  die  des  linken  roth  und  silbern.  —  Den  Schild  halten 
bisweilen  zwei  ein-  und  vorwärtssehende  Frauen.  Die  rechtsstehende,  deren  Haupt  mit 
einer  Helmkappe  geschmückt  ist,  trägt  ein  blaues  lieber-  und  ein  rothes  Unterkleid, 
und  hält  in  der  Rechten  einen  Spiess,  welchen  dieselbe  auf  den  Boden  stemmt.  Die 
linksstehende  hat  fliegendes  Haar,  ist  nur  mit  einem  blauen  Schurze  bekleidet 
und  stemmt  mit  der  Linken  eine  Keule  auf  den  Boden.  —  Oft  kommt  das  Wap- 
pen auch  so  vor,  dass  statt  der  Helmdecken  dasselbe  ein  silberner,  mit  Hermelin 
gefütterter  Mantel  umfliegt,  welchen  die  sonst  auf  dem  Schilde  stehende  Grafen- 
krone bedeckt.  -  Das  dänische  Wappenbuch  (I  XIX.)  zeigt  anstatt  der  Rose  eine 
rothe  Kugel  und  krönt  die  Adler  nicht.  —  Siebmachers  Declaration  (139)  giebt 
nicht  Streitkolben,  sondern  eisenfarbige  Spiesse  mit  rothen  Schäften  an.  Abbil- 
dungen aus  der  späteren  Zeit  des  17.  .lahrhunderts  setzen  rechts  in  Roth  den 
schrägrechten  Balken  mit  dem  Greife,  welcher  erstere  bei  Siebmacher  schräglinks 
ist,  zeigen  deutlich  ganz  rothe  Streitkolben  und  tingiren  auch  beide  Flügel  auf  dem 
Helme,  welchen  ein  silberner  und  rother  Wulst  bedeckt,  roth. 

Sehr  alte,  ursprünglich  westphälische  Familie,   deren  gleichnamiges 
Stammschloss  bei  Warburg  im  Fürstenthum  Paderborn  hegt,  und  welche 


54  GRA^E^  v.  callenberg. 

später  in  Hessen,  den  Lausilzen  und  Dänemark  geblüht  lial.  Der  Sage 
nach  Süll  der  Stammvater  des  Geschlechts  einer  der  vier  Ritter  sein,  welche 
Kaiser  Carl  der  Grosse  mit  einem  Grafen  v.  Oettingen  um  804  nach  War- 
burg gesendet  habe ,  um  die  Einwohner  vom  weiteren  Götzendienste  ab- 
zuhalten;  auch  giebt  Angelus  (Mark.  Chronik,  S.  39)  an,  dass,  als  Kaiser 
Heinrich  1.  die  Wenden  aus  Brandenburg  vertrieben ,  einige  Glieder  dieses 
Geschlechts  sich  daselbst  niedergelassen  hätten.  Petrus  und  Albertus  v.  Cal- 
lenberg  kommen  1290  in  einer  Urkunde  vom  Kaiser  Rudolph  I.  für  das 
Kloster  zu  Allenburg  (Gotha  diplom.  V.  201)  vor,  und  WoUF  und  Frick 
V.  Callenberg  werden  von  Bucelini  1392  als  Glieder  der  St.  Georgen-Ge- 
sellschaft  aufgezählt.  —  Von  besonderer  Bedeutung  für  die  Familie  wurde 
CuRT  ReiiMcke  aus  dem  Hause  W^ettesingen  in  Hessen,  gest.  1672.  Der- 
selbe war  im  30jjihrigen  Kriege  zuerst  kaiserliclier  Oberst,  ging  aber  spä- 
ter in  kiirsächsische  Dienste  und  zeichnete  sich  durch  seine  Tapferkeit  als 
General -Mjijor  sehr  aus.  Im  Jahre  1646  wurde  er  kurfürstl.  Geh.  Rath 
und  Landvoigt  in  der  Oberlausitz  und  erhielt  gleich  darauf  vom  Kaiser  Fer- 
dinand 111.  den  Freiherrenstand  imd  1654  die  Reichsgrafenwürde.  Durch 
Vermählung  mit  einer  Erl)lochter  aus  dem  Stamme  der  Burggrafen  zu  Dohna 
war  derselbe  1645  in  Besitz  der  oberlausitzischen  Standesherrschaft  Muskau 
gelangt,  welche  nach  seinem  Tode  auf  seinen  Sohn  Gurt  Reinicke  H.  über- 
ging. Letzterer,  geb.  22.  Oct.  1651,  gest.  20.  Aprd  1709,  kursächs. 
wirkl.  Geh.  Rath  und  ausserordentl.  Gesandter  am  kaiserhchen  Hofe,  war 
verm.  mit  Ursula  Regina  Freiin  v.  Friesen,  geb.  27.  Aug.  1658,  verm. 
31.Dec.  1673,  gest.  29.  Oct.  1714.  Aus  dieser  Ehe  entsprossen  vier  Söhne: 
Heinrich,  Otto  Carl,  August  Heinrich  Gottlob  und  Johann  Alexander. 
Graf  Heinrich  hat  das  Geschlecht  dauernd  fortgepflanzt  (s.  unten).  Graf  Otto 
Carl  wendete  sich  nach  Dänemark,  und  wurde  2.  Jan.  1717  naturalisirt. 
Derselbe,  geb.  18.  Febr.  1686,  gest.  16.  Mai  1759,  kön.  dän.  Obcr-Hof- 
Marschall  und  Ober-Land-Drost  zu  Pinneberg,  zuletzt  Geh.  Ratii,  Ritter  etc., 
Herr  auf  Wettesingen ,  vermählte  sich  31.  Jan.  1714  mit  Catharina  Chri- 
sline V.  Holstein,  geb.  25.  März  1692,  gest.  28.  April  1770.  Aus  dieser 
Ehe  stammte  Christian  Carl,  geb.  27.  Dec.  1724,  kursächs.  Kammerherr 
und  Oberst,  welcher,  verm.  12.  Mai  1763  mit  Maria  Anna  Marchese  De- 
ville,  geb.  4.  Oct.  1739,  ohne  Nachkommen  4.  Nov.  1767  starb.  Graf 
August  Heinrich  Gottlob,  geb.  30.  März  1695,  gest.  11.  Aug.  1766,  Herr 
auf  Jahnishausen,  kursächs.  wirkl.  Geh.  Rath  und  ehemaliger  General- 
Postmeister,  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  Charlotte  Catharina  Gräfin  v.  Rose, 
geb.  20.  Mai  1702,  verm.  30.  Apnl  1721,  gest.  12.  Nov.  1766,  einen 
Sohn,  August  Reinecke  Carl,  geb.  14.  Juni  1722,  Herrn  auf  Jahnishausen, 
welcher  als  kursächs.  General -Lieutenant,  Kammerherr  und  gewesener 
ausserordentl.  Gesandter  am  kön.  dän.  Hofe,  unvermählt  16.  Oct.  1795 
starb.  Graf  Johann  Alexander  war  in  Folge  des  väterlichen  Testamentes 
in  den  Besitz  der  StandeshfTrschaft  Muskau  gekommen.  Derselbe,  geb. 
12.  März  1697,  gest.  13.  Febr.  1776,  kursächs.  Geh.  Rath,  hatte  aus 
zweiter  Ehe  mit  Rahel  Luise  Henriette  Gräfin  v.  Werthern,  geb.  22.  März 
1726,  verm.  3.  Oct.  1741,  gest.  27.  April  1753,  zwei  Söhne,  die  Grafen 
Georg  Alexander  Heinrich  Hermann  und  Ciirt  Heinricii,  sowie  zwei  Töch- 


GRAFEN  V.  CALLENBERG.  55 

ter.  Der  ältere  Sohn ,  Georg  Alexander  Heinrich  Hermann ,  folgte  im  Be- 
sitze der  Standesherrschaft  Muskau.  Letzterer,  geb.  8.  Febr.  1744,  gest. 
4.  Mai  1795,  kursächs.  Geh.  Rath,  war  in  erster  Ehe  vermählt  mit  Maria 
Olympie  de  la  Tour  du  Pin,  geb.  1746,  verm.  24.  Aug.  1769,  gest. 
15.  April  1771.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Gräfin  Clementine  Gunigunde  Char- 
lotte Olympia,  geb.  5.  Juni  1770,  verm.  27.  Dec.  1784  mit  Ludvs^ig  Carl 
Hanns  Erdmann  Graf  v.  Pückler  (s.  Bd.  II.  S.  224).  Der  Vater  cedirte  der 
Tochter  1.  Jan.  1785  die  Standesherrschaft,  welche  später  auf  den  Sohn 
der  Letzteren,  Hermann  Ludwig  Heinrich  Fürst  v.  Pückler -Muskau,  über- 
ging.   Die  Muskauer  Linie  der  Grafen  v.  Gallenberg  erlosch  im  Anfange  des 

1 9.  Jahrhunderts  mit  dem  oben  erwähnten  Grafen  Gurt  Heinrich,  Herrn 
auf  Eichberg  in  Niederschlesien,  geb.  8.  April  1749,  k.  k.  Kämmerer  und 
holländ.  General -Major,  welcher,  verm.  1791  mit  Magdalene  Charlotte 
Christiane  Freiin  v.  Bassewitz,  ohne  Nachkommen  starb. 

Graf  Heinrich  —  ältester  Sohn  des  Grafen  Gurt  Reinicke  II.  —  pflanzte, 
wie  angegeben,  das  Geschlecht  dauernd  fort,  und  von  demselben  stammt 
im  dritten  Ghede  das  einzige  jetzt  bekannte  Glied  des  Geschlechts  (s.  unten). 
Die  Ahnentafel  für  dieses  Glied  ist  folgende:  Heinrich,  geb.  10.  Febr.  1685, 
gest.  27.  April  1772,  k.  k.  Kämmerer  und  General-Feldzeugmeister,  auch 
kursächs.  Kammerherr  und  Dompropst  zu  Meissen;  Gemahlin:  Theresie 
Bernhardine  Marchese  v.  Paskai,  geb.  29.  April  1686,  verm.  15.  Febr.  1710, 
gest.  23.  April  1747.  —  Carl  Gurt  Reinicke,  geb.  8.  März  1727,  gest. 
26.  Juh  1800,  k.  k.  Geh.  Rath,  General -Feldmarschall -Lieutenant  etc.; 
Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  v.  Thurn  und  Valsassina,  geb.   1722,  verm. 

20.  Jan.  1757,  gest.  18.  März  1786.  —  Carl  Joseph,  geb.  4.  Nov.  1760, 
gest.  3.  Juh  1833,  Herr  auf  Wettesingen  und  Westheim,  k.  k.  Kämmerer 
und  Major;  Gemahlin:  Elisabeth  Hopfen,  gest.  13.  März  1826.  —  Johann 
Nepomuk  Carl  Heinrich. 

Der  einzige  bekannte  Sprosse  des  gräflichen  Hauses  ist: 
JOHANN  Nepomuk  Carl  Heinrich  Graf  v.  Gallenberg  —  Sohn  des  Gra- 
fen Carl  Joseph  —  geb.  22.  Aug.  1824,  k.  k.  Ober-Lieutenant  in  d.  A. 


56  GRAFEN  V.   CANAL-MALLAUAILA. 

Grafen  v.  Canal-HIallabaila. 

•6atl)0lifd).  ©cflcrrcirfj. 


Wappen:  im  mit  goldenem  Sclinilzwerk  umgebenen,  runden,  rulben  Schilde 
vier  aus  dem  unteren  Schildesrande  aufsteigende  silberne  Spitzen,  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone,  oder  wobi  auch  eine  dreiblälterige  alte  Königskrone,  mit 
einem  Helm,  welcher  mit  einer  fünffachen  goldenen  Zinkenkrone  gekrönt  ist.  Die 
Decken  sind  roth  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  einwartssehende  goldene 
Greife.  So  zeigen  Abdrücke  von  mehreren  Petschaften  aus  der  Familie  dieses  Wappen, 
und  so  giebt  dasselbe  mit  dem  Namen  :  Malabayla  Grafen  v.  Canal  Tyrotf  (N.  A.  VV.-W. 
II.  282).  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  144)  nimmt  in 
Silber  einen  blauen  Sparren  an  :  eine  Annahme,  für  welche  Wagenseil  (Adriatischer 
Löwe,  Altdorlf,  1704.  S.  3?)  und  Andere  allerdings  sprechen,  welche  aber,  so  sehr 
auch  die  Redaction  Wagenseil's  Fleiss  anerkennt,  mit  den  Petschaften  der  Familie 
nicht  stimmt.  Nach  Wagenseil  giebt  es  zwei  Familien  des  Namens  Canal,  welche 
nicht  allein  dem  Wappen,  sondern  auch  dem  Geblüte  nach  von  einander  verschie- 
den sind.  Beide  haben  den  Adel  durch  ihre  Verdienste  erhalten.  Die  eine  Fa- 
milie führt  in  Blau  einen  goldenen  Pfahl,  welcher  von  sechs  goldenen  Lilien,  von 
denen  auf  jeder  Seite  drei  übereinander  sieben,  begleitet  wird,  die  andere  Familie 
aber  in  Silber  einen  blauen  Sparren. 

Die  Grafen  v.  Canal  -  Mallabaila  stammen  aus  einem  alten  ursprünglich 
venetianischen  Geschlechte,  welches  vom  Kaiser  Ferdinand  III.,  14.  April 
1640,  den  Reichsadel  erhielt.  Der  Reichsritterstand  wurde  der  Familie 
vom  Kaiser  Leopold  I.,  24.  Juli  1672,  verhehen,  und  die  Erhebung  in  den 
Reichsgrafenstand  erfolgte  vom  Kaiser  Joseph  II.  im  Jahre  1769.  Es  er- 
hielt nämhch  Graf  Hieronymus  v.  Canal-Malabayla  (Mallahaila),  kön.  sardin. 
Staats-  und  Conferenzminister,  Grosskreuz  des  Ritterordens  des  heiligen 
Moritz  und  Lazarus,  bevollmächtigter  Minister  am  kais.  österr.  Hofe  etc., 
im  genannten  Jahre,  wegen  seines  uralten  Geschlechts,  sowie  wegen  seiner 
Verdienste  um  das  Haus  Oesterreich,  das  Reichsgrafen-Diplom.  In  letzterem 
ist  der  Erhobene  schon  als  Graf  aufgeführt,  und  der  Vater  und  Grossvaler 
desselben  werden  in  den  Ahnentafeln  der  FamUie  ebenfalls  Grafen  genannt. 

Aus  den  erwähnten  Ahnentafeln  gehören  folgende  Glieder  hierher: 
Carl  Hieronymus  Graf  Canal-Mallabaila ;  Gemahlin :  Anna  Gräfin  Monale.  — 
Jacob  Ignaz;  Gemahlin:  Anna  Aloise  Vallese  Freiin  de  Valle-Vallese.  — 
HiERONYMUs  Ludwig  Reichsgraf  v.  Canal-Mallabaila,  geb.  1705,  gest.  18.  Juli 
1773;  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  v.  P.^lffy,  geb.  27.  Jidi  1716,  verm. 
1.  Mai  1739,  gest.  18.  Aug.  1781. —  EMA^uEL  Joseph,  geb.  3.  Juni  1745, 


GRAFEN  V.  STELLA-CARRACCIOLO. 


57 


gest.  20.  Febr.  1826,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  etc.;  Gemahlin:  Maria 
Brigitte  Gräfin  v.  Chotek,  gest.  23.  Juni  1810.  -  Johann  Emanuel;  Gemali- 
hn:  Mariane  Grälin  Praschma.  —  Joseph  Ludwig,  jetziges  Haupt  der  Faniihe. 

Gegenwärtig  sind  von  dem  gräflichen  Hause  nur  zwei  Glieder  be- 
kannt :  k 

Joseph  LUDWIG  Reichsgraf  v.  Canal-Mallabaila  —  Sohn  des  Grafen 
Johann  Emanuel  —  geb.  18.  Sept.  1794,  k.  k.  Kämmerer,  und  die  Schwe- 
ster desselben,  Gräfin  Maria,  geb.  1799,  Stiftsdame  zu  Brunn. 


Grafen  v.  Stella  -  Carracciolo. 

^atl)olifd).  (Deftcrrctd)  unö  öictlien  (Keapel). 

Besitz:    <lii'    Fideicoiriniiss  -  Heir.scIiafU'ii    Wariensleiu     und    (iiimmcnslein    in    Oeslei  leii  h, 
Fiöschnilz  uixl  Rallen  in  Sieierniarli  eic. 


Wappen:  quadrirler  Sclild;  1  und  4  in  Gold  ein  einwärtsgestellter,  aulstei- 
gender,  blauer  Leopard  mit  ausgestreckter,  rother  Zunge  (Stella) ;  2  und  3  in  Roth, 
unter  einem  hiauen  Feldesliaiipfe ,  drei  schrägrechte,  goldene  Balken  (Carraccioloi. 
Den  Schild  deckt  eine  Grafenkrone  So  giebt  der  meist  sehr  zuverlässige  Wissgrill 
(Schauplatz  des  landsässigen  Nieder-Oesterreichischen  Adels  vom  Herren-  und  Bitter- 
staiide  etc.,  Bd.  II.  S.  11)  dieses  Wappen.  —  Das  Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl. 
Häuser  (1853.  S.  130)  beschreibt  dagegen  das  Wappen,  wie  folgt:  in  Gold  drei 
rolhe,  rechte  Schräghaiken  unter  einem  blauen  Schildeshaupte.  —  In  Gold  drei 
rothe  Schrägbalken  zu  setzen,  ist  nach  Allem  unrichtig,  wie  denn  auch  die  Supple- 
mente zu  Siebmachers  Wappenbuche  (l.  20)  als  Wappen  des  Hauses  Carracciolo 
unter  einem  blauen  Schildcshnupte  in  Roth  drei  schrägrechte,  goldene  Baiken  an- 
nehmen. Am  letzfgenannlen  Orte  steht  auf  dem  Schilde  ein  gekrönter  Helm,  auf 
welchem  ein  nach  rechts  gekehrter  scltwarzer,  mit  fünf  silbernen  Straussenfedern 
besteckter  Elephantenkopf  liegt.     Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden. 

Die  Grafen  v.  Stella-Garracciolo  (Garaccioli)  stammen  aus  dem  im  Kö- 
nigreich Neapel  durch  mehrere  Jahrhunderte  berühmten,  theils  im  fürst- 
lichen, theils  seit  1348  im  gräflichen  Stande  blühenden  sehr  weit  ver- 
zweigten Geschlechte  Carraccioh  ab.  Paschalis  Carracciolo,  Marchese  di 
Sant  Eranio,  beerbte  den  Grafen  Nicolaus  v.  Stella,  seinen  mütterlichen 
Oheim ,  Herrn  der  niederösterreichischen  Fideicommiss-Herrschaften  War- 
tenstein und  Grimmenstein  etc.,  und  nahm  den  Namen  Carracciolo  di  Stella 


58 


GRAFEN  V.  CASTELBARCO-VISCONTi-SIMüNETTA. 


(Slella-Carracciolo)  an,  fügte  auch  seinem  Wappen  das  Wappen  des  Ge- 
schlechts Stella  hei.  Derselhe  wurde,  nach  Antritt  des  Besitzes  der  er- 
wähnten niederösterreichischen  Herrschaften,  22.  Oct.  1  767  als  Landes- 
mitglied in  den  niederösterreichischen  Herrenstand  aufgeuüninien. 
Von  ^en  jetzigen  Gliedern  der  Famihe  sind  hekannt : 
CARL  RocHLs  Graf  v.  Stella-Carracciolo ,  Marquis  v.  Torre-Rupiero, 
Herzog  v.  Saut'  Eramo  —  Enkel  des  Grafen  Paschahs  —  geb.  1780,  ober- 
ster Kammerer  des  Königs  heider  Sicihen,  Herr  und  Landstand  in  Oester- 
reich,  Besitzer  der  Fideicommiss-Herrschaflen  Wartenstein  und  Grimmen- 
stein in  Oesterreich ,  FrÖschnitz  und  Ratten  in  Steiermark  etc.  Die  beiden 
Söhne  desselben  sind:  Graf  Honoratus,  geb.  1806,  und  Graf  Anton, 
geb.  1808. 


Grafen  v.  Ca8telbarco-Viscoiiti-8iinoiietta. 

^atl)oltfd). 
©eflfrretd)  i^irol  unh  irombarbifcl)^Öfnetianifd)e!S  Äönigretd)). 

Besitz:    Giesla  in  Tirol,  die  vier  Vicariate:  Avio,  Ala ,  üienioiiico  und  Mori  etc. 


Wappen:  im  rothen  Schilde  ein  rechtsgekeliiler,  gekrönter,  silberner 
Löwi\     Den  Schild  bedeckt  die   Grafeiikrone. 

Sehr  alte  Trientinische  Adelsfaniilie,  für  deren  Stammherrn  Abriamus 
V.  Castelbarco  oder  Castrobarco ,  so  benannt  von  einem  im  Bisthum  Trienl, 
im  sogenannten  Jägerthal,  unweit  der  Etsch  gelegenen  Schlosse,  gehalten 
wird.  Derselbe  verkaufte  1198  seinen  Antheil  an  diesem  Schlosse  an  den 
Bischof  zu  Trient,  .erhielt  aber  dasselbe  wieder  zum  Lehen.  Friedrich  III. 
von  (»istelbarco,  verm.  mit  Adelheid  v.  Matsch,  Gräfin  v.  Kirchberg,  wurde 
1339  vom  König  Johann  in  Böhmen,  Sohn  des  Kaisers  Heinrich,  des 
Luxemburgers,  mit  Salo,  Gavordo,  Maderno  am  Garda-See,  St.  Feiice  etc. 
belehnt.  Franz  v.  Castelbarco,  verm.  mit  einer  Gräfin  v.  Lodron,  kommt, 
1647  in  den  Freiherrenstand  erhoben,  als  Baron  der  vier  Vicariate  Avio, 
Ala,  Brentonico  und  Mori,  sowie  als  Herr  zu  Gresta  und  seit  1662  als 
Reichsgraf  vor.     Der  Sohn   desselben,    Joseph   Scipio,    geb.    1665,    kais. 


GRAFKN  V.   CASTELBARCO-VISCONTI-SIMONETTA.  59 

Reichs-Hof-  und  Geh.  Rath,  ein  Rruder  Sigmund  Carls,  Filrstbiscliofs  zu 
Chiemsee,  um  1699,  setzte  den  Stamm  durch  seinen  Sohn,  Scn^io,  fort, 
und  letzterer,  k.  k.  Kämmerer  und  seit  1716  Grand  von  Spanien,  gest. 
1734,  nannte  sich,  weil  seine  Mutter  eine  Gräfin  Visconti  gewesen,  Vis- 
conti V.  Castelbarco  (Castelbarco-Visconti). 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 
CESAR  Reichsgraf  Castelharco-Visconti-Simonetta ,  geb.  30.  Nov. 
1782,  Grand  von  Spanien  1.  Classe,  Gerichtsinhaber  der  vier  Vicariate 
Avio,  Ala,  Brentonico  und  Mori,  Herr  zu  Gresla  in  Tirol,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Rath  und  Oberst-Stallmeister  des  lombardisch-venetianischen  König- 
reichs, verm.  14.  Dec.  1806  mit  Maria  Marchesa  Fraganeschi,  geb.  5.  Sept. 
1785,  Oberst-Hofmeisterin  der  Erzherzogin  Ehsabeth,  Gemahlin  des  Erz- 
herzogs Rainer.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne :  Graf  Carl  Hercules 
Melchior  Caspar  Balthasar,  geb.  13.  Nov.  1808,  k.  k.  Kämmerer,  verm. 
15.  Juni  1831  mit  Maria  Antonie  Therese  Litta-Visconti-Aresi,  geb.  8.  Febr. 
1814,  Tochter  des  Duca  Pompeo  und  der  Prinzessin  Helena  Albani ,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne ,  die  Grafen  Cesar  Pompeo  Carl  Melchior ,  geb. 
5.  März  1834,  und  Philipp,  geb.  5.  Sept.  1839,  sowie  vier  Töchter,  die 
Gräfinnen  Maria,  geb.  9.  April  1832,  Helena,  geb.  26.  März  1835,  Ca- 
MiLLA,  geb.  15.  Febr.  1836,  und  Beatrix,  geb.  1.  Oct.  1837,  entsprossen 
sind  —  und  Graf  Joseph  Scipio,  geb.  26.  Mai  1813,  verm.  24.  Mai  1837 
mit  Eduarde,  geb.  13.  Nov.  1820,  Tochter  des  Grafen  Carl  Scotti  Galla- 
ratti,  Herzogs  von  St.  Pietro  etc.,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Alexan- 
der, geb.  23.  Febr.  1840,  stammt.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Cesar, 
Gräfin  Franziska,  geb.  30.  Juli  1781,  ist,  früher  Wittwe.  von  dem  Marchese 
Franz  v.  Durazzo,  jetzt  Wittwe  vom  Marchese  Hieronyinus  v.  Mari. 


60 


GIIAFEN  V.  CERRINI  DE  MONTE  VARCHI. 


Grafon  v.  Cerriiii  de  Hloiite  Varehi. 

Sotl)olird).  C^fAcrrctd). 

Im  FifilicncMisiüiulc :   Äönigrctd)  6adjfcn  unb  (ßrofjl)crj09ll)um  Coöcaua. 


Ny^ 


Wappen:  im  silbernen  Schild  ein  blauer  Querbalken  niil  schmaler  gol- 
dener Einfassung  und  mit  drei  goldenen  Sternen  in  einer  Keihe  belegt;  hinter 
dem  Balken  ein  rother  Löwe,  welclier  in  der  linken  Vorderpranke  einen  grünen 
Eichenzweig  mit  zwei  Blättern  und  zwei  Eicheln  hält  und  auf  der  linken  Schulter 
einen  kleinen  sin)ernen  Schild  mit  einem  rofhen  Kreuze  trägt.  Ueber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  ist  besetzt  mit  einem 
offenen  silbernen  Adlersfluge,  welcher  mit  dem  blauen  Ont^rbalken  des  Schildes 
belegt  ist ;  auf  dem  mittleren  steht  der  Löwe  des  Schildes  zwischen  zwei  Fahnen, 
von  welchen  die  rechte  grün,  die  linke  roth  ist,  und  deren  Stangen  oben  mit  einem 
silbernen  Halbmonde  besetzt  sind,  und  auf  dem  linken  wehen  drei  Straussen- 
federn,  silbern,  roth,  blau.  Die  Helmdecken  sind  rechts  rolh  und  silbern,  links 
blau  und  golden. 

Sehr  alte,  aus  dem  Grossherzogthura  Toscana  stammende  Familie, 
deren  Stammsitz  das  Castell  Montevarchi  ist,  in  welchem  dieselbe  schon 
im  13.  Jalirhundert  blühte.  Durch  Urkunden,  welche  aus  dem  grossherz. 
loscanischeii  Staatsarchive  gerichtlich  erhoben  worden  sind,  sowie  durch 
amtliche,  bis  in  das  16.  Jahrhundert  hinaufgehende  Taufzeugnisse  kann  die 
Familie  die  ununterbrochene  Stannnreilie  vom  13.  Jaluluindcrl  an  iinbe-" 
zweifelt  nachweisen.  —  Christophanus,  Sohn  des  Angelus  Cerrini  und 
Enkel  des  Gerrino  de  Montevarchi,  wurde  vom  Kaiser  Carl  IV.  als  Judex 
Ordinarius  in  Florenz  eingesetzt  und  die  Söhne  und  Enkel  desselben  be- 
kleideten die  höchsten  Würden  im  florentinischen  Staate.  Von  den  beiden 
Linien  der  Familie  ist  die  ältere  Linie  zu  Montevarchi  im  Anfange  des 
17.  Jahrhunderts  im  männhchen  Stamme  erloschen,  die  jüngere  aber, 
welche  nocli  jetzt  in  Florenz  begütert  ist,  hat  sich  auch  in  Oeslerreich  und 
Sachsen  verbreitet  und  fortgepflanzt  und  blüht  jetzt  in  drei  Speciallinien. 
Die  österreichische  derselben  ist  1838  in  den  Grafenstand  der  kais. 


GRAFEN  V.  CERRINI  DE  MONTE  VARCHI.  6t 

Österreichischen.  Erblande  erhoben  worden;  die  sächsische  führt  den 
Freiherrentilel,  und  die  to scanische,  mit  der  österreichischen  und  säch- 
sischen von  einem  gemeinschafthchen  Stammvater  entsprossen,  ist  schon 
seit  dem  15.  Jahrhundert  von  den  beiden  ersten  Linien  getrennt. 
Das  Haupt  der  Österreichischen  Linie  ist: 
Graf  ALOIS  Carl  Johann  Nepomuk  —  Sohn  des  Grafen  Carl  v.  Cer- 
rini  de  Montevarchi,  geb.  9.  Oct.  1777,"  gest.  5.  Jan.  1840,  Herrn  und 
Landmanns  in  Steiermark,  k.  k.  General-Majors  im  Geniecorps,  Kämmerers, 
Geh.  Raths  und  Oberst-Hofmeisters  der  Söhne  des  Erzherzogs  Carl  Ludwig, 
aus  der  Ehe  mit  Maria  Carolina  Gräfin  v.  Küenburg  (Schwester  des  Grafen 
Wilhelm  Caspar  Ludwig,  s.  Bd.  L    S.  491),  geb.   26.  Juh  1802,  verm. 

24.  Juni  1822,  und  Enkel  des  am  27.  Nov.  1809  verstorbenen  k.  k.  Feld- 
marschall-Lieutenants Joseph  Freiherrn  v.  Cerrini  und  der  Donna  Isabella  de 
Andrade  aus  dem  Hause  Andrade  zu  Barcellona  —  geb.  7.  Juli  1823,  k.  k. 
Statthalterei-Secretair  in  Ungarn.  —  Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Alois 
Carl  Johann  Nepomuk  sind:  Graf  Carl  Ludwig  Heinrich  Philipp,  geb. 
17.  März  1829,  k.  k.  Lieutenant,  und  Graf  Edmund  Wilhelm  Ludwig  Ma- 
riotto, geb.  10.  Nov.  1832,  k.  k.  Oberlieutenant.  Die  Schwester  dieser 
drei  Brüder,  Gräfin  Bertha,  geb.  7.  April  1825,  hat  sich  im  Juni  1844  mit 
Peter  Freiherrn  v.  Wucherer,  vörmal.  k.  k.  Kreiscommissair,  vermählt.  Die 
als  Wittwe  lebende  Mutter  ist  oben  aufgeführt.  Die  Schwester  des  ersten 
Grafen  Carl,  Maria  Anna,  geb.  27.  Juni  1784,  ist,  verm.  6.  Mai  1804, 
seit  13.  Sept.  1846  Wittwe  von  Paul  Freiherrn  v.  Wernhardt,  Magnaten 
von  Ungarn,  k.  k.  Geh.  Rath  und  General  der  Cavallerie. 

Die  jetzigen  Gheder  der  sächsischen  Linie  sind  Nachkommen 
zweier  Brüder :  des  1813  zu  Dresden  verstorbenen  Freiherrn  Clemens 
(leiblichen  Geschwisterkindes  des  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenants,  Freiherrn 
Joseph),  verm.  mit  Augustine  v.  Polenz  aus  dem  Hause  Bestow,  und  des 
bei  Danzig,  13.  April  1807,  gebhebenen  k.  sächs.  Oberst-Lieutenants 
Franz,  verm.  mit  Eleonore  v.  Nostitz  aus  dem  Hause  Doebschütz.  —  In 
Bezug  auf  den  zuletzt  genannten  Oberst-Lieutenant  Franz  findet  sich  in 
dem  Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  1854.  S.  15  ein  Irrthum.  Derselbe 
ist  in  früheren  Jahrgängen,  in  welchen  der  k.  sächs.  General-Lieutenant 
Clemens  Franz  als  Haupt  der  sächsischen  Linie  genannt  wurde,  sehr  richtig 
als  ,, Vatersbruder"  aufgezeichnet,  doch  ist  diese  Bezeichnung  jetzt,  wo  der 
älteste  Sohn  des  General-Lieutenants,  nach  dem  Tode  desselben,  als  Haupt 
genannt  wird,  nicht  geändert  worden. 

Von  dem  oben  erwähnten  Freiherrn  Clemens  stammte  Freiherr  Cle- 
mens Franz,  geb.  16.  Dec.  1785,  gest.  1852,  k.  sächs.  General-Lieutenant 
a.  D.,  und  aus  der  Ehe  desselben  mit  Caroline  v.  Berlepsch,  geb.  20.  April 
1796,  verm.  1816  und  gest.  14.  Sept.  1845,  isfe  entsprossen: 

Freiherr  MAXIMILIAN  Leopold,  geb.  19.  Juh  1818,  k.  k.  Rittmeister. 
Die  fünf  Brüder  desselben,  neben  vier  Schwestern,  sind  die  Freiherren: 
Emil  Hermann,  geb.   21.  März   1822,  k.  sächs.   Lieutenant  a.  D.,  verm. 

25.  Jan.  1849  mit  Wilhelmlne  Gräfin  v.  Hohenthal  Tochter  des  Grafen 
Peter  Wilhelm  (s.  Bd.  I.  S.  367)  —  geb.  7.  Aug.  1829,  aus  welcher  Ehe 
eine  Tochter,  Stephanie  Maria  Annunziata,  geb.  25.  Nov.  1849,  stammt; 


62 


GRAFEN  V.   CIIIRLETTI-SCHÜNBRIINN. 


—  Anton  Maria,  gob.  19.  Aug.  1829;  —  Carl  Mariotto,  geb.  17.  Nov. 
1S81,  k.  Sachs.  Lieiitcnaiit;  —  Johann,  geb.  29.  Juli  1835,  und  Carl 
Angelo,  geb.  15.  Sejjt.  1837.  Die  vier  Schwestern  sind  die  Freiinnen: 
Maria,  geb.  12.  Febr.  1817,  Hofdame  bei  der  Prinzessin  Amalie  von  Sach- 
sen, Maria  Anna  Clemenliue,  geb.  21.  Nov.  1823,  Carolina,  geb.  29.  Nov. 
1826,  und  Augustina,  geb.  30.  MaVz  1833. 

Vom  Freiheirn  Franz,  k.  sächs.  Oberst-Lieutenant  (s.  oben),  leben 
drei  Söhne,  und  zwar:  Freiherr  Franz  Mariotto,  geb.  25.  Dec.  1799,  bis 
1828  in  k.  k.  Militairdiensten,  venu.  14.  Jan.  1828  mit  Maria  Theresia 
Ludmilla  Gräfin  v.  Kustosch,  geb.  22.  Febr.  1802;  ~  Heinrich,  geb. 
23.  Nov.  1801,  k.  k.  General-Major  und  Brigadier  im  11.  Armeecorps, 
verm.  3.  Oct.  1833  mit  Antonia  Freiin  v.  Bartenslein,  geb.   9.  Juli  1804 

—  und  Ernst,  geb.  10.  März  1803,  k.  k.  Hauptmann  a.  D. 

Von  der  toscanischen  Linie  leben  von  dem  1836  zu  Florenz  ver- 
storbenen Pasquale  v.  Cerrini  aus  der  Ehe  mit  Dominicjf  de  Daddi  zwei 
Söhne:  Franz,  geb.  19.  Dec.  1799,  und  Joseph,  geb.  2.  März  1802,  und 
zwei  Töchter:  Luisa,  geb.  28.  Sept.  1798,  verm.  1826  mit  Vincenz  de 
Paoh,  und  Catharina,  geb.  30.  März  1805,  verm.  1827  mit  Alois  Grafen 
Felici. 


Grafen  v,  Cmrletti-Schönbrnnn. 

Äatl)oltfd).  (üDeflemid). 

Besitz:  im  Trientinischen  Schönbrunn,  Lerchen  eic. 


^^ 


Wappen:  Schild  durch  einen  rothen  Querbalken  gelheill  ;   oben   in  Blau   eine 
weisse   Taube,    welche   mit    den   Augen    aufwärts    und    nach    rechts   gegen    die  im 


GRAFEN  V.   CIIJRLETTI-SCHÖIVBRUNN.  63 

rechten  oberen  Winkel  befindlichen  goldenen  Sonnenstrahlen  gerichtet  ist;  unten 
in  Silber  auf  grünem  Boden  ein  Olivenbaum  von  natürlicher  Farbe.  Den  Schild 
deckt  die  Gral'enkrone,  auf  welcher  drei  Helme  stehen,  von  welchen  der  rechte 
und  linke  mit  einem  silbern-roth-blauen  Wulste,  dessen  gleichfarhwge  Bänder  nach 
aussen  fliegen  und  über  dem  Wulste  mit  einem  grünen  Kranze  bedeckt  sind,  der 
miniere  aber  gekrönt  ist.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Olivenbaum  der  unteren 
Schildeshälfle,  der  mittlere  zwischen  zwei  von  Silber  und  Roth  in  zwei  Reihen, 
jede  von  7  Feldern,  mit  gewechselten  Tincturen  geschachten  Biiß'elshörnern  einen 
Wasserfall  (Belfonte),  und  der  linke  die  Taube  der  oberen  Schildeshälfte.  Die  Helm- 
decken sind  rechts  und  links  blau,  roth  und  silbern,  und  in  der  Mitte  roth  und 
silbern.  —  Das  Geneal,  Taschenb,  d,  gräO.  Häuser  (1853.  S.  142)  hat  von  diesem 
Wappen  auch  die  Helme  und  den  Schmuck  derselben,  doch  wohl  nicht  genau, 
angegeben.  Der  rechte  trägt  nach  diesen  Angaben  nur  den  Olivenbaum,  der  ge- 
krönte mittlere  einen  grünen  Hügel,  über  welchem  ein  Bächlein  einen  Wasserfall 
bildet,  und  der  linke  Helm  die  Taube,  auf  einem  Kranze  sitzend. 

Die  Grafen  Ciiirletti  stammen  aus  einem  alten  Patriziergeschlechte  der 
Stadt  Trient,  dessen  Name  früher  Zurlett  war.  Dieser  Name  wurde  in 
Chiurlelti  und  später  in  Ciurletti  verändert.  Gian  Antonio  Zurlett,  Trienti- 
nischer  Bürger,  baute  im  Anfange  des  1 6.  Jahrhunderts  für  die  vom  Cardi- 
nal Bernhard  von  Cles,  Fürstbischof  von  Trient,  errichtete  Kirche  Santa 
Maria  Maggiore  in  Trient  die  Orgel,  welche  noch  heute  für  ein  Meisterstück 
gilt,  und  wurde  vom  Cardinal  zur  Belohnung  seiner  Kunst  geadelt,  der 
Sohn  desselben  aber,  Gian  Paolo  (Gian  Battista)  erhielt  auf  Vermittelung 
des  genannten  Cardinais  vom  Kaiser  Carl  V.  8.  Juni  1551  den  Reichsadel. 
Von  Gian  Paolo,  in  erster  Ehe  vermählt  mit  seiner  Base  Maria  Zurlett ,  und 
in  zweiter  mit  Dominica  dei  Zenobii-Pahi  (Dominica  Zenobiis)  stammte 
Franz,  verm.  mit  Luzie  Gruber,  welcher  der  erste  seines  Geschlechts  war, 
der  die  Würde  eine  Capo-Console  der  Stadt  Trient,  bis  zur  Auflösung  des 
Fürstenthums  Trient  die  oberste  Würde  in  demselben,  bekleidete.  Von  den 
fünf  Söhnen  desselben  stiftete  Bartholomäus  die  1647  erloschene  Linie  der 
Herren  v.  Ciurletti,  Gian  Antonio  die  noch  in  Trient  blühende  Linie  der 
Grafen  Ciurletti,  und  Joseph  die  in  Salzburg  mit  Johann  Christoph  ausge- 
gangene Linie  der  Herren  v.  Ciurletti-Gian.  Antonio,  Kammerherr  und  Ge- 
sandter der  Pfalzgrafen  und  Herzöge  von  Bayern,  Wilhelm  und  Ferdinand, 
bei  Franz ,  Grossherzog  von  Toscana ,  vermählte  sich  mit  Ginevra  v.  Ales- 
sandrini  zu  Neuenstein  (Ginevia  Alessandrini  v.  Mustini).  Von  den  Söhnen 
des  Letzteren  war  Franz  der  zweite  seines  Geschlechts,  welcher  die  Würde 
eines  Capo-Console  der  Stadt  Trient  erhielt.  Aus  seiner  Ehe  mit  Andreana 
v.  Job  stammten  zwei  Söhne,  Job  Joseph  und  Simon.  Letzterer,  fürstbisch. 
Trientin.  Hofralh,  stiftete  mit  seiner,  aus  dem  Hause  Consolati  entsprosse- 
nen Gemahhn  eine  Nebenlinie,  an  welche  durch  Vermählung  die  Güter  in 
Terlago  kamen ,  die  jetzt  nach  Erlöschen  dieser  Nebenhnie  dem  gräflichen 
Hause  Ciurletti  zustehen;  Ersterer,  Job  Joseph,  geb.  1655,  fürstbisch. 
Trientin.  Hofcanzler,  hatte  aus  der  Ehe  mit  Anna  Vittoria  Gräfin  v.  Alberti 
d'Enno  drei  Söhne.  Von  diesen  war  Simon  der  dritte  Capo-Console  seines 
Namens,  Felix  Anton  Bischof  von  Tejo  und  Geh.  Bath  des  Papstes  Bene- 
dict XIV.,  und  Franz  Anton,  geb.  21.  Mai  1685,  vorderösterr.  Begierungs- 
rath  (kais.  Hofrath)  zu  Innsbruck.  Letzterer,  verm.  mit  Lucrezia  Zambaiti 
V.  Vezzanenburg,  erhielt  vom  Kaiser  Carl  VI.,  22.  Febr.  1721,  den  Beichs- 
ritterstand  mit  dem  Prädicate  „Belfonte*',  nach  seiner  Besitzung  Villazzono 


64  r.RAFKN  V.   (:niRLKTTI-S«:HÜ>BmJNN. 

hei  Trient,  und  der  Sohn  desselhen,  Anton  Simon  Andreas,  geh.  29.  Nov. 
1732,  gest.  6.  Juni  1806,  wurde  im  kurpfälz.  Reiclisvicariale  vom  Kur- 
fürst Carl  Theodor  von  der  Pl'alz,  3.  Aug.  1790,  unter  Verhesserung  des 
Wappens  und  Vermehrung  des  Titels  durch  den  Zusatz:  ,, Grafen  v.  Schön- 
hrunn  und  Herren  zu  Lerchen"  in  den  Reichsgrafenstand  erhohen.  Aus 
der  Ehe  des  Grafen  Anton  Simon  Andreas  mit  Veronica  Gräfin  Crivelli  zu 
Kreutzherg,  gest.  8.  Mai  1804,  entsprossen  drei  Söhne,  die  Grafen  Felix 
Franz,  Simon  Fortunat  und  Clemens.  Dem  ältesten  dieser  Brüder,  dem 
Grafen  Felix  Franz,  wurde  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich,  14.  März 
1827,  der  alte  Adel  des  Geschlechts  anerkannt,  so  wie  der  Grafenstand, 
die  Prädicate  und  das  Wappen  für  die  Österreichische  Monarchie  bestätigt. 
Das  jetzige  Haupt  der  Famdie  ist : 

CLEMENS  Giurletti  Graf  v.  Schönhrunn  und  Herr  zu  Lerchen  — 
Sohn  des  Grafen  Anton  Simon  Andreas  —  geb.  5.  Jan.  1767,  verm.  mit 
Regina  Gräfin  Cloz  in  Trient,  geb.  2.  März  1769.  Aus  dieser  Ehe  stammen 
zwei  Töchter:  Gräfin  Veronica,  verm.  mit  Fehx  v.  Dordi,  k.  k.  Guhernial- 
Rath,  und  Gräfin  Benedetta,  geb.  21.  Mai  1798  und  verm.  21.  März  mit 
Wenzel  Grafen  v.  Gleisbach,  k.  k.  Stadthalterei-Ralh  (S.  Bd.  I.    S.  269). 

Vom  Bruder  des  Grafen  Clemens,  dem  Grafen  Felix  Franz,  geb. 
19.  Oct.  1761,  gest.  3.  März  1828,  leben  aus  der  Ehe  mit  Benedetta 
Gräfin  v.  Arco,  gest.  24.  Jan.  1840,  zwei  Söhne:  Graf  Anton  Michael,  geb. 
9.  Mai  1794,  verm.  mit  Anna  v.  Mersi,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne,  die 
Grafen  Joseph  Maria  Stephan,  geb.  2.  Sept.  1824,  Caplan  des  Fürstbischofs 
von  Trient,  und  Simon  Maria  Johann  Nepomuk,  geb.  28.  Jan.  1829,  ent- 
sprossen sind  —  und  Graf  Fortunat  Franz,  geb.  29.  Nov.  1813.  Die 
Schwester  dieser  beiden  Brüder,  Gräfin  Josepha,  geb.  11.  Sept.  1796,  hat 
sich  mit  Anton  v.  Panizza  vermählt. 

Vom  Grafen  Simon  Fortunat,  geb.  23.  Jidi  1763,  gest.  1.  Mai  1838, 
leben  die  Wittwe  Theresia  v.  Trentini,  geb.  12.  Jan.  1787,  und  zwei 
Töchter,  die  Gräfinnen  Mathilde  und  Veronica. 


GRAFEN  V.  CONSOLATf. 

Grafen  v.  Conisolati. 

latljoltfd).  ©ejterretd). 

Besitz:  in  Südiirol  Castel-Seregnano  etc. 


65 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Blau  ein  einwartsseliender  gol- 
dener Löwe ;  2  und  3  quer  getheilt :  oben  von  Roth,  Gold  und  Blau  sechsmal  der 
Länge  nach  gestreift,  unten  von  Silber  und  Gold  quergetheilt,  ohne  Bild.  Ueber 
der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  Helme,  von  welchen  der  mittlere  gekrönt  ist. 
Der  rechte  Helm  trägt  den  Löwen  des  1.  und  4.  Feldes,  der  mittlere  einen  rechts- 
sehenden schwarzen  Adler,  und  der  linke  zwei  von  Roth  und  Silber  mit  gewech- 
selten Tincturen  qiiergetheilte  Büffelshörner.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind 
blau  und  golden ,  die  des  mittleren  schwarz  und  golden ,  und  die  des  linken  roth 
und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Consolali  stammen  aus  einem  alten  Patriziergeschlechte 
iler  Stadt  Trient,  welches  aus  Villano,  einem  Flecken  zwischen  Trient  und 
Uoveredo,  entsprungen,  aber  schon  über  300  Jahre  in  Trient  ansSssig  ist. 
Der  erste  bekannte  Ahnherr  der  Famihe,  Antonio,  lebte  um  die  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts  zu  Villano,  und  der  Sohn  desselben,  Giammaria,  verm. 
mit  Philippine  Lognis,  war  um  1491  Proveditore  in  Volano.  Der  Sohn  des 
Letzteren,  Vincenzo,  begab  sich  zuerst  nach  Trient,  erbaute  1557  den  Sitz 
Fonlana  Santa  bei  Trient,  war  1578  Podesta  der  Stadt  Trient  und  erhielt 
vom  Kaiser  Rudolph  11.  1603  den  ReichsadeL  Aus  der  Ehe  desselben  mit 
Ehsabetta  Lovello  stammte  Filippo,  verm.  mit  Barbara  Terlago,  aus  welcher 
Ehe  Giammaria  (IL)  entspross.  Dieser  Letztere,  Schlosshauptmann  des  Fürst- 
bischofs von  Trient  zu  Pergine,  vermählte  sich  mit  Dorothea  NoveUi,  und 
von  dem  Sohn  aus  dieser  Ehe,  Vincenzo  (IL),  verm.  mit  Cäcilia  de  Sardagna, 
stammte  Filippo  (IL),  welcher  sich  mit  Vittoria  de  Gresseri  vermählte.  Von 
mehreren  Söhnen  des  Letzteren  stiftete  Vincenzo  (III.)  die  jetzt  blühende 
gräfliche  Linie.  Der  Reichsgrafenstand  kam  in  dieselbe  im  kurpfälz.  Reichs- 
vicariate  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  von  der  Pfalz  laut  Diploms  vom  Jahre 
in.  5 


60  (TRAFEN  V.   CONSOLATF. 

1790,  iiiul  zwar  mit  den  Prädicalen:  ,,Fonlana  Santa  und  Povo'*.  Der  Sil/ 
Povo  nol)sl  vielen  anderen  Giileni  gelangle  an  die;  Familie  Consolali  von  der 
Gemahlin  des  Grafen  ViiNcenz,  Elisabella  dei  Perolli.  Von  den  Sölinen  des 
Grafen  Vincenz  starb  Fili|»i)0,  geb.  1754,  Präsident  des  Tribunals  zu  Trienl, 
verm.  mit  Carolina  Gräfin  v.  Lodron-Lalerano ,  1 836  oline  Nachkommen, 
Simon  1847,  und  Orsala  1846  unvermälill,  Pkter  aber,  geb.  1758,  gest. 
1813,  in  den  Jahren  1803  und  1804  Podesta  der  Stadt  Trienl,  vermählte 
sich  mit  JosefTa  Gräfin  v.  Quarienli  zu  Rallo,  Castel-Malosco  und  Scregnano, 
geb.  1774,  gest.  1836,  erhielt  durch  dieselbe  Schloss  und  Giiler  von  Sc- 
regnano und  pflanzte  die  gräfliche  Linie  fort,  welche  1836  auch  den  öster- 
reichischen Grafenstand  erhielt. 

Das  jetzige  Haupt  der  Famdie  ist: 
VINCENZ  Philipp  Graf  v.  Consolali  zu  Ilcihgenbrunn  und  Pauhof. 
Edler  Herr  auf  Caslel- Scregnano  —  Sohn  des  Grafen  Peter  —  geb. 
19.  Oct.  1803,  Landmann  in  Tirol  und  Patrizier  der  Stadt  Trienl,  verm. 
23.  Jan.  1827  mit  Marianna  Freiin  Bufla  v.  Ldienberg,  geb.  15.  Mai  1805. 
Aus  dieser  Ehe  stammen  drei  Söhne,  die  Grafen:  Ferdinand  Philip]),  geb. 
7.  Jan.  1833,  Otto  Simon,  geb.  27.  Jan.  1843,  und  Peter,  geb.  29.  Juni 
1845,  so  wie  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Augusta  Josepha,  geb.  25.  Sept. 
1834,  Josephine,  geb.  6.  Nov.  1836,  und  Maria  Carohna,'geb.  26.  Oct. 
1840.  —  Die  drei  Schwestern  des  Grafen  Vincenz  Philipp  sind  die  Grä- 
finnen: Elisabeth,  geb.  22.  Jan.  1806,  seit  31.  Mai  1852  Wittwe  von 
Franz  Grafen  Alberli  v.  Poja  (s.  Bd.  I.  S.  15),  Frselina  ,  geb.  15.  Oct. 
1809,  verm.  mit  Franz  Brandl ,  k.  k.  Inspeclor  der  Tabaksfabrik  in  Hain- 
burg, und  Josephine,  geb.  15.  Nov.  1811. 


GRAFEN  V.  CROY  ODER  CROIV.  67 

Grafen  v.  Croy  oder  Crony. 

Besitz:  Clianel  etc.,  Peket  in  üngnrn  eic. 


Wappen:  quadrirter  Scliild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  von  Silber  und 
Roth  achtmal  quergetheilt.  1  in  Blau  drei  (2  und  1)  goldene  Lilien  ;  2  von  Silber 
und  Blau  zehnmal  quergetheilt  und  davor  ein  rechtssehender,  gekrönter,  rother 
Löwe;  3  in  Silber  ein  sechsmal  schrägrechts  von  Gold  und  Roth  getheilter  Quer- 
balken, und  4  roth,  ohne  Bild.  Auf  dem  Schilde  steht  eine  grosse,  alte  Königs- 
krone, und  den  Schild  hält  rechts  ein  vorwärtsseilender  geharnischter  Ritter, 
Avelcher  in  der  freien  Hand  eine  Standarte  mit  silberner  Fahne  trägt,  links  aber 
steht  an  demselben  ein  gleicher  Ritter,  welcher  die  Standarte  in  der  Rechten  hält 
und  mit  der  Linken  einen  Schild  auf  den  Boden  stemmt.  Wie  beschrieben,  geben 
dieses,  vollständig  nur  selten  vorkommende  Wappen  alte  Familienzeichnungen.  — 
Der  Mittelschild  wird  im  Geneal.  Taschenb.  d.  gräil.  Häuser  (1854.  S.  166),  wie 
folgt,  ])eschrieben  :  im  silbernen  Schild  vier  rothe  Querbalken,  und  zwar  mit  dem 
Bemerken,  dass  derselbe,  der  Abstammung  der  Familie  wegen  (s.  unten),  der 
Schild  des  Königreichs  Ungarn  sei.  Dabei  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  letzterer 
Schild  nicht  dergestalt  beschrieben  werden  darf,  dass  man  in  Silber  vier  rothe 
Querbalken  angiebt.  Das  Wappen  des  Königreichs  Ungarn  gestaltet  sich  nach 
allen  zu  beachtenden  Angaben  so,  dass  dasselbe  nur,  wie  folgt,  beschrieben  wer- 
den kann  :  von  Roth  und  Silber  achtmal  quergetheilt,  oder :  von  Roth  und  Silber 
vierfach  quer  getheilt,  und  soll  also  der  Mittelschild  diese  Bedeutung  haben,  so 
muss  derselbe  von  Roth  und  Silber  achtmal  quergetheilt  sein. 

Die  Grafen  v.  Croy  stammen ,  wie  die  Fürsten  dieses  Namens ,  aus 
Ungarn  und  zwar  aus  königlichem  Geblüte.  Ein  Enkel  des  Königs  Bela  IL, 
des  Blinden ,  gestorben  1141,  Marcus  ,  vermählte  sich  mit  Catharina ,  Erb- 
tochter von  Airaines  und  Croy ,  und  nahm  den  letzteren  Namen  an.  Der- 
selbe ist  der  Stammvater  der  Familien  Croy,  Chimay,  Arschott,  Röux, 
Havre  etc.  Ueber  die  Reichsfürsten  v.  Croy  liegen  genaue  Angaben  vor, 
die  älteren  genealogischen  Verhältnisse  der  Grafen  v.  Croy  aber  dürften, 
so  wie  der  Anschluss  derselben  an  die  Fürsten,  nicht  genau  ermittelt  sein. 
—  Dem  Grafen  Carl  v.  Croy  ertheilte  der  spätere  Kaiser  Maximilian  I.  als 
römischer  König,  9.  April  1486,  in  Rücksicht  der  Abkunft  aus  könighch 
ungarischem  Geblüte ,  für  sich  und  die  sämmthchen  Glieder  seiner  Familie 
die  Reichsfürstenwürde,  und  Philipp  Graf  v.  Croy  wurde  vom  Kaiser  Leo- 

5* 


68  GRAFEN  V.  CROY  ODER  CROUY. 

j)ol(l  1.  1662  in  den  Roiclisfiirslcnstand  erhoben.  Vorher  schon  war  1594 
vom  Kaiser  Rudolph  11.  der  k.  span.  Gesandte  Marquis  v.  IIavr(5  zum  Reichs- 
fiirsten  ernannt  worden,  doch  erlosch  der  Mannsstamm  seiner  Naclikommen 
schon  mit  dem  Enkel  Ernst  Rogislaus.  —  Das  Haus  Croy  erhielt  für  die 
durch  den  Luneviller  Frieden  verlorenen  mittelbaren  Güter  in  den  Nieder- 
landen, namentlich  fih'  die  Grafschaft  Hörn,  durch  den  Reiclisdeputations- 
abschluss  vom  Jahre  1803  das  Münstersche  Amt  Dülmen,  und  die  Wiener 
Cong^ressacte  von  1815  unterwarf  diese  Desitzung  als  Standesherrschaft 
der  Krone  Preussen.  Der  jetzige  Standesherr  ist  Herzog  Alfred  Franz 
Friedrich  Philipp,  geb.  22.  Dec.  1789,  Grand  von  Spanien  1.  Classe.  Die 
herzogliche  Würde  ist  nicht  deutschen  Ursprungs:  es  wurde  nämlich  das 
Gut  Croy  in  der  Picardie  4.  Juli  1598  zum  Herzogthum  erhoben.  Das 
die  Grandezza  von  Spanien  bestätigende  Diplom  ist  vom  28.  Juni  1772. 
Das  Haus  Groy-Havr6  ist  neuerlich  erloschen  und  es  blüht  nur  noch  Croy- 
Dülmen. 

Die  Grafen  v.  Croy  führen  das  Prädicat :  de  Hongrie  und  wurden  auf 
dem  1844  geschlossenen  ungarischen  Landtage  unter  die  Magnaten  Ungarns 
aufgenommen.  Dieselben  blühen  in  drei  Zweigen ,  von  welchen  der  erste 
1844  im  Mannsstamm  erloschen  ist.  Der  Personalbestand  dieser  Zweige 
erhellt  aus  Folgendem : 

Erster  Zweig.  Vom  Grafen  Franz  Claudius  v.  Croy-Chanel,  geb. 
12.  Juli  1774,  gest.  8.  Jan.  1844,  vormal.  Kammerherrn  des  Kaisers  Napo-^ 
leon ,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Gabriele  d'Aguesseau ,  lebt  die  zweite  Ge- 
mahlin und  W^ittwe,  Marie  Eugeme  Remond  de  Monlmort,  und  die  aus 
dieser  Ehe  stammende  Tochter,  Caroline  Gräfin  v.  Croy-Chanel  de  Hongrie, 
geb.  4.  Oct.  1815,  verm.  sich  7.  Juni  1836  mit  Joachim  Daron  v.  Romeuf. 

Zweiter  Zweig.  Franz  Claudius  AUGUST  Graf  Croy  de  Hongrie, 
geb.  31.  Dec.  1793,  Desitzer  von  Chanel,  verm.  mit  Luise  Remond  de 
Monlmort.  Die  beiden  Rrüder  des  Grafen  Franz  Claudius  August  sind:  Graf 
Heinrich  Franz  Nicolaus,  geb.  22.  Mai  1799,  Herr  von  Peket  in  Ungarn, 
verm.  in  erster  Ehe,  21.  Sept.  1821,  mit  Julie  v.  Tscliitsagow,  Tochter  des 
k.  russ.  Admirals  Tschitsagow,  gest.  7.  Jan.  1837,  und  in  zweiter  mit  Lady 
Emilia,  des  Daronets  Sir  George  Cox,  k.  grossbrit.  Generals,  Tochter,  und 
aus  der  ersten  Ehe  stammen,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Henriette,  geb. 
24.  April  1829,  vier  Söhne,  die  Grafen:  Friedrich,  geb.  18.  März  1823, 
k.  k.  Oberlieutenant  in  d.  A.,  Carl,  geb.  5.  Dec.  1824,  k.  k.  Rittmeister 
und  Adjutant  Sr.  Majestät  des  Kaisers,  Gustav,  geb.  21.  Dec.  1830,  und 
Wilhelm,  geb.  16.  Jan.  1836,  k.  k.  Lieutenant  —  und  Graf  Franz  August, 
geb.  1813.  Die  Schwester  der  genannten  drei  Brüder,  Gräfin  Pauline,  geb. 
31.  Aug.  1804,  hat  sich  mit  Eduard  Marquis  v.  Ferrieres-Sauvebocuf  ver- 
mählt. 

Dritter  Zweig.  RAOUL  Graf  v.  Croy  de  Hongrie  —  Geschwister- 
kind mit  dem  beim  zweiten  Zweige  aufgeführten  Grafen  Franz  Claudius 
August  —  verm.  9.  Jan.  1826  mit  Victorine  Marchese  Voyer  d'Argenson. 
Aus  dieser  Ehe  leben  drei  Sühne:  Graf  Heinrich  Marcus,  geb.  1.  Jan. 
1827,  verm.  28.  April  1849  mit  Isadella  Lucia  v.  Tremont;  Graf  Rene 
J*eter,  geb.  26.  Juli   1828,   Attache  bei  der  französischen  Gesandlschaft 


GRAFEN  CSAKY  V.   KERESZTEG. 


69 


ZU  Wien,  und  Graf  Eugen,  geb.  17.  April  1837,  so  wie  eine  Tochter, 
(Irafin  Clara,  geh.  6.  Juh  1830,  vcrm.  2.  Juh  1850  mit  Alyrc  Grafen 
V.  Sarrazin. 


Grafen  Csäky  v.  Kereszteg. 

Besitz:  in  Ungarn  ilie  Herrscliaften  Szalard ,  Nagysda,  Gönlz  und  Kojso';   die  Ilenscluificn 
Dudciliin,  Vissolay,  Sciulrö,  Szikszo  und  Brakendorf  etc. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  der  blutend  abgehauene  Kopf  und  Hals  eines 
nach  der  recliten  Seite  sehenden  Tartaren  mit  Knebelbart  und  mit  einer  rothen, 
mit  l'elz  überschlagenen,  hinten  herabhängenden  Mütze  auf  dem  Kopfe.  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  ein  gekrönter  Helm  steht.  Derselbe  trägt 
den  Kopf  und  Hals  des  Tartaren  im  Schilde.    Die  Helmdecken  sind  blau  und  roth- 

Eine  der  ältesten  ungarischen  Adelsfamilien,  wenn  nicht  unter  den 
jetzt  noch  blühenden  die  älteste,  nach  alter  ungarischer  Schreibart  Chaaky 
geschrieben,  aus  welcher  sich,  weit  verzweigt  und  reich  begütert,  eine 
lange  Reihe  ¥on  Sprossen  durch  Patriotismus,  Treue  gegen  die  Fürsten, 
Staatsklugheit  und  Gelehrsamkeit  ausgezeichnet  haben.  M.  Johann  v.  Tü- 
röcz ,  einer  der  ältesten  ungarischen  Chronisten ,  leitet  das  Geschlecht  \6n 
dem  bekannten  alten  ungarischen  Heerführer  Zabolch  (Szabolch,  Saboltsch) 
ab,  welcher  (oder  nach  Anderen  dessen  Enkel  Sac)  in  der  jetzigen  Szaboll- 
scher  Gespanschaft,  da,  avo  jetzt  die  Ruinen  der  Rurg  Czäkvara  hegen,  die 
Burg  Cst^ky  baute,  von  welcher  die  Nachkommen :  Csäky  genannt  wurden. 
Die  genannte  Rurg  wurde  zur  Zeit  des  Königs  Andreas  zerstört :  die  Fami- 
lie, welcher  die  Obergespanswürde  der  Zipser  Gespanschaft  erbhch  zusteht, 
blühte  also  schon  vor  700  Jahren  in  Ungarn.  Anfangs  war  dieselbe  nur  in 
der  Szaboltscher  Gespannschaft  angesessen,  später  aber  erwarb  dieselbe 
auch  Besitzungen  in  der  Abaujvarer,  Saroscher,  Zipser,  Trentschiner  etc. 
Gespanschaft.  —  Matthäus  Csäky,  gest.  1318,  war  unter  der  kurzen  Re- 
gierung des  Königs  Wenzel  Palatin  von  Ungarn ;    Johann  Csaky  kommt  als 


70  ORAFEIN   CSAKY  V.   KKIIESZTEG. 

treuer  Anhänger  des  Königs  Andreas  III.  vor,  und  Nicolaus  (Miklos)  nnd 
Georg  (Gyürgy)  Gebrüder  CsAky ,  Söhne  des  Stephan  Csjiky ,  Erslerer  Te- 
mescher  Obergespan,  später  Wojwode  von  Siebenbürgen,  Letzlerer  Ober- 
gespan der  Szeklcr,  erhielten  vom  Kaiser  Sigismund  1401  die  Schlösser 
Kereszteg  ( Keresztszegh )  —  von  welchem  die  Nachkommen  sich 
schrieben  —  und  Adorjan  in  der  Biharer  Gespanschaft.  —  Die  Grafen- 
würde kam,  den  gewöhnlichen  Angaben  nach,  1560  in  die  Familie,  docii 
mag  der  Grafentilel,  vorausgesetzt,  dass  diese  Angaben  richtig  sind,  bis  in 
die  zweite  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  wenig  geführt  worden  sein.  In 
letzterer  kommt  Stephan  (V.)  Graf  Gsaky,  Sohn  des  gleichnamigen  Vaters, 
iUs  Obergespan  des  Zipser  Gomilats,  k.  ungar.  Landrichter  und  k.  k.  Gene- 
ral in  Ober-Ungarn,  bei  Kaiser  Leopold  I.  in  hohem  Ansehen  stehend,  vor. 
Derselbe,  geb.  1635,  gest.  4.  Dec.  1699,  war  dreimal  vermählt,  zuerst 
mit  Margaretha  Lonyay,  dann  mit  Clara  Melithy  und  zuletzt  mit  Maria  ßar- 
koczy,  hatte  zahlreiche  Nachkommenschaft  und  ist  der  nähere  Stammvater 
der  jetzigen  Grafen  Csdky.  Von  den  vor  und  nach  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts durch  hohe  Stellung  und  Gelehrsamkeit  sehr  bekannt  geworde- 
nen Ghedern  der  Familie  sind  namentlich  Joseph  GrafCsaky  v.  Keresztszegh, 
k.  Ungar.  Vicecanzler,  k.  k.  w.  Geh.  Ralh,  Kämmerer,  und  Graf  Emanuel, 
k.  k.  Kämmerer  und  w.  Geh.  Ralh  etc.,  zu  nennen.  Beide  haben,  wie 
früher  schon  einige  Vorfahren ,  sich  als  lateinische  Dichter  bewährt. 

Eine  bekannte  neuere  Ahnentafel  der  Familie,  welche  sich  zunächst 
in  den  späteren  Gliedern  auf  den  dritten  Stamm  bezieht,  ist  folgende: 
Franz  Gsaky  de  Kereszteg,  gest.  1448.  —  Benedict,  gest.  1493.  —  La- 
DisLAus.  —  Democrit  ;  Gemahlin :  die  Schwester  des  Königs  Stephan  Ba- 
thory.  —  Ladislaus,  gest.  1579;  Gemahhn:  N;  N.  Gräfin  Belassa.  — 
Stephan  (III.) ,  berühmt  als  Feldherr  des  Sigmund  Bathory,  nahm  zuerst 
den  Beinamen  de  Kereszteg  an  und  starb  1605;  Gemahhn:  Anna  Wessele- 
nyi.  —  Stephan  (IV.);  Gemahlin:  Eva  Forgcich  de  Ghymes.  —  Stephan  (V.) 
Graf  Csäky  v.  Kereszteg  (s.  oben) ;  erste  Gemahlin :  Margaretha  Lonyay.  — 
Sigmund,  geb.  1665;  Gemahlin:  Anna  Magdalene  Serenyi.  —  Anton  (I.), 
gest.  1764;  Gemahhn:  Anna  Gräfin  Berenyi.  —  Anton  (II.) ;  Gemahhn: 
Josepha  v.  Szuniegh.  —  Anton  Bruno  (s.  unten  den  dritten  Stamm).  — 
Nach  dieser  Ahnentafel  stanunten  aus  der  zweiten  Ehe  des, Grafen  Ste- 
phan (III.)  mit  Clara  Mehlhy  zwei  Söhne:  Thomas,  geb.  1675,  verm.  mit 
Eksabelh  Karolyi,  und  Georg  (nach  Anderen  Gregor),  geb.  1677,  k.  k. 
General-Feldmarschall,  verm.  mit  Helena  Ebergony,  welcher  Letztere  das 
Geschleclit  ebenfalls  dauernd  fortgepflanzt  hat. 

Die  älteren  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  Cs<iky  v.  Keresz- 
teg (Gsiiki  de  Keresztszeg)  hat  Lehotzky  von  Dominicus  an ,  welcher  in  der 
zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  lebte,  sehr  genau  angegeben.  Unter 
Berücksichtigung  der  Gegenwart  und  der  Zukunft  mögen  hier  folgende 
Stammreihen  einen  Platz  finden:  Dominicus,  Mag.  Agaz.  1265.  —  Ste- 
phan (I.),  Comes  de  Temes  et  Bihar,  —  Georg.  —  Stephan  (II.)  —  Nico- 
laus, Vaivoda,  1405.  —  Franciscus.  —  Benedict.  —  Ladislaus  (I.)  — 
Demetrius.  —  Ladislaus  (IL).  —  Stephan  (HL),  1640.  C.  Scepus.  — 
Stephan  (IV.)  Mag.  Tavern.  —  und  Stephan  (V.),  Judic.  C,  gest.  1702. 


GRAFEN  CSAKY  V.   KKRESZTEG.  71 

Von  den  acht  Sölinen  des  Lclzteren  pflanzten  Sigismund,  Gregor,  General, 
gest.  1741,  und  Johann  den  Stamm  fort.  Von  Sigismund  stammte  Anton  (I.) 
und  von  diesem  Johann  Nepomiik  und  Anton  (II.)  (s.  die  ohen  gegehene 
Alinenlafel,  so  wie  unten).  Von  des  Generals  Gregor  drei  Söhnen  hatten 
Anton  und  Johann  Nachkommenschaft.  Von  Anton  stammten  Johann  und 
Emanuel  (s.  unten) ,  von  Johann  aher  Joseph ,  und  von  diesem  Coloman. 
Von  Johanns  drei  Söhnen  setzte  Gabriel  den  Stamm  durch  zwei  Söhne 
fort,  und  von  dem  älteren,  Emerich,  stammten  die  Gebrüder  Nicolaus,  Franz 
(s.  unten),  Ladislaus,  Emerich  (II.)  und  Alois.  —  Wie  genau  läge  für  spä- 
tere Zeit  die  Abstammung  der  Familienglieder  vor,  wenn  der  Anschluss 
des  2.  und  3.  der  jetzigen  Stämme  der  Wissenschaft  bekannt  wäre  und 
wenn  Stammreihen,  wie  die  gegebenen,  —  fortgesetzt  würden ! 

Die  gräfliche  Famihe  blüht  jetzt  in  fünf  Stämmen,  und  der  Personal- 
besland derselben  ist  folgender: 

Erster  Stamm.  Graf  THEODOR  —  Sohn  des  Grafen  Emanuel  (s. 
o])en)  aus  der  Ehe  mit  Maria  Gräfin  Szirmay  —  geb.  1798,  k.  k.  Kämme- 
rer, verm.  1828  mit  Clara  v.  Roll.  Aus  dieser  Ehe  stammen  drei  Söhne, 
die  Grafen  Alfred,  geb.  1829,  Theodor,  geb.  1833,  k.  k.  Lieutenant,  und 
Joseph,  geb.  1835,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Hedwig,  geb.  1830, 
und  Gabriele,  geb.  1832.  —  Die  drei  Brüder  des  Grafen  Theodor  sind: 
Graf  Emanuel,  geb.  1802,  Graf  August,  geb.  1804,  k.  k.  Oberlieutenant 
in  d.  A.,  verm.  1836  mit  Iphigenia  Freiin  v.  Tölh-Pronay,  aus  welcher  Ehe 
ein  Sohn,  Arthur,  geb.  1837,  stammt,  und  Graf  Rudolph,  geb.  1808, 
verm.  1834  mit  Fanny  v.  Janitsary  —  und  die  drei  Schwestern:  Gräfin 
Maria,  geb.  1797,  verm.  mit  Emmerich  v.  Lanyi  v.  Kiss-Szonto,  k.  k. 
Kämmerer,  Gräfin  Adele,  geb.  1805,  und  Gräfin  Natalie,  geb.  1810, 
verm.  mit  Alexander  Grafen  v.  Szecsen,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A. 

Zweiter    Stamm.      Vom    Grafen    Alexander,    geb.    1780,    gest. 

20.  Sept.  1851,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst,  lebt  die  Wittwe,  Julie  von 
Mariassy  v.  Markusfalva,  verm.  1811,  und  vom  Grafen  Carl,  dem  Bruder 
des  Grafen  Alexander,  geb.  1783,  gest.  15.  Jan.  1846,  k.  k.  Kämmerer 
und  Rittmeister  in  d.  A. ,  die  Wittwe,  Elise  Mayer,  verm.  1815.  Die 
Schwester  der  Grafen  Alexander  und  Carl,  Gräfin  Justine,  hat  sich  mit 
Joseph  Freiherrn  v.  Skerlecs  v.  Lomineza  vermählt. 

Dritter  Stamm.  Graf  ANTON  Bruno  —  Sohn  des  Grafen  An- 
ton (IL),  s.  oben —  geb.  6.  Oct.  1788,  k.  k.  Kämmerer  und  Herr  der  Herr- 
schaft Szalard,  Nagysda,  Göntz  und  Kojso,  verm.  1809  mit  Anna  Vecsey 
Freiin  v.  Hajnaczkeö ,  gest.  21.  Nov.  1851,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn 
stammt:  Graf  Adalbert  ßela,  geb.  18.  April  1821.  —  Vom  Bruder  des 
Grafen  Anton  Bruno,  dem  Grafen  Stephan,  geb.  20.  Aug.  1789,  gesl. 
26.  Mai  1829,  k.  k.  Kämmerer  und  k.  ungar.  Statthalterei-Rath ,  Herrn 
der  Herrschaft  Budethin ,  Vissolay,  Scudrö,  Szikszo  und  Brakendorf,  lebt 
die  Wittwe,  Ludmilla  Gräfin  v.  Lazanzky,  geb.  1800  und  verm.  10.  Jan. 
1819.    Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen:   Ladislaus,  geb. 

21.  Dec.  1820,  und  Gabriel,  geb.  27.  März  1825,  und  zwei  Töchter,  die 
Grälinnen:  Giszella,  geb.  23.  Nov.  1823,  verm.  14.  Nov.  1843  mit 
Gustav  Grafen  v.  Königsegg-Aulendorf  (s.  Bd.  I.    S.  466),  und  Jarolta, 


72 


GRAFEN  V.  CZAPSKI,  HUTTEN-CZAPSKI. 


gcb,  20.  Nov.  1828.  —  Die  beiden  Schwestern  der  Grafen  Anton  Bruno 
und  Stephan  sind:  Gräfin  Apollonia,  geb.  1796,  verm.  1818  mit  Vincenz 
Grafen  PälfTy,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  und  Gräfin  Aloise, 
geb.  4.  Dec.  1799,  verm.  10.  Aug.  1819  mit  Franz  Grafen  DessewfTy. 

Vierter  Stamm.  Graf  SIGISMUND,  geb.  1805,  verm.  mit  Eulalie 
Gräfin  Vay,  verw.  v.  Lonyay.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Sigismund,  Graf 
Johann,  geb.  1807,  k.  k.  Kämmerer,  hat  sich  mit  Cornelia  v.  Klobusiczka 
vermählt,  und  aus  dieser  Ehe  stammen  drei  Söhne,  die  Grafen  Odon,  Sandor 
und  Lajos,  und  drei  Tochter,  die  Gräfinnen :  Irma,  Gyula  und  Eveline. 

FünfterStamm.  Graf  ANTON  VINCENZ  —  Sohn  des  Grafen  Franz 
(s.  oben)  aus  der  Ehe  mit  Maria  Therese  Fürstin  Esterhäzy,  geb.  1785,  k. 
k.  Kämmerer,  verm.  mit  Petronelly  Gräfin  Csäky.  —  Vom  Oheim  des  Gra- 
fen Anton  Vincenz,  dem  Grafen  Emmerich,  geb.  1775,  gest.  3.  Juni  1848, 
k.  k.  Kämmerer,  vermählt  in  erster  Ehe  mit  Maria  Gräfin  Fay,  lebt  die  zweite 
Gemahbn  und  Wittwe,  Stephanie  Bujanovics  v.  Agg-Telek.  Die  drei  Töch- 
ter desselben  sind:  Gräfin  Rosalie,  geb.  1803,  verm.  1829  mit  Dionys 
Grafen  Sermage,  Gräfin  Caegilie,  geb.  1805,  verm.  mit  Jacob  Schittra 
V.  Ehrenheim,  k.  k.  Lieutenant  in  d.  A.,  und  Gräfin  Franziska,  geb.  11.  Oct. 
1813,  Ehren-Stiftsdame  zu  Brunn. 


Grafen  v.  Czapski,  Hütten -Czapski* 

Besitz:  in  Wesipreussep  die  Herrscliaft  ßukowiec  im  Kreise  Schweiz. 


Wappen:  im  hlauen  Schilde  ein  goldener,  mit  den  Hörnern  nach  oben 
gekehrter  Halbmond,  über  welchem  ein  sechseckiger  goldener  Stern  schwebt  (Haus 
Leliwa).  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone  und  auf  dem  auf  dieser  st&hcnden 
gekrönten  Helme  erhebt  sich  ein  Pfauenwedel,  welcher  mit  dem  Halbmonde  und 
dem  Sterne  des  Schildes  belegt  ist.     Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden. 

Die  jetzigen  Grafen  v.  Gzapski  stammen  aus  dem  uralten  und  berühm- 
ten fränkischen  Geschlechte  derer  v.  Hütten,  aus  welchem  Humbracht  zuerst 


GRAFEN  V.   CZAPSKI,  HUTTEN-CZAPSKI.  73 

den  Hofmarschall  des  Abts  zu  Fulda,  Ehrenreich  v.  Hütten,  als  Heerführer 
des  Kaisers  Heinrich  I.  gegen  die  Hunnen  um  das  Jahr  930  anführt.  Die 
ordentliche  Stammreihe  beginnt  Humbracht  mit  Rudolph,  welcher  um  das 
Jahr  1 179  lebte.  Von  den  Nachkommen  desselben  stiftete  Frowin  um  1329 
die  Steckelbergische  Linie,  zu  welcher  der  bekannte  Ulrich  v.  Hütten  ge- 
hörte, und  Friedrich  V.  Hütten  gründete  die  zweite,  die  Franckenb erger 
Linie ,  aus  welcher  sich  durch  den  Sohn  des  Stifters  Frowin  H.,  gebheben 
1373,  noch  eine  Nebenlinie,  die  Stoltzenbergische,  bildete.  —  Dietrich 
V.  Hütten  zog  1112  —  also  vor  der  Zeit  des  oben  erwähnten  Rudolph  — 
aus  Franken  mit  mehreren  anderen  deutschen  Rittern  dem  Herzog  Roleslaw 
Krzywousty  von  Polen  gegen  die  in  Masovien  eingefallenen  heidnischen 
Preussen  zu  Hülfe.  Die  letzteren  wurden  mit  den  Pommern  1113  in  der 
Schlacht  bei  Nakel  völhg  geschlagen,  worauf  ganz  Pommerellen  unter  pol- 
nische Dotmässigkeit  kam.  Dietrich  wurde,  zur  Relohnung  seiner  Tapfer- 
keit bei  Nakel,  vom  Herzog  zum  Ritter  geschlagen  und  erhielt  das  polnische 
Wappen  Leliwa,  sowie  das  Dorf  Smolong  (Smolangen)  bei  Preuss.  Stargard. 
Nach  dieser  Resitzung  nannten  sich  die  Nachkommen,  unter  der  Herrschaft 
des  deutschen  Ordens,  v.  Smolangen.  Gottschalk  v.  Smolangen  fand  sich 
unter  den  deutschen  Rittern ,  welche  zur  Abwehr  der  Willkür  des  deutschen 
Ordens,  14.  März  1440,  zu  Marienwerder  einen  Rund  schlössen,  und  der 
Sohn  desselben,  Hugo,  Herr  auf  Smolong,  Renkowo  und  Swarozyn,  half  als 
Landes -Abgeordneter  die  Vereinigung  Westpreussens  mit  Polen  zu  Stande 
bringen,  worüber  König  Kasimir  IV.  in  Polen,  6.  März  1454,  zu  Crakau 
eine  Urkunde  ausfertigen  hess.  Hugo  wurde  1482  Gastellan  von  Danzig. 
Die  beiden  Söhne  desselben  nahmen  den  alten  Geschlechtsnamen:  v.  Hütten, 
doch  in  der  polnischen  Uebersetzung :  Czapski  wieder  an,  und  theilten  die 
Familie,  nach  den  Gütern  Renkowo  und  Smentowo,  in  zwei  Linien.  Der 
ältere  dieser  Söhne,  Sebastian  v.  Czapski,  Herr  auf  Renkowo,  war  Unter- 
kämmerer von  Pommerellen,  und  der  Sohn  desselben,  Julius,  Landrichter 
von  Dirschau.  Dasselbe  Amt  bekleidete  des  letzteren  Sohn,  Sebastian, 
dessen  Sohn  Peter  um  1654  Unterkämmerer  von  Culm  war.  Peters  Sohn, 
Franz  Miroslaw,  Landfähnrich  von  Pommerellen,  zeichnete  sich  als  Heer- 
führer in  der  Schlacht  bei  Reresteczko,  1.  Juli  1651,  sowie  auch  später  in 
Preussen  im  schwedischen  Kriege,  sehr  aus.  Derselbe  wurde  1660  Unter- 
kämmcrer  von  Marienburg ,  und  der  älteste  Sohn  unter  acht  Kindern ,  Jo- 
hann Ghrysostom,  zuerst  Unterkämmerer  von  Pommerellen,  dann,  nachdem 
derselbe  unter  König  Johann  Sobieski  1683  bei  Wien  gefochten,  1695 
Gastellan  von  Danzig,  und  gest.  1716,  ist  der  nächste  Stammvater  der  Grafen 
v.  Czapski.  Derselbe  hatte  drei  Söhne,  Adam,  Franz  und  Ignaz.  Adam 
war  Gustos  des  kujawischen  Domcapitels,  Franz  Gastellan  von  Danzig,  und 
Ignaz  Schwertträger  von  Preussen,  kön.  poln.  Oberst-Lieutenant  und  1740 
Gastellan  von  Danzig.  Nur  der  Letztere  pflanzte  das  Geschlecht  fort.  Von 
den  drei  Söhnen  desselben  war  der  älteste,  Joseph,  Gastellan  von  Elbing, 
der  zweite,  Anton,  gest.  1792,  Unterkämmerer  von  Culm,  sowie  kön.  poln. 
General -Lieutenant  und  Chef  eines  Infanterie-Regiments,  und  der  jüngste, 
Franz  Stanislaus  Kostka,  1766  Woiwode  von  Culm.  Von  Anton  stammten 
aus  der  Ehe  mit  Candida  v.  Lipska   zwei  Söhne,    Nigolaus  und  Joseph, 


74  GRAFEN  CZIIIAKY  V.   CZIllAK   UNI)  DENESFALVA. 

welche,  vorlier  in  der  polnischen  Armee  (jeneral-Majore,  vom  Könij,'  Fried- 
rich Wilhelm  III.  von  Preussen  im  Jahre  1804  in  den  preussisciien  Gral'en- 
sland  ^^esetzt  wurden.  Vom  Grafen  Nigolaus,  gest.  1832,  slamml  das 
jetzige  llanpl  der  griilliclien  Familie: 

FUANZ  Graf  v.  Hütten  -  Gzapski ,  Besitzer  der  Herrschaft  Bukowiec, 
vermählt  mit  iMiciialina  v.  Czapska.  Aus  dieser  Ehe  stammen  acht  Kinder, 
von  welchen  der  älteste  Sohn  den  Namen  Stamslaus  führt. 


Grafen  Cziraky  v.  Cziräk  und  Deneisfalva. 

^otl)olifdj.  (JDcjlcrreici). 

Besitz:   in  Ungiuu  die  Ilensclialien  Lovas^-Üereiiy,  Dcnesl'a,  Kenyeii,  Hiiin  olc. 


"Wappen:  im  hlaucn  Schilde  auf  grünem  Hügel  ein,  im  oberen  linken  Win- 
kel von  einem  secliseckigen  silhernen  Sterne  Iteseitcter,  aufrechtstehender,  rechls- 
gekehrter  silberner  Wolf,  welcher  in  den  Vorderpranken  eine  rolhc,  linksuehcndc, 
mit  einem  silbernen,  die  Hörner  linkskehrenden  Halbmonde  belegte  Fahne  an  einer 
silbernen  Standarte  hält.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone.  —  Das  Geneal. 
Taschenbuch  der  gräll.  Hauser  (1854  S.  173)  beschreibt  das  Wappen,  wohl  nicht 
richtig,  wie  folgt :  in  Blau  auf  einem  grünen  Hügel  ein  aufrechtstehender  silberner 
Wolf,  welcher  in  seinen  Vorderpranken  eine  rothe  Fahne  trägt,  in  welcher  neben 
einander  ein  silberner  Stern  und  Halbmond.  —  Lehotzky  giebt  (H.  p.  90)  nur  ganz 
kurz  an,  dass  das  Wappenbild  der  Familie  ein  Löwe  sei,  welcher  eine  Fahne  trage. 

Sehr  alte,  in  der  Landesgeschichte  mehrfach  berühmt  gewordene 
ungarische  Famihe,  welche  schon  im  12.  Jahrhundert  unter  dem  Könige 
Bela  II.  (dem  Blinden,  gest.  1141)  blühte,  und  im  18.  Jahrhundert  vom 
Kaiser  Carl  VI,  in  der  Person  des  Ladislaus  (I.)  GzirAky  (s.  unten),  k.  k. 
Obersten,  den  Grafenstand  erhalten  hat.  Szegedi  leitet  das  Geschlecht  von 
der  siebenbürgischen  Familie  Czirjak  her:  nach  Lehotzky  ist  der  Name  der 
Familie  durch  den  Namen  des  Ahnherrn  Gyriacus  oder  Dominicus  entstan- 
den. Das  Prädicat  de  Denesfalva  (Diencsfalva)  bezieht  sich  auf  eine  Be- 
sitzung in  der  Szalader  Gespanschaft.  Vor  1264  kommt  nach  Lehotzky 
das  Prädicat  de  Vezek^ny  vor,  doch  ist  die  betreflende  Stelle  (II.  p.  89), 
wie  so  manche  andere,  durch  das  Latchi  des  V'erfassers  ziemlich  dunkel. 

Im  Laufe  der  Zeit  breitete  sich  die  Familie  immer  weiter  aus,  das 
Ansehen  derselben  stieg  immer  mehr  und  der  Besitz  vergrösserle  sich.  — 


GRAFEiN   CZIHAKY   V.   CZIRAK   UND  DENESIALVA.  75 

Die  früheren  hierher  gehörenden  Glieder  der  Familie  ergiebt  folgende 
Ahnentafel:  Moises  Freiherr  Czirdky  de  eadem  et  Dienesfalva;  Gemahlin: 
Helena  Kery  de  Ipoliker.  —  Ladislaus  (I.)  Graf  Cziräky  de  eadem  et  Dienes- 
falva; Gemahlin:  Elisabeth  Gräfin  Uifalusy  de  Divek-Uifalu.  —  Joseph;  Ge- 
mahhn :  Barbara  Gräfin  Barkoczy  de  Szala.  —  Ladislaus  (IL),  gest.  18.  März 
1776;  zweite  Gemahlin:  Juliana  Gräfin  Zichy  de  Vasonykeö.  —  Anton, 
somit  Urenkel  des  ersten  Grafen  Ladislaus.  —  An  der  richtigen  Angabe  der 
genannten  Familienglieder  ist  wohl  nicht  zu  zweifeln.  Dieselben  sind  der 
10.  Ahnentafel  entnommen,  welche  sich  in  dem,  den  Famihen  wohl  nicht 
genug  bekannt  gewordenen  und  daher  auch  nicht  unterstützten  Werke : 
Ahnentafeln.  Erstes  Heft.  Frankfurt  am  Main.  J.  D.  Sauerländers  Verlag, 
1846.  findet.  Aus  wohl  sicherem  Munde  ist  der  Redaction  versichert  wor- 
den, dass  diese  Ahnentafeln  der  verewigte  Fr.  C.  v.  Kronenfels  heraus- 
gegeben hat:  ein  Name,  welcher  wissenschaftlichen  Heraldikern  und  Ge- 
nealogen hinreichend  bekannt  und  einer  dankbaren  Ei-wähnung  in  diesem 
Werke  sehr  wcrth  ist.  Lehotzky  hat  nach  Allem  das  zweite  der  oben  ge- 
nannten Glieder:  Ladislaus  (I.)  übersehen,  denn  in  der  Stammreihe  des 
Grafen  Anton,  dessen  hterarische  Leistungen  derselbe  anführt,  sagt  er  sehr 
bestimmt:  Filius  Ladislai  (IL)  fihi  Josephi,  filii  praedicti  Moysis. 

Die  jetzigen  Glieder  der  gräflichen  Familie  sind  Nachkommen  des  Anton 
Grafen  Czinlky  v.  Gziräk  und  Denesfalva,  geb.  8.  Sept.  1772,  gest.  22.  Febr. 
1852,  Herrn  der  Herrschaften  Lovas-Bereny,  Denesfa  und  Kenyeri,  Ritters 
des  goldenen  Vliesses,  k.  k.  Kämmerers,  wirkt.  Geh.  Ralhs,  Staats-  und  Gon- 
ferenz-3Iinisters  a.  D.,  dirigirenden  Mitgliedes  der  ungar.  Gelehrten-Gesell- 
schaft zu  Pesth.  Derselbe  war  dreimal  vermählt:  in  erster  Ehe,  16.  Oct. 
1794,  mit  JuHe  Gräfin  Illeshazy,  gest.  24.  April  1814;  in  zweiter,  14.  Jan. 
1816,  mit  Maria  Gräfin  Batthyän,  geb.  10.  April  1783,  gest.  31.  März  1840, 
und  in  dritter,- 18.  Oct.  1843,  mit  Carolina  verw.  Freiin  v.  Walterskirchen, 
geb.  4.  Juni  1794,  verw.  Freiin  v.  Ludwigsdorf,  welche  jetzt  als  Wittwe 
lebt.  Aus  der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Anton  stammt  das  jetzige  Haupt 
der  gräflichen  Familie : 

JOHANN  Joseph  Lazar  Ladislaus  Thomas  Graf  Czirdky  v.  Gziräk  und 
Denesfalva,  geb.  29.  Dec.  1818,  Herr  der  Herrschaften  Lovas-Bereny,  De- 
nesfa, Kenyeri  und  Rum,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  der  Rechte  Doctor 
und  Präsident  des  Districtual- Obergerichts  in  Pesth,  verm.  1.  Febr.  1845 
mit  Luise  Elisabeth  Catharina  Gräfin  Dezasse,  geb.  27.  Nov.  1821.  Aus 
dieser  Ehe  stammen  zwei  Sohne,  die  Grafen  Anton  Franz  Johann  Heinrich, 
geb.  12.  Juli  1850,  und  Adalbert  Joseph  Carl  Dionys  Desider,  geb.  23.  Mai 
1852,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Constantia  Carohna  Maria  Franziska 
Felicia,  geb.  30.  Mai  1847,  und  Luise  Maria  Elisabeth  Albertina,  geb. 
23.  April  1848. 


76 


(JRAFEN   V.   DKL-.MESTIII. 


trafen  v.  Del-Iflestri. 

Besitz  zu  Cormons  in  der  Grafscliafi  Görz  cic. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mitlclscbild.  Im  rolhen  Millelschiklc  ein 
silberner,  schrägrechler  Balken  mit  einem  nach  rechts  und  oben  laufenden  schwar- 
zen Ijucke  belegt.  1  und  4  in  Gold  ein  einvvärlssebender,  gekrönter,  schwarzer 
Adler;  2  und  3  in  Blau  zwei  goldene  Pfähle.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone, 
auf  welcher  sich  vier  gekrönte  Helme  erheben.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Adler 
des  1.  und  4.  Feldes;  der  zweite  zwei  von  Gold  und  Blau  mit  gewechselten  Tinc- 
turen  quergethcilte  Büffelshörner ;  der  dritte  drei  Straussenfedern,  silbern,  schwarz, 
silbern,  und  der  vierte  zwischen  einem  offenen,  von  Kulh  und  Silber  mit  gewech- 
selten Tincturen  quergelheilten  Adlerstluge  den  Bock  des  Mittclschildes  wachsend. 
Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden  ,  die  des  zweiten  blau 
und  golden,  die  des  dritten  schwarz  und  silbern,  und  die  des  linken  roth  und  sil- 
bern, und  den  Schild  halten  zwei  auswärlssehende  Greife..  Wie  beschrieben,  wird 
gewöhnlich  dieses  Wappen  nach  den  Supplementen  zu  Siebmachers  Wappenbuchc 
(XH.  16)  gegeben.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  179) 
setzt  in  den  goldenen  Mittelschild  einen  silbernen  Schrägbaiken ,  worin  ein  blauer 
Löwe,  und  giebt  im  2.  und  3.  Felde  zwei  goldene  Pfähle  in  Blau  au. 

Altes,  ursprünglich  italienisches  Adelsgeschlecht,  welches  im  Friaiil- 
schen  zu  hohem  Ansehen  kam,  sich  weiter  ausbreitete,  den  Freiherrenstand 
erhielt  und  später  auch  die  Grafenwürde  erlangte.  Der  Freiherrenstand, 
welcher  mit  dem  Prädicate:  Freiherren  v.  Schönberg  ertheilt  worden  ist, 
soll  nach  Einigen  zu  den  vom  Kaiser  Leopold  I.  vcrhehenen  Standeser- 
hebungen gehören,  und  gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts  in  die  Familie 
gekommen  sein,  und  zwar  in  der  Person  des  weiter  unten  anzufülirenden 
Franz  Leoishard  Del-Mestri,  doch  fehlen  genauere  Angaben,  welche,  kämen 
dieselben  aus  der  Familie,  für  die  Wissenschaft  von  Interesse  sein  würden. 
Fest  steht  nur,  dass  Megerle  v.  Mühlfeld  (Oesterr.  Adels-Lexicon) ,  dessen 
Werk  bekannthch  von   1701  — 1822  reicht,  die  Erhebung  in  den  Frei- 


GRAFEN  V.  DEL-MESTRI.  77 

licrrenstand  nicht  aufgeführt  hat;  doch  ist  dabei,  abgesehen  von  den  Lücken, 
welche  dieses  Werk  eben  so  hat,  wie  alle  anderen  derartigen  Werke  Lücken 
haben  müssen,  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  dass  das  genannte  Werk  sich 
eigentlich  nur  über  den  österreichischen,  böhmischen,  galizischen  und 
Reichs-Adel  erstreckt. 

Der  Grafenstand  kam  nach  Megerlc  v.  Mühlfeld  (Ergänzungsband.  S.  1 2) 
durch  Diplom  vom  Kaiser  Joseph  IL  in  die  Familie.  Es  erhielt  nämlich 
Joseph  Franz  Freiherr  v.  Del-Mestri,  gest.  27.  Jan.  1808,  am  24.  Oct. 
1774  den  Grafenstand  der  kais.  österr.  Erblande.  Die  Ahnentafel  des  Gra- 
fen Joseph  Franz  ist  folgende :  Franz  Leonhard  Freiherr  Del-Mestri  v.  Schön- 
berg. —  Lucas  ;  Gemahlin :  Bianca  de  GibelH.  —  Georg  ;  Gemahlin :  Ca- 
tharina  v.  Neuhaus.  —  Franz  ;  Gemahlin :  Emihe  Gräfin  v.  Spilimberg.  — 
Peter  ;  Gemahhn :  Paulina  Gräfin  v.  Strassoldo.  —  Joseph  Franz  Graf  Del- 
Mestri  V.  Schönberg. 

Die  jetzigen  Glieder  der  gräflichen  Familie  sind  Nachkommen  des  Gra- 
fen Joseph  Franz  aus  der  Ehe  mit  Sylvia  Gräfin  v.  Nordis.  Haupt  des  Ge- 
schlechts ist  der  Sohn  desselben : 

GEORG  Graf  Del-Mestri,  Freiherr  v.  Schönberg,  Jurisdicent  zu  Cor- 
mons,  geb.  5.  Aug.  1772,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  verm. 
in  erster  Ehe  mit  Claudia  Gräfin  v.  Golloredo-Mels,  gest.  25.  Oct.  1805, 
und  in  zweiter  1807  mit  Antonia  Gräfin  v.  Rindsmaul  —  Tochter  des 
Grafen  Ferdinand,  eines  Bruders  des  Grossvaters  (Franz  Sigismund)  des 
25.  Febr.  1853  verstorbenen  Grafen  Gustav  (s.  Bd.  II.  S.  292  und  293) 
—  geb.  24.  Jan.  1785.  Aus  dieser  Ehe  stammt  ein  Sohn:  Graf  Eduard, 
geb.  4.  Oct.  1808,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  19.  Jan. 
1847  mit  Pauline  v.  Minckwitz,  sowie  eine  Tochter,  Gräfin  Sylvia,  geb. 
16.  April  1810,  verm.  1834  mit  dem  k.  k.  Hauptmann  in  d.  A.,  Heinrich 
Ritter  v.  Claudius. 

Von  den  Brüdern  des  Grafen  Georg  lebt:  Graf  Bernardin,  geb.  3 1 .  Juli 
1779,  Grundbesitzer  zu  Cormons,  verm.  mit  Theresia  Contessa  Ottelio,  aus 
welcher  Ehe  drei  Söhne,  die  Grafen  Joseph,  geb.  29.  Nov.  1814,  Johann 
ViTus,  geb.  4.  Mai  1816,  verm.  mit  Martha  Freiin  v.  Locatelli,  geb.  24.  Sept. 
1832,  und  Alois,  geb.  25.  Oct.  1824,  sowie  eine  Tochter,  Gräfin  Fran- 
ziska, geb.  17.  März  1822,  stammen. 

Von  dem  verstorbenen  Bruder  der  Grafen  Georg  und  Bernardin,  dem 
Grafen  Johann  Vitus,  geb.  18.  Dec.  1775,  gest.  28.  Juh  1846,  k.  k.  Haupt- 
mann in  d.  A.,  verm.  mit  Franziska  Müller  v.  Müllberg,  gest.  2.  Nov.  1823, 
leben  zwei  Töchter:  Gräfin  Sylvia,  geb.  12.  April  1814,  verm.  mit  dem 
k.  k.  Landrath  Wilhelm  v.  Pohso,  und  Gräfin  Natalie,  geb.  23.  Dec.  1820, 
verm.  mit  Franz,  Reichsritter  v.  Leon,  Landstand  in  Kärnten. 


78 


TRAFEN  HESENFFANS  D  AVERNAS. 


Cilr.ifeii  Deisenfraiiis  d'Avorii«i8. 

Äatl)olifd).  ©eflf^^rcid)  unb  öclgtcn. 

Besitz:    in  Sieiermark  die  Ilcrrscliafien  Neiiscliloss.  Fieil)üclicl   und  TiialcMlior ;    im  König- 
reicl)  IJelgioii  (jlivs.scsiiics,  Berireis  und  Necrlicviissem. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mitlclschild.  Im  silbernen  Miltelscliilde  auf 
grünem  Berge  eine  grün  belaubte  Eiche,  oder  nach  Einigen  eine  Eiche  mit  fünf 
Wurzeln  (Stammwappen).  1  in  mit  goldenen  Schindeln  bestreutem  Roth  ein 
auswärtsgolvchrter,  goldener,  leopardirter  Löwe  (der  Renessesche  Löwe,  welcher 
Rd.  IL  S.  276  beschrieben  worden  ist);  2  in  Roth  ein  silberner,  querfliessen- 
dcr,  gefluthoter  Räch,  begleitet  von  drei  (2  und  1)  silbernen,  goldenbesamten 
Rosen,  über  deren  jeder  eine  goldene  Krone  schwebt;  3  in  Silber  ein  schräg- 
rechter, schwarzer  Ralken,  mit  drei  goldenen  Schlägeln,  einer  hinter  dem  an- 
deren, belegt;  4  fünf  Reihen  blausilberner  Eisenhütlein  und  über  denselben  ein 
schmales  rothes  Andreaskreuz,  welches  mit  einem  kleinen,  goldenen,  eine  schwarze 
gestammelte  Ente,  nach  Anderen  einen  schwarzen  Schwan,  zeigenden  Miltelschilde 
belegt  ist.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  und  denselben  hallen  zwei  gol- 
dene, vorwärlssehende  Löwen,  welche  in  der  freien  Vorderpranke  eine  Fahne  füh- 
ren. Die  an  einer  schwarzen  Lanze  befestigte  Fahne  des  rechten  Schildhalters 
crgiebt  in  Gold  in  einem  grünen  Lorbeerkranze  in  rother  Schrift  das  Wort:  Virtuti, 
die  an  einer  rothen  Lanze  befindliche  silberne  Fahne  des  linken  Schildhallers  aber 
unter  einer  Grafenkrone  in  goldener  Schrift  das  Wort :  Fidei.  Die  Devise  unter 
dem  Schilde  ist  in  goldener  Schrift:  Dat  Virtus  In  Armis.  —  Eine  nach  Fertigung 
des  Holzstockes  aus  eben  so  gütiger,  wie  sicherer  Hand  erhaltene  Zeichnung  des 
Wappens  setzt,  wie  oben  als  Variante  angegeben  worden  ist,  in  den  Miltelschild 
eine  Eiche  mit  fünf  Wurzeln ,  und  in  das  Schildchen  des  4.  Feldes  einen  schwar- 
zen Schwan. 

Die  Familie  Desenffans  stammt  ursprünglich  aus  der  Champagne,  in 
welcher  1310  Ecuier  Jean  Desenffans  ein  Lehen  dieses  Namens  besass,  und 
mit  Francoise  de  Gervillers  vermählt  war.  In  Folge  der  Unruhen  zur  Zeil 
des  Königs  Johann  II.  des  Guten ,  Sohnes  des  Königs  Philipp  VI.  Valois, 
zog  aber  das  Geschlecht  1360  nach  den  spanischen  Niederlanden,  Anfangs 
in  die  Gegend  von  Valenciennes ,  dann  in  die  Gegend  von  Tournay,  in  wel- 


CRAFEN  DESENFFANS  I»'aVER?<AS.  79 

i'lioi-  dasselbe  umfanglielie  Güter  erwarb,  welche  zum  Tlieil  der  Familie 
noch  jetzt  zustehen.  Aus  den  Niederlanden  wendete  sich  dieselbe  nach 
Steiermark,  und  gelangte  in  diesem  llerzogthum  zu  dem  Besitz  der  Herr- 
schaft Neuschloss,  Freibüchel,  Thalerhof  elc.  bei  Grätz. 

Schon  vor  Jahrhunderten  besass  Nicolas  Desenflans,  in  gerader  Linie  und 
im  achten  Grade  von  Jean  Desenflans  abstammend,  die  Herrschaft  Fermont ; 
derselbe  war  mit  Vincienne  de  Resteau  vermählt,  und  der  Sohn  aus  dieser 
Ehe,  Simon  Ecuier  Seigneur  de  Fermont  et  Lannoy,  erzeugte  mit  Jeanne 
de  Froidemont  einen  Sohn,  Jacques,  welcher  sich  1599  mit  Marie,  Tochter 
des  Claude  de  Hennin  Lictart  und  der  Julienne  de  Preau  vermählte,  aus 
welchem  Geschlechte  die  Prinzen  von  Chimay  und  die  Grafen  von  Bossu 
stammen ,  deren  mehrere  durch  den  Orden  des  goldenen  Vliesses  ausge- 
zeichnet waren.  Der  aus  der  erwähnten  Ehe  entsprossene  Sohn,  Simon 
Ecuier  Seigneur  de  Lannoy,  St.  Martin,  Fermont,  de  Faux  und  Bassecourt, 
vermählte  sich  1650  mit  Maria,  Tochter  des  Jean  Haccart  Ecuier,  Seigneur 
de  Ponthois  et  Ghyssegnies,  und  der  Jeanne  Louise  Decordes,  wie  noch  die 
jetzt  in  Ilollain  beiTournay  befindliche  Grabschrift  ergiebt.  Von  dem  Sohne 
aus  dieser  Ehe,  Jean  Frangois,  1684  vermählt  mit  Maria  Barbe  de  Bargibant, 
Tochter  des  Rathspräsidenten  in  Tournay,  Jean  Nicolas-  de  Bargibant,  Seig- 
neur de  la  Coharderie,  und  der  Marie  de  Piquerie,  stammte  Marc-Antoine, 
Seigneur  de  Faux,  der  sich  1731  mit  Gornelie  Josephe  Baronne  de  Renesse 
de  Wulp,  aus  dem  Geschlechte  der  alten  Grafen  von  Holland,  vermählte. 
Der  Sohn  des  Letzteren,  Francois  Hypohte  Joseph,  Seigneur  de  Ghyssegnies, 
zeichnete  sich  in  k.  k.  Diensten  als  Ober-Lieutenant  der  wallonischen  Gre- 
nadiere des  Regimentes  Los  Rios  im  siebenjährigen  Kriege  aus,  wurde  durch 
eine  bei  Kollin  erhtlene  lebensgefährliche  Verwundung  genöthigt,  die  Kriegs- 
dienste zu  verlassen,  und  vermählte  sich  im  Jahre  1763  mit  Marie  Anne 
Ciaire,  Tochter  des  Jean  Nicolas  de  Beeckmann,  Seigneur  d'Avernas  et  Ber- 
Ireis ,  und  der  Ciaire  Josephe  Dudekem  Baronne  de  Gentinnes.  Aus  dieser 
Ehe  entspross  Adam  Wilhelm,  geb.  3.  Mai  1771,  k.  k.  Kämmerer.  Der- 
selbe diente  durch  16  Jahre  im  kaiserlichen  Heere  und  zeichnete  sich  bei 
Wisloch,  Möskirch  undErbach,  wo  er  eilf  namhafte  W^unden  erhielt,  in 
dem  Grade  aus ,  dass  er  zum  Major  befördert  und  vom  Kaiser  Franz  IL  im 
Jahre  1805  in  den  deutsclfen  Reichsgrafenstand  aufgenommen  wurde. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Famihe  sind  Nachkommen  des  genannten 
Grafen  Adrian  Wilhelm ,  geb.  3.  Mai  1771,  gest.  19.  April  1853,  Herrn 
der  Herrschaften  Neuschloss ,  Freibüchel  und  Thalerhof,  aus  der  Ehe  mit 
Caroline  Gräfin  Wilczeck  —  Tochter  des  Grafen  Franz  Joseph  v.  Wilczeck 
und  der  Josepha  Gräfin  v.  Harrach  —  geb.  29.  Nov.  1782,  verm.  4.  April 
1809,  gest.  19.  Apiil  1853. 

Nach  den  oben  gegebenen  Mittheilungen  gestaltet  sich  die  Ahnentafel 
der  jetzigen  Jamiliengheder,  wie  folgt :  Nicolas  Desenflans.  —  Im  6.  Ghede : 
Jean,  Herr  der  Herrschaft  Fermont;  Gemahlin:  Vincienne  de  Resteau.  — 
Simon  ;  Gemahhn :  Jeanne  de  Froidemont.  —  Jacques  ;  Gemahlin :  Marie  de- 
Hennin-Lictart.  —  Simon;  Gemahlin:  Maria  d'Haccart.  —  Jean  Francois; 
Gemahlin:  Maria  Barbe  de  Barbigant.  —  Marc-Antoine;  Gemahlin:  Cor- 
nelie  Josephe  Baronne  de  Benesse  de  Wulp.  —  Francois  Hypolite  Joseph  ; 


80 


r.RAFEN  nESSEWFFY  (dEZSÖFY)  V.   CZERNEK   UM)  TARKÖ. 


Gemahlin:  Maria  Anne  Ciaire  de  Beeckmann.  —  Adrian  Wilhelm,  Graf; 
Gemahlin:  Caroline  Maria  Grüfin  v.  Wilczeck.  —  Carl  Ferdinand  Joseph, 
Heinrich  Dominik  Joseph  und  Alfred  Stanislaus,  Gebrüder  Grafen  Desenl^ 
fans  d'Avernas. 

Haupt  des  gräflichen  Hauses  ist: 
Graf  CARL  Ferdinand  Joseph  —  ältester  Sohn  des  Grafen  Adrian  Wil- 
lielm  —  geh.  16.  März  1811,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  zu  Ghyssegnies,  Ber- 
Iries  und  Neeiiieylissem  im  Königreich  Belgien,  k.  k.  Kämmerer,  verm. 
12.  Juni  1S42  mit  Maria  Gräfin  v.  Brandis  —  Tochter  des  Grafen  Hein- 
rich Adam  (s.  Bd.  I.  S.  114)  —  geb.  10.  Jan.  1817,  aus  welcher  Ehe  zwei 
Söhne,  die  Grafen  Dominik  Carl  Maria  Joseph,  geb.  30.  Juli  1847,  und 
Heinrich  Maria  Joseph  Alois  Joachim,  geb.  20.  März  1849,  sowie  drei  Töch- 
ter, die  Gräfinnen  Caroline,  geb.  18.  Mai  1843,  Maria,  geb.  12.  Aug.  1844, 
und  Clara,  geb.  8.  Oct.  1845,  leben.  —  Die  beiden  Brüder  des  Grälen 
Carl  Ferdinand  Joseph  sind:  Graf  Heinrich  Dominik  Joseph,  geb.  28.  Dec. 
1814,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  15.  Aug.  1850  mit  Henriette  Gräfin  v.  Wilc- 
zek,  geb.  15.  Sept.  1826,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Anna 
Maria,  geb.  29.  Nov.  1851,  stammt,  und  Graf  Alfred  Stanislaus  Joseph, 
geb.  4.  Febr.  1816,  k.  k.  Kämmerer. 


Grafen  Dessewffy  (Dezsöfy)  v.  Czernek 

und  Tarkö. 

iSatl)oUfrI).  '  ©eflnrnd). 

Besitz:    in  Ungarn  die  Henscliafien  Fitila ,  Fcncseilö,  Kiraly-Teick  oic. 


Wappen:  im  bluuen  Schilde  ein  nach  der  rechten  Seite  gekehrter,  ge- 
harnischter Arm,  welcher  in  der  Hand  einen  Streitkolben  führt.  Derselbe  ist  oben 
rechts  von  einem  siliiernen ,  die  Sichel  einwärlskehrenden  Halbmonde,  und  links 
von  einem  sechseckigen,  silbernen  Sterne  beseitet,  und  unter  dem  Arme  schwebt 
im  Schildesfusse  ein  rechtssehender,  gekrönter,  schwarzer  Adler.  Auf  dem  Schilde 
steht  die  Grafenkrone,    und  auf  derselben  ein  gekrönter  Helm,  welcher  drei  blaue 


(illAFKN  IJKSSEWFFY  (l)KZSÖIV)   V.  CZERNEK   UM)  TAHKÖ.  81 

vSlraussenfedern  trägt.  Die  Helmdeckcn  sind  blau  und  silbern.  Wie  beschrieben, 
gicbt  das  Wappen  das  Wappenbuch  der  österr.  Monarchie  Bd.  VII.  Tab.  11.  — 
Von  dieser  Angabe  weicht  das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  mehrfach 
ab.  Dasselbe  beschreibt  (1849.  S.  164)  das  Wappen  —  und  die  Redaction  hält 
diese  Beschreibung  der  Beachtung  sehr  werth  —  wie  folgt:  in  Blau  ein  geharnisch- 
ter Mannsarm  mit  einer  Streitkolbe  in  der  Hand,  üeber  dem  Arm,  welcher  mit 
dem  Ellnbogen  auf  einem  grünen  Dreihiigel  ruht,  schwebt  ein  silberner  Adler  und 
über  diesem  ein  grüner  Lorbeerkranz,  oben  rechts  von  einem  goldenen  Stern  und 
links  von  einem  silbernen  Halbmonde  beseitet. 

Altes,  sehr  angesehenes  ungarisches  Adelsgeschlecht,  welches  mehr- 
fach in  der  Landesgeschichte  genannt  wird,  und  aus  welchem,  nach  Angabe 
des  Grafendiploms,  zwei  Generäle  und  22  Präfecte,  von  denen  9  unter  den 
Mauern  von  Prag  auf  dem  Bette  der  Ehre  starben,  hervorgegangen  waren. 
Lehotzky  (IL  p.  100)  schreibt  dasselbe:  Desöffy,  und  leitet  das  Prädicat: 
de  Gsernek  von  einer  Besitzung  in  Sclavonien  her.  Paulus  de  Gsernek 
kommt  bei  Bela  1447  urkundhch  vor.  —  Bei  weiterer  Ausbreitung  der  Fa- 
milie schied  sich  dieselbe  in  zwei  Linien,  die  zu  Krivän  und  zu  Tarcza,  aus 
welcher  letzteren  Adam,  und  der  Sohn  desselben,  Thomas,  von  Stephan 
Grafen  Szirmay  adoptirt  wurden.  —  Aus  der  Linie  zu  Krivän,  zu  welcher 
die  je'tzigen  Grafen  DessewlTy  gehören,  führt  Lehotzky  mehrere  Gheder  an, 
doch  sind  die  Angaben  desselben  theils  durch  die  Sprache  dunkel,  theils 
ohne  den  nöthigen  genealogischen  Zusammenhang,  lassen  sich  also  mit  dem 
Ergehniss  der,  der  Bedaction  vorliegenden  Ahnentafeln  nicht  ganz  in  Ein- 
klang bringen.  Doch  mögen  bei  der  Bedeutung,  welche  der  Name  Lehotzky 
als  Quellenschriftsteller  hat,  einige  Angaben  desselben,  unter  der  Bitte,  dass 
der  Leser  zunächst  die  weiter  unten  folgende  Ahnentafel  berücksichtige, 
einen  Platz  hier  finden.  Franz  Desöffy  fiel  im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts 
zu  Plesötz  bei  Leva.  Der  Sohn  desselben,  Johann,  kommt  bei  Forgäch  als 
Magister  Curiae  regiae  et  Praefectus  Gamerae  Posoniensis,  Gomes  de  Pose- 
gra  etc.  vor;  als  Brüder  desselben  finden  sich  bei  Palma  und  Wagner 
Stephan,  Georg,  Franz,  Nicolaus  und  Ladislaus,  und  nach  Nennung  des 
letzteren  Namens  lässt  Lehotzky  die  dunkeln,  aber  für  die  FamiUe  gewiss 
wichtigen  Worte  folgen :  ac  hujus  Nepos  Joannes  nominatur,  ex  Nota  Geor- 
gii  Tarczay  in  Tarkö  statutus.  Daran  reiht  sich  die  Angabe  des  reichen 
Besitzes  des  erstgenannlen  Johann  Desöffy  im  Jahre  1525,  welcher  grossen- 
theils  durch  die  Türken  verloren  ging,  und  dann  werden  als  Söhne  dessel- 
ben aus  der  Ehe  mit  Maria  Paczoth  Sigmund,  Stephan  und  Anton  genannt. 
Von  Stephan  sagt  Lehotzky:  ad  Koposvar  strenuus  1560.  Dann  folgen  als 
Famihengheder :  Nicolaus:  Haidonum  Ductor  sub  Bocskai,  Emerich,  General, 
gebheben  bei  Lille  1739  im  72.  Jahre,  und  Stephan,  General,  gest.  zu 
Finta  1742  im  75.  Jahre.  Schhesslich  wird  angeführt  Joseph  Desöffy,  Sohn 
des  Franz  aus  der  Ehe  mit  Anna  Buttkai,  Generalis  et  Proprietarius  Begi- 
minis  1744  moderni  Graeveniani,  welcher  den  Grafenstand  erhielt,  und  des- 
sen Sohn ,  Franz,  sich  mit  Ludmilla  Forgäch  vermählte,  welche  letztere  in 
zweiter  Ehe  die  Gemahlin  des  Stephan  Esterhäzy  wurde.  Von  Josephs 
Brüdern  starb  Thomas  unvermählt.  Andreas  aber,  Oberst,  pflanzte  den 
Stamm  fort ,  und  von  demselben  stammten  die  am  Schlüsse  des  vorigen 
Jahrhunderts  zu  Hanusfalva  in  der  Saroscher  und  zu  Krivän  in  der  Bor- 
schoder  Gespanschaft  lebenden  Famihengheder. 

III.  6 


82  GRAFEN  1>ESSEWFFY  (dEZSÖFY)  V.  CZERNEK  UNI)  TARKÖ. 

Der  FreilHMTcnslaiid  ist  vom  Kaiser  Leopold  I.  im  Jalire  1666  in  der 
Person  lies  Franz  (11.)  Dessewfi'y  v.  Czernek  imd  Ti'irkö,  und  der  Cirafenstand 
vom  Kaiser  Joseidi  II.  in  der  Person  des  Freiherrn  Sanniel  1775  in  die 
jetzige  Familie  {^ckonnnen.  Aus  den  wohl  riehtigen  Alinentafeln  dersell»en 
j^ehören  naelisleliende  (ilieder  hierher:  JoIIA^N  Dessewffy  v.  Czernek;  Ge- 
mahlin: Helena  llederwara.  —  Johann,  1  568  Capilain  von  Oher-lIn{?arn ; 
Gemahlin:  Anna  Pessy. —  Franz  (1.);  Gemahlin:  Calharina  llorwalh  de  Pa- 
locza.  —  Franz  (IL),  Freiherr;  Gemahlin:  Anna  Ketzer  de  Lipoez.  —  Ste- 
phan ;  Gemahlin :  Clara  Semsey  de  Semse.  —  Nfclas  ;  Gemahlin :  Christine 
V.  Berthol.  —  Samuel  ,  Graf;  Gemahlin :  Clara  llorwath  v.  Paloeza.  — 
Stephan. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  sind  Nachkommen  des  Grafen  Stephan, 
gest.  1.  April  1785,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Anna  Freiin  Vecsey  v.  Ilai- 
näcskeö,  und  in  zweiter  mit  Josepha  Gräfin  v.  Windiseh-Grätz.  Die  zwei 
Söhne  aus  erster  Ehe  waren  Graf  Samuel,  geb.  13.  Jan.  1768,  gest.  H.Mai 

1847,  verm.  mit  Maria  Andrdssy  v.  Siklo,  geb.  2.  Juli  1765,  gest.  30.  Jan. 

1848,  und  Graf  Joseph,  geb.  13.  März  1772,  gest.  2.  Mai  1843,  verm.  mit 
Eleonore  Gräfin  Sztäray,  geb.  8.  Febr.  1780,  gest.  24.  Sept.  184^,  aus 
der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Stephan  aber  stammte  Graf  Stephan  (IL),  geb. 
6.  Dec.  1774,  gest.  17.  Juli  1850,  verm.  3.  Sept.  1810  mit  Josephine 
Gräfin  Sztäray,  gest.  1829. 

Der  jetzige  Personalbestand  des  gräflichen  Hauses  ist  folgender: 

Nachkommen  des  Grafen  Samuel: 

Graf  AUGUST  älterer  Sohn  des   Grafen  Samuel  —  geb.  24.  Jan. 

1796,  verm.  3.  Aug.  1820  mit  Johanna  Freiin  v.  BanfTy,  geb.  9.  Sept. 
1803.  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  August  sind:  Graf  Colomann,  geb. 
14.  Juni  1797,  verm.  16.  April  1819  mit  Maria  v.  Kalay,  geb.  28.  Dec. 
1801,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne,  die  Grafen  Carl  Ludwig,  geb.  1 1.  Jan. 
1826,  und  Nicolaus,  geb.  10.  März  1829,  sowie  zwei  Töchter,  die  Gräfin- 
nen: Maria,  geb.  19.  Sept.  1824,  und  Julie,  geb.  29.  Nov.  1838,  leben, 
und  Graf  Franz,  geb.  15.  Oct.  1798,  verm.  10.  Aug.  1819  mit  Aloysia 
Gräfin  Csaky  v. Kereszteg —  Schwester  des  Grafen  Aiilon  Bruno  (s.S.  72) — ^ 
geb.  4.  Dec.  1799,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  den  Gräfinnen 
Mathilde,  geb.  17.  März  1828,  und  Luise,  geb.  3.  Juli  1836,  ein  Sohn, 
Graf  Julius,  stammt,  geb.  21.  Aug.  1820,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  27.  Nov. 
1847  mit  Anna  Freiin  v.  Sennyey,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne,  die  Grafen 
Maria  Dionys,  geb.  8.  Nov.  1848,  und  Aloysius,  geb.  29.  Oct.  1851,  sowie 
eine  Tochter,  Gräfin  Marianna,  geb.  14.  Juni  1850,  entsprossen  sind.  — 
Die  Schwester  der  Grafen  August,  Colomann  und  Franz,  Gräfin  Amalia,  geb. 
18.  Juh  1800,  verm.  28.  Dec.  1819  mit  Franz  Grafen  Haller  v.  Hallerstein 
(s.  Bd.  L  S.  310),  ist  seit  28.  Mai  1850  Wittwe. 

Nachkommen  des   Grafen  Joseph: 

Graf  MABCELL  —  älterer  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  geb.  24.  März 
1813.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Carl  Emil,  geb.  17.  Aug.  1814,  k.  k. 
Kämmerer,  verm.  18.  Juni  1838  mit  Paulina  Freiin  v.  Wenkheim,  geb. 
28.  Nov.  1817,  aus  welcher  Ehe  Graf  Aurel,  geb.  16.  Jan.  1846,  und  die 
Gräfinnen:  Blanca,  geb.  31.  März  1842,  und  Valeria,  geb.  1844,  leben. 


GRAFEN  DE2ASSE  V.  PETIT-VERNEUIL. 


83 


—  Die  Schwester  der  Grafen  Marceil  und  Carl  Emil,   Gräfin  Virginie,  ist 
26.  Oct.  1810  geboren. 

Nachkommen  des  Grafen  Stephan  (IL).  Vom  Grafen  Aegidius  —  dem 
Sohne  des  Grafen  Stephan  (IL)  —  gest.  13.  Aug.  1836,  lebt  die  Wittwe, 
Maria  Freiin  v.  Scepesy,  geb.  4.  Nov.  1816,  und  ein  Sohn,  Graf  Victor 
Aegidius,  geb.  9.  Juni  1835. 


Grafen  Dezasse  v.  Petit -Verneuil. 

flatljoUfd).  Oeflerreid). 

Besitz:  in  Ungarn  die  Herrschaft  Bohunitz. 


Wappen:  im  rothen  Schilde  ein  goldenes,  mit  der  Mündung  recbtsgekehr- 
tes  Jagerliorn  mit  aufwärts  geschlungener  Umliängeschnur,  welches  von  drei  (2u.  1) 
silbernen  Lilien  begleitet  wird.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher 
sich  ein  gekrönter  Helm  erhebt,  welcher  eine  silberne  Lilie  trägt.  Die  Helmdecken 
sind  rechts  roth  und  silbern  f- links  roth  und  golden. 

Die  jetzt  in  Ungarn  vorkommenden  Grafen  Dezasse  v.  Petit -Verneuil 
stammen  aus  einem  alten  und  angesehenen,  ursprünghch  französischen 
Adelsgeschlechle,  welches  in  Frankreich  schon  lange  mit  dem  Barontilel 
und  dem  Prädicate:  Verneuil  und  Petit-Verneuil  vorgekommen  ist  und  sich 
früher  meist  de  Zasse  geschrieben  hat.  Nach  der  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts wurde,  wie  gewöhnhch  angenommen  wird,  die  Famihe  nach 
Ungarn  verpflanzt,  gelangte  mit  mehreren  der  ältesten  und  angesehensten 
ungarischen  Geschlechter  in  verwandtschaftliche  Verbindung,  breitete  sich 
immer  weiter  aus  und  hat,  wie  die  nachstehende  Ahnentafel  ergiebt,  in  der 
Person  des  Grafen  Joseph  ,  sowie  der  NelTen  desselben ,  der  Grafen  Franz 
und  Anton,  den  Grafenstand  erlangt,  doch  finden  sich  nähere  Angaben  über 
diese  Standeserhebungen  in  der,  derRedaction  bekannten  Literatur  nicht  vor. 

Die  bisher  bekannte  sichere  Ahnentafel  der  Famihe  beginnt  mit  Peter 
Ignaz  Baron  Dezasse  (de  Zasse)  -Verneuü,  verm.  mit  Margaretha  Golloig. 

6* 


84 


GRAFEN  V.  DOUGLAS. 


Von  (lemsell)en  slamnilen  zwei  Söhno:  Joseph  Graf  Dezasse,  p^el).  24.  Sept. 
1755,  gest.  1 1.  Nov.  1 834,  und  Cmahlemagne Baron  Dezasse  de  Pelil-Verneuil, 
verm.  mit  Therese  Freiin  Ihunswick  de  Korompa.  Von  Erslereni  stammen 
Graf  Joseph  und  Gräfin  Anna,  von  Letztcrem  die  Grafen  Franz  und  Anton 
(s.  sämmtlich  unten).  Der  jetzige  Personalbestand  der  Familie  ist  folgender: 
Das  Haupt  derselben  ist: 

FRANZ  Graf  Dezasse  v.  Petil-Verneuil,  geb.  7.  Mai  17SG,  k.  k.  Käm- 
merer und  Major  in  d.  A.,  venu,  mit  Constantia  Zerdahelyi  v.  Nitra-Zer- 
dahely,  geb.  22.  Mai  1798.  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben  drei  Töchtern, 
ein  Sohn:  Graf  Emil,  geb.  21.  Febr.  1834,  k.  k.  Lieutenant.  Die  Töchter 
sind  die  Gräfinnen:  Luise,  geb.  27.  Nov.  1821,  verm.  1.  Febr.  1845  mit 
Johann  Grafen  Cziräky,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  Gatharina,  geb. 
30.  Sept.  1824,  und  Julie,  geb.  7.  Jan.  1828. 

Vom  Bruder  des  Grafen  Franz,  vom  Grafen  Anton,  geb.  12.  Dec.  1788, 
gest.  7.  Jan.  1853,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Elisabeth 
Gräfin  v.  Sandor,  gest.  22.  April  1829,  lebt  die  zweite  Gemahhn  und 
Wittwe,  Anna  Gräfin  Dezasse,  geb.  11.  Juni  1809,  und  von  dem  Oheim 
des  Grafen  Franz,  dem  Grafen  Joseph,  geb.  24.  Sept.  1755,  gest.  11.  Nov. 
1834,  stammt  ein  Sohn,  Graf  Joseph,  geb.  1807,  und  eine  Tochter,  Gräfin 
Anna,  geb.  11.  Juni  1809,  Wittwe  des  Grafen  Anton  Dezasse  (s.  oben). 


Cutljerifd). 


Grafen  v.  Douglas. 


Besitz:  in  Schweden  die  Güter  Gerstorp,  Wärö,  Roberga  etc.;  in  Baden  die  zu  einer  Stan- 
desherrschaft erhobenen  Güter  Heilsperg,  Gotimadingen  und  Ebringen .  sowie  die 
später  dazu  geschlagenen  Güter  Miigdberg  und  Müiilhausen  etc. 


Wappen:    quadrirter   Schild   mit    Mittelschild.     Im   gekrönten    Mittelschilde 
ein   durch    einen  rothcn  Faden  von  dem  Schilde  getrenntes,    blaues  Schildeshaupt, 


GRAFEN  V.  DOUGLAS.  85 

in  welchem  drei  silberne,  fünfspilzige  Sterne  neben  einander  stehen;  im  Schilde 
selbst,  welches  silltern  ist,  schwebt  eine  schwarze,  fünfblüttrige  Hose,  welche  mit 
einem  rothen,  mit  guldener  Königskrone  gekrönten  Herzen  belegt  ist  (Stnmmwappen). 

1  in  Silber  ein  auf  grünem  Boden  auf  einem  schwarzen,  mit  rolher  Decke  beleg- 
ten Rosse  rechtshin  reitender,  silbern  geharnischter  Feldherr  mit  offenem  Helm 
und  rother  Feldbinde,  in  der  erhobenen  Rechten  den  Commandostab  schwingend; 

2  und  3  in  Blau  ein  rolher,  nach  der  rechten  Seite  aufgerichteter,  einfach  ge- 
schweifter I^öwe  mit  ausgeschlagener  Zunge,  welcher  in  der  rechten  Pranke  einen 
silbernen  Palmzweig,  in  der  linken  aber  einen  silbernen,  grossen  Kieselstein  trägt, 
und  4  in  Silber  ein  mittelalterlich  gekleideter,  aufrecht  im  freien  Felde  stehender, 
vorwärtssehcnder  Krieger.  Rock,  Beinkleid  und  Hut  sind  roth,  Feder  und  Feld- 
binde silbern,  und  die  kniehohen  Stiefeln  schwarz.  Der  linke  Arm  ist  in  die 
Seite  gestemmt  und  die  rechte  Hand  stützt  sich  auf  einen  kurzen  Musqueton.  — 
Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  und  auf  dieser  stehen  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  ein  silbernes  Castell  mit  vier  Zinnen,  Thor  und  2  Fenstern, 
aus  welchi'ui  ein  rechtsgekehrter,  rolher  Löwe  aufwächst,  in  der  rechten  Vorder- 
pranke ein  Schwert,  in  der  linken  einen  grünen  Palmzweig  haltend;  der  mittlere 
einen  rechlsgekehrten  Salamander  in  Flammen  (Helm  des  Stammwappens),  und  der 
linke  den  Heiter  des  ersten  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern, 
links  blau  und  golden*,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  silberne  Ein- 
hörner. Hei  dieser  Beschreibung  ist  auf  das  schwedische  Wappenbuch  in  der  Aus- 
gabe von  1764  (I.  19)  besondere  Rücksicht  genommen.  In  den  früheren  Ausgaben 
dieses  Werkes  von  1745  und  1746  kommen  einige  Abweichungen  vor.  Im  ziem- 
lich undeutlich  gehaltenen  Mittelschilde  stösst  an  das  blaue  Schildeshaupt  ein  an- 
scheinend schwarzer  Querbalken,  und  an  diesen  unmittelbar  die  Figur,  welche  die 
Rose  vorstellen  soll.  Von  einem  Herzen  in  derselben  ist  nichts  zu  sehen.  Die 
Löwen  im  2.  und  3.  Felde  halten  in  der  linken  Pranke  eine  silberne  Kugel  und 
sind  gekrönt,  das  Castell  auf  dem  rechten  Helme  hat  vier  Fenster  (2  und  2),  der 
Reiter  auf  dem  linken  Helme  sprengt  links  und  hält  den  Couimandostab  in  der 
Linken  nach  rechts,  die  üelmdecken  sind  blau  und  silbern  etc.  —  Das  Geneal. 
Taschenbuch  der  gräfl.  Hauser  (1853.  186)  giebt  den  Mittelschild,  wie  folgt,  an: 
in  Silber  ein  golden  gekröntes,  rolhes  Herz  unter  einem  blauen  Schildeshaupte, 
worin  drei  fünfstrahlige,  silberne  Sterne,  quer  neben  einander.  Allerdings  führen, 
wie  auch  Burke  angiebt,  die  vier  jetzt  in  England  blühenden  Häuser  Douglas  das 
Stammwappen  auf  diese  Weise,  doch  sind  die  jetzigen  Grafen  v.  Douglas  Nach- 
kommen des  schwedischen  Grafen  Robert  Douglas,  und  somit  steht  denselben  das 
Wappen  des  Letzteren  zu. 

Die  Grafen  v.  Douglas  (Duglas)  stammen  aus  einer  sehr  alten,  vor- 
nehmen und  berühmten  FamiUe  in  Schottland,  welche  sich  weit  ausgebrei- 
tet und  in  mehrere  Linien,  die  theils  den  gräflichen,  theils  den  herzoglichen 
Titel  führen,  getheilt  hat,  und  zu  welcher  die  Grafen  v.  Duglas,  Ormond, 
Forfar,  Wigton,  Angus  etc.  gehörten,  welche  immer  zu  den  Vornehmsten  in 
Schottland  gerechnet  wurden.  Robert  Douglas  ging  in  der  ersten  Hälfte 
des  17.  Jahrhunderts  in  schwedische  Dienste,  zeichnete  sich  während  des 
ganzen  30jährigen  Krieges  unter  Gustav  Adolph,  Bernhard  von  Wennar, 
Ban^r,  Torstenson  und  Wrangel  aus ,  erwies  sich  auch  als  geschickter  Un- 
terhändler, wurde  1657  kön.  schwed.  General -Lieutenant  (Gauhe  führt 
denselben  unrichtig  als  Fcldmarschall  auf),  erhielt  als  General  von  der  Kö- 
nigin Christine  von  Schwed-en,  28.  Mai  1654,  das  Grafendiplom  als  Graf 
V.  Sköningen,  und  starb  1662  ebenfalls  am  28.  Mai,  nachdem  er  auch  dem 
König  Carl  X.  während  des  Feldzugs  in  Polen  im  Jahre  1655,  sowie  gegen 
die  Dänen  wichtige  Dienste  geleistet  liatte.  —  Derselbe  hatte  sich  mit  Hed- 
wig V.  Mörner  1646  zu  Leipzig  vermählt  und  mit  derselben  seinen  Stamm 
fortgesetzt.    Von  seinen  Nachkommen  wurde  Carl,   kön.  schwed.  General, 


86  GRAFEN  V.  DOUGLAS. 

1709  bei  Pultawa  gefangen,  und  ein  Graf  v.  Douglas,  kön.  schwed.  General- 
Lieutenant,  war  1738  Commandant  v.  Rcval.  —  Irgend  zuverlässige  Nach- 
richten über  die  Nachkommenschaft  des  genannten  kön.  schwed.  Generals, 
Robert  Grafen  v.  Douglas ,  sowie  über  die  genealogischen  Verhältnisse  der 
Famihe  im  18.  Jahrhundert,  sowie  im  Anfange  des  jetzigen,  sind  in  Deutsch- 
land, wenn  auch  Einzelnen,  doch  nicht  so  bekannt,  dass  dieRedaction,  selbst 
mittelst  einiger  schwedischen  Quellen,  richtige  Nachweise  geben  könnte. 
Möchte  daher  ein,  dieser  Verhältnisse  Kundiger,  da  die  Famihe  neuerlich 
durch  einen  Sprossen  nach  dem  Grossherzogthum  Raden  verpflanzt  worden 
ist,  dieselben  im  Interesse  der  deutschen  Genealogie  aufliellen  I 
Das  jetzige  Haupt  der  gräfl.  Familie  in  Deutschland  ist : 
CARL  Israel  Wilhelm  Graf  Douglas,  geb.  20.  April  1824,  Resitzer 
der  Güter  Gerstorp ,  Wärö ,  Roberga  etc.  in  Schweden ,  Mitglied  des  kön. 
schwedischen  Ritterhauses,  verm.  8.  Juni  1848  mit  Luise  Gräfin  v.  Langen- 
stein und  Gondelsheim,  Resitzerin  der  12.  Oct.  1829  zu  einer  grossherz. 
badischen  Standesherrschaft  erhobenen  Güter  Heilsperg,  Gottinadingen  und 
Ebringen,  sowie  der  später  dazu  geschlagenen  Güter  Mägdberg  und  Mühl- 
hausen. Aus  dieser  Ehe  leben  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Wilhelm  Ludwig 
Carl,  geb.  8.  Febr.  1849,  und  Ludwig  Wilhelm  August,  geb.  26.  Nov.  1850, 
sowie  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Magdalena  Sophie  Henriette,  und  Ca- 
tharina  CaroHne  Luise,  Zwillinge,  geb.  24.  Mai  1852. 


GRAFEN  DRASKOVICH  V.  DRACHENSTEIN. 


87 


€lrafen  Draskovich  v*  Drachenstein. 

Besitz:  die  Ilerrscliaft  Recliicza  im  Krassower  Comitaie;  die  llerrschaft  Bosa  Kovina;  — 
die  Ilcrrschaflen  Grünliof,  Opeka  und  Kastellanicz;  die  llerrsciiaften  Kienovtiik 
und  Trakostyän  im  Warasdiner  Comilate ,  die  Herrschaften  Diszägh  und  Nagy- 
Bukoväcs  in  Croalien  etc. 


Wappen:  Schild  zweimal  der  Länge  nach  und  zweimal  quer  getheilt,  9feldrig. 
1  und  9  in  Grün  ein  auf  einer  goldenen  K»one  stehender,  rechtssehender,  rother 
Löwe,  welcher  in  der  rechten  Vorderpranke  einen  blanken  S<äbel  hält;  2  und  4  in 
Gold  ein  gekrönter  und  golden  bewehrter,  rechtssehender,  schwarzer  Adler ;  3  und  7 
in  Roth  eine  goldene  Krone  ^  aus  welcher  ein  geharnischter  Arm  emporwächst, 
welcher  einen  Pfeil  und  einen  Säbel  in  der  Hand  hält  und  oben  rechts  von  einem 
silbernen  Stern,  links  von  einem,  mit  den  Hörnern  rechtsgekehrten  Halbmonde 
begleitet  ist;  5  in  Roth  eine  goldene  Krone,  aus  welcher  ein  rechtsgekehrter  und 
gekrönter  silberner  Greif  mit  einer  blauen  Kugel  in  der  rechten  Klaue  aufwächst, 
und  6  und  8  in  Blau  ein  rechtsgewendeter,  gekrönter,  goldener  Greif.  —  Uebcr 
der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf  der  Krone  des  rechten 
Helmes  steht  einwärtsgekehrt  der  LÖwe  des  1.  und  9.  Feldes;  der  mittlere  Helm 
trägt  den  Adler  des  2.  und  4.  Feldes,  und  aus  der  Krone  des  linken  Helmes 
wächst  der  geharnischte  Arm  des  3.  und  7,  Feldes  mit  Pfeil  und  Säbel  auf.  Die 
Helmdeckcn  sind  rechts  blau  und  golden ,  in  der  Mitte  schwarz  und  golden ,  und 
links  roth  und  silbern.  Wie  eben  angegeben  ,  wird  neuerlich  dieses  Wappen  be- 
schrieben und  abgebildet,  doch  sind  Wissgrills  (H.  S.  292)  Angaben  keineswegs  zu 
übersehen.  Derselbe  sagt:  das  Geschlechtswappen  ist  ein  vierfeldriger  Schild. 
l  und  4  in  Gold  ein  gekrönter  schwarzer  Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln,  wel- 
cher aus  einer  unten  liegenden,  goldenen,  offenen  Krone  sich  emporschwingt;  2  und  3 
in  Blau  auf  einem  silbernen  Hügel  eine  goldene,  offene  Krone,  über  welcher  ein 
wachsender,  gekrönter,  silberner  Greif  mit  herausgeschlagener  rother  Zunge  auf- 
steigt, welcher  in  der  rechten  Vorderpranke  eine  goldene  Kugel  emporhält  (ur- 
sprüngliches Geschlechtswappen).  Auf  der  den  Schild  bedeckenden  goldenen  Gra- 
fenkrone erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  den  gekrönten 
schwarzen  Adler  des  1.  und  4.  Feldes,  der  mittlere  auf  einem  dreifachen  grünen 
Hügel  ein  glattes,  goldenes  Kreuz,  und  der  linke  den  aufsteigenden,  einwärtssehenden, 
gekrönten,  silbernen  Greif  des  2.  und  3.  Feldes,  welcher  in  der  rechten  vordem 
Pranke  die  goldene  Kugel  hält.     Die  Hclmdecken  sind  rechts  golden  und  schwarz, 


88  GRAFEN  DRASKOVICH  V.   DRACHENSTEIN. 

links  silbern  und  blau.  —  Nach  TyrolTs  N.  A.  W.-W.  (II.  2,  114)  ist  der  Schild 
ebenfalls  qiiadrirl.  Im  1.  und  4.  blauen  Felde  steht  einwärlsgekelut  ein  geklön- 
ter, goldener  Greif  in  einer  auf  einem  Hügel  ruhenden  Krone.  Die  goldene  Kugel 
hält  im  1.  Felde  der  Greif  mit  der  linken,  im  4.  mit  der  rechten  Vorderpranke. 
Feld  2  und 3  sind  rolh  und  zeigen  einnärlsgekehrt  den  oben  beschriebenen  schwar- 
zen Adler  auf  der  Krone.     Den  Schild  bedeckt  eine  Tperlige  Krone. 

Sehr  alte,  iirspriin üblich  aus  Dalmatien  und  Bosnien,  von  dem  ehe- 
maligen vornehmen  Geschlechle  Suadich  stammende  Familie,  welche  seit 
dem  12.  Jahrhundert,  zu  dessen  Ende  Ivvanus  de  Suadich  vorkommt,  im 
Besitze  der  Grafschaflen  Tininio,  Hudina  und  Gzettina  war,  und  seit  1290 
durch  die  Söhne  des  Andreas  Grafen  zu  Hudina  und  Gzettina  den  jetzigen  Na- 
men :  Draskovich  führt.  Durch  den  Einhruch  der  Türken  in  die  genannten 
Länder,  nach  der  Mohacser  Schlacht,  gingen  die  erwähnten  Herrschaften 
in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jalirhunderls  verloren,  und  die  Familie  begah 
sich  nach  Croatien ,  wo  dieselbe  1569  vom  Kaiser  Maximilian  II.  mit  den 
Herrschaften  Trakostyan  (Dj-achenstein)  und  Klenovnik  belelint,  sowie  in 
den  Reichsfreiherrenstand  erhoben  wurde.  Letzteren  bestätigte  Kaiser 
Rudolph  II.  1592  dem  ganzen  Gesclilechte  von  Neuem.  Den  Reichsgrafen- 
sland  erhielt  die  Famihe  im  Jahre  1632  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  in  der 
Person  des  Banus  in  Croatien,  Johann,  später  Palatinus  in  Ungarn  (s.  unten). 
—  Die  Famihe  hat  sich  im  Laufe  der  Zeit  immer  weiter  ausgebreitet,  ist  zu 
grossem  Grundbesitz  gelangt,  und  durch  eine  grosse  Zahl  ihrer  Gheder, 
der  Träger  hoher  geistlicher  und  weltlicher  Würden ,  zu  grossem  Ansehen 
gekommen.  Pauhnus  Draskovich  starb  1322  als  Bischof  von  Scardana  und 
wurde  später  selig  gesprochen,  und  Georg  Draskovich,  Bischof  von  Fünf- 
kirchen und  Agram  und  Gesandter  des  Königreichs  Ungarn  auf  dem  Triden- 
linischen  Concil ,  später  Cardinal ,  *Erzbischof  von  Colocsa  und  Bischof  von 
Raab,  sowie  kais.  Statthalter  in  Ungarn,  starb  1588  (nicht  1587).  Der 
Neffe  des  Letzteren ,  Johann  Drask  —  Sohn  des  Freiherrn  Caspar  —  gest. 
1610,  war  Banus  von  Croatien  und  Vicepräsident  des  Hofkriegsraths.  Von 
demselben  stammte  aus  der  Ehe  mit  Eva  v.  Istuanffy  Johann,  gest.  1648, 
Palatinus  von  Ungarn,  verm.  mit  Barbara  Gräfin  Turzo  v.  Bethlen-Falva, 
dessen  älterer  Sohn  Nicolaus,  Judex  Curiae  von  Ungarn,  1687  starb.  Wie 
angegeben,  läuft  durch  in  der  Geschichte  Ungarns  sehr  berühmte  Gheder 
aus  diesem  Geschlechte  die  Stammreihe  bis  in  die  neueste  Zeit  fort.  Des 
erwähnten  Nicolaus  Stamm  erlosch  mit  dem  Enkel  Johann,  dem  Sohne  des 
x\dam  Franz,  im  Jahre  1779,  der  von  dem  jüngeren  Bruder  des  Nicolaus, 
Johann  (in  der  vollständigen  Famihengeschichte :  Johann  VIII.)  gepflanzlc 
Stamm  aber  blüht  noch  jetzt.  Johann, (VIII.),  gest.  1692,  k.  k.  Geh.  Rath, 
Kämmerer,  General-Feldmarschall-Lieutenant  und  Cubiculariorum  Regalium 
Magister,  sowie  Oberstkämmerer  des  Königreichs  Ilungarn,  hinterhess  aus  der 
Ehe  mit  Maria  Magdalena  Gräfin  v.Nädasdy  nur  einen  Sohn  gleichen  Namens : 
Johann  (IX.),  gest.  1733,  k.  k.  wirkl.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  Hofkriegsrath, 
General-Feldzeugmeister  etc.,  verm.  4.  Febr.  1704  mit  Maria  Catliarina Grä- 
fin V.  Brandis.  Von  den  zwei  Söhnen  des  Letzteren  pflanzte  der  Jüngere, 
Johann  Casimir,  das  Geschlecht  fort.  Derselbe,  geb.  4.  März  1716,  gest. 
im  Oct.  1765,  zuletzt  k.  k.  General-Feldzeugmeister,  Geh.  Rath  und  com- 
mandirender  General  in  Siebenbürgen,  hatte  aus  der  Ehe  mit  Susanna  Gräfin 


GRAFEN  DRASKOVICH  V.  DRAGHENSTEIN.  89 

V.  Nädasdy  drei  Sohne :  Johann  (XI),  Franz  und  Joseph.  Ueber  diese  drei 
Söhne  giebt  Wissgrill  (II.  S.  291)  Folgendes  an:  Johann  (XL),  k.  k.  Käm- 
merer und  gewesener  Oberst,  vermählte  sich  mit  Apollonia  Freiin  v.  Mala- 
tinszki,  und  aus  dieser  Ehe  stammen  die  Söhne  Johann  und  Georg;  Franz, 
k.  k.  Kämmerer,  vermählte  sich  mit  Maria  Anna  Freiin  v.  Jankovich,  und 
aus  der  Ehe  desselben  sind  die  Söhne  Franz,  Joseph,  Johann,  und  die  Töch- 
ter Susanna,  Eleonora,  Barbara  und  Anna  entsprossen;  Joseph,  1776  mit 
Elisabeth  v.  Damiansics  vermählt,  ist  25.  Aug.  1785,  mit  Hinterlassung 
zweier  Töchter,  gestorben.  Diese  Angaben  Wissgrills,  welche  wichtiger 
sind,  als  das  von  Lehotzky  P.II.  p.  104 — 106  über  diese  Famihe  Gelieferte, 
ergeben  —  die  Familie  kommt  jetzt  in  zwei  Stämmen  vor  —  den  Anschluss 
der  jetzigen  Glieder  des  ersten  Stammes  ganz  zweifellos.  Die  beiden  ange- 
führten Söhne  Johanns  (XL),  Johann  und  Georg,  sind  die  beiden  Brüder  die- 
ser Namen,  welche  unten  genannt  werden.  Der  Anschluss  der  jetzigen 
Glieder  des  zweiten  Stammes  wird  durch  Wissgrills  Mittheilungen  genau 
nicht  ermöghcht.  Es  hegt  nur  die  Vermuthung  sehr  nahe,  dass  die  Grafen 
Franz ,  Georg  und  Carl ,  Gebrüder ,  von  einem  der  oben  genannten  drei 
Söhne  des  Grafen  Franz  stammen,  und  dass  Wissgrill  den  Namen  der  Gräfin 
Antonia  (s.  unten)  nicht  richtig  angegeben  habe.  —  Die  von  v.  Schönfeld 
(I.  224)  gelieferte  Ahnentafel  der  Juhana  Gräfin  v.  Draskovics  ergiebt  nur 
neue  Bedenken.  Diese  Ahnentafel  ist  folgende :  Johann  (VIII.)  Graf  Drasko- 
vics V.  Trakostyän ;  Gemahlin :  Maria  Magdalena  Gräfin  v.  Nädasdy.  —  Jo- 
hann (IX.);  Gemahlin:  Maria  Gatharina  Gräfin  v.  Brandis.  —  Joseph  Casimir; 
Gemahlin :  Susanna  Freiin  v.  Malatinszky.  —  Franz  ;  Gemahlin :  Maria  Anna 
V.  Jankovics.  —  Juliana,  geb.  13.  Oct.  1786,  verm.  11.  Oct.  1806  mit 
Johann  Reichard  Joseph  Grafen  v.  Salburg,  und  gest.  19.  Mai  1810. 
Das  jetzige  Haupt  des  ersten  Stammes  der  Famihe  ist: 

JOHANN  Reichsgraf  Draskovich  v.  Drachenstein  (Trakostyän),  geb. 
20.  Oct.  1770,  Herr  der  Herrschaft  Rechicza,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh. 
Rath,  Herr  und  Landstand  in  Oesterreich  unter  der  Ens,  verm.  9.  Juh  1808 
mit  Franziska  Freiin  Kulmer  v.  Rosenpichl,  geb.  4.  März  1788.  —  Der 
Bruder  des  Grafen  Johann  ist:  Graf  Georg,  geb.  1778,  Herr  der  Herrschaft 
Bosa-Kovina,  k.  k.  Kämmerer,  Wittwer  seit  20.  Febr.  1830  von  Anna  Freiin 
V.  Orczy.  Aus  dieser  Ehe  leben  drei  Söhne,  die  Grafen:  Stephan,  geb. 
31.  Aug.  1804,  Johann  Nepomuk,  geb.  22.  April  1806,  und  Theodor,  geb. 
1818,  sowie  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Leocadie,  geb.  1809,  verm. 
1835  mit  dem  kais.  russ.  Staatsrath  v.  Violher,  vormal.  Geschäftsträger  in 
der  Schweiz,  und  Gräfin  Caroline,  geb.  1811,  verm.  1832  mit  Friedrich 
Freiherrn  v.  Montbach,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A. 
Das  Haupt  des  zweiten  Stammes  der  Famihe  ist: 

Graf  FRANZ,  geb.  5.  Juli  1803,  Herr  der  Herrschaften  Grünhof,  Opeka 
und  Kastellanicz,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  19.  März  1827  mit  Clotilde  Freiin 
Kühner  v.  Rosenpichl,  geb.  8.  Febr.  1809,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter 
stammt:  Gräfin  Ferdinandine,  geb.  1.  Juh  1833,  verm.  7.  Juni  1852  mit 
Marcus  Grafen  v.  Bombelles  (s.  S.  37).  Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Franz 
sind:  Graf  Georg,  geb.  31.  Aug.  1805,  Herr  der  Herrschaften  Klenovnik 
und  Trakostyän,  k.  k.  Kämmerer  und  Feldmarschall -Lieutenant  in  d.  A., 


90 


TRAFEN  V.  DROHOJOWSKI  ZU  imOIKMOW. 


vcnn.  28.  Juli  IS40  iiiil  Sophie  Gräfin  Baillcl  v.  LjJtoiir  —  Schwester  des 
Grafen  Carl  Theodor  (s.  Bd.  11.  S.  15)  —  geb.  4.  Sept.  1817  —  und  Gral' 
Carl,  geh.  19.  Mai  1807,  Herr  der  Ilerrschaflen  Biszagh  und  Nagy-Buko- 
vaes,  k.  k.  Kännnerer,  venn.  7.  Aug.  1841  mit  Emsai;kti[  Gräfin  Balthyj'niy- 
Slraltniann,  geh.  IG.  Mai  1820,  aus  welcher  Ehe  zwei  Sidiue  slannnen, 
die  Grafen:  Philipp,  geh.  27.  Aug.  1842,  und  .I(MIA^^,  geh.  19.  Nov.  1844. 
—  Vom  Vater  der  Grafen  Franz  Georg  und  Carl  lehen  zwei  Schwestern, 
Gräfin  Antonia,  verw.  Gräfin  Seean,  und  Anna,  geh.  1775,  vcrni.  zuerst 
mit  Freiherrn  v.  Mcsko,  und  später  mit  Franz  v.  Berlholdy,  k.  k.  Major. 


»     Orareii  v.  Drohojow^ki  zu  Droliojow. 

^Qll)Ciltfd).  «De|lcrrcid). 

B«sitz:  in  Galizicn  die  ilerischarteti  Krukieiiicc,  Loiicko ,  L'alice,  lieluiiuwicc,  Lacka-VVoia 
Tainonowice  und  Jordonöwka. 


"Wappen:  quadrirler  Schild  mit  Mitlclschild,  hn  rotlien  Mittelschild  drei 
unter  einander  stehende,  abgekürzte,  silberne,  geflutete  Querbalken  (Stamnnvappen  : 
Korczak).  1  in  Roth  drei  gekreuzte  goldene  Lanzen:  die  Spitzen  der  beiden  ins 
Andreaskreuz  gelegten  Lanzen  stehen  nach  oben,  die  der  dritten  darüber  gelegten 
Lanze  nach  unten  (Lapczynskich);  2  in  Roth  ein  goldenes  Nageikrcuz  (Okolski 
nennt  dieses  Wappenbild  stets  ein  Schwert  ohne  Knopf) ,  welches  am  Nagelendo 
von  zwei  auswartsgekehrten  eisernen  Handhaben  oder  Hakenklammern  (ansäe  fcr- 
reae)  beseitet  ist  (Cholewa) ;  3  in  Roth  ein  vorwärts  gekehrter,  goldener  Büffels- 
kopf, welcher,  nach  dem  linken  Hörne  zu,  von  oben  nach  unten  mit  einem  Schwert 
Schrägrechts  durchstochen  ist  (Pomian),  und  4  ebenfalls  in  Roth  ein  goldenes 
Nagelkreuz,  nach  unten  von  zwei  die  Hörner  auswärtskehrenden  Halbmonden  be- 
seitet (Ostoja).    Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone  und  auf  derselben  stehen  vier 


GRAFEN  V.  DROHOJOWSKI  ZU  DROHOJOW.  91 

gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen  wachsenden,  einwärtsgekehrten,  schwarzen 
Bock  (zu  Feld  1  gehöriger  Helm);  der  zweite  einen  goldenen  Kahn,  aus  welchem 
ein  einwärtssehender,  goldener  Bracke  aufwächst,  welcher  die  Vorderpfoten  auf  den 
Schnabel  des  Kahns  setzt  (Helm  des  Stammwappens);  der  dritte  fünf  Straussen- 
federn,  roth,  silbern,  roth,  silbern,  rolh  (zu  Feld  2  und  4  gehöriger  Helm  :  nach 
Okolski  führt  sowohl  das  Haus  Cholewa,  wie  das  Haus  Ostoja  auf  dem  Helme  drei 
Straussenfedern),  und  der  linke  einen  geharnischten  Arm,  welcher  in  der  Faust  ein 
Schwert  nach  aussen  und  oben  schwingt  (zu  Feld  3  gehöriger  Helm).  Die  Helm- 
dccken  sind  rechts  roth  und  golden,  links  blau  und  silbern.  —  Auf  dem  Helm  des 
Stammwappens  steht  nach  Einigen  Kopf  und  Hals  eines  linkssehenden  silbernen 
Bracken  mit  goldenem  Halsbande. 

Sehr  alte  und  angesehene  Familie  All-Polens,  aus  welcher  1440 
Athanasius  Drohojowski  als  Bischof  m  Przemysl  genannt  wird.  An  diesen 
in  der  älteren  polnischen  Geschichte  sehr  bekannten  Namen  reihen  sich  in 
der  späteren  die  Namen  vieler  anderen  Glieder  dieser  Familie  an,  welche 
die  Träger  hoher  geisthchen  und  weltlichen  Würden  waren,  denn  in  den 
Stammtafeln  des  Geschlechts  kommen  vier  Bischöfe ,  ein  Grossreferendar, 
sieben  Gastellane  etc.  vor.  —  Was  die  neuere  Stammreihe  anlangt,  so  war 
Antonius  Drohojowski,  Gastellan  von  Przemysl,  welcher  vom  Kaiser  Jo- 
seph II.  im  Jahre  1783  den  Grafenstand  erlangte,  gest.  1789,  mit  Eva 
V.  Konorska  vermählt.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Graf  Onuphrius,  gest.  1808, 
verm.  mit  Honorata  Gräfin  Baworowska,  und  der  Sohn  desselben  ist  das 
jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie : 

JOHANN  Graf  Drohojowski  zu  Drohojow,  geb.  1787,  früher  Offizier 
in  der  polnischen  Armee,  verm.  mit  Angehca  v.  Rostworowska,  gest.  1839. 
Aus  dieser  Ehe  stammt  ein  Sohn:  Graf  Severin,  geb.  1819,  so  wie  drei 
Töchter,  die  Gräfinnen:  Maria,  geb.  1815,  verm.  mit  Leon  Freiherin 
V.  Brunicki,  Sophie,  geb.  1825,  verm.  mit  Herrn  v.  Kalm-Podoski ,  und 
Caroline,  geb.  1827.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Johann  ist  Graf  Severin, 
geb.  1791,  gewcs.  Offizier  in  der  polnischen  Armee,  verm.  mit  Henriette 
Gräfin  Baworowska  (s.  S.  13),  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die 
Grafen:  Joseph,  geb.  1829,  Sigismund,  k.  k.  Offizier  in  d.  A.,  und  Casimir, 
geb.  1835.  —  Die  Schwester  der  Grafen  Johann  und  Severin,  Gräfin  Ca- 
roline, geb.  1784,  ist  mit  Joseph  Grafen  Komorowski,  k.  k.  Kämmerer, 
vermählt. 


92 


GRAFEN  V.  DUBSKY-TRZEBOMISLITZ. 


Grafen  v.  Dubsky-Trzeboinislitz. 

Besitz:   in  Maliien  die  HerrscIiaCt  LIssitz  im  Kreise  Brunn;   die  Heiiscliafl  Zdisslawilz  und 
Lebedau  im  Kreise  ffradisch  etc. 


Wappen:  im  blauen  Schild  zwei  nebeneinander  steheiidt',  silberne  Büfl'els- 
hörner,  von  welchen  jedes  mit  drei  aufgeschlagenen  naturlarbigen  Menschenhänden 
auswärts  besetzt  ist.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf 
welchem  die  mit  den  Menschenhänden  besetzten  BiiHelshörncr  des  Schildes  stehen. 
Die  Helmdecken  sind  silbern  und  blau.  —  Auf  der  Abbildung,  welche  die  Supple- 
mente zum  Siebmacher  (XH.  17)  geben,  erscheinen  die  Menschenhände  deutlich 
als  Flammen,  welche  aus  der  Aussenseite  der  Hörner  hervorbrechen. 

Sehr  alte  böhmische  Faraüie,  welche,  wie  Gauhe  aiinhnmt,  wohl  aus 
Ungarn  nach  Böhmen  gekommen  ist  und  sich  aus  Böhmen  nach  Mähren 
gewendet  und  in  dieser  Markgrafschaft  weit  ausgebreitet  hat.  Ritter  dieses 
Namens  kommen  in  Böhmen  schon  1081  vor,  und  später,  im  Jahre  1319, 
wird  von  Baibin  Georg  Staro  Dubski  zu  denen  gerechnet,  welche,  wegen 
Tapferkeit  im  Felde,  vom  König  in  Böhmen  zu  Rittern  geschlagen  wurden. 
Seit  1413  linden  sich  Gheder  der  Familie  unter  den  mährischen  Ständen. 
Henricus  Dubski  war ,  nach  Baibin ,  unter  den  Schiedsrichtern ,  welche 
König  Ladislaus  in  Böhmen,  nachdem  derselbe  1454  den  ersten  Reichstag 
in  Prag  gehalten,  zur  Schlichtung  der  Streitigkeiten  im  Königreiche  er- 
wählte. —  Der  Freiherrenstand  kam  vom  Kaiser  Rudolph  II.  1608  in  die 
Familie.  In  den  mährischen  Religionskriegen  verlor  dieselbe,  wie  so  viele 
andere  Famihen,  alle  Güter  durch  Einziehung,  und  bald  darauf  sind  die 
böhmischen  Linien  erloschen.  Die  mährischen  blühten  fort.  Im  Anfange 
des  1  8.  Jahrhunderts  war  namentlich  Ferdinand  Leopold  Dubski  Freiherr 
zu  Strebomislitz  sehr  bekannt.  Derselbe,  k.  Statthalter  in  Böhmen,  wurde 
1714  nach  vielen  Streitigkeiteri  zum  Grossprior  in  Böhmen  als  Nuntius 
generalis  des  Malteserordens  vom  Papste  Clemeus  XI.  erwälilt  uncl  im  fol- 
genden Jahre  vom  Kaiser  Carl  VI.  bestätigt.  Der  Genannte  war  zugleich 
kais.  Oberst-Vice-Admiral  und  starb  1721.    Den  Grafenstand  eriiielt  zuerst 


GRAFEN  V.  DIJBSKY-TRZEBOMISLITZ.  93 

vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  im  Jahre  1810  Freiherr  Franz 
V.  Dubsky-Trzebomishtz,  gest.  25.  Aug.  1812,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh. 
Rath.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Antonie  Piati  v.  Dirnowitz ,  Frau  auf 
Lissitz  und  Dirnowitz,  geb.  14.  Sept.  1772,  gest.  4.  Jan.  1843,  stammt 
das  jetzige  Haupt  der  ersten  Linie :  Graf  Emanlel  Leopold  Udalrich  (s.  un- 
ten). In  die  zweite  Linie  der  Familie  ist  der  Österreichische  Grafensland 
1843  in  der  Person  des  jetzigen  Hauptes  derselben  gelangt.  Die  dritte 
Linie  blüht  im  Freiherrenstande. 

Der  jetzige  Personalbestand  aller  drei  Linien  ist  folgender: 

I.  Linie.  EMANUEL  Leopold  Udalrich  Graf  Dubsky,  Freiherr  von 
Trzebomishtz  —  Sohn  des  Grafen  Franz  —  geb.  20.  Febr.  1806,  Herr 
auf  Lissitz,  verm.  12.  Juni  1833  mit  Mathu^de  Johanne  Seraphine  Gräfin 
und  Herrin  v.  Zierotin,  Freiin  v.  Lilgenau  —  Schwester  des  Grafen  Zdenko 
Ernst  (s.  Bd.  H.  S.  717)  —  geb.  27.  Nov.  1808.  Aus  dieser  Ehe  stam- 
men sechs  Söhne,  die  Grafen:  Guido  Buhuslaw  Ernst,  geb.  19.  März  1835, 
Erwin  Buhuslaw  Anna,  geb.  23.  Juni  1836,  Oscar  Bohuslaw  Elisabeth, 
geb.  6.  April  1839,  Zbyno  Bohuslaw  Anton,  geb.  28.  Juh  1840,  Alphons 
Bohuslaw  Alois,  geb.  22.  Sept.  1843,  und  Richard  Bohuslaw  Wilhelm 
Emanuel,  geb.  20.  Febr.  1845  —  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Maria, 
geb.  1.  Febr.  1847,  und  Ulrica,  geb.  6.  Juni  1850. 

II.  Linie.  FRANZ  Graf  Dubsky,  Freiherr  von  Trzebomislitz ,  geb. 
24.  Febr.  1784,  Herr  auf  Zdisslawitz  und  Lebedau,  k.  k.  Kämmerer  und 
Major  in  d.  A. ,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Gonradine  Freiin  v.  Sorgenthal, 
gest.  21.  Mai  1825,  in  zweiter  mit  Maria  Panner-  und  Reichs  -  Freiin 
V.  Vockel  auf  Manschatz ,  gest.  2.  Oct.  1830,  in  dritter  mit  Eugenie  Freiin 
v.  Rartenstein,  gest.  2.  Juni  1837,  und  in  vierter,  21.  Juni  1840  mit  Xa- 
verine Gräfin  Kolowrat-Krakowsky  —  Tochter  des  Grafen  Franz  Xaver 
(s.  Rd.  I.  S.  459)  —  geb.  11.  Nov.  1808.  Aus  zweiter  Ehe  leben  zwei 
Töchter:  Gräfin  Friederike,  geb.  25.  Juh  1829,  verm.  IG.  Sept.  1848  mit 
August  Leopold  Grafen  v.  Kinsky  (s.  Rd.  I.  S.  443),  und  Gräfin  Maria, 
geb.  11.  Sept.  1830,  verm.  3.  Juh  1848  mit  Moritz  Freiherrn  Ebner 
V.  Eschenbach,  k.  k.  Ingenieur-Hauptmann.  Aus  der  dritten  Ehe  stammen, 
neben  einer  Tochter,  Gräfin  Sophie,  geb.  28.  Oct.  1835,  zwei  Söhne:  Graf 
Adolph,  geb.  6.  März  1833,  k.  k.  Oberlieutenant,  und  Graf  Victor,  geb. 
6.  März  1834,  k.  k.  Lieutenant,  und  aus  der  vierten  Ehe  lebt  ein  Sohn: 
Graf  Heinrich,  geb.  29.  Juh  1847,  und  eine  Tochter,  Gräfin  Julie,  geb. 
27.  April  1841.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Franz,  Helene  Freiin 
Dubsky  v.  Trzebomishtz,  geb.  23.  Juh  1782,  ist  seit  1821  Wittwe  von 
dem  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  im  Ingenieur-Corps,  Freiherrn  Ebner 
V.  Eschenbach. 

HL  Linie.  Vom  Freiherrn  Heinrich  Dubsky  v.  Trzebomishtz  —  Ge- 
schwisterkinde der  Grafen  Emanuel  und  Franz  —  gest.  1834,  lebt  ein 
Sohn:  Freiherr  Ottocar,  geb.  19.  Nov.  1825,  k.  k.  Lieutenant,  und  eine 
Tochter,  Freiin  Sidonia,  geb.  22.  Febr.  1832. 


94 


r.RAFEN  V.   EICKSTEDT-PETERSWALDT. 


Grafen  v.  Eickstedt-Petersw.ildt. 

Besitz  in  l'ommeni:  die   Güter  Hohenholz,  Rothen -Klempenow  im  Randower  Kreise  und 
Eicksiedi,  Damm,  Wollin  und  Ziemkendorf  in  der  Uckermark. 


l^appen:  quadrirler  Schild  mit  Mittelschild,  Im  goldenen  Mittclschild 
zwei  schwarze  Querbalken,  von  welchen  der  obere  mit  zwei,  der  untere  mit  einer 
goldenen  Rose  belegt  ist  (Eickstedt).  1  'und  4  in  Roth  ein  silberner  Querbalken, 
welcher  mit  einem  rechtssehenden ,  schwarzen ,  wilden  Schweinskopf  mit  hervor- 
stehender Bewehrung  belegt  ist  (Peterswaldt);  2  und  3  in  Blau  ein  goldener,  über  sich 
gekehrter  Schlüssel,  dessen  bald  rund,  bald  herzförmig  zulaufender  Ring  unterwärts, 
der  Bart  aber  oberwärts  und  links  gekehrt  ist  (wegen  der  Erbkämmererwürde  in  Vor- 
pommern). Auf  dem  Schilde  stehen  über  der  Grafenkrone  drei  Helme,  von  welchen 
der  rechte  und  linke  gekrönt  sind.  Der  rechte  Helm  trägt  zwei  von  Silber  und 
Roth  quer  mit  gewechselten  Tincturen  getheilte  Büffelshörner  (Peterswaldtscher 
Helm);  der  zweite  Helm  (welcher  bisweilen  nach  Lackabdrücken  mit  einem  golde- 
nen und  schwarzen  Wulste  bedeckt  ist)  trägt  einen  dicken,  oben  abgehauenen 
Eichenstamm,  aus  welchem  an  jeder  Seite  ein  Zweig  mit  mehreren  Blättern  hervorge- 
sprosst  ist  und  auf  welchem  oben  ein  rechtssehender  grüner  Papagei  mit  goldenem 
Halsbande  sitzt,  der  im  Schnabel  einen  goldenen  Ring  hält  (Eickstedtscher 
Helm,  und  der  dritte  einen  Pfauenschweif,  welcher  mit  dem  Schlüssel  des  2.  und 
3.  Feldes  belegt  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern,  in  der  Mitte 
schwarz  und  golden ,  und  links  blau  und  golden ,  und  den  Schild  halten  zwei  cin- 
wärtssehende  goldene  Löwen.  —  So  giebt  auch  das  Wappenb.  d.  preuss.  Monarchie 
(1.  3G)  dieses  Wappen,  lässt  aber  den  Wulst  auf  dem  mittleren  Helm  weg  und 
lingirt  sämmtliche  Hclmdecken  schwarz  und  golden.—  Dienemann  (S- 349.  No.  81) 
und  die  Supplemente  zum  Siebmacher  (VL  9)  setzen  auf  alle  drei  Helme  gräfliche 
Kronen,  theiicn  die  Hörner  auf  dem  rechten  Helme  quer  von  Gold  und  Roth, 
lassen  aus  dem  Stamme  nur  rechts  einen  Zweig  mit  7  grünen  Blättern  hervor- 
kommen und  bestimmen  die  Helmdecken  rechts  und  links  roth  und  silbern  und  in 
der  Mitte  schwarz  und  golden.  —  Was  noch  das  Wappen  derer  v.  Peterswaldt 
(Peterswald,    Peterswalt)   anlangt,    so   kehrt   Schannat   (Client.    Fuld.    p.   139)    den 


GRAFEN  V.  EICKSTEDT-PETERSWALDT.  95 

Schweinskopf  links  und  giebt  auf  dem  Helme  rechls  ein  silbernes,  links  ein  ruthes 
Hörn  an.  Sinapius  (S.  699)  tingirt  das  rcclite  Hörn  golden,  das  linke  rolh,  und 
giebt  goldene  und  rothe  Helmdecken  an,  setzt  aber  auch  hinzu:  „Andere  haben 
den  Schild  roth,  den  Balken  silbern,  das  vordere  Büffelshorn  weiss,  Helmdecken 
weiss  und  roth.    Noch  Andere  geben  das  vordere  Hörn  roth,  das  hintere  schwarz.'' 

Die  in  dem  18.  Jahrhundert  vorgekommenen  Grafen  v.  Eickstedt- 
Peterswaldt,  so  wie  der  jetzige  Graf  dieses  Namens  (s.  unten),  sind  Spros- 
sen aus  dem  Geschlechte  derer  v.  Eickstedt,  und  der  Beiname:  Peterswaldt 
ist  durch  Erhschaft  in  Folge  testamentarischer  Verfügungen  eines  Gliedes 
der  Familie  v.  Peterswaldt  hinzugekommen.  Die  Familie  v.  Eickstedt  (Eick- 
städt,  Eichslädt)  ist  ein  sehr  altes  und  angesehenes,  ursprünghch  thürin- 
gisches Geschlecht.  Eine  Linie  desselben  ging  in  das  Magdeburgische  und  in 
die  Allmark  über,  eine  andere  kam  mit  Herzog  Albrecht,  dem  Bär,  nach 
Brandenburg,  machte  sich  in  der  Mittelmark  ansässig  und  breitete  sich  bald 
in  Pommern  weit  aus;  die  dritte  bheb  in  Thüringen,  und  aus  derselben  ging, 
nach  der  Annahme  Mehrerer,  die  berühmte  Famihe  Vitzthum  v.  Eckstädt 
hervor.  —  Conrad  v.  Eickstedt ,  Kriegsrath  und  Abgesandter  des  Kaisers 
Lothar  IL,  des  Sachsen  (1 125— 1137),  wurde  in  Halle  getödtet,  worauf 
der  Kaiser  die  Stadt  belagerte  und  die  Thäter  zur  Strafe  zog.  Johann  war 
Kriegsoberst  des  Kaisers  Heinrich  VI.  und  fünf  Jahre  Marschall  desselben, 
und  Georg  wurde  1324  Bischof  zu  Camin.  —  Von  den  vielen,  im  Laufe 
der  Zeit  durch  Verbreitung  in  den  Marken,  Pommern,  Sachsen,  Däne- 
mark etc.  entstandenen  Linien  war  und  ist  die  pommersche  die  ausgedehn- 
teste. Die  gesammten  pommerschen  Gheder  der  Famihe  gehören  eigentlich 
zur  Clepenowschen  Linie  und  besitzen  die  gesammte  Hand  an  den  Lehen 
derselben,  doch  hat  sich  die  pommersche  Linie  nach  den  Besitzungen  in 
die  Clepenow^sche,  Hohenholzsche,  Coblenzsche,  Tantowsche  etc.  Linie  ge- 
schieden. In  Pommern  wurde  übrigens  die  Familie  zu  den  sogenannten 
Schlossgesessenen  gerechnet,  welche  ihre  Afterlehnleute,  nach  Micraelius 
die  V.  Pfuhl  und  v.  Kötteritz  in  der  Mark,  hatte,  auch  steht  der  Familie  das 
Erb-Kämmereramt  von  Pommern  zu.  —  Die  Familie  v.  Peterswaldt  (Peters- 
wald) ist  ein  altes,  ursprünglich  schlesisches  Geschlecht  und  als  solches 
von  Sinapius  (Schles.  Curios.  1.  S.  699)  näher  abgehandelt  worden,  auch 
iindet  sich  dasselbe  bei  Schannat  (Chent.  Fuldens.  p.  139).  Arnold  de  Pe- 
lorswald  kommt  schon  1322  urkundlich  vor.  In  Siebmachers  W^appenbuch 
(l.  64,  6)  ist  der  Schild  des  Wappens  so,  wie  bei  Schannat,  der  Helm- 
schmuck aber  und  die  Decken,  wie  bei  Sinapius,  angegeben. 

Was  nun  die  Grafen  v.  Eickstedt-Peterswaldt  anlangt ,  so  war  Fried- 
rich Wilhelm  v.  Eickstedt,  Herr  auf  Coblenz  und  Krugsdorf,  k.  preuss. 
Landralh,  der  Vater  zweier  Söhne.  Der  jüngere  derselben,  ebenfalls  Fried- 
rich Wilhelm  v.  Eickstedt,  geb.  7.  Sept.  1704,  welcher  2.  März  1756  zur 
Würde  eines  k.  preuss.  w.  Geh.  Staatsministers,  Grand-maitre  de  la  Gar- 
derobe etc.  gelangte,  wurde  vom  König  Friedrich  IL  von  Preussen  28.  Jan. 
1753  mit  seinem  Neffen,  August  Ludwig  Maximilian  v.  Eickstedt  —  Sohn 
des  Philipp  Maximihan  v.  Eickstedt  — ,  nachmals  Oberhofmeister,  Erbkäm- 
merer von  Pommern  etc.  mit  dem  Beinamen:  v.  Peterswaldt  in  den  Gra- 
fenstand  erhoben.  Der  Name  Peterswaldt  kam  her  von  einem  mütterlichen 
Oheim  des  ersten  Grafen  v.  Eickstedt-Peterswaldt,   dem  hannov.  Oberstall- 


96  <;rafen  v.  eickstedt-peterswaldt. 

meister  v.  Peterswaldt,  welcher  den  Minister  zum  Erben  eingesetzt  hatte. 
Letzterer  starb  kinderlos,  und  so  folgte  der  oben  genannte  Neffe,  Graf 
August  Ludwig  Maximilian ,  im  Besitze  der  Güter.  Doch  auch  dieser  starb 
kinderlos  und  so  kam  denn  vertragsmässig  das  Majorat  aus  dem  v.  Peters- 
waldtschen  Erbe  an  die  Linie  des  v.  Eickstedtschen  Geschlechts,  welche 
jetzt  im  Besitz  dessellten  ist,  nämlich  zuerst  an  Christoph  Friedrich  Ludwig 
V.  Eickstedt  und  dann  an  den  Sohn  desselben,  Johann  Georg  Ephraim 
V.  Eickstedt,  welcher  der  Vater  des  gleich  anzuführenden  Grafen  Friedrich 
ist.  Nach  einer  vom  König  von  Preussen  genehmigten  Stiftung  des  letzt- 
verstorbenen Grafen  v.  Eickstcdt-Peterswaldt  führte  der  jedesmalige  Be- 
sitzer des  Majorats,  welches  ein  auf  Damm  eingetragenes  Capital  ist,  das 
gräflich  Eickstedl-Pelerswaldtsche  Wappen.  Der  jetzige  Inhaber  desselben, 
Friedrich  v.  Eickstedt,  General -Landschaftsdirector  und  Erbkämmerer  in 
Pommern,  wurde  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IV.,  15.  Oct.  1840,  in  den 
preussischen  Grafenstand  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  versetzt. 
Der  Personalbestand  der  Famihe  ist  jetzt  folgender: 
FRIEDRICH  Graf  v.  Eickstedt-Peterswaldt,  Erbherr  auf  Hohenholz, 
Rothen-Klempenow  im  Randower  Kreise  und  auf  Eickstädt,  Damm,  Wollin 
und  Ziemkendorf  in  der  Uckermark,  Oberlandesgerichtsrath  a.  D.,  General- 
Landschaftsdirector  und  Erbkämmerer  in  Pommern ,  verm.  in  erster  Ehe 
mit  Jeannette  v.  Rammint,  gest.  20.  Jan.  1818,  und  in  zweiter,  im  Febr. 

1822,  mit  Mathilde  v.  Berge.  Aus  erster  Ehe  stammen  zwei  Söhne:  Ernst, 
geb.  21.  Dec.  1804,  verm.  mit  Ottilie  v.  Enckevort,  und  Victor,  geb. 
11.  Nov.  1806,  verm.  mit  Luise  v.  Seltzer,  so  wie  eine  Tochter,  Auguste, 
geb.  .5.  Sept.  1803,  verm.  31.  März  1823  mit  Ludwig  Grafen  v.  Rittberg 
(s.  Bd.  II.    S.  296).    Die  Tochter  aus  zweiter  Ehe,  Euphemie,  geb.  29.  Mai 

1823,  hat  sich  mit  dem  Freiherrn  v.  Steinacker,  Herrn  anf  Rosenfelde, 
vermählt. 


GRAFEN  V.  ELMPT. 


97 


ISatljoltfd). 


.   Grafen  v.  Elmpt. 


Besitz:  in  Curlnnd  die  Sehwiticnsclien  Güier  und  in  der  Rlieinprovinz  das  Rillergut  Biirgau 
im  Kreise  Aachen. 


S/^ 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  eine  rotlie  •Lilie,  welche  auf  jeder  der  heiden 
Seiten  mit  einem  grünen,  ein  goldenes  flalsband  tragenden,  linksschenden  Papagei 
besetzt  ist.  Ueber  der  den  Schild  deckenden  Grafenkrone  steht  ein  gekrönter,  oder 
mit  einem  sechsfachen  von  Gold  und  Roth  gewundenen  Wulste  belegter  Helm,  über 
welchem  die  Lilie  mit  den  Papageien  des  Schildes  zwischen  zwei,  goldenen  Ele- 
phantenrüsseln  schwebt.  Die  Helmdecken  sind  golden  und  roth.  —  Das  Nähere 
über  die  Vereinigung  dieses  gräflichen  Wappens  mit  dem  Wappen  der  russischen 
Familie  v.  Anrep  (s.  unten),  welche  Vereinigung  neuerlich  von  Sr.  Maj.  dem  Kaiser 
von  Hussland  genehmigt  worden,  ist  noch  nicht  bekannt.  —  Das  Wappen  der  Fül- 
milie  v.  Anrep  zeigt  im  goldenen  Schilde  einen  querliegenden,  mit  den  Zinken  nach 
oben  gekehrten,  blauen  Kamm.  Auf  dem  Schilde  steht  ein  gekrönter  Helm,  welcher 
einen  offenen  Adlersflug  trägt,  dessen  rechter  Flügel  golden,  der  linke  blau  ist. 
Zwischen  denselben  schwebt  der  Ramm  des  Schildes.  Die  Helmdecken  sind  blau 
und  golden.  Sehr  genau  giebt  dieses  Wappen  David  Schabert  (Vollst.  Wappenb. 
des  curländ.  Adels.     Lieferung  HL    141). 

Sehr  alte  rhcinlandische  Familie ,  welche  ihren  Namen  von  der  Burg 
Elmpl  im  Geldrischen  hei  Erkelenz  führt.  Der  spätere  Stammsitz  des  Ge- 
schlechts war  Burgau  im  Ilerzogthum  Jülich  bei  Düren.  Dieser  Sitz  war, 
nach  Fahne  (I.  S.  90),  Lehen  von  Heinsberg  und  hiess  ursprünghch  Au, 
Auwe,  später  Burg  zu  Au,  woraus  der  jetzige  Name  Burgau  zusammenge- 
zogen ist.  —  Der  Name  der  Familie  kommt,  so  viel  bisher  bekannt  ist, 
zuerst  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  vor:  es  findet  sich  näm- 
lich in  einer  geldrischen  Urkunde  von  1233  Gobelo  v.  Elmete.  Wilhelm 
V.  Elmpt  wurde  1475  mit  Schloss  und  Herrlichkeit  Burgau  belehnt.  Der- 
selbe war  mit  einer  v.  Auwe,  Erbtochter  zu  Burgau,  vermählt,  und  der 
Sohn  aus  dieser  Ehe,  Johann,  folgte  in  Burgau.  Von  Henrich  Adam  v.  Elmpt 
an  läuft  die  Stammreihe  ununterbrochen  fort.  Henrich  Adam,  Herr  zu 
Burgau,  belehnt  1560,  fürslhch  jühchscher  Credenzer  von  1572 — 1577, 
vermählte  sich  1591  mit  Cäcihe  v.  Bongard,  welche  1594  als  Wittwe  vor- 
III.  7 


98  GRAFEN  V.   ELMPT. 

kommt.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Johann  Heinrich,  Herr  zu  Elmpt,  verm. 
zuerst  mit  Clirisline  v.  Frenz,  und  später  mit  Anna  Maria  v.  Iloltorp.  Auf 
Johann  Henricli  folgt  der  Sohn,  Wilhelm,  Herr  zu  Dammerseheidt,  verm. 
mit  Anna  Margaretha  v.  und  zu  Dammerseheidt,  aus  weleher  Ehe  Caspar, 
Herr  zu  Dammerscheidt,  stammle,  dessen  Gemahhn  näher  nicht  bekannt 
ist.  Von  den  drei  Söhnen  des  Letzteren  wurde  der  ältere,  Johann  Maria 
V.  Elmpt  zu  Dammerscheidt,  Herr  zu  Burgau  (s.  Bd.  II.  S.  115),  geh. 
1726,  gest.  10.  Febr.  1802,  k.  russ.  General-Lieutenant  (später  k.  russ. 
General-Feldinarschall) ,  General-Commandant  in  Liefland,  Erbstarost  zu 
und  auf  Luschosno  etc. ,  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  von  der  Pfalz  im 
Reichsvicariate,  25.  Mai  1790,  in  den  Beichsgrafenstand  erhoben.  Der 
einzige  Sohn  desselben  war  Graf  Philipp,  k.  russ.  General-Lieutenant,  Herr 
auf  Gross-  und  Klein-Schwitten  in  Curland,  verm.  10.  Mai  1802  mit  Anna 
Magdalena  v.  Baranofl',  seit  1798  verw.  Freifrau  Bönningshausen  v.  Bud- 
berg,  geb.  20.  JuH  1777,  gest.  10.  Juni  1845,  Eibfrau  der  Schwitten- 
schen  Güter  in  Curland  und  O])erhofmeisterin  der  Grossfürstin  Helene  Pau- 
lowna  von  Bussland.  Aus  dieser  Ehe  sind  zwei  Töchter  entsprossen.  Die 
ältere,  Gräfin  Anna  Maria,  geb.  1S07,  Hoffräulein  Ihrer  Majestät  der  Kai- 
serin Alexandra  von  Russland,  ist  im  Februar  1852  in  Bom  gestorben,  die 
jüngere,  Gräfin  CÄCILIE  PHILIPPINE,  geb.  1812,  Hofdame  Ihrer  Majestät 
der  Kaiserin  Alexandra  von  Busslan,d,  hat  sich  mit  dem  k.  russ.  General- 
Adjutanten  und  General-Lieutenant  Joseph  v.  Anrep  vermählt,  und  der  Be- 
schluss  des  k.  russ.  dirigirenden  Senats,  dem  Letzteren  und  seinen  Kindern 
die  Erlaubniss  zu  ertheilen,  Familiennamen,  Titel  und  Wappen  der  Grafen 
V.  Elmpt,  wie  angegeben,  der  Vorfahren  der  Gemahhn  des  Generals,  mit 
Beibehaltung  des  gegenwärtigen  Familiennamens,  anzunehmen,  ist  von  Sr. 
Maj.  dem  Kaiser  von  Bussland  Milte  des  Jahres  1853  genehmigt  worden. 


GRAFEN  V.   ER  1)01) Y. 


99 


Cirafeii  v.  Erdödy  zu  Moiiyorökerek  und 
Hlonte  Claudio. 

Ma\i)o[if(i),  (JDcftermd). 

Besitz:  in  Ungni-n  die  Horrschaflen  Monyorökerek,  Szellus ,  Luhlnniiza ,  Ruiina  und  Bos- 
säny:  die  Herrschaft  Ebcrgeny;  die  [lerrscliaften  Ebcraii ,  Fidisch,  Rollienlhnrni 
und  Roifa  in  Ungarn,  Kovimarof,  SelÜn,  Jaska ,  Masziavina  und  Kuiina  in  Croa- 
tien  etc.  etc. 


Wappen:  quadrirler  Schild  mit  Mittelschild.  Im  hiauen  Mittelschilde  ein 
rechtssehender,  zehnendiger,  goldener  Hirsch,  welcher  aus  einem  sechsspcichigen, 
rolhen,  hinler  einem  dreifachen  grünenden  Hügel  zur  grösseren  Hälfte  hervor- 
gehenden Wagenrade  halh  hervorspringt.  1  in  Gold  ein  gekrönter  schwarzer  Adler ; 
2  und  3  in  Blau  zwei  silberne ,  wellenförmig  gezogene  Querbalken ,  zwischen  wel- 
chen zwei  neben  einanderstehende,  goldene  Sterne  schweben;  4  in  (jold  eine  qua- 
dersteinerne Mauer  mit  offenem  Thor,  auf  welcher  sich  ein  dergleichen  Zinnen- 
thurm  erhebt.  Ueber  dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten 
Helme  wächst  ein  geharnischter,  nach  rechts  gebogener  Arm  auf,  welcher  in  der 
Hand  ein  blankes  Schwert  emporhält,  der  mittlere  trägt  den  Adler  des  1.  Feldes, 
und  der  linke  einen  geharnischten ,  nach  links  gebogenen  Arm ,  welcher  in  der 
Hand  eine  nach  der  rechten  Seite  wehende  rothe  Fahne  hält.  Die  Decken  des 
rechten  Helmes  sind  blau  und  golden,  die  des  mittleren  schwarz  und  golden,  und 
die  des  linken  blau  und  silbern.  Nach  Tyroff  (N.  A.  W.-VV.  II.  163)  sind  Feld  1 
und  4  roth,  der  Adler  im  1.  Felde  silbern,  und  die  Balken  im  2.  und  3.  Felde 
nicht  wellenförmig.  Mauer  und  Thurm  im  4.  Felde  sind  schwarz  ausgefiigt  und 
vierzinnig.  Der  Thurm  hat  drei  (2  und  1)  Fenster,  und  an  jeder  Seite  des  offenen 
Thores  ist  eine  runde  OefTnung.  —  Eine  neuere  Abbildung  aus  der  Familie  tingirt 
das  1.  Feld  roth,  setzt  auf  den  Schild  die  Grafenkrone  und  über  dieselbe  einen 
rechts  von  Silber  und  roth,  links  von  Silber  und  Blau  gewundenen  Wulst,  auf 
welchem,  ohne  die  Heliuc,  der  Schmuck  "der  drei  Helme,  wie  angegeben,  steht. 
Den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  Löwen,  und  die  Devise  ist:  .Juste  Et 
Sincere.  Das  Gold  ist,  wie  die  Sterne  und  Feld -4  ergeben,  auf  dieser  Abbildung 
nicht  hemerkt,  und  so  lässt  sich  denn  über  die  Farbe  des  Hirsches  und  des  Bades 
aus  derselben  nichts  entnehmen.  Der  Hügel ,  über  welchem  das  Bad  sich  erhebt, 
fehlt.  —  Das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1848.    S.  193)  sagt:  im  rotheii 

7* 


100  (iHArKN   V.   KKnÖllV. 

MiHelschilde  nin  lialhcs  siHtcnics  Uad,  aus  wclclifm  ein  gultlencr  Hirsch  hervur- 
spnngl.  Das  rollic  VM  isl  (s,  auch  uiilen  die  Grafen  l'ällTy  v.  Knlöd)  wohl  ein 
Irrthuin  :  über  die  Farbe  des  Hades  iässt  sich  streiten.  Nach  demselben  Taschen- 
buche sollen  im  2.  und  3.  Felde  in  HIau  sich  zwei  silberne  Querbalken  finden, 
welche  in  der  Mille  von  zwei  goldenen  Sternen,  üben  und  unIcMi  aber  von  einem 
dergleichen  begleitet  sein  sollen.  Su  viele  Abdrücke  dieses  Wappens  auch  der 
Hedaction  bekannt  sind,  so  ist  derselben  noch  nie  ein  Abdruck  vorgekonmien, 
welcher  auch  die  Sterne  oben  und  unten  gezeigt  hätte,  iumier  schwebten  nur  zwi- 
schen den  Halken  zwei  Sterne.  —  Üas  W^appenbild  des  Hirsclies  hat,  wie  Lehotzky 
angiebt,  die  Familie  nach  Kerchelich  von  (lern  Schlosse  Jelen  im  Kreuzer  Comitat 
angenommen.  Bestätigungsurkunden  des  Wappens  von  1580  für  Thomas  und  Peter 
Erdödy  erklären  das  Wappen  so,  dass  der  Hirsch,  welcher  unter  allen  Thieren  am 
längsten  lebe,  einen  steten,  glücklichen  Krl'olg  heldenmüthiger  Thaten  und  Mässi- 
guug  der  Begierde  bezeichne.  Das  Bad  zeige  an,  dass  man  in  der  Welt  llüchtigem 
Laufe,  welchen  der  Hirsch  habe,  den  edlen  Geschlechtsnamen  erhalten  und  ver- 
herrlichen wolle;  die  drei  gekrönten  Helme  deuteten  auf  Besitz  in  drei  Ueichen,  und 
der  Adler  weise  auf  Seelengrössc  und  hervorragendes  Verdienst  hin. 

Eins  der  ältesten,  angesehensten,  ausgebreiteisten  und  begülertslen 
(Jeselilechler  Ungarns,  welches,  wie  Mehrere  angeixMi,  mit  den  PalH'ys  (s. 
unten  die  (Jrafen  PallVy  v.  Erdüd)  einen  Ursprung  hat,  was  so  genoininen 
werden  muss ,  dass  letzlere  Familie  in  Folge  von  Vennähliing  Geblüt, 
Namen  und  Wa|tpen  der  Familie  Erdöd  führt.  Das  gräfliche  Haus  zerüel  in 
zwei  Linien,  die  ältere  und  die  jüngere:  die  erste  wurde  von  Georg  I., 
die  zweite  von  Gabriel  L  gestiftet.  Beide  waren  Söhne  des  Grafen  Chri- 
stoph I.  Als  gemeinschaftlicher  Stammvater  wird  in  deutsclien  genealogi- 
schen Werken  häufig  Thomas  I.  von  Bakacs,  ältester  Sohn  des  Nicolaiis 
Kecskess,  welcher  13S9  den  Adel  erhielt,  und  dessen  Bruder,  Franzi, 
von  Erdöd,  das  Prädicat:  Nobihs  de  Szathmar  verliehen  wurde,  genannt. 
Dagegen  ist  freilich  zu  erinnern,  dass  auf  Grund  ungarischer  Geschiclits- 
schreil)er  Lehotzky  (II.  117 — 122)  abweichende  Angaben- macht.  Der- 
selbe hält  den  Nicolaus  (I.)  Erdöd,  von  Erdöd,  einer  Dragfjischen  Besitzung 
im  Szathmarer  Comitate  so  genannt,  Castellan  zu  Kecske,  für  den  Stamm- 
vater des  Geschlechts,  welchen,  seiner  Meinung  enigegen.  Andere  in  Va- 
lentin, Auliciis  des  Bartholomäus  Dragffi,  suchen.  Von  Nicolaus  stammen 
di(i  sieben  Söhne  Thomas,  Nicolaiis  (IL),  Franz,  Prä[)Osilus  zu  Ofen  und 
Bischof  zu  Raab,  JouaniN,  Peti^r,  Paul  und  Valentin.  Thomas,  welchen  die 
Redactiou  nacli  der  ganzen  Einrichtung  des  Drucks  d(;r  von  Lehotzky  ge- 
gebenen Slannnrcihe  und  nach  der  Stelle:  Iste  ülius  M.  Nicolai  etc.  für  <ien 
ältesten  Sohn  nehmen  muss,  wird  als  Archi-Ei).iscoi)Us,  Bakacs  dictus,  fors 
a  Bagath,  familia  ex  Bohemia  aufgeführt.  Nicolaus  (11.)  pflanzte  den  Stamm 
in  folgender  Reihe  fort:  Peter  iL),  Banus.  —  Peter  (IL),  Banns,  l5üG. 
—  Thomas,  Banus,  1624.  —  Guristopm,  gest.  1621  ;  Gemahlin:  die  Toch- 
ter des  Georg  Turzo.  Von  Christophs  drei  Söhnen,  Georg,  3Iag.  Tavern., 
Emerich  und  Garriel,  setzten  der  ältere  und  der  jüngeiT  (s.  oben)  den 
Stamm  fort.  Von  Georg  stammte  Alexander  (1.)  und  von  LetztenMU 
Alexander  (IL),  von  dessen  beiden  Söhnen,  Ludwig  und  Laimslaus,  Letz- 
terer die  Söhne:  Nigolaus  ,  Johann,  Alexander  und  Sigismund  hatte.  Von 
Nicolans  enlspross  Ludwig,  Ganzler.  —  Von  Gabriel  slammte  Georg  (IL), 
Jnd.  C,  und  von  Letzlerem  Georg  (III.),  .Ind.  C,  als  dessen  drei  Söhne 
Anton,  Johann  und   (Christian  genannt  werden.     Von  Johann  sind  Joseph 


(.HAFKN   V.  ERDÜDY.  10  I 

imd  AiUon  eiilsprossoii.  Uis  liieiiier  reichen  die  von  Loholzl<y  gegebenen 
Sliinimreihen  der  Familie.  —  Den  Grafensland  miL  dem  Prädicale:  v.  Mo- 
noszlo,  Freiherren  v.  Monyorokerek,  braclilc  Peter  II.  im  Jahre  1511  (?) 
in  die  Familie,  und  dnreh  Thomas  Grafen  Erdödy  v.  Monoszlo,  Banus  von 
Croalien,  erhielt  das  GesehleclU  vom  Kaiser  Rudolph  If.  im  Jahre  1607  die 
Erh-0])ergespanswiirde  im  Warasdiner  Gomitat,  welche  Würde  die  jetzigen 
zwi'i  Linien,  welche  als  erste  und  zweite  aufgefiilirt  werden,  gemeinschaft- 
lich hekieiden.  —  Sucht  man  den  jetzt  bekannten  Personalbestand  der  Fa- 
milie an  die  genealogischen  Angaben  anzuschliessen ,  welche  im  Anfange 
dieses  Jahrhunderts  vorlagen,  so  ergiebt  sich  deutlich,  dass  die  ältere 
und  jüngere  und  die  erste  und  zweite  Linie,  wie  man  im  Gegentheil 
wohl  glauben  könnte,  nicht  gleichbedeutende  Bezeichnungen  sind.  Die 
jetzige  <irsto  und  zweite  Linie  gehört  nach  Allem  zur  älteren  Linie 
und  die  jüngere  Linie  muss  nach  Anfang  dieses  Jahrlumderts  erloschen 
sein.  Vom  Mannsstamme  lebten  um  die  genannte  Zeit  nur  die  Brüder 
Joseph,  geb.  1754,  und  Anton,  geb.  1762  —  Söhne  des  Grafen  Johann 
Ncpomuk  —  Ersterer  halte  keinen  Sohn,  Letzterer  aber  einen,  1789  ge- 
bornen  Sohn,  welcher  genauer  nicht  bekannt  geworden  ist. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  jetzigen  Familienglieder  ergeben 
sich  aus  nachsteheiulen  drei  Ahnentafehi: 

Ladislaus  IL,  Graf—  Sohn  Alexanders  IL,  gest.  28.  Sept.  1727,  k. 
ungarischen  Kammer|>räsidenten  <aus  der  Ehe  mit  Johanna  Beatrix  Gräfin 
V.  Trauttmansdorfl"  .  k.  k.  Kännuerer  und  Statthaltereirath  in  Ungarn; 
Gemahlin:  Anna  Maria  Gräfin  v.  Ill^shiizy,  gest.  im  September  1765.  — 
Nicolaus  VI.,  geb.  1719,  gest.  31.  Aug.  1757;  Gemahlin:  Maria  Antonie 
Gräfin  v.  Batthyany,  geb.  7.  Jan.  1720,  verm.  22.  April  1742,  in  zAveiter 
Ehe  verm.  mit  Carl  Fürst  Batlhyäny  und  gest.  11.  Jan.  1797.  —  Lud- 
wig II.  Rudolph,  geb.  16.  April  1747,  gest.  9.  Juni  1777,  k.  k.  w.  Geh. 
Rath  und  ungar.  Hof-Vicecanzler;  Gemahhn :  Barbara  Gräfin  v.  Nadasdy, 
geb.  25.  Dec.  1750,  verm.  im  Juni  1766,  gest.  nach  1800.  —  Carl  III. 
Nicolaus,  geb.  5.  Febr.  1770,  gest.  26.  Oct.  1833,  k.  k.  Kämmerer  etc.; 
Gemahlin:  Franziska  Gräfin  v.  Lichtenberg,  geb.  1772,  verm.  21.  Febr. 
1791,  gest.  11.  Oct.  1802.  —  CAJETAN,  jetziges  Haupt  der  ersten  Linie. 

Johann  Nepomuk  —  jüngerer  Sohn  des  Grafen  Ladislaus  IL,  s.  die 
vorstehende  Ahnentafel  —  geb.  13.  Mai  1733,  Banus  von  Croaticn  etc., 
k.  k.  w.  Geh.  Rath,  General  der  Cavallerie,  Regimentschef  etc.;  erste  Ge- 
mahlin: Anna  Maria  Gräfin  v.  Sczeczeny,  verm.  1763,  gest.  25.  Juh  1783. 

—  Alexander,  geb.  11.  Nov.  1766,  Herr  auf  Eperenty,  k.  k.  Kämmerer; 
Gemahlin:  Amaha  Gräfin  v.  Pj'dlly,  geb.  7.  Jan.  1774,  verm.  13.  Mai  1792. 

—  Carl  (s.  unten). 

Ludwig  I.  —  Bruder  des  Ladislaus  IL  fs.  erste  Ahnentafel)  —  Mit- 
besitzer der  Herrschaft  Monyorokerek  und  Maszlavina,  Herr  zu  Greben  und 
Rothenthurm,  k.  k.  Kämmerer,  gest.  1766;  Gemahlin:  Maria  Regina  Gräfin 
und  Herrin  zu  Stubenberg,  verm.  1731,  gest.  1751.  —  Ladislaus  HL, 
geb.  20.  Mai  1746,  gest.  13.  Juli  1786,  Herr  der  Herrschaft  Jaszta,  Gre- 
ben und  Rothenthurm,  k.  k.  Kämmerer  etc. ;  zweite  Gemahlin:  Agathe 
Freiin  v.  Stillfried,  geb.  23.  April  1765,  verm.  7.  Juni  1784,  als  Wittwe 


102  GRAFEN  V.  EIIDÜDY. 

wieder   veimalill  22.  Jan.  1792  mit  Franz  Grafen  Ballliyäny.  —   Georg, 
jetziges  Haupt  der  zweiten  Linie. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  sind  nachstehende : 
Erste  Linie,  in  zwei  Stämme  zerfallend.  Erster  Stamm. 
CAJETAN  Graf  Erdödy  zu  Monyorökerek  und  Monte  Claudio  —  Sohn  des 
Grafen  Carl  Nicolaus  (s.  ohen  die  erste  Ahnentafel)  —  geh.  18.  Jan.  1795, 
k.  k.  Kiinmierer,  Herr  der  Herrschaft  Monyorökerek,  Szettus,  Luhlanitza, 
Rullna  und  Bossany,  verm.  21.  Sept.  1817  mit  Ernestine  Freiin  v.  Ler- 
chenfeld-Prennherg ,  geh.  1800.  Aus  dieser  Ehe  stammt  ein  Sohn,  Graf 
Franz  Xaver,  geh.  9.  Jan.  1830,  uiul  sechs  Tüchler,  die  Gräfinnen:  Maria, 
geh.  2.  Mai  1819,  verm.  1842  mit  Alfred  Freiherrn  v.  Fingerling-Biesching ; 
Franziska,  geh.  1.  Jan.  1821,  verm.  17.  Dec.  1848  mit  Carl  Freiherrn 
V.  Leoprcchling,  Herrn  auf  Peringen;  Caroline,  geh.  25.  Nov.  1823,  verm. 
22.  Mai  1847  mit  Ilippolyl  Marquis  Pallavicini,  k.  k.  Bittmeister  in  d.  A. ; 
EüGENiE,  geh.  13.  Nov.  1826,  verm.  15.  Fehr.  1849  mit  Georg  Grafen 
Festetics;  SopmE,  geh.  19.  Jan.  1835,  und  Ernestine,  geh.  3.  Nov.  1837. 
—  Die  Schwester  des  Grafen  Cajetan,  Gräfin  Barbara,  geh.  14.  Fehr.  1793, 
verm.  5.  Juh  1810  mit  Eugen  Grafen  Wrhna  (s.  Bd.  II.  S.  691),  ist  seit 
24.  März  1848  Wittwe.  —  Zweiter  Stamm.  Vom  Grafen  Carl  —  Sohn 
des  Grafen  Alexander  (s.  ohen  die  zweite  Ahnentafel)  —  geh.  10.  Fehr. 
1793,  gest.  15.  Jan.  1841,  k.  k.  Kämmerer  und  Erhherrn  auf  Ehergeny, 
lehen  aus  der  Ehe  mit  Henriette  Gräfin  v.  Harhuval-Chamarö,  geh.  29.  Jan. 
1795,  gest.  18.  Fehr.  1841,  ein  Sohn:  Graf  Georg,  geh.  15.  Aug.  1823, 
und  drei  Tochter,  die  Gräfinnen:  Sidonie,  geh.  17.  Fehr.  1819,  Alexan- 
DRiNE,  geh.  5.  Mai  1829,  und  Gisella,  geh.  1835.  Die  heiden  Brüder  des 
Grafen  Carl  sind:  Graf  Johann  Nepomuk,  geh.  10.  Jan.  1794,  k.  k.  Käm- 
merer, Beisitzer  der  Gerichtstafeln  in  Dalmatien,  Croatien  und  Slavonien, 
Erh-Ohergespan  des  Warasdiner  Comitats,  verm.  30.  Juh  1840  mit  Therese 
Gräfin  Baczynska,  geh.  23.  Aprd  1820  —  und  Graf  Anton,  geh.  18.  Jan. 
1797,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  1836  mit  Luise  Freiin  v.  Lo  Presti  de  Fon- 
tana d'Argioli,  geh.  1819,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Johann  Nepo- 
muk, geh.  19.  Juni  1847,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Laura,  geh. 
20.  März  1840,  und  Josephine,  geb.  3.  Aug.  1845,  stammen.  Die  Schwe- 
ster der  Grafen  Carl,  Johann  und  Anton,  Gräfin  Amalia,  geh.  29.  April  1800, 
ist  seit  4.  Sept.  1830  mit  Johann  Carl  Grafen  Palfl*y  v.  Erdöd  vermählt.  — 
Von  den  Geschwistern  des  Grafen  Alexander  (s.  ohen)  leht  Gräfin  Susanna, 
geb.  17.  Aug.  1842.  Der  erste  Bruder  des  Grafen  Alexander,  Graf  Peter, 
geh.  13.  Sept.  1771,  hat  aus  der  Ehe  mit  Anna  Gräfin  v.  Niczky,  gest. 
17.  März  1837,  eine  Tochter  hinterlassen  :  Gräfin  Maria,  geh.  5.  Juni  1804, 
verm.  17.  Aug.  1822  mit  Carl  Freiherrn  v.  Badenfeld,  und  von  dem  zwei- 
ten Bruder,  dem  Grafen  Sigismund,  geh.  9.  Fehr.  1775,  gest.  1815,  stam- 
men aus  der  Ehe  mit  Maria  Gräfin  Festetics,  gest.  20.  Jan.  1837,  ein  Sohn: 
Graf  Alexander  Ludwig,  geh.  10.  Aug.  1804,  k.  k.  Kämmerer,  Erh-Oher- 
gespan des  Warasdiner  Comitats  und  Erhhauptmann  der  Stadt  und  des 
Schlosses  Warasdin,  verm.  7.  Aug.  1843  mit  Leopoldine  Gräfin  v.  Bat- 
Ihyäny,  geh.  27.  Aug.  1824,  so  wie  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Camilla, 
geh.  10.  Nov.  1811,  verm.  7.  Juh  1832  mit  Anton  Grafen  v.  Hoyos  (s. 


GRAFEN  V.  ERDÖDY.  103 

Bd.  I.  S.  389),  und  Emma  Malvina,  geb.  1813,  Elireiidame  des  adeligen 
Damenstifls  Maria-Scliul. 

Zweite  Linie.  GEORG  Graf  Erdödy  v.  Monyorokerek  —  Sohn  des 
Grafen  Ladislaiis  (s.  oben  die  dritte  Ahnentafel)  —  geb.  17.  Juni  1785, 
Herr  der  Herrschaften  Eberau,  Fidisch,  Rothenthurm  und  Botfa  m  Ungarn, 
Novimarof,  Seilin,  Jaska,  Maszlavina  und  Kutina  in  Groalien,  k.  k.  Kämmerer 
und  Geh.  Rath ,  Erbcapitain  zu  Monoszlo  und  der  Stadt  Warasdin ,  verm. 
22.  Febr.  1807  mit  Maria  Othohna  Gobertina  Gräfin  v.  Aspremont-Linden 
und  Raindt  (s.  Bd.  I.  S.  34),  geb.  31.  März  1787,  Erbherrin  der  Burgen  und 
Herrschaften  Lednitz,  Onod,  Sgerenz,  Borsie,  Makowicza  etc.  Aus  dieser  Ehe 
stammen  drei  Söhne  und  drei  Töchter.  Die  Söhne  sind:  Graf  Stephan,  geb. 

27.  Sept.  1813,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  15.  Jan.  1835  mit  Justine  Freiin 
V.  Müller-Hoernstein ,  geb.  24.  Jan.  1817,  gest.  27.  JuH  1845,  aus  wel- 
cher Ehe  drei  Söhne  und  drei  Töchter  entsprossen  sind,  die  Grafen:  Ladis- 
laus  Heinrich  Maria  Gobert,  geb.  26.  Febr.  1837,  Franz  August  Gobert, 
geb.  21.  Juni  1842,  und  Julius  Georg,  geb.  24.  Febr.  1845,  und  die  Grä- 
finnen Johanna,  geb.  24.  Nov.  1835,  Henriette,  geb.  22.  Mai  1838,  und 
Franziska,  geb.  16.  April  1841  —  Graf  Ludwig,  geb.  6.  Dec.  1814,  verm. 
im  Mai  1841  mit  Johanna  v.  Reimann,  aus  welcher  Ehe  Graf  Georg  Gobert, 
geb.  6.  Oct.  1843,  Gräfin  Franziska,  geb.  24.  Oct.  1842,  und  Gräfin  Jo- 
hanna, geb.  10.  April  1846,  leben  —  und  Graf  Carl,  geb.  14.  Febr.  1816, 
verm.  22.  April  1845  mit  Juliane  Gräfin  Kolowrat-KrakoAVsky  —  Tochter 
des  Grafen  Franz  Xaver  (s.  Bd.  L  S.  459)  —  geb.  26.  Sept.  1823,  aus 
welcher  Ehe  drei  Söhne,  die  Grafen  Rudolph  Carl  Maria  Gobert  Georg,  geb. 

28.  Jan.  1846,  Stephan  Gobert,  geb.  20.  Nov.  1848,  und  Franz  Gobert, 
geb.  17.  Juh  1853,  so  wie  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Julie,  geb.  11.  Sept. 
1847,  und  Valerie,  geb.  17.  Sept.  1850,  stammen.  Die  drei  Töchter  des 
Grafen  Georg  sind  die  Gräfinnen:  Agathe,  geb.  7.  Apnl  1808,  verm. 
30.  Oct.  1825  mit  Johann  Grafen  Szechenyi,  k.  k.  Kämmerer,  Franziska, 
geb.  24.  Juni  1812,  verm.  7.  Jan.  1833  mit  Philipp  Freiherrn  v.  Skr- 
bensky,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  und  Maria,  geb.  4.  Juni  1817, 
verm.  15.  Sept.  1839  mit  Anton  Grafen  v.  Wolkenstcin-Trostburg-Lednitz 
(s.  Bd.  IL  S.  684). 


104 


GRAFEN  V.  ESTEllHAZY-CrALANTHA. 


Grafen  v.  Esterliazy-Galantlia. 

(Jüngere  Linie  des  Hauses  Forchtcnstein  und  die  Häuser  Hallewyl, 

Altsolli  und  Czessnek). 
Äatljalifdj.  -*  (te^txxcid). 

Besitz:  in  Ungarn  die  Ilerrschafien  Csälivar,  Dotis,  Gesztes ,  Päpa,  Ugod,  Devecser  und 
Mezzölak;  die  Ilerrscliaft  Tallos;  die  Ilerrscliaften  Landschiilz  und  Warlberg, 
Fraknö;  die  Herrschaft  Grodeck  etc.  in  Russland;  die  Ilerrscliaflen  Därda  und 
Gallendorf;  die  Herrschaften  Zelez,  Megyer  und  Visk;  die  Herrschnlien  Szom- 
bathhely  und  Czessnek  im  Vessprimcr  Comilate,  Safrod  im  Sluhhveissenburger 
und  Pressing  im  Oedenburger  Comilate,  und  in  Siebenbürgen:  die  Herrschaften 
Gyalu,  Obräzso,  Möts;  die  Güter  Iklöd,  Sztäna,  Zamosfalva  und  Abasfalva  etc.  etc. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  recbtsgekehrter,  gekrönter,  goldener  Greif, 
welcher  in  einer  goldenen  Krone  steht  und  in  der  rechten  Vordcrkluue  einen  blanken 
Säbel  mit  goldenem  Griff,  in  der  linken  aber  einen  grünen  Zweig  mit  drei  rothen 
Rosen  hält.  Ucbcr  dem  Schilde  erhebt  sich  ein  gekrönter,  oder  mit  einem  von  Silber 
und  Blau  gewundenen  Wulste  bedeckter  Helm,  aus  welchem  der  Greif  des  Schildes 
bis  an  die  Unterklauen  hervorwächst.  Die  Helmdecken  sind  golden  und  blau,  und 
den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  goldene  Greife.  —  In  den  Suppl.  zum 
Siebmacher  (I.  21)  steht  der  Greif  nicht  auf  der  Krone,  sondern  letztere  schwebt 
im  Schildesl'usse  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  blau  und 
silbern.  —  Der  erwähnte  Greif  mit  dem  Schwerte  war  schon  in  den  ältesten 
Zeilen  das  ursprüngliche  Geschlechtswappen  derer  v.  Estoras,  und  dasselbe  wurde 
von  Andreas  H.  König  in  Hungarn  in  einem,  dem  Matthias  v.  Estoras  ertheiiten 
Privilegium  d.  d.  Budae  1225  bestätigt  und  mit  den  drei  Kosen  und  der  beigefüg- 
ten Krone  vermehrt  (s.  untcu). 

Eins  der  berühmlesten  und  vornehmsten  Geschlechter  des  Königreichs 
Ungarn,  von  hohem  Alter  und  reich  in  alter,  wie  in  neuer  Zeit  an  sehr  ver- 
dienstvollen Gliedern,  so  wie  an  grossem  Grundbesitz.  Der  Stammvater 
der  Famüie  ist  Paul  Estoras,  der  Sage  nach  des  Eurs  oder  Eörs,  Heerfüh- 
rers und  Fürsten  der  Hunnen,  Ahkömmhng.  Um  969  getauft,  wurde  dem- 
selben der  Name  Paulus  beigelegt,  doch  von  ihm  und  den  Seinen  der  Name 
Estoras  ferner  beibehalten.  Seine  Gemahlin  soll  Serena,  Tochter  des  unga- 
rischen Filrslen  Aba  III.  gewesen  sein,   welche  in  der  Taufe  den  Namen 


GRAFEN  V.  ESTERHAZY-GALANTHA.  105 

Chrisline  bekam.  Die  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  sind  von 
Ludwig  Estoras  an,  welcher  ein  Nachkomme  Pauls  war,  bekannt,  und  die 
nachstehende  Uebersicht  derselben  stützt  sich  auf  das :  Trophaeum  nobilis- 
simae  et  antiquissimae  Domus  Estorasianae ,  Viennae  1700,  so  wie  auf  die: 
Illustres  Esterhazianae  Gentis  heroes,  Tyrnaviae  1727,  und  auf  Manuscripte 
und  Familiennachrichten,  Avelche  dem  grossen  genealogischen  Forscher 
Wissgrill  zugängig  waren.  Der  erwähnte  Ludwig  war  Feldherr  des  Königs 
Salomon  I.  in  Ungarn  und  blieb  1070  oder  1073  vor  griechisch  Weissen- 
burg  (jetzt  Belgrad).  Der  zweite  Sohn  desselben  aus  der  Ehe  mit  Lucretia 
Jula,  Michael  Estoras,  Oberst  der  königi.  Leibwache,  rettete  dem  König 
Ladislaus,  dem  Heihgen,  in  einer  Schlacht  mit  den  Gumanern  1089  oder 
1090  das  Leben  und  erhielt  als  Lohn  seiner  Tapferkeit  mittelst  könighchen 
Privdegiums  v.J.  1095  zuerst  das  Wappen,  welches  die  Famihe  noch  heute 
führt:  in  Blau  einen  aufsteigenden  goldenen  Greif,  in  der  rechten  Pranke 
einen  blanken  Säbel  emporhaltend.  Dieses  Wappen  wurde  vom  König  An- 
dreas II.  durch  Diplom  v.  J.  1225  für  Matthias  Estoras  dergestalt  vermehrt, 
dass  der  Greif  in  der  buken  Pranke  drei  Bösen  hielt  und  zu  seinen  Füssen 
eine  goldene  königliche  Krone  liegt.  In  dem  erwähnten  Diplom  nennt  König 
Andreas  den  Matthias  Estoras:  Patruelem  nostrum  carissimum.  —  Michaels 
Gemahlin  war  Anna  Ursula  Uilaki,  Tochter  des  Königs  Basilius  von  Bulga- 
rien und  mütterlicher  Seite  von  dem  orientalischen  Kaisergeschlecht  der 
Paläologen  stammend.  Von  Michael  läuft  bis  auf  Franz  IV.,  dessen  Söhne 
die  drei  Haupthnien  des  Geschlechts  (s.  unten)  gründeten,  die  ununterbro- 
chene Stammreihe,  wie  folgt,  fort:  Andreas  I.  v.  Estoras,  älterer  Sohn 
Michaels,  1109  Oberst-Hofmeister  des  Königs  Goloman  in  Ungarn  und 
Feldherr  unter  den  Königen  Stephan  IL  und  Bela  IL ;  Gemahlin :  Anna 
Kostka  aus  dem  Stamme  der  alten  Herzoge  von  Lithauen.  —  Ladislaus  L 
ab  Estoras,  Gomes  in  Zolt,  der  jüngste  von  7  Brüdern,  Feldherr  unter  den 
Königen  Bela  IL  und  Geysa  IL ;  Gemahlin :  Lucia  Mesca  aus  dem  Ge- 
schlechte der  Könige  von  Bulgarien.  —  Stephan  L  v.  Estoras,  königlicher 
Kronhüter,  Gomes  in  Zolt  1146;  Gemahlin:   Gäcilia  Bator  de  Genere  Opos. 

—  Georg  I.  v.  Estoras,  mit  dem  Beinamen  Bellicosus,  1176  Königs 
Bela  III.  oberster  Feklherr,  1179  nach  einer  siegreichen  Schlacht  an  den 
Wunden  gestorben ;  Gemahhn :  Maria  Bors,  Tochter  des  Palatins  in  Ungarn. 

—  Ludwig  IL  v.  Estoras,  mit  dem  Beinamen:  der  Starke,  oder  Vater  des 
Vaterlands,  nach  dem  Tode  des  Vaters  Heerführer  des  Königs  Bela  IIL, 
lebte  noch  1193;  Gemahhn:  Barbara  Gräfin  Frangepani.  —  Demetrius  IL 
V.  Estoras,  1200  unter  König  Emerich  oberster  Mundschenk  des  König- 
reichs Ungarn;  Gemahlin:  Catharina  Hoholt,  aus  welchem  Geschlechte  die 
Grafen  Banfly  stammen.  —  Emerich  I.  v.  Estoras,  Feldherr  unter  König 
Andreas  IL,  blieb  vor  Damiata  1218;  Gemahlin :  Helene  v.  Bogdan.  — 
Matthias  IL  v.  Estoras,  des  Königs  Andreas  Statthalter  und  General,  so  wie 
Königs  Bela  IV.  Befehlshaber  über  die  Gumaner  und  Jazyger ;  Gemahhn : 
Eudoxia  aus  dem  fürstlichen  Hause  Este.  —  Emerich  IL  v.  Estoras ,  Gomes 
in  Baranyavar,  Kronhüter  im  Königreich  Ungarn,  1263  am  Hofe  Königs 
Bela  IV.  in  grossem  Ansehen;  Gemahlin:  Helena  Cantacuzena,  Tochter 
des  Wojwoden  in  der  Moldau  und  Walachei  Johann.  —  Peter  IL  v.  Esto- 


106  GRAFEN  V.  ESTERIIAZY-GALANTHA. 

ras,  Comes  Siniigicnsis,  1 269  oberster  Slallineisler  des  Künigreiehs  Ungarn, 
auch  Königs  Sleplian  V.  oberster  Feldherr,  geblieben  1276;  Gemahlin:  Mag- 
dalene  de  Gyleth  aus  fiirsthcheni  Geschlechtc.  —  Benedict  I.  v.  Estoras, 
1320  obersler  Truehsess  des  Königreichs  Ungarn,  gest.  1350;  Gemahlin: 
lladegundis  v.  Slibor.  —  Andreas  II.  v.  Estoras,  Comes  in  Tolna,  Königs 
Ludwig  I.  General,  war  noch  1356  im  Felde;  Gemalilin:  Agnes  v.  Ilozgon, 
Tochter  des  Ladislaus  v.  Rofgon,  Herzogs  zu  Oppeln  und  Palatins  in  Un- 
garn. —  Georg  II.  v.  Estoras,  als  Kriegsheld  berühmt,  und  in  einem  späte- 
ren kais.  Diplome :  Terror  hostium  genannt,  oberster  Feldherr  im  Heere  des 
Königs  Sigismund,  geblieben  bei  Nicopolis,  als  er  dem  vom  Feinde  last  ganz 
umrungenen  König  das  Leben  rettete;  Gemahlin:  Margaretha  Gräfin  v.  Wert- 
haim  aus  Franken.  —  Nigolaus  I.  v.  Estoras  de  Galant  ha,  Comes  Alben- 
sis,  der  Könige  Sigismund  und  Albert  Kämmerer  und  Rath,  erhielt  1421 
vom  Kaiser  Sigismund  Schloss  und  Herrschaft  Galantha  im  Press!) urger 
Comilat,  von  welchem  noch  das  ganze  Geschlecht  den  Namen  führt;  Ge- 
mahlin: Ursula  de  Gara  oder  Garai,  Tochter  des  Palatins  in  Ungarn,  Nicolaus 
de  Gara,  lebte  noch  1449.  —  Franz  III.  v.  Estoras,  Baro  de  Galantha,  Co- 
mes Albensis,  war  1460  Königs  Matthias  Corvinus  in  Ungarn  Reichsschatz- 
meister; Gemahlin:  Ursula  v. Erdöd  de  Monte  Claudio.  —  Stephan II. v. Esto- 
ras, Baro  de  Galantha,  Königs  Uladislaus  und  Ludwig  in  Ungarn  Feldoberster, 
•geblieben  1526  bei  Mohacs;  Gemahhn:  Catharine  Priny,  Schwester  des  Pala- 
tins Emerich  Priny.  -  Martin  v.  Estoras,  Baro  v.  Galantha,  gest.  1 540,  führte, 
da  durch  die  Verheerungen  der  Türken  die  Besitzungen  sehr  gelitten,  ein  stil- 
les Privatleben;  Gemahhn:  Anna  Gyulaffy  v.  Bathot.  —  Benedict  IL  Estorasi 
V.  Galantha,  gest.  2.  Sept.  1576;  Gemahlin:  Susanna  Bessenyei,  Tochter  des 
k.  Obersten  und  Commandanten  zu  Comorn  Stephan  B.,  venu.  6.  Febr.  1560. 

—  Franz  IV.  Esterhäzy,  oder  ab  Estoras  de  Galantha,  geb.  1563,  gest.  7.  März 
1595,  kön.  ungar.  Hofrath ;  Gemahlin :  Sophia  Illyeshazy,  gest.  19.  März  1 599. 

—  Daniel  L,  Paul  HL  \md  Niclas  IL,  Gebrüder  Esterhüzy:  Stifter  der  drei 
Haupllinien  des  Geschlechts.  Daniel  I.  gründete  die  ältere  oder  erste 
Hauptlinie  zu  Gzessnek,  Paul  HL  die  mittlere  oder  zweite  zu  Zo- 
lyom,  oder  Alt  so  hl  und  Niclas  IL  die  jüngere  oder  dritte,  fürst- 
liche, zu  F r a k n 0  oder  Forchtenstein,  und  die  wieder  von  dieser  ent- 
sprungene jüngere  gräfliche  Nebenhnie  zu  Papa.  Diese  Eintheilung  in  drei 
Hauptlinien  ist  so  lange  gewöhnlich  gewesen,  bis  dieselbe  in  neuester  Zeit, 
wie  unten  bei  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  angegeben  ist,  etwas  ver- 
ändert wurde.  Da  jedoch  für  die  Geschichte  der  Familie  die  genannten  drei 
Haupllinien  sehr  wichtig  sind,  so  dürfte  über  dieselben  Nachstehendes  ganz 
am  Platze  sein. 

Die  älteste  gräfliche  Hauptlinie  in  Czessnek  wurde,  wie  angegeben, 
vcn  Daniel  L  Esterhäzy ,  Baro  de  Galantha,  gegründet.  Derselbe,  zweiter 
Sohn  des  Franz  IV.  Esterhäzy,  geb.  1580,  gesL  1654,  kön.  hungarischer 
Stalthalterei-Rath,  halte  sich  1614  verm.  mit  Judith  Rumi,  aus  altadeligeni 
Geschlechle.  Von  20  Kindern  wuchsen  8  Söhne  und  eine  Tochter  gross, 
und  vier  der  Söhne,  Johann  HL,  Sigismund  IL,  Emerich  und  Michael,  hatten 
männhche  Nachkommen,  und  theilten  sonach  die  Linie  in  vier  Zweige. 
Johann  HL,  ältester  Sohn  des  Daniel,  gest.    1690,  k.  k.  Kämmerer,  Ge- 


TRAFEN  V.  ESTERHAZY-GALANTHA.  107 

iioral  elc,  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I.,  17.  Nov.  1683,  mit  seinen  Nach- 
kommen und  Agnaten  in  den  Grafenstand  erhoben,  und  von  demsell^en 
stammte  aus  der  Ehe  mit  Maria  Magdalene  v.  Ocskai  ein  Sohn,  Graf  Franz, 
gest.  1742,  kön.  ungar.  Statthalterei-Rath,  und  des  Weissenburger  Comi- 
tals  Obergespan,  verm.  in  zweiter  Ehe  mit  Elisabeth  Gräfin  Prinyi,  aus  wel- 
cher Ehe  Graf  Daniel  V.  entspross,  welcher  1775  ohne  Nachkommen  starb. 
—  SiGisMUND  IL,  Daniels  vierter  Sohn,  gest.  1690,  k.  k.  Rath  und  Oberst, 
war  verm.  mit  Emerentiana  Freiin  v.  Balassa ,  und  aus  dieser  Ehe  stammte 
Graf  Peter  III.,  verm.  mit  Christiana  Török  v.  Telekes.  Von  den  drei  Söh- 
nen desselben  starben  Stephan  und  Peter  der  Jüngere  unvermählt ,  Eme- 
rich  der  Jüngere  aber  widmete  sich  dem  geistlichen  Stande,  und  starb  1762 
als  Bischof  zu  Neutra ,  und  als  der  Letzte  seines  Zweiges.  —  Emerich  III., 
Daniels  siebenter  Sohn,  gest.  1669,  k.  k.  Rittmeister,  war  mit  Judith 
v.  Bucsani  vermählt,  und  der  Sohn  desselben,  Caspar,  geb.  1663,  gest. 
1  724,  zuerst  k.  k.  Oberst-Lieutenant,  später  k.  k.  Kämmerer  und  kais.Ralh, 
verm.  mit  Judith  Revai,  pflanzte  den  Stamm  durch  einen  Sohn,  Georg,  fort, 
welcher  letztere  aber  1736  ohne  Nachkommen  starb.  Michael,  Daniels 
fünfter  Sohn,  hat  die  Hauptlinie  zu  Czessnek  dauernd  fortgepflanzt.  Derselbe, 
gest.  1686,  k.  k.  Kämmerer  und  General-Feldzeugmeister,  hinterliess  aus 
erster  Eiie  mit  Maria  Darabos  v.  Nädasd,  verm.  1665,  gest.  1668,  zwei 
Sohne,  Daniel  III.  und  Ladislaus.  Die  Nachkommenschaft  des  Letzteren  ist 
im  dritten  Gliede  erloschen,  Ersterer,  Daniel  III.,  vermählte  sich  mit  Ghri- 
sliana  Freiin  v.  Cziräki,  und  aus  dieser  Ehe  stammte  ein  einziger  Sohn,  Jo- 
hann VI.,  k.  k.  Kämmerer,  wirkt.  Geh.  Rath,  Kronhüter  im  Königreich  Un- 
garn, verm.  1742  mit  Barbara  Gräfin  Berenyi,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne, 
Daniel  VI.  und  Emerich  VII.  den  Stamm  fortsetzten.  Die  Nachkommenschaft 
des  Ersteren  erlosch  im  zweiten  Ghede,  von  Emerich  VII.  aber,  gest.  2.  Juni 
1792,  k.  k.  wirkt.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  verm.  mit  Maria  Anna  Gräfin 
v.  Abensperg  und  Traun,  entsprossen  drei  Söhne :  Joseph,  Johann  und  Eme- 
rich. Von  dem  Ersteren,  Joseph,  stammt  das  jetzige  Haupt  der  jüngeren 
Linie  des  Hauses  Czessnek  (s.  unten). 

Die  zweite  gräfliche  Hauptlinie  zu  Zolyom  oder  Altsohl  gründete, 
wie  erwähnt,  der  dritte  Sohn  des  Franz  IV.  Esterhäzy,  Paul  III.,  geb.  1581, 
gest.  1641,  k.  k.  Hof-Kriegsrath,  k.  Vice-General  in  Ungarn  etc.,  vermählt 
in  zweiter  Ehe  mit  Eva  Maria  Freiin  v.  Viczay,  gest.  1649.  Der  jüngere 
Sohn  aus  dieser  Ehe  war  Alexander  ,  geb.  1635,  gest.  1679,  Erbherrin 
Zolyom,  des  Zohenser  Comitats  Obergespan,  venu.  1659  mit  Ehsabetli 
Freiin  v.  Moroczi,  gest.  1680.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Stephan  V.,  geb. 
1663,  k.  Rath  und  des  Zolienser  Comitats  Erb-Obergespan ,  verm.  in  zwei- 
ler Ehe  mit  Maria  Gräfin  Esterhäzy,  und  der  Sohn  aus  dieser  Ehe,  Johann, 
kais.  Rath,  vermählte  sich  1723  mit  seiner  Verwandten,  Maria  Gräfin  Ester- 
hazy.  Der  Sohn  des  Letzteren  war  Graf  Carl,  geb.  1725,  k.  k.  General- 
Feldwachtmeister,  venu.  1748  mit  Amahe  Gräfin  v.  Limpurg-Styrum,  aus 
welcher  Ehe  drei  Söhne  stammten:  Casimir,  geb.  1748,  des  Szolnoker  Co- 
mitats Obergespan,  verm.  1775  mit  Barbara  Gräfin  v.  Cästiglioue,  Johann, 
geb.  1750,  verm.  mit  Agnes  Gräfin  v.  Banfl*y,  und  Carl,  geb.  1754,  verm. 
1784  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Festetics.    Die  Nachkommen  der  Grafen  Jo-* 


108  GRAFEN   V.   ESTi:KHAZV-(iALANTHA. 

liann  und  llarl  liinleii  sicli  imlcn  als  jelzijrc  (iliedor  des  llaiisos  Allsohl  an- 
gegeben, die  Naclikoinnien  Casimirs  aber  bilden  die  jetzige  ältere  Linie  des 
Hauses  Czessnek,  ohne  dass  in  der  betrelFenden  Literatur  der  Grund  dieser 
Abweichung  klar  wird. 

Die  dritte  grälliche,  nun  i'ürstlielu;  Linie  zu  Frakno,  oder 
Forch  tens  tein  stiftete,  wie  angerührt,  Nicolaus  IL,  des  Franz  IV.  Ester- 
bazy  jüngster  Soim,  gcd).  5.  Dee.  1587,  gest.  11.  Sept.  1045,  Herr  zu 
Frakno,  Palalinns  des  Königreielis  Ungarn,  in  zweiter  Ehe  verni.  3.  Juli 
1624  mit  Christina  Gräfin  Nyari  de  Bedegh,  geb.  Sl.Oct.  1604,  gest. 
17.  Febr.  1641.  Aus  dieser  Ehe  stammten  zwei  Söhne:  Paul  IV.  uml 
Franz.  Ersterer  gründete  die  fürstliche  Linie,  Lelzterer  die  jiingere  gräf- 
liche Linie  zu  Frakno.  Paul  IV.  wurde  venu  Kaiser  L(H»|)old  L,  7.1)ec.  1687, 
in  den  Reichsfürstenstand  erhoben,  und  die  Reihe  der  Fiirsten  ist  von  ihm 
absteigend  folgende  gewesen :  Joskph  Anton  ,  Niglas  Joseph  ,  Paul  Anton, 
Nicolaus  und  Paul  Anton,  jetziges  Haupt  des  fürstliclien  Hauses.  —  Der 
Stifter  der  Jüngern  grällichen  Linie  zu  Frakno,  Franz,  geb.  17.  Jan.  1641, 
gest.  16.  Oct.  1683,  k.  k.  wirkt.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  General  der  Ca- 
vallerie,  Avar  in  zweiter  Ehe  verm.  15.  Nov.  1670  mit  Calhariua  Gräfin 
V.  Toköly.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Franz  (der  Aeltere  genannt),  geb. 
19.  Juni  1682,  gest.  1758,  k.  k.  wirkl.  Geh.  Rath,  Gcneral-Feldmarschall, 
in  erster  Ehe  verm.  17.  Juni  1710  mit  IMaria  Sidonia  Gräfin  v.  Pälfly,  geb. 
1.  April  1690,  gest.  3.  April  1743.  Der  erstgeborne  Sohn  aus  dieser  Ehe 
setzte  dauernd  die  Linie  fort.  Derselbe  war  Nigolaus,  geh.  1711,  gest. 
27.  Juni  1764,  k.  k.  wirkl.  Geh.  Rath,  Kronhüter  im  Königreich  Ungarn, 
k.  k.  Botschafter  etc.,  verm.  28.  Dec.  1744'mit  Maria  Anna  Christ,  Adop- 
tivtochter des  Johann  Theodor  Fürsten  v.  Lul)omirsky,  geb.  1728,  gest. 
15.  Aug.  1771.  Aus  dieser  Ehe  entspross  Johann,  geb.  1747,  k.  k.  Käm- 
merer etc.,  verm.  1771  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  PjUfTy,  geb.  28.  Dec.  1747, 
und  der  Sohn  desselben  ist  das  jetzige  Haupt  des  älteren  Zweiges  der  jün- 
geren Linie  des  Hauses  Forchtenstein,  Graf  Nicolaus  Maria  Johann. 

In  neuester  Zeit  wird  das  Haus  Esterhäzy-Galantha  in  vier  Häuser, 
das  Haus  Forchtenstein,  H a  1 1  e w y l ,  A 1 1 s o h  1  und  Czessnek  ge- 
lheilt. Das  Haus  Forchtenstein  zerfällt  in  zwei  Linien,  die  ältere,  fürst- 
liclie,  und  die  jiingere,  gräfiiche,  welche  letztere  sich  m  einen  älteren 
und  jüngeren  Zweig  spaltet.  Das  Haus  Hallewyl  und  das  Haus  All- 
sohl ergeben  keine  Unterabtheilungen ,  das  Haus  Czessnek  aber  thedt 
sich  in  eine  ältere  und  eine  jiingere  Linie.  —  Die  Ahnentafeln  für  die 
jetzigen  Glieder  des  älteren  Zweiges  der  jüngeren  Linie  des  Hauses  Forch- 
lenstein,  des  Hauses  Altsohl  und  des  Hauses  Czessnek  sind  aus  den  vor- 
stehenden Mittheilungen  leicht  zusammen  zustellen.  Es  sind  dieselben 
fclgende:  A  elter  er  Zweig  der  jüngeren  Linie  des  Hauses 
Forchtenstein:  Franz  IV.  Esterhazy ;  Gemahlin:  Sopliie  Illyeshazy.  — 
Nicolaus  IL ;  zweite  Gemahlin :  Christiana  Gräfin  v.  Nyari  de  Bedegh.  — 
Franz  ;  zweite  Gemahlin  Catharina  v.  Tököly.  —  Franz  (der  Aeltere  ge- 
nannt);  erste  Gemahlin:  Maria  Sidonie  Gräfin  v.  Palffy.  —  Nicolaus;  Ge- 
mahUn:  Maria  Anna  Christ,  Adoi)tivtochter  des  Johann  Theodor  Fürsten 
V.  Lubomirsky.  —  Johann  ;  Gemaiilin :  Maria  Anna  Gräfin  v.  Pallly.  —  Nico- 


GMAFEN  V.  ESTERHÄZY-GALAINTHA.  1  09 

LAUS,  jetziges  Haupt  dos  älteren  Zweiges  iler  jüngeren  l.inie  des  Hauses 
Forclitenslein.  —  Haus  Altsolil.  Alexander,  Freiherr;  Genialilin:  Elisa- 
beth Freiin  v.  Moroczi.  —  Stephan  V.,  Graf;  zweite  Oeniahhn :  Maria  Grafin 
Zichy  V.  VasonkO.  —  Johann,  Herr  auf  Altsohl;  Gemahlin;  Maria  Magdalene 
Gräfin  Esterhazy.  —  Carl,  Herr  auf  Zolyoni  und  Altsolil;  Gemahhn:  Maria 
Anialie  Gräfin  v.  Lnnpurg-Styrum.  —  Casimir,  Herr  auf  Altsohl;  Gemahlin: 
Barbara  Gräfin  v.  Castiglione,  geb.  21.  Febr.  1755,  gest.  6.  Febr.  1842. 
—  Johann  Nepomuk  Casimir,  geb.  11.  Febr.  1774,  gest.  17.  Aug.  1829, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst;  Gemahlin:  Josephe  Gräfin  Esterhazy,  geb. 
27.  Juni  1777,  verm.  19.  Mai  1801,  gest.  3.  Dec.  1843.  —  Casimir, 
jetziges  Haupt  des  Hauses  Altsohl. —  Haus  Cz essnek:  Aeltere  Linie. 
Stephan  V.,  Johann,  Carl  (s.  die  vorstehende  Ahnentafel  des  Hauses  Alt- 
sohl).—  Johann  Nepomuk,  geb.  1750,  gest.  23.  Febr.  1840;  Gemahhn: 
Agnes  Gräfin  BanlTy,  gest.  14.  Sept.  1831.  —  Franz,  jetziges  Haupt  der 
älteren  Linie  des  Hauses  Czessnek.  —  Jüngere  Linie.  Johann  IV. ;  Ge- 
mahlin: Barbara  Gräfin  Bcrenyi.  —  Emerich  VII. ;  Gemahhn:  Maria  Anna 
Gräfin  v.  Abensperg  und  Traun.  —  Joseph,  geb.  1.  Nov.  1760,  gest.  mn 
1830,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Batli,  Hofrath  der  ungarischen  Hofcanzlei  und 
Obergespan  des  Zempliner  Comitats;  Gemahlin:  Therese  Gräfin  v.  Zierotin, 
gest.  31.  Mai  1800.  —  Joseph,  jetziges  Haupt  der  jüngeren  Linie  des  Hau- 
ses Czessnek.  —  Die  Ahnentafeln  des  jüngeren  Zweiges  der  jüngeren  Linie 
des  Hauses  Forchtenstein,  sowie  die  des  Hauses  Hallewyl  liegen  vollständig 
nieht  vor,  und  selbst  der  gründliche  W^issgrill  hilft  nicht  aus.  Bekannt  ist 
nur,  dass  vom  Grafen  Joseph,  geb.  24.  Nov.  1791,  gest.  12.  Mai  1847,  k. 
k.  Kämmerer,  Herrn  der  Herrschaften  Landschütz  und  Wartberg,  verm. 

15.  Sept.  1817  mit  Maria  Leopoldine  Fürstin  v.  Metternich,  gest.  20.  Juli 
1820.  Graf  Michael,  das  jetzige  Haupt  des  jüngeren  Zweiges  der  jüngeren 
Linie  des  Hauses  Forchtenstein  —  und  vom  Grafen  Valentin  Philipp  Cas- 
par, geb.  26.  März  1786,  gest.  3.  April  1838,  verm.  7.  Jan.  1812  mit 
Maria  Anna  Jose})he  Gräfin  Weissenwolf,  geb.  16.  Nov.  1795,  jetzt  Wittwe, 
Graf  Valentin  Ladislaus  Ferdinand  ,  jetziges  Haupt  des  Hauses  Hallewyl, 
stammt. 

Der  jetzige  Personalbestand  des  gesammten  gräflichen  Hauses  Ester- 
hazy, Avelcher  sich  genau  an  vorstehende  Angaben  anschliesst,  ist  folgender: 

Haus  Forchtenstein:  Jüngere  Linie.  Aeltere r  Zweig. 
Graf  NICOLAUS  Maria  Johann  —  Sohn  des  Grafen  Johann  —  geb.  1.  Juni 
17  75,  Erbgraf  zu  Forchtenstein ,  Herr  zu  Csäkvär,  Dotis,  Gesztes,  Päpa, 
Ugod,  Devecser  und  Mezzölak,  k.  k.  Kämmerer  und  wirkl.  Geh.  Rath,  verm. 
1.  Juni  1799  mit  Maria  Franziska  Bomana  Marquise  Roisin,  geb.  24.  Jan. 
1778,  gest.  9.  Dec.  1845.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  einer  Tochter, 
Gräfin  Maria  Anna  Dorothea,  geb.  28.  Nov.  1802,  drei  Söhne:  Graf  Nico- 
laus Franz  Maria  Alexander,    geb.  8.  Febr.  1804,    k.  k.  Kämmerer,  verm. 

16.  Febr.  1833  mit  Maria  Reichsgräfin  zu  Pleltenberg-Mielingen  —  Toch- 
ter des  Grafen  Maximilian  Friedrich  und  Letzte  ihres  Stammes  (s.  Bd.  IL 
S.  210)  —  geb.  22.  März  1809,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  entsprossen 
sind,  die  Grafen:  Paul  Nicolaus  Maria,  geb.  10.  Juni  1834,  Maximilian  Ernst 
Maria,  geb.  14.  Mai  1837,  und  Nicolaus  Paul  Maria  Hubert,  geb.  5.  Dec. 


110  r.RAFEIH  V.  KSTKHHAZY-GALANTHA. 

1839,  —  Graf  Paul  Maria  Franz  Wolfgancf,  geh.  30.  Od.  1806,  k.  k. 
Käinmorer  —  und  drai'  äIoritz  Nicolaus  Maria  Joseph  Phili|»i>  Felix,  geh. 
23.  SejiL  1809,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Ralh,  aiisserordentl.  Gesandter 
und  hevollm.  Minister  am  päpslliclien  Hofe  zu  Rom. 

Jüngerer  Zweig.  Graf  MICHAEL  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  — 
geh.  19.  Nov.  1794,  Herr  der  Herrschaft  Tallos,  k.  k.  Kännnerer,  verni. 
I.Mai  1817  mit  Sophie  Freiin  op  dem  Ilamme,  genannt  v.  Schopping, 
verw.  Gräfin  v.  Fünfkirchen  (s.  Bd.  I.  S.  254),  geh.  4.  Aug.  1780,  gest. 
15.  Aug.  1844.  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Michael,  dem 
Grafen  Joseph,  geb.  24.  Nov.  1791,  gest.  12.  Mai  1847,  Herrn  der  IleiT- 
scliaflen  Landschütz  und  Wartberg»  k.  k.  Kämmerer,  lel)t  die  zweite  Ge- 
mahlin und  Wittwe,  Helene  Bezobrazoff,  verm.  im  Juli  1841.  —  Der 
lebende  Bruder  des  Grafen  Michael  ist  Graf  Carl,  geb.  3.  Nov.  1799,  Herr 
zu  Frakno,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Ralh,  verm.  4.  Jan.  1820  mit  Antonia 
Freiin  v.  Perönyi,  gest.  23.  April  1847,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  ent- 
sprossen sind,  die  Grafen:  Anton,  geb.  3.  Oct.  1820,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  im  Mai  1848  mit  Vera  Fürstin  v.  Trubetzkoi,  Franz,  geb.  12.  Oct. 
1823,  k.  k.  Major  in  d.  A.,  und  Ernst,  geb.  18.  Jan.  1826. 

Haus  Hallewyl.  Graf  VALENTIN  Ladislaus  Ferdinand  —  Sohn  des 
Grafen  Valentin  Philipp  Caspar  —  geb.  28.  Jan.  1814,  k.  k.  Kämmerer, 
ausserordentl.  Gesandter  und  bevollm.  Minister  am  kaiserl.  russ.  Hofe  zu 
St.  Petersburg.  —  Die  Mutter  desselben  ist  Maria  Anna  Josephe  Gräfin 
V.  Weissenwolff —  Tocliter  des  Grafen  Ferdinand  (s.  Bd.  II.  vS.  656)  — 
geb.  16.  Nov.  1795,  verm.  7.  Jan.  1812,  Wittwe  seit  3.  April  1838.  — 
Die  beiden  Geschwister  des  Grafen  Valentin  Philipp  Caspar  sind:  Gräfin 
Marl\  Anna  Elverida  Ursula,  geb.  10.  Febr.  1791,  verm.  6.  Sept.  1813 
mit  Carl  Ludwig  Vicomte  v.  Fribert,  und  Graf  Ladislaus  Heinrich  Valentin, 
geb.  12.  JuH  1797,  Herr  der  Herrschaft  Grodeck  und  mehrerer  anderen  in 
Russland. 

Haus  AltsohL  Graf  CASIMIR  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Nepo- 
muk  Casimir  —  geb.  1805,  Herr  der  Hen-schaften  Diirda  und  Gattendorf, 
k.  k.  Kämmerer,  verm.  in  erster  Ehe  28.  Aug.  1833  mit  Leopoldine  Gräfin 
Szap^iry,  geb.  29.  Juni  1806,  gest.  12.  März  1838,  und  in  zweiter,  19.  Juli 
1842,  mit  Maria  Henriette  Aspasl\  Freiin  v.  Montval,  geb.  29.  Sept.  1804. 
Aus  der  ersten  Ehe  stammen  drei  Töchter,  die  Gräfinnen :  ]\Iarl\  Anna,  geh, 
31.  Mai  1834,  Helene,  geb.  30.  Juni  1835,  und  Sophie,  geb.  im  Nov.  1836. 
Aus  der  zweiten  Ehe  lebt  Graf  Daniel  Peter  Casimir  Johann  Nei)omuk  Jo- 
seph Anton  Eustachius,  geb.  4.  JuH  1843.  —  Die  Schwester  des  Grafen 
Casimir  ist  Gräfin  Franziska,  geb.  16.  April  1804,  venn.  16.  Aug.  1824 
mit  Peter  Grafen  PejAcsevich.  —  Von  dem  Bruder  des  Grossvaters  Casimir 
(s.  die  betreflende  Ahnentafel),  dem  Grafen  Carl,  geb.  1759,  Herrn  von 
Galantha  und  Diöszegg,  lebt  die  Wittwe  des  Sohnes,  des  Grafen  Vincenz, 
geb.  1781,  gest.  19.  Oct.  1835,  k.  k.  Kämmerers,  General-Majors  und  Bri- 
gadiers: Maria  Sophie  Fürstin  von  und  zu  Liechtenstein,  geb.  5.  Sept.  1798, 
verm.  4.  Aug.  1817,  Obervorsteherin  des  Wiener  Damenvereins.  Von  des 
genannten  Grossvaters  zweitem  Bruders  Sohn,  dem  Grafen  Carl  Johann, 
gest.  1834,  k.  k.  Kämmerer,  lebt  die  Wittwe:    Rosine  Gräfin  Festetics 


GRAFEN  V.  ESTERHAZY-GALANTHA.  ttl 

V,  Tulna,  geb.  1790,  und  von  dem  aus  letzterer  Ehe  stammenden  Sohne, 
dem  Grafen  Albert,  geh.  1813,  gest.  27.  Dec.  1845,  Herrn  der  Herrschaf- 
ten Zelez,  Megyer  und  Visk,  k.  k.  Kämmerer,  lebt  ebenfalls  die  Wittwe: 
Maria  Gräfin  v.  Apponyi,  geb.  3.  Sept.  1821,  venu.  8.  Sept.  1843,  wieder 
venu.  7.  Juni  1852  mit  Victor  Freiherrn  v.  Wenkheim. 

Haus  Gzessnek.  A eitere  Linie.  Graf  FRANZ  —  Sohn  des 
Grafen  Johann  Nepomuk  —  geh.  16.  März  1779,  k.  k.  Kämmerer,  Herr 
der  Herrschaften  Szombathhely,  Gzessnek,  Sasrosd,  Pressing,  Gyula,  Obräzso, 
Mots  etc.,  venu,  in  erster  Ehe  mit  Josephine  Gräfin  Batthyäny,  geb.  1789, 
gest.  15.  Sept.  1831,  und  in  zweiter,  14.  Juni  1837,  mit  Felicia  Gräfin 
Sigray.  —  Die  fünf  Brüder  des  Grafen  Franz,  neben  einer  Schwester,  Grä- 
fin JosEPmNE,  geb.  12.  Juli  1787,  sind:  Graf  Alois,  geb.  19.  Febr.  1780, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst- Lieutenant  in  d.  A.,  verm.  20.  Mai  1818  mit 
Johanna  Gräfin  v.  Batthyany  —  Tochter  des  Grafen  Johann  Nepomuk,  Schar- 
fensteiner  Linie  (s.Bd.L  S.  54)  —  geb.  1797.  —  Graf  Georg,  geb.  21.Juh 
1781,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Bath  und  Oberst-Stabelmeister,  verm.  29.  Sept. 
1808  mit  Caroline  Gräfin  Praschma  —  Schwester  des  Grafen  Friedrich 
(s.  Bd.  H.  S.  217)  —  geb.  17.  April  1790,  gest.  2.  April  1846,  aus  wel- 
cher Ehe  zwei  Söhne  und  eine  Tochter  leben.  Die  beiden  Söhne  sind: 
Graf  Georg  Alexander,  geb.  14.  Juh  1811,  k.  k.  Kämmerer,  seit  25.  Jan. 
1849  ausserordentl.  Gesandter  und  bevollm.  Minister  am  kön.  spauischen 
Hofe  zu  Madrid,  verm.  7.  Oct.  1847  mit  Luise  Franziska,  des  Herzogs  Anna 
Ludwig  Ferdinand  v.  Rohan-Chabot  Tochter,  geb.  23.  Juni  1824,  aus  wel- 
cher Ehe  Graf  Georg  Ludwig  Fortunatus  Carl  Joseph,  geb.  20.  Juh  1848, 
stammt,  —  und  Graf  Carl,  geb.  1.  Oct.  1820,  die  Schwester  aber  ist  Gräfin 
Stephanie,  geb.  20.  Aug.  1812.  —  Graf  Michael,  geb.  9.  Febr.  1783, 
verm.  19.  April  1817  mit  Antonia  Freiin  v.  Scbröffl-Mannsberg,  aus  wel- 
cher Ehe  drei  Söhne  und  vier  Töchter  entsprossen  sind,  die  Grafen  Stephan, 
geb.  19.  Oct.  1822,  Anton,  geb.  25.  Mai  1825,  und  Franz,  geb.  13.  März 
1829,  und  die  Gräfinnen  Agnes,  geb.  19.  Febr.  1818,  verm.  6.  Juni  1846 
mit  Don  Augusto  aus  dem  fürstlichen  Hause  Buspoh,  Seraphine,  geb.  8.  Aug. 
1820,  verm.  12.  Dec.  1843  mit  Ludwig  Baron  Lo  Presti,  Franziska,  geb. 
19.  Jan.  1831,  und  Sarolta,  geb.   8.  Oct.  1834,  —  Graf  Dionys,  geb. 

7.  März  1788,  verm.  1824  mit  Caecilie  Gräfin  v.  Haller,  aus  welcher  Ehe 
die  drei  Grafen  Johann  Nepomuk,  geb.  23.  März  1825,  Michael,  geb.  28. Mai 
1826,  und  Kolomann,  geb.  1831,  und  Gräfin  Agnes,  geb.  12.  März  1828, 
verm.  mit  Albert  Freiherrn  v.  Bänffy,  leben,  —  und  Graf  Ladislaus  ,  geb. 
29.  Juni  1790,  k.  k.  Kämmerer  und  Hof- Bath  bei  der  vormaligen  sieben- 
bürgischen  Hofcanzlei. 

Jüngere  Linie.    Graf  JOSEPH  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  geb. 

8.  Mai  1799,  verm.  1823  mit  Bosalie  Freiin  v.  Barthodiosky.  —  Die  bei- 
den Schwestern  desselben  sind:  Gräfin  Anna  Maria,  geb.  9.  Nov.  1797, 
verm.  1832  mit  Anton  Conrad  Freiherrn  v.  Manndorf,  und  Therese,  geb. 
18.  Aug.  1800,  verm.  22.  Aug.  1825  mit  Joseph  Freiherrn  v.  Bartho- 
diosky, Wittwe  seit  15.  Juni  1828.  —  Von  dem  Bruder  des  Vaters,  dem 
Grafen  Emerich,  geb.  6.  Dec.  1763,  gest.  21.  Mai  1838,  k.  k.  Kämmerer, 
stammen  aus  der  Ehe  mit  Therese  v.  Palaghi  vier  Söhne  und  zwei  Töchter. 


112 


(;RAFKN  V.  KYBEN. 


Die  Söhne  sind  (\vi\[  P\n, ,  geh.  1.  Jan.  1804,  k.  k.  Ritlnioistcr  in  d.  A., 
vonn.  H).  Miiiz  1835  mit  Axtonm-:  Oriilin  Viczay  —  Tochlcr  des  Grafen 
Franz  (s.  unten  den  ])elreirend<Mi  Arlikel),  geb.  5.  Febr.  1812,  aus  welcher 
Ehe  Ciraf  Emkuic.ii,  ^eb.  im  .luli  1840,  und  die  Orälinnen  Amalie,  geb. 
20.  März  1831),  Angklica,  geb.  21.  Nov.  1841,  und  Axtome,  geb.  6.  März 
1848,  leben,  —  Graf  Emkuic.h  ,  geb.  1808,  k.  k.  Ritlmeisler  in  d.  A.,  — 
Graf  ALEXAisnKH,  g(;b.  1810,  k.  k.  Oberst-Liculenant  —  und  Graf  Ladislaus, 
geb.  1812,  k.  k.  Kännnerer  und  Rillmeister  in  d.  A.,  verm.  9.  Juli  1842 
mit  Elisabeth  Freiin  v.  Orczy,  geb.  23.  Ai)ril  1822,  aus  welcher  Ehe  Graf 
Andor  llnberl  31aria  Ladislaus,  gel).  23.  Febr.  1846,  und  Gräfin  Alice  Maria 
Elisabeth,  geb.  17.  Dec.  1850,  entsprossen  sind.  —  V^on  den  beiden  Töch- 
tern des  Grafen  Emerich  hatte  sich  Gräfin  Angelica,  geb.  1813,  am  7.  Juli 
1834  niit  Adalbert  Grafen  Laczanzki  (s.  unten  den  betreflenden  "Artikel)  ver- 
mählt, ist  aber  seit  30.  Ocl.  1839  Willwe,  und  Gräfin  Carollne,  geb.  1815, 
ist  mit  Eduard  Grafen  v.  Rüdiger  (s.  Rd.  11.  S.  318)  vermählt. 


Grafen  v.  Eyben. 

iTutl^eriffi).  iittci-hlenburg. 

Besitz:  Das  RiUergiU  Ruheihal. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  rcclitsselicnder,  ansgebreiteler,  seliwar- 
zcr  Adler.  Zwischen  den  Kliigehi  wächst  an  jeder  Seile  der  Brust  an  einem  lan- 
gen Stiele  ein  grünes  dreihlütleriges  Kleeblatt  empor  und  der  Kopf  ist  mit  drei 
Nadeln  mit  Kuppen  besteckt.  Auf  dem  Schilde  steilen  drei  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  trägt  zwei  gewundene  von  Blau  und  Gold  (juer  getheilte  RütTelshörner,  der 
mittlere    den  Adler  des  Schildes  aufwachsend  (Helm  des  Stammwappens),  und  der 


GRAFEN  V.  EYBEN.  1  13 

linke  einen  die  Sachsen  einwärlskehrenden,  blauen  Adlersflügel.  Den  Schild  hält 
rechts  ein  geharnischter  Hitter  mit  geschlossenem  Visir,  welcher  mit  der  Hechten 
eine  Lanzenstange  nach  einwärts  auf  den  Boden  stemmt,  an  welcher  oben  nach 
auswärts  eine  rothe,  ganz  mit  einem  breiten  silbernen  Kreuze  bezeichnete  Fahne 
weht,  deren  Mitte  mit  dem  Kopfe  des  Adlers  im  Schilde  belegt  ist.  Links  hält 
den  Schild  ein  auswärtsseliender,  natiirlicher  Löwe  mit  einer  gleichen  Lanzenstange 
und  mit  blauer  Fahne  in  der  linken  Vorderpranke.  Wie  beschrieben ,  giebt  dieses 
Wappen  das  mit  so  grosser  Sorgfalt  redigirte  meklenburgische  Wappenbuch,  Tab. 
XIV.  No.  52.  —  Der  Adler  auf  dem  Helme  des  Stammwappens  kommt  auch  ganz 
und  nicht  nur  aufwachsend  vor.  Das  dan.  W.-B.  L  134  giebt  an  :  „En  udenlandsk 
Slägt,  som  i  dette  Aarhundrede  er  kommet  til  Holsteen,  og  derfra  til  Dannemark. 
Vaabenet  er  i  guld  Feldl  en  sort  Orn  med  udslagne  Vinger  of  Fedder,  bärende  paa 
Hovedet  tre  Som,  og  ligesaa  paa  Gver  af  Vingcrne;  ligesaa  paa  Hielmen",  und 
demgemäss  ist  Tab.  XXIV,  14  das  Wappen  abgebildet. 

Altes,  soviel  bekannt  ist,  ostfriesisches  Adelsgeschlecht ,  welches  im 
Anfange  des  18.  Jahrhunderts  nach  Holstein,  und  gegen  Ende  desselben 
nach  Meklenburg  gekommen  ist,  wo  das  gräfliche  Haus  jetzt  blüht.  Hajo 
V.  Eyben  war  ostfriesischer  Rath  und  Oberamtmann.  Von  demselben  stammte 
Hulderich.  V.  Eyben  (nach  Gauhe:  Ulrich  v.  Eyben),  dessen  alter  Adel  1680 
vom  Kaiser  Leopold  I.  erneuert  wurde.  Derselbe  wurde  unter  die  unmittel- 
bare Reichsritterschaft  am  Rhein  aufgenommen  und  starb,  als  Jurist  in 
hohem  Ansehen  stehend,  im  Jahre  1699  als  k.  k.  Ralh  und  Reichs-Kammer- 
gerichts-Assessor.  Von  den  Söhnen  desselben  war  Christian  Wilhelm  herz. 
Holstein-Gottorp.  Minister  und  1716  Reichstagsgesandter  zu  Regensburg, 
und  Ulrich  kommt  schon  1710  als  herzogl.  Holstein-Gottorp.  Hof-  und  Ju- 
stitienrath  vor.  —  Was  die  Uebersiedelung  der  Famihe  nach  Meklenburg 
anlangt,  so  wurde  der  kön.  dän.  Geh.  Rath  und  Canzler  des  Obergerichts 
in  Glückstadt,  Adolph  Gottheb  v.  Eyben,  Herr  auf  Lütgenhof ,  1791  in  die 
meklenburgische  Ritterschaft  aufgenommen.  Der  Sohn  desselben,  kön.  dän. 
Gesandter  am  Rundestage  zu  Frankfurt  a.  M.  wegen  der  Herzogthümer  Hol- 
stein und  Lauenburg,  wurde  in  den  dänischen  Grafenstand  erhoben.  Ris 
zum  Jahre  1817  findet  sich  derselbe  in  den  Angaben  über  die  Gesandten 
am  Rundeslage  als  Freiherr,  von  1819  aber  als  Graf  aufgeführt,  und  zuletzt 
wird  derselbe  1825  genannt. 

Der  Sohn  dieses  ersten  Grafen  v.  Eyben  ist  das  jetzige  Haupt  des 
gräflichen  Hauses : 

FRIEDRICH  ADOLPH  GOTTLIER  Graf  v.  Eyben,  Herr  auf  Ruhethal, 
früher  grossherz.  Meklenb.-Strel.  Landrath,  seit  Ostern  1854  aber  Ober- 
landdrost  und  Vorsitzender  der  grossherz.  Meklenb.-Strel.  Landvoigtei  des 
Fürstcnthums  Ratzeburg  zu  Schönberg.  Derselbe  hat  den  Stamm,  soviel 
bekannt  ist,  fortgepflanzt.  —  Die  Schwester  des  genannten  Grafen  ist  mit 
dem  Freiherrn  v.  Pechhn,  früher  kön.  dän.  Gesandten  am  Bundestage,  jetzt 
Gouverneur  des  Herzogthums  Lauenburg,  vermählt.  —  Weiteres  und  Nähe- 
res über  die  gräfliche  Familie  hofll  die  Redaction  in  den  ,, Zusätzen**  geben 
zu  können. 


111. 


114        (;rafkn  fkokrigotti,  «ossi-FEi»Enn;(rni  v.  ochskisfeli). 

Orafen  Federi^otti ,  Bo88i-Federi^otti 
V.  Oelisenfeld. 

In  Tirol  beRüierl. 


"Wappen:  quadrirlcr  Schild  mit  Millelschild.  Im  grünen  Miltelscliild  ein 
quergelegtes,  mit  dem  Mundstück  links  gcriclileles  Hörn  mit  Bund.  1  in  Silber 
ein  rechtsseilender  IMiönix  ;  2  in  Blau  eine  goldene,  aulVechlgestellte  Leier;  3  in 
Blau  ein  gleicher  Merkurstab,  und  4  in  SiH^er  auf  grünem  Boden  ein  grünender 
Baum  und  vor  demselben  ein  einwärlsgekehrtcr  silberner  Ochse.  Auf  dem  Schilde 
steht  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  vier  gekrönte  Helme  erheben.  Der  rechte 
Helm  trägt  einen  schwarzen,  einwärtssehenden  Adler,  der  2.  das  Hörn  des  Miltel- 
schildes,  der  3.  den  Merkurstab  des  dritten,  und  der  4.  die  Leier  des  zweiten 
Feldes.  Helme  und  Schild,  gehalten  von  zwei  goldenen,  auswartssehenden  Löwen, 
umfliegt  ein  Wappcnmantel.  -  Wie  beschrieben,  giebt  dieses  Wappen  das  W.-B. 
der  österr.  Monarchie  VI.  26. 

Die  Grafen  v.  Bossi-Federigotli  (Fedrigolti)  stammen  aus  der  alten 
edlen,  ursprünglich  mailändischen  Familie  Bossi  (Bosi),  welche  sich  1440 
nach  Sacco  hei  Roveredo  in  Tirol  begah  und  die  damals  noch  wenig  be- 
triebene SchilTfahrt  auf  der  Etsch  in  Aufnahme  brachte.  Die  Vermählung 
eines  Gliedes  der  Familie  mit  der  Erbtochter  des  Hauses  Federigotti  führte 
zur  Beilegung  dieses  Namens ,  und  bald  war  der  eigenthche  Name  des  Ge- 
schlechts verdrängt.  Johann  und  Friedrich,  Gebrüder  v.  Bossi-Federigotti, 
erhielten  vom  Kaiser  Carl  VI.,  23.  Jan.  1717,  den  ihnen  zustehenden  alten 
Adel,  mit  Beilegung  des  Prädicates :  v.  Ochsenleld  bestätigt,  und  Josepji 
Maria  Bossi- Federigotti  v.  Ochsenfeld  wurde  mit  seinem  Neflcu,  Johann 
Peter,  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  v.d.  Pfalz  im  Reichsvicariate,  16.  Sept. 
1790,  in  den  Reichsgralenstand  erhoben.  Graf  Johann  Peter,  Vater  zweier 
Söhne ,  der  Grafen  Anton  und  Ludwig  ,  erlangte  vom  Kaiser  Franz  I.  von 
Oesterreich,  14.  März  1827,  unter  Verleihung  des  erbländischen  Grafen- 
standes, die  Bestätigung  der  Aüher  erhaltenen  Reichsgrafenwürde. 


(JRAFEN  V.   FEHHAIU. 


115 


Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 
ANTON  Reichsgraf  Bossi-Federigotti  v.  Ochsenfeld  —  Sohn  des  Gra- 
fen Johann  Peter  —  geh.  17.  Jan.  1797.  —  Vom  Grafen  Ludwig  (s.  ohen), 
geh.  20.  Mai  1799,  gest.  18.  Fehr.  1842,  leben  aus  der  Ehe  mit  Josephe 
Edle  V.  Rosmini,  jetzt  Wittwe,  sechs  Söhne  und  fünf  Töchter,  die  Grafen: 
Joseph,  geh.  18.  Febr.  1830,  Peter,  geb.  4.  Mai  1831,  Friedrich,  geb. 
20.  Oct.  1835,  Philipp,  geb.  14.  Juli  1838,  Alphons,  geb.  4.  Sept.  1839, 
und  Ludwig,  geb.  im  Sept.  1842,  und  die  Gräfinnen;  Johanna,  geb.  im 
Febr.  1828,  verm.  im  Juli  1850  mit  Marquis  Anton  Dondi  dall'  Orologio, 
Therese,  geb.  im  Febr.  1829,  verm.  im  März  1850  mit  Gesar  Marquis  La- 
iatta, Auguste,  geb.  im  Febr.  1833,  Glotilde,  geb.  im  Aug.  1836,  und 
Maria,  geb.  im  Juli  1841- 


Grafen  v.  Ferrari. 


^atl)oitfdj. 


(üDeftevTÄd). 


Wappen:  Schild  rund  und  quergelheilt:  aus  der  unleren,  von  Roth  und 
Gold  sechsmal  quer  getheilten  Hälfte  wachst  in  die  obere,  goldene  ein  rechtsgekehr- 
ter, doppelt  geschweifter,  silberner  Löwe  (also  ein  Räthselwappeni  auf.  Der  Schild 
hat  rechts  eine  rothe,  links  eine  blaue  Einfassung,  welche  zu  beiden  Seiten  mit 
einer  sillierncn  belegt  ist  und  oben  in  eine  glatte  Spitze  zusammenläuft,  in  deren 
leerem  Räume  auf  dem  Schilde  ein  Sparren  aufrecht  steht,  dessen  rechter  Balken 
roth,  der  linke  blau  ist.  Auf  der  glatten  Spitze  der  Schildeseinfassung  steht  eine 
alte,  goldene  Heidenkrone  mit  5  Spitzen,  von  welchen  jede  mit  drei  (l  und  2) 
Perlen  besetzt  ist.  Der  Schild  steht  vor  einem  so  ausgedehnten  und  in  die  Breite 
gezogenen  schwarzen  Doppeladler,  dass  letzterer  zwei  halbe  Adler  bildet,  und  das 
Ganze  auf  einem,  mit  goldenem  Schnilzwerk  verzierten,  von  Roth  und  Blau  der 
Länge  nach  getheilten  Postamente.  —  So  giebt  einstweilen  die  Redaction  das  Wap- 
pen der  Grafen  v.  Ferrari  unter  Berücksichtigung  der  schon  mehrere  Jahre  im  Ge- 
neal.  Taschenb.  d.  grafl.  Häuser  (1854.  S.  2'M}  stehengebliebenen  Beschreibung 
des  Wappens :  quer  getheilt ;  oben  in  Gold  ein  wachsender  blauer  Löwe,  unten  in 
Roth  zwei  goldene  Querbalken.  Für  den  blauen  Löwen  fehlt  Gewähr,  auch  ist 
dies  Wappen  eigentlich  nur  unter  dem  Namen  der  Grafen  v.  Ferraris  bekannt. 
Nach  dem  Wappenbuche  des  Königreichs  Bayern  ([.  36)  ist  die  untere,  rothe  Hälfte 
des  Schildes  von  zwei  schmalen ,  goldenen  Querbalken  durchzogen ,  doch  ist  auch 
das  äusserste  Ende  des  Schildesfusses  mit  einem  dritten  schmalen,  goldenen  Quer- 
slreif  belegt.  —    Nach    den  Supplementen    zu    Siebmachers  Wappenbuche   (VI.  9), 

8* 


116  GRAFEN  V.  FERRARI. 

welche  einen  grvvüUnlichen  Schild,  bedeckt  mit  einer  fiinfblätterigen  allen  Krone, 
zwischen  deren  Blättern  vier  Perlen  stehen,  und  gehalten  von  zwei  auswärtssehen- 
den,  goldenen,  doppelt  geschweiften  Löwen,  zeigen,  ist  die  untere  Hälfte  von  Uoth, 
Gold,  Roth,  Silber,  Roth  und  Gold  sechsmal  qnergelhcilt. 

Das  j?rJiflicli<;  Hans  Ferrari  ist  im  Geneal.   Taschenhuche  der  gräfl. 
Häuser  seil  dem  Jahre  1840  aiifgefiihrl:   im  Jahrgänge  1840  ohne  Angabe 
der  Geburlslage  der  Kinder  des  Famdienliauples ,  seit  1841  aber  mit  An- 
g.ibe  dieser-fage.     Seil  lelzlgenannlcm  Jahre  ist  dieser  Artikel  bis  auf  das 
laufende  Jahr  unverändert  immer  wieder  aufgenommen  worden  :  die  Familie 
scheint  sich  für  denselben  nicht  intcressirt  zu  haben,  und  doch  wünscht 
die  Wissenschaft  Näheres  über  dieses  Haus,  namentlich  ob  dasselbe  mit  der 
gräflichen  Familie  v.  Ferraris  in  Verbindung  steht,  deren  Wappen,  wie  die 
Redaction  glauben  muss,  das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  dem 
Hause  Ferrari  beigelegt  hat.    Im  Jahrgange  1844  wurde  das  Wappen,  wie 
folgt,  beschrieben :  in  Gold  ein  schwarzer,  gekrönter  Lowe,  welcher  in  der 
Rechten  einen  eisernen  Rost  hält;  über  das  Ganze  ist  ein  rolher  Querbalken 
gezogen.     Dieses  Wappen  ist  das  der  Familie  Ferrari  de  Gradi  und  Sieb- 
machers Wappenbuche  (IV.   59)  entnommen.     Seit  1845  wurde  das  Wap- 
pen, wie  oben  erwähnt,  bestimmt.   —  Das  Haus  Ferraris  ist  ein  altes, 
lothringisches  Adelsgeschlecht,  welches  die  Grafenwürde  erhalten  hat,  und 
mit  Joseph  Grafen  Ferraris  1735  nach  Oesterreich  gekommen  und  zu  hohem 
Ansehen  gelangt  ist.     Graf  Joseph,  gob.  20.  April  1726  zu  Luneville,  und 
gest.  1.  Aprd  1814,  ging  als  Edelknabe  der  verw.  Kaiserin  Amalia,  Willwe 
des  Kaisers  Joseph  I.,  in  k.  k.  Kriegsdienste  und  stieg  bis  zum  Vicejiräsiden- 
ten  des  Hofkriegsralhes  und  k.  k.  Feldmarschall.  Für  ansehnliche  in  Loth- 
ringen   und  Relgien   verlorene  Güter  ertheille  Kaiser  Franz  II.   demselben 
1793  das  Indigenal  im  Königreich  Ungarn,  und  verlieh  ihm  1795  das  Gut 
St.  Hubert   in  der  Torenlhaler  Gespanschaft,    nebst  dem  aus  besonderer 
Gnade  für  des  Grafen  Joseph  einzige  Tochter  hinzugefügten  Erbrechte  auf 
dieses  Gut.  Weitere  Nachkommen  und  Verwandte  sind  nicht  aufzufinden.  — 
Das  Haus  Ferrari  scheint  italienischen  Ursprunges  zu  sein,   und  der  Name 
vielfach  in  Italien  vorzukommen.     Ein  v.  Ferrari  in  Vicenza  erhielt  7.  Juli 
1768  den  preuss.  Freiherrensland,  und  Angelus  Maria  Ferrari,  von  Fiarno 
de   Sollo    im  Val   de   Ledro  in  Tirol,    wurde   1798   mit   dem   Prädicate: 
v.  St.  Marlin  und  v.  Consiglio  in  den  Reichsadelsland  versetzt.    Die  Familie 
Ferrari  de  Gradi  ist  oben  erwähnt  worden ,  auch  haben  sich  einige  italie- 
nische Familien  dieses  Namens  in  Deutschland  niedergelassen.    Genaue  An- 
gaben über  die  Grafen  v.  Ferrari  und  das  Wappen  derselben  würden  Genea- 
logen und  Heraldikern  gewiss  erwünscht  sein. 

Das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie  ist : 

Graf  JOHANN  Baptista  Angelus,  verm.  mit  Julie  Burger,  geb.  1815, 
gest.  6.  Jan.  1839.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen: 
Julius,  geb.  1836,  und  Alphons,  geb.  1838,  und  drei  Töchter,  die  Gräfin- 
nen: Johanna  Angelica,  geb.  1836,  Malwina,  geb.  1837,  und  Eleonore, 
geb.  1839. 


Besitz 


GRAFEN  FESTETICS  V.  TOLNA.  117 

Grafen  Festetics  v.  Tolna. 

in  Uiigaiii  die  Ilcrrsclinft  Tolna;  die  Ilcrrsclinflcn  Kcszilicly,  ßalalon  Sz-Gyöigy, 
Csurg('),  Berczencze,  Sz -Miklös ,  Csäkiornya,  Oilär,  Vasvär,  Sägli  und  Szalk 
Sz-Märlon;  die  Herrschaft  Gaming  in  Oesieneich;  Daka  in  Ungarn  elc. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  zwei  goldene,  auf  einer  goldenen  Krone 
slclicnde,  gegen  einander  gekehrte  Löwen.  Die  rechte  Vorderpranke  des  rechts- 
stehenden und  die  linke  des  linksstehenden  berühren  sich,  während  die  linke  Vor- 
derpranke des  ersteren  und  die  rechte  des  letzteren  ein  blankes  Schwert  sich  zu- 
gewendet halten.  Nach  den  Angaben  des  Geneal.  Tasciienbuchs  der  gräfl.  Häuser 
(1853.  S.  215)  halten  beide  Löwen  in  der  rechten  Vorderpranke  Schwerter,  welche 
sich  kreuzen ,  doch  ist  die  obige  Bestimmung  Abdrücken  von  neueren ,  genau  ge- 
stochenen Petschaften  der  Familie  entnommen,  auch  stimmt  damit  Tyroff  (N.  A. 
W.-W.  IL  300).  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  erhebt  sich 
ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  ein  rechlssehender  Storch  oder  Kranich  steht, 
welcher  in  der  aufgehobenen  linken  Kralle  einen  Stein  hält.  Die  Helmdecken  sind 
rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern.  — Als  Beweis,  wie  schwer  es  ist,  die 
Wappen  der  ungarischen  Familien,  selbst  nach  sonst  guten  Quellen,  genau  zu  be- 
stimmen, mag  hier  die  Beschreibung  Platz  finden,  welche  Lehotzky  (H.  129)  von 
diesem  Wappen  giebt:  „Pro  Insignibus  gruem  vigilantem,  duplicem  Leonem  gladios 
stringentcs  habent." 

Sehr  alte  und  sehr  angesehene,  weit  ausgebreitete  und  an  Besitzungen, 
namenthch  im  Somogyer,  Szalader,  Eisenburger  und  Oedenburger  Gomitat, 
sehr  reiche  Famihe  Ungarns,  welche  in  zwei  Stämme,  den  gräflichen 
und  den  adeligen  zerfällt.  Der  erstere  Stamm  erlangte  die  Grafenwürdc 
1749,  und  blüht  jetzt  in  drei  Linien,  der  letztere  ist  gleichfalls  weit  ver- 
breitet und  ebenfalls  im  Besitz  bedeutender  Herrschaften.  Das  Prädicat:  de 
Tolna,  welches  der  gräfliche  Stamm  führt,  rührt  von  der,  demselben  zu- 
stehenden Herrschaft  Tolna  her,  von  welcher  ein  ganzes  Gomitat  den  Namen 
hat.  —  Liegt  auch  über  die  älteren  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie 
der  Rcdaclion  Mehreres  vor,  so  wird  durch  dasselbe  doch  nur  der  sichere 
Anschluss  der  ersten  Linie  (s.  unten)  ermittelt.  Lehotzky  (IL  p.  129)  führt 
zuerst  die  Brüder  Stephan  und  Paul  Festetics  an,  welche  1640  in  Groatien 


118  GRAFEN  FESTETICS  V.  TOLNA. 

Aulici  des  Grafen  Adam  Batthydn  waren  und  Czelin  und  Poganchez  besassen. 
Von  Paul  stammle  Paul  (IL),  und  von  diesem  entsprossen  drei  Söhne,  Franz, 
Capitain,  Joseph,  geb.  1694  zu  Paltavär  im  Eisenburger  Gomitate,  und  ge- 
storben als  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  und  Regiments-Inhaber,  welcher 
die,  früher  der  Familie  Bornemisza  zustehende  Stadt  Tolna ,  sowie  Lovasz- 
Potana,  Szecsen,  Egyed  und  Baltavär  besass,  und  Christoph,  k.  k.  Rath  etc., 
welcher  Kernend,  Keszthely,  Vascär,  Tatika  etc.  an  sich  brachte.  Von  Letz- 
terem entsprossen  Paulus,  Vice -Präsident  der  kön.  Kammer,  und  Ludwig, 
V.-Comes,  dessenSohn  Christoph  war.  Von  Joseph  stammten  die  Grafen  Paul 
und  Carl,  und  von  Letzterem  Joseph  und  Peter,  von  Ersterem  (Paul)  aber 
Ignaz  und  Franz.  Dies  scheint  der  Inhalt  der  von  Lehotzky  sehr  kurz  und 
eben  nicht  leicht  verständlich  gegel^enen  Stammreihe  zu  sein.  —  Eine  an- 
dere in  der  genealogischen  Literatur  vorkommende  Ahnentafel,  welche  mit 
Lehotzky  stimmt,  ist  folgende :  Johann  v.  Feslelics;  Gemahhn :  Catharina 
V.  Zackmardy.  —  Paul  (L);  Gemahlin:  Ursula  v.  Bornemisza  de  Kaszon. — 
Paul  (IL) ;  Gemahhn :  EHsabeth  v.  Fitter.  —  Joseph  Graf  v.  Festetics  de 
Tolna,  erster  Graf;  Gemahlin:  EHsabeth  v.  Horvath  de  Szent-Giörgy.  — 
Paul  (lll.) ,  geb.  11.  Nov.  1725,  gest.  10.  Sept.  1782,  k.  k.  Kämmerer; 
Gemahlin:  EHsabeth  Freiin  v.  Stillfried  und  Rattonicz,  gest.  23.  JuH  1819. 
—  Die  dritte  Ahnentafel  ergiebt  den  Anschluss  an  die  erste  Linie.  Dieselbe 
ist  folgende:  Paul  (IL)  und  Joseph,  s.  die  vorstehende  Ahnentafel.  — 
Paul  (IlL) ;  (erste)  Gemahlin :  Juliane  Bossany.  —  Georg  ;  Gemahhn  :  Ju- 
dith Salier  v.  Jacobhaza.  —  Ladislaus  (s.  unten  erste  Linie). 

Der  jetzige  gesammte  Personalbestand  des  gräflichen  Hauses  in  seinen 
drei  Linien  ist  nachstehender: 

I.  Linie.  Nachkommen  des  Grafen  Ladislaus,  geb.  1786,  gest.  12. Mai 
1846,  Herrn  der  Herrschaften  Keszthely,  Balaton,  Sz-GyÖrgy,  Csurgö,  Berc- 
zencze,  Sz-Miklös,  Csakathurn,  Ollär,  Vasvär,  Sägh  und  Szalk  Sz-Märton, 
k.  k.  Kämmerer  und  Capitain  der  Feste  Legräd,  verm.  31.  Aug.  1811  mit 
Josephine  Prinzessin  zu  Hohenzollern-Hechingen,  geb.  14.  Mai  1791,  jetzt 
Wittwe.     Graf  TASSILO   —  ältester  Sohn  des  Grafen  Ladislaus  —  geb. 

2.  Juni  1813,  Besitzer  der  Herrschaften  Keszthely,  Balaton,  Sz-GyÖrgy 
und  Sägh,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  und  Commandant  des  7.  Husaren-Regi- 
ments Prinz  Reuss.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Tassilo  sind:  Graf  Georg, 
geb.  23.  April  1815,  Besitzer  der  Herrschaften  Csurgö,  Breznitz,  Sz-Mi- 
klüs,  Csakathurn,  Ollär,  Vasvar  und  Molndry,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst- 
Lieutenant  in  d.  A. ,  verm.  15.  Febr.  1849  mit  Eugeme  Gräfin  Erdödy  — 
Tochter  des  Grafen  Cajetan  (s.  S.  102)  —  geb.  13.  Nov.  1826,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Tassilo,  geb.  5.  Mai  1850,  und  Gräfin  Eijgenie,  geb.  13.  Juni 
1852,  stammen  —  und  Graf  Ludwig,  geb.  25.  Jmii  1823,  k.  k.  Lieu- 
tenant in  d.  A.  —  Die  Schwester  der  Grafen  Tassilo,  Georg  und  Ludwig, 
Gräfin  Helena  Antonie  Josephine,  geb.  l.  Juni  1812,  in  erster  Ehe  venu., 

3.  JuH  1832,  mit  Alexander  Grafen  v.  Württemberg,  gest.  7.  Juli  1844, 
hat  sich  in  zweiter  Ehe,  28.  Dcc.  1845,  mit  dem  Freiherrn  du  Bourget 
vermählt. 

IL  Linie.  Nachkommen  des  Grafen  Joseph.  Graf  CARL  —älterer 
Sohn  des  Grafen  Joseph  aus  erster  Eiie  —  geb.  1784,  k.  k.  Kämmerer  und 

9 


GRAFEN  PESTETICS  V.  TOLNA.  1 19 

Ritlmeister  in  d.  A.,  verm.  mit  FiuNzrsKA  Gräfin  Serinage,  geb.  1797.  Der 
Sohn  desselben  ist  Graf  Siegmund,  geb.  1821,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister in  d.  A.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Carl:  Graf  Albert,  geb.  1786, 
Herr  der  Herrschaft  Gaming,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  vorm.  Oberst- 
Hofmeister  des  verst.  Erzherzogs  Joseph  Palatinus,  Herr  und  Landstand  in 
Oesterreich  unter  der  Ens,  hat  sich  mit  Wilhelmine  Gräfin  Sandor,  geb. 

5.  Se]>t.  1801,  vermähll,  und  ans  dieser  Ehe  leben  ein  Sohn,  Graf  Gabriel, 
geb.  8.  Jan.  1837,  und  fünf  Töchter,  die  Gräfinnen:  Albertine  ,  geb. 
25.  Dec,  1825,  verm.  8.  April  1845  mit  Alfred  Grafen  Beckers  zu  Wester- 
stelten  (s.  Bd.  l.  S.  59);  Rosa,  geb.  17.  Dec.  1827,  verm.  5.  Sept.  1843 
mit  Moritz  Grafen  Almasy  (s.  S.  4);  Elisa,  geb.  30.  Juni  1832;  Maria,  geb. 

6.  Dec.  1833,  verm.  4.  Febr.  1850  mit  Carl  Freiherrn  v.  Kaiserstein,  und 
Julie,  geb.  6.  Dec.  1833.  —  Die  Schwester  der  Grafen  Carl  und  Albert, 
Gräfin  Rosine,  geb.  1790,  ist  seit  21.  Aug.  1834  Wittwe  von  Johann  Gra- 
fen Esterhdzy  aus  dem  Hause  Altsohl.  Die  lebende  Stiefschwester  der  ge- 
nannten Geschwister,  Gräfin  Johanna  —  Tochter  des  Grafen  Joseph  aus 
zweiter  Ehe  mit  Johanna  Tallian  v.  Vizek,  geb.  1766,  gest.  9.  Dec.  1843, 
ist  Wittwe  von  dem  Baron  Mikos  v,  Torodhäza, 

Hl.  Linie,  bestehend  aus  4  Stämmen.  Erster  Stamm.  Graf 
ALEXANDER,  geb.  !S05,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  1829  mit  Josephine  Freiin 
V.  Boxberg,  geb.  1811,  aus  welcher  Ehe,  neben  einem  Sohne,  Graf  Carl, 
geb.  1836,  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Adele,  geb.  1833,  Mathilde,  geb. 
1838,  und  Maria,  geb.  1839,  leben.  —  Der  lebende  Bruder  des  Grafen 
Alexander  ist:  Graf  Benno,  geb.  1812,  verm.  1835  mit  Elisabeth  v.  Föld- 
vari,  geb.  1818,  gestorben,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne,  neben  einer  Toch- 
ter, Gabriele,  entsprossen  sind,  die  Grafen  Alphons,  k.  k.  Gadet,  Gyala 
(Julius)  und  Bela.  Die  Schwester  der  Grafen  Alexander  und  Benno  ist  Grä- 
fin Mathilde,  geb.  1810,  verm.  1836  mit  Hermann  v.  Friederici,  k.  k.  Ma- 
jor in  d.  A.,  Wittwe  seit  1852.  Von  dem  verstorbenen  älteren  Brüder,  dem 
Grafen  Ernst,  geb.  24.  Aug.  1800,  gest.  1851,  leben  die  Wittwe,  Johanna 
Freiin  v.  Kotz,  geb.  19.  März  1809,  verm.  1829,  sowie  ein  Sohn,  Graf 
Wenzel,  geb.  1836,  und  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Johanna,  geb.  1830> 
Ernestine,  geb.  27.  Mai  1831,  verm.  18.  Aug.  1851  mit  Carl  Fürsten 
V.  Auersperg,  und  Aglae,  geb.  1840.  Von  dem  verstorbenen  zweiten  Bru- 
der, dem  Grafen  Rudolph,  geb.  5.  Jan.  1802,  gest.  14.  Sept.  1851,  k.  k. 
Kämmerer,  leben  die  Wittwe,  Julie  Gzind*ry  v.  Nagy-Attad,  geb.  28.  Aug. 
1815,  verm.  1832,  und  ein  Sohn:  Graf  Ladislaus, 'geb.  28.  Juli  1835,  k. 
k.  Lieutenant.  —  Zweiter  Stamm.  NICOLAUS,  verm.  in  erster  Ehe  mit 
Maria  Gräfin  v.  Lamberg,  gest.  1820,  und  in  zweiter  Ehe  mit  Vigtorie  Freiin 
V.  Wolkensperg,  verw.  Gräfin  v.  Auersperg,  geb.  1793.  Aus  der  ersten  Ehe 
stammen  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Christina,  geb.  1818,  verm.  10.  Juli 
1847  mit  Friedrich  Freiherrn  v.  Trauttenberg ,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister, Geisa,  geb.  1819,  und  Gisella,  geb.  1820,  verm.  I.Mai  1841  mit 
Carl  Freiherrn  v.  Ludwigsdorf  auf  Guntersdorf,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister in  d.  A.  Die  Schwester  des  Grafen  Nicolans ,  Gräfin  Barbara  ,  ist 
seit  1819  Wittwe  vom  Grafen  Carl  Hadik  v.  Futak.  —  Dritter  Stamm. 
Graf  LEO,  Herr  aufDaka,  Ober -Intendant  des  Nationaltheaters  in  Pesth, 


120 


GRAFEN  V.  FICQUELMONT. 


verin.  mit  Rvruara  Freiin  v.  Kray,  aus  welcher  Elic  Bela,  Fanny,  venu,  mit 
Nicolaus  Grafen  Zichy  v.  Palota,  Isabella  und  Gyula  stammen.  —  Vierter 
Stamm.  Graf  VINCENZ  —  Sohn  des  Grafen  Ignaz,  gest.  1826,  aus  der 
Ehe  mit  Franziska  Griilin  BallhyAny,  gest.  1845  —  verm.  mit  Fanny  Freiin 
V.  Wcnkheim ,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter  entsprossen  sind ,  die  Gräfin- 
nen: Gabriele,  Selina,  geb.  4.  Nov.  1816,  verm.  10.  Juni  1837  mit  La- 
dislaus  Grafen  v.  Batlhy.lny ,  und  Felicie.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen 
Vincenz  sind  Graf  Alexander,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Constanze  Freiin 
V.  Vecsey,  aus  welcher  Ehe  Graf  Alfred,  k.  k.  Ober-Lieutenant  in  d.  A., 
und  die  Gräfinnen  :  Gamilla  und  Constanze  stammen  —  und  Graf  Ludwig, 
k.  k.  Kämmerer  und  Feldmarschall-Lieulenant  in  Pension.  Die  sechs  Schwe- 
stern der  Grafen  Vincenz,  Alexander  und  Ludwig  sind  die  Gräfinnen :  Caro- 
line, geb.  8.  Febr.  1786,  verm.  mit  Johann  Grafen  v.  Seidern  (s.  B.  IL 
S.  461),  Therese,  Wittwe  seit  12.  Sept.  1848  von  Alexander  Grafen  Nako, 
Adelheid,  verm.  mit  Friedrich  Freiherrn  v.  Montbach,  k.  k.  Kämmerer  und 
Major,  Amalie,  vermählte  Gräfin  v.  Mircmont-Ressequier ,  Juliane,  Slifts- 
danie,  und  Maria, 


Grafen  v.  Fieqnelmoiit. 

^at|)oUfr!)i.  (IDeflcrtcid). 


Wappen:  silberner  Schild  mit  Schildcshanpt.  Im  goldenen  ScIiiUleshauplc 
ein  nach  der  rechten  Seite  laufend^  schwarzer  Wolf.  Im  silbernen  Schilde  drei 
senkrecht  neben  einandci»  gestellte,  unten  zugespitzte,  rolhe  Sturmpfähle,  von  wel- 
chen der  mittlere  etwas  länger,  als  die  beiden  seitlichen  ist.  Ueber  dem  Schilde 
steht  die  Grafenkrone  und  unter  demselben  die  Devise:  Nul  ne  m'alteind.  Den 
Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  mit  Laub  umgürtete,  wilde  Männer,  welche  mit 
der  freien  Hand  eine  Keule  auf  den  Boden  stemmen.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch 
der  grän.  Häuser  (1854.  S.  235)  tingirt  den  Schild  nicht  silbern,  sondern  golden, 
doch  ergeben  Lackabdrücke  von  sehr  genau  gestochenen  Petschaften  aus  der  Fa-* 
milie  die  drei  rothen  Sturmpfähle  in  Silber.  Es  fragt  sich  übrigens  nach  diesen 
Abdrücken  sehr,  ob  wirklich  ein  Schild  mit  Schildeshaupt  anzunehmen,  oder  ob 
nicht  richtiger  der  Schild  als  qucrgetheilt  zu  bestimmen  ist,  und  es  nähert  sich 
daher  auch  die  vorstehende  Abbildung  der  queren  Theilung  des  Schildes. 

Altes,  sehr  angesehenes,  urspninglich  lothringisches  Adelsgeschlechl, 
>vclches  die  Grafenwilrde  erlangt  hal ,   und  aus  welchem  Glieder  in  der 


GRAFEN  V.  FICQUELMONT.  121 

zweilcn  Hälfte  des  vorigen  Jahrhiinderts  nach  Oesterreich  gekommen  sind. 
Zuerst  trat  Joseph  Graf  v.  Ficqiiclmont,  geb.  1755  zu  St.  Avold,  am  1.  Mai 
1777  in  k.  k.  öslerr.  Kriegsdienste,  und  mit  welcher  Auszeichnung  derselbe 
in  diesen  Diensten  gestanden,  hat  das  Oesterr.  Müitair-Gonvers.-Lexicon 
Bd.  II.  S.  405  angegeben.  Graf  Joseph  befehhgte  bei  Eröffnung  des  Feld- 
zuges in  Italien  im  Jahre  1799  ein  Grenadier- Bataillon  und  kämpfte  mit 
grossem  Erfolge  am  3.  März  bei  Verona.  In  der  Schlacht  bei  Magnano,  am 
5.  April,  stellte  er  das  Gefecht  wieder  her  und  zwang  den  Feind  zum  Wei- 
chen, wurde  aber  tödthch  verwundet  und  starb  17.  April  1799  zu  Verona 
an  seinen  Wunden.  —  Das  zweite  Glied  der  Familie,  welches  nach  Oester- 
reich kam,  ist  das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses.  Graf  Carl  Ludwi'g 
(s.  unten),  welcher  durch  seine  grossen,  vielseitigen  Verdienste,  durch 
seine  Tapferkeit  und  durch  hohes  Wissen  das  Geschlecht  zum  grössten  An- 
sehen gebracht  hat.  Nach  der  Tendenz  dieses  Werkes  kann  sich  die  Redac- 
tion  nicht  über  das  Leben  dieses  grossen  Feldherrn  und  Staatsmannes  ver- 
breiten :  dasselbe  ergiebt  das  Oesterr.  Mihtair-Convefsations-Lexicon  Bd.  II. 
S.  405  u.  406.  Hier  sei  nur  bemerkt,  dass  Graf  Carl  Ludwig  zu  Dienze  in 
Lothringen  geboren  und  4.  Jan.  1793  in  k.  k.  österr.  Dienste  getreten  ist. 
Das  verwandtschaftliche  Verhältniss  desselben  zu  dem  oben  erwähnten 
Grafen  Joseph  war  nicht  zu  ermitteln. 

Das  jetzige  Haupt  der  Famihe  ist : 
CARL  LUDWIG  Graf  v.  Ficquelmont,  geb.  23.  März  1777,  Ritter  des 
goldenen  Vhesses,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  Feldzeugmeister  und 
General  der  Cavallerie ,  Staats-  und  Conferenz-Minister  a.  D.  und  Inhaber 
des  Dragoner-Regiments  No.  6.,  venu,  mit  Dorothea  Gräfin  v.  Tiesenhausen 
—  Tochter  des  Grafen  Paul  (s.  Bd.  H.  S.  566)  —  geb.  14.  Oct.  1804, 
Dame  des  k.  russ.  Ordens  der  heil.  Catharina  mit  der  Schleife.  Aus  dieser 
Ehe  stammt  eine  Tochter,  Gräfin  Elisabeth  Alexandra  Maria  Therese,  geb. 
10.  Nov.  1825,  verm.  5.  Dcc.  1841  mit  Edmund  Fürsten  v.  Clary  und 
Aldringen  (s.  B.  I.  S.  162). 


122 


GUAFEIS  FOLLIOT  V.  CUKNINKVILLK. 


Grafen  Folliot  v.  Crenneville. 

jßatl)olifd).  ©ejlcrrcid). 

In  Ungarn,  Buliinon  und  Mnhren  bügiiterl. 


VITappen:  im  silbernen  Schilde  vor  einem  rollien,  tUisscIbe  ganz  über- 
ziehenden Andreaskrenze  ein  ansgebreileler ,  goldener  Doppeladler.  Auf  dem 
Schilde  siehl  die  Grafenkrone  und  auf  dieser  ein  gckrönler  Hein«,  welclier  den 
Doppeladler  des  Schildes  tragt.     Die  Helmdecken  sind  rolh  und  silbern. 

Sehr  altes  normannisches  Rittergeschlecht,  von  welchem  ein  Zweig 
nüt  König  Wilhelm  I.  dem  Eroberer  in  der  zweiten  Hälfte  des  1 1 .  JalMT- 
hiinderts  nach  England  kam.  Die  Folliots  in  der  Normandie,  welche  im 
sogenannten  Gontentin  Herren  anf  Monfarville,  Mondonville  etc.  waren, 
starben  aus,  doch  ein  Folliot  des  englischen  Zweiges  —  zu  diem  Gilbert 
Folioth,  Bischof  zu  Herfort  und  später  zu  London,  gest.  1187,  gehört 
hatte  —  bheb,  1450  in  der  Schlacht  bei  Formigny  schwer  verwundet, 
in  der  Normandie  zurück,  kaufte  sich  bei  Valognes  an  und  erlangte  Nach- 
kommenschaft, welche,  im  Besitz  der  Lehengüter  Des-Carreaux ,  Fier- 
ville  etc.,  den  anerkannten  alten  Adel  fortwährend  behauptete.  Schon 
gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  war,  namentlich  durcli  Jean  Folliot, 
Herrn  auf  Des-Carreaux  und  Fierville,  das  Geschlecht  mit  den  angesehen- 
sten des  Landes  in  Famüienverwandtschaft.  Der  Sohn  des  Letzteren,  Ji-:an 
Francois  ,  diente  unter  Turenne ,  und  der  Enkel ,  Jean  Jacques,  früher  in 
Kriegsdiensten,  kommt  später  als  Präsident  der  Stände  von  Valognes  vor. 
Durch  zwei  Söhne  desselben  schied  sich  das  Geschlecht,  dessen  alter  Adel 
vom  König  Ludwig  XV.  12.  Jan.  1717  von  Neuem  anerkannt  und  bestätigt 
worden  ist,  in  die  Zweige  Folliot  de  Fierville  und  Folhot  d'Urville.  Der 
Stifter  des  letzteren  Zweiges,  Adrien  Folliot,  Herr  auf  Presle  und  Urville, 
hatte  mehrere  Söhne,  von  welchen  der  älteste  den  Namen  und  Stamm 
d'Urville  fortsetzte,  der  jüngste  aber,  Franz  Mederich  Folliot,  Herr  auf 
Presle  und  D'Huison,  wurde  Graf  von  Crenneville  in  der  Normandie, 
Mar^chal  de  Camp  etc.  Derselbe  war  in  erster  Ehe  mit  Anna  Pierette 
Reichsfreiin  v.  Poutet  (altes,  berühmtes  Adelsgeschlecht  der  früiier  freien 


GRAFEN  FOLLIOT  V.   CRENNEVILLE.  1  23 

Reichsstadt  Metz)  vermählt.  Der  älteste  Sohn  aus  dieser  Ehe,  Ludwig 
Carl  Graf  Folliot  v.  Crenneville,  geb.  3.  Juli  1765,  gest.  21.  Juni  1840 
als  k.  k.  Kämmerer,  General  der  Gavallerie,  Geh.  Rath  etc.,  verhess  im  An- 
fange der  französischen  Revolution  Frankreich,  wendete  sich  nach  Oester- 
reich  und  vermählte  sich  1.  Mai  1810  mit  seiner  Nichte,  Victoria  Reichs- 
freiin  v.  Poutet,  geb.  29.  Nov.  1789,  Wittwe  seit  21.  Juni  1840.  Aus 
dieser  Ehe  stammen  die  drei  Grafen  Carl,  Ludwig  und  Franz.  Das  unga- 
rische Indigenat  und  das  Incolat  'in  Böhmen  und  Mähren  ist  der  Familie 
1844  ertheilt  worden. 

Haupt  der  Familie  ist: 
CARL  Graf  Folhot  v.  Crenneville  —  ältester  Sohn  des  Grafen  Ludwig 
Carl  —  geb.  28.  März  1811,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  verm. 
in  erster  Ehe,  8.  Mai  1844,  mit  CaroHne  Gräfin  Esterhäzy-Galantha,  geb. 
1811,  gest.  im  März  1851,  und  in  zweiter,  1853,  mit  Anna  Gräfin  La- 
zanzky,  geb.  1821.  —  Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Carl  sind:  Graf 
Ludwig,  geb.  22.  Juni  1813,  k.  k.  Kämmerer,  General-Major  und  Brigadier 
in  Venedig,  verm.  20.  Ocl.  1852  mit  Ernestine  Gräfin  Kinsky  —  Tochter 
des  Grafen  Christian  (s.  Bd.  I.  S.  443)  —  geb.  20.  Oct.  1827  —  und 
Graf  Franz,  geb.  22.  März  1815,  k.  k.  Kämmerer,  General-Major,  Brigadier 
und  Commandant  der  Stadt  und  des  Hafens  von  Livorno,  verm.  14.  Mai 
1844  mit  Hermine  Gräfin  Ghotek  —  Tochter  des  Grafen  Hermann  (s.  Bd.  I. 
S.  157)  —  geb.  14.  März  1815,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Victor, 
geb.  12.  Juh  1847,  stammt.  —  Die  Schwester  der  erwähnten  drei  Brüder 
Carl,  Ludwig  und  Franz  ist  Gräfin  Victoria  Eugenia,  geb.  6.  Aug.  1816, 
verm.  3.  Febr.  1840  mit  Johann  Grafen  Keglevich-Buzin. 


124 


GRAFEN  FORGACH  V.  GIIYMES  UND  GAGS. 

Grafen  Forg/icli  v.  Gliymes  und  Gäcs. 


iSatljolifd). 


<DcHerrctci). 


Besitz:  in  Ungarn  die  Herrscliarten  Gliymes,  Varano,  Vcltscliitz  und  Csejle;  die  [rcrrschaflen 
Gäcs  und  Kokova;  die  Ilcrrscliafien  Ujtale,  Viliic  und  Gyöngyöspata ;  die  Ilcrrscliaft 
Miindok;  die  Herrschaften  Ilerinek,  Varano,  Gerlahö  und  Ecseg;  die  Herrschaften 
Szalänez,  Kemencze,  Sz6cseny  etc. 


^^Tappen:  im  blauen  Schilde  eine  nackte,  gekrönte  .lungfrau  mit  fliegenden 
blonden  Haaren,  welche  aus  einer  goldenen  Krone  aufwächst  und  deren  gefaltete 
Hände  mit  einer  goldenen  Schnur  gefesselt  sind.  Dieselbe  ist  oben  sowohl  rechts, 
als  links  von  einem  goldenen,  die  Hörner  einwartskchrenden  Halbmonde  begleitet. 
Auf  dem  Schilde  liegt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  ein  gekrönter  Helm  er- 
hebt, welcher  die  Jungfrau  des  Schildes  trägt.  Die  Hclmdecken  .sind  blau  und 
golden.  Wie  angegeben,  kommt  neuerlich  meist  das  Wappen  vor,  und  so  ist  der 
Schild  auch  im  Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  225)  aufgeführt,  nur 
ist  im  rechten  Oberwinkel  des  Schildes  anstatt  des  Halbmondes  ein  silberner  Stern 
angenommen  worden.  Die  frühere  Angabe  (1848.  216),  dass  der  Schild  roth  sei, 
ist  durch  die  neuere  Berichtigung  beseitigt.  —  Nicht  zu  übersehen  sind  aber  die 
Mittheilungen  Wissgrills  (HI.  79)  über  dieses  Wappen.  Derselbe  sagt:  das  alte, 
bisher  immer  unverändert  beibehaltene  Wappen  ist  ein  blauer  Schild,  worinnen  eine 
nackende  junge  Frauensperson  mit  einer  goldenen  Krone  auf  dem  Haupte  und 
über  die  Schultern  herabhängenden  blonden  Haaren,  mit  vor  sich  gehaltenen  gebun- 
denen Händen,  bis  am  halben  Leib  in  einer  offenen,  goldenen  Krone  sitzend,  zu 
sehen  ist;  über  ihrem  Haupte  ist  in  beiden  oberen  Winkeln  des  Schildes  ein  mit 
den  Spitzen  einwärtsstehender,  goldener  halber  Mond  befindlich.  —  Nach  Tyroffs 
N.  A.  W.-W.  (H.  3,  261)  stemmt  die  Jungfrau  beide  Arme  mit  auswärlsgekehrten 
hohlen  Händen  in  die  Seite  und  wird  oben  von  zwei,  mit  den  Hörnern  einwärts- 
gekehrten Halbmonden  begleitet.  Die  Krone,  aus  welcher  die  Jungfrau  empor- 
wächst, steht  auf  einem  grünen  Berge,  Der  Schild  ist  rund,  und  die  Grafenkrone 
ruht  unmittelbar  ganz  auf  demselben. 

Das  Geschlecht  der  Grafen  v.  Forgäch  (Forgacs  v.  Ghymes ,  deutsch : 
Forgatsch),  welches  schon  über  6  Jahrhunderte  im  Königreich  Ungarn 
sehr  berühmt  ist,  leitet  seinen  Ursprung,  nach  einer  Urkunde  des  Dom- 
propstes und  Domcapitels  zu  Gran  vom  Jahre  1226,  von  den  längst  er- 
loschenen Grafen  v.  Ilount,  oder  Ilunt-Paznan  her  und  hat  anfangs,  im  12. 
und  13.  Jah  rhundert,  den  Geschlechtsnamen  Ivanch,  Ivvanka,  auch  Juanka 


GRAFEN  FORGÄcH  V.  GHYMES  UND  GACS.  125 

geführt  und  nach  der  Zeit  von  dem  Schlosse  Fogarns  in  Siebenhürgen  den 
Namen  angenommen.  —  Ivanch  Graf  v.  Hunt-Paznan  war  1187  und  1200 
unter  den  Königen  Bela  III.  und  Emerich  als  Krieger  berühmt  und  zugleich 
Castellan.     Der  Sohn  desselben,  Ivanka,  des  Königs  Andreas  II.   oberster 
Stallmeister,  gebheben  1235  in  einer  Schlacht  gegen  die  Tartaren,  führte 
im  blauen  Wappenschilde  einen  wachsenden  weissen  Wolf.    Von  Ivankas 
Söhnen,  Thomas  I.  und  Andreas  I.,  Gomes  de  Banya,  nannte  sich  Letzterer 
zuerst  von  Forgacs.    Derselbe  erhielt  dem  König  Bela  IV.  in  einer  Schlacht 
das  Leben,   erlangte  um  1271   Nieder-Ghymes  vom  König  zum  Geschenk 
und  baute  daselbst  ein  Schloss.    Von  seinen  fünf  Söhnen  hat  dauernd  nur 
Nicolaus  I.  das  Geschlecht  forlgesetzt.  Nicolaus  I.  Forgacs,  Graf  von  Leke- 
nye,  welcher  namentlich  um  1321  und  1333  genannt  wird,  war  mit  Aniia 
V.  Bebek  vermählt,  und  als  älterer  Sohn  stammte  aus   dieser  Ehe  Nico- 
laus IL,  gest.  1381.    Der  Sohn  des  Letzteren,  Blasius  I.  v.  Forgacs,  1384 
Mundschenk  der  Königin  Maria  in  Ungarn,  spaltete  1386  dem  eingedrun- 
genen ungarischen  König  Carolus  Parvus,  König  von  Neapel,  im  Schlosse 
zu  Ofen  während  der  Tafel  mit  einem  Säbelhieb  den  Kopf  und  rettete  die 
Königin  Elisabeth  und  ihre  Tochter  Maria  mittelst  Flucht  von  den  einhei- 
mischen Feinden,    worauf  Blasius  von  der  Königin  Elisabeth  das  Wappen 
erhielt,  w  elches  die  Familie  noch  immer  führt ,  nämlich  ein  nacktes  junges 
Frauenzimmer  bis  an  den  halben  Leib,  mit  vor  sich  gebundenen  Händen, 
fliegenden  Haaren  und  mit  der  königlichen  Krone  auf  dem  Haupte.    Von 
diesem   Vorfalle   soll    auch    der  später  lange   Zeit  bei   den  einheimischen 
Königen    in   Ungarn    beobachtete    Gebrauch    sich    hergeschrieben    haben, 
dass,    so    oft    ein    Forgacs    zum    König    ins    Cabinet    kam,    ein    blosses 
Schwert    auf  den    Tisch    gelegt   wurde,    und  jeder    Forgacs    zuerst   die 
Worte  zum  König  sprach:    Fas  in  Celsitudine  Vestra!  —  Blasius  wurde 
1387   von  der  Partei  des  getödteten  Königs  ermordet.   —   Das  Geschlecht 
pflanzte  Andreas  HL,    der   Bruder  des    Nicolaus  IL  und   jüngerer   Sohn 
des  Nicolaus  L,  fort.     Derselbe,  Herr  der  Schlösser  Lekenye  und  Kosz- 
mal,  starb   1381,  und  von  den  vier  Söhnen    desselben  wurde  Peter  I. 
Forgacs  de  Ghymes  1418  des  Königs  Sigismund  oberster  Hofmeister.    Von 
den  sieben  Söhnen  desselben  aus  erster  Ehe  mit  Clara  Thuroczy  war  Jo- 
hann V.  Forgacs  v.  Ghymes  zweimal  vermählt,  und  zwar  zuerst  mit  Doro- 
thea Banfly  v.  Also-Lendva  und  später  mit  Margaretha  Dobo  v.  Buska.    Von 
den  vier  Söhnen  desselben  wurden  der  ältere,  Peter  HL,  und  der  dritte, 
Gregor  L,   die  Stifter  der  beiden  Hauptlinien  des  Geschlechts.     Es  wurde 
nämlich  durch  Peter  IIL,  um  1505  lebend,  verm.  mit  Catharina  v.  Haga 
die  ältere,  und  durch  Gregor  L,  gest.  1515,  verm.  mit  Sophia  Dobo,  die 
jüngere  Hauptlinie  gestiftet.    Beide  blühen  noch  jetzt,  und  aus  der  älte- 
ren Linie  ist  durch  Nicolaus  IX.,  einen  Sohn  Stephans  VII. ,  welcher  letztere 
im  vierten  Gliede  vom  Stifter  der  Linie ,  Peter  HL,   stammte ,  eine  Neben- 
linie entstanden,  welche  im  Freiherrenstande  besteht. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familiengheder  beider  Linien  wird  sich 
aus  nachstehenden  Ahnentafeln  ergeben,  welche  sehr  genauen  und  wohl 
sehr  sicheren  Angaben  entnommen  sind. 

Aeltere  Linie  zu  Ghymes,  in  den  älteren  Zweig  zu  Ghymes 


126  fJRAKKN   FORCACH   V.   (IHYMES  UNI»  GACS. 

und  in  den  jiingreren  Zweig  zu  Ganiha  im  Somogyer  Comitat  zerfallend. 
Der  Freiherreusland  ist  in  die  Familie  früher  gekommen,  als  das  Geneal. 
Taschenbuch  der  gräll.  Häuser  angieht.  Im  Jahrg.  1854.  S.  242  steht: 
Freiherrn  6.  März  1651,  und  Jahrg.  1841.  S.  161 :  ,,Aus  der  älteren  von 
Peter  III.  abstammenden  Linie  zu  Ghymes  erlangte  Georg  VI.,  um  1660, 
die  freiherrliche,  und  dessen  Sohn,  Andreas  VII.  (nebst  seinem  Vetter 
Adam  I.  von  der  jüngeren  Linie)  am  II.  Mai  1675  die  gräfliche  Würde." 
Dagegen  ist  einzuwenden,  dass  schon  Andreas  V.,  der  erstgeborne  Sohn  des 
Ladislaus  V.  —  zweiten  Sohnes  Peters  III.  —  den  Freiherrentitel  eben  so, 
wie  Peter  VI.,  der  erstgeborene  Sohn  des  Andreas  V.,  führte,  Georg  VI. 
aber  war  der  Enkel  des  Andreas  V.  und  der  Sohn  des  Peter  V.  Ferner 
war  Andreas  VII.  keineswegs  der  Sohn  des  Georg  VI.,  sondern  der  jüngste 
Sohn  des  Steplian  VII.,  und  das  Grafendiplom  des  Adam  I.  von  der  jüngeren 
Linie  ist  von  dem  der  älteren  Linie  zu  unterscheiden.  Das  Grafendiplom 
der  älteren  Linie  ist  vom  Kaiser  Leopold  I.  für  Andreas  VII.  am  4.  Mai 

—  nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  am  11.  Mai  —  1675 
vollzogen  wurden,  das  der  jüngeren  Linie,  für  Adam  I.  ausgefertigt,  ist, 
wie  das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  neuerlich  (1854.  S.  243) 
richtig  angegeben,  vom  Jahre  1640,  und  zwar  vom  12. Mai.  —  Aelterer 
Zweig  zu  Ghymes.  Peter  HL,  Stifter  der  älteren  Hauptlinie  —  ältester 
Sohn  Johanns  V.  —  vollendete  um  1505  den  Bau  des  Schlosses  zu  Gam- 
jathj ;  erste  Gemahlin:  Gatharina  v.  Haga.  —  Ladislaus  V.,  zweiter  Sohn 
Peters  III.;  Gemahlin:  Sophia  v.  Reva.  —  Andreas  V.,  Freiherr,  erstge- 
borner  Sohn  Ladislaus  V. ;  Gemahhn :  Anna  v.  Zelemery.  —  Peter  VI., 
Freiherr,  erstgeborener  Sohn  Andreas  V.,  wurde  1612  zum  Ritter  des 
heil.  röm.  Reichs  geschlagen ;  Gemahlin :  Gatharina  Uifalusi.  —  Stephais  VII., 
zweiter  Sohn  Peters  VI.,  gest.  14.  März  1651  ;  Gemahlin:  Gatharina  Kapy 
v.  Kapyvar.  —  Andreas  VII.  Graf  v.  Forgacs ,  fünfler  und  jüngster  Sohn 
Stephans  VII.,  gest.  1  I.Jan.  1683;  Gemahlin:  Christina  Lucia  Gräfin  Driiget 
v.  Homona.  —  Paul  IV.,  älterer  Sohn  Andreas  VII.,  geb.  12.  Jan.  1677, 
als  sehr  gelehrt  bekannt ,  wurde  bei  der  Krönung  des  Kaisers  Josephs  I. 
1705  Eques  auratus,  d.  i.  Ritter  des  Reichs,  trat  nach  dem  Tode  seiner 
Gemahlin  in  den  geistlichen  Stand,  wurde  1712  zum  Priester  geweiht,  und 
starb  als  Bischof  zu  Roson;    Gemahlin:   Emerentiana  Maria  Freiin  v.  Reva. 

—  Ladislaus  XHL,  zweiter  Sohn  Pauls  IV.,  geb.  2.  Sept.  1699,  gest.  1778; 
vierte  Gemahlin :  Carolina  Gräfin  Revay  oder  v.  Reva  (diese  Angabe  dürfte 
richtiger  sein,  als  die  des  GeneaL  Taschenbuchs  der  gräfl.  Häuser,  1854. 
S.  242:  „Emerentia  Freiin  v.  Reva").  -  Carl  (L);  Gemahlin:  N.  N. 
v.  Sandor.  —  Carl  (II.) ,  jetziges  Haupt  des  älteren  Zweiges  der  älteren 
Linie  zu  Ghymes. 

Jüngerer  Zweig  zu  Gomba.  Peter  HL  bis  Paul  IV.,  s.  die 
Ahnentafel  des  älteren  Zweiges.  —  Joseph  III.,  dritter  Sohn  Pauls  IV.  und 
jüngerer  Bruder  Ladislaus  XHL,  geb.  15.  Oct.  1701;  Gemahlin:  Agnes 
v.  Periny.  Aus  dieser  Ehe  ist,  nach  Wissgrill,  nur  ein  Sohn  bekannt: 
Stephan  VHL,  geb.  7.  Juni  1726,  in  erster  Ehe  verm.  mit  Anna  v.  Urano- 
vicz,  in  zweiter  mit  Maria  Angelica  v.  Maltyasowski.  Der  Sohn  aus  erster 
Ehe,   Paul,   widmete  sich  dem  geisthchen  Stande,   der  Sohn  aus  zweiter 


GHAFEN  FORGACH  V.  GHYMES  UND  GAGS.  127 

Ehe,  Andreas,  ging  in  Mililairdiensle.  Dass  er  sich  vermählt  habe ,  war 
1797  niclit  hekannt.  Das  Genealogische  Taschenbuch  der  gräflichen 
Häuser,  1854.  S.  243  giebl  an,  und  diese  Angabe  kann  sehr  richtig 
sein:  ,,Josep]is  III.  Sohn,  Thaddäus,  hat  mit  N.  N.  Gräfin  Taafle  folgende 
Nachkommen :  Franz  Xaver  (jetziges  Haupt  des  jüngeren  Zweiges  der 
älteren  Linie)  etc.'* 

Jüngere  Linie  zu  Gdcs,  in  den  älteren  Zweig  zu  Gacs  und 
den  jüngeren  Zweig  zu  Szecseny  zerfallend.  Die  Linie  ist,  wie  oben 
angegeben ,  von  Gregor  I.,  dem  dritten  und  jüngeren  Sohne  Johanns  V. 
und  dem  Bruder  Peters  III.,  gestiftet  und  führt  den  Grafentitel  seit  dem 
12.  Mai  1640. 

Aelterer  ZAveig  zu  Gtics.  Gregor  I.  Forgacs  v.  Ghymes,  Stifter 
der  jüngeren  Linie,  gest.  1515;  Gemahlin :  Sophia  v.  Dobo.  —  Sigismund  I. 
Freiherr  v.  Forgacs ,  ältester  Sohn  Gregors  I. ;  erste  Gemahlin :  Catharina 
V.  Zalani.  —  Simon  I.,  dritter  Sohn  Sigismund  I.;  Gemahlin:  Ursula  Freiin 
v.  PemlIhng.  —  Sigismund  IL,  geb.  1565,  gest.  1621,  zweiter  Sohn  Si- 
mons I. ;  erste  Gemahlin  :  Catharina  Banlfy  v.  Losoncz ;  zweite  Gemahlin : 
Susanna  Gräfin  Turzo;  dritte  Gemahlin:  Catharina  Gräfin  v.  Palfly.  — 
AdamL,  Graf,  gest.  1681,  dritter  Sohn  SigismundsIL;  dritte  Gemahlin:  Anna 
Catharina  Reichsfreiin  v.  Hohen-Rechberg.  —  Adam  IL,  geb.  1663,  älterer 
Sohn  Adams  I.  aus  dritter  Ehe ;  erste  Gemahlin :  Eva  Catharina  Gräfin 
v.  Brenner.  —  Johann  XII.,  geb.  1690,  älterer  Sohn  Adams  IL  aus  erster 
Ehe;  Gemahlin:  Margaretha  Magdalena  Gräfin  Cziräky  v.  Ramocz.  — 
Johann  XIIL,  geb.  1724,  gest.  1774,  zweiter  Sohn  Johanns  XIL;  erste 
Gemahlin:  Maria  Anna  Theresia  Gräfin  Grassalkovics  v.  Gyarak.  —  An- 
ton (L),  geb.  1761,  älterer  Sohn  Johanns  XIII.  aus  erster  Ehe;  Gemahlin: 
Oltilia  Fürstin  v.  Grassalkowich.  —  Anton  (IL),  jetziges  Haupt  des  älteren 
Zweiges  der  jüngeren  Linie. 

Jüngerer  Zweig  zu  Szecseny.  Gregor  I.  bis  Johann  XIL,  s.  die 
vorstehende  Ahnentafel  des  älteren  Zweiges.  Siegmund  VI.  (ja  nicht  Sieg- 
mund HL,  wie  durch  einen  Druckfehler  im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräü. 
Häuser,  1854.  S.  244  steht),  vierter  und  jüngster  Sohn  Johanns  XIL,  geb. 
1728  und  gest.  1769;  Gemahlin:  Elisabeth  Gräfin  Nadasd.  —  Joseph, 
erstgeborener  Sohn  Siegmunds  VI.,  geb.  1758  und  gest.  1829;  Gemahlin: 
N.  N.  Gräfin  v.  Kohary.  —  Nicolaus,  jetziges  Haupt  des  jüngeren  Zweiges 
der  jüngeren  Linie  zu  Gäcs.  —  Die  gesammlcn,  in  den  Ahnentafeln  ge- 
nannten Gheder  der  Famihe  Avaren  Träger  hoher  Staatswürden,  auch  sind 
Glieder  des  Geschlechts  im  geistlichen  Stande  zu  den  höchsten  Ehren- 
stellen gelangt. 

Der  jetzige,  an  die  vorstehenden  Ahnentafeln  sich  anschhessende  Be- 
stand beider  Linien  in  ihren  zwei  Zweigen  ist  nachstehender: 

Aeltere  Linie  zu  Ghymes:  Aelterer  Zweig  zu  Ghymes. 
CARL  (IL)  Graf  Forgäch  v.  Ghymes  und  Gäcs  —  Sohn  des  Grafen  Carl  (I.)  - 
geb.  1786,  Herr  der  Herrschaften  Ghymes,  Varano,  Veltschitz  und  Cseite, 
k.  k.  Kämmerer,  verm.  26.  Dec.  1809  mit  Josephine  Philippine  Freiin 
V.  Walterskirchen  und  Wolfsthal,  geb.  4.  Juni  1791.  Aus  dieser  Ehe 
stammen  Graf  Carl  (HL),    geb.  1826,  und  Gräfin  Julie,  geb.  1811,  seit 


128  GH  AKEN  FORGACH  V.   GHYMES  UND  GAGS. 

1848  yerw.  Frau  v.  Adamovicli.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Carl,  Gräfin 
Maria,  ist  mit  Siegmund  Grafen  Forgdch  (s.  unten)  vermählt. 

Jüngerer  Zweig  zu  Gomha  im  Somogyer  Comilat.  Graf  Franz 
XAVER  —  Sohn  des  Grafen  Thaddäus  —  geh.  1783,  k.  k.  Kämmerer, 
venu,  mit  Juditha  v.  Deseo,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen:  Graf 
Moritz,  geh.  1813,  k.  k.  Kämmerer,  Oherst-Lieutenant  und  Gommandant 
des  6.  Gensdarmerie-Regiments ,  verm.  mit  Emihe  Freiin  v.  Riela,  geh. 
1820,  gest.  1843,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Carl,  geh.  1840,  und 
eine  Tochter,  Gräfin  Franziska  Romana,  geh.  1839,  lehen;  —  Graf  August, 
geh.  1814,  Domherr  zu  Gran  und  infuhrter  Aht  der  heihgen  Jungfrau  von 
Kalos,  und  Graf  Anton,  geh.  1818,  k.  k.  Kämmerer  und  Vice-Präsident  hei 
der  Statthalterei  in  Böhmen,  verm.  1850  mit  Anna  Freiin  v.  Majthenyi, 
geb.  1830. 

Jüngere  Linie  zu  Gäcs:  Aelterer  Zweig  zu  Gäcs.  Vom 
Grafen  Anton  IL,  Grafen  Forgdch  v.  Ghymes  und  Gäcs  —  Sohn  des  Grafen 
Anton  I.  —  geh.  1787,  gest.  1.  Dec.  1851,  Herrn  der  Herrschaften  Gäcs 
und  Kokova,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Freiin  v.  Skerlecs, 
verw.  Frau  v.  Jankovich,  gest.  1822,  und  in  zweiter  mit  Johanna  v.  Balas, 
gest.  18.  Jan.  1843,  leht  aus  erster  Ehe  Gräfin  Ottilu^,  geh.  1810,  verm. 
zuerst,  1827,  mit  Joseph  Grafen  v.  Berchtoldt  (s.Bd.I.  S.  70),  gest.  im  Febr. 
1840,  und  später  mit  Edmund  Hye  Edlen  v.  Hyehurg  —  und  aus  zweiter: 
Graf  JULIUS,  geb.  1823,  verm.  1844  mit  Elise  Gräfin  v.  Forgdch,  geh. 
19.  April  1824.  —  Vom  Grafen  Johann  Nepomuk  —  Bruder  des  Grafen 
Anton  II.  —  gest.  1841,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Elise  v.  Szent-Ivan, 
gest.  1837,  leben,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Franziska,  geh.  25.  Sept. 
1830,  verm.  9.  Nov.  1850  mit  Wilhelm  Ritter  v.  Mertens,  k.  k.  Obersten, 
fünf  Söhne,  die  Grafen:  Alexander,  geh.  19.  Aug.  1814,  Landesgerichts- 
heisitzer,  verm.  1839  mit  Eleonore  v.  Gyürky,  geb.  1823,  aus  welcher 
Ehe  ein  Sohn,  Graf  Anton,  geb.  18.  Juli  1840,  und  drei  Töchter,  die  Grä- 
finnen: Elise,  geb.  21.  März  1842,  Amalia,  geb.  11.  Juli  1844,  und 
Alexandrine,  geb.  1846,  entsprossen  sind;  Anton,  geb.  6.  März  1819;  — 
Eugen,  geb.  29.  Juni  1823,  k.  k.  Bezirks-Gommissair ;  —  Emil,  geb. 
27.  Juni  1828,  k.  k.  Oberlieutenant,  —  und  Joseph,  geh.  3.  Aug.  1829. 
— -  Die  Schwester  der  Grafen  Anton  IL  und  Johann  Nepomuk,  Gräfin  Fran- 
ziska, geb.  17.  Oct.  1785,  hat  sich  22.  Sept.  1816  mit  Nicolaus  Grafen 
Szecsen  v.  Temerin  vermählt.  —  Vom  Grafen  Alois  Posthumus  —  Sohn 
des  Grafen  Johann  XIII.  aus  zweiter  Ehe  mit  einer  Gräfin  Sz^chenyi  —  gest. 
1829,  Herrn  der  Herrschaften  Ujtale,  Vilke  und  Gyöngyöspata ,  k.  k.  Käm- 
merer, leben  die  Wittwe,  Isabella  Gräfin  Batthyäny  aus  dem  Hause  Pinka- 
feld,  geb.  1788,  und  die  Tochter,  Gräfin  Luise,  geb.  1810,  Wittwe  seit 
1849  von  Joliann  Freiherrn  v.  Jeszenäk. 

Jüngerer  Zweig  zu  Szecseny.  NICOLAUS  —  Sohn  des  Grafen 
Joseph  —  geh.  1780,  Herr  der  Herrschaft  Mjindok  im  Szaholeser  Comitat, 
k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Josephine  Gräfin  Andrassy  —  Schwester  des 
Grafen  Georg  jüngerer  Linie  (s.  S.  9).  —  Die  vier  Brüder  des  Grafen  Nico- 
laus sind:  Graf  Stephan,  geb.  1782,  Herr  der  Herrschaften  Hertnek,  Va- 
rano,  Gerlahö  und  Ecseg ;  —  Graf  Siegmund,  geb.  1787,  Herr  der  Herr- 


GRAFEN  V.  FRIMONt. 


129 


Schaft  Szaldnez,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Sophie  Gräfin  Forgäcli,  aus 
welcher  Ehe  Graf  Kolomann,  geh.  1820,  Herr  der  Herrschaft  Kemencze, 
verm.  1845  mit  Eleonore  Freiin  v.  Pongratz,  geb.  1.825,  und  Gräfin  Maria, 
geh.  1826,  verm.  1844  mit  Gonstantin  Grafen  P6chy,  lehen;  —  Graf 
Franz,  geh.  1792,  k.  k.  Kämmerer  —  und  Graf  Paul,  geh.  1794,  Herr 
der  Herrschaft  Szecseny,  verm.  1818  mit  Maria  v.  Lipthay,  geb.  1798, 
aus  welcher  Ehe  sechs  Töchter  entsprossen  sind,  die  Gräfinnen:  Maria, 
geb.  12.  Nov.  1821,  verm.  mit  Johann  v.  Zahn,  k.  k.  Rittmeister,  Elise,  geh. 
19.  April  1824,  verm.  mit  Julius  Grafen  Forgäch;  Matmlüe,  geb.  13.  Febr. 
1825,  Nonne  im  Ursuhnerinnen-Kloster  zu  Pressburg;  Josephine,  geb. 
25.  Nov.  1828,  Stiftsdame  zu  Brunn;  Pauline,  geb.  27.  Oct.  1831,  und 
Natalie,  geh.  2.  Nov.  1835. 


Grafen  v.  Frimoiit. 

jßat|)oUfd).  (Dejlcrreid). 

Besitz:  in  Ungarn  6  Orlschaftcn  im  Diliarer  Comiiat,  von  welchen  das  Haupigut  Palota  bei 
Grosswardein  ist. 


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Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  grünen  Mittelschilde  ein, 
auf  einem  silbernen  Felsen  stehender,  rechtsgekehrter,  goldener  Hahn,  welcher  mit 
der  rechten  erhobenen  Klaue  einen  silbernen,  golden  gefassten  Säbel  hält,  und  in 
jedem  der  beiden  oberen  Winkel  des  Schildes  von  einer  goldenen  Lilie  begleitet 
ist.  1  und  4  in  Roth  ein  silberner  Zinnenthurm  mit  drei  Zinnen ,  einem  Fenster 
und  geschlossenem  Thore ;  2  in  Blau  ein  silbernes,  nach  der  rechten  Seite  sprin- 
gendes Einhorn,  und  3  ebenfalls  in  Blau  ein  silberner,  schräglinker,  von  zwei 
silbernen  sechsstrahligen  Sternen  beseiteter  Balken.  Den  Schild,  welchen  wzei 
einwärtssehende,  goldene  Löwen  halten,  umfliegt  ein  rother,  weissgefütterter,  mit 
goldenen  Fransen  besetzter  Wappenmantel ,  welcher  oben  mit  einer  Grafenlirone 
HL  9 


130  (;rafI':>  v.  krimont. 

bedcckl  ist.  —  Auf  dorn  Slaminwappcn,  welches  den  Mitlelscliild  zeigt,  so  wie  auf 
dem  freiherrlichen  Wappen  sland  ein  gekrönter  Helm,  welcher  den  Hahn  des 
Schildes  trug.  Die  Helmdecken  waren  grün  und  golden.  Etwaige  Helme  des  gräf- 
lichen Wappens  waren  nicht  aufzufinden. 

Die  Grafen  v.  Frimont  stammen  aus  einer  alten  lothringischen  Familie, 
aus  welcher  Glieder  in  der  ersten  Hälfte  des  1 8.  Jahrhunderts  nach  Oester- 
reich  kamen,  hn  Jahre  1766  wurde  der  alte  Adel  des  Geschlechts  von 
Neuem  für  Peter  Franz  v.  Frimont,  Oberst-Lieutenant  hei  dem  Wurmser- 
schen  Corps,  mit  Verleihung  des  Reichsadelstandes,  bestätigt,  und  Johann 
Philipp,  nach  anderen  Angaben  Johann  Maria  v.  Frimont,  geb.  3.  Jan.  1759, 
gest.  26.  Dec.  1831  als  General  der  Gavallerie  und  Hof-Kriegsraths-Präsi- 
dent  etc.,  erhielt  vom  Kaiser  Franzi,  von  Oesterreich,  25.  Mai  1806,  oder, 
wie  auch  angegeben  wird,  1808,  den  erbländischen  Freiherrenstand  für  die 
gesammte  Famihe,  wurde  30.  Nov.  1821  vom  König  beider  Sicilien  Ferdi- 
nand!, zum  neapolitanischen  Fürsten  von  Antrodoco  ernannt,  und  27.  Aug. 
1828  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  mit  einer  Donation,  welche 
sechs  Ortschaften  im  Biharer  Comitat  in  Ungarn  in  sich  begreift,  und  deren 
Ilauptgut,  Palota,  eine  Stunde  von  Grosswardein  gelegen  ist,  in  den  öster- 
reichischen Grafenstand  erhoben.  —  Die  grossen  Verdienste  des  eben  ge- 
nannten k.  k.  Generals  Johann  Grafen  v.  Frimont,  Fürsten  von  Antrodoco 
(oft  auch  geschrieben :  Antrodocco)  etc.,  sind  in  der  Biographie  desselben, 
welche  das  Oeslerr.  Militair-Conversations-Lexicon  Bd.  II.  S.  556 — 559 
gegeben  hat,  Verdientermassen  gefeiert  worden.  —  Nach  dieser  Biographie 
war  der  Vater  desselben  Dominique  de  Frimont,  welcher  als  Major  im  Re- 
gimentc  Rougrave  die  kön.  französischen  Kriegsdienste  verhess  und  1766 
als  Gouverneur  der  Intendenz  zu  Finstringen  in  Deutsch-Lothringen  —  wo 
1759  Graf  Johann  geboren  wurde  —  starb. 

Aus  der  Ehe  des  Grafen  Johann  mit  Catharina  v.  Mitterpacher  v.  Mit- 
ternburg,  jetzt  Wittwe,  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Famihe : 

ADALBERT  Graf  Frimont,  Fürst  von  Antrodoco,  geb.  11.  Apnl  1817. 
—  Die  Schwester  desselben  ist:  Gräfin  Theodore,  geb.  15.  Jan.  1812, 
verm.  28.  Sept.  1834  mit  Andreas  Lönyay  v.  Nagy-Lönya  und  Väseros- 
Nameny,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A. 

Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Johann,  dem  Freiherrn 
Maria  Thomas  Vitalis,  geb.  28.  April  1767,  lebt  ein  Sohn,  Peter  Franz 
Freiherr  v.  Frimont-Palota,  geb.  21.  Mai  1798,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A., 
verm.  mil  Caroline  Gräfin  v.  Gyulai. 


GRAFEN  V.  FIJRSTENBÜS<:H. 


131 


Grafen  v.  Furstenbusch. 


"Wappen:  quadrirter Schild  mit  zwischen  dem  3.  und  4.  Felde  eingepfropfter 
Spitze  und  mit  Miltelschild.  Gekrönter  Mittelschild  quergetheilt :  oben  in  Gold  ein 
wachsender,  schwarzer,  zweiköpfiger  gekrönter  Adler,  auf  der  Brust  mit  dem  gol- 
denen Namenszuge  C.  VI.;  unten  der  Länge  nach  gethcilt:  rechts  von  Roth  und 
Silber  achtmal  quer  gestreift,  links  in  Roth  ein  silberner  Querbalken  (bei  Erhebung 
in  den  Grafenstand  hinzugekommen :  Reichsadler  und  Wappen  des  Königreichs 
Ungarn  und  des  Erzhauses  Oesterreich).  1  in  Silber  auf  drei  grünen  Hügeln  drei 
grüne  Eichen  mit  goldenen  Eicheln;  2  in  Blau  drei  (2  und  1)  silberne  Lilien; 
3  in  Blau  drei  (1  und  2)  schwarze  cinwärtssehende  Eberköpfe;  4  in  Silber  drei 
(1  und  2)  schwarze  Wolfshaken,  und  in  der  zwischen  dem  3.  und  4.  Felde  ein- 
gepfropften rothen  Spitze  ein  nach  rechts  gekehrter,  blaugeharnischter  Arm,  welcher 
in  der  Hand  ein  blankes  Schwert  hält,  dessen  Klinge  mit  einem  grünen  Lorbeer- 
zweige umwunden  ist.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  vier 
gekrönte  Helme  erheben.  Der  rechte  Helm  trägt  drei  silberne,  mit  einem  purpur- 
rothcn  Patriarchenkreuze  belegte  Straussenfedern,  der  zweite  einen  schwarzen  ge- 
krönten Doppeladler,  auf  der  Brust  mit  dem  goldenen  Buchstaben  C.  VL  bezeichnet, 
der  dritte  zwischen  zwei  Büffelshörnern,  von  welchen  das  rechte  blau,  das  linke 
roth  ist,  einen  auf  grünem  Boden  stehenden  Eichenbaum,  und  der  linke  den  ge- 
harnischten Arm ,  wie  in  der  dem  Schilde  eingepfropften  Spitze.  Die  Helmdecken 
sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und  silbern.  Mit  dieser  Beschreibung 
stimmt  fast  ganz  die  Abbildung  in  Tyroffs  N.  A.  W.-W,  (HL  1,  58),  so  wie  das 
Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1848.  S.  226).  In  ersterem  ist  der  Adler 
mit  den  Buchstaben  L.  1.  bezeichnet,  im  letzteren,  und  wohl  richtig,  mit  C.  VI- 
In  Bezug  auf  das  erste  Feld  giebt  das  Geneal.  Taschenbuch  an  :  in  Silber  auf 
grünem  Hügel  drei  Eichbäume  mit  goldenen  Eicheln,  und  lässt  die  Klinge  des 
Schwertes  in  der  bei  Tyroff  silbern  tingirten  Spitze  des  Schildes  mit  drei  grünen 
Lorbeerzweigen  umwunden  sein,  während  sonst  ein  Lorbeerzweig  das  Schwert  um- 
zieht. —  Nach  dem  Neuen  Preuss.  Adelslexicon  (Suppl.  Bd.  I.  S.  168)  ist  der 
Schild  nur  mit  drei  Helmen  besetzt.  Der  rechte  trägt  den  Doppeladler,  der  mitt- 
lere die  drei  Eichbäume  zwischen  den  beschriebenen  Hörnern,  und  der  linke  drei 
silberne,  mit  einem  spanischen  Kreuze  belegte  Straussenfedern. 

9* 


132 


f;RAFEN  LE  CAMUS  V.  FURSTENSTEIN. 


Die  im  MamiSslaiunic  erloschenen  Grafen  v.  Filrstenbiiscli  slammten 
aus  (leni  edlen  (Jeselileelile  ilerer  v.  Fürstenbusch  zu  Gasseneck  und  Auegg 
(Aueck),  wehhes  zu  dem  iilleslen  Adel  im  Ilerzogllium  Jülicli  gehörte. 
Im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  kam  die  Familie  nach  Ungarn,  wurde 
vom  Kaiser  Joseph  I.  1707  in  den  alten  Ilerrenstand  des  Königreichs  Un- 
garn versetzt  und  erhielt  10.  Juni  1715  das  ungarische  Imligenat.  Später 
kam  der  höjimische  Grafenstand  in  dieselbe:  es  wurde  nändich  vom  Kaiser 
Carl  VI.  28.  Juni  1736  Johann  Damkl  Freiherr  v.  Filrstenbusch ,  gesl. 
19.  Dec.  1758,  k.  k.  Gcneral-Feldzeugmeister,  Hof-Kriegsrath ,  Inhaber 
eines  Infanterie-Uegiments  und  commandirender  General  in  Ungarn,  in  den 
genannten  Grafenstand  erhoben.  31it  dem  Enkel  desselben,  dem  Grafen 
Carl  ViNCENz,  geb.  4.  März  1767,  k.  k.  Registratur-Directions-Adjuncten 
bei  der  obersten  Justizstelle,  ist  am  10.  März  1837  das  gräfliche  Haus  im 
Mannsslamme  erloschen  und  es  lebt  nur  noch  die  Tochter  des  Grafen  Carl 
Vincenz  aus  der  Ehe  mit  einer  Freiin  v.  Fleischmann,  gest.  1834: 

Gräfin  CAROLINE  Walpurge,  geb.  1803,  verm.  1.  Oct.  1822  mit 
Carl  Grafen  v.  Heussenstamm  zu  Gräfenhausen  (s.  Bd.  I.  S.  356),  gesch. 
seit  1832. 


Besitz: 


Grafen  le  Camus  v.  Fürsteiisteiii. 

in   Schlesien  die  Riitergüter  Kodersdorf  und  Ullersdorr  im  Pegieriingsbeziik  I.iog- 
nilz,  Kreis  Rothenburg. 


Wappen:  quadriiter  Schild  mit  Mitfolschild.  hn  blauen  Millelscliilde  ein 
silberner,  sclirägrcclus  gestellter  Anker  ohne  den  oberen  Querbalken.  1  und  4  von 
Schwarz  und  Silber  mit  gewechselten  Tincturen  quadrirt,  ohne  Bild;  2  in  Roth 
ein  nach  einwärts  springendes,  silbernes  Hoss,  und  3  in  Blau  ein  weisses  Zinnen- 
castell  mit  Fensler  und  Thor,  aus  dessen  Zinnen  nach  einwärts  eine  weisse  Stange 


GRAFEN  LE  CAMUS  V.  FÜIISTEIVSTEIIV.  1  33 

mit  Schleuder  hängt.  (Der  Mittelschild  ist  das  Slammwa|)pcn  der  Familie  le  Camus. 
Die  vier  Felder  des  Hauptschildes  sind  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzuge- 
kommen. Feld  l  und  4  ergeben  das  Wappen  der  allen,  erloschenen,  hessischen 
Familie  v.  Diede  zum  Fürstenslein,  und  Feld  2,  als  besonderes  Gnadenzeichen  hin- 
zugekommen, ist  das  1.  Feld  des  Wappens  des  früheren  Königreichs  Weslphalen, 
welches  das,  den  Heraldikern  so  bekannte  ,, sächsische"  Ross  enthält.)  Den  Schild, 
hinter  welchem  auf  jeder  Seite  ein  einwärtssehendes  Reh  halb  hervortritt,  umgiebt 
ein,  oben  mit  einer  Grafenkrone  bedeckter  Wappenmantel.  —  Abbildung  und  Re- 
schreibung  dieses  Wappens  sind,  da  die  Redaction  andere  Quellen  nicht  kennt, 
nur  nach  Lackabdrdcken  von  Petschaften  gegeben.  J)as  Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl. 
Häuser  (1854.  S.  254)  giebt  nur  das  Stammwappen  der  Familie  le  Camus.  —  Et- 
waige Helme  des  gräflichen  Wappens  sind  nicht  bekannt.  Die  Familie  le  Camus 
führt  als  alte  französische  Familie  wahrscheinlich  keinen  Helmschmuck.  —  Auf 
dem  Helme  derer  v.  Diede  zum  Fürstenstein  lag  eine,  oben  spitz  zulaufende, 
schwarze  Mütze,  deren  breiter,  nach  der  Linken  spitz  zugehender  Ueberschlag  sil- 
bern war.  Der  oben  an  derselben  befindliche  Knopf  war  mit  acht,  sieben,  sechs, 
fünf,  auch  vier  schwarzen,  zu  den  Seiten  sich  kehrenden  Hahnenfedern  besteckt. 

Die  Grafen  v.  Fürslenstein  stammen  aus  der  alten  französischen  Adels- 
familie le  Camus,  welche  nach  den  Antillen  auswanderte  und  daselhst  sich 
ansässig  machte.  Aus  dieser  Familie  entspross  Peter  Alexander  le  Camus, 
geh.  17.  Nov.  1774,  gest.  30.  Nov.  1824,  welcher  his  zum  k.  westphäl. 
Staatsrath  und  Minister  der  auswärtigen  Angelegenheiten  emporstieg.  Der- 
selhe  erhielt,  nach  Erlöschen  des  allen  hessischen  Geschlechtes:  Diede 
V.  Fürstenslein,  24.  Dec.  1807  das  heimgefallene  Lehen:  Fürstenstein  als 
AUod  und  zwar  mit  dem  aus  diesem  dynastischen  Besitze  hergeleiteten 
Grafentitel,  welcher  vom  Kaiser  Napoleon  I.  17.  April  1812  hestätigt 
wurde.  Nach  Auflösung  des  Königreichs  Weslphalen  wurde  die  Herrschaft 
Fürstenslein  als  ein  durch  Erlöschen  der  Diede  v.  Fürstenstein  an  Kur- 
hessen zurückgefallenes  Lehen  in  Anspruch  genommen  und  kam  wieder 
aus  dem  Besitz  der  Famihe. 

Aus  der  Ehe  des  Grafen  Peter  Alexander  mit  AoELHEm  Christiane 
Julie  Eleonore  Gräfin  v.  Hardenberg  —  Tochter  des  Grafen  August  Wil- 
helm Carl,  eines  Bruders  des  Grafen  Carl  Philipp  (s.  Bd.  L  S.  320)  — 
geb.  19.  März  1784,  jetzt  Wittwe,  Erbfrau  auf  Kodcrsdorf  in  der  Ober- 
lausilz,  Ober-Hofmeislerin  Ihr.  kön.  Hob.  der  Prinzessin  Carl  von  Preussen, 
stammt  das  jetzige  Haupt  der  Famihe : 

ADOLPH  Carl  Alexander  Alexis  le  Camus  Graf  v.  Fürstenstein ,  geb. 
8.  März  1818,  Erbherr  auf  Ullersdorf  in  der  Oberlausitz,  k.  preuss.  Kam- 
merherr und  Premier-Lieutenant  im  1.  Bataillon  des  6.  Landwehr-Cavalle- 
rieregimenls.  —  Die  Schwester  desselben ,  Gräfin  Adele  Marianne  Lysinka, 
geb.  10.  Jan.  1816,  hat  ^ich  10.  Juni  1843  mit  Ludwig  Grafen  v.  d.  Asse- 
burg, k.  preuss.  Kammerherrn  und  Ober-Jägermeister  (s.  Bd.  I.  S.  36), 
vermälilt. 


134  GRAFEN  V.   GARCZYNSKf. 

Grafen  v«  GarezyiiskL 

^ot|)oUfd).  IJmtftcn. 

Besitz:  «Ins  Kiiieigut  G.uozin  im  Regierungsbezirk  üaiizig. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  über  einem  aufwärtsseilenden  silbernen  Halb 
monde  em  mit  der  Spitze  nach  oben  gerichteter,  silberner  Pfeil,  welcher  zu  ieder 
Seite  von  einem  sechseckigen  goldenenStern  begleitet  wird  (Haus  Sass)     Ueber  der 
den  Schild  deckenden  Grafenkrone  erhebt   sich  ein  gekrönter  Helm,    auf  welchem 
drei  Straussenfedern,    blau,  silbern,  blau,  stehen,  welche  von  einem  mit  der  Spitze 
nach  links  gekehrten  Pfeile  durchschossen  werden.    Die  Helmdecken  sind  blau  und 
silbern.    -    Aeltere  Lackabdrücke  von  Petschaften  des    Stammwappens  zeigen  den 
die   Horner   nach   oben    kehrenden  Halbmond,    die  Sterne  aber  beseiten  nicht  den 
Heil,  sondern  die  Horner  des  Mondes  sind  mit  denselben  besteckt;    auch  schwebt 
aut  einigen  Abdrücken  noch  ein  Stern    über  der  Spitze  des  Pfeils.     Die  Pfeilsnitze 
auf  dem  Helmschmucke  kehrt  sich  oft  auch  rechts.   -   Nach  dem  Gen.  Tasclenb 
d.  gran.  Hauser  (1854.    S.  258)   steht   der   Pfeil    im    Schilde  nicht  übe^    soXn 
unter   einem   gestürzten    Halbmonde,    und   das  Wappen   ist    Sass  H.  genannt      Mit 
diesem  Namen    kann  diese  Angabe  richtig  sein  und  so  sei  vor  der  H^nd  die  Stel- 
lung des  Mondes  in  Frage  gestellt. 

Alladeliges  und  sehr  angesehenes  polnisches  Geschlecht,  welches  zu 
dem  bekannten  Stamme:    Sass   zählt   und    schon  lange   die    Grafenwürde 
besass.  Thaddäus  Graf  Garczynski  erhielt  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III 
von  Preussen  unter  dem  6,  Febr.  1839  ein  Erneuerungs- und  Anerken- 
nungsdiplom der  alten  gräflichen  Würde. 

Von  dem  gräflichen  Hause  ist  nur  bekannt.: 

i7Q.^u^'^'''^''.I^''^^^''''   ^''''^''''  Aloysius   thaddäus,   geb.  27.  April 
yyi,  Herr  auf  Garczin  im  Regirungsbezirk  Danzig,  k.  preuss.  Kammer- 
1  err,  verm    27.  Aprd  1827  mit  Adelaide  v.  Stutterheim,  Tochter  des  ver- ' 
..lorbenen  k.  preuss.  Generals  v.  Stutterheim,  geb.  17.  März  1804  (Evang.). 


GUAFEN  V.   GARNIER-TURAWA.  135 

Grafen  v.  Garnier-Turawa. 

Besitz:  in  Schlesien  das  Majorat  Turavva;  die  RitlergiUer  Eckersdorf,  Nassadel  etc. 


Wappen:  Scbild  quergelheilt ;  oben  in  Blau  eine  goldene  Kugel,  aus 
welcher  zu  jeder  Seile  ein  silberner  Flügel  hervorgebt;  unten  in  Silber  zwei  rotbe, 
scbrägreohte  Balken  (der  ganze  Schild  enthält  das  Stammwoppen).  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  trägt  ein  wachsendes,  einwärtsgekehrtes,  springendes  silbernes  Pferd; 
über  dem  mittleren  schwebt  die  goldene  Kugel  der  oberen  Schildeshälfte  mit  den 
Flügeln  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  trägt  drei  Straussenfedern,  sil- 
bern roth  silbern  (der  rechte  und  linke  Helm  sind  bei  Erhebung  in  den  Grafen- 
stand hinzugekommen).  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth 
und  silbern.  Die  von  Wissgrill  (Hl.  S.  220)  angeführten,  dem  niederösterreichi- 
schen Herrenstande  als  Landesmitglieder  einverleibt  gewesenen  Freiherren  v.  Garnier 
gehörten  nach  dem  a.  a.  0.  beschriebenen  Wappen  nicht  zu  der  hier  in  Rede 
stehenden  Familie. 

Die  Grafen  v.  Garnier-Turawa  stammen  aus  einem  alten,  ursprünglich 
französischen  Geschlechte ,  aus  welchem  sich  Glieder  in  der  ersten  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts  in  den  österreichischen  Erblanden  niederliessen  und 
in  der  Person  des  Peter  Garnier  vom  Kaiser  Carl  VI.  1729  den  böhmischen 
Ritterstand  erhielten.  —  Pierre  und  der  Sohn  desselben,  Henri  de  Garnier, 
welcher  später  mit  Ginette  de  Bonvelon  vermählt  war,  werden  in  den 
Listen  des  Heerbannes  von  1472,  1513  und  1524  als  Edelleute  in  der 
Dauphine  aufgeführt.  Der  Sohn  des  Letzteren,  Claude  de  Garnier,  verm. 
mit  Isabella  v.  Bocchozel,  starb  um  1560.  Jiihan,  Heinrich  und  Barbara 
V.  Garnier,  Letztere  mit  Philipp  v.  Corsan  vermählt,  erhielten  vom  Parla- 
mente der  Dauphine  5.  Juni  1556  den  angestammten  Adel  bestätigt.  — 
Johann  vermählte  sich  12.  Febr.  1547  mit  Catharina  v.  Rigaud,  und  der 


136  GRAFEN  V.  GARNIER-TURAWA. 

ans  dieser  Ehe  stnmincnde  Solin,  Pliilibert,  welcher  sich  19.  Aug.  157G 
mit  Antonie  v.  Vachoii  vrrniälill  hatte,  diente  unter  König  Ileinricli  III.  mit 
f^rosser  Auszeichiuing.  Franz,  verm.  14.  April  1614  mit  Perronne  de  la 
Poppe,  erlangte  30.  April  1640  von  der  Cour  des  aides  du  Danphine  zu 
Vienne  eine  abermalige  Bestätignng  des  alten  Adels.  Jacob  v.  Garnier  ver- 
mählte sich  13.  Juni  1651  mit  Francoise  de  Basemont,  und  Gabriel  v.  Gar^ 
nier,  Chevalier,  Herr  der  Burgen  Saint-Lorent,  Pont-Ev6qiie  etc.  28.  Oct. 
1690  mit  Luise  v.  Loras.  —  Peter  (s.  oben)  erwarb  die  Herrschaft  Luhli- 
nitz  und  wurde,  wie  angegeben,  1729  böhmischer  Ritter.  Aus  der  Ehe 
desselben  mit  einer  Tochter  ans  der  italienischen  Famüie  Chini  entspross 
Andreas,  welcher,  verm.  mit  einer  Reichsfrciin  v.  Waldstetten,  der  gemein- 
schaftliche Stammvater  aller  Garniers  in  Schlesien  geworden  ist.  Von  dem- 
selben stammten  nämlich  fünf  Söhne:  Franz  Xaver,  erster  Majoratsherr 
von  Turawa,  verm.  mit  Theresc  Freiin  v.  Zedlitz-Leipe ,  welcher  die  Linie 
Garnicr-Turawa  gestiftet  nnd  das  Majorat  Turawa  von  der  Schwester  seines 
Vaters,  Barbara  Reicbsgräfin  v.  Gaschin  v.  u.  zu  Rosenberg,  geerbt  hat; 
Anton,  Erbherr  auf  Langendorf ,  Stifter  des  Hauses  Langendorf,  verm.  mit 
Barbara  v.  Garnier  aus  dem  Hause  Berdzan ;  Alois  ,  Herr  auf  Kahnow  und 
Kalinowitz,  Stifter  der  Linie  Kalinow,  verm.  mit  Maria  Theresia  v.  Biedau; 
Andreas,  Domherr  zu  Breslau  und  Grossglogau,  und  Hans  Hiob,  verm.  mit 
Anna  Freiin  v.  Beess ,  gestorben  ohne  Nachkommen.  —  Der  preussische 
Grafenstand  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  ist  vom  König  Friedrich 
Wilhelm  IV,  von  Preussen  14.  Aug.  1841  in  der  Person  des  damaligen 
Majoratsherrn  von  Turawa,  des  Grafen  Franz  Seraphin,  in  die  Familie 
gekommen. 

Letzterer,  Graf  Franz  Seraphin  —  Sohn  des  ersten  Majoratsherrn 
Franz  Xaver,  k.  preuss.  Majors  a.  D.  —  geb.  20.  Jan.  1785,  gest.  20.  Juli 
1853,  Majoratsherr  auf  Turawa,  k.  preuss.  Major  a.D.,  verm,  in  erster  Ehe 
mit  Adele  Gräfin  Huc  deBethusy  —  Tochter  des  Grafen  Ernst  Philipp  (s.  Bd.  I. 
S,  80)  —  gest.  1812,  und  in  zweiter,  26.  Juni  1816,  mit  Eugenie  Gräfin 
Schack  v,  Wittenau  —  Schwester  des  Grafen  Alexander  Carl  Magnus  Heinrich 
(s.Bd.II  S,  357)^  geb.  9.  Febr.  1797,  hat  aus  der  ersten  Ehe  zwei  Söhne 
hinterlassen:  den  Grafen  CONSTANTIN,  jetzigen  Majoratsherrn,  k.  preuss. 
Rittmeister  und  Divisionsadjutanten,  verm.  mit  Clara  v.  Rappold,  aus  welcher 
Ell«  drei  Söhne:  Constantin,  Carl  und  Hans,  und  eine  Tochter,  Thusnelda, 
leben  —  und  Theodor,  geb.  5.  Juli  1811,  verm.  mit  Emilie  v.  Garnier  aus 
dem  Hause  Langendorf,  geb.  28.  März  1814,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne; 
Franz  Xaver,  geb,  28.  April  1842,  und  Eugen,  geb.  20.  Nov.  1845,  sowie 
zwei  Töchter,  Anna,  geb.  4.  Sept.  1838,  und  Maria  entsprossen  sind.  Aus 
der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Franz  Seraphin  stammen,  neben  einer  Tochter, 
Adelheid,  verm.  mit  Rudolph  v.  Gräve,  zw^ei  Söhne:  Albert,  geb.  2.  Dec. 
1817  verm.  mit  Valeria  v.  Jarotzky,  aus  welcher  Ehe  die  Söhne  Paul,  geb, 
3.  Mai  1849,  und  Lugian,  geb.  1.  Sept.  1850,  sowie  eine  Tochter,  Clara, 
geb.  12.  Od.  1851,  leben  —  und  Hermann,  geb.  18.  Nov.  1819. 

Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Franz  Seraphin  sind:  Anton,  geb. 
23.  März  1789,  Erbherr  auf  Eckersdorf,  k.  preuss.  Rittmeister  a.  D., 
verm.  mit  Auguste  v.  Werner,  und  Hugo,   Erbherr  auf  Nassadel,  Wittwer 


GRAFEN  V.  GESSLER. 


137 


von  Antonie  Freiin  v.  Zedlitz-Leipe.  Die  Schwester  der  erwähnten  drei 
Brüder,  Heloise,  ist  mit  Otto  Freiherrn  v.  Zedhtz-Leipe,  Herrn  v.  Bogusla- 
witz,  k.  preuss.  Landrath  und  Landesälteslen,  vermählt. 


Grafen  v.  Gessler. 

Besitz:  in   Sclilcsien   die   Fiileicommissgüter  ScholTzitz  und  Lomnitz  im  Kreise  Rosenbcri 


Wappen:  Schild  mit  Miltelschild.  Im  silbernen  Mittelschilde,  welches  mit 
einer  fünfperligcn  Krone  gekrönt  ist,  der  preussische  gekrönte  schwarze  Adler  mit 
Sceptcr  und  Reichsapfel  in  den  Klauen  und  auf  den  Flügeln  mit  den  goldenen 
Kleestengeln,  auf  der  Brust  mit  dem  Namenszuge  F.  R.  belegt.  Im  blauen  Schilde 
ein  silberner  Querbalken,  über  welchem  oben  zwei  silberne,  sechseckige  Sterne, 
unten  ein  solcher  Stern  schwebt.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone,  und  auf 
derselben  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  eine  nach  aussen 
wehende,  rothe  Fahne  mit  der  Zahl  20  in  silbernem  Kreise,  der  mittlere  einen 
rechtssehenden  Pfauenkopf  mit  Hals,  und  der  linke  eine  nach  aussen  wehende,  grüne 
Fahne  mit  der  Zahl  67.  Die  Helmdecken  sind  schwarz,  silbern  und  blau,  den 
Schild  hallen  zwei  auswärtssehende  Löwen  von  natürlicher  Farbe,  und  unten  am 
Wappcnschilde  liegen  Armaluren  und  Trophäen,  welche  mit  einem  kleinen  silbernen 
römischen  Schilde  belegt  sind,  auf  welchem  Marcus  Curtius,  in  völliger  Rüstung 
und  rechtsgekehrt,  dargestellt  ist.  lieber  demselben  stehen  die  Worte:  Diilce  est 
pro  patria  mori.  —  Der  Schild,  den  Mittelschild  ausgenommen,  und  der  mittlere 
Helm  enthalten  das  Slammwappen ;  Mittelschild,  rechter  und  linker  Helm  und  das 
Uebrige  sind  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen.  Diese  Erhebung 
wurde  dem  Führer  der  kön.  preussischen  Reiterei ,  Friedrich  Leopold  v.  Gessler, 
zu  Theil,  welcher  die  schon  fast  verlorene  Schlacht  bei  Striegau  in  den  glänzenden 
Sieg   bei    Hohenfriedeberg   verwandelte.     Die   Zahl   20    auf   der  Fahne  des  rechten 


138  GRAFEN  V.  GKSSLER. 

Holmes  bezieht  sich  auf  die  zwanzig  überwundenen  feindlichen  Bataillone,  und  die 
Zahl  67  auf  der  Fahne  des  linken  Helmes  auf  die  67  eroberten  feindlichen  Fahnen. 
Der  kleine  silberne  römische  Schild  mit  Marcus  Curtius  am  Fusse  des  Wappens 
kam  als  Anerkennung  der  heldenmüthigen  Hingebung  für  das  Vaterland  hinzu. 

Die  Grafen  v.  Gessler  stammen ,  der  gewöhnlichen  Angabe  nach ,  aus 
dem  sehr  alten  Schweizergeschlechte  der  Gessler,  aus  welcliem  bekanntlich 
mehrere  Landvoigte  und  andere  hohe  Staatsbeamte  hervorgegangen  sind. 
Einige  Glieder  der  Familie  wendeten  sich  in  späterer  Zeit  nach  Preussen, 
kauften  sich  an  und  waren  namentlich  im  Besitz  des  Gutes  Schwagerau. 
Conrad  Ernst  v.  Gessler,  Herr  auf  Schwagerau,  vermählte  sich  mit  Euphro- 
sine  V.  Rosenau,  und  aus  dieser  Ehe  stammte  Friedrich  Leopold  v.  Gessler, 
welcher  in  k.  preuss.  Militairdienste  trat  und  in  denselben  von  Stufe  zu 
Stufe  immer  höher  stieg.  Derselbe  wurde  24.  Mai  1742  General-Lieute- 
nant und  Ritter  des  schwarzen  Adlerordens,  und  vollzog  am  4.  Juni  1745 
die  obenerwähnte ,  für  die  preussischen  Waffen ,  den  Ruhm  derselben  und 
den  preussischen  Staat  so  ausgezeichnete  Walfenthat.  In  voller  Anerken- 
nung derselben  erhob  König  Friedrich  II.  von  Preussen  den  heldenmüthigen 
Sieger  des  genannten  Tages,  11.  Juli  1745,  in  den  preussischen  Grafen- 
stand. Graf  Friedrich  Leopold  wurde  26.  Mai  1747  General  der  Cavallerie, 
21.  Dec.  1751  General-Feldmarschall ,  und  starb  22.  Aug.  1762.  Aus 
seiner  Ehe  mit  Anna  Eleonora  Gräfin  v.  Stanislawsky-Seeguth  sind  drei 
Söhne  und  sieben  Töchter  entsprossen,  lieber  die  gesammte  Nachkommen- 
schaft liegen  aber  in  der  betreflenden  Literatur  wohl  kaum  genaue  Angaben 
vor.  Das  Meiste  findet  sich  noch  in  dem  Neuen  Preuss.  Adelslexicon  Bd.  II. 
S.  230,  doch  ist  das  Mitgetheilte  ziemhch  unbestimmt.  Von  den  Nachkom- 
men ,  heisst  es  a.  a.  0.,  besass  ein  Graf  v.  Gessler  das  Gut  Langenhof  bei 
Namslau.  Derselbe  hinterliess  zwei  Söhne,  Heinrich  und  Leopold,  von 
welchen  ihm  Graf  Heinrich  im  Fideicommiss  Schoflczütz  (Schoffzitz)  und 
Lomnitz  folgte.  Ein  Graf  v.  Gessler,  früher  Herr  auf  Neudorf  bei  Reichen- 
bach und  k.  preuss.  Gesandter  am  k.  sächs.  Hofe,  starb  zu  Schmiedeberg, 
und  eine  Enkelin  des  Generals,  Gräfin  Adolphine,  starb  unvermählt  1833 
zu  Berhn. 

Das  jetzt  bekannte  Ghed  der  Familie ,  wolil  der  Sohn  des  erwähnten 
Grafen  Heinrich,  ist: 

FRIEDRICH  Graf  v.  Gessler,  Majoratsherr  auf  Schoffzitz  und  Lomnitz. 


GRAFEN  V.  GILLEIS.  139 

Grafen  v.  Gilleiis. 

Besitz:  die  Herrschaften  Kattau,  Therasburg,  Missingdorl' und  Vestenilial. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  schrägrechts  gestellter,  doppelter,  gol- 
dener Widerhaken;  die  obere  Spitze  desselben  kehrt  sich  rechts  nach  unten,  die 
untere  links  nach  oben,  und  in  der  Mitte  findet  sich  nach  rechts  und  unten  eine 
Erhöhung  gleich  einer  auf-  und  absteigenden  Stufe,  welche  oben  im  halben  Zirkel 
gebogen  und  in  der  Mitte  durchbohrt  ist.  Die  Figur  wird  für  ein  Senkeisen  alter 
Art,  ein  sogenanntes  Gil-Eisen,  gehalten.  Auf  der  Grafenkrone  steht  ein  gekrönter 
Helm,  welcher  einen  offenen,  blauen  Adlersflug  tragt,  dessen  rechter  Flügel  mit 
einem  schräglinken,  von  Gold  und  Blau  in  zwei  Reihen,  jede  zu  sechs  Feldern, 
geschachten  Balken,  der  linke  aber  mit  einem  solchen  schrägrechten  Balken  belegt 
ist.  In  Folge  der  Sachsen  und  Schwingen  der  Flügel  sind  freilich  nicht  alle  Felder 
<les  geschachten  Balken  zu  sehen.     Die  Helmdccken  sind  blau  und  golden. 

Selir  altes,  durch  sechs  Jahrhunderte  bekanntes  und  berühmtes,  ur- 
sprünglich österreichisches  Geschlecht,  welches  im  Mannsstamrae  mit  Julius 
Grafen  v.  Gilleis  1.  Aug.  1841  erloschen  ist,  im  weiblichen  Stamme  aber 
noch  blüht.  Die  Gilleis,  früher  Gilauzer  und  v.  Gillaus,  haben  wahrschein- 
lich von  dem  Gute  Gillaus ,  einem  Dorfe  und  Amte  der  Herrschaft  Härten- 
stein am  Cremsflusse ,  ihren  Namen  angenommen ,  oder  vielleicht  auch  Gil- 
laus zuerst  erbaut  und  diesem  Orte  ihren  Namen  gegeben.  Frühere  Genea- 
logen haben  ohne  Grund  das  Geschlecht  aus  Franken  hergeleitet,  ja  Einige 
haben  sogar  angenommen,  dass  die  Famihe  von  dem  erloschenen  alten 
Grafenhause  Gily  in  Schottland  stamme ,  aus  welchem  von  den  Kreuzzügen 
her  Glieder  in  Oesterreich  gebheben  wären.  —  Conrad  oder  Ghunrad  der 
Giläuser  erscheint  nach  Ennenkel  urkundlich  schon  1273  und  1274  zu 
Krems ,  und  Otto  Gileis  in  Sancto  Vito  in  Urkunden  des  Klosters  Lilienfeld 
1289  und  1308.  Das  Siegel  desselben  ergiebt  das  Wappen  der  Familie. 
Von  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  läuft  die  Stammreihe  ununterbrochen 
fort,  und  ist  folgende:  Johann,  insgemein  Hans  Gilleis,  lebte  1430  und 
noch  1452.  Gemahlin:  Anna  Frizenstorfer  zu  Leibn.  —  Georg  Gilleis  zu 
Pezenkirchen ;  zweite  Gemahlin:  Maria  Magdalene  Müllwanger,  verm.  1462. 


140  GRAFEN  V.  GILLEIS. 

—  Veit,  1530  und  1534  niederöstcrr.  LaiKlscliaft-Vicrlel-Hauptinaiiu;  Ge- 
mahlin: Anna  Malsceher,  Herrin  der  Veste  Sonnberg  mit  Ober-IIollabrunn, 
gest.  als  Wilt^ye  1563.  —  Wolfgaing  Georg,  des  heil.  rom.  Ueiclis  Frei- 
herr und  Panierherr  v.  Gilleis,  geb.  1530,  gest.  31.  Mai  1593,  k.  k.  Käm- 
merer, Hauptmann  der  Arcieren-Leibgarde ,  Oberst-Hofmarschallamts-Ver- 
waller  etc.,  wurde  vom  Kaiser  Rudolpli  H.  1.  Nov.  1579,  mit  dem  Titel 
Panier-  und  Freiherr  zu  Sonnberg,  in  des  hed.  rüm.  Reichs  und  der  Erb- 
lande Freiherrenstand  erhoben;  Gemahlin:  Catharina  Freiin  Teufel  v.  Guu- 
derstorf,  verm.  1576,  gest.  5.  April  1594.  —  Andreas,  dritter  Sohn  WoH- 
gang  Georgs,  geb.  1583,  gest.  18.  Jan.  1624,  k.  k.  Kämmerer  und  Ratli ; 
erste  Gemahlin:  Margaretha  Freiiu  v.  Herberstein.  —  Wolfgang  Georg  II., 
gest.  5.  Juli  1651,  niederösterr.  Landrechtsbeisitzer;  Gemahlin:  Isabella 
Freiin  v.  Ruber,  gest.  9.  Oct.  1669.  —  Georg  Julius,  geb.  15.  Sept.  1G41, 
gest.  6.  Sept.  1700,  k.  k.  w.  Kämmerer,  Herr  der  Herrschaften  Kattau, 
Missingdorf  und  der  Veste  Therasburg,  welche  Resilzungen  derselbe  mit 
seinem  Freihaus  zu  Wien  zu  einem  beständigen  Faniüieiirideicommiss  be- 
stimmte; Gemahhn:  Sabina  Christiana  Gräfin  und  Herrin  v.  Slarhemberg, 
Mutter  von  20  Kindern,  geb.  12.  Aug.  1655,  verm.  1672,  gest.  1725.  — 
Georg  Franz  Anton,  geb.  2.  Aprü  1674,  gest.  30.  Nov.  1729,  k.  k.  w. 
Kämmerer  etc. ;  erste  Gemahhn :  Maria  Älaximiliana  Sidonia  Gräfin  v.  All- 
hann,  geb.  6.  Mai  1675,  gest.  23.  März  1724.  —  Johann  Julius  Christoph, 
gest.  30.  Nov.  1763,  k.  k.  Kämmerer  etc. ;  Gemahlin:  Johanna  Theresia 
Gräfin  v.  Nimptsch,  gest.  5.  März  1782.  -  Johann  Christoph  Julius,  k.  k. 
Kämmerer,  gest.  9.  Oct.  1782;  Gemahhn:  Maria  Anna  Gräfin  v.  Spindler, 
venu.  1778,  erbte  von  dem  Bruder  ihrer  Mutter,  Franz  Phiiip[),  letztem 
Grafen  v.  Andlern,  1790  die  Herrschaften  Chudowin,  WilHmau  und  Teutsch- 
Jassnigg  in  Mähren.  -  Maria  Theresia,  geb.  16.  Jan.  1779,  Joseph  Cala- 
SANZ  Franz,  geb.  12.  Apnl  1780,  gest.  12.  Febr.  1827,  Maria  Aloysia, 
geb.  21.  März  1781,  und  Johann  Julius,  geb.  als  Posthumus  1.  Mai  1783, 
gest.  1.  Aug.  1841:  sämmtlich  Geschwister.  Der  Reichsgrafenstand  ist 
nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  264)  im  Jahre 
1699  in  die  Famdie  gekommen.  Im  genannten  Jahre  lebte  noch  Georg 
Julius  (s.  oben),  welcher  im  niederösterr.  Herren-  und  Ritterstande  mit 
allen  seinen  Nachkommen  als  Panier-  und  Freiherr  aufgeführt  wird,  auch 
trägt  die  Grabschrift  der  1725  verstorbenen  Gemahlin  desselben  in  der 
Familiengruft  zu  Ober-IIollabrunn  die  Bezeichnung:  Vidua  Baronissa.  Nach 
Allem  muss  die  Ernennung  eine  neuere  sein.  Wissgrill  (HI.  S.  332  —335) 
kannte  die  Erhebung  in  den  Grafenstaud  nicht,  und  auch  v.  Meding  giebt 
Bd.  II.  S.  191  an:  Gileis,  Freiherren. 

Was  die  jetzigen  Famihenglieder  anlangt,  so  lebt  vom  Grafen  Juhus 
(s.  oben) ,  Herrn  der  Herrschaften  Kattau ,  Therasburg ,  Missingdorf  und 
Vestenthal,  k.  k.  Kämmerer  und  Bergrath,  die  Wittwe  Maria  Sophie  Freiin 
V.  Hingenau,  geb.  5.  Febr.  1793,  verm.  26.  Juli  1816.  Von  den  Geschwi- 
stern des  Grafen  Julius  ist  Gräfin  Therese,  geb.  16.  Jan.  1779,  seit 
22.  Sept.  1800  mit  Moritz  Grafen  v.  Dictrichstein  (s.  Bd.  I.  S.  500)  ver- 
mählt, und  vom  Grafen  Joseph  Calasanctius  (s.  oben),  k.  k.  Kämmerer  und 
Oberst-Lieutenant,   leben  aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Leopoldine  Gräfin 


GRAFEN  V.  GIOVANELLI. 


141 


V.  Attcms,  geb.  29.  Nov.  1780,  verm.  10.  Mai  1803,  gest.  12.  Apiin853, 
zwei  Töchter:  Gräfin  Octavia,  geb.  29.  Sept.  1806,  Mitglied  des  Klosters 
der  barmherzigen  Schwestern  in  Kremsier,  und  Gräfin  Leopoldine,  geb. 
23.  Oct.  1807,  verm.  17.  April  1828  mit  Hermann  Eduard  Grafen  v.  Attems 
(s.  Bd.  I.  S.  39). 


Grafen  t.  Giovanelli. 

€at!)Oltfd). 
«Dejlcrvctd)  (Cambarbtfct)^Denetiattifcl)csi  ^Önt^tctd)  m\>  ^irol). 


Besitz:  Caldaro,  Laimbnrg  etc. 


Wappen  des  gräflichen  Astes  der  tiroler  Linie :  quadrirter  Schild ;  1  und  4 
in  Gold  ein  einwärtssehender,  schwarzer  Adler;  2  in  Roth  auf  blauen  Wellen  ein 
weisses  Segelboot,  in  welchem  zwei  Jünglinge  rudern  (Stammwappen),  und  3  in 
Silber  auf  grünem  Hügel  zwei  neben  einander  stehende  Gerstenahren  ,  jede  unten 
mit  zwei  grünen  Blättern.  Auf  dem  Schilde  steht  ein  gekrönter  Helm,  aus  welchem 
zwischen  einem  offenen  Adlersfluge,  dessen  rechter  Flügel  von  Gold  und  Schwarz, 
der  linke  von  Roth  und  Silber  quergetheilt  ist,  ein  vorwärtssehender,  gekrönter, 
rothbekleideter  Jüngling  aufwächst,  welcher  in  der  Rechten  einen  goldenen  Scepter 
hält,  die  Linke  aber  in  die  Seite  stemmt.  Die  Helmdecken  sind  durchgängig  roth 
und  silbern.  —  Das  hier  gegebene  Wappen  soll,  wie  mehrfach  angenommen  wird, 
mit  den  Angaben  des  Reichsgrafendiploms  vom  2.  Sept.  1790  übereinstimmen. 

Wappen  der  venetianischen  Linie :  Schild  durch  ein  silbernes  Johanniterkreuz 
quadrirt.  1  und  4  in  Gold  ein  schwarzer  Adler;  2  und  3  an  grünem  Strande  auf 
blauem  Meere  ein  silbernes  Segelboot  mit  zwei  Jünglingen.  Den  Schild  bedeckt 
die  Grafenkrone. 

Wappen  des  freiherrlichen  Astes  der  tiroler  Linie  zu  Rotzen  (Diplom  vom 
Jahre  1838):  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Miltelschild  ein 
schwarzer,  gekrönter  Adler.  1  und  4  in  Roth  auf  blauen  Wellen  ein  weisses  Segel- 
boot,  worin  zwei  Jünglinge  (Stammwappen);  2  und  3  in  Silber  auf  grünem  Hügel 
zwei  goldene  Gerstenähren  (Gersll).  Auf  dem  Schilde  ruht  die  Grafenkrone,  und 
auf  derselben  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme  wächst 
ein  Jüngling,  wie  im  1.  und  4.  Felde,  auf  (Helm  des  Stammwappens),  der  mittlere 
trägt   einen    aufwachsenden    geharnischten    Ritter    mit    ofl'enem  Visir   und    schwarz:: 


142  (JRAl'KN  V.  GIOVANKLLI. 

rolh-goltlciKMii  IIHmlmsch,  nml  der  linke  einen  gosclilosscnon ,  die  Sachsen  ein- 
wfirlskelirenden  Adlcrsflug,  in  «leni  dreimal  abwechselnd  hald  silberne ,  bald  blane 
Lilien  anf  bald  blanem ,  bald  silbernem  Balken  vorkommen  (Geneal,  Taschenbnch 
der  freiherrl.  Hänser,  1S53.  S.  147.  Diese  Angabe  ist  wohl  schwer  zu  verstehen. 
Die  Hedaction  glaubt,  dass  der  Adlersflug  von  Blau,  Silber  und  Blau  quergetheilt, 
und  der  obere  und  untere  blaue  Theil  mit  einer  silbernen,  der  mitllerc  silberne 
aber  mit  einer  Idauen  Lilie  belegt  ist)  [Gerstischer  Helm].  Die  Decken  des  rech- 
ten Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  minieren  schwarz  und  golden,  und 
die  des  linken  blau  und  silbern.  Die  Devise  FIDes  In  CaLaMIIallbVs  CLara  deu- 
tet auf  das  in  Tirol  so  berühmt  gewordene  Jahr  1809  hin. 

Sehr  alles,  ursprünglich  aus  Gaudino,  einem  Flecken  im  Thale  des 
Serio  im  Gehiele  von  Bergamo  stammende  Familie.  In  diesem  Orte  lehte 
1230  Alherico  Zoanello,  von  welchem  in  ununterbrochener  Stammreihe 
Zamboni  Zoanelli,  und  der  Sohn  desselben,  Pietro,  stammten.  Ersterer 
kommt  urkundlich  mit  der  Bezeichnung :  Joanes  bonus  Zoanello  und  zusam- 
mengezogen in  italienischer  Mundart:  Zamboni  vor,  lebte  um  1410,  und 
führte  schon  in  seinem  Wappen  die  beiden  Jünglinge  oder  Knaben  (giova- 
nelli)  im  Segelboot.  Von  Peter,  gesL  1434,  stammen  die  gesammten  Linien 
des  Geschlechts,  sowohl  die  erloschenen ,  als  die  drei  noch  blühenden,  die 
fürsthch- gräfliche,  die  gräfliche  und  die  freiherrliche.  Der  eine  Sohn  des 
Peter,  Vincenzo,  gründete  die  in  Venedig  ansässige  fürstlich-gräfliche  Linie, 
und  der  andere  Sohn,  Alessandro  (Alessandro  Bernard  L),  die  beiden  tii^oler 
Linien,  die  gräfliche  und  die  freiherrliche.  —  Von  Alessandros  Sohne,  Ber- 
N.ARDiN,  verm.  mit  Samaritana  degh  Allessiis,  stammte  .Ioseph  Petruzzo, 
welcher  sich  zuerst  in  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  in  Südtirol  ankaufte. 
Dem  Letzteren  wuide  mit  seinen  Brüdern  und  Vettern  vom  Kaiser  Ferdi- 
nand I.  1  564  der  alle  Adel  bestätigt  und  er  selbst  in  den  deutschen  Beichs- 
adelstand  erhoben.  Kaiser  Maximilian  IL  vermehrte  1572  das  Familienwap- 
pen, und  Kaiser  Budolph  II.  versetzte  1583  alle  aus  Gauchno  von  Peter 
v.  Giovanelli  stammende  Sprossen,  unter  abermaliger  Vermehrung  des  Wap- 
pens, in  den  Reichsritterstand.  Als  bald  darauf  Joseph  Reichsritter  v.  Gio- 
vanelli von  der  Familie  Gerstl  das  Schloss  Gerstburg  an  sich  brachte,  ge- 
stattete Kaiser  Budolph  IL  1590  demselben,  das  Gersll'sche  Wappen,  die 
zwei  goldenen  Gerstenähren  und  den  linken  Helm,  mit  dem  angestammten 
Giovanellischen  Wappen  zu  vereinigen  und  den  Titel:  Ritter  v.  Gerstburg 
zu  führen.  Aus  Josephs  Ehe  mit  Fioria  dei  Cania  aus  Bergamo  stammte 
Bernardin,  geb.  1575,  welcher,  verm.  mit  Elisabeth  v.  Eierl  zu  Waldgries 
und  Liebeneich,  der  Stammvater  der  tiroler-botzener  älteren  und  der  tiroler- 
trienlinischen  jüngeren  Linie  wurde.  Von  seinen  Söhnen  stiftete  nämlich 
Georg  Bernardin,  verm.  mit  Veronica  v.  Cazufii,  die  Linie  der  Freiherren  zu 
Gerstburg  und  Ilörtenberg,  und  Gianalbono,  der  Jüngere,  verm.  mit  Claudia 
v.  Cazuffi,  die  Linie  der  Grafen  Giovanelli  zu  Gerstburg.  Der  Vater  dersel- 
ben, Bernardin,  war  schon  1618  in  die  tiroler  Adelsmatrikel  unter  den  Rit- 
lerstand aufgenommen  worden.  —  Die  Glieder  der  venetianischen  Linie 
wurden  1668  Patrizier  von  Venedig.  Der  Reichsfreiherrenstand  kam  in 
diese  Linie  vom  Kaiser  Leopold  I.  1659,  und  der  Reichsgrafenstand  1678 
in  der  Person  des  Freiherrn  Johann  Andreas  ,  Urenkels  Benedicts  I.,  der 
Magnatenstand  von  Ungarn  30.  Dec.  1681,  und  der  österreichische  Für- 
stensland   nach    dem  Rechte    der  Erstgeburt   1838-   —    Was    die   tiroler 


GRAFEN  V.  GIOVANELLl.  1  43 

Linie  anlangt,  so  giebt  das  Genealogische  Taschenbuch  der  gräflichen 
Häuser  1854.  S.  265  und  266  Folgendes  an:  Bernard  II. ,  ein  Enkel  Rer- 
nards  I.,  hinlerliess  die  Söhne  Alban  I.  und  Bernard  III.,  welche  die  Stifter 
zweier  Aeste  wurden,  des  Astes  zu  Trient  und  des  zu  Botzen.  Alban  1. 
erwarb  1660  das  Palriciat  zu  Trient.  Der  Enkel  desselben,  Alban  II.,  be- 
kam durch  Vermählung  mit  Barbara,  Erbtochler  des  freiherrlichen  Hauses 
Gaudenti,  Schloss  und  Herrschaft  Roccabruna  in  Tirol,  und  der  Sohn  des 
Letzteren,  Peter,  erhielt  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  v.  d.  Pfalz  imReichs- 
vicariate,  2.  Sept.  1790,  den  Reichsgrafenstand.  Aus  der  Ehe  desselben 
mit  Anna  R.-Freiin  v.  Triangi  zu  Latsch  und  Madernburg  entsprossen  zwei 
Söhne,  Johann  Benedict  und  Anton.  —  In  den  Ast  zu  Botzen  kam  vom 
Kaiser  Ferdinand  L  von  Oesterreich  1838  der  erbländisch- österreichische 
Freiherrenstand  für  alle  Descendenten  des  Reichsritters  Johann  Joseph 
Stanislaus  v.  GiovaneUi,  Ritters  v.  Gerstburg  und  Ilörtenberg,  ständischen 
Verordneten  des  Ritterstandes  und  Landmanns  in  Tirol,  geb.  1759,  gest. 
1812.  Die  Verdienste  desselben  um  sein  Vaterland  kennt  die  Landesge- 
schichte von  Tirol,  und  dem  freiherrlichen  Wappen  ist  in  Rücksicht  auf 
dieselben  die  obenerwähnte  Devise  hinzugefügt  worden. 

Der  jetzige  Bestand  der  beiden  gräflichen  Linien  des  Hauses  ist  fol- 
gender : 

V  e  n  e  t  i  a  n  i  s  c  h  e  Linie.  ANDREAS  Fürst  und  Reichsgraf  GiovaneUi 
zu  Morengo,  Garpenedo,  Telvana,  S.  Pietro,  Herr  zu  Galdaro  und  Laimburg, 
Patrizier  von  Venedig,  Edler  in  Tirol  und  den  österr.  Erblanden  und  Magnat 
in  Ungarn,  geb.  18.  JuH  1783,  verm.  in  erster  Ehe,  21.  Sept.  1818,  mit 
Antonie  Marquise  Pallavicini,  gest.  18.  Juli  1821,  und  in  zweiter,  24.  Febr. 
1824,  mit  Maria  Gräfin  Burni,  geb.  12.  Jan.  1802.  Aus  der  zweiten  Ehe 
stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Joseph,  geb.  5.  Dec.  1824,  und  Johann 
Dionysius,  geb.  2.  Nov.  1829.  Die  drei  Schwestern  des  Fürsten  und  Grafen 
Andreas  sind  die  Gräfinnen:  Fosgatina,  geb.  30.  Nov.  1785,  verm.  2.  Oct. 
1803  mit  Leonard  Grafen  Manin,  venet.  Patrizier,  Maria,  geb.  29.  Oct. 
1788,  verm.  22.  April  1810  mit  Johann  Baptist  Venier,  venet.  Patrizier, 
und  Lucretia,  geb.  17.  Aug.  1795,  verm.  28.  April  1817  mit  Carl  Marquis 
Pindemonte-Rezzonico,  venet.  Patrizier. 

Tiroler  Linie.  Gräflicher  Ast  zu  Trient.  Graf  ANTON  —  jüngerer 
Sohn  des  Grafen  Peter  —  geb.  1787,  verm.  mit  Anna  Gräfin  Stachelburg, 
aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne^  die  Grafen  Joseph  und  Benedict,  und  eine 
Tochter,  Gräfin  Catharina,  engl.  Fräulein  zu  Meran,  stammen.  —  Von  dem 
älteren  Bruder  des  Grafen  Anton,  dem  Grafen  Johann  Benedict  GiovaneUi 
v.  Gerstburg,  geb.  1785,  gest.  6.  Juni  1845,  Podesta  zu  Trient,  verm.  mit 
Maria  Franziska  Gräfin  v.  Spaur  —  Tochter  des  Grafen  Heinrich  Felix, 
Oheims  des  Grafen  Carl  Thaddäus  (s.  Bd.  H.  S.  486)  —  geb.  30.  Jan.  1790, 
jetzt  Wittwe,  leben  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Elisabeth,  geb.  1815, 
verm,  mit  Anton  Grafen  Triangi  v.  Latsch  und  Madernburg;  Anna,  geb.  1816, 
verm.  mit  Sigmund  Freiherrn  Trentini  v.  Wolgersfeld,  und  Gabriele,  geb. 
1817,  verm.  mit  Dr.  Joseph  v.  Zallinger,  k.  k.  Appellationsrath. 

Das  jetzige  Haupt  der  freiherrlichen  Linie  zu  Botzen  ist  FERDINAND 
Freiherr  v.  GiovaneUi  —  Sohn  des  Freiherrn  Johann  Joseph  aus  der  Ehe 


144 


GRAFKN   V.   COLUCHOWSKI. 


mit  AisTONiA  Froiin  v.  Müller,  geb.  1788,  und  Enkel  desReiehsrilters  Johann 
Jose|>li  Slanislans  diovanelli  v.  Gerstburg  und  IJörlenberg,  —  Herr  zu  Gersl- 
bnrg  und  Hörlenberg,  geb.  1810,  venu.  1844  mit  Maria  Lama  von  und  zu 
Bilchsenbausen,  aus  welcher  Ehe,  neben  drei  Töclrtern,  ein  Sohn,  Freiherr 
JosEPif,  stammt.  Die  drei  Brüder  des  Freiherrn  Ferdinand,  neben  vier  Schwe- 
stern, sind  die  Freiherren  Johann  Nepomuk,  Ignaz  und  Augustin  (s.  Taschen- 
buch der  Freiherr].  Häuser,  1854.   S.  177). 


Grafen  v.  Goluchowski. 

Besitz:   in  r.nlizien  die  Herrschaften  Skala,  Alt-Skala,  Iwankow,  I.osiacz,  Gusziynok,  Hcrc 
zaiika  und  Snikow  im  Czorlkower  Kreise. 


^P^Tappen:  Schild  quergctheilt ;  oben  in  Gold  der  kaiserliche,  mit  der  Kai- 
serkrone gekrönle  Doppeladler,  auf  der  Brust  mit  den  goldenen  Buchstaben  1.  II. 
Iiczeichnet,  und  in  der  rechten  Klaue  Scepter  und  Schwert,  in  der  linken  den 
Reichsapfel  haltend,  unten  in  Blau  ein  goldener,  mit  den  Hörnern  nach  oben  ge- 
kehrter Halbmond,  über  welchem  ein  goldener  6 strahliger  Stern  schwebt  (Haus 
Leiiwa).  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  über  welcher  sich  ein  gekrönter 
Helm  erhebt.  Derselbe  trägt  einen  Pfauenschweif  von  5  Federn,  welcher  mit  dem 
Halbmonde  und  dem  Sterne  der  unteren  Schildeshälfte  belegt  ist.  Die  Helmdecken 
sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  blau  und  golden. 

Sehr  alte  polnische  Adelsfamihe,  welche  zu  dem  bekannten  und  be- 
rühmten Stamme  Leiiwa  gehört.  Dieselbe  stammt  ursprünglich  aus  der 
ehemaligen  Wojewodschaft  Kahsch,  schrieb  sich:  de  M^gna  Goludiow- 
Golochowski  und  führte  schon  in  alter  Zeit  den  Grafentitel.  Nach  dem 
bekannten  polnischen  Chronisten  Gromer  stand  um  1340  Peter  Graf  Go- 
luchowski  in  der  Wojewodschaft  Kaiisch  in  grossem  Ansehen;  Raphael  Go- 
luchowski,  Dapifer  Posnaniensis,  verhandelte  bei  dem,  1430  zwischen  dem 
König  Wladislaus  V.  in  Polen   und   dem  Magister  Prussiae  geschlossenen 


GRAFEN   V.   GORCKY  (gOURCY,   GURCY). 


145 


Frieden ;  Andreas  Goluchowski  zeichnete  sich  in  den  russischen  Feldzügen 
unter  dem  König  Stephan  Bathori  in  Polen  sehr  aus ,  und  erhielt  in  An- 
erkennung seiner  Verdienste  um  das  Vaterland  1579  die  Gastellanwürde  zu 
Gzechow,  und  Abraham  Goluchowski,  bekannt  als  sehr  vielseitig  gebildet, 
wurde  wiederholt  zum  Mitgliede  des  Reichstags  erwählt.  Derselbe,  verm. 
mit  Anna  Zebrzydowska,  Tochter  des  Reichsschwertträgers  Zebrzydowski, 
vertrat  später  als  Gesandter  Polen  am  kön.  schwed.  Hofe  und  wurde  mit 
den  Starosteiherrschaften  Steszyce  und  Wishce  belehnt.  Nachdem  Galizien 
1772  als  Königreich  in  den  österreichischen  Staatsverband  einverleibt  wor- 
den war,  erliielt  Joseph  Vincenz  v.  Goluchowski  vom  Kaiser  Joseph  IL  im 
Jahre  1783,  unter  Anerkennung  des  alten  Grafentitels,  den  erbländisch- 
österreichischen  Grafenstand. 

Das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie  ist: 
Graf  ARTHUR  —  Enkel  des  Grafen  Joseph  Vincenz  —  geb.  1.  Juli 
1808.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Arthur  sind:  Graf  Agenor  Romuald 
Onuphrms,  geb.  8.  Febr.  1812,  der  Rechte  Doctor,  k.  k.  Kämmerer,  Geh. 
Rath  und  Slatthaller  der  Königreiche  Galizien  und  Lodomirien  mit  Inbegriff 
des  Grossherzogthums  Krakau,  verm.  16.  Febr.  1848  mit  Maria  Carolina 
Josepha  Gräfin  Bawarowska  —  Tochter  des  verstorbenen  Grafen  Adam 
(s.  S.  13)  —  geb.  I.  Nov.  1823,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne,  die  Grafen 
Agenor  Maria  Adam,  geb.  25.  März  1849,  und  Stanislaus  Maria  Gervasius, 
geb.  19.  Juni  1853,  und  Gräfin  Sophie  Maria  Clementine  Amaha,  geb. 
23.  Nov.  1850,  leben,  —  und  Graf  Stanislaus  Ludwig,  geb.  16.  Nov.  1818. 
Die  Schwester  der  Grafen  Arthur,  Agenor  und  Stanislaus  ist  Gräfin  Sophie, 
geb.  9.  Mai  1816. 


Grafen  v.  Gorcey  (Gourcy,  Gorcy), 

iSatt)alifjd).  ©efterreid). 


Wappen  der   älteren  Linie:    Schild    mit  Schildeshaupt.     Im  rotlien  Schil- 
deshaupte drei  goldene  Ringe  quer  nebeneinander  und  im  silbernen  Schilde  9  Her- 
meline (4,  3  und  2).     Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone,  und  die  Devise  ist:    Male 
mori    quam    foedari.    —    Die  jüngere  Linie   führt   seit    1530   als  ünterscheidungs- 
III.  10 


140  fJRAFEN  V.   GORCEY  (gOUUCY,  (;oRC\). 

zoiclicn  im  sillionioii  Scliildt'  «In-i  rulhe  Querbalken,  iiml  sl;it(  der  9  Hernieliiie  nur 
(>  der^'leicIuMi  (l,  2  und  3). 

Die  (Jrart'ii  v.  (lorcey  stammen  aus  einer  der  iillesten  Adelsfamilien  des 
eliemali"on  llcrzofillinnis  Lolhriii^^en ,  in  welchem  das  (lesrliletlil  schon  im 
12.  .laiirliimdcil  hhihle.  Es  konnnl  nämlich  GolÜiied  v.  Gorcey  1218  als 
Sohn  Hichaids  v.  (jiorccy  urknndlich  vor.  Den  Ursprung  der  Familie  selbst 
sucht  mau  in  Irland,  und  betrachtet  dieselbe  und  das  Haus  Kinsale  als  zwei 
Zwei^-e  eines  (ieschlechts,  als  dessen  Stammvater  Richard  v.  Gourcy,  Ro- 
berts V.  Courcy  in  der  Normamlie  Sohn,  welcher  den  Herzog-  Wilhelm  den 
Eroberer  lOtjO  bei  dem  Kriegszuge  nach  England  begleitete,,  angenommen 
^YJ,.,!^  —  Schon  zu  End«  des  15.  und  im  Anlange  des  16.  Jahrhunderls 
waren  die  Namen  Ciorcey,  Gorcy  und  Gourcy  gleichbedeutende  Namen,  wie 
Familienurkundon  ergeben,  in  welchen  ein  und  dieselben  Glieder  unter 
diesen  Namen  vorkommen.  —  Im  Laufe  der  Zeit  breitete  sich  das  Ge- 
schlecht, welciies  zu  immer  höherem  Ansehen  und  Reichthum  gelangte,  so 
aus,  dass  1  2  verschiedene  Linien  entstanden,  von  welchen  später  nach  ujul 
nach  sieben  Linien  wieder  erloschen,  so  dass  jetzt  noch  fünf  derselben  bhl- 
hen.  Die  älteste  derselben,  w^elche  sich  Gorcey  schreibt,  von  Bernhard  Frei- 
herrn V.  Gorcey  de  Viviers  abstammt,  und  den  Namen:  Gorcey-Lon- 
guyon  führt,  gehört  Böhmen  au,  die  zweite  und  dritte  Frankreich,  die 
\ierle  Belgien  und  die  fünfte  und  jüngste  Oesterreich.  Letztere,  welche  sich 
wie  die  drei  anderen  Linien  Gourcy  schreibt,  stammt  von  dem  erloschenen 
jüngeren  Hauptstamme  Gourcy  v.  Charey  al),  und  kommt  unter  dem  Namen 
(jourcy-Droilaumon t  vor.  Die  beiden  hier  zu  besprechenden  Linien, 
die  älteste  und  die  jüngste,  sind  im  18.  Jahrhundert  in  die  österreichischen 
Staaten  gckonunen.  —  Als  Jahr  der  Ernennung  in  den  Grafenstand  Avird 
1709  angegeben. 

Der  jetzige  Personalbestand  der  Fannlie  ist  folgender: 

A  eitere  Linie:  Gorcey  Longuyon.  Graf  HEINRICH  Ludwig 
Wu.HELM  —  Sohn  des  Grafen  Amon,  geb.  24.  Sept.  1788,  gest.  27.  Sept. 
1849,  k.  k.  Kämmerers,  Majors  in  d.  A.  und  Mililair-Badecommandanten  zu 
(larlsbad,  aus  der  Ehe  mit  Josepiune  v.  Ridüer,  geb.  5.  Oct.  1794,  verm. 
2.  Aug.  1814,  jetzt  Wittwe  —  geb.  17.  Mai  1815,  k.  k.  Rittmeister,  verm. 
25.  Mai  1852  mit  Maria,  Tochter  des  k.  k.  w.  Kämmerers  und  Rittmeisters 
in  d.  A.  Fialh  de  Eörmenyes  und  Karansebes.  —  Der  Bruder  des  verstor- 
benen (irafen  Anton  ist  Graf  Lambert,  geb.  4.  Sept.  1792,  k.  k.  Kämmerer 
und  Oberst-Lieutenant  in  Pension,  verm.  27.  Oct.  1821  mit  Franziska  Xa- 
veria  Freiin  Deym  v.  Stritetz,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Maria  Vincenz 
Franz  Guido  Friedrich,  geb.  9.  April  1839,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen 
Caroline,  geb.  19.  Juni  1833,  und  Albine,  geb.  6.  Febr.  1846,  stammen. 
Die  beiden  Schwestern  der  Grafen  Anton  und  Lambert  sind  die  Gräfinnen: 
Therese,  geb.  16.  März  1790,  verm.  1818  mit  Franz  Freiherrn  Malowez 
V.  Cheinow  und  Winterberg,  seit  12.  Juni  1842  Wittwe,  und  Gräfin  Jo- 
sEPiiiNE,  geb.  25.  Dec.  1798,  verm.  1827  mit  Carl  v.  Böltzig,  kön.  preuss. 
Rittmeister,  Wittwe  seit  16.  Febr.  1843. 

Jüngere  Linie:  G  o  u  r  c y - D  r o  i  t a u m  o n  t.  Nachkommen  des  Gra- 
fen Franz  Anton,  gest.  26.  Sept.  1827,  verm.  in  erster  Ehe  mil  Clara  Mai- 


GRAFEN  V.  GRABOWSKI. 


147 


quise  v.  Yve,  gest.  15.  Aug.  1809,  und  in  zweiter  mit  Flora  Boston  zu 
Brandslraet,  geb.  1785,  jetzt  Wittwe.  Graf  ERNST  Andreas  Victor  — 
Sohn  des  Grafen  Franz  Anton  aus  erster  Ehe  —  geh.  11.  Jan.  1788,  verm. 
22.  Oct.  1816  mit  Elisabeth  Anna  Antonia  Freiin  v.  Mayr,  geb.  2.  Febr. 
1790,  aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Maria  Josepha,  geb. 
28.  April  1825,  verm.  4.  Sept.  1849  mit  Eugen  Freiherrn  v.  Wacken, 
Herrn  der  Herrschaften  Mittergraben  und  Idolsberg,  vier  Söhne  stammen: 
Graf  Franz  Joseph  Ernst,  geb.  4.  Jan.  1819,  verm.  21.  Febr.  1852  mit 
Clarissa  Freiin  v.  Pillersdorf,  geb.  23.  JuU  1825;  —  Graf  Ernst  Franz 
Xaver,  geb.  16.  März  1821,  k.  k.  Statthalterei-Concipist  in  Steiermark;  — 
Graf  Heinrich  Felix  Theodor,  geb.  8.  Nov.  1822,  k.  k.  Rittmeister  und  Es- 
cadrons-Commandant,  verm.  21.  Oct.  1852  mit  Barbara  Freiin  Luz^nszky 
V.  Luzna  und  Reglitze,  geb.  13.  Jan.  1832  —  und  Graf  Carl  Franz  Xaver, 
geb.  2.  Oct.  1826,  k.  k.  Ober-Lieutenant. 


Grafen  v.  Grabowski. 

(Haus  Gützendorf- Grabowski  und  Haus  Grabowski  zu  Grylewo). 

Besitz  des  Hauses  Götzendorf-Grabowski :  im  Grossi)erzogtlnim  Posen  die  Herrschaft  Lu- 
kowo  etc.  Besitz  des  Hauses  Grabowski  zu  Grylewo:  im  Grossherzogihum  Posen 
die  Herrschaften  Grylewo,  Womwelna ,  Siedle  und  Niewicz ;  in  Wesipreussen  die 
Herrschaft  Radawnitz. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  blauen  Mittelschild  ein 
die  Hörner  nach  oben  kehrender  goldener  Halbmond,  welcher  von  einem  aufrecht- 
stehenden Schwert  durchbohrt  wird,  welches  oben  an  der  Spitze  und  zu  jeder 
Seite  von  einem  goldenen  Sterne  begleitet  ist  (Stammwappen :  Haus  Zbiszwicz). 
1  in  Blau  über  einem  goldenen  Stern  ein  gestürzter  goldener  Halbmond,  auf  wel- 
chem ein  Kreuz  steht,  dessen  oberster,  sowie  der  rechte  und  linke  Arm  ebenfalls 
gekreu2n;  ist  (Korybut) ;  2  in  Roth  drei  (2  und  1)  silberne,  mit  den  Haken  nach 
oben  gekehrte  Anker  (Turno);  3  in  Koth  sechs  silberne,  in  zwei  Reihen  schräg- 
rechts  gegen  einander  gestellte  Lilien  (Wierzbno) ;  und  4  in  Roth  eine  silberne 
rund  gelegte  Kopfbinde,  deren  Enden  unten  mit  einem  Knoten  zusammengezogen 
sind  (Nalencz).  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone.  So  giebt  das  Gcneal.  Taschenb. 
d.  grafl.  Häuser  (1848.  S.243  und  244  nach  dem  Diplome  vom  10.  Sept.  1840)  dieses 
Wappen  und  legt  dasselbe  den  oben  genannten  Häusern  bei.   —    Das  Wappen  des 

10* 


148  (illAFEN  V.  GIIABOVVSKI. 

(irafen  v.  Gülzeinlorf- Grubowski  nach  dem  Diplom  vom  19.  Sepl,  I7S6  lintlet  sich 
im  Wappeiihiich  der  preiiss.  Moiiarihi»;  il.  43).  Dir  Schild  war  rund  und  inil  gol- 
denem Schnilzuerk  umgehen.  Im  rollten  Schilde  stand  mit  den  Sicheln  nach  ohen 
ein  silberner  Halbmond,  welcher  von  einem  aufrechtgestellten  blanken  Schwert  mit 
güldenem  Grille  durchslochen  wurde.  Den  Schild  deckte  die  Gral'enkronc,  und 
au?  derselben  brach  ein  rechlsgekehrler ,  golden  gekrönter  und  bewehrter  schwar- 
zer preuss.  Adler  hervor.  Den  Schild  hielten  zwei  mit  Laub  umgürtete  ein-  und 
vorwärtssehende  wilde  Männer,  welche  aul"  Kammenläufen  standen  und  auf  diese 
mit  der  freien  Hand  ihre  Keulen  stemmten  Lieber  den  Kanunenläufen  standen 
Armaluren  und  Kähnen  und  unter  denselben  Pauken  und  Trompeten.  —  Das  Wap- 
pen des  Astes  der  Familie  v.  Grabowski ,  dessen  Grafenwürde  vom  König  Friedrich 
Wilhelm  111.  von  Preussen  1.  Dec.  1816  anerkannt  wurde,  ist  nach  dem  W.-B.  der 
preuss.  Monarchie  (I.  41)  folgendes:  Schild  mit  goldener,  mit  goldenen  Nägeln  be- 
schlagener Einfassung.  Im  rolhen  Schilde  ein  mit  der  Schärfe  nach  rechts  gekehr- 
tes silbernes  Heil  an  braunem  Stiele.  Den  Schild  umfliegt  ein  rother,  weiss  ge- 
fütterter Wappenmantel.  Denselben  deckt  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  steht 
schrägrechls  mit  der  unteren  Spitze  der  Schärfe  das  Beil  des  Schildes. 

Sehr  alte,  schon  im  1  3.  Jahrhundert  hekanntc  polnische  Adclsfamilie, 
welche  den  Namen  vom  Slammgute  Grahowa  in  PommereHen  führt,  sich 
weil  aiis^<'l)reilet  hat  und  reich  an  verdienstvollen  und  heriihmten  Gliedern 
und  an  grossem  Grund])esilz  geworden  ist.  Benjamin  Gomes  in  Grahow^o, 
Palatin  von  Posen,  stiflele  1230  das  Gistercienser-Kloster  zu  Filehne.  1283 
zog  ein  Thed  der  Familie  unter  Bartholomäus  v.  Grabowski  mit  dem  Her- 
zog in  Polen  Leszek  dem  Schwarzen  nach  Ungarn  und  siedelte  sich  bei 
Miskolcz  an  der  Theiss  an.  Stephan  v.  Grabowski,  nau|)t  des  in  Pommerel- 
len  gebliebenen  Zweiges,  wurde  1354  vom  Hochmeister  des  deutschen  Or- 
dens, Winrich  v.  Knyprode ,  mit  der  Herrschaft  Götzendorf  belehnt  und 
seitdem  führt  die  Familie  den  Beinamen  Gölzendorf.  Als  PommereHen  an 
Polen  zuriicküel,  wendete  sich  auch  dieser  Theil  der  Familie  unter  Frank 
V.  Grabowski,  Sohne  des  Stej)han,  1379  nach  Ungarn,  und  die  Söhne  des- 
sell)en,  Johann  und  Farureus,  hielten  sich  später  am  Hofe  des  Königs  Sigis- 
mund  auf,  eilten  aber,  als  König  Wladislas  V.  in  Polen  gegen  die  Kreuzritter 
zog,  mit  ihren  Getreuen  den  Landsleuten  zu  Hülfe,  und  kämpften  22.  Juni 
1412  in  der  Schlacht  bei  Tannenberg  in  den  vordersten  Reilien.  Dem  bis 
daiiin  ans  einem  wachsenden,  oben  von  zwei  Sternen  beseiteten  Monde  be- 
stehenden Wappen  fügten  dieselben  ein  Schwert  und  auf  dem  Helme  das 
Kreuz  der  deutschen  Putler  liinzu,  und  dies(;s  Wappen  wurde  Zbieswilz, 
d.  h.  bis  zum  Frühroth  kämpfend,  genannt,  weil  die  Träger  desselben  die 
fliehenden  Kreuzritter  die  ganze  Nacht  bis  zum  Morgen  verfolgten.  1412 
wolinten  die  genannten  beiden  Brüder  auch  dem  Turniere  bei,  welches 
König  Sigisnuind  dem  Könige  Wladislas  V.  in  Polen  zu  Buda  gab.  Johann 
(iel  später,  1433,  bei  Kornitz  und  der  Sohn  desselben,  Paul,  wurde  bei 
Varna,  1  1.  Nov.  1444,  von  den  Türken  gefangen,  entfloh  aber  und  starb 
1470  als  Bischof  von  Clielm.  —  Von  dem  Sohne  des  Farureus,  Matthias, 
stammte  HAlnM\^^  v.  Grabowski,  geb.  1501,  gest.  1588,  Rittmeister  in 
Diensten  des  Herzogs  Albrccbt  von  Preussen.  Derselbe  Jnnlerliess  aus  erster 
Ehe  mit  einer  Freiin  v.  Stolpmann  einen  Sohn,  Albrecht,  Fahnenträger  von 
Schloliem,  welcher  1577  bei  Lubieszöw  gegen  die  Danziger  fiel,  und  aus 
zweiter  Ehe  mit  einer  v.  Damilz  einen  Sohn,  Nicolans,  verm.  mit  Sophia 
aus  der  Genueser  Familie  Balbi.  Aus  Albrechts  Ehe  mit  Dorothea  v.  Wolska 


GRAIKN  V.  GRABÜVVSKI.  149 

eiitspross  Thomas,  gesL  1598,  und  von  diesem  stammte  aus  der  Ehe  mit 
Dorothea  v.  Lipinska  ein  Sohn,  Jacob,  gest.  1629,  welcher,  verm.  mit  Anna 
V.  Lipinska,  einen  Sohn,  Michael  Casimir,  gest.  1686,  kön.  poln.  Rittmeister 
und  Mitglied  des  Generallandes-Rathes  von  Preussen,  hinterhess.  Von  Letz- 
lerem, verm.  mit  Helena  v.  Lacka,  stammte  Andreas  Theouorus,  geb.  1653, 
gest.  1737,  welcher  als  Rittmeister  1683  vor  Wien  kämpfte,  später  Ab- 
geordneter zum  Krontribunal,  Marschall  des  Generallandes-Raths  von  Preus- 
sen und  Castellan  von  Culm  war  und  das  Rernardiner-Kloster  zu  Jacobsdorf 
stiftete.  Derselbe,  in  erster  Ehe  mit  Rarbara  v.  Kleist  und  in  zweiter  mit 
Anna  Freiin  v.  Rorck  vermählt,  hinterhess  eine  zahlreiche  Nachkommen- 
schaft. Von  derselben,  —  zu  welcher  auch  der  Sohn  Adam  Stanislaus,  geb. 
1698,  gest.  1766,  Rischof  von  Culm,  von  Kujavien,  von  Ermeland  und 
Gambien,  des  hed.  röm.  Reichs  Fürst  etc.  zählte,  welcher  1733  in  Rom 
den  Papst  RcnedictXIV.  durch  seinen  Gönner  und  Freund,  den  Cardinal 
Resonico,  späteren  Papst  Clemens  XIII.,  für  deu  König  August  III.  von  Sach- 
sen und  gegen  Stanislaus  Leszczynski  stimmte  —  gehört  hierher  Johann 
Michael,  geb.  1690,  gest.  1770,  Truchsess  von  Rratzlaw,  Schwertherr  von 
Preussen,  Untcr-Känunerer  von  Pommern,  Abgeordneter  zum  Krontribunal, 
Castellan  von  Danzig  und  Elbing,  und  gestorben  vor  der  Einfiihrung  als  Pa- 
lalin  von  Marienburg.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Antonilla  Fürstin  Woro- 
niecka  stammte  Adam  Matthias,  geb.  1739,  gest.  1792,  Starost  von  Leipen, 
Abgeordneter  zum  Krontribunal,  kön.  poln.  General-Major  etc.,  verm.  mit 
Luise  V.  Turno,  aus  welcher  Ebe  zwei  Söhne  entsprossen  sind:  Joseph 
Ignaz,  geb.  1791,  und  Adam,  geb.  1793,  gest.  1823.  —  Der  preuss.  Gra- 
fenstand  ist  in  die  Familie  durch  zwei  Ernennungen  gekommen.  Zuerst 
wurde  vom  Könige  Friedrich  Wilhelm  II. ,  19.  Sept.  1786,  bei  der  Hul- 
digung, Peter  v.  Grabowski-Götzendorf,  der  Oheim  des  unten  angeführten 
jetzigen  Hauptes  des  Hauses  Grabowski  zu  Grylewo,  Joseph,  in  den  Grafen- 
stand erhoben,  doch  starb  derselbe  später  kinderlos.  Die  zweite  Ernennung 
erfolgte  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen,  10.  Sept.  1840, 
ebenfalls  bei  der  Huldigung,  und  zwar  wurden  die  beiden  Häupter  der  bei- 
den Zweige  der  Familie,  der  oben  erwähnte  Joseph  Ignaz  und  Joseph,  Herr 
auf  Grylewo  etc.  in  den  preuss.  Grafensland  nach  dem  Rechte  der  Erstge- 
burt versetzt.  —  Was  die  obenerwähnte  Anerkennung  des  Grabowskischen 
Grafenstandes  in  Preussen  vom  1.  Dec.  1816  anlangt,  so  betrilTt  dieselbe 
ehie  andere  gleichnamige  Familie,  welche  zu  dem  bekannten  und  berühm- 
ten Stamme  Tapor,  wie  das  Wappen  ergiebt,  gehört  und  neuerlich  ebenfalls 
zu  hohem  Ansehen  gekommen  ist. 

Der  jetzige  Restand  der  hierher  gehörenden  Famihe  ist  folgender: 
Haus  Götzendorf-Grabowski.  JOSEPH  IGNAZ  Graf  v.  Götzen- 
dorf-Grabowski  —  Sohn  des  Grafen  Adam  Matthias  —  geb.  17.  Febr.  1791, 
Erbherr  auf  Lukowo,  General-Landschafts-Director  und  Landlags-Marschall 
des  Grossherzogthums  Posen,  gewes.  kais.  franz.  Oberst-Lieutenant,  verm. 
20.  Febr.  1819  mit  Clementina  v.  Wyganowska,  aus  welcher  Ehe  zwei 
Söhne:  Adam,  geb.  5.  Mai  1828,  und  Wladislaus,  geb.  10.  Juh  1830,  und 
zwei  Töchter:  Angelica  und  Johanna,  verm.  1849  mit  Ferdinand  Grafen 
V.  Zucchini  aus  Rologna,  stammen. 


150 


GRAFEIN   V.   GUUDNA-GRUDZINSKI. 


Haus  Giabowski  zu  Grylewo.  JOSEPH  Graf  Grabowski,  Erl»- 
herr  auf  Grylewo,  Womwelna  etc.,  verm.  mit  Aistoinette  v.  Niezychovvska, 
aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Eduard,  verm.  183ü  mit  Josephine  v.  Kos- 
cielska,  gcsl.  17.  April  1850, —  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne:  Stanislaus, 
geb.  1837,  und  Wladimir,  geb.  1840,  und  drei  Töchter:  Maria,  geb.  1839, 
Hedwige,  geb.  1S4I,  und  Isabella,  geb.  1847,  leben  —  und  drei  Töchter 
stammen:  Emilie,  verm.  1826  mit  Hehodor  Grafen  Skörzewski,  Isabella, 
verm.  1850  mit  Vincenz  Grafen  Tyskiewicz,  und  Leogadie,  verm.  1838  mit 
Boleslaus  Grafen  Poninsky. 


fiirafeii  v.  Grudiia-Grudziiiski. 

4Äatl)oltfd).  pvtn^tn. 

Besitz:   im  Grosslierzogthuni  Posen   die  Güter  Dizonzgovvo,   VVvsIawice   und  SokolnikI    im 


Kreise  Szroda. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  scliwarzem  Querbalken  in  der  Milte  und 
mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelscliilde  eine  die  Breite  des  Schildes  ganz  ein- 
nehmende rothe  Burg  mit  drei  gefensterten  Zinnenthürmen-,  in  deren  offenem  Flü- 
gelthor^  ein  geharnischter  Ritter,  welcher  mit  der  Rechten  das  Schwert  schwingt, 
steht  (Haus  Grzymala).  1  in  Gold  eine,  auf  einem  nach  rechts  schreitenden  wilden 
Eber  sitzende  und  vorwärtssehende,  gekrönte  Jungfrau  mit  ausgebreiteten  und  em- 
porgehobenen Armen,  rothem  Mieder  und  goldener  Schürze  (Rawicz);  2  in  Roth 
eine  silberne  Rose  (Poray) ;  3  in  Blau  ein  goldener  Querbalken,  welcher  oben,  so 
wie  unten,  von  drei  neben  einander  stehenden  goldenen  Lilien  begleitet  wird 
(Wicrzbna)  und  4  in  Roth  ein  goldener  Kahn  (Lodzia).  Auf  dem  Schilde  steht 
ein  Tuinicrhelm  unter  einer   grossen    gräflichen  Krone,  welche  von  zwei  Rittern  in 


filUFEN  V.   (JRUDNA-GRUDZLNSKI.  151 

silhcrnor  Hi'isliing,  iiiul  mit  Flellcbardcn  bewaffnet,  goliallcn  wird.  Die  Krone  ist 
mit  einem  Wedel  vun  l'iinl'  Pfauenfedern  geschmückt  und  der  Wedel  mit  den  drei  g(;- 
lensterlen  Zinnentluirintn  der  Burg  des  Mitlelschildes  belegt.  Den  Schild  zu  bei- 
den Seiten  und  nuten  umgeben  bisweilen  Armaturen ,  Fahnen  etc.  Wie  angeführt, 
lindet  sich  dieses  Wappen  im  Wappenbuche  der  preuss.  Monarchie  (I.  45).  — 
Das  Gcneal.  Taschenbuch  der  grätl.  Häuser  (1853.  S.  263)  setzt  im  ersten  Felde 
eine  blau  gekleidete  gekrönte  Jungfrau  auf  einen  gehenden  schwarzen  Baren  und  lie- 
deckt  den  Schild  mit  der  Grafenkrone.  Auf  letzterer  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm, 
welcher  einen  Pfauenwcdel  und  vor  diesem  die  rothe  Burg  des  Mittelschildes,  doch 
mit  geschlossenem  Thor,  trägt. 

Die  Grafen  v.  Gnulzinski  stainmen  aus  einem  alten  polnischen  Adels- 
gesclileclite,  welches  zu  dem  bekannten  Stamme  Grzymala  gehört  und  sei- 
nen Namen  von  dem  Dorfe  Grudna  bei  Rogasen  im  Grossherzogthum  Posen 
führt.  Matthias  Grzymala,  Castellan  von  Bromberg,  kommt  1480  zuerst  ur- 
kundlich mit  dem  Namen  Grudziilski  vor,  und  ein  Enkel  desselben,  Andreas, 
zeichnete  sich  1556  im  Feldzuge  gegen  Liefland  als  Anführer  der  pol- 
nischen leichten  Reiterei  unter  dem  Fürsten  Nicolaus  Radziwill  sehr  aus. 
Durch  die  Söhne  des  Andreas,  Sigmund  und  Stephan,  schied  sich  die 
Famihe  in  zwei  Linien,  in  eine  ältere  und  eine  jüngere  Linie.  Erstere 
ist  die  jetzt  blühende,  letztere  ist  erloschen  und  zwar  im  dritten  Gliede 
vom  Stifter.  Stephan  (I.)  war  Castellan  von  Nakel,  Starost  von  Deutsch- 
Crone  und  1576  Gesandter  am  moskovitischen  Hofe.  Der  Sohn  desselben, 
Sigmund,  Herr  der  Herrschaft  Filehne  und  Wojwode  von  Kaiisch,  starb 
1653  mit  Hinterlassung  eines  Sohnes,  Andreas  Carl,  gest.  1678,  Wojwode 
von  Posen  und  Starost  von  Rogasen,  und  des  Letzteren  Sohn  war  Stephan  (IL), 
seit  1690  Kron-Truchsess ,  mit  welchem  später  die  jüngere  Linie  erlosch. 
—  Die  ältere  ist,  wie  angegeben,  von  Sigmund,  dem  älteren  Sohne  des 
Andreas  gestiftet.  Derselbe  war  Castellan  von  Krzywin ,  und  sein  gleich- 
namiger Sohn,  Sigmund  (IL),  1616  Wojwode  von  Rawa.  Von  Letzterem 
stammte  Stephan,  gest.  1640,  Starost  von  Usez  und  Schneidemühl,  und 
ein  Enkel  desselben,  Carl,  gest.  20.  Aug.  1758,  war  Castellan  von  Posen. 
Die  eben  erwähnte  Würde  erhielt  auch  Carls  Sohn ,  Sigmund  Ignaz  Johann 
Nepomucen  V.  Grudna- Grudzinski,  welcher,  als  Herr  der  an  Preussen  ge- 
kommenen Herrschaft  Ghodziesen  im  damaligen  Westpreussen,  vom  König 
Friedrich  IL  von  Preussen ,  19.  Febr.  1786,  die  preussische  Grafenwürde 
erhielt.  Von  diesem  ersten  Grafen  Grudzinski  stammte  ein  Sohn,  Anton, 
Herr  der  Herrschaft  Witoslaw,  welcher  der  Vater  der  unten  angeführten 
drei  Geschwister  ist.  Eine  Tochter  aus  der  ersten  Ehe  des  Grafen  Anton, 
Johanna  Gräfin  v.  Grudna  -  Grudzin  ska ,  vermählte  sich  24.  Mai  1820  mit 
dem  Grossfürsten  Constantin  von  Russland,  wurde  20.  Juli  1820  von  dem 
Kaiser  von  Russland  zur  Fürstin  v.Lowicz  erhoben  und  starb  29.  Nov.  1831. 
Die  jetzt  bekannten  Glieder  der  gräflichen  Famüie  sind : 

SIGISMUND  Graf  V.  Grudna-Grudzinski,  Herr  der  Güter  Drzonzgowo, 
Wyslawice  und  Sokolniki  im  Kreise  Szroda,  Reg.-Rez.  Posen.  Von  den  bei- 
den Schwestern  desselben  ist  Gräfin  Therese  mit  Victor  Grafen  v.  Szöldrski, 
und  Gräfin  Amalie  mit  Emil  v.  Szöldrski  vermählt. 


152 


GIIAFEN    V.    GUERHIERI. 

Grafen  v.  Guerrieri. 


Im  lombardisch-venetianischeu  Königreiche  in  den  Provinzen  Verona  und  Viccnza  begütert. 


TSTappen:  im  goldenen  Schilde  ein  schrägrechter,  blauer  Balken,  hinter 
welchem  ein  schwarzer  Löwe  nach  der  rechten  Seite  streitet.  Den  Schild  bedeckt 
die  Grafenkrone.  —  In  den,  deutschen  Heraldikern  zugängigen  Werken  und  Wap- 
penhiichern  dürfte  sich  das  Wappen  der  Grafen  Guerrieri  kaum  vorfinden,  und  so 
liat  auch  das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser,  1854.  S.  291,  dasselbe  nicht 
angeben  können.  Die  hier  gelieferte  Abbildung  ist  einer  Sammlung  von  Hand- 
zeichnungen des  bekannten  Kenners  und  Freundes  der  Heraldik,  Dsrst  v.  Schatz- 
berg, entnommen,  und  findet  sich  in  dieser  Sammlung  mit  dem  Zusätze:  aus  einer 
Stammtafel.    Der  eben  genannte  Name  verbürgt  wohl  die  Richtigkeit  dieses  Wappens. 

Die  Grafen  v.  Guerrieri  sind  aus  einer  alten  italienischen,  ursprünglich 
aus  Ferno  im  Kirchenstaate  stammenden  Familie  entsprossen,  deren  alter 
Adel  durch  die  Aufzeichnungen  der  berühmtesten  italienischen  Geschichts- 
forscher feststeht.  Der  Name  ist  seiner  Al)stammung  nach  zweifelsohne  mit 
ausgezeichneten  WafTenlhalen  in  Verbindung  zu  bringen.  Besonders  haben 
sich  mehrere  Glieder  des  Geschlechts  in  den  bekannten  Kämpfen  der  Ghi- 
bellinen  und  Guelfen  auf  Seiten  der  Ersteren  gegen  den  Papst  und  dessen 
Verbündete  hohen  Kriegsruhm  erworben,  erlangten  dadurch  kaiserlichen 
Schutz,  verliessen  die  päpsthchen  Staaten,  wendeten  sich  in  die  kaiserlichen 
Lande,  bekleideten  im  spanischen  und  bayerischen  Heere  hohe  müitai- 
rische  Würden  und  standen  hohen  Staatsämtern  vor.  Vlncenz  GueiTieri  er- 
hielt für  sich  und  seine  Nachkommenschaft  vom  Kurfürsten  Ferdinand  Maria 
von  der  Pfalz  laut  Diploms  d.  d.  München  20.  Juli  1672  den  Grafenstand, 
und  da  die  jetzigen  Glieder  des  grällichen  Hauses  Guerrieri  in  gerader  Linie 
von  diesem  Grafen  Vincenz  abstammen,  so  ergiebt  sich  aus  diesem  Diplom 
der  vererbte  Grafentitel  des  Geschlechts.  Nachdem  1815  das  lombardisch- 
vcnetianische  Königreich  den  kais.  österr.  Staaten  feinverleibt  worden ,  ist 
durch  kaiserhche  Resolution  d.  d.  Wien  13.  April  1829  der  Grafenstand 
des  Hauses  Guerrieri  bestätigt  worden. 

Der  jetzige  Personalbesland  der  Familie  ist  folgender : 

VINCENZ  Graf  Guerrieri,  geb.  3.  Jan.  1792,  verm.  13.  Febr.  1821 
mit  JosEFHA  Marcpiise  Malaspma,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  August 
Anton  Ludwig,  geb.  30.  Nov.  1825,   und  eine  Tochter,   Gräün  Eleo.nora 


GRAFEN  V.  GÜICCIARDI. 


153 


Maria,  geb.  31.  Dec.  1821,  venu.  30.  Jan.  1842  mit  dem  Grafen  Minis- 
calchi,  k.  k.  Kämmerer,  leben. 

Vom  Bruder  des  Grafen  Vincenz,  vom  Grafen  Alexander,  geb.  14.  Juni 
1798,  gest.  1.  März  1853,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.  und  dem  Festungs- 
Gommando  in  Verona  zugetlieilt,  verm.  12.  Nov.  1821  mit  Victoria  Gräfin 
Murari  dalla  Corte  Brä,  geb.  16.  Dec.  1801,  gest.  16.  Febr.  1848,  stam- 
men zwei  Söhne:  Graf  Johann  August,  geb.  18.  Dec.  1822,  kön.  sardin. 
Garde-Lieutenant,  und  Graf  Vincenz  Maria,  geb.  6.  Febr.  1831. 


^atl)0lifd). 


Grafen  v.  Guicciardi. 


Wappen:  Schild  vun  Roth  und  Gold  sechsmal  qntM-  getheilt  mit  Schildos- 
hiiiipte.  Im  blauen  Schildeshaupte  drei  (l  und  2)  vorwärtssehende,  geflügelte,  gol- 
dene Engelsköpfe;  über  jedem  dieser  Köpfe  und  unter  dem  oberen  schwebt  ein 
goldener,  Bstrahiiger  Stern,     Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone. 

Altes  und  angesehenes,  italienisches,  ursprünglich  aus  dem  Herzog- 
thum  Modena  stammendes  Adelsgeschlecht,  welches  sich  auch  im  Mailändi- 
sclieu  ausgebreitet  hat,  und  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  nach 
Oesterreich  gekommen  ist.  Glieder  desselben  gelangten  namentlich  in  k.  k. 
österreichischen  Kriegsdiensten  zu  hohen  Würden  und  Ehrenslellen,  und 
die  vielfachen  Verdienste  der  Familie  führten  zur  Erlangung  der  Grafen- 
würde. Nach  der  bekannt  gewordenen  Ahnentafel  des  jetzigen  gräflichen 
Hauses  ist  der  Grafenstand  gegen  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  in  der 
Person  des  Grafen  Franz  (I.)  —  s.  unten  —  in  die  Familie  gekommen.  Die 
erwähnte  Ahnentafel  der  Famihe  ist  nachstehende:  Orazio  Guicciardi,  gest. 
1666;  Gemahhn:  Laura  de  Brini.  —  Johann,  geb.  1665,  gest.  20.  Febr. 
1742  zu  Reggio;  erste  Gemahlin:  Isabella  Gräfin  Gaessossi,  gest.  1706, 
zweite  Gemahhn:  Sophie  Gräfin  Nangui.  —  Pmupp,  geb.  17.  Aug.  1704, 
gest.  zu  Cremona,  k.  k.  Feldmarschall -Lieutenant,  verm.  1752  mit  Maria 
Anna  de  Luzan  (alte,  vornehme  spanische  Famihej.  —  Franz  (I.),  Graf; 
Gemahlin:  Susanna  Gräfin  Brunswick  v.  Korompa.  —  Carl,  Graf  Guicciardi, 


151 


(JRAFEN  V.   (;UIOT  UV   PO.NTKIL. 


k.  k.  KäinruonT,  Feldinnrschall-Licntenaiit  und  (Jciioralissimiis ;  (Jenialilin  : 
Victoria  Giäün  Cassoli.  —  Fhvnz:  JL'lzii(os  Ilaiipt  der  Familie. 

Was  (lo!i  jclziiifoii  Pcrsoiialhosland  dos  ^rälliclieii  Hauses  anlangt,  so  ist 
das  Ilanpl  dcssclhcn: 

(Jraf  FRANZ  —  Sohn  des  Grafen  Carl  —  geh.  2.  Se|»t.  1822,  venn. 
28.  Aug.  1845  mit  Lkontimc  v.  Focolari,  aus  welclier  Ehe  zwei  Töehler, 
(he  (iräünnen:  Pauum-:  Eleonore,  geh.  28.  Nov.  1846,  und  Alijina  Vielorie 
Leonline,  geh.  19.  MiJrz  1850,  stammen.  Die  Mutter  des  Grafen  Franz  ist 
Gräliii  Victoria,  geh.  Gralin  Gassoli,  Wiltwe,  und  eine  Cousine  des  Grafen 
Franz  ist  (Jrälin  Jrui:,  geh.  23.  Nov.  1784,  seit  13.  Miirz  183Ü  Wiüwe 
von  Wenzel  Grafen  v.  Gallenherg  —  Mutler  des  Grafen  Friedrieh  (s.  Bd.  I. 
S.  258). 


Grafen  v.  Gniot  dn  Poiiteil. 

llatl)oltfd).  i3Qßcnt. 


"Wappen:  im  güKleiien  Sclnldc  drei  (2  und  1)  grüne,  reciitsgckciirlc  Pa- 
pageien.    Auf  den»  Schilde  sieht  die  (jrafenkrone. 

Die  Grafen  Guiot  de  Ponteil  stammen  aus  einer  alten,  seit  Anfange  des 
14.  Jahrhunderts  näher  hekannten  französischen  Familie,  deren  Ursprung 
in  Limousin,  einer  der  Provinzen  des  Innern,  zu  suchen  ist.  Pierre  Guiot, 
ccuyer  seigneur  d'Asnieres,  wurde  I333mit  Asnieres  helehnt,  und  von  dem- 
selben an  kann  die  Familie  die  nnunterhrochene  Slammreihe  nachweisen. 
Das  Geschlecht  führte  in  Fraidireich  den  Titel  Marquis,  nahm  ahcr,  nach- 
dem dasselbe  zur  Zeit  der  franzosischen  Revolution  Fraidvreich  verlassen 
und  sich  nach  Deutschland  gewendet  halte,  den  Grafenlitel  an,  welcher  im 
Königreich  Bayern  anerkannt  worden  ist. 

Die  jetzigen  (ilicdci-  des  grällichen  Hauses  shid  Nachkonunen  des  Mar- 
quis Johann  v.  Guiot  du  Ponteil,  gest.  20.  Jan.  1814,  und  das  llau|»l  des- 
selben ist: 

IIEINBICII  Graf  v.  Guiol  du  Ponteil  —  älterer  Sohn  des  Marquis  Jo- 
hann —  geh.  2.  Dec.  1781),  kön.  hayer.  Kämmerer  und  (ieneral- Major, 
verni.  31.  Aug.  1818  mit  Mathilde  Freiin  v.  Gumi)penberg-Peuerl»ach,  geh. 


GRAFEN  GYORY  V.  RADVANY. 


155 


13.  Febr.  1791,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne:  Graf  Carl,  geb.  20.  Nov. 
1820,  Chorvicar  am  Hochstifte  zum  heil.  Gajetan  zu  München,  und  Graf 
Alexander,  geb.  26.  Dec.  1824,  k.  bayer.  Oberlieutenant,  verm.  12.  März 
1849  mit  Stephanie  v.  Fröhlich,  geb.  26.  Febr.  1830,  sowie  eine  Tochter, 
Gräfin  Mathilde,  geb.  9.  Jan.  1828,  stammen.  —  Der  Bruder  des  Grafen 
Heinrich  ist:  Graf  Carl,  geb.  18.  April  1795,  k.  bayer.  Kämmerer,  Kreis- 
und  Sladtgerichts-Director  in  Augsburg,  verm.  in  erster  Ehe,  7.  Oct.  1821, 
mit  Caroline  Freiin  v.  Schönfeld,  gest.  7.  Juh  1822,  und  in  zweiter  Ehe, 
10.  Juni  1833,  mit  Wilhelmine  Freiin  v.  Schwerin,  geb.  25.  Juni  1806. 
Aus  der  zweiten  Ehe  leben  drei  Söhne,  die  Grafen:  Emanuel,  geb.  2.  Mai 
1834,  Heinrich,  geb.  12.  Mai  1837,  und  August,  geb.  26.  April  1847,  so 


wie  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen 
drine,  geb.  13.  März  1840. 


Anna,  geb.  18.  Nov.  1835,  und  Alexan- 


Besitz: 


Grafen  Györy  v.  Radvany. 

in  Ungarn  die  Henschafien   Perkäta  im  Weissenburger  und   Tape  im  Csougiadcr 
Comitale. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  rechtsgekehrter,  goldener  Löwe,  dessen 
Hals  von  einem  rolhbefiederten,  schwarzen  Pfeil  mit  silberner  Spitze  von  rechts  so 
durchschossen  ist,  dass  die  Spitze  nach  links  ganz  zu  sehen  ist.  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone.  —  lieber  einen  Helm,  oder  über  Helme  und  deren 
Schmuck  Hess  sich  in  der  heraldischen  Literatur,  so  weit  dieselbe  der  Redaction 
zu  Gebote  stand,  nichts  auffinden. 

Die  Grafen  Györy  v.  Radväny  stammen  aus  einem  ungarischen  Ge- 
schlechte von  sehr  altem  Adel,  in  welches,  ausgezeichnet  durch  verdienst- 
volle Glieder  und  reich  an  Grundbesitz ,  der  erbländische  Grafenstand  vom 
Kaiser  Joseph  IL  im  Jahre  1785  in  der  Person  des  Grossvaters  des  jetzigen 
Hauptes  der  Famihe  gekommen  ist.  Leider  findet  sich  Näheres  über  diese 
Erhebung  nicht  vor,  selbst  nicht  in  Megerle  v.  Miihlfelds  Oesterr.  Adels- 
Lexicon  (Wien  1821  u.  1824),  welches  sonst  doch  wohl  die  beste  Quelle 
für  die  kais.  österreichischen  Standeserhebungen  ist.  Von  dem  ersten  Grafen 


t56 


fiRAFEN  GYÜLAI  V.  MAROS-?JEMETH   IJ.   NADASKA. 


(iyöry  staiiiinle  Graf  Franz,  j,a'sL  23.  A[U'il  1839,  venu,  mit  Therese  Gräfin 
Zicliy,  gest.  22.  Febr.  1821.  Aus  dieser  Ehe  ist  das  jetzi<,^e  Haupt  der  Fa- 
milie enlsprosseii : 

LADISLArS  Graf  Györy  v.  Radvany,  geb.  17.  Nov.  1807,  Herr  der 
Herrschaften  Perkala  und  Tapö,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  24.  Mai  1836  mit 
Maria  Adelheid  (Ir.iliri  v.  Lichnovvsky,  gel».  20.  April  1815,  gest.  24.  Fei)r. 
1845.  Die  drei  Töchter  desselben  sind  die  Gtäfinnen :  Mahia,  geb.  7.  Ocl. 
1840,  Fkligitas,  geb.  12.  Febr.  1842,  und  Thkrkse,  geb.  19.  Aug.  1843. 
—  Die  Schwester  des  Grafen  Ladislaus,  Grälin  Tiierkse,  geb.  19.  Sept. 
1810,  hat  sich  25.  April  1836  mit  Franz  Grafen  Boos  v.  Waldeck  (s.lJd.l. 
S.  103)  vermähll.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Franz,  Vaters  des  Grafen 
Ladislaus,  Grälin  Christine,  geb.  1776,  WittwT  seit  27.  Dec.  1809  von 
dem  k.  ungar.  Vice-Ganzler  Grafen  v.  Somogyi,  ist  23.  Aug.  1848  gestorben. 


Grafen  Gyulai  v«  Maros-Xemeth  u.  IVada^ka. 

j6atl)olifd)  (ältere  Cinic)  unb  Heformirt  (jüngere  Cinie). 
^tDejlerreid). 

Besitz:  in  Siebenbürgen  das  Stammgut  Maros-Ncmeii  etc. 


Wappen:  qniuirirlcr  Schild  mit  zwischen  dem  3.  und  4.  Felde  einge- 
pfropfter Spitze  und  iMiltelschiid.  Im  goldenen  Mittelschilde  der  Name  C.  VI.  l  auf 
grünem  Boden  in  Uoth  ein  einwärtsschreitender,  gekrönter,  goldener  Löwe,  welcher 
mit  der  linken  Vorderpranke  einen  blanken  Säbel  mit  goldenem  Griffe  schwingt 
und  mit  der  rechten  einen  grünen  Kranz  abwärts  hält;  2  in  Blau  auf  grünem 
Boden  ein  einwärlsgekehrler,  gekrönter,  g(»Idener  Löwe,  welcher  mit  der  rechten 
Vorderpranke  ein  goldenes  I)oppf'lkreuz  cmporhäll  und  mit  der  linken  ein  halbes, 
auf  dem  Boden  stehendes  silbernes  Uad,  dessen  Bundung  links  gekehrt  ist,  erfasst ; 


(.RAFKN  (iYULAI  V.   MAROS-NKMETH  U.   NAIiASKA.  157 

3  in  Blnu  auf  oinoin  slcilen,  grünen,  gekrönton  Borge  ein  V(»rwärtsseliondor,  gcliar- 
nischtcr  HiHer,  welcher  mit  jeder  Hand  einen  goldenen,  an  dei'  Krone  des  Berges 
helesligten  Tliigel  hüll;  4  in  Kolli  auf  silbernen  Wellen  eine  schwimmende,  ge- 
krönte, männliche  Sirene  mit  silbernem,  in  die  Höhe  geschlagenem  und  einmal  ge- 
wundenem Fischschvvanz,  weiche  die  Linke  in  die  Seite  stemmt  und  mit  der  Hechten 
eine  sich  windende  goldene  Schlange  in  die  Höhe  hall,  und  in  der,  zwischen  dem 
3.  und  4.  Felde  eingepfropften  goldenen  Spitze  eine  grüne,  in  den  Schwanz  sich 
bcissende  Schlange.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  drei 
gekrönte  Helme  erheben.  Der  rechte  trägt  den  goldenen  Löwen  des  zweiten  Feldes 
mit  Kreuz  und  Rad  wachsend,  der  mittlere,  wie  beschrieben,  den  Ritter  etc.  des  3.  Feldes 
mit  den  Flügeln,  und  der  linke  den  goldenen  Löwen  des  ersten  Feldes  mit  Säbel 
und  Kranz.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  golden. 
-  Die  Tincluren  der  Felder  sind  Tyroffs  N.  A.  W.-W.-iH.  2,  124)  entnommen: 
die  sonst  genaue  Beschreibung  d<'S  Wappens  im  Gen.  Taschenb.  d.  grätl.  Häuser 
(1854.    S.  294)  entbehrt  der  Angabe  der  Tincturen. 

Altes,  ursprünglich  aus  Siebenbürgen  stammendes  Geschlecht,  welches 
seit  dem  17.  Jahrhundert  in  Oesterreich  sehr  bekannt  und  hoch  angesehen 
ist  und  eine  fast  ununlerhrochene  Reihe  von  Gliedern  aufzuweisen  hat, 
welche  sich  in  k.  öslerr.  Kriegsdiensten  vielfach  ausgezeichnet  und  deren 
grosse  Verdienste  im  2.  Rande  des  Oesterr.  Militair-Convers.-Lexicons  die 
vollste  Anerkennung  gefunden  haben.  —  Nach  Lehotzky  (IL  161)  leitete 
Istvanfi,  dessen  Mutler  aus  dem  Gyulaischen  Geschlechte  stammte,  die  Familie 
von  Otto  ab,  Palalin  unter  Salomon,  sechstem  Könige  in  Ungarn  von  1  063 — 
1075.  Phihpp  Gyulai,  Praep.  Agriensis  und  Gesandter  in  Venedig,  kommt 
mit  seinen  Rrüdern,  Ladislaus,  Georg  und  Nicolaus  im  Anfange  des  16.  Jahr- 
hunderts vor;  Wolflgang  war  später  Bischof  zu  Agram,  und  Paul,  ein  Mann 
von  grosser  Gelehrsamkeit,  Secretair  des  Königs  in  Polen  Stephan  Bathori 
und  Canzler  in  Siebenbürgen.  Ausser  den  genannten  Famihengliedern  führt 
Lehotzky  noch  den  Stephan  de  Maros  Nemeth  1495  als  Praes.  Varadiensis 
auf.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  einer  Tochter  des  Canzlers  Simon  Pech 
stammte  Franz,  Ralh  des  Fürsten  Apafi,  welcher  die  Söhne  Franz,  General, 
und  Stephan  hinterhess.  Von  Letzterem  entsprossen  aus  der  Ehe  mit  einer 
Tochter  des  Paul  Banfi  die  Söhne  Joseph  und  Ladislaus  und  eine  Tochter, 
Galharina,  Gemahlin  des  Gabriel  Alvinczi.  —  Von  den  übrigen  Farailien- 
gliedern  werden  Johann  und  Stephan  genannt;  Ersterer  soll  alle  seine  Zeit- 
genossen überragt  haben.  Letzterer  fiel  1661,  als  er  seinem  Fürsten  Ke- 
möny  sein  Pferd  gegeben,  im  Kampfe  zugleich  mit  seinem  Herrn.  Lehotzky 
schliesst  seine  Angaben  über  die  Famihe  mit  den  Worten:  huc  fors  refe- 
rendus  Franciscus,  Vicecomes  Strigon.  et  Comarum,  factus  Baro  1732. 
Comes  de  Ungh.  Die  Angabe:  factus  Baro  1732  stimmt  mit  weiter 
unten  berücksichtigten  Annahmen  nicht.  -  Franz  II.  v.  Gyulai  wurde 
vom  Kaiser  Leopold  I.  im  Jahre  1694  in  den  erbländischen  Freiherren-  und 
1704  in  den  Grafensland  versetzt,  und  die  beiden  Söhne  desselben,  die 
Grafen  Franz  III.  und  Stephan  IL,  gest.  1758  als  k.  k.  Feldmarschall- 
Lieutenant,  gründeten  zwei  noch  blühende  Linien,  Ersterer  die  ältere, 
Letzterer  die  jüngere  Linie.  —  Was  die  ältere  Linie  anlangt,  so  stammte 
vom  Grafen  Franz  III.  Graf  Samuel,  gest.  24.  April  1802,  k.  k.  Feldmar- 
schall-Lieutenant etc.  Die  beiden  Söhne  des  Letzteren  waren :  Graf 
Ignaz,  geb.  11.  Sept.  1763,  gest.  11.  Nov.  1831,  k.  k.  Feld-Zeug- 
meisler,    Hof- Kriegsralhs- Präsident,    Bau  von    Groatien    etc.,    und  Graf 


158  GRAFEIN   nVlLAI  V.   MAROS-NEMETII   IJ.   ISADASKA. 

Albert,  geb.  12.  Sq.l.  17G6,  gest.  27.  April  1835,  k.  k.  Geh.  Ratli, 
F('](linars('liall-Lieiil«Mianl,  R(3gimenls--Inhal)er  elc.  —  Graf  Ignaz  bofcliligte 
1790  als  Ohersl-LieiiloiiaiiL  ein  von  ihm  zusammengebrachlcs  und  seinen 
Namen  führendes  Freicorps,  bewies  1793  bei  Erstürmung  der  Weissen- 
burger  Linien  die  höchste  Tapferkeit  und  wurde  1796,  bei  Belagerung  des 
Kehler  Brückenkopfes,  zum  k.  k.  General-Major  ernannt.  In  Folge  der  von 
ihm  1800  ausgegangenen  Bildung  des  Landsturms  im  Breisgau  stieg  der- 
selbe zum  Feldmarschall-Lieutenant,  wirkte  in  allen  späteren  Feldzügen 
bis  zur  Leipziger  Schlacht  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  und  erhielt  nach 
derselben  den  Vorsitz  im  Hofkriegsrathe  zu  Wien.  Die  grossen  Verdienste 
des  Grafen  Albert  hat  das  oben  angeführte  Oesterr.  Militair-Conversations- 
Lexicon  sehr  genau  erörtert. 

Die  jetzt  lebenden  Glieder  beider  Linien  des  gräflichen  Hauses  sind : 

Aeltere  Linie.  SAMUEL  Graf  Gyulai  v.  Maros-Nemeth  und  NAdaska 
—  Urenkel  des  Grafen  Franz  III.,  Stifters  der  Linie  und  Sohn  des  Grafen 
Al])ert  —  geb.  19.  April  1803,  k.  k.  Kümmerer,  Feldmarschall-Lieutenant 
und  Truppen-Divisionair  in  Pension,  verm.  12.  Nov.  1838  mit  IIermine 
V.  Hoffenegg,  geb.  30.  Oct.  1823,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Icnaz 
Franz  Albert  Natalis,  geb.  24.  Dec.  1839,  stammt.  Der  Bruder  des  Grafen 
Samuel  ist:  Graf  Albert,  geb.  im  Febr.  1805,  und  vom  Oheim  der  Grafen 
Samuel  und  Albert,  dem  Grafen  Ignaz  (s.  oben),  lebt  ein  Sohn:  Graf  Franz, 
geb.  1799,  k.  k.  Kämmerer,  Geb.  Rath,  Feldzeugmeister,  Commandant  des 
5.  Armeecorps  zu  Mailand,  Militair-Commandant  der  Lombardei,  Regiments- 
Inhaber  etc.,  verm.  8.  Jan.  1827  mit  xVntonia  Gräfin  v.  Wralislaw,  gest. 
24.  Sept.  1831. 

Jüngere  Linie:  Graf  LUDWIG  —  Urenkel  des  Grafen  Stephan  IL, 
Stifters  der  jüngeren  Linie  —  geb.  180Ö,  Herr  des  Stammgutes  Maros- 
Nemeti  in  Siebenbürgen.  —  Die  drei  Schwestern  desselben  sind  die  Grä- 
finnen :  Caroline,  verm.  mit  Peter  Franz  Freiherrn  v.  Frimont,  Franziska, 
Wittwc  des  Grafen  Wass  v.  Czege,  und  Constanzie,  verm.  mit  Ladislaus 
Grafen  Kunn  v.  Osdola. 


GRAFEN   IIADIK   V.   FUTAK. 


159 


Grafen  Hadik  v.  Fiitak. 

Besitz:   in  Ungarn  die  IleiTscliaficn  Idok  und  Futak  im  Bacser  Coinitat  etc.,  die  Ilerrscliafi 
S^^mlak  im  Aradcr  Comitat  etc. 


Wappen;  quadrirler  Schild  mit  Miüelscliild;  im  schwarzen  Mittelschilde 
ein  goldener,  auf  einer  goldenen  Krone  stehender,  rechtsgekehrter  Löwe  mit  dop- 
pelleni  Schweife,  welcher  mit  der  rechten  Vorderpranke  ein  blankes  Schwert  schwingt 
und  mit  der  Linken  nach  unten  einen  Türkenkopf  hält.  1  in  Roth  zwei  neben  ein- 
ander gestellte  grüne  Weinreben,  jede  mit  einer,  theils  rechts,  theils  links  herabhän- 
genden blauen  Traube  und  einem  grünen  Blatte ;  2  in  Blau  ein  silberner  Zinnen- 
thurm  mit  zwei  Fenstein,  schwarzem  Thor  und  schwarzen  Mauerstrichen;  3  in 
Blau  ein  rechtsgekehrter  geharnischter  Arm,  welcher  in  der  Hand  einen  goldenen 
Lurbeerzweig  hält,  und  4  in  Gold  ein  schwarzer,  gekrönter  Doppeladler,  Auf  der 
Grafenkronc  stehen  vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  geharnischten 
Arm  des  3.  Feldes  mit  dem  Lorbeerzweige,  der  zweite  den  Adler  des  4.  Feldes, 
der  dritte  die  Weinreben  des  l.  Feldes,  und  der  linke  den  Zinnenthurm  des 
2.  Feldes.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau  und  silbern,  die  des  zweiten 
schwarz  und  golden,  die  des  dritten  roth  und  blau,  und  die  des  linken  blau  und 
silbern.     Den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  goldene  Löwen. 

Alte  und  sehr  angesehene  ungarische  Famihe,  welche  aus  dem  Thu- 
roczer  Comitate  stammt  und  von  der,  derselben  zustehenden  Herrschaft 
Futak  in  der  Bacser  Gespanschaft  den  Beinamen:  v.  Futak  führt,  lieber  die 
Vorfahren  der  späteren  Glieder  des  Geschlechts  hat  sich  namentlich  Klein 
(Lehensgeschichte  der  Prediger.  II.  S.  202}  genauer  verbreitet,  und  auch 
Lehotzky  hat  auf  diesen  Schriftsteller  (II.  p.  165}  verwiesen.  Im  18.  Jahr- 
hundert machte  sich  besonders  Andreas  v.  Hadik  (Hadick)  bekannt  und  ge- 
langte zu  hohem  Buhme.  Derselbe  stieg  bis  zum  k.  k.  Geh.  Bathe ,  Feld- 
marschall und  Hof-Kriegsraths-Präsidenten  und  wurde  vom  Kaiser  Joseph  IL, 
wegen  45jähriger  treuer  und  verdienstvoller  Dienstleistung,  14.  April  1777, 
in  den  Beichsgrafenstand  erhoben.     Lehotzky  giebt  noch  an,  dass  derselbe 


100  URAFKN   HAIUK   V.   Fl  TAK. 

von  1777—1790  ('onios  Hacliiciisis  —  der  Familie  sldil  jetzt  die  Erb- 
Obergespanwilide  im  Hacser  (lomilale  zu  —  gewesen  sei  und  die  Herrsehaft 
Futak  an  sich  gebracht  habe.  Als  Söhne  des  Grafen  Andreas  werden  Franz, 
General,  und  Johann,  Uath  der  k.  Kammer,  genannt. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  sind  Nachkommen  dreier  Brüder:  des 
Grafen  Johann,  geb.  27.  Jan.  1755,  verm.  8.  Jan.  1783  mit  Franziska 
Gräfin  v.  Brenner,  geb.  17.  Dec.  1763,  des  Grafen  Carl  Joseph,  gest. 
24.  Juli  1800,  k.  k.  Kämmerers  und  Feldmarschall-Lieutenants,  verm. 
7.  Jan.  1781  mit  Maria  Therese  Gräfin  v.  Kolowrat-Krakowsky ,  geb. 
28.  Oct.  1756  (nach  Anderen  28.  Aug.  1757),  gest.  20.  Dec.  1844,  und 
fles  Grafen  Andreas,  geb.  12.  Mai  1764,  gest.  18.  Juni  1840,  k.  k.  Käm- 
merers, Geh.  Raths  und  Generals  der  Cavallerie,  verm.  mit  Maria  Reichs- 
freiin  Rassler  v.  Gammerschwang,  geb.  11.  Oct.  1783,  jetzt  Wittwe.  Von 
den  genannten  drei  Brildern  war  Carl  Joseph  der  ältere,  Johann  der  mittlere 
und  Andreas  der  jüngere. 

Vom  Grafen  Johann  stammte  Graf  Adam  Joseph,  geb.  1784,  gest. 
1852,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  24.  Sept.  1820  mit 
Johanna  Gräfin  v.  Dernath  —  Schwester  des  Grafen  Heinrich  älterer  Linie 
(s.  Bd.  1.  S.  182)  —  geb.  22.  Dec.  1798.  Aus  dieser  Ehe  lebt  ein  Sohn, 
Graf  BELA,  geb.  1822,  k.  k.  Kämmerer,  Major  und  Corvetten-Capitain, 
zugetheilt  dem  Hofstaat  des  Erzherzogs  Ferdinand  Maximilian,  und  eine 
Tochter,  Gräfin  Gisella,  geb.  22.  Jan.  1825,  verm.  zuerst,  10.  Dec.  1842, 
mit  Wilhelm  Freiherrn  v.  Baillou,  k.  k.  Hauptmann,  gesch.  im  Januar  1850, 
und  in  zweiter  Ehe,  3.  JuU  1850,  mit  Rudolph  Grafen  v.  Stadion  (s.  Bd.  11. 
S.  505).  —  Die  beiden  Schwestern  des  Grafen  Adam  Joseph  sind  die  Grä- 
finnen: Therese,  geb.  1785,  verm.  in  erster  Ehe  mit  dem  k.  k.  Kämmerer 
und  Geh.  Ralh  Grafen  Labia,  und  in  zweiter  mit  dem  k.  k.  Oberst-Lieute- 
nant V.  Gröller,  und  Maria,  geb.  1.  April  1790,  verm.  10.  Mai  1812  mit 
Joseph  Grafen  v.  Seidern  (s.  Bd.  H.   S.  461). 

Vom  Grafen  Carl  Joseph  stammten  zwei  Söhne:  Andreas  Friedrich 
und  Wilhelm.  Graf  Andreas  Friedrich,  geb.  1789,  gest.  24.  Jan.  1839, 
k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister,  vermählte  sich  10.  Sept.  1810  mit  Caro- 
lina Gräfin  v.  Fünfkirchen  —  Schwester  des  Grafen  Friedrich  Dominik  (s. 
Bd.  I.  S.  254)  —  geb.  15.  Mai  1795,  jetzt  Wittwe,  und  Graf  Wilhelm, 
gest.  1819,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A. ,  war  mit  Barbara  Gräfin 
Festetics  v.  Tolna  —  Schwester  des  Grafen  Nicolaus  dritter  Linie  (s.  S.  1 1 9) 
—  vermählt  und  hat  eine  Tochter,  Gräfin  Julie,  geb.  13.  April  1818,  hin- 
terlassen, welche  sich  16.  Febr.  1846  mit  Franz  Freiherrn  Roden  v.  Hir- 
zenau,  k.  k.  Kämmerer,  Obersten  und  Regiments-Commandanten,  verm.  hat. 

Vom  Grafen  Andreas ,  dessen  Wittwe ,  Gräfin  Maria  ,  oben  angeführl 
worden  ist,  lebt  ein  Sohn,  Graf  Gustav,  geb.  25.  Juni  1801,  Herr  der 
Herrscliaft  Sz6mlak,  verm.  14.  Oct.  1851  mit  Catharina  Hertelendi  v.  Her- 
telend.  Die  Schwester  desselben ,  Gräfin  Maria  ,  geb.  2 1 .  Febr.  1812,  ist 
Ehren-Sliftsdame  zu  Brunn. 


(JRAFEN  V.   HAUNÜNCOUn-UNVERZAGT. 


161 


Grafen  v.  Harnoncour-lJnverzagt. 

(Orafeii  de  la  Foutagiie   und  v.  Harnoiieour- Unverzagt.) 

Besitz:   in  Beigion  die  Güter  Ilainoncour  und  Rouvrov  etc. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  zwei  blaue,  schräg  sich  kreuzende  Pilger- 
stäbe, über  welchen  eine  rothe  Muschel  schwebt.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafen- 
krone, und  denselben  halten  zwei  einwärtssehende  silberne  Windhunde  mit  goldenen 
Halsbändern. 

Altes,  sehr  angesehenes,  französisches  Adelsgeschlecht,  dessen  ur- 
sprünglicher Name:  de  la  Fontagne  (in  älteren  Quellen  de  la  Fontaigne  ge- 
schrieben) ist.  Der  Name  Harnoncour  kommt  von  dem  gleichnamigen  Be- 
sitzthume  in  der  belgischen  Provinz  Luxemburg  her.  Dieses  Besitzthum 
kam  durch  Vermählung  des  Louis  de  la  Fontagne  mit  Ehsabeth  de  la  Fou- 
lon,  Herrin  zu  Harnoncour,  in  die  Familie,  und  der  Sohn  der  Letzteren, 
Jean  Evrard  Vicomte  de  la  Fontagne  (s.  unten)  —  die  Grafenwiirde  wurde 
1714  erlangt  —  nahm  zuerst ,  unter  Vorsetzung  des  ursprünglichen  Fa- 
müiennamens,  auch  den  Namen  Harnoncour  an.  Der  Beiname:  Unverzagt  ist 
später  durch  die  aus  dem  gräflichen  Hause  v.  Unverzagt  stammende  Mutter 
des  Grafen  Hubert  Ludwig  (s.  unten)  hinzugekommen,  welche  wahrschein- 
lich die  Letzte  ihres  Geschlechts  war.  Die  in  der  genealogischen  Literatur 
bekannte  Ahnentafel  der  Familie  ist  nachstehende :  Louis  de  la  Fontaigne 
(Fontagne)  Seigneur  de  Sorbey;  Gcmnhhn:  Elisabeth  de  Foulon,  Dame 
d'Harnoncourt.  —  Jean  Evrard  Vicomte  de  la  Fontaigne  d'Harnoncourt ; 
Gemahlin:  Marguerite  de  Mailhn,  Dame  de  Ville  et  Gorinne.  —  Philipp 
Francois  Vicomte  de  la  Fontaigne  d'Harnoncourt;  Gemahlin:  Marguerite  Mar- 
quise  de  Lambertye.  —  Jean  Evrard  ;  Gemahlin :  Marie  Luise  Baronne  de 
Waha-Franville.  -  Joseph  Louis  Mattpheu  ;  Gemahlin :  Leopoldine  Gräfin 
V.  Unverzagt.  —  Hubert  Ludwig  ;  Gemahhn :  Sophie  Henriette  Gräfin 
V.  Haugwitz.  —  Maximilian  Victor,  jetziges  Haupt  der  Familie. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  stammen,  wie  sich  aus  vor- 
stehender Ahnentafel  ergiebt,  von  dem  Grafen  Hubert  Ludwict  ■ —  Sohn  des 
Grafen  Joseph  Ludwig  Matthias  Vicomte  de  la  Fontagne  d'Harnoncourt,  geb. 
25. Febr.  1736,  gest.  l.Juhl816,  k.  k.  Kämmerers,  Generals  der  Gavallerie, 
Regiments -Inhaijers,  verm.  1787  mit  Leopoldine  Gräfin  v.  Unverzagt, 
gest.  6.  3lärz  1835  —  geb.  12.  Aug.  1789,  gest.  28.  Mai  1846,  k.  k. 
lii.  11 


102 


«RAFEN  V.  HAXTHAUSEN. 


Kilinmrror,  Herrn  dor  IIjMTscliaftcn  Hrollowilz  und  Kirhau  in  Miiliron  und 
llarnoncour  und  Houvroy  im  (Irossherzoglhuni  Luxcnihurg,  veiin.  20.  Mai 
1817  Uli!  Soi'iiu:  llcnrieüe  Ciräfui  v.  llaugwilz  —  Scliwester  des  Grafen 
Carl  Wilhelm  (s.  Bd.  1.  S.  33G)  —  geb.  28.  Juli  1798,  jetzt  Willwe. 
Das  jetzige  Hau|>l  der  Familie  ist: 
MAXIMILIAN  Victor  Graf  de  la  Fonlagne  und  v.  llarnoncour -Unver- 
zagt —  älterer  Sohn  des  Grafen  Hubert  Ludwig  —  geb.  23.  Aj)ril  1820, 
k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  venu.  15.  Mai  1847  mit  Aloisia  Griilin  Locatelli 
—  Tociiler  des  Grafen  Hermann  (s.  unten  den  betreuenden  Artikel)  —  geb. 
23.  April  1829,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Alice,  geb.  15.  Mai 
1849,  lebt.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Maximilian  Victor,  Graf  Hihickt  Hein- 
rich, geb.  5.  Dec.  1827,  k.  k.  Lieutenant  in  d.  A.,  hat  sich  21.  Febr.  1848 
mit  Lldmilla  Gizella  Theresia  Gräfin  v.  Berclitoldt  —  Tochter  des  Grafen 
Sigismund  Andreas  Corsinus  (s.  Bd.  I.  S.  70)  —  geb.  20.  April  1831,  ver- 
mählt, und  aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen  Hubürt,  geb. 
1.  Mai  1850,  und  Alphons,  geb.  25.  Aug.  1851. 


Grafen  v.  Haxthausen.  (Weihliclier  StaDini.) 

jrutl)frtfd)  unb  ^atljolifd).  ÜUHncmork,  Öagcrn  \\n^  pviwfjcn. 


IVappen  nach  dem  kön.  hayer.  Grafcndiplom  vom  Jahre  1839:  gränicher 
Zweig  zu  Neiihans-Sulzljuig,  Ahhenhurg'scher  Linie:  quadrirtcr  Schild  mit  Mitlel- 
sclnld.  hn  rolheii  Mitlelschild  zwei  silberne  Wagenbreter,  welche  in  geringer  Enl- 
efrnung  schrägimks  neben  einander  gestellt  und  durch  drei  in  Gestalt  eines  Z  mit 
Nageln  darauf  befestigte    silberne  Leisten  mit  einander  verbunden  sind  (Stanimwap- 


GRAFEN  V.  HAXTHAUSEN.  1  (>3 

pon).  1  und  4  in  Gold  ein  zweiköpfiger,  golden  bewehrter,  schwarzer  Adler;  2  und 
3  in  Blau  ein  nach  einwärts  aufspringendes,  silbernes  Pferd  (Feld  1-4  sind  bei 
Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen).  Ceber  dem  Schilde  stehen  drei 
gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  den  Adler  des  1.  und  4.  Feldes;  der  mitt- 
lere einen  offenen,  rothen  Adlcrsflug,  dessen  rechter  Flügel  schräglinks,  der 
linke  schrägrechts  mit  dem  Wappenbilde  des  Mittelschildes  belegt  ist  (Helm  des 
Stammwappens),  und  der  linke  drei  Straussenfedern,  silbern,  blau,  silbern  (der 
rechte  und  der  linke  Helm  sind  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen). 
Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  mittleren  roth 
und  silbern  und  die  des  linken  blau  und  silbern.  Den  Schild  halten  zwei  ein- 
wärtssehende, silberne  Pferde,  und  die  Devise  ist:  qua  pia  fala. —  Wie  beschrie- 
ben ,   giebt  dieses  Wappen  auch  das  Wappenbuch  des  Königreichs  Bayern  (XU.  9). 

Das  gräfliche  Wappen  nach  dem  kön.  dän.  Grafendiplome  vom  6.  April  1736 
bietet  nach  dem  Lcxicon  over  adelige  Familier  i  Danmark  etc.  (I.  S.  229  und  Tab. 
XLV.  208)  einige  Verschiedenheiten  dar:  im  Mittelschilde  liegt  das  beschriebene 
Wappenbild  schrägrechts;  das  Pferd  im  2.  und  3.  Felde  springt  nicht  nach  der 
rechten  Seite  auf,  sondern  rennt  nach  derselben,  auf  dem  linken  Helme  steht 
zwischen  zwei  silbernen  Straussenfedern  eine  rothe,  die  Helme  sind  ohne  Decken, 
und  aus  der  Mitte  der  rechten,  sowie  der  linken  Schildesseite  bricht  auswärts  ein 
silbernes  Koss  hervor,  welches  den  Kopf  nach  einwärts  zurückwirft. 

Sehr  altes  westphälisches  Rittergeschlecht,  welches  aus  der  Umgegend 
von  Paderhorii  stammt,  wo  noch  eine  Gegend:  der  Ilaxtergrund  und  das 
Ilaxterholz ,  welche  his  auf  die  neueste  Zeit  Eigenthum  der  Familie  geblie- 
ben sind,  den  Famdiennamen  trägt,  welcher  in  den  ältesten  Urkunden: 
Haxter  geschrieben  wurde.  Die  Haxthausen  waren  mit  den  Brenken  und 
den  erloschenen  Stapel  und  Krevet  die  quatuor  nobiles  columnae,  oder  no- 
biles  viUici  der  Hoch-  und  Cathedralkirche  von  Paderborn.  Die  Familie 
zählte  auch  zu  den  reichsritterschaftlichen  Geschlechtern  in  Franken,  in 
der  Wetterau  und  am  Rhein  und  besass  im  Fiirstenthum  Paderborn  das 
Er])-Hofmeisteramt.  Nach  einer  Sage,  welche  sich  in  der  Famüie  erhalten 
hat,  soll  das  Geschlecht  von  einem  berühmten  Kriegshelden  des  13.  Jahr- 
hunderts abstammen ,  welcher  von  den  Königen  von  Jerusalem  Ehrenpreise 
und  Lehen  erhalten  habe,  dessen  Nachkommen  aber  aus  diesen  Lehen  von 
den  Saracenen  vertrieben  worden  wären  und  sich  in  Westphalen  niederge- 
lassen hätten.  —  Die  Familie  breitete  sich  im  Mittelalter  sehr  zahlreich  aus 
und  der  Besitz  derselben  bestand  später  aus  sehr  vielen  Gütern.  In  West- 
phalen besass  das  Geschlecht  die  Güter  Abbenburg,  Thienhausen,  Böken- 
dorf,  Hellersen,  Vörden,  Welda,  Lippspringe,  Marienloh,  Borchen,  Etteln, 
Bredenhorn,  Küterbrock,  Aussei,  Sandebek  etc.,  in  Franken  das  reichsritter- 
schaftliche  Gut  Bellerheim ,  in  der  Wetterau  Georgenhausen  und  zehn  an- 
dere Güter,  im  Hannoverschen  Feuerschütz,  Bostel  etc.  —  hn  15.  Jahr- 
hundert theilte  sich  die  Familie  in  zwei  Haupthnien,  in  die  Abb  en  bürg  er, 
oder  weisse,  und  in  die  Thienhauser,  oder  schwarze  Linie.  — 
Seifert  (Ahnentafel  der  Freiherren  v.  Görtz)  beginnt  die  Stammreihe  mit 
Curt  V.  Haxthausen,  welcher  im  Anfange  des  1 6.  Jahrhunderts  lebte.  Von 
dem  Enkel  desselben,  Eimerhausen  v.  Haxthausen,  stammte  Moritz,  Herr  zu 
Abbenburg,  fürstl.  münsterscher  Oberst,  und  von  diesem  Hermann  Christian, 
gest.  1063,  fürstl.  münsterscher  Kammerjunker.  Die  letzten  beiden  hat 
auch  V.  Meding  (I.  S.  234)  angeführt.  Gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts 
breitete  sich  durch  Christian  August  v.  Haxthausen,  kursächs.  Geh.  Rath, 
das  Geschlecht  auch  in  Sachsen  aus  und  erwarb  bei  Dresden  das  Gut  Peetz- 

II* 


164  GRAFEN  V.   HAXTIIAUSEN. 

kau,  uml  im  Anfange  (l«s  IS.  Jalirlinndorls  und  splilor  kam  die  Familie  aueli 
in  Dänemark,  sowie  in  neuerer  Zeil  in  Bayern  voi'. 

Der  Freilierrensland  ist  im  Anfange  des  18.  Jalirliunderls  in  die  Fa- 
milie gclangl,  und  es  kommt  um  1712  ein  Freiherr  v.  Ilaxlhausen,  des  iieil. 
röm.  Keielis  Ueichs-Feldmarscliall  vor :  wahrselieinlicli  der  kurpialziselie 
General  Freiherr  v.  HaxLhausen,  welcher  1715  Gouverneur  zu  Jülieh  wurde. 
Der  Grafensland  ist  durch  zwei  Erhebungen  in  die  Familie  gekommen. 
Zuerst  wurde  nändicli  vom  König  Chrislian  VI.  von  Dänemark ,  6.  Aprd 
1736,  der  kön.  dän.  Kammerherr  Christiais  Friedrich  Freiherr  v.  Haxlhau- 
sen  in  den  dänischen  Grafensland  erhoben,  und  Werner  Moritz  Maria  Frei- 
herr V.  Haxlhausen-Abbenburg  im  liayerischen  übermainkreise  begiilerl, 
erhielt  vom  König  Ludwig  Carl  August  von  Bayern  1839  den  erblichen 
Grafenstand  des  Königreichs  Bayern. 

Beide  gräflichen  Linien  sind  im  Mannsstamme  erloschen ,  blühen  aber 
noch  im  weiblichen  Stamme.  Die  dänische  gräfliche  Linie  starb  im 
Mannsstamme  mit  dem  Grafen  Owe  Christian  —  Enkel  des  Grafen  Christian 
Friedrich  —  geb.  26.  Mai  1777,  gest.  19. Sept.  1842,  Erbherrn  auf  Thien- 
hausen  bei  Paderborn,  kÖn.  dän.  Ober-Hofmarschall  und  General-Major,  aus. 
Die  Schwester  desselben,  Gräfin  LUISE  Charlotte,  geb.  16.  Juh  1774, 
verm.  mit  Friedrich  Christian  v.  Buchwaldt,  Herrn  auf  Prohnstorff,  kön.  dän. 
Kammerherrn  und  Landrath,  ist  seit  25.  Juni  1822  Wittwe.  —  Die  west- 
phälisch-bayer.  gräfl.  Linie  erlosch  schon  30.  April  1842  im  Mannslamme 
mit  dem  Stifter,  dem  Grafen  WER^ER  Moritz  Maria.  Die  Wittwe  desselben 
ist  Elisabeth  Freiin  HarlF  v.  Dryborn ,  und  die  Tochter,  Gräfin  Maria,  geb. 
26.  Dec.  1826,  hat  sich  15.  Juni  1847  mit  Hermann  Dietrich  Freiherrn 
von  und  zu  Brenken,  kön.  preiiss.  Lieutenant  im  1  5.  Landwehr-Cavallerie- 
Regiment,  vermählt.  —  Im  freiherrhchen  Geschlecht  blühen  beide  Linien, 
die  Abbenburger,  weisse,  wie  die  Thienhauser,  schwarze,  in  zahlreichen 
Gliedern,  über  welche  das  Geneal.  Taschenbuch  der  freiherrhchen  Häuser 
(1854.   S.  226—228)  das  Nähere  angiebt. 


(;hai  i:n  v.  hklldohf 


165 


Grafen  v.  Helldorf. 


Cöongelifd). 


(Ircufjctt. 


Besitz :  in  der  l'rovinz  S.iclisen  das  Rittergut  Wollmir.stiidt  im  Kreise  Kckartsberga  tiiul  das 
Rillergul  Runslädl  im  Kreise  Merseburg. 


Wappen:  im  sill»ernen  Felde  der  vordere  Tlieil  eines  nach  der  rechten 
Seile  springenden,  hall»  ahgehanenen  grauen  Maulthieres.  (Jeher  der  den  Schild 
deckenden  gräflichen  Krone  erheht  sich  ein  Ilehn ,  aus  welchem  das  Maulthier  des 
Schildes  aufwächst.  Die  Helmdecken  sind  silhein  und  roth.  So  heschreibt  v.  Me- 
ding  (II.  S.  242),  abgesehen  von  der  Grafenkrone,  das  Stannnvvappen.  —  Die  De- 
claration  zu  Siehmachers  W.-B.  Bd.  1.153  gieht,  anstatt  eines  Maulthieres,  einen  grauen 
Esel,  unten  das  Fleisch  roth,  an,  und  demgemäss  setzt  auch  das  Geneal.  Taschen- 
buch der  gräfl.  Häuser  (1S53.  S.  294)  iri  den  Schild  die  obere  Hälfte  eines  sprin- 
genden Esels  natürlicher  Farbe. 

Eine  der  ältesten  und  vornelimsten  sächsischen  Familien,  welche  sich 
weit  ausgehreitet  und  grossen  Griindhesitz  erlangt  hat,  und  durch  die  Glie- 
der des  Geschlechts  zu  hohem  Ansehen  gekommen  ist.  Ulrich  v.  llelldorf 
schloss  sich  1147  seinem  Landesherrn,  Conrad  dem  Grossen,  Markgrafen 
von  Meissen  an,  als  dieser  mit  Kaiser  Conrad  111.  gegen  die  Saracenen  zog. 
Von  den  späteren  Gliedern  der  Familie  gehen  Seifert ,  Gauhe  und  Valentin 
König  einen  Urenkel  Sehastians  v.  llelldorf,  Hans,  Herrn  auf  Costewilz  und 
Reussen,  an,  welcher,  mit  Helene  v.  Göhren  aus  dem  Hause  Dönhofl' in  Preus- 
sen  vermählt,  drei  Söhne,  Sittig,  Hans  (IL)  und  Georg,  hinterliess.  Georg 
machte  (Möller,  Denkwürdigkeiten  aus  der  Geschichte  des  deutschen  Adels, 
Merseburg,  1822)  im  Jahre  1481  einen  Feldzug  in  Ungarn  gegen  die  Tür- 
ken mit,  wurde  gefangen  und  lebte  22  Jahre  in  der  Sclaverei.  Endlich  be- 
freit kehrte  derselbe  zurück  und  fand  das  väterliche  Erbe  getheilt ,  als  er 
aber  erkannt  worden  war,  trat  ihm  der  ältere  Bruder,  Sittig,  welcher  im 
Lande  der  Mutter  ein  ,, reicher  Baron"  geworden  war,  sogleich  freiwillig 
von  seinem  Antheile  die  Güter  Näthern  und  Reussen  bei  Zeitz  ab.  —  Der 
Urenkel  des  Hans  IL,  Georg,  Herr  auf  Costewitz,  Kieritzsch  und  Zelsdorff, 
war  gräflich  Hanau'scher  Hofmeister.     Von  diesem  stannnte  Hans  Heinrich, 


100  (iRAFEIS   V.   HELLDOUF. 

kursädis.  Cornell ,  uiul  von  Lelzlerem  Joliaiiii  Julius,  Herr  auf  Kii'rilzscli, 
Trossdorf,  Pursten  cU'.,  kursächs.  Land-Kammcr-Ralh,  dessen  Sohn,  Georg 
Friedrieh,  II<'rr  auf  (iloslewilz  undNälhern,  Sachs.-Naundjurg-Zeilzischer 
Premier-Minister,  Geh.  Ratli,  Canzler  und  Gonsislorial-Präsidenl ,  als  Ge- 
h'hiler  sehr  hekannt  war.  Von  deniselhen  stammte  Siej,^fried,  Sachs.-Zeitzi- 
scher  Kannnerjunkcr,  welcher  den  Stamm  weiter  fortgepllanzt  hat.  In  dei" 
neuesten  Zeit  theilte  sich  die  Familie  in  zwei  Zweige ,  den  älteren  und  den 
jüngeren.  Aus  dem  älteren  fiel  Friedrich  v.  Helldorf,  kön.  preuss.  Haupt- 
mann, in  dem  Rheinfeldzuge,  14.  Juh  1794,  durchhohrt  von  einer  feind- 
liclien  Kugel,  wel(;he  durch  das  Johannitcrkreuz  gedrungen  war.  Der  Bru- 
der desselhen,  Carl,  Herr  auf  Wildschütz  und  Nüdlilz,  hinterliess  ans  der 
Eiie  mit  Williclminc  v.  Borcke  vier  Söhne  und  zwei  Töchter.  Von  den  Söh- 
nen wurde  hesonders  Heinrich  hekannt,  welcher,  kaum  1 5  Jahre  alt,  heim 
Corps  des  Herzogs  von  Braunschweig- Öls  im  Gefechte  hei  Leipzig  die  linke 
Hand  verlor  und  noch  17  andere  W^unden  erhielt.  Derselhe  stand  in  den 
Jahren  1813 — 1815  in  kais.  russ.  Diensten,  und  trat  dann,  1816,  vielfach 
ausgezeichnet  in  kön.  preuss.  Dienste  und  commandirte  später  als  Major  ein 
Landwehrbataillon.  Aus  der  Ehe  mit  Emilie  Henriette  v.  Ilelldorf  gingen 
sechs  Söhne  und  drei  Töcliter  hervor.  —  Von  dem  jüngeren  Zweige  starb 
im  Jahre  1815  Ferdinand  Heinrich  v.  Helldorf,  kön.  sächs.  Stiftshauptmann 
a.  D.,  Herr  auf  St.  Ulrich,  Gross,  Bedra  etc.,  verm.  22.  Mai  1793  mit  Frie- 
derike Henriette  Armgarte  Gräfin  v.  Hohenthal  —  Tochter  des  Grafen  Johann 
Jacob  (s.  Bd.  I.  S.  367)  —  geb.  11.  Jan.  1777.  Aus  dieser  Ehe  entspros- 
sen, neben  zwei  Töchtern,  vier  Söhne:  Wolf  Heinrich  Hans,  Herr  auf  Woll- 
mirstädt  etc.,  kön.  preuss.  Kammerherr,  Ferdinand  Heinrich,  Herr  auf  Bedra, 
Schalkendorf,  Leiha,  Möckerling,  Baumersroda  und  Petzkendorf,  kön.  preuss. 
Kanunerherr  und  Landrath,  Carl  Heinrich,  Herr  auf  St.  Ulrich,  Stöbnitz  und 
Gross,  und  Bernhard  Heinrich,  Herr  auf  Nebra  und  Gleina. 

Durch  den  ältesten  dieser  Brüder  kam  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IV. 
von  Prcussen  bei  der  Huldigung,  15.  Oct.  1840,  der  preuss.  Grafenstand 
nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  in  die  Familie.    Derselbe: 

WOLF  HEINRICH  HANS  Graf  v.  Helldorf,  kön.  preuss.  Kammerherr, 
Herr  auf  Wollmirstädt,  Runstädt  etc.,  ist  mit  N.  N.  v.  Könneritz  vermählt. 


GRAFEN  V.  Hl-IlTZüEUG. 


167 


Grafen  v,  Hertzberg;, 

(ßoangelifd).  IJreufjett. 

Besitz:  in  Püinmern  ilas  Ritleigiit  Lotlin  im  Kreise  Neii-SlcUiii. 


» 


Wappen :  Schild  scliräglinks  getheilt.  Die  Theilung  des  Schildes  geht  nach 
einigen  Angaben  durch  die  Winkel,  nach  anderen  hebt  dieselbe  etwas  tiefer  unter 
dem  linken  Obcrwinkel  an  und  reicht  bis  vor  den  rechten  Unterwinkel.  Oben  ist 
der  Schild  silbern,  unten  von  Blau  und  Gold  in  vier  Reihen  geschacht.  Die  Form 
des  Schildes  lässt  bei  der  ersteren  Theilung  in  der  oberen  Keihe  8,  in  der  zwei- 
ten 6,  in  der  dritten  5  und  in  der  unteren  3  Felder  sehen,  bei  letzterer  Theilung 
kommen  in  der  oberen  Reihe  sieben ,  in  der  zweiten  und  dritten  fünf  und  in  der 
unteren  zwei  Felder  zum  Vorschein.  Aus  dem  Schache  springt  nach  rechts  ein 
achtendiger  natürlicher  Hirsch  hervor.  Der  den  Schild  bedeckende  Helm  trägt  eine 
Grafenkrone ,  auf  welcher  drei  Pfeile  mit  den  Spitzen  aufstehen.  Die  Federn  der 
äusseren  Pfeile  sind  golden,  die  des  mittleren  blau.  Die  Helmdecken  sind  blau  und 
silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  gekrönte  und  golden  bewehrte 
schvyarze  preuss.  Adler,  welche  auf  einem  von  Roth  und  Gold  geschachten  Posta- 
mente stehen.  Wie  beschrieben,  giebt  dieses  Wappen  das  W.-B.  der  preuss.  Mo- 
narchie (I.  50).  Das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  302)  sagt:  in 
Silber  ein  achtendiger  rother  Hirsch,  welcher  aus  einem  blau  und  rothen  schräg- 
rechten (?)  Schach  halb  hervorspringt.  —  Siebmacher  (UI.  157)  theilt  den  Schild 
des  Stammwappcns  quer:  oben  erscheint  der  im  Sprung  befindliche  Hirsch  bis  auf 
die  Hinterläufe  ganz,  und  der  untere  Theil  ist  von  Gold,  Blau  und  Silber  eng  ge- 
schacht. Die  Federn  an  den  Pfeilen  sind  blau  und  die  Helmdecken  silbern  und 
blau.  Eine  ältere  Zeichnung  theilt  den  Schild  ebenfalls  quer,  tingirt  den  Hirsch 
mit  den  Hörnern  roth,  ha't  ein  Schach  von  Roth  und  Blau  in  drei  Reihen,  jede  zu 
5  Feldern,  und  silberne  Pfeile  auf  dem  Helme.  Nach  der  Zeichnung  in  den  Wap- 
penbelusligungen  (Augsburg,  1762)  ist  das  Feld  gerade  so  schräglinks  getheilt,  wie 
oben  bei  Beschreibung  des  gräflichen  Wappens  zuerst  angegeben  wurde.  Das 
Schach  von  Roth  und  Blau  hat  4  Reihen,  jede  zu  acht  Feldern,  der  Helm  ist  ge- 
krönt und  die  Pfeile  sind  golden. 

Efie  Grafen  v.  Herlzberg  (Ilerzberg)  stammen  aus  einer  sehr  alten 
Adelsfamilie  in  Pommern ,  welche  mit  einer  gleichnamigen  neueren  preuss. 
FamiUe,  welche  8.  März  1804  den  Adel  erhielt,  sowie  mit  der  Famihe  die- 
ses Namens  nicht  zu  verwechseln  ist ,  deren  Namen  ursprünglich  v.  Scmid 


lös  GRAFEN   V.   lIKHTZßKIlG. 

war,  und  welHio  vom  Kaiser  Leopold  I.   zuerst  28.  Aug.  1G70   deu  allen 
lleiclis-RillersUnd    unler    dem    Namen    Ilerzberg,    eigenüicl»    llerzenherg 
(Hertzenberg),  und  s|)äler,  1  2.  Nov.  1676,  den  Reichs-Freiherren-  uiul  Pan- 
nerlierrensland  erhielt.     Die  hier  zu  besprechende ,   in  Beziehung  auf  ihr 
Hesilzthum  besonders  der  Provinz  Pommern  angehörende  Familie  war  last 
in    allen   denischen    Staaten   verbreitet   und   besass  in   Franken,   Sachsen, 
Urannschweig  etc.  grosse  Güter  und  Lehen.     Der  ursprüngliche  Name  des 
(ieschlechls  soll  llirschberg  gewesen  sein  und  sich  erst  nach  und  nach  in 
llirzberg  und  zuletzt  in  llerzberg  verwandelt  haben.     Der  Sage  nach  sass 
Leutpold,  ein  Lehnsmann  Heinrichs  des  Löwen,  auf  dem  festen  Bergschlosse 
llerzberg  im  Harz,  und  öflhete  dasselbe  dem  Kaiser  Friedrich  L  als  Landes- 
herrn, als  Heinrich  in  die  Acht  erklart  worden  war.    Das  genannte  Slannn- 
schloss  blieb  bis  1318  bei  der  Familie,  kam  aber  dann  durch  die  Erbtochter 
Friedrich  Conrads  an  die  v.  Lisperg.   —   Hartwich  v.  Herlzberg  kommt  ur- 
kundlich i  230  vor,  und  Gedinus  erweiterte  1253  die  Sladt  Franklurl  a.d.  0. 
auf  Befeiil  des  Markgrafen  Johann.     Matthäus  besass  1290  die  jetzt  preuss. 
Stadt  Herzberg  im  Reg.-Bezirk  Merseburg,  Hermann,   Eberhard  und  Georg 
w^ohnten  1413  dem  Goncil  zu  Kostnitz  bei,  und  Bruno  war  1440  Gross- 
comthur  des  deutschen  Ordens.  —  In  Pommern  und  Preussen  breitete  sich 
die  Familie  besonders  aus,  als  Gerhard  v.  Herzberg  Oberhaupt  des  deut- 
schen Ordens  in  Preussen  war.     Glieder  derselben  liessen  sich  namentlich 
amKüddowfluss  nieder  und  zwar  bei Neu-Sletlin,  wo  dieselben  1490  die  Ort- 
schaflen  Herzberg,  Lotlin,  Badenbnsch,  Barkenbrügge  und  Brügge  zu  Lehn 
erhielten.     Die  Stammtafel  der  pommerschen  Familie  beginnt  mit  Joachim, 
dessen  Enkel  Jareslaw  der  erste  Besitzer  der  genannten  Lehen  w^ar.     Von 
den  Nachkommen  bat  sich  eine  sehr  grosse  Zahl  in  brandenburgischen  und 
preuss.  Staats-  und  Kriegsdiensten  sehr  ausgezeichnet,   und  in  Bezug  auf 
letztere  sei  hier  erwähnt,  dass  in  den  Feldziigen  Königs  Friedrich  H.  allein 
an  30  Famihenglieder  auf  den  Schlachtfeldern  blieben.     Unter  diesen  fiel 
Hans  Caspar,  kön.  preuss.  General-Major,    15.  Dec.  1745  bei  Kesselsdorf, 
und  Joachim  Wilhelm,   Oberst  und  Commandanl  des  Finkeschen  Infanterie- 
Regiments,  bei  Kunersdorf,   als  derselbe  die  russ.  Batterien  mit  grösster 
Tapferkeit  angrilf.    In  Bezug  auf  den  Staatsdienst  gehörte  Ewald  Friedrich, 
Bruderssohn  des  Obersten  Joachim  Wilhelm,  unstreitig  zu  den  gelehrtesten 
und  thätigsten  Staatsministern  des  kÖn.  preuss.  Hofes.     Derselbe,  geb.  zu 
Loltin  in  Pommern  2,  Sept.  1725,  gest.  27.  Mai  1795,  redigirte  fast  alle 
Slaatsschriflen ,  welche  im   7jährigen  Kriege  gewechselt  wurden,  entwari 
1762  die  Friedcnslraclalen  zwischen  Russland  und  Schweden,  und  gchloss 
15.  Febr.  1703  den  Frieden  auf  dem  Schlosse  zu  Hubertusburg,  nach  wel- 
chem  ihn  König  Friedricli  II.  mit  den  bekannten  Worten  begrüssle:   Vous 
avez  fait  la   |)aix,   coinme  j'ai  fait  la  guerre,   un  contre  plusieurs.     Die  Er- 
•  hebung  desselben  in  den  preuss.  Grafenstand  ist  vom  König  Friedrich  Wil- 
helm 11.  18.  Nov.   1786  erfolgt,  und  zugleich  mit  ihm  wurden  sein  Bruder, 
der  Billmeister  Franz  Ri  dom-ii,  und  seine  Vetlern,  der  Oberst  Johann  Carl 
und  der  Major  FRiEDRir.ii  Wilhelm  v.  Herlzberg  in  den  Grafensland  erhoben. 
Die  weiteren   genealogischen  Verhältnisse   des  grädichen  Hauses  sind  nicht 
jjenau  bekannt  und  neuerlicb  wird  nur  ein  Glied  desselben  aufgehibrt: 


GRAFEN  HOFFMANN  V.  HüFFMAINNSEGG. 


1G9 


GEORG  Graf  V.  IIcilzlxTg,  Herr  auf  Lolliii,  kön.  |»reiiss.  Major  a.  I)., 
venu.  7.  Juni  1832  iiiil  Maria  Elisahelli  Gräfin  v.  Goltslein  —  Schwester 
des  Grafen  Arliiur  Friedrich  (s.  J3d.  I.   S.  275)  —  geb.  28.  Od.  1806. 


Grafen  Hofliuaiiii  v.  HofTmann^egg. 

Besitz:   das  Rillergiit  Riiniinonau. 


Wappen:  Scliild  der  Länge  nach  von  Blau  und  Scliwarz  gellieilt  mit  einem 
rechtsgekehrten  silbernen  Pelican,  welcher  die  Flügel  aufgeiioben  Lat  und  mit  drei 
von  ihm  genährten  Jungen  im  braunen  Neste  sitzt,  lieber  der  Grafenkrone  erheben 
sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  wächst  einwärtsgekehrt  ein  goldener 
Löwe  auf,  welcher  in  der  linken  Vorderpranke  schräg  einen  silbernen  Schlüssel, 
den  Bart  nach  oben,  hält;  der  mittlere  Helm  trägt  zwei  BüEfelshörner,  von  welchen 
das  rechte  schwarz  ,  das  linke  blau  ist,  und  der  linke  einen  aufwachsenden  silber- 
nen Adler.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  roth ,  links  silbern  und  blau, 
und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  goldene  Löwen.  —  Die  Hörner  auf 
dem  mittleren  Helme  kommen  auch  von  Blau  und  Schwarz  quergetheilt  und  die 
Helmdecken  blau  und  schwarz  vor.  —  Das  Stammwappen ,  vor  Erhebung  in  den 
Grafenstand,  war,  wie  folgt:  Schild  getheilt  mit  einer  Spitze;  oben  rechts  in  Roth 
ein  halber  silberner,  gekrönter  Adler,  links  in  Blau  ein  links  gewendeter,  silberner 
Pelican,  welcher  im  Neste  bei  seinen  Jungen  bluttriefend  steht,  und  unten  eine  gol- 
dene Mauer  mit  einer  verschlossenen,  getheillen  grünen  Thüre.  Auf  der  Theilung 
des  Schildes  liegt  oben  im  Haupte  desselben  ein  goldener,  mit  drei  Rautensteinen, 
der  obere  Rubin,  die  beiden  unteren  Smaragde,  belegtes  Schildchen.  Aus  dem  ge- 
krönten Helme  wächst  zwischen  einem  offenen,  schwarzen  Adlerslluge  ein  rechts- 
sehender, goldener  Löwe  auf,  welcher  in  der  rechten  Vorderpranke  einen  aufrecht 
gestellten,  silbernen  Schlüssel  hält. 

Die  Grafen  Hoflmann  v.  Iloflmannsegg  slammen  aus  der  säehs.  Familie 
V.  Hoffmann.     Was  letztere  anlangt,  so  wurde  der  kursächsische  Accisrath 


1  70  GIIAFEIV  HOFFMANN  V.  HOFFJIANNSEGG. 

iin«l  Gell.  Kyniniorcr  Franz  Joseph  Hoffmann  mit  den  sechs  nachgelassenen 
Sühnen  seines  Bruders:  Franz  Joseph  Hoffmann,  kursüchs.  General-Stahs- 
medicus,  Johann  Georg  Hoffmann,  Canonicns  zu  Aschaffenhurg,  Johann  Al- 
iJERiGus  Hoflmann,  Secretair  bei  der  kursUchs.  Gesandtschaft  am  kön.  gross- 
hrit.  Hofe ,  Johann  Caspar  Hoffmann,  Canonicns  zu  Bamberg,  Lothar  Franz 
Hoffmann  und  Johann  Jacob  Ignaz  im  kursäclis.  Reichsvicariatc  12.  Jan. 
1742  in  den  Reichsadelstand  erhoben.  Neben  dieser  Angabc,  welche  sehr 
genau  erscheint,  kommt  in  handschriftlichen  Nachrichten  über  die  Standes- 
erhehungen  in  den  Reichsvicariaten  noch  eine  andere  vor,  nach  welcher  der 
kursächs.  Accisrath  und  Geh.  Kämmerer  Franz  Joseph  Hoffmann  nebst 
vier  Bruderssöhnen  5.  Dec.  1741  den  Reichsadelstand  erhalten  hat:  eine 
Angabe,  welche  auch  in  den  Dresdner  Kalender  zum  Gebrauch  der  Residenz 
(1847.  S.  135)  übergegangen  ist  und  mit  der  des  Geneal.  Taschenb.  der 
gräfl.  Häuser  (1853.  S.  309)  stimmt.  A.  a.  0.  steht  nämhch:  der  kursächs. 
Kreis  (?)  -Rath  und  Geh.  Kämmerer  Franz  Joseph  Hoffmann  ward  mit  sei- 
nem Neffen  d.  d.  5.  Dec.  1741  in  den  Reichsadelstand  erho])en. 

Von  den  obengenannten  Neflen  des  Franz  Joseph  v.  Hoffmann  wurde 
Johann  Albericus  v.  Hoffmann,  kursächs.  Geh.  Rath,  seit  1749  Herrauf 
Ranunenau  mit  Schaudorf  und  Röderbrunn  in  der  Oberlausitz,  vom  Kaiser 
Joseph  II.  20.  Jan.  1778  mit  dem  Prädicate  v.  Iloffmannsegg  in  den  Reichs- 
grafenstand erhoben.  Die  Angabe  des  Jahres  1779  im  Dresdner  Kalender 
(a.  a.  0.)  ist  offenbar  unrichtig,  denn  die  in  Rede  stehende  Erhebung  ist 
schon  21.  Mai  1778  von  dem  kursächs.  Hofmarschallsamte  notificirt  worden. 

Graf  Johann  Albericus,  venu,  mit  Amalia  Ehsabeth  v.  Miltitz,  starb 
1780  mit  Hinterlassung  einer  Tochter  und  eines  Sohnes.  Die  Tochter, 
Gräfin  Friederika,  vermählte  sich  mit  einem  Freiherrn  v.  Kleist  aus  dem 
Hause  Ziilzen  und  ist  1819  gestorben;  der  Sohn,  Graf  Johann  Centurius, 
geb.  23.  Mai  1766,  gest.  15.  Dec.  1849,  hat  sich  als  Naturforscher,  be- 
sonders als  Entomolog  und  Botaniker  sehr  ausgezeichnet  und  seinem  Namen 
in  der  Wissenschaft  ein  verdientes  Andenken  gesichert.  Aus  der  Ehe  des- 
selben mit  Fanny  Luise  v.  Warnery  —  Tochter  des  kön.  preuss.  Rittmeisters 
a.  D.  Christian  Heinrich  v.  Warnery  und  der  Friederike  v.  d.  Groben  — 
geb.  22.  April  1807,  verm.  4.  Aug.  1826,  jetzt  Witlwc,  stammt  ein  Sohn 
Conradin  CENTURIUS  Reichsgraf  Hoffmann  v.  Hoffmannsegg,  geb. 
28.  Juh  1827. 


GUAFEN  IIUNIADY  V.  KETHELY. 


171 


Glrafeii  Hiiiiiady  v.  Ketliely. 

llotl)olifd).  ©cftcrrctd). 

In  üiiffarn  reich  besüiert. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Miüelschildc 
ein  dürrer,  brauner  Stamm,  auf  dessen  nach  rechts  gebogenem  dürren  oder 
blättrigen  Zweige  ein  rechtsgekehrter,  schwarzer  Rabe  sitzt,  welcher  im  Schnabel 
einen  goldenen  Ring  hält.  1  und  4  in  Silber  ein  auf  grünem  Boden  stehender, 
einwärtsgekehrter,  schwarzer,  mit  beiden  Vorderpfoten  ein  Schillrohr  haltender  Bär ; 
2  und  3  in  Blau  ein  nach  rechts  gekehrter,  geharnischter  Arm,  welcher  in  der 
Faust  drei  roth  gefiederte  Pfeile  hält.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkione,  und 
auf  derselben  stehen  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  geschlos- 
senen, die  Sachsen  einwärtskehrenden ,  schwarzen  Adlerstlug,  zwischen  zwei  schräg 
auswärts  gestellten,  von  Roth  und  Silber  mit  gewechselten  Tincturen  quer  getheilten 
Fahnen  an  silbernen  Stangen,  und  der  linke  zwischen  zwei  goldenen  Büffelshörnern 
den  geharnischten  Arm  des  2.  und  3.  Feldes  mit  den  Pfeilen.  Die  Helmdecken 
sind  auf  beiden  Seiten  schwarz  und  golden.  Ueber  das  Wappen  der  Familie  gielit 
Lehotzky  sehr  aphoristisch  an:  Insigne  refert  arborem  viridem,  cui  insidet  avis 
alis  expansis,  obversus  stat  ursus  tres  spicas  tenens. 

Alte  und  sehr  angesehene ,  ungarische  Famihe ,  welche  das  Prjidicat : 
de  Kelhely  führt,  doch  giebt  es  sowohl  in  der  Schümeger  Gespanschaft,  un- 
weit des  Plattensees,  als  in  der  Oedenburger  Gespanschaft  einen  gleich- 
namigen Marktflecken  und  so  lässt  die  Redaction  dahin  gestellt,  welcher 
dieser  Orte  die  Veranlassung  zu  dem  genannten  Prädicate  gegeben  hat. 
Ebenso  war  nicht  sicher  aufzufinden,  ob  diese  Familie  mit  der  alten,  durch 
Johann  Corvinus  Hunnyades  (Hunyadi)  und  den  Sohn  desselben ,  Matthias 
Corvinus ,  welcher  1458  König  in  Ungarn  wurde,  so  berühmten  Familia 
Corviniano-Hunyadiana,  welche  Lehotzky  (I.  71  —  SO  und  IL  187—189), 
nach  Benkö  und  anderen  ungarischen  Geschichtsschreibern,   so  genau  er- 


172  GIIAKKIN   IIII.MADY   V.   KETHKLY. 

ürlert  lial  und  über  welclic  sich  ancli  in  Ersch  und  tiruher  s  Encyklopädie 
mehnMM'  iiihMCssaiih'  Millli<'ilimi^(Mi  finden,  in  verwandlscliaftliciicr  Vcrhin- 
tlung  und  in  \v<'Uli('i-  sl(!li<'.  ScIkui  der  Halie  im  Slannn\vai)|)eu  scheint  auf 
eine  soh'he  zu  (h'uleu,  auch  hat  Leholzky  (II.  p.  187)  unter  der  Ucber- 
schrifl:  llnnya(h,  uuniilteil)ar  an  die  Angaben  über  (he  hier  besprochene 
Faniili(!  Ilmiyach  Nachträge  hinsichtlicli  der  P.  I.  erörterten  Familie  Cor- 
viniauo-linuyachana  gegeben.  —  Lehotzky  beginnt  die  Nachrichten  über  die 
Familie  liunyadi  mit  Andreas,  bei  Ofen  von  Tököli  gefangen,  1684  V.-Gomes 
«h'r  Harsclier  Gespanschaft,  dann  V.-Judex  Curiae  uiul  V.-Palatinus  17  IG. 
nie  Sühne  des  Andreas  waren  Franz  und  Lachslaus,  V.-Gomes.  Von  Franz 
slamnilen  Andreas  (II.),  V.-Palatinus,  und  Ladislaus,  Personalis;  und  von 
Andreas  (IL):  .loseph,  kais.  Rath,  Stephan,  V.-Gomes,  und  Anton,  Freiherr. 
Weiteres  ergiebt  Lehotzky  nicht. 

Der  Freiherrenstand  kam  vom  Kaiser  Franzi.  24.  März  1753  in  der 
Person  des  genannten  Antoin  Iluniady  de  Kethely  in  die  Famihe  und  den 
Grafensland  erhielt  vom  Kaiser  Franz  IL  6.  Juni  1792  Johann  Nkpomuk 
Freiherr  Iluniady  de  Kethely.  Nach  Megerle  v.  Älühlfeld  (Ergänzungsband, 
S.  16)  ist  auch  vom  Kaiser  Franz  IL  8.  März  1797  der  Rcichsgrafenstand 
in  die  Familie  gelangt  und  das  Diplom  für  Joseph  Freiherrn  v.  Huniady 
ausgefertigt  worden. 

Die  bekannte  Aiinentafel  des  Geschlechts  ist  folgende:  Andreas  de  Hu- 
niady; Gemahlin:  Barbara  Viczoczanyi  —  Franz  Huniady  de  K^ihely;  Ge- 
mahlin: Elisabeth  de  Varsany.  —  Andreas;  Gemahlin:  Judithc;  de  Hauseck. 
—  Anton,  Freiherr;  Gemahlin:  Barbara  de  Mathiasowsky.  —  Johann  Ne- 
POMUK  Graf  Iluniady  de  Kethely,  gest.  1  5.  März  1821,  k.  k.  Kämmerer;  Ge- 
mahlin: Maria  Franziska  Theresia  Gräfin  PaKVy,  geb.  24.  Juni  1772,  venu. 
24.  Juni  1795.  —  Joseph,  jetziges  Haupt  der  Familie. 
Die  jetzigen  Glieder  des  grällichen  Hauses  sind: 

Graf  JOSEPH,  geb.  1802,  k.  k.  Kämmerer,  venu.  1.  OcL  1825  mit 
Henriette  Fürstin  v.  Liechtenstein,  geb.  I.April  1806.  Aus  dieser  Ehe 
sind,  neben  fünf  Töchtern,  drei  Söhne  entsprossen,  die  Grafen:  Johann 
Bajjtist,  geb.  7.  Juh  1826,  Emmerich  Joachim  Franz,  geb.  22.  Juli  1827, 
k.  k.  Rittmeister,  und  Alois,  geb.  28.  Febr.  1842.  Die  fünf  Töchter  sind 
die  Gräfinnen:  Maria,  geb.  19.  Nov.  1828;  Franziska,  geb.  3.  Apnl  1832, 
verm.  30.  Mai  1850  mit  Ludwig  Grafen  v.  Bombelies,  k.  k.  Kämmerer  und 
Obersten;  Sophie,  geb.  14.  März  1835;  Caroline,  geb.  26.  Dec.  1837, 
und  Ida,  geb.  23.  April  1849.  -  Der  Bruder  des  Grafen  Joseph,  Graf  Franz, 
geb.  17.  Sept.  1804,  k.  k.  Kämmerer,  hat  sidi  1.  Sept.  1825  vermählt 
mit  Julie  Gräfin  Zichy  —  Tochter  des  Grafen  Carl,  Präsidenten  der  kön. 
Ungar.  Ilofkammer  (s.  unten  den  betreuenden  Artikel) —  geb.  27.  Jan.  1808. 
Aus  dieser  Ehe  leben,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Julie,  geb.  4.  Ocl.  1838, 
verm.  l.Aug.  1853  mit  dem  Fürsten  Michael  Obrenovich,  vier  Brüder:  Graf 
Ladislaus,  geb.  26.  Juli  1826,  Honorair-Concipist  bei  der  kön.  ungar.  Statt- 
hallerei,  Graf  Kollomann,  geb.  14.  OcL  1828,  k.  k.  Riltmeisler,  Graf  Wil- 
helm, geb.  7.  März  1830,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  und  Graf  Paul,  geb. 
4.  OcL  1838. —  Die  Schwester  des  Grafen  Johann  Ncpomuk,  Gräfin  Maria, 
ist  mit  dem  Grafen  Zerdahclyi  vermählt. 


CRAKKN   V.   HUSARZEWSKr.  173 

Grafen  v.  Ilusarzewski. 

lii  Galizien  beffüieri. 


Wappen:  Schild  von  Kutli  und  Blau  quergetlieill.  In  der  oberen,  rollien 
Hälfte  ein,  auf  der  linken  Seite  einmal  gczinnles,  silbernes  Passionskreuz;  in  der 
unteren,  blauen  ein  die  Hörner  aufwärtskehrender  halber,  goldener  Mond ,  über 
welchem  drei  8 eckige,  goldene  Sterne  in  einer  Heihe  stehen.  Den  Schild  deckt 
die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  ein  ebenfalls  mit  einer  Grafenkrone  gekrönter 
Helm  erhebt,  aus  dem  ein  im  Ellbogen  gebeugter,  nach  der  linken  Seite  gewen- 
deter Arm  aufwächst,  welcher  in  der  Hand  ein  mit  der  Spitze  nach  unten  und 
links  gewendetes  Schwert  hält.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  golden, 
links  blau  und  golden.  —  Nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  d.  gräfl.  Häuser  (1854. 
S.  354)  ist  die  dem  Wappen  beigegebene  Devise:  Recte  Et  Fortiler. 

Sehr  alte  polnische  Adelsfamilie,  deren  alter  Adel  vom  König  Johann  III. 
in  Polen  (Johann  Sohieski)  12.  Febr.  1676  für  Lucas  Stanislaus  Husar- 
zewski,  mit  Verleihung  der  vereinigten  Wappen  der  beiden  alten  bekannten 
polnischen  Stämme :  Pruss  III.  und  Sass,  bestätigt  wurde.  Von  den  Nach- 
kommen desselben  wurde  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen, 
14.  Dec.  1816  (nach  Anderen  31.  Mai  1816),  Carl  Anton  v.  Husarzewski, 
k.  poln.  Kammerherr,  in  den  preussischen  Grafenstand  erhoben.  Von  dem- 
selben stammt  das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Famihe: 

ADOLPH  Johann  Graf  Husarzewsky ,  geb.  24.  Juni  1790,  k.  k.  Käm- 
merer, verm.  19.  Nov.  1832  mit  Helene  Gräfin  Sierakowska  —  Tochter 
des  Grafen  Franz  Anton  aus  zweiter  Ehe  mit  Antonia  Gräfin  Zboinska  (s. 
unten  den  betreffenden  Artikel).  —  Aus  dieser  Ehe  sind  entsprossen :  Graf 
Joseph,  geb.  5.  Oct.  1840,  und  die  Gräfinnen  Hedwig,  geb.  10.  Oct.  1837, 
und  Marl\,  geb.  22.  Nov.  1838. 


171 


r.n.AFKN  V.   HIIYN. 

Or«ifeii  V.  Hiiyn. 


läatt)oltfd). 


ilDcflfrrcid). 


Wappen:  qnadrirter  Schild;  1  und  4  in  Rotli  ein  silbernes  Ankerkrcnz, 
dessen  Spitzen  die  Form  von  Schlangenköpfen  zeigen ;  2  und  3  in  Silber  drei 
(2  und  l)  rollie  Kugeln.     Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone. 

Sehr  alle,  ursprünglich  lothringische  Familie,  welche  schon  im 
13.  Jahrhundert  vorkommt  und  durch  zwei  Söhne  des  Claude  de  Ihiyn 
(lluym)  Jean  und  Francois  sich  im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  in  zwei 
Linien  theilte,  von  welchen  die  von  Jean  ahstammende  schon  lange  erlo- 
schen ist.  Aus  der  von  Frangois  gegründeten  Linie  kam  Johann  Joseph  — 
Enkel  des  Francois  de  Huyn,  Herrn  v.  Ifarnoncourt,  verm.  mit  Franziska 
de  Pillard,  und  Sohn  des  Nicolaus  de  Huyn,  Herrn  v.  Vellesur  Madon  ans 
der  Ehe  mit  Franziska  de  Maconit  —  wie  seine  Vorfahren ,  am  herzoglich 
lothringischen  Hofe  zu  hohen  Würden  und  wurde  vom  Kaiser  Leopold  l. 
im  Jahre  1697  für  treue  und  ausgezeichnete  Dienste  hei  der  Vertheidigung 
Ungarns  gegen  die  Türken  sowohl  in  den  ungarischen,  als  in  den  Reichs- 
Cirafenstand  erhohen.  Der  Sohn  desselben  aus  der  Ehe  mit  Gatharina  Eleo- 
nore de  la  Haye,  Leopold  Felix,  vermahlte  sich  mit  Maria  Felicitas  Gräfin 
V.  Auersperg,  und  aus  dieser  Ehe  stammle  Heinrich,  verm.  mit  Caroline 
v.  Alpmannshofen,  dessen  Sohn  Joseph  August  war.  Von  Letzterem  stammte 
Carl  Joseph,  gest.  1837,  k.  k.  Ober-Baudirector  im  Küstenland,  verm.  mit 
Henriette  Gräfin  Lazansky  —  Schwester  des  Grafen  Procop  (I.)  (s.  unten 
den  betreflenden  Artikel)  —  geb.  3.  März  1786. 

Aus  dieser  Ehe  stammt  als  älterer  Sohn  das  jetzige  Haupt  des  gräf- 
lichen Hauses: 

JOHANN  CARL  Graf  Huyn,  geb.  10.  Febr.  1812,  Indigena  im  König- 
reich Ungarn,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst  im  General- Quarticrmeisler- 
Stabe,  v«rm.  28.  Jan.  1850  mit  Natahe  Gräfin  v.  Särenthein  (Sarnthein) 
—  Tochter  des  Grafen  Maria  Ludwig  (s.  Bd.  IL  S.  347)  —  geb.  6.  Febr. 
1826,  und  der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist:  Graf  Ludwig,  geb.  2.  Jan.  1852. 
Der  Bruder  des  Grafen  Johann  Carl,  Graf  Hugo,  geb.  16.  Sept.  1814,  ist 
k.  k.  Kämmerer  und  Dienst-lyämmerer  bei  dem  Kaiser  Ferdinand  I.,  und 
die  Schwester,  Gräfin  Henriette,  ist  29.  Aug.  1819  geboren. 


GRAFEN  V.   FMSLAND-HOCHKNECK. 


175 


Grafen  v.  Illeshazy. 

Im  Prospcete  aurgcliiliil,  doch  ist,  nacli  neueren  Nachrichten,  dieses 
beriihmte  ungarische  griilhche  Haus,  in  weh'hes  der  Grafenstand  1625  fire- 
kommen  ist,  vollständig  ausgestorben.  Der  letzte  männliche  Sprosse,  Graf 
Stephan,  geh.  17G2,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath ,  Oherst-Truchsess  in 
Ungarn ,  Erh-Ohergespan  des  Trentschiner  und  des  Liptauer  Gomitats  etc., 
verm.  mit  Theresia  Gräfin  Barkoczy,  gest.  24.  Nov.  1841,  starb  31.  Juli 
1838,  und  der  weibliche  Stamm  ist  mit  der  Schwester  desselben,  Gräfin 
JosEPHiNE,  geb.  17G4,  Wittwe  des  Grafen  Franz  v.  Windisch -Grätz, 
23.  Sept.  1852  erloschen.  Das  Wappen  der  Famihc  war  im  silbernen 
Felde  ein  zum  Flug  sich  anschickender,  schwarzer,  gekrönter,  nach  rechts 
sehender  Adler ,  welcher,  auf  einer  goldenen  Krone  stehend,  von  einem 
goldenen  Pfeile  am  Halse  schräglinks  durchbohrt  wurde.  Den  Schild  be- 
deckte die  Grafenkrone.  -  Tyroff  (N.  A.  W.-W.  II.  1 63)  tingirte  das  Feld 
blau  und  den  Adler  golden. 


Grafen  v.  Imsland-Hoelieneck. 

^all)olifd).  iDcflfrrcid)  itnb  6aBCvn. 


Wappen :  im  blauen  Schilde  ein  nach  der  rechten  Seite  schreitender,  mit 
einem  Fiirstenhute  auf  dem  Kopfe  bedeckter,  einfach  oder  auch  doppelt  geschweif- 
ter, goldener  Löwe,  welcher  an  der  linken  Schulter  einen  rothen  Schild  mit  einem 
silbernen  Malteser-Kreuze  trägt.  Den  blauen  Hauptschild  bedeckt  ein  rother  Für- 
slenliut  (nach  dem  Diplome  vom  Jahre  1689  ein  erzherzoglicher  Hut,  welcher  also 
zwei  Reife  mit  Perlen  hat),  auf  welchem  ein  vierfacher,  silberner  Reiherbusch  steht, 
und  hinler  demselben  ragt  die  nach  links  wehende,  rothe  Malteserfahne  mit  dem 
silbernen  Kreuze  hervor.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern.  Wie  angegeben, 
gestaltet  sich  das  Wappen  der  Freiherren  v.  Imsland  und  so  ist  dasselbe  auch 
im  Wappenbuche  des  Königreichs  Bayern  (III,  33)  abgebildet.  —  Ob  die  gleich 
anzugebende  Variante    mit    dem    Schildhalter   diplommässig   ist,    war   nicht   zu  er- 


1  76  GRAFEN  V.   rMSLAND-IIOCHENECK. 

iiiitleln.  Den  lioschrichcnen  Wappenschild  hält  nämlich  auch  mehrfach  untenvärls 
mit  der  Uechlcn  ein  silbern  geharnischter  Ritter,  dessen  Visir  geschlossen  ist. 
Auf  dem  Helme  desselben  ruht  ein  Fürslcnhul,  und  über  demselben  erheben  sich 
fünf  silberne  Slraussenfedern.  In  der  Linken  hält  der  Hiller  an  einer  güldenen 
Stange  eine  nach  links  wehende,  unten  an  jeder  Seite  mit  einer  goldenen  Quaste 
besetzte  rothc,  mit  einem  silbernen  Mallescrkrcuze  belegte  Fahne.  So  kommt 
dieses  Wappen  im  Kalender  des  k.  bayer.  Haus-Ritler-Ordens  vom  heiligen  Georg 
vor.  Eine  zweite  Abbildung  in  demselben  Kalender  weicht  nur  in  so  weit  von  der- 
selben ab,  als  das  Visir  des  Ritters  nur  an  den  Seilen  geschlossen  ist,  auf  dem 
Fiirstenhule  des  Helmes  drei  Slraussenfedern  stehen  und  die  in  der  Linken  gehal- 
tene rothe  Fahne  auch  mit  goldenen  Fransen  besetzt  ist.  Was  das  Wappen  des 
rieschlechles  Hoheneck  (Hocheneck)  anlangt  —  aus  welchem  Geschlechte  der  um 
Genealogie  und  Heraldik  so  hochverdiente  Johann  Georg  Adam  Freiherr  v.  Hoheneck, 
der  bekannte  Verfasser  des  trefflichen ,  jetzt  seilen  gewordenen  Werkes  :  Genealo- 
gische und  hislorische  Beschreibung  der  Löblichen  Herren  Stände  des  Erzherzog- 
thums  Oeslerrcich  ob  der  Enns,  3  Theile,  Passau  1727  —  1747  (oder  2  Bände  nebst 
Supplementband,  Passau  1727 — 1732),  stammle  —  so  war  das  alle  Stammwappen 
der  Hoheneck  von  jeher  in  Gold  ein  schwarzer  Ochsenkopf  mit  blutigen  Hörnern. 
Das  Wappen  der  Freiherren  und  Grafen  v.  Hoheneck  der  österreichischen  Haupt- 
linie, wie  dasselbe  Kaiser  Ludwig  von  Bayern  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahr- 
hunderts dem  Geschlechle  erlheilt  hat,  war  ein  von  Silber  und  Schwarz  geschachter 
Schild,  welcher  oben  rechts  eine  ledige,  goldene  Vierung  (Ehrcnwinkel)  hatte.  In 
der  Mitte  war  dieser  geschachtc  Schild  mit  einem  silbernen  Millelschilde  belegt,  in 
welchem  der  schwarze  Ochsenkopf  mit  Hals  und  von  Blut  gefärbten  rothen  Hörnern 
stand.  Den  ganzen  Schild  hielt  ein  geharnischter  Mann  mit  der  Linken  vor  sich 
auf  die  Erde,  welcher  in  der  Rechten  eine  Hellebarde  trug.  Auf  dem  gekrönten 
Helm  des  Wappenhalters  stand  zwischen  einem  offenen,  quergelheillen ,  unten  von 
Schwarz  und  Silber  geschachten ,  oben  goldenen  Adlersfluge  ein  goldener  Ochsen- 
kopf mit  von  Blut  gefärbten  Hörnern.  Zu  den  Füssen  des  geharnischten  Mannes 
lag  schräg  ein  silbernes  Schildchen  mit  zwei  blauen,  mit  den  Barten  aufwärts, 
gerade  aufgestellten  Schlüsseln :  dem  Wappen  der  Schlisselbergcr  und  der  Seniorais- 
Herrschaft  Schlisselberg.  Die  Helmdecken  waren  silbern  und  schwarz.  —  Nach 
dem  oben  angeführten  Wappenkalender  des  k.  bayer.  Haus-Ritler-Ordens  vom  hei- 
ligen Georg  führt  Ferdinand  Maria  Edler  Panner-  und  Freiherr  v.  Imsland,  Graf 
V.  Hoheneck  das  Wappen  mit  dem  Schildhalter,  wie  oben  beschrieben,  und  das 
zweite  Wappen  ist  a.  a.  0.  dem  Freiherrn  Joliann  Neponuik  beigelegt.  Das  Hohen- 
ecksche  Wappen  ist  also  durch  die  weiter  unten  angeführte  Adopticm  in  das  Ims- 
landsche  Wappen  nicht  übergegangen.  —  Der  Wappenhallcr  bei  beiden  Wappen 
ist  allerdings  befremdend,  doch  ist  jeder  von  dem  anderen  verschieden;  der  des 
Hoheneckschen  Wappens  wird  als  geharnischter  Mann  beschrieben ,  der  des  Ims- 
landschen  ist  ein  Johanniler-Ritler,  wie  sich  weiter  unten  ergiebt.  Dass  Letzterer 
nicht  durch  den  des  Hoheneckschen  Wappens  entstanden  ist,  erhellt  schon  daraus, 
dass  die  unten  näher  angeführte  Adoption  erst  1796  erfolgte  und  der  Imsländsche 
Schildhalter  schon  in  Tyroffs  N.  A.  W.-B.  Bd.  I.  Th.  3.  Taf.  255,  welcher  Band 
früher  erschien,  vorkommt. 

Die  Grafen  v.  Iiiisland-IIoheneck  (Imsland-Hochciieck)  stammen  aus 
der  bekannleu  allen  Familie  der  Freiherren  v.  Imsland,  und  der  Beiname: 
Hoheneck  isl  durch  Adoption  hinzugekommen.  Das  Haus  Imsland  ist  nach 
Schachtner  (Uistor.  Genealogie  des  Hauses  Imsland,  Salzburg,  1719)  ein 
alles  rheinländisches  Geschlecht,  welches  Sijnst  Palland  hiess  und  sich  fast 
fortwährend  den  Kriegsdiensten,  l)esonders  als  Malteser  zur  See,  undileu 
Gesandtschaften  gewidmet  hat.  Sebastian,  welcher  1453  als  Commandant 
einer  Malteser-Escadron  schwer  verwundet  .wurde,  erhielt  sterbend  von 
dem  Obern  des  Ordens  die  Malteserfahne  verehrt,  um  dieselbe  fiir  immer 
von  seinen  Nachkommen  im  Wappen  führen  zu  lassen.  Reinhard  Imsland 
zog  in  Ungnrn,   Polen  und  Bussland  weit  umher,  befehligte  unter  Kaiser 


GIIAIEN  V.   IMSLAND-lIOCHENKCK.  177 

Carl  V.  bei  dem  Seezug  gegen  Tiipolis  und  Algier,  das  Kriegsschiff  Carl, 
g(uielh  dann  zum  Heer  der  Sehuialkalder  Bundesgenossen  unter  Sebastian 
Sebcrtel  als  Oberster  und  wurde  zu  Ingolstadt  gefangen.  V^on  seinen  Söh- 
nen, von  welehen  die  meisten  ins  gelobte  Land  gezogen  und  von  dem  Zuge 
nicht  zurückgekehrt  waren,  machte  sich  Georg  zuerst  in  Bayern  ansässig. 
Johann  Ignaz  Sebastian  stand  unter  Max  1.  als  Krieger  und  Gesandter  in 
grossem  Ansehen,  wurde  Anführer  der  Leibgarde  und  dann  Commandant 
zu  Braunau  und  IIau|)t])fleger  zu  Mattighofen.  Derselbe  erwarb  Thurnstein, 
Postmiinstcr,  Ober-  und  Niederaiciia  und  andere  Leheji.  Der  Freiherren- 
stand kam  vom  Kaiser  Leopold  L  12.  Sept.  1689  in  der  Person  Ludwig 
Carl  Sebastians  —  Ur-Urgrossvaters  des  Grafen  Ferdinand  Maria  —  in  die 
Famüie.  —  Das  Hohenecksche  Geschlecht  entspross  jenseits  des  Rheins  in 
Schwaben,  wo  das  Stammhaus  Iloheneck,  eine  alte  Veste  und  Dorf,  später 
eine  unmittelbare  Reichsherrschaft,  bei  Kaiserslautern  lag,  und  Iheilte  sich 
in  die  rheinländische  und  in  die  erloschene  schwäbisch-bayerische  und 
österreichische  Hauptlinie.  Der  allgemeine  Stammvater  ist  Wolfhard  v.  n. 
zu  Hoheneck,  welcher  1029  dem  vom  Kaiser  Conrad  II.  zu  Trier  gehalte- 
nen Turniere  beiwohnte.  Von  seinen  drei  Söhnen  pflanzte  Jost  oder 
JoBST,  venu,  mit  Elisabeth  v.  Stein,  das  Geschlecht  fort.  Diesem  folgten 
Peter,  Landolph,  Stifter  der  rheinländischen  Linie,  Ruprecht,  Peter  IL, 
Andreas  und  Johann.  Von  Andreas  Herrn  zu  Vilseck  stammte  aus  der  Ehe 
mit  Anna  V.  Montfort :  Rudolph  IL,  dessen  Söhne  Berchtold  und  Hermann 
waren.  Von  Berchtold  entspross  Johann,  dessen  Sohn  aus  der  Ehe  mit  Su- 
sanna Truchsessin  v.  Billichshausen,  Peter  III.,  die  schwäbische  Linie  grün- 
dete, Hermann  aber  wurde  Stifter  der  bayerischen  und  österreichischen 
Hauptlinie.  Die  fortlaufende  Stammreihe  von  Letzterem,  welche  hier 
namentlich  zu  Ehren  des  Johann  Georg  Adam  Freiherrn  v.  Hoheneck  — 
eines  der  kundigsten  Genealogen  der  Vorzeit,  dessen  Fleiss  wohl  verdient, 
dass  spätere  Genealogen  das  Geschlecht,  aus  Avelchem  derselbe  stammte, 
genau  übersehen  können  —  gegeben  wird ,  ist  folgende :  Hermann  I. 
V.  Hoheneck,  gest.  1370,  diente  dem  Kaiser  Ludwig,  Herzog  in  Bayern, 
und  erlangte  von  diesem  wegen  ,, stattlicher"  Kriegsdienste  1341  verschie- 
dene Ritterlehne,  so  wie  eine  Verbesserung  seines  altadligen  Wappens; 
Gemahhn:  Catharina  v.  Meroldingen.  —  Matthäus,  um  1370  des  Pfalz- 
grafen Friedrich,  Herzogs  in  Rayern,  Kämmerer;  Gemahhn:  Anna  Kirch- 
haimer.  —  Hermann  II;  Gemahlin:  Affra  Kirchhaimer.  —  Martin,  herz. 
Pfleger  und  Landrichter  zu  Rraunau;  Gemahlin:  Maria  Panichner.  — 
Valentin,  kaufte  1440  Praittenbruck  etc.;  Gemahlin:  Agathe  Auer  v.  Tobl. 
—  Johann,  gest.  1536,  kaufte  1514  Hagenberg  etc.;  Gemahlin:  Ehsa- 
beth  Steger,  Mutter  von  21  Kindern.  —  Georg,  geb.  1524,  gest.  1587, 
Rath  und  Regent  im  Regiment  der  niederösterr.  Lande,  Land-Jägermeister 
und  Landeshauptmann  in  Oesterreich  ob  der  Enns ;  Gemahlin :  Martha  Freiin 
V.  Kazianer.  —  Emanuel,  geb.  25.  März  1568,  starb  schon  30.  Juh  1599; 
Gemahlin:  Maria  v.  Flusshart.  —  Johann  Trojan,  gest.  1644;  zweite  Ge- 
mahlin :  Anna  Salome  Freiin  v.  Clam ,  verw.  Pernauer  v.  Perney ,  verm. 
22.  Febr.  1626.  —  Johann  Adam,  geb.  3.  Juni  1  636,  gest.  24.  März  1682, 
erkaufte  1668  Schlisselberg;  zweite  Gemahhn:  Maria  Anna  Franziska  Freiin 
IH.  12 


178  GIIAFKN  V.  IMSLAND-HOCHENECK. 

V.  Oedt,  venu.  1665.  —  JOHANN  GEORG  ADAM  Freiherr  v.  Iloheneck, 
gel).  23.  Mai  1668,  gest.  zu  Anfang  Oclobers  1754,  Herr  der  Herrschaften 
und  Güter  Sehlisselberg,  Pninnhof,  Tratteneck,  Gallspacli,  Egendorf,  Hued, 
Reehberg,  Stainbach,  Prüstlberg,  St.  Panthaleon,  Stampfeck  und  Walders- 
felden ,  Verordneter  des  niederösterr.  Herrenstandes ,  erlangte  vom  Kaiser 
Carl  VI.  16.  März  1716  —  nachdem  das  Hohcnecksdie  Geschleclit  vom 
Kaiser  Ferdinand  IH.  17.  März  1654  die  Erneuerung  des  vor  mehreren 
hundert  Jahren  schon  geführten  Herrenstandes  cum  Privilegio  usus  aut 
inlernhttendi  erhalten  hatte  —  mit  der  gesammten  Nachkommenschaft  die 
Restäligung  und  Erneuerimg  des  alten  Freiherrenstandes,  bestimmte  1718 
Schlisselberg,  Tratteneck,  Gallspach  und  Waldersfelden  zu  einem  Fidei- 
commiss  und  Seniorat  und  beendigte  im  79.  Lebensjahre  sein  oben  ange- 
führtes classisches  Werk;  Gemahlin:  Sabina  Elisabeth  Mark  Edle  v.  Gneis- 
senau,  vervv.  v.  Stibar,  in  zweiter  Ehe  verm.  5.  Jan.  1690-,  und  gestorben, 
als  Mutter  von  vier  Söhnen  und  drei  Töchtern,  30.  Jan.  1707.  —  Johann 
Georct  Emanukl,  geb.  7.  Aug.  1692,  gest.  1770,  Senioratsherr  zu  Schlissel- 
berg etc. ;  Gemahhn:  Maria  Elisabeth  Theresia  Freiin  v.  Grünthal,  verm. 
14.  Febr.  1715.  —  Johaain  Georg  Ehrenreich  Reichsgraf  v.  Hoheneck, 
geb.  3.  Oct.  1718,  gest.  25.  Juni  1785,  Senioratsherr,  k.  k.  Landrath  etc., 
wurde  vom  Kaiser  Joseph  II.  6.  Febr.  1775  in  den  Reichsgrafenstand  er- 
hoben; Gemahlin:  Maria  Johanna  Josepha  Freiin  v.  Imsland,  geb.  13.  Juni 
1724,  verm.  15.  Aug.   1748. 

Aus  der  Elie  des  Grafen  Johann  Georg  Ehrenreich  stammten  ein  Sohn 
und  drei  Töchter.  Der  Sohn,  Graf  Johann  Georg  Achatz,  geb.  1754,  Se- 
nioratsherr, k.  k.  w.  Kämmerer  und  Rath ,  lel)te  unvermählt  und  starb 
2.  Febr.  1796  als  letzter  Mannssprosse  der  Österreichischen  Haujülinie. 
Von  den  Töchtern  vermählte  sicli  Gräfin  Maria  Anna,  geb.  1755,  1783  mit 
Ferdinand  Maria  (I.)  Freilierrn  v.  Imsland,  geb.  20.  Mai  1756,  kurpfalz- 
bayer.  Kämmerer,  und  nach  Erlöschen  des  gräflich  hoheneckschen  Manns- 
stamms wurde  die  Reichsgrafenwürde  des  Geschlechts  zu  Folge  erfolgter 
Adoption  mit  kaiserl.  Genehmigung  auf  den  Sohn  des  Freiherrn  Ferdinand 
Maria  (I.)  v.  Imsland  aus  der  erwähnten  Ehe  mit  Maria  Anna  Gräfin 
V.  Hoheneck,  Franz  Maria  (IL),  übertragen. 

lieber  den  jetzigen  Personal])estand  der  Familie  des  Ferdinand  Ma- 
ria (IL)  Freiherrn  v.  Imsland,  Grafen  v.  Hoheneck,  fehlen  seit  einigen  Jahren 
genauere  Nachrichten.  Der  zuletzt  bekannt  gewordene  Restand  der  Fami- 
lie, welcher  noch  1851  galt,  ist  nachstehender: 

FERDINAND  Maria  Freiherr  v.  Imsland,  Graf  v.  Hoheneck,  geb. 
14.  Nov.  1790,  Herr  der  Herrschaften  SchlisselbG^rg,  Tratteneck,  Gallspach, 
Wildenau  etc.  in  Ober-Oesterreich ,  Mitglied  des  Herrenstandes  in  Ober- 
und  Nieder-Oesterreich.  Die  vier  Schwestern  desselben  sind :  Maria  Cres- 
CENTIA,  geb.  22.  Febr.  1793,  Maria  Anna,  geb.  22.  OcL  1798,  Josepha 
Maria,  geb.  21.  Sept.  1800,  und  Franziska  Xaverie,  geb.  13.  Mai  1803.  - 
Als  die  beiden  Rrüder  des  Vaters,  des  Freiherrn  Fenhnand  Maria  (L),  wer- 
den angegeben:  Johann  Nepomuk,  geb.  3.  Aug.  1760,  f,  verm.  mit  Geno- 
vEFA  Freiin  v.  Ilornstein,  f,  ans  welcher  Ehe  ein  Sohn  stammt:  Johann 
Nepomuk  Maria,  geb.  31.  März  1797,  k.  bayer.  Kämmerer,  verm.  23.  3Iai 


GRAPEN  V.   INZAfiHI. 


179 


1825  mit  Alexandrine  Freiin  v.  Lilien  —  und  Ludwig  Maria,  geb.  11.  Aug. 
1770,  k.  jjayer.  Ober-Postrevisor  zu  München,  Wittwer  seit  1830  von 
Josephe  v.  Binder.  Der  Sohn  desselben,  Ludwig,  wurde  18.  Dec.  1794 
geboren. 


Grafen  v.  InzaghL 

Mati)0{xfd).  ©ejterreid). 

In  der  Lonibordei  und  in  Steiermark  begütert. 


Wappen:  Schild  mit  Schildeshaupt.  Im  goldenen  Schildeshaiipte  zwi- 
schen zwei  blauen  Lilien  ein  zweiköpfiger,  schwarzer,  gekrönter  Adler.  Schild  von 
Roth,  Silber  und  Gold  quer  in  drei  Felder  getheilt,  mit  drei  nach  rechts  über  ein- 
ander schreitenden ,  doppelt  geschweiften ,  leopardirten  Löwen.  Der  obere  Löwe 
in  Roth  ist  silbern,  der  mittlere  in  Silber  rotli  und  der  untere  in  Gold  schwarz. 
Auf  dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme  wächst 
einwärtssehend  der  rothe  Löwe  des  zweiten ,  aus  dem  linken  der  silberne  Löwe 
des  oberen  Feldes  empor,  und  der  mittlere  Helm  trägt  den  Adler  des  Schildes- 
hauptes. Die  Decken  des  rechten  und  linken  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die 
des  mittleren  schwarz  und  golden.  —  Der  Doppeladler  ist  bisweilen  nicht  gekrönt, 
sondern  es  schwebt  zwischen  den  Köpfen  eine  kaiserliche  Krone.  In  Tyroffs  N. 
A.  W.-W.  (III.  1,  10)  fehlt  die  Krone  ganz  und  die  Lilien  im  Schildeshaupte  sind 
silbern  angegeben. 

Alte ,  sehr  angesehene  italienische ,  ursprünglich  aus  dem  jetzigen 
lombardisch-venetianischen  Königreich  stammende  Familie,  welche  sich  in 
den  Kerzogthümern  Steiermark  und  Krain  ausgebreitet  hat  und  später  auch 
nach  Oesterreich  gekommen  ist.  Der  Grafenstand  scheint  dem  Geschlechte 
vom  Kaiser  Leopold  1.  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  verheben 
worden   zu   sein   und   ist  wohl  in  der  Person  des   unten    anzuführenden 

12* 


180  GRAFEN  V.   INZAGHI. 

Abundus  Maria  Grafon  v.  Iiizaglii  in  dio  Familie  gekommen ,  doeli  finden 
ganz  sicliere  Naeliriclilen  sieli  niclil  vor.  —  In  neuerer  Zeil  isl  das  giäl- 
liclie  Haus  nanienllieli  durch  die  grossen  Verdiensie  des  Grafen  Carl  Ru- 
dolph in  den  k.  k.  öslerreicliisclien  Staalen  zu  sehr  hohem  Ansehen  gelangt. 
Aus  der,  die  Familie  helrelFeudcn  Ahnentafel  gehören  folgende  Glieder  hier- 
her: Ariundus  Marl\  Graf  V.  Inzaghi;  Gemahlin:  Maria  Magdalene  Morelli 
V.  Schönherg.  —  Johann  Philipp;  Gemahlin:  Anna  Maria  Freiin  v.  Wiirlz- 
Ijuig.  —  Carl  Franz  ;  Gemahlin :  Anna  Maria  Gräfin  v.  Gaisruck.  —  Johann 
Nepomuk;  erste  Gemahlin:  Walpurgis  Gräfin  v.  Dietrichstein.  —  Carl  Ru- 
dolph, jetziges  Haupt  der  gräflichen  Familie. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  stammen  von  dem  Grafen 
Johann  Nepomuk  Inzaghi,  und  der  ältere  Sohn  desselben  aus  erster  Ehe  isl 
das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

CARL  Rudolph  Graf  Inzaghi,  Freiherr  v.  Kindberg,  geh.  5.  Dec.  1777, 
k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  oberster  Hof-Canzler  und  Präsident  der 
Studien-Hofcommission  etc.,  verm.  mit  Maria  Elisabeth  Gräfin  v.  Attems, 
geb.  11.  Nov.  1777,  gest.  l.  Sept.  1844.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf 
Philipp,  geb.  1779,  k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann,  und  die  Schwester, 
Gräfin  Maria  Luise,  geb.  27.  Nov.  1794,  hat  sich  18.  April  1814  mit  Ignaz 
Grafen  v.  Attems  (s.  Bd.  I.  S.  40)  vermählt.  —  Die  beiden  Halbschwestern 
der  Grafen  Carl  Rudolph  und  Philipp  aus  des  Vaters,  des  Grafen  Johann 
Nepomuk,  zweiter  Ehe  mit  Rosalic  Gräfin  v.  Attems,  gest.  15.  Febr.  1841, 
sind  die  Gräfinnen:  Maria,  geb.  20.  Aug.  1799,  Stillsdame  zu  Brunn,  und 
Anna,  geb.  5.  März  1801,  Stiftsdame  zu  Innsbruck. 


GllAKEIN  V.  JEKNINGHAM. 


181 


Grafen  v.  Jeriiiiigliaiii. 


Wappen:  quadrirler  Schild;  1  und  4  in  Silber  drei  (2  und  1)  rothe 
Schnallen  (Stammwappen:  .leiningham);  2  und  3  in  Gold  ein  rother  Sparren 
(Stafford).  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone.  Ueber  derselben  erhebt  sich 
rechts  aus  einer  herzoglichen  Krone  ein  rechtsseliender,  halber  Falke  (Jerningham- 
scher  Helm),  links  aus  einer  gleichen  Krone  ein  rechtssehender,  halber  Schwan, 
am  Halse  mit  einer  Krone  (Staflfordscher  Helm).  Den  Schild  hält  rechts  ein  ein- 
wärtssehender Löwe,  links  ein  Schwan,  um  dessen  Hals  eine  herzogliche  Krone 
liegt.     Die  Devise  ist :    Virtus  Basis  Vitae. 

Sehr  alte,  iirs})rünglicli  dänische  Famihe,  deren  Name  Jernegan  war. 
Dieselbe  kam  nach  Weever  (Ancient  Fiineral  Monuments)  unter  Canut  dem 


Grossen 


König 


von  Dänemark   und  England,    1030  aus  Dänemark  nach 


England  und  erhielt  von  Canut,  in  Berücksichtigung  der  Dienste,  welche 
das  Geschlecht  seinem  Vater,  Sweenl.,  König  von  Dänemark,  geleistet  hatte, 
Güter  in  der  Grafschaft  Norfolk.  Bloomfield  (History  o'f  Norfolk)  beginnt  die 
Stammreihe  des  Geschlechts  mit  Jerncgan  oder  Jerningham ,  gest.  1182, 
und  die  Stammreihe  läuft,  Avie  folgt,  fort:  Sir  Hubert  Fitzjernegan,  —  Sir 
Hubert  Jernegan,  —  Sir  Hugh  Jernegan  (der  Bruder,  Sir  William  Jernegan, 
starb  ohne  Nachkommen),  —  Sir  Walter  Jernegan,  —  Sir  Peter  Jernegan. 
Von  Letzterem  geht  Burke,  welcher  Bloomfield  gefolgt  ist,  mit  Uel)er- 
gehung  der  fortlaufenden  Stammreihe  auf  Sir  Henry  Jerningham  über  und 
bestimmt  von  diesem  die  Stammreihe,  wie  folgt:  Henry  (I.)  Jerningham,  — 
Henry  (II.)  Jerningham  und  Henry  (Hl.)  Jerningham,  seit  16.  Oct.  1621 
Baronel.  Im  Boronate  folgten:  Sir  Henry,  Enkel  des  Henry  (III.),  da  der 
ältere- Sohn  des  Letzteren,  John,  vor  dem  Vater  gestorben  war,  —  Sir 
Francis,  —  Sir  John,  —  Sn^  George,  Bruder  des  ohne  Nachkommen  ge- 
storbenen Sir  John,  —  Sir  William  und  Sir  George  Wilham,  jetziger  Baron 
StafFord-Jerningham.  —  Burke,   welcher  im  Dictionary  of  de  Peerage  and 


182  GRAFEN  V.  JERNIJNGHAM. 

Baronetage  of  the  British  Empire  in  der  Regel  leider  auf  die  Glieder  der 
Familien  nicht  Rücksicht  nimmt,  welche  ins  Ausland  gekommen  sind,  nennt 
als  Sohn  des  ohen  genannten  Sir  George  den  Charles  als  General-officer  in 
k.  franz.  Diensten  und  als  Malteser  Ritter,  gest.  25.  Nov.  1814,  und  den 
William-Charles ,  zweiten  Sohn  des  Sir  Wdliam  als  Stabsoffizier  in  k.  k. 
österr.  Diensten.  Letzterer  und  die  Nachkommen  desselben,  über  welche 
Burke  Mehreres  aiigiebt,  gehören  nicht  unmittelbar  zu  dem  jetzt  in  Oester- 
reich  vorkommenden  gräflichen  Hause.  —  Das  Geschlecht  ist  nach  der  ersten 
Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  nach  Oesterreich  gekommen,  hat  1777  den 
Grafenstand  erlangt,  und  die  jetzigen  Glieder  der  Familie  sind  Nachkommen 
des  Grafen  Carl,  k.  k.  Kämmerers  und  General-Majors,  aus  der  Ehe  mit 
Gräfin  Barbara  (der  Geschlechtsname  derselben  ist  nicht  aufzufinden),  geb. 
1763,  gest.  9.  Mai  1841. 

Haupt  der  FamiUe  ist  jetzt: 
Graf  WILHELM  —  Sohn  des  Grafen  Carl  —  geb.  4.  Juh  1797,  k.  k. 
niederösterr.  Landes-Gerichtsrath ,  verm.  29.  Nov.  1828  mit  Sophia  Gräfin 
V.  Strassoldo  —  Tochter  des  16.  April  1834  gestorbenen  Grafen  Carl  Fer- 
dinand Friedrich  aus  dem  Hause  Villa  nuova  (s.  Bd.  H.  S.  535)  —  geb. 
10.  Jan.  1811,  gest.  17.  Mai  1848.  —  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben 
drei  Töchtern,  ein  Sohn,  Graf  Franz  Seraph,  geb.  7.  Juni  1833,  k.  k.  Cadet 
im  Pioniercorps.  Die  drei  Töchter  sind  die  Gräfinnen:  Isabella,  geb. 
30.  Oct.  1835,  Maria,  geb.  31.  März  1841,  und  Anna  Maria  Josepha 
Franziska,  geb.  30.  Nov.  1845. 


GKAl-EN   V.  KALNOKY. 


183 


Grafen  v.  Kalnoky. 

Mai\)0[\f(\).  ©iferreid)  (iflcil)rnt,  Xlnöarn,  ÖkbenbUrgctt). 

Besitz:  in  Mohren  die  Hcnschalt  Lcilowltz  und  das  Leliengut  Ziele,  so  wie  die  lleiischaft 
l'iösliiz;  in  Ungarn  die  Herrscliafien  ßussa  und  Szal)alka  etc. 


Wappen:    quadrirter    Schild    mit   Mittelschild    und    einer      zwischen    dem 
3    und  4.  FeJde    eingepfropften    Spitze.     Im    güldenen    Miltelschi  d    ein    schwarzer, 
zweiköpfiger,  mit  dem  goldenen  Buchslaben  L  belegter  Adler.     1   m  Blau  ein  ein- 
wärlsgekehrtcr,   goldener   Greif,   welcher   in   der   linken  Vorderpranke  e.n  Schwert 
hält-    2    in   Roth    eine   rechlsgekehrte,    gekrönte    und  viermal    gekrümmte  silbene 
Schlange,  welche  im  Rachen  einen  Reichsapfel  hält;  3  in  Roth  ein  lechtsgekehrter, 
silberner   Pelican ,    welcher   in  seinem,    auf  grünem  Boden    stehenden  Neste  seine 
Jungen    füttert,    und   4   in  Blau    ein  einwärtsgekchrter,    im  Knie  gebogener  Unter- 
schenkel     Derselbe   ist   oben    mit  einer   goldenen    Krone  bedeckt,   roth    bekleidet 
mit  gesporntem  Stiefel   und  wird  von  einem  Pfeile  im  Kniegelenk  von  aussen  nach 
innen  durchschossen.     In    der   silbernen  Spitze  wächst  aus  einer  gestürzten  Krone 
ein  gekrönter,    schwarzer  Bär   auf,    welcher   von    einem  Pfei  e    durch  den   Rachen 
von    rechts    nach    links    schrägrecht    durchschossen    ist    und    die    Vorderpranken 
etwas    erhoben   vor    sich    hält.      Ueber   der   den    Schild   bedeckenden    Grafenkrone 
stehen    zwei   gekrönte   Helme.     Der    rechte   trägt   einwärtsgekehrt   den   von   einem 
Pfeile  durchschossenen  Bär  der  Spitze  des  Schildes  und  der  linke  einen  einwarts- 
sehenden,    aufwachsenden,    silbernen    Hirsch,    dessen    Hals  von    einem    Pfeile  von 
aussen  nach  innen    schräglinks  durchschossen  ist.     Das  Geweih  hat  8  Enden,  und 
zwischen  demselben   schwebt   em    goldener   Halbmond  und  über    etzterem  ein  gol- 
dener   Geckiger  Stern.     Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  silbern 
und  roth    —    Mit   dieser  Beschreibung  des  vollständigen   Wappens  stimmt  die  Ab- 
bildung in  Tvrotfs  N.  A.  W.-W.  (II.  3,  235).  —  Abdrücke  von  neueren  Petschaften 
ergeben  nur  im  Schilde  den  aus  der  Krone  aufwachsenden,  durch  den  Rachen  ge- 
schossenen Bär,  welcher  im  vollständigen  Wappen  in  der  Spitze  erscheint     Sonach 
ist  dieses  Wappenbild    wohl    das    Stammwappen.     Die   Vordertat/en    werden    meis 
frei  vorgehalten,    berühren   also   das  Gefieder  des  Pfeiles  nicht.     Den  Schild  deckt 
einfach  die    Grafenkrone.    -    Die  Angabe   im  Geneal.  Taschenb.  der  grall    Hauser 
(1854     S    368)  in  Blau  vier  goldene  Löwenfüsse,  beruht  wohl  auf  einem  In  »um, 
welcher   durch  Freiherrn  v.  Hormayr  (Taschenb.  f.  vaterl.  Geschichte,  .lahrg      844) 
hervorgerufen  worden  ist,   welcher  allerdings  sagt:    „die  Grafen  Ncines  und  Miko^ 


184  CHAFKiS   V.   KALNOKY. 

führen  den  Kopf,  die  Kalnoky  die  Füsse  eines  Löwen  im  Wappen."  —  Lehülzky 
gieht  als  Wappen  der  Familie  eine  reissende  Bärin  an,  weil  Andreas  Nemes  de 
Kälnok  seinen,  in  den  Carpathen  jagenden  König  1345  von  einem  Bären  befreit 
habe.  Als  Wappen  der  unten  genannten  Familie  Hidvegli  führt  dieser  Schriftsteller 
einen,  mit  der  Pranke  eine  Lanze  schwingendeu  Löwen  an. 

Dio  Grafen  v.  Kalnoky  sUnninon ,  wie  Mehrere  annehmen,  aus  einem 
der  ähesteii  und  auselinheiislen  GesclüeclUer  in  Siehenbür[,^en ,  dem  dei^ 
Nemes  v.  lli(heg,  welches  mit  den  Grafen  Mikos  v.  Ilidvög  eines  Stammes 
ist.  Von  zwei  IJnidern,  Ladislals  und  Mikos,  welche  um  1366  lebten, 
wurde  Erslerer  Slannnvaler  der  Nemes,  Letzterer  der  3iikos.  Der  Urenkel 
des  Ladislaus,  Valentin,  erhielt  wegen  der,  ])ei  der  1472  in  Siehenhiirgen 
ausgchrochenen  Empörung  '^a^an  König  Matthias  Hunniady  Corvin,  bewie- 
senen Tieue  den  Zunamen:  Nemes  (Edel),  und  von  dem  jilngeren  Sohne 
desselben,  Nic.las,  slanunle  Andreas,  welcher  sich  in  Kahiök  uiederliess  und 
dadurch  den  Zunamen:  Kalnoky,  d.  h.  von  Kälnok,  erhielt.  —  Kalnoki  liegt 
nach  Lchotzky  in  der  Beregher  GespanschafL  Von  F'amiliengliedern  giebt 
der  genannle  Schriftsteller  den  General  Ludwig  an,  einen  Sohn  des  Gene- 
rals Anton  und  Enkel  des  Adam,  welcher  letzterer  als  Supr.  Gomes  in  Gsik 
de  Szepsi-Köi\)s-Palak  in  Siebenbiii-gen  aufgeführt  wird.  Ueber  die  Ver- 
dienste derselhen  hat  Benkö  (S.  451)  Näheres  aufgezeichnet.  Ausserdem 
erwähnten  Ludwig  wird  Stephan  angeführt,  welcher  das  Diarium  ad  antmm 
1648  geschrieben  hat,  hinsichtlich  dessen  auf  Obusk  verwiesen  ist. 
Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ist  folgender: 

Graf  GUSTAV,  geb.  17.  Dec.  1800,  Herr  der  Fideicommissherrschaft 
Lettowitz  und  des  Lehengutes  Ziele  in  Mähren,  k.  k.  Kämmerer  und  Ober- 
lieutenant in  d.  A.,  verm.  19.  Nov.  1827  mit  Isabella  Gräfin  v.  Schratten- 
bach, geb.  15.  Juli  1809,  Herrin  der  Herrschaft  Prödlitz  in  Mähren,  Bussa 
und  Szabatka  in  Ungarn.  Aus  dieser  Ehe  stammen  fünf  Söhne  und  fünf 
Töchter.  Die  Söhne  sind  die  Grafen:  Sigismund,  geb.  16.  Oct.  1828,  k.  k. 
Bitlmeister,  Sandor,  geb.  20.  Mai  1830,  k.  k.  Oberlieulenant,  Gustav,  geb. 
29.  Dec.  1832,  k.  k.  Oberlieutenant,  Bela,  geb.  12.  Juli  1839,  und  Hugo, 
geb.  2.  Juni  1844.  Die  Töchter  sind  die  Gräfinnen:  Christine,  geb.  28. Aug. 
1831,  Helene,  geb.  2.  Juni  1835,  Gisela,  geb.  5.  Sept.  1840,  Adele,  geb. 
7.  März  1843,  und  Maria,  geb.  27.  Febr.  1850.  -—  Die  Schwester  des 
Grafen  Gustav,  Gräfin  Isarella,  geb.  1798,  hat  sich  1816  mit  Johann  Frei- 
herrn V.  Mundi  vermählt. 

Als  Glieder  der  Linie  Körös-Patak  werden  neuerlich  aufgeführt:  er- 
ster Zweig:  Graf  PAUL  —  Sohn  des  Grafen  Johann,  gest.  1833,  k.  k. 
Kämmerer  und  General-Major,  aus  der  Ehe  mit  Barrara  Freiin  Josika 
V.  Branyitska,  jetzt  Wiltwe  —  geb.  7.  Febr.  1814.  Vom  Bruder  des  Gra- 
fen Paul,  dem  verstorbenen  Grafen  Georg,  geb.  26.  Mai  1810,  k.  k.  Käm- 
merer, lebt  die  Wiltwe  Anna  Gräfin  v.  Haller,  verm.  1837.  Die  Kinder  aus 
dieser  Ehe  sind  die  Grafen  Emmerich,  geb.  20.  Nov.  1822,  und  Felix,  geb. 
20.  Nov.  1824,  k.  k.  Uittmeister,  und  Gräfin  Josepha,  geb.  9.  März  1816. 
—  Zweiter  Stamm:  Graf  DIONVS  —  Sohn  des  verstorbenen  Grafen 
Adam  aus  der  Ehe  mit  Anna  v.  Thälerz,  jetzt  Wiltwe.  Die  Schwester  des 
Grafen  Dionys,  Gräfin  Julia,  ist  seit  1850  Wiltwe  von  Herrn  v.  Maurer. 


GRAFEN  V.  KAMEKE. 


185 


Grafen  v.  Kameke. 

JU'formivt.  |JreuJjen,  iitrllfulljum  Xiciif}. 


Wappen:  im  roflien  Schilde  ein  reclitssehcnder,  silberner  Gcmsenküpf  mil 
Hals.  Den  Schild  hedeckt  die  Grufenkrone,  auf  welcher  sich  ein  mit  einem  roth- 
silbernen Pulsier  (Wulst)  helcgtcr,  schwarz  und  blau  anj^elaufener,  mit  goldenen 
Hügeln  und  gloichmässigem  anhangenden  Kleinod  gezierter  und  mit  3  umgekehrten 
(geslürzlen)  Piken  besetzter  Helm  erhebt.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern, 
und  den  Schild  hält  rechts  der  preussische  Adler  mit  einer  goldenen  Krone,  glei- 
chem Schnabel,  roth  ausschlagender  Zunge,  goldenen  Kleestengeln  in  den  Flügeln 
und  goldenen  Klauen,  links  der  brandenhurgische  rothe  Adler  mit  dem  Kurhut, 
goldenem  Schnabel,  roth  ausschlagender  Zunge,  goldenen  Kleestengeln  in  den  Flü- 
geln und  goldenen  Klauen.  Da  diese  Beschreibung  dem  Grafendiplome  entnommen 
ist,  so  ergiebt  sich  als  unrichtig,  dass  das  Wappenbuch  der  preussischen  Monar- 
chie (I.  55)  statt  der  Piken  auf  den  Helm  3  gestürzte  Schwerter  stellt. 

Sehr  alles,  nameiiüicli  Pommern  angehöriges  Adelsgeschleclit,  wel- 
ches ans  dem  Hanse  der  allen  Grafen  v.  Capri  oder  Gapris  in  Italien  ah- 
slamml  und  aus  welchem  sich  eine  lange  Reihe  von  Gliedern  in  kurhran- 
denhurgischen  und  k.  preuss.  Slaals-  und  Kriegsdiensten  ausgezeichnet  hat. 
Alte  Urkunden  nennen  zuerst  einen  Ritter  Peter  I.  v.  Kameke ,  im  Jahre 
1266  auf  seinem  Stammschlosse  Kameke  auf  der  Insel  Usedom  lehend, 
welches  Schloss  von  dessen  Sohn,  Peter  IL,  an  das  Kloster  Pudgla  in  Pom- 
mern verkauft  wurde.  Ihm  folgen  vier  andere  Nachkommen  gleichen  Namens, 
welche  sämmlhch  durch  hohe  Aemter  und  Grundbesitz  ni  grossem  Ansehen 
standen.  Von  diesen  war  Peter  III.  erster  Rath  des  Herzogs  Friedrich  in 
Pommern,  und  Peter  IV.  starb  1615  als  Geh.  Rath,  Ober-Hofmarschall  und 
Schlosshauptmann,  nach  fast  50  Jahre  den  Herzogen  in  Ponnnern  treu 
geleisteten  Diensten.  —  Die  meisten  Besitzungen  der  Familie,  deren  Glieder 
sich  bald  Kamecke  und  Kameke,  bald  Kamke  schrieben,  lagen  und  liegen  im 
Fiirstenthum  Camin,  auch  besass  die  Famihe  bis  noch  vor  kurzer  Zeil 
grossen  .Grundbesitz  im  Königreich  Hannover. —  Von  den  vielen  ausgezeich- 
neten Gliedern  der  Familie  ist  hier  besonders  : 

Paul  Anton  v.  Kameke  —  Sohn  des  gleichnamigen  Vaters ,  Herrn  auf 


186  GRAFKN   V.   KAMKKK. 

Slr.iclmiin  elc.  «Ic,  aus  der  Ehe  niil  Dorothea  Hedwif,^  v.  Kamekc  aus  dem 
Hause  Slrippow  —  zu  nennen.  Derselbe,  geb.  29.  Mai  1(374,  gesl.  19.  Aug. 
1717  zu  Slracbniin,  kam  als  Edelkna])e  an  den  kurbrandenburgisclien  llüf 
und  erfreute  sich  der  besonderen  Gunst  des  Kurfürsten  Friedrich  lil.,  nach- 
maligen ersten  Königs  von  Preussen,  in  dessen  Diensten  derselbe  bis  zum 
(Jrand  maitre  de  la  garderobe  und  zum  General-Adjutanten  und  später  zum 
Grand  maitre  de  la  maison  royale  stieg.  Am  18.  Jan.  1706  ernannte  ihn 
der  König  zum  Ritter  des  schwarzen  Adlerordens.  Nach  dem  Tode  des 
Königs  Friedrich  I.  von  Preussen  trat  derselbe  als  General-Major  der  Infan- 
terie in  die  k.  preuss.  Armee  ein ,  führte  17  15  ein  von  ihm  selbst  errich- 
tetes Regiment  gegen  die  Schweden  und  bewies  vor  Stralsund  die  grösste 
Taj>ferkeit.  1716  nöthigte  ihn  seine  schwächhche  Gesundheit  (er  litt  an 
den  Folgen  eines  Dolchstiches,  welchen  er  früher  eines  Abends,  als  er  aus 
dem  Cabiuet  des  Königs  trat,  von  einem  Meuchelmörder  eihalleii  hatte)  den 
Abschied  zu  suchen.  So  verliess  er  1717  den  Hof  und  begab  sich  nacli 
Pommern  auf  seine  Güter,  wo  er  den  3.  Juli  anlangte  und  den  19.  August 
zu  Strachmin  an  einem  Rlutsturz  starb.  Sein  ausführliches  Leben  hat  Prof. 
Pauli  in  dem  Werke:  ,, Leben  grosser  Helden,  Tb.  9.  p.  49  02  geschil- 
dert. Die  erste  Ehe  desselben  mit  Agnes  Juliane  Grälin  v.  Schheben  hatte 
König  Friedrich  I.  selbst  gestiftet.  Die  am  21.  Se|>t.  1705  erfolgte  Geburt 
mannlicher  Zwillinge  rallte  an  einem  Tage  Mutter  und  Kinder  dahin.  Aus 
der  zweiten  Ehe  mit  Ilsa  Anna  v.  Brunnow,  Hofdame  der  Kronprinzessin 
Sophie  Dorothea,  gest.  27.  Aug.  1747,  stammten  3  Söhne  und  vier  Töch- 
ter. Von  den  Söhnen  wurde  Friedrich  Paul  v.  Kameke,  Riltmeister  im  Re- 
giment Gensdarme  und  später  k.  Schlosshauptmann,  vom  König  Friedri<;h  II. 
den  28.  Juli  1740  in  den  Grafenstand  erhoben.  Ein  Sohn  dieses  ersten 
Grafen  v.  Kameke  war  Graf  Alexander  Hermann,  gest.  0.  April  1806,  kön. 
prcHiss.  Ober-Finanz-Kriegs-  und  Domainenrath ,  Ritler  des  schwarzen 
Adler-  und  des  Malteser-Ordens,  verm.  26.  Jan.  1766  mit  Amalie  Wilhel- 
mine Gräfin  zu  Lynar  —  Tochter  des  Grafen  Rochus  Friedrich  (S.  Rd.  II. 
S.  72)  und  der  Gräfin  Marie  Helene,  Tochter  des  Grafen  Heinrich  XXIV. 
Reuss-Köstritz.  —  Aus  dieser  Ehe  stammte  Graf  Rociius  Emil  Albert,  des 
Malteser-Ordens  Ritter,  geb.  14.  Dec.  1766,  gest.  29.  Aug.  1848,  in 
erster  Ehe  verm.  mit  Caroline  Henriette  Sophie  Grälin  Ti'uchsess  zu  Wald- 
burg, preussisclier  Linie  —  Nichte  des  k.  preuss.  Kammerherrn  Friedrich 
Ludwig  (s.  Bd.  H.  S.  618)  —  geb.  1.  Jan.  1777,  verm.  10.  Sept.  1796, 
geschieden  und  als  wieder  vermählte  Freifrau  v.  Wrangel  1816  gestorben, 
und  in  zweiter  Ehe  mit  Dorothea ,  Tochter  des  kön.  preuss.  Hauptmanns 
Burger.  Aus  der  ersten  Ehe  entspross  Graf  Albert  Friedrich  Ernst,  geb. 
8.  Nov.  1797,  gest.  11.  Jan.  1841,  k.  preuss.  Kammerherr  und  Legations- 
rath  und  des  Malteser-Ordens  Ritter,  und  nach  dem  Tode  dieses  haben 
später  Einige  angenommen ,  dass  das  gräfliche  Haus  im  Mannsstamme  erlo- 
schen sei.  Diese  Annahme  ist  aber  unrichtig,  denn  es  lebt  aus  der  zweiten 
Ehe  des  Grafen  Rochus  Emil  Albert: 

Graf  Hans  GEORG  Albert,  geb.  16.  Sept.  1817,  Lieutenant  im  fürstl. 
reussischen  Infanterie-Bataillon  (Garnison  Greiz),  verm.  3.  Nov.  1841  mit 
Emma  Friederike  Roos ,  Tochter  des  verstorbenen  k.  sächs.  Majors  Alexan- 


GRAFEN  V.  KARACSAY.  187 

(1er  Roos,  und  Wilhelmine  geborenen  v.  Rochow.  Aus  dieser  Ehe  stammen 
zwei  Söhne,  die  Grafen:  Arthur,  geb.  22.  JuH  1843,  und  Hugo,  geb. 
22.  Sept.  1844,  und  eine  Tochter,  Gräfin  Caroline,  geb.  24.  Febr.  1852. 


Grafen  v.  Karacsay. 

^atljoltfd).  (Otficttcid). 

In  Siebenbürgen  begütert. 


^Vappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rolhcn  Miltelschilde  ein 
Schrägrechts  fliessender,  geflutheter,  silberner  Fkiss.  1  und  4  in  Roth  ein  vor- 
wärtssehender,  geharnischter  Ritter,  welcher  in  der  Rechten  ein  Schwert  schwingt; 
2  in  Blau  ein  einwärtssehender  Strauss  mit  einem  Hufeisen  im  Schnabel;  3  in 
Blau  fünf  auf  grünem  Boden  neben  einander  in  Flammen  stehende  Bäume.  Den 
Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  vier  gekrönte  Helme  erheben. 
Der  rechte  Helm  trägt  zwischen  einem,  von  Silber  und  Blau  quer  mit  gewechselten 
Tincturen  getheilten  offenen  Adlersfluge  den  Strauss  des  2.  Feldes ;  der  zweite 
wachsend  den  Ritter  des  1.  und  4.  Feldes;  der  dritte  ebenfalls  wachsend  einen 
Kosak  in  rother  Kleidung  mit  silbernem  Leibgürtel,  welcher  in  der  Rechten  ein 
Schwert  schwingt  und  in  der  Linken  ein  goldenes  Kreuz  hält,  und  der  linke  drei, 
Straussenfedern,  silbern  oder  auch  blau,  silbern,  blau.  Die  Decken  des  rechten 
und  zweiten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  dritten  und  linken  aber  blau  und 
silbern,  und  den  Schild  hält  rechts  ein  schwarzer  Adler,  links  ein  goldenes  Pferd. 

Alte  ungarische  Adelsfamilie,  welche  noch  nach  der  Mitte  des 
1&.  Jahrhunderts  kleine  Güter  im  Provinzial  von  Kroatien  besass  und  aus 
welcher  Peter  v.  Karacsay  vom  Kaiser  Joseph  II.  1775  in  den  ungarischen 
Freiherrenstand  erhoben  wurde.  Von  den  Kindern  desselben  starben  die 
Tochter  Martha,  1757,  und  der  jüngere  Sohn,  Freiherr  Casimir,  geb. 
1746,   1793  uiivermählt.    Der  ältere  Sohn  aber,  Freiherr  Andreas,  geb. 


188  GRAFEN  V.  KARACSAY. 

30.  Nov.  1744,  pflanzte  cbs  (Jt-sclilorlil  fort.  DtM'sclhe  trat  I7G4  als 
lliilorlioiilciiaiil  in  (li<!  k.  nnj^aiiscln;  (lanl(*,  wnnic  splller  Olx'ilicnlcnanl 
im  Carahini('r-ll('f;inioiil  l*iin/,  AIIktL  von  Sarliscn  nnd  dann  Hillnn'islcr  im 
I)ra}^oner-ll<'i,nnient  Prinz  Ilessen-Darmsladl,  und  slicg  l)is  zum  k.  k.  Ge- 
neral, zeieiinele  sieh  namenllieli  im  Fcddzni-e  von  1788  und  1789  in  der 
Selilaehl  l)ei  Marlineselili  aus,  wurde  1802  für  die  in  der  SeiilaeliL  an  der 
Trehia  j^eleishden  aus^ezcieliin^len  Dienste,  auf  Verwendung  des  Feld- 
marselialls  SouwaroH',  vom  Kaiser  Franz  11.  in  den  Grafensland  erhoben 
(wobei  Megerle  v.  Mühlfeld  niehl  zu  übersehen  ist,  welcher,  Ergänzungs- 
band. S.  17,  angiebt:  ,, Karaiczay,  Freiherr  Andreas,  General-Major 
und  Thercsien-Ordens-Commandeur,  mi  Jahre  1798  mit  Graf  v.  Walle- 
saky*')  und  starb  22.  März  1808  an  den  Nachwehen  der  1800  in  der 
Schlacht  bei  Engen  erhaltenen  Wunden.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Ko- 
salie  Freiin  v.  Winniiersberg  auf  Peterwitz  in  prcussisch  Schlesien ,  geb. 
1769,  gest.  1833,  stammt  als  älterer  Sohn  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 
Graf  FEDOU,  geb.  3.  Oct.  1787,  k.  k.  Kämmerer  und  früher  Oberst 
in  Pensi(m,  jetzt  in  persischen  Diensten  als  Instructor  für  den  in  Teheran 
zu  gründenden  Generalstab.  (Das  im  Geneal.  Taschenb.  der  gräll.  Häuser 
1854.  S.  371  als  Todesjahr  des  Vaters  des  Grafen  Fedor,  des  Grafen 
Andreas,  angegebene  Jahr  1833  ist  nach  Obigem  unrichtig;  im  letzlge- 
naimten  Jahre  starb  die  Mutter.)  —  Der  Bruder  des  Grafen  Fedor  ist  Graf 
Alexander,  geb.  18.  Aug.  1790,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A., 
verm.  1811  mit  Rosalie  Gräfin  v.  Kornis ,  gest.  1847.  Aus  dieser  Ehe 
leben,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Elodie,  geb.  1815,  verm.  mit  Max 
Edlen  V.  Wimmer,  zwei  Söhne:  Graf  Alexander,  geh,  1814,  verm.  1847 
mit  Jenny  Freiin  Wesselenyi,  aus  welcher  Ehe  zw^ei  Töchter  entsprossen 
sind  —  und  Graf  Joseph,  geb.  1810. 


GRAFEN  KAROLYF  V.  NAGY-KAROLV. 


189 


Grafen  Karolyi  v.  \agy-Karoly. 

^atljoUfft).  ©eflerretd), 

Besitz:  in  Ungarn  die  Herrschaften  Eidöd,  Muzsai  und  Nagy-Kärolyi  im  Kreise  jenseits  der 
Theiss  und  die  Puszla  Derngezylia  im  Csadaner  Comilate. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Mittclschild  und  zwischen  dem  3.  und 
4.  Felde  eingepfropfter  Spitze.  Im  runden,  blauen,  von  einer  oben  in  den  Schwanz 
sich  beissenden,  gekrönten  und  geflügelten  grünen  Schlange  umschlossenen  Mittel- 
schilde auf  silbernem  Dreihügel  ein  rechtsgekehrter  Falke  von  natürlicher  Farbe, 
welcher  im  Schnabel  —  richtiger  wolil  in  der  aufgehobenen  rechten  Kralle  — 
ein  rothes  Her/  hält.  1  in  Blau  ein  rechts  aufsteigender,  achtendiger,  silberner 
Hirsch;  2  in  Silber  ein  schwarzer,  rechtssehender  Adler.  3  in  Blau  ein  rechts- 
gekehrter, doppeltgeschweifler,  goldener  Löwe,  welcher  mit  beiden  Vorderpranken 
eine  von  Silber  und  Both  quergetheilte,  einwärtsfliegende  Fahne,  nach  Anderen  ein 
Schwert  vor  sich  hält;  4  in  Blau  ein  gekrönter,  halber  .lungfrauadler  mit  rothen 
ausgebreiteten  Flügeln,  und  in  der  silbernen  Spitze  ein  aus  einer  goldenen  Krone 
aufwachsender  Jungfrauadler.  Ueber  dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone,  und  auf 
derselben  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme,  Auf  dem  rechten  steht  einwärtssehend 
ein  goldener,  doppelt  geschweifter  Löwe,  welcher  mit  den  Vorderpranken  ein  Schwert 
vor  sich  hält;  aus  dem  mittleren  wächst  ein  schwarz  geharnischter,  vorwärtssehen- 
der Ritter  auf,  welcher  in  der  Rechten  das  Schwert,  in  der  Linken  an  den  Haaren 
einen  abgehauenen  Kopf  hält,  und  auf  dem  linken  Helme  steht  ein  einwärtssehen- 
der, silberner  Greif,  welcher  in  der  rechten  Vorderklaue  ein  Schwert  schwingt, 
mit  der  linken  aber  einen  grünen  Blumenzweig  vor  sich  hält.  Die  Helmdeckcn 
sind  auf  der  rechten  Seite  blau  und  golden,  und  auf  der  linken  roth  und  silbern. 
Den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen,  in  der  freien  Vorder- 
pranke mit  einer  von  Silber  und  Roth  mit  gewechselten  Tincturen  quergetheilten 
Fahne  an  goldenem  Stock,  und  die  Devise  ist:  Fide  Et  Virtute  Famam  Quaere.  Wie 
beschrieben,  giebt  Tyroffs  N.  A.  W.-W.  das  vollständige  gräfliche  Wappen.  Ein 
anderes  Wappen  findet  sich  im  genannten  Werke  Bd.  H.  Taf.  163.  In  einem 
eirunden,  blauen  Schilde  findet  sich  die  Schlange,  wie  angegeben,  und  in  derselben 
steht  auf  silbernem  Dreihügel,  hinter  welchem  eine  goldene  Scheibe  aufsteigt,  der 


190  (JRAFEIS   KAKOLYI  V.   NA(iY-KAROLY. 

Falke,  welcher  in  der  aufgehobenen  fechten  Klaue  das  rolhe  Herz  hält;  auf  dem 
Schilde  ruht  die  Gralonkrone.  -  Das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Hauser  (1854. 
S.  371)  beschrciht  das  Wappen,  wie  folgt:  in  Blau  eine  silberne  Taube,  welche 
rechtsgekehrl  mit  aufgeschwungenen  riügeln  auf  einem  grünen  Dreihiigel  sieht  und 
in  der  rechleu  erhobenen  Klaue  ein  rothes  Herz  hält.  Hei  dieser  Beschreibung  ist 
nur  auf  den  Mitlelschild  Rücksicht  genommen,  für  welchen  aber  nach  allen  Siegeln 
der  Familie  die  beschriebene  Schlange  wesentlich  ist.  Allerdings  scheint  jetzt 
meist  nur  der  Mittelschild  geführt  zu  werden.  Denselben  halten  gewöhnlich  zwei 
auswärlssehende  Löwen  mit  Fahnen  in  den  freien  Pranken. 

Eine  der  ältesten,   angesehensten  und  berühmtesten  ungarischen  Fa- 
milien, deren  jetziger  Stammsitz,  das  gleichnamige  Schloss  mit  Marktflecken 
und  Congregationsort,  in  Ober-Ungarn  im  Kreise  jenseits  der  Theiss  und 
zwar  in  der  Szathmarer  Gespanschaft  liegt.    Die  Stammreihe  der  Famibe, 
welche  im  Laufe  der  Zeit»  sich  weit  ausgebreitet  hat,   zu  grossem  Grund- 
besitz gelangte,  und  deren  Glieder,  welche  hohe  Würden  bekleideten,  in 
der  Landesgeschichte  oft  genannt  werden  und  mit  den  angesehensten  un- 
garischen Famihen  durch  Vermählungen  in  verwandtschaftliche  Beziehung 
kamen,  ist  seit  dem  13.  Jahrhundert  bekannt.  Lehotzky  beginnt  (II.  p.  58) 
dieselbe  mit  Joannes.     Von   demselben   stammte  Simon  Magn.  de  Kapion, 
dictus  Kazliani,    1291.     Von  diesem  Simon  giebt  Stephan  Göncz,  der  be- 
kannte Ilistoriograph  dieser  Famihe,  dasselbe  an,  was  Lehotzky  von  der 
Familie  Bocskai  und  anderen  erwähnt  hat.  Es  ist  dies  die  alte  Sage,  welche 
nach  einem   Grabsteine   in  Szeroahely   Wolffgang  Bethlem   (VI.   328  und 
Ungar.  Magazin  II.    161)  erzählt  hat  und  welche  Bucebni  in  Bezug  auf  die, 
freilich  einer  früheren  Zeit  angehörende  Gräfin  Izenburg,  Schwester  Kaisers 
Carl  des  Grossen ,  angeführt  hat.    Dionysius  Micsban,   spanischer  Graf  und 
gegen  den  König  der  Tartaren,  Balus,  kämpfend,   soll  mit  seinem  Sohne, 
Simon,  und  seiner  Tochter,  Consta nlia,   Gemahlin  des  Königs  Emmerich  in 
Ungarn,  um  1200  nach  Ungarn  gekommen  sein.     Dem  Dionysius,   oder, 
was   annehmbarer  scheint,    dem  Enkel  desselben,   Dancs  oder  Daniel  de 
Szerdah^ly  in  dem  Zempliner  Comitate  sollen  von  seiner  Gemahlin  in  Boro- 
sly.mkeö  oder  Porustyan  in  der  Zemphner  Gespanschaft  durch  eine  Geburt 
7   Söhne  geboren  worden  sein.     Sechs  derselben  habe  die  Mutter  einem 
Diener  gegeben,   um   dieselben  den  Wellen  zu  überliefern,  doch  sei  der 
Vater  auf  der  Rückkehr  von  der  Jagd  auf  den  Diener  gestossen  und  habe 
dieselben  zu  erhalten  befohlen.    Von  diesen  sieben  Söhnen  stammten,  wie 
man  annehmen  will,    sieben   berühmte  Famüien  ab  und   die  letzte   der- 
selben sei  die  Familie  Bocskay.    Die  Redaction  hat  durch  diese  Angabe  nur 
einer  alten  Sage  ihr  Recht  gelassen :   solchen  Sagen  hegt  ein  historischer 
Grund  unter,  wenn  auch  die  spätere  Zeit  die  Wahrheit  vielfach  verunstaltet 
hat.     Hier  soll  das  Anführen  dieser  Sage  nur  beweisen ,    dass  die  Familie 
K^rolyi  zu  den  ältesten  Familien   Ungarns  gehört.     Von  dem  erwähnten 
Simon  läuft  die  Stammreihe  durch  folgende  Glieder  fort:    Andreas  Ordöng, 
—  Simon,   1374,  —  Michael  Magnus  de  N.  Karoly,   —   Bartholomäus, 
1378,    —    Joannes,   nach  Anderen:    1396   Marquard,   —   Laihslaus,  — 
Jacob,  —  Peter,  —  Michael,  und  Michael  (II.)  1626.     Von  Michael  (II.) 
stammten  drei  Söhne,  Ladislaus,  gest.  1659,  Nicolaus  und  Adam.     Ladis- 
laus  und  Adam  pflanzten  den  Stamm  fort :  Letzterer  nur  durch  zwei  Töch- 


GRAFEN  kÄUOLYI  V.  NAGY-KAROLY.  191 

ter:  Galharina,  verm.  mit  Paul  Zicby,  und  Barl)ara ,  verm.  mit  Slophaii 
Palocsai.  Von  Ladislaus  entspross,  neben  Susanna,  Gemahlin  des  Fürsten 
Gabriel  Bettlem  von  Siebenbiirgen,  Alexander,  Graf,  und  auf  diesen  folgten 
in  der  Stammreihe  von  Sohn  auf  Sohn :   Franz  ,  Anton  und  Joseph. 

Die  nähere  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergiebt  nach 
Obigem  nachstehende  Ahnentafel:  Ladislaus  Graf  Kärolyi  de  Nagy-KAroly, 
gest.  1689;  Gemahlin:  Clara  Sennyei  de  Kiss-Sennye.  —  Alexander;  Ge- 
mahlin: Christina  Gräfin  Barkoczy  de  Szala.  —  Franz,  gest.  1758,  k.  k. 
General  der  Cavallerie;  Gemahlin:  Christina  Gräfin  CsAky.  —  Anton,  geb. 
23.  Oct.  1733,  gest.  4.  April  1791,  k.  k.  General-Feld-Zeugmeisterund 
Regiments-Inhaber;  Gemahlin:  Josepha  Frehn  Harrucker.  —  Joseph,  geb. 
1769,  gest.  4.  April  1803,  k.  k.  Kämmerer  und  Obergespan  von  Szathmar; 
Gemahlin:  Maria  Ehsabeth  Gräfin  v.  Waldstein.  —  Stephan:  jetziges  Haupt 
der  Familie. 

Der  jetzige  Personalbestand  der  FamiHe  ist  folgender: 
Haupt  des  gräflichen  Hauses  ist: 

Graf  STEPHAN,  geb.  1798,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Georgine  Gräfin 
V.  Dillon,  gest.  3.  Mai  1827,  und  in  zweiter,  24.  Jan.  1831,  mit  Franziska 
Gräfin  Esterhäzy-Galäntha  —  Tochter  des  Grafen  Nicolaus  (s.  S.  109)  — 
geb.  17.  Nov.  1810,  gest.  15.  Febr.  1844.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt 
Graf  Eduard,  geb.  1820,  verm.  21.  Febr.  1851  mit  Clarissa  Gräfin  Kornis 
aus  Siebenbürgen ,  und  aus  der  zweiten  Ehe  leben  Graf  Alexander  ,  geb. 
10.  Nov.  1831,  und  Gräfin  Geraldine,  geb.  22.  Nov.  1836.  —  Die  zwei 
Brüder  des  Grafen  Stephan  sind:  Graf  Ludwig,  geb.  17^9,  k.  k.  Kämmerer 
und  Geh.  Rath,  Administrator  der  fürstl.  v.  Kaunitz'schen  Herrschaften  in 
Mähren,  verm.  4.  Nov.  1822  mit  Ferdinande  Carohne  Luise,  des  verstorb. 
Alois  Fürsten  zu  Kaunitz-Rietberg  Tochter,  geb.  20.  April  1805,  gesch., 
aus  welcher  Ehe  ein  Sohn  stammt:  Graf  Alois,  geb.  8.  Aug.  1825,  k.  k. 
Kämmerer  und  ausserord.  Gesandter  am  k.  griechischen  Hofe  zu  Athen  — 
und  Graf  Georg,  geb.  1801,  k.  k.  Kämmerer,  Präses  des  Landwirthschafts- 
Vereins  zu  Pesth,  verm.  16.  Mai  1836  mit  Carolina  Gräfin  Zichy,  geb. 
8.  Nov.  1818,  aus  welcher  Ehe  die  Grafen  Julius,  geb.  5.  Juh  1837,  und 
Victor,  geh.  17.  Febr.  1839,  entsprossen  sind. 

Die  Schwester  der  Grafen  Stephan,  Ludwig  und  Georg,  Gräfin  Jose- 
phine, geh.  7.  Nov.  1803,  hat  sich  16.  Oct.  1821  mit  Joseph  Grafen 
V.  Trauttmannsdorfl'  (s.  Bd.  II.   S.  578)  vermählt. 


'.)2 


(;r,AFKN  V.   KAZIANKR  ZU  KATZENSTEIN. 


Grafeil  v.  Kaziaiier  zu  Katzeiistciii. 

(Weil)liclier  Stamm). 


In  Sieiermaik  begütert. 


Wappen:  SchiUl  zweimul  der  Länge  nach  und  einmal  quer  gelheill, 
6fcldrig,  mit  MittelscIiiJd.  Im  blauen  Miltelschildc  ein  gekrönter,  nach  der  rechten 
Seite  fliegender,  silherner  Adler,  welcher  in  den  Klauen  nach  unten  ein  nach  re(  hts 
sehendes,  silbernes  Lamm  trägt.  1  und  0  in  (iold  eine  einwärtsspringende,  schwarze 
Katze  (Stammwappen:  Kazianer);  2  in  Schwarz  ein  mit  der  Spitze  nach  «dx'n 
senkrecht  gestellter,  goldener  Pfeil;  3  und  4  in  Roth  eine  gekrönte,  einwärls- 
springende,  silberne  Katze  mit  einem  güldenen  Ring  um  den  Leib  und  einer  daran 
hängenden  gleichen  Kette  (Kalzenstein) ;  und  5  von  Silber  und  Roth  quorgelheilt 
mit  einem  vierspeichigen  und  vierkämmigen  Mühlrade  von  gewechselten  Tincluien. 
Auf  dem  Schilde  stehen  vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  drei  Fahnen, 
von  welchen  die  rechtsstehende  nach  rechts,  die  miniere  und  linke  nach  einwärls 
wehen.  Nach  anderen  Angaben  wehen  alle  drei  Fahnen  rechts.  Die  rechte  init 
silbernem  Stocke  ist  blau  und  mit  vier  schrägünken,  goldenen  Streifen  bezeichne! ; 
die  mittlere,  mit  rotliem  Stocke,  roth,  mit  silberiK'ui  Querstref  belegt,  und  die 
linke,  mit  goldenem  Stocke,  rolh  und  mit  einem  goldenen  Zinnenthurme  ge- 
schmückt. Aus  dem  zweiten  Helme  wächst  die  Katze  des  L  und  (1.  Feldes  (Helm 
des  Stammwappens)  empor;  der  dritte  Helm  trägt  den  Adler  des  Millelschildes  mit 
dem  Lamm  in  den  Klauen,  und  der  linke  einen  offenen  Adlersflug.  Der  linke 
Flügel  ist  silbern  und  mit  einem  schwarzen  schräglinken  Balken,  auf  welchem  der 
Pfeil  des  2.  Feldes  liegt,  belegt,  der  rechte  aber  von  Silber  und  Roth  quer  ge- 
theilt  und  mit  dem  Rad  des  5.  Feldes  belegt.  Die  Decken  des  rechten  und  linken 
Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  zweiten  roth  und  silbern,  und  di(!  d(?s 
dritten  schwarz  und  silbern.  -  In  den  Supplem.  zu  Siebmachers  VVappenbuchc 
(L  l)  ist  der  Adler  nicht  gekrönt,  das  Lamm  schwarz,  das  Rad  achlkänunig, 
im  3.  und  4.  blauen  Felde  springt  nach  einwärts  ein  goldener  Fuchs  etc.  Die 
Decken  sind  rechts  blau  und  golden,  links,  wie  angegeben.  —  Was  noch  die 
Bedeutung  der  Wappenbilder  anlangt,  so  kam,  den  gewöhnlichen  Angaben  nach, 
die  Katze  im  3.  und  4.  Felde  als  Wappen  der  Herrschaft  Katzenstein  (Kazen- 
slein)  in  Krain  in  das  Wappen  der  Freiherren  v.  Kazianer,  als  dieselben  die 
genannte  Herrschaft  von  dem  gleichnamigen  Adelsgeschlechtc  im  16.  Jahrhundert 
an    sich    gebracht    hatten.      Die    übrigen    Felder,    mit   Ausnahme    der    das    Stamm- 


GRAFEN   V.  KAZIAINER  ZU   KATZENSTEIN.  193 

Wappen  enthaltenden  Felder  l  und  4:  Feld  2  und  5  sind  laut  kaiserlicher  Di- 
plome vom  13.  April  1532  und  vom  Jahre  1616  hinzugefügt  und  enthalten  in 
Folge  des  ersteren  das  Wappen  der  Grafen  v.  Zips,  da  Hans  v.  Kazianer  den  Gra- 
fen Hans  v.  Zips  im  Felde  geschlagen  und  aus  Ungarn  vertrieben  hatte,  und  in 
Folge  des  letzteren  Diploms  das  Wappen  derer  v.  Höfel  zu  Höflein  und  Hasberg, 
und  zwar  letzteres  durch  Vermählung  eines  Gliedes  der  Familie  mit  Elisabeth, 
Tochter  des  Jörg  v  Höfel,  k.  Raths  und  Vicedoms  in  Krain,  des  Letzten  seines 
Geschlechts.     Wahrscheinlich  ist  Feld   2  Zips  und  Feld  5  Höfel. 

Alte,  ursprunglich  dem  Herzogthum  Krain  angehörende  Familie, 
welche  später  auch  im  Herzogthum  Steiermark  vorkam.  In  Krain,  wo  die 
Urkunden  des  Geschlechts  his  zum  Jahre  1360  hinauflangen,  besass  die 
Familie  die  Herrschaften  Flöding  und  Vigaun,  dessen  festes  Schloss  dieselbe 
überbaute  und,  wie  Einige  wollen,  Katzenstein  nannte:  eine  Angabe, 
welche  mit  der  oben  angeführten  über  die  Herrschaft  Katzenstein  nicht 
stimmt.  In  Steiermark  kommt  die  Familie  seit  1446  vor  und  hatte  die 
Herrschaften  Rogeis,  Wildhaus,  Wetzeisdorf,  Spielfeld,  Kirchberg  a.  d.  Raab 
und  Lukaufzen  in  Besitz ;  auch  standen  derselben  später  in  Oberösterreich 
zu  verschiedenen  Zeiten  die  Herrschaften  Piberbach,  Wayer,  Wolfstein,  Ber- 
nau, Haiding,  Michlgrub,  Steinhaus  und  Lichtenegg  zu.  Von  den  Gliedern 
des  Geschlechts  sind  mehrere  m  Staats-  und  Mihtairdiensten  zu  hohem  An- 
sehen gelangt  und  in  letzteren  sind  auch  mehrere  auf  dem  Felde  der  Ehre 
gebheben.  Was  ältere  Glieder  der  Familie  anlangt,  so  stritten  Görg  und 
Matthies  Kazianer  schon  1446  unter  Kaiser  Friedrich  III,  gegen  die  Ungarn, 
und  Hans  Kazianer,  welcher  sich  1529  bei  der  Entsetzung  Wiens  ausge- 
zeichnet hatte,  dann  von  1530  bis  1537  Landeshauptmann  in  Krain  war, 
1538  die  Türken  bei  Fernitz  unweit  Grätz  schlug,  und  später  bei  Essegg  in 
türkische  Gefangenschaft  kam,  wurde,  aus  letzterer  befreit,  25.  Oct.  1538  auf 
dem  croalischen  Schlosse  des  Grafen  Zrini  bei  der  Tafel  meuchelmörderisch 
erstochen.  —  Der  Freiherrenstand  kam  vom  Kaiser  Matthias  12.  Jan.  1615, 
und  der  Grafenstand,  sowie  das  Erbamt  als  Oberst-Silber-Kämmerer  im  Her- 
zogthum Krain  vom  Kaiser  Leopold  I.  28.  Mai  1665  in  die  Famihe.  Später 
zerfiel  das  Geschlecht  in  eme  österreichische  und  eine  steiersche  Linie.  Die 
erstere  ist  mit  dem  Grafen  Christoph  Adam  und  der  Tochter  desselben, 
Maria  Beata,  Gemahlin  des  Freiherrn  Otto  Sigmund  v.  Hager,  völlig  er- 
loschen, die  steiersche  Linie  aber  im  Mannsstamme  mit  dem  Grafen  Joseph 
10.  Dec.  1823  ausgestorben. 

Von  den  beiden  Töchtern  des  Letzteren  lebt  noch  die  ältere :  Gräfin 
CAROLINE,  geb.  6.  April  1776,  verm.  2.  Febr.  1803  mit  Carl  Johann  Gra- 
fen V.  Goess  (s.  Bd.  I.  S.  274).  Die  jüngere  Tochter,  Gräfin  Josephe,  geb. 
20.  Aug.  1778,  verm.  23.  Nov.  1802  mit  Joseph  Grafen  v.  Kottulinsky 
(s.  Bd.  I.  S.  478)  ist  1851  gestorben. 


IH.  13 


194  GRAFEiN   KEGLEVICII   V.   HlZl.N. 

Orcifoii  Keglevich  v.  Biizin. 

^all)Oltrd).  erftcmid). 

Besits:   die  nenscliaricn   Sajü-Vdmos,    Encs,   Visoly,   Sz!ro|.ko   niul    Kis  -  T:(|>olos;ui    tiixl 
Nagy-U>rrocz  elc.  in  Ungarn;  Giiier  in  Croation  elc. 


Wappen:  Schild  niil  Schildcsfuss ;  im  Idaucn  Schilde  ein  aufgcriciiteics, 
blankes  Schwert,  auf  dessen  Spitze  eine  Grafenkrone  steht,  welche  vun  zwei  gegen 
einander  gekehrten,  gekrönten,  goldenen  Löwen,  von  dem  rechtsstehenden  mit  der 
linken,  von  dem  linksstehenden  mit  der  rechten  Vorderpranke  gehalten  wird.  Der 
rothe  Schildesfuss  ist  von  zwei  silbernen  Querbalken  durchzogen.  Auf  dem  Schilde 
liegt  die  Grafenkrone  und  auf  derselben  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Auf 
jedem  derselben  steht  einwärts  gekehrt  ein  gekrönter,  goldener  Löwe,  und  zwischen 
beiden  steigt  aus  der  Grafenkrone  des  Schildes  eine  von  Roth  und  Silber  fünfmal 
quergetheilte,  erst  nach  rechts,  dann  nach  links  und  zulelzt  wieder  nach  rechts 
wehende  Fahne  auf,  welche  von  den  erwähnten  Löwen  mit  den  Vorderpranken  ge- 
halten wird.  Die  ilelmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern. 
—  Mit  diesen  Angaben  stimmen  in  den  Hauptsachen  die  meisten  Lackabdrücke 
von  Petschaften  aus  der  Familie,  so  wie  die  gewöhnlich  vorkommenden  Beschrei- 
bungen und  Abbildungen  dieses  Wappens.  Nur  zeigen  einige  Abdrücke,  und  zwar 
meist  von  älteren  Petschaften,  den  Schildesfuss  nicht,  sondern  die  Löwen  im 
Schilde  sind  auf  einen  grünen  Boden  gestellt :  eine  nach  Allem  wohl  unrichtige 
Darstellung  des  Wappens. 

Sehr  altes  und  berühmles,  Croatien  und  Ungarn  angehörendes  Ge- 
schlecht, welches  schon  in  sehr  früher  Zeit,  deren  Dunkel  nicht  aufgehellt 
werden  wird,  in  Griechenland,  Albanien  und  Bosnien  geblüht  haben  soll 
und  den  Beinamen  von  dem  Stammschlosse  Buzin  in  Bosnien ,  einer  früher 
für  unüberwindlich  gehaltenen,  jetzt  türkischen  Bergfeslung,  führt.  Der  Sage 
nach  war  das  Geschlecht  mit  dem  Fürsten  v.  Montferrat,  dem  unter  dem 
Namen  Skanderbeg  so  bekannten  Alexander  Castriotlo ,  König  von  Albanien 
und  Grossherzog  von  Epirus,  den  türkischen  Kaisern,  den  uralten  Toparchen 
in  Albanien,  Boccali,  verwandt.  —  Urkundlich  kommt  die  Familie  zuerst 
schon  vor  dem  Jahre  1300  vor  und  zwar  in  der  Person  Peters  L,  dessen 
Söhne,  Kegel  und  Marlinus,  um  1358  lebten.  Von  dem  älteren  Sohne,  Ke- 
gel, stammt  der  Name  und  die  ganze  Famüie  ab.    Peter  H.  Keglevich  zeich- 


GRAFEN  KEGLEVICH  V.  BÜZlN.  195 

ivele  sicli  durch  die  grössle  Tapferkeit  aus  und  zwar  nanienüich  1525  bei 
iler  Belagerung  von  Jaicza.  Nach  Angabe  der  Chronisten  hatte  man  vor 
Allen  demselben  Jaicza's  und  dadurch  Croatiens  Befreiung  von  türkischer 
Herrschaft  zu  danken,  und  derselbe  wurde  auch  Banus  von  Groatien.  Mat- 
thias Keglevich,  Sohn  Peters  IL,  liob  1573  einen  mächtigen  Bauernaufstand 
in  Groatien  und  fing  den  Anführer  der  Bauern,  Matthias  Gubecz.  Peter  VI. 
wurde  1704  Stellvertreter  der  Banalwürde  und  1708  erblicher  Obergespan 
von  Posega,  erhielt  auch  in  letzterem  Jahre  vom  Kaiser  Joseph  L  die  Grafen- 
würde. Im  ganzen  vorigen  Jahrhundert  und  später  hat  die  Familie  zu  den 
durch  ihre  Glieder  bekanntesten  und  geehrtesten  Familien  Ungarns  gehört, 
und  die  Söhne  des  Geschlechts  sind  die  Träger  der  höchsten  Würden  des 
Landes  gewesen.  Noch  jetzt  kommt  die  FamÜie  in  zwei  Linien,  der  in  Un- 
garn und  der  in  Groatien  ansässigen,  vor.  Lehotzky,  welcher  das  Prädicat 
der  Familie  von  Butzin  in  Groatien  ableitet,  giebt  (IL  212)  die  Stammreihe 
der  Familie  von  Petrus  Keglevich,  welcher  1530  als  Banus  in  Jaicza  vor- 
kommt. Von  demselben  stammten  drei  Söhne:  Petras  (IL),  Matthias  und 
Simon.  Von  Peter  (IL)  entspross  Georg,  welcher,  wie  Simon,  keine  Nach- 
kommen hatte,  Matthias  pflanzte  den  Stamm  durch  zwei  Söhne ,  Johann 
und  Georg  fort:  Ersterer  stiftete  die  croatische ,  Letzterer  die  ungarische 
Linie.  Was  die  croatische  Linie  anlangt,  so  stammten  von  Johann:  Franz 
und  Johann,  Franz  setzte  das  Geschlecht  durch  drei  Söhne,  Johann,  Peter 
und  Ladislaus  fort.  Von  diesen  drei  Brüdern  hatte  Peter  einen  gleichnamigen 
Sohn,  Peter,  von  welchem  Ladislaus  und  Alexander  stammten,  Ladislaus 
hinterliess  einen  Sohn,  Peter,  und  die  Söhne  des  Alexander  waren  Julius 
und  Joseph.  Die  ungarische  Linie  stiftete,  wie  angegeben,  Georg.  Von  dem- 
selben stammten  vier  Söhne,  Peter,  Stephan,  Sigismund  und  Nicolaus,  Baro 
1649.  Letzterer  pflanzte  durch  den  gleichnamigen  Sohn,  Nicolaüs  (IL), 
das  Geschlecht  fort,  und  von  Nicolaus  (IL)  stammten  die  Söhne  Adam  und 
Sigismund,  Von  Adam  entsprossen  Joseph  und  Gabriel.  Lehotzky  giebt  an, 
dass  in  den  Söhnen  beider  das  Geschlecht  fortblühe,  nennt  aber  nur  Josephs 
Söhne,  Diese  waren:  Josephus,  S.  Coronae  Gustos  et  Magister  Agazo- 
num,  Gomes  de  Torna,  Sigismundus,  Episcopus  Makariensis,  Stephan,  k.  k. 
Kämmerer,  General  etc.,  gest.  1793,  und  Carl,  Oberst,  verm.  mit 
C.  de  Zichy.  Der  Anschluss  der  jetzigen  Gheder  der  Familie  an  diese 
Stammreihe  ist  leider  in  Bezug  auf  das  letzte  Ghed  genau  nicht  zu  er- 
mitteln. 

Der  jetzige  Personalbestand  beider  Linien  ist  folgender: 
In  Ungarn  ansässige  Linie:  Graf  JOHANN,  geb.  13.  Mai  1786, 
Herr  der  Herrschaften  Sajö-Vämos ,  Encs ,  Visoly,  Sztropko,  Kis-Tapolcsän 
und  Nagy-Ugrocz,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Oberst-Hofmeister  des 
Königreichs  Ungarn,  verm.  in  erster  Ehe  12.  Nov.  1805  mit  Adelheid  Grä- 
fin Zichy -Väsonykeö,  geb.  15.  Sept.  1788,  gest.  17.  Jan.  1839,  und  in 
zweiter  Ehe  3.  Febr.  1840  mit  Victoria  Eugenia  Gräfin  FoUiot  v.  Grenne- 
ville  (s.  S.  123),  geb.  6.  Aug.  1816.  Aus  der  zweiten  Ehe  stammt  Graf 
Stephan  Johann  Nepomuk  Victor,  geb.  18.  Dec.  1840.  —  Von  dem  Bruder 
des  Grafen  Johann,  dem  Grafen  Franz,  gesL  1811,  k.  k.  Kämmerer,  verm. 
mit  Ehsabeth  Gräfin  Esterhäzy,  gest.  10.  Mai  1840,  lebt  ein  Sohn:    Graf 

13* 


19«")  GRAFKN  KKCiLEVICH  V.   BUZIIH. 

Carl,  geb.  2.  Febr.  1806,  k.  k.  Kümmerer,  verm.  1.  Sepl.  1827  mil  Cä- 
cilia  Fürstin  Odescalchi,  geb.  12.  Juli  1809,  gesl.  21.  Dec.  18  17,  aus  wel- 
cher Ehe  ein  Sohn,  Graf  Edmund,  geb.  21.  Juni  1836,  und  zwei  Töchter 
entsprossen  sind:  Gräfin  Elisabeth,  geb.  30.  Sepl.  1828,  verm.  1851  mit 
Friedrich  v.  Thurneyssen,  k.  k.  Rillmeister  in  d.  A. ,  und  Grafin  Gysklla, 
geb.  14.  März  1831,  verm.  10.  Jan.  1852  mit  Max  Freiherrn  v.  Roishausen, 
k.  k.  Rillmeisler. 

Der  Vetler  des  Grafen  Johann  war  Graf  Gabriel,  geb.  19.  Sept.  1784, 
gest.  16.  Juni  1854,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ralh  und  vormal.  kön.  ungar. 
Landesschatzmeister,  verm.  10.  Jan.  1817  mit  Malhilde  Gräfin  Sandor,  geb. 
21.  März  1798,  gest.  1  1.  Nov.  1843.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne 
und  drei  Töchter.  Die  beiden  Söhne  sind:  Graf  Gyula,  geb.  20.  Dec.  1824, 
verm.  8.  Nov.  1845  mit  Georgine  Freiin  v.  Orczy,  geb.  25.  Jan.  1828, 
aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  und  zwei  Töchter  leben :  die  Grafen  (ieorg, 
geb.  15.  Oct.  1846,  Gabor,  geb.  0.  Jan.  1848,  und  Tibor,  geb.  8.  Dec. 
1852,  und  die  Gräfinnen  Rosalie,  geb.  27.  März  1849,  und  Margitta,  geb. 
27.  April  1850  —  und  Graf  Bela,  geb.  10.  März  1833;  die  drei  Töchter 
des  Grafen  Gabriel  aber  sind  die  Gräfinnen:  Eugenie,  geb.  7.  Sepl.  1826, 
verm.  10.  JuH  1851  mit  Dionis  Grafen  Almtlsy;  Emmy,  geb.  1  1.  Jan.  1828, 
verm.  1851  mit  Hermann  Freiherrn  v.  Podmaniczky,  und  Stephanie,  geb. 
19.  Jan.  1831,  verm.  17.  Mai  1851  mil  Eugen  v.  Beniczky.  -  Der  lebende 
Bruder  des  Grafen  Gabriel  ist  Graf  Nicolaus  ,  geb.  13.  Dec.  1789,  und  von 
dem  1832  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Stephan,  stammt  eine  Tochter, 
Gräfin  Gysella,  geb.  6.  Jan.  1831  ,  verm.  mit  Alexander  Inkey  v.  Pallin. 
Die  beiden  Schwestern  der  Grafen  Gabriel  und  Nicolaus  sind:  Gräfin  Ro- 
salie, geb.  1791,  verm.  mit  Georg  Freiherrn  v.  Revay,  k.  k.  Kämmerer  und 
Rittmeister  in  d.  A. ,  und  Gräfin  Eva,  geb.  1.  Mai  1793,  verm.  1816  mit 
Job  V.  Semsay,  k.  k.  Kämmerer,  gest.  27.  Gel.  1839. 

InCrodtien  ansässige  Linie:  Nachkommen  des  Grafen  Thomas, 
geb.  29.  Dec.  1769,  gesl.  1  l.  Nov.  1850,  aus  der  Ehe  mit  N.  N.  v.  Kank- 
sonyi,  gest.  1819.  Graf  SAMUEL,  geb.  12.  Dec.  1812,  verm.  1831  mit 
Emilie  Freiin  v.  Collenbach.  Die  beiden  Söhne  desselben  sind  die  Grafen 
Ladislaus,  geb.  5.  Mai  1836,  und  Oskar,  geb.  25.  Juni  1839. 


GRAFEIS  V.   KLENAU. 


97 


Iwrafen  V.  Kleiiail.    (Weiblicher  Stamm.) 


Wappen:  im  rothen  Schilde  ein  von  Blau  und  Silber  in  drei  Reihen, 
jede  zu  sechs,  wohl  ouch  sieben  Feldern,  geschachter  Querbalken,  und  in  dem 
unteren  Theile  des  Schildes  ein  schwebendes,  rothesHerz.  Ueber  der  Grafenkrone, 
welche  auf  dem  Schilde  ruht,  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  einen  offe- 
nen, rothen  Adlersflug  lr:igl ,  dessen  Flügel  mit  dem  gescbachten  Querbalken  des 
Schildes  belegt  sind.  Zwischen  den  Flügeln  stehen  unter  einander  die  drei  golde- 
nen Buchstaben  F.  M.  R  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern.  —  Das  Geneal. 
Taschenbuch  der  grafl.  Häuser  (1848.  S.  352)  giebt  das  rothe  Herz  in  dem  unteren 
Theile  des  Schildes  nicht  an,  welches  andere  Abbildungen  dieses  Wappens  zeigen, 
wenn  auch  das  doppelte  Roth  dem  Heraldiker  auffallen  muss.  In  den  Supplemen- 
ten zu  Siebmachers  Wappenbuche  (VI.  4)  ist  ebenfalls  dieses  Herz  angegeben. 
Der  geschachte  Querbalken,  welcher  die  auf  dem  Helme  stehenden  Flügel  belegt, 
ergiebt  hier  auf  dem  rechten  Flügel  in  jeder  der  drei  Reihen  nur  vier,  auf  dem 
linken  aber  fünf  Felder.  Der  geschachte  Querbalken  belegt  übrigens  nur  die  Sach- 
sen der  Flügel  und  lässt  die  grossen  Federn  oder  Schwingen  frei. 

Eins  der  ältesten  böhmischen  Herrengeschlechter,  dessen  Ursprung, 
Avie  der  der  meisten  allböhmischen  Familien ,  sich  im  Dunkel  der  Vorzeit 
verliert.  Der  ursprünghche  Name  war  Przibik,  mit  dem  Zunamen  v.  Kle- 
nowa,  einem  Schlosse  im  Klattauer  Kreise  in  Böhmen.  Um  1500  verdrängte 
dieser  Zuname  den  eigentlichen  Familiennamen.  Ein  Przibik  v.  Klenowa, 
Feldherr  im  kais.  Heere,  vertheidigte  1434  Pilsen  gegen  die  von  Ziska  selbst 
angeführten  Hussiten  und  entsetzte  die  schwer  gedrängte  Stadt,  welche 
durch  Hunger  fast  schon  zur  Uebergabe  ger.öthigt  war.  1436  besiegte  der- 
selbe bei  Colhn  die  Taboriten  und  vertrat  Böhmen  14  37  auf  dem  Concil  zu 
Basel  als  Abgeordneter  auf  das  Kräftigste.  Johann  v.  Klenowa,  Herr  auf 
Zukow,  Zitin,  Neuschloss  und  Brzezina,  Oberst-Reichsschreiber  des  König- 
reichs Böhmen ,  erbte  1601  von  einer  ausgestorbenen  Seilenlinie ,  welche 
den  Beinamen  v.  Jannowitz  führte,  das  erbliche  Burggrafenamt  zu  Karlstein, 
und  trug  kraft  dieser  Würde  der  Kaiserin  Anna ,  Wittwe  des  Kaisers  Mat- 
thias, 1616  bei  der  Krönung  zur  Königin  von  Böhmen,  das  goldene  Scepter 


198  GRAFEN  V.   KLENAU. 

vor.  Wilhelm  v.  Klenau  und  Jannowitz  wurde  vom  Kaiser  Fonliuand  II. 
zuerst,  1623,  in  den  Reichsfreiherren-  und  später,  1630,  in  den  Reichs- 
grafensland  erhol)en.  —  Bis  auf  die  neueste  Zeit  hat  das  Geschlecht  im 
höchsten  Ansehen  gestanden  und  viele  Glieder  desselben  haben  sich  in 
hohen  Staats-  und  Mililairwürden  um  das  Haus  Oesterreich  und  die  Lande 
desselben  sehr  verdient  gemacht.  Von  den  vielen  bewährten  österr.  Feld- 
herren, welche  aus  diesem  Geschlechte  hervorgegangen  sind,  ist  namentlich 
hier  Graf  Johann  Nepomuk  zu  nennen.  Derselbe,  geb.  1755,  gest.  1819,  k. 
k.  Geh.  Rath,  General  der  Cavallerie,  nahm  an  dem  französ.  Revolutions- 
krieg,  den  Feldzügen  in  Italien  etc.  mit  solchem  Erfolge  Anlheil,  dass  ihm 
Kaiser  Napoleon  I.  selbst  das  Zeugniss  eines  ausgezeichneten  Feldherrn  gab. 
Wie  derselbe  in  der  Schlacht  bei  Leipzig  thätig  gewesen,  ist  hinreichend 
anerkannt  worden.  Später  schloss  er  die  bekannte  Dresdner  Convention  mit 
Gouvion  St.-Gyr  ab  und  starl)  im  angeführten  Jahre  als  k.  k.  commandiren- 
der  General  in  Mähren  und  Schlesien.  Aus  der  denselben  betrefTenden 
Ahnentafel  mögen  nachstehende  Gheder  hier  einen  Platz  finden:  Johann 
Georg  Graf  v.  Klenau  und  Jannowitz ;  Gemahlin :  Maximiiiana  Maria  Anna 
v.  Klenau,  —  Wilhelm  Franz  ;  Gemahlin :  Susanna  Franziska  Freiin  Hart- 
mann v.  Klarstein. —  Ignaz  Sigmund;  Gemahhn :  Anna  Leopoldine  Gräfin 
V.  Schauenburg.  —  Wenzel  Ignaz  Joseph  ;  Gemahlin :  Maria  Josepha  Gräfin 
V.  Bredau.  —  Johann  Nepomuk;  Gemahlin:  Maria  Josepha  Talhan  de  Viseck, 
verw.  V.  Somsich  de  Sard,  geb.  1763,  verm.  1800. 

Das  gräfliche  Haus  ist  neuerlich,  und  zwar  12.  Aug.  1846,  im  Manns- 
slamme erloschen  mit  Carl  Alexander  Reichsgrafen  v.  Klenau ,  Freiherrn 
V.  Jannowitz,  geb.  2.  April  1786,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.  Die 
lebende  Schwester  desselben  ist:  Gräfin  JOHANNA,  geb.  9.  Febr.  1789, 
verm.  16,  Juli  1810  mit  Johann  Baptist  v.  Almira,  Obersten  in  k.  franz. 
Diensten,  W^ittwe  seit  11.  Nov.  1813.  Nächst  Letzterer  lebt  die  Tochter 
eines  Oheims  (wohl  des  Grafen  Johann  Nepomuk)  der  Gräfin  Johanna,  Grä- 
fin Maria,  geb.  17.  Dec.  1800,  verm.  in  erster  Ehe  16.  Mai  1816  mit  Franz 
Joseph  Siegmund  Grafen  v.  Riesch  (s.  Bd.  I.  S.  290),  Wittwc  seit  1 1.  März 
1833,  und  in  zweiter,  28.  Dec.  1835,  mit  Gustav  xVdoIph  v.  Bennigsen, 
kön.  preuss.  General-31ajor  a.  D.,  gesch. 


GUAFEiN   V.   KüNIGSlELD. 


199 


Orafen  v,  Königsfeld.    (Weiblicher  Stamm.) 
Äat|)oltfd).  ßa^ttn. 


I 


Wappen:  quadrirlcr  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelschilde 
der  zweiköpfige,  golden  bewehrle,  schwarze  Reichsadler  mit  über  demselben  schwe- 
bender Krone  (Vermehrung  des  Wappens  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand).  In 
jedem  der  vier  Felder  des  Schildes,  von  welchen  das  1.  und  4.  silbern,  das  2.  und 
3.  roth  sind,  ein  einwärlsgekehrles,  doch  vorwärts  sehendes,  goldbekleidetes 
männliches  Brustbild  ohne  Arme,  mit  silbernem  Halskragen  und  sechs  rothen 
Knöpfen  in  zwei  Reihen.  Das  Brustbild  im  1.  und  4.  Felde  trägt  eine  neue,  auf 
Art  der  kaiserlichen,  geschlossene,  das  im  2.  und  3.  Felde  aber  eine  alte  offene 
Königskrone  auf  dem  Haupte  (redendes  Stammwappen).  Ueber  dem  Schilde  er- 
heben sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  das  Brustbild  des  1.  und  4. 
Feldes  (rechter  Helm  des  Stammwappens),  der  mittlere  den  Reichsadler  des  Mittel- 
schildes mit  der  Krone  (bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hiazugekommen),  und 
der  linke  das  Brustbild  des  2.  und  3.  Feldes  (linker  Helm  des  Stammwappens). 
Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  golden,  und  links  roth  und  golden.  — 
Nach  V.  Medings  Angaben  über  das  Stammwappen  sind  die  Barte  der  Brustbilder 
im  1.  und  4.  Felde  braun,  die  Barte  derer  im  2.  und  3.  aber  grau.  —  Nach  der 
Abbildung  des  gräflichen  Wappens  im  Kalender  des  St.  Huberts- Ordens  sind  die 
vier  königlichen  Bilder  des  Schildes  einwärts  und  gegen  einander  gekehrt,  sonach 
eigentlich,  wie  v.  Meding  (HI.  S.  352)  richtig  angiebt,  keine  Brustbilder,  sondern 
unten  spitz  zugehende  Rümpfe,  welche  am  Halse  getheilte  Kragen  haben.  Die  Bil- 
der auf  den  Helmen  sind  eben  so,  wie  die  im  Schilde  gestellt. 

Eine  der  ältesten  bayerischen  Adelsfamilien,  welche  schon  in  sehr 
alten  Urkunden  vorkommt  und  aus  welcher  mehrere  Glieder  in  den  Dom- 
stiften zu  Freysing,  Regensburg  und  Passau,  sowie  im  Malteserorden,  im 
bayerischen  St.  Georgen-Orden  etc.  aufgeschworeu  haben.  In  den  letzteren 
Orden  sind  allein  acht  Gheder  dieses  Geschlechts  (Wappenkalender  des  kön. 
bayer.  Haus-Ritter-Ordens  vom  heil.  Georg,  S.  19)  aufgenommen  worden. 
—  Die  ordenthche  Slammreihe  der  Famihe  beginnt  Bucelini  mit  Neidhardt 
V.  Königsfeld,  dem  Vater  des  Arnold  und  Hippold,  welche  beide  1165  dem 


200  GRAFEN  V.   KÖMGSFELD. 

TiH'niere  zu  Zürich  beiwohnten  und  Slifler  zweier  Linien  waren.  Ersterer 
stiftete  die  bayerische,  welche  sehr  lange  fortgepflanzt  worden  ist,  Letzte- 
rer die  kärntner  Linie,  welche  vor  langen  Zeiten  ausgestorben  ist.  Der  Frei- 
herrenstand kam  in  die  bayerische  Linie  vom  Kaiser  Ferdinand  111.  1.  März 
1654  in  der  Person  der  Brüder  Hans  Georg  und  Hans  Nicolaus,  und  Hans 
Georg,  Herr  auf  Alteglolfsiieim,  Zaizkofen  und  Pfakhoven,  wurde  vom  Kai- 
ser Leopold  L  14.  Sept.  1685  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Der  Letz- 
tere, verm.  mit  Susanna  Reichsfreiin  v.  Leoprechting ,  einer  reichen  Erb- 
tochter, pflanzte  sein  Geschlecht  fort,  und  der  zw'eite  Urenkel  desselben 
war  Graf  Christian  Theodor,  geb.  26.  Mai  1755,  gest.  26.  Febr.  1808, 
k.  bayer.  Kämmerer  und  des  Georgen-Ordens  Capitular-Gommenthur,  verm. 
in  erster  Ehe  mit  Josepha  Gräfin  v.  Tauflliirchen-Katzenberg,  und  in  zwei- 
ter mit  Agnes  Gräfin  v.  Closen  zu  Arnstorfl*,  geb.  1768,  geb.  27.  Juni  1847. 
Aus  der  ersten  Ehe  stammten  Graf  Carl  August  Christian  und  Gräfin  Maria 
Anna  Sophia,  und  aus  der  zweiten  Gräfin  Maria  Josepha. 

Mit  dem  Grafen  Carl  August  Christian,  geb.  18.  Oct.  1789,  gest. 
19,  Jan.  1815  als  kön.  bayer.  Lieutenant,  ist  dieses  alte,  berühmte  Ge- 
schlecht im  Mannsstamme  erloschen.  Gräfin  Maria  Josepha,  geb.  12.  März 
1797,  verm.  sich  30.  März  1812  mit  Joseph  Johann  Nepomuk  Wenzeslaus 
Grafen  Deym  zu  Stritetz  (s.  Bd.  I.  S.  168)  und  ist  18.  Aug.  1844  gestor- 
ben, und  so  lebt  denn  von  der  ganzen  gräflichen  Famihe  nur  noch : 

Gräfin  MARIA  ANNA  Sophia,  geb.  8.  Jan.  1789,  vermählt  mit  dem 
Freiherrn  v.  Berchem,  Herrn  auf  Niedertraubling. 


GRAFEN  KOKÜRZEWETZ   V.   KOKORZOWA. 


201 


Grafen  Kokorzewetz  v.  Kokorzowa. 

Besitz:  in  Böliineii  die  Fideioomniiss  -  Heirsciiaflen  Ludilz  und  Sliedra  im  Kreise  Elbogen 
das  Alloditilgui  Sclilöjisles, 


Wappen:  Schild  der  Lange  nach  getheilt;  rechts  in  Gold  fünf  (2,  1  u.  2) 
schwarze  Pflugräder,  links  schwarz,  ohne  Bild.  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  ge- 
krönte Helme,  von  welchen  der  rechte  und  der  linke  keinen  Schmuck  tragen,  auf 
dem  mittleren  aber  stehen  zwei  schwarze  Büffelshörner ,  und  zwischen  denselben 
schweben  die  fünf  Pflugräder  der  rechten  Schildeshälfle.  Die  Helmdecken  sind 
golden  und  schwarz,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  goldene  LÖwen. 
—  Wie  beschrieben,  ergeben  ältere  literarische  Quellen  immer  dieses  Wappen. 
Es  ist  daher  der  Redaction  der  aus  sehr  sicherer  und  gütiger  Hand  mit  der  Be- 
zeichnung: Grafen  Kokorcöva  zugekommene  Lackabdruck  eines  neueren  Siegel- 
ringes von  besonderem  Interesse  gewesen.  Der  Schild  ist  von  Roth  und  Silber 
der  Länge  nach  getheilt,  ohne  Bild,  und  den  Schild  deckt  die  Grafenkrone.  Unten 
rechts  steht  der  Buchslabe  P,  links  K.  Abdrücke  von  Petschaften  aus  der  ersten 
Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  ergeben  nämlich  den  der  Länge  nach  gelheilten  Schild 
ohne  Bild  ganz  eigenthümlich  damascirt.  Auf  dem  Schilde  stehen,  wie  oben  er- 
wähnt, drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  und  linke  sind  ohne  Schmuck,  der  mittlere 
trägt  die  zwei  Büffelshörner,  zwischen  welchen  die  fünf  Räder,  wie  Kugeln  aus- 
sehend, schweben.     Den  Schild  hallen  zwei  einwärtssehende  Löwen. 

Sehr  altes,  böhmisches  Herrengeschlecht,  welches  gewöhnlich  unter 
dem  Namen  Kokorzowa  vorkommt ,  eigenthch  aber  Kokorzowec  (sprich : 
Kokorzowetz)  v.  Kokorzowa  heisst,  d.  i. :  der  Kokorzower,  oder  der  Herr 
auf  Kokorzow :  v.  Kokorzowa.  Der  Ursprung  des  Geschlechts,  welcher  im 
Grafendiplome  auf  Czech  und  Lech  bezogen  wird,  hegt  im  Dunkel  der  Vor- 
zeit Böhmens,  doch  deuten  auf  denselben  die  Trümmer  der  Veste  Kokorzin 
im  Bunzlauer,  so  wie  Kokorzow  im  Klattauer  Kreise,  in  welchen  Kreisen, 
so  wie  im  Leitmeritzer,  zu  Birkstein,  im  Pilsner,  zu  Stiahlau  und  Preiten- 
stein,  und  im  Prachiner  Kreise  das  Geschlecht  reich  begütert  war.  Nach 
Baibin  ist  das  Geschlecht  mit  dem  ersten  Herzog  Czecho  in  Böhmen  aus 
Croatien  nach  Böhmen  gekommen.  Divislaus  Kokorzowez  lebte  um  1130, 
und  Zdislaus  um  1203.    Bartholomäus,  gest.  1250,  war  mit  Salome  Freiin 


202  GRAFEN  KOKORZKWETZ  V.  KOKORZOWA. 

V.  Waldeck  und  Scliellenberg,  gest.  1270,  und  Heinrich,  Herr  auf'VVscheriib, 
gest.  1362,  mit  Catharina  v.  Nedviedkowa,  gest.  1349,  vermählt.  Johann, 
Herr  auf  Wscheruh,  starb,  über  100  Jahre  alt,  1470,  und  vier  Jahre  spä- 
ter, 1474,  starb  die  Gemahlin  desselben,  Elisabeth  v.  Daupova.  Von  Jo- 
hanns Enkel,  Adam  Georg,  k.  k.  Geh.  Rath,  gest.  1584,  stammte  Carl,  k. 
k.  Ralh.  Nach  Erlöschen  der  böhmischen  Linie  der  Herren  zu  Reuss-Plauen 
brachte  die  Familie  1576  die  Herrschaft  Luditz  im  Elbogner  Kreise  an  sich 
und  zum  Resitz  derselben  gelangte  namentlich  1633  Ritter  Georg  Peteu 
Kokorzovva,  welcher  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  14.  Febr.  1637  in  den 
Reichsfreiherrenstand  erhoben  wurde.  Die  erwähnte  Herrschaft  Luditz 
steht  auch  noch  jetzt  der  Familie  als  Fideicommiss- Herrschaft  zu,  und 
das  dazu  gehörige  Schloss  Stiedra,  welches  in  der  Nähe  der  Schutzstadt 
Luditz  steht,  wird  von  der  Familie  bewohnt.  —  Freüierr  Georg  Peter 
zeichnete  sich  im  Anfange  und  Verlauf  des  30  jährigen  Krieges  durch  treue 
Anhänglichkeit  an  das  Kaiserhaus  sehr  aus,  sowohl  im  Felde  und  General- 
Commissariate ,  wie  später  als  Kreishauptmann  in  Pilsen,  litt  aber  auch  an 
seinen  Gütern  durch  die  Feinde  grossen  Schaden.  Der  Sohn  desselben, 
Ferdinand  Hroznata  ,  von  dem  oben  genannten  Johann  im  5.  Gliede  stam- 
mend, k.  k.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I.  28.  Mai 
1680  in  den  Grafenstand  erhoben,  und  stiftete  später,  gesegnet  mit  13  Kin- 
dern, mittelst  kais.  Reslätigung  vom  16.  Aug.  1698  das  Majorat  Luditz, 
Stiedra  und  Tonischen.  Von  dem  ersten  Grafen  Ferdinand  Hroznata,  verm. 
mit  Maria  Adelheid  Freiin  v.  Printzen,  ging  das  Majorat,  Glied  auf  Glied,  auf 
den  Sohn  Peter  Franz  Joseph,  um  1710  obersten  Münzmeister  des  König- 
reichs Röhmen ,  von  Letzterem  auf  den  Sohn  Ferdinand  Jacob  ,  k.  k.  Geh. 
Rath  und  Kämmerer,  und  von  diesem  auf  den  Sohn  Johann  über,  unter  des- 
sen 1 6  Ahnen,  von  Georg  Peter  an,  sich  die  Namen  der  berühmtesten  Fami- 
lien finden,  wie :  Wrtby,  Lamberg,  Hamilton,  Golonna,  Kolowrat,  Schellen- 
dorf, Gallas,  Lodron,  Gaschin  und  Oppersdorf. 

Vom  Grafen  Johann,  gest.  30.  April  1822,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister, verm.  16.  Oct.  1797  mit  Anna  v.  Seibl,  geb.  25.  Sept.  1772,  gest. 
17.  März  1841,  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Famihe: 

CARL  Graf  Kokorzewetz  v.  Kokorzowa,  geb.  23.  Nov.  1799,  Herr 
der  Fideicommis  -  Herrschaften  Luditz  und  Stiedra,  verm.  26.  Aug.  1830 
mit  Luise  Gräfin  v.  Jenison-Walworth  —  Tochter  des  Grafen  Friedrich 
(s.  Rd.  I.  S.  407)  —  geb.  9.  Juni  1806,  Resitzerm  des  AUodial- Gutes 
Schlössles.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist :  Graf  Ludwig  Procop  Carl  Johann 
Friedrich,  geb.  13.  Oct.  1833,  k.  k.  Lieutenant. 


GRAFEN  IvOMOROWSKY  V.  LIPTOWA  UND  ORAWA. 


203 


Grafen  Komorowsky  v.  Liptowa  und  Orawa, 

^atljoUfd).  ©cflemirf). 

In  Galizien  begütert. 


Wappen:  im  rothen  Schilde  drei  unter  einander  siehende,  abgekürzte, 
silberne,  wohl  auch  gefluthete  Balken,  von  welchen  der  obere  der  grössere,  der 
untere  der  kleinere  ist  {Haus  Korczak).  üeber  der  den  Schild  bedeckenden  Grafen- 
krone erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  einen  goldenen  Kahn  trägt,  aus  dem 
ein  nach  rechts  sehender ,  silberner  Bracke  mit  rothem  Halsbande  aufwächst,  wel- 
cher die  Vorderpfoten  auf  den  Rand  des  Kahnes  stellt.  Die  Helmdecken  sind  roth 
und  silbern.  Auf  Abdrücken  von  Petschaften  erhebt  sich  mehrfach  aus  der  den 
Schild  bedeckenden  Grafenkrone  unmittelbar  der  bald  rechts,  bald  links  sehende 
Kopf  und  Hals  eines  silbernen  Bracken  mit  rothem  Halsbande. 

Alte ,  sehr  angesehene ,  polnische  Familie,  welche  aus  der  ehemaligen 
poln.  Provinz  Gahzien  stammt  und  zu  dem  bekannten  und  berühmten  poln. 
Hause  Korczak  gehört,  somit  auch ,  wie  angegeben ,  das  Wappen  desselben 
führt.  Die  Familie  breitete  sich  im  Laufe  der  Zeit  weit  aus,  erwarb  bedeu- 
tenden Grundbesitz,  erhielt  schon  in  früher  Zeit  (s.  unten)  den  Grafenstand, 
kommt  mehrfach  in  der  Landesgeschichte  in  hohen  Würden  vor  und  kam 
durch  Vermählungen  mit  den  angesehensten  poln.  Häusern  in  verwandt- 
schaftliche Verbindung.  Der  Grafenstand  ist  zuerst  1469  vom  König  Casi- 
mir IV.  in  Polen  mit  dem  Prädicate :  v.  Liptowa  an  Peter  v.  Komorowsky 
gekommen,  und  Gräfin  Antonia  v.  Komorowska  erhielt  vom  Kaiser  Franz  H. 
1793  für  sich  und  ihre  sieben  Kinder:  Franz,  Joseph,  Anton  und  Augustin 
Komorowsky,  sowie  die  Töchter  Josepha,  verm.  Gräfin  Rostworowska,  GoR' 
DULA,  verm.  Gräfin  Potocka,  und  Antonia,  verm.  Gräfin  lllinska,  die  Bestäti- 
gung des  alten  Grafenstandes.  Ignaz  und  Cyprian,  Gebrüder  Komorowsky, 
wurden  1803  galizische  Grafen. 

Der  jetzige  Personalbestand  der  gräflichen  Familie  ist  folgender: 

JOSEPH  (s.  oben)  Graf  Komorowsky  v.  Liptowa  und  Orawa,  geb. 
1781,  k.  k.  Kämmerer.  Der  Sohn  desselben  ist  Graf  Eduard  Adam  Peter, 
geb.  13.  Oct.  1810,  verm.  6.  Mai  1837  mit  Maria  Christine  Eleonore  Freiin 


204 


GRAFKN  V.   KKASICKI. 


lliklprancU  v.  und  zu  Ollenhauseii ,  geb.  4.  April  1818,  aus  welchei'  Ehe 
zwei  Söhne  stanunen,  die  Grafen:  Carl  Joseph  Eduard,  geb.  14.  April 
1838,  und  Adalüert  Georg  Eduard,  geb.  13.  April  1839.  —  Die  beiden 
Olieime  des  Grafen  Joseph  sind:  Graf  Ignaz  ,  k.  k.  Känunerer,  verni.  mit 
einer  Gräfin  ^liclialowska ,  und  Graf  Gyprian,  k.  k.  Kämmerer  und  übersl- 
Landessilberkänimeier  in  Galizien. 


Jßatljoltfd). 


Grafen  v.  Krasicki. 


Besitz  der  ersten  Linie:  in  Galizien  die  Herrscliaften  Diibiecito,  Lisko,  Haclior/eo,  Seied- 
nie,  Stralyn,  Baranow,  Dombrowica  und  Jasien,  Zcldec,  Gliiina,  Baiwiru-Ii  nnd  l'o- 
raz;  in  Ungarn  ein  Anliieil  an  der  Herrsciiafl  Szlropko  nnd  das  (iut  Sülnik;  im 
Köniirreich  l'olen  die  Ilerrsciiafl  Gon|,'olin  und  in  Wolhynien  die  Ficnscliart  Biato- 
zuriia  und  die  Giiler  Mosserannica  und  Jankowec.  Besitz  der  zweiten  Linie: 
im  Gouvernement  Wolhynien  das  Fiu'sienllium  Kamienkoszyrski  und  die  Herr 
scharten  Sieiniy  und  Qwadno  elc, :  im  Gouv.  Ki.jow  die  Herrschaften  Kniaraki ymca, 
Wlodzimirzec  ,  Helenowka  ,  Szahaslowka,  Cliryslynöwka  und  Gzorniawka;  im  Gouv. 
Minsk  die  HcrrscliaR  Ziabezyce  etc.  Besitz  der  dritten  Linie:  im  (iouv.  Wolhynien 
die  Herrschaften  Hlusza  und  Worokomia. 


IP^Tappen;  Schild  der  Länge  nach  getheiU ;  rechts  in  Roth  ein  silbernes 
Hirschhorn  von  fünf  Enden,  links  in  Silber  ein  rothes  ßütfelshorn  (Haus  Rogala). 
Den  Schild  deckt  eine  Grafenkrone,  oder,  wie  bei  der  zweiten  Linie,  eine  Fiirsten- 
krone.  Leizlere  wird  seit  1654  ^s.  unten)  geführt.  Auf  dem  gekrönten  Helme  des 
Stammwappens  wiederholen  sich  die  Hörner  des  Schildes,  rechts  das  Büffels-  links 
das  Hirschhorn.  Abdrücke  sehr  gut  gestochener  älterer  Petschafte  ergeben  übrigens 
die  rechte  Schildeshälfte  silbern  und  die  linke  roth. 

Eine  der  ältesten  polnischen  Familien ,  welche  sich  weit  ausgebreitet 
hat  und  durch  ihre  Sprossen,  die  verdienstvollen  Träger  hoher  Würden, 
so  wie  durch  reichen  Grundbesitz  zu  grossem  Ansehen  gelangt  ist.  Nach 
der  gewöhnlichen  Annahme  soll  das  Haus  von  dem  allen  Goschlechte  der 


GRAFKN  V.  KRASICKI.  205 

Bibersteiiie  jibslamnioii ,  welches  1094  die  Schweiz  veiiiess,  um  sich  in 
Polen  anzusiedehi.  Im  15.  Jtihrhundert  kommt  das  Geschlecht  unter  dem 
Namen  Siecinski  in  Masovien  vor,  und  erst  1540  wanderte  Jacob  Siecinski 
aus  seinem  Stammsitze  Siecin,  um  sich  nahe  bei  Przemysl  niederzulassen. 
Die  Söhne  desselben  verlauschten  den  Namen  Siecinski  mit  Krasicki,  und 
ein  Enkel,  Martin,  Wojewode  von  Podolien,  erbaute  das  feste  Schloss  Kra- 
siczyn  und  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand II.  1632  mit  seinem  Bruder,  Georg, 
Starosten  von  Dolina,  und  der  Nachkommenschaft  desselben,  zu  welcher  die 
jetzigen  Grafen  Krasicki  gehören,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben. 

Das  gräfliche  Haus  zerljillt  jetzt  in  drei  Linien.  Die  erste  Linie  ura- 
fasst  die  Nachkommenschaft  des  Grafen  Johann,  gest.  1751,  Castellans  von 
Chelm,  aus  der  Ehe  mit  Anna  Stcirrejowska,  gest.  1766;  die  zweite, 
welche  in  drei  Aeste  zerfällt,  die  Nachkommenschaft  des  schon  1725  ge- 
storbenen Bruders  des  Grafen  Johann,  des  Grafen  Joseph,  Castellans  von 
Halicz,  aus  der  Ehe  mit  Justine,  Tochter  des  Casimir  Fürsten  Sapieha,  Pa- 
latins  V.  Troki,  und  die  dritte  des  1752  verstorbenen  anderen  Bruders, 
des  Grafen  Vincenz,  Staroslen  von  Korytnica,  aus  der  Ehe  mit  Barbara  Kurd- 
wanowska. 

Der  jetzige  Personalbestand  der  Familie  ist  folgender: 

I.  Linie.  Nachkommen  des  Grafen  Johann,  gest.  1831,  k. 
k.  Geh.  Raths,  aus  der  Ehe  mit  Anna  Gräfin  Potocka,  gest.  1829.  Der 
lebende  Sohn  des  Grafen  Johann  ist:  Graf  Carl,  geb.  im  Aug.  1797,  k.  k. 
Kämmerer  und  landständischer  Deputirter,  verm.  1833  mit  Julie  Gräfin 
Starzenska ,  Wittwe  des  jüngeren  Bruders ,  des  Grafen  Heinrich.  —  Aus 
dieser  Ehe  stammen  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Anna,  geb.  1835,  und 
Julia,  geb.  1844.  Von  dem  ebenerwähnten  Heinrich,  gest.  1832,  stammt 
eine  Tochter,  Gräfin  Caroline,  geb.  1830,  verm.  1847  mit  Adam  Grafen 
Skorupka.  —  Nachkommen  des  Grafen  Ignaz,  Bruders  des  Grafen 
Johann,  geb.  12.  Febr.  1767,  gest.  1844,  Oberst-Landkämmerers  von  Ga- 
lizien,  aus  der  Ehe  mit  Magdalena  v.  Bielska.  Aus  dieser  Ehe  leben  zwei 
Töchter,  die  Gräfinnen :  Rosalie  ,  verm.  mit  Adam  Grafen  v.  Ortowski,  und 
Constantia,  verm.  mit  Michael  Grafen  Brzostowski.  —  Nachkommen  des 
Grafen  Franz  Xaver  —  Bruders  der  Grafen  Johann  und  Ignaz  —  geb. 
10.  JuU  1774,  gest.  1844,  aus  der  Ehe  mit  Juhe  Therese  Gräfin  Mniszech, 
gest.  1845.  Der  Sohn  desselben  ist:  Graf  Edmund  Conrad,  geb.  26.  Nov. 
1808,  verm.  9.  Febr.  1836  mit  Maria  Angehca  Gräfin  Brzostowska,  geh 
13.  Aug.  1816.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  einer  Tochter,  Gräfin 
Maria  Angela,  geb.  27.  Febr.  1838,  drei  Söhne,  die  Grafen:  Michael,  geb. 
%\.  Oct.  1830,  Ignaz,  geb.  26.  Aug.  1839,  und  Stanislaus,  geb.  1  1.  März 
1842.  —  Der  lebende  Bruder  der  Grafen  Johann,  Ignaz  und  Franz  Xaver 
ist  Graf  Matthias,  geb.  24.  Febr.  1783,  verm.  29.  Juni  1806  mit  Theophila 
Gräfin  Stadnicka.  Aus  dieser  Ehe  sind  zwei  Söhne  entsprossen :  Graf  Casimir 
Anton  Basil  Theophil  Matthias,  geb.  14.  Juni  1807,  Director  der  gahzischen 
landständischen  Credit-Anstalt  und  Ober-Director  der  gahzischen  Sparkasse, 
verm.  29.  Juni  1836  mit  Maria  Isabella  Gräfin  Stadnicka,  aus  welcher 
Ehe  ein  Sohn,  Graf  Maria  Johann  Cantius  Ignaz  Alexius,  geb.  17.  Juli  1837, 
und  eine  Tochter,  Gräfin  Theophila,  geb.  9.  März  1842,  leben,  —  und  Graf 


2{){)  (in AI  E>    V.    KUASICKI. 

Alexander  Jose})!!,  geb.  3.  Sept.  1809,  venu.  30.  Mai  1830  mit  Rosalie 
Henriette  Giiidii  v.  Kiirozwenki-Mencinska,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter 
slaiiiineii:  (irälin  Alexandra,  venu.  29.  April  1851  mit  dem  Grafen  Franz 
Xaver  Jara  Konarski  aus  dem  Hause  der  Grafen  v.  Ruszcza  und  ßrzeznica, 
Herrn  der  Herrschaften  Chrewt,  Lutowisko,  Stefkowa  etc.  in  Galizien;  Grä- 
lin Laura,  geh.  1833,  verm.  10.  Mai  1853  mit  Eduard  Grafen  Üunin-Bor- 
kowski,  und  Griilin  Hedwig,  verm.  1 0.  Mai  1853  mit  Guidobald  Grafen 
V.  Weissenw'olf  (s.  Bd.  IT.  S.  656). 

Zweite  Linie.  Die  dieser  Linie  zustehenden,  oben  angeführten  Gü- 
ler  sind  meistenlheils  1654  vom  letzten  Fürsten  Adam  Sanguszko-Koszyrski, 
Herrn  des  Fiirstenthums  Koszary  in  Wolhynien,  Palatin  von  Wolhynien, 
dessen  Schwester,  Fürstin  Anna,  mit  dem  Grafen  Georg  Krasicki  vermählt 
war,  theils  von  der  Gemahlin  des  1717  verstorbenen  Grafen  Carl,  Castel- 
lans  von  Chelm,  Fürstin  Catharina  Swiatopelk  Czetwertynska,  ererbt.  Er- 
ster Ast:  Reichsgraf LADISLAUS,  Wittwer  und  kinderlos.  Die  beiden  ver- 
storbenen Brüder  desselben  sind  die  Grafen  Theodor  und  Raphael.  Vom 
Grafen  Theodor  stammt  aus  der  Ehe  mit  Franziska  v.  Podhorodenska,  neben 
4  Töchtern,  ein  Sohn,  Graf  Marzell,  Adelsmarschall  des  Gouvernements' 
Wolhynien,  verm.  mit  Ludovica  Gräfin  Prazmowska,  aus  welcher  Ehe  Graf 
Zdrislaus  und  Gräfin  Sophie  leben.  Die  vier  Töchter  sind  die  Gräfinnen : 
Henriette,  verm.  mit  Stanislaus  Grafen  Cieszkowski,  Herrn  auf  Uhnowka; 
Leopoldine  verm.  mit  Leon  Podhorodenski,  Herrn  auf  Hrebenne,  gewesenen 
Obersten  des  Lubliner  Cavallerie- Regiments;  Faustine,  verm.  mit  Julius 
Grafen  Walewski,  Herrn  auf  Holopy,  und  Auguste,  verm.  mit  Christoph 
Grotthuz,  Herrn  aufDiakonow.  Vom  Grafen  Raphael  leben  aus  der  Ehe  mit 
N.  N.  V.  Kornatowska,  neben  einer  Tochter,  Thecla,  verm.  Frau  v.  Prus- 
zynska ,  zwei  Söhne,  die  Grafen  Sigismund  und  Boleslaus.  Die  Schwester 
der  Grafen  Ladislaus,  Theodor  und  Raphael,  Gräfin  Maria,  hat  sich  mit  dem 
Grafen  Swiejkowski,  Herrn  auf  Szpikow,  vermählt.  —  Zweiter  Ast: 
Söhne  des  verstorbenen  Grafen  Nargiss,  aus  der  Ehe  mit  Thecla  Sarnecka : 
Graf  Eustach,  verm.  mit  der  Tochter  des  Grafen  Martin  Krasicki  (s.  den 
dritten  Ast),  und  Graf  Julius  ,  verm.  mit  Anna  Gräfin  Krasicka,  Tochter  des 
Grafen  Vincenz  Krasicki  (s.  den  dritten  Ast).  Der  lebende  Bruder  des  Gra- 
fen Eustach  ist  Graf  Leopold,  verm.  mit  einer  Gräfin  Niesiolowska.  Aus 
dieser  Ehe  leben  drei  Söhne,  die  Grafen:  Joseph,  verm.  mit  N.  N.  Czar- 
kowska,  Gratian  und  Constantin,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Lac- 
ZYNSKA  und  MoLODEGKA.  —  Dritter  Ast:  Graf  Martin,  verm*.  mit  Gräfin 
Skirmunt.  Von  den  beiden  Töchtern  desselben  ist  die  ältere  mit  Eustach 
Grafen  Krasicki,  die  jüngere,  Maria,  mit  Herrn  v.  Kaszew^ski  vermählt.  Der 
Bruder  des  Grafen  Martin  ist  Graf  Vincenz,  verm.  mit  N.  N.  Stachowska. 
Aus  dieser  Ehe  stammen  Graf  Ferdinand,  verm.  mit  N.  N.  Rodziewicz ,  und 
drei  Töchter,  die  Gräfinnen  Anna,  verm.  mit  Julius  Grafen  Krasicki,  Euphro- 
syne  und  Pauline. 

Dritte  Linie.  Die  dieser  Linie  zustehenden  Güter  sind  ererbt  von 
Christine  Fürstin  Korybut-Wisniowiecka,  deren  Tochter,  Isabella  Malinska, 
dieselben  ihrem  Gemahl,  dem  1677  verstorbenen  Grafen  Adam  Ladislaus 
zubrachte.     Graf  LEON  —   Sohn  des  Grafen  Carl  aus  der  Ehe  mit  Julie 


GRAFEN  BELZIG  V.  KREUTZ. 


207 


(Iräfin  Plater  —  verni.  mit  Sarah  Lady  Saiiiulers.  Die  vier  Sohne  desselben 
sind  die  Grafen:  Witold,  kais.  russ.  Slabs-Oberheutenant,  Wenzel,  kais. 
russ.  Officier,  Michael  und  Eduard. 


€irafeii  Belzig*  v.  Kreutz. 

Cutljerifd).  Jlufjlanö  (Curlanb  unö  ^öntötetd)  |3olen). 

Besitz:   das  Majorat  Kollo  in  Polen;  Riüingen  in  Litihauen ,  Durben  in*CarIand  etc. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  und  zweimal  quergetheilt,  6feldrig 
(3  und  4  etwas  breiter,  als  die  übrigen),  mit  einem  auf  die  Schildesmitte  und  nach 
oben  gelegten  Mittelschilde  mit  gekröntem  Helme  und  Helmschmuck,  hn  ovalen, 
goldenen  Mittelschilde,  welcher  mit  doppelter  Einfassung  umgeben  ist,  einer  inneren^ 
schmalen,  blauen,  mit  silbernen  Nageln  besetzten,  und  einer  äusseren,  breiteren, 
schwarzen,  mit  den  Worten  Hoc  Me  Glorifico  in  Silber  bezeichneten  :  ein  schwarze» 
Burgunderkreuz,  welches  mit  einem  kleinen,  ovalen  Herzschilde  belegt  ist.  Letz- 
terer ist  durch  einen,  nach  oben  und  unten  zu  mit  einem  silbernen  Kreuze  beleg- 
ten schwarzen  Pfahl  in  zwei  Theile  getheilt,  die  rechte  Hälfte  ist  roth ,  die  linke 
silbern,  und  in  jeder  steht  aufrecht  ein  Goldfisch,  welcher  an  der  äusseren  Seite 
nach  unten  von  einem  schwarzen  Kreuze  begleitet  wird.  Auf  dem  Mittelschilde 
steht  ein  mit  einer  Grafenkrone  gekrönter  Helm ,  welcher  drei  goldene  Fackeln 
trägt.  1  des  Hauptschildes  in  Silber  ein  schwarzes,  in  der  Mitte  ausgerundetes 
Burgunderkreuz;  2  in  Roth  ein  linksgekehrter,  gekrönter,  silberner  Löwe;  3  (rechts 
vom  Mittelschilde)  in  Silber  ein  schwarzer  Pfahl;  4  (links  vom  Mittelschilde)  durch 
einen  schwarzen  Pfahl  getheilt:  rechts  in  Roth  und  links  in  Silber  ein  aufrecht 
gestellter  Goldfisch;  5  von  Roth  und  Silber  quer  gelheilt  mit  einem  schwarzen 
Doppeladler,  welcher  auf  der  Brust  ein  von  Silber  und  Roth  quergetheiltes  und 
von  einem  schwarzen  Pfahl  durchzogenes,  ovales  Schildchen  trägt,  und  6  in  Gold 


208  GUAKEN  HKL/Ki  V.  KRKUTZ. 

drei  schrägrechto,  neben  einander  llulhonde  Ströme,  und  vor  diesen  ein  nach  der 
linken  Seite  slreitender  silberner  Löwe.  Den  Hauptschild  bedeckt  eine  Grafen- 
krone, und  auf  dieser  erheben  sich  drei  mit  Grafenkronen  gekrünic  Helme.  Der 
rechte  Helm  tragt  eine  nach  rechts  wehende  goldene,  mit  einem  schwarzen  Kreuze 
überzogene  Fahne,  der  mittlere  den  Löwen  des  6.  Feldes  aufwachsend  und  rechfs- 
schend,  und  der  linke  eine  nach  links  (liegende  silberne,  mit  einem  schwarzen 
Pfjhl  bezeichnete  Fahne.  Den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  Löwen,  und 
die  Devise  ist :  Sanguine  Et  Virfute. 

Die  Grafen  v.  Kreulz  stammen  aus  dem  sehr  alten  sächsischen  Ritter- 
geschlechte  V.  ßelzig  (Bültzig)  ah,  welches  sich  später  im  Anhaltschen  und 
Braunschwei^schen ,  in  Preussen  etc.  verbreitet  hat,  und  im  rothen  Wap- 
penschilde einen  schrägrechts  aufwärts  durch  den  Schüd  (liegenden  silber- 
nen Fisch  mit  goldenen  Flügeln,  auf  dem  Helm  aber  eine  rothe  ungarische 
Mütze  mit  silbernem  Ueberschlag  (wie  man  sagt,  zum  Andenken,  dass  Glie- 
der dieser  Familie  mit  in  der  Tarlarenschlacht  bei  Liegnitz  waren)  führt.  — 
Ritter  Heinrich  v.  Beizig,  dessen  Burg  gleichen  Namens  hei  Meissen  lag,  zog 
mit  Kaiser  Friedrich  I.  Barbarossa  zum  Kampfe  nach  dem  heiligen  Grabe, 
kehrte  glücklich  zurück,  und  das  bedeutungsvolle  Zeichen,  welches  ihn  zum 
Kreuzherrn  gemacht,  gab  seinem  Stamme  den  Namen:  Kreuz  (Creutz, 
Kreytzen).  Jahrhunderte  lang  blühte  das  Geschlecht  in  Sachsen,  Schweden, 
Preussen  und  Polen,  stand  in  hohem  Ansehen,  und  Glieder  aus  demselben 
bekleideten  hohe  Staatsämter  und  zeichneten  sich  im  Felde  aus.  Das  Wap- 
pen, mit  dem  der  Familie  v.  Zeschau  übereinstimmend,  war  immer  in 
Silber  ein  schwarzer  Pfahl,  und  auf  dem  Helm  ruhte  ein  schwarz  und  sil- 
bern al)getheilter  Busch  oder  Bund ,  welcher  mit  einer  schwarzen  Scheibe 
bedeckt  war.  Aus  dieser  Scheibe  wuchsen  drei  rothe  Röhren  empor,  welche 
riugs  herum  mit  silbernen  Blättern  in  Form  eines  Kranzes  umgeben  waren, 
und  jede  Röhre  war  oben  mit  einem  Busche  von  fünf  kleinen  schwarzen 
Hahnenfedern  besteckt.  In  Sachsen  ist,  wie  man  gewöhnlich  annimmt,  die 
Familie  mit  dem  als  Dichter  unter  dem  Namen  der  deutsche  ,,Young*'  be- 
kannten Friedrich  Carl  Freiherrn  v.  Kreuz,  dessen  Vater  vom  Kaiser  Carl  VF. 
in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben  worden  war,  1770  ausgestorben,  in 
Schweden  aber  blüht  das  Geschlecht  noch  in  den  Baronen  v.  Sarflax  und 
Cassaritz  und  in  den  Grafen  zu  Haefwero.  -  Melchior  v.  Kreyczen  trat  mit 
dem  Herzog  Friedrich  von  Sachsen  in  den  deutschen  Orden  und  wurde 
von  Letzterem,  als  Hochmeister,  mit  dem  Gebiete  und  der  Stadt  Domnau  in 
Oslpreussen  belehnt.  Albrecht,  erster  Herzog  von  Preussen,  ernannte  densel- 
ben zum  Oberhofmeister  und  bestätigte  ihm  die  Majorate  Silginen  und  Pe- 
sten, und  König  Sigismund  I.  in  Polen  fügte  das  Gut  Nossowicze  mit  dem 
polnischen  Indigenat  hinzu.  Die  Söhne  desselben,  Johann  und  Christoph, 
waren  zu  ihrer  Zeit  sehr  berühmt.  Johann  war  Canzler  von  Preussen, 
erbte  Silginen  und  Pesten,  und  die  Nachkommenschaft  desselben  ist  erst 
1816  ausgestorben,  Christoph  aber,  Oberburggraf  von  Preussen,  Gesandter 
des  Königs  Sigismund  II.  August  am  kaiserlichen  Hofe,  erhielt  vom  Kaiser 
Maximilian  II.  4.  Mai  1572  für  sich  und  seine  älteste  Descendenz  denReichs- 
grafensland.  Durch  vier  Enkel  desselben  theilte  sich  die  Domnauer  Linie  in 
die  Häuser  Frohburg,  Wesselienen,  Domnau  und  Capsitten. 
Aus  dem  Hause  Wesselienen,  welches  schon  1688  ausstarb,  gingen  Wil- 


GRAFEN   BELZIG  V.   KREÜTZ.  209 

heliii,  Oberniarschall,  und  Georg,  Canzler  von  Preussen,  hervor.  Das  Haus 
Doninau  blüht  noch  jetzt  in  den  Herren  v.  Kreuczen,  welche  Gahtten  in 
Oslpreussen  besassen  und  1816  die  Famihengüter  Silginen  und  Pesten  erb- 
ten. Das  Haus  Capsitten,  welches  1750  erlosch,  wurde  besonders  durch 
Georg  Friedrich ,  Ganzler  von  Preussen,  Johann  Albrecht,  Landrath,  und 
Georg  Christoph,  General  der  Infanterie,  bekannt.  Von  den  Genannten 
wurde  der  Landrath  Johann  Albrecht  v.  Kreutz  vom  König  Friedrich  I.  von 
Preussen  18.  Jan.  1701  in  den  Grafenstand  erhoben:  eine  Auszeichnung, 
welche  an  diesem,  für  das  Königreich  Preussen  so  wichtigen  Tage  nur  dem- 
selben allein  zu  Theil  wurde  und  ihm  somit  die  Ehre  verschaffte,  der  erste 
Graf  des  Königreichs  Preussen  zu  sein.  Bei  dieser  Erhebung  wurde  das 
alte  Stammwappen  nicht  verändert ,  nur  war  der  ganze  Schild ,  welcher  in 
Silber  einen  schwarzen  Pfahl  zeigte,  damascirt.  Den  Schild  deckte  eine 
Edelkrone.  Helm  und  Helmschmuck  fand  sich  nicht  vor.  —  Das  Haus 
Frohburg,  welches  1730  im  Hauptzweige  ausstarb ,  hatte  durch  Wolf 
V.  Kreutz,  gest.  1669,  Kamraerherrn  und  Obersten  des  Königs  Johann  HI. 
in  Polen,  einen  Nebenzweig  gebildet,  zu  welchem  der  bekannte  Waffenge- 
fährte  des  Königs  Carl  XII.  von  Schweden ,  Michael  Dietrich  v.  Kreutz,  und 
der  bayer.  General-Lieutenant  Casimir  Cyprian  v.  Kreutz  gehörten,  welchem 
Letzteren  Kaiser  Carl  VII.  4.  April  1743  die  vom  Kaiser  Maximilian II.  4. Mai 
1572  dem  Christoph  v.  Kreutz  verhehene  Reichsgrafenwürde  von  Neuem 
bestätigte.  Dem  Urenkel  des  Grafen  Casimir  Cyprian,  dem  berühmten  kais. 
russ.  Feldherrn,  Gualbert  Cyprian  Heinrich  Anton  v.  Kreutz,  wurde  durch 
Beschluss  des  kais.  russ.  Reichsraths  vom  29.  Juni  1839  die  rechtmässige 
Abstammung  von  dem  Kreuzherrn  Heinrich  v.  Beizig,  und  somit  auch  die 
Anerkennung  des  durch  Kaiser  Maximilian  II.  der  Familie  v.  Kreutz  ver- 
liehenen Reichsgrafenstandes,  für  die  kais.  russ.  Staaten  ausgesprochen. 

Gualbert  Cyprian  Heinrich  Anton  Reichsgraf  Beizig  v.  Kreutz,  geb. 
10.  .luh  1778,  gest.  25.  Juh  1850,  kais.  russ.  General  der  Cavallerie,  Ma- 
joratsherr auf  Kollo  im  Königreich  Polen,  Erbherr  auf  Rytyny  in  Samogitien 
und  Herr  auf  Durben  in  Curland,  vermählte  sich  19.  Febr.  1809  mit  Caro- 
line Henriette  Christine  Freiin  v.  OfFenberg  aus  dem  Hause  Ilgen  in  Cur- 
land, geb.  10.  Dec.  1786,  Erbfrau  von  Rittiogen  in  Litthauen  und  Be- 
sitzerin von  Durben  in  Curland,  jetzt  Wittwe. 

Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Famihe: 

ALEXANDER  Heinrich  Reichsgraf  Beizig  v.  Kreutz,  geb.  10.  Nov. 
1809,  Majoralsherr  auf  Kollo  im  Königreich  Polen,  kais.  russ.  Rittmeister 
der  Garde  zu  Pferde  a.  D.,  verm.  l.Aug.  1843  mit  Antoinette  Gabriele  Ku- 
nigunde  Christine  Maria  v.  Chrapowicka,  geb.  3.  Juni  1822.  Aus  dieser  Ehe 
stammen,  neben  einem  Sohne,  Graf  Alexander  Cyprian,  geb.  6.  Nov. 
1850,  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Antoinette,  geb.  7.  Mai  1844,  Maria, 
geb.  5.  Oct.  1845,  und  Eveline,  geb.  13.  März  1849. 

Die  vier  Brüder  des  Grafen  Alexander  Heinrich  sind:  Graf  Gualbert 
Cyprian  Friedrich  Emmerich,  geb.  25.  Nov.  1813,  kais.  russ.  Oberst-Lieu- 
tenant des  Generalstabes  a.  D. ;  Graf  Peter  August  Ludomir,  geb.  28.  Sept. 
1816,  kais.  russ.  Oberst;  Graf  Heinrich  Boleslav  Carl,  geb.  25.  Oct.  1817, 
Flügel-Adjutant  Sr.  Maj.  des  Kaisers  von  Russland  und  Oberst,  und  Graf 
III.  14 


210 


(]IIAFK>   V.    Kl'STOSCH. 


VViTOLD  Ferdinand  Oscar,  geb.  13.  Oct.  1832.  Die  fünf  Schweslern  dieser 
IJrilder  sind:  Griifin  Jllie,  geb.  25.  Juli  1811,  Hofdame  Ihrer  Maj.  der 
Kaiserin  von  Uussland,  verin.  mit  Otlo  v.Maynander,  k.  riisL^.  General- Major; 
Gräfin  Espep.ance,  geb.  7.  Sept.  1812,  verm.  mit  Ferdinand  Freiherrn 
V.  Wintzingerode,  k.  russ.  Husaren-Oberst;  Gräfin  Caroline,  geb.  1  l.  Juni 
1822,  verm.  25.  Nov.  1840  mit  Nicolaus  Freiherrn  v.  Byslramb,  k.  russ. 
Kammerherrn;  Gräfin  Ainoelica,  geb.  7.  Oct.  1823,  Hofdame  Ihrer  Maj.  der 
Kaiserin  von  Russland,  verm.  17./29.  März  1850  mit  Alexander  Freiherrn 
V.  Medem ,  Majoratsherrn  auf  Rumbenhoft  in  Curland,  und  Gräfin  Clotilüe, 
geb.  18.  Oct.  1825,  verm.  16.  Juni  1853  mit  Adolph  Freiherrn  v.  Rystramb, 
Erb-Majoratsherrn  der  Wardax'schen  Güter  in  Curland. 


Glrafeii  v.  Kustoscli. 

l^all)olifd).  Ocflcrreid) 

In  Uöhmen  beirülerl. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  l  und  4  in  Roth  das  Vorderlheil  eines  ein- 
wärlssehenden  schwarzen  Büffels,  2  von  Roth  und  Silber  und  3  von  Gold  und 
Schwarz  viermal  quer  gctheilt.  —  Ueber  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte 
Hehne.  Der  rechte  Hehu  tiägl  einen,  die  Sachsen  einwiirtskehrenden,  von  Gold 
und  Schwarz  vitnual  quergelheilten  Adlersflügel,  der  mittlere  rechtssehend  das 
Vordertheil  des  Büffels  im  1.  und  4.  Felde,  und  der  linke  Helm  einen  die  Sachsen 
einwärtskehrenden,  von  Ruth  und  Silber  viermal  quergelheilten  Adlersflügel.  Die 
Decken  sind  rechts  rolh  und  silbern,  links  schwarz  und  golden.  —  In  den  Supple- 
menten zum  Siebmacher  (VI.  5)  sind  die  Helmdecken  rechts  und  in  der  Mitte  roth 
und  silbern,  und  links  schwarz  und  golden.  In  Tyroffs  N.  A  W.-W.  (III.  1,  05) 
wachst   im   1.  und  4.  rothen    Felde  ein  silberner  Büffel  auf,    und  die  Helmdecken 


GKAFEN  V.  KUSTOSCH.  21  1 

sind,    wie    oben    ang(Miommen    wurde,    rcclils    rolh  und  silbern,    links  golden  und 
schwarz.  —  Die  Hörner  des  Büffels  werden  bisv^eilen  golden  angegeben. 

Die  Grafen  Kiistosch  v.  Zubrj  und  Lipka  stammen  aus  einer  sehr  alten 
böhmischen  Adelsfamilie,  welche  sich  weil  ausgehreilet  hat  und  durch  ihre 
(jheder,  welche  in  Staats-  und  Kriegsdiensten  zu  hohem  Ansehen  gelang- 
ten, sehr  bekanntworden  ist.  Der  Freiherrenstand  kam  vom  Kaiser  Fer- 
dinand II.  18.  Oct.  1630,  und  der  Grafenstand  vom  Kaiser  Carl  VI.  28.  Febr. 
1725  in  der  Person  des  Freiherrn  Ferdinand  Adam  (s.  unten)  in  die  Famdie. 

Die  in  der  genealogischen  Literatur  bekannte,  die  Famihe  betreffende 
Ahnentafel  ergiebt  folgende,  hierher  gehörende  Glieder:  Ferdinand  Leopold 
Freiherr  Kustosch  von  Zubrj  (Zubrzy)  und  Lipka;  Gemahlin:  Eleonore  Con- 
stanze Gräfin  v.  Waldstein.  —  Ferdinand  Adam,  Graf;  Gemahhn:  Maria  Jo- 
sephe Freiin  v.  Rantzau.  —  Franz  Wenceslaus  ;  Gemahlin :  Barbara  Grafin 
Wieznicka.  —  Johann  Philipp  ;  Gemahlin :  Anna  Freiin  Kapaun  v.  Swoykow. 
Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  sind  Nachkommen  des  eben  genannten 
Grafen  Johann  Philipp,  gest.  1820,  aus  der  Ehe  mit  Anna  Freiin  Kapaun 
v.  Swoykow,  gest.  1833. 

Das  Haupt  der  Familie  ist  der  Sohn  des  Grafen  Philip]): 

Graf  JOHANN,  geb.  15.  Mai  1799,  verm.  22.  Oct.  1832  mit  Anna 
Bohusch  V.  Ottoschitz,  geb.  20.  Mai  1811,  gest.  im  Mai  1849.  Aus  dieser 
Ehe  stammen  ein  Sohn,  Graf  Ferdinand  Phdipp  Franz,  geb.  13.  Juni  1836, 
und  fünf  Töchter,  die  Gräfinnen:  Anna,  geb.  5.  Juli  1833,  Maria,  geb. 
13.  Nov.  1838,  Emanuela,  geb.  9.  März  1840,  Adolphine  und  Pauline.  — 
Die  beiden  Schwestern  des  Grafen  Johann  sind:  Gräfin  Johanna,  geb. 
29.  Mai  1801,  verm.  12.  Febr.  1829  mit  Wenzeslaus  Freiherrn  Ubelh 
V.  Siegburg,  k.  k.  Appellationsrath  in  Briinn,  und  Gräfin  Maria  Theresia 
Ludmilla,  geb.  22.  Febr.  1802,  verm.  14.  Jan.  1828  mit  Franz  Mariotto 
Freiherrn  v.  Cerrini  de  Monte  Varchi  (s.  S.  62). 


14* 


212 


GRAFEIN  V,   KVVILECKl. 


Cwrafeii  v.  Rwilecki. 

Äatl)olifd).  •  fJreufKn  unb  Hufjlanb. 

Besitz:  tias  Kidciooinmiss  Wröblewo  iiiul  die  Riliergiiler  Wröblewo ,  Pakawie ,  Klodzisko, 
Wieizchocin,  Gliichowo,  I-ucynovvo  und  Olesin  im  Kreise  Samler,  so  wie  die  Herr- 
schaft MIochowo  im  Königreicii  Polen;  die  Riltergüler  Kwilcz,  Lulomek,  Dahrowa, 
Kurnatowice,  üparlowo  und  Orzeszkowo  im  Kreise  llirnbaiim,  und  Gay,  Suamioe 
und  Sierpowo  im  Kreise  Samler;  die  Herrsclialt  Güllawice  im  Königreich  Polen, 
so  wie  das  Ritlergul  Oi)er-Zedliiz  im  Kreise  Frausladl;  das  Hiltergul  Morownica 
im  Kreise  Kosten,  und  die  llerischaft  Dobrojewo  im  Kreise  Samter;  die  Ritter- 
güter Kobelnik.  Ponin,  Krzan  ,  Gross-Srocko  im  Kreise  Kosler,  Psarskie,  Karmin, 
Bieiawy,  Koninko  und  Podpniewko  im  Kreise  Samter,  Slasiowka  im  Königreich 
l'olen  etc. 


^Tappen:  im  goldenen  Schilde  ein  rechtsseilender,  schwarzer  Adler,  nuf 
der  Brust  mit  einem  rothcn  Herzschilde,  in  welchem  ein  silberner  Fhiss,  rechts 
oben  mit  einem  kleinen  goldenen  Kreuze  besetzt,  schrägrechts  strömt  (Haus 
Srzeniawa).  Auf  der  Grafenkrone  erhobt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem 
fünf  silberne  Straussenfedern  stehen.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden.  Wie 
beschrieben,  giebt  dieses  Wappen  das  Wappenb.  d.  preuss.  Monarchie  I.  65.  Das. 
Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  428)  beschreibt  den  Adler  im  Schilde 
als  weissen,  polnischen,  gekrönten  Adler.  • 

Sehr  altes  und  sehr  angesehenes ,  weit  verzweigtes  und  reich  hegü- 
lerles  pohiisches  Adelsgeschlecht,  in  welches  der  preussische  und  der  pol- 
nische Gral'enstand  gekommen  ist.  Der  Name  rührt  von  dem  Dorfe  Kwilcz 
bei  Birnbaum  im  jetzigen  Grossherzogthum  Posen  her.  Dobieslaw  v.  Kwi- 
lecki  kommt  als  Gastellan  von  Nakel  1403  vor,  und  Thomas  und  Martin 
Gebnlder  KwUecki  werden  als  Söhne  des  Jacob  Kwilecki  1.514  in  einem 
gerichtlichen  Vergleiche  genannt.  Von  diesem  Jacob  an  kann  die  Familie 
die  ununterbrochene  Stammreihe  bis  auf  die  neueste  Zeit  ge])en.  Im  filnflen 
Gbede  von  Jacob  stammte  Lucas  Kwilecki,  1740  Gastellan  von  Leuda  und 
verm.  mit  Barbara  v.  Lipska.  Aus  dieser  Ehe  stammten  drei  Söhne :  Franz, 
Gastellan  von  Kalisch  und  k.  poln.  Gesandter  am  k.  preuss.  Hofe,  Johann, 
1786  Gastellan  von  Meseritz,  und  Adam,  1782  Gastellan  von  Priement. 
Franz  hinlerliess  einen  Sohn,  Anton,  Starosten  von  Fraustadl  und  Castellan 


GRAFEN  V.   KWILECKI.  213 

von  Wielu^,  und  der  Sohn  desselben,  Joseph,  ist  jetzt  Haupt  der  Ulteren 
Linie;  Johann  hatte  zwei  Söhne,  Clemens,  gest.  1825,  und  Johann  Nepo- 
muk,  gest.  1838,  welche  Stifter  der  beiden  Aesle  der  jüngeren  Linie 
geworden  sind;  Adam  hinterliess  nur  eine  Tochter,  Aniela,  welche  sich  mit 
ihrem  Vetter,  dem  eben  genannten  Clemens,  vermahlte. 

Der  preussische  Grafenstand  ist  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IIL 
17.  Jan.  1816  in  die  Familie  gekommen,  und  das  Diplom  ist  für  Joseph 
V.  Kwilecki  älterer  Linie,  so  wie  für  Clemens  und  Johann  Nepomuk  v.  Kwi- 
lecki  jüngerer  Linie  und  die  gesammte  Nachkommenschaft  derselben  ausge- 
fertigt. Nächstdem  wird  der  polnische  Grafensland  seit  dem  Jahre  1824 
angegeben. 

Die  gräfliche  Famihe  theilt  sich  nach  Obigem  in  zwei  Linien,  in  eine 
ältere,  von  Anton  Kwilecki,  Starosten  von  Fraustadt,  und  in  eine  jün- 
gere Linie,  letztere  aus  zwei  Aesten  bestehend.  Der  erste  Ast  stammt 
von  dem  1825  verstorbenen  Clemens  Grafen  Kwilecki,  Fideicommissbesitzer 
von  Kwilcz  im  Kreise  Birnbaum,  der  zweite  von  dem  1838  verstorbenen 
Nepomuk  Grafen  Kwilecki. 

Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ist  nachstehender: 

Aeltere  Linie.  JOSEPH  Graf  Kwilecki  auf  Wröblewo-Kwilecki 
—  Sohn  Antons  —  geb.  10.  Febr.  1791,  Fideicommissbesitzer  aufWröb- 
lew^o  und  Herr  auf  Wröblewo,  Pakawie,  Klodzisko,  Wierzchocin,  Gluchowo, 
Lucynowo  und  Olesin,  so  wie  der  Herrschaft  Mlochowo,  ehemal.  polnischer 
Capitain  und  Landschaftsdirector  in  Posen,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Lucinde 
V.  Czarnecka,  und  in  zweiter,  25.  Juni  1825,  mit  Alexandrine  Gräfin  Sobo- 
lewska.  Aus  der  ersten  Ehe  lebt  eine  Tochter,  Gräfin  Luise,  geb.  20.  Dec. 
1816,  verm.  mit  Albin  v.  Wesierski,  und  aus  zweiter  Gräfin  Maria,  geb. 
9.  Dec.  1830,  verm.  mit  Herrn  v.  Zawisza-Czerny.  —  Die  Schwester  des 
Grafen  Joseph  ist  Gräfin  Anna,  gesch.  Gräfin  v.  Badolinska,  Mutter  des 
Grafen  Emmerich  Ladislaus  Radohnski-Leszczyc  (s.  Bd.  II.  S.  241). 

Jüngere  Linie:  erster  Ast.  ARSEN  Graf  Kwilcz  Kwilecki  —  Sohn 
des  Grafen  Clemens  —  geb.  19.  JuH  1805,  Herr  auf  Kwilcz,  Lutomek, 
Dombrow^a,  Kurnatowice,  Upartowo  und  Orzeszkowo  und  auf  Gay,  Stramice 
und  Sierpowo,  ehemal.  poln.  Lieutenant,  verm.  22.  Oct.  1833  mit  Pauline 
V.  Poninska.  Von  den  drei  Geschwistern  desselben  lebt  Gräfin  Helene,  geb. 
1807,  verm.  mit  dem  Rittergutsbesitzer  v.  Turno,  die  beiden  Brüder  aber, 
die  Grafen  Hector  und  Leonhard,  sind  gestorben.  Vom  Grafen  Hector, 
gest.  30.  Aug.  1843,  Herrn  der  Herrschaft  Goflawice,  so  wie  Herrn  auf  Ober- 
Zedlitz,  leben  die  Wittwe,  Maria  Isabella  Theresia  Gräfin  v.  Tauffkirchen- 
Guttenburg-Engelburg  —  Tochter  des  Grafen  Maximilian  Emanuel  Joseph 
Maria  Carl  (s.  Bd.  IL  S.  547)  —  geb.  11.  März  1807,  und,  neben  einer 
Tochter,  Gräfin  Anna,  geb.  4.  Juni  1836,  drei  Söhne,  die  Grafen  Casimir, 
geb.  25.  Jan.  1831,  Wladislaus,  geb.  30.  Dec.  1831,  und  Mieczislaus, 
geb.^  15.  Aug.  1833.  Vom  Grafen  Leonhard,  gest.  6.  Jan.  1844,  Herrn  auf 
Morownica  und  Herrn  der  Herrschaft  Drobojewo,  leben  die  Wittwe,  Thecla 
v.  Sieroszewska,  eine  Tochter,  Gräfin  Wanda,  geb.  23.  Jan.  1834,  und  ein 
Sohn,  Graf  Stephan,  geb.  29.  Mai  1839. 

Zweiter  Ast.  August  VALERIAN  Graf  Kwilecki  —  Sohn  des  Grafen 


214 


GRAFKN    V.   LANCKARO.NSKI-BRZEZIK. 


Neponiuk  —  geb.  8.  Dcc.  1805,  Herr  auf  Kobelnick,  Ponin,  Krzaii,  Gross- 
Srocko,  Psarskic,  Kaniiiii,  Biela>vy,  Koninko  und  Podpniewko,  so  wie  auf 
Slasi(nvka,  Abgeordneler  zur  zweiten  k.  preuss.  Kammer,  verm.  IG.  Sept. 
1834  mit  Maria  v.  Lubowieeka,  aus  welcher  Ehe  Graf  Franz,  geb.  1.  Oct. 
1S35,  und  Gräfin  Helene,  geb.  20.  Sept.  1840,  entsprossen  sind. 


Oralen  v.  Laiickai*oii$^ki-Brzezie. 

llatl)olifd).  ©eftcrrcid;,  llufjlanö. 

Besitz:  die  Herrschaften  Rozdöl,  Strussow  und  Jagelnica  in  Galizien;  die  Herrschaften 
VVodzystaw  in  russisch  l'olen  und  Komarno  und  Chodorow  in  Galizien;  die  Herr- 
schaft Zelasliowo  elc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Ivni  blauen  Mittelschilde  ein 
goldener,  gekrönter  Löwe  mit  einem  blanken  Schwerte  in  der  rechten  Vorderpranko. 
1  und  4  in  Hoth  ein  silljerner,  gekrönter  Adler;  2  und  3  in  Blau  ein  einwärts- 
gekehrter, gekrönter,  flammensiteiendcr  Löwenkopf  mit  anfangendem  Halse  von 
natürlicher  Farbe.  Ueber  der  Grafenkrune  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  tragt  einwärtssehend  den  Adler  des  1.  und  4.  Feldes,  und  der  linke  den 
Löwen  des  Mittelschildes  wachsend  und  einwärtssehend.  Die  Hclmdecken  sind 
rechts  rolh  und  silbern,  links  blau  und  golden,  und  die  Devise  ist:  Gare  a  qui 
me  touche.  —  Ein  Siegel  aus  der  Familie  zeigt  im  l.  und  4.  Felde  den  Lö- 
wenkopf, und  im  2.  imd  3.  Felde  den  Adler.  —  Der  Löwe  im  Mittelschilde  wird 
im  Gencal.  Taschenb.  d.  grad.  Häuser  (1848.  S.  383)  ebenfalls  als  feuerspeiend 
und  doppelt  geschweift  angegeben,  die  Adler  im  1.  und  4.  Felde  sind  goldeik  tin- 
girt,  und  die  nicht  gekrönten  Löwenköpfe  im  2.  und  3.  Felde  grau.  Die  Helm- 
decken miissten  demgemäss  rechts  roth  und  golden  sein. 

Die  Grafen  Lanckaroiiski-Brzezie  stammen  aus  einer  sehr  alten ,  ur- 
sprilnglieh  franzosischen  Adelsfamilie ,  welche  den  Namen  Breze  führte  und 


GRAtEi^  V.  LANCKARO.XSKI-BRZEZIK.  215 

späler  nach  Polen  kam  und  zu  hohem  Ansehen  gelangte.  Zbigmew  und 
Stamslaus,  Gebrüder  de  ßrzezie,  wohnten  als  Botschafter  des  Königs  Ga- 
shnir  III.  in  Polen  1355  der  Krönung  des  Kaisers  Carl  IV.  in  Rom  durch" 
den  Curdinal  von  Ostia,  Bertrandi,  bei  und  wurden  gleich  darauf  vom  Kaiser 
in  den  Reichsgrafensland  erhoben,  welche  Erhebung  vom  König  Casimir  III. 
vor  1370  für  das  Königreich  Polen  bestätigt  wurde.  Graf  Zbigniew  stiftete 
die  Linie  der  Reichsgrafen  v.  Brzezie-Lanckaronski ,  Graf  Stanislaus  die  der 
Reichsgrafen  v.  Brzezie  Rnssocki.  Die  gräfliche  Familie  Lanckaronski  theilte 
sich  später  in  zwei  Zweige,  einen  älteren  und  jüngeren,  von  welchen 
der  jüngere  im  Mannsstamme  neuerlich  erloschen  ist.  Graf  Matthias  Lancka- 
ronski erhielt  vom  Kaiser  Joseph  II.  im  Jahre  1783  die  Bestätigung  des 
Reichsgrafenstandes.  Megerle  v.  Mühlfeld  (Ergzgsbd.,  S.  20}  hat  diese  Be- 
stätigung als  gahzische  Grafenstands-Bestätigung  aufgefülirt. 

Die  jetzigen  Glieder  des  älteren  Zweiges  des  Grafenhauses  Lancka- 
roriski-Brzezie  stammen  von  dem  Reichsgrafen  Anton,  gest.  27.  Mai  1830, 
k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Oberst-Landhofmeisler  in  Galizien,  aus 
der  Ehe  mit  Ludovica  Gräfin  Rzewuska,  verm.  1794,  gest.  20.  April  1839, 
und  das  jetzige  Haupt  ist  der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe: 

Reichsgraf  CARL,  geb.  16.  Nov.  1799,  Herr  der  Herrschaften  Rozdöl, 
Strussow  und  Jagelnica  in  Galizien,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Oberst- 
Kämmerer,  Oberst-Landstallmeister  von  Gahzien  und  Lodomerien,  verm. 
l.  Dec.  1832  mit  Maria  Charlotte  AoELHEm  Gräfin  v.  Stadion  —  Schwester 
des  Grafen  Philipp  Joseph  Rudolph  (s.  Bd.  H.  S.  505)  —  geb.  28.  März 
1804.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Carl  ist:  Reichsgraf  Casimir,  geb.  1802, 
Herr  der  Herrschaften  Wodzyslaw  in  russisch  Polen  und  Komarno  und 
Chodorow  in  Galizien,  k.  k.  Kämmerer  und  vormals  Hofrath  bei  dem 
Triester  Gubernium,  verm.  26.  Aug.  1843  mit  Leonie  Gräfin  Potocka,  geb. 
13.  Aug.  1821,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Carl,  geb.  4.  Nov.  1848, 
und  eine  Tochter,  Gräfin  Elisabeth,  geb.  29.  Juni  1844,  stammen. 

Von  dem  im  Mannsstamme  erloschenen  jüngeren  Zweige  des  gräf- 
lichen Hauses  lebt  nur  noch  Gräfin  Thecla,  Wittwe  des  Reichsgrafen  Peter 
Leszczyc  v.  Radolin-Radolinski,  Herrn  der  Herrschaft  Zelaskewo. 


216 


GRAFKIS   V.   LANGE>STKli>   U.   GONDELSHKIM. 


Grafen  v.  Laii^eii^teiii  u.  Gondeli^lieiin. 

£utl)crifd).  ßalfen. 

Besitz:  die  am  28.  Juni  1827  zu  einer  prosslierz.  badisciien  Slandesiieriscliaft  erhobenen 
Giundlieri'scluiflen  Lanponstein  mit  beurcn,  Volkartshausen,  Miinciihof,  ArVelsreuth, 
Topfeiiliardt  und  üinau,  Gondelsheim  und  Stellen  am  i<alten  Markt  und  die,  spater 
mit  dieser  Siandi-slien  siliali  vereinigten  Grundherrschaften  Worndorl',  Gulensteiii 
und  Sickinffcn. 


"Wappen:  Schild  der  Länge  nach 'und  zweimal  quergetheilt,  sechsfeldiig, 
mit  Mitteiscbild.  Im  goldenen  Miüelschild  ein  rother  Pfuhl  (wahrscheinlich  wegen 
des  Ursprungs  der  Familie  aus  badischem  Geblüte,  doch  führt  Baden,  wie  bekannt, 
in  Gold  einen  rolhen,  schrägrechten  Balken).  1  und  6  in  Silber  ein  rother,  recbts- 
sehender  Adler  mit  ausgeschlagenen  Flügeln  und  Waffen  (erloschene  schweizerische 
Familie  v.  Langenstein),  und  unten  quer  über  den  Anfang  des  Schwanzes  zwischen 
den  Fängen  mit  einem  blauen  Dreiberg  belegt;  2  und  5  in  Blau  eine  reehtsge- 
kehrte,  goldene  Harfe;  3  in  Silber  vier  schwarze  Querbalken,  von  welchen  jeder 
nach  oben  mit  vier  Zinnen  verschen  ist,  und  4  golden  mit  goldenem  Schildeshaupte. 
Im  Schildeshaupte  geht  nach  links  auf  grünem  Boden  ein  schwarzer  Eber  (Graf- 
schaft Eberstein)  und  im  Felde  selbst  schreitet  nach  rechts  ein  gekrönter,  schwar- 
zer Löwe  (Herrschaft  Malberg.  Das  ganze  Feld  ist  dem  badischen  Wappen  ent- 
nommen). Auf  dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  erheben  sich 
drei  Helme,  von  denen  der  mittlere  und  linke  gekrönt  sind.  Auf  dem  rechten 
Helme  mit  roth-silbernem  Wulste  stehen  5  goldene  Schwerter,  die  Grifife  nach  oben 
gekehrt,  fächerartig  (Langenstein'scher  Helm),  der  mittlere  trägt  zwei  Bockshörner, 
von  welchen  das  rechte  roth,  das  linke  golden  ist,  und  der  linke  einen  geschlos- 
senen, die  Sachsen  einwärtskehrenden  Adlersflug,  dessen  rochter  Flügel  blau,  der 
linke  golden  ist.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des 
mittleren  roth  und  golden,  und  die  des  linken  blau  und  golden,  und  den  Schild 
hält  -echts  ein  auswärtssehender,  goldener  Greif,  links  ein  dergleichen  Löwe.  — 
Abbildungen  dieses  Wappens  sind  nicht  bekannt:  so  ist  denn  dasselbe  Lackab- 
drücken von  sehr  genau  gestochenen  Petschaften  entnommen,  welche  in  Samm- 
lungen mehrfacii  vorkomuien  und  an  deren  Richtigkeit  nach  Allem  wohl  nicht  zu 
zweifeln  ist,  so  dass  die  Angabe  des  Wappens  im  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl. 
Häuser  (1854.  S.  434):  in  Blau  über  Silber  quergetheilt;  darin  ein  doppelt  ge- 
schwänzter, rother  Lö«e,  wohl  unrichtig  sein  dürfte. 


CRAFEIS  V.  LANGENSTEIN  U.   GÜNDKLSHEiM.  217 

Grossherzog  Ludwig  Wilhelm  August  von  Baden,  f<eb.  9.  Febr.  1763, 
gest.  30.  März  1830,  erhob  die  mit  Gatharina  Werner  erzeugten  zwei 
Kinder,  nachdem  dieselben  legitimirt  worden  waren,  nebst  ihrer  Mutter, 
welche  14.  Aug.  1850  starb,  9.  April  1827  mit  dem  Prädicate:  Grafen 
V.  Langenstein  und  Gondelsheim  in  den  Grafenstand  des  Grossherzogthums 
Baden,  und  stiftete,  während  Gatharina  Gräfin  v.  Langenstein  die  Grundherr- 
schaften Sickingen,  Mägdberg,  Mühlhausen  etc.  zum  Eigenthum  erhielt,  für 
die  Famihe  Majorate,  bestehend  in  den  Grundherrschaften  Langenstein  mit 
Beuren,  Volkartshausen,  Miinchhof,  Adelsreuth,  Topfenhardt  und  Urnau, 
Gondelsheim  und  Stetten  am  kalten  Markte ,  wozu  später  noch  die  Grund- 
herrschaften Worndorf ,  Gutenstein  etc. ,  sämmtlich  im  Seekreis ,  kamen-, 
nebst  einem  Hotel  nebst  Park  in  Karlsruhe.  Auf  dem  Majorate  für  die 
männliche  Linie  ruht  die  erbliche  Landstandschaft  in  der  ersten  Kammer 
des  Grossherzogthums,  gleich  den  Standesherren.  Langenstein  ist  übrigens 
der  Name  einer  im  Höhgau  gelegenen,  jetzt  nur  noch  in  Ruinen  vorhandenen 
Burg,  auf  welcher  ein  gleichnamiges,  hochangesehenes  und  reichbegütertes 
Ritlergeschlecht  bis  gegen  Ende  des  14.  Jahrhunderts  sass,  um  welche  Zeil 
dasselbe  im  Mannsstamme  erlosch. 

Die  beiden  Gheder  der  gräflichen  Famihe  sind : 

LUDWIG  Graf  V.  Langenstein,  geb.  4.  (7.)  Oct.  1820,  Herr  der  Herr- 
schaften Langenstein,  Münchhof,  Worndorf,  Stetten  am  kalten  Markt,  Gu- 
lenstein,  Gondelsheim  und  Sickingen,  erblicher  Landstand.  —  Die  Schwe- 
ster desselben  ist  Gräfin  Luise,  geb.  3.  März  1826,  Besitzerin  der  Grund- 
herrschaften Heilsberg,  Mägdberg  mit  Mühlhausen  etc.,  verm.  S.Juni  1848 
mit  Carl  Israel  Wilhelm  Grafen  v.  Douglas,  geb.  20.  April  1824,  Besitzer 
der  Güter  Gerstorp ,  Wärö ,  Roberga  etc.  in  Schweden ,  Mitghed  des  kön. 
schwedischen  Ritterhauses  (s.  S.  86). 


218  GHAFKN  I.AZANZKV  V.   ÜUKOWA. 

Ciirafeii  Tiazaiizky  v.  Biikowa. 

^atljoltfflj.  Oeflerrcid;. 

Besitz  in  Böhmen:  die  Ilerrsthaft  Cliicscl»  mit  den  Giilern  Draiieriz,  IJhin,  Liibcnz  innF 
Sli'uliarz  im  Kreise  Elbogen ;  die  Herrschaft  Rabensicin  und  das  Gut  Kalletz  im 
Kreise  Pilsen;  die  IlerrsciiaTt  Manelin  im  Kreise  IMIscn  ;  die  Gi'iter  Brzczniowa  und 
IJciCniowa  in  Galizien  etc. 


Wappen:  im  rotlien  Schilde  ein  silbernes  Stück  Rad  mit  zwei  nach  oben 
gekehrten  Speichen.  Auf  dem  gekrönten  Helme  stehen  drei  Straussenfedern,  roth, 
silbern,  roth.     Die  Helmdecken  sind  silbern  und  roth. 

Eine  der  ältesten  und  angesehensten  böhmischen  Famihen ,  welche 
das  Prädicat:  v.  Bukowa  (Buckoue)  führt,  später  sicii  auch  in  Polen,  Un- 
garn etc.  ausgebreitet  und  16.  Jan.  1637  den  Grafenstand  (s.  unten),  so 
wie  30.  Dec.  1681  das  ungarische  Indigenat  erhalten  hat.  —  Georg  La- 
zanzky  (Laschansskij  war  unter  den  Gesandten,  welche  die  Tochter  des 
Herzogs  in  Böhmen,  Boleslaus  I.,  Dambrowska,  ihrem  Gemahle,  Miecis- 
laus,  Herzog  in  Polen,  965  zuführten,  und  man  nimmt  an,  dass  Georgs 
Nachkonunenschaft  sich  nach  Polen  gewendet  habe,  wo  später  das  Ge- 
schlecht, nach  Baibin,  in  mehreren  Linien  blühte.  —  Stephan  Lazanzky, 
kaiserl.  General  und  Gommandant  zu  Temesw^ar,  libergal)  1552,  nach  d(M* 
(apfcrsten  Gegenwehr,  diese  Festung  endlich  den  Türken,  und  wurde, 
gegen  die  Ga})ilulation,  grausam  gemordet.  —  Von  Sebastian,  kön.  böhni. 
Kammerrathe,  stammte  Ferdinand  Rudolph,  kaiserl.  Oberst-Lieutenant  und 
Kammerherr  des  Erzherzogs  Albrecht.  Derselbe,  als  Gelehrter  und  grosser 
Sprachkenner  bekannt,  hatte  Gelegenheil,  dem  Erzliause  Oesterreich  mehr- 
fach zu  dienen.  Von  ihn»  entspross  Carl  Maximilian ,  k.  k.  Kämmerer  und 
Geh.  Rath,  Statthalter  im  Königreich  Böhmen,  Appellations-Gerichts-Präsi- 
dent  etc.,  und  als  Sohn  desselben  konunt  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts 
Wenzel  Jose|)li  als  k.  k.  Känuuerer  und  Hauplmann  des  Pilsener  Kreises 
vor.  Alle  diese  von  Sebastian  an  nach  Weingarten  erwähnten  Familien- 
glicdcr  linden  sich  auch  in  den  weiter  unten  gegebenen  Auszügen  aus  den 
Ahnentafeln  der  Familie  vor. 

Der  Grafcnstand  ist  vom  Kaiser  .Ferdinan<l  HL,  wie  oben  schon  angc- 


GRAl-KN  LAZAiNZKV    V.   BUKÜVVA.  219 

l'ührt  wurde,  10.  Jan.  1G37  in  der  Person  des  Ferdiaand  Rudolph  Lazanzky 
V.  Bnkowa  in  die  Familie  gekonmien.  Gauhes  Angabe,  dass  Carl  Maximilian 
der  erste  Graf  gewesen  sei ,  isl  nach  Allem  nnrichlig :  derselbe  erhielt  am 
obenerwähnten  Tage  das  Indigenat  in  Ungarn.  —  Die  steiermärkische  Land- 
mannschaft wurde  der  Famihe,  wie  Schmutz  (II.  38)  angiebt,  3.  Sept.  1801 
ertheilt.  Unmittelbar  vor  dieser  Angabe  sagt  der  genannte  Schriftsteller: 
(hese  Steiermärker  wurden  mit  Joseph  1785  in  den  Grafenstand  erhoben. 
Ein  sichei'or  Grund  für  diese  Annahme  ist  nicht  aufzufinden. 

Aus  den  Ahnentafeln  der  Familie  sind  für  Gegenwart  und  Zukunft 
nachstehende  Glieder  hier  anzuführen:  Udalrich  Lazanzky  v.  Bukowa;  Ge- 
mahlin: Barbara  Cordula  v.  Slaupna.  —  Sebastian;  tremahlin:  Susanna 
Nebilowsky  v.  Drahobuz.  —  Ferdinaind  Rudolph  Graf  Lazanzky  v.  Bukowa; 
Gemahlin:  Margaretlia  Wratislaw  v.  Milrowitz.  —  Carl  Maximujan ,  gest. 
1694;  Gemahlin:  Anna  Elisabetha  Freiin  v.  Spantkau,  gest.  1709.  — 
Wenzel  Joseph  ;  Gemahlin :  Maria  Gabriele  Gräfin  Czernin  v.  Chudenitz.  — 
Maximujan  Joseph;  Gemahlin:  Theresia  Gräfin  v.  Lissau.  —  Procop  (I.), 
gest.  5.  Aug.  1804;  erste  Gemahlin:  Walpurgis  Gräfin  Krakowsky  v.  Kol- 
lowrat,  geb.  6.  März  1751,  verm.  26.  Juh  1768,  gest.  1.  Dec.  1799. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  sind  die  Nachkommen  von 
den  Söhnen  "des  Grafen  Procop  (L),  gest.  5.  Aug.  1804,  k.  k.  Oberst- 
Canzlcrs,  den  sechs  Brüdern,  den  Grafen  Procop  (IL),  Wenzel,  Johann, 
Maxiivulian,  Joseph  und  Anton. 

Vom  Grafen  Procop  (IL),  gest.  5.  Aug.  1824,  k.  k.  Oberst-Canzler, 
stammt  aus  der  Ehe  mit  Therese  Fr«iin  v.  Bretfeld,  gest.  14.  Mai  1833: 

Graf  PROCOP  der  Aeltere  (IIL),  geb.  1798,  Herr  der  Herrschaft 
Chiesch  mit  den  Gütern  Drahenz,  Libin,  Lubenz  und  Struharz,  k.  k.  Käm- 
merer. —  Der  lebende  Rruder  desselben  ist  Graf  Leopold  ,  geb.  1808,  k. 
k.  Känmierer,  Geh.  Rath,  Präsident  des  mährischen  Landesausschusses  und 
StallhaUor  von  Mähren,  der  Rechte  Ehrendoctor,  verm.  22.  Nov.  1850  mit 
llosLNE  V.  Mack.  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Adalbert,  geb. 
1802,  gest.  30.  OcL  1839,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  leben  die  Wiltwe, 
Angelica  Gräfin  Esterhäzy,  geb.  1813,  verm.  7.  Juli  1834,  und  ein  Sohn, 
Graf  Alexander,  geb.  1835,  k.  k.  Lieutenant.  Die  beiden  Schwestern  dieser 
drei  Brüder  sind:  Gräfin  Ludmilla,  geb.  1800,  verm.  10.  Jan.  1819  mit 
Stephan  Csäky,  Witlwe  seit  26.  Mai  1829,  und  Gräfin  Marl\,  geb.  1809. 

Vom  Grafen  Wenzel,  gest.  1799,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Isabella  Gräfin 
V.  Kaunitz,  geb.  17.  Jan.  1777,  verm.  26.  Juli  1798,  später  vermählte 
Gräfin  Auersperg,  eine  Tochter,  Gräfin  Maria  Anna ,  geb.  12.  Juni  1799, 
Wittwe  seit  27.  April  1839  von  Philipp  Grafen  v.  Hartmann-Klarstein. 

Vom  Grafen  Johann,  gest.  24.  Jan.  1830,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath 
und  Oberst-Landesrichter  in  Böhmen,  leben  aus  der  Ehe  mit  Ehsabeth 
Gräfin  P^lffy,  geb.  22.  März  1783,  gest.  1.  Juni  1843,  neben  einer  Toch- 
ter, Gräfin  Ernestine,  geb.  12.  Oct.  1810,  drei  Söhne:  Graf  Johann  Carl, 
geb.  22.  Febr.  1806,  Besitzer  der  Herrschaft  Rabenstein  und  des  Gutes 
Kalletz,  verm.  15.  Oct.  1846  mit  Maria,  des  Grafen  Anton  Lazanzky  Toch- 
ter, geb.  1817;  Graf  Procop  der  Jüngere  (IV.),  geb.  7.  Aprü  1809,  Herr 
der  Herrschaft  Manelin,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  19.  Mai  1840  mit  Sidonie 


220  GRAFEIS  LAZANZKY  V.  BUKOWA. 

Gräfin  v.  Hoyos-Sprinzenslein  --  Tochter  des  Grafen  Johann  Ernst  (s. 
Bd.  I.  S.  389)  —  geb.  24.  JnU  1818,  und  Graf  Wenzeslaus,  geb.  19.  Oct. 
1818,  Herr  auf  Brzezniowa  und  Bezniowa,  venn.  19.  Nov.  1844  mit  Maria 
V.  Gniewocz. 

Vom  Grafen  Maximilian,  gest.  15.  März  1809,  k.  k.  Kämmerer  und 
Oberst-Lieutenant,  lebt  die  VVittvvc,  Antoma  Gräfin  v.  Trauttmannsdorfi'  (s. 
Bd.  II.  S.  578),  geb.  20.  Juni  1789,  wieder  verm.  mit  Joseph  Ferdinand 
Bitter  v.  Weissenhach,  abermals  Wittwe  seit  1843.  Die  beiden  Söhne  des 
Grafen  Maximilian  sind:  Graf  Joseph,  geb.  24.  Mai  1808,  k.  k.  Hauptmann 
in  d.  A. ,  verm.  1834  mit  Antonia  v.  Marcovics,  aus  welcher  Ehe  zwei 
Söhne,  die  Grafen  Jaroslaw,  geb.  1836,  und  Alfred,  geb.  1841,  und  zwei 
Töchter,  die  Gräfinnen:  Emma  Bosa,  geb.  1835,  und  Eglantlne,  geb.  1839, 
stammen  —  und  Graf  Maximilian,  geb.  1809,  k.  k.  Kämmerer  und  Bitt- 
meister in  d.  A. 

Vom  Grafen  Joseph,  gest.  1816,  k.  k.  Kämmerer,  stammt  aus  der  Ehe 
mit  Philippine  Freiin  Per^nyi  v.  Peren,  geb.  1785,  gest.  3.  Oct.  1850,  ein 
Sohn,  Graf  Joseph,  geb.  1817,  k.  k.  Hauptmann  in  d.  A. 

Vom  Grafen  Anton  (I.),  geb.  1784,  gest.  10.  Jan.  1847,  k.  k.  Käm- 
merer, lebt  die  Wittwe,  Josephine  Gräfin  v.  Trauttmannsdorfi" —  Tochter 
des  Grafen  Joseph  Anton  (s.  Bd.  II.  S.  578)  —  Herrin  der  Herrschaft  Ne- 
schet  in  Böhmen,  geb.  20.  Sept.  1793,  verm.  15.  Oct.  1814.  Aus  dieser 
Ehe  stammt,  neben  11  Töchtern,  ein  Sohn,  Graf  Anton  (II.),  geb.  21.  Aug. 
1815,  k.  k.  Kämmerer  und  Statthalterei-Bath  zu  Oedenburg,  verm.  20.  Oct. 
1846  mit  Johanna  Edlen  v.  Mayer,  geb.  27.  Sept.  1829,  aus  welcher  Ehe 
ein  Sohn,  Graf  Anton  (III.),  geb.  11.  Aug.  1848,  entsprossen  ist.  Die 
11  Töchter  sind  die  Gräfinnen:  Maria,  geb.  1817,  verm.  15.  Oct.  1846 
mit  Johann  Carl  Grafen  Lazanzky;  Theresia,  geb.  1819;  Walburga,  geb. 
1820,  Stiftsdame  im  Neustädter  Damenstifte  zu  Prag;  Anna,  geb.  1821, 
verm.  1853  mit  Carl  Grafen  Folliot  v.  Grenneville,  k.  k.  Kämmerer  und 
Major  in  d.  A. ;  Caroline,  geb.  1823;  Wilhelmine,  geb.  1826;  Henriette, 
geb.  1827;  Elisabeth,  geb.  1830,  Stiftsdame  zu  Maria-Schul  in  Brunn ; 
Ernestine,  geb.  1831,  und  Adelheid,  geb.  1836.  —  Die  Schwester  der 
obengenannten  fünf  Gebrüder  Grafen  Lazanzky  ist  Gräfin  Henriette  ,  geb. 
3.  März  1786,  Wittwe  seit  1837  von  Carl  Joseph  Grafen  v.  Huyn. 


CRAFKN  V.  LKDOCHüUSKY  (IIALKA  V.  LKiJOCHOW). 


221 


Cilraren  v.  Ledächowsky  (Halka  v.  liedöchow). 

Besitz:  die  rieiTscIiafien  Klimoniow  im  Königreich  Polen  und  Krupa  in  Wolhynien;  die 
Fidcicommiss-Starostei  von  Bronow;  die  Giiler  Poszynvincic  im  Gouvernement 
Wilna  und  Gentyliszki  im  Gouvernement  Kiow;  SitzentJjal  und  Zeillern  in  Nieder- 
Oeslcnoich  elc. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  runder,  silberner  Reifen,  welcher  inwen- 
dig mit  drei  (1  und  2)  kleinen,  goldenen  Kreuzen  besetzt  ist  (Haus  Szaluwa).  Den 
Schild  deckt  eine  Grafenkrone,  aus  welcher  sich  ein  geharnischter,  mit  einem 
krummen,  linksgekehrlen  Säbel  bewaffneter  Arm  erhebt.  Wie  beschrieben,  giebt 
dieses  Wappen  das  Wappenb.  der  Oestorr.  Monarchie  (IV.  53).  —  Der  Reifen  im 
Schilde  kommt  aber  auch  golden  tingirt  vor :  eine  Annahme,  welche  sich  auch  im 
Geneal.  Taschenb.  der  grcill.  Häuser  (1854.  S.  442)  findet.  Nach  dem  genannten 
Werke  ist  die  Devise:  avorum  respice  mores. 

Die  Grafen  v.  Ledöcliowsky  stammen  aus  einer  sehr  alten  und  sehr 
angesehenen  pohlischen  Famihe,  welche  aus  dem,  schon  im  10.  Jalirhun- 
dert  bekannten  Geschlechte  Halka  entsprossen  ist.  Nestor  Halka  .wurde  um 
die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  vom  König  Casimir  Hl.  in  Polen,  für  treue 
und  ausgezeichnete,  im  Kriege  gegen  die  Litthauer  geleistete  Dienste,  mit 
der  Herrschaft  LedöchoAV  beschenkt.  Derselbe  nannte  sich  hierauf  Halka 
V.  Ledöchow,  und  seine  Nachkommen  nahmen  den  Namen  Letlöchowsky 
an :  somit  erkennt  das  gräfliche  Haus  Ledöchowsky  in  Nestor  Halka  seinen 
Stammvater.  Urkunden  aus  dem  16.  Jahrhundert,  aus  der  Zeit  der  Könige 
Sigismund  I.  und  Sigismund  II.  August  führen  die  Glieder  der  Famihe  im- 
mer als  Grafen  auf,  und  auch  eine  spatere  Urkunde  von  1623,  unterzeich- 
net vom  König  Sigismund  HI.  in  Polen,  giebt  dem  Samuel  Ledöchowsky  den 
Titel:  Graf.  Letzterer,  welcher  nebst  Johann  und  Georg  Ledöchowsky,  bei 
dem  Wahlacte  des  Königs  Wladislaus  IV.  als  Mitunterzeichner  vorkommt, 
hinterliess  mehrere  Kinder,  von  welchen  der  jüngste  Sohn,  Stephan,  unter 
König  Johann  Casimir  Castellan  von  Wolhynien  wurde.  Von  den  Söhnen 
des  Letzteren  —  von  welchen  Felician  als  Oberst  und  Casimir  als  Haupt- 
mann 1683  unter  König  Johann  Sobieski  vor  Wien  blieben,  Stanislaus  aber 
1715  Marschall  der  Conföderation  von  Tarnograd  war  und  1717  als  Palatin 


222         GRAFEN  V.  LEDÖCHOWSKV  (HALK  V  V.  LKDOCHOW). 

von  Czernicliow  den  Vorsitz  beim  Reichslage  fiihrle  —  liinterliess  Franz,  Ca- 
stellaii  von  Wolhynien,  unter  nielneren  Kindern  einen  Sohn,  Adam,  zuersi 
Slarosl  von  Wlodoniir  und  seit  1748  ebenfalls  Castellan  von  Wolhynien. 
Ans  der  Ehe  des  Letzteren  mit  Maria  v.  Wierzbowska  stanmite  Franz,  ^eh. 
1728,  verm.  mit  Luise  Gräfin  v.  DönholV.  Derselbe  Avurde  später  Palalin 
von  Czernichow,  verliess  aber  Polen  und  begab  sich  nach  Wien,  wo  er  auch 
starb.  Von  ihm  stammte  Antok  ,  geb.  1775,  gest.  11.  Nov.  1835,  Starosl 
von  llaysyn  und  Deputirter  bei  dem  sogenannten  vierjälirigen  Reichstage 
der  Palatinate  von  Czernichow  und  Wolhynien ,  welchen  Kaiser  Franz  IL 
1800,  wie  Megerle  v.  Mühlfeld  (Ergzgsbd.  S.  20)  angiebt,  in  den  galizi- 
schen  Grafenstand  erhob.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Julie  Gräfin  Ostrowska, 
gest.  1835,  stammt  das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses: 

JOSEPH  Zacharias  Graf  Ledöchowsky,  geb.  10.  März  1786,  bis  1831 
k.  poln.  Kämmerer,  verm.  31.  Mai  1818  mit  Maria  Rosalia  v.  Zakrzewska, 
geb.  4.  Sept.  1799.  Aus  dieser  Ehe  leben,  neben  einer  Tochter,  Gräfin 
Helena,  geb.  25.  Febr.  1821,  verm.  mit  Athanasius  Grafen  Mionczynski, 
vier  Söhne:  Graf  Julius  Andreas,  geb.  13.  Febr.  1820,  verm.  16.  Nov. 
1843  mit  Caroline  v.  Hulewicz,  geb.  10.  Aug.  1827;  Graf  Miecislaus,  geb. 
29.  üct.  1823,  päpstl.  Kämmerer  und  Auditor  bei  der  Nuntiatur  in  Lissa- 
bon; Graf  Johann,  geb.  16.  Jan.  1825,  und  Graf  Anton,  geb.  7.  Oct.  1831, 
k.  k.  Oberheutenant  in  d.  A.,  verm.  2.  Juli  1851  mit  Julie  Gräfin  v.  Loga- 
thetty,  geb.  21.  März  1833,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Maria, 
geb.  20.  Juni  1852,  entsprossen  ist.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Joseph 
Zacharias  sind:  Graf  Ignaz,  geb.  13.  Jan.  1789,  bis  1831  Oberst  in  der  k. 
poln.  Garde,  verm.  mit  Luise  v.  Gorska-Nalencz ,  gest.  1833,  aus  welcher 
Ehe,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Luise,  geb.  25.  April  1  828,  verm.  28.  Aug. 
1849  mit  Lucian  Grafen  v.  Moriconi,  zwei  Söhne  leben:  Graf  Joseph  Jean 
de  Dien,  geb.  8.  März  1822,  Herr  von  Poszyrwincie  und  von  Gentyliszki, 
verm.  27.  Mai  1849  mit  Alexandrine  v.  Linska,  geb.  10.  Oct.  1831,  ans 
welcher  Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Maria  Luise,  geb.  4.  Aug.  1850,  ent- 
sprossen i^,  und  Graf  Anton  August,  geb.  3.  Aug.  1823,  Herr  auf  Silzen- 
thal  und  Zeillern,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  20.  Oct.  1851  mit  Maria 
Auguste  Gräfin  v.  Seilern  —  Tochter  des  Grafen  Joseph  August  aus  zweiler 
Ehe  (s.Bd.H.  S.456)  —  geb.  24.  April  1831  —  und  Graf  Thaddäus  Simon, 
geb.  28.  Oct.  1790,  k.  k.  Kämmerer  und  Feldmarschall-Lientenant  in  d.  A. 
Die  beiden  Schwestern  der  Grafen  Joseph  Zacharias,  Ignaz  und  Thaddäus 
Simon  sind:  Gräfin  Apollonia,  geb.  9.  Febr.  1797,  verm.  in  erster  Ehe  mit 
Witold  Grafen  Alexandrowicz ,  gest.  1826,  und  m  zweiter,  9.  Febr.  1831 
mit  Joseph  Grafen  Ledöchowsky,  Besitzer  der  Fideicommiss-Starostei  von 
Bronow,  und  Gräfin  Isabella,  geb.  3.  Sept.  1793,  verm.  9.  Mai  1818  mil 
Victor  v.  Rembielinski,  gest.  24.  März  1847. 


GRAFEN  V.   LEIIRBACH. 


223 


Grafen  v.  Lehrbacli. 

Mai\)0[ifd).  6rofj|)er^Ofltl)ttm  Reffen. 

Besitz :  das  Stammcrui  Lelirbach  etc. 


Wappen :  Schild  von  Roth  und  Silber  quer  gethcilt,  ohne  Bild.  Auf  dem 
mit  der  Grafenkrone  gekrönten  Helnnc  steht  ein  offener  Adlersllug,  dessen  Flügel 
von  Roth  und  Silber  quer  getheilt  sind.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern. 
—  Schannat  (Client.  Fuld.  P/  122)  theilte  die  Flügel  von  Roth  und  Silber  quer 
mit  gewechselten  Tincturen,  v.  Hattstein  aber  (II.  179)  und  Siebmacher  (I.  138) 
tingiren,  wie  hier  angenommen  wurde,  die  Flügel  wie  den  Schild,  v.  Meding 
(I.  S.  318)  giebt  nach  einer  Zeichnung,  welche  er  genau  gefertigt  nennt,  die  Flügel 
von  Silber  und  Roth  quer  mit  gewechselten  Tincturen  getheilt  an.  —  So  lässt 
sich,  wenn  man  will,  selbst  über  ein  so  einfaches  Wappen,  wie  das  hier  in  Rede 
stehende,  sehr  leicht  streiten.  ^ 

Sehr  altes  hessisches  Geschlecht,  welches  früher  Lawerhach  und 
Lörbach  geschrieben  wurde,  durch  den  Besitz  des  Stammgutes  Lehrbach 
zu  der  unmittelbaren  Reichsritterschaft  des  fränkischen  Gantons  Rhön- 
Werra  gehörte  und  jetzt  noch  im  Grossherzogthum  Hessen  begütert  ist. 
Der  älteste  Lehensbrief,  welchen  die  Famihe  besitzt,  ist  vom  Jahre  1121. 
Fahne  (I.  S.  242)  führt  unter  dem  Namen  Leerbach  ein  bergisches  Ritter- 
geschlechl  auf,  welches  nach  dem  Gute  gleichen  Namens  bei  Bensberg  be- 
nannt war  und  im  Bergischen  vor  einem  Jahrhundert  erloschen  ist.  Das 
von  Fahne  dem  letzteren  Geschlechte  beigelegte  Wappen  stimmt  ganz  mit 
dem  oben  gegebenen  und  beschriebenen  Wappen.  Der  Reichsgrafenstand 
ist  vom  Kaiser  Joseph  II.  6.  Juni  1781  in  die  Famihe  gekommen.  Unter 
dem  erwähnten  Tage  wurde  nämlich  Ludwig  Goisrad  v.  Lehrbach,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Rath  und  k.  k.  Commissarius  bei  der  allgemeinen  Reichs- 
versammlung zu  Regensburg,  des  Malteser-Ordens  Grosskreuz  etc.,  für  sich 
und  seine  Nachkommenschaft  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben. 

Die  in  der  genealogischen  Literatur  bekannte  Ahnentafel  des  Damian 
Hugo  Philipp  Anton  Grafen  v.  Lehrbach,  gest.  11.  Nov.  1815,  Comthur 
des  kön.  bayerischen  Haus-Ritter-Ordens  vom  heihgen  Georg  etc.,  bringt 
zwar,   da  die  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  desselben  zu  dem  weiter 


•224 


GRAFEN  V.   LENGHEIMB. 


unten  anzufilhrenden  Philipp  Erwein  Grafen  v.  Lehri»ach  genau  nicht  zu 
ermillehi  sincl,  in  (Ue  jetzige  Genealogie  der  Familie  kein  Licht,  ist  aher 
jedenfalls  für  die  frühere  von  Wichtigkeit  und  daher  hier  am  Platze.  Diese 
Ahnentafel  ist  folgende :  Melchior  Freiherr  v.  Lehrbach  ;  Gemahlin :  Donate 
V.  Laulter.  —  Reinhold  Adolph;  Gemahlin:  Anna  Maria  Freiin  v.  Ame- 
lunxen.  —  Melchior  Albrecht;  Gemahlin:  Anna  Catharina  Freiin  Harstall 
V.  Dieldorf.  —  Carl  Wilhelm,  Graf;  Gemahlin:  Maria  Catharina  Elisabeth 
Freiin  v.  Kötschau.  —  Damian  Hugo  Philipp  Anton. 

Das  jetzige  Haupt  des  graflichen  Hauses  ist:  PHILIPP  ERWEIN 
Reichsgraf  v.  Lehrbach  zu  Lehrbach,  geb.  1790,  grossherz.  hess.  pens. 
Kriegsminister  und  Hofniarschall  a.  D.,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Juhe  Freiin 
V.  Riedesel  zur  Altenburg,  gest.  1817,  und  in  zweiter  mit  Ernestine 
V.  Herif,  gest.  1832.   Der  Sohn  ans  zweiter  Ehe  ist:  Graf  Hlgo,  geb.  1830. 


Grafen  v.  Leiig^heimb.  (Weiblicher  Stamm.) 

Coangclifd).  Oejlerreid)  (Steiermark). 


Wappen :  Schild  dreimal  der  Länge  nach  und  einmal  quer  getheilt,  Sfeldrig, 
mit  Mittelschild.  Im  gekrönten,  goldenen  Mitlelschilde  ein  gekrönter,  zweiköpfiger, 
schwarzerAdler.  l  und  8  in  Scliwarz  ein  silberner,  roth  eingefasster  Spiegel;  2  und 
7  in  Silber  ein  aus  einem  grünen  Hügel  hervorwachsender,  einwärtsgekehrter,  schwar- 
zer Bär ;  3  und  6  in  Schwarz  ein  scliräghnker,  rother,  mit  drei  silbernen,  linksge- 
wendeten Halbmonden  belegter  Balken,  und  4  und  5  in  Gold  Kopf  und  Hals  eine» 
rechtsgekehrten  rothen  Pferdes.  Auf  dem  Schilde  stehen  vier  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  einen  schwarzen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  mit  dem 
silbernen  Spiegel  des  1.  und  8.  Feldes  belegten  Adlersflügel ;  der  zweite  den  wach- 
senden Bären  des  2.  und  7.  Feldes;    der    dritte  zwei  Büffelshörner,    von    welchen 


GRAFEN  V.  LENGHEIMB.  225 

das  rechte  rothe  an  der  Ausseriseite  von  drei  rechtsgekehrten ,  unter  einander- 
stehenden,  silbernen,  das  linke  schwarze  von  drei  linksgekehrten,  rothen  Halbmonden 
beseitet  ist,  und  der  linke  Helm  Kopf  und  Hals  des  rothen  Pferdes  im  4.  und 
5.  Felde.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  silbern,  links  roth  und  golden. 
—  In  den  Supplementen  zu  Siebmachers  Wappenbuche  (VI.  5)  ist  Feld  4  und  5  roth 
tingirt,  so  dass  der  rothe  Kopf  und  Hals  des  Pferdes  in  Roth  steht:  nach  Allem 
irrthümlich,  da  auch  hier  die  Helmdecken,  wie  angeführt,  rechts  schwarz  und  sil- 
bern, links  rot!»  und  golden  angegeben  worden  sind.  —  Das  Wappen  ist  mit  denen 
der  erloschenen  Geschlechter  Brunn  und  Weisseneck  vermehrt  worden,  doch  fehlen 
über  diese  Vermehrung  genauere  Nachrichten. 

Eins  der  ansehnlichsten  Ritterhäiiser  in  Steiermark,  in  welches  später 
der  Freiherren-  und  Reichsgrafenstand  gekommen,  das  aber  jetzt  im  Manns- 
stamme (s.  unten)  erloschen  ist.  Bucelini  beginnt  die  Stammreihe  der  Fa- 
mihe  mit  Tobias  Ritter  v.  Lengheimb,  welcher  mit  Heinrich  Markgrafen  von 
Oesterreich  969  dem  Turniere  zu  Braunschweig  beiwohnte.  Von  späteren 
Gliedern  der  Familie  kommen  urkundlich  vor :  Niclas  v.  Lengheimb ,  geb. 
1369,  gest.  1420,  Marlin,  geb.  1414,  gest.  1464,  Georg,  geb.  1450,  gest. 
1520,  DAvm  (I.),  geb.  1502,  gest.  1575,  welcher  den  Freiherrenstand  in 
die  Famihe  brachte,  David  (IL),  geb.  1527,  gest.  1587,  Hans  Adam,  geb. 
1570,  gest.  1628,  Hans  Andreas,  geb.  1610,  gest.  1649,  und  Georg 
Adam,  gest.  1696,  welcher  vom  Kaiser  Leopold  I.  10.  Mai  1674  in  den 
Reichsgrafenstand  erhoben  wurde.  —  Von  Letzterem  stieg  die  Stammreihe, 
wie  folgt,  herab:  Georg  Adam  Graf  v.  Lengheimb;  Gemahlin:  Elisabeth 
Gräfin  v.  Rindsmaul.  — r  Wolf  Adam;  Gemahlin:  Maria  Anna  Freiin  v.  Glo- 
'  jach.  —  Carl  Joseph;  Gemahlin:  Amaha  Gräfin  v.  Fiinfkirchen.  —  Johann 
Joachim. 

Von  Johann  Joachim  Grafen  v.  Lengheimb,  geb.  24. März  1760,  stamm- 
ten aus  der  Ehe  mit  Caroline  Freiin  v.  Moskon  zwei  Söhne  und  zwei  Töch- 
ter. Von  den  Söhnen  starb  der  ältere,  Graf  Carl,  geb.  15.  März  1787, 
Inhaber  des  Fideicommisses ,  k.  k.  w.  Kämmerer  und  pens.  Hauptmann, 
welcher  unvermählt  zu  Venedig  lebte,  16.  Nov.  1842,  und  der  jüngere, 
Graf  Emanuel  ,  geb.  20.  Dec.  1794,  Fideicommissinhaber,  k.  k.  Kämmerer 
und  Rittmeister  bei  der  deutschen  Arcierengarde ,  ebenfalls  unvermählt, 
15.  März  1845.  Mit  dem  Letzteren  erlosch  das  gräflich  Lengheimbsche 
Haus  im  Mannsstamme. 

Aus  dem  weiblichen  Stamme  leben  die  beiden  Töchter  des  Grafen 
Joachim:  Gräfin  Amalie,  geb.  10.  Nov.  1789,  und  Gräfin  Anna  Amabilis, 
geb.  2.  Juni  1793. 


m.  15 


220 


r.R AI  KN  V.    LOCATLILLI. 

Grafen  v.  Loeatelli. 

fintl)olifd).  ©fflemidj. 

Besitz:  tlio  IhMTscIiaft  Iinmcndorf  in  Niedcrösieireicli. 


Wappen:  quadnrter  Schild  mit  Mittelscbild,  Im  blauen,  nacl»  Anderen 
silbernen  Mittelscbilde  auf  grünem  Boden  eine  recbtsgekebrte,  doch  vorwärlssebende 
Eule  von  natürlicher  Farbe,  über  deren  Kopfe  ein  goldener,  sechsstrahliger  Stern 
schwebt,  und  welche  an  jeder  Seite  des  Kopfes  von  einem  solchen  Stern  beseitet 
wird  (Stammwappen).  1  und  4  in  Gold  ein  einwärtssehender,  gekrönter,  schwar- 
zer Adler;  2  und  3  in  Roth  ein  cinwärtssehender,  gekrönter,  goldener  Löwe.  Den 
Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  erheben  sich  drei  gekrönte 
Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  der  Adler  des  1.  und  4.  Feldes,  aus  dem 
mittleren  wächst  ein  vorwärtssehender  Ritter  auf,  welclier  in  der  Rechten  einen 
Pfeil  hält,  dessen  Spitze  nach  unten  gesenkt  ist.  Derselbe  ist  in  Silber  gekleidet 
und  vorn  mit  drei  rothen  Längenstreifen  bezeichnet,  trägt  einen  goldenen  Leib- 
gürtel, und  der  Helm  ist  mit  4  Straussenfedern,  wechselnd  blau  und  golden,  ge- 
schmückt. Der  linke  Helm  trägt  den  Löwen  des  2.  und  3.  Feldes  aufwachsend. 
Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  mittleren  blau 
und  golden,  und  die  des  linken  rolh  und  golden.  —  Das  freiherrliche  Wappen  ist 
von  dem  gräflichen  sehr  verschieden  und  zwar,  wie  folgt:  quadrirter  Schild :  1  und 
4  in  Gold  vier  schwarze  schrägrechte  (schrägaufwärts  gehende)  Balken;  2  in  Silber 
auf  dreifachem  grünen  Hügel  eine  vorwärtssehende,  links  gekehrte,  goldgekrönto, 
natürliche  Nachtcule,  deren  Kopf  drei  (l  und  2)  goldene  Gslrahlige  Sterne  um- 
geben (Slammwappen);  3  in  Roth  ein  rechtsgekehrter,  goldener,  gekrönter  Greif, 
weichet  in  den  Vorderklauen  eine  blaue,  mit  einer  goldenen  Quaste  gezierte  Par- 
tisane hält.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  zwei  gekrönte  Helme 
stehen,  von  welchen  der  rechte  die  Eule  des  zweiten  Feldes  (Helm  des  Stanini- 
wappens),  der  linke  den  Greif  des  dritten  Feldes  trägt.  Die  Helmdecken  sind 
rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und  silbern.  —  Nach  dem  Gen.  Taschenb.  der 
gräfl.  Häuser  (1854.  S.  454),  welches  statt  des  Schildes  des  gräfl.  Wappens  den 
des  freiherrlichen  angiebt,  schwebt  über  der  Grafenkrone  mit  blau-goldener  Decke 
nur  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  die  Eule  sieht. 

Sehr  alte,  ursprünglich  aus  Bergamo  im  lombardiscli-venetianischen 
Königreich  stammende  Familie,    welche  jetzt  in  Oesterreich  im  Freiherren- 


GRAFEN  V.  LOCATELLI.  227 

und  Grafenstande  blüht.  Dieselbe  soll  schon  1229  vom  Kaiser  Friedrich  IL, 
König  von  Neapel  und  Sicilien,  das  Adelsdiplom  erlangt  haben.  Die  Bestä- 
tigung des  alten  Adels  der  Familie  mit  Vermehrung  des  Wappens  und  Ver- 
leihung des  Prädicats :  v.  Eulenburg  ist  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  erfolgt, 
und  das  Diplom  vom  8.  März  1634  ist  für  Johann  Baptist  v.  Locatelh  und 
die  Söhne  desselben,  Andreas  und  Anton,  ausgefertigt.  Der  Freiherrenstand 
mit  dem  Prädicate  v.  Eulenburg  und  Schönfeld  wurde  der  Familie,  in  der 
Person  des  Genannten,  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  20.  Mai  1647  verliehen, 
und  für  die  jetzigen  Freiherren  1838  von  der  k.  k.  vereinigten  Hofcanzlei 
bestätigt.  In  den  Beichsfreiherrenstand  wurde  Johann  Baptist  v.  Locatelli, 
k.  k.  Kammerdiener,  vom  Kaiser  Leopold  I.  1  702  erhoben,  und  den  Grafen- 
stand erhielt  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  1816  der  Vater  des  jetzi- 
gen Hauptes  der  Famihe.    Letzteres  ist : 

Graf  HEBMANN,  geb.  10.  Dec.  1800,  Herr  und  Landstand  in  Nieder- 
Oesterreich,  verm.  mit  Friederike  Gräfin  v.  Konigsegg-Aulendorf  —  Tochter 
des  Grafen  Franz  Xaverius  Eusebius  (s.  Bd.  I.  S.  466  und  467)  —  geb.* 
6.  Juni  1799.  Aus  dieser  Ehe  stammen  ein  Sohn,  Graf  Hermann,  geb. 
8.  Jan.  1825,  k.  k.  Ober-Lieutenant  in  d.  A.,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfin- 
nen Maria,  geb.  9.  Aug.  1826,  und  Aloisia,  geb.  23.  April  1829,  verm. 
15.  Mai  1847  mit  Maximilian  Grafen  de  la  Fontagne  und  v.  Harnoncour- 
Unverzagt.  —  Das  Haupt  der  freiherrlichen  Linie,  welche  als  ihren  näch- 
sten Stammvater  den  Freiherrn  Jacob  v.  Locatelli,  Görzer  Landstand,  verm. 
3.  Sept.  1737  mit  Cäcihe  Gräfin  Thurn-Hofer  und  Valsassina,  anerkennt, 
ist:  Freiherr  Georg  v.  Locatelh,  geb.  12.  Nov.  1796,  verm.  mit  Ernestine 
Gräfin  Strassoldo,  Freiin  v.  Villa  nuova. 


15 


228  GRAFEN  V.  loe-wissi;n. 

Grafen  v.  Loe- Wissen. 

Besitz:   in  der  Rheinprovinz  Wissen  im  Kreise  Geldern. 


Wappen:  im  silltemen  Schilde  nach  Fahne  (1.256)  ein  schwarzer  Kessel- 
haken (und  nach  Robens  [I.  52]  ein  schwarzes  Fasseisen),  welcher  an  beiden  En- 
den sechsmal  gehakt  ist.  Ueber  der  Grafenkrone  steht  ein  gekrönter,  oder  mit 
einem  sechsmal  von  Silber  und  Schwarz  gewundenen  Wulste  bedeckter  Helm, 
welcher  drei  Paar  abwechselnd  übereinander  liegende  silberne  und  schwarze  Straus- 
senfedern  trägt.  Ueber  jedem  Paare  dieser  Federn  schwebt  der  Kessclhaken  des 
Schildes.  Die  Heinidecken  sind  schwarz  und  silbern.  Das  Freiherren-Diplom  be- 
schreibt das  Wappen,  wie  folgt :  ein  silberner  Schild,  in  dessen  Mitte  ein  schwar- 
zer Haken,  an  beiden  Seiten  mit  drei  doppelten  Spitzen  unterschieden,  erscheint. 
Auf  dem  Wulste  des  Helmes  sind  sechs  schwarz  und  silberne  Straussenfedern  in 
solcher  Ordnung  gestellt,  dass  zwei  und  zwei  eine  schwarze  und  eine  silberne  ab- 
wärts, als  wenn  sie  vereinigt,  und  mit  den  oberen  Enden  ein  wenig  gebogen,  einen 
Haken,  wie  derselbe  im  Schilde  steht,  von  oben  aufzunehmen  scheinen.  —  Das 
franz.  Reichsgrafen-Diplom  giebt  über  das  Wappen  Nachstehendes  an:  Viergetheilt ; 
im  ersten  Felde  das  Zeichen  des  Senats;  im  zweiten  silbernen  ein  schwarzer  Kes- 
selhaken an  beiden  Seiten  ausgezähnt  (richtiger:  an  beiden  Seiten  widergehakt); 
im  dritten  rothen  eine  Einfassung  mit  acht  silbernen  Austerschaalen,  in  deren 
Mitte  ein  goldener  Zettel  (Herzsch-ildchen),  und  im  vierten  rothen  drei  (2  und  1) 
goldene  Kannen. 

Sehr  alte ,  rheiuländische  Familie ,  welche  sich  weit  ausgebreitet  hat, 
zu  hohem  Ansehen  gelangt  ist  und  den  Freiherrenstand  bekam,  später  auch 
den  Grafensland  des  französischen  Kaiserreiches,  so  wie  den  preuss.  Grafen- 
stand nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  erhielt.  Der  Ursprung  der  Familie 
verliert  sich  in  das  Dunkel  der  Vorzeit:  wie  alt  die  Familie  sei,  kann,  wip 
Robens  (II.  S.  18  etc.)  angiebt,  der  Sprachforscher  aus  dem  Namen  Lo: 
ein  Götze  des  Viehes,  der  Wälder,  oder  der  Haine,  in  welchen  diesem  Wald- 
gotte  geopfert  wurde,  und  der  Ileraldiker  durch  das  Wappenbild,  eigentlich 
doch  wohl  ein  Opferhaken,  ermessen.  Viele  Familien,  welche  dieses,  oder 
ein  ähnhches  Wappenbild  führen ,   gehören  zu  den  ältesten  celtisch-germa- 


GRAFEN  V.  LOE-WISSEIV.  229 

nischen  Stämmen,  bei  welchen  dieselben  als  Druiden  den  Götzendienst,  und 
))esonders  die  Opfer  besorgten,  das  dazu  nöthige  Geräthe:  Kessel,  Kessel- 
haken, Pfähle  etc.  im  Kriege  bei  sich  fiihften,  ja  selbst  Anführer  und  Ober- 
sten des  Volks  waren.  Der  Beiname  Wissen  von  der  gleichnamigen,  dem 
Geschlechte  seit  1461  zustehenden  Besitzung,  ist  nach  Allem  erst  im  An- 
fange des  16.  Jahrhunderts  zu  dem  Namen  hinzugekommen.  —  Walter 
V.  Loe  kommt  urkundhch  1181,  und  Gerard  v.  Loe  1200  vor.  Die  ordent- 
liche Stammreihe  der  Linie  v.  Loe-Wissen  —  die  Zweige  von  Loe  zu  Dor- 
nenberg,  Knippenberg,  Holte,  Overdeick,  Steinhaus,  Loe,  Funderen,  Stade  etc. 
sind  längst  ausgestorben  —  beginnt  1359  und  ist  folgende:  Wessel  v.  Loe, 
Herr  zu  Marie,  jetzt  Loe;  Gemahlin:  Halwig  v.  Steck.  —  Wessel  (II.)  v.Loe, 
Ritter,  welchem  1416  zu  Wesel  der  Ehrenwein  gereicht  wurde;  Gemahlin: 
Elske  V.  Overhaus.  —  Johann  v.  Loe,  Ritter,  clevischer  Hofmeister;  Ge- 
mahlin :  Stine  v.  Eyll.  —  Wessel  v.  Lohe,  Herr  zu  Wissen  und  Funderen ; 
Gemahlin :  Elisabeth  v.  Berenbruch,  Erbin  zu  Wissen.  —  Mattwas  v.  Loe, 
Herr  zu  Wissen,  Drost  zu  Holte;  Gemahlin:  Elisabeth  v.  Wylich-Diesforth. 

—  Franz  v.  Loe,  Herr  zu  Wissen ;  Gemahlin :  Sophia  v.  Nesselrode,  Erbin 
zu  Palsterkamp,  Geist  und  Ehrenstein.  —  MATxmAs  v.  Loe,  Herr  zu  Wissen 
i^d  Veylar,  Drost  zu  Goch;  Gemahlin:  Anna  v,  Flodorf  zu  Leuth.  —  Wes- 
sel (III.),  Herr  von  Loe,  Wilre  und  Konradsheim,  clevischer  Kammerprä- 
sident;  Gemahlin:  Sophia  v.  Haes,  Erbtochter  zu  Konradsheim.  —  Degen- 
HARD  Bertram  Freiherr  v.  Loö  seit  1629,  Herr. zu  Wissen,  kurbrandenburg. 
Kammerherr;  Gemahlin:  Anna  Franziska  Freiin  v.  Nesselrode  zu  Ehreshoven. 

—  Philipp  Christoph  Freiherr  v.  Loe,  Herr  zu  Wissen,  Konradsheim,  Meer, 
Obel,  Imsterath  etc.,  Kurpfalz-Neuburgischer  Geh.  Rath,  aufgeschworen  bei 
der  clevischen  Ritterschaft  1691;  Gemahlin:  Anna  Maria  Theresia  v.  Win- 
kelhausen zu  Kalkum.  —  Johann  Adolph  Joseph  Alexander  Freiherr  v.  Loe 
zu  Wissen  etc.,  aufgeschworen  im  Clevischen  1711,  im  Jülichschen  1718; 
Gemahlin :  Maria  Anna  Catharina  Freifrau  v.  Wachtendonk  zu  Germenseel. 

—  Franz  Carl  Christoph  Freiherr  v.  Loe,  Herr  zu  Wissen,  Meer,  Imsten- 
roth.  Anbei,  Konradsheim,  St.  Martin-Fouron,  Vehlar,  Puffendorf  etc.,  Land- 
hofmeister des  Herzogthunis  Jülich ,  Geh.  Rath  und  Amtmann  zu  Miseix, 
aufgeschworen  im  Jülichschen  1743,  im  Cleveschen  1745;  Gemahlin:  Maria 
Alexandrina  Maximina  Gräfin  v.  Horrion-Kolonsler.  —  Gerard  Anton  Edmund 
AssuERus  Graf  v.  Loe-Imstenroth,  geb.  28.  Aug.  1749,  Herr  zu  Wissen  etc., 
Puffendorf.  Rathheim ,  Buschfeld  und  Waldorf,  früher  kön.  preuss.  Major, 
seit  1804  Staatsrath,  seit  1806  Senator  und  seit  1808  Graf  des  französ. 
Kaiserreichs ;  Gemahlin :  Alexandrine  Adolphine  Maria  Gräfin  v.  Merveldt.  — 
Friedrich  Carl  Alexander  Clemens,  preuss.  Graf  nach  dem  Rechte  der  Erst- 
geburt seit  1840,  (da  von  dem  Grafen  Gerard  Anton  Edmund  Assuerus  ein 
Majorat  nicht  gestiftet  worden  war,  nahm  die  Familie  desselben  den  deut- 
schen Freiherrentitel  wieder  an),  geb.  1787,  gest.  27.  Dec.  1849,  Herr  zu 

^Wissen  etc. ;  erste  Gemahlin :  Luise  Gräfin  v.  Wolff-Metternich  —  Tochter 
des  Grafen  Max  Werner  (s.  Bd.  IL  S.  115)  —  gest.  27.  Aug.  1837.  — 
Maximilian  August,  jetziges  Haupt  der  Familie. 

Was  noch  andere  berühmte  Gheder  der  Familie  anlangt,    welche  in 
vorstehender  Stammreihe  der  Linie  Loe-Wissen  nicht  genannt  werden  konn- 


230 


GRAFEIS  V.  LOGOTHETTY. 


teil,  so  lebte  um  den  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  Albert  v.  Loe,  22.  Abt 
zu  Iburg  bei  Osnabrück;  Arnold  v.  Loe,  Abt  zu  St.  Lawrenz  bei  Lüttich, 
starb  1478;  Gerhard  I.,  gest.  1547,  und  Gerhard  II.,  gest.  1570,  waren 
Aebte  zu  St.  Martin  in  Cöln ,  und  Dietrich  und  Drewcs  v.  Loe  waren  unter 
den  Rittern,  welche  1492  mit  Herzog  Heinrich  dem  Aelteren  vor  Braun- 
schweig sich  befanden.  Zu  Anfange  des  1 8.  Jahrhunderts  lebten  Johann 
Adolph,  Propst  zu  Cleve,  und  Friedrich  Wilhelm,  Domherr  zu  Ilildesheim, 
und  Carl  Gottfried,  gest.  1715,  war  1709  Gross- Comthur  des  deutschen 
Ordens  zu  Coblenz. 

Der  Freiherrenstand  kam  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  20.  Oct.  1629  in 
der  Person  des  Degenhard  Bertram  (s.  oben)  in  die  FamUie.  Der  k.  franz. 
Senator  Edmund  v.  Loe  (s.  oben)  wurde  vom  Kaiser  Napoleon  I.  6.  Juni 
1808  zum  Comte  d'Empire  mit  Vererbung  des  Reichsgrafenstandes  nach 
Ordnung  der  Erstgeburt  und  mit  dem  Prädicat:  Graf  v.  Imstenrod  erhoben, 
und  Friedrich  Carl,  Freiherr,  erhielt  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IV. 
15.  Oct.  1840  den  preuss.  Grafenstand  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt. 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

MAXIMILIAN  August  Graf  v.  Loe-Wissen  —  ältester  Sohn  des  Grafen 
Friedrich  Carl  —  geb.  21.  Juni  1817.  Die  beiden  Brüder  desselben  sind: 
Friedrich  Anton  Reichsfreiherr  v.  Loe,  geb.  9.  April  1820,  und  Felix  Max 
ReichsfrQiherr  v.  Loe,  geb.  23.  Jan.  1825,  und  die  Schwester  ist  Freiin 
Mathilde  Huberte,  geb.  10.  Aug.  1821.  —  Die  zweite  Gemahlin  des  Gra- 
fen Friedrich  Carl:  Sophia  Freiin  v.  Fürstenberg-Herdringen,  geb.  18.  Juli 
1790,  lebt  als  Witlwe. 


Grafen  v.  liogothetty. 

Matl)o[\fd).  etfitvxcid). 

Besitz:  die  Güter  Billowitz  und  Brzezolup  in  Mähren;  das  Gut  Deutsch-Biela  in  Böhmen  etc. 


W^appen:  im  goldenen  Schilde  ein  schwarzer,  zweiliGpfigcr  Adler,  über 
welchem  eine  Herzogskrone  schwebt  und  welcher  von  einem  Lorbeerkranze  um- 
geben ist.     Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone. 


GRAFEN  V.  LOGOTIIETTY.  .  231 

Die  Grafen  v.  Logollietty  (ausgesprochen  Logofetly)  staniiiicn  aus 
einer  alten  Familie  der  jonischen  Inseln  und  zwar  aus  Corfu.  Glieder  der- 
selben begaben  sich  1763  in  das  jelzige  Gahzien,  nach  der  Bukowina, 
welche  lelztere  bis  1774  bekannlhch  unter  türkischer  Herrschall  stand, 
kauften  sich  in  der  Bukowina  mit  bedeutenden  Gütern  an  und  gelangten 
nach  Uebergabe  der  Bukowina,  wie  alle  übrigen  Bojaren,  in  den  kais.  öster- 
reichischen Staatenverband.  Das  polnische  Indigenat  hatte  unter  König 
Sigismundlll.  20.  Mai  1607  Mauraty  Locothetty  erworben  und  der  alte 
Grafenstand  der  Familie  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  I.  von  Oesterreich  im 
Jahre  1848  anerkannt.  Jetzt  ist,  wie  oben  angeführt,  das  Geschlecht  in 
Mähren  und  Böhmen  begütert. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie,  welchem  für  sich  und  die  Nachkommen 
der  Grafensland  in  den  kais.  Österr.  Landen  bestätigt  wurde,  ist : 

HUGO  Graf  Logothetty,  geb.  20.  März  1801,  Herr  der  Güter  Billowitz 
und  Brzezolup  in  Mähren  und  des  Gutes  Deutsch-Biela  in  Böhmen,  k.  k. 
Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  29.  Nov.  1821  mit  Pauline  Freiin  v.  Bartenstein, 
geb.  10.  Mai  1800.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne  und  zwei  Töch- 
ter. Die  beiden  Söhne  sind:  Graf  Wladimir,  geb.  4.  Aug.  1822,  k.  k.  Ritt- 
meister, verm.  25.  Oct.  1851  mit  Caroline  Gräfin  Nemes  v.  Hidveg,  geb. 
1827,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Hugo,  geb.  2.  Oct.  1852,  stammt, 
—  und  Graf  Zdenko,  geb.  11.  Aug.  1835,  k.  k.  Lieutenant.  Diebeiden 
Töchter  sind:  Gräfin  Hedwig,  geb.  4.  Oct.  1824,  und  Gräfin  Julie,  geb. 
21.  März  1833,  verm.  2.  Juh  1851  mit  Anton  Grafen  v.  Ledöchowski. 


232 


GRAFEN  V.   LOS. 


Grafen  v.  Los. 

Äalljolifd).  Oeflerrcid). 

Besitz:   in  Galizicn  Narol  im  Zolkiewcr  Kreise,  Dolzanska  im  Tarnopoicr  Kreise  ek-, 


Wappen:  im  rothen  Schilde  ein  mit  allen  vier  Füssen  ausgcstreckler, 
schrägrechtsgestelller,  grüner  Frosch ,  welcher  mit  einem  Lorbeerkranze  umgehen 
ist.  Ueber  dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  ein  Helm  erhebt, 
der  mit  einem  grünen  Lorbeerkranze  bedeckt  ist,  auf  welchem  der  Frosch  des 
Schildes  sitzt.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  grün.  —  So  viel  ermittelt  werden 
konnte,  führen  die  Grafen  Los  in  Galizien  nur  das  hier  beschriebene  Slammwappen. 
Das  Wappen  der  Rcichsgrafen  vom  Loss  (s.  unten)  ist  ein  quadrirtcr  Schild  mit 
Mittelschild.  Der  Mitlelschild  zeigt  das  erwähnte  Stammwappen,  Feld  1  und  4  in 
Silber  einen  rechtssehenden,  gekrönten,  schwarzen  Adler,  und  2  und  3  in  IJlau 
einen  rechtsgekehrten,  goldenen  Löwen.  Heber  der  Grafenkrone,  welche  den  Schild 
bedeckt,  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einwärtssehend  und  wach- 
send den  Adler  des  l.und  4.  Feldes,  der  mittlere,  mit  dem  grünen  Kranze  bedeckte, 
den  sitzenden  Frosch  des  Stammwappens,  und  der  linke  den  Löwen  des  2.  und  3. 
Feldes  wachsend.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  silbern,  die 
des  mittleren  roth  und  grün,  und  die  des  linken  blau  und  golden.  Den  Schild 
halten  zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen. 

Die  Grafen  v.  Los  in  Galizien  stammen  aus  einem  alten  Geschlechte, 
welches  gleichen  Ursprung  mit  der  deutschen  Familie :  vom  Loss  hatte. 
Letztere ,  welche  neuerlich  gewöhnlich :  vom  Loss ,  früher  auch  von  Loss 
und  V.  Lohss  geschrieben  wurde,  ist  ursprünghch  ein  schlesisches  und 
sächsisches  Geschlecht,  welches  sich  in  Schlesien  in  die  Häuser  Hermsdorff, 
Polkwitz,  Dammer  und  Osten,  und  in  die  Linien  Simhsen,  Gramschütz,  Kun- 
zendorf  und  Wilcke  im  Glogauischen  schied.  Der  Name  soll  in  Folge  eines 
glückhch  gefallenen  Looses  in  einer  sehr  wichtig'en  Rriegsangelegenheil 
entstanden  sein.  Beiedv.  Loss  zog  1413  mit  dem  Erzbischof  von  Gran  nach 
Costnitz  auf  das  Concil;  Daniel  v.  Loss,  Herr  zu  Hainbach,  war  um  1505 
Landesältester  und  Deputirter  des  Fürstenthums  Glogau ,  und  Sigismund, 
Herr  auf  HermsdorlT,  bekleidete  1513  dieselbe  Würde.  In  der  zweiten 
Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  kommt  noch  in  Schlesien  Bernhard  v.  Loss 
und  Toppendorfl',  Herr  auf  Wilckau,  als  der  Herren  Fürsten  und  Stände 
Rittmeister,  und  Johann,  Herr  auf  Gramschütz,  als  kais.  Hof-  und  Landge- 


GRAFEN  V.  LOS.  233 

richlsbeisitzer  im  Glogauisclien  Filrslenthum  vor.  Ob  Georg  Wilhelm  v.  Loss, 
welcher,  nach  einigen  Angaben,  6.  Sept.  1746  den  Freiherrenstand  er- 
langte, Schlesien  angehört  habe,  ist  ungewiss.  In  Sachsen  war  die  Familie 
seit  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  bekannt  und  sehr  angesehen.  Christian 
Joachim  war  1564  Amtshauptmann  zu  Senftenberg;  Christoph,  gest.  1609, 
und  der  gleichnamige  Sohn  desselben,  gest.  1620,  kommen  als  Reichs- 
pfennigmeister und  kursächs.  Geh.  Räthe  vor;  Christian,  Herr  auf  Pillnitz, 
gest.  1640,  stand  als  Hofmarschall  am  kursächs.  Hofe,  und  Johann  Caspar 
vom  Loss,  ein  Sohn  Christophs,  Herrn  auf  Rorthen ,  Trebitz,  Krebs  und 
Schmelle,  geb.  1664,  gest.  1711,  war  kursächs.  Geh.  und  Appellations- 
Rath  etc.,  auch  herz.  Sachsen-Weissenfelsischer  Premierminister,  Ober-Hof- 
marschall, Director  des  Consistoriums  etc.  Von  Letzterem  stammte  Christian, 
geb.  12.  Dec.  1697,  gest.  22.  Aug.  1770,  kön.  poln.  und  kursächs.  Cabi- 
nets-  und  Conferenz-Minister,  wirkt.  Geh.Rath,  Gesandter  am  kais.  Hofe  etc., 
welcher  vom  Kurfürsten  Friedrich  August  II.  zu  Sachsen  als  Reichsverweser 
4.  (28.)  Febr.  1741  mit  seinemRruder,  Johann  Adolph  (I.),  kön.  poln.  und 
kursächs.  Cabinets-Minister  etc. ,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  wurde. 
Diese  gräfliche  Linie  ist  neuerdings  mit  dem  Enkel  des  Grafen  Christian, 
dem  Grafen  Johann  Adolph  (III.)  — -  Sohn  des  Grafen  Johann  Adolph  (II.)  — 
geb.  16.  Mai  1768,  Majoratsherrn  auf  Olbernhau,  Hirschstein  und  Wunitz, 
kön.  Sachs,  wirkt.  Geh.  Rath  und  Hausmarschall,  verm.  31.  Mai  1796  mit 
Isidore  Margarethe  Gräfin  v.  Knuth  zu  Gyldenstein,  geb.  26.  Febr.  1774, 
gest.  1845,  im  Mannsstamme  7.  März  1852  erloschen,  und  es  lebt  nur 
noch  eine  Tochter  aus  der  Ehe  des  letzten  Grafen ,  Gräfin  Amalie  ,  geb. 
2.  Jan.  1807,  verm.  1828  mit  Eckardt  v.  Stammer,  Herrn  auf  Görlsdorf, 
kön.  preuss.  Kammerherrn. 

Aus  Schlesien  ist  die  Famihe  auch  nach  Röhmen  und  Polen  gekom- 
men. Heinrich  Otto  v.  Loss,  Herr  auf  Könarow,  war  um  1618  Landrath, 
Burggraf  zu  Carlstein,  Unter -Kämmerer  und  Director  der  Landstände  in 
Röhmen,  scheint  aber  die  Famlie  nicht  fortgepflanzt  zu  haben.  In  Polen 
war  Ludwig  Alexander  v.  Lohss  1684  Abt  zu  Pelplin.  Um  dieselbe  Zeit 
war  Joseph  v.  Lohss,  Graf  v.  Krzywogna,  als  sehr  reicher  Wojwode  von 
Marienburg  bekannt,  und  Albrecht  v.  Loss  kommt  1712  als  Truchsess  und 
Deputirter  von  Lemberg  vor.  In  Galizien  kam  die  Familie  in  grosses  An- 
sehen, und  Glieder  derselben  gelangten  zu  hohen  Ehrenstellen.  So  war  der 
Vater  des  jetzigen  Hauptes  der  Familie  Palatin  von  Retz.  Nach  den  Angaben 
des  GeneaL  Taschenbuchs  der  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  460)  ist  der  österr. 
Grafenstand  im  Jahre  1782  vom  Kaiser  Joseph  II.  in  die  Famihe  gekommen. 
Rei  Megerle  v.  Mühlfeld  finden  sich  dagegen  (Ergänzungsband,  S.  21)  zwei, 
die  Famihe  betreffende  Erhebungen  in  den  Grafenstand.  Es  wurden  näm- 
lich zuerst  Felix  Aiston  Los  und  der  Neffe  desselben,  Moritz,  1783  gali- 
zische  Grafen,  und  später,  1789,  Michael  Moritz  Joseph,  Franz  und  Felix, 
Gebrüder  Los,  ebenfalls  gahzische  Grafen. 

Das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses  Los  in  Galizien  ist: 

Graf  THADDÄUS,  geb.  1793,  Herr  auf  Narol  im  Zolkiewer  Kreise, 
verm.  1824  mit  Angelica  v.  Komnacka,  geb.  1805.  Aus  dieser  Ehe  stam- 
men,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Maria,  geb.  1845,  zwei  Söhne:    Graf 


234 


(JRAFEIN  MAILATH  V.   SZEKHELY. 


Wladimir,  geb.  1825,  Herr  auf  Dolzauka  im  Taniopoler  Kreise,  venu. 
16.  Jan.  1853  mit  Pauline  Gräfin  Baworowska ,  geb.  1831,  Herrin  auf 
Borki  —  lind  Graf  Jaroslaw,  geb.  1827,  k.  k.  Gubernial-Concepls- 
Praclicanl. 


Grafen  Iflailatli  v.  Szekhely. 

■ßat|)olifd).  ©eHevretd). 

Besitz:   ilie  Henscliiift  Perhenyck  im  Zempliner  Coniilalc  in  Ungarn;   die  Heriscli.tri  Nagy 
Tore  ini  liarser  (^umiiaie  cic. 


MTappen:  Schild  der  Länge  nach  gclheilt;  rcchls  in  Blau  ülier  einem 
dreifachen  grünen  Hügel  ein  silberner,  mit  dem  Schafte  nach  ohen  aufrecht  ge- 
stellter Anker,  welcher  in  der  Mitte  durch  eine  offene  goldene  Krone  mit  einem 
grünen  Palmzweige  und  einem  die  Spitze  aufwärts  und  linkskehrenden  Schwerte, 
welche  beide  sich  kreuzen,  zusammengehalten  wird;  links  von  Silber  und  Roth  in 
5  Reihen,  jede  zu  drei  Feldern,   geschacht.     Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone. 

Die  Grafen  Mailäth  v.  Szekbely  (Szeckhely)  stammen  aus  einer  allen 
ungarischen  Adelsfamilie,  welche  sich  später  weit  ausbreitete,  zu  hohem 
Ansehen  gelangte  und  grossen  Grundbesitz  erwarb.  Aus  derselben  wurde 
vom  Kaiser  Joseph  11.  im  Jahre  1783  Joseph  v.  Mailalh  für  sich  und  seine 
Nachkommen  in  den  erbländisch-österreichischen  Grafenstand  erhoben,  und 
die  Abstammung  desselben  ergiebt  nachstehende  Ahnentafel:  Nicolaus 
V.  Maih^th  de  Szeckhely ;  Gemahlin :  Maria  Justine  v.  Eröss.  —  Balthasar  ; 
Gemahlin :  Susanna  Ordödy  de  Kalczfalva.  —  Joseph  ;  Gemahlin :  Catharina 
V.  Törinczy  de  Teriekfalva.  —  Joseph  ,  erster  Graf  v.  MailAth  de  Szeckhely. 

Graf  Joseph  (I.),  gel?.  1735,  gest.  1810,  war  zweimal  vermählt  und 
hatte  aus  beiden  Eheu  eirte  grosse  Nachkommenschaft.  Aus  der  ersten  Ehe 
mit  Maria  v.  Bossänyi  stammten  dreizehn,  aus  der  zweiten  mit  Anna  Gräfin 
Sandor  fünf  Kinder.  Drei  seiner  Söhne,  von  welchen  zwei  noch  leben,  haben 
das  Geschlecht  fortgepflanzt.  Von  dem  älteren  Sohne,  Graf  Joseph  (IL),  geb. 
1760,  gest.  1825,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Gräfin  Sennyei,  gesL  1819: 

Graf  JOSEPH  Simon,  geb.  29.  Juni  1796,  Herr  der  lierrschaa  Per- 
benyek  im  Zembliner  Comitat  in  Ungarn.     Der  Bruder  desselben  ist  Graf 


GRAFEN  V.  MARZANI,  STEINHOF  UND  NEUIIAUS. 


235 


Anton  Joseph,  geb.  22.  Febr.  1801,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ralh  und  Slaats- 
minister  a.  D. 

Die  beiden  lebenden  Söhne  des  Grafen  Joseph  (I.)  und  die  Brüder  des 
Grafen  Joseph  (II.)  sind:  Graf  Carl  Joseph  Ignaz,  geb.  31.  Jan.  1781,  k. 
k.  Kämmerer  und  jubilirter  kön.  ungar.  Hofkammerrath,  Herr  der  Herrschaft 
Nagy-Töre  im  Barser  Gomitat,  verm.  mit  Judith  Reviezky  v.  Revisnye,  geb. 
9.  Jan.  1800,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Maria,  geb.  4.  Aug. 
1821,  verm.  I.März  1847  mit  Ladislaus  Freiherrn  Medniansky  de  Medgyes, 
Wittwe  seit  4.  Juni  1849,  entsprossen  ist,  —  und  Graf  Johann  Nepomuk 
Joseph,  geb.  5.  Oct.  1786,  Mitglied  der  kön.  bayer.  Academie  der  Wissen- 
schaften, k.  k.  Kämmerer,  verm.  4.  Juli  1808  mit  Anna  Gräfin  Revay,  geb. 
3.  Oct.  1790,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Kolomann ,  geb.  1.  Nov. 
1815,  und  eine  Tochter,  Gräfin  Henriette,  geb.  26.  Jan.  1811,  leben.  — 
Die  drei  lebenden  Schwestern  der  Grafen  Joseph  (IL),  Carl  Joseph  Ignaz 
und  Johann  Nepomuk  Joseph  sind:  Gräfin  Julia,  geb.  4.  Febr.  1782,  Ober- 
vorsteherin des  Instituts  der  engl.  Fräulein  in  der  Österr.  Monarchie  zu 
St.  Polten;  Gräfin  Elise,  geb.  23.  Mai  1794,  verm.  mit  Emmerich  Grafen 
Batthyäni  Pinkafelder  Linie  (s.  Bd.  I.  S.  55),  und  Gräfin  Agnes,  geh»  4.  Febr. 
1798,  Wittwe  seit  17.  Juni  1844  von  Alois  Freiherrn  Medniansky  de  Med- 
gyes, k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  Präsidenten  der  ungar.  Iloikammer  etc. 


Grafen  v.  iflarzani,  Steinhof  und  Xeuhaus. 

In  Tirol  begütert. 


"Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  schwarzes  Krückenkrciiz.  Den  Schikl 
bedeckt  die  Grafenkrone. 

Die  Grafen  v.  Marzani  gehören  zu  einer  alten  Adelsfamihe,  welche  ur- 
sprünghch  aus  dem  Königreich  Neapel  stammt,  aber  aus  welcher  Gheder 
schon  im  15.  Jahrhundert  sich  nach  Tirol  wendeten  und  in  dieser  Graf- 
schaft sich  ansässig  machten.  Den  Reichsadel  erhielt  die  Famüie  vom  Kaiser 
Joseph  II.  im  Jahre  1769,  und  den  Reichsgrafenstand  vom  Kaiser  Leopoldll. 
1790,  letzteren  in  der  Person  des  Grafen  Lorenz. 


236  TRAFEN  V.  MARZAM,  STEINHOF  UND  NEUHAUS. 

Die  jelidgen  Gli<Hler  clor  Familie  sind  Nachkommen  des  Grafen  Lork>z 
V.  Marzani  aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Edlen  v.  Bernardi.  Das  Haupl  der 
Familie  ist  der  älteste  Sohn :  • 

AUGUSTIN  Reichsgraf  V.  Marzani,  Steinhof  und  Neuhaus,  geh.  1789, 
verm.  1822  mit  Rosine  v.  Madernini.  Aus  dieser  Ehe  stammt  ein  Sohn  und 
eine  Tochter.  Ersterer  ist  Graf  Alioustin  (II.),  geb.  1822,  verm.  1848  mit 
Maria  Gräfin  Pompeati,  gest.  23.  Dec.  1851,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
leben,  die  Grafen  Augustin  (III.),  geb.  19.  Sept.  1849,  und  Odoard,  geb. 
8.  Aug.  1851  —  Letztere,  Gräfin  Violante,  geb.  1830,  verm.  sich  5.  Febr. 
1851  mit  Sigismund  Grafen  Manci.  —  Das  Haupt  des  Hauses,  Graf  Augustin, 
hat  drei  Brüder  und  drei  Schwestern.  Die  drei  Brüder  sind:  Graf  Lorenz, 
geb.  1793,  verm.  1822  mit  Maria  Gräfin  v.  Montalbono,  aus  welcher  Ehe, 
neben  einer  Tochter,  Gräfin  Sophie,  geb.  1830,  drei  Söhne  leben,  die  Gra- 
fen Lorenz,  geb.  1828,  Guido,  geb.  1833,  k.  k.  Lieutenant,  und  Albert, 
geb.  1845.  —  Graf  Johann  Baptist,  geb.  1794,  k.  k.  Ministerial-Rath  und 
1.  Statthalterei-Rath  im  Venetianischcn ,  verm.  1820  mit  Juliane,  Tochter 
des  Starosten  von  Gro  Nowsky  auf  Gross-  und  Klein- Ghelm,  aus  welcher 
Ehe  zwe^Söhne  stammen,  die  Grafen  Carl,  geb.  1821,  und  Richard,  geb. 
1826,  k.  k.  Ober-Lieutenant  in  d.  A.,  verm.  1851  mit  Clarice  Marquise 
Guossi,  aus  welcher  letzteren  Ehe  Gräfin  Julia  Catharina,  geb.  8.  Aug. 
1852,  entsprossen  ist,  —  und  Graf  Peter,  geb.  1797,  k.  k.  Gubernialralh. 
—  Die  drei  Schwestern  des  Grafen  Auguslin  und  der  genannten  Brüder 
sind  Gräfin  Josbphine,  verm.  15.  Febr.  1815  mit  Carl  Justus  Freiherrn 
Torresani  v.  Lanzenfeld,  k.  k.  Hofrath  und  General-Pohzei-Director  zu  Mai- 
land, Wittwe  seit  8.  Aug.  1852;  Gräfin  Anna,  geb.  1800,  und  Gräfin  Fran- 
ziska, geb.  1802,  verm.  mit  Antonio  Libera  de  Villa. 


GRAFEN  V.   MAZZUCHELLI. 


237 


Grafen  v.  Ulazznchelli. 

^atljoltfd).  ©eßtrreid)  (ir0mbarirei  unl»  0tetfrmark). 

In  Steiermark  reich  begütert. 


Wappen:  Schild  quer  getheilt;  oben  in  Blau  auf  grünem  Boden  ein 
rechtsgekehrter,  vorwärtssehender,  goldener,  geflügelter,  liegender  Löwe,  dessen 
Haupt  ein  goldener  Heiligenschein  umgiebt  und  welcher  mit  den  beiden  Vorder- 
pranken eine  aufgeschlagene  silberne  Bibel  hält,  auf  deren  Blättern  die  Worte: 
i*ax  tibi  Marce  Evangeliste  meus  zu  lesen  sind  (Markuslöwe  von  Venedig);  unten 
im  von  Blau  und  Gold  mit  gewechselten  Tincturen  quadrirten  Felde  ein  links  ge- 
kehrter Löwe  von  gewechselten  Tincturen,  welcher  eine  silberne,  oben  mit  dem 
Kopfe  eines  Mannes  besteckte,  senkrecht  gestellte  Lanze  hält.  Den  Schild  bedeckt 
die  Grafenkrone  und  denselben  halten  zwei  auswärtssehende  Löwen,  Die  Devise  ist: 
Hostibus  versis.  —  Nach  Angaben  Einiger  ist  die  quere  Theilung  des  Schildes 
nicht  eine  einfache,  sondern  dieselbe  ist  durch  einen  schmalen  rothen  Querbalken 
bedingt.  An  diese  Annahme  hält  sich  auch  das  Gen.  Taschenb,  d.  gräfl.  Häuser 
(1853.  S,  450),  doch  ergeben  Lackabdrücke  von  neueren ,  wie  es  scheint,  sehr  ge- 
nau gestochenen  Petschaften  aus  der  Familie  keinen  rothen  Querbalken ,  sondern 
zeigen  eine  ganz  einfache  Theilung  des  Schildes, 

Die  Grafen  Mazzuchelli  stammen  aus  einer  alten  Familie  Dalmatiens, 
welche  aus  dem,  auf  einer  Insel  liegenden  Kreise  Zara  entsprossen  ist.-  Der 
erste  bekannte  Stammvater  der  Familie  ist  Christian  Mazzuchelh ,  welcher 
1328  Feldherr  des  Herzogs  Ludwig!,  v.  Gonzaga  war.  Der  Grafenstand 
wurde  dem  Geschlechte  zuerst  im  Jahre  1511  von  dem  Senate  von  Venedig 
ertheilt.  Später  machte  sich  die  Familie  auch  in  Steiermark  ansässig  und 
wurde  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  1830  in  der  Person  des  jetzigen 
Hauptes  der  Familie  in  den  österr.  Grafenstand  erhoben. 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist : 

ALOIS  Graf  Mazzuchelh,  geb.  17.  Sept.  1776,  Herr  und  Landstand  in 
Steiermark,  k.  k.  wirkl.  Geh.  Rath,  Feldzeugmeisler  in  Pension  und  Re- 
giments-Inhaber, verm.  18.  März  1800  mit  Pauline  d'Eydery  de  St.  Lau- 
rent, geb.  24.  Juni  1784.  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben  zwei  Töchtern, 
ein  Sohn,  Graf  Johann,  geb.  4.  Juh  1811,  k.  k.  RathsprotocoUist  bei  dem 
mährisch -schlesischen  Oberlandesgericht  zuBrünn,  verm.  18.  Jan.  1841 
mit  Maria  Freiin  v.  Hentschel  auf  Gutschdorf,  geb.  22.  Oct.  1822,  aus  wel- 
cher Ehe  drei  Töchter  entsprossen  sind,  die  Gräfinnen :  Pauline,  geb.  4.  März 


238 


(;RAFEN  V.   MEAN  UND  DEAIIRIEUX. 


1843,  JoIIA^^A,  geb.  3.  Scpl.  1844,  und  Isabella,  geb.  9.  April  1846.  — 
Die  beiden  Tücbler  des  (trafen  Alois  sind:  Gräfin  Isaijella,  geb.  19.  Febr. 
1815,  verin.  9.  Febr.  1842  mit  Peter  Marquis  Sordi ,  k.  k.  Kämmerer  und 
Ober-Lienlenant  in  d.  A.,  und  Gräfin  Helene,  gel).  15.  Mai  1818,  verm. 
9.  Fel)r.  1842  mit  Claudius  Grafen  Bossi,  k.  k.  Delegalions-Adjuncten  in 


Bergamo. 


Grafen  v.  Hlean  und  Bcaurienx. 

^atl)Olifd).  6elgun. 

Besitz:  die  Ilonsclianen  Airin,  Gorsoncoiiit,  Landen  etc. 


Wappen:  im  silhcrnon  Scliildc  ein  grüner  Baum,  vor  dessen  Stamme  auf 
einer  rollien  Stange  ein  schwarzer  Adler  steht.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafen- 
krone, und  aus  derselben  bricht  ein  rechtssehender,  schwarzer  Adler  mit  ausge- 
breiteten Flügeln  und  roth  ausschlagender  Zunge  hervor. 

Sehr  alte,  angesehene  niederländische  Adelsfamilie,  in  welche,  den  ge- 
wöhnlichen Angaben  nach,  vom  Kaiser  Leopold  I.  1694  der  Freiherren- 
stand und  bald  nachher  der  Grafenstand  gekommen  ist.  Peter  Graf  v.  Mean 
und  Beaurieux,  geb.  17.  Nov-.  1691,  gest.  7.  Febr.  1757,  Herr  der  Herr- 
schaft Beaurieux,  Atrin  etc.,  Commissaire  Deciseur  zu  Mastricht,  fürstl.  Lüt- 
tich, wirk.  Geh.  Bath ,  vermählte  sich  27.  Febr.  1718  mit  Helena  Johanna 
Catharina,  Tochter  Johann  Carls  Freiherrn  v.  Waha,  Herrn  v.  Loen,  geb. 
24.  April  1699,  gest.  2.  Dec.  1776.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  war  Franz 
Anton,  geb.  25.  Dec.  1724,  gest.  4.  Juli  1  788,  Herr  der  Herrschaft  Atrin  etc., 
fürstl.  Lüttich.  wirkt.  Geh.  Bath  und  kurcöln.  Kammerherr,  verm.  15.  Mai 
1752  mit  Anna  Franziska  Elisabeth  Gräfin  v.  Hoensbröch  d'Ost,  geb. 
21.  April  1722,  gest.  27.  Febr.  1782.  Aus  dieser  Ehe  entsprossen  drei 
Söhne,  Peter  Carl  Franz,  welcher  das  Geschlecht  fortpflanzte,  Franz  Anton 
Maria  Constanz,  welcher  16.  Aug.  1792  zum  Fürstbischof  von  Lüttich  er- 
wählt wurde,  und  Caesar  Constantin  Maria,  Doinherr  zu  Lüttich  und  Propst 
zu  Tongern. 


GRAFEN  V.  MERAN. 


239 


Die  jetet  bekannten  beiden  Glieder  des  gräflicben  Hauses  Mean  und 
Beaurieux  stammen  von  dem  Grafen  Peter  Carl  Franz,  geb.  25. Sept.  1753, 
gest.  26.  April  1S02,  k.  k.  Kämmerer,  fürstl.  Lüttich.  wirkl.  Geh.  Rath 
und  Grand-Mayeur  zu  Ltittich,  Herrn  der  Herrschaften  Atrin,  Gorsoncourt, 
Landen  etc.,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Aloise  Gräfin  v.  Wrbna,  geb.  22.  Aug. 
1756,  verm.  7.  Juni  1784.     Der  Sohn  desselben  ist: 

Graf  FRANZ  EUGEN,  geb.  9.  Febr.  1789,  und  die  Schwester  des  Letz- 
teren ,  Gräfin  Franziska  Aloise,  geb.  13.  Nov.  1792,  verm.  7.  Aug.  1810 
mit  Constantin  Freiherrn  v.  Copis,  kön.  niederländ.  Kammerherrn. 


Grafen  v.  Hieran. 


^atl)olifd). 


©cftcrrttd). 


"Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilf,  und  in  der  hnken  Hälfte  mit 
einer  von  Roth  und  Silber  gestickten  Leiste  umgeben;  rechts  quergetheilt:  oben 
in  Silber  ein  rechtsspringender,  rother  Löwe,  unten  in  Blau  ein  auswärts  sehender, 
goldener  Adler  (Meran) ;  die  linke  Schildeshälfte  quadrirt  mit  Mittelschild.  Mittel- 
schild der  Länge  nach  gctheilt:  rechts  in  Roth  ein  silberner  Querbalken,  links  in 
Silber  ein  rechtssehender,  gekrönter,  rother  Löwe  (Oesterreich  und  Habsburg). 
l  und  4  Roth  und  mit  plattem  silbernen  Kreuze  überzogen;  2  und  3  in  Blau 
auf  grünem  Hügel  ein  Alpenschloss  mit  Giebeln,  Thürmen,  Fenstern  und  Thor 
(Brandliof).  lieber  der,  den  Schild  bedeckenden  Grafenkrone  erheben  sich  fünf 
gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einwärts  sehend  und  wachsend  den  rothen 
Löwen  des  Schildes,  der  zweite  fünf  Pfauenfedern,  der  mittlere  einen  Busch  von 
fünf  goldenen  Federn,  welche  mit  einem  rothen,  schrägrechts  gebogenen  und  unter- 
halb wolkenartig  ausgebrochenen  Balken  belegt  sind,  der  vierte  zwischen  einem 
offenen    blauen  Adlersfluge  den  Hügel  mit  dem  Alpenschlosse  des  2.  und  3.  Feldes 


240 


GRAFEN  V.  MERAVIGLIA-CRIVELLI. 


der  linkon  Scliildeshälfle  und  der  linke  eine  wachsende,  vorwärlsseUende  Jungfrau 
mit  Illauem  Kleide,  goldener  Lcibhinde,  blossem  Kopfe  und  blondem  herabwallen- 
den Haar,  welche  beide  Hände  in  die  Seile  stemmt.  Die  Helmdecken  sind  rechts 
roth  und  silbern,  links  blau  und  golden,  und  _den  Schild  hält  rechts  ein  ein- 
wärtssehender Steinadler,  links  ein  Gemsbock.  Beide  Schildhalter  stehen  auf  einem 
fliegenden  blauen  Bande  mit  dem  Motto  in  silbernen  Buchstaben:  Si  Dens  mecum, 
quis  contra  me. —  Die  Angabe  des  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  489): 
„den  Hauptschild  umgiebt  eine  von  Both  und  Silber  gestickte  Leiste"  ist  unrichtig. 
Diese  Leiste  umgiebt,  wie  oben  abgebildet  und  beschrieben  ist,  nur  die  ganze  linke 
Hälfte  des  Hauptschildes,  während  die  rechte  diese  Leiste  nicht  zeigt. 

Erzherzog  Johann  Baptist  Joseph  Fabian  Sebastian  —  siebenter  Sohn 
des  Kaisers  Leopold  IL  —  geb.  20.  Jan.  1780,  k.  k.  General-Feldmarschall 
und  Regiments-Inhaber,  vom  12.  Juli  1848  bis  zum  20.  Dec.  1849  deut- 
scher provisorischer  Reichsverweser,  vermählte  sich  in  morganatischer  Ehe 
18.  Febr.  1827  mit  Anna  Plochel,  geb.  6.  Jan.  1804.  Letztere  wurde  vom 
Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  4.  Juli  1834  in  den  österr.  Freiherrenstand 
als  Freiin  v.  Brandhof,  und  vom  Kaiser  Franz  Joseph  I.  von  Oesterreich  im 
Jan.  1850  in  den  österr.  Grafenstand  als  Gräfin  v.  Meran  erhoben. 
Aus  dieser  Ehe  stammt : 

FBANZ  Graf  V.  Meran,  Freiherr  v.  Brandhof,  geb.  11.  März  1839. 


Grafen  v.-Meraviglia-Crivelli. 

«Qtljöltfd).  ©cjlcmid;. 

In  Mähren  etc.  begütert. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt ;  rechts  in  Gold  drei  blaue, 
über  einanderstehende  Spurren  (Meraviglia),  links  quer  getheilt:  oben  in  Gold  ein 
schwarzer,  gekrönter  Adler,  unten  von  Both  und  Silber  mit  gewechselten  Tincturen 


I 


GRAFEN  V.   MKRAVir.LIA-CRIVKLJJ.  241 

quadrirt,  und  in  der  Mitte  mit  einem  goldenen,  runden  Siebe,  in  welchem  sich 
VVeizonkörner  finden,  belegt  (Crivelli).  Den  Schild  bedeckt  eine  Grafenkrone,  auf 
welcher  drei  gekrönte  Helme  stellen :  der  rechte  trägt  einen  einwärts  gekehrten 
sitzenden  silbernen  Hund  mit  rothem  Halsband,  der  mittlere  einen  gekrönten, 
schwarzen  Adler,  und  der  linke  ein  wachsendes,  aufgezäumtes,  silbernes  Ross.  Die 
Decken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern.  —  Das  Gen.  Taschenb. 
d.  gräfl.  Häuser  (1848.  S.  431).  gicbt  in  Gold  wohl  irrthümlich  silberne  Sparren 
an,  und  stellt  links  einen  nicht  gekrönten  Adler  in  ein  Schildeshaupt.  Lackab 
drücke  entsprechen  diesen  Angaben  nicht.  Einer  derselben  zeigt  den  Schild  nur 
quer  gelheilt ;  oben  steht  in  Gold  ein  gekrönter  Doppel-Adler,  unten  die  drei  Spar- 
ren. Die  übrigen  Tincturen  sind  nicht  zu  erkennen.  —  Die  Supplemente  zum 
Siebmachcr  (VI.  6)  tingiren  ebenfalls  die  Sparren  silbern  und  das  Sieb  braun  mit 
silberner  Einfassung^ 

Alte,  angesehene  italienische  und,  soviel  bekannt  ist,  ursprünglich  mai- 
ländische  Familie,  welche  nach  den  Urkunden  und  Ahnentafeln  des  Ge- 
schlechts schon  mehrere  Jahrhunderte  in  Italien  mit  der  Grafenwürde  vor- 
gekommen ist.  Glieder  derselben  kamen  im  vorigen  Jahrhundert  nach 
Oesterrcich ,  gelangten  in  k.  k.  Kriegsdiensten  zu  hohen  Ehrenstellen  und 
erhielten  den  erbländisch-österreichischen  Grafenstand  (s.  unten),  traten  zu 
alten  und  berühmten  österreichischen  Häusern  durch  Vermählung  in  nahe 
v^rwandtschaflhche  Beziehung,  und  gelangten  zu  hohem  Ansehen,  grossen 
Würden  und  bedeutendem  Grundbesitz. 

Die  Abstannnung  der  jetzigen  Familienglieder  ergiebt  sich  aus  folgen- 
der Ahnenlafel:  Gio  Steffano  Conte  Meraviglia-Grivelh ;  Gemahhn:  Anna 
Theresia  de  Moltena.  —  Pio  Antonio  Gonte  Meraviglia-Grivelli ;  Gemahlin : 
Maria  Therese  de  Longo.  —  Johann  Stephan  Graf  v.  Meravigha  -  Crivelli ; 
Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  v.  Mollart.  —  Anton  (I);  Gemahhn:  Eleonora 
Vincentia  Gräfin  v.  Abensperg  und  Traun,  geb.  28.  Nov.  1763,  verm.  1781. 
—  Anton  (IL),  Joseph,  Leopold,  Franz  Xaver,  Rudolph  und  Ladislaus,  Ge- 
brüder Grafen  v.  Meraviglia- Crivelli.  —  Der  erbländisch- österreichische 
GrafensLand  ist  vom  Kaiser  Franz  I.  im  Jahre  1761  in  die  Familie  gekom- 
men, und  zwar  in  der  Person  des  Johann  Stephan  Meraviglia-Grivelli,  k.  k. 
Oberst-Lieutenants  und  General-Adjutanten  zu  Mailand.  In  dem  betreffenden 
Diplom  ist  ausdrückhch  angeführt,  dass  diese  Standeserhöhung  erfolgt  sei 
,, wegen  seines  uralten  Geschlechtes  und  seiner  ausgezeichneten  Mihtair- 
dienste.** 

Der  jetzige  Personalbestand  der  gräfl.  Familie  ist  folgender: 

Graf  JOSEPH  —  Sohn  des  Grafen  Anton  (I.)  und  Enkel  des  Grafen 
Johann  Stephan  —  geb.  24.  Sept.  1790,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in 
d.  A.  Die  vier  Brüder  desselben  sind:  Graf  Leopold,  geb.  15.  Nov.  1796, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst  in  d.  A. ;  —  Graf  Franz  Xaver,  geb.  25.  Jan. 
1799,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  verm.  16.  Oct.  1832  mit  Maria 
Theresia  Amahe  Gräfin  v.  Kolowrat-Krakowsky  —  Schwester  des  Grafen 
Joseph  Ernst  (s.  Bd.  I.  S.  459)  —  geb.  10.  Sept.  1808  ;  —  Graf  Rudolph, 
geb.  7.  April  1801,  k.  k.  Ober- Lieutenant  in  d.  A.,  verm.  16.  Juni  1827 
mit  Aloisia  Gräfin  v.  Heister,  geb.  29.  Aug.  1798,  gest.  23.  Nov.  1848, 
aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Maria,  geb.  19.  Sept.  1829, 
verm.  22.  Febr.  1851  mit  dem  k.  k.  Hauptmann  Camillo  Busetti,  zwei 
Söhne  leben,  die  Grafen  Rudolph,  geb.  15.  Dec.  1833,  k.  k.  Lieutenant, 
111.  IG 


242  <:UAFEN  V.   MKHAVir.LIA-CRIVKLLI. 

und  Lp:of»old,  gel).  25.  März  1836,  k.  k.  Cadot  —  und  Graf  Ladislaus, 
gel).  15.  Fei)r.  1804,  k.  k.  Kämmerer  und  Haui)lmjiim  in  d.  A.,  verm. 
3.  Juli  1831  mil  Maria  Anna  Freiin  Ubelli  v.  Siegburg,  geb.  29.  Juli  1810, 
aus  welclier  Elie  ein  Sobn,  Graf  Ottomar  Joseph  Procop,  geb.  12.  Aug. 
1833,  k.  k.  Ober-Lieulenanl,  und  zwei  Tochter,  die  Gräfinnen  Maria,  geb. 
7.  Sept.  1838,  Stiftsdame  zu  Maria-Schul,  und  Olga,  geb.  18.  April  1843, 
slanunen.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  der  Grafen  Joseph ,  Leopold, 
Franz,  Xaver,  Rudolph  und  Lidislaus,  dem  Grafen  Anton  (11),  geb.  17.  April 
1782,  gest.  3.  Mai  1844,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Uath,  General-Major  und 
Oberst-Hofmeister  bei  dem  Erzherzog  Rainer,  leben  aus  der  Ehe  mit  Maria 
Crescenlia  Gräfin  v.  Bissingen -Nippenburg,  gel).  30.  Nov.  1808,  gest. 
23.  Mai  1841,  fünf  Töchter,   die  Gräfinnen:   Maria  Therese,  geb.  29.  März 

1835,  verm.  12.  März  1853  mit  Ferdinand  Caspar  Grafen  v.  Bissingen- 
Nippenburg  (s.  Bd.  I.  S.  87),  Therese  und  Eleonore,  Zwillinge,  geb.  G.Juni 

1836,  Ferdinandine ,  geb.  1.  März  1839,  und  Antonie,  geb.  4.  Mai  1840. 
—  Die  drei  Schwestern  der  ol)en  genannten  sechs  Brüder  sind:  Gräfin 
Eleonore,  geb.  25.  März  1789,  Gräfin  Ludmilla,  geb.  12.  April  1794, 
verm.  14.  Oct.  1811  mit  Carl  Leonhard  Grafen  v.  Harrach  (s.  Bd.  I.  S.  321), 
Wittwe  seit  8.  März  1831,  und  Gräfin  Therese,  geb.  22.  Jan.  1798,  Stifts- 
dame im  herz,  savoyschen  Damenslift  in  Wien. 


Maü)o\ifd). 


(JIIAFKN  V.   MICHNA. 

(iirafeii  v«  Iflichna. 

In  Hölimei)  begütert. 


243 


©c|ttrreid). 


^Vappen:  quadrirter  Schild  mit  Mitlelscliild.  Im  gekrönten  rothen  Mittel- 
scliilde  ein  silberner  Querbalken,  welcher  mit  der  Chiffre  F.  II.  belegt  ist.  1  von  Roth 
und  Silber,  2  von  Gold  und  Schwarz,  3  von  Schwarz  und  Gold,  und  4  von  Silber  und 
Roth  sechsmal  der  Länge  nach  getheilt;  vor  dem  2,  F'elde  steht  ein  einwärts  sehender, 
gekrönter  schwarzer  Adler,  vor  dem  dritten  ein  recbtsgekehrler,  goldener,  gekrönter 
und  doppelt  geschweifter  Löwe.  Uebcr  der  Grafenkrone  erlieben  sich  zwei  gekrönte 
Helme.  Auf  dem  rechten  steht  einwärlssehcnd  ein  das  Rad  schlagender  Pfau, 
welcher  im  Schnabel  einen  goldenen  Ring  hält,  und  auf  dem  linken  der  Löwe  des 
dritten  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und 
silbern.  —  Die  Supplemente  zum  Siebmacher  (VI.  24)  zeigen  auf  dem  Querbalken 
des  Mitlelschildes  die  Chiffre  nicht,  und  Feld  1  und  4  ist  viermal  von  Sjlber  und 
Roth,  Feld  2  eben  so  viele  Male  von  Gold  und  Schwarz,  und  Feld  3  von  Schwarz 
und  Gold  der  Länge  nach  getheilt.  —  Das  (ien.  Taschcnb.  d.  gräfl.  Häuser  (1854. 
S.  496)  gtebt  die  Felder,  wie  folgt,  an:  1  und  4  von  Roth  und  Silber  sechsmal 
lang  abgestreift;  2  und  3  von  Gold  und  Schwarz  sechsmal  lang  abgetheilt,  oben 
mit  einem  goldenen,  gekrönten  Adler,  unten  mit  einem  goldenen,  gekrönten,  dop- 
pelt geschwänzten,  rechtsspringenden  Löwen  belegt 

Alte  böhmiselie  Adelsfamilie ,  welche  zu  hohem  Ansehen  gekommen 
ist  und  den  Freiherren-  und  Grafensland  (s.  unten)  erhalten  hat.  Die 
Stammgüter  der  Familie  lagen  in  Böhmen  in  der  Nähe  des  sachs.  Erzgebir- 
ges, und  namentlich  kommt  Johndoi^fl'  als  Hauptsitz  des  Geschlechts  vor. 
Paul  V.  Michna  war  um  1609  böhm.  Reichs- Vicecanzler,  und  Georg  Wil- 
helm Y.  Michna,  k.  k.  Rath  und  Oberhauptmann  aller  kais.  Herrschaften  in 
Böhmen,  später  königl.  böhmischer  Appellationsralh,  wurde  vom  Kaiser 
Ferdinand  II.  1632  mit  dem  Prädicate :  v.  Waitzenau  in  den  Freiherren- 
stand erholten.  Wilhelm  Ernst,  Freiherr,  war  um  1670  königl.  Hof-,  Lehn- 

16* 


244  GRAFEN  V.  MICHNA. 

iiiul  Kanimerroclils-Beisilzer  in  Böhmen,  und  Carl  Georg  Wenzel  nni  1  709 
k.iis.  Raul,  Kämmerer  nnd  nanj)lmann  im  Elnljogner  Kreise.  Letzteren  hat 
Gauhe,  welchei-  die  Familie  nnter  dem  unrichtigen  Namen:  Michna  v.  Wei- 
zenhohin  ahhandell,  selion  im  letztgenannten  Jahre,  in  welchem  der  Grafen- 
sland  in  die  Familie  noch  nicht  gelangt  war,  als  Graf  aufgeführt.  Der 
höhmische  (irafensland  ist  nämlich  vom  luiiser  Carl  VI.  im  Jahre  1711  der 
Familie  verliehen  worden,  und  das  Diplom  ist  für  Mahtin  Michael,  Johann 
Wenzel  nnd  Wenzel  Ferdinand  ,  Gehrüder  ]\Iichna ,  Freiherren  v.  Waitze- 
nau,  ausgefertigt. 

Das  einzige,  jetzt  hekannle  (ilied  des  gräflichen  Hauses,  der  unten  an- 
zuführende Friedrich  Johann  Graf  v.  Michna,  ist  ein  Nachkomme  des  eben 
genannten  Grafen  Johann  Wenzel,  und  in  Bezug  auf  denselben  gehören  aus 
den,. der  Redaction  vorliegenden  Ahnentafeln  der  Famihe:  Grafen  v.  Michna 
•und  Grafen  Bubna  v.  Littitz,  Grafen  v.  Michna  und  v.  Cönens  etc.  folgende 
Glieder  hierher:  Wilhelm  Wenzel  Franz  Freiherr  Michna  v.  Waitzenau; 
Gemahlin:  Elisabeth  Polyxene  Enis  v.  Atter  und  Iveagh.  —  Johann  Wenzel, 
Graf;  Gemahlin:  Maria  Caroline  Freiin  Wopping  v.  Karpheim.  Ferdinand 
Carl  JosEi'H ;  Gemahlin:  Sophie  Dubois-Desfeignics  Baronne  de  la  Tour- 
nelle.  —  Carl  Joseph  ;  Gemahlin :  Johanna  Gräfin  Bubna  v.  Littitz.  — 
Emav'uel  Peter,  geb.  18.  Dec.  1772,  gest.  16.  Nov.  1827,  k.  k.  Kämmerer, 
ordentlicher  Professor  der  Landwirthschaft  an  der  Universität  Prag ,  k.  k. 
Ober-Lieutenant  in  d.  A. ;  Gemahlin :  Maria  Therese  Freiin  Wiedersperger 
V.  Wiedersperg,  geb.  l.  April  1771.    Aus  dieser  Ehe  stammt: 

FRIEDRICH  Johann  Graf  Michna,  Freiherr  v.  ^Vaitzenau,  geb.  15.  März 
1804,  k.  k.  Bezirks -Hauptmann  2.  Classe  zu  Reichenberg  in  Böhmen.  — 
Die  Schwester  des  Grafen  Emanuel  Peter,  Gräfin  Maria  Anna,  geb.  4.  Aug. 
1774,  Wittwe  seit  7.  Juli  1S23  von  dem  k.  k.  Hauptmann  Podiwin  Donat 
Freiherrn  v.  Rumerskirch,  ist  18.  Nov.  1846  gestorben. 


GRAFEN  V.   MIKLZYNSKI,  BRUDZEWü-MIELZYNSKI. 


245 


Grafen  v.  Ulielzyiiski,   Brndzewo-iflielzyiiski. 

Besitz:  im  IGrossherzogtlium  Posen  die  Hitlcrgülcr  KöJJtiilz,  Godziszewo,  Woycieci)o\vo  tiud 
lIcide-Voiwcrk  im  Kreise  IJomst,  und  Worniki  i  Kotowo  im  Kreise  Koslen ;  die 
Ilerrscliafl  Milasiaw  im  Kreise  Wrcschen ;  die  Ilerrscliaft  l'awlowioe  im  Ki'eise 
Fraustadt,  und  Zyiowiecko  im  Kreise  Kröbcn;  die  Ilerrscluiri  Haszkow  im  Kreise 
Kroioszvn  etc. 


Wappen:  in  Blau  ein  silbernes  Hufeisen,  auf  dessen  innerer  Mitte  mit 
der  Spitze  ein  kurzer  Degen  mit  goldenem  Griffe  und  Knopfe  aufstellt  (Haus  No- 
wina).  Auf  dem  Schilde  steht  ein  mit  einer  Grafenkrone  gekrönter  Helm,  und  auf 
der  Krone  ruht  mit  dem  Knie  ein  silbern  gerüstetes  und  besporntes  Bein  so,  dass 
der  Fuss  nach  oben  und  links  steht.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  blau.  Bis- 
weilen umgeben  zahlreiche  Armaturen  und  Siegeszeichen  an  den  Seiten  und  unten 
den  Schild,  so  z.  B.  im  Wappenb.  der  preuss.  Monarchie  (I.  71).  —  Die  gegebene 
Beschreibung  dieses  Wappens  hat  Speners  Ansicht  vor  sich,  dass  das  Wnppenbild 
des  Hauses  Nowina  ein  Hufeisen  sei.  Sinapius  nahm  dagegen  einen  „Kesselrinken" 
an,  und  schon  demgemass  lässt  sich  nichts  dagegen  sagen,  dass  das  Gen.  Taschenb. 
d.  gräfl.  Häuser  das  Wappen,  wie  folgt,  angiel)t :  in  Blau  ein  silberner  Kesselrinken, 
and  zwischen  dessen  beiden,  wie  ein  Hufeisen,  nach  oben  auswärtsgebogenen  Hen- 
keln ein  blankes  Schwert  mit  goldenem  Griffe,  die  Spitze  unten. 

Sehr  alte  und  sehr  angesehene ,  weit  verzweigte  und  reich  begüterte 
pohlische  Adelsfamilie,  als  deren  Ahnherr  ein  tapferer  Krieger,  Nowina, 
angenommen  wird,  welcher  1137  in  der  Schlacht  bei  Halicz  dem  Herzog 
Boleslaus  Krzywousty  von  Polen  das  Leben  rettete  und  von  Letzterem  da- 
für zum  Lohne  die  Ritterwürde  mil  mehreren  Gütern  um  Krakau  erhielt. 
Der  Urenkel  des  Nowina ,  Swientoslaw ,  Herzogs  Casimir  des  Gerechten  in 
Polen  Rath,  schenkte  dem  Kloster  zu  Miechow  1186  das  Dorf  Chycza  und 
wurde  1194  C.astellan  von  Krakau.  Die  Nachkommen  desselben  gelangten 
zu  grossem  Grundbesitz  in  der  Wojwodschaft  Kaiisch,  namentlich  zu  den 
bei  Gnesen  liegenden  Gütern  Brudzewo  und  Mielzyn,  von  welchem  letzteren 
Gute  der  Name  Mielzynski  hernihrt.  Zuerst  kommt  mit  diesem  Namen  ur- 
kundlich 1590  Adalbert  als  Landbote  auf  dem  polnischen  Reichstage  vor. 
Lucas  V.  Mielzynski,  gest.  1627,  war  Gastellan  von  Gnesen  und  Starost 
von  Powidz,  und  der  Bruder  desselben,  Nicolaus,  gest.  1633,  ebenfalls 
Gastellan  von  Gnesen;  Christoph,  gest.  1638,  war  Gastellan  von  Kahsch, 


246  GRAFEN    V.    MIKLZYISSKI,   HKUDZEWO-MIKLZYINSKI. 

und  3IaUliias,  gest.  1696,  Caslellan  von  Scliriinm  und  Starost  von  Exin. 
Zwei  Söhne  des  Lelzlereii,  Clirisloph,  gest.  1723,  und  Franz,  waren  nach 
einander  Caslelhinc  von  Scluinnn;  Andreas  wurde  1733  Slarost.ViOn  Exin, 
und  Joseph,  Herr  der  Herrschaften  Samoczyn  und  Gollancz,  177S  Castellan 
und  1787  Wojwode  von  Posen.  Matthias  war  1789  Land-Känunerer  von 
Fraustadl,  und  Maximilian,  seit  1775  k.  poln.  Kron-Grossschreil)er,  wurde 
vom  König  Friedrich  Wdhcdm  III.  von  Preussen  5.  Juni  1798  in  den  preus- 
sischen  Grafenstand  erhohen,  und  diese  Erhehung  wurde  28.  Äug.  1317 
fiir  den  Sohn  des  Grafen  Maximilian,  Stanislaus,  Herrn  der  IIeri*schaft 
Pawlowice  hei  Lissa,  General  in  poln.  Diensten  etc.,  so  wie  für  Joski'h 
v.  Mielzynski,  Starosten  von  Kazimicrz,  Herrn  auf  Miloslaw  und  Köhnitz, 
und  für  Nigolaus  v.  Mielzynski,  Herrn  der  Herrschaft  Baszkow,  von  Neuem 
anerkannt  und  heslätigt. 

Die  gräfliche  Familie  theilt  sich  jetzt  in  drei  Linien ,  von  welchen  die 
erste  vom  Grafen  Joseph,  die  zweite  vom  Grafen  Stanislaus,  und  die 
dritte  vom  Grafen  Nicolaus  (s.  sämmtliche  ohen)  abstammt. 

Der  jetzige  Personalbestand  aller  drei  Linien  ist  nachstehender: 

Erste  Linie.  MATTHIAS  Graf  v.  BrudzeAvo-Mielzyfiski  —  Sohn  des 
Grafen  Joseph  aus  der  Ehe  mit  Gräfin  Magdalene,  Starostin  von  Kazimierz, 
jetzt  Wittwe  —  Herr  auf  Kölmitz,  Godziszewo,  Woyciechowo  und  Heide- 
Vorwerk,  so  wie  auf  Woznicki  i  Kotowo ,  Wittwer.  Die  drei  Söhne  des- 
selben sind  die  Grafen  Joseph,  Johann  und  Carl,  und  die  vier  Töcliter,  die 
Gräfinnen:  Maria,  Wittwe  des  1846  verstorbenen  Johann  Grafen  Bnin- 
Bninski,  Franziska,  Barbara,  verm.  mit  Stanislaus  Graf<ui  Plaler,  und  Amila. 
—  Der  Bruder  des  Grafen  Matthias  ist:  Graf  Severin,  Herr  der  Herrschaft 
Miloslaw,  verm.  mit  Franziska  v.  Wilkszycka. 

Zweite  Linie.  LEO  Graf  v.  Brudzew^o-Mielzynski  -  Sohn  des 
Grafen  Stanislaus  —  Herr  der  Herrschaften  Pawlowice  und  Zytowiecka, 
verm.  1842  mit  N.  N.  v.  Potocka.  Die  drei  Schwestern  des  Grafen  Leo  sind 
die  Gräfinnen:  Elisabeth,  Wittwe  des  Gutsbesitzers  Ludwig  v.  Mycielski, 
Eleonore,  Herrin  der  Herrschaften  Gollancz  und  Smogulsdorf,  seit  1852 
Wittwe  des  Gutsbesitzers  Joseph  Napoleon  v.  Gzapski,  und  Piiilippine, 
verm.  mit  Herrn  v.  Sczaniecki. 

Dritte  Linie.  ALEXANDEB  Graf  v.  Brudzewo-Mielzynski  —  Sohn 
des  Grafen  Nicolaus  —  Herr  der  Herrschaft  Baszkow,  vorm.  mit  Catharlna 
Gräfin  v.  Potulicka.  —  Die  Schwester  desselben,  Gräfin  Theodosia,  ist 
Wittwe  von  Heinrich  v.  Dzieduszycki. 


GRAFEN    V.   MIER. 

Grafen  v.  Mier. 


247 


Üat\)o['\fd),  (Oefltxxcid). 

Besitz:   in  Galizieii  die  llenscluiricii  Radziecliow,  Wozuczyn  und  ßusk  im  Kreise  Zioczow. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Silber  ein  blauer  Querbalken 
mit  drei  nebeneinander  stehenden,  silbernen,  fünfstrahligen  Sternen;  2  und  3  in 
Ruth  drei  (2  und  1)  goldene  Garben.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf 
welcher  ein  gekrönter,  oder  wohl  auch  mit  einem  blausilbernen  Wulste  bedeckter 
Helm  steht.  Derselbe  trägt  einen  nach  rechts  sehenden  Mohrenkopf  mit  rother 
Kopfbinde.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  golden,  links  blau  und  silbern, 
und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  Mohren,  welehe  in  der  freien  Hand 
Bogen  und  Pfeile  tragen.  Die  Devise  ist:  Durum  Patientia,  nach  anderen  Angaben  : 
Tout  pour  le  mieux.  —  Das  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  499)  tingirt 
die  Sterne  golden,  und  das  Wappenb.  der  Oestorr.  Monarchie  (IV.  86)  Feld  2  und 
3  blau. 

Die  Grafen  v.  Mier  stammen  aus  einer  alten,  wie  gewöhnlich  ange- 
nommen wird,  ursprünglich  schottischen  Adelsfamilie,  welche  unter  dem 
Namen :  Mier,  Baron  of  Park  and  Rowallan  vorkommt.  Torsten  Mier,  die- 
sem Geschlechte  angehörig,  erhielt  vom  König  Carl  XI.  von  Schweden 
16.  Oct.  1680  den  schwedischen  Adelsstand,  und  Wilhelm  v.  Mier,  ein 
Sohn  Johanns,  k.  poln.  General-Major,  erlangte  auf  dem  Reichstage  zu 
Grodno,  28.  Oct.  1726,  das  polnische  Indigenat.  Letzterer  kaufte  die  Güter 
Radziechow  und  Wozuczyn  in  Galizien,  und  aus  der  Ehe  mit  Gatharine 
v.  Geschau  (Geschhaw)  stammten  zwei  Söhne,  Joseph,  Starost  von  Busk 
und  später  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  und  Johann,  General-Major  in  poln.  Dien- 
sten und  Castellan  von  Livland.  Diese  beiden  Brüder  wurden  vom  Kaiser 
Joseph  II.  30.  Dec.  1777  in  den  erbländisch-österreichischen  Grafenstand 
erhohen  und  erhielten  später,  11.  Sept.  1782,  auch  die  Magnatenwürde 
von  Gahzien. 


248  (JRAFEN   V.   MIER. 

Die  jetzigen  Glieder  <les  griUlichen  Hauses  sind  Nachkommen  der 
Grafen  Joseph  und  Johann. 

Vom  Grafen  Joseph  lebt  aus  der  zweiten  Ehe  mit  Anna  Fürstin  v.  Sa- 
pieha  eine  Tochter,  Grälln  Agnes,  Gem.ihlin  des  Grafen  FeKx  v.  Micr  (s.  n.) 

Vom  Graten  Johann  entsprossen  aus  der  Ehe  mit  Anna  Gräün  Tar- 
nowska  zwei  Söhne,  die  Grafen  Adam  und  Felix,  von  welchen  der  ältere, 
Graf  Adam,  gestorben  ist.  Graf  FELIX,  geb.  30.  Aug.  1788,  k.  k.  Kamme- 
rer, Geh.  Rath  und  Oberst-Landesltämmerer  in  den  vereinigten  Königreichen 
Galizien  und  Lodomerien,  vermählte  sich  26.  Oct.  1818  mit  Agnes  Gräfin 
V.  Mier,  geb.  21.  Jan.  1800.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  zwei  Töchtern, 
Gräfin  Cäcilia,  geb.  1 1.  Aug.  1825^  verm.  6.  Juli  1844  mit  Ladislaus  Grafen 
v.  Badeni,  und  Gräfin  Maria,  geb.  26.  Aug.  1839,  drei  Söhne:  Graf  Felix, 
geb.  8.  Aug.  1820,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  26.  Mai  1849  mit  Felicia  Grä- 
fin V.  Starzeiiska,  geb.  13.  Dec.  1830,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter,  die 
Gräfinnen  Gabriele,  geb.  16.  April  1850,  und  Caroline,  geb.  9.  Febr. 
1853,  leben,  —  Graf  Heinrich,  geb.  5.  Aug.  1829  —  und  Graf  Carl, 
geb.  24.  Aug.  1832,  k.  k.  Lieutenant. 

Von  dem  verstorbenen  Grafen  Adam  (s.  oben),  geb.  1786,  gest.  5.  Jan. 
1832,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant,  stammen  aus  der  Ehe  mit 
Josepha  Kapschuh ,  verm.  1808,  GrafTiTus,  geb.  1810,  k.  k.  Hauptmann 
in  d.  A. ,  verm.  mit  Ludmilla  v.  Rogöiska ,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter, 
Gräfin  Henriette,  geb.  1840,  lebt  —  und  Gräfin  Henriette,  geb.  1816, 
verm.  1837  mit  Michael  Grafen  Wiesiolowski,  Herrn  ciuf  Goleszow. 


GRAFEN  V.   MIGAZZI  VON  WALL  ü.  SONNENTHURM. 


240 


Glrafen  v.  Mi^azzi  von  Wall  u.  8oniientliurii. 

jSatljoUfd).  ©eflcrreid). 

Besitz  :  in  Ungarn  das  Majorat  Aranyos-Maröth  etc.,  Mindszent  etc. 


VTappen:  quaddrler  Schild  mit  einem  über  denselben  gezogenen  schräg- 
rechten,  blauen  Balken,  welcher  mit  drei  goldenen,  unter  einander  stehenden  Lilien 
belegt  ist.  1  in  Schwarz  eine  oberhalb  des  Querbalkens  im  innern  und  obern 
Winkel  des  Feldes  grade,  oder  auch  schrägrechts  gestellte  Sonne;  2  und  3  in 
Silber  ein  schwarzer  Thurm  mit  drei  Zinnen ,  zwei  Fenstern  und  offenem  Thor, 
und  4  in  Schwarz  eine  unterhalb  des  erwähnten  Querbalkens  im  inneren  und  un- 
teren Winkel  des  Feldes,  Avie  angegeben,  gestellte  Sonne.  Auf  dem  Schilde  stehen 
drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  die  Sonne  des  1.  und  4.  Feldes,  der  mitt- 
lere einen  schwarzen,  rechtsgekehrten  und  gekrönten  Adler,  dessen  Brust  Einige, 
nach  dem  Stammwappen  (s.  unten),  blau  tingiren,  und  der  linke  den  Zinnen- 
thurm  des  2.  und  3.  Feldes.  Die  Helmdecken  werden  sehr  verschieden  angegeben. 
Tyroffs  N.  A.  W.-W.  (I.  2,  104)  und  das  Wappenbuch  der  Oesterr.  Monarchie 
(IV.  87)  tingiren  dieselben  rechts  schwarz  und  silbern,  links  blau  und  silbern  ;  nach 
anderen  Angaben  sind  dieselben  aber  rechts  blau  und  golden,  links  schwarz  und 
golden.  —  Das  reichsritterliche  Stammwappen  war  ein  von  Schwarz  und  Silber 
quadrirter  lediger  Schild,  über  welchen  ein  schrägrechter,  blauer,  mit  drei  gol- 
denen Lilien  belegter  Balken  gezogen  war.  Auf  dem  gekrönten  Helme  stand  ein 
rechtssehender,  gekrönter,  schwarzer  Adler  mit  blauer  Brust.  Die  Sonne  und  die 
Zinnenthiirme  im  Schilde  und  auf  den  Helmen  sind  bei  Erhebung  in  den  Grafen- 
stand hinzugekommen. 

Sehr  altes ,  früher  in  der  schweizerisclien  Landschaft  Valtelin ,  später 
aber  im  Bisthum  Trient  begütertes  und  in  die  tiroler  Landes-Adels-Matrikel 
eingetragenes  Geschlecht,  dessen  ununterbrochene,  genau  nachzuweisende 
Stammreihe  mit  Humbert  Migazzi  um  das  Jahr  1251  beginnt.  Der  Reichs- 
adelssland  ist  zuerst  für  Julian  v.  Migazzi  vom  Kaiser  Rudolph  IL  15.  Juni 
1578  von  Neuem  bestätigt  worden,  und  später  wurden  von  demselben 
Kaiser  Justinian  und  Johann  Caspar,    Gebrüder  v.  Migazzi  in  den  Reichs- 


250  GRAFEN  V.  MIGAZZI  VON  WALL   U.  SONNENTHURM. 

rillersLaiul  (;rliobeii.  Der  erbländische  österreichische  Grafenslaiul  ist  vom 
Kaiser  Leopohl  1.  5.  .Iiih  1698  in  der  Person  des  Freiherrn  Vincenz,  geb. 
6.  Oct.  1671,  j^esl.  1722,  k.  k.  oberösterr.  Regierungsraths,  mit  dem  Prä- 
dicate:  zu  Wall  und  Sonncnlhurm  in  die  Familie  gekommen.  Die  Söhne 
des  Letzleren  aus  der  Ehe  mit  Barbara  Catharina  Freiin  v.  Prato  und  Se- 
gonzano  waren  Gral"  Chrisloph  Barlholomüus ,  geb.  20.  Oct.  1714,  zum 
Erzbischof  von  Wien  19.  März  1757  erwählt,  und  Graf  Anton  Caspar 
Michael.  Letzlerer,  geb.  21.  Juh  1708,  gest.  8.  Juli  1771,  k.  k.  w.  Geh. 
Ralh  etc.,  erlangte  12.  Febr.  1761  das  Herrenstands-Incolat  in  Böhmen 
und  4.  März  1764  das  Indigenal  im  Königreich  Ungarn,  und  von  demselben 
stammte  aus  erster  Ehe  mit  Maria  Franziska  Margaretha  Gräfin  v.  Trapp, 
geb.  17.  Jiiü  1717,  verm.  12.  Jan.  1736,  gest.  30.  Juh  1742:  Graf 
Christoph  Vincenz  Johann,  geb.  8.  Nov.  1737,  gest.  13.  Juni  1770,  k.  k. 
Kämmerer,  verm.  1763  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Künigl,  geb.  10.  Nov. 
1743.  Aus  dieser  Ehe  cntspross  Graf  Christoph  Vincenz  Anton,  geb. 
26.  Mai  1765,  gest.  1831,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Aloyse  Antonie 
Gräfin  v.  Thürheim,  geb.  6.  Aug.  1767,  verm.  12.  Juni  1786,  gest. 
25.  Juni  1851,  und  der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe  war  Graf  Rudolph 
Christoph,  geb.  7.  Mai  1787,  gest.  29.  Oct.  1850,  Majoratsherr  von  Aranyos- 
Maröth  etc.,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  1.  Nov.  1827  mit  Mathilde  v.  Szent- 
Ivänyi,  geb.  5.  März  1809,  jetzt  Wittwe.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei 
Söhne:  Graf  WILHELM,  geb.  20.  Febr.  1830,  k.  k.  Oberheirtenant  in  d.  A., 
verm.  29.  März  1853  mit  Antonie  v.  Marczibanyi,  und  Graf  Johann,  geb. 
5.  März  1832,  k.  k.  Lieutenant.  —  Die  beiden  lebenden  Brüder  des  Grafen 
Christoph  sind:  Graf  Franz,  geb.  7.  Oct.  1790,  verm.  mit  Isabella  Freiin 
V.  Ransonet-Villez ,  Wittwer  seit  22.  Jan.  1832,  aus  welcher  Ehe  Graf 
Franz  Alexander,  geb.  12.  Dec.  1831,  k.  k.  Oberlieutenant  in  d.  A.,  stammt 
—  iind  Graf  Wilhelm,  geb.  6.  Dec.  1792,  k.  k.  Kämmerer. 


GRAFEN  V.   MIONCZYN-MIONCZYNSia  (mIACZINSKi). 


251 


Grafen  v.  Mionczyn-HIionczyiiski  (Uliaezinski). 

^alt)olifcl).  |Jreu|jen,  (üDeflerrcid),  JJufjlanJj. 

Besitz:   im    Grosslierzofflluini    Posen    die   Riitergiiler    l»a\vlowo   und   üzwonowo    im    Kreise 
Wongrovviec  eic. ;   die  Heiisciiafleii  l'ieniaiii,  Zaiosce  und  Tysmienica  in  Galizien. 


Wappen:  im  rollien  Schilde  ein  mit  Gold  beschlagenes,  schwarzes,  mit 
dem  Mundstück  linksgekchrtes  Jagdhorn,  aus  dessen  Mitte  ein  geschlungenes,  gol- 
denes Band  eniporgeht,  welches  oben  mit  einem  kleinen  goldenen  Kreuze  besetzt 
ist  (Haus  Suchckomnaly).  Den  Scl.ild  deckt  eine  Grafenkrone,  auf  welcher  sich 
ein  gekrönter  Helm  mit  drei  Straussenfedern ,  schwarz,  golden,  roth  erhebt.  Die 
Helmdecken  sind  roth  und  schwarz. 

Sehr  alte  polnische  Adelsfamilie,  welche  sich  weit  ausgebreitet  hat, 
durch  ihre  Glieder,  welche  zu  hohen  Würden  gelangten,  zu  grossem  An- 
sehen gekommen  und  reich  an  Grundbesitz  geworden  ist.  Die  Familie 
stammt  ursprünglich  aus  der  polnischen  Wojwodschaft  Plolzk,  in  welcher 
dieselbe  nach  Urkunden  schon  im  16.  Jahrhundert  die  Güter  Mionczyn, 
Luberadz  und  Klein-Boguszyn  besass.  Andreas  v.  Mionczynski  wurde  Woj- 
wode  von  Plotzk,  und  der  Enkelsohn,  Athanasius,  gest.  1723,  Wojwode 
von  Wolhynien.  Letzterer,  welcher,  neben  den  erwähnten  Gütern,  auch 
die  polnischen  Herrschaften  Polajewo,  Sielce,  Trakty,  Maciejowo,  Sie- 
mionsk,  Zarnawice,  Zawieprzyce  und  Krasniczyn  besass,  wurde  vom  Kaiser 
Leopold  I.  2.  Dec.  1688  in  Betracht  seiner  Verdienste  um  den  Entsatz  von 
Wien  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Reichsgraf  Athanasius  hatte  aus 
der  Ehe  mit  Helena  v.  Luszkowska  fünf  Kinder,  von  welchen  zwei  Söhne, 
AisTON,  Wojwode  von  Podlachien,  und  Peter,  Wojwode  von  Gzerniechow, 
das  Geschlecht  fortpflanzten  und  die  beiden  noch  blühenden  Linien  des 
gräflichen  Hauses  gründeten.  Von  dem  Stifter  der  ersten  Linie,  dem  Grafen 
Anton,  stammten  zwei  Söhne,  Graf  Joseph ,  welcher  als  franz.  General 
unter  Dumouriez  sich  sehr  ausgezeichnet  hat,  und  Graf  Gajetan,  k.  poln. 
General,  in  erster  Ehe  verm.  mit  Theresia  v.  Rafolowicz,  und  in  zweiter 
mit  Thecla  v.  Jablonowska.  Aus  der  ersten  Ehe  stammte  Graf  Stanislaus, 
gest.  1842,  k.  poln.  Oberst  a.  D.,  verm.  mit  Michalina  v.  Prusimska,  gest. 


252  GRAFEN  V.   MIONCZYN-ÄIIOiNCZYNSKI  (MIACZINSKI). 

1852,  aus  der  zweiten  aber  Graf  Alexander  (s.  unten).  Die  zweite,  von 
dem  Grafen  Petek  al)staminende  Linie  hat  sich  durch  die  beiden  Sühne 
desselben,  die  Grafen  Adam  und  Joseph,  in  zwei  Zweige  geschieden. 

Der  jetzige  Personalbestand  des  gräflichen  Hauses  in  beiden  Linien 
ist  nachstehender : 

Erste  Linie.  ALEXANDER  Graf  v.  Älionczyn-Mionczynski  —  Sohn 
des  Grafen  Slanislaus  —  Herr  auf  Pusztowo  und  Dzwonowo,  verni.  mit 
N.  N.  V.  Kultstein.  Die  drei  Brüder  des  Grafen  Alexander  sind :  Graf  Wla- 
dimir, Graf  MiEczisLAus,  verm.  mit  N.  N.  v.  Glinska,  und  Graf  Witold,  venu, 
mit  N.  N.  V.  Stubicka.  . 

Vom  Grafen  Gajetan  leben  aus  erster  Ehe  (s.  oben)  zwei  Töchter, 
Gräfin  Alexandra  und  Gräfin  Gonstantia  ,  Wittwe  des  Grafen  Matuszewicz, 
wieder  verm.  mit  dem  Gutsbesitzer  v.  Witünski.  Aus  der  zweiten  Ehe  des 
Grafen  Gajetan  stammt,  neben  zwei  Schwestern,  den  Gräfinnen  Dorothea 
und  HoNORATA,  Graf  Alexander,  Herr  auf  Pawlowo  und  Dzwonowo. 

Zweite  Linie.  Erster  Zweig.  Graf  ADAM  —  Enkel  des  Grafen 
Adam,  Starosten  v.  Krzepitz  und  Sohn  des  Grafen  Xaver,  k.  sächs.  Kammer- 
herrn. —  Der  Bruder  desselben,  Graf  Athanasius ,  hat  sich  mit  Helena 
Anna  Gräfin  v.  Ledöchowska  —  Tochter  des  Grafen  Joseph  Zacharias  (s. 
S.  222)  —  vermählt. 

Zweiter  Zweig.  Graf  WENZESLAUS,  Enkel  des  Grafen  Joseph, 
Starosten  von  Kamienopel  und  Sohn  des  Grafen  Ignaz,  Starosten  von  Szmi- 
dyn,  welchem  Letzteren  der  Reichsgrafenstand  im  Jahre  1803  von  Kaiser 
Franz  II.  bestätigt  worden  ist.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Wenzeslaus,  Graf 
Matthias,  geb.  1799,  Herr  auf  Pieniaki,  Zalosce  und  Tysmienica  in  Galizien, 
hat  sich  1829  mit  Glementine  Gräfin  Potocka  vermählt,  und  aus  dieser 
Ehe  stammen  Graf  Casimir,  geb.  1840,  und  Gräfin  Alphonsine,  gel).  1836, 
verm.  mit  Wladimir  Grafen  Dzieduszycki,  —  Von  dem  Bruder  des  Grafen 
Ignaz,  dem  verstorbenen  Grafen  Michael  leben  aus  der  Ehe  mit  Aniela 
v.  Chamier  zwei  Söhne,   die  Grafen  Gonstantin  und  Euphrasius. 


GRAFEN  V.  MNISZEClt,  VANDALIN  J)K   MNFSZKCH. 


253 


Grafen  v.  Hlniszeeh,  Vandalin  de  Mni^zeeh. 

Besitz:   in  Galizien  die  Herrschaft  Ulanow,  im  Königreich  Polen  die  Herrschaften  ßobrovv- 
nilii  und  Demblin. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Miltelschild.  Im  silbernen  Miftelschild  sieben 
fächerartig  zusammengestellte  schwarze  Straussenfedcrn  (Mniszech).  1  in  Roth  ein 
anfrechtgeslelUes,  mit  der  Schneide  einwärtsgekehrtes,  silbernes  Beil  mit  goldenem 
Griffe  (Topor) ;  2  in  RoMi  ein  einwärtsgekehrter,  silberner  Greif,  welcher  in  der 
rechten  Vorderpranke  ein  blankes  Schwort  hält;  3  in  Roth  ein  einwärtsgekehrter, 
silberner  Schwan  mit  goldenen  Füssen  und  Schnabel  (Labendz),  und  4  in  Roth 
eine  silberne  l.ilie  (Gozdawa).  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter 
Helm,  auf  welchem  die  sieben  Straussenfedcrn  des  Mittelschildes  stehen.  Die 
Helmdecken  sind  roth  und  schwarz.  —  Die  Abbildung  in  den  Supplementen  zum 
Siebmacher  {I.  32)  weicht  namentlich  in  Bezug  auf  die  Farben  sehr  ab.  Der  Mittel- 
schild ist  silbern  und  es  finden  sich  in  demselben,  so  wie  auf  dem  Helme,  nur 
fünf  fächerartig  gestellte  Federn,  welche  mehr  grün  als  schwarz  zu  sein  scheinen. 
Feld  1  und  4  sind  blau,  Feld  2  und  3  silbern  tingirt.  Die  letztere  Tinctur  ist, 
da  die  Wappenbilder  silbern  sind,  jedenfalls  unrichtig.  Das  Beil  ist  mit  einem, 
die  Hörner  aufwärtskehrenden  Halbmonde,  und  nnter  demselben,  links  nach  unten, 
mit  drei  (1  und  2)  Kugeln  (wohl  Sterne)  belegt,  und  die  Helmdecken  sind  blau 
und  silbern.  —   Einige  lingiren  auch  den  Mittelschild  roth. 

Die  Grafen  v.  Mniszech  stammen  ans  einem  sehr  allen,  urspriinghch 
böhmischen  Geschlechte,  dessen  früheste  Geschichte  im  Dunkel  der  Vorzeit 
hegt,  Avie  dies  hinsichtlich  der  meisten  alten  böhmischen  Familien  immer 
noch  der  Fall  ist.  —  Die  etwa  angeführten  Angaben  aus  älterer  Zeit  sind 
nicht  so  genau  ,  dass  dieselben  berücksichtigt  werden  können.  So  giebt 
das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1839.  S.  334)  an,  dass  Kaiser 
Otto  III.  zu  Gunsten  des  Geschlechts  aus  den  Gütern  Gonhyce  und  Assaw- 
nica  ,jllOO'*  eine  Grafschaft  errichtet  habe,  von  welcher  die  Grafen 
V.  Mniszech  den  Namen  führten:  doch  ist  bekanntlich  Kaiser  Otto  III.  schon 
1002  gestorben  und  1100  fällt  in  die  Regiernngszeit  des  Kaisers  Heinrich  IV. 
—   Im  Jahre  1506  kam  die  Familie  nach  Polen  und  hat  sich  in  diesem 


254  dRAKKN   V.   MNISZKCn,   VANDALIN   hE   MMSZKCH. 

Lande  weit  verbreilel  und  selir  bekannt  gemacht.  (Jlieder  aus  dersell)en 
gelangten  zn  den  lioelisten  Staalswijrden,  und  das  Anselien  und  der  Grund- 
besitz des  Geschlechts  stieg  immer  mehr.  Georg  Mniszech  von  Gross- 
Konczye,  Wojvvode  von  Sandomierz,  dessen  Tochter  Marina  mit  dem 
Czaren  Demetrius  Iwanowicz  von  Russland  vermählt  war,  erhielt  von  Letz- 
terem, wie  das  Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl.  Hänser  (1854.  S.  505)  angiebt, 
mittelst  Üij»loms  d.  d.  Sambor  12.  Juni  1604  die  Ilerzoglbilnier  Smolensk 
und  Severien  für  sich  und  seine  Nachkommen  erblich  verliehen.  Auch  diese 
Angabe  ist  nicht  ungepriirt  hinzunehmen.  Die  Jahreszahl  1604  ist  unrich- 
tig, und  es  fragt  sich,  welcher  Demetrius  Iwanowicz  gemeint  sei.  Bis  1605 
war  Boris  Gudunow  Czar,  vergiftete  sich  aber,  wie  man  annimmt,  im  ge- 
nannten Jahre,  da  ein  falscher  Dimitrij,  der  Mönch  Grigorei  Otrepiew,  auf- 
trat, bei  dessen  Auftritt  Boris  an  seiner  Erhaltung  verzweif^jlte.  Nach  Er- 
mordung des  Dimitrij  wurde  Wasilij  Schuiskoi  Grossfürst,  doch  auch  er 
erlag,  da  noch  vier  falsche.  Dimitrij  aufstanden.  —  Das  Ansehen  der  Fami- 
lie ist  so  l)egriindet,  dass  solche  Angaben  nicht  nölhig  sind.  Der  alte  Gra- 
fenstand wurde  der  Famihe  vom  Kaiser  Jose]di  II.  im  Jahre  1783  von 
Neuem  bestätigt,  und  das  Bestäligungsdiplom  ist  für  Graf  Joseph  Vandalin 
de  Mniszeck  ausgefertigt  und  zwar  mit  der  ausdrücklichen  Angabe,  dass  die 
Bestätigung  wegen  altadeligen  Herkommens  und  schon  von  den  Vorältern 
geführten  Grafentitels  erfolgt  sei.  —  Letzteres  ergiebt  sich  auch  aus  der 
in  der  genealogischen  Literatur  bekannten  Ahnentafel  der  Luise  Gräfin 
Mniszech,  vermählten  Fürstin  v.  Sulkowski,  aus  welcher  folgende  Glieder 
für  die  jetzigen  Sprossen  des  Geschlechts  von  Wichtigkeit  sind :  Franz 
Bernhard  Mniszech,  Castellan  von  Sendomir;  Gemahlin:  Barbara  Stadnicka. 

—  Georg  ,  Palatin  von  Wolhynien ;  Gemahlin :  Anna  v.  Chodkiewicz.  — 
Joseph,  Graf,  Castellan  von  Krakau ;  Gemahlin:  Catharina  v.  Tarlo.  — 
Johann  Carl  Magnus  Konczygka  ;  Gemahlin:  Catharina  Gräfin  Zamoyska.  — 
Luise,  geb.  1745,  verm.  15.  Juni  1766  mit  August  Casimir  Fürsten  v.  Sul- 
kowski, geb.  15.  Nov.  1729,  succ.  als  regier.  Herzog  zu  Bielitz  22.  Mai 
1762,  gest.  7.  Jan.  1786.  —  Giebt  auch  diese  Ahnentafel  unbezweifelt 
den  Anschluss  an  die  jetzigen  Familienglieder  nicht  an,  so  ist  doch  der- 
selbe sehr  leicht  durch  die  ganz  wahrscheinliche  Annahme  zu  ermöglichen, 
dass  Gräfin  Luise  die  Schwester  des  oben  erwähnten  Grafen  Joseph  ge- 
wesen sei. 

Vom  Grafen  Joseph  Vandalin  de  Mniszech,  gest.  im  September  1798, 
Grossmeister  von  Galizien,  verm.  mit  Maria  Gräfin  Ossolinska,  gesl.  im 
Februar  1S03,  stammt  das  jetzige  Haupt  des  grällichen  Hauses: 

Graf  STANISLAUS,  Herr  der  Herrschaften  Ulanow,  Bobrowniki  und 
Demblin,  verm.  mit  Anna  Mathes.  Die  zwei  Söhne  aus  dieser  Ehe  sind  die 
Grafen  Alexander  Moritz,  geb.  29.  Jan.  1820,  k.  k.  Bezirkshauptmann 
1.  Classe  zu  St.  Polten,   und  Alphons  Robert  Franz,   geb.  28.  Aug.  1828. 

—  Vom  Bruder  des^  Grafen  Joseph,  dem  Grafen  Michael,  gest.  14.  März 
1806,  Grossmarscball  von  Polen  ,  slammt  aus  der  Ehe  mit  Ursula  Gräfin 
Zamoyska,  gest.  7.  Oct.  1806,  neben  einer  Tochttir,  Gräfin  Pauline,  geb. 
17.  April  1798,  verm.  29.  Sept.  1818  mit  Anton  Fürsten  .lablonowski,  ein 
Sohn:    Graf  Carl  Phdipp,   geb.  7.  Jan.  1794,  verm.  29.  Sept.  1820  mit 


GRAFEN  V.   MNISZEK-BÜZKNIN. 


255 


Eleonore  Gräfin  v.  Getner,  geb.  im  März  1798,  aus  welcher  Ehe  zwei 
Söhne  leben,  die  Grafen  Georg,  geb.  14.  März  f822,  und  Andreas,  geb. 
21.  Nov.  1823. 


Grafen  v.  ]IIiiii§zek-Biizeiiin  (Weiblicher  Stamm). 


ilatl)0Ufd). 


(Qtfietxtxd). 


Besitz:   in    Galizicn   die   Herrschaften   Krysowiec   und   Nizyniec   und   in   Mähren    die   Herr- 
schaften Frain  und  Neuhnusel. 


Wappen:  im  rothen  Schilde  eine  silberne  Rose  (Haus  Poray).  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone.  Auf  derselben  steht  ein  gekrönter  Helm,  über  welchem 
die  Rose  des  Schildes  schwebt.     Die  Helmdecken  sind  rolh  und  silbern. 

Altes  und  angesehenes  polnisches  Adelsgeschlecht,  welches  zu  dem 
bekannten  und  berühmten  polnischen  Hause  Poray  gehört,  demgemäss  auch 
das  Wappen  desselben  führt  und  von  dem  im  vorigen  Artikel  besprochenen 
gräflichen  Hause  Mniszech  zu  unterscheiden  ist,  wenn  auch  Sprossen  dieses 
Geschlechts  mehrfach  in  genealogischen  Handbüchern,  so  z.  B.  in  Jacobis 
Werke  (1800.  1.  S.  114)  Mniszech  geschrieben  worden  sind.  Die  Familie 
war  früher  weit  ausgebreitet,  und  Glieder  derselben  werden  mehrfach  in 
der  Landesgeschichte  als  Träger  hoher  Würden  genannt.  —  Die  Besitzungen 
der  Famibe  hegen  theils  im  jetzigen  Königreich  Galizien,  dessen  Grafen- 
stand (s.  unten j,  in  die  Famibe  gelangte,  theils  in  der  Markgrafschaft  Mäh- 
ren. Nach  neueren  Angaben  ist  das  gräfliche  Haus  im  Mannsstamme  er- 
loschen und  dasselbe  blüht  .  nur  noch  im  weiblichen  Stamme  in  vier 
Gliedern. 

Der  Grafenstand  ist  vom  Kaiser  Joseph  II.  im  Jahre  1783  in  die  Fa- 
milie gekommen,  und  zwar  in  der  Person  des  Adam  Mniszek ,  welcher  in 
den  gabzischen  Grafenstand  erhoben  wurde.  Von  dem  Grafen  Adam  stammte 
Graf  Stanislaus  ,  geb.  10.  JuH  1774,  gest.  29.  Oct.  1846,  Herr  der  Herr- 
schaften Krysowice  und  Nizyniec  in  Galizien ,   und  Frain  und  Neuhäusel  in 


I 


250 


C.RAFKN  V.   MONTKCUOCOLI. 


Mähren,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  UaLh,  Oberst -Laiulmarschall  im  Königreich 
Gahzien  ele. ,  verm.  19.  März  1807  mit  Helena  Fürstin  Luhomirska ,  geb. 
6.  Jan.  1783,  jelzl  Wiltwe.  Aus  dieser  Ehe  stammen  nur  zwei  Töchter, 
Grälin  Feijch:,  geb.  22.  Dec.  1810,  verm.  28.  Febr.  1832  mit  Georg  Für- 
sten Lubomirsky,  und  Gräfin  Llitgarde,  geb.  20.  Juni  1823,  verm.  25.  Nov. 
1843  mit  E(hiard  Grafen  Stadnicki.  Die  Schwester  des  Grafen  Stanislaus, 
(^vciLiE,  ist  14.  Jan.  1785  geboren. 


Grafen  v.  Itlontecuecoli. 

45atl)oUfc|).  ©c/lerrcid). 

Besitz:  die  Grafschaft  Miiteiburg  (IMsino)  in  Illyricn;  die  Fideioommis-HciTscIiaft  Mitterau, 
Hohenegg,  Osterburg  und  Haindorf  in  Nieder-Oeslerreicii  eio. 


Wappen:  quadrirter,  goldener  Schild,  und  in  jedem  Felde  ein  zv\eikö|»ri- 
ger,  schwarzer  Adler.  Auf  der  den  Schild  bedeckenden  Grafenkrone  steht  ein  ge- 
krönter Ilelni,  welcher  einen  zweiköpfigen,  schwarzen  Adler  trägt.  Die  H«;lnidecken 
sind  schwarz  und  golden.  —  Nach  Einigen  ist  der  Schild  nicht  quadrirt  und  die 
vier  Adler  (2  und  2)  sind  gekrönt. 

Eine  der  ältesten  und  berühmtesten  italienischen  F.amilien ,  welche 
aus  Deutschland  stammen  und  mit  den  Heereszügen  der  deutschen  Kaiser 
nach  Italien  gekommen  sein  soll.  Glieder  der  Familie  belierrschten  schon 
unabhängig  um  1170  in  den  Appeninen  die  kleine,  jetzt  zum  Herzogthume 
Modena  gehörige  Provinz  Frignano  und  standen  in  hohem  Ansehen,  wie  die 
Schutz-  und  Trulzbündnisse  ergeben,  welche  Gerardo  de  Montecuccoh  mit 
der  damaligen  Republik  Modena  schloss,  welche  sich  noch  jetzt  in  Origina- 
len in  dem  Modenesischen  Archive  befinden.  Kaiser  Otto  IV.  bestätigte  1212 
die  FamiHc  in  ihren  Besilzungen,  und  1260  theilten  die  Söhne  des  Büona- 
coRsos  Montecuccoh,  Matteo  ,  Parisello,  Glidinello  und  Corsino,  zuersi 
durch  Loos  ihre  Güter,  wodurch  die  ältere  Linie  des  3Iatteo  Monteliorino, 
Pohnago,  Haneidoro,  Me<hila  etc.,  die  jüngere  des  Corsino  aber  das  Stannn- 


r.RAFKN  V.  MONTECÜCCOIJ.  257 

schloss  Montccuecoli ,   Renno ,   Sajoto,  Montecerene  etc.  erhielt.     Im  Jahre 
1369  hielt  sich  Kaiser  Carl  IV.  auf  der  Rückreise  von  Rom  mit  seinem  Ge- 
folge drei  Tage  in  Montefiorino  auf  und  ertheilte  der  Familie,  deren  Glieder 
sich  sämmtlich  versammelt  hatten,  das  besondere  Vorrecht,  den  kaiserlichen 
Doppeladler  im  Wappen  führen  zu  dürfen.     1450  verheh  der  Herzog  von 
Ferrara  der  Familie  den  Grafentitel,  und  Kaiser  Carl  V.  erhob  dieselbe  bei 
der  Krönung  zu  Bologna,   24.  Febr.  1530,  in  den  Reichsgrafenstand  mit 
dem  grossen  Palatinate  und  anderen  Vorrechten.   Später  kamen  wiederholte 
Gütertheilungen  vor  und  es  entstanden  mehrere  Zweige.  Aus  dem  in  Monte- 
cerene ansässigen  Zweige,  und  zwar  aus  dem  Hause  Polignano,  stammte 
der  berühmte  Feldherr  Raimund  Montecuccoli,  k.  k.  Feldmarschall,  welcher 
vom  Kaiser  Leopold I.    12.  Mai  1651    in  den  Reichsfürstenstand  erhoben 
wurde;  doch  erlosch  die  fürstliche  Linie  schon  wieder  mit  dem  Sohne  des- 
selben, Leopold.  Die  dem  Fürsten  Raimund  zustehenden  Besitzungen  gingen 
in  Folge  testamentarischer  Bestimmung  desselben  auf  einen  Zweig  der  jün- 
geren Linie  über.    Diese  Besitzungen  waren  die  Herrschaft  Montecerene  in 
Italien  und  die  Herrschaften  Mitterau,  Ilohenegg,   Osterburg  und  Heindorf 
in  Oesterreich.    Jetzt  blühen  nur  noch  zwei  Linien,  eine  ältere  und  eine 
jüngere.     Die  ältere  Linie:    Montecuccoli-Laderchi  in  Italien, 
theilt  sich  in  zwei  Zweige:  Marchesi  di  Guiglia  e  Marano  und  Mon- 
tccucculi-Laderchi    in    Oesterreich;     die   jüngere    Linie    führt    den 
Namen:  Marchesi  diPolinago.    Der  erste  Zweig  der  älteren  Linie  be- 
ruht jetzt  auf  der  Wittwe  und  dem  Sohne  des  Grafen  Franz,  gest.  1827, 
k.  k.  Kämmerer  und  Herrn  zu  Mitterburg,  dessen  Ahnentafel  nachstehende 
ist :  Franz  Marchese  v.  Montecuccoh ;   Gemahlin :   Sigismonda  Gontessa  La- 
derchi.  —  Felix,  Graf;   Gemahhn:  Anna  Benigna  Gräfin  v.  Oppersdorf.  — 
Franz  Raimund;   Gemahlin:   Maria- Anna   Grescentia  Gräfin  v.  Brenner.  — 
Zeno  ;   Gemahlin :   Agathe  Freiin  v.  Stiilfried  Rattonitz.   —   Franz  (Ludwig 
Franz),  geb.  27.  Dec.  1767.  —  Der  zweite  Zweig  der  älteren  Linie  umfasst 
die  Nachkommenschaft   des  Grafen  Pellegrin,    geb.  13.  Juni  1760,  gest. 
18.  Jan.  1845,  k.  k.  Kämmerers,  venu.  6.  Dec.  1797  mit  Theresia  Freiin 
Loen  d'Enchöde,  geb.    17.  Jan.  1772,  gest.    11.  Oct.  1847,  aus  welcher 
Ehe,  neben  einer  Tochter,   drei  Söhne  entsprossen  sind,   die  verstorbenen 
Grafen  Felix  ,  Franz  Raimund  und  Albert  Raimund  Zeno,  über  deren  Nach- 
kommenschaft weiter  unten  das  Nähere  zu  ersehen  ist.     Die  jüngere  Linie 
enthält    die  Nachkommen    des    Grafen   Maximilian,    gest.    1836,    herzogt 
modenesischen    Kämmerers,   aus  der   Ehe  mit   Amadea   Markgräfin  Mala- 
spina, geb.  1777,  gest.  1847,   sowie  die  Nachkommen   des  Bruders  des 
Grafen  Maximihan,  des  Grafen  Anton,  gest.  1829,  aus  der  Ehe  mit  Johanna 
de  Gasperi  (s.  unten). 

Der  jetzige ,  an  vorstehende  Angaben  genau  sich  anschhessende  Per- 
sonalbestand des  gesammten  gräflichen  Hauses  ist  nachstehender: 

Aeltere  Linie:  Montecuccoli-Laderchi  in  Italien.  Erster 
Zweig:  Marchesi  di  Guiglia  e  Marano.  Graf  RAIMUND  —  Sohn 
des  Grafen  Franz  —  geb.  1806,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  v.  Mitterburg  etc. 
Die  Mutter  desselben  ist  Caroline  de  Franco ,  geb.  1788,  verm.  mit  dem 
Grafen  Franz  1806,  Wittwe  seit  1827. 

111.  17 


258  GRAFEN  V.  MONTECUCCOLI. 

Z  w  e i  l e r  Zweig:  M o n  l e c u  c c  o  1  i  -  L a d e  r  c  Ii i  in  0  e  s  t  e r - 
reich.  Nachkommen  des  Grafen  Felix,  geh.  I.  Ocl.  1799,  gesl.  2.  Jan. 
1846,  k.  k.  Kämmerers  und  niederöslerreichischen  ständischen  Verordneten, 
aus  zweiter  Elie  mit  Theresia  Gräfin  Lazanzky  v.  Bukowa,  geh.  9.  Fehr. 
1807,  gest.  16.  März  1851.  Reichsgraf  HUGO  Raimund  Felix  —  älterer 
Sohn  des  Grafen  Fehx  —  geb.  18.  Üec.  1835,  Herr  der  vereinten  Fidei- 
commiss-Herrschaften  Mitterau,  Hohenegg,  Osterhurg  und  Haindorf  in 
Nieder-Oesterreich,  unter  Vormundschaft  seines  Oheims,  des  Grafen  Franz. 
Der  Bruder  des  Grafen  Hugo  ist  Graf  Maximilian  Raimund,  geb.  14.  Sept. 
1840,  und  die  beiden  Schwestern  sind  die  Gräfinnen:  Friederike  Maria  The- 
resia, geb.  26.  Aug.  1834,  und  Therese  Maria  Dorothea,  geb.  1  I.Mai  1837. 

Vom  Grafen  Franz  Raimund  (s.  oben),  geb.  30.  Nov.  1800,  f.,  k.  k. 
Kämmerer  und  General -Major  in  d.  A. ,  lebt  die  Wittwe,  Maria  Beatrix 
Freiin  v.  Tinti,  geb.  1812,  verm.  10.  Jan.  1837.  Aus  dieser  Ehe  stammen 
drei  Söhne  und  zwei  Töchter,  die  Grafen  Raimuind  Franz,  geb.  5.  Sept. 
1839,  Franz  Albert  Ignaz,  geb.  1842,  und  Felix  Franz  Ignaz,  geb.  1844, 
und  die  Gräfinnen  Natalie  Therese,  geb.  26.  Oct.  1838,  und  Margaretha 
Therese,  geb.  1846. 

Vom  Grafen  Albert  Raimund  Zeno  (s.  oben),  geb.  1.  Juli  1802,  gest. 
19.  Aug.  1852,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  Staatsminister,  Chef  der 
1.  Section  im  Ministerium  des  Innern,  lebt  die  Wittwe,  Charlotte  Wilhel- 
mine  Sophie  Fürstin  v.  Oetlingen-Wallerstein,  geb.  14.  Febr.  1802,  verm. 
9.  Juni  1828.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Fran- 
ziska Theresia,  geb.  2.  Mai  1832,  drei  Söhne,  die  Grafen  Albert  Raimund 
Ludwig  Zeno,  geb.  30.  März  1829,  k.  k.  Lieutenant  in  d.  A. ,  Friedrich 
Carl  Ludwig  Zeno,  geb.  4.  Juni  1830,  und  Raimund  Ludwig  Albert  Zeno, 
geb.  22.  Nov.  1833,  k.  k.  Gadet  in  der  Kriegsmarine.  —  Die  Schwester 
des  Grafen  Felix  und  der  Brüder  desselben  ist  Gräfin  Maria  Natalie  The- 
rese, geb.  1810,  Ehrenstifts-Dame  zu  Maria-Schul  bei  Brunn. 

Jüngere  Linie:  M  a  r  c  h  e  s  i  d  i  P  o  1  i  n  a  g  o.  Graf  FRANZ  —  Sohn  des 
Grafen  Maximilian  —  geb.  1795,  herz,  moden.  Kämmerer  und  Major,  verm. 
1827  mit  Clelia  Gräfin  Campi,  geb.  1800,  aus  w^elcher  Ehe  Graf  Joseph,  geb.  s 
1836,  und  die  Gräfinnen  Catharina,  geb.  1829,  verm.  mit  Giovanni  ßaltista 
Grafen  Ferrari-Moreni,  und  Anna,  geb.  1835,  stammen.  Die  drei  lebenden 
Brüder  des  Grafen  Franz  sind  (iraf  Friedrich,  herz,  modenesischer  Kämme- 
rer, verm.  1828  mit  Silvia  Marchesa  Coccopani  Imperiali,  gel).  1805,  aus 
welcher  Ehe  Graf  Franz,  geb.  1834,  und  die  Gräfinnen  Maria  Aloysia,  geb. 
1830,  und  Maria  Tiiüresia,  geb.  1837,  entsprossen  sind,  —  Graf  Alphons, 
geh.  1802,  Domherr  zu  Modena,  und  Graf  Joseph,  geb.  1809,  Weltpriester. 
Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Aloks,  geb.  1*800,  gest.  24.  Sept. 
1852,  k.  k.  Kämmerer,  lebt  die  Wittwe,  Caroline  Freihi  v.  Puthon,  geb. 
21.  Mai  1813,  venu.  19.  Oct.  1839,  und  aus  der  Ehe  derselben  stammen, 
neben  einer  Tochter,  Gräfin  Maria,  geb.  19.  Aug.  1849,  vier  Söhne,  die 
Grafen  Maximilian,  geb.  im  Juli  1840,  Carl,  geb.  1.  Oct.  1841,  Rudolph, 
geb.  22.  März  1843,  und  Alphons,  geb.  24.  Juni  1844.  —  Die  Schwester 
des  Grafen  Franz  und  der  Brüder  desselben  ist  Gräfin  Caroline,  geb.  1808. 

Vom   Grafen   Anton  —  Bruder    des   Grafen   Maximilian   —  lebt   die 


GRAFEN  V.   MONTKNlIOVü. 


259 


Wiltwe,  Johanna  de  Gasparie,  geh.  1780,  venu.  1801,  Wittwe  seit  1829. 
Ans  der  Ehe  derselhen  lehen  Graf  Thomas,  geh.  1807,  und  die  Gräfinnen: 
Helkne,  geh.  1806,  Alexandrine,  gel).  1809,  und  Josephine,  geh.  1810. 


Grafen  v.  Ufontennovo. 

I5at|)c»lifd).  ©eflerreirf). 


"Wappen:  im  blauen  Schilde  drei  (2  und  1)  schwebende,  silberne  Fels- 
gruppen, von  welchen  jede  aus  sechs  (1,  2,  3)  zusammenliängenden  Felsstücken 
besteht.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  und  rechts  hält  denselben  ein  gol- 
dener, auswärtssehender  Löwe,  links  ein  vorwärtssehender  Ritter,  auf  dessen  ge- 
kröntem ,  mit  blau  und  silbernen  Decken  geziertem  Helme  ein  goldener  Drache 
ruht.     Die  Devise  ist:  Virtus  sudore  paratur. 

Das  gräfliche  Haus  Montenuovo  wurde  in  dem  jetzigen  Personalbe- 
slande zuerst  durch  den  vorigen  Jahrgang  des  Gen.  Taschenb.  der  gräfl. 
Häuser  (1853.  S.  483)  bekannt.  Der  Jahrgang  1854  giebt  S.  514  an,  dass 
der  Reichsgrafenstand  5.  Febr.  1726  in  die  Famibe  gekommen  sei:  die  Er- 
hebung in  denselben  wäre  somit  vom  Kaiser  Carl  VI.  erfolgt.  In  der  ge- 
sammten,.  der  Redaction  zu  Gebote  stehenden  genealogischen  Literatur  fand 
sich  Näheres  über  dieses  gräfliche  Haus  aber  nicht  vor  und  mehrfach  er- 
betene Beihülfe  konnte  bisher  nicht  gewährt  werden.  So  genüge  denn  einst- 
weilen das  aus  sicherer  Hand  erhaltene  Wappen  des  gräflichen  Hauses ,  so 
wie  der  im  Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  angeführte  jetzige  Personal- 
bestand desselben.  Möchte  es  der  Familie ,  oder  einem  der  genealogischen 
Verhältnisse  derselben  kundigen  Freunde  der  W^issenschaft  genehm  sein, 
diese  Lücke  durch  freundliche  und  erschöpfende  Mittheilung  auszufüllen. 

Als  männlicher  Sprosse  des  gräflichen  Hauses  ist  jetzt  nur  bekannt : 

Graf  WILHELM  Albrecht,  k.  k.  Kämmerer,  General-Major,  Brigadier 
bei  dem  13.  Armeecorps,  Stations-Gommandant  zu  Oedenburg  und  Re- 
giments-Inhaher,  verm.  18.  Mai  1850  mit  Juliana  Gräfin  Batthydny-Stratt- 
mann  —  Tochter  des  Grafen  Johann  Baptist  (s.  Bd.  I.  S.  55)  —  geh. 
10.  Juni  1827.  Aus  dieser  Ehe  stammt  eine  Tochter,  Gräfin  Marl\  Luise, 
geb.  im  Sept.  1851. 


17 


7  * 


260 


GRAI'K>'  V.   MONTMüKEISCY-MORRES  (-MARISCO). 


Grafen  v.  Hloiitmorency-Illorres  (- Ularisco). 

JÖatbolifd)  <!Deflerrct(i)  «nö  ©rofjbritannten  (3rlatib). 


"Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein,  dasselbe  ganz  überziehendes,  rothes 
Kreuz,  welches  in  jeder  Ecke  von  vier  (2  und  2)  gestiiniinelten  blauen  Adlern  be- 
gleitet ist.  lieber  der,  den  Schild  bedeckenden  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  ge- 
krönter Helm,  ans  welchem  der  Kopf  und  Hals  eines  rechtssehenden,  goldenen 
Brackens  mit  rolhem,  golden  eingefasstem  und  vorn  mit  goldenem  Ringe  versehenem 
Halsbande  aufwächst.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden.  -  Die  Richtigkeit 
dieses  Wappens  'ergiebt  sich,  abgesehen  von  anderen  Abbildungen,  aus  der,  welche 
sich  in  den  Supplementen  zu  Siebmachers  VVappenbuche  (I.  21)  mit  dem  Namen  : 
V.  Montmorency  Seigneur  de  Monligny  findet.  Feld  l  und  4  des  quadrirten  Schil- 
des und  der  Brackenkopf  auf  dem  Helme  stimmen  ganz  mit  der  gegebenen  Be- 
schreibung. —  Nach  Burke  nahm  Viscount  Hervey  Mountmorrcs  mit  königlicher 
Erlaubniss  den  Beinamen  Montmorency  an.  Nach  dem  genannten  Schriftsteller  ge- 
staltet sich  das  Wappen  des  Hauses  Mountmorres,  wie  folgt:  im  silbernen  Schild 
ein  rothes  Kreuz  zwischen  vier  ausgebreiteten,  schwarzen  Adlern.  Der  Helmschmuck 
ist  ein  das  Rad  schlagender  Pfau ,  den  Schild  halten  zwei  vorwartssehende  Engel, 
und  die  Devise  ist:  Dieu  ayde.  Das  in  diesem  vorkommende  Kreuz,  sowie  die 
vier  Adler  dürfen  nicht  dazu  verleiten,  dasselbe  für  das  Wappen  des  Hauses  Mont- 
morency zu  nehmen. 

Die  Grafen  v.  Montmorency-MoiTes  stammen  aus  dem  allen  berühm- 
ten französischen  Hause  Montmorency  und  gehören  zu  einem  jüngeren  Sei- 
lenzweige desselben,  welcher  seine  Abkunft  von  Gottfried  v.  Montmorency, 
gest.  1118,  in  ununterbrochener  Reihenfolge  nachweisen  kann.  Der  Haupl- 
stamm  des  Hauses  blüht  jetzt,  wie  bekannt,  im  fürstlichen  Stande,  kann  also 
hier  genau  nicht  besprochen  werden.  Die  geschichtlichen  Verhältnisse  die- 
ses Stammes  giebt  in  der  Kürze  am  besten  das  Gothaische  Gen.  Taschenb., 
1848,  S.  170  an,  und  das  Nähere  hinsichtlich  des  jetzigen  Personalbeslan- 
des ist  aus  dem  Jahrg.  1854  des  genannlen  Werkes  zu  ersehen.  Haupt 
des  fürsthchen  Hauses  ist  Fürst  Anna  Ludwig  Uaoul  Victor  Baron  v.  Mont- 
morency —  Sohn  des  Herzogs  Anna  Carl  Franz  v.  Montmorency  goh. 
14.  Dec.  1790,  Grand  von  Spanien  I.  Classe  etc!,  verm.  mit  Eufhemia 
V,  Harchies,  Willwe  des  Grafen  Thibaut  v.  Montmorency,  seines  Oheims. 


GRAFEN  V.   MONTMORENCY-MORUES  (-MARISCO).  261 

Zwei  Schwestern  desselben ,  die  Prinzessinnen  Laurentia  und  Alix,  leben 
vermählt.  Vom  Bruder  des  Herzogs  Anna  Carl  Franz,  dem  Prinzen  Anna 
Ludwig  Christian,  leben  drei  vermählte  Töchter,  die  Prinzessinnen  Hen- 
riette, SiDONiE  und  Aurelia,  und  ein  Sohn:  Prinz  Anna  Maria  Christian 
Gaston  v.  Montmorency,  Prinz  v.  Montmorency  und  Prinz  v.  Robecq,  geb. 
4.  Mai  1801,  Grand  von  Spanien  I.  Classe  etc.  —  Den  luxemburgischen 
Zweig  des  Hauses  repräsenlirt:  Prinz  Carl  Emanuel  Sigismund ,  Herzog 
von  Luxemburg,  geb.  27.  Juni  1774,  Pair  von  Frankreich  etc.,  verm.  mit 
Caroline  Gräfin  v.  Loyaul^.  Luxemburg-Beaumont  blüht  in  zwei  Ghedern, 
dem  Fürsten  Anna  Eduard  Ludwig  Joseph,  Herzog  v.  Beaumont,  Prinzen 
V.  Luxemburg,  geb.  9.  Sept.  1802,  und  dem  Bruder  desselben,  dem  Prin- 
zen Anna  Carl  Moritz  Herve  de  Luxemburg,  Prinzen  von  Tingry,  geb. 
9.  April  1804.  -  Der  Zweig  von  Laval  blüht  nur  noch  im  weiblichem 
Stamme  in  vier  Ghedern.  Dieselben  sind :  die  Wittwe  des  Herzogs  Eugen 
Alexander  v.  Laval,  Herzogin  Anna  Nicole  Constanze,  geb.  Gräfin  v.  Maistre, 
die  beiden  vermählten  Töchter  des  Fürsten  Anna  Adrian  Peter  v.  Montmo- 
rency, Herzogs  von  Laval  und  von  Fernando  in  Spanien,  die  Prinzessinnen 
Charlotte  und  Margarethe,  und  die  Wittwe  des  Herzogs  Matthieu  de  Mont- 
morency-Laval,  Herzogin  Hortensie  de  Luynes. 

Der  aus  dem  oben  erwähnten  jüngeren  Seitenzweige  dieses  berühm- 
ten Hauses  stammende  Graf  Herve  (L)  v.  Montmorency-Morres,  geb.  S.März 
1769,  gest.  9.  Mai  1839,  Oberst  in  königl.  franz.  Diensten,  vermählte  sich 
mit  Luise  Freiin  v.  Heimstatt -Bischoffsheim,  gest.  1798,  und  wandte  sich 
bei  seiner  Vermählung  nach  Deutschland.  Derselbe  vermählte  sich  in  zwei- 
ter Ehe  mit  Helene  v.  O'Reil-Callan,  und  aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige 
Haupt  des  gräflichen  Hauses  : 

HERVJE  (II.)  Graf  V.  Montmorency-Morres,  geb.  13.  Sept.  1804.  Die 
beiden  Brüder  desselben  sind  Graf  Matthias ,  geb.  27.  Nov.  1809,  k.  k. 
Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant  in  d.  A. ,  und  Graf  Bouchard,  geb. 
16.  Aprd  1815.  Die  Schwester  dieser  drei  Brüder  ist  Gräfin  Jourdaine 
Maria,  geb.  11.  Jan.  1818,  verm.  25.  Aug.  1842  mit  Johann  Nepomuk 
Freiherrn  v.  Hornstein  zu  Hohenstoffeln,  grossherz.  bad.  Kammerherrn  und 
Herrn  zu  Binningen.  Aus  der  ersten  Ehe  des  Grafen  Herv6  (I.),  s.  oben, 
lebt  eine  Tochter,  Gräfin  Josephine  Luise,  geb.  20.  Sept.  1795,  Stiftsdame 
zu  St.  Anna,  Ehrendame  des  königl.  bayer.  Ehsabethen-Ordens  und  vormals 
Hofdame  der  verewigten  Königin  Caroline  von  Bayern. 


262 


(;KAI-K1V   V.   MOISTS   [)K   MAZIIS. 


Grafen  v.  Hlonts  de  ülaziii. 


Heformtrt. 


Ipreufjcn. 


Besitz:    in  Sclilesien  die  (Jiiler  Jei'ul(:>cliitz  und  Sobagno  im  Kreise   Kreuzburg. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  drei  (2  und  1)  goldene  Berge.  Den  Schild 
deckt  die  Grafenkrone,  und  denselben  halten  zwei  wilde  Männer  mit  blauen,  gold- 
befransten, einwärts  wehenden  Fahnen  in  der  freien  Hand.  Auf  der  Fahne  des 
rechten  Schildhalters  steht  das  unten  angeführte  Fcldgeschrei,  auf  der  des  linken 
aber  die  drei  goldenen  Berge  des  Schildes.  Die  Devise  ist:  Dabit  Deus  bis  quo- 
que  finem  und  Cri  de  guerre:  Fortis  ut  Monts. 

Die  Grafen  Monis  de  Mazin  stammen  aus  einer  allen  Familie  aus  dem 
Languedoc.  Bertrand  de  Monts  kommt  1222  als  Consul  von  Toulouse  vor, 
und  von  demselben  stammt  nach  der  von  der  Familie  in  ununterbrochener 
Reihe  nachzuweisenden  Stammfolge  das  jetzige  Haupt  der  Familie  im 
15.  (Jliede  ab.  —  Alexander  Louis  de  Monts  wird  1679  als  Gomte  de  Wa- 
lers, nomme  Comte  de  Monts  aufgeführt.  —  Jean  Baptiste  Jacques  Gomte 
de  Walers  nommö  Gomte  de  Monts  (XIII.),  Kammerer  des  Kurfürsten  von 
Göln,  besass  mehrere  Güter  im  Herzogthum  Gleve  und  legte  dem  König 
Friedrich  II.  von  Preussen  die  Urkunden  seiner  Familie  vor ,  worauf  unter 
dem  1.  Oct.  1766  die  Regierung  zu  Gleve  angewiesen  wurde,  der  Familie 
Monts  auch  in  Preussen  das  Prädicat  und  die  Rechte  einer  gräflichen  Fa- 
mihe  zu  Theil  werden  zu  lassen.  Graf  Jean  Baptiste  Jacques,  kathol.  Gon- 
fession,  gest.  1783,  war  mit  Susanna  v.  d.  Hellen,  verw.  v.  Raesfeld  ver- 
mählt. Aus  dieser  Ehe  stammten  zwei  Söhne ,  Graf  Jean  Baptiste  und  Graf 
Louis  Anton  Felix  (XIV.),  welche  Beide  in  Folge  des  16.  Nov.  1762  abge- 
schlossenen Ehevertrags  der  Aeltern  in  der  reformirten  Gonfession  erzogen 
wurden.  Graf  Jean  Baptiste  war  kön.  preuss.  Hauptmann,  ging  aber  später 
nach  Frankreich  zurück  und  starb  zu  Paris.  Von  demselben  stammte  nur, 
neben  drei  Töchtern  (s.  unten),  ein  Sohn,  Graf  Jeannot  ,  welcher  als  Pre- 
mier-Liei^nant  im  kön.  preuss.  Generalstabe  ohne  Nachkommen  gestorben 
ist.  —  Graf  Louis  Anton  Felix  (XIV.),  geb.  30.  3Iärz  1760,  gest.  5.  Febr. 
1848,  kön.  preuss.  Oberst,  hatte  sich  1792  mit  Luise  v.  Budberg,  gest. 


GRAFEN  3I0NTS  DE  MAZIN.  263 

9.  Dec.  1848,  vermählt,  und  aus  dieser  Ehe  stammt  als  ältester  Sohn  das 
jetzige  Haupt  der  Faniihe : 

Graf  ALEXANDER ,  geb.  11.  Juni  1793,  kön.  preuss.  General-Major 
und  Commandant  der  Festung  Posen,  verm.  seit  1823  mit  Antoinette 
V.  Byern.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  Graf  Alexander,  geb.  9.  Aug.  1832, 
kön.  preuss.  See-Cadet,  und  die  Tochter,  Gräfin  Antonie,  geb.  2.  März 
1827,  verm.  25.  Nov.  1851  mit  dem  kais.  brasil.  Oberst -Lieutenant  und 
Commandeur  der  Artillerie  der  deutsch-brasil.  Legion  v.  Held  zu  Rio  Grande 
do  Sul.  —  Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Alexander  sind  Graf  Carl,  geb. 
24.  Dec.  1801,  kön.  preuss.  Oberst  und  Regiments-Commandeur,  Präses 
der  Examinations-Gommission  für  Portepee-Fähnriche  und  Director  der  Di- 
visions-Schule  der  11.  Division,  verm.  12.  Juli  1844  mit  Helene  v.  Man- 
delsloh,  geb.  26.  Mai  1827,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Paul,  geb. 
24.  Aug.  1846,  lebt,  —  und  Graf  AuausT,  geb.  15.  April  1806,  Herr  auf 
Jeroltschitz ,  kön.  preuss.  Hauptmann  a.  D.  und  Landrath  des  Kreuzburger 
Kreises,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Pauline  v.  Eisenhardt,  geb.  27.  Mai  1809, 
gest.  19.  Oct.  1849,  und  in  zweiter  11.  Mai  1851  mit  Adelheid  v.  Konen. 
Aus  erster  Ehe  stammen  ein  Sohn,  Graf  Felix,  geh.  3.  Juü  1843,  und  vier 
Töchter,  die  Gräfinnen  Elisareth,  geb.  14.  Juni  1833,  verm.  mit  Wilhelm 
V.  Pannewitz,  Herrn  auf  Bürgsdorf ;  Jeannot,  geb.  8.  Febr.  1835;  Hedwig, 
geb.  18.  April  1836,  und  Magdalena,  geb.  19.  Nov.  1838;  aus  der  zwei- 
ten Ehe  aber  lebt  ein  11.  April  1852  geborener  Sohn.  —  Die  drei  Schwe- 
stern der  Grafen  Alexander,  Carl  und  August  sind :  Gräfin  Luise,  geb.  22.  Oct. 
1794,  verm.  1820  mit  dem  kön.  preuss.  Major  a.  D.  imd  Landesältesten 
V.  Eckartsberg,  Herrn  auf  Nieder-Zauche ,  und  die  Gräfinnen  Amalie  und 
Caroline,  Zwillinge,  geb.  2.  Nov.  1796.  —  Die  drei  Töchter  des  Grafen 
Jean  Baptist  (s.  oben)  sind:  Gräfin  Antoinette,  geb.  31.  März  1795,  verm. 
3.  Mai  1819  mit  Franz  Ludwig  Freiherrn  v.  Bettendorf,  grossherz.  toscan. 
Kammerherrn  und  grossherz.  badischeni  Rittmeister  ä  la  suite,  Gräfin  Clara, 
verw.  Freifrau  v.  Grün,  und  Gräfin  Mathilde,  Hofdame  Ihrer  Königl.  Hoheit 
der  Prinzessin  Friedlich  von  Preussen. 


264 


GRAFEN  DK   LA  MOTTK. 


Grafen  de  la  Jflotte  (Jolly  des  Anlnois). 

IRatboltfd).  Oejlerrcid). 

Iti  IJiignni  hcjrülerl. 


Wappen:  Schild  durch  einen  silbernen  Querbalken  getheiit,  mit  Mittel- 
schild. Im  silbernen  Mittelschilde  fünf  (2,  1,  2)  rothe  Kreuze.  Oben  in  Blau 
zwei  gegen  einander  gekehrte,  wachsende,  goldene  Löwen  mit  rothen  Zungen  und 
rothen  Krallen;  unten  ebenfalls  in  Blau  ein  schwebendes,  goldenes  Herz.  Den 
Schild  bedeckt  die  Grafenkrone  und  denselben  halten  zwei  auswärtssehendc,  gol- 
dene Löwen.     Die  Devise  auf  silbernem  Bande  ist:  Corde  et  fide  virililer  aude. 

Die  Grafen  de  la  Motte  stammen  aus  einem  alten  französischen  Adels- 
geschlechte,  welches  sehr  früh  in  der  Picardie  angesessen  gewesen  ist  und 
dessen  Abstammung  durch  Urkunden  bis  zum  Jahre  1069  verfolgt  werden 
kann.  Franz  Carl  Hyacinth  de  la  Motte  begab  sich  mit  dem  Herzog  Franz 
von  Lothringen,  nachmals  Gemahl  der  Kaiserin  Maria  Theresia,  und  als 
Franz  L  Kaiser,  nach  Oesterreich  und  wurde  von  demselben  für  die  bei  der 
Belagerung  von  Freiburg  im  Breisgau  als  k.  k.  Oberst-Lieutenant  im  Inge- 
niercorps bewährte  ausgezeichnete  Tapferkeit  im  Jahre  1760  in  den  erb- 
ländisch-österreichischen  Grafenstand  erhoben.  Von  seinen  drei  Söhnen 
starben  zwei,  Graf  Carl,  k.  k.  General,  und  Graf  Franz,  k.  k.  Oberst- 
Wachtmeister  im  Geniecorps ,  ohne  Nachkommen ,  der  dritte  Sohn  aber, 
Graf  Anton  (I.),  gest.  6.  April  1800,  k.  k.  Oberst-Wachtmeister,  welcher 
das  ungarische  Indigenat  durch  Gesetzarlikel  vom  Jahre  1790  erhalten 
hatte,  pflanzte  das  Geschlecht  fort.  Von  demselben  stammte  nlimlich  Graf 
Carl,  gest.  23.  Jan.  1852,  Deputirter  bei  den  ungarischen  Landlagen 
1825/27,  1830  und  1832/36,  verm.  1.  Sept.  1807  mit  Aloysia  Gräfin 
Szäpäry  v.  Muray-Szombath,  jetzt  Wittwe. 

Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses : 

Graf  ANTON  Carl  Joseph,  geb.  2.  JuH  1811,  k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh. 
Rath  und  Sectionschef  im  k.  k.  Ministerium  des  Innern,  verm.  2.  Juh  1833 
mit  Isabelle  Gräfin  Almäsy  v.  Zsadäny  und  Török-Szent-Miklos  —  Tochter 
des  Grafen  Christoph  (s.  S.  4),  geb.  9.  März  1813.  Aus  dieser  Ehe  leben 
zwei  Söhne,  die  Grafen  ToussArNT,  geb.  2Sw  Sept.  1836,  k.  k.  Cadet,  und 
Arthur,  geb.  10.  Nov.  1840,  so  wie  eine  Tochter,  Gräfin  Rosa,  geb. 
27.  Mai  1835. 


GRAF£N  V.  MURRAY. 


265 


Grafen  v.  Murray.    (Weiblicher  Stamin.) 

In  Nieder-Oesterreich  begütert. 


"Wappen:  im  hlauen  Schilde  drei  (2  und  1)  silberne,  fünfslrahlige  Sterne. 
Den  Scbild  bedeckt  ein  ßaronelsbut,  auf  welchem  ein  gekrönter  Helm  steht.  Aus 
demselben  wäclist  ein  grün  gekleideter,  rechtsgekehrter  Munn  mit  silbernem  Hals- 
kragen und  schwarzem  Hut  auf,  welcher  in  ein,  mit  der  Rechten  gehaltenes, 
schwarzes,  goldbeschlagenes  Hörn  bläst  und  die  Linke  in  die  Seite  stemmt.  Die 
Helmdecken  sind  roth  und  silbern,  Schild  und  Hut  umfliegt  ein  rother,  golden- 
befranster, silbern  gefütterter  Wappenmantel,  und  den  Schild  halten  zwei  vor- 
wartssehcnde,  mit  Laub  umgürtete  wilde  Männer,  welche  mit  der  freien  Hand 
eine  Keule  auf  den  Boden  stemmen.  Die  Devise  ist :  Hinc  nsque  superna  venera- 
bor.  —  Die  erwähnten  drei  Sterne  sind  das  Stammwappen  des  Hauses  Murray, 
kommen,  mit  anderen  Wappenbildern,  in  den  Wappen  aller  Linien  vor  und  finden 
sich  sonach  auch  in  den  vier  Wappen,  welche  Burke  von  diesem  Hause  gegeben 
hat.     Die  Helmzier  ist  allerdings  bei  den  einzelnen  Linien  verschieden. 

^ehr  alles,  ursprünglich  aus  Schottland  stammendes,  zu  dem  heriihm- 
ten  Hause  Murray  gehörendes  Geschlecht,  in  welches  die  Baronetswilrde 
von  Schottland  1628,  der  Titel  Baron  v.  Melgum  1643  und  der  Grafen- 
stand 3.  Aug.  1686  gekommen  ist.  Seit  dem  vorigen  Jahrhundert  sind 
Glieder  der  Familie  auch  in  Oesterreich  zu  grossem  Ansehen  und  nament- 
hch  in  Mihlairdiensten  zu  hohen  Ehrenstollen  gelangt  und  später  in  den 
Landstand  von  Nieder-Oesterreich  aufgenommen  worden.  In  dem  von  Wiss- 
grill (I.  S.  29 — 41)  1794  gegebenen  Verzeichnisse  des  landsässigen  nieder- 
österreichischen Adels  vom  Herren-  und  Ritterstand  findet  sich  der  Name 
I\iurray  noch  nicht  vor.  —  In  England  blüht  das  Haus  noch  in  mehreren 
Linien ,  über  welche  Burke  genaue  Nachweise  gegeben  hat.     Der  genannte 


266  (;rakkn  v.  muhhay. 

Scliriflsteller  ftilirt  zuerst  die  Linie  Murray  of  Blackljarouy  luil  dem  aus  der- 
selben enls|»riinj,M'nen  Z\veig<;  Min  ray  of  Glennont  an ,  erörlert  dann  die 
Linie  Murray  of  Slanhope  aus  Peeblesliire,  welche  von  .lolin  Murray,  dem 
in  der  Geschieh le  I)ekannten  „Tlie  Oullaw  Murray"  slamml,  uiul  gelil  dann 
zu  der  Linie  Murray  of  Ochtertyre  über,  welche  die  ursprüngliche  Schreib- 
art des  Familiennamens  3loray  bis  1739  beibehalten  hat.  Von  der  hier  zu 
besprechenden  Linie  des  Hauses  Murray  hat  Burke  nur  den  unten  angeführten 
Grafen  Albert  Joseph  als  Sir  Albert  Joseph  (Count  Murray)  of  Melgun  — 
nicht  Melgum  geschrieben  —  count  Aberdeen  nebst  seiner,  unten  erwähn- 
ten Gemahlin  genannt,  und  dann  sind  die  Worte  hinzugefügt:  This  baro- 
netcy  of  Nova  Scolia  was  created  in  170  l :  eine  Annahme,  welche  mit  oben 
gemachten  Angaben  nicht  stiuimt. 

JosEi'H  Graf  Murray,  Baron  v.  Melgum,  war  k.  k.  Geh.  Bath ,  Fehl- 
marschall-Lieutenant etc.,  und  mit  Maria  Ccdette  Gräfin  v.  Lichtervehle  ver- 
mählt. Aus  dieser  Ehe  stammten  ein  Sohn  und  eine  Tochter.  Ersterer, 
Albrecht  Joseph  Graf  Murray,  Baron  v.  Melgum,  Baronet  von  Schottland, 
geb.  26.  Aug.  1774,  gest.  1848,  k.  k.  Kämmerer,  Feldmarschall-Lieutenant 
und  niederösterr.  Landstand,  vermählte  sich  6.  Sept.  1815  mit  Almeria 
Franziska  Ursula  Gräfin  Esterhazy-Gälantha  —  Schwester  des  Grafen  La- 
dislaus  Heinrich  Valentin  aus  dem  Hause  ilallewyl  (s.  S.  110)  —  geb. 
24.  Sept.  1789,  gest.  25.  Jan.  1848;  —  Letztere,  Gräfin  Henriette  Au- 
guste Josephine,  geb.  18.  Oct.  1771,  gest.  21.  Dec.  1849,  war  seit 
30.  Sept.  1802  die  Gemahlin  des  k.  k.  Kämmerers  und  Majors  Philipp 
Leonhard  Franz  Xaver  Marquis  v.  Bacquehem  (s.  S.  11). 

Al-brecht  Joseph  Graf  Murray  hat  nur  vier  Töchter  hinterlassen ,  und 
ein  weiterer  männlicher  Sprosse  des  Geschlechts  ist  nicht  bekannt.  Diese 
vier  Töchter  sind:  Gräfin  Maria  Everilüa  ,  geb.  16.  Oct.  1816,  verm. 
20.  Aug.  1838  mit  Paul  v.  Bezeredi,  Comitats-Assessor  und  Gutsbesitzer 
in  Ungarn,  Gräfin  Maria  Aglae;  geb.  7.  Juni  1819,  Stiftsdame  zu  Brunn; 
Gräfin  Maria  Ottilie,  geb.  18.  Jan.  1821,  Sliftsdame  auf  dem  Hradschin  zu 
Prag,  und  Gräfin  Albertine  Ursula  Zepherina,  geb.  26.  Aug.  1826. 


(;RAI<EIN  V.   MYCIKLIN-MYCIELSKI. 


267 


Besitz 


V.  Mycielin-IflyeielskL 

IpreuOen. 


Grafen 

im  Grosslierzogtliuin  Posen  die  Herischaflen  Rokossowa  im  Kreise  Kröi)en  ,  Prie- 
bilscli  und  All-I.aube  im  Kreise  Frausladl:  Ciiocieszewice  im  Kreise  Kröben  ;  das 
Majorat  Üembno  und  Zerkowo  im  Kreise  IMcschen  ;  Kobyieiiole  im  Kreise  Posen, 
und  Galowo  im  Kreise  Samter. 


Wappen:  im  silbern  eingefassten  blauen  Schilde  ein  silbernes,  oben  in 
der  Mitte  mit  einem  goldenen  Kreuze  besetztes  Hufeisen ,  unter  welchem  ein  Pfeil 
so  schwebt,  dass  die  Spitze  desselben  nach  unten,  das  goldene  Gefieder  aber  oben 
zwischen  dem  Hufeisen  liegt  (Haus  Dolenga).  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein, 
mit  einer  gräflichen  Krone  gekrönter  Helm,  auf  welchem  ein,  die  Sachsen  rechts- 
kehrender, silberner  Adler-  oder  Geierflügel  steht,  welcher  von  einem  Pfeile  durch- 
bohrt wird.  Die  Spitze  des  Pfeiles  kehrt  sich  nach  rechts.  Die  Helmdecken  sind 
blau  und  silbern. 

Eine  der  ältesten  und  angesehensten  Adelsfamilien  Gross-Polens,  aus 
welcher  eine  Linie ,  welche  von  Samuel  v.  Mycielski  stammte ,  in  der  Woj- 
wodschaft  Sieradz  angesessen  war.  Aus  dieser  Linie  wurde  Alexander 
V.  Mycielski,  gest.  1729,  Wojwode  von  Sieradz,  und  der  Sohn  desselben, 
Anton,  gest.  16.  April  1750,  Castellan  von  Sieradz.  Aus  einer  anderen 
Linie,  welche  von  Adalbert  v.  Mycielski  gestiftet  und  im  Posenschen  be- 
gütert war,  wurde  des  Stifters  Sohn,  Nigolaus,  1725  Mitglied  des  poln. 
Kron-Tribunals,  und  der  einzige  Sohn  des  Letzteren,  Adam,  Truchsess  von 
Posen,  Adams  einziger  Sohn  aber,  Matthias,  1758  Castellan  von  Kaiisch 
und  von  Posen.  Derselbe,  einer  der  begütertsten  Magnaten  in  Gross-Polen, 
hinterliess  drei  Söhne,  Joseph,  Stanislaus  und  Johann  Nepomuk.  Bei  der 
Theilung  seines  Nachlasses,  3.  Sept.  1762,  erhielt  Joseph,  seit  1772  Woj- 
wode von  Inowraclaw  und  1790  gestorben,  die  Herrschaften  Chocieszewice, 
Tuliczkowo,  Sörka  und  Sroki,  Stanislaus,  seit  1785  Starost  in  Lubiatow 
und  ohne  männliche  Nachkommen  gestorben,  die  Herrschaften  Schubin, 
Turzyn  und  Dlonia,  und  Johann  Nepomuk,  Starost  von  Osniki,  die  Herr- 
schaften Gostyn,  Skoroszewice  Szkaradowa  und  Pientno.  Später  erbte  der- 


268  GRAFEN  V.  MYOIKLIN-MYCIELSKI. 

selbe  die  Herrschaften  seines  Bruders  Stanislaus,  besass  auch  ausserdem 
die  Herrschaft  Rawicz  und  die  Güter  Uchorowo,  Szymankowo  und  Solacz. 
Von  diesen  drei  Brüdern  wurde  Joseph  der  näcliste  Stammvater  der  jetzigen 
Grafen  v.  Mycielski.  Von  Letzterem  stannnten  nämlich  zwei  Söhne,  Michael, 
Starosl  von  Konin  und  Herr  der  Herrschaft  Chocieszewice,  und  Stanislaus, 
Herr  der  Herrschaften  Kobylepole  und  Samter.  Erslerer,  Michael,  wurde 
vom  König  Friedrich  Williehn  HF.  von  Preussen  12.  Juni  1816  in  den 
preussischen  Grafenstand  erhoben,  und  derselbe  stiftete  die  ältere  gräfliche 
Linie.  Von  Stanislaus  stammten  aus  der  Ehe  mit  Anna  Gräfin  Miclzynska 
vier  Söhne,  Franz,  Michael,  Ludwig  und  Joseph.  Franz  und  Ludwig  fielen 
1831  im  russisch-polnischen  Kriege,  Michael  starb  als  ])oln.  General,  und 
Joseph,  Herr  auf  Kobylepole,  pflanzte  das  Geschlecht  fort,  wurde  vom 
König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen  1842  in  den  Grafenstand  erho- 
ben und  gründete  die  jüngere  gräfliche  Linie. 

Der  jetzige  Personalbesland  beider  Linien  des  gräflichen  Hauses  ist 
nachstehender : 

A  e  1 1  e  r  e  Linie.  JOSEPH  Graf  Mycielin-Mycielski  —  Sohn  des  Gra- 
fen Michael  —  Herr  auf  Rokossowo  und  auf  Priebisch  und  Alt-Laube, 
Wittwer  von  Carohne  Gräfin  Wodzicka.  Die  vier  Söhne  desselben  smd  die 
Grafen  Michael,  Felix,  verm.  1852  mit  N.  N.  v.  Rulkowska,  Franz  und 
Joseph,  und  die  drei  Töchter,  die  Gräfinnen  Maria,  geb.  24.  Juli  1822, 
verm.  23.  Jan.  1843  mit  August  Anton  Fürsten  Sulkowski;  Caroline,  verm. 
mit  Adam  Grafen  Krasinski ,  und  Anna  Maria.  —  Die  beiden  Brüder  des 
Grafen  Joseph  sind  Graf  Theodor,  Herr  auf  Chocieszewice,  ehem.  k.  preuss. 
Lieutenant,  verm.  mit  Luise  Bischping;  aus  welcher  Ehe  acht  Kinder  leben, 
von  welchen  der  älteste  Sohn  Ludwig  heisst  —  und  Graf  Stanislaus,  Ma- 
joratsherr auf  Domhno  und  Zerkowo,  verm.  1852  mit  N.  N.  v.  Ronlowska. 

Jüngere  Linie.  JOSEPH  Graf  Mycielin-Mycielski  —  Sohn  des  Sta- 
nislaus v.  Mycielski  —  k.  preuss.  Kammerherr  und  Herr  auf  Kobylepole, 
verm.  mit  Isabella  v.  Brzostowska. 


GKAFEN  V.   iNAÜASDY-FOGARAS. 


269 


Grafen  v.  Xädasdy-FogÄras, 

Äatholifd).  ©e|lermd). 

Besitz:  in  Ungjtru  die  Ilcirscliafteri  Kogaias  und  Obei-I.iiiibach  elc.  oic. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  erhebt  sich,  zwischen  Schilf  auf  beiden 
Seilen,  aus  hochstehendem  Wasser  eine  lechtsgekelirte,  wilde  Ente  von  natürlicher 
Farbe  mit  ausgebreiteten  Fliigelii,  Ueber  dem  Schilde  steht  eine  grätliche  Krone, 
auf  welcher  sich  ein  gekrönter  Helm  erhebt,  welcher  die  wilde  Ente  des  Schildes 
trägt.  Tyroff  (N.  A.  W.-W.  II.  163)  setzt  in  den  Schildesfuss  grünen  Rasen  und  in 
die  Mitte  des  Wassers  grünen  aufgeworfenen  Boden,  auf  Avelchem  eine  schwarze 
Ente  mit  goldenem  Streif  um  den  Hals,  wie  angegeben,  steht.  Rechts  und  links 
wächst  ein  Schilfrohr  aus-  dem  Wasser  auf.     Der  Schild    zeigt  blauen  Himmel  elc. 

Eine  der  ältesten  und  angesehensten  Familien  in  Ungarn,  welche  sich 
weit  ausgebreitet  hat,  durch  ihre  Glieder,  welche  zu  den  höchsten  Ehren- 
stellen des  Landes  gelangten  und  denselben  mit  vielen  Verdiensten  vorstan- 
den, zu  grossem  Einfluss  und  Ansehen  und  durch  Vermählungen  mit  den 
ersten  Familien  Ungarns  in  Verbindung  gekommen  ist  und  reichen  Grund- 
besitz erworben  hat.  Der  Ursprung  der  Familie  hegt  im  Dunkel  der  Vorzeit, 
doch  nimmt  man  gewöhnlich  nach  Pray  an ,  dass  das  Geschlecht  aus  Eng- 
land stamme  und  dass,  wie  auch  Leholzky  anführt,  der  Ahnherr  desselben, 
Ospetinus,  aus  Britannien  mit  dem  Sohne  des  Königs  von  England,  Eduard  L, 
(901  —  942)  nach  Croatien  gekommen  sei.  So  ist  wohl  aus  missverstande- 
nen Angaben  ungarischer  Schriftsteller  die  frühere  Behauptung  des  Geneal. 
Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (Jahrg.  1825—1840)  entstanden,  dass  die 
Familie  aus  England  von  einem  Sohne  Königs  Eduard  J.  abstamme,  welcher, 
sich  in  Ungarn  angesiedelt  habe.  Nach  Pray  war  ein  Nädasdy  (Nädasd)  um 
1177  Bischof  zu  Agram  und  ein  anderer  um  1200  Bau.  —  Das  Wappen 
der  Famihe  ist  alt  und  in  Bezug  auf  dasselbe  ist  eine  Angabe  von  Kerche- 
hch,  welche  Lehotzky  mitgetheilt  hat,  wichtig,  doch  nicht  ganz  klar.  Diese 
Angabe  ist  folgende:  Antenatum  Butikonem  Banum  maritimum  a  Croatis 
dictum,  quod  Anatem  illis  denotat,  unde  pro  Insigni  anatem  gerere  Croatis 


270  tJHAFEN  V.   NAI)ASI)Y-F0(;AIUS. 

Hutit'o  (liclain,  iiich»  Hanns  Biiliko  1250.  Das  frühere  Prädicaf  der  Familie  : 
Proilarics  de  Nadasd,  schrieb  sich  von  dem  Orte  Prodarics  im  Kreuzer  Co- 
milale  her. 

Die  Vorfahren  nnd  die  Abstammung  der  jetzigen  Famihenglieder  er- 
geben sich  Iheils  aus  Leliotzkys  Angaben,  welcher  die  Familie  P.  IL  p. 
243 — 253  besprochen  hat,  tlieils,  was  die  neuere  Zeil  betrilU,  aus  den 
weiter  unten  angeführten  Ahnentafeln.  Die  von  Lehotzky  gegebene  Stamm- 
tafel reicht  von  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  bis  zum  Anfange  des  18., 
und  aus  derselben  gehören  folgende  Glieder  hierher :  Laurentius  Gomes  de 
Csupon  et  Nädasd  ac  Peteneg  dictus,  ahis  Pecseneg  a  Pacsinacitis,  —  Tho- 
mas (I.)  1390,  —  Andreas,  —  Caspar,  —  Ladislaus,  —  Franz  (I.),  — 
Thomas  (II.),  Palatin,  gest.  1561,  —  Franz  (II.),  gest.  1604,  —  Paul, 
Graf  NAdasdy  de  Fogdras  (die  Erlangung  des  Grafenstandos  wird  in  das  Jahr 
1625  gesetzt,  erfolgte  also  vom  Kaiser  Ferdinand  IL),  —  Franz  (IIL),  Judex 
Curiae,  —  Franz  (IV.) 

Die  neueren  genealogischen  Verliältnisse  der  Familie  ergeben  sich  aus 
folgenden  Ahnentafeln :  I.  Paul  Graf  v.  Nj'idasdy  de  Fogaras ;  Gemahlin : 
Judith  Gräfin  v.  Revay  de  Reva.  —  Franz  (IIL);  Gemahlin:  Juhana  Gräfin 
V.  Esterhazy  de  Galantha.  —  Franz  (IV.);  Gemahlin:  Rosa  Rebecca  Gräfin 
v.  Schrattenbach.  —  Leopold  Florian;  Gemahlin:  Josephe  Gräfin  v.  Trautt- 
mansdorff.  —  Michael  I.  (s.  u.)  IL  Paul.  —  Franz  (III.)  —  Franz  (IV.) 
(s.  die  vorstehende  Ahnentafel).  —  Franz  (V.) ;  erste  Gemahlin :  Maria  Maxi- 
miliana  Gräfin  v.  Rotthal.  —  Thomas  (L). 

Das  gräfliche  Haus  Nädasdy-Fogäras  blüht  jetzt  in  zwei  Stämmen. 
Der  erste  Stamm  umfasst  die  Nachkommen  des  Grafen  Michael  (L),  geb. 
19.  Sept.  1746,  gest.  9.  Juni  1826,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Theresia  Gräfin 
v.  CoUoredo,  geb.  4.  Juni  1751,  verm.  7.  Jan.  1769,  gest.  13.  Juli  1831. 
Aus  dieser  Ehe  entsprossen ,  neben  zwei  Töchtern ,  drei  Söhne :  Graf  Leo- 
pold (L),  Erbherr  zu  Fogaras,  Oberstthürhüter  im  Königreich  Ungarn,  k.  k. 
Kämmerer  und  Geh.  Rath,  Administrator  der  Komorner  Ober-Gespanswürde, 
geb.  3.  OcL  1772,  gest.  14.  SepL  1836,  verm.  9.  Sept.  1799  mit  There^ 
sia  Gräfin  v.  Pjilffy,  geb.  1.  Sept.  1768,  gesL  im  August  1829  —  und  die 
beiden  noch  lebenden  Grafen  Michael  (IL)  und  Franz  Xaver  (s.  unten).  Das 
jetzige  Haupt  des  ersten  Stammes,  Graf  Leopold  (IL),  ist  der  Sohn  des  Gra- 
fen Leopold  (L).  —  Der  zweite  Stamm  besteht  aus  den  Nachkommen  des 
k.  k.  Kämmerers  und  Feldmarschall-Lieutenants  Thomas  (I.)  Grafen  Naddsdy- 
Fog,1ras,  geb.  13.  Aug.  1749,  gest.  20.  März  1800,  aus  der  zweiten  Ehe 
mit  Josephe  Gräfin  v.  Lichtenberg,  geb.  29.  März  1765,  gest.  20.  Mai 
1832,  und  aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  des  zweiten  Stanunes, 
Graf  Thomas  (H.). 

Der  jetzige  Personalbestand  des  gräflichen  Hauses  ist  folgender: 

Erster  Stamm.  Graf  LEOPOLD  (IL)  —  Sohn  des  Grafen  Leo- 
pold (I.)  —  geb.  1802,  Erbherr  zu  Fogaras  und  Ober-Limbach,  verm. 
17.  Mai  1835  mit  Julie  Freiin  Forray  v.  Soborsin.  Aus  dieser  Ehe  stammt 
eine  Tochter,  Gräfin  Anna,  geb.  1836.  Die  Schwester  des  Grafen  Leopold, 
Gräfin  Caroline,  geb.  1810,  hat  sich  3.  Nov.  1831  mit  Carl  Grafen  ßal- 
Ihyan   (s.  Bd.  I.   S.  55)  vermählt.   —   Die  beiden   Brüder  des  Grafen  Leo- 


(JKAFKN  NAKO  V.   NAGY-SZEINT-MIKLOS. 


27 


|)old  (1.)  sin<l  fs.  oben)  Graf  Michael,  geb.  6.  Sept.  1775,  gest.  18.  März 
1854,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  vormals  Oberst-Kämmerer  des 
Königreichs  Ungarn,  Staats-  und  Conferenz-Minister  etc. ,  verm.  10.  Juni 
1800  mit  Antonie  Gräfin  Zichy,  geb.  24.  April  1776,  aus  welcher  Ehe, 
neben  einer  Tochter,  Gräfin  Leopoluine,  ein  Sohn  lebt,  Graf  Franz  Sera- 
phin, geb.  1.  April  1801,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Bath,  Oberst-Kämmerer 
im  Königreich  Ungarn  und  Präsident  des  Districts-Obergerichts  zu  Oeden- 
burg,^erm.  1844  mit  Amalie  v.  Traut,  verw.  Gräfin  Teleki  —  und  Graf 
Franz  Xaver,  geb.  24.  April  1778,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  verm. 
11.  Oct.  1807  mit  Juliana  Gräfin  v.  Schmiedegg,  geb.  24.  Juni  1789,  gest. 
16.  Juni  1845.  —  Die  beiden  Schwestern  der  Grafen  Leopold  (I.),  Michael 
und  Franz  Xaver  sind  Gräfin  Maria  Josephe,  geb.  18.  März  1771,  und 
Gräfin  Elisabeth,  geb.  10.  Nov.  1794,  verm.  mit  dem  k.  k.  Kämmerer  Carl 
Froiherrn  v.  Sennyey. 

Zweiter  Stamm:  Graf  THOMAS  (II.)  (s.  oben),  geb.  24.  Juni 
1792,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister,  verm.  6.  Mai  1813  mit  Jacobine 
Gräfin  Grovestin.  —  Die  Schwester  desselben,  Gräfin  Maria  Luise,  geb. 
31.  Oct.  1794,  vermählte  sich  29.  Sept.  1815  mit  Paul  Maria  Grafen  Bri- 
gido  (s.  S.  42)  und  ist  seit  23.  Jan.  1848  Wittwe. 


Girafeii  IVäko  v.  IVagy-Szent-Miklos. 

ISatl)oltfd).  ClDcftfrretd). 

Besitz:  die  Fideioommiss-nerrschari  Nagy-Szcnt-Miklös  im  Banal,  uiul  die  Herrschaft  IXMot 
in  llniraiii. 


Wappen:  quodrirter  Schild  mit  Mittelscliild.  Im  blauen  Mittelscliilde  drei 
(2  und  1)  silberne  Rosen.  I  in  Gold  ein  an  die  Theilungslinie  angeschlossener, 
schwarzer  Adler;  2  in  Roth  ein  Füllhorn,  aus  welchem  drei  blaue  Hosen  heraus- 
fallen; 3  ebenfalls  in  Roth  ein  sich  bäumendes,  einwärtssehendes,  goldenes  Ross, 
und  4  in  Gold  ein  auf  den  Hinlerbeinen  stehender,  einwärlsgekehrter,  schwarzer 
Stier,     Den  Schild  bedeckt  die  Gral'enkrone. 

Die  Grafen  Nako,  welche  von  der  Fideicommiss-Herrschaft  Nagy- 
Szent-Miklös  im  Banal  das  gleichnamige  Prädicat  führen,  stammen  aus 
einem  sehr  allen   und  angesehenen  Geschlechte,   welches   macedonischer 


•272 


GRAFEN  NEMFS  V.   HIDVEC. 


Abkunft  ist  und  aus  welclieiii  Glieder  1780  in  die  kais.  österreichischen 
Staaten  kamen.  Der  Grafenstand  gelangte  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesler- 
reich  im  Jahre  1813  in  die  Familie. 

Die  jetzii^en  Glieder  derselben  sind  Nachkommen  des  Grafen  Alexander 
Näko,  gest.  12.  Sept.  1848,  aus  der  Ehe  mit  Therese  Gräfin  Festetics  de 
Tolna  —  Schwester  des  Grafen  Vincenz,  Hauptes  des  vierten  Stammes  (s. 
S.  120)  —  jetzt  Wittwe,  und  das  Haupt  des  grällichen  Hauses  ist  der  Sohn 
aus  dieser  Ehe : 

COLOxMAN  Graf  Nako  v.  Nagy-Szenl-Miklös ,  geb.  22.  Febr.  1822, 
Herr  der  Fideirommiss-Herrschaft  Nagy-Szent-Miklös  und  der  Herrschaft 
R/itot,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  9.  Juni  1842  mit  Behtiia  GyertyänfTy  de 
Bobdo.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  Graf  Alexander,  geb.  9.  Dec.  1846, 
und  die  Tochter  Gräfin  Malwina,  geb.  11.  Oct.  1813. 


Grafen  ]\[eines  v.  Hidveg. 

4Satl)0lifd).  ©cfkrrftd). 


In  Siebenbürgen  ansresessen. 


"Wappen:  quadrirter  Schild.  1  und  2  in  Blau  ein,  auf  einer  goldenen 
Krone  ruhender,  einwärtsgekehrter,  gebogener,  geharnischter  Arm,  welcher  in  der 
Faust  auswärts  ein  Schwert  schwingt,  welches  durch  einen  Tiirkenkopf  gestochen 
ist ;  3  in  Blau  ein  ebenfalls  auf  einer  goldenen  Krone  ruhender,  ganz  gleicher  Arm, 
in  der  Faust  mit  einem  Schwerte  ohne  Türkenkopf,  doch  mit  einem  zwischen  Arm 
und  Schwerte  schwebenden,  sechseckigen,  goldenen  Sterne,  und  4  auch  in  Blau 
auf  grünem  Boden  eine  aufrechtgestellte,  gekrönte,  silberne  Säule,  an  welcher 
rechts  ein  einwärtssehender,  goldener  Lowe,  links  ein  silbernes  Einhorn  empor- 
steigt. Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone.  —  Wie  oben  beschrieben,  gielil  das 
VVappenbuch  der  ö«ierr.  Monarchie  (VHl.  8)  dieses  Wappen.  —  Die  Angabe  des 
Wappens  im  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  531):  in  Blau  ein  gol- 
dener Löwenkopf  ist  unrichtig  (s.  S.   183). 

Die  Grafen  Nemes  v.  Hidveg  sind  aus  einem  der  ältesten  und  ange- 
sehensten Geschlechter  in  Siebenbürgen  entsprossen,  zu  welchem  auch  die 
Grafen  Mikos  v.  Hidväg  und  die  Grafen  Kälnoky  v.  Köröspatak  (s.  den  die 
letztere  Familie  betreffenden  Artikel  S.  183)  gehören.     Zwei   Glieder  des 


GRAFEIS  NEMES  V.   HIDVEG.  273 

(lesrhlecliles,  Ladislaus  und  Mikos,  Gebrüder,  welciie  1366  lebten,  theilten 
den  Suunni:  Ladislaus  wurde  Slanimvater  der  Nemes  v.  llidveg,  Mikos  der 
Mikos  V.  Hidv(>g.  Valentin,  Urenkel  des  Ladislaus,  bekam,  wegen  der  Treue, 
welche  derselbe  bei  der  1472  in  Siebenbürgen  gegen  den  König  Mallbias 
lluniady  Gorvin  ausgebrochenen  Einjxjrung  bewährt  halte,  für  sich  und 
seine  Nachkommen  den  Beinamen :  Nemes,  d.  h.  Edel.  Von  den  Nachkom- 
men desselben  hess  sich  der  Enkel,  Andreas,  in  Kälnök  nieder  und  seine 
Naciikommenschaft  nahm  den  Zunamen  Kälnoky  an.  —  Die  übrigen  von 
Valentin  stammenden  Glieder  der  Familie  behielten  den  Namen  Nemes 
V.  Ilidv^g  bei,  breiteten  sich  immer  weiter  aus,  gelangten  zu  hohem  An- 
sehen, kamen  durch  Vermählungen  mit  den  ersten  Familien  Ungarns  in 
V^erbindung,  bekleideten  hohe  Elirenstellen  und  erwarben  bedeutenden 
Grundbesitz.  —  Die  bekannte  Ahnentafel  der  Famihe  ist  folgende:  Thomas 
V.  Nemes  de  llidveg;  Gemahlin:  Susanna  v.  Micko.  —  Johann;  Gemahlin: 
Bar])ara  v.  Huszar  de  Brennhida.  —  Matthias  ;  Gemahlin :  Barbara  v.  Ho- 
morad de  Szent-Marton.  —  Adam,  Graf  v.  Nemes  de  Hidveg;  Gemahhn: 
Susanna  v.  Buda  de  Galacz.  —  Johann  (IL). 

Von  den  jetzt  bekannten  lebenden  Ghedern  der  Familie  stammen  die- 
jenigen, über  welche  genauere  Nachiiciitcn  vorliegen,  von  dem  Grafen  Adam 
Nemes  v.  llidveg  ab.  Derselbe  -  Sohn  des  Grafen  Johann  (IL)  —  geb.  1769, 
gest.  22.  Nov.  1834,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Balh  und  k.  siebenbürgischer 
Thesaurarius ,  war  mit  einer  Freiin  Bornemisza  vermählt.  Aus  dieser  Ehe 
stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

Graf  JOHANN,  geb.  1792,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Bath,  verm.  in 
erster  Ehe  mit  Gräfin  Banffy  und  in  zweiter,  1821,  mit  Caroline  Gräfin 
v.  Berchloldt  —  Schwester  des  Grafen  Anton  (s.  Bd.  L  S.  70)  —  geb. 
1802.  Aus  der  zweiten  Ehe  stammen  drei  Söhne  und  vier  Töchter.  Die 
drei  Söhne  sind  die  Grafen:  Vincenz,  geb.  1830,  k.  k.  Bittmeister,  Johann 
Nepomuk,  geb.  im  Mai  1834,  k.  k.  Lieutenant,  und  Ferdinand,  geb.  im 
November  1835.  Die  vier  Töchter  sind  die  Gräfinnen:  Maria,  geb.  1823; 
BosALiE,  geb.  1825,  verm.  1848  mit  Gregor  v.  Beldi;  Caroline,  geb.  1827, 
verm.  25.  Oct.  1851  mit  Grafen  v.  Logothetty  (s.  S.  231),  und  Helene, 
geb.  1832,  verm.  1851  mit  Hans  Julius  Grafen  v.  Schweinitz  (s.  Bd.  IL 
S.  434).  —  Die  Schwester  des  Grafen  Jojiann,  Gräfin  Susanna,  geb.  1800, 
ist  seit  13.  Nov.  1837  Wiltwe  von  dem  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant 
Johann  Koj)}>  v.  Muthenberg. 

Als  Vettern  des  Grafen  Johann  werden  aufgeführt  Graf  Gabriel  und 
Graf  Franz,  k.  k.  Biltmeister  in  d.  A.,  und  zu  einem  zweiten  Stamm  gehört 
der  Sohn  des  Grafen  Joseph  aus  der  Ehe  mit  einer  v.  Tholdy:  Graf  Abra- 
ham, {foh.  25.  Nov.  1817,  k.  k.  Känunerer. 


lii.  18 


•274 


^;IUFE^  .mczkv  v.  nicz. 


Gr.ifoii  IViczky  v.  Mcz. 

Öall)olifd).  ©cjlcrveiri). 

Besitz:    in   Ungarn   die  lleirscliall  Harassl -Bogärd ;    die  Ileirsclialleii   IMiilscIieii    und    Töt- 
(Juigy;  die  Güter  Keicseligelh ,  Csapi  etc. 


Wappen :  quadrirler  Schild  niil  Millelschild.  Im  goldenen  Mittelschilde 
ein  rechlsgokelirter,  rother  I.öwe,  welcher  in  der  rechli'n  Vordcrprjinke  einen  Säliol 
mit  goldenem  Griffe  schwingt,  l  und  4  von  Roth  und  Silhcr  qnergetheilt ;  ohcn 
ein  goldener,  6 eckiger  Stern,  unten  drei  silhernc.  QnerhalKen ;  2  und  3  von 
(iold  und  Blau  quergolheilt ;  oben  ein  rechtssehender ,  sciiwarzer  Adler,  unten 
^in  rechtsgekehrter,  goldener  Drache.     Den  Schild  deckt  die  (Irat'enkrone,  und  auf 


Ol 


derselben  stehen  drei  gekninte  Helme.  Der  rechte  Helm  tiagt  den  Adler  der  oberen 
Hälfte  des  2.  und  3.  Feldes,  der  mittlere  wachsend  den  Löw(mi  des  Mitlelschildes, 
und  der  linke  zvvei  von  Uoth  und  Silber  quer  mit  gewechselten  Tinctnren  gelheille 
Elephanlenriissel,  in  deren  Mündungen  eine  Feder  steckt.  Ausserdem  ist  jeder  Rüs- 
sel an  der  äusseren  Seite  mit  zwei  Federn,  eine  unter  der  anderen,  l)estcckl.  Am 
recliten  Hüssel  ist  die  Feder  in  der  Mündung  silbern,  die  beiden  an  der  Aussenseife 
aber  oben  silbern,  unten  roth,  und  am  linken  Hiissel  die  in  der  Mündung  und  die  obere 
an  der  Anssenscite  silbern,  die  untere  roth.  liie  Decken  des  rechten  Helmes  sind 
blau  und  golden,  die  des  mittleren  schwarz  und  golden,  und  die  des  linken  rotli 
und  silbern.  Den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  goldene  Drachen,  —  Ab- 
weichungen von  vorstehenden  Angaben  kommen  mehrlach  vor.  So  giebt  das  Gen. 
Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1853  S.  500)  folgende  Deschreibung  des  Wappens: 
„quadrirt,  mil  schwarzem  Mittelschilde,  worin  ein  goldener,  einen  blanken,  gcdd- 
gefasslen  Säbel  schwingender  Löwe.  1  und  4  von  Uoth  und  Blau  quergetheill ; 
oben  erscheint  ein  goldener  Stern,  unten  drei  gefluthetc,  silberne,  querlliessende 
Bäche;  2  und  3  quer  gelheilt,  oben  in  Gold  ein  wachsender,  schwarzer  Adler, 
unten  in  Silber  auf  grünem  Beulen  ein  brauner,  goldengekrönler  Greif.  Ueber  dem 
die  Grafenkrone  deckenden  (1)  Schilde  schweben  (!j  drei  gekrönte  Helme.  Der 
erste  mit  rothgoldener  Decke  trägt  den  wachsenden  Adler ;  der  zweite  mit  schwarz- 
goldener Decke  den  Löwen  des  Mitlelschildes  wachsend;  der  drille  mil  blausilber- 
ner Decke  zwei  von  Bolh  und  Silber  quadrirle  Rüssel,  in  deren  Miindungen  eine 
Feder  steckt.     Ausserdem  ist   jeder  Rüssel  au  der  äusseren  Seile  mil  zwei  gleich- 


(;ham:i\  iviczky  v.  inicz.  275 

artigen  Federn,  einer  unter  der  anderen,  geziert;  rechts  ist  die  obere  silbern,  die 
beiden  unteren  rofh,  links  die  beiden  oberen  roth,  und  die  untere  silbern.  Schild- 
halter: zwei  goldene  Greife,  deren  Schweife  sich  einander  umschlingen."  Ware 
doch  bei  diesen  Angaben  angeführt,  ob  dieselben  aus  der  Familie  gekommen  sind, 
oder  sich  nur  auf  die  Annahmen  eines.  Mitarbeiters  gründen.  Ein  Auszug  aus  dem 
Grafendipiome  war  nicht  zu  erlangen:  so  bescheidet  sich  denn  die  Redaction  eines 
massgebenden  Urtheils.  Es  fragt  sich  übrigens  sehr,  wie  es  mit  dem,  einen  Säbel 
schwingenden  Löwen  stehe?  Lehotzky  sagt  nämlich  (II.  p.  254):  „Insigne  familiae 
Leonem  cum  framea,  tluvios  et  stellam  refert." 

Die  Familie  der  Grafen  Niczky  v.  Niczk  ist  aus  dem  sehr  alten  ung-aii- 
selion  Geschlechte  Jäk  entsprossen,  dessen  Ursprung  in  das  Dunkel  der  Vor- 
zeit fällt.    Die  ununterbrochene  Stammreihe  des  letzteren  Geschlechts  fängt 
mitEbed  an,  welcher  um  1 100  lebte,  und  die  Nachkommen  desselben  schrie- 
ben sich  in  Folgte  der  das  Gut  Niczk  betreffenden  Bestätigungsurkunde  des 
Königs  Ladislaus  IL  vom  Jahre  1 162:  Filii  Ebed,  de  genere  Jäk.    Lehotzky 
führt  demgemäss  (P.  II.  p.  254)  die  Familie,  wie  folgt,  auf:  Nitzki  de  Ebed, 
item  de  Chak  seu  Jak  et  de  Kemen  in  Comitatu  Gastri  ferrei  (Eisenburger 
Gespanschaft).  Gheder  der  Famihe  (Reinold  Nitzki,  welcher  noch  1268  unter 
König  Bela  IV.  vorkommt)  begleiteten  den  König  Andreas  II.  1217  auf  dem 
Zuge  nach  Jerusalem  und  werden  als  Nobiles  banderiati  (Adelige  mit  Banner) 
aufgeführt.     Dieselben  erhielten  für  treue  Dienste   1221    die  Güter  Uray. 
Seit  1324  nannten  sich  die  einzelnen,   damals  entstandenen  Linien  nach 
ihren  Herrschaften :    der  Hauptstamm  nach  der  demselben  zustehenden  Be- 
sitzung Niczky  im  Eisenburger  Comitate.     Durch  Vermählungen   mit  den 
ältesten  und   angesehensten   Familien  Ungarns  wurde  Benedict  v.  Niczky 
unter  dem  König  Matthias  Corvin  1458  Obergespan  des  Warasdiner  Gomi- 
tats  und  erhielt  nebst  mehreren  Gütern  auch  die  halspeinliche  Gerichtsbar- 
keit über  alle  ihm  gehörenden  Herrschaften.    Christoph  v.  Niczky,  obersler 
Landrichter  des  Königreichs  Ungarn,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  Prä- 
sident der  Statthalterei  und  der  Septemviriltafel ,  Erb-Obergespan  des  Ve- 
röczer  Comitats,  Graf  v.  Jemes  etc.,  wurde  vom  Kaiser  Joseph  II.  im  Jahre 
1765  in  den  erbländisch-österreichischen  Grafenstand  erhoben  und  erhielt 
zugleich  die  Schenkungsurkunde  über  die  Herrschaften  Berzencze  und  Bal- 
häs.     Derselbe   hinterliess   zwei   Söhne,   die  Grafen  Stephan  und  Georg. 
Ersterer,  k.  k.  Kämmerer  und  Obergespan  des  Warasdiner  Comitats,  venu, 
mit  Maria  Gräfin  Esterhäzy,  starb  ohne  Nachkommen;  Letzterer,  Graf  Georg, 
k.  k.  Kämmerer,   Geh.  Rath  und  Erb-Obergespan  des  Veröczer  Comitats, 
verm.  mitXaveria  Gräfin  Batthyany,  pflanzte  das  Geschlecht  fort.  Von  dem- 
selben stammten  nämlich  zwei  Söhne ,  die  Grafen  Maria  Ludwig  Georg  und 
Johann  Georg.     Graf  Maria  Ludwig  Georg,   geb.   25.  Jan.   1776,  gest. 
28.  Febr.  1840,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  der  Herrschaften  Nebersdorf,  Bal- 
häs,    Tot-Gyugy  und  Zimjiny,  vermählte   sich  20.  Mai   1807    mit   Maria 
Christina  Anna  Gräfin  v.  Hoditz  und  Wolframitz,   geb.   6.  März  1787,  f, 
und  aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses ,   Graf 
Maria  Christoph  Georg  mit  seinen  drei  Geschwistern.     Graf  Johann  Georg, 
gest.  26.  Juh  1829,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  auf  Kercseligeth,  war  vermählt 
mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Schmidegg,  Frau  auf  Vämos  und  Mosdos,  jetzt 
Wittw^e,  und  aus  dieser  Ehe  leben  zwei,  unten  näher  angeführte  Söhue. 

18* 


27Ü 


t;uAFr:>  >üI{ma\  v.  aidkinhove. 


Die  jelzigeii  (JlitMlt'i-  der  griinichon  Familie  sind : 

Marfa  CHHlSTOPll  Gkorv.  Graf  Nirzky  v.  Nicz  —  Soliii  des  Grälen 
Ludwig  (s.  üben)  —  geb.  28.  Jan.  1814,  Herr  der  llerrseliafl  llarassL- 
B()"ard.  Die  zwei  Brüder  desselben  sind:  Graf  Maria  Emanüel  Josepb,  geb. 
3.  April  1818,  Herr  der  Ilerrsebaflen  Mulseben  und  Tol-Gyugy,  und  Graf 
Maria  Lldwk;  Serai'h,  geb.  29.  März  1822,  Herr  der  Ilerrsebaflen  Nebers- 
dorf  und  Zimäny.  Die  Scbwesler  Maria  Giikistina  Anna ,  geb.  1 6.  Sepl. 
1820,  bat  sich  20.  April  1845  mit  dem  k.  k.  Kämmerer  und  Obersten 
Jobann  Nepomuk  Grafen  v.  Hoditz  und  Wolframilz  (s.  Bd.  I.   S.  362)  verm. 

Die  beiden  Söhne  des  Grafen  Johann  Georg  (s.  oben)  sind:  Graf  Maria 
Georg,  geb.  28.  Jan.  1809,  Herr  auf  Kercseligelh ,  verm.  17.  April  1833 
mit  Antonia  v.  Kläosenyi  —  und  Graf  Maria  Johann  Nepomuk  Georg,  geb. 
20.  Sepl.  1810,  Herr  auf  Gsapi,  verm.  21.  Juni  183^  mil  Franziska 
V.  Boresiczky.  Aus  dieser  Ehe  stammen  Graf  Maria  Stephan,  geb.  27.  Nov. 
1833,  und  Gräfin  Maria  Piiu.omene,  geb.  30.  Sept.  1836. 


Grafen  IVorinaii  v.  Audeiihove. 

jßall)oltfd).  ©tfterreicl),  Belgien  unh  Hieöfrlanbe. 


In  Nieder-Owsierreicli  begütert. 


"Wappen:  Schild  quer  getheill ;  oben  in  mit  goldenen  Schindeln  besUeu- 
tem  Blau  ein  wachsender,  rechtssehender,  goldener  Löwe;  unten  schwarz,  ohne 
Bild.     Den  Schild  bedeckt  die  Gratenkrone. 

Sehr  alles,  ursi)riinglioh  aus  der  Normandie  stammendes  Geschleoht, 
welches  später  nach  Anjou  und  Burgund  kam  und  in  diesen  Provinzen  ei- 
nige Jahrhunderte  begiltert  war,  ehe  Glieder  desselben  mit  Maria  von  Bur- 
gund nach  den  Niederlanden  gelangten.  Wilhelm  IV.  Norman  war  Gesandter 
des  Kaisers  Maximilian  I.  an  dem  französischen,  spanischen  und  englischen 
Hofe,  so  wie  an  mehreren  deutschen  Höfen,  und  konnte  bei  seinen  Sen- 
dungen dem  Kaiser  wichtige  Dienste  leisten.  Carl  Emanuel  Norman,  k.  k. 
Kämmerer  und  Staalsrath,  erhielt  vom  Kaiser  Garl  VI.  22.  Juni  1725  den 
österreichischen  Freiherrensland  mit  dem  Baronat  und  Fideicommiss  für  die 


GKAFKN  NORMAN  V.  AlIDENHOVE.  277 

HfüTscliaft  AikUmiIiovc  in  Flandern ,  wie  dasselbe  bisher  dem  Oxelaere  St. 
Aldegonde  zugeslaiideii  liaLle.  Joseph  Justin  Florem  Norman  wurde  vom 
Kaiser  Joseph  II.  20.  Febr.  1787  in  den  österreichischen  Grafenstand,  und 
August,  k.  k.  Kämmerer  und  Präsident  der  Rechnenkammer  der  Nieder- 
lande, vom  König  Willielm  I.  der  Niederlande  13.  Se|)l.  1826  in  den  nie- 
derländischen Grafenstand  erliobeii ;  doch  sind  diese  Verleihungen  nur  nach 
dem  Rechte  der  Erstgeburt  des  Hauses  erblich.  Ludwig  Maria  August  Ghis- 
lain  Graf  Norman  v.  Audenhove  erlangte  für  sich  und  seine  Nachkommen 
8.  März  1842  die  Aufnahme  in  den  niederöslerreichischen  Herrenstand. 
Der  jetzige  Personalbestand  der  Familie  ist  folgender: 
LUDWIG  Maria  August  Giuslaia  Giaf  und  Freiherr  Norman  v.  Auden- 
hove, geb.  27.  Dec.  1801,  Herr  und  Landstand  in  Nicder-Oesterreich,  verm. 
in  erster  Ehe,  1  1.  April  1836,  mit  Franziska  Gräfin  Zichy  —  Tochter  aus 
erster  Ehe  des  Grafen  Franz  Jose])h,  Linie  zu  Carlsburg  (s.  unten  den  be- 
treffenden Artikel)  —  geb.  10.  Nov.  1806,  gest.  12.  Oct.  1843,  und  in 
zweiter,  30.  April  1  844,  mit  Maria  Crescentia  Gräfin  v.  Seüern  und  Aspang 
—  Tochter  des  Grafen  Joseph  August  aus  erster  Ehe  (s.  Bd.  II.  S.  456), 
geb.  9.  Dec.  1820.  Aus  erster  Ehe  stammen,  neben  einer  Tochter,  Freiin 
Amalia,  geb.  7.  Dec.  1839,  zwei  Söhne,  die  Freiherren:  Franz  August 
Ludwig  Johann  Jacob  Peregrin ,  geb.  6.  Oct.  1838,  Zöghng  der  k.  k. 
Militair-Academie  zu  Neustadt,  und  Carl  Wilhelm  Johann  Maria,  geb. 
16.  Mai  1841.  Aus  der  zweiten  Ehe  leben  ein  Sohn  und  drei  Töchter: 
Freiherr  Wilhelm  Maximilian  Ludwig,  geb.  23.  Juni  1851,  und  die  Freiin- 
nen Maria  Josepha  Auguste  Luise,  geb.  22.  Mai  1847,  Josepha  Franziska 
Ludovica,  geb.  12.  Febr.  1850,  und  Carolina  Maximiliane  Maria  Luise, 
geb.  14.  April  1853.  —  Die  Geschwister  des  Grafen  Ludwig  Maria  August 
Ghislain,  freiherrlichen  Standes  (s.  oben),  i^ind  die  beiden  Bruder,  Freiherr 
Felix,  geb.  1 1.  April  1804,  und  Freiherr  Julius,  verm.  mit  N.  N.  Haucken, 
und  die  Schwester,  Freiin  Auguste,  verm.  25.  Febr.  184  3  mit  Carl  Frei- 
herrn V.  Schwarzenberg-Schwarzburg. 


278 


(;hafk>  V.  nii(;k>t. 

Iiirafeii  v.  \iis:cTit. 


Äalljoltrcf). 


Ccflerrcid) 


Wappen:  im  silbernen  Schilde  auf  Hermelin  zwei  rothe  Querbalken.  Den 
Scliild  bedeckt  die  Grafenkronc  und  denselben  hallen  zwei  einvvärlsseliende  Basilisken. 
Die  Devise  ist:  Dccrevi.  .So  kommt  in  Abbildungen  und  Lackabdriicken  von  Pet- 
schaften des  gräflichen  Hauses  das  Wappen  vor.  —  Die  Helmzier  des  Familien- 
uappens  ist  nach  Burke  auf  rothsilbernem  Wulste  ein  rechtsgekehrter  Basilisk. 

Die  Grafen  Nugenl  slainmen  aus  einem  selir  alten,  ursprünglich  irlän- 
dischen Geschlechte,  welches  im  Vaterlande  noch  in  verschiedenen  Linien 
hlühl.  Die  älteste  derselhen  führt  den  Titel  Westmealh ,  und  ein  Zweig 
derselhen  hat  sich  in  Oesterreich  ausgebreitet.  Die  Glieder  dieser  Linie 
sind  seit  5.  März  i486  Barone  von  Delwin  und  seit  4.  Sept.  1621  Grafen 
von  Westmeath.  Eine  jüngere  Linie  schreibt  sich  Nugenl-Ballynacore,  und 
hat  den  Freiherrenstand  1689,  den  Rcichsgrafenstand  aber  in  der  Person 
des  James  Nugent  14.  April  1778  erhalten.  Eine  andere  Linie  dieses 
Hauses,  in  welche  in  der  Person  des  Robert  Nugent  Baron  of  Carlanstown 
1776  der  Grafenstand  kam,  starb  mit  der  Tochter  des  Grafen  Robert, 
Maria,  vermählter  Gräfin  Temple,  aus.  Ein  aus  der  Ehe  der  Letzteren  ent- 
sprossener nachgeborener  Sohn,  Georg,  erhielt  1800  mit  dem  Titel  Nugent 
das  Baronat.  —  Als  gemeinschaftlicher  Stammvater  aller  Linien  des  Hauses 
wird  der  edle  Norman  Gilbert  v.  Nugent  genannt,  welcher  unter  König 
Heinrich  IL  11 72  bei  der  Eroberung  Irlands  thätig  war  und  zum  Lohn  für 
seine  Kriegsthaten  die  Freiherrschaft  Delwin,  nach  welcher  derselbe  sich 
nannte,  erhielt.  —  Die  im  Königreich  Grossbritannien  blühenden  Linien  des 
Geschlechts  und  die  genealogischen  Verhältnisse  der  Glieder  derselben  hat 
Burke  genauer  erörtert.  Die  von  demselben  besprochenen  Linien  sind: 
Nugent  of  Carlanstown,  in  the  co.  of  Westmeath,  in  the  |)eerage  of  Irland; 
Nugent  of  Balinlough  Castle,  co.  Westmeath;  Nugent,  Bart,  of  Waddesdon, 
CO.  Berks;  Nugent  of  Donore,  co.  Westmeath,  und  Nugent  of  Ballynacore. 

Von  dem  jetzigen  Personalbestande  der  Familie  sind  folgende  Glieder 
hier  anzuführen : 

Aelteste  Linie:  Nugent-Wes  tmeath.  Graf  LAVAL ,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Rath,  Feldmarschall  und  Regiments-Inhaber  etc.,  verm. 
mit  Johanna  Herzogin  v.  Sforza-Riario.  Aus  dieser  Ehe  stammen  drei  Söhne 


GRAFEiN  V.  NYS. 


279 


und  zwei  Töchter.  Die  Söhne  sind:  Graf  Albert,  k.  k.  Kämmerer  und 
ühersl  in  Pension,  Graf  Gilbert,  k.  k.  Kammerer  und  Olier-Lienlenanl  in 
d.  A.,  und  Graf  Arthur,  k.  k.  Major.  Von  den  beiden  Töchtern  ist  Gräfin 
Beatrice  mit  dem  Grafen  Strozzi-Sagrati,  und  Gräfin  Johainna  mit  dem  Gra- 
fen Pallavicini  vermählt.  —  Als  Nefle  des  Grafen  Laval  wird  Graf  Christoph, 
k.  k.  Ober-Lieutenant  in  d.  A.,  und  als  Cousine  die  Tochter  des  verstorbe- 
nen k.  k.  Majors,  Grafen  Ignaz,  Gräfin  Sophie,  aufgeführt.  Letztere,  geb. 
18.  3Jai  1788,  hat  sich  9.  Febr.  1809  mit  dem  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister in  d.  A.  Joseph  Grafen  Belrupt-Tissac  (s.  S.  17)  vermählt. 

Jüngere  Linie:  Nngenl-Ballynacore.  Reichsgraf  JACOB,  verm. 
6.  Sept.  1837  mit  Olivia  Stapleton.  (Wohnen  zu  Ballynacore  in  der  Graf- 
schaft Westmeath  in  Irland).  —  Die  drei  Söhne  eines  Oheims  des  Grafen 
Jacob  sind  Graf  Johann,  Seecapitain  in  kön.  grossbritann.  Diensten,  Graf 
Richard  und  Graf  Thomas,  k.  k.  Hauptmann  in  d.  A. 


Grafen  v.  IVys. 


*Satl)oltfd). 


6ttgent 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschild 
drei  (2  und  1)  rechtsgekehrle  Eisvögel  (Angabe  des  Grafendiploms),  mit  blauem 
Rücken  und  goldenem  üntcrleibe,  von  welchen  jeder  einen  Zweig  mit  rolhen  wil- 
den Heidelbeerblüttern  im  Schnabel  hält.  1  und  4  in  Silber  ein  einwärts  sehender, 
golden  bewehrter,  schwarzer  Adler ;  2  in  Blau  ein  rechtsgekehrter,  goldener  Löwe, 
und  3  ebenfalls  in  Blau  ein  nach  der  Linken  aufspringender,  weisser,  schwarz  ge- 
tigerter Windhund.  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  mit  gräflichen  Kronen  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  trägt  wachsend  und  einwärts  sehend  den  Löwen  des  2.  Feldes ; 
der  mittlere  einen  der  Vögel  des  Mittelschildes  mit  dem  Zweige  im  vergrösserten 
Massslabe  und  zum  Fluge  geschickt,  und  der  linke  den  Windbund  des  3.  Feldes 
wachsend  und  einwärts  sehend.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  silbern,  und  den 
Schild  halten  zwei  gekrönte,  zum  Flug  geschickte,  auswärlssehende,  schwarze  Adler 
mit  goldenen  Waffen. 


280 


<;UAFKIV  V.  OBERG. 


Die  Familie,  zu  welcher  die  Grafen  v.  Nys  gehören,  slaimnl  nrs|niiiij^- 
lich  aus  einem  allen  Adelsgeschlechte  der  früher  s|ianisehen  Niedeilande, 
welches  im  vorigen  Jahrhundert  nach  Bayern  kam.  Der  knrhay<'rische  Ge- 
neral V.  Nys  (Nyss)  rettete  1743  bei  dem  ungliicUlichen  Gefechte  zu  Bran- 
nau,  wie  v.  Lang  (I.  S.63)  angiebt,  die  bayerische  Gavallerir,  und  zeichnete 
sicli  auch  später  in  Holland  als  Anführer  der  bayer.  llnlfstru|>|M'n  aus.  Aus 
der  Ehe  desselhen  mit  Freiin  v.  Rehlingen ,  stanunte  Maup.us  Joskph  Maxi- 
MH.iAN  V.  Nys,  welcher  als  kurbayer.  Kämmerer  und  RiltnuMsler  vom  Kur- 
fürsten Max  Joseph  13.  Aug.  1762  in  den  Grafenstand  erhohen  wurde. 
Derselbe,  welcher  später  bis  zum  kurbayer.  General  stieg  und  mit  einer 
Gräfin  v.  Lamherg  vermählt  war,  pflanzte  das  grälliche  Geschlecht  fort,  und 
der  Enkel  desselben  ist  das  jetzige  Haupt  der  Familie : 

Graf  WILHELM  Cajetan  ,  geb.  27.  Jan.  1795,  verm.  mit  Helena 
V.  Heller,  geb.  25.  Mai  1801.  Aus  dieser  Ehe  stannnt  ein  Sohn,  Graf  VVu.- 
HELM  Clement,  geb.  23.  Dec.  1825,  und  eine  Tochter,  Gräfin  Elisabetha 
Josephine,  geb.  20.  Nov.  1831.  Die  beiden  Schwestern  des  Grafen  Wilhelm 
Cajetan  sind:  Gräfin  Elisabetha,  geb.  21.  Sept.  1793,  verm.  mit  dem  kön. 
bayer.  Kännnerer  Wilhelm  Friedrich  v.  Karwinsky  Freiherrn  v.  Karwin, 
und  Gräfin  Theresia,  geb.  30.  März  1798,  verm.  mit  J.  Siber,  Professor 
an  der  polytechnischen  Schule  zu  München. 


Coangeltfd). 


Grafen  v.  Ober^. 


öraunfd)vufig. 


Besitz:    die  Kiltcrgiilei    Duttciisctdl   und   Essiiigliauscu  elc.    im  lliMzogllniiii  liiiiuiischwfifr. 


Wappen :  im  goldenen  Schild  zwei  aufrecht  an  einander  gestellt«',  schwiirze 
Wecken.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkronc,  auf  welcher  sich  ein,  mit  einem 
schwarz  -  goldenen    Wulste    bedeckter   Helm    erhebt,    der    einen    Pfauenwedcl    im 


IJRAFEN  V,  OiJEKG.  281 

goMenon  Stliafl  trägt ,  an  welchen  iui  jeder  Seite  eine  schwarze  Wecke  stössl. 
Die  Helnidecken  sind  gülden  und  schwarz,  und  den  Sciiild  h  ijlen  zwei  auswärts- 
sehende, güldene  Löwen,  Wie  angegeben,  gielit  dieses  Wap[)en  das  Wappenbnch 
des  Königreichs  Hannover  und  des  llerzogthnnis  Braunschweig  (A.  11),  und  mit 
dieser  Angabe  stimmt  das  Gen.  Taschenb.  d.  gräll.  Häuser  (1854.  S.  543  u.  937);  doch 
sagt  dasselbe,  dass  der  Schaft  des  IM'auenwedels  au!  dem  Helme  von  dem  schwar- 
zen Wecken  „begleitet"  werde:  eine  Beslinniiung,  welche  heraldisch  ein  Anstossen 
der  Wecken  an  den  Schaft  nicht  voraussetzt,  —  Nach  v.  Meding  (11,  401)  zeigt 
das  Geschlechtsvvappen  im  goldenen  Schilde  zwei  schwarze  Wecken,  oder  längliche 
Raulen,  und  auf  dem  Helme  stehen  iibei'  einem  Wulste  neben  einander  drei  Pfauen- 
federn, welche  mit  den  zwei  Wecken  belegt  sind.  So  gicbt  auch  Siebmacher  (1. 179) 
das  Wappen,  Auf  Petschaften  hat  v.  Meding  eine  Säule  mit  Pfauenfedern  besteckt 
und  von  den  Wecken  beseilet,  sowie  auf  einem  Stammbaume,  anstatt  dreier,  vier 
Pfauenfedern  gefunden.  In  Grupens  Hannöv.  Allerthümern  (S.  126)  zeigt  das  Sie- 
gel des  Hildemari  de  Oberghe,  mililis,  drei  durchbohrte  Rauten,  zwei  Siegel  vom 
Jahre  1323  ergeben  aber  nach  Harenberg  (Histor.  eccies,  Gandersheim.  Tab.  33, 
No.  5  und  6)  im  Schilde  die  zwei  Wecken. 

Eine  der  ältesten  und  angesehensten  niedersäehsischen  Familien, 
welche  jetzt  zu  dem  landsässigen  Adel  des  Königreichs  Hannover  und  des 
Herzogthums  Braunschweig  gehört  und  die  Güter  Oherg,  welches  als 
Stammhaus  angenommen  wird,  und  Schwicheldt  im  Ilildesheimschen,  Dra- 
kenhurg  im  Hoyaisclien,  StederdoiT  im  Lünehurgischen  elc.  hesitzl.  Die 
ordentliche  Stammreihe  des  Geschlechts  wird  von  Behr  mit  Eilhard  v.  Oherg 
hegonnen,  welcher  II  03  in  den  Ritter-llausischen  Urkunden  als  Zeuge  vor- 
kommt Hildemarus  de  Oberghe,  miles,  erscheint  urkundhch  1190,  und 
Johann  und  ßorcliard  hihrten  schon  1 323  das  jetzige  Wappen  der  Fa- 
mihe.  —  Johann  oder  Jan  v.  Oherg  widerrielli  1435  dem  Bischof  v.  Hil- 
desheim und  seinen  Verbündeten  den  Krieg  gegen  Magdeburg,  wurde  aber 
nicht  gehört  und  kämpfte  so  als  01»erst  des  Bischofs  in  diesem  Kriege,  in 
dessen  Mitte  derselbe  den  Frieden  zu  Wege  bringen  half.  Der  Enkel  Jo- 
hanns, Wullbrand,  starb  1523  als  Dompropst  zu  Osnabrück.  Um  dieselbe 
Zeit  lebte  Friedrich  v.  Oherg,  welcher  die  Festung  Peina  zweimal  gegen 
die  Herzoge  von  Braunschweig  auf  das  Aeusscrste  vertheidigte.  Burchard 
V.  Oherg,  gest.  1573,  wurde  1557  zum  51.  Bischof  von  Ilildesheim  ge- 
wählt. Jobst  Aswin  V.  Oherg  war  1690  braunscliwcigischer  Oberst ,  und 
von  dem  Bruder  desselben,  Sigismund  Julius,  stammten  vier  Söhne :  Herr- 
mann Otto,  Cliristoph  Ludwig,  Ernst  Wilhelm  und  Hilmar.  Bodo  v.  Oberg 
war  1710  kurbraunschweig.  Geh.-  und  Kammer-Rath  etc.  —  Was  die  in 
Schlesien  nach  Lucae  vorgekommenen  Freüierren  v.  Oberg  anlangt,  von 
welchen  namenlhch  Balthasar  Heinrich,  gest.  1654,  zuerst  Oberamts-Canz- 
1er  zu  Breslau,  später  Landeshauptmann  im  Fürsten thume  Breslau,  anlangt, 
so  giebt  Sinapius  (Schles.  Curios.  I.  677)  an,^dass  die  v.  Oberg  in  Schlesien 
aus  dem  niedersächsischen  Geschlechte  v.  Oberg  stammten ,  aus  welchem 
sich  Glieder  nach  Schlesien  gewendet  hätten,  denen  wegen  treuer  ,,Sig- 
nalisirung**  bei  den  böhmischen  Unruhen  das  Wappen  verändert  worden 
wäre.  Dem  zu  Folge  habe  die  schlesisclie  Linie  geführt :  einen  dreimal 
quergetheilten  Schild,  in  dessen  ol)erem,  oder  erstem  schwarzen  Felde  ein 
goldener,  im  zweiten  rothen  ein  silbern  gekrönter,  und  im  dritten  goldenen 
ein  schAvarzer  Löwe  erscheine.  Auf  dem  gekrönten  Helme  mit  schwarz- 
goldenen Decken  ständen  zwei  Adlerstlügel ,  jeder  mit  einem  goldenen  Bai- 


282  rJKAI  KN    V.   OHKUC. 

k<!ii  l)('U'j;l.  Des  allen  HL'iflisritlerslaiules  wegen  sei  das  \Va|>|M'ii  nnl  einem 
j,^ekiöiilen  Helme,  \V(»r.inr  riinl"  \veeliselsweis(^  sehwarz  nnd  f^dlileue  Slians- 
scnledern,  vermelni  wurden,  ßei  der  in  dei-  Persun  Hallliasai-  lieinrieli 
V.  Ober},^  zwiselien  1632  und  1654  erlolj^len  Erlieluing  in  den  FieiluTren- 
sland  sei  der  Seliild  nielit  verändert,  wohl  aber  mit  drei  gekrönten  Helmen 
hedeekl  worden.  Der  reelite  Helm  Ira^e  die  Adlersdil^el  mil  dem  Halken, 
dei"  millleie  einen  blauen  Berg,  und  der  link«;  fünf  Slraussenfedein. 

Aus  der  im  FilrsLenlhuni  llildesheim  etc.  ansässigen  Linie  winden 
BfONKDif.T  Wu.HKLM  Georg  V.  Oberg ,  Herr  auf  Seliwiclieldl,  und  Hu-mah  Lid- 
wk;  Wilhelm  Ernst  v.  Oberg  bei  (jlelegenbeil  der  lluldiginig  in  llildesheim 
an  die  Krone  Preusscn  vom  König  Friedrich  Wilhelm  111.,  10.  Juli  1803, 
in  den  j)reussisehen  (irafensland  erhohen.  Erslerer  slarh  10.  Nov.  1819 
ohne  Nachkommen,  Letzlerer,  der  einzige  männliche  Sj»rosse  des  grällichen 
Hauses,  hat  nur  Tochter. 

Der  jetzige  Personalbestand  der  graflichen  Familie  ist  folgender: 

Graf  ILlmar  Ludwig  WILHELM  Ernst,  geb.  25.  April  1776,  Herr 
auf  Duttenstedl  und  Essinghausen ,  herzogl.  braunschweig.  Ober- Kammer- 
herr a.  D.,  venu,  in  erster  Ehe  14.  Mai  1800  mit  Sophie  Christiaiie  Char- 
lotte V.  d.  Bussclie  a.  d.  Hause  Rethmer,  geb.  10.  .luli  1782,  gest.  14.  März 
1817,  und  in  zweiler  10.  Juh  1832  mit  Sophie  Maria  Charlotte  v.  Praun, 
verw.  Frau  Ober-Kammerherrin  v.  Münchhausen,  geb.  11.  Sept.  1782,  f. 
Aus  der  ersten  Ehe  leben  drei  Töchter:  Gräfin  Bertha,  geb.  25.  Aug.  1803, 
verm.  2.  Juni  1823  mit  dem  herz,  braunschweig.  Hof- Jägermeister  Hans 
Freiherrn  v.  Vellheim  a.  d.  Hause  Destedl;  Gräfin  Tiiecla,  geb.  17.  Sept. 
1804,  verm.  3.  Juni  1829  mit  dem  Ober-Forstmeister  Carl  Freiherrn  Low 
v.  Sleinfurl,  und  Gräfin  Anna,  geb.  6.  Juni  1814,  verm.  10.  Juli  1834  mit 
dem  herz,  braunschweig.  Kammerherrn  und  Jägermeister  Hermann  v.  Kahn, 
lierin  auf  Halchter. 


(iUAFEiN  O  IMhNiNKL   V.   TVISCOiNKLL. 


28:^ 


Gr.ifen  O'Donnel  v.  Tyrconell. 

^atl)olifd)  «Dfflcrvcid). 


Wappen;  (Erbländisch- Österreich.  Grafcnsfand  laut  Diploms  d.  d.  Wien, 
28.  Juli  1853)  wörtlich  nach  dem  Diplom  :  „Ein  nach  der  Länge  gelheilter  Scliild. 
Das  rechte  goldene  Feld  enthalt  den  österreichischen,  schwarzen,  goldenbewehrten 
Doppeladler  mit  ausgeschlagenen  rothen  Zungen,  goldener  Bügelkrone  auf  jedem 
Kopf  und  darüber  schwebender  Kaiserkrone.  Der  Adler  trägt,  als  Unser  Haus- 
wappen, ein  Brustschild,  welches  roth  und  mit  einem  silbernen  Querbalken  durch- 
zogen ist,  auf  welchem  der  kaiserliche  Namenszug  F.  J.  in  goldenen  Lapidarbuch- 
staben angebracht  erscheint.  Das  linke,  in  Gold  und  Roth  schräg  gevierte  Feld 
zeigt  ein  hohes  rolhes  Kreuz,  welches  von  einem  aus  der  Schildestheilung  hervor- 
gehenden, in  Goldstoff  gekleideten  Arm  mit  blosser  Hand  an  der  Herzstelle  gehal- 
ten wird.  Auf  dem  Schild  ruht  die  Grafenkrone,  über  welcher  ein  mit  goldenen 
Bügeln  und  mit  einem  goldenen  Helmkleinode  ausgestatteter  Turnierhelm  ,  welchen 
rechts  schwarze,  links  rothe  insgesammt  mit  Gold  unterlegte  Helmdecken  umgeben, 
ins  Visir  gestellt  ist.  Den  Helm  ziert  eine  goldene  ßlälterkrone,  aus  welcher  zwei 
ülier  sich  gebogene  und  über  einander  verschränkte  Arme,  jeder  in  goldgeränder- 
tem Harnisch  und  mit  blosser  Hand  hervorgehen,  von  denen  die  rechls  vorgestreckte 
Hand  ein  rothes  Flerz,  und  die  links  gerichtete  ein  aufwärts  gerichtetes,  blankes, 
um  seine  Mitte  ttammendes  kurzes  Schwert  am  goldenen  Griffe  hält.  Unter  dem 
Schilde  ist  die  Devise :  In  hoc  signo  vinces  in  goldenen  Lapidarbuchstaben  auf 
einem  rothen  Bande  angebracht,  worauf  die  Schildhalter,  nämlich  rechts  ein  gol- 
dener Löwe  mit  ausgeschlagener  rother  Zunge  vorwärtssehend,  und  zur  Linken  ein 
schwarzer  Stier  zurücksehend,  fussen."  —  In  Bezug  auf  die  rechte  Schildeshälfte 
gicbt  das  Diplom  Folgendes  an:  „Damit  aber  der  Erhobene  auch  eines  bleibenden, 
vererblichen  Merkmales  Unserer  gerechten  Anerkennung  theilhaftig  werde,  finden  Wir, 
ihm  sein  angeerbles  Familienwappen  mit  einem  besonderen  Zeichen  Unserer  k.  k. 
Gnade  derart  zu  vermehren  und  auszustatten,  dass  durch  Unseren  hierin  erscheinen- 
den Namenszug  der  Unserer  Eigenen  Person ;  durch  das  Wappenschild  des  öster- 
reichischen Erzhauses  der  Unserem  durchlauchtigsten  Hause;  endlich  durch  den 
Doppeladler  der  Unserem  Reiche  von  ihm  erwiesene  aufopfernde  Dienst  zum  un- 
vergänglichen Andenken  versinnlicht  sei."  —  Die  vorstehenden  Angaben  des  k.  k. 
Diploms  über  die  linke,  das  Stammwappen  enthaltende  Schildeshälfte,  und  über 
den    Helmschmuck    des    Familienwappens   ergeben   hinreichend,    dass    sonstige  Mit- 


284  GRAFEJN   0'l)0.\lVEL  V.   TYRCOiNELL, 

llieilungen  iiher  das  uispiüngliclie  Wappen  des  Gesclileclits  unrichtig  sind.  Nament- 
lich gilt  dies  von  den  Annahmen  des  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser,  und  von 
denen,  welche  Burke  angeführt  hat.  Nach  ersterem  Werke  (1853.  S.  510  u.  511) 
ist  der  Schild  von  Gold  und  Ruth  schräge  quadrirt.  In  der  unteren  goldenen  Ah- 
thcilung  erscheint  ein  ans  dem  links  anslossenden  Roth  hervorkommender,  blau 
bekleideter,  gebogener  Arm,  welcher  in  der  Hand  ein  silbernes  hohes  Kreuz  hält, 
dessen  Querbalken  bis  in  die  Mitte  der  oberen  goldenen  Abtheilung  hinaulVeicht. 
Den  Schild  deckt  die  Gratenkrone,  aus  welcher  sich  der  Arm  des  Schildes  mit 
dem  Kreuze  erhebt,  doch  ist  derselbe  hier  aufrecht  gestellt  und  der  nur  wenig 
eingebogene  Ellenbogen  rechts  gekehrt.  Burke  dagegen  bestimmt  das  Wappen  fol- 
gendermassen :  Arms  —  Gu.,  issuing  from  tbe  side  oi"  a  shield  a  cuoit  sinister 
arm,  vested,  az.,  cuffed,  or,  the  band,  ppr.,  grasping  a  cross,  fitchee,  of  the  third. 
Crest  —  Two  armed  arms,  embowed  ppr.,  crussing  each  other  in  saltier,  the 
band  on  the  dexter  side  holting  a  heart,  that  on  de  sinister  a  scimitar,  all  ppr.  - 
Lackabdrücke  von  neueren  Petschaften  aus  der  Familie  in  Deutschland  zeigen  den 
Schild  des  Stammwappens  ganz  so,  wie  das  oben  angeführte  Grafendiplom  bestimmt 
hat.  Den  von  den  erwähnten  Schildhallcrn  gehaltenen  Schild  bedeckt  einfach  die 
Grafenkrone.  Petschafte,  anscheinend  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  .Jahrhunderts 
gestochen,  zeigen  den  Schild  schräg  quadrirt.  Rechtes  und  linkes  Viertel  sind  roth, 
oberes  und  unteres  ohne  Tinctur.  Der  Arm,  welcher  in  der  Hand  ein  langes,  in 
das  obere  Viertel  reichendes  Kreuz  hält,  tritt  nach  unten  zu  aus  dem  rechten 
rothen  Viertel  in  das  untere  nicht  tingirte.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone, 
und  die  Schildhalter  sind  die  oben  erwähnten. 

Sehr  alte  Familie,  welche  nach  Biir-ke  (A  genealo{j;^ical  and  heraldic 
Diclionary  of  Ihe  Peerage  and  Baronelage  of  the  British  Empire),  der  die- 
selbe O'Donnell  schreibt,  auf  Abkunft  aus  kön.  müesischem  (royal  milesian) 
Geblüt  Anspruch  macht  und  ihre  Abstammung  von  dem  gemeinschaftlichen 
Stammvater  derO'Neills,  Grafen  v.  Tyrone  (eigentlich  Könige  von  Ulster) 
und  der  O'Melaghans  (Könige  von  Mealh;  herleitet.  Die  sichere  Stammreihe 
beginnt  mit  Hugh  Oge,  nach  Anderen  llugh  Dufl'e,  OI>erhaupt  (chiefj  von 
TyiTonnel,  gest.  5.  Juli  1537,  und  Burke  hat  dieselbe  in  Bezug  auf  die  jetzt 
in  England  blühende  Familie,  welche  in  der  Person  des  Neale  (TDonnell 
2.  Dec.  1780  die  Baronetwürde  von  Irland  erhielt,  bis  auf  den  jetzigen 
vierten  Träger  derselben,  Sir  Richard-Annesley  O'Donnell,  of  Newporl  Ilouse/ 
CO.  Mayo,  möglichst  genau  angegeben.  Was  den  hierher  gehörenden  jetzt 
deutschen  Zweig  der  Familie ,  welcher  nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der 
gräfl.  Häuser  neuerlich  O'Donnel  geschrieben  wird,  anlangt,  so  dürfte  das 
Wichtigste  über  denselben  wohl  Nachstehendes  sein:  Roderich  v.  O'Donnell, 
aus  der  Familie  der  O'Donnells,  Schlossherren  auf  Dungall  und  Dynasten 
von  Tyrconell,  wurde  kurz  vor  der  Einverleibung  Irlands  in  Grossbritannien 
vom  Könige  Jacob  I.  am  10.  Febr.  des  ersten  Jahres  seiner  Regierung  in 
England,  Frankreich  und  Irland,  und  im  37.  jener  in  Schottland  (1604)  iu 
den  Grafenstand  erhoben.  Politische  und  kirchhche  Verhältnisse  nöthigten 
bald  den  älteren  Bruder  des  Roderich,  Hugo,  und  später  den  Roderich  selbst, 
zur  Auswanderung  in  das  katholische  Ausland.  Hugo  wurde  vom  Könige 
Philipp  Hl.  von  Spanien  ehrenvoll  aufgenommen  und  auch  von  dem  Pa|(ste 
Paul  V.  väterlich  empfangen.  Seit  dieser  Zeit  widmeten  sich  die  Nachkom- 
men dem  Dienste  der  spanischen  Linie  Oeslerreich,  und  seit  dem  Anfange 
des  vorigen  Jahrhunderts  dem  der  k.  k.  österreichischen  Monarchie  und  er- 
warben sich  hohen  Ruhm,  namentlich  im  Kriege.  Johann  Graf  v.  O'Donnell, 
k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  etc.,   zeichnete  sich  am  5.  Dec.  1757  bei 


GlUI-KN  O  liONNEL  V.  TYRCONKLL.  285 

Leulheii,  und  21.  Nov.  1759  bei  Maxen  durch  grosse  Tapferkeit  aus  • 
Carl  Graf  v.  O'Donnell,  k.  k.  General  der  Gavallerie,  Regiments -Oberst- 
inhaber etc.,  bewährte  seinen  mihlärischen  Buhm  glänzend  3.  Nov.  1760 
in  der  Schlacht  bei  Torgau,  und  erwarb  sich  als  Nachfolger  des  Feldmar- 
schalls  Grafen  v.  Daun  im  Obercommando  das  Verdienst,  das  Vordringen 
des  Feindes  über  Dresden  zu  verhindern;  Heinrich  Graf  v.  O'Donnell, 
gest.  als  k.  k.  General -Major,  führte  als  Major  im  k.  k.  Infanterie -Re- 
giment No.  49,  in  Folge  freiwilligen  Anerbietens,  30.  Sept.  1761,  den 
Sturm  auf  das  Hauptthor  von  Schweidnitz  aus  etc.  etc. ;  und  zahlreiche 
Sprossen  des  Geschlechts  haben  nach  den  Genannten  bis  auf  die  neueste 
Zeit  in  k.  k.  Kriegsdiensten  mit  der  grössten  Auszeichnung  gestanden  und 
gefochten. 

Der  oben  erwähnte  enghsche  Grafenstand  wurde  für  die  Familie  vom 
Kaiser  Franz  I.  ll.Nov.  1763  in  Oeslerreich  anerkannt,  und  Maximilian 
Carl  Lamoral  Graf  O'Donnel  v.  Tyrconell,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  und 
l^higeladjulant,  erhielt  vom  Kaiser  Franz  Joseph  I.  von  Oesterreich  28.  Juli 
1S53  den  erbländisch-österreichischen  Grafenstand,  wobei  dem  angestamm- 
ten Wappen  m  „Belohnung  des  durch  miithige  und  aufopfernde  Abwehr 
des  meuchlerischen  Attentates  auf  Sr.  Maj.  geheiligte  Person  erworbenen 
unvergesshcho»  Verdienstes-  ein  besonderes  Allerhöchstes  Gnadenzeichen 
(s.  oben)  beigegeben  wurde.  Dieses  Gnadenzeichen  ist  die  rechte  Schildes- 
hälfte des  oben  abgebildeten  Wappens;  alles  Uebrige  gehört  zu  dem  Slamm- 
wappen  der  Grafen  O'Donnell  v.  Tyrconell,  und  es  ist  hiernach  das  ur- 
sprüngliche Wappen  des  gräfl.  Hauses  zu  bestimmen. 

Was  den  jetzigen  Bestand  der  Familie  in  Deutschland  anlangt,  so  blüht 
dieselbe  in  zwei  Stämmen.  Die  Glieder  des  ersten  stammen  von  Moritz 
Grafen  O'Donnel  -  Sohn  des  Grafen  Franz  Joseph,  Präsidenten  der  Hof- 
kammer, der  Ministerial-Banco-Deputation  und  der  Finanz-  und  Commerz- 
hofstelle etc.  -  geb.  19.  März  1780,  gest.  1.  Dec.  1843,  k.  k.  Kämmerer 
und  Feldmarschall-Lieutenant,  verm.  6.  Nov.  1811  mit  Christine,  Tochter 
des  Hirslen  Carl  de  Ligne,  geb.  4.  Jan.  1788,  jetzt  Wittwe,  und  das  jetzige 
Haui)t  dieses  Stammes  ist  der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe: 

MAXI3HLIAN  Carl  Lamoral  Graf  O'Donnel  v.  Tyrconell,  geb.  29.  Oct 
1812,  k.  k.  Kämmerer,   Oberst  und  Flügel -Adjutant  Sr.  Maj.  des'^Kaisers 
Franz  Joseph  und  Ehrenbürger  der  Städte  Wien ,  Prag  und  Pesth   —  Der 
Bruder  desselben  ist:    Graf  Moritz  Carl  Johann,  geb.  6.  Juni  1815    k   k 
Kämmerer,   verm.  m  erster  Ehe  18.  Juh  1844  mit  Helene  Fürstin  Kanta- 
kuzena,  geb.  18.  Sept.  1819,  gest.  23.  Dec.  1845,  und  in  zweiter  24.. Juli 
l8o2  mit  Clotilde  Gabriele  Gräfin  v.  Hardegg  —  Tochter  des  Grafen  Jo- 
hann Franz  (s.  Bd.  I    S.  315)  -  geb.  20.  Dec.  1830.  Aus  der  ersten  Ehe 
leht  em  Sohn,  Graf  Heinrich  Carl  Georg  Joseph,  geb.  2.  Juh  1845    —  Die 
Schwester   der   Grafen   Maximilian   und  Moritz  ist  Gräfin   Euphem.a,   geh 
13.  iMäiz  1823. 

Das  Haupt  des  zweiten  Stammes  ist:  Graf  HEINRICH  —  Sohn  des 
Grafen  Heinrich  (Bruders  des  Grafen  Moritz),  k.  k.  Geh.  Raths  und  Finanz- 
ministers, aus  der  Ehe  mit  Josephine  Gräfin  v.  Gaisruck  -  geb.  19.  J„ni 
1804,  k.  k.  Kämmerer  und  bis  1848  Vicepräsident  bei  dem  lombardischen 


286 


r.KAKKN   o'rKILKY   V.    IIALIJNLONCH. 


Gnl)orniuni  in  M;iila.i(l.  Die  beiden  Schwesleni  dessellieii  smd :  (iiäliii  Eve- 
,,M.  ..ol)  -r^.  I)«H-.  1805,  und  Grälin  Adelheid,  geb.  3.  Febr.  1807,  M'.rm. 
21  'l)ec    18>9  mit  Carl  Grafen  v.  SUlrgk  (s.  Bd.  II.  S.  541). 


Grafen  O'Reilly  v-  Balliiilon^h. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  abgekiirzler,  r.Mher  S|)aiTcn  welcher 
von  drei  (2  und  l)  grünen  Lorheerzweigen  hegleitet  ist  De..  ^<;^'»''^.j^'^d^^- ^^  '»^^ 
Grafenkrone.  So  giebt  dieses  Wappen  das  Gen.  Taschenh.  d.  graQ  Hauser  (1854. 
S  547  an  und  diese  Angahe  dürfte  wohl  auch  richtig  sein.  Doch  kommt  unter 
dem  Namen:  O'Ueilly  v.  Ballinlongh  auch  ein  anderes  Wappen,  so  z  B.  nn  Wap- 
nenbuche  der  österr.  Monarchie  (V.  31)  vor,  nämlich  im  goldenen  Schilde  aut  grü- 
nem Boden  ein,  goldene  Früchte  tragender  Granatbaum,  um  dessen  Stamm  eme 
Scdang  mit  v  erfacher  Krümmung  gewunden  ist.  An  jeder  Seite  des  Stammes 
i.t  ein  einwärtssehender,  goldener  Löwe  aufgestellt.  Ueber  der  Gra  enkrone  erhebt 
h  ein  mit  einem  grüngoldenen  Wulste  bedeckter  Helm  aus  welchem  e.n  nach 
rechts  aus-ebogener'  geharnischter  Arm  aufwächst,  welcher  m  der  taust  ein  mit 
d^SpizenaX  links  gewendetes  Schwert  hält.  Die  H.^ndecken  sind  grün  und 
golden  und  die  Devise  ist :  Fortitudine  Et  Prudenlia.  -  Näheres  über  dieses  letz- 
tere  Wappen  war  nicht  zu  ermitteln. 

Sehr  altes,  ursprünglich  ans  Irland  stammendes  Geschlecht,  welches 
nrknndhcl,  sehoti  1171  vorkommt,  imd  welches  sich  1174  weigerte,  dem 
K(ini..  Heinrich  II.  von  England  zu  hnldigen.  Gelasins  Rufus  0  Keilly,  b  nrst 
zu  BrelVni,  welcher  in  Urknnden  vom  Jahre  1340  erscheint,  Klöster  griin- 
(h'te  und  eigene  Miinzen  prägte,  wird  als  nächster  Stammvater  der  jetzigen 
Familienglieder  angenommen,  und  die  Ahstammnng  derselben  von  diesem 
\hnherrn  ist  sicher  nachzuweisen.  Nach  erfolgter  Aufiicbung  der  ir- 
ländisehen  Fiirstenthiimer  und  der  Empörung  der  Irländer  unter  Hugo 
O'Reillv  gegen  die  Königin  Elisabeth  ( 1575)  verlor  das  Geschlecht  viel  von 
seiner  Bedeutung,  doch  war  1690  Jacob  O'Reilly  immer  noch  Herr  sehr 
hedcutender  Besitzungen  in  Irland.  Nach  der  ungliicklichcn  Sclilacht  an  der 
Bovne  und  dem  Tode  des  Vice -Königs  Richard  Talbot,  Herzogs  von  Tyr- 
connel  Gross-Oheims  des  weiter  unten  erwähnten  Andreas  Grafen  0  Ueilly, 
wanderten  nach  1691  Daniel  und  Carl,  Gebrüder  O'Reilly,  mit  ihrem  Oheim, 
Sir  Daniel  O'Reil ,    Oberanfiihrer  der  Armee  des  Königs  Jacob  IL,    mit  dem 


(iUAl'KN  ZU  OUSAY  ((MiliVl Al'l»   d'oHSAY). 


287 


oben  genannten  irländisclien  Gnlbesilzer,  Jaeol)  O'lleilly,  nach  Frankreicli 
ans  nnd  wendeten  sich  später  nacli  Spanien.  Daniels  Sohn,  Graf  O'lleilly, 
(Jrand  von  Spanien,  hefehhgte  1775  unter  König  Carl  IIJ.  von  Spanien  die 
Expedition  nach  Algier,  und  wurde  nach  derselben  Statthalter  in  Andalusien. 
Die  einzige  Tochter  des  Sir  Daniel  O'Reil,  wie  angegeben,  Ober-Anführers 
dci-  Armee  des  Königs  Jacob  IL,  Margaretlia,  rief  König  Wilhelm  111.  nach 
England  zurück,  gab  ihr  die  eingezogenen  Güter  des  Vaters,  und  vermählte 
dieselbe  mit  Hugo  O'Reilly.  Ein  Urenkel  des  Letzteren,  Andreas  O'Reilly, 
geb.  3.  Aug.  1742,  gest.  5.  Juh  1832  als  k.  k.  General  der  Cavallerie, 
wurde  vom  Kaiser  Joseph  IL  im  Jahre  1787  als  k.  k.  Oberst-Lieutenant  in 
den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Da  Letzterer  ohne  Nachkommen  war,  adop- 
tii'te  derselbe  das  einzige  jetzt  bekannte  Glied  der  Familie: 

den   Graf<Mi  JOHANN  O'Reilly  v.  Ballinlongh  Sohn  des  britischen 

Raronets  Sir  Hugh  O'Reilly  v.  Rallinlongh  —  geb.  5.  April  1800,  k.  k. 
Kümmerer  und  seit  1850  k.  k.  Major  in  d.  A. 


Grafen  zu  Or^ay  (Grimaud  d^Orsay). 

^atl)oltfd).  (^tfUtvcid)  nxib  iFvaithretci). 


Wappen:  quadrirt  mit  Miüelschild.  Im  der  Länge  nach  rechts  von  Roth 
nnd  Silber,  links  von  Blau  und  Gold  gegitterten  Mitteischilde  ein  durch  einen  gol- 
denen Querbalken  getheiller  Herzschild:  oben  in  Blau  ein  silberner,  mit  den  Hör- 
nern links  gekehrter  Halbmond  zwischen  zwei  sechsstrahligen  ,  goldenen  Sternen, 
unten  in  Blau  ein  nach  der  rechten  Seite  schwimmender,  silberner  Karpfen.  1  des 
Hauptschildcs  in  Gold  der  schwarze  Beichsadler;  2  von  Gold  und  Schwarz  quer 
getheilt,  ohne  Bild;  3  in  Roth  ein  silberner  Querbalken,  und  4  der  Länge  nach  ge- 
thcilt:  rechts  in  Gold  ein  blauer  Querbalken,  links  in  Blau  auf  grünem  Boden  ein 
grünender  Baum,  welcher  rechts  von  einem  silbernen  Halbmonde,   links  von  einem 


288  r.HAFKN  zu  OKSAY  ((iUIMAUl)  d'oRSAY). 

goldenen  Sterne  lieseilel  ist.  Den  Schild  bedeckt  die  Grul'enkrone,  und  aul  der- 
selben stehen  vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trügt  zwei  l.orhecrzweige, 
zwischen  welchen  ein  goldener  Stern  schwebt,  der  zweite  den  Reichsadler  des 
1.  Feldes,  der  dritte  einen  Herzogshnt,  und  der  linke  einen  einwarlssehenden,  sil- 
bernen Pfau,  dessen  ausgebreitete  Flügel  mit  einem  rothen  Querbalken  belegt  sind. 
Die  flelmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern.  Diese  Be- 
schreibung stimmt  mit  dem  Wappenbuche  der  österr.  Monarchie  (Y.  39).  —  Der 
oben  erwähnte  Herzschild  enthält  das  Stammwappen  des  Hauses  Grimaud  d'Orsay, 
nur  nehmen  neuere  französische  Schriftsteller  an  ,  dass  der  Querbalken  nicht  gol- 
den, sondern  silbern  sei.  Daher  beschreibt  auch  Borel  d'Haulerive  (Annuaire  de  la 
Noblesse  de  France,  1853.  Dixieme  Annee,  p.  256)  das  Wappen,  wie  folgt:  Armes: 
d'azur,  a  la  fascc  d'argent,  accompagnee  en  chef  d'un  croissanl  du  meme,  accostee 
de  deux  etoiles  d'or,  et  en  pointe  d'une  carpe  d'argent,  nageant  sur  unc;  riviere  du 
möme.  Nach  einer  so  richtigen  Beschreibung  des  Wappens  ist  es  nicht  zu  be- 
greifen, wie  der  genannte  Schriftsteller  sich  durch  die  irrige,  neuerlich  aber  nicht 
beibehaltene  Angabe  des  Gen,  Taschenb,  d.  gräO.  Häuser,  dass  die  Familie  in  Blau 
drei  goldene  Kameelköpfe  führe,  so  täuschen  lassen  konnte,  dass  derselbe  hinzu- 
setzte: „La  brauche  allemande  porte:  d'azur,  ä  trois  tetes  de  chameau  d'or."  — 
Lackabdrückc  von  Petschaflen  aus  der  Familie  weichen  übrigens  von  der  gegebenen 
Abbildung  und  Beschreibung  mehrfach  ab.  So  zeigt  z.  B.  das  Petschaft  der  Ge- 
mahlin des  unlen  angeführten  Grafen  Peter  Maria  Caspar,  der  Maria  Anna  Elisa- 
beth Josepha  Prinzessin  v.  Hohenlohe- Bartenstein,  nur  das  Stammwappen  mit  gol- 
denem Querbalken  als  Miltelschild  ohne  das  oben  angeführte  blau-goldene  Gitter. 
Der  Schild  ist  vicrfeldrig,  doch  nimmt  das  2.  Feld  nicht  die  Hälfte,  sondern  nur  das 
Vierlei  der  oberen  Schildeshälfte  ein.  Feld  1  und  4  sind  schwarz  mit  goldenem 
Schildesliaupl,  ohne  Bild,  2  in  Silber  auf  grünem  Boden  ein  grünender  Baum,  und 
3  in  Silber  ein  rother  Querbalken. 

Die  Grafen  zu  Orsay  stammen  ans  dem  alten,  sehr  angesehenen  fran- 
zösischen Adelsgeschlechte  de  Grimaud,  welches  frülier  auch  Grimod  gv- 
schriehen  wurde.  Der  Ursprung  desselhen  scheint  auch  französischen  Go- 
neologen  im  Dunkel  der  Vorzeit  zu  liegen,  denn  der  neueste  Schriftsteller 
iil)er  den  französischen  Adel,  M.  Borel  d'IIauterive,  fängt  (a.  o.  a.  0.  S.  253) 
die  Mitlheilungen  über  die  Famihe  Grimaud  d'Orsay  mit  folgenden  Worten 
an:  ,,Sans  pretendre  constatcr  l'origine  ni  suivre  la  fdialion  de  la  famdle  de 
Grimaud  d'Orsay,  ü  suffit  de  rappeler  la  position  de  ses  membres  acluels  et 
les  alhances  de  ses  precedenles  gen^rations  pour  signaler  celte  maison 
parmi  Celles  dont  s'honorent  la  France  et  TAUemagne,  l'une  si  fiere  de  ses 
droits,  l'autre  si  jalouse  de  ses  soUvenirs**,  und  beginnt  die  genealogischen 
Angaben  mit  Pierre  Gaspard  Marie  de  Grimaud,  comte  d'Orsay,  dem  Sohne 
des  Pierre  de  Grimod  d'Orsay.  Damit  ist  für  deutsche  Genealogen  wenig 
gewonnen.  —  Die  den  letzteren  bekannte,  unten  erwähnte  Aluienlafel  er- 
giebt,  dass  Peter  de  Grimaud  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts 
zuerst  als  Comte  d'Orsay  (Name  einer  Besitzung  bei  Paris)  vorkommt.  An 
diesen  Titel  reihte  sich  später  das  Prädicat:  Baron  de  Rupt  et  Poyans  an. 
Das  Schloss  Ru|)t,  sehr  bekannt  durch  seine  Schlossherren  und  durch  Sagen 
aus  dem  Mittelalter,  liegt  in  Franche  Comt^,  wie  bekannt  einer  der  öst- 
lichen Provinzen  Frankreichs,  und  wurde  in  der  Revolutionszeit  1789  zer- 
stört,   lieber  Poyans  ist  Näheres  nicht  aufzufinden. 

Die  in  der  deutschen  genealogischen  Literatur  näher  bekannte  Ahnen- 
tafel {\o.r  Familie  ergiebt  folgende  Glieder:  Johann  Bai'tista  de  Grimaud, 
Herr  v.  Monlgelas;  Gemahlin:  Angellca  de  Valons.  —  Anton  de  Grimaud, 
Herr  V.  Montgelas  und  Beauregard ,  gest.  1724;   Gemaldin :   Margarelha  de 


GRAFEN  ZU  ORSAY  (gRIMAUI)  d'oRSAY).  289 

Juge,  gest.,  über  100  Jahre  alt,  1757.  —  Peter  de  (Irimaud,  Graf  d'Orsay- 
La  Plesse,  gest.  1748;  Gemahlin:  Marie  Antonie  Fehce  Marquise  de  Caulin- 
court,  verni.  im  Febr.  1748.  —  Peter  Maria  Caspar,  geb.  14.  Dec.  1748. 

Die  jetzigen  Glieder  des  grädichen  Hauses  stammen  von  Peter  Maria 
Caspar  Grafen  v.  Orsay,  welcher  zweimal  vermählt  war.  Aus  erster  Ehe 
mit  Maria  Luise  Albertine  Amahe  Prinzessin  Croy,  geb.  1748,  verm.  31.  Dec. 
1770,  gest.  25.  Juni  1772,  stammte  der  General-Lieutenant  Graf  Albert, 
geb.  20.  Mai  1772,  gest.  26.  Dec.  1843,  verm.  ebenfalls  mit  einer  Prin- 
zessin Croy,  und  der  Sohn  desselben  war  Alfred  v.  Grimaud,  Graf  zu  Or- 
say, Freiherr  v.  Rupt  und  Poyans,  geb.  4.  Febr.  1801,  gest.  4.  Aug.  1852, 
Ober-Intendant  der  schönen  Künste  bei  dem  Prinzen  Louis  Napoleon,  jetzi- 
gem Kaiser  von  Frankreich.  Die  Wittwe  und  die  Schwester  desselben  leben 
(s.  unten).  (Nach  M.  Borel  d'Hauterive,  1853,  p.  254,  war  Graf  Albert 
verm.  mit  Eleonore  Freiin  v.  Franquemont,  und  Graf  Allred  wurde  1799 
geboren).  Aus  der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Peter  Maria  Caspar  mit  Maria 
Anna  Elisabeth  Josephe  Prinzessin  von  Ilohelohe- Bartenstein  —  Tocliler 
des  Fürsten  Ludwig  Carl  Philipp  Leopold,  verm.  mit  Josephe  Friederike 
Polyxene  Alexandra  Gräfin  v.  Limburg- Styrum  —  geb.  20.  März  1760, 
verm.  22.  Aug.  1784,  ist  entsprossen  Graf  Maximilian  (s.  unten). 

Was  den  jetzigen  Personalbestand  des  gräflichen  Hauses  anlangt,  so 
lebt,  ausser  der  Wittwe  des  Grafen  Alfred,  Lady  Henriette  Gardner  Grätin 
Blessington,  wieder  vermählt  im  .Tan.  1853  mit  Sir  Spencer  Gooper,  auch 
die  Schwester,  Anna  Quintina  Albertine  Ida  Gräfin  Orsay,  geb.  1802,  verm. 
23.  JuU  1818  mit  Anton  Herzog  v.  Grammont. 

Der  lebende  Sohn  des  Grafen  Peter  Maria  Caspar  aus  zweiter  Ehe 
(s.  oben)  ist: 

Graf  MAXIMILIAN,  geb.  2.  Juni  1789,  k.  k.  Kämmerer  und  Haupt- 
mann in  d.  A.,  verm.  11.  Febr.  1823  mit  Dominica  Gräfin  v.  Lodron-La- 
terano  —  Tochter  des  Grafen  Hieronymus  Maria  vom  ersten  Aste  der  Pri- 
mogenitur-Majoratslinie  (s.Bd.  II.  S.  49)  —  Wittwe  des  Grafen  Franz  Zichy 
V.  Väsonykeö,  geb.  17.  Oct.  1789,  gest.  10.  Dec.  1847.  Aus  dieser  Ehe 
leben  fünf  Söhne  und  vier  Töchter.  Die  fünf  Söhne  sind :  Graf  Alfred,  geb. 
14.  Jan.  1824,  k.  k.  Rittmeister,  verm.  29.  Jan.  1845  mit  Jacqueline  Grä- 
fin V.  Wallis  —  Tochter  des  Grafen  Michael  Olivier  (s.  Bd.  IL  S.  639)  — 
geb.  1824,  —  Graf  Oscar,  geb.  24.  Dec.  1824,  verm.  17.  Mai  1845  mit 
Leontine  Gräfin  Nugent  —  Tochter  des  Grafen  Laval  (s.  S.  278)  —  gest. 
1850,  —  Graf  Anatol,  geb.  24.  Jan.  1826,  Priester  und  Pfarrer  zu  Zeil- 
lern in  Nieder-Oesterreich,  —  Graf  Emil,  geb.  23.  Febr.  1827,  k.  k.  Ober- 
Lieutenant,  und  Graf  Armand,  geb.  30.  Juni  1828,  k.  k.  Ober-Lieutenant 
in  d.  A.  Die  vier  Töchter  des  Grafen  Maximilian  sind:  Gräfin  Emma,  geb. 
10.  Sept.  1813,  verm.  1.  Sept.  1829  mit  Matthias  Constantin  Grafen 
V.  Wickenburg  (s.  Bd.  II.  S.  675),  Gräfin  Ida  Maria,  geb.  6.  Aug.  1816, 
verm.  20.  Jan.  1840  mit  Joseph  Grafen  Orsini  zu  Rosenberg  (s.  Bd.  IL 
S.  311);  Gräfin  Dominica,  geb.  11.  Juni  1818,  verm.  12.  OcL  1840  mit 
Carl  Grafen  v.  Attems  (s.  Bd.  I.  S.  40),  und  Gräfin  Pauline,  geb.  12.  Sept. 
1832,  verm.  1851  mit  Johann  Nepomuk  v.  Zichy  auf  Nagocs. 

in.  19 


•290 


(illAI  K>   V.    OYKN   Zr   Fl'KSTKNSTKliN. 


Orafoii  V.  Oyeii  zu  Fiii*8teiiNtoiii. 

(Wcil)licli('r  Staiinn.) 
Reformtrl.  Öogciu,  ©rofM)crjocüthum  ^cffni,  6d)lUft^ 

Besitz:    l'iirsleiisit'in  im  iioclisliric  l'assaii ;    das  (.Diuliriil  Kraiikii^riio  in  der  Wa.nlt. 


Wappen:  quadrirtor  Schild  mit  Mittolscliild.  Im  rotlicn  Miltclschildc  drei 
(2  und  1)  goldeno  Lilien,  l  imd  4  in  Silher  ein  rutlicr  Querbalken;  2  imd  3  in 
Gold  ein  rolhcs  Ankerkreuz.  Den  Schild  bedeckt  die  Gral'enkrone,  und  auf  der- 
selben erlieben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen  (»ffenen,  silber- 
nen, nnt  dem  rolhen  Querbalken  des  l.  und  4.  Feldes  belegten  Adlersllug,  der 
mittlere  eine  goldene  Lilie,  und  der  linke  zwei  güldene  biiffelshörner,  zwischen 
welchen  das  rolhe  Kreuz  des  2.  und  3.  Feldes  schwebt.  Die  Decken  des  rechten 
Helmes  sind  l)lau  und  silbern  (richtiger  wäre  wohl  roth  und  silbern),  und  die  des 
mittlem  und  linken  roth  und  golden.  Die  Devise  ist:  Melier  esse  quam  videri. 
Wie  beschrieben,  kommt  meist  dies  Wappen,  so  z.  B.  im  Wappenbuche  der  öslerr. 
Monarchie  (V.  40»,  vor.  —  Das  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  551)  nennt 
das  Kreuz  im  2.  und  3.  Felde  ein  Andreaskreuz,  und  setzt  auf  den  rechten  Helm 
mit  roth -goldener  Decke  die  Bülfelshörner  mit  dem  Kreuze,  und  auf  den  linken 
n)it  roth-silberner  Decke  den  offenen  silbernen  Flug  mit  dem  rothcn  Querbalken. 

Altf  nioflerländischo  Familie,  welche  mit  dein  allon  clevisehen  Dy- 
naslengeschlechto  Oy,  ()ye,  welclies  auf  dem  Schlosse  Oye  sass  und  schon 
im  Anfange  des  12.  Jaiifhunderls  vorkomml,  wenigstens  dem  Wappen 
nach:  in  Silber  drei  (2  n.  1)  rolhe  Rosen,  nicht  zusammen  hängen  diirflc. 
Die  niederländische  Familie  kam  sjiäter  im  Freiherrenstamle  vor,  welcher, 
wie  V.  Lang  (S.  195)  angiei)l,  durch  grossherzogl.  hessische  und  Malteser 
Grossmeislerliche  Anerkenntniss  documentirt  nachgewiesen  ist,  und  von 
Wn.HEF.M  Adhian  Freiherrn  v.  Oyen ,  verm.  mit  Theodora  Jacoha  v.  Rerg- 
Eick,  stammte  Heinrich  Johann  Freiherr  v.  Oyen.  Letzterer,  geh.  10.  Nov. 
1771  zu  Tiel  im  niederländischen  (i«ddern,  gest.  23.  Fehr.  1850  als  gross- 
herz.  hess.   (jeneral  -  Lieutenant ,   General -Adjutant  etc.  erlangle    14.  OcL 


r.KAFKN  V.   PACK-FUIKDKNSMKH«;. 


29 


1819  (li(^  (irafciiwiinle.  Dorsoihe  iialte  sich  vermilhll  mit  Mjixiniiliaiia  Gräfin 
V.  Horlraiul  —  Tociilor  des  am  12.  Juni  1 790verstorl)enoii  Ueichsgrafen  Ma- 
ximilian V.  Bcrlrand  zu  Perusa  —  Criechingen  in  Lothringen,  Freiherrn  von 
Pillingen  in  Luxemburg  und  Herrn  zu  Fürstenstein  im  Hochstift  Passau  ans 
der  Ehe  mit  Josepha  Gräfin  v.  Tauflkirchen,  in  zweiter  Ehe  verm.  mit  dem 
grossherz.  hess.  Hofmarschall  Sigismnnd  Freiherrn  Pergier  v.  Perglas  und 
als  VVittwe  gestorben  22.  März  1849  —  geb.  12.  Aug.  1786,  jetzt  Wittwe. 
So  viel  bekannt,  hat  Heinrich  Johann  Graf  v.  Oyen  zu  Fiirstenstein  —  die 
Bedeutung  des  Beinamens  ergiebt  sich  aus  dem  ßesitzthnme  der  Gemahlin 
desselben  —  Nachkonnnen  nicht  hinterlassen  nnd  so  ist  denn  der  grädiche 
Mannsstamm  erloschen  nnd  der  weibliche  besteht  nur  in  der  angeführten 
verw.  Frau  MAXIMILIANA  Grälin  v.  Oyen  zu  Fiirstenstein. 


Grafen  v.  Pace-Friedensberg. 

^att)oltfd).  ©e|terrfidj. 


Bpffüiort  in  iU'v  Grafscliafi  Görz. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt ;  rechts  in  Gold  ein  zweiköpfigei' 
gekrönter,  schwarzer  Adler;  links  in  Roth  drei  unter  einander  stehende,  links  ge- 
kehrte sillierne  Tauben,  von  welchen  jede  im  Schnabel  einen  grünen  Oelzweig  hält. 
Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  drei  gekrönte  Helme  stehen.  Der 
rechte  Helm  trägt  einen  offenen,  schwarzen  Adlersflug,  der  mittlere  eine  Taube,  ganz 
wie  in  der  linken  Schildeshälfte,  nur  rechts  sehend,  und  der  linke  vier  Straussen- 
fodern ,  silbern,  roth,  golden  und  schwarz.  Die  Decken  des  rechten  Helmes,  des 
mittleren  links,  so  wie  des  linken  links  sind  schwarz  und  golden,  die  des  mittleren 
und  linken  aber  beiderseits  rechts  sind  roth  und  golden,  und  den  Schild  halten 
zwei  auswärtssehende,    silberne  Einhörner.     Wie  beschrieben,  kommt  meist  dieses 

19* 


292  GRAFEN  V.  PACE-FRIKDENSRERG. 

Wappen  vor,  und  so  tiiulet  sich  dasselbe  auch  im  Wappenhuche  der  Oeslerr.  Mo- 
narchie (XII.  3).  Das  Geneal.  Taschenh,  der  gräfl.  Häuser  (1848.  S.  479)  slellt  in 
die  rechte  rothe  Schildeshälfte  die  drei  silbernen  Tauben  (2  und  1),  und  in  die 
linke  goldene  Schildeshälfte  den  zweiköpfigen,  gekrönten,  schwarzen  Adler- 

Die  Grafen  Pace-Friedensberg  slaniinen,  den  gewöhnlichen  Angaben 
nach,  aus  einer  alten,  ursprünglich  spanischen  Familie,  welcher  seil  1336 
unter  dem  Triestiner  Adel  eine  sehr  rühmliche  Erwähnung  geschieht.  Ein 
Zweig  des  Geschlechts  begab  sich  hn  15.  Jahrhundert  in  die  Staaten  der 
venetianischen  Republik,  und  nachdem  mehrere  Famihenglieder,  namenthch 
Carlo  Maria  Conte  Pace,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  und  commandiren- 
der  General  in  Böhmen ,  in  k.  k.  österreichischen  Kriegsdiensten  zu  hohem 
Ruhme  gelangt  waren,  kam  in  diesen  Zweig  vom  Kaiser  Leopold  1.  167  5 
der  Freiherrenstand  und  sjtäter,  1690,  auch  die  österreichische  Grafen- 
würde.   Die  Aufnahme  unter  die  Steierischen  Stände  erfolgte  1686. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  sind  Nachkommen  des  Gra- 
fen Rudolph  Pace,  gest.  27.  Sept.  1825,  k.  k.  Kämmereis  und  Hauptmanns, 
aus  der  Ehe  mit  Luise  Gräfin  v.  Beroldingen  —  Tochter  dos  Grafen  Paul 
Joseph  aus  erster  Ehe  (s.  Bd.  1.  S.  78)  —  geb.  22.  Juli  1793,  gest.  1838, 
und  der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  das  jetzige  Haupt  der  gräflichen 
Familie : 

WILHELM  Paul  Eugen  Graf  Pace-Friedensberg,  gel).  15.  März  1819. 
—  Die  beiden  Brüder  desselben  sind:  Graf  Carl  iMaria  Philipp,  geb. 
24.  Febr.  1821,  k.  k.  Lieutenant  in  d.  A.,  verm.  31.  März  1845  mit 
Camilla  Freiin  Schweiger  v.  Lerchenfeld,  geb.  11.  Jan.  1822,  aus  welcher 
Ehe  zw  ei  Söhne  leben ,  die  Grafen  Wilhelm  und  Rudolph  —  und  Graf 
Rudolph  Carl  Joseph,  geb.  27.  Febr.  1826.  Die  Schwester  der  ebenge- 
nannten drei  Brüder,  Gräfin  Sophl\  Franziska  Ludovica,  ist  26-  März  1823 
geboren. 


GRAFEN   PALFFY  V.  ERDÜD. 


293 


Grafen  Pälffy  v.  Erdöd. 

(Aellerer  (theilweise),  iDittlerer  und  jüngerer  Zweig  der  Nicolaischen 

Linie  und  Johannische  oder  jüngere  Linie.) 

MaUjoiifd).  <Q)tfittuid). 

Besitz:   in  Ungarn  die  HeiTschultcn  Kihersbuis' ,   Stampfen  etc.;  die  Herrscliallen  ßajraocz, 
Königshaiden ,  Särfo  ,  Nyaiosd  und  Suiolenitz  etc. 


Wappen:  Im  blauen  Schilde  ein  rechtssehender,  achtendiger,  goldener 
Hirsch,  welcher  aus  einem  achispeichigen,  silbernen,  hinter  einem  dreifachen  grü- 
nenden Hügel  zur  grösseren  Hälfte  hervorgehenden  VVagenrade  halb  hervorspringt. 
Ueber  der  Grafenkrone,  hinter  welcher  zwei  Fahnen  aufsteigen,  steht  ein  gekrönter 
Helm,  aus  welchem  der  Hirsch  des  Schildes  aufwächst.  Von  den  Fahnen,  welche 
so  aufsteigen ,  dass  der  Helm  mit  dem  Helmschmucke  zwischen  denselben  steht, 
weht  die  rechte  nach  rechts,  die  linke  nach  links.  Die  rechte  Fahne  ist  silbern 
und  mit  einem  quergelegten  Schilde  belegt,  welches  von  Blau  und  Silber  achtmal  der 
Länge  nach  getheilt  ist.  Der  erste  blaue  Pfahl  zeigt  in  der  obern  Hälfte  drei  über- 
einanderstchende  silberne  rechte  Spitzen.  Ueber  dem  Schilde,  also  am  oberen  Rande 
der  Fahne,  steht  der  Name:  Altenburg,  unter  demselben,  also  am  unteren  Rande 
der  Fahne:  Hedervar.  Die  linke,  ebenfalls  silberne  Fahne  ist  mit  einem  querge- 
legten Schilde  bedeckt,  welches  quer  getheilt  ist.  Oben  stehen  in  Gold  zwei  pur- 
purne Querbalken,  die  untere  Hälfte  ist  von  Grün  und  Silber  achtmal  der  Länge  nach 
getheilt.  üeber  dem  Schilde  steht  der  Name  :  Poth,  unter  demselben  Xnoth.  Die 
Angaben  über  die  Theilung  dieser,  die  Fahnen  belegenden  Schilder  sind  übrigens 
bei  den  Schriftstellern,  welche  dieser  Fahnen  Erwähnung  gethan  haben,  mehrfach 
verschieden,  doch  kann  auf  diese  Varianten  hier  nicht  eingegangen  werden.  Näheres 
und  Weiteres  hat  Leupold  angegeben.  —  Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden. 
In  Sammlungen  kommt  in  der  Regel  das  Wappen  nur  im  Schilde  vor.  Abdrücke 
von  älteren  Petschaften  zeigen  den  Schild  mit  einer  sogenannten  alten  königliclien 
Krone  bedeckt,  neuere  mit  einer  Grafenkrone.  —  Aeltere  Abbildungen  des  Wap- 
pens sind  meist  als  unrichtig  zu  nehmen,  so  z.  B.  die,  welche  sich  in  den  Sup- 
plementen zum  Siebmacher  linden.  Der  Schild  ist  hier  roth,  der  Hirsch  silbern, 
das  Rad  golden  tingirt.  Letzteres  stellt  kein  halbes,  sondern  nur  das  mit  drei 
Speichen  sichtbare   Viertel    eines    achispeichigen    Rades   vor,    und    der    Dreihügel, 


294  (JRAFEN  PALFFY  V.   KIU)OI>. 

hinler  welchem  das  Kad  hcrvorkoinml,  IVhU  ganz.     Die  Hclnide<.'k('n  sind  roth  und 
silhern. 

Das  sehr  alle,  hochaiigesehene,  berühmte  Haus  PAllVv  stamint  von  den 
Herren  und  Grafen  v.  Alteuburg  her.  Conrad  v.  Allenhiirg  kam,  wie  Einige 
annehmen,  1028  als  Abgesandter  des  Kaisers  Conrad  H.  nach  Ungarn  und 
liess  sich  in  diesem  Lande  nieder.  Lehotzky,  welcher  die  Familia  Palfiana 
(Pars  I.  Pro  specimiue;  p.  81 — 96)  sehr  genau  besprochen  hat,  giebt  an, 
dass  ßela  (I.  60)  den -Ursprung  der  Familie  von  Conrad  v.  Altenburg,  wel- 
cher Botth  (deutsch  :  Bote)  genannt  worden  sei,  abgeleitet  habe,  und  setzt 
hinzu,  dass  nach  Thurotz  (p.  140)  Conrad  v.  Altenburg  unter  dem  König 
Salomo  (gekrönt  1065,  also  zu  einer  Zeit,  wo  nicht  Conrad  U.,  sondern 
Heinrich  IV.,  1056 — 1105,  Kaiser  war)  als  Botsciiafter  zu  dem  Kaiser 
Conrad  gesendet  worden  sei  (,,sub  Salomone  R.  nuntius  fuit  ad  Conradum 
Imp.")  Szegedi  dagegen  (Ruhr.  Dec.  p.  273)  leitet  das  Geschlecht  von  He- 
derich Grafen  v.  Homburg  ab,  welcher  mit  seinem  Bruder,  Volfger,  nach 
Ungarn  gekommen  sei.  Sagen  wir:  der  Ursprung  dieser  sehr  alten  Familie 
liegt  im  Dunkel  der  Vorzeit!  Nicht  uninteressant  ist  übrigens  die  Ver- 
schmelzung der  Angaben  des  Bela  und  des  Szegedi,  welche  sich  deutsche 
Genealogen  erlaubt  haben.  So  sagt  z.  B.  nach  älteren  Schriftstellern  Jacobi 
(II.  S.  285),  dessen  Verdienste  übrigens  sehr  dankbar  anzuerkennen  sind: 
,,die  Grafen  Pälily  v.  Erdöd  stammen  von  den  alten  Grafen  v.  Humburg  und 
Altenburg  ab'S  und  noch  in  neuerer  Zeit  hat  das  Gothaische  Gen.  Taschenb. 
(1836,  S.  180  u.  181)  angegeben:  „das  Haus  Pälfly  leitet  seine  Abstammung 
von  den  Herren  und  Grafen  v.  Altenburg  und  Hochburg  her."  Die  Nach- 
kommen des  obengenannten  Conrad  v.  Altenburg  nannten  sich  nach  ihren  Be- 
sitzungen, namentlich  nach  der  Herrschaft  Herdervari  (Hedervari).  Der  Sohn 
des  Paul  Conth  v.  Herdervari,  welcher  ebenfalls  Paul  hiess,  Avurde  ge- 
wöhnhch  Pauls  Sohn,  Pälß'y,  genannt  und  dieser  Name  wurde  Geschlechts- 
name. Paul  III.  Pälffy  v.  Dereszika  nahm,  nach  Vermählung  mit  Clara  Erdöd 
V.  Csorna,  Erbtochter  ihres  Hauses,  Namen  und  Wappen  der  Famihe  Erdöd 
an,  und  der  Enkel  desselben,  Nigolaus  IL,  Freilierr  Pälffy  v.  Erdöd,  gest. 
1600,  erhielt  vom  Kaiser  Rudolph  IL  1587  die  Pressburger  Güter  mit  dem 
Schlosse ,  so  wie  die  Güter  und  Schlösser  zu  St.  Georgen  und  Pösing  mit 
dem  Titel  eines  Erbgrafen,  wurde  aucli  1598  dem  österreichischen  Land- 
stand einverleibt.  Die  Söhne  des  Letzteren,  von  welchen  Stkphan  IL  den 
Stamm  dauernd  fortsetzte,  wurden  vom  Kaiser  Rudolph  IL  IGOO  in  den 
Reichsgrafenstand  erhoben.  —  Der  gemeinschaftliche  Stammvater  der  jetzt 
noch  blühenden  Linien  ist  Stephans  IL  Sohn,  Nigolaus  (IIL),  gest.  1679. 
Von  den  Söhnen  desselben  gründete  der  ältere,  Nigolaus  (IV.),  gest.  1732, 
die  Nicolaische  oder  ältere  Linie,  und  der  jüngere,  Johann,  gest. 
24.  März  1751,  Palatinus  von  Ungarn,  die  Johannische  oder  jüngere 
Linie.  Die  Nicolaische  Linie  theüte  sich  durch  drei  Söhne  Leopolds,  gest. 
27.  März  1720,  in  drei  Zweige:  in  den  älteren,  jetzt  fürstlichen 
Zweig,  gestiftet  von  Nicolaus,  gest.  6.  Febr.  1773,  k.  k.  w.  Geh.  Rath, 
Oberst-Hofcanzler  und  Oberst-Hofrichter  von  Ungarn,  den  mittleren, 
gegründet  von  Leopold,  gest.  9.  April  1773,  k.  k.  Rath,  Feldmarschall  und 
commandirenden  General  in  Ungarn,  und  in  den  jüngeren,  gestiftet  von 


GIIAFEIS   PALFFY  V.  EIIÜÖD.  295 

Rudolph,  gest.  1.  April  1768,  k.  k.  (leh.  llath  iinci  General-Feldmarschall- 
Lieiileiiaiil.  Was  den  alleren  Zweig  der  Nicolaisehen  Linie  anlangt,  so 
wurde  der  Sohn  des  obengenannten  Stifters  dieses  Zweiges,  Carl  Hierony- 
Mus,  ungarischer  Hofcanzler,  an  dein  Tage,  an  welchem  derselbe  diese 
Stelle  niederlegte,  am  4.  Nov.  1807,  für  sieli  lujd  seine  Naclikommen  in  den 
österreichischen  Fiirstenstand  erhohen.  Diesem  Zweige  steht  auch  das  so- 
genannte grosse  Majorat  des  Hauses,  nehst  anderen  Herrschaften  in  Oester- 
reich  und  Böhmen  zu.  Die  Joliannische  oder  jüngere  Linie  ist  immer  unge- 
Iheilt  verhheben.  Sämmthche  Grafen  dieses  Hauses  sind  übrigens  Erbherren 
auf  Erdöd  und  Bibersburg,  Erb-Übcrgespane  des  Pressburger  Comitats  und 
Erb-Hau))fleute  des  k.  Schlosses  zu  Pressburg,  welche  letztere  beide  Aemter 
der  jedesmalige  Geschlechts-Aelteste  verwaltet. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Gheder  des  Hauses  ergiebt  sich  aus 
nachstehenden  Ahnentafeln : 

1.)  Nicolaische  Li  nie. 

Aelterer,  fürstlicher  Zweig.  Leopold  L  — Sohn  des  Grafen 
Nicolaus  (IV.),  Stifters  der  Linie  —  geb.  14.  Dec.  1681,  gest.  27.  März 
1720,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  und  General-Adjutant;  Gemahhn:  Maria 
Antonie  Grälin  v.  Souches,  geb.  13.  Jan.  1683,  verm.  17.  Juni  1708,  gest. 

18.  Aug.  1750.  —  Nicolaus,  geb.  4.  Sept.  1710,  gest.  6.  Febr.  1773,  k. 
k.  w.  Geh.  Ralh ,  Oberst-Hofcanzler  und  Oberst-Hofrichter  von  Ungarn ; 
Gemahlin :  Maria  Antonia  Sidonie  Gräfin  v.  Althann ,  geb.  1 1 .  Mai  1715, 
verm.  12.  Jan.  1733,  gest.  4.  Oct.  1790.  —  Carl  Hieronymus,  Fürst, 
geb.  1.  Oct.  1735,  gest.  25.  Mai  1816,  Geschlechtsällester  seil  1791,  k. 
k.  w.  Geh.  Ralh  und  Kämmerer  des  Königreichs  Ungarn,  Oberst-Hofmeister 
und  Hofcanzler  etc.;  Gemahlin:  Maria  Theresia,  Tochter  Emanuels,  Fürsten 
v.  Liechtenstein,  geb.  1.  Sept.  1741,  verm.  24.  April  1763,  gest.  30.  Juni 
1766.  —  Joseph  Franz,  Fürst,  geb.  2.  Sept.  1764,  gest.  13.  Aprü  1827, 
k.  k.  Geh.  Ralh  und  w.  Ober-Gespan  des  Pressburger  Gomitats;  Gemahlin: 
Maria  Carohne  Gräfin   v.   Hoheufeld,    Fürstin,    geb.  9.  Nov.  1774,  verm. 

19.  April  1792,  jetzt  Wiltwe.  —  Atston  Carl,  Fürst,  und  Nicolaus,  Graf, 
Gebrüder. 

Mittlerer  Zweig.  Niclas  Graf  Pälfty  ab  Erdöd,  Guor;  Gemahlin: 
Catharina  Elisabeth  Freiin  v.  Weichs.  —  Leopold  Graf  Palffy  ab  Erdöd; 
Gemahlin:  Antonia  Maria  Gräfin  v.  Souches.  —  Leopold  Stephan,  geb. 
4.  Dec.  1716,  gest.  9.  April  1773,  k.  k.  General-Feldmarschall  etc.;  erste 
Gemahlin:  Maria  Josephe  Gräfin  v.  Waldstein,  geb.  25.  Febr.  1720,  verm. 
21.  Jan.  1739,  gest.  29.  März  1763.  —  Leopold,  geb.  24.  Oct.  1739, 
gest.  4.  Oct.  1799,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  des  Königreichs  Ungarn  Ober- 
Thürhüter  und  Obergespan  des  Gsongrader  Comitats;  Gemahhn:  Maria 
Theresie  Gräfin  v.  Dann,  geb.  24.  Nov.  1745,  verm.  12.  Juh  1762,  gest. 
19.  Oct.  1777.  —  Leopold,  geb.  24.  Juni  1764,  gest.  24.  Febr.  1825, 
k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  General-Major  und  Obergespan  des  Pressburger 
Comitats;  Gemahhn:  Carolina  (Charlotte)  Freiin  Jöchlinger  v.  Jochensteiu, 
geb.  15.  Aprü  1779,  verm.  22.  Sept.  1802,  gest.  1.  April  1851.  Ferdi- 
nand Leopold,  jetziges  Haupt  des  mittleren  Zweiges. 

Jüngerer  Zweig.    Aelterer  Ast.    Rudolph,  geb.  4.  März  17  19, 


296  GRAFKN  PALFFY  V.   ERDÖIi. 

gest.  1.  April  1708,  Herr  auf  Pösiiig  und  Sl.  Georgen,  k.  k.  (ieli.  Halli, 
Kämmerer  und  Gencral-Feldmarschall-Lieutenant;  Gemahlin:  Maria  Eleo- 
nore Grälin  v.  Kaunilz-Rielberg,  geb.  8.  April  1723,  verm.  24.  Nov.  1742, 
gest.  7.  Mai  1776.  —  Johann,  geb.  28.  Od.  1744,  gest.  22.  Febr.  1794, 
k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A. ;  Gemahlin:  Maria  Anna  Garis  Gräfin 
Esterhäzy,   geb.  1.  Juni  1753,  verm.  5.  Juli  1772,  gest.  27.  Aug.  1776. 

—  Johann  Carl,  jetziges  Haupt  des  älteren  Asts  des  jüngeren  Zweiges.  — 
Jüngerer  Ast.  Rudolph,  s.  die  Ahnentafel  des  älteren  Astes.  —  Rudolph 
Carl,  geb.  11.  Febr.  1750,  gest.  29.  März  1802,  k.  k.  Kämmerer  etc.; 
Gemahlin:  Maria  Antonie  Gräfin  v.  Kollowrat-Krakowsky ,  geb.  21.  März 
1763,  verm.  30.  Jan.  1782,  gest.  3.  Dec.  1842.  —  Franz,  geb.  23.  Mai 
1785,  gest.  28.  Juni  1841,  k.  k.  Kämmerer  etc. ;  Gemahlin:  Josephine 
Gräfin  v.  Erdödy,  geb.  21.  Dec.  1788,  verm.  2.  Mai  1808,  gest.  l.  April 
1813.  —  Joseph,  jetziges  Haupt  des  jüngeren  Asts  des  jüngeren  Zweiges. 

II.  Johannische  oder  jüngere  Linie.  Johann,  geb.  20.  Aug. 
1663,  gest.  24.  März  1751,  Palatinus  von  Ungarn,  k.  k.  w.  Geh.  Rath, 
Kämmerer,  General-Feldmarschall  etc.;  erste  Gemahlin:  Theresie  Gräfin 
v.  Czobor-Szent-Mihaly,  geb.  l.  Mai  1669,  verm.  4.  Oct.  1687,  gest. 
3.  Oct.  1733.  —  Nicolaus,  geb.  24.  Oct.  1699,  geblieben  bei  Parma 
29.  Juni  1734,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst;  Gemahlin:  Maria  Josephe  Gräfin 
V.  Schlick,  geb.  24.  Oct.  1699,  verm.  29.  April  1726,  gest.  3.  März  1761. 

—  Johann,  geb.  18.  Aug.  1728,  gest.  als  Geschlechtsältester  23.  Febr. 
1791;  Gemahhn:  Maria  Gabriele,  Rudolphs,  Fürsten  von  Colloredo  Toch- 
ter, geb.  23.  Jan.  1741,  verm.  27.  Juni  1762,  gest.  23.  Mai  1801.  — 
Franz  Alois  Meinvrd,  geb.  22.  Juni  1780,  gest.  14.  Nov.  1852,  Graf  zu 
St.  Georgen  und  Pösing,  Erbherr  zu  Bibersburg,  Bajmocz,  Königshaiden, 
Särfö ;  Nyärosd  und  Smolenitz  in  Ungarn,  k.  k.  Kämmerer  des  Schlosses  zu 
Pressburg,  Erb-Hauptmann  und  Erb-Obcrgespan  des  Pressburger  Comitats ; 
Gemahlin:  Natalie  Gräfin  Erdödy  v.  Monyoroker^k,  geb.  27.  April  1803, 
verm.  1.  März  1824,  gest.  26.  Dec.  1845.  —  Johann  Franz,  jetziges  Haupt 
der  jüngeren  Linie. 

Der  jetzige  Personalbestand  des  gesammten  gräflichen  Hauses  ist  fol- 
gender : 

I.  Nicolai  sehe  Linie. 

Aelterer,  fürstlicher  Zweig.  Vom  Grafen  Nicolaus  —  Sohn 
des  verstorbenen  Fürsten  Joseph  und  Bruder  des  jetzigen  Fürsten  Anton 
Carl  -  geb.  7.  Jan.  1797,  gest.  6.  Aug.  1830,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister, stammen  aus  der  Ehe  mit  Theresc  Gräfin  v.  Rossi,  geb.  23.  April 
1805,  verm.  23.  Dec.  1822,  jetzt  VVittwe,  drei  Söhne  und  eine  Tochter. 
Die  Söhne  sind:  Graf  Paul  Joseph  Nicolaus,  geb.  27.  Juni  1827,  k.  k.  Ritt- 
meister in  d.  A. ,  Graf  Anton  Joseph  Nicolaus,  geb.  10.  Juni  1829,  k.  k. 
Ober-Lieutenant,  und  Graf  Nicolaus,  geb.  28.  Jan.  1831,  k.  k.  Rittmeister. 
Die  Tochter,  Gräfin  Thehese,  geb.  24.  Jan.  1824,  hat  sich  21.  März  1849 
mit  dem  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  Friedrich  Grafen  Schafgotsch  (s. 
Bd.  II.  S.  367)  vermählt.  —  Die  Schwester  des  Fürsten  Anton  Carl  und 
des  Grafen  Nicolaus  is(  Gräfin  Anna  Marie,  geb.  19.  April  1804,  verm. 
12.  April  1825  mit  Adolph  Grafen  v.  Schönfeld  (s.  Bd.  IL  S.  416). 


<;RA1  Ki>  PALFFY  V.  ElUiüI).  297 

Minierer   Zweig.     FERDINAND  Leopold   Reielisgnif  Prillly-Daiiii 

—  Sohn  des  Gnit'eii  Leopold  —  geb.  2.  Dec.  1807,  hat  in  Folge  der  Beer- 
bnng  des  Grafen  Jose}))!  v.  Dann  (die  GrossuuiUer  stammle,  s.  oben  die 
Ahnentafel,  aus  dem  grällich  Daun'schen  Geschlechte)  auch  dessen  Namen 
angenommen,  Erbherr  auf  Bibersbnrg,  Herr  der  Herrschaft  Stam|den,  k.  k. 
Kämmerer  und  Geh.  Rath,  Erb-Ober-Hauptmann  des  k.  Schlosses  und  Erb- 
graf v.  und  zu  Pres  bürg,  verm.  6.  Nov.  1832  mit  Su)0me  Caroline  Prin- 
zessin V.  Lobkowitz  —  Schwester  des  jetzigen  Fürsten  Ferdinand  —  geb. 
13.  Febr.  1812.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  einer  Tochter,  Grälin 
Maria  Gabriele  Anna,  geb.  19.  Aug.  1841,  vier  Söhne,  die  Grafen:  Leopold 
Ferdinand  Carl,  geb.  20.  Nov.  1834,  Vincenz  Wilhelm  Carl,  geb.  15.  Juni 
1836,  Georg,  geb.  15.  Sept.  1838,  und  Carl  Hugo  Nicolaus,  geb.  30.  Juni 
1844.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Ferdinand  Leopold,  Gräfin  Luise,  geb. 
1.  Jan.  1804,  hat  sich  24.  Oct.  1826  mit  dem  k.  k.  Kämmerer  Georg 
(jirafen  Zicliy  vermählt. 

Jüngerer  Zweig.  Acl lerer  Ast.  JOHANN  Carl  Reichsgraf 
Palfly  V.  Erdüd  —  Sohn  des  Grafen  Johann  —  geb.  27.  Juli  1776,  Erb- 
herr auf  Ribersburg,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  Graf  von  Pressburg,  des 
k.  Schlosses  Ober-Ilauptmann  Und  Reichsbaron,  Senior  des  Hauses,  verm. 
in  erster  Ehe,  16.  Juh  1799,  mit  Luise  Gräfin  v.  Rindsinaul,  und  in  zwei- 
ter, 10.  Febr.  1813,  mit  Freiin  v.  Pruglach,  gest.  1828.  Aus  der  ersten 
Ehe  stammen  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Maria,  geb.  6.  Sept.  1801  ; 
Pauline,  geh.  1804;  und  Euphemia ,  geb.  1806.  —  Jüngerer  Ast. 
Reichsgraf  JOSEPH  -  Sohn  des  Grafen  Franz  —  geb.  15.  Nov.  1810. 
Der  Rruder  desselben  ist  Graf  Moritz,  geb.  21.  Juh  1812,  k.  k.  Kämmerer, 
Oberst  und  Regiments-Commandant,  verm.  6.  Mai  1850  mit  Maria  Paulina 
Josephe  Gräfin  v.  Wilczeck,  geb.  19.  Aug.  1829,  aus  welcher  Ehe  Gräfin 
Maria  Irena,  geb.  17.  März  1852,  lebt  —  und  die  Schwester,  Gräfin  Her- 
mika, geb.  13.  März  1809,  hat  sich  16.  Oct.  1841  mit  dem  k.  k.  Kämmerer 
und  Oberst-Lieutenant  in  d.  A.  Marius  Grafen  Tolomei  v.  Lippa  vermählt. 

—  Von  den  Geschwistern  des  Grafen  Franz,  Vaters  des  Grafen  Joseph, 
leben  vier  Rrüder  und  zwei  Schwestern.  Die  vier  Brüder  sind :  Graf  Fidelis, 
geh.  24.  Aug.  1788,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  verm.  24.  April  1816 
mit  Ernestine  Gräfin  Döry  v.  Jobbahäza,  geb.  12.  Febr.  1791;  —  Graf 
Vincenz,  geb.  13.  Jan.  1792,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister,  verm.  1818 
mit  Apollonia  Gräfin  Csäky  v.  Kereszteg,  —  Schwester  des  Grafen  Anton 
Bruno  vom  dritten  Stamm  (s.  S.  71),  geb.  1796,  aus  welcher  Ehe  die  Gra- 
fen:  Rudolph,  geb.  29.  Juli  1822,  Stephan,  geb.  3.  Juni  1828,  k.  k.  Con- 
cipist  bei  der  imgar.  Statthalterei,  und  Bela,  geb.  28.  Oct.  1829,  k.  k.  Ober- 
Lieutenanl,  so  wie  die  Gräfinnen:  Gabriele,  geb.  14.  Sept.  1823,  Georgine, 
geb.  30.  April  1827,  Sarolta,  geb.  14.  Mai  1832,  und  Ernestine,  geb. 
3.  Dec.  1833,  leben;  —  Graf  Johann  Carl,  geb.  7.  Juni  1797,  k.  k.  Käm- 
merer und  Feldmarschall-Lieutenant  in  Disponibihtät,  verm.  4.  Sept.  1830 
mit  Amalie  Gräfin  Erdödy  —  Schwester  des  Grafen  Carl  (s.  S.  102)  — 
geb.  29.  April  1800,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  entsprossen  sind,  die 
Grafen:  Geysa,  geb.  23.  März  1834,  k.  k.  Lieutenant;  Emil,  geb.  24.  April 
1837;    Andreas,   geb.  14.  Aug.  1839;   und  Julius,  geb.  5.  Mai  1841  ~ 


298 


«illAFKIN   V.   I'AIJ.AVICIM 


1111(1  Graf  Alois,  geh.  20.  Juni  1801,  k.  k.  Kaiiinit»rer,  Geh.  Ralh  und  his 
1848  GouveriKMir  von  Venedig,  venu.  IG.  Aug.  1833  mit  Sophie!,  dos 
Fiirslen  v.  .lablonowski  Todiler,  geh.  28.  Dec.  1812,  gest.  1  852,  ans  welcher 
Khe  {\u\  Grafen  Eduard,  geb.  1836,  und  Sigismund,  geh.  1837,  so  wn3  Gialin 
Amomk,  geh.  1839,  stammen.  —  Die  zwei  Schwestern  des  Grafen  Franz 
sind  Graliii  Barijaha ,  geh.  23.  Juli  1787,  Wittwe  seit  13.  März  1838  von 
Franz  Grafen  v.  Wenklieim,  und  GnUin  Maria  Anna,  geh.  6.  Juni  1794. 
II.  Johannische  oder  jüngere  Linie: 
Graf  JOHANN  Fhanz  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Alois  Meinard  — 
geh.  1  2.  Aug.  1829.  Die  Schwester  desselben  ist  (iialin  Gaijrikm: ,  geh. 
17.  Nov.  1833. 


Grafen  v.  Pallavicini. 

ISatl)oUfd).  ©ejlerretcl),  6apcrn. 

Besitz  der  österreichischen  Linie:  die  Majoralsherrschalten  Miudszeni,  Anyäs,  üolz  in 
Ungarn,  und  Jamnilz  ,  Allhail  und  Quaikowilz  in  Miihren.  Besitz  der  bayerischen 
Linie:  die  Herrschaften  Brannenburg,  Hohenburg,  Zinnenberg  etc.  in  Ober-Bavern. 


Wappen:  Schild  mit  Schildesbanpte.  Im  silbernen  Scliildcsliaiiplc  ein 
liori/.()iil.il  lii'gondcs,  dreifaches,  schwarzes  Kreuz.  Schild  von  Guld  und  Hlaii  in 
drei  Ucihcu,  jede  zu  drei  Feldern,  geschachl;  es  sind  somit  fünf  Felder  golden 
und  vier  Felder  blau.  Den  Schild  bedeckt  die  Marquisenkrone,  und  das  Ganze 
ruht  auf  der  Brust  eines,  mit  goldenen  Zinkenkronen  gekrönten,  goldenbewehrten, 
schwarzen  Doppeladlers.  Wie  beschrieben ,  dürfte  nach  Lackabdrücken  aus  der 
Familie  das  Wappen  meist  geführt  werden.  Abweichungen  kommen  mehrfach  vor. 
So  zeigen  neuere  Petschafte  auf  dem  Schilde  einen  Helm,  über  dessen  Wulste 
Schräglinks  das  Schildeshaupt  mit  dem  dreifachen  Kreuze  liegt.  —  Das  Geneal. 
Taschenb.  der  grrifl.  Hauser  bestimmte  früher  (1848.  S.  484)  das  Wappen,  wie 
folgt:  ein  Schach  von  fünf  goldenen  und  vier  blauen  Feldern,  unter  einem  silber- 
nen Scbildeshaupte,  worin  ein  horizontal  liegendes,  dreifaches,  schwarzes  Kreuz, 
und  darüber  noch  ein  zweites  goldenes  Schildeshanpt  mit  einem  schwarzen  zwei- 
köpfigen, gekrönteil  Adler.    Die  Devise  ist :  Ogni  belezza  ha  fine.    In  dem  neuesten 


GRAFEN   V.  PALLAVICIINI.  299 

Jahrgänge  findet  sich  (1854.  S.  556  und  557)  folgende  Angahc:  in  (Jold  ein  zwei- 
küpliger,  schwarzer,  gekrönter  Adler,  auf  dessen  Brust  ein  Schild,  bestehend  in 
einem  Schach  von  fünf  goldenen  und  vier  blauen  Feldern  unter  einem  silbernen 
Schiideshaupte,  worin  ein  lu)rizontal  liegendes,  dreifaches,  schwarzes  Kreuz.  — 
Eine  früher  im  Wappenbuche  der  österr.  Monarchie  gegebene  Abbildung,  welche 
das  Kreuz  gar  nicht  zeigt,  sondern  in  das  Schildeshaupl  einen  Doppeladler  setzt, 
ist  ganz  unrichtig. 

Altes  und  l)eiMilinilcs  ilalienisclies  Adelsgesclilcclit,  in  welches  das 
Mai'([uisal  schon  2.  Juni  13(J0  kam  und  welches  1427  den)  Palricierslande 
von  Venedig  einverleibt  wurde  und  in  demselhen  zu  hohem  Anselien  und 
Einfluss  und  hohen  Würden  gelangte.  Glieder  der  Familie  werden  mehr- 
fach in  der  Landes-  so  wie  in  der  Literärgeschichte  genannt.  In  letzterer 
ist  namentlich  hekannt  Sforza  Pallavicini,  geb.  1607  zu  Rom,  Jesuit  und 
Qualificator  (Censor)  zu  Rom,  welcher  1659  Cardinal  wurde  und  in  dem- 
selben Jahre  starb.  Von  den  Schriften  desselben  ist  die  Istoria  del  concilio 
de  Trento,  Vol.  III.  Rom  1656 — 1657  unstreitig  die  wichtigste.  —  In  der 
zweiten  Hälfte  des  1 8.  Jahrhunderts  wurde  das  Geschlecht  auch  nach 
Oesterreich  verpflanzt,  erwarb  nachher  in  Ungarn  und  3Iähren  bedeutenden 
Grundbesitz,  und  ist  später  auch  in  Rayern  zu  reichem  Giundbesitz  gelangt. 
Die  in  Rayern  ansässige  Linie  gehört  zu  dem  sardinischen  Zweige  der 
Famihe. 

Die  Familie  kommt  neuerlich  in  zwei  Linien,  der  Österreichi- 
schen und  bayerischen  Linie,  vor. 

Die  Glieder  der  Österreichischen  Linie  sind  Nachkommen  des 
Marquis  Carl  Pallavicini-Centurioni  —  Sohn  des  AJexandro  Marchese  de 
Pallavicini  aus  der  Ehe  mit  Livia  Mari  und  Enkel  des  Michello  Camillo  Pa- 
lavicini,  verm.  mit  Geronima  Crimaldo  Ceba  —  gest.  1789,  k.  k.  Kämme- 
rers und  General-Majors,  aus  der  Ehe  mit  Leopoldine  Gräfin  Zichy-Väsoiiy- 
keö,  geb.  14.  Oct.  1758,  gest.  28.  Juni  1846.  Aus  dieser  Ehe  stammle 
Eduard  Marquis  Pallavicini-Centorioni*,  geb.  9.  März  1787,  gest.  20.  Aj)ril 
1839,  verm.  1806  mit  Josejdiine  Gräfin  v.  Hardegg-Glatz,  geb.  2.  Mai 
1784,  gest.  23.  Dec.  1850,  und  der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  das 
jetzige  Haupt  der  Österreichischen  Linie. 

ALPHONS  Marquis  Pallavicini,  geb.  7.  März  1807,  Herr  der  Majorats- 
herrschaften Mindszent,  Anyäs,  Dotz  in  Ungarn,  und  Jamnitz,  Althart  und 
Qualkowitz  in  Mähren,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  verm.  24.  Nov. 
1844  mit  Gabriele  Landgräfin  zu  Fürstenberg,  geb.  17.  März  1821.  Aus 
dieser  Ehe  stammen,  neben  einem  Sohne,  Marquis  Alexander,  gel).  6.  Mai 
1853,  vier  Töchter,  die  Marquisen:  Leopoldine  Carohne  Maria  Justine, 
geb.  7.  Oct.  1845,  Therese,  geb.  16.  Sept.  1846,  Josephine,  geb.  22.  Jan. 
1849,  und  Gabriele  Friederike,  geb.  6.  April  1851.  — ;  Die  fünf  Rrüder 
des  Marquis  Ali)hons  sind,  neben  einer  Schwester,  Marquise  Irene  Maria, 
geb.  2.  Sept.  1811,  verm.  22.  Oct.  1830  mit  Aloys  Nicolaus  Grafen  Arco 
(s.  Rd.  I.  S.  27),  Marquis  Arthur  Alexander,  geb.  7.  Aug.  1810,  k.  k.  Käm- 
merer und  Major  in  d.  A.,  verm.  26.  Aug.  1844  mit  Therese  Gräfin  Spaur 

—  Tochter  des  Grafen  Johann  Raptist  Rurgstaller-Linie  (s.  Rd.  II.  S.  485) 

—  geb.  17.  März  1819,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne,  Alarquis  Eduard, 
geb.  5.  Juh  1845,  Johann,  geb.  18.  März  1848,  und  Anton,  geb.  24.  Nov. 


300 


(lUAFEN  PEJACSEVICH  V.   VKUOCZE. 


1850,  und  zwei  Tüchlor,  Maniuisc  Maria  Irene,  geb.  3.  Juli  1849,  und 
Anna  Maria,  »eb.  10.  Jan.  1853,  leben,  —  Marquis  Hippolyt,  geb.  21.  Jan. 
1813,  k.  k.  Kännncrer  und  RilUneister  in  d.  A.,  venu.  22.  Mai  1847  niil 
Carolin!-:  (Jräliii  Krdödy  —  Tocbler  des  Grafen  Cajetan  (s.  S.  102)  —  geb. 
25.  Nov.  1823,  aus  welcher  Ehe  Marquis  Alfred,  geb.  26.  Mai  1848,  und 
Marquise  Ernestine,  geb.  11.  Sepl.  1849,  entsprossen  sind,  —  Marquis 
Alfred,  geb.  21.  Dec.  1813,  k.  k.  Rillnieislcr  in  d.  A.,  —  Marquis  Roger, 
geb.  21.  Nov.  1814,  verm.  njil  Ellalia  Gräfin  v.  Vay  —  und  Marquis  Os- 
wald, geb.  2.  Juni  1817,  k.  k.  Obersl-Lieulenant. 

Bayerische  Linie.  FABIIJS  Man^uis  Pallavicini,  ehemal.  k.  sardin. 
ausserord.  Gesandter  und  bevolhu.  Minister  am  k.  bayer.  Hofe,  Herr  der 
Herrschaften  Brannenburg,  Hohenburg,  Zinnenberg  etc.,  verm.  mit  Maria 
Marquise  d'Oria.  Die  beiden  Söline  aus  dieser  Ehe  sind  Marquis  Andreas 
und  Marquis  Cäsar,  in  k.  sardin.  Kriegsdiensten. 


Grafen  Pejäcsevicli  v.  Veröcze. 

Äattjolifcf).  €)tficvu'\d). 

Besitz:  in  Ungarn  die  Herrscliaften  Rnina  im  Syiinier,  lletralu  im  Veröczer  und  Torda  im 
Toronialer  Coniitat;  die  Heiiscliafien  Nasic  im  Veröczer,  Zaiäbar  im  Zalader^ 
Ivanka  im  liorsoder  und  Porosziö  im  Ilevcser  Coniiial  etc. 


Wappen:  im  blauen,  uiil  einem  sciivvar/en  Bande,  in  welchem  oben  und 
unten  quer-  und  an  den  Seiten  rechts  und  links  länglich  viereckige  goldene  Rhom- 
boiden  an  einander  stehen,  eingefassten  Schilde,  auf  grünem  Boden  eine  silberne 
Säule.    Dieselbe  ist  oben  mit  einem  rechtssehenden,  ausgebreilelcn,  schuar/en  Adler, 


GRAFEN  PKJACSEVICH  V.  VEKüCZE.  301 

welcher,  wie  man  meist  annimmt,  ein  doppeltes,  silbernes,  erzhischöfliclies  Kreuz 
im  Schnabel  trägt,  besetzt.  Der  Adler  hält  in  der  rechten  Klaue  ein  Schwert,  in  der 
linken  einen  Reichsapfel,  und  an  jeder  Seite  der  Säule  steht  ein,  derselben  mit  dem 
Rücken  zugewendeter,  goldener,  gekrönter,  doppelt  geschweifter  Löwe,  welcher  rechts 
in  der  rechten,  links  in  der  linken  Vorderpranke  einen  gekrümmlen  Säbel  hält,  die 
freie  Vorderpranke  aber  etwas  abwärts  streckt.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafen- 
krone, über  welcher  sich  drei  gekrönte  Helme  erheben.  Aus  dem  rechten  wächst 
einwärtsgekehrt  ein  Löwe,  gleich  denen  im  Schilde,  auf,  der  mittlere  trägt  den 
Adler,  welcher  im  Schilde  auf  der  Säule  steht,  und  aus  dem  linken  Helme  erhebt 
sich  die  gekrönte  Säule  des  Schildes  so,  dass  das  Postament  derselben  nicht  ganz 
zu  sehen  ist.  Den  Schild  hält  rechts  ein  schwarz  bekleideter  Reichsherold,  auf 
dessen  goldenem  Ueberwurfe  der  Reichsadler  prangt,  links  ein  roth  gekleideter 
Ungar  mit  einer  mit  Pelz  verbrämten  und  mit  einer  silbernen  Feder  besteckten 
rothen  Sackmütze  und  mit  gelben  Stiefeln ,  dessen  silberner  üeberwurf  mit  dem 
V^appen  des  Königreichs  Ungarn  bezeichnet  ist.  Die  freie  Hand  wird  von  beiden 
Schildhaltern  in  die  Seite  gestemmt.  Das  Ganze  umfliegt  ein  rother  Wappen- 
mantel. —  Nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1848.  486)  ist  der 
Adler  im  Schilde  und  auf  dem  mittleren  Helme  gekrönt  und  die  Spitze  der  Krone 
mit  dem  beschriebenen  Doppelkreuze  besetzt. 

Alles,  sehr  angesehenes  ungarisches  Geschlecht,  welches  sich  zunächst 
in  den  Königreichen  Croalien  und  Slavonien  aushreilete  und  jetzt  in  zwei 
slavonischen  Gespanschaften,  so  wie  in  dein  eigenlhchen  Ungarn,  und  zwar 
in  letzterem  (s.  ohen)  nicht  nur  in  den  Kreisen  diesseit  und  jenseit  der 
Theiss ,  sondern  auch  im  Kreise  diesseit  der  Donau  reich  begütert  ist.  — 
Der  Ursprung  der  Familie  liegt  im  Dunkel  der  Vorzeit,  und  die  sonst  ergie- 
bigsten Historiker  des  Landes  ergeben  über  denselben  nur  wenig  und  nichts 
Genaues.  So  sagt  selbst  Lehotzky  (IL  p.  300)  nur:  ,,Pejacsevich  et  Janko- 
vich  familiae  ex  Cyprovatz  infra  Vidinum,  quorsum  ex  Cypro  Insula  vene- 
runt."  —  Nach  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  kam  das  Geschlecht  in 
Oesterreich  zu  hohem  Ansehen  und  der  Grafenstand  gelangte  in  dasselbe 
vom  Kaiser  Joseph  IL  28.  Juli  1772  in  der  Person  des  Johann  Joseph 
Pejacsevich  de  Veröcze.  Mehrere  Gheder  der  Famihe  wurden  Träger  hoher 
Ehrenstellen  und  Würden ,  und  durch  Vermählungen  ist  das  gräfliche  Haus 
mit  mehreren  der  angesehensten  Familien  der  österreichischen  Monarchie 
in  nahe  verwandtschaftliche  Verbindung  gebracht  worden. 

Die  gräfliche  Familie  blüht  jetzt  in  drei  Linien:  der  Linie  zu  Ruma, 
zu  Na  sie  und  zu  Ofen.  Die  Stifter  dieser  drei  Linien  waren  die  drei  Ge- 
brüder, die  Grafen  Sigismund,  Fraivz  Carl  und  Aintojs,  und  aus  der  Ahnen- 
tafel dieser  Brüder  gehören  folgende  Glieder  hierher :  Georg  Pejacsevich  de 
Veröcze;  Gemahhn:  Margaretha  Barchevich. —  Matthias;  Gemahlin:  Agathe 
Knesevics.  —  Marcus  ;  Gemahhn :  Anastasia  Freiin  Tomasich.  —  Johann 
Joseph,  Graf  seit  28.  Juh  1772;  Gemahlin:  Elisabetha  Peterson.  —  Sigis- 
mund, Franz  Carl,  Anton,  Gebrüder. 

Die  Linie  zu  Ruma  gründete  Graf  Sigismund ,  und  dieselbe  setzte  fort 
der  Sohn,  Graf  Johann  Nepomuk,  gest.  4.  Febr.  1821,  verm.  mit  Catharina 
V.  Jankovich,  gest*  2.  Sept.  1820.  Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt 
dieser  Linie : 

PETER  Graf  Pejacsevich  v.  Veröcze,  geb.  20.  Febr.  1804,  Herr  der 
Herrschaften  Ruma,  Retfalu  und  Torda,  k.  k.  Kämmerer  und  Ohergespan 
des  Veröczer  Comitals,  verm.  16.  Aug.  1824  mit  Franziska  Gräfin  Ester- 


;U)2  (JRAFKN  PKJA«:SEVICH  V.   VERÖCZE. 

h.lzy  aus  dein  Hause  Allsolil  (s.  S.  1  10),  geb.  16.  April  1804.  Aus  dieser 
Ehe  lebeu,  neben  einer  Tocbler,  Grälin  Ludovine,  geb.  20.  Mai  1826,  verm. 
1.  Febr.  1846  niil  Hugo  Grafen  v.  u.  zu  Ellz  —  Sohn  des  Grafen  Jacob 
(s.  Bd.  I.  S.  216)  —  Willvve  seit  1848,  drei  Söhne,  die  Grafen  Adolph, 
geb.  13.  Mai  1825,  verm.  23.  Febr.  1852  mit  Agathe  Gräfin  v.  Schaff- 
gotsch  —  Tochter  des  Grafen  Franz  Anton  Gotthardt  (s.  Bd.  H.  S.  366)  — 
geb.  1827,  —  Ladislaus,  geb.  14.  Nov.  1828,  k.  k.  Oberlieutenant,  — 
und  NicoLAüs,  geb.  27.  Juli  1823,  k.  k.  Bittmeister.  —  Von  den  Geschwi- 
stern des  Grafen  Peter  leben  drei  Brüder  und  drei  Schwestern,  der  vierte 
Bruder  ist  gestorben.  Die  lebenden  Bruder  sind:  Gral  Ladislaus,  geb. 
20.  April  1807,  —  Graf  Paul,  geb.  9.  Od.  1813,  k.  k.  Billmeister  in  d.  A., 
verm.  mit  Alwine  Freiin  Hildprandt  v.  Prandau,  geb.  1834  —  und  Graf 
Marcus,  geb.  18.  Oct.  1818,  verm.  im  März  1846  mit  Hermine  Gräfin 
Bethlen  (s.  S.  26),  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Gatharina 
und  KoAWALKA  entsprossen  sind.  Von  den  drei  Schwestern  ist  Gräfin  Maria, 
geb.  20.  April  1811,  seit  20.  April  1836  mit  dem  k.  k.  General-Major 
Ferdinand  Grafen  v.  Althann  fs.  Bd.  I.  S.  18),  Gräfin  Julie,  geb.  6.  März 
1815,  seit  27.  Dec.  1837  mil  dem  k.  k.  Biltmeisler  in  d.  A.  Budolph 
Freiherrn  v.  Palm,  und  Gräfin  Glememine,  geb.  17.  April  1817,  seil 
10.  Dec.  1838  mit  Alfred  Grafen  v.  Allhaun  (s.  Bd.  I.  S.  18)  vermählt.  - 
Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Alexander,  geb.  1.  Aug.  1808, 
gest.  20.  Nov.  1852,  k.  k.  General-Major  und  Brigadier,  lebt  die  Wiltwe, 
Gräfin  Aurora,  geb.  Marquise  Quadagni,  geb.  15.  April  1831,  verm. 
12.  Juni  1850. 

Die  Linie  zu  Nasic  stiftete  Graf  Franz  Carl  ,  gest.  1815,  k.  k.  Käm- 
merer, in  erster  Ehe  verm.  mit  Barbara  Freiin  Sanchez  v.  Orligosa  Y  Cie- 
fuen,  und  in  zweiter  mit  Eleonore  Gräfin  Erdödy  v.  Monyoröker(5k ,  gest. 
1840.  Das  jetzige  Haupt  dieser  zweiten  Linie  ist  der  Sohn  aus  zwei- 
ter Ehe: 

FEBDINAND  Graf  Pejäcsevich  v.  Veröcze,  geb.  17.  Juni  1800,  Herr 
der  Herrschaften  Nasic,  Zalaber,  Ivanka  und  Poroszlö,  verm.  im  April  1823 
mit  Maria  Döry  v.  JobahazA,  aus  welcher  Ehe  fünf  Söhne  stammen,  die 
Grafen:  Ladislaus,  geb.  5.  April  1824,  verm.  25.  Nov.  1852  mit  Gabriele 
Döry  V.  Jobahäz<1,  —  (Iarl,  geb.  26.  März  1825,  verm.  mit  N.  N.,  aus 
welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Leonie,  geb.  im  Novemi)er  1850, 
zwei  Söhne  leben,  die  Grafen  Arthur,  geb.  im  December  1845,  und  Johann 
Nepomuk,  geb.  1847,  —  Ferdinand,  geb.  3.  Mai  1826,  —  Julian,  geb. 
25.  April  1833,  und  Gabor,  geb.  20.  Mai  1839.  —  Die  Schwestern  des 
Grafen  Ferdinand  aus  des  Vaters  erster  Ehe  (s.  oben)  sind  die  (Jräfin  Fran- 
ziska, geb.  16.  Febr.  1784,  verm.  4.  Oct.  1802  mil  dem  k.  k.  Kammerer 
Joseph  Freiherrn  v.  Orczy,  Wittwe  seit  11.  Nov.  1811,  und  Gräfin  Anna, 
geb.  9.  Juli  1785,  Witlwe  seit  Juni  1841  von  dem  k.  k.  General  der  Ca- 
vallerie  Johann  Nepomuk  Grafen  v.  Klebelsberg  (s.  Bd.  I.  S.  4  45).  Von 
dem  leiblichen  Bruder  der  Gräfinnen  Franziska  und  Anna ,  dem  Grafen  Vin- 
CENZ,  gest.  1820,  verm.  mit  Maria  Gräfin  Balthyäny,  gest.  1823,  lebt  die 
Tochter,  Gräfin  Catharina,  geb.  1813,  Oberst-Hofmeislerin  der  Erzherzogin 
Elisabeth,    Gemaiilin   des  Erzherzogs   Ferdinand   v.  Este,   verm.   1832   mil 


GRAFKN  V,  PESTAL0Z2A. 


303 


dem  k.  k.  Känim(M-er  Anton  Golthardl  (iralen  v.  Sclian'golscli  (s.  Bd.  II. 
S.  366). 

Die  Linie  zu  Ofen  gründete  Graf  Anton,  gest.  25.  Sepl.  1800,  k.  k. 
Feldniarscliall-Lieutenant,  verni.  mit  Barbara  Draskovich  v.  Trakostyän,  und 
der  Sohn  aus  dieser  Ehe,  Graf  Anton  (II.),  gest.  1838,  verni.  mit  Maria 
SiDONiA  Jankovich  v.  Prilert  und  Knesin,  geb.  1783,  jetzt  Wittwe,  setzte 
dieselbe  fort.  Das  jetzige  Haupt  dieser  dritten  Linie  ist  der  ältere  Sohn  des 
Grafen  Anton  (II.) : 

JOHANN  Nepomuk  Graf  Pejäcsevich  v.  Veröcze,  geb.  1803.  Der  Bru- 
der desselben  ist  Graf  Anton,  geb.  1810,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister 
in  d.  A. ,  verm.  15.  Aj^ril  1843  mit  Angelika  Freiin  v.  Boxberg,  geb. 
19.  Nov.  1826,  gest.  1849,  und  die  Schwester,  Gräfin  Therese,  geb. 
1().  Febr.  1799,  hat  sich  12.  Sept.  1813  verm.  mit  dem  k.  k.  Kämmerer 
Joseph  Eustach  Grafen  v.  Apponyi  (s.  Bd.  I.   S.  24). 


Grafen  V.  Pestalozza. 

^atl)alifd).  Magern. 

Besitz:  in  Bayern,  Kreis  Schwaben,  F>andgericlu  Monheim,  die  RiltergiUer  Tagmersheim, 
Uel)ersfekl  undPlosenau;  in  Ober-Bayern,  Landgericht  Ebersberg,  das  Rillergut 
Pirka. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  gelheilt;  rechls  in  Gold  zwei  schvvarze, 
mit  den  Sachsen  gegen  einander  gekehrte  Adlersfliigei  ;  links  in  Blau,  zwischen 
zwei  goldenen  Querbalken,  ein  gekrönter,  goldener,  reclitsgekehrter  Löwe,  welcher 
mit  den  Vordi-rprunken  einen  silbernen  Schlüssel  so  vor  sich  hält,  dass  der  Bart 
nach  rechts  und  ol)en  slehl.  Hinler  aeni  Löwen  wiederholt  sich  der  Schlüssel  so, 
dass  der  Bart  nach  links  und  oben  erscheint  (Stammwappen).  Ueber  der  Giafen- 
krone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  aus  welchem  der  Löwe  der  linken  Schildes- 
häll'te  mit  dem  Schlüssel  zwischen  einem  offenen  Adlersiluge  aufwächst.  Der  rechle 
Flügel  des  Letzleren  ist  schwarz  und  mit  zwei  goldenen,  der  linke  blau  und  eben- 


;j04  (;hafkn  V.  i'kstalozza. 

falls  mit  /.woi  goldenen  Querbalken  hezeichnel.  Zwischen  den  goldenen  Querbalken 
ist  der  linke  Flügel  mit  einem  silbernen  Schlüssel  belegt,  welcher  den  Bart  nach 
rechts  und  oben  kehrt.  Die  Helnulecken  sind  rechts  schwarz  und  golden  und 
links  blau  und  golden.  —  Siebmacher  (V.  182)  gie))t  den  Löwen  leopardirl  und 
lässt  den  Schlüssel  hinter  demselben  den  Bart  nach  rechts  kehren.  —  Ein  Lack- 
abdruck aus  der  Familie  zeigt  die  Barte  der  Schlüssel,  wie  oben  angegeben,  zeigt 
aber  im  linken  Flügel  des  Helmschmuckes  den  Schlüssel  nicht,  sondern  giebt  den- 
selben hinter  dem  Löwen  und  vor  dem  Flügel  schwebend. 

Die  Grafen  v.  Peslalozza  stammen  ans  einer  hölimischen  Adelsfamiiie, 
aus  welcher  Glieder,  wie  das  Grafendiplom  angiebt,  schon  seit  der  Mitte 
des  17.  Jahrhun(h»rts  in  Bayern  begütert  w^aren.  Den  Reichsadel  erhiell 
die  Familie  vom  Kaiser  Matthias  im  Jahre  1615,  deih  böhmischen  P«ilter- 
stand  vom  Kaiser  Leopold!.  1677,  und  von  Letzterem  auch  1680  den  erb- 
ländisch-österreichischen  Freiherrenstand.  Die  Grafonwilrde  kam  von  dem 
Kurfürsten  Carl  Theodor  als  Reichsvei^weser  2.  Sept.  1790  in  die  FamiUe. 
v.  Lang  (Adelsbuch  des  Königr.  Bayern  S.  57)  nennt  mit  der  Ueberschrift : 
Pestalozza,  Gebrüder,  zwei  Glieder  der  Familie:  Maria  Ludwig  auf  Tag- 
mersheim  und  Pirka,  in  Pirka,  k.  bayer.  Kammerer  und  Geh.  Rath,  geb. 
25.  Aug.  1744,  und  Jacob  Johann  Thaddä,  Gutsbesitzer  auf  Plosenau,  Tag- 
mersheim  und  Uebersfeld,  in  Tagmersheim,  geb.  22.  Mai  1785.  Nach  S.  Gl  l 
des  genannten  Adelsbuches  ist  statt  1785  zu  lesen  1780,  doch  bleibt  immer 
noch  ein  Zweifel  über  die  richtige  Verbesserung  dieser  Jahreszahl.  —  Sehr 
wahrscheinlich  ist  die  Annahme,  dass  das  jetzige  Haupt  der  Famihe  ein  Sohn 
des  Grafen  Maria  Ludwig  sei. 

Der  jetzige  Personalbestand  der  Familie  ist  folgender : 

Reichsgraf  Franz  ANTON,  geb.  9.  Juni  1784,  Herr  zu  Pirka  und 
Arnsdorfl',  k.  bayer.  KämmeiTr,  verm.  mit  Sopuui  Freiin  v.  Guggomos,  geb. 
3.  Febr.  1790,  Erbin  von  StaingrilT.  Aus  dieser  Ehe  stammen  drei  Söhne 
und  zwei  To<^hler.  Die  drei  Söhne  sind:  Graf  Sigmund,  geb.  13.  Juni  1814, 
Gutsbesitzer  in  Bairrdiessen  am  Ammersee,  verm.  mit  Emma  Freiin  v.  Wohn- 
licii,  ans  welcher  Ehe  Graf  Hugo  und  Gräfin  Olga  stammen,  -  Graf  August, 
geb.  13.  Aug.  1820,  verm.  24.  Oct.  1849  mit  Veromca  Freiin  v.  Müller, 
aus  welcher  Ehe  Graf  Anton  Ludwig  Nepomuk,  geb.  22.  März  1853,  und 
die  Gräfinnen  Sopiue,  geb.  29.  Juni  1850,  und  Anna,  geb.  6.  Dec.  1851, 
leben,  —  und  Graf  Otto,  geb.  l.  Oct.  1825,  verm.  mit  Minna  Dauer.  Von 
den  beiden  Töchtern  ist  Gräfin  Magdalena,  geb.  6.  April  1823,  mit  Lmlwig 
Rpgensburger  vermählt,  und  Gräfin  Josephine  ist  S.März  1827  geboien.  — 
Der  Bruder  des  Grafen  Franz  Anton  ist  Graf  Joseph,  geb.  1 2.  Jan.  17SI, 
pens.  k.  k.  Platz-Hauptmann  zu  Brunn. 


(JRAFEN  V.   PETBOWfTZ-AIlMIS. 

Grafen  v.  Petrowitz-Armiie»* 

^ItQricdjifctjer  Confeffton.  ül^eflerrcid). 


305 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  quer  getheilt;  oben  in 
(jold  ein  aus  der  Theiliingslinie  halb  hervorgehender  gekrönter,  schwarzer  Adler, 
unten  in  Schwarz  ein  goldener  Anker;  links  von  Silber  und  Roth  sechsmal  quer 
getheilt  mit  einem  pfahlweisc,  mit  der  Spitze  nach  unten  gesenkten  blanken  Schwerte 
mit  goldenem  Griffe.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  und  denselben  halten 
zwei  auswärtssehende  schwarze  Raben. 

Altadeliges  Geschlecht  von  illyrisch -ungarischer  Abkunft,  welches  im 
.Fahre  1810  aus  der  Moldau  in  die  kais.  österreichischen  Staaten  über- 
siedelte. In  dem  genannten  Jahre  wurde  Peter  Theodor  Petrowitz-Armis, 
sehr  angesehener  Banqiiier  aus  der  Moldau ,  vom  Kaiser  Franz  I.,  wegen 
seiner  Anhänglichkeit  an  den  österreichischen  Kaiserstaat  und  wegen  seiner 
altadeligen  Herkunft  in  den  Ritterstand  des  Kaiserreichs  erhoben,  und  der- 
selbe erhielt,  als  in  Oesterreich  ansässiger  Gutsbesitzer,  im  Jahre  1818  den 
erbländisch-österreichischen  Grafenstand, 

Der  jetzige  Personalbestand  der  gräflichen  Famihe  ist  seit  einigen  Jah- 
ren nicht  genau  bekannt.  Nach  den  letzten  Angaben  ist  derselbe  folgender: 
Graf  Peter  THEODOR,  geb.  30.  Jan.  1777,  grossherz.  toscanischer  Kam- 
merherr, verra.  mit  Catharina  v.  Oeconomus.  Aus  dieser  Ehe  stammen  Graf 
Georg  Theodor,  geb.  im  Aug.  1813,  und  Gräfin  Maria,  geb.  im  Oct.  1809. 
—  Die  Schwester  des  Grafen  Peter  Theodor,  Anastasia,  hat  sich  mit  Chri- 
stian v.  Pelrino,  Grossboyaren  m  der  Moldau,  ansässig  im  russischen  Bessa- 
rabien,  vermählt. 


in. 


20 


306 


GRAFEN  l'IMODAN  DE  LA  VALLEE  DE  RARECOURT. 


Grafen  Piinodaii    de   la  Vallee   de  Rareeourt. 

ISotl)olifd).  iTrankrcid)  unb  ©cjlcrrctd). 


Besitz:  die  Herrschafi  des  Cliencts. 


^S^^^^ 


Wappen:  im  silbernen  Schild  fünf  kleine,  in  Gestalt  eines  Andreaslircuzcs 
(2,  1,  2)  übereinander  gelegte,  rothe  Kränze,  welche  von  vier  Hermelinflecken  so 
begleitet  werden,  dass  oben  nnd  unten  einer,  in  der  Mitte  des  Schildes  aber  zwei, 
der  eine  rechts,  der  andere  links,  stehen.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone. 
Die  Devise  ist:  Mori  potius  quam  foedari. 

Sehr  alte  französisclie  Adelsfamilie,  deren  iinnnlerbrochene  Slamni- 
reilie  mit  Raussin  de  Rareeourt  beginnt,  welcher  in  einer  im  März  1240  zu 
St.  Jean  d'Acre  in  Syrien  ausgestellten  Urkunde  als  Riller  aufgeriilirl  wird, 
und  mit  seinen  Vasallen  den  König  Thibaut  von  Navarra,  Pfalzgrafen  der 
Champagne,  1239  auf  dem  Kreuzzuge  begleitete.  Von  einem  Enkel  dessel- 
ben, Baudovin  de  Rareeourt,  geb.  1303,  stammle  als  Sohn  Jacqlemin  I., 
welcher  1378  Yolanden  von  Flandern,  Gräfin  von  Bar,  für  die  zu  Rareeourt 
innehabenden  Lehnsgüter  huldigte.  Des  Letzteren  Enkel,  Colin  de  Rare- 
eourt, nahm  den  Namen:  de  la  Vallee  an,  und  dieser  Adelstitel  wurde  dem 
Sohne  desselben ,  Jacquemin  II.  de  la  Vallee ,  mittelst  Ausspruchs  des  Bailli 
V.  Clermont,  Commissair  des  Königs  v.  Neapel,  Herzogs  v.  Bar,  auf  Grund 
der  Beweisschriften  1465  bestätigt.  —  Von  Christoph  de  Vallee  stammten 
drei  Söhne:  Claude,  grand-bailh  d'^pee  von  Toul,  um  das  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderts Kammerherr  des  Königs  Heinrich  IV.,  Christoph,  Bischof  von  Toul 
und  Reichsfürst,  und  Jacques  de  la  Vallee,  Herr  von  Vraincourt,  Parois  etc., 
Präsident  des  Rathes  Erichs  v.  Lotthringen-Vaudemont.  Der  Sohn  des  Letz- 
teren,  Christoph  de  la  Vallee,  war  königlicher  Gouverneur  der  Städte  und 
Landschaften  von  Toul  und  Verdun,  und  diesem  folgten  in  gerader  Abstam- 
mung: Carl  de  la  Vall^e-Pimodan ,  baron  des  Chenels,  grand-bailli  d'^pee 
der  Stadt  und  des  Landes  Toul;  —  Carl  Herve  de  la  Vallee-Pimodan,  comte 
des  Chenets;  Carl  v.  Pimodan,  grand-baüli  d'epee  und  General- Lieutenant 
der  Stadt  und  des  Landes  Toul;  —  Carl  Johann  de  la  Vallöe,  Marquis 
V.  Pimodan,  mestre  de  camp  der  Cavallerie,  verm.  1762  mit  Sidonie  Mar- 
quise  v.  Gouffier-Thois  —  und  Carl  v.  Rareeourt  de  la  Vallee,  Marquis 
v.  Pimodan,  kön.  franz.  General-Lieutenant  und  Flügel-Adjutant  des  Königs 


GRAFEN  V.   PIWNICKI   (LErBITZ-PIWNICKi). 


307 


Ludwig  XVIII.  von  Frankreich;   verm.  mit  Pauline  Marquise  de  Pons.    Aus 
diöser  Ehe  slamml  das  jetzige  Haupt  der  Famihe,  Camill. 

Was  die  Standesverhältnisse  der  Famihe  anlangt,  so  war,  wie  ohen 
angegehen,  der  Ritterstand  schon  1240  constatirt,  die  Bestätigung  desselben 
erfolgte  1465.  Das  Baronat  kam  1656,  der  Grafenstand  1684  und  das 
Marquisat  1750  in  (he  Familie.  Neuerlich,  1852,  ist  der  Grafenstand  für 
die  kais.  Österr.  Staaten  anerkannt  worden. 
Das  jetzige  Haupt  der  Famüie  ist : 

CAMILL  V.  Rarecourt  de  la  Vall^e,  Marquis  v.  Pimodan  —  Sohn  des 
Marquis  Carl  —  geb.  20.  Aug.  1789,  Besitzer  der  Herrschaft  Ghenets,  ge- 
wesener Kammerherr  des  Königs  Carl  X.,  verm.  1819  mit  Clara,  Tochter 
des  August  Freiherren  v.  Frenilly,  Pairs  von  Frankreich  und  Geh.  Raths 
unter  König  Carl  X.,  geb.  1801.  Aus  dieser  Ehe  stammen  Graf  Georg,  geb. 
29.  Jan.  1822,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  und  Gräfin  Gabriele,  geb. 
20.  Aprd  1833. 


Grafen  v.  Piwnteki  (Leibitz-Piwnicki). 

Besitz:  in  Westpreussen  das  Rittergut  Malsau  im  Kreise  Pr.-Stargard  etc. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  silbernes  Hufeisen,  über  welchem,  so 
wie  in  dessen  nach  unten  gekehrter  Oeffnung  ein  kleines  goldenes  Kreuz  schwebt 
(Haus  Lubicz).  Ueber  der,  den  Schild  bedeckenden  Grafenkrone  steht  ein  gekrön- 
ter Helm,  welcher  drei  Straussenfedern,  blau,  silbern,  blau,*  trägt.  Die  Helmdecken 
sind  rechts  blau  und  golden,  links  blau  und  silbern. 

Sehr  alte  polnische  Adelsfamilie,  vs^elche  aus  dem  bekannten  Ge- 
schlechte derer  v.  Lubicz  stammt,  und  den  Namen  Piwnicki  von  dem  Stamm- 
gute Piwnice  bei  Golub  im  jetzigen  Westpreussen  angenommen  hat.  Johann 
V.  Pivs^nicki  kommt  1648  als  Grodschreiber  zu  Culm  vor,  Martin  und  Georg 
waren  1653  Landboten  auf  dem  polnischen  Reichstage,  Constantin  Casimir 

20* 


308 


(JKAFKlN   VON  IIEM   HHÖLK,   (JKNAINNT   PLATKH. 


wurde  1084  Grodschi'oil)er  zu  Cului,  Johann  und  Casimir  erschienen  1730 
als  Landholen  auf  dem  polnischen  Reichslage,  Conslantin  war  1  754  Domherr 
zu  Culm,  Valerian  1704  Schwerllrager  von  Polnisch-Preussen ,  und  Ignaz, 
Herr  auf  Zajonczkowo,  Ahgeordneler  der  Wojwodschaft  Culm  zu  den  1764 
und  1768  ahgehallenen  polnischen  Reichstagen.  Der  Rruder  des  lelzlgc- 
nannten  Ignaz  war  Dominik  v.  Piwnicki,  Herr  auf  Zajonczkowo ,  kon.  poln. 
Kamraerherr,  und  der  Sohn  desselhen  aus  der  Ehe  mit  Helene  v.  Konarska, 
Erhin  der  spengawsker  Güter,  Ignaz  v.  Piwnicki,  wurde  vom  König  Frie- 
drich Wühelm  IV.  von  Prcussen  im  Jahre  1844  in  den  preussischen  Grafen- 
stand erhoben. 

Der  bekannte  Bestand  der  Familie  ist  folgender: 
IGNAZ  Graf  V.  Leibitz -Piwnicki  —  Sohn  des  Dominik  v.  Piwnicki  — 
geb.  12.  Dec.  1785,  kön.  preuss.  Kammerherr,  Herr  auf  Malsau  etc.     Die 
beiden  Brüder  des  Grafen  Ignaz  sind  Stanislaus  und  Johann  v.  Piwnicki, 
und  die  Schwester  Josepha  v.  Piwnicki. 


Grafen  von  dem  Bröle^  genannt  Plater« 

Äat[)olifd).  ©eflnretd),  |Jreu0en  uni»  Uufjlanb. 

Besitz:  die  Güter  Nederilz  und  Tönnishof;  Taiiilen  im  Upilaischen  Kreise  Liuhauens; 
Gräntzhof  und  Annonhof  in  Curland ;  Kraslaw,  Krasnolenka  und  Baltilza  im  poln. 
Livland;  Sickeln  und  Hoschalik  in  Kurland;  Kombul  und  FreitagsliofT  im  poln. 
Livland;  Ludwigshofl";  Dombrowa  und  Dombrowica  in  Wolhynien  uud  l'odolien ; 
Belmont  in  Liithauen;  Szaioyken,  Szweksnie,  Janiszkele,  Malunen  elc.  in  Samo- 
gitien  etc.  etc. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  drei  scliwar/.e  Querbalken  mit  einem  dar- 
über gezogenen  scbrägrecbten  rothen  Balken.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone, 
und  auf  derselben  steht  ein  gekrönter  Helm,  welcher  einen  offenen  goldenen,  mit  drei 
schwarzen  Balken  belegten  Adlersflug  trägt.  Der  rechte  Flügel  ist  mit  einem  schräg- 
rechten ,  der  linke  mit  einem  schräglinken  rothen  Balken  überzogen.  Die  Helm- 
decken   sind    schwarz  und  golden.     Wie    angegeben,   findet  sich  dieses  Wappen  in 


GRAFEN  VON  DEM  BllÖLE,  GENANNT  PLATER.  309 

Schaherts  Vollst.  W.-H.  des  Ivurländisclien  Adels  (Hft.  4.  Tah.  248  des  ganzen 
Werks),  und  eben  so  isl,  bis  auf  die  Grafenkrone  in  dem  genannten  Wapi)enbuche 
auch  das  Wappen  derer  v.  d.  Broel,  genannt  Plater,  dargestellt.  —  Auf  Abdriieken 
von  älteren  Petschaften  der  Familie  v.  Plater  finden  sich  im  Schilde  die  angegebe- 
nen Balken,  und  auf  dem  gekrönten  Helme  steht  ein  offener  AdlersHug,  dessen 
Flügel  mit  drei  Querbalken  belegt  sind.  Der  darüber  gezogene  Balken  liegt  auf 
dem  rechten  Flügel  sclirägrechts,  auf  dem  linken  schräglinks.  —  Das  Gen.  Taschen- 
buch der  grätl.  Häuser,  welches  sonst  über  das  gräfl.  Haus  Angaben  miltheilt, 
welche  wohl  aus  der  Familie  selbst  gekommen  sind,  beschreibt  (1854.  S.  571) 
das  Wappen,  wie  folgt:  in  Both  drei  silberne  Querbalken  mit  einem  darüber  ge- 
zogenen, blauen  Querbalken.  Ueber  der  Grafenkrone  auf  dem  gekrönten  Helme 
drei  Straussenfedern,  roth,  weiss,  blau.  Diese  Beschreibung  stimmt  nach  Obigem 
mit  Schalnrts  Wappenbuch  des  kurländ.  Adels  nicht,  und  doch  ist  wohl  letzleres 
Werk  für  die  sicherste  Quelle  zu  halten.  Uebrigens  ist  diese  Beschreibung  heral- 
disch gar  nicht  zu  verstehen,  da  über  drei  Querbalken  sich  kein  Querbalken,  son- 
dern nur  ein  Schrägbalken,  oder  ein  Pfahl,  welcher  hier  nicht  in  Rede  kommt, 
ziehen  kann.  Für  die  Richtigkeit  der  eben  genannten  Tincturen  und  des  Helm- 
schmuckes leistet  die  gesammte  bekannte  heraldische  Literatur  nicht  die  geringste 
Gewähr.  Eben  so  sind  wohl  Petschafte,  welche  im  goldenen  Schild  drei  rotlie 
Querbalken  mit  einem  über  den  Schild  gezogenen,  schräglinken,  rolhen  Balken 
zeigen,  fehlerhaft  gestochen.  Den  Schild  bedeckt  auf  denselben  nur  die  Grafen- 
krone, und  die  Schildhalter  sind  zwei  einwärtssehende  Löwen. 

Sehr  alles,  angesehenes,  weit  verzweigtes  und  reich  begütertes,  ur- 
sprünglich weslphälisches  Geschlecht,  dessen  älteste  Stammsitze  das  Schloss 
Bröl,  und  nachher  das  Schloss  Westhemmerde,  beide  im  Kirchspiel  Hem- 
merde, im  Amte  Unna  in  der  Grafschaft  Marck,  sind.  Humperlus  Plater 
kommt  urkundlich  1210  vor,  Luhhert  1274,  Anton  dePlalern,  miles,  1276, 
Dietrich  und  Conrad,  Gehrüder  v.  Plater,  1298,  Wilm  van  dem  Brüle  1325, 
und  Jan  von  dem  Broyle  1374.  Spätere  Urkunden  ergeben  den  zusammen- 
gesetzten Namen  :  v.  d.  Bröle,  genannt  Plater,  ohne  dass  man  den  Grund  dieser 
Zusammensetzung  genau  ange])en  kann.  So  findet  sich  Röttger  v.  d.  Bröle, 
genannt  Plater,  miles,  urkundlich  1392,  Friedrich  v.  d.  Bröle,  gen.  Plater, 
1419  und  1426,  und  Bötiger  v.  d.  Bröle,  gen.  Plaler  1467.  Im  Jahre 
1659  erlosch  das  Geschlecht  mit  Hermann  v.  d.  Bröle ,  gen.  Plater,  in 
Deutschland ,  blühte  aber  um  so  zahlreicher  in  Kurland  und  den  übrigen 
Ostseeprovinzen  fort,  in  welche  sich  schon  sehr  früh  Ghedcr  der  Familie 
gewenrdet  hatten.  In  den  genannten  Provinzen  erscheint  zuerst  1306  Albert 
Plater  als  Comthur  zu  Wenden,  und  Wennemar  Plater  1430  als  Vogt  zu 
Grobin.  Friedrich  v.  d.  Bröle,  gen.  Plater,  wurde  1463  und  14  77  mit 
Gütern  bei  Grobin  und  Goldingen  in  Kurland  belehnt.  Derselbe  erwarb 
1499  die  Güter  Weissensee  und  Maditten  im  Erzstifte  Riga ,  und  wenig- 
stens eben  so  alt  ist  der  Besitz  der  bedeutenden  Güter  Nederitz ,  Isnauda, 
Tönnishof  etc.  bei  Dünaburg  im  jetzigen  poln.  Livland.  Seil  Ende  des 
1 5.  Jahrhunderts  war  Friedrich  des  Erzbischofs  zu  Riga  Vogt  zu  Koken- 
husen  und  kommt  als  solcher  noch  1523  vor.  Desselben  Bruderssohn, 
Johann,  war  unter  dem  berühmten  Heermeister  Wolter  v.  Plettenberg, 
Landmarschall  des  deutschen  Ordens  in  Livland.  1533  theilten  Johann  und 
Heinrich,  Gebrüder,  die  väterhchen  Besitzungen  so,  dass  Heinrich  die  Düna- 
burgischen,  Johann  die  Rigaischen  erhielt.  Die  Nachkommenschaft  des  Letz- 
teren erwarb  später  noch  die  Güter  Fölks,  Teilitz  undKioma  iniDörptschen, 
spielte  später  in  der  Geschichte  des  an  Schweden  gelangten  Antheils  von 


310  GRAFEN   VON   DEM   ItUÖLE,   (iENANNT  PLATEIl. 

Livlaiul  eine  oft  hervorragende  Holle,  isl  aber  jetzt,  im  freilierrlitlieii  Staude, 
nicht  zahlreicli  vertreten,  was  aueh  von  dem  kurischen,  ebenfalls  freiben- 
lichen  Zwei'^e  gilt.   Dagegen  hat  der  |)olniseh-livländische  Zweig  zu  Nedentz 
in  vielen  Aesten  seine  Besitzungen  über  das  ganze  Polen  ausgedehnt  und 
gelan«^te  zu  hohem  Ansehen.  Von  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  an  sassen 
immer  «rleiciizeilig  mehrere  Glieder  des  Geschlechts  als  Wojwoden,  Sta- 
roste  von  Dilnal^urg  und  Ganzler  der  Reichs  im  polnischen  Senate.  —    Die 
ununterbrochene    Stamnneihe    des    Geschlechts    beginnt    mit    Friedrich 
V.  d.  Bröle,  gen.  Plater,  Herrn  auf  Weissensee,  Maditten  und  Nederitz.   Von 
demselben  stammte  Johann,  um  1  523  mit  einer  v.  Krüdener  vermahlt,  und 
von  diesem  Friedrich,  verm.  mit  Margaretha  v.  d.  Pahlen  aus  dem  Hause 
Taurup.    Von  den  Söhnen  desselben,  Jobann,  Heinrich  und  Fabian,  wurde 
der  jüngste    bei  der  Erbschaftstheilung   1533  mit  Geld  abgefunden,   der 
älteste  pflanzte  mit  Barbara  v.  Ungern-Sternberg  den  Zweig  auf  Weissensee 
fort,  und  der  mittlere ,  Heinrich  ,  Herr  auf  Nederitz ,  verm.  mit  Margaretha 
v.  Plate,  wurde  1537  vom  Heermeister  V^enneinar  v.  Bruggeney,  gen.  Hasen- 
kamp ,  noch  mit  anderen  Gütern  im  Dünaburgischen  belehnt.     Der  gleich- 
namige Sohn  desselben,   Heinrich,  verm.  mit  Magdalena  v.  Tiesenhausen, 
erhielt   1558  vom  Heermeister  Wilhelm  von  Fürslenberg  eine  Belehnung 
über  die  Güter,  welche  Wilhelm  Stromberg  im  Dünaburgischen  besessen, 
und  welche  nach  dessen  Tode  an  Heinrich  v.  d.  Bröle,  gen.  Plater,  geiallen 
waren,  und  die  Belehnungs-Urkunde  dehnt  das  Erbrecht  an  diesen  neu  an- 
gefallenen, sowie  an  den  1537  verlehnten  Gütern  auch  auf  die  weibliche 
Nachkommenschaft,  und,  im  Falle  ganzlichen  Aussterbens  der  letzteren,  auf 
die  Agnaten  des  Namens  v.  Plater  aus.     Die  Güter  dieses  Heinrichs  erhielt 
der  Sohn,  welcher  ebenfalls  Heinrich  hiess.     Dieser,   von  1620 — 1636 
Ritterbankrichter  von  Kurland,    wurde  in  Folge  der  Ahnenprobe  von    16 
Ahnen,  mit  seiner  FamUie  in  die  erste  Glasse  der  notorisch  reichsfreien, 
ritterschaftlichen  Familien  eingetragen,  und  erhielt  durch  Vermählung  mit 
Maria  v.  Knorre,  Erbtochter  des  Ernst  v.  Knorre,  die  Güter  Wilgalen,  Jateln 
und  Fehzen.  Zwei  Söhne  desselben,  Gotthard,  Herr  auf  Nederitz,  Wingalen 
und  Fehzen,  und  Wühelm  pflanzten  den  Stamm  fort,  Ersterer  in  der  pol- 
nisch-livländischen.  Letzterer  in  der  samogitischen  Linie.   Gotthard  ei'warb 
zu  den  väterlichen  Gütern  noch  die  Güter  Holoty,  Pakowszozyzna  undRund- 
ziszki,  vermählte  sich  mit  Hedwig  Elisabeth  v.  Tiesenhausen,   und  starb 
1668  als  polnischer  Major.    Der  Sohn  desselben,  Johann  Heinrich,  gest. 
1705,  Starost  von  Dünaburg  und  nachher  Wojwode  von  Livland,  trat  zur 
katholischen  Kirche  über,  kaufte  zu  den  Gütern  des  Vaters  noch  Antonosz, 
und  erhielt  durch  Vermählung  mit  Luise  Maria  Freiin  v.  Grotthuss  die  Güter 
Ruendal,  Schwirkaln  und  Plonian.     Von  den  sechs  Söhnen  desselben  setzte 
der  zweite,  Johann  Ludwig,   und  der  jüngste,  Fabian,  das  Geschlecht  fort, 
Johann  Ludwig  wurde   1708  Starost  von  Dünaburg  und   1755  Wojwode 
von  Livland.     Demselben  folgte  der  Sohn  aus  der  Ehe  mit  Rosalie  Brzo- 
slowska,    CoNSTANTiN  LuDwiG ,   Grossvatcr  des  Grafen  Eduard  (s.  unten). 
Fabian,  Oberst  in  der  polnischen  Armee,  war  zweimal  vermählt,  hinterliess 
aber  nur  aus  erster  Ehe  mit  einer  Tochter  des  Fürsten  Puzynna,  Wojwoden 
von  Mscislaw,  Kinder,   und  namentlich  zwei  Söhne,  Johann  Ludwig  und 


GRAFEN  VON  DEM  BRÖLE,  GENANNT  PLATER.  311 

Christopii.  Johann  Ludwig,  1764  Gesandter  beim  Krönungs-Landlage,  pol- 
nisclier  General -Major,  Starost  »von  Giegobrod  und  Siibocy,  Herr  auf  Du- 
siaty,  Antuzow,  Sokolobyszki  und  Holota,  verm.  mit  Emerentia  Gräfin 
V.  d.Bröle,  gen.  Plater,  hinterbcss  unter  Anderen  die  Söhne  Joseph,  Johann, 
Thaddäus  und  Ludwig,  deren  Nachkommen  unten  unter  dem  litthauischen 
Ast  zu  Dussiaty  folgen.  Christoph,  gest.  1751,  war  Slarost  auf  Polond- 
ziejew,  Landfahmich  von  Petyhorsk,  und  seit  1742  Erbherr  auf  Kurkle, 
verm.  mit  Anna  Bialo-Pietrowiczöwna.  Die  Nachkommenschaft  seines  Soh- 
nes Adam  folgt  unten  unter  dem  litthauischen  Ast  zu  Kurkle. 

Die  Famihe,  deren  Grafenstand  in  Russland  durch  kaiserl.  Ukas  vom 
17.  März  1744,  in  Oesterreich  im  ebengenannten  Jahre  und  in  Preussen 
1816  anerkannt  und  bestätigt  worden  ist,  theilt  sich  in  zwei  Linien,  die 
j)olnisch-li  vländische  und  die  samogitische  Linie.*  Erstere  zer- 
fällt in  fünf  Aestc,  in  den  wolhynischen  Ast,  den  Ast  zu  Nederitz, 
zu  K  ras  law,  den  litthauischen  Ast  zu  Dussiaty  und  de«  litthaui- 
schen Ast  zu  Kurkle;  Letztere  scheidet  sich  in  zwei  Aeste,  den  Ast  zu 
Dombrowa  in  Wolhynien,  und  den  Ast  zu  Szateyken  und  Szweks- 
nie  in  Samogitien.  —  Der  wolhynische  Ast  der  polnisch-hvländischen 
Linie  stammt  von  dem  ältesten  Sohne  Constantin  Ludwigs,  dem  Grafen 
Joseph Vincenz  und  seiner  Gemahlin  Catharina  Gräfin  Somowska,  gest.  1832, 
der  Ast  zu  Nederitz  von  dem  zweiten  Sohne  Constantin  Ludwigs,  dem  Gra- 
fen Casimir  Constantin,  gest.  1807,  und  dessen  Gemahlin  Isabella  Reichs- 
gräfin V.  d.  Borch,  gest.  26.  Mai  (7.  Juni)  1813,  und  der  Ast  zn  Kraslaw 
vom  dritten  Sohn  Constantin  Ludwigs,  dem  Grafen  August  Hyachith,  gest. 
1./13.  Mai  1803,  und  seiner  Gemahlin,  Anna  Gräfin  Rzewuski,  geb.  15.  Aug. 
1761,  gest.  6./18.  Aug.  1800.  Die  Abstammung  der  beiden  htthauischen 
Aeste  ist  schon  oben  erwähnt  worden.  —  Die  samogitische  Linie  wurde 
gestiftet  von  dem  zweiten  Sohne  Heinrichs ,  Herrn  auf  Nederitz ,  Willgalen 
und  Fehzen,  und  Bruder  Gotthards,  Wilhelm  v.  d.  Bröle,  gen.  Plater.  Der- 
selbe, gest.  1664,  Herr  auf  Lantzensee  und  Ilsensee  in  Kurland  und  auf 
Glebau  und  Krottusz  in  Samogitien,  hinterhess  nur  aus  erster  Ehe  mit  Anna 
Elisabeth  v.  Tettau,  verm.  30.  Oct.  1640,  Kinder,  welche  zur  kathohschen 
Kirche  übertraten.  V^on  diesen  Kindern  erwarb  Heinrich  Wilhelm  von  sei- 
nes Vaters  Bruder,  Gotthard,  die  Güter  Willgalen  und  Fehzen,  die  Nach- 
kommenschaft desselben  ist  aber  unbekannt.  Ein  anderer  Sohn,  Daniel 
Gotthard,  Herr  auf  Ozolmuize  und  Owillen,  Landnotarius  von  Livland,  hin- 
terhess aus  zweiter  Ehe  mit  Euphemia  Freiin  v.  Offenberg,  den  Sohn  Johann 
Wilhelm,  Herrn  auf  Ozolmuize,  Owillen  und  Lainen,  sowie  auf  Szateyken 
and  Szweksnie,  seit  1735  Wojwode  von  Livland,  welcher,  verm.  mit  Helena 
Fürstin  Oginska,  das  Geschlecht  fortpflanzte.  Von  demselben  stammte  als 
einziger  Sohn  und  Erbe  aller  Güter,  Wilhelm,  Woyski  von  Livland  und  Mar- 
schall des  geistlichen  Tribunals.  Derselbe  erkaufte  die  Grafschaft  Dombrowa 
in  Wolhynien,  und  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  einer  v.  Nagörska,  ausser 
vier  Töchtern ,  drei  Söhne ,  Anton  ,  Georg  und  Joseph.  Letzterer ,  Kreis- 
marschall von  Tellz,  starb  unvermählt,  die  Nachkommen  der  beiden  ersten 
Söhne  aber  sind  unten  unter  dem  Aste  zu  Dombrowa  und  dem  Aste  zu 
Szateyken  und  Szweksnie  verzeichnet. 


312  GRAFEN  VON   DKM   lUUJLK,  GKNANNT  PLATER. 

An  vorstehende  Angaben  reiht  sich  nun  der  jetzige  Personalbestand 
des  gesammten  grällichen  Hauses  an.     Dcpselbe  ist  folgender: 

Polnisch-livländische  Linie.  Wolhynischer  Ast.  EDUARD 
Graf  V.  d.  Bröle ,  gen.  Plater  —  Enkel  des  Grafen  Constantin  Ludwig  — 
kais.  russ.  Garde-Rittmeister.  Die  Schwestern  desselben  sind  die  Gräfinnen  : 
Cäcilia,  verm.  mit  Grafen  Ozarowski,  Henriette  und  AnELAmE.  —  Ast  zu 
Nederitz.  MICHAEL  dritter  Sohn  des  Grafen  Casimir  Constantin  — 
geb.  16./28.  Dec.  1777,  Mitbesitzer  von  Nederitz,  kön.  poln.  Ingenieur- 
Major,  kurländ.  Regierungsrath ,  Vice- Gouverneur  von  Litthauen,  venu. 
25.  Dec.  1803  (6.  .lau.  1804)  mit  Isabella  Helene  Freiin  v.  Syberg  zu 
Wischling,  geh.  11.23.  Mai  1785,  gest.  13./25.  Nov.  1849.  Dieselbe 
brachte  ihrem  Gemahl  als  einzige  Erbtochter  die  grossen  Sybergschen  Be- 
sitzungen in  Kurland  und  poln.  Livland  zu,  in  Folge  dessen  derselbe  ihren 
Geschlechtsnamen  nebst  Wappen  mit  kaiserlicher  Bewilligung  annahm  und 
die  Linie  der  Grafen  v.  Syberg  zu  Wischling  stiftete,  welche  unten  in  einem 
besonderen  Artikel  genau  besprochen  worden  sind.  —  Die  vier  Briider  des 
Grafen  Michael,  die  Grafen  Ludwig,  Johann,  Casimir  und  Stanislaus,  sind 
gestorben.  Vom  Grafen  Ludwig,  geb.  14.  Aug.  1775,  gesl.  183.  zu  Paris, 
Mitbesitzer  von  Nederitz,  lebt  die  Wittwe,  Maria  Gräfin  Brzostowska,  verw. 
V.  Eckein,  gen.  Hülsen,  Erbfrau  auf  Dagda.  Aus  der  Ehe  derselben  mit  dem 
"Grafen Ludwig  stammen  Graf  Sigismund,  geb.  1815,  und  die  Gräfinnen  Sophia, 
Paülune  und  Felicia.  —  Vom  Grafen  Johann,  geh.  26.  Mai  1776,  gest. 
183  . ,  Mitbesitzer  von  Nederitz,  lebt  die  Wittwe,  Caroline  Gräfin  v.  d.  Bröle, 
gen.  Plater  —  Tochter  des  Grafen  August  Ilyacinth  vom  Aste  zu  Kraslaw 
—  geb.  7.  Nov.  1784.  Aus  dieser  Elie  slaminen  drei  Söhne  und  vier  Töch- 
ter, die  Grafen  Eduard,  Heinrich,  jetzt  alleiniger  Besitzer  von  Nederitz  und 
Tönnishof,  verm.,  und  Michael,  und  die  Gräfinnen  Isabella,  Wanda,  Theo- 
phile und  N.  N.  —  Vom  Grafen  Casimir,  geb.  26.  Mai  (7.  Juni)  1780,  gest. 
184.,  lebt  als  Wittwe  die  dritte  Gemahlin,  N.  N.  und  ein  aus  der  ersten 
Ehe  mit  Adelheid  Freiin  v.  Heyden  stammender  Sohn,  Graf  Ludwig,  Erbherr 
auf  Taluren  im  Upitaschen  Kreise  Litthauens,  kais.  russ.  Lieutenant.  Vom 
Grafen  Stanislaus,  geb.  im  Mai  1784,  gest.  184.,  Herrn  auf  Wolstein  und 
Wroniawy,  kön.  poln.  Capitain  und  LandschafLsrath  im  Grossherzogthum 
Posen,  lebt  die  Wittwe,  N.  N.  Gajewska.  Die  Söhne  derselben  sind  die 
Gralen  Stanislaus  und  Adam.  —  Ast  zu  Kraslaw.  Graf  ADAM  Anton  — 
Sohn  des  Grafen  August  Hyacinth  —  geb.  3.' 15.  Juni  1790,  Erbherr  auf 
Gräntzhof  und  Annenhof  in  Kurland,  auf  Kraslaw,  Krasnolenke  und  Baltitza 
in  poln.  Livland,  Landkämmerer  und  Marschall  von  Diinaburg,  verm.  mit 
Luise  Gräfin  Grabowska,  geb.  10./22.  Dec.  1799,  aus  ^velcher  Ehe  vier 
Söhne  und  fünf  Töchter  leben,  die  Grafen:  Wenceslaus  Paul  August,  geb. 
29.  Juh  {10.  Aug.)  1819,  Paul  Michael  Albin,  geb.  11. /23.  März  1824, 
Theophil  Alexander  Nicolaus,  geb.  8.^20.  Juni  1825,  und  Eduard  Johann 
Adam,  geb.  23.  Oct.  (4.  Nov.)  1826,  und  die  Gräfinnen  Caroline  Veronica 
Anna,  geb.  19./31.  Mai  1818,  verm.  mit  dem  Grafen  Szyrin,  Thecla  Elisa- 
beth Lucia  Bronislawa,  geb.  25.  Febr.  (9.  März)  1821,  Angelica  Agrippine 
Pauline,  geb.  9./21.  Juni  1822,  verm.  im  Nov.  1847  mit  Constantin  Grafen 
v.  d.  Bröle -Plater,  gen.   v.  Syberg  zu  Wischling,  Eleonore  Luise,  geb. 


GRAFEN  VON  I)EM  BRÖLE,  GENANNT  PLATER.  313 

• 

22.  Juni  (4.  Juli)  1 828,  und  Anna  Luise  Johanna,  geb.  24 .  Nov.  (6.  Dec.)  1831. 
Von  den  vier  Brüdern  des  Grafen  Adam  Anton  sind  zwei  gestorben  und 
zwei,  neben  zwei  Schwestern,  leben.  Die  lebenden  Brüder  sind:  Graf 
Joseph,  geb.  23.  Febr.  (6.  März)  1796,  Erbherr  auf  Sickeln  und  Rosa- 
lischek  in  Kurland  und  aufKombol  oder  Freitagshoff  in  poln.  Livland,  Kreis- 
marschall von  Rossitlen ,  verm.  mit  Antoinette  Gräfin  Soltan ,  aus  welcher 
Ehe,  neben  mehreren  Töchtern,  vier  Söhne  stammen,  die  Grafen  August, 
Beamter  in  besonderen  Aufträgen  bei  dem  General -Gouverneur  von  Liv-, 
Esth-  und  Kurland,  Wilhelm,  Eugen  und  Casimir  —  und  Graf  Casimir,  geb. 
19.  Febr.  (3.  März)  1798,  Erbherr  auf  Ludwigsholf,  Vice -Kreismarschall 
von  Dünaburg.  -  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Wenceslaus, 
geb.  23.  Jan.  (4.  Febr.)  1789,  gest.  im  Od.  1811,  lebt  die  Wittwe,  Felicia 
Gräfin  Moriconi,  von  deren  beiden  Söhnen  der  ältere  den  Namen  Eugen 
trägt.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grälen  Severin,  geb.  2. '14. 
Jan.  1794,  gest.  1824,  Erbherrn  auf  Winnuzza  und  Dryzehndorff,  Kreis- 
marschall und  Chorazy  von  Dsisna,  lebt  die  Wittwe,  Sophia  Gräfin  Brzo- 
stowska,  deren  Söhne,  neben  mehreren  Töchtern,  die  Grafen  Adam  und 
Severin  sind.  —  Von  den  beiden  Töchtern  des  Grafen  August  Hyacinth  ist 
Gräfin  Caroline,  geb.  7./ 19.  Nov.  1784,  verm.  mit  Johann  Grafen  v.  d.Bröle, 
gen.  Plater,  Herrn  auf  Nederitz  (s.  oben),  und  Gräfin  Maria,  geb.  1792, 
verm.  mit  Carl  Grafen  Grabowski,  Präsidenten  des  evangelischen  C(msisto- 
riums  im  Königreich  Polen.  —  Litt hauisc her  Ast  zu  Dussialy. 
Graf  CÄSAR  —  Sohn  des  Grafen  Casimir,  gest.  1816,  und  Enkel  des  Gra- 
fen Joseph  —  lebt  seit  1831  in  Frankreich.  Der  Bruder  desselben,  Graf 
Ladislaus,  lebt  ebenfalls  seit  1831  in  Frankreich.  Von  dem  Bruder  des 
Grossvaters,  dem  verstorbenen  Grafen  Johann  Thaddäus,  lebt  aus  der  Ehe 
mit  Theodora  Görska  eine  Tochter,  Gräfin  Maria,  und  von  dem  zweiten 
verstorbenen  Bruder  des  Grossvaters,  dem  Grafen  Ludwig,  Herrn  auf  Antu- 
zow  und  Piolrowszczysna,  Starost  von  Gilgobrod ,  verm.  mit  Kunigunde 
Gräfin  Wollowiczöwna,  leben  zwei  Söhne:  Graf  Xaverius,  verm.  mit  N.  N. 
Gräfin  v.  d.  Moll,  und  Graf  Michael,  verm.  mit  N.  N.  Alexaudrowiczöwa, 
aus  welcher  Ehe  mehrere  Kinder  stammen.  Von  dem  verstorbenen  Bruder 
der  Grafen  Xaverius  und  Michael,  dem  Grafen  Caspar,  Herrn  auf  Autuzow, 
lebt  die  Wittwe,  N.  N.  Wereszcyna- Wereszczynska,  deren  beide  Töchter 
vermählt  sind. —  Li  ttha uischer  Ast  zu  Kurkle.  Graf  CHRISTOPH 
—  Sohn  des  Grafen  Christoph  und  Enkel  des  Grafen  Adam  —  geb.26.Juh 
(7.  Aug.)  1808.  Die  Mutler  desselben  ist  Constantia  Gräfin  Pac-Pomer- 
nacka ,  verm.  mit  dem  Grafen  Christoph ,  Erbherrn  auf  Kurkle  und  Szwa- 
biszki,  Starosten  von  Bukiany,  Wittwe.  —  Von  den  Geschwistern  des  Va- 
ters leben  Graf  Anton,  früher  in  k.  franz.  Diensten,  und  Graf  Ferdinand, 
Herr  auf  Szwabiszki,  sowie  Gräfin  Anna.  Von  dem  verstorbenen  Bruder 
dieser  Geschwister,  dem  Grafen  Thaddäus,  gest.  1822,  Herrn  auf  Pomusz, 
Assessor  des  Wilnaschen  Crhninal- Gerichtshofes,  lebt  die  Wittwe,  Rahel 
Kosciuszko.  Aus  der  Ehe  derselben  sind  entsprossen  sieben  Söhne  und  drei 
Töchter,  die  Grafen:  Adam,  geb.  16,/28.  Mai  1805,  verm.  mit  Xaveria 
■Fürstin  Mirska ;  Michael,  geb.  13./25.  Oct.  1807;  Lucian,  geb.  13.  25.  Nov. 
*1808,  verm.,  und  Ferdinand,  geb.  24.  Dec.  1810  (5.  Jan.  1811),   welche 


314  GRAFEN  VON  DEM  BUÖLE,  GENANNT  PLATER. 

Beide  1831  nach  England  und  dann  nach  Australien  auswanderten;  Fabian, 
geh.  25.  Jan.  (G.  Fehr.)  1814,  kais.  russ.  Ingenieur-Oflicicr,  vcnn.  24.  Juni 
(6.  Juli)  1841  mit  Josephine  Gräfin  v.  d.  Bröle-Plater,  gen.  v.  Syherg  zu 
VVischling,  geh.  27.  Dec.  1810  (8.  Jan.  1811),  gest.  25.  April  (7.  Mai) 
1842,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter  leht,  Gräfin  Maria  Isahella  Josephine, 
geh.  2./1 4.  Apnl  1842;  Thaddäus,  geh.  24.  Juni  (6.  Juh)  1815,  kais.  russ. 
Ingenieur-Officier,  verm.,  und  Antoin,  geh.  1./13.  Juli  1818,  verm.,  und  die 
Gräfinnen  Alexandrine,  Annette,  verm.  mit  Carl  Czudowski,  kais.  russ.  Col- 
legienrath  in  Orenhurg,  und  Rahel. 

Samogitische  Linie:  Ast  zu  Domhrowa  in  Wolhynien. 
Graf  Victor  PHILIPP  —  Sohn  des  Grafen  Anton,  gest.  1828,  aus  der  Ehe 
mit  N.  N.  Ahramowiczöwna  —  Herr  auf  Domhrowa  und  Domhrowica.  — 
Der  Bruder  desselhen  ist  Graf  Ignaz  ,  Herr  auf  Belmont  in  Litthauen  etc., 
kön.  poln.  Capitain,  verm.  mit  Idalie  Gräfin  Sohanska,  aus  welcher  Ehe, 
nehen  mehreren  Töchtern,  die  Grafen  Boleslaus,  Wladimir  und  Constantin 
stammen.  Von  den  beiden  Schwestern  der  Grafen  Victor  Phihpp  und  Ignaz 
ist  Gräfin  Julia  mit  Carl  Grafen  Krasicki  auf  Hlusza  und  Worokomla ,  und 
Gräfin  Constantia  mit  dem  Grafen  Manuzi  vermählt.  —  Ast  zu  Szatey- 
ken  und  Szweksnie  in  Samogitien.  Graf  FRANZ  —  Sohn  des  Grafen 
Georg  aus  der  Ehe  mit  Fürstin  Giedi oycöwna ,  verw.  Sielicka  —  Herr  auf 
Szateyken.  Die  vier  Brüder  desselben  sind,  neben  einer  mit  Franz  Karp, 
Adelsmarschall  von  Litthauen,  kais.  russ.  Staatsrathe  etc.  vermählten  Schwe- 
ster, die  Grafen:  Stephan,  Herr  auf  Szweksnie,  Kreismarschall  von  Telsz, 
verm.  mit  N.  N.  Zaha,  Casimir,  Alexander  und  Joseph. 


GRAFEN  V.  PLATZ.  315 

Grafen  v.  Platz. 

Besitz:  die  Herrschafien  Hoch,  I'ichl,  Oberweissburg  und  Grädisch  in  Kärnlen. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittdscliild.  Im  schwarzen  Mittelschilde 
ein  silberner,  von  drei  (2  und  1)  rothen  Rosen  begleiteter  Sparren.  Sämmtliche 
vier  Felder  des  Haiiptschildcs  sind  der  Länge  nach  gelheilt.  1  rechts  in  Gold  ein 
an  die  Theilungslinie  angeschlossener  halber,  schwarzer,  gekrönter  Adler,  links  in 
Blau  drei  goldene  pfahlweise  gestellte  Sterne;  2  rechts  in  Roth  ein  silberner  Spar- 
ren ,  welcher  an  jedem  Schenkel  mit  einem  schwarzen  Querstrich  bezeichnet  ist, 
links  in  Blau  auf  grünem  Hügel  ein  silbernes  Casteil  mit  zwei  Zinnenthürmen  über 
einander;  3  rechts  in  Blau  das  eben  beschriebene  Castcll,  links  der  silberne  Spar- 
ren mit  den  schwarzen  Querstrichen,  wie  rechts  im  2.  Felde;  4  rechts  in  Blau 
drei  pfahlweise  gestellte,  goldene  Sterne,  links  in  Roth  ein  halber  an  die  Theilungs- 
linie angeschlossener,  silberner,  gekrönter  Adler,  —  Auf  dem  Schilde  erheben  sich 
vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einwärts  gekehrt  den  Kopf  und  Hals 
eines  silbernen  Wolfes  mit  ausgeschlagener  Zunge,  der  zweite  zwei  von  Roth  und 
Silber  quer  mit  gewechselten  Tincturcn  getheilte  Büffelshörner,  zwischen  welchen 
auf  grünem  Boden  ein  Rosenstock  mit  drei  rothen  Rosen  aufwächst ;  der  dritte 
ein  längliches  einvvärtsgeschupptes  Schirmbret,  welches  von  Gold,  Blau  und  Roth 
der  Länge  nach  getheilt  ist;  rechts  ist  dasselbe  mit  dem  halben  schwarzen,  ge- 
krönten Adler  des  1.  Feldes  in  der  Mitte  mit  den  drei  Sternen,  und  links  mit  dem 
halben  silbernen,  gekrönten  Adler  des  4.  Feldes  bezeichnet,  und  der  linke  Helm 
das  Caslell  des  2.  und  4.  Feldes.  Die  Hclmdccken  sind  rechts  roth  und  silbern, 
und  links  blau  und  silbern. 

Sehr  alte,  ursprünglicli  aus  Kärnten  stammende  Familie,  aus  welcher 
Gheder  sich  später  auch  in  die  Grafschaft  Tirol  wendeten  und  Besitzungen 
erwarhen.  Der  Freiherrenstand  ist  in  dieselbe  vom  Kaiser  Ferdinand  III. 
im  Jahre  1647,  und  der  Grafenstand,  nach  einigen  Angaben,  vom  Kaiser 
Leopold!.  1693  gekommen.  Eine  Bestätigung  des  letzteren  erhielten  vom 
Kaiser  Carl  VI.  im  Jahre  1736  Joseph  Anton  und  Caspar  Ignaz,   Gebrüder 


316  GRAFKN  V.   PLATZ. 

V.  Platz  (IMaz),  oder  v.  Piazza,  Erslerer  Giirkisclier  Oberhaiiplmaiiii  zu 
Strasshiir^^  in  KärnUMi,  Letzlerer  Canoiiiciis  zu  Brixeii.  Nach  Megerlc 
V.  MilliHeltl  (Ergäiizimgsbaiid,  S.  26)  wurden  die  ^^'nannten  Brüder  in  die- 
sem Jahre  erst  in  den  Grafenstand  erhoben.  Das  Geschlecht  hat  sich  schon 
seit  lanj(cr  Zeit  in  zwei  Linien,  eine  altere  in  Salzburi,^  welcher  das 
Überslerbland-Jägernieister-Amt  nn  Herzogthum  Kärnten  zusteht,  und  eine 
jüngere  in  Tirol  geschieden,  und  letztere  ist  neuerlich  im  Mannsstamme 
erloschen  und  beruht  im  weiblichen  nur  noch  auf  zwei  Augen. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  älteren,  im  Mannsstamme  fort- 
blühenden Linie  und  die  Abstammung  der  lebenden  Glieder  derselben  er- 
giebt  sich  aus  nachstehender  Ahnentafel:  Dominuv  v.  Platz  zu  Freyneck; 
Gemahlin:  Elisa  v.  Buseck.  —  Pi:ti:r  Joseimi,  Freiherr;  Gemahlin:  Anna 
Victoria  v.  Enzenberg  und  Freyenlhurm.  —  Joskph  Anton  (L),  (iraf  v.  Platz 
zu  Thurn  und  Gradisch;  Gemahlin:  Anna  Margaretha  Gräfin  v.  Brandis.  — 
Joseph  Anton  (11.),  fürstl.  Brixen.  Oberst-Stallmeister;  Gemahlin:  Maria  Aii- 
tonia  Gräfin  v.  Künigl,  geb.  8.  x\ug.  1755,  verm.  1770.  —  Hieronymus 
(Joseph  Hieronymus  1. 

Was  den  jetzigen  Personali)estand  der  älteren  Linie  anlangt,  so  war 
Hieronymus  Graf  v.  Platz,  gest.  15.  Febr.  1834,  k.  k.  Geh.  Kalb  und  Käm- 
merer, inneröslerreichisch-küstenländischcr  Apj)ellationsgerichts-Präsident 
und  kais.  Landeshauptmann  in  Kärnten,  seit  dem  30.  Aug.  1804  vermählt 
mit  Therese  Gräfin  v.  Bentzel-Sternau  —  Schwester  des  Grafen  Christian 
Ernst  jüngerer  Linie  (s.  Bd.  l.  S.  66)  —  geb.  19.  Mai  1778,  jetzt  Wittwe. 
Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  älteren  Linie  des  grällichen 
Hauses : 

Maria  LEOPOLD  Graf  v.  Platz,  Freiherr  zu  Thurn,  Edler  Herr  zu 
Hoch,  Pichl,  Oberweissburg  und  Grädiscli  in  Kärnten,  geb.  8.  Dec.  1810, 
Obersterbland -Jägermeister  im  Herzogthum  Kärnten,  Doctor  der  Rechte, 
k.  k.  Kämmerer  und  steiermärkischer  Landcs-Gcrichts-Halh,  verm.  9.  Febr. 
1848  mit  Maria  Kunigünde  Gräfin  v.  Orsini  uml  Rosenberg  —  Tochter  des 
Fürsten  Ferdinand  aus  erster  Ehe  mit  Kunigünde  Gräfin  und  Herrin  v.  Bran- 
dis (s.  Bd.  H.  S.  310)  —  geb.  28.  Nov.  1826.  ~  Die  Schwester  dessel- 
ben ist  Gräfin  Marianne,  geb.  28.  April  1808,  verm.  27.  Febr.  1834  mit 
dem  k.  k.  Feldmarscball-Lieulenant  Michael  Freiherrn  v.  Thalherr,  und  die 
Schwester  des  Grafen  Hieronymus,  Gräfin  Marianne,  geb..  8.  Nov.  1781, 
vermählte  sich  1800  mit  Hieronymus  v.  Kleimayrn,  salzburgischem  Land- 
stand, später  jubil.  Präsident  des  k.  k.  nicderoslerr.  Mercantil-  und  NVech- 
selgerichts  und  Vicepräsidenlen  des  niederösterr.  Landrechts  und  ist  seit 
22.  Nov.  1852  Wittwe.  Aus  der  jüngeren  Linie  in  Tirol  lebt  nur  noch 
Gräfin  Marianne,  geh.  1  1.  Dec.  1783,  seil  1827  Wittwe  von  Aloys  Joseph 
(irafen  Lndroii  (s.  Bd.  iL   S.  50). 


GRAFEN  V.  poüstatzky-lh;hti:nstein. 


317 


Grafen  v.  Podistatzky-Lichten^tein. 

^all)oltfd).  (Deflerrctd). 

Besitz:  dii'  nerrschaCien  Tellsch,  Sliidein,  Weseliczko,  üorowiia  und  Allcndorf  in  M.'iliron  ; 
Schlociiau  in  östeir.  Schlesien  und  Königseck  im  Kreise  Tnbor  in  liöhmcn;  die 
Ileirscliaflen  Schellelau  und  Krassowiiz  in  Mahren  elc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelscliild.  Im  blauen  Mittelschilde 
eine  absteigende  silberne  Spitze  (Lichtt-nslein,  ursprünglich  ein  dreieckiger,  silber- 
ner Stein),  l  und  4  in  Blau  ein  rechtsgekehrler,  doppelt  geschweifter,  goldener 
Löwe;  2  und  3  in  Roth  ein  silbernes  Hirschgeweih  von  zehn  Enden  (Stammwap- 
pen). Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rech- 
ten Helme  steht  das  Hirschgeweih  des  2.  und  3.  Feldes ;  der  mittlere  Helm  trägt 
ein,  wie  der  Mittelschild  von  Blau,  Silber  und  Blau,  oben  mit  vier  Spitzen  abge- 
rundetes, nach  unten  schmäler  werdendes  fächerförmiges  Postament,  dessen  mitt- 
lerer, silberner  Theil  oben  mit  drei  Straussenfedern ,  blau,  silbern,  blau,  besteckt 
ist,  und  der  linke  den  aufwachsenden  Löwen  des  1.  und  4.  Feldes.  Die  Helm- 
decken sind  rechts  roth  und  silbern,  links  blau  und  golden.  —  In  den  Supple- 
menten zu  Siebmachers  Wappenbuche  (VI.  7)  sind  die  Löwen  einwarlsgekehrt,  das 
ganze  Hirschgeweih  hat  nur  sechs  Enden,  und  auf  dem  Schilde  stehen  zwei  ge- 
krönte Helme*  Der  rechte  trägt  aufwachsend  den  Löwen  des  1.  und  4.  Feldes, 
der  linke  das  Hirschgeweih  des  2.  und  3.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts 
blau  und  golden ,  links  roth  und  silbern.  —  Das  eben  beschriebene  Wappen  ist 
unter  dem  Namen :  Grafen  l*odstatzky  gegeben.  Es  ist  also  auf  die  Verbindung 
mit  dem  Lichtenstein'schen  Wappen  vom  .lahre  1762  nicht  Rücksicht  genommen 
worden.  Die  Löwen  werden  auch  im  Geneal.  Taschenb.  der  gräfi.  Häuser  (1848, 
499)  einwärts  gekehrt. 

Die  Grafen  v.  Podstatzky-Lichleusteiii  stammen  aus  der  Familie  Pod- 
slalzky-Prussinowitz,  welche  zu  den  ältesten  und  angesehensten  mährischen 
Adelsfamilien  gehört,  und  der  Beiname  Lichtenstein  ist  durch  Adoption  hin- 
zugekommen. Der  erstere  Beiname  Prussinowitz  rührt  von  der  Veste  Prus- 
sinowitz  im  Prerauer  Kreise  her  und  ist  eigentlich  der  Hauptname.  Thas 
V.  Prussinowitz  kaufte    1408  Bodenstadt:   böhmisch  Podstata,  und  nannte 


t 


318  (;rafkn  v.  poijstatzky-lichtkivstkin. 

sich  Podslalzky  v.  Prussinowilz.  Der  Freilierrenslaiul  kam  vom  Kaiser  Fer- 
dinand II.  im  Jahre  1G30  in  die  Famihe,  und  der  Gralenstand,  wie  Einif,^e 
annehmen,  1714,  sonach  vom  Kaiser  Carl  VI.  Nach  Megerle  v.  Miihlfeld 
(Ergänzungsliaiid,  S.  26)  ist  der  hohmische  Grafensland  durch  zwei  Er- 
hehungen  in  die  Familie  gekommen.  Zuerst  erhielt  denselhen  vom  Kaiser 
Joseph  I.  1707  Franz  Domimk  v.  Podslatzky,  Freiherr  v.  Prussinowilz,  und 
später,  1744,  wurde  vom  Kaiser  Carl  VII.  in  denselhen  Johann  Nefomuk, 
Freiherr  v.  Podslatzky,  Landrechtsheisitzer  in  Mähren,  erhohen.  Aloys 
Ernst  Graf  Podstatsky  erhielt  vom  Kaiser  Franzi.  1762  die  Genehmigung, 
den  Namen  der  ausgestorl)eneu  Grafen  v.  Lichtenstein  zu  fuhren,  und  das 
Wappen  derselhen  mit  dem  seinigen  zu  verhinden.  Die  genannten  Grafen 
V.  Lichtenstein  (hei  Megerle  v.  Miihlfeld,  S.  27,  fälschlich  Liechtenstein) 
stammten,  nach  dem  Grafen  v.  Brandis,  aus  einer  ursprünglich  grauhiindlen- 
schen  Adelsfamihe,  welche  nach  Tirol  gekommen  war,  und  im  Landgericht 
Bolzen  das  längst  in  Ruinen  liegende  Schloss  Lichlenstein  erhaul  hatte. 
Carl,  Riller,  lehte  um  1127,  und  Bartholomäus,  Oherhofmarschall  des  Kai- 
sers Maximilian  I.,  erhielt,  wie  Graf  Wurmhrand  in  den  Collect.  S.  151  an- 
gicht,  mit  Paul  v.  Lichlenstein  den  Orden  des  goldenen  Vliesses.  Letzterer 
erlangte  auch  1500  vom  Kaiser  Maximilian},  den  Grafenstand,  und  wurde 
von  seinem  Bruder  Ulrich,  Bischof  zu  Trient,  gest.  1505,  mit  dem  Schlosse 
Castelcorno  helichen.  Später  erlangte  die  Familie  auch  hedeutende  Güter 
in  Böhmen,  und  stand  durch  ihre  Glieder,  welche  zu  hohen  Würden  ge- 
langten ,  in  grossem  Ansehen ,  his  dieselbe  in  der  oben  angegebenen  Zeit 
erlosch.  —  Die  Abstammung  der  lebenden  Glieder  der  Familie  ergiebt  fol- 
gende Ahnentafel:  Georg  Valerian  Freiherr  Podstazky  v.  Prussinowilz;  Ge- 
mahlin :  Regina  Freiin  Wollzogen  v.  Neuhaus.  —  Franz  Dominik  Graf  Pod- 
slatzky V.  Prussinowilz ;  Gemahlin :  Maria  Magdalena  v.  Lindegg  zu  Lissana 
und  Mollenhurg.  —  Franz  Valerian;  Gemahlin:  Maria  Theresia  Gräfin 
V.  Lichlenstein  (Liechtenstein)  -Castelcorn.  —  Alois  Ernst  Graf  v.  Pod- 
slatzky-Lichlenstein;  Gemahlin:  Josepha  Gräfin  v.  Arco.  —  Leopold 
Franz. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  Podslatzky -Lichlenstein 
sind  Nachkommen  des  Grafen  Leopold  Franz  —  Sohn  des  Grafen  Aloys 
Ernst  —  geb.  13.  Aug.  1763,  gest.  1.  Ocl.  1813,  k.  k.  Kämmerers,  aus 
der  Ehe  mit  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Kolowrat-Krakowsky  —  Tochter  des 
Grafen  Leopold  aus  zweiler  Ehe  mit  Maria  Theresia,  Tochter  Johann  Jo- 
sephs Fürsten  v.  KhevenhüUer  (s.  Bd.  I.  S.  458)  —  geb.  23.  Juni  1770, 
verm.  17.  Sept.  1792,  in  zweiler  Ehe  venu.  1815  mit  dem  29.  Dec.  1839 
verst.  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  Carl  Grafen  v.  Ilardegg,  und  gestor- 
ben als  Witlwe  21.  Mai  1849.  Graf  Leopold  (1.)  hinterhess  drei  Söhne, 
die  Grafen  Leopold  (IL)  Adolph  und  Gustav,  so  wie  eine  Tochter,  Gräfin 
Maria.    Ersterer  ist  gestorben,  die  letztei-en  (s.  unten)  leben. 

Leopold  (IL)  Graf  Podstalzky-Lichtenstein ,  Freiherr  v.  Prussinowilz, 
geb.  1801,  gest.  12.  Mai  1848,  Herr  der  Herrschaften  Teltsch ,  Studein, 
Weseliczko,  Borowna  und  Altendorf,  Schlockau  und  Königseck,  k.  k.  Käm- 
merer und  Hof- Musikgraf,  vermählte  sich  1.  Mai  1825  mit  Amalia  Gräfin 
V.  Clary  und  Aldringen  —   Tochter  des  Grafen  Adalbert  Wenzel  (s.  Bd.  I. 


GRAFEN  V.   PODSTATZKY-LICHTENSTEIN.  319 

S.  102). —  gell.  1805,  jel/t  Willwe.  Aus  dieser  Ehe  slamnil,  neben  filnf 
Tischlern,  ein  Sohn,  Graf  Leopold,  geb.  25.  Juni  1840.  Die  fünf  Töchter 
sind  die  Gräfinnen:  Amalia,  geh.  17.  Nov.  1827,  Therese,  geb.  23.  April 
1829,  verm.  20.  Nov.  1849  mit  dem  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister 
Ludwig  Grafen  v.  Spangen,  Maria,  geh.  2.  Febr.  1831,  Leopoldine,  geb. 
16.  Dec.  1832,  und  Adalberta,  geb.  26.  Ocl.  1834. 

Die  beiden  lebenden  Brüder  des  Grafen  Leopold  (II.)  sind:  Graf 
ADOLPH,  geb.  1805,  Mitbesitzer  der  Lehen  Schlockau  und  Altendorf,  k.  k. 
Kämmerer  etc.  —  und  Graf  Gustav,  geh.  1807,  Herr  der  Herrschaften 
Schelletau  und  Krassowitz ,  Mitbesitzer  der  Lehen  Schlockau  und  Altendorf, 
k.  k.  Kämmerer  und  Ober -Lieutenant  in  d.  A.,  verm.  1829  mit  Amalia 
Freiin  v.  Lipowska ,  aus  welcher  Ehe ,  neben  einem  Sohne ,  dem  Grafen 
Gustav,  geh.  1832,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  drei  Töchter  leben,  die  Gräfin- 
nen: AüOLPmNE,  geh.  1830,  verm.  12.  Sept.  1850  mit  dem  k.  k.  Major 
Franz  Seraph  Wolfgang  Freiherrn  Sedlnitzky-Odrowons  v.  Choltitz,  Eleo- 
nore, geb.  1831,  verm.  1.  Dec.  1849  mit  Georg  Grafen  v.  Pachta 
(s.  Bd.  II.  S.  185),  und  Luise,  geh.  im  Dec.  1833.  —  Die  Schwester  der 
Grafen  Leopold  (II.)  Adolph  und  Gustav,  Gräfin  Maria,  geb.  19.  März  1803, 
hat  sich  23.  Sept.  1828  mit  Ferdinand  Grafen  von  Galterhurg,  Freiherrn 
auf  Hetz  (s.  Bd.  I.  S.  263)  vermählt. 


;V20        (MIAKKiN   V.    I'ÖLZI«;    V.   I» WKItSDOUl',   FRi:ilIKItKK>    V.  HANSTEIIN. 


fiirtireii  V.  Pölzi^  und  B«iyei*8doi-f,  Freiherren 

V.  Iljinsteiii. 

€oanüiclird).  IPrntfjen  unb  ijer^Oflitl)um  0ad)fcn^3Ucnburg. 

Besitz:  <li''  lliilcrmiicr  Polzis?  und  IJnyorsdoif  im  Ilcrzoglliiiin  Sacliscii-Allciiljiir^'. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silhernen  Mittelschilde 
drei  schwarze  Monde;  die  beiden  oberen  sind  von  einander,  oder  rechts  und  links 
gekehrt,  und  der  dritte  gestürzt  (Hanslein),  l  und  4  in  Roth  ein  schrägrechts 
aufwärts  durch  den  Schild  fliegender  silberner  Fisch,  dessen  Flügel  golden  sind 
(Böltzig);  2  und  3  in  Gold  ein  rother,  oben  an  der  Spitze  so  gezinnter  Sparren, 
dass  die  lange  Zinne  den  Schildesrand  berührt,  lieber  der  Grafenkrone  erheben 
sich  drei  Helme,  von  welchen  der  linke  gekrönt  ist.  Der  rechte  Helm  trägt  eine 
rothe  ungarische  Mütze  mit  silbernem  Ueberschiag,  an  deren,  nach  rechts  sich 
niederbeugendem  Zipfel  ein  silberner  Knopf  mit  Quaste  befindlich  ist  (Böltzigscher 
Helm);  der  mittlere  eine  silberne,  oben  mit  drei  schwarzen  Straussenfedern  be- 
steckte Säule,  welche  rechts  und  links  von  einem  auswärts  gekehrten  Monde  be- 
seitet wird  (Hansteinscher  Helm),  und  der  linke  einen  wachsenden,  vorwärts  sehen- 
den Mann,  welcher  die  Hände  unter  der  Brust  faltet.  Die  Decken  des  rechten 
Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  mittleren  schwarz  und  silbern,  und  die  des 
linken  roih  und  golden.  —  Abbildungen  des  gräflichen  Wappens  oder  richtige  Be- 
schreibungen desselben  sind  nicht  bekannt:  so  musste  man  sich  an  Lackabdrücke 
von  l'etschaften  halten.  Einer  derselben  mit  sehr  deutlichen  Tincluren  gab  im 
blauen  Mittelschilde  drei  silberne  Monde.  Die  aus  dem  linken  Helme  emporwach- 
sende Figur  schien  mehr  eine  weibliche,  während  der  Abdruck  von  einem  anderen 
Petschafte  wohl  eine  mäqnliche,  vielleicht  auch  gekrönte  Person  ergab.  Die  Klei- 
dung schien  in  beiden  niantelartig.  —  Was  den  Helmschuiuck  des  Hansleinschen 
Wappens  anlangt,  so  kommt  sonst  gewöhnlich  die  silberne  Säule  entweder  mit 
fünf  schwarzen  Hahnen-  oder  mit  fünf  Straussenfedern,  wechselsweise  schwarz  und 
silbern,  besteckt,  vor. 

Die  Grafen  v.  Pölzig  slainmen  ans  dem  hekannlen  Gesclileclile  der 
Freiherren  v.  Hanslein,  und  der  Name  Pölzig  ist  bei  Eriiebung  in  den  Gra- 
fensland,  in  Folge  eines  Besilzlhnms,  angenommen  worden.  Die  Familie 
V.  Ilanslein  gehört  zu  den  ältesten  und  angesehensten  hessischen  Familien, 


GRAFEN  V.   PÖLZIG  U.   BAYERSDORF,   FREIHERREIV  V.   HANSTEIN.        321 

und  hat  sich  aus  Hessen  in  Anhall,  Rraunschweig,  Sachsen,  Preussen  etc. 
ausgebreitet.  Nach  Beckmann  soll  das  Geschlecht  ursprünglich  aus  Ungarn 
stammen,  und  mehrere  Gheder  desselben  sollen  tapfer  gegen  die  Osmanen 
gefochten  und  dadurch  die  drei  Monde  im  Wappen  erhalten  haben.  Als 
Stammvater  der  Familie  in  Deutschland  wird  IIellwig  genannt,  welcher  bei 
dem  Erzbischof  und  Kurfürsten  von  Mainz  Conrad  I.  in  grosser  Gunst  stand, 
und,  nachdem  er  die  beiden  Söhne  des  Königs  Bela  III.  in  Ungarn,  Emmerich 
und  Andreas,  welche  in  Streit  gelebt,  wieder  ausgesöhnt  hatte,  seiner  Ver- 
dienste wegen  vom  Erzstifte  Mainz  mit  dem  Vice-Dom-Amt  von  Rusteberg 
(Rustenberg)  und  dann  mit  dem  Schlosse  Hanstein  und  den  zu  demselben 
gehörenden  Gütern  auf  dem  Eichsfelde  an  der  Werra  beliehen  wurde.  Hell- 
wigs  Sohn,  Heidenreich,  welcher  das  Vice-Dom-Amt  Rusteberg  1241  als 
Lehn  erhielt,  pflanzte  das  Geschlecht  fort,  welches  fortan  unter  dem  Namen 
Hanstein  blühte,  sich  weit  ausdehnte,  in  viele  Linien  zerfiel,  zu  grossem 
Besitz  gelangte,  und  durch  mehrere  Gheder,  welche  zu  hohen  Mihtair-  und 
Staatswürden  gelangten,  in  grosses  Ansehen  kam.  Von  den  verschiedenen 
Linien  sind  besonders  die  Lippoldische ,  Besenhausische,  Werlshausische, 
Ober-Ellische,  Dithrarsische ,  Erlshausische ,  Thüringische  oder  Geissma- 
rische  etc.  zu  nennen.  Von  den  früheren  Familienghedern  ist  namenthch 
Gurt  V.  Hanstein  zu  erwähnen ,  welcher  als  hessischer  Feldmarschall  einen 
Sieg  über  den  Herzog  Heinrich  von  Braunschweig  bei  Nordheim  erfocht, 
und  1552  als  kais.  General  und  Commandant  zu  Frankfurt  a.  M.  befehligte. 
In  der  neueren  Zeit  haben  sich,  namentlich  in  kön.  preuss.  Militairdiensten, 
mehrere  zu  der  Familie  gehörende  Stabsofficiere  sehr  ausgezeichnet. 

Der  Reichsfreiherrenstand  ist  vom  Kaiser  Joseph  I.  im  Jahre  1706 
und  zwar  in  der  Person  des  General- Adjutanten  der  vereinigten  Niederlande 
Johann  v.  Hanstein  in  die  Familie  gekommen,  und  den  Grafenstand  mit  dem 
Prädicate:  v.  Pölzig  und  Bayersdorf  erhielt  im  Jahre  1827  das  jetzige  Haupt 
der  gräflichen  Famihe : 

ALEXANDER  Graf  v.  Pölzig  und  Bayersdorf,  Freiherr  v.  Hanstein,  Be- 
sitzer der  Güter  Pölzig  und  Bayersdorf  im  Herzogthum  Sachsen-Altenburg, 
k.  preuss.  Oberst  und  Commandeur  des  1.  Garde -Uhlanen- Regiments,  in 
erster  Ehe  vermählt  mit  Luise  Prinzessin  zu  Sachsen-Gotha ,  geb.  1 2.  Dec. 
1800,  seit  31.  Juh  1817  Gemahlin  des  Herzogs  Ernst  I.  zu  Sachsen-Coburg, 
und  geschieden  1826,  gest.  30.  Aug.  1831,  und  in  zweiter  Ehe  mit  N.  N. 
v.  Garlowitz,  gestorben.  Der  Sohn  desselben  ist :  Graf  Maximilian,  k.  preuss. 
Lieutenant. 


in.  21 


322 


GRAFEN   V.   PüLHEIM-WARTENIJURG. 


Orareii  v.  Pollieim-liVarteiiburg^. 

Äatljolifdj.  ©cflcrretd). 

In  Ocsterreich  ob  der  Ens  begütert. 


IVappen:  Linie  l'ullicini  in  Weiss  zu  Partz.  Srliild  dreimal  der  Länge 
nach  und  einmal  (juer  getheill,  SIeldrig.  1  und  6  von  Rolli  und  Silber  seliräg- 
rechts  gelheilt:  ob  neun,  oder  acht  Theile  anzunehmen  sind,  ist  nicht  gewiss. 
Siebmacher,  für  alte  Wappen  iminer  ein  sehr  zu  beachtender  Gewährsmann,  nimmt 
I.  21  neun,  Spener  (Tab.  31)  acht  Theile  an.  v.  Meding  (1.  434  —  438)  ist 
Letzteren»  gefolgt  und  giebt  an,  dass  er  acht  Theile  in  Barlschens  Wappenbuche 
gefunden  habe :  eine  freilich  sehr  zu  beachtende  Angabe.  Die  Theilung  beginnt 
Siebmacher  mit  Roth;  die  Abbildung  in  Speners  Werke  fängt  mit  Silber  an,  doch 
steht  im  Texte:  „das  Pollieimschc  Wappen  zeige  vier  rothe  und  vier  weisse  Striche 
oder  ßalken  nach  der  schrems  auff  einander."  Die  Supplemente  zu  Siebmachers 
Wappenbuche  (L  4)  fangen  mit  Silber  an,  zeigen  acht  Theile,  theilen  aber  schräg- 
links.  So  Hesse  sich  über  dieses,  das  Stammwappen  enl hallende  Feld  noch  Man- 
ches millheilen.  —  2  und  5  in  Schwarz  ein  rechtsgekehrter  silberner  Löwe  mit 
ausgeschlagener  Zunge,  goldener  Krune  auf  dem  Kopfe  und  goldener  Kelle  um  den 
Hals  (Eckardsau);  3  und  8  in  Roth  ein  rechlssehender,  gekrönler,  von  Blau  und 
Gold  der  Lange  nach  getheilter  Adler  (Totzenbach,  Tozenbach,  Tözenbach);  4  in 
Silber  «Irei  (2  und  1)  blaue  Flügel,  von  welchen  die  beiden  oberen  die  Sachsen 
gegen  einander  kehren,  während  der  unlere  dieselben  links  kehrt,  und  7  in  Roth 
eine  gekrönte,  silberne  Säule,  und  unter  derselben  ein  längliches,  auf  der  breiten 
Seite  ruhendes,  durchbrochenes,  schwarzes  Viereck  (Feld  4  und  7  sind  dem  gräf- 
lich Metschischen  Wappen  entnommen),  lieber  der  Grafenkrone  stehen  vier  ge- 
krönte Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  sieht  ein  die  Sachsen  einwärlskehrender 
Adlersflügel,  welcher  wie  Feld  1  und  6  gelheilt  ist ;  aus  dem  zweiten  Helme  wächst 
der  Löwe  des  2.  und  5.  Feldes  auf,  welcher  über  die  rechte  Vorderpranke  einen 
schwarzen  Stab  gelegt  hat;  der  dritte  Helm  trägt  den  Adler  des  3.  und  8.  Feldes, 
und  der  linke  die  Säule  des  7.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rolh  und  silbern.  — 
Von  den  vielen  vorkommenden  Verschiedenheiten  sei  hier  nur  erwähnt,  dass  die 
Adler  auch  niehrfach  von  Gold  imd  HIau  gelheilt  gefunden  werden,  die  drei  Flügel 
die  Sachsen  in  die  Höbe,  die  Federn  niederwärts  kehren,  die  Decken  des  zweiten 
Helmes  auch  schwarz  und  silbern,  die  des  dritten  und  vierten  auch  blau  und  gol- 


GRAFEN  V.  PÜLHEIM-WARTENDURG.  323 

den  vorkommen,  und  dass  in  den  Supplementen  zu  Siebmachers  Wappenliucbe  die 
Säule  im  7.  rothen  Felde  auf  einem  goldenen  Querbalken  steht,  in  welchem  ein 
silbernes  Windspiel  nach  rechts  läuft. 

Wappen  der  Linie  Polhcim-Wartenburg:  quadrirter  Schild.  1  und  4  wie 
oben  Feld  1  und  6  (Stammwappen);  2  und  3  wie  oben  Feld  3  und  8  (Tofzen- 
bach).  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme,  von  welchen  der  rechte 
den  beschriebenen  Adlersflügci  des  Stammwappens,  der  linke  den  Totzenbachschen 
Adler  trägt.  Die  Hclmdeckcn  sind  roth  und  silbern.  Wie  beschrieben,  giebt 
Spener  und  nach  demselben  v.  Meding  das  Wappen  der  Freiherren  v.  Polheim  und 
Wartenburg  in  Folge  des  Diploms  von  1507.  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl. 
Häuser  (1854.  S.  584)  giebt  dieses  Wappen  als  das  gräfliche,  doch  Hess  sich  nicht 
genau  ermitteln,  ob  nicht  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  eine  Vermehrung  des 
Wappens  stattgefunden  habe.  Dies  war  auch  der  Grund,  dass  hier  das  Wappen 
der  Linie  Polheim  in  Weiss  zu  Partz  in  Abbildung  gegeben  wurde,  da  dasselbe  für 
die  Heraldik  und  für  Sachsen  (s.  unten)  von  grossem  Interesse  ist,  und  da  nach 
dieser  Abbildung,  wenn  das  Wappen  der  Grafen  v.  Polheim-Wartenburg  nicht  ver- 
mehrt wurde,  dasselbe  sehr  leicht  darzustellen  ist.  Dass  übrigens  Siebmacher 
(L  21)  irrte,  als  er  das  Wappen  der  Linie  Polbeim-Wartenburg  unter  dem  Namen  : 
Polheim  (PoUheimb)  auf  Partz  gab,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Das  vor  demselben 
stehende  Wappen:  Freiherr  v.  Pollheimb,  enthält  das  Polheimsche  und  das  Eckard- 
sausche  Wappen. 

Eins  der  ältesten,  angesehensten  \\m\  reich  begütertsten  österreichi- 
schen Geschlechter,  welches  nach  Georg  v.  Berg,  dem  Verfasser  einer  nach 
Urkunden  hearheiteten,  1G36  erschienenen  Genealogie  dieses  Hauses,  be- 
reits 909  die  Wartenburg  bei  Vcicklahruck  besass  und  dessen  Gheder  im 
1 1.  Jahrliundert  als  Ministerialen  der  Herzoge  von  Steier  vorkommen.  Der 
Hauptslammsitz  Polheim  bei  Grieskirchen  im  Lande  ob  der  Ens  liegt  längst 
in  unscheinbaren  Ruinen,  die  Burg  Polheim  an  der  Wels  aber,  welche 
Stammsitz  einer  Linie  des  Hauses  war,  zeigt  noch  im  Verfalle  Spuren 
früherer  Grösse.  Johann  v.  Polheim  war  um  1030  mit  einer  Tochter  des 
Herzogs  von  Bretagne  vermählt;  Dietrich  begleitete  den  Herzog  Leopold 
von  Oesterreich  1216  nach  Palästina  und  starb  im  gelobten  Lande;  Albero, 
Herr  zu  Säusenburg,  gest.  1253,  Statthalter  im  Lande  ob  der  Ens,  zeich- 
nete sich  als  Feldherr  im  Kriege  gegen  den  König  Bela  in  Ungarn  aus ; 
Weikard,  welcher  ein  noch  erhaltenes  Chronicon  Austriae  geschrieben, 
starb  1283  als  Bischof  zu  Passau,  und  ein  anderer  Weikard  (Weikard  V.) 
1310  als  Erzbischof  zu  Salzburg,  doch  soll  Letzterer  nach  Anderen  noch 
1315  gelebt  haben  etc.  —  Was  die  verschiedenen  Linien  der  Familie  be- 
trifft, so  giebt  Graf  Wurmbrand  als  Stammvater  aller  späteren  Grafen 
v.  Polheim  den  Philipp  v.  Polheim  an,  welcher  um  1278  des  Kaisers  Ru- 
dolph 1.  Rath  und  Feldherr  gegen  König  Ottocar  in  Böhmen  war.  Philipp 
hinterliess  nämlich  zwei  Söhne,  Gottfried  und  Werner,  von  welchen  Er- 
sterer  die  Linie  zu  Wels  (Weiss),  Letzterer  die  Linie  zu  Wartenburg 
stiftete.  Die  Wartenburgischc  Linie  zerfiel  durch  zwei  Söhne  des  Stifters, 
Weikard  und  Pilgrin,  in  zwei  Aeste:  Weikard,  welcher  sich  um  1366  mit 
Gatharina,  der  Letzten  des  Geschlechts  v.  Leibnitz  vermählte,  stiftete  den 
Leibnitzschen  Ast  in  Steiermark,  Pilgrin  aber  setzte  dauernd  den 
Warten  burgischen  Ast  fort.  Der  Leibnitzische  Ast  ist  zu  Ende  des 
16.  Jahrhunderts  erloschen,  die  Linie  zu  Weiss  aber  starb  nach  Einigen  zu 
Ende  des  17.  Jahrhunderts,  nach  Anderen  erst  im  18.  Jahrhundert  aus, 
und  so  sagt  auch  noch  Gauhe:    ,,von  Gundacker,  k.  k.  Reichs-Hofralh  und 

21* 


324  (JUAFEN   V.   POLUKIM-WARTKNBURG. 

Vice-Kamiii(M-Präsi(l(Miten,  slamnioii  »ille  heutigen  Herren  v.  Pollieim  Wel- 
serischer  Linie  zu  Parlz  ab.''  —  Als  Anhänger  der  lutherischen  Lehre  theil- 
ten  die  Polheime  ganz  das  Loos  des  dem  Protestantismus  zugethanen  öster- 
reichischen Adels,  und  dadurch  sind  namentlich  mehrere  Glieder  der  Linie 
zu  Weiss  fniiier  mit  Sachsen  in  Verbindung  gekommen. 

Der  Freiherrenstand  gelangte  vom  Kaiser  Maximilian  I.  22.  Febr.  1507 
in  die  Familie,  oder  wurde,  wie  Andere  angeben,  in  der  Person  WoU'gangs 
aus  der  Wartenburger  Linie ,  k.  k.  Geh.  Haths ,  Hofinars(?halls  und  Ober- 
hauptmanns in  Oesterreich,  Steiermark  und  Kärnten,  nachdem  die  Vor- 
fahren sich  des  Freiherrentitels  lange  enthalten,  von  Neuem  bestätigt,  und 
aus  der  noch  blühenden  Wartenburgischen  Linie  wurden  vom  Kaiser  Carl  VL 
12.  Sept.  1721  Franz  Ludwig  und  EnRiiNREicn  Andreas,  Gebrüder  Frei- 
herrn v.  Polheim  (Polhaimb  und  Warttenburg)  ,, wegen  ihres  uralten  Adels* • 
in  den  Reichsgrafensland  erhoben. 

Die  durch  Sammlungen  von  Ahnentafeln  den  Genealogen  bekannte 
Ahnentafel  des  Franz  Georg  Grafen  v.  Polheim  und  Wartenburg  ermöglicht 
nach  Allem  sehr  leicht  den  Anschluss  der  weiter  unten  anzuführenden 
lebenden  Glieder  des  gräflichen  Hauses.  Aus  dieser  Ahnentafel  gehören 
folgende  GHeder  hierher:  Ludwig  Johann  Freiherr  v.  Polheim  und  Warten- 
burg; Gemahlin:  Christiane  Therese  Gräfin  v.  Schallenberg.  —  Franz 
Ludwig  (I.),  Graf;  Gemahhn:  Sophie  Ehsabeth  Gräfin  Engl  v.  Wagram.  — 
Franz  Adam;  Gemahhn:  Leopoldine  Johanna  Freiin  Thavonat  v.  Thavon.  — 
Franz  Ludwig  (IL);  Gemahhn:  Maria  Josephe  Anna  Gräfin  v.  Lamberg- 
Sprinzenstein.  —  Franz  Georg,  k.  k.  Kämmerer,  geb.  3.  Oct.  1764;  Ge- 
mahhn: Eleonore  v.  Hladick,  geb.  13.  Mai  1786,  verm.  6.  Febr.  1805. 
Aus  dieser  Ehe  stammen,  wie  wohl  anzunehmen  ist,  die  jetzt  lebenden 
Glieder  des  gräflichen  Hauses  Polheim-Wartenburg.  Dieselben  sind  nach- 
stehende : 

ADOLPH  Peter  Reichsgraf  v.  Pollieim-Wartenburg,  geb.  17.  Jan. 
1812,  k.  k.  Hauptmann.  —  Die  beiden  Schwestern  desselben  sind:  Gräfin 
Clementine,  geb.  ISll,  verm.  mit  Herrn  v.  Mildenstein,  und  Gräfin  Sidome, 
geb.  1813. 


GRAFEN  PONGRACZ  V.  SZENT  MIKLOS  U.   OVAR. 


325 


Grafen  Pon&:racz  v.  Szent  x^liklöi§»  ii.  Ovar. 


MaUjoUfd). 


©c/lerretd). 


In  Ungarn  reich  begiilert: 


Wappen:  in  blauem  Schilde  auf  grünem  Boden  ein  reclitsgekelirter,  gol- 
dener, doppelt  geschweifter  Löwe,  welcher  in  der  rechten  Vorderpranke  einen 
grünen  Palnizwcig  emporhält.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone ,  auf  welcher  ein 
gekrönter  Helm  steht.  Aus  dem  letzteren  wächst  der  Löwe  des  Schildes  empor. 
Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern. 

Sehr  altes,  berühmtes  ungarisches  Adelsgeschlecht,  welches,  der  Sage 
nach,  von  Bogomir,  Herzog  von  Schlesien,  dem  natürlichen  Sohne  des  drit- 
ten Königs  in  Uirgarn,  Sarniel  Ahba,  stammen  soll.  Der  Sohn  des  Bogomir, 
Hancs  de  Pol,  wurde,  als  Herr  und  Besitzer  an  den  Grenzen  Ungarns  gegen 
Schlesien,  Paus'  Granicze  genannt,  welche  Benennung  in  Pan-gracz  und 
später  in  Pongräcz  tiberging.  König  Andreas  IT.  verheb  1230  dem  Pon- 
graczius  Pongräcz  für  treue  Dienste  die  Herrschaften  Szcnt  Miklös  und 
Magyarfalva  in  der  Liptauer  Gespanschaft  nebst  dem  ungarischen  Adel,  und 
der  Sohn  desselben,  Serafel,  wurde  vom  König  Ladislaus  als  Graf  der  Liptau 
bestätigt.  —  Schon  unter  der  Regierung  der  arpadischen  Könige  mit  hohen 
Aemtern  bekleidet,  kam  das  Geschlecht  unter  dem  König  Matthias  Corvinus 
zum  höchsten  Glänze.  Johann  v.  Pongräcz,  Wojwod  von  Siebenbürgen  und 
ungarischer  Oberst-Feldherr,  welcher  die  Türken  in  dem  nach  ihm  benann- 
ten Pongräcz-Thale  schlug,  war  nämlich  mit  Johann  v.  Hunyady,  dem  Vater 
des  Königs,  auferzogen,  und  auch  sein  Schwager  und  Johann  Hunyady 
hatte  denselben,  ehe  er  selbst  Vater  wurde,  als  Bruder  adoptirt,  weshalb 
derselbe  auch  als  Frater  adoptivus  Johannis  Hunyady  vorkommt.  Johann 
V.  Pongräcz  Bruder,  Andreas,  war  Oberst-Mundschenk,  und  der  Sohn  des- 
selben Gouverneur  in  den  damals  neu  eroberten  österreichischen  Provinzen. 
—  Später  kommen  die  Pongräcze  als  Herren  v.  Korlätkö  in  der  Press- 
burger und  Neutraer,  so  wie  auch  von  Ovar  in  der  Trentschiner  Gespan- 
schaft  vor.  Pancratius  Pongräcz  war  Herr  von  Turotz ,  und  der  Bruder 
desselben,  Nicolaus,  Oberst-Hofmeister  des  Königs  Wladislaus.   Daniel  Pon- 


326  GUAFEIS   POINtiKACZ   V.   SZKINT   MIKLOS   U.   OVAR. 

grdcz  wurde  vom  Kaiser  iMalthias  1608  in  den  ungarischen  Freiherrenstand 
erhoben.  Derselbe  bewohnte ,  wie  seine  Nachkommen ,  für  Ungarn  immer 
thätig,  die  Burg  Ovar.  Caspar  Pongracz,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst  er- 
richtete 1702  das  Regiment  ForgAcs  Husaren,  und  der  Sohn  desselben, 
Caspar,  erhielt  von  der  Kaiserin  Maria  Theresia  1743  für  ausserordenthclie 
Dienste  die  Grafenwiirde  und  wurde  zum  k.  k.  Geh.  Rath  und  Känunerer 
ernannt.  —  Lehotzky  hat  die  Famdie  P.  11.  p.  312 — 315  besproclien,  uiul 
die  Angaben  desselben  sind,  bis  auf  einige,  mit  den  vorstehenden  Ainialunen 
leicht  in  Einklang  zu  bringen.  Nacli  dem  genannten  Schriltsteller  scliied 
sich  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  die  Famdie  Pongrdcz  de 
St.  Miklos  und  Ovür  im  Liptauer  und  Trentschiner  Comitate  in  vier  Haupt- 
zweige oder  Linien,  deren  genealogische  Verhältnisse  die  von  Lehotzky 
gegebene  Stammtafel  genau  übersehen  lässl.  Das  Wichtigste  aus  dieser 
Stammtafel  ist  Folgendes :  dieselbe  beginnt  mit  dem  Ahnherrn  Hauch  Polko, 
einem  böhmischen  Edlen,  welcher  1230  vom  König  Andreas  IL  das  Gebiet 
Mogyorfalü  im  Liptauer  Comitate  erhielt.  Die  Stammreihe  durcldäuft  nun 
nachstehende  Glieder:  Laurentius,  Sohn  des  Hanch  Polko;  kommt  urkund- 
licli  1283  und  1286  vor.  —  Serefel  oder  Scraphinus,  Comcs  de  Lypto, 
1283.  —  Andreas,  erlangt  1286  das  Indigcnat.  —  Pancratius,  erliält 
1368  vom  König  Ludwig  dem  Grossen  eine  Bestätigungsurkunde  über 
Szent  Miklös,  Adrasfalva  etc.  —  Andreas,  —  Nicolaus  (1.),  —  Jacob,  — 
Nicolaus  (IL),  —  Caspar  (1.)  Von  den  fünf  Söhnen  des  Letzleren:  Franz, 
Adam,  Joliann ,  Emerich  und  Caspar  (11.)  pflanzten  Franz,  Johann  und 
Cas})ar  (11.)  das  Geschlecht  fort,  Adam  slarl)  ohne  Nachkommen  und  Eme- 
rich wird  als  Pracpos.  in  Scepus  et  Episc.  Pharensis  aufgeführt.  Johanns 
Nachkommenschaft  ist  erloschen :  es  kommt  daher  nur  die  des  Franz  und 
des  Caspar  ill.)  in  Betracht.  Franz  wird  von  Lehotzky  als  allerer,  Cas- 
par (IL)  als  jüngerer  Sohn  des  Caspar  I.  aufgeführt,  und  doch  wird  neuer- 
hch  (s.  unten)  die  Nachkommenschaft  des  Franz  als  jüngere,  die  des  Cas- 
par (IL)  als  ältere  Linie  aufgeführt,  nach  Allem  wohl  deshalb,  weil  in  letzlere 
der  Grafenstand  früher  (1743)  als  in  erslere  (1768)  gekommen  ist.  Fr.\nz 
erhielt  1682  den  Freiherrenstand,  welchen  Daniel  schon  1608  in  die  Fa- 
milie gebracht  hatte.  Lehotzky  sagt,  derselbe  sei  aus  Siebenbürgen  gekom- 
men und  habe  sich  mit  Juditha  Zay  vermählt.  Aus  dieser  Eiie  stammten 
drei  Söhne,  Stephan,  Anton  (1.)  und  Michael.  Die  beiden  letzteren  pflanzten 
das  Geschlecht  fort.  Von  Michaels  Nachkommenschaft  sind  nur  zwei  Söhne, 
Ignaz  und  Anton,  angeführt,  welche  wohl  den  Stamm  nicht  fortgesetzt 
haben.  Von  Anton  (I.)  stammte  aus  der  Ehe  mit  Anna  Racsai  Adam  (L), 
Graf,  vermählt  mit  der  Tochter  des  Generals  Franz  Forgäch,  aus  welcher 
Ehe  zwei  Söhne  entsprossen,  Anton  (IL)  und  Adam  (IL)  (s.  unten  jüngere 
Linie).  Von  Adam  (11.)  sind  zwei  Söhne,  Rudolph  und  Cajetan,  genannt.  — 
Von  der  Nachkommenschaft  des  Caspar  (IL)  giebt  Lehotzky  nachstehende 
Stammreihe:  Caspar  (IL),  Oberst,  verm.  mit  einer  Tochter  des  Alexander 
de  Reva.  —  Caspar  (III.)  Act.  Int.  Cons.,  verm.  mit  der  Tochter  des  Anton 
v.  Hörnek,  welcher  als  Cons.  Moni,  aufgeführt  ist.  —  Ferdinand  m  Ne- 
decze,  verm.  mit  (ialliarina  Zirmai  (Szirmay).  —  Johann  (L),  Cons.,  verm. 
mit  einer  Tochter  des  Slephan  Andrassi  (Andrasy).  —  Johann  (IL)  und  Carl 


GRAFKN  POIVGRACZ   V.   SZEIVT  MIKLOS   U.   OVAR.  327 

Gebrüder.     Den  Aiisclikiss  der  jetzigen  Faniilienglieder  an  diese  Stamm-, 
reilien  ergiebt  Nachstehendes : 

Das  gräfliche  Haus  zerfällt  jetzt  in  eine  ältere  und  eine  jüngere 
Linie.  Die  ältere  Linie  umfasst  die  Nachkonmieiischaft  des  Grafen  Caspar. 
Von  Letzterem  stammtq  Graf  Ferdinand,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Catha- 
rina  Gräfin  v.  Szirmay,  und  aus  dieser  Elie  entspross  Graf  Johann,  geb. 
2.  Juni  1763,  gest.  31.  Jan.  1845,  k.  k.  Kämmerer,  in  erster  Ehe  vermählt 
1787  mit  Anna  Gräfin  AndrAsy,  geb.  1769,  gest.  1806,  und  in  zweiler, 
7.  Sept.  1807,  mit  Maria  Susanna  Freiin  ßarkozy  v.  Szala,  geb.  1787,  gest. 
15.  Juh  1839.  Die  Nachkommen  aus  beiden  Ehen  s.  unten.  —  Die  jün- 
gere Linie  ergiebt  die  Nachkommenschaft  des  Freiherrn  Anton  (L),  eines 
Vetters  des  Grafen  Caspar  im  zweiten  Grade.  Antons  Sohn ,  Adam  ,  erhielt 
1768  vom  Kaiser  Joseph  II.  den  Grafenstand.  Vom  Grafen  Adam,  k.  k. 
Kämmerer,  stammten  aus  der  Ehe  mit  einer  Tochter  des  Generals  Franz 
Forgäch  zwei  Söhne,  die  Grafen  Anton  (II.)  und  Adam,  welche  beide  ge- 
storben sind.  Weiteres  über  dieselben  s.  unten. 

Die  jetzigen  Gheder  des  gräflichen  Hauses  sind: 

A  eitere  Linie.  Graf  JOHANN  (H.)  —  Sohn  des  Grafen  Johann  (I.) 
aus  erster  Ehe  geb.  1789,  k.  k.  Kämmerer,  bis  1848  Statthaltereirath 
und  Vice-Provinzial-Commissariats-Director  des  Königreichs  Ungarn,  verm. 
mit  Johanna  v.  PaUsly,  gest.  1843.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  zwei 
Töchtern,  den  Gräfinnen  Constanze,  geb.  1826,  und  Caroline,  geb.  1832, 
drei  Söhne,  die  Grafen  Stephan,  geb.  1828,  k.  k.  Statthalterei-Concipist 
extra  statum,  Johann,  geb.  1829,  und  Carl,  geb.  1830,  k.  k.  Lieutenant. 
—  Die  Geschwister  des  Grafen  Johann  aus  des  Vaters  zweiter  Ehe  (s.  oben), 
vier  Brüder  und  zwei  Schwestern,  sind  folgende:  Graf  Arnold,  geb.  18.  Juli 
1810,  k.  k.  Statthaltereirath  zu  Neograd,  verm.  26.  Aug.  1840  mit  Caro- 
line v.  Hackenau,  aus  welcher  Ehe  die  Grafen  Daniel,  geb.  19.  Sept.  1841, 
Georg,  geb.  23.  April  1845,  Friedrich,  geb.  1850,  und  Gräfin  Paula,  geb. 
1846,  leben;  —  Graf  Eugen,  geb.  11.  Mai  1813,  k.  k.  Kämmerer  und 
Major,  verm.  20.  Dec.  1847  mit  Vilma  (Wilhelmine)  Lönyay  v.  Väsdros- 
Nämeny  und  Nagy-Lonya,  geb.  27.  März  1826,  aus  welcher  Ehe  Graf 
Elmar,  geb.  4.  Aug.  1849,  und  Gräfin  Irma,  geh  30.  Aug.  1848,  entspros- 
sen sind;  —  Graf  Franz,  geb.  27.  Juni  1817,  k.  k.  Bezirks-Commissar  in 
Arva,  verm.  26.  Jan.  1845  mit  Caroline  Gräfin  v.  Normann-Ehrenfels  — 
Schwester  des  Grafen  Carl  Ludwig  August  Friedrich  (s.  Bd.  IL  S.  160)  — 
geb.  18.  Febr.  1822,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  He- 
lene, geb.  1847,  und  Anna,  geb.  1849,  stammen;  —  Gräfin  Maria,  geb. 
17.  April  1816,  verm.  20.  Dec.  1837  mit  Philipp  v.  Weiss,  k.  k.  General- 
Major  und  Brigadier  in  Böhmen,  Wittwe  seit  11.  April  1850,  und  Gräfin 
Seraphine.  Von  dem  verstorbenen  Bruder  dieser  Geschwister,  dem  Grafen 
Stephan,  geb.  21.  Dec.  1814,  gest.  16.  Sept.  1845,  leben  aus  der  Ehe  mit 
Josephine  v.  Kalay,  geb.  1823,  gest.  4.  Aug.  1849,  zwei  Töchter,  die  Grä- 
finnen Bela,  geb.  1843,  und  Maria,  geb.  8.  Dec.  1844. 

Jüngere  Linie.  Vom  Grafen  Anton  (IL)  —  älterem  Sohne  des 
Grafen  Adam  —  geb.  28.  Mai  1766,  gest.  1837,  k.  k.  Kämmerer,  leben 
aus  der  Ehe  mit  Franziska  v.  Moteschützky  (Motesiczki)  vier  Töchter,  die 


328 


GRAFEN  V.   PüNINSKI. 


Gräfinnen  Maria,  venu,  mit  Joseph  v.  Moteschiitzky ;  Franziska,  verm.  mit 
Carl  Grafen  Nyäry;  Vincenzia,  verm.  mit  Emanuel  Grafen  NyJiry,  k.  k.  Käm- 
merer, und  SiDONiA,  geb.  1810,  verm.  mit  Rudolph  Grafen  Pongräcz.  — 
Vom  Grafen  Adam  (II.)  —  jüngerem  Sohn  des  Grafen  Adam  (I.)  —  geb. 
5.  Mai  1769,  gest.  1826,  verm.  mit  Theresie  v.  Szerdahelyi,  jetzt  Wittwe, 
stammen,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Henriette,  geb.  24.  Febr.  1796, 
zwei  Söhne:  Graf  Cajetan,  geb.  21.  Juh  1797,  verm.  1826  mit  Maria 
V.  Czesn^k,  gest.  1833,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Constant ,  geb. 
24.  Febr.  1828,  entsprossen  ist  —  und  Graf  Rudolph,  geb.  1798,  k.  k. 
Kämmerer,  verm.  mit  Sidonia  Gräfin  Pongräcz,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne 
und  zwei  Töchter  leben,  die  Grafen  Stephan,  geb.  1 1.  Febr.  1835,  Adolph, 
geb.  15.  Juh  1837,  Eduard,  geb.  5.  Juli  1840,  und  Gustav,  geb.  4.  Nov. 
1841,  und  die  Gräfinnen  Josephine,  geb.  13.  März  1832,  und  Ludmilla, 
geb.  30.  Aug.  1845. 


Grafen  v.  PoniiiskL 

^at|)0ltfd).  IJreufjen. 

Besitz:   im  Grossherzogthum  Posen  die  Herrschaft  Wreschen ,  das  Rittergut  Malczewo  etc. 


"Wappen:  im  rothen  Schilde  ein  goldener  Kahn  (Haus  Lodzia).  Den 
Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  ein  gekrönter  Hehn  steht,  welcher 
nach  den  Angaben  Einiger  drei  silberne  Straussenfedern,  nach  denen  Anderer  aber 
einen,  mit  dem  Kahne  des  Schildes  belegten  Pfauenwedel  trägt.  Die  Helmdecken 
sind  roth  und  golden.  Das  Wappenbuch  der  Oesterr.  Monarchie  (VII.  45)  zeigt 
auf  dem  Helme  die  Straussenfedern. 

Die  zu  dem  bekannten  und  berühmten  Hause  Lodzia  gehörende  Fami- 
lie Ponin-Poniriski  ist  eine  der  ältesten,  angesehensten,  verzweigtesten  und 
begütertsten  polnischen  Adelsfamilien,  aus  welcher  ein  Ast  den  Fürsten- 
stand  und  ein  anderer  schon  früher  den  Grafenstand  erlangt  hat.  Der  fürst- 


GRAFEN  V.  POMJNSKI.  329 

liehe  Ast,  dessen  Haupt  jetzt  Fürst  Calixt  Valentin  —  Sohn  des  Fürsten 
Carl  Heinrieh  Georg  aus  der  Ehe  mit  Helene  Gräfin  Gurski  —  ist,  besitzt 
in  Russland  die  Poninskaschen  Güter  im  Gouvernement  Volhynien  und  in 
Galizien  die  Herrschaft  Gzrwonogrod  und  die  Olexiowschen  Güter  im  Kreise 
Czortkow,  die  Güter  Serafinen,  Gzerniatyn  und  Probabin  im  Kolomeiasehen 
Kreise  etc. ;  der  frühere  gräfliche  Ast  besass  die  Güter  Siebeneichen  etc.  bei 
Löwenberg  in  Schlesien,  und  als  Besitzer  derselben  wurde  im  Neuen  Preuss. 
Adelslexicon  (IV.  S.  47)  Wilhelm  Graf  v.  Poninski,  k.  preuss.  Major  a.  D., 
aufgeführt.  Ein  neueres,  sehr  genaues  handschriftliches  Verzeichniss  der 
gesammten  in  der  preussischen  Monarchie  begüterten  Grafen  nach  den  ein- 
zelnen Provinzen,  welches  der  Redaction  zur  Hand  ist,  führt  in  der  Provinz 
Schlesien  die  Grafen  v.  Poninsky  nicht  mehr  auf,  und  so  ist  wohl  dieser 
gräfliche  Ast  ausgegangen. 

Die  hier  zu  erwähnenden  Grafen  Poninski  gehören  dem  Grossherzog- 
thum  Posen  an.  Es  wurde  nämlich  das  Haupt  der  adehgen  Famihe  v.  Po- 
ninski in  der  Provinz  Posen,  Stanislaus  v.  Poninski,  Herr  der  Herrschaft 
Wreschen,  General-Landschafts-Director  a.  D.  und  Provinzial-Landtags- 
Marschall  des  Grossherzogthums  Posen,  Oberst  a.  D.  etc.,  vom  König  Fried- 
rich Wilhelm  IV.  von  Preussen  10.  Sept.  1840  in  den  preussischen  Grafen- 
stand nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  erhoben.  Graf  Stanislaus,  geb. 
13.  Nov.  1779,  gest.  4.  Nov.  1847,  war  mit  Anna  v.  Sierakowska,  jetzt 
Wittwe,  vermählt,  und  der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist : 

Graf  EDUARD,  geb.  1817,  Besitzer  der  Herrschaft  Wreschen,  ehemal. 
Deputirter  auf  dem  Landtage  in  Berhn,  verm.  1839  mit  Stanislas  v.  Grabska, 
geb.  1821.  —  Der  Bruder  desselben,  Boleslav  v.  Poninski,  geb.  1822, 
Herr  auf  Malczewo,  hat  sich  mit  Leocadia  Gräfin  Grabowska  vermählt. 


330 


GRAFEN  V.  POSADOVVSKl-WEHNER. 


Grafen  v.  Posadowski-ÜVehner. 

euangclifd).  |3reufKn. 

Besitz:  die  Majuratslierrscliafl  ßloilnilz  und  Ceulawa ;  die  Riiiergiiler  Daininiiscli   und  Nie- 
der- und  Mitiel-Dauinier. 


Wappen:  quadriiter  Schild  mit  Mittelscliild.  Im  silherneii  Miltelstliildc 
ein  blauer,  in  Form  eines  W  eckig  gezogener  Querbalken  (Stammvvappcn  :  Haus 
Abdank).  1  und  4  in  Silber  ein  rechtssehender,  golden  bewehrter,  schwarzer 
Adler.  2  und  3  in  Grün  ein  silberner,  mit  den  Hörnern  linksgekelirtcr  Halbmond 
mit  Gesicht,  welcher  von  einem  goldenen,  mit  der  Spitze  nach  oben  gerichteten 
Pfeile  Schrägrechts  durchbohrt  wird.  Auf  dem  Schilde  stehen  vier  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  einen  rechtsgekehrten,  wachsenden,  gekrönten,  güldenen 
Löwen;  der  mittlere  den  gekrönten,  schwarzen  preuss.  Adler  mit  Scepter  und 
Reichsapfel  und  auf  der  Brust  mit  dem  Namenszuge  F.  R.  und  darüber  schweben- 
der Krone  belegt;  der  dritte  Helm' einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  schwarzen 
Ädlersflügel ,  welcher  mit  dem,  von  einem  Pfeile  durchbohrten  Halbmond  des  2. 
und  3.  Feldes  belegt  ist,  und  der  linke  Helm  ein  einwärtssehendes,  wachsendes, 
silbernes  Ross.  (Der  rechte,  der  zweite  und  der  linke  Helm  gehören  zum  Wappen 
der  Grafen  v.  Posadowski :  der  rechte  Helm  ist  nämlich  der  des  Stammwappens, 
der  linke  kam  bei  Erhebung  in  den  Freiherren-  und  der  zweite  bei  der  in  den 
Grafenstand  hinzu.)  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  silbern,  links  grün  und 
silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  gekrönte,  goldene  Löwen.  — 
Der  eckig  gezogene  Querbalken  des  Mittelschildes  wird  auch  als  ein  doppelt  an 
einander  hängendes  V  und  von  Einigen  als  ein  doppeltes  M  beschrieben.  Der  Löwe 
auf  dem  Helme  des  Stamniwappens  sieht  in  mehreren  Abbildungen  links. 

Die  Grafen  v.  Posadowski  slammen  aus  dein  sehr  alten  und  berühm- 
ten polnischen  Geschlechte  der  Grafen  v.  Skaibie  (Scarbec).  Einer  Sage 
nach  soll  der  Ahnherr  der  Familie  ein  mutlivoUer  Soldat,  Skubow,  gewesen 
sein,  welcher  zur  Zeit  der  Regierung  des  polnischen  Fürsten  Cracus  einen 
Drachen  dadurch  getodtet  habe ,  dass  er  auf  denselben  ein  mit  Feuer  und 
Schwefel  gefülltes  Kalbfell  warf,  wodurch  der  Drache  in  Flammen  gerieth 
und  zerborst.  Ein  Nachkouune  Skubows  erhielt  unter  König  Boleslaus  I. 
in  Polen  vom  Kaiser  Otto  IIL  gegen  Ende  des  10.  Jahrhunderts  die  Grafen- 
würde, und  ein  Sohn  desselben,  Otto,  wurde  um  1083  Bischof  von  Krakau. 


GRAFEN  V.  POSADOWSKl-WEHNER.  331 

Johann  Skärbka  (Scarbec)  v.  Gora  bekam  1 109  den  Namen  Habdank.  Der- 
selbe war  Gesandter  des  Königs  Boleslav  111.  in  Polen  bei  dem  Kaiser  Hein- 
rich V.,  und  Letzlerer  zeigte  ihm,  wie  man  erzählt,  seinen  grossen  Schatz 
an  Gold  und  Silber  mit  den  Worten :  dieser  Nervus  rerum  agendarum  soll 
Euch  Polen  schon  zu  Paaren  treiben,  worauf  der  Gesandte  Polens  einen 
goldenen  Ring  vom  Finger  zog  und  denselben  lächelnd  mit  dem  Ausrufe: 
Jungatur  aurum  aurozu  dem  Golde  warf.  Der  Kaiser  sagte  nur  mit  Lachen  : 
Hab  Dank,  und  davon  soll  das  Geschlecht  der  Scarbek  den  Namen  Habdank 
angenommen  haben.  Wie  übrigens  dieser  Name  schnell  entstanden  ist,  so 
verschwantl  derselbe  später  auch  wieder,  und  im  15.  Jahrhundert  findet 
sich  kein  Habdank  mehr.  Die  Jangwitze  oder  Jenkowitze  hatten  schon 
früher  den  Namen  Habdank  abgelegt,  und  die  anderen  Glieder  der  Familie 
nannten  sich  nach  dem  Stammhause  Postelwitz  im  Oelsischen,  welches 
polnisch:  Posadowa  hiess.  Dieselben  kamen  anfangs  unter  dem  Namen: 
v.  Postelwitz  vor,  und  erst  zu  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  nannten  sie 
sich  nach  dem  erwähnten  Gute:  v.  Posadowski.  Zuerst  kommt  unter  die- 
sem Namen  Johann  v.  Posadowski  vor,  welcher  1532  Landes-Hauptmann 
der  Fürstenthümer  Oppeln  und  Ratibor  wurde.  Später  entstanden  mehrere 
Linien  und  Häuser,  namenthch  Lampersdorf  und  Corstadt  im  Oelsischen, 
und  Rohrau,  Schönfeld  und  Karisch  im  Bricgschen,  auch  erwarb  die  Fami- 
lie Galwilz  und  Zantoch  im  Oelsischen,  Gross-Schweinern ,  Eckersdorf, 
Neu-Vorwerk,  Eichberg,  Machnitz,  Brinika  etc. 

Hans  Ernst  v.  Posadowski,  Herr  auf  Eckersdorf,  k.  k.  Rath  und 
Landes-Hauptmann  des  Fürstenthums  Brieg,  wurde  vom  Kaiser  Joseph  I. 
26.  Mai  {5.  Juni)  1705  mit  dem  Zunamen:  v.  Postelwitz  in  den  Freiherren- 
stand erhoben,  und  einer  seiner  Nachkommen  —  doch  wohl  der  Enkel  — 
Carl  Friedrich,  gest.  7.  April  1747  als  k.  preuss.  General-Lieutenant,  Chef 
eines  Dragonerregiments  etc.,  wurde,  wie  das  N.  Preuss.  Adelslexicon  (IV. 
S.  48)  und  das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1845.  S.  445)  an- 
giebt,  vom  König  Friedrich  II.  von  Preussen,  20.  Jan.  1743,  für  sich  und 
die  Nachkommen  des  ältesten  Sohnes  in  den  preussischen  Grafenstand,  und 
zwar  nach  dem  Neuen  Preuss.  Adelslexicon  (a.  a.  0.)  mit  dem  Zusätze: 
v.  Wehner,  versetzt.  Mit  diesen  Angaben  stimmen  nicht  diejenigen,  welche 
sich  in  den  Mittheilungen  über  die  kön.  preussischen  Standeserhebungen  in 
dem  Neuen  Preuss.  Adelslexicon  (Bd.  1.  S.  40  u.  41)  finden.  Nach  diesen 
Mittheilungen  ist  zuerst,  20.  Jan.  1742  der  preussische  Grafenstand  in 
die  Familie  gekommen,  und  der  Bruder  des  Grafen  v.  Posadowski  hat  am 
24.  Aug.  1744  dieselbe  Würde  erhalten.  Der  Zusatz:  v.  Wehner,  ist  nicht 
angegeben,  auch  fehlen  überhaupt  über  denselben  nähere  Nachrichten  eben 
so,  wie  die  neueren  genealogischen  Verhältnisse  der  Famihe  nicht  genau 
bekannt  sind.  Bei  einer  der  angeführten  Erhebungen  in  den  Grafenstand 
muss  das  in  Abbildung  gegebene  und  beschriebene  Wappen  verliehen  wor- 
den sein,  während  bei  der  anderen,  nach  den  in  Sammlungen  so  häufig  vor- 
kommenden Lackabdrücken  von  Petschaften,  im  Schilde  allein  das  Stamm- 
wappen :  in  Silber  der  blaue,  in  Form  eines  W  eckig  gezogene  Querbalken, 
beibehalten,  der  Schild  aber  mit  drei  Helmen  bedeckt  wurde,  von  welchen 
der  rechte  emen  einwärtssehenden,  gekrönten,  wachsenden,  silbernen  Lö- 


332  GRAFEN  V.   POSADOWSKI-WEHNER. 

wen,  der  miniere  den  gekrönten  preussischen  Adler,  und  der  linke  ein  ein- 
wärtssehendes, wachsendes,  silbernes  Einhorn  trug.  Das  freiherrliche 
Wappen  halle  nur  zwei  Helme :  den  rechten  und  linken  des  gräflichen  Wap- 
pens, mit  dem  angegebenen  zu  diesen  Helmen  gehörigen  Ilelmschmucke. 

Von  den  Nachkommen  des  Grafen  Carl  Friedrich  war  Graf  Carl  (I.), 
gest.  1840,  Herr  auf  Blottnitz ,  k.  preuss.  Kammerherr,  in  erster  Ehe  mit 
einer  v.  Beyer,  in  zweiter  mit  einer  Gräfin  v.  Bethusy  vermählt.  Von  dem- 
selben stammten  zwei  Söhne,  Graf  Carl  (H.),  gest.  19.  April  1851,  Majo- 
ratsherr auf  Blottnitz,  k.  preuss.  Rittmeister  a.  D.,  verm.  mit  einer  v.  Cra- 
nach,  und  Graf  Eduard  Adolph  ,  gest.  1848,  Majoratsherr  auf  Dammitsch, 
k.  preuss.  Ober-Landes-Gerichtsrath  in  Glogau. 

Was  den  jetzigen  Bestand  der  Familie  anlangt,  so  ergiebt  sich  aus 
dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  587)  nur,  dass  Graf 
Carl  (II.)  zwei  Söhne  hinterlassen  hat,  von  welchen  der  Aeltere  Besitzer 
des  Majorats  Blottnitz,  der  Jüngere,  Graf  Richard,  Herr  auf  Paniow  bei 
Gleiwitz  und  mit  N.  N.  v.  Cranach  vermählt  ist.  Leider  giebt  auch  das  hand- 
schriftliche,  der  Redaction  durch  besondere  Güte  zugängige  sehr  genaue 
Verzeichniss  der  in  der  preussischen  Monarchie  begüterten  Glieder  gräf- 
hcher  Häuser  über  den  jetzigen  Majoratsbesitzer  v.  Blottnitz  Näheres  nicht 
an,  da  u«ler  den  Grafen  in  der  Provinz  Schlesien  nur  zu  lesen  ist:  Posa- 
dowski-Wehner,  Erben.  —  Vom  Grafen  Eduard  Adolph  leben  drei  Töchter, 
die  Gräfinnen:  Johanna,  Adele  und  Pauline,  verm.  Frau  v.  Stockhausen. 


GRAFEN  V.  POTULITZ-POTÜLICKI.  333 

Grafen  v.  Potiilitz-Potulicki. 

Besitz:  in  Wesipieussen  die  HeiTscIiaficn  Vandsburg  und  Zempelburg,  und  die  Güter  Roh- 
ling und  Swarozyn;  im  Grossherzogiiium  Posen  die  Herrsciiaften  Runowo  und 
SIesin  mit  den  Gütern  Gorozyn ,  Minikowo,  Neu-I'oluliiz,  Samsieczno  und  Goncar- 
zewo  elc. 


"Wappen:  im  goldenen  Schilde  eine  die  ganze  Breite  desselben  einneli- 
mende  rotiie  Burg  mit  drei  Zinnentluirmen  und  geöffnetem  Thor,  dessen  beide 
Fiügelthüren  nach  aussen  umgeschlagen  sind.  Vor  dem  Thore  steht  auf  grünem 
Rasen  ein  vollständig  gewappneter  Ritter  mit  aufgeschobenem  Visir,  welcher  mit 
der  Rechten  ein  Schwert  nach  oben  schwingt  und  die  Linke  in  die  Seite  stemmt 
(Haus  Grzymala).  Auf  dem  Schilde  erhebt  sich  ein,  mit  einer  Grafenkrone  gekrön- 
ter Helm,  auf  welchem  vor  einem  dichten  Pfauenwedel  die  drei  Zinnenthürme  der 
Burg  im  Schilde  stehen.  Die  Helmdecken  sind  golden  und  roth,  und  Schild,  Helm 
und  Helmdecken  umfliegt  nach  einigen  Abbildungen  ein  rother  mit  goldenen  Fran- 
sen besetzter  und  mit  Hermelin  gefütterter  Wappenmantel.  Diese  Beschreibung 
entspricht  der  im  Wappenbuche  der  preuss.  Monarchie  (I.  78)  gegebenen  Abbil- 
dung. —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  544)  setzt  auf  den 
gekrönten  Helm  die  ganze  Burg  des  Schildes,  doch  mit  geschlossenem  Thor,  und 
schmückt  den  mittleren  Zinnenthurm  mit  fünf  Pfauenfedern, 

Sehr  altes ,  zu  dem  bekannten  und  berühmten  Hause  Grzymala  gehö- 
rendes polnisches  Adelsgeschlecht.  Adalbert  v.  Grzymala,  Castellan  von 
Rogasen,  Herr  auf  Potulitz,  nahm  1506  von  dem  genannten  Gute  den  Na- 
men :  Potulicki  an.  Von  den  Nachkommen  desselben  sind  viele  zu  hohen 
Ehrenstellen  gelangt.  Nicolaus  v.  Potuhcki  war  1544  und  Johann  Jacob, 
gest.  1726,  Wojwode  von  Kujawisch-Brzesc ,  und  Joseph,  gest.  1734, 
Wojwode  von  Czerniechow.  Ein  Enkel  des  Letzteren,  Michael  v.  Potulicki, 
Herr  der  Herrschaften  Vandsburg  und  Zempelburg  und  der  Güter  Rohling 
und  Swarozyn,  so  wie  der  Herrschaften  Runowo  und  Slesin,  wurde  vom 
König  Friedrich H.  von  Preussen  28.  Aug.  1780  in  den  Grafenstand  erhoben: 
eine  Erhebung,  welche  das  Neue  Preuss.  Adelslexicon  an  zwei  Stellen  (Bd.L 
S.  48  und  Bd.  IV.  S.  49)  als  Anerkennung  des  Grafenstandes  giebt.  Graf 
Michael  war  mit  Elisabeth  Gräfin  Wodzicka,  einer  Tochter  des  Grafen  Elias 
Wodzicki,  Starosten  von  Krakau,  aus  der  Ehe  mit  Ludwika  Gräfin  Wielo- 


334  GRAFEN  V.   POTIILITZ-POTULICKI. 

polska,  verniälill,  und  hat  zwei  Sölino,  die  Grafen  Caspar  und  Casimir  Lud- 
wig Lucas  Guido  Ignaz,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Josepha  und 
Ursula  hinterlassen. 

Das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses  ist : 
CASPAR  Graf  v.  Polulitz-Poluhcki  —  älterer  Sohn  des  Grafen  Mi- 
chael —  verm  mit  Therese  Gräfin  Mielzynska.  Aus  dieser  Ehe  lehen  sechs 
Sühne  ,  die  Grafen  :  Michael  ,  Stanislaus  ,  Wladimir  ,  Joseph  ,  Anton  und 
Peter,  und  vier  Töchter,»  die  Gräfinnen:  C\tharina,  verm.  mit  dem  Grafen 
Alexander  Mielzynski  (s.  S.  246),  Maria,  Gabriele  und  Constantia.  —  Der 
Bruder  des  Grafen  Caspar  ist  Graf  Casimir  Ludwig  Lucas  Guido  Ignaz,  verm. 
in  erster  Ehe  mit  Marianna  Gräfin  Mielzynska  und  in  zweiter  mit  Barbara 
Gräfin  Wielopolska,  Besitzerin  der  Herrschaft  Bohrek  hei  Krakau.  Aus  der 
ersten  Ehe  stammt  Graf  Casimir  Adalhert,  Herr  der  HerrscJiaft  Slesin  mit 
den  Gütern  Gorzyn,  Minikowo,  Neu-Polulitz,  Samsieczno  und  Goncarzewo, 
k.  preuss.  Lieutenant  der  Artillerie  im  14.  Landwehr-Regiment.  Aus  der 
zweiten  Ehe  lehen  drei  Söhne,  die  Grafen  Ignaz,  Wladislaus  und  Franz, 
und  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Sophia,  Josepha  und  Therese.  —  Von 
den  beiden  Töchtern  des  Grafen  Michael  ist  Gräfin  Josepha  mit  dem  Senator- 
Castellan  des  Königreichs  Polen  Johann  Grafen  Wielopolski  und  Gräfin  Ur- 
sula mit  Stanislaus  Grafen  Roztworowski  vermählt. 


GRAFEN  V.  PÜTWOROWSKI.  335 

Grafen  v.  Potworowski  (Sieiiiio-Potwo- 

row8ki). 

Keformtrt.  |Jrfufjen. 

Cesitz:  im  Grossherzoglhum  Posen  die  llorrschanen  Deutsch  Presse  und  Gorzyce  im  Kreise 
Kosten;  die  Hiltergüter  Parzenczowo,  Kotusz,  Wablewo  und  Zielencin  im  Kreise 
Kosten  etc. 


Wappen:  quadrirlcr  Schild  mit  Mitlelschild.  Im  rotlien  Miltelschilde  ein 
silliernes ,  schwebendes  Kreuz,  welches  im  unleien  linken  Winkel  von  einem  sil- 
bernen W  l)egleilel  ist  (Haus  Dembno,  Stammvvappen).  1  und  4  in  Silber  zwei 
schwarze,  mit  goldenen  Kleeslcngeln  belegte  Adlerstlügel ;  2  und  3  in  Roth  ein 
mit  erhobenen  Vorderpranken  nach  rechts  vorschreitender,  goldener  Löwe.  Ueber 
der  Grafenkrone  stehen  drei,  mit  gräflichen  Kronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
trägt  die  Adlersflügel  des  1.  und  4.  Feldes,  der  mittlere  zwischen  zwei  von  Silber 
und  Roth  quer  mit  gewechselten  Tincturen  getheilten  ßüffelshörnern  das  Kreuz  des 
Mittelschildes  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  den  Löwen  des  2.  und 
3.  Feldes  stehend.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  silbern,  die 
des  mittleren  roth  und  silbern,  und  die  des  linken  Helmes  roth  und  golden,  und 
den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  mit  Grafenkronen  gekrönte  und  golden 
bewehrte  preussische  schwarze  Adler. 

Sehr  altes,  angesehenes,  aus  der  Wojwodscliaft  Kaiisch  stammendes 
polnisches  Adclsgeschlecht,  welches  zu  deiu  hekannten  Stamme  Demhno 
gehört.  Dohrogast  v.  Polworowski,  Landricliler  von  Kahsch,  unterzeichnete 
1569  als  Landhote  der  Wojwodschaft  Kaiisch  auf  dem  polnischen  Reichs- 
lage zu  Luhlin  die  Urkunde,  welche  die  Wiedervereinigung  Litlhauens  mit 
Polen  betraf,  und  um  dieselbe  Zeit  kommt  Georg  v.  Potworowski  als  Mar- 
schall der  polnischen  Landboten-Kammer  vor.  Durch  Annahme  des  refor- 
mirten  Glaubensbekenntnisses  verlor  später  die  Familie  einen  Theil  ihrer 
politischen  Rechte  und  erlangte  nicht  mehr  Staatsämter  und  Würden, 
kommt  also  seitdem  wenig  in  Urkunden  vor.     In  neuerer  Zeit,  unter  kön. 


330  GRAFEN  V.   PÜTWOROWSKI. 

preussischer  Regierung,  ist  aber  das  Geschlecht  von  Neuem  zu  hohem  An- 
sehen gelangt,  und  Johann  v.  Potworowski,  Herr  auf  Deutsch-Presse  im 
Kreise  Kosten,  seit  7.  Juni  1798  k.  preuss.  Kammerherr,  wurde  vom  König 
Friedrich  Williclm  lll.  von  Preussen  17.  Jan.  1816  in  den  preussischen 
Grafenstand  erhohen  und  1.  März  1817  zum  Präsident  des  Landgerichts  zu 
Fraustadt  ernannt.  Von  dem  Grafen  Johann  stammen  drei  Söhne ,  die  Gra- 
fen August,  gest.  19.  Nov.  1851,  Eduard  und  Adolph,  und  eine  Tochter, 
Gräfin  Alexandrine. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 
EDUARD  Graf  v.  Sienno-Potworowski  —  zweiter  Sohn  des  Grafen 
Johann  —  geb.  im  October  1792,  Herr  der  Herrschaft  Deutsch-Presse  und 
Gorzyce,  k.  poln.  Rittmeister  a.  D.  und  ehemal.  Prövinzial-Landlags-Mar- 
schall  des  Grossherzogthums  Posen,  verm.  22.  Nov.  1836  mit  Franziska 
V.  Lubowiecka,  Tochter  des  ehemal.  Präsidenten  des  Gouvernements  Lublin 
V.  Lubowiecki,  geb.  2.  Febr.  1818,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Roman, 
geb.  4.  JuH  1844,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Eleonore,  geb.  7.  Dec. 
1837,  und  Caroline,  geb.  22.  Oct.  1839,  stammen.  —  Der  Rruder  des 
Grafen  Eduard  ist  Graf  Adolph,  geb.  im  Januar  1802,  Herr  auf  Parzen- 
czevvo,  Kotusz,  Womblewo  und  Zielencin,  k.  preuss.  Kammerherr,  verm. 
1829  mit  Melanie  v.  Mielecka,  aus  welcher  Ehe  Graf  Alexander  und  Gräfin 
Melanie,  vermählte  Frau  v.  Nieszkowska,  entsprossen  sind.  —  Von  dem 
verstorbenen  Rruder  der  Grafen  Eduard  und  Adolph ,  dem  Grafen  August, 
k.  preuss.  Kammerherrn  und  Rittmeister  a.  D.,  leben  zwei  Töchter,  Gräfin 
Sophie,  verm.  mit  dem  k.  preuss.  General-Lieutenant  a.  D.  v.  Rockelmann, 
und  Gräfin  Ottilie.  Die  Schwester  der  genannten  drei  Rruder,  Gräfin 
Alexandrine,  ist  mit  Herrn  v.  Karczewski,  Herrn  auf  Dzierzanowo,  ver- 
mählt. 


GRAFEN  V.  RACZYNSKI.  337 

Grafen  v.  Raczyiiski 
(Xalenz  z  Ulaloszyna  i  Raczyna-Raezyiiski). 

Besitz  der  älteren  Linie:  die  Güter  Zennhoff,  Rothhoff  etc.  in  Cnrland.  Besitz  des  ersten 
Asts  der  jüngeren  Linie:  im  Grossherzogthum  Posen  die  Herrschaft  Woynowice  im 
Kreise  Bück;  die  Güter  Rogalin,  Miechlin  und  Jezewo  im  Kreise  Schrimm.  Besitz 
des  zweiten  Asts  der  jüngeren  Linie:  im  Grossherzogthum  Posen  die  Majoratsherr- 
schaft Obrzycko,  die  Rittergüter  Kiekrz  und  Wyszyn  etc.  im  Grossherzogthum  Posen, 
und  im  Königreich  Polen  die  Herrschaft  Grabow;  im  Königreich  Polen  das  Gut 
Przylek ;  in  österreichisch  Galizien  die  Herrschaft  Dembica  etc. 


"Wappen;  im  i-othen  Schilde  eine  silberne,  rund  gelegte  Kopfbinde,  deren 
Enden  unten  mit  einem  Knoten  zusammengezogen  sind  (Haus  Naiencz  IL).  Den 
Schild  bedeckt  eine  Grafenkrone  und  auf  derselben  steht  ein  mit  einer  gleichen 
Krone  gekrönter  Helm  mit  rotli-silbernen  Decken,  aus  welchem  eine  vorwärtssehende, 
weiss  gekleidete  Jungfrau  mit  lang  herabwallendem  blonden  Haar  zwischen  zwei 
Hirschgeweihen,  jedes  von  6  Enden,  emporwächst.  Dieselbe  hält  mit  jeder  Hand  das 
dritte,  nach  innen  stehende,  Ende  des  Geweihes.  Den  Schild  halten  zwei  auswärls- 
sehende  preussische  Adler,  und  die  Devise  ist:  Vitam  impendere  vero.  —  Die  Ge- 
weihe kommen  auch  mit  9  Enden  vor,  wo  dann  die  Jungfrau  das  fünfte  umfasst 
und,  statt  der  Adler,  halten  auch  wilde  Männer  den  Schild.  Nach  dem  Geneal. 
Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  557)  ist  der  Kopf  der  Jungfrau  verbunden. 

Sehr  alte  und  angesehene,  zu  dem  hekannten  Stamme  Nalecz  gehö- 
rende pohiisclie  Adelsfamihe,  aus  welcher  Gheder  im  Anfange  des  16.Jahr- 
hundei't  ni  der  Gegend  von  Wielun  unweit  Kalisz  mit  den  Dörfern  Raczyn 
und  Malyszyn ,  der  ehemals  festen  Burg  Ruda  und  den  Ortschaften  Okalew, 
Kopydlow,  Olewin ,  Stawek  etc.  angesessen  waren.  Dieselben  führten  da- 
mals wechselnd  die  Namen  Raczynski  und  Malyski,  oder:  de  Malyszyn,  Maly, 
so  dass  man  wohl  annehmen  kann,  dass  die  Träger  dieser  Namen  die, 
gleichfalls  zum  Stamme  Nalecz  gehörende  Familie  Szamotulski  Maly,  welche 
sich  in  die  Gegend  von  Wielun  gewendet,  fortgesetzt  haben.  Die  ununter- 
brochene Slammreilie  kann  von  der  Famihe  seit  1490  nachgewiesen  wer- 
IM,  22 


338  GRAFEN   V.   RA<;ZYNSKI. 

den,  doch  standen  nach  Urkunden  von  1419  und  1454  die  Gitter  Malyszyn 
und  Raczyn  schon  früher  dem  Geschlechte  zu.  —  Sigismund  (Zigismundusj 
V.  Raczyiiski,  gest.  1662,  Starost  von  Jasiniec,  kaufte  sich  hn  Anfange  des 
17.  Jahrhunderts  in  der  Gegend  von  Bromherg  mit  bedeutenden  Giltern  an 
und  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  Catharina  v.  Ilowiecka  vier  Söhne :  Johann, 
Franz,  Michael  und  Peter.  Johann,  Starost,  starb  in  Paris  ohne  Nach- 
kommenschaft; Franz  wurde  der  Stammvater  der  jetzigen  älteren  oder 
kurländischen  Linie,  Michael,  gest.  1738  als  VVojwode  von  Posen,  wurde 
Stifter  der  jetzigen  jüngeren,  oder  Posener  Linie,  und  die  Descendenz 
Peters  löste  sich  in  weibliche  Nachkommenschaft  auf. 

Was  die  neueren  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  anlangt ,  so 
hinterliess  Franz,  wie  angegeben,  Stifter  der  älteren,  kurländischen  Linie, 
aus  zweiter  Ehe  mit  Anna  v.  Heidenslein  einen  Sohn,  Sigismund,  welcher 
sich  mit  Magdalena  v.  Sedzicka  vermählte.  Der  Sohn  des  Letzteren,  Joseph, 
vermählte  sich  mit  Carohna  v.  Boiikowska ,  und  aus  dieser  Ehe  entspross 
ViNCENz,  jetziges  Haupt  der  älteren,  kurländischen  Linie.  —  Michael,  der 
Stifter  der  jüngeren,  Posener  Linie,  hatte  zwei  Söhne,  Victor  und  Leo. 
Von  Victor  stammte  nur  ein  Sohn,  Casimir,  gest.  1824,  General  von  Gross- 
polen, Kronmarschall  und  Starost,  welcher  zwei  Töchter  hinterliess ,  von 
welchen  die  eine,  Magdalena,  sich  mit  Michael  Fürsten  Lubomirski,  die  andere 
mit  Phihpp  Raczynski  vermählte.  Von  Leo,  Castellan,  General-Lieutenant, 
Regimentsinhaber,  Gouverneur  von  Elhnig  und  Starost,  entspross  ein  Sohn, 
der  eben  genannte  Philipp,  General-Major,  Regimenlsinhaber  und  Starost, 
welcher  aus  der  Ehe  mit  der  Tochter  des  Kronmarschalls  Casimir  Raczynski 
die  Söhne  Eduard  und  Athanasiüs  hinterliess.  Letzterer  lebt  (s.  unten).  Er- 
sterer,  Graf  Eduard,  geb.  2.  April  1786,  gest.  20.  Jan.  1845,  k.  preuss. 
Kammerherr,  Herr  von  Woynowice  etc.,  war  mit  Constantia  Gräfin  Potocka 
aus  der  Linie  Tulczyn  vermählt,  und  aus  dieser  Ehe  stammt  Graf  Roger 
(s.  unten). 

Der  Grafenstand  ist  vom  König  Friedrich  Wilhelm  HI.  von  Preussen 
im  Jahre  1804  in  der  Person  des  oben  genannten  Kronmaischalls  etc.  Ca- 
simir Raczynski  in  die  FamiHe  gekommen  und  später,  1824,  für  die  Grafen 
Eduard  und  Athanasiüs  etc.  bestätigt  worden. 

Der  jetzige  Bestand  der  Famihe  ist  folgender: 

Aeltere,  kurländische  Linie.  VINCENZ  Graf  Nalecz  z  Malos- 
zyna  i  Raczyna-Raczynski  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  geb.  22.  Jan. 
1771,  Erbherr  auf  Zennhoff  und  Rothhoff,  Comlhur  des  Malteser-Ordens, 
k.  russ.  Kammerherr,  verm.  mit  Wilhelmine  Freiin  v.  Lüdinghausen,  ge- 
nannt Wolft',  geb.  3./15.  Sept.  1788,  gest.  3./15.  Jan.  1852.  Die  drei 
Söhne  aus  dieser  Ehe,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Emilie,  geb.  6./ 18.  Juli 
1817,  verm.  mit  Alfred  Freiherr  v.  Lüdinghausen ,  genannt  Wolff,  Herrn 
auf  Jungfernhofl'  und  Sonnaxt,  sind  die  Grafen:  Wilhelm  Leopold,  geb. 
18./30.  Sept.  1809,  k.  russ.  Garde-Rittmeister  a.  D.,  Inspector  am  Gym- 
nasium illustre  zu  Mitau,  verm.  mit  Maria  Freiin  v.  Lüdinghausen,  genannt 
Wolff,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter  leben,  die  Gräfinnen  Adele,  geb. 
24.  Jan./5.  Febr.  1844,  und  Emilie,  geb.  29.  Juh/10.  Aug.  1847.  — 
Alexander  Eduard,   geb.   20.  Jan./l.  Febr.  1813,  k.  russ.  Oberst-Lieute- 


GRAKEIN   RKVICZKV   V.   RKVISNYE. 


339 


nant  a.  D.,  verm.  mit  Thecla  v.  Jarocka,  geb.  23.  Sept./5.  Oct.  1828, 
aus  welcher  Ehe  (Jraf  Casimir  Wladislaus,  geb.  26.  Sept. /8.  Ocl.  1847, 
stammt  —  und  Eduakd  Athanasms,  geb.  14./26.  Juni  1824,  k.  russ.  Marine- 
Lieutenant.  —  Die  beiden  Schwestern  des  Grafen  Vincenz  sind  die  Gräfin- 
nen :  Caroline  und  Therese,  verm.  mit  Victor  v.  Herrmann. 

Jüngere,  Posener  Linie.  ErsterAsl.  ROGER  Graf  Nalecz  z 
Maloszyna  i  Raczyna-Raczynski  —  Sohn  des  Grafen  Eduard  —  geb.  7.  Juli 
1820,  verm.  im  August  1850  mit  N.  N.  Gottschall,  gest.  im  April  1851. 
—  Z  w  e  i  t  e  r  A  s  t.  Graf  ATHANASIUS  —  jüngerer  Sohn  des  Philipp  Ra- 
czynski  —  geb.  2.  Mai  1788,  Majoratsherr  (mit  Virilstimme)  auf  Obrzycko, 
Herr  der  oben  genannten  betreffenden  Herrschaften,  k.  preuss.  w.  Geh. 
Ratli,  verm.  mit  Anna  Elisabeth  Fürstin  Radziwill,  Herrin  der  Herrschaften 
Grabow  in  Posen  und  Dembica  in  Gahzien.  Aus  dieser  Ehe  leben  ein  Sohn, 
Graf  Carl  Eduard,  gel).  19.  Aug.  1817,  und  eine  Tochter,  Gräfin  Therese, 
geb.  23.  April  1820,  verm.  30.  Juh  1840  mit  Johann  Nepomuk  Grafen 
Erdödy  (s.  S.  102j. 


Grafen  Reviczky  v.  Revisnye. 


Mati)0iifd). 


(Dejlerretd). 


In  Ungarn  begütert. 


"Wappen:  im  rothen  Schilde  auf  einem  grünen  Dreihügel  ein  gegen  die 
Rechte  auf  einem  weissen,  schwarz  gezäumten  und  roth  gesattelten  Pferde  galop- 
pirender,  geharnischter  Ritter  mit  offenem  Visir  und  silbernem  Helmbusch,  welcher 
in  der  Rechten  ein  Schwert  streitfertig  hält  und  oben  rechts  von  einem  silbernen, 
die  Sichel  auswärtskehrenden  Halbmonde,  links  von  einem  sechseckigen,  goldenen 
Sterne  beseitet  wird.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone,  und  über  derselben  steht 
ein    gekrönter   Helm,    welcher   drei    rothe  Rosen   mit  blättrigen  Stielen  trägt.     Die 

22* 


340  CRAFE>  REVICZKY  V.  REVISNYK. 

mittlere  tlerselben  ist  etwas  höher,  als  die  seitlichen.  Den  Schild  halten  zwei  ein- 
wärtssehende, goldene  Löwen,  und  das  Ganze  umfliegt  ein  Wappenmantel,  welcher 
mit  einer  gräflichen  Krone  bedeckt  ist.  Mit  diesen  Angaben  stimmen  Abdrücke 
von  Petschaften  der  Familie  überein,  nur  steht  auf  dem  Schilde,  anstatt  der  Gra- 
fenkrone, bisweilen  eine  sogenannte  alte  königliche  Krone.  Das  Geneal.  Taschenb. 
der  gräfl.  Häuser  (1849,  S.  538)  tingirt  den  Schild  braun,  und  giebt  an,  dass  der 
Ritter,  dessen  Helmbusch  roth  angegeben  wird,  „von  einem  silbernen  Mond  und 
silbernen  Sternen  übersäet  sei." 

Alle  und  angesehene  ungarische  Adelsfaniilie,  in  welche  nach  der  Mille 
des  vorigen  Jahrhunderls  der  Freiherren-  und  später  (s.  unlen)  der  Reichs- 
freiiierren-  so  wie  der  Grafenstand  gekommen  und  welche  im  vorigen  Jahr- 
hundert in  k.  k.  österr.  Kriegsdiensten  durch  den  Reichsfreiherrn  Johann, 
in  diesem  Jahrhundert  aher  in  k.  k.  österr.  Staatsdiensten  durch  das  jetzige 
Haupt  der  Famihe  sehr  berühmt  geworden  ist.  Die  Abstammung  des  ge- 
nannten Freiherrn  Johann  ist,  wie  die  unten  angeführte  Ahnentafel  ergiebt, 
von  den  Urgrosseltern  an  bekannt  —  die  früheren  genealogisclien  Verhält- 
nisse des  Geschlechts  liegen  aber  wohl  im  Dunkel  der  Vorzeil.  Es  muss 
nämhch  auffallen,  dass  der  sonst  so  sorgsame  und  so  mittheilende  Lehotzky 
die  Familie  Reviezky  allerdings,  und  zwar  unter  dem  Namen  Revitzki  (P.  II. 
p.  326)  aufführt,  doch  nur  ein  einziges  Glied  derselben,  den  Freiherrn  Carl, 
nennt.  Derselbe  lebte  früher  am  Hofe  des  Rischofs  zu  Neitra ,  reiste  dann 
mit  dem  kais.  Ablegaten  Polim ,  wurde  zu  Gesandtschaften  nach  Rerlin  und 
London  verwendet,  und  war  als  Sprachkenner  und  Sprachforscher  sehr  be- 
kannt. Als  letzterer  ist  er  auch  von  1767  — 1771  thätig  gewesen. 

Die  in  der  genealogischen  Literatur  vorliegende  Ahnentafel  der  Familie 
ist  die  der  Freiin  Judith  Reviezky,  und  aus  derselben  gehören  folgende 
Glieder  hierher:  Andreas  Reviezky  v.  Revisnye ;  Gemahlin:  Susanna  Hyav- 
niczky  de  Nagy-Selmecz.  —  Matthias  ;  Gemahhn :  Helene  Ockalicsany  de 
eadem.  —  Andreas;  Gemahlin:  Juliana  Nedeczky  de  Nedecz.  —  Johann 
Freiherr  Reviezky  v.  Revisnye,  k.  k.  General-Feldmarschall-Lieutenant ;  Ge- 
mahlin: Rosaha  Freiiu  v.  Pereny.  —  Judith,  geb.  8.  Sept.  1?53,  verm.  in 
erster  Ehe  mit  Emerich  Freiherrn  v.  Rrady  und  in  zweiter,  14.  Sept.  1773, 
mit  Carl  Albert  Fürsten  v.  Hohenlohe- Waidenburg- Schillingsfürst,  gest. 
14.  Juni  1796. 

Eine  andere,  der  Redaction  bekannt  gCAVordene  Ahnentafel  des  k.  k. 
Kämmerers  Carl  Freiherrn  Reviezky  v.  Revisnye  vom  Jahre  1770  enthäll 
folgende  Glieder :  Thomas  Reviezky  v.  Revisnye ;  Gemahlin :  Galharina  Müko. 
—  Johann;  Gemahhn:  Sophie  Okoliczany.  —  Alexander;  Gemahlin:  Helene 
Nedeczky.  —  Johann  Franz;  Gemahlin:  Anna  Maria  Darthodicsky.  -  Carl, 
Freiiierr.  —  Wie  an  eine  dieser  Ahnentafeln  Graf  Adam  (s.  unten)  anzu- 
schliessen  sei,  war  nicht  aufzufinden. 

Was  die  in  die  Familie  gelangten  Standeserhebungen  betrifft,  so  wurde 
zuerst  Carl  Emerich  Reviezky  v.  Revisnye  vom  Kaiser  Joseph  IL  26.  Nov. 
1770  in  den  ungarischen  Freiherrenstand  erhoben  und  bald  darauf,  im 
Jahre  1773,  kam  von  dem  genannten  Kaiser  der  Reichsfreiherrenstand  in 
der  Person  des  k.  k.  General-Feldwachtmeisters  Johann  v.  Reviezky  in  die 
Familie.  Die  Grafenwürde  wurde,  wie  das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl. 
Häuser  (1854.   S.   631)   annimmt,    1787   verliehen,   doch   ist   über  diese 


GRAFEN  V.  ROBIAINO. 


341 


Staiuleserhebung  und  über  die  Person  des  Erhobenen  Näheres  nicht  aufzu- 
finden, wohl  aber  ist  bekannt,  dass  der  unten  zu  erwähnende  Graf  Adam 
vom  Kaiser  Franz  1.  durch  Diplom  d.  d.  Wien,  9.  Sept.  1825  den  ungari- 
schen Grafenstand  erlialten  hat.  Auffallen  nmss  jedenfalls,  dass  das  Geneal. 
Taschenb.  der  gräil.  Häuser  die  Verleihung  des  Grafenstaudes  in  das  Jahr 
1787  setzt,  und  hinsichthch  der  Geschwister  des  Grafen  Adam  angiebt, 
dass  (hesell)en  freiherrhchen  Standes  sind,  was  nicht  sein  könnte,  wenn 
schon  der  Vater  in  den  Grafenstand  versetzt  worden  wäre. 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 
ADAM  Graf  Reviczky  v.  Revisnye,  geb.  23.  Mai  178G,  k.  k.  Kämme- 
rer, Slaalsminister  a.D.  und  vorm.  ausserord.  Gosandler  zu  Florenz,  Modena 
und  Lucca,  Obergespan  des  Borsoder  Gomitals,  Ehrenmitglied  der  Academie 
zu  Florenz,  verm.  24.  Mai  1-836  mit  Sido.me  Freiin  v.  Szumlanska.  Die  aus 
dieser  Ehe  stammende  Tochter,  Gräfin  Ada,  is(  1  838  ge])oren.  -  Die  Ge- 
schwister des  Grafen  Adam  sind  freiherrlichen  Standes. 


^otl)olifd). 


Grafen  v.  Robiano. 


NX" 


Wappen;  Schild  mit  Spitzen  quer  getlieilt ;  im  blauen  mit  drei  Spitzen 
dem  silbernen  Untertheil  eingefügten  Obertheil  drei  neben  einander  stehende  gol- 
dene Lilien.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone.  —  Nach  dem  Geneal.  Taschen- 
buch d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  637  —  639)  ist  bei  den  beiden  Linien  der  Familie 
die  Einfügung  mit  Spitzen  nicht  ein  und  dieselbe.  Die  Wappen  beider  Linien 
werden,  wie  folgt,  beschrieben:  A eitere  Linie.  Wappen:  Obertheil  blau  mit  drei 
goldenen  Lilien  und  in  drei  Spitzen  dem  unteren,  silbernen  Felde  eingefugt.  J  ü  n- 
gere  Linie.  Wappen:  Obertheil  blau  mit  drei  goldenen  Lilien  und  in  zwei  und 
zwei  halben  Spitzen  dem  unteren ,  silbernen  Felde  eingefugt.  Als  Wa[»pen-Devise 
des  zweiten  Zweiges  der  älteren  Linie,  des  Zweiges  Robiano-Borsbeck,  wird 
angegeben :  Fais  ce  que  dois,  Dieu  pourvoira. 

Sehr  alte  und  angesehene,  ursprünghch  lombardische  Familie,  welche 
sich  in  Mailand  niederhess ,  wo  dieselbe  schon  im  10.  Jahrhundert  vor- 
kommt. Walperlus  war  964  Judex  sacri  Palatii,  und  der  Sohn  desselben, 
Lanfraincus,  Herr  der  Herrschaft  Robiano,  einige  Meilen  von  Mailand,  nahm 


342  GRAFEN  V.   UOHIANO. 

von  dieser  Besitzung  den  Namen  de  Uobiano  an.  Derselbe  war  ebenfalls 
Richter  des  heiUgen  Palastes  und  Voigt  des  Kaisers  und  des  Königreichs 
Italien.  In  späterer  Zeit  finden  sich  viele  Glieder  des  Hauses  in  den  höch- 
sten Ehrenstellen  des  ganz  aristokratischen  Staates  Mailand,  und  durch  Ver- 
mählungen kam  das  Geschlecht  mit  den  ersten  und  bekanntesten  Familien 
Italiens  in  verwandtschaftliche  Verbindung.  —  Lancklot  III.  kam  jung 
unter  Kaiser  Carl  V.  nach  den  Niederlanden  und  vermählte  sicli  dort.  Der 
Sohn  desselben ,  Balthasar  I.,  Ritter,  warum  1606  General-Schatzmeister 
des  Erzherzogs  Albert  und  der  Erzherzogin  Isabellc,  und  von  1609  — 1014 
wurden  demselben  mehrci'e  diplomatische  Sendungen  überlassen.  Johann 
Anton  war  1746  Bischof  von  Ruremonde  und  Primat  von  Geldern,  und 
LuDW^iG  Franz  Graf  v.  Robiano,  Herr  von  Beyssem,  Bücken,  Assent,  Bonte- 
gem,  Bertinchamps  etc.,  wurde  1728  Rathsherr  im  höchsten  Rath  von 
Brabant,  1739  Geh.  Rath,  1749  StaatsraLli,  1750  regierender  Rathsherr 
im  höchsten  Rath  der  Niederlande  zu  Wien,  und  17  56  Kanzler  der  Herzog- 
thümer  von  Brabant  und  Limburg.  Von  Letzterem  stammen,  da  die  in  Ita- 
lien gebliebene  Linie  des  Hauses  1627  erloschen  ist,  alle  jetzigen  Glieder 
der  Famihe  ab.  Dieselbe  kann  übrigens  von  Mozzulus  v.  Robiano  an,  wel- 
cher 1260  geboren  wurde,  die  ununterbrochene  Stammreihe  urkundlich 
nachweisen,  auch  liegt  von  Mozzolus  hinauf  bis  zu  dem  oben  erwähnten 
Walpertus,  geb.  um  936,  die  Geschleciilsfolge,  bis  auf  bestimmte  Beweise 
für  einige  Glieder,  vor. 

Eie  Familie  blüht  jetzt  in  zwei  Linien,  einer  älteren  und  einer  jün- 
geren, von  welchen  die  ältere  in  drei  Zweige,  der  zweite  mit  dem  Zu- 
namen Robiano-Rorsbeck,  in  Folge  einer  Besitzung,  getheüt  ist.  Die  Häup- 
ter der  drei  Zweige  der  älteren  Linie  sind  Urenkel,  das  Haupt  der  jüngeren 
Linie  aber  der  Enkel  des  oben  genannf.cn  Grafen  Ludwig  Franz. 

Der  jetzige  Personalbestand  der  grällichen  Familie  ist  in  beiden  Linien 
folgender: 

A eitere  Linie:  Erster  Zweig.  LUDWIG  Johann  Anton  Maria  Josüph 
Graf  Robiano,  geb.  16.  Aug.  1807,  verm.  30.  April  1839  mit  Maria  Luisa 
Ida  Marquise  v.  BeaufFort,  aus  welcher  Ehe  Gräfin  Johanna  Luise  Josephine 
Franziska,  geb.  29.  Juh  1835,  stammt.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Ludwig 
ist  Graf  Moritz  Joseph,  geb.  26.  Sept.  1815,  verm.  1.  Mai  1843  mit  Maria 
Desir^e  Philippine  Friederike  Henriette  Gräfin  Hemricourt  v.  Grünne  — 
Tochter  des  Grafen  Joseph  Maria  Garlomann  (s.  Bd.  LS.  300)  —  geb. 
28.  Jan.  1817,  aus  welcher  Ehe  Graf  Philipp  Carl  Maria,  geb.  23.  Mai 
1844,  und  die  Gräfinnen  Maria  Sophie  Johanna  Carohne,  geb.  24.  Juni  1845, 
und  Alix  Maria  Angelica,  geb.  6.  Sept.  1846,  entsprossen  sind. 

Zweiter  Zweig.  Robiano-Rorsbeck  (s.  oben).  Graf  LUDWIG 
Franz  Maria  Joseph,  geb.  10.  März  1781,  verm.  19.  Sept.  1826  mit  Maria 
Amalia  Pauline  Clementine  Gräfin  zu  Stolberg- Stolberg  -  Tochter  des 
Grafen  Friedrich  Leopold  in  zweiter  Ehe  (s.  Bd.  IL  S.  521)  —  geb. 
12.  Aprd  1807,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  und  zwei  Töchter  leben,  die 
Grafen  Friedrich  Johannes ,  geb.  12.  Dec.  1827,  und  Alfred  Maria,  geb. 
30.  Mai  1829,  und  die  Gräfinnen:  Antonia  Theresia,  geb.  6.  Dec.  1831, 
und  Glotilde  Maria  Anna,  geb.  12.  Juni  1834. 


GRAFEN  V.  ROBIANO.  343 

Dritter  Zweig.  Graf  VICTOR  Joseph  Emaisuel  Maria,  geb.  2.  April 
1807,  verm.  in  erster  Ehe,  25.  Aug.  1831,  mit  Luise  Ernestine  Antoinette 
Vicomtesse  v.  Namur  v.  Elz^e  und  v.  Dhuy,  gest.  5.  April  1848,  und  in 
zweiter,  15.  Mai  1851,  mit  Maria  Elise  Gräfin  zu  Stolberg -Stolberg  — 
Tochter  des  Grafen  Andreas  Otto  Henning  (s.  Bd.  II.  S.  523)  —  geb. 
12.  Dec.  1826.  Aus  erster  Ehe  stammen  zwei  Söhne  und  acht  Töchter, 
die  Grafen  Alphons  Maria  Joseph  Ferdinand,  geb.  12.  Mai  1846,  und  Eugen 
Carl  Johann  Maria,  geb.  10.  März  1848,  und  die  Gräfinnen:  Victorine 
Maria  Aloysia,  geb.  6.  Oct.  1832,  Leopoldine  Aloysia  Maria,  geb.  21.  Dec. 
1833,  Maria  Isabella  Pauhne  Aloysia,  geb.  28.  Aug.  1835,  Eugenie  Maria 
Garohne,  geb.  22.  Febr.  1837,  Maria  Theresia  Aloysia,  geb.  16.  Oct.  1838, 
Leojntine  Maria  Franziska,  geb.  11.  Aug.  1840,  Luise  Maria  Adolphine,  geb. 
6.  Sept.  1842,  und  Clara  Maria  Marceline,  geb.  20.  Aug.  1844.  —  Der 
Bruder  des  Grafen  Victor,  Graf  Leo  Joseph  Maria,  geb.  11.  Juni  1808, 
Commandant  der  Cavallerie  der  Bürgergarde  zu  Brüssel,  hat  sich  10.  Juli 

1850  verm.  mit  Juliane  Luise  Ehsabeth  Marquise  v.  Sayve,  verw.  Freifrau 
V.  Snoy,  aus  welcher  Ehe  Graf  Xaver  Paskai,  geb.  20.  April  1851,  stammt. 
Die  Schwester  der  Grafen  Victor  und  Leo  ist  Gräfin  Franziska  Maria  Jo- 
sephe, geb.  9.  Nov.  I  820. 

Jüngere  Linie.  Graf  CARL  Maria  Franz  v.  Sales  —  Enkel  des 
Grafen  Ludwig  Franz  (s.  oben)  —  geb.  8.  Mai  1785,  verm.  4.  Mai  1825 
mit  Maria  Theresia  Amalia  Gräfin  zu  Stolberg -Stolberg  —  Tochter  des 
Grafen  Friedrich  Leopold  aus  zweiter  Ehe  (s.  Bd.  II.  S.  521)  —  geb. 
24.  Dec.  1805,  gest.  25.  Dec.  1843,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf 
Albert  Ludgerus  Joseph,  geh.  27.  Oct.  1836,  und  fünf  Töchter  leben: 
die  Gräfinnen  Caroline  Maria  Albertine,  geb.  24.  Dec.  1826,  verm.  25.  Febr. 

1851  mit  Joseph  Theodor  Grafen  zu  Stolberg-Stolberg  (s.  Bd.  IL  S.  524), 
Anna  Maria  Ernestine,  geb.  12.  Juh  1828,  Mathilde  Maria  Johanna,  geb. 
17.  Oct.  1831,  Pauline  Maria  Julia,  geb.  24.  Aug.  1833,  und  SopniE  Maria 
Luise,  geb.  25.  Juni  1835. 


344 


GRAFEN  V.   SAINT-GENOIS. 


Grafen  v.  8aiiit-Genoi8. 

jßatljolifd)  I3dgtert  unb  ©efterrcid). 

Besitz  der  niederländisclien  Linie:  die  Giafsclialten  Grandbreucq,  Ecauafle,  Frasnes,  Bui- 
senal,  Dergneaux,  Ilubennont,  Cleiieu,  Valrisart,  Petil-IIolay,  Du  Cliasieliet,  Sl.  Thieii, 
Giand-Wault ,  Haute -Boiicherie  und  Chaieiet  im  belgischen  Hennegau.  Besitz  der 
schlesischen  Linie:  die  Herrschaften  Paskau,  Kloster-Hradisch,  üollein,  I*iin,  Czei- 
lechowitz  und  die  Güter  Kozuschan  ,  Teiniczcck,  Wrbaiek  und  Zierotin  in  Mahren; 
die  Hcrrschal'ten  Ernsdorf,  Grosskunzendorf  und  Rzepisciilz  in  österr.  Schlesien, 
und  die  Herrschaften  Makow  im  Wadowitzer  Kreise  in  Schlesien. 


Wappen:  Schild  im  Schildeshaupte  mit  einem  unten  abgerundeten,  kleinen 
Schilde  belegt.  Im  rothen  Schilde  ein  silbern  eingefasstes  blaues  Andreaskreuz 
mit  einer  goldenen  Rose  in  der  Mitte  und  von  vier  gleichen  Rosen  in  den  Win- 
keln begleitet.  Im  silbern  eingefassten  blauen  Schilde  des  Schildeshauptes  drei 
Roggenbrote  und  sechs  Waizenbrote  (3,  3,  3).  Die  Roggenbrote  stehen  in  der 
Mitte,  die  Waizenbrote  oben  und  unten.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone.  Auf 
derselbeit  steht  ein  gekrönter  Helm,  welcher  zwischen  einem  offenen  schwarzen 
Adlersfluge  einen  grünblälterigen  Stengel  mit  zwei  silbernen  Maiblumen,  eine  rechts, 
die  andere  links,  trägt.  Helm  und  Schild  uiTifliegt  ein  rotlier  Wappenmantel  mit 
goldenen  Fransen,  und  den  Schild  halten  zwei  einwiirtssehende  goldene  Löwen, 
welche  in  der  freien  Vorderpranke  Fahnen,  belegt  mit  den  Schildesbildern,  ohne 
den  Schild  mit  den  Broten,  halten.  —  Das  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1848, 
S.  554)  beschreibt  dagegen  das  Wappen,  wie  folgt:  in  Roth  ein  blaues  Andreas- 
kreuz mit  einer  silbernen  Rose  in  der  Mitte  und  von  vier  dergleichen  Rosen  in 
den  Winkeln  begleitet,  und  oben  rechts  ein  blaues  Freiviertel,  worin  drei  Roggen- 
brote und  sechs  Waizenbrote,    3,  3,  3,  jene  in  der  Mitte,    diese  oben  und  unten. 

Eins  der  ältesten  belgischen  Geschlechter,  welches  den  Namen  von 
einer  Burg  angenommen  hat,  welche  sich  früher  in  der  Grafschaft  Henne- 
gaii,  unweit  der  Scheide,  zwischen  Courtray  und  Tournay,  mitten  in  einem 
kleinen  See  erhob.    Die  in  der  kais.  Slaatscanzlei  zu  Wien  1786  geprüften. 


GRAFEN  V.  SAINT-GENOIS.  345 

die  Familie  betreffenden  Urkunden  ergeben,  dass  das  Geschlecht  seit  700 
Jahren  mit  Auszeichnung  unter  dem  alten  Adel  genannt  worden  ist.  Die 
ununterbrochene  Stammreihe  beginnt  mit  Johann ,  Ritter  von  Saintgenois, 
um  das  Jahr  1280,  dessen  Ahnenprobe  im  Gapitel  zu  Dönain  abgelegt 
wurde.  Johann  III.  begleitete  den  Herzog  von  Burgund  auf  einem  Kreuz^ 
zuge,  und  erhielt  die  Vermehrung  seines  Wappens  mit  dem  St.  Andreas- 
kreuze. Simon  I.,  um  1422  königl.  franz.  Geh.  Ralh,  Kämmerer  und  Ge- 
sandter am  englischen  Hofe,  später  Oberst -Hofmeister  der  Konige  von 
Frankreich  Carl  VII.  und  Ludwig  IX.,  leistete  dem  Hause  Oesterreich ,  in 
Bezug  auf  die  Nachfolge  in  die  burgundischen  Staaten,  besondere  Dienste, 
und  wurde  daher  1464  vom  Kaiser  Friedrich  III.  mit  seiner  Nachkommen- 
schaft in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben,  und  vom  Kaiser  Maximilian  I. 
zum  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Gesandten  ernannt.  Durch  Simons 
Söhne,  Arnold  IV.  und  Johann  bildeten  sich  zwei  noch  jetzt  blühende 
Linien  des  Geschlechts:  die  niederländische  und  die  seh  lesische, 
oder  Österreichische  Linie.  Aus  der  von  Arnold  IV.,  gest.  1586,  ge- 
stifteten niederländischen  Linie  wurde  des  Stifters  Enkel,  Carl  Franz, 
vom  König  Philipp  IV.  von  Spanien  als  damaligen  Beherrscher  der  Nieder- 
lande mittelst  Diploms  d.  d.  Madrid  9.  Oct.  1655,  unter  Erklärung  der 
Herrschaften  Grandbreucq  und  Ecanafle  zur  Grafschaft,  in  den  Grafenstand 
erhoben,  und  der  Neffe  desselben,  Nicolaus  Franz  VII.,  Reichsfreiherr  zu 
Saint-Genois,  wurde  als  Erbe  auf  Grund  dieses  Diploms  durch  einen  Maje- 
stätsbrief vom  April  1676  in  den  Grafenstand  eingesetzt.  —  Die  von  Johann 
gegründete  zweite  oder  jüngere  Linie  hat  durch  des  Stifters  Enkel,  Philipp, 
den  Namen  der  seh  lesischen,  jetzt  österreichischen  Linie  erhalten. 
Letzterer,  gest.  29.  Nov.  1684,  machte  sich  nämhch  nach  Beendigung  des 
30jährigen  Krieges  in  Schlesien  ansässig,  und  zwar  mit  den  Gütern  Bazano- 
witz,  Bukowetz,  Dobraczitz,  Domaslowitz,  Koniakau,  Kotuw,  Ropitz,  Trze- 
niecz,  Suchau,  Zukau  etc.  Von  den  Nachkommen  desselben  wurde  Philipp 
Ludwig  X.,  Reichsfreiherr  v.  Saint-Genois  —  Urenkel  des  Philipp  —  vom 
Kaiser  Franzi,  von  Oesterreich  25.  Jan.  1827  in  den  Grafenstand  des 
österreichischen  Kaiserstaats  erhoben. 

Der  jetzige  Bestand  des  gräflichen  Hauses  in  beiden  Linien  ist  fol- 
gender : 

Niederländische  Linie.  Graf  RUDOLPH  XH.,  Reichsfreiherr 
V.  Saint-Genois,  geb.  1790,  Herr  der  obengenannten,  der  niederländischen 
Linie  zustehenden  Herrschaften  etc.,  k.  k.  Oberst  in  d.  A.,  verm.  mit  Char- 
lotte V.  Lackenau,  geb.  23.  Juni  1800,  gest.  16.  April  1830.  Die  beiden 
Töchter  desselben  sind  die  Gräfinnen:  Ernestine,  geb.  16.  Oct.  1824,  und 
Caroline,  geb.  6.  April  1830. 

Oesterreichische  Linie.  Graf  PHILIPP  Ludwig  X.,  Reichsfrei- 
herr V.  Anneaucourt,  geb.  5.  April  1790,  Herr  der  Herrschaften  Paskau, 
Kloster-Hradisch ,  DoUein,  Ptin,  Czellechowitz  und  der  Güter  Kozuschan, 
Teiniczek,  Wrbatak  und  Zierotin,  der  Herrschaften  Ernsdorf,  Gross-Kunzen- 
dorf  und  Rzepischtz  und  der  Herrschaft  Makow  (s.  oben) ,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  20.  Sept.  1810  mit  Johanna  Freiin  v.  Trach.  Aus  dieser  Ehe  stammt, 
neben  einer  Tochter,  Gräfin  Maria  Alexandrine  ,  geb.  3.  JuH  1820,  verm. 


346 


GRAFEN   V.  LAMEZAN-SALOS 


16.  Febr.  1841  mit  Heinrich  Grafen  v.  Demblin,  Marquis  de  Ville  und  Baron 
de  Canon,  ein  Sohn:  Graf  Moritz  Johann  Nepomuk,  geb.  22.  März  1816, 
k.  k.  Kämmerer  und  Gubernial-Secrelair,  venu,  in  erster  Ehe  20.  April 
1842  mit  Luise  Gräfin  v.  Wallis  —  Tochter  des  Grafen  Maximilian  zweiter 
Linie  (s.  Bd.  II.  S.  639),  geb.  4.  Juh  1821,  gest.  5.  Febr.  1843,  und  in 
zweiter  14.  April  1846  mit  Gabriele  Eleonore  Josephe  Gräfin  v.  Stolberg- 
Stolberg  —  Tochter  des  Grafen  Christian  Ernst  und  Schwester  des  Grafen 
Günther  (s.  Bd.  II.  S.  523)  —  geb.  26.  Aug.  1827.  Aus  der  ersten  Ehe 
stammt  Graf  Philipp  Ernst  Moritz,  geb.  16.  Jan.  1843,  aus  der  zweiten, 
neben  Gräfin  Anna,  geb.  23.  Jub  1850,  Graf  Ernst  Moritz  Günther  Max, 
geb.  6.  Febr.  1852. 


Grafen  v.  liamezaii-Saliiis. 

Jßatl)0ltfjd).  iTvanlirctd)  unö  ©ejlcrretd). 

Besitz:  in  Frankreich  Beaulieu  nächst  Mirande  im  Deparlemenl  du  Gers. 


Wappen;  quadrirter  Scliild:  1  und  4  in  Blau  ein  silherner  Tiiurni  mit 
blauem  Thore  und  2  Fenstern,  über  dessen  drei  Zinnen  ein  nackter,  mit  dem 
Ellenbogen  links  gewendeter,  gekrümter  Arm  hervorragt,  welcher  eine  goldene 
Lilie  in  die  Höhe  hält;  2  und  3  in  Kolh  ein  silberner  Sparren,  welcher  oben  von 
zwei  mit  den  Sicheln  nach  oben  gekehrten,  silbernen  Halbmonden,  der  eine  rechts, 
der  andere  links,  und  unten  von  einem  silbernen  Doppelkreuz  begleitet  ist.  Ueber 
dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärlssehende, 
goldene  Löwen, 

Sehr  altes  französisches,  ursprünghch  aus  der  Grafschaft  Cominges  in 
der  Provinz  Guyenne  stammendes  Geschlecht,  welches  sich  frühzeitig  bis  in 
die  Gascogne  ausdehnte,  in  derselben  schon  im  14.  und  15.  Jahrhundert 
reich  begütert  war,  die  Grafenwürde  im  Aeltesten  vererbte,  und  später  sich 
auch  in  Lothringen,  Deutschland  und  Italien  verbreitete.  Als  unter  der  Re- 
gierung des  letzten  Valois  die  Provinz  Languedoc  von  den  Protestanten  ver- 
heert und  die  Hauptstadt  Toulouse  belagert  wurde,  eilte  ein  Graf  v.  Lame- 


GRAFEN  V.  LAMEZAN-SALINS.  347 

zan  mil  1000  Mann  eigener  Trupj)en  den  Belagerten  zu  Hilll'e  und  redete 
seinem  König  das  Leben.  Seitdem  wurde,  wie  Cast  (Histor.  und  Geneal. 
Adelsbuch  des  Grossherzogthums  Baden,  S.  27  5)  angiebt,  ein  redendes 
Wappen,  welches  den  Hauptschild  bei  allen  noch  blühenden  französischen 
und  deutschen  Linien  dieses  Hauses  bildet,  und  welches  in  einem  silbernen 
Festungsthurme  mit  Schiessscliarten  in  blauem  Felde,  aus  welchem  Thurme 
ein  entblösster,  mit  der  Hand  eine  goldene  Lihe  in  die  Höhe  haltender,  ge- 
bogener Mannsarm  emporsteigt,  von  einer  Grafenkrone  bedeckt  und  von 
zwei  riickwärtssehenden  Löwen  getragen,  besteht,  statt  des  bisherigen 
Stammwappens :  (piadrirter  Schild ;  l  und  4  in  Blau  ein  goldener  Löwe, 
2  und  3  in  Blau  eine  silberne  Hand,  welche  im  dritten  Felde  roth  gemosirt 
ist,  eingeführt.  —  Die  ununterbrochene  Stammreihe  des  Geschlechts  ist 
von  Arnold  de  Lamezan  an,  welcher  1231  urkundlich  vorkommt,  nachzu- 
weisen. Der  zweite  Sohn  des  Matthäus  v.  Lamezan,  Enkels  vom  Urenkel 
des  genannten  Arnold,  Yzarn  v.  Lamezan  wurde  Stifter  der  jüngeren, 
noch  jetzt  blühenden  zweiten  Linie  dieses  Hauses,  welche  von  einer  an  das 
Stammgut  grenzenden  Besitzung:  Lamezan-Juncet  genaunt  wurde.  Mit 
den  Söhnen  Baptists,  Enkels  des  Yzarn,  Bernhard  und  Johann  Baptist  IL, 
theilte  sich  die  jüngere  Linie,  oder  die  Linie  Lamezan-Juncet  in  zwei  Aeste, 
in  den  Gas  CO  gni  sehen  und.  in  den  Lothringischen  Der  gascog- 
nische  erlosch  im  Mannsstamme  1742  mit  Johann  v.  Lamezan,  welcher  nur 
fünf  Töchter  hinterhess.  Der  Stifter  des  lothringischen  Zweiges,  Johann 
Baptist  IL,  wurde  für  ausgezeichnete  Kriegsdienste  mit  ansehnlichen  Be  - 
Sitzungen  in  Lothringen  belohnt,  und  der  Enkel  desselben,  Franz,  Herr  auf 
Juncet  etc.,  bekam  1665  durch  Vermählung  mit  Magdalena  v.  Salins  sehr 
bedeutende  Güter,  wodurch  der  älteste  seiner  Söhne,  Heinrich  Nicolaus, 
bestimmt  wurde,  den  Namen  und  das  Wappen  seiner  Mutter  sich  beizulegen 
und  als  Aeltesler  der  lothringischen  Linie  die  Grafenwürde  anziihehmen,  in 
welcher  er  auch  vom  Herzog  Leopold  von  Lolhringen  25.  April  1709  be- 
stätigt wurde.  Graf  Franz  ist  nicht  blos  als  Gründer  der  jetzt  in  Oester- 
reich  und  Italien  blühenden  gräflichen  Linien  des  Hauses  anzusehen,  in  so- 
fern die  beiden  ältesten  Söhne,  Carl  Gajetan  und  Ludwig  Dieudonne,  als 
Herzog  Franz  v.  Lothringen  den  kaiserlichen  Thron  bestieg,  diesem  folgten, 
Ersterer  nach  Deutschland ,  Letzterer  nach  Itahen ,  wo  die  Nachkommen 
derselben  als  Grafen  v.  Lamezan  und  v.  Salins ,  oder  auch  nur  als  Grafen 
Salins  jetzt  vorkommen ,  sondern  auch  als  Erhalter  des  gascognischen  Ur- 
stammes,  insofern  der  dritte  Sohn,  Johann  Michael,  die  kaiserlichen  Dienste 
verhess,  um  sich  mit  Margaretha,  der  ältesten  von  den  fünf  Töchtern  des 
oben  erwähnten,  1742  verstorbenen  Johanns  v.  Lamezan,  letzten  Manns- 
sprossen der  gascognischen  Linie,  zu  vermählen.  Aus  dieser  Vereinigung 
beider  Linien  hat  sich  ein  anderer  Zweig:  Lamezan-Juncet-Salins  gebildet, 
welcher  in  der  Gascogne  fortgetrieben  hat  und  jetzt  auf  den  Grafen  Leon 
(s.  unten)  beruht.  —  Der  zweite  Sohn  des  oben  angeführten  Franz,  Herrn 
auf  Juncet,  Adrian  v.  Lamezan ,  Bruder  des  Heinrich  Nicolaus,  kam  auf  sei- 
nen Kriegszügen  nach  Deutschland,  vermählte  sich  1694  mit  Catharina 
V.  Mahr,  Erbin  der  Castellanei  Mahr  bei  Wassenberg,  und  verpflanzte  somit 
die  Marisbois-Lothringische  Linie  des  Hauses  Lamezan  in  die  Bheingegenden 


348  GRAFEN  V.   LAMKZA>-SALIi>S. 

Deutschlands,  wo  sie  noch  jetzt  ansässig  ist  und  als  Jilhch-Bergsche  Linie 
bUilit.  Dieselbe,  welche  Baden  angehört,  führt  den  Freiherrentitel,  und  der 
alte  französische  Adel  derselben  ist  vom  Kurfürst  Maxiuiiliiin  Joseph  von  der 
Pfalz  als  Reichsverweser  1745,  unter  Einverleibung  in  den  deutschen 
Reichsadel  und  alten  Ritterstand,  anerkannt  worden.  Das  betreffende  Di- 
plom ist  für  den  w.  kurpfälz.  Regierungsrath  Adkian  Georg,  geb.  1706, 
gest.  1748,  ,, wegen  seiner  Verdienste  um  das  kurpfalzische  Arcliiv  und 
wegen  seiner  ausnehmenden  Wissenschaften,  Gelehrtheit  und  Erfahrenheit" 
ausgefertigt. 

Der  jetzige  Bestand  der  hierher  gehörenden  beiden  gräflichen  Linien 
des  Hauses  Lamezan  ist  folgender : 

Oesterreic bische  Linie.  Nachkommen  des  Johann  Grafen  Laine- 
zan-Salins,  geb.  15.  Sept.  1795,  gest.  20.  Dec.  1835,  k.  k.  Landraths  in 
Prag,  aus  der  Ehe  mit  Franziska  Seraphina  v.  Lhotsky,  verm.  16.  Mai  1S26, 
jetzt  Wittwe: 

Graf  JOHANN  Nkpomuk,  geb.  13.  März  1831.  —  Die  drei  Brüder  des- 
selben sind:  Graf  Ferdinand,  geb.  28.  Febr.  1833,  Hugo,  geb.  2.  Oct.  1834, 
und  Graf  Eduard,  geb.  28.  Aug.  1835. 

Französische  Linie.  LEON  Graf  Lamezan-Sahns,  geb.  10.  April 
1788,  vorm.  k.  franz.  Olierst  und  Gominaudant  im  Geniecorps. 


UBAl'EiN  SANDOll  V.   SZLAWNICZA. 


349 


Cwrafen  Sandor  v.  Szlawnicza. 

M(iU)oi\fd),  ©eflen-etd). 

Besitz:    in  Ungarn  die  Herrscliaften  Rjijna  ,  Bia,  Both  und  Bärö. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein,  aus  einer  auf  drei  grünen  Hügeln  ru- 
henden goldenen  Krone  aufwachsender,  rechlsgekehrter  Hirsch  von  natürlicher  Farbe 
mit  Oendigem  goldenen  Geweihe,  welcher  im  Maule  einen  grünen  Eichenzweig 
hält,  und  dessen  Hals  vom  Rücken  aus  schrägrechts  nach  vorn  und  oben  mit  einem 
rothgefiederten  IMcile  durchschossen  ist.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf 
welcher  sich  drei  gekrönte  Helme  erheben.  Der  rechte  und  linke  Helm  tragen 
einen  schrägeinwärls  gestellten  schwarzen  Adlersfuss  mit  goldener  Klaue,  und  auf 
dem  mittleren  Helme  wiederholt  sich  das  Wappenbild  des  Schildes.  Die  Helm- 
decken sind  rechts  rofh  und  silbern,  links  blau  und  golden,  und  den  Schild  hal- 
ten zwei  auswärtssehende  schwarze  Adler.  —  Nach  Lehotzky  zeigt  das  Wappen  der 
Familie  einen,  aus  einem  dreifachen  Felsen  aufsteigenden  Hirsch,  durch  dessen- 
Hals  ein  Pfeil  geschossen  ist,  und  welcher  in  den  Vorderpranken  drei  Kosen  hält. 
Der  Krone  auf  dem  Felsen  geschieht  keine  Erwähnung.  Die  Variante :  Rosen  an- 
statt des  Eichenzweiges,  ist  nicht  zu  schnell  von  der  Hand  zu  weisen. 

Sehr  alle,  angesehene,  schon  gegen  Ende  des  14.  und  im  15.  Jahr- 
hundert in  Ungarn  reich  begüterte ,  und  in  der  Landesgeschichte  oft  ge- 
nannte Adelsfamihe ,  welche  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  den  Frei- 
herren- und  in  der  zweiten  üjüfte  desselben  den  Grafenstand  (s.  unten) 
erlangt  hat.  Lehotzky  hat  (II.  p.  349,  350)  die  Famihe  besprochen,  doch 
mit  dem  Bemerken,  dass  er  Mehreres  auf  die  Supplemente,  welche  (s.S.  24) 
nicht  ersdiienen  sind,  verspare.  Aus  den  Angaben  des  genannten  Schrift- 
stellers geht  hervor,  dass  die  Familie  in  mehreren  Linien  und  mit  verschie- 
denen Prädicaten  vorgekommen  ist.  Zuerst  werden  die  Sandor,  früher  ge- 
nannt Czibak  de  Baba  Sz.  Peter  im  Batscher  Comitate  (1422),  de  Rhede 
(1480),  de  Varos  Dobos  im  Szaboltscher  Comitate  und  de  Szucha  (1396 


350  GKAFEIN   S.\.MK)U   V.   SZLAW.MCZA. 

angeführt,  und  dann  folgen  die  Sandor  de  Kisdi,  in  deren  Besitz,  nach  dem 
Peter  Tykul,  Kir;Uylialnia  und  Galatli  gelangte,  die  Sandor  de  Matzfalva  im 
Eisenburger  Coniitale,  welche  als  Condivisionales  der  Familie  Nadasd(  1675) 
bezeichnet  werden  und  die  jetzigen  Sandor  de  Szlavnilza  im  Neitraer  Co- 
milate.  Aus  letzterer  Linie  siedelte  sich  1422  Caspar,  Johanns  Sohn,  nach 
Selye  im  Presshurger  Gomitate  über,  und  Johann,  Protonotar  des  Palatins, 
war  1621  Deputirter  bei  dem  Nikolsburger  Friedensschlüsse.  Ein  anderer 
Caspar  erhielt  1706  den  Freiherrenstand,  und  der  Bruder  desselben,  oder 
ein  Nachkomme,  Adalbert,  1724  V.  Comes  des  Neitraer  Comitats.  Die  Ab- 
stammung des  Freiherrn  Caspar  giebt  Lehotzky  in  absteigender  Linie,  wie 
folgt:  Caspar  sen.,  —  Franz,  —  Johann,  —  Caspar,  —  Martin,  —  Alexan- 
der, —  Thomas,  genannt  Bechech  de  Kaszsza  (1430).  Von  Franz,  einem, 
nach  Forgcich  (Hist.  p.  62),  an  Tapferkeit  und  Gemülh  ausgezeichneten 
Feldherrn,  welcher  1552  bei  Filek  gefangen  wurde,  stammten  die  Luken- 
ser,  von  dem  Bruder  desselben,  Emerirh,  aber  die  Sztricenser.  Soweit 
gehen  Lehotzky's  Angaben. 

Ausser  der  von  Letzterem  gegebenen  Stammreihe  finden  sich  in  der 
Genealogischen  Literatur  noch  zwei  die  Familie  betreffende  Ahnentafeln  vor. 
Die  erste  derselben  —  die  zweite  folgt  unten  —  ist  nachstehende :  Thomas 
Bechich  de  Kasza,  welchem  1456  vom  König  Ladislaus  Posthumus  als  Do- 
nation die  Besitzung  Szlavnicza  im  Temescher  Gomitate  ertheilt  wurde 
(Lehotzky's  Angaben  weichen  [s.  oben]  mehrfach  ab).  —  Sandrimus  (Alexan- 
der Szlavanicza),  dessen  ungarischen  Taiifuamen:  Sandor,  die  Nachkommen- 
schaft als  Familienname  annahm;  könmit  1472  vor  —  Marlin,  —  Johann; 
Gemahlin:  Calharina  Solyom  de  Kolon  —  Ladislaus,  1530  verm.  mit  Elisa- 
beth de  Tükes-Ujfalu,  —  Ladislaus  (nach  der  unten  gegebenen  Ahnentafel: 
Melchior);  Gemahlin:  Eva  Kerekes,  —  Melchior;  Gemahlin:  Johanna  (in- 
basoczi,  —  Michael,  Freiherr;  Gemahlin:  Therese  Bajthay  de  eadeni,  — 
Anton,  Graf;  Gemahlin:  Esther  Gräfin  Viczay. 

Der  erbländisch-österreichische  Grafenstand  ist  vom  Kaiser  Joseph  IL, 
nach  Megerle  v.  Mühlfeld  (S.  28),  im  Jahre  1778,  nach  Anderen  27.  Aug. 
1787  in  dieFamihe  gekommen,  und  das  Diplom  ist  für  Anton  Freiherrn  San- 
dor v.  Szlawnicza,  k.  k.  Kämmerer  und  Hofrath,  ausgestellt.  Die  Abstam- 
mung des  Letzteren  ergiebt  eine  andere  Ahnentafel  der  Familie  mit  nach- 
stehenden Gliedern:  Michael  V.  Sandor  de  Szlawnicza;  Gemahlin:  Eva  v.  Ke- 
rekes. —  Melchior,  Freiherr  v.  Sandor  de  Szlawnicza.  —  Michael; 
Gemahlin:  Theresia  v.  Bathay  de  eadem.  —  Anton,  Graf  v.  Sandor  de  Szlaw- 
nicza ;  Gemahlin :  Esther  Gräfin  v.  Vicsay  de  Loos  et  Hedervara.  -  Vincenz, 
Herr  in  Both  und  Baina,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  16.  Aug.  1770  mit  Maria 
Anna  Gräfin  v.  Szapary,  geb.  21.  Oct.  17^ 

Der  jetzt  bekannte  Bestand  des  gräflicnen  Hauses  ist,  doch  fehlt  wohl 
zum  genauen  Anschluss  an  die  zuletzt  gegebene  Ahnentafel  das  letzte 
Glied,  folgender: 

MOBITZ  Graf  Sandor  v.  Szlawnicza,  geb.  23.  Mai  1805,  Erbherr  der 
Herrschaften  Bajna,  Bia,  Both  und  BAr6  in  Ungarn,  k.  k.  Kämmerer,  verm. 
8.  Febr.  1835  mit  Leontine,  Tochter  des  Fürsten  Clemens  Wenzel  Lothar 
V.  Metternich-Winneburg  aus  erster  Ehe  mit  Maria  Eleonora  Fürstin  v.  Kau- 


GRAFEN  V.  SAllRAl 


3r>i 


nilz,  geb.  18.  Juni  1811,  Besitzerin  der  mit  tlen  Giltern  Wilzomnierzitz 
und  Dieditz  vereinten  Herrschaft  Kojetein ,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochler, 
Gräfin  Pauluse  Eleonore,  geb.  2G.  Febr.  1836,  lebt.  —  Die  Schwester  des 
Grafen  Moritz,  Grätin  Wilhelmine,  geb.  5.  Sept.  1801,  hat  sich  mit  dem 
k.  k.  Kämmerer  und  w.  Geh.  Rath  Joseph  Albert  Grafen  Festetics  v.  Tolna 
(s.  S.  119)  vermählt. 


Grafen  v.  Saurau. 

^atl)0ltfd). 


(Weiblicher  Stamm.) 
((^efitrxtiö;). 


Besitz:  in  Steiermark  die  Güter  Frauenlieim,  Klein-Sölk  und  Friedslein,  und  in  Ungarn  im 
Teraesser  Comilaie  die  Güter  Merczvdorf  und  Zsadany. 


Wappen:  Schild  zweimal  der  Länge  nach  und  einmal  quer  getheilt,  sechs- 
felderig,  mit  Miltelschild.  Miltelschild  quadrirt :  l  und  4  in  Roth  eine  aufsteigende 
silberne,  etwas  eingebogene  Spitze;  2  und  3  in  Gold  eine  goldengekrönte,  vor- 
wärtsgekehrte,  schwarze  Eule,  mit  ausgebreiteten,  doch  spitzigen,  fledermausartigen 
Flügeln,  und  an  den  Füssen  dergestalt  verslümmelt,  dass  dieselben  fasst  ganz  feh- 
len (Wappen  der  Freiherrn  v.  Saurau  nach  v.  Meding,  III,  S.  558).  Hauptschild: 
1  und  3  in  Silber  drei  schwarze,  schrägrccüte  Balken;  2  und  5  in  Roth  ein 
schwarzer,  dreifacher  Hügel,  aus  welchem  drei  grüne  längliche  Blätter  an  ihren 
Stielen  hervorsprossen,  und  4  und  6  in  Silber  ein  blauer  einwärtsgekehrter  Löwe. 
Ueber  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
drei,  mit  goldenen  Herzen  bestreute,  schwarze  Straussenfedern ;  auf  dem  mittleren 
steht  ein  rother,  mit  silbernem  üeberschlage  versehener  Spitzhut,  welcher  oben 
abgestumpft  und,  wie  eine  Säule,  mit  einem  Gesimse  oder  einem  Capital  be- 
setzt ist,  aus  welchem  drei  silberne  Straussenfedern,  von  welchen  die  niittlere  auch 
roth  angegeben  wird,  hervorgehen  ;  der  linke  Helm  trägt  einen  rothen,  die  Sachsen 
rechtskehrenden  Adlersflügel,  welcher  mit  der  silbernen  Spitze  des  I.  und  4.  Fel- 
des des  Mitlelschildes  belegt  ist.     (Rechter  und  linker  Helm  gehören  zum  freiherr- 


352  GRAFEN  V.  SAURAU. 

liehen  Wappen).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die 
des  niilll(Ten  rolh  und  silbern.  —  Die  bekannten  Abbildungen  und  Beschreibungen 
weichen  mehrfach  von  einander  ab,  und  es  wird  wohl  ungewiss  bleiben,  welche 
Angabe  eigentlich  die  richtige  sei.  Am  schwersten  dürfte  das  2.  und  3.  Feld  des 
Mittelschildes  und  das  l.  und  3.  des  Hauptschildes  genau  zu  bestimmen  sein. 
Bartschens  Wappenbuch  und  alte  Zeichnungen  setzen  in  den  Mittelschild,  wie  er- 
wähnt, Eulen;  in  Siebmachers  Wappenbuchc  (I.  30)  sehen  die  Eulen  wie  Jung- 
frauenadler aus ,  die  Beschreibung  zum  Wuppenbuche  der  durchlauchtigen  Welt 
spricht  von  Adlern,  und  das  Gen.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1848,  S.  567) 
giebt  wachsende  gekrönte  Drachen  mit  ausgebreiteten  Flügeln  an.  In  letzlerem 
Werke  wird  übrigens  der  ganze  Schild  folgendermassen  beschrieben:  zweimal 
senkrecht  und  einmal  quer  getheilt;  G  Felder;  1  und  3  von  Schwarz  und  Sillter 
sechsmal  schrägrechts  gestreift;  2  und  5  in  Roth  drei  goldene,  längliche  Blätter 
an  ihren  Stielen,  welche  aus  einem  grünen  dreifachen  Hügel  hervorsprossen  ;  4  und 
6  in  Silber  ein  schwarzer,  doppelt  geschwänzter  Löwe,  einwärts  gekehrt.  Mittel- 
schild quadrirt;  l  und  4  in  Roth  eine  aufsteigende  silberne  Spitze ;  2  und  3  in  Gold 
ein  wachsender,  schwarzer,  gekrönter  Drache  mit  ausgebreiteten  Flügeln.  —  Was 
Feld  1  und  3  des  Hauptschildes  anlangt,  so  zeigt  ein  Lackabdruck  eines  grossen, 
in  Bezug  auf  den  Hauptschild  sehr  deutlich  gestochenen  Petschafts  (der  Mittel- 
schild ist  weniger  deutlich)  mit  der  Umschrift:  Franz  Graf  v.  Saurau,  N.  Oe.  Land- 
marschall, in  Silber  drei  schwarze  schrägrechte  Balken,  während  das  Gen.  Taschenb, 
diese  Felder  von  Schwarz  und  Silber  sechsmal  schrägrechts  gestreift  angiebt.  Nach 
Siebmacher  (IV,  3)  sind  Feld  1  und  3  blau  und  mit  drei  silbernen  Balken,  das 
erste  schrägrechts,  das  dritte  schräglinks,  belegt,  nach  dem  Wappenbuche  der  durch- 
lauchtigen Welt  aber  zeigt  das  erste  Ve\d  in  Silber  drei  schrägrechte  blaue  Balken, 
das  dritte  hingegen  ist  von  Blau  und  Silber  sechsmal  schräglinks  gestreift.  Sieb- 
macher stellt  im  2.  und  5.  Felde  zwischen  zwei  Hügel  eine  dünne  Staude  mit  drei 
g(»ldenen  Blättern,  und  das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  richtet  auf  einem 
dreihügeligen,  silbernen  Berg  ein  grünes  Kleeblatt  am  Stengel  auf,  tingirt  auch  den 
Lövven  im  4.  und  6.  Felde  blau.  Die  Straussenfedern  auf  dem  rechten  Helme 
sind  nach  letzterem  Wappenbuche  golden,  schwarz,  golden,  die  Herzen,  welche 
nach  Bartschens  Wappenbuchc  silbern  sind,  haben  die  gegenseitige  Tinctur  der 
Federn,  der  Uebcrschlag  am  Spitzhule  des  mittleren  Helmes,  welcher  auch  getheilt 
angegeben  wird,  ist  rund  ausgebogen,  die  Straussenfedern  auf  dem  Hute  sind  sil- 
bern, und  die  silberne  Spitze  auf  dem  Flügel  des  linken  Helmes  ist  eine  aufge- 
richtete, wie  die  im  1,  und  4.  Felde  des  Mittelschildes.  Was  noch  den  Schmuck 
des  rechten  und  linken  Helmes  des  gräflichen  Wappens  anlangt,  so  ist  Nach- 
stehendes nicht  unwichtig.  Das  freiherrliche  Wappen  hatte  zwei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trug  nach  Siebmacher  einen  die  Sachsen  cinwärtskehrenden ,  mit 
einer  silbernen  aufsteigenden  Spitze  belegten  rothen  Adlersflügel,  und  der  linke 
drei,  mit  goldenen  Herzen  bestreute  schwarze  Straussenfedern.  Auf  älteren  Abbil- 
dungen aus  dem  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  ist  die  Spitze,  mit  welcher  der 
Flügel  des  rechten  Helmes  belegt  ist,  eine  linke,  und  der  linke  Helm  trägt  eine 
Menge,  nach  den  Seiten  sich  kehrender,  durch  einander  gesteckter,  schwarzer  Hah- 
nenfedern, welche  mit  kleinen  goldenen  Herzen  bestreut  sind. 

Eins  der  ältesten  und  berühmtesten  Geschlechter  des  Herzogthums 
Steiermark,  dessen  Stambnrg  Saurau  an  der  Muhr  im  Judenburger  Kreise 
lag.  Arnold  und  Siegfried,  Ritter,  kommen  schon  1 176  vor,  und  Wilhelm, 
gest.  1327,  war  Landeshauptmann  in  Steiermark.  Mit  Letzterem  beginnt 
die  ordentliche  Stammreihe.  Durch  zwei  Brüder,  Wilhelm  und  Johann,  hatte 
sich  die  Familie  zuerst  in  zwei  Linien,  eine  ältere  und  eine  jüngere, 
geschieden.  Die  ältere,  von  Wilhelm,  Herrn  zu  Lobming,  gestiftete  Linie 
erlosch  1761,  die  jüngere,  von  Johann  gegründete,  kam  friiher  als  Linie 
zu  Ligist  und  Wolkenstein  vor.  Aus  derselben  erlangte  des  Stifters  Enkel, 
Franz  der  Aeltere,  für  sich  und  das  ganze  Geschlecht  vom  Kaiser  Carl  V. 
13.  Nov.  1553  den  Freiherrenstand ,  und  Carl  Freiherr  v.  Sanrau,  gest. 


GKAFEN  V.   SAURAU.  353 

1643,  vom  Kaiser  Ferdinand  IL  zuerst,  22.  März  1625  das  Obersterbland- 
Marschallanil  von  Steiermark  mit  den  damit  vereinigten  Gütern  Franenheim, 
Klein-Sölk  und  Friedstein,  und  später,   12.  Jan.  1628,  den  erbländischen 
Grafenstand.    Die  beiden  Söhne  des  ersten  Grafen  Carl,  Wolf  Rudolph  und 
Sigmund  Friedrich,  schieden  die  jüngere  Linie  des  Hauses  in  zwei  Zweige. 
Wolf  Rudolph  gründete  den  äLteren,  oder  steiermärkischen  Zweig, 
aus  welchem  Graf  Raimund  Maria  5.  April  1785  das  ungarische  Indigenat 
erhielt,  und  Sigmund  Friedrich  den  jüngeren,  oder  österreichischen 
Zweig,  aus  welchem  Graf  Franz  10.  Febr.  1797  das  ungarische  Indigenat, 
und  12.  Mai  1797  die  königliche  Donation  der  Güter  Merczidorf  und  Zsa- 
dany  im  Temesser  Comitate  erlangte.     Beide  Zweige  sind  im  Mannsslamme 
und  der  jüngere,   oder  österreichische,  auch  im  weiblichen  Stamme  ausge- 
storben.    Zuerst  erlosch  der  jüngere  Zweig,  und  zwar  im  Mannsstamme 
9.  Juni  1832  mit  dem  Grafen  Franz  Joseph,   —  vom  Stifter  des  Zweiges, 
Sigmund  Friedrich,    durch  die  Grafen  Johann  Georg,  Maria  Carl  und  Maria 
Carl  Cajetan  im  vierten  Gliede  stammend  —  geb.    19.  Sept.  1760,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Rath,   Oberster  Hofcanzler,  Minister  des  Innern,  Staats- 
und Conferenz- Minister  etc.,  im  weiblichen  Stamme  aber,    19.  Oct.  1839, 
mit  der  Gemahlin  des  ebengenannten  Grafen  Franz  Joseph ,   Maria  Antonia 
Gräfin  v.  Lodron,   geb.  23.  Juni  1767,  verm.  6.  Jan.  1794.  —  Der  ältere 
oder  stei  ermärkische  Zweig  ist  im  Sept.  1846  mit  Maria  Zeno  Vincenz 
Graf  Saurau,  Freiherrn  auf  Ligist  und  Wolkenstein  —  vom  Stifter  des  Zwei- 
ges, Wolf  Rudolph,  durch  Johann  Rudolph,  Maria  Ludwig  und  Maria  Rai- 
mund im  vierten  Ghede  stammend   —  geb.  9.  Juh  1792,  k.  k.  Kämmerer, 
steier.  ständischem  Ausschussrath  und  Oberst -Erblandmarschall  in  Steier- 
mark, Landstand  in  Oesterreich  und  Steiermark,  in  erster  Ehe  vermählt 
1815  mit  Gabriele  Gräfin  Huniady  de  Kelhely,  gest.  16.  Nov.  1821,  im 
Mannsstamme  erloschen,  und  es  lebt  im  weiblichen  Stamme,  neben  der 
Schwester  desselben,  nur  noch  die  zweite  Gemalüin  und  Wittwe  Maria 
Anna  Gräfin  v.  Goess  —  Tochter  des  Grafen  Carl  Johann  (s.  Bd.  I.  S.  274) 
—  geb.  6.  Jan.  1806,  verm.  23.  Juni  1829.     Die  Schwester  des  Grafen 
Maria  Zeno  Vincenz,   Gräfin  Maria —  Tochter  des  Grafen  Maria  Raimund 
aus  dritter  Ehe  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Schlick  —  geb.  5.  April  1789, 
ist  seit  9.  April  1  808  mit  Maximilian  Grafen  v.  Dietrichstein  (s.  Bd.  I.  S-  192) 
vermähl  l. 


III.  23 


354 


GRAFEN  SCHELLART  V.   ÜRRENDORI-. 


Grafen  Scliell.irt  v.  Obboiidorf. 


TVappen:  im  silbernen  Schilde  ein  reclitsgekehrter  schwarzer,  gekrönter 
Löwe,  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  ein  gekrönter  Helm 
erhebt.  Derselbe  trägt  zwisciien  einem  offenen,  schwarzen  Adlersfliige  den  wach- 
senden Löwen  des  Schildes.  Die  Helmdecken  sind  silbern  und  schwarz.  —  Löwe 
und  Helm  waren  im  Stammwappen  ungekrönt  und  wurden  erst  bei  Erhebung  in 
den  Grafenstand  gekrönt. 

Sehr  alte  und  angesehene,  bis  zur  französischen  Revolution  sehr  reiche 
rheinländische  Familie,  welche,  wie  das  mit  derselben  verwandte  und  ein 
gleiches  Wappen  führende  Geschlecht  v.  Leerodt  oder  Leerode,  aus  Spanien 
stammt.  Die  Familie  blühte  früher  in  den  Linien  zu  Giirzenich,  zu  Schinnen 
und  zu  Geisteren,  welche  sänimtlich  vom  Kaiser  Leopold  1.  im  Jahre  1674 
den  Reiclisgrafenstand  mit  dem  Indigenat  für  die  kaiserlichen  Erhlande  er- 
hielten, jetzt  aber  bis  auf  die  Linie  zu  Gürzenich  wieder  erloschen  sind. 
Nach  Fahne  {I.  S.  382),  welcher  die  Famihe  Schellard,  Schellart  (von 
scheeler  Art)  als  cölnisches  Geschlecht  aufführt,  vermählte  sich  1246, 
Donnerstag  nach  Ostern,  Odilia ,  Tochter  von  Johann  Schellart  v.  Obben- 
dorf,  Ritter,  Herrn  zu  Oberen  und  Niederen  und  der  Oda  v.  Randerath,  mit 
dem  Ritter  Walrab  v.  Wittenhorst.  Gerard  (Gerhard  v.  Schellart)  war  1353 
Bürgermeister  zu  Aachen,  und  unter  der  Verwaltung  desselben  wurde  das 
dortige  Rathhaus  mit  dem  Springbrunnen  vor  demselben,  sowie  der  grosse 
gothische  Chor  in  der  Aachener  Domkirche  gebaut.  Von  dem  letzteren  Baue 
erhielt  Gerard  den  Reinamen :  Chorus.  Heinrich  Scheelarl  und  dessen  Frau, 
Mettilde,  kommen  1350  in  Cölner  Urkunden  vor.  —  Die  genealogischen 
Verhältnisse  der  Famdie  hat  Robens  (der  Ritterbürtige  Landständische  Adel 
des  Grossherzogthums  Niederrhein,  H.  S.  HO  etc.)  sehr  genau  erörtert. 
Das  aus  diesen  Erörterungen  hierher  gehörige  ergiebt  nachstehende  Ahnen- 
tafel: Reiner  Schellart  v.  Obl)endorf,  Ritter,  lebte  im  14.  Jahrliundert.  — 
Johann (L),  Mitherr  der  Herrschaft  Gürzenich;  Gemahlin:  Sibylla  v.  Vercken. 
—  Johann  (IL),  fürstl.  Hofmeister,  kaufte  1407  die  andere  Halbschied  der 


GRAFEN  SCHELLART  V.   OBBENDüRF.  355 

Herrschaft  Giirzenicli ;  Gemahlin :  Agnes  v.  Flodorf.  —  Reiner  ,  Herr  zu 
Giirzenich;  GemahHn:  Ahlh  v.  Merode  zu  Hemmersbach.  —  Friedrich  (L), 
Herr  zu  Giirzenich;  Gemahhn:  Adriana  v.  Brockhausen,  welche  1478  die 
Hälfte  von  Geisteren  als  Heirathsgahe  mitbrachte.  —  Friedrich  (IL),  Herr 
zu  Giirzenich  und  Geisteren;  Gemahlin:  Reinera  v.  Boxmar.  — Johann (III.), 
Herr  zu  Schinnen;  Gemahhn:  Cacilia  v.  Flodorf.  —  Friedrich  (III.),  ver- 
einigte ,  als  Erbe  seiner  Oheime ,  die  Herrschaft  Giirzenich  und  das  Haus 
Geisteren  mit  Schinnen;  Gemahhn:  Maria  v.  Palant.  —  Adam,  Herr  zu 
Schinnen  und  Geisleren  und  später  zu  Giirzenich;  erste  Gemahlin:  Walräva 
V.  Vorst,  Erbin  zu  Doreweert  (Dornwerth,  Dürwerth).  —  Johann,  Freiherr, 
Herr  zu  Dornwerth ;  zweite  Gemahlin :  Catharina  v.  Goltstein.  —  Adam  Wil- 
helm (I.),  Freiherr,  Herr  zu  Dürwerlh  und  Gürzenich ;  Gemahlin :  Anna  v.  Böd- 
berg.  —  AdamWilhem(H.),  Herr  zu  Giirzenich,  k.k.  Oberst  1626;  Gemahlin: 
Maria  Ehsabeth  Raitz  v.  Frenz  zu  Schlenderen.  —  Johann  Arnold,  Graf 
Schellart  v.  Obbendorf,  Herr  zu  Giirzenich,  kurpfälzischer  General-Lieu- 
tenant, bekannt  durch  besonders  grosse  Körperkraft;  Gemahlin:  Maria 
Sophia  Gräfin  v.  Auersperg.  —  Franz  Wilhelm  Anton  Graf  Schellart 
V.  Obbendorf,  Herr  zu  Giirzenich ;  Gemahhn :  Maximihana  Josephine  v.  Du- 
blin. —  Theodosius  Graf  Schellart  v.  Obbendorf;  verlor  in  den  Stürmen 
der  franz.  Revolution  durch  Aufliebung  der  Zehnten  und  Renten  etc.  über 
drei  Viertheile  seines  sehr  grossen  Vermögens;  Gemahlin:  Maria  Anna 
V.  Albersdorf.  —  Ferdinand  Graf  Schellart  v.  Obbendorf,  gest.  1844,  Herr 
zu  Gürzenich;  Gemahlin:  Ferdinandine  v.  Kalt,  jetzt  Wittwe.  —  Bernhard 
Carl  Hubert,  jetziges  Haupt  der  Familie. 

Der  jetzige  Bestand  des  gräflichen  Hauses  ist  folgender : 
Reichsgraf  BERNHARD  Carl  Hubert  —  Sohn  des  Grafen  Ferdinand  — 
lebt  unvermählt  in  Liegnitz.     Die  Schwester  desselben,  Gräfin  Helena,  lebt 
unvermählt  in  Aachen,  und  die  Mutter  beider  ist  Gräfin  Ferdinande,  geb. 
V.  Kalt,  Wittwe  des  1844  verstorbenen  Grafen  Ferdinand. 


23* 


356 


(JHAFEIN    V.   SCHLADEN. 


Cilrareil  v.  SeliK-ideil.    (Weihlirlicr  S(;iiiiin.) 
iull)frtf'd).  fJrinifKn  (tJl^cinvvooinp. 


Wappen:  im  rollien  StliiMe  zwei  ins  Andreaskreuz  gelegle,  von  einander 
gekehrte,  goldene  Biscliolsstähe  mit  anhängenden,  von  Schwarz  und  Gold  gemeng- 
ten Quasten.  Ueher  dem  Schilde  erliehl  sich  ein,  mit  einer  (Irafenkrune  gekrönter 
Helm,  auf  welchem  ein  grüner  Kranz,  mit  vier  (1,  2,  1)  dazwischen  gehundenen 
rothen  Rosen  steht.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden,  und  den  Schild  halten 
zwei  auswärlssehende  goldene  Löwen.  —  Nach  dem  Uappenh.  d.  preuss.  Monarchie 
(I.  88)  steht  der  grüne  Kranz,  dessen  Hosen  nicht  roth,  sondern  silhern  sind,  nicht 
unmittelhar  auf  der  gräflichen  Krone  des  Helmes,  sondern  auf  dem  einige  Linien 
sichtliaren  Ende   eines  goldenen  Slalies. 

Alle,  ursj)riinglioli  dem  llerzoglliiim  Maf^dchurp^  angehörende  Adels- 
familie, welche  spaler  den  Freiheiienlilel  gefiihrl  und  auch  den  Grafen- 
sland  erlangt  hat.  Die  von  Einigen  angenonnnene  Ahslannrning  des  Ge- 
schlechts von  den  alten,  an  der  Ocker  im  Stifte  Ilildesheim  hegiilerien, 
1345  aher  schon  mitMeino  erloschenen  Grafen  dieses  Namens  dürfte  sicher 
wohl  nicht  nachzuweisen  sein.  Urkundlich  kommt  die  Adelsfamilie  zuerst 
1435  vor:  Kcrsten  v.  Slathen  war  unter  den  Zeugen,  als  Landgraf  Fried- 
rich der  Jüngere  das  Schloss  Fuhr,  nehst  dem  Schidtheissen-Amt,  Geleite 
und  Schlageschalz  zu  Nordhausen  für  210  Mark  löthigen  Silhers  an  Loren- 
zen  v.  Riixleuhen  und  KerstofTeln  v.  Rade  s.  d.  Gotha  4  Walpurg.  Vigilia 
1435  verpfändete.  Bald  nachher  wurde  der  eigentliche  Sitz  der  Familie  his 
in  die  jüngste  Zeit  die,  5  Meden  von  Magdehurg  und  6  Meilen  von  Halle 
am  Bodeflusse  gelegene  alte  Stadt  Stassfurt,  in  welcher  jlas  Geschlecht  mit 
1 2  anderen  Adelsfamilien  die  adelige  Pfannerschaft  zu  Stassfurt  hildete. 
Von  den  32  in  dieser  Stadt  hefindlichen  Salzkolhen  gehörten  10  aus- 
schliesslich und  4  in  Gemeinschaft  mit  anderen  Geschlechtern  der  Familie 
V.  Schiaden,  tind  viele  Glieder  derselhen  sind  von  1553  his  1762  mit  der 
Würde  eines  Salz-Grafen,  Sladtvoigts  und  Bürgermeisters  zu  Stassfurt  he- 
kleidet  gewesen.  Nach  Allem  hat  sich  die  Familie  schon  zu  Ende  des 
15.  Jahrhundeits  in  der  genannten  Stadt  niedergelassen,  da  schon  um  diese 


(JRAFEN  V.  SCHLADEN.  357 

Zeit  urkundlich  ein  Pfiiiiner  Wolff  v.  Schiaden  vorkommt.  Dieser  WollT, 
vermählt  mit  einer  v.  lleimslifdt,  ist  als  der  eigentliche  Stammvater  der 
späteren  Freiherren  und  Grafen  v.  Schiaden  anzunehmen  und  die  Nach- 
kommen desselhen  sind  durch  Zeugnisse  des  Domcapitels  zu  Magdeburg,  so 
wie  der  Stände  der  Oherlausitz  für  altadelig,  Stifts-  und  rittermässig  aner- 
kannt worden.  Zu  diesen  Nachkommen  gehören  Wilcke  v.  Schiaden,  Stadt- 
vogt zu  Stassfurt,  gest.  1636,  Johann  Rudolph,  gest.  1700,  Carl  August, 
geb.  1698,  Capitain  und  Adjutant  des  Fürsten  Leopold  von  Anhalt-Dessau, 
Hanns  Ciiristoi'ii ,  geh.  1093,  gest.  1743,  Oberst  und  Gommandant  des 
kön.  preussischen  Cavallerieregiments  Prinz  Eugen  von  Anhalt-Dessau,  und 
Friedrich  OoTTLiEB  Freiherr  v.  Schiaden,  geb.  1730,  gest.  1806,  k.  preuss. 
General-Lieutenant  und  Regiments-Inhaber.  Der  ältere  Sohn  des  Letzteren, 
Friedrich  Heinrich  Leopold  Freiherr  v.  Schiaden ,  wurde  vom  König  Fried- 
rich Wilhelm  111.  von  Preussen  im  Jahre  1813  in  den  preussischen  Grafen- 
stand erhoben. 

Graf  Friedrich  Heinrich  Leopold,  geb.  14.  Juni  1772,  gest.  im  Sep- 
tember 1845,  k.  preuss.  w.  Geh.  Rath  und  Kammerherr,  ehemal.  Gesandter 
an  den  Höfen  zu  Lissabon,  München,  St.  Petersburg,  Constantinopel  und 
im  Haag,  halte  sich  25.  Febr.  1813  verm.  mit  Friederike  Dorothea  Hen- 
riette Gräfin  v.  Schönfeld  —  Tochter  des  Grafen  Johann  Hilmar  Adolph 
(s.  Bd.  II.  S.  415)  —  geb.  1.  Nov.  1789,  jetzt  Wittwe.  Da  der  aus  dieser 
Ehe  stammende  Sohn,  Graf  Friedrich  Gottlieb  Adolph,  geh.  31.  Jan.  1814, 
k.  preuss.  Regierungs-Assessor  zu  Cöln,  schon  2.  Nov.  1844  ohne  Nach- 
kommen verstorben  ist,  so  hat  der  obenerwähnte  Vater  desselben,  Graf 
Friedrich  Heinrich  Leopold  1845  den  gräflichen  Mannsstaram  beschlossen 
und  der  weibhche  Stamm  beruht  nur  auf  dessen  genannter  Wittwe. 


358  GRAFEN  V.   SCHÖINAICH-CAHOLATH. 

Grafen  v.  8cliöiiaich-€arolatli. 

(Weiblicher  Stamm.) 
Hefonnirt.  |)reufjen. 

Besitz:  in  Sclilesien  Gaffion  und  Riegersdorf. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Miltelsclnld.  Im  goldenen ,  gekrönten 
Mittelschilde  ein  grüner  Eiclienkranz  mit  vier  rolhen  Bändern  umwunden  (Stamm- 
wappen;  die  rothen  Bänder  als  Zeichen,  dass  der  Kranz  beblutet  war);  1  und  4 
in  Gold  ein  gekrönter,  an  die  Theilungslinie  angeschlossener,  schwarzer  Adler; 
2  und  3  in  Roth  ein  gekrönter,  nach  der  rechten  Seite  schreitender,  gewöhnlich 
doppelt  geschweifter,  goldener  Löwe,  welcher  mit  der  rechten  erhobenen  Vorder- 
pranke ein  blankes  Schwert  emporhält.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone  und 
auf  derselben  stehen  drei  gekrönte  Helme.  "Der  rechte  Helm  trägt  eine  aufrecht- 
gestellte Löwenpranke,  welche  ein  Schwert  hält,  der  mittlere  den  Eichenkranz  des 
Mitlelschildes  (Helm  des  Stammwappens)  und  der  linke  einen,  die  Sachsen  cinwärts- 
kehrenden,  geschlossenen,  schwarzen  Adlersflug.  Die  Decken  des  rechten  Helmes 
sind  rolh  und  golden,  die  des  mittleren  grün  und  golden,  und  die  linken  schwarz 
und  golden.  Die  Devise  ist:  Avito  viret  honore.  —  Der  Schild  des  freiherrlichen 
Wappens  war  quer  getheilt ;  oben  in  Gold  der  grüne  Eichenkranz,  unten  in  Roth  der 
beschriebene  Löwe,  doch  nicht  streitend,  scmdern  nach  der  rechten  Seite  schreitend. 
Auf  dem  Schilde  standen  zwei  gekrönte  Hehne,  von  welchen  der  rechte  den  Eichen- 
kranz, der  linke  die  Löwenklaue  mit  dem  Schwerte  trug.  Im  fürstlichen  Wappen  ist 
nach  Lackabdrücken  der  Mittelschild  mit  dem  Fürstenhute  bedeckt,  alles  Uebrige  aber 
wie  im  gräflichen  Wappen.  Zu  den  Helmen  ist  noch  ein  vierter  gekommen,  welcher 
die  dritte  Stelle  einnimmt  und  einen  gekrönten,  schwarzen  Adler  trägt.  Der  Flug, 
die  Sachsen  recht»  gekehrt,  steht  auf  dem  rechten,  die  Löwenpranke  mit  dem  nach 
links  gesenkten  Schwerte  auf  dem  linken  Helme.  Ein  mit  dem  Fürstenhute  be- 
deckter Fürstenmantel  umgiebt  das  Ganze.  Abdrücke  von  neueren  Petschaften 
zeigen  deutlich  im  l.  und  4.  Felde  einen  rechtssehenden,  ganzen  Adler,  und  den 
Schild  hallen  noch  zwei  einwärlssehende,  doppelt  geschweifte  Löwen.  Nach  Be- 
schreibungen soll  der  Kranz  von  acht  rolhen  und  gelben  Bändern  und  vier  Eichen- 
blätlern  geflochten  sein. 


GRAFEN  V.   SCIIÖISAICH-CAROLATH.  359 

Eins  der  ällesten  und  beriilinilesLen  schlesischen  Häuser,  dessen  Name 
und  Wapi^en,  der  Sage  nach,  welche  auch  in  das  Diplom  für  die  Haupl- 
linie  der  Familie  bei  Erhebung  in  den  schlesischen  Fürstenstand  überge- 
gangen ist,  wie  folgt,  entstand.    In  der  Hermannsschlacht  sank  ein  Ritter, 
bedeckt  mit  Wunden ,   unter  einer  Eiche  nieder.     Der  Anführer  der  Deut- 
schen belohnte  die  Tapferkeit  desselben  nach  damahger  Sitte:    er  setzte 
dem  Uitter  einen  Eichenkranz  mit  den  Worten  auf:   so  sollst  Du  von  nun 
an  Schönaich  hcissen.  Das  Blut  floss  aus  den  Kopfwunden  über  den  Eichen- 
kranz, und  daher  konunen  die  vier  rothen  Bänder,  welche  den  Eichenkranz 
zieren,  der  im  Mittelschilde  des  Wappens  von  der  Familie  geführt  wird.  — 
Wahrscheinlich  kam  das  Geschlecht  im   12.  Jahrhundert  nach  Schlesien: 
1241  kämpften  Schöuaiche  in  der  bekannten  Schlacht  gegen   die  Mongolen 
bei  LieoniLz  und  schon   vorher,    um   1200,  war  Balthasar  v.  Schönaich 
Canzl'er'' des    Herzogs   Boleslaus   von    Schlesien.     Später    zeichneten   sich 
Sprossen  des  Geschlechts  im  Kriegs-  und  Staatsdienste  der  Landesfürsten, 
sowie  auswärtiger  Mächte,  namenllich  des  habsburgischen  Hauses  aus.    Im 
1  5.  Jahrhundert  war  die  Familie  besonders  in  der  Lausitz  begütert  und 
breitete  sich  von  da  in  drei  Linien  in   Schlesien  und  in  zwei  Linien  m 
Preussen  aus.    Fabian  v.  Schönaich  aus  dem  Hause  Sprottau ,  gest.  1591, 
als  Feldherr  und  Rath  um  König  Sigismund  II.  August  in  Polen,  Kaiser 
Carl  V.,  Ferdinand  I.  und  Kurfürst  Moritz  von  Sachsen  sehr  verdient,   er- 
warb,  neben  den    Städten  Muskau,    Sprottau,    Parchwitz  und   Freistadt, 
die  Herrschaften  Carolalh  und  Bcuthen  und  wurde,  wie  Einige  angeben, 
in  den  Freiherrenstand  erhoben.    Als  derselbe  ohne  Nachkommen  gestor- 
ben  war,    beheb    Kaiser   Rudolph  H.   den  Enkel  seines   Oheims,    Georg 
V    Schönaich   aus    dem    Hause  Tschecheln,   kön.  Kammerralh  und  Vice- 
Canzler  von   Schlesien  und   der  Lausitz   mit  Garolath-Beuthen,   welches 
sodann  alloditirt  und  sodann  1601    zur  freien  Standesherrschaft  erhoben, 
auch    1610   zum  Majorat  der  Famihe  bestimmt  wurde.     Das  vom  König 
Matthias  28.  Juni  1616  in  die  Famihe  gekommene  Freiherrendiplom  wird 
von  Einigen  als  Bestätigung  des  Freiherrenslandes ,  von  Anderen  als  das 
eigenthche  Freiherrendiplom  angenommen.    Auf  Georg  folgte  des  Bruders 
Sohn,  Johann  Freiherr  v.  Schönaich,  welchem  die  Güter,  wegen  einer  für 
die  schlesischen  Stände  übernommenen  Abdicationssendung  an  Friedrich  V. 
V   d   Pfalz,  vom  kaiserhchen  Hofe  eingezogen  wurden,  doch  erhielt  diesel- 
ben auf  brandenburgische  Verwendung  der  Bruder  desselben,  Sebastian  L, 
1650  wieder  zurück.     Der  Enkel  desselben   und   zweiter  Nachfolger  im 
Majorat,  Hans  Georg  —  Sohn  des  Freiherrn  Hans  —  wurde  1698  unter 
Kaiser  Leopold  I.   freier  Standesherr  von  Schlesien  und  erhielt  5.  Febr. 
1700  die  Reichsgrafen  würde,  Hans  Carl  aber  —  Sohn  des  Grafen  Hans 
Georg  —  k    k    Geh.  Rath  und  Ober-Fürsten-Rechts-  und  Ober-Amts«-Re- 
gierungspräsident,  erhielt  vom  König  Friedrich  II.  von  Preussen    nach  Be- 
sitznahme von  Schlesien,  7.  Nov.  1741  den  Fürstenstand  mit  dem  Prädi- 
cate  von  Carolath-Beuthen ,  wobei  die  genannte  Standesherrschaft  als  tur- 
stenthum  erklärt  wurde.     Die  fürstliche  Würde  wurde  als  auf  den  erstge- 
borenen Nachfolger  im  Majorate  erblich  verheben.  Auf  den  Fürst  Hans  Carl 
folgte  1761  der  ältere  Sohn  Fürst  Johann  Carl,  k.  preuss.  General-Lieute- 


360  GRAFEN  V.  SCHüNAICH-CAROLATH. 

nanl  der  Cavallerie,  welcher  im  Jan.  1753  für  die  gesammte  Nachkommen- 
schaft das  Prädicat:  Prinzen  und  Prinzessinnen  erlangte.  Der  Nachfolger 
desselben  war  seit  23.  Febr.  1791  der  ältere  Sohn,  Fürst  Heinrich  Carl 
Erdmann,  und  diesem  ist  seit  1.  Febr.  1817  der  ältere  Sohn,  der  jetzige 
Fürst  Heinrich  Carl  Wilhelm,  gefolgt. 

Was  die  hierher  gehörenden  Grafen  v.  Schönaich-Carolath  anlangt,  so 
stammen  diese  von  dem  Enkel  des  ersten  Grafen  Hans  Georg  und  drittem 
Sohne  des  ersten  Fürsten  Hans  Carl,  dem  Grafen  Hans  Gottlob,  und  die 
vollständige  Ahnentafel  derselben  ist  folgende :  Hans,  Freiherr ;  zweite  Ge- 
mahhn :  Helene  Lucretie  Gans,  Freiin  v.  Putlitz.  —  Hans  Georg,  Graf,  geb. 
14.  April  1662,  gest.  23.  Nov.  1700;  Gemahlin:  Ursula  Marianne  Gräfin 
V.  Röder,  geb.  14.  Mi  1662,  verm.  23.  Nov.  1683,  gest.  24.  Juni  1707. 
—  Hans  Carl,  Fürst,  geb.  15.  Jan.  1688,  gest.  11.  Oct.  1763;  Gemahlin: 
Amalia  Gräfin  v.  Dohna-Schlodien,  geb.  24.  Juni  1692,  verm.  3.  Febr. 
1715,  gest.  20.  Oct.  1761.  —  Hans  Gottlob,  Graf,  geb.  27.  Febr.  1726, 
gest.  5.  Dec.  1803,  Erbherr  auf  Hermsdorf  etc. ;  Gemahlin:  Sophie  Amalie 
Gräfin  v.  Dohna-Schlodien,  geb.  18.  Juh  1728,  verm.  16.  Nov.  1750,  gest. 
16.  Dec.  1793.  —  Carl  Friedrich  Gottlob  Alexander  —  dritter  Sohn  des 
Grafen  Hans  Gottlob  —  geb.  18.  Sept.  1764,  gest.  6.  Dec.  1829,  Herr 
auf  Klein-GafFron  und  Breitke ;  Gemahlin :  Henriette  Friederike  Amalia  Gräfin 
V.  Dohna-Kotzenau ,  geb.  17.  Nov.  1767,  verm.  12.  Mai  1789,  gest.  im 
Juh  1843.  —  Otto,  geb.  I.Mai  1801,  gest.  im  Mai  1832,  Herr  auf  Gaffron 
und  Riegersdorf. 

Mit  dem  erwähnten  Grafen  Otto  ist  im  angeführten  Monat  der  Manns- 
stamm der  Grafen  v.  Schönaich-Carolath  erloschen.  Der  weibliche  Stamm 
des  gräflichen  Hauses  blüht  noch  in  den  drei  Schwestern  des  Grafen  Otto. 
Dieselben  sind:  Gräfin  Amalia,  geb.  24.  April  1790,  verm.  mit  dem  k. 
preuss.  Landrath  v.  Schkopp,  Gräfin  Adelheid,  geb.  19.  Mai  1802,  und 
Gräfin  Stella,  geb.  2.  Mai  1808. 


GRAFEN  V.  SCHULIN. 

Grafen  v.  Schalin. 

S\xi\)mfd).  Dänemark. 

Besitz:  die  Lehensgrafschaft  Frederiksdal  in  Seeland. 


361 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  MiHelschild.  Im  gekrönten,  silljernen 
Mittelschild  ein  aufwachsender,  vorvvärlssehender,  geharnischter  Mann  mit  einem, 
oben  mit  zwei  Fliigeln  besetzten  Helme,  welcher  in  der  Rechten  einen  offenen 
Zirkel,  die  Spitzen  nach  oben,  in  der  Linken  einen  Merkurstab  hält.  1  in  Gold 
drei  iibereinanderstehende,  schwarze  Sparren;  2  und  3  in  Blau  ein  gekrönter, 
rechtsgewendeter,  schwarzer  Greif,  dessen  Untertheil  in  einem  nach  links  gekehrten 
Fischschwanz  verwandelt  ist  (Mösting,  Mestich);  4  in  Silber  ein  rother  Triangel, 
welcher  mit  einem  silbernen,  die  Hörner  nach  rechts  kehrenden  Halbmonde  belegt 
ist.  Den  Schild  bedeckt  eine  Grafenkrone,  und  auf  dieser  stehen  drei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  trägt  einen  geschlossenen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden 
Adlersflug,  dessen  Sachsen  golden,  die  Schwingen  schwarz  sind;  der  mittlere  den 
aufwachsenden,  geharnischten  Mann  des  Mittelschildes,  und  der  linke  einen  Adlers- 
flug, tingirt  wie  der  auf  dem  rechten  Helme,  und  die  Sachsen  ebenfalls  einwärls- 
kehrend.  Helmdecken  giebt  das  dänische  Wappenbuch  (U.  XXXV)  nicht  an.  Unter 
dem  Schilde  kreuzen  sich  zwei  grüne  Palmenzweige,  deren  Blätter  an  beiden 
Seiten  die  untere  Hälfte  des  Schildes  umgeben,  und  aus  jedem  unteren  Ende  des 
letzteren  bricht  ein  weisser,  englischer  Hund  hervor,  von  denen  der  rechte  vor- 
wärts, der  linke  einwärts  siehL  —  Das  adelige  Wappen  war  nach  dem  dänischen 
Wappenbuche  ein  quadrirter  Schild  mit  Mitlelschild.  Im  Miltelschilde  wuchs  der 
beschriebene  geharnischte  Mann  auf;  1  und  4  zeigte  in  Gold  die  erwähnten  drei 
schwarzen  Sparren;  2  und  3  in  Silber  eine,  mit  einem  silbernen  Halbmonde  be- 
legte, aufsteigende,  ganze,  rothe  Spitze.  Auf  dem  Schilde  standen  zwei  gekrönte 
Helme,  von  welchen  der  rechte  einen  offenen,  goldenen  Adlersflug,  der  linke  den 
oben  beschriebenen  geharnischten  Mann  des  Miltelschildes  trug.  Die  Helmdecken 
waren  rechts  golden  und  schwarz,  links  silbern  und  roth. 

Die  Grafen  v.  Schulin  stammen  aus  einer  ursprünglicli  baireuthischen 
Familie,  welche  im  18.  Jahrhundert  in  Dänemark  zu  hohem  Ansehen  ge- 


362  GKAFEN   V.   SCHULIN. 

kommen  ist.  Johann  Sigismund  Schulin ,  k.  däii.  Elalsralh  und  Direclor  de« 
General-Postamts,  wurde  vom  König  Christian  VI.  von  Danemark  G.  April 
1731  in  den  dänisclien  Adelsstand,  und  als  k.  diin.  Staatsminister  und  Ober- 
Secretair  der  deutschen  Canzlei  vom  Konig  Friedrich  V.  30.  März  1750  in 
den  dänischen  Grafenstand,  wie  angegeben  wird,  cum  jure  Majoratus,  er- 
hoben. Vom  Grafen  Johann  Sigismund  stammte  Graf  Sigismund  Ludwig, 
gest.  1837,  verm.  mit  Luise  Elisabeth  Browne,  und  aus  dieser  Ehe  ent- 
spross  Graf  Johann  Sigismund  (IL). 

Genauere  Nachrichten  über  den  Personalbesland  der  Familie  finden 
sich  seit  mehreren  Jahren  nicht  vor.  Die  zuletzt  bekannt  gewordenen  Mit- 
theilungen ergeben  Nachstehendes : 

Graf  Johann  SIGISMUND,  geb.  8.  Sept.  1808,  Lehnsgraf  zu  Frederiks- 
dal  in  Seeland,  k.  dän.  Kammerherr  und  Amtmann  zu  Ringkjöbing,  verm. 
mit  Charlotte  v.  Zeuthen,  geb.  1815,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter  ent- 
sprossen sind.  Als  Brüder  des  Grafen  Johann  Sigismund  werden  genannt 
Graf  Hans  William  Alexander  Friedrich  Sigismund,  geb.  26.  Nov.  1811, 
k.  dän.  Jagdjunker  und  Inspector  des  k.  Gutes  Drage,  verm.  im  Juni  1845 
mit  Ida  Gräfin  v.  Holck  —  und  Graf  Christian  Friedrich,  geb.  18.  April 
1822,  k.  dän.  Reitjunker,  und  als  die  vier  Schwestern,  die  Gräfinnen: 
Sophie  Hedwig,  geb.  26.  Juni  1810,  verm.  28.  Od.  1829  mit  Christian 
Friedrich  Freiherrn  v.  Zeuthen,  zur  Baronie  Zeuthen- in  Seeland,  k.  dän. 
Kammerherr  und  Hof-Jägermeister,  Anna  Elisabeth  Johanna,  geb.  30.  Oct. 
1813,  verm.  1840  mit  Peter  Friedrich  v.  Steinmann,  damals  k.  dän.  Capi- 
tain  im  Generalstabe,  Christiane  Luise,  geb.  5.  Dec.  1815,  verm.  im  Mai 
1845  mit  Friedrich  v.  Dannemand,  Herrn  auf  Aastru]),  k.  dän.  Major  a.  D., 
undJIaria  Mathilde  Albertine,  geb.  23.  Mai  1820,  verm.  12.  Aug.  1843 
mit  Friedrich  Ludwig  Wilhchn  Grafen  v  Ahlefeldt,  k.  dän.  Hof-Jägermeister 
(s.  Bd.  1.   S.  9j. 


GRAFEN  V.  SEGUR-CABANAC. 


363 


Grafen  v.  Segur-Cabanac. 

Ilatljolifd).  ^efictuid). 

Besitz:    die   Herrschaft  Pullitz   und  die  Lehensgüter  Döschna  und  Zappans  in  Mähren  etc. 


Wappen:  quadrirler  Schild  mit  Mittelscliild.  Miltelscliild  ebenfalls  qua- 
drirt:  1  und  4  in  Roth  drei  schrägrechte,  goldene  Balken;  2  und  3  von  Hermelin 
mit  einem  rothen  Querbalken.  Hauptschild  :  1  und  4  in  Blau  ein  nach  der  rechten 
Seite  springender,  silberner  Windhund  mit  schwarzem  Halsbande,  und  2  und  3  in 
Silber  drei  (2  und  1)  nach  der  rechten  Seite  gekehrte,  schwarze,  gestammelte 
Vögel.  Ueber  dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone.  —  Das  Geneal.  Taschenb.  der 
gräfl.  Häuser  (1848.  S.  615)  giebt  Feld  2  und  3  des  Mittelschildes,  wie  folgt,  an: 
von  Hermelin  mit  einem  rothen  Rande. 

Die  Grafen  S^gur-Cabaiiac  stammen  aus  einer  alten,  angesehenen 
französischen  Famihe,  welche  sich  in  mehrere  Linien  getheilt  hat,  und 
zwar  aus  der  Linie  S^gur-Cabanac.  August  Franz  Marcellus  Graf  Segur 
verliess  1793  Frankreich,  wendete  sich  nach  Oesterreich  und  wurde  durch 
ein  vom  Kaiser  Franz  I.  unterzeichnetes  Diplom  vom  1 1 .  Juli  1811  als 
österreichischer  Unterthan  erklärt,  erhielt  auch  spater  das  Indigenat  im 
Königreich  Ungarn.  Diese  Naturahsation  in  Oesterreich  wurde  vom  Kaiser 
Napoleon  I.  anerkannt,  und  die  kais.  französische  Regierung  hat  durch 
oflene  Briefe  vom  9.  Jan.  1813  den  Grafen  Sögur  als  österreichischen 
Unterthan  erklärt  und  das  Eintragen  dieser  Briefe  in  das  Bulletin  des  Lois 
anbefohlen. 

Graf  August  Frainz  Marcellus,  geb.  1771,  gest.  7.  Dec.  1847,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Rath,  Vorsteher  der  inneren  Kammer  Sr.  Maj.  des  Kaisers, 
Oberster  und  Capitain-Lieutenant  der  k.  k.  Trabanten-Leibgarde,  vermählte 
sich  1800  mit  Franziska  Freiin  v.  Jungwirth,  geb.  1772,  jetzt  Wiltwe. 

Aus  dieser  Ehe  stammt  als  älterer  Sohn  das  jetzige  Haupt  des  gräf- 
hchen  Hauses : 

Graf  JULIUS,  geb.  18.  März  1802,  Herr  der  Herrschaft  Pullitz  und 
der  Lehensgüter  Döschna  und  Za})pa)Ls  in  Mähren,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A., 
vorm.  mit  Anna  v.  Gebhart,  geb.  26.  Juni  1800.  Aus  dieser  Ehe  leben 
drei  Söhne  und  fünf  Töchter,  die  Grafen  Julius,  geb.  24.  Nov.  1834,  k.  k. 
Cadet,  Alexander,  geb.  23.  Febr.  1839,  und  August,  geb.  20.  April  1841, 
Beide  Zöglinge  in  der  k.  k.  Genie-Academie  zu  Klosterbruck,  und  die  Grä- 
finnen: Maria,  geb.  8.  Juh  1826,  Franziska,  geb.  9.  Juh  1828,  verni.  mit 


364 


GRAFEN  SERENYI  V.  KISS-SERENY. 


Heinrich  Maria  Grafen  v.  Aucrsperg  (s.  Bd.  I.  S.  43),  Therese,  geb.  9.  Sept. 
1830,  SiDO.ME,  ^eb.  6.  März  1836,  und  Amalie,  geb.  6.  Dec.  1837.  — 
Der  jüngere  IJnider  des  Giafen  Julius,  GrafAuTHUR,  geb.  18.  Juni  1805, 
k.  k.  Kämmerer  und  General-Major,  ist  seit  29.  Miirz  1842  verni.  mit  Ma- 
thilde Grälin  Bussy-Mignot  —  Tochter  des  Grafen  Marcus  Laurenz  (s.S.  49) 
—  geb.  27.  Oct.  1822,  und  aus  dieser  Ehe  leben  zwei  Söhne,  die  (irafen 
Alphons,  geb.  4.  Sept.  1844,  und  Leon,  geb.  7.  Juli  1848. 


Grafen  Sereiiyi  v.  Kiss-Sereny. 

4latl)oUfd).  Ce|lerrfid). 

Besitz:   Loniiiitz,  Lulialsovilz,  Tulleschilz  und  Höscliilz,  so  wie  ein   Peciiniitl-Fitleiconuuiss 
in  Mahren;  Piitnok  und  Zablätli  in  Unf?arn  clc. 


i^\f-S 


"Wappen:  Schild  der  Länge  nach  gclheilt;  rechts  in  Silher  eine  ein- 
nürlssehende,  blaue,  gekrönte,  sich  pfahlweise  in  vier  Windungen  emporwindende 
Schlange;  links  in  Blau  in  der  unteren  Hälfte  zwei  Reihen  silberner  Wecken,  über 
welchen  ein  silbernes  Flügel-Pferd  nach  rechts  springt.  Die  Zahl  der  Wecken  ist 
verschieden,  es  kommen  rechts  zwei  halbe  und  dann  zwei  ganze  Wecken,  doch 
auch  drei  ganze ,  oder  rechts  und  links  zwei  halbe  und  in  der  Mitte  zwei  ganze 
Wecken  vor.  Andere  sehr  zu  beachtende  Varianten  s.  unten.  Den  Schild  bedeckt 
die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  steht  ein  gekrönter  Helm,  aus  welchem  rechts- 
sehend das  Flügel-Pferd  der  linken  Scliildcshälfte  aufwächst.  Die  Helmdecken  sind 
blau  und  silbern.  —  Statt  der  Wecken  wird  auch  ein  geweckter  Querbalken  ange- 
geben ;  meist  erscheinen  dann  drei  Reihen  blaue  und  zwei  Reihen  weisse  Wecken. 
Oben  und  unten  stehen  dann  drei  halbe  und  in  der  Mitte  drei  ganze,  blaue 
Wecken.  So  finden  sich  dieselben  z.  B.  in  den  Supplementen  zu  Siebmachers 
Wappenbuche  (VI,  7).  Lackabdrücke  von  Petschaften  zeigen  auch  einen  geschacli- 
ten  Querbalken  von  vier  Reihen,  jede  zu  vier  Feldern. 

Sehr  alte  und  angesehene  Familie  des  Königreichs  Ungarn,  welche, 
wie  mehrfach  angenommen  wird,  ursprünglich  aus  Polen  stammt,  und  über 


GRAFEN  SEKEiW'I   V.   KrSS-SKHENY.  365 

welche  sich  in  den  genealogisclien  Werken  des  Dominicas  Franciscus  Gähn 
von  Marienl)erg ,  kais.  Hisloriographen  (1679),  und  des  Johann  Dressehn 
nähere  Naclirichten  vorfinden.  Nacli  diesen  Schriftstellern  wurde  Temne- 
viTus,  ein  sarmatischer  Edler,  mit  König  Mieceslaus  965  in  Gnesen  mit  dem 
Namen  Serenus  getauft.  Casimir  Serenus  flüchtete  1094  mit  König  Boles- 
laus  II.  in  Polen  nach  Pannonien,  machte  sich  in  diesem  Lande  ansässig 
und  wurde  unter  König  Ladislausl.  Heerführer  gegen  die  Hunnen.  Casimirs 
Solm,  Ladislaus  I.  wurde  schon  nach  ungarischem  Sprachgebrauch  Sereny 
(sprich:  Scherreni)  genannl,  lebte  1103  unter  dem  König  Coloman  und 
war  Anführer  der  Gepanzerten  gegen  die  Veneter  bei  Jadra ,  jetzt  Zara.  — 
Leholzky  (P.  II.  p.  360)  hat  allerdings  der  Famihe  Erwähnung  gethan, 
doch  nur  Weniges  und  mit  Obigem  nicht  Stimmendes  angegeben.  Nach 
demsell)en  wurde  Emerich  Sereni  im  Jahre  1305  geadelt,  weil  dieser  den, 
mit  der  Krone  gefangen  genommenen  König  von  Ungarn  ,  Otto  (?) ,  befreit 
halle.  Ausser  diesem  Emerich  wird  noch  Franciscus,  Deak  de  Kiss-Serenyi, 
genannt,  und  daun  auf  Vagner  (Analecta  Scepusiensia,  Tom.  IV),  so  wie  auf 
(he  Schrift:  Gloriosa  Fama  Familiae  Sereni,  welche  1686  erschienen  ist, 
verwiesen.  Lehotzky  führt  lelzlere  Schrift  als  Libcllus  Lincii  auf  und  giebt 
an,  dass  Hauer  (Script,  saec.  XVII.  P,  I.  p.  168j  dieselbe  dem  Franz  Calin 
von  Marienberg  (s.  oben)  zugeschrieben  habe.  —  Der  grössten  Mühe  un- 
geachtet, war  es  der  Redaclion  nicht  möghch,  sich  eine  Einsicht  in  diese 
Quellen  zu  verschaffen.  —  Von  Ladislaus  I.  stammte  im  18.  Ghede  Franz  II. 
—  Enkel  des  Andreas,  welcher  zu  Ende  des  15.  Jahrhunderts  als  Herr  zu 
Boldock  (Podock)  in  Ungarn  vorkommt,  und  Sohn  des  Franzi.,  k.  Kammer- 
präsidenten in  Ungarn  —  welcher  als  Herr  auf  Neu-Swietlau  in  Mähren 
vorkommt.  Der  Sohn  desselben,  Gabriel  I.,  gest.  1664,  Herr  auf  Neu- 
Swietlau,  Millotilz,  Kunewaldt,  Zlin  und  Lomnitz,  k.  k.  Kämmerer,  Hofralh 
und  Landes-Hauj)tmann  in  Mähren,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  7.  April 
1656  in  den  Grafenstand  erhoben,  und  der  zweite  Sohn  desselben,  Johann 
Carl,  gest.  1690,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ralh  und  Hof-Kriegsralh,  General- 
Feldmarschall,  Ilegiments-Inhaber,  Kriegsraths-Präsident  etc.,  stiftete  das 
dem  gräflichen  Hause  zustehende  Fidcicommiss.  Von  den  Söhnen  des  Letz- 
teren wurde,  nach  Gauhe,  Carl  1717  k.  k.  Reichs-Hofrath ,  und  Joseph  k. 
k.  Kämmerer.  Diese  Angaben  stimmen  bis  auf  den  genannten  Carl,  mit 
einer  älteren  Ahnentafel,  aus  welcher  folgende  Glieder  hier  einen  Platz  fin- 
den mögen:  Franz  Sereny,  Dynasta  in  Podock ;  Gemahlin:  Agnes  Freiin 
Thurzo  V.  Bethlenfalva.  —  Franz  Sereny  v.  Kiss-Ser^ny ;  Gemahhn :  Donata 
Jakusicz  v.  Orbowa.  —  Gabriel,  Graf;  Gemahlin:  Elisabeth  Zahradetzky 
V.  Zahradetz  —  Johann  Carl;  Gemahlin  :  Ernestine  Barbara  Gräfin  v.  Löwen- 
stein. —  Leopold  Johann  Christian,  gest.  1693,  und  Joseph,  k.  k.  Geh. 
Ralh  und  Statthalter  in  Mähren,  verm.  mit  Elise  Gräfin  v.  Waldstein,  Ge- 
brüder. —  Eine  andere,  für  die  Familie  wichtige  Ahnentafel,  ist  die  der 
Gräfin  Christine  Sereny,  verm.  Choiseul,  deren  Abstammung  folgende  ist: 
Anton  Amand  Graf  Sereny;  Gemahlin:  Franziska  Gräfin  v.  Waldstein.  — 
Carl  Amanü;  Gemahlin:  Bianca  Gräfin  v. Windischgrätz.  —  Carl;  Gemahlin: 
Maria  Gräfin  Revay  de  Reva.  —  Christine  Gräfin  Sereny,  verm.  Choiseul. 
Das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses  ist : 


36G 


tillAFEN   SKUKiNYI    V.   KISS-SEREIVY 


JOHANN  Nepomuk:  Graf  Serenyi  v.  Kiss-Ser^ny,  geb.  17.  April  1776, 
Herr  auf  Loninilz,  Luhalsovitz,  Tnllescliitz  und  Röschilz  und  Pecunial- 
Fidcicommiss-Nutzniesser  in  Mähren,  Erblierr  auf  Putnok  und  Zablalh  in 
Ungarn,  k.  k.  Kämmerer,  vormal.  Bergrath  und  des  Bergwesens  Ober- 
Inspeetor,  verm.  16.  Juli  1811  mit  Aloysia  Freiin  Eötvöss  v.  Väsaros- 
NAmöny,  geb.  25.  Sept.  1791.  Aus  dieser  Ehe  stammen  fünf  Söhne  und 
drei  Töchter.  Die  fünf  Söhne  sind:  Graf  Aloysius,  geb.  25.  Sept.  1812, 
verm.  9.  Nov.  1837  mit  Ernestine  Gräfin  v.  Zierotin  —  Schwester  des 
Grafen  Zdenko  Ernst  (s.  Bd.  II.  S.  717)  —  geb.  29.  Dec.  1813,  —  Graf 
Ladislaus,  geb.  12.  Sept.  1815,  vormals  Honorar-Secretair  bei  der  kön. 
Ungar.  Statthalterei  zu  Ofen,  —  Graf  Gabriel,  geb.  9.  Nov.  1817,  vormals 
Secretair  bei  der  k.  k.  Central-Bergbau-Direction  zu  Wien,  verm.  30.  Mai 
1843  mit  Henriette  Freün  v.  Ilontschel  auf  Gutschdorf,  geb.  25.  Dec. 
1823,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Gabriele,  geb. 
13.  März  1844,  Maria,  geb.  9.  Nov.  1845,  und  Ilka,  geb.  30.  April  1849, 
leben,  —  Graf  Johann  Alj)hons,  geb.  20.  Aug.  1823,  und  Graf  Adalbert, 
geb.  8.  Juni  1833.  —  Die  drei  Töchter  des  Grafen  Johann  Nepomuk  sind: 
Gräfin  Walburga,  geb.  3.  März  1819,  verm.  29.  Mai  1844  mit  Otto  Gott- 
lieb Freiherrn  v.  Hingenau,  k.  k.  Kämmerer,  Bergrath  und  Professor  an 
der  Wiener  Universität,  Gräfin  Maria  Anna,  geb.  16.  Aug.  1820,  verm. 
23.  Mai  1839  mit  Georg  Friedrich  Grafen  v.  Wallwitz  (s.  Bd.  II.  S.  644) 
—  und  Gräfin  Elisabetha,  geb.  18.  Mai  1822. 


GHAl'EN  SKUMAr.K   V.   SZOMSZEDVAR   U.   MKbWKDGKAD, 


367 


Grafen  Sermage  v.  Szomszedvar 
und  Ifledwedgrad. 

In  Ungarn  reich  bearütert. 


Wappen:  quadrirler  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschilde 
auf  grünem  Boden  ein  weidender,  nach  der  rechten  Seite  gewendeter,  schwarzer 
Hirsch,  1  und  4  in  Roth  drei  (2  und  1)  silberne  Rosellas,  oder  spanische  Mün- 
zen, und  unter  jeder  derselben  ein  mit  der  Spitze  abwärts  gekelirter  Dolch  mit 
goldenem  Griff;  2  und  3  in  Blau  eine  rechtsgekehrte,  goldene,  weibliche  Büste. 
Uebcr  dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  erheben  sich  zwei 
gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  drei  silberne  Straussenfedern,  und  der 
linke  einen  wachsenden,  einwärtssehenden  silbernen  Bracken  mit  goldenem  Hals- 
bande. Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  linken  blau 
und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  silberne  Bracken  mit 
goldenem  Halsbande.  Jeder  derselben  hält  in  der  freien  Vorderpfote  eine  nach 
aussen  fliegende  rothe,  mit  einem  silbernen  Querstreifen  bezeichnete  Fahne.  Der 
Ouersireifen  der  Fahne  des  rechten  Schildhalters  ist  mit  einem  A,  der  der  Fahne 
des  linken  mit  einem  M  belegt. 

Sehr  alte  französische,  aus  dem  Departement  Besancon  stammende 
Famihe,  deren  Stammsitz  das  Schloss  Gy  ist.  Die  Famihe  erhielt  in  der 
ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  vom  König  Ludwig  XIII.  von  Frankreich 
das  Baronat,  und  wurde,  wie  Einige  annehmen,  vom  Kaiser  Leopold  I.  1689 
in  den  Grafenstand  erhohen.  Nach  Anderen  und  diese  Angaben  dürften 
wohl  die  richtigen  sein,  erhielt  Peter  Joseph  v.  Sermage  vom  Kaiser  Carl  VI. 
9.  Dec.  1720  den  ungarischen  Freiherrenstand  und  das  Indigenat,  und  der 
Sohn  desselben,  Peter,  Freiherr  v.  Sermage  mit  seinem  Sohne  Peter  Anton 
vom  Kaiser  Franz  I.  9.  Dec.  1749  den  Grafenstand.  Die  Aufnahme  unter 
die  steierischen  Stände  erfolgte  31.  März  1770.  —  Die  Linie  des  Ge- 
schlechts, welche  sich  im  18.  Jahrhundert  nach  Ungarn  wendete,  besitzt 


3G8  GRAFEIS  SKRMAGE  V.   SZOMSZEOVAR   U.   MEDWEDGRAD. 

einen  grossen  Theil  der  Güter,  welche  einst  der  nun  erloschenen  Famihe 
der  Grafen  Zriny  zustanden.  —  Eine  der  Redaction  hekaunt  gewordene 
Ahnentafel  enthält  folgende  Glieder:  Jean  de  Sermage,  Doctor  der  Rechte 
zu  Dole,  gest.  1626;  Gemahlin:  Margarethe  de  Rernard.  —  Antoine;  Ge- 
mahhn :  Francoise  de  Mariotti.  —  Jean  Baptiste;  Gemahlin  :  Julie  de  Chesne. 

—  Francois  ;  Gemahhn :  Therese  de  Älonlaigne.  —  Peter  Joseph,  Freiherr ; 
Gemahlin:  Juliane  Freiin  v.  Moscon,  erhte  von  ihrer  Mutler,  Judith  Gräfin 
Czikuhny  de  Szomsz^dvär,  die  Herrschaft  Szomsz^dvdr  mit  Medwedgrad, 
wodurch  die  Prädicate  Szomsz^dvar  und  Medwedgrad  an  die  Familie  Ser- 
mage kamen.  —  Peter,  Graf;  erste  Gemahlin:  Maria  Maximiliane  Freiin 
V.  Raczinska;  zweite  Gemahlin:  Josephe  Gräfin  Draskovich.  —  Peter 
Johann;  zweite  Gemahlin:  Catharina  Gräfin  Nadäsdi.  —  Carl  Johann  Peter; 
Gemahlin :  Maria  Gräfin  v.  Dressier.  —  Alfred  Troyllo  ,  s.  unten  erste 
Linie.  —  Als  Bruder  des  Grafen  Peter  Johann  wird  von  Einigen  der  unten 
hei  der  zweiten  Linie  genannte  Graf  Moritz  aufgeführt.  Dann  wäre  auch 
Graf  Franz  (s.  unten)  der  Bruder  Beider.  Hier  waltet  wohl  ein  Irrthum  ob, 
und  es  ist  wahrscheinhcher,  dass  die  Grafen  Moritz  und  Franz  Neuen  des 
Grafen  Peter  Johann  gewesen  sind. 

Die  gräfliche  Familie  blüht  jetzt  in  Ungarn  in  zwei  Linien,  der  Linie 
des  Grafen  Peter  Johann  und  der  Moritzischen  Linie.  Graf  Peter 
Johann,  geb.  1746,  gest.  1804,  k.  k.  Kämmerer  und  Beisitzer  der  Banat- 
talel  in  Croatien,  war  zweimal  vermählt,  in  erster  Ehe  mit  Josephe 
Gräfin  Keglevich-Buzin,  und  in  zweiter  mit  Catharina  Gräfin  Nädasdy-FogA- 
ras.  Aus  der  ersten  Ehe  stammten  die  Grafen  Ludwig  und  Heinrich,  sowie 
Gräfin  Amalie  ,  aus  der  zweiten  Graf  Carl  Johann  Peter,  lieber  dieselben 
und  ihre  Nachkommenschaft  s.  Näheres  unten.  —  Die  zweite  Linie  umfasst 
die  Nachkommen  der  beiden  Brüder,  der  Grafen  Moritz  und  Franz. 
Die  jetzigen  Gheder  beider  Linien  sind  folgende: 

I.  Linie  des  Grafen  Peter.  Von  Carl  Johann  Peter  Grafen  Ser- 
mage V.  Szomszedvar  und  Medwedgrad  —  Sohn  des  Grafen  Peter  aus  zwei- 
ter Ehe  —  geb.  24.  Febr.  1793,  gest.  13.  Aug.  1851,  k.  k.  Kämmerer 
und  Ministerial-Rath  im  Justiz-Ministerium,  lebt  die  Wittwe,  Maria  Gräfin 
V.  Dressier  —  Tochter  des  Grafen  Carl  Christian  Gottlieh  (s.  Bd.  I.  S.  122) 

—  geb.  1804,  verm.  16.  Aug.  1820,  wieder  verm.  16.  Sept.  1852  mit 
Joliann  Freiherrn  v.  Sallaba,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  Feldmarschall- 
Lienlenant  etc.  Aus  der  ersten  Ehe  der  Letzteren  leben  zwei  Söhne  und 
vier  Töchter:  Graf  ALFRED  Troyllo,  geb.  16.  Aug.  1824,  k.  k.  Hauptmann, 
und  Graf  Colomann  Troyllo,  geb.  24.  3Iai  1827,  k.  k.  Ober -Lieutenant, 
und  die  Gräfinnen:  Pauline,  geb.  2.  Dec.  1822,  Maria,  geb.  6.  Dec.  1830, 
Gabriele,  geb.  9.  April  1832,  und  Clara,  geb.  19.  Sept.  1836.  —  Vom 
Grafen  Ludwig  —  älterem  Sohn  des  Grafen  Peter  aus  erster  Ehe  —  geb. 
8.  Mai  1771,  gest.  3.  Febr.  1837,  leben  ausser  der  Wittwe,  Anna  v.  No- 
voszel,  vier  Töchter,  die  Gräfinnen  Aloysia,  geb.  12.  Aug.  1808,  Fran- 
ziska, geb.  1809,  verm.  mit  Carl  v.  Jellacic,  k.  k.  Ober-Lieutenant  in  d.  A., 
Johanna,  geb.  13.  Dec.  1816,  verm.  mit  Herrn  v.  Ossegovich,  und  Donata, 
geb.  2.  Juni  1826.  —  Vom  Grafen  Heinrich  —  jüngerem  Sohne  des  Gra- 
fen Peter  aus  erster  Ehe  —  geb.  1775,  gest.  17.  April  1832,  stammen 


GRAFEN  SERMAGE  V.  SZOMSZEDVAR  U.  MEDWEDGRAD.  369 

aus  der  Ehe  mit  Regina  Orssich  v.  Szlavctics,  jetzt  Wittwe,  Graf  Otto,  geb. 
1810,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  in  d.  A.  und  Obergespan  zu  Kreutz  in  Groa- 
tien,  und  Gräfin  Ernestine,  geb.  1806.  —  Die  Schwester  der  Grafen  Lud- 
wig und  Heinrich  ist  Gräfin  Amalia,  geb.  29.  Mai  1780,  seit  1812  Wittwe 
von  Moritz  Grafen  Sermäge  (s.  unten). 

Moritzische  Linie.  Vom  Grafen  Moritz,  gest.  1812,  k.  k.  Major 
in  d.  A.,  verm.  mit  Amalia  Gräfin  Sermäge,  geb.  29.  Mai  1780,  jetzt  Wittwe, 
stammt  Graf  DIONYS  Caspar  Rudolph,  geb.  1801,  Patrizier  von  Fiume  und 
Buccari,  Gerichtstafel -Beisitzer  im  Königreich  Groatien,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  1829  mit  Rosalie  Gräfin  Csäky  v.  Kereszteg  —  Tochter  des  Grafen 
Emmerich  (s.  S.  72)  —  geb.  1803,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben, 
die  Grafen  Richard  Maria  Emmerich  Johann  Dionys,  geb.  27.  Aug.  1831, 
und  Arthur,  geb.  18.  Aug.  1839.  —  Die  beiden  Schwestern  des  Grafen 
Dionys  sind  Gräfin  Caroline,  geb.  1806,  und  Gräfin  Henrica  Regina,  geb. 
18.  März  1811,  verm.  19.  Dec.  1832  mit  Ernst  Grafen  v.  Schlippenbach 
(s.  Bd.  IL  S.  396). 

Vom  Grafen  Franz  —  Bruder  des  Grafen  Moritz  —  gest.  1807,  k.  k. 
Kämmerer  und  Major  in  d.  A. ,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Maria  Gräfin  Er- 
dödy,  und  in  zweiter  mit  Theresia  Gräfin  Zichy,  lebt  aus  erster  Ehe  Gräfin 
Franziska,  geb.  1797  verm.  mit  Carl  Grafen  Festetics  v.  Tolna  (s.  S.  118 
und  119). 


III.  24 


370  GRAFEN  V.   SIKUAKOWSKI  (bOGUSLAWITZ-SIEUAKOWSKI), 

Grafen  v.  Sierakowski  ( Borussia witz- 
8ierakow8ki). 

Besitz:   in  Wesljireiissen  die  Ileirscliafl  Waplitz  elc.  im  Kieise  Siuliin. 


Wappen:  im  golden  eingefassten  rolhen  Schilde  ein  goldener  halber  Hing, 
auf  dessen  Bogen,  an  der  Stelle  des  ausgehrochenen  Diamanten,  aulrecht  und  nach 
oben  gerichtet  eine  schwarze  l'feilspilze  sieht  {Haus  Ogonczyk).  Den  Schild,  wel- 
chen zwei  einwärtssehende  Löwen  von  natürlicher  Farbe  hallen,  umdiegl  ein  rother, 
silbern  gefütterter  Wappenmantel,  welcher  von  einer  Grafenkrone  bedeckt  wird. 
Aus  letzterer  wachsen  zwei  den  halben  goldenen  Ring  des  Schildes  haltende  Hände 
empor.  —  Wie  beschrieben  findet  sich  das  Wappen  im  Wappenbuchc  der  preuss. 
Monarchie  (I.  100).  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  68 1) 
giebt  eine  goldene  Pfeilspitze  an  und  setzt  auf  die  Grafenkrone  einen  gekrönten 
Helm,  aus  welchem  zwei  golden  geharnischte  Arme  bis  an  die  Ellenbogen  hervor- 
treten und  mit  den  Händen  den  halben  Ring  halten.  Die  Helmdecken  müssten  roth 
und  golden  sein.  —  Nach  Okolski  schwebt  der  halbe  Ring,  die  Pfeilspitze  ist  sil- 
bern, und  die  Hände  halten  keinen  halben  Ring.  —  Eine  andere  gleichnamige  Fa- 
milie führt  das  Wappen  Dolega. 

Sehr  alte,  ursprünglich  aus  Mähren  stammende  Adelsfamilie,  welche 
schon  lange  ui  Polen  bekannt  und  angesessen  ist,  und  später  auch  zu  Be- 
sitz in  Preussen  gekommen  ist.  Waclaw  v.  Sierakowski  erhielt  durch  Ver- 
mählung mit  Franziska  v.  Tarnowska  um  1510  das  Gut  Boguslawice  bei 
Kowal  in  Kujawien,  und  nahm  von  demselben  den  Namen  Boguslawitz  an. 
Der  Sohn  desselben ,  welcher  ebenfalls  den  Vornamen  Waclaw  führte,  war 
Herr  der  Güter  Biala  und  Massiewy  in  der  Wojwodschaft  Plolzk,  wurde 
1569  Wojwode  von  Lenczyc  und  starb  1589.  Von  demselben  stammte  ein 
einziger  Sohn,  Stamslaus,  gest.  1596  als  Castellan  von  Lenda  und  Slarost 
von  Przedecz.  Die  drei  Söhne  des  Letzteren,  Janusz,  gest.  1620,  Castellan 
von  Kujawisch-Brzesc,  Martin,  gest.  1621,  Castellan  von  Inowraclaw,  und 
Lucas  ,  Castellan  von  Lenda ,  pflanzte  das  Geschlecht  fort.  —  Waclaw  Hu:- 
RONYMus  —  Sohn  des  Johann  v.  Sierakowski,   Starosten  von  Mszanow  und 


GKAFKN  SIZZO  V.  NORIS. 


371 


Truchscssen  v.  Zakroczym  —  gest.  1781,  Erzbischof  von  Lemberg,  wurde 
vom  Kaiser  Joseph  II.  1775  in  den  österreichischen  Grafenstand  erhoben, 
und  der  Neffe  desselben ,  Cajetan  ,  Herr  auf  Waphlz  in  Westpreussen  und 
Castellan  v.  Sionsk,  erhielt  vom  König  Friedrich  II.  von  Preussen  13.  Juni 
1776  die  preuss.  Grafenwürde.  Das  N.  Preuss.  Adelslexicon  giebt  über 
diese  Erhebung  Bd.  I.  S.  47  an:  ,,v.  Sierakowsky,  polnischer  Kammerherr 
und  westpreussischer  Vasall,  den  13.  Juni  1776  Erneuerung  des  Grafen- 
standes."  Der  Sohn  des  Grafen  Cajelan,  Graf  Anton,  wurde  1816  k.  preuss. 
Kammerherr  und  starb  1842.  Derselbe  war  zweimal  vermählt,  in  erster 
Ehe  mit  Honorata  Gräfin  Zboinska,  und  in  zweiter  mit  der  Schwester  der- 
selben ,  Antoma  Gräfin  Zboinska ,  jetzt  Wittwe.  Aus  der  zweiten  Ehe  des 
Grafen  Anton  stammt  das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses : 

ALPHONS  Graf  V.  Boguslawitz-Sierakowski,  geb.  1816,  Herr  der 
Herrschaft  Waplitz  im  Kreise  Stuhm,  Reg.-Bez.  Marienwerder,  kön.  preuss. 
Lieutenant  a.  D.,  verm.  mit  Maria  Gräfin  Soltan,  aus  welcher  Ehe  Graf  Adam, 
geb.  1816,  und  Gräfin  Antonie,  geb.  1847,  leben.  —  Die  Schwester  des 
Grafen  Alphons,  Gräfin  Clotilde,  hat  sich  mit  dem  Rittergutsbesitzer  v.  Dzia- 
lowski ,  Herrn  auf  Turzno  bei  Thorn  vermählt.  — :  Die  Stiefschwester  aus 
der  ersten  Ehe  des  Grafen  Anton,  Gräfin  Helene,  ist  seit  19.  Nov.  1832 
mit  dem  k.  k.  Kämmerer  Adolph  Grafen  v.  Husarzewski  (s.  S.  173) 
vermählt. 


Grafen  Sizzo  v.  Xoris. 

MaW^oiifdi),  d^efievvt'id). 

Besitz:  in  Sücltirol  Castel-Ossana  etc. 


MTappen:  quädiirter,  von  einem  rothen  Querbalken  durchzogener  Schild  mit 
Miltelschild.     Im  golden  eingefassten,  silbernen  Mittelschild  ein  aufrecht  stehender, 

24* 


372  GRAFEN  SIZZü  V.  NORIS. 

schwarzer  Anker,  1  und  4  in  Gold  ein  rechtssehender,  ausgebreiteler,  schwarzer  Adler, 
und  2  und  3  in  Blau  auf  grüner,  wellenschlagenden  Flulh  ein  Boot  mit  weissen  Segeln, 
in  welchem  zwei  nackte,  die  Hände  sich  gebende  Knaben  stehen.  Den  Schild  bedeckt 
die  Grafenkrone.  Auf  derselben  steht  ein  gekrönter  Helm,  aus  welchem  der  Adler 
des  1.  und  4.  Feldes  hervorbricht.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  sil- 
bern, links  blau  und  silbern.  Nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser 
(1854.  S.  624)  sitzen  im  2.  und  3.  Felde  die  beiden  Knaben  und  umarmen  sich. 

Die  Grafen  Sizzo  v.  Noris  stammen  nach  dem  Gen.  Taschenb.  tier 
gräfl.  Häuser  (1849.  S.  624)  aus  einem  alladeligen  florenlinischen  Ge- 
schlechte,  aus  welchem  Glieder  in  alten  Urkunden  von  1100  als  Nobiles 
vorkommen  sollen ,  und  das  genannte  Werk  beruft  sich  auf  Dante  Alighieri 
(La  divina  Commedia;  Paradiso,  Canto  XVI),  Macchiavelli  (Storie  Fiorenline, 
Libro  II.)  und  Pompeo  Cavahere  Litta  famiglie  celebri  italiani  Medici  di  Fi- 
renze,  Fascicolo  XVII.,  parte  I.).  —  Dante  erwähnt  a.  a.  0.  v.  108  das  floren- 
tinische  Geschlecht  Sizi ,  und  die  betreffende  Stelle  lautet  nach  der  neuen 
metrischen  Uebertragung  von  Philalethes  (Bd.  III.  Dresden  und  Leipzig, 
1849.  S.  220):  ,,und  zu  den  curul'schen  Sitzen  zog  mau  die  Sizi  schon 
und  Arrigucci."  Es  möge  gestattet  sein,  aus  der  diese  Stelle  erläuternden 
Note  31  Folgendes  anzuführen:  ,,Die  Sizi  und  Arrigucci,  zwei  adelige  Ge- 
schlechter aus  dem  Quartiere  des  Domes,  gehörten  beide  der  guelphischen 
Partei  an  und  wanderten  mit  ihr  nach  der  Schlacht  von  Montaperli  aus. 
ül)gleich  die  älteren  Gommenlatoren  sie  als  erloschen  bezeichnen,  so  linden 
wir  doch  den  Namen  der  Arrigucci  unter  den  Geschlechtern,  die  der  Partei 
der  Weissen  folgten."  Hieran  reihen  sich  weitere  Angaben  über  die  ge- 
nannten beiden  Familien,  und  es  wird  angeführt,  dass  Bambarone  Sizi  1 190 
und  Nerlo  Sizi  1203  in  Florenz  die  Consuhvürde  bekleidet  haben.  ,,Die  Sizi 
hatten  übrigens  das  Palronat  über  die  uralte  Kirclie  S.  Tonunaso  am  Mer- 
cato  vecchio.  Mit  den  Mediri  scheinen  sie  früh  in  Verbindung  gewesen  zu 
sein;  sie  besassen  mit  ihnen  gemeinschaftlich  einen  Thurm  am  Mertato 
vecchio  neben  S.  Tonunaso,  und  überliesen  ihnen  im  Jalire  1311  zuerst  die 
Hälfte,  dann  im  Jahre  der  grossen  Pest  (!348),  wo  nur  einer  von  ihrem 
Geschlechte  übrig  blieb,  aucli  den  anderen  Theil  des  Patronats  jener  Kirche." 
—  Macchiavelli  (Opere  di  Niccolö  Macchiavelli.  Volume  Prinio.  Italia.  1813. 
p.  68)  filhrt  einfach  das  Geschlecht  Sizi  unter  den  Familien  auf,  welche  auf 
Seiten  der  Guelphcu  standen.  Eine  Einsicht  in  Litta's  Werk  war  leider  nicht 
zu  ermöglichen,  und  Näheres  über  den  vom  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser 
angenommenen  Zusammenhang  der  alten  Familie  Sizi  mit  den  jetzigen  Gra- 
fen Sizzo  v.  Noris  nicht  aufzufinden. 

Der  Grafensland  ist  im  Jahre  1774  in  die  Familie  gekommen,  und 
dem  jetzigen  Haupte  des  gräflichen  Hauses  vom  Kaiser  Ferdinand  I.  von 
üesterreich  20.  Juh  1844  bestätigt  worden. 

Der  jetzige  Bestand  der  gräflichen  Familie  ist  folgender: 

JOSEPH  Graf  Sizzo  v.  Noris,  geb.  21.  März  1805,  Herr  v.  Castell- 
Ossana,  Landstand  in  Tirol  und  Trientiner  Patrizier,  venu.  4.  Mai  1831  mit 
Elisabeth  Gräfin  Settala  de  Gapitani  di  Settala,  des  Aloys  Grafen  Settala  etc., 
Herrn  v.  Sardighano,  Mailändischen  Patriziers,  k.  k.  wirkl.  Geh.  Raths  und 
Kämmerers,  Gross-Würdenträgers  und  Gross-Geremonien-Meisters  im  Lom- 
bai-disch-Venetianischen  Königreiche,   Tochter.     Aus  dieser  Ehe  sind  zwei 


GRAFEN  V.  SKORZEWSKI. 


373 


Söhne  uiul  zwei  Töchter  entsprossen,  die  Grafen  Eduard,  geh.  1  7.  Oct. 
1835,  und  Heinrich,  geh.  1  1 .  Nov.  1841,  und  die  Gräfinnen  Caroline,  geb. 
27.  Febr.  1832,  und  Isarelle,  geb.  4.  März  1834. 


Grazil  V.  8k6rzew8ki. 

llatljoUfd).  IJrcuJjeu. 

Besitz  der  Linie  zu  l.nljisciiiii :  im  Grosslier/ogllmm  I'oseii  die  HeiTscIiaft  Pröclinowo,  die 
HeiTschan  Saiitoniisciicl,  die  Herrschaflcn  Labiscliiii  und  Lubostron,  und  die  Herr- 
sclialt  Raszkow.    Besitz  der  Linie  zu  Czerniejewo:    die  Herrsohalt  Czerniejewo. 


Wappen:  (niplom  vom  17.  April  1787)  quadrirtcM-  Schild  mit  Miltelschiid, 
beide  bisweilen  golden  eingefasst.  Im  blauen  Mitlelschilde  ein  halber  silberner  Ring, 
auf  dessen  Bogen  ein  mit  der  Spitze  nach  oben  gekehrter  silberner  Pfeil  steht  (Haus 
Drogoslaw).  1  in  Blau  eine  auf  4  silbernen  Pfählen  oder  Pfeilern  ruhende  goldene 
Bedachung  (Leszczyk  oder  Brog) ;  2  und  3  in  Roth  ein  silberner,  eckig  geschobe- 
ner Querbalken  (ein  doppelt  an  einander  hängendes  V:  Habdank),  und  4  in  Gold 
eine,  auf  einem  schwarzen  Bären  reitende,  weissgekleidete,  gekrönte  Jungfrau  mit 
aufgehobenen  Armen  (Rawicz).  Ueber  der  Grafenkrone  steht  ein  mit  einer  gräf- 
lichen Krone  gekrönter  Helm,  aus  welchem  fünf  silberne  Straussenfedern  hervor- 
gehen. Die  Helmdecken  sind  nach  dem  Wappenbuche  der  preuss.  Monarchie  (II.  1) 
schwarz,  silbern  und  roth  (richtiger  blau  und  silbern),  und  den  Schild  hält  rechts 
ein  mit  Laub  umgürteler  wilder  Mann,  welcher  mit  der  Rechten  eine  Keule  auf 
dem  Boden  stemmt,  links  der  auswärtssehende  preuss.  schwarze  Adler,  auf  dessen 
Brust  der  königl.  Namenszug  F.  W.  R.  steht.  —  Das  Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl. 
Häuser  (1854.  S.  732)  giebt  das  grätl.  Wappen  ebenso,  nur  ist  im  4.  Felde  die 
Jungfrau  blau  gekleidet:  eine  Annahme,  welche  wohl  richtiger,  als  alle  anderen 
Varianten,  ist.  -  Sehr  muss  übrigens  die  hier  allgemein  angenommene  blaue  Tinc- 
lur  des  1.  Feldes  auffallen.  Der  Schild  des  Hauses  Leszczyk  ist  roth,  wenn  auch 
allerdings  Lackabdrücke  von  mehreren  Petschaften  dieses  Hauses,  so  wie  die  Ab- 
bildungen des  vorstehenden  Wappens  denselben  blau  ergeben. 

Sehr  alte  und  angesehene  polnische  Adelsfaniilie,  welche  ursprünglich 
aus  Böhmen  stammen  soll.    Als  Ahnherr  der  Famihe  wird  nämlich  Drogos- 


374  GRAFEN  V.  SKORZEWSKI. 

LAW  genannt,  weklier  aus  Bölinien  sich  nach  Polen  gewendet,  und  das 
Stammhaus  der  FaniiUe ,  das  Gut  Skorzewo  bei  Posen ,  gegründet  habe. 
Nach  diesem  Drogoslaw  (Drogeshuv)  schrieb  die  Familie  sich  auch  Drogos- 
law-Skörzewski.  —  Peter  Skörzewski  wurde  1  500  zum  Bischof  von  Posen 
gewählt.  —  Andreas  v.  Skörzewski  war  zu  Ende  des  I  7.  Jahrliunderls  pol- 
nischer General  und  Marschall  der  Conföderation  von  Gross-Polen,  Wladis- 
laus  V.  Skörzewski  zu  Anfange  des  18.  Jahrliunderts  Landfähnrich  von 
Posen,  Stanislaus,  gest.  18.  Aug.  1761,  Castdlan  von  Culm,  und  Franz, 
gest.  18.  Nov.  1773,  kön.  poln.  General-Lieutenant.  Der  Sohn  des  Letzte- 
ren, Friedrich  Joseph  Andreas  Wilhelm  v.  Skörzewski,  gest.  1  I.Juni  1832, 
Herr  der  Herrschaften  Labiszyn  und  Margonin,  kön.  preuss.  Kammerherr, 
wurde  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IL  19.  April  1787  in  den  preuss. 
Grafensland  erhoben,  oder,  wie  Andere  wollen,  erhielt  die  Anerkennung 
des  Grafenstandes,  und  zwar  namentlich  auf  Grund  des  früher  geführlen 
Titels  der  Grafen  v.  Labischin.  Von  demselben  stammt  Graf  Heliodor  (s. 
unten).  Später  kam  auch  noch  durch  eine  zweite  Erhebung  der  preuss. 
Grafenstand  in  die  Familie.  Es  wurde  nämlich  vom  König  Friedrich  Wil- 
helm IV.  10.  Sept.  1840  Raimund  v.  Skörzewski  —  ältester  Sohn  des  ver- 
storbenen Starosten  v.  Skörzewski  —  Herr  auf  Gzerniejewo,  in  den  preuss. 
Grafenstand  versetzt. 

Das  gräfliche  Haus  zerfällt  demnach  jetzt  in  zwei  Linien,  und  der  Per- 
sonalbestand beider  ist  folgender: 

Linie  zu  Labischin:  Graf  HELIODOR  Johann  Anton  —  Sohn  des 
Grafen  Friedrich  Joseph  Andreas  Wilhelm  —  Erbherr  auf  Pröchnowo  und 
Santomischel,  kön.  preuss.  Kammerherr  und  Vice-Marschall  des  Provinzial- 
Landtages  des  Grossherzogthums  Posen,  verm.  1826  mit  Emilie  Gräfin 
v.  Grabowska  —  Tochter  des  Grafen  Joseph  (s.  S.  150).  —  Aus  dieser 
Ehe  leben  ein  Sohn  und  vier  Töchter:  Graf  Stanislaus ,  und  die  Gräfinnen 
Ophelie,  verm.  1849  mit  Joseph  Grafen  v.  Potulicki  (s.  S.  335),  Antonie, 
verm.  1831  mit  Wladislaus  v.  Loncki,  Maria  und  Sophie.  —  Der  Bruder 
des  Grafen  Heliodor  ist  Graf  Arnold  Franz,  Erbherr  auf  Raszköw,  verm. 
1844  mit  Melanie  v.  Skörzewska,  aus  welcher  Ehe  Kinder  leben,  und  die 
drei  Schwestern  der  genannten  Brüder  sind  die  Gräfinnen  Cornelia,  Clotilde 
und  Florentine. 

Linie  zu  Gzerniejewo:  Graf  RAIMUND  (s. oben),  Herr  auf  Gzer- 
niejewo, verm.  mit  Maria  v.  Lipska,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Sigis- 
mund,  stammt. 


GRAKKIN  SOMOGYI  V.   MEDGYES. 

Cirrafeii  8omogyi  v.  lUedgyes. 

4Satl)olifd).  ©eflemid). 

In  Ungarn  hes-ülert. 


375 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  gelheilt;  rechts  in  Rlan  auf  einem  grü- 
nen Dreihügel  ein  einwärtssehender  Storch  von  natürlicher  Farbe,  welciicr  mit  dem 
rechten  Fusse  einen  silbernen  Stein  in  die  Höhe  hebt;  links  in  Roth  auf  einem 
grünen  Dreihügel  ein  einwärtssehender,  doppelt  geschweifter,  natürlicher  Löwe, 
welcher  mit  der  rechten  Vorderpranke  einen  blanken  Säbel  schwingt.  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone. 

Altes  und  angesehenes  Szekler-Adelsgeschlecht,  welches  das  Prädieat: 
V.  Medgyes  in  Siebenbürgen  führt.  Der  Ursprung  der  Familie  verliert  sich 
in  das  Dunkel  der  Vorzeit,  und  die  Nachrichten,  welche  Lehotzky  (II.  p.  366) 
von  dem  Geschlechte  gegeben  hat,  fangen  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts  an.  Georg  Soniogyi  de  Derk  (l  58 1 ),  verm.  mit  der  Toch- 
ter des  Ladislaus  Amade,  erlangte  Lipos  und  Egyhäzkarcsa.  Die  beiden 
Söhne  desselben  waren  Wolflgang  und  Albert.  Von  Ersterem  entspross, 
neben  einem  Sohne,  Franz,  eine  Tochter,  Susanna,  von  welcher  die  Fanii- 
hen  Pyber  und  Sziväs  stammen,  Alberts  Sohn  aber,  Stephan,  war  der  Vater 
des  Gabriel ,  als  dessen  Söhne  Franz  und  Georg  aufgeführt  werden.  Von 
Franz  stammten  die  ,,Insiilani  in  Csalloköz" ,  von  Georg  die  ,,Banenses**. 
Die  weiteren  Angaben  des  oben  genannten  Historikers  sind  nicht  von  Be- 
lange. —  In  neuerer  Zeit  kam  die  Famihe  namentlich  durch  Johann  Somo- 
gyi  v.  Medgyes  zu  hohem  Ansehen.  Derselbe  war  gegen  Ende  des  vorigen 
Jahrhundert,  und  im  Anfange  des  jetzigen,  Hofrath  bei  der  k.  ungarischen 
Hofcanzlei,  erhielt  nachher  den  ungarischen  Grafenstand  und  wurde  zum 
k.  ungarischen  Vice-Hofcanzler  erwählt,  kann  aber  diese  Würde  nur  kurze 
Zeit  bekleidet  haben,  denn  1808  wurde  der  damalige  Vice-Canzler  Joseph 
Graf  Erdödy  v.  Monyorökerek  ungarischer  Hofcanzler  und  schon  Ende  des 
Jahres  1809  ist  der  ungarische  Hof-Vicecanzler  Graf  Somogyi  v.  Medgyes 
gestorben. 

Die  jetzigen  Glieder  der  gräfl.  Famihe  stammen  von  dem  eben  erwähn- 
ten k.  ungarischen  Vice-Hofcanzler  Johann  Grafen  v.  Somogyi,  gest.  27.  Dec. 
1809,  verm.  mit  Christine  Gräfin  v.  Györy,  geb.  1776,  gest.  23.  Aug. 
1  848.  Der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  das  jetzige  Haupt  des  grällichen 
Hauses : 


376 


GRAFEN  SPAINGEN  V.   UYTERNESSE. 


JOSDPH  Graf  Somogyi  v.  Medgyes,  geb.  31.  März  1790,  k.  k.  Käm- 
merer, verm.  27.  Aug.  1816  mit  Maria  Grescentia  Garoline  Prinzessin 
Bretzenheim  v.  Regecz  —  Schwester  des  Fürsten  Ferdinand  —  geb.  13.  Nov. 
1799.  Die  beiden  Töchter  aus  dieser  Ehe  sind:  Gräfin  Garoline,  geb. 
8.  Juh  1827,  und  Gräfin  Helene,  geb.  20.  Juli  1830,  verm.  24.  Febr. 
1852  mit  Juhus  Grafen  v.  Walhs  (s.  Bd.  II.  S.  639).  Der  Bruder  des  Gra- 
fen Joseph  ist  Graf  Johann  Nepomuk,  geb.  1801,  k.  k.  Kämmerer,  und  die 
beiden  Schwestern  dieser  Brüder  sind  Gräfin  Marl\,  geb.  16.  Juh  1796, 
verm.  16.  Mai  1821  mit  Emmerich  Grafen  v.  Eltz  —  Bruder  der  Grafen 
Jacob,  August  und  Franz  (s.  Bd.  I.  S.  216)  —  Wittwe  seit  21.  Dec.  1844, 
und  Gräfin  Amalla,  geb.  1808,  verm.  25.  Aug.  1830  mit  Ferdinand  Frei- 
herrn Horetzky  v.  Horka. 


Grafen  8paugeii  v.  Uyternesse. 

ißatl)olifd).  ©cjlerreid)  unt>  tticöcirlanbe. 

Besitz:   die  Allodialherrschaften  Enzersdorf  und  Ober-Stinkenbrunn  in  Nieder-Oesterreich. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  blauer  Querbalken.  Den  Schild  be- 
deckt die  Grafenkrone,  und  denselben  hält  rechts  ein  vorwärtssehender,  mit  Laub 
umgürleler  wilder  Mann,  welcher  eine  Keule  über  die  rechte  Schulter  legt,  links 
aber  ein  vorwärtssehender,  goldener  Löwe.  Wie  beschrieben,  giebt  ßutkens  ([^es 
trophees  tant  sacres  que  profanes  du  duche  de  Brabant.  ä  la  Haye,  1726.  Sup- 
plement, p.  400)  dieses  Wappen. 

Sehr  alte  und  angesehene,  urspriinghch  brabantische  Adelsfamihe,  in 
welche  der  Freiherren-  und  später  auch  der  Grafen^and  gekommen  ist. 
CoRNEL  V.  Spanghen  (neuerlich :  Spangen) ,  k.  k.  Oberst  und  später  Grand 
Bailly  des  wallonischen  Brabants  erhielt  vom  Kaiser  Ferdinand  JI.  10.  Sept. 
1634  den  Freiherrenstand,  und  Carl  Freiherr  Spanghen  v.*Uyternesse 
wurde  vom  Könige  Carl  II.  von  Spanien  1.  Dec.  1686  in  den  Grafensland 
erhoben.  Ein  Auszug  aus  dem  Diplome  findet  sich  bei  Butkens  (a.  o.  a.  0.). 
In  neuerer  Zeit  {Wissgrill  giebt  dies  noch  nicht  an)  ist  das  Geschlecht  dem 
niederösterreichischen  Ilerrenslande  einverleibt  worden. 


GRAFEN  SPANGEN  V.  UYTERNESSE.  377 

Die  jetzigen  Glieder  der  gräfl.  Familie  sind  Nachkommen  des  Grafen 
Carl  Joseph,  gest.  1.  April  1824,  k.  k.  Kämmerers  und  General -Majors, 
aus  der  Ehe  mit  Anna  Josephe  Hortensie  Gräfin  de  la  Föns  de  la  Plesnoye, 
geb.  1775,  als  Wittwe  wieder  verm.  6.  Juh  1825  mit  dem  k.  k.  Haupt- 
mann Grafen  Duc-Surville,  und  gest.  24.  März  1847. 

Das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses  ist  der  ältere  Sohn  des  Grafen 
Carl  Joseph : 

PHILIPP  Philibert  Graf  Spangen  v.  Uyternesse,  geb.  4.  Juli  1810, 
Herr  der  Allodial-Herrschaften  Enzersdorf  und  Ober-Stinkenbrunn  in  Nie- 
der-Oesterreich,  verm.  29.  Mai  1838  mit  Vincenzia  Gräfin  v.  Berchlöldt  — 
Schwester  des  Grafen  Prosper  (s.  Bd.  I.  S.  71)  —  geb.  2.  Mai  1805.  Aus 
dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen  Carl,  geb.  15.  Mai  1840,  und 
Joseph,  geb.  18.  April  1844,  und  drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Maria, 
geb.  20.  Juli  1841,  Vincenzia,  geb.  31.  Oct.  1842,  und  Ludovica,  geb. 
20.  April  1846. 

Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Philipp  Phihbert  sind:  Graf  Carl  Victor, 
geb.  13.  Juni  1813,  verm.  25.  Oct.  1844  mit  Maria  Marquise  v.  Kodes, 
geb.  8.  April  1822,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Marguerite,  geb. 
17.  Jan.  1853,  lebt —  und  Graf  Ludwig  Adolph,  geb.  20.  Dec.  1815, 
k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  29.  Nov.  1849  mit  Therese 
Gräfin  v.  Podstatzky-Lichtenstein  —  Tochter  des  verstorbenen  Grafen  Leo- 
pold (s.  S.  319)  geb.  23.  April  1829. 


378 


GRAFEN  V.   STAIISACH. 


Grafen  v.  8tainach. 

Äatl)oltfdj  ©ejlerrctd). 

In  Steiermark  begüiert. 


IVappen :  im  rotlien  Schilde  eine,  aus  drei  silbernen  Qiiadcrsfnckcn  ge- 
bildete Pyramide.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  ein  ge- 
krönter Helm  erhebt.  Derselbe  trägt  auf  einem  Postamente  die  silberne  Pyramide 
des  Schildes,  welche  oben  mit  zwei  schwarzen  Straussenfodern  besteckt  ist.  Die 
Helmdecken  sind  roth  und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Stainach  stammen  aus  einer  sehr  alten  Rilterfamilie  in 
Steiermark,  und  das  uralt  ritterliche  Herkommen  und  die  Verdienste  der- 
selben sind  ausdrijckhch  in  dem  unten  anzuführenden  Grafendiplome  aner- 
kannt worden.  Nach  diesem  Diplome  war  schon  1 150  Conrad  v.  Stainach, 
Bischof  zu  Worms,  und  ,, regierte  am  Bhein  bis  1163",  und  der  Bruder 
desselben,  Pleikhard  v.  Stainach,  stand  zuerst  in  Diensten  des  Kaisers  Hein- 
rich V.,  und  dann  23  Jahre,  bis  1  165,  in  denen  des  Kaisers  Friedrich  I., 
Rothhart.  Das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1841.  S.  468  —  471) 
giebt  eine  weitläufige  historische  Uebersicht  über  die  Familie,  doch  ist  aus 
derselben  weder  in  Bezug  auf  die  ältere,  noch  auf  die  neuere  Zeit  eine  fort- 
laufende Stammreihe  zu  entnehmen.  Gleich  die  im  Anfange  dieser  Ueber- 
sicht erwähnte  Fundationsurliunde  der  Burgveste  Stainach  im  Emsthal  von 
1074,  und  die  Mittheilung,  dass  Ulrich  v.  Stainach,  Pleikhards  IV.  und  der 
Adelheid  v.  Neipperg  Sohn,  geb.  1300,  gest.  1369,  als  Helmzierde  für  das 
Wappen  ein  gekröntes  Haupt  erhalten  habe,  weil  ein  heidnischer  König 
von  ihm  getödtet  worden  sei,  ergeben,  dass  in  dieser  Uebersicht  Nachrichten 
über  die  alte  rheinländische,  1.  Nov.  1653,  mit  Friedrich  im  Mannsstamme 
erloschene  Familie  Landschad  v.  Stainach,  mit  denen  über  die  steiermärki- 
sche  Familie  verbunden  worden  sind,  wie  denn  auch  dieser  Friedrichs.  470 
erwähnt  worden  ist.  Allerdings  ist  der  Bedaction  bekannt,  dass  Bucehni, 
Humbracht  u.  A.  die  Landschaden  v.  Stainach  von  Steiermark  ableiten, 
doch  sind  die  Famihen,  dies  zugegeben,  wenigstens  später  so  auseinander 


GRAFEN  V.  STAINACH.  379 

gegangen,  dass  hierher  Nachrichten  üher  die  genannte  rheinländishe  Faniihe 
nicht  gehören  dürften.  In  herakhscher  Beziehung  kommt  noch  die  Ver- 
schiedenheit der  Wappen  hinzu :  die  Landschaden  v.  Stainach  führten  l)e- 
kannthch  im  gohlenen  Schikle  eine  schwarze  mit  neun  schwarzen  Saiten 
bezogene  Davids-  oder  sogenannte  Spitzharle,  dergestalt  gekehrt,  dass  die 
schräge  Seite  rechts,  die  ausgebogene,  oder  das  Pedal,  links  stand,  die 
steiermärkische,  hier  zu  besprechende,  Familie  aber  in  Roth  drei  weisse 
auf  einander  hegende  Quaderstücke.  So  mögen  denn  nur  die  letzten  An- 
gaben der  erwähnten  historischen  Uebersicht  über  die  Familie  hier  einen 
Platz  finden.  Maximilian  v.  Stainach,  geb.  1695,  hatte  Oesterreich  30  Jahre 
Kriegs-  und  Civildienste  geleistet.  Nach  dem  türkischen  Feldzuge  war  der- 
selbe Landes -Gommissair  in  Steiermark  geworden  und  zeichnete  sich  so 
besonders  aus,  dass  die  Kaiserin  Maria  Theresia  (Franz  L)  seine  Familie^  mit 
gänzlicher  Ueberspringung  des  Freiherrenstandes,  14.  3Iärz  1757,  unter 
Bestätigung  des  alten  Stammwappens  in  den  Reichsgrafenstand  erhob.  Me- 
gerle  v.  Mühlfeld  (S.  29)  giebt  diese  Erhebung  wie  folgt  an:  Stainach  v.  und 
zu,  Maximilian,  wegen  uralt  ritterlichen  Herkommens  mit  seinem  Bruder 
und  drei  Schwestern,  im  Jahre  1756.  —  Nach  dem  Tode  des  Grafen  Ma- 
ximihan  wurde  1769  Graf  Garl,  geb.  1735,  das  Haupt  der  Familie.  Der- 
selbe war  Officier  im  siebenjährigen  Kriege,  erhielt  1770  das  steiermär- 
kische Landesdiplom,  war  in  sweiter  Ehe  mit  Anna  Gräfin  und  Herrin  von 
und  zu  Stubenberg,  vermählt,  und  endete  1805  sein  den  Künsten  gewid- 
metes Leben.  Jacobi,  H.  S.  358,  giebt  über  die  erwähnte  Gemahlin  an: 
Maria  Anna,  geb.  2.  Juli  1764;  Gemahl:  Johann  Anton  Graf  v.  Stainach, 
Landrath  in  Steyer,  verm.  23.  April  1788.  Der  Vorname  Johann  Anton 
findet  sich  übrigens  auch  im  Geneal.  Taschenbuch  der  freih.  Häuser,  1849, 
S.  417,  in  dem  die  Herren  zu  Stubenberg  betreffenden  Artikel,  als  Ver- 
mählungstag ist  aber  hier  8.  April  1788  genannt. 

Nach  Allem  stammt  von  dem  zuletzt  genannten  Grafen  das  jetzige 
Haupt  der  Familie: 

Graf  GUIDO,  geb.  2.  Febr.  1798,  Landstand  in  Steiermark,  quittirte 
1828  als  k.  k.  Ober -Lieutenant,  verm.  10.  Mai  1830  mit  Maria  Reichel, 
aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Aloys,  geb.  26.  März  1833,  stammt.  Der 
Bruder  des  Grafen  Guido  ist:  Graf  Gustav  Erasmus ,  geb.  2.  Juni  1802, 
Landsland  in  Steiermark,  verm.  21.  Nov.  1826  mit  Isabella  Gräfin  v.  Gäl- 
1er  —  Schwester  des  Grafen  Carl  Leopold  (s.  Bd.  I.  S.  260)  —  geb. 
13.  Juh  1802,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn:  Graf  Gustav  Sigmund,  geb. 
11.  Sept.  1828,  Actuar  im  12.  Gensdarmerie-Regiments-Auditoriate,  ent- 
sprossen ist.  Die  Schwester  der  Grafen  Guido  und  Gustav  ist  Gräfin  Caro- 
lijne,  geb.  18.  Juni  1790,  Inhaberin  der  Herrschaften  Greissenegg,  Ober- 
voitsberg  und  Altkainach,  Wittwe  seit  11.  Juni  1829  von  Sigmund  Grafen 
V.  Wagensberg  (s.  Bd.  II.  S.  61 1).  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem 
Grafen  Heinrich,  gest.  19.  Oct.  1827,  k.  k.  Lieutenant,  lebt  die  Wittwe, 
Maria  Gräfin  v.  Thurn-Valsassina,  geb.  27.  Jan.  1804,  verm.  10.  Juh  1826, 
wieder  verm.  1841  mit  Carl  Joseph  Anton  Grafen  v.  Welsperg  (s.  Bd.  II. 
S.  661).  Der  Sohn  aus  dei*  Ehe  mit  dem  Grafen  Heinrich  ist  Graf  Armand 
Robert,  geb.  7.  Juni  1827. 


380 


GUAFEN   V.   STAINLEIIN'-SAALKNSTKIN. 


Grafen  v.  8t  .iiileiii-8aaleii8teiii. 

Coangeltfd).  Zögern  unb  ©eflcrrcid). 

Besitz:    in  l'ngaiii  Szeiiirred  in  der  Hoii'liiicr  (icspyiiscli.iri. 


Wappen:  quergetlieilter  Schild;  oben  in  Blau  ein  waclisender,  vorwärts- 
sehender,  weissgekleideter  Sleinhauer  mit  einer  spitzigen  .Mütze  auf  dem  Kopfe 
und  einem  Schurzfell  um  den  Leib,  welcher  mit  der  Rechten  einen  Spitzhammer 
hält  und  die  Linke  in  die  Seile  stemmt;  unten  von  Schwarz  und  Silber,  in  vier 
Reihen,  jede  zu  vier  Feldern,  gescbacht.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein 
mit  einem  schwarz-silbernen  Wulste  bedeckter  Helm,  aus  welchem  ein  rechts- 
sehender, goldener  Greif  emporwächst,  welcher  in  der  rechten  Vorderklauc  einen 
goldenen,  sechsspitzigen  Stern  hält.  Die  Helmdecken  sind  golden  und  schwarz, 
und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  goldene  Greife,  nach  Einigen  mit 
dem  Stern,  wie  auf  dem  Helme,  nach  Anderen  ohne  denselben. 

Die  Grafen  v.  Stainlein-Saalenslein  stammen  aus  einer,  dem  Fürsten- 
thum  Baireuth  angehörigen  Familie ,  deren  Glieder  fortwährend  in  Staats- 
diensten standen.  Johann  Gottlieb  Eduard  v.  Stainlein  wurde  als  k.  bayer. 
Legations-Secretair  am  k.  k.  österreichischen  Hofe  vom  König  Maximilian  L 
von  Bayern  27.  Sept.  1815  in  den  Freiherrenstand  erhoben  und  erhielt 
als  k.  bayer.  Kämmerer,  w.  Geh.  Bath  und  ausserordentl.  Gesandter  und 
bevollm.  Minister  am  k.  k.  Österreichischen  Hofe,  vom  König  Ludwig  l. 
von  Bayern  31.  Mai  1830  mit  dem  Prädicat:  v.  Saalenstein,  die  Grafen- 
wiirde,  welche  Würde  im  Königreich  Ungarn  zu  führen  der  Witt we  und 
den  Kindern  vom  Kaiser  Ferdinand  L  von  Oesterreich  im  Jahre  1841  ge- 
stattet wurde. 

Johann  Gottlieb  Eduard  Graf  v.  Stainlein-Saalenstein,  geb.  16.  März 
1785,  gest.  23.  Jan.  1833,  k.  bayer.  Kämmerer,  Geh.  Bath  und  Gesandter 
am  k.  k.  österreichischen  Hofe,  war  vermählt  mit  Susanna  Bosalie  Freiin 
v.  Hellenbach  zu  Patzolay,  geb.  14.  Juni  1794,  welche  jetzt  als  Wittwe  zu 
Szemer^d  in  Ungarn  lebt.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne  und  drei 
Töchter.  Haupt  der  Familie  ist  der  ältere  Sohn : 

Graf  LUDWIG  Carl  Georg  Cornelius,  geb.  3.  Juh  1819.    Der  Bruder 


GRAFKN  KICIIMEISTER  V.   STERNBERG. 


381 


desselben  ist  Graf  Otto  Ludwig  Oscar  Alphons,  geb.  20.  Mai  1830,  und 
die  drei  Schwestern  sind  die  Gräfinnen :  Sophie  Caroline  Josephe  Luise, 
geb.  17.  März  1818,  verm.  1.  Mai  1847  mit  Friedrich  Grafen  v.  Wesler- 
holt  (s.  Bd.  II.  S.  C7l),  Malvina  Maria  Susanne  Sophie,  geb.  29.  Dec. 
1822,  verm.  1.  Mai  1841  mit  Heinrich  Wilhelm  Grafen  v.  Wilczeck,  und 
Leontine  Rosalie  Nalahe  Sophie,  geb.  14.  Aug.  1826. 


Gr«ifen  Küchmeister  v.  Sternberg. 


dKuangeltfri). 


|Jreufjen. 


Besitz:  in  Ostpreussen  die  Riliergüier  Grodilien  und  Gross-Przylenk  im  Kreise  Neidenburg. 


Wappen:  im  golden  eingefassten,  blauen  Schilde  drei  (2  und  l)  silberne 
sechssirahlige  Sterne.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  ein, 
mit  einem  blausilbernen  Wulste  bedeckter  Helm  erhebt,  welcher  fünf  silberne 
Siraussenfedern  trägt.     Die  Helmdecken  sind  blau  und  silbern. 

Die  Familie  Kiichmeister  (Küchenmeister)  v.  Sternberg,  in  welche 
neuerlich  der  preussische  Grafenstand  gekommen,  ist  eine  alte,  sehr  ange- 
sehene preussische  Adelsfamihe,  welche  mit  dem  deutschen  Orden  nach 
Preussen  gelangte,  sich  später  in  die  Neumaiii  wendete,  in  derselben  die 
HeiTschaft  Sternberg  an  sich  brachte  und  von  dieser  Besitzung  den  Beinamen: 
Sternberg  erhiell.  Michael  Küchenmeister  v.  Sternberg  kommt  um  1412 
als  Advocatus  der  Neumark  vor  und  wurde  9.  Jan.  1414  Hochmeister  des 
deutschen  Ordens  in  Preussen ,  nachdem  er  ein  Jahr  zuvor  im  Namen  des 
Königs  Sigismund  in  Ungarn  dem  König  Wladislaus  V.  in  Polen  die  Zipser 
Städte  verpfändet  hatte.  Derselbe  resignirte  10.  März  1422  als  Hoch- 
meister und  starb  20.  Dec.  1424.  Die  genealogischen  Verhältnisse  der 
Famihe  sind  durch  die  betreffende  Literatur  nicht  aufgehellt.  Was  den 
Ursprung  der  Familie  anlangt,  so  hat  man  dieselbe  aus  Franken  herleiten 
wollen.  Dies  könnte  möglich  sein,  doch  hesse  sich  auch  denken,  dass  eine 
Verwißchselung  mit  der  alten  fränkischen  Familie  v.  Sternberg  vorläge,  aus 


382 


GRAFEN   V.   STOCKIIAMMER. 


welcher  Berthold  1268  Bischof  zu  Würzhurg  war  und  welche,  ausser 
ihrem  gleichnaniigeii  Slammschlosse  im  (Jehiet  der  Frei-Fränkischen  Riller- 
sciiaft,  auch  das  Schloss  Gallenherg  im  Cohurgischen  einige  Jahrhunderte 
besass,  wahrscheinlich  aber  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  erloschen 
ist.  Wie  die  hierher  gehörende  Familie  den  Beinamen :  v.  Sternberg  erhal- 
len habe,  ist  angegeben  worden. 

Aus  der  preussischen  Familie  Küchmeister  v.  Slernberg  wurde  das 
jetzige  Haupt  der  Famihe  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen 
10.  Sept.  1840  in  den  preussischen  Grafenstand  nach  dem  Rechte  der 
Erstgeburt  erhoben. 

Das  Haupt  der  Familie  ist: 

MICHAEL  Graf  Kiichmeister  v.  Slernberg,  Herr  der  Rittergüter 
Grodtken  und  Gross-Przylenk  im  Kreise  Neidenburg,  Regierungsbezirk 
Königsberg,  und  Kreisdeputirler. 


Grafen  v.  Stockhammer. 

I5atl)0lifjcl).  ©eflerreid). 

Besitz:    das  fürst -erzbischöflich  Olmüizer  Lehen  Malostowitz  in  Mähren. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mitlelschild 
ein  schwarzer  Ochsenkopf,  durch  dessen  Nase  ein  goldener  Ring  gezogen  ist.  1  in 
Silber  ein  schwarzer,  gekrönter,  einwärts  zum  Flug  geschickter  Adler;  2  in  Gold 
ein  schwarzer  Querbalken ;  3  in  Blau  ein  rothgekleideler  Mann  mit  blossem  Kopfe, 
welcher  in  der  Hechten  einen  Hammer  oder  eine  Axt  hält  und  auf  einem  silber- 
nen ,    schwarzgezäumten  Rosse  einwärts  galoppirt ;    4  in  Silber    zwei  mit   einander 


GHAFKN  V.  STOCKHAMMKIl.  383 

slicilcnde,  braune  Vögel  (Slockhaininer),  von  wciclien  der  eine  auf  einem  dürren 
Stocke  auf  dem  Rücken  liegt,  während  der  andere  üher  ihm  fliegend  schwebt. 
Ueber  dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  drei  gekrönte  Helme 
erheben.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Adler  des  1.  F'eldes,  der  mittlere  den  Och- 
senkopf des  Mittelschildes,  und  der  linke  einen,  das  Rad  schlagenden  Pfau.  Die 
Helmdecken  werden  schwarz  und  golden  angegeben,  so  z.  ß.  im  Wappenbuch  der 
Ocsterr.  Monarchie  (VII.  64),  wenn  auch  in  demselben  der  Miltelschild,  wie  oben 
angenommen,  silbern  tingirt  ist.  Den  Schild  halten  zwei  auswärlssehende,  goldene 
Greife.  —  Das  Gen.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1849.  S.  647)  giebl  den  Mittel- 
schild golden  an  :  eine  Annahme,  welche  Einiges  für.  Anderes  gegen  sich  hat. 

Die  Grafen  v.  Slockhamnier  stammen  ans  einer  ursprünglich  Nürn- 
l)ergiselien  Ailelsfaniilie,  deren  Slammreihe  mit  Hans  (I.)  Slockhammer,  geb. 
1459,  gest.  1523,  beginnt.  Der  Sohn  desselben,  Leonhar«,  des  Kaisers 
Carl  V.  ,, deutscher"  Secretair,  geb.  1485,  gest.  14.  März  1550,  eiiiielt 
von  dem  genannten  Kaiser  10.  März  1524  den  Reichsadcl,  nnd  den  Söhnen 
desselben,  Hans  (II.)  und  Alexander,  wurde  vom  Kaiser  Rudolph  II.  durch 
Diplom  d.  d.  Prag,  10.  Nov.  1578,  der  Adel  unter  Erhebung  in  den  erb- 
ländischen  Ritterstand  bestätigt".  Hans  (II.),  geb.  1530,  verm.  mit  Helena 
V.  Harsdörfer,  gründete  die  österreichische  Linie,  während  Alexander  die 
Nürnbergische  fortsetzte.  Die  Nachkommen  des  Ersteren  kamen  in  Oesler- 
reich  zu  grossem  Ansehen  und  erlangten  von  kaiserlicher  Seite  vielfache 
Auszeichnungen.  Von  Antons  (II.)  Urenkel,  Franz  (s.  unten),  dem  Sohne 
des  Johann  Adam ,  verm.  mit  Eleonore  v.  Aufhofen ,  entspross  aus  der  Ehe 
mit  Anna  Margaretha  v.  Wenighofeu  Joseph  Anton,  Freiherr,  und  von  dem 
Bruder,  Paul  Franz,  verm.  mit  Barbara  v.  Cischini,  stammle  Joseph  Johann 
Nepomuk,  Graf,  als  dessen  Söhne  Ignaz  Hieronymus,  geb.  1750,  verm.  mit 
Maria  v.  Bernrieder,  und  Franz  (IL),  geb.  1751,  verm.  mit  Maria  Gräfin 
v^Hartig,  genannt  werden.  Der  Sohn  des  Ersteren,  Ferdinand,  starb  1825 
ohne  Nachkommen,  von  Franz  (IL)  aber  entspross  Graf  Hermann  (s.  unten). 

Was  die  in  die  Familie  gekommenen  späteren  Slandeserhebungen  an- 
langt, so  erhielt  Franz  (s.  oben)  Edler  v.  Stockhammer,  der  Philosophie 
und  Medicin  Doctor,  k.  k.  Leibmedicus  ,  niederösterr.  Regierungsrath  etc., 
welcher  nach  einigen  Angaben  den  Adel  früher  nicht  geführt,  vom  Kaiser 
Leopold  I.  aber  23.  Aug.  1701  in  den  Reichsritterstand  mit  dem  Prädicate: 
,, Edler  von'*  erhoben  worden  war,  vom  Kaiser  Joseph  I.  5.  Aug.  1710, 
oder  nach  Megerle  v.  Mühlfeld  (Ergänzgsbd.  S.  212)  vom  Kaiser  Carl  VI. 
20.  Febr.  1713  die  Bestätigung  des  Reichsritterstandes.  Joseph  Anton  Edler 
V.  Stockhammer  (s.  oben),  k.  k.  Reichshofrath,  wurde  vom  Kaiser  Carl  VI. 
10.  März  1734  in  den  Reichsfreiherrensland  erhoben,  und  Joseph  Johann 
Nepomuk  Freiherr  v.  Stockhammer  (s.  oben),  k.  k.  Mundschenk,  erlangte 
vom  Kaiser  Joseph  IL  die  Grafenwürde. 

Jetzt  sind  von  der  gräflichen  Familie  nur  zwei  Gheder  bekannt : 

Graf  HERMANN  Ludwig  —  Enkel  des  Grafen  Joseph  und  Sohn  des 
Grafen  Franz  IL  —  geb.  1795  (nach  anderen  Angaben  1.  Dec.  1790), 
Besitzer  des  fürst-erzbischöflich  Olmützer  Lehens  Maloslowitz  in  Mähren, 
k.  k.  Kämmerer  und  Lieutenant  in  d.  A. ,  und  die  Schwester  desselben: 
Gräfin  Caroline,  geb.  1788,  verm.  mit  Florentin  Freiherrn  v.  Drechsel, 
Wittwe. 


384 


GRAFEN  V.  SUMm-SUMINSKI. 


Äatl)olifd). 


Grafen  v.  Siimin-Snmiiiski. 

pttn^tn  (VOtfipttn^tn  yxnb  ®rofjl)cr^ogtt)um  |Jofcn). 


Besitz:   die  Ilerrscliafien  Dobieslawice  und  Mirogoniewitz  im  Kreise  Inowraclaw;  die  Herr 
Schaft  Neu-Grabia  etc. 


■Wappen :  im  rothen  Schilde  eine  auf  vier  silbernen  Pfählen  oder  Pfeilern 
ryhende ,  goldene  Bedachung,  in  polnischer  Sprache  ßrog  genannt  (Leszczyc  oder 
Brog).  Üeher  dein  Schilde  steht  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  ein  gekrönter 
Helm  'erhebt,  welcher  einen  fünffachen,  mit  dem  Wappcnliildc  des  Schildes  schräg- 
rechts  belegten  Pfauenschweif  trägt.     Die  Helmdcckcn  sind  roth  und  golden.         , 

Sehr  alle  und  angesehene  Famihe  des  Landes  Dohrzyn,  welche  zu 
dem  sehr  hekannlen  und  herühniten  polnischen  Hause  Leszczyc  gehört, 
üher  welches  Näheres  und  Genaues  in  dem,  die  Grafen  v.  Radohn-Rado- 
linski  hetreffenden  Artikel  (s.  Rd.  IL  S.  237  u.  d.  flg.)  angegehen  worden 
isl.  Die  hier  zu  besprechende  Familie  führt  den  Namen  von  dem  Stamm- 
gute Sumin  bei  Kikol  in  Polen,  der  weslpreussischen  Grenze  nahe.  Franz 
V.  Suminski  stiftete  schon  1325  auf  diesem  Gute  ein  Hospital.  Sigmund 
V.  Suminski  war  1601  Landrichter  von  Dobrzyn  und  später  Gastellan  von 
Slonski,  Johann,  Sigmunds  Sohn,  Gastellan  von  Rypin,  Valentin,  Sigmunds  Rru- 
der,  Roltmeister  des  dobrzyner  Landes,  Joseph  1778,  DomheiT  zu  Warschau, 
Adam,  Landkämmerer  von  Dobrzyn,  und  Peter  1788  Gastellan  von  Kuja- 
wisch-Rrzesc.  In  neuester  Zeit  war  Valentin  v.  Suminski  General-Post- 
meister des  Königreichs  Polen,  und  Johann  v.  Suminski  Oberst  in  polni- 
schen Diensten  und  Herr  der  Herrschaften  Neu-Grabia  bei  Thorn,  Osna  etc. 
Letzterer,  gest.  1839,  war  der  zweite  Sohn  des  Peter  v.  Alcantara  v.  Su- 
minski, Wojwoden  von  Inowraclaw  aus  der  Ehe  mit  Franziska  v.  Hosynski- 
Janina,  und  hatte  sich  8.  Jan.  1817  verm.  mit  Julie  Josepha  Gräfin  v.  Lu- 
branice-Dombska,  geb.  12.  März  1792,  jetzt  Wittwe.  Als  älterer  Sohn 
stammt  aus  dieser  Ehe  das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie,  welches 
von  dem  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen  27.  Dec.  1843  für  sich 
und  die  Familie  die  Anerkennung  des  Grafenstandes  erlangt  hat: 


GRAFEN  V.  SWEERTS-SPORK. 


385 


MICHAEL  IIiERONYMus  Graf  Leszcgyc  v.  Sumin-Siiminski,  k.  preuss. 
Kanimerherr.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Alexandkr,  Herr  auf  Dobiesla- 
wice  und  Mirogoniewitz,  verni.  mit  Casimira  Gräfin  Dombska,  und  die 
Schwester,  Gräfin  Fanny  Nymphe,  geb.  1818,  Herrin  der  Herrschaft  Neu- 
Grabia,  hat  sich  1837  verm.  mit  Amand  Reichsgrafen  v.  Gaschin-Rosen- 
berg  (s.  Bd.  I.  S.  262j. 


JL      Grafen  v.  Sweerts-Spork, 

^  ISatl)oltfd). 


(Weiblicher  Stamm.) 
(üDeflerrctd). 


Besitz:  in  Böhmen  die  Allodial-Henschaft  Lissa  im  Kreise  Uunzlau. 


IVappen:  quadrirler  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten,  goldenen 
Mittelschilde  ein  vorwärtssehender,  abgeschnittener  Kopf,  welcher  mit  einer  rothen, 
silhern  aufgeschlagenen,  an  der  linken  Seite  mit  einer  silbernen  Feder  besteckten 
Mütze  bedeckt  ist.  1  und  4  quergetheilt:  oben  in  Silber  ein  aufwachsender,  ein- 
wärtsschender,  doppelt  geschweifter,  rother  Löwe;  unten  ebenfalls  quergelheilt, 
der  obere  Theil  blau,  ohne  Bild,  der  untere  golden  mit  einem  sechseckigen,  blauen 
Sterne.  2  und  3  von  Silber  und  Roth  fünfmal  spitzenweise  der  Länge  nach  getheilt. 
Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  fünf  gekrönte  Helme  stehen.  Der 
rechte  tragt  drei  grüne  Pfauenfedern,  der  zweite  den  aufwachsenden  Löwen  des 
1.  Feldes,  der  mittlere  einen  golden  gekrönten  und  bewehrten,  schwarzen  Doppel- 
adler, der  vierte  einen  rothgekleideten  Türken  mit  einer  Mütze,  wie  die  des  Kopfes 
im  Mittelschilde,  welcher  mit  der  Rechten  ein  Schwert  nach  unten,  die  Linke  aber 
über  die  Brust  hält,  und  der  linke  Helm  zwischen  einem  offenen,  rothen  Adlers- 
fluge einen,  nach  rechts  gebogenen,  geharnischten  Arm,  welcher  in  der  Faust  nach 
oben  und  links  ein  Schwert  hält.  Die  Hclmdecken  sind  sämmtlich  roth  und  sil- 
bern. Wie  beschrieben,  giebt  das  Wappenb,  d.  Oesterr.  Monarchie  {VII.  74)  dieses 
Wappen  und  so  zeigen  dasselbe  auch  Lackabdrücke  von  älteren  und  neueren  Pet- 
schaften aus  der  Familie.  —  Der  Mittcischild  ist  der  des  Wappens  der  Grafen 
in.  25 


3S6  r.UAl'EN  V.  SWKERTS-SPüHK. 

V.  Spork.  Die  Farlie  dosscllirn  wird,  wie  der  Kopf,  solir  verschieden  angonoininen ; 
man  findet  Kolli,  IJIaii  und  Gold.  Die  Ued;ittion  hat  sich  —  das  Diplom  ist  nicht 
hckannt  —  (Hd.  II.  S.  49;ii  für  Hoth  entschieden,  doch  wurde  dieselbe  hier,  die  An- 
gabe der  obengenannU'U  Quelle,  mit  welcher  Petschafte  stimmten,  berücksichtigend, 
golden  angegelien.  Die  Felder  des  Hauplschildes  enthalten  das  Wa[ipen  der  Familie 
V.  Heist,  genannt  Swc^erts,  oder  Sweerts  Freiherren  v.  Reist,  doch  fehlen  genaue 
Nachrichten  über  dieses  Wappen,  eben  so  wie  über  den  Schmuck  der  Helme,  na- 
mentlich insoweit  derselbe  dem  des  Wappens  der  Grafen  v.  Spork  (s.  das  oben  an- 
geführte Gitat)  entnommen  ist. 

Die  Grafen  v.  Sw^erts-Spork,  welche  im  Mannsstamine  erloschen  sind, 
stammten  aus  dem  allen  brabanlisclien  Geschlechte  v.  Reist,  welches  in 
den  ältesten  Zeilen  zu  den  sieben  Palricier- Familien  von  Brüssel  gehörte. 
Johann  v.  Reist  wurde  im  17.  Jahrhundert  von  seiner  müllerlichen  Gross- 
mutter, einer  v.  Swt'ierts,  an  Kindesstatt  angenommen,  worauf  derselbe  sich 
V.  Reist  und  Sweerts  nannte.  Von  seinen  beiden  Söhnen  setzte  der  ältere, 
Adrian  V.  Reist,  genannt  v.  Sweerts,  die  brabanlische  Linie  fort,  der  jün- 
gere aber,  Franz  Johann,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  111.  15.  Sept.  1053 
in  den  Freiherrensland  erhoben  und  erhielt  22.  April  1654  das  böhmische 
Indigenat.  V^)n  dem  Sohne  desselben,  Franz  Carl,  stammte  Franz  Carl 
Rudolph,  welcher  zu  Folge  Adoption  seines  Schwiegervaters,  des  Grafen 
Franz  Anton  v.  Spork  —  älter(Mi  Sohnes  des  durch  den  dreissigjährigen  Krieg 
iiekaiuiteu  Johaim  Grafen  v.  Spork  ^s.  Rd.  II.  S.  494)  —  vom  Kaiser  Carl  VI. 
15.  Dec.  17  18  mit  dem  Beinamen:  Spork,  in  den  böhmischen  Grafenstand 
erhoben  wurde. 

Aus  den  Ahnentafeln  der  Grafen  v.  Sweerts-Spork  gehören  nach- 
stehende Glieder  hierher:  Carl  Franz  Freiherr  v.  Sweerts;  Gemahhn:  Maria 
Sabina  Gräiin  v.  Spork.  —  Franz  Carl  Rudolph,  erster  Graf  v.  Sweerts  und 
Spork,  geb.  14.  Oct.  1688,  gest.  30.  Nov.  1757;  Gemahhn:  Anna  Catha- 
rina  Gräfin  v.  S])ork  —  Tochter  des  Bruders  seiner  Mutter,  nidit  wie  in  alle- 
ren genealogischen  Werken  zu  lesen  ist:  seines  Vaters  Schwester  Tocliter 
—  geb.  13.  Ai)nl  U>89,  verm.  17.  April  1712,  gest.  19.  Mai  1754.  — 
Johann  Franz  Christian,  geb.  27.  Oct.  1729,  gest.  1802,  Herr  auf  Lissa, 
Schlüsselburg,  Konoged  elc. ,  k.  k.  w.  Geh.  Ralh ;  erste  Gemahlin:  Maria 
Barbara  Gräfin  v.  Bulina  und  Liltitz,  geb.  8.  Aug.  1731,  verm.  4.  Oct. 
1752,  gest.  27.  Mai  17()4.  ~  Philipp  Johann,  geb.  30.  Sept.  1753,  gest. 
4.  April  1809,  k.  k.  w.  Kämmerer;  erste  Gemahlin:  Maria  Rosine  Gräfin 
V.  Kollowrat-Krakowsky,  geb.  28.  Mai  1754,  verm.  12.  Sept.  1776,  gest. 
22.  Aug.  1787.  —  Johann  Raptist  Philipp,  geb.  22.  Sept.  1778,  gest. 
12.  Nov.  1848,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A. ;  Gemahlin:  Adele 
Freiin  v.  Puteani,  geb.  26.  März  1823,  verm.  22.  Aug.  1846,  jetzt  Wiltwe. 

Mit  dem  Grafen  Johann  Raptist  Philipp  ist  am  angeführten  Tage  der 
Mannsstamm  des  gräflichen  Hauses  erloschen.  Der  weibliche  Stamm  beruhl, 
ausser  der  Wiltwe  des  letzten  Grafen,  auf  drei  Töchtern  des  Grafen  Philipp 
Johann  aus  dritter  Ehe  mit  Aloysia  Gräfin  v.  Pölting-Persing,  gest.  12.  Dec. 
1825.  Dieselben  sind:  Gräfin  Rarbara,  geb.  9.  Febr.  1810,  verm.  24.  Mai 
1833  mit  Carl  Grafen  v.  Rothkirch  und  Panthen  (s.  Rd.  II.  S.  314)  Gräfin 
Gabriela,  Ehrensliflsdame  des  Rrünner  Damenslifts,  und  Gräfin  Johanna, 
verm.  mit  Herrn  Du  Crottoy  de  Rlainville. 


GRAFEN  V.   SYBERG  ZU  VVISCHLriVG.  387 

Grafen  v.  Syberg  za  ÜVischlin^. 

^atljoUfd),  tiufjlanb. 

Besitz:  die  grossen  Sybergschen  Besilzungen :  Schlossberg,  Illuxl,  Kasimiriszek,  Swentcn, 
Aronen,  Bevern,  Dvveiueii,  Anceiiiszck,  Poiliinay,  Riiliineii,  Kamieniec,  All-Sublialh 
iiiicl  Kallenbrunn  in  Ciirland,  Leixcn,  Kirup,  Ozölmuische,  VVabol,  Nirizgal,  Arondel, 
Kollupin  und  AmbelliofT  in  Polniscl)-LivIand  und  Kiimpnlen  inljltliauon;  —  Passy 
m  Königreicii  Polen  etc. 


Wappen:  im  scliwarzen  Felde  ein' schwebendes,  sechsspeichiges,  goldenes 
Rad.     Ueber    dem  Schiide    steht  die  Grafenkrone,    auf  welcher  sich  ein  gekrünler 
Helm  erhebt.    Derselbe  trägt  zwei  Straussenfedcrn,  von  welchen  die  rechte  golden, 
die  linke  schwarz  ist,    und    zwischen    beiden    schwebt  das  Had  des  Schildes.     Die 
Helmdecken  sind  schwarz  und  golden.    Nach  Lackahdrücken  von  Petschaften  aus  der 
Familie  liegt  der  Schild  auf  den   drei    schwarzen  Querbalken  und  auf  dem  schräg- 
rechten güldenen  Balken  des  Wappens  der  Grafen  v.  d.  Bröle,  gen.  Pialer  (s.  S  308). 
—  V.  Steinen  (Westph.  Geschichte,    I.  Tah.  2.  No.  2)   giebt    als  Stammwappen  im 
schwarzen  Felde  ein  goldenes  Spulrad  von  fünf  Speichen.     Auf  dem  Helme  stehen 
über   einem    goldenen    und   schwarzen  Wulste    zwei  Straussenfedern ,    eine  goldene 
und  eine  schwarze,    welche  etwas  ausgebogen  und  oben  gemeinschaftlich  mit  dem 
Rade  des  Schildes  bedeckt  sind.    Die  Helmdecken,  wie  angegeben.    In  Siebmachers 
Wappenbuche  (H.  115)    haben    die    Räder   sechs  Speichen,    und  das  Rad  auf  dem 
Helme   lehnt   sich  an  die  Federn.     Robens    (der  ritterbürtige,    landständische  Adel 
des  Grossherzogthums  Niederrliein,    I.    S.   182)  beschreibt  das  Wappen,  wie  folgt: 
ein  goldenes,   fünfspeichigcs  Brunnen-Rad  in  Schwarz.     Auf  dem  bewulsteten  Tur- 
nierhelm wiederholt  sich  zwischen  einer  goldenen  und  einer  schwarzen  Straussen- 
feder  das  Rad.     Die  Helmdecken  sind  inwendig  schwarz,  auswendig  golden.     Nach 
der  beigegebenen  Abbildung  sind  die  Straussenfedern  oben  spitzig  und  stehen  nach 
aussen.     Vetter   (Authent.  Sammlung  der  bei  der  bergisclien  Ritterschaft  vorhande- 
nen und  aufgeschworenen  adeligen  Wappen  und  Stammtafeln,  Lemgo  1791.  S  86) 
giebt  das  von  .lohann  Abraham  Friedrich  v.  Syberg  26.  März   1718  aufgeschworene 
Wappen  so  wie   Robens    an,    krönt    aber   den   Helm    und    tingirt   die  auswendigen 
Helmdecken  schwarz,  die  inwendigen  golden. 

Die  Grafen  v.  Syberg  zu  Wischling  gehören  zu  dem  Geschlechte  der 
Grafen  von  dem  Bröle-Plater,  welches  oben  (s.  S.  308)  genau  besprochen 
worden  ist,  und  der  Name:  v.  Syberg  zu  Wischling  wurde  in  Folge  von 
Vermählung  angenommen.    Die  Famihe  v.  Syberg  zu  Wischling  ist  ein  sehr 

25* 


388  <;ilAFEN   V.   SYHKIU;  zu   WISCHLING. 

allos,  niedciTlieiiiiscIics  uinl  woslphälischfis  Geschleclil,  dessen  uniinler- 
brocliene  Slaminrcilie  von  Wilhelm  v.  Syberg,  welcher  1252  zu  Limburg,' 
lebte,  beginnt.  Der  Sohn  desselben,  Theodorich,  war  1295  Gograf  zu  Ab- 
bendorf,  uiul  der  Enkel,  Hermann,  1359  Herr  des  Hauses  zum  Busch,  er- 
warb 1371  den  Hof  des  Henneke  Everde  und  kommt  urkundlich  1377  als 
Uitler  vor.  Von  demseliien  stammte  Johann  zum  Busch,  welcher  1419  den 
Bund  der  Ritterschaft  der  Grafschaft  Mark  versiegelte  und  zwei  Söhne  hin- 
terliess,  Hermann,  Erbe  des  Hauses  zum  Busch,  verm.  mit  Elske  von  der 
Gapellen  zur  Wobung,  und  Johann,  welcher  durch  Vermählung  mit  Else 
Stekke  das  Haus  W^eslhowen  erhielt,  später  Nordlünern  kaufte  und  dessen 
Linie  mit  der  Urenkelin,  Elisabeth,  1  60  1  erlosch.  Hermanns  Sohn,  Helnrich, 
1496  Herr  zum  Busch,  tbeilte  1517  seine  Güter  unter  seine  beiden  Söhne, 
Hermann  und  JiIrge.  Dgv  ältere  Sohn,  Hermaim ,  aus  erster  Elie  mit  einer 
V.  Meerveldt ,  wurde  1511  mit  dem  Hause  Hagen  belehnt  und  vererbte  auf 
den  mit  Anna  V.  Vittinghoir  erzeugten  Sohn ,  Adrian,  seine  Guter,  welche 
bis  zum  Ur-Ur-Enkel,  W^essel  Gisbert  Freiherrn  v.  Syberg,  welcher  zu  An- 
fang des  1  8.  Jahrhunderts  lebte,  in  der  Familie  blieben.  Ob  noch  Sprossen 
dieser  Linie,  etwa  in  den  Niederlanden,  vorkommen,  ist  ungewiss.  Der  jün- 
gere Sohn  Heinrichs,  Jürge,  erhielt  1511  durch  Vermählung  mit  Anna 
v.  Plettenberg  das  Haus  Wi schling,  und  seitdem  führte  die  von  dem- 
selben stammende  Linie,  welche  sich  in  dem  damals  noch  deutschen  Liv- 
land  niederliess,  das  Prädicat :  Wischling,  um  das  Andenken  an  das  Stamm- 
haus zu  erhalten.  Von  Jürgens  Söhnen  folgte  Barthold,  welcher  in  Livland 
die  Güter  seiner  Brüder  und  in  Westphalen  das  Burghaus  und  die  Güter  zu 
Schwerte  erwarb.  Aus  der  Ehe  mit  Anna  v.  Lipperheide  stammten  zwei 
Söhne,  der  gleichnamige  Sohn ,  Barthold,  geb.  1572,  und  Philipp,  geb. 
1574,  welcher  Letzterer  nach  Westphalen  zurückging  und,  verm.  mit  Agnes 
Elisabeth  v.  Cloodt  zur  Hennen,  die  Linie  zu  Schwerte,  Summern  und  Heese 
forlpllanzte.  Bartuold  dagegen  setzte  die  Linie  in  Gurland  fort.  Derselbe 
war  in  erster  Ehe  verm.  mit  Anna  v.  Scbw-erin ,  und  aus  dieser  Ehe  über- 
lebte ihn  ein  Sohn,  Johann  Georg  Freiherr  v.  Syberg  zu  Wischling,  Erbe 
sämmllicher  Güter  in  Gurland,  verm.  mit  Sibylla  Freiin  v.  Lüdinghausen, 
genannt  Wolff.  Letzterem  folgte  Gotthard  Xaverius,  Krayczky  von  Livland, 
verm.  mit  Marianne  v.  Berg-Karmel ,  und  diesem:  Josaphat,  geb.  1684, 
Wojwode  von  Livland.  Letzterer,  verm.  mit  Magdalena  Freiin  v.  Bönning- 
bausen,  genannt  Budberg,  vermehrte  die  angestammten  kurischen  Güter  mit 
Lanlzen  und  Kurzum,  in  polnisch  Livland  mit  Lixna  und  Kirup,  und  in  Lit- 
thauen mit  den  Starosteien  Oniksty,  Bolniki,  Rakaniszki,  Zawaryszki  und 
Talice.  Der  Sohn  desselben,  Johann  Thaddäus,  geb.  1739,  gest.  1806, 
setzte  den  Stamm  fort.  Derselbe,  Erbe  der  sämmtlichen  väterlichen  Güter, 
war  Wojwode  von  Livland,  Starost  auf  Oniksty,  Bolniki  und  Talice,  und 
halte  sich  dreimal  vermählt.  Nur  aus  der  dritten  Ehe  mit  Luise  Freiin 
V.  Kleist  überlebte  ihn  eine  Tochter,  Isabella  Helena,  welche  ihrem  Ge- 
mahl, Michael  Grafen  v.  d.  Bröle,  genannt  Plater  (s.  den  die  Grafen  v.  d. 
Bröle,  genannt  Plater  —  S.  308  —  betreflenden  Artikel,  so  wie  unten) 
sämmtliche  Sybergsche  Besitzungen,  ein  in  Polnisch-Livland,  Gurland  und 
Litlhauen  gelegenes,    von   der  Düna  durchströmtes  Gebiet  von  ungefähr 


GRAFEN  V.  SYBERG  ZU  WISCHLING.  389 

35  Quadrutmeilen  mit  15,000  Einwohnern,  zubrachte.  Der  Ehevertrag 
wurde  allerhöchst  bestätigt  und  zwar  mit  der  Bewilligung  für  den  Gemahl, 
Wappen  und  Namen  derer  v.  Syberg  zu  Wischhng  für  sich  und  die  Nach- 
kommen annehmen  und  führen  zu  dürfen,  und  zugleich  erfolgte  von  Preus- 
sen  und  Oesterreich  für  die  Familie  v.  d.  Bröle-Plater ,  genannt  v.  Syberg 
zu  Wischhng,  die  Anerkennung  des  Grafenstandes. 

Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ist  folgender: 
MICHAEL  Graf  v.  d.  Bröle-Plater,  genannt  v.  Syberg  zu  Wischhng  — 
Sohn  des  Grafen  Casimir  Constantin  aus  dem  Aste  zu  Nederitz  der  polnisch- 
livländischen  Linie  —  geb.  16./28.  Dec.  1777,  Erbherr  auf  Nederitz,  verm. 
25.  Dec.  1 803/6.  Jan.  1 804  mit  Isabella  Helena  Freiin  v.  Syberg  zu  Wisch- 
hng, geb.  11. /23.  Mai  1785,  gest.  13./25.Nov.  1849,  Erbherr  auf  Schloss- 
berg, llluxt,  Kasimiriszek,  Swenten,  Aronen,  Bevern,  Dwenten,  Anceniszek, 
Podunay,  Rubinen,  Kamieniec,  Alt-Subbath  und  KaUcnbrunn  in  Curland, 
auf  Leixen  (Lixna),  Kirup,  Ozolmuische,  Waliol,  Nidzgal,  Arondel,  Kollupiu 
imd  Ambelhoff  in  Polnisch-Livland  und  Kumpalen  in  Litthauen.    Aus  dieser 
Ehe  sind  vier  Söhne,  von  welchen  der  eine  gestorben  ist,  und  vier  Töchter 
entsprossen.     Die  drei  lebenden  Söhne  sind:    Graf  Casimir  Barthold  .lose})li 
Michael  Constantin   Stanislaus  Heinrich,  geb.  6./18.  Sept.  1808,  Erbherr 
auf  Schlossberg ,  llluxt,  Anceniszek,  Kasimiriszek,  Podunay,  Rubinen,  Ka- 
mieniec, Subbath  in  Curland,  Kumpalen  in  Litthauen  und  Passy  im  König- 
reich Polen,  k.  poln.  Lieutenant,  verm.  30.  März/ 1  I.April  1842  mit  Luise 
V.  Borewitz,   aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  und  zwei  Töchter  entsprossen 
sind,  die  Grafen  Thaddäus,  geb.  1843,  Felix,  geb.  1847,  und  Stanislaus, 
geb.  1848,  und  die  Gräfinnen:    Elisabeth,  geb.  1844,  und  Maria,  geb. 
1845,  —  Graf  Heinrich  Wenzeslaus  Xaverius,  geb.  4./16.  Dec.  1811,  Erb- 
herr auf  Leixen,   Kirup,  Nidzgal  und  Wabol  in  Polnisch-Livland,  verm. 
1./13.  Sept.  1839  mit  Adele  Gräfin  v.  Keller    -    Tochter  des  Grafen  Theo- 
dor Ludwig  Wilhelm  (s.  Bd.  I.  S.  422)   —   geb.  29.  Mai/ 10.  Juni  1817, 
aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  und  zwei  Töchter  stammen,  die  Grafen  Adal- 
bert,  geb.    10./22.  JuU   1842,  Heinrich,  geb.   22.  Nov./4.   Dec.    1843, 
Edmund,  geb.  21.  Febr. '5.  März  1849,   und  Johann,  geb.  24.  Juni '6.  Juli 
1850,  und  die  Gräfinnen  Sophia,  geb.  20.  Aug./l.  Sept.  1847,  und  Emilie, 
geb.   20.   Sept./ 2.   Oct.    1852,   —   und  Graf  Stanislaus -Kotska   Casimir 
Johann  Joseph  Michael,  geb.  24.  Nov./6.  Dec.  1823,  Erbherr  auf  Kalten- 
brunn  in  Curland  und  auf  Ohselhoff,  Arondel,  Kollup  und  Ambelhofl'  in 
Polnisch-Livland,  k.  russ.  Ingenieur-Hauptmann.  —  Von  dem  verstorl)cnen 
Sohne,  dem  Grafen  Constantin,  geb.  13./25.  Nov.  1814,  gest.  18./30.  Jan. 
1850,  Erbherrn  auf  Dwenten ,  Aronen,  Bevern,  Alt- und  Neu-Swenten  in 
Curland,  verm.  im  November  1847  mit  Angelica  Agrippine  Pauhne  Gräfin 
v.  d.  Bröle-Plater  —   Tochter  des  Grafen  Adam  vom  Kraslawer  Aste  der 
polnisch-livländischen  Linie  (s.  S.  315)   —  geb.  9./21.  Juni  1822,  gest. 
25.  Jan./6.  Febr.  1852,  lebt  ein  Sohn,  Graf  Michael  Adam,  geb.  26.  Sept./ 
8.  Oct.    1848.  —   Die  vier  Töchter  sind:    Gräfin  Luise,  geb.   23.   Oct./ 
4.  Nov.    1805,  verm.    16./28.  Nov.    1825  mit  Carl  Grafen  v.  d.  Borch 
(s.  Bd.  1.   S.  106),  Gräfin  Isabella,  geb.  24.  Aug./5.  Sept.  1809,   verm. 
27.  Sept./9.  Oct.  1837   mit  Juhus  Emmerich  Freiherrn  v.  d.  Ropp,  Erb- 


390 


GKAFEIV   V.   SYLVA-TAROÜCA. 


hciTii  auf  Paplackeii  und  Jogeln,  Kreismarschall  zu  Ilasenpoth,  Gräfin 
Maria,  geb.  11.23.  Sept.  1813,  vcrm.  3./15.  Od.  1837  mit  Nicolaus 
Szadurski,  Erbherni  auf  Malnow,  und  Gräfin  Anna,  geb.  7./ 19.  Sept.  1822. 


Grafen  v.  Sylva-Taroiica. 

^atl)oUfd).  ©ejlerrctd),  Öartrtnun. 

Besitz:   die   Fitieicommi.ss  -  Herrscliall  Czech    mil   Krakowec   und  Drahonowic   in   Mähren; 
Slrevi,  Sanfte  und  Saccabonello  im  Königreich  Sardinien. 


V^Tappen  der  Grafen  v.  Sylva-Tarouca-Unwerth.  Schild  zweimal  der  Länge  nacli 
und  einmal  quer  getheilt,  Gfeldrig  mit  Miltelschild.  Der  Mittelschild  ist  der  Länge  nach 
getheilt  und  in  der  rechten  Hälfte  quadrirt.  1  und  4  in  Silher  ein  rechlsgekehrter, 
rother  Löwe  (Sylva) ;  2  und  3  golden,  ohne  Bild  (Menezes).  Die  linke  Hälfte  ist  von  Hoth 
und  Silber  quer  getheilt,  und  in  derselben  liegt  schrägrechts  ein  oben  und  unten  ab- 
gesägter, scliwarzer,  an  jeder  Seite  zweimal  geästeter  ßaumslunnn  (Unwerth).  Haupt- 
schild: l,  3  und  5  in  Gold  zwei  über  einander  nach  der  rechten  Seite  laufende, 
rothe  Wölfe  (Ossorio);  2,  4  und  6  in  Gold  vier  rothe  Pfahle  (Aragon).  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone,  und  auf  dem  gekrönten  Helme  stehen  drei  See-  oder  Rohr- 
kolben von  natürlicher  Farbe  (Unwerthscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind  roth  und 
silbern,  und  den  Schild  hält  rechts  ein  einwärtssehender,  goldener  Löwe,  links  ein 
einwärtssehender,  goldener  Greif.  Der  Löwe  hält  in  der  freien  Vorderpranke  eine 
rechtswehende,  oben  mit  zwei  nach  rechts  fliegenden,  goldenen  Händern  geschmückte 
Fahne,  welche  die  ganze  rechte  Hälfte  des  Mittelschildes  darstellt,  der  Greif  aber 
in  der  freien  Klaue  eine  links  wehende  Fahne  mit  zwei  nach  links  fliegenden,  sil- 
bernen Bändern,  welche  die  linke  Hälfle  des  Mittelschildcs  zeigt. 

Wappen  der  Grafen  v.  Sylva-Tarouca.  Dasselbe  weicht  von  dem  Wappen 
der  Grafen  V.  Sylva-Tarouca-Unwerth  nur,  wie  folgt,  ab.  Der  Mittelschild  enthält  die 
vier  oben  als  rechte  Schildhälfte  beschriebenen  vier  Felder.  Den  Schild  bedeckt  die 
Grafenkrone,    und  a«ich  der  linke  Schildhalter  ist  ein  Löwe,   ganz  wie  der  rechte. 


<niAIEN  V.   SYLVA-TAROUCA.  391 

Die  Grafen  v.  Sylva-Taroiica  stammen  aus  dem  Geschlecht  der  Sylva, 
welches  zu  den.  ältesten  und  angesehensten  Familien  der  pyrenäischen 
Halbinsel  gehört  und  schon  früh  sich  in  mehrere  Zweige  theilte,  von  wel- 
chen einige  in  Spanien  blichen ,  andere  aber  nach  Portugal  sich  begaben. 
In  beiden  Ländern  breitete  sich  das  Geschlecht  weit  aus,  kam  zu  grossem 
Ansehen,  reichem  Besitzthum  und  erlangte  1687  den  Grafenstand.  Der 
Sohn  Emanuels,  Grafen  v.  Villarmajor  und  Markgrafen  v.  Allegrette,  kön. 
portug.  Finanzministers,  aus  der  Ehe  mit  Marchesa  Ludovica  da  Coulinho 
ans  dem  Hause  Masarenhas ,  Jouann  Gomez  da  Sylva,  gest.  1738  als  kön. 
portug.  Gesandter  am  k.  k.  Ilofe,  vermählte  sich  mit  Johanna  v.  Menezes 
Gräfin  v.  Tarouca,  Erbtochtcr  des  Hauses,  und  durch  diese  Vermählung 
ging  auf  denselben  und  seine  Nachkommen  das  Vermögen  und  der  Name  der 
Tarouca  über.  Vom  Grafen  Johann  Gomez  stammte  Emanuel  Tellez,  Mene- 
zes und  Castro,  Herzog  von  Sylva-Tarouca  und  Turnhout,  k.  k.  Geh.  Rath 
und  Präsident  des  niederländisch-italienischen  obersten  Rathes,  verm.  mit 
Amabilia  Herzogin  von  Holstein-Beck.  Derselbe  erhielt  vom  König  Johann  V. 
von  Portugal  die  Erlaubniss,  sein  noch  in  Portugal  befindliches  Vermögen 
nach  Oeslerreich  übertragen  zu  dürfen  und  kaufte  zuerst  vom  Prinzen  von 
Oranien  die  Baronie  Tournhout  in  Brabant,  welche  I  753  für  ihn  zum  Her- 
zogthum  erhoben  wurde,  veräusserte  aber  Tournhout,  mit  Beibehaltung  des 
herzoglichen  Titels,  bald  wieder  und  brachte  die  von  ihm  zum  Fideicommiss 
gemachte  Herrschaft  Czech  in  Mähren  an  sich,  durch  welche  die  Familie 
seit  1740  in  den  k.  k.  Österreichischen  Staaten  ansässig  ist.  Der  Sohn  des- 
selben, Graf  Franz  Stephan,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst,  erbte  von  seiner 
oben  genannten  Mutter  die  Besitzungen  Sanfre ,  Strevi  und  Saccabonello  in 
Piemonl.  Von  Letzterem  entspross  Graf  Franz,  geb.  1772,  gest.  1835, 
k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A. ,  verm.  23.  Oct.  1811  mit  Leopoldine 
Gräfin  v.  Sternberg -Manderscheid  —  Tochter  des  letzten  Grafen  Franz 
Joseph,  gest.  8.  April  1830  -  geb.'  10.  Juni  1791,  jetzt  Wittwe  und 
Letzte  des  gräflichen  Hauses  Sternberg-Manderscheid. 

Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie : 

AUGUST  Alexander  Graf  v.  Sylva-Tarouca,  Duca  Tellez,  Marquis 
V.  Strevi,  Graf  zu  Sanfr^,  geb.  14.  April  1818,  Besitzer  der  Fideicommiss- 
herrschaft  Gzecli  mit  Krakowec  und  Drahonowic  in  Mähren,  so  wie  von 
Strevi ,  Sanfre  und  Saccabonello  im  Königreich  Sardinien ,  k.  k.  Kämmerer 
und  Rittmeister  in  d.  A. ,  verm.  24.  Aug.  1847  mit  Gisela  Sophie  Gräfin 
zu  Stolberg-Stolberg  -  Tochter  des  Grafen  Christian  Ernst  (s.  Bd.  H. 
S.  523)  —  geb.  7.  Mai  1824.  —  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Friedrich 
Carl,  geb.  11.  Dec.  1817,  Priester  und  mährischer  Landsland,  und  die 
Schwester,  Gräfin  CHRISTl^E  Leopoldine,  geb.  6.  Juni  1819,  hat  sich 
15.  Oct.  1849  mit  Herrn  OHegerli  vermählt. 

Von -dem  Bruder  des  Grafen  Franz,  dem  Grafen  Georg,  geb.  9.  Juli 
1775,  gest.  15.  Mai  1839,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  verm.  mit  Christine 
Gräfin  v.  Unwerth ,  geb.  1788,  gest.  16.  April  1841,  stammt  als  älterer 
Sohn  EUGEN  Graf  Sylva-Tarouca-Unwerth,  geb.  1813,  Herr  auf  Frauen- 
ihal  und  Termeshöfen  und  des  Lehensgutes  Cisowitz  in  Böhmen,  k.  k.  Käm- 
merer und  Major  in  d.  A. ,  verm.  mit  Julie  v.  Kaufmaini ,  aus  welcher  Ehe 


392 


GRAFEN  SZAPAIIY  V.   MURAY-SZOMIJATH. 


ein  Sohn,  Graf  Eugen  (II.),  lebt.  Was  den  von  dem  Grafen  Eugen  angenom- 
menen Namen:  Unwerlh  anlangt,  so  ist  die  Familie  v.  Unwerth  (Unwürth, 
Unwürde)  eine  alte,  ursprünglich  schlesische  Famihe,  welche  aus  Schlesien 
nach  Böhmen  gekommen  ist.  Aus  derselben  erlangte  Johann  Carl  v.  Un- 
würth 1702  den  böhmischen  allen  Freiherrensland,  und  Freiherr  Ignaz  Jo- 
seph V.  Unwerth,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  auf  Mnischek  im  Berauner  Kreise 
in  Böhmen,  28.  Juni  1764  den  Grafenstand.  Mit  den  vier  Söhnen  des 
Letzleren  erlosch  der  Mannsstamm ,  und  nach  dem  Tode  des  jüngsten  der- 
selben, Ignaz  Maria,  g^est.  182.,  hat  der  Enkel  des  ältesten  (des  Grafen 
Johann  Wenzel  Joseph,  geb.  1752,  gest.  16.  März  1800),  Eugen  Graf 
V.  Sylva-Tarouca,  den  Beinamen  Unwerth  angenommen.  Der  Bruder  des 
Grafen  Eugen  ist  Graf  Servatius  Carl,  geb.  1821,  k.  k.  Bitlmeister  in  d.  A. 


Grafen  Szapäry  v.  Muray-Szombath  etc. 

liatl)oltfd).  €>e|lcrrcid). 

In  Ungarn  reich  begiUert. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  eine  auf  einem  grünen  Hügel  stehende  gol- 
dene Krone,  aus  welcher  eine  vorwärtssehende,  eisern  geharnischte,  gekrönte  Jung- 
frau mit  fliegendem  Haar  emporwächst,  welche  in  der  Rechten  ein  blankes  Schwert 
schwingt,  in  der  Linken  aber  drei  silberne  Rosen  trägt,  und  rechts  von  einem 
einwärtsgekehrten  silbernen  Halbmond ,  links  von  einem  sechseckigen  goldenen 
Stern  begleitet  ist.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  ein  gekrön- 
ter Helm  steht.  Aus  demselben  wächst  die  geharnischte  Jungfrau  des  Schildes 
auf.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  roth,  links  blau  und  golden.  —  Das 
Gen.  Taschenb.  d.  grärt.  Häuser  (1848.  S.  668)  giebt  eine  weiss  gekleidete  Jungfrau  an. 

Altes,  angesehenes,  ungarisches,  in  der  Landesgeschichle  oft  genann- 
tes Adelsgeschlecht,  aus  welchem  Lehotzky  (II.  p.  369)  zuerst  den  Sohn 
Stepiians,  Andreas,  Ralh  der  kön.  ungarischen  Kammer  und  Wächter  der 


GRAFEN  SZAPARY  V.  MURAV-SZOMBATH.  393 

heil.  Krone  (1640 — 1647)  nennt.  Peter  (I.),  bei  Csakvär  1650  verwun- 
det, wurde  von  den  Türken  zu  Ofen  von  1682  vier  Jahre  in  Gefangenschaft 
gehalten,  war  dann  V.-Gomes  des  Wieselburger  Gomitats,  sowie  V.-Judex 
Guriae ,  und  brachte  den  Freiherrenstand  in  die  Familie.  Von  Peters  Bru- 
der, Nicolaus,  stammten  vier  Söhne:  Joseph,  Peter  (IL),  Paul  und  Johann, 
von  welchen  Peter  (II.)  und  Johann  das  Geschlecht  fortpflanzten.  Von  Jo- 
hann, verm.  mit  Anna  Erdödy,  entsprosstcn  Paul  und  Joseph,  von  Peter  (II.) 
aber  Nicolaus  und  Peter  i  III.).  Letzterer  hatte  drei  Söhne:  Johann,  Peter  (IV.) 
und  Vincenz,  und  zwei  Töchter,  von  welchen  die  eine,  Theresia,  sich  1776 
mit  Alois  Grafen  v.  Batthyän ,  die  andere  aber  mit  Joseph  Grafen  v.  Lilien 
vermählte.  So  weit  reichen  die  Angaben ,  welche  Lehotzky  gegeben  hat, 
und  dieselben  reihen  sich  leicht  an  die  jetzigen  Glieder  der  Famihe  an.  Die 
Gheder  der  älteren  Linie  (s.  unten)  stammen  von  Nicolaus,  Peter  (IL), 
Peter  (III.)  und  Vincenz,  die  der  jüngeren  von  Nicolaus,  Johann  und  Joseph. 

Der  Grafenstand  ist  vom  Kaiser  Carl  VI.  28.  Dec.  1722  in  die  Familie 
gekommen,  doch  fehlen  nähere  Angaben  über  die  im  Diplom  genannten 
Famihenglieder. 

Das  gräfl.  Haus  zerfällt  jetzt  in  zwei  Linien,  eine  ältere  und  eine 
jüngere.  Die  ältere  Linie  blüht  nur  noch  im  weiblichen  Stamme.  Von 
dem  letzten  männhchen  Sprossen  derselben,  dem  Grafen  Vincenz  Szäpäry 
V.  Muray-Szombath,  Szeche-Szigeth,  Letenye  und  Ercse,  geb.  17.  Juli  1768, 
gest.  21.  Dec.  1851,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  verm.  in  erster  Ehe 
21.  April  1793  mit  Clementine  Gräfin  v.  Gaisruck,  und  in  zweiter  mit 
Maria  Gräfin  v.  Stürgkh  Schwester  des  Grafen  Carl  Theodor  (s.  Bd.  IL 
S.  541)  —  geb.  31.  Dec.  1801,  lebt  Letztere  als  Wittwe,  und  aus  jeder  Ehe 
des  Grafen  Vincenz  eine  Tochter.  Die  Tochter  erster  Ehe,  Gräfin  Antonie, 
geb.  2.  Dec.  1796,  hat  sich  1 7.  JuH  1815  mit  Leopold  Grafen  v.  Welsersheimb 
(s.  Bd. IL  S.  658),  und  die  Tochter  aus  zweiter  Ehe,  Gräfin  Christine,  geb. 
23.  Febr.  1824,  am  20.  Juni  1846  mit  Carl  Theodor  Grafen  Baillet  v.  Latour 
(s.  Bd.  II.  S.  16)  vermähU. 

Das  Haupt  der  jüngeren  Linie  ist : 

Graf  PHILIPP  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  aus  erster  Ehe  —  geb. 
28.  Aug.  1792,  des  geisthchen  Rechts  Doctor,  Dom-  und  Capitularherr, 
inful.  Propst  und  Archidiacon  zu  Olmütz.  Die  Schwester  desselben  ist: 
Gräfin  Anna,  verm.  mit  Carl  Gorczkowsky  v.  Gorczkow,  k.  k.  Kämmerer, 
General  der  Cavallerie,  2.  Inhaber  des  3.  Kürassier -Regiments  König  von 
Sachsen  und  Mihtair- Gouverneur  zu  Venedig.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  des 
Grafen  Joseph  mit  Johanna  Gräfin  v.  Gatterburg,  geb.  1778,  verm.  15.  Jan. 
1799,  f.,  leben  drei  Söhne  (Halbbrüder  des  Grafen  Phihpp):  Graf  Joseph, 
geb.  im  Nov.  1799,  verm.  im  Juh  1830  mit  Anna  Freiin  v.  Orczy,  geb.  im 
Juh  1810,  aus  welcher  Ehe  Gräfin  Sarolta,  geb.  im  Juni  1831,  verm. 
1851  mit  Alexander  Fürsten  v.  Auersperg,  und  die  Grafen  Gyuia  (Julius), 
geb.  1.  Nov.  1832,  Ivan,  geb.  im  Jan.  1835,  k.  k.  Lieutenant,  und  Imre, 
(Emmerich),  geb.  im  Juni  1838,  stammen;  —  Graf  Anton,  geb.  im  Aug. 
1802,  verm.  I.Mai  1826  mit  Auguste  Gräfin  Keglevich  v.  Buzin,  geb.  im 
Nov.  1808,  gesch.  1847,  aus  welcher  Ehe  die  Gräfinnen  Elisa,  geb.  21.  März 
1827,  verm.  4.  März  1852   mit  Eugen  Grafen  v.  Voss  (s.  Bd.  II.  S.  608), 


394 


GRAFEN  SZECHENYl  V.  SAUVARY-FELSü-VIDEK. 


Geysa,  geb.  18.  Sept.  1828,  und  Georgine,  geb.  24.  Dec.  1831,  entspros- 
sen sind  —  und  Graf  Franz,  geb.  13.  Jan.  1804,  verni.  9.  iMärz  1825  milRo- 
SALiE  V.  Almjisy,  geb.  17.  Juni  1806,  aus  welcher  Ebe,  neben  einer  Tochter, 
Gräfin  Fanny,  geb.  9.  Dec.  1825,  verm.  28.  Jan.  1845  mit  Ladislaus  Frei- 
herrn V.  Wenckheim ,  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen  Stephan,  geb.  27.  Mai 
1829,  k.  k.  Lieutenant  in  d.  A.,  und  Ladislaus,  geb.  22.  Nov.  1S3I,  k.  k. 
Rittmeister.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  der  Grafen  Joseph,  Anton 
und  Franz,  dem  Grafen  Alexander,  gest.  10.  Mai  1840,  Beisitzer  der  Di- 
strictualtafel  zu  Güns,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Franziska  Gräfin  v.  Apponyi 
—  Schwester  des  Grafen  Carl  älterer  Linie  (s.Bd.  L  S.  24)  —  geb.  20.  April 
1807,  wieder  verm.  28.  Juni  1842  mit  Carl  Grafen  Zichy,  ein  Sohn:  Graf 
Bela,  geb.  im  März  1  829,  k.  k.  Ober-Lieutenant. 


Grafen  Szechenyi  v.  Särvary-Felsö-Videk. 

^Qtl)oltf(i).  ©cjlcrreid). 

Besitz:   in  Ungarn    die  Hensciiaficn  llorpäts,   Soinog-yvär,    Dorogli  tiucl  Scgesil ;    die  Herr 
Schaft  Zinkendorl"  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  MittelscbiJd.  Im  gekrönten,  blauen  Mittel- 
schilde eine  auf  einem  grünen  Dreihügcl  stehende,  rechtssehende  silberne  Taube,  welche 
in  dem  Schnabel  einen  grünen  Oelzweig  hält.  1  und  4  in  Ruth  auf  grünem  Drei- 
hügel ein  silbernes  Patriarchenkreuz;  2  und  3  in  Blau  eine  goldene  Krone,  auf 
welcher  ein,  gegen  eine  in  der  rechten  Oberecke  hervorbrechende,  strahlende  Sonne 
zum  Fluge  sich  erhebender,  schwarzer,  golden  gekrönter  Adler  steht.  Den  Schild 
bedeckt  die  Grafenkrone.  Der  auf  diese  gestellte,  gekrönte  Helm  trägt  die  Taube 
des  Mittelschildes  mit  dem  Oelzweige.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und 
golden,  links  roth  und  silbern.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Hauser 
(1854.  S.  779)  tingirt  den  Mittelschild  golden. 

Altes,  angesehenes,  ungarisches  Adelsgeschlecht,  aus  welchem  meh- 
rere Glieder   in  der  Landesgeschichte  mit  grosser  Auszeichnung  genannt 


GRAFEN  SZECHENYI  V.  SARVARY-FELSÖ-VIDEK.  395 

werden.  Michael  Szöcseni  —  so  schreibt  Leholzky  die  Famihe  —  kommt 
in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrh.  als  Praefectus  et  Gommendans  Vesz- 
priniii  (Vesprim)  vor.  Die  beiden  Söhne  desselben  waren  Georg,  Bischof  zu 
Fünfkirchen,  welcher  ein  Wunder  der  Freigebijj^eit  hiess,  und  Lorenz,  ver- 
mählt mit  Judilha  Galin.  Letzterer  erhielt  von  seinem  Bruder  die  von  Nico- 
laus Draskovich  1678  erkauften  Güter  Siirvar,  und  der  Sohn  desselben  war 
Georg,  welcher  als  Capilaneus  pracsidiorum  Egervar,  Pölöske  und  Sz.  Gy- 
orgy  aufgeführt  wird.  Derselbe  war  mit  Helena  Morocz  vermählt,  und  aus 
dieser  Ehe  stammte  Sigismund  (I.),  über  welchen  Näheres  sogleich  folgt. 

Aus  den  über  die  Familie  bekannten  genealogischen  Angaben  ergiebt 
sich  nachstehende  Ahnentafel,  welche  sich  an  die  jetzigen  Glieder  anreiht: 
Georg  Graf  Sz^chenyi  v.  Särväry-FelsÖ-Videk ;  Gemahlin:  Anna  v.  Morocz 
V.  Beketfalva.  —  Sigismukd  (L),  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ralh  und  Obergespan 
des  Sumegher  Gomitats ;  erste  Gemalilin :  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Batthyan 
(zweite  Gemahlin:  Maria  Freiin  v.  Barkoczy  de  Szala).  —  Sigismund  (IL), 
geb.  1720,  gest.  19.  Oct.  1769,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister;  Gemah- 
lin: Maria  Anna  Gräfin  v.  Gziräky  de  eadem  et  Denesfalva,  geb.  1.  Sept. 
1724,  verm.  25.  .Juni  1747,  gest.  7.  Nov.  1787.  —  Franz  de  Paula  Jo- 
hann Joseph,  geb.  29.  April  1754,  gest.  20.  Dec.  1820,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Rath  und  Oberst -Kämmerer  des  Königreichs  Ungarn,  gewes.  Ober- 
Gespan  des  Tolner  Gomitats;  Gemahlin:  Jiiliana  Gräfin  v.  Festetics  de  Tolna 
(Wittwe  des  Bruders),  verm.  27.  Aug.  1777.  —  Ludwig  Maria  Aloys, 
jetziges  Haupt  der  Famihe. 

Der  Grafenstand  kam  vom  Kaiser  Leopold  1.  im  Jahre  1697  in  die  Fa- 
milie, und  zwar  in  der  Person  des  oben  genannten  Grafen  Georg. 
Das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses  ist: 

LUDWIG  Maria  Aloys  Graf  Sz^chenyi  v.  Sdrväry-Felsö-Vidök  -  Sohn 
des  Grafen  Franz  de  Paula  Johann  Joseph  —  Herr  der  Herrschaften  Hor- 
päts,  Somogyvär,  Dorogh  und  Segesd,  erblicher  Burggraf  von  Egervar,  geb. 
6.  Nov.  17S1,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  verm.  in  erster  Ehe,  16.  Mai 
1801,  mit  Aloysia  Gräfin  v.  Clam-Gallas  —  Tochter  des  Grafen  Carl  und 
Enkehn  des  Grafen  Johann  Gliristoph  (s.  Bd.  I.  S.  498)  —  geb.  9.  Juli 
17ai,  gest.  19.  JuU  1822,  und  in  zweiter  18.  März  1824  mit  Franziska 
de  Paula  Gräfin  v.  Wurmbrand  —  Schwester  des  Grafen  Ernst  und  Tochter 
des  Grafen  Heinrich  Gundaccar  aus  erster  Ehe  (s.Bd.  IL  S.  694)  geb.  2.  Jan. 
1797.  Aus  der  ersten  Ehe  des  Grafen  Ludwig  Maria  Aloys  stammt  — 
neben  zwei  Töchtern,  den  Gräfinnen  Maria,  geb.  6.  Jan.  1804,  verm. 
30.  Dec.  1824  mit  Ladislaus  Grafen  Zichy,  und  Julia,  geb.  16.  Mai  1809, 
verm.  21.  Jan.  1835  mit  Joseph  Marlin  Parry  Esq. ,  Wittwe  seit  20.  Nov. 
1846  —  ein  Sohn:  Graf  Johann  Nepomuk,  geb.  3.  Juni  1802,  k.  k.  Käm- 
merer, verm.  30.  Oct.  1825  mit  Agathe  Gräfin  Erdödy  —  Tochter  des 
Grafen  Georg  zweiter  Linie  (s.  S.  103)  —  geb.  7.  April  1808,  aus  wel- 
cher Ehe  drei  Söhne,  die  Grafen  Ladislaus,  geb.  14.  Sept.  1826,  Georg, 
geb.  14.  März  1828,  und  Alexander,  geb.  27.  Oct.  1837,  und  drei  Töch- 
ter, die  Gräfinnen  Agathe,  geb.  17.  Oct.  1833,  Ernestine,  geb.  15.  April 
1836,  und  Maria  Goberline,  geb.  22.  Oct.  1848,  leben.  Aus  der  zweiten 
Ehe  des  jetzigen  Hauptes  des  Hauses  sind  zwei  Söhne  entsprossen :    Graf 


396  CHAFEN  SZECHEISVI  V.  SAHVARY-FELSÖ-VIDEK. 

Emmerich,  geb.  15.  Febr.  1825,  k.  k.  Kämmerer  und  Legations-Secretair, 
und  Graf  DiONYS,  geb.  7.  Sept.  1828,  k.  k.  Ober-Lieutenant. 

Von   den  Geschwistern   des  Grafen  Ludwig  Maria  Aloys  leben  zwei 
Brüder  und  zwei  Schwestern.     Die  beiden  Brüder  sind  Graf  Paul  ,    geb. 

10.  Nov.  1789,  Herr  der  Herrschaften  Ivan,  Apathy  und  Marczali,  k.  k. 
Kämmerer,  verm.  in  erster  Ehe,  10.  Juni  1811,  mit  Caroline  Lady  Meade, 
gest.  29.  Aug.  1820,  und  in  zweiter,  15.  Dec.  1823,  mit  Emilie  Gräfin 
V.  Zichy-Ferraris ,  geb.  13.  Nov.  1803,  aus  welcher  letzteren  Ehe,  neben 
zwei  Töchtern,  den  Gräfinnen  Elise,  geb.  17.  Mai  1827,  verm.  8.  Mai  1848 
mit  Peter  Marquis  de  la  Romana,  und  Dorothea  Sophie,  geb.  29.  Nov.  1841, 
sieben  Söhne  leben,  die  Grafen  Kolomann,  geb.  6.  Oct.  1824,  k.  k.  Käm- 
merer und  Legations-Secretair,  verm.  27.  Aug.  1852  mit  Caroline  Gräfin 
V.  Grunne  —  Tochter  des  Grafen  Carl  Ludwig  (s.  Bd.  I.  S.  299)  —  geb. 
5.  Juli  1832;   Gabriel,  geb.   l.  3Iärz  1828,  k.  k.  Lieutenant;  Julius,  geb. 

11.  Nov.  1829,  k.  k.  Rittmeister;  Franz,  geb.  4.  März  1835,  k.  k.  Lieute- 
nant; Eugen,  geb.  7.  Febr.  1836;  Theodor,  geb.  12.  März  1837,  und 
Paul  Clemens,  geb.  6.  Nov.  1838  —  und  Graf  Stephan,  geb.  21.  Sepl. 
1792,  Herr  der  Herrschaft  Zinkendorf,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath, 
verm.  4.  Febr.  1836  mit  Crescentia  Gräfin  v.  Seilern  und  Aspang  — 
Schwester  des  Grafen  Joseph  August  (s.  Bd.  II.  S.  456)  —  geb.  13.  Mai 
1  799,  Wittwe  des  am  15.  Dec.  1834  verstorbenen  Grafen  Zichy,  aus  welclier 
Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen  Bela  Stephan  Maria,  geb.  3.  Febr. 
1837,  und  Eugen  Georg  Stephan  Carl,  geb.  14.  Dec.  1839.  —  Die  beiden 
Schwestern  der  Grafen  Ludwig,  Paul  und  Steplian  sind:  Gräfin  Franziska, 
geb.  4.  Nov.  1783,  verm.  5.  Oct.  1802  mit  Nicolaus  Grafen  Batthvciny, 
Wittwe  seit  14.  April  1842,  und  Gräfin  Sophie,  geb.  25.  Nov.  1790,  verm. 
13.  Sept.  1807  mit  Ferdinand  Grafen  Zichy. 


GRAFEN  SZECSEN  V.  TEMERIN. 


397 


Grafen  Szecsen  v.  Temerin. 

jßatl)oUfd).  d^tfitxtt'xd}. 

In  Ungarn  und  Croaiien  reich  begütert. 


Wappen :  quadrirter  Schild ;  1  und  4  in  Blau  ein  goldener,  schrägrechter 
Balken ;  2  und  3  in  Roth  fünf  silberne,  wachsende,  zusammenhängende  Felsspitzen, 
auf  deren  mittleren  und  höchsten  ein  rechtsgekehrter,  geharnischter,  einen  Säbel 
nach  links  schwingender  Arm  auf  dem  Ellbogen  ruht.  Den  Schild  bedeckt  die 
Grafenkrone,  auf  welcher  sich  drei  gekrönte  Helme  erheben.  Auf  dem  rechten 
und  linken  Helme  ruht  einwärtsgekehrt  der  Arm  des  2.  und  3.  Feldes  mit  dem 
Säbel,  und  der  mittlere  Helm  trägt  einen  offenen  blauen,  rechts  mit  einem  schräg- 
linken, links  mit  einem  schrägrechten,  goldenen  Balken  belegten  Flug,  zwischen 
welchem  eine  rothe,  golden  besamte  Rose  schwebt.  Die  Decken  des  rechten  und 
linken  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  mittleren  blau  und  golden  ,  und  den 
Schild  halten  zwei  auswärtssehende  goldene  Löwen.  —  Das  Geneal.  Taschenb.  der 
gräfl.  Häuser  (1854.  S.  781)  giebt  an,  dass  der  Arm  im  2.  und  3.  Felde  „gekrönt" 
sei.  Lackabdrücke  von  grösseren,  sehr  deutlich  gestochenen  Petschaften  aus  der 
Familie  zeigen  ebensowenig,  wie  einige  bekannt  gewordene  Handzeichnungen,  in 
den  genannten  Feldern  eine  Krone.  So  nimmt  denn  auch  die  Redaction  an  der 
Beschreibung  des  Schmucks  der  Helme,  wie  dieselbe  a.  g.  0.  gegeben  ist,  Anstand. 
Diese  Beschreibung  ist  folgende:  „Grafenkrone  mit  drei  gekrönten  Helmen,  und 
rechts  blau-goldenen,  links  roth-silbernen  Decken ;  der  mittlere  Helm  trägt  zwischen 
einem  blauen  Fluge  eine  silberne,  schwebende  Rose,  die  beiden  äusseren  den  Arm 
des  Schildes,  auf  der  Krone  ruhend  und  einwärtsgekehrt,  den  rechten  überzieht 
ein  schrägrechter,  den  linken  ein  schräglinker  goldener  Balken." 

Altes,  angesehenes,  ungarisches  Adelsgeschlecht,  welches  das  Prü- 
(lical  V.  Temerin  von  den  Besitzungen  Teinerin  und  Jareck  im  Batscher  Co- 
mitate  fühil.  Der  Ursprung  und  die  früheren  genealogischen  Verhältnisse 
der  Famihe  liegen  im  Dunkel  der  früheren  Zeit ,  und  seihst  Leholzky  ver- 
lässt  in  Bezug  auf  diese  Familie  die  Freunde  der  Genealogie,  denn  die  von 
(leniselhcn  aufgeführte  Familie  Szecseni  ist  nicht,    wie  man  vielleicht  glau- 


Y 


39S  (IRAFRN  SZKCSKN   V,   TEMERIN. 

1)011  könnle,  das  hier  in  Rede  slehendo  Geschlechl,  sondern  die  im  voiij,^en 
Artikel  l)esj)ro('liono  Familie  Szeclienvi.  —  Im  vorijj^en  Jalirhnndert  kam  die 
Familie  namcullicii  diini»  iMallliias  Szecsen  v.  Temeriii  und  durch  Alexander 
Szecsen  v.  Temcrin  (s.  unlen)  zu  hohem  Ansehen  und  Beide  sind  in  den 
Grafensland  erhöhen  worden.  Zuerst  erhielt  nämlich  Matthias  Sz«''csen 
V.  Temerin  von  der  Kaiserin  Maria  Theresia  21.  Juni  1763  mit  demselhen 
Waj)pen,  welches  die  jetzigen  Grafen  fuhren,  den  ungaiischen  Grafenstand, 
und  s})äter  ist  derselhe  Grafensland  auch  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oester- 
i'cich  5.  Juli  ISi  l  in  die  Familie  gekommen,  und  zwar  in  der  Person  des 
ALi:xAM)iiR  Szecsen  v.  Temerin,  Commandeurs  des  St.  Stephans -Ordens, 
OI»erges[)ans  des  Kreuzer  Comilats  und  vormaligen  ungarischen  llofkammer- 
Präsidenlen. 

Graf  Alexander  ,  geh.  18.  März  1740,  gest.  27.  Febr.  1813,  hinler- 
liess  zwei  Söhne,  die  Grafen  Carl  und  Nigolaus,  sowie  eine  Tochter  Gräfin 
Franziska,  vermählte  Freifrau  v.  Deglmann.  Ersterer  ist  gestorben.  Letztere 
leben  (s.  unten). 

Vom  Grafen  Carl,  geh.  2G.  Oct.  f778,  gest.  24.  März  1845,  k.  k. 
Oberst-Lieutenant,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Josefhine  Almäsy  v.  Zsadany 
und  Török-Szent-Miklos ,  geb.  15.  Dec.  1782,  verm.  25.  Jan.  1803,  jetzt 
Wittwe,  als  älterer  Sohn  : 

ADOLPH  Graf  Szecsen  v.  Temerin,  geb.  22.  Juni  1804,  k.  k.  Major 
in  d.  A.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Alexander,  geb.  28.  Oct.  1809,  k. 
k.  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  mit  Natalie  Gräfin  Csüky  v.  Kereszteg 
Schwester  des  Grafen  Theodor  vom  ersten  Stamme  (s.  S.  7  1)  —  geb.  I  S  1  0, 
und  die  beiden  Schwestern  der  Grafen  Adolph  und  Alexander  sind:  Gräfin 
Pauline,  geb.  15.  Dec.  1806,  venu.  22.  April  1825  mit  Niclas  v.  Szirmay, 
Wittwe  seit  13.  Aug.  1830,  und  Gräfin  Malvina,  geb.  27.  Aug.  ISli, 
verm.  1  5.  Jan.  1833  mit  Emmerich  Freiherrn  Redl  v.  Rottenhausen  und 
Rasztina,  vorm.  kön.  nngar.  Slalthalterei-Rath,  Wittwe  seit  5.  Jan.  1851. 

Die  lebenden  Geschwister  des  Grafen  Carl  sind  Gräfin  Franziska,  geh. 
9.  März  1777,  verw.  Freifrau  v.  Deglmann,  und  Graf  Nicolaus,  geb.  4.  Sept. 
1782,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Oberst- Hofmeister  bei  der  Erzherzogin 
Sophie,  verm.  22.  Sept.  1816  mit  Franziska  Gräfin  Forgäch  v.  Ghymes  und 
Gacs  —  Schwester  des  Grafen  Anton  jüngerer  Linie  (s.  S.  128)  —  geb. 
17.  Oct.  1785.  Aus  dieser  Ehe  lebt  der  jüngere  Sohn,  Graf  A>to.\,  geb. 
17.  Oct.  1819,  verm.  8.  Juni  1850  mit  Ernestine  Gräfin  v.  Lamberg  — 
Tochter  des  verst.  Grafen  Franz  Philipp  (s.  Bd.  H.  S.  6)  —  geb.  23.  April 
1829,  der  ältere  aber,  Graf  Carl,  geb.  19.  Sept.  1818,  k.  k.  Major,  ist 
25.  Juni  1848  gestorben,  und  die  Wittwe,  Leopoldine  Freiin  v.  Honrichs, 
geh.  5.  Jan.  1826,  verm.  5.  Oct.  1843,  hat  sich  in  zweiter  Ehe,  12.  Aug. 
1851,  verm.  mit  Carl  Maria  Grafen  v.  Coudenhove  (s.  Bd.  1.  S.  171). 


GRAFEN  SZEMBEK  V.  SLUPOVV-SZEMBEK. 


399 


Grafenl^Szembek  v.  Slupow-Szembek. 

ISatljolifd).  jpreufien. 

Besitz:  im  Grosslierzoiriliurn  Poson  dio  Fleirsclinfl  Siemanicc  im  Kreise  Schiidhcrg  etc. 


Wappen:  Schild  mit  einem  goldenen  sclirägreciilon  Balken  überzogen, 
welcher  mit  drei  rolhen  Kosen  mit  goldenen  Bntzen  belegt  ist.  Die  obere  Schil- 
desliälHe  ist  blau  und  die  untere  roth,  und  in  jeder  Hälfte  springt  gegen  die 
rechte  Seile  ein  silberner  Gemsbock  auf.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein 
gekrönter  Helm,  auf  welchem  zwischen  einem  ofiFenen  Adlersfluge  der  silberne  Gems- 
bock des  Schildes  steht.  Der  rechte  Hügel  ist  schrägrechts  von  Hlau,  Gold  und 
Roth,  und  der  linke  schraglinks  von  Roth,  Gold  und  Blau  gelheilt,  und  der  mitt- 
lere goldene  Theil  jedes  Fliigels  ist  mit  einer  rolhen  Rose  belegt.  Die  Helmdecken 
sind  rechts  roth  und  golden,  und  links  blau  und  silbern.  Wie  angeführt,  giebt 
dieses  Wappen  das  Wappenbuch  der  preuss,  Monarchie  (H.  4).  Das  N.  Preuss. 
Adelslexicon  (IV.  S.  256)  tingirt  den  Schild  blau,  und  dieselbe  Angaf)e  findet  sich 
im  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  728).  Letzteres  lässt  auf  dem 
gekrönten  Helme  einen  silbernen  Geisbotk  zwischen  zwei  blauen  Flügeln  hervor- 
wachsen, auf  welciien  Flügeln  der  Schrägbalken  des  Schildes  mit  den  drei  rolhen 
Rosen  erscheint  —  Okolski  (HI.  p.  203)  beschreibt  den  Schild,  wie  angegeben, 
nur  sind  die  Rosen  vierblätlrig.  Auf  dem  gekrönten  Helme  steht  ein  offener  gol- 
dener Flug,  jeder  Flügel  ist  mit  einer  rolhen  vierblällerigen  Rose  belegt,  und  zwi- 
schen den  Flügeln  wächst  der  Steinbock  des  Schildes  auf. —  Ein  Lackabdruck  von 
einem,  mit  Angabe  der  Farben  sehr  sorgfältig  gestochenen  Petschafte  zeigt  den 
Schild,  wie  angegeben,  die  Rosen  aber  vierblätlerig.  Der  Flug  auf  dem  Helme  ist 
rechts  blau  mit  schrägrechtem,  links  roth  mit  schräglinkem,  mit  einer  Rose  beleg- 
tem, goldenem  Balken.  Zwischen  dem  Fluge  wächst  nach  rechts  hin  der  Gemsbock 
bis  an  den  halben  Leib  auf.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links 
roth  und  golden. 

Die  alte,  angesehene,  polnische  Adelsfamilie  Szembek  (Szemheck) 
stammt  naeh  Okolski  aus  Deutschland,  und  hiess  friiher  Schönbegk.  Ger- 
lach V.  Schönbegk  soll,  so  ging  die  Sage ,  vom  Kaiser  Carl  dem  Grossen  zu 
Aachen  in  den  Ritterstand  erhoben  Avorden  sein.  Heinrich  von  Schönbegk 
wurde  vom  Kaiser  Heinrich  VIL,  naclnlem  er  Letzterem  bei  der  Krönung  in 
Rom  gegen  Huprecht  v.  Apulien  bedeutende  Dienste  geleistet  liatte,  eigen- 
händig zum  Riller  geschlagen,  erhielt  über  diesen  Ritterschlag  ein,  Florenz 


400  GRAFEN  SZEMBKK  V.  SLrPOW-SZEMBEK. 

23.  Jan.  1313,  .nusgeslelllos  Diplom,  und  fiel  spülor  im  Treflon  bei  Cressy. 
Der  Sohn  desselben ,  Friedrieb ,  diente  dem  Kaiser  Carl  IV.  in  der  Lombar- 
dei und  gegen  den  Herzog  Bolco  von  Scbweidnilz  und  Milnslerberg,  filr 
welebe  Dienste  ilim  ein  Gnadengebalt  und  filr  sich  und  seine  Söbne,  Sebald 
und  Heiiuieb,  laut  kaiserlicben  Gnadenbriefes  d.  d.  Prag  26.  Aug.  1355, 
vollständige  Freiheit  von  allen  Staalslasten  zugesagt  wurde.  —  Peter 
V.  Schönbegk  war  im  Gefolge  des  Kaisers  Maximilian  I.,  trug  bei  dem  be- 
kannten Vorfalle  an  der  Martniswand  zur  Rettung  des  Kaisers  bei  und 
wurde  dafür  mit  Giltern  in  Tirol  belehnt.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Mar- 
garetha  v.  Schleinitz  stammten  vier  Söhne.  Von  denselben  kam  Peter  1507 
nach  Preussen,  Heinrich  lebte  auf  den  Giltern  in  Tirol  (beide  hatten  Nach- 
kommen) ,  Eduard  blieb  bis  zu  seinem  Tode  in  der  Mark  Brandenburg,  und 
Dartbolomilus  (1.),  in  der  Mark  begütert,  war  Statthalter  des  Kurfürsten 
Joachim  I.  von  Brandenburg  und  mit  Adelheid  v.  Duchtz  vermählt.  Der  ältere 
Sohn  des  Letzteren,  Bartholomäus  (IL),  kam  mit  einer  Gesandtschaft  des 
Kurfürsten  Joachim  IL  von  Brandenburg  nach  Polen ,  liess  sich  in  diesem 
Laude  nieder  und  erhielt  vom  Könige  Sigismund  IL  August  in  Polen  25.  Juli 
1566  mit  dem  Namen:  Szembeck  das  polnische  IndigcnaL  Derselbe  hinter- 
liess  aus  der  zweiten  Ehe  mit  Margaretha  v.  Schilling,  neben  drei  Töchtern, 
die  Söhne  Bartholomäus  (HL),  Nicolaus,  Stanislaus  und  Johann,  von  deren 
Nachkommenschaft  die  drei  Söhne  des  Ersleren,  Bartholomäus  (IV.),  Alexan- 
der und  Friedrich  bekannt  sind.  —  Von  späteren  Gliedern  der  Familie  war 
Gabriel  Geh.  Ralh  des  Königs  Sigismund  HL  und  Administrator  der  Gefälle 
in  Masovien ,  Stanislaus  Geh.  Rath  der  Könige  Sigismund  HL  und  Boles- 
laus  IV.  und  Administrator  der  Gefälle  in  Wiehcz ,  Alexander,  Burggraf  von 
Cracau,  Geh.  Bath  des  Königs  Wladislaus  IV.  etc.  etc.,  und  in  der  zweiten 
Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  gelangte  namenilich  Christoph  v.  Szembeck 
zu  grossem  Ansehen.  Derselbe  seil  1775  Bischof  von  Uranopel,  Fürst  von 
Sielun  und  Coadjutor  des  Fürsten  Michael  Poniatowsky,  Bischofs  von  Plock 
(Plozko),  erhielt  1785  die  Würde  des  Fürsten  v.  Pullusk  und  Bischofs  von 
Plock,  und  lebte  noch  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts. 

Ein  Zweig  dieses  allen,  nach  Vorstehendem  so  berühmten  Geschlech- 
tes ,  welcher  schon  lange  in  der  jetzigen  Provinz  Posen  begütert  war,  er- 
hielt vom  König  Friedrich  Wilhelm  III.  17.  Jan.  1816  den  preuss.  Gr.ilen- 
stand,  und  als  Glieder  des  gräflichen  Hauses  sind  bisher  bekannt: 

PETER  Grai  Szembek  v.  Slupow-Szembek,  Herr  auf  Siemanice  (Kreis 
Schildberg,  Reg.-Bez.  Posen),  k.  poln.  General  a.  D.  Der  Sohn  desselben, 
Graf  Alexander,  ist  mit  N.  N.  v.  Niemojewska  vermählt. 


GRAFEN  V.  SZTARAY. 


401 


Grafen  v.  Sztäray. 

^atljolifd).  ©fflcvrctd). 

In  Ungarn  reich  begütert. 


Wappen:  im  blauen  Scbilde  eine  goldene,  schwarz  ausgefugle  Burgmauer 
mit  halb  geöffnetem  Thor  in  der  Mitte.  Die  Mauer  hat  vier  Zinnen,  und  auf  je 
zwei  derselben  steht  einwärtsgekehrt  eine  Elster  von  natürlicher  Farbe,  welche 
beide  zusammen  mit  den  Schnäbeln  einen  güldenen  Fingerring  halten.  Ueber  der 
Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  die  beiden  Elstern  des  Schil- 
des trägt.  Die  Helmdeckcn  sind  golden  und  blau,  und  den  Schild  lialten  mit  bei- 
den Händen  zwei  ungarische  Krieger  in  ihrer  Nationaltracht.  —  Die  Elstern  kom- 
men auch  auf  den  mittleren  Zinnen  stehend  vor. 

Sehr  alle  und  angesehene,  in  der  Geschichte  Ungarns  vielfach  he- 
kannle  ungarische  Adelsfamilie,  deren  Ursprung  ältere  Geschichlsschreiher 
von  dem  bayerischen  Grafen  Vencellin  Jacob  v.  Watzenburg  (Vatzenburg) 
ableiten  wollen.  Derselbe  führte,  wie  Einige  annehmen,  die  Truppen  an, 
welche  Kaiser  Otto  III.  gegen  das  Ende  des  10.  Jahrhunderts  aus  Bayern 
dem  Könige  von  Ungarn ,  Stephan  dem  Heihgen ,  gegen  den  vom  Christen- 
thum  abgefallenen  Fürsten  Kuba  zu  Hülfe  sandte,  erschlug  den  Anführer  im 
Kampfe  und  wurde  vom  König  Stephan  für  seine  Tapferkeit  mit  Ehren  und 
Gütern  belohnt.  Andere  nehmen  an,  dass  der  genannte  Ahnherr  aus  Bono- 
nien  in  das  Zemphner  Comitat  an  den  Fluss  Labortza  nach  Ungh  gekommen 
und  das  Geschlecht  durch  einen  Sohn,  Radon,  1057  Palalin,  fortgepflanzt 
habe.  Von  Letzterem  stammte  Miske  oder  Michael  und  Kupa  de  Jako  et  N. 
Mihaly.  Der  Sohn  des  Ersteren,  Marlin  (1234),  halte  drei  Söhne,  Andreas 
Kapla,  Mohe  und  Opos  de  Jako,  über  welche,  sowie  über  die  Nachkommen 
derselben  Leholzky  (II.  p.  382  und  383)  Einiges  angiebt;  vom  Kupa  de 
Jako  aber  stammten  Ladislaus,  Andreas  und  Jako.  Ladislaus  und  Andreas 
werden  (1290)  als  Comites  de  Ungh  mit  dem  Bemerken  aufgeführt,  dass 
dieselben  in  Folge  ihrer  Verdienste  das  Gebiet  von  Perech  und  Sztara  er- 
halten hätten ,  und  Leholzky  theilt  Mehreres  über  die  Nachkommen  dersel- 
ben mit.    Von  Jako  wird  angegeben,  dass    die  Nachkommen  Apathi  und 

III.  20 


402 


GUAFKN  V.  SZTARAY. 


Taicsa  im  Riliaror  Comilale  cum  lenolio  (Zollliaus?)  in  N.  Mihaly  erlaiinfl 
hallen,  und  als  Söhne  desselben  werden  Johann  mil  Nachkommensciiafl 
und  Lorenz  genannl.  Die  Nachkommen  des  Letzleren  nahmen  in  einer  Linie 
den  Namen  Erdögh  de  Tiha  an ,  aus  der  anderen  Linie  aber  entspross  die 
jelzige  Familie  Sztaray.  In  Bezug  auf  letztere  gieht  Leholzky  folgende 
Slammreihe  an:  Andreas  (1559),  —  Franz  (L),  —  Stephan  (1631),  — 
Franz  (II.),  —  Franz  (III.),  —  Emerich,  —  .lohann  Anton,  Michael,  (ie- 
brilder:  eine  Slammreihe ,  welche  mit  der  unten  angefiihrlen  Ahnentafel 
ganz  übereinstimmt.  —  Kaiser  Sigismund  erlheille  der  Familie  einen  d.  d. 
(Konstanz  feria  lerlia  posl  feslum  Paschae  Domini  1418  ausgestellten  Wap- 
])!'nl)rief;  Kaiser  Carl  VI.  erhob  1725  das  Geschlecht  in  den  Freiherrensland, 
und  Kaiser  Franzi,  erthoille  demselben,  nach  einigen  Angaben  6.  April  1747, 
nach  anderen  Kaiser  Franz  II.  1797,  die  Grafenwiirde.  Eine  die  Familie 
betreffende  Ahnentafel  iiat  v.  Schönfeld  (II.  238)  gegeben.  Dieselbe  be- 
ginnt mil  Stephan  Sztäray  de  Nagy  Mihaly,  verm.  mit  Sophia  Frichy  de  Fries, 
und  die  darauf  folgenden  Glieder  sind:  Franz,  Graf  v.  Sztäray  de  Nagy- 
Mihaly;  Gemahlin:  Clara  Semsey  de  Semse.  —  Franz;  Gemahlin:  Barbara 
Freiin  v.  Pereny.  —  Emerich  ;  Gemahlin  :  Barhara  Theresia  Bosalia  du  Bois 
Baronne  de  la  Tournelle.  —  Anton,  k.  k.  Kämmerer,  Generalfeldzeugmeister, 
commandirender  General  elc.  Nach  dieser  Ahnentafel  muss  der  Grafenstand 
schon  früher  in  die  Familie  gekommen  sein. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  sind  die  Nachkonunen 
zweier  Brüder,  des  Grafen  Vincenz  und  des  Grafen  Michael.  Graf  Vincenz, 
gest.  1827,  k.  k.  Känmierer  und  Major,  war  verm.  mil  Johanna  Gräfin  Szir- 
may,  gest.  30.  Jan.  1848.  Aus  dieser  Ehe  entsprossen  vier  Söhne  und  eine 
Tochter:  Graf  Johann  Nepomuk,  geh.  1810,  gest.  1839,  verm.  mit  Josephine 
Freiin  v.  Budera,  als  Wittwe  wieder  verm.  mit  Herrn  v.  Mocsony,  und  die 
Grafen  Theodor,  Ferdinand  und  Victor,  und  Grälin  Maria  (s.  sämmllich 
nnlenj.  —  Graf  Michael,  k.  k.  Kämmerer  und  Ohergespan  des  Szaholcser 
Comilals ,  war  in  zweiler  Ehe  mil  Therese  Gräfin  v.  Esterhäzy  vermählt, 
und  aus  dieser  Ehe  stammte  Graf  Alhert,  gest.  im  Febr.  1843,  k.  k.  Käm- 
merer, verm.  in  erster  Ehe  mit  Walburge  Gräfin  Csjiky,  in  zweiter  mit 
Franziska  Gräfin  Karolyi,  und  in  driller  mit  Maria  Gräfin  v.  Waldstein- 
Warlenberg  —  Tochter  des  Grafen  Emanuel  aus  der  Linie  zu  Dux-Leuto- 
mischl  (s.  Bd.  IL  S.  633)  —  geb.  1  2.  üct.  1806,  verm.  1 829,  jetzt  Wittwe. 
Aus  der  ersten  Ehe  des  Grafen  Albert  leben  zwei  Töchter,  aus  der  dritten 
zwei  Söhne  (s.  unten). 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  sind ,  nächst  den  angeführten  VVilt- 
wen,  folgende: 

Graf  ALEXIS  -  Sohn  des  Grafen  Johann  Nepomuk  (L).  Die  Brüder 
des  Grafen  Alexis  sind  die  Grafen  Bela  und  Johann  Nepomuk  (IL).  Die  drei 
Brüder  des  Grafen  Johann  Nepomuk  (I.)  sind:  Graf  Theodor,  geb.  1814, 
Graf  Ferdinand,  geh.  1818,  verm.  im  Dec.  1841  mit  Malhilde  v.  Klobu- 
sitzka,  gest.  1845,  aus  welrher  Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Alexandrine,  geh. 
1  5.  Jan.  1843,  lebt,  und  Graf  Victor,  geb.  1823.  Die  Schwester  dieser 
Brüder,  Gräfin  Maria,  geb.  1821,  hat  sich  20.  Juni  1842  verm.  mit  Leo- 
pold Grafen  Zichy. 


GRAFEN  V.  TAAITE. 


403 


Von  den  Töchtern  des  Grafen  Albert  aus  erster  Ehe  hat  sich  Gräfin 
Julie  23.  April  1840  mit  Georg  Grafen  v.  Apponyi  (s.  Bd.  I.  S.  24),  und 
Gräfin  Sophie  19.  Febr.  1844  mit  Julius  Grafen  v.  Apponyi  (s.  a.  eben  a. 
0.)  vermählt.  Die  beiden  Söhne  des  Grafen  Albert  aus  dritter  Ehe  sind  Graf 
Ladislaus,  k.  k.  Oberlieutenant,  und  Graf  Anton. 


Grafen  v.  TaaiTe. 

Mati)oixfd).  ©efltrrdd). 

Besitz   in  Döhtnen:   die  Allodialherrschaft  Elischau  mit  dem  Guie  Zamiekau;  das  Allodial 

gm  Kollinetz  etc. 


^'^appen:  im  rothen  Schilde  ein  denselben  ganz  überziehendes,  silbernes, 
schräge  blau  gegittertes  Kreuz.  Den  Schild  bedeckt  ein  7 perliger  Kronenhut,  auf 
welchem  ein  mit  einem  sechsfachen  Wulste,  blau,  silbern,  roth,  silbern,  blau,  sil- 
bern belegter  Helm  steht.  Aus  dem  Wulste  wächst  ein  geharnischter  Arm  empor, 
welcher  in  der  Faust  ein  nach  aussen  gewendetes  Schwert  hält.  Die  Helmdecken 
sind  auf  beiden  Seiten  blau  und  silbern,  und  den  Schild  hält  rechts  mit  beiden  Vor- 
derfüssen  ein  einwärtssehendes,  mit  goldenen  Sternen  besätes,  silbernes  Boss,  links 
mit  der  rechten  Klaue  ein  Drache  mit  gekrümmtem  und  dann  aufgeschlagenem  Stachel- 
schwanze.  Die  Devise  ist:  In  Hoc  Signo  Spes  Mea.  —  Der  Wulst  auf  dem  Helme 
und  die  Helmdecken  kommen  auf  Abbildungen  auch  nur  roth  und  silbern  vor. 

Die  Grafen  Taaffe  stammen  aus  einem  alten,  nach  Einigen  aus  könig- 
lichem Geblilte  herzuleitenden  irländischen  Geschlechte,  aus  welchem 
zuerst  Sir  Richard  Taaffe,  gest.  1287,  und  Lord  Nicholas  Taalfe,  gest. 
1288,  vorkommen.  Von  den  Söhnen  des  Nicholas  war  der  eine,  John, 
1306  Erzbischof  von  Armagh,  der  andere  aber,  Richard,  setzte  das  Ge- 
schlecht fort ,  und  von  den  Nachkommen  desselben  wurde  Sir  John  TaafTe 
1.  Aug.  1628  zum  Pair  von  Irland,  und  zwar  mit  dem  Titel:   Baron  of 

26* 


404 


r.RAI'KN  V.   TAAl'FE 


Ballymole  und  Viseounl  Taaffe  of  Correii,  })ei(les  in  der  (irafscliall  Sligo, 
ernannt.  Des  Letzteren  ältester  Solui ,  Theobald  ,  wurde  2().  Juni  1662 
zum  Earl  of  Carlingford  erhoben,  doch  erlosch  diese  Würde  1738  mit  dem 
Tode  des  vierten  Grafen  und  fünften  Viscounts.  Als  sechster  Viscount  folgte 
nun  Nicolaus,  Urenkel  des  ersten  Viscounts  von  einem  jüngeren  Sohne. 
Mit  Nicolaus,  welcher  k.  k.  General,  w.  Kämmerer  und  Reichsgraf  wurde 
und  sich  1716  im  Kriege  gegen  die  Türken  sehr  ausgezeiclinet  hat ,  w  en- 
dete sich  die  Familie  ganz  nach  Oesterreich.  Aus  der  Ehe  desselben  mit 
Maria  Anna  Gräfin  v.  Spindler  stammte  Graf  Johann,  welcher  vor  dem  Vater 
als  k.  k.  Reichshofrath  starb  und  mit  Maria  Gräfin  v.  Ghotek  sich  vermählt 
hatte.  Aus  dieser  Ehe  entspross  Lord  Rudolph  Graf  v.  Taaß'e,  Viscount 
Taaffe  v.  Gorren,  Baron  zu  Ballymote,  Pair  von  Irland,  geb.  6.  Oct.  1761, 
gest.  7.  Juni  1830,  k.  k.  Kämmerer,  steierischer  Landstand  seit  16.  Jan. 
1821,  Herr  der  Herrschaften  Elischau  in  Böhmen  und  Wischenau  in  Mäh- 
ren etc.,  verm.  11.  April  1787  mit  Josephine  Gräfin  v.  Haugwitz ,  gest. 
30.  Mai  1823.  Der  zweite  Sohn  desselben  ist  das  jetzige  Haupt  des  gräf- 
lichen Hauses : 

Graf  LUDWIG  Lord  Viscount  Taaffe  v.  Corren  und  Daron  v.  Ballymote, 
geb.  25.  Dec.  1791,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath ,  Präsident  des  obersten 
Gerichts-  und  Gassationshofes  zu  Wien,  der  Rechte  Doctor  etc.,  verm. 
10.  Juni  1822  mit  Amalia  Fürstin  Bretzenheim  v.  Regecz  —  Schwester 
des  Fürsten  Ferdinand  —  geb.  6.  Oct.  1802.  Aus  dieser  Ehe  stammen 
zwei  Söhne  und  drei  Töchter,  die  Grafen  Carl,  geb.  26.  April  1823,  der 
Philosophie  Doctor,  k.  k.  Kämmerer,  Major  und  Legations-Secretair  zu  St. 
Petersburg,  und  Eduard,  geb.  1833,  Malteser-Ordens-Ritter,  und  die  Grä- 
finnen Glementine,  geb.  20.  Oct.  1825,  Amalia  Walpurge,  geb.  29.  Sept. 
1827,  und  Amalia,  geb.  15.  Sept.  1830.  Von  dem  verstorbenen  Rruder 
des  Grafen  Ludwig,  vom  Grafen  Franz  Xaver,  achtem  Viscount  Ttialfe 
v.  Corren  etc.,  geb.  2.  Mai  1789,  gest.  8.  Febr.  1849,  k.  k.  Kämmerer 
und  Major  in  d.  A.,  Oberst-Stabelmeister,  Herrn  zu  Ehschau  in  Böhmen  etc., 
lebt  die  Wittwe,  Antoma  Gräfin  Amade  v.  Värkonv,  geb.  31.  Dec.  1795, 
verm.  11.  April  1811  (s.  S.  7). 


GRAFEN  V.  TANNENBERG. 


405 


Grafen  v.  Tannenberg'.   (Weiblicher  Stanim.) 

ISatJ)0lifd).  Cejlcrretdj. 

Besitz:  die  Hcir.scliaf'icii  Roüenliurg  und  Neuiiaus  in  Tirol  elc. 


Wappen:  quadriiter  Schild  mit  Miüclschiid.  Im  silbernen  Mittelscliilde 
ein  rothes  Castell  mit  zwei  Thiirnien,  von  welchen  jeder  drei  Zinnen  hat.  Das 
Thor  des  Castells  ist  mit  einem  Fallgatter  versehen  und  auf  dem  Portal  liegen  drei 
rothe  Quadersteine  (1  und  2)  auf  einander  geslellt  (nach  v.  Wölckern  die  Retten- 
burg  in  Folge  des  Titels :  Herren  zu  Reftenburg).  1  und  4  in  Blau  zwei  goldene, 
scbrägrechte  Balken,  von  welchen  jeder  mit  einer  schwarzen  Kugel  belegt  ist,  und 
zwischen  den  erwähnten  Schragbalken  ein  goldener,  sechseckiger  Stern  (wahrschein- 
lich:  Trazberg) ;  2  und  3  in  Roth  auf  schwarzem  Dreiberg  drei  goldene,  abge- 
hauene Tannenslämme,  jeder  mit  zwei  abgehauenen  Acslen,  auf  jeder  Seite  einem. 
—  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  Helme,  von  welchen  der  rechte  und  linke^gekrönt 
sind.  Der  rechte  Helm  trägt  einen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  geschlossenen, 
blauen  Adlersflug,  welcher  mit  den  goldenen  Schrägbalken,  den  Kugeln  und  dem 
Sterne  des  1.  und  4.  Feldes  belegt  ist  (Trazbergscher  Helm),  der  mittlere,  zwi- 
schen zwei  von  Silber  und  Roth  viermal  in  der  Quere,  so  wie  der  ganzen  Länge 
nach  getheilten,  auf  jeder  Aussenseite  mit  sechs  Pfauenfedern,  drei  in  der  Mün- 
dung, die  anderen  unterhalb,  besteckten  BülTelshörnern,  den  rechlssehenden 
Rumpf  eines  allen,  bärtigen,  schwarzgekleideten  Mannes,  dessen  Rock  mit  silber- 
nem Kragen  ein  silberner  Leibgürtel  umgiebt,  und  welcher  um  den  Kopf  eine  sil- 
berne, mit  beiden  Enden  nach  links  wehende  Binde  trägt  (Reltenburgscher  Helm), 
und  der  linke  fünf  Straussenfedern,  wechselnd  golden  und  roth  (Helm  des  Stamm- 
wappens). Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des 
mittleren  roth  und  silbern,  und  die  des  linken  roth  und  golden.  —  Der  Helm  des 
Stammwappens  trägt  im  gräflichen  Wappen  bisweilen  auch  sechs  Straussenfedern, 
wechselnd  roth  und  golden,  während  auf  demselben  im  freiherrlichen  Wappen 
(Supplemente  zu  Siebmachers  Wappenb.  l.  4)  vier  Straussenfedern,  blau,  schwarz, 
golden,  blau,  stehen. 

Die  Grafen  v.  Tannenberg,  welche,  so  viel  bekannt  ist,  im  Manns- 
stamme  erloschen  sind,  stammten  aus  einer  alten  tiroler  Adelsfamilie, 
welche  in  der  Geschichte  Tirols  vielfach  genannt  wird  und  deren  eigent- 


40G  GRAFEN   V.   TANNK.NBERG. 

licher  Name  Tauauer  war.  Kaiser  Leopold  I.  erhob  14.  Juli  1692  das  Ge- 
schlecht mit  dem  Beinamen:  v.  Tannenberg  in  den  Freiherrenstand,  und 
bald  verdrängte  der  Beiname  den  eigentlichen  Namen.  Freiherr  Joseph 
Anton  Ignaz,  ober-österr.  Hofkammerrath ,  wurde  mit  seiner  verwittweten 
Mutter,  Elisabeth  Helena  Freiin  v.  Rissenfels  (Riesenfels),  und  seinen  Schwe- 
stern, Josepha,  Maria  Helena,  Maria  Anna  und  Maria  Elisabeth,  vom  Kaiser 
Carl  VI.  I.Juli  1737  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Vom  Grafen  Joseph 
Anton  Ignaz  stammte  Graf  Ignaz,  gest.  1810,  Landeshauptmann  in  Tirol, 
verm.  in  erster  Ehe  mit  Therese  Grüfin  v.  Särentheim,  gest.  1790,  und  in 
zweiter  mit  Victoria  Freiin  v.  Taxis-Bordogna,  gest.  1817.  Aus  der  ersten 
Ehe  entspross  Aloys  Graf  v.  Tannenberg,  Freiherr  zu  Tratzberg,  Edler  Herr 
zu  Kampan,  Schönwerth  und  Liebeneich,  geb.  8.  Juni  1771,  gest.  11.  Dec. 
1846,  k.  k.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  Herr  der  Herrschaften  Rottenburg 
und  Neuhaus,  Herr  und  Landstand  in  Böhmen,  Mähren,  Schlesien,  Oester- 
reich  ob  der  Ens  und  Tirol,  Oberst-Landjägermeisler  in  Tirol  und  erster 
Verordneter  des  Herrenstandes,  verm.  7.  Mai  1806  mit  Grescentia  Reichs- 
freiin  v.  Taxis-Bordogna  und  Vallnigra ,  geb.  4.  Sept.  1770,  jetzt  Wittwe. 
Ausser  Letzterer  leben  vier  Schwestern  des  Grafen  Aloys ,  und  zwar  aus 
der  ersten  Ehe  des  Grafen  Joseph  Anton  Ignaz  Gräfin  Josepha,  geb.  23.  April 
1770,  und  aus  der  zweiten  Ehe  die  Gräfinnen  Victoria,  geb.  13.  Dec.  1791, 
Grescentia,  geb.  7.  Sept.  1796,  und  Ottilie,  geb.  30.  Sept.  1801,  Herrin 
der  Herrschaften  Rottenburg  und  Neuhaus  in  Tirol,  verm.  4.  Mai  1831  mit 
Franz  Grafen  v.  Enzenberg  (s.  Bd.  I.   S.  220). 

Da  der  Bruder  des  Grafen  Aloys  aus  des  Vaters  zweiter  Ehe ,  Graf 
Rudolph,  geb.  16.  Jan.  1795,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Appellations- 
Gerichts-Präsident  in  Prag,  Erb-Landjägermeister  in  Tirol  etc.,  6.  Oct. 
1846  zu  Meran  gestorben  ist,  also  zwei  Monate  vor  dem  Grafen  Aloys,  so 
ist  mit  Letzterem  am  oben  angegebenen  Tage  der  Mannsstamm  des  gräf- 
lichen Hauses  erloschen. 


GRAFEN  V.  TATTENBACH. 


407 


Orafen  v.  Tatteiibach  (Rheinstein  und 
Tattenbach). 

jSat()Ciltfd).  (©ejtcrreid)  unb  kapern. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelscliild  und  zwei  unter  den  Helm- 
decken stellenden  Seitenwappen.  Im  silbernen  Mittelschilde  ein  rother,  geschupp- 
ter, schrägrechter  Balken  (Stammwappen  :  Trier  sagt  S.  137  :  die  v.  Tettenbach  in 
Bayern  führen  in  Silber  einen  rothen,  schwarzgeschuppten,  rechten  Schrägbalken). 
1  und  4  quer  getheilt;  oben  in  Schwarz  drei  aufreclit  neben  einander  stehende, 
goldene  Wecken,  unten  golden,  ohne  Bild  (Intobler) ;  2  und  3  in  Silber  ein  mit 
dem  Hals  abgehauener,  rechtsgekehrter,  rother  Drachenkopf  mit  feurigen  Ohren, 
welcher  einen  goldenen  ,  schragrechten  Stab  im  Schnabel  hält  (Trcnkbecken).  Auf 
dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen 
goldbekleideten  Mohrenrumpf,  welcher  mit  einem  goldenen,  hohen  Turnierhut  mit 
schwarzem,  ausgezacktem  Aufschlage,  über  welchem  die  drei  goldenen  Wecken  der 
oberen  Hälfte  des  1.  und  4.  Feldes  stehen,  bedeckt  ist.  Die  Spitze  des  Hutes  ist 
mit  einer  goldenen  Krone  gekrönt,  auf  welcher  sechs  schwarze  Hahnenfedern,  von 
welchen  sich  drei  rechts  und  drei  links  neigen,  zu  sehen  sind  (Intoblerscher  Helm). 
Auf  dem  mittleren  Helme  ruht  zwischen  zwei  von  Roth  und  Silber  mit  gewech- 
selten Tincturen  quergethcilten  ßüft'elshörncrn  eine  vorvvärtssehende  Sirene  mit 
goldenen,  fliegenden  Haaren,  welche  den  rothen ,  geschuppten  Fischschwanz  rechts 
kehrt  und  deren  Haupt  mit  einer  rothen,  silbern  aufgeschlagenen  Mütze,  an  welcher 
nach  rechts  eine  rothe  Quaste  hängt,  bedeckt  ist  (Helm  des  Stammwappens).  Der 
linke  Helm  trägt  den  rothen  Drachenkopf  und  Hals  des  2.  und  3.  Feldes  mit  einer 
silbernen  Stange  im  Schnabel,  welche  zwei  aufrechtstehende  Nebenstangen  hat,  auf 
deren  jeder  eine,  mit  einem  Pfauenwedel  besetzte  Krone  ruht  (Trenkbeckeuscher 
Helm).  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  in  der  Mitte  und  links 
roth  und  silbern.  Was  die  Seitenwappen  anlangt,  so  ist  das  auf  der  rechten  Seite 
von  Roth  und  Silber  schiägrechts  getheilt.  Oben  erscheint  in  Roth  ein  silbernes 
Jägerhorn  mit  goldenem  Beschlag  und  Schnüren,  dessen  Mundstück  unterwärts 
gegen  den  linken  Seitenrand  gekehrt  ist,  unten  in  Silber  ein  rothes  Hirschgeweih 
mit  sechs  rechtsgekehrten  Enden  und  daran  hängendem  rothen  Ohr.  Auf  dem,  den 
Schild  bedeckenden,  gekrönten,  mit  roth  und  silbernen  Decken  geschmückten  Helm 
steht   rechts   das    Hirschgeweih,   links    das    einwärtsgestellte,    mit  der  Stürze  nach 


408  GRAKEIV   V.   TATTE>BACH. 

oben    gewendete    Jägerhorn  (Wappen  der  alten  Tattenbach  vom  Stammhause  Ober- 
und    Nicder-Tallenbach   im    Landgericht    LandsUut    und    der  Grafschaft  Hheinslein). 
Das  Wappen  auf  der  linken  Seite  ist  ein  silberner  Schild  mit  einem  aus  der  linken 
unteren    Ecke   bis    zu  den  Hinterfüssen  heraufwachsenden,    gegen  die  rechte  Seite 
aufspringenden,  rolhen  Wolfe.    Auf  dem  Schilde  steht  ein  gekrönter  Helm,  welcher 
den  Wolf  des    Schildes    wiederholt,    und    die    Ilelmdecken    sind    roth    und  silbern 
(Resch).    —    Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1854.    S.  785)  bestimmt 
das  Wappen,  wie  folgt:    „in  Silber  ein  von  rechts  nach  links  sich  herabziehender, 
rother  Scbrägbalken,  mit  Fiscbschuppen  bedeckt.     Auf  dem  gekrönten  Turnierhelm 
zwischen  zwei  roth  und  weissen  Büffelshörnern  eine  Melusine.    Ausserdem  führt  die 
Familie    noch    die  Wappen    der    erloschenen  Geschlechter   der  Resch  v.  Grasensee, 
Tattenbach  v.  Hofau,  Trennbach,  Triebenegg  und  Khurz  v.  Valley."    Allerdings  giebt 
V.  Lang  (S.  79)  an,  dass  das  Wappen  mit  dem  der  Trembache,    Reschen  und  Tri- 
beneck,  genannt  Luxberg,  vermehrt  worden  sei,  doch  erwähnt  v.  Wölckern  (IL  Abthei- 
iung,  S.  55)  sehr  richtig,  dass  die  Tribeneck  nach  Siebmacher  (L  49)  in  Roth  einen 
goldenen,  aufrechtstehenden  Luchs  geführt  haben.    —    Von  grosser  Wichtigkeit  für 
die  richtige  Bestimmung  des  in  Rede  stehenden  Wappens  ist  die  Abbildung,  welche 
der  Kalender    des    St.  Hubertus-Ordens    von    dem  Wappen   Joseph  Ferdinands   des 
heil.  röm.  Reichs  Grafen  v.  Rheinslein  und  Tattenbach,  Grafen  v.  Valley,  Freiherrn 
und  Fahnenträgers  (L.  B.  et  Signifer)  zu  Ganovvitz,  giebt  (s.  v.  Meding,  HL  519  — 
521).     Das    Wappen    besteht    aus    einem    Hauptschilde    mit    .Mitteischild   und    zwei 
Seitenschilden.    Der  Mittelschild  ist  quer  getheilt;  oben  silbern,  mit  einem  schräg- 
rechten, rothen,  geschuppten  Balken,  unten  roth  mit  einem  schrägrechten,  silbernen 
Balken,    auf   welchem    fünf  rolhe    Eisenhütchen  nach    der  Lage    des    Balkens  quer 
über    einander    gelegt   sind.     Das   1.  und  4.  Feld    des  quadrirten  Hauptschildes  ist 
jedesmal  zweimal  quer  getheilt,  oder  hat  drei  Abtheilungen.     In  des  ersten  Feldes 
erster  und  des  vierten  dritter,    silberner  Abtheilung  wächst  aus  dem  linken  LJnter- 
winkel    die    linke,    sechs  Enden    führende   rothe  Stange    eines  Hirschgeweihes  auf, 
welche,    eine  Art   von  Bogen    schlagend,    mit  den  oberen  zwei  Enden  sich  in  den 
rechten  Unterwinkel   der  Abtheilung    herabsenkt  und  somit  die  übrigen  Enden  auf- 
wärts kehrt  (Rheinstein).    In  der  zweiten  Abtheilung  des  1.,  und  der  ersten  schwar- 
zen Abtheilung   des   4.  Feldes    stehen    drei    goldene  Rauten    neben    einander.     Die 
dritte  Abtheilung   des    1.    und   die   zweite    des   4.  Feldes    sind   golden,    ohne  Bild. 
Das  2.  und  3.  quergetheilte,    silberne  Feld    des  Hauptschildes  zeigt  in  der  oberen 
Abtheilung  des  ersteren  und  in  der  unteren  des  letzteren  einen  rothen  Drachenkopf 
mit  aufgereckten    flammenden  Ohren,    welcher   die  Zunge  ausschlägt  und  mit  dem 
Rarhen,  oder  im  Schnabel  eine  schrägrechtsgekehrte,  goldene  Fackel  trägt.    In  der 
unteren  Abiheilung   des    2.    und    in  der  oberen  des  3.  Feldes  ist  die  linke  Stange 
des  Hirschgeweihes,  eben  so  gestaltet  und  gebogen  wie  im  l.  und  4.  Felde.    Ueber 
dem  Schilde    stehen    fünf   gekrönte    Helme.     Der   rechte    Helm    trägt  einen  golden 
bekleideten  Jünglingsrumpf  mit   gelheiltem,    silbernem  Kragen.     Das  Seitenhaar  ist 
gekräuselt  und  das  Haupt  bedeckt  ein  goldener,  oben  mit  vielen  schwarzen  Federn 
besteckter  Spitzhut,    dessen  schwarzer  üeberschlag  einer  dreizinkigen  Heidenkrone 
nicht   unähnlich    ist.     Auf    dem    zweiten  Helm    steht    ein    rothes  Hirschgeweih  von 
14  Enden  (Rheinsteinscher  Helm).      Auf   dem    mittleren    Helme  ruht  zwischen  von 
Roth  und  Silber  übereck  gelheilten  Büffelshörnern  eine,  mit  dem  Körper  zwar  vor- 
wärts, mit  dem  Kopfe  aber  etwas  links,  doch  so,  dass  man  beide  Augen  sieht,  ge- 
kehrte Sirene,    mit  langen,    hinterwärts  rechts  fliegenden,    dunkelen  Haaren,  auch 
nach  der  rechten  Seite,  hinter  dem  rechten  Büffelshorn ,  hervorstehendem ,  rothem 
Fischschwanz.    Den  Kopf  bedeckt  eine  spitzige,  rothe  Mütze,  welche  einen  breiten, 
in  der  Mitte  lief  ausgeschnittenen,  silbernen  Üeberschlag,  oben  aber,  an  der  nach 
rechts  sich  beugenden  Spitze,  einen  kleinen  Knopf  hat.  Der  vierte  Helm  trägt  einen, 
die  Sachsen  rechlskehrenden,    rothen  Adlersflügel,  welcher  mit  dem  schrägrechten, 
silbernen,    von    den    fünf  Eisenhütchen  der  untersten  Abiheilung  des  Mitlelscbildes 
belegten    Balken    beladen    ist.     Auf   dem    linken  Helme  steht  der  Drachenkopf  und 
Hals,  doch  mit  dem  Schnabel  keine  Fackel,    sondern   einen   rund  gebogenen  Stab 
haltend,    dessen   beiden    in    die  Höhe   gekehrten  Enden    mit  einem  Pfauenschweife 
besteckt  sind.     Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  golden  und  schwarz,  die  des 
zweiten,   mittleren    und    vierten    golden  und  roth,    und  die  des  linken  silbern  und 


GRAFEN  V.  TATTKNBACH.  409 

rotli.  Von  den  beiden  Seitenscliilden  ist  der  rechte  schrägreciits  getheilt.  Das 
obere  Feld  ist  rutb,  mit  einem  silbernen,  doch  nicht  gewöhnlich,  sondern  fast  in 
Form  eines  etwas  schrägstehenden  lateinischen  S  gebogenen  Hörn,  welches  die 
Stürze  oben  gegen  den  rechten  Winkel  kehrt  und  in  der  Mitte  eine  gegen  den 
linken  Oberwinkel  sich  wendende,  einmal  geschlungene  Schnur  zeigt.  Das  untere 
Feld  ist  silbern,  mit  der,  nach  ßeschaßenheit  des  Feldes,  schrägrechts  liegenden, 
rechten  Stange  eines  rolhen,  siebenendigen  Hirschgeweihes.  Auf  dem  gekrönten 
Helm  sind  die  Wappenbilder  des  Schildes,  die  Stange  des  Hirschhorns  und  das 
Hörn,  neben  einander  aufgerichtet.  Die  Helmdecken  sind  silbern  und  roth.  Das 
Seitenwappen  zur  linken  Hand  zeigt  im  silbernen  Schilde,  so  wie  auf  dem  gekrön- 
ten Helm  einen  halbabgcbauenen,  rechtsspringenden,  rothen  Steinbock,  auf  dessen 
Kopfe  man  nur  ein  auf  dem  Rücken  zurückgebogenes,  langes  Hörn  sieht.  Die 
Helmdecken  sind  silbern  und  roth.  —  Abdrücke  von  älteren  Petschaften  der  Fa- 
milie zeigen  einen  der  Länge  nach  und  zweimal  quergetheilten ,  also  6feldrigcn 
Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  und  Feld  l  —  4  sind  wie  oben  beschrieben 
und  abgebildet.  Feld  5  enthält  den  Schild  des  rechten  und  Feld  6  den  des  linken 
Seitenwappens.  Auf  dem  Schilde  stehen  fünf  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm 
trägt  den  Helmschmuck  des  oben  angegebenen  rechten  Seitenschildes,  und  der 
linke  den  des  linken  Seitenschildes.  Der  zweite,  mittlere  und  vierte  Helm  tragen 
den  Schmuck  des  abgebildeten  Wappens. 

Sehr  altes  und  angesehenes,  ursprünglich  österreichisches  Geschlecht, 
welches  aus  Oesterreich  nach  Bayern  gekommen  ist  und  sich  eu  seinem 
Stammsitze  das  längst  in  Ruinen  zerfallene  Schloss  Tattenhach  (Tätlenhach, 
Tetlenbach),  4  Meilen  von  München,  erbaut  hat.  Die  Stammreihe  desselben 
beginnt  Bucelini  mit  Otto  Tättenpeck,  Ritler  in  Tetlenbach,  1280.  Der 
Sohn  desselben,  Ottocar,  kommt  als  Herr  auf  Tetlenbach  und  Lichtenau 
um  das  Jahr  1310  vor.  Von  Otlocars  Urenkel,  Ortolph,  Riller,  stammte 
als  Urenkel  Hans,  Ritler,  der  Kaiser  Carl  V.  und  Ferdinand  L  Ralh,  Oberst 
in  Croalien  und  Hauptmann  zu  Gurck  in  Kärnten,  und  von  Letzlerem  ent- 
spross  Sigismund,  dessen  drei  Söhne,  Johainn  Christoph,  Wolfgang  Frieü- 
RicH  und  Gotthard,  drei  besondere  Linien  sliftelen,  die  ältere  bayeri- 
sche, die  jüngere  bayerische  und  die  voigtländisch  e  Linie. 
Aus  der  von  Johann  Christoph  gegründeten  älteren  bayerischen  Linie 
erhielt  des  Stifters  mittlerer  Sohn,  Wilhelm,  gest.  1661,  zuerst  Oberkam- 
merherr des  Erzherzogs  Leopold  Wilhelm,  später  k.  k.  Geh.  Rath,  Gross- 
prior des  Johannilerordens  etc.  von  dem  erwähnten  Erzherzoge,  als  Rischof 
zu  Halberstadt,  die  dem  Stifte  nach  mit  Johann  Ernst  4.  Juni  1599  erfolg- 
tem Erlöschen  der  alten  Grafen  v.  Rheinstein  zurückgefallene  Herrschaft 
Rheinslein  (Regenslein)  im  Harze  als  Lehen,  welche  derselbe  bei  seinem 
Tode  mit  seinen  anderen  Gütern  den  Söhnen  seines  älteren  Bruders  Gott- 
fried hinlerhess.  Gottfrieds  lilterer  Sohn  war  der  bekannte  Johann  Erasmus, 
k.  k.  Statthalter  in  Steiermark,  welcher  sich  in  die  Verschwörung  der  un- 
garischen Grafen  Zrini,  Nadasd  und  Frangipani  einliess  und,  verralhen  von 
seinem  Kammerdiener,  1671  mit  seinen  ungarischen  Freunden  und  Ver- 
wandten enthauptet  wurde.  Die  Güter  in  den  Erblanden  zog  Kaiser  Leo- 
pold 1.  ein,  die  Grafschaft  Rheinstein  aber  nahm  als  verwirktes  Halbersläd- 
lisches  Lehen  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  von  Rrandenburg  in  Resilz.  Durch 
die  Nachkommen  des  Rruders  des  Johann  Erasmus ,  Gottfried  Wilhelm, 
kurbayer.  Raths  und  Ober-Stallmeislers,  hat  diese  Linie  bis  zum  Jahre  1802 
forlgcblüht,  in  welchem  dieselbe  19.  November  mit  Joseph  Ferdinand, 
kurbavcr.  Oberst-Hofmeister  und  Minister,  erloschen  ist.  —  Die  von  Wolf- 


410  GUAKK.N   V.  TATTK.NnACH. 

ganj,^  Friedkk.h  goslift(3tc  jüngere  bayerische  Linie  hliilile  ebenfalls  bis 
in  neuere  Zeit  fori.  v.  Laiij,^  (S.  7S)  fiilirt  1815  aus  derselben  noch  den 
k.  bayer.  Kämmerer  IIkimuch  Ciihistian,  geb.  15.  April  17()5,  Herrn  auf 
St.  Martin,  Falley,  Adeldorf  und  Maxelrain  auf.  Mit  dem  Tode  desselben  ist 
wohl  aucli  diese  Linie  ausgegangen.  Die  von  Gottiiard  gegriindele,  soge- 
nannte voigtländische  Linie  auf  Geilsdorf  (Gailsdorf)  im  Voigtlandc  blülit 
noch  jetzt.  Gauhe  führt  als  Gotthards  Enkel  den  kurpfälzischen  Kämmerer 
Johann  Ernst  und  den  Gotlhard  Quinlin  auf,  welcher  im  Anfange  des 
18.  Jahrhunderts  Senior  der  ganzen  Familie  war.  Heide  hatten  Nach- 
kommen. V.  Lang  bezeichnet  den  Stifter  der  Linie,  Gotthard,  als  Ur-Ur- 
Urgrossvater  der  weiter  unten  anzuführenden  Grafen  Johann  Franz  ,  Carl 
BoRROMÄus  und  Johann  Nepomuk. 

Das  Prädicat:  Edle  Herren  v.  Gannowitz  kam  vom  Kaiser  Rudolph  IL 
24.  März  1598  in  die  Familie;  Sigfsmund  v.  Tattenbach  wurde  vom  Kaiser 
Ferdinand  IL  10.  Febr.  1623  in  den  Reichsfrei-  und  Panierherrenstand 
erhoben,  und  Sigismunds  oben  genannte  drei  Söhne  erhielten  vom  Kaiser 
Ferdinand  III.  8.  Juni  1637  den  Grafenstand.  Das  Diplom  als  Reichsgräfen 
v.  Rheinstein  mit  Sitz  und  Stimme  auf  Reichs-  und  Kreistagen  und  Aus- 
übung des  Münzrechts  ist  vom  24.  Mai  1614,  und  das  als  Grafen  v.  Valley 

20.  Nov.  1650  ausgefertigt. 

Der  jetzige  Personalbestand  der  Familie  ist  nachstehender: 
Graf  JoHA^N  LUDWIG  August  Franz  Wilhelm  —  Sohn  des  Grafen 
Johann  Franz,  k.  bayer.  Kämmerers  und  Obersten  —  geb.  26.  Sept.  1816, 
k.  bayer.  Rittmeister,  verm.  22.  Nov.  i836  mit  Emma  Grälin  v.  Yrsch  — 
Tochter  des  Grafen  Carl  August  (s.  Bd.  IL  S.  700),  aus  welcher  Ehe  zwei 
Söhne  und  eine  Tochter  stammen,  die  Grafen  Franz  August  Ludwig,  geb. 
15.  Sept.  1840,  und  Sigmund  Ludwig  August,  geb.  23.  Sept.  1841,  und 
Gräfin  Wilhelmine  Margaretha  Olga,  geb.  15.  Sept.  1837.  —  Die  drei 
Brüder  des  Grafen  Ludwig  sind:  Graf  Carl  Maria  Maximilian  Ludwig,  geb. 
8.  Dec.  1821,  k.  bayer.  Oberlieutenant,  Graf  Joseph  Carl  Wilhelm,  geb. 
4.  April  1823,  k.  bayer.  Cuirassier-Lieutenant,  und  Graf  Maximilian  Wil- 
helm, geb.  21.  März  1824,  k.  bayer.  Oberlieutenant. 

Der  lebende  Bruder  des  Grafen  Johann  Franz  ist  Graf  Johann  Nepo- 
muk,  geb.  28.  Nov.  1772,  k.  bayer.  Kämmerer  und  General-Lieutenant.  — 
Von  dem  verstorbenen  Bruder  der  Grafen  Johann  Franz  und  Johann  Nepo- 
muk,  dem  Grafen  Carl  Borromäus  Victor,  geb.  15.  Jan.  1771,  gest. 
'21.  Sept.  1828,  lebt  die  Wittwe,  Anna  MaI^ia  v.  Linsingen  und,  neben 
einer  Tochter,  Gräfin  Gabriele  Judith  Maria  Anna  Eleonore,  geb.  2.  Jan. 
1815,  vier  hinterlassene  Söhne,  die  Grafen  Carl  Wilhelm,  geb.  1.  März 
1809,  verm.  10.  Nov.  1840  mit  Maria  Lion,  Franz  Seraph  Wilhelm,  geb. 

21.  April  1811,  Secretair  bei  der  k.  bayer.  Regierung  zu  München,  Maxi- 
milian August,  geb.  29.  April  1813,  k.  bayer.  Artillerie-Hauptmann,  und 
Heinrich  Johann  Nepomuk,  geb.  28.  Nov.  17  72,  k.  bayer.  Hauptmann. 


GHAFEN  V.  TAXIS-BORÜOGNA. 


411 


Grafen  v.  Taxii§  -  Bordogna. 

iatljolifd).  ^(^ctttid). 

In  Tirol  begütert. 


Wappen;  quadrirter  Schild  mit  Mittelsciiild.  Mittelschild  quer  getheilt; 
oben  in  Gold  ein  doppelter,  schwarzer,  gekrönter  Adler,  unten  in  Blau  ein  nach 
rechts  gehender,  silberner  Dachs  (Taxis).  1  und  4  quer  getheilt;  oben  in  einem 
von  Roth  und  SchwMZ 'viermal  schragrechts  getheilten  Felde  eine  silberne  Kugel, 
unten  in  Silber  ein  mher  Thurm.  2  und  3  in  Gold  ein  einwärtsgekehrter,  gekrön- 
ter, rother  Löwe  mit  einem  silbernen  Halsbande,  welches  von  der  äusseren  Seite 
her  mit  einem  rothen  Sparren  belegt  ist.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone, 
auf  welcher  sich  drei  gekrönte  Helme  erheben.  Der  rechte  und  der  linke  Helm 
tragen  den  Löwen  des  2.  und  3.  Feldes,  und  aus  dem  mittleren  wächst  ein  Mann 
empor,  welcher  in  der  Rechten  ein  goldenes  Posthorn  hält  und  die  Linke  in  die 
Seite  stemmt.  Derselbe  ist  rechts  schwarz,  links  roth  gekleidet,  und  die  durch 
einen  goldenen  Gürtel  gehaltene  Kleidung  mit  einem  rechts  goldenen ,  links  silber- 
nen Längenstreifen  besetzt.  Der  Kopf  ist  mit  einem  schwarzen  Hute  bedeckt  und 
dieser  mit  vier  Straussenfedern  besteckt,  von  welchen  die  nach  rechts  wehenden 
ro-th  und  golden,  die  nach  links  wehenden  golden  und  schwarz  sind.  Die  Decken 
des  rechten  und  linken  Helmes  sind  auswärts  roth,  blau  und  silbern,  einwärts 
aber,  so  wie  die  des  mittleren,  roth  und  golden.  Den  Schild  halten  zwei  einwärts- 
sehende, schwarze  Greife.   —   Die  Tliürme  kommen  auch  in  Gold  vor. 

Sehr  alle  mailäridisclio  Familie,  welche  einen  Ursprung  mit  den  Häu- 
sern Thurn  und  Taxis  und  Thurn  und  Valsassina  hal,  welcher  Ursprung  in 
dem,  die  Grafen  v.  Thurn  und  V^alsassina  betreffenden  Artikel  (Bd.  II.  S.  559 
u.  d.  folg.)  möghchst  erörtert  worden  ist.  Die  Familie  verliess  um  das  Jahr 
1500,  bei  der  ersten  Errichtung  der  Posten  unter  Kaiser  Maximilian  I.,  ihre 
früheren  Besitzungen  Bordogna  und  Vallnigra  unweit  Cornello  am  Berge 
Tasso  im  Gebiet  von  Bergamo,  und  Hess  sich  zu  Trient  in  Tirol  nieder. 
Anton  (I.)  V.  Taxis-Bordogna  und  Vallnigra  besass  bereits  nach  Urkunden, 
welche  dem  Enkel  desselben,   Lorenz,  im  Jahre  1543  ausgestellt  wurden. 


412  GllVFKN   V.  TAX[S-BOUi>OGNA. 

die  Posten  Trient  und  Egna  und  der  Sohn  des  Ersteren,  Bonus,  Oberst- 
Postmeister  zu  Trient  etc.,  erhielt  laut  Diploms  d.  d.  Regensburg,  7.  Juni 
1516,  eine  Bestätigung  des  alten  Adels  der  Familie.  Als  Söhne  des  Bonus 
werden  Lorenz  (s.  oben)  und  Roger,  und  als  Enkel  Christoph  und  .Johann 
Baptist  genannt.  Von  Letzterem,  welcher  die  Postlehen  erhielt  und  mit 
Margaretha  v.  Graltner  vermählt  war  (1571),  stammte  Lorenz  (I.)  und  von 
diesem  Lorenz  (IL),  mit  welchen  beiden  die  unten  gegebene  Ahnenlafel  der 
Familie  beginnt.  Lorenz  (IL)  ist  der  Stammvater  der  jetzigen  grällichen 
Familie,  und  der  Bruder  desselben,  Peter  Paul,  gründete  die  freiherrliche, 
jetzt  in  vielen  Ghedern  blühende  Linie. 

Kaiser  Leopold  I.  verlieh  20.  Febr.  1683  der  FamiHe  das  erbliche 
Oberst-Postmeisteramt  an  der  Etsch,  und  Franz  v.  Taxis-Bordogna  und 
Vallnigra  erhielt  mit  seinem  Bruder,  Ferdinand  Maximilian,  und  seinen  Vet- 
tern, Lorenz  (IL),  s.  oben,  und  Lorenz  Anton  —  Sohn  des  Peter  Paul  — 
von  welchen  die  jetzigen  Freiherren  v.  Taxis-Bordogna  und  Vallnigra  stam- 
men, den  erbländischen  Freiherrenstand.  In  den  erbländisch-österreichi- 
schen  Grafenstand  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  I.  von  Oesterreich  laut 
Diploms  d.  d.  Wien,  20.  Aprü  1838,  Egid  Freiherr  v.  Taxis-Bordogna  und 
Vallnigra,  k.  k.  Kämmerer  und  General-Major,  oberster  Erb-Postmeister  an 
der  Etsch  etc.,  erhoben. 

Aus  <len  Ahnentafeln  der  Familie  gehören  folgende  Glieder  hierher: 
Lorenz  (I.)  v.  Taxis-Bordogna  und  Vallnigra;  Gemahlin:  Lucia  v.  Roppelle 
(Repelle).  Lorenz  (IL),  Freiherr;  Gemahlin:  Barbara  v.  Voltolini.  — 
Ferdinand  Philipp;  Gemahhn:  Judith  Freiin  Grosina  v.  Mannburg.  —  Franz 
Joseph  ;  Gemahlin  :  Theresia  Gräfin  Hendl  v.  Goldrain.  —  Egid,  Graf  v.  Taxis- 
Bordogna  und  Vallnigra. 

Das  jetzige  Haupt  der  Famdie  ist: 

EGID  Graf  v.  Taxis-Bordogna,  geb.  27.  Jan.  1782,  Erb-Oberst-Post- 
meister  an  der  Etsch,  k.  k.  Kämmerer  und  General-Major,  verm.  1.  Febr. 
1823  mit  Maria  Nataha  Gräfin  v.  Wimplfen  —  Tochter  des  Grafen  Franz 
Carl  Eduard  aus  erster  Ehe  (s.  Bd.  H.  S.  677)  —  geb.  12.  Mai  1802.  Aus 
dieser  Ehe  leben,  neben  einem  Sohne,  dem  Grafen  Johann  Ferdinand  Egid, 
geb.  23.  Jan  1833,  vier  Töchter,  die  Gräfinnen:  Victoria,  geb.  14.  Mai 
1824,  verm.  21.  Nov.  1846  mit  dem  k.  k.  Hauptmann  Julius  Freiherrn 
v.  Aichlburg,  Wittwe  seit  17.  Aug.  1849,  Maria,  geb.  l.  Febr.  1828, 
verm.  12.  Aug.  1848  mit  Ludwig  Freiherrn  v.  Gumppenberg,  k.  bayer. 
Kämmerer  und  Landrichter  zu  Brückenau ,  und  Therese  und  Emilie  ,  Zwil- 
linge, geb.  24.  Aug.  1830. 


I 


GRAFEN  TELEKI  V.  SZEK. 


4r3 


Grafen  Teleki  v.  Szek. 

Jn  Ungarn  und  Siebenbürgen  reich  begütert. 


IVappen:  Schild  der  Länge  nach  und  zweimal  quer  getheilt,  6feldrig,  mit 
Mittelschild.  Im  goldenen  Millelschilde  ein  aufgerichteter,  rechtsgekehrter  Steinbock 
von  natürlicher  Farbe,  welcher  in  der  rechten  Vorderpranke  einen  grünen  Zweig 
von  drei  Blättern  trägt  (Stammwappen).  1  und  4  in  Blau  auf  einem  mit  der  Sichel 
nach  oben  gekehrten,  silbernen  Halbmond  ein  einwärtssehender,  doppelt  geschweif- 
ter, goldener  Löwe,  welcher  mit  der  erhobenen  Vorderpranke  einen  Türkenkopf 
—  oft  aber  auch  eine  goldene  Krone  (s.  unten)  —  hält ;  2  und  5  in  Gold  ein 
halber,  an  den  inneren  Feldesrand  angelehnter,  schwarzer  Adler ;  3  und  6  in  Silber 
ein  rother  Pfahl.  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  Helm  trägt  ein  aufspringendes,  einwärtsgekehrtes,  silbernes  Einhorn  (Helm 
des  Stammwappens),  und  der  linke  einen  einwärtsgekehrten,  doppelt  geschweiften, 
goldenen  Löwen,  welcher  in  der  rechten  Vorderpranke  nach  auswärts  ein  durch 
einen  Türkenkopf  in  eine  Krone  gestossenes  Schwert  hält.  Die  Helmdecken  sind 
rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  aus- 
wärtssehende, goldene  Löwen.  —  In  Bezug  auf  die  Farbe  des  Mittelschildes  und 
das,  was  der  Löwe  im  1.  und  4.  Felde  hält,  kommen  mehrfache  Verschiedenheiten 
vor.  Die  Supplemente  zu  Siebmachers  Wappenbuch  (VHI,  4)  und  das  Oesterr. 
Wappenbuch  (VII,  81)  geben  den  Mittelschild  golden  an,  eine  spätere  Abbildung  in 
dem  letztgenannten  Werke  aber  (XIX,  97)  tingirt  den  Mittelschild  roth  und  den 
Steinbock  golden.  —  Nach  den  Supplementen  zu  Siebmacbers  Wappenbuch  und 
nach  dem  Oesterr.  Wappenbuch  hält  der  Löwe  in  der  betrefifenden  erhobenen  Vor- 
derpranke eine  Krone,  nach  dem  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  aber  (1854. 
S.  790)  einen  Türkenkopf.  *Neuere  Petschafte  zeigen  die  Krone,  ältere  den  Türken- 
kopf, ja  nach  einigen  der  letzteren  hält  der  Löwe  im  Schilde  mit  beiden  Vorder- 
pranken ein  Schwert,  welches  durch  einen  Türkenkopf  und  eine  Krone  gestochen 
ist.  Da  das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  neuerlich,  statt  der  Angabe: 
in  Roth  ein  goldener  Steinbock,  das  Wappen  so  beschrieben  hat,  wie  oben  ge- 
schah, und  sich  annehmen  liess,  dass  diese  Beschreibung  aus  der  Familie  gekom- 
men sei,  so  ist  die  Kedaction  der  genannten  Quelle  gefolgt. 


414  <;rafkis  tklkki  v.  szek. 

Eins  der  älleslen  und  angesehensten  ungarischen  Gescidechler,  wel- 
ches sich  weil  ausgehreileL  hat  und  dessen  Gheder  zu  hohen  Ehren  und  zu 
grossem  Grundhesitz  gelangt  sind.     Üasselhe  stammt  ursprünglich  aus  Dal- 
matien,  hiess   Garazda  v.  Mecsevics  und  ist  schon  in  sehr  früher  Zeit  nach 
Ungarn  gekommen.    Nicolaus  (I.)  Garazda  v.  Mecsevics  und  der  Vetter  des- 
selben, Ladislaus,  genannt  Szdagyi,  waren  Feld-Obersten  des  Königs  Sigis- 
mund  von  Ungarn ,    und  Letzterer  erkannte  die  Verdienste  Beider  in  einer 
Schenkungsurkunde  vom  Jahre  1409  an,  in  welcher  auch  die  Führung  des 
Steinbocks  im  Wappen ,  als  das  alte  Geschlechtswappen ,  bestätigt  wurde. 
Der  Sohn  des  Laihslaus,  Michael,  war  Wojwode  von  Siebenbürgen,  und  die 
Tochter  desselben,  Elisabeth,  vermählte  sich  mit  Johann  v.  Huniad  und 
wurde  die  Mutter  des   Königs  Matthias   Corvinus.  —  Im  1 5.  Jahrhundert 
schied  sich  das  Haus  Garazda  in  drei  Linien,   in  die  Linie  zu  Zagorhid,  zu 
Szek  und  zu  Teleki.     Letztere  erbte  bald  die  Güter  und  den  Namen  der 
zweiten  und  nannte  sich  Teleki  v.  Szek.  Aus  dieser  Linie  erwarb  Michaeli. 
Teleki  v.  Szek,   um    1610   unter  Sigmund  Balhori  Hauptmann  der  Leib- 
wache, durch  Heiralh  mit  Anna,  Erblochler  des  Johann  Garazda  v.  Zagor- 
hid,   die  Güter  der  älteren  Linie   und  wurde   alleiniger  Stammhalter  der 
Familie.     Der  Enkel  desselben,  3Iichael  IL,  geb.  1634,  wurde  durch  seine 
glänzende  Laufbahn  als  Staatsmann  und  Feldherr  sehr  bekannt.     Früher 
Hauptmann  der  fürstlichen  Leibwache,  wurde  er  später  des  Fürsten  Michael 
Apati  Geh.  Rath  und  Ober-Landes-General,   und  die  freiwillige  Unterwer- 
fung des  Fürslenthums  Siebenbürgen  unter  österreichische  Herrschaft  er- 
folgte meist  durch  seine  Rathschläge.    Kaiser  Leopold  I.  erhob  denselben 
1685  in  den  Reichsgrafenstand  und  er  fiel  später,    21.  Aug.  1690,  in  der 
Schlacht  bei  Zernest,   nachdem  er,  da  im  April  1690  Michael  Apafi  gestor- 
ben war,   die  Stelle  eines   Gubernators  von  Siebenbürgen  bekleidet  halle. 
Von  17  Kindern  aus  zweiter  Ehe  mit  Judith  von  Ver  pflanzten  drei  Söhne, 
Michael  HL,   Paul  und  Alexander,  dauernd  das  Geschlecht  fort  und  grün- 
deten drei,  nach  denselben  genannte.  IIa up  lli nie n  der  Famihe.     Die 
erste  oder  Micha  eis -Hauptlinie   stammt  von  Michael  HL  —  ältestem 
Sohne  Michaels  IL   —    Oberst-Hauplmann   des   Schlosses  Kovar  und  k.  k. 
General,  verm.  mit  einer  Tochter  des  Slephan  Tarockai.    Die  beiden  Söhne 
desselben,  Johann  I.  und  Samuel  I. ,  stifteten  zwei  Unterlinien.     Die 
ältere,  von  Johann  L,  verm.  mit  Barbara  Vai,  gestiftete  Unterlinie  schied 
sich  durch  des  Stifters  Söhne  Paul  I.  und  Johann  IL  in  zwei  besondere 
Zweige.  Im  ersten  hatte  der  Sohn  des  Grafen  Pauli.,  Graf  Michael  IV., 
zwei  Söhne ,   Michael  V.  und  Franz  I.  ,   und  im  zweiten  Zweige  hinlerliess 
Johann  IL  einen  Sohn,  Joseph  III.  —  In  der  jüngeren,  von  Samuel  L, 
geb.  1732,  gest.  1783,   k.  k.  General,  verm.  mit  Maria  Eötves,  gestifteten 
Unlerlinie  slammte  vom   Stifter  Emmerich  I. ,   geb.  1732,  gest.  1802,  und 
von  Letzlerem  Emmerich  IL,  gest.  1849,  verm.  mit  Caroline  Gräfin  Bruns- 
wick V.  Korompa,  geb.  1782.  —  Die  zweite  oder  Pauls-IIauptlinie  grün- 
dete, wie  angegeben,  Michaels  IL  zweiter  Sohn,  Paul  L,  geb.  1677,  gest. 
1731,   verm.  mit  Cathariira  Vai.     Von  dem  Stifter  stammle  Adam  L,  geb. 
1  703,  gest.  1 769,  verm.  mit  Susanna  Vessel^ni,  und  von  Letzterem  Adam  IL, 
geb.  1740,  gest.  1792,  k.  k.  Rath.    Die  Nachkommenschaft  desselben  aus 


CIlAlKiN  TKLKKI   V.   SZKK.  415 

(1er  Elie  inil  Äijiria  Frciin  Kesseloiiyi,  aus  welcher  Ehe  14  Kinder  entspros- 
sen, ist  aiisgeslorhen.  —  Die  dritte  oder  Alexanders-Hauptlinie  stif- 
tete Michaels  IL  jüngster  Sohn ,  Alexander!.,  geh.  1679,  gest.  1754,  k. 
siehenhürg.  Guhernialrath ,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Juliana  Bettlern  und  in 
zweiter  mit  Susanna  Nagy  de  Penz.  Die  vier  Sohne  desselben,  Laüislaus  H., 
Ludwig  L,  Alexander  IL  und  Samuel  IV.  stifteten  vier  noch  blühende  Unter- 
linien ,  von  welchen  die  zweite  durch  vier  Söhne  des  Stifters  aus  der  Ehe 
mit  C.  Bettlern  de  Iktar:  Ludwig  L,  gest.  1758,  Ludwig  HL,  Dominik,  Sa- 
muel und  Michael  in  vier  Zweige  sich  schied.  — 

Lehotzky  giebt  über  diese  Familie  (IL  p.  589)  nur  wenig  an.  Das 
Geschlecht  führt  nach  demselben  den  Namen  von  einer  Besitzung  bei  Gyula 
und  Koros  und  stammt  von  Nicolaus  und  Dionys  Garazda  de  Kereztur, 
welche  später  sich  de  Mehintze  und  de  Istvandi  nannten.  Dieselben  kamen 
aus  Thracien  und  Bosnien  in  die  Bekescher,  Zarander,  Biharer  und  Arader 
Gespanschaft,  standen  dem  Kdnig  Sigmund  (1387  anerkannt)  gegen  den 
treulosen  Herhotza,  Ban  von  Croatien,  mit  dem  Nicolaus  Szilagyi,  ihrem 
Verwandten,  bei  und  erlangten  Zrehernik,  oder  Zvornik,  und  andere  Be- 
sitzungen in  Siebenbürgen.  In  den  genealogischen  Notizen  wird  als  Gemahl 
der  oben  erwähnten  Erbtochter  Anna  Zagorhid  Nicolaus  de  Telek  genannt. 
Von  Letzterem  stammte  Johann,  1625  schon  Graf,  genannt  de  Zarand,  und 
vermählt  mit  einer  Tochter  des  Ladislaus  Bornemisza ,  aus  welcher  Ehe 
Michael  (IL)  entspross,  w^elcher  zum  Reichsgrafen  (1685)  ernannt  wurde. 
Lehotzky  führt  dabei  ein  dem  Nachfolger  1697  ausgefertigtes  Bestätigungs- 
diplom an.  —  Im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  790) 
findet  sich  in  Bezug  auf  den  Reichsgrafenstand  die  Angabe:  Reichsgraf  1685 
und  1767. 

An  die  oben  mitgetheilten  genealogischen  Angaben  schliesst  sich  ge- 
nau der  jetzige  Personalbestand  des  gesammten  gräflichen  Hauses,  wie 
folgt,  an: 

Erste  oder  Michaels- Hauptli nie:  Aeltere  Unterlinie. 
(Katholisch.)  Erster  Zweig.  Reichsgraf  STEPHAN  —  Sohn  des  Grafen 
Michael  V.  —  geb.  1822,  verm.  14.  Jan.  1851  mit  Henriette  Seidl 
v.  Waldau.  —  Die  Mutter  desselben  ist  Amalia  v.  Traut,  Wittwe  seit  1823 
vom  Grafen  Michael  V.,  wieder  verm.  1844  mit  Franz  Grafen  N.ldasdy- 
Fog;'iraj?(s.  S.  27  1).  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Michael  V., 
dem  Grafen  Franz  L,  gest.  20.  Dec.  1831,  lebt  die  Wittwe,  Caroline  Grä- 
fin Teleki  aus  der  Alexanders-Linie,  geb.  8.  Dec.  1780,  verm.  1808.  Aus 
dieser  Ehe  stammt,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Caroline,  geb.  1815, 
verm.  1845  mit  Nicolaus  v.  Ujfaluszy,  Graf  Eduard,  geb.  29.  Jan.  1813, 
verm.  im  Januar  1837  mit  Mathilde  Gräfin  Haller  v.  Hallerstein  —  Schwe- 
ster des  Grafen  Alexander  aus  einem  zweiten  Zweige  in  Ungarn,  welcher 
erst  neuerlich  näher  bekannt  geworden  ist.  —  Aus  dieser  Ehe  leben  Gräfin 
Gisela,  geb.  6.  April  1839,  Eduard,  Geiza,  Andreas  und  Alexander.  — 
Zweiter  Zweig.  Graf  JOHANN  HL  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  HL  — 
geb.  1792,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Elise  Gräfin  Mikes,  aus  welcher  Ehe 
Graf  Alexander  und  Gräfin  Rosa,  verm.  mit  Wolfgang  Grafen  v.  Bethlen  (s. 
S.  25)  entsprossen  sind. 


410  GRAFEN  TKLKKI  V.  SZEK. 

JüHj,'ore   Unlcrlinio.     (Ref.    Conf.)     Vom   Grafen   Emmerich  II. 

—  Solin  (les  Grafen  Emmkrich  I.  —  gest.  1849,  Ie])en  aus  der  Ehe  mit 
Caroline  Graliii  Hrunswick  v.  Korompa,  geh.  1782,  f , :  Graf  MAX,  geh. 
1813,  venn.  1840  mit  .lacquehne  Cook ,  und  die  Gräfinnen  Blanca,  geh. 
1806,  und  Emma,  geh.  181 1,  Wittwe  seit  1849  von  August  de  Gerando. 

Zweite  oder  P  a  u  1  s  -  H  a  Q  p  1 1  i  n  i  e :   erloschen  (s.  ohen). 

Dritte  oder  Alexanders-Hanptlinie:  Erste  Unterlinic. 
(Ref.  Conf.)  Graf  JOSEPH  IV.  —  Sohn  des  Grafen  Ladislaus  III.  aus  erster 
Ehe  mit  Maria  Gräfin  Teleki  aus  der  Panlslinie  —  gel).  24.  Oct.  1790,  k. 
k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Kronhüter  des  Königreichs  Ungarn,  bis  1848 
Gouverneur  des  Grossfürstenthums  Siehenhiirgen,  Präsident,  der  ungarischen 
Academie  der  Wissenschaften  ,  Curator  der  evangelischen  Superintendentur 
reformirler  Coiifession  im  Bezirke  diesseits  der  Theiss  und  der  reformirten 
Hochschule  zu  Sarospatak.  —  Der  Bruder  desselhen  ist  Graf  Samuel,  geb. 
7.  Nov.  1792,  k.  k.  Kämmerer,  Curator  der  evangelischen  Superintendentur 
reformirter  Confession  im  Bezirke  diesseits  der  Donau,  verm.  mit  Luisp: 
Freiin  Jeszenak,  geh.  1803,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne,  die  Grafen 
Alexander,  geh.  1829,  und  Julius,  geb.  1833,  und  zwei  Töchter,  die  Grä- 
finnen Clementine,  geb.  1827,  verm.  1847  mit  Dominik  Grafen  Teleki, 
und  JuLLANA ,  geb.  22.  Nov.  1835,  stammen.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  des 
Grafen  Ladislaus  III.  mit  Johanna  Freiin  v.  M^szäros,  geb.  20.  Febr.  1784, 
gest.  1844,  leben  Graf  Ladislaus  IV.,  geb.  11.  Febr.  1811,  und  Gräfin 
Auguste,  geh.  7.  Aug.  1813,  verm.  31.  Oct.  1840  mit  Otto  Grafen  v.  De- 
genfeld-Schonburg (s.  Bd.  L  S.  181),  Wittwe  seit  1849.  —  Von  dem 
Bruder  des  Grafen  Ladislaus  III.,  dem  Grafen  Joseph,  gest.  1817,  k.  sieben- 
bürgischem  Gubernialrath,  verm.  mit  Sophie  Gräfin  Teleki,  leben  Gräfin  Ju- 
liane, geh.  1805,  verm.  mit  Ludwig  Tisza  v.  Boros-Jenö,  und  Graf  Dominik, 
geb.  1810,  verm.  in  erster  Ehe  1835  mit  Josephine  Freiin  Banffy  v.  Losonz, 
gest.  1844,  und  in  zweiter,  1847,  mit  Clementine  Gräfin  Teleki,  geh.  1827. 
Aus  der  ersten  Ehe  stammen  die  Gräfinnen  Sophie,  geb.  1836,  und  Jose- 
phine, geb.  1838,  und  aus  der  zweiten  Ehe  leben  Helena,  geb.  1849,  und 
Geiza,  geb.  1850. 

Zweite  Unterlinie.  Erster  Zweig.  (Ref.  Conf.)  Vom  Grafen 
Joseph  —  Sohn  des  Grafen  Ludwig  III.  —  geb.  1778,  f,  k.  k.  Kämmerer, 
lebt  die  Wittwe,  Franziska  Caroline  v.  Szerencsy.  —  Zweiter  Zweig. 
(Ref.  Conf.)    Graf  ALEXIS  —  Sohn  des  Grafen  Dominik,   k.  k.  Kämmerers 

—  geb.  1799,  verm.  mit  Juliane  v.  Ver.  Die  beiden  Söhne  desselben  sind 
die  Grafen:  Dominik,  geb.  1825,  und  Georg,  geb.  1826.  —  Aus  der  zwei- 
ten Ehe  des  Grafen  Dominik  mit  Susanna  Gräfin  Kendefty,  gest.  1821,  leben 
drei  Töchter,  die  Gräfinnen:  Rahel,  gel).  1795,  verm.  mit  Paul  Freiherrri 
Kemeny,  Polyxene,  geb.  1798,  Wittwe  seit  1829  von  Nicolaus  Grafen 
Kemeny,  k.  k.  Kämmerer,  und  Christine,  geb.  1803,  verm.  mit  Johann 
V.  Zeyk.  —  Dritter  Zweig.    (Kath.  Conf.)    Vom  Grafen  Franz  de  Paula 

—  Sohn  des  Grafen  Samuel,  gest.  21.  Dec.  1822,  k.  k.  Kämmerers  aus 
der  Ehe  mit  Franziska  Gräfin  Sereiiyi,  gest.  5.  April  1833  —  geb.  20.  April 
1790,  gest.  8.  März  1853,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  lebt  die  Wittwe, 
Leopoldine  Gräfin  Szäpäry,  geb.   20.  Jiih  1794,  verm.   12.   Febr.  1813. 


GUAIEN  TELEKI  V.  SZKK.  417 

Die  beiden  Schwestern  des  Grafen  Franz  de  Paula  sind:  Gräfin  Caroline, 
geb.  8.  Dec.  1780,  Witlwe  des  Grafen  Franz  aus  der  Michaels-Linie,  und 
Gräfin  Christine,  geh.  19.  Mai  1785,  Sliftsdame  zu  Brunn.  —  Vierter 
Zweig.  (Ref.  Gonf.)  Graf  NICOLAUS  —  Sohn  des  Grafen  Ludwig  IIL, 
geb.  1778,  gesL  1810,  und  Enkel  des  Grafen  Michael,  gest.  1826,  k.  k. 
Kämmerers  und  Geh.  Ralhs  —  geb.  20.  Dec.  1804,  k.  k.  Kämmerer,  verm, 
19.  Febr.  1826  mit  Clara  v.  Simen,  geb.  19.  Febr.  1807,  aus  welcher 
Ehe  drei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen  Oscar,  geb.  31.  JuH  1830, 
Gustav  Adolph,  geb.  3.  März  1836,  und  Alfred,  geb.  14.  Juni  1838.  — 
Vom  Bruder  des  Grafen  Nicolaus,  dem  Grafen  Ludwig,  geb.  1807,  gest. 
1842,  lebt  die  Willwe,  Esther  Gräfin  Bethlen.  Die  drei  aus  der  Ehe  der- 
selben stammenden  Söhne  sind  die  Grafen:  Carl,  geb.  1.  Nov.  1836,  Lud- 
wig, geb.  27.  Febr.  1840,  und  Dominik,  geb.  4.  Aug.  1842. 

Dritte  Unter linie.  (lief.  Conf.)  Vom  Grafen  Adam  —  Sohne  des 
Grafen  Alexander  II.  und  Enkel  des  Grafen  Alexander  I.  —  geb.  1798,  f, 
lebt  aus  erster  Ehe  mit  Christine  Gräfin  Toldolaghi,  gesch.  1835,  ein  Sohn: 
Graf  ALEXANDER. 

Vierte  Unterlinie.  (Ref.  Conf.)  Graf  FRANZ  —  Sohn  des  Grafen 
Samuel  IV.,  k.  k.  Kämmerers  und  Geh.  Raths  —  geb.  26.  Febr.  1787,  k. 
k.  Kämmerer  und  Oberheutenant  in  d.  A. ,  verm.  1810  mit  Elise  Freiin 
Banffy  v.  Losonz ,  geb.  28.  Juh  1794,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn  und  drei 
Töchter  stammen.  Der  Sohn,  Graf  Samuel  Franz,  geb.  31.  Oct.  1819,  hat 
sich  1842  verm.  mit  Elisabeth  Gräfin  Bethlen,  geb.  1821,  und  aus  dieser 
Ehe  stammen  Agnes,  geb.  1843,  Samuel,  geb.  1845,  und  Bela,  geb.  1848. 
Die  drei  Töchter  sind:  Gräfin  Elise,  geb.  9.  Jan.  1812,  verm.  1829  mit 
Ludwig  Freiherrn  Vay  v.  Vaja,  Gräfin  Agnes,  geb.  2.  Oct.  1814,  verm. 
2.  Sept.  1833  mit  Hermann  Prinzen  v.  Waldeck  und  Pyrmont,  und  Gräfin 
Rosa,  geb.  18.  Oct.  1818,  verm.  in  erster  Ehe,  25.  Sept.  1834,  mit  Ernst 
Grafen  v.  Wurmbrand-Stuppach  älterer  österreichischer  Linie,  gest.  9.  Dec. 
1846,  und  in  zweiter,  1.  Nov.  1851,  mit  Friedrich  Hermann  Carl  Adolph 
Grafen  zu  Solms-Baruth  (s.  Bd.  IL   S.  482). 


IH.  2* 


418 


(iKAi'i:>  V.  Tu.i:. 

Grafen  v.  Tiao. 


♦^nlholifd). 


Ccflcrviiri). 


Wappen:  im  rolhcn  Schilde  ein  dasselbe  ganz  überziehendes,  ausgczark- 
les,  goldenes  Kreuz,  welches  im  oberen  rechten  Winkel  von  einem  kleinen  golde- 
nen ,  schwebenden  Kreuze  begleitet  ist.  Ueber  der  Gralenkrone  erhebt  sich  ein 
Helm,  aus  welchem  der  Rumpf  eines  vorwärtssehenden  Mohren  aufwächst.  Der- 
selbe trägt  um  den  Kopf  eine  rothe  Binde,  deren  Enden  nach  den  Seilen  Hiegen, 
eine  Perlenschnur  um  den  Hals  und  eine  goldene  Leibbinde,  und  die  Brust  ist  in 
der  Mitte  mit  einem  goldenen  Kreuze  belegt.    Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden. 

Die  Grafen  v.  Tige  stammen  aus  einer  alten  und  anj^esehenen  lothrin- 
ji^ischeii  Kaiiiilie,  welche,  nach  dem  Freiherrn  v.  Iloheneck,  1718  unter  die 
Landslände  Oesterreichs  ob  der  Ens  aulgenonimen  wunle.  Die  Familie  war 
in  Lothringen,  wo  dieselbe,  wie  in  den  österreichischen  Niederlanden  und 
in  Frankreich,  mit  den  vornehmsten  Häusern  in  verwandtschaftlicher  Ver- 
biiidimg  stand,  mit  den  Schlössern  Foylly  und  Puiseux  angesessen,  v.  Ilo- 
heneck nennt  als  nächsten  Stammvater  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  den 
(ioHERT  de  Tige,  und  giebt  denselben  als  Aellervater  des  PinLri'p  Baron 
V.  Tige,  aus  dessen  Ehe  mit  Johanna  Franziska  v.  Cliarpenlier  ein  Sohn, 
CxnLy  slannnle,  welcher  als  Page  des  k.  General-Lieutenants  Carl  V.,  Her- 
zogs zu  Lothringen,  nach  Deutschland  kam,  später  in  k.  k.  Militairdienste 
ging,  in  denselben  bis  zum  General  stieg,  den  Grafenstand,  wie  sogleich  an- 
gegeben werden  wird,  erlangte,  und  1727  starb.  Aus  der  Ehe  desselben 
nut  Anna  Maiia  Eleonore  Gräfin  v.  Seeau  stammten  fünf  Söhne:  Stephan, 
Anton,  Carl,  Philipp  uiul  Ferdinand.  Amon  pflanzte  die  jetzige  ältere  Linie 
dt;s  gräflichen  Hauses,  welcher  von  den  genannten  Br(id(?rn  desselben  aher 
der  Stifter  der  jihigeren  Linie  ist,  erhellt  nicht  aus  den  ilber  die  Familie  be- 
kannten Angaben. 

Der  lleichsgrafensland  ist  vom  Kaiser  Carl  VI.  nach  einigen  Angal)en 
t).  Oct.  1720,  nach  Megerle  v.  Milhlfeld  aber  (S.  30)  im  Jahre  1727  in  (he 
Famihe  gekommen,  und  das  belren'ende  Ueichsgrafen(hplom  ist  für  Carl 
Baron  Tige,  k.  k.  General  der  (Kavallerie,  Obersien  und  Commandirenden  in 


(illAFEN  V.  Tir.E.  419 

Siebenbürgen,  ausgestellt.  Durch  zwei  Söhne  des  Grafen  Carl  trennte  sich 
die  Familie  in  zwei  noch  blühende  Linien,  eine  ältere  von  Anton  (I.)  ge- 
stiftete, und  eine  jüngere,  von  dem  Bruder  des  Letzteren  gegründete. 
Die  Ahnentafel  der  älteren  Linie  liegt  vor  und  ist  folgende:  Gobert  v.  Tige; 
Gemahlin:  Gatharina  v.  Hrainchau.  —  Wilhelm;  Gemahlin:  Gatharina 
V.  Foylly.  —  Nicolals;  Gemahlin:  Gatharina  v.  Landres.  —  PmLipp  Baron 
de  Tige;  Gemahlin:  Jeanne  Francoise  de  Charpentier.  —  Carl  Graf v. Tige; 
Gemahlin :  Anna  Maria  Eleonore  Gräfin  v.  Seeau.  —  Anton  (L)  ;  Gemahlin : 
Ehsabeth  Gräfin  v.  Hartig.  —  Anton  (IL);  Gemahlin:  Barbara  Freiin  Wrazda 
V.  Kunwald.  —  Ludwig  Bartholomäus  Franz,  jetziges  Haupt  der  älteren 
Linie.  Die  Ahnentafel  der  jüngeren  Linie  muss  statt:  Anton  I.  und  IL  zwei 
andere  der  Redaclion  genau  nicht  bekannte  Glieder  ergeben. 

Der  jetzige  Personalbestand  beider  Linien  des  gräflichen  Hauses  ist 
nachstehender : 

Aeltere  Linie.  Ileichsgraf  LUDWIG  (Ludwig  Bartholomäus  Franz) 
■ —  Sohn  des  Grafen  Anton  (IL)  —  geb.  27.  Aug.  1788,  k.  k.  Kämmerer 
und  Major  in  d.  A.,  verm.  1825  mit  Maria  Freiin  v.  StösseL  Die  Tochter 
desselben,  Gräfin  Maria,  geb.  6.  Juh  1826,  hat  sich  1.  Mai  1851  mit  Peter 
Grafen  v.  Bolza  (s.  Bd.  L   S.  1 0  l )  vermählt. 

Jüngere  Linie.  Reichsgraf  JOSEPH ,  geb.  26.  April  1787,  verm. 
29.  Sept.  1817  mit  Franziska  Gräfin  v.  Apponyi  —  Schwester  des  Grafen 
Georg  älterer  Linie  (s.  Bd.  I.  S.  24)  —  geb.  1.  Juh  1793.  Aws  dieser  Ehe 
stammen,  neben  einem  Sohne:  Graf  Ernst,  geb.  26.  Juli  1829,  k.  k.  Ober- 
Lieutenant  und  Regiments-Adjutant  bei  Grossfürst  Alexander  von  Russland 
Uhlanen  No.  11,  fünf  Töchter,  die  Gräfinnen:  Mathilde,  geb.  15.  Dec. 
1819,  Caroline,  geb.  21.  Jan.  1821,  Anna,  geb.  27.  Febr.  1822,  Ernestine, 
geb.  21.  Nov.  1824,  Stiftsdame  im  herz,  savoy'schen  Damenstift  zu  Wien, 
und  Anna  Maria,  geb.  13.  Nov.  1832. 


27* 


420 


GRAFKN  TOnOK   V.  SZKISIlRO. 


Grafen  Ti^rök  v.  8zeiidrö. 

^atljolifd).  «Dfftcrvfid). 

In  Ungarn  begütert. 


IVappen:  im  l)lanon  Schilde  ein  reclitsgckehrlcr,  goldener  Löwe,  welcher 
in  der  rechten  Vorderpranke  einen  gezückten  Sähel,  und  in  der  linken  einen  Beu- 
tel hält.     Den  Schild   bedeckt  die  Grafenkrone. 

Alte,  angesehene,  ungarische  FamiHc,  deren  Namen  Katona  (p.  310) 
von  dem  Flusse  Terfik,  jetzt  russischem  Grenzflusse  gegen  Kaukasien  mit 
der  Mündung  im  kaspischen  See,  ahleitet.  Lehotzky  (P.  IL  p.  398)  erwähnt 
znerst  den  Josa  oder  Joseph,  welcher  1425  die  Güter  des  Thomas  Kristal- 
lovetz  de  Vragovetz  et  Mehentz  im  Kreuzer  und  Agramer  Comitale  erlangte, 
und  gieht  von  den  Naclikommen  desselhen  eine  mit  Peter  de  Enying  et  Ke- 
lemenfalva  im  Vesprimer-  und  Schümeger  Comitate  beginnende  Ahnentafel, 
welche  im  7.  Ghede  mit  dem  Sohne  des  Franz,  Stephan,  und  den  bei- 
den Töchtern  des  Ersteren,  Euphrosine,  verm.  mit  Stephan  Drugetli ,  und 
Susanna,  verm.  mit  Paul  Nyari,  schliesst.  Nach  den  Angaben  des  genannten 
Schriftstellers  zerfiel  die  Familie  in  mehrere  Linien  mit  verschiedenen  Prä- 
dicaten,  und  es  werden  die  Török  de  Telekes,  Török  de  Laad  et  Palty,  de 
Babonak  im  Szalader  Comitate,  de  Moliy  im  Barscher  Comitate,  de  Szucha 
et  Ilamva,  jetzt  de  Szendrö,  und  die  Sarsö  et  Szendrö  genagnt. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familiengheder  des  hierher  gehörenden 
Zweiges  ergiebt  nachstehende  Ahnentafel:  Fraisz  (I.)  Török  de  Szendrö ; 
Gemahlin:  Anna  Merze  de  Szinge.  —  Fi'.a>z(II. );  Gemahlin:  Susanne  Freiin 
Vecsey  v.  Vecse.  —  Joseph  (I.)  Graf  Török  de  Szendrö,  k.  k.  Geh.  Ralh 
und  Präsident  der  kön.  ungar.  Septemviraltafel;  Gemahlin:  Gatharina  Freiin 
V.  PfelTershoiren  (PfefTershoven).  Joseph  (IL);  Gemahlin:  Maria  Freiin  Vec- 
sey de  Vecse.  —  Valentin,  jetziges  Haupt  der  FamiUe. 

Der  ungarische  Grafenstand  ist  vom  Kaiser  Joseph  IL  in  die  Familie 
gekommen,  und  das  Diplom  wurde  Wien,  28.  Dec.  1774,  ausgestellt,  und 
zwar  für  Joseph  Török  de  Szendrö  mit  den  Söhnen  desselben,  Joseph  IL 
und  Ludwig,  und  der  Tochter  Esther,  verm.  mit  dem  Freiherrn  Henniger 
V.  Eberg.  Graf  Joseph  (I.)  ist  im  Diplome  als  Consiliarius  regius  et  camera- 
lis  administrationis  Scepusiensis  (Zipser  Gespanschaft)  aufgeführL  Ueber 
Joseph  (IL)  und  die  Nachkommen   desselben   findet   sich  unten  Weiteres, 


CRAFKN  TÜHÖK  V.  SZEM>nÖ.  421 

von  dorn  Grafen  Liuhvig  ist  nur  bekannt,  dass  derselhe  sich  mit  Aloise  Grä- 
fin V.  Roggendorf  vcnnählt  habe.  —  Üas  Geneal.  Taschenbuch  der  gräll. 
Häuser  (1854.  S.  809)  giebt  einen  Grafensland  vom  Jahre  1785  an,  über 
welchen  Näheres  nicht  anfzulinden  ist. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräfl.  Hauses  sind  Nachkonimeri  des  Grafen 
Joseph  (H.)  Török  v.  Szendrö,  gest.  10.  Juh  1830,  k.  k.  Kämmerers  nnd 
Geh.Ratlis,  Obergespans  desSzathmarerComitats  etc.,aus  der  Ehe  mit  Maria 
Freiin  v.  Vecsey-HaynatskeÖ,  geb.  15.  Fel»r.  1778,  jetzt  Wittwe.  Der 
älteste  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  das  jetzige  Haupt  der  gräll.  Familie: 

VALENTIN  Graf  Török  v.  Szendrö,  geb.  18.  April  1806,  vorm.  kön. 
Ungar.  Statlhalterei-Jilath  und  Vice-Director  des  Landes -Commissariats, 
verm.  13.  Mai  1833  mit  Sophie  Freiin  v.  Rcvay,  aus  welcher  Ehe  Graf  La- 
dislaus,  geb.  13.  Dec.  1838,  und  die  Gräfinnen  Josephine,  geb.  8.  Dec. 
1834,  und  Anna,  geb.  15.  April  1836,  stammen. 

Die  vier  Brüder  des  Grafen  Valentin,  nel)en  einer  Schwester,  Gräfin 
Thep.ese,  geb.  26.  Mai  1815,  verm.  14.  Juh  1833  mit  Joseph  Szirmay 
V.  Szirmay -Bessinyö,  sind:  Graf  Alexander ,  geb.  1809,  k.  k.  Kämmerer, 
General -3Iajor  und  Brigadier  zu  Piacenza,  —  Graf  Johann  Nepomuk,  geb. 
10.  Mai  1810,  verm.  16.  Mai  1832  mit  Pauline  Gräfin  SztAray,  aus  wel- 
cher Ehe  vier  Töchter  entsprossen  sind,  die  Gräfinnen :  Ottilie,  geb.  3.  Aug. 
1833,  Maria,  geb.  13.  Mai  1835,  Gisella,  geh.  22.  Dec.  1837,  und  Her- 
mine, —  Graf  Nicolaus  Casimir,  geb.  28.  Febr.  1812,  k.  k.  Major,  verm. 
2.  März  1840  mit  Mathilde  Henriette  Gräfin  Harnoncour- Unverzagt  — 
Schwester  des  Grafen  Mavimilian  Victor  (s.  S.  162)  —  geb.  8.  Dec.  1821, 
gest.  29.  Jan.  1844,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Sophie 
Claudine,  geb.  6.  Dec.  1840,  und  Glaudine,  leben,  —  und  Graf  Alrert, 
geb.  29.  Aug.  1813. 


422 


GRAFEN  V.  T  SERCLAKS-TILLY. 


Cwrafeii  v.  T'Serclaes-Tilly. 

Äat|)oUfd)  6clgien  unb  |Jreu6cn. 

Besitz  der  ersten  Linie:  die  Herrschaften  Herlaer,  Cliaumont,  Gistoux,  Linden,  Scliore  etc. 
Besitz  der  zweiten  Linie:  die  Herrschaften  Norderwycli,  Zoerle,  Perweys  und  Goid- 
scnhoven  etc.;  die  Herrschaften  Latnm,  Liixlieim,  Rauthenburg,  Pesch,  Hamm  etc. 
in  der  prenss.  Rheinprovinz;  die  Herrschaften  Wommersom ,  Walsberpen,  Wavre 
St.  Catharin.  Delvael ,  Wulmerson  etc.;  die  Herrschaften  Kessel,  Ever,  S'Heeren- 
tap  etc. 


"Wappen:  im  rotlien  Schilde  ein  rechtsscl)reilender,  gekrönter,  silberner 
Löwe,  welcher  am  Halse  auf  der  Brustbeinen  Schild  trägt.  Derselbe  ist  quer 
getheilt;  oben  in  zwei  Reiben,  jede  zu  drei  Feldern  von  Schwarz  und  Silber 
geschacht,  unten  golden,  ohne  Bild.  Ueber  der  Grafenkrone  steht  ein  goldener,  ge- 
krönter Helm,  auf  welchem  ein  rechtssehender,  gekrönter,  goldener  Adler  zwischen 
zwei  rothen  Fahnen  an  schräge  gestellten  silbernen  Lanzen  steht.  Die  rechte 
Fahne  ist  mit  einem  einwärtssehenden,  gekrönten,  goldenen  Löwen,  die  linke  mit 
einem  vorwärtssehenden  Mannskopf  mit  silbernem  Hute  belegt.  Die  Helmdecken 
sind  silbern  und  roth,  und  die  Devise  ist:  Forliter  fideliter.  —  Im  Wappenbuche 
der  österreichischen  Monarchie  (VHL  12)  ist  die  rechte  Fahne,  nach  dem  in  der 
Heraldik  fest  Stehenden,  purpurn,  die  linke  grün,  und  dasselbe  Wappen  giebl  die- 
ses Werk  (XVn.  61)  unter  den  „Berichtigungen"! 

Eins  der  älleslen  und  bcrilhmtosten  niederlfindisclien  Geschlechler, 
welches  früher  die  Erh-Seneschalswürde  in  der  Grafschaft  Namur  besass 
und  in  zwei  Hauplstämmen  vorkam,  von  welchen  der  ältere,  mit  dem  Bei- 
namen: Tilly,  von  einer  25.  Juni  1448  erworbenen  in  Brabant  liegenden 
Besitzung,  1610  (3.  Sept.  1622)  den  Beichsgrafenstand  erhalten  hat.  Aus 
diesem  Stamme  ist  fiir  Deutschland,  Spanien  und  die  Niederlande  eine  Beihe 
berühmter  Feldherren  und  Staatsmänner  liervorgegangen,  von  welchen  der 
k.  k.  Feldmarschall  Johann  I.  Graf  v.  T'Serclaes  (Therclaes)  -Tilly,  zuerst 
bayer.  Generalissimus  und  Oberfeldherr  des  liguistischen ,  später  des  k.  k. 
Heeres  im  SOjäbrigen  Kriege,  geb.  1559,  gest.  30.  April  1632,  besonders 
bekannt  ij^l.     Dieser  Stamm,  in  welchen  auch  der  spanische  Fürsten-  und 


GRAIKN  V.  TSERCLAES-TILLY.  423 

(iraiuloiititel  diircli  den  Fcldmarschall  Fiirslen  All)crt  Oclavius  v.  T'Serclaes- 
Tilly,  spanischen  Granden  I.  ('.lasse,  Vicekunig  von  Navarra,  Catalonien  und 
Aragonien,  gest.  1715,  gekommen  war,  erlosch  in  Deutschland  9.  Jan. 
1724  mit  Ferdinand  Lorenz  Grafen  v.  T'Serclaes-Tilly  und  v.  Breileneck, 
und  in  den  Niederlanden  im  Jahre  1737  mit  Claudius  Grafen  v.  T'Serclaes- 
Tilly,  Feldmarschall-Lieutenant  im  Dienste  der  niederländischen  Veieiu- 
Slaaten.  Der  jiingere  Stamm  des  Hauses  T'Serclaes,  welcher  durch  die  mi- 
litärischen Talente  und  durch  Vermählungen  seiner  Glieder  ehenfalls  —  der 
ältere  kam  mit  den  Häusern  Schwarzcnherg,  Liechtenstein,  Lohkowitz, 
Kollowrat  etc.  in  Verhindung  —  heriihmt  geworden  ist,  schied  sich  gegen 
1(530  in  zwei  Zweige,  von  welchen,  nach  früheren  Angahen,  der  ältere, 
mit  dem  Beinamen:  Freiherren  v.  Ophalfen,  nach  Erlöschen  der  Grafen  Tilly 
Namen  und  Titel  derselben  wieder  annahm,  der  jüngere  aber,  mit  dem  Bei- 
namen: Freiherren  v.  Norderwyck,  1  620  den  Titel:  Barone  v.  T'Serclaes 
erhielt  uml  denselben  lührte.  Neuerlich  wird  die  Familie,  wie  folgt,  ein- 
getheill:  erste  Linie  ((Jphalfen)  Grafen;  zweite  Linie  in  Spanien,  den  Bei- 
namen Tilly  führend;  dritte  Linie:  (Norderwyck  > :  älterer  Stamm,  unter 
dem  Namen:  Norderwyck,  freiherrlich;  jüngerer  Stamm,  Wommersom  ge- 
nannt: deuts^cher  Ast,  preussische  (trafen  seit  21.  Juli  1851,  uiid  belgi- 
scher Ast,  freiherrlich. 

Von  dem  jetzigen  Personalbestande  der  Familie  würden  demnach  hier- 
her nachstehende  Glieder  gehören. 

Erste  Linie  (Ophalfen).  Carl  GFSTAV  Edlahi)  Aigust  (iraf 
V.  T'Serdaes-Tilly  v.  Herlaer,  geb.  23.  Febr.  1785,  Herr  der  Henschafteu 
Herlaer,  Chaumont,  Gistoux,  Linden,  Schorc  etc.,  ehem.  Kammerherr  des 
Königs  der  Niederlande,  Mitglied  der  brabanler  Ritlerschaft,  verm.  27.  Juni 
1813  mit  Victoria  Baronesse  von  Beeckmann -Schore  und  Libersart,  geb. 
15.  Juh  1790,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter  lebt,  Gräfin  Sarah  Julia  Ma- 
thilde Ghislaine,  geb.  1.  Mai  1815,  verm.  18.  Mai  1837  mit  Emanuel  Leo- 
pold (trafen  v.  Beaufibrt.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Gustav  ist  Gräün 
Maria  Therese  Aline,  geb.  11.  Mai  1789. 

Zweite  Linie  in  Spanien.  Don  Emanuül  T'Serclaes-Tilly  y  Maestri, 
g€b.  zu  St.  Roch  in  Andalusien,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Maria  de  Laradero, 
gest.  183G,  und  in  zweiter  mit  Maria  de  Llofrio.  Aus  erster  Ehe  stammen 
Don  Carlos  Fernando,  geb.  30.  Mai  1827,  und  Donna  Maria,  geb.  1830. 

Dritte  Linie:  Norderwyck.  Aeltercr  Stamm,  unter  dem 
Namen:  Norderwyck;  freiherrlich.  Derselbe  beruht  auf  AUGUSTIN  Carl 
Nicolas  Freiherrn  v.  und  zu  T'Serclaes  und  Norderwyck,  geb.  13.  Febr. 
1828,  Herr  der  Herrschaften  Norderwyck,  Zoerle  und  Perweys,  verm. 
20.  April  1852  mit  Sophie  Gräfin  van  de  Werve  und  Vorsselaer,  geb. 
20.  April  1830,  gest.  16.  April  1853,  und  auf  fünf  Schwestern  desselben. 

Jüngerer  Stamm,  Wommersom  genannt.  Deutscher  Ast. 
FELIX  Edmund  Carl  Ghislain  Graf  v.  T'Serclaes-Hallberg,  in  den  Grafeii- 
stand  des  Königreichs  Preiissen  21.  Juli  1851  erhoben  —  ältester  Sohn 
des  zum  belgischen  Aste  gehörenden  Freiherrn  Aime  Ludwig  v.  Gonzaga 
Pipin  Ghislain  aus  der  Ehe  mit  Florentia  Therese  Ghislaine  von  der  (Jole 
V.  Metz-blanc-bois  ~  geb.  12.  Febr.  1818,  Herr  der  Herrschaften  Latum, 


424      GRAFKN  V.  TYSZKIEWICZ-KALKiSICKI  ZU  LOHüISIv   U.  «EUDYCZEW. 

Luxheim,  Raulhenburg,  Pescli,  Hamm  etc.  in  der  preiiss.  Rheinprovinz,  verm. 
18.  Juli  1849  mit  Älalthea  Agnes  Lucia  Henrieltc  Maria  Hnberlina  Walbur- 
gis  Freiin  Geyer  v.  Schweppenburg,  geb.  12.  Febr.  1830,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Franz  Maria  Joseph  Ghislain,  geb.  12.  April  1850,  nnd  Gräfin 
Clemenline  Agnes  Florenlia  lluberla  Ghislaine,  geb.  17.  Dec.  1851,  ent- 
sprossen sind.  —  Belgischer  Ast;  freiherrlich.  Derselbe  ist  sehr  aus- 
gebreitet und  umfasst  den  Freiherrn  Theodor  EMIL  Dominik  Carl  Guislain 
V.  und  zu  T'Serclaes  und  zu  Wommersom,  geb.  28.  Aug.  1809,  Herrn  der 
Herrschaften  Wommersom,  Walsbergen  etc.,  kön.  belgischen  ausserordentl. 
Gesandten  und  bevollra.  Minister,  Mitglied  der  Kammer  der  Abgeordneten, 
verm.  2.  Juli  1840  mit  Maria  Anna  Vicomtesse  v.  Biolley-Rheinbacli,  mit 
den  aus  dieser  Ehe  stammenden  Kindern ,  sowie  die  Geschwister  desselben 
und  die  Geschwister  des  Vaters  mit  der  Nachkonnnenschaft  desselben. 


Grafen  v.  Tyszkiewiez  -  Kaleiiicki  zu  Lohoisk 

und  Berdyczew, 

Besitz:  in  Liiihauen  die  Ilerzoglliümer  Birze  undVVolozyn,  die  Grafscliaficn  Lohoisk,  Swis- 
low,  Kryiynga,  Polangen,  Poniemun,  Upila,  Sizednik,  Milcz,  Ual\vicrz.szki,  Ai)ele, 
Rozany-Stock  und  Grodek  etc.  ;  im  südlichen  Uusslaiid  die  GrafschaMen  üialopol, 
Koniecpol,  Oczeretna  etc.;  in  Österreich.  Galizien  die  Grafschalten  Kolhuszowa 
und  das  Herzoglliuni  Lator  Im  Wadowcier  Kreise. 


MTappen:  im  rothcn  Schilde  ein  geharnischter,  silherncr  Heiler,  welcher 
auf  einem,  nach  der  rechten  Seite  rennenden,  silhernen  Pferde  mit  goldenen  Hnl- 
eisen  und  rolhem  Zeuge  sitzt.  Derselbe  hält  in  der  Rechten  ein  hiankes,  silberncsi 
Schwert,  und  in  der  Linken  einen  blauen  Schild,  welcher  mit  einem,  die  Sichel 
nach  oben  kehrenden,  güldenen  Halbmonde  und  einem  über  letzterem  schwebenden, 
öeckigen,  güldenen  Sterne  belegt  ist  (Haus  Sanguszko,  nur  mit  dem  Unterschiede, 


GRAFEN  V.  TYSZKIEWICZ-KALENICKI  ZU  LOHOISK  U.  BERDYCZEW.       425 

dass  der  blaue  Schild,  welchen  der  Reifer  in  der  Linken  hält,  nicht,  wie  bei  San- 
guszko,  mit  einem  goldenen  Patriarchenkreuze  belegt  ist).  Auf  dem  Schilde  steht 
eine  Grafenkrone,  und  das  Ganze  umfliegt  ein  VVappenmantel. 

Eine  der  ältesten  und  angesehensten  polnischen  Adelsfaniihen,  welche, 
weil  verzweigt,  zu  hohen  Ehren  und  grossem  Grundbesitz  gelingt  ist,  und 
sich  in  Belgien ,  Russland  und  Oesterreich  ausgebreitet  hat.  Der  Ursprung 
der  Familie  wird  von  dem  ältesten  Sohne  des  Grossherzogs  Gedemin  von 
Litthauen,  dem  Herzog  3Ionwid,  abgeleitet,  und  dieselhe  fahrt  daher  auch 
das  litthauische  Wappen,  wie  die  von  dem  jüngeren  Sohne  des  Gedemin 
abstammenden  Fürsten  Czartoryski  und  Sanguszko ,  nur  mit  dem  oben  er- 
wähnten, hinsichtlich  des  Schildes  des  Ritters  vorkommenden  Unterschiede. 
Der  Urenkel  des  Monwid,  Herzogs  zu  Slonim  und  Kiernow,  Fürst  Basilius 
Kalenicki,  Wojwode  von  Smolensk,  geb.  1455,  wurde  vom  König  Sigis- 
mund  L  in  Polen  17.  Febr.  1516  als  Graf  zu  Lohoisk  und  Berdyczew- 
Tyszkiewicz,  Majoratsherr  auf  Lohoisk  und  Werwandter,  anerkannt, 
und  dieser  Grafenstand  ist  in  Polen  in  den  Jahren  1557,  1572,  1629  und 
1769,  in  Oesterreich  1687,  und  in  Russland  1823  und  1839  anerkannt 
worden. 

Die  Familie  theilt  sich  jetzt  in  eine  ältere  und  jüngere  Linie. 
Die  ältere  in  drei  Zweige,  den  Zweig  in  Belgien,  Russland  und 
Oesterreich,  zerfallende  Linie,  umfasst  die  Nachkommen  des  Grafen 
Georg,  gest.  1831,  Gastellans  von  Samogitien,  aus  der  Ehe  mit  Lucia  Fran- 
ziska Fürstin  v.  Lubomirka,  gest.  1811,  sowie  die  Familie  des  Bruders  des 
Grafen  Georg,  des  Grafen  Thaddäus.  Die  jüngere  Linie  aber  ergiebt  die 
Nachkommen  des  Grafen  Michael,  gest.  1842,  Starosten  von  Wielatyck, 
aus  der  Ehe  mit  Anna  Gräfin  Plater,  gest.  183..  Der  zu  derselben  ge- 
hörende Zweig  Skumin  ist  im  Mannsstamme  erloschen  (s.  unten). 

Der  jetzige  Personalbestand  des  gesammten  gräflichen  Hauses  ist  fol- 
gender : 

Aeltere  Linie.  Zweig  in  Belgien.  Georg  VINCENZ  Thaddäus 
Graf  Tyskiewicz- Kalenicki,  Graf  zu  Lohoisk  und  Berdyczewo  —  Sohn  des 
Grafen  Georg  —  geb.  10.  April  1795,  Oberst  a.  D.,  verm.  in  erster  Ehe 
1827  mit  Febronie  v.  Tenczyn-Szoloiska,  gest.  25.  3Iai  1840,  und  in  zwei- 
ter 1850  mit  Isabella  Gräfin  v.  Grabowski  —  Tochter  des  Grafen  Joseph 
(s.  S.  150).  —  Aus  der  ersten  Ehe  stammen  die  Grafen  Thaddäus  Janus 
Carl,  geb.  7.  Mai  1833,  Commandeur  des  Malteser-Ordens,  und  Stanislaus 
Joachim,  geb.  14.  Oct.  1834,  sowie  Gräfin  Horteinse  Adelaide,  geb.  3.  Juni 
1836,  aus  der  zweiten  aber  Gräfin  Glaudiue  Josephine  Antoinelte,  geb. 
8.  Jan.  1851.  —  Zweig  in  Russland.  V^om  Grafen  Georg  Heinrich 
ViNCENZ  (nach  Zeitungen:  Graf  Heinrich  Jürewitsch  Tyschkewitsch)  — 
Bruder  des  Grafen  Vincenz  Thaddäus  —  geb.  179.,  gest.  7-  Juh  1854,  k. 
russ.  w.  Geh.Rath  und  Kammerherrn,  Adelsmarschaü  von  Kiew,  verm.  1822 
mit  Euphrostne  v.  Tenczyn-Szolaiska,  sind  neben  einer  Tochter,  Gräfin 
Thecla  Euphrosyne,  geb.  1831,  verm.  1852  mit  Herrn  v.  Sobanski,  fünf 
Söhne  entsprossen,  die  Grafen  Michael,  geb.  1824,  Commandeur  des  Mal- 
teser-Ordens, verm.  in  erster  Ehe  mit  Johanna  Gräfin  Tyszkiewicz ,  gest. 
1852^  und  in  zweiter,  1852,  mit  der  Schwester  der  Letzteren:  Maria  Gräfin 


426      GRAFEN  V.  TYSZKIEWICZ-KALEMCKI  ZU  LOHOISK   U.  BKRDYCZEW. 

Tyszkiewicz  (s.  unten).  Stamslaus,  geb.  1826,  Adelsmarschall  von  Hu- 
man, verm.  1844  mit  N.  N.  v.  Kolyszko,  —  Heinrich,  geb.  1827,  Director 
der  Bank  zu  Kiew,  —  Nicolaus,  geb.  1829,  k.  russ.  Garde-Officier  —  und 
ViNCENz,  geb.  1 835,  Page  am  k.  russ.  Hofe.  —  Z  w  e  i  g  i  n  0  e s  t  e r r e  i c h. 
Graf  GEORG  Heinrich  Thaddäus  —  Bruder  der  Graten  Vincenz  Thaddäus 
und  Heinrich  Vincenz,  geb.  1797,  verm.  1825  mit  Felicie  Gräfin  Wers- 
zowiec-Rey.  —  Die  Schwester  der  genannten  drei  Brüder  ist  Gräfin 
Adelaide  Lucia ,  geb.  17.  Aug.  1803.  ~  Vom  Bru«!er  des  Grafen  Georg, 
dem  Grafen  Thaddäus,  geb.  1774,  gest.  12.  April  1852,  3Iajoratsherrn  zu 
Swislocz,  General  der  Cav.  und  Senator  im  Königreich  Polen,  lebt  die 
Wiltwe ,  Maria  Anna  Gräfin  Solohub,  verm.  1816.  Von  den  beiden  Töcli- 
lern  aus  dieser  Ehe  ist  Gräfin  Maria,  geb.  1817,  mit  Ignaz  v.  Lcmpicki, 
und  Gräfin  Joseimiine,  geb.  1824,  mit  Carl  v.  Wodzinski  vermählt. 

Jüngere  Linie.  JOHANN  Gonstantin  Graf  Tyszkiewicz-Wielatycki, 
Herzog  zu  Birze  —  Sohn  des  Grafen  xMichael  —  geb.  1803.  —  Der  lebende 
Bruder  desselben  ist  Graf  Beinoit,  geb.  1807,  verm.  mit  N.  N.  v.  Karp,  gesl. 
1844,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter  leben,  Gräfin  Luitgarde,  geb.  1827, 
verm.  1846  mit  Ladislaus  Fürsten  Jablonowski,  und  Gräfin  Maria,  geb. 
1833,  verm.  1852  mit  Michael  Grafen  Tyszkiewicz.  Von  dem  verstorbenen 
Bruder,  dem  Grafen  Joseph,  geb.  1805,  gest.  183.,  leben  die  Wiltwe,  N. 
N.  Gräfin  Pociey,  und  zwei  Söhne,  die  Grafen  Michael,  geb.  1829,  verm. 
1849  mit  Barre  Fürstin  Radziwill,  und  Ladislaus,  geb.  1832.  Die  Schwe- 
ster der  Grafen  Johann,  Benoit  und  Joseph  ist  Gräfin  Maria  Anna ,  geb. 
1813,  verm.  1829  mit  Leo  Fürsten  Sapieha. 

Der  zur  jüngeren  Linie  gehörende  Zweig  Skuniin  ist  1805  mit  Lud- 
wig V.  Skuniin  Grafen  Tyszkiewicz,  Gross-Schatzmeister,  Gross- Marschall 
und  Oberfeldherrn  von  Litthauen,  verm.  milConstanlia  PoniaLowska,  Fürstin 
von  Polen,  Herrin  des  Herzogthums  Zator  in  Galizien,  im  Mannsstamme  er- 
loschen, und  es  lebt  nur  noch  die  Tochter  des  letzten  Grafen,  Gräfin  Anna, 
geb.  1780,  verm.  mit  dem  Grafen  Dunin-Wonsowicz,  General  in  poln.  Diensien. 


GRAFEN  V.  UNRUH. 

Cirrafen  v.  Unruh. 


427 


Jlefcrrmirt. 


tJrfUfjrn. 


Wappen:  in  Folge  der  Erhebung  in  den  preuss.  Grafenslimd  vom  Jahre 
1802:  im  blauen  Schilde  ein  rechtsgekehrler,  aufsteigender,  gekrönter,  goldener 
Löwe.  Auf  dem  Schilde  steht  ein  mit  der  Grafenkrone  gekrönter  Helm,  und  aus 
der  Krone  erheben  sich  drei  silberne  Straussenfedern.  Die  Helmdecken  sind  blau 
und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  mit  Laub  umgürtete  Männer,  welche  mit 
der  freien  Hand  eine  Keule  auf  den  Buden  stemmen.  So  giebt  das  Wappenimch 
der  preuss.  Monarchie  (II.  7)  das  Wappen.  —  Das  Stammwappen  zeigt  gewöhnlich 
in  Gold  einen  rothen  Löwen,  und  auf  dem  Helme  stehen  drei  Straussenfedern, 
roth,  golden,  roth.  So  giebt  auch  Siebmacher  (I.  55)  den  Schild,  der  von  dem- 
selben beschriebene  Helmschmuck  aber:  ein  silberner  mit  drei  Federn,  silbern,  roth, 
golden,  besteckter  Mühlstein,  welchen  zwei  rothe  Pranken  halten«,  kommt  nicht 
mehr  vor.  Diesen  Helmschmuck  legte  Sinapius  der  schlesischen  Linie,  dagegen  die 
drei  Straussenfedern  den  sächsischen  und  polnischen  Linien  bei. 

Wappen  nach  dem  Diplome  vom  11.  Sept.  1745  über  den  im  sächs, 
Vicariate  erlheilten  Beichsgrafenstand  :  quadrirter  Schild  mit  Miltelschild.  Im  gol- 
denen Mittelschilde  ein  rechtsgekehrler,  rother  Löwe  (Stammwappen).  1  und  4  in 
Both  ein  an  die  Theilungslinie  angeschlossener,  halber,  gekrönter,  silberner  Adler 
(der  poln.  Adler);  2  und  3  von  Both  und  Schwarz  der  Länge  nach  getheilt,  ohne 
Bild.  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt 
einwärtssehend  den  polnischen  gekrönten,  silbernen  Adler,  der  mittlere  drei  Straus- 
senfedern, roth,  golden,  roth,  (Helm  des  Stamniwappens),  und  der  linke  einen  mit 
fünf  schwarzen  Assen  bezeichneten  silbernen  Cubus  zwischen  zwei  Büffelshörnern, 
von  welchen  das  rechte  schwarz,  das  linke  roth  ist.  Die  Helmdtcken  sind  rechts 
roth  und  silbern,  links  roth  und  schwarz,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtSr 
sehende  Löwen  mit  aufgewundenem  Schweife. 

Sehr  alte  und  angesehene,  weit  verzweigte  Adelsfainilie,  v.elehe,  nach 
Ueherhefcrnhg,  ursprünglich  ans  dem  Elsass  stammen  soll,  aus  chesem  aher 
sich  üher  Bayern  und  Böhmen  nach  den  Lausitzen ,  Schlesien  und  Polen 
ausgel)reilet  hat.  In  Böhmen  kommt  die  Familie  schon  zu  Ende  des  I  2.  Jahr- 
hunderls  vor;  nach  der  Lausitz  kam  zuerst  inn  1304  Johann  v.  Unruh, 
welcher  Canzler  in  Böhmen  gewesen  war,  inid  Signnind  Johann  war  1339 
Kanzler  der  Herrschaft  Sorau,  und  in  Sclilesien  findet  sich  zuerst,  ebenfalls 


428  GRAFiiN  V.  um;uh. 

im  14.  Jalirhundcil  Haus  v.  Unruh  im  Glogauischeu  —  Christoph  v.  Unruh 
aus  dem  Hause  Lawahle  in  Sclilesien  kaufte  1594  die  Herrschaft  Birnhaum 
im  Posenschen.  Der  gleichnamige  Enkel  desselhen ,  gest.  IG89,  Herr  auf 
Birnhaum,  Puuitz,  Karge,  Neudorf  etc.,  war  Starost  zu  Krone  und  Gneseii, 
kön.  pohi.  Kämmerer  und  Oherst.  Derselbe  hinterliess  vier  Söhne,  Georg, 
Wladishms,  Johann  Christoph  und  BogusLius,  von  welchen  Letzterer,  gest. 
1722,  welcher  hei  Gauhe  unter  dem  Namen  Sigmund  vorkommt,  Starost 
zu  Gnesen,  und  1704  und  1705  kün.  poln.  Gesandter  am  kÖn.  preuss. 
Hofe,  durch  merkwürdige  Schicksale  in  Folge  einer  auf  ein  von  seiner  Hand 
vorgefundenes  Collectaneenhuch  auf  Gotteslästerung  lautenden  Anklage  zu 
seiner  Zeit  sehr  bekannt  geworden  ist.  Der  höhmische  Freiherrenstand  kam 
vom  Kaiser  Carl  VI.  1719  in  der  Person  des  Johann  WiLmiLM  v.  Unruh  in 
die  Famihe,  und  Christoph  v.  Unruh,  k.  poln.  und  kursächs.  Geh.  Bath,  Geh. 
Kriegsraths- Präsident,  General-Lieutenant  und  Commandant  von  Neustadt 
Dresden,  erhielt  mit  seinem  Bruder  Constantlx,  Kammerherrn  und  General- 
Gommissarius  bei  der  Stadt  Danzig,  vom  Kurfürsten  Friedrich  August  H.  von 
Sachsen,  König  in  Polen,  laut  Notification  vom  11.  Sept.  1745  den  Beichs- 
gralenstand.  Graf  Christoph  w^ar  mit  einer  Gräfin  Kokorzowa,  GrafConstantin 
mit  einer  v.  Bömeln  vermählt,  und  Beide  sollen,  nach  einigen  Angaben,  ohne 
Nachkommen  gestorben  sein.  Damit  stimmen  die  Angaben  im  N.  preuss. 
Adelslexicon  (IV.  S.  287)  und  in  Casts  Adelsbuche  des  Königreichs  Würt- 
temberg (S.  485)  nicht,  doch  scheinen  beide  Artikel  nicht  zuverlässig,  da 
z.  B.  als  jüngster  der  Söhne  des  Christoph  v.  Unruh  ein  Carl  v.  Unruh  auf- 
geführt wird,  welcher  1745  den  Beichsgrafenstand  erlangt  habe.  Nachdem 
Gast  den  Grafen  Christoph  erwähnt  hat,  fährt  derselbe,  wie  folgt,  fort: 
,,Von  seinem  1813  als  Officier  in  preuss.  Diensten  verstorbenen  Sohne 
August  Grafen  v.  Unruh  ist  der  im  diesseitigen  Staate  sich  aufhaltende  herz. 
Sachsen -Altenburgische  Kammerherr  etc.  Graf  Eduard  Stephan  Leopold 
ein  directer  Nachkomme  und  Sohn.  Er  ist  am  4.  Aug.  1794  geboren  und 
seit  23.  Sept.  1830  verm.  mit  Josephiine,  der  Tochter  des  Stadtjdlegers 
Trescher  zu  Buchau.  Aus  dieser  Ehe  lebt  ein  Sohn ,  Max  Benno  Eduard, 
geb.  30.  Juni  1831,  und  eine  Tochter,  die  aus  seiner  ersten  Ehe  mitBertha 
V.  Bosentreter  stammt.  Der  Wohnsitz  des  Grafen  ist  in  der  Stadt  Buchau 
am  Federnsee.  Seine  Mutter,  Friederike  Gräfin  v.  Unruh,  geb.  v.  Dziem- 
bowska,  lebt  als  Wittwe  in  Preussen."  Wohl  auf  Grund  dieser  genauen, 
1844  gedruckten  Angaben  findet  sich  in  Dorsts  Wappenhuche  des  König- 
reichs Württemberg  das  reichsgräflich  Unruhsche  Wappen ,  und  es  ist  sehr 
zu  wünschen ,  dass  man  Neueres  und  Bestimmteres  über  die  Abstammung, 
so  wie  den  jetzigen  Bestand  dieser  gräflichen  Linie  erführe. 

Eine  zweite  Erhebung  in  den  Grafenstand  ist  vom  König  Friedrich 
Wilhelm  IH.  von  Preussen  1802  in  die  Familie  gekommen,  doch  ist  in  der 
betreuenden  Literatur  nicht  aufzufinden,  ob  das  Diplom  für  den  gleicli  an- 
zuführenden Grafen  Johann  Moritz,  oder  schon  für  den  Vater  desselben  aus- 
gefertigt w^orden  sei. 

Was  die  jetzigen  Glieder  der  1802  in  den  preuss.  Grafenstand  er- 
hobenen Linie  der  Familie  anlangt,  so  hinterliess  Graf  Johann  Moritz,  geb. 
1770,  gest.  15.  Juni  1830,  kön.  poln.  Kammerherr  und  Münzdirector,  aus 


GRAFKN  V.  VALMARANA. 


429 


(1er  Ehe  mit  Wilhelinine  Pliilippiiie  Bertha  v.  Unruh,  gesl.  7.  April  1835, 
zwei  Silline,  den  Grafen  Mokitz  Wilhelm  und  den  Grafen  Severin  Oswald. 
Graf  Moritz  Wilhelm,  geb.  18.  .hini  1804,  gest.  1.  Mai  1842,  k.  preuss. 
Begierungsrath  und  Zollvereins-Bevollmächligter  zu  Garlsruhe,  war  zweimal 
vermählt,  in  erster  Ehe,  1831,  mit  Luise  v.  Selasinsky,  gest.  3.  Dec.  1833, 
und  in  zweiter,  29.  Aug.  1837,  mit  Anna  Maria  Glementine  Elise  ßrunhilde 
Freiin  v.  Leonhardi,  geb.  8.  Febr.  1814,  jetzt  Wittwe.  Aus  der  ersten  Ehe 
lebt  Graf  LUDWIG  Heinrich  Friedrich,  geb.  19.  Nov.  1833,  aus  der  zweiten 
aber  Grafin  Anna  Emihe  Sophie  Luise  Adolphine  Auguste,  geb.  1 5.  Juli  1838. 
Der  jüngere  Sohn  des  Grafen  Johann  Moritz  und  Bruder  des  Grafen 
Moritz  Wilhelm  ist  Graf  Severin  Oswald,  geb.  1809,  k.  preuss.  Rittmeister 
a  la  suite,  Platzmajor  und  Etappen-Inspector  zu  Erfurt. 


Grafen  v.  Valinarana. 

^at|)olifd).  eeflfrreid). 

Im  lonihardiscli-venelianischen  Königielcli  angesessen. 


Wappen:  qnadrirter  Schild;  1  und  4  in  Roth  acht  silberne,  in  Form 
eines  schrägrechlon  Balkens  an  einander  gestellte  Wecken,  oder  Rauten;  2  in  Blau 
ein  zvveiköptiger,  goldener  Adler  mit  über  demselben  schwebender,  goldener  Krone, 
und  3  ein  goldener,  gekrönter  Greifenluss.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone. 
—  Wagenseil  (der  adriatische  Löwe  etc.  Altdorff  1704  u.  1738)  stellt  fünf  Wecken 
Schrägrechts  und  über  dieselben  nach  dem  oberen  linken  Winkel  des  Schildes  eine 
Krone.  In  Siebmachers  Supplementen  (IV.  4)  kommt  unter  dem  Namen :  Grafen 
Valmenara  im  Venetianischen  das  Wappen,  wie  folgt,  vor.  Im  blauen  Felde  sechs, 
Schrägrechts  an  einander  gestellte,  goldene  Wecken.  Auf  dem  Helme  steht  der 
Rumpf  eines  blaugekleideten,  bärtigen  Mannes,  welcher  nach  rechts  und  vorwärts 
sieht.  Der  Kopf  ist  mit  einer  rothaufgeschlagenen,  blauen  Mütze,  deren  Zipfel 
nach  rechts  herabhängt,    bedeckt.     Die  Decken  des  Helmes  sind  blau  und  golden. 

Sehr  alte  venetianische,  seit  dem  11.  Jahrhundert  im  Gebiete  der 
Stadt  Viceuza  ansässige  Familie,  welche  Einige  von  den  römischen  Mariern 
(Maria  Gens)  ableiten  wollen  und  welche  den  Grafenstand  schon  vom  Kaiser 
Conrad  IH.  nach  1138  erhalten  haben  soll.  Kaiser  Carl  V.  erhob  30.  April 
1540  die  der  Familie  zustehende  Herrschaft  Nogara  etc.  zu  ^er  Reichs- 
grafschafl.     Als  Vicenza  unter  Venedigs  Rotmässigkeit  kam ,  bestätigte  die 


430  «RAFKN  V.   VALMARANA. 

R(^|)iil)lik  <ltMi  grälliciicn  Tit«;l  von  den  Caslelleii  Valmarana  und  Nogara,  und 
1G58  wurde  die  Familie  in  das  goldene  Buch  und  das  Patricial  oder  Corpo 
re^nante  von  Venedig  aulgenomnien.  Seitdem  haben  Sprossen  des  Ge- 
sehlechls  die  höchslen  venetianischen  Slaatswürden  vielfach  bekleidet.  Im 
17.  Jahrhundert  Iheilte  sieh  die  Familie  in  zwei  Linien,  eine  ältere  von 
Venedig  und  eine  jüngere  von  Vicenza.  Die  erstere  wohnt  noch  auf  dem 
seit  der  friilisten  Zeit  in  ununterbrochenem  Besitz  des  Geschlechts  geblie- 
benen Schlosse  Valmarana  bei  Vicenza ,  die  letztere  in  Vicenza  selbst.  — 
Nachdem  Oesterreich  von  Venedig  Besitz  genommen,  ist  dem  Geschlechte 
Valmarana  durch  Diplome  des  Kaisers  Franz  I.  von  Oesterreich  vom  18.  Dec. 
1817,  28.  Aug.  1819,  1  l.  März  1820  und  13.  Mai  1825  der  angestammte 
uralte  Adel  und  der  Reichsgrafenstand  bestätigt  worden. 

Die  jetzigen  Glieder  des  grällichen  Hauses  in  beiden  Linien  sind : 

Linie  von  Venedig.  Reichsgraf  BENEDICT ,  geb.  28.  April  1784, 
verm.  24.  Nov.  1803  mit  Lucrktfa  Gräfin  Mangilh.  —  Der  Bruder  dessel- 
ben ist  Graf  Andreas  Carl  Vincenz,  geb.  12.  Juni  1788,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  10.  Oct.  1826  mit  Helene  Gräfin  Vendramin-Calergi.  Von  den 
Schwestern  der  Grafen  Benedict  und  Andreas  ist  Gräfin  Maria  mit  dem 
venetianischen  Patrizier  Thomas  v.  Gritti  und  Gräfin  Laura  mit  dem  Mar- 
quis Zambeccari  vermählt,  Gräfin  Maria  Anna  aber  seit  28.  Juli  1846 
Wittvve  von  Johann  Baptist  Grafen  Valmarana  aus  der  Linie  von  Vicenza. 

Linie  von  Vicenza.  Reichsgraf  JOSEPH  —  Sohn  des  Grafen  Jo- 
hann Baptist,  geb.  1794,  gest.  1846,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Gräfin 
Valmarana,  verm.  1816,  jetzt  Wittwe  —  geb.  25.  Juli  1817,  Secretair  bei 
dem  k.  k.  Gubernium  zu  Venedig,  verm.  1.  Juni  1842  mit  Agathe  Tirka,  aus 
welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Johann  Baptist,  geb.  22.  Dec.  1843,  stammt. 
—  Der  Bruder  des  Grafen  Joseph  ist  Graf  Stephan,  geb.  19.  Sept.  1818. 


GRAFEN  VASQliKZ-PINAS  V.  LÖWEiMHAL.  43 

Grafen  Voisqiiez-Pinai»  v.  Löweiitlial. 


Wappen:  im  schwarzen  Schilde  ein  schrägrechter,  goldener  Balken,  wel- 
cher in  der  Mitte  mit  einem  rothen  Lilienkreuz  belegt  ist  und  über-  sowie  unter- 
halb von  neun  blauen,  halben  Wecken  oder  Rauten  in  drei  Reihen,  vom  Schräg- 
balken aus  4,  3,  2,  begleitet  wird.     Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone. 

Die  Grafen  Vasquez-Pinas  v.  Löwenthal  stammen  aus  einer  sehr  alten 
spanischen  Adelsfaniihe ,  deren  Ursprung  sich  in  das  Dunkel  der  früheren 
Zeit  verliert.  Schon  im  1 2.  Jahrhundert  kommt  dieselhe  im  Ritterstande 
vor,  erhielt  1344  die  Grafenwürde,  wurde  unter  Kaiser  Carl  V.  1519  zu 
Granden  von  Spanien  1 .  Classe  erhoben  und  verhess  mit  Kaiser  Carl  VI. 
1711  Spanien  und  liess  sich  in  Oesterreich  nieder. 
Das  jetzige  Haupt  der  Famihe  ist : 

CARL  Graf  Vasquez-Pinas  v.  Löwenthal,  geh.  12.  Jan.  1798,  verm. 
4.  Dec.  1821  mit  Josephine  Freiin  Eibel  v.  Einsberg,  aus  welcher  Ehe  ein 
Sohn  stammt:  Graf  Hugo ,  geb.  23.  Sept.  1829,  k.  k.  Oherlieutenant  in  d. 
A.  —  Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Carl  sind:  Graf  Gustav,  geb.  13.  Dec. 
1S07,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  in  erster  Ehe,  3.  Oct.  1839,  mit 
Anna  v.  Düruhofer,  gest.  10.  Nov.  1840,  und  in  zweiter,  8.  Oct.  1844, 
mit  Maria  Edlen  v.  Ritterstein ,  aus  welcher  letzteren  Ehe ,  neben  einer 
Tochter,  Gräfin  Gisella  ,  geb.  29.  April  1849,  zwei  Söhne,  die  Grafen: 
Gustav,  geb.  25.  Juni  1845,  und  Emil,  geb.  7.  Dec.  1847,  leben  —  und 
Graf  Ludwig,  geb.  1 1.  März  1811,  k.  k.  Oberheutenant  in  d.  A.  Die  beiden 
Schwestern  der  Grafen  Carl,  Gustav  und  Ludwig  sind:  Gräfin  Amalia  Bern- 
hardine, geb.  17.  Mai  1802,  in  erster  Ehe  verm.  mit  Herrn  v.  Hengelmüller, 
und  in  zweiter,  1837,  mit  Michael  v.  Saez,  Gutsbesitzer  in  Ungarn,  und 
Gräfin  Sophie  Vingenzie,  geb.  8.  Dec.  1804.  —  Als  Geschwisterkind  der 
Grafen  Carl  etc.  wird  Graf  Vincenz,  geb.  11.  Aug.  1808,  k.  k.  General- 
Major  und  Brigadier  im  7.  Armeecorps,  verm.  7.  April  1836  mit  Johanna 
Therese  Freiin  v.  Palkowitz,  genannt. 


432 


GRAFEN  VERKI  DE  LA  BOSIA. 


Grafen  Verri  de  la  Bo^ia. 


"Wappen:  Schild  mit  Scliildeshaupt.  Im  blauen  Schildeshaupt  ein  6 eckiger, 
goldener  Stern,  und  im  silbernen  Schilde  ein  rechtsgekehrter,  blauer  Lowe,  über 
welchem  eine  goldene  Krone  schwebt.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone,  wohl 
auch  eine  sechsperlige  Marquisenkrone,  wo  dann  zu  jeder  Seite  denselben  ein 
grüner  Palmzwcig  umgiebt.     Beide  Zweige  kreuzen  sich  unter  dem  Schilde. 

Die  Grafen  Verri  de  la  Bosia  stammen  aus  einer  alten  Patrizierfamilie 
der  Stadt  Alba  im  Piemontcsischen.  Die  Glieder  derselben  waren  Vasallen 
des  Königreichs  Sardinien.  Jacob  Dominicus  Verri  de  la  Bosia  wurde  vom 
König  Victor  Amadeus  von  Sicilien  20.  März  1724  mit  dem  vierten  Tlieile 
der  ehemaligen  Gomecia  Bosia  belehnt  und  erhielt  die  Grafenwilrde ,  wäh- 
rend der  französischen  Herrschaft  in  Itahen  ging  aber  dieses  Lehen  für  die 
Familie  verloren.  Von  Jacob  Dominigus  stammte  Jacob  Bonaventura,  gest. 
1784,-  und  von  Letzterem  Joseph  Ascan,  geb.  1757,  welcher  zuerst  nach 
Bayern  kam,  die  kön.  bayerische  Bestätigung  des  ihm  zustehenden  Grafen- 
titels 25.  Oct.  1816  erlangte  und  als  k.  bayer.  Kämmerer  und  Oberst  ä  la 
suile  5.  Oct.  1828  starb,  v.  Lang  (Supplement,  S.  28)  giebt  über  denselben 
Folgendes  an:  ,, Verri  della  Bosia,  genannt  v.  Külberg  auf  Gansheim  und 
Berg.  Johann  Maria  Alexander  Ascan,  k.  bayer.  Kämmerer,  Oberst,  Ober- 
Marschcommissair,  Gommandant  eines  Landwehr-Bataillons  und  Grosskreuz- 
Capitular  des  Ordens  vom  heil.  Michael.  Geb.  5.  Aug.  1756.  Neuburg  an 
der  Donau.  Immatriculirt  25.  Oct.  1816."  —  Der  Sohn  desselben  ist  das 
jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie : 

Ascan  CARL  Graf  Verri  de  la  Bosia,  geb.  26.  Mai  1790,  k.  bayer. 
Kämmerer,  General-Major,  Commandeur  der  I.Armee-Division  und  General- 
Adjutant  des  Königs,  verm.  12.  Mai  1816  mit  Friederike  Catharina  Jordis, 
gest.  im  Mai  1842.  Aus  dieser  Ehe  stammen  Graf  Maximilian  Joseph  Ascan, 
geb.  20.  April  1824,  k.  bayer.  Oberlieulenant,  und  Gräfin  Amalia  Maria 
Ascania,  geb.  20.  April  1822.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Ascan  Carl  ist 
Gräfin  Amalia,  vormals  Hofdame  der  verstorbenen  Herzogin  von  Pfalz- 
Zweibrücken  in  Neuburg,  verm.  1829  mit  Carl  Anselm  Freiherrn  v.  Gump- 
penberg-Peuerbach ,  k.  bayer.  Kämmerer,  Slaatsrath  und  Präsidenten  des 
Ober-Appellationsgerichts  zu  München. 


GRAFEN  VICZAY  DE  VICZA,  HEDERVAR  U.  LOOS. 


433 


Grafen  Viczay  de  Vicza,  Hedervär  und  L008. 

Besitz:   üi  Ungarn  Hedervär  im  Raaber  Comiiat  eic. 


Wappen :  quadrirter  Schild ;  1  und  4  in  Silber  auf  einer  goldenen  K.ione 
ein  schwarzer,  die  Sachsen  einwärtskehrender  Adlersflügel;  2  von  Silber  und 
Blau  und  3  von  Blau  und  Silber  sechsmal  quer  getheilt.  Den  Schild  bedeckt  die 
Grafenkrone.  So  ergeben  nicht  nur  mehrere  Abbildungen,  z.  B,  die  in  Tyroffs  N. 
A.  W.-W.  IL  2,  124,  sondern  auch  Lackabdrücke  von  Petschaften  aus  der  Familie 
dieses  Wappen,  welches  das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1854,  S.  832) 
wie  folgt,  beschreibt:  quadrirt;  1  und  4  in  Gold  eine  schwarze  Adlersklaue,  mit 
einem  Adlersflügel  zusammengesetzt;  2  und  3  in  Silber  zwei  blaue  Querbalken: 
eine  nach  Allem  unrichtige  Angabe.  —  Lehotzky  sagt  leicht  hin :  Insigne  Vitzaianum 
alum  et  fluvios  refert. 

Altes,  angesehenes,  ungarisches  Adelsgeschlecht,  welches  die  Prädi- 
cate:  de  Vicza,  Hedervär  und  Loos  führt,  später  den  Freiherren-  und  Gra- 
fenstand erlangt  hat  und  durch  Vermählungen  mit  mehreren  der  vornehm- 
sten ungarischen  Familien  in  verwandtschaftliche  Verbindung  gekommen  ist. 
Das  Prädicat  de  Vicza  (Vitza)  ist  das  ältere,  und  in  den  genealogischen  No- 
tizen, welche  Lehotzky  (II.  432)  über  diese  Famiüe  gegeben  hat,  findet 
sich  folgende,  in  Bezug  auf  das  Alter  des  Geschlechts  wichtige  Stamm- 
reihe: Johann  (I.)  de  Vitza,  1300,  —  Peter,  —  Johann  (IL),  —  Thomas, 
—  Johann  (III.),  —  Georg  de  Vitza,  1400.  —  Das  Prädicat  de  Loos  (Loss) 
kommt  von  der  gleichnamigen  Besitzung  im  Wieselburger  Comitate  her,  und 
das  Prädicat  de  Hedervär  ist  durch  Vermählung  (s.  unten)  in  die  Familie 
gekommen.  —  Die  in  Bezug  auf  die  späteren  Familiengheder  bekannten 
Ahnentafeln  ermöglichen  den  Anschluss  an  die  jetzigen.  Zuerst  hat  Le- 
hotzky die  Stammreihe  des  Grafen  Michael  (II.)  gegeben,  und  zwar  wie 
folgt :  Adam  (I.) ;  Gemahhn :  Eva  v.  Török.  —  Johann  (I.) ;  Gemahhn :  die 
Tochter  des  Stephan  Hedervär.  —  Adam  (II.)  (in  der  nachstehenden  Ahnen- 
tafel :  Johann  Adam) ;  Gemahlin :  Ehsabetha  Preni.  —  Job  (in  der  nach- 
stehenden Ahnentafel:  Johann  II.) ;  Gemahhn:  die  Tochter  des  Generals 
Ladislaus  Ebergeni.  —  Michael  (I.).  —  Michael  (IL).  —  Eine  andere  in  der 
genealogischen  Literatur  aufzufindende  Ahnentafel  der  FamiHe  ist  die  der 
Gräfin  Judith ,  und  dieselbe  ergiebt  folgende  Glieder :  Johann  (I.)  Freiherr 
V.  Viczay  de  eadem  et  Loss ;  Gemahlin :  Catharina  Hedervary  de  eadem  He- 
dervär. —  Johann' Adam  Freiherr  v.  Viczay  de  Hedervär  et  Loss;  Gemahlin: 
111.  28 


434  (iRAFEN  VICZAY  DE  VICZA,   IIEDERVAR  U.   LOOS. 

Elisabelli  Froiin  v.  Poroiiy  de  eadeni.  —  Johann  (II.)  Graf  v.  Viczay  de  He- 
dervür  el  Loss;  Geniahliii :  Eslher  Fieiin  v.  Ebeigeni.  —  Michael  (I.);  Ge- 
mahlin :  Therese  Gräliii  v.  Draskovics  de  Trokostyan.  —  Judith  Gräfin 
V.  Viczay  de  eadem,  geb.  21.  Mai  1752,  gest.  22.  Febr.  1786,  verm. 
15.  Juni  1766  mit  Wenzel  Grafen  v.  Pötting  und  Persing,  gest.  28.  Juni 
1784.  —  Aus  diesen  Stammreihen  lässt  sich  von  Adam  (I.)  an  die  Ahnen- 
tafel der  jetzigen  Famihenglieder  leicht  darstellen ,  denn  von  Michael  (II.) 
(s.  oben)  stammt  der  unten  anzuführende  Graf  Michael  (III.). 

Was  die  in  die  Familie  gelangten  Standeserhebungen  anlangt,  so  ist 
nach  letzterer  Stammtafel  Johann  (I.)   in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahr- 
hunderts in  den  Freiherrensland  und  Johann  (II.)  —  nach  Lehotzky  Job  — 
im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  in  den  Grafensland  erhoben  worden. 
Das  jetzige  Haupt  des  grälhchen  Hauses  ist: 

MICHAEL  (III.)  Graf  Viczay  de  Vicza,  Hedervär  und  Loos  —  Sohn  des 
Grafen  Michael  (II.)  —  geb.  22.  Juni  1777,  Herr  v.  Hedervär,  verm.  mit 
Elise  Freiin  Dittmayer  v.  Ruslfelden,  verw.  Gräfin  v.  Clary,  geb.  22.  März 
1781.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Michael,  vom  Grafen 
Franz,  geb.  24.  Juh  1780,  gest.  1836,  leben  aus  der  Ehe  mit  Amalia 
Gräfin  Zichy,  gest.  23.  Juli  1819,  neben  einer  Tochker,  Gräfin  Antokia, 
geb.  5.  Febr  1812,  verm.  16.  März  1835  mit  Paul  Grafen  Esterhäzy  (s. 
S.  112)  drei  Söhne:  Graf  Carl,  geb.  29.  Mai  1802,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  20.  Aug.  1829  mit  Maria  Gräfin  Khün  v.  Belasi,  geb.  2.  April  1811, 
gest.  im  März  1848,  —  Graf  Adolph,  geb.  12.  Aug.  1804,  verm.  10.  Sept. 
1S37  mit  Leocadie  Anastasia  Constanlina,  des  verstorbenen  Fürsten  Eduard 
V.  Lichnowsky  Tochter,  geb.  2.  Mai  1816  —  und  Graf  Hederich,  geb. 
2.  Aug.  1807,  verm.  10.  Juh  1847  mit  Alexandrine  Gräfin  v.  Zichy  — 
Tochter  des  Grafen  Nicolaus  Carlsburger  Linie  (s.  den  betreffenden  Artikel) 
—  geb.  27.  Nov.  1821. 


GRAFEN  V.  VRECOURT  (LAVAÜLX-VRECOURT).  435 

Grafen  v.  Vreconrt  (Lavaulx-Vrecourt). 


"Wappen :  quadrirler  Schild  mit  Miftelschild.  Im  schwarzen  Millelschilde 
drei  (2  und  1)  silberne  Thürme  mit  drei  Zinnen.  1  und  4  in  Blau  zwei  silberne, 
neben  einander  aufgerichtete,  mit  den  Köpfen  und  Schwänzen  bisweilen  auswärts 
gekrümmte  Fische  (Barben),  welche  von  vier  goldenen,  kleinen  Kreuzen  auf  den 
vier  Seiten  des  Feldes  begleitet  werden  (Chiny);  2  und  3  in  Schwarz  drei  (2  und  1) 
silberne  Fallgatter  (Lavaulx).  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone.  Als  Devise  wird 
Tout  par  amour  angegeben. 

Die  Grafen  Lavaulx-Vrecourt  stammen  aus  dem  altadeligen  Hause 
Lavaulx,  dessen  Ursprung  in  dem  wallonischen  Theile  des  Herzogthums 
Luxemburg  zu  suchen  ist.  Später  kam  die  Familie  in  die  Herzogthümer 
Lothringen  und  Baar,  erwarb  in  denselben  Güter,  wurde  vom  Herzog  Franz 
von  Lotlyingen  27.  Febr.  1737  in  den  Grafenstand  erhoben  und  wendete 
sich  nach  Oesterreich. 

Wenzel  Graf  Vrc^court  vermählte  sich  mit  Franziska  Freiin  v.  Himmels- 
herg  und  aus  dieser  Ehe  stammte  Anton  Graf  Lavaulx-Vrecourt,  geb. 
10.  Oct.  1769,  gest.  6.  März  1832,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d. 
A.,  verm.  24.  April  1798  mit  Anna  Maria  Freiin  v.  Wallet,  geb.  22.  Sept. 
1778,  gest.  10.  Dec.  1819.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  das  jetzige  Haupt 
der  gräflichen  Familie : 

RICHARD  PAUL  Graf  Lavaulx-Vrecourt,  geb.  18.  Sept.  1802,  k.  k. 
Hauptmann  in  Pension.  Die  Schwester  desselben  ist  Gräfin  Anna  Maria 
Antonie,  geb.  25.  Febr.  1800,  Stiftsdame  zu  Hall.  —  Als  Vetter  wird  Graf 
Anton,  k.  k.  Förster  zu  Breilenfurl,  aufgeführt. 


2S 


436  r.RAFEN  V.  WAFFENBERG. 

€ir«ifeii  V.  ÜValTenberg. 

jßatl)oUf4).  ecjlcrrcid). 

In  Mähren  benrütert. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittclschilde 
ein  gekrönter,  schwarzer  Doppeladler,  welcher  auf  der  Brust  einen  rothen  Herz- 
schild mit  einem  silbernen,  mit  der  Chiffre  L.  II.  belegten  Querbalken  trägt.  1  und 
4  in  Gold  ein  wachsender,  vorwärtssehender  Neger,  dessen  Haupt  mit  einem  sechs- 
mal von  Blau  und  Silber  gewundenen  und  mit  fünf  Pfauenfedern  kronAartig  be- 
steckten Wulste  bedeckt  ist,  von  welchem  seitwärts  eine  Zindelbinde  abfliegt.  Der- 
selbe, mit  der  einwärtsgekehrten  Hand  drei  silberne  Äehren  haltend  und  die  andere 
in  die  Seite  stemmend,  tragt  goldene  Armringe  und,  anstatt  des  Schurzes,  einen 
goldenen  Gürtel,  von  welchem  Pfauenfedern  in  Form  eines  Rockes  herabhängen; 
2  und  3  von  Roth  und  Silber  sechsmal  quer  gclheilt  mit  einer  aus  einem  vollstän- 
digen Harnisch  und  zwei  kleinen  Bannern,  welche  golden  und  blau  mit  gewechselten 
Tincturen  sind,  gebildeten  Trophäe.  Unler  dem  Harnisch  liegen  zwei  kleine,  ovale, 
blaue  Schilde,  welche  mit  den  oberen  Theilen  auswärts  gelegt  sind,  mit  den  unteren 
aber  sich  fast  berühren.  Der  eine  dieser  Schilde  ist  wechselnd  mit  einem,  die 
Sicheln  rechts  oder  links  wendenden,  silbernen  Halbmonde,  der  andere  mit  einer 
silbernen  Lilie  belegt.  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönle  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  vorwärtsgekehrt  den  wachsenden  Neger  des  1.  Feldes;  der 
mittlere  den  Doppeladler  des  Mittelschildes,  und  der  linke  drei  Straussenfcdern, 
silbern,  blau,  roth.  Die  Decken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  rolli  und  sil- 
bern. Den  Schild  hält  rechts  ein  Ritter,  welcher  den  rechten  Helm  als  Kopfbe- 
deckung trägt.  Derselbe  hält  eine  Lanze  und  einen  ovalen,  rothen  Schild,  welcher 
mit  einem  silbernen  Querbalken  durchzogen  ist  und  unter  demselben  in  Schwarz 
einen  feuerspeienden,  doppelt  geschweiften  Greif  zeigt.  Links  hält  den  Schild  ein 
Neger,  wie  beschrieben,  mit  einem,  an  einer  rothen  Schnur  links  herabhängenden 
goldenen  Pfeilköcher.  Derselbe  hält  in  der  Rechten  einen  silbernen,  blaubefiederten 
Pfeil,  in  der  Linken  aber  einen  silbernen  Bogen.  —  Nach  einigen  Angaben  trägt  der 
rechte  Helm,  mit  entsprechenden  Decken,  die  Straussenfedern  und  der  linke  den 
wachsenden  Neger. 

Die  Grafen  v.  Waffenberg  sind  aus  einem,  wie  Gauhe  angiebt,  vor- 
nebmen,   in  Scblesien  und  Oeslerreich  blübenden  Gcsclileeble  entsprossen, 


GRAFEN  V.  WAFl  ENBERG.  437 

doch  konnte  schon  der  genannte  fleissige  Forscher  (II.  1231)  Näheres  über 
den  Ursprung  der  Familie  nicht  mittheilen.  Nach  dem  ersten  Gliede  der 
Ahnentafel  des  unten  zu  nennenden  Grafen  Franz  Joseph  ist  der  ursprüng- 
liche Name  der  Familie  Mittermayer  gewesen  und  der  Adelstand  ist  mit  dem 
Prädicate:  v.  Waffenberg  in  die  Famihe  gekommen.  Diese  Ahnentafel  ent- 
hält folgende  Glieder:  Georg  Mittermayer  v.  Waffenberg ;  Gemahlin:  Su- 
sanna V.  Luckner.  —  Ferdinand  Franz  Freiherr  v.  Waffenberg ;  Gemahlin : 
Maria  Josephine  Rascher  v.  Weyereck.  —  Franz  Graf  v.  Waffenberg.  — 
Johann  Nepomuk  ;  Gemahlin :  Maria  Aloise  v.  Kriesch.  —  Franz  Joseph  und 
Pauline,  Geschwister  (s.  unten). 

Der  Freiherrenstand  ist  vom  Kaiser  Leopold  1.  im  Jahre  1702  mit 
dem  Prädicate  von  der  Herrschaft  Mödling  in  die  Familie  gekommen,  und 
das  betreffende  Diplom  wurde  für  Ferdinand  Franz  v.  Waffenberg,  k.  k. 
Rath  und  nieder-osterr.  Landrechts-Reisitzer,  so  wie  für  die  beiden  Drüder 
desselben,  Johann  Ludwig,  k.  k.  Rittmeister,*  und  Carl  Joseph,  ausgefertigt. 
Den  böhmischen  Grafenstand  erhielt  zuerst  vom  Kaiser  Carl  VI.  1  5.  Dec. 
1718  der  eben  erwähnte  Johann  Ludwig  Freiherr  v.  Waffenberg  zu  Möd- 
ling, welcher  1737  Pfandinhaber  der  k.  Herrschaft  Prieborn  in  Schlesien, 
k.  Land-Hofrichter,  Landesältester,  Deputatus  ad  conventus  publicos  etc. 
war  und  mehrere  Kinder  beiden  Geschlechtes  hinterliess,  und  später  wurde 
vom  Kaiser  Joseph  IL  im  Jahre  1777  Franz  Freiherr  v.  Waffenberg,  k.  k. 
Kreishauptmann  in  Mähren,  in  den  Grafenstand  erhoben. 

Jetzt  sind  nur  zwei  Glieder  des  gräflichen  Hauses  bekannt : 

Graf  FRANZ  Joseph  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Nepomuk  —  geb. 
4.  Juli  1788,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  lebt  zu  Krenisier  in  Mähren,  Und 
die  Schwester  desselben:   Grähn  Pauline,  geb.  4.  Oct.  1792.  <» 


438  GRAFEN  V.  WANGENHEIM-WIMERSTEIN. 

Grafen  v.  H^angenheim-W^iiiterstein. 

(Weiblicher  Stamm.) 

Besitz:  Wangeiiheim,  Tiingeda,  Ilayna,  Hocliheim,  Sonneborn,  Fischbach,  ßehringen, 
Hiitscherode,  Hesswinkel  und  Reichenbacli  im  Herzogilmm  Gotha;  Waiie  und 
Harsie  im  Fürstenthum  Göiiingen,  Eldcnburg  in  der  Piicgnitz. 


V  IVappen :  Schild  der  Länge  nach  getheilt.  Rechts  in  Silber  ein  an  die 
rechte  Seitenwand  gerade  hinanlaufendes,  rothes  Windspiel  mit  goldenem  Halsband; 
links  in  Gold  drei  schwarze  Zwiilingsstreifen ,  oder  sechs  schmale  Querstreifen, 
welche  paarweise  näher,  als  gewöhnlich,  an  einander  gerückt  sind.  Auf  der,  den 
Schild,  bedeckenden  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  Helm,  welcher  zwischen  einem 
olfenen  Adlersfluge,  dessen  rechter  Flügel  roth,  der  linke  silbern  ist,  einen  runden, 
rothen,  mit  Hermelin  aufgeschlagenen  Fürstenhut  trägt.  Die  Helmdecken  sind  rechts 
silbern  und  roth,  links  golden  und  schwarz,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärts- 
sehende, rothe  Windspiele.  Die  Devise  ist:  Vest  und  Treu.  Diese  Beschreibung 
stimmt  mit  denjenigen  Angaben  über  das  Stammwappen,  welche  besonderer  Beach- 
tung werth  scheinen:  in  kleinen  Umständen  giebt  es  bei  diesem  Wappen,  wie 
V.  Meding  (I.  S.  648)  wohl  sehr  richtig  sagt,  viele  Verschiedenheiten.  Das  Wappen 
buch  des  Königreichs  Hannover  (A.  19)  lehnt  den  offenen  AdlersHug  an  die  Seilen 
des  Fürstenhutes,  dessen  Ueberschlag  nach  links  etwas  herabhängt.  —  Die  Angabc 
des  Geneal.  Taschenbuchs  der  gräfl.  Häuser  (1848.  S.  73 1),  dass  zwischen  die 
beiden  Felder  des  Schildes  unten  eine  schwarze  Spitze  mit  einem  silbernen  Johan- 
niterkreuze  eingepfropft  sei,  ist  dadurch  zu  erklären,  dass  der  Träger  des  Wappens 
Johanniterritter  war  und  das  Kreuz  in  das  Wappen  autnahm. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten  thüringischen  Geschlechter,  wel- 
ches sich  in  Sachsen,  Hannover,  Preussen  etc.  weit  ausgebreitet  hat  und 
reich  an  ausgezeichneten  Ghedern  und  an  Grundbesitz  ist.  Einige  ältere 
Schriftsteller  lassen  die  Familie  schon  um  450  aus  Ungarn  nach  Thüringen 
gekommen  sein ;  Andere  nehmen  nach  der  Gotha  diplomatica  an ,  dass  der 
Ahnherr  des  Geschlechts,  Udo,  936  mit  den  Hunnen  in  die  thüringischen 
Lande  gekommen ,   das  Stammhaus  der  Familie  Wangenheim  bei  Gotha  er- 


CUAFEN  V.   WANGENHEIM-WIMERSTKIIN.  439 

baut  und  sich  nach  demselben  genannt  habe ;  urkundHch  kommt  die  Famüie 
schon  1  144,  1156  und  1  174  vor.  hi  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhun- 
derts theille  sich  das  Gesclilecht  durch  zwei  Brüder,  Friedrich,  Landvoigt 
in  Thüringen,  und  Ludwig  (Lutze  L),  in  zwei  HauplHnien,  aus  welchen  im, 
Laufe  der  Zeit  mehrere  Speciallinien  entstanden.  Friedrich  gründete  die 
Ilauptlinie  zu  Wangenheini,  Ludwig  die  Hauptlinie  zu  Winterstein, 
welche  hierher  gehört.  Ludwigs  gleichnamiger  Sohn  (Lutze  II.)  setzte  die 
Wintersteiner  Linie  fort.  Von  dem  Urenkel  desselben,  Melchior,  stammle  im 
zweiten  Gliede  Hans  Ludwig,  fiirstl.  Gothaisclier  Jägermeister,  und  von  den 
Söhnen  desselben  war  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  Hartmann  Ludwig 
kurhannov.  Ober-Jägermeister.  Durch  denselben  ist,  wie  Freiherr  v.  d. 
Knesebeck  (S.  290)  angiebl,  die  Familie  v.  Wangenheim  in  die  hannover- 
schen Lande  gekommen.  Hartmann  Ludw-igs  ältester  Sohn,  August  Wil- 
helm, war  Ober-Hofmarschall  in  Hannover,  und  ein  jüngerer  Sohn,  Georg 
August,  General  der  Infanterie. 

Aus  der  Wintersteiner,  in  Hannover  fortgepflanzten  Hauptlinie  wurde 
der  k.  hannov.  Ober-Hofmarschall,  Geh.  Ralh  etc.  Georg  Ernst  Christian 
Ludwig  August  v.  Wangenheim  vom  König  Friedrich  Wdhelm  IV^  von 
Preussen  15.  Oct.  1840  in  den  preussischen  Grafenstand  nach  dem  Rechte 
der  Erstgeburt  erhoben. 

Georg  Ernst  Christian  Ludwig  August  Graf  v.  Wangenheim-Winter- 
stein, geb.  17.  Aug.  1780,  gest.  21.  Oct.  1851,  Herr  auf  Wangenheim, 
Tüngeda,  Hayna,  Hochheini,  Sonneborn,  Fischbach,  Behringen,  Hütsche- 
rode, Hesswinkel  und  Reichenbuch  im  Herzogthum  Gotha,  Wake  und  Harste 
im  Fürstenthum  Göttingen  und  Eidenburg  in  der  Prieguitz,  Domcapitular  zu 
Havelberg  etc.,  k.  hannov.  Ober-Hofmarschall  a.  D.  und  Geh.  Ralh,  hatte 
sich  4.  Mai  1806  mit  Johanna  Hedwig  Wilhelmine  Cäcilie  v.  d.  Decken  — 
Tochter  des  1826  verstorbenen  k.  grossbrit.-hannov.  Staats-  und  Cabinels- 
Ministers  v.  d.  Decken  —  geb.  10.  Oct.  1786,  vermählt,  welche  jetzt  als 
Wiltwe  lebt.  Da  Graf  Georg  Nachkommen  nicht  hinterlassen  hat,  ist  mit 
demselben  der  gräfliche  Mannsstamm  wieder  erloschen  und  der  weibliche 
Stamm  beruht  nur  auf  der  verw.  Frau  Gräfin  Johanna. 


440  GRAFEN   V.  WEISGERSKY  (wENGIERSKY). 

Grafen  v.  ^^engersky  (W^eiiglersky). 

Besitz:  in  Obcrschlesien  das  Majorat  Pilchowiu. 


IVappen:  quadrirter  Scbild  mit  Mittelschüd.  Im  gekrönten  rotben  Mittel 
Schilde  ein  silberner  Querbalken.  1  in  Gold  ein  recbtsscliender,  nach  Anderen 
ein  doppelter,  golden  bewehrter,  gekrönter,  schwarzer  Adler;  2  in  Roth  eine  sil- 
berne Rose,  aus  welcher  drei  Pflugeisen  in  Form  eines  Scbücherkreuzes  hervor- 
geben (Stammwappen:  Rola),  Sin  Schwarz  ein  einwärts  gekehrter,  goldener,  und 
4  in  Gold  ein  einwärtsgekehrter,  schwarzer  Löwe,  welcher  im  3.  mit  der  linken, 
im  4.  Felde  mit  der  rechten  Vorderpranke  ein  gezücktes  Schwert  emporhebt.  Heber 
dem  Schilde  steht  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  drei  gekrönte  Helme  erheben. 
Der  rechte  trägt  den  Adler  des  l.  Feldes,  der  mittlere  fünf  Straussenfedern, 
wechselnd  silbern  und  roth,  und  der  linke  den  Löwen  des  4.  Feldes  aufwachsend. 
Die  Decken  des  rechten  und  linken  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  mitt- 
leren roth  und  silbern.  —  Das  Gen.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1845.  S.  739)  tin- 
girt  Feld  3  u.  4  schwarz  und  giebt  goldene  Löwen  an.  —  Nach  Abbildungen  und 
Lackabdrücken  von  Petschaften  stellen  Feld  3  und  4  bisweilen  ein  Ganzes  dar, 
und  der  Schild  müsste  dann  quer  und  in  der  oberen  Hälfte  der  Länge  nach  ge- 
theill,  dreifeldcrig  angegeben  werden.     Doch  ist  diese  Theilung  unrichtig. 

Die  Grafen  v.  Wengersky  (Wengiersky)  stammen  aus  einer  alten ,  an- 
gesehenen, polnischen  Adelsfamilie,  welche,  dem  Stammvvappen  nach, 
(s.  oben)  zu  dem  bekannten  polnischen  Hause  Rola  gehört,  wonach  die 
frühere  Angabe  des  Gen.  Taschenbuch^  der  gräfl.  Häuser  (1839.  S.  534), 
welche  sich  auch  im  N.  preuss.  Adelslexicon  (IV.  S.  323)  findet,  dass  das 
Stammwappen  ein  Hufeisen  und  demnach  die  Familie  aus  dem  Hause  Beiina 
entsprossen  sei,  zu  berichtigen  ist.  Später  (1848.  S.  739)  ist  Rola  richtig 
als  Stammwappen  angegeben  worden.  —  Albert  Christoph  v.Wengersky,  k. 
k.  Oberst,  kam  zuerst  nach  Schlesien.  Derselbe  hatte  1627  durch  Vermäh- 
lung das  Gut  Nimpka  im  Breslau'schen  erhalten  und  war  später  Landes- 
hauptmann dieses  Fiirstenthums.  Der  Sohn  desselben,  Christoph,  k.  k. 
Oberst,  war  Herr  auf  Gimmel,  Gellendorf  und  Koltzig.  Gabriel  v.  Wengersky 


GRAFEN  V.  WENGERSKY  (vVENGIERSKY).  441 

wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  31.  Mai  1656  in  den  Freiherren-,  und 
Carl  Gabriel  Freiherr  v.  Wengersky  vom  Kaiser  Carl  VI.  30.  Sept.  1714 
in  den  Grafenstand  erhoben.  —  Die  von  der  Familie  bekannte  Ahnentafel 
ist  nachstehende:  Gabriel  Freiherr  v.  Wengersky;  Gemahlin:  .Juliana  Con- 
stantia  Gräfin  v.  Herberstein.  —  Carl  Gabriel  Graf  v.  Wengersky ;  Ge- 
mahlin :  Rosa  Antonia  Gräfin  Podstatzky  v.  Prusinowitz.  —  Franz  Carl  ; 
Gemahlin :  Josepha  Amalia  Gräfin  v.  Praschma.  —  Emaisuel  ;  Gemahlin : 
Theresia  Gräfin  v.  Frankenberg.  —  Joseph,  geb.  1758,  gest.  1807,  k. 
preuss.  Kammerherr.  Sehr  nahe  liegt  die  Annahme,  dass  Letzterer ''der 
Bruder  des  gleich  anzuführenden  Grafen  Anton  gewesen  sei. 

Die  jetzigen  Gheder  des  gräflichen  Hauses  sind  Nachkommen  des  Gra- 
fen Anton,  gest.  22.  Jan.  1814,  aus  der  Ehe  mit  Anna  Freiin  Skrbensky 
V.  Ilrzistie,  geb.  7.  Febr.  1764,  verm.  1781,  jetzt  Wittwe.  Aus  dieser 
Ehe  entsprossen  vier  Söhne  und  zwei  Töchter,  die  Grafen  Friedrich,  Wil- 
helm ,  August  und  Eduard  ,  und  die  Gräfinnen  Eugenie  und  Anna  ,  welche, 
den  Grafen  Friedrich  ausgenommen,  leben  (s.  unten). 

Graf  Friedrich  Wengersky  v.  Ungarschütz,  Majoratsherr  auf  Pilchowitz, 
Landrath^es  Riebnicker  Kreises  in  Oberschlesien,  verm.  mit  Caroline  Gräfin 
Somatis,  ist  gestorben,  und  der  ältere  Sohn  desselben  ist  Graf  FRIEDRICH, 
geb.  1818,  k.  preuss.  Lieutenant.  Die  beiden  Brüder  desselben  sind  Graf 
Victor  ,  k.  k.  Hauptmann ,  und  Graf  Hugo,  und  von  den  beiden  Schwestern 
ist  Gräfin  Adele  mit  dem  kön.  preuss.  Kammerherrn  v.  Rymultowsky,  und 
Gräfin  Cäcilie  seit  24.0ct.  1831  mit  Heinrich  Grafen  v.  Strachwitz  (s.  Bd.  H. 
S.  531)  vermählt.  —  Die  drei  lebenden  Brüder  des  verstorbenen  Grafen 
Friedrich  sind  die  Grafen  Wilhelm,  August,  geb.  12.  Febr.  1789,  und 
Eduard,  geb.  19.  Febr.  1793,  k.  k.  Kämmerer,  Feldmarschall-Lieutenant, 
Commandant  des  11.  Armeecorps  und  2.  Inhaber  des  48.  Inf. -Reg.  Erz- 
herzog Ernst,  verm.  22.  Mai  1850  mit  Caroline  Freiin  Roden  v.  Hirzenau. 
Die  beiden  Schwestern  der  genannten  vier  Brüder  sind  Gräfin  Eugenie,  geb. 
1 1.  April  1790,  verw.  Gräfin  Henckel  v.  Donnersmark  —  Mutter  des  Gra- 
fen Carl  Hugo  Lazarus  Anton  (s.  Bd.  I.  S.  343)  —  wieder  verm.  7.  Juli 
1823  mit  Conrad  Grafen  v.  Sternberg,  Herrn  aufBranitz  (s.  Bd.  H.  S.  512), 
iind  Gräfin  Anna,  geb.  11.  Aug.  1805,  verm.  20.  Jan.  1839  mit  Moritz 
Freiherrn  v.  Trauttenberg,  k.  k.  Kämmerer  und  Major. 


442 


GRAFEN  V.  VVEISKHEIM. 


Grafen  v.  ÜVenkhelm. 

Äatljoltfd).  ©cfterretd). 

Besitz:   in  Ungarn  die  Herrschalt  Gyula  im  Bekeser  Comitaie. 


Wappen:  quadrirtor  Schild  mit  Mittelscbild.  Im  goldenen  Mittelschilde 
zwei  mit  doii  Sachsen  gegen  einander  gekehrte,  doch  völlig  von  einander  abgeson- 
derte Adlersllügel,  von  welchen  der  rechte  schwarz,  der  linke  roth  ist.  1  und  4 
in  Silber  ein  schrägrechter,  rother,  mit  drei  goldenen  Sternen  belegter  Balken;  2 
und  3  in  Blau  ein  silberner  Halbmond  mit  Gesicht,  welcher,  schrägliegend,  in  jedem 
Felde  Sicheln  und  Gesicht  dem  Mittelschilde  zuwendet,  lieber  der  den  Schild  be- 
deckenden Grafenkrone  stehen  vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen  offe- 
nen Adlersflug,  dessen  rechter  Flügel  schwarz,  der  linke  roth  ist;  über  dem  zwei- 
ten Helme  schwebt  zwischen  einem  offenen,  von  Both  und  Gold  mit  gewechselten 
Tincturen  qaergetheilten  Adlersfluge  ein  goldener  Slern  ;  der  dritte  trägt  einen  sil- 
bern geharnischten,  nach  rechts  gewendeten,  eingebogenen  Arm,  welcher  in  der 
Faust  ein  Schwert  schwingt,  zwischen  zwei  von  Silber  und  Both  mit  gewechselten 
Tincturen  quergetheilten  Büffelshörnern,  und  aus  dem  linken  Helme  wächst  zwi- 
schen einem  offenen  von  Silber  und  Blau  mit  gewechselten  Tincturen  quergetheilten 
Adlersfluge  ein  roth  bekleideter,  vorwärtssehender  Mann  auf,  welcher  eine  rothe, 
mit  Pelz  aufgeschlagene  und  links  mit  einer  goldenen  Feder  besteckte  Mütze  trägt, 
mit  der  Bechten  einen  Säbel  schwingt  und  die  Linke  in  die  Seite  stemmt.  Die 
Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  zweiten  roth  und 
golden,  die  des  dritten  roth  und  silbern,  und  die  des  linken  blau  und  silbern.  — 
Wie  beschrieben,  kommt  gewöhnlich  das  gräfliche  Wappen  vor,  doch  finden  sich 
in  einzelnen  Zeichnungen  die  Flügel  im  Miltelschilde  und  auf  dem  rechten  Helme 
schwarz  tingirt  vor:  eine  Angabe,  welche  den  bekannten  Nachrichten  über  das 
Stammwappen  nicht  entspricht.  Nach  allen  Annahmen  war  im  Wappen  der  frän- 
kischen Familie  v.  Wenckheim  der  eine  Flügel  roth,  der  andere  schwarz,  und  ein 
Stammbuch  vom  Jahre  1602,  welches  v.  Meding  (H.  S.  654)  benutzen  konnte,  so- 
wie Siebmacher  (I.  101)  ergeben  den  rechten  Flügel  roth,  den  linken  schwarz. 
Demgemass  sagt  auch  das  Gen.  Taschenbuch  d.  gräfl.  Häuser  (1854.  S.  860),  wel- 
ches nur  den  Mittelschild  angeführt  hat :  in  Gold  ein  rother  und  ein  schwarzer 
Adlersflügcl.  Nur  eine  Einsicht  in  das  freiherrliche  und  gräfliche  Diplom  kann 
Gewissheit  geben. 


GRAFEN  V.  WENKHEIM.  443 

Die  Grafen  v.  Wenklieim  (Wenckheim)  stammen  aus  einem  alten  Adels- 
geschlechle,  welches  früher  zu  den  fränkischen  gerechnet  wurde.  Nach 
handschriflhchen  Notizen  eines  früheren ,  sehr  mühsamen  Genealogen, 
welche  jedoch  nur  als  Privatnotizen  zu  nehmen  sind,  war  Johann  Wenk, 
geb.  zu  Onolzbach,  1518  Abt  zu  Heilhronn,  Daniel  Wenk  erlangte  1559 
vom  Kaiser  Ferdinand  I.  einen  Wappenbrief,  und  Augustin  Wenk  vom  Kai- 
ser Rudolph  11.  durch  Diplom  d.  d.  Prag,  16.  Jan.  1603,  den  Reichsadel 
mit  dem  Prädieale  v.  Wenkheim.  In  Rezug  auf  letztere  Angabe  darf  nicht 
übersehen  werden,  dass  v.  Meding  (s.  oben)  ein  Stammbuch  besass,  in  wel- 
ches sich  im  Jahre  1602  Wolf  Ernst  v.  Wenkheim  eingeschrieben  hatte. — 
Im  17.  Jahrhundert  sollen  Unglücksfälle  die  Familie  getroffen  habqi  und 
der  Adel  abgelegt  worden  sein.  Von  Johann  Albert  Wenk,  verm.  mit>Jo- 
sepha  Wiederhold  v.  Wiedersbach,  stammte  Joiiann  Raptist,  welcher  im 
Anfange  des  18.  Jahrhunderts  als  Hofmedicus  in  Gratz  genannt  wird.  Aus 
der  Ehe  desselben  mit  Maria  Anna  Gobieis  v.  Eggerswald  enlspross  Johann 
Joseph  Augustin  Wenk  v.  Wenkheim,  welcher  als  innerösterreichischer  Re- 
gierungscanzler  von  der  Kaiserin  Maria  Theresia  durch  Diplom  d.  d.  Wien, 
27.  April  1748,  mit  dem  Prädicate:  v.  Wenkheim  in  den  Reichsritterstand 
erhoben  wurde.  Diese  Standeserhöhung  giebt  Megerle  v.  Mühlfeld  (Ergän- 
zungsband. S.  223),  wie  folgt,  an:  „Johann  Joseph  Augustin  Wenckh, 
innerösterreichischer  Regierungscanzier,  im  Jahre  1748  Ritter  mit  Edler 
Herr  v.  Wenckheim."  —  Johann  Joseph  Augustin  Edler  v.  Wenkheim  war 
mit  Maria  Cäcilie  Freiin  v.  Harrucker  vermählt,  und  aus  dieser  Ehe  stammten 
drei  Sohne:  Johann  Nepomuk,  k.  k.  niederösterr.  Rath,  Joseph  und  Franz 
Xaver,  welche  vom  Kaiser  Joseph  II.  durch  Diplom  d.  d.  Wien,  18.  Dec. 
1776,  in  den  erbländischen  Freiherrenstand  erhoben  wurden:  eine  Er- 
hebung, welche  Megerle  v.  Mühlfeld  (Ergänzungsband.  S.  113),  wie  folgt, 
anführt:  Wengkheim,  Edle  von,  Rrüder  Johann  Raptist,  Joseph  und  Franz 
Xaver,  Freiherren  im  Jahre  1776.  —  Später  erhielten  zwei  der  genannten 
Reichsfreiherren,  Joseph  und  Franz  Xaver,  durch  Diplom  d.d. Wien,  7.  April 
1781,  auch  den  ungarischen  Freiherrenstand  mit  dem  Indigenate,  und  Er- 
sterer,  Freiherr  Joseph,  k.  k.  Feldmarschall -Lieutenant  und  Inhaber  eines 
ungarischen  Infanterie-Regiments,  gest.  5.  Sept.  1803,  wurde  vom  Kaiser 
Franz  II.  O.April  1802  ,, wegen  53jähriger  Militairdienste**  in  den  Grafen- 
stand erhoben. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  sind  Nachkommen  des  Gra- 
fen Franz  —  Sohnes  des  Grafen  Joseph  —  gest.  13.  März  1838,  k.  k.  Käm- 
merers, aus  der  Ehe  mit  Darbara  Gräfin  Pälffy  —  Schwester  des  Grafen 
Franz  vom  jüngeren  Aste  des  jüngeren  Zweiges  (s.  S.  296)  —  geb.  23.  Juli 
1787,  verm.  2.  Mai  1808,  jetzt  Wittwe,  und  der  ältere  Sohn  aus  dieser 
Ehe  ist  das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie: 

Graf  JOSEPH;  geb.  9.  Sept.  1809,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  in  erster 
Ehe,  7.  April  1834,  mit  Maria  Gräfin  Niczky,  geb.  21.  Nov.  1812,  gest. 
7.  April  1837,  und  in  zweiter,  10.  Nov.  1838,  mit  Stephanie  v.  Jancovics, 
geb.  16.  Dec.  1814.  Aus  erster  Ehe  leben  Graf  Julius,  geb.  6.  Aug.  1835, 
und  Gräfin  Stephanie,  geb.  27.  März  1837.  —  Die  drei  Rrüder  des  Grafen 
Joseph  sind:    Graf  Carl,    geb.  24.  Febr.  1811,   k.  L  Kämmerer,    verm. 


444 


GRAFEN  V.  WESDEHLEN. 


14.  Jan.  1838  mit  Friederike  Gräfin  v.  Radetzky —  Tochter  des  k.  k.  Feld- 
niarschalls  etc.  Johann  Wenzel  Grafen  Radetzky  v.  Radetz  (s.  Bd.  II.  S.  236) 

—  aus  welcher  Ehe  die  Grafen  Friedrich,  geb.  10.  Oct.  1842,  und  Geysa, 
geb.  30.  Aug.  1847,  und  die  Gräfinnen  Barbara,  geb.  im  Dec.  1838,  und 
Anna,  geb.  1840,  leben,  —  Graf  Anton,  geb.  17.  Mai  1813,  k.  k.  Käm- 
merer, verm.  15.  Juni  1851  mit  Maria  Maximiliane  Gräfin  v.  Zichy  — 
Tochter  des  Grafen  Carl  aus  dritter  Ehe  (s.  unten  den  betreflenden  Artikel) 

—  geb.  12.  Oct.  1822  —  und  Graf  Rudolph,  geb.  24.  Dec.  1814,  k.  k 
Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A. 


Grafen  v.  Wesdehlen« 


Jleformttt. 


|)rcufKn. 


Wappen :  im  rotlien  Schilde  ein  mit  den  Siclieln  aufwärts  gekelntcr,  gol- 
dener Halbmond,  über  welchem  im  oberen  Theile  des  Schildes  zwei  goldene,  fünf- 
strahlige  Sterne  stehen.  Den  Schild  bedeckt  die  Grafenkrone.  Auf  derselben  steht 
ein  gekrönter  Helm,  und  über  diesem  schwebt  ein  fünfeckiger,  goldener  Stern.  Die 
Helmdecken  sind  roth  und  golden,  und  die  Devise  ist:  Quand  mßme.  Mit  dieser 
Angabe  stimmen  Handzeichnungen  ganz  überein,  und  auch  das  Gen.Taschenb.  d.  gräfl. 
Häuser  (1854.  S.862)  giebt  den  Schild,  wie  angeführt.  —  Das  im  Wappenbuche 
der  preuss.  Monarchie  unter  dem  Namen  Grafen  v.  Wesdehlen  (Bd.  X.  27)  gege- 
bene Wappen  ist  wohl  unrichtig.  Dasselbe  gestaltet  sich,  wie  folgt:  Schild  mit 
Schildesfuss.  Im  rothen  Schilde  ein  silberner  ganzer  Sparren ;  Schildesfuss  sil- 
bern, ohne  Bild.     Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone. 

Die  Grafen  v.  Wesdehlen  stammen  aus  der,  dem  Fürstenthum  Neuf- 
chätel  angehörenden  Familie  Petit-Pierre,  welche  in  der  Stadt  Neufchätel 
im  bürgerlichen  Stande  verblieb,  während  dieselbe  in  der  Souverainetäl 
Neuenburg  zu  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  ein  Adelsdiplom  erhielt.  Na- 
mentlich wurden  Johann,  David  Heinrich,  Abraham  und  Heinrich  Petit-Pierre 


r.RAFKN  V.  WESDEHLEN.  445 

in  genannter  Zeit  in  den  Adelstand  erhoben.  Georg  Friedrich  v.  Petit-Pierre, 
kön.  preuss.  Legations-Rath  und  Mitglied  des  Staatsraths  des  Fürstenthums 
Neuenbürg,  Präsident  im  Departement  des  Innern  etc.,  wurde  vom  König 
Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen  13.  Jan.  1832  in  den  preussischen 
Grafenstand  mit  dem  Prädicate:  v.  Wesdehlen  erhoben.  Das  neue  preuss. 
Adelslexicon  (Bd.  IV.  S.  29)  nimmt  an,  dass  das  erwähnte  Prädicat  wahr- 
scheinlich das  französische  Creux  de  Vent,  eine  Gegend  im  Fürstenthum 
Neuenburg,  sei,  aus  welcher  diese  Famihe  herstammt. 
Das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie : 
Graf  GEORG  Friedrich  Petit-Pierre,  geb.  21.  Oct.  1791,  kön.  preuss. 
Legations-Rath  und  MitgHed  des  Staatsraths  des  Fürstenthums  Neuenburg, 
hat  sich  6.  Sept.  1832  vermählt  mit  Hermine  Luise  Amahc  Pauline  Gräfin 
zu  Waldburg-Truchsess-Gapustigall  —  Tochter  des  Grafen  Friedrich  Lud- 
wig (s.  Rd.  II.  S.  618)  —  geb.  13.  Juni  1805.  Aus  dieser  Ehe  stammen 
drei  Söhne,  die  Grafen:  Ludwig  Friedrich,  geb.  29.  Juli  1833,  Hermann 
Gottfried,  geb.  14.  März  1837,  und  Georg  Friedrich  Armand,  geb.  3.  Mai 
1839,  und  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen  Maria  Antonie  Lucy,  geb.  1 1.  Sept. 
1835,  und  Mathilde  Carohne,  geb.  20.  Aug.  1842.  —  Die  beiden  Schwe- 
stern des  Grafen  Georg,  •nichtgräflichen  Standes,  sind  Charlotte  Henriette 
v.  Petit-Pierre,  geb.  1.  Febr.  1793,  und  Sophia  Franziska  v.  Petit-Pierre, 
geb.  6.  Febr.  1798,  verm.  16.  Nov.  1826  mit  Gottfried  Grafen  v.  Miilinen, 
Major  im  eidgenössischen  Stabe  und  Ober-Amtmann  zu  Nidau  (s.  Rd.  II. 
S.  138),  Wittwe  seit  30.  Juni  1840. 


446 


GRAFEN  V.  WILCZEK. 


Grafen  v.  ül^ilczek. 


Mail)oltfd). 


©eflerreid). 


Besitz  der  ersten  Linie:  dieFideicommiss-Herrschaften  Königsberg,  Poruba,  Gross-Polilom, 
Polnisch  -  Ostrau  und  Hnulschau  in  österr.  Schlesien;  die  Allodialgiiter  Kreiitzen- 
slein,  l'raunsberg,  Seebarn,  Trebsdorf  eic.  in  Niederösierreicb.  Besitz  der  zweiten 
Linie ;   die  Herrschaft  Walkersdorf  in  Oesterreich  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Miltelscbild.  Im  rolhen  Mittelschilde  ein 
rechtsaufspringender,  silPjerner  Gemsbock.  Derselbe  hat  eine  schwarze,  auf  beiden 
Seiten  mit  Gold  cingefasste  Binde  um  den  Leib,  welche  mit  drei  rautenförmigen,  in 
Gold  eingefasslen  Tiirkissen  besetzt  ist,  von  denen  man  den  mittleren  ganz,  die  zu 
beiden  Seiten  aber  nur  halb  siebt.  Auf  dem  Rücken  steht  an  der  Binde  nach 
oben  ein  goldener  Ring  (Stammwappen:  Haus  Koziel).  l  und  4  in  Gold  ein 
sciiwarzer,  zweiköpfiger,  gekrönter  Adler;  2  und  3  in  Blau  eine  goldene,  offene 
Krone,  aus  welcher  zwei  schwarze  Gemsenhörner  hervorgehen.  Den  Schild  deckt 
die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  drei  gekrönte  Helme  erheben.  Der  rechte  trägt 
den  Adler  des  1.  und  4.  Feldes,  der  mittlere  den  aufwachsenden  Gemsbock  des 
Mittelschildes,  und  der  linke  die  Krone  mit  den  Hörnern  des  2.  und  3.  Feldes. 
Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und  silbern.  —  Das 
Gen.  Tascbenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1848.  S.  746)  stellt  in  das  1.  und  4.  rothe  Feld 
einen  silbernen,  zweiköpfigen,  gekrönten  Adler,  und  lässt  aus  der  Krone  des  2.  und 
3.  Feldes  zwei  Palmenzweige  aufsteigen. 

Die  Grafen  v.  Wilczek  stammen  aus  einem  sehr  alten,  zum  Hause 
Koziel  gehörenden  polnischen  Adelsgeschlechte ,  welches  aus  Polen  nach 
Schlesien  und  dann  in  die  k.  k.  Erhlande  gekommen  ist.  Nach  Okolski  stand 
das  Geschlecht  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  in  Polen  in 
Ansehen.  Nicolaus  v.  Wilczek  war  um  1369  Wojwode  von  Sendomir,  und 
Warzeslaus  bald  nachher  Landrichter  der  Wojwodschaft  Sendomir.  Zu 
Ende  des  15.  Jahrhunderts  kam  die  Familie  nach  Schlesien  und  erwarb  die 
damalige  Standesherrschaft  Losslau.  Balthasar  v.  Wilczek,  Herr  auf  Losslau 
und  von  mehreren  Gütern  bei  Troppau,  erhielt  vom  Kaiser  Maximihan  I. 
I.April  1500  den  Freiherren-  und  Pannerstand  mit  dem  Prädicate:  v.  Hult- 


CRAFKN  V.  WILCZEK.  447 

schin  und  Gullenland  (Giilerii  im  Troppauschen),  und  war  einer  der  ersten 
Bannerherren  in  Schlesien.  Georg,  Herr  auf  Dubensko  und  Petersdorff, 
k.  Appellations-Rath  in  Böhmen,  wurde  1675  Canzler  der  Fürstenthümer 
Oppehi  und  Ratibor,  und  Heinrich  Wilhelm,  geb.  1665,  k.  k.  General- 
Feldmarschall  und  Slaalsminister,  zu  seiner  Zeit  sehr  berühmt,  wurde  vom 
Kaiser  Carl  VI.  S.April  1714  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben,  und  er- 
hielt 10.  Juni  1715  das  ungarische  Indigenat. 

Von  dem  Grafen  Heinrich  Wilhelm  stammen  alle  jetzigen  Gheder  des 
gräflichen  Hauses,  welches  in  zwei  Linien  blüht,  ab,  und  die  Ahnentafeln 
für  beide  sind  folgende : 

Erste  Linie:  Caspar,  Freiherr;  Gemahlin:  Anna  Catharina  v.  Pac- 
zensky.  —  Heinrich  Wilhelm,  erster  Graf,  geb.  17.  Sept.  1665,  gest. 
19.  März  1739,  k.  k.  Geh.  Rath,  General -Feldmarschall  etc.;  Gemahlin: 
Maria  Charlotte  Gräfin  v.  Saint-Hilaire,  geb.  14.  April  1670,  verm.  1698, 
gest.  19.  April  1747.  —  Joseph  Maria,  geb.  19.  Juh  1700,  gest.  1.  März 
1777,  Herr  der  Herrschaften  Königsberg,  Poruba  etc.,  k.  k.  wirkl.  Geh. 
Rath  etc. ;  Gemahlin :  Maria  Franziska  Theresie  Gräfin  v.  Oettingen-Spiel- 
berg,  geb.  17.  April  1714,  verm.  3.  Aug.  1734,  gest.  30.  Nov.  1771.  — 
Franz  Joseph,  geb.  4.  Oct.  1748,  gest.  27.  Sept.  1834,  k.  k.  w.  Kämme- 
rer und  niederösterr.  Landrechtsrath ;  zweite  Gemahlin :  Theresia  Prinzessin 
V.  Oeltingen- Spielberg,  geb.  17.  Nov.  1763,  verm.  13.  Sept.  1784,  gest. 
30.  April  1837.  —  Stanislaus,  geb.  24.  Nov.  1792,  gest.  23.  März  1847, 
k.  k.  Kämmerer  etc. ;  Gemahlin  :  Gabriele  Freiin  v.  Reischach,  geb.  2 1 .  Juni 
1802,  verm.  25.  Juni  1822,  jetzt  Wittwe.  —  Johann  Nepomuk  Maria, 
jetziges  Haupt  der  ersten  Linie. 

ZweiteLinie:  Caspar,  Freiherr,  und  Heinrich  Wilhelm,  erster 
Graf  (s.  die  vorstehende  Ahnentafel).  —  Johann  Balthasar,  geb.  1710, 
gest.  10.  Juni  1787,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  General -Feldzeugmeister  etc.; 
Gemahlin:  Maria  Antonie  Gräfin  v.  Kottuhnski,  geb.  1710,  verm.  3.  Aug. 
1734,  gest.  3.  Juni  1787.  —  Joseph,  geb.  28.  Aug.  1752,  gest.  1828, 
k.  k.  Kämmerer  und  Feldmarschall-Lieutenant ;  Gemahlin :  Rosalie  v.  Schulz, 
geb.  12.  Dec.  1760,  gest.  4.  April  1831.  —  Friedrich,  jetziges  Haupt  der 
zweiten  Linie.  ^ 

Der  jetzige,  an  diese  Ahnentafeln  sich  genau  anschliessende  Personal- 
bestand beider  Linien  des  gräflichen  Hauses  ist  nachstehender : 

Erste  Linie:  JOHANN  Nepomuk  Maria  Reichsgraf  v.  Wilczek,  Frei- 
und  Bannerherr  von  Hultschin  und  Guttenland  —  Sohn  des  Grafen  Stanis- 
laus —  geb.  7.  Dec.  1837,  Herr,  unter  mütterhcher  Vormundschaft,  der 
Fideicommiss- Herrschaften  Königsberg,  Poruba,  Gross-Pohlom ,  Polnisch- 
Oslrau  und  Hrudschau  in  Österr.  Schlesien,  und  der  AUodialgüter  Kreutzen- 
stein,  Praunsberg,  Seebarn,  Tresdorf  etc.  in  Nieder-Oesterreich.  Die  drei 
Schwestern  desselben  sind:  Gräfin  Maria  Theresia  Josepha  ,  geb.  22.  Mai 
1823,  verm.  14.  Mai  1848  mit  Anton  Grafen  v.  Goess  (s.  Bd.  L  S.  273), 
Gräfin  Maria  Paulina  Josepha,  geb.  19.  Aug.  1829,  verm.  6.  Mai  1850  mit 
Moritz  Grafen  v.  Pälffy  (s.  S.  297),  und  Gräfin  Maria  Aloysia  Josepha,  geb. 
25.  Febr.  1841.  —  Die  lebende  Mutter,  Gräfin  Gabriele,  ist  in  der  Ahnen- 
tafel der  ersten  Linie  angegeben  worden. 


448  GRAFEN  V.   WILCZEK. 

Zweite  Linie:  FRIEDRICH  Reichsgraf  Wilczek,  Frei-  und  Banner- 
horr  von  Ilullscliin  und  Gullenland  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  gel>. 
1790,  k.  k.  Geh.  Ralh,  President  des  k.  k.  General-Rechnungs-Directoriums 
zu  Wien,  verm.  18.  Mai  1818  mit  Franziska  de  Paula  Gräfin  v.  Ghorinsky 

—  Schwester  des  Grafen  Carl  Franz  (s.  Bd.  I.  S.  155)  —  geb.  22.  Mai 
1798,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  und  fünf  Tochter  leben.  Die  drei  Söhne 
sind:  Graf  Heinrich  Wilhelm,  geb.  2.  März  1819,  verm.  1.  Mai  1841  mit 
Malvine  Maria  Susanne  Sophie  Gräfin  v.  Stainlein-Saalenstein  —  Tochter 
des  Grafen  Johann  GotlHeb  Eduard  (s.  S.  380)  —  geb.  29.  Dec.  1822,  aus 
welcher  Ehe  Graf  Eduard  Friedrich,  geb.  13.  Dec.  1842,  und  die  Gräfinnen 
Maria  Paubne,  geb.  12.  Dec.  1845,  und  Pauline,  geb.  29.  Mai  1847,  leben, 

—  Graf  Gustav  Adolph,  geb.  17.  Mai  1821,  k.  k.  Kreis -Commissair  zu 
Briinn  —  und  Graf  Friedrich  Ferdinand,  geb.  29.  Juni  1836,  k.  k.  Lieute- 
nant. Die  fünf  Töchter  sind  die  Gräfinnen:  Sophie  Friederike,  geb.  21.  April 
1823,  Henriette  Caroline,  geb.  15.  Sept.  1826,  verm.  15.  Aug.  1850  mit 
Heinrich  Grafen  Desenlfans  d'Avernas  (s.  S.  80),  Maria  Josephine,  geb. 
3.  Oct.  1828,  Rosalie  Therese,  geb.  14.  Juli  1838,  und  Blanca  Anna,  geb. 

I.  Mai  1844.  —  Die  drei  Schwestern  des  Grafen  Friedrich  sind:  Gräfin 
Mariane,  geb.  1792,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Johann  Grafen  Nobili,  gest. 

II.  Oct.  1823,  k.  k.  Kämmerer,  Feldmarschall -Lieutenant  und  Feslungs- 
Commandant  zu  Padua,  und  in  zweiter  mit  Anton  Freiherrn  v.  Wöbern,  k.  k. 
Feldzeugmeister  in  d.  A.,  abermals  Wittwe  seit  28.  Nov.  1852;  Gräfin  Jo- 
hanna, geb.  1793,  verm.  7.  Jan.  1815  mit  Johann  Freiherrn  Lexa  v.  Aeh- 
renthal,  Herrn  der  Herrschaft  Doxan,  k.  k.  Geh.  Ralh,  Oberst -Hollehns- 
richter  im  Königreich  Böhmen,  Wittwe  seit  17.  Oct.  1845,  und  Gräfin 
Sophie,  geb.  1797,  verm.  4.  Sept.  1823  mit  Peter  Ritler  v.  .Mertens,  Vice- 
Präsidenten  der  allgemeinen  Hofkammer,  Wittwe  seit  7.  Dec.  1828.  — 
Vom  Bruder  des  Grafen  Joseph,  vom  Grafen  Johann  Joseph,  geb.  18.  Juni 
1738,  gest.  2.  Febr.  1819,  k.  k.  Ober- Hofmarschall,  stammt  aus  zweiter 
Ehe  mit  Maria  Beatrix  Gräfin  v.  Hardegg  —  Tochter  des  Grafen  Johann 
Franz  de  Paula  Joseph  (s.  Bd.  I.  S.  314)  —  geb.  19.  März  1772,  verm. 
1798,  gest.  4.  Oct.  1836,  Gräfin  Luise,  geb.  10.  April  1800,  verm.  25.  Aug. 
1823  mit  Aloys  Gj^kn  Almäsy-Zsadäny  (s.  S.  4),  Wittwe  seit  Oct.  1850. 


GRAFEN  V.  WODZICKI. 


449 


Grafen  v.  lü^odzicki  (Granow-ÜVodzicki)« 

Besitz:  die  HeiTschafl  Tyczyna;  die  Herrschaft  Koscielniiv  im  Königreich  Polen;  im  Gross- 
herzogthum  Posen  die  Güter  Kawcze,  Long,  Lonzek,  ßysirzek  und  Sosnowsiii- 
Hanland;  die  Herrschaft  ßorck  im  Königreich  Polen  etc. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  mit  den  Hörnern  nach  oben  gekehrter, 
goldener  Halbmond,  über  welchem  ein  goldener  Stern  schwebt  (Leliwa).  Ueber  der 
Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  aus  welchem  ein  goldener,  in  der 
rechten  Vorderpranke  einen  goldenen  Liücnscepter  haltender,  rechtssehender  Löwe 
aufwächst.    Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden. 

Sehr  angesehene,  weit  verzweigle  und  reich  begiUerle,  aus  Gahzien 
stammende  .pohlische  Familie,  deren  Stammvater  Lorenz  Wodzicki,  Admi- 
nistrator der  Salzwerke  zu  Wieliczka  und  Bochnia,  ist.  Derselbe  wurde  mit 
seinem  Bruder,  Matthias,  Geh.  Secretair  des  Königs  Johann  111.  Sohieski  in 
Polen  auf  dem  Krönungs-Beichstage  des  Letzteren,  12.  Febr.  1676,  unter 
den  polnischen  Adel  aufgenommen  und  dem  Stamme  Leliwa  einverleibt. 
Matthias  slarh  1701  als  Landschatzmeister  von  Nur  und  Herr  der  Güter 
Zlota ,  Wawrowice,  Bogowo,  Nieznanowice,  Przygodow  und  Wyscyce,  und 
von  seinen  Söhnen  war  Michael,  gest.  1.  Jan.  1764,  Bischof  von  Przemysl, 
und  Peter  Castellan  von  Sandecz  und  kön.  poln.  General-Major.  Von  den 
sechs  Söhnen  des  Letzteren  wurde  Elias,  Starost  von  Krakau  und  General 
von  Klein-Polcn,  vom  Kaiser  Franz  II.  20.  März  1799  in  den  gahzischen 
Grafensland  cihohen,  und  Franz,  Slarosl  von  Gryhow,  erhielt  von  demsel- 
ben Kaiser  11.  Nov.  1803  die  österreichische  Grafenwürde.  Beide,  Graf 
Elias  und  Graf  Franz  ,  haben  besondere  Linien  gestiftet ,  Graf  Elias  die 
erste,  welche  der  Sohn  desselben,  Graf  Joseph,  verm.  mit  Gräfin  Jablo- 
nowska,  fortsetzte,  und  Graf  Franz  die  zweite,  welche  Graf  Stanislaus, 
Senalor-Wojwode,  verm.  mit  Anna  Gräfin  Jablonowska,  forlgepflanzt  hat. 
Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ist  nachstehender: 
III.  29 


450 


GRAFEN  V.   WOLOWICZ. 


Erste  Linie.  ALEXANDER  Graf  v.  Granow-Wodzioki  —  Solin  des 
Grafen  Joseph  —  Herr  der  Ilerrscliaft  Tyczyna,  verm.  niil  Isabella  v.  Jon- 
drzejewicz.  —  Die  beiden  Brüder  desselben,  neben  einer  Schwester,  Gräfin 
Emilie,  verni.  mit  Prosper  Grafen  Zborowski,  sind :  Graf  IIeinhigh,  Herr  der 
Herrschaft  Koscielnik,  sowie  der  Giiter  Kavvcze,  Long,  Lonzek,  IJystrzek 
und  Sosnowski-Hauland,  posenschcr  Landschafls-Ralh,  verm.  in  erster  Ehe 
mit  Taida  Carohne  Prinzessin  Snlkowska,  gest.  28.  Sept.  1839,  und  in 
zweiler,  20.  Oct.  1840,  mit  der  Schwester  der  Letzteren,  TnERESE  Carohne 
Prinzessin  Snlkowska,  geb.  14.  Dec.  1815,  —  und  Graf  Casimir,  verm.  mit 
Laura  Gräfin  v.  Plater. 

Zweite  Linie.  FRANZ  Graf  v.  Granow-Wo(|/.icki  -^  Sohn  des  Gra- 
fen Slanislaus  —  Herr  der  Herrschaft  Borek,  venu,  mit  Sophia  v.  Rzysz- 
czcwska. —  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Wladislaus,  und  die  vier  Schwe- 
stern sind  die  Gräfinnen:  Catiiarina  ,  verm.  mit  Grafen  Konarski ,  Julie, 
verm.  mit  dem  Gutsbesitzer  v.  Bielski,  Helene,  verm.  mit  dem  Gutsbesitzer 
v.  Niemojewski,  und  Emilie,  verm.  mit  Titus  Grafen  Dzialynski. 


Grafen  v.  Wolowicz. 

Besitz:    im  Grosslierzoglhum  Posen  die  Flerrscliafien  Dzialyn  und  Wiikowo ,    die  Güler  Ma- 
lacliowü  und  Opicczki  etc.;  im  Königicioli  l'olcn  die  llcrrseliaH  Wasilewice. 


Wappen:  im  rolhen  Schilde  zwei  abgebrochene,  silberne  Pfeilspitzen, 
welche  so  unter  einander  gestellt  sind,  dass  die  Spitze  der  oberen  nach  oben,  die 
der  unleren  nach  unten  steht  (Haus  Bogorya).  Den  Schild  bedeckt  die  Grafen 
kröne,  und  auf  derselben  steht  ein  gekrönter  Helm,  welcher  drei  silberne  Straus- 
senfedern  trägt.  •  Die  Heluidecken  sind  roth  und  silbern.  —  Okolski  (I.  p.  52) 
stellt  auf  den  Helm  des  Hauses  Bogorya  einen  rechtsgekchrten ,  das  Rad  schlagen- 
den Pfau,  welcher  im  Schnabel  eine  abgebrochene  Pfeilspitze  hält.  —  Das  Wap- 
penbuch der  preuss.  Monarchie  (11.  14)   gicbt    den  rolhen  von  wilden  Männern  ge- 


ÜRAFEIS  V.  WOLOVVICZ.  451 

haltenen  Schild  der  Grafen  v.  Wolowicz  rund  und  golden  eingefasst  an.  Das  Wap- 
penltild  gestallct  sich  ganz  eigenthümlich,  lässt  sich  aber  aus  dem  richtigen  (s  oben) 
erklären  Wer  aber  letzteres  nicht  kennt,  muss  nach  dem  genannten  Wappenbuche 
das  Wappenbild  so  beschreiben,  wie  im  N.  preuss.  Adelslexicon  (IV.  352)  ge- 
schehen ist ,  nämlich :  sechs  silberne  Nägel  zu  dreien  so  gelegt,  dass  immer  zwei 
mit  den  Köpfen,  und  drei  mit  den  Spitzen  zusammen  kommen,  und  auf  diese  Weise 
ein  längliches  Viereck  bilden.  —  Okolski's  Beschreibung;  duae  sagittae  fractae  ita 
dispositae,  ut  unius  spiculum  versus  coelum ,  alterius  versus  terram  dirigatur  hat 
übrigens  eine  Abbildung  hervorgerufen,  welche  zu  der  von  Okolski  gegebenen  frei- 
lich nicht  passt.  Zwei  ganze,  in  der  Mitte  gebrochene  Pfeile  sind  so  gestellt,  dass 
die  Spitze  des  oberen  nach  oben  und  rechts,  das  Gefieder  nach  oben  und  links, 
die  Spitze  des  unteren  aber  nach  rechts  und  unten,  und  das  Gefieder  nach  unten 
und  links  stehen. 

Alle  und  sehr  angesehene,  ursprünglich  aus  Lillhauen  stammende  pol- 
nische Adelsfamilie,  für  deren  Ahnherrn  Stanislaus  Wissigin,  litthauischer 
Grundbesitzer,  gilt,  welcher  bei  der  Vereinigung  Litthauens  mit  Polen  auf 
dem  Reichstage  zu  Horodlo ,  2.  Oct.  1413,  dem  Stamme  Bogorya  einver- 
leibt wurde.  Der  Sohn  desselben,  Georg,  welcher  dem  König  Casimir  IV. 
in  Polen  in  der  Schlacht  bei  Gonitz,  18.  Sept.  1454,  das  Leben  rettete, 
bekam  in  Folge  ungewöhnlicher  Körperkraft  den  Beinamen  ,,Wol",  aus 
welchem  später  der  Geschlechtsname  Wolowicz  entstand.  Die  Nachkom- 
men Georgs  gelangten  in  Litthauen  und  Polen  zu  den  höchsten  geistlichen 
und  welllichen  Würden.  Eustach  v.  Wolowicz,  gest.  1584,  war  Gross- 
canzler  von  Lillhauen  und  Castellan  von  Wilna,  Gregor,  des  Letzleren  Bru- 
der, Wojwode  von  Smolensk,  ein  anderer  Eustach,  gest.  1630,  Bischof  von 
Wilna,  Hieronymus,  gest.  1642,  Starost  von  Samogilien,  Paul,  gest.  1641, 
Grossschatzmeister  von  Litthauen,  Wladislaus,  gest.  1669,  Wojwode  von 
Witebsk,  Marcian,  gest.  1707,  Grossmarschall,  Dominik,  gest.  17  52, 
Gross-Referendar  von  Lillhauen,  und  Anton,  gest.  1769,  Bischof  von  Lutzk. 
Ein  anderer  Anton ,  1786  Grossfähnrich  von  Lillhauen  und  Castellan  von 
Merecz,  wurde  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IIL  von  Preussen  5.  Juni 
1798  in  den  preussischen  Grafensland  erhoben  und  ist  der  nächste  Stamm- 
vater des  gräflichen  Hauses.  Von  demselben  stammle  Graf  Eustachius,  gest. 
12.  Sept.  1847,  Herr  der  Herrschaften  Dzialyn  undWilkowo,  sowie  der 
Güter  Malachowo  und  Opieczki  und  der  Herrschaft  Wasilewice,  verm.  mit 
Julie  v.  Breza,  geb.  1799,  jetzt  Witlwe.  Der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe 
ist  das  jetzige  Haupt  des  gräflichen  Hauses: 

GrafWlTOLD  Sigismund  JoAcmM  Michael,  geb.  18.  Juh  1825.  Der 
Bruder  desselben  ist  Graf  Eustachuis  Joseph  Michael  Anlyll,  geb.  1.  Gel. 
1828,  und  die  Schwester  Gräfin  Hedwig,  geb.  21.  Jan.  1830. 


29 


452  GRAFEN  V.  WORaCZICZKY-IUSSINGEN. 

Grafen  v.  W^or.icziczky-Bissiiigeii. 

Jßotljoltfd).  ©c|lcmtd). 

Besitz:    in  Bölimon  das  Fidciconiniiss  -  GiU  Peliowitz,   die  HcrrsciiaTt  Chausinik,  die  Hpit 
scliaft  Smiliiau  elc. 


Wappen:  Schild  quadrirt  von  Silber  und  Blati.  Auf  der  Grafciikrone 
stellen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  die  Sachsen  einwiirts- 
kehrenden  Adlersllug,  welcher  von  Blau  und  Silber  quer  getheilt  ist;  der  mittlere 
einen  schwarzen,  gctldbewehi  tcn  Doppeladler,  über  welchem  die  kais.  Krone  schwebt, 
und  der  linke  einen  geschlossenen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  von  Silber  und 
Blau  quergetheillen  Adlersllug.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  silbern,  und  den 
Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen.  Die  Devise  ist:  Honor  fuie- 
litalis  praemium.  —  Die  Supplemente  zum  Siebmacher  (VI.  13)  setzen  in  die  Mitte 
des  Schildes  das  Wappen  des  Erzhanses  Oesterreich.  Ueber  dem  rothen  Quer- 
balken steht :  F.  HI.,  und  unter  demselben  :   L.  1. 

Eines  der  ältesten,  angesehensten  und  verzweigtesten  böhmisclien 
Häuser,  über  welches  Michael  Adam  Franck  v.  Franckenstein  ein  Syntagma 
Ilislorico- Genealogieuni,  Prag  1708,  herausgegeben  hat.  Der  genannte 
Schriftsteller  giebt  »Iber  den  Ursprung  des  Geschlechts  an ,  dass  dasselbe 
mit  dem  Herzog  Czech  im  4.  Jahrhundert  —  andere  Schriftsteller  setzen 
Letzteren  bekainitlich  in  spätere  Zeit — ausSlavonien  nach  Böhmen  gekom- 
men sei.  Die  Stammreihe  beginnt  Czaslaus,  des  böhmischen  Herzogs  Mnata 
vornehmster  Minister  und  General,  venu,  mit  Miloslava  aus  fürslhcliem  Ge- 
blüt. Aus  dieser  Ehe  stammten  drei  Söhne:  Czassus,  Slavus  und  Pabieiuis. 
Die  Nachkommenschaft  der  beiden  ersteren ,  welche  die  von  dem  Vater  er- 
baute Stadt  Gzaslau  unter  dem  Namen  einer  Grafschaft  besassen ,  ist  längst 
erloschen,  der  letztere,  Pabienus,  setzte  das  Geschlecht  dauernd  fori.  Die 
Nachkommen  desselben  erbauten  803  den  schon  längst  in  Ruinen  liegenden 


GRAFEN  V.   WORACZrcZKY-niSSINGEIV.  453 

Stammsitz  Pabienitz.  Von  diesen  Naclikommen  soll  Czaslaus  II.  v.  PaJjienitz 
mit  Borzivog  I.  die  christliche  Religion  angenommen  haben.  Slancko  oder 
Stanislaus  v.  Pabienitz  (Babienitz)  fiel  1278  in  einer  Schlacht  an  der  Seite 
des  Königs  Premislaus  Ottogar,  Udalricns,  Domherr  zu  Prag,  starb  1334 
als  Administrator  des  Erzbisthums  Prag,  der  Bruder  desselben,  Wences- 
laus  IL,  war  Kaisers  Carl  IV.  Rath  und  Kämmerer,  und  der  Sohn  desselben, 
Johann,  des  Königs  Wenceslaus  II.  Ralh  und  Hofmarschall  etc.  —  Die  ge- 
naue Stammreihe  der  Famihe  beginnt  mit  Johann  Adalbert  Woracziczki 
V.  Pabienitz,  von  dessen  drei  Söhnen :  Wilhelm,  Johann  Leopold  und  Johann 
Illburg,  die  beiden  letzteren  den  Stamm  fortsetzten  und  Stifter  zweier 
Linien,  der  J  o  h  a  n  n  - L  e o  p  o  l d  i  n  i  s  c  h  e  n  und  der  J  o  h  a  n  n  - 1 1 1  b  u  r g i- 
schen  wurden.  Erstere  erlosch  mit  dem  einen  der  drei  Söhne  des  Stifters, 
dem  k.  Rath  und  Kämmerer  etc.  Franz  Helfried ,  welcher  den  Grafenstand 
erlangt  hatte.  Aus  der  von  Johann  Illburg,  gest.  1662,  verm.  mit  Ludmille 
Freiin  v.  Lescovey  auf  Rozegow,  der  Letzten  ihres  alten  Stammes,  gegrün- 
deten Linie,  welche  die  jetzt  blühende  ist,  erhielten  die  Söhne  Christoph 
Carl  und  August  Norbert  vom  Kaiser  Leopold  I.  19.  Nov.  1695  den  Frei- 
herrenstand, und  Anton,  Freiherr  v.  Woracziczky  —  Enkel  des  Freiherrn 
Christoph  Carl  —  k.  k.  Oberst -Lieutenant,  wurde  vom  Kaiser  Joseph  IL 
21.  Juli  1783  in  den  Grafenstand  erhoben.  Dem  Sohne  des  Letzteren,  dem 
Grafen  Joachim  Heinrich  v.  Woracziczky,  vermachte  Joachim  Heinrich  Graf 
v.  Rissingen  testamentarisch  die  Herrschaft  Smilkau,  doch  mit  der  Bestim- 
mung, dass  seine  hinterlassene  WitLwe,  Gräfin  Franziska,  geb.  Freiin  v.  Ast- 
feldt,  und  nach  deren  Ableben  Frau  Anna  Rubna  v.  Warlich,  den  lebensläng- 
lichen Niessbrauch  haben  sollten,  so  dass  der  genannte  Erbe  erst  nach  dem 
Tode  der  Letzteren  im  Jahre  1813  zum  Besitz  der  Herrschaft  kam.  Nach 
dem  Willen  des  Testators  hat  der  Erbe  seinem  Namen  den  Namen  Bissingen 
hinzugefügt,  doch  ist,  soviel  bekannt,  das  Wappen  des  Hauses  Woracziczky 
nicht  verändert  worden.  Der  Grund  zu  diesem  Vermächtnisse  lag  wohl  zu- 
nächst darin,  dass  (s.  die  Ahnentafel)  Magdalena  Freiin  v.  Astfeldt  die  Ge- 
mahlin des  Freiherrn  Christoph  Norbert  war. 

Die  hierher  gehörende  Ahnentafel  des  gräflichen  Hauses  ist  folgende: 
Johann  Illburg  v.  Woracziczky;  Gemahlin:  Ludmille  Freiin  v.  Lescovey.  — 
Christoph  Carl,  Freiherr,  gest.  1705,  k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann 
des  Bechiner  Kreises ,  zuletzt  General- Einnehmer  in  Böhmen;  Gemahhn  : 
Anna  Margaretha  Freiin  v.  Wrschowetz,  verw.  Gräfin  v.  Wratislaw,  gest. 
15.  Juli  1699.  —  Christoph  Norbert,  gest.  1756,  k.  k.  Rath  und  Haupt- 
mann des  Königsgrätzer  Kreises ;  Gemahlin :  Magdalena  Freiin  v.  Astfeldt.  — 
Anton,  Graf,  geb.  1740,  gest.  9.  Jan.  1795,  Herr  auf  Altburg ,  Brzegow, 
Mislow,  Chwatrub,  Kozorwitz  und  Chaustnik,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin: 
Maria  Anna  Gräfin  v.  Batlhyän,  geb.  14.  Jan.  1750,  gest.  26.  Jan.  1796.  — 
Joachim  Heinrich  und  Johann  Anton,  Gebrüder. 

Joachim  Heinrich  Graf  v.  Woracziczky-Bissingen,  geb.  28.  März  1780, 
gest.  19.  März  1838,  Herr  der  Herrschaften  Chaustnik,  Smilkau  und  Petro- 
witz,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant,  vermählte  sich  3.  Juni  1805 
mit  Elisabeth  Gräfin  Wratislaw  v.  Milrowitz  —  Schwester  des  Grafen  Eu- 
gen Linie  Kost  (s.  Bd.  IL  S.  688)  —  geb.  26.  März  1783.    Aus  dieser 


454 


GRAFEN  V.  WOYNA. 


Ehe  sind  sedis  Töchter  entsprossen:  Gräfin  Eleonore,  geb.  26.  Jan.  1809, 
verm.  20.  Aug.  1828  mit  iMichael  Grafen  v.  Kaunitz  (s.  Bd.  I.  S.  420), 
Wiltwe  seit  10.  April  1852,  Gräfin  Elisabeth,  geb.  19.  Juli  1812;  Gräfin 
Anna,  geb.  5.  März  1814,  verm.  5.  Sept.  1829  mit  Johann  Anton  Grafen 
V.  Harbuval  und  Chamare  (s.  Bd.  I.  S.  312),  Wittwe  seit  1851;  Gräfin 
Therese,  geb.  12.  Mai  1816,  verm.  29.  Febr.  1840  mit  Otlocar  Grafen 
V.  Dann  (s.  Bd.  I.  S.  176);  Gräfin  Antonie,  geb.  17.  Dec.  1819,  verm. 
29.  Febr.  1840  mit  Heinrich  Grafen  v.  Dann  (s.  a.  eben  a.  0.),  und  Gräfin 
Maria,  geb.  30.  Oct.  1821,  Wittwe  seit  14.  Nov.  1849  des  Thaddäus 
Grafen  v.  Trautlmansdorf  (s.  Bd.  II.   S.  578). 

Vom  Grafen  Johann  Anton  —  Bruder  des  Grafen  Joachim  Heinrich  — 
geb.  12-  Oct.  1787,  gest.  7.  April  1829,  lebt  die  Wittwe,  Rosalie  Freiin 
V.  Stillfried  und  Rattonitz  —  Schwester  des  Freiherrn  August  (s.  Bd.  II. 
S.  515),  geb.  12.  Jan.  1796,  verm.  1.  Oct.  1823,  und  der  aus  dieser  Ehe 
stammende  Sohn  :  HEINRICH  Graf  v.  Woracziczky-Bissingen  —  der  letztere 
Beiname  muss  also  auf  denselben  übergegangen  sein  —  Freiherr  v.  Babie- 
nitz,  geb.  5.  März  1826,  k.  k.  Oberlieutenant  in  d.  A.,  verm.  8.  Febr.  1853 
mit  Caroline  Freiin  Iszdenczv  v.  Monostor. 


Grafen  v.  Woyiia. 

l!all)olifd).  (tDcflcrvcid). 


lieauicrt  in  Galiziuii. 


fv^  wl^ 


Wappen:  Im  silhernen  Schilde  drei  (2  und  l)  scliwarze,  an  vier  Slellen 
mit  Gold  beschlagene  Hörner,  welche  mit  den  Mundstücken  in  der  Mitte  des 
Schildes  an  einer  Kundung  so  mit  einander  verbunden  sind,  dass  die  Stürze  des 
oberen  rechtsstehenden  Hornes  nach  rechts  und  oben,  die  des  linksstehenden  nach 
oben  und  links,  und  die  des  unteren  Hornes  nach  unten  und  rechts  gekehrt  ist  (Haus 
Tromby  I.  oder  Tuba  primo).  lieber  dem  Schilde  steht  die  Grafeukrone,  auf  welcher 
sich  ein  gekrönter,  fünf  silberne  Straussenfedern  tragender  Helm  erhebt.  Die  Hehn- 
decken  sind  schwarz  und  silbern.     So  ergeben  Lackabdrücke   von   genau  gestoche- 


GRAFEN  V.  WOYNA.  455 

nen  Petscliaflon  der  grallichen  P'aniilie  dieses  Wappen  und  dieselben  stimmen  mit 
alten  Handzeichnungen,  so  wie  mit  Okoiski  (l.  224),  welcher  den  Schild  des  Hauses 
Tromby  I.,  zu  welchem  derselbe  die  Familie  Woyna  zählt,  ganz  so,  wie  beschrie- 
ben, anführt.  Ueber  dem  Schilde  steht  bei  Okolsld  eine  Krone,  aus  welcher  die 
fünf  Straussenfedern  aufsteigen.  -  Das  Geneal  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  (1848. 
S.  754  u.  755)  giebt  das  Wappen  der  Grafen  v.  Woyna,  wie  folgt,  an:  in  Blau 
zwei  schwarze  Jagdhörner,  mit  goldenen  Beschlägen,  Bügeln  und  Mundstücken, 
lieben  einander  aufgestellt,  und  zwischen  denselben  ein  blankes  Schwert,  mit  der 
Spitze  senkrecht  nach  unten  gekehrt  (Tromby  II.).  Devise:  Fortis  fortunam  supe- 
rat.  Dagegen  ist  zu  erinnern,  dass  nach  Okoiski  (H.  231)  das  Haus  Tromby  11. 
auf  dem  oberen ,  linksstehenden  der  drei  oben  beschriebenen  Hörner  zwei  ausge- 
breitete Adlersflügel  zeigt.  Der  gekrönte  Helm  trägt  einen  Harnisch  mit  Helm 
(Okoiski  sagt:  vir  armalus,  doch  fehlen  die  Arme),  welcher  mit  drei  Straussen- 
federn besteckt  ist.  Das  eben  beschriebene  Wappen  lieisst  bei  Okoiski  (III.  P.  234) 
Tomby  IV.,  und  allerdings  kommen  in  Sannnhingen  Lackabdrücke  unter  dem  Namen  : 
Woyna  vor,  welche  ganz  diesen  Schild  ergeben.  Letzteren  deckt  eine  siebenper- 
lige  Krone,  und  wahrscheinlich  führten  dieses  Wappen  die  in  Preussen  noch  in 
letzter  Zeit  vorgekommenen  Freiherren  v.  Woyna  (s.  unten).  Sehr  interessant  ist 
in  Bezug  auf  dieses  Wappen  der  Abdruck  von  einem  älteren  Petschafte.  Der  Schild 
ist  purpurroth,  die  Wappenbilder  sind  die  beiden  Hörner  mit  dem  dazwischen  ge- 
stellten Schwerte.  Ans  der  den  Schild  bedeckenden  alten  königlichen  Krone  wächst 
zwischen  einem  offenen  Adlersfluge  ein  geharnischter  Kitter  mit  geschlossenem 
Visir  auf.  Derselbe  hält  in  der  Kechten  ein  Schwert  und  in  der  Linken  einen 
Schild,  und  auf  dem  Helme  stehen  drei  grosse  Straussenfedern. 

Altes,  angesehenes  polnisches  Adelsgeschlechl,  welches  schon  zu  Ende 
des  15.  und  im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  in  grossem  Ansehen  stand 
und  zu  dem  hekannten  Hause  Tromby  I.  gehört.  Benedict  Woyna  wurde 
1600  zum  Bischof  von  Wilna  geweiht,  und  Abraham  Woyna  kommt  später 
ebenfalls  als  Bischof  von  Wilna,  Gabriel  als  Hofcanzler  und  Peter  als  Truch- 
sess  und  Hauptmann  von  Wolkow  vor.  Letzterer  unterzeichnete  mit  Gregor 
Woyna  für  Nowogrod  die  Wahlacte  des  Königs  Wladislaus  IV.  (1632),  und 
dieselbe  Urkunde  unterschrieben  Wladislaus  und  Michael  Woyna,  Fahnen- 
träger von  Samogilien,  für  Samogitien,  Michael  für  Wilna  und  Christoph 
uncl  Gonstantin  für  Witebsk.  —  In  neuerer  Zeit  haben  mehrere  Glieder  der 
Familie  v.  Woyna  in  k.  preussischen  Mililairdiensten  gestanden,  und  das  N. 
Preuss.  Adelslexicon  giebt  (V.  S.  486)  an,  dass  Zweige  der  in  Preussen 
lebenden  Familie  v.  Woyna  sich  theils  v.  Woyna-Dewitz ,  theils  v.  Woyna- 
Osmiatowski  geschrieben  hätten.  Das  genannte  Werk  führt  die  Familie  mit 
der  Ueberschrift:  Woyna,  die  Grafen  und  Freiherren  von ,  auf.  Letztere 
scheinen  nach  Allem  nicht  das  Wappen  des  Hauses  Tromby  1.,  sondern 
dasjenige  (si  oben)  zu  lühren,  welches  das  Gen.  Taschenb.  d.  grätl.  Häuser 
den  Grafen  v.  Woyna  beigelegt  hat  (Tomby  IV.). 

Der  galizische  Grafenstand  ist  nach  Megerle  v.  Mühlfeld  (Ergänzgsbd. 
S.  37)  vom  Kaiser  Franz  IL  im  Jahre  1800  in  die  Famihe  gekommen.  Im 
erwähnten  Jahre  wurde  nämlich  Franz  v.  Woyna,  k.  k.  Kämmerer  und 
Geh.  Ralh,  als  Vice-Ganzler  der  gahzischen  Hofcanzlei,  in  den  genannten 
Grafenstand  erhoben,  doch  wird  derselbe  schon  einige  Jahre  früher  als 
Giaf  aufgeführt,  muss  also  schon  früher  den  Reichs-  oder  erbländischen 
Grafenstand  erlangt  haben.  Von  demselben  stammen  aus  der  Ehe  mit  Maria 
Therese  Gräfin  v.  Czablick,  geb.  1768,  gest.  1835,  die  beiden  jetzigen 
Gheder  der  grällichen  Familie.    Dieselben  sind: 


456  GRAFKN   WRSCHONVETZ   (WKHSSOVVITZ)  SEKERKA  V.  SEDCZICZ. 

Graf  FELIX,  geb.  25.  März  178S,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  llalh,  Feld- 
marschall-Lieutenant in  Pension  und  zweiter  Inhaber  des  Uhlanenregiments 
No.  4,  und  die  Schwester  desselben,  Gräfin  Sophie,  geb.  7.  Mai  1790,  Hof- 
dame bei  der  Erzherzogin  Elisabeth ,  Gemahlin  des  Erzherzogs  Rainer.  — 
Von  den  ßrildern  derselben  ist  Graf  Moritz,  geb.  16.  Sept.  1788,  k.  k. 
Kämmerer  und  Oberst  in  d.  A.,  im  Mai  IS 50  zu  Mailand  und  Graf  Eduard, 
geb.  13.  März  1795,  k.  k.  Kämmerer,  Fcldmarschall-Lieutenant,  ausserord. 
Gesandter  und  bevollm.  Minister  am  k.  belgischen  Hofe  3.  April  1850  zu 
Brüssel  gestorben. 


Grafen  ÜVrscIiowetz  (Werfssowitz)  Sekerka 

V.  Sedczicz. 

Besitz:  die  HenschaCl  Gölzliöfen  in  Osipreussen. 


IVappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Schwarz  eine 
Schrägrechts  und  mit  der  Spitze  nach  unten  gestellte  goldene  Fischreuse  (Slamin- 
wappen) ;  links  in  Blau  zwei  goldene  Streifäxte  mit  den  silbernen  Stielen  schräg 
ins  Kreuz  gelegt  (Vermehrung  des  Wappens  vom  Jahre  1184).  Auf  der  Grafenkrone 
stehen  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  einwärtsgekehrten ,  sil- 
bernen Kranich,  welcher  in  der  aufgehobenen  linken  Kralle  einen  Stein  hält  (Helm 
des  Stammwappens),  und  der  linke  Helm  einen  blauen,  ofifenen  Adlersdug,  vor 
welchem  die  gekreuzten  Streitäxte  der  linken  Hälfte  des  Schildes  stehen.  Die 
Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  blau  und  golden.  Wie  beschrie- 
ben, giebt  das  Wappenbuch  der  österr.  Monarchie  (VII.  51)  dieses  Wappen.  — 
Varianten  fmden  sich  viele.  Einige  nehmen  auch  die  rechte  Schildeshälfte  blau 
und  in  der  linken  die  Streitäxte  silbern  mit  goldenen  Stielen  an,  der  rechte  Helm 


GHAFKIN   WRSCHOWETZ  (WEUSSOWITZ)  SKKKIUvA  V.  SEDCZICZ.  457 

ist  mit  einem  schwarz-goldenen  Wulste  bedeckt,  die  Sireitäxlc  auf  dem  linken  Helm 
schweben  zwischen  den  Flügeln,  die  Helmdecken  sind  rcclils  und  links  blau  und 
gülden  etc.  —  Lackabdrücke  von  alleren  Petschaften  zeigen  die  Fischreuse  mit  der 
Spitze  nach  oben  gelegt.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (18-18. 
S.  759)  beschreibt  das  Wappen,  wie  folgt:  senkrecht  getheill;  rechts  in  Blau  zwei 
Streitäxte  mit  ihren  goldenen  Stielen,  schräge  ins  Kreuz  gelegt  (Sekerka);  links 
auch  in  Blau  eine  goldene,  mit  der  Spitze  nach  oben  schrägliuks  gestellte  Fisch- 
reuse (Wrsse).  —  üie  Supplemente  zu  Siebmachers  Wappenbuche  (VHl.  4)  zeigen 
gar  in  der  rechten  Schildeshäll'te  einen  schragrechts  gelegten,  goldenen  Fausthand- 
schul/  und  geben  auch  die  Streitäxte  golden  an.  —  Die  Fischreuse  soll  von  der 
Familie  schon  geführt  worden  sein,  als  dieselbe  mit  den  crabalischen  Fürsten 
Czech  und  Lech  nach  Böhmen  kam,  die  Streitäxte  kamen  durch  eine  Vermehrung 
vom  Herzog  Friedrich  von  Böhmen  1184  hinzu,  nachdem  Graf  Balibor  v.  Wrscho- 
vvetz  theils  mit  den  Truppen  des  Herzogs  Friedrich,  theils  mit  selbst  geworbenen 
den  Herzog  von  Mähren,  Conrad  ,^  den  Vetter  des  Herzogs  Friedrich,  in  einer 
Schlacht  überwunden  und  durch  üiesen  Sieg  Mähren  an  Böhmen  gebracht,  auch 
daher  den  Zunamen  Sekerka,  d.  i.  streitbar,  erhalten  hatte.  Andere  nehmen  statt 
der  Streitäxte  Hellebarden  an  und  sagen,  dass  Graf  Batibor  sich  in  diesem  Kriege 
der  Hellebarden  bedient  habe,  und  dass  Sekerka  oder  Skyrka  so  viel  wie  Helle- 
barde bedeute.    Die  Fischreuse  deutet  auf  den  Stammj^itz  Wrsch,  d.  i.  eine  Reuse. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten  böhmischen  Geschlechter,  dessen 
Ursprung  im  Dunkel  der  Vorzeit  liegt.  Der  Sage  nach  soll,  wie  höhmische 
Geschichtsschreiber  anführen,  die  Familie  gegen  Mitte  des  7.  Jahrhunderts 
mit  dem  bekannten  Czech ,  welchen  Andere  theils  in  das  6.,  theils  in  das 
4.  Jahrhundert  setzen,  einem  ihrer  nahen  Blutsfreunde,  nach  Böhmen  ge- 
kommen sein,  um  730  den  Stammsitz,  das  Schloss  Wrsch,  erbaut  und  von 
demselben  den  Namen  Wrschowetz  angenommen  haben.  Die  Königin  Li- 
bussa  soll  vorhergesagt  haben,  dass  ihre  Nachkommen  grosse  Nolh  mit 
dieser  Familie  haben  würden,  was  auch  eingelrofl'en  sei.  Zu  grosser  Macht 
gelangt,  habe  das  Geschlecht  in  Folge  seiner  Abkunft  nach  der  Herrschaft 
über  Böhmen  gestrebt  und,  übergangen  nach  Erlöschen  des  Czechschen 
Mannsstammes,  habe  es  die  Nachkommen  des  Primislaus  zu  vertilgen,  oder 
Böhmen  an  Polen  zu  bringen  versucht.  Doch  sei  dieser  Zweck  nicht  er- 
reicht, worden  und  die  Familie  habe  sich  nach  Polen  begeben  müssen,  wo 
dieselbe  unter  dem  Namen  Wrschowetz  und  Tapor  sich  weit  ausgebreitet 
habe  und  zu  grossem  Ansehen  und  reichem  Grundbesitz  gelangt  sei.  Durch 
den  erwähnten  Ratibor  sei  endlich  1184  (nach  Anderen  1109)  mit  dem 
Herzog  Friedrich  von  Böhmen  ein  Freundschaftsvertrag  geschlossen  worden, 
nach  welchem  der  früheren  Feindseligkeiten  zwischen  beiden  Häusern  nicht 
mehr  gedacht  werden  sollte. 

Was  den  Grafenstand  der  Familie  anlangt,  so  wird  zuerst  angegeben, 
dass  die  Grafgn  v.  Wrschowetz  von  dem  römischen  König  Ferdinand  I. 
1  543  durch  einen  Majestätsbrief  als  wirkhche  Reichsgrafen  v.  Wrschowetz 
Sekerka  und  Sedczicz  (emem  Schlosse  und  Gute,  nach  welchem  die  ganze 
FamiHe  sich  schreibt)  anerkannt  und  bestätigt  wurden.  Eine  neue,  das 
ganze  Geschlecht  betreffende  Bestätigung  des  Grafenstandes  erfolgte  vom 
Kaiser  Leopold!.  31.  März  1666,  nachdem  Jaroslaus,  k.  k.  Oberst- Wacht- 
meister, die  Genealogie  seines  Hauses  im  Druck  dem  Kaiser  tibergeben  hatte, 
und  Graf  Wilhelm  Gottfried  ,  Herr  auf  Wabentz ,  erhielt  vom  König  Fried- 
rich Wilhelm  I.  von  Preussen  19.  Oct.  1717  ein  Anerkennungspatent  des 
Grafenstandes.  Auf  Grund  dieses  letzteren  Patents  gestattete  König  Friedrich 


458  GRAFEN  WRSCIIOWETZ  (WEKSSOWITZ)  SEKERKA  V.  SEDCZICZ. 

Wilhelm  III.  von  Preiisseu  im  Jahre  1830  den  Söhnen  des  Grafen  Franz, 
den  ursprünglichen  Namen :  Wrschowetz  Sekerka  v.  Sedczicz  wieder  fuhren 
zu  dürfen. 

Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  sind  Naclikommen  zweier 
Brüder,  des  Grafen  Franz  und  des  Grafen  Wilhelm  IIelnrigii.  Graf  Franz 
Wdhelni  Ernst  Boguslaus  Burian,  geh.  27.  Juli  1768,  gest.  23.  März  1848, 
Herr  auf  Gölzhöfen,  war  verm.  mit  Charlotte  Margaretha  Alexandrine  v.  Gre- 
gorska,  verm.  18.  Oct.  1796,  gest.  15.  Aug.  1837.  Aus  dieser  Ehe  stammt 
Graf  GoTTLiEB  Ratibor  August  Ignaz  mit  seinen  Geschwistern  (s.  unten).  — 
Graf  Wilhelm  Heinrich,  geb.  28.  Aug.  1762,  gest.  10.  Dec.  1812,  k, 
preuss.  Hauptmann  a.  D.,  hatte  sich  vermählt  mit  Maria  Therese  Kohl, 
geh.  4.  Dec.  1790,  jetzt  Wittwe,  und  aus  dieser  Ehe  stammen  die  Grafen 
Wilhelm,  Alexander,  Louis,  und  zwei  Töcnter  (s.  unten). 

Der  jetzige  Bestand  des  gräflichen  Hauses  ist  folgender: 

Gottlieb  RATIBOR  August  Ignaz  Graf  Wrschowetz  Sekerka  v.  Sed- 
czicz —  älterer  Sohn  des  Grafen  Franz  —  geb.  14.  Dec.  1798,  k.  preuss. 
Oberst-Lieutenant  in  Pension.  —  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Johann 
Ernst  Hugo  Richard,  geb.  2.  Nov.  1809,  k.  preuss.  Major  in  der  Adjutantur 
und  erster  Adjutant  des  Prinzen  Carl  von  Preussen,  verm.  9.  Dec.  1848 
mit  Luise  Freiin  v.  Brenn.  Von  den  beiden  Schwestern  der  Grafen  Ratibor 
und  Hugo  war  Gräfin  Johanna  Anna  Luise  Friederike,  geb.  3.  Aug.  1797, 
verm.  mit  Leo  Freiherrn  v.  Mirbach,  gesch.,  und  Gräfin  Clara  Libussd 
Zaida,  gel).  20.  Mai  1805,  ist  vermählt  mit  dem  k.  preuss.  Hauptmann 
V.  Schmeling. 

Die  Nachkommen  des  Grafen  Wilhelm  Heinrich  sind :  Graf  WILHELM 
—  älterer  Sohn  des  Grafen  Wilhelm  Heinrich  —  geb.  8.  März  1808,  k. 
preuss.  Hauptmann  a.  D.,  verm.  im  April  1833  mit  Henriette  Hermann. 
Die  beiden  Drüder  des  Grafen  Wilhelm  sind:  Graf  Alexander,  geb.  22.  Juni 
1810,  k.  preuss.  Hauptmann,  verm.  3.  Mai  1841  mit  Anna  Freiiu  v.  Serves, 
aus  welcher  Ehe  Graf  Maximilian,  geb.  29.  Mai  1843,  und  Gräfin  Anna 
Henriette,  geb.  17.  Sept.  1844,  stammen,  —  und  Graf  Louis,  geb.  l.Aug. 
1821  (kathol.  Conf.),  Geistlicher  zu  Salzburg.  Die  beiden  Schwestern  der 
genannten  drei  Brüder  sind  die  Gräfinnen  Luise,  geb.  30.  Sept.  1819,  und 
Julianna,  geb.  25.  Juni  1829. 


GRAFEN  ZAY  V.  CSüMüR. 


459 


Grafen  Zay  v.  Csöinör, 

Erb-  und  Bannerherren  zu 


d^Dongelifd). 


Zay-Ugrocz. 


Besitz:  die  aus  neunzelin  Orlschaflen  beslehenile  Herrschaft  Zay-Ügröcz,  dann  die  grösse- 
ren AllodialgiUcr  Bucsäny-Kaiköcz,  Koros-IIelbeny»  Eörvislye,  Csäsziköcz,  und  die 
kleineren:  Merasioz,  Szakoleza  etc. 


'Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt,  rechts  roth,  links  blau,  mit 
einem  von  Silber  und  Gold  der  Länge  nach  getheiltcn  Schildesfusse^  welcher  letz- 
tere ohne  Bild  ist.  In  der  rechten  rotlien  Schildeshälfte  ein  aus  der  Theilungs- 
linie  hervortretender,  silberner  Zinnenthurm  mit  Fenster  und  oflenem  Tlior,  gegen 
welchen  eine  Leiter  gestellt  ist,  auf  der  ein  blau  gekleideter,  mit  blauer,  den 
Zipfel  rechts  wendender  Sackmütze  bedeckter  Krieger  emporsteigt,  welcher  sich 
mit  der  Linken  auf  die  Leiter  stützt,  mit  der  Hechten  aber  eine  brennende 
Fackel  hält.  In  der  linken  blauen  Schildeshälfte  eine  goldene  Krone,  aus  der  zwei 
rothgekleidete  Arme  emporwachsen,  welche  in  den  Fäusten  zwei  in  das  Andreas- 
kreuz gelegte  Säbel  halten.  Zwischen  den  aufgehobenen  Armen  stehen  drei  gol- 
dene Kronen,  eine  über  der  anderen.  Der  Schild  trägt  drei  gekrönte  Helme; 
aus  dem  rechten  Helme  wächst  der  blaugekleidete  Krieger  der  rechten  Schildes- 
hälfte auf,  welcher  in  der  Rechten  die  brennende  Fackel  hält,  die  Linke  aber 
in  die  Seite  stemmt.  Auf  dem  mittleren  Helme  steht  ein  oCfener,  von  Silber 
und  Gold  quer  getheilter  Adlersflug,  und  der  linke  Helm  trägt  Kronen,  Arme 
und  Schwerter  der  linken  Schildeshälfte.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und 
silbern,  links  blau  und  golden.  —  Der  Schildesfuss  (die  Bezeichnung  desselben 
als  Feld  3  und  4  ist,  der  vorstehenden  Abbildung  gemäss,  heraldisch  nicht  richtig, 
da  die  quere  Theilung  des  Schildes  nicht  in  der  Mitte  desselben,  sondern  im  un- 
teren Theile  stattfindet)  enthält  das  ursprüngliche  Wappen  der  Familie.  Der  Schild 
war  der  Länge  nach  von  Silber  und  Gold  getheilt,  und  auf  dem  Schilde  stand  ein 
eiserner  Helm  mit  einem  ofl'enen,  von  Silber  und  Gold  quer  getheilten  Adlers- 
(lugo.  Im  14.  Jahrhundert  wurde  das  Wappen  mit  einem  rothen  Felde  vermehrt, 
in  welchem  ein  silberner  Thurm  steht,  den  ein  Krieger  mit  brennender  Fackel  auf 
einer  Leiter  ersteigt.  Bei  Erlangung  des  ßaronats,  im  Jahre  1560,  kam  noch  ein 
blaues  Feld  hinzu ,    in  welchem  aus  einer  goldenen  Krone  zwei  Arme  hervorwach- 


460  GRAFKN   ZAY   V.  CSÖMÖR. 

sen ,  die  nül  gekreuzten  Scliwcrtei  n  drei  güldene  Kr(»ncn  schützen.  Bei  Erhe- 
bung in  den  Grafenstand  im  Jahre  1830  wurde  das  Gesainnilwappen  mit  einem 
Fürstenmantel,  auf  welchem  die  (irafenkrone  ruht,  geziert.  —  Diese  aus  der  Fa- 
milie stammenden  Angalien  hat  auch  das  Gen.  Taschenb.  der  gräll.  Hauser  (1854, 
S.  888)  benutzen  können,  und  es  hebt  sich  dadurch  die  Angabe  im  Jahrgang  1848 
S.  765,  dass  die  Kronen  silberne  Kronen  wären. 

Das  Geschlecht  der  Grafen  Zay  v.  Gsömör,  Erb-  und  Bannerherren  zti 
Zay-Ugröcz,  ist  einer  der  noch  blühenden  magyarischen  Urslämme  ^genus 
primae  occupalionis  ,,Loja"),  seinen  Adel  und  erstes  Besitzthum  keiner  kö- 
niglichen Gnade,  sondern  der  ersten  Arpadschen  Besitznahme  Ungarns  ver- 
dankend. Dies  ist  nicht  nur  historisch  bekannt,  sondern  auch,  von  Grad  zu 
Grad,  bis  auf  heutigen  Tag  durch  Original-Documente  erwiesen.  Es  ist  zu- 
gleich auch  eines  der  ältesten  Geschlechter  in  Hinsicht  der  erlangten  Mag- 
natenwilrde,  indem  Franz  Zay  v.  Ghemer,  Erb-  und  Bannerherr  zu  Zay- 
Ugröcz,  General-Capitain  von  Ober-Ungarn,  Graf  von  Szolnok  und  Gesandter 
bei  der  hohen  Pforte,  geb.  1498,  gest.  1570,  einer  der  mächtigsten  Dyna- 
sten Ungarns  und  eifrigsten  Anhänger  Ferdinands  I.  gegen  Zapolya,  im  Jahre 
1560  am  l.  Juli  sammt  seiner  ganzen  Nachkommenschaft  mit  dem  erb- 
lichen ungarischen  Reichs-Baronate,  der  Magnaten-  und  Freiherrenwürde 
betheilt  wurde.  Auch  ist  dies  Geschlecht  eines  jener  wenigen ,  die  einst 
unter  eigenem  Banner  fochten  (Familia  banderiata).  —  Gleich  dem  erwähnten 
Franz  Baron  Zay  und  dessen  Vorältern,  betraten  auch  seine  mit  Barbara 
V.  Gara,  der  Letzten  ihres  erlauchten  Geschlechtes,  erzeugten  Nachkommen 
die  kriegerische  Laufbahn,  auf  welcher  die  meisten  ihr  Blut  für  König  und 
Vaterland  vergossen,  in  dessen  Folge  auch  mehrere  zu  ungarischen  Reichs- 
palatinen  erwählt  wurden.  Im  Jahre  1830  am  12.  Nov.  erhob  Kaiser  und 
König  Franz  L  den  Baron  Emrich  Zay  v.  CsQmör,  Erb-  und  Bannerherrn  zu 
Zay-Ugröcz,  k.  k.  Kämmerer,  geb.  1765,  gest.  1831,  mit  allen  seinen  ehe- 
lichen Nachkommen  beiderlei  Geschlechts,  folglich  den  ganzen  Stamm  Zay, 
in  Rücksicht  auf  dessen  uraltes  Herkommen  —  ,,qui  e  vetustissima  hun- 
gara  nobili  prosapia  ortum  ducis**  heisst  es  in  dem  Diplom  —  und  mihtä- 
rische  Verdienste  in  den  Grafenstand  (die  ersten  evangelisch -lutherischen 
Grafen  Ungarns).  Der  Stamm  Zay  nahm  gleich  zu  Anfang  der  Reformation 
das  Augsburgische  Glaubensbekenntniss  an ,  dem  derselbe  auch  bis  auf  den 
heutigen  Tag  treu  blieb,  obwohl  er  durch  den  Druck  der  Zeit  beinahe  alle 
seine  Schlösser  und  Herrschaften,  welche  er  einst  in  1 6  Comitaten  Ungarns 
besass,  verlor,  und  in  Folge  dessen  später  der  Art  in  Vergessenheit  gerieth, 
dass  er  von  den  seitdem  zu  hohen  Glänze  gelangten  Geschlechtern  kaum 
mehr  dem  Namen  nach  gekannt,  und  blos  von  den  Geschichtsforschern 
und  Genealogen  als  ein  halbverwittertes  Denkmal  der  magyarischen  Urzeit 
betrachtet  wurde. 

Das  jetzige  Haupt  des  Geschlechts  ist: 

CARL  Graf  Zay  v.  GsömÖr,  Erb-  und  Bannerherr  zu  Zay-Ugröcz,  k.  k. 
Kämmerer,  bis  1849  General-Inspector  der  Protestanten  Ungarns,  geb. 
12.  Febr.  1797,  Sohn  des  Grafen  Emrich  Zay,  gest.  1831,  und  der  Freiin 
Maria  Calisius  v.  Calisch  und  Kis-Biröcz,  gest.  1842.  Dessen  mit  Caroline 
Freiin  Prönay  v.  Töt-Prona,  gest.  1852,  erzeugte  Kinder  sind  folgende: 
Ludwig,  geb.  18.  Dec.  1821,  k.  k.  österr.  Oberlieutenant  in  d.  A.,  verm. 


GRAFEN  ZECH  V.  LOBMING. 


461 


am  17.  Mai  1853  mit  iMakia  Gräfin  Berenyi  v.  Karancs-Bereuy;  Albert, 
geb.  22.  Juni  1825,  k.  k.  osteir.  Rittmeister  in  d.  A. ;  Franz,  geb.  2.  Oet. 
1829;  Eleonore,  geb.  3.  April  1831,  und  Georg,  geb.  27.  Febr.  1833. 

Ausser  dieser  älteren  Linie  des  Stammes  Zay  besiebt  noch  eine  jün- 
gere, welche  jedoch  im  Jahre  1728  durch  Adoption  den  Namen  und  den 
Glauben  der  Grafen  Kollonilz  v.  Kollegrad  annahm.    (S.  Bd.  I.   S.  453.) 


Grafen  Zeeli  v.  liobiiiiii^« 

4lal|)oltfd).  ßagetn. 

Besitz:   das  Gut  Slainncli  in  Niederbaveiii. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mitlelscliild.  Im  lotlien  Mittelscliildp  ein 
goldener,  6  eckiger  Stern  (Stammwappen.  Nach  Barlscliens  Wappenbuch  ist  der 
Stern  fiinfspitzig).  1  und  4  in  Silber  ein  bis  an  die  Knie  hervorwachsender  junger 
Türke  mit  langem,  rothem  Leibrocke,  silbernem  Kragen  und  Aufschlägen,  silbernem 
Leibgürtel,  drei  silbernen  Litzen  am  Hucke  und  mit  einem  rotlien  Turban  auf  dem 
Haupte,  dessen  Aufschlag  von  Silber  und  Koth  schrägrechts  gestreift  ist.  Derselbe 
hält  in  der  Rechten  einen  blauen  Federpfeil,  mit  der  Spitze  nach  unten  gekehrt, 
vor  sich  und  stützt  die  Linke  in  die  Seite.  2  und  3  in  Uoth  auf  einem  schräg- 
rechten,  silbernen  Balken  ein  rother  Bogen  ohne  Pfeil,  die  Sehne  nach  unten  ge- 
richtet. Ueber  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten 
Helme  wächst  der  Türke  des  1.  und  4.  Feldes  zwischen  einem  offenen,  von  Koth 
und  Silber  quer  mit  gewechselten  Tincturen  getheilten  Adlersfluge  empor,  der 
mittlere  trägt  einen  rothen,  die  Sachsen  rechtskehrenden  Adlersflügel,  welcher  mit 
dem  goldenen  Sterne  des  Mittelschildes  belegt  ist  (Helm  des  Stammwappens),  und 
der  linke  einen  wachsenden,  gekrönten,  von  Silber  und  Koth  quergetheillen  Löwen, 
welcher  einwärtsgekehrt  mit  beiden  Vorderjtranken  den  Bogen  des  2.  und  3.  Feldes 
vor  sich  hält  und  hinler  weichem  nach  links  ein  von  Roth  und  Silber  quergetheilter 


462  r.nAFEN  zkch  v.  LonMiisc. 

Adlcrsdiigcl  sich».  Die  Helmdeckcn  sind  rotli  und  silbern.  Den  Schild  hält  rechts 
ein  Türke,  ganz  gekleidet  wie  der  im  1.  und  4.  Felde.  Das  weisse  UnlerfiiUer 
des  Leibrockes  schlägl  rechts  und  links  um,  die  Stiefel  sind  gelb,  die  Hechte  hält 
auswärts  einen  blauen  Federpfeil  nach  unten  gekehrt,  und  die  Linke  berührt  den 
Schild.  Links  hält  lel/leren  mit  beiden  Vorderpranken  ein  auswärtssehender, 
goldener  Löwe.  —  Siebmacher  führt  (IL  43)  die  Familie  unter  dem  Namen  Zäch 
V.  Löbenig  auf  und  setzt  auf  den  Helm  einen  geschlossenen  Adicrsflug;  IIL  84 
schreibt  derselbe  Zäch  v.  Lobning  und  giebt  einen  quadrirten  Schild  an.  Im  1.  und 
4.  Felde  steht  der  Stern,  im  2.  und  3.  goldenen  Felde  aber  findet  sich  ein 
schwarzer,  oben  dreimal  gezinnter  Oi'ei'f'a'ken ,  dessen  äussere  Zinnen  in  den 
Seilenrand  treten.  Auf  dem  Schilde  stehen  zwei  gekrönte  Helme ;  der  rechte  trägt 
den  die  Sachsen  rechtskehrenden,  mit  dem  Sterne  belegten  Adlerstlügel,  der  linke 
einen  schwarzen  Thurm,  dessen  Umlauf  dreimal  ge/innt  ist  und  aus  welchem  ein 
schwarzes  Thier,  vielleicht  ein  Hund,  halb  hervorspringt.  Die  Helmdecken  sind 
rechts  golden  und  rolh,  links  golden  und  schwarz. 

Die  Grafen  Zecli  v.  Lobmiiig  in  Bayern  stammen  aus  einer  alten ,  nr- 
sprünglicli  steiermarkischen  Familie,  welche  im  vorigen  Jahrhundert  nach 
Bayern  gekommen  ist,  und  dürfen  mit  den  früheren  Grafen  v.  Zech  in  Sach- 
sen, welche  jetzt  in  dem  gräflichen  Hause  Zech-Burkersroda  forlblühen  (s. 
Bd.  11.  S.  701)  nicht  verwechselt  werden.  —  v.  Meding  (111.  S.  772) 
schreibt  die  Familie  nach  Bartschens  Steiermark.  Wappenbuche:  Zäch,  und 
Siebmacher  (s.  oben)  statt  Lobming:  Löbenig  und  Lobning.  Nach  Gauhe 
blühte  die  Familie,  nach  ihrem  Sitze  Löbenig  genannt,  schon  viele  hundert 
Jahre  in  Steiermark,  und  derselbe  giebt  dem  Geschlechte  den  Freiherren- 
titel schon  in  einer  Zeit  (1719),  als  die  Erhebung  in  den  Freiherrenstand 
noch  nicht  erfolgt  war.  —  Dionysius  v.  Zech  war  1440  Cardinal  und  Erz- 
bischof zu  Gran,  und  Christoph,  gest.  1509,  kommt  als  Coadjutor  des  Bi- 
schofs zu  Seccau  vor.  Die  nach  dem  Grafen  v.  Brandis  in  die  Landmatrikel 
von  Tirol  aufgenommene  freiherrliche  Familie  Zech  v.  Trybach,  aus  welcher 
Anton  Dominicus  im  Jahre  1700  Canonicns  zu  Brixen  war,  ist  Gauhe  ge- 
neigt, für  einen  Zweig  der  steiermärkischen  hierher  gehörenden  Familie  zu 
nehmen ,  doch  fehlen  genaue  Nachrichten.  Aus  dem  steiermärkischen  Ge- 
schlechte aber  stammte,  wie  schon  das  Wappen  ergiebt,  Joseph  Albrecht 
v.  Zech  (Zäch),  welcher  vom  Kaiser  Franzi.  10.  Sept.  1745  den  Beichs- 
freiherrenstand  erhielt  und  als  kurpfälzischer  Geh.  Conferenzrath  vom  Kaiser 
Joseph  II.  27.  Sept.  1773  in  den  Beichsgrafenstand  erhoben  wurde. 

Das  gräfliche  Haus  besteht  jetzt  aus  den  Enkeln  des  Grafen  Joseph 
Albrecht  und  den  Kindern  derselben,  und  der  Personalbestand  ist  folgender: 

Nachkommen  des  älteren  Enkels,  des  Grafen  Johann  Nepomuk  Joskph 
Hermann,  geb.  7.  April  1789,  gest.  1845,  Herrn  auf  Stainach,  k.  bayer. 
Kämmerers,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Vogler,  jetzt  Wittwe:  vier  Söhne 
und  vier  Töchter.  Die  vier  Söhne  sind  die  Grafen:  Johann  Nepomuk  Maxi- 
milian, geb.  6.  März  1824,  k.  bayer.  Hofcaplan  zu  St.  Martin  und  auf  der 
Trausnitz  bei  Landshut,  Johann  Nepomuk  Friedrich,  geb.  17.  Mai  1826, 
Bechtsi)raklicant  auf  dem  Stadtgericht  zu  München,  Johann  Nepomuk  Carl, 
geb.  28.  Juni  1829,  k.  bayer.  Cadet,  und  Johann  Nepomuk  Julius,  geb. 
22.  Juli  1831,  k.  bayer.  Junker.  Die  vier  Töchter  sind  die  Gräfinnen: 
Sophia,  geb.  14.  Febr.  1820,  Ernestine,  geb.  9.  März  1821,  engl.  Fräu- 
lein in  Nymphenburg,  Josephina,  geb.  1.  Sept.  1822,  Stiftsdame  xu  St. 
Anna,  und  Maria,  geb.  17.  März  1828.  —  Der  Bruder  des. Grafen  .Johann 


GHAFEN  ZICHY  V.  VASONYKEO. 


463 


Nepomuk  Joseph  Horniann,  Graf  Johann  Nepomuk  Friedrich,  geh.  1 5.  Sepl. 
1  795,  k.  hayer.  pens.  Rillmeisler,  ist  seit  20.  Mai  1828  verm.  mit  Carolina, 
Tochter  des  k.  hayer.  Regieningsraths  Steidel  zu  Nenhurg  a.  d.  Donan,  und 
aus  dieser  Ehe  lehen  Graf  Johann  Nepomuk  Carl  Friedrich,  geh.  4.  Nov. 
1829,  k.  hayer.  Kanimerjunker  und  Lieutenant,  und  Griifin  Josephlna,  geh. 
10.  Fehr.  1835.  —  Die  Schwester  der  Grafen  Joseph  und  Friedrich,  Gräfin 
JosEi'HiNE,  geh.  25.  April  1782,  ist  Wittwe  des  Maximilian  v.  Kramer,  Herrn 
auf  liohenhnrg. 


Grafen  Zicliy  v.  Väsonykeö. 

(Linie  zu  Palola  und  Linie  zu  Carlsburg.) 
ißatl)oltfd).  ©cjlerrctd). 

Besitz:  in  Ungarn  die  Ilerrscliaften  Nagy-Lang,  Szöny  etc.,  Palola,  Paiikeszi,  Kniy,  Siir, 
Inota;  die  Herrschaflcn  Vedröd,'^eregelyes  und  Uiozegh ;  die  Herrschaften  Cziffer, 
l.ook,  Kelessen ,  Straszlo  etc.;  die  Ilerrscliaflen  Sürd ,  Kajar  und  Szont-Ivan;  die 
Heriscliafien  Szcnt-Wilialy,  Ilalvan  etc.;  die  Heriscliaflen  Cailsbiirg,  iMeeser-IJczko, 
Nagy-Vasony  und  St,  Huberlh;  St.  Nicio  und  Leiden;  Drassburg  und  Szent-Peter; 
Csicso  und  Isztcmer,  und  die  Herrschaft  N.-Szöllös  etc. 


Wappen:  im  lilauen  Scliilde  zwei,  aus  einer  goldenen,  offenen  Krone  her- 
vorgehende, sechsendige  silberne  Hirschhörner,  zwischen  welchen  ein  kleines  silher- 
nes  Kreuz  schwebt.  Ueber  dem  Schilde  sieht  die  Grafenkrone.  Die  Hirschhörner 
kommen  auch  jedes  mit  siel)en  oder  fünf  Enden  vor.  Auf  Abdrücken  von  neueren 
Petschaften  aus  der  Familie  hallen  zwei  einwärtssehende  Hirsche  den  Schild. 

Eine  der  ältesten  und  herühmlesten  ungarischen  Familien,  welche  sich 
sehr  weit  ausgehreitet  hat  und  Avelche  reich  an  vielen,  zu  hohen  Ehren 
und  grossem  Ansehen  gelangten  Sprossen,  so  wie  an  sehr  hedeutendcm 
Grundhesitz  ist.  Das  Geschlecht  stammt  nach  den  gewöhnlichen  Angaben 
aus  der  Tartarei,  ist  schon  seit  1210  hekannt,  kommt  vielfach  in  der  Lan- 
desgeschichte Ungarns  vor  und  ist,  wie  Einige  annehmen,  vom  Kaiser  Fer- 
dinand II.  1625  in  den  Grafenstand  erhohen  worden.  Lehotzky  führt  die 
Sage  an,  dass  der  Ahnherr  der  Familie,  einem  Hirsche  folgend,  dnrch  den 
Möotischen  Sumpf  gelangt  sei  und  so  den  Hunnen  den  Weg  gezeigt  hahe. 


464  GRAFEIS  ZrCHY  V.   VASONYKEü. 

Dalxjr  komme  im  Wappen  das  Hirschgeweih  mil  dem  zwischen  dasselbe 
geslcllten  Kreuze.  —  Die  älteren  genealogischen  VerhUltnisse  der  Familie 
hat  Leholzky  sehr  übersichtlich  enirlerl,  und  ans  der  von  ihm  gegebenen 
Stammtafel  ergehen  sich  folgende  Glieder,  welche  die  Abstammung  der 
jetzigen  Sprossen  des  Geschlechts  nachweisen:  Pascal  (1.)  de  Zieh  im  Schü- 
meger  Comitate,  Sohn  des  Gregor,  Enkel  des  Gallus  de  Zaik,  1230.  — 
Peter.  ~  Pascal  (IL),  1371.  —  Sigmund,  1380.  —  Benedict  (1.)  —  Be- 
nedict (II.),  General,  1480.  —  Paul  (l.).  —  Georg,  Gomes  Mosson.  et 
Caslrif.,  1592.  -  Georg.  —  Paul  (II.),  Gener.  Jaur.  et  Veszpr.,  1630.  — 
Stephan  (l.),  Baro,  gest.  1693.  —  Paul(lll.).  —  Johann  (I.).  —  Johann  (IL), 
und  Sriii'HAN  (IL),  Gebrüder.  Von  Johann  (IL)  stammten  drei  Sohne,  Jo- 
hann (III.) ,  Sigmund  und  Nigolaus,  und  von  Stej)han  (IL)  ebenfalls  drei 
Söhne:  Franz,  Carl  und  Stephan  (HL)- 

Im  18.  Jahrhundert  entstanden  durch  die  erwähnten  Brüder  Johann  (IL) 
und  Stephan  (IL)  die  beiden  Linien,  in  welchen  das  gräfliche  Haus  jetzt 
blüht:  die  Linie  zu  Palota  und  die  Linie  zu  Garlsburg.  Die  Linie 
zu  Palota  schied  sich  durch  drei  Söhne  des  Stifters:  Johann  (IlL), 
Sfgismund,  und  Nicolaus,  in  drei  Zweige,  den  Zweig  zu  Adöny 
und  Szen  t-Miklös,  den  Zweig  zu  Nag  y -Lang  und  den  Zweig  zu 
Palota.  Die  von  Stephan  (IL),  geb.  1715,  gest.  1760,  gegründete  Linie 
zu  Garlsburg  zerfallt  durch  die  Brüder  Franz,  Carl  und  Stephan  (HL), 
Söhne  des  Stifters  der  Linie,  in  drei  Stämme,  von  w^elchen  der  erste  die 
Nachkommen  des  Grafen  Franz,  geb.  1751,  gest.  1812,  verm.  in  erster 
Ehe,  1770,  mit  Anna  Gräfin  Kolowrat-Krakowsky  und  in  zweiter,  1807, 
mit  Maria  Dorothea  Gräfin  v.  Lodron,  gest.  10.  Dec.  1847,  enthält,  der 
zweite  aber  die  Nachkommen  des  Grafen  Carl,  geb.  4.  März  1753,  gest. 
28.  Sept.  1826,  k.  k.  Staats-  und  Conferenz-Minislers,  und  der  dritte 
die  des  Grafen  Stephan,  geb.  14.  Jnli  1757,  gest.  30.  Juni  1841,  umfassl. 
Die  jetzigen  Glieder  des  gesammten  gräflichen  Hauses  sind  folgende : 

Linie  zu  Palota.  Zweig  zu  Adony  und  Szen  t-Miklös. 
Graf  SIGISMUND  —  Sohn  des  Grafen  Franz  de  Paula,  gest.  30.  Mai  1823, 
und  wohl  Enkel  des  Grafen  Johann  —  geb.  6.  Jan.  1800,  k.  k.  Kämmerer 
und  Major  in  d.  A.,  verm.  14.  Sept.  1843  mit  Valerl\  Gräfin  v.  Kolowrat- 
Krakowsky  —  Tochter  des  Grafen  Franz  Xaver  (s.  Bd.  I.   S.  459)  —  geb. 

23.  April  1821,  aus  w^elcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Juliane 
Pauline  Valerie  Maria,  geb.  23.  Sept.  1  849,  drei  Söhne  stammen,  die  Gra- 
fen Julius  Ferdinand  Franz  Maria,  geb.  23.  Oct.  1844,  Sigismund  Johann 
Baplista  Maria,  geb.  5.  Jan.  1846,  und  Heinrich  Franz  Maria,  geb.  4.  Ocl. 
1851.  —  Von  dem  Bruder  des  Grafen  Sigismund,  dem  Grafen  Joseph,  geb. 
1802,  gest.  20.  Dec.  1851,  lebt  die  Wittwe,  Adelheid  v.  Maitheny,  verw. 
Gräfin  v.  Tranllmansdorfl'.  —  Zweig  zu  Nag y -Lang.  Graf  JOHANN 
—  Sohn  des  Grafen  Johann  —  geb.  19.  Juni  1804,  Herr  der  Herrschaf- 
ten Nagy-Laiig,  Szöny  etc.,  k.  k.  Kämmerer  und  Ilofrath.  Die  drei  Brüder 
desselben  sind :   Graf  Georg,  geb.  10.  Aug.  1805,   k.  k.  Kämmerer,  verm. 

24.  Oct.  1826  mit  Luise  Gräfin  Pallly  —  Schwester  des  Grafen  Ferdinand 
Leopohl  vom  mittleren  Zweige  der  Nicolaischen  Linie  (s.  S.  297),  geb. 
1.  Jan.  1S04,   aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  ents}»rossen  sind,  die  Grafen: 


GIIAKEN  ZICIIY   V.  VA.SO.NYKKÖ.  4(>5 

Ferdinand,  geb.  16.  Nov.  1829,  Georg,  geb.  4.  Mai  1832,  k.  k.  Oberlieu- 
tenanl  in  d.  A.,  und  Johann  Baplisla,  gel).  31.  Dec.  1835,  —  Graf  Camillo 
Josepb,  geb.  3.  Nov.  180G,  k.  k.  Kämmerer  ~  und  Graf  Alfred  Leopold, 
geb.  11.  Aug.  1810.  —  Zweig  zu  Palota.  Graf  NIGOLAIIS  —  Sohn 
des  Grafen  Nicolaus  —  geb.  4.  Ajiril  1800,  Herr  von  Palota,  Papkeszy, 
Kuty,  Sur  und  Inola,  verm.  1822  mit  Maria  Freiin  v.  Kray,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Nicolaus,  geb.  3.  Aug.  1823,  verm.  mit  Fanny  Gräfin  Festetics 
v.  Tolna  —  Tochter  des  Grafen  Leo  vom  dritten  Stamm  der  dritten  Linie 
(s.  S.  119)  —  und  Gräfin  Palline,  geb.  14.  Jan.  1836,  stammen.  Von  den 
Schwestern  des  Grafen  Nicolaus  ist  Gräfin  Johanna,  geb.  1799,  Wittwe 
seit  28.  Nov.  1847  von  dem  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  Johann  v.  R6, 
und  Gräfin  Josephe  seit  1831  vermählt  mit  Adolph  Schönberger,  k.  k. 
General-Major  und  Brigadier  zu  Brescia. 

Linie  zu  Garlsburg.     Nachkommen  des  Grafen  Franz  aus  erster 
und  zweiter  Ehe  (s.  oben).    FRANZ  Joseph  —  ältester  Sohn  des  Grälen 
Franz  aus   erster  Ehe   —    geb.   20.   Sept.    1774,    Herr  der  Herrschaften 
Vedröd,  Seregelyes  und  Diozegh,  Senior  der  Familie,  k.  k.  Kämmerer,  Geh. 
Rath  und  Oberst-Thürhiiter  des  Königreichs  Ungarn,   Director  der  Arvaer 
Herrschaft,   verm.  in  erster  Ehe,   20.  Mai  1798,  mit  Amalie  Gräfin  Esler- 
h<1zy,   gest.   30.  Juli  IS  17,   und  in  zweiter,    12.  Oct.  1822,   mit  Jofl\nna 
Nepomucene   Gräfin    Gavriani  —  Sclnvester   des  Grafen  Maximilian  Franz 
(s.  Bd.  L   S.  153)  —  geb.   31.  Aug.  1775,  Wittwe  des  Ladislaus  Grafen 
V.  Kollonilz.     Aus  der  ersten  Ehe  sind  sechs  Söhne  entsprossen,  von  wel- 
chen vier  leben.    Die  lebenden  Söhne  sind:   Graf  Ladislaus,  geb.   11.  Aug. 
1799,  k.  k.  Kämmerer  und  vormals  ungaris<'her  Statthallcrei-Rath,   verm. 
30.  Dec.  1824  mit  Maria  Gräfin  Szöchenyi  —  Tochter  des  Grafen  Ludwig 
Maria  Aloys  (s.  S.  395)  —   geb.  6.  Jan.  1804,  aus  welcher  Ehe  Graf  La- 
dislaus,  geb.    11.   Sept.    1830,  und   Gräfin  Maria,   geb.    IG.  Dec.  1833, 
verm.   9.  Nov.  1851  mit  Gustav  v.  Vizsolyi,  stammen,   —   Graf  Leopold, 
geb.  10.  Juli  1805,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  verm.  20.  Juni 
1842  mit  Maria  Gräfin  Szläray  —  Schwester  des  Grafen  Johann  Nepomuk 
(s.  S.  402)  —  geb.  1821,   aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  entsprossen  sind, 
die  Grafen  Alexander,   geb.  29.  Juni  1843,  Alexius,  geb.  26.  Dec.  1844, 
Ernst,  geb.  20.  Nov.  1846,   und  Geysa,  geb.  1849,  —  Graf  Franz,  geb. 
24.  Jan.  1811,  k.  k.  Kämmerer,   Geh.  Rath  und  Reichsrath  des  Kaiser- 
thums  Oesterreich,  verm.  25.  Nov.  1837  mit  Maria  Clara  Marquise  de  Ville, 
Gräfin  Demblin,  geb.  15.  Aug.  1814,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  stammen, 
die  Grafen  Joseph  Franz  Maria,  geb.  13.  Nov.  1841,  Theodor,  geb.  im  Mai 
1847,  und  Franz  und  August,  Zwillinge,  geb.  14.  Juni  1852.  —  Die  bei- 
den verstorbenen  Söhne  des  Grafen  Franz  Joseph  waren  die  Grafen  Casimir 
und  Paul  Albert.    Vom  Grafen  Casimir,  geb.  5.  Dec.  1802,  gest.  26.  Mai 
1847,  le])en  aus  der  Ehe  mit  Maria  Ottilie  Camilla   Gräfin  v.  Königsegg- 
Rothenfels    —   Tochter  des  Grafen    Johann  Nepomuk  Ge])hard  (s.  Bd.  I. 
S.  466)  —  geb.  29.  April  1814,  gest.  2  1 .  Mai  1851,  seit  1  850  wieder  ver- 
mählt mit  Moritz  Freiherrn  v.  Lederer,  k.  k.  General-Major,  ein  Sohn  und 
eine  Tochter,  Graf  Johann  Nepomuk,  geb.  15.  Juh  1834,  und  Gräfin  Cres- 
CENTiE,  geb.  8.  Aug.  1836,  —  und  vom  Grafen  Paul  Albert,  geb.  22.  Aug. 
III.  30 


460  GRAFEN  ZICHY  V.  VASOISYKEÖ. 

1808,  gosl.  13.  Mni  1850,  k.  k.  Kämmerer,  lel)l  die  Willwe,  Map.ia  Anna 
Freiin  liildprandl  v.  Prandau,  geb.  19.  April  1827,  wieder  vermäliU  1851 
mil  Conslanlin  Grafen  v.  Normann-Ehrenfels  (s.  Bd.  II.  S.  160).  —  Der 
Brnder  des  Grafen  Franz  Joseph  ist  Graf  Carl  ,  geb.  11.  Oct.  1785,  Herr 
der  llerrschaflen  Cziffer,  Look,  Kelessen,  Straszlo  etc.,  k.  k.  Kümmerer, 
verm.  in  erster  Ehe,   20.  Jan.  1807,  mit  Antonie  Gräfin  v.  Batthyjin,  geb. 

8.  Juni  1789,  gest.  15.  Juni  1825,  und  in  zweiler  Ehe,  28.  Juni  1842, 
mit  Franziska  Gräfin  v.  Apponyi  —  Schwester  des  Grafen  Carl  älterer  Linie 
(s.  Bd.  I.  S.  24)  —  geb.  26.  April  1807,  verw.  Gräfin  Szapdry.  Aus  der 
ersten  Ehe  stammen  drei  Söhne  und  vier  Töchter,  die  Grafen :  Joseph,  geb. 

9.  Juli  1814,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  20.  Nov.  1853  mit  Melamü  Maria 
Pauline  Alexandrine  Prinzessin  v.  Metternich-Winneburg ,  geb.  27.  Febr. 
1832,  Johann  Nepomuk,  geb.  23.  Sept.  1820,  verm.  1848  mit  Irma  Freiin 
V.  Kray,  und  Franz  de  Paula,  geb.  9.  Mai  1822,  und  die  Gräfinnen:  Anna, 
geb.  18.  Oct.  1808,  verm.  18.  Nov.  1827  mit  August  Fürsten  Odescalchi, 
Wittwe  seit  15.  Oct.  1848,  Maria,  geb.  2.  Febr.  1810,  verm.  28.  Mai 
1838  mit  Wilhelm  Freiherrn  v.  Walterskirchen,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister in  d.  A. ,  Antonie,  geb.  14.  Juli  1816,  verm.  4.  Dec.  1834  mit 
Ludwig  Grafen  Batthyan  zu  Ikervar,  Willwe  seil  6.  Oct.  1849,  und  Caro- 
lina, geb.  8.  Nov.  1818,  verm.  16.  Mai  1836  mit  Georg  Grafen  KArolyi,  k. 
k.  Kämmerer  (s.  S.  191).  —  Die  vier  Schwestern  der  Grafen  Franz  Joseph 
und  Carl  sind:  Gräfin  Antonie,  geb.  24.  April  1776,  verm.  10.  Juni  1800 
mit  Michael  Grafen  Nadasd  (s.  S.  270),  Gräfin  Anna,  geb.  24.  Jan.  1780, 
Wittwe  seit  3.  Aug.  1849  von  Georg  Grafen  v.  Apponyi  (s.  Bd.  I.  S.  24), 
Gräfin  Floriana,  geb.  18.  Oct.  1793,  verm.  20.  Juni  1811  mit  Franz  Gra- 
fen V.  Alterns  (s.  Bd.  J.  S.  40),  Willwe  seit  6.  Febr.  1843,  und  Gräfin 
Leopoldine,  geb.  16.  Febr.  1800,  verm.  16.  Febr.  1822  mit  Carl  Freiherrn 
Kress  v.  Kressenslein,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ilalh,  General  der  Cavallerie 
in  Pension  etc.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Franz  leben  zwei  Söhne : 
Graf  Dominik,  geb.  21.  Juli  1808,  Herr  der  llerrschaflen  Sürd,  Kajar  und 
Szent-Ivan,  Doclor  des  geislhchen  Rechts,  emcrilirter  Bischof  von  W^esprim 
in  Ungarn  und  Domherr  zu  Olmiitz,  und  Graf  Edmund,  geb.  19.  Juli  1811, 
Herr  der  Herrschaften  Szent-Mihaly,  Ilalvan  etc. ,  k.  k.  Kämmerer,  verm. 
6.  Mai  1832  mit  Pauline,  geb.  25.  Juli  1810,  des  Fürsten  Innocenz  Odes- 
calchi Tochter,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  und  eine  Tochter  leben,  die 
Grafen  Edmund,  geb.  12.  März  1834,  k.  k.  Obcrlieutenant,  und  Eugen,  geb. 
1837,  und  Gräfin  Livia,  geb.  4.  Oct.  1840. 

Nachkommen  des  Grafen  Carl  (L),  aus  dessen  Ahnentafel  nach- 
stehende Glieder  einen  Platz  finden  mögen :  Johann  Graf  v.  Zichy  de  Vaso- 
nykeö ;  Gemahlin :  Maria  Anna  Freiin  v.  Thalheim.  —  Stephan  ;  Gemahlin : 
Maria  Cäcilie  Herrin  v.  u.  zu  Stubenberg.  —  Carl  ;  Gemahlin :  Antonia 
Maria  Gräfin  v.  Khevenhüller-Melsch.  —  Franz.  —  Von  den  Söhnen  des 
Grafen  Carl  (I.)  sind  die  Grafen  Franz  und  Carl  (IL)  gestorben,  während 
die  Grafen  Ferdinand  und  Nicolaus,  neben  zwei  Schwestern ,  leben.  Von 
den  beiden  verstorbenen  Söhnen  war  Franz  Graf  v.  Zichy-Ferraris ,  geb. 
25.  Juni  1777,  gest.  6.  Oct.  1839,  Herr  der  Herrschaften  Carlsburg, 
Mecs^r-Liczkü ,  Nagy-Vdsony  irnd  St.  Huberlh ,  k.  k.  Kämmerer,  Feldmar- 


GRAFEN  ZICHY  V.  VASONYKEÖ.  467 

schall-Lieutenant  etc. ,  verm.  mit  Maria  Wilhelmine  Gräfin  Ferraris ,  geb. 
3.  Sept.  1780,  verm.  6.  Mai  1799,  jetzt  Wittwe.    Aus  dieser  Ehe  stam- 
men, neben  zwei  Töchtern,    Gräfin  Emilie,  geb.    13.  Nov.  1803,  verm. 
15.  Dec.  1823  mit  Paul  Grafen  Szechenyi  (s.  S.  396),  und  Gräfin  Melanie, 
geb.  28.  Jan.    1805,  verm.  30.  Jan.   1831   mit  Clemens  Wenzel  Lothar 
Fürsten  v.  Metternich-Winneburg,  Herzog  von  Portella,  Grafen  von  Königs- 
wart  etc.,  drei  Söhne:  Graf  EMANUEL,  geb.  26.  Dec.  1808,  k.  k.  Kämme- 
rer und  Major  in  d.  A.,  verm.  2.  April  1837  mit  Charlotte  Miss  Strachan, 
gest.  im  November  1851,  —  Graf  Felix,  geb.  20.  Nov.  1810,  k.  k.  Käm- 
merer,   verm.    10.  März   1839  mit  Emilie  Gräfin  v.  Reichenbach -Lesso- 
nitz,  geb.  8.  Juni  1820,   aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  und  drei  Töchter 
entsprossen  sind,   die  Grafen  Victor,   geb.   1.  Juli   1842,   Ludwig,   geb. 
11.  Aug.  1844,  und  Emanuel,   geb.  19.  Febr.  1852,  und  die  Gräfinnen 
Melanie,  geb.  16.  Aug.  1843,   Caroline,  geb.  13.  Oct.  1845,  und  Emilie, 
geb.  1.  JuH  1847,  —  und  Graf  Ludwig,  geb.  1.  Aug.  1814,  k.  k.  Käm- 
merer, verm.  3.  Juni  1845  mit  Auguste  Gräfin  Bleszinska.  —   Der  zweite 
verstorbene  Sohn  des  Grafen  Carl  (L)  war  Graf  Carl  (IL),  geb.  20.  Juni 
1778,  gest.  15.  Dec.  1834,  Herr  von  St.  Niclo  und  Leiden,  k.  k.  Kämme- 
rer und  Geh,  Rath ,  k.  ungar.  Schatzmeister  und  Präsident  der  k.  ungar. 
Holkammer,  Obergespan  des  Wieselburger  Comitats  etc.,  dessen  dritte  Ge- 
mahlin, Crescentia  Gräfin  v.  Seilern  und  Aspang  —  Schwester  des  Grafen 
Joseph  August  (s.  Bd.  IL  S.  456)  —  verm.  3.  Aug.  1819,  sich  als  Wittwe 
4.  Febr.  1836  mit  Stephan  Grafen  Szechenyi  (s.  S.  396)  wieder  vermählt 
hat.    Aus  der  ersten  Ehe  des  Grafen  Carl  (IL)  mit  Franziska  Gräfin  Ester- 
häzy,  verm.   8.  Sept.  1800,  gest.  3.  Juli  1804,  stammt  Graf  Paul,    geb. 
8.  Aug.  1802,  k.  k.  Kämmerer,  —  aus  der  zweiten  Ehe  mit  Julie  Gräfin 
Festetics,  verm.  4,  Sept.  1806,  gest.  18.  Nov.  1816,  leben  vier  Söhne  und 
zwei  Töchter,   die  Grafen  Heinrich,  geb.  4.  Nov.  1812,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  22.  Mai  1843  mit  Irene  Freiin  v.  Mesko,  Hermann,  geb.  7.  Mai  1814, 
k.  k.  Kämmerer ,  Hofrath ,  Vorsteher  des  Eisenburger  Comitats  und  Vice- 
Präsident   der   Grosswardeiner  Statthalterei- Abtheilung,    verm.  mit  N.  N. 
Szegedy,  Otto,  geb.  21.  Juli  1815,  und  Adalbert,  geb.  21.  Oct.  1816,  k. 
k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant,  und  die  beiden  Gräfinnen  Julie,  geb. 
27.  Jan.  1808,  verm.  1.  Sept.  1825  mit  Franz  Grafen  Huniady  v.  Kethely 
(s.  S.  172),  und  Felicie,  geb.   2.  Sept.  1809,  verm.  24.  April  1827  mit 
Heinrich  Grafen  v.  Hoyos  (s.  Bd.  I.  S.  389),  und  aus  der  dritten  Ehe  mit 
der  als  Wittwe  oben  genannten  Crescentia  Gräfin  v.  Seüern  und  Aspang 
sind  entsprossen  vier  Söhne  und  drei  Töchter,  die  Grafen  Alfred  Paul,  geb. 
23.  Juni  1821,  Geysa,  geb.  2.  April  1828,  k.  k.  Obeiiieutenant,  Emmerich 
Heinrich  Nicolaus,  geb.  6.  Dec.  1831,  und  Rudolph  Max  Colomann,   geb. 
11.  Juni  1833,  und  die  Gräfinnen:    Caroline  Josephe,  geb.  6.  Juni  1820, 
verm.  8.  Aug.  1842  mit  Dionys  v.  Festetics  v.  Tolna,   Maria  Maximiliane, 
geb.  12.  Oct.  1822,  verm.  15.  Juni  1851  mit  Anton  Grafen  v.  Wenkheim 
(s.  S.  444),  und  Helene  Crescentia  Rosa,  geb.  9.  Aug.  1834.  —  Die  bei- 
den lebenden  Söhne  des  Grafen  Carl  (I.) ,  Brüder  der  Grafen  Franz  und 
Carl  (IL)  sind:  Graf  Ferdinand,  geb.  13.  Juni  1783,  gewes.  k.  k.  Feldmar- 
schall-Lieutenant und  bis  22.  März  1848  Mihtair-Commandant  von  Venedig, 

30* 


4()S  GRAFEN  ZICIIY  V.   VASONYKEÖ. 

verm.  13.  Sepl.  1807  niil  Sophie  Gräfin  Sz/'cli^iiyi  —  Scliwesler  des  Gra- 
fen Ludwig  Maria  (s.  S.  390)  —  geb.  25.  Nov.  1790,  und  Graf  Nicolaus, 
geb.  2.  üec.  1790,  Herr  von  ürassbnrg  und  SzenL-Pcler,  k.  k.  Kämmerer, 
venu.  16.  Nov.  1820  mit  Juliane  Freiin  v.  Loc,  geb.  1.  Dec.  1797,  aus 
welcher  Ehe  sechs  Söhne  und  drei  Töchter  stammen,  die  Grafen  Friedrich, 
geb.  19.  Jan.  1823,  gest.  26.  Mai  1848,  k.  k.  Oberlieutenant,  verm.  mit 
Anna  Gräfin  v.  und  zu  Stubenlierg  —  Schwester  des  Grafen  Joseph  Gulen- 
berger  Linie  (s.  Bd.  IL  S.  539)  —  geb.  9.  Aug.  1821,  jetzt  Wiltwe,  Em- 
merich, geb.  15.  Jan.  1826,  k.  k.  0])crlieutenant,  Garor,  geb.  13.  Sept. 
1827,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A. ,  verm.  2.  Juni  1851  mit 
Soi'uiE  Freiin  v.  Vielinghoir,  Sandor,  geb.  4.  Febr.  1829,  k.  k.  0])erlieule- 
nant,  Stephan,  geb.  7.  Juli  1836,  und  Vilmos,  geb.  21  Oct.  1840,  und 
die  Gräfinnen  Alexandrine  Caroline,  geb.  27.  Nov.  1821,  verm.  10.  Jnli 
1847  mit  Hederich  Grafen  Viczay  (s.S.  434),  Antoma,  geb.  1  1.  Dec.  1830, 
und  Christiana,  geb.  8.  Jan.  1843.  —  Die  beiden  Töchter  des  Grafen 
Carl  (L),  Schwestern  der  Grafen  Franz,  Carl  (IL)  Ferdinand  und  Nicolaus, 
sind:  Gräfin  Eleonore,  geb.  24.  Mai  1795,  verm.  24.  Mai  1813  mit  Eduard 
Fürsten  Lichnowsky,  Wittwe  seit  1.  Jan.  1845,  und  Gräfin  Caroline,  geb. 
11.  Febr.  1802. 

Nachkommen  des  Grafen  Stephan.  Vom  Sohne  des  Grafen  Ste- 
phan, dem  Grafen  Stephan  (iL),  geb.  13.  Aprd  1780,  gest.  8.  Juni  1853, 
Herrn  zu  Csicsa  und  Isztemer  und  Besitzer  der  Herrschaft  Neu-SzöJlös,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Rath  und  gewesenem  Botschafter  zu  Petersburg,  lebt  die 
Wittwe,  Franziska  Anna  Gräfin  v.  Starhemberg  —  Schwester  des  Fürsten 
Georg  Adam  (s.  Bd.  IL  S.  508)  —  geb.  6.  Jan.  178-7,  verm.  26.  Juh  1803. 
Die  beiden  Töchter  aus  der  Ehe  derselben  sind :  Gräfin  Therese,  geb.  3  1 .  Mai 
1813,  verm.  17.  Fel)r.  1844  mit  Johann  Grafen  v.  Waldstein-Wartenberg 
(s.Bd.IL  S.633),  und  Gräfin  Anna  Maria,  geb.  21.  Juli  1821,  verm,  3.  Aug. 
1846  mit  Anton  Grafen  Kinsky  —  Sohn  des  Grafen  Christian  und  Bruder 
des  Grafen  Ferdinand  (s.  Bd.  IL   S.  443)  —  Wittwe  seit  20.  Nov.  184  6. 


GRAFEN  V.  ZOLTOWSKI. 


469 


Cirrafeu  v.  Zöltow^ki  (Ulaluszyii-Zöltowski). 

Besitz:  im  Grossherzoglliuni  Posen  die  GiUer  Ujazd,  l,eolio\vo,  Klciii-Leki  und  Kowalewo 
im  Kreise  Kosten;  J.iiogniewico  und  Zcidoiy  cl)enralls  im  Kreise  Kosten,  inid  Kad- 
zewo  im  Kreise  Sclirinim. 


Wappen:  im  rotlien  Schilde  der  Bogen  eines  halben,  silbernen  Ringes, 
auf  welchem,  an  der  Stelle  des  ansgehrochenen  Diamanten,  aufrecht  eine  silberne 
Pfeilspitze  steht  (Haus  Ogonczyk).  Den  Schild  bedeckt  eine  Grafenkrone,  auf 
welcher  sich  ein  gekrönter  Helm  erhebt.  Aus  dem  Helme  wachsen  zwei  gegen 
einander  gekehrte,  silbern  geliarnisthte  Arme  empor,  welche  mit  den  liänden  nach 
oben  einen  halben,  silbernen  Ring  halten.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern. 
—  Okolski  giebt  auf  dem  Helme  nur  die  Arme,  oiine  den  halben  Ring  an. 

Alte,  angeselioiie  polnische  Adelsfainllie ,  welche  ursprünglich  der 
Wojwodschaft  Plotzk  angehörl.  Herzog  Ziemowit  von  Masovien  verlieh  um 
1402  dem  Geschlechle  hedeutende  Ländercien ,  auf  welchen  dasselbe  das 
Dorf  Zoltowo  mit  siel)en  anderen  Ortschaften  anlegte,  auch  genehmigte  der 
Herzog,  dass  die  Familie  von  dem  bekannten  Hause  Köscielecki  zn  dem 
Wappen  Ogonczyk  aufgenommen  wurde.  Stanislaus  v.  Zöltowski  erhielt 
durch  Vermählung  mit  einer  Erbtochter  aus  dem  Geschlechte  Maluski  das 
Gut  Maluszyn,  nach  welchem  die  Nachkommen  sich  schrieben  und  schrei- 
ben. Matthias  v.  Zöltowski  war  1593  Domherr  zn  Plotzk;  Johann  Wojslaw 
v.  Zöltowski  diente  von  1620  mit  Auszeichnung  im  Heere  des  Kaisers  Fer- 
dinand H. ;  Adalhert  war  1690  Grodschreiber,  und  Valentin  1720  Abt  zu 
Plotzk;  Theophil  1772  Schwertträger  von.  Zawskrzyn,  und  der  Sohn  des- 
selben, Eduard,  poln.  Divisions-General.  Später  liess  sich  ein  Zweig  der 
Famdie  auch  m  der  Wojwodschaft  Posen  nieder,  und  aus  demselben  war 
Ignaz  Herr  des  Gutes  Zajonczkewo  bei  Samler,  der  Bruder  desselben,  Wla- 
dislaus,  Provmzial-Oberer  der  Jesuiten  im  Königreich  Polen,  und  Joseph 
1778  Schwertträger  von  Fraustadt.  Aus  demselben  Zweige  stammen  die 
Brüder  Nepomuk,  Herr  auf  Ujazd,  und  Margell,  Herr  der  Herrschaft  Czacz, 
von  welchen  Erslerer  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen 
10.  Sept.  1840  mit  der  Erbfolge  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  in  den 


470  GRAFEN  V.   ZÖLTOWSKI. 

preussischen  Grafensland  erhoben,  Letzterer  aber  zum  kön.  preussischeii 
Kammerherrn  ernannt  wurde. 

Der  Bestand  der  gräflichen  Familie  ist: 
Johann  NEPOMUCEN  Graf  v.  Maluszyn-Zöltowski ,  geb.  1779,  Herr 
auf  Ujazd,  Lechowo,  Klein-Leki  und  Kowalewo,  Wittwer.  Der  Sohn  des- 
selben ist  Graf  Stamslaus  (welchem  ausnahmsweise  gestattet  worden  ist, 
sich  schon  bei  Lebzeiten  des  Vaters  des  gräflichen  Titels  zu  bedienen), 
Herr  auf  Jarogniewice  und  Zadory,  sowie  auf  Kadzewo,  k.  preuss.  Kam- 
merherr, verm.  1838  mit  Severina  v.  Poninska,  aus  welcher  Ehe  die  Söhne 
Stephan,  geb.  1839,  und  Theodor,  geb.  1842,  und  eine  Tochter,  Anna, 
entsprossen  sind.  —  Der  lebende  Bruder  des  Grafen  Johann  Nepomucen 
ist:  Marcell  v.  Zöltowski,  Herr  der  Herrschaft  Czacz  und  k.  preuss.  Kam- 
merlierr. 


Zusätze. 


A.     Band   1. 

Grafeil  v.  Arco.    S.  26. 

Die  Abslaimimng  des  Hauptes  der  bayerischen  oder  Odalricischen  Li- 
nie, des  Grafen  Carl  Maria  Ruppert  (S.  16  v.  u.),  ist  in  Folge  der  Ahnen- 
tafeln nachstehende:  Pyrrhus  Graf  v.  Arco;  Gcniahhn:  Victoria  Isahella 
Gräfin  v.  Lodron.  —  Christian  Ludwig  Maria;  Gemahlin:  3Iaiia  Anna  Vio- 
lanla  Freiin  Hörwarth  v.  Hohenhurg.  —  Philipp  Johann  Sigmund;  Gemahlin: 
Maria  Anna  Theresia  Freiin  Mandl  v.  Deutenhofen.  —  Ignaz  Joseph  Philipp  ; 
Gemahlin:  Antonia  Ruppertina  Gräfin  Trauner  v.  Adelstetten.  —  Carl  Maria 
Ruppert. 


Grafen  v.  Atteius.    S.  39  — 41. 

Sehr  genaue  Ahnentafeln  der  Familie  ermöglichen  nachstehende  fünf 
Slammreihen,  welche  die  Abstammung  der  gesammten  jetzigen  Glieder  des 
gräflichen  Hauses  vollständig  ergeben: 

Speciallinie  Heil  igen  kreuz.  Ast  zu  Heiligenkreuz.  I)  Her- 
mann IV.  Freiherr  v.  Attems ;  Gemahlin :  Ursula  Freiin  v.  Brenner.  —  Jo- 
hann Friedrich  Graf  v.  Attems;  Gemahhn:  Maria  Franziska  Marquise  de 
Strozzi.  —  Franz  Anton,  geb.  27.  Oct.  1656,  gest.  17.  Nov.  1710,  Herr 
der  Herrschaften  Heiligenkreuz,  Lucineo,  Canale  und  Podgora,  k.  k.  Käm- 
merer und  Geh.  Rath ;  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  v.  Khuenburg,  geb. 
7.  Jan.  1653,  venu.  25.  Febr.  1686,  gest.  2.  Juh  1719.  —  Anton  Fer- 
dinand, geb.  19.  Jan.  1691,  gest.  13.  Febr.  1739,  Herr  der  Herrschaften 
Heiligenkreuz  etc.,  sowie  Hierlingen  und  Bieringen  in  Schwaben,  k.  k.  Käm- 
merer und  Hauptmann;  erste  Gemahlin:  Maria  Agnes  Freiin  v.  Ow,  geb. 
9.  Febr.  1698,  venu.  13.  Juh  1717,  gest.  12.  Nov.  1720.  —  Christian 
August,  geb.  21.  Jan.  1719,  gesL  18.  März  1764,  Herr  der  Herrschaften 
Heiligenkreuz,  Lucineo,  Podgora  und  Canale,  k.  k.  Kämmerer  und  Reg.  Rath 
zu  Grätz;  zweite  Gemahlin:  Eleonora  Gräfin  v.  Strassoldo- Villanova,  geb. 


472  ZUSATZ«. 

22.  März  1730,  venu.  21.  Febr.  1751,  gesl.  22.  Sept.  1805.  —  Chkistian 
August,  geb.  17.  Der.  17  59,  gest.  2.  Mai  1810,  Herr  der  llerrschaa  Haus 
am  Bacher  in  Sleieruiark,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Franziska  Grälln 
V.  Korkensky,  geb.  22.  Dec.  1776,  verm.  28.  Jan.  1796,  f.  Hkkmaisn 
Eduard,  jetziges  Haupt  des  Astes  zu  Heiligenkreuz.  —  Ast  zu  Burgfeist- 
ritz. Zweig  zu  B  u  r  g  f  e  i  s  t  r  i  t  z.  H)  Joiiamn  Frikdrich  Graf  zu  Alterns :  (ie- 
mahlin :  Maria  Franziska  Marchesa  de  Strozzi.  —  Ignaz  Maria  {!.);  Gemah- 
lin: Maria  Regina  Gräfin  v.  Wurmbrand.  —  Franz  Dismas,  geb.  (>.  Aug. 
1688,  gest.  19.  Mai  17  50,  Herr  der  Herrschaft  Burgfeistritz,  Rann,  Wurm- 
h«!rg,  Stattenberg,  Gösting  etc.,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Präsident 
der  inner-öslerr.  Revision;  erste  Gemahlin:  Maria  Sophia  Gräfin  v.  Her])er- 
stein-Pustcrwald,  geb.  6.  Juli  1694,  verm.  26.  Febr.  1713,  gest.  20.  März 
1714.  —  Ignaz  Maria  (IL),  geb.  27.  Febr.  1714,  gest.  18.  Juni  1762, 
Herr  der  Herrschaft  Burgfeistritz,  Rann,  Tanzenherg,  Landsberg,  Wiinnberg, 
Reichenburg,  Dornau  und  Hartenstein,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath; 
Gemahlin:  Maria  Josepha  Gräfin  Khuen  v.  Belasi  und  Lichtenberg,  gest. 
1.  ApriM784.  —  Ferdinand  xMaria ,  geb.  22.  Jan.  1746,  gest.  24.  Mai 
1820,  Herr  der  Herrschaft  Burgfeistritz,  Falkenstein,  Tanzenherg,  Rann, 
Wurmberg,  Reichenburg,  Hartenstein  und  Landsberg:  k.  k.  Kämmerer,  Geh. 
Rath  und  Landeshauptmann  in  Steiermark;  Gemahlin:  Maria  Anna  Freiin 
Gall  V.  Gallenstein,  geb.  1752,  verm.  22.  Febr.  1773,  f-  —  Ig^az  Maria 
(HL),  jetziges  Haupt  des  Zweiges  zu  Burgfeistritz.  —  Zweig  zu  Gösting. 
HI)  Ignaz  Maria  (L)  ;  Gemahlin:  Maria  Gräfin  v.  Wiirmbrand.  • —  Franz 
Dismas  (s.  Ahnentafel  Hi;  zweite  Gemahlin:  Juliana  Gräfin  v.  Wildenstein, 
geh.  8.  Nov.  1698,  verm.  2.  Febr.  1717,  gest.  25.  Jan.  1764.  —  Franz 
Xaver,  geb.  17.  Juh  1729,  gest.  27.  März  1788,  Herr  der  Herrschaft  Gö- 
sting und  Stattenberg  in  Steiermark,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath;  Ge- 
mahlin: Rosalia  Gräfin  v.  Leslie,  Erbin  der  Herrschaft  Strass  und  Ehren- 
hansen, geb.  16.  Nov.  1730,  verm.  29.  April  1754,  gest.  2.  Febr.  ISOl. 
—  Carl,  geb.  26.  Dec.  1756,  gest.  8.  Jan.  1807,  Herr  auf  Gösting,  Stat- 
tenberg, Strass  und  Ehrenhausen,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Aloisia 
Gräfin  V.  Wildenstein,  geb.  15.  Febr.  1760,  verm.  3.  April  1785,  gest. 
21.  Nov.  1818.  —  Franz  Xaver  Maria,  geb.  22.  Dec.  1785,  gesl.  6.  Febr. 
1843,  Herr  der  Herrschaften  Gösling,  St.  Gotthard,  Strass  etc.,  k.  k.  Käm- 
merer; Gemahlin:  Floriana  Gräfin  Zichy,  geb.  18.  Oct.  1793,  verm. 
20.  Juni  1811,  jetzt  Wittwe.  —  Carl,  jetziges  Haupt  des  Zweiges  zu 
Gösling. 

Speciallinie  L  uzen  ei.  Ast  zu  Attirais.  IV)  Hermann  IV.,  Freiherr 
v.  Attems ;  Gemahlin :  Ursula  Freiin  v.  Brenner.  —  Ferdinand  Graf  v.  Al- 
terns; Gemahlin:  Lombarda  Regina  Gräfin  v.  Thurn-Valsassina.  —  Maximi- 
lian Franz,  geb.  16.  Oct.  1626,  gest.  7.  Oct.  1663,  Herr  zu  Luzenei, 
Campagna  und  Canalc,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Anna  Clara  Gräfin 
V.  Gampana,  geb.  20.  Jan.  1630,  verm.  24.  Jan.  1649,  gesl.  17.  Oct. 
1678.  -  Anton  Raimund,  geb.  20.  Juni  1661,  gest.  21.  Febr.  1728,  Herr 
zu  Luzenei  etc.,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Verordneter  zu  Görz; 
zweite  Gemahlin:  Fulvia  Gräfin  v.  Attems-Petzenstein,  verm.  30.  Juli  1707, 
gesl.  29.  Sept.  1758.   —    Ferdinand  Joseph,    geb.   23.   Oct.  1709,  gesl. 


zusÄTZi:.  473 

2.  Dec.  1773,  Herr  zu  Luzeuei  und  Campaguy,  k.  k.  Kämmerer,  Cieli.  Ualli 
und  sliUulischer  Generaleinnelimer  zu  Görz;  Gemahlin:  Aurora  Clorinde 
Gräfin  v.  Slrassoldo-Grafi'enberg,  geb.  27.  Aug.  1718,  verm.  2.  Sept.  1735, 
gest.  15.  Jan.  1795.  —  Akton  Leopold,  geb.  4.  Aug.  1736,  f,  Herr  zu 
Luzenei  und  Mezza  in  der  Grafschaft  Görz ,  k.  k.  Kämmerer  und  General- 
Major;  Gemahlin:  Calharina  Freiin  Sembier  v.  Scliarllcnstein,  geb.  19.  Nov. 
1751,  verm.  29.  Jan.  1771,  gest.  21.  Sept.  1811.  —  Ferdunand  HI.  An- 
dreas, jetziges  Haupt  des  Asts  zu  Attimis.  —  Haus  P  e  t  z  e  n  s  t  e  i  n.  Vj  Woli- 
Sigmund  Freiherr  v  Atlems ;  Gemahhn:  Barbara  Freiin  v.  Wildenstein.  — 
Georg  Friedrich;  Gemahlin:  Lucretia  Freiin  v.  Dornberg.  —  Sigmund  Her- 
mann Graf  v.  Alterns,  geb.  13.  Juni  1615,  gest.  14.  Mai  1707,  Herr  auf 
Petzenstein,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Catharina  Freiin  v.  Simonetti,  geb. 
12.  Sept.  1632,  verm.  27.  April  1650,  gest.  29.  Mai  1691.  —  Johann 
Franz,  geb.  2.  Juni  1660,  gest.  9.  Febr.  1727,  Herr  auf  Petzenstein  und 
Podgora,  k.  k.  Kämmerer  und  Landschaftspräsident  zu  Gorz;  Gemahlin: 
Ehsabeth  Gräfin  Coronini  v.  Cronberg,  geb.  9.  Aprd  1682,  verm.  5.  Aug. 
1703,  gest.  8.  Mai  1749.  —  Sigmund  (L),  geb.  18.  Juni  1708,  gest. 
19.  März  1759,  Herr  auf  Petzenstein  und  Podgora,  k.  k.  Kämmerer,  Geh. 
Ralh,  Landeshauptmannschafts-Vervveser  zu  Görz;  Gemahlin:  Maria  Josepha 
Gräfin  V.  Lanlhieri,  geb.  16.  Oct.  1721,  verm.  15.  Febr.  1740,  gest.  9.  Febr. 
„1784.  "  Johann  Ludwig,  geb.  19.  Juli  1749,  gest.  182.,  Herr  auf  Petzen- 
stein und  Podgora  in  der  Grafschaft  Görz,  k.  k.  Kämmerer,  ständischer  Ver- 
ordneter etc.;  Gemahhn:  Catharina  Gräfin  Ursini  v.  Blagay,  gel).  1759, 
verm.  25.  Nov.  1774,  gest.  19.  Nov.  1808.  —  Sigmund  (IL),  geb.  8.  Juni 
1776,  gest.  3.  Jan.  1844,  k.  k,  Kämmerer;  Gemahlin:  Josepha  v.  Pace- 
Friedensberg,  geb.  1780,  verm.  5.  Juni  1803,  gest.  1843.  —  Johann  Lud- 
AviG,  jetziges  Haupt  des  Hauses  Petzenstein. 


Grafen  v.  Barth-Bartheiiheini.    S.  49. 

Die  an  die  jetzigen  Familienglieder  sich  anschliessende  Stammreihe  ist 
folgende:  Christian  v.  Barth -Barthenheim;  Gemahlin:  Ottilia  v.  Lampert- 
heim. —  Ignaz  Freiherr  v.  Barth-Barthenheim ;  Gemahlin:  Ludovica  Maria 
V.  Brüninghofen.  —  Johann,  geb.  19.  März  1652,  gest.  5.  Nov.  1703,  Herr 
auf  Hörmantingen,  Possenbach  und  Barthenheim;  Gemahlin:  Christina 
V.  Bolsenheim,  geb.  5.  Juli  1667,  verm.  17.  Febr.  1688,  gest.  30.  Dec. 
1696.  —  Johann  Joseph,  geb.  18.  Nov.  1669,  gest.  11.  Aug.  1769,  Herr 
auf  Ossat  zu  Neuweiler,  erbhcher  Landvogt  der  grossen  Landvogtei  Hage- 
nau;  Gemahlin:  Maria  Elisabeth  Freiin  V.Schilling,  geb.  1 5.  Nov.  1708, 
verm.  3.  Oct.  1727,  gest.  9.  Juh  1768.  —  Adolph  Michael  Graf  v.  Barth- 
Barthenheim,  geb.  22.  Aug.  1742,  gest.  4.  Jan.  1824,  k.  k.  Kämmerer; 
Gemahlin:  Johanna  Freiin  v.  Wald,  geb.  20.  Juni  1748,  verm.  11.  Febr. 
1768,  gest.  5.  Aug.  1802.  —  Adolph  Ludwig  Joseph  Ignaz:  jetziges  Haupt 
des  gräflichen  Hauses. 


474  ziJsÄTZK. 

Grafen  Beisscl  v.  Gyiiiiiicli.    S.  60. 

Die  Abstammung  des  Grafen  Fkaxz  Ludwig  (Z.  2  v.  ii.)  ergicbl  sich 
ans  folgender  Slannnreihe:  Bertkam  Freiherr  Beissel  v.  Gymnich;  Gemah- 
lin :  Maria  v.  llarll"  zu  Alsdorf.  —  Wilhelm  Friedrich  ;  Gemahlin :  Maria 
Magdalena  v.  Melzenhausen.  —  Georg  Anton  Dominik;  Gemahlin:  Maria 
Anna  Luise  Freiin  v.  und  zu  Frens.  —  Franz  Hugo  Edmund;  Gemahlin: 
Maria  Anna  Freiin  v.  Warsperg.  —  Franz  Ludwig  Graf  Beissel  v.  Gymnich. 


Grafen  v.  Berohlingen.    S.  78. 

Der  Z.   13  V.  o.  als  Vater  des  Freiherrn  Joseph  Anton  I.  angeführte 
Freiherr  Gasper  Conrad  war  mit  Anna  Sibylla  Freiin  v.  Liehenfels  vermählt. 


Grafen  v.  Bissingen -Nippenburg.    S.  87. 

Die  Abstammung  der  Grafen  Ernst  Maria  und  Gajetan  Alexander 
(Z.  24  V.  0.),  welche  die  ungarische  und  die  schwäbische  Linie  stif- 
teten, erhellt  aus  nachstehender  Stammreihe:  Johann  Friedrich  Freiherr 
V.  Bissingen ;  Gemahlin :  Gatharina  v.  Nippenburg  zu  Grunzheim.  —  Fer- 
dinand Carl;  Gemahlin:  Maria  Theresia  Gatharina  Gräfin  v.  Gravenegg  zu 
Eglingen.  —  Leopold  Anton,  geb.  24.  Dec.  1692,  gest.  9.  März  1735, 
Herr  auf  Schramberg,  Grunzheim  und  Willenhofen,  k.  k.  Kämmerer,  vorder- 
österr.  Reg.-Balh  und  Landvogt  zu  Rothenburg;  Gemahhn:  Maria  Victoria 
Gräfin  Ruepp  v.  Falkenstein,  geb.  19.  Juh  1702,  verm.  29.  Od.  1723, 
gest.  19.  Febr.  1740.  —  Joseph  Cajetan  Graf  v.  Bissingen  -  Nippenburg, 
geb.  25.  Oct.  1725,  gest.  13.  Aug.  1791,  kurbayr.  Kämmerer  und  Geh. 
Rath ;  Gemahlin :  Maria  Amalia  Antonia  Gräfin  v.  Spaur,  geb.  1 2.  Sept.  1 720, 
verm.  20.  Sept.  1747,  gest.  10.  April  1804.  —  Ferdinand  Ernst  Maria, 
geb.  2.  Febr.  1749,  gest.  22.  Apnl  1831,  Herr  der  Herrschaften  Schram- 
berg, Dotternhausen  und  Rosswangen  im  Königreich  Württemberg,  Jam, 
Csorda,  Mercina  und  Udwarzallas  in  Ungarn,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath, 
Gouverneur  von  Tirol  etc. ;  erste  Gemahlin :  Maria  Amalia  Freiin  v.  Stolzin- 
gen, geb.  24.  Aug.  1755,  verm.  10. Febr.  1774,  gest.  6.  Jan.  1792;  zweite 
Gemahlin  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Thurn-Valsassina  und  Taxis,  geb.  14.  Sept. 
1768,  verm.  8.  Jan.  1798  — ;  Ernst  Maria,  ältester  Sohn  aus  erster  Ehe, 
und  Cajetan  Alexander,  Sohn  aus  zweiter  Ehe. 


Grafen  v.  Borch.    S.  105. 

Nach  geneigt  eingesendeten  Mittheilungen,  welche  wörtlich  folgen,  ist 
von  den  beiden  Linien  des  gräflichen  Hauses,  den  Angaben  des  Geneal. 
Taschenbuchs  d.  gräflichen  Häuser  (1854.  S.  105)  entgegen,  die  Linie  zu 
Warkland  die  ältere,  die  zu  Prelli  die  jüngere. 


ZUSÄTZE.  475 

„Beide  Linien  stammen  von  dem  Grosssohne  des  Grafen  Gideon  Johannes 
(geb.  1665),  dem  Reich^rafen  von  Lubschitz  undBorchland,  Johannes,  Erb- 
herrn zu  Warkland,  Prelli,  Wyping,  Galen,  Stirnin,  Iskanden,  Landskron, 
Zemel,  Podzemel,  Plonian  u.s.w.,  geb.  1713,  f  1779.  Derselbe  war  Ganzler 
des  Königreichs  Polen  und  vermählt  mit  Anna  Ludovica  v.  Syberg-Wischhng, 
mit  der  er  7  Söhne  und  5  Töchter  zeugte.  Von  diesen  7  Söhnen  starben 
5  im  Kindesalter,  nur  der  älteste,  Michael  Johannes,  geb.  1753,  f  1810, 
und  der  jüngste,  Josephus  Heinrich,  geb.  1764,  f  1835,  erreichten  das 
männliche  Alter,  und  wurden  die  Stifter  der  beiden  jetzt  noch  vorhandenen 
Linien,  Michael  Johannes  der  von  Warkland,  Josephus  Heinrich  der  von 
Prelh.  Nach  dieser  Angabe  sind  die  Geburtsjahre  der  Brüder  und  die  dar- 
aus folgende  Anciennetät  der  Linien  zu  berichtigen.  Als  Beweis  ist  anzu- 
führen ,  dass  die  Besitzung  Warkland ,  welche  als  der  Stammsitz  der  Grafen 
Borch  betrachtet  wird  und  in  allen  Titeln  an  erster  Stelle  steht,  nicht  auf 
den  Grafen  Joseph,  sondern  auf  seinen  älteren  Bruder,  den  Grafen  Michael, 
vererbte,  und  sich  jetzt  in  den  Händen  des  Grafen  Carl,  Chefs  derWarkland- 
schen  Linie,  befindet.  Eben  so  war  es  der  ältere  Bruder,  Michael  Johannes, 
w^elchem  die  Bestätigung  aller  vom  deutschen  Kaiserhause  der  gräflich 
Borch'schen  Familie  verliehenen  Titel  und  Würden  im  Jahre  1783  vom 
Kaiser  Joseph  IL  zu  Theil  wurde." 

Graf  Alexander  v.  Borch  (S.  106,  Z.  7v.  o.)  ist  kais.  russ.  Ober-Cere- 
monienmeister  und  Geh.  Rath,  sowie  Mitghed  des  Gonseils  im  Ministerio 
der  auswärtigen  Angelegenheiten. 


Grafen  Bubiia  v.  Littitz.  S.  128. 
Die  Stammreihe  des  bekannten  Grafen  Ferdinand  (Z.  23  v.  o.),  k.  k. 
w.  Geh.  Raths,  Feldmarschall-Lieutenants  etc.,  war  folgende:  Kunata  Ja- 
ROSLAus  Graf  V.  Bubna  und  Littitz;  Gemahlin:  Esther  Eva  Wratislaw  v.  Mi- 
Irowitz.  —  Innocenz  Ferdinand  ;  Gemahlin :  Maria  Gonslanzie  Borinie 
V.  Lhota.  —  Johann  Wenzel  ;  Gemahhn :  Maria  Garohna  Anna  Freiin  v.  Beck. 
—  Innocenz;  Gemahlin:  Josepha  Gräfin  v.  Bubna  und  Littitz. —  Ferdinand. 


Grafen  v.  Cavriani.  S.  153. 
Die  Abstammung  des  jetzigen  Hauptes  der  Österreichischen  Linie,  des 
Grafen  Carl  (Z.  21  v.  o.),  erhellt  aus  folgenden  Gliedern,  welche  sich  in 
den  Ahnentafeln  des  gräflichen  Hauses  finden:  Franz  Carl  Graf  v.  Cavriani; 
Gemahlin:  Cäcilia  Renata  Gräfin  v.  Waldstein.  —  Leopold  Carl;  Gemahlin: 
Maria  Susanna  Freiin  v.  Gilleis.  —  Maximill\n  Guidobald  ;  Gemahhn :  Maria 
Aloisia  Gräfin  v.  Thürheim.  —  Ludwig;  Gemahlin:  Johanna  Nepomucene 
Theresia  Gräfin  Nowohradska-Kolowrat.  —  Maximilian  Franz  Graf  v.  Cav- 
riani und  Castelleto ;  Gemahlin :  Josepha  Gräfin  v.  Esterhäzy  de  Galantha. 
—  Carl. 


476  ZUSÄTZE. 

Grafeil  v.  €lioriii«»ki.    S.  154. 

VöUsläiulige  Ahnentafeln  der  Familie  ermöglfclien  folgende  genauere 
Angaben  über  die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses: 

Franz  Carl  Freiherr  Ghorinski  v.  Ledske,  nach  dem  Geneal.  Taschen- 
buch d.  gräfl.  Häuser,  1842.  S.  108,  geb.  1690,  gest.  1750,  nach  Ahnen- 
tafeln aber  geb.  25.  Sept.  1689,  und  gest.  16.  März  1741,  Herr  auf 
Wessely  und  Paczlawiz  in  Mähren,  k.  k.  Rath,  Landrechts -Beisitzer  und 
Hauptmann  des  Hradischer  Kreises  in  Mähren,  hatte  sich  zweimal  vermählt, 
zuerst,  17.  Mai  1711,  mit  Maria  Catharina  Freiin  Kottulinski  v.  Kotlidin, 
geb.  13.  Nov.  1692,  gest.  20.  Mai  1733,  und  später,  20.  April  1735,  mit 
Anna  Maria  Gräfin  v.  Hallwed,  geb.  20.  Oct.  1715,  gest.  21.  Aug.  I78:i. 
Zwei  seiner  in  den  Grafenstand  erhobenen  Söhne,  Graf  Franz  Johann,  aus 
erster,  und  Graf  Michael  Wenzel ,  aus  zweiler  Elie,  Jiaben  dauernd  den 
Stamm  fortgepflanzt.  Graf  Franz  Johann,  geb.  23.  April  1  726,  gest.  23.  Juni 
1812,  Herr  der  Herrschaft  Wessely,  Oberst-Erhland-Panier  des  höhmischen 
llerrenstandes,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  vermählte  sich  2.  Mai  1757 
mit  Maria  Cajetane  Gräfin  v.  Walldorf,  geb.  22.  Aprü  1736,  gest.  29.  Oct 
1792.  Aus  dieser  Ehe  stammten  die  Söhne  Franz  Cajetan  und  Ignaz  Maria 
Adam.  Graf  Franz  Cajetan,  geb.  26.  Jan.  1761,  gest.  2.  Oct.  1821,  Herr 
der  Herrschaften  Wessely,  Sadeck,  Hoschtialkow  und  Antheü  Brumov  in 
Mähren,  Oberst-Erl)land-Panier  des  Herrenslandes  des  Königreichs  Böhmen, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst,  verm.  sich  9.  Juli  1800  mit  Constanze  Land- 
gräün  v.  Fiirstenberg,  geb.  6.  April  1780,  gest.  24.  Febr.  1819,  und  aus 
dieser  Ehe  ist  Graf  Friedrich  (Friedrich  Carl)  —  s.  die  lel)enden  Glieder  — 
entsprossen;  ~  Graf  Ignaz  Maria  Adam  aber,  geb.  als  Zwilling  17  70,  gesl. 
14.  April  1823,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Hofkammer- Präsident, 
vermählte  sich  10.  Mai  1796  mit  Sophia  v.  3Iertens,  geb.  26.  Juli  1778, 
gest.  9.  Dec.  1836,  und  aus  dieser  Ehe  stammen  die  Grafen  Carl  Franz 
und  Gustav  Ignaz  (s.  die  lebenden  Glieder).  Sonach  ist  Graf  Carl  Franz 
S.  155,  Z.  13  und  14  v.  o.  als  Sohn  des  Grafen  Ignaz  Maria  Adam  und 
Enkel  des  Grafen  Franz  Johann  aufzuführen. 

Graf  Michael  Wenzel  (s.  oben),  geb.  6.  Oct.  1738,  gest.  5.  Jan. 
1806,  Herr  der  Herrschaften  Uhrzicz  und  Antheü  Poczeniz  in  Mäliren,  k. 
k.  Kämmerer,  vermählte  sich  in  erster  Ehe  29.  Juli  1769  mit  Ludmilla 
Gräfin  Czernin  v.  Chudenitz,  geb.  10.  Nov.  1750,  gest.  17.  Mai  1802,  und 
aus  dieser  Ehe  stammt  Graf  Michael  Wenzel  (IL),  s.  die  lebenden  Glieder 
der  Familie. 

Die  Angaben  über  den  Grafen  Ignaz  Dominik  (S.  154,  Z.  4  v.  u.)  — 
Sohn  des  Freiherrn  Franz  Carl  —  sind  nach  Folgendem  zu  berichligen. 
Graf  Ignaz  Dominik,  geb.  21.  Aug.  1729,  gesl.  30.  Nov.  1792,  in  Mähren, 
Schlesien  und  Böhmen  reich  begütert,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Lan- 
deshauptmann in  Troppau,  war  zweimal  vermählt,  in  erster  Ehe,  21.  Jan. 
1754,  mit  Barbara  Catharina  Gräfin  v.  Hoditz  und  Wolframitz,  gest.  13.  Nov. 
1785,  und  in  zweiter,  16.  Aug.  1767,  mit  Antonia  Gräfin  v.  Lodron.  Aus 
der  ersten  Ehe  stammten  zwei  Töchter,  und  aus  der  zweiten  eine  Tochter 
und  ein  Sohn,   Graf  Johann  Baptist,  geb.  24.  Juni  1793,  welcher  als  kön. 


ZUSÄTZE.  477 

preuss.  llauplniann  drr  Lnndwolir  2G.  Dec.  1813  an  don  in  der  Sclilaclil 
Itei  Leipzig  erhallenen  Wunden  starb. 


Oi*<[ifeii  Czerniii  v.  Clnidenitz.  S.  172. 
Die  Abstammung  des  jetzigen  Hauptes  der  gräflichen  Familie,  des  Gra- 
fen Carl  Eugen  (Z.  9  v.  u.)  ergiebt  nachsiehende  Slammreihe:  Johann  Bap- 
tist Adam  Graf  Gzernin  v.  Ghudenitz ;  Gemahlin:  Susanna  Gräfin  Ilrzan 
V.  Ilarras.  —  Humbert  Johann:  Gemahlin:  Diana  Maria  Gräfin  Gazoldo.  — 
Hermann  Jacob,  geb.  21.  Jan.  1658,  gest.  8.  Aug.  1710,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Ralh  und  Oberstburggraf  zu  Prag;  erste  Gemahlin:  Maria  Josepha 
Gräfin  v.  Slavata,  Erbin  der  Herrschaft  Neuhauss,  geb.  2.  Febr.  1667, 
verm.  13.  Juni  1686,  gest.  9.  Oct,  1708.  —  Franz  Joseph,  geb.  15.  Oct. 
1696,  gest.  7.  März  1733,  Oberst-Erblandmundschenk  des  Königreichs 
Böhmen,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ratli  und  Oberst -Hoflehnricbter  zu  Prag; 
Gemahlin:  Isabella  Maria  Gräfin  v.  Merode-Westerloo,  geb.  15.  Dec.  1703, 
verm.  11.  Mai  1717,  gest.  1.  April  1780.  —  Procop  Adalbert  Franz  de 
Paula,  geb.  23.  März  1726,  gest.  30.  Jan.  1777,  k.  k.Kämmcrer,  Geh. 
Rath  etc.;  erste  Gemahlin:  Maria  Antonia  Gräfin  v.  Colloredo,  geb. 
21.April  1728,  verm.  26.  Juni  1746,  gest.  2.  Oct.  1757.  -  Johann  Ru- 
dolph Joseph,  geb.  9.  Juni  1757,  gest.  23.  April  1845,  k.  k.Kämmcrer  etc. ; 
Gemahhn :  Maria  Theresia  Josepha  Gräfin  v.  Schönborn-Heussenstamm,  geb. 
7.  Juni  1758,  verm.  22.  Oct.  1781,  gest.  23.  Febr.  1838.  —  Carl  Eugen, 
jetziges  Haupt  des  gräflichen  Hauses. 


Grafen  zu  Desfours.  S.  185. 
Die  Stammreihe  des  Z.  16  v.  u.  angeführten  Grafen  Franz  Anton  ist 
folgende:  Albert  Maximilian  (I.)  Graf  v.  Desiours  zu  Mont-  und  Athien- 
ville;  Gemahlin:  Anna  Polyxene  Gräfin  v.  Schönfeld.  —  Albert  Maximilian 
(II.);  Gemahhn:  Maria  Emanuela  Gräfin  v.  Buquoi.  —  Carl  Joseph;  Ge- 
mahlin :  Caroline  Josephe  Gräfin  Colonna  v.  Fels.  —  Franz  Anton.  —  Das 
verwandtschaftliche  Verhältniss  des  Grafen  Franz  Anton  zu  den  jetzigen  Fa- 
miliengliedern war  nicht  zu  ermitteln. 


Grafen  v.  Dietriehstein.    S.  192  und  Zusätze  S.  499 

5.  499  Z.  4  1 
geb.  2.  Nov.  1804. 


S.  499  Z.  4  und  5  v.  u.  ist  statt:  geb.  21.  Febr.    1821   zu  lesen: 


Grafen  v.  Dürckheini-Montniarfin.  S.  206. 
Die  Abstammung  des  jetzigen  Hauptes  des  gräflichen  Hauses,  des  Gra- 
fen Georg  Friedrich  Wilhelm  Alfred  Eckbrecht  v.  Dürckheim-Monlmartin 
(Z.  5  V.  u.)  ist  folgende:  Wilhelm  Philipp  Heinrich  Freiherr  Eckbrecht 
V.  Diirckheim ;  Gemahlin  :  Chrislina  Dorothea  Freiin  Waldner  v.  Freund- 
stein.  -     Christian  Friedrich;  Gemahlin:  Dorothea  Johanna  Christina  Freiin 


478  ZUSÄTZE. 

V.  Winlzingerode.  —  Ludwig  Carl  Graf  Eckbrecht  v.  Dürckheim ;  Gemahlin : 
Luise  Friederike  Juhaiie  Dumaz  Freiin  v.  Monlmartin.  —  Carl  Friüdrich 
Graf  Eckhrechl  v.  Dürckheim -Monlmartin;  Gemahhn:  Amaha  Freiin  Eck- 
brecht V.  Dürcklieim.  —  Georg  Frfedrich  Wilhelm  Alfred. 


Grafen  v.  Eiizenberg.  S.  219. 
Der  Vater  des  Grafen  Cassian  Ignaz  Bonaventura  (s.  Z.  2  v.  n.)  war 
Franz  IIartmann  Freiherr  v.  Enzenber^,  geb.  27.  Dec.  1G71,  gest.  IS.Felir. 
1720,  fürsll.  Drixischer  Geh.  Ralii  und  Ilofmarschall ,  verni.  2.  März  1707 
mit  Maria  Anna  Freiin  Vintler  v.  Platsch,  geb.  2.  Aug.  1G8G,  gest.  11.  Juh 
1739  —  und  der  Sohn  des  Grafen  Cassian  Ignaz  Bonaventura,  Graf  Franz 
Joseph  (S.  220,  Z.  3  v:  o.)  ist  24.  Juh  1821  gestorben. 


Grafen  v.  Firmian.    S.  236. 
Franz  Freiherr  v.  Firmian  (Z.  19  v.  o.)  —  Sohn  des  Freiherrn  Franz 
Sigmund  aus  der  Ehe  mit  Magdalena  Freiin  v.  Freiberg  —  war  mit  Maria 
Victoria  Gräfin  v.  Thun  vermählt. 


Grafen  v.  Fünfkirchen.    S.  254. 
Z.  1 2  v.  u.  ist  statt :  Sohn  des  Grafen  Johann  Franz  de  Paula  zu  lesen : 
Sohn  des  Grafen  Johann  Ferdinand. 


Grafen  v.  Gallenberg.  S.  258. 
Die  a.  a.  0.  richtig  angedculele  Abstammung  der  jetzigen  Familien- 
glieder kann  in  nachstehender  Stammreihe  genau  gegeben  werden:  Johann 
Adam,  Herr  v.  Gallenberg;  Gemahhn:  Felicitas  Herrin  v.  Scheyern.  —  Georg 
Sigmund  Graf  v.  Gallenberg;  Gemahlin:  Catharina  Gräfin  v.  Schrattenbach. 
—  Seyfried  Balthasar  Graf  v.  Gallenberg,  Freiherr  zum  Thurn,  Rosseck  und 
Gallenstein,  Edler  Herr  zu  Einödt,  Erbvogtherr  zu  Minkendorf,  geb.  13.  Sept. 
1673,  gest.  11.  Juli  1760,  Obersterbland -Jägermeister  in  Krain  und  der 
windischen  Mark,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath ;  Gemahlin :  Maria  Caroline 
Gräfin  Ursini  v.  Rosenberg,  geb.  7.  April  1689,  verm.  23.  Aug.  1705,  gest. 
12.  Juh  1708.  —  Wolfgang  Sigmund,  geb.  18.  März  1707,  gest.  11.  Oct. 
1773,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Landeshauptmann  zu  Laibach;  zweite 
Gemahhn:  Cäcilia  Esther  Gräfin  v.  Oizon,  geb.  3.  Mai  1728,  verm.  4.  Aug. 
1745,  f.  —  Joseph  Sigmund,  geb.  4.  Febr.  1751,  gest.  11.  Aug.  1800, 
k.  k.  Kämmerer ,  Geh.  Rath  und  Gouverneur  in  Galizien ;  Gemahlin :  Maria 
Gräfin  v.  Spork,  geb.  26.  Oct.  1760,  verm.  19.  Aug.  1778,  gest.  22.  Dec. 
1810.  —  Wenzel  Robert,  geb.  28.  Dec.  1783,  gest.  13.  März  1839; 
Gemahlin:  Julia  Gräfin  v.  Guicciardi,  geb.  23.  Nov.  1784,  verm.  3.  Nov. 
1803,  jetzt  Wittwe.  —  Friedrich,  jetziges  Haupt  der  gräflichen  Familie. 


ZUSÄTZE.  479 

Grafen  v.  llartig.    S.  324. 
Freiherr  Johann   Esaias    (Z.    18  v.  u.)  —  Sohn   des  Johann   Jacoh 
V.  Hartig  ans  der  Ehe  mit  Veronica  v.  Nyss  —  war  mit  Anna  Gatliarina 
Waklerode  v.  Eckhausen  vermählt. 


Grafen  Ileguenberg-Dux.  S.  338. 
Der  Z.  16  V.  o.  genannte  Gkorg  Anton  Joseph  Freiherr  v.  und  zu 
Hegnenberg,  genannt  Dux,  war  der  Sohn  des  Freiherrn  Friedrich  Peter 
aus  der  Ehe  mit  Maria  Johanna  Zellerin  v.  Leibersdorf  und  der  Enkel  des 
JoMAisis  Christoph  v.  und  zu  Hegnenberg,  genannt  Dux,  verm.  mit  Antonia 
V.  Hest  zu  Hohenscheuern.  —  Georg  Benno  (s.  Z.  20  v.  o.)  kommt  in  den 
Ahnentafeln  der  Familie  mit  den  Namen  Georg  Max  Felix  vor. 


Grafen  Hendl  v.  Golclrain.  S.  346. 
Die  Abstammung  des  jetzigen  Hauptes  der  ersten  Linie  des  Grafen 
Emanüel  ViGiL  (Z.  9  V.  0.)  ergiebt  sich  aus  folgenden,  den  Ahnentafeln  der 
Familie  entlehnten  Gliedern:  Johann  Caspar  Graf  v.  Hendl  zu  Goldrain; 
Gemahlin :  Maria  Barbara  Freiin  v.  Hendl  zu  Goldrain.  —  Johann  Joseph  ; 
Gemahlin :  Maria  Anna  Gräfin  v.  Wolkenstein-Trostburg.  —  Caspar  Seba- 
stian; Gemahhn:  Anna  Victoria  Gräfin  v.  Sarnthein.  —  Franz  Joseph;  Ge- 
mahlin :  Ehsabelh  Caroline  Gräfin  v.  Schiandersberg.  —  Johann  Nepomuk 
Paris,  geb.  13.  Dec.  1758,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahfin:  Ehsabeth  Maria 
Magdalena  Gräfin  v.  Thun  und  Hohenstein,  geb.  28.  Nov.  1768,  verm. 
9.  Oct.  1786.  —  Emanuel  Vigil,  jetziges  Haupt  der  ersten  Linie. 


Grafen  v.  Ilodifz  und  Wolfraniitz.  S.  361. 
Die  Stammreihe  vom  Grafen  Julius  Leopold  (Z.  15  v.  u.)  his  auf  die 
jetzigen  Familienglieder  ist  nachstehende :  Julius  Leopold  Graf  v.  Hoditz  u. 
Woliramitz ;  Gemahlin :  Barbara  Gräfin  v.  Nostitz.  —  Franz  Joseph ;  Ge- 
mahlin:  Philii)pine  Freiin  v.  Caretlo.  —  Matthias;  Gemahlin:  Anna  Maria 
Freiin  Miniatti  v.  Campoli.  —  Franz;  Gemahlin:  Barbara  Freiin  v.  Sennyei 
de  Kiss-Sennye.  —  Friedrich;  Gemahlin:  Maria  Christina,  aus  dem  alten 
mailändischcn  Geschlecht  der  Dei  Capitanei  di  Vimercati.  —  Johann  Nepomuk, 
jetziges  Haupt  des  grällichen  Hauses. 


Grafen  v,  Ilonipesch.  S.  378. 
Die  Abstammung  des  ersten  Grafen  v.  Hompesch-BoUheim,  des  Grafen 
Ferdinand  Ludwig  Joseph  Anton  (s.  Z.  5  v.  u.)  ist  nach  Ahnentafeln  aus  der 
Famihe  folgende:  Carl  Caspar  Freiherr  v.  Hompesch  zu  Bollheim;  Gemah- 
hn :  Anna  Maria  Calharina  v.  d.  Horst  zum  Haus  u.  Milsen.  —  Johann  Wil- 
helm; Gemahlin:  Isabella  Gräfin  v.  Bylandt-Reydt.  —  Ignaz  Carl  (nach 
anderen  Angaben  Carl  Franz)  ;  erste  Gemahlin :  Antonie  Freiin  v.  Hacke.  — 
Ferdinand  Ludwig  Joseph  Anton  Graf  v.  Hompesch-BoUheim. 


4S0  ZliSÄTZK. 

Grafen  v.  Iiisi^elheiiii.    S.  398. 
Die  Gonialilin  des  eisten  Grafen  v.  Ingellieim,  des  Grafen  Franz  Adolph 
Dietrich   (Z.  8  u.  13  v.  o.)  war  Maria  Ursnla  Känmierin  v.  Worms  Fieiin 
V.  Dalberg. 


Grafeil  v.  Kesselstatt.  S.  425. 
Nach  mehreren  Ahnentafehi  ans  der  Familie  war  der  erste  Graf,  Jo- 
hann Hugo  Casimir  (Z.  8  v.  o.),  der  Sohn  des  Freiherrn  Carl  Frikdrich 
Melchior  aus  der  Ehe  mit  Anlonia  Isabella  Frenz  v.  Kendenich  und  der 
Enkel  des  Freiherrn  Casimir  Friedrich,  welcher  mit  Anna  Clara  Griilin 
V.  Metlernich-Winneburg  vermählt  war. 


Grafen  v.  Khevenhüller.  S.  431. 
Graf  Franz  Christoph  I.  (Z.  1  3  ii.  14  v.  u.)  war  in  erster  Ehe  mit 
Barbara  Freiin  Teuffei  v.  Guntersdorf  und  der  aus  dieser  Ehe  stammende 
Sohn,  Graf  Franz  Christoph  II.  (Z.  12  v.  u.),  in  zweiter  Ehe  mit  Ernestine 
Gräfin  v.  MonteeuccoH  vermählt.  Aus  letzterer  Ehe  stammte  Graf  Franz 
Ferdinand  Anton. 


Grafen  v.  Kottulinski.  S.  478. 
Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder,  welche  allerdings,  wie 
am  angeführten  Orte  vermuthet  wurde,  auf  den  Grafen  Franz  Carl  zurück- 
geht, ergiebt  sich  genau  aus  folgender  Stammreihe:  Johann  Freiherr  v.  Kol- 
lulinski;  Gemahlin:  Anna  Borinie  v,  Lhota.  —  Christoph  Ferdinand;  Ge- 
mahlin: Magdalene  Engelburg  Freiin  v.  Grodiczky.  —  Franz  Carl  (I.)  Graf 
Kottulinski  v.  Kottulin,  Freiherr  auf  Krzischkowitz,  geb.  27.  März  1674, 
gest.  11.  Nov.  1748,  Herr  der  Herrschaften  Weiss-Politschan  und  Trze- 
meschnitz.  Tost  und  Czechowitz,  Baranow  und  Loniz,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Rath  und  Landeshauptmann  zu  Glogau;  Gemahlin:  M^^ria  Antonia 
Gräfin  v.  Rottal  (Rothai),  Erbin  der  Herrschaft  Neubau  in  Steiermark,  geb. 
12.  Febr.  1687,  verm.  31.  Sept.  1705,  gest.  16.  Jan.  1761.  —  Franz 
Carl  (11.),  geb.  18.  Aug.  1712,  gest.  19.  Oct.  1774,  Herr  der  Herrschafleu 
Weiss-Politschan  und  Trzemesnitz  in  Böhmen,  Tost  und  Czechowitz  in 
Schlesien,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Tribnnalsassessor  in  Brunn; 
erste  Gemahlin:  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Trauttmansdorlf,  geb.  17.  Febr. 
1718,  verm.  10.  Aug.  1738,  gest.  31.  März  1757.  —  Franz  Joseph,  geb. 
16.  Sept.  1741,  gest.  13.  März  1801,  Herr  der  Herrschaft  Neubau,  k.  k. 
Kämmerer;  zweite  Gemahlin:  Elisabeth  Gräfin  v.  Falkenhayn,  geb.  4.  Febr. 
1751,  verm.  2.  Aug.  1773,  gest.  11.  Febr.  1789.  —  Joseph  (Joseph 
Franz),  jetziges  Haupt  des  gräflichen  Hauses. 


Grafen  v.  Kreath.    S.  482. 
Die  Abstammung  des  jetzigen  Hauptes  der  gräflichen  Familie^  des  Gra- 
fen Maximilian  Joseph  (Z.  10  v.  u.)  ergiebt  sich  aus  folgenden,  den  Abnen- 


ZUSÄTZE.  4g J 

tafeln  der  Familie  enllehuLen  Gliedern :  Johann  Friedrich  Graf  v.  Kreilh  • 
Gemahlin :  Maria  Sibylla  v.  Berlolzhofen.  —  Johann  Christian  ;  Gemahlin : 
Maria  Theresia  Charitas  Gräfin  v.  Aham.  —  Alois  Bonaventura;  Gemahhn: 
Antonia  Franziska  Freiin  v.  Eglof  zu  Zell  und  Schenkenau.  —  Franz  Anton 
Bonaventura  ;  Gemahlin :  Maria  Adelheid  Gräfin  v.  Preysing.  —  Joseph  Sig- 
mund Theodor  ;  Gemahhn :  Adelheid  Freiin  v.  Pienzenau.  —  Maximilian  Joseph. 


Grafen  v.  Kurtzrock-Welliiigsbüttel.    S.  496. 
In  den  Ahnentafeln  der  Familie  wird  schon  Theobald  (Z.  4  v.  o.)  als 
Freiherr  v.  Kurlzrock  zum  Wellingsbüttel  aufgeführt.     Derselbe  war  mit 
Franziska  Barbara  Vrinlz  v.  Treuenfeld  vermählt. 


B.     Ban  d   II. 

Grafen  Basselet  v.  La-Rosee,    S.  12. 

Die  Stammreihe  des  Grafen  Heinrich  Raphael  (Z.  14  v.  o.)  ist  fol- 
gende :  GoMAR  Basselet  v.  La-Ros^e ;  Gemahlin :  Therese  de  Sept-Fontaines. 
—  Johann  Caspar  Graf  Basselet  v.  La-Rosee ;  Gemahlin :  Maria  Elisabeth 
Freiin  Ruffin  v.  Tieffenburg.  —  Johann  Caspar  Alois;  Gemahlin:  Theresia 
Gräfin  Topor-Morawitzka  v.  Rudniz.  —  Franz  Xaver;  Gemahlin:  Clara 
Freiin  v.  Murach  auf  Finsing.  —  Heinrich  Raphael,  jetziges  Haupt  der 
Famihe. 


Grafen  v.  Lieven.    S.  37. 

Das  Vollständige  Wappenbuch  des  kurländischen  Adels  von  David 
Schaberl  (III.  181)  stellt  auf  den  gekrönten  Helm  des  Wappens  der  Reichs- 
grafen V.  Lieven  den  schwarzen  Reichsadler  mit  Scepter  und  Reichsapfel 
zwischen  einen  offenen,  rechts  goldenen,  links  rothen  Adlersflug,  und  die 
Unterschrift  ist:  Reichsgrafendiplom  vom  9.  Juh  1801  für  Georg  Philipp 
Freiherrn  v.  Lieven  aus  dem  Hause  Lievenbersen  und  Aulzenburg  in  Kur- 
land. Auf  der  Abbildung  des  Stammwappens  stehen  im  genannten  Werke 
die  eben  beschriebenen  Flügel.  —  Nach  Allem  gehört  der  offene  Flug  auf 
den  Helm,  denn  auch  das  sehr  vermehrte  gräfliche  Wappen  nach  dem  kais. 
russischen  Diplome,  welches  Tyroff  (N.  A.  W.-W.  III.  2,  165)  gegeben  hat, 
zeigt  auf  dem  rechten  Helme  einen  offenen  Flug,  tingirt  aber  den  rechten 
Flügel  roth,  den  linken  silbern. 


Grafen  v.  Lützow.    S.  67. 

Die  genaue  Abstammung  des  Grafen  Hieronymus  (Z.  25  v.  o.)  ist  nach 

Ahnentafeln  aus  der  Famihe  folgende:   August  Berthold  Freiherr  v.  Lützow 

zu  Dreilützow ;  Gemahlin :  Magdalena  Catharina  v.  Thümen  aus  dem  Hause 

Kuren.  —  Berthold  Heinrich  ;  Gemahlin :  Johanna  Elisabeth  Gräfin  v.  Melter- 

III.  31 


482  ZUSÄTZE. 

nicli-Wimiohurg-IJeilsloiii.  —  Gottfried  Julius  (jraf  v.  Lillzow;  (ieui.ililin  : 
Maria  Theresia  Gräliii  Kaj,^er  v.  Glol)eii.  —  JoHA^^  Nepomuk  Gottpried  ;  Ge- 
mahlin: Aiilonia  Gräfin  Czernin  v.  Cliudenilz.  —  Hier'onymhs. 


Grafen  v.  iMels-Colloredo.  S.  lüO. 
Die  Ahslammnng  des  Grafen  Ferdinand  (Z.  13  v.  u.)  ist  nach  Ahiicn- 
lafeln  —  nnd  so  Aväre  auch  diese  Lilcke  ansf^efiillt  —  lblj?ende:  Georg 
Herr  v.  Mels ,  Freiherr  v.  Waldsee  (Walsee);  Gemahlin:  Barbara  Gräfin 
V.  Slrassoldo.  —  Jacob  Graf  v.  Mcls-Colloredo ;  Gemahlin :  Beatrix  Grälin 
V.  Slrassoldo.  —  Reginald;  Gemahlin:  Gatharina  Gräfin  v.  Lamherg.  — 
Jacob;  Gemahlin:  Franziska  Gräfin  v.  Lanthieri.  —  Ferdinand. 


Grafen  v.  Mervehlt.  S.  113. 
Als  Stammreihe  des  Grafen  Ferdinand  Anton  Wilderich  ergeben  Ah- 
nentafeln die  nachstehende:  Dietrich  Burkhard  Graf  v.  Merveldt;  Gemahlin: 
Anna  Sophia  Dorothea  Freiin  v.  WeslerJiolt-Lombeck.  —  Ferdinand  Fried- 
rich; Gemahlin:  Maria  Josepha  Anna  Freiin  v.  Weslerholl-Lombeck.  — 
Clemens  August ;  Gemahlin  :  Antonia  Grälin  v.  Wolf-Mettejnich.  —  August 
Ferdinand;  erste  Gemahlin:  Maria  Theresia  Josej>ha  Gräfin  v.  Pergen.  — 
Ferdinand  Anton  Wilderigii,  jetziges  Haupt  der  Familie. 


Grafen  v.  Oppersdorf.    S.  172. 
Die,   die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergebende  Slamm- 
reihe  des  Grafen  Franz  (Z.  19  v.  o.)  ist  folgende:    Johann  Rudolph  Graf 
V.  Opi)ersdorf ;  Gemahlin :  Helena  Eleonora  Freiin  v.  Kravvarz  und  Tworkau. 

—  Johann  Wenzel;  Gemahlin:  Anna  Eleonora  Gräfin  v.  Clary-Sparbers- 
hach.         Joseph  Wenzel;   Gemahlin:   Maria  Josepha  Freiin  v.  Schirnding. 

—  Franz  Xaver  ;  Gemahlin :  Anna  Maria  Freiin  v.  Schirnding.  —  Franz, 
geb.  29.  Sept.  1778,  gest.  21.  Jan.  1818;  Gemahlin:  Eleonora  Freiin 
Skrbensky  v.  Hrzistie. 


Grafen  v.  Pachta.  S.  185. 
Die  Stammreihe  des  Grafen  Franz  Joseph  (Z.  l  l  v.  u.)  ist  folgende: 
Daniel  Norbert  Freiherr  Pachta  v.  Rayhofen ;  Gemahlin:  Mechlild  v.  Heister 
auf  Neudorf  und  Walten.  —  Johann  Joachim  Graf  v.  Pachta;  Gemahlin: 
Antonia  Maria  Josepha  v.  Scheidlern  auf  Ober-Berzkowitz.  —  Franz  Joseph  ; 
Gemahlin:  Theresia  Gräfin  v.  Trapp  zu  Biscin.  —  Joachim  Joseph;  Gemaii- 
lin :  Maria  Johanna  Freiin  Skrbensky  v.  Hrzistie.  —  Franz;  Gemahlin: 
Helena  Freiin  v.  Haugwilz,  verm.  1S0.5. 


Grafen  v.  Pfeil  n.  Klein-Ell^utli.    S.  198. 
Z.  12  V.  0.  statt  Beide  —  gewidinlich  etc.  lies:  Beide  waren  Brüder 
und  sind  die  Stifter  uer  jetzigen  beiden  gräflichen  Linien.     Da  Jeder  der- 


ZUSÄTZE.  483 

selben  zur  Zeit  der  Erliebuiig  in  den  Grafenstand  zwei  Söhne  liatte,  mithin 
im  Mann  SS  lamme  sechs  Glieder  sich  vorfanden,  wurde  der  Pfauenschweif 
auf  dem  linken  Helme  mit  sechs  Pfeilen  belegt.  Von  Carl  Friedrich,  dem 
Stifter  der  ersten  Linie,  k.  preuss.  Landrathe,  gest.  1806,  stammten  aus 
der  Ehe  mit  Anna  Eleonore ,  ältesten  Tochter  des  k.  preuss.  General-Lieu- 
tenants Grafen  v.  Posadowski  und  der  Freiin  v.  Seidlitz-Gohlau,  die  Söhne 
Carl  Friedrich,  k.  preuss.  Landschaflsdirector  und  Justizrath,  gest.  20.  Jan. 
1813,  und  Friedrich  Ludwig,  Herr  auf  Wildschütz ,  gest.  14.  Mai  1844. 
Die  Nachkommen  Beider  sind  erwähnt.  —  Von  Friedrich  Ludwig,  dem 
Stifter  der  zweiten  Linie,  gest.  11.  Aug.  1821,  stammen  zwei  Söhne: 
Friedrich  Ludwig,  geb.  24.  Mai  1780,  Herr  auf  Klein-Ellguth,  und  Fried- 
rich August  Rudolph,  gest.  8.  Nov.  1830.  Das  Nähere  über  dieselben  ist 
angegeben  worden.  ' 

Z,  30  und  31  V.  0.  lies:  Adam  Friedrich  GUSTAV  Graf  v.  Pfeil  und 
Klein-Ellguth  —  Sohn  des  Grafen  Carl  Friedrich ,  k.  Landschaftsdirectors, 
und  Enkel  Carl  Friedrichs,  k.  Landraths  —  geb.  3.  Sept.  1795  etc. 


Grafen  v.  Plesseii.  S.  207. 
Nach  sehr  geneigten  und  gütigen  Angaben  aus  der  gräflichen  Famihe 
stammte  Helmuth  Graf  v.  Plessen,  Freiherr  v.  Maltzahn  (S.  208  Z.  1  v.  u. 
und  S.  208  Z.  1  v.  o.)  aus  dem  Hause  Cummerow  in  Pommern.  Die  Cum- 
merower  Linie  ist  aber  mit  der  Penzliner  Linie  nicht  verwandt,  sondern 
nur  lehensverwandt,  schreibt  sich  auch  nicht,  wie  die  Penzliner  Linie, 
Maltzan,  sondern  Maltzahn.  —  Helmuth  v.  Plessen  (S.  208  Z.  2  u.  3  v.  o.) 
hatte  schon  den  Reichsgrafenstand  erlangt,  somit  istderNefte  undAdoptiverbe 
desselben,  Legationsrath  Helmuth  Freiherr  v.  Maltzahn  —  ältester  Sohn 
der  ältesten  Schwester  des  Helmuth  Grafen  v.  Plessen,  Herrn  auf  Ivenack  — 
nicht  zuerst  in  den  preussischen  und  später  erst  in  den  Reichsgrafenstand 
erhoben  worden.  (Das  k.  preuss.  Diplom  ist,  wie  das  N.  Preuss,  Adels- 
Lexicon  1.  S.  44  angiebt,  vom  2.  Juni  1766  —  das  Reichsgrafendiplom  soll 
nach  dem  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  1853.  S.  536,  am  26.  Sept. 
1  766  ausgefertigt  sein.  Die  x^ngabe  des  Jahres  1766  muss  nach  Allem  un- 
richtig sein.)  —  Dem  Grafen  Helmuth  v,  Plessen,  Freiherrn  v.  Maltzahn 
(S.  208  Z.  7  V.  u.),  folgte  im  Majorale,  da  derselbe  unvermählt  starb,  der 
Neffe,  Graf  Alrrecht  Joachim  —  Sohn  des  Bruders  des  Grafen  Helmuth, 
des  Freiherrn  v.  Maltzahn  auf  Rottmanshagen. 


Grafen  v.  Pückler.    S.  222. 

Die  sehlesische  Ursprungslinie,  die  Linie  zu  Schedlau,  hält  sich  bei 
Führung  des  gräflichen  Wappens  genau  an  die  Angaben  des  Reichsgrafen- 
diploms vom  10.  Mai  1690.  Dieses  Diplom  stellt  auf  den  Schild,  welcher 
sich  ganz  so  verhält,  wie  S.  222  abgebildet  und  beschrieben  worden 
ist,  drei  gekrönte  Helme,  deren  Schmuck  der  a.  a.  0.  abgebildete  und 
beschriebene  Schmuck  ist.  Grafenkrone  und  Schildhalter  werden  also  von 
dieser  Linie  nicht  geführt.  —  Nach  Tyroffs  N.  A.  W.-W.  und  nach  Anderen 

31* 


484  ZUSÄTZE. 

soll  die  Linie  zn  ßraiiilz  (Jiufeiikroiic  und  Scliildhallor  l'iiliren,  doch  or- 
geboii  Lackahdrück«^  von  alleren  Petschaften  aus  dieser  Linie  ebenfalls  diese 
Zusätze  nicht. 


Oralen  v.  Rechteren.  S.  250. 
Die  Grafen  v.  Rechteren-Limpurg-Almelo  führen  nach  Angalie  eines 
eben  so  kundigen,  wie  gefalligen  Ileraldikers  wegen  der  Herrschaft  Almelo 
noch  einen  Miltelschild  und  einen  dritten  Helm  als  mittleren  Helm.  Der 
Miltelscliild  zeigt  in  Ciold  drei  blaue  Querbalken,  von  denen  der  obere  mit 
fiinf,  der  mittlere  mit  vier  und  der  untere  mit  drei  neben  einander  stehen- 
den, silbernen  Wecken  belegt  ist.  Der  zu  diesem  Mittelschilde  gehörende 
niitriere  Helm  mit  blaugohlenen  Decken  trägt  einen  oflen(m  blauen  Adlersllug. 


Grafen  v.  Rehbinder.    S.  259. 

In  Bezug  auf  das  nur  nach  Siegelabdrücken  abgebildete  und  beschrie- 
bene Wappen  kann  Folgendes  jetzt  angegeben  werden : 

In  der  Johanniterordenskirche  zu  Sonnenburg  findet  sich  das  Wappen 
des  am  4.  Juli  1  800  zum  Johanniterritter  geschlagenen  Otto  Magnus  Reichs- 
grafeu  v.  Rehbinder.  In  diesem  Wappen  sind  die  Schwertgriffe  des  1.  und 
9.  Feldes  golden;  Feld  2,  4,  6  und  8  sind  golden;  der  Ritter  im  6.  Felde 
und  auf  dem  linken  Helme  reitet  auf  einem  weissen  Pferde  mit  rother  Decke 
und  rother  Zäumung,  hält  in  der  Rechten  einen  schwarzen  Marschallstab, 
an  beiden  Enden  mit  Gold  beschlagen,  und  hat  rolhe  Federn  auf  dem  Helm; 
das  Kreuz  im  8.  Felde  ist  schwarz;  der  Mittelschild  ist  ganz  blau,  die  Sterne 
sind  sechseckig,  und  statt  der  Schlangen  sieht  man  deutliche  Dreien,  mit 
goldenen  Kronen  über  denselben.  Die  Fahnen  auf  dem  rechten  Helme  sind 
viermal  von  Gold  und  Schwarz  quer  getheilt  und  die  Decken  blau  und  sil- 
bern ;  die  Decken  des  zweiten  Helmes  sind  blau  und  golden ;  der  Flug  auf 
dem  mittleren  Helme  ist  schwarz ,  die  Einfassung  des  Spiegels  golden ,  die 
Dreien  sind  schwarz  und  die  Decken  schwarz  und  golden;  der  vierte  Helm 
trägt  einen  silbernen ,  roth  gezüngelten,  golden  gekrönten,  halb  vorwärts 
gekehrten  Löwen,  welcher  in  der  rechten  Pranke  vier  goldene  Pleile  hält,  und 
die  Decken  sind,  eben  so  wie  die  des  linken  Helmes,  roth  und  golden,  auch 
ist  der  links  den  Schild  haltende  Löwe  ungekrönt.  —  Die  Abl)ildung,  welche 
das  Vollständige  Wappenbuch  des  kurländischen  Adels  von  Daniel  Schabert 
(IV.  258)  mit  der  Unterschrift:  Reichsgrafendiplom  vom  22.  Juli  1787  für 
Otto  Magnus  Freiherrn  v.  Rchbinder-Uddrich  aus  dem  Hause  Lassen  und 
Brunnen  in  Kurland  und  Uddrich  in  Esthland  giebt,  zeigt  folgende  Verschie- 
denheiten von  dem  eben  angegebenen  Wappen :  im  Mittelschilde -sind  Sterne 
und  Dreien  golden;  Feld  2  ist  silbern;  der  Löwe  im  3.  und  7.  Felde  un- 
gekrönt; Feld  4  golden,  und  das  schwarze  Kreuz  im  8.  Felde  ist  in  den 
Winkeln  von  vier  nach  rechts  sehenden,  schwarzhaarigen  Mannsköpfen  mit 
Hals  beseitet.  Die  Fahnen  auf  dem  rechten  Helme  sind  roth  und  von  drei 
breiten  silbernen  Querstreifen  durchzogen;  die  Säule  auf  dem  mittleren 
Helm  ist  silbern,  mit  goldenen  Simsen ;  die  dieselbe  begleitenden  Dreien 


ZUSÄTZE.  4g5 

sind  golden,  und  der  Löwe  auf  dem  vierten  Helme  trägt  in  der  rechten 
Pranke  nur  drei  Figuren ,  welche  man  für  Pfeile  oder  Pfeilspitzen  nicht 
halten  würde,  wenn  man  nicht  wüsste,  dass  im  Wai)pen  der  schwedischen 
Freiherren  v.  Uehbinder  der  Löwe  in  jeder  Pranke  fünf  Pfeile  hielte. 


Grafen  v.  Reiiard.  S.  275. 
Eine  der  Redactiou  neuerlich  vorgekommene  Ahnentafel  der  Familie 
ergiebt  folgende  Stammreihe:  Andreas  Freiherr  v.  Renard;  Gemahlin:  The- 
resia Gräfin  v.  Waldstein.  —  Johann  Baptist  Graf  v.  Renard;  Gemahlin: 
Theresia  v.  Drian.  —  Andreas  (IL);  Gemahlin:  Theresia  Anna  Freiin  v.  So- 
beck  und  Kornitz.  —  Johann  Baptist  (IL);  Gemahlin:  Aloisia  Gräfin  v.  Ga- 
schin.  —  Andreas  Alois,  geb.  12.  Jan.  1795,  k.  k.  Kämmerer  und  Land- 
rath  zu  Troppau ,  Herr  auf  Lohn-Dorf  Teschen  und  Mladeczko  im  kaiserl. 
und  der  Herrschaft  Strchlitz  im  preuss.  Schlesien. 


Grafeil  v.  Reuttiier.  S.  279. 
Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  erhellt 
aus  folgender  Stammreihe:  Christoph  Wilhelm  Freiherr  Reuttner  v.  Weyl; 
Gemahlin:  Johanna  Jacobca  Schenk  v.  Schenkensteiu.  —  Georg  Wilhelm; 
Gemahhn :  Johanna  Calharina  Juliana  Kempf  v.  Angreth.  —  Johann  Con- 
rad; Gemahhn:  Maria  Ursula  Freiin  Reich  v.  Reichenstein.  —  Joseph  Anton 
Cölestin;  Gemahlin:  Maria  Victoria  Claudia  Freiin  v.  Eptingen.  —  Julius 
Cäsar  Fidel  Ludwig  Graf  Reuttner  v.  Weyl,  geb.  2.  Juli  1765,  gest.  20.  Nov. 
1820;  Gemahlin:  Maria  Mauritia  Freiin  v.  Freiberg-Eisenberg-Hürbel,  geb. 
31.  Aug.  1773,  verm.  15.  Mai  1797,  jetzt  Wittwe.  —  Caspar  Carl  Victor 
Cäsar,  jetziges  Familienhaupt. 


Grafen  v.  Sandizell.  S.  342. 
Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  ergiebt 
folgende  Stammreihe:  Johann  Dominik  Freiherr  v.  Sandizell  auf  Malzhausen ; 
Gemahlin:  Maria  Magdalena  v.  Sandizell  auf  Edelzhausen.  —  Georg  Peter 
Franz  ;  Gemahlin :  Eva  Clara  Benigna  Freiin  v.  Püchleulhen  auf  Sunzing.  — 
Max  Emanuel;  Gemahlin:  Maximiliana  Maria  Gräfin  Morawitzka  v.  Rudnitz. 
—  Anton  Joseph  Graf  v.  Sandizell;  Gemahlin:  Maria  Anna  Victoria  Gräfin 
Fugger  V.  Zinnenberg.  —  Cajetan  Peter  Max,  jetziges  Familienhaupt. 


Grafen  v.  Sedliiitzky.  S.  449. 
Die  Stammreihe  des  Grafen  Joseph  (Z.  16  v.  o.)  ist  folgende:  Carl 
Maximilian  Freiherr  Sedlnitzky  v.  Choltitz;  Gemahlin:  Maria  Elisabeth 
V.  Donat  auf  Neukirchen.  —  Carl  Julius  Graf  Sedlnitzky  v.  Choltitz;  Ge- 
mahlin: Johanna  Sidonia  Gräfin  v.  Nostitz.  —  Anton;  Gemahhn:  Elisabeth 
Gräfin  v.  Neuhaus.  —  Joseph  Anton  ;  Gemahlin :  Josepha  Gräfin  v.  Haug- 
Avitz.  —  Joseph. 


486  ZUSÄTZE. 

Grafen  v.  Spee.    S.  487  u.  488. 

Freiherr  Friedrich  Christian  (S.  487,  Z.  1  und  2  v.  u.)  kommt  in 
Ahnentafeln  als  Friedrich  Christoph ,  und  die  zweite  Gemahlin  desselben 
unter  dem  Namen :  Catharina  Elisabeth  v.  Loe  zu  Wissen  vor.  —  Freiherr 
Degenhard  (S.  488,  Z.  3  v.  o.)  wird  als  Degenhard  Bertram,  und  die  Ge- 
mahlin als:  Ehsabeth  Amalia  v.  d.  Gracht  zu  Wanghe  aufgeführt. 


Grafen  v.  Sprinzenstein.  S.  499. 
Eine  von  dem  Grafen  Wenzkl  Reinhard  (Z.  2  und  3  v.  o.) ,  welcher 
das  Geschlecht  dauernd  fortpflanzte,  bis  in  das  vierte  Glied  reichende 
Stammreihe,  welche  vielleicht  später  den  Anschluss  an  die  jetzigen  Fami- 
lienglieder ermöglicht,  ist  folgende:  Wenzel  Reinhard  (auch  Reichard)  Graf 
V.  Sprinzenstein  ;  Gemahlin  :  Johanna  Maria  Froiin  Haimb  v.  Reichenstein.  — 
Franz  Ignaz  ;  Gcmalilin :  Anna  Rosiua  Gräfin  v.  Ilohenfeld.  —  Franz  Fer- 
dinand ;  Gemahlin :  Maria  Ernestine  Gräfin  v.  Iloyos.  —  Franz  Joseph  Ernst  ; 
Gemahlin:  Theresia  Gräfin  v.  Fernemont.  -  Anton  Maria,  geb.  26.  Sept. 
1755,  Herr  der  Herrschaft  Sprinzenstein,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  4.  Nov. 
1782  mit  Maria  Anna  Hedwig  Freiin  v.  Seldeni,  geb.  23.  Oct.  1758. 


Grafen  v.  Starlieniberg.    S.  506. 

In  der  eben  so  freundlichen,  wie  gütigen  Beurlheilung,  welche  der 
zweite  Band  dieses  Werkes  in  der  illustrirten  Zeitung  (No.  581.  XXIII.  Bd. 
S.  123)  gefunden  hat,  kommen  nachstehende,  das  Starhemberg'sche  Wap- 
pen betreffende  Angaben  vor,  welchen  die  Redactiou ,  den  Werth  derselben 
ganz  anerkennend,  mit  Vergnügen  hier  den  gebührenden  Platz  einräumt: 

,, Hinsichtlich  des  Slarhemberg'schen  Wappens  erwähnt  der  Verfasser 
das  im  Österreichischen  Wappenbuche  milgelheille  vermehrte  Wappen.  Die 
genannte  Quelle  irrt  hier ,  denn  nach  dem  Diplome  des  Kaisers  Leopold  I. 
ist  das  erste  Feld  unverändert  geblieben,  im  Mittelschilde  aber  hält  der 
Panther  den  Türkenkopf  über  die  untere  Schildeshälfte  mit  dem  gekrönten 
L  hinabhängend,  und  in  der  rechten  Pranke  ein  mit  Lorbeern  umwundenes 
Schwert,  das  noch  bis  in  das  erste  Feld  hineinreicht.  Ueber  dem  Schilde 
erhebt  sich  eine  Krone,  aus  welcher  ein  Pfauenschweif  von  fünf  Federn 
emporsteigt,  hinter  dem  sich  eine  ,, uralte  Pastei'*  zeigt,  über  welche  die 
Spitze  des  Stephansthurmes  mit  dem  herabfallenden  Monde  und  dem  auf- 
gerichteten Patriarchenkreuz  emporwächst;  gleichzeitig  wächst  auch  vor 
dem  Thurme  der  Panther  des  Mittelschüdes  mit  Kopf  und  Schwert  hervor. 
—  Siegelabdrücke  zeigen  uns  das  gräfliche  Wappen ,  wie  es  der  Verfasser 
darstellt,  aber  ohne  das  gekrönte  L,  und  über  der  Krone  nur  fünf  gespie- 
gelte Pfauenfedern.  Abdrücke  des  fürstlichen  Wappens  aber  zeigen  im  rech- 
ten Felde  den  Slephansthurm  an  die  rothe  Hälfte  stossend,  der  Halbmond 
stürzt  herab,  und  an  den  Thurm  schhesst  sich  zur  Rechten  die  Kirche.  Es 
scheint  also  der  Thurm  im  Schilde  nur  dem  fürstlichen  Wappen  anzuge- 
hören, während  das  gräfliche  ihn  als  Ilelmzeichen  führt." 


ZUSÄTZE.  4g7 

Grafen  v.  8traehwitz.    S.  529. 
Graf  Carl  Joseph  (Z.  9  v.  u.)  war  der  Sohn  des  Freiherrri  Friedrich 
aus  der  Ehe  mit  Sophia  Freiin  v.  Frankenberg-Ludwigsdorf,  und  der  Enkel 
des  Freiherrn  Georc,  verm.  mit  Johanna  Freiin  Kottuhnska  v.  Kottuhn. 


Grafen  v.  Thnn  nnd  Höllenstein.    S.  553. 

Die  Bedeutung  der  Wappenbilder  geben  geneigte  Mittheikmgen  aus  der 
Familie,  wie  folgt,  an : 

,,Mitlelschild  und  mittler  Helm  sind  das  Wappen  des  erloschenen  ti- 
roler Geschlechts  v.  Caldaes,  welches  1579,  wie  GrafBrandis  in  des  tiroler 
Adlers  immergrün.  Ehren-Kräntzel  (S.  50)  angiebt,  durch  Vermählung  in  das 
Thun'sche  Wappen  kam.  Feld  l  und  4,  sowie  der  rechte  Helm  sind  das 
Thun'sche  Stammwappen.  Dasselbe  Wap})en  führte  ursprünglich  die  Stadt 
Thun,  ehe  der  jetzige  Stern  durch  die  Zähringer  hinzukam.  Feld  2u.  3  und 
linker  Helm  sind  dem  Stammwappen,  vor  Vereinigung  mit  dem  Caldäsischen 
Wappen,  15 Iß  in  Folge  von  Erbschaft  zugefügt  worden."  Der  Name  der 
erblassenden  Familie  ist  nicht  angegeben  worden. 


Grafen  v.  Veit  heim.  S.  595. 
Die  Abstammung  des  Grafen  Werner,  jetzigen  Familienhauptes  (Z.  10 
V.  0.)  ergiebt  sich  aus  nachstehender  Stammreihe:  Burkhard  v.  Veitheim; 
Gemahlin :  Helena  v.  d.  Asseburg.  —  Josias  Freiherr  v.  Veitheim ;  Gemah- 
h'n:  Catharina  Dorothea  v.  Mandclslohe.  —  Otto  Ludwig;  Gemahhn :  Arm- 
gard  Amaha  v.  Bartensieben.  —  Friedrich  August;  Gemahlin:  Maria  Anna 
Catharina  Kameytska  v.  Elstiborg.  —  August  Ferdinand  Graf  v.  Veitheim ; 
zweite  Gemahlin:  Oltdie  Henriette  v.  Arnim,  geb.  25.  Jan.  1760,  verm. 
21.  Mai  1779,  gest.  16.  März  1803.  —  Werner. 


Grafen  v.  Veterani-Mallentheini.    S.  596  und  597. 

Die  Z.  1 3  v.  u.  als  wahrscheinlich  hingestellten  Angaben  über  das 
Wappen  der  Grafen  v.  Marsiki  und  v.  Veterani  haben  sich  vollkommen  be- 
stätigt. 

Die  Abstammung  des  Grafen  Johann  Julius  (Z.  5  v.  u.),  von  welchem 
Graf  Adam  (S.  598,  Z.  3  v.  o.)  stammt,  erhellt  aus  nachstehender  Stamm- 
reihe: Sigmund  v.  Mallenlheim  (Mallenthein);  Gemahhn:  Anna  Maria  v.  Heil- 
brunner. —  Johann  Peter  Graf  v.  Mallentheim ;  Gemahhn :  Anna  Regina 
Freiin  v.  Kornfail.  —  .Iohann  Christoph  Ferdinand;  Gemahlin:  Maria  Con- 
slantia  Gräfin  v.  Marsiki  (Marsachi)  -Veterani.  Johann  Julius  Graf  v.  Mal- 
lentheim-Veterani;  Gemahlin:  Theresia  Josepha  Gräfin  v.  Unverzagt. 


Grafen  v.  Waldkirch.    S.  626. 
Nach  Ahnentafeln  ist  die  Stammreihe  des  Grafen  Maximilian  Joseph, 
jetzigen  Famihenhauptes  (Z.   1   v.  u.)  folgende:    Georg  Sigmund  Freiherr 


488  ZUSÄTZE. 

V.  Waldkirch;  Genialilin:  Maria  Felicitas  Holzapfel  v.  Herxheim.  —  Johann 
Caspar,  Herr  auf  Scliellenberg  uiulReith;  Gemahlin:  Maria  Beatrix  v.  Greith. 
—  Johann  Franz  Anton  ,  Herr  auf  Schellenberg ;  Gemahlin :  Maria  Clara 
Autonia  Freiin  Ecidier  v.  Käpfing.  —  Johann  Theodor  Maria  Graf  v.  Wald- 
kirch ;  Gemahlin :  Gabriele  Freiin  v.  Weslernach.  —  Clemens  August  Her- 
mann Joseph;  Gemahlin:  Elisabeth  Grälin  v.  Riaucour.  —  Maximilian  Joseph. 


Grafen  v.  Wartenslebeii.    S.  645. 

Von  besonderem  heraldischen  Interesse  ist  unstreitig  folgende  sehr 
gefällige  Mittheilung,  für  welche  die  Redaction  den  schuldigsten  Dank  sagt: 

In  der  Johanniterordenskirche  zu  Sonnenburg  findet  sich  das  Wappen 
des  Grafen  Carl  Sophonius  Philipp,  welcher  am  30.  Dec.  1704  zum  Johan- 
niter-Ritter  geschlagen  wurde.  (Der  Genannte  war  der  älteste  Sohn  des  k. 
preuss.  Generalfeldmarschalls  Alexander  Hermann  Graf  v.  Wartensleben, 
und  nahm  später,  s.  S.  647,  den  Namen  Wartensleben-Flodroif  an.)  Der 
Schild  ist  quadrirt  mit  Mittelschild.  Im  letzteren  und  auf  dem  mittleren 
Helm  erscheint  das  Stammwappen:  Fuchs  und  Wald.  Im  1.  Felde  der 
preussische  Adler  mit  Scepter  und  Schwert,  FR.,  Lihenstängeln  und  einer 
Krone  um  den  Hals ,  darüber  eine  Ktlnigskrone  schwebend.  Im  2.  und  3. 
Felde  und  auf  dem  linken  Helme  ein  geharnischter  Arm ,  welcher  in  der 
Faust  einen  luiksgekehrten  Säbel  führt,  in  Roth.  Decken  roth  und  silbern. 
Im  4.  silbernen  Felde  ein  anscheinend  weisser  Adler  mit  Scepter  und 
Schwert  und  einer  Königskrone  darüber.  Auf  dem  rechten  Helm  zwei  Flü- 
gel, ein  schwarzer  und  ein  rother,  jeder  mit  einem  goldenen  Scepter  belegt. 
Decken  rechts  schwarz  und  silbern,  links  roth  und  silbern. 

Welche  Bewandtniss  mag  es  mit  diesem  Wappen  haben?  Nach  Jacobi 
wurde  29.  März  1706  der  Reichsgrafenstand  nur  bestätigt.  Das  in  diesem 
Diplome  angeführte  Wappen  ist  das  jetzt  allgemein  bekannte.  Das  eben  be- 
schriebene Wappen  muss  aber  nach  Allem  ein  vom  König  Friedrich  I.  von 
Preussen  verliehenes  sein,  und  doch  ist  ein  königl.  preuss.  Grafendiplom 
nirgends  angeführt. 


Grafen  v.  Welsersheiiub.  S.  658. 
Die  Stammreihe  von  Sigmund  Friedrich  (Z.  16  v.  u.),  welcher  den 
Grafenstand  erlangte,  bis  auf  die  jetzigen  Familiengheder  ist  folgende:  Sig- 
mund Friedrich  Graf  v.  Welsersheimb  ;  Gemahlin  :  Maria  Beata  Freiin  v.  Teuf- 
fenbach.  —  Franz  Sigmund;  Gemahhn:  Cäcilia  Maria  Gräfin  v.  Saurau.  — 
Leopold  Johann  Nepomuk;  Gemahlin:  Maria  Cäcilia  Gräfin  Galler  v.  Schwam- 
berg.  —  Joseph  Leopold;  Gemahhn:  Maria  Antonia  Gräfin  v.  Suardi.  — 
Leopold  Caspar  Vingenz,  jetziges  Haupt  des  gräflichen  Hauses. 


Grafen  v.  Westphalen  zu  Fürstenberg.    S.  672. 
Freiherr  Clemens  August  Wilhelm  (Z.  24  v.  o.)  war  der  Sohn  des  Frei- 
herrn Friedrich  Wilhelm  Theodor  aus   der  Ehe   mit  Anna  Helena  Freiin 


ZUSATZE.  4§9 

V.  d.  Asseburg-Hindenbiirg,   und  der  Enkel  des  Freiherrn ,   Friedrich  Wil- 
helm, verm.  mit  Lucia  Elisabeth  Freiin  v.  Ledebur. 


C.     Band    Il[. 


Grafen  Aliuasy  v.  Zsadaiiy  und  T5rök-8zent-Mlklos. 

S.  2-4. 

Durch  besondere  Güte,  welche  die  Redaction  mit  dem  schuldigsten 
Danke  anerkennt  und  rühmt,  ist  es  möglich  folgenden,  die  gräfliche  Familie 
Almäsy  betreft'enden  Nachtrag  geben  zu  können. 

Die  Bibhotheca  Szechenyiano-Regnicolaris  Musei  Nationalis  Hungarici 
zuPesth  besitzt  unter  dem  Titel:  Genealogiae  authenticae  nonnullarum  illu- 
strium  et  nobilium  Familiarum  Hungariae  in  ordinem  alphabeticum  redactae 
ein  Manuscript  in  Foho,  in  dessen  erstem  Bande  sich  eine  Stammtafel  der 
alten  Famihe  Almässy  vom  II.  bis  in  das  17.  Jahrhundert  findet.  Die 
Stammreihe  durchläuft  folgende  Glieder:  Jonas  Almässy,  Capitaneus  regis 
H.  Salomonis,  occubuit  in  proelio  contra  Geysam  I.,  postea  regem  H.  1072. 

—  Stephanus,  Capitaneus  mille  equitum  sub  Golomanno  R.  H.  1114.  — 
Joannes,  Curiae  Regiae  Magister  sub  R.  H.  Steph.  IV.  1161.  —  Paulus, 
Dux  Belli  sub  Andrea  Hyeros,  occubuit  ad  Damiatam  contra  Saracenos  1218. 

—  Matthias,  Janitorum  Regalium  Magister  sub  R.  H.  Bela  IV.  1278.  — 
Andreas,  Dux  RelH  sub  Rege  Hung.  Carolo  1310.  —  Gallus,  Capitaneus 
Regis  Ludovici  I.  1362.  —  Emericus,  Capitaneus  sub  Sigismundo  R.  et 
Imperatore  Romanorum,  occubuit  contra  Turcas  in  proelio  ad  Nicopol. 
1396.  —  Samuel,  Capitaneus  Vladislai  I.  R.  H.,  occubuit  ad  Varnam 
cum  rege  in  proelio  contra  Turcas  1444.  —  Georgius,  Dux  Reih  sub 
Matthia  Corvino  1480.  —  Nicolaus,  Colonellus  sub  R.  Vladislao  II.  et 
Ludovico  IL,  occubuit  in  proeho  ad  Mohäcs  cum  ipso  Rege  1526.  —  Ladis- 
LAus,  Colonellus  sub  Regibus  Hungaror.  Ferdinando  I.  et  Maximihano  (II.) 
1564. —  DiONYSius,  Colonellus  sub  Regibus  et  Imperatoribus  Rudolpho  (IL) 
et  Matthia,  occubuit  in  proeho  contra  Suecos  1622.  —  Als  Bruder  des 
Paul  im  4.  Ghede  wird  Antonius,  Episcopus  Csanadiensis  1210,  als  Bruder 
des  Andreas  im  6.  Ghede  Emericus,  Episcopus  Varadiensis  1300,  und  als 
Bruder  des  Georg  im  10.  Gliede  Nicolaus,  Episcopus  Transylvaniae  1460 
aufgeführt. 

Der  genealogische  Zusammenhang  der  jetzigen  Familie  mit  der  eben 
besprochenen,  welcher  zweifelsohne  besteht,  ist  nicht  genau  nachzuweisen, 
da  in  der  Vorzeit  zu  viele  Urkunden  verloren  gegangen  sind  und  demgemäss 
das  Famihenarchiv  nur  bis  zum  Jahre  1671  hinaufreicht.  Die  ältesten  Do- 
cumente  in  diesem  Archive  sind  Theilungsbriefe  und  Schenkungsurkunden, 
welche  deuthch  darauf  hinweisen ,  dass  schon  in  dieser  Zeit  die  Familie 
ghederreich  war,  grossen  Grundbesitz  hatte  und  in  hohem  Ansehen  stand. 
Das  Prädicat  zu  Zsadäny  und  Török-Szent-Miklos  kommt  von  zwei  Herr- 
schaften her,  welche  nebst  anderen  niederen  Belanges  und  nebst  den  Herr- 
schaften Szeranos  und  Mätra-Verebely  durch  Michael  und  Johann  v.  Almäsy 
vor  mehr  als  150  Jahren  erworben  wurden.  —    Der  Grafenstand  kam  in 


490  •  ZUSÄTZE. 

zwei  Linien  der  Familie  und  zwar  in  die  eine  durch  Diplom  der  Kaiserin 
und  Königin  Maria  Theresia  d.  d.  Wien,  8.  Nov.  1771  (nicht  1777),  in  der 
Person  des  k.  k.  Kammerers,  Geh.  Rathes,  Generals  der  Cavallerie  etc.  Ignaz 
V.  Almäsy,  und  später  in  die  andere  Linie,  wie  S.  3  richtig  angegeben  wor- 
den ist,  vom  Kaiser  Franzi,  von  Oesterreich  laut  Diploms  d.d.  Paris,  1  1.  Aug. 
1815,  in  der  Person  des  Neffen  des  oben  genannten  Grafen  ignaz,  des  k.  k. 
Kämmerers,  Geh.  Piaths,  k.  ungarischen  Hof-Vicecanzlers  etc.  Ignaz  v.  AI- 
mdsy,  welcher  auch  Erwerber  der  Herrschaften  Ketegyhäz  und  Sarkad  war, 
und  daher  mit  seinen  Nachkommen,  ausser  den  Prädicaten  der  Gesammt- 
familie  v.  Zsadäny  und  Török-Szent-Miklos ,  auch  den  Titel  der  Erbherren 
v.  Sarkad  erhielt.  Die  Nachkommenschaft  des  Letzteren  ist  S.  3  und  4  nach 
Vorgang  des  Geneal.  Taschenbuchs  der  grällichen  Häuser  (1854.  S.  12  und 
und  13),  als  erster  Stamm,  die  des  1771  in  den  Grafensland  erhobenen 
Grafen  Ignaz  aber  als  zweiler  Stamm  aufgeführt  worden.  Dem  Grafendiplome 
nach  würde  aber  der  letztere  Stamm  zuerst  zu  nennen  sein,  auch  scheint 
nach  Allem  der  nächste  Stammvater  desselben  ein  älterer  Bruder  des  näch- 
sten Stammvaters  des  anderen  Stammes  zu  sein,  doch  konnte  die  Redaction 
nicht  sicher  ermitteln,  ob  der  k.  k.  Oberst  Anton  v.  Almäsy  (s.  S.  3,  Z.  19 
v.  u.),  wie  vermuthet  wurde,  der  Vater  des  1771  in  den  Grafenstand  er- 
hobenen Ignaz  war. 

In  Bezug  auf  die  S.  3  und  4  sich  findenden  Angaben  über  die  neueren 
Glieder  der  Familie  kann  aus  eben  so  sicherer,  wie  gütiger  Hand  Folgendes 
nachgetragen  werden:  S.  3,  Z.  1  v.  u.  ist  statt  mit  einer  Gräfin  Festetics 
zu  lesen:  mit  Elisabeth  Gräfin  v.  Festelics;  aus  der  Ehe  des  Grafen  Dionys 
(S.  4,  Z.  3v. 0.)  stammen  zwei  Söhne:  Kolomann  und  Gabriel;  S. 4,  Z.  16 
v.  0.  ist  statt  V.  Batta  v.  Battha,  und  S.  4,  Z.  13  und  14  statt:  aus  der  Ehe 
zu  lesen:  aus  der  zweiten  Ehe;  Gräfin  Maria  (S.  4,  Z.  21  v.  o.)  ist  gestor- 
ben, und  die  W^ittwe  des  Grafen  Ernst  Fehx  (S.  4,  Z.  3  und  4  v.  u.)  ist 
Gräfin  Mathilde,  geb.  v.  Ebenberger. 


Grafen  v.  Bethlen.    S.  22. 

Das  nach  Lehotzky  (Z.  13  v.  o.)  erwähnte  Wappen  mit  den  Schwänen 
oder  Gänsen  kommt  in  Sammlungen,  wie  folgt,  vor:  auf  einem  mit  einer 
Grafenkrone  bedeckten  Wappenmantel  erscheint  eine,  durch  eine  oben  in 
den  Schwanz  sich  beissende  Schlange  gebildete,  blaue  Rundung,  in  wel- 
cher auf  grünem  Boden  zwei  gegen  einander  gekehrte  Schwäne  stehen, 
welche  von  der  linken  Seile  aus  mit  einem  Pfeile  am  Halse  durchschossen 
sind,  lieber  denselben  in  der  Mitte  schwebt  ein  silbernes  Kreuz. 

Zwei  dergleichen  Wappen,  das  eine  ein  Allianzwappen  mit  dem  der 
Grafen  v.  Wesselenij,  finden  sich  unter  dem  Namen:  Grafen  v.  Bethlen- 
Iktar  in  den  reichhaltigen  Sammlungen  eines  ebenso  kundigen,  wie  gefälli- 
gen Heraldikers  und  Genealogen ,  des  Herrn  Dr.  phU.  Leo  Bergmann ,  wel- 
chem die  Redaclion  zu  vielem  Danke  verpflichtet  ist,  da  derselbe  nicht  nur 
eine  Einsicht  in  diese  sehr  belehrenden  Sammlungen  immer  freundlich  ge- 
stattet, sondern  sich  auch  mehrfach  viele  Mühe  gegeben  hat,  dass  in  diesem 
Bande  manches  Bedenken  der  Redaction  ganz  beseitigt  werden  konnte. 


ZUSATZE.  491 

Grafen  Braida  v.  Roiisecco  und  Coriiigliano.    S.  40. 

Als  Wuppenbild  des  Slammwappens  stehen  drei  Sparren  fest,  die  Far- 
ben des  Schildes  und  der  Sparren  aber  werden  verschieden  angegeben. 
Einige  tingiren  den  Schild  silbern,  die  Sparren  blau,  Andere  den  Schild  blau 
und  die  Sparren  silbern.  Welche  Annahme  die  richtige  sei,  war  noch  nicht 
zu  ermitteln.  Es  kommt  übrigens  auch  ein  mehrfach  vermehrtes  Wappen 
des  gräflichen  Hauses  vor.  Dasselbe  gestaltet  sich,  wie  folgt:  ein  durch  eine 
breite  Querbinde  quadrirter  Hauptschild ,  in  welchem  zwischen  den  beiden 
Feldern  des  oberen  Theils  ein  breiter  Pfahl  eingeschoben  ist,  mit  Mittel- 
schild. Der  Hauptschild  hat  also  sieben  Felder,  von  denen  der  Pfahl  das 
zweite,  und  die  Binde  das  vierte  und  fünfte  bilden.  Im  silbernen  Mittel- 
schilde drei  über  einander  stehende  blaue  Sparren.  1  wohl  in  Schwarz  ein 
einwärtsgekehrter,  silberner  Löwe;  2  in  Gold  zwei  schwarze  Querbalken; 
3  rolh ;  4  blau;  5  und  6  schwarz,  sämmtlich  ohne  Bild,  und  7  von  Roth 
und  Gold  sechsmal  der  Länge  nach  gestreift.  Den  Schild  bedeckt  die 
Grafenkrone. 


Grafen  v.  Cerrini  de  Monte  Varchi.    S.  60. 

Das  gräfliche  Wappen  wird  jetzt  allgemein  so  angenommen ,  wie  a.  a. 
0.  dasselbe  abgebildet  und  beschrieben  ist.  —  Die  freiherrliche  Familie  in 
Sachsen  führte  früher  im  Schilde  einen  schrägrechten,  blauen  Balken,  aus 
welchem  der  Löwe,  wie  angegeben,  aufwuchs.  Neuere  Petschafte  zeigen 
den  Balken  mit  den  drei  Sternen  belegt.  Von  einem  Schilde  am  Löwen  ist 
nichts  zu  sehen  Der  Helm  trug  immer  neun  Straussenfedern  in  drei  Rei- 
hen. Ein  ganzer  Löwe  ist  im  frei  herrlichen  Wappen  der  Redaction  nie  vor- 
gekommen. —  Der  Abdruck  von  einem  früheren  Petschafte  aus  der  gräfl. 
Familie  ergiebt  einen,  mit  einer  Grafenkrone  gekrönten,  runden  Schild.  Der 
schrägrechte  Balken  ist  in  Folge  der  Schildesform  wellenförmig  gezogen, 
und  der  beschriebene  Löwe  ebenfalls  nur  aufwachsend.  Den  Schild  umgiebt 
ein  Band  mit  der  Devise :  Probitate  Et  Constantia. 


Grafen  v.  Eyben.    S.  113. 

Aus  sehr  gütiger  Hand  sind  der  Redaction ,  wie  S.  11  3  in  den  letzten 
Zeilen  gehofft  wurde ,  nachstehende  weitere  Angaben  über  das  gräfliche 
Haus  Eyben  zugekommen,  welche  mit  dem  verbindlichsten  Danke  hier  nach- 
getragen werden. 

In  den  Hauptpunkten  sind  die  S.  113  sich  findenden  Annahmen  rich- 
tig. Die  Famihe  stammt  aus  Ostfriesland,  wo  dieselbe  in  alten  Zeiten  in  der 
Gegend  von  Esens  angesessen  gewesen  ist.  Einer  der  Vorfahren  des  Hajo 
(Hayo)  v.  Eyben  hat,  wie  das  vom  Kaiser  Leopold!.  1682  ertheilte  Aner- 
kennungsdiplom des  alten  Adels  der  Familie  anführt,  als  Anerkennung  für 
seine  nach  Jerusalem  und  anderen  heihgen  Orten  vorgenommene  Reise 
vom  Papste  aus  eigener  Bewegung  und  Aestimirung  seiner  Tapferkeit,  etwa 
in  Absehen  der  Nägel  desjheiligen  Kreuzes ,  das  Recht  erhalten  ,  auf  dem 
Kopfe  des  im  Eyben'schen  Wappen  befindhchen  Adlers  drei  Nägel  zu  füh- 


492  ZUSÄTZE. 

ren.  Hajo  v.  Eyben  wird  als  Haereditariiis  Serimae  et  Westeracoremi  auf- 
geführt, und  war  Ratli  und  Oberamtmann  des  firafen  Ulrich  v.  Ostfriesland. 
Hajo's  Sohn,  Hulderich,  geb.  1629,  k.  Rath  und  Reichs-Kammergerichts- 
Assessor,  erhielt  im  oben  angegebenen  Jahre  das  Anerkennungs-  und  Er- 
neuerungs- Diplom  des  Adels,  und  wurde  in  die  unmittelbare  rheinische 
Reichsritterschaft  aufgenommen.  Der  Sohn  desselben,  Christian  Wilhelm, 
war  zuerst  markgräfl.  Baden-Durlach'scher  Hofrath,  dann  herz.  Braunschw.- 
Lüneb.  Hof-  und  Reg.-Rath,  und  zuletzt  herz.  Holst.-Gottorp.  Minister  und 
Reichstagsgesandter.  Von  den  Brüdern  desselben  standen  mehrere  in  Mili- 
tairdiensten,  Ulrich  aber  war  herz.  Holst.-Gottorp.  Hofrath.  Von  den  Söh- 
nen Christian  Wilhelms  aus  der  Ehe  mit  einer  v.  Fabrice  war  der  älteste 
Friedrich.  Derselbe ,  vermählt  mit  einer  Tochter  des  bekannten  schwedi- 
schen Ministers  Freiherrn  v.  Görz,  erwarb  in  Meklenburg  die  Güter  Lütgen- 
hof,  Dassow  etc.,  und  starb  als  k.  dän.  Geh.  Rath.  Der  zweite  Sohn  Chri- 
stian Wilhelms  war  Christian  August,  k.  dän.  Kammerherr  und  Geh.  Rath, 
so  wie  seit  2.  Aug.  1763  Domdechant  zu  Lübeck,  emeritirt  1778  und  gest. 
2 I.Jan.  1785.  Derselbe  hinterliess  vier  Söhne,  Adolph  Gottlieb,  Christian, 
k.  dän.  Obersten,  August,  k.  russ.  Obersten,  und  einen  vierten  Sohn,  wel- 
cher in  kursächs.  Militairdiensten  stand.  Der  älteste  dieser  vier  Brüder, 
Adolph  Gottlieb,  war  längere  Zeit  herz.  Sachsen- Meiningischer  Minister, 
trat  dann  aber  wieder  in  k.  dän.  Dienste  zurück,  und  war  Geh.  Rath  und  Canz- 
1er  von  Holstein.  Da  der  Bruder  seines  Vaters,  der  obengenannte  Friedrich 
V.  Eyben,  keine  Kinder  hinterliess,  so  vermachte  der  Letztere  dem  Ersteren 
die  Lütgenhofer  Güter,  und  derselbe  wurde  als  Besitzer  dieser  Güter  1792 
in  die  eingeborene  meklenburg.  Ritterschaft  aufgenommen.  Aus  der  ersten 
Ehe  mit  einer  v.  Rackel  aus  dem  Meiningischen  stammte ,  neben  drei  Töch- 
tern, ein  Sohn,  Friedrich  v.  Eyben,  die  zweite  Ehe  mit  einer  v.  Qualen  aus 
Wulfshagen  in  Holstein  war  kinderlos.  Der  genannte  Sohn  aus  erster  Ehe, 
Friedrich,  geb.  1770,  war  1803  Gesandter  am  Reichstage  zu  Regensburg, 
dann  k.  dän.  Gesandter  am  k.  preuss.  Hofe,  und  starb  1825  als  k.  dän. 
Conferenzrath  und  Gesandter  am  Bundestage  zu  Frankfurt,  nachdem  der- 
selbe im  Jahre  1817  vom  Könige  Friedrich  VI.  von  Dänemark  in  den  Gra- 
fenstand  als  dänischer  Lehnsgraf  erhoben  worden  war.  Der  Sohn  des  Gra- 
fen Friedrich  ist  Friedrich  Adolph  Gottlieb  Graf  v.  Eyben,  geb.  28.  Mai 
1805  zu  Regensburg.  Derselbe  kaufte  1830  die  Güter  Setzin  und  Ruhe- 
thal, war  seit  1842  Landrath,  und  ist  Ostern  1854  als  Ober-Landdrost  in 
grossherz.  Meklenb.-Strelitzische  Dienste  getreten.  Von  demselben  stam- 
men Graf  Adolph  Friedrich,  geb.  25.  Juni  1834,  welcher  bei  dem  gross- 
herz. Meklenb.- Schwerin.  Dragonerregimente  in  Ludw^igslust  steht,  und 
Gräfin  Agnes  Maria,  geb.  21.  Oct.  1839.  —  Die  Schwester  des  Grafen 
Friedrich  Adolph  Gottlieb ,  Gräfin  Adelheid  ,  ist  mit  dem  früheren  k.  dän. 
Bundestagsgesandten,  jetzigen  Gouverneur  des  Herzogthums  Lauenburg, 
Geh.  Conferenzrathe  Freiherrn  v.  Pechlin  vermählt. 


ZUSATZE.  493 

Grafen  v.  Ferraris.  S.  116. 
Z.  19  —  30  V.  0.  ist  in  diesem  Artikel  das  alte  lothringische  Haus  Fer- 
raris erwähnt  worden.  Die  Tochter  des  k.  k.  Feldmarschalls  Joseph  Grafen 
Ferraris,  Gräfin  Maria  Wilhelmine,  war  (s.  S.  467)  mit  dem  k.  k.  Feldmar- 
schall-Lieutenant etc.  Franz  Grafen  v.  Zichy  vermählt,  welcher  für  sich  und 
seine  Nachkommen  den  Namen  Zichy-Ferraris  annahm. 


Grafen  v.  Garzynski.  S.  134. 
Die  (Z.  12  und  1 1  v.  u.)  in  Frage  gebrachte  Stellung  des  Halbmondes 
ist  dahin  zu  berichtigen,  dass  nach  mehreren  Abdrücken  von  Petschaften 
aus  der  Famihe  der  Mond  kein  aufwärtsgekehrter  Mond  unter  dem  Pfeile, 
sondern  ein  gestürzter  über  dem  Pfeile  ist.  Somit  wäre  die  Angabe  des 
Geneal.  Taschenbuchs  der  gräfl.  Häuser  richtig,  doch  ist  vor  der  Hand  an 
dem  angegebenen  Namen  des  Wappens:  Sass  II.  noch  Anstand  zu  nehmen. 
Okolski  führt  (III.  p.  195)  nur  ein  Haus  Sass  an,  und  das  Neuere  Poln. 
Wappenbuch  (Niesieckiego  Korona  Polska)  giebt  das  Wappen,  doch  ohne 
Farben,  als  Herb  Garczinsky.  Nach  einem  Lackabdrucke  ist  der  Schild  gol- 
den, und  auf  der  über  dem  Schilde  schwebenden  Krone  stehen  fünf  Pfauen- 
federn ,  welche  von  links  aus  von  einem  Pfeile  durchschossen  werden.  — 
Auch  kommt  in  Sammlungen  ein  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild  als  gräf- 
liches Wappen  vor.  Der  silberne  Mitlelschüd  zeigt  Pfeil,  Sterne  und  den 
über  dem  Pfeile  gestürzten  Halbmond.  1  in  Roth  ein  silberner  Querbalken 
(Kotsic) ;  2  in  Blau  drei  über  einander  nach  der  rechten  Seite  schwimmende 
Fische  (Korzbok:  nach  Okolski  drei  goldene  Fische  in  Silber);  3  in  Blau 
ein  halber  silberner  Ring,  auf  welchem  an  der  Stelle  des  Edelsteins  eine 
Pfeilspitze  steht  (Drogoslaw)  und  4  in  Roth  zwei  neben  einander  gestellte 
Hörner,  rechts  ein  Büffels-  hnks  ein  Hirschhorn  (Rogala ,  doch  mit  falscher 
Farbe).  Ueber  dem  Schilde  schwebt  eine  Krone,  auf  welcher  drei  Straus- 
senfedern  stehen,  die  von  einem  Pfeile  von  hnks  aus  quer  durchschossen 
werden. 


Grafen  v.  Inislancl-Hocheneek.  S.  17S. 
Die  Abstammung  des  Ferdinand  Maria  Freiherrn  v.  Imsland,  Grafen 
V.  Hocheneck  (Hoheneck)  Z.  10  v.  u.  ergiebt  sich  aus  folgender  Stamm- 
reihe: Johann  Sebastiak  Ludwig  Freiherr  v.  Imsland,  geb.  16.  Oct.  1649, 
gest.  18.  Mai  1696,  Herr  zu  Thurmstein,  Postmünster  etc.,  kurbayer. 
Truchsess  und  Reg.  Rath  zu  Amberg;  Gemahlin:  Maria  Franziska  Gatharina 
Gräfin  zu  Aham,  geb.  17.  Sept.  1656,  verm.  4.  Sept.  1679,  gest.  als  wie- 
dervermählte Gräfin  v.  Königsfeld  11.  Juni  1737.  —  Joseph  Maria  Franz, 
geb.  27.  Mai  1691,  gest.  30.  März  1740,  Herr  zu  Thurmstein  etc.,  fürstl. 
Salzb.  Kämmerer  und  Vice -Oberst -Stallmeister;  Gemahlin:  Maria  Anna 
Eleonore  Gräfin  v.  Kuefstein,  geb.  6.  Mai  1694,  verm.  15.  Aug.  1712,  gest. 
3.  Dec.  1752.  —  Ludwig  Maria,  geb.  9.  Aug.  1718,  gest.  10.  Oct.  1778, 
Herr  zu  Markelkofen,  Wildenau,  Wassing,  Loitersdorf  und  Lichteueck,  kur- 
bayer. Kämmerer ;  Gemahlin :  Maria  Josepha  v.  Mächthng  zu  Markelhofen, 


494  ziisÄTZK. 

geb.  8.  April  1726,  verin.  3.  Mai  1745,  gest.  7.  Febr.  1709.  -  Ferdinand 
SIaria,  geb.  20.  Mai  1756,  f,  Herr  der  Herrschaften  Markelhofen  in  Bayern, 
Wildenau  und  Weiffendorf,  (lallspach  etc.  etc.  in  Oesterreich,  k.  bayer.  Käm- 
merer; erste  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfln  v.  Hoheneck  zu  Schlüsselburg, 
geb.  3.  Mai  1752,  venu.  11.  Juni  1788,  gest.  13.Dec.  1799.  —  Ferdinand 
Maria  (Ferdinand  Maria  Johann  Nepomuk).  — 


Grafen  v.  Ledochowsky.  S.  221. 
Lackabdrilcke  von  neueren  Petschaften  ergeben  allerdings  das  Wappen 
so,  wie  das  Wappenbuch  der  österr.  Monarchie  bestimmt,  und  wie  S.  221 
das  Wappen  abgebildet  und  beschrieben  worden  ist,  doch  hat  die  Angabe 
des  Geneal.  Taschenbuchs  der  gräfl.  Hauser  (1854.  S.  442):  in  Blau  ein 
goldener  Beifen,  inwendig  mit  drei  kleinen,  goldenen  Kreuzen  besetzt,  eine 
gewichtige  Autorität  vor  sich.  Okolski  beschreibt  nämlich  den  Schild  des 
Hauses  Salava,  s.  Szalawa,  s.  Naworotnik  (HI.  p.  83)  folgendermassen :  Est 
circulus  coloris  flavi,  in  cujus  medio  ponuntur  tres  cruces  latae,  aequalibus 
formatae,  taugen tes  vero  latere  circulum.  Cruces  aureae  in  campo  lazurino. 
Dieser  Beschreibung  gemäss  stösst  das  obere  Kreuz  an  den  oberen,  inwen- 
digen Band  des  Beifens  an,  von  den  beiden  unteren  Kreuzen  aber  liegt  das 
rechte  am  inwendigen ,  unteren  Band  des  Beifens  nach  rechts ,  das  linke 
nach  Unks  an,  wodurch  freilich  das  Wappen  ein  anderes ,  nämlich  das  eben 
angegebene  Ansehen  erhält.  Aus  der  Krone,  welche  über  dem  Schilde 
schwebt,  wächst  ein  nach  der  rechten  Seite  gebogener  Arm  auf,  welcher 
mit  der  Faust  ein  nach  links  gekehltes  Schwert  schwingt. 


Grafen  v.  Saint -Genois.  S.  344. 
Lackabdrücke  von  Petschaften  aus  der  Familie  ergelien  den  Schild  im 
Schildeshaupte  ganz  so  tingirt,  wie  in  der  Abbildung,  und  es  ist  daher 
Z.  17  V.  u.  statt:  Im  silbern  eingefassten  blauen  Schdde,  zu  lesen:  Im  sil- 
bern eingefassten  blauen,  von  einem  goldenen  Querbalken  durchzogenen 
Schilde. 


Bei  nochmaliger  Durchsicht  der  Wappen  wünschte  die  Bedaction,  dass 
in  Bezug  auf  die  Varianten  der  in  diesem  Bande  vorkommenden  polnischen 
Wappen  die  Annahmen  von  Okolski  und  Niesiecki,  welche  oft  angeführt 
worden  sind,  durchgängig  erwähnt  worden  wären.  So  mögen  denn,  da  na- 
mentlich das  Werk  von  Okolski  (Orbis  polonus  etc.  Auct.  r.  p.  Simone 
Okolski.  Cracov.  1641.  3  voll.)  sehr  selten  ist  und  manchem  Heraldiker 
nicht  zugängig  sein  dürfte,  noch  folgende  Varianten  hier  einen  Platz  finden. 

Grafen  Bawarowski  v.  Bawarow,  S.  12.  Pruss  (Prus)  II.:  in  der 
von  Okolski,  II.  545,  gegebenen  Abbildung  ist  das  doppelte  Kreuz  auf  die 
zusammengelegten  Sicheln  gestellt. 

Grafen  v.  Bnin-Bninski,  S.  34,  und  Grafen  v.  Poninski,  S.  328.    Lod- 


ZUSÄTZE.  495 

zia-  Ökolski«agt,  II.  154,  von  dem  Wappenbilde :  Est  navis  oncrana  flu- 
minibus  profimdis  apta.  Anf  der  Krone  stehen  nach  der  Abbildung  fünf  mit 
dem  Wappenbdde  belegte  Pfauenfedern.    Bei  Niesiecki  ist  der  Kahn  hmten 

an  zwei  Stellen  geschlossen.  ,..,,,,         i    m    in    ii   ßi 

Grafen  v.üzapski,S.  72.  Leliwa:  Die  Abbildung  bei  Okolski,  1.61 
zeigt  auf  dem  Helm  einen  mit  Halbmond  und  Stern  belegten  Plauenschweif 

von  fünf  Federn.  ,   ^    n  ,r  i  •     c   oaq 

Grafen  v.  Drohöjowski ,  S.  90.  und  Grafen  v.  Komorovvsk  ,  S  203. 
Korczak-  Okülski  fahrt  zwei  Häuser  dieses  Namens  an:  KorczakI,  1.424. 
und  Korezak  II    I.  429.     Korzak  I  fuhrt  im  Schilde  einen  Kahn  mit  eui(j|)(. 
Koldeneu  Hunde,  welchen  letzteren  Okolski  als  aufwachsend  und  hnkssehend 
ahLrebildet  hat,  doch  giehl  derselbe  auch  au,  dass  nach  Anderen  der  Hund 
1^*'  Vorderpfoten  auf  den  Kahn  setze.     Auf  dem  Helme  steht  em  Pfauen- 
schweif, welcher  mit  drei  gefluthelen Balken  (llumina)  belegt  .st,  von  denen 
der  obere  der  grossere,  der  unlere  der  kleinere  ist.     Korczak  I  zeig   die 
geflutheteu  Balken  im  Schilde,  den  Kahn  mit  dem  Hunde  aber  au   '1™  Helme. 
Grafen  v.  Grabowski,  S.  1 4  7 .    Z  b  i  s  z  w  i  c  z :  Fehlt  bei  Okolski.    Nie- 
siecki «ieht  nur  zwei  siebeneckige  Sterne,  an  jeder  Seite  einen    an  und  der 
Griff  des  Schwertes  ist  golden.   -    Turno:  Fehlt  bei  Okolski.     Niesieck. 
stellt  die  drei  Anker  gestürzt   neben   einander.    -    W.erzbuo,    richtiger 
Wierzhna  oder  Lilie  111:    Okolski,  H.  58,  stellt  die  Lilien  in  zwei  Reihen 
zu  ie  drei,   neben  einander.     Niesiecki  theilt  den  blauen  Schild  quer,  und 
bat  silberne  Lilien.    Die  Angabe  des  Wappenbuchs  der  preuss.  Monarchie, 
I    45    bei  dem  Wappen  der  Grafen  v.  Grudna-Grudzinski ,   dass  im  dritten 
Felde'  zwischen  den  Lilien  ein  goldener  Querbalken  steht,   kommt  bei  pol- 
nischen Heraldikern  nicht  vor,  wohl  aber  im  Wappen  der  Grafen  v.  Wrhna 
(s.  Bd.  H  dieses  Werkes  S.  690). 

Grafen  v.  Grudna-Grudzinski,  S.  150,  und  Grafen  v.  Skörzewski,  S. 
373  Rawicz:  Die  Farbe  der  Jungfrau  kommt  weiss,  blau,  und  auch  so 
vor  'dass  das  Mieder  roth,  die  Schürze  golden  angenommen  wird.  Am  mei- 
sten scheint  Weiss  für  sich  zu  haben.  Okolski,  welcher  selbst  zu  dem  Hause 
Rawiez  gehörte ,  sagt  H.  581:  „est  ursus  coloris  nigri ,  super  quem  virgo 
regalihiis  vestila  in  Corona,  cesarie  demissa,  manibus  ulrisque  m  modum 
crucis  distensis  et  in  coelum  elevalis  m  campo  flavo." 

Grafen  v.  Krasicki,  S.  204.  R  ogala :  Okolski  führt  zwei  Hauser  Ro- 
gala  auf:  Rogala  1,  II.  006,  und  Rogala  II,  II.  615.  Das  hier  m  Rede  ste- 
hende Haus  ist  Rogala  I.  Der  Schild  stimmt  ganz  mit  Dlugossus  und  Okolski. 
Auf  den  Helm  stellt  Letzterer  in  der  Abbildung  das  Hirschhorn  rechts,  das 
Büffelshorn  links,  sagt  aber  in  der  Beschreibung:  cornu  cervinum  ponitur 
ad  laevam,  bububnum  ad  dextram.  .     „,       ,        ,       „i,, 

Grafen  v.Kwilecki,  S.  212.  Srzeniawa:  als  Helmschmuck  gl  bt 
Okolski  111.  130,  zwei  Hörner  an,  zwischen  welchen  ein  vorwärtssehe^der 
L  w  mit  aufgesdilagenem  Schweife  sitzt.  In  der  Abbildung  ist  jedes  Hörn 
an  der  äusseren  Seite  mit  vier  Schellen  besetzt.  -  Das  Wappen  der  Grafen 
V.  Kwilecki  zeigt  stets  den  S.  212  abgebildeten  Helmscbmuck. 

Grafen  v.  Mielzyiiski,  g.  245.  Nowina:  Okolski  beschreibt,  II.  281, 
das  Wappenbild,  wie  folgt:  est  auris  abenae  coloris  albi  in  campo  coeruleo. 


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ZUSATZE. 


basis  deorsum  niillilur,  exlreniilales  seorsumy  inlra  cujus  meiUum  est  gla- 
(lius  quassalus  ereclus.  Das  Bein  auf  dem  Helme  muss,  wie  S.  245  ange- 
geben ist,  bespornt  sein. 

Grafen  V.  Mionczyn-Mionczynski.  Suchekomnaty:  Okolski  giebl, 
III.  167,  folgende  Beschreibung  des  Wappens:  Est  tuba  venatica  nigra  ar- 
genlo  decorala,  ligalura  argentea,  crux  ad  ligaturam.  Super  coronam  tres 
pennae  strulbionis.  Wenn  Okolski  schreibt:  pennae  struthionis,  so  scheint 
er  stets  weisse  Federn  anzunehmen. 

Grafen  v.  Mniszech,  S.  253.  Mniszech  nach  Niesiecki,  nach  Okolski 
l^nczyk:  Okolski  nimmt,  I.  532,  das  Feld  roth  an.  Auf  der  mit  Edel^ 
steinen  besetzten  Krone  über  dem  Schilde  steht  das  Wappenbild. 

Grafen  V.  Mycielin-Mycielski,  S.  267.  Dolega,  nicht Dolenga :  Okolski 
lingirt  auch  das  Kreuz  silbern  und  kehrt  die  Sachsen  des  Flügels  links. 

Grafen  v.  Piwnicki,  S.  307.  Luhicz:  Okolski,  II.  185,  giebt  die  Fe- 
dern einfach  als  Straussenfedern  (s.  oben  Suchekomnaty). 

Grafen  v.  Posadowski-Wehner,  S.  330.  Abdank:  Okolski  fuhrt  die 
Hüuser  Abdank  I,  I.  1,  und  Al)dank  II,  I.  13,  an.  Das  Wappenbild  beider 
Hauser,  der  in  Form  eines  W  eckig  gezogene  Querbalken ,  schwebt  nach 
Okolski.  Cromerus  und  Okolski  setzen  das  silberne  Wappenbild  in  ein  rothes 
Feld.  Bei  Abdank  1  schwebt  ilber  der  Krone  das  Wappenbild,  bei  Abdank  II 
wächst  aus  derselben  ein  linkssehender  Löwe  auf,  welcher  mit  beiden  Vor- 
derpranken das  Wappenbild  halt.  Sinapius  gab  das  Posadowskische  Stamm- 
wappen so  an,  wie  dasselbe  S.  330  abgel)ildet  ist,  und  so  ist  dasselbe  stets 
geführt  worden. 

Grafen  v.  Potworowski,  S.  335.  Dembno:  Okolski  lässt,  I.  141,  das 
Kreuz  den  Schild  ganz  überziehen,  und  bezeichnet  die  Hörner  auf  dem 
Helme  einfach  als  Büffelshörner.  Jetzt  kommt  dieses  Wappen  stets  so  vor, 
wie  S.  335  angegeben  worden  ist. 

S.  167,  Z.  7  V.  0.  ist  statt  Gold:  Both,  und  S.  274,  Z,  8  v.  o.  statt 
silberne:  rothe  zu  lesen. 


Druck  von  J.  B.  II  i  rs  r  h  (»•  I  d  in  Leipzig. 


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